Volker Kauder CDU/CSU
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Plenarprotokoll 15/6 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 6. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 31. Oktober 2002 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1: Birgitt Bender BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 318 B Fortsetzung der Aussprache zurRegie- Dr. Heinrich L. Kolb FDP . 320 B rungserklärung des Bundeskanzlers . 295 B Peter Dreßen SPD . 321 B Renate Künast, Bundesministerin BMVEL 295 B Gudrun Schaich-Walch SPD . 322 A Gerda Hasselfeldt CDU/CSU . 297 D Andreas Storm CDU/CSU . 324 C Jella Teuchner SPD . 300 A Helga Kühn-Mengel SPD . Hans-Michael Goldmann FDP . 301 D 326 D Matthias Weisheit SPD . 303 B Dr. Dieter Thomae FDP . 328 B Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 305 C Markus Kurth BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 329 C Monika Griefahn SPD . 306 C Annette Widmann-Mauz CDU/CSU . 331 B Ulla Schmidt, Bundesministerin BMGS . 308 C Klaus Kirschner SPD . 334 A Horst Seehofer CDU/CSU . 312 C Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . 336 D Volker Kauder CDU/CSU . 316 C Nächste Sitzung . 338 C Dr. Uwe Küster SPD . 316 D Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . 317 A Anlage Carl-Ludwig Thiele FDP . 317 C Liste der entschuldigten Abgeordneten . 339 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 31. Oktober 2002 295 (A) (C) 6. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 31. Oktober 2002 Beginn: 9.00 Uhr Präsident Wolfgang Thierse: – Natürlich ruft irgendwo einer „Doch!“, Frau Kopp. Das glaube ich sofort. Dies ist auch keine Abwertung. Aber Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die noch nicht einmal 30 Prozent der Menschen nutzt dieses Sitzung ist eröffnet. Medium. Bevor wir mit der Tagesordnung beginnen, möchte ich Was bedeutet das? Der Großteil der Menschen weiß mitteilen, dass heute zum letzten Mal HerrDr. Peter gar nicht, wie die Vertragspartner dabei aussehen. Der Eickenboom als Direktor beim Deutschen Bundestag Vertragspartner hat dabei gar kein persönliches Gesicht hinter mir Platz genommen hat. Er hat dieses Amt in der mehr. Die Vertragsgestaltung wird immer unübersichtli- vergangenen Wahlperiode, die mit der Verlegung des Sit- cher und komplizierter. Plötzlich stellt sich dem Verbrau- zes des Parlaments nach Berlin höchste Anforderungen cher dann die Frage, wie er bloß in die Situation gekom- stellte, mit großer Kompetenz und – wie ich finde – sehr men ist, finanzielle Verpflichtungen einzugehen, die jeden erfolgreich wahrgenommen. Dafür danke ich ihm persön- Rahmen sprengen. Habe ich überhaupt gewusst, dass ich lich und im Namen des Hauses. einen Vertrag abschließe? Habe ich überhaupt ausrei- (B) (D) (Beifall im ganzen Hause) chend Informationen über die Vertragsgestaltung gehabt? Für seine Aufgabe im Bundesministerium der Verteidi- Gerade mit Blick auf die neuen Vertragsarten, auf die gung wünsche ich ihm viel Erfolg. neuen Technologien heißt Verbraucherschutzpolitik, die Menschen vor finanziellen Schäden und vor Täuschung (Beifall im ganzen Hause) zu schützen, indem man einen rechtlichen Rahmen setzt. Wir kommen nun zum einzigen Punkt unserer heutigen (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS- Tagesordnung: SES 90/DIE GRÜNEN – Beifall bei Abgeord- Fortsetzung der Aussprache zur Regierungs- neten der CDU/CSU und der FDP) erklärung des Bundeskanzlers – Ich sehe, die CDU zeigt der Aufforderung der Frak- Ich erinnere noch einmal daran, dass wir am Dienstag für tionsvorsitzenden entsprechend jetzt auch Interesse an die heutige Aussprache drei Stunden beschlossen haben. dem Thema Verbraucherschutz, Wir beginnen die heutige Aussprache mit den Themenbe- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN reichen Verbraucherschutz und Landwirtschaft.Ich und bei der SPD) gebe das Wort an die Bundesministerin Renate Künast. weil sie gemerkt hat, dass in den Städten Verbraucher wohnen. Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucher- schutz, Ernährung und Landwirtschaft: (Zuruf von der CDU/CSU: Auf dem Land auch!) Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Warum ist Verbraucherschutz so wichtig? – Weil er uns alle angeht, – Auf dem Land auch. Sehen Sie, ich merke, bei Ihnen weil er uns alle quasi in jeder Situation des Alltags und in gibt es einen richtigen Erkenntnisschub. fast allen Lebensbereichen betrifft. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Wie bei Ihnen! Schauen wir uns einmal die Neuentwicklungen an. Es gibt Auch Sie wissen jetzt, was ein Schwein ist!) neue Technologien und dadurch neue Vertragsarten. Denken Ich habe immer schon und auch in der letzten Legisla- Sie zum Beispiel an denE-Commerce, wobei ich wetten turperiode gesagt: Auch Bauern sind Verbraucher, zum Bei- möchte, dass ein Großteil der Mitglieder dieses Hauses das spiel wenn sie Saatgut kaufen. Gut, dass auch Sie es merken. Medium E-Commerce überhaupt noch nicht genutzt hat. Einer der brisantesten Punkte im Bereich Verbraucher- (Gudrun Kopp [FDP]: Doch!) schutz ist für uns immer noch das Thema Gesundheit. 296 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 31. Oktober 2002 Bundesministerin Renate Künast (A) Manchmal steht nämlich auch die Gesundheit von Men- lichkeit haben, Rabatte zu genießen, sondern das ganze(C) schen auf dem Spiel. Hier geht es um Sicherheit. Für uns Jahr über. Dann muss das Ganze aber so gestaltet werden, wird es immer heißen – das bekräftigen wir auch jetzt –: dass nicht unter Einkaufspreis verkauft wird. Sonst Der Schutz der Gesundheit hat Priorität vor wirtschaftli- könnte der Mittelstand am Ende überhaupt nicht mithal- chen Interessen Einzelner. ten und dort gingen Arbeitsplätze verloren. Auch hier wer- den wir tätig. Was steht in dieser Legislaturperiode an? Als Erstes wieder das Verbraucherinformationsgesetz.Wir wer- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN den es neu einbringen, weil die Menschen ein Recht da- und bei der SPD) rauf haben, zu wissen, was enthalten ist: in den Verträgen, Der Bereich der Finanzdienstleistungen ist ein weite- in allen Produkten, die sie kaufen, und in den Dienstleis- rer wichtiger Punkt. Täglich werden in erheblichem Um- tungen. fange Versicherungen zu Bedingungen abgeschlossen, die (Volker Kauder [CDU/CSU]: Das wüssten wir von den Versicherungsnehmern am Ende gar nicht erfüllt auch gern bei der Koalitionsvereinbarung!) werden können. Wir werden die Anbieter zu verbesserter Beratung verpflichten. Wir brauchen Rücktrittsrechte und Wir wollen, dass die Verbraucher von den Behörden Schadensersatzansprüche, wenn die Anbieter ihren über konkrete Gefahren informiert werden. Wir meinen Pflichten nicht nachgekommen sind. auch, dass die Wirtschaft an dieser Stelle ein verlässlicher Partner werden und Auskünfte geben muss. Wir sind uns Meine Damen und Herren, Verbraucherschutz braucht auf jeden Fall sicher, dass wir nicht mehr im Mittelalter eine feste Verankerung im öffentlichen Bewusstsein. Wir leben und man Informationen vor der Bevölkerung nicht brauchen Verbraucher, die klugen Konsum praktizieren quasi geheim halten muss. können. Deshalb werden Aufklärung, Information und Beratung von Verbrauchern für uns ein Thema sein. Sie (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und alle kennen die Frage, wie Produkte, zum Beispiel Le- bei der SPD – Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/ bensmittel, überhaupt hergestellt worden sind. Jeder DIE GRÜNEN]: Wie die FDP zum Beispiel!) möchte gerne wissen, ob hinter einem Kakao oder einem Zum Thema Sicherheit gehört auch dasProdukt- Teppich Kinderarbeit steckt. Genau das werden wir erfül- sicherheitsgesetz. Produkte müssen grundsätzlich Min- len. destanforderungen an Sicherheit einhalten. Deshalb gibt (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN es hier jede Menge Regelungsbedarf. Ich nenne ein Bei- und bei der SPD) spiel, das Sie alle aus den Zeitungen kennen und das nach- gerade kurios erscheint: die Kordeln an Kinderjacken, die Das bedeutet – das sage ich ganz klar – für die einheimi- (B) immer wieder, wenn sie zum Beispiel mit nicht entspre- sche Wirtschaft kein Problem, sondern einen Standort-(D) chend gebauten Geräten auf Kinderspielplätzen zusam- vorteil, da sie davon profitiert, dass die Verbraucher diese menkommen, im wahrsten Sinne des Wortes zu Lebens- Produkte nicht kaufen. gefahr führen. Daran erkennt man, dass ein Begriff wie Früher hat man die Ersten bestaunt, die Umweltver- Produktsicherheitsgesetz im Lebensalltag von Bedeutung packungen für Joghurt wählten. Heute ist das selbstver- sein kann. ständlich. Ich glaube, es wird in einigen Jahren auch Wir haben uns in der Koalition darauf verständigt, in selbstverständlich sein, dass Verbraucherschutz und Ver- dieser Legislaturperiode die Aufgaben in einem Aktions- braucherinformation zum Image einer Firma gehören. plan Verbraucherschutz zusammenzufassen, um ganz klar (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS- zu sagen, welche Details wir in den nächsten vier Jahren SES 90/DIE GRÜNEN und der SPD) regeln wollen. Wir werden den Verbraucherschutz durch einen regelmäßigen Fortschrittsbericht auch immer wie- 425 Millionen Verbraucherinnen und Verbraucher in der hier zum Thema machen – zum Schutze der Verbrau- der EU wollen, dass ihre Interessen wahrgenommen wer- cher. den. Sie wollen und werden ihre Macht entsprechend ein- setzen. Wir wollen in Europa federführend in Sachen Ver- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN braucherschutz sein. Wir sehen ganz klar, dass auch die und bei der SPD) Kommission und das Europäische Parlament den Ver- Es ist längst klar, was erste Punkte eines solchen Akti- braucherschutz ganz vorn auf ihre Arbeitslisten schreiben. onsplanes sein werden, bei denen akuter Handlungsbedarf Wir haben dasGrünbuch Verbraucherschutz. Die besteht. Fangen wir mit dem BereichTelekommunika- Kommission hat für das nächste Jahr konkrete Vorschläge tion an. Hier