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Deutschland

drei Jahre lang nur noch zwei Jahre ge- Entsprechend übersichtlich ist am Ende MINISTER zahlt werden. der Kreis derer, die das Spargesetz über- Seit langem kritisieren Staatsrechtler haupt treffen wird. Wirtschaftsminister Besonderer und Politikwissenschaftler die auch im (CSU) gehört dazu, ebenso internationalen Vergleich großzügigen sein SPD-Kollege . Übergangs- und Ruhegehälter deutscher Sorge vor Altersarmut müssen freilich Schutz Ex-Minister. Die Regierenden taten sich auch sie nicht haben. Gabriel etwa hat immer schwer, die eigenen Privilegien an- bereits Anspruch auf die Ruhegelder ei- Die Bundesregierung prahlt mit zutasten – menschlich verständlich, aber nes ehemaligen niedersächsischen Regie- politisch fragwürdig. rungsmitglieds, dort war er Ministerprä- angeblichen Kürzungen der Minister- Der Union und den Sozialdemokraten sident. pensionen – für die derzeitigen ist es nun gelungen, ein Gesetz anzu- Bei Glos liegt die zu erwartende Sockel- Kabinettsmitglieder freilich gelten schieben, das auf den ersten Blick wie eine pension nach mehr als 30 Jahren Bundes- großzügige Ausnahmen. Reform aussieht, gleichzeitig aber das tagszugehörigkeit bereits bei rund 5000 Kunststück vollbringt, den Schaden für Euro im Monat – ein schönes Altersgeld ngela Merkel stellt hohe Ansprüche Minister auf ein Minimum zu begrenzen. und, vor allem, ein Mehrfaches der deut- – auch an sich selbst. „Wer von Mehr noch: An den allermeisten Mitglie- schen Durchschnittsrente. Aanderen Opfer verlangt, muss bei dern des derzeitigen Kabinetts werden die Tatsächlich hält sich die mit dem Ge- sich selber anfangen“, sagte die Kanzlerin angeblichen Kürzungen spurlos vorüber- setzentwurf verbundene Unbill auch für schon vor ihrem Amtsantritt im Herbst gehen. künftige Ministergenerationen in über- 2005. Für die regierenden Politiker müsse Der Trick steckt in einer verklausulier- schaubaren Grenzen. Während sich Ar- deshalb gelten: „Beim Sparen darf nie- ten Übergangsregelung. Demnach gilt das beiter und Angestellte auf den Ruhestand mand ausgenommen werden.“ Spargesetz nicht für jene Minister, die be- mit 67 Jahren einstellen müssen, dürfen Entsprechend stolz ist die Große Koali- reits vor November 2005 im Amt waren. verdiente Kabinettsmitglieder deutlich tion nun auf ein Projekt, das ihre Bereit- SPD-Politiker wie Franz Müntefering, Bri- früher aufs Altenteil. Bereits mit 60 Jahren JENS KÖHLER / IMAGO JENS KÖHLER / DPA / PICTURE-ALLIANCE TIM BRAKEMEIER Protest gegen Erhöhung des Renteneintrittsalters, Bundeskabinett: Das Spargesetz trifft unter den Politikern nur wenige schaft zum Verzicht mustergültig zu be- gitte Zypries, Heidemarie Wieczorek-Zeul können Minister a. D. eine Frühpension legen scheint: die Reform des Bundes- und Ulla können befreit auf- beziehen, so sieht es das angebliche Spar- ministergesetzes, das die Entlohnung der atmen. Die Rente der Unions-Veteranen gesetz großzügig vor. Der Abschlag beträgt Minister regelt. „Die Bundesregierung Wolfgang Schäuble und ist maximal 14,4 Prozent, was sich sicherlich macht deutlich, dass sie mit gutem Bei- ebenfalls sicher – auch wenn Schäuble verschmerzen lässt. spiel vorangeht“, verkündete Innenminis- („Einschnitte gelten bereits für die jetzige Und so werden die Minister auch künf- ter Wolfgang Schäuble (CDU) bei der Vor- Bundesregierung“) in der Öffentlichkeit tig deutlich besser behandelt als die Be- stellung des Gesetzentwurfs vor wenigen allzu gern einen anderen Eindruck er- amten, an denen sie sich eigentlich messen Wochen. weckt. lassen wollen. Staatsdiener des Bundes Es wird nicht mehr lange dauern, bis die Vervollkommnet wird die Übergangsre- nämlich dürfen frühestens mit 63 Jahren in schwarz-rote Parlamentsmehrheit dem gelung durch eine weitere pfiffige Passage, Pension gehen. Plan zustimmen wird. Die Ministerinnen die auch die meisten ehemaligen Landes- So ist es kein Wunder, dass die heftigste und Minister der Bundesrepublik Deutsch- minister unter besonderen Schutz stellt. Kritik an dem geplanten Gesetz bislang land sind nach jahrelangem Widerstand of- „Ehemalige Mitglieder einer Landesregie- ausgerechnet von denen kommt, die es im fenbar endlich bereit, auf einen Teil ihrer rung“ sind demnach so zu behandeln, „als Auftrag der Politiker erdacht haben: den Luxuspensionen zu verzichten. Ruhegeld wären sie die gesamte Zeit Mitglied der Staatsdienern des Bundes. „Es geht nicht soll es demnach künftig erst nach vier Jah- Bundesregierung gewesen“ – eine irritie- an, dass Politiker für sich selbst die güns- ren Ministertätigkeit geben; bislang reicht rende Vorstellung, an die sich die CDU- tigste Lösung konstruieren“, mosert Peter dafür eine Zeit von zwei Amtsjahren. Minister , Annette Heesen, Chef des Beamtenbundes. Die Altersgrenze wird auf 65 Jahre an- Schavan und Thomas de Maizière in Er- Eine so schöne Pensionsreform hätten gehoben, jedenfalls theoretisch. Und wartung ihrer Altersbezüge aber gern ge- die Staatsdiener schließlich auch gern. schließlich sollen Übergangsgelder anstatt wöhnen werden. Petra Bornhöft, Alexander Neubacher

50 der spiegel 25/2007