Landschaften Und Ihre Namen

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Landschaften Und Ihre Namen Landschaften und ihre Namen Herbert Liedtke Die Notwendigkeit, sich in einem Ge- der mit einer Höhe von 322 m als Folge biet zurechtzufinden, hat den Menschen tektonischer Heraushebung seine Um- schon früh dazu gezwungen, seine Um- gebung um etwa 200 m überragt gebung mit Namen zu belegen, um Ei- (Ī Foto). gentumsrechte geltend zu machen, Wegbeschreibungen zu geben oder Ei- Herkunft und Deutung der genschaften eines Areals darzulegen. Je Landschaftsnamen größer der Bereich wurde, den der Im Laufe der Zeit haben sich Benen- Mensch sich erschloss, umso zahlreicher nungen für viele kleinere und größere wurden die Gebiete, die einen bestimm- Landschaften herausgebildet. Die meis- ten Namen erhielten. Meist waren es ten haben einen deutlichen Bezug zu von der Natur geprägte Eigenarten, die natürlichen Bedingungen oder zu Be- zur Namensbildung führten, etwa der sitzverhältnissen ᕡ. Da letztere sich oft Erzreichtum im Erzgebirge oder die nicht lange gehalten haben, sind die dichte Bewaldung in einem hochgele- meisten dieser Namen inzwischen gen und landwirtschaftlich wenig er- längst vergangen. Die Mehrzahl der tragreichen Waldgebiet wie im Harz. heute noch üblichen Landschaftsbe- Der Mensch war auf Grund seiner Er- zeichnungen, die einen historischen Be- fahrungen schon früh fähig, ertragreiche zug haben, geht auf Besitzungen zurück, von ungünstigen Lagen zu unterschei- wie sie bis zur Zeit des Reichsdeputati- Der waldbedeckte Elm zwischen Königslutter im NW, Schöppenstedt im S und Schöningen im den und verwendete gleiche Namen für onshauptschlusses 1803 bestanden, als SO liegt in der Mitte dieses Satellitenbildes. Bereits unsere Vorfahren hatten erkannt, dass der Gebiete gleicher Ausstattung. unter dem Einfluss der Französischen harte Muschelkalk des Elms mit seinen steileren Hängen viel schlechter zu nutzen war als die umliegenden schluffhaltigen Ģ Keuperböden oder der Ģ Löss. Im Osten des Bildes verläuft die Eine leicht abgrenzbare Landschaft Revolution die geistlichen Territorien Grenze zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt durch die Braunkohlengruben. Im NO bildet der 80 km² große Elm bei Helm- in Deutschland aufgelöst und neu zuge- berührt der bewaldete Lappwald das Bild (Lage des Ausschnitts, s. Karte). stedt, der sich durch seine Laubwaldbe- ordnet wurden; so entstand z.B. der deckung deutlich von der umliegenden Name Oldenburger Münsterland. Einige das vorwiegend aus dürftigen durchlässi- Deutschlands hierarchisch von überall kleinkammerigen Feldflur abhebt und Landschaften verdanken ihren Namen gen Sanden der letzten Eiszeit besteht. aneinander grenzenden Einheiten ᕢ in auch einer speziellen Nutzung, so das sich ähnlicher natürlicher Ausstattung, Knoblauchsland oder die Hallertau. Landschaften und naturräumli- aber unterschiedlicher Größe überzo- Landschaft – ein regional umgrenzter kleinerer oder grö- Mit der Einführung des Erdkundeun- che Gliederung gen; Beispiele sind das Fulda-Werra- ßerer Ausschnitt der Erdoberfläche mit eigenem Namen, terrichts in den deutschen Schulen in Landschaften dürfen grundsätzlich Bergland mit 2201 km² (Nr. 355) im der auf eine natürliche Ausstattung (Ried), einen Personen- der zweiten Hälfte des 19. Jhs. bemühte nicht mit Einheiten der naturräumli- Osthessischen Bergland (Nr. 35) namen (Dithmarschen), einen Ortsnamen (Dübener Heide), eine historische Zugehörigkeit (Märkisches Land) oder eine man sich um eine übersichtliche Glie- chen Gliederung verwechselt werden. oder die Oberhessische Schwelle mit besondere Prägung durch den Menschen hinweisen kann derung Deutschlands und schuf neue Während Landschaften volkstümlich 434 km² (Nr. 346) im Westhessischen (Kannenbäckerland). Namen für größere Regionen. So sind benannte isolierte Gebiete sind (Bar- Bergland (Nr. 34). Im Volksmund hat die heute geläufigen Begriffe Leipziger nim, Kellerwald), die sich gelegentlich sich allerdings kaum einer der für wis- Tieflandsbucht oder Rheinisches Schie- berühren oder überlagern, wird bei der senschaftliche Zwecke mit voller Be- ³ Ursprung von Landschaftsnamen fergebirge entstanden, die in die Um- naturräumlichen Gliederung (MEYNEN rechtigung neu geschaffenen natur- Beispiele gangssprache eingegangen sind und die u.a. 1953-62) das Gesamtgebiet räumlichen Namen eingebürgert.ͷ wie gewachsene Landschaftsnamen empfunden werden. Meiningen Auch in der jüngeren Zeit wurden · Landschaften und naturräumliche Gliederung Werra neue Landschaftsnamen geprägt, wie Landschaften Naturräumliche Gliederung Ruhrgebiet oder Rhein-Main-Gebiet, und es werden sicher weitere Namen Edersee 340 hinzu kommen. Andererseits verblassen Fritzlar Eder Namen wie Krenland, oder Landschaften Eder Fritzlar 341 Melsungen F Melsungen 344 rän verändern ihre Grenzen wie im Allgäu, k Schwalm Schwalm 357 . Fulda Fulda Saale wo möglichst viele Orte von dem frem- denverkehrsträchtigen Landschaftsna- 343 men profitieren wollen. Schließlich sei 345 noch auf jene Namen hingewiesen, de- 356 35 ren Ursprung nicht sicher festzustellen 34 Bad 346 Bad ist und selbst Sprachforschern Schwie- Hersfeld Hersfeld rigkeiten bei der Erklärung bereiten. Schweinfurt Mit der Herkunft der Namen beschäf- Fulda 355 Fulda 347 Main Main tigt sich die Namenforschung, die meist Alsfeld Alsfeld von der Germanistik ausgeht, aber auch Autor: H.Liedtke Lage des Kartenausschnitts siehe Hauptkarte Gruppe der naturräumlichen 34 Haupteinheiten andere Quellen heranziehen muss wie 0 10 20 km 0 10 km naturräumliche Haupteinheit keltische, vorkeltische oder slawische © Institut für Länderkunde, Leipzig 2002 1: 1000000 346 1: 1000000 Bamberg Sprachen. Mancher Name geht auch naturbezogene Landschaft auf die lateinische Sprache zurück (Ries zur Landschaft gewordene naturnahe geographische Einheit von lat. raetia). Östlich von Elbe und Saale haben slawische Dialekte einer zur Landschaft gewordenes ehemaliges Territorium Vielzahl von Landschaften ihren Na- Lage des Kartenausschnitts siehe Hauptkarte men verliehen. So bezeichnet die Zau- © Institut für Länderkunde, Leipzig 2002 Autor: H.Liedtke che (slaw. sucha, trocken) ganz trefflich ein Gebiet südwestlich von Potsdam, 30 Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Relief, Boden und Wasser » Landschaften I I I Niedersächsisches I I Brandenburg I I I Bergland I Kiel 46 Ländchen Rhinow I . n a 1 Wesergebirge Eider I 47 Ländchen Friesack I -K I e I e 48 Ländchen Bellin 2 Süntel I ts Os I - 3 Ottensteiner Hochfläche rd Gr. Plöner 49 Havelländisches Luch I o N Rostock 4 Vogler I See I 5 Kleiner Deister I I Peene Sachsen-Anhalt 6 Nesselberg I I ? w Kummerower o 50 Flechtinger Höhenzug 7 Osterwald rn See I a 51 Großer Fallstein W 8 Ith ? I Schweriner I 52 Teufelsmauer 9 Thüster Berg See I 10 Külf I I 11 Sieben Berge Hamburg I Thüringen 12 Vorberge I I Plauer 53 Ohmgebirge 13 Duinger Berg I See I Elde 54 Bleicheroder Berge 14 Sackwald I I 55 Kyffhäuser I 15 Selter I Oste Müritz 56 Westerwald 16 Helleberg I I E I l 17 Heber be I 18 Elfas I Südwestdeutschland I 19 Ahlsburg I I I I I I I 57 Waldenburger Berge I I 20 Lichtenberge I I I Bremen I I I 58 Mainhardter Wald I I 21 Hainberg I I 59 Murrhardter Wald W I 22 Ambergau r I es o I I e o H r I I 60 Limpurger Berge u I I I I I I I M I I n I 23 Harplage I r I Havel l I t 61 Frickenhofer Höhe e e e v I a I 24 Goldene Mark g H n I I a E t I l r b ? I Oder Ems ? u e I I o s e B I I i t I e I n I kan. I e I I in Aller BERLIN e I I L S I pr I I I I Plauer I ee I I I I I I I See I I I I I I I I Hannover I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I Potsdam I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I ? l- Kanal I I I I I I I I e I I I I I I I I I M v I I I I I I I I it I a D I I I I I I I I I I I I I I I H I I t I a I I e I I l I h I Mittellandkan. l I - I a I I e m n I I I lb I d I E e kan. I ? I s. Foto I Magdeburg I I Ems Bielefeld ? I Bod I e I I R I S Elbe L h I a I r a u e a s in I e i l s e t I ze e r I I I N I I W e I I I I I I I S Lippe I I I i ß I I I I I I I I M c I e I I u h I I I I lde I w I I a I Leine I I rz I I e I I I E EssenI Dortm. ls I Ruhr ter Kassel Leipzig W u Unstrut p Spree p e r r E r e ? de le t a ls a E S ße Dresden ei W ? V Köln siehe Karte 2 i Erfurt l l e a ld Werr Fu a ? Lahn alteingebürgerte Landschaft mit oft natürlicher Begrenzung, z. B. Harz; gelegentlich Neuschöpfungen der beiden letzten ? Jahrhunderte, z.B. Bodenwöhrer Bucht R el h siehe Karte 1 ? Mos e ? unsichere Begrenzung in Frankfurt a.M. Fichtel- Teilgebiete gleichen Hauptnamens, z. B. Hochschwarzwald Main gebirge Mainz Begrenzung teils natürlicher, teils administrativer Art M a I S I a i E ue n u r I ro historische Landschaft mit bis heute weitgehend erhaltenen p I a I - administrativen Grenzen, z. B. Münsterland K a n . historische Landschaft in Grenzen, die heute weder Kreis- I I noch Regierungsbezirksgrenzen sind I I I Wirtschaftslandschaft, z. B. Ruhrgebiet kar ec I N I I S I a I Nürnberg a Jagst Rh Siedlungsfläche von Städten mit >100000 Einwohnern r Naab I e Saarbrücken in I - M I Altmühl a I in - I I I R I e I g Donau I e I n I I I I Regensburg Hessisches Bergland I 25 Rotes Land K 26 Langer Wald ocher Östliches Westfalen Stuttgart 27 Lippischer Wald D 28 Eggegebirge o nau ar Isar 29 Oberwälder Land ck 30 Nethegau Ne 31 Soratfeld n Lech i nau 32 Sintfeld e Do h ? r 33 Haarstrang R e p m Rheinisches Schiefergebirge A Inn 34 Briloner Hochfläche Nicht aufgenommen wurden Landschaftsbezeichnungen, 35 Upland München die mit heutigen Verwaltungsgrenzen zusammenfallen, 36 Fredeburger Land Salzach z.B.
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