Neunter Tätigkeitsbericht der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik – 2009

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Vorwort ...... 5

1 Inhaltliche Schwerpunkte im Berichtszeitraum ...... 9 1.1 Das Gedenkstättenkonzept des Bundes und die Zukunft der Behörde ...... 9 1.2 Arbeitsaufkommen und Personalentwicklung ...... 9 1.3 Historisch-politische Bildung ...... 10 1.4 Die 7. Novellierung des StUG in der Praxis ...... 11 1.5 Pilotverfahren zur virtuellen Rekonstruktion zerrissener Unterlagen 12 1.6 Rechtsstreitigkeiten um die Nennung von Namen ehemaliger Mitarbeiter des MfS ...... 13 1.7 Internationale Bezüge der Tätigkeit der BStU ...... 15

2 Die Behörde der BStU ...... 16 2.1 Organisationsstruktur ...... 16 2.2 Beirat ...... 16 2.3 Personal ...... 17 2.3.1 Personalbestand und Personalentwicklung ...... 17 2.3.2 Fort- und Weiterbildung ...... 17 2.3.3 Ausbildung ...... 18 2.3.4 Betriebliche Gesundheitsförderung ...... 18 2.4 Haushalt ...... 19 2.5 IT-Analyse ...... 19 2.6 Liegenschaften ...... 20 – 2 –

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2.7 Datenschutz ...... 20 2.8 Anträge nach dem Informationsfreiheitsgesetz ...... 21

3 Archivbestände ...... 21 3.1 Grundsätzliche Arbeitsschwerpunkte und Erschließungsziele . . . . 21 3.2 Erschließung von Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes . . . . . 22 3.2.1 Erschließung von Unterlagen der Diensteinheiten und der vom Staatssicherheitsdienst archivierten Ablagen ...... 22 3.2.1.1 Unterlagen des MfS ...... 23 3.2.1.2 Unterlagen der Bezirksverwaltungen und Kreisdienststellen des Staatssicherheitsdienstes ...... 26 3.2.2 Erschließung spezieller Informationsträger ...... 34 3.2.2.1 Fotos ...... 34 3.2.2.2 Tondokumente ...... 35 3.2.2.3 Filme und Videos ...... 35 3.2.2.4 Maschinenlesbare Daten ...... 35 3.3 Rekonstruktion zerrissener Unterlagen ...... 36 3.3.1 Manuelle Rekonstruktion ...... 36 3.3.2 Pilotverfahren zur virtuellen Rekonstruktion ...... 37 3.4 Findmittel ...... 37 3.4.1 MfS-Karteien ...... 38 3.4.2 BStU-Datenbanken in den Archiven ...... 38 3.4.3 Findmittel im Internet ...... 39 3.5 Bestandserhaltung ...... 40 3.5.1 Präventive Maßnahmen ...... 40 3.5.2 Schutzverfilmung ...... 40 3.5.3 Restaurierung und Konservierung von Schriftgut ...... 41 3.5.4 Sicherung und Bestandserhaltung spezieller Informationsträger . . 41 3.6 Herausgabe und Übernahme von Unterlagen ...... 42 3.7 Archivfachliche Zusammenarbeit und Kontakte mit anderen Einrichtungen ...... 42

4 Verwendung von Unterlagen auf Antrag oder Ersuchen . . . . . 43 4.1 Anträge von Bürgerinnen und Bürgern auf Auskunft, Einsicht in und Herausgabe von Unterlagen sowie auf Bekanntgabe von Namen ehemaliger Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes ...... 44 4.1.1 Antragsaufkommen, Erledigungen und Bearbeitungszeiten . . . . . 44 4.1.2 Beweggründe für einen Antrag bei der BStU ...... 45 4.1.3 Antragsverfahren und Zugangsrechte ...... 46 4.1.4 Bürgerberatung ...... 46 4.1.5 Von der Karteirecherche bis zur Akteneinsicht bzw. Kopien- übergabe – Bearbeitungsschritte ...... 47 4.1.6 Decknamenentschlüsselung ...... 48 4.1.7 Schriftliche Auskunft aus den Unterlagen ...... 48 4.1.8 Auswertung der Bürgerumfrage 2008 ...... 49 – 3 –

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4.2 Verwendung von Unterlagen durch öffentliche und nicht öffentliche Stellen ...... 50 4.2.1 Ersuchen zur Rehabilitierung von Betroffenen und zur Wiedergutmachung erlittenen Unrechts ...... 50 4.2.1.1 Strafrechtliche Rehabilitierung ...... 50 4.2.1.2 Besondere Zuwendung für Haftopfer: die sogenannte Opferrente ...... 50 4.2.1.3 Wiedergutmachung ...... 51 4.2.2 Ersuchen zu Vermögensangelegenheiten im Rahmen der Wiedergutmachung sowie für die Aufklärung, Erfassung und Sicherung des Vermögens der DDR ...... 51 4.2.3 Ersuchen zum Zwecke der Strafverfolgung und Gefahrenabwehr 52 4.2.4 Verwendung von Unterlagen für Zwecke der Nachrichtendienste 52 4.2.5 Nutzung des Zentralen Einwohnerregisters der ehemaligen DDR 52 4.2.6 Ersuchen zur Überprüfung von Personen ...... 53 4.2.6.1 Abgeordnete, Angehörige kommunaler Vertretungs- körperschaften und kommunale Wahlbeamte sowie Regierungsmitglieder ...... 53 4.2.6.2 Beamte und Angestellte, die eine Behörde leiten oder eine vergleichbar verantwortungsvolle Aufgabe wahrnehmen ...... 54 4.2.6.3 Berufsrichter und ehrenamtliche Richter ...... 54 4.2.6.4 Leitende Personen im Sport sowie Trainer und Betreuer von Mitgliedern der deutschen Nationalmannschaften ...... 55 4.2.6.5 Beiratsmitglieder der BStU und Beschäftigte in Aufarbeitungseinrichtungen ...... 55 4.2.6.6 Sicherheits- und Zuverlässigkeitsüberprüfungen ...... 55 4.2.6.7 Rentenangelegenheiten ...... 56 4.2.6.8 Ordensangelegenheiten ...... 56 4.2.6.9 Erfahrungen mit dem novellierten StUG im Bereich der Über- prüfungen ...... 56 4.3 Anträge für die Forschung zum Zweck der politischen und historischen Aufarbeitung sowie für Zwecke der politischen Bildung und von Presse, Rundfunk und Film ...... 57 4.3.1 Erfahrungen mit dem novellierten StUG im Bereich von Forschungs- und Medienanträgen ...... 58 4.3.2 Ausgewählte Themenschwerpunkte ...... 59 4.3.2.1 Justiz und Strafvollzug ...... 59 4.3.2.2 Grenzregime, Fluchten und Militärverbindungsmissionen ...... 60 4.3.2.3 Nationalsozialismus ...... 61 4.3.2.4 Kunst und Kultur ...... 62 4.3.2.5 Medien ...... 62 4.3.2.6 Religion/Kirchen ...... 62 4.3.2.7 Politik und internationale Beziehungen ...... 63 4.3.2.8 Terrorismus ...... 63 4.3.2.9 Wirtschaft, Wissenschaft, Gesundheitswesen ...... 63 4.3.2.10 Friedliche Revolution in der DDR ...... 64 4.4 Widersprüche und Gerichtsverfahren zu Rechtsfragen des StUG 65

5 Forschung und Publikationen ...... 66 5.1 Arbeit des Wissenschaftlichen Beratungsgremiums ...... 67 5.2 Forschungsprogramm ...... 68 5.2.1 Widerstand im Alltag – Alltag des Widerstandes ...... 68 – 4 –

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5.2.2 Zusammenarbeit des MfS mit den Sicherheitsdiensten des Ostblocks zur Verhinderung von Flucht und Opposition/ Westarbeit des MfS ...... 68 5.2.3 Das MfS und der KSZE-Prozess. Der Kampf der osteuropäi- schen Geheimdienste gegen Modernisierung und Globalisierung 69 5.2.4 Herrschaft und Gesellschaft in der DDR-Provinz ...... 69 5.2.5 Edition und Analyse der Stimmungs- und Lageberichte der Zentralen Auswertungs- und Informationsgruppe (ZAIG) des MfS ...... 69 5.3 Publikationen ...... 70 5.3.1 Monografien und Sammelbände ...... 70 5.3.2 Handbuch ...... 72 5.4 Wissenschaftliche Tagungen ...... 72 5.5 Archivwissenschaftliche Forschung und Publikationen ...... 73 5.6 Bibliothek ...... 74

6 Bildungs-, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ...... 74 6.1 Bildungsangebote ...... 74 6.1.1 Veranstaltungen ...... 74 6.1.2 Informations- und Dokumentationszentren, Gedenkstätten, Ausstellungen ...... 76 6.1.3 Bildungsarbeit für junge Menschen und Multiplikatoren ...... 78 6.1.3.1 Zusammenarbeit mit Bildungsministerien ...... 78 6.1.3.2 Bildungskonferenz ...... 79 6.1.3.3 Zusammenarbeit mit Schulbuchverlagen ...... 79 6.1.3.4 Angebotsformate ...... 80 6.2 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ...... 83 6.2.1 Pressearbeit ...... 83 6.2.2 Öffentlichkeitsarbeit ...... 83 6.2.2.1 Internet ...... 83 6.2.2.2 Seminare und Besuchsprogramme für Journalistinnen und Journalisten ...... 84 6.2.2.3 Weitere Angebotsformate ...... 84 6.2.2.4 Broschüren und Informationsmaterialien ...... 84

7 Internationalisierung der Aufarbeitung ...... 85 7.1 Zusammenarbeit mit Partnereinrichtungen in Mittel- und Südosteuropa ...... 85 7.2 Kontakte zu weiteren Ländern ...... 87

Anhang ...... 91 – 5 –

Vorwort Der Neunte Tätigkeitsbericht der BStU, der den Zeitraum von Mai 2007 bis März 2009 umfasst, wird dem Deutschen Bundestag in dem Jahr übergeben, in dem sich die Friedliche Revolution in der DDR zum zwanzigsten Mal jährt. Neben der Würdi- gung dieses Ereignisses stellt sich auch die Frage nach der Aufarbeitung der SED- Diktatur: Was ist gelungen, was nicht? Was liegt noch vor uns? Die Aufarbeitung der SED-Diktatur betrifft viele Bereiche individuellen und gesell- schaftlichen Lebens. Zu ihr gehören das Gedenken an die Opfer sowie ihre Rehabili- tierung und Entschädigung, die Öffnung der Archive, die wissenschaftliche For- schung, die historisch-politische Bildungsarbeit in Schulen, Universitäten und in der Öffentlichkeit, die Verarbeitung des Themas in Medien, Kunst und Literatur, die per- sonelle Erneuerung im öffentlichen Dienst, die individuelle, die gesellschaftliche oder auch strafrechtliche Auseinandersetzung mit den Tätern und die Würdigung von Opposition und Widerstand. Die Vorstellung, man könne eine belastete und belastende Vergangenheit gesell- schaftlich oder politisch „bewältigen“ – und damit ad acta legen – gehört in Deutsch- land der Vergangenheit an. Stattdessen ist eine „Erinnerungskultur“ entstanden, die in der Überzeugung gründet, dass das Bewusstsein der eigenen Geschichte Bestand- teil der Lebenskultur sowohl sozialer Gruppen als auch der ganzen Gesellschaft ist. Im krassen Gegensatz zu dieser Kultur des Erinnerns stehen allerdings die nach wie vor zu beobachtenden Versuche, die SED-Diktatur zu verharmlosen und gegen ihre Charakterisierung als Unrechtssystem zu polemisieren. Diese Versuche sind alles an- dere als eine gesellschaftliche Randerscheinung und fordern Politik und Gesellschaft heraus, sich auch weiterhin mit der jüngsten Geschichte auseinanderzusetzen. Die Bundesrepublik Deutschland hat nach dem Ende der SED-Diktatur diese He- rausforderung angenommen. Seit 1990 haben alle Bundestage und Bundesregierun- gen keinen Zweifel daran gelassen, dass die Aufarbeitung der SED-Diktatur poli- tisch gewollt ist; gesetzgeberisch sowie durch die Bereitstellung der notwendigen Mittel wurden die Voraussetzungen dafür geschaffen. Mit der -Unterlagen-Be- hörde, der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, dem Zeitgeschichtlichen Fo- rum Leipzig und mehreren Gedenkstätten stehen wirkungsvolle Institutionen zur Verfügung. Ohne die „Basis“, die zahlreichen Bürgerinitiativen, Bürgerkomitees und Vereine, die den Weg geebnet haben und sich bis heute dem Thema SED-Diktatur widmen, wäre diese Entwicklung freilich nicht vorstellbar gewesen. Auch die Behörde des bzw. der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU) verdankt sich diesen Initia- tiven. Die Ereignisse des Herbstes und Winters 1989/90 läuteten nicht nur das unwi- derrufliche Ende der SED-Diktatur ein. Ohne die Entschlossenheit derer, die die Dienststellen des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) besetzten, wären die Akten des MfS heute, soweit überhaupt noch vorhanden, unzugänglich. Doch die Stasi-Unterlagen-Behörde verdankt sich nicht nur dem Bürgermut, sie ist auch Kind des bundesrepublikanischen Rechts. Die Synthese aus dem Geist der de- mokratischen Revolution und der in vierzig Jahren gewachsenen Rechtsstaatlichkeit hat zum Erfolg einer Institution geführt, für die es kein Vorbild gab. Seit Ende 1991 erfüllt die BStU ihre Aufgaben auf einer gesicherten gesetzlichen Grundlage. Mit dem Stasi-Unterlagen-Gesetz (StUG) ist ihr ein Instrument an die Hand gegeben, das sich über die Jahre immer wieder bewähren musste und diese Proben sehr gut bestanden hat. Zwar gaben praktische Erfahrungen, auch juristische Auseinandersetzungen, verschiedentlich Anlass, Verfahren fortzuschreiben und den Gesetzestext hier und da zu modifizieren. Das Gesetz in seiner sachlichen Substanz ist jedoch noch dasselbe wie zum Zeitpunkt seiner Verabschiedung: Es ermöglicht die persönliche, historische, politische und juristische Aufarbeitung der Tätigkeit des Staatssicherheitsdienstes und fördert damit die Auseinandersetzung mit der zweiten deutschen Diktatur des 20. Jahrhunderts. – 6 –

Diesem Ziel kommt zugute, dass die BStU zugleich Archiv, Forschungs- und Aufar- beitungsinstitution ist und durch ihre dezentrale Organisation und die Bearbeitung unzähliger Anträge große Bürgernähe besitzt. Die Zusammenführung so unter- schiedlicher Bereiche hat sich in der Praxis bewährt. Kurz vor der Fertigstellung des Achten Tätigkeitsberichtes war das Stasi-Unterla- gen-Gesetz Ende 2006 novelliert worden. Im vorliegenden Bericht zieht die Behörde eine erste Bilanz in der Frage, ob und wie sich die Neuregelungen aus der 7. Ände- rung des StUG bewährt haben. Es ist eine positive Bilanz, das sei vorweggenommen. In der auf die BStU bezogenen öffentlichen Debatte ging es im Berichtszeitraum nicht nur um ihre konkreten täglichen Aufgaben und den Umgang mit den Hinterlas- senschaften des Staatssicherheitsdienstes. In der Diskussion um die Fortschreibung der Gedenkstättenkonzeption des Bundes standen auch Versuche zur Debatte, die nä- here Zukunft der Stasi-Unterlagen-Behörde in Frage zu stellen. Nach intensiven Beratungen beschloss die Bundesregierung am 18. Juni 2008 schließlich ein Papier, das gegenüber dem ursprünglichen Entwurf noch einmal er- heblich verändert worden war und nun auch zur BStU klare Aussagen trifft. Damit, so ist zu hoffen, sind die Fragen der weiteren Entwicklung der Behörde nun nicht mehr Gegenstand spontaner und zum Teil interessengeleiteter Forderungen. Viel- mehr soll der Bundestag laut Gedenkstättenkonzept in der nächsten Legislaturperio- de eine Expertenkommission einsetzen, die – bezogen auf die Aufgaben der BStU – Vorschläge für künftige Strukturentscheidungen entwickeln soll. Die BStU und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden diese Diskussion gern aktiv begleiten. Ih- nen geht es nicht um Bestandssicherung, sondern darum, dass die über Jahre in der Stasi-Unterlagen-Behörde akkumulierte Expertise aus Sach- und Erfahrungswissen ohne Verluste gesichert wird und auch künftig genutzt werden kann. Vor allem aber darf die Zugänglichkeit der MfS-Unterlagen nicht eingeschränkt werden. Im Ausland wird aufmerksam verfolgt, wie die Deutschen mit den Hinterlassen- schaften der Geheimpolizei der SED-Diktatur umgehen. Zwar wurde die Stasi-Un- terlagen-Behörde in den 1990er-Jahren in den ehemals kommunistischen Ländern Mittel- und Osteuropas eher kritisch beobachtet. Inzwischen gilt der von den Deut- schen gewählte Weg der Öffnung der Unterlagen aber als vorbildlich. Es zeigte sich im Laufe der Zeit, dass geschlossene Archive und Akten den Umgang mit der Ver- gangenheit erschweren. Ohne Zugang zu diesen Quellen bleibt die Vergangenheit im Nebel von Vermutungen und Verdächtigungen, die niemand überprüfen kann. Im Laufe der Jahre haben sich in vielen ehemals kommunistisch geprägten Ländern Osteuropas schließlich Institutionen gebildet, die in unterschiedlichem Maße den Zugang zu den Unterlagen der dortigen ehemaligen Geheimpolizeien sicherstellen. Mit ihnen hat sich inzwischen eine so verlässliche Zusammenarbeit entwickelt, dass die BStU 2008 die Initiative zur Gründung eines „Europäischen Netzwerkes der für die Geheimpolizeiakten zuständigen Behörden“ ergriff. Am 16. Dezember 2008 wurden die entsprechenden Papiere im Europäischen Haus in Berlin von den Part- nerbehörden aus Polen, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und seitens der BStU unterzeichnet. Rückenwind bekommt diese Zusammenarbeit auch dadurch, dass sich das Europäische Parlament erstmalig mit der Ära der kom- munistischen Herrschaft in Europa beschäftigt und im April 2009 in einer Entschlie- ßung klare Aussagen zu ihrer Aufarbeitung getroffen hat. Zum Auftakt des Jahres 2009 besuchte die Bundeskanzlerin am 15. Januar die Stasi- Unterlagen-Behörde. Nach einer Besichtigung des zentralen Archivs in Berlin und einem Informationsgespräch über die Aufgaben und die Arbeit der Behörde unter- strich Angela Merkel gegenüber der Presse: „Es hat sich gezeigt, dass die Offenheit der Akteneinsicht zur Versöhnung beigetragen und nicht zur Spaltung geführt hat.“ Für viele Menschen sei es auch heute noch sehr wichtig, Klarheit über die eigene Biografie zu erlangen, so die Kanzlerin weiter. Zum Teil hätten sie bittere Tatsachen zur Kenntnis nehmen müssen. „Aber das Wissen darum ist doch für die allermeisten besser als das Unwissen oder das Nicht-wissen-dürfen.“ Eines Tages, so Angela Merkel, solle die Behörde in normale Archivstrukturen übergeleitet werden. Solange ihre Dienste aber so nachgefragt und notwendig seien wie derzeit, müsse sie beste- hen bleiben. – 7 –

Was diese Nachfrage betrifft, waren die Zahlen auch in diesem Berichtszeitraum wieder höher als erwartet: Über 101 000 Anträge von Bürgerinnen und Bürgern gin- gen im Bereich der Akteneinsicht im Jahr 2007 ein, 2008 waren es über 87 000. Im Februar und März dieses Jahres konnten monatliche Eingänge von jeweils über 10 000 Anträgen verbucht werden. Darüber, wie diese hohen Zahlen zu erklären sind, lassen sich nur Vermutungen anstellen. Beispielsweise steigen die Nachfragen gerade bei der Akteneinsicht immer dann an, wenn im Fernsehen Dokumentationen oder Spielfilme gezeigt werden, die sich mit der DDR im Allgemeinen oder mit dem Einfluss des MfS auf das Leben Einzelner im Besonderen beschäftigen. Und manch einer hat vermutlich auch einfach nur genügend zeitlichen Abstand gebraucht, bis er es wagte, die Einsicht in „seine“ Akte zu beantragen. Der öffentlichen Aufmerksamkeit entgeht oft, dass das Aktenmaterial nicht nur hilft, eine Tätigkeit für das MfS nachzuweisen, sondern nicht selten auch gebraucht wird, um Menschen vor einem falschen Verdacht oder vor der Diffamierung durch politi- sche Gegner zu schützen. Anträge auf Selbstauskunft, bei denen Menschen um eine Bestätigung dafür bitten, dass sie nicht für das MfS tätig waren, gehören deshalb zum Arbeitsalltag der Behörde. Die bemerkenswert hohe Nachfrage in den Monaten Februar und März 2009 ist möglicherweise auch darauf zurückzuführen, dass der öffentliche Streit um die Be- wertung der DDR wieder einmal aufgeflammt ist. Von der Diskussion über die Frage, ob die DDR Unrechtsstaat genannt werden darf, soll und muss, fühlen sich viele Menschen ganz persönlich betroffen. Auffällig an dieser Debatte ist, dass sich dabei Ebenen vermischen, die nur bedingt miteinander zu tun haben. Menschen se- hen durch die bloße Feststellung, dass die DDR eine Diktatur oder ein Unrechtsstaat war, ihre persönliche Lebensleistung in Misskredit gebracht. Gesicherte Kinderbe- treuung, die Existenz von Polikliniken und die vermeintlich stärkere Solidarität zwi- schen den Menschen werden dann in Stellung gebracht gegen die unverzichtbaren Merkmale einer Demokratie: freie Wahlen, Gewaltenteilung und eine freiheitliche Verfassung. Dies zeigt, dass in der Öffentlichkeit Kenntnisse zum Wesen von Diktaturen und den Grundlagen einer freiheitlich verfassten Gesellschaft nach wie vor unzureichend ver- breitet sind. Wir verfügen mittlerweile über viele solide Forschungsergebnisse zur DDR. Doch es gibt offenbar eine Kluft zwischen gesichertem Wissen und dem, was davon bislang bei den Menschen angekommen ist. Für die politische Bildung in Bund und Ländern bedeutet dies eine große Herausforderung: Schließlich geht es nicht nur um historisches Wissen, sondern auch darum, für die Gefährdungen von Freiheit und Demokratie zu sensibilisieren. Die BStU trägt mit ihren Bildungsangeboten erheblich dazu bei, Wissenslücken zu schließen und insbesondere der jungen Generation zu vermitteln, mit welchen Me- thoden der Repressionsapparat der SED, das MfS, tatsächliche und vermeintliche Feinde der DDR bekämpfte. Besonderes Augenmerk erhält dabei die Frage, wie sich Menschen unter den Bedingungen einer Diktatur verhalten. Die neue Wanderausstellung der BStU mit dem Titel „Feind ist, wer anders denkt“, wurde im Oktober 2008 in Hamburg zum ersten Mal gezeigt und erfreut sich seitdem einer sehr guten Resonanz. Die Ausstellung wird vorrangig in den alten Bundeslän- dern gezeigt werden, da es dort – im Unterschied zum Gebiet der früheren DDR – so gut wie keine Lernorte zu DDR-Themen gibt. Während sich in den neuen Bundes- ländern mit Gedenkstätten an ehemaligen Haftorten, den Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes (LStU), den Außenstellen der BStU sowie etlichen Vereinen und privaten Archiven so etwas wie eine Aufarbeitungs-Infrastruk- tur entwickelt hat, fehlen solche Anlaufstellen im Westen. Hinzu kommt, dass die Aufarbeitung der kommunistischen Herrschaft in der DDR von vielen immer noch als ein ostdeutsches Regionalthema angesehen wird und nicht als wichtiger Teil deutsch-deutscher Geschichte. Der Bildungsauftrag der BStU ist jedoch keineswegs auf die ostdeutschen Bundes- länder beschränkt. Deshalb nehmen die Bemühungen, mit den Bildungsangeboten auch den Westen zu erreichen, einen größer werdenden Anteil ein: Immerhin fanden im Berichtszeitraum schon 72 der insgesamt 160 von der Zentralstelle der BStU – 8 – durchgeführten Schülerprojekttage in den alten Bundesländern statt. Mit der Landes- zentrale für politische Bildung in Hessen sind enge Arbeitsbeziehungen entstanden, außerdem gab es Projekttage unter anderem in Schulen in Nordrhein-Westfalen, Bayern, Hamburg und Niedersachsen. Insgesamt steigt erfreulicherweise die Zahl der Schulen, die sich für unsere Themen interessieren. Das von der Behörde angebotene Unterrichtsmaterial für Lehrkräfte wird zunehmend nachgefragt. Auch die Besucherzahlen in Gedenkstätten und Mu- seen steigen. Der besonders mit Blick auf das Jahr 2009 stark angestiegenen bundes- weiten Nachfrage nach Vorträgen und Veranstaltungen kann die BStU auch beim besten Willen nur teilweise nachkommen. Dies alles darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass in der Mehrheit der Schu- len in Ost und West das Thema SED-Diktatur noch nicht hinreichend Beachtung fin- det. Nicht nur die BStU ist hier gefordert, sondern alle Aufarbeitungsinstitutionen ebenso wie Länder und Kommunen, vor allem aber die Bildungsträger und Schulen selbst. Nicht unerwähnt sollen in diesem Zusammenhang Bücher, Filme, Fernsehspiele und Theaterstücke bleiben, die sich dem Thema DDR widmen. Während in den 1990er- Jahren vor allem Bücher und Filme von sich reden machten, die die DDR eher ins Lächerliche zogen, lässt sich inzwischen eine ernsthaftere Auseinandersetzung mit Hilfe künstlerischer Mittel beobachten. Es bleibt zu hoffen, dass diese Entwicklung auch über das Gedenkjahr 2009 hinaus anhält. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stasi-Unterlagen-Behörde freuen sich über das anhaltende Interesse an der Aufarbeitung der SED-Diktatur, entwickeln neue Angebote und Methoden und unterstützen mit ihren Möglichkeiten nach besten Kräften die vielfältigen Aktivitäten auf diesem Gebiet. Dass dies – trotz sinkenden Personalbestands – nicht auf Kosten der Erschließung von Archivgut und der Bear- beitung von Anträgen erfolgen darf, versteht sich von selbst.

Marianne Birthler – 9 –

1 Inhaltliche Schwerpunkte im Stasi-Unterlagen-Behörde aus der Arena spontaner und Berichtszeitraum zum Teil interessengeleiteter Forderungen in den Bereich qualitätsorientierter, fachlicher Bewertungen verlagert 1.1 Das Gedenkstättenkonzept des Bundes worden. Der Deutsche Bundestag beabsichtigt, in der und die Zukunft der Behörde nächsten Legislaturperiode eine Expertenkommission Am 18. Juni 2008 beschloss die Bundesregierung die einzusetzen, die die Arbeit der BStU bezogen auf ihre ge- Fortschreibung der Gedenkstättenkonzeption des Bundes, setzlichen Aufgaben analysiert und Empfehlungen erar- in seiner Sitzung am 13. November 2008 diskutierte und beitet. Diese Empfehlungen sollen als Grundlage künfti- begrüßte der Deutsche Bundestag die Konzeption. Sie ger Entscheidungen des Parlaments zur Stasi-Unterlagen- stellt in ihrer Gesamtheit eine Bestandsaufnahme der Behörde dienen. deutschen Gedenkstättenlandschaft dar; für die einbezo- Die im Gedenkstättenkonzept enthaltenen Aussagen er- genen Institutionen schafft sie Planungssicherheit und er- möglichen es, die mittel- und langfristigen Perspektiven öffnet Perspektiven. für die BStU und ihre Aufgabenfelder zu definieren. Der Fortschreibung der Konzeption war eine intensive Wichtig für die langfristig währende Herausforderung der Beratung mit der Fachöffentlichkeit und zuständigen In- Aufarbeitung wird sein, dass die über Jahre in der Be- stitutionen vorangegangen, zu der auch die BStU eine hörde akkumulierte Expertise aus Sach- und Erfahrungs- ausführliche Stellungnahme vorgelegt hatte (siehe An- wissen ohne Verluste gesichert wird und auch künftig ge- hang 5). nutzt werden kann.

Hinsichtlich der Stasi-Unterlagen-Behörde trifft die ge- 1.2 Arbeitsaufkommen und genüber dem ursprünglichen Entwurf veränderte Gedenk- Personalentwicklung stättenkonzeption nun klare Aussagen: Sie enthält ein deutliches Votum zum Fortbestand der Behörde – ein Vo- Durch den stetig abnehmenden Personalbestand der BStU tum, das die Bestätigung und Anerkennung ihrer bisheri- wird es immer schwieriger, die hohe Zahl der eingehen- gen Arbeit einschließt und das in den Debattenbeiträgen den Anträge im Rahmen der Akteneinsicht zu bewältigen, des Parlaments unterstrichen wurde. Dies gilt für alle un- ohne dass sich die Wartezeiten für Antragsteller verlän- ter dem Dach der BStU zusammengeführten Arbeits- gern. Während eine im Jahr 2005 erstellte Prognose von bereiche: das Archiv, das Auskunftswesen, die wissen- einem stetigen Rückgang der Antragseingänge auf per- schaftliche Forschung und die historisch-politische sönliche Akteneinsicht ausging, zeigte sich, dass deren Bildung. Staatsminister Neumann würdigte am 13. No- Zahl im Gegenteil wieder anstieg und mit rund 97 000 vember 2008 in seinem Redebeitrag vor dem Parlament Anträgen 2006, rund 101 000 Nachfragen 2007 sowie den Vorbildcharakter der Behörde für die Diktaturaufar- mehr als 87 000 Antragseingängen 2008 deutlich über beitung in ganz Europa ausdrücklich (Plenarprotokoll 16/187, dem Niveau von 2005 lag. Im Bereich der Forschungs- S. 20087). und Medienanträge ist ebenfalls ein kontinuierlicher An- stieg zu verzeichnen (siehe Anhang 11). Als ein wichtiger Träger wird die BStU dem künftigen „Geschichtsverbund zur Aufarbeitung der kommunisti- Die Gründe für das nachhaltige Interesse an den Unterla- schen Diktatur in Deutschland“ angehören und das im gen sind vielfältig. Mediale Ereignisse wie Spielfilme, Rahmen des Verbundes geplante Bildungskonzept mitge- das Aufdecken prominenter Fälle einer inoffiziellen Zu- stalten. Wesentliche Bedeutung kommt hier der Zusam- sammenarbeit mit dem Staatssicherheitsdienst oder Ge- menarbeit zwischen der Bundesstiftung zur Aufarbeitung rüchte über ein vermeintlich absehbares Ende der Be- der SED-Diktatur, der Bundeszentrale für politische Bil- hörde mögen dabei eine Rolle spielen. Auch die dung und der BStU zu, die sich seit Jahren bewährt hat Jahrestage der Friedlichen Revolution und der Maueröff- und ausgebaut werden soll. nung im Jahr 2009 bewirken offenbar eine verstärkte Nachfrage. Die Gedenkstättenkonzeption nimmt sich auch der drän- genden Frage nach der Zukunft des Hauses 1, des ehema- Aktuelle Anlässe allein können dafür jedoch nicht die ligen Dienstsitzes des Ministers für Staatssicherheit, an. einzige Erklärung sein. Auf Befragen haben einige An diesem bedeutsamen Geschichtsort soll ein Dokumen- Betroffene, die erst jetzt ihren Erstantrag gestellt hatten, tations- und Bildungszentrum zum Thema „Repression in mitgeteilt, sie hätten den langen zeitlichen Abstand der SED-Diktatur“ eingerichtet werden. Eine neue Dauer- gebraucht, um sich jetzt mit der Thematik auseinanderset- ausstellung im Haus 1 wird von der BStU konzipiert und zen zu können. Viel spricht demzufolge dafür, dass das verantwortet werden; der seit Langem hier engagierte große Interesse der Bürgerinnen und Bürger vorläufig an- Verein ASTAK wird in den Prozess einbezogen. Die or- halten wird. ganisatorischen und technischen Voraussetzungen für die Gestaltung des Dokumentationszentrums werden derzeit Auch die Ersuchen im Zusammenhang mit der sogenann- unter Federführung des Beauftragten der Bundesregie- ten Opferrente (siehe auch Kapitel 4.2.1.2), die mit rung für Kultur und Medien (BKM) diskutiert und ge- höchster Priorität bearbeitet werden, haben im Berichts- schaffen. zeitraum eine große Rolle gespielt. Die Nachfrage hierzu hat die Gesamtzahl der Ersuchen im Bereich Rehabilitie- Nachdem die Gedenkstättenkonzeption verabschiedet rung/Wiedergutmachung/Strafverfolgung von 5 625 im Jahr worden ist, ist die Frage der weiteren Entwicklung der 2006 auf 32 208 im Jahr 2008 ansteigen lassen. – 10 –

Zum Teil konnte den erhöhten Anforderungen durch effi- Empathie mit den Opfern und die Würdigung widerstän- zientere Arbeitsorganisation und interne Umverteilung digen Verhaltens. des Arbeitsaufkommens begegnet werden. Auch die Erle- Das MfS war überall gegenwärtig: in Konsumwirtschaft digungsleistung pro Mitarbeiter stieg. Angesichts des sin- und Industrie, Kultur und Sozialleben, Ausbildung und kenden Personalbestandes war eine Verlängerung der Beruf, Schule und Universität, Militär, Jugendfreizeit, Wartezeiten bis zu einer Auskunft oder Akteneinsicht Reisen. Deshalb ist auch die kritische Rezeption des All- dennoch nicht zu verhindern. Waren im Jahr 2005 rechne- tags in der ehemaligen DDR ein wichtiges Thema politi- risch noch 642 Vollzeitbeschäftigte im Auskunftsbereich scher Bildung. Leider wurde die öffentliche Thematisie- der Zentralstelle und der Außenstellen tätig, waren es rung des Alltags in den vergangenen Jahren verdächtigt, 2008 noch 493. einer Verharmlosung der Diktatur Vorschub zu leisten. Zu Auch auf die Archive der BStU wirkte sich die erhöhte Unrecht, denn die Perfidie einer Diktatur zeigt sich auch Nachfrage aus. Insgesamt sind im Berichtszeitraum über in der konkreten Lebens- und Erfahrungswelt und in der 1 Million Karteirecherchen zu Personen bearbeitet wor- alltäglichen Rechtlosigkeit, die die Menschen wehrlos ge- den. Davon betraf ein Großteil Anträge im Zusammen- gen den allgegenwärtigen Zugriff des Staates machte. hang mit der Anerkennung der sogenannten Opferrente. Allein hierfür wurden in den verschiedenen Karteiberei- Gleichwohl oder vielleicht gerade darum stößt die politi- chen rund 80 000 Recherchen durchgeführt, die sich we- sche Bildungsarbeit mancherorts auf deutliche Vorbe- gen der hier geltenden besonderen Anforderungen sehr halte. Zahlreiche ehemalige DDR-Bürgerinnen und -Bür- aufwändig gestalteten. Die Magazinbereiche stellten ins- ger sind sich des Einwirkens von Partei und gesamt 538 000 Akten zur Verfügung, 9 Prozent mehr als Geheimpolizei auf ihren Alltag nicht bewusst. Ihre Erin- im vorangegangenen Berichtszeitraum. nerungen setzen sich aus anderen Momenten zusammen: Das häusliche Glück, das private Zusammensein – daraus Aus eigenen Kräften war diese Häufung von Anträgen speist sich das eigene oder familiär überlieferte Ge- vor allem im Archiv der Zentralstelle sowie in Archiven schichtsbild. einzelner Außenstellen nicht immer zu schaffen. Es wur- den veränderte Arbeitsabläufe, Mehrarbeit und kurzfristig Politische Bildung hat hier die sensible Aufgabe, die auch personelle Unterstützung aus anderen Bereichen der Spannung zwischen Erinnerung und sachlicher histori- Behörde notwendig. scher Analyse produktiv zu nutzen, die künstliche Verein- zelung persönlicher Erfahrung zu öffnen und den men- Die insgesamt hohe Arbeitsbelastung im Archivbereich schenrechtswidrigen Gesamtkontext, in dem das einzelne konnte teilweise aufgefangen werden, da an einigen Stel- Leben stattgefunden hat, herauszuarbeiten. Zu berück- len qualifiziertes Fachpersonal und auch Servicekräfte in sichtigen ist auch die prägende Kraft der Erinnerung der den Kartei- und Magazinbereichen nachbesetzt wurden. Elterngeneration für die Bilder ihrer Kinder. Ein dauerhaftes Problem besteht dagegen in der von Per- Der Kenntnisstand Jugendlicher zur DDR ist zwiespältig: sonalverlusten besonders betroffenen Abteilung Verwen- Einerseits lassen sich deutliche Defizite und Verklärun- dung von Unterlagen (AU), da wegen der vielen kw-Ver- gen feststellen, andererseits begegnen wir einer unver- merke so gut wie keine Stellennachbesetzungen möglich kennbar großen Neugier und Offenheit gegenüber diesem sind. Die angestrebte Wartezeit von einem Jahr bis zu ei- Kapitel deutscher Zeitgeschichte – sowohl in Ost- als ner Akteneinsicht ist deshalb derzeit nicht realisierbar. In auch in Westdeutschland. immer mehr Fällen muss inzwischen wieder mit einer Wartezeit von bis zu zwei Jahren gerechnet werden. Ein zentrales Arbeitsfeld politischer Bildung ist deshalb die Schule. Hierfür entwickelt die BStU seit Jahren Ange- bote zur MfS-Thematik (beispielsweise für den Unter- 1.3 Historisch-politische Bildung richt geeignete Materialsammlungen und CDs oder Hand- Seit 1990 hat sich eine breit gefächerte Aufarbeitungs- reichungen mit methodischen Empfehlungen), sie führt landschaft zur SED-Diktatur herausgebildet. Neben klas- Lehrerfortbildungen und Schülerprojekte durch und ar- sischen Forschungsinstitutionen, Museen und Gedenk- beitet mit Schulbuchverlagen und Kultusministerien zu- stätten machen die bürgerschaftlich organisierten sammen. Aufarbeitungsinitiativen innovative und wirksame Ange- Über den Wissenstransfer hinaus geht es darum, junge bote. Menschen – die erwachsenen Bürgerinnen und Bürger Auch die BStU leistet mit ihren auf das MfS bezogenen von morgen – für die Bedeutung von Demokratie und Bildungsangeboten einen wichtigen Beitrag zur Aufarbei- Rechtsstaatlichkeit zu sensibilisieren und zu vermitteln, tung der SED-Diktatur. Der Staatssicherheitsdienst war dass Freiheit der bürgerschaftlichen Initiative und Teil- die Stütze der SED („Schild und Schwert der Partei“) und habe bedarf. Die MfS-Akten bieten wichtige Anknüp- von größter Bedeutung für den Machtapparat. Die SED- fungspunkte zur Thematisierung dieser Fragen. Sie bele- Diktatur kann ohne die Darstellung ihres Repressionsap- gen, wie wichtig der Schutz und die Wahrnehmung der parates MfS nicht verstanden werden. Umgekehrt ist das Grundrechte sind, und zeigen zugleich, wie vielfältig und MfS ohne seine Regime-Verflechtung nicht zu begreifen. keineswegs erfolglos die Bemühungen waren, sich den Das System der Überwachung, Verfolgung, Ausgrenzung Verführungen der Diktatur zu entziehen oder zu widerset- und Unterdrückung spielt in der historisch-politischen zen. Nicht nur die Akten selbst, sondern auch ihre Über- Bildung der BStU eine wichtige Rolle – ebenso wie die lieferungsgeschichte belegen die Macht zivilgesellschaft- – 11 – lichen Engagements: Die gesetzlich geregelte Öffnung haben sich aus Sicht der Behörde erfüllt (siehe auch Kapi- des ehemaligen Herrschaftswissens ist ein Erfolg der tel 4.3.1). Friedlichen Revolution von 1989, deren 20. Jahrestag im Das veränderte Gesetz ermöglicht es, institutionell ge- laufenden Jahr begangen wird. bundenen Forschern einen umfangreichen Aktenbestand So wichtig die Befähigung durch guten Schulunterricht zur Verfügung zu stellen. Da die zeitraubende Anonymi- ist, letztlich steht die historisch-politische Bildungsarbeit sierung im Vorfeld entfällt, können zugleich die Bearbei- vor einer gesamtgesellschaftlichen Herausforderung. tungszeiten beschleunigt werden. Informationsangebote der BStU wie öffentliche Diskus- Eine weitere Zugangserweiterung war mit der Einfügung sionsveranstaltungen, Filmvorführungen, Publikationen einer Frist in das Gesetz verbunden, nach deren Ablauf und Ausstellungen richten sich an ein breites Publikum die Akten Verstorbener – unabhängig von deren Kategori- und laden zur Auseinandersetzung und Meinungsbildung sierung – für alle Forscher, für die Medien und für die po- ein. Dies gilt sowohl im Osten als auch im Westen litische Bildung zur Verfügung stehen. Auch diese neue Deutschlands. Zwar waren in erster Linie DDR-Bürgerin- Norm wird vielfach in Anspruch genommen. Insbeson- nen und -Bürger von der Allgegenwart des MfS betroffen. dere Projekte, die sich auf die Anfangsjahre der DDR be- Aber der Staatssicherheitsdienst war auch im Westen ziehen, können so besser verwirklicht werden. Da insge- Deutschlands aktiv. Aufarbeitung kann demzufolge nur samt weniger Informationen anonymisiert werden mit Bezug auf die gemeinsame Geschichte wirksam sein. müssen, ist es Nutzern nun auch möglich, umfangreichere Ein erfolgreiches Medium ist die Wanderausstellung der Auswertungen personenbezogener Daten vorzunehmen. BStU, die vor allem für die westdeutschen Regionen kon- Die gute Resonanz auf die Gesetzesänderungen zeigt, zipiert wurde, in denen es kaum Lern- oder Erinnerungs- dass die Unterlagen des Staatsicherheitsdienstes für die orte zur SED-Diktatur gibt. Ende 1996 eröffnete die erste Forschung auch weiterhin unabdingbar sind. Dies gilt Wanderausstellung „Staatssicherheit – Garant der SED- nicht nur für die wissenschaftliche Untersuchung des Diktatur“. Sie war bis Herbst 2008 an 83 Stationen im In- Staatssicherheitsdienstes, sondern der Diktatur insgesamt. und Ausland zu sehen und hatte rund 287 000 Besucher. Deshalb war es sinnvoll, die im StUG festgelegten For- Nach zwölf Jahren bedurfte die Wanderausstellung der schungszwecke vom direkten MfS-Bezug auf die Herr- Ablösung durch ein inhaltlich wie gestalterisch zeitgemä- schaftsmechanismen der DDR und der Sowjetischen Be- ßes neues Ausstellungsangebot. Im Oktober 2008, anläss- satzungszone zu erweitern. lich der Feierlichkeiten zur Deutschen Einheit in Ham- burg, wurde die neue Wanderausstellung mit dem Titel Das ursprünglich für Dezember 2006 vorgesehene Ende „Feind ist, wer anders denkt“ eröffnet. Sie verbindet die der Überprüfungen von Personen auf eine Tätigkeit für Vermittlung historischer Sachdaten zur MfS-Geschichte den Staatssicherheitsdienst löste im Laufe der zweiten mit biografischen Zugängen, die die Auswirkungen der Hälfte des Jahres 2006 eine intensive öffentliche Debatte Tätigkeit des Staatssicherheitsdienstes auf das Leben ein- aus. Im Ergebnis entschied der Gesetzgeber, dass Über- zelner Menschen deutlich nachzeichnen. Über diese ex- prüfungen für einige besonders wichtige Personengrup- emplarischen Lebenswege von Betroffenen wird die Ge- pen und Funktionsträger weitere fünf Jahre ermöglicht schichte aus dem Dunstkreis von Legendenbildung und bzw. neu eröffnet werden. Die Möglichkeit wird von den Verklärung herausgelöst, und es werden wirksame Im- ersuchensberechtigten Stellen in Anspruch genommen pulse gegeben, Mythen wie die vermeintlich „guten“ Sei- (siehe auch Kapitel 4.2.6.9). Insbesondere im Bereich der ten der Diktatur kritisch zu hinterfragen (siehe auch Kapi- Kommunalpolitik lösten belastende Mitteilungen zum tel 6.1.2). Teil heftige Diskussionen aus, zum Beispiel um die MfS- Verstrickung mehrerer Bürgermeister. 1.4 Die 7. Novellierung des StUG in der Dem Wegfall der allgemeinen Überprüfungsmöglichkeit Praxis steht eine Zunahme von Medienanfragen gegenüber. Nicht selten werden dort, wo keine Überprüfungen mehr Als im Achten Tätigkeitsbericht über das Siebte Gesetz möglich sind, MfS-Belastungen durch Presseveröffentli- zur Änderung des Stasi-Unterlagen-Gesetzes berichtet chungen bekannt. In diesen Fällen erfährt der Arbeitgeber wurde, waren die neuen Regelungen gerade wenige Mo- von den Vorwürfen aus der Presse, ohne die Möglichkeit nate in Kraft. So konnten die Normen lediglich vorge- zu haben, die Sachlage durch eine eigene Bewertung des stellt und erste Prognosen abgegeben werden. Inzwischen Einzelfalls zu klären. Er ist dann darauf angewiesen, dass lassen sich Aussagen darüber treffen, wie sich die Novel- die betreffende Person einen Antrag auf persönliche lierung in der Praxis bewährt hat und inwieweit die neuen Akteneinsicht stellt und ihm das Ergebnis zur Kenntnis Regelungen von den Nutzerinnen und Nutzern angenom- gibt. men wurden. Im Rahmen der persönlichen Akteneinsicht hat der Ge- Die Erweiterung der Zugangsrechte für externe Forscher setzgeber eine Erweiterung der Zugangsrechte beschlos- und Medienvertreter stellte bei der Umsetzung der No- sen. Adoptivkinder und -eltern können nunmehr auch zu velle einen Schwerpunkt dar und war mit hohen Erwar- ihren leiblichen Eltern bzw. Kindern Anträge stellen, so- tungen verknüpft. Man versprach sich eine Annäherung weit die im Gesetz definierten Gründe zutreffen. Darüber an die Zugangsrechte BStU-interner Forscher und eine hinaus können auch Angehörige bis zum dritten Grad beschleunigte Antragsbearbeitung. Diese Erwartungen (Onkel, Tanten, Nichten, Neffen) einen Antrag auf Akten- – 12 – einsicht in die Unterlagen vermisster oder verstorbener computergestützten Rekonstruktion eruiert. Basierend auf Verwandter stellen, wenn keine näher verwandten Famili- den sehr ermutigenden Ergebnissen dieser Machbarkeits- enmitglieder mehr leben. Die Zahl potentieller Antrag- studie konnte im Frühjahr 2007 ein Forschungsauftrag an steller, die die Einsicht in Unterlagen naher Angehöriger das Fraunhofer Institut für Produktionsanlagen und Kon- beantragen können, hat sich damit vergrößert, allerdings struktionstechnik (IPK) vergeben werden mit dem Ziel, beschränkt sich die tatsächliche Inanspruchnahme dieser die virtuelle Rekonstruktion zerrissener Stasi-Unterlagen Regelung auf eine sehr begrenzte Zahl von Fällen. im Realsystem zu erproben. Insgesamt 400 Säcke – etwa so viele, wie in den vergangenen zwanzig Jahren per Andere Gesetzesänderungen betreffen die Behörde der Hand aufgearbeitet worden sind – sollen nun innerhalb Bundesbeauftragten. Hierzu gehört die Schaffung eines weniger Jahre rechnerbasiert zusammengesetzt und an- Beratungsgremiums, das die BStU bei der wissenschaftli- schließend archivisch erschlossen werden. Mit Abschluss chen Aufarbeitung der Tätigkeit des MfS und der Kon- dieses Pilotprojekts sollen nicht nur weitere Tausende zeption der Forschungsarbeit berät. Das Gremium hat Unterlagen für die Aufarbeitung zur Verfügung stehen, sich im Januar 2008 konstituiert und in einem beachtli- sondern auch gesicherte Erkenntnisse über Umsetzbar- chen Arbeitspensum wichtige Beratungsarbeit geleistet, keit, Erfolgsquote, Beschleunigungseffekt und Kosten ei- die seitens der Wissenschaftler und der Behördenleitung ner virtuellen Rekonstruktion im Wirkbetrieb vorliegen. als sehr wertvoll angesehen wird und die Akzeptanz der Auf Grundlage dieser Erkenntnisse will der Deutsche wissenschaftlichen Arbeit der BStU stärkt (siehe auch Bundestag über Wege zur möglichst raschen Rekonstruk- Kapitel 5.1). tion und Erschließung der zerrissenen Unterlagen des Darüber hinaus wurde das StUG dem technischen Fort- Staatssicherheitsdienstes entscheiden. schritt angepasst. Modifikationen im Gesetz machen nun Internetveröffentlichungen von ausgewählten Dokumen- Die Wiederherstellung der Unterlagen ist im Prozess der ten möglich. Dies wird vor allem durch die Abteilung Bil- historisch-politischen Aufarbeitung für die tatsachenbezo- dung und Forschung, die Öffentlichkeitsarbeit und die gene Wahrheitsfindung von hohem Wert. Die historisch- Archive der BStU genutzt. politische Aufarbeitung reduziert sich nicht darauf, eine – aus Sicht der Täter möglichst abstrakte – „Behördenge- Bei der Betrachtung der 7. Novellierung des StUG insge- schichte“ des MfS zu schreiben, die sich mit wenigen ex- samt zeigt sich, dass sich die Struktur des Gesetzes und emplarischen Fällen begnügt, um die Tätigkeit des Staats- die Verwendung der Unterlagen anhand einer Kategori- sicherheitsdienstes zu skizzieren. Vielmehr kommt es sierung bewährt haben. Insbesondere hinsichtlich des Ak- nach wie vor darauf an, Quellen bereitzustellen, die das tenzugangs für externe Wissenschaftler hat die Novelle Verstehen der eigenen Biografie und die individuelle Ver- große Fortschritte mit sich gebracht. Das vom allgemei- arbeitung der SED-Diktatur ermöglichen. Dass hieran In- nen Archivrecht abweichende Stasi-Unterlagen-Gesetz teresse besteht, zeigt die unvermindert hohe Zahl an An- ermöglicht trotz der sehr strengen datenschutzrechtlichen trägen auf persönliche Akteneinsicht. Vor allem die Opfer Erfordernisse mit fortschreitendem Zeitablauf Zugangser- von Repression durch den Staatssicherheitsdienst – und leichterungen und trägt so den gesellschaftlichen Verän- hier verstärkt die Opfer der sogenannten Zersetzung, bei derungen Rechnung. der das MfS Menschen beruflich und privat systematisch zermürbte – sind darauf angewiesen, das oftmals „unsicht- 1.5 Pilotverfahren zur virtuellen Rekonstruk- bar“ an ihnen verübte Unrecht dokumentieren zu können. tion zerrissener Unterlagen Das zerrissene Schriftgut stellt kein eigenes, in sich abge- Noch immer lagern etwa 15 500 Behältnisse (zumeist schlossenes Überlieferungssegment neben den bereits zu- Säcke) in den Magazinen, die Hunderttausende unbe- gänglichen, (material)intakten Quellen dar. Vielmehr sind kannter Schriftstücke enthalten, deren Beseitigung sich die zerrissenen Unterlagen integraler Bestandteil der Ge- der Staatssicherheitsdienst Ende 1989 eilig zum Ziel samtüberlieferung des MfS. Die Schäden, die der Staats- gesetzt hatte. Mittlerweile sind mehrere Tausend Schrift- sicherheitsdienst durch das Zerreißen von Dokumenten stücke, Vorgänge und Aktenteile manuell rekonstruiert hinterlassen hat, reichen hinab bis auf die Ebene der Bin- worden, die für die historisch-politische Aufarbeitung nenstruktur einzelner Akten, die Ende 1989 von MfS- verwendet werden können. So beachtlich dieses Resultat Mitarbeitern oftmals noch gezielt „gesäubert“ wurden. ist, so klar ist auch, dass damit bisher nur ein kleiner Teil der 1989 von der Bürgerbewegung geretteten Unterlagen Daher darf nicht übersehen werden, dass sich durch die – aus etwa knapp 400 von zunächst ungefähr 16 000 Be- Rekonstruktion neben dem Zugewinn an Akten auch die hältnissen mit zerrissenem Material – wieder lesbar und Informationsqualität bereits vorhandener Unterlagen ver- zugänglich ist. Allein im Archiv der Zentralstelle der ändert. Eine Akte, aus der wesentliche Teile entfernt wur- BStU befinden sich heute noch mehr als 8 000 Deckel den, liest sich anders, und die darin enthaltenen Informa- von MfS-Vorgängen, deren Inhalt vollständig fehlt. tionen bekommen einen anderen Wert, wenn später noch wichtige Teile mit bisher unbekannten Informationen zu- Neben Möglichkeiten, das bereits seit vielen Jahren be- gänglich werden. Auch verteilen sich die zerrissenen Un- stehende manuelle Rekonstruktionsverfahren zu optimie- terlagen unterschiedlich auf die Gesamtüberlieferung. So ren, werden daher Wege zur technischen Unterstützung gibt es Bereiche, in denen das zerrissene Schriftgut einen und Beschleunigung der Rekonstruktion gesucht. Unter Großteil, mitunter sogar den Mehrteil der erhaltenen Laborbedingungen wurde bereits die Machbarkeit einer Überlieferung verkörpert. Das gilt etwa für die Hauptver- – 13 – waltung Aufklärung und die ihr nachgeordnete Linie XV (Georg Herbstritt, Bundesbürger im Dienste der DDR- der MfS-Bezirksverwaltungen. Dort wurden 1990 bei- Spionage, Göttingen 2007). Zunächst bestreiten die Klä- nahe alle Akten vernichtet. Für diesen Bereich sind des- ger, wissentlich und willentlich für den Staatssicherheits- halb die zerrissenen Unterlagen, die noch erhalten sind, dienst tätig gewesen zu sein. Darüber hinaus machen sie von ganz besonderem Wert. Ein Verzicht auf die Rekon- geltend, dass sie, selbst wenn sie inoffizielle Mitarbeiter struktion dieser Unterlagen würde bestehende Überliefe- gewesen seien, es nicht hinnehmen müssten, in dem Buch rungsasymmetrien weiter vertiefen und auf Dauer zemen- namentlich genannt zu werden. tieren. Diese Entwicklungen geben Anlass, einige grundsätzli- Die moderne Geschichtswissenschaft unterscheidet histo- che Erwägungen des Gesetzgebers in Erinnerung zu ru- rische Quellen danach, ob diese in der bewussten Absicht fen. Denn das Stasi-Unterlagen-Gesetz (StUG) sieht entstanden, der Nachwelt etwas mitzuteilen (Tradition), durchaus die schwierige Kollision zwischen dem Aufar- oder zufällig und somit unabsichtlich erhalten geblieben beitungsinteresse der Allgemeinheit und den Persönlich- sind (Überreste). Verfolgen „Traditionsquellen“ gegen- keitsrechten Einzelner bei der Veröffentlichung von über der Nachwelt das bewusste Ziel einer Mitteilung, Informationen aus Stasi-Unterlagen und trifft entspre- Belehrung oder Manipulation, so richten sich „Überrest- chende Vorkehrungen für eine Abwägung im Einzelfall. quellen“ nicht an die Nachwelt und bieten daher ein in dieser Hinsicht nicht-intendiertes Bild. Die Nutzung sol- Bei der Erfüllung ihrer verschiedenen Aufgaben hat die cher Quellen, die ohne eine Überlieferungsabsicht des BStU stets den Ausgleich zwischen den Persönlichkeits- „Quellenproduzenten“ erhalten sind, ist für die histori- rechten der in den Unterlagen genannten Personen und sche Forschung stets von besonderem Wert. Die Rekons- dem Informationsinteresse der Öffentlichkeit zu wahren. truktion der zerrissenen Stasi-Dokumente eröffnet sogar Der Gesetzgeber hat hierfür im StUG entscheidende die außerordentlich seltene Chance, Quellen nutzen zu Grundwertungen getroffen. Das StUG will eine zeitnahe können, die nach dem Willen ihrer Produzenten nicht hät- Aufarbeitung ermöglichen, die nicht im Anonymen blei- ten überliefert werden sollen. ben und die Betroffenen vor weiteren Persönlichkeits- rechtsverletzungen bewahren soll. Das Gesetz unterstellt Dieser historische Glücksfall stellt die BStU vor eine ge- daher Daten mit Bezug zu Personen, zu denen der Staats- waltige Aufgabe, für die es keine Musterlösung gibt und sicherheitsdienst zielgerichtet Informationen gesammelt für die es weiterhin der besonderen Unterstützung durch hat, einem absoluten Schutz. Informationen zu diesen die demokratische Gesellschaft bedarf. Es gilt, jene Über- Personen dürfen nur mit deren Einwilligung zur Verfü- lieferungssegmente zu durchklären und transparent zu gung gestellt oder veröffentlicht werden. Dagegen sind machen, die vom Staatssicherheitsdienst in seiner End- Daten über Personen, die sich dazu bereit erklärt haben, phase noch gezielt verdunkelt worden sind. Der Einsatz Informationen an das MfS zu liefern und damit Mitarbei- geeigneter technischer Verfahren soll helfen, diese Auf- ter im Sinne des Gesetzes sind, weniger schutzwürdig; gabe so rasch und kostengünstig wie möglich umzuset- dasselbe gilt für frühere hauptamtliche MfS-Mitarbeiter. zen. Zwar erfordert der Umgang mit personenbezogenen In- formationen auch für Daten von Mitarbeitern des MfS 1.6 Rechtsstreitigkeiten um die Nennung stets eine Abwägung im Einzelfall. Diese ist aber im von Namen ehemaliger Mitarbeiter Lichte der gesetzlichen Grundwertung zu sehen, die das des MfS Maß der Schutzwürdigkeit daran knüpft, ob jemand Mit- arbeiter oder „Betroffener“ dieser Mitarbeit war. Das Ge- Immer wieder, und in jüngerer Vergangenheit verstärkt, setz statuiert damit ein Regel-Ausnahme-Verhältnis. Da- wird die Frage diskutiert, unter welchen Voraussetzungen ten von Mitarbeitern sind, soweit sie deren Tätigkeit für und in welcher Form Namen und andere personenbezo- das MfS betreffen, in der Regel nicht schutzwürdig. gene Informationen zu ehemaligen Mitarbeitern des MfS veröffentlicht werden dürfen. Aus Perspektive der BStU sind auf der Grundlage dieser Früher ging es vor allem darum, dass Personen eine be- gesetzlichen Wertung zwei Abwägungsprozesse zu unter- hauptete Tätigkeit als inoffizielle Mitarbeiter des MfS scheiden: Zum einen erfordert bereits die Herausgabe von (IM) bestritten und sich gegen diese Behauptung gericht- personenbezogenen Informationen zu Mitarbeitern des lich zur Wehr setzten. Inzwischen häufen sich Fälle, bei MfS an Antragsteller eine Abwägung (§ 32 Absatz 1 Satz 3 denen ehemalige Mitarbeiter ihre Tätigkeit für das MfS StUG), denn jede Herausgabe von personenbezogenen In- gar nicht bestreiten, aber die öffentliche Nennung ihrer formationen ist ein Eingriff in das Persönlichkeitsrecht. Namen auf dem Klageweg zu verhindern suchen. Bei- Allerdings erhebt die Behörde – wenn sie Unterlagen zur spielhaft seien hier das Verfahren gegen eine Namensnen- Verfügung stellt – bei der Entscheidung, ob es sich in ei- nung im Rahmen der Ausstellung „Christliches Handeln ner Unterlage um Informationen zu einem Mitarbeiter des in der DDR“ oder die Anrufung des Datenschutzbeauf- Staatssicherheitsdienstes handelt, in keiner Weise den tragten im Falle einer Ausstellung im „Roten Ochsen“ in Anspruch, eine Aussage über tatsächliche Verhältnisse zu Halle erwähnt. machen. Sie trifft vielmehr eine Wertung ausschließlich aufgrund der Aktenlage. Dies bedeutet, dass die MfS-Un- Auch die BStU ist indirekt von einem Rechtsstreit betrof- terlagen im Rahmen dieser Wertung den Schluss zulassen fen, in dem über die Zulässigkeit von Klarnamen in einer müssen, die Person habe sich bereit erklärt, Informatio- ihrer wissenschaftlichen Publikationen zu entscheiden ist nen an das MfS zu liefern. Für diese Wertung greift die – 14 –

BStU ausschließlich auf das ihr zur Verfügung stehende Bei der Veröffentlichung von personenbezogenen Daten Aktenmaterial zurück. Mehr kann und soll sie im Rahmen muss die BStU ebenso wie die sonstigen Verwender eine der Herausgabeentscheidung nicht leisten. So ist es nicht Abwägung im Einzelfall vornehmen. ihre Aufgabe, zum Beispiel durch externe Beweiserhe- bungen den Wahrheitsgehalt zu prüfen. Im Rahmen ihrer Zunächst ist in diesem Zusammenhang zu unterscheiden, besonderen Archivfunktion hat sie lediglich dafür Sorge ob in der Veröffentlichung eines Namens die Behauptung zu tragen, dass die Unterlagen nach den gesetzlichen Re- liegt, die betreffende Person sei tatsächlich IM gewesen, geln der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. In- oder ob lediglich ein Verdacht geäußert wird. Für die zu- dem die Bundesbeauftragte Materialien zur Verfügung lässige Verdachtsberichterstattung hat die Rechtspre- stellt, wertet sie Unterlagen, trifft aber keine Aussage chung bestimmte Voraussetzungen entwickelt, die der über die darin genannten Personen. Die abschließende Äußernde beachten muss. Bewertung des Materials unter Berücksichtigung weiterer Wichtig ist des Weiteren die Unterscheidung zwischen Erkenntnisquellen obliegt den Antragstellern, die die von Tatsachenbehauptungen und Meinungsäußerungen. Die der BStU herausgegebenen Informationen in ihren Publi- verfassungsrechtlich garantierte Meinungsfreiheit ge- kationen verarbeiten. währleistet, dass Meinungsäußerungen grundsätzlich nur dann unzulässig sind, wenn sie die Grenze zur „Schmäh- Bei der Herausgabe hat die BStU zu prüfen, ob die Doku- kritik“ überschreiten. Die in der Öffentlichkeit vornehm- mente als Unterlagen zu einem Mitarbeiter im Sinne des lich diskutierten Fälle haben aber Tatsachenbehauptungen Gesetzes einzustufen sind (ausgenommen sind Tätigkei- zum Gegenstand. Wahre Tatsachenbehauptungen sind in ten für das MfS vor dem 18. Lebensjahr). Entsprechend der Regel hinzunehmen. Aus dem Recht auf informatio- dem gesetzlichen Abwägungsprozess hat sie auch hier zu nelle Selbstbestimmung lässt sich kein Anspruch ablei- berücksichtigen, ob im Einzelfall von einer Herausgabe ten, nur so in der Öffentlichkeit dargestellt zu werden, der Informationen ausnahmsweise abzusehen ist. Hierun- wie es dem Betreffenden genehm ist. Dies gilt allerdings ter fallen insbesondere Informationen aus dem Bereich dann nicht, wenn die Folgen der Darstellung für die Per- der Privat- bzw. Intimsphäre. sönlichkeitsentfaltung so schwerwiegend sind, dass das Zum anderen geht es um die Frage, unter welchen Bedin- Schutzinteresse das Aufarbeitungsinteresse überwiegt. gungen die Informationen veröffentlicht werden dürfen. In den Fällen, die die Gerichte und die Öffentlichkeit Hier ist ein zweiter Abwägungsprozess erforderlich, für jüngst vermehrt beschäftigt haben, wird die Behauptung, den der Verwender der Unterlagen die Verantwortung jemand sei für das MfS tätig gewesen, in der Regel nicht trägt. Dies trifft auch für die BStU zu, wenn sie selbst bestritten. Dann aber hängt die Zulässigkeit einer Äuße- zum Beispiel im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Tätig- rung nicht davon ab, ob die Tatsache richtig oder falsch keit die Öffentlichkeit informiert (§ 37 Absatz 5, § 32 Ab- ist oder die Kriterien der Verdachtsberichterstattung ein- satz 3 StUG). Die Veröffentlichung personenbezogener gehalten sind, sondern entscheidend wird der angemes- Daten ist ein stärkerer Eingriff in das Persönlichkeitsrecht sene Ausgleich zwischen den widerstreitenden Grund- als das bloße Verfügbarmachen dieser Informationen, rechten auf informationelle Selbstbestimmung auf der denn auch der Verbreitungsgrad ist ein Kriterium für die einen und auf Freiheit der Meinung bzw. der Wissen- Intensität des Eingriffs. Aus diesem Grund muss die Ab- schaft auf der anderen Seite. Für diesen Abwägungspro- wägung vor der Veröffentlichung zwar ähnliche Kriterien zess hat die Rechtsprechung unterschiedliche Kriterien berücksichtigen wie vor der Herausgabe, aber deren Ge- entwickelt. Allgemein soll sich das Persönlichkeitsrecht wichtung folgt hier anderen Maßstäben, sodass die He- gegen wahre Tatsachenbehauptungen dann durchsetzen, rausgabe einer personenbezogenen Information für sich wenn sich die Information auf die Intim-, Privat- oder noch nicht den Schluss auf die Zulässigkeit der Veröffent- Vertraulichkeitssphäre bezieht oder aber, wenn es zu einer lichung zulässt. „Prangerwirkung“, „sozialer Ausgrenzung“ oder „Stig- matisierung“ kommt. Die Frage bleibt damit, welche nun die in § 32 Absatz 3 StUG genannten überwiegenden schutzwürdigen Belange Diese allgemeinen Kriterien sollten jedoch ihrerseits im sind, die einer Veröffentlichung entgegenstehen können. Lichte der Grundwertungen des Stasi-Unterlagen-Geset- zes betrachtet werden. Das Bundesverfassungsgericht hat Ob jemand unter Berufung auf das „Recht auf Anonymi- in seiner Entscheidung aus dem Jahr 2000 zu den IM-Lis- tät“ verlangen kann, in einer Publikation oder Ausstel- ten des Neuen Forums (BVerfG 1 BvR 1582/94) unmiss- lung nicht genannt zu werden, hängt von unterschied- verständlich zum Ausdruck gebracht: „die systematische lichsten Kriterien ab. Weder ist die namentliche Nennung und umfassende Ausforschung der eigenen Bevölkerung von Mitarbeitern des MfS stets zulässig, noch ist sie mit geheimdienstlichen Mitteln war ein besonders absto- schon deshalb unzulässig, weil der Betreffende nicht ge- ßendes Herrschaftsinstrument“. Schon daraus ergäbe sich nannt werden will. Das Recht auf Anonymität wird hier „ein gewichtiges Aufklärungs- und Aufarbeitungsinte- begrenzt durch das Aufarbeitungsinteresse der Öffent- resse“. lichkeit. Um die Aufarbeitung zu gewährleisten, ist die BStU nicht nur berechtigt, sondern auch verpflichtet, per- Dieses gewichtige Aufarbeitungsinteresse ist im StUG in sonenbezogene Daten zu ehemaligen MfS-Mitarbeitern einen schonenden Ausgleich mit den Persönlichkeitsrech- anderen zur Verfügung zu stellen und selbst gegebenen- ten Einzelner gebracht worden. Dieser Ausgleich kann falls für die Information der Öffentlichkeit zu verwenden. die Anonymität der Mitarbeiter – sofern die Veröffentli- – 15 – chung zum Zwecke der Aufarbeitung erfolgt – aber ent- lieferung der kommunistischen Geheimpolizeien heraus- sprechend den oben genannten Grundsätzen nur in beson- gebildet. deren Einzelfällen gewährleisten. Denn der Gesetzgeber hat in § 32 Absatz 3 StUG ehemaligen Mitarbeitern nicht Vor diesem Hintergrund war es folgerichtig, dass Vertre- zuletzt deshalb keinen grundsätzlichen Anonymitäts- ter der staatlichen Institutionen aus Polen, Tschechien, schutz zugestanden, damit in der Aufarbeitung der Tätig- der Slowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien am keit des Staatssicherheitsdienstes Verantwortlichkeiten 16. Dezember 2008 auf Initiative der BStU im Europäi- konkret zugeordnet bzw. Verdächtigungen vermieden schen Haus in Berlin zusammenkamen und das „Euro- werden können. Die Tatsache der Mitarbeit selbst ist im päische Netzwerk der für die Geheimpolizeiakten zustän- Lichte der Rechtslage keinesfalls schutzbedürftig. digen Behörden“ gründeten (siehe Anhang 6). Der Zusammenschluss hat das Ziel, sich gegenseitig in der Die Veröffentlichungspraxis der Behörde orientiert sich Aufarbeitungspraxis zu unterstützen; gemeinsame Basis vor diesem Hintergrund insbesondere an solchen Krite- des Netzwerks sind die Prinzipien des rechtsstaatlich ge- rien wie der Bedeutung der zu nennenden Person, die ihr regelten Zugangs zu den Akten, der unabhängigen wis- zum einen als Mitarbeiter zukam und die sie zum anderen senschaftlichen Forschung und einer breiten Aufklärung im konkreten Kontext der Darstellung erfüllt. Allerdings über die Geheimpolizeien der Diktaturen. Darüber hinaus ist die Anforderung an die Bedeutung der Person im Rah- soll durch die Bündelung dem Ziel einer gemeinsamen men wissenschaftlicher Veröffentlichungen nicht in der Erinnerung auf europäischer Ebene mehr Gewicht gege- Form zu überspannen, dass die namentliche Nennung un- ben werden. bedingt erforderlich sein müsste. Aus der Gesetzgebungs- geschichte des StUG wird deutlich, dass der Gesetzgeber Seitens der anderen Mitglieder ist der BStU innerhalb des gerade davon abgesehen hat, die aus dem allgemeinen Netzwerkes für das Jahr 2009 die Federführung angetra- Datenschutzrecht bekannte „Unerlässlichkeit“ der Daten- gen worden; diese Funktion wechselt jährlich. In einem nutzung für die Forschung zu übernehmen. Auch die ersten Schritt wird zunächst eine vergleichende Übersicht Form der Darstellung ist für die Zulässigkeit der Namens- zu den Möglichkeiten des Aktenzugangs, zu den Rechts- nennung relevant. Solange Art und Weise der Darstellung grundlagen sowie zur Struktur und den Aufgaben der je- nicht dazu geeignet sind, die genannte Person in der Öf- weiligen Institutionen in den Mitgliedsländern erstellt fentlichkeit an der „Basis ihres Persönlichkeitsrechts“ zu werden. treffen, dürfte die Verletzung überwiegender schutzwür- Ein wiedervereintes, freies Europa ist ohne ein Bewusst- diger Belange nicht zu befürchten sein. Zu historischer sein seiner vielfältigen und widersprüchlichen Geschichte Forschung gehört es, inhaltliche, strukturelle und perso- nicht denkbar. Die Geschichte der ehemals kommunis- nelle Zusammenhänge wissenschaftlich darzustellen. tisch beherrschten Länder nimmt darin einen wichtigen Eine namenlose Geschichtsschreibung könnte diesem Platz ein – als eine der beiden zentralen Diktaturerfahrun- Grundanliegen nicht gerecht werden, denn zwei wesentli- gen Europas. Das europäische Gedächtnis muss diese Er- che wissenschaftliche Kriterien wären dann stark beein- fahrungen und Erinnerungen einschließen – nicht nur, trächtigt: die Nachprüfbarkeit und die Verwertbarkeit der weil Europa den Bürgerinnen und Bürgern dieser Länder Ergebnisse für die weitere Forschung. Respekt und Anerkennung schuldet, sondern um aller Eu- ropäer willen. Ein geeintes Europa kann diese Erinne- 1.7 Internationale Bezüge der Tätigkeit rungswelten nicht abspalten. Die Osterweiterung der EU der BStU braucht die Westerweiterung der Erinnerung. Im Berichtszeitraum hat die internationale Arbeit der Für die Entwicklung einer europäischen Identität sind die BStU wesentlich an Bedeutung gewonnen. Dies ist zu- Aneignung europäischer Geschichte und eine allmählich nächst ablesbar an der Vielzahl der Kontakte und Ko- entstehende gemeinsame Geschichtskultur unerlässlich. operationen mit Partnern vorwiegend in Mittel- und Ost- Für die Europäische Union in ihrer heutigen Gestalt ist europa, aber auch aus anderen europäischen Regionen eine solche gemeinsame Geschichts- und Erinnerungskul- sowie Lateinamerika und Asien (siehe dazu ausführlich tur zwar erst im Entstehen, aber erste Schritte sind getan: Kapitel 7). So veranstaltete die EU-Kommission am 8. April 2008 in Die verschiedenen Institute, Organisationen und Vereine Brüssel eine öffentliche Anhörung unter dem Titel „Ver- erwarten in der Regel von einem Austausch mit der BStU brechen durch totalitäre Regime“; zu den eingeladenen Impulse und konkrete Hilfestellungen für ihre Anstren- Experten zählte auch die Bundesbeauftragte mit einem gungen, das Wirken ehemaliger Geheimpolizeien ihrer Vortrag zu den Erfahrungen bei der Aufarbeitung der Staaten aufzuarbeiten. In zunehmend mehr Staaten for- SED-Diktatur. mieren sich zivilgesellschaftliche und politische Kräfte für dieses Ziel. Die BStU ist hierbei nicht nur Vorbild, sie Ziel einer von der Fraktion „DIE GRÜNEN“ im Europa- ist auch Referenz in innenpolitischen Debatten gegenüber parlament initiierten Konferenz am 18. September 2008 denjenigen, die die Geschichte verdrängen und persönli- in Brüssel war es, die Erfahrungen bei der Aufarbeitung che Verantwortung negieren wollen. Mit Partnerbehörden in Deutschland, Tschechien und Bulgarien zu verglei- aus einzelnen mittel- und osteuropäischen Staaten hat chen, sich über Erfolge und Probleme auszutauschen und sich zudem in den letzten Jahren ein nutzbringender Dia- vor allem der neuen bulgarischen Kommission zur Öff- log zu speziellen Fachfragen des Umgangs mit der Über- nung der Geheimdienstakten Unterstützung zu geben. – 16 –

Auch an dieser Veranstaltung nahm ein Vertreter der Be- Zum 1. Januar 2009 wurde, wie bereits seit Längerem ge- hörde teil. plant, die Außenstelle Potsdam geschlossen. Die Be- stände des regionalen Archivs sind in die Zentralstelle Zu nennen ist außerdem ein Hearing auf Einladung der umgelagert worden, die Beschäftigten wurden nach Ber- tschechischen Regierung im Rahmen ihrer Ratspräsident- lin versetzt. Gründe für die Schließung der Außenstelle schaft am 18. März 2009 im Europaparlament in Brüssel waren vor allem die mittelfristig vorgesehene Verringe- zum Thema „Europäisches Gewissen und Verbrechen des rung der Anzahl der Außenstellen und die zu erwartenden totalitären Kommunismus: 20 Jahre danach“, an dem der Kosteneinsparungen. Direktor der BStU teilgenommen hat. Durch die räumliche Nähe zur Zentralstelle wird sich die Inzwischen hat sich erstmals auch das Europäische Parla- Schließung der Außenstelle nur in geringem Maße auf die ment mit einer Entschließung vom 2. April 2009 „Zum regionale Arbeit der BStU auswirken. Gleichzeitig ist die Gewissen Europas und zum Totalitarismus“ dieses The- Verlagerung des Dienstortes von Potsdam nach Berlin mas angenommen. aufgrund der geringen Distanz und der guten Verkehrsan- bindung für die Beschäftigten zumutbar. 2 Die Behörde der BStU Die bisherigen Fach- und Verwaltungsaufgaben der Au- 2.1 Organisationsstruktur ßenstelle Potsdam werden jetzt von den zuständigen Or- ganisationseinheiten der Zentralstelle wahrgenommen, ei- Die Behörde der Bundesbeauftragten für die Unterlagen nige Aufgaben im Bereich der politischen Bildung und des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR hat Öffentlichkeitsarbeit übernimmt die Außenstelle Frank- eine Zentralstelle in Berlin und Außenstellen in den Län- furt (Oder). Eine Bürgerberatung bietet die BStU in Pots- dern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, dam in regelmäßigen Abständen weiterhin an. Sachsen-Anhalt und Thüringen (siehe Anhänge 1 und 2). Damit ist die Behörde in allen neuen Bundesländern prä- sent und kann ihre Aufgaben bürgernah wahrnehmen. 2.2 Beirat Durch die zentrale Verwaltung ist gewährleistet, dass die Gemäß § 39 StUG begleitet der Beirat die inhaltliche Ar- Erfüllung der im Stasi-Unterlagen-Gesetz festgelegten beit der Bundesbeauftragten in beratender Funktion. Die Aufgaben nach einheitlichen Grundsätzen erfolgt. Bundesbeauftragte unterrichtet den Beirat über grund- Die Zentralstelle der Behörde verfügt in Berlin über drei sätzliche und andere wichtige Angelegenheiten und erör- Standorte: Das Archiv befindet sich in der Magdalenen- tert sie mit ihm. Dem Beirat gehören acht Mitglieder an, straße in Berlin-Lichtenberg, dort, wo ehemals das Minis- die vom Deutschen Bundestag gewählt werden, sowie terium für Staatssicherheit der DDR seinen Hauptsitz neun Mitglieder, die von den jeweiligen Landtagen in den hatte. Die Abteilungen Verwendung von Unterlagen neuen Bundesländern gewählt werden (siehe Anhang 4). (AU), Bildung und Forschung (BF), die zentrale Verwal- Damit werden in Anbetracht der fachlichen Unabhängig- tung (ZV) und die Behördenleitung haben ihren Sitz seit keit der Bundesbeauftragten eine zusätzliche Begleitung Beginn des Jahres 2008 in der Karl-Liebknecht-Straße in ihrer Tätigkeit ermöglicht und die besonderen Interessen Berlin-Mitte (siehe auch Kapitel 2.6). Das Informations- der neuen Bundesländer berücksichtigt. und Dokumentationszentrum der BStU befindet sich in Im Berichtszeitraum fanden sechs Beiratssitzungen statt. der Mauerstraße in Berlin-Mitte (siehe auch Kapitel Ein Schwerpunkt der Beratungen war die Gedenkstätten- 6.1.2). konzeption des Bundes. Insbesondere wurden hier der Seit der Aufbauphase der Behörde wird die Organisa- Entwurf zur Fortschreibung, die Stellungnahme der BStU tionsstruktur stetig den sich verändernden Anforderungen dazu und schließlich die von der Bundesregierung am angepasst. Im Jahr 2008 musste aufgrund des weiteren 18. Juni 2008 beschlossene Fortschreibung der Konzep- Personalrückgangs die Anzahl der Referate in der Abtei- tion erörtert (siehe auch Kapitel 1.1 und Anhang 5). Auf lung AU von zehn auf sieben verringert werden. Gleich- einen in der Sitzung vom 16. Oktober 2008 gefassten Be- zeitig wurde zur Straffung der Struktur die Anzahl der schluss hin ersuchte der Vorsitzende des Beirats den Sachgebiete in allen Referaten für Auskünfte und Ersu- Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages, bereits chen von vier auf fünf erhöht. bei der Haushaltsplanung 2009 finanzielle Mittel für die notwendige Sanierung von Haus 1, der Zentrale des ehe- Im Rahmen der Neuausrichtung der IT-Prozesse bei der maligen Ministeriums für Staatssicherheit in Berlin-Lich- BStU (siehe auch Kapitel 2.5) ist im Dezember 2007 ein tenberg, zu berücksichtigen. Projektleitungsbüro mit einem IT-Architekturbüro bei der Ein weiterer Themenschwerpunkt war die Erörterung des Behördenleitung als Stabsstelle eingerichtet worden. Auf- Pilotprojekts „Virtuelle Rekonstruktion vorvernichteter gaben des Projektleitungsbüros sind unter anderem die (zerrissener) Unterlagen“ und aller damit im Zusammen- Projektorganisation sowie die Leitungs- und Berichtsver- hang stehenden Problemstellungen (siehe auch Kapitel antwortung für IT-Großprojekte bei der BStU gegenüber 3.3.2). Am 26. Mai 2008 informierten sich Mitglieder des der Behördenleitung und einem Lenkungsausschuss. Auf- Beirats auf Einladung der BStU beim Fraunhofer IPK in gaben des Architekturbüros sind zum Beispiel die Festle- Berlin über den aktuellen Stand des Projekts. gung der Anwendungsarchitektur für IT-Fachanwendun- gen sowie die Bewertung von Fachanforderungen und Des Weiteren wurden die Beiratsmitglieder über einige deren Abstimmung mit den Fachbereichen. aktuelle Rechtsstreitigkeiten und laufende Verfahren bei – 17 – der BStU informiert. Auch der Vergleich zwischen der Nachdem der Abschluss von Altersteilzeitverträgen im Aufgaben- und der Personalentwicklung bei der BStU, Jahr 2006 sowohl für Tarifbeschäftigte als auch für Be- hier insbesondere im Auskunftsbereich, war Thema einer amtinnen und Beamte auf das Teilzeitmodell beschränkt Sitzung. Der Beirat informierte sich darüber hinaus über wurde, ging die Anzahl der Neuabschlüsse drastisch zu- die bisherige Tätigkeit des neu eingerichteten wissen- rück, sodass in den vergangenen zwei Jahren insgesamt schaftlichen Beratungsgremiums, das sich im Januar nur noch acht Verträge neu abgeschlossen wurden. 2008 konstituierte. Großen Wert legt die BStU auf die Gleichstellung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Vereinbarkeit 2.3 Personal von Beruf und Familie. Dies zeigt sich insbesondere in Teilzeitmodellen, die den Bedürfnissen individuell ange- 2.3.1 Personalbestand und Personal- passt sind. Von den 187 Beschäftigten, die Teilzeit in An- entwicklung spruch nehmen, sind 170 Frauen. Derzeit sind bei der BStU 1 909 Mitarbeiterinnen und Ein wichtiges Anliegen ist der BStU in diesem Zusam- Mitarbeiter, davon 1 145 in der Zentralstelle und 764 in menhang ein hoher Anteil an weiblichen Führungskräf- den Außenstellen, sowie 110 Auszubildende tätig (zur ten. So sind 55 Prozent aller Sachgebietsleiter- und Refe- Entwicklung des Personalbestandes siehe auch Anhang 3). ratsleiterstellen von Frauen besetzt. Unter Berücksichtigung der im Berichtszeitraum erfolg- Der Anteil schwerbehinderter Mitarbeiterinnen und Mit- ten Neueinstellungen ist ein absoluter Rückgang der Be- arbeiter bei der BStU beträgt derzeit 11,2 Prozent. Die schäftigten um 116 Personen zu verzeichnen, das sind Beschäftigungsquote von schwerbehinderten Menschen etwa 6 Prozent. Insbesondere sind davon die Abteilungen liegt bereits seit Mai 2006 dauerhaft über 10 Prozent und AU (Verwendung von Unterlagen) und ZV (Zentral- und damit deutlich über der Pflichtquote. Verwaltungsaufgaben) mit 82 bzw. 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betroffen. Die BStU nutzt alle ihr zur Verfügung stehenden Mög- lichkeiten, um die Beschäftigungsquote dauerhaft auf ei- Der Altersdurchschnitt der Beschäftigten liegt nunmehr nem Niveau über der Pflichtquote zu halten. So wird bei- bei über 51 Jahren. spielsweise bei der Besetzung freier Arbeitsplätze stets geprüft, ob insbesondere bei den Agenturen für Arbeit als Derzeit gibt es noch 461 Planstellen und Stellen in ver- Arbeit suchend gemeldete schwerbehinderte Menschen schiedenen Besoldungs- und Entgeltgruppen mit soge- bei der BStU beschäftigt werden können. nannten kw-Vermerken (kw: künftig wegfallend), sodass auch in Zukunft die Nachbesetzung freiwerdender Stellen Bereits 2004 wurde eine Vereinbarung geschlossen, die vielfach nicht möglich sein wird. zum Ziel hat, Schwerbehinderte und ihnen gleichgestellte Menschen nachhaltiger in das Arbeitsleben bei der BStU Gemäß § 47 Bundeshaushaltsordnung fallen Planstellen zu integrieren, ihre Arbeitssituation weiter zu verbessern und Stellen einer bestimmten Besoldungs- bzw. Entgelt- sowie schwerbehinderten Jugendlichen eine Berufsaus- gruppe weg, wenn diese frei werden (Planstellen/Stellen bildung bei der BStU zu ermöglichen. Seit 2006 erfolgt mit sogenanntem Sperrvermerk). Daraus resultiert, dass die konsequente Umsetzung des für alle Beschäftigten in diesen Besoldungs- bzw. Entgeltgruppen jede freiwer- geltenden Betrieblichen Eingliederungsmanagements bei dende Planstelle bzw. Stelle nicht nachbesetzt werden der BStU gemäß § 84 Absatz 2 Sozialgesetzbuch IX, um darf. so Arbeitsunfähigkeit zu überwinden, erneuter Arbeitsun- Die Verteilung der kw-Vermerke auf Planstellen und Stel- fähigkeit vorzubeugen und die Arbeitsplätze schwerbe- len richtet sich nach dem Zeitpunkt des Ausscheidens der hinderter Beschäftigter zu erhalten. Beschäftigten, da nur dieses Kriterium für den planmäßi- gen Abbau herangezogen wird. Es wird hierbei nicht nach 2.3.2 Fort- und Weiterbildung Abteilungen oder Außenstellen unterschieden. Angesichts der sich gravierend verändernden personellen Derzeit ist davon auszugehen, dass die kw-Vermerke un- Rahmenbedingungen kommt einer zielgerichteten mittel- ter Berücksichtigung der planmäßigen Personalabgänge und langfristigen Personalentwicklung besondere Bedeu- im gehobenen Dienst nicht vor 2015 und im mittleren tung zu. Dienst nicht vor 2020 abgebaut sein werden. Das im zweiten Halbjahr 2006 in Kraft gesetzte Personal- Insgesamt wurden bei der BStU bisher 641 Verträge zur entwicklungskonzept bildet die Grundlage für eine syste- Altersteilzeit abgeschlossen, davon 302 mit derzeit noch matische Personalentwicklung bei der BStU. aktiven Beschäftigten. Im Berichtszeitraum sind 96 Be- Im Mittelpunkt standen im Berichtszeitraum die Füh- schäftigte nach Beendigung ihres Altersteilzeitvertrages rungskräfteentwicklung, die fach- und funktionsbezogene im Block- oder Teilzeitmodell ausgeschieden. Fortbildung, die Entwicklung der sozialen Kompetenzen sowie die berufliche Aufstiegsförderung. Gegenwärtig befinden sich 136 Beschäftigte in der Frei- stellungsphase des Blockmodells. 31 Beschäftigte stehen Die Mitarbeiter-Jahresgespräche haben gezeigt, dass be- wegen des Teilzeitmodells nur mit 50 Prozent ihrer Ar- sonders die Beschäftigten des mittleren und gehobenen beitszeit zur Verfügung. Dienstes Interesse an Angeboten haben, die ihre sozialen – 18 –

Kompetenzen stärken. Daher wurden zielgerichtet Fort- lich unterstützt (Grundseminar „Ausbildende am bildungsveranstaltungen zu den Themen „Kommunika- Arbeitsplatz“ und Aufbauseminar „Umgang mit und Be- tion“, „Umgang mit Konflikten“ und „Berufliche Weiter- urteilung von Auszubildenden“). entwicklung“ durchgeführt. Darüber hinaus fanden zahlreiche fachbezogene Seminare für den mittleren und Aufgrund der geschilderten Sperrvermerke im Personal- gehobenen Dienst statt. Insgesamt haben an den haus- haushalt kann die BStU nur einigen der vielen erfolgreich internen Fortbildungsveranstaltungen 287 Mitarbeiterin- ausgebildeten Jugendlichen eine Anschlussbeschäftigung nen und Mitarbeiter des mittleren und gehobenen Diens- anbieten. Je nach Prüfungsergebnis schließt die Behörde tes teilgenommen. Verträge über Anschlussbeschäftigungen für die Dauer ei- nes Jahres ab. So haben von den 45 Auszubildenden, die Im Zentrum der Fortbildung für Führungskräfte stand die im Jahr 2008 ihre Ausbildung beendeten, 15 eine zeitbe- systematische Fortentwicklung der im September 2005 fristete Anschlussbeschäftigung erhalten. Die Beschäfti- begonnenen Seminarreihe „Führungskompetenzen weiter- gungsmöglichkeiten für ausgelernte Auszubildende entwickeln“. Im Jahr 2007 lag der Schwerpunkt auf dem schwanken jedoch stark von Jahr zu Jahr. Thema „Konfliktmanagement“. Insgesamt rund 70 Füh- rungskräfte besuchten die sechs jeweils zweitägigen Semi- nare. An zwei eintägigen moderierten Erfahrungsaustau- 2.3.4 Betriebliche Gesundheitsförderung schen zum Thema „Schwierige Führungssituationen erfolgreich bewältigen“ nahmen 30 Führungskräfte teil. Im Berichtszeitraum sind, unterstützt durch die Beauf- Mit beiden Veranstaltungsformaten bot sich den Füh- tragte für betriebliche Gesundheitsförderung der BStU rungskräften der BStU die Chance, ihre Rolle als Vorge- und basierend auf einem entsprechenden Leitfaden, die setzte kritisch zu reflektieren und an einer Verbesserung seit 2005 eingeführten Maßnahmen der Betrieblichen Ge- der Kommunikations- und Konfliktkultur in der Behörde sundheitsförderung fortgesetzt worden. Es handelt sich zu arbeiten. beispielsweise um Leistungen wie die zentral organisier- ten Grippeschutzimpfungen, Physiotherapie-Angebote Alle Führungskräfte-Schulungen erfolgen auch im Hin- oder Augen- und andere Untersuchungen durch die Be- blick auf die bevorstehende Einführung des Führungs- triebsärzte, die von der Belegschaft intensiv genutzt wor- kräfte-Feedbacks bei der BStU. Die Einschätzung des den sind. Führungsverhaltens aller Vorgesetzten durch ihre Mitar- beiterinnen und Mitarbeiter wird diesen wichtigen Aufgrund des Umzuges der Zentralstelle in Berlin in eine Bereich transparenter machen und ermöglichen, Unter- neue Liegenschaft nahmen im Berichtszeitraum die Ar- stützungs- und Personalentwicklungsmaßnahmen zielge- beitsplatzüberprüfungen zur Beseitigung von Gefahren- richteter einzusetzen. Das Vorhaben wird im zweiten quellen oder anderen Störfaktoren einen großen Raum Halbjahr 2009 beginnen. ein. Angebote der präventiven Gesundheitsförderung wie Bewegungs- und Entspannungssport (z. B. Yoga und 2.3.3 Ausbildung Rückenschulen), werden im Rahmen der räumlichen Möglichkeiten fortgeführt. Auch der Gesundheitstag Die Anzahl der Auszubildenden bei der BStU hat sich seit 2008 stieß auf reges Interesse der Beschäftigten. 2005 kontinuierlich erhöht. Im Jahr 2007 wurden 37 Ju- gendliche als Auszubildende eingestellt, davon zwölf Trotz intensiver Bemühungen ist der Krankenstand bei Fachangestellte für Bürokommunikation, zwei Fachinfor- der BStU nach wie vor hoch. Die Rahmenbedingungen matiker und 23 Fachangestellte für Medien- und Informa- sind unverändert: Der Altersdurchschnitt von 51 Jahren tionsdienste. Im Jahr 2008 wurden 53 Fachangestellte für liegt weit über dem der Bundesverwaltung mit 43 Jahren. Bürokommunikation und 14 Fachangestellte für Medien- Der Frauenanteil bei der BStU beträgt rund zwei Drittel, und Informationsdienste neu eingestellt, also zusammen während er im Durchschnitt der Bundesverwaltung nur 67 neue Auszubildende. Insgesamt absolvieren gegen- 35 Prozent ausmacht. Dass mit zunehmendem Alter die wärtig 110 junge Menschen ihre Ausbildung bei der Fehlzeiten steigen und Frauen häufiger erkranken als BStU. Männer, ist in statistischen Erhebungen nachgewiesen und kann auch bei der BStU als eine Ursache für den ho- Die Ausbildung zum bzw. zur Fachangestellten für Me- hen Krankenstand angenommen werden. Zudem ist zu dien- und Informationsdienste, Fachrichtung Archiv, wird vermuten, dass sich der weiter vorn dargestellte Perso- in der BStU seit dem 1. September 2007 durchgeführt. nalabbau mit seinen steigenden Anforderungen für die Sowohl die Zentralstelle als auch die Außenstellen verfü- verbleibende Belegschaft ebenfalls auf den Krankenstand gen über entsprechend große Archive. Es bot sich daher auswirkt. Es bleibt notwendig zu prüfen, wie die Arbeits- an, die Berufsausbildung bei der BStU um ein Berufsbild im Archivbereich zu erweitern. Damit sind seit 2007 erst- bedingungen weiterhin so zu gestalten sind, dass sie nicht mals auch alle Außenstellen in die Berufsausbildung ein- zu Zuständen von Überforderung und gesundheitlichen gebunden. Beeinträchtigungen führen. Das Augenmerk ist dabei be- sonders auf die Arbeitsorganisation zu richten, auf einen Die insgesamt 280 Kolleginnen und Kollegen, die als Be- fairen zwischenmenschlichen Umgang miteinander und treuerinnen und Betreuer der Auszubildenden am Ar- auf die Umsetzung der ständig zu evaluierenden Ange- beitsplatz fungieren, wurden durch Fortbildungen zusätz- bote der betrieblichen Gesundheitsförderung. – 19 –

2.4 Haushalt Quellenbezüge im Archiv fanden dabei Berücksichti- gung. In den Aufbaujahren gab es keine für die Belange Im Haushaltsjahr 2007 lagen die Gesamtausgaben der der BStU geeigneten Softwarelösungen, sodass nahezu BStU bei 88 638 000 Euro. Sie setzen sich zusammen aus alle IT-Fachanwendungen durch eigene Programmierung 71 564 000 Euro Personalausgaben (80,7 Prozent der Ge- oder mit Unterstützung realisiert wurden. Die heutige Be- samtausgaben), 13 304 000 Euro sächlichen Verwal- nutzungsoberfläche spiegelt den Zeitpunkt der program- tungsausgaben (15,0 Prozent) sowie 3 770 000 Euro Aus- miertechnischen Umsetzungen wider. Insbesondere für gaben für Investitionen (4,3 Prozent). Recherchen können die funktional ausgelegten Bild- Im Haushaltsjahr 2008 betrugen die Gesamtausgaben schirmmasken den heutigen Anforderungen einer ergono- 99 462 000 Euro, dabei lagen die Personalausgaben bei mischen Benutzerführung kaum standhalten. Die beste- 78 193 000 Euro (78,6 Prozent), die sächlichen Verwal- hende IT-Anwendungslandschaft ist funktional, nicht tungsausgaben bei 18 552 000 Euro (18,7 Prozent) und prozessorientiert ausgerichtet. Recherchen in den vielfäl- die Ausgaben für Investitionen bei 2 717 000 Euro (2,7 Pro- tigen elektronischen Datenbanken der BStU müssen zent). Die erhöhten Personalausgaben beruhen auf der all- teilweise in sich wiederholenden Schritten über die ver- gemeinen Vergütungs- und Besoldungserhöhung im Jahre schiedenen Datenbanken hinweg durchgeführt werden. 2008 sowie auf der vollständigen Anpassung der Vergü- Die logische und thematische Verknüpfung zwischen Re- tung bzw. Besoldung an die Tabellenwerte West. Die Stei- chercheergebnissen unterschiedlicher Datenbanken muss gerung bei den sächlichen Verwaltungsausgaben ist im durch den Fachanwender im jeweiligen Kontext erfolgen. Wesentlichen begründet durch die Übergabe von bundes- eigenen, von der BStU weitergenutzten Liegenschaften Im Ergebnis der Analyse der IT-Fachanwendungsland- an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, die nun- schaft wurde empfohlen, dass eine Weiter- oder Neuent- mehr im Rahmen des einheitlichen Liegenschaftsmanage- wicklung auf Basis der überholten Softwaretechnologien ments von der BStU marktübliche Mieten verlangt. generell nicht mehr erfolgen sollte. Stabile Anwendungen auf alten Technologien sollten insofern lediglich gepflegt Der Haushaltsplan 2009 sieht ein Volumen von und gewartet werden. 90 347 000 Euro vor, darunter 70 990 000 Euro Personal- ausgaben, 16 622 000 Euro sächliche Verwaltungsausga- Die zukünftige IT-Fachanwendungslandschaft im Archiv- ben und 2 735 000 Euro Ausgaben für Investitionen. Auf- bereich der BStU soll durch eine auf Internettechnologien grund des geplanten Verbrauchs von Haushaltsresten aus gestützte Portallösung die verschiedenen Datenbankan- vorherigen Haushaltsjahren wurde der Gesamtansatz im wendungen funktionell zusammenfassen und eine elek- Haushaltsplan 2009 abgesenkt. tronische Ablage für die zunehmende Menge von Digita- lisaten bereitstellen (elektronisches Archiv). 2.5 IT-Analyse Die heute bestehenden Medienbrüche zwischen den IT- Mit dem Ziel der Verbesserung der Projektorganisation Fachanwendungen und teilweise doppelten Datenhaltun- im IT-Bereich wurde von 2007 bis Anfang 2008 bei der gen sollen aufgehoben werden. Insgesamt ist ein Wandel BStU das Projekt IT-Analyse durchgeführt, das unter Be- von einer rein funktionalen zu einer prozessorientierten rücksichtigung aller existierenden und in naher Zukunft IT zu vollziehen. abschätzbaren Fachanforderungen konkrete Empfehlun- Im Hinblick auf die IT-Rahmenprozesse wurde im Ergeb- gen für die zukünftige Ausrichtung der IT erarbeitet hat. nis der Analyse festgestellt: Eine der Kernfragen für das Projekt war, ob die IT-Fach- Die zum Zeitpunkt der Untersuchung existierende IT-Pro- anwendungslandschaft und die IT-Organisation ein- jektorganisation der BStU war auf mehrere Lenkungsaus- schließlich der Abstimmungsprozesse so gestaltet sind, schüsse verteilt, die Projektleiter hatten neben den Pro- dass die zukünftigen Fachanforderungen wirtschaftlich jektaufgaben ihr Tagesgeschäft und andere Aufgaben zu und fristgerecht umgesetzt werden können. Die Bewer- erfüllen. Für große Projekte ergaben sich fast immer Kon- tung dieser Aspekte erfolgte, aufsetzend auf einer strate- flikte zwischen den Fach- und den Projektaufgaben. gischen Planung, für die kommenden fünf bis sieben Jahre. Künftig wird jede IT-Fachanforderung als Projekt (ein- maliges Vorhaben mit zeitlicher Begrenzung) abgebildet. Über Rahmenverträge des Bundesverwaltungsamtes Damit für alle Projekte übergreifend Prioritäten und Ziel- wurde eine externe Beratungsfirma hinzugezogen, um die setzungen einheitlich und außerhalb der Arbeitsebenen Umsetzung des Projekts zu unterstützen. Darüber hinaus abgestimmt werden können, gibt es nur einen übergrei- wurden alle Abteilungen in die Projektumsetzung unmit- fenden Lenkungsausschuss (als oberstes Steuerungs- und telbar eingebunden. Entscheidungsgremium bei Projekten – mit Ausnahme Als Ergebnis der Analyse der IT-Fachanwendungsland- der wissenschaftlichen Projekte) auf Behörden- bzw. Ab- schaft konnte folgendes festgehalten werden: teilungsleitungsebene. Es wird in sogenannte Standard- und Großprojekte unterschieden. Seit der Gründung der BStU 1990 wurde die IT-Fachan- wendungslandschaft Schritt für Schritt in Abstimmung Ein vom Lenkungsausschuss anerkanntes Großprojekt mit den Fachabteilungen aufgebaut. Vor allem die archiv- wird mit eigenem Projektleiter außerhalb der Linienarbeit und datentechnischen Besonderheiten der MfS-Hinterlas- in dem neu geschaffenen Projektleitungsbüro durchge- senschaften sowie der Anspruch auf Bewahrung der führt. Ziel ist es, Projektaufgaben bei möglichen über- – 20 – schneidenden Anforderungen deutlich voneinander abzu- sentiert sich an ihrem neuen Standort offen und bürger- grenzen, klare Prioritäten zwischen den Projekten zu freundlich. setzen und bei Konflikten schnelle Lösungen auf Len- kungsausschussebene zu erreichen sowie ein direktes und Ebenfalls zum Jahresbeginn 2008 zogen Teile der Außen- einheitliches Berichtswesen an die Behördenleitung und stelle Chemnitz in eine neue Liegenschaft um. Für das den Lenkungsausschuss zu gewährleisten. Neu instal- bisher durch die BStU genutzte Gebäude hatte der Ver- lierte IT-Koordinatoren bündeln die Fachanforderungen mieter Eigenbedarf angemeldet und die Nutzung zweier ihrer Fachbereiche und stimmen diese mit dem Verwal- Etagen gekündigt. Ersatzräume konnten in unmittelbarer tungsbereich ab. Nähe angemietet werden. Vom Umzug waren über vier- zig Arbeitsplätze betroffen. Die Bewertung und Ausrichtung zukünftiger IT-Fachan- wendungslandschaften der BStU bei Einführung neuer Die Außenstelle konnte durch eine optimierte Programme, wie zum Beispiel dem elektronischen Ar- Flächennutzung im Berichtszeitraum Büroflächen abge- chiv, hängt von abgestimmten Bewertungskatalogen zwi- ben. schen dem IT-Referat und den Fachbereichen ab. Zur Eta- Der mit der Schließung der Außenstelle Potsdam zum blierung abteilungsneutraler und für die BStU geeigneter 1. Januar 2009 verbundene Umzug der Beschäftigten so- IT-Architekturen und Bewertung geeigneter Softwarelö- wie des Archivmaterials nach Berlin wurde innerhalb ei- sungen ist ein Architekturbüro als koordinierende Instanz nes Monats abgeschlossen. Die Liegenschaft in der Karl- eingerichtet. In dem entsprechenden Architekturaus- Liebknecht-Straße und das Archiv der Zentralstelle in der schuss sind die Abteilungen durch ihre IT-Koordinatoren Magdalenenstraße waren bereits für den Zuwachs an Per- vertreten. sonal und Material konzipiert bzw. dementsprechend her- Insgesamt wurden die aus den Ergebnissen des Projekts gerichtet worden. IT-Analyse generierten wichtigsten Empfehlungen zwi- Die derzeitige Unterbringung des Berliner Informations- schenzeitlich bei der BStU in der Aufbau- und Ablaufor- und Dokumentationszentrums in der Mauerstraße ist ganisation umgesetzt bzw. ist mit der Umsetzung begon- durch verschiedenste bauliche Mängel beeinträchtigt. nen worden. Notwendige umfangreiche Bauarbeiten erfordern einen finanziellen Aufwand, der aus wirtschaftlichen Gründen 2.6 Liegenschaften voraussichtlich nicht realisiert werden kann. Es werden Als Folge des 2004 verabschiedeten Gesetzes zur Grün- daher geeignete Ersatzstandorte geprüft. dung einer Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA-Errichtungsgesetz) wurden die bundeseigenen 2.7 Datenschutz Liegenschaften, die in Berlin und den neuen Bundeslän- dern von der BStU genutzt werden, zum 1. September Die BStU hat im Berichtszeitraum datenschutzrechtliche 2007 an die BImA abgegeben. Alle mit der Nutzung einer Belange weiterhin auf hohem Niveau sichergestellt. Liegenschaft verbundenen vermieterseitigen Verwal- Seit dem Jahr 2001 werden in allen Bereichen regelmäßig tungsaufgaben werden seitdem von der BImA wahrge- Seminare und Kurzschulungen zu aktuellen Themen des nommen und entsprechende Miet- und Nebenkosten an Datenschutzes angeboten. Die Seminare wurden von den die Bundesanstalt abgeführt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nach wie vor interes- Lediglich in drei Außenstellen (Gera, Magdeburg und siert angenommen. Neubrandenburg) bestehen derzeit noch Mietverhältnisse Die frühzeitige Einbindung der behördlichen Daten- der BStU mit privaten Vermietern. schutzbeauftragten in alle Prozesse ist eine Selbstver- Anfang des Jahres 2008 bezog die Zentralstelle der Be- ständlichkeit. So werden vor Entwicklung neuer Daten- hörde eine neue Liegenschaft in der Karl-Liebknecht- bankverfahren, neuer Arbeitsabläufe oder Projekte an Straße in Berlin-Mitte. Das alte Gebäude in der Otto- erster Stelle der Grundsatz der Datensparsamkeit, die Er- Braun-Straße entsprach nicht mehr den grundlegenden forderlichkeit, die konsequente Zweckbindung und nicht bau- und brandschutztechnischen Sicherheitsstandards zuletzt deren Transparenz geprüft. Verfahrensregister al- und hätte nur mit hohen Investitionen entsprechend her- ler Datenbanken werden bei der Behörde seit Beginn ih- gerichtet werden können. res Bestehens geführt und unterliegen der ständigen Ak- tualisierung. In diesem Zusammenhang nimmt bei der Das Bürohaus in der Karl-Liebknecht-Straße wurde durch Einrichtung einzelner Datenbanken die Festlegung logi- den Vermieter nach den Erfordernissen der BStU umge- scher Zugriffsrechteregelungen eine zentrale Rolle ein. baut. Dabei stand eine optimale Flächennutzung im Vor- dergrund, um den wirtschaftlichen Anforderungen bei der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bundesbeauftragten Unterbringung zu genügen. Die einzelnen Organisations- für den Datenschutz und die Informationsfreiheit besuch- einheiten der BStU sind am neuen Dienstsitz nun ange- ten im Berichtszeitraum die Außenstellen Rostock und messen untergebracht. Auch wenn im Vergleich zur alten Neubrandenburg sowie zweimal die Zentralstelle der Liegenschaft eine geringere Fläche zur Verfügung steht, BStU. Neben einer Kontrolle zur Absicherung der Lie- haben sich die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiterin- genschaften ging es dabei insbesondere um die Prüfung nen und Mitarbeiter durch den Umzug verbessert. Die der Datensicherungsmaßnahmen bei der Bearbeitung von Behörde hat ein moderneres „Gesicht“ erhalten und prä- Forschungs- und Medienanträgen. Bei den Besuchen – 21 – wurden lediglich kleinere Hinweise und Anregungen ge- wertung, Ordnung, Erschließung und Verwahrung – der geben, die die BStU aufgegriffen hat. überlieferten Unterlagen. Es konnten insgesamt 1 121 lau- fende Meter (lfd. M.) Unterlagen der Diensteinheiten und Die Umsetzung datenschutzrechtlicher Belange bei der der archivierten Ablagen im Archiv der Zentralstelle und BStU hat der Bundesdatenschutzbeauftragte in den ver- 1 510 lfd. M. in den Archiven der Außenstellen erschlos- gangenen Jahren in mehreren seiner Tätigkeitsberichte sen und zur Nutzung zur Verfügung gestellt werden. positiv erwähnt. So ist nicht nur der äußerst sensible Um- Hinzu kommen 146 300 Fotos, 1 646 Tonträger und drei gang mit den in den MfS-Unterlagen enthaltenen rechts- Datenprojekte. Erschließungszuwachs und Erschlie- widrig erhobenen personenbezogenen Daten gelobt wor- ßungsstand einzelner Bestände und Teilbestände sind in den, sondern auch die datenschutzrechtlich korrekte den Anhängen 7 bis 10 aufgeschlüsselt. Sicherung der einzelnen Liegenschaften. Prioritär werden die bislang noch nicht durch Findmittel 2.8 Anträge nach dem Informations- zugänglichen Unterlagen der Diensteinheiten des Staats- freiheitsgesetz sicherheitsdienstes erschlossen. Der Erschließungspro- zess, die Verzeichnungstiefe und -intensität werden den Seit dem 1. Januar 2006 sind die Behörden des Bundes Erfordernissen der einzelnen Überlieferung angepasst nach dem Gesetz zur Regelung des Zugangs zu Informa- und unterliegen dem ständigen Controlling. tionen des Bundes (IFG) verpflichtet, auf Antrag Zugang zu ihren Informationen zu gewähren. Das IFG soll durch Im Jahr 2008 wurde zudem die „Arbeitsgruppe Bewer- den verbesserten Informationszugang die Bürgerbeteili- tung“ neu strukturiert, die die bei der Erschließung auftre- gung stärken und durch größere Transparenz in den Ver- tenden Bewertungsfragen aufnimmt, entsprechende Vor- waltungsvorgängen auch der Korruptionsprävention die- gaben (Bewertungskatalog etc.) für die archivische Arbeit nen. entwickelt und Strategien festlegt sowie gegebenenfalls über Kassationsmöglichkeiten befindet. Beim Beauftragten der BStU für das IFG gingen im Be- richtszeitraum zwölf Anträge auf Einsicht in Behörden- Bei der BStU werden Unterlagen kassiert, die aufgrund unterlagen ein. Sechs Anträge wurden positiv beschieden ihrer offenkundigen Bedeutungslosigkeit weder aktuell und die Antragsteller erhielten Akteneinsicht bzw. Ko- genutzt werden noch zukünftig für die Forschung oder die pien der erwünschten Schriftsätze. Zwei Anträge mit politische Bildungsarbeit von Wert sind. In der Regel Drittbeteiligung konnten nur teilweise positiv beschieden handelt es sich dabei um Schriftgut aus dem nachgeord- werden, da die Zustimmung eines Dritten nicht erteilt neten Bereich der allgemeinen inneren Verwaltung des wurde. Drei Einsichtsanträge waren aufgrund des Vorran- Staatssicherheitsdienstes wie Materialwirtschaft, Instand- ges des Stasi-Unterlagen-Gesetzes gegenüber dem IFG haltung und ähnliches mehr. Kassiert werden außerdem abzulehnen. Ein weiterer Antrag ist noch nicht abge- Materialien ohne Informationen (z. B. Verpackungen, schlossen. leere Aktenbehältnisse, Blanko-Dokumente) sowie Un- Der zeitliche und inhaltliche Abstimmungsaufwand zur terlagen, die nicht beim MfS entstanden sind, dort nicht Bearbeitung der Anträge war sehr hoch, da nahezu jeder bearbeitet wurden und von der BStU nicht an andere Stel- Fall neue, grundsätzliche juristische Probleme aufwarf, len herauszugeben sind. Das sind beispielsweise Gesetz- die vor allem das Verhältnis des IFG zum StUG betrafen. blätter oder Rechtsvorschriften anderer Ministerien. Kas- sabel sind außerdem Mehrfachüberlieferungen vor allem von Studienmaterialien der Juristischen Hochschule des 3 Archivbestände MfS und von Dienstvorschriften. 3.1 Grundsätzliche Arbeitsschwerpunkte Kassationsmaßnahmen in einem Umfang wie dies in den und Erschließungsziele staatlichen Archiven üblich ist, werden von der BStU Die Archive der BStU haben den Auftrag, die Überliefe- nicht vorgenommen. Das StUG verpflichtet die BStU rung des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR zwar auch zur Bewertung der Unterlagen, definiert aber entsprechend den archivfachlichen Standards zu bearbei- gleichzeitig zahlreiche Anspruchsgrundlagen und Ver- ten und für die Nutzung nach Maßgabe des Stasi-Unterla- wendungszwecke für sie, die von den Archivarinnen und gen-Gesetzes zugänglich zu machen. Die Unterlagen des Archivaren der BStU beachtet werden müssen. So sind Staatssicherheitsdienstes in den Archiven der BStU haben beispielsweise personenbezogene Unterlagen, für die je- einen Gesamtumfang von rund 111 Kilometern Schriftgut der Einzelne nach dem StUG einen Rechtsanspruch auf (einschließlich der über 39 Millionen Karteikarten, die Auskunft und Einsicht hat, von der Bewertung ausge- etwa 12 Kilometern entsprechen). Bei Hinzurechnung des nommen. Das gilt insbesondere auch für das Auskunfts- verfilmten Schriftguts (auf Papier umgerechnet) ergibt und Einsichtsrecht von Dritten, das heißt von Personen, sich ein Gesamtumfang von 158 Kilometern. Hinzu kom- zu denen der Staatssicherheitsdienst nicht gezielt Akten men derzeit noch etwa 15 500 Behältnisse mit zerrissenen geführt hat, die aber in MfS-Unterlagen genannt werden. Unterlagen. Überliefert sind zudem rund 1,4 Millionen Solche Unterlagen dürfen selbstverständlich nicht kas- spezielle Informationsträger. siert werden. Im Mittelpunkt stand im Berichtszeitraum, wie in den vo- Relevante Fragen der Bewertung und Kassation werden rangegangenen Jahren, neben der Recherche und Akten- grundsätzlich mit dem Beirat der BStU abgestimmt. Im bereitstellung die archivische Bearbeitung – also die Be- Berichtszeitraum sind insgesamt 950 lfd. M. Schriftgut – 22 – und 19 900 spezielle Informationsträger nach Maßgabe nissen des Projekts IT-Analyse (siehe auch Kapitel 2.5) des BStU-Bewertungskataloges kassiert worden. auf. Um Erschließungsergebnisse möglichst rasch der interes- Das eArchiv wird dem späteren Nutzer eine auf Internet- sierten Öffentlichkeit zur Verfügung stellen zu können, technologien gestützte Portallösung bieten. Es wird die lag ein Schwerpunkt der Arbeiten im Berichtszeitraum abzulösende Archivkernanwendung „Sachaktenerschlie- auf der Erstellung von Aktenverzeichnissen und Bestands- ßung“ (SAE, siehe auch Kapitel 3.4.2) und die verschie- informationen zur Präsentation im Internet. Bisher sind denen anderen Datenbanken in nur einer sichtbaren IT- 16 Aktenverzeichnisse und 869 Bestandsinformationen Anwendung zusammenfassen. Außerdem soll über das aus der Zentralstelle und den Außenstellen auf den Inter- eArchiv der Zugriff auf die zu schaffende digitale Ablage netseiten der BStU veröffentlicht. Findbücher als Print- möglich sein, die im Rahmen der Projekte „Virtuelle version wurden und werden dagegen, da ihre Erarbeitung Rekonstruktion“ (siehe auch Kapitel 3.3.2) für automati- deutlich personal- und zeitintensiver ist, nur noch in Aus- siert zusammengesetzte Unterlagen und „Digitalisierung“ nahmefällen erstellt. Bisher sind drei umfangreiche Find- (siehe auch Kapitel 3.5.4) für spezielle Informationsträger bücher erschienen. entsteht. Zwei im Jahr 2008 eingerichtete archivwissenschaftliche Durch die Umsetzung nationaler und internationaler Stan- Arbeitsgruppen erarbeiten weitere Hilfsmittel für die dards und vor allem durch die Verknüpfung der unter- Analyse der Überlieferungen des Staatssicherheitsdiens- schiedlichen Datenquellen werden dem Nutzer des eAr- tes, insbesondere zu wissenschaftlichen und journalisti- chivs erstmals komplex verbundene Funktionen zur schen Zwecken. Zum einen wird eine Bestandsgeschichte Verfügung stehen, die einfacher als bisher zu bedienen der Abteilung XII des MfS (Zentrale Auskunft/Speicher) sind. Auch Speicherung, Verwaltung und Bereitstellung erstellt, die vor allem für die Registrierung von opera- digitalisierter Archivalien können effizienter gehandhabt tiven Vorgängen und Akten sowie deren Archivierung zu- werden. ständig war. Ziel der Untersuchung ist die genetische Zurzeit werden alle Anforderungen an das IT-System Darstellung der Struktur der Abteilung XII und der von eArchiv beschrieben und gewichtet. In einem zweiten ihr verwalteten Unterlagen. Mit dieser Arbeit soll ein Schritt wird eine mögliche Nachnutzung der beim Bun- Hilfsmittel für die MfS-Forschung und für eine histori- desarchiv eingesetzten IT-Lösungen (insbesondere sche und quellenkritische Einordnung der MfS-Unterla- BASYS) geprüft werden. gen innerhalb der gesamten staatlichen Überlieferung zur jüngsten deutschen Vergangenheit und zur Zeitgeschichte Obgleich die archivbezogenen IT-Projekte personelle zur Verfügung gestellt werden. Bei dem zweiten Vorha- Ressourcen in beträchtlichem Umfang binden, sind sie ben handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt mit dem doch unerlässlich, um die bislang geschaffenen Erschlie- Institut des Nationalen Gedenkens (IPN) in Warschau. Es ßungsergebnisse zu erhalten sowie Verbesserungen bei widmet sich einer vergleichenden Untersuchung der ar- ihrer Nutzung zu erreichen. chivischen Fachterminologie in den Archiven der Ge- heimpolizeien der DDR und der Volksrepublik Polen. 3.2 Erschließung von Unterlagen des Geplant ist die gemeinsame Publikation eines deutsch- Staatssicherheitsdienstes polnischen Wörterbuchs der Geheimdienstarchive. 3.2.1 Erschließung von Unterlagen der Dienst- In den Kartei- und Magazinbereichen der Archive gelang einheiten und der vom Staatssicherheits- es insgesamt trotz personeller Engpässe, das hohe Auf- dienst archivierten Ablagen kommen an Recherchen und Aktenbereitstellungen zeit- Die Schriftgutüberlieferung in den Archiven der BStU nah und umfassend zu bearbeiten. Eine besondere He- teilt sich in zwei Gruppen: zum einen in 50 000 lfd. M. rausforderung stellten dabei die seit Herbst 2007 stark zum Zeitpunkt der Auflösung des Staatssicherheitsdiens- steigenden Rechercheanträge im Zusammenhang mit Er- tes bereits archivierte und in unterschiedlichen „Archiv- suchen zur sogenannten Opferrente dar, die nur durch beständen“ zur Ablage gebrachte Unterlagen sowie zum Einsatz von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus ande- anderen in 61 000 lfd. M. „aktive“ Unterlagen der Dienst- ren Bereichen termingerecht abgearbeitet werden konn- einheiten, die sich bei der Auflösung des Staatssicher- ten. Insgesamt erledigten die Karteibereiche im Berichts- heitsdienstes noch in den Diensträumen befanden. zeitraum 1 075 000 Personenrechercheanträge, aus den Magazinen wurden 538 000 Akten bereitgestellt. Archivierte Ablagen (Archivbestände) des Staatssicher- heitsdienstes sind in der Regel formierte Akten zu regis- Eng verknüpft mit den Kernaufgaben der archivischen trierpflichtigen Erfassungen des Staatssicherheitsdienstes Bearbeitung sind Fragen der Pflege und Weiterentwick- sowie sonstige formierte Akten, die von der vorgangsfüh- lung der in den Archiven eingesetzten IT-Verfahren. Um renden Stelle nach Abschluss der Bearbeitung als dauer- neuen Anforderungen gerecht zu werden und bestehende haft aufzubewahren den Abteilungen XII (Zentrale Aus- Anwendungen zukunftsfähig zu gestalten, wurden im Be- kunft/Speicher) zur Archivierung übergeben wurden. richtszeitraum verschiedene abteilungsübergreifende Pro- jektgruppen gebildet. Die wichtigsten registrierpflichtigen Erfassungsarten wa- ren Operative Vorgänge (OV), Operative Personenkon- Das umfassendste dieser IT-Projekte ist das sogenannte trollen (OPK), Untersuchungsvorgänge, Vorgänge zu In- elektronische Archiv (eArchiv). Es baut auf den Ergeb- offiziellen Mitarbeitern (IM) und Gesellschaftlichen – 23 –

Mitarbeitern für Sicherheit (GMS), Sicherungsvorgänge 3.2.1.1 Unterlagen des MfS sowie Kontroll- und Objektvorgänge. Die Abtei- Von den insgesamt 45 Teilbeständen der Diensteinheiten lungen XII haben für diese Vorgänge eine Archivsignatur (einschließlich VEB Spezialhochbau [SHB], SED-Kreis- vergeben, den Eingang in einem Archivregistrierbuch leitung im MfS und Büro der Zentralen Leitung der nachgewiesen und sie danach in verschiedenen Ablagen SV Dynamo) sind 13 Teilbestände vorläufig (d. h. ohne (Archivbeständen) archiviert. Beim MfS gab es neun Ab- gegebenenfalls rekonstruierbare zerrissene Unterlagen) lagen, während in den Bezirksverwaltungen sechs Abla- vollständig erschlossen (siehe Anhang 9.1, dort die grau gen geführt wurden: Operative Hauptablage, Allgemeine hinterlegten Felder). Sachablage, Personalaktenablage, Akten der Staatsan- waltschaften, Geheime Ablage (nur beim MfS), Archi- Im Berichtszeitraum sind 790 lfd. M. Unterlagen er- vierte Akten der Verwaltung Aufklärung des Ministeri- schlossen worden. Die Erschließung konzentrierte sich ums für Nationale Verteidigung (nur beim MfS), auf die Teilbestände folgender Diensteinheiten: Abteilung Speicher XII/01 (Justizakten), Aktenablage über Fahnen- Finanzen, Abteilung XIII (Zentrale Rechenstation), AGM fluchtvorgänge (nur beim MfS) und Aktenablage zu In- (Arbeitsgruppe des Ministers), AG XVII (Besucherbüro offiziellen Kriminalpolizeilichen Mitarbeitern des Ar- Berlin-West), HA I (Abwehrarbeit in NVA und Grenz- beitsgebietes I der Kriminalpolizei. truppen), HA II (Spionageabwehr), HA III (Funkaufklä- rung, Funkabwehr), HAVI (Passkontrolle, Tourismus, Die Unterlagen in den archivierten Ablagen sind in der Interhotel), HAVII (Abwehrarbeit MdI/DVP), HAVIII Regel geordnet überliefert und über die vom Staatssicher- (Beobachtung, Ermittlung), HA IX (Untersuchungsor- heitsdienst hinterlassenen Findkarteien (siehe auch Kapi- gan), HA XVIII (Sicherung der Volkswirtschaft), tel 3.4.1) überwiegend personenbezogen nutzbar. Die Er- HA XIX (Verkehr, Post, Nachrichtenwesen), HA XX stellung der üblichen archivischen Findmittel, die auch (Staatsapparat, Kultur, Kirche, Untergrund), HA XXII einen sachthematischen Zugang zu dieser Überlieferung (Terrorabwehr), HA KuSch (Kader und Schulung), ermöglichen, ist eine noch zu lösende Aufgabe. Entspre- HA PS (Personenschutz), OTS (Operativ-Technischer chende Konzeptionen liegen bei der BStU vor und wer- Sektor), VRD (Verwaltung Rückwärtige Dienste), VEB den vor allem in der Außenstelle Schwerin (siehe entspre- SHB (Volkseigener Betrieb Spezialhochbau), Wachregi- chenden Abschnitt im Kapitel 3.2.1.2) und in einem ment Berlin, ZAIG (Zentrale Auswertungs- und Informa- Sachgebiet der Zentralstelle bereits umgesetzt. tionsgruppe), ZKG (Zentrale Koordinierungsgruppe) so- wie die archivierten Ablagen der HA IX/11 (Aufklärung Priorität hat seit Bestehen der BStU die vollständige Er- von Nazi- und Kriegsverbrechen). schließung der Unterlagen aus den Diensteinheiten und Nachstehend werden einige Beispiele für Erschließungs- Kreisdienststellen. Zu diesen Unterlagen bestand wegen ergebnisse beschrieben: unzureichender Findmittel zunächst weder ein personen- bezogener noch ein thematischer Zugang. Neben dem häufig als lose Blätter überlieferten Schriftgut, das derzeit HA I noch immer aufwändig zu erschließen ist, wurden Kar- Im Berichtszeitraum wurde vor allem Schriftgut des Stell- teien geordnet sowie Zentrale Materialablagen (ZMA) vertreterbereichs der HA I beim Kommando der Grenz- – in der Regel personenbezogene Akten aus Diensteinhei- truppen, Bereiche Abwehr und Aufklärung, verzeichnet. ten – rekonstruiert und zugänglich gemacht. In den Au- Dabei handelte es sich schwerpunktmäßig um Unterlagen ßenstellen Frankfurt (Oder), Potsdam, Halle, Magdeburg aus Leitungs- und Querschnittsbereichen sowie aus dem und Erfurt sind zu Beginn der Erschließungsarbeiten da- Bereich Aufklärung, hier insbesondere aus dem Grenz- rüber hinaus auch die sogenannten aktiven, das heißt zum kommando Mitte. Die Materialien, aus denen beispiels- Zeitpunkt der Auflösung des Staatssicherheitsdienstes weise hervorgeht, wie der Staatssicherheitsdienst inner- noch bei den vorgangsführenden Diensteinheiten/Kreis- halb der Westberliner Polizei, des Zolls oder der dienststellen in Bearbeitung befindlichen, in den Abtei- westlichen Alliierten nach geeigneten Quellen für sich lungen XII registrierten Vorgänge, den Unterlagen der suchte, belegen das Zusammenspiel vieler Abwehr-Dienst- Diensteinheiten zugeordnet worden. In den übrigen Ar- einheiten auch für Zwecke der Aufklärung des Gegners. chiven wurden für diese Vorgänge gesonderte BStU-Rei- Die meisten Bündel enthielten nicht formiertes Schriftgut hen gebildet, die den vorgenannten archivierten Ablagen und waren stark verunordnet. Zusätzlich ist die inhaltli- zugerechnet werden. che Vermischung zwischen „Aufklärung“ und „Abwehr“ Seit 1999 erschließt die BStU mit dem eigens entwickel- kennzeichnend, was beispielsweise an den überlieferten ten IT-Verfahren Sachaktenerschließung (SAE – siehe Lageberichterstattungen deutlich wird, die anhand diver- auch Kapitel 3.4.2) vorrangig die Unterlagen der Dienst- ser Zuarbeiten von der Abteilung Grenzsicherheit gefer- einheiten. Im Ergebnis der Erschließung werden aus den tigt wurden. Schriftstücken Akteneinheiten formiert, Datensätze mit Ein anderer Erschließungsschwerpunkt war das Schrift- den in Archiven üblichen Verzeichnungsangaben in die gut der Abteilung Äußere Abwehr der HA I mit ihren BStU-Datenbank eingegeben und Findmittel erstellt, die sehr strikt voneinander getrennten Unterabteilungen. über verschiedene Indizes personenbezogen und thema- Aufgaben der Abteilung waren unter anderem die koordi- tisch recherchierbar sind. Aus ihnen werden Aktenver- nierte Spionageabwehr, die Bearbeitung von Fahnen- zeichnisse und Findbücher generiert. fluchten und die „Absicherung“ der Verwaltung Aufklä- – 24 – rung des Ministeriums für Nationale Verteidigung, die 100 Bände stark sind, werden sie bei der BStU mit dem ebenfalls Militärspionage in der Bundesrepublik betrieb. IT-Programm SAE intensiv erschlossen. Zurzeit beträgt Umfangreiche Ablagereihen zu Personen, zum Beispiel der Erschließungsstand 60 Prozent. aus Auswertungs- und Informationsstellen, aber auch Si- cherheitsüberprüfungen aus verschiedenen Anlässen bzw. Im Berichtszeitraum wurde die Verzeichnung fortgesetzt. für unterschiedliche Zwecke sind erkennbar geworden Es wurden insbesondere die zentral abgelegten Untersu- und konnten zusammenhängend verzeichnet werden. chungsvorgänge (ZUV), die Unterlagen des General- staatsanwaltes der DDR (GStA), die Speziellen Vorgänge Inhaltlich besonders hervorzuheben sind außerdem Un- (SV) und die Rechtshilfeersuchen (RHE) erschlossen. terlagen zu hauptamtlichen inoffiziellen Mitarbeitern Die Akten enthalten vor allem Informationen über die Zu- (HIM). Sie wurden vor allem zur verdeckten Personen- sammenarbeit des MfS mit osteuropäischen Geheim- aufklärung eingesetzt und beispielsweise als Zivilbe- diensten, Strafverfolgungsbehörden, Archiven und Doku- schäftigte oder Armeeangehörige in Truppenteile einge- mentationszentren sowie mit NS-Opferorganisationen der schleust, in denen sich Vorkommnisse häuften, die mit DDR, der Bundesrepublik und des Auslands. den bereits vorhandenen IM nicht aufgeklärt werden konnten. HIM erfüllten auch Ermittlungs- und Beobach- Die Verzeichnung der 79 lfd. M. ZUV konnte abgeschlos- tungsaufgaben im Ausland, insbesondere um heimliche sen werden. Sie enthalten hauptsächlich Ermittlungen des Westkontakte von DDR-Bürgern während ihrer Urlaubs- MfS zu Verfahren wegen Verbrechen in Konzentrations- reisen aufzudecken. lagern (u. a. gegen die Ärzte Horst Fischer und Kurt Heißmeyer) und in den okkupierten Gebieten der Sowjet- HA II union, Polens und der Tschechoslowakei. Die Bearbeitung der Aktengruppe HA II/3 (Spionageab- Spezifisch für diese Aktenkategorie ist die Existenz wehr auf der amerikanischen Linie) konnte abgeschlossen zweier paralleler Serien: Handakten, die beim MfS unter werden. Der Schwerpunkt lag auf Unterlagen zur Über- Verschluss blieben und auch die operative Arbeit des MfS wachung der US-amerikanischen Botschaft in der DDR. bei der Strafverfolgung zeigen, und sogenannte Gerichts- Auch die Erschließung der Aktengruppe HA II/10 (DDR- akten, die das MfS für die Herausgabe an die Staatsan- Auslandsvertretungen; Unterhalt von Operativgruppen in waltschaften bzw. Gerichte anlegte und um Informatio- Moskau, Warschau, Sofia, Budapest und Prag) wurde be- nen bereinigte, die Einblicke in die geheimdienstliche endet; hierunter befanden sich zahlreiche Unterlagen über Arbeit ermöglichten. Hinzu kommen von den Staatsan- die Situation in Polen in den 1980er-Jahren. waltschaften und Gerichten angefertigte Akten, die nach Seit 2008 konzentrieren sich die Arbeiten auf die Unterla- Abschluss des Verfahrens an das MfS abgegeben werden gen der HA II/14 (Sicherung des Ministeriums für Aus- mussten. Darüber hinaus befinden sich in den ZUV Ko- wärtige Angelegenheiten und seiner Nachfolgeeinrich- pien und Abschriften von Akten, die in den Archiven des tungen), HA II/1 (Innere Sicherheit des MfS), HA II/5 sowjetischen KGB und anderer osteuropäischer Geheim- (Fahndung) und HA II/21 (Sicherung der Dienstobjekte dienste verwahrt wurden. Von daher sind die ZUV auch des MfS Berlin). Unter den Unterlagen der HA II/21 be- eine Quelle für Informationen aus anderen, nur begrenzt fanden sich viele Dokumente zur Überprüfung von An- zugänglichen Archiven. wohnern an MfS-Dienstobjekten. Die Verzeichnung der Speziellen Vorgänge wurde fortge- setzt. Die verzeichneten Unterlagen enthalten überwie- HA IX/11 gend Informationen zu Personen des Widerstandskamp- Eine Besonderheit stellen die Unterlagen der HA IX/11 fes während der NS-Zeit sowie zu hochrangigen zur Aufklärung von Nazi- und Kriegsverbrechen, zur Er- Funktionären der DDR. mittlung der NS-Vergangenheit vornehmlich von promi- nenten Personen aus der Bundesrepublik, zur propagan- Die Unterlagen des GStA sind abschließend verzeichnet. distischen bzw. nachrichtendienstlichen Nutzung sowie Sie sind im Rahmen der Amtshilfe des GStA der DDR zu ausgewählten Themen des antifaschistischen Wider- zur Aufklärung von NS-Verbrechen entstanden und ent- standes dar. Diese Unterlagen sind gewissermaßen das halten Informationen über die Zusammenarbeit der ein- Ergebnis der geheimdienstlichen Auswertung der wesent- zelnen Abteilungen des GStA untereinander sowie mit lich umfassenderen und allgemein als „NS-Archiv des dem MfS. Diese Unterlagen stehen in engem Zusammen- Staatssicherheitsdienstes“ bezeichneten archivierten Ab- hang mit den RHE. lagen der HA IX/11 von Schriftgut aus der Zeit vor 1945 Nach der kompletten Verzeichnung der RHE-West, die mit einem ursprünglichen Umfang von ungefähr 7 000 meist Ersuchen der bundesdeutschen Justiz zu NS-Straf- lfd. M. im Jahr 1990. verfahren enthalten, wurde in diesem Berichtszeitraum Nach der Übernahme des „NS-Archivs“ durch das Bun- mit der Verzeichnung der Unterlagen RHE (mit Länder- desarchiv sind die MfS-Vorgänge und -Karteien mit ei- kürzel) begonnen. Es handelt sich hierbei sowohl um offi- nem Gesamtumfang von jetzt rund 720 lfd. M. ab 1994 an zielle Rechtshilfeersuchen vor allem der ehemaligen so- die BStU zurückgeführt worden. Da die Vorgangskartei zialistischen Länder an den GStA der DDR als auch um der HA IX/11 nur einen personenbezogenen Zugriff auf Ermittlungsgesuche von osteuropäischen Geheimdiensten die Vorgänge ermöglicht und diese teilweise bis zu an das MfS. – 25 –

HA XVIII weise des Weltkongresses im Internationalen Jahr der Frau 1975, der 750-Jahr-Feiern in West- und in Ostberlin Die im Berichtszeitraum erschlossenen Unterlagen der oder der Nationalen Jugendfestivals 1983 und 1984, der HA XVIII/5 (Sicherung von Wissenschaft und Technik) Turn- und Sportfeste in Leipzig und der XII. Weltfest- zur Akademie der Wissenschaften der DDR belegen die spiele der Jugend und Studenten in Moskau. Enthalten intensive Überwachung vor allem der Institutsleiter und sind auch Informationen der MfS-Auslandsspionage der wissenschaftlichen Mitarbeiter. Oftmals genügten HVA zur geplanten DDR-Tournee des Rocksängers Udo dem MfS Kleinigkeiten, wie etwa systemkritische Äuße- Lindenberg und seines Auftritts 1985 bei den rungen im Kollegenkreis oder Kontakte in die Bundes- XII. Weltfestspielen in Moskau. republik und das westliche Ausland, um Operative Perso- nenkontrollen zu veranlassen. Weitere Unterlagen wurden aus den Abteilungen 7 (Kul- tur und Medien) und 2 (FDJ und Jugendpolitik, Nazi- und Besonders umfassend dokumentiert ist die Überwachung Kriegsverbrechen) sowie der AKG (Auswertungs- und der Reise- und Auslandskader für das westliche Ausland. Kontrollgruppe) verzeichnet. Das MfS befürchtete hier ständig die Offenbarung von wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Geheimnissen. Aus Unterlagen der AKG ist der Operative Vorgang „Di- Kamen Wissenschaftler – oftmals auch Geheimnisträger – plom“ über illegale Philosophiezirkel in Privatwohnun- von Reisen in das westliche Ausland nicht in die DDR gen, die geplante Vereinigung „Friedensgesellschaft zurück, wurden Analysen zu den Motiven ihrer Repu- DDR“ und das von Oppositionellen entworfene Gesell- blikflucht erstellt; bei hochrangigen Spezialisten ver- schaftsspiel „Bürokratopoly“ hervorzuheben. suchte das MfS zudem, die Betroffenen zu einer Rück- kehr zu bewegen. Das verzeichnete Schriftgut der Abteilung 7 enthält unter anderem Unterlagen über die mehrjährige Überwachung HA XIX von Mitgliedern des Lyrikclubs in Berlin-Pankow wegen „staatsfeindlicher Hetze“ sowie Ermittlungen gegen Die Erschließung konzentrierte sich im Berichtszeitraum Schauspieler des Berliner Ensembles wegen „provozie- auf die Unterlagen der Abteilung 2 (Zivile Luftfahrt, See- renden Auftretens“, ferner die Bitte an den Schriftsteller verkehr und Wasserstraßen) und der für die Sicherung des Stefan Heym zur Unterzeichnung des Gründungsaufrufs Post- und Fernmeldewesens zuständigen Abteilung 4; einer „Deutsch-Deutschen Freundschaftsgesellschaft“ aus beide Teilbestände konnten 2008 abschließend verzeich- dem Jahr 1989. net werden. Die erschlossenen Unterlagen der Abteilung 2 enthalten In den Unterlagen der Abteilung 2 fanden sich zum Bei- beispielsweise Informationen zur Bearbeitung „feindlich- spiel Informationen zu versuchten Flugzeugentführun- negativer“ Jugendlicher in der DDR, von der illegalen gen, Flugzeugkatastrophen, Grenzdurchbrüchen per Herstellung eines Buches über „Randgruppen der Gesell- Schiff sowie zu Betriebsstörungen im Berliner S-Bahn- schaft“, der Bildung illegaler Jugendgruppen wie der „Ti- Verkehr. Von der Abteilung 4 wurden vor allem Unterla- gerbande“ 1960 in Erfurt bis hin zur Berliner Punker- gen zu Struktur, Aufgaben und technischen Parametern szene in den 1980er-Jahren. Auch bei der in der Freien von Institutionen des Post- und Fernmeldewesens, zu Deutschen Jugend (FDJ) organisierten angeblichen „Ka- Nachrichtennetzen und -systemen sowie zu Methoden der derreserve der Partei“ kam es in den 1980er-Jahren zu Überwachung des innerdeutschen Post- und Paketver- deutlichen politisch-ideologischen Auflösungserschei- kehrs verzeichnet. nungen. So informieren die Unterlagen beispielsweise Die Erschließung des Schriftgutes der Abteilung 1 (Si- über die „Unterbindung negativer Kräfte“ im FDJ-Stu- cherung und Überwachung der Deutschen Reichsbahn, dentenclub „Rosenkeller“ der Friedrich-Schiller-Univer- der Mitropa und des Ministeriums für Verkehrswesen) sität Jena 1981 oder über Ermittlungen zu Mitarbeitern wurde Anfang 2009 beendet. Wegen der starken Verun- und Mitgliedern des Zentralrates der FDJ wegen ihres ordnung war diese Arbeit besonders aufwändig. Der Teil- Antrags auf ständige Ausreise aus der DDR. Zur Thema- bestand enthält unter anderem Dokumente zu Militär- tik Nazi- und Kriegsverbrechen wurden unter anderem transporten und Unfällen auf dem Schienenweg mit Erkenntnisse des MfS zum Polizei-Bataillon 325 bzw. Todesfolge. dem späteren SS-Polizei-Gebirgsjäger-Regiment 18 er- schlossen. HA XX Die Erschließung manuell rekonstruierter Unterlagen aus Erschlossen wurden vor allem Unterlagen des Leiters, des der HA XX wurde mit der archivischen Bearbeitung von Sekretariats der HA XX, der für die Sicherung von SED- 14 rekonstruierten Akten fortgesetzt (zur manuellen Re- Einrichtungen und Sonderobjekten zuständigen Abtei- konstruktion siehe auch Kapitel 3.3.1). Dabei handelte es lung 10 und der Arbeitsgruppe Koordinierung. Darunter sich vor allem um Operative Personenkontrollen und befinden sich Unterlagen zur geheimpolizeilichen Über- Operative Vorgänge aus dem Bereich der Kirche. Doku- prüfung von Mitgliedern der Zentralen Wahlkommission mentiert sind auch die operative Bearbeitung von Bausol- und von Kandidaten der SED-Fraktion für die Volkskam- daten oder der Umweltbibliothek in Berlin, die Überwa- merwahl 1986 sowie zur Sicherung von nationalen und chung von Schülern der Erweiterten Oberschule „Carl- internationalen Veranstaltungen in Ostberlin, beispiels- von-Ossietzky“ in Berlin und von Studenten der Medizi- – 26 – nischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Bundesrepublik. Die Sammlung umfasst neben Informa- Ferner wurden Einzeldokumente wie Maßnahme- und tionen aus der Hauptverwaltung Aufklärung hauptsäch- Einsatzkräftepläne sowie Unterlagen über Beobachtungs- lich Zeitungsausschnitte und Agenturmeldungen zu den stützpunkte des MfS zur Überwachung der Demonstra- Personen. tion am 4. November 1989 auf dem Berliner Alexander- platz und die Überwachung von nach Großbritannien Im Organisationsspeicher wurde Material über Organisa- tionen insbesondere aus der Bundesrepublik gesammelt ausgewiesenen Aktivisten der Bürgerrechtsbewegung in und sachbezogen abgelegt. Die Sammlung enthält sowohl der DDR erschlossen. Presseinformationen als auch Auskunftsberichte und In- formationen aus operativen Materialien. HA XXII Im Berichtszeitraum sind hauptsächlich Unterlagen aus 3.2.1.2 Unterlagen der Bezirksverwaltungen den Bereichen Leiter, Sekretariat des Leiters, Arbeits- und Kreisdienststellen des Staats- gruppe des Leiters, AKG (Auswertungs- und Kontroll- sicherheitsdienstes gruppe) sowie aus den Abteilungen der Stellvertreter für operative Arbeit, für militärisch-operative Terrorabwehr Die Unterlagen der Bezirksverwaltungen und Kreis- dienststellen des Staatssicherheitsdienstes werden über- und für Sicherstellung verzeichnet worden. Schwer- punkte waren dabei die Erschließung des Schriftgutes zu wiegend in den Außenstellen der BStU verwahrt, er- – aus Sicht des MfS – terroristischen Organisationen, wie schlossen und benutzt. etwa zum „Kroatischen Nationalen Widerstand“ und zur Die Außenstelle Berlin ist seit 2006 in die Abteilung Ar- „Bulgarischen Befreiungsbewegung“, und zu Ereignissen chivbestände der Zentralstelle der BStU integriert. Die des sogenannten Deutschen Herbstes 1977, zum Beispiel Außenstelle Potsdam wurde mit Wirkung vom 1. Januar zur Entführung und Ermordung von Hanns Martin 2009 aufgelöst, ihr Archivbereich ist ebenfalls in das Ar- Schleyer, zur Entführung der Lufthansa-Maschine chiv der Zentralstelle übernommen worden. Es ist ge- „Landshut“ und zum Selbstmord inhaftierter RAF-Terro- währleistet, dass die Unterlagen beider Bezirksverwaltun- risten. gen als gesonderte Bestände und Karteien verwahrt und Nutzbar sind nun außerdem weitere Unterlagen über neo- erschlossen werden. Die Unterlagen der Bezirksverwal- nazistische Gruppen und Rechtsextremismus in der DDR tung Cottbus werden seit der Gründung der Behörde in sowie zu anonymen Drohungen gegen den Staatsrat der der Außenstelle Frankfurt (Oder) verwahrt und erschlos- DDR (insbesondere Erich Honecker), den Minister für sen. Auch hier ist die Trennung der Bestände gewahrt. Staatssicherheit und den Minister des Inneren. Bei den er- Priorität bei der Erschließung hatten auch in diesem Be- schlossenen Unterlagen zum inneren Dienstbetrieb und richtszeitraum die Unterlagen der Diensteinheiten der Be- aus der SED-Grundorganisation der HA XXII handelt es zirksverwaltungen (BV), der Kreisdienststellen (KD) und sich vor allem um Dokumente und Berichterstattungen der Objektdienststellen (OD). über die Vorbereitung, den Verlauf und die Ergebnisse von Parteiwahlen. Wegen des differenzierten Erschließungstandes sowie der sehr unterschiedlichen noch zu bearbeitenden Restum- VRD fänge (siehe Anhänge 8 und 9.2 bis 9.16) sollen Außen- stellen, in denen noch größere Mengen zu bearbeiten Die Verwaltung Rückwärtige Dienste war unter anderem sind, von anderen Außenstellen bei der Erschließung un- für die Bauinvestitionsplanung, -ausführung und -über- terstützt werden. Ein erstes Beispiel für eine solche Ko- wachung sowie die zentrale Liegenschaftsverwaltung des operation ist die Außenstelle Schwerin, die seit Februar MfS zuständig. Die Erschließung der Unterlagen erfolgt 2007 auch Unterlagen der Bezirksverwaltung Berlin er- insbesondere für Ersuchen zu Vermögensangelegenheiten schließt. im Rahmen der Wiedergutmachung sowie zur Aufklä- rung, Erfassung und Sicherung des Vermögens der DDR In Abhängigkeit vom Erschließungsstand setzten die Au- (siehe auch Kapitel 4.2.2). Hierbei werden auch die Bau- ßenstellen die entsprechenden Bearbeitungsschwer- und Projektierungsunterlagen des MfS-eigenen Betriebes punkte: Bei Außenstellen mit einem Erschließungsgrad VEB Spezialhochbau Berlin berücksichtigt. von über 90 Prozent ging es um die Verzeichnung von Restumfängen, das heißt, es wurden auch Unterlagen von Diensteinheiten verzeichnet, die für die technische oder ZAIG finanzielle Sicherstellung und für rückwärtige Dienste zu- Erschlossen wurden vor allem der „BIO-(Biografie-) ständig waren oder Wach- und Sicherungsaufgaben hat- Speicher“ und der „Org.-(Organisations-)Speicher“ der ten. Außenstellen mit einem Erschließungsstand von un- ZAIG, Bereich 1, Arbeitsgruppe 5/Dokumentation. Beide ter 85 Prozent konzentrierten sich auf Unterlagen von Dokumentenspeicher legte das MfS zur Gestaltung und Diensteinheiten mit operativen Aufgaben, auf Unterlagen Weiterentwicklung seiner politisch-operativen Auswer- der Bereiche Leiter und Stellvertreter, der AKG (Auswer- tungs- und Informationstätigkeit an. tungs- und Kontrollgruppen) sowie der Kreisdienststel- len. Dies betraf vor allem die Außenstellen Leipzig, Der BIO-Speicher enthält Biografien über Persönlichkei- Halle, Suhl, Dresden, Magdeburg, Erfurt und Frankfurt ten des In- und Auslandes, insbesondere der damaligen (Oder). – 27 –

Die für die Erforschung und Aufarbeitung der Tätigkeit Land Berlin des Staatssicherheitsdienstes in den Bezirken und Kreisen der DDR besonders relevanten Bestände konnten weitge- Unterlagen der Bezirksverwaltung Berlin hend erschlossen bzw. abschließend bearbeitet werden Im Berichtszeitraum wurden 136 lfd. M. Unterlagen der (siehe auch Anhänge 9.2 bis 9.16, graue Hinterlegung): Diensteinheiten und Kreisdienststellen erschlossen, da- von 23 lfd. M. durch die Außenstelle Schwerin (Über- Leitung und Auswertung: Bestände Leiter, Stellvertreter sicht siehe Anhang 9.2). Operativ, AKG und Arbeitsgruppen der Leiter (AGL) zu 97 Prozent (2 051 lfd. M.), Die Bearbeitung der Teilbestände der Abteilungen KuSch (Kader und Schulung), II (Spionageabwehr), VIII (Be- Spionage und Spionageabwehr: Bestände Abtei- obachtung, Ermittlung) und XI (Chiffrierwesen) sowie lungen XV (Auslandsaufklärung) und II (Spionageab- des SR AWK (Selbständiges Referat Abwehrarbeit im wehr) zu 90 Prozent (880 lfd. M.), Wehr[kreis]kommando der NVA) wurde abgeschlossen, ebenso die Erfassung von dienstlichen Bestimmungen der Überwachung der DDR-Bevölkerung, der Kirche, Be- BV Berlin aus dem BdL (Büro der Leitung) in der BStU- kämpfung der Opposition: Bestände Abteilungen XX Datenbank DOSA (Dokumentensammlung). (Staatsapparat, Kultur, Kirche, Untergrund), 26 (Telefon- überwachung), M (Postkontrolle) und VIII (Beobachtung, Daneben wurden vor allem Unterlagen der AKG (Aus- Ermittlung) zu 90 Prozent (3 990 lfd. M.), wertungs- und Kontrollgruppe) und der Abteilung XIX (Verkehr, Post, Nachrichtenwesen) bearbeitet. Überwachung der Wirtschaft, des Verkehrswesens, des Nachrichtenwesen, Objektdienststellen: Bestände Unter den Unterlagen der AKG befinden sich viele „Par- Abteilungen XVIII (Sicherung der Volkswirtschaft) und teiinformationen“ der MfS-Bezirksverwaltung an die XIX (Verkehr, Post, Nachrichtenwesen) zu 96 Prozent SED-Bezirksleitung Berlin und an die Kreisleitungen in (2 442 lfd. M.); die sieben Objektdienststellen sind zu den Stadtbezirken. Sie enthalten zum einen Stimmungs- 100 Prozent (475 lfd. M.) erschlossen, berichte aus der Bevölkerung, beispielsweise zur Ausbür- gerung Wolf Biermanns 1976, zur Situation in Polen Untersuchung, Strafverfolgung und Untersuchungshaft: während des Ausnahmezustandes sowie zur politischen Bestände Abteilungen IX (Untersuchungsorgan) und XIV Entwicklung in Ungarn bis zur Grenzöffnung 1989. Zum (Untersuchungshaft, Strafvollzug) zu 93 Prozent anderen bieten die Unterlagen Berichte über Wirtschafts- (822 lfd. M.), probleme, so etwa über die Stabilisierung der Arzneimit- telversorgung 1979 oder vermutete Wirtschaftssabotage Sicherung der Grenze, Überwachung des Reiseverkehrs, wegen aufgefundener Fremdkörper in Produkten von Zurückdrängung von Ausreise und Übersiedlung: Berliner Lebensmittelbetrieben im Jahr 1975. Auch Er- Bestände Abteilungen VI (Passkontrolle, Tourismus, kenntnisse über die Oppositionsbewegung sind in den Interhotel), BKG (Bezirkskoordinierungsgruppen) und Unterlagen der AKG festgehalten, beispielsweise zur Selbständige Referate Grenzsicherung zu 86 Prozent Festnahme von Mitgliedern der Oppositionsgruppe (937 lfd. M.), „Deutscher Wiedervereinigungsbund“ wegen der Herstel- lung und Verbreitung von Flugblättern 1963, zu alterna- Überwachung und Sicherung des Ministeriums des tiven Wohngemeinschaften in Berlin sowie zur Reaktion Innern, der Deutschen und der Wehrkreis- der Kirche auf die Selbstverbrennung des Pfarrers Brüsewitz kommandos: Bestände Abteilungen VII (Abwehrarbeit 1976. Ministerium des Innern/Deutsche Volkspolizei) und Selb- ständige Referate AWK (Abwehrarbeit im Wehr[kreis] Aus der Abteilung XIX wurden rund 70 lfd. M. Schriftgut kommando der NVA) zu 96 Prozent (635 lfd. M.). zu Sicherheitsüberprüfungen von Beschäftigten der Berli- ner Verkehrsbetriebe, des DDR-Speditionsunternehmens Die 208 Kreisdienststellen mit schriftlicher Überlieferung Autotrans, der Deutschen Reichsbahn sowie des Post- sind zu 94 Prozent (14 525 lfd. M.) erschlossen. und Fernmeldewesens erschlossen. Weitere Unterlagen geben Auskunft über die Überwachung des Personals im In geringem Umfang wurden im Berichtszeitraum auch grenzüberschreitenden Verkehr (S-Bahn-Verkehr nach archivierte Ablagen der Abteilungen XII (Auskunft/Spei- und in Westberlin, Interzonenzüge, Autotrans-Fernver- cher) in den Außenstellen erschlossen. Das betraf vor al- kehr). lem Vorgänge aus der Allgemeinen Sachablage (Archiv- bestand 2), weil als Ergänzung des im Jahr 2001 Seit Februar 2007 unterstützt die Außenstelle Schwerin veröffentlichten Findbuches zum Archivbestand 2 des die Erschließung der Unterlagen der BV Berlin. Hier MfS auch die regionale Überlieferung der Allgemeinen wurde vor allem Schriftgut aus den Abteilungen II, VIII Sachablage dargestellt werden soll. und XI verzeichnet, darunter aus der Abteilung II Ab- schriften einer US-Note an die DDR-Regierung mit der Die Erschließungsergebnisse des Berichtszeitraums wer- Forderung, das libysche Volksbüro zu schließen und liby- den im Folgenden – geordnet nach Bundesländern und sche Diplomaten auszuweisen. Aus der Abteilung VIII darunter nach den ehemaligen MfS-Bezirksverwaltungen – wurden Unterlagen über die Aufklärung von Oppositio- beispielhaft dargestellt. Statistische Übersichten in den nellen in Ostberlin erschlossen, zum Beispiel Fotodoku- Anhängen 9.2 bis 9.16 ergänzen die Ausführungen. mentationen über Protestveranstaltungen in verschiede- – 28 – nen Kirchen, aber auch Beobachtungen von einreisenden Kreisdienststellen der Bezirksverwaltung erschlossen Personen aus Westberlin wegen Spionageverdachts. Aus (Übersicht siehe Anhang 9.4). der Abteilung XI konnten hauptsächlich Planungsunterla- gen sowie Sicherheitsüberprüfungen von Mitarbeitern im Die sach- und personenbezogenen Unterlagen der Chiffrierdienst der Nationalen Volksarmee und in zivilen Abteilungen VI (Passkontrolle, Tourismus, Interhotel), Einrichtungen Ostberlins nutzbar gemacht werden. VII (Abwehrarbeit Ministerium des Innern/Deutsche Volkspolizei), VIII (Beobachtung, Ermittlung), IX (Un- Die Kooperation mit der Außenstelle Schwerin wird mit tersuchungsorgan), XVIII (Sicherung der Volkswirt- der Arbeit an Unterlagen der Abteilung III (Funkaufklä- schaft), M (Postkontrolle), Finanzen sowie der WSE rung, Funkabwehr) fortgesetzt. (Wach- und Sicherungseinheit) und der Kreisdienststellen Beeskow, Bernau und Strausberg sind nun abschließend Land Brandenburg verzeichnet. Unterlagen der Bezirksverwaltung Cottbus Aus der Abteilung Finanzen handelt es sich dabei vor al- Die Unterlagen der Bezirksverwaltung Cottbus verwaltet lem um Abrechnungen zu hauptamtlichen inoffiziellen die Außenstelle Frankfurt (Oder) der BStU. Im Berichts- Mitarbeitern und Unbekannten Mitarbeitern. Unbekannte zeitraum wurden hier 57 lfd. M. Unterlagen der Dienst- Mitarbeiter waren unter Wahrung strenger innerer Kon- einheiten und Kreisdienststellen erschlossen (Übersicht spiration zur Überwachung der eigenen Mitarbeiter ein- siehe Anhang 9.3). gesetzt, vornehmlich bei Verdacht auf Fahnenflucht, Geheimnisverrat oder Doppelagententätigkeit. Zwei Die sach- und personenbezogenen Unterlagen der Abtei- Nachweisbücher zu beschlagnahmten Währungen doku- lungen II (Spionageabwehr), VI (Passkontrolle, Touris- mentieren unter anderem die für einen Zeitraum von zehn mus, Interhotel), VIII (Beobachtung, Ermittlung), XIV Jahren von der Abteilung M (Postkontrolle) der BV aus (Untersuchungshaft, Strafvollzug) sowie der Kreisdienst- Briefen und Paketen beschlagnahmten Geldbeträge. Dies stellen Jessen und Lübben sind abschließend bearbeitet ist besonders von Bedeutung, da die Unterlagen der Ab- worden. teilung M der BV Frankfurt (Oder) fast vollständig ver- Inhaltlich ist die Überlieferung des Referates 5 der nichtet sind. Abteilung VIII, das für die Beobachtung des Einreise- Ein Beobachtungsschwerpunkt der Abteilung VI im Be- und Besucherverkehrs zuständig war, besonders ergiebig. reich Tourismus war nach Aktenüberlieferung das Hotel So befinden sich auch zahlreiche Observationsfotos von „Stadt Frankfurt“. Insbesondere bei der operativen Siche- der Autobahnraststätte Freienhufen bei den Unterlagen, rung von Großveranstaltungen wie Jugendtreffen, Sport- von denen jedoch viele zerrissen sind und rekonstruiert wettkämpfen oder Staatsbesuchen mit Gästen aus dem werden müssen. westlichen Ausland wurde das Hotel strengstens über- Unter den verzeichneten Akten der KD Lübben befindet wacht. sich ein ausgewerteter Fragespiegel der Abteilung Kader und Schulung zur Geschichte der KD ab 1947, der nicht Außerdem wurden manuell rekonstruierte Unterlagen der nur zur Aufarbeitung der MfS-Geschichte beiträgt, son- Abteilungen XVIII (Sicherung der Volkswirtschaft), XIX dern sich auch für die Öffentlichkeitsarbeit auf lokaler (Verkehr, Post, Nachrichtenwesen) und XX (Staatsappa- Ebene eignet. rat, Kultur, Kirche, Untergrund) erschlossen (zur manuel- len Rekonstruktion siehe auch Kapitel 3.3.1). Darin sind Aus der Abteilung II sind beispielsweise Unterlagen über unter anderem zahlreiche Einzelschicksale von ausreise- die Aktion „Profil 80“ zur Unterstützung der Gruppe der willigen Bürgern dokumentiert. Aber auch einzelne Teile Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland im Zusammen- von IM-Vorgängen konnten rekonstruiert werden, wie die hang mit der innenpolitischen Lage 1981 in Polen über- Berichte eines Pfarrers und Leiters einer kirchlichen Ein- liefert. Die Akte enthält Informationen zu Einreisenden richtung über seine Mitarbeiter. und Kraftfahrzeugen aus dem Nichtsozialistischen Wirt- schaftsgebiet, über Maßnahmeplanungen und zur Kon- trolle des Transitweges. Unterlagen der Bezirksverwaltung Potsdam Erschlossen und nutzbar gemacht wurden darüber hinaus Im Berichtszeitraum hat die Außenstelle Potsdam 29 lfd. M. manuell rekonstruierte Unterlagen aus der Kreisdienst- Unterlagen der Diensteinheiten und Kreisdienststellen er- stelle Cottbus (zur manuellen Rekonstruktion siehe auch schlossen (Übersicht siehe Anhang 9.5). Kapitel 3.3.1), darunter Unterlagen zur Postkontrolle und handschriftliche Aufzeichnungen zur Lageeinschätzung Die Erschließung der Unterlagen aus der KD Pritzwalk in der Zeit der Friedlichen Revolution im Herbst 1989. wurde beendet; damit sind die Unterlagen aller Kreis- Das rekonstruierte Material ist überwiegend personenbe- dienststellen erschlossen. Die Unterlagen der AG XXII zogen. (Terrorabwehr) sowie der Abteilungen VII (Abwehrarbeit Ministerium des Innern/Deutsche Volkspolizei) und XX (Staatsapparat, Kultur, Kirche, Untergrund) wurden bis Unterlagen der Bezirksverwaltung Frankfurt (Oder) auf kleinere Reste bearbeitet; gleiches gilt für die über- Im Berichtszeitraum wurden in der Außenstelle Frankfurt wiegende Mehrzahl der Unterlagen der Diensteinheiten (Oder) 147 lfd. M. Unterlagen der Diensteinheiten und der BV. – 29 –

In Bearbeitung sind derzeit die Unterlagen der Abteilun- Land Mecklenburg-Vorpommern gen II (Spionageabwehr) und III (Funkaufklärung, Funk- abwehr). Unterlagen der Bezirksverwaltung Neubrandenburg Eine aus dem Bestand der KD Pritzwalk verzeichnete Im Berichtszeitraum hat die Außenstelle Neubrandenburg „Handakte Jugend“ gewährt einen aufschlussreichen Ein- 17 lfd. M. Unterlagen der Diensteinheiten und Kreis- blick, wie das MfS die Entwicklung der Jugend in der dienststellen erschlossen (Übersicht siehe Anhang 9.6). DDR im Zeitraum von 1971 bis 1988 einschätzte. Die Unterlagen geben Auskunft über die Jugendarbeit der Die Unterlagen sind damit vollständig verzeichnet. Nun FDJ, die Arbeit des MfS mit jugendlichen inoffiziellen werden für die Teilbestände der Diensteinheiten bzw. Be- Mitarbeitern und die Beobachtung alternativer Jugend- stände der Kreisdienststellen klassifizierte Aktenver- szenen sowie die Tätigkeit der AG „Jugendkriminalität“. zeichnisse erarbeitet und für eine Veröffentlichung auf Auch zur Überwachung der Kirchen im Kreis Pritzwalk den Internetseiten der BStU vorbereitet. Bisher sind Ak- gibt es eine entsprechende Handakte, die unter anderem tenverzeichnisse zu den Teilbeständen der Abteilungen II Unterlagen zur kirchlichen Jugendarbeit und Einschät- (Spionageabwehr), XI (Chiffrierwesen), XV (Auslands- zungen zu Amtsträgern und „besonderen Vorkommnis- aufklärung), XVIII (Sicherung der Volkswirtschaft), XIX sen“ im Bereich der Kirchen enthält. Daneben wurden (Verkehr, Post, Nachrichtenwesen), XX (Staatsapparat, Unterlagen zur „Gesellschaft für Natur und Umwelt Pritz- Kultur, Kirche, Untergrund), BKG (Bezirkskoordinie- walk“ verzeichnet. Diese geriet ins Blickfeld des Staats- rungsgruppe), der Leitung der SED-Parteiorganisation so- sicherheitsdienstes, weil sie Umweltverschmutzungen wie der Bestände der Kreisdienststellen Altentreptow, aufgedeckt hatte, so etwa die Vergiftungen in der Stepe- Anklam, Demmin, Malchin, Neubrandenburg, Pasewalk, nitz durch Überdüngung und die Ölverkippung in Kuhle Prenzlau, Röbel, Templin, Ueckermünde und Waren ver- bei Bergsoll 1986. öffentlicht. Aus der Abteilung II sind vor allem zahlreiche Dias er- Arbeitsschwerpunkt war wie im vorherigen Berichtszeit- schlossen worden, die in guter Qualität die Demonstra- raum die Erschließung einer ursprünglich etwa 150 lfd. M. tion und die Kundgebung für Demokratie und Meinungs- umfassenden und stark verunordneten Schriftgutablage freiheit auf dem Berliner Alexanderplatz am 4. November der Bezirksverwaltung (im Anhang 9.6 als Ablage „ohne 1989 dokumentieren und viele Personen der Zeitge- Zuordnung“ benannt) mit teilweise losen Blättern, Ein- schichte zeigen, etwa Bärbel Bohley, Stefan Heym, zelschriftstücken, Fotos, Gesundheitsunterlagen, Druck- Markus Wolf als Redner und Günter Schabowski beim sachen, Karteien u. ä., die von der Bezirksverwaltung zur Interview. Kassation vorgesehen war. Diese Ablage konnte bis auf 39 lfd. M. abgearbeitet werden. Verzeichnet wurden da- Die erschlossenen Unterlagen der Abteilung III befassen raus überwiegend Unterlagen nichtoperativer Dienstein- sich beispielsweise mit der Funkaufklärung des Bundes- heiten, wie der Abteilungen Finanzen, Rückwärtige amtes für Verfassungsschutz, des Bundeskriminalamtes Dienste, Kader und Schulung, Medizinischer Dienst, und der Westberliner Polizei, mit der Sicherung und Operative Technik und Leitung Parteiorganisation. Überwachung des Amateurfunks in der DDR und dem Zusammenwirken zwischen dem Spezialfunkdienst des Im Ergebnis der Erschließung konnten einzelne Unterla- MfS und dem Kommando Grenztruppen der NVA. gen den Teilbeständen der AKG (Auswertungs- und Kon- trollgruppe), den Abteilungen III (Funkaufklärung, Funk- Daneben wurden registrierte Vorgänge der Abteilungen II abwehr), VII (Abwehrarbeit Ministerium des Innern/ (Spionageabwehr), VII (Abwehrarbeit Ministerium des Deutsche Volkspolizei), IX (Untersuchungsorgan), XIX Innern/Deutsche Volkspolizei) und XIX (Verkehr, Post, (Verkehr, Post, Nachrichtenwesen), AGL (Arbeitsgruppe Nachrichtenwesen) einschließlich der dazugehörigen des Leiters) sowie den Beständen der Kreisdienststellen Vorgänge aus dem „vorläufigen Archiv“ der Bezirksver- Anklam und Neustrelitz zugeordnet werden. Für den Teil- waltung Potsdam erschlossen. Im „vorläufigen Archiv“ bestand AKG waren darunter zum Beispiel Parteiinfor- sind in der Regel Berichtsbände von Vorgängen inoffi- mationen für die Bezirksleitung und die Kreisleitungen zieller Mitarbeiter abgelegt, während die anderen Teile des IM-Vorgangs bei den Unterlagen der jeweiligen ope- der SED, vor allem zu Stimmungen und Reaktionen der rativen Diensteinheit beziehungsweise der Kreisdienst- Bevölkerung auf aktuelle Ereignisse, zur politischen Lage stelle überliefert sind. Archivfachlich ist es geboten, im sowie zu besonderen Vorkommnissen im Bezirk. Die er- Zuge der Verzeichnung dieser IM-Vorgänge mit dem IT- schlossenen Arbeitsbücher des Leiters der Abteilung XI Verfahren Sachaktenerschließung die dazugehörigen Be- enthalten Informationen aus Beratungen beim Leiter des richtsbände aus dem „vorläufigen Archiv“ parallel zu er- Bezirksamtes für Nationale Sicherheit (BAfNS) im No- schließen. vember und Dezember 1989, Auswertungen von Bespre- chungen beim Leiter des AfNS in Berlin, Einschätzungen Mit Wirkung vom 1. Januar 2009 wurde die Außenstelle zur Lage in der DDR, Maßnahmen im Zusammenhang Potsdam aufgelöst (siehe auch Kapitel 2.1). Die Erschlie- mit Fernschreiben des Leiters des AfNS zur Vernichtung ßung der Unterlagen aus der Bezirksverwaltung Potsdam von Schriftgut sowie Informationen über die Besetzung wird seitdem in der Zentralstelle fortgeführt. Die Be- der Bezirksverwaltung am 5. Dezember 1989 durch die standsabgrenzung in den Magazinen und Karteibereichen Bürgerrechtsbewegung. Die Arbeit zur Auflösung der bleibt davon unberührt. Ablage „ohne Zuordnung“ wird fortgesetzt. – 30 –

Unterlagen der Bezirksverwaltung Rostock Unterlagen der Bezirksverwaltung Schwerin Im Berichtszeitraum hat die Außenstelle Rostock 36 lfd. M. Im Berichtszeitraum wurden 53 lfd. M. der archivierten Unterlagen der Diensteinheiten und Kreisdienststellen er- Ablagen der Abteilung XII (Auskunft/Speicher) erschlos- schlossen (Übersicht siehe Anhang 9.7). sen. Aufgrund des sehr fortgeschrittenen Erschließungsstan- Die Außenstelle hatte bereits im Jahr 1997 die Unterlagen des konnten neben Unterlagen aus den Abteilungen Ope- der Diensteinheiten und der Kreisdienststellen vollständig rative Technik und Rückwärtige Dienste vor allem Unter- erschlossen (Übersicht siehe Anhang 9.8). Danach begann lagen aus den sogenannten Reposituren 1 bis 5 sowie aus sie – als Pilotprojekt – mit der Verzeichnung der archivier- dem besonderen Bestand „Unabhängiger Untersuchungs- ten Ablagen und hier mit Vorgängen aus der Operativen ausschuss zur Sicherung und Überprüfung der Unterlagen Hauptablage (Archivbestand 1) der Abteilung XII. des Bezirksamtes für Nationale Sicherheit“ erschlossen Seitdem sind mehr als 276 lfd. M. Unterlagen erschlossen werden. Diese haben insgesamt einen Umfang von worden; überwiegend handelt es sich dabei um Untersu- 34 lfd. M. chungsvorgänge, Operative Personenkontrollen und Ope- Die Reposituren 1 bis 5 sind Aktenablagen, die in den rative Vorgänge sowie Vorgänge zu inoffiziellen Mitar- Anfangsjahren der BStU wegen unklarer Provenienz beitern. gebildet wurden und nunmehr nach Ermittlung der Prove- Bei der Erschließung von Unterlagen der Archivierungs- nienzen aus archivfachlichen Gründen aufgelöst werden. jahrgänge 1969 und 1970 wurden zahlreiche Vorgänge Dabei konnten Unterlagen der wichtigen Stellvertreterbe- über „staatsfeindliche Hetze“, insbesondere im Zusam- reiche Operativ verzeichnet werden, aus denen bisher menhang mit Äußerungen zu den Ereignissen in der kein Material nachgewiesen war. So wurden unter ande- ČSSR, gefunden. Ein Vorgang befasst sich beispielsweise rem Dokumente über die Bildung des Selbständigen mit der geheimpolizeilichen Bearbeitung zweier Jugend- Referats Grenzsicherung, den Einsatz von Grenzbeauf- licher wegen des Verdachts der „staatsfeindlichen Hetze“ tragten, die Vorbereitung der gemeinsamen Grenzkom- und des versuchten ungesetzlichen Grenzübertritts nach mission DDR-Bundesrepublik im Februar 1986 in Stral- Österreich. Die Jugendlichen waren 1968 während ihres sund, über Strukturen, Einsatz- und Maßnahmepläne der Urlaubs in der ČSSR in die Ereignisse um die Nieder- 6. Grenzbrigade Küste der NVA-Grenztruppen und über schlagung des „Prager Frühlings“ geraten und berichteten den Besuch von Militärdelegationen aus Nordkorea ihren Familien postalisch darüber. Nach ihrer Rückkehr erschlossen. Weitere Unterlagen dokumentieren spekta- wurden beide verhaftet. kuläre Fluchtversuche über die Ostsee, Konflikte mit ausländischen Arbeitskräften in Rostock und die Identifi- Seit Februar 2007 unterstützt die Außenstelle Schwerin zierung von „Rädelsführern“ der Demonstrationen im die Erschließung von Unterlagen der MfS-Bezirksverwal- Oktober 1989. Verzeichnet wurden auch eine Konzeption tung Berlin – zu den Ergebnissen siehe Kapitel zu den zur Spionageabwehr im Bezirk, Informationen über die Unterlagen der Bezirksverwaltung Berlin. Auflösung der Sonderjagdgebiete im Herbst 1989 sowie Operative Vorgänge über Vorkommnisse in der Handels- Freistaat Sachsen und Fischereiflotte der DDR. Unterlagen der Bezirksverwaltung Dresden Ein interessanter Fund ist die aufwändig gestaltete, etwa tischgroße Chronik der Bezirksverwaltung Rostock aus Im Berichtszeitraum hat die Außenstelle Dresden 182 lfd. M. der AKG (Auswertungs- und Kontrollgruppe), in der zum Unterlagen der Diensteinheiten und Kreisdienststellen er- Beispiel alle Kreisdienststellen ausführlich dargestellt schlossen (Übersicht siehe Anhang 9.9). sind. Damit ist die Arbeit an weiteren wichtigen Teilbeständen beendet, so zum Beispiel der Arbeitsgruppe des Leiters, Der schon vollständig erschlossene Teilbestand der Be- aus dem im Berichtszeitraum Pläne für die Mobilma- zirkskoordinierungsgruppe (BKG) konnte durch die Ver- chung, darunter Unterlagen über geplante Internierungs- zeichnung von mehr als 500 Fotos ergänzt werden. Damit und Isolierungslager, erschlossen wurden. Die Errichtung hat die Außenstelle bis auf geringe Reste bei den Unterla- eines dieser Lager war auf dem Gelände des ehemaligen gen der Abteilung Kader und Schulung die Unterlagen al- Konzentrationslagers Burg Hohenstein vorgesehen. ler Diensteinheiten, Kreisdienststellen sowie der Objekt- dienststelle Kernkraftwerk Greifswald vollständig Aus der Abteilung XVIII (Sicherung der Volkswirtschaft) erschlossen. wurden Dokumente zur Überwachung des Kombinats Robotron, des VEB Mikroelektronik Dresden und des Auch 44 lfd. M. archivierte Vorgänge aus der Allgemei- Zentralinstituts für Kernforschung Rossendorf verzeich- nen Sachablage (Archivbestand 2) sowie der Operativen net. Daneben sind Unterlagen zur Sicherung der kurzzei- Hauptablage (Archivbestand 1) der Abteilung XII wur- tig existierenden Flugzeugindustrie der DDR und zum den erschlossen. Teilweise stammen diese Unterlagen aus Bau des Passagierflugzeugs „BB 152“ im VEB Flugzeug- der Auflösung der oben genannten Reposituren, teilweise werk Dresden in den 1950er-Jahren interessant. war die Erschließung für regionale Forschungsprojekte im Zusammenhang mit der weiteren Ausgestaltung der Aus der Abteilung II (Spionageabwehr) sind unter ande- Dokumentations- und Gedenkstätte in der ehemaligen rem Unterlagen über die Sicherung und Überwachung Untersuchungshaftanstalt des MfS in Rostock notwendig. von Angehörigen diplomatischer Vertretungen und von – 31 –

Korrespondenten verzeichnet worden, ferner Akten über tung am 7. Oktober 1989 im Filmtheater „Luxor“ in Karl- die Kontrolle von in der DDR lebenden Ausländern sowie Marx-Stadt sowie die sich anschließende Demonstration. umfangreiche Informationen über gegnerische Geheim- Eine als Matinee der Städtischen Theater geplante Veran- dienste und Personenermittlungen wegen des Verdachts staltung zum 40. Jahrestag der Gründung der DDR nutzte auf geheimdienstliche Tätigkeit. die Oppositionsbewegung dazu, für sich Öffentlichkeit herzustellen. So kam es im Anschluss an die Veranstal- Die verzeichneten Unterlagen der Abteilung XIV (Unter- tung zu einer vielbeachteten Demonstration der Bürger- suchungshaft, Strafvollzug) enthalten beispielsweise ein bewegung. Auf den Bildern sind Kampfgruppen zu er- Festnahmenverzeichnis, ein Laborbuch über HIV-Unter- kennen, die die Demonstranten mit Hubschraubern, suchungen, die Hausordnung der Untersuchungshaftan- Wasserwerfern und Hunden zurückdrängen sollten. Die stalt und Informationen über die „Absicherung“ von Fotos waren größtenteils nur einfach zerrissen und ließen Fahrten zum Gericht. sich daher gut rekonstruieren. Die breit angelegte Kontrolle des gesamten Territoriums zeigt sich sehr deutlich an den aus den Kreisdienststellen Unterlagen der Bezirksverwaltung Leipzig erschlossenen Unterlagen: Ihre Inhalte reichen von der Überwachung der Ingenieurhochschule Zittau durch die Im Berichtszeitraum hat die Außenstelle Leipzig 111 lfd. M. KD Zittau und die Sicherung der Strafvollzugseinrich- Unterlagen der Diensteinheiten und Kreisdienststellen er- tung Zeithain durch die KD Riesa bis hin zur Überwa- schlossen (Übersicht siehe Anhang 9.11). chung von Städtepartnerschaften, etwa zwischen Dresden Fertig verzeichnet wurden die Unterlagen der Abteilun- und Hamburg (KD Dresden-Stadt). Nennenswert sind gen IX (Untersuchungsorgan), XIV (Untersuchungshaft, auch Dokumente über den Truppenübungsplatz der Strafvollzug), XV (Auslandsaufklärung), XVIII (Siche- Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland rung der Volkswirtschaft), Operative Technik, der Ar- (GSSD) in Königsbrück sowie Unterlagen über die Zu- beitsgruppe des Leiters, des Selbständigen Referats Per- sammenarbeit zwischen MfS und GSSD, etwa bei der sonenschutz und der KD Oschatz. Überwachung von Kontrollfahrten der westlichen Mili- tärverbindungsmissionen (u. a. durch die KD Kamenz). Erschließungspriorität hatten die von der Projektgruppe manuelle Rekonstruktion wiederhergestellten Unterlagen Unterlagen der Bezirksverwaltung Karl-Marx-Stadt der Abteilung XV (siehe auch Kapitel 3.3.1), unter denen sich detaillierte Informationen zur Arbeitsplanung und Im Berichtszeitraum hat die Außenstelle Chemnitz 136 Berichterstattung befinden. Der Abteilung XV der lfd. M. Unterlagen der Diensteinheiten und Kreisdienst- BV Leipzig war das Bundesland Nordrhein-Westfalen als stellen erschlossen (Übersicht siehe Anhang 9.10). „Operationsgebiet“ zugewiesen, vor allem die für den Staatssicherheitsdienst interessante Staatskanzlei, das Die Teilbestände des Leiters der BV, der Abteilungen Ka- Landesamt für Verfassungsschutz, die Firma Rheinmetall der und Schulung, VII (Abwehrarbeit Ministerium des In- und die Universität Münster. In den Arbeitsplänen wird nern/Deutsche Volkspolizei), XII (Auskunft/Speicher), beschrieben, welche Personen mithilfe welcher Mittel XIX (Verkehr, Post, Nachrichtenwesen), 26 (Telefonüber- und welcher inoffiziellen Mitarbeiter kontaktiert, „abge- wachung) und XV (Auslandsaufklärung) sowie der AGG schöpft“ oder für eine inoffizielle Zusammenarbeit ange- (Arbeitsgruppe Geheimnisschutz), des BdL (Büro der worben werden sollten. Die Jahresarbeitsberichte geben Leitung) und der ZPL (Zentrale Parteileitung) wurden ab- Auskunft über die Ergebnisse dieser Maßnahmen. schließend bearbeitet. Ein weiterer Schwerpunkt der Erschließung war die KD Die Unterlagen aus der Abteilung XV und der ZPL wur- den erst im Berichtszeitraum in Bündeln mit unerschlos- Leipzig-Stadt, von der zum Beispiel Unterlagen zur senem Schriftgut anderer Diensteinheiten aufgefunden Überwachung des Kabaretts „Pfeffermühle“, über das Gewandhaus und den Thomanerchor sowie über die Ab- und umgehend verzeichnet. Die Außenstelle hat damit bis auf wenige Reste in den Abteilungen Finanzen, II (Spio- sicherung der Leipziger Messen und des Deutschen Turn- nageabwehr), VIII (Beobachtung, Ermittlung), Rückwär- und Sportfestes verzeichnet wurden. Ferner fanden sich hier zahlreiche Unterlagen über die Friedliche Revolution tige Dienste und SV Dynamo die Unterlagen der Dienst- einheiten und Kreisdienststellen der Bezirksverwaltung in Leipzig im Herbst 1989, so zu den Friedensgebeten, vollständig erschlossen. den Montagsdemonstrationen und verschiedenen Opposi- tionsgruppen aus der Friedens- und Umweltbewegung. Die verzeichneten Unterlagen des Leiters der BV geben Viele Dokumente befassen sich auch mit der Überwa- einen Einblick in die Arbeitsweise der Bezirksverwaltung chung und Bearbeitung von „negativ-dekadenten“ Ju- und in das Zusammenwirken des Leiters mit den Abtei- gendlichen. lungen und Kreisdienststellen sowie mit staatlichen bzw. gesellschaftlichen Institutionen des Bezirkes, darunter Aus dem Teilbestand AKG (Auswertungs- und Kontroll- mit der SED-Bezirksleitung. gruppe) wurden Dokumente zur Geschichte der Bezirks- verwaltung, über Gespräche zwischen Vertretern der Be- Zu den überlieferten Materialien der Abteilung XIX ge- zirksverwaltung und Oppositionsgruppen sowie über hörten einige Kartons mit zerrissenem Material. Neben besondere Vorkommnisse (z. B. „Rowdytum“, schwere technischen Unterlagen befanden sich darin auch Nega- Verkehrsunfälle, Erpressung und Tötungsdelikte) ver- tive und Fotos. Ein Teil der Bilder zeigt eine Veranstal- zeichnet. Ferner befanden sich unter den Unterlagen auch – 32 –

Informationen über die Erfassung von Bürgern der Bun- das Chemiekombinat, Untersuchungsberichte zu „staats- desrepublik und von Ausländern wegen des Verdachts der feindlichen Schmierereien“ sowie Dokumente zu Auftrit- Verbindung zu feindlichen Geheimdiensten sowie wegen ten des Kombinats auf den Leipziger Messen erschlossen „politisch-ideologischer Diversion“. worden. Die ebenfalls erschlossenen Parteiinformationen vermit- Die verzeichneten Dokumente aus der OD Buna geben teln einen umfassenden Überblick über die politische und unter anderem Auskunft über die Verunreinigung der ökonomische Lage im Bezirk. Sie enthalten beispiels- Saale und den katastrophalen technischen Zustand der weise Informationen über Probleme bei der Versorgung Produktionsanlagen. Interessant sind auch umfangreiche der Bevölkerung mit sogenannten Waren des täglichen Berichte über Stimmungen in der Belegschaft aus den Bedarfs und ausgewählten Industrieprodukten, Störungen Jahren 1973 bis 1989. in den Betrieben und Einrichtungen, Reaktionen und Stimmungen der Bevölkerung und zu der immer aktiver Im Chemiekombinat Bitterfeld wurden für gefährliche agierenden Friedens- und Umweltbewegung im Raum und gesundheitsschädigende Tätigkeiten vor allem Straf- Leipzig. gefangenen-Arbeitskommandos eingesetzt. Die Akten der OD Chemiekombinat Bitterfeld geben auch Auskunft Die erschlossenen Unterlagen aus dem Teilbestand über tödliche Quecksilbervergiftungen von dort arbeiten- Abteilung VII (Abwehrarbeit Ministerium des Innern/ den Strafgefangenen im Jahr 1981. Nach der Ausstrah- Deutsche Volkspolizei) befassen sich unter anderem mit lung des vielbeachteten Fernsehfilms „Bitteres aus Bitter- der politischen Lage im Herbst 1989 in der DDR, mit feld“ 1988 in der Bundesrepublik fertigte die OD dem Strafvollzug und den Strafgefangenen. umfangreiche Analysen und Einschätzungen zur Umwelt- Die verzeichneten Schriftstücke der AG XXII (Terrorab- verschmutzung durch das Chemiekombinat Bitterfeld an. wehr) zeigen eine erstaunliche Anzahl von Meldungen Das erschlossene Schriftgut der Abteilung II enthält ne- über pseudonyme und anonyme Drohanrufe und -schrei- ben Informationen über die Abwehr von Militärspionage ben an Einrichtungen der SED, staatliche Stellen aber im Zusammenhang mit der Sicherung militärischer Ob- auch an Dienststellen des MfS sowie deren Analysen jekte im Bezirk auch Ermittlungen zu Bewerbern für die (u. a. durch Stimmenvergleiche). Arbeiter-und-Bauern-Fakultät „Walter Ulbricht“ in Halle. Dokumentiert ist darüber hinaus die Zusammenarbeit mit Land Sachsen-Anhalt der SED-Bezirksleitung und dem FDGB-Bezirksvorstand Halle anlässlich eines Besuches von Vertretern der DKP Unterlagen der Bezirksverwaltung Halle in der DDR. Im Berichtszeitraum hat die Außenstelle Halle 159 lfd. M. Die Erschließungsarbeiten mussten im Sommer 2008 zu- Unterlagen der Diensteinheiten und Kreisdienststellen er- gunsten der im Zusammenhang mit Ersuchen zur soge- schlossen (Übersicht siehe Anhang 9.12). nannten Opferrente in der Außenstelle zu erledigenden Folgende Teilbestände konnten abschließend bearbeitet Vielzahl an Karteirechercheanträgen vorübergehend aus- werden: Abteilung II (Spionageabwehr), Abteilung VII gesetzt werden. (Abwehrarbeit Ministerium des Innern/Deutsche Volks- polizei), AG XXII (Terrorabwehr), KD Hettstedt und Eis- Unterlagen der Bezirksverwaltung Magdeburg leben, Medizinischer Dienst sowie die drei Objektdienst- stellen (OD) in den Chemiekombinaten Leuna, Buna und Im Berichtszeitraum hat die Außenstelle Magdeburg Bitterfeld. 168 lfd. M. Unterlagen der Diensteinheiten und Kreis- dienststellen erschlossen (Übersicht siehe Anhang 9.13). Fortgeführt wurde die Erschließung der KD Aschersle- ben. Die Bearbeitung von Unterlagen der KD Bitterfeld Die Teilbestände der Abteilungen XVIII (Sicherung der und Halle-Neustadt sowie der Abteilung Rückwärtige Volkswirtschaft), XIX (Verkehr, Post, Nachrichtenwesen) Dienste wurde begonnen. und Rückwärtige Dienste sowie die Überlieferungen der Kreisdienststellen Burg, Havelberg und Salzwedel konn- Die verzeichneten Unterlagen der drei OD befassen sich ten vollständig erschlossen werden. vor allem mit der Produktions- und Anlagensicherheit in den Chemiekombinaten, mit Bränden, Havarien und Den ehemaligen DDR-Bezirk Magdeburg prägten der sonstigen Störungen, mit der Zusammenarbeit der OD Schwermaschinen- und Fahrzeugbau, die Lebensmittel- mit den Betriebsschutzämtern Leuna, Schkopau (OD und Chemische Industrie sowie die Landwirtschaft. Aus Buna) und Bitterfeld, der Überwachung der Wirtschafts- der Überlieferung der Abteilung XVIII sind daher vor al- beziehungen in das Nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet lem Dokumente zu nennen, die durch die MfS-Operativ- einschließlich der Überprüfung von Reisekadern, Über- gruppen in den Magdeburger Schwermaschinenbaukom- wachung der ausländischen Arbeitskräfte in den Kombi- binaten „Karl Liebknecht“ (SKL) und „Ernst Thälmann“ naten sowie der Sicherung von Investitionsvorhaben und (SKET) erstellt wurden. Das SKET produzierte unter an- des Geheimnisschutzes im Bereich der Forschung und derem komplette Walzstraßen und Großanlagen für die Entwicklung. metallverarbeitende und Hüttenindustrie der Sowjet- union. Beide Betriebe waren zudem für die Rüstungsin- Aus der Überlieferung der OD Leuna sind darüber hinaus dustrie des Warschauer Paktes von großer Bedeutung. Lageeinschätzungen zur Umweltverschmutzung durch Betriebliche Störungen untersuchte der Staatssicherheits- – 33 – dienst daher stets unter dem Verdacht der Sabotage. Im Die Erschließungsarbeiten an den Unterlagen der Kreis- Teilbestand der Abteilung XVIII befinden sich auch dienststellen Langensalza, Mühlhausen und Sömmerda große Mengen von Fotos und Berichten über Unfälle, sowie den Unterlagen der Abteilungen II (Spionageab- Brände und Havarien in den genannten Betrieben sowie wehr), VI (Passkontrolle, Tourismus, Interhotel), XVIII in weiteren Bereichen der regionalen Industrie und der (Sicherung der Volkswirtschaft) und 26 (Telefonkon- Landwirtschaft. Dazu zählen zahlreich dokumentierte trolle) konnten abgeschlossen werden. technische Vorfälle im VEB Sprengstoffwerk Schöne- beck, die zum großen Teil Todesopfer gefordert hatten. Verzeichnet und damit zugänglich gemacht wurden zahl- reiche Dokumente zu bedeutsamen Ereignissen und Ent- Die erschlossenen Unterlagen der Abteilung XIX be- wicklungen im Bezirk sowie zur flächendeckenden inhalten neben Fotos und Berichten im Zusammenhang Überwachung der Bevölkerung, der Betriebe und der ge- mit der Beobachtung von Transitstrecken im Bezirk (Au- sellschaftlichen Einrichtungen. Hervorzuheben sind Un- tobahn Berlin-Marienborn, Mittellandkanal) umfangrei- terlagen über die Absicherung der im Bezirk abgehalte- ches Aktenmaterial über eine Zeitweilige Operativgruppe nen Staatsjagden und die Überwachung des Honecker- „Brandstifter“. Ziel dieser im Jahr 1988 eingesetzten Besuches im Kombinat Mikroelektronik Erfurt, Berichte Gruppe war die Aufklärung mehrerer schwerer Brandstif- über Umweltgefährdungen und besondere Vorkomm- tungen in Magdeburg, etwa im VEB Internationaler Gü- nisse wie Havarien oder Zugunglücke sowie zahlreiche terkraftverkehr und bei der Teilvermittlungsstelle der Informationen über Stimmungen in der Bevölkerung. Deutschen Post. Der Staatssicherheitsdienst vermutete hinter diesen Taten politisch motivierten Terrorismus. Der Zum Besuch Willy Brandts im März 1970 in Erfurt konn- bzw. die Täter sollten der SED-Führung des Bezirks nach ten zahlreiche Foto-, Film- und Tondokumente erschlos- internen Plänen der BV Magdeburg zum 40. Jahrestag sen werden. Des Weiteren wurden Fotos erschlossen, auf der DDR 1989 als Beleg für eine erfolgreiche Arbeit des denen beispielsweise Funktionäre bei der Staatsjagd, der Staatssicherheitsdienstes „präsentiert“ werden. Wiedereröffnung der Wartburg im Luther-Jahr 1983, bei Besuchen im VEB Robotron Sömmerda und bei Sport- Die bisher aus den Kreisdienststellen erschlossenen Do- und Festveranstaltungen zu sehen sind. kumente zeigen deutlich die breit angelegte und auf eine möglichst lückenlose Überwachung der Territorien aus- In Bearbeitung sind die Unterlagen der Arbeitsgrup- gerichtete Arbeit des Staatssicherheitsdienstes. So findet pe XXII (Terrorabwehr), der Abteilungen VIII (Beobach- sich in den Unterlagen eine Vielzahl von Berichten über tung, Ermittlung), XII (Auskunft/Speicher), Finanzen, Stimmungen und Meinungen der Bevölkerung und über Rückwärtige Dienste, Kader und Schulung, Operative die Sicherung der Staatsgrenze. Daneben war dem MfS Technik und des Büros der Leitung sowie der Selbständi- die Kontrolle der Volkseigenen Betriebe in den Regionen gen Referate BCD (Bewaffnung, Chemischer Dienst) und wichtig – darunter der VEB Schuhfabrik „Roter Stern“ in Personenschutz. Burg oder der VEB Erdgasförderung „Karl Marx“ in Salzwedel. Unterlagen der Bezirksverwaltung Gera Die Eingabe der dienstlichen Bestimmungen aus dem Teil- Im Berichtszeitraum hat die Außenstelle Gera 90 lfd. M. bestand BdL (Büro der Leitung) in die BStU-Datenbank Unterlagen der Diensteinheiten und Kreisdienststellen er- DOSA (Dokumentensammlung) konnte abgeschlossen schlossen (Übersicht siehe Anhang 9.15). werden. Damit steht der regionalen Forschung ein wichti- ger Fundus von Grundlagendokumenten zur Verfügung. Vollständig erschlossen wurden dabei die Unterlagen der AKG (Auswertungs- und Kontrollgruppe) sowie der Gegenwärtig werden die Unterlagen der Teilbestände Abteilungen II (Spionageabwehr), VI (Passkontrolle, Abteilung II (Spionageabwehr) und BdL sowie der Kreis- Tourismus, Interhotel), VIII (Beobachtung, Ermittlung), dienststellen Schönebeck, Stendal und Magdeburg er- IX (Untersuchungsorgan), XV (Auslandsaufklärung), XX schlossen. (Staatsapparat, Kultur, Kirche, Untergrund), der Objekt- Ende 2008 begann die Erschließung von Materialien der dienststelle VEB Carl-Zeiss-Jena, des BdL (Büro der Lei- Allgemeinen Sachablage (Archivbestand 2) der Abtei- tung), der Leitung PO (Parteiorganisation) sowie der lung XII (Auskunft/Speicher). Diese 1989 von Hand zer- Kreisdienststellen Gera und Jena. rissenen Materialien waren von der Projektgruppe „ma- Im Teilbestand der AKG sind Unterlagen zum „Braun- nuelle Rekonstruktion“ wieder zusammengefügt worden. buch DDR – Nazis in der DDR“, zum Volksaufstand am Zu den nun wieder zugänglichen Unterlagen gehören Do- 17. Juni 1953 sowie Materialien zur Friedlichen Revolu- kumente über die MfS-Aktion „Rose“ (Zwangsaussied- tion in der DDR im Herbst 1989 hervorzuheben; weitere lungen aus dem DDR-Grenzgebiet im August/September Dokumente befassen sich mit dem Papstbesuch in Polen 1961) sowie Arbeitsprotokolle der Leitung der MfS-Be- 1987 oder mit Nachforschungen über den Verbleib eines zirksverwaltung Magdeburg aus den 1950er-Jahren. angeblichen Goldschatzes aus dem Zweiten Weltkrieg. Erschlossen wurde auch eine Übersicht über im Zweiten Freistaat Thüringen Weltkrieg getötete Militärangehörige und Zivilpersonen Unterlagen der Bezirksverwaltung Erfurt verschiedener Nationen, die auf dem Gebiet der ehemali- gen DDR bestattet sind. Im Berichtszeitraum hat die Außenstelle Erfurt 83 lfd. M. Unterlagen der Diensteinheiten und Kreisdienststellen er- Im Teilbestand der Abteilung VI sind umfangreiche In- schlossen (Übersicht siehe Anhang 9.14). formationen zum Westkontrollpunkt Ludwigsstadt ver- – 34 – zeichnet worden, unter anderem zur nachrichtendienstli- (Untersuchungshaft, Strafvollzug) sowie der Kreisdienst- chen Abschöpfung von Zugpersonal der Deutschen stelle Suhl. Mit der Einstellung von zwei weiteren Ar- Bundesbahn sowie Angaben über Dienststellen des Bun- chivaren kann die Erschließung nun deutlich beschleu- desgrenzschutzes und über Kontrollmethoden. nigt werden. In Bearbeitung befinden sich die Unterlagen der Abteilung XII (Auskunft/Speicher). 3.2.2 Erschließung spezieller Informationsträger Zu den Unterlagen der Leitung der Parteiorganisation in der Bezirksverwaltung wurde ein Aktenverzeichnis für In den Archiven der BStU sind insgesamt 1,4 Millionen die Einstellung in das Online-Portal „SED-/FDGB- spezielle Informationsträger überliefert. Hierbei handelt Schriftgut“ des Bundesarchivs erarbeitet (siehe auch Ka- es sich meist um lose Fotos, Negative, Mikrofilme und pitel 3.7). Dias (nachfolgend Fotodokumente), 2 734 Filme und Videos, circa 31 000 Tonbänder, Tonkassetten, Schall- Unterlagen der Bezirksverwaltung Suhl platten und andere Tonaufzeichnungen (nachfolgend Ton- dokumente) sowie 43 Datenprojekte des Staatssicher- Im Berichtszeitraum hat die Außenstelle Suhl 62 lfd. M. heitsdienstes. Unterlagen der Diensteinheiten und Kreisdienststellen er- schlossen (Übersicht siehe Anhang 9.16). Wegen der besseren technischen Möglichkeiten werden Die personelle Besetzung des Arbeitsbereiches war im die in den Außenstellen überlieferten Tondokumente, gesamten Jahr 2008 mit nur einer Archivarin unzurei- Filme und Videos sowie die Datenprojekte der MfS-Be- chend. Trotzdem konnte die Erschließung des wichtigen zirksverwaltungen in der Zentralstelle gesichert, erschlos- Teilbestandes AKG (Auswertungs- und Kontrollgruppe) sen und archiviert. Die Verzeichnungsergebnisse erhalten abgeschlossen werden. Die verzeichneten Unterlagen do- die Außenstellen in Form von Datensätzen des SAE, so- kumentieren ausführlich die mehrtägige Besetzung der dass die Nutzung erfolgen kann. Stadtkirche in Eisfeld im September 1988 durch Über- siedlungsersuchende. Am Abend der 500-Jahr-Feier der Fotodokumente werden dagegen in den Außenstellen und Kirche wurden 18 Erwachsene und 14 Kinder in der Kir- der Zentralstelle getrennt verzeichnet, archiviert und re- che eingeschlossen, nachdem sie sich weigerten, das Got- cherchiert. Da die Erschließung des Schriftgutes, das zum teshaus ohne Zusage der staatlichen Stellen auf wohlwol- Teil auch Fotomaterialien enthält, Priorität hat, werden lende Prüfung ihrer Ausreiseanträge zu verlassen. Die lose überlieferte Fotodokumente durch die Außenstellen Kirche stellte eine minimale Versorgung der Eingesperr- vorerst nur vereinzelt erschlossen. Die nachstehenden ten sicher. Erst nach zwei Tagen räumten die Antragstel- Angaben zur Erschließung von Fotodokumenten (Kapitel ler das Gebäude, nachdem die Kirchenleitung die Ver- 3.2.2.1) beziehen sich daher nur auf die des Ministeriums, pflegung eingestellt und der Staatsanwalt des Bezirkes während in den anschließenden Kapiteln (3.2.2.2 bis Suhl ihnen Straffreiheit zugesichert hatte. 3.2.2.4) die Erschließung der speziellen Informationsträ- ger sowohl des MfS als auch der Bezirksverwaltungen Die Erschließung des Teilbestandes Abteilung VII (Ab- dargestellt ist. wehrarbeit Ministerium des Innern/Deutsche Volkspoli- zei) wurde fortgesetzt. Neben Informationen über die Si- Der Stand der Erschließungen im Einzelnen ist dem An- cherung und Überwachung der Volkspolizei im Bezirk, hang 10 zu entnehmen. der Strafvollzugseinrichtungen Untermaßfeld und Gold- lauter, der Betriebskampfgruppen, des Zolls und der Zi- 3.2.2.1 Fotos vilverteidigung geben die verzeichneten Unterlagen einen aufschlussreichen Einblick in die politische und gesell- Im Berichtszeitraum sind insgesamt 146 200 lose überlie- schaftliche Entwicklung des Bezirks von den 1960er-Jah- ferte Fotodokumente des MfS erschlossen worden. ren bis zur Friedlichen Revolution im Herbst 1989. Doku- mentiert ist auch die Sicherung der Grenze nach Bayern. Überwiegend handelte es sich dabei um Fotografien aus So wurden Unterlagen mit detaillierten Informationen aus der ZAIG (Zentrale Auswertungs- und Informations- der „Aufklärung“ des westlichen Grenzvorfeldes im gruppe), der HAVIII (Beobachtung, Ermittlung) und Raum Coburg in den 1960er-Jahren, einschließlich der dem Büro der Leitung. dortigen Dienststellen des Bundesgrenzschutzes, der bayerischen Grenzpolizei und des amerikanischen Ge- Die Erschließung von Fotos der AGM (Arbeitsgruppe des heimdienstes, erschlossen. Weitere Inhalte sind Stimmun- Ministers) und der HAVI (Passkontrolle, Tourismus, In- gen unter der Bevölkerung im Raum Coburg und Berichte terhotel) sowie von Fotodokumenten zur Friedlichen Re- über Sitzungen der gemeinsamen Grenzkommission volution in der DDR im Herbst 1989 für die Außenstelle DDR-Bundesrepublik 1975 bis 1985. Darüber hinaus Berlin konnte abgeschlossen werden. wurde eine Dokumentation zu allen im Bezirk wohnhaf- Hervorzuheben ist die Verzeichnung der „Fotonegativab- ten Überläufern der Bundeswehr und anderer NATO-Ar- lage“ des Bereichs 6 der ZAIG (Öffentlichkeits- und Tra- meen und ehemaligen Fremdenlegionären verzeichnet. ditionsarbeit) mit einer umfangreichen Überlieferung Ende 2008 begann die Erschließung von Unterlagen aus zum Minister für Staatssicherheit sowie zur Öffentlich- den Abteilungen IX (Untersuchungsorgan) und XIV keitsarbeit und Traditionspflege im MfS. – 35 –

Darüber hinaus sind Bilder zu Grenzvorkommnissen, Fragen der öffentlichen Sicherheit am 4. November 1989 Jahrestagen der DDR und des MfS, Gewaltverbrechen in Leipzig eine Veränderung der „Tonlage“ in der Ge- und Sexualdelikten sowie zu den Militärverbindungsmis- sprächsführung. sionen erschlossen worden. 3.2.2.3 Filme und Videos 3.2.2.2 Tondokumente Die überlieferten Filme und Videos des Staatssicherheits- Im Berichtszeitraum wurden insgesamt 1 650 Tondoku- dienstes – insgesamt 2 734 Stück – sind vollständig mente des Ministeriums und der Bezirksverwaltungen erschlossen. Im Zuge der fortschreitenden Erschließung (BV) bearbeitet. von Schriftgut sind im Berichtszeitraum weitere 163 Filme und Videos in der Zentralstelle verzeichnet worden. Da- Die Erschließung der aus den Diensteinheiten des MfS bei handelt es sich überwiegend um Material, das das überlieferten Tondokumente, die keinen Kontext zum MfS im Zusammenhang mit operativen Vorgängen selbst Schriftgut aufweisen, konnte weitestgehend abgeschlos- angefertigt oder sichergestellt hat. sen werden. Ausgenommen sind die circa 4 700 Tondo- kumente der Abteilung 26 (Telefonüberwachung) mit ab- Als Zuarbeit für das Aktenverzeichnis zu den Unterlagen gehörten Telefongesprächen, die wegen der fehlenden der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) des MfS (siehe Zuordnung zu Personen und Vorgängen weiterhin uner- Kapitel 3.4.3) wurde eine Übersicht der 114 von der schlossen bleiben. Im Berichtszeitraum konzentrierte sich HVA überlieferten Filme und Videos erstellt. die Erschließungsarbeit auf Tondokumente, die in archi- Die Sicherung der Filme und Videos wurde fortgesetzt. vierten Vorgängen und im sonstigen Schriftgut des MfS Insgesamt sind 88 Filme und Videos auf Betacam-Video- überliefert sind. standard gesichert. Ausgewählte Bänder (60 Stück) wur- Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt war die Erschließung den zur Verbesserung der Bild- und Tonqualität gereinigt von Tondokumenten aus den Bezirksverwaltungen. Im und überspielt, was im Nachgang eine verbesserte inhalt- Berichtszeitraum wurden davon 1 200 Stück in die Zen- liche Erschließung zuließ. Diese Arbeit wird fortgesetzt. tralstelle übernommen und dort erschlossen. Derzeit lie- gen noch ungefähr 9 000 Tonträger der Bezirksverwal- 3.2.2.4 Maschinenlesbare Daten tungen zur Bearbeitung vor. Aus der ursprünglich ungeordneten, überwiegend nicht Die Inhalte des Materials sind meist ähnlich. Überwie- dokumentierten Überlieferung von mehr als 10 000 Da- gend handelt es sich um Aufnahmen von Raumüberwa- tenträgern aus Großrechnersystemen des MfS und ebenso chungen, Mitschnitte von Vernehmungen, Prozessen, Be- vielen Disketten wurden in den letzten Jahren bereits ratungen, Konferenzen oder Vorträgen, aber auch um auf viele Daten für die Nutzung aufbereitet und zugänglich Tonband gesprochene Berichte inoffizieller Mitarbeiter. gemacht. Die Tondokumente der BV Erfurt, Neubrandenburg, Momentan sind 43 Datenprojekte erfasst, wobei jede zu- Rostock, Potsdam und Schwerin sind vollständig er- sammengehörige Datensammlung als Projekt betrachtet schlossen, die der BV Dresden, Halle, Leipzig und Suhl wird, auch wenn die Originaldaten nicht vollständig vor- befinden sich in der Bearbeitung. Aus der BV Magdeburg liegen. Als erschlossen gelten 14 Projekte, aus denen Da- sind alle bedeutsamen Tondokumente verzeichnet, die ten für die Recherche bereitgestellt werden können. restlichen werden zugunsten wichtigerer Aufnahmen aus anderen Bezirksverwaltungen vorläufig zurückgestellt. Nicht alle Projekte werden in dieser Form aufbereitet: Wenn durch die elektronische Überlieferung kein (Er- Aus den BV Halle und Suhl wurden im Berichtszeitraum kenntnis)-Mehrwert gegenüber den schriftlich vorhande- hauptsächlich Tondokumente der Abteilungen IX (Unter- nen Unterlagen entsteht, es sich lediglich um Restdaten suchungsorgan) und XX (Staatsapparat, Kultur, Kirche, aus dem Ein- und Ausgabebereich nicht mehr vorhande- Untergrund) mit Aufzeichnungen von Vernehmungen ins- ner Datenprojekte handelt oder der Rekonstruktionsauf- besondere der Jahre 1988 und 1989 bearbeitet. wand in keinem vertretbaren Verhältnis zum Ergebnis stünde, verzichtet die BStU auf eine weitere Erschlie- Vor allem die Überlieferung der BV Leipzig bietet einen ßung. Grundsätzlich wird die gesamte Ausgangsmenge Querschnitt über die Varianten der Tonüberlieferung des der lesbaren Datenträger gesichert, sodass alle Daten Staatssicherheitsdienstes: Unter dem verzeichneten Mate- auch künftig in ihrer Originalität erhalten bleiben. rial befinden sich aufschlussreiche Aufzeichnungen aus der Zeit der Friedlichen Revolution im Herbst 1989, wie Allein aus den wichtigsten wieder nutzbaren Datenpro- etwa IM-Berichte zur Lage und Stimmung in der Bevöl- jekten – dem System der Informationsrecherche der kerung oder eine Raumüberwachung mit dem Fernsehton HVA (SIRA), dem sogenannten MfS-Besoldungsprojekt der Übertragung von Mielkes Rede auf der 11. Tagung 3325 der Abteilung Finanzen, dem Datenprojekt der der Volkskammer am 13. November 1989 und Reaktio- HA XVIII/8 (Sicherung der Elektrotechnik und Elektro- nen einiger MfS-Mitarbeiter auf diese Sendung. Die Auf- nik) und der Datenbank COTAV (computergestützte Ana- zeichnungen des Sprechfunkverkehrs während der Mon- lyse der Vorkommnisuntersuchung) der HA IX/7 (Unter- tagsdemonstrationen belegen ebenso wie die Aufnahmen suchung und Aufklärung politisch-operativ bedeutsamer zum ersten Treffen von MfS-Mitarbeitern und Angehöri- Vorkommnisse) – sind insgesamt rund 2 Millionen Da- gen der Volkspolizei mit Vertretern des Neuen Forums zu tensätze recherchierbar. Im Berichtszeitraum wurden im – 36 – zuständigen Erschließungsbereich in diesen Daten insge- denzwert aus, denn sie gehören zu den wenigen Zeugnis- samt etwa 2 000 Recherchen nach Personen, Vorgängen sen der Tätigkeit, Struktur und Wirkungsweise der und Sachverhalten durchgeführt. Auslandsspionage des Staatssicherheitsdienstes. Die zu- sammengesetzten Dokumente stammen überwiegend aus Bis Ende 2011 sollen die überlieferten Daten in einer ein- der Schlussphase der DDR. Etwa die Hälfte der erschlos- heitlichen Form dokumentiert und auf einem für die senen Unterlagen konnte Vorgängen zugeordnet werden, Langzeitarchivierung geeigneten Format bzw. System ge- die 1989 vom MfS noch aktiv geführt wurden. Die rekon- speichert sein. Damit wäre der Recherchezugriff für alle struierten Unterlagen belegen, dass und wie der Staatssi- relevanten Datenprojekte gesichert. cherheitsdienst für Zwecke der Auslandsspionage, insbe- Im Berichtszeitraum wurden alle Original-Datenträger sondere in der alten Bundesrepublik, auf allen Ebenen kassiert, bei denen sichergestellt war, dass kein Zugriff inoffizielle Mitarbeiter aus anderen Diensteinheiten des auf sie mehr notwendig sein würde, weil ihre Inhalte auf MfS rekrutierte, um diese zusätzlich zum eigenen Agen- modernen Datenträgern gesichert sind oder die Datenträ- tennetz einzusetzen (siehe auch Kapitel 3.2.1.2 – Er- ger bereits vom MfS gelöscht und überschrieben wurden schließung der Unterlagen der BV Leipzig). und ihre ursprünglichen Inhalte nicht wiederhergestellt Im Juli 2008 wurde entschieden, die Rekonstruktion der werden konnten. Insgesamt betraf dies 6 159 ½-Zoll-Ma- Unterlagen zur Leipziger Abteilung XV zunächst einzu- gnetbänder und 10 615 Disketten. Der Beirat der BStU stellen, weil einerseits der Arbeits- und Zeitaufwand für hatte diesem Verfahren 2007 zugestimmt. Vor der endgül- die manuelle Rekonstruktion der besonders kleinteiligen tigen Kassation erfolgte eine fotografische Dokumenta- Schnipsel extrem hoch war und andererseits die Aussicht tion ausgewählter Datenträger, damit auch zukünftig Aus- auf eine computergesteuerte Zusammensetzung der stark sagen zum äußeren Erscheinungsbild, zum Hersteller, zur zerstörten Unterlagen besteht. Deshalb werden die ver- Art der aufgetragenen Signaturen und sonstigen Ver- bleibenden Materialien – zusammen mit den zerrissenen merke möglich sind. Für Anschauungs- und Ausstel- Akten der Auslandsaufklärung aus den übrigen Bezirks- lungszwecke wurden Original-Datenträger in ausreichen- verwaltungen der Staatssicherheit – in das Pilotverfahren der Anzahl aufbewahrt. zur virtuellen Rekonstruktion eingebracht (siehe auch Ka- pitel 1.5 und 3.3.2). Das Pilotverfahren hat somit auch 3.3 Rekonstruktion zerrissener Unterlagen positive Effekte auf die Arbeitsabläufe der manuellen Re- 3.3.1 Manuelle Rekonstruktion konstruktion: Erstmals besteht die Aussicht, Material dif- ferenziert nach Schadensklassen in verschiedene Arbeits- Seit 1995 besteht bei der BStU eine Projektgruppe zur gänge einsteuern zu können. Durch diese neue manuellen Rekonstruktion zerrissener Unterlagen des arbeitsorganisatorische Option wird dem vom Deutschen Staatssicherheitsdienstes. In ihr arbeiten überwiegend Bundestag formulierten Ziel, die Rekonstruktion zerrisse- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bundesamtes für ner Stasi-Unterlagen zu beschleunigen (Bundestags- Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Zirndorf bei Nürn- drucksachen 14/4885 und 15/3718), gleichzeitig auch bei berg. Derzeit sind dort sechs Vollzeit- und zwei Teilzeit- der manuellen Zusammensetzung der Unterlagen entspro- kräfte unter Leitung eines Archivars der BStU tätig. Im chen. Berichtszeitraum konnten Dokumente, Vorgänge und Ak- tenteile im Umfang von rund 40 000 Blatt rekonstruiert Neben den Materialien der Auslandsaufklärung wurden werden. Insgesamt wurden auf diese Weise seit Mai 2007 schwerpunktmäßig weiterhin Unterlagen der HA XX zerrissene Materialien aus 24 Säcken zusammengesetzt. (Staatsapparat, Kultur, Kirche, Untergrund) des MfS zu- Hinzu kommen erhebliche Mengen an Teilrekonstruktio- sammengesetzt. Seit Beginn der Arbeiten im Jahr 1995 ist nen (Blattfragmente), die erst vervollständigt werden Schriftgut im Umfang von 105 lfd. M. wiederhergestellt können, wenn in anderen Säcken die zugehörigen Teile worden; etwa 75 Prozent der erschlossenen Unterlagen gefunden worden sind. Aktuell befinden sich neun Säcke betreffen Vorgänge aus den letzten fünf Jahren der DDR. verschiedener Provenienzen bei der Projektgruppe zur Seit Mai 2007 wurden von der Projektgruppe zerrissene Bearbeitung. Materialien aus sechs Säcken rekonstruiert, darunter zum Beispiel Unterlagen der HA XX/2 zur Bespitzelung von Inhaltlicher Schwerpunkt der Arbeiten war weiterhin die Jugendlichen oder Schriftgut der HA XX/3 zur Überwa- Wiederherstellung von Schriftgut der Abteilung XV chung von Leistungssportlern bei Wettkämpfen im Aus- (Auslandsaufklärung) der Bezirksverwaltung Leipzig. land. Aktuell befinden sich Materialien aus fünf weiteren Bis Juli 2008 hat die Projektgruppe das zerrissene Schrift- Säcken zur Bearbeitung bei der Projektgruppe, darunter gut aus weiteren 11 Säcken dieser Abteilung rekonstru- ein Sack der HA XX/7 mit zahlreichen Dokumenten zur iert. Zusammen mit den früheren, seit Beginn der Bear- Ausspähung und „Zersetzung“ des Schriftstellers Stefan beitung im Herbst 2004 erfolgten Rekonstruktionen, Heym. konnte so Schriftgut im Umfang von etwa 8 lfd. M. wie- derhergestellt werden. Diese Unterlagen sind insoweit Einen dritten Arbeitsschwerpunkt bildet seit Ende 2006 von besonderer Bedeutung, als 1989/90 beinahe alle Un- die Rekonstruktion von Unterlagen der Bezirksverwal- terlagen zur Auslandsspionage des Staatssicherheits- tungen Cottbus und Frankfurt (Oder). Beide Überliefe- dienstes vernichtet worden waren. Die rekonstruierten rungen sind durch hohe Verluste gekennzeichnet, doch ist Dokumente haben deshalb nicht nur einen hohen Infor- für einige Bereiche zerrissenes Schriftgut in nennenswer- mationswert, sondern zeichnen sich auch durch ihren Evi- tem Umfang erhalten. Daher besteht die Aussicht, Über- – 37 – lieferungslücken im Wege der Rekonstruktion ausglei- stehen der BStU keine Mehrkosten, da die Leistungen des chen zu können. Für die Bezirksverwaltung Cottbus IPK zu einem Festpreis erfolgsabhängig vergütet werden. wurde im Berichtszeitraum aus je einem Sack Schriftgut Das Rekonstruktionsverfahren konnte mittlerweile in der der Kreisdienststellen Forst/Lausitz, Bad Liebenwerda ersten lauffähigen Version, die die Basismodule beinhal- und Weißwasser rekonstruiert, ein weiterer Sack Schrift- tet, abgenommen werden. gut der Kreisdienststelle Forst befindet sich derzeit in Be- arbeitung. Darüber hinaus wurde Material der Cottbuser In der sich daran anschließenden Testphase (Testlauf im Abteilung XIX (Verkehr, Post, Nachrichtenwesen) aus ei- Realbetrieb) mit den verbliebenen Säcken sollen die ver- nem Sack bearbeitet. Für die Bezirksverwaltung Frank- schiedenen Arbeitsschritte auf ihre Zuverlässigkeit hin furt (Oder) konzentrieren sich die Arbeiten auf die überprüft und verfeinert werden. Auch während des ge- Abteilungen II (Spionageabwehr) und XIX (Verkehr, planten Testlaufs werden Beschäftigte der BStU beim Post, Nachrichtenwesen). Zur Abteilung II wurde das IPK begleitend eingesetzt. Schriftgut aus einem Sack rekonstruiert, bei der Der zweite Hauptbaustein ist von der BStU zu realisie- Abteilung XIX aus zwei Säcken. Aktuell wird für die ren und schließt sich an das technisch erfolgreich abge- Abteilung II Schriftgut aus einem weiteren Sack und für schlossene Pilotverfahren an. In der archivischen Bear- die Abteilung XIX Material aus zwei weiteren Säcken zu- beitungsphase werden die vom IPK gelieferten virtuell sammengesetzt. rekonstruierten Einzelseiten zu Dokumenten bzw. Vor- gängen formiert und erschlossen. Das Ergebnis der da- 3.3.2 Pilotverfahren zur virtuellen rauf folgenden Auswertungsphase wird ein Bericht an Rekonstruktion den Deutschen Bundestag sein. Gefordert werden belast- bare Aussagen zur Machbarkeit und Prozessmodellie- Für die Haushaltsjahre 2007 und folgende bewilligte der rung im Realbetrieb sowie zu den Kosten eines mögli- Deutsche Bundestag bis zu 6,3 Millionen Euro für ein chen Hauptverfahrens. Darüber hinaus sollen die im Pilotverfahren zur virtuellen Rekonstruktion der zerrissen Pilotverfahren gewonnenen Erkenntnisse zum Mehrwert überlieferten Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes. der rekonstruierten Unterlagen im Vergleich zu den vor- Das Pilotverfahren lehnt sich an eine Machbarkeitsstudie handenen Unterlagen bezogen auf die jeweils bearbeite- des Fraunhofer Instituts für Produktionsanlagen und Kon- ten Teilbestände dargestellt werden. Auf der Grundlage struktionstechnik (IPK) aus dem Jahr 2003 an. dieser Aussagen soll das Parlament über den weiteren Umgang mit den zerrissenen Unterlagen entscheiden In dem im Frühjahr 2007 zwischen dem Beschaffungsamt können. des Bundesministeriums des Innern (für die BStU) und der Fraunhofer-Gesellschaft (für das IPK) abgeschlosse- nen Forschungsauftrag wird dem Institut eingeräumt, 3.4 Findmittel Projektteile von Unterauftragnehmern ausführen zu las- Die zahlreichen überlieferten MfS-Karteien sind Aus- sen. Dies trifft insbesondere für das Scannen und die so- gangspunkt für die personenbezogenen Recherchen in genannte Rahmensoftware zur eigentlichen Rekonstruk- den Archiven der BStU. Stellvertretend seien hier die tionssoftware zu. Die für die Verwahrung und zentralen Karteien wie die Personen-, Vorgangs- und Behandlung von MfS-Unterlagen geforderten Sicher- Decknamenkarteien genannt (siehe auch Kapitel 3.4.1). heitsstandards werden vom IPK gewährleistet. Für die Recherchen werden auch umfangreiche soge- Das Pilotverfahren besteht aus zwei Hauptbausteinen. nannte dezentrale Karteien wie zum Beispiel die Vorver- Der erste Hauptbaustein umfasst die vom IPK zu realisie- dichtungs-, Such- und Hinweiskarteien sowie Arbeits- rende Entwicklungs- und Testphase, in der die Schnipsel karteien aus den Diensteinheiten des MfS, den aus einigen „Probesäcken“ von insgesamt 400 nach ar- Bezirksverwaltungen und aus Kreisdienststellen genutzt. chivfachlichen Kriterien ausgewählten Säcken mit zerris- Insgesamt stehen in den Archiven etwa 3 900 Karteien senen Unterlagen im IPK gescannt und automatisiert bzw. vor allem für personenbezogene Recherchen zur Verfü- interaktiv (durch Mitarbeiter am Bildschirm) virtuell re- gung. konstruiert werden. Die hierbei gewonnenen Erfahrungen dienen der Weiterentwicklung der Software und der opti- Zahlreiche weitere Personendaten kommen aus der Er- malen Ablaufgestaltung. Mitarbeiterinnen und Mitarbei- schließung der Unterlagen hinzu. Diese werden über Da- ter der BStU unterstützen und begleiten die Arbeitsvorbe- tenbanken der BStU, vor allem über das Elektronische reitung des Scan-Verfahrens sowie die Qualitätssicherung Personenregister (EPR; siehe auch Kapitel 3.4.2), recher- für das Puzzling und die interaktive virtuelle Rekonstruk- chiert. Den Vorgaben des StUG entsprechend sind alle tion. personenbezogenen Findmittel nur behördenintern nutz- bar. Derzeit befindet sich das Pilotverfahren in der Entwick- lungsphase. Da die Entwicklung der verschiedenen Mo- Neben personenbezogenen MfS-Karteien stehen in den dule wesentlich zeitaufwändiger war als das IPK beim Archiven für thematische Recherchen zahlreiche soge- Projektstart angenommen hat, kam es zu einer bisher über nannte MfS-Sachkarteien zur Verfügung. Sie sind über- zweijährigen Verzögerung. Dennoch ist das Verfahren wiegend auch im IT-Verfahren SAE (siehe Kapitel 3.4.2) weiter auf einem guten Weg. Durch die Verzögerung ent- verzeichnet und können dort recherchiert werden. – 38 –

Mithilfe des Verfahrens SAE wurden im Berichtszeitraum gänzungen der Angaben vorgenommen werden. Die Er- in allen Archiven allein 9 400 thematische Recherchen zu gänzungen erfolgen weiterhin. Anträgen aus der Forschung und von den Medien durch- Zur Sicherung des Schriftgutes hatte auch das MfS schon geführt. Sie bezogen sich zu einem großen Teil auf The- Akten verfilmt und den sogenannten Sicherungsfonds an- men im Zusammenhang mit dem 20. Jahrestag der Fried- gelegt. Die in den Filmen und Mikrofiches dieses Siche- lichen Revolution 1989. rungsfonds enthaltenen Personengrunddaten werden in Seit der 7. Novellierung des StUG können elektronische der Zentralstelle nach einer Unterbrechung seit 2006 wie- Aktendokumentationen und Findbücher auch im Internet der mit Akten, Filmen und Erfassungen in den zentralen präsentiert werden. Die Möglichkeiten, externen Nutzern Karteien abgeglichen. Ziel dieser Revisionsarbeiten ist es, Informationen über die Bestände der BStU zur Verfügung für die vom MfS archivierten sicherheitsverfilmten Un- zu stellen, haben sich damit deutlich verbessert. terlagen der Operativen Hauptablage personen- und vor- gangsbezogene Recherchen zu ermöglichen. Im Ergebnis 3.4.1 MfS-Karteien der seit 2006 geprüften 92 318 Filme wurden 85 089 Kar- teikarten erstellt, die noch mit den zentralen Karteien ab- Als wichtigstes Findmittel für die bereits vom Staatssi- geglichen werden. Im Berichtszeitraum wurden daraufhin cherheitsdienst archivierten Ablagen gelten die im MfS 1 033 Einträge in den zentralen Karteien mithilfe von und in den Bezirksverwaltungen geführten umfangrei- BStU-Karteikarten ergänzt. chen Karteien F 16 (Personenkartei) und F 22 (Vorgangs- kartei). Sie sind neben weiteren sogenannten zentralen 3.4.2 BStU-Datenbanken in den Archiven Karteien wie den F 77 (Decknamenkartei) und F 78 (Stra- ßenkartei) für die Arbeit der BStU unverzichtbar. Auch in Die umfangreichsten Datenbanken in den Archiven der diesem Berichtszeitraum konnten die Karteien durch In- BStU sind die Elektronischen Personenregister (EPR). formationen aus den Erschließungsarbeiten und Aktenre- Sie enthalten vor allem Personendaten aus den dezentra- cherchen weiter vervollständigt werden. Allein in der len Karteien und aus Erschließungsarbeiten. Die EPR Zentralstelle sind auf BStU-Karteikarten 1 538 Ergänzun- werden als Vorfilter zu weiterführenden Recherchen in gen in den Karteien F 16 und F 22 vorgenommen worden. den Karteien genutzt. In der Zentralstelle umfasst diese Datenbank über 8,8 Millionen Datensätze, hinzu kommen Zudem besteht die Möglichkeit, Auskünfte aus der Vor- 1 Million Datensätze zur Überlieferung der BV Potsdam gangskartei F 22 durch Recherchen in der Datenbank und der BV Berlin, deren Unterlagen im Archiv der Zen- SAE zu ergänzen. Dies betrifft Daten zu Personen, Vor- tralstelle lagern. In die EPR der übrigen Außenstellen gängen und Decknamen aus der Erschließung der Unter- sind inzwischen 1,1 Millionen Datensätze eingegeben. lagen der Diensteinheiten. In den entsprechenden Indizes der Datenbank wird recherchiert, wenn Karteirecherchen Seit April 2004 werden Eingabearbeiten für die EPR der in den Vorgangs- und Decknamenkarteien nicht zu Ar- Außenstellen von der Zentralstelle unterstützt, im Be- chivsignaturen führen. richtszeitraum konnten so vor allem für die Außenstellen Dresden und Halle 500 000 Datensätze von dezentralen Im Berichtszeitraum übernahmen und ordneten die Kar- Karteien erfasst werden. Dadurch können manuelle Kar- teibereiche der Zentralstelle weitere 16 sogenannte de- teirecherchen wesentlich zügiger erfolgen. Diese Arbei- zentrale personenbezogene Karteien, die nun mit einem ten werden auch für andere Außenstellen fortgesetzt. Umfang von rund 7 lfd. M. (über 27 300 Karteikarten) zusätzlich für Personenrecherchen zur Verfügung stehen. In der „Rosenholz“-Datenbank (siehe dazu ausführlich im Es handelte sich um kleinere Arbeitskarteien aus ver- Sechsten und Siebenten Tätigkeitsbericht der BStU) er- schiedenen Diensteinheiten des MfS. Auch einige Außen- folgt neben der Recherche nach wie vor die Überprüfung stellen ordneten noch weitere personenbezogene MfS-Ar- der vorhandenen Daten. Die Angaben in der Datenbank beitskarteien, sodass nunmehr insgesamt in den Archiven „Rosenholz“ setzen sich aus Daten der Personenkartei rund 3 900 MfS-Karteien mit circa 39 Millionen Kartei- F 16/HVA, der Vorgangskartei F 22/HVA und aus Sta- karten für Recherchen zur Verfügung stehen. tistikbögen der HVA (Hauptverwaltung Aufklärung) zusammen. Sie enthält aktuell Angaben zu 279 356 Per- Um einen Überblick über die bei Auflösung des MfS sonen bzw. 57 471 Vorgängen sowie zu 1 702 Statistikbö- noch in Bearbeitung befindlichen sogenannten aktiven gen (Angaben über die Anzahl der erfassten Personen IM- und GMS-Vorgänge zu erhalten, werden seit 1995 schwanken, da Prüfungen des Datenbestandes immer bei entsprechenden personellen Kapazitäten im Karteibe- wieder Mehrfachüberlieferungen erkennen lassen). Bis- reich der Zentralstelle die Angaben der Vorgangskartei her wurden im „Rosenholz“-Datenbestand insgesamt F 22 und der Decknamenkartei F 77 abgeglichen. Ergeb- 113 987 Recherchen zu Personen und Vorgängen durch- nisse zu allen IM- und GMS-Vorgängen der Hauptabtei- geführt. Wichtiger Bestandteil der Arbeiten ist auch zu- lungen und selbstständigen Abteilungen des MfS konnten künftig die Klärung von Datensätzen aus der Personen- erstmals im Juni 2008 ermittelt werden: Insgesamt enthält kartei F 16/HVA. Aus der teilweise schlechten Qualität die Vorgangskartei F 22 der Zentralstelle Angaben zu der Bilder resultiert eine schlechte Lesbarkeit, die noch rund 39 100 nicht archivierten IM- und GMS-Vorgängen. immer weitreichende Abgleiche mit anderen Dateien und Nach der Erschließung weiterer Unterlagen, beispiels- Karteien erforderlich macht. Zu insgesamt rund 5 110 weise auch aus dem Sicherungsfonds, konnten für über Datensätzen von vormals 25 938 müssen noch Klärungen 26 100 Vorgänge in dieser Kartei (auch allgemeine) Er- zu Namens- und/oder Vorgangsangaben erfolgen. Diese – 39 – sind Voraussetzung für eine Zuordnung der erfassten Per- den Unterlagen, verzichten aber auf ausführliche Register sonen. Zudem sind bisher 575 Bilder von Karteikarten zu Personen wie auch zu Orts- und Sachbetreffen. festgestellt worden, die trotz aller Prüfungen nicht lesbar, also nicht nutzbar sind. Die auf einer Archivfachtagung am 5. März 2008 vorge- stellten Findmittel „Vorläufiges Findbuch Sekretariate der Die Zentralstelle führt und ergänzt auch weiterhin die Da- Stellvertreter des Ministers Neiber, Mittig und Schwanitz tenbanken HHO und HM. Die Datenbank HHO enthält im MfS“ und „Aktenverzeichnis zum Teilbestand Haupt- derzeit 202 631 Datensätze zu hauptamtlichen inoffiziel- verwaltung Aufklärung des MfS“ wurden im Anschluss len Mitarbeitern (HIM), zu Personen und Vorgängen mit an die Tagung in das Internet eingestellt. Bezug auf HVA-Erfassungen und zu Offizieren im be- Das genannte Findbuch zu den Sekretariaten der drei sonderen Einsatz (OibE). In der Datenbank HM sind An- Stellvertreterbereiche des Ministers für Staatssicherheit gaben zu hauptamtlichen Mitarbeitern des MfS und des wurde zudem in der Schriftenreihe „Archive zur DDR- Wachregiments erfasst – derzeit 522 563 Datensätze zu Staatssicherheit“ als Printversion veröffentlicht. Es gibt 277 057 Personen. einen Überblick über die Hinterlassenschaft der Sekreta- Vor allem Karteibereiche der Außenstellen, in denen riate Neiber, Mittig und Schwanitz, also jener Stellvertre- keine Decknamenkarteien (F 77) überliefert sind, nutzen ter, die bis zur Auflösung des Ministeriums für Staats- das IT-Verfahren KARDE (Kartei Decknamen). Das Ver- sicherheit bzw. des Amtes für Nationale Sicherheit im fahren wurde Mitte der 1990er-Jahre entwickelt und ein- Dezember 1989 im Dienst waren. Ausgenommen ist das geführt. Mittlerweile wird es in der Mehrzahl der Außen- Sekretariat der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA), ge- stellen genutzt, weil sich außer der Recherche nach leitet von Werner Großmann, für das nach jetzigem Wis- Decknamen auch andere Verwendungsmöglichkeiten sensstand keine Unterlagen nachweisbar sind. Das Find- (z. B. für statistische Auswertungen) ergeben haben. In buch gewährt Einblicke in die Führungsstruktur des MfS allen KARDE-Verfahren sind rund 250 000 Datensätze und repräsentiert mit den überlieferten Unterlagen etwa erfasst. ein Drittel der zeitlichen Existenz des MfS. Das Aktenverzeichnis zum Teilbestand HVA des MfS In der Zentralstelle wurde zudem eine Datenbank der stellt die geringe Schriftgutüberlieferung sowie die Bild- vom MfS verwendeten Formulare erstellt. Sie umfasst ge- und Tondokumente des Teilbestandes dar. Der Teilbe- genwärtig circa 1 750 Datensätze und wird laufend er- stand setzt sich aus Überlieferungsresten und späteren gänzt. Die Datenbank dient den Mitarbeiterinnen und Rückführungen von Nachrichtendiensten und anderen Mitarbeitern als informatives Nachschlagewerk und un- Dienststellen in die Behörde der BStU zusammen. Dabei terstützt die Archivarinnen und Archivare bei Kassations- sind Unterlagen einiger weniger Strukturteile der HVA entscheidungen von Mehrfachüberlieferungen. in Ansätzen überliefert, so aus der Abteilung VII (Aus- Das zentrale Erschließungs- und Rechercheinstrument für wertung und Information), Abteilung IX (Äußere Spiona- das Schriftgut und die speziellen Informationsträger wie geabwehr, Gegenspionage), Abteilung X (aktive Maß- Tonbänder und Videos ist das IT-Verfahren Sachaktener- nahmen, Desinformation), Abteilung XIII (Aufklärung schließung (SAE). Es wird in der Zentralstelle und in den Grundlagenforschung) des Sektors Wissenschaft und Außenstellen gleichermaßen angewandt und enthält der- Technik (SWT) und der Abteilung XX (Elektronische zeit insgesamt über 606 000 Datensätze. Die Eingabe von Datenverarbeitung). ursprünglich auf Karteikarten nachgewiesenen Verzeich- Im Internet sind inzwischen weitere Aktenverzeichnisse nungseinheiten ist inzwischen bis auf wenige Restbe- zu den aus Bezirksverwaltungen des MfS überlieferten stände abgeschlossen. Da es sich bei SAE um die Archiv- Unterlagen veröffentlicht. Die Darstellungen sollen fort- kernanwendung der BStU handelt, bedarf es einer gesetzt werden. Neben der Präsenz im eigenen Internet- ständigen Verbesserung. Im Zuge der Einführung des auftritt beabsichtigt die BStU auch, mit Beiträgen in Ar- elektronischen Archivs (siehe Kapitel 2.5 und 3.1) wird chivportalen zu erscheinen, um die erschlossenen es durch eine neue Lösung ersetzt werden, die vorhande- Unterlagen auf breiter Basis zu präsentieren. So wurde nen Daten werden in das zukünftige System integriert. In eine Beteiligung am Projekt „Ausbau des Online-Portals diesem Zusammenhang soll auch die Frage der weiteren Netzwerk SED-/FDGB-Archivgut“ vereinbart, das unter Entwicklung und Modifizierung des Thesaurus entschie- Führung des Bundesarchivs mit DFG-Fördermitteln um- den werden. gesetzt wird (siehe auch Kapitel 3.7). Die BStU hat be- reits verschiedene Findbuchdateien erstellt, die für das 3.4.3 Findmittel im Internet Portal verwendet werden sollen. Im Berichtszeitraum wurden Findbuchdateien zu den Unterlagen der Kreislei- Besonderes Gewicht lag im Berichtszeitraum darauf, die tungen von SED und FDGB im MfS sowie der Leitungen Recherchemöglichkeiten für externe Nutzer durch die der Parteiorganisation in den Bezirksverwaltungen Gera Einstellung weiterer Findmittel in das Internet zu verbes- und Neubrandenburg des MfS erarbeitet. Insgesamt sind sern. Im Mittelpunkt steht dabei inzwischen die Veröf- dadurch rund 5 000 Titelangaben zu Verzeichnungsein- fentlichung von Aktenverzeichnissen. Diese Verzeich- heiten aus SED- und FDGB-Archivbeständen der BStU nisse sind im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit gut für das Archivportal nutzbar. Außerdem wurde ein Aus- nutzbar und bieten kurze Einleitungen zu den betreffen- zug aus den Bestandsinformationen der BStU mit speziel- – 40 – len Beschreibungen der SED- und FDGB-Teilbestände nicht abgeschlossenen Revisionen zur Überlieferung der geschaffen. Weitere Findbuchdateien zu Unterlagen der Unterlagen nachrangige Aufgaben, auch aufgrund fehlen- SED-Gliederungen im MfS sollen folgen. den Personals. Zum Verhalten bei archivischen Notfällen wurden Be- 3.5 Bestandserhaltung schäftigte im Archiv der Zentralstelle und in einigen Au- 3.5.1 Präventive Maßnahmen ßenstellen geschult. Im Juli 2008 war die BStU Gastgebe- rin der Berlin-Brandenburger Notfallrunde. Die Experten Die Bestandserhaltung ist eine der zentralen Aufgaben ar- aus anderen Berliner und Brandenburger Archiven stell- chivarischer Arbeit. Wie in anderen Archiven nimmt bei ten der Notfallvorsorge der BStU ein sehr gutes Zeugnis der BStU der Umfang der restaurierungsbedürftigen Un- aus. Die Außenstelle Magdeburg arbeitet in einem archi- terlagen durch alterungs- und benutzungsbedingten Ver- vischen Notfallverbund der Landeshauptstadt Sachsen- schleiß zu. Bei Akten und Karteikarten sind die Haupt- Anhalts mit. schadensbilder Folge des sehr holzhaltigen, sauren Papiers. Durch Vergilben und Verspröden des Schriftgu- Duplizierung tes entstehen Risse, Ausreißungen der Heftungen und an- dere Schäden. Bei elektromagnetisch gespeicherten Infor- Die Maßnahmen der Bestandserhaltung beschränken sich mationen auf Tonbändern, Tonkassetten, Videos und nicht nur auf die Sicherung der überlieferten Papierdoku- Filmen besteht das Problem in der begrenzten Haltbarkeit mente. Ebenso notwendig ist der Schutz der bereits vom der Trägermaterialien. MfS angefertigten Mikrofilme. Durch Lagerungspro- Angesichts der ungeheuren Massen an Schriftgut und bleme und nutzungsbedingten Verschleiß sowie Kopierar- speziellen Informationsträgern ist die Bestandserhaltung beiten sind diese Mikrofilme in ihrer Substanz gefährdet. eine enorme Herausforderung für die BStU. Im Juli 2007 Um sie zu schonen und zu erhalten, sind zur Nutzung Du- hat die Abteilung Archivbestände daher eine einheitliche plikatfilme erforderlich. Bevor die Rollfilme dupliziert Konzeption zur Bestandserhaltung vorgelegt. Für Lage- werden können, sind aufwändige Vorarbeiten zu leisten. rung, Verpackung, Duplizierung und Restaurierung be- So werden generell alle Rollfilme umgespult, um eventu- stimmt die Konzeption Prioritäten. Für die Beschaffung elle mechanische Schäden festzustellen. Bei diesem Ar- von Archiv- und Hilfsmaterialien sowie die Lagerungsbe- beitsvorgang werden die Filme gereinigt und Ein- und dingungen sind archivische Standards maßgeblich. Durchrisse geklebt. Aufgrund unterschiedlicher Dichte und von Kontrastschwankungen erweist sich der Dupli- Die klimatischen Bedingungen in den Magazinen der zierungsvorgang als sehr schwierig. BStU werden ständig überwacht. Die vom DIN-ISO-Stan- dard vorgegebenen Werte (Lagerungstemperatur 16 bis Die Duplizierung der Mikrofilme der Außenstellen ist 20 Grad Celsius, relative Luftfeuchte 45 bis 55 Prozent) fast abgeschlossen. Zurzeit werden Originalfilme der Au- können trotz einiger ungünstiger baulicher Gegebenhei- ßenstellen Schwerin (ca. 1 800) und Rostock (ca. 4 230) ten im Wesentlichen gesichert werden. dupliziert, im Berichtszeitraum insgesamt 1 993 Stück. Ausstehend sind noch die Filme der Außenstellen Chem- Im Archiv der Zentralstelle konnten die Umbaumaßnah- nitz (ca. 1 600) und Gera (ca. 1 760). men der Magazine im Berichtszeitraum abgeschlossen und drei umgebaute Magazinräume in Betrieb genommen 3.5.2 Schutzverfilmung werden. Dadurch verbesserten sich die Lagerungsbedin- gungen für weitere 8 000 lfd. M. Unterlagen und die Ar- Aufgrund der häufigen Nutzung der Unterlagen und we- beitsbedingungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. gen der unzureichenden Papierqualität sind wichtige Be- Im Vorfeld der mit diesen Arbeiten verbundenen Umlage- stände bzw. Aktengruppen verschlissen und beschädigt. rungen im Umfang von 6 800 lfd. M. wurde ein Großteil Daher werden die Informationen durch Schutzverfilmung der Unterlagen licht- und staubgeschützt in Archivkartons gesichert. Die Schutzverfilmung von gefährdeten Unter- verpackt. lagen erfolgt in der Zentralstelle mit einer Schrittschaltka- Verstärkt werden Arbeiten für eine metallfreie Aufbewah- mera entsprechend den Grundsätzen des BMI zur Durch- rung des Archivgutes und die Kontrolle der Aktenbe- führung der Sicherheitsverfilmung von Archivalien. Seit stände vorgenommen. Beim Ausheben der Unterlagen November 2002 werden die Unterlagen der HA IX/11 und im Rahmen der archivtechnischen Aktenaufbereitung (Aufklärung von Nazi- und Kriegsverbrechen) schutzver- werden die Unterlagen aus verschlissenen Stehordnern in filmt. Ebenso vom Verfall durch starke Nutzung betroffen Jurismappen umgebettet und sämtliche Metallteile ent- sind die Karteien des Staatssicherheitsdienstes, bei denen fernt. So wurden im Berichtszeitraum 23 000 Akten kon- der obere Rand aufgrund der täglichen manuellen Recher- trolliert und 54 200 Aktenbände entmetallisiert. che zum Teil so abgegriffen ist, dass die Gefahr des Infor- mationsverlusts besteht. Nach Verfilmung der wichtigsten Nach wie vor finden auch in Archiven der Außenstellen MfS-Karteien der Zentralstelle wird die Verfilmung aus- zum Schutz der Unterlagen Umverpackungen und Umla- gewählter Karteien der Außenstellen fortgesetzt. Zurzeit gerungen in den Magazinbereichen statt. Vorrangig sind werden Karteien für die Außenstellen Rostock (ca. jedoch Aktenbereitstellungen durch Ausheben und Repo- 308 900 Karteikarten) und Neubrandenburg (ca. 192 800 nieren zu leisten. Bestandserhaltende Maßnahmen blei- Karteikarten) verfilmt, im Berichtszeitraum insgesamt ben daher ebenso wie die in den meisten Archiven noch 344 000 Karteikarten. Anschließend sind noch rund – 41 –

1 Million Karteikarten für die Außenstellen Halle, Leip- nale für die Nutzung bereitstehen. Auch mit dem zig und Magdeburg zu verfilmen. ständigen Wechsel technischer Lösungen auf neue, wei- terentwickelte Systeme muss zwangsläufig Schritt gehal- 3.5.3 Restaurierung und Konservierung von ten werden, um die gespeicherten Informationen dauer- Schriftgut haft zu bewahren und nutzbar zu halten. Die aus der allgemein schlechten Papierqualität des 1995 wurde mit der Sicherung der Videoaufzeichnungen Schriftgutes resultierenden Abbauprozesse und die Schä- des MfS begonnen. Für die neun überlieferten, nicht kom- den, die durch die intensive Beanspruchung des Schrift- patiblen Videosysteme musste ein System gefunden wer- gutes entstehen, erfordern umfassende Konservierungs- den, auf das alle vorhandenen Systeme überspielt werden und Restaurierungsmaßnahmen. Dazu wurde 1998 bei konnten. Die Entscheidung fiel auf das professionelle der BStU eine technisch gut ausgestattete Restaurierungs- analoge Betacam SP System. Die Sicherung der archiv- werkstatt eingerichtet. würdigen Videoaufzeichnungen wird bei Anforderung fortgesetzt. Bis März 2009 wurden insgesamt 1 089 Beta- Ein Arbeitsschwerpunkt im Jahr 2008 war die mit höchs- cam-Bänder erstellt. Geplant ist die Überspielung von ter Dringlichkeit notwendige Restaurierung von stark ver- Betacam SP auf ein für die Langzeitarchivierung ge- klebten und brüchigen Akten aus den 1950er-Jahren im eignetes Videoformat. Im Rahmen der Entwicklung des Zusammenhang mit den Ersuchen zur sogenannten Op- eArchivs sind hierzu Metadatenmodelle zu entwickeln. ferrente. Ähnliche Schadensbilder wiesen die teilweise noch aus der Zeit vor 1950 stammenden Akten über Nazi- Eine besondere Herausforderung bei der Sicherung von und Kriegsverbrechen auf. Eine Nutzung dieser Unterla- Tonträgern ist die Tatsache, dass diese Materialien in sehr gen war erst durch die Restaurierung möglich. vielfältigen Formen in den Archiven vorliegen: Die Spei- chermedien reichen vom ¼-Zoll-Magnetband auf offenen Ein weiterer Schwerpunkt war die Restaurierung der an Spulen über geschlossene Spulen in allen Größen, Län- den Griffkanten stark abgenutzten Karteikarten des gen, Spurlagen und Geschwindigkeiten, spezielle Diktier- Staatssicherheitsdienstes, hier vor allem von Karteikarten kassetten, Musik- und Kompaktkassetten bis hin zu tech- der manuell zu recherchierenden Personenkartei F 16. nisch „exotischen“ Diktierplatten. Jährlich werden Karten aus dieser Kartei restauriert, im Berichtszeitraum waren es insgesamt 7 813 Stück. Für die Bei einer umfassenden Revision des Erhaltungszustandes Außenstelle Leipzig wurde zudem eine rekonstruierte der Audioüberlieferungen stellte sich zudem heraus, dass Decknamenkartei der Abteilung XV (Auslandsaufklä- sich nicht ausschließlich die Materialien aus der Anfangs- rung) mit insgesamt 2 062 Karteikarten restauriert. zeit des MfS in einem technisch bedenklichen Zustand befinden, sondern auch Tonbandbestände insbesondere Bei der Erschließung von Bauakten des MfS offenbarte der 1980er-Jahre gefährdet sind. der marode Erhaltungszustand von technischen Zeich- nungen die Dringlichkeit der Erhaltungsmaßnahmen. Damit war es notwendig, neben langfristig geplanten Maßnahmen zur Sicherung auch kurzfristig tätig zu wer- Insgesamt wurden im Berichtszeitraum 871 Akten mit den. Eine Überspielstrecke musste aufgebaut werden, die 321 000 Blatt, knapp 10 000 Karteikarten, 48 technische eine qualitativ gute analoge Einspielung und eine entspre- Zeichnungen, 1 200 Fotopositive sowie 24 Bücher kon- chende Analog-Digital-Wandlung sicherstellen würde. serviert und restauriert. Da kein anderes Archiv Erfahrungen im Umgang mit der Die Restaurierungswerkstatt unterstützt die fachgerechte sprachlichen Überlieferung eines Geheimdienstes hatte, Fotoarchivierung und Verpackung der Unterlagen für alle betrat die BStU hier Neuland. Die Entscheidung über die Archive der BStU. Frage der Hard- und Software musste eng an die techni- schen Parameter der Audioüberlieferung geknüpft sein. Durch Vervielfältigung von Papierseiten und Rückkopien Beschafft und umgebaut wurden schließlich M20-Ton- von verfilmtem Schriftgut sind 1 527 000 Kopien und bandmaschinen; als Software wird das System Wavelab 682 000 Rückkopien gefertigt worden, ein wichtiger Bei- genutzt. trag für die Bearbeitung, Vorlage oder Herausgabe von MfS-Unterlagen. Seit der Einrichtung zweier Rekonstruktionsstudios im Oktober 2008 werden nun unmittelbar vom physischen Zerfall bedrohte Tonträger digitalisiert. Schon jetzt kann 3.5.4 Sicherung und Bestandserhaltung festgestellt werden, dass sich der Ende 2007 ermittelte spezieller Informationsträger grundsätzliche Speicherbedarf von etwa 750 Audiostun- Neben der Erhaltung der papiernen Hinterlassenschaft den pro Jahr durch den schlechten technischen Zustand des MfS ist die Sicherung und Bestandserhaltung der spe- der Tonträger und das dadurch notwendig gewordene Si- ziellen Informationsträger ein wichtiges Thema in den cherungsaufkommen erheblich erhöhen wird. Archiven der Behörde. Das Projekt Digitalisierung von audiovisuellen Medien Bei diesen Archivalien geht es nicht nur darum, sie phy- wurde im Berichtszeitraum organisatorisch dem Projekt sisch so zu sichern, dass die Bestände in ihrer Gesamtheit eArchiv (siehe Kapitel 3.1) angegliedert. Es soll die bei erhalten bleiben. Dies ist beispielsweise durch Schutzver- der BStU archivierten audiovisuellen Medien durch Mi- filmungen möglich oder durch die Anfertigung von Si- gration der originalen Information sichern und zur Verfü- cherungs- und Arbeitskopien, die dann anstelle der Origi- gung stellen. Der Schwerpunkt liegt dabei zunächst auf – 42 – den Verfahren im Bereich Audio. Neben der notwendigen beiter, die vorher gemeinsam für Auskünfte genutzt wur- Sicherung der Informationen ergeben sich durch den den. Fortschritt der Arbeiten qualitativ bessere Möglichkeiten der Erschließung und Nutzung der Archivalien. Weiterhin registrierte die BStU Verkaufsaktionen von möglichen MfS-Unterlagen im Internet bzw. wurde auf- Bei der Entwicklung eines tragfähigen Konzepts zur grund von Hinweisen tätig. Zur Klärung der Angebote Langzeitarchivierung von speziellen Informationsträgern waren teilweise aufwändige Prüfungen nötig. Wenn es steht die BStU erst am Anfang. Im Rahmen der Arbeiten sich bei den angebotenen Materialien tatsächlich um Un- zum eArchiv werden von der Projektgruppe Digitalisie- terlagen des Staatssicherheitsdienstes handelte, wurden rung aber bereits jetzt die Fachanforderungen für die die Anbieter auf die Rechtswidrigkeit der Verkaufs- Langzeitarchivierung berücksichtigt. Begonnen wurde aktionen hingewiesen und zur Herausgabe aufgefordert. mit der Entwicklung einer Datenbank, mit der der Zugriff Der Gesamtumfang der Rückführungen beläuft sich auf auf die Digitalisate sowie die Erfassung der technischen 4 607 lfd. M. Metadaten realisiert wird. Die BStU gibt Unterlagen an andere Archive, Bibliothe- Die im Rahmen der Bestandspflege hergestellten Siche- ken oder berechtigte und interessierte Stellen heraus, so- rungen von Filmen, Ton- und Videoaufzeichnungen müs- fern Unterlagen festgestellt werden, die nicht als MfS- sen mit der gleichen Aufmerksamkeit gepflegt werden Unterlagen definiert sind. Im Berichtszeitraum waren es wie die Originale. So werden alle Sicherungskopien kli- insgesamt 7 lfd. M. Eine besonders bemerkenswerte Ab- matisiert und räumlich getrennt von den Originalen gela- gabe waren dabei die Prozessakten zum Tod von Horst gert. Die Kopien werden in zeitlichen Abständen umge- Wessel, dem SA-Mann, der 1930 ermordet und anschlie- spult, um Spannungen zu vermeiden, die zu einer ßend zu einem Märtyrer des NS-Staates stilisiert wurde. mechanischen Schädigung der Bildschicht führen wür- Die Akten waren Ende der 1940er-Jahre auf unbekann- den. Diese Schäden sind irreparabel und können im Ex- tem Wege in den sowjetischen Sektor von Berlin und an- tremfall bis zum Ablösen der Bildschicht von der Träger- schließend an das MfS gelangt. Die Abgabe erfolgte zu- schicht führen. In größeren Abständen (etwa alle vier ständigkeitshalber an das Landesarchiv Berlin. Jahre) werden die Filme auf biologische Schäden sowie auf chemische Veränderungen untersucht. Der neu ent- 3.7 Archivfachliche Zusammenarbeit und standene Sicherungsfonds der audiovisuellen Medien der Kontakte mit anderen Einrichtungen BStU wird ebenso behandelt. Die BStU pflegt enge fachliche Kontakte zu Archiven des Im Fotobereich beschränkt sich die Bestandserhaltung auf Bundes und der Länder. Ausdruck dieser Zusammenar- klimatisierte Lagerung, archivgerechte Verpackung er- beit ist zum Beispiel der im Frühjahr 2008 bei der BStU schlossener Fotos, getrennte Aufbewahrung von eingerichtete „Gesprächskreis Archiv“. Dieses Gremium Schwarz/Weiß- und Farbmaterialien sowie in geringem bietet einen Rahmen, aktuelle Fachfragen zu diskutieren. Umfang auf die Erstellung von Sicherungs- und Arbeits- Für die Archive des Bundes und der Länder nehmen das kopien. Zum Schutz der Originale bei Nutzereinsicht Bundesarchiv, das Landeshauptarchiv Magdeburg sowie wurde das Fotolabor mit digitaler Bildbearbeitungstech- die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur nik ausgerüstet, sodass dem Nutzer die Fotomaterialien teil. Der Gesprächskreis trifft sich in unregelmäßigen Ab- auch digital zur Ansicht präsentiert werden können. ständen, für Einzelaspekte werden Referenten hinzugezo- gen. In den bisherigen drei Treffen wurden unter anderem 3.6 Herausgabe und Übernahme von die virtuelle Rekonstruktion zerrissener MfS-Unterlagen, Unterlagen die IT-Struktur der BStU und das Online-Archivportal „SED-/FDGB-Archivgut“ des Bundesarchivs vorgestellt. Im Berichtszeitraum wurden 625 lfd. M. Schriftgut von öffentlichen und nicht öffentlichen Stellen an die BStU An dem Archivportal „SED-/FDGB-Archivgut“, einem zurückgeführt, nach Feststellung der Provenienz den be- Kooperationsprojekt des Bundesarchivs mit den Landes- treffenden Beständen zugeordnet und in der Regel zeitnah und Staatsarchiven der neuen Bundesländer und Berlins, erschlossen. beteiligt sich die BStU mit eigenen Findmitteln. Dabei entsteht ein Verbundfindmittel für einschlägige SED- und Hervorzuheben sind zwei Rückführungen vom Bundes- FDGB-Archivbestände auf Basis der vom Bundesarchiv verwaltungsamt (BVA). Der Bundesminister des Innern entwickelten Suchmaschine Midosa SEARCH als Refe- hatte das BVA durch einen Erlass aus dem Jahre 1991 mit renzanwendung für ein Archivportal Deutschland. Hierzu der Aufklärung von Vermögenswerten des Staatssicher- hat die BStU verschiedene Findbuchdateien erstellt (z. B. heitsdienstes und der Überführung von Renten hauptamt- zum Teilbestand SED-Kreisleitung im MfS) und wird licher Mitarbeiter beauftragt. Hierfür nutzte das BVA die ihre Mitarbeit fortsetzen. entsprechenden MfS-Unterlagen. Im Jahr 2007 übergab das BVA der BStU vereinbarungsgemäß 272 lfd. M. so- Mit dem Bundesarchiv/Abteilung Filmarchiv bestehen genannte Mischakten zur Vermögensaufklärung (Kraft- seit 1993 Arbeitsbeziehungen bei der Verwaltung und fahrzeuge, Konten, Liegenschaften), die sich aus Unterla- Nutzung des MfS-Filmmaterials. Seit Anfang 2008 tau- gen des Staatssicherheitsdienstes und Ermittlungsakten schen sich die zuständigen Fachbereiche des Bundesar- des BVA zusammensetzten. Im Jahr 2008 erhielt die chivs und der BStU auch zur Entwicklung der archivi- BStU 324 lfd. M. Karteikarten über hauptamtliche Mitar- schen IT-Fachanwendungen aus, so vor allem zu der vom – 43 –

Bundesarchiv entwickelten Archivverwaltungssoftware chen, Praktika und Konferenzen sind immer auch archiv- BASYS. Im Rahmen des IT-Projekts eArchiv wird ge- fachliche Themen von Interesse (zu den Kontakten mit klärt werden, inwiefern sich diese Softwarelösung bzw. den europäischen Partnerinstituten siehe Kapitel 7.1). Teile derselben für die Einführung in den Archiven der Unter den über 5 300 Besucherinnen und Besuchern, die BStU eignet. im Berichtszeitraum das Archiv der Zentralstelle im Rah- Weiterhin beteiligt sich die BStU an der vom Berliner Se- men von Führungen besichtigten, waren zahlreiche Fach- nat und dem brandenburgischen Ministerium für Wissen- besucher und ausländische Gäste. Gruppen kamen zum schaft, Forschung und Kultur organisierten „Berlin-Bran- Beispiel aus Albanien, Korea, Mexiko, den Niederlanden, denburgischen Runde für Bestandserhaltung“ von Polen, der Slowakei, Spanien, Taiwan und Tschechien. Archiven und Bibliotheken. Zu den Höhepunkten zählten die Besuche des General- direktors des Mongolischen Staatsarchivs, des Menschen- Die Archive der Außenstellen pflegen regelmäßige Kon- rechts-Ombudsmannes aus Guatemala sowie einer hoch- takte zu Archiven und Einrichtungen in der Region, so rangigen albanischen Delegation, die in ihrer Heimat an etwa im Rahmen der Landesarchivtage, archivfachlicher einem eigenen Offenlegungsgesetz arbeitet. Erfahrungsaustausche und gegenseitiger Besuche oder der Vorbereitung gemeinsamer Ausstellungen. An den 4 Verwendung von Unterlagen auf Antrag Deutschen Archivtagen des Vereins deutscher Archiva- oder Ersuchen rinnen und Archivare e. V. in Mannheim (2007) und Er- furt (2008) haben Archivarinnen und Archivare der BStU Das Stasi-Unterlagen-Gesetz eröffnet allen Bürgerinnen unter anderem zur virtuellen Rekonstruktion zerrissener und Bürgern eine Möglichkeit, die in dieser Konsequenz Stasi-Unterlagen referiert. und diesem Umfang bisher in Deutschland ohne Beispiel ist: die Einsichtnahme in Unterlagen, die eine Geheim- Schließlich bestehen auch Kontakte mit den Ausbildungs- polizei, der Staatssicherheitsdienst der DDR, über sie an- einrichtungen im Archivwesen. So waren Teilnehmer gelegt hatte. verschiedener Kurse der Archivschulen Marburg und München in Archiven der BStU zu Besuch, Mitarbeiter Das Recht eines jeden Einzelnen auf Zugang zu den zu der Archivabteilung der BStU hielten Vorträge am Institut seiner Person vom MfS gespeicherten Informationen für Archivwissenschaft in Marburg, Archivarinnen der schrieb der Gesetzgeber als ersten Verwendungszweck Außenstelle Potsdam referierten vor Studenten des Fach- der Unterlagen fest. Von diesem Recht wird bis heute in bereiches Informationswissenschaften an der Fachhoch- großem Umfang Gebrauch gemacht: Seit Inkrafttreten schule Potsdam. Praktikanten der Fachhochschule Pots- des Stasi-Unterlagen-Gesetzes (StUG) im Dezember dam werden bereits seit vielen Jahren in den Archiven der 1991 sind 2 588 019 Anträge auf Auskunft, persönliche BStU betreut. Akteneinsicht und Herausgabe von Unterlagen sowie auf Decknamenentschlüsselung gestellt worden, 72 826 be- Der fachliche Austausch und die Kooperationen mit Ar- finden sich derzeit noch in Bearbeitung. chiveinrichtungen werden nicht nur auf nationaler, son- dern zunehmend auch auf internationaler Ebene intensi- Die individuelle Akteneinsicht von Bürgerinnen und Bür- viert. So wurde etwa mit dem polnischen Partnerinstitut gern ist nicht nur quantitativ von zentralem Gewicht für IPN (Institut des Nationalen Gedenkens) ein Koopera- die Arbeit der BStU. Sie prägt auch in entscheidendem tionsprojekt zur vergleichenden Untersuchung der archi- Maße das Bild der Behörde in der breiten Öffentlichkeit. vischen Fachterminologie des MfS und des Geheimdiens- Die im StUG festgeschriebenen Verwendungszwecke, die tes der Volksrepublik Polen vereinbart (siehe auch es öffentlichen und nicht öffentlichen Stellen erlauben, Kapitel 3.1). Ende Oktober 2008 wurde eine Vereinba- Beschäftigte auf eine frühere Tätigkeit für den Staats- rung über das Vorhaben unterzeichnet, eine daraufhin bei sicherheitsdienst zu überprüfen oder in anderen Angele- der BStU gebildete Arbeitsgruppe hat ihre Tätigkeit auf- genheiten an die BStU heranzutreten, sind mit der genommen. 7. Novellierung des Gesetzes zum Ende des Jahres 2006 Eine vertiefte Zusammenarbeit hat sich auch zwischen modifiziert worden (siehe Kapitel 1.4 und 4.2.6). Erwar- der Außenstelle Frankfurt (Oder) und den Außenstellen tungsgemäß ging in diesem Zusammenhang die Zahl der des IPN in Posen und Stettin entwickelt. Die Begegnun- Ersuchen zur Überprüfung von Personen im Berichtszeit- gen mit den polnischen Kollegen sind erste Schritte, Dik- raum weiter zurück. taturerfahrungen aus länderübergreifender Perspektive zu Eine besondere Herausforderung für die Behörde ergab vergleichen. sich aus der im Spätsommer 2007 neu geschaffenen Mög- Im Rahmen des ersten „Tages des archivischen Erbes“, lichkeit für Opfer politischer Haft in der DDR, unter be- der in Verbindung mit einer Empfehlung der UNESCO stimmten Voraussetzungen eine monatliche finanzielle zum Schutz und zur Erhaltung bewegter Bilder im Okto- Zuwendung zu beantragen (siehe Kapitel 4.2.1.2). Die ber 2008 ins Leben gerufen wurde, beteiligte sich die dazu in hoher Zahl eingegangenen Ersuchen, für die au- BStU mit zwei Beschäftigten auf Einladung des IPN an ßerordentlich aufwändige Recherchen notwendig sind, einer internationalen Konferenz in Warschau. mussten und müssen innerhalb kurzer Zeit bearbeitet wer- den. Aufgrund interner Kooperationen und kurzfristig Auch andere europäische Partnerinstitute informierten veränderter Arbeitsabläufe und Prioritäten konnte trotz sich über die Arbeit der Behörde. Im Rahmen von Besu- schwieriger Personalsituation das Ziel, Auskünfte grund- – 44 – sätzlich innerhalb von drei Monaten zu erteilen, erreicht die einzelnen Bundesländer siehe Anhang 12). Nach wie werden. vor werden rund zwei Drittel der Gesuche auf Aktenein- sicht erstmalig gestellt. Unter dem Blickwinkel der politischen und historischen Aufarbeitung und für Zwecke der politischen Bildung Wer einen Antrag auf Akteneinsicht stellt, betrachtet es wird Forschern und Medienvertretern der Zugang zu den zumindest als möglich oder erwartet sogar, dass der Unterlagen des MfS gewährt. Insgesamt mittlerweile über Staatssicherheitsdienst zu ihm Informationen gesammelt 21 800 thematisch breit gefächerte Anfragen unterstrei- hat. Die Spanne der Motive bewegt sich zwischen dem chen, welcher Wert den Unterlagen des Staatssicherheits- Wunsch „es einfach nur mal wissen zu wollen“ bis hin zu dienstes beigemessen wird. Die im Jahr 2008 seit 1995 der Überzeugung „über mich gibt es eine Akte“. Die oft höchsten Antragszahlen in diesem Arbeitsbereich spie- gehegte Vorstellung, der Staatssicherheitsdienst müsse geln das steigende Interesse zunehmend auch junger und die gesamte Biografie einer Person in den Unterlagen ab- angehender Wissenschaftler an der Aufarbeitung der gebildet haben, entspricht allerdings nicht der Realität. jüngsten deutschen Geschichte wider. Mit der 7. Novelle Wie die Erfahrung zeigt, ist dennoch nur etwa jeder dritte des StUG haben sich die Zugangsmöglichkeiten zu den Antrag im Ergebnis erfolglos, weil sich keinerlei Erfas- Unterlagen weiter verbessert. Die Antragsteller nehmen sung in den Karteien und sonstigen Archivablagen der die neuen Möglichkeiten gern und zahlreich in Anspruch Staatssicherheit nachweisen lässt. (siehe Kapitel 4.3.1). Die Reihenfolge der Bearbeitung richtet sich nicht aus- Wie in den Vorjahren ist es durch ein weiterentwickeltes schließlich nach dem Eingangsdatum des Antrags, son- Kooperationssystem und die Optimierung einzelner Ar- dern auch nach Prioritätsgesichtspunkten wie einem ho- beitsabläufe auch in diesem Berichtszeitraum gelungen, hem Lebensalter, einer schweren Erkrankung oder etwa die Arbeitsleistung zu erhöhen. Diese Steigerung kann dem Anliegen eines Opfers des SED-Regimes, für erlit- aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Personal- tene Haftzeiten rehabilitiert zu werden. Die Bearbeitungs- situation kritisch ist. Im Verhältnis zur Entwicklung des und damit die Wartezeit für Bürgerinnen und Bürger bis Arbeitsaufkommens im Bereich der Akteneinsicht hat zur Erledigung ihres Antrags hängt somit zum einen von sich der Personalbestand weiterhin überproportional ver- den Umständen des jeweiligen Falles ab. Zum anderen mindert (siehe Kapitel 1.2). Aufgrund der in Kapitel 2.3 steigt als Folge der fortlaufenden archivischen Erschlie- beschriebenen kw-Vermerke fehlt die Möglichkeit, aus- ßungsarbeiten der Umfang des heranzuziehenden Mate- scheidende Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter zu rials. Das wiederum führt zu einem höheren Recherche- ersetzen. Das hat unter anderem dazu geführt, dass das Ziel, die maximale Bearbeitungs- und Wartezeit im Be- und Zeitaufwand. Zu einer zusätzlichen Verlängerung der reich der Akteneinsicht auf ein Jahr zu verkürzen, nicht Bearbeitungszeiten führt der altersbedingte Personalrück- erreicht werden konnte. Gleichwohl arbeitet die Behörde gang bei der BStU (siehe Kapitel 1.2 und Kapitel 2.3.1). mit Hochdruck daran, die Bedingungen hier wieder zu Allgemein gilt: Wenn keine Unterlagen ermittelt werden verbessern. können – das ist bei rund 35 Prozent der Anträge der Fall – Eine Umfrage, die im Herbst 2008 unter insgesamt 1 000 wird dieses Ergebnis derzeit nach etwa vier bis sechs Mo- Antragstellern auf Akteneinsicht durchgeführt wurde naten mitgeteilt. Diese Bearbeitungszeit trifft mit gut (siehe Kapitel 4.1.8), kam zu dem Ergebnis, dass die Bür- 20 Prozent auch für solche Anträge zu, bei denen der gerinnen und Bürger insgesamt mit der Arbeit der Be- Aufwand vergleichsweise gering ist, weil bei der Recher- hörde zufrieden sind. Die Möglichkeit, in die vom MfS che nur Karteikarten aufgefunden werden. Von diesen zur eigenen Person geführten Unterlagen einzusehen, Unterlagen, die der Staatssicherheitsdienst als archivische wird Wert geschätzt und für wichtig erachtet. Findmittel oder Informationsspeicher angelegt hatte, wer- den mit Erläuterungen versehene Kopien an die Antrag- 4.1 Anträge von Bürgerinnen und Bürgern stellerinnen und Antragsteller übersandt. Somit kann in auf Auskunft, Einsicht in und Heraus- etwa 55 Prozent der gestellten Anträge auf Akteneinsicht gabe von Unterlagen sowie auf Bekannt- nach etwa einem halben Jahr ein abschließendes Ergebnis gabe von Namen ehemaliger Mitarbeiter von der BStU mitgeteilt werden. des Staatssicherheitsdienstes Gegenüber dem Beginn des Berichtszeitraums hat sich 4.1.1 Antragsaufkommen, Erledigungen und die Bearbeitungsdauer im Jahr 2008 verlängert. Wegen Bearbeitungszeiten der absolut vorrangig zu bearbeitenden Ersuchen im Zu- sammenhang mit der besonderen Zuwendung für Haftop- Es besteht ein weiterhin hohes Interesse der Bürgerinnen fer (sogenannte Opferrente), die die Behörde ab Oktober und Bürger daran, zu erfahren, ob und wie der Staats- 2007 in großer Zahl erreichten (siehe auch Kapitel sicherheitsdienst auf ihr Leben Einfluss genommen hat. 4.2.1.2), waren zeitliche Verzögerungen bei der Aktenein- Wurden im Jahr 2006 insgesamt rund 97 000 Anträge an sicht trotz intensiver Bemühungen nicht zu vermeiden. die Behörde gerichtet, stieg die Zahl 2007 auf circa 101 000 an. Im Jahr 2008 gingen rund 87 000 Anträge bei Die mit Priorität zu bearbeitenden Fälle bei der Aktenein- der BStU ein und auch in den ersten drei Monaten von sicht werden dort, wo das Material nicht nur aus Kartei- 2009 liegen die Eingänge mit rund 28 700 auf hohem karten besteht, sondern bis zur Auskunftserteilung oder Niveau (siehe Anhang 11, zur Verteilung der Anträge auf Einsichtnahme einen höheren Vorbereitungsaufwand er- – 45 – fordert, derzeit in einem Zeitraum von etwa einem Drei- Seit der Novellierung des Stasi-Unterlagen-Gesetzes vierteljahr ab Antragseingang erledigt. Ende 2006 ist die Überprüfung von Personen auf eine Tä- tigkeit für den Staatssicherheitsdienst durch öffentliche Bei allen sonstigen Anträgen dauert die Bearbeitung vor und nicht öffentliche Stellen nur noch eingeschränkt dem Hintergrund der geschilderten Sachverhalte derzeit möglich. Daher werden von denen, die einen Antrag auf längstens knapp zwei Jahre, unabhängig davon, wo die Akteneinsicht stellen, verstärkt Bescheinigungen erbeten, Anträge eingereicht werden. Dies wird durch Kooperatio- dass sie nicht mit dem Staatssicherheitsdienst zusammen- nen zwischen den entsprechenden Arbeitsbereichen si- chergestellt (siehe auch frühere Tätigkeitsberichte). gearbeitet haben, um diese dann den jeweiligen Arbeitge- bern oder bestimmten Einrichtungen vorlegen zu können. Wenngleich die noch in den Jahren 2006 und 2007 trotz Hierbei handelt es sich fast immer um eilbedürftige An- Personalrückgangs erreichte Steigerung der Erledigungs- träge (siehe auch Kapitel 4.1.7). zahlen im Bereich Akteneinsicht (siehe Anhang 11) im Jahr 2008 wegen der geschilderten verlagerten Prioritäten Die Gelegenheit, anlässlich des Besuchs einer Ausstel- nicht gehalten werden konnte, so hat die BStU ihr Ziel, lung oder Veranstaltung der Behörde einen Antrag auf die Bearbeitungszeiten deutlich zu verkürzen, doch nicht Akteneinsicht zu stellen, wird gern wahrgenommen. Der aus den Augen verloren. Wenn in der nächsten Zeit die direkte Kontakt mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbei- Ersuchen zur sogenannten Opferrente wie erwartet zu- tern der BStU baut Unsicherheiten ab; viele Fragen zur rückgehen, werden sich wieder mehr Mitarbeiterinnen Antragstellung und Antragsbearbeitung können unmittel- und Mitarbeiter auf die Akteneinsicht konzentrieren kön- bar geklärt werden. nen. Das Angebot, einen Blick in die vom MfS zur eigenen Person angelegten Akten zu werfen, haben seit Inkrafttre- 4.1.2 Beweggründe für einen Antrag bei der ten des Stasi-Unterlagen-Gesetzes nicht nur Menschen BStU aus Deutschland genutzt. Rund 15 000 Akteneinsichtsan- Die Ursachen für das unvermindert große Interesse von träge aus allen Teilen der Welt haben die Behörde über Bürgerinnen und Bürgern an einer Einsicht in die Unter- die Jahre erreicht. Allein im Zeitraum des hier vorgeleg- lagen des Staatssicherheitsdienstes sind vielfältig: ten Berichts waren es etwa 1 200 Anträge. Hinter jedem dieser Gesuche auf Akteneinsicht – sei es aus Nord- oder Für etliche wird die Auseinandersetzung mit den Unterla- Westeuropa, aus Tansania, China, Indien, Argentinien, gen des Staatssicherheitsdienstes erst jetzt zu einem Australien bis hin zum südpazifischen Königreich Tonga – Thema. Oft äußern sie in Gesprächen, dass sie den großen steckt eine ganz persönliche Geschichte, die die Vermu- zeitlichen Abstand benötigt hätten, um persönlich bereit tung begründet, der DDR-Staatssicherheitsdienst könnte zu sein, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten oder trotz lange sich für die Betreffenden interessiert haben. Vorrangig bestehender Ängste Gewissheit erhalten zu wollen. stehen solche Anträge im Zusammenhang mit beruflichen Diskussionen zur DDR und zum Staatssicherheitsdienst oder persönlichen Beziehungen in die ehemalige DDR. in Presse, Rundfunk und Film haben erheblichen Einfluss Antragsteller sind zum Beispiel heute im Ausland le- auf das allgemeine Interesse an den Stasi-Unterlagen. Be- bende Deutsche, denen die Entlassung aus der DDR- sonders durch die in zeitlicher Nähe zu den Tagen der Staatsbürgerschaft und die Ausreise in ein anderes Land Deutschen Einheit 2007 und 2008 gesendeten Beiträge gelungen war. Es sind aber auch Ausländer, die die Messe und Filme wurden viele Menschen an die Thematik erin- in Leipzig besuchten oder in der früheren DDR lebten, ar- nert und wandten sich mit Anfragen und Anträgen an die beiteten oder an Hochschulen oder Universitäten studier- Bundesbeauftragte. ten. Wird in der Öffentlichkeit die Perspektive der BStU dis- Für manchen aus Chile war es wichtig zu wissen, ob er kutiert, ist regelmäßig zeitnah ein Anstieg von Anfragen während seiner Asylzeit in der DDR in den 1970er-Jahren und Anträgen an die Behörde zu verzeichnen. An erster durch das MfS beobachtet wurde. Angehörige von Reise- Stelle sei hier das von der Bundesregierung im Juni 2008 gruppen, wie beispielsweise die britischen Teilnehmer ei- beschlossene Gedenkstättenkonzept genannt, mit dem die nes internationalen Kirchenkongresses im Bezirk Erfurt, Debatte über künftige Formen der Aufarbeitung fortge- konnten anhand der MfS-Unterlagen nachvollziehen, wie setzt wurde (siehe auch Kapitel 1.1). Auch die Einfüh- die DDR, seinerzeit um ihr internationales Renommee rung der sogenannten Opferrente löste schon vor der Ver- bemüht, ihnen die Ein- und Ausreise- sowie Zollformali- abschiedung des entsprechenden Gesetzes im August täten erleichterte. Bewohner aus Dänemark haben ange- 2007 und bis weit in das Jahr 2008 hinein einen regel- fragt, ob sie als Angehörige der Dänischen Friedensbewe- rechten Ansturm an Nachfragen bei der Bundesbeauftrag- gung bei DDR-Aufenthalten vom MfS beobachtet ten aus (siehe auch Kapitel 4.2.1.2). wurden. Die Vermutung einiger polnischer Antragsteller, Einen Anstoß, sich mit der Vergangenheit zu beschäfti- bei Arbeitseinsätzen in DDR-Betrieben unter Beobach- gen, gaben außerdem immer wieder öffentlich erörterte tung geraten zu sein, weil sie der Verbreitung des von der Verstrickungen bekannter Persönlichkeiten aus Politik Gewerkschaftsbewegung Solidarność vertretenen Gedan- und Gesellschaft mit dem MfS, die gelegentlich auch in kenguts verdächtigt wurden, bestätigte sich durch die Rechtsstreitigkeiten mündeten. Akteneinsicht bei der BStU. – 46 –

4.1.3 Antragsverfahren und Zugangsrechte die keine „eigene“ Akte als Betroffene haben, zu denen aber Informationen in den Unterlagen anderer Personen Ein Antrag auf Akteneinsicht, Auskunft oder Kopienhe- enthalten sein können. Ihre Zugangsrechte unterscheiden rausgabe ist schriftlich zu stellen. Das kann entweder sich nicht grundsätzlich von denen Betroffener. Sie müs- formlos oder auf einem Vordruck der BStU geschehen. sen jedoch Angaben zum Auffinden von Unterlagen ma- Dieser liegt in allen Dienststellen der BStU aus, kann von chen und außerdem ihr Informationsinteresse darlegen. der Homepage der Behörde heruntergeladen werden oder Bei den nachfolgenden Recherchen müssen der Aufwand wird auf Wunsch zugeschickt. Damit sich blinde und seh- und das geltend gemachte Informationsinteresse in einem behinderte Menschen über die Antragsmodalitäten infor- angemessenen Verhältnis zueinander stehen. mieren können, hält die BStU das Antragsformular in Blindenschrift und die Hinweise zum Antrag auf Audio- kassette bereit. 4.1.4 Bürgerberatung Die vom Gesetz zu jedem Antrag verlangte Identitätsbe- Über die Modalitäten der Antragstellung und Antragsbe- stätigung wird innerhalb Deutschlands zumeist von der arbeitung können sich Interessierte bei der Bürgerbera- zuständigen Meldebehörde ausgefertigt. Jedoch reicht tung der BStU informieren. Sie steht für alle Fragen rund auch eine sonstige amtlich beglaubigte Kopie eines gülti- um das Stasi-Unterlagen-Gesetz zur Verfügung. Darüber gen Personaldokuments aus. Dies gilt insbesondere für hinaus kann sie mit Adressen, Telefonnummern und Anträge aus Staaten, die nicht über ein Meldewesen ver- manchmal auch mit direkter Vermittlung, zum Beispiel fügen. bei Rehabilitierungsfragen oder bei der Suche nach geeig- neten Ansprechpartnern, weiterhelfen. Wer als Betreuer für einen anderen den Antrag einreicht, benötigt dazu eine ausdrückliche Bestellung durch das Das Beratungsangebot nutzten auch in diesem Berichts- zuständige Amtsgericht. Die lediglich auf Interessen- zeitraum wieder zahlreiche Bürgerinnen und Bürger: Al- wahrnehmung gegenüber Behörden bezogene Vollmacht lein in der Zentralstelle wurden rund 1 940 persönliche reicht für eine Antragstellung bei der BStU ebenso wenig Gespräche geführt sowie 7 890 telefonische und 840 E-Mail- aus wie die mittlerweile häufig von Betroffenen selbst Anfragen beantwortet. ausgestellte Vorsorge- und Generalvollmacht. Auch ein Neben dem Interesse an der Arbeit der Bundesbeauftrag- Rechtsanwalt muss zur Antragstellung bzw. Aktenein- ten im Allgemeinen standen Fragen über Zugangsmög- sicht ausdrücklich von seinem Mandanten beauftragt lichkeiten zu den Unterlagen des Staatssicherheitsdiens- worden sein. tes und nach den Bearbeitungszeiten im Mittelpunkt der Hintergrund dieser Zugangsregelungen ist der daten- Beratungen. schutzrechtliche Ansatz des StUG, nur dem Einzelnen Viele interessierten sich für den Zugang zu Unterlagen selbst den Zugang zu den ihn persönlich betreffenden In- verstorbener Angehöriger. Hier besteht zum Teil ein in- formationen zu ermöglichen. Niemand soll in seinem Per- tensiver Beratungsbedarf, da die Einsicht in Unterlagen sönlichkeitsrecht dadurch beeinträchtigt werden, dass des MfS in diesen Fällen an spezielle Voraussetzungen Unbefugte Kenntnis von ihn betreffenden Daten erhalten. geknüpft ist. Wenn die Voraussetzungen für einen zulässi- Deshalb müssen zum Beispiel Anfragen von Bürgern, die gen Antrag gegeben sind, werden die Bürgerinnen und in Erbschaftssachen oder zur Suche nach ehemaligen Mit- Bürger über alle von ihnen beizubringenden Informatio- schülern um Adressauskünfte bitten, abgelehnt werden. nen und Unterlagen detailliert in Kenntnis gesetzt, an- Wer als inoffizieller oder hauptamtlicher Mitarbeiter für sonsten werden ihnen die rechtlichen Grundlagen umfas- den Staatssicherheitsdienst tätig war, erhält nur einge- send erläutert. schränkten Zugang zu den Unterlagen, nämlich nur zu Bürgerberatung erfolgt auch regional. Die Außenstellen den „zur Person geführten“ Personal- oder Kaderunterla- arbeiten dabei oftmals mit Verwaltungen, Institutionen gen. Vor einer Einsichtnahme geschützt sind die von dem und öffentlichen Veranstaltern oder mit den Landesbeauf- ehemaligen Mitarbeiter erstellten Berichte über andere tragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes Personen. Nur ausnahmsweise ist darin Einsicht zu ge- zusammen und beteiligen sich an allgemeinen Beratungs- währen, wenn ein besonderes rechtliches Interesse dafür tagen, die regional in unterschiedlicher Regelmäßigkeit geltend gemacht werden kann. Dies ist nur in engen durchgeführt werden. Derartige Angebote stoßen auf gro- Grenzen zu bejahen, etwa wenn dem Betreffenden Rechtsfolgen drohen, gegen die er sich nur durch Kennt- ßes Interesse. So waren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nis dieser Unterlagen angemessen verhalten kann. der Außenstellen im Berichtszeitraum an rund 250 Bera- tungstagen unterwegs, wobei an manchen Orten wegen Ein Betroffener dagegen, also jemand, über den der der großen Nachfrage zusätzliche Termine angeboten Staatssicherheitsdienst zielgerichtet Informationen erho- werden mussten. ben hat, muss gegenüber der BStU sein Interesse auf Akteneinsicht, Auskunft oder Kopienherausgabe nicht Wer die BStU besucht, stellt oftmals auch Fragen zu The- begründen und er hat einen Rechtsanspruch, alle zu ihm men, die nicht unmittelbar den Aufgabenbereich der Be- vorhandenen und erschlossenen Unterlagen einzusehen. hörde betreffen. Für den Berichtszeitraum ist hier beson- ders die sogenannte Opferrente zu nennen: Die Das Stasi-Unterlagen-Gesetz sieht außerdem ein Zu- unterschiedlichen Zuständigkeiten und Bearbeitungsmo- gangsrecht für sogenannte Dritte vor. Das sind Personen, dalitäten in den einzelnen Bundesländern führten beson- – 47 – ders unmittelbar nach Inkrafttreten des entsprechenden der DDR hinweisen bzw. sich solche Verweise im Zuge Gesetzes zu teilweise großer Unsicherheit. Die Bundes- der Recherchen im Archiv der Zentralstelle ergeben. beauftragte war von Anfang an bemüht, im direkten Kon- Deuten die Karteierfassungen auf die Existenz von Unter- takt mit Rehabilitierungsstellen in den Ländern schnellst- lagen hin und liegen keine Gründe vor, den Antrag mit möglich die entsprechenden Informationen zu erlangen. Priorität zu bearbeiten, erhalten die Antragsteller – wenn So war es möglich, eine nicht unerhebliche Anzahl von es sich nicht nur um Karteikarten handelt – zunächst eine Personen, die Ansprechpartner zu diesem Thema suchten, Zwischennachricht. Sie wissen dann, dass ihre Antrag- an die jeweils zuständige Stelle zu vermitteln. stellung nicht „umsonst“ war. Oftmals stellte sich in diesen Gesprächen heraus, dass Unterlagen mit einem Umfang bis zu 85 Seiten werden noch keine Rehabilitierung beantragt worden war. Dann Betroffenen in der Regel als Kopie und mit Erläuterungen war eine umfassendere Information mit Verweis auf die versehen kostenfrei zugeschickt. Ansonsten erfolgt eine zuständigen Rehabilitierungsstellen notwendig. Ein Re- Einladung zur persönlichen Akteneinsicht in die Behörde. habilitierungsbeschluss ist nicht nur Voraussetzung für die Gewährung der Opferrente, sondern auch für die be- Sowohl bei der Akteneinsicht als auch der Kopienüber- reits früher gültige Entschädigung nach dem Strafrechtli- sendung ist immer wieder die Anonymisierung, also das chen Rehabilitierungsgesetz und ist darüber hinaus auch Schwärzen von Personeninformationen, Gegenstand von für die Anerkennung von Rentenzeiten geeignet. Die Nachfragen der Bürgerinnen und Bürger. Sie befürchten BStU kann zu solchen Fragen nur allgemeine Hinweise einen Informationsverlust hinsichtlich wichtiger, sie be- geben. Manchmal war jedoch mehr Hilfe und Begleitung treffender Angaben in den Unterlagen. Solche Vorbehalte gewünscht, dann wurden die Betroffenen zum Beispiel an können zumeist im direkten Gespräch vor und nach der die Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staats- Akteneinsicht abgebaut werden. sicherheitsdienstes oder an Opferverbände weitervermit- telt. Wenn Personen im Berichtszeitraum erstmalig einen An- trag auf Auskunft oder Akteneinsicht stellten und das zu Mitunter wird allerdings von der Bundesbeauftragten ihnen aufgefundene Material nicht nur aus Karteikarten auch Unterstützung für andere Lebenslagen erhofft. Nach bestand, mussten pro Fall durchschnittlich 240 Seiten ge- wie vor suchen Menschen Hilfe in der Bürgerberatung, lesen werden. die sich in der heutigen Zeit noch durch, wie sie sagen, ehemalige MfS-Mitarbeiter bedroht und verfolgt fühlen. Im Zuge der fortschreitenden archivischen Erschließung Andere nutzen die Gelegenheit, sich ihre persönlichen werden laufend neue Personendaten, die in den Unterla- Probleme aus der Vergangenheit, die mitunter bis in die gen gefunden werden, in die bei der BStU eingerichteten heutige Zeit hineinwirken, von der Seele zu reden. Elektronischen Personenregister (EPR) aufgenommen Hier stößt die Bundesbeauftragte mit ihren Möglichkeiten und sind damit für Recherchen nutzbar. Darüber hinaus an Grenzen. In Beratungsgesprächen kann beispielsweise setzt sich die Menge der gelesenen Seiten zum Teil aus nicht zu rechtlichen Fragen Auskunft gegeben werden, Material zusammen, das das MfS zum gleichen Sachver- die in die Zuständigkeit anderer Stellen fallen und es kann halt in verschiedenen Ablagen gespeichert hatte. Diese auch keine psychosoziale Beratung geboten und geleistet Unterlagen können, müssen aber nicht identisch sein. werden. Dies zu akzeptieren ist für manche Bürgerinnen Entstanden sind sie, weil es innerhalb des MfS Abteilun- und Bürger schwierig, da sie zumeist schon vorher an gen gab, die Dienstleister für andere waren. So war bei- verschiedenen anderen Stellen in ihren Angelegenheiten spielsweise die Hauptabteilung VIII mit der Beobach- nicht weitergekommen sind und alle verbleibenden Hoff- tung, Ermittlung und Festnahme von Personen, aber auch nungen in den Besuch bei der Bundesbeauftragten setzen. mit der Kontrolle der Transitwege befasst. Ihre Mitarbei- ter fertigten im Auftrag anderer Diensteinheiten Ermitt- Insgesamt zeigt die Nachfrage, dass nach wie vor ein gro- lungsberichte an, die an die Stelle weitergegeben wurden, ßer Bedarf an Bürgerberatungen besteht und die BStU die eine Person erfasst hatte und „bearbeitete“. Dort flos- eine wichtige und oft auch die erste Ansprechpartnerin sen die Erkenntnisse wiederum in andere Berichte ein. bei der persönlichen Aufarbeitung von DDR-Vergangen- Gleichzeitig legte die HAVIII selbst den Ermittlungsbe- heit ist. richt auch in ihrer Ablage ab.

4.1.5 Von der Karteirecherche bis zur Akten- Alle zu einem Antragsteller ermittelten Unterlagen, auch einsicht bzw. Kopienübergabe – die Mehrfacherfassungen, müssen in Vorbereitung der Bearbeitungsschritte Akteneinsicht gelesen werden. Oft ergibt sich erst aus dem Gesamtbild eine gesicherte Erkenntnis darüber, wel- Nachdem ein Antrag auf Akteneinsicht die Behörde er- che MfS-Diensteinheit sich warum mit einer Person be- reicht hat, wird geprüft, ob er alle erforderlichen Daten fasst hat. enthält und die sonstigen Zugangsvoraussetzungen erfüllt sind. Danach beginnt die Recherche in den Karteien des Viele Bürgerinnen und Bürger stellen nach einiger Zeit Archivs der Zentralstelle. In den entsprechenden Außen- Wiederholungsanträge, weil sie sich neues oder zusätz- stellen der BStU wird immer dann nach Unterlagen ge- liches Material erhoffen. Für solche Anträge mussten vor sucht, wenn die Angaben des Antragstellers auf Wohn- der Einsichtnahme oder Kopienübersendung durch- sitze oder Besuche in unterschiedlichen Orten innerhalb schnittlich 570 Seiten gelesen werden. – 48 –

Der gegenüber Erstanträgen deutlich höhere Aufwand er- Unter anderem deshalb wurde in der Zentralstelle der klärt sich unter anderem dadurch, dass viele Antragsteller BStU eine gesonderte Organisationseinheit, die Arbeits- im Rahmen eines Wiederholungsantrags darum bitten, gruppe Bekanntgabe von Namen (AG BvN), mit dieser dass nach ihnen als sogenannte Dritte (siehe auch Kapitel Aufgabe betraut. 4.1.3) in vermuteten Akten anderer Personen gesucht werden möge. Die Erfahrung aus dieser Bearbeitungs- Diese Arbeitsgruppe ist aber auch aus anderen Gründen richtung zeigt, dass der hier erforderliche zusätzliche sinnvoll. So sind die Akten der Hauptabteilung I (HA I) Aufwand oft auch zum Erfolg führt. des MfS, die für die Abwehrarbeit in der Nationalen Volksarmee und den Grenztruppen der DDR zuständig Auffallend ist die Menge der Seiten, die auf Antrag hin- war, nur in Berlin archiviert. Sofern Anträge auf Deckna- terbliebener naher Angehöriger zu vermissten oder ver- menentschlüsselung Bezug zur HA I haben, werden sie storbenen Personen nach § 15 StUG zu lesen sind. Sie ist deshalb auch aus den Außenstellen an die AG BvN abge- mit etwa 650 Seiten pro Bearbeitungsfall gegenüber dem geben. Dadurch werden Transportwege von Akten in die Leseaufwand für den Erstantrag eines Einzelnen zur eige- Außenstellen vermieden und das Spezialwissen, das sich nen Person mehr als doppelt so hoch. Anträge zu verstor- die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Arbeitsgruppe benen Angehörigen sind nur zu eingeschränkten Zwecken zu den nur unvollständig überlieferten Strukturen der – nämlich zur Rehabilitierung, zum Schutz des Persön- HA I angeeignet haben, kommt effektiv zum Einsatz. lichkeitsrechts und zur Aufklärung ihres Schicksals – zu- lässig. Die Vermutung eines schicksalhaften Lebensein- Auch die Entschlüsselung von IM der Hauptverwaltung griffs des Staatssicherheitsdienstes liegt in solchen Fällen Aufklärung (HVA) erfolgt durch die AG BvN. Die hier- von vornherein nahe. Häufig wird dann auch tatsächlich für notwendigen „Rosenholz“-Datenbanken sind aus- umfangreich zu recherchierendes Material aufgefunden, schließlich in Berlin vorhanden. Die Besonderheit der so etwa mehrbändige Unterlagen über gerichtliche Ver- Registrierpraxis der HVA bestand darin, dass nicht selten folgung oder Haftakten. mehrere Personen unter ein- und derselben Registrier- nummer erfasst wurden. Deshalb ist die Bearbeitung die- ser Anträge oft äußerst zeitaufwändig. 4.1.6 Decknamenentschlüsselung Eindeutig festgestellte Klarnamen von MfS-Mitarbeitern Im Rahmen der privaten Akteneinsicht bzw. Übergabe sind dem Betroffenen bekannt zu geben, ohne dass die von Kopien können viele Antragstellerinnen und Antrag- Benannten hiergegen Einwände erheben können. steller auch solche Berichte lesen, die auf Informationen von inoffiziellen Mitarbeitern des MfS beruhen und le- Im Berichtszeitraum wurden 27 055 Anträge auf Ent- diglich mit Decknamen versehen sind. Die meisten Be- schlüsselung von Decknamen gestellt, 28 145 sind im troffenen beantragen daraufhin die Entschlüsselung der gleichen Zeitraum erledigt worden. Decknamen. Dabei geht es ihnen nicht nur darum zu er- fahren, wer sich hinter diesen Namen verbirgt, sondern 4.1.7 Schriftliche Auskunft aus den oft auch darum, Zweifel auszuräumen. Unterlagen Die Decknamenentschlüsselung ist an bestimmte Voraus- Neben dem Recht auf Einsicht in die Originale und die setzungen geknüpft: Bei dem zu entschlüsselnden Deck- Herausgabe von Kopien von Stasi-Unterlagen besteht namen muss es sich um den eines Mitarbeiters des Staats- auch ein Anspruch auf schriftliche Auskunft über die zur sicherheitsdienstes handeln, der Informationen über den eigenen Person vorhandenen Informationen in den Stasi- Betroffenen geliefert hat. Ein Klarname (bürgerlicher Unterlagen. Mitunter begehren Bürgerinnen und Bürger Name) darf nur dann mitgeteilt werden, wenn sich die eine Auskunft darüber, ob sich in den über sie geführten Identität des IM aus den Unterlagen des Staatssicherheits- Akten Hinweise auf eine hauptamtliche oder inoffizielle dienstes eindeutig ergibt, eine Verwechslung also ausge- Tätigkeit für den Staatssicherheitsdienst finden lassen. schlossen werden kann. Letzteres muss gesondert geprüft Hintergrund ist dann meistens die Absicht, eine derartige werden, weil Decknamen nicht nur einmal vergeben wur- – in der Regel entlastende – Auskunft beispielsweise ei- den. In der Regel konnte jeder IM seinen Decknamen frei nem zukünftigen Arbeitgeber vorzulegen. wählen, was beispielsweise zur Folge hatte, dass regional typische Namen gehäuft auftraten. So wurden etwa in den Von dieser Möglichkeit wird anscheinend seit der letzten küstennahen Regionen verschiedene IM mit dem Deckna- Novellierung des StUG, die die Überprüfungsmöglichkei- men „Fischer“ geführt. ten erheblich eingeschränkt hat (siehe auch Kapitel 1.4 und 4.2.6.9), verstärkt Gebrauch gemacht. Über ausge- Am leichtesten ist eine Verwechslung auszuschließen, wählte Fälle soll an dieser Stelle berichtet werden: wenn die IM-Akten existieren und darin eine Kopie des Berichts, den der betroffene Antragsteller in seinen Un- Der im Januar 2008 neugewählte Hessische Landtag bei- terlagen gelesen hat, gefunden werden kann. Wenn die spielsweise war sich fraktionsübergreifend darin einig, gesuchten Akten aber nicht oder nur noch unvollständig eine Überprüfung seiner Abgeordneten durchzuführen. erhalten sind, müssen andere Unterlagen (z. B. Vorgangs- Dabei hat er jedoch nicht von der dafür im StUG speziell hefte der Führungsoffiziere) beigezogen werden. Dies vorgesehenen und von der BStU empfohlenen Möglich- kann ein sehr zeit- und arbeitsintensives Verfahren sein keit Gebrauch gemacht, die Überprüfung der Abgeordne- und mitunter ist ein geradezu kriminalistischer Spürsinn ten durch das Parlament selbst vorzunehmen. Vielmehr gefordert, um eine Identität sicher feststellen zu können. hat der Landtag seine Mitglieder aufgefordert, als Privat- – 49 – personen eine Auskunft von der Bundesbeauftragten an- zwei Jahren entweder persönlich oder durch die Übersen- zufordern und deren Ergebnis vorzulegen. Die daraufhin dung von Kopien Akteneinsicht erhalten hatten. bei der BStU eingereichten Anträge wurden prioritär be- Innerhalb von zwei Monaten erhielt die Behörde 530 be- arbeitet. antwortete Fragebögen zurück. Dies entspricht ungefähr Rechtlich hat es sich hier um parallele Auskunftsanträge der Rücklaufquote der Bürgerumfrage 2005. Die Ergeb- mehrerer Mandatsträger gehandelt. Faktisch ging es aber nisse lassen sich deshalb gut vergleichen. um eine Überprüfung eines Landesparlaments. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass aus rechtlichen Grün- 145 Antragstellerinnen und Antragsteller nutzten die Ge- den die Auskunft an einen privaten Antragsteller nicht legenheit, zusätzliche Anmerkungen zur Arbeit der Be- immer völlig deckungsgleich ist mit einer Mitteilung zu hörde allgemein und zur konkreten Bearbeitung ihres ei- eben dieser Person an eine öffentliche Stelle (Parlament, genen Antrags zu machen. Regierung, Dienstherr, Arbeitgeber etc.). Deshalb ist es Die statistische Gesamtauswertung und die Vergleichsda- empfehlenswert, in erster Linie die jeweils im StUG spe- ten aus dem Jahr 2005 sind im Anhang 13 enthalten. ziell vorgesehenen Verwendungszwecke zu nutzen. Einige Aussagen sollen hier, auch im Vergleich mit den Als 2008 bekannt wurde, dass in Leitungsfunktion be- letzten Umfrageergebnissen, etwas näher betrachtet wer- schäftigte Journalisten der Berliner Zeitung inoffiziell für den. das MfS tätig waren, beschlossen die Redakteure des Blattes auf einer Vollversammlung, bei der BStU freiwil- Das seit 1997 durch die Behörde praktizierte Verfahren, lige Anträge auf Aktenauskunft zu stellen. Da das Stasi- Antragstellerinnen und Antragstellern die Unterlagen bei Unterlagen-Gesetz eine Überprüfung durch die Verlags- geringem Umfang kostenfrei in Kopie zuzusenden, hat, leitung nicht zulässt, erschien dies als der geeignete Weg, wie schon das Ergebnis 2005 zeigte, eine hohe Akzep- die journalistische Glaubwürdigkeit der Zeitung wieder tanz. Mehr als 94 Prozent der Umfrageteilnehmer sahen herzustellen. Die von der BStU erteilte Auskunft sollte ei- die Art der Zugänge für sich als geeignetes Verfahren an. nem bei der Zeitung eingerichteten Ehrenrat zur Bewer- Seit Jahren ist die BStU bemüht, die Wartezeiten bis zur tung vorgelegt werden. Akteneinsicht zu verkürzen. Dabei wurden, wie die Um- Für den Fall, dass sich bei der Recherche keine Hinweise frage zeigt, gegenüber 2005 erste Erfolge erzielt. Der An- auf eine hauptamtliche oder inoffizielle Tätigkeit für das teil der Befragten, die länger als zwei Jahre warten muss- MfS ergeben würden, baten die Antragsteller die BStU ten, sank um zwei Drittel. um eine ausdrückliche Bestätigung. Alle Anträge erle- Bei der Übersendung von Kopien aus den Unterlagen ist digte die BStU wegen der besonderen Eilbedürftigkeit es besonders wichtig, dass dem Empfänger Sachverhalte kurzfristig. In einigen Fällen wurde die Aktenauskunft und Hintergründe, beispielsweise Informationen über die mit erläuternden Hinweisen versehen oder auch eine in den Unterlagen erwähnten MfS-Diensteinheiten oder Akteneinsicht durchgeführt. Besonderheiten in der Aktenüberlieferung, verständlich Diesem Beispiel folgend beantragten Mitarbeiterinnen erläutert werden. Im Jahre 2005 äußerten noch 27 Prozent und Mitarbeiter einer weiteren Berliner Tageszeitung ab der Befragten, dass die beigefügten Erläuterungen ver- Mai 2008 Akteneinsicht bei der BStU. bessert werden könnten bzw. unverständlich waren. Dies war Anlass, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stärker für dieses Thema zu sensibilisieren, sie intern zu schulen 4.1.8 Auswertung der Bürgerumfrage 2008 und ein überarbeitetes und erweitertes Abkürzungsver- Die Ergebnisse der im Jahr 2008 durchgeführten Umfrage zeichnis zu erstellen. Die Kritik an den Erläuterungen ist unter Bürgerinnen und Bürgern, die Einsicht in die MfS- bei der jetzigen Umfrage zwar um 5 Prozent gesunken, es Unterlagen genommen haben, zeigt die hohe Akzeptanz, wird aber auch in Zukunft notwendig sein, die Beschäf- die der Arbeit der BStU entgegengebracht wird. tigten entsprechend fortzubilden. Schon in den Jahren 1998 und 2005 wurden Bürgerum- Ein weiteres Problem, mit dem die BStU seit den ersten fragen durchgeführt, deren Ergebnisse ausführlich im Akteneinsichten konfrontiert ist, ist die mangelnde Ak- Vierten bzw. Siebenten Tätigkeitsbericht der BStU darge- zeptanz der zum Schutz von Betroffenen notwendigen stellt und kommentiert wurden. Anonymisierung. Gegenüber der Umfrage 2005 hat sich die Akzeptanz zwar leicht erhöht (von 11 Prozent auf Im Unterschied zur Umfrage von 1998, die relativ breiten 13,5 Prozent), aber immer noch halten fast 90 Prozent der Raum für eine individuelle Beantwortung der Fragen bot, Befragten eine Anonymisierung für überflüssig bzw. ha- gab die Umfrage im Jahr 2005 ein Antwortschema vor. ben kein Verständnis dafür. Auch in den verbalen Äuße- Ziel war es, die Ergebnisse der Befragung mit denen rungen war diese Frage ein zentrales Thema. Immer noch künftiger Umfragen vergleichbar zu machen, Entwicklun- gibt es die irrige Annahme, dass hier inoffizielle bzw. gen zu erkennen und eine computergestützte Auswertung hauptamtliche Mitarbeiter geschützt würden. Eine wei- zu ermöglichen. tere immer wieder geäußerte Vermutung ist, dass Antrag- Die Umfrage wurde im Herbst 2008 wiederholt. Ein Zu- stellern Informationen vorenthalten würden, die sie selbst fallsprogramm bestimmte wieder 1 000 Adressaten des betreffen und die gerade der Grund des Antrags zur Fragebogens. Einziges Kriterium der Auswahl war, dass Akteneinsicht waren. Hier kann nur immer wieder erläu- die Antragstellerinnen und Antragsteller in den letzten tert werden, warum die Anonymisierungen notwendig – 50 – sind und dass dem Antragsteller dadurch keine Informa- 91 Prozent der Umfrageteilnehmer – und damit 3 Prozent tionen zu seiner eigenen Person verloren gehen. mehr als bei der vorherigen Umfrage – halten die Arbeit der Behörde auch für künftig wichtig. Auf die Frage, ob die Einsicht in die Unterlagen die Er- wartungen der Antragsteller erfüllte (Frage 17), gab nur rund ein Fünftel die Antwort „Ja“. Die Gründe für diesen 4.2 Verwendung von Unterlagen durch Rückgang gegenüber der Umfrage aus dem Jahr 2005, bei öffentliche und nicht öffentliche Stellen der noch rund ein Drittel diese Frage bejahte, werden in 4.2.1 Ersuchen zur Rehabilitierung von den verbalen Anmerkungen deutlich. Über 32 Prozent der Betroffenen und zur Wiedergut- Personen, die schriftliche Anmerkungen machten, gaben machung erlittenen Unrechts an, dass ihrer Meinung nach Unterlagen fehlen würden. Diese Erwartungshaltung beruht zum großen Teil auf un- 4.2.1.1 Strafrechtliche Rehabilitierung zutreffenden Vorstellungen über die Arbeit des Staats- Für die Prüfung und gegebenenfalls Aufhebung straf- sicherheitsdienstes. Offenbar gehen viele Betroffene nach rechtlicher Entscheidungen von DDR-Gerichten (insbe- wie vor davon aus, dass das Ministerium für Staatssicher- sondere zu politisch motivierten Straftaten) und dafür, heit in der DDR eine Art Generalzuständigkeit für sämtli- den Betroffenen zur Durchsetzung ihrer Rehabilitierungs- che repressiven Maßnahmen hatte. Dabei wird nicht ansprüche zu verhelfen, leistet die Behörde einen wichti- berücksichtigt, dass insbesondere in die berufliche Ent- gen, mitunter entscheidenden Beitrag. Die Verfahrensak- wicklung die SED im Rahmen ihrer Kaderrichtlinien ten der Gerichte zu solchen Fällen wurden oftmals in den oder, bei Ausreiseantragstellern, die Abteilung Inneres Archiven des MfS abgelegt. Sofern diese Unterlagen der Räte der Kreise massiv in die Biografie der Bürgerin- nicht überliefert sind, können in MfS-Akten Hinweise zu nen und Bürger eingegriffen haben. Die flächendeckende Haftzeiten und Gründen für eine Verurteilung gefunden Arbeit des MfS bedeutet keineswegs, dass über jeden eine werden. Akte angelegt und eine lückenlose Biografie geführt wurde. Immer wieder muss auch erklärt werden, dass Un- Die im Achten Tätigkeitsbericht genannte Bundesratsini- terlagen der SED und der anderen Blockparteien, aber tiative vom Herbst 2006 zur Verlängerung der Antrags- auch Personalunterlagen der Betriebe nicht zum Aktenbe- fristen für die strafrechtliche Rehabilitierung über den stand der BStU gehören. 31. Dezember 2007 hinaus hat der Gesetzgeber mittler- weile aufgegriffen, sodass eine strafrechtliche Rehabili- Wie wichtig es den Antragstellern ist, nicht nur Einblick tierung ebenso wie eine verwaltungsrechtliche und beruf- in ihre Stasi-Unterlagen zu nehmen, sondern auch endlich liche Rehabilitierung nun bis zum 31. Dezember 2011 zu erfahren, wer sie bespitzelt hat, ist den verbalen Ant- beantragt werden kann. worten auf dem Umfragebogen ebenso zu entnehmen wie den Umfrageergebnissen (Frage 15). Hatten 2005 noch Die strafrechtliche Rehabilitierung ist die Voraussetzung knapp 30 Prozent der Befragten eine Decknamenent- für den Anspruch auf einmalig zu zahlende Entschädi- schlüsselung beantragt, so ist jetzt der Wert auf fast gungsleistungen und seit August 2007 auch für die Bean- 50 Prozent gestiegen. In den verbalen Anmerkungen tragung einer lebenslangen besonderen Zuwendung für kommt immer wieder Unmut und Unverständnis darüber Haftopfer, der sogenannten Opferrente. zum Ausdruck, dass die Bearbeitung der Anträge auf Da viele der Berechtigten bis zur Verabschiedung des Ge- Decknamenentschlüsselung so lange dauert bzw. nicht setzes über die Gewährung der Opferrente noch keine alle Klarnamen mitgeteilt werden können. In diesem Zu- strafrechtliche Rehabilitierung für ihre Haftzeiten bean- sammenhang wird gelegentlich der Verdacht geäußert, tragt hatten, ist die Zahl der in diesem Zusammenhang an die BStU würde die Täter schützen. Der Hinweis, dass die BStU gerichteten Ersuchen stark gestiegen. eine Bekanntgabe des Namens nur möglich ist, wenn der IM eindeutig identifiziert werden kann (siehe auch Kapi- 4.2.1.2 Besondere Zuwendung für Haftopfer: die tel 4.1.6), wird nicht immer akzeptiert. sogenannte Opferrente Interessant ist, wie sich die persönliche Wahrnehmung Im August 2007 hat der Deutsche Bundestag das Dritte der Akteneinsicht über die Jahre verändert: Konnte im Gesetz zur Verbesserung rehabilitierungsrechtlicher Vor- Siebenten Tätigkeitsbericht aus den Umfrageergebnissen schriften für Opfer der politischen Verfolgung in der ehema- noch die Schlussfolgerung gezogen werden, dass der Um- ligen DDR beschlossen (BGBl. Teil I, Nr. 43, S. 2118/19). gang mit dem Thema Staatssicherheitsdienst allmählich Seitdem können Bürgerinnen und Bürger, die wegen poli- nüchterner wird, lassen die neuesten Zahlen erkennen, tisch motivierter Straftaten in der DDR eine Haftzeit von dass sich der Trend umgekehrt hat (siehe Frage 13). Die mindestens sechs Monaten verbüßen mussten, eine soge- Anzahl der Befragten, die die Akteneinsicht emotional nannte Opferrente beantragen. sehr bewegte, stieg wieder an. Zuständig für die Entscheidung über einen Antrag auf Aus den Antworten zu Frage 19 lässt sich ablesen, dass Zahlung der besonderen Zuwendung für Haftopfer sind die übergroße Mehrheit der Befragten auch anderen Per- die Bundesländer. Die dort zuständigen Stellen prüfen in sonen empfehlen würde, einen Antrag auf persönliche vielen Fällen unter anderem auch durch eine Anfrage bei Akteneinsicht zu stellen. Die dadurch ausgedrückte hohe der BStU, ob Ausschließungsgründe für eine Gewährung Akzeptanz der Arbeit der BStU wird durch die Rückmel- der Leistung vorliegen. Menschen, die beispielsweise mit dungen zu Frage 20 noch einmal unterstrichen: Insgesamt dem Staatssicherheitsdienst zusammengearbeitet oder – 51 – durch Denunziantendienste für Polizei und andere staatli- Unabhängig vom Eingang des Ersuchens werden die Vor- che Stellen gegen die Grundsätze der Menschlichkeit und gänge behördenintern dorthin abgegeben, wo sich die für Rechtsstaatlichkeit verstoßen haben, sollen nicht in den die Prüfung der Ausschlussgründe maßgebenden Akten Genuss der lebenslangen besonderen Zuwendung kom- befinden. So lassen sich Aktentransporte und damit Zeit- men. Das ist auch im Sinne derjenigen Opfer politisch verluste vermeiden. motivierter Haft, die lange Gefängnisstrafen unter schrecklichen Bedingungen zu ertragen hatten und sich Da zahlreiche Betroffene bereits in früheren Jahren im eben nicht durch Spitzeldienste eine Verkürzung der Haft Rahmen der Prüfung von Wiedergutmachungsleistungen erkauften. bei der BStU angefragt wurden, wird auf die damals ge- wonnenen Erkenntnisse zurückgegriffen, sofern die Re- Die Verabschiedung des Gesetzes im Spätsommer 2007 cherchen ergeben, dass zwischenzeitlich keine neuen Un- stellte nicht nur die zuständigen Ämter, sondern auch die terlagen zur Person erschlossen worden sind. BStU vor beträchtliche Herausforderungen, da die An- Darüber hinaus wird sowohl das Personal des Archiv- als spruchsberechtigung „ab Antragstellung“ gilt. In kurzer auch des Auskunftsbereichs konzentriert für die Bearbei- Zeit reichten Tausende Betroffene ihren Antrag bei den tung der Ersuchen zur Opferrente eingesetzt, wobei in Ämtern ein. Die Nachfrage bei der BStU nach Aus- Kauf genommen werden muss, dass dadurch für andere schlussgründen wird in den Bundesländern sehr unter- Anträge und Ersuchen längere Bearbeitungszeiten entste- schiedlich gehandhabt. So haben sich nur einige Bundes- hen. länder (z. B. Bayern und Thüringen) für eine Regelanfrage bei der BStU entschieden. Die Auszahlung In circa 8 Prozent der Fälle ergaben sich im Ergebnis der der Rente machen manche Bundesländer von der Antwort Recherchen Anhaltspunkte für Ausschließungsgründe – der BStU abhängig, andere haben sich für eine sofortige in der Regel eine Zusammenarbeit mit dem Staats- Zahlung entschieden, die widerrufen werden kann, falls sicherheitsdienst, dem Arbeitsgebiet I der Kriminalpoli- von der BStU Anhaltspunkte für Ausschließungsgründe zei oder dem Dezernat II des Strafvollzugs. Dieser Anteil übermittelt werden. ist immerhin so hoch, dass der Aufwand einer Prüfung bei der BStU gerechtfertigt erscheint. Unabhängig von der unterschiedlichen Praxis der ersu- chenden Stellen sah sich die BStU ab Oktober 2007 in Die BStU geht davon aus, dass die Ersuchen zur Opfer- kürzester Zeit hohen Eingangszahlen gegenüber – bis ein- rente auch im Jahr 2009 einen großen Anteil an der Ge- schließlich März 2009 gingen insgesamt 32 120 Ersuchen samtzahl der Ersuchen ausmachen werden. Sie ist darauf ein (siehe Anhang 14). eingestellt, alle Maßnahmen für eine vorrangige Bearbei- tung aufrecht zu erhalten. Die Bearbeitung der Ersuchen sollte so zügig wie mög- lich erfolgen, um die Betroffenen nicht übermäßig lange 4.2.1.3 Wiedergutmachung Zeit auf ihre Rente warten zu lassen. Deshalb wurde in- tern vereinbart, diese Ersuchen grundsätzlich innerhalb Die Anzahl der Ersuchen zum Zweck der Wiedergutma- von drei Monaten zu beantworten. Die Recherchen er- chung – beispielsweise zum Nachweis einer politischen hielten höchste Priorität, das heißt, sie sind in den Kar- Verfolgung, einer beruflichen Benachteiligung, von Ge- teien und Magazinen immer vorrangig zu bearbeiten. Das sundheitsschäden durch die Haft – ist zurückgegangen. ist auch deshalb wichtig, weil die angefragten Personen Das ist zum einen vermutlich der Tatsache geschuldet, oftmals ihre Wohn- und/oder Haftorte nicht nur in einem dass im Laufe der Jahre bereits Zehntausende Ersuchen Bezirk der ehemaligen DDR hatten und somit häufig für die Gewährung von Wiedergutmachungsleistungen mehrere Außenstellen der Behörde in die Recherchen ein- bei der BStU bearbeitet wurden. Zum anderen haben die bezogen werden müssen. zuständigen Stellen in den Ländern und Gemeinden ihrer- seits Tausende von Opferrenten-Anträgen zu bewältigen, Als hinderlich für eine zügige Bearbeitung hat sich erwie- denen sie ebenfalls Vorrang gegeben haben. sen, dass die ersuchenden Stellen oftmals nicht die voll- ständigen Daten der Betroffenen einreichen und sich erst Aufgrund der vielen Ersuchen zur Opferrente waren bei im Verlauf der Recherche weitere Namen und/oder der Bearbeitung der Ersuchen zur Wiedergutmachung Wohn- und Haftorte ergeben. Eine Prüfung dieser weiter- zeitliche Verzögerungen nicht immer zu vermeiden, die führenden Angaben ist jedoch unerlässlich, da der Staats- BStU hat sich jedoch bemüht, diese so gering wie mög- sicherheitsdienst in seinen Bezirksverwaltungen und lich zu halten. Kreisdienststellen eigene Karteien und Aktenablagen führte, die nicht immer auch in der Zentrale verzeichnet 4.2.2 Ersuchen zu Vermögensangelegen- waren. So gibt es immer wieder Fälle, in denen erst unter heiten im Rahmen der Wiedergut- einem Geburts- oder anderen Namen oder einer weiteren machung sowie für die Aufklärung, Adresse Unterlagen aufgefunden werden. Erfassung und Sicherung des Vermögens der DDR Die angefragten Personen haben überdurchschnittlich häufig ein hohes Alter (80 Jahre und älter). Recherchen Aufgrund der Fristverlängerung für die Gesetze im Rah- zu diesen Personen werden mit einem „SOFORT“-Ver- men der strafrechtlichen und verwaltungsrechtlichen Re- merk versehen, sodass sie aus dem Kreis der ohnehin habilitierung bis zum 31. Dezember 2011 können Betrof- schon vorrangig bearbeiteten Anfragen noch einmal he- fene weiterhin bei den zuständigen Ämtern zur Regelung rausgehoben sind. offener Vermögensfragen Anträge auf Rückübertragung, – 52 –

Rückgabe oder Entschädigung für Vermögenswerte stel- Das ist sehr arbeits- und zeitintensiv. Nicht selten müssen len, die ihnen rechtsstaatswidrig entzogen wurden. Die für einen Vorgang mehr als 100 Akteneinheiten ausge- Ersuchen zur Entschädigung bzw. Rückerstattung von be- wertet werden, was dennoch manchmal zu keinem weglichem Vermögen betreffen Bargeld, Schmuck, brauchbaren Ergebnis führt. Kunstgegenstände und Pkw, aber auch minderwertige Gegenstände wie Taschenlampe und Sägeblatt. Darüber 4.2.3 Ersuchen zum Zwecke der Strafver- hinaus liegen Ersuchen im Zusammenhang mit der Rück- folgung und Gefahrenabwehr gabe von Grundstücken bzw. Entschädigungsleistungen für Enteignungen vor. Die Zahl der Ersuchen für Zwecke der Strafverfolgung und Gefahrenabwehr ist aufgrund der eingetretenen Ver- Die zuständigen Ämter wenden sich an die BStU unter jährung weiter zurückgegangen. anderem mit der Anfrage, ob sich in den Unterlagen des MfS Hinweise auf die in Rede stehenden Vermögens- Im Berichtszeitraum sind 182 Ersuchen zu einer oder werte, deren Verbleib oder die Umstände der Enteignung mehreren Personen bearbeitet worden. finden lassen. Die Mitteilungen der Behörde können so Die Anfragen betrafen Straftaten im Zusammenhang mit zur Entscheidungsfindung beitragen. dem nationalsozialistischen Regime (63) oder dem Re- Bei den Ämtern liegen zum Teil seit vielen Jahren An- gime der ehemaligen DDR (11), Mordfälle (41) und an- träge auf Rückgabe oder Entschädigung von vor 1990 dere Straftaten (36), darunter mehrere zum Vorwurf der eingezogenen Vermögenswerten, über die wegen nicht Spionage für eine fremde Macht gegen die Bundesrepu- ausreichender Erkenntnisse noch immer nicht entschie- blik Deutschland. Darüber hinaus gingen 31 Ersuchen zur den werden konnte. Die BStU erhält dazu jeweils in Jah- Rechtshilfe ein, davon 27 aus den USA zu Straftaten im resabständen Anfragen, ob inzwischen Unterlagen er- Zusammenhang mit dem NS-Regime, ein Ersuchen vom schlossen wurden, die den Ämtern die Festlegung einer niederländischen Generalstaatsanwalt im Zusammenhang Entschädigungssumme ermöglichen. mit Verstößen gegen das niederländische Kriegsstraf- rechtsgesetz und drei Ersuchen des Instituts des Nationa- Nicht selten klagen Bürger gegen die Entscheidung der len Gedenkens aus Polen. Ämter in ihrer Vermögensangelegenheit. Dann fragen die Verwaltungsgerichte bei der BStU erneut zum selben Ge- 4.2.4 Verwendung von Unterlagen für Zwecke genstand an, weil die Verfahren inzwischen bei ihnen be- der Nachrichtendienste arbeitet werden. Die Anzahl der Ersuchen der Nachrichtendienste des Einen großen Anteil der Ersuchen nehmen Anfragen nach Bundes, der Länder und der Verbündeten ist weiter zu- dem Ausgleichsleistungsgesetz ein. Danach können na- rückgegangen. Allerdings hat sich der Arbeitsumfang da- türliche Personen oder deren Erben für Vermögenswerte, durch nicht wesentlich verringert, weil nunmehr zuneh- die auf besatzungsrechtlicher/-hoheitlicher Grundlage mend Sachanfragen eingereicht werden. Diese stehen enteignet wurden, eine Ausgleichsleistung erhalten. Be- oftmals im Zusammenhang mit der eigenen historischen dingung dafür ist, dass der Berechtigte oder sein Rechts- Aufarbeitung des „Kalten Krieges“ durch die anfragen- vorgänger nicht gegen die Grundsätze der Menschlichkeit den Stellen und sind durch ihren umfassenden Charakter oder Rechtsstaatlichkeit verstoßen oder dem System in sehr arbeits- und zeitaufwändig. der sowjetisch besetzten Zone bzw. der DDR erheblich Vorschub geleistet hat. So wurden zu der Anfrage eines amerikanischen Nach- richtendienstes, welche Informationen die Hauptabtei- Im Berichtszeitraum wurden 264 Ersuchen zu 415 Perso- lung III des MfS (Funkaufklärung, Funkabwehr) über nen nach dem Ausgleichsleistungsgesetz an die BStU ge- amerikanische Einrichtungen in Deutschland gesammelt richtet, 239 Ersuchen konnten erledigt werden. Die Ein- hatte, circa 400 Aktentitel mit über 30 000 Seiten recher- gangszahlen sind leicht rückläufig. chiert. Zur Akteneinsicht konnten daraus rund 125 Akten mit circa 8 000 Seiten aufbereitet und vorgelegt werden. Darüber hinaus werden Anträge und Ersuchen von öffent- lichen und nicht öffentlichen Stellen oder auch Privatper- Für das Ersuchen eines französischen Nachrichtendiens- sonen bearbeitet, die ehemalige MfS-Liegenschaften er- tes, der generell nach Erkenntnissen des MfS über diesen worben haben. Diese Personen oder Stellen haben ein Dienst fragte, wertete die BStU circa 115 Akteneinheiten Recht auf Herausgabe der objektbezogenen Unterlagen mit etwa 18 800 Seiten aus. Für die Einsichtnahme wur- (z. B. Lagepläne oder sonstige Bauunterlagen). Durch den daraus rund 65 Aktentitel mit etwa 4 100 Seiten zu- eine Sichtung der Bauzeichnungen der Verwaltung Rück- sammengestellt. wärtige Dienste des MfS und des nachgeordneten Baube- triebes VEB Spezialhochbau stehen dafür im Archiv der 4.2.5 Nutzung des Zentralen Einwohner- Zentralstelle inzwischen Unterlagen zur Verfügung, aller- registers der ehemaligen DDR dings ist die Erschließung noch nicht beendet. Mit dem 7. StUÄndG vom 21. Dezember 2006 können Für die Bearbeitung aller hier genannten Ersuchen wird die Informationen des Zentralen Einwohnerregisters der nicht nur nach Hinweisen in den personenbezogenen Un- ehemaligen DDR (ZER) wieder von den Strafverfol- terlagen des MfS, sondern auch in den thematisch ver- gungsbehörden und Gerichten sowie von der BStU selbst zeichneten Teilbeständen bzw. Beständen recherchiert. zur Erfüllung ihrer Aufgaben genutzt werden. – 53 –

Im Berichtszeitraum wurden rund 2 300 Anfragen bear- nem Fall wurde von der Kommunalaufsichtsbehörde ein beitet, davon kamen 31 von externen Stellen. Der Amtsenthebungsverfahren eingeleitet, im anderen Fall Schwerpunkt der ZER-Nutzung liegt also in der Verwen- wurde nach Beschluss des Gemeinderates ein Abwahlver- dung als internes Recherchehilfsmittel im Rahmen der fahren durchgeführt, bei dem die Bürgerinnen und Bürger Vorgangsbearbeitung bei der BStU. Die Informationen den Bürgermeister mehrheitlich in seinem Amt bestätig- des ZER sind unentbehrlich für die Decknamenentschlüs- ten. selung und die Bekanntgabe von Klarnamen im Rahmen der Akteneinsicht, für die Klärung der Frage, ob be- 4.2.6.1 Abgeordnete, Angehörige kommunaler stimmte Außenstellen in die Bearbeitung von Vorgängen Vertretungskörperschaften und einbezogen werden müssen (z. B. kann ein bisher nicht kommunale Wahlbeamte sowie bekannter Name, Geburtsort oder Wohnort zu einem Regierungsmitglieder neuen Rechercheansatz führen) und für den Abgleich un- vollständiger Personenangaben, etwa bei der Bearbeitung Der Deutsche Bundestag hatte bis zum Mai 2007 für die von Ersuchen zur Rehabilitierung. aktuelle Legislaturperiode die Überprüfung von 129 Ab- geordneten abgeschlossen (siehe Achter Tätigkeitsbe- Der Rückgang der externen Anfragen ist der Tatsache ge- richt, S. 48). Zu weiteren Parlamentariern sind keine Er- schuldet, dass die Informationen des ZER einem Alte- suchen eingereicht worden. rungsprozess unterliegen; die letzten Eintragungen stam- men aus dem Jahr 1992. Damit ist es beispielsweise für Jedoch prüfte der Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität Gerichte kaum noch möglich, mithilfe des ZER eine aktu- und Geschäftsordnung, ob in Bezug auf den Vorsitzenden elle ladungsfähige Anschrift zu erhalten. Insgesamt wur- der Fraktion Die Linke, Dr. Gregor Gysi, Anhaltspunkte den die Informationen des ZER von den Strafverfol- für eine erneute Überprüfung vorlagen. Anlass für diese gungsbehörden hauptsächlich zur Identifizierung von Überlegungen waren neu aufgefundene Unterlagen der vermissten Personen und im Rahmen der Suche nach NS- Staatssicherheit zu Dr. Gysi. In zwei Sitzungen, am Gewaltverbrechern genutzt. 5. und am 26. Juni 2008, beantwortete die Bundesbeauf- tragte Fragen zu den Unterlagen. Abschließend blieb es 4.2.6 Ersuchen zur Überprüfung von nach der Erklärung des Vorsitzenden des Ausschusses Personen „bei der bisherigen Sach- und Rechtslage […], wonach der Bundestag bereits in der 13. Wahlperiode eine inoffi- Die Überprüfung von Personen auf eine hauptamtliche zielle Tätigkeit des Abgeordneten Dr. Gysi für das Minis- oder inoffizielle Tätigkeit für den Staatssicherheitsdienst terium für Staatssicherheit der ehemaligen DDR als er- der DDR ist ein wichtiger Teil der Aufarbeitung der SED- wiesen festgestellt hat (Bundestagsdrucksache 13/10893)“ Diktatur. In vielen Bereichen, vor allem im öffentlichen (Pressemitteilung des Deutschen Bundestages vom Dienst, bei den Landtagen und kommunalen Vertretungs- 19. Dezember 2008). körperschaften der neuen Bundesländer einschließlich Berlins, sind seit 1992 Überprüfungen für den größten Die landesgesetzlich vorgeschriebene Überprüfung der Teil der Beschäftigten bzw. Funktionsträger durchgeführt Landtage von Sachsen (mit 120 Mitgliedern) und Thürin- worden. In anderen Bereichen fanden solche Aufklä- gen (mit 90 Mitgliedern) erfolgte schon während des letz- rungsmaßnahmen in deutlich geringerem Umfang oder ten Berichtszeitraums. Lediglich zu zwei nachgerückten überhaupt nicht statt. Vor allem in den alten Bundeslän- Abgeordneten des Sächsischen sowie fünf des Thüringi- dern wurde von der Möglichkeit der Überprüfung nur äu- schen Landtages wurden ab Mai 2007 Ersuchen einge- ßerst selten Gebrauch gemacht. reicht. Mit der 7. Novellierung des StUG vom Dezember 2006 In diesem Berichtszeitraum reichten fünf neu gewählte ist der Kreis der überprüfbaren Personen in vielen Berei- Parlamente Ersuchen zur Überprüfung ein: das Abgeord- chen eingeschränkt worden. Weggefallen sind Überprü- netenhaus von Berlin für 150, der Landtag von Sachsen- fungsmöglichkeiten für Beschäftigte im öffentlichen Anhalt für 71, der Landtag von Mecklenburg-Vorpom- Dienst, Rechtsanwälte, leitende Personen in Betrieben, mern für 40 sowie – aus den alten Bundesländern – der Vereinen, Verbänden und Parteien, Inhaber kirchlicher Landtag von Niedersachsen für 50 und der Landtag (Bür- Ehrenämter und Betriebsräte. Andererseits gab es auch gerschaft) von Bremen für 28 Abgeordnete. Der im Ja- Erweiterungen, die im Wesentlichen den Sport und Auf- nuar 2008 neugewählte Landtag von Hessen hat auf eine arbeitungseinrichtungen betreffen. Der Gesamtumfang Überprüfung durch das Parlament verzichtet und stattdes- der Überprüfungsanfragen ist erwartungsgemäß deutlich sen alle Abgeordneten aufgefordert, einen persönlichen zurückgegangen. Auskunftsantrag zu stellen und das Ergebnis bekannt zu geben (siehe auch Kapitel 4.1.7). In eingeschränktem Umfang hat die BStU weiterhin die Pflicht, eine Mitteilung ohne Ersuchen an die jeweils be- Die Anzahl der Ersuchen zur Überprüfung von Angehöri- rechtigte Stelle zu machen, wenn sie gelegentlich der Er- gen kommunaler Vertretungskörperschaften war aus meh- füllung ihrer Aufgaben die frühere Tätigkeit einer Person reren Gründen rückläufig: Zum einen erfolgten für die ak- für den Staatssicherheitsdienst feststellt. Dies war im Be- tuellen Wahlperioden die Überprüfungen vielfach schon richtszeitraum nur noch zweimal der Fall. Beide Male im vorangegangenen Berichtszeitraum. Zum anderen wa- – es handelte sich jeweils um amtierende Bürgermeister – ren Vertreter vieler Kommunen durch die öffentliche Dis- hat die Mitteilung zu öffentlichen Debatten geführt. In ei- kussion zur StUG-Novellierung Ende des Jahres 2006 – 54 – verunsichert und gingen davon aus, dass die Überprüfung 4.2.6.2 Beamte und Angestellte, die eine von Angehörigen kommunaler Vertretungskörperschaften Behörde leiten oder eine vergleich- nach Ablauf der im StUG 1991 vorgesehenen 15-Jahres- bar verantwortungsvolle Aufgabe Frist nicht mehr möglich sein würde. Die Verlängerung wahrnehmen der Frist bis zum 31. Dezember 2011 ist trotz mehrfacher öffentlicher Informationen, auch durch die BStU selbst, Ersuchen zur Überprüfung von Beschäftigten des öffentli- in vielen Kommunen nicht wirklich wahrgenommen wor- chen Dienstes sind bei der BStU auch nach dem Auslaufen den. Daneben blieben manche Initiativen von Gemeinde- der 15-Jahres-Frist des StUG noch eingegangen. Teils war vertretungen, Stadträten und Kreistagen erfolglos, da Be- den ersuchenden Stellen die Neuregelung nicht bekannt, schlussvorlagen zur Überprüfung nicht die notwendige teils waren sie aber auch der Meinung, die benannten Per- sonen gehörten zu dem neu definierten, jetzt noch über- Mehrheit fanden. Im Berichtszeitraum wurden aus den prüfbaren Personenkreis. Einige gingen davon aus, dass Landtagen und dem kommunalen Bereich insgesamt sie selbst für ihre Verwaltungen festlegen können, wer 708 Personen zur Überprüfung eingereicht. Diese Anzahl eine vergleichbar verantwortungsvolle Aufgabe wie ein teilt sich auf die Bundesländer wie folgt auf: Berlin 94, Behördenleiter wahrnimmt und dementsprechend weiter- Brandenburg 212, Mecklenburg-Vorpommern 38, Sach- hin überprüft werden sollte. Der Gesetzgeber hat dazu je- sen-Anhalt 187, Sachsen 94 und Thüringen 83. doch konkrete Aussagen getroffen: Zu dem überprüfbaren Bemerkenswert ist die Situation in Brandenburg. Wäh- Personenkreis gehören die ständigen Stellvertreter von rend in den vergangenen Jahren aus diesem Bundesland Behördenleitern sowie insbesondere Intendanten, Schul- meistens deutlich weniger Überprüfungsersuchen von leiter oder Hochschulpräsidenten bzw. -rektoren und deren kommunalen Vertretungskörperschaften als aus den ande- Stellvertreter (Bundestagsdrucksache 16/3638). ren neuen Bundesländern eingereicht wurden, hat es hier Im Berichtszeitraum gingen Ersuchen zu insgesamt in den letzten Monaten eine sprunghafte Steigerung der 587 Beschäftigten im öffentlichen Dienst ein. Der Groß- Eingangszahlen gegeben. Dies korrespondiert mit kontro- teil musste abgelehnt werden, da der zulässige Verwen- versen öffentlichen Debatten in vielen Orten und Regio- dungszweck nach Ablauf der 15-Jahres-Frist weggefallen nen um die Frage, ob Mandatsträger auf eine frühere Tä- war. Bei 145 Personen war die einreichende Stelle der tigkeit für den Staatssicherheitsdienst hin überprüft Auffassung, sie würden Aufgaben eines Behördenleiters werden sollten und welche Konsequenzen daraus gegebe- oder vergleichbar verantwortungsvolle Aufgaben wahr- nenfalls zu ziehen wären. In mehreren Fällen hat es nehmen. Einige dieser Ersuchen musste die BStU mit der Abstimmungen der Bürgerinnen und Bürger über die Ab- oben schon genannten Begründung ablehnen. Bei den berufung eines Bürgermeisters gegeben – mit unter- rund 100 Fällen, in denen die gesetzlichen Voraussetzun- schiedlichen Ergebnissen. Vor diesem Hintergrund hat gen erfüllt waren, handelte es sich überwiegend um Ersu- der Städte- und Gemeindebund Brandenburg in einem chen zu Schulleitern und deren Stellvertretern. Ansonsten Rundschreiben vom 18. März 2009 an die (Ober-)Bürger- betrafen sie zum Beispiel Hochschulpräsidenten und -vi- meister und vergleichbare Funktionsträger über Möglich- zepräsidenten, Institutsdirektoren, Sparkassenvorstände, keit und Verfahren zur Überprüfung von Mitgliedern stellvertretende Bürgermeister, Bewerber für die Wahlen kommunaler Vertretungskörperschaften informiert. zum hauptamtlichen Bürgermeister und auch zwei Thea- terintendanten. Überprüfungen von Wahlkandidaten sind seit der letzten Novellierung des StUG nicht mehr möglich. Ebenso kön- Mehrere Ersuchen von Kammern (Handwerkskammer, nen Mitarbeiter von Abgeordneten und Fraktionen des Ärztekammer u. a.) mussten abgelehnt werden, da diese Bundestages und der Länderparlamente nicht mehr über- von ehrenamtlichen Vorständen geleitet werden und so- prüft werden. mit die Voraussetzung, dass es gerade „Beamte oder An- gestellte“ sind, die eine Behörde leiten, nicht erfüllt ist. Eine für die Praxis sehr sinnvolle Änderung bei der No- Dagegen war die Überprüfung des hauptamtlich tätigen vellierung des StUG bestand darin, die kommunalen Geschäftsführers einer Industrie- und Handelskammer Wahlbeamten in den Verwendungszweck der Überprü- (IHK) zulässig, da diesem gemäß IHK-Gesetz gemein- fung aufzunehmen. Durch den Wegfall der Überprüfbar- sam mit dem Präsidenten die Leitung der IHK obliegt. keit aller im öffentlichen Dienst Beschäftigten wären sonst die meisten Wahlbeamten nicht mehr überprüfbar 4.2.6.3 Berufsrichter und ehrenamtliche gewesen. Zu diesem Personenkreis wurden im Berichts- Richter zeitraum Ersuchen zu 249 Personen eingereicht, davon 175 aus dem Freistaat Sachsen, wo in dieser Zeit die Ersuchen zu Berufsrichtern wurden nur in drei Fällen ein- Wahlen der hauptamtlichen Bürgermeister stattfanden. gereicht – zweimal aus Sachsen und einmal aus Branden- burg. Außerdem wurden die Kandidaten für das Verfas- Die Zahl der Ersuchen zur Überprüfung von Mitgliedern sungsgericht des Landes Mecklenburg-Vorpommern von Landesregierungen war wie im vorherigen Berichts- überprüft. zeitraum relativ niedrig. Seit Mai 2007 wurden insgesamt 14 Ersuchen aus den Ländern Berlin, Brandenburg, Im Rahmen der Schöffenwahl in Brandenburg reichte das Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen an Amtsgericht Fürstenwalde ein Ersuchen zu 136 Personen die BStU gerichtet. ein. Weitere Ersuchen zu ehrenamtlichen Richtern kamen – 55 – aus Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und ten Mitglieder des Beirats bei der BStU (siehe auch Kapi- Brandenburg. tel 2.2 und Anhang 4). Aus einer Gemeinde in Sachsen wurde wieder um Über- Von Einrichtungen, die sich mit der Aufarbeitung der Tä- prüfung von Friedensrichtern ersucht. Dies ist jedoch ge- tigkeit des Staatssicherheitsdienstes, der Herrschaftsme- setzlich nicht möglich, da diese nicht zu den – überprüf- chanismen der DDR oder der ehemaligen sowjetischen baren – ehrenamtlichen Richtern im Sinne des Deutschen Besatzungszone beschäftigen, wurden fünf Ersuchen zu Richtergesetzes gehören. insgesamt 21 Personen an die BStU gerichtet. Zwei An- fragen mussten abschlägig beschieden werden, da es sich um ehrenamtlich tätige Vorstandsmitglieder eines Opfer- 4.2.6.4 Leitende Personen im Sport sowie verbandes handelte, das StUG jedoch nur die Überprü- Trainer und Betreuer von Mitgliedern fung von hauptamtlichen Beschäftigten zulässt. der deutschen Nationalmannschaften Bei den anderen Personen wurde darauf geachtet, dass es Obwohl seit der Novellierung des StUG ein eigener Ver- sich bei ihnen um Beschäftigte handelt, die selbst über- wendungszweck für Überprüfungen im Bereich des wiegend mit den oben genannten Aufgaben befasst sind. Sports existiert, wurde diese Möglichkeit durch Sportver- Nicht alle Beschäftigten einer Einrichtung, die sich über- bände anfangs nur wenig genutzt. Lediglich ein Olympia- wiegend der Aufarbeitung widmet, sind überprüfbar. An- stützpunkt und ein Sportverein reichten Ersuchen ein, dererseits können aber auch in Einrichtungen, deren Auf- wobei dem des Sportvereins nicht entsprochen werden gabenspektrum weitaus größer und nur zum kleinen Teil konnte, da es sich nicht um einen der 60 Spitzenverbände durch die Aufarbeitung bestimmt ist, einzelne Beschäf- des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) han- tigte überprüft werden, die sich jedenfalls in ihrem eige- delt. nen Aufgabenbereich überwiegend mit Aufarbeitungsfra- Im Unterschied dazu hatte das Präsidium des Deutschen gen befassen. Olympischen Sportbundes bereits im März 2007 be- schlossen, leitende Mitglieder der Olympiamannschaft 4.2.6.6 Sicherheits- und Zuverlässigkeitsüber- für die Sommerspiele in Peking 2008 zu überprüfen. prüfungen Dazu fand bereits im Vorfeld eine intensive Abstimmung zwischen DOSB und BStU zu den Kriterien statt, nach Zum Schutz sicherheitsempfindlicher Stellen sowie wich- denen Personen überprüfbar sind. Seit Ende April 2008 tiger Einrichtungen vor terroristischen Anschlägen und und noch bis kurz vor Beginn der Olympischen Spiele Sabotage und zur Verhinderung von Geheimnisverrat ge- wurden daraufhin insgesamt 288 Mitglieder der Mann- genüber fremden Nachrichtendiensten gehören auch die schaft der Bundesrepublik Deutschland – Trainer/innen, Sicherheitsüberprüfungen von Personen, die eine sicher- Betreuer/innen sowie andere Funktionsträger/innen – auf heitsempfindliche Tätigkeit ausüben bzw. ausüben sollen. eine Tätigkeit für den Staatssicherheitsdienst überprüft. Die BStU wird in die Überprüfungen aufgrund der In Fällen, bei denen sich Hinweise auf eine Tätigkeit für Sicherheitsüberprüfungsgesetze und weiterer Bestimmun- den Staatssicherheitsdienst ergaben, legte der DOSB die gen des Bundes und der Länder sowie des Luftsicherheits- Mitteilungen einer internen, vom früheren Bundesbeauf- gesetzes, des Atomgesetzes bzw. der Atomrechtlichen tragten Joachim Gauck geleiteten, Kommission zur Ab- Zuverlässigkeitsüberprüfungsverordnung einbezogen. Sie gabe einer Empfehlung vor. Die Überprüfungsergebnisse recherchiert zu den angefragten Personen, ob sich in den wurden vom DOSB in die Entscheidung über eine Nomi- Unterlagen des MfS Hinweise auf eine inoffizielle oder nierung für Peking einbezogen. hauptamtliche Tätigkeit für den Staatssicherheitsdienst finden lassen. Angeregt durch diese Überprüfungsaktion des DOSB sa- hen sich danach einzelne Sportverbände veranlasst, Über- Bei höheren Überprüfungsstufen – sogenannten Ü 2 und prüfungen vorzunehmen. Seit Mai 2008 wurden Ersuchen Ü 3 – werden auch die Ehegatten und Lebensgefährten in zu insgesamt 13 Personen eingereicht. die Überprüfung einbezogen. Zu Personen, die bereits über längere Zeit mit einer sicherheitsempfindlichen Tä- In Vorbereitung der Olympischen Winterspiele 2010 in tigkeit betraut sind, werden die Anfragen in regelmäßigen Vancouver sind inzwischen die ersten Überprüfungsersu- Abständen wiederholt. chen zu Trainern und leitenden Betreuern vom DOSB Im Jahr 2007 gingen 9 032 Ersuchen zu Sicherheits- und eingegangen. Zuverlässigkeitsüberprüfungen ein, 2008 waren es 9 120 Ersuchen. In den ersten drei Monaten des Jahres 2009 4.2.6.5 Beiratsmitglieder der BStU und waren 2 839 Neueingänge zu verzeichnen (siehe auch Beschäftigte in Aufarbeitungs- Anhang 11). Im Vergleich zum vorherigen Berichtszeit- einrichtungen raum zeigt sich damit eine leicht fallende Tendenz, insge- samt liegen die Eingangszahlen aber auf einem nach wie Alle neun Mitglieder des neu eingerichteten wissen- vor hohen Niveau. schaftlichen Beratungsgremiums der BStU wurden über- prüft (siehe auch Kapitel 5.1 und Anhang 16). Dasselbe Die Überprüfungen zu diesen Verwendungszwecken wer- gilt für die im Berichtszeitraum neu- bzw. wiederbestell- den grundsätzlich mit Priorität bearbeitet. – 56 –

4.2.6.7 Rentenangelegenheiten 4.2.6.8 Ordensangelegenheiten Im Zuge der Wiedervereinigung und der Herstellung ein- Die Zahl der Ersuchen zu Ordensangelegenheiten ist wei- heitlicher gesetzlicher Strukturen in Deutschland wurde ter angestiegen. Nach wie vor werden die meisten Ersu- das Renten- und Unfallversicherungsrecht der ehemali- chen aus den neuen Bundesländern bzw. zu Personen ge- gen DDR an das Rentensystem der Bundesrepublik an- stellt, die früher in der DDR lebten. Während in den geglichen. Das Rentenüberleitungsgesetz regelt dabei in beiden letzten Berichtszeiträumen Ersuchen zu 599 bzw. seinem Artikel 3 – Anspruchs- und Anwartschaftsüber- 790 Personen zu verzeichnen waren, sind diesmal Er- führungsgesetz (AAÜG) –, wie die Zusatz- und Sonder- suchen zu 923 Personen eingegangen. Alle werden mit versorgungssysteme der ehemaligen DDR in die gesetzli- Priorität bearbeitet, da häufig die Termine für Verleihun- che Rentenversicherung überführt werden. Von diesen gen von Orden bereits feststehen. Zusatz- und Sonderversorgungssystemen existierten mehr Zu zahlreichen der aus der DDR stammenden, als eh- als 60 – zum Beispiel für die technische, wissenschaftli- rungswürdig angesehenen Personen hat der Staatssicher- che, pädagogische, künstlerische und medizinische Intel- heitsdienst aufgrund deren früherer Bedeutung in ihrem ligenz, für Mitarbeiter des Staatsapparats und anderer In- Lebens- und Arbeitsbereich Akten angelegt. Dies führt stitutionen, aber auch für Angehörige des MfS, der NVA, bei der Bearbeitung der Ersuchen zu einem erheblichen der Volkspolizei und der Zollverwaltung. Arbeitsaufwand, auch wenn sich im Ergebnis der Recher- chen oft keine Hinweise auf eine Tätigkeit für das MfS Die zuständigen Versorgungsträger sind dazu verpflichtet, finden lassen. vor der Rentenfestsetzung zu prüfen, ob eine hauptamtli- che oder verdeckt-hauptamtliche Tätigkeit für den Staats- Bemerkenswert ist aber auch der bei circa 9 Prozent lie- sicherheitsdienst vorlag. Dazu reichen sie bei der BStU gende – und damit überproportionale – Anteil der Perso- Ersuchen ein und erhalten die entsprechenden Mitteilun- nen, für die eine Mitteilung mit Hinweisen auf eine Tätig- gen. keit für den Staatssicherheitsdienst erstellt werden muss. Für die Feststellung der Zeiten einer Zugehörigkeit zum Sonderversorgungssystem des MfS ist das Bundesverwal- 4.2.6.9 Erfahrungen mit dem novellierten StUG tungsamt (BVA) zuständig. Die BStU stellt dem BVA die im Bereich der Überprüfungen rentenrelevanten Unterlagen, insbesondere Besoldungs- Die Novellierung des StUG vom Dezember 2006 hat für unterlagen bzw. andere Entgeltnachweise, zur Verfügung. die Überprüfung von Personen auf eine hauptamtliche Als Zeiten der Zugehörigkeit gelten Tätigkeiten als oder inoffizielle Tätigkeit für den Staatssicherheitsdienst hauptamtlicher Mitarbeiter, als Offizier im besonderen hin einen wesentlichen Einschnitt bedeutet. Einsatz (OibE) oder als hauptamtlicher inoffizieller Mit- arbeiter (HIM) des Staatssicherheitsdienstes. Im Laufe der zweiten Hälfte des Jahres 2006 hatte es eine intensive öffentliche Debatte darüber gegeben, ob man Sehr schwierig und oft nicht möglich ist die Nachweis- die seit 1991 unverändert im Gesetz vorgesehene 15-Jah- führung von Zeiten einer Tätigkeit für die Hauptverwal- res-Frist belässt, nach deren Ablauf Überprüfungen unzu- tung Aufklärung, da die meisten Unterlagen aus diesem lässig sein sollten, oder ob man die Befristung verlängert Bereich vernichtet sind. bzw. völlig aufhebt. Im Ergebnis gab es einen politischen Kompromiss: Dem ursprünglichen Willen des Gesetz- Im Berichtszeitraum gingen die Ersuchen von Versor- gebers folgend wurde die Überprüfungsmöglichkeit zu ei- gungsträgern deutlich zurück. Im Jahr 2007 lag die Zahl nigen Verwendungszwecken, insbesondere zu allen bei rund 27 000 und im Jahr 2008 bei 10 700. Im ersten Beschäftigten im öffentlichen Dienst, mit dem 28. De- Quartal 2009 gingen rund 1 800 Ersuchen bei der BStU zember 2006 beendet. Auf der anderen Seite wurde sie ein (siehe auch Anhang 11). für einige besonders wichtige Personengruppen und Funktionsträger bis zum 31. Dezember 2011 verlängert Ersuchen des BVA betrafen auch Personen, die Ansprü- bzw. neu eröffnet. Die mehr als zweijährigen Erfahrungen che aus einem Versorgungsausgleich geltend machen, so- mit diesen geänderten Regelungen ergeben ein sehr diffe- wie Hinterbliebenenrenten. Zudem ging es um die He- renziertes Bild: rausgabe von Unterlagen für die Gewährung eines Dienstbeschädigungsausgleichs für Angehörige des MfS/ Einige der neu geschaffenen Verwendungszwecke wur- AfNS auf der Grundlage einer anerkannten Dienstbeschä- den fast nicht genutzt. Zu bestimmten Soldaten und höhe- digung. ren Offizieren sowie zu Beschäftigten öffentlicher Stellen, die mit der Bearbeitung von Rehabilitierungsan- Des Weiteren waren Ersuchen von Sozialgerichten auf trägen beschäftigt sind, ging kein Ersuchen ein, zu jeder- Herausgabe von MfS-Unterlagen zu bearbeiten. Sie zeit in den einstweiligen Ruhestand versetzbaren Beam- dienten der Klärung von Rechtsstreitigkeiten hinsicht- ten gab es nur eine Anfrage. Zu Beschäftigten sonstiger lich der Zugehörigkeit eines Klägers zum Sonderversor- Einrichtungen, die überwiegend mit der Aufarbeitung der gungssystem des MfS – Bestreiten einer OibE- oder HIM- Tätigkeit des Staatssicherheitsdienstes befasst sind, wur- Tätigkeit – und der Anerkennung von Dienstbeschädi- den Ersuchen zur Überprüfung von insgesamt 21 Perso- gungen. nen gestellt (siehe auch Kapitel 4.2.6.5). – 57 –

Vom neu geschaffenen Überprüfungstatbestand für Be- auftragte weitergereicht. Diese hat die Unterlagen mit amte und Angestellte, die eine Behörde leiten oder eine Hinweis auf die aktuelle gesetzliche Lage wieder an das vergleichbar verantwortungsvolle Aufgabe wahrnehmen, Hauptarchiv zurückgegeben. Dies ist ein Zeichen dafür, wurde dagegen relativ häufig Gebrauch gemacht. Durch dass es in dieser Frage noch Aufklärungsbedarf gibt. die eher restriktiven Formulierungen sowohl im Geset- zestext selbst wie auch in der Begründung des Gesetzge- 4.3 Anträge für die Forschung zum Zweck bers sind der Behörde in diesem Bereich jedoch rechtli- der politischen und historischen che Grenzen gesetzt, die teilweise zur Ablehnung von Aufarbeitung sowie für Zwecke der Ersuchen führten (siehe auch Kapitel 4.2.6.2). politischen Bildung und von Presse, Unterschiedlich genutzt wurde auch die neu geschaffene Rundfunk und Film Möglichkeit, Mitglieder des Präsidiums und des Vorstan- In den letzten beiden Jahren ist die Zahl der Anträge deut- des sowie leitende Angestellte des Deutschen Olympi- lich gestiegen. Während im vorherigen Berichtszeitraum schen Sportbundes, seiner Spitzenverbände und der monatlich zwischen 80 bis 100 Forschungs- und Medien- Olympiastützpunkte, Repräsentanten des deutschen anträge an die BStU gerichtet wurden, sind es jetzt durch- Sports in internationalen Gremien sowie Trainer und ver- schnittlich 120. antwortliche Betreuer von Mitgliedern der deutschen Na- tionalmannschaften überprüfen zu können. Neben Ersu- Im Berichtszeitraum gingen rund 2 800 Forschungs- und chen von Sportverbänden zu einzelnen Personen ist hier Medienanträge ein; hiervon stammten etwa 1 700 An- vor allem die systematische Vorgehensweise des DOSB träge von Forschern und 1 100 Anträge von den Medien. hervorzuheben, der schon während der Diskussion um die Die beigefügten Übersichten (Anhänge 11 und 15) geben Novellierung des StUG im Jahr 2006 entschieden die da- Aufschluss über die Gesamtzahlen sowie darüber, wel- maligen Absichten unterstützt hatte, eine Überprüfungs- chen Institutionen bzw. Bereichen die Antragsteller zuzu- möglichkeit für den Sportbereich einzuführen und dazu ordnen sind. auch konkrete Vorschläge unterbreitete (siehe auch Kapi- Das Spektrum reicht hier von renommierten Forschern tel 4.2.6.4). unterschiedlichster Wissenschaftszweige über Schriftstel- Mit der Erweiterung des Verwendungszwecks zur Über- ler und Journalisten bis hin zu Studenten, Doktoranden prüfung von Abgeordneten und Angehörigen kommuna- und Schülern. Aber auch Vereine, Institutionen, Medien- ler Vertretungskörperschaften um kommunale Wahlbe- anstalten und Universitäten sowie Mahn- und Gedenk- amte sind auch weiterhin wichtige Funktionsträger auf stätten richten Anfragen an die Behörde. In jüngster Zeit kommunaler Ebene (Bürgermeister, Beigeordnete, Land- ist festzustellen, dass die Zahl der Antragsteller zunimmt, räte, Amtsvorsteher, Gemeinschaftsvorsitzende u. a.) die die Unterlagen für ihre Magisterarbeit oder Disserta- überprüfbar, die entweder unmittelbar von den Bürgern tion nutzen wollen. oder mittelbar von den kommunalen Vertretungskörper- Nach wie vor werden auch aus dem Ausland Anträge ge- schaften in ihre Ämter gewählt werden und bei denen die stellt: Waren es im Berichtszeitraum des Achten Tätig- persönliche Integrität eine wichtige Rolle spielt (siehe keitsberichts 214 Anfragen, so erreichten die Behörde ak- auch Kapitel 4.2.6.1). tuell 264 Anträge. Vertreter der McGill University Montreal allein stellten 14 Anträge, unter anderem zu den Neu in das StUG aufgenommen wurde die Regelung, Themengebieten Naher Osten, Terrorismus, Vatikan und dass Unterlagen zu Auskünften und Mitteilungen, die im deutsch-deutsche Verträge. Im Rahmen der Bearbeitung Zusammenhang mit früheren Überprüfungen bei den an- dieser Anträge wurden bisher rund 54 000 Seiten zur fordernden Stellen angefallen sind, von diesen dem Bun- Akteneinsicht vorgelegt. Für einen Antrag der BBC Lon- desarchiv oder dem zuständigen Landesarchiv anzubieten don zum Einfluss des MfS auf das Leben und den Alltag sind. In ihren Mitteilungen weist die Bundesbeauftragte in der DDR wurden 25 Filme und 2 272 Fotos gesichtet, die Stellen regelmäßig auf diese Verpflichtung hin. Die 24 Filme und 133 Fotos wurden herausgegeben. empfangenden Archive haben dann entsprechend ihren Regelungen eigenständig zu entscheiden, nach welchen Forschern und Medienantragstellern werden Unterlagen inhaltlichen Kriterien sie Unterlagen zur Archivierung zur Verfügung gestellt, die sich auf das Thema des An- annehmen und welche Unterlagen zu kassieren sind. trags beziehen und tatsächlich zur Aufarbeitung der Tä- tigkeit des Staatssicherheitsdienstes oder der Herrschafts- Früher hatte jede ersuchende Stelle selbstständig zu ent- mechanismen der DDR sowie der sowjetischen scheiden, ob die Unterlagen nach Erreichen des jeweili- Besatzungszone bzw. der nationalsozialistischen Vergan- gen Verwendungszwecks, das heißt nach einer abschlie- genheit erforderlich sind. ßenden Entscheidung über mögliche sich aus einer BStU- Mitteilung ergebende Konsequenzen, vernichtet oder al- Unproblematisch ist die Einsicht in und die Herausgabe ternativ an die BStU zurückgegeben werden. Trotz der von Unterlagen, die keinen Personenbezug haben oder gesetzlichen Änderung schicken ersuchende Stellen nach die offenkundige personenbezogene Informationen ent- wie vor Unterlagen an die BStU zurück. In einem Fall halten. Als offenkundig gilt, was in seinem sachlichen hatte das Hauptarchiv eines Bundeslandes in Unkenntnis Gehalt zweifelsfrei und allgemein bekannt bzw. ohne be- der neuen gesetzlichen Regelung Unterlagen, die ihm von sondere Fachkunde aus öffentlich zugänglichen, zuverläs- einer ersuchenden Stelle zur Aufbewahrung angeboten sigen Quellen (z. B. Zeitungen und Büchern) wahrnehm- worden waren, nicht akzeptiert, sondern an die Bundesbe- bar ist. So informieren sich die Sachbearbeiterinnen und – 58 –

Sachbearbeiter möglichst umfassend, ob eine Information tragsteller zustimmt. Insbesondere die Medien gewinnen bereits offenkundig ist, ehe sie bestimmte Namen oder auf diese Art und Weise manchmal Zeitzeugen, die bereit Sachverhalte in den MfS-Unterlagen anonymisieren. sind, sich vor der Kamera zu äußern. Wenn die Antragsteller selbst auf entsprechende Veröf- fentlichungen hinweisen, ist dies hilfreich. Unterlagen von nicht mehr lebenden Betroffenen durften bis 2007 nicht oder nur anonymisiert verwendet werden, Unterlagen mit Informationen über die Zusammenarbeit weil eine Einwilligung nicht mehr eingeholt werden Einzelner mit dem Staatssicherheitsdienst oder über konnte. Da somit immer mehr Unterlagen unwiederbring- Begünstigte werden im Rahmen von Forschungs- und lich von der Verwendung durch Forscher und Medien Medienvorhaben dann zur Verfügung gestellt, wenn es ausgeschlossen worden wären, bestand dringender Hand- sich um Tätigkeiten für das MfS nach Vollendung des lungsbedarf, dem mit der 7. StUG-Novellierung Rech- 18. Lebensjahres handelt. Nicht zugänglich sind Akten- nung getragen wurde. inhalte, die die Privatsphäre dieser Personen betreffen. Zu betroffenen Personen der Zeitgeschichte, Inhabern po- 4.3.1 Erfahrungen mit dem novellierten StUG litischer Funktionen oder Amtsträgern werden Unterlagen im Bereich von Forschungs- und mit personenbezogenen Informationen herausgegeben, Medienanträgen soweit es sich um solche im Zusammenhang mit der je- Durch das Siebte Gesetz zur Änderung des StUG vom weiligen zeitgeschichtlichen Rolle, der Funktions- oder 29. Dezember 2006 können personenbezogene Unterla- Amtsausübung handelt. Für darüber hinausgehende Per- gen zu Betroffenen und Dritten 30 Jahre nach deren Tod soneninformationen sieht das Stasi-Unterlagen-Gesetz bzw. 110 Jahre nach der Geburt unabhängig vom Vorlie- das sogenannte Benachrichtigungsverfahren vor, bei dem gen einer Einwilligung durch Forschung, politische Bil- die betreffende Person Gelegenheit erhält, begründete dung und durch Presse, Rundfunk, Fernsehen und Film Einwände gegen eine beabsichtigte Verwendung von Un- verwendet werden. Bei dieser Regelung, die eine Annä- terlagen zu erheben. Durch das Benachrichtigungsverfah- herung an das allgemeine Archivrecht darstellt, findet ren hat die BStU die Möglichkeit, zwischen dem Persön- grundsätzlich keine Abwägung mit den schutzwürdigen lichkeitsrecht der betreffenden Person und dem in der Interessen des Verstorbenen mehr statt; der Gesetzgeber Regel entgegenstehenden Informations- und Aufarbei- ist davon ausgegangen, dass der postmortale Persönlich- tungsinteresse der Öffentlichkeit besser abzuwägen. keitsschutz 30 Jahre nach dem Tod mit sehr hoher Wahr- scheinlichkeit vollständig erloschen ist. Nach den Regelungen des StUG stehen Akten zu Betrof- fenen, die weder Person der Zeitgeschichte noch Funk- So konnte beispielsweise die Anfrage eines Privatfor- tions- oder Amtsträger sind, grundsätzlich nur diesen schers zu einem Arbeiter, der wegen „antisowjetischen selbst für eine Einsichtnahme oder Auskunft zur Verfü- Verhaltens“ am 27. Dezember 1948 verhaftet und vom gung. Sie müssen deshalb in die Herausgabe von Unterla- Sowjetischen Militärtribunal (SMT) Dresden wegen gen mit personenbezogenen Informationen einwilligen. Spionage und Verbreitung von antisowjetischer Literatur Dies kann die Bearbeitung von Anträgen aus dem Bereich zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt wurde, bearbeitet der Forschung und der Medien dann erschweren, wenn werden. Ohne die neue Regelung und den Hinweis des eine Einwilligung nicht beigebracht werden kann, weil Antragstellers, dass die angefragte Person zwar die Haft dem Antragsteller entweder die hierfür notwendigen In- überlebt habe, aber bereits 1977 verstorben sei, hätten formationen fehlen oder die betroffene Person mittler- dem Forscher keine Betroffenenunterlagen herausgege- weile verstorben ist. ben werden dürfen. Wenn nur die BStU über die MfS-Unterlagen Zugang zu Die Neuregelung kommt zum gegenwärtigen Zeitpunkt in näheren Informationen zur betroffenen Person hat, bemü- erster Linie der Bearbeitung von Anträgen aus der Früh- hen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die An- zeit der DDR zugute. Sie bewahrt beispielsweise zahlrei- tragsteller bei der Ermittlung der aktuellen Wohnanschrift che Verurteilte der Sowjetischen Militärtribunale sowie zu unterstützen. Befindet sich in den Unterlagen des MfS Beteiligte des Arbeiteraufstandes am 17. Juni 1953 davor, beispielsweise nur eine Wohnadresse aus den 1950er-Jah- für immer namenlos und unbekannt zu bleiben. Mit wei- ren, gestaltet sich die Anfrage auf dem Wege der Amts- terem Zeitablauf wird diese Regelung zunehmend an Be- hilfe bei den Bürgerämtern sehr aufwändig und verläuft deutung gewinnen. gegebenenfalls auch ergebnislos. Die zweite wesentliche Änderung des Stasi-Unterlagen- Liegen alle aktuellen Daten vor, informiert die BStU die Gesetzes für die Bearbeitung von Forschungs- und Me- betroffene Person über das Forschungs- bzw. Medienvor- dienanträgen erlaubt die Einsicht in unanonymisierte Un- haben und den Antragsteller. Sie bietet dem Betroffenen terlagen mit personenbezogenen Informationen. Diese so- an, sofern er an dem Projekt mitwirken will, selbstständig genannte privilegierte Akteneinsicht ist jedoch nur für die Kontakt zum Antragsteller aufzunehmen oder aber die wissenschaftliche Forschungsarbeit an Hochschulen und Einwilligung zu vermitteln. Kennt die betroffene Person anderen Forschungseinrichtungen möglich. Sie ist auch die zu ihr angelegten Akten noch nicht, besteht die Mög- nur dann zulässig, wenn anonymisierte Unterlagen zu lichkeit einer vorherigen persönlichen Akteneinsicht, in diesem Zweck nicht genutzt werden können oder die An- deren Folge sie sich entscheiden kann, ob sie der Verwen- onymisierung mit einem unverhältnismäßigen Aufwand dung der Unterlagen durch den Forscher oder Medienan- verbunden ist. Infolge der Neuregelung konnte beispiels- – 59 – weise ein Mitarbeiter der Gedenkstätte Berlin-Hohen- nen Personen verurteilt wurden, die vorher vom Staatssi- schönhausen erstmals in die Häftlingskladden der MfS- cherheitsdienst „bearbeitet“ wurden. Daher befindet sich Untersuchungshaftanstalt einsehen, sich einen Überblick heute in den Archiven der BStU ein umfangreicher Be- über die Zahl und vor allem die Identitäten der einstigen stand an Justizunterlagen, die sowohl das System der po- Häftlinge verschaffen. Vor der Novellierung hatte der litisch-ideologischen Repression dokumentieren als auch Forscher nur Kopien von geschwärzten Namenslisten se- eine aufschlussreiche Quelle für die Erforschung der poli- hen dürfen. tischen Opposition in der DDR sind. Hingewiesen sei an dieser Stelle darauf, dass nur die Aus der Vielzahl diesbezüglicher Anträge ist vor allem Akteneinsicht in ungeschwärzte Unterlagen erfolgt; die der Forschungsantrag der Gedenkstätte Hohenschönhau- dabei von den Forscherinnen und Forschern ausgewähl- sen zur Untersuchungshaftanstalt I des MfS in Berlin-Ho- ten Seiten werden wie ehedem vor ihrer Herausgabe ko- henschönhausen zu nennen: Im Mittelpunkt stehen die piert und anonymisiert. Die Erfahrungen mit dieser Rege- Haftbiografien von etwa 300 Personen, die sich zwischen lung sind durchweg positiv. Nach der gesetzlich den frühen 1950er-Jahren und der Auflösung des MfS in vorgeschriebenen Verpflichtung der Wissenschaftler pro- dieser Untersuchungshaftanstalt befanden. Aus ihnen fitieren beide Seiten von der Einsicht in ungeschwärzte können unter anderem Rückschlüsse auf den Haftalltag Unterlagen: Die verpflichteten Antragsteller, weil eine und die Verhörstrategien des MfS gezogen werden. Der zügigere Einsichtnahme möglich ist, weil sie ohne großen Antrag beschäftigt sich daneben auch mit den Kaderbio- Aufwand umfangreiche Aktenbestände auf das für sie Re- grafien der Vernehmungsoffiziere und des Haftpersonals. levante hin durchsuchen und historische Zusammenhänge Der Umfang der Herausgabe von Duplikaten zu diesen wesentlich einfacher erkennen können und somit der teilweise sehr persönlichen Unterlagen richtet sich da- Fortgang der wissenschaftlichen Arbeit gefördert wird. nach, welcher Personenkategorie der einzelne Fall jeweils Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BStU, weil sie zugeordnet werden kann. So sind alle inhaftierten Perso- im Vorfeld der Akteneinsicht nicht sämtliche zum Thema nen als Betroffene anzusehen, deren Unterlagen jedoch aufgefundenen Unterlagen kopieren und anonymisieren unterschiedlich behandelt werden müssen. Um dem An- müssen, sondern diese Tätigkeiten nur bei den für die He- tragsteller unter Beachtung vielfältiger schutzwürdiger rausgabe ausgewählten Seiten anfallen. Da die institutio- Interessen der Betroffenen einen möglichst umfassenden nell angebundenen Forschungsprojekte im Allgemeinen Einblick in die Haftbiografien zu gewähren, bieten sich auch die umfänglichsten sind, spart diese Neuregelung verschiedene Instrumente an. Im Vordergrund steht das praktisch viel Bearbeitungskapazität, die anderen Antrag- Einholen von Einwilligungserklärungen seitens des An- stellerinnen und Antragstellern zugute kommt. tragstellers bei Betroffenen. Bei lebenden Personen der Zeitgeschichte, Amtsträgern sowie Inhabern politischer Im Berichtszeitraum wurde diese Form der Akteneinsicht Funktionen greift das Benachrichtigungsverfahren. Bei rund 100 Antragstellerinnen und Antragstellern ermög- Verstorbenen aus diesem Personenkreis, deren Tod weni- licht. ger als 30 Jahre zurückliegt, wird geprüft, ob die Unterla- gen herausgegeben werden können, weil die Haft in Ho- 4.3.2 Ausgewählte Themenschwerpunkte henschönhausen zum damaligen Zeitpunkt bekannt Insgesamt haben sich im Laufe der Jahre rund ein Dut- (offenkundig) war oder mit ihrer Rolle als Person der zend Themenschwerpunkte bei Forschungs- und Medien- Zeitgeschichte beziehungsweise mit der Ausübung ihrer anträgen herausgebildet. Hier hat es sich bewährt, die politischen Funktion oder ihres staatlichen Amtes inhalt- Verteilung der eingehenden Anträge ebenfalls themenbe- lich im Zusammenhang steht. Bei Personen, deren Tod zogen vorzunehmen; dies hat zur Folge, dass bestimmte mehr als 30 Jahre zurückliegt, können alle personenbezo- Themenkomplexe immer wieder in den gleichen Arbeits- genen Unterlagen zur Verfügung gestellt werden. bereichen erledigt werden. Auf diese Weise kann Spezia- Personenbezogene Informationen zu Mitarbeitern des listenwissen bei der Antragsbearbeitung genutzt und die Staatssicherheitsdienstes in der Untersuchungshaftanstalt, Bearbeitung beschleunigt werden. soweit sie die hauptamtliche oder inoffizielle Zusammen- Etwa 24 Prozent aller eingehenden Forschungs- und circa arbeit mit dem MfS dokumentieren, stehen der Forschung 7 Prozent der Medienanträge werden, entweder wegen ih- von jeher zur Verfügung. res vorwiegend regionalen Themenbezugs oder weil der Der äußerst umfangreiche Forschungsantrag der Gedenk- Antragsteller dies ausdrücklich wünscht, an die Außen- stätte Hohenschönhausen (allein zu den 300 Häftlingen stellen der BStU zur Bearbeitung weitergeleitet. existieren rund 1 500 Archivsignaturen mit insgesamt etwa 4 000 Aktenbänden) konnte im Berichtszeitraum ab- 4.3.2.1 Justiz und Strafvollzug geschlossen werden. Ein wichtiger Themenbereich ist die Rolle des MfS im In den Beständen der BStU befinden sich nicht nur wich- Zusammenhang mit Justiz und Strafvollzug. Seit seiner tige Unterlagen zur Justizgeschichte der DDR, sondern Gründung im Februar 1950 fungierte das MfS als politi- auch zahlreiche Akten zu Personen, die von Sowjetischen sche Geheimpolizei und strafrechtliches Untersuchungs- Militärtribunalen (SMT) verurteilt wurden. Mehrere For- organ. Nach einer internen Verfügung mussten die Staats- schungsanträge gingen im Berichtszeitraum als Reaktion anwaltschaften und Gerichte der ehemaligen DDR auf die Veröffentlichung des viel beachteten Totenbuches zumindest all jene Unterlagen an das MfS abgeben, in de- „Erschossen in Moskau …“ (siehe auch Achter Tätig- – 60 – keitsbericht der BStU, S. 54) ein. So führt gegenwärtig nächst zum Tode verurteilt; nach Protesten aus dem In- die Stiftung Sächsische Gedenkstätten in Kooperation mit und Ausland wurde die Strafe in 15 Jahre Zuchthaus um- dem Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung gewandelt. Allein zu ihm wurden 1 279 Aktenseiten ge- an der TU Dresden sowie dem Zentrum für Zeithistori- sichtet, 594 davon zur Einsicht vorgelegt und 235 Kopien sche Forschungen Potsdam ein Forschungsprojekt unter sowie ein Foto herausgegeben. dem Titel „Todesurteile gegen Deutsche durch sowjeti- sche Instanzen im Kontext der sowjetischen Besetzung 4.3.2.2 Grenzregime, Fluchten und Militär- Ostdeutschlands 1945-1947“ durch. Weitere Forschungs- verbindungsmissionen anträge, die die SMT-Thematik unter anderen Fragestel- lungen beleuchten, sind angekündigt oder jüngst einge- Das Regime der DDR an der innerdeutschen Grenze ist gangen. schon mehrfach thematisiert worden. Weniger bekannt dürfte hingegen sein, dass Fluchtversuche von DDR-Bür- Einen weiteren Schwerpunkt stellten Anträge zu Internie- gern auch in anderen Staaten des früheren Warschauer rungslagern in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) Paktes, die über eine Binnengrenze zu einem der westli- dar. Die wissenschaftliche Bewertung der Internierungs- chen Welt zuzurechnenden Staat verfügten, mit Waffen- lager als Orte mit einer „doppelten Vergangenheit“ setzt gewalt verhindert wurden. Von Bedeutung in diesem voraus, die Biografien der Internierten in größerem Um- Kontext war ein Antrag des Politikwissenschaftlers Ste- fang zu rekonstruieren. Nur so lassen sich verlässliche fan Appelius zum Thema „Republikfluchten von DDR- Aussagen über den Charakter dieser Lager treffen. Die Bürgern über Bulgarien, Ungarn und die ČSSR“. In den Forschung steht jedoch vor dem Problem, dass in diver- mehr als 75 000 gesichteten Seiten fanden sich neben all- sen Archiven kaum aussagekräftige Dokumente zu diesen gemeinen Dienstanweisungen, beispielsweise über das Personen existieren. Umso wichtiger sind die personen- Zusammenwirken der bulgarischen Sicherheitsorgane mit bezogenen Informationen, die sich in verschiedenen MfS- dem MfS oder zum Umgang mit „Grenzverletzern“, auch Unterlagen befinden. Ein besonders prägnantes Beispiel einige in Bulgarisch verfasste Meldungen über die „Ver- ist hier ein Antrag zu ehemaligen Häftlingen des Spezial- hinderung eines ungesetzlichen Grenzübertritts mit To- lagers Jamlitz. Im Mittelpunkt dieses Forschungsantrags desfolge“. 17 Todesfälle von DDR-Bürgern sind doku- der Evangelischen Kirchengemeinde Lieberose und des mentiert, wobei nicht ausgeschlossen werden kann, dass Landes Brandenburg stehen die etwa 3 400 Häftlinge, die es tatsächlich mehr sind. Bei diesen Fällen deutet alles zwischen 1945 und 1947 im sowjetischen Internierungs- darauf hin, dass der Schusswaffengebrauch eher noch lager Jamlitz verstorben sind. Die Recherchen dazu wa- rücksichtsloser erfolgte als an der innerdeutschen Grenze: ren besonders schwierig, weil die sowjetischen Häftlings- In einigen Fällen sind gezielt tödliche Schüsse abgefeuert listen lediglich das Geburtsjahr enthalten und die worden, obwohl die Flucht auch anders hätte verhindert deutschen Namen aus der russischen Schreibweise, in die werden können. Den Akten des Staatssicherheitsdienstes sie ursprünglich übersetzt wurden, erneut transkribiert ist auch zu entnehmen, dass man versuchte, gegenüber werden mussten. Obwohl die Internierten vor der Grün- den Angehörigen die eigentliche Todesursache zu ver- dung des MfS verstarben, befinden sich in den Archiven schleiern. Einige Eltern kämpften darum, die Särge ihrer (hauptsächlich in den Unterlagen der HA IX/11 sowie de- Kinder in die DDR überführen zu können, anderen ist ren Findmitteln) in manchen Fällen Unterlagen, aus de- nicht einmal bekannt, wo die Opfer begraben wurden. Die nen sich ein Teil der Biografien rekonstruieren lässt und Antragsbearbeitung ist mittlerweile im Wesentlichen ab- die insbesondere Hinweise auf die Haftgründe geben. geschlossen, die Erkenntnisse sind in das Buch „Bulga- Diese Funde bilden zusammen mit den Forschungsergeb- rien – Europas Ferner Osten“ eingeflossen. Medien, zum nissen aus anderen Archiven die Grundlage für ein Toten- Beispiel oder die ARD, haben über das buch der im Speziallager Jamlitz Verstorbenen, das im Thema berichtet. September 2008 unter dem Titel „Totenbuch Sowjeti- Ein anderes großes Vorhaben befasste sich mit einer Be- sches Speziallager Nr. 6, Frankfurt/Oder 1945, Jamlitz sonderheit der Nachkriegssituation in Deutschland, den 1945-1947“ erschien. sogenannten Militärverbindungsmissionen (MVM). Dies Ein ähnlicher Antrag zum Internierungslager Berlin-Ho- waren von den Alliierten des Zweiten Weltkriegs einge- henschönhausen liegt bereits vor. richtete Armeebehörden zur Kommunikation zwischen den Besatzungsmächten. Tatsächlich entstanden solche Zu Opfern politischer Prozesse am Landgericht Dresden Behörden aber nur zwischen der Sowjetunion und den hat die Gedenkstätte Münchner Platz der Stiftung Sächsi- Westmächten. Eine MVM durfte in der fremden Besat- sche Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politi- zungszone einen Amtssitz unterhalten und Überwa- scher Gewaltherrschaft eine Ausstellung erarbeitet. Für chungs- sowie Kontrollfahrten durchführen. Während des die dazu von der Außenstelle Dresden der BStU bereitge- Kalten Krieges wurden diese Privilegien zur Spionage ge- stellten Unterlagen sei beispielhaft der Fall des damals nutzt. In den Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes 18-jährigen Schülers Hermann Flade genannt: Gegen ihn sind sowohl Aufklärungsberichte über die westalliierten fand 1951 am Landgericht Dresden ein Prozess wegen so- MVM-Aktionen als auch Hunderte Fotos und Filme über genannter Boykotthetze statt. Der Schüler hatte die für inszenierte Verkehrsblockaden und Festnahmen von den 15. Oktober 1951 geplante erste Volkskammerwahl MVM-Angehörigen sowie Unterlagen zu sichergestellten auf Flugblättern als „Scheinwahl“ bezeichnet und zum westlichen Aufklärungstechniken überliefert. Unter Ver- Protest dagegen aufgerufen. Hermann Flade wurde zu- wendung dieser Unterlagen entstand die Studie „Lizen- – 61 – sierte Spionage – Die alliierten Militärverbindungsmis- chen zum Thema „Verfahren gegen nationalsozialistische sionen und das MfS“ im Auftrag des Landesbeauftragten Gewaltverbrecher“ erwähnt. Ziel dieses Forschungsvor- für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehe- habens ist es, sämtliche Ermittlungsverfahren und Pro- maligen DDR des Landes Sachsen-Anhalt. zesse in der SBZ sowie der DDR mit allen Beschuldigten, Angeklagten und Verurteilten seit 1945 bis 1990 in einer Im Zusammenhang mit dem 20. Jahrestag der Friedlichen Datenbank zu erfassen. Demnach wird es zukünftig mög- Revolution (siehe auch Kapitel 4.3.2.10) hat sich die Zahl lich sein, gezielt nach bestimmten Opfer- und Tätergrup- der Anträge zum Themenfeld Grenze und Grenzsiche- pen, Tatorten und Verbrechenskomplexen zu recherchie- rung deutlich erhöht. So wurde beispielsweise für eine ren. Dauerausstellung, die der Checkpoint Bravo e. V. mit Un- terstützung des Ministeriums für Wissenschaft, For- Die BStU hatte bereits in der Vergangenheit Zuarbeiten schung und Kultur des Landes Brandenburg und dem für eine Quellenedition zu Urteilen der SBZ/DDR wegen Projektverbund Zeitgeschichte Berlin-Brandenburg im nationalsozialistischer Verbrechen geleistet. Dabei han- Jahr 2009 eröffnen möchte, nach Unterlagen zur Grenz- delte es sich um das Editionsprojekt des niederländischen übergangsstelle Dreilinden/Drewitz recherchiert. Auch Professors für Strafrecht C. F. Rüter zu ostdeutschen Ver- Unterlagen über gelungene und missglückte Fluchtversu- fahren wegen nationalsozialistischer Tötungsverbrechen. che in diesem Grenzabschnitt sowie die Observationen Damals wurde festgestellt, dass sich etwa 80 Prozent aller der Transitstrecke waren für den Verein von Interesse. Urteilstexte im Bestand der BStU befinden. Das For- Ebenfalls anlässlich des 20. Jahrestages des Mauerfalls schungsprojekt des Münchner Instituts für Zeitgeschichte eröffnet das Berliner Bezirksamt Reinickendorf im Mai wird sich darüber hinaus auf alle NS-Delikte erstrecken 2009 eine Ausstellung, die sich in erster Linie mit den To- und sowohl die eigentlichen Justizakten als auch die vom desopfern im Grenzabschnitt dieses Bezirks befasst. Zu Staatssicherheitsdienst angelegten operativen Akten um- zwölf namentlich bekannten Flüchtlingen, die ihr Leben fassen. Die Datenbank der ostdeutschen Verfahren wird dort beim Fluchtversuch verloren, wurden rund 9 600 eine schon existierende Erfassung sämtlicher westdeut- Seiten gelesen und rund 650 Seiten und 75 Fotos heraus- scher Verfahren ergänzen. gegeben. Die Unterlagen für die Ausstellung sind damit vollständig. Mitte Februar 2009 bat das Bezirksamt er- Ein Forschungsantrag der Stiftung Neue Synagoge Berlin – gänzend, für die Vorträge, die parallel zur Ausstellung an- Centrum Judaicum beschäftigte sich mit dem Thema geboten werden sollen, Filme zum Thema Fluchthilfe zur „Antisemitismus in den 50er-Jahren in der DDR“. Im Verfügung zu stellen. Auch diese Bearbeitung ist mittler- Rahmen dieses Antrags wurden neben zahlreichen Re- weile abgeschlossen. cherchen zu Juden, die in der frühen DDR lebten bzw. als Emigranten sowie Holocaustüberlebende nach 1945 nach Im Nachbarbezirk Berlin-Pankow befasst sich der pri- Deutschland zurückkehrten, umfangreiche Sachrecher- vate Mauersegler e. V. mit den Grenzanlagen und „Vor- chen zu den Jüdischen Gemeinden in der DDR unternom- kommnissen an der Mauer“ im Bereich Bernauer/Ebers- men. walder Straße. Für die dort zum 20. Jahrestag geplante Ausstellung sind bis jetzt 12 500 Seiten ausgewertet und Mit der Spaltung Deutschlands und den stalinistischen 2 300 Seiten sowie 427 Fotos zur Einsicht vorgelegt Säuberungen im sowjetischen Machtbereich wurden die worden. jüdischen Gemeinden mehr und mehr als westliche Agen- tenzentralen betrachtet. Gemeindemitglieder wie auch jü- Das Institut für Zeitgeschichte Berlin interessiert sich un- dische Kommunisten wurden vom Staatssicherheitsdienst ter dem Thema „Die Berliner Mauer als Symbol des Kal- überwacht. Als Resultat der Recherchen wurden durch ten Krieges: Vom Instrument der SED-Führung zum Bau- den Antragsteller beispielhaft die Biografien von zehn jü- denkmal von internationalem Rang“ eher für dischen Mitbürgern rekonstruiert, die während des begin- grundsätzliche Dokumente über Entscheidungen der nenden Kalten Krieges besonderen Anfeindungen ausge- SED-Führung zum Bau und zur Weiterentwicklung der setzt waren, sei es aufgrund ihrer Forderung nach Mauer sowie den diesbezüglichen Schriftwechsel mit Entschädigung, ihres Eintretens für den Staat Israel oder dem MfS. Es untersucht die materiellen Kosten der auch nur ihrer „bürgerlichen Lebensweise“. Zwei heraus- Grenzsicherung sowie den außenpolitischen Schaden, ragende Repräsentanten, deren Biografien erforscht wur- den die DDR sich durch ihr rigoroses Grenzregime zu- den, seien hier erwähnt: Julius Meyer, Vorsitzender der fügte, und wie die Mauer somit mehr und mehr zum Pro- Jüdischen Gemeinde im Ostteil Berlins und Präsident des blem für die SED-Führung wurde. Im Rahmen dieses Verbands der Jüdischen Gemeinden in der DDR, und Leo Forschungsantrags wurden bislang rund 12 400 Seiten Zuckermann, Leiter der Präsidialkanzlei des Präsidenten gelesen, 10 000 zur Akteneinsicht vorgelegt und 2 000 der DDR sowie Mitautor der Verfassung der DDR. Die Kopien herausgegeben. Herausgabe von Duplikaten zu den übrigen Personen war nur möglich aufgrund der neu eingeführten Regelung zur 4.3.2.3 Nationalsozialismus Nutzung von Unterlagen Verstorbener (siehe Kapitel Die Nachfrage zu Unterlagen mit NS-Bezug war auch in 4.3.1). diesem Berichtszeitraum hoch. Dem Antragsteller konnten knapp 6 000 Duplikate aus Von den zahlreichen, oft sehr umfangreichen Forschungs- MfS-Unterlagen zur Verfügung gestellt werden. Sie fan- anträgen sei der des Instituts für Zeitgeschichte in Mün- den in der Ausstellung „Zwischen Bleiben und Gehen – – 62 –

Juden in Ostdeutschland 1945-1956“ Verwendung, die Propaganda, die Strukturen und Verantwortlichkeiten in- ein großes Medienecho und positive Resonanz fand. nerhalb des MfS bei den Maßnahmen gegen den Verlag, die Rolle von Zuträgern und inoffiziellen Mitarbeitern bei 4.3.2.4 Kunst und Kultur der Abschöpfung bzw. Beschaffung von „operativen In- formationen“ sowie die Desinformationskampagnen und Der Tanzwissenschaftler Ralf Stabel, heute Leiter der -maßnahmen gegen den Springer-Verlag. Staatlichen Ballettschule Berlin, erforschte seit 2003 die Unterwanderung der DDR-Tanzensembles durch den Recherchiert wurde in sach- und personenbezogenen Un- Staatssicherheitsdienst. Im Zuge der umfangreichen Re- terlagen insbesondere der HA II (Spionageabwehr), der cherchen wurden über 30 000 Seiten aus den Archivbe- Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) und der Zentralen ständen der BStU ausgewertet. Anhand der zur Verfü- Auswertungs- und Informationsgruppe (ZAIG). gung gestellten Unterlagen recherchierte der Forscher, Vor allem in den Arbeits- und Jahresplänen der HA II/13, wie stark die Ballettensembles vom Staatssicherheits- die für die operative Bearbeitung von Westmedien, West- dienst infiltriert waren. Dabei stellte er fest, dass sowohl journalisten und -korrespondenten verantwortlich war, Tänzerinnen und Tänzer unter Decknamen wie „Othello“ zeigten sich die für das MfS im Vordergrund stehenden und „Siegfried“ als auch Dramaturgen, Bühnentechniker Bearbeitungslinien: So war es dem MfS vor allem wich- und Kassenpförtner über ihre Kollegen berichteten. tig, Axel Springer und seine engen Mitarbeiter (besonders Stabel spürt den Motiven der Künstler nach, sich auf den diejenigen, die schon vor 1945 als Journalisten arbeite- Staatssicherheitsdienst einzulassen, beschreibt die Aufga- ten) zu diskreditieren. Dazu beschaffte das MfS Informa- ben, die sie für das MfS erfüllten und welche Auswirkun- gen die Berichte auf den beruflichen und privaten Le- tionen aus dem Privat- und Geschäftsbereich, veranlasste bensweg der Tänzer hatten. Im Spätsommer 2008 bzw. unterstützte im Zusammenwirken mit der SED-Füh- erschien dazu sein vielbeachtetes Buch „,IM Tänzer‘ – rung Propagandamaßnahmen (z. B. Mehrteiler des DDR- Der Tanz und die Staatssicherheit“. Fernsehens „Ich, Axel Cäsar Springer“) und lancierte Falschinformationen in die Westpresse. Der Einfluss des MfS auf die Dresdner Kulturszene war Gegenstand eines Antrags zum Leonhardi-Museum. Das Weitere Arbeitsfelder für das MfS waren beispielsweise Leonhardi-Museum ist ein legendärer Ausstellungsort in die Unterstützung von Anti-Springer-Kampagnen im Dresden. Die herausgegebenen 600 Kopien geben nicht Westen oder die Störung von Presseaktivitäten des Sprin- nur einen Einblick in die Geschichte der Galerie, sondern ger-Verlages bzw. von dessen Journalisten zur Unterstüt- belegen auch die Reglementierung des Ausstellungsbe- zung Ausreisewilliger aus der DDR. triebes sowie den Versuch, eigene Ausstellungsstrategien Insgesamt wurden für diesen Forschungsantrag 54 589 gegen Hindernisse des staatlichen Kunstbetriebes umzu- Seiten gesichtet, 32 184 Seiten bei Akteneinsichten vor- setzen. gelegt und 2 963 Kopien herausgegeben. Die Borniertheit und Kulturlosigkeit der SED-Führung äußerte sich unter anderem in der sinnlosen Zerstörung 4.3.2.6 Religion/Kirchen historisch wertvoller Bausubstanz, wie des Berliner Insbesondere in den Anfangsjahren der DDR waren die Stadtschlosses oder der Universitätskirche St. Pauli in christlichen Gemeinden, und hier vor allem die Mitglie- Leipzig. Die Leipziger Universitätskirche, die im Zweiten der der sogenannten Jungen Gemeinden, starken Repres- Weltkrieg unzerstört blieb, wurde 1968 auf Geheiß der sionen ausgesetzt. So wurden beispielsweise im Frühjahr SED-Diktatur und gegen den Protest vieler Leipziger, 1953 an der Oberschule im thüringischen Pößneck christ- verschiedener Institutionen und Personen aus dem In- und liche Schüler von ihren Lehrern und von Funktionären Ausland gesprengt. Zur Vorbereitung einer Ausstellung bespitzelt und verhört. Die FDJ zettelte eine Hetzkampa- mit dem Titel „Die ganze action hat geprägt – Die Spren- gne an und nach Aussprachen und Tribunalen mussten gung der Universitätskirche in Leipzig 1968“ wurde in 20 Schüler – manche kurz vor dem Abitur – die Schule der Außenstelle Leipzig der BStU ein umfangreicher For- verlassen, weil sie nicht bereit waren, sich von der evan- schungsantrag bearbeitet. Dem Antragsteller Archiv Bür- gelischen Jungen Gemeinde zu lösen. Kurz vor dem gerbewegung Leipzig e. V. konnten nach der Durchsicht 17. Juni 1953 milderte die SED ihren antikirchlichen von mehr als 41 000 Seiten 3 619 Seiten zur Einsicht- Kurs – die Schüler konnten die Schule weiterhin besu- nahme vorgelegt und 403 Seiten in Kopie herausgegeben chen. Doch damit war der Konflikt nicht beendet. Eltern werden. wehrten sich, verlangten Aufklärung und Gerechtigkeit. SED-Funktionäre wiederum mobilisierten gegen Eltern, 4.3.2.5 Medien Schüler und auch missliebige Lehrer. Im Frühjahr 1954 Zum Themenkomplex MfS und Medien erfolgte die Be- wurden die Schüler endgültig von der Oberschule verwie- arbeitung eines Forschungsantrags des Forschungsver- sen. Mehrere Familien verließen daraufhin die DDR. Der bunds SED-Staat an der Freien Universität Berlin zu Journalist Jan Schönfelder hat nach umfangreichen Re- Maßnahmen des MfS gegen den Axel-Springer-Verlag. cherchen die Rollen von Staat, Partei, MfS, Kirche und Schule in seinem 2008 erschienenen Buch mit dem Titel Im Mittelpunkt der Untersuchung standen die Rolle des „Klassen-Kampf“ aufgezeigt. Dazu wurden in der Springer-Konzerns als zentrales „Feindobjekt“ der SED- Außenstelle Gera zum Antrag „Die Junge Gemeinde in – 63 –

Pößneck“ 4 114 Seiten gelesen, 142 davon zur Aktenein- und Algerien auf die DDR, speziell auf den Bezirk Halle, sicht vorgelegt und 80 Kopien vom Antragsteller ausge- näher untersucht werden. Es soll gezeigt werden, wie die wählt. Im September 2008 fand anlässlich der Buchvor- DDR durch die Aufnahme politischer Flüchtlinge einer- stellung in Pößneck eine Diskussion statt, bei der sich seits dem eigenen Anspruch internationaler Solidarität auch einige der damals betroffenen Schüler zu Wort mel- gerecht zu werden versuchte und wie sie die Flüchtlinge deten. andererseits für ihre politischen Ziele instrumentalisierte. Einbezogen in das Thema wird der Bereich französischer Das Verhältnis von Staat und Kirche und die Zusammen- Fremdenlegionäre deutscher Abstammung, die in In- arbeit kirchlicher Mitarbeiter mit dem MfS untersuchte dochina desertiert waren oder sich als Kriegsgefangene der Publizist Günther Bernd Ginzel. Mit den Recherchen für eine Entlassung in die DDR entschieden hatten. Von bei der Bundesbeauftragten wollte er in Vorbereitung sei- den Mitarbeitern der Außenstelle Halle wurden 16 303 nes Films „Die Verstrickung – Für Gott und die Stasi“ Seiten zur Akteneinsicht vorgelegt. klären, welche Motive geistliche und kirchliche Mitarbei- ter bewegten, sich als inoffizielle Mitarbeiter vom Staats- sicherheitsdienst anwerben zu lassen. Nach der Durch- 4.3.2.8 Terrorismus sicht von insgesamt 7 282 Seiten wurden 5 895 Seiten zur Seit Bestehen der BStU ist die Aufarbeitung des Verhält- Akteneinsicht vorgelegt und 3 210 Seiten in Kopie über- nisses von Staatssicherheitsdienst und Rote Armee Frak- geben. Zusätzlich konnten 15 Fotos und zwei Filme he- tion (RAF) ein Thema, das seitens der Antragsteller be- rausgegeben werden. sonderes Interesse findet. In diesem Zusammenhang gingen 33 neue Forschungs- und Medienanträge ein bzw. In seiner Dokumentation, die am 29. Oktober 2008 bei erfolgte eine Wiederaufnahme der Bearbeitung von An- 3sat gesendet wurde, thematisiert der Autor unter ande- trägen, in deren Ergebnis umfangreiches MfS-Material rem den Fall von Wolfgang Schnur, Rechtsanwalt und ei- gesichtet und zahlreiche Unterlagen in Kopie an die An- ner der bekanntesten Kirchenvertreter der DDR, der von tragsteller herausgegeben wurden. Insgesamt wurden 1965 bis 1989 als inoffizieller Mitarbeiter für den Staats- dazu 146 628 Seiten durchgesehen und 31 750 Seiten für sicherheitsdienst tätig war, und befragt Zeitzeugen wie Akteneinsichten zur Verfügung gestellt. Die Anträge Joachim Gauck und den Schriftsteller Lutz Rathenow. führten zu Veröffentlichungen in Presse, Rundfunk und Fernsehen. Darüber hinaus wurden die Unterlagen Be- 4.3.2.7 Politik und internationale Beziehungen standteil von Forschungsarbeiten bzw. Dissertationen. Zahlreiche Forschungs- und Medienanträge gingen im Als Beispiel sei hier der Antrag der MPR Film- und Fern- Berichtszeitraum zum Thema „Prager Frühling“ ein. Ein sehproduktion GmbH zum Thema „Die Landshut-Entfüh- Antrag, der sich mit den Reaktionen der Bürger der ehe- rung – Arabischer Terrorismus und RAF“ genannt, für maligen Nordbezirke der DDR auf die Ereignisse in der den 30 628 Seiten gesichtet, 2 063 Seiten zur Aktenein- ČSSR beschäftigte, wurde durch die Außenstellen sicht vorgelegt und 693 Kopien übergeben wurden. Diese Schwerin, Rostock und Neubrandenburg der BStU bear- Unterlagen flossen in den Fernsehfilm „Mogadischu“ und beitet. Auf der Grundlage der herausgegebenen Unterla- in zwei gleichnamige Dokumentationen im ZDF und bei gen entstand eine Ausstellung mit Fallbeispielen zur The- ARTE ein. matik. Der NDR sendete sowohl im Rundfunk als auch im Fernsehen Beiträge über die Proteste von DDR-Bür- Eine weitere Veröffentlichung zum Thema ist das Buch gern aus dem Norden gegen den Einmarsch der War- von Sven Felix Kellerhoff „RAF: Was stimmt? Die wich- schauer-Pakt-Staaten in die ČSSR. tigsten Antworten“. Im Rahmen der Bearbeitung des An- trags von Uwe Müller und Sven Felix Kellerhoff/Die Ein ähnlicher Antrag der Thüringer Landesbeauftragten Welt zum Thema „Westdeutscher Terrorismus – RAF, Be- für die Stasi-Unterlagen wurde federführend durch die wegung 2. Juni, Revolutionäre Zellen“ wurden insgesamt Außenstelle Erfurt bearbeitet. Zu den Protesten, die sich 3 482 Kopien zur Verfügung gestellt. im Thüringer Raum gegen die militärische Intervention der Warschauer-Pakt-Staaten richteten, wurden insgesamt 4.3.2.9 Wirtschaft, Wissenschaft, fast 16 000 Seiten Aktenmaterial durchgesehen und mehr Gesundheitswesen als 11 000 Seiten zur Einsichtnahme vorgelegt. Die auf dieser Grundlage entstandene und im Sommer 2008 er- Mit der Einflussnahme des MfS auf das Gesundheitswe- schienene Publikation von Andrea Herz „Thüringen im sen im ehemaligen Bezirk Leipzig beschäftigte sich ein ‚Frühling 1968‘. ČSSR-Okkupation, Jugendproteste, außerordentlich umfangreicher Antrag des Hannah- Ordnungsstaat“ geht unter anderem den verschiedenen Arendt-Instituts der TU Dresden. Im Rahmen des Antrags Aspekten des vor allem von Jugendlichen getragenen wurden Informationen zu 4 300 Personen beantragt. Mehr Protestes gegen den Truppeneinmarsch nach. als 504 000 Seiten wurden auf thematische Bezüge durchgesehen. Rund 229 000 Seiten konnten zur Einsicht Durch den Verein Zeit-Geschichte(n) e. V. – Verein für vorgelegt, knapp 20 000 Seiten in Kopie zur Verfügung erlebte Geschichte wird das Thema „Kriegs- und Bürger- gestellt werden. kriegsflüchtlinge im Bezirk Halle in der Zeit von 1949 bis 1972“ erforscht. In der geplanten Publikation sollen Im Ergebnis erschien Ende 2007 die Studie „Zielgruppe Rückwirkungen der Bürgerkriege in Spanien und Grie- Ärzteschaft. Ärzte als Inoffizielle Mitarbeiter des Minis- chenland sowie der Unabhängigkeitskriege in Indochina teriums für Staatssicherheit“ der Autorin Dr. Francesca – 64 –

Weil, der zahlreiche Teilveröffentlichungen (z. B. im Weitere Personenrecherchen, zum Beispiel zu Offizieren Deutschen Ärzteblatt und in der Zeitschrift Deutschland- im besonderen Einsatz und inoffiziellen Mitarbeitern im Archiv) vorausgegangen waren. Bereich des Industriezweiges , sind vorgesehen. Bisher konnte die Außenstelle Chemnitz der Antragstelle- Einen wichtigen Schwerpunkt der Arbeit der Außenstelle rin bei Akteneinsichten 4 474 Seiten aus den Unterlagen Rostock bildete das Vorhaben „Einfluss des MfS auf die vorlegen. Aus weiteren 42 Aktensignaturen sind derzeit Germanistik an der Universität Rostock“. Anlässlich des fast 8 000 Blatt zur Einsicht vorbereitet, über 250 Signa- 150. Jubiläums der Begründung der Germanistik an der turen mit umfangreichen Aktenbänden stehen noch zur Alma Mater flossen die Forschungsergebnisse in einen Bearbeitung an. viel beachteten Fachvortrag im Rahmen eines Kolloqui- ums „Germanistik in der DDR“ und in eine dazu erarbei- tete Ausstellung im Kulturhistorischen Museum Rostock 4.3.2.10 Friedliche Revolution in der DDR im Mai 2008 ein. Im Rahmen der Antragsbearbeitung Der 20. Jahrestag der Friedlichen Revolution ist für Me- wurden bei der BStU mehr als 46 000 Seiten Unterlagen dien und Forscher gleichermaßen Anlass, an die Um- durchgesehen. Eine Broschüre zu dem Thema soll im stände der Umwälzungen in der DDR 1989 zu erinnern Jahr 2009 folgen. Außerdem ist in Zusammenarbeit mit und ihre Beiträge zu unterschiedlichen Teilaspekten oder der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg- Protagonisten des Geschehens durch Recherchen in den Vorpommern eine Veröffentlichung über die dramatisch Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes zu untersetzen. missglückte Republikflucht zweier Germanistikstuden- ten im Jahr 1962 geplant. Hier sei an erster Stelle der Antrag der Robert-Have- mann-Gesellschaft zum Thema „Die Friedliche Revolu- Mehr und mehr rücken wirtschaftliche Themen in den tion 1989 und ihre Vorgeschichte“ genannt. Die Robert- Focus der Antragsteller. Die Geschichte von Betrieben Havemann-Gesellschaft untersucht, wie die Bevölkerung von der Enteignung nach 1945 über die Zwangsverwal- der DDR ihren Machthabern die Herrschaft entrissen hat. tung bis hin zur Verstaatlichung und der Beeinflussung Dabei sind besonders die letzten Aufgaben und Tätigkei- der Kaderpolitik durch SED und MfS – solche Themen ten des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR werden beispielsweise im Rahmen von Dissertationen von Interesse. und Magisterarbeiten bearbeitet. In diesem Zusammen- hang erscheint besonders ein Forschungsantrag des Lehr- Die Themen, auf die sich die Recherchen in den Unterla- stuhls Geschichte moderner Gesellschaften der Universi- gen der BStU beziehen, reichen von der Ungarischen Re- tät Bielefeld zum Thema „Die Krupps von Thüringen – volution 1956 über die Solidarność-Bewegung und die Die Geschichte der Firma Simson & Co./Suhl 1856- Ereignisse in Polen 1980 bis zu ungarischen Oppositions- 1993“ erwähnenswert. Hier sind sowohl die überlieferten gruppen 1987/88 und der Grenzöffnung in Ungarn 1989 NS-Unterlagen (es handelt sich bei der Familie Simson sowie den Auswirkungen, die diese Ereignisse auf die um eine jüdische Unternehmerfamilie) als auch die MfS- Oppositionsbewegung der DDR hatten. Recherchiert Akten aussagekräftig. Der Antrag wird in der Außenstelle wurde auch zu den deutsch-deutschen Beziehungen, zur Suhl bearbeitet, die bisher 25 600 Seiten gesichtet und Fluchtbewegung aus der DDR vor und nach dem Mauer- 20 600 Seiten zur Akteneinsicht vorgelegt hat. bau 1961 und zum Einfluss des Staatssicherheitsdienstes auf den Alltag der Menschen in der DDR. Von besonde- Im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und rem Interesse waren die Ereignisse in der DDR der späten Technologie begann 2008 ein auf insgesamt drei Jahre an- 1980er-Jahre, wie etwa der Olof-Palme-Friedensmarsch gelegtes Projekt zur Erforschung des Uranbergbaus in der in Berlin 1987, das Verbot der Zeitschrift Sputnik oder ehemaligen DDR. Innerhalb des Projekts, das federfüh- die Relegierung von Schülern der Ossietzky-Schule in rend durch den Bereich Wirtschaftsgeschichte der Techni- Berlin. Im Mittelpunkt standen die Ereignisse des Jahres schen Universität Chemnitz begleitet wird, untersucht das 1989, hier zum Beispiel die Fälschung der Kommunal- Hannah-Arendt-Institut Dresden mithilfe von MfS-Unter- wahl am 7. Mai 1989, die Proteste gegen das Massaker in lagen einen Teilbereich mit dem Arbeitstitel „Das Sicher- Peking, die Flucht- und Ausreisebewegung im Sommer heitsregime der Wismut“. Da über die Geschichte der ei- 1989, die Demonstrationen im Herbst und ihre Vorge- gens für die Produktion von waffenfähigem Uran schichte oder die Entstehung der Bürgerbewegungen und gegründeten SDAG Wismut bisher noch keine umfas- Parteien. sende Publikation erschienen ist, kommt diesem Projekt große Bedeutung zu. Der Antrag des Hannah-Arendt-In- Benötigt wird das Material im Rahmen des Berliner stituts wird in der Außenstelle Chemnitz bearbeitet. Die Themenjahres 2009 „20 Jahre Mauerfall“. Die Robert- Nachforschungen führten bisher zu 421 Signaturen, von Havemann-Gesellschaft wird mit einer Open-Air-Aus- denen inzwischen 169 bearbeitet sind. Außerdem sind stellung an die Friedliche Revolution von 1989 erinnern, Recherchen zu 103 Personen beantragt, die entweder im wichtige Orte der revolutionären Ereignisse im Berliner Zusammenhang mit ihrer Arbeit im Uranbergbau von den Stadtgebiet mit Erinnerungs- und Informationsstelen mar- Sowjetischen Militärtribunalen (SMT) verurteilt wurden kieren und Begleitpublikationen zu beiden Projekten her- oder in wichtigen Bereichen der SDAG Wismut tätig wa- stellen. Dafür werden hauptsächlich Ton- und Bildmate- ren. Von Interesse ist hier, ob das MfS in Verfahren einge- rial, Flugblätter und andere oppositionelle Schriften bunden war, die später an die SMT abgegeben wurden sowie Unterlagen über deren Entstehungszusammenhang und unter anderem zu Hinrichtungen in Moskau führten. gesucht. – 65 –

Von Juli bis Dezember 2008 wurde durch die Bundesbe- Die Mehrzahl der Widersprüche richtete sich gegen die auftragte zu allen Themenkomplexen recherchiert; insge- Ablehnung von Anträgen zur Einsicht in Unterlagen zu samt wurden mehr als 25 000 Seiten Unterlagen und rund verstorbenen oder vermissten nahen Angehörigen gemäß 4 500 Fotos gesichtet. 7 564 Seiten, 3 869 Fotos, § 15 StUG. Da diese Vorschrift eine Ausnahme zu dem im 23 Filme und drei Tonträger wurden zur Akteneinsicht StUG geltenden Grundsatz darstellt, nach dem jeder Ein- vorgelegt. 678 Duplikate von Unterlagen und fünf Filme zelne nur Einblick in die zu seiner Person gesammelten wurden bereits herausgegeben, mehr als 100 Fotos und Informationen erhält, hat der Gesetzgeber strenge Aufla- weiteres Material werden derzeit zur Herausgabe vorbe- gen an sie geknüpft. So müssen die Antragstellerinnen reitet. und Antragsteller unter anderem glaubhaft machen, zu welchem Zweck sie die Auskunft aus den Akten zu ver- Mit dem Verhalten der in der DDR stationierten Angehö- storbenen oder vermissten Familienmitgliedern benöti- rigen der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte im Wen- gen. Die zulässigen Auskunftszwecke sind im Gesetz ab- dejahr 1989 aus der Sicht der DDR-Bevölkerung beschäf- schließend geregelt, sodass beispielsweise Anträge, bei tigt sich ein Forschungsprojekt der Friedrich-Schiller- denen lediglich ein allgemeines Interesse an der Famili- Universität Jena. Wurden die Truppen aus dem Land der engeschichte geäußert wird oder die der Klärung vermö- Perestroika als Hoffnung gesehen oder fürchteten die gensrechtlicher Angelegenheiten dienen sollen, abzuleh- Menschen in der DDR einen erneuten Panzeraufmarsch? nen sind. Zu Irritationen führte bei nahen Angehörigen Die in den Akten des Staatssicherheitsdienstes wiederge- gelegentlich auch der Umstand, dass zu der vermissten gebenen „Stimmungen und Meinungen“ sind ein guter oder verstorbenen Person zwar Akten aufgefunden wur- Gradmesser für den Zustand der DDR im Jahr 1989. Der den, in diesen aber keine Informationen zum geltend ge- Antrag befindet sich noch in der Anfangsphase der Bear- machten Auskunftszweck enthalten waren. beitung. Darüber hinaus wandten sich wiederum Bürgerinnen und Wie der Fall der Mauer am 9. November 1989 durch die Bürger gegen die Einstufung der zu ihnen aufgefundenen bewaffneten Organe der DDR wahrgenommen wurde, ist Unterlagen als solche von Mitarbeitern des Staatssicher- Forschungsgegenstand eines privaten Antragstellers, der heitsdienstes und die damit verbundenen Kosten. Vor Er- ein Internetdiskussionsforum als Projektleiter betreut. lass eines kostenpflichtigen Widerspruchsbescheids er- Unter anderem möchte er aufklären, weshalb die Angehö- läuterte die Bundesbeauftragte in derartigen Fällen rigen der Grenztruppen sowie der Pass- und Kontrollein- ausführlich die Sach- und Rechtslage und wies auf die heiten des MfS, die an diesem Tag Dienst taten, keinen Besonderheit der archivischen Betrachtungsweise der Befehl zur Grenzöffnung erhielten und letztlich auf sich Unterlagen und die dazu bestehende gefestigte Rechtspre- gestellt handelten. Untersucht werden sollen die Befehls- chung durch das Verwaltungsgericht Berlin hin. und Kommunikationsketten in dieser Nacht und die Frage, wer seiner Führungsverantwortung nicht gerecht wurde. Zu weiteren Widerspruchsverfahren kam es, weil die Be- hörde Anträge ablehnen musste, mit denen Auskünfte zu In den neuen Bundesländern wird in vielfältiger Weise an anderen Personen erbeten wurden, um sie im privaten die Ereignisse des Jahres 1989 erinnert. So gestaltet zum Rahmen auf eine vermeintliche Tätigkeit für den Staats- Thema „Friedliche Revolution – Herbst 1989 in Dresden“ sicherheitsdienst zu überprüfen. das Museum für die Geschichte der Stadt Dresden mit- hilfe von Unterlagen der BStU eine umfangreiche Aus- Daneben wurden auch Kostenbescheide überprüft. Amts- stellung. Recherchen in der Außenstelle Dresden und den handlungen bei der Bundesbeauftragten sind grundsätz- Beständen der Zentralstelle führten zur Herausgabe einer lich kostenpflichtig, sodass die Entstehung von Kosten großen Zahl neu erschlossener Unterlagen, welche die Er- regelmäßig schon mit der Antragstellung einhergeht. In eignisse im Herbst 1989 in der Stadt Dresden dokumen- diesem Berichtszeitraum stiegen Widersprüche gegen die tieren und durch die Ausstellung eine breite Wirksamkeit Kostenerhebung vergleichsweise leicht an. Erstmalig be- entfalten. antragten auch bevollmächtigte Rechtsanwälte bei erfolg- Zu den anlässlich des 20. Jahrestages zahlreich geplanten losem Widerspruch die Übernahme der Verfahrenskosten Publikationen, Ausstellungen, Artikelserien, Filmen, durch die BStU. Fernsehbeiträgen und Dokumentationen sind insgesamt Während der Schwerpunkt der Widerspruchsverfahren im bislang 183 Anträge eingegangen, davon 71 im Berichts- Bereich der privaten Akteneinsicht lag, ging die Anzahl zeitraum. Mit weiteren Anträgen wird gerechnet, sodass der Widersprüche im Arbeitsbereich der Ersuchen öffent- dieser Themenkomplex die Behörde noch bis weit in den licher und nicht öffentlicher Stellen nach der Novellie- nächsten Berichtszeitraum hinein beschäftigen wird. rung des Stasi-Unterlagen-Gesetzes im Dezember 2006 drastisch zurück. Die Anzahl der Widersprüche, die sich 4.4 Widersprüche und Gerichtsverfahren zu auf Bescheide aus dem Forschungs- und Medienbereich Rechtsfragen des StUG bezogen, war ebenfalls stark rückläufig. Gemessen an der Gesamtzahl der bearbeiteten Anträge In insgesamt neun Fällen hob die BStU aufgrund der ein- und Ersuchen ist die Zahl der bei der BStU eingehenden gelegten Widersprüche die Ausgangsbescheide teilweise Widersprüche außerordentlich niedrig: Im Berichtszeit- oder vollständig auf. Dazu kam es insbesondere, wenn die raum wurde in insgesamt 66 Fällen Widerspruch gegen Widerspruchsführer ihre Anträge im Widerspruchsver- einen Bescheid der BStU eingelegt. fahren entsprechend den gesetzlichen Vorgaben glaubhaft – 66 – gemacht oder erforderliche Begründungen nachgereicht lagen als solche zu einer Person der Zeitgeschichte be- hatten. In den übrigen 57 Fällen ergab die Prüfung, dass zieht, Rechtskraft. die Entscheidungen der Behörde rechtmäßig ergangen waren; die Widersprüche wurden zurückgewiesen. Neben diesem viel diskutiertem Fall bestätigte das Ver- waltungsgericht Berlin auch in einem zweiten Verfahren Gegen diese 57 Widerspruchsbescheide der BStU wurden die Rechtsauffassung der Bundesbeauftragten, dass Un- im Berichtszeitraum lediglich sieben Klagen eingereicht, terlagen zu einer Person der Zeitgeschichte herausgege- eine weitere Klage war noch aus dem vorhergehenden ben werden können. Dieses Urteil entfaltet jedoch noch Berichtszeitraum offen. In keinem der Verfahren unterlag keine Rechtskraft, da der Kläger ebenfalls Berufung ein- die BStU vor dem Verwaltungsgericht Berlin. Entweder legte. Das dritte Verfahren ist noch immer vor dem Ver- obsiegte die Behörde oder die Verfahren erledigten sich waltungsgericht Berlin anhängig. Der vierte Rechtsstreit, unstreitig. Derzeit ist jedoch noch ein Verfahren, bei dem der sich mit den Zugangsrechten der Medien zu Unterla- der Kläger gegen die Entscheidung zugunsten der BStU gen von Personen der Zeitgeschichte befasst, hat sich in- Rechtsmittel eingelegt hat, vor dem Oberverwaltungsge- zwischen erledigt. richt Berlin anhängig. An Rechtsstreitigkeiten, die sich gegen Veröffentlichun- Inhaltlich bezogen sich diese Rechtsstreitigkeiten aus- gen von Antragstellern richten, für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes verwendet wurden, ist die Bun- schließlich auf die persönliche Akteneinsicht. Die Ände- desbeauftragte grundsätzlich nicht beteiligt. Diese Fälle rungen der 7. Novellierung des StUG, insbesondere die haben nicht die Herausgabe des Quellenmaterials an For- modifizierten Überprüfungstatbestände oder die erweiter- scher oder Medienvertreter zum Gegenstand, sondern ten Zugangsvoraussetzungen für Forscher und Medien- vielmehr sind Art und Inhalt, mitunter sogar einzelne For- vertreter, wurden nicht zum Gegenstand eines Prozesses. mulierungen der Beiträge streitig. Da die Antragsteller In vier weiteren Rechtsstreitigkeiten wandten sich Promi- neben den Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes wei- nente gegen die geplante Herausgabe sie betreffender Un- tere Quellen hinzuziehen oder Zeitzeugen befragen kön- terlagen an die Medien. Für diese vorbeugenden Unter- nen, steht die Wertung der Dokumente im Ermessen und lassungsklagen ist ein vorheriges Widerspruchsverfahren in der Verantwortung der Nutzer (siehe auch Kapitel 1.6). nicht erforderlich. Insgesamt verdeutlicht die geringe Anzahl der Wider- sprüche und Klagen, dass die Praxis der Bundesbeauf- Die Öffentlichkeit schenkte dabei der Klage von tragten sowohl bei den Nutzern als auch bei den Gerich- Dr. Gregor Gysi die größte Aufmerksamkeit. Aufgrund ten allgemein anerkannt ist. Dies ist nicht eines Medienantrags zur Aufarbeitung der Rolle der selbstverständlich, da das Thema „Staatssicherheit“ in der Rechtsanwälte zu DDR-Zeiten sollten von der BStU unter Öffentlichkeit immer noch kontroverse Debatten auslöst. anderem drei Dokumente mit personenbezogenen Infor- Zudem ist bei der Verwendung der Unterlagen eine kom- mationen zu ihm herausgegeben werden. Inhaltlich betra- plizierte Abwägung zwischen dem Informationsinteresse fen diese Unterlagen sein Mandatsverhältnis zu dem Re- der Öffentlichkeit gegenüber den Persönlichkeitsrechten gimegegner Robert Havemann. Vor der geplanten vorzunehmen. Hierbei kann nicht auf vergleichbare Fälle Herausgabe als Unterlagen zu einer Person der Zeitge- aus dem allgemeinen Datenschutz- oder Archivrecht zu- schichte wurde Dr. Gysi benachrichtigt. Nach Abwägung rückgegriffen werden, da das StUG eine eigene Kategori- der danach vorgebrachten Argumente gegen eine Heraus- sierung enthält. Deshalb bedeutet die Anwendung des gabe kam die Bundesbeauftragte zu dem Ergebnis, dass StUG auch immer eine aktive Fortentwicklung daten- keine schutzwürdigen Interessen beeinträchtigt werden. schutz- und archivrechtlicher Grundsätze. Infolgedessen klagte Dr. Gysi, unterlag jedoch in der ers- ten Instanz vor dem Verwaltungsgericht Berlin. In seinem Urteil folgte das Gericht der Rechtsauffassung der Bun- 5 Forschung und Publikationen desbeauftragten, wonach die Behörde zur Herausgabe der Die Abteilung Bildung und Forschung der Bundesbeauf- Unterlagen an die Medien berechtigt und verpflichtet war. tragten widmet sich seit ihrer Einrichtung im Jahr 1993 dem gesetzlichen Auftrag, die Öffentlichkeit über Struk- Gegen dieses Urteil legte Dr. Gysi Rechtsmittel ein. Im tur, Methoden und Wirkungsweise des Staatssicherheits- Berufungsverfahren erweiterte die Bundesbeauftragte die dienstes zu unterrichten. Sie erarbeitet Grundlagenwissen Begründung, auf welcher Rechtsgrundlage die Unterla- über das Ministerium für Staatssicherheit und dessen gen herauszugeben seien. Nach den Einlassungen des Rolle im Machtsystem und in der Gesellschaft der ehema- Klägers in der ersten Instanz und der Möglichkeit einen ligen DDR. Zeugen zu vernehmen, kam die Bundesbeauftragte zu dem Schluss, dass die Unterlagen ebenso als solche zu ei- Um dieses Ziel möglichst umfassend erreichen zu kön- nem inoffiziellen Mitarbeiter herausgegeben werden nen, dürfen die bei der BStU tätigen Wissenschaftlerin- könnten. Der Kläger widersprach dieser Kategorisierung. nen und Wissenschaftler die Archivbestände in nichtan- Diese in der Öffentlichkeit viel diskutierte Frage wurde onymisierter Form einsehen und gelegentlich auch die jedoch nicht mehr gerichtlich entschieden, da Dr. Gysi ei- noch nicht erschlossenen Bestände auswerten. Aus die- nen Tag vor der mündlichen Verhandlung die Berufung sem besonderen Aktenzugang ergibt sich eine besonders zurückzog. Letztendlich erhielt daher das erstinstanzliche große Verantwortung zur intensiven inhaltlichen Ausei- Urteil, das sich allein auf die Kategorisierung der Unter- nandersetzung mit den Materialien, die das Wissen über – 67 – die Geschichte und die Wirkungsweise der kommunisti- terne Projekte geben. Zur Unterstützung derartiger Vorha- schen Diktatur im Osten Deutschlands und ihre geheimen ben ist sie offen für weitere Kooperationen. Aktivitäten über die Grenzen der DDR hinaus entschei- dend erweitern. Zugleich sind sich die Forscher der BStU 5.1 Arbeit des Wissenschaftlichen bewusst, dass die Akten des MfS nur einen sehr spezifi- Beratungsgremiums schen Zugang zur Geschichte der DDR eröffnen. Daher bemüht sich die BStU erfolgreich um die Kooperation mit Infolge der 7. Novellierung des StUG wurde zur Beratung anderen Wissenschaftlern und Institutionen. Erst dadurch der BStU bei der wissenschaftlichen Aufarbeitung der kann ein breites Bild der DDR-Geschichte entstehen. Tätigkeit des Staatssicherheitsdienstes ein Beratungsgre- mium eingerichtet. Aufgabe des wissenschaftlichen Bera- In gemeinsamen Forschungsprojekten, wissenschaftli- tungsgremiums ist es, die BStU bei der Konzeption ihrer chen Veranstaltungen und Publikationen kooperiert die Forschungsarbeit zu beraten, die Forschungs- und Publi- Abteilung Bildung und Forschung der BStU mit Einrich- kationstätigkeit wissenschaftlich zu begleiten und die Zu- tungen der Wissenschaft und der politischen Bildung in sammenarbeit und den Informationsaustausch mit ande- Deutschland wie der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der ren wissenschaftlichen Einrichtungen zu fördern und zu SED-Diktatur, der Bundeszentrale für politische Bildung unterstützen. und etlichen Landeszentralen, dem Zentrum für Zeithisto- Das vom Deutschen Bundestag benannte und vom BKM rische Forschung Potsdam, dem Institut für Zeitge- bestellte wissenschaftliche Beratungsgremium (siehe An- schichte München/Berlin, der Robert-Havemann-Gesell- hang 16) konstituierte sich am 7. Januar 2008, wählte sei- schaft Berlin, dem Militärgeschichtlichen Forschungsamt nen Vorstand (Vorsitzender: Prof. Dr. Hans-Joachim Potsdam, der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Veen, stellvertretender Vorsitzender: Prof. Dr. Klaus- der Kommission für die Geschichte des Parlamentarismus Dietmar Henke) und verschaffte sich einen Überblick und der politischen Parteien, der Friedrich-Schiller-Uni- über die Arbeit des Forschungsbereichs. In vier weiteren versität Jena, den Landesbeauftragten für die Stasi-Unter- ganztägigen Sitzungen im Jahr 2008 beleuchtete es die lagen und vielen anderen mehr. Von zunehmender Bedeu- einzelnen Projektbereiche und Forschungsvorhaben. tung ist die Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Die Mitglieder des Gremiums diskutierten die Projekte Einrichtungen des Auslands. Gemeinsame Tagungen, konstruktiv und intensiv mit den jeweiligen Bearbeitern – Forschungen und Publikationen entstanden im Berichts- stets vor dem Hintergrund, dass die Arbeiten des For- zeitraum mit dem Institut des Nationalen Gedenkens schungsbereichs auf einer besonderen Grundlage, dem (IPN) Warschau, dem Institut des Nationalen Gedenkens StUG, entstehen. Schließlich bewerteten sie die Vorhaben (UPN) Bratislava, dem Institut für das Studium totalitärer und unterbreiteten Empfehlungen im Detail wie auch hin- Regime (USTR) Prag, dem Institut zur Untersuchung der sichtlich der zukünftigen Ausrichtung einzelner For- kommunistischen Verbrechen in Rumänien (IICCR) Bu- schungsfelder. karest und dem Parallel History Project (PHP) Zürich. Darüber hinaus sind Wissenschaftler der BStU im Rah- In einem ersten Schritt stellte das Beratungsgremium den men universitärer Lehre an der Humboldt-Universität zu grundsätzlich hohen Standard der Forschungstätigkeit der Berlin und der Leibniz-Universität Hannover tätig. BStU fest. Die Evaluation durch die namhaften Wissen- schaftlerinnen und Wissenschaftler stärkt die Arbeit des Im Gegensatz zum privilegierten Aktenzugang unterlie- Forschungsbereichs. Die problemorientierten Gespräche gen die Forscher der BStU bei ihrer Publikationstätigkeit trugen zur Klärung von Einzelfragen und neuen Akzent- denselben gesetzlichen Maßgaben wie externe Fachkolle- setzungen bei. Die konstruktive Auseinandersetzung mit gen. Der privilegierte Aktenzugang erlaubt jedoch in be- den Projekten wiederum erhöht die Qualität der For- sonderem Maße, Verbindungen in den Archivmaterialien schung bei der Bundesbeauftragten weiter. In seiner ers- aufzudecken und trägt so zur erweiterten Aufklärung über ten Sitzung im Jahr 2009 wandte sich das Gremium in Strukturen und Wirkungsweisen der SED-Diktatur bei. seinen Diskussionen nun der weiteren Forschungspla- Die Ergebnisse der Forschungstätigkeit unterstützen den nung der BStU zu. Prozess der öffentlichen Beschäftigung mit der DDR-Ver- Die Bundesbeauftragte bewertet das Wirken des wissen- gangenheit und leisten einen Beitrag dazu, möglicher- schaftlichen Beratungsgremiums positiv. Es stärkt einer- weise tendenziöse Darstellungen und Interpretationen, seits die Forschungsprojekte und bindet andererseits die insbesondere von früheren Funktionsträgern des Staats- Arbeit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler en- und Sicherheitsapparates der ehemaligen DDR, deutlich ger an den Wissenschaftsbetrieb und Forschungsinstitute als solche hervortreten zu lassen. Neben diesem Beitrag an – ein Bestreben, das die Forscher durch viele Koopera- zur öffentlichen Beschäftigung mit der SED-Diktatur be- tionsprojekte auch bisher schon auf der Arbeitsebene treibt die BStU ihre Grundlagenforschung immer auch als intensiv verfolgen. So wird die Tätigkeit des Beratungs- Serviceleistung für externe Wissenschaftler der unter- gremiums auf lange Sicht die Stellung des Forschungsbe- schiedlichsten Disziplinen. An erster Stelle ist hier das reichs in der BStU innerhalb der Wissenschaftsgemeinde MfS-Handbuch zu nennen. Ein Lexikon zum MfS ist in festigen. Im Berichtszeitraum waren die Voten des Bera- die Planung aufgenommen worden. Damit und mit den tungsgremiums der BStU eine wichtige Hilfe bei der im Folgenden beschriebenen Editionsvorhaben und Pro- Fortschreibung des im Folgenden dargestellten For- jekten will die Forschung der BStU auch Impulse für ex- schungsprogramms. – 68 –

5.2 Forschungsprogramm befindet. Er befasst sich mit der in den 1980er-Jahren wachsenden Bedeutung der auf funkelektronischen Maß- 5.2.1 Widerstand im Alltag – Alltag des nahmen gründenden Signals Intelligence in der nachrich- Widerstandes tendienstlichen Tätigkeit gegenüber der klassischen Ar- Der Arbeitsbereich „Widerstand im Alltag – Alltag des beit mit menschlichen Quellen (Human Intelligence). Widerstandes“ vereint mehrere Forschungsprojekte. Mit Entsprechend dynamisch entwickelte sich die für dieses ihnen wird das Ziel verfolgt, die Forschung zum Wider- Aufgabenfeld verantwortliche Hauptabteilung III des stand in der DDR empirisch weiter zu fundieren und zu MfS, die nun in einem umfassenden Beitrag vorgestellt verbreitern. Das Archiv der BStU bietet einzigartige wird. Sichtbar werden hier die erheblichen technischen Quellen, darunter auch vielfältige Selbstzeugnisse, die die Fähigkeiten des MfS, politische, wirtschaftliche und mili- wissenschaftliche Erforschung von Opposition und Wi- tärische Informationen aus der Bundesrepublik und West- derstand in der SBZ/DDR ermöglichen. Da zu den grund- berlin auf funkelektronischem Wege zu beschaffen. legenden Aufgaben des MfS und seiner Vorläuferorgani- sationen das Erkennen, Eindämmen und Verfolgen 5.2.2 Zusammenarbeit des MfS mit den politischer Gegner gehörte, trugen diese Organe im Laufe Sicherheitsdiensten des Ostblocks der Jahrzehnte einen riesigen Aktenbestand über die Phä- zur Verhinderung von Flucht und nomene der politischen Gegnerschaft zusammen. Das Opposition/Westarbeit des MfS Ausmaß der Kontrolle und der Operationen des MfS Im Projektbereich wird das Wirken des MfS zur Verhin- sorgte für eine umfassende Dokumentation von Opposi- derung von Fluchten aus der DDR und zur Absicherung tion und Widerstand, die durch Bestände anderer staatli- ihrer Grenzen sowie die konkrete Zusammenarbeit mit cher Archive und die Überlieferungen Oppositioneller er- anderen Sicherheitsdiensten der Staaten des Warschauer gänzt wird. Die Bekämpfung und Verfolgung von Paktes bei der Unterbindung der Flucht von DDR-Bür- Opposition und Widerstand war der zentrale Bereich der gern untersucht. Dieser Thematik widmen sich zwei lau- geheimpolizeilichen Arbeit des MfS. fende Projekte: eine Analyse des Umgangs des MfS mit Im Rahmen der Projektgruppe werden seit 2008 die Ein- Todesfällen an der Berliner Mauer und eine Studie über zelprojekte „Wahlen in der DDR 1950 bis 1961“, „SED- das MfS-Haftkrankenhaus Berlin-Hohenschönhausen, in Wissenschaftspolitik und Staatssicherheit von 1955 bis dem die bei der gewaltsamen Unterbindung von Flucht- 1975“, „Aktenlandschaft Jürgen Fuchs“, „Widerstand und versuchen verletzten Personen versorgt wurden. Opposition im ‚Ostseebezirk‘ Rostock 1949 bis 1989“ Kooperative Forschungen mit den öffentlich zugängli- und „Die Rolle des MfS im Militärgefängnis und der Dis- chen Archiven der früheren osteuropäischen Sicherheits- ziplinareinheit Schwedt“ bearbeitet. dienste zielen auf eine Dokumentation von Flucht und Abgeschlossen wurde „Alltag und Wandel im Schatten Fluchtversuchen von DDR-Bürgern über Grenzen von der MfS-Zentrale: Berlin-Lichtenberg nördlich der Frank- Drittländern und werden eine bereits 1998 vorgelegte furter Allee als Stadtraum und Sitz der MfS-Zentrale“. BStU-Studie über die „Zusammenarbeit der Sicherheits- Dieses Projekt entstand in Kooperation zwischen der dienste der Warschauer-Pakt-Staaten bei der Verhinde- BStU und der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED- rung von ‚Republikflucht‘“ erweitern. Eine Koopera- Diktatur. Es ging darum, die durch den Ausbau des MfS tionsvereinbarung mit dem Historischen Archiv der forcierten städtebaulichen Veränderungen nachzuzeich- Staatssicherheitsdienste von Ungarn (ABTL) zur Unter- nen und somit auch an das ursprüngliche Erscheinungs- suchung der Kooperation zwischen dem MfS und dem bild des Stadtquartiers vor 1950 zu erinnern. Darüber hi- früheren ungarischen Sicherheitsdienst AVH ist abge- naus wurde danach gefragt, wie sich das Leben in den an schlossen worden und wird 2009/2010 umgesetzt. die MfS-Zentrale angrenzenden Straßenzügen in den Jah- Eine durch neu erschlossenes Aktenmaterial erweiterte ren von 1950 bis 1990 entwickelte und in welcher Form deutsche Fassung einer Studie zu den besonderen Bezie- sich die Nähe des MfS-Komplexes auf die Lebensqualität hungen zwischen dem MfS und der rumänischen Securi- und das Miteinander im Wohngebiet auswirkte. Schließ- tate wird 2009 abgeschlossen. Sie entsteht in Zusammen- lich symbolisierte die MfS-Zentrale immer auch den An- arbeit zwischen der BStU, dem Institut zur Untersuchung spruch der SED auf alleinige Herrschaft und die Omni- der kommunistischen Verbrechen in Rumänien (IICCR) präsenz von Überwachung. Dies gilt insbesondere und dem Nationalen Rat für das Studium der Archive der angesichts der hier wirksamen Sicherheitsvorkehrungen, Securitate (CNSAS). der Absperrung von Durchgangswegen und des Rufes, der dem Stadtgebiet in der öffentlichen Meinung anhaf- Fortgeführt wurden die Forschungen zur Westarbeit des tete. Aus dem Projekt ist ein populärwissenschaftliches MfS. Das Manuskript des Handbuchbeitrags zur Haupt- Buch in Form eines reich bebilderten „Stadtspaziergan- verwaltung Aufklärung (HVA) ist abgeschlossen und ges“ hervorgegangen; eine wissenschaftliche Monografie wird für den Druck vorbereitet. Aus der fragmentarischen in der behördeneigenen Schriftenreihe ist im Manuskript Überlieferung der Akten der HVA werden deren Organi- abgeschlossen und wird 2009 erscheinen. sationsstrukturen, Leiter von Diensteinheiten, deren je- weilige Aufgaben und die jeweils wichtigsten drei Quel- Abgeschlossen werden konnten die Arbeiten am Beitrag len rekonstruiert. Der Handbuchbeitrag schließt die „Die Hauptabteilung III: Funkaufklärung und -abwehr“ Vorgängerinstitution der HVA, das Institut für wirt- zum MfS-Handbuch, der sich in der Druckvorbereitung schaftswissenschaftliche Forschung, ein. – 69 –

Zum Themenbereich erschienen im Berichtszeitraum die Strukturen von Herrschaft und Gesellschaft in ihrer Lang- Studien „Bundesbürger im Dienst der DDR-Spionage“, zeitentwicklung. Der Landkreis Halberstadt wurde vor al- „,Rosenholz‘. Eine Quellenkritik“ und „Inoffizielle Mit- lem deshalb ausgewählt, weil er aufgrund seiner sozial- arbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit. Teil 3: Sta- statistischen Merkmale als exemplarisch für die „DDR- tistik“ (siehe Kapitel 5.3.1). Provinz“ stehen kann und die Quellenlage besonders gut ist. Zudem verfügte der Kreis über eine Grenze zur Bun- 5.2.3 Das MfS und der KSZE-Prozess. Der desrepublik, sodass auch Aspekte des DDR-Grenz- Kampf der osteuropäischen Geheim- regimes einbezogen werden können. dienste gegen Modernisierung und Im Zentrum der Untersuchungen steht das Wirken der lo- Globalisierung kalen Kreisdienststelle des Staatssicherheitsdienstes. An diesem Beispiel soll nachvollzogen werden, wie Herr- Die Kooperation der osteuropäischen Geheimdienste un- schaftsausübung im Alltag konkret funktionierte, welche ter Hegemonie des sowjetischen KGB soll an einem ge- Disziplinierungs- und Integrationsmechanismen griffen schichtsmächtigen Beispiel untersucht werden: der Kon- bzw. scheiterten und auf welche Formen von Zustim- ferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa mung, Anpassung oder Widersetzlichkeit sie trafen. Für (KSZE), der in der zeitgeschichtlichen Forschung wieder das Projekt wurden die Akten der Kreisdienststelle Hal- verstärkte Aufmerksamkeit gewidmet wird. Die berstadt und der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit „menschliche Dimension“ dieses Prozesses wurde zu ei- Magdeburg sowie die einschlägigen Bestände der SED, nem Instrument der Öffnung und zur Transmissions- der Volkspolizei und des Rates des Kreises gesichtet und schiene für nachholende kulturelle und politische Moder- teilweise auch schon ausgewertet. Die Projektergebnisse nisierung, die in einen gewaltlosen Umbruch mündete. sollen in Form zweier umfänglicher Studien veröffent- Zur Abwehr dieser Entwicklungen waren seinerzeit die licht werden. Geheimdienste im sowjetischen Imperium aufgerufen. Erforscht werden soll, wie sie den KSZE-Prozess beglei- An den Projektbereich sind zwei Kooperationsprojekte tet haben, wie sie versucht haben, seine Akteure auszu- angeschlossen, die ebenfalls einen regionalen, mikrohis- forschen und die östlichen Verhandlungspositionen und torischen Ansatz verfolgen: „Bühne der Dissidenz und -partner zu beeinflussen, wie sie die neuen Einflussfakto- Dramaturgie der Repression – Kulturkampf in der Pro- ren wahrgenommen haben und ihnen gegenzusteuern be- vinz der späten DDR“ wird in Kooperation mit dem His- müht waren. Die Geheimdienste wurden in zeitgeschicht- torischen Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena lichen Darstellungen bisher wenig, in juristischen und bearbeitet. Hierbei geht es um die exemplarische Erfor- politologischen Wirkungsanalysen allenfalls im Zusam- schung des staatlichen Umgangs mit der alternativ-dissi- menhang mit der Unterdrückung von Menschenrechtsor- dentischen Popularkultur der 1980er-Jahre in der Bezirks- ganisationen erwähnt. Gerade hinsichtlich dieser Akteure stadt Gera, wobei sich der BStU-Beitrag auf die ist deshalb von einem weitgehend brachliegenden For- spezifische Rolle des MfS konzentriert. Eine entspre- schungsterrain zu sprechen. chende Studie soll zur Jahreswende 2009/2010 fertigge- Im Berichtszeitraum wurde das Forschungsteam zusam- stellt werden. Zu dem zweiten Projekt „MfS und ‚Ausrei- mengestellt und der Forschungsansatz im wissenschaftli- ser‘ in den 70er- und 80er-Jahren. Eine mikrohistorische chen Kolloquium der Abteilung Bildung und Forschung Vergleichsstudie im Kreis Halberstadt und in der Bezirks- und vor dem Wissenschaftlichen Beratungsgremium vor- stadt Potsdam“ besteht eine enge Kooperation mit dem gestellt und gebilligt. Die Arbeit befindet sich noch im Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam. Studium der Materialrecherche und -sichtung, aber erste Ergebnisse konnten auf internationalen Tagungen bereits 5.2.5 Edition und Analyse der Stimmungs- vorgestellt werden: Auf einer gemeinsamen Tagung mit und Lageberichte der Zentralen dem Militärgeschichtlichen Forschungsamt Potsdam (De- Auswertungs- und Informationsgruppe zember 2007) wurde referiert über „Das Verhältnis von (ZAIG) des MfS innerer und äußerer Sicherheit aus der Perspektive der Staatssicherheit in den 70er-Jahren“, auf einer multilate- Die geheimen Berichte, die die Zentrale Auswertungs- ralen Tagung in Bratislava (November 2007) über den und Informationsgruppe (ZAIG) des Ministeriums für „KSZE-Prozess der 70er-Jahre aus der Perspektive der Staatssicherheit zur Information der Partei- und Staats- DDR-Staatssicherheit“ und auf einer internationalen Ta- führung der DDR seit dem Juniaufstand 1953 verfasst gung in Prag (November 2008) zum Thema „Das Minis- hat, sind eine zeitgeschichtliche Quelle von hohem histo- terium für Staatssicherheit, westliche NGOs und der rischen Wert. Es sind Berichte, die zunächst täglich, dann KSZE-Prozess, 1977–1983: Am Beispiel des Westberli- zweimal wöchentlich, schließlich ab November 1955 in ner Schutzkomitees Freiheit und Sozialismus“. Diese unregelmäßigen Abständen angefertigt wurden und den Beiträge sind zum Teil bereits veröffentlicht, bei anderen spezifischen Blick des Staatssicherheitsdienstes auf und ist die Veröffentlichung in einem Sammelband geplant. in die DDR von 1953 bis 1989 offenbaren. Das Themen- spektrum ist weit gefasst: von oppositionellen Strömun- 5.2.4 Herrschaft und Gesellschaft in der DDR- gen über die Republikflucht bis hin zu ökonomischen und Provinz strukturellen Problemen in Alltag und Gesellschaft der DDR. Es wird ein Tableau entfaltet, welches in der Lang- Dieses Forschungsprojekt untersucht im überschaubaren zeitperspektive deutlich macht, wie MfS, Staats- und Par- Rahmen des Landkreises Halberstadt die regionalen teiführung die allgemeine Lage in der DDR einschätzten, – 70 – welche Schwierigkeiten und „Bedrohungen“ sie für den BStU bereitzustellen. Zu Bänden des „MfS-Handbuchs“ Aufbau und die Festigung ihrer Herrschaft sahen und aus zurückliegenden Jahren werden in kontinuierlicher welche Konsequenzen daraus gezogen wurden. Die Be- Nacharbeit barrierefreie PDF-Dateien erstellt. richte sagen darüber hinaus auch etwas über das Verhält- Die im Berichtszeitraum erschienenen Veröffentlichun- nis von MfS und Staatsführung sowie den Einfluss des gen werden im Folgenden vorgestellt. Eine Übersicht MfS auf die Meinungsbildung der höchsten politischen über die Publikationen der BStU findet sich in Führungsschicht in der DDR aus. Anhang 17. Publiziert werden alle Berichte, die sich auf das Inland beziehen. Für die Pilotphase, die im Jahr 2010 abge- 5.3.1 Monografien und Sammelbände schlossen sein soll, wurde jeweils ein Jahrgang aus den vier Jahrzehnten DDR-Geschichte ausgewählt, um so ei- „Rosenholz“. Eine Quellenkritik nen möglichst repräsentativen Überblick über Struktur Die im Juni 2007 erschienene Untersuchung von Helmut und Inhalte der ZAIG-Berichte zu vermitteln. Es handelt Müller-Enbergs (Mitarbeit: Sabine Fiebig, Günter Finck, sich um die Jahre 1953, 1960, 1976 und 1988. Georg Herbstritt, Stephan Konopatzky) enthält wesentli- Das Projekt verfolgt eine doppelte Zielrichtung: Zum ei- che Forschungsergebnisse zu den Teilen der mikrover- nen soll dieser wohl einmalige Quellenbestand für die filmten Kartei der HVA des MfS, deren Kopie als CD- DDR-Geschichte der Forschung und einer interessierten ROM, soweit sie deutsche Bezüge hat, von den USA in Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Zum anderen den Jahren 2000 bis 2003 an die BStU übergeben wurde. sollen erste inhaltliche Auswertungen und Analysen vor- Die Publikation analysiert Struktur und Aussagewert die- genommen sowie neue Erkenntnisse über die Auswer- ser zentralen Quelle zur Geschichte der HVA und stellt tungs- und Informationsarbeit des MfS erzielt werden. der Forschung so ein unverzichtbares Werkzeug zur Deu- tung und Analyse der in der „Rosenholz“-Datei enthalte- Der erste Band ist im Manuskript abgeschlossen. Er ver- nen Informationen zur Verfügung. sammelt die Berichterstattung des Jahres 1976. Auf mehr als 1 000 Seiten finden sich unter anderem Berichte über Bundesbürger im Dienst der DDR-Spionage die Ausbürgerung Wolf Biermanns, die Selbstverbren- nung des Pfarrers Oskar Brüsewitz, die Folgen und Aus- Georg Herbstritt wertete für seine im August 2007 er- wirkungen des KSZE-Prozesses für die DDR, Probleme schienene Studie rund 500 Spionagestrafverfahren der in der Produktion, Grenzverletzungen oder Fälle von 1990er-Jahre aus und analysierte darüber hinaus zahlrei- Zwangsadoptionen. Der zweite Band – 1988 – befindet che Akten, Tondokumente und elektronisch gespeicherte sich in der Fertigstellung. MfS-Daten im Archiv der BStU. Einleitend erörtert er den Gang der Strafverfahren und beschreibt die Dokumente, Für die Edition wird eine zweigleisige Form der Veröf- die Aufschluss über die Anzahl der West-IM geben. Aus- fentlichung gewählt: Buchform plus CD/DVD. Die Buch- gehend von den hierbei gewonnenen Erkenntnissen unter- form soll durch den Abdruck einer Auswahl zentraler wie sucht er, wie der Staatssicherheitsdienst Agenten im Wes- exemplarischer Dokumente Einblick in die Quellengat- ten anwarb und welches soziale und berufliche Profil diese tung und deren Wert für die wissenschaftliche Forschung besaßen. Schwerpunkte bilden sodann nicht nur die gro- bieten. Sie soll aber auch für den interessierten Laien ßen Linien des Spionagegeschehens, sondern vor allem nutzbar sein. Jedem Band wird ein einheitliches Vorwort bislang wenig beachtete Aspekte wie die Anwerbung ju- vorangestellt, das das Gesamtprojekt vorstellt. Eine aus- gendlicher Westdeutscher als IM oder die zunehmenden führliche Einleitung führt die Benutzerinnen und Benut- internen Probleme des MfS-Spionageapparats. Bisherige zer in die Spezifika des Berichtswesens des jeweiligen Erkenntnisse über herausragende Spionagefälle werden Jahres der Publikation ein, bringt eine Einordnung in den ergänzt und präzisiert, einigen Darstellungen auch konkret allgemeinen zeithistorischen Kontext und beschreibt em- widersprochen. Darüber hinaus wird nach den Opfern der pirisch sowie analytisch die Themenschwerpunkte der MfS-Westarbeit gefragt. Die Tatsache, dass selbst DDR- Berichterstattung des Untersuchungszeitraums. Bürger von bundesdeutschen MfS-Agenten ausspioniert wurden, verdeutlicht auf besondere Weise die gesamtdeut- 5.3 Publikationen sche Dimension des Themas. Das Buch verbindet exem- Die Manuskripte der Forschungsabteilung werden in ei- plarische Fallschilderungen und typische, auch unschein- nem eigenen Sachgebiet Publikationen redaktionell be- bare Spionagefälle mit zeitgeschichtlichen Abläufen im treut, bearbeitet und bis zur Druckreife als Verlagsveröf- geteilten Deutschland und beleuchtet die MfS-Westarbeit fentlichung oder Eigenpublikation der BStU begleitet. Im aus unterschiedlichen Perspektiven. Zuge dieser Arbeiten werden Verzeichnisse und Register erstellt, Tabellen und Organigramme gestaltet und für den Kulturinsel und Machtinstrument jeweiligen Verwendungszweck optimiert, der wissen- Mit dieser Studie legt Matthias Braun eine erste Gesamt- schaftliche Fußnotenapparat wird redaktionell und formal darstellung der Geschichte der Akademie der Künste der bearbeitet. DDR vor. Er untersucht im Rückgriff auf alle relevanten Zu den Teillieferungen des „MfS-Handbuchs“ werden Archivbestände die Einwirkungen der Partei und die kon- zeitgleich barrierefreie PDF-Dateien erzeugt, die es er- trollierenden Aktivitäten des Staatssicherheitsdienstes auf möglichen, die Handbuch-Teile im Internet-Angebot der die Tätigkeit der Akademie der Künste und reflektiert an – 71 – ausgewählten Sachverhalten, wie sich diese Institution in politische, soziale, ökonomische und kulturelle Aspekte wichtigen politischen Konfliktlagen und bei kulturpoliti- dieser Entwicklung in transnationaler Perspektive. schen Kontroversen verhalten hat. Die Untersuchung be- schreibt die Spielräume und deckt die Grenzen auf, eigen- Aktenlandschaft Havemann ständige Positionen und Ansprüche gegenüber der SED und ihren Kontrollorganen zu entwickeln oder gar zu be- Die von und über Robert Havemann überlieferten Akten haupten. Als Beitrag zur wissenschaftlichen Aufarbeitung und Materialien sind in zwei Archivbeständen zugäng- versteht sich das Buch zugleich als ein Plädoyer für die lich: im erweiterten Nachlass Robert Havemanns in der persönliche und öffentliche Erinnerungsarbeit im wieder- Robert-Havemann-Gesellschaft Berlin und in den Akten vereinten Deutschland. Der Band wurde im Oktober 2007 des MfS bei der BStU. Werner Theuer (†) und Arno Pol- in der Akademie der Künste einer großen Öffentlichkeit zin (Mitarbeit: Bernd Florath) haben für beide Institutio- präsentiert. nen in dem mehrjährigen Kooperationsprojekt die Unter- lagen gesichtet, sortiert sowie beschrieben und legten im September 2008 einen Überblick über die erschlossenen Inoffizielle Mitarbeiter des Ministeriums für Bestände zu Robert Havemann vor. Nach einer ausführli- Staatssicherheit. Teil 3: Statistik chen Einleitung werden in zwei Hauptteilen die jeweili- Im März 2008 erschien die von Helmut Müller-Enbergs gen Unterlagen vorgestellt. Die Robert-Havemann- verfasste Analyse des IM-Netzes des MfS. Durch die sys- Gesellschaft Berlin präsentiert dabei den Nachlass tematische Recherche in Archivalien des MfS konnte ein Havemanns und diverse Ergänzungsdokumentationen. weitgehend klarer Gesamtüberblick über Anzahl, räumli- Im BStU-Teil zu den MfS-Unterlagen werden insbeson- che Verteilung sowie Arbeitsgebiete der inoffiziellen Mit- dere die Zusammenhänge zwischen Erfassung in den arbeiter des MfS gegeben werden. Für einzelne Bezirks- Karteien, Vergabe von Registriernummern und Archiv- verwaltungen und Kreisdienststellen ist sogar ein signaturen erläutert und die jeweiligen MfS-Akten analy- vollständiges Bild möglich. Danach waren in den Jahren siert. Dabei erfolgt sowohl der Verweis auf Ergänzungen um 1975 und 1985 bis zu 185 000 Zuträger registriert, oder auch Lücken im Bestand als auch die Erläuterung zu mithin jeder 50. Berufstätige in der DDR. Durch diese signaturübergreifenden Zusammenhängen. Ein ausführli- Arbeit liegt nun ein Datenhandbuch zu den IM vor, das cher Anhang mit allein sechs Registern und diversen wei- manches Bild vom MfS korrigiert. Beispielsweise waren teren Übersichten – übergreifend für beide Bestände – wesentlich weniger IM auf die evangelischen Kirchen rundet das Werk ab und bietet unterschiedlichste Mög- oder die Opposition angesetzt als etwa auf den Bereich lichkeiten für ein gezieltes Recherchieren zu der komple- Volkswirtschaft. Neuartig sind auch die Angaben zu den xen und bedeutungsvollen Biografie Havemanns. IM in der Bundesrepublik Deutschland, wonach das MfS in seiner Gesamtgeschichte nicht mehr als 12 000 Bun- Handbuch der kommunistischen Geheimdienste in desbürger als IM führte, zuletzt rund 3 000. Den Daten ist Osteuropa 1944 bis 1991 eine Einleitung vorangestellt, in der wesentliche Erkennt- Der im Februar 2009 erschienene Sammelband ist das nisse zur Gesamtzahl, regionalen Verteilung und zur Al- Resultat einer multilateralen Kooperation zwischen der ters-, Berufs- und Geschlechterverteilung vorgestellt wer- BStU, dem Institut des Nationalen Gedenkens (IPN) in den. Warschau und einer Reihe von Wissenschaftlern aus an- deren Ländern. Herausgegeben wurde er von Łukasz Kommunismus in der Krise Kamiński (IPN), Krzysztof Persak (IPN) und Jens Giesecke (BStU). Gleichzeitig mit der deutschen Fassung in der In dem von Roger Engelmann, Thomas Großbölting und wissenschaftlichen Reihe der BStU „Analysen und Doku- Hermann Wentker Anfang 2008 herausgegebenen Sam- mente“ erschien in Warschau eine polnische Ausgabe. melband sind die Beiträge einer internationalen wissen- Das Handbuch ist eine überarbeitete und erweiterte Fas- schaftlichen Konferenz publiziert, die vom 26. bis sung des 2005 vom IPN herausgegebenen englischspra- 28. Oktober 2006 von der BStU gemeinsam mit dem In- chigen Handbuchs, das ein lebhaftes Echo hervorgerufen stitut für Zeitgeschichte München/Berlin veranstaltet hatte. Es gibt eine kompakte Übersicht über Geschichte, wurde. Die Tagung hatte die Entstalinisierung und die Struktur und Arbeitsweise der Staatssicherheitsapparate von ihr ausgelösten krisenhaften Erscheinungen im kom- des Ostblocks: von KGB und MfS bis zur rumänischen munistischen Machtbereich zum Thema. Dieser Prozess Securitate und der polnischen Bezpieka. Vierzehn Exper- begann bereits unmittelbar nach dem Tode des sowjeti- ten aus sieben Ländern präsentieren die großen Fort- schen Diktators und gewann 1956 durch den schritte der Forschung, die erst nach dem Zusammen- XX. Parteitag der KPdSU eine tief greifende Dynamik, bruch des Staatssozialismus möglich geworden sind. Die die in einigen Satellitenstaaten den Fortbestand der kom- Darstellungen werden ergänzt durch Schätzungen der munistischen Herrschaft zu gefährden begann und in Un- Opferzahlen sowie biografische Notizen der wichtigsten garn sogar in einen Volksaufstand mündete. Die von oben Funktionäre der Sicherheitsdienste. initiierte und gelenkte Entstalinisierung geriet in eine schwer beherrschbare Krise, die nur durch die Rückkehr Endspiel. Die Revolution 1989 in der DDR zu repressiven Herrschaftsmethoden gestoppt werden konnte. Der Konferenzband, an dem Experten aus den In der im Februar 2009 erschienenen Monografie schil- mittelosteuropäischen Staaten beteiligt sind, thematisiert dert Ilko-Sascha Kowalczuk, warum und wie es 1989 zur – 72 –

Revolution in der DDR kam und welche markanten Die inoffiziellen Mitarbeiter Punkte den Verlauf zwischen dem Sommer 1989 und den freien Wahlen am 18. März 1990 prägten. Die Ereignisse In dieser Teillieferung wird von Helmut Müller-Enbergs dieser Zeit lassen sich nicht erklären, ohne die vielfälti- der Kenntnisstand zu den inoffiziellen Mitarbeitern des gen Krisenerscheinungen zu berücksichtigen, die sich in MfS zusammengefasst, die Erich Mielke als die „Haupt- den Jahren zuvor anhäuften. Auf diese wird deshalb aus- waffe im Kampf gegen den Feind“ bezeichnete. Der führlich eingegangen. Vor dem Hintergrund veränderter Beitrag behandelt insbesondere die quantitative und nor- internationaler Rahmenbedingungen reifte schließlich mative Entwicklung, stellt die unterschiedlichen Funk- tionstypen im Bereich der „Abwehr“ und „Aufklärung“ 1989 eine revolutionäre Situation heran, die gleicherma- vor und beschreibt den Rekrutierungs- und Führungspro- ßen von Zusammenbruch, Massenflucht, neuen Bürger- zess. bewegungen und Demonstrationen gekennzeichnet war und zu einer Revolution gegen den SED-Staat führte. Hö- hepunkte waren dabei die Massendemonstration am 5.4 Wissenschaftliche Tagungen 9. Oktober 1989 in Leipzig, der Mauerfall am Internationale wissenschaftliche Konferenz in 9. November 1989 und die freien Wahlen am 18. März Bratislava 1990 – sämtlich Voraussetzungen für die Herstellung der deutschen Einheit. Das Buch bietet eine Reihe neuer Ein- Vom 14. bis 16. November 2007 fand in Bratislava eine sichten an, wendet sich an eine breite historisch interes- Konferenz zu den Aktivitäten des NKWD/KGB und sei- sierte Leserschaft und zeigt, warum die Revolution weit- ner Kooperation mit den anderen kommunistischen Ge- aus mehr als eine historische Fußnote darstellt. heimdiensten in Mittel- und Osteuropa 1945 bis 1989 statt. Sie wurde vom Institut des Nationalen Gedenkens 5.3.2 Handbuch (UPN) der Slowakei in Kooperation mit der BStU und den ungarischen, polnischen und tschechischen Partner- Das Handbuchprojekt „Anatomie der Staatssicherheit“ behörden veranstaltet. Thema waren die Quellenüberlie- stellt dem wissenschaftlichen Fachpublikum sowie ande- ferung zu KGB-Aktivitäten, die Rolle der sowjetischen ren interessierten Nutzern der MfS-Akten in kontinuier- Berater in den Satellitenstaaten und die Kooperation des lich erscheinenden Teillieferungen umfassendes Grund- KGB mit den dortigen Staatssicherheitsdiensten, die mit- wissen zum MfS zur Verfügung. Es ist damit ein tel- und osteuropäischen Staaten als Basis für die Spio- wichtiger Baustein und zugleich ein unerlässliches Hilfs- nage gegen den Westen sowie die KGB-Aktivitäten in der mittel für die MfS-Forschung. Inzwischen sind 20 Teillie- SBZ/DDR und in Österreich. 2008 wurden die Beiträge ferungen publiziert, weitere fünf der acht ausstehenden in einem Konferenzband in slowakischer und englischer Teillieferungen liegen in Manuskriptform vor. Das Pro- Sprache dokumentiert (NKVD/KGB Activities and its jekt befindet sich somit in seiner Endphase. Es hat den Cooperation with other Secret Services in Central and Forschungsbereich der BStU wesentlich länger beschäf- Eastern Europe 1945–1989). Im Kreise der Veranstalter tigt als ursprünglich gedacht, was auch durch die unver- wurde verabredet, in Zukunft regelmäßig gemeinsame mutet schwierige Quellen- und Erschließungslage bedingt wissenschaftliche Konferenzen auszurichten, in denen war. Im Berichtszeitraum sind folgende Teillieferungen unterschiedliche Themen der Staatssicherheitsforschung in transnationaler Perspektive diskutiert werden. als Broschüre und (kostenloser) Internet-Download er- schienen: Internationale Arbeitstagung der BStU und des MGFA in Potsdam Die Hauptabteilung XX: Staatsapparat, Blockparteien, Kirchen, Kultur, politischer Untergrund Am 3. und 4. Dezember 2007 fand am Militärgeschichtli- chen Forschungsamt (MGFA) der Bundeswehr in Pots- Dieser von Thomas Auerbach, Matthias Braun, Bernd dam eine gemeinsam vom MGFA und der BStU organi- Eisenfeld, Gesine von Prittwitz und Clemens Vollnhals sierte Arbeitstagung über „Die Rolle von Militär und verfasste Beitrag behandelt in besonders ausführlicher Staatssicherheit im inneren und äußeren Sicherheitskon- Form den Kernbereich des Systems der politischen zept der Warschauer-Vertrags-Staaten“ statt. Die Teilneh- Repression und Überwachung im MfS. Die Hauptabtei- mer kamen aus Bulgarien, Deutschland, Rumänien, Ser- lung XX und die ihr fachlich nachgeordneten Strukturein- bien, Ungarn und den USA; es waren Militärhistoriker heiten in den Bezirken und Kreisen („Linie XX“) über- und Experten für Zeitgeschichte, die sich auf die Ge- wachten wichtige Teile des Staatsapparats (u. a. Justiz schichte der jeweiligen Staatssicherheitsdienste speziali- und Gesundheitswesen), die Blockparteien, den Kulturbe- siert haben. Referiert und debattiert wurde über das Ver- reich, die Medien, den Bildungssektor, den Jugendbereich hältnis von innerer und äußerer Sicherheit in den und die Kirchen. Federführend war die Hauptabteilung Warschauer-Vertrags-Staaten, Ostblockkrisen und ihre auch bei der Bekämpfung des politischen Untergrunds, Rückwirkungen, Sicherheitsapparate und Partei zwischen also der Opposition. Seinem Aufgabenprofil entspre- Fremdbestimmung und Eigenrationalität, den Entspan- chend spiegelt sich in der Entwicklung dieses Arbeitsbe- nungsprozess, die KSZE und die Abrüstung in ihren Aus- reichs nicht zuletzt auch die Geschichte von Opposition, wirkungen auf die Warschauer-Vertrags-Staaten. Ein Widerstand und politischer Dissidenz in der DDR wider. Sammelband mit den Beiträgen ist in Vorbereitung. – 73 –

Wissenschaftlicher Workshop der Abteilung Bildung des sicherheitspolitischen Denkens in Schulatlanten der und Forschung „Widerstand im Alltag – Alltag des USA und der DDR. Topografische Karten hatten vor- Widerstandes“ in Berlin dringlich militärischen Zwecken zu dienen. Die Geheim- haltung war dementsprechend hoch. Die Interessen von Nach einer wissenschaftlichen Einführung in das Thema Volkswirtschaft und Bevölkerung an genauen Karten durch die Organisatoren wurden am 5. November 2008 standen dahinter weit zurück. In dem Sammelband dürf- drei Panelveranstaltungen durchgeführt. Das erste Panel ten insbesondere die osteuropäischen Autoren einen behandelte theoretische und methodische Fragen, wie wichtigen Beitrag zur jeweiligen nationalen Kartografie- zum Beispiel die erkenntnistheoretischen und methodi- geschichte wie zur Aufarbeitung der kommunistischen schen Prämissen, die den Vergleich zwischen Phänome- Diktaturen in ihren Ländern geleistet haben. Der Band ist nen des Widerstands in der NS-Diktatur und der DDR ermöglichen, und regionalhistorische Zugänge zur Wider- mit zahlreichen Kartenabbildungen und grafischen Dar- standsforschung. Im zweiten Panel standen komparatisti- stellungen versehen. Er erscheint in Kürze als Band 9 der sche Fragen im Zentrum: Ähnlichkeiten und Unter- Reihe „Archiv zur DDR-Staatssicherheit“ (siehe Anhang schiede politischer Kritik und politischer Gegnerschaft in 17) unter dem Titel „Geheimhaltung und Staatssicherheit. der DDR und der Sowjetunion vor dem Hintergrund von Zur Kartographie des Kalten Krieges“. Alltagserfahrungen nach dem XX. Parteitag der KPdSU An einer Fachtagung im Archiv der Zentralstelle im März bzw. bei gesellschaftlichen Verweigerungsformen in der 2008 beteiligte sich die AG AwA mit einem Vortrag über ČSSR und der DDR, aber auch zum Netz von Kontakten „Schriftgutvernichtungen im sogenannten Archiv der zwischen polnischen und ostdeutschen Oppositionellen. Abteilung XII und in der Auflösungsphase des MfS 1989/ Im dritten Panel wurden regionalgeschichtliche Annähe- 90“. Als Forschungsstand ließ sich feststellen: Die im rungen diskutiert, beispielsweise Aufbegehren und MfS für die Registratur und Verwaltung von operativem Widerstand im Ostseebezirk Rostock 1949 bis 1989, Ju- Schriftgut zuständige Abteilung XII hatte die Aussonde- gendweiheverweigerung im katholischen Eichsfeld, wi- rung und Vernichtung von Akten aus ihrem sogenannten derständiges Verhalten in den drei DDR-Nordbezirken Archiv bis zum Herbst 1989 weitgehend protokolliert, der und einer oppositionellen Gruppe in Forst. Es ist geplant, Umfang der bis November 1989 vernichteten Akten lässt die Beiträge in einem Tagungsband zu publizieren. sich auf 174 000 Bände, das entspricht etwa 3 900 lfd. M., beziffern. Dagegen vollzogen sich Schriftgutvernichtun- Wissenschaftliche Tagung der BStU „Opposition und gen im November und Dezember 1989 überwiegend un- SED in der Friedlichen Revolution. Organisations- kontrolliert. Dennoch lassen Vernichtungsbefehle und geschichte der alten und neuen politischen Gruppen Notizen aus Dienstberatungen dieser Monate erkennen, in der Friedlichen Revolution 1989/90“ in Berlin dass es jetzt vor allem darum ging, die Unterlagen zu „be- Die Teilnehmer der Tagung am 25. und 26. November reinigen“. Erst die von Bürgerkomitees begleitete Auflö- 2008 diskutierten den Weg der verschiedenen politischen sung lässt mit Berichten und Protokollen wieder vorsich- Initiativen, Gruppierungen und Parteien der DDR in der tige Rückschlüsse darauf zu, wie viel Schriftgut Friedlichen Revolution 1989/90. Die rasant wachsende mindestens vernichtet worden ist. Die Befunde über den Demokratiebewegung fegte die bestehenden Verhältnisse Umfang fallen bei den bisher untersuchten Diensteinhei- in wenigen Monaten hinweg. Vorträge ausgewiesener ten jedoch weit auseinander. Weitere Erkenntnisse darü- Wissenschaftler und Diskussionen der aktiv Beteiligten ber dürften wichtig sein für zukünftige Diskussionen über über diese Vorgänge wechselten sich ab. Die Veranstal- die archivische Bewertung der MfS-Unterlagen. tung wurde in Kooperation mit der Kommission für Ge- schichte des Parlamentarismus und der politischen Par- Das seit mehreren Jahren verfolgte Projekt über militäri- teien e. V. und dem Berliner Landesbeauftragten für die sche Sperrgebiete in der DDR wurde weiter vorangetrie- Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes organisiert. Eine ben. Ziel ist es, sämtliche aus verschiedenen Quellen zu- Publikation der Beiträge durch den Landesbeauftragten sammengetragenen Daten über militärisch genutzte ist vorgesehen. Objekte und Sperrgebiete des Ministeriums für Staats- sicherheit, des Ministeriums des Innern (MdI), des Minis- teriums für Nationale Verteidigung (MfNV) und der 5.5 Archivwissenschaftliche Forschung und Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland Publikationen (GSSD) aufzubereiten. Für alle verifizierten Daten wurde Einer der Forschungsschwerpunkte der Arbeitsgruppe im Berichtszeitraum die Lage des Objektes ermittelt und, Archivwissenschaftliche Aufarbeitung (AG AwA) der gegliedert nach den vier genannten Nutzern und den Be- BStU war auch in diesem Berichtszeitraum das Thema zirken der DDR, in insgesamt 100 Kartenausschnitte „Staatssicherheit in der Kartographie des Kalten Krie- übertragen. Der als Ergebnis dieser Arbeiten geplante ges“. Für die Publikation konnten 21 Beiträge von Auto- Band soll neben einem einleitenden Text vor allem aus ren aus Deutschland, Ost- und Westeuropa sowie den diesen 100 Karten bestehen. Damit wird die Möglichkeit USA eingeworben werden. Die Beitragsthemen schlagen eröffnet, Lage und Verteilung von Sperrgebieten in der einen Bogen von der topografischen Geheimhaltung und DDR zu visualisieren und über räumliche Bezüge festzu- den Planspielen der Supermächte über die Folgen der Si- stellen, wo sich Sperrgebiete befanden. Der Band soll in cherheitspolitik für die Kartografie in Polen, Ungarn, Est- der oben genannten Reihe unter dem Titel „Sicherheit land, der Slowakei und der DDR bis hin zur Spiegelung und Ordnung an den militärischen Objekten. Die Initia- – 74 – tive des MfS zur Überprüfung und Erfassung der Sperrge- entscheidenden Beitrag zur kritischen Aufarbeitung der biete in der DDR“ erscheinen. DDR-Geschichte. Ende April 2009 wird die AG AwA mit der Pensionie- rung ihrer Leiterin ihre Tätigkeit einstellen. Ein Mitarbei- 6.1.1 Veranstaltungen ter der Arbeitsgruppe wechselt in das Grundsatzreferat Neben dem Dauerthema Struktur und Tätigkeit des der Abteilung Archivbestände, zwei übernehmen Aufga- Staatssicherheitsdienstes der DDR setzten im Berichts- ben bei der Erschließung der Kartensammlung. zeitraum der 40. Jahrestag des „Prager Frühlings“ 1968 sowie der 20. Jahrestag der Friedlichen Revolution wich- 5.6 Bibliothek tige inhaltliche Schwerpunkte. Des Weiteren informierte die BStU über den Einfluss des MfS im Kunst- und Film- Die Bibliothek der BStU ist eine wissenschaftliche Spe- wesen der DDR, über das geheimpolizeiliche Vorgehen zialbibliothek. In dieser Funktion sammelt sie Veröffent- gegen andersdenkende Jugendliche sowie über den Um- lichungen zu Themenfeldern, die für die Aufarbeitung der gang mit Rechtsextremismus und Antisemitismus in der Tätigkeit des Staatssicherheitsdienstes der DDR von Be- DDR. Auch die Diktaturaufarbeitung im vereinten Eu- deutung sind, insbesondere zum Ministerium für Staats- ropa wurde als Thema berücksichtigt. sicherheit und anderen Geheimdiensten, zu modernen Diktaturen, Kommunismus und Totalitarismus, zur SBZ Im Folgenden werden einige Veranstaltungen der Zentral- und DDR, zur Deutschlandpolitik und innerdeutschen stelle und der Außenstellen exemplarisch vorgestellt, Beziehungen, zu Entwicklungen in Ost- und Mittelosteu- weitere Beispiele sind in den Anhängen 19 und 20 nach- ropa sowie Biografien und biografische Nachschlage- zulesen. werke. Vorrangig bedient sie die Anforderungen und Informa- Veranstaltungen der Zentralstelle tionsbedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Zu einer historischen Rückschau auf den 17. Januar des Behörde und erfüllt damit gleichzeitig die Aufgaben einer Jahres 1988 hatten die Bundesstiftung zur Aufarbeitung Verwaltungsbibliothek. Darüber hinaus steht sie als Prä- der SED-Diktatur und die BStU in die Bartholomäus-Kir- senzbibliothek allen fachlich Interessierten zur Verfü- che eingeladen. Im Zentrum der Diskussion „Ich war, ich gung. bin, ich werde sein“ standen der von der SED inszenierte Der Bibliotheksbestand in Freihandaufstellung umfasst Kult um Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht und seine derzeit über 68 000 Bände und ist über den Online-Kata- Kontrastspiegelung durch die Festnahme von Oppositio- log recherchierbar. Die Bibliothek bezieht laufend rund nellen am Rande der offiziellen Gedenkdemonstration am 150 Zeitschriften und zehn Tageszeitungen. Darüber hi- 17. Januar 1988. naus verfügt sie über einen großen Archivbestand von Dem 40. Jahrestag des „Prager Frühlings“ 1968 widme- über 200 deutschsprachigen Zeitschriften. Hervorzuhe- ten sich die Bundesbeauftragte und die Botschaft der ben ist der fast lückenlose Bestand des „Neuen Deutsch- Tschechischen Republik im März 2008 mit einer Podi- land“ in gebundener Form. umsdiskussion in der Tschechischen Botschaft. Wesentli- Zu den besonderen Serviceleistungen der Bibliothek ge- chen Raum nahm die Frage ein, wie der „Prager Früh- hört die Auswertung der laufend gehaltenen Zeitschriften ling“ und seine Niederschlagung in Osteuropa, der DDR, zu den Sammelschwerpunkten und die damit verbundene der Bundesrepublik und im eigenen Land wahrgenom- Erfassung dieser Artikel im Online-Katalog. men worden sind. Seit 1994 wird eine jährlich aktualisierte Bibliografie Große Beachtung fanden Filmvorführungen mit anschlie- zum Staatssicherheitsdienst der DDR erstellt, die auf der ßenden Gesprächsrunden, so zum Beispiel „Die Stasi im Internetseite der Behörde als PDF-Datei zur Verfügung DEFA-Studio – Der Spielfilm ‚Jadup und Boel‘“ – ein steht. Die Neuerwerbungen werden zweimonatlich auf Film, an dessen Beispiel Ziel und Methoden des Staatssi- der Internetseite veröffentlicht. cherheitsdienstes präzise nachgezeichnet werden kön- nen. Ebenso fanden die Vorführung des im Auftrag des 6 Bildungs-, Presse- und Öffentlichkeits- Südwestrundfunks (SWR) produzierten Dokumentarfilms arbeit „Staatsbesuch beim Klassenfeind“ und die sich anschlie- ßende Podiumsdiskussion „Honecker auf Westreise“ gro- 6.1 Bildungsangebote ßes Interesse. Deutliche Aufmerksamkeit erhielt auch die Veranstaltung zu dem Dokumentarfilm „Meine Stasi“, in Zu den im Stasi-Unterlagen-Gesetz definierten Aufgaben dem der frühere Westkorrespondent Hans-Jürgen Börner der Bundesbeauftragten zählt die Unterrichtung der Öf- die Ergebnisse seiner Recherche nach MfS-Spitzeln, die fentlichkeit über Struktur, Methoden und Wirkungsweise auf ihn angesetzt waren, dokumentiert. des Staatssicherheitsdienstes der DDR. Diesen Auftrag erfüllt die BStU mit einem breit gefächerten Bildungsan- Im Mittelpunkt einer internationalen Tagung, die die gebot: In öffentlichen Diskussionsveranstaltungen, the- Bundesbeauftragte gemeinsam mit dem Berlin-Branden- menbezogenen Dauer- und Sonderausstellungen, Projekt- burgischen Institut für Deutsch-Französische Zusammen- tagen und Fortbildungsseminaren sowie mit Materialien arbeit in Europa (Stiftung Genshagen) im Oktober 2007 für Schüler und Multiplikatoren leistet die BStU einen realisierte, standen Fragen der Diktaturaufarbeitung im – 75 – nationalen und europäischen Kontext. Unter dem Titel beispielsweise die Podiumsdiskussion „Die Akademie „Vergangenheit in der Gegenwart. Gesellschaftliche Dis- und die Stasi“ mit 400 Besuchern). kurse zum Umgang mit Diktaturgeschichte in Europa“ beschäftigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Veranstaltungen der Außenstellen mit der Art und Weise, wie Diktaturerfahrungen des 20. Jahrhunderts in den europäischen Gesellschaften erin- In über 300 Veranstaltungen, die insbesondere regional- nert und bearbeitet werden. Der Umgang mit der DDR- spezifische Aspekte reflektierten, nahmen die Außenstel- Vergangenheit wurde im Zusammenhang mit analogen len ihre Aufgaben der Bildungsarbeit wahr. Das breit ge- Auseinandersetzungen erörtert, die im Anschluss an die fächerte Veranstaltungsprogramm wurde durch intensive Überwindung der kommunistischen Diktaturen Ost- und Kooperationskontakte der Außenstellen wesentlich ge- Ostmitteleuropas sowie faschistischer Diktaturen geführt stützt. wurden und werden. In der Abschlussdiskussion wurde die aktuelle Herausforderung „Auf der Suche nach der Neben bewährten Veranstaltungsformen wie Tagen der europäischen Geschichte“ beleuchtet. Veranstaltungsort offenen Tür, in einigen Außenstellen monatlich durchge- der prominent besetzten Tagung war Schloss Genshagen. führten Besuchertagen sowie ganztägigen Bürgerberatun- Im Nachgang zur Tagung erschien im Dezember 2008 die gen in den Regionen, aber auch Beteiligungen an exter- Broschüre mit dem Titel „Vergangenheit in der Gegen- nen Veranstaltungen wie „Internationaler Museumstag“ wart. Vom Umgang mit Diktaturerfahrungen in Ost- und oder „Lange Nacht der Museen“, wurden neue Angebote Westeuropa“. entwickelt und regional ausgeweitet. Mit alltagsnahen Themen wie „Honecker kommt in den Himmel … – Poli- Die Veranstaltungen der BStU finden oftmals auf Koope- tischer Witz und Staatsmacht in der DDR“, literaturge- rationsbasis statt. So richtete die BStU gemeinsam mit schichtlichen Lesungen oder Liederabenden mit ge- der Akademie der Künste den Themenabend „Die Akade- schichtspolitischen Texten werden auch Bürgerinnen und mie und die Stasi – Chancen und Grenzen der Aufarbei- Bürger angesprochen, die sich gegenüber „harten“ politi- tung“ aus. Im Rahmen der Podiumsdiskussion wurde die schen Themen eher reserviert verhalten. in der wissenschaftlichen Reihe der BStU erschienene Studie „Kulturinsel und Machtinstrument. Die Akademie Die Außenstelle Magdeburg blickte zurück auf die Stadt der Künste, die Partei und die Staatssicherheit“, die die Magdeburg als Standort der DDR-Schwerindustrie und Konfliktgeschichte zwischen dem SED-Regime und sei- gestaltete gemeinsam mit dem Kuratorium Industriekul- ner repräsentativsten Künstlerinstitution untersucht, vor- tur in der Region Magdeburg e. V. im Technikmuseum gestellt. ein Veranstaltungswochenende zum Thema „Stasi in der Volkswirtschaft der DDR“. Unter Beteiligung der Amadeu-Antonio-Stiftung präsen- Die Außenstelle Gera organisierte gemeinsam mit der tierte die BStU eine Veranstaltung, die sich mit dem anti- Thüringer Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, faschistischen Mythos der DDR auseinandersetzte. Betei- der Stadt Gera und der Thüringer Landesmedienanstalt ligt ist die BStU zudem an einer Themenreihe der Robert- zum 40. Jahrestag des Einmarsches der Warschauer-Pakt- Havemann-Gesellschaft und des Berliner Landesbeauf- Staaten in Prag eine Gesprächsrunde mit Zeitzeugen und tragten für die Stasi-Unterlagen, die im Jahr 2007 begann Wissenschaftlern. Anlässlich der Bundesgartenschau in und als Hinführung zum 20. Jahrestag der Friedlichen Re- Gera und Ronneburg informierte die Außenstelle über volution konzipiert ist. Die Themenreihe gliedert sich in Umwelt- und Gesundheitsschäden durch die SDAG Wis- die Blöcke „Auf dem Weg zur Friedlichen Revolution? mut und die politischen Repressionen durch MfS und Par- Berlin 1987“, „Am Vorabend der Friedlichen Revolution. tei in der Bergbauregion. Berlin 1988“ und „Die Friedliche Revolution. Berlin 1989“. Die Außenstelle Leipzig vertritt die Behörde in der säch- sischen Initiative „Tag der Friedlichen Revolution – Leip- Als trilaterales Kooperationsprojekt initiierten die BStU, zig 9. Oktober 1989“, die in jedem Jahr am 9. Oktober die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur eine Gedenkveranstaltung ausrichtet. und die Bundeszentrale für politische Bildung im Jahr 2008 die Veranstaltungsreihe „Mythen der DDR“. In fünf „20 Jahre Friedensbibliothek Zwickau“ war das Thema Einzelveranstaltungen wurden verbreitete Klischees zur einer Podiumsdiskussion, zu der die Außenstelle Chem- Lebenswirklichkeit in der DDR aufgegriffen und kritisch nitz in die Versöhnungskirche in Zwickau einlud. Die beleuchtet. Die BStU zeichnete verantwortlich für die Gründung und das Engagement dieses bedeutenden oppo- Vortragsveranstaltungen „Spitzenzeiten? Sport und Do- sitionellen Zentrums wurden vom Staatssicherheitsdienst ping in der DDR“ in Frankfurt am Main sowie „Ein ganz scharf überwacht. normaler Geheimdienst? Die Staatssicherheit in der DDR“ in München. Letztere mündete aufgrund der gro- Auf den Bürgerfesten zum Tag der deutschen Einheit ßen Resonanz in eine Folgeveranstaltung an der Universi- 2007 in Schwerin und 2008 in Hamburg waren die Au- tät . ßenstellen Rostock, Neubrandenburg und Schwerin mit Informationsständen präsent. Tausende Besucher nahmen Zu den Berliner Veranstaltungen der BStU kamen durch- die vielfältigen Angebote wahr und informierten sich auf schnittlich rund 150 Gäste, wobei einige Themenabende Schautafeln und mittels digitaler Präsentationen über die einen deutlich höheren Zulauf verzeichnen konnten (so verschiedenen Aufgaben der Bundesbeauftragten. – 76 –

Seit der Schließung der Außenstelle Potsdam zum hinaus betreut sie in Kooperation mit der Stadt 1. Januar 2009 gewährleisten die Außenstelle Frank- Frankfurt (Oder) die Gedenk- und Dokumentationsstätte furt (Oder) und die Zentralstelle das Angebot an öffentli- „Opfer politischer Gewaltherrschaft“. In Rostock zeich- chen Bildungs- und Informationsveranstaltungen in der net sie in Zusammenarbeit mit der Universität für die Region. Hierzu zählen die Präsentation der neuen BStU- Dokumentations- und Gedenkstätte in der ehemaligen Wanderausstellung in Potsdam im Januar 2009 und die Untersuchungshaftanstalt des MfS (DuG) verantwortlich begleitende Fortbildungsveranstaltung für Lehrkräfte so- (Adressübersicht siehe Anhang 23). wie eine Filmvorführung mit Diskussion im Filmmuseum Potsdam. Außerdem wird die BStU künftig Beratungen Allein das Berliner Informations- und Dokumentations- und Informationen in der Gedenkstätte Lindenstraße an- zentrum hatte in den vergangenen zwei Jahren über bieten und in der dortigen Schülerprojektwerkstatt mit- 92 000 Besucher. wirken. Erneut beteiligte sich das Informationszentrum Berlin an der Langen Nacht der Museen: So diskutierten im Som- 20. Jahrestag der Friedlichen Revolution und der mer 2007 Marianne Birthler, die Filmemacherinnen Dörte Auflösung des MfS Franke und Sandra Prechtel sowie die Journalistin Margit Miosga (Moderation) in einem Podiumsgespräch über Das Jahr 2009 steht im Zeichen des 20. Jahrestages der Dokumentarfilme zum Thema Staatssicherheit. Im Januar Friedlichen Revolution und der Auflösung des Staats- 2008 trat der Schauspieler Martin Kornmeier im Rahmen sicherheitsdienstes. In zahlreichen Veranstaltungen be- der Langen Nacht der Museen bei der BStU in dem Thea- leuchtet die BStU die damaligen historischen Ereignisse terstück „Der Massenmensch“ auf. und lädt zur Diskussion über ihre Bedeutung für die heu- tige Zeit ein. Zudem wirkt sie in den regionalen Koopera- Das Informations- und Dokumentationszentrum Berlin tionsnetzen, die sich aus Anlass des Jahrestages gebildet zeigte 2008 die Foto-Ausstellung von Franziska Vu „In- haben, aktiv mit. haftiert. Fotografien und Berichte aus der Untersuchungs- haftanstalt der Staatssicherheit“, die in Zusammenarbeit Die Veranstaltungsangebote – neben themenbezogenen mit dem Kulturring Berlin e. V. entstand. Neben Fotogra- Vortrags- und Diskussionsabenden beispielsweise das fien aus der Untersuchungshaftanstalt Berlin-Hohen- Theaterstück „Macht das Tor auf“ in Kooperation mit In- schönhausen präsentierte sie Texte auf der Grundlage von terkunst e. V. im Land Brandenburg oder in Mecklen- Interviews mit ehemaligen Häftlingen. Im selben Jahr burg-Vorpommern die Beteiligung an der Festveranstal- zeigte das Informationszentrum Bilder von Thekla Furch tung im Schweriner Dom mit dem BStU-Schülerprojekt unter dem Titel „Paradoxien und Reflexionen“. Thekla „Nacht der Dokumente“ – konzentrieren sich im Wesent- Furch setzt sich in ihren hintergründig-ironischen Gemäl- lichen auf die zweite Hälfte des Jahres. Bereits im Vorfeld den mit dem gesellschaftlichen und politischen System setzte in Sachsen der landesweite Graffiti-Wettbewerb der DDR auseinander, dem sie einst unter Lebensgefahr „DemokratieVersprühen“ ein, den die dortigen Außen- entfloh. Ebenfalls 2008 war die Ausstellung „Schwarz, stellen der BStU gemeinsam mit mehreren Kooperations- Rot, Gold“ zu sehen. Steffi Barthel, die heute in Frankfurt partnern tragen. Dem Wettbewerb vorausgegangen waren am Main lebt, verarbeitet in ihren Bildern Kopien von ge- Lehrerfortbildungen und Schülerworkshops über Jugend- heimpolizeilichen Vernehmungsprotokollen, Briefen und kultur in der DDR. Berichten inoffizieller Mitarbeiter aus dem Archiv der BStU. In Berlin eröffnete die BStU gemeinsam mit der Bundes- stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur am Mit Blick auf den 20. Jahrestag der Besetzung der MfS- 15. Januar das Jubiläumsjahr 2009. Unter dem Titel Verwaltungen im Winter 1989/1990 bereitet die BStU „Frühjahr 1989 – Zwischen Unmut und Aufbegehren“ eine Ausstellung in verschiedenen regionalspezifischen diskutierten Zeitzeugen und Wissenschaftler über die Versionen vor. Ihr inhaltlicher Fokus liegt auf dem muti- Entwicklung und Dynamik im Winter 1988/Frühjahr gen und freiheitsbewussten Einsatz der Bürgerinnen und 1989: auf der einen Seite der noch im Machtbewusstsein Bürger, die mit der Besetzung der MfS-Verwaltungen das agierende Herrschaftsapparat der SED, auf der anderen endgültige Aus des Staatssicherheitsdienstes einläuteten Seite die erstarkende DDR-Oppositionsbewegung, der und die Bewahrung der Unterlagen für die Nachwelt er- Beginn der Selbstdemokratisierung. Die Folgeveranstal- möglichten. tungen in 2009 werden sich mit der Fälschung der Kom- Im Mai 2009 wird die BStU mit der Stadt Potsdam einen munalwahlen, der Bedeutung der Ausreisebewegung für Kooperationsvertrag zur Nutzung der Gedenkstätte „Lin- das Ende der DDR sowie den Wechselwirkungen zwi- denstraße 54“ unterzeichnen und dort ein Beratungsbüro schen Hauptstadt und Region während der Friedlichen einrichten. Durch die Präsenz der BStU in der Gedenk- Revolution beschäftigen. stätte „Lindenstraße 54“ besteht auch nach der Schlie- ßung der Potsdamer Außenstelle die Möglichkeit, in Pots- 6.1.2 Informations- und Dokumentations- dam Anträge auf persönliche Akteneinsicht zu stellen und zentren, Gedenkstätten, Ausstellungen sich über die Arbeit und Angebote der BStU zu informie- ren. Darüber hinaus streben die Kooperationspartner an, Die BStU unterhält an den Standorten Berlin, Dresden, in der Gedenkstätte eine lebendige Vermittlungsarbeit im Erfurt, Frankfurt (Oder) und Halle Informations- und Rahmen der historisch-politischen Bildungsarbeit zu ge- Dokumentationszentren mit Dauerausstellungen. Darüber währleisten. Derzeit werden Teile des Gebäudes saniert. – 77 –

In der Übergangszeit bietet die BStU in regelmäßigen Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vor- Abständen eine Bürgerberatung im Alten Rathaus Pots- pommern und dem Politischen Memoriale Mecklenburg- dam an. Vorpommern e. V. wurde am 1. Oktober 2008 ein Ge- Die Dokumentations- und Gedenkstätte in der ehemali- schichts-Lehrpfad eröffnet. Die auf diesem Lehrpfad in- gen Untersuchungshaftanstalt des MfS (DuG) in Rostock stallierten Informationsstelen erschließen der Öffentlich- existiert nunmehr seit fast zehn Jahren. Sie ist eingebun- keit die Geschichte der MfS-Bezirksverwaltung auf dem den in das „Dokumentationszentrum für die Opfer deut- Lindenberg in Neubrandenburg. scher Diktaturen“ des Landes Mecklenburg-Vorpom- Einen besonderen Stellenwert besitzt die Erarbeitung re- mern und steht in Kooperation mit der Universität gionaler Wanderausstellungen. Die Außenstelle Magde- Rostock. Die DuG hat sich zu einem anerkannten Ort der burg dokumentiert in ihrer Ausstellung „Die ‚Firma‘ im Dokumentation, Erinnerung und historisch-politischen Betrieb. Stasi in der Volkswirtschaft der Region Magde- Bildungsarbeit entwickelt. Ein fester Bestandteil im An- burg“ die Arbeitsmethoden des Staatssicherheitsdienstes gebot der DuG sind Sonderausstellungen, die mit Unter- in Magdeburger Betrieben und Firmen. Die Ausstellung stützung von Kooperationspartnern gezeigt werden. Jähr- der Außenstelle Leipzig „Grau in Grau. Die Umweltsitua- lich informieren sich hier rund 14 000 Besucher aus dem tion im Bezirk Leipzig – die Stasi und der ,Grüne Feind‘“ In- und Ausland. Allein zum bundesweiten Tag des offe- gibt einen Einblick, wie das MfS die Umweltsituation in nen Denkmals 2008 kamen mehr als 1 500 Besucher, um dem DDR-Bezirk einschätzte und Aktivitäten von Um- die frühere Untersuchungshaftanstalt des Staatssicher- weltschützern unterdrückte. Anlässlich der Bundesgar- heitsdienstes zu besichtigen. Den größten Anteil unter tenschau 2007 erstellte die Außenstelle Gera die Wander- den in- und ausländischen Besuchergruppen stellen dabei ausstellung „überwacht und abgeschottet“ über den die Schulen. Neben den Schülerinnen und Schülern zäh- Uranbergbau in der DDR, der unter strikter Beobachtung len Touristen, vor allem aus den USA und Großbritan- des Staatssicherheitsdienstes stand. Einen Überblick über nien, zu den häufigsten Besuchern. die von den Außenstellen erarbeiteten und im Berichts- Die Gedenk- und Dokumentationsstätte „Opfer politi- zeitraum gezeigten Wanderausstellungen gibt Anhang 22. scher Gewaltherrschaft“ in Frankfurt (Oder) mit der 2006 eröffneten mehrsprachigen Dauerausstellung „Einge- Die Wanderausstellung der BStU sperrt … Untersuchungshaft bei der Staatssicherheit in Frankfurt (Oder)“ und das Informations- und Dokumen- Eine wichtige Aufgabe in der Bildungsarbeit der BStU er- tationszentrum der Außenstelle Frankfurt (Oder) sind An- füllte weiterhin die zentrale Wanderausstellung „Staats- ziehungspunkte für Bürgerinnen und Bürger der ostbran- sicherheit – Garant der SED-Diktatur“, die insbesondere denburgischen Region. für die alten Bundesländer und das Ausland konzipiert Auch in den anderen Außenstellen bildet die Ausstel- wurde. Von Sommer 2007 bis Ende 2008 wurde sie an elf lungsarbeit eine feste Größe in der politischen Bildungs- westdeutschen Stationen sowie mit Unterstützung des arbeit. Die Außenstelle Potsdam zeigte 2007 die in Goethe-Instituts in Belgrad gezeigt. Vortrags- und Infor- Zusammenarbeit mit dem Stadt- und Brauereimuseum mationsveranstaltungen sowie Fortbildungsseminare für Pritzwalk entstandene Ausstellung „Staatssicherheits- Multiplikatoren gewährleisteten ein fundiertes Begleit- dienst im ehemaligen Kreisgebiet Pritzwalk“. Darüber programm zur thematischen Einführung und Vertiefung. hinaus entwickelte sie in Kooperation mit dem Bürger- Seit der Erstpräsentation im November 1996 im Deut- verein Klein Glienicke die Ausstellung „Leben mit der schen Bundestag in Bonn hat die Wanderausstellung an Mauer. Das Grenzgebiet Klein Glienicke“. ihren rund 80 Stationen im In- und Ausland mehr als Die Außenstelle Suhl eröffnete 2008 in ihren Räumen 287 000 Besucher angezogen. Sehr großes Interesse rief eine Ausstellung der Erinnerungs- und Begegnungsstätte sie an ihren osteuropäischen Stationen in Budapest GJWH, die den menschenunwürdigen Alltag und das dra- (1999), Krakau (2000), Tallinn (2001), Plovdiv (2002), konische Strafsystem im geschlossenen Jugendwerkhof Warschau und Breslau (2005) sowie Vilnius, Riga und Torgau (GJWH) in den Jahren 1964 bis 1989 beleuchtet. Belgrad (2007) hervor. In der Publikumsresonanz und Die Ausstellung wurde ergänzt durch Darstellungen von den zahlreichen Besuchergesprächen in der Ausstellung Einzelschicksalen, die die Außenstelle in Kooperation und den Begleitveranstaltungen spiegelten sich deutlich mit der Beratungsinitiative der Thüringer Landesbeauf- die gesellschaftspolitische Bedeutung des Themas und tragten für die Stasi-Unterlagen erstellte. die länderspezifischen Diskurse zum Umgang mit den kommunistischen Diktaturen und ihren Folgen. Doch In der Außenstelle Erfurt wurde die Installation des auch in den zahlreichen westdeutschen Städten, in de- Schweizer Künstlers Nicolas Vionnet zur Vernichtung nen die Wanderausstellung gezeigt wurde, stieß sie auf von MfS-Unterlagen im Jahre 1989 „Rasen betreten ver- starkes Interesse. Insgesamt leistete die Ausstellung ei- boten“ gezeigt. Die Außenstelle Dresden setzte ihre Aus- nen wichtigen Beitrag dazu, zeitgeschichtliche Kennt- stellungsreihe „Kunst im Lesesaal“ fort, die unter der nisse zu vertiefen, darüber hinaus aber auch für die Schirmherrschaft des sächsischen Kultusministers steht. Werte von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu sensi- Im Rahmen eines Kooperationsprojekts mit der Stadt bilisieren und das Bewusstsein zu schärfen, die ostdeut- Neubrandenburg, dem bzw. der Landesbeauftragten für sche Geschichte als Teil der gesamtdeutschen Ge- die Stasi-Unterlagen Mecklenburg-Vorpommern, der schichte zu begreifen. – 78 –

Im Oktober 2008 wurde die Ausstellung von der neu kon- weitert und verbessert ihre Angebote kontinuierlich. Die zipierten und modernen didaktischen Anforderungen ge- Bildungsarbeit der BStU wurde von der Bundeskanzlerin nügenden Wanderausstellung der BStU „Feind ist, wer bei ihrem Besuch der Behörde im Januar 2009 ausdrück- anders denkt“ abgelöst. Die Ausstellung vermittelt die lich gewürdigt. Sie betonte: „Das Wissen, was Diktatur wesentlichen Basisdaten zur Struktur und Tätigkeit des bedeutet, darf nicht in der Erinnerung verloren gehen, Staatssicherheitsdienstes, kennzeichnet die Verflechtung weil wir ansonsten die Freiheit gar nicht mehr ausrei- innerhalb des Herrschaftsapparates der SED und verdeut- chend zu schätzen wissen. Freiheit und Demokratie müs- licht die existenzielle Funktion der Staatssicherheit für sen eben immer wieder erarbeitet werden.“ das SED-Regime. Dargelegt werden zudem die Vernet- zung mit den anderen kommunistischen Geheimpolizeien 6.1.3.1 Zusammenarbeit mit Bildungs- im Ostblock wie auch die spezifische Spionage- und Spit- ministerien zeltätigkeit des Staatssicherheitsdienstes in der Bundesre- publik. Die BStU hat die Zusammenarbeit mit Bildungsministe- rien und deren nachgeordneten Einrichtungen, etwa den Die Ausstellung beschränkt sich dabei nicht auf die Dar- Landeszentralen für politische Bildung, Schulämtern und stellung des Täterapparates. Anhand ausgewählter Bio- Landesinstituten für Lehrerfortbildung, im Berichtszeit- grafien, die inhaltlich wie gestalterisch in einer eigenen raum vertieft und weiter ausgebaut. Eine kontinuierliche Ausstellungsebene gewürdigt werden, zeigt sie die kon- Form hat die Zusammenarbeit mit den Bildungsministe- kreten Folgen geheimpolizeilicher Verfolgung für die be- rien in den neuen Bundesländern gefunden, mit denen die troffenen Menschen. Zugleich sind die Biografien ein- Bundesbeauftragte gemeinsame Erklärungen abgegeben drucksvolle Beispiele für Zivilcourage und hat bzw. mit denen sie solche vorbereitet. Eigenverantwortung. Die neue Wanderausstellung wurde erstmals am Vor- Berlin abend des 3. Oktober 2008 in der Handelskammer in Anfang 2009 haben die Senatsverwaltung für Bildung, Hamburg, dem gastgebenden Bundesland der Feierlich- Wissenschaft und Forschung des Landes Berlin und die keiten zum Tag der Deutschen Einheit, präsentiert. Wei- BStU die Absprache getroffen, eine gemeinsame Verein- tere Stationen im Berichtszeitraum waren Cottbus und barung zu unterzeichnen. Sie soll die bewährte Zusam- Potsdam. menarbeit intensivieren und der Aufarbeitung der SED- In Vorbereitung des 20. Jahrestages der Friedlichen Revo- Diktatur und der Tätigkeit des MfS in der schulischen lution hat die BStU die Ministerpräsidenten der alten und außerschulischen Vermittlung stärkende Impulse ge- Bundesländer eingeladen, die Wanderausstellung in den ben. jeweiligen Landeshauptstädten zu zeigen – als Signal und Beitrag, die Erinnerung an die Bürgerrechtsbewegung Mecklenburg-Vorpommern von 1989 und die damit verbundenen freiheitlichen Er- Im Herbst 2007 besuchte der Bildungsminister des Lan- rungenschaften zu schärfen sowie die Bedeutung der des Mecklenburg-Vorpommern, Henry Tesch, die BStU Revolution von 1989 als Voraussetzung für die Wieder- in Berlin und brachte damit sein großes Interesse an einer vereinigung Deutschlands in der gesamtdeutschen Öf- kritischen Auseinandersetzung mit der DDR-Geschichte fentlichkeit zu vermitteln. Die Wanderausstellung wird zum Ausdruck. In Mecklenburg-Vorpommern wird der dafür um Ausstellungsmodule zur Geschichte der Friedli- Aufklärung über die DDR ein größerer Stellenwert einge- chen Revolution ergänzt. Die Initiative der BStU stieß auf räumt als bislang. So werden beispielsweise seit 2008 erfreuliche Resonanz: Den Auftakt der Tour bildete Nie- schulische Bildungsfahrten zu bestimmten Dokumenta- dersachsen, wo die Wanderausstellung am 24. März 2009 tionsstätten und Gedenkorten, darunter auch zur Doku- in der Landeshauptstadt Hannover eröffnet wurde. mentations- und Gedenkstätte in der ehemaligen MfS- Zu den Stationen der Wanderausstellung und den Besu- Untersuchungshaftanstalt in Rostock, finanziell gefördert. cherzahlen im Berichtszeitraum siehe Anhang 21. Die Vorbereitungen für eine gemeinsame Erklärung des Kultusministeriums und der BStU wurden im Frühjahr 6.1.3 Bildungsarbeit für junge Menschen und 2009 abgeschlossen. Ziel der Erklärung ist es, über die Multiplikatoren vorhandenen Vermittlungsangebote hinaus zu einer stär- keren Auseinandersetzung mit der SED-Herrschaft und Im zentralen Bildungsfeld Schule verzeichnet die BStU dem MfS zu motivieren und die Freiheits- und Demokra- seit Jahren ein großes Interesse an der Thematik Staats- tieerziehung zu fördern. sicherheitsdienst und eine steigende Nachfrage nach un- terstützenden Angeboten zu deren Vermittlung. Die Be- Brandenburg hörde kommt diesem Bedarf nach, indem sie unterrichtsrelevante Materialsammlungen und Handrei- Auf Basis der Vereinbarung aus dem Jahr 2002 veranstal- chungen mit methodischen Empfehlungen zur Verfügung tete die BStU mit dem Ministerium für Bildung, Jugend stellt, Lehrerfortbildungen und Schülerprojekte durch- und Sport im Land Brandenburg (MBJS) wiederum führt und mit Schulbuchverlagen und Kultusministerien mehrtägige Lehrerfortbildungen mit Lehrkräften aus zusammenarbeitet. Dabei ist sie sich der in diesem Be- Brandenburg und Polen. Kooperationspartner von polni- reich bestehenden hohen Verantwortung bewusst und er- scher Seite waren das Institut des Nationalen Gedenkens – 79 –

(IPN) und regionale Lehrerfortbildungseinrichtungen. Im menarbeit mit dem Bildungswerk für Kommunalpolitik Frühjahr 2008 fand eine mehrtägige Lehrerfortbildung in Sachsen e. V. veranstaltet. Danzig/Stutthof (Polen) statt, im Herbst 2008 war die BStU an einer Konferenz in Slubice (Polen) zum Thema Der damalige Sächsische Ministerpräsident Prof. Dr. „Das Bild des Nachbarn – polnische und deutsche Schul- Georg Milbradt besuchte Ende Mai 2007 die Außenstelle bücher“ beteiligt. Leipzig, wo er von Frau Birthler begrüßt wurde und nach einem Rundgang ein Gespräch mit Schülerinnen und Mit dem LISUM Berlin-Brandenburg besteht eine gute Schülern führte. Zusammenarbeit, so führten die Fachberater und Multi- plikatoren für Geschichte und Politik des LISUM ihre 6.1.3.2 Bildungskonferenz erste gemeinsame Weiterbildung zur Thematik „DDR und Stasi als Thema im Schulunterricht“ zusammen mit Als Auftaktveranstaltung für das Jubiläumsjahr 2009 der BStU durch. führte die BStU gemeinsam mit der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Bundeszentrale Sachsen-Anhalt für politische Bildung vom 31. Oktober bis zum 2. November 2008 eine Bildungskonferenz in Berlin In Sachsen-Anhalt hat sich seit der Unterzeichnung der durch. Das Thema lautete „Meine, Deine, unsere Ge- gemeinsamen Erklärung im Jahr 2003 die Zusammenar- schichte? Friedliche Revolution und Deutsche Einheit in beit mit unterschiedlichen Bildungsträgern und -anbietern der schulischen und außerschulischen Bildung“. Die Ver- vertieft und verstetigt. Von besonderer Bedeutung ist da- anstalter boten Gelegenheit, sich mit praktischen und theo- bei die Mitwirkung der BStU im „Arbeitskreis Aufarbei- retischen Aspekten der Vermittlung von DDR-Geschichte tung“ des Landes Sachsen-Anhalt, in dem Vertreter der zu beschäftigen. In gesamtdeutscher Perspektive wurde Gedenkstätten und sonstige Träger der historisch-politi- der Stand der Behandlung von DDR-Geschichte und schen Bildungsarbeit des Landes einschließlich des Kul- deutscher Teilung im Unterricht und in der außerschuli- tusministeriums vertreten sind. Zurzeit beteiligt sich der schen Bildungsarbeit debattiert. Dabei wurden auch aktu- Arbeitskreis an der Erarbeitung der neuen Rahmenlehr- elle Ansätze, wie die Geschichte der Friedlichen Revolu- pläne. Die Einbindung in diesen Arbeitskreis bietet der tion und der deutschen Einheit, einbezogen. In diesem Außenstelle Magdeburg beispielsweise die Möglichkeit, Zusammenhang legten die Veranstalter großen Wert dar- kooperativ mit den anderen dort vertretenen politischen auf, dass bilanzierende, theoretische und praxisorientierte Bildungsträgern des Landes, der Parteien und weiterer Teile angemessen berücksichtigt wurden. Die Resonanz Einrichtungen an der Unterrichtung der Öffentlichkeit auf die Einladung war herausragend. Zu den Teilnehmen- über die Tätigkeit des Staatsicherheitsdienstes mitzuwir- den gehörten Lehrkräfte und politische Bildner, Vertreter ken. von Lehrerbildungsinstitutionen, Bildungsverwaltungen und Kultusministerien sowie Schulbuchverlage. Auf- Eine Veranstaltung, an der die BStU – vertreten durch grund des großen Interesses soll zwischen den Veranstal- ihre Außenstellen Magdeburg und Halle (im Wechsel) – tern abgestimmt werden, in welcher Form diese bildungs- regelmäßig mitwirkt, ist der Jugendgeschichtstag des bezogene Konferenz fortgesetzt werden kann. Landes Sachsen-Anhalt. Die von den Außenstellen ange- botenen Workshops werden dabei stets sehr gut angenom- men. 6.1.3.3 Zusammenarbeit mit Schulbuchverlagen Auf Initiative der Bundesbeauftragten und des Verbandes Sachsen Bildungsmedien (VdS) wurde im Jahr 2006 bei der BStU in Berlin ein zweitägiger Workshop für Schulbuchautoren Im Dezember 2006 unterzeichnete die Bundesbeauftragte und Schulbuchredakteure durchgeführt. An dem Work- mit dem Sächsischen Staatsminister für Kultur eine ge- shop nahmen, neben Vertretern des Ministeriums für Bil- meinsame Erklärung, wonach beide Behörden künftig dung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg und des stärker zusammenarbeiten wollen. Ziel ist es, die junge Georg-Eckert-Instituts für Schulbuchforschung, die Ver- Generation zu ermutigen, sich mit der Geschichte des öst- antwortlichen für die Schulbücher des Unterrichtsfachs lichen Teils Deutschlands auseinanderzusetzen. Dazu ge- Geschichte fast aller bundesdeutschen Schulbuchverlage hört auch, sich mit dem totalitären Herrschafts- und Ge- teil. sellschaftssystem der DDR zu beschäftigen. Gemeinsame Handlungsfelder sehen der Sächsische Kultusminister Dieser 2006 begonnene fachliche Austausch zwischen und die BStU insbesondere im Rahmen des Schulunter- Schulbuchverlagen und der BStU setzte sich im Berichts- richtes und außerunterrichtlicher Aktivitäten der Schüle- zeitraum erfreulicherweise fort. Auf Bitte der Verlage rinnen und Schüler, im Rahmen der Lehrerfortbildung, konnte die BStU ihre Expertise bei der Überarbeitung von der politischen Erwachsenenbildung, aber auch in der El- Schulbüchern für Geschichte einbringen. So wirkten Mit- ternfortbildung innerhalb der Mitwirkungsgremien. Eine arbeiter der Zentralstelle und der Außenstelle Rostock besondere Rolle bei der Umsetzung der Vereinbarungen Anfang 2008 an einem Kapitel des neuen Geschichtslehr- kommt den sächsischen Außenstellen Chemnitz, Dresden buchs des Klett-Verlages für die Klassenstufe 9/10 zum und Leipzig zu. Wiederholt wurden ganztägige Lehrer- Thema „Jugendliche im Stasi-Visier“ mit. Von der Zen- fortbildungen in der Außenstelle Dresden auf der Grund- tralstelle wurden ein Unterrichtskonzept „Stasi – Geheim- lage der gemeinsamen Erklärung sowie der guten Zusam- dienst der DDR“ für ein Lehrbuch des Stark-Verlages so- – 80 – wie Kapitel über die DDR-Staatssicherheit in einem Orosz sowie die Oberbürgermeister von Leipzig und Geschichtslehrbuch des Cornelsen-Verlages fachlich be- Plauen Burkhard Jung und Ralf Oberdorfer übernommen. gutachtet. Der Graffitiwettbewerb endet 2009 mit einem großen Sommerfest in Leipzig. 6.1.3.4 Angebotsformate Die Außenstelle Neubrandenburg ist seit einigen Jahren Die Zentralstelle in Berlin entwickelt hauptsächlich An- in das Austauschprojekt der Mecklenburgischen Litera- gebote für Berlin und die alten Bundesländer. Im Be- turgesellschaft einbezogen. Vertreter dieser Gesellschaft richtszeitraum hat besonders die Nachfrage aus den alten kommen mit Schülerinnen und Schülern aus Neubranden- Bundesländern zugenommen. Erfreulich ist in diesem Zu- burg und aus dem französisch sprechenden Teil der sammenhang, dass Regionen Interesse bekundeten, in de- Schweiz zusammen. Während ihrer Besuche in der Au- nen bisher noch keine Veranstaltungen stattgefunden hat- ßenstelle hören die Jugendlichen gemeinsam einen Vor- ten. trag über Aufbau und Wirkungsweise des MfS, wobei die Gymnasiasten aus Neubrandenburg den Text simultan ins Seit 2009 ist die Zentralstelle auch für die Zusammenar- Französische übersetzen und auf diese Weise den schwei- beit mit Schulen im westlichen Brandenburg zuständig. zerischen Schülern zugänglich machen. In den anderen neuen Bundesländern sind die Außenstel- len der BStU für die regionale Bildungsarbeit verantwort- Die Außenstelle Magdeburg bot den Schülerinnen und lich. Schülern der beiden Gymnasien Stendals und den Auszu- bildenden der dortigen Berufsbildenden Schule die Mög- lichkeit, sich anhand der Theateraufführung „Macht das Schülerprojekte Tor auf …“ mit dem Schicksal von Michael Gartenschläger In wachsendem Umfang nehmen Schulen die Angebote auseinanderzusetzen. Darüber hinaus gestaltete die Au- der Außenstellen für Schülerseminare und Projekttage an. ßenstelle im November 2007 gemeinsam mit der Gedenk- Insgesamt wurden im Berichtszeitraum in den Außenstel- stätte Moritzplatz Magdeburg ein deutsch-deutsches len 577 Projekttage mit 13 360 Teilnehmern durchge- Schülerprojekt zum Thema „Politische Verfolgung Ju- führt, von denen im Folgenden einige beispielhaft vorge- gendlicher in der DDR“. Das Sportgymnasium Magde- stellt werden. burg nutzte Anfang 2008 das Angebot der Außenstelle, sich im Zusammenhang mit einer „DDR-Hip-Hop“-Aus- Die Schülerinnen und Schüler nutzten für ihre Projekte stellung näher mit dem Thema „Repression gegen ju- Aktenauszüge und Arbeitsbögen, erarbeiteten sich an his- gendliche Subkulturen in der DDR“ zu befassen. torischen Orten die Geschehnisse oder sprachen mit Zeit- zeugen. Die Arbeit mit Materialien der BStU spielte da- An der Zivildienstschule Schleife bietet die Außenstelle bei eine wichtige Rolle, so zum Beispiel in der Frankfurt (Oder) im monatlichen Rhythmus ganztägige Außenstelle Erfurt, wo das Theaterprojekt „Stasi-Stücke: Informationsveranstaltungen für Zivildienstleistende an, Szenische Umsetzungen von Fällen aus MfS-Akten“ wei- die auf großes Interesse treffen. Außerdem führten Mitar- terhin auf große Resonanz stößt. Hierbei erarbeiteten sich beiterinnen und Mitarbeiter der Außenstelle an Gymna- die Jugendlichen mittels szenischer Gestaltung von Ak- sien, Oberstufenzentren und Gesamtschulen der Region teninhalten Zugang zum Thema Staatssicherheit. Hervor- Projekttage mit insgesamt etwa 500 Schülerinnen und zuheben sind auch die Aktivitäten der Außenstelle Erfurt Schülern durch. in Bayern. Mitarbeiterinnen der Außenstelle hielten in Ergebnis eines siebenwöchigen Projekts von Schülerin- Gymnasien in Traunstein und Bad Neustadt Vorträge und nen und Schülern einer Waldorfschule in der Außenstelle präsentierten die Ausstellung „MfS und Schule“. Potsdam war die DVD „Einfach, weil man Mensch sein Für das sachsenweite Jugendprojekt „DemokratieVer- wollte“. In Reportagen und Interviews wird das Schicksal sprühen“ hat die Außenstelle Leipzig der BStU die Feder- dreier politischer Häftlinge in der DDR dargestellt. Für führung übernommen. Der aus Anlass des 20. Jahrestages ihre Dokumentation erhielten die Jugendlichen den der Friedlichen Revolution ins Leben gerufene Graffiti- 1. Preis beim Viktor-Klemperer-Jugendwettbewerb 2007. Wettbewerb will Jugendliche in ihrem direkten Umfeld Stifter des jährlich vergebenen Viktor-Klemperer-Preises und bei ihren primären Interessen abholen und sie moti- sind das Bündnis für Demokratie und Toleranz, das ZDF vieren, sich gemeinsam für demokratische Werte zu enga- und die Dresdner Bank. gieren. Auch eine umfangreiche Lehrerfortbildung wird Im Januar 2008 veranstaltete das Schweriner Goethe- angeboten. Für das Projekt wurde die Internetseite Gymnasium für die Klassenstufe 11 einen Geschichtstag. www.demokratie-verspruehen.de geschaltet. Veranstalter Im Kino „Capitoleum“ sahen rund 60 Schülerinnen und sind die drei sächsischen Außenstellen der BStU, die Leip- Schüler gemeinsam mit Mitarbeitern der Landeszentrale ziger Regionalstelle der Sächsischen Bildungsagentur, die für politische Bildung, des Landesbeauftragten für die Lehreinheit Fachdidaktik Geschichte des Historischen Se- Stasi-Unterlagen und der Außenstelle Schwerin der BStU minars der Universität Leipzig, der Graffitiverein Leipzig, den Film „Das Leben der Anderen“. Im Anschluss daran die Gedenkstätte Bautzen sowie der Steinhaus e. V. Baut- wurde in Gruppen über den Film und die Arbeitsweise zen; Mitveranstalter ist die Sächsische Landeszentrale für des Staatssicherheitsdienstes diskutiert. politische Bildung. Die Schirmherrschaft über das Projekt haben der Sächsische Kultusminister Prof. Dr. Roland In Rostock konzentriert sich die historisch-politische Bil- Wöller, die Oberbürgermeisterin der Stadt Dresden Helma dungsarbeit der Außenstelle immer stärker in der Doku- – 81 – mentations- und Gedenkstätte (DuG) in der ehemaligen mentationszentrum der BStU. Besonders beeindruckend Untersuchungshaftanstalt des Staatssicherheitsdienstes. für die Jugendlichen war dabei ein Gespräch mit einem Um das Potential des historischen Ortes für die schulische Zeitzeugen. Bildungsarbeit besser entfalten zu können, entwickelte die Außenstelle spezielle Projekt-Formate. Hauptziel war Mittlerweile hat sich das Bildungsangebot der BStU auch und ist es, die Jugendlichen selbst aktiv werden zu lassen, an etlichen Berliner Schulen etabliert, so beispielsweise den authentischen Ort voll einzubeziehen, medial ab- im Hilde-Wegscheider-Gymnasium Berlin-Grunewald. wechslungsreich zu arbeiten und so den Erkenntniszu- Hier sind im nächsten Schuljahr weitere Projekttage ge- wachs nachhaltig zu gestalten. Bewährt hat sich zum Bei- plant. Auf Vorschlag des Geschichtslehrers sollen in meh- spiel das Format „Stationen“, bei dem sich Schüler reren Workshops gemeinsam mit den Schülern Arbeits- eigenständig Kenntnisse zu verschiedenen Originalplät- blätter für den Unterricht entwickelt werden. zen der MfS-U-Haft sowie zum dortigen Umgang mit Häftlingen erarbeiten und die Ergebnisse anschließend Eine besondere Zusammenarbeit entwickelte sich 2008 vor ihren Mitschülern präsentieren. Die Außenstelle ar- mit dem Gymnasium Carl-von-Ossietzky in Berlin-Pan- beitet auch mit der Berufsschule Eutin (Schleswig-Hol- kow. Die Bundesbeauftragte hatte ihre Unterstützung stein) zusammen. Seit nunmehr zwei Jahren organisiert beim Gedenken an den 20. Jahrestag der Relegierung von diese Schule im Sommer eine Bildungsfahrt mit rund Schülern dieser Schule angeboten. Unter anderem wurde 80 Schülerinnen und Schülern. Diese lernen dann in ei- dafür die Möglichkeit geschaffen, Schulklassen den Fall nem Mix aus Seminar und Führungen sowohl die DuG im Archiv nachspüren zu lassen. Im Rahmen einer Pro- als auch die Außenstelle Rostock mit ihrem Archivbe- jektwoche führten Vertreter der Zentralstelle vom reich kennen. 29. September bis 2. Oktober 2008 Schülerprojekttage für die Jahrgangsstufen 10 bis 12 durch. Insgesamt wurden In Kooperation mit der Körber-Stiftung fand Anfang fünf Projektgruppen betreut, drei davon im Archiv der 2008 ein Jugendforum in Berlin statt. Eine Woche lang BStU. Jeweils 30 Schülerinnen und Schüler des Gymna- setzten sich Preisträgerinnen und Preisträger des Ge- siums recherchierten an zwei Tagen in kopierten Stasi- schichtswettbewerbs des Bundespräsidenten aus der gan- Unterlagen zum Geschehen an ihrer Schule. Für die meis- zen Bundesrepublik mit der Tätigkeit des MfS und ihren ten erschloss sich erstmals die Allgegenwart des MfS im Folgen für die Betroffenen auseinander. Besuche wichti- Leben der Menschen in der DDR. Begleitend dazu wurde ger Gedenkstätten und Zeitzeugenprogramme wurden er- eine Materialsammlung mit bisher unveröffentlichten Do- gänzt durch intensive Projektarbeit. Im Herbst 2008 kumenten über die „Ossietzky-Affäre“ ins Internet ge- führte die Körber-Stiftung zusammen mit der BStU einen stellt. Höhepunkt und Abschluss der Projektwoche war Workshop im Rahmen des Geschichtswettbewerbs des eine Podiumsdiskussion mit der Bundesbeauftragten in Bundespräsidenten durch, in dem interessierte Jugendli- der Aula des Gymnasiums. che Methodenkenntnisse im Umgang mit Stasi-Unterla- gen, mit Zeitzeugengesprächen, Filmen und Fotografien erwerben konnten. Weiterbildungen für Lehrkräfte und Multiplikatoren Zunehmend besuchen Gruppen aus den alten Bundeslän- Einer großen Zahl interessierter Pädagogen konnten die dern im Rahmen von Projekttagen die BStU. Etliche Angebote der BStU auf den Bildungsmessen „Didacta“ in Schulen haben diesen Punkt fest in ihr Exkursionspro- Köln (2007), Stuttgart (2008) und Hannover (2009) vor- gramm aufgenommen und kommen nun bereits seit meh- gestellt werden. Reaktionen von Besucherinnen und Be- reren Jahren regelmäßig zu Veranstaltungen der Behörde suchern machten deutlich, dass die Dimensionen der nach Berlin. Die Zentralstelle der BStU führte im Be- DDR-Staatssicherheit in den alten Bundesländern teil- richtszeitraum 160 Projekttage mit 8 512 Schülerinnen weise völlig unbekannt sind und die Unterschiede zwi- und Schülern durch, davon allein 72 Veranstaltungen an schen MfS und bundesdeutschen Geheimdiensten häufig unterschiedlichen Schulen in den alten Bundesländern. nicht reflektiert werden. Darüber hinaus stießen die Mate- Ein Veranstaltungsschwerpunkt blieb dabei – bedingt rialien für den Unterricht und die Beratungsangebote vor durch die gute Zusammenarbeit mit der Hessischen Lan- Ort auf großes Interesse. deszentrale für politische Bildung – das Land Hessen, wo 43 Schülerprojekttage durchgeführt wurden. Aber auch Die Außenstellen führten in ihren Regionen 57 Fortbil- an vielen Gymnasien und berufsbildenden Schulen der dungen für Lehrkräfte durch, gaben methodisch-didakti- anderen alten Bundesländer konnte ein erfreuliches Inte- sche Empfehlungen zum Unterricht und stellten Lehr- resse verzeichnet werden. So gab es unter anderem auch und Unterrichtsmaterialien zur Verfügung. Besonderes Projekttage in Brunsbüttel, München, Hamburg, Wiesba- Interesse fanden dabei die unterrichtsverwendbaren Ma- den, Bergheim oder Aichach. terialien der BStU (siehe auch Anhang 18). Eine Schulklasse des Emanuel-Felke-Gymnasiums Bad Die Außenstelle Gera führte beispielsweise einige Veran- Sobernheim nahm bei einer Klassenfahrt nach Berlin an staltungen für Fachlehrer durch, bei denen speziell dafür drei Projekttagen teil. Auf dem Programm stand neben erarbeitete Angebotsmappen verteilt wurden. Die Außen- dem Besuch der Gedenkstätte Berliner Mauer und der stelle Magdeburg ist fest eingebunden in die Ausbildung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen auch das Stu- von Lehramtsstudenten an der Otto-von-Guericke-Uni- dium von Aktenauszügen im Informations- und Doku- versität Magdeburg. – 82 –

Die Zentralstelle in Berlin führte 71 Fortbildungssemi- Betreuung von Facharbeiten nare vorrangig für Lehrkräfte aus Berlin und den alten Bundesländern durch. Fünf Fortbildungen wurden auch Die individuelle Betreuung von Facharbeiten, Jahresar- für Lehrkräfte in den neuen Bundesländern veranstaltet. beiten, besonderen Lernleistungen und Seminarfacharbei- ten, vornehmlich in den Fächern Geschichte, Politische Die Weiterbildungsseminare für Lehrerinnen und Lehrer Bildung und Sozialkunde, nahm in der Zentralstelle und aus den alten Bundesländern fanden sowohl in Berlin als den Außenstellen erheblich zu. Dabei erarbeiten sich auch an den jeweiligen Schulstandorten statt. Zur Weiter- Schülerinnen und Schüler einen meist selbst gewählten bildung nach Berlin kamen 13 Lehrergruppen aus fünf al- Aspekt anhand von Aktenauszügen, Sekundärliteratur ten Bundesländern. Initiatoren der Seminare in Berlin wa- oder Zeitzeugeninterviews. Die Ergebnisse werden dann ren die Kooperationspartner – die Landeszentralen für in der Regel als schriftliche Ausarbeitung in den Schulen politische Bildung bzw. die jeweiligen Landesinstitute für eingereicht oder als Referat präsentiert. Fünf Jugendliche Lehrerweiterbildung und Unterrichtsentwicklung. Die in- aus der Jugendanstalt Neustrelitz wurden beispielsweise zwischen schon einige Jahre existierende Kooperation für die Bearbeitung ihres Forschungsantrags „Umgang mit der Landeszentrale für politische Bildung Hessen ist mit Ausreisewilligen DDR-Bürgern“ im Rahmen des Ju- auch in diesem Zusammenhang besonders hervorzuhe- gendprogramms „Zeitensprünge“ betreut. Das Ergebnis ben. Die bewährte Praxis, Fortbildungsveranstaltungen in wurde im November 2008 auf dem Jugendgeschichtstag den alten Bundesländern begleitend zur Wanderausstel- Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin vorgestellt. Ins- lung (siehe auch Kapitel 6.1.2) anzubieten, wurde beibe- gesamt wurden von der BStU im Berichtszeitraum 106 halten und traf weiterhin auf großes Interesse. Auf diese (Berlin 33) Schülerprojektarbeiten betreut. Weise fanden im Berichtszeitraum zehn Lehrerfortbildun- Von der Zentralstelle wurden außerdem zehn Studentin- gen in verschiedenen alten Bundesländern statt – zum ers- nen und Studenten bei der Anfertigung ihrer Examensar- ten Mal auch Seminare in den Bundesländern Schleswig- beiten fachlich beraten und mit einem zum Teil größeren Holstein und Hamburg. Darüber hinaus wurden elf Fort- Zeitaufwand betreut; darunter befanden sich Studierende bildungen durchgeführt, die Schulen in den alten Bundes- von Universitäten aus Berlin, Osnabrück und Luzern. ländern selbst organisiert hatten. Die BStU setzte ihr Engagement in der vom Verband der Materialien Geschichtslehrer Deutschlands e. V. (VGD) initiierten Arbeitsgruppe fort, die das Ziel hat, Konzepte für integra- Die BStU entwickelte im Berichtszeitraum neue schul- tive Formen bei der Vermittlung deutscher Nachkriegsge- verwendbare Materialien, vor allem solche mit regiona- lem Bezug. Lehrkräften und Schülern gibt die Außen- schichte zu entwickeln. Im Rahmen von mehrtägigen stelle Frankfurt (Oder) mit ihren „Angeboten und Lehrerfortbildungsveranstaltungen, so mit den Landes- Materialien für Schulen“ spezielle Lern- und Unterrichts- verbänden Niedersachsen (2007) und Hessen (2008) des hilfen an die Hand. Diese umfangreichen Unterlagen ent- VGD, wurden Möglichkeiten diskutiert, das Thema halten neben Informationen über die Arbeitsweise des „DDR-Staatssicherheit“ im Unterricht zu behandeln und MfS Ausstellungs- und Seminarangebote sowie Fallbei- in das Konzept einer integrierten Nachkriegsgeschichte spiele zu Jugendlichen, die ins Visier des Staatssicher- einzubinden. heitsdienstes gerieten. Hierzu werden relevante Akten- Zunehmend wurden Seminare für Lehramtsstudenten und auszüge einschließlich methodisch-didaktischer Hinweise -referendare angeboten. So wurden in Zusammenarbeit für die Unterrichtsgestaltung und die Lernzielerreichung mit dem VGD Seminare und Projekttage realisiert. Stu- in gebündelter Form angeboten. Auch von den Außen- denten der Geschichtsdidaktik aus Münster, Marburg, stellen Erfurt und Gera wurden zur Unterstützung der Heidelberg und von der Freien Universität Berlin infor- Bildungsarbeit für Lehrkräfte Informationsmappen mit Fallbeispielen, methodischen Hinweisen und Hinter- mierten sich über die Angebote und spezifischen Heraus- grundinformationen erarbeitet, die großes Interesse fin- forderungen an die Bildungsarbeit der BStU. Einzelne den. Studienseminare haben Weiterbildungen zur Frage der Behandlung des Themas „MfS im Unterricht“ inzwischen Die Außenstelle Dresden hat zur neuen Ausstellung als regelmäßige Veranstaltungen ins Programm aufge- „Zwischen Aufbegehren und Anpassen – Jugend in der nommen. DDR“ Begleitmaterialien entwickelt, die über den Inhalt der Ausstellung hinausgehen und auch ohne die Ausstel- Die seit 2003 regelmäßig durchgeführten eintägigen Ver- lungstafeln verwendbar sind. Weiterhin wurde Lehrmate- anstaltungen für Rechtsreferendare des Berliner Kammer- rial mit regionalen Beispielen zusammengestellt, das un- gerichts zum Thema „Politische Justiz in der DDR“ fan- mittelbar im Unterricht verwendet werden kann. den im Berichtszeitraum jeweils zweimal jährlich statt. Inhaltliche Schwerpunkte waren die Rolle des MfS als In der Außenstelle Neubrandenburg wurde mit dem Lehr- Ermittlungs- und Untersuchungsorgan, Fallbeispiele für pfad „DDR-Staatssicherheit auf dem Lindenberg“ ein Rechtsbeugung und den menschenrechtswidrigen Um- ganz neues Medium für die historisch-politische Bil- gang mit Gegnern der SED-Diktatur sowie Fragen der dungsarbeit geschaffen, das eine positive Resonanz bei Aufarbeitung und der dafür notwendigen gesetzlichen Schülern und Lehrkräften ausgelöst hat (siehe auch Kapi- Grundlagen. tel 6.1.2). – 83 –

Die Reihe „Quellen für die Schule“ wurde um einen wei- um die besonderen Möglichkeiten des Stasi-Unterlagen- teren Band ergänzt, der einen Fall an einer Schule in An- Gesetzes. Die Behörde vertrat dazu die Auffassung, dass klam behandelt, an der im Jahr 1961 Schülerinnen und die SED-Diktatur nicht allgemein und anonym aufgear- Schüler wegen angeblich pazifistischer Meinungsäuße- beitet werden kann und soll, sondern der Gesetzgeber rungen massiv bestraft und der Schule verwiesen wurden. ausdrücklich gewollt hat, dass die Verantwortlichen beim Die ersten Bände der Reihe werden seit 2008 auch als Namen genannt werden können (siehe auch Kapitel 1.6). Downloads auf der Homepage der BStU zur Verfügung Weitere Themen, die ein großes Medienecho hervorrie- gestellt. fen, waren der Besuch der Bundeskanzlerin Angela Für den Einsatz in der Schule und in der außerschulischen Merkel am 15. Januar 2009 und die Gründung eines Eu- Bildungsarbeit hatte die BStU schon früher den MfS- ropäischen Netzwerkes der für die Geheimpolizeiakten Lehrfilm „Revisor“ aufbereitet, der die Arbeitsweise und zuständigen Behörden im Dezember 2008 (siehe Kapitel die Selbstwahrnehmung des MfS zeigt. Jetzt stehen auf 1.7). Darüber hinaus waren für die Medien von Interesse: einer zusätzlich veröffentlichten Bildungs-DVD vertie- die Selbstüberprüfung der Redakteure der Berliner Zei- fend ein Aktenauszug und umfangreiche Vorschläge für tung (siehe Kapitel 4.1.7), die Überprüfung des Betreuer- den Einsatz des Films im Unterricht zur Verfügung. Diese stabes der Olympia-Mannschaft auf Zusammenarbeit mit DVD ist vom Verband der Geschichtslehrer Deutschlands dem MfS vor den Olympischen Spielen in Peking (siehe im Jahr 2008 mit dem Qualitätssiegel ausgezeichnet und Kapitel 4.2.6.4) und der Verzicht des Rechtsanwalts als „empfehlenswert“ eingestuft worden. Dr. Gysi auf weitere Rechtsmittel im Rechtsstreit um die Herausgabe ihn betreffender Unterlagen (siehe auch Ka- Die BStU kann die Durchführung von Seminaren und pitel 4.4). Fortbildungsveranstaltungen für Schüler und Lehrer aus Gründen der Personalkapazität nur begrenzt ausbauen. Unter den Filmprojekten, die im Rahmen der Pressearbeit Daher entwickelt sie neben ihrer Arbeit mit Multiplikato- im Berichtszeitraum betreut wurden, ist die Produktion ren auch praxisorientierte Angebote, die einen großen des Films „Virtuelle Rekonstruktion zerrissener Stasi-Un- Kreis interessierter Lehrerinnen und Lehrer erreichen und terlagen“ hervorzuheben. ihnen gesicherte Informationen an die Hand geben. Aus diesem Grund stellt die BStU Unterrichtsmaterialien auf 6.2.2 Öffentlichkeitsarbeit ihrer Internetseite www.bstu.de zum Download zur Ver- fügung. So können sich Lehrkräfte zum Beispiel einen 6.2.2.1 Internet neu gestalteten Foliensatz zum Thema „DDR-Staats- Im Berichtszeitraum gewann das Internet zur Information sicherheit“ mit Begleittexten herunterladen. der Öffentlichkeit über die Aktivitäten der Behörde wei- ter an Bedeutung. Als neuer Service wurde unter anderem Die Materialien der BStU für die historisch-politische die Rubrik „Aktuelles im Bereich Archivwesen“ einge- Bildungsarbeit sind im Anhang 18 aufgeführt. führt. Neben der konventionellen Veröffentlichung im In- ternet werden Veranstaltungshinweise und Pressemittei- 6.2 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit lungen der BStU nun im RSS-Format angeboten. Somit 6.2.1 Pressearbeit können die Nutzerinnen und Nutzer aktuelle Informatio- nen automatisch über einen „Ticker“ beziehen. Die Medienberichterstattung im Berichtszeitraum spie- gelt das ungebrochene Interesse der Öffentlichkeit an der Vor allem die Webseiten des Archivbereichs wurden wei- Arbeit der Behörde und ihrer Zukunft. Schwerpunkte der ter ausgebaut. Im PDF-Format stehen online zur Verfü- Pressearbeit bildeten das Gedenkstättenkonzept der Bun- gung: Findbücher, ein Aktenverzeichnis zum Teilbestand desregierung (siehe auch Kapitel 1.1), die virtuelle der Hauptverwaltung Aufklärung des Ministeriums für Rekonstruktion zerrissener Stasi-Unterlagen (siehe auch Staatssicherheit und Aktenverzeichnisse des Archivs der Kapitel 1.5 und 3.3.2) und die Vorbereitung der Jubilä- Außenstelle Neubrandenburg. umsjahre 2009 und 2010, in denen 20 Jahre Friedliche Im Bereich Bildung wurden weitere Unterrichtsmateria- Revolution und Deutsche Einheit feierlich gewürdigt lien veröffentlicht (Quellen für die Schule 1 und 2), die werden. von Lehrerinnen und Lehrern von den BStU-Webseiten Die Pressestelle organisierte und betreute Pressekonfe- heruntergeladen und für eine lebendige Unterrichtsgestal- renzen, Hintergrundgespräche und Interviews, unter an- tung verwendet werden können. derem zur Reaktion der Bundesbeauftragten auf das Ge- Zur Tätigkeit des MfS in der DDR wurden neue Internet- denkstättenkonzept der Bundesregierung, zur Zukunft der seiten erarbeitet: Überfall auf die Ostberliner Umwelt- Stasi-Unterlagen-Behörde und zur Vorstellung aktueller Bibliothek im November 1987, Olof-Palme-Friedens- Forschungsergebnisse der Abteilung Bildung und For- marsch 1987 in der DDR, Relegierung von Schülern der schung. Carl-von-Ossietzky-Schule 1988. Zunehmende Versuche ehemaliger hauptamtlicher und in- Die Zahl der Zugriffe auf die Internetseiten der Behörde offizieller Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes, Auf- (www.bstu.de) liegt durchschnittlich bei etwa 45 000 Be- arbeitungsinitiativen einzuschüchtern, indem sie gegen suchen („Visits“) und rund 250 000 Seitenaufrufen („Pa- die Nennung ihrer Namen klagten oder Klage androhten, geviews“) pro Monat. Die großen Abweichungen bei den führten zu einer breiten Diskussion in der Öffentlichkeit Pageviews im Vergleich zum vorangegangenen Tätig- – 84 – keitsbericht beruhen auf der Einführung einer neuen und an einer Besichtigung der Archive der Zentralstelle und genaueren Statistik-Software. Die hohen Zugriffszahlen der Außenstellen. Im Archiv der Zentralstelle findet im im vorherigen Berichtszeitraum ergaben sich dadurch, Durchschnitt an jedem Werktag eine Führung statt: Im dass auch die Zugriffe der Suchmaschinen (sogenannter Jahr 2007 haben insgesamt 2 292 Besucherinnen und Be- nicht gesehener traffic) mitgezählt wurden. Jetzt werden sucher einen Einblick in das Archiv der Zentralstelle ge- nur noch die Zugriffe gezählt, die direkt auf der Website winnen können. Im Jahr 2008 waren es 3 257 Gäste, da- www.bstu.de stattfinden. Damit hat sich die BStU an die runter viele aus dem Ausland. Neben den Führungen für derzeit gängigen Verfahren zur Ermittlung von Seitenzu- angemeldete Gruppen bieten die Archive in der Regel griffen angeglichen. einmal monatlich Termine für Einzelbesucherinnen und -be- sucher an. In Berlin finden auch Führungen über das frü- In Vorbereitung auf den 20. Jahrestag der Friedlichen Re- here Gelände des MfS statt. volution wurden die Grundlagen für ein Internetportal un- ter der Domain www.friedlicherevolution.de erarbeitet. Anlässe wie Archivtage oder Geschichtsforen bieten Ge- Partner des Gemeinschaftsprojekts sind die BStU, die legenheit, sich über das Thema „Staatssicherheitsdienst“ Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, das im weitesten Sinne und über die Arbeit der BStU zu in- Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam und der formieren. Am bundesweiten Tag der Archive 2008 betei- Freistaat Sachsen. Die Webseiten informieren mit zahlrei- ligten sich die Archive der Zentralstelle sowie der Außen- chen Formaten und interaktiven Elementen rund um die stellen Magdeburg, Potsdam und Rostock. Bei den Themen Mauerfall, Friedliche Revolution und Wieder- zentralen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit vereinigung. Regelmäßige Videointerviews, Podcasts, in Schwerin (2007) und Hamburg (2008) war die Behörde Buchkritiken, Ausstellungsbesprechungen, aber auch mit Informationsständen vertreten. Die Außenstellen Presseschauen und Veranstaltungshinweise sind online Frankfurt (Oder) und Potsdam gestalteten auf dem Bran- verfügbar. Aktuelle Nachrichten der BStU und Informa- denburg-Tag 2008 in Königs Wusterhausen einen Infor- tionen zu Aufgaben und Entstehung der Behörde können mationsstand. Den Besuchern standen umfangreiches In- die Nutzerinnen und Nutzer ebenfalls abrufen. formationsmaterial sowie Beratungsangebote zur Akteneinsicht zur Verfügung. 6.2.2.2 Seminare und Besuchsprogramme für Journalistinnen und Journalisten 6.2.2.4 Broschüren und Informationsmaterialien Seminarangebote und Besuchsprogramme für Journalis- Verschiedene Flyer informieren die Öffentlichkeit über tinnen und Journalisten gehören zum festen Bestandteil die Dienstleistungen der BStU. Wegen der hohen Nach- der Öffentlichkeitsarbeit der BStU. Die halb- bis dreitägi- frage wurden die Flyer im Berichtszeitraum nachge- gen Programme werden aus einzelnen Modulen je nach druckt. Das behördeneigene Corporate Design wurde auf Interesse der Gruppe zusammengestellt. Zu den regelmä- alle Druckerzeugnisse des Hauses und der Außenstellen ßigen Gästen der BStU zählen unter anderem die Medien- übertragen, sodass ein einheitliches Erscheinungsbild in akademie von ARD und ZDF, Volontäre des NDR aus der Öffentlichkeit gewährleistet ist. allen Landesfunkhäusern sowie die journalistischen Se- minare der Universitäten Köln und Mainz. Ebenfalls wegen großer Nachfrage nachgedruckt wurde die Broschüre „Entscheidungen gegen das Schweigen“, Die Angebote der BStU richten sich an Nachwuchsjour- die 2007 anlässlich des 15. Jahrestages der ersten Akten- nalisten, vor allem Volontäre und Studierende der Publi- einsichten am 2. Januar 1992 erschienen war. Bürgerin- zistik/Journalistik, die sich einen Überblick über die Ent- nen und Bürger, die im Jahr 1992 erstmals Akteneinsicht stehung der Behörde, ihre Tätigkeitsfelder und genommen hatten, reflektieren darin ihre Erinnerungen. Aktivitäten verschaffen möchten. Spezielle Fachschwer- punkte wie zum Beispiel „Auslandsspionage des MfS“, Die Bewerbung von Veranstaltungen der Außenstellen „Politische Strafjustiz“ oder „Kommerzielle Koordinie- durch Flyer und Plakate wurde weiter verbessert. Gleich- rung“ richten sich insbesondere an Journalistinnen und zeitig wurden die technischen und organisatorischen Vo- Journalisten, die ihre Kenntnisse in einzelnen Themenfel- raussetzungen geschaffen, um künftig die Bewerbung dern vertiefen wollen. Gleichzeitig informiert die Be- von Veranstaltungen noch publikumswirksamer zu gestal- hörde in den Seminaren über die Zugangsmöglichkeiten ten. Alle Tage der offenen Tür in den Außenstellen der für Forschung und Medien zu den Stasi-Unterlagen. BStU werden mit Werbematerialien unterstützt. Insgesamt führte die BStU im Berichtszeitraum neun Pro- Ein besonderes Informationsangebot stellt die 30-minü- gramme unterschiedlicher Länge mit rund 150 Teilneh- tige Audio-Dokumentation „Die akustische Hinterlassen- merinnen und Teilnehmern durch. schaft des Ministeriums für Staatssicherheit“ dar. Hier wird anhand eines konkreten Falles gezeigt, wie der 6.2.2.3 Weitere Angebotsformate Staatssicherheitsdienst Stimmen gesammelt und ausge- wertet hat. Die Dokumentation auf CD erläutert, mit Regelmäßig bietet die BStU Bürgerinnen und Bürgern an, welchen Methoden die Geheimpolizei Telefone abge- sich „vor Ort“ über die Behörde, ihre Aufgaben und Ar- hört und durch Stimmmerkmale Personen ausfindig ge- beitsweise zu informieren. Großes Interesse besteht dabei macht hat. – 85 –

7 Internationalisierung der Aufarbeitung denkstättenkonzept des Bundes und die institutionelle Zu- kunft der BStU auf der Tagesordnung. Die Zusammenarbeit mit den Partnereinrichtungen bzw. Institutionen mit ähnlicher Aufgabenstruktur aus dem Anlässlich der Feierlichkeiten des Posener Aufstands von mittelosteuropäischen Raum wurde im Berichtszeitraum 1956 besuchten Mitarbeiter der BStU Kollegen der IPN- weiter vertieft. Ein Höhepunkt war die Unterzeichnung Außenstelle Posen, umgekehrt gab es Besuche der polni- der Vereinbarung über die Schaffung eines „Europäischen schen Außenstelle zum Tag der offenen Tür der BStU in Netzwerkes der für die Geheimpolizeiakten zuständigen Frankfurt (Oder). Zur Vertiefung dieser Kontakte wurde Behörden“ im Dezember 2008 (siehe Kapitel 1.7). Einen am 6. Oktober 2008 in der Frankfurter Außenstelle der Überblick über die Entwicklungen in einzelnen Ländern BStU eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Sie bzw. Kooperationen im Berichtszeitraum gibt Kapitel 7.1. sieht insbesondere eine Zusammenarbeit bei bildungspo- litischen Themen (gemeinsame Ausstellungen und Veran- Ein weiterer großer Teil der internationalen Kontakte staltungen) sowie die gegenseitige Unterstützung bei Vor- wird über parteinahe Stiftungen organisiert. Diese treten haben mit regionalem Kontext vor. als Einladende nach Deutschland auf bzw. beziehen die BStU in spezielle Programme ein. Aber auch andere Ein- richtungen stehen in regelmäßigem Kontakt mit der Rumänien BStU. So werden beispielsweise alljährlich Stipendiaten der Robert-Bosch-Stiftung zu einem Gespräch mit der Am 31. Januar 2008 verkündete das Bukarester Verfas- Behördenleitung und Experten des Hauses eingeladen. sungsgericht ein Urteil, das die Arbeitsmöglichkeiten des Die jungen Nachwuchskräfte aus den Beitrittsländern der Nationalen Rates für das Studium der Securitate-Archive EU sammeln in Einrichtungen des öffentlichen Dienstes (CNSAS) einschränkte. Die Behörde mit über 200 Mitar- in Deutschland vergleichende Verwaltungserfahrungen beitern war nach einer Jahre währenden Übernahme der und befassen sich in ihren Entsendeländern politisch en- Securitate-Akten aus anderen Archiven und einer Neube- gagiert mit dem Thema der Aufarbeitung. Über die Zu- setzung des Rates in die Lage versetzt, effizienter und sammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt, den parteina- auch nach außen wahrnehmbarer zu arbeiten. Anlässlich hen Stiftungen und anderen Einrichtungen gibt Kapitel einer Klage des Vorsitzenden und Gründers der Konser- 7.2 Auskunft. vativen Partei stellte das Verfassungsgericht Rumäniens dann aber fest, dass Passagen des Gesetzes Nr. 187/1999 vom 7. Dezember 1999 – Über den Zugang der Bürger zu 7.1 Zusammenarbeit mit Partnereinrich- von der Securitate aufbewahrten Dossiers und die Enttar- tungen in Mittel- und Südosteuropa nung der Securitate als politische Polizei – nicht verfas- Polen sungskonform seien. Das polnische Institut des Nationalen Gedenkens (IPN) Der CNSAS soll demnach aufgrund der Aktenlage keine hatte wie andere Aufarbeitungseinrichtungen auch mit rechtsverbindliche Aussage mehr treffen dürfen, ob je- der Schwierigkeit umzugehen, dass die relevanten Akten mand Securitate-Mitarbeiter war oder nicht. Diese Ein- des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes bei unterschied- stufung sollen nur Gerichte auf dem entsprechenden Ver- lichen Ämtern, unter anderem dem Innenministerium, la- fahrensweg vornehmen können. Gegen das Urteil gab es gen und zunächst praktisch nicht zugänglich waren. Mitt- unmittelbar nach der Verkündung massive Proteste von lerweile ist es dem IPN gelungen, die relevanten Be- Bürgerrechtsorganisationen. Gegenwärtig arbeitet der stände in eigene Archive zu übernehmen. Eine Lustration CNSAS auf der Grundlage eines Eilbeschlusses der Re- gibt es seit 1997, ergänzt durch zwei Rechtsakte (IPN- gierung vom 5. März 2008, welcher im Kern die Aufga- Gründung und Gesetz über die Offenbarung der Informa- ben des CNSAS bestätigt (Akteneinsicht für Bürger, Auf- tionen aus den Dokumenten der polnischen Staatssicher- deckung der Securitate-Offiziere und inoffizieller heit). Einsichts- und Forschungsrechte sind ähnlich dem Mitarbeiter, Forschung und Bildungsarbeit). StUG geregelt. Mit etwa 2 000 Mitarbeitern, Außenstel- len im ganzen Land und rund 50 000 Nutzungsanträgen Noch im Oktober 2007 war eine hochrangige Delegation jährlich ist das IPN inzwischen ein politisches Schwerge- des CNSAS zu einem zweitägigen Arbeitsbesuch bei den wicht. Komplexität der Aufgaben und Vergleichbarkeit Fachabteilungen und in der Außenstelle Frankfurt (Oder) der behördlichen Konstruktion führten im Jahr 2005 zu der BStU zu Gast. Daneben gab es im Rahmen von inter- einem umfassenden Kooperationsvertrag zwischen IPN national besetzten Veranstaltungen zu zwei weiteren ru- und BStU, der inzwischen auf vielfältige Weise mit Le- mänischen Instituten Kontakte. So berichtete ein Mitar- ben erfüllt wird. Schwerpunkte der Zusammenarbeit sind beiter der BStU auf der internationalen Konferenz „Ways Projekte der Bildung und Forschung und der Austausch to consider communism“ des Instituts zur Untersuchung zu archivischen bzw. archivwissenschaftlichen Fragen. der kommunistischen Verbrechen in Rumänien (IICCR) am 15. November 2007 in Bukarest über Erfahrungen bei Die Behördenleitungen des IPN und der BStU trafen sich der Überwindung der SED-Diktatur; ebenso auf einem in- im Oktober 2007 in Warschau, um sich über aktuelle in- ternationalen Seminar „The Road towards National nenpolitische Entwicklungen auszutauschen. In Polen Reconciliation: Healing the Wounds/Correcting the war seinerzeit die Lustration ein heftig diskutiertes Injustice“ der ICAR-Stiftung und des Rumänischen Kul- Thema, in Deutschland stand die Debatte um das Ge- turinstituts am 26. September 2008 in Bukarest. – 86 –

Tschechien len möglich, um die Entwicklung in Bratislava besser verfolgen zu können. Das tschechische Gesetz über „Das Institut für das Stu- dium des totalitären Regimes und Archiv der Geheim- polizei“ (USTR) ist am 1. August 2007 in Kraft getreten. Ungarn Das USTR ist eine staatliche Organisation, das Archiv ist Das ungarische Historische Archiv der Staatssicherheits- dem Institut untergeordnet. dienste (ABTL) feierte im Oktober 2007 mit einer inter- Der erste Besuch der Prager Behördenleitung fand im nationalen Konferenz, zu der der Direktor der BStU und Sommer 2007 bei der BStU in Berlin statt, um über die Vertreter der entsprechenden Einrichtungen aus Polen, künftigen Aufgaben und Möglichkeiten der Zusammenar- Rumänien und der Slowakei geladen waren, sein zehnjäh- beit zu sprechen. riges Bestehen. Das ungarische Amt für Nationale Sicher- heit übergab erst im Januar 2005 dem Historischen Ar- Das Amt für die Dokumentation und Untersuchung der chiv der Staatssicherheitsdienste weitere Akten, die den Verbrechen des Kommunismus (UDV), das seit 1995 in Zeitraum 1980 bis 1989 betreffen. Dieser Bestand (und Prag existiert, arbeitet weiter, seine Kompetenz ist jedoch bereits vorher übernommene Dokumente aus dem Histo- auf die Untersuchung begrenzt (Polizeiarbeit bzw. Krimi- rischen Amt, dem Rechtsvorgänger des ABTL) können nalpolizei). Die Sektion des UDV für die Dokumentation nun bearbeitet und recherchiert werden. Allerdings ver- hat das neue Amt übernommen. In ähnlicher Weise wird bleiben die Akten, die nach Ansicht des Nationalen Si- auch das Archiv der ehemaligen tschechoslowakischen cherheitsdienstes immer noch die Sicherheitsinteressen Staatssicherheit (StB), welches vom Innenministerium des Staates berühren, weiterhin unter Verschluss beim Si- verwaltet wurde, übernommen. Dem Gesetz nach sollen cherheitsdienst. auch die Archivalien des ehemaligen kommunistischen Nachrichtendienstes, des Nachrichtendienstes des Gene- Vertreter der BStU beteiligten sich im Oktober 2008 an ralstabs der tschechoslowakischen Volksarmee und die einer internationalen wissenschaftlichen Konferenz des Materialien des Militärischen Abwehrdienstes übernom- ABTL über „Spitzel und Bespitzelte“ in Pecs. men werden. Bulgarien Insgesamt ist für das Institut, das seine Arbeit im Frühjahr 2008 aufnahm, die Einstellung von etwa 250 Beschäftig- In Bulgarien wurde die seit 1997 bestehende Kommission ten geplant. Schon jetzt hat sich ein reger bilateraler Aus- mit gesetzlichem Überprüfungsauftrag aufgrund einer tausch entwickelt. Neben dem ersten Besuch im Sommer Regierungsentscheidung im Jahr 2002 quasi ihrer Rechts- 2007 in Berlin fanden Fachgespräche zur Vorbereitung grundlage enthoben. Inzwischen – begünstigt durch den der Netzwerkvereinbarung (siehe Kapitel 1.7) statt; ein EU-Beitritt und innenpolitische Umstände (einseitige Treffen anlässlich der Unterzeichnung der Vereinbarung zweifelhafte Verwendung brisanter Geheimdienstakten in Berlin sowie ein Gegenbesuch von Vertreterinnen und durch Politiker) – wurde wieder ein Stasi-Akten-Gesetz Vertretern der Fachabteilungen Archiv (AR) und Verwen- verabschiedet (Dezember 2006). Danach ist eine Über- dung von Unterlagen (AU) der BStU in der Prager Zen- prüfung verschiedener Personen hinsichtlich einer Zu- trale und der Außenstelle in Brünn im Februar 2009 folg- sammenarbeit mit dem früheren Staatssicherheitsdienst ten. Die Leitungsebene des USTR stellte den deutschen möglich, so etwa für EU-Abgeordnete, Verfassungsrich- Fachleuten die Möglichkeiten der Aktenverwendung in ter oder Mitarbeiter des Obersten Justizrates oder des Prä- Tschechien, die verschiedenen Archivfonds sowie die sidialamtes. Jeder Bürger hat das Recht auf Aktenein- Digitalisierungsstrecke vor. sicht. Dazu wird eine Kommission circa 100 Mitarbeiter einstellen. Im ersten Jahr der Existenz dieser Kommission Slowakei haben 48 000 Bulgaren einen Akteneinsichtsantrag ge- stellt. Anlässlich der Rechenschaftslegung nach einem Ähnlich wie in Rumänien stand auch in der Slowakei der Jahr Kommissionsarbeit wurde die Bundesbeauftragte im Fortbestand des dortigen Instituts des Nationalen Geden- April 2008 zu einer Tagung der sogenannten Kostadinov- kens (UPN) auf dem Prüfstand. Das Institut des Nationa- Kommission (COMDOS) nach Sofia eingeladen, um sich len Gedenkens wurde auf der Grundlage eines im Jahre mit den Bedingungen vor Ort vertraut zu machen. 2002 beschlossenen Gesetzes gegründet. Jetzt wurde der Institution vorgeworfen, dass sie die darin beschriebenen Nach der im Dezember 2008 erfolgten Netzwerk-Unter- Aufgaben und die soziale Funktion nicht erfülle. Sie zeichnung sollte auch mit dieser Kommission der Aus- sollte daher zum 1. Januar 2009 aufgelöst und die Akten tausch vertieft werden. So war es ein Wunsch der bulgari- dem Militärhistorischen Institut übergeben werden. Die- schen Fachleute, die Arbeit der BStU im Detail ses Anliegen ist zunächst abgewehrt worden. kennenzulernen. Bei einem Besuch in Berlin im Februar 2009 wurde einer vierköpfigen Delegation unter Leitung Die BStU konnte im Berichtszeitraum einem Abteilungs- des zweiten Vorsitzenden das gesamte Dienstleistungsan- leiter aus der slowakischen Partnereinrichtung ein mehr- gebot der BStU vorgestellt. In Sofia stand zu diesem Zeit- monatiges Praktikum in der Behörde ermöglichen. Ge- punkt der Bezug einer Archivliegenschaft an. Der für den rade während der für das UPN schwierigen Aufbau des dortigen Archivs zuständige bulgarische Kol- innenpolitischen Situation war somit ein direkter mutter- lege hatte daher für die technische Ausstattung der Ar- sprachlicher Zugang zu slowakischen Informationsquel- chivräume sowie für die Möglichkeiten zur Papiererhal- – 87 – tung besonderes Interesse. Darüber hinaus waren der Baltikum Umgang mit den Medien und die Öffentlichkeitsarbeit der BStU Gegenstand von Nachfragen. Im Juni 2007 ließen sich Vertreter des Ausschusses für Nationale Sicherheit der Republik Lettland und im Sep- tember 2008 eine Delegation aus Estland von der BStU 7.2 Kontakte zu weiteren Ländern über die Zugangsmöglichkeiten zu den Unterlagen des Südosteuropa Staatssicherheitsdienstes und datenschutzrechtliche As- pekte informieren. Museumsdirektoren aus dem Baltikum Im Rahmen der von der Deutschen Botschaft in Tirana und anderen osteuropäischen Ländern folgten einer Einla- organisierten Veranstaltungsreihe „Deutscher Oktober“ dung des Goethe-Instituts zur BStU und diskutierten über besuchte die Bundesbeauftragte vom 20. bis zum den Umgang mit der sozialistischen Vergangenheit. Ver- 22. Oktober 2008 Albanien. Die Botschaft in Tirana hatte treten waren das Lettische Staatsarchiv, das Okkupations- gemeinsam mit der Friedrich-Ebert-Stiftung eingeladen. museum Tallin, das Institut für litauische Geschichte, das Seit dem Sommer 2008 wird in Albanien erneut über die Historische Archiv aus Ungarn und das Institut des Natio- Verabschiedung eines Lustrationsgesetzes und eine recht- nalen Gedenkens aus der Slowakei. Am Ende des Mei- liche Regelung zur Überprüfung von Inhabern öffentli- nungsaustauschs mit der BStU waren sich die Teilneh- cher Ämter auf Zusammenarbeit mit der ehemaligen menden überwiegend einig, dass die Länder, die sich am Staatssicherheit (Sigurimi) diskutiert. Insofern stieß der wenigsten mit der Geschichte ihrer Diktaturen oder der Besuch auf besondere Resonanz sowohl in der Öffent- Unterdrückung des Volkes auseinandersetzen, für die zu- lichkeit als auch auf politischer Ebene. künftige europäische Identitätsfindung schlecht aufge- stellt sind. Unterschiedliche Ansichten wurden zum Um- Rückblickend kann festgestellt werden, dass die lebhaften gang mit datenschutzrechtlichen Aspekten der Opfer und Diskussionen und intensiven Fachgespräche mit Vertre- Täter, zur Publizierung von Namenslisten und Geheim- tern aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft sowie dienstdokumenten im Internet und zum Umgang mit dem der albanischen Presse einen wesentlichen Beitrag zur Thema in den Medien vertreten. Stärkung der Argumentation der Vertreter des neuen Ak- tennutzungsgesetzes lieferten. Die albanischen Presse- kommentare hoben unter anderem hervor, dass es sich Ukraine hier um die einzige öffentliche Veranstaltung dieser Art Die Ukraine suchte im Jahr 2008 den Kontakt zur BStU, seit 18 Jahren gehandelt habe und nun nach den Lustra- um Ansätze für eine transparente Nutzung der Geheim- tionsbemühungen der letzten Jahre auch ein bürger- dienstakten zu diskutieren. Über die Deutsche Botschaft freundliches Akteneinsichtsrecht geschaffen werden in Kiew wurden im Zusammenhang mit den Vierten müsse. Kiewer Gesprächen im Oktober 2008 (organisiert von Die Friedrich-Ebert-Stiftung organisierte kurz darauf im European Exchange, Konrad-Adenauer-Stiftung, der Dezember 2008 einen dreitägigen Arbeitsbesuch für eine Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde u. a.) Fach- zehnköpfige Delegation aus Tirana bei der BStU in Berlin gespräche mit ukrainischen Beamten des Innenministeri- und weitere Veranstaltungen zum Thema „Vergangen- ums bzw. des Sicherheitsdienstes SBU geführt. Innerhalb heitsbewältigung in Deutschland“. Bereits Mitte Februar der Tagung stand die Auseinandersetzung mit den The- 2009 stoppte ein Beschluss des albanischen Verfassungs- men Gerechtigkeit für die Opfer – Verfolgung der Täter – gerichts vorerst den Zugang zu den Geheimdienstakten Aufklärung für die Gesellschaft im Mittelpunkt. Die nach dem Gesetz, das etwa einen Monat lang Bestand Ukraine verfolgt den bislang einmaligen Ansatz, die Auf- hatte. Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten. arbeitung durch den Geheimdienst als Aktenverwalter zu steuern, der gleichzeitig den Status eines Sonderarchivs Mit dem Thema der Dokumentenbereitstellung für die besitzt. Die Akteneinsichtnahme für Betroffene, die be- Öffentlichkeit zur Etablierung einer Erinnerungskultur reits ein Rehabilitierungs-Verfahren durchlaufen hatten, setzten sich kroatische Dozenten, Geschichtsprofessoren war schon ermöglicht worden. Seit dem 23. Januar 2009 und Archivwissenschaftler in der Organisation „Docu- legt der ukrainische Sicherheitsdienst nach einem ent- menta – Centre of Dealing with the Past“ auseinander und sprechenden Erlass des Präsidenten der Ukraine nun auch suchten dabei auch das Gespräch mit der BStU. Eine über alle Dokumente offen, die Aufschluss über „die ukraini- den Deutschen Bundestag eingeladene Parlamentarier- sche Befreiungsbewegung, die politischen Repressionen gruppe aus Bosnien-Herzegowina (Joint Security Intelli- und die Hungerkatastrophen in der Ukraine“ geben. Da- gence Committee of the Parlamentary Assembly) ließ mit soll eine neue Etappe bei der Offenlegung früher un- sich über die Arbeit der Behörde informieren, da es in zugänglicher Informationen eingeleitet werden. Allein in Bosnien noch keine Regelungen zum Umgang mit sol- den Archiven der SBU handelt es sich um etwa 800 000 chen Akten gibt. Ein weiteres juristisches Fachgespräch Aktenbände mit dem Vermerk „Geheim“ oder „Streng wurde Parlamentariern aus den Nachfolgestaaten Jugosla- Geheim“, die nun zugänglich gemacht werden sollen. Da- wiens im Februar 2008 angeboten, bei dem das Thema ei- mit wird eine Zeitspanne von 1917 bis 1991 erfasst. ner Lustrationsgesetzgebung im Vergleich zu den Mög- lichkeiten, die das deutsche StUG bietet, diskutiert Spanien wurde. Weiterhin war eine Delegation des Ausschusses für Verteidigung und Sicherheit des Parlaments aus Mon- Ende 2007 verabschiedete das Parlament nach fast vier- tenegro im Mai 2008 zu Gast bei der BStU. jährigen Bemühungen das „Gesetz der historischen Erin- – 88 – nerung“, das erstmals eine verbindliche rechtliche Basis waren, kennenlernen. Konkrete Hinweise aus den MfS- zur Aufarbeitung und zur Rehabilitierung von Opfern aus Unterlagen (z. B. Vernehmungsprotokolle von SS-Ange- der Zeit des Spanischen Bürgerkriegs (1936 bis 1939) hörigen) führten unter anderem zu bislang nicht bekann- und der anschließenden Diktatur unter General Franco ten anonymen Gräbern in den Okkupationsgebieten des definiert. Politische Urteile sollen überprüft, Morde un- Dritten Reiches. tersucht und Spitzelberichte zugänglich gemacht werden. Im Rahmen der Tagung „Vergangenheit in der Gegen- Das German Historical Institute, Washington D. C., hatte wart. Gesellschaftliche Diskurse zum Umgang mit Dikta- die Bundesbeauftragte dazu eingeladen, im Rahmen des turgeschichte in Europa“ der Stiftung Genshagen (siehe jährlichen Symposiums des Instituts zum Tag der Deut- auch Kapitel 6.1.1) war unter anderem die Erinnerungs- schen Einheit einen Festvortrag zu halten. Die Bundesbe- kultur in Spanien Gegenstand von großem Interesse. Un- auftragte sprach am 3. Oktober 2008 über „Die Friedliche abhängig von dieser Veranstaltung nahm im Herbst 2008 Revolution im Herbst 1989“. ein Experte der BStU an einer Veranstaltung der „Archi- vare ohne Grenzen“ in Spanien teil. Über den Verein Ge- Mittel- und Südamerika gen Vergessen – Für Demokratie und die Friedrich-Ebert- Stiftung gab es im Dezember 2008 einen Informa- Anfragen aus verschiedenen amerikanischen Staaten, die tionsaustausch mit Vertretern aus spanischen Archiven, meist mit dem jüngeren Erbe aus Militärregimes belastet Institutionen und zivilgesellschaftlichen Einrichtungen. sind, erreichten die Behörde verstärkt. Ein wichtiger Ver- anstaltungspartner war hier das Goethe-Institut. Im Jahr 2007 lernten Vertreter aus mehreren Ländern bei zwei Irak Veranstaltungen die Arbeitsweise der BStU kennen. Zu- Hinsichtlich des Irak gab es im Berichtszeitraum vier ver- nächst waren im Mai 2007 Journalisten aus Mexiko, schiedene Termine, die über die Friedrich-Ebert-Stiftung, Paraguay, El Salvador, Bolivien, Venezuela, Argentinien, die Körber-Stiftung, das International Center for Transi- Guatemala, Costa Rica, Chile, Ecuador und Kolumbien tional Justice und das Auswärtige Amt an die BStU he- zu Gast. Im September 2007 folgten Menschenrechtsver- rangetragen wurden. Es handelte sich um Besuche von treter dieser Länder, denen das deutsche Netzwerk von Parlamentariern, Journalisten sowie des Vertreters der ira- Regierungsbehörden und Nichtregierungsorganisationen kischen Schiiten und Generalsekretärs der Stiftung sowie Stiftungen/Vereinen vorgestellt wurde. Shahid al Mihrab in Naschaf. Immer wieder wurde bei Der geschäftsführende Direktor des Nationalen Wieder- den Gesprächen die Frage diskutiert, ob deutsche Erfah- gutmachungsprogramms in Guatemala führte im Juli rungen bei der Aufarbeitung der Machenschaften des ira- 2007 auf Initiative der Berghof Foundation for Peace kischen Geheimdienstes genutzt werden können. Die Support ein ausführliches Fachgespräch mit Mitarbeitern BStU zeigte sich offen für weitere Gespräche mit iraki- der BStU. schen Fachleuten in Deutschland. Der Botschafter Guatemalas ließ sich im Juli 2008 von USA BStU-Beschäftigten und Experten des Fraunhofer IPK über das Projekt der virtuellen Rekonstruktion von vor- Bei den Kontakten zu den USA sind zunächst die jährlich vernichteten MfS-Unterlagen informieren. In Guatemala mehrmals stattfindenden Gespräche mit Sozialkundeleh- befindet sich ein großer Aktenzufallsfund der politischen rern aus den verschiedensten US-Bundesstaaten zu er- Polizei (ca. 85 Millionen Blatt, unsortiert in Lagerhallen) wähnen, die traditionell mit der Organisation Atlantik- in einem sehr schlechten Zustand. Es stand die Frage im Brücke e. V. realisiert werden. Das Programm dient dem Raum, inwiefern deutsches Know-how zur Rettung die- besseren Verstehen des modernen Deutschland und seiner ses Aktenbestandes beitragen kann. Im Oktober 2008 ka- Bemühungen im Bereich der Aufarbeitung von Diktatur- men der Menschenrechts-Ombudsmann und der Leiter erfahrungen und der Demokratieentwicklung. Mit der des Historischen Archivs Guatemalas über die Friedrich- Checkpoint Charlie Stiftung und der Initiative Fortbil- Ebert-Stiftung zu einem Erfahrungsaustausch zur BStU. dung für wissenschaftliche Spezialeinrichtungen gab es Die knapp 200 Mitarbeiter des dortigen Archivs sind zur- im Oktober 2007 eine Einführung in die Arbeit der BStU zeit mit der physischen Rettung der Bestände und deren für eine Gruppe aus US-Parlaments- und Behördenbiblio- Digitalisierung befasst. Die Experten der BStU berichte- theken. ten von ihren Erfahrungen und den in der Behörde ge- nutzten Verfahren bei der Restaurierung und Konservie- Ein besonderer Termin fand im Januar 2008 mit der rung von Papier. Direktorin des US-Holocaustmuseums statt. Die BStU hatte bereits über einen längeren Zeitraum einer vom Mu- Im Dezember 2008 machte sich die Menschenrechtsbe- seum mit Recherchen beauftragten Firma Unterlagen zu auftragte im Auswärtigen Amt Argentiniens ein Bild von vom Staatssicherheitsdienst dokumentierten Nazi- und der Arbeit der Behörde im Zusammenspiel mit anderen Kriegsverbrechen zur Verfügung gestellt. Die Direktorin Einrichtungen der Aufarbeitung in Deutschland. Einen des Museums wollte anlässlich einer Europa-Reise die Monat zuvor bot die Behörde dem Leiter des Bildungs- Arbeit der BStU und auch die Mitarbeiterinnen und Mit- und Dokumentationszentrums in Mexiko die Gelegenheit arbeiter, die konkret mit diesen Recherchen betraut zu einem Informationsaustausch. – 89 –

Asien Auch aus Kambodscha waren Besucher bei der BStU zu Gast. Die inWent (Internationale Weiterbildung und Ent- Aus dem Fernen Osten wurden mehrere Besucher emp- wicklung gGmbH), die im Auftrag der Bundesregierung fangen. Japanische Journalisten kamen über das Goethe- und verschiedener Bundesministerien tätig ist, hatte die Institut Tokyo im Mai 2007 zu einem Gespräch in das Behörde gebeten, zum Thema „Wissensvermittlung durch Berliner Informations- und Dokumentationszentrum der Ausstellungen“ einen Erfahrungsaustausch mit einer BStU, im November 2008 wurde der Sonderstab der japa- Gruppe aus dem Documentation Center Cambodia durch- nischen Regierung für Entführungen (durch Nordkorea) zuführen. Bei einer Präsentation des Berliner Informa- zu einem Gespräch empfangen. tions- und Dokumentationszentrums einschließlich der Mit Korea gab es wiederholt Verbindungen zum Wieder- Darstellung der Dienstleistungsangebote der BStU auf vereinigungsministerium in Seoul. Dort werden verglei- dem Gebiet der politischen Bildung wurden den Gästen chende Studien über die Aufarbeitung von Menschen- verschiedene pädagogische Ansätze vorgestellt. In der rechtsverletzungen nach der Wiederherstellung der Diskussion war die Frage eines Dialogs zwischen Tätern deutschen Einheit und nach einer eventuellen nationalen und Opfern, wie dieser zu organisieren wäre bzw. ob und Zusammenführung Koreas durchgeführt. Darüber hinaus wie ein solcher in Deutschland stattgefunden hat, für die gab es Gespräche mit dem koreanischen Wiedervereini- kambodschanischen Gäste von Interesse. gungsinstitut, die über die Konrad-Adenauer-Stiftung or- ganisiert wurden. Afrika Die politischen Übereinkünfte zwischen den Regierungs- Vertreter zivilgesellschaftlicher Einrichtungen aus Ru- vertretern der letzten DDR-Volkskammer mit bundes- anda waren im Mai 2008 in Deutschland zu Gast. Das deutschen Politikern und die Skizzierung einer Aufarbei- Auswärtige Amt und die Europäische Akademie hatten tungsbilanz waren für Forscher des Instituts für die BStU um einen historischen Exkurs zur zweiten deut- innerkoreanische Angelegenheiten von Interesse. Die An- schen Diktatur, insbesondere zum Opferschutz in der Ge- frage nach diesem Termin erreichte die Behörde direkt sellschaft, gebeten. Die Veranstaltung wurde mit einer aus der Botschaft Koreas. Besichtigung des Archivs der Zentralstelle verbunden.

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Anhang Seite Anhang 1 Organisationsplan ...... 92 Anhang 2 Anschriftenverzeichnis ...... 93 Anhang 3 Entwicklung des Personalbestandes ...... 95 Anhang 4 Mitglieder des Beirats ...... 96 Anhang 5 Stellungnahme der BStU zum Entwurf des Gedenkstättenkonzepts des BKM ...... 97 Anhang 6 Gründungspapier „Europäisches Netzwerk der für die Geheimpolizeiakten zuständigen Behörden“ ...... 107 Anhang 7 Archivisch erschlossene Unterlagen – Überblick ...... 111 Anhang 8 Erschließung von Schriftgut in den Archiven der BStU . . . . 112 Anhang 9 Erschließung der Unterlagen der Diensteinheiten im Ministerium und in den Bezirksverwaltungen für Staatssicherheit ...... 113 Anhang 10 Erschließung der speziellen Informationsträger in den Archiven der BStU ...... 130 Anhang 11 Eingang und Erledigung von Anträgen und Ersuchen ...... 131 Anhang 12 Bürgeranträge – Verteilung der Antragseingänge ...... 133 Anhang 13 Statistische Gesamtauswertung der Bürgerumfrage 2008 . . . 134 Anhang 14 Ersuchen zur besonderen Zuwendung für Haftopfer (sogenannte Opferrente) ...... 137 Anhang 15 Anträge gemäß §§ 32 und 34 StUG – Antragseingänge und Erledigungen nach Themenkomlexen; Struktur der Antragsteller ...... 138 Anhang 16 Mitglieder des Wissenschaftlichen Beratungsgremiums . . . . 140 Anhang 17 Publikationsreihen ...... 141 Anhang 18 Materialien für die historisch-politische Bildungsarbeit . . . . 147 Anhang 19 Ausgewählte Veranstaltungen der Zentralstelle ...... 148 Anhang 20 Ausgewählte Veranstaltungen der Außenstellen ...... 153 Anhang 21 Wanderausstellung ...... 157 Anhang 22 Regionale Ausstellungen der Außenstellen ...... 158 Anhang 23 Die Informations- und Dokumentationszentren der BStU sowie Gedenkstätten ...... 160 Anhang 24 Abkürzungsverzeichnis ...... 161 – 92 –

Anhang 1 ÖPR Berlin ÖPR Suhl beauftragte Gesamtschwer- Gleichstellungs- GPR Personalvertretungen behindertenvertretung Abteilung BF Wissenschaftliche Ausstellungen und Forschungsprojekte angelegenheiten BF Bildungsarbeit zur Fachbereich BF3 Servicebereich BF 2 Publikationen; Verwaltungs- Publikationen; und Dokumentationszentren; Dokumentationszentren; und Öffentlichkeit der Information und historisch-politische istorisch-politische Bildung und Bibliothek und und Dokumentation; Bibliothek Staatssicherheitsdienstes Veranstaltungen; Informations- Veranstaltungen; Forschungsbereich BF 1 h Wissenschaftliche Forschung Aufarbeitung der Tätigkeit des Schwerin Innenrevision Rostock Datenschutzbeauftragte IT-Sicherheitsbeauftragte und Film und Film und Neubrandenburg überprüfungen Referat AU 4 Referat AU 5 Referat AU 6 angelegenheiten sowie zu Anträge Einzelner auf Akten- Beirat der BStU/ Beirat der einsicht; Ersuchen zu Renten- Aufarbeitung und der politischen Bildung sowie und der politischen Bildung sowie Beratungsgremium Sicherheits- und Zuverlässigkeits- Wissenschaftliches von Presse, Rundfunk, Fernsehen von Presse, Rundfunk, Fernsehen Anträge für Zwecke der Forschung Anträge für Zwecke der Forschung Archivwissenschaftliche Arbeitsgruppe AwA Projektleitungsbüro Magdeburg Abteilung AU Unterlagen des Verwendung von Staatssicherheitsdienstes Leipzig zu Ersuchen Referat AU 1 Referat AU 2 Referat AU 3 Referat AU G und Ersuchen zu offenen tungen und Sportsowie zu einsicht; Ersuchen aus den Grundsatzangelegenheiten, von Unterlagen für Strafver- folgung, Rehabilitierung und Anträge Einzelner auf Akten- auf Einzelner Anträge Akten- auf Einzelner Anträge Akten- auf Einzelner Anträge Dienst, Aufarbeitungseinrich- Dienst, Bereichen Politik, öffentlicher öffentlicher Politik, Bereichen einsicht; Ersuchen zu Renten- angelegenheiten; Verwendung Verwendung angelegenheiten; dienste; Aufklärung, Erfassung und Sicherung des Vermögens und Verfahrensangelegenheiten Fachaufsicht und Controlling AU Wiedergutmachung, für Zwecke Zwecke für Wiedergutmachung, ausschüsse und für Nachrichten- Ordensangelegenheiten; Rechts- Ordensangelegenheiten; Vermögensfragenehem. der DDR einsicht; Bekanntgabevon Namen parlamentarischer Untersuchungs- Halle Direktor Außenstellen Die Bundesbeauftragte Gera Karteien Magazine Frankfurt (Oder) Referat 1 AR Referat 2 AR Referat 3 AR Referat 4 AR Referat 5 AR Referat 6 AR Referat 7 AR Fachaufsicht AR Fachaufsicht Abteilung AR Informationsträger Pressestelle Archivbestände Leitungsbüro Bearbeitung spezieller spezieller Bearbeitung Schriftguterschließung Schriftguterschließung Schriftguterschließung Öffentlichkeitsarbeit Erschließung und technische Grundsatzangelegenheiten und Grundsatzangelegenheiten Erfurt Dresden Fachkraft für Beauftragte für Arbeitssicherheit Gesundheitsförderung Haushalt Chemnitz aufgaben Organisation Innerer Dienst; Innerer Referat ZV 1 ZV Referat 2 ZV Referat 3 ZV Referat 4 ZV Referat 5 ZV Referat 6 ZV Referat 7 ZV Referat Abteilung ZV Informations- und Liegenschaftswesen Fort- und Weiterbildung Sicherheit; Beschaffung Beschaffung Sicherheit; Personalangelegenheiten Telekommunikationstechnik Justitiariat; Berufsausbildung; Zentral- und Verwaltungs- Berlin Die Bundesbeauftragte für die Unterlagen für die Die Bundesbeauftragte ehemaligen der des Staatssicherheitsdienstes Republik Demokratischen Deutschen Organisationsplan März 2009 Stand: – 93 –

Anhang 2 Anschriftenverzeichnis

Die Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik

Anschriften, Telefon- und Faxnummern der Zentralstelle der BStU Postanschrift: 10106 Berlin

Hausanschrift/Akteneinsichtsbereich/Lesesäle/Antragstellung:

Karl-Liebknecht-Str. 31/33 Telefon 030 2324-50 10178 Berlin Telefax 030 2324-7799 Telefon IVBB-Netz 01888 665-0 Telefax IVBB-Netz 01888 665-7799

Bürgerberatung:

Karl-Liebknecht-Str. 31/33 Telefon 030 2324-7000 10178 Berlin Telefon IVBB-Netz 01888 665-7000 Für persönliche Beratungsgespräche wird um vorherige Terminvereinbarung gebeten.

E-Mail: [email protected] Internet-Adresse: http://www.bstu.de

Anschrift/Telefon- und Faxnummer der Außenstelle in Brandenburg Frankfurt (Oder)

Fürstenwalder Poststraße 87 Telefon 0335 6068-0 15234 Frankfurt Telefax 0335 6068-2419 E-Mail [email protected]

Anschriften/Telefon- und Faxnummern der Außenstellen in Mecklenburg-Vorpommern Neubrandenburg

Neustrelitzer Straße 120 Telefon 0395 7774-0 17033 Neubrandenburg Telefax 0395 7774-1619 E-Mail [email protected]

Rostock

Hohen Tannen 11 Telefon 038208 826-0 18196 Waldeck-Dummerstorf Telefax 038208 826-1219 E-Mail [email protected]

Schwerin

19065 Görslow Telefon 03860 503-0 Telefax 03860 503-1419 E-Mail [email protected] – 94 – n o c h Anhang 2

Anschriften/Telefon- und Faxnummern der Außenstellen in Sachsen Chemnitz

Jagdschänkenstraße 52 Telefon 0371 8082-0 09117 Chemnitz Telefax 0371 8082-3719 E-Mail [email protected]

Leipzig

Dittrichring 24 Telefon 0341 2247-0 04109 Leipzig Telefax 0341 2247-3219 E-Mail [email protected]

Dresden

Riesaer Straße 7 Telefon 0351 2508-0 01129 Dresden Telefax 0351 2508-3419 E-Mail [email protected]

Anschriften/Telefon- und Faxnummern der Außenstellen in Sachsen-Anhalt Halle

Blücherstraße 2 Telefon 0345 6141-0 06122 Halle (Saale) Telefax 0345 6141-2719 E-Mail [email protected]

Magdeburg

Georg-Kaiser-Straße 4 Telefon 0391 6271-0 39116 Magdeburg Telefax 0391 6271-2219 E-Mail [email protected]

Anschriften/Telefon- und Faxnummern der Außenstellen in Thüringen Erfurt

Petersberg Haus 19 Telefon 0361 5519-0 99084 Erfurt Telefax 0361 5519-4719 E-Mail [email protected]

Gera

Hermann-Drechsler-Straße 1 Telefon 0365 5518-0 07548 Gera Telefax 0365 5518-4219 E-Mail [email protected]

Suhl

Weidbergstraße 34 Telefon 03681 456-0 98527 Suhl Telefax 03681 456-4519 E-Mail [email protected] – 95 –

Anhang 3 * März 94 655 524 (nach Aufgabenbereichen) Entwicklung des Personalbestandes 72 68 70 73 81 86 85 89 88 643 653 839 622 819 608 809 596 777 562 756 550 708 528 704 521 671 655 636 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 * 1 132 1 060 1 010 939 875 815 779 737 690 0 800 600 400 200 1 000 1 200 besetzte Planstellen und Stellen Auskünfte/Ersuchen Archiv Bildung/Forschung Leitung/Verwaltung – 96 –

Anhang 4

Mitglieder des Beirats Stand: März 2009

Vom Deutschen Bundestag gewählte Mitglieder des Beirats: 1. Prof. Dr. Richard Schröder Vorsitzender des Beirats 2. Ulrike Poppe zweite stellvertretende Vorsitzende 3. Markus Meckel, MdB 4. Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Horst Möller 5. Beatrix Philipp, MdB 6. Christoph Waitz, MdB 7. Prof. Dr. Manfred Wilke 8. Jörn Wunderlich, MdB

Von den Ländern benannte Mitglieder des Beirats: 9. Rainer Eppelmann Brandenburg erster stellvertretender Vorsitzender 10. Wolf-Dieter Beyer Sachsen 11. Ludwig Große Thüringen 12. Martin Gutzeit Berlin 13. Dr. Ulrike Höroldt Sachsen-Anhalt 14. Prof. Dr. Georg Machnik Thüringen 15. Jörn Mothes Mecklenburg-Vorpommern 16. Peter Oleikiewitz Sachsen-Anhalt 17. Hansjörg Weigel Sachsen

Im Berichtszeitraum ergaben sich im Beirat folgende personelle Entwicklungen: Herr Dr. Christoph Stier, der 10 Jahre das Land Mecklenburg-Vorpommern im Beirat vertreten hat, schied aus dem Gremium aus. Als sein Nachfolger wurde im September 2008 Herr Jörn Mothes von den Abgeordneten des Landtages Mecklenburg-Vorpommern für den Beirat benannt. Die Bestellung als Beiratsmitglied erfolgte im Januar 2009. Vom Deutschen Bundestag neu in den Beirat gewählt wurde im Oktober 2007 Herr Christoph Waitz als Nachfolger von Frau Gisela Piltz, deren Amtszeit endete. Herr Waitz wurde im Dezember 2007 bestellt. Ebenfalls vom Deutschen Bundestag neu in den Beirat gewählt wurden im Dezember 2007 Frau Beatrix Philipp und Herr Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Horst Möller. Frau Philipp, die im März 2008 zum Beiratsmitglied bestellt wurde, folgt Herrn Hartmut Büttner nach, der 15 Jahre ununterbrochen im Beirat vertreten war und dessen dritte Amtszeit endete. Herr Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Horst Möller, der im März 2008 bestellt wurde, tritt die Nachfolge von Herrn Hartmut Koschyk an, dessen Amtszeit ebenfalls endete.

Folgende Mitglieder des Beirats wurden 2008 für weitere fünf Jahre bestellt: Herr Prof. Dr. Richard Schröder, wiedergewählt vom Deutschen Bundestag, Frau Ulrike Poppe, wiedergewählt vom Deutschen Bundestag, Herr Markus Meckel, wiedergewählt vom Deutschen Bundestag, Herr Prof. Manfred Wilke, wiedergewählt vom Deutschen Bundestag sowie Herr Oberkirchenrat Ludwig Große, wiederbenannt vom Landtag des Freistaates Thüringen und Herr Rainer Eppelmann, wiederbenannt vom Landtag Brandenburg. – 97 –

Anhang 5

Berlin, 11.09.2007

Stellungnahme zum Entwurf des Gedenkstättenkonzepts des BKM vom 22. Juni 2007 Vorbemerkung: Die folgende Stellungnahme konzentriert sich – abgesehen von wenigen Anmerkungen im ers- ten Abschnitt – auf jenen Teil des Konzepts, der sich auf die DDR bezieht und hier besonders auf jene Fragen, die die Behörde der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen betreffen.

Zu einigen Einzelaspekten des Konzepts Die Vorlage des BKM-Entwurfs ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem tragfähigen Gedenkstätten- und Erinnerungskonzept für Deutschland. Die NS-Aufarbeitung wird gestärkt, und notwendige Voraussetzungen für die lange diskutierte Bildung eines DDR-Geschichtsverbundes werden geschaffen. Indem KZ-Gedenkstätten in die institutionelle Förderung des Bundes aufgenommen und die Einrichtungen zur Aufarbeitung der DDR-Geschichte neu vernetzt und geordnet werden, erfährt die Aufarbeitung der zwei deutschen Diktaturen des 20. Jahrhunderts eine deutliche Unterstützung aus dem politischen Raum. Der Ansatz, die Orte des Gedenkens zu systematisieren und zu koordinieren, ist grundsätzlich zu begrüßen. Der im BKM-Konzept skizzierte Weg versucht die angestrebten Ziele vor allem durch die gezielte Förderung des Vorhandenen zu erreichen und verzichtet bewusst auf eine zentralistisch ausgerichtete Neustrukturierung. Gleichwohl bedürfen einige Empfehlungen einer kritischen Kommentierung. Problematisch erscheint der Zuschnitt des Geschichtsverbundes. Seine Gliederung folgt rein Zuschnitt des organisatorischen Gesichtspunkten: Die Aufarbeitungslandschaft wird gleichsam klinisch in Geschichts- die drei Bereiche Archive – Gesellschaftliche Aufarbeitung – Gedenkstätten, Erinnerungsorte, verbunds Museen aufgeteilt. Tatsächlich aber haben sich etliche Institutionen und Einrichtungen der Aufarbeitung herausgebildet, die sich einer solchen starren Zuordnung entziehen. Dies spiegelt sich im vorliegenden Konzept nicht wider. Die entstandenen integralen Arbeitskonzepte sollten jedoch auch künftig gefördert werden. Überdacht werden sollte auch die Bezeichnung „Geschichtsverbund SED-Unrecht“, weil sie Zur Begrifflichkeit die Breite der Themen, auch der, die im vorliegenden Konzept benannt werden, nicht wider- „Geschichtsverbund spiegelt und damit eine inhaltliche Einschränkung vornimmt. Bei der Aufarbeitung der SED- SED-Unrecht“ Diktatur geht es nicht nur um die Darstellung von Unterdrückung, Ausgrenzung und Verfol- gung, sondern auch um Opposition und Widerstand sowie darum, Anpassung und Opportunis- mus aufzuzeigen. Außerdem muss die DDR im Zusammenhang des kommunistisch beherrsch- ten europäischen Machtbereichs untersucht werden. Dieses breite thematische Spektrum aber wird mit dem Begriff „SED-Unrecht“ nicht hinreichend erfasst. Zu hinterfragen sind deshalb auch die Ausführungen zum Thema „DDR-Alltag“. Hier stellt der „DDR-Alltag“ Konzeptentwurf nicht nur ausschließlich auf das „Angst-Anpassungssyndrom des Alltags“ ab, er schließt die Untersuchung anderer Aspekte sogar ausdrücklich aus. Dies greift zu kurz, denn es war keineswegs nur Repression, die den Staat am Leben erhielt, sondern eine wohl kalkulierte, befristet funktionierende Mischung aus Sozialleistungen, Identi- fikationsangeboten sowie Geborgenheitsambiente einerseits und strikter Überwachung, Kon- trolle und Ausgrenzung andererseits. Dieses ausgefeilte perfide System der SED sichtbar zu machen, ist eines der wichtigsten Ziele der Aufarbeitung, wenn es darum geht, totalitäre Verlo- ckungen und Gefährdungen sichtbar zu machen. Eine Reduktion auf ausgewählte Repressions- aspekte würde jedoch – entgegen den erhofften Wirkungen – Beschönigungen und Verharmlo- sungen Vorschub leisten: Nach wie vor bestimmt eine verklärende Erinnerung an ein Leben in – 98 – n o c h Anhang 5 vermeintlicher Sicherheit und Geborgenheit das DDR-Bild vieler Menschen. Eine nur auf die Formen offener Repression reduzierte Aufklärung würde dieses Publikum nicht erreichen. Vor allem auch würde darauf verzichtet, weiter wirkende SED-Ideologeme und neue DDR-Mythen kritisch zu hinterfragen. In der Aufarbeitung der SED-Diktatur sollte deshalb nicht allein auf den Abschreckungseffekt gesetzt werden. Es geht auch darum, alternative Lebens- und Handlungsmöglichkeiten unter den Bedingungen der Diktatur aufzuzeigen. Beispiele von Zivilcourage und Rechtsbewusst- sein, von Bürgersinn und widerständigem Verhalten verdienen es, erinnert zu werden und er- lauben Identifikationen, die ein positives Verhältnis zu Freiheit und Demokratie fördern. Der Vorschlag, Haus 1 – Dienstsitz des Ministers für Staatssicherheit in der ehemaligen DDR – Dauerausstellung dem Widerstand gegen das SED-Regime zuzuordnen und dies mit der Besetzung der MfS-Zen- zu Opposition und trale am 15. Januar 1990 zu begründen („authentischer Ort des Widerstands“), wird allerdings Widerstand der Rolle und der Bedeutung von Opposition und Widerstand nicht gerecht. Für eine wün- schenswerte Dauerausstellung zu Opposition und Widerstand in Berlin kommen vor allem Orte in Frage, deren Geschichte sich mit widerständiger Kultur oder oppositionellen Aktivitäten verbindet. Zu Recht wird im Vorwort des BKM-Papiers davor gewarnt, die nationalsozialistischen Ver- Zweifache deutsche brechen zu relativieren und das Unrecht der SED-Diktatur zu bagatellisieren. Eine weiter ge- Diktatur-Erfahrung hende Erörterung der damit zusammenhängenden Fragen findet sich jedoch nicht, obwohl hier theoretisch und praktisch eine große erinnerungspolitische Herausforderung liegt. Die The- menkreise NS-Zeit und DDR bleiben im Konzept unverbunden nebeneinander stehen, werden geradezu hermetisch getrennt. Die zweifache Diktaturvergangenheit fordert uns jedoch gera- dezu dazu auf, dass wir die Verbindungen und den Erfahrungsaustausch vertiefen, um einer- seits die gravierenden Unterschiede herauszuarbeiten, andererseits aber auch die Analogien und damit das Wesen totalitärer Systeme erfassen zu können. Wünschenswert wären deshalb eine stärkere Kommunikation und ein fachlicher Austausch zwischen den beiden Diktaturaufarbeitungen. Der Vorlauf an Arbeitserfahrungen im NS-Be- reich könnte für die Aufarbeitung der SED-Diktatur nutzbar gemacht werden, und die beider- seits gewonnenen didaktischen Erkenntnisse könnten in gemeinsamer Erörterung weiterentwi- ckelt werden. Auf diesem Wege ließe sich manchen Vorurteilen, Ängsten oder Fehlentwicklungen begegnen. Außerdem läge hierin die einzigartige Chance, aus der mehrfachen Diktaturvergangenheit Konsequenzen zu ziehen und Handlungsoptionen zu formulieren – in die gesamtdeutsche Ge- sellschaft hinein, aber auch mit Blick auf den internationalen Geschichtsdiskurs.

Das Stasi-Unterlagen-Gesetz und die BStU Mit dem Stasi-Unterlagen-Gesetz (StUG) ging der Gesetzgeber vor eineinhalb Jahrzehnten Besonderheiten des neue Wege. Die größte Herausforderung bestand darin, die MfS-Unterlagen einerseits ohne Stasi-Unterlagen- Sperrfristen für die zeitnahe Aufarbeitung zugänglich zu machen, andererseits aber zu vermei- Gesetzes den, dass durch die Herausgabe hochsensibler Daten Persönlichkeitsrechte verletzt werden. Im Ergebnis entstand ein Gesetz, das sich in seiner Logik und in zahlreichen einzelnen Bestim- mungen wesentlich vom Bundesarchivgesetz unterscheidet. Die Stasi-Unterlagen-Behörde ist nach diesem Gesetz nicht nur ein Sonderarchiv, sondern hat Aufarbeitungs- einen ausdrücklichen Aufarbeitungsauftrag. Realisiert wurde dieser Auftrag in den zurücklie- auftrag genden Jahren durch millionenfachen Aktenzugang für Privatpersonen, die Unterstützung von Überprüfungs- und Rehabilitierungsbemühungen, die Bereitstellung von Unterlagen für For- schung und Medien, eigene Forschung sowie Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit. Dabei waren der besondere Schutz Betroffener vor Missbrauch ihrer Akten sowie der vom Gesetz vorgese- hene erleichterte Zugang zu den Unterlagen von MfS-Mitarbeitern stets zu gewährleisten. Die gleichzeitige Erfüllung all dieser Aufgaben bringt erhebliche Synergieeffekte mit sich. Bei- spielsweise wäre die Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit der Außenstellen ohne das Wissen, das sich im Zusammenhang mit Akteneinsichten und Überprüfungen ergibt, nicht denkbar. – 99 –

n o c h Anhang 5

Die BStU verfügt über eine umfassende Expertise aus Archiv-, Forschungs- und Vermittlungs- Integriertes Konzept wissen zur Geheimpolizei der SED, das sich nicht nur auf die Mitarbeiter der Forschungsabtei- von Archiv, lung beschränkt. Dies zeigte sich in den zurückliegenden Jahren zum Beispiel im Zusammen- hoheitlichen hang zahlreicher gerichtlicher Verfahren, zu denen Sachverständige aus der für die Aufgaben, Verwendung der Unterlagen zuständigen Abteilung der BStU hinzugezogen wurden. Nicht zu- Forschung letzt müssen Einzelne auch vor Fehlinterpretationen von Akten geschützt werden. und Bildung Dieses integrierte Konzept von Archiv, hoheitlichen Aufgaben, Forschung und Bildung – in der Bundesrepublik bis dahin einmalig – hat sich bewährt. Die auf dieser Grundlage geleistete Arbeit der BStU ist durch den Deutschen Bundestag aus Anlass der ihm vorgelegten Tätig- keitsberichte immer wieder ausdrücklich bestätigt und gewürdigt worden.

Stasi-Unterlagen-Gesetz und allgemeines Archivrecht Heute wie zum Zeitpunkt der Entstehung des Stasi-Unterlagen-Gesetzes gilt: Die Notwendig- keit gesonderter rechtlicher Normen für die Unterlagen des MfS besteht nicht für unbegrenzte Zeit – und damit ist auch die Existenz der Behörde des bzw. der Bundesbeauftragten für die MfS-Unterlagen endlich. Die im Folgenden aufgeführten Argumente sprechen deshalb nicht per se gegen eine befristete Existenz der BStU. Vielmehr werben sie dafür, vor einer politischen Entscheidung über die Zu- ordnung der MfS-Unterlagen zum Bundesarchiv die damit verbundenen rechtlichen und aufar- beitungspolitischen Implikationen genauestens zu prüfen. Einer solchen durch den Bundestag vorzunehmenden Prüfung kann diese Stellungnahme nicht vorgreifen. Allerdings kann sie auf der Grundlage des Charakters der MfS-Unterlagen, der rechtlichen Gegebenheiten, der vorliegenden Erfahrungen sowie der geltenden Rechtspre- chung eine Reihe von Gesichtspunkten deutlich machen, die bei einer so weit reichenden Ent- scheidung in Betracht zu ziehen sind. Dabei ist zu bedenken, dass das StUG und das allgemeine Archivrecht schon im Grundsätzli- Unterschiedliche chen unterschiedlich konzipiert sind. Das StUG basiert aus verfassungsrechtlichen Gründen Systematik auf einem Verwendungsverbot mit Erlaubnisvorbehalt (§ 4 Abs. 1). Demgegenüber gehen die Archivgesetze von Bund und Land von der generellen Nutzungsmöglichkeit von Unterlagen (mit bestimmten Ausnahmen) aus. Ein erheblicher Teil der MfS-Akten enthält personenbezogene Informationen, die unter Verlet- Menschenrechtswid- zung elementarer Menschenrechte gesammelt wurden. Hinzu kommt, dass ein Großteil der be- rige Erhebung der troffenen Personen heute noch lebt. Die Nutzung dieser Überlieferung für die unterschiedli- Informationen chen Aufarbeitungszwecke erfordert daher differenziertere und strengere gesetzliche Regeln, als sie vom allgemeinen Archivrecht durch die generelle Nutzungsmöglichkeit bereitgestellt werden. Die Notwendigkeit, für die Stasi-Unterlagen andere Regeln und Schutzklauseln als für „normale“ DDR-Archivalien zu finden, bestätigte sich in der praktischen Umsetzung des Ge- Anwendung des setzes und wurde vom Bundesverwaltungsgericht im letztinstanzlichen Urteil im Streit um die allgemeinen Archiv- Unterlagen von Altkanzler Helmut Kohl bekräftigt. Nach Auffassung des Gerichts dürfen die rechts auf MfS- allgemeinen Abwägungsklauseln aus dem Archivrecht aus verfassungsrechtlichen Gründen Unterlagen nicht nicht auf die Unterlagen des MfS angewendet werden. Zudem existiert im allgemeinen Archiv- verfassungskonform recht kein Benachrichtigungsverfahren, wie es im Stasi-Unterlagen-Gesetz vorgeschrieben ist. Während das Stasi-Unterlagen-Gesetz aus verfassungsrechtlichen Gründen Zugangsmöglich- Zugangs- keiten beschränkt, erleichtert es auf der anderen Seite mit ausdifferenzierten Zugangsregeln erleichterungen den für die zeitnahe Aufarbeitung der Diktatur erforderlichen Aktenzugang. So definiert das nach StUG StUG verschiedene Personengruppen im Hinblick auf ihr Verhältnis zur Staatssicherheit (Be- troffene, Dritte, Begünstigte, Mitarbeiter) und regelt deren Aktenzugang als auch deren infor- mationelle Schutzrechte jeweils unterschiedlich. Damit ist der vereinfachte Zugang zu Unterla- gen von Mitarbeitern des MfS für Forschung und Medien möglich. Die Archivgesetze von Bund und Ländern kennen eine solche Differenzierung nicht. Hier existiert lediglich für Perso- nen der Zeitgeschichte und Amtsträger ein leichterer Zugang, alle anderen Personengruppen (auch Betroffene und ehemalige Mitarbeiter des MfS) würden vom Gesetz gleich behandelt. – 100 – n o c h Anhang 5

Entgegen der gelegentlich geäußerten Meinung, dass der Zugang zu MfS-Unterlagen nach all- Zugangsrechte für gemeinem Archivrecht erleichtert würde, wäre an einigen Stellen sogar mit Einschränkungen Forschung und zu rechnen. Das gilt etwa für die Akten zu Mitarbeitern und Begünstigten sowie teilweise auch Medien für das personenbezogene Schriftgut zu Personen der Zeitgeschichte und Amtsträgern. Die Medien haben im Übrigen nach allgemeinem Archivrecht eine schwächere Rechtsposition als nach dem StUG, in dem explizit ein gebundener Anspruch auf Zugang zu den Unterlagen gege- ben ist. Hinzu kommt, dass die Ermessensentscheidungen des allgemeinen Archivrechts ge- richtlich nur sehr eingeschränkt überprüfbar sind. Besondere verfassungsrechtliche Probleme würden bei der Anwendung des allgemeinen Ar- Sachakten – chivrechts auf Sachakten des MfS entstehen. Im allgemeinen Archivwesen werden alle Akten, Personenakten deren Zweckbestimmung nicht personenbezogen war, als Sachakten behandelt, auch wenn sie personenbezogene Informationen enthalten. Dies bedeutet, dass diese Akten herausgegeben werden, ohne dass die darin ggf. enthaltenen personenbezogenen Informationen einer daten- schutzrechtlichen Prüfung unterzogen werden. Dieses unkomplizierte Verfahren ist der Haupt- grund für den von Forschern so geschätzten schnellen und unbürokratischen Aktenzugang in den „normalen“ Archiven. Bei den Stasi-Unterlagen verbietet sich eine solche Vorgehensweise jedoch allein schon aufgrund der zu beachtenden höchstrichterlichen Vorgaben. Zudem ist der Anteil solcher Akten in der Überlieferung des MfS, die auch nach dem Bundesarchivgesetz als „personenbezogenes Schriftgut“ zu behandeln wären, unvergleichlich höher als in anderen Überlieferungen. Das Stasi-Unterlagen-Gesetz gilt als Norm für alle vorhandenen Überlieferungen des MfS. Da- Übernahme von mit sind einheitliche rechtliche Grundlagen, einheitliche Verwaltungsvorschriften und eine ein- Beständen in heitliche Praxis im Umgang mit MfS-Unterlagen gewährleistet. Bei einer Übernahme der MfS- Landesarchive Unterlagen durch das Bundesarchiv ist zu erwarten, dass die regionalen Überlieferungen des MfS, die jetzt in den Außenstellen der BStU liegen, den Landesarchiven angeboten werden. Zwar ist dies keine bindende Vorschrift des Bundesarchivrechts, doch wurde seitens des Bun- desarchivs daran kein Zweifel gelassen. Auch hat es bis jetzt keinen Fall gegeben, in dem an- ders verfahren worden wäre. Mit einer Aufteilung des Stasi-Unterlagen-Bestandes auf das Archivwesen von sieben unter- Akteneinsicht in schiedlichen Gebietskörperschaften (Bundesarchiv sowie Landesarchive Berlins und der neuen verschiedenen Länder) würden jeweils unterschiedliche Normen gelten. Politische Zielvorgaben und Verabre- Archiven dungen, die mit dem Ziel auch weiterhin identischer Normen und Verfahrensweisen getroffen würden, wären im Ernstfall nicht bindend: Seitens des Bundes bestehen keine Kompetenzen, die einen Eingriff in die Landesarchivrechte ermöglichen. In der Folge könnte nicht ausge- schlossen werden, dass sich unterschiedliche Maßstäbe für die Bewertung und Kassation der Bestände entwickeln und dass auch der Zugang zu den Unterlagen und Informationen von Land zu Land unterschiedlich geregelt wird. Betroffene, deren Akten sich in unterschiedlichen MfS-Teilbeständen befinden, müssten ihre Anträge auf persönliche Akteneinsicht an mehrere Archive richten, möglicherweise auf Grundlage unterschiedlicher rechtlicher Regelungen. Das würde einen umfassenden Aktenzugang für Betroffene erheblich erschweren. Antragstellende können heute mit einem einzigen Antrag Recherchen in den Teilbeständen verschiedener terri- torialer MfS-Diensteinheiten auslösen und die Unterlagen in der BStU-Außenstelle einsehen, die von ihrem Wohnort am bequemsten zu erreichen ist, auch wenn die betreffenden Unterla- gen an anderen Standorten der BStU archiviert sind. Nach heutigem Ermessen werden persön- liche Akteneinsichten auf unabsehbare Zeit quantitativ noch eine große Rolle spielen; in aller- letzter Zeit ist hier sogar wieder eine leicht steigende Tendenz zu verzeichnen. Vor diesem Hintergrund wäre eine baldige Aufteilung des MfS-Bestandes auf das allgemeine Archivwesen alles andere als eine bürgerfreundliche Lösung. Neben den rechtlichen und praktischen Problemen brächte die beabsichtigte Aufteilung des Archivische MfS-Bestandes auf sieben verschiedene Archivverwaltungen auch archivische Probleme mit Probleme infolge sich: Die Staatssicherheit war in allen Zeitphasen eine stark zentralistisch ausgerichtete und streng einer Aufteilung auf militärisch strukturierte Institution. Diese zentralistische Struktur des MfS-Apparates spiegelt Landesarchive sich in der Ordnung seiner Unterlagen und Findhilfsmittel wider. In diesem Zusammenhang ist – 101 –

n o c h Anhang 5 vor allem auf die so genannten zentralen Karteien zu verweisen, über die eine zentrale Recher- che der Vorgänge aller Diensteinheiten der Staatssicherheit möglich ist. Zentrale Operative Vorgänge, Zentrale Untersuchungsvorgänge oder Feindobjektakten, an denen unterschiedliche territoriale Diensteinheiten arbeiten konnten, wurden häufig von einer Diensteinheit der Zen- trale koordiniert. Über längere Zeiträume laufende personenbezogene Akten und Vorgänge wanderten bei einem Umzug der betroffenen Personen von einer territorialen Diensteinheit zur anderen oder bei einem Bedeutungszuwachs von einer territorialen zu einer zentralen Dienst- einheit. Archiviert wurden sie von der letzten vorgangsführenden Diensteinheit; der Ablageort einer Akte entspricht daher nicht immer dem örtlichen Bezug ihres Inhalts. Die Aufteilung der MfS-Akten auf das Bundesarchiv und die Landesarchive würde demnach vielfältige innere Zusammenhänge des Bestandes zerstören und wäre daher auch aus archivi- scher Sicht dysfunktional. Neben den rechtlichen und archivischen Gesichtspunkten ist auch in Betracht zu ziehen, dass Nach wie vor die BStU auf lange Sicht noch besondere gesetzliche Aufgaben in größerem Umfang zu erfül- großes Aufkommen len hat: Sie hat im ersten Halbjahr 2007 rund 50 000 Anfragen zur persönlichen Akteneinsicht, an archiv- 2 850 Auskunftsersuchen zur Rehabilitierung, Wiedergutmachung und Strafverfolgung, 24 200 unüblichen Anfragen im Überprüfungsbereich und 680 Forschungs- und Medienanträge erhalten. Diese Aufgaben Ersuchen und Anträge binden nach wie vor den größeren Teil der Arbeitskapazitäten der Be- hörde, da mit ihrer Erledigung – durch die besonderen Schutzvorschriften des StUG – ein ar- chivuntypisch hoher Bearbeitungsaufwand verbunden ist. Die Gründe, die zu den rechtlichen Spezialnormen des Stasi-Unterlagen-Gesetzes geführt ha- ben, gelten bis heute fort und werden auch in absehbarer Zeit nicht gegenstandslos. Erst wenn die in den Akten vorkommenden Personen nicht mehr leben, käme das Bundesarchivgesetz als Rechtsgrundlage für die Verwendung personenbezogener Unterlagen des MfS in Betracht. Bei einer mittelfristigen Übernahme des MfS-Archivbestands durch andere Archiveinrichtungen müssten daher entsprechende gesetzliche Sonderregelungen beibehalten bzw. geschaffen wer- den, die dem Stasi-Unterlagen-Gesetz ähnlich oder gleich sind. Für das Bundesarchiv und die Landesarchive hieße das, dass ihre Bestände nach zwei grundsätzlich verschiedenen gesetzli- chen Regelungen zu verwalten wären. Die Erwartungen insbesondere von Wissenschaftlern, mit dem Übergang der Stasi-Akten in das allgemeine Archivwesen würden gleichsam automa- tisch die dort üblichen einfacheren Herausgaberegeln zum Tragen kommen können, würden nicht in Erfüllung gehen. In der aktuellen Debatte wird u. a. vorgeschlagen, das Ende der Stasi-Unterlagen-Behörde etwa für das Jahr 2019/2020 vorzusehen. Sollte es zu einer solchen Festlegung kommen, wäre recht- zeitig vor diesem Datum zu prüfen, welche rechtlichen und aufarbeitungspolitischen Voraus- setzungen für eine Eingliederung der MfS-Akten in das allgemeine Archivrecht geschaffen werden müssten.

Der Aufarbeitungsauftrag der BStU Der gesetzliche Auftrag der Stasi-Unterlagen-Behörde beschränkt sich nicht auf die Aufgaben eines Sonderarchivs – sie hat auch die Aufarbeitung der Tätigkeit des Staatsicherheitsdienstes u. a. durch die Unterrichtung der Öffentlichkeit über Struktur, Methoden und Wirkungsweise des Staatssicherheitsdienstes und die Einrichtung und Unterhaltung von Dokumentations- und Ausstellungszentren zu gewährleisten (§ 37 StUG). Dieser gesetzliche Aufarbeitungsauftrag schließt die Förderung gesellschaftlicher, politischer und moralischer Lernprozesse, die Beteiligung an Debatten um Wirklichkeit und Deutung der SED-Diktatur sowie die Loyalität vor allem gegenüber den Opfern der Diktatur ein. Die Überlegungen im Entwurf des BKM werden diesem komplexen Aufgabenfeld nicht ge- recht. Zwar wird die bisherige Arbeit der Behörde einschließlich ihrer Forschungs- und Bil- dungsarbeit wertgeschätzt, zugleich jedoch werden die Voraussetzungen dafür, diese erfolgrei- che Arbeit fortzusetzen, zur Disposition gestellt. Jenseits eines vage mit „mittelfristig“ umschriebenen Zeitpunkts sollen die Aktenbestände auf das Bundesarchiv und die Landesarchive – 102 – n o c h Anhang 5 verteilt werden (dazu siehe oben); Aufgaben der „Abteilung Bildung und Forschung“ (BF) sol- len möglicherweise sogar vor einem solchen Zeitpunkt im Bereich der politischen Bildung in der Stiftung Aufarbeitung oder bei der Bundeszentrale und den Landeszentralen für politische Bildung weitergeführt werden. Dieser gedankliche Ansatz verkennt, dass der Beitrag, den die BStU auf verschiedene Weise für die Aufarbeitung leistet, von anderen Institutionen nicht oder noch nicht geleistet werden kann. Und er verkennt, dass es künftig nicht weniger, sondern verstärkter Aufarbeitungsbemü- hungen bedarf. Eine bewährte Aufarbeitungsinstitution ohne inhaltliche Begründung zurück- zubauen, ohne dass gewährleistet ist, dass anderswo genug Expertise und Ressourcen vorhan- den sind, ihre Aufgaben fortzuführen, würde sehr wahrscheinlich zu empfindlichen Einbußen in der Initiierung und Begleitung mannigfacher Aufarbeitungsprojekte führen.

Historisch-politische Bildungsarbeit der BStU In einer Zeit, in der ehemalige Stasi-Mitarbeiter ihrer apologetischen Sicht auf die Vergangen- heit versuchen zur Geltung zu verhelfen, und in der die „natürliche Historisierung“ des SED- Regimes neue Herausforderungen mit sich bringt, braucht es nicht weniger, sondern mehr In- formations- und Bildungsangebote. Hauptadressaten der historisch-politischen Bildungsarbeit der BStU sind zunehmend junge Menschen, die über keine eigenen DDR-Erfahrungen verfü- gen und für die eine Brücke zur Vergangenheit zu schaffen ist. In den ostdeutschen Ländern existiert zwar eine „Infrastruktur der Aufarbeitung“ aus Landes- Dezentrale Lern- beauftragten, Gedenkstätten sowie freien Aufarbeitungsinitiativen. Hinsichtlich der Bereit- angebote der BStU schaft und Fähigkeit, sich mit Aufarbeitungsthemen zu beschäftigen, ergibt sich allerdings ein mit regionalem sehr unterschiedliches Bild. Insbesondere in der universitären Lehre und in den Schulen gibt es Bezug leider noch gravierende Defizite. Das Engagement staatlicher Institutionen (Landeszentralen für politische Bildung, Lehrerfortbildungsinstitute) kann trotz einiger hervorragender Beispiele im Ganzen noch nicht befriedigen. Durch ihre regionale Verankerung in Gestalt der Außenstel- len spielt die BStU hier eine wichtige Rolle. Die vor allem mit regionalem Bezug arbeitenden Außenstellen werden durch die Berliner Zentrale unterstützt sowie methodisch und inhaltlich angeleitet. Darüber hinaus werden von Berlin aus Regionen betreut, in denen es keine Aufar- beitungsangebote gibt. Bis die Beschäftigung mit der zweiten deutschen Diktatur selbstverständliches Anliegen von Aufarbeitung der Kultusministerien, Schulen und Bildungseinrichtungen ist, wird noch viel Zeit vergehen. Dies SED-Diktatur als gilt mehr noch als im Osten in den westlichen Bundesländern. Das Fehlen regionaler Anlauf- gesamtdeutsche punkte, wie sie auf dem Gebiet der früheren DDR mit BStU-Außenstellen, Landesbeauftrag- Herausforderung ten, Vereinen, Gedenkstätten vorhanden sind, macht sich bemerkbar. Bildungsträger, die das Thema DDR regelmäßig in ihre Programme einbeziehen, sind dort eher Ausnahme als Regel. Die DDR-Geschichte wird nach wie vor als etwas Fremdes wahrgenommen, als ostdeutsche Regionalkunde, ohne dass die mannigfaltigen Interdependenzen der deutsch-deutschen Nach- kriegsgeschichte Beachtung finden. Die BStU kann und soll diese Defizite nicht vollständig ausgleichen. Aber sie könnte – in Er- Bildungsarbeit der füllung ihres gesetzlichen Auftrags – durch Modellprojekte, Beratung und Bereitstellung von BStU fördert Initiati- Materialien Aufarbeitungsprojekte im Westen befördern und begleiten. Soweit die Themen ven, begleitet, SED-Diktatur und MfS überhaupt vorkommen, arbeiten die jeweiligen Bildungsträger bereits stellt Informationen heute gern und eng mit der BStU zusammen und stützen sich auf deren Angebote. Dabei zeigt bereit. sich, dass die Defizite bei DDR-Themen im Westen weniger eine Frage der Ressourcen als der Prioritäten sind. Bis DDR-Themen in der historisch-politischen Bildung auch des Westens fest verankert sind, besteht seitens der für die Aufarbeitung der DDR zuständigen Bundesinstitutio- nen (Stiftung Aufarbeitung, Bundeszentrale und BStU) die gemeinsame Verantwortung, beste- hende Lücken zu füllen und Partner zu befähigen, diese Aufgabe künftig zu übernehmen. – 103 –

n o c h Anhang 5

Es ist deshalb wünschenswert, dass die BStU ihre Aktivitäten in diesem Bereich in Ost und West auf absehbare Zeit nicht nur fortsetzen, sondern womöglich auch verstärken kann: Die Bereitstellung von Materialien und methodischen Handreichungen für den Unterricht, die nach archivpädagogischen Grundsätzen erarbeitet wurden, zum Teil gemeinsam mit Partnern; Leh- rerfortbildungen, Schülerpraktika, Projekttage und Beratung. Mit all dem regt die BStU zur Auseinandersetzung mit Diktaturthemen an und initiiert eigenständige Projekte, deren Zahl er- freulicherweise von Jahr zu Jahr steigt. Daneben bietet sie Archivführungen, Ausstellungen, Vorträge und Seminare an, die weit über den schulischen Bereich hinaus genutzt werden.

Forschung in der BStU Die Ergebnisse der in der Stasi-Unterlagen-Behörde angesiedelten Forschung werden in dem BKM-Entwurf durchaus anerkannt. Den Forschern der BStU wird bescheinigt, dass sie „durch zahlreiche wissenschaftliche Publikationen … die historische Aufarbeitung maßgeblich voran- getrieben“ haben. Es verwundert deshalb, dass der Forschungsbereich der BStU im Zusam- menhang mit den Zukunftsperspektiven keine Erwähnung findet. Die behördeneigene For- schung steht jedoch auch künftig vor großen Herausforderungen, und ein wesentlicher Teil ihrer Aufgaben kann aus mehreren Gründen von anderen Institutionen nicht übernommen wer- den: 1. Angesichts der Tatsache, dass ein beträchtlicher Teil personenbezogener Unterlagen des Vorzeitiger Verzicht MfS auf absehbare Zeit für die Forschung nicht oder nur anonymisiert zur Verfügung stehen auf BStU-interne wird, wurde mit der Forschungsabteilung der BStU die Möglichkeit geschaffen, diese ge- Forschung würde schützten Unterlagen dennoch für Forschungszwecke zu nutzen. Dies ist kein ungerechtfertig- viele Unterlagen tes Privileg der BStU-Wissenschaftler, sondern eine im Gesetz verankerte Regelung, mit der der Forschung der Deutsche Bundestag im Rahmen der strengen Verbotsauflagen des Stasi-Unterlagen-Geset- entziehen. zes wissenschaftliche Forschung ermöglicht hat. Eine vorzeitige „Gleichstellung“ BStU-inter- ner und externer Forscher, wie sie in der öffentlichen Debatte gelegentlich verlangt wird, würde deshalb letzteren den Zugang zu den Unterlagen nicht erleichtern. Vielmehr würden viele wichtige Unterlagen der Forschung auf lange Zeit vollständig entzogen werden. In den kommenden Jahren wird sich der BStU-Forschungsbereich den Themenfeldern „Herr- schaft und Alltag“ und „Widerstand im Alltag“ zuwenden. Gerade dieser Forschungsansatz, der das vielfältige Handeln der „kleinen Leute“ in der Diktatur in den Blick nimmt und so dazu beitragen kann, die gängige, aber realitätsferne Entgegensetzung von Herrschafts- und Alltags- perspektive aufzuheben, erfordert die Auswertung unzähliger personenbezogener Informatio- nen zu Betroffenen und ist daher nur auf der Grundlage eines internen Zugangs zu realisieren. 2. In der öffentlichen Debatte wird gelegentlich ein Übergewicht der MfS-Themen in der Auf- Unterlagen des MfS arbeitung beklagt. Soweit damit die unzureichende Beschäftigung mit der Rolle der SED ge- sind Schlüsselüber- meint ist, mag diese Sorge berechtigt sein. Doch gerade in der Erforschung der Machtstruktu- lieferungen für die ren der DDR spielen die MfS-Unterlagen eine herausragende Rolle. Gewiss war die DDR eine gesamte DDR-For- ideologisch legitimierte Parteidiktatur, aber das Ministerium für Staatssicherheit war eine tra- schung. gende Säule des Herrschaftsapparates und zugleich (ähnlich der SED) eine Art Querschnittin- stitution, die sich mit zunehmender Tendenz für fast alle Bereiche von Staat und Gesellschaft zuständig fühlte. Fast überall konnte „der Feind“ lauern – entsprechend hat der Staatssicher- heitsdienst - im Auftrag der SED - agiert. Deshalb lassen sich die Machtstrukturen der DDR- Diktatur nicht begreifen, ohne die Rolle der Geheimpolizei zu beleuchten. Doch die Staatssi- cherheit war – anders als die Partei – bemüht, möglichst wenig Spuren zu hinterlassen: Ihre Mitarbeiter bevorzugten das vertrauliche Gespräch und die konspirative Beauftragung ihrer in- offiziellen Mitarbeiter. Will man also die Überwachung und Beeinflussung irgendeiner DDR- Einrichtung durch die Staatssicherheit untersuchen, so wird man in der Regel allein mit der ar- chivarischen Hinterlassenschaft der betreffenden Institution nicht weit kommen. Oft kann man dort sogar den Eindruck gewinnen, die Staatssicherheit habe überhaupt keine Rolle gespielt. Das kann zutreffen, muss es aber nicht. Eine Antwort findet man nur in den Unterlagen des MfS. Mit ihnen lassen sich nicht nur Struktur, Methoden und Wirkungsweise des MfS nach- zeichnen, sondern auch die Wechselwirkungen innerhalb des Machtgefüges, die Auswirkungen – 104 – n o c h Anhang 5 des politischen Systems auf fast alle Lebensbereiche sowie das Verhalten einzelner Menschen oder Gruppen unter den Bedingungen einer Diktatur. Es kommt hinzu, dass die Stasi-Unterla- gen die Rolle anderer Herrschaftsinstitutionen der DDR (z. B. Volkspolizei, Abteilungen Inne- res der Bezirke und Kreise) in manchen Aspekten stärker beleuchten als deren eigene Überlie- ferungen, die in der Umbruchsphase durch Aktenvernichtungen häufig stark dezimiert wurden.

Haus 1 als zentraler Lernort zur Geschichte des MfS Früheren Gutachten und Kommissionsempfehlungen zufolge soll das Haus 1 der ehemaligen Gutachten der Bund- Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg – seiner geschichtlichen Zuordnung entsprechend – zu ei- Land-Kommission nem Ausstellungs- und Bildungszentrum zur Geschichte des MfS entwickelt werden. Deshalb hatten die Enquête-Kommission des Deutschen Bundestages zur Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozess der Deutschen Einheit und die „Bund-Land-Kommission (Fachkom- mission Haus 1)“ schon vor Jahren empfohlen, die BStU in die künftige Trägerschaft von Haus 1 aktiv und verantwortlich einzubinden. Diese Vorschläge korrespondieren mit dem ge- setzlichen Auftrag der BStU, die Öffentlichkeit über Struktur, Methoden und Wirkungsweise des MfS zu unterrichten. Das Konzept des BKM sieht für das Haus 1 die Einrichtung eines Dokumentations- und Bil- Haus 1 im Konzept dungszentrums „Repression und Widerstand in der SED-Diktatur“ vor, in dem „die Funktion des des BKM Ministeriums für Staatssicherheit im System der SED-Diktatur ausführlich dargestellt werden“ soll. Ob Mielkes ehemaliger Dienstsitz der richtige Ort ist, Widerstand und Opposition zu wür- digen, wurde weiter oben bereits erörtert (siehe Seite 3). Als Träger eines solchen Orts werden einige Institutionen wie die Robert-Havemann-Gesellschaft und die Opferverbände erwähnt, an eine Beteiligung der BStU bzw. ihrer Abteilung Bildung und Forschung ist offenbar nicht ge- dacht: Sie wird in diesem Zusammenhang – anders als in allen früheren Konzeptionen – nicht einmal erwähnt. Im Unterschied zum Konzept des BKM und den Vorschlägen verschiedener Experten folgend Forschungs-, Doku- spricht viel dafür, die Verantwortung für das Haus 1 der BStU mit dem Ziel zu übertragen, ein mentations- und Forschungs-, Dokumentations- und Bildungszentrum zum Ministerium für Staatssicherheit zu Bildungszentrum errichten. Thematischer Mittelpunkt eines solchen Zentrums wären die Geschichte und Tätig- zum MfS keit des MfS, die Verzahnung des MfS innerhalb des Herrschaftsapparats, die Wirkungsweise des MfS (demonstriert an ausgewählten Bereichen), Opposition und Widerstand im Fokus des MfS, die Auflösung des MfS infolge der friedlichen Revolution, die Auseinandersetzung mit den Folgewirkungen der MfS-Tätigkeit sowie das MfS im internationalen, insbesondere im ost- und mitteleuropäischen Vergleich kommunistischer Geheimpolizeien. Die BStU verfügt im Zusammenhang dieser Aufgaben über die erforderlichen Ressourcen und Kompetenzen für die Konzeption und die spätere Betreuungs- und Bildungsarbeit. Von beson- derer Bedeutung ist, dass die Wissenschaftler eines solchen Kompetenzzentrums unter den der- zeit gegebenen rechtlichen Bedingungen als Mitarbeiter der BStU einen direkten Zugang zu den MfS-Unterlagen hätten. Möglich und sinnvoll wäre es, die gegenwärtig am Dienstsitz Ale- xanderplatz der BStU untergebrachte Abteilung BF der BStU und das Berliner Informations- und Dokumentationszentrum der Behörde, das sich derzeit in der Mauerstraße befindet, im Langfristige Exis- Haus 1 anzusiedeln. Wenn zu einem späteren Zeitpunkt für die MfS-Forschung der privile- tenz des Zentrums gierte Zugang zu den MfS-Unterlagen nicht mehr erforderlich ist, könnte das Zentrum in eine ggf. auch unabhän- eigenständige Struktur überführt werden und damit die Stasi-Unterlagen-Behörde „überleben“. gig von BStU Die Verantwortung der BStU für die Dauerausstellung und entsprechende Bildungsangebote zu MfS-Themen im Haus 1 muss – darin ist dem BKM-Entwurf zuzustimmen – auf der bisher dort geleisteten Arbeit aufbauen und die Akteure dieser Arbeit mit einbeziehen. Dafür, dass das Haus 1 in die Trägerschaft der BStU übergeht, sprechen nicht zuletzt wirt- schaftliche Argumente: die örtliche Anbindung (das zentrale Archiv der BStU liegt in direkter Nachbarschaft zu Haus 1), die bei der BStU vorhandenen Verwaltungs-Ressourcen, das admi- nistrative Knowhow und das Fachpersonal, das bei der Bewältigung der mit Haus 1 verknüpf- ten Zukunftsaufgaben von Nöten ist. – 105 –

n o c h Anhang 5

Die Stasi-Unterlagen-Behörde im internationalen Zusammenhang Der Weg, den Deutschland im Umgang mit dem Erbe der SED-Diktatur gegangen ist, hat nicht nur in Mittel- und Osteuropa Maßstäbe gesetzt. Die BStU ist zu einer wichtigen Referenz für viele Länder geworden, die ebenfalls Diktaturen überwunden haben und mit dem Erbe der Dik- taturen, mit der Zerstörung von Kultur und Zivilgesellschaft umgehen müssen. Dieser Aspekt hat vor dem Hintergrund der EU-Erweiterung und der Frage nach einem gesamteuropäischen Geschichtsverständnis an zusätzlicher Bedeutung gewonnen. Gerade in den neuen EU-Staaten im Osten Europas hat die Stasi-Unterlagen-Behörde eine wichtige symbolische Funktion. Dort ist – zum Teil erst in den letzten Jahren – unter expliziter Berufung auf die erfolgreiche Arbeit der BStU mit der Einrichtung analoger Institutionen begonnen worden. Die Abneigung dage- gen, sich offen der kommunistischen Vergangenheit zu stellen, ist dabei in vielen Ländern aus- geprägter als in Deutschland, private Aufarbeitungsinitiativen haben mit erheblich größeren fi- nanziellen und politischen, zum Teil auch rechtlichen Problemen zu kämpfen. Ein vorzeitiges Ende der Stasi-Unterlagen-Behörde in Deutschland würde in diesen Ländern als generelles Si- gnal verstanden werden, dass die gerade beginnende Auseinandersetzung mit diesem Teil der Vergangenheit irrelevant geworden sei. Sie würde deshalb nicht nur die dortigen staatlichen In- stitutionen schwächen, sondern vermutlich auch die einschlägigen Privatinitiativen. Die Geschichte des europäischen Kommunismus hat im europäischen Geschichtsdiskurs bisher eine eher geringe Bedeutung. Das zu ändern, erfordert gemeinsame Anstrengungen der mittel- und osteuropäischen Länder. Die BStU könnte und sollte dazu einen wichtigen Beitrag leisten.

Zusammenfassend lässt sich feststellen: 1. Die Stasi-Unterlagen-Behörde ist keine auf unbefristete Zeit angelegte Einrichtung. Bevor jedoch über den Zeitpunkt ihres Endes entschieden wird, sollten die rechtlichen und aufarbei- tungspolitischen Konsequenzen dieser Entscheidung auf den Prüfstand gestellt und nötige Vor- aussetzungen dafür geklärt werden. Eine vorzeitige Anwendung des allgemeinen Archivrechts auf MfS-Unterlagen würde – verfassungs- und datenschutzrechtliche Probleme aufwerfen, – den Zugang zu wichtigen Unterlagen für die Aufarbeitung erschweren, – möglicherweise zu unterschiedlichen rechtlichen Bestimmungen und Verfahrensweisen im Umgang mit MfS-Unterlagen führen, – einen weltweit einmaligen Datenbestand auseinander reißen und – durch die Aufteilung auf mehrere Archive persönliche Akteneinsichten erheblich kompli- zieren. 2. Der interne Aktenzugang ist kein ungerechtfertigtes Privileg der BStU-Wissenschaftler, sondern eine im Gesetz verankerte Regelung, mit der der Deutsche Bundestag im Rahmen der strengen Verbotsauflagen des Stasi-Unterlagen-Gesetzes wissenschaftliche Forschung ermög- licht hat. Eine vorzeitige „Gleichstellung“ BStU-interner und externer Forscher, wie sie in der öffentlichen Debatte gelegentlich verlangt wird, würde deshalb letzteren den Zugang zu den Unterlagen nicht erleichtern. Vielmehr würden viele wichtige Unterlagen der Forschung auf lange Zeit vollständig entzogen werden. 3. Vieles spricht dafür, im Haus 1 ein Forschungs-, Dokumentations- und Bildungszentrum zum Ministerium für Staatssicherheit in der Verantwortung der BStU zu errichten. Das entsprä- che der historischen Bedeutung dieses Gebäudes als zentralem „Täterort“. Dieses Zentrum wäre so zu konzipieren, dass es – ggf. über die Existenzdauer der BStU hinaus – bestehen kann. – 106 – n o c h Anhang 5

4. Die Bildungsangebote der BStU spielen für die Aufarbeitung der SED-Diktatur bundes- weit und regional eine wichtige Rolle und werden erfreulicherweise immer stärker in Anspruch genommen. Solange Länder, Kommunen und Bildungsträger in diesem Themenbereich auf die fachliche Unterstützung, Fortbildung und Unterrichtsmaterialien der BStU angewiesen sind, sollte die BStU ihren Aufarbeitungsauftrag uneingeschränkt wahrnehmen können. 5. Die Stasi-Unterlagen-Behörde hat in den neuen EU-Staaten im Osten Europas eine wich- tige symbolische Funktion. Dort ist – zum Teil erst in den letzten Jahren – unter expliziter Be- rufung auf die erfolgreiche Arbeit der BStU mit der Einrichtung analoger Institutionen begon- nen worden. In diesem Kontext wäre ein Ende der BStU ein fatales Signal. – 107 –

Anhang 6

Gründungspapier „Europäisches Netzwerk der für die Geheimpolizeiakten zuständigen Behörden“

I. Ausgangslage

1. In der Europäischen Union sind nach dem Ende der kommunistischen Diktaturen in Deutschland (ehem. DDR), Polen, Rumänien, Slowakei, Ungarn, Tschechien und Bulga- rien staatliche Einrichtungen gegründet worden, die für die Überlieferungen der ehemali- gen Geheimpolizeien und anderer repressiver Organe dieser Diktaturen verantwortlich sind und die den Zugang der Öffentlichkeit zu diesen Unterlagen gewährleisten sollen.

2. Die wesentlichen Ziele der Arbeit dieser Institutionen bestehen insbesondere darin, • den von geheimpolizeilicher Tätigkeit betroffenen Personen den Zugang zu den zu ihrer Person vorhandenen Unterlagen zu verschaffen, • eine umfassende Aufklärung und Erforschung der Tätigkeit der kommunistischen Geheimpolizeien auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse zu gewährleisten, • den rechtsstaatlichen Umgang mit den Akten sicherzustellen und sie zugänglich zu machen.

3. Die Entstehung dieser Behörden und die Geschichte der Aktenöffnung ist in unseren Ländern unterschiedlich verlaufen: manche bestehen bereits seit Anfang der 90er Jahre, einige sind erst in den letzten Jahren gegründet worden. Ihnen allen liegt der Wille der Parlamente zu Grunde, für die Hinterlassenschaft der kommunistischen Geheimpolizeien eigene Gesetze zu schaffen, die deren Besonderheiten Rechnung tragen und einen rechts- staatlichen Umgang mit den Akten sowie den Zugang zu ihnen gewährleisten. Hervorzu- heben ist, dass all diese Institutionen unabhängig und nicht Teil der allgemeinen staatli- chen Archivverwaltung sind.

4. Zwischen unseren Institutionen hat sich in den vergangenen Jahren eine rege bilaterale und multilaterale Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen entwickelt. In diese Koope- ration sind andere staatliche und nichtstaatliche Institutionen und Organisationen wie z. B. zeitgeschichtliche Forschungsinstitute häufig einbezogen. – 108 – n o c h Anhang 6

II. Gründung eines Europäischen Netzwerkes der für die Geheimpolizeiakten zuständigen Behörden

Wir, die Vertreter dieser Institutionen, haben die Notwendigkeit erkannt, unsere Zusammen- arbeit zu vertiefen und unserem gemeinsamen Anliegen in einem Europäischen Netzwerk der Aufarbeitungsbehörden Ausdruck zu verleihen. Wir knüpfen dabei unter anderem an die Re- solutionen 1096 (1996) und 1481 (2006) der parlamentarischen Versammlung des Europara- tes an, in denen betont wird, wie wichtig es ist, die von den kommunistischen Regimen verüb- ten Verbrechen zu verfolgen, die Öffentlichkeit darüber aufzuklären und die Geheimpolizei- archive der Diktaturen zu öffnen. Als staatliche Institutionen mit dem gesetzlichen Auftrag, den Aktenzugang zu ermöglichen, wollen wir in der Europäischen Union zu diesen Fragen gemeinsam und abgestimmt die Stimme erheben. Wir wollen ein Forum des Austauschs und der gegenseitigen Information sein: Dies gilt für die Archive, die rechtlichen Regelungen, die historisch-politische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit und die Forschung. Wir wollen mit dieser europäischen Vernetzung verdeutlichen, dass es sich nicht nur um eine isolierte natio- nale Thematik handelt, sondern dass die Aufarbeitung in einen europäischen, einen internati- onalen Kontext eingebunden ist. Insbesondere der Bedeutung der Aktenöffnung, des rechts- staatlich geregelten Zugangs zu den Akten, der unabhängigen wissenschaftlichen Forschung und einer breiten Aufklärung über die Geheimpolizeien der Diktatur und deren Repräsentan- ten wollen wir so Nachdruck verleihen. Gemeinsames Ziel ist es, uns bei der Wahrung dieser Aufgaben gegenseitig zu unterstützen. Wir wollen die Unabhängigkeit der Archivforschung gewährleisten. Jegliche Form von politischer Instrumentalisierung soll verhindert werden. Da- für wollen wir öffentlich eintreten. Dabei erkennen wir an, dass die Nationen – bei allen Gemeinsamkeiten in ihrem Anliegen – unterschiedliche Wege dabei gehen, so bei der Struktur dieser Behörden, dem rechtlichen und tatsächlichen Zugang zu den Akten, den Zuständigkeiten bei der Aufklärung von Straftaten diktatorischer Regime und bei Lustrations- und Überprüfungsverfahren in Politik und Verwal- tung.

Das Europäische Netzwerk dient dazu, unter Beachtung der unterschiedlichen Erfahrungen mit der Repression in den beteiligten Ländern in einer vielfältigen Landschaft von staatlichen und nichtstaatlichen Einrichtungen und Initiativen, von Forschungsinstituten, Stiftungen, Ge- denkstätten, Museen und Opferverbänden das gemeinsame Ziel der wissenschaftlichen, ge- sellschaftlichen und politischen Aufarbeitungsarbeit zu fördern. Die unabhängige wissen- schaftliche Forschung und die historisch-politische Bildungsarbeit insbesondere für die euro- päische Jugend verdient dabei eine herausgehobene Bedeutung. – 109 –

n o c h Anhang 6

Es ist Anliegen des Netzwerkes, andere Einrichtungen und Initiativen in ihre Arbeit einzube- ziehen und dafür geeignete Formen zu finden.

Wir sind der Überzeugung, dass der Zugang zu den Geheimdienstpolizeiakten für Transfor- mationsprozesse nach dem Ende von Diktaturen weltweit von Bedeutung ist. Das Netzwerk will deshalb Mindestvoraussetzungen für den Zugang zu den Geheimpolizei - Akten von Dik- taturen definieren. In einem ersten Schritt wird das Netzwerk zur Information der Öffentlichkeit vergleichende Übersichten zum Zugang zu den Akten, zu den Rechtsgrundlagen, zur Struktur der zuständi- gen Institutionen und zur Inanspruchnahme ihrer Dienstleistungen erstellen. Das Netzwerk wird ein besonderes Augenmerk auf die fachlich unabhängige Aufgabenwahr- nehmung legen, die eine politische Instrumentalisierung ausschließen soll.

III. Arbeitsweise des Netzwerks

1. Jährliche Konferenzen

Das Netzwerk veranstaltet einmal im Jahr eine Konferenz, auf der die Leitungen der be- teiligten Institutionen wichtige Fragen ihrer Aufgaben und der Aufarbeitung in ihren Ländern erörtern. Dabei soll die gesamteuropäische Dimension dieser Themen eine be- sondere Rolle spielen. Veranstaltungsorte sind die Sitzländer des Netzwerks im Wechsel. Die jährliche Konferenz wird begleitet von öffentlichen Veranstaltungen, mit denen eine öffentliche Aufmerksamkeit für Themen der Aufarbeitung geweckt werden soll. Wün- schenswert ist hierbei die Beteiligung weiterer Einrichtungen und Initiativen, die der Aufarbeitung verbunden sind. Die jährliche Konferenz wird in geeigneter Weise dokumentiert und veröffentlicht.

2. Koordinierungsgruppe

Das Netzwerk richtet eine Koordinierungsgruppe aus Vertretern der zugehörigen Institu- tionen ein,

- die eine laufende, direkte Kommunikation untereinander sicherstellen,

- der die Vorbereitung der jährlichen Konferenz (in Ergänzung zur jeweils federfüh- renden Behörde) obliegt,

- die für die Entwicklung eines Systems der Basisinformation über die Behörden und deren Fortschreibung die Verantwortung trägt. – 110 – n o c h Anhang 6

3. Federführung Die Federführung für das Netzwerk obliegt für jeweils ein Jahr der Institution, in deren Land die nächste jährliche Konferenz stattfindet.

Berlin, 16.12.2008 – 111 –

Anhang 7

Archivisch erschlossene Unterlagen – Überblick – Stand: März 2009 Schwankungen in den Umfängen resultieren unter anderem aus Umlagerungen und Kartonierungen im Zuge der Er- schließung, aus Rückführungen, Herausgaben und der Kassation von Unterlagen. Eine Neuvermessung aller Unterla- gen nach vereinheitlichten Kriterien im Berichtszeitraum des 7. Tätigkeitsberichts führte seit Herbst 2005 zu gesicher- ten – wenn auch insgesamt reduzierten – Umfangszahlen.

– Zentralstelle –

Unterlagen der Erschließungsstand1 Diensteinheiten lfd. M. lfd. M. % Erster Tätigkeitsbericht (1991 bis 1993) 28 120 3 193 11 Zweiter Tätigkeitsbericht (1993 bis 1995) 22 509 9 196 41 Dritter Tätigkeitsbericht (1995 bis 1997) 24 756 9 948 40 Vierter Tätigkeitsbericht (1997 bis 1999) 24 679 11 479 47 Fünfter Tätigkeitsbericht (1999 bis 2001) 24 591 12 823 52 Sechster Tätigkeitsbericht (2001 bis 2003) 24 604 13 801 56 Siebenter Tätigkeitsbericht (2003 bis 2005) 26 375 16 428 62 Achter Tätigkeitsbericht (2005 bis 2007) 24 423 15 933 65 Neunter Tätigkeitsbericht (2007 bis 2009) 23 380 16 135 69

– Außenstellen –

Unterlagen der Erschließungsstand1 Diensteinheiten lfd. M. lfd. M. % Erster Tätigkeitsbericht (1991 bis 1993) 40 545 10 691 26 Zweiter Tätigkeitsbericht (1993 bis 1995) 34 061 20 615 61 Dritter Tätigkeitsbericht (1995 bis 1997) 37 767 24 556 65 Vierter Tätigkeitsbericht (1997 bis 1999) 39 006 27 372 70 Fünfter Tätigkeitsbericht (1999 bis 2001) 39 646 29 900 75 Sechster Tätigkeitsbericht (2001 bis 2003) 39 761 30 560 77 Siebenter Tätigkeitsbericht (2003 bis 2005) 39 462 30 144 76 Achter Tätigkeitsbericht (2005 bis 2007) 38 005 30 992 82 Neunter Tätigkeitsbericht (2007 bis 2009) 37 500 32 315 86 1 Die scheinbare Verlangsamung der Erschließungsarbeiten in Bezug auf frühere Tätigkeitsberichte resultiert aus der Tatsache, dass in den ersten Jahren des Bestehens der Behörde vorwiegend personenbezogene Unterlagen einschließlich dazugehöriger Karteien geordnet und nutzbar ge- macht wurden und die inhaltliche Erschließung zeitaufwändiger ist. – 112 –

Anhang 8

Erschließung von Schriftgut in den Archiven der BStU Stand: März 2009

Von der Abt. XII archivierte Ablagen 1 (sogenannte Unterlagen der Diensteinheiten 2 MfS/BV Archivbestände) (einschl. KD) insgesamt sortiert nach (ohne zer- Länderstruktur insgesamt 3 davon erschlossen davon erschlossen 4 rissene Unterlagen) lfd. M. lfd. M. % lfd. M. lfd. M. % Ministerium 19 637 1 157 6 23 380 16 135 69 Land Berlin Berlin 1 127 8 1 1 111 829 75 Land Brandenburg Cottbus 1 2830,1 0,01 1 583 5 1 424 5 90 Frankfurt (Oder) 1 670 20 1 1 433 5 1 254 5 88 Potsdam 2 164 30 1 2 554 5 2 515 5 98 Land Mecklenburg-Vorpommern Neubrandenburg 1 272 83 7 969 930 96 Rostock 2 172 104 5 1 038 989 95 Schwerin 1 561 276 18 907 907 100 Freistaat Sachsen 1 86 Dresden 3 293 21 4 855 4 167 Karl-Marx-Stadt 4 274 3 0,1 3 243 3 181 98 (jetzt Chemnitz) Leipzig 2 331 1 0,04 3 625 2 470 68 Land Sachsen-Anhalt Halle 2 400 0 0 4 425 5 3 681 5 83 Magdeburg 1 843 17 1 4 893 5 4 247 5 87 Freistaat Thüringen Erfurt 1 931 19 1 2 737 5 2 342 5 86 Gera 2 017 4 0,2 1 973 1 821 92 Suhl 1 400 9 1 2 154 1 558 72 Gesamt 50 375 1 752 3 60 880 48 450 80

1 Schriftgut einschließlich spezieller Datenträger, wie Mikrofiches, Filme usw. 2 Schriftgut einschließlich Karteien sowie spezieller Informationsträger im unerschlossenen Bestand 3 personenbezogen nutzbar 4 zu speziellen Informationsträgern siehe Anhang 10 5 einschließlich der sogenannten „aktiven“ registrierten Vorgänge

Unberücksichtigt bleibt hierbei das nutzbare Schriftgut auf Sicherungs- und Arbeitsfilmen, das in Papierform einen Umfang von ca. 46 550 lfd. M. ergeben würde. – 113 –

Anhang 9 Erschließung der Unterlagen der Diensteinheiten im Ministerium und in den Bezirksverwaltungen für Staatssicherheit Seite Anhang 9.1 Ministerium für Staatssicherheit ...... 114 Anhang 9.2 Bezirksverwaltung Berlin ...... 115 Anhang 9.3 Bezirksverwaltung Cottbus ...... 116 Anhang 9.4 Bezirksverwaltung Frankfurt (Oder) ...... 117 Anhang 9.5 Bezirksverwaltung Potsdam ...... 118 Anhang 9.6 Bezirksverwaltung Neubrandenburg ...... 119 Anhang 9.7 Bezirksverwaltung Rostock ...... 120 Anhang 9.8 Bezirksverwaltung Schwerin ...... 121 Anhang 9.9 Bezirksverwaltung Dresden ...... 122 Anhang 9.10 Bezirksverwaltung Karl-Marx-Stadt ...... 123 Anhang 9.11 Bezirksverwaltung Leipzig ...... 124 Anhang 9.12 Bezirksverwaltung Halle ...... 125 Anhang 9.13 Bezirksverwaltung Magdeburg ...... 126 Anhang 9.14 Bezirksverwaltung Erfurt ...... 127 Anhang 9.15 Bezirksverwaltung Gera ...... 128 Anhang 9.16 Bezirksverwaltung Suhl ...... 129 – 114 –

Anhang 9.1

Erschließungsstand der Unterlagen der Diensteinheiten Stand: März 2009

Ministerium für Staatssicherheit Struktur von 1989 Unterlagen der Diensteinheiten:23 380 lfd. M. Erschließungsstand:16 135 lfd. M. 69 % Akteneinheiten/Verzeichnungseinheiten: 702 093

Sekretariat des Ministers Sekretariat Mittig Sekretariat Neiber Sekretariat Schwanitz Sekretariat Großmann U: 97 lfd. M. U: 9 lfd. M. U: 34 lfd. M. U: 12 lfd. M. keine Unterlagen ES: 97 lfd. M. ES: 9 lfd. M. ES: 34 lfd. M. ES: 2 lfd. M. nachweisbar AE: 2 675 AE: 239 AE: 1 004 AE: 133 AGM Wachregiment VRD HA I HA III HV A U: 96 lfd. M. U: 829 lfd. M. U: 951 lfd. M. U: 668 lfd. M. U: 586 lfd. M. U: 47 lfd. M. ES: 96 lfd. M. ES: 30 lfd. M. ES: 288 lfd. M. ES: 563 lfd. M. ES: 529 lfd. M. ES: 47 lfd. M. AE: 3 078 AE: 1 450 AE: 6 706 AE: 18 606 AE: 19 799 AE: 1 675 ZAIG Abt. XII HA XVIII HA VI OTS U: 1 544 lfd. M. U: 2 814 lfd. M. U: 781 lfd. M. U: 621 lfd. M. U: 504 lfd. M. ES: 1 020 lfd. M. ES: 2 814 lfd. M. ES: 373 lfd. M. ES: 565 lfd. M. ES: 63 lfd. M. AE: 99 467 AE: 8 351 AE: 19 312 AE: 18 956 AE: 3 545 BdL Abt. XIII HA XIX HA VII Abt. N U: 475 lfd. M. U: 224 lfd. M. U: 314 lfd. M. U: 454 lfd. M. U: 396 lfd. M. ES: 232 lfd. M. ES: 174 lfd. M. ES: 264 lfd. M. ES: 421 lfd. M. ES: 8 lfd. M. AE: 19 842 AE: 9 059 AE: 9 063 AE: 8 699 AE: 431 HA KuSch Rechtsstelle HA XX HA VIII Abt. XI U: 857 lfd. M. U: 37 lfd. M. U: 1 074 lfd. M. U: 706 lfd. M. U: 232 lfd. M. ES: 699 lfd. M. ES: 37 lfd. M. ES: 963 lfd. M. ES: 502 lfd. M. ES: 55 lfd. M. AE: 39 481 AE: 1 258 AE: 32 036 AE: 10 990 AE: 1 138 HA II ZMD ZAGG HA XXII Abt. BCD U: 1 633 lfd. M. U: 1 113 lfd. M. U: 43 lfd. M. U: 415 lfd. M. U: 104 lfd. M. ES: 1 284 lfd. M. ES: 875 lfd. M. ES: 41 lfd. M. ES: 318 lfd. M. ES: 53 lfd. M. AE: 77 273 AE: 47 282 AE: 3 177 AE: 14 632 AE: 4 030 HA IX JHS AG BKK ZKG Abt. 26 U: 776 lfd. M. U: 180 lfd. M. U: 44 lfd. M. U: 423 lfd. M. U: 111 lfd. M. ES: 715 lfd. M. ES: 180 lfd. M. ES: 44 lfd. M. ES: 360 lfd. M. ES: 27 lfd. M. AE: 56 120 AE: 37 067 AE: 2 394 AE: 17 516 AE: 1 859 Abt. X Abt. M ZOS AG XVII U: 158 lfd. M. U: 670 lfd. M. U: 99 lfd. M. U: 197 lfd. M. ES: 158 lfd. M. ES: 636 lfd. M. ES: 99 lfd. M. ES: 125 lfd. M. AE: 1 726 AE: 1 240 AE: 4 070 AE: 5 388 Abt. XIV AG E U: 154 lfd. M. keine Unterlagen ES: 137 lfd. M. nachweisbar AE: 16 865 Abt. Finanzen U: 975 lfd. M. ES: 523 lfd. M. BdZL SV Dynamo Personendossiers AP der 92er Reihe SED-KL und FDGB AE: 6 687 U: 0,3 lfd. M. U: 123 lfd. M. U: 649 lfd. M. U: 189 lfd. M. HA PS ES: 0,3 lfd. M. ES: 123 lfd. M. ES: 0 lfd. M. ES: 189 lfd. M. U: 465 lfd. M. AE: 20 AE: 13 220 AE: 0 AE: 9 419 ES: 200 lfd. M. VEB SHB Kartensammlung Formularsammlung AE: 12 114 U: 263 lfd. M. U: 215 lfd. M. U: 22 lfd. M. ES: 112 lfd. M. ES: 29 lfd. M. ES: 22 lfd. M. AE: 6 556 VE: 24 933 VE: 1 512

AE/VE - Akteneinheiten/Verzeichnungseinheiten (einschl. zugehörende Karteien) ES - Erschließungsstand (einschl. zugehörende Karteien) lfd. M. - laufende Meter U-Umfang des Teilbestandes an Schriftgut und Karteien einschl. Bild- und Tonträgern im unerschlossenen Bestand - abschließend bearbeitet – 115 –

Anhang 9.2

Erschließungsstand der Unterlagen der Diensteinheiten Stand: März 2009

Bezirksverwaltung Berlin (einschließlich Kreisdienststellen) Struktur von 1989 Unterlagen der Diensteinheiten:1 111 lfd. M. Erschließungsstand: 829 lfd. M. 75 % Akteneinheiten: 106 161

Leiter der BV 1. Stellvertreter Stellvertreter Stellv. Technik/ Stellvertreter Operativ Sicherstellung Aufklärung U: 3 lfd. M. keine Unterlagen keine Unterlagen keine Unterlagen keine Unterlagen ES: 3 lfd. M. nachweisbar nachweisbar nachweisbar nachweisbar AE: 184 Offizier für KD Hohenschön- Abt. XVIII Abt. II Abt. III Abt. XV Sonderaufgaben hausen U: 7 lfd. M. U: 66 lfd. M. U: 12 lfd. M. U: 9 lfd. M. U: 8 lfd. M. keine Unterlagen ES: 7 lfd. M. ES: 66 lfd. M. ES: 12 lfd. M. ES: 4 lfd. M. ES: 8 lfd. M. nachweisbar AE: 1 135 AE: 10 484 AE: 858 AE: 418 AE: 438 AKG KD Köpenick Abt. XIX Abt. VI Abt. OT U: 23 lfd. M. U: 51 lfd. M. U: 80 lfd. M. U: 45 lfd. M. U: 1 lfd. M. ES: 22 lfd. M. ES: 51 lfd. M. ES: 73 lfd. M. ES: 45 lfd. M. ES: 0 lfd. M. AE: 2 847 AE: 9 737 AE: 10 347 AE: 2 963 AE: 0 Abt. XII KD Lichtenberg Abt. XX Abt. VII Abt. N U: 16 lfd. M. U: 73 lfd. M. U: 221 lfd. M. U: 26 lfd. M. U: 2 lfd. M. ES: 16 lfd. M. ES: 73 lfd. M. ES: 92 lfd. M. ES: 26 lfd. M. ES: 0,2 lfd. M. AE: 49 AE: 13 210 AE: 4 940 AE: 1 882 AE: 4 Abt. KuSch KD Marzahn AG G Abt. VIII Abt. XI U: 10 lfd. M. U: 42 lfd. M. U: 0,2 lfd. M. U: 10 lfd. M. U: 1 lfd. M. ES: 10 lfd. M. ES: 42 lfd. M. ES: 0,2 lfd. M. ES: 10 lfd. M. ES: 1 lfd. M. AE: 202 AE: 7 696 AE: 13 AE: 806 AE: 1 198 Med. Dienst KD Mitte AG XXII SR BCD U: 0,4 lfd. M. U: 54 lfd. M. U: 6 lfd. M. keine Unterlagen ES: 0 lfd. M. ES: 48 lfd. M. ES: 6 lfd. M. nachweisbar AE: 0 AE: 9 229 AE: 262 AGL KD Pankow BKG Abt. RD U: 3 lfd. M. U: 27 lfd. M. U: 2 lfd. M. U: 1 lfd. M. ES: 3 lfd. M. ES: 18 lfd. M. ES: 2 lfd. M. ES: 0,01 lfd. M. AE: 100 AE: 2 971 AE: 98 AE: 1 WSEKD Prenzlauer Berg SR AWK BdL U: 82 lfd. M. U: 1 lfd. M. U: 21 lfd. M. keine Unterlagen ES: 82 lfd. M. ES: 1 lfd. M. ES: 14 lfd. M. nachweisbar AE: 11 218 AE: 67 AE: 1 688 Abt. IX KD Treptow SR GS U: 7 lfd. M. U: 34 lfd. M. keine Unterlagen ES: 7 lfd. M. ES: 33 lfd. M. nachweisbar AE: 146 AE: 3 918 Abt. XIV KD Weißensee U: 16 lfd. M. U: 21 lfd. M. ES: 12 lfd. M. ES: 21 lfd. M. AE: 1 198 AE: 3 278 Abt. Finanzen Ltg. PO Ohne Zuordnung U: 55 lfd. M. U: 22 lfd. M. U: 32 lfd. M. ES: 0 lfd. M. ES: 1 lfd. M. AE: 0 AE: 19 Stab U: 1 lfd. M. ES: 1 lfd. M. AE: 36 KD Friedrichshain AE - Akteneinheiten (einschl. zugehörende Karteien) U: 19 lfd. M. ES - Erschließungsstand (einschl. zugehörende Karteien) ES: 19 lfd. M. lfd. M. - laufende Meter (einschl. zugehörende Karteien) AE: 2 216 U - Umfang des Teilbestandes an Schriftgut und Karteien einschl. Bild- und KD Hellersdorf Tonträgern im unerschlossenen Bestand U: 4 lfd. M. - abschließend bearbeitet ES: 4 lfd. M. AE: 305 – 116 –

Anhang 9.3

Erschließungsstand der Unterlagen der Diensteinheiten Stand: März 2009

Bezirksverwaltung Cottbus (einschließlich Kreisdienststellen) Struktur von 1989 Unterlagen der Diensteinheiten:1 583 lfd. M. Erschließungsstand:1 424 lfd. M. 90 % Akteneinheiten: 183 336

Leiter der BV 1. Stellv. Operativ Stellv. Operativ Stellv. Technik/ Stellv. Aufklärung Sicherstellung U: 0,1 lfd.M. keine Unterlagen keine Unterlagen keine Unterlagen keine Unterlagen ES: 0,1 lfd.M. nachweisbar nachweisbar nachweisbar nachweisbar AE: 2 Offizier für KD Finsterwalde Abt. XVIII Abt. II Abt. III Abt. XV Sonderaufgaben U: 53 lfd. M. U: 28 lfd. M. U: 19 lfd. M. U: 2 lfd. M. U: 13 lfd. M. keine Unterlagen ES: 53 lfd. M. ES: 28 lfd. M. ES: 19 lfd. M. ES: 2 lfd. M. ES: 13 lfd. M. nachweisbar AE: 7 567 AE: 6 033 AE: 3 608 AE: 113 AE: 827 AKG KD Forst Abt. XIX Abt. M Abt. OT U: 104 lfd. M. U: 31 lfd. M. U: 7 lfd. M. U: 49 lfd. M. U: 3 lfd. M. ES: 103 lfd. M. ES: 31 lfd. M. ES: 7 lfd. M. ES: 48 lfd. M. ES: 0 lfd. M. AE: 8 795 AE: 4 525 AE: 1 317 AE: 16 AE: 0 Abt. XII KD Guben Abt. XX Abt. VI Abt. N U: 36 lfd. M. U: 12 lfd. M. U: 12 lfd. M. U: 6 lfd. M. U: 15 lfd. M. ES: 35 lfd. M. ES: 12 lfd. M. ES: 12 lfd. M. ES: 6 lfd. M. ES: 0,2 lfd. M. AE: 722 AE: 336 AE: 1 782 AE: 218 AE: 1 Abt. KuSch KD Herzberg AG G Abt. VII Abt. XI U: 157 lfd. M. U: 7 lfd. M. U: 1 lfd. M. U: 2 lfd. M. U: 0,1 lfd. M. ES: 157 lfd. M. ES: 7 lfd. M. ES: 1 lfd. M. ES: 2 lfd. M. ES: 0,1 lfd. M. AE: 9 703 AE: 690 AE: 14 AE: 72 AE: 1 Med. Dienst KD HoyerswerdaOD Schwarze Pumpe Abt. VIII SR BCD U: 25 lfd. M. U: 33 lfd. M. U: 44 lfd. M. U: 23 lfd. M. U: 2 lfd. M. ES: 24 lfd. M. ES: 33 lfd. M. ES: 44 lfd. M. ES: 23 lfd. M. ES: 0 lfd. M. AE: 2 450 AE: 6 337 AE: 8 869 AE: 759 AE: 0 AGL KD Jessen AG XXII Abt. RD U: 0,2 lfd. M. U: 13 lfd. M. U: 1 lfd. M. U: 11 lfd. M. ES: 0,2 lfd. M. ES: 13 lfd. M. ES: 1 lfd. M. ES: 0 lfd. M. AE: 3 AE: 489 AE: 15 AE: 0 WSE KD Liebenwerda BKG BdL U: 1 lfd. M. U: 10 lfd. M. U: 14 lfd. M. U: 57 lfd. M. ES: 0 lfd. M. ES: 10 lfd. M. ES: 10 lfd. M. ES: 56 lfd. M. AE: 0 AE: 513 AE: 16 AE: 3 096 Abt. IX KD Luckau SR AWK U: 10 lfd. M. U: 35 lfd. M. U: 0,1 lfd. M. ES: 10 lfd. M. ES: 35 lfd. M. ES: 0,1 lfd. M. AE: 521 AE: 7 929 AE: 1 Abt. XIV KD Lübben SR PS U: 40 lfd. M. U: 18 lfd. M. U: 0,1 lfd. M. ES: 40 lfd. M. ES: 18 lfd. M. ES: 0,1 lfd. M. AE: 2 966 AE: 1 243 AE: 5 Abt. 26 KD Senftenberg U: 0,1 lfd. M. U: 143 lfd. M. ES: 0,1 lfd. M. ES: 119 lfd. M. Ltg. PO SV Dynamo AE: 2 AE: 17 002 U: 4 lfd. M. U: 1 lfd. M. Abt. Finanzen KD Spremberg ES: 3 lfd. M. ES: 1 lfd. M. U: 114 lfd. M. U: 14 lfd. M. AE: 28 AE: 23 ES: 19 lfd. M. ES: 14 lfd. M. AE: 78 AE: 230 AE - Akteneinheiten (einschl. zugehörende Karteien) KD Calau KD Weißwasser ES - Erschließungsstand (einschl. zugehörende Karteien) U: 103 lfd. M. U: 11 lfd. M. lfd. M. - laufende Meter ES: 103 lfd. M. ES: 11 lfd. M. U - Umfang des Teilbestandes an Schriftgut und AE: 17 623 AE: 241 Karteien einschl. Bild- und Tonträgern im KD Cottbus unerschlossenen Bestand U: 299 lfd. M. ES: 299 lfd. M. - abschließend bearbeitet AE: 66 555 – 117 –

Anhang 9.4

Erschließungsstand der Unterlagen der Diensteinheiten Stand: März 2009

Bezirksverwaltung Frankfurt (Oder) (einschließlich Kreisdienststellen) Struktur von 1989 Unterlagen der Diensteinheiten:1 433 lfd. M. Erschließungsstand:1 254 lfd. M. 88 % Akteneinheiten: 133 131 Leiter der BV 1. Stellv. Operativ Stellv. Operativ Stellv. op. Technik/ Stellv. Aufklärung Sicherstellung keine Unterlagen keine Unterlagen keine Unterlagen keine Unterlagen keine Unterlagen nachweisbar nachweisbar nachweisbar nachweisbar nachweisbar Offizier für KD Bernau Abt. XVIII Abt. II Abt. III Abt. XV Sonderaufgaben U: 65 lfd. M. U: 30 lfd. M. U: 15 lfd. M. U: 12 lfd. M. U: 2 lfd. M. keine Unterlagen ES: 65 lfd. M. ES: 30 lfd. M. ES: 15 lfd. M. ES: 12 lfd. M. ES: 2 lfd. M. nachweisbar AE: 4 753 AE: 3 340 AE: 1 393 AE: 1 243 AE: 62 AKG KD Eberswalde Abt. XIX Abt. M Abt. OT U: 21 lfd. M. U: 48 lfd. M. U: 80 lfd. M. U: 0,2 lfd. M. U: 2 lfd. M. ES: 21 lfd. M. ES: 23 lfd. M. ES: 80 lfd. M. ES: 0,2 lfd. M. ES: 0 lfd. M. AE: 1 124 AE: 1 057 AE: 9 387 AE: 8 AE: 0 Abt. XIIKD Eisenhüttenstadt Abt. XX Abt. VI Abt. N U: 69 lfd. M. U: 84 lfd. M. U: 35 lfd. M. U: 25 lfd. M. U: 2 lfd. M. ES: 69 lfd. M. ES: 84 lfd. M. ES: 35 lfd. M. ES: 25 lfd. M. ES: 0,4 lfd. M. AE: 8 889 AE: 4 320 AE: 2 601 AE: 1 549 AE: 80 Abt. KuSchKD Frankfurt (Oder) AG G Abt. VII Abt. XI U: 28 lfd. M. U: 69 lfd. M. U: 5 lfd. M. U: 20 lfd. M. U: 11 lfd. M. ES: 8 lfd. M. ES: 69 lfd. M. ES: 1 lfd. M. ES: 20 lfd. M. ES: 9 lfd. M. AE: 800 AE: 10 308 AE: 900 AE: 4 769 AE: 1 228 Med. DienstKD Bad Freienwalde AG S Abt. VIII SR BCD U: 14 lfd. M. U: 70 lfd. M. U: 0,3 lfd. M. U: 6 lfd. M. keine Unterlagen ES: 11 lfd. M. ES: 63 lfd. M. ES: 0,2 lfd. M. ES: 6 lfd. M. nachweisbar AE: 1 200 AE: 10 500 AE: 10 AE: 407 AGL KD Fürstenwalde AG XXII Abt. RD U: 6 lfd. M. U: 47 lfd. M. U: 1 lfd. M. U: 101 lfd. M. ES: 1 lfd. M. ES: 47 lfd. M. ES: 1 lfd. M. ES: 1 lfd. M. AE: 30 AE: 2 373 AE: 35 AE: 272 WSE KD Schwedt SR AWK BdL U: 16 lfd. M. U: 38 lfd. M. U: 3 lfd. M. U: 53 lfd. M. ES: 16 lfd. M. ES: 38 lfd. M. ES: 2 lfd. M. ES: 53 lfd. M. AE: 534 AE: 2 183 AE: 120 AE: 5 005 Abt. IX KD Seelow BKG SR B U: 11 lfd. M. U: 121 lfd. M. U: 21 lfd. M. keine Unterlagen ES: 11 lfd. M. ES: 114 lfd. M. ES: 21 lfd. M. nachweisbar AE: 327 AE: 24 468 AE: 3 601 Abt. XIV KD Strausberg SR PS Beauftragter für Neuererwesen U: 36 lfd. M. U: 46 lfd. M. U: 0,2 lfd. M. keine Unterlagen ES: 36 lfd. M. ES: 46 lfd. M. ES: 0 lfd. M. nachweisbar AE: 1 643 AE: 4 998 AE: 0 Abt. 26 U: 0,3 lfd. M. ES: 0,3 lfd. M. Ltg. PO AE: 16 U: 1 lfd. M. Abt. Finanzen ES: 0 lfd. M. U: 70 lfd. M. AE: 0 ES: 70 lfd. M. AE: 1 278 KD Angermünde AE - Akteneinheiten (einschl. zugehörende Karteien) U: 24 lfd. M. ES - Erschließungsstand (einschl. zugehörende Karteien) ES: 24 lfd. M. lfd. M. - laufende Meter (einschl. zugehörende Karteien) AE: 1 236 U - Umfang des Teilbestandes an Schriftgut und Karteien einschl. KD Beeskow Bild- und Tonträgern im unerschlossenen Bestand U: 127 lfd. M. ES: 127 lfd. M. - abschließend bearbeitet AE: 15 084 – 118 –

Anhang 9.5

Erschließungsstand der Unterlagen der Diensteinheiten Stand: März 2009

Bezirksverwaltung Potsdam (einschließlich Kreisdienststellen) Struktur von 1989 Unterlagen der Diensteinheiten:2 554 lfd. M. Erschließungsstand:2 515 lfd. M. 98 % Akteneinheiten: 276 419

Leiter der BV 1. Stellv. Operativ Stellv. Operativ Stellv. op. Technik/ Stellv. Aufklärung Sicherstellung U: 1 lfd. M. U: 0,4 lfd. M. U: 1 lfd. M. U: 0,2 lfd. M. keine Unterlagen ES: 1 lfd. M. ES: 0,4 lfd. M. ES: 1 lfd. M. ES: 0,2 lfd. M. nachweisbar AE: 76 AE: 18 AE: 56 AE: 14 Offizier für KD Gransee Abt. XVIII Abt. II Abt. III Abt. XV Sonderaufgaben U: 13 lfd. M. U: 146 lfd. M. U: 59 lfd. M. U: 42 lfd. M. U: 1 lfd. M. keine Unterlagen ES: 13 lfd. M. ES: 146 lfd. M. ES: 50 lfd. M. ES: 41 lfd. M. ES: 1 lfd. M. nachweisbar AE: 505 AE: 12 821 AE: 2 458 AE: 726 AE: 25 AKG KD Jüterbog Abt. XIX Abt. M Abt. OT U: 145 lfd. M. U: 97 lfd. M. U: 149 lfd. M. U: 2 lfd. M. U: 3 lfd. M. ES: 145 lfd. M. ES: 97 lfd. M. ES: 142 lfd. M. ES: 2 lfd. M. ES: 3 lfd. M. AE: 13 135 AE: 15 254 AE: 11 810 AE: 137 AE: 65 Abt. XII KD Königs- Abt. XX Abt. VI Abt. N Wusterhausen U: 112 lfd. M. U: 58 lfd. M. U: 120 lfd. M. U: 20 lfd. M. U: 2 lfd. M. ES: 112 lfd. M. ES: 58 lfd. M. ES: 119 lfd. M. ES: 20 lfd. M. ES: 2 lfd. M. AE: 2 497 AE: 5 102 AE: 9 089 AE: 532 AE: 69 Abt. KuSch KD Kyritz AG G Abt. VII Abt. XI U: 176 lfd. M. U: 11 lfd. M. U: 5 lfd. M. U: 110 lfd. M. U: 14 lfd. M. ES: 176 lfd. M. ES: 11 lfd. M. ES: 4 lfd. M. ES: 110 lfd. M. ES: 14 lfd. M. AE: 10 289 AE: 331 AE: 103 AE: 8 680 AE: 2 698 Med. Dienst KD Luckenwalde AG A u. E Abt. VIII SR BCD U: 66 lfd. M. U: 130 lfd. M. U: 13 lfd. M. U: 0,1 lfd. M. keine Unterlagen ES: 66 lfd. M. ES: 130 lfd. M. ES: 13 lfd. M. ES: 0,1 lfd. M. nachweisbar AE: 4 512 AE: 19 401 AE: 463 AE: 1 AGL KD Nauen AG XXII Abt. RD U: 3 lfd. M. U: 37 lfd. M. U: 9 lfd. M. U: 0,2 lfd. M. ES: 2 lfd. M. ES: 37 lfd. M. ES: 7 lfd. M. ES: 0,1 lfd. M. AE: 26 AE: 652 AE: 1 076 AE: 10 WSE KD Neuruppin BKG BdL U: 5 lfd. M. U: 31 lfd. M. U: 25 lfd. M. keine Unterlagen ES: 5 lfd. M. ES: 31 lfd. M. ES: 25 lfd. M. nachweisbar AE: 148 AE: 9 029 AE: 2 528 Abt. IX KD Oranienburg SR AWK U: 9 lfd. M. U: 166 lfd. M. U: 12 lfd. M. ES: 9 lfd. M. ES: 166 lfd. M. ES: 12 lfd. M. AE: 291 AE: 21 144 AE: 811 Abt. XIV KD Potsdam SR PS U: 0,4 lfd. M. U: 46 lfd. M. keine Unterlagen ES: 0,4 lfd. M. ES: 46 lfd. M. nachweisbar AE: 48 AE: 763 Abt. 26 KD Pritzwalk U: 1 lfd. M. U: 65 lfd. M. Ltg. PO SV Dynamo ES: 1 lfd. M. ES: 65 lfd. M. U: 0,1 lfd. M. Unterlagen in AE: 9 AE: 9 836 ES: 0,1 lfd. M. verschiedenen Abt. Finanzen KD Rathenow AE: 2 Teilbeständen Ohne Zuordnung U: 68 lfd. M. U: 57 lfd. M. U: 13 lfd. M. ES: 68 lfd. M. ES: 57 lfd. M. AE: 1 038 AE: 17 400 KD Belzig KD Wittstock AE - Akteneinheiten (einschl. zugehörende Karteien) U: 80 lfd. M. U: 52 lfd. M. ES: 80 lfd. M. ES: 52 lfd. M. ES - Erschließungsstand (einschl. zugehörende Karteien) AE: 14 090 AE: 11 569 lfd. M. - laufende Meter KD Brandenburg KD Zossen U- Umfang des Teilbestandes an Schriftgut und Karteien einschl. Bild- und Tonträgern im unerschlossenen Bestand U: 235 lfd. M. U: 143 lfd. M. ES: 231 lfd. M. ES: 143 lfd. M. - abschließend bearbeitet AE: 38 191 AE: 26 891 – 119 –

Anhang 9.6

Erschließungsstand der Unterlagen der Diensteinheiten Stand: März 2009

Bezirksverwaltung Neubrandenburg (einschließlich Kreisdienststellen) Struktur von 1989 Unterlagen der Diensteinheiten: 969 lfd. M. Erschließungsstand: 930 lfd. M. 96 % Akteneinheiten/Verzeichnungseinheiten: 76 898

Leiter der BV Stellv. Operativ 1. Stellv. Operativ Stellv. op. Technik/ Stellv. Aufklärung Sicherstellung U: 0,1 lfd. M. keine Unterlagen keine Unterlagen keine Unterlagen keine Unterlagen ES: 0,1 lfd. M. nachweisbar nachweisbar nachweisbar nachweisbar AE: 17 Offizier für KD Malchin Abt. XVIII Abt. II Abt. III Abt. XV Sonderaufgaben U: 4 lfd. M. U: 11 lfd. M. U: 29 lfd. M. U: 1 lfd. M. U: 6 lfd. M. keine Unterlagen ES: 4 lfd. M. ES: 11 lfd. M. ES: 29 lfd. M. ES: 1 lfd. M. ES: 6 lfd. M. nachweisbar AE: 333 AE: 607 AE: 726 AE: 17 AE: 355 AKG KD Neubrandenburg Abt. XIX Abt. M Abt. OT U: 66 lfd. M. U: 74 lfd. M. U: 6 lfd. M. U: 1 lfd. M. U: 0,3 lfd. M. ES: 66 lfd. M. ES: 74 lfd. M. ES: 6 lfd. M. ES: 1 lfd. M. ES: 0,3 lfd. M. AE: 1 415 AE: 7 239 AE: 540 AE: 122 AE: 23 Abt. XIIKD Neustrelitz Abt. XX Abt. VI Abt. N U: 82 lfd. M. U: 15 lfd. M. U: 50 lfd. M. U: 4 lfd. M. U: 0,2 lfd. M. ES: 82 lfd. M. ES: 15 lfd. M. ES: 50 lfd. M. ES: 4 lfd. M. ES: 0,2 lfd. M. AE: 159 AE: 1 934 AE: 3 583 AE: 247 AE: 17 Abt. KuSch KD Pasewalk AG G Abt. VII Abt. XI U: 111 lfd. M. U: 9 lfd. M. U: 0,1 lfd. M. U: 25 lfd. M. U: 8 lfd. M. ES: 111 lfd. M. ES: 9 lfd. M. ES: 0,1 lfd. M. ES: 25 lfd. M. ES: 8 lfd. M. AE: 3 311 AE: 656 AE: 8 AE: 2 775 AE: 1 303 Med. Dienst KD Prenzlau Abt. VIII SR BCD U: 8 lfd. M. U: 25 lfd. M. U: 3 lfd. M. U: 3 lfd. M. ES: 8 lfd. M. ES: 25 lfd. M. ES: 3 lfd. M. ES: 3 lfd. M. AE: 221 AE: 4 660 AE: 109 AE: 146 AGL KD Röbel AG XXII Abt. RD U: 2 lfd. M. U: 22 lfd. M. U: 2 lfd. M. U: 8 lfd. M. ES: 2 lfd. M. ES: 22 lfd. M. ES: 2 lfd. M. ES: 8 lfd. M. AE: 146 AE: 2 850 AE: 172 AE: 363 WSE KD Strasburg BKG BdL U: 2 lfd. M. U: 6 lfd. M. U: 8 lfd. M. U: 50 lfd. M. ES: 2 lfd. M. ES: 6 lfd. M. ES: 8 lfd. M. ES: 50 lfd. M. AE: 121 AE: 455 AE: 65 AE: 3 468 Abt. IX KD Templin SR AWK U: 2 lfd. M. U: 13 lfd. M. U: 0,3 lfd. M. ES: 2 lfd. M. ES: 13 lfd. M. ES: 0,3 lfd. M. AE: 58 AE: 754 AE: 22 Abt. XIV KD Teterow SR PS U: 9 lfd. M. U: 4 lfd. M. U: 0,1 lfd. M. ES: 9 lfd. M. ES: 4 lfd. M. ES: 0,1 lfd. M. AE: 1 427 AE: 287 AE: 11 Abt. 26 KD Ueckermünde U: 0,1 lfd. M. U: 51 lfd. M. Ltg. PO SV Dynamo Kartensammlung ES: 0,1 lfd. M. ES: 51 lfd. M. U: 1 lfd. M. U: 2 lfd. M. keine Unterlagen AE: 2 AE: 11 196 ES: 1 lfd. M. ES: 2 lfd. M. nachweisbar Abt. Finanzen KD Waren AE: 99 VE: 0 U: 26 lfd. M. U: 74 lfd. M. Karteien* Ohne Zuordnung ES: 26 lfd. M. ES: 74 lfd. M. U: 32 lfd. M. U: 39 lfd. M. AE: 281 AE: 13 963 ES: 32 lfd. M. KD Altentreptow AE: 2 U: 5 lfd. M. ES: 5 lfd. M. AE/VE - Akteneinheiten/Verzeichnungseinheiten (einschl. AE: 112 zugehörende Karteien) KD Anklam ES - Erschließungsstand (einschl. zugehörende Karteien) U: 43 lfd. M. lfd. M. - laufende Meter ES: 43 lfd. M. U - Umfang des Teilbestandes an Schriftgut und Karteien einschl. AE: 8 252 Bild- und Tonträgern im unerschlossenen Bestand KD Demmin U: 29 lfd. M. - abschließend bearbeitet ES: 29 lfd. M. * provenienzmäßig zurzeit nicht zugeordnet AE: 2 269 – 120 –

Anhang 9.7

Erschließungsstand der Unterlagen der Diensteinheiten Stand: März 2009

Bezirksverwaltung Rostock (einschließlich Kreisdienststellen) Struktur von 1989 Unterlagen der Diensteinheiten:1 038 lfd. M. Erschließungsstand: 989 lfd. M. 95 % Akteneinheiten: 43 683

Leiter der BV 1. Stellv. Operativ Stellv. Operativ Stellv. op. Technik/ Stellv. Aufklärung Sicherstellung U: 26 lfd. M. U: 0,1 lfd. M. U: 1 lfd. M. keine Unterlagen keine Unterlagen ES: 26 lfd. M. ES: 0,1 lfd. M. ES: 1 lfd. M. nachweisbar nachweisbar AE: 1 047 AE: 4 AE: 22 Offizier für KD Grevesmühlen Abt. XVIII Abt. II Abt. III Abt. XV Sonderaufgaben U: 0,2 lfd. M. U: 12 lfd. M. U: 31 lfd. M. U: 5 lfd. M. U: 2 lfd. M. U: 0,3 lfd. M. ES: 0,2 lfd. M. ES: 12 lfd. M. ES: 31 lfd. M. ES: 5 lfd. M. ES: 2 lfd. M. ES: 0,3 lfd. M. AE: 11 AE: 646 AE: 2 385 AE: 119 AE: 44 AE: 11 AKG KD Grimmen Abt. XIX Abt. M Abt. OT U: 114 lfd. M. U: 7 lfd. M. U: 9 lfd. M. U: 1 lfd. M. U: 7 lfd. M. ES: 114 lfd. M. ES: 7 lfd. M. ES: 9 lfd. M. ES: 1 lfd. M. ES: 7 lfd. M. AE: 997 AE: 412 AE: 1 074 AE: 28 AE: 144 Abt. XII KD Ribnitz- Abt. XX Abt. VI Abt. N Damgarten U: 102 lfd. M. U: 3 lfd. M. U: 70 lfd. M. U: 22 lfd. M. U: 3 lfd. M. ES: 102 lfd. M. ES: 3 lfd. M. ES: 70 lfd. M. ES: 22 lfd. M. ES: 3 lfd. M. AE: 296 AE: 167 AE: 4 633 AE: 1 540 AE: 82 Abt. KuSch KD Rostock AG G Abt. VII Abt. XI U: 166 lfd. M. U: 9 lfd. M. U: 0,1 lfd. M. U: 1 lfd. M. U: 11 lfd. M. ES: 151 lfd. M. ES: 9 lfd. M. ES: 0,1 lfd. M. ES: 1 lfd. M. ES: 11 lfd. M. AE: 3 329 AE: 425 AE: 6 AE: 39 AE: 1 952 Med. Dienst KD Rügen Abt. Hafen Abt. VIII SR BCD U: 22 lfd. M. U: 10 lfd. M. U: 25 lfd. M. U: 33 lfd. M. U: 0,1 lfd. M. ES: 22 lfd. M. ES: 10 lfd. M. ES: 25 lfd. M. ES: 33 lfd. M. ES: 0,1 lfd. M. AE: 35 AE: 440 AE: 181 AE: 290 AE: 20 AGL KD Stralsund OD KKW Greifswald AG XXII Abt. RD U: 0,4 lfd. M. U: 44 lfd. M. U: 6 lfd. M. U: 11 lfd. M. keine Unterlagen ES: 0,4 lfd. M. ES: 44 lfd. M. ES: 6 lfd. M. ES: 11 lfd. M. nachweisbar AE: 22 AE: 4 251 AE: 268 AE: 606 WSE KD Wismar BKG BdL U: 1 lfd. M. U: 8 lfd. M. U: 16 lfd. M. U: 39 lfd. M. ES: 1 lfd. M. ES: 8 lfd. M. ES: 16 lfd. M. ES: 39 lfd. M. AE: 10 AE: 274 AE: 35 AE: 2 875 Abt. IX KD Wolgast SR AWK U: 12 lfd. M. U: 8 lfd. M. U: 0,2 lfd. M. ES: 12 lfd. M. ES: 8 lfd. M. ES: 0,2 lfd. M. AE: 229 AE: 750 AE: 10 Abt. XIV SR PS U: 13 lfd. M. U: 0,1 lfd. M. ES: 13 lfd. M. ES: 0,1 lfd. M. AE: 94 AE: 9 Abt. 26 SR GS U: 3lfd. M. U: 1lfd. M. ES: 3lfd. M. ES: 1lfd. M. AE: 135 AE: 23 Abt. Finanzen U: 54 lfd. M. Ltg. PO SV Dynamo Ohne Zuordnung ES: 54 lfd. M. U: 1 lfd. M. U: 0,1 lfd. M. U: 34 lfd. M. AE: 914 ES: 1 lfd. M. ES: 0,1 lfd. M. KD Bad Doberan AE: 75 AE: 1 U: 7 lfd. M. ES: 7 lfd. M. AE - Akteneinheiten (einschl. zugehörende Karteien) AE: 440 ES - Erschließungsstand (einschl. zugehörende Karteien) KD Greifswald lfd. M. - laufende Meter U: 90 lfd. M. U - Umfang des Teilbestandes an Schriftgut und Karteien einschl. ES: 90 lfd. M. Bild- und Tonträgern im unerschlossenen Bestand AE: 12 283 - abschließend bearbeitet – 121 –

Anhang 9.8

Erschließungsstand der Unterlagen der Diensteinheiten Stand: März 2009

Bezirksverwaltung Schwerin (einschließlich Kreisdienststellen) Struktur von 1989 Unterlagen der Diensteinheiten: 907 lfd. M. Erschließungsstand: 907 lfd. M. 100 % Akteneinheiten: 134 664

Leiter der BV 1. Stellv. Operativ Stellv. Operativ Stellv. op. Technik/ Stellv. Aufklärung Sicherstellung U: 1 lfd. M. U: 1 lfd. M. keine Unterlagen keine Unterlagen keine Unterlagen ES: 1lfd. M. ES: 1lfd. M. nachweisbar nachweisbar nachweisbar AE: 60 AE: 31 Offizier für KD HagenowAbt. XVIII Abt. II Abt. III Abt. XV Sonderaufgaben U: 37 lfd. M. U: 37 lfd. M. U: 4 lfd. M. U: 0,1 lfd. M. keine Unterlagen keine Unterlagen ES: 37 lfd. M. ES: 37 lfd. M. ES: 4 lfd. M. ES: 0,1 lfd. M. nachweisbar nachweisbar AE: 7 548 AE: 7 700 AE: 343 AE: 2 AKG KD Lübz Abt. XIX Abt. M Abt. OT U: 29 lfd. M. U: 0,2 lfd. M. U: 51 lfd. M. U: 0,1 lfd. M. keine Unterlagen ES: 29 lfd. M. ES: 0,2 lfd. M. ES: 51 lfd. M. ES: 0,1 lfd. M. nachweisbar AE: 795 AE: 28 AE: 7 917 AE: 1 Abt. XII KD Ludwigslust Abt. XX Abt. VI Abt. N U: 0,3 lfd. M. U: 72 lfd. M. U: 1 lfd. M. U: 29 lfd. M. keine Unterlagen ES: 0,3 lfd. M. ES: 72 lfd. M. ES: 1 lfd. M. ES: 29 lfd. M. nachweisbar AE: 40 AE: 15 363 AE: 125 AE: 2 471 Abt. KuSchKD Güstrow AG G Abt. VII Abt. XI U: 62 lfd. M. U: 53 lfd. M. U: 0,2 lfd. M. U: 0,1 lfd. M. keine Unterlagen ES: 62 lfd. M. ES: 53 lfd. M. ES: 0,2 lfd. M. ES: 0,1 lfd. M. nachweisbar AE: 2 558 AE: 11 768 AE: 12 AE: 5 Med. Dienst KD Parchim AG A u. E Abt. VIII SR BCD U: 57 lfd. M. U: 32 lfd. M. U: 22 lfd. M. U: 0,2 lfd. M. keine Unterlagen ES: 57 lfd. M. ES: 32 lfd. M. ES: 22 lfd. M. ES: 0,2 lfd. M. nachweisbar AE: 3 282 AE: 6 371 AE: 5 204 AE: 9 AGL KD Perleberg BKG AG XXII Abt. RD U: 98 lfd. M. U: 5 lfd. M. U: 1 lfd. M. keine Unterlagen keine Unterlagen ES: 98 lfd. M. ES: 5 lfd. M. ES: 1 lfd. M. nachweisbar nachweisbar AE: 10 823 AE: 649 AE: 649 WSE KD Schwerin SR AWK BdL U: 97 lfd. M. U: 0,1 lfd. M. U: 12 lfd. M. keine Unterlagen ES: 97 lfd. M. ES: 0,1 lfd. M. ES: 12 lfd. M. nachweisbar AE: 22 559 AE: 4 AE: 1 900 Abt. IX KD Sternberg SR PS U: 16 lfd. M. U: 27 lfd. M. keine Unterlagen ES: 16 lfd. M. ES: 27 lfd. M. nachweisbar AE: 398 AE: 5 055 Abt. XIV U: 15 lfd. M. ES: 15 lfd. M. Ltg. PO SV Dynamo AE: 2 087 keine Unterlagen keine Unterlagen Abt. 26 nachweisbar nachweisbar U: 0,1 lfd. M. ES: 0,1 lfd. M. AE: 9 Abt. Finanzen U: 57 lfd. M. AE - Akteneinheiten (einschl. zugehörende Karteien) ES: 57 lfd. M. ES - Erschließungsstand (einschl. zugehörende Karteien) AE: 1 233 lfd. M. - laufende Meter (einschl. zugehörende Karteien) KD Bützow U-Umfang des Teilbestandes an Schriftgut und Karteien einschl. Bild- und U: 30 lfd. M. Tonträgern im unerschlossenen Bestand ES: 30 lfd. M. AE: 6 329 - abschließend bearbeitet KD Gadebusch U: 60 lfd. M. ES: 60 lfd. M. AE: 11 336 – 122 –

Anhang 9.9

Erschließungsstand der Unterlagen der Diensteinheiten Stand: März 2009

Bezirksverwaltung Dresden (einschließlich Kreisdienststellen) Struktur von 1989 Unterlagen der Diensteinheiten:4 855 lfd. M. Erschließungsstand:4 167 lfd. M. 86 % Akteneinheiten: 628 085

Leiter der BV Stellv. Operativ 1. Stellvertreter Stellv. op. Technik/ Stellv. Aufklärung Sicherstellung U: 17 lfd. M. U: 4 lfd. M. U: 3 lfd. M. keine Unterlagen keine Unterlagen ES: 17 lfd. M. ES: 4 lfd. M. ES: 3 lfd. M. nachweisbar nachweisbar AE: 1 261 AE: 359 AE: 119 Offizier fürKD Dresden-Stadt Abt. XVIII Abt. II Abt. III Abt. XV Sonderaufgaben U: 528 lfd. M. U: 210 lfd. M. U: 94 lfd. M. U: 12 lfd. M. U: 0,1 lfd. M. keine Unterlagen nachweisbar ES: 528 lfd. M. ES: 210 lfd. M. ES: 94 lfd. M. ES: 12 lfd. M. ES: 0,1 lfd. M. AE: 82 174 AE: 18 437 AE: 11 385 AE: 1 701 AE: 12 AKG KD Dresden-Land Abt. XIX Abt. M Abt. OT U: 241 lfd. M. U: 94 lfd. M. U: 91 lfd. M. U: 219 lfd. M. U: 20 lfd. M. ES: 241 lfd. M. ES: 76 lfd. M. ES: 79 lfd. M. ES: 155 lfd. M. ES: 2 lfd. M. AE: 11 259 AE: 14 059 AE: 12 841 AE: 177 AE: 165 Abt. XII KD Freital Abt. XX Abt. VI Abt. N U: 246 lfd. M. U: 218 lfd. M. U: 123 lfd. M. U: 86 lfd. M. U: 48 lfd. M. ES: 196 lfd. M. ES: 218 lfd. M. ES: 123 lfd. M. ES: 32 lfd. M. ES: 1 lfd. M. AE: 206 AE: 22 626 AE: 11 206 AE: 2 645 AE: 35 Abt. KuSch KD Görlitz AG G Abt. VII Abt. XI U: 114 lfd. M. U: 102 lfd. M. U: 7 lfd. M. U: 73 lfd. M. U: 29 lfd. M. ES: 60 lfd. M. ES: 102 lfd. M. ES: 7 lfd. M. ES: 73 lfd. M. ES: 22 lfd. M. AE: 5 008 AE: 23 641 AE: 339 AE: 7 460 AE: 1 772 Med. Dienst KD Großenhain AG A u. E Abt. VIII SR BCD U: 67 lfd. M. U: 94 lfd. M. U: 187 lfd. M. U: 6 lfd. M. keine Unterlgen ES: 46 lfd. M. ES: 94 lfd. M. ES: 160 lfd. M. ES: 0,1 lfd. M. nachweisbar AE: 3 360 AE: 9 960 AE: 43 760 AE: 12 AGL KD Kamenz OD TU/H AG XXII Abt. RD U: 12 lfd. M. U: 47 lfd. M. U: 41 lfd. M. U: 12 lfd. M. U: 106 lfd. M. ES: 12 lfd. M. ES: 47 lfd. M. ES: 41 lfd. M. ES: 12 lfd. M. ES: 4 lfd. M. AE: 1 064 AE: 6 568 AE: 3 731 AE: 1 123 AE: 240 WSE KD Löbau SR AWK BdL U: 22 lfd. M. U: 110 lfd. M. U: 3 lfd. M. U: 101 lfd. M. ES: 9 lfd. M. ES: 110 lfd. M. ES: 3 lfd. M. ES: 31 lfd. M. AE: 895 AE: 17 541 AE: 293 AE: 3 379 Abt. IX KD Meißen BKG U: 36 lfm U: 212 lfd. M. U: 104 lfd. M. ES: 36 lfm ES: 193 lfd. M. ES: 104 lfd. M. AE: 2 289 AE: 72 426 AE: 20 238 Abt. XIV KD Niesky SR PS U: 9 lfd. M. U: 65 lfd. M. U: 3 lfd. M. ES: 9 lfd. M. ES: 65 lfd. M. ES: 3 lfd. M. AE: 470 AE: 9 115 AE: 167 Abt. 26 KD Pirna U: 42 lfd. M. U: 209 lfd. M. ES: 25 lfd. M. ES: 193 lfd. M. AE: 152 AE: 54 823 Abt. Finanzen KD Riesa Ltg. PO SG Dynamo U: 23 lfd. M. U: 76 lfd. M. U: 28 lfd. M. U: 1 lfd. M. ES: 23 lfd. M. ES: 76 lfd. M. ES: 2 lfd. M. ES: 0,1 lfd. M. AE: 844 AE: 12 517 AE: 7 AE: 6 KD Bautzen KD Sebnitz U: 140 lfd. M. U: 118 lfd. M. AE - Akteneinheiten (einschl. zugehörende Karteien) ES: 126 lfd. M. ES: 118 lfd. M. ES - Erschließungsstand (einschl. zugehörende Karteien) AE: 60 483 AE: 18 412 lfd. M. - laufende Meter KD Bischofswerda KD Zittau U - Umfang des Teilbestandes an Schriftgut und Karteien einschl. Bild- U: 136 lfd. M. U: 140 lfd. M. und Tonträgern im unerschlossenen Bestand ES: 123 lfd. M. ES: 140 lfd. M. AE: 24 253 AE: 16 287 - abschließend bearbeitet KD Dippoldiswalde U: 126 lfd. M. ES: 111 lfd. M. AE: 14 783 – 123 –

Anhang 9.10

Erschließungsstand der Unterlagen der Diensteinheiten Stand: März 2009

Bezirksverwaltung Karl-Marx-Stadt (einschließlich Kreisdienststellen) Struktur von 1989 Unterlagen der Diensteinheiten:3 243 lfd. M. Erschließungsstand:3 181 lfd. M. 98 % Akteneinheiten: 463 178

Leiter der BV 1. Stellv. Operativ Stellv. Operativ Stellv. Technik/ Stellv. Aufklärung Stellv. Operativ Sicherstellung U: 17 lfd. M. U: 2 lfd. M. U: 13 lfd. M. U: 2 lfd. M. U: 0,1 lfd. M. keine Unterlagen ES: 17 lfd. M. ES: 2 lfd. M. ES: 13 lfd. M. ES: 2 lfd. M. ES: 0,1 lfd. M. nachweisbar AE: 429 AE: 108 AE: 622 AE: 140 AE: 1 Offizier für KD Annaberg KD Klingenthal Abt. II Abt. XVIII Abt. III Abt. XV Abt. Wismut Sonderaufgaben U: 5 lfd. M. U: 39 lfd. M. U: 20 lfd. M. U: 109 lfd. M. U: 263 lfd. M. U: 2 lfd. M. U: 0,1 lfd. M. U: 27 lfd. M. ES: 5 lfd. M. ES: 39 lfd. M. ES: 20 lfd. M. ES: 91 lfd. M. ES: 263 lfd. M. ES: 2 lfd. M. ES: 0,1 lfd. M. ES: 27 lfd. M. AE: 151 AE: 4 396 AE: 4 624 AE: 8 039 AE: 46 770 AE: 8 AE: 3 AE: 6 136 AKG KD Aue KD Marienberg Abt. M Abt. XIX Abt. OT U: 166 lfd. M. U: 58 lfd. M. U: 83 lfd. M. U: 8 lfd. M. U: 81 lfd. M. U: 0,2 lfd. M. ES: 166 lfd. M. ES: 58 lfd. M. ES: 83 lfd. M. ES: 8 lfd. M. ES: 81 lfd. M. ES: 0,2 lfd. M. AE: 10 489 AE: 7 921 AE: 11 137 AE: 347 AE: 12 219 AE: 1 Abt. XII KD Auerbach KD Oelsnitz Abt. VI Abt. XX Abt. N U: 119 lfd. M. U: 49 lfd. M. U: 41 lfd. M. U: 58 lfd. M. U: 221 lfd. M. U: 2 lfd. M. ES: 119 lfd. M. ES: 49 lfd. M. ES: 41 lfd. M. ES: 58 lfd. M. ES: 221 lfd. M. ES: 2 lfd. M. AE: 179 AE: 8 613 AE: 5 486 AE: 3 869 AE: 17 265 AE: 61 Abt. KuSch KD Brand-Erbisdorf KD Plauen Abt. VII AG G Abt. XI U: 165 lfd. M. U: 64 lfd. M. U: 150 lfd. M. U: 27 lfd. M. U: 7 lfd. M. U: 18 lfd. M. ES: 165 lfd. M. ES: 64 lfd. M. ES: 150 lfd. M. ES: 27 lfd. M. ES: 7 lfd. M. ES: 18 lfd. M. AE: 6 122 AE: 14 034 AE: 27 550 AE: 6 651 AE: 298 AE: 1 466 Med. Dienst KD FlöhaKD Reichenbach Abt. VIII AG A u. E SR BCD U: 112 lfd. M. U: 75 lfd. M. U: 67 lfd. M. U: 13 lfd. M. U: 1 lfd. M. keine Unterlagen ES: 112 lfd. M. ES: 75 lfd. M. ES: 67 lfd. M. ES: 5 lfd. M. ES: 1 lfd. M. nachweisbar AE: 3 944 AE: 16 127 AE: 8 018 AE: 82 AE: 22 AGL KD Freiberg KD Rochlitz AG XXII Abt. RD U: 7 lfd. M. U: 145 lfd. M. U: 33 lfd. M. U: 9 lfd. M. U: 16 lfd. M. ES: 7 lfd. M. ES: 145 lfd. M. ES: 33 lfd. M. ES: 9 lfd. M. ES: 13 lfd. M. AE: 166 AE: 24 744 AE: 8 144 AE: 1 340 AE: 232 WSE KD GlauchauKD Schwarzenberg SR AWK BdL U: 1 lfd. M. U: 64 lfd. M. U: 47 lfd. M. U: 6 lfd. M. U: 23 lfd. M. ES: 1 lfd. M. ES: 64 lfd. M. ES: 47 lfd. M. ES: 6 lfd. M. ES: 23 lfd. M. AE: 7 AE: 11 776 AE: 8 588 AE: 230 AE: 9 287 Abt. IX KD Hainichen KD Stollberg BKG U: 18 lfd. M. U: 48 lfd. M. U: 41 lfd. M. U: 51 lfd. M. ES: 18 lfd. M. ES: 48 lfd. M. ES: 41 lfd. M. ES: 51 lfd. M. AE: 1 536 AE: 9 038 AE: 5 940 AE: 35 079 Abt. XIV KD Hohenstein- KD Werdau SR PS Ernstthal Ltg. PO SV Dynamo U: 30 lfd. M. U: 42 lfd. M. U: 43 lfd. M. U: 1 lfd. M. U: 1 lfd. M. U: 1 lfd. M. ES: 30 lfd. M. ES: 42 lfd. M. ES: 43 lfd. M. ES: 1 lfd. M. ES: 1 lfd. M. ES: 0 lfd. M. AE: 7 728 AE: 8 030 AE: 8 340 AE: 38 AE: 25 AE: 0 Abt. 26 KD Karl-Marx-Stadt KD Zschopau (Land) U: 8 lfd. M. U: 106 lfd. M. U: 53 lfd. M. AE - Akteneinheiten (einschl. zugehörende Karteien) ES: 8 lfd. M. ES: 106 lfd. M. ES: 53 lfd. M. ES - Erschließungsstand (einschl. zugehörende Karteien) AE: 314 AE: 20 887 AE: 9 038 lfd. M. - laufende Meter Abt. Finanzen KD Karl-Marx-Stadt KD Zwickau U-Umfang des Teilbestandes an Schriftgut und Karteien einschl. Bild- (Stadt) und Tonträgern im unerschlossenen Bestand U: 73 lfd. M. U: 144 lfd. M. U: 151 lfd. M. ES: 42 lfd. M. ES: 144 lfd. M. ES: 151 lfd. M. - abschließend bearbeitet AE: 4 600 AE: 28 933 AE: 25 810 – 124 –

Anhang 9.11

Erschließungsstand der Unterlagen der Diensteinheiten Stand: März 2009

Bezirksverwaltung Leipzig (einschließlich Kreisdienststellen) Struktur von 1989 Unterlagen der Diensteinheiten:3 625 lfd. M. Erschließungsstand:2 470 lfd. M. 68 % Akteneinheiten: 333 766

Leiter der BV 1. Stellv. Operativ Stellv. Operativ Stellv. op. Technik/ Stellv. Aufklärung Sicherstellung U: 49 lfd. M. keine Unterlagen keine Unterlagen keine Unterlagen keine Unterlagen ES: 44 lfd. M. nachweisbar nachweisbar nachweisbar nachweisbar AE: 1 820 Persönlicher Referent KD Delitzsch Abt. XVIII Abt. II Abt. III Abt. XV U: 4 lfd. M. U: 54 lfd. M. U: 195 lfd. M. U: 156 lfd. M. U: 14 lfd. M. U: 38 lfd. M. ES: 4 lfd. M. ES: 48 lfd. M. ES: 195 lfd. M. ES: 115 lfd. M. ES: 5 lfd. M. ES: 38 lfd. M. AE: 760 AE: 9 110 AE: 31 382 AE: 12 483 AE: 624 AE: 3 803 AKG KD Döbeln Abt. XIX Abt. M Abt. OT U: 148 lfd. M. U: 42 lfd. M. U: 49 lfd. M. U: 189 lfd. M. U: 7 lfd. M. ES: 113 lfd. M. ES: 42 lfd. M. ES: 37 lfd. M. ES: 160 lfd. M. ES: 7 lfd. M. AE: 13 027 AE: 5 897 AE: 6 880 AE: 2 AE: 375 Abt. XII KD Eilenburg Abt. XX Abt. VI Abt. N U: 192 lfd. M. U: 51 lfd. M. U: 156 lfd. M. U: 66 lfd. M. U: 21 lfd. M. ES: 123 lfd. M. ES: 51 lfd. M. ES: 156 lfd. M. ES: 12 lfd. M. ES: 0,1 lfd. M. AE: 139 AE: 12 883 AE: 18 533 AE: 1 AE: 1 Abt. KuSchKD Geithain AG G Abt. VII Abt. XI U: 31 lfd. M. U: 17 lfd. M. U: 5 lfd. M. U: 26 lfd. M. U: 3 lfd. M. ES: 12 lfd. M. ES: 17 lfd. M. ES: 4 lfd. M. ES: 9 lfd. M. ES: 0,4 lfd. M. AE: 120 AE: 554 AE: 659 AE: 1 139 AE: 6 Med. Dienst KD Grimma AG A u. E Abt. VIII SR BCD U: 32 lfd. M. U: 86 lfd. M. U: 1 lfd. M. U: 299 lfd. M. U: 4 lfd. M. ES: 25 lfd. M. ES: 86 lfd. M. ES: 0,2 lfd. M. ES: 265 lfd. M. ES: 0 lfd. M. AE: 2 350 AE: 11 662 AE: 12 AE: 40 996 AE: 0 AGL KD Leipzig-Land SR PS AG XXII Abt. RD U: 5 lfd. M. U: 164 lfd. M. U: 4 lfd. M. U: 5 lfd. M. U: 174 lfd. M. ES: 5 lfd. M. ES: 124 lfd. M. ES: 4 lfd. M. ES: 4 lfd. M. ES: 22 lfd. M. AE: 280 AE: 35 001 AE: 309 AE: 594 AE: 1 176 WSE KD Leipzig-Stadt BKG BdL U: 24 lfd. M. U: 364 lfd. M. U: 27 lfd. M. U: 269 lfd. M. ES: 0,2 lfd. M. ES: 345 lfd. M. ES: 22 lfd. M. ES: 5 lfd. M. AE: 1 AE: 69 462 AE: 4 920 AE: 240 Abt. IX KD Oschatz SR AWK U: 38 lfd. M. U: 33 lfd. M. keine Unterlagen ES: 38 lfd. M. ES: 33 lfd. M. nachweisbar AE: 1 547 AE: 4 316 Abt. XIV KD Schmölln U: 83 lfd. M. U: 3 lfd. M. ES: 83 lfd. M. ES: 3 lfd. M. AE: 8 195 AE: 157 Abt. 26 KD Torgau ZPL SC Dynamo Ohne Zuordnung U: 5 lfd. M. U: 25 lfd. M. U: 17 lfd. M. U: 4 lfd. M. U: 205 lfd. M. ES: 0 lfd. M. ES: 15 lfd. M. ES: 2 lfd. M. ES: 0,2 lfd. M. AE: 0 AE: 7 480 AE: 5 AE: 1 Abt. Finanzen KD Wurzen U: 87 lfd. M. U: 65 lfd. M. ES: 70 lfd. M. ES: 51 lfd. M. AE: 2 395 AE: 11 240 AE - Akteneinheiten (einschl. zugehörende Karteien) KD Altenburg ES - Erschließungsstand (einschl. zugehörende Karteien) U: 90 lfd. M. lfd. M. - laufende Meter ES: 73 lfd. M. U - Umfang des Teilbestandes an Schriftgut und AE: 11 073 Karteien einschl. Bild- und Tonträgern im KD Borna unerschlossenen Bestand U: 4 lfd. M. ES: 4 lfd. M. - abschließend bearbeitet AE: 157 – 125 –

Anhang 9.12

Erschließungsstand der Unterlagen der Diensteinheiten Stand: März 2009

Bezirksverwaltung Halle (einschließlich Kreisdienststellen) Struktur von 1989

Unterlagen der Diensteinheiten:4 425 lfd. M. Erschließungsstand:3 681 lfd. M. 83 % Akteneinheiten: 231 665

Leiter der BV 1. Stellv. Operativ Stellv. OperativStellv. op. Technik/ Stellv. Aufklärung Sicherstellung U: 1 lfd. M. U: 0,1 lfd. M. U: 2 lfd. M. keine Unterlagen keine Unterlagen ES: 1 lfd. M. ES: 0,1 lfd. M. ES: 2 lfd. M. nachweisbar nachweisbar AE: 56 AE: 1 AE: 97 Beauftragter KD Bernburg KD Quedlinburg Abt. XVIII Abt. II Abt. III Abt. XV des Leiters U: 47 lfd. M. U: 45 lfd. M. U: 166 lfd. M. U: 79 lfd. M. U: 13 lfd. M. U: 1 lfd. M. keine Unterlagen ES: 30 lfd. M. ES: 27 lfd. M. ES: 166 lfd. M. ES: 79 lfd. M. ES: 1 lfd. M. ES: 1 lfd. M. nachweisbar AE: 586 AE: 619 AE: 11 738 AE: 4 527 AE: 97 AE: 33 AKG KD Bitterfeld KD Querfurt Abt. XIX Abt. M Abt. OT U: 236 lfd. M. U: 102 lfd. M. U: 18 lfd. M. U: 101 lfd. M. U: 387 lfd. M. U: 14 lfd. M. ES: 236 lfd. M. ES: 97 lfd. M. ES: 8 lfd. M. ES: 101 lfd. M. ES: 372 lfd. M. ES: 14 lfd. M. AE: 6 364 AE: 11 611 AE: 364 AE: 5 494 AE: 1 213 AE: 613 Abt. XII KD Dessau KD Roßlau Abt. XX Abt. VI Abt. N U: 186 lfd. M. U: 42 lfd. M. U: 97 lfd. M. U: 251 lfd. M. U: 63 lfd. M. U: 26 lfd. M. ES: 151 lfd. M. ES: 29 lfd. M. ES: 75 lfd. M. ES: 251 lfd. M. ES: 63 lfd. M. ES: 0,2 lfd. M. AE: 247 AE: 567 AE: 6 585 AE: 19 272 AE: 1 429 AE: 9 Abt. KuSchKD Eisleben KD Saalkreis AG G Abt. VII Abt. XI U: 292 lfd. M. U: 17 lfd. M. U: 55 lfd. M. U: 7 lfd. M. U: 56 lfd. M. U: 25 lfd. M. ES: 201 lfd. M. ES: 17 lfd. M. ES: 34 lfd. M. ES: 4 lfd. M. ES: 55 lfd. M. ES: 20 lfd. M. AE: 11 788 AE: 836 AE: 3 757 AE: 259 AE: 2 112 AE: 1 232 Med. DienstKD Gräfenhainichen KD Sangerhausen AG A u. E Abt. VIII SR BCD U: 105 lfd. M. U: 20 lfd. M. U: 39 lfd. M. U: 47 lfd. M. U: 0,1 lfd. M. keine Unterlagen ES: 105 lfd. M. ES: 10 lfd. M. ES: 19 lfd. M. ES: 47 lfd. M. ES: 0,1 lfd. M. nachweisbar AE: 11 024 AE: 253 AE: 465 AE: 2 562 AE: 2 AGL KD Halle KD Weißenfels OD CKB AG XXII Abt. RD U: 30 lfd. M. U: 57 lfd. M. U: 86 lfd. M. U: 27 lfd. M. U: 13 lfd. M. U: 73 lfd. M. ES: 30 lfd. M. ES: 57 lfd. M. ES: 76 lfd. M. ES: 26 lfd. M. ES: 13 lfd. M. ES: 25 lfd. M. AE: 990 AE: 2 145 AE: 8 472 AE: 1 857 AE: 824 AE: 419 WSE KD Halle-Neustadt KD Wittenberg OD Leuna SR AWK BdL U: 8 lfd. M. U: 228 lfd. M. U: 33 lfd. M. U: 92 lfd. M. U: 9 lfd. M. U: 62 lfd. M. ES: 0,2 lfd. M. ES: 207 lfd. M. ES: 24 lfd. M. ES: 91 lfd. M. ES: 9 lfd. M. ES: 3 lfd. M. AE: 8 AE: 31 245 AE: 653 AE: 8 206 AE: 433 AE: 17 Abt. IX KD Hettstedt KD Zeitz OD Buna BKG U: 131 lfd. M. U: 25 lfd. M. U: 38 lfd. M. U: 240 lfd. M. U: 33 lfd. M. ES: 131 lfd. M. ES: 25 lfd. M. ES: 27 lfd. M. ES: 240 lfd. M. ES: 31 lfd. M. AE: 9 826 AE: 898 AE: 543 AE: 25 550 AE: 3 404 Abt. XIV KD Hohenmölsen SR PS U: 82 lfd. M. U: 59 lfd. M. U: 1 lfd. M. ES: 82 lfd. M. ES: 47 lfd. M. ES: 1 lfd. M. AE: 5 856 AE: 4 206 AE: 88 Abt. 26 KD Köthen U: 23 lfd. M. U: 38 lfd. M. ES: 23 lfd. M. ES: 28 lfd. M. AE: 1 675 AE: 638 Abt. Finanzen KD Merseburg Ltg. PO SV Dynamo Ohne Zuordnung U: 99 lfd. M. U: 43 lfd. M. U: 51 lfd. M. U: 17 lfd. M. keine Unterlagen ES: 17 lfd. M. ES: 30 lfd. M. ES: 0,1 lfd. M. nachweisbar AE: 10 AE: 588 AE: 2 KD Artern KD Naumburg U: 73 lfd. M. U: 76 lfd. M. AE - Akteneinheiten (einschl. zugehörende Karteien) ES: 60 lfd. M. ES: 63 lfd. M. ES - Erschließungsstand (einschl. zugehörende Karteien) AE: 3 719 AE: 7 023 lfd. M. - laufende Meter KD Aschersleben KD Nebra U-Umfang des Teilbestandes an Schriftgut und Karteien einschl. Bild- U: 54 lfd. M. U: 81 lfd. M. und Tonträgern im unerschlossenen Bestand ES: 41 lfd. M. ES: 58 lfd. M. - abschließend bearbeitet AE: 1 384 AE: 5 174 – 126 –

Anhang 9.13

Erschließungsstand der Unterlagen der Diensteinheiten Stand: März 2009

Bezirksverwaltung Magdeburg (einschließlich Kreisdienststellen) Struktur von 1989 Unterlagen der Diensteinheiten:4 893 lfd. M. Erschließungsstand:4 247 lfd. M. 87 % Akteneinheiten: 446 765

Leiter der BV Stellv. Operativ 1. Stellv. Operativ Stellv. op. Technik/ Stellv. Aufklärung Sicherstellung U: 3 lfd. M. U: 4 lfd. M. U: 1 lfd. M. keine Unterlagen keine Unterlagen ES: 3lfd. M. ES: 1lfd. M. ES: 0lfd. M. nachweisbar nachweisbar AE: 124 AE: 27 AE: 0 Offizier für KD Genthin KD Wernigerode Abt. XVIII Abt. II Abt. III Abt. XV Sonderaufgaben U: 53 lfd. M. U: 143 lfd. M. U: 208 lfd. M. U: 59 lfd. M. U: 62 lfd. M. U: 6 lfd. M. keine Unterlagen ES: 44 lfd. M. ES: 143 lfd. M. ES: 208 lfd. M. ES: 52 lfd. M. ES: 47 lfd. M. ES: 6 lfd. M. nachweisbar AE: 3 760 AE: 21 147 AE: 17 391 AE: 1 191 AE: 1 369 AE: 226 AKG KD Halberstadt KD Wolmirstedt Abt. XIX Abt. M Abt. OT U: 145 lfd. M. U: 215 lfd. M. U: 19 lfd. M. U: 170 lfd. M. U: 3 lfd. M. U: 11 lfd. M. ES: 135 lfd. M. ES: 215 lfd. M. ES: 13 lfd. M. ES: 169 lfd. M. ES: 3 lfd. M. ES: 0 lfd. M. AE:2 257AE:32 946AE: 302AE:14 936AE: 4AE: 0 Abt. XII KD Haldensleben KD Zerbst Abt. XX Abt. VI Abt. N U: 127 lfd. M. U: 176 lfd. M. U: 88 lfd. M. U: 203 lfd. M. U: 80 lfd. M. U: 12 lfd. M. ES: 107 lfd. M. ES: 176 lfd. M. ES: 80 lfd. M. ES: 175 lfd. M. ES: 72 lfd. M. ES: 0,1 lfd. M. AE: 17 AE: 24 239 AE: 11 104 AE: 10 750 AE: 1 481 AE: 2 Abt. KuSch KD Havelberg AG G Abt. VII Abt. XI U: 236 lfd. M. U: 64 lfd. M. U: 2 lfd. M. U: 138 lfd. M. U: 20 lfd. M. ES: 218 lfd. M. ES: 64 lfd. M. ES: 2 lfd. M. ES: 136 lfd. M. ES: 13 lfd. M. AE: 5 203 AE: 8 532 AE: 86 AE: 12 853 AE: 1 624 Med. Dienst KD Klötze AG A u. E Abt. VIII SR BCD U: 111 lfd. M. U: 66 lfd. M. U: 98 lfd. M. U: 5 lfd. M. keine Unterlagen ES: 87 lfd. M. ES: 63 lfd. M. ES: 82 lfd. M. ES: 0 lfd. M. nachweisbar AE: 4 011 AE: 6 978 AE: 4 745 AE: 0 AGL KD Magdeburg AG XXII Abt. RD U: 9 lfd. M. U: 497 lfd. M. U: 2 lfd. M. U: 30 lfd. M. ES: 9 lfd. M. ES: 470 lfd. M. ES: 2 lfd. M. ES: 30 lfd. M. AE: 225 AE: 71 461 AE: 230 AE: 900 WSE KD Oschersleben BKG BdL U: 23 lfd. M. U: 279 lfd. M. U: 15 lfd. M. U: 92 lfd. M. ES: 0 lfd. M. ES: 269 lfd. M. ES: 15 lfd. M. ES: 27 lfd. M. AE: 0 AE: 24 007 AE: 1 AE: 3 299 Abt. IX KD Osterburg SR AWK U: 27 lfd. M. U: 110 lfd. M. U: 0,1 lfd. M. ES: 26 lfd. M. ES: 106 lfd. M. ES: 0,1 lfd. M. AE: 1 325 AE: 12 140 AE: 12 Abt. XIV KD Salzwedel SR PS U: 27 lfd. M. U: 97 lfd. M. U: 1 lfd. M. ES: 27 lfd. M. ES: 97 lfd. M. ES: 1 lfd. M. AE: 1 256 AE: 13 655 AE: 6 Abt. 26 KD Schönebeck SR GS U: 10 lfd. M. U: 193 lfd. M. U: 4 lfd. M. ES: 4 lfd. M. ES: 179 lfd. M. ES: 0,1 lfd. M. AE: 88 AE: 22 824 AE: 5 Abt. Finanzen KD Staßfurt Ltg. PO SV Dynamo Ohne Zuordnung U: 115 lfd. M. U: 112 lfd. M. U: 1 lfd. M. U: 3 lfd. M. U: 150 lfd. M. ES: 11 lfd. M. ES: 112 lfd. M. ES: 0 lfd. M. ES: 0 lfd. M. AE: 1 607 AE: 15 325 AE: 0 AE: 0 KD Burg KD Stendal U: 146 lfd. M. U: 217 lfd. M. AE - Akteneinheiten (einschl. zugehörende Karteien) ES: 144lfd. M.ES: 196lfd. M. ES-Erschließungsstand (einschl. zugehörende Karteien) AE: 25 351 AE: 28 116 lfd. M. - laufende Meter KD Gardelegen KD Wanzleben U-Umfang des Teilbestandes an Schriftgut und Karteien einschl. Bild- U: 103 lfd. M. U: 106 lfd. M. und Tonträgern im unerschlossenen Bestand ES: 99 lfd. M. ES: 106 lfd. M. AE: 17 631 AE: 19 996 - abschließend bearbeitet – 127 –

Anhang 9.14

Erschließungsstand der Unterlagen der Diensteinheiten Stand: März 2009

Bezirksverwaltung Erfurt (einschließlich Kreisdienststellen) Struktur von 1989 Unterlagen der Diensteinheiten:2 737 lfd. M. Erschließungsstand:2 342 lfd. M. 86 % Akteneinheiten: 162 426

Leiter der BV Stellv. Operativ 1. Stellvertreter Stellv. op. Technik/ Stellv. Aufklärung Sicherstellung U: 38 lfd. M. keine Unterlagen keine Unterlagen keine Unterlagen keine Unterlagen ES: 38 lfd. M. nachweisbar nachweisbar nachweisbar nachweisbar AE: 1 872 Offizier für KD Eisenach Abt. XVIII Abt. II Abt. III Abt. XV Sonderaufgaben U: 200 lfd. M. U: 15 lfd. M. U: 102 lfd. M. U: 22 lfd. M. U: 0,3 lfd. M. keine Unterlagen ES: 200 lfd. M. ES: 15 lfd. M. ES: 93 lfd. M. ES: 21 lfd. M. ES: 0,3 lfd. M. nachweisbar AE: 3 555 AE: 803 AE: 3 159 AE: 856 AE: 23 AKG KD Erfurt Abt. XIX Abt. M Abt. OT U: 121 lfd. M. U: 283 lfd. M. U: 5 lfd. M. U: 225 lfd. M. U: 2 lfd. M. ES: 121 lfd. M. ES: 281 lfd. M. ES: 5 lfd. M. ES: 225 lfd. M. ES: 1 lfd. M. AE: 3 988 AE: 40 122 AE: 163 AE: 46 AE: 77 Abt. XII KD Gotha Abt. XX Abt. VI Abt. N U: 200 lfd. M. U: 63 lfd. M. U: 44 lfd. M. U: 42 lfd. M. U: 43 lfd. M. ES: 189 lfd. M. ES: 62 lfd. M. ES: 43 lfd. M. ES: 34 lfd. M. ES: 5 lfd. M. AE: 18 970 AE: 1 640 AE: 10 278 AE: 4 009 AE: 214 Abt. KuSch KD Heiligenstadt AG G Abt. VII Abt. XI U: 317 lfd. M. U: 39 lfd. M. U: 3 lfd. M. U: 3 lfd. M. U: 4 lfd. M. ES: 210 lfd. M. ES: 39 lfd. M. ES: 2 lfd. M. ES: 3 lfd. M. ES: 4 lfd. M. AE: 10 744 AE: 1 272 AE: 117 AE: 215 AE: 124 Med. Dienst KD Langensalza AG A u. E Abt. VIII SR BCD U: 40 lfd. M. U: 32 lfd. M. U: 117 lfd. M. U: 3 lfd. M. keine Unterlagen ES: 40 lfd. M. ES: 31 lfd. M. ES: 92 lfd. M. ES: 2 lfd. M. nachweisbar AE: 1 289 AE: 666 AE: 11 410 AE: 137 AGL KD Mühlhausen AG XXII Abt. RD U: 7 lfd. M. U: 25 lfd. M. U: 2 lfd. M. U: 40 lfd. M. ES: 7 lfd. M. ES: 24 lfd. M. ES: 1 lfd. M. ES: 17 lfd. M. AE: 361 AE: 985 AE: 66 AE: 748 WSE KD Nordhausen BKG BdL U: 0,2 lfd. M. U: 60 lfd. M. U: 7 lfd. M. U: 47 lfd. M. ES: 0,1 lfd. M. ES: 60 lfd. M. ES: 7 lfd. M. ES: 46 lfd. M. AE: 6 AE: 2 383 AE: 1 184 AE: 2 430 Abt. IX KD Sömmerda SR AWK U: 13 lfd. M. U: 32 lfd. M. U: 0,3 lfd. M. ES: 13 lfd. M. ES: 31 lfd. M. ES: 0,1 lfd. M. AE: 307 AE: 856 AE: 6 Abt. XIV KD Sondershausen SR PS U: 25 lfd. M. U: 34 lfd. M. U: 0,3 lfd. M. ES: 23 lfd. M. ES: 34 lfd. M. ES: 0,1 lfd. M. AE: 808 AE: 1 112 AE: 15 Abt. 26 KD Weimar U: 10 lfd. M. U: 129 lfd. M. ES: 7 lfd. M. ES: 128 lfd. M. ZPL SV Dynamo Karteien ohne AE: 346 AE: 30 483 Zuordnung Abt. Finanzen KD Worbis U: 3 lfd. M. U: 2 lfd. M. U: 114 lfd. M. U: 100 lfd. M. U: 34 lfd. M. ES: 3 lfd. M. ES: 2 lfd. M. ES: 59 lfd. M. ES: 34 lfd. M. AE: 127 AE: 216 AE: 1 191 AE: 1 087 KD Apolda AE - Akteneinheiten (einschl. zugehörende Karteien) U: 60 lfd. M. ES - Erschließungsstand (einschl. zugehörende Karteien) ES: 60 lfd. M. lfd. M. - laufende Meter AE: 999 U - Umfang des Teilbestandes an Schriftgut und Karteien einschl. KD Arnstadt Bild- und Tonträgern im unerschlossenen Bestand U: 29 lfd. M. ES: 29 lfd. M. - abschließend bearbeitet AE: 961 – 128 –

Anhang 9.15

Erschließungsstand der Unterlagen der Diensteinheiten Stand: März 2009

Bezirksverwaltung Gera (einschließlich Kreisdienststellen) Struktur von 1989 Unterlagen der Diensteinheiten:1 973 lfd. M. Erschließungsstand:1 821 lfd. M. 92 % Akteneinheiten: 118 514

Leiter der BV 1. Stellv. Operativ Stellv. Operativ Stellv. op. Technik/ Stellv. Aufklärung Sicherstellung keine Unterlagen keine Unterlagen keine Unterlagen keine Unterlagen keine Unterlagen nachweisbar nachweisbar nachweisbar nachweisbar nachweisbar

Offizier für KD Jena Abt. XVIII Abt. II Abt. III Abt. XV Sonderaufgaben U: 47 lfd. M. U: 71 lfd. M. U: 81 lfd. M. U: 2 lfd. M. U: 21 lfd. M. keine Unterlagen ES: 47 lfd. M. ES: 71 lfd. M. ES: 81 lfd. M. ES: 2 lfd. M. ES: 21 lfd. M. nachweisbar AE: 2 278 AE: 8 241 AE: 8 939 AE: 110 AE: 1 980 AKG KD Lobenstein Abt. XIX Abt. M Abt. OT U: 83 lfd. M. U: 7 lfd. M. U: 14 lfd. M. U: 420 lfd. M. U: 4 lfd. M. ES: 83 lfd. M. ES: 7 lfd. M. ES: 14 lfd. M. ES: 400 lfd. M. ES: 4 lfd. M. AE: 7 265 AE: 331 AE: 1 372 AE: 371 AE: 231 Abt. XII KD Pößneck Abt. XX Abt. VI Abt. N U: 161 lfd. M. U: 11 lfd. M. U: 18 lfd. M. U: 131 lfd. M. U: 8 lfd. M. ES: 125 lfd. M. ES: 11 lfd. M. ES: 18 lfd. M. ES: 131 lfd. M. ES: 8 lfd. M. AE: 419 AE: 1 295 AE: 1 170 AE: 7 381 AE: 357 Abt. KuSch KD Rudolstadt AG G Abt. VII Abt. XI U: 191 lfd. M. U: 25 lfd. M. U: 4 lfd. M. U: 32 lfd. M. U: 3 lfd. M. ES: 153 lfd. M. ES: 24 lfd. M. ES: 4 lfd. M. ES: 32 lfd. M. ES: 3 lfd. M. AE: 3 922 AE: 1 960 AE: 257 AE: 3 421 AE: 943 Med. Dienst KD Saalfeld AG A u. E Abt. VIII SR BCD U: 4 lfd. M. U: 65 lfd. M. U: 52 lfd. M. U: 3 lfd. M. keine Unterlagen ES: 4 lfd. M. ES: 65 lfd. M. ES: 52 lfd. M. ES: 3 lfd. M. nachweisbar AE: 859 AE: 5 925 AE: 2 375 AE: 115 AGL KD SchleizOD Carl Zeiss Jena AG XXII Abt. RD U: 1 lfd. M. U: 10 lfd. M. U: 28 lfd. M. U: 7 lfd. M. U: 20 lfd. M. ES: 1 lfd. M. ES: 10 lfd. M. ES: 28 lfd. M. ES: 7 lfd. M. ES: 16 lfd. M. AE: 84 AE: 370 AE: 3 136 AE: 580 AE: 570 WSE KD Stadtroda BKG BdL U: 5 lfd. M. U: 15 lfd. M. U: 12 lfd. M. U: 24 lfd. M. ES: 5 lfd. M. ES: 12 lfd. M. ES: 12 lfd. M. ES: 24 lfd. M. AE: 312 AE: 1 055 AE: 99 AE: 3 560 Abt. IX KD Zeulenroda SR AWK U: 38 lfd. M. U: 14 lfd. M. U: 4 lfd. M. ES: 37 lfd. M. ES: 14 lfd. M. ES: 4 lfd. M. AE: 3 962 AE: 873 AE: 428 Abt. XIV SR PS U: 33 lfd. M. U: 2 lfd. M. ES: 33 lfd. M. ES: 2 lfd. M. AE: 3 512 AE: 117 Abt. 26 SR GS U: 6 lfd. M. U: 1 lfd. M. ES: 6 lfd. M. ES: 1 lfd. M. AE: 266 AE: 95 Abt. Finanzen U: 50 lfd. M. ES: 4 lfd. M. Ltg. PO SV Dynamo Kartensammlung AE: 56 U: 5 lfd. M. U: 36 lfd. M. keine Unterlagen KD Eisenberg ES: 5 lfd. M. ES: 34 lfd. M. nachweisbar U: 17 lfd. M. AE: 308 AE: ES: 17 lfd. M. AE: 2 107 KD Gera AE - Akteneinheiten (einschl. zugehörende Karteien) U: 169 lfd. M. ES - Erschließungsstand (einschl. zugehörende Karteien) ES: 169 lfd. M. lfd. M. - laufende Meter AE: 32 115 U - Umfang des Teilbestandes an Schriftgut und Karteien einschl. Bild- KD Greiz und Tonträgern im unerschlossenen Bestand U: 18 lfd. M. ES: 18 lfd. M. - abschließend bearbeitet AE: 3 392 – 129 –

Anhang 9.16

Erschließungsstand der Unterlagen der Diensteinheiten Stand: März 2009

Bezirksverwaltung Suhl (einschließlich Kreisdienststellen) Struktur von 1989 Unterlagen der Diensteinheiten:2 154 lfd. M. Erschließungsstand:1 558 lfd. M. 72 % Akteneinheiten: 198 986 Leiter der BV Stellv. Operativ 1. Stellv. Operativ Stellv. op. Technik/ Stellv. Aufklärung Sicherstellung keine Unterlagen keine Unterlagen keine Unterlagen keine Unterlagen keine Unterlagen nachweisbar nachweisbar nachweisbar nachweisbar nachweisbar

Offizier für KD Meiningen Abt. XVIII Abt. II Abt. III Abt. XV Sonderaufgaben U: 46 lfd. M. U: 128 lfd. M. U: 60 lfd. M. U: 87 lfd. M. keine Unterlagen keine Unterlagen ES: 46 lfd. M. ES: 67 lfd. M. ES: 46 lfd. M. ES: 34 lfd. M. nachweisbar nachweisbar AE: 5 484 AE: 11 904 AE: 4 079 AE: 500 AKG KD Neuhaus Abt. XIX Abt. M Abt. OT U: 175 lfd. M. U: 0,4 lfd. M. U: 44 lfd. M. U: 216 lfd. M. keine Unterlagen ES: 175 lfd. M. ES: 0 lfd. M. ES: 44 lfd. M. ES: 216 lfd. M. nachweisbar AE: 11 448 AE: 0 AE: 2 349 AE: 62 Abt. XIIKD Bad Salzungen Abt. XX Abt. VI Abt. N U: 38 lfd. M. U: 148 lfd. M. U: 122 lfd. M. U: 21 lfd. M. U: 15 lfd. M. ES: 32 lfd. M. ES: 81 lfd. M. ES: 122 lfd. M. ES: 21 lfd. M. ES: 0,2 lfd. M. AE: 5 AE: 14 376 AE: 9 055 AE: 2 092 AE: 8 Abt. KuSch KD Schmalkalden AG G Abt. VII Abt. XI U: 59 lfd. M. U: 73 lfd. M. U: 6 lfd. M. U: 86 lfd. M. U: 5 lfd. M. ES: 49 lfd. M. ES: 60 lfd. M. ES: 6 lfd. M. ES: 78 lfd. M. ES: 5 lfd. M. AE: 7 309 AE: 11 055 AE: 126 AE: 9 013 AE: 75 Med. Dienst KD Sonneberg Abt. VIII SR BCD U: 1 lfd. M. U: 139 lfd. M. U: 55 lfd. M. keine Unterlagen ES: 0,2 lfd. M. ES: 105 lfd. M. ES: 14 lfd. M. nachweisbar AE: 69 AE: 24 886 AE: 1 100 AGL KD Suhl AG XXII Abt. RD U: 5 lfd. M. U: 116 lfd. M. U: 3 lfd. M. U: 1 lfd. M. ES: 5 lfd. M. ES: 96 lfd. M. ES: 3 lfd. M. ES: 0,6 lfd. M. AE: 119 AE: 21 779 AE: 104 AE: 111 WSE BKG BdL U: 38 lfd. M. U: 80 lfd. M. keine Unterlagen ES: 28 lfd. M. ES: 16 lfd. M. nachweisbar AE: 2 800 AE: 1 148 Abt. IX SR AWK U: 46 lfd. M. keine Unterlagen ES: 25 lfd. M. nachweisbar AE: 2 140 Abt. XIV SR PS U: 52 lfd. M. U: 3 lfd. M. ES: 18 lfd. M. ES: 3 lfd. M. AE: 1 358 AE: 77 Abt. 26 SR GS U: 3 lfd. M. keine Unterlagen ES: 3 lfd. M. nachweisbar AE: 57 Abt. Finanzen U: 24 lfd. M. ZPL SV Dynamo ES: 0 lfd. M. U: 30 lfd. M. U: 3 lfd. M. AE: 0 ES: 0 lfd. M. ES: 0 lfd. M. KD Hildburghausen AE: 0 AE: 0 U: 93 lfd. M. ES: 80 lfd. M. AE - Akteneinheiten (einschl. zugehörende Karteien) AE: 28 322 ES - Erschließungsstand (einschl. zugehörende Karteien) KD Ilmenau lfd. M. - laufende Meter U: 135 lfd. M. U - Umfang des Teilbestandes an Schriftgut und Karteien einschl. Bild- und ES: 81 lfd. M. Tonträgern im unerschlossenen Bestand AE: 25 976 - abschließend bearbeitet – 130 –

Anhang 10

Erschließung der speziellen Informationsträger in den Archiven der BStU Stand: März 2009

Art der Anzahl erschlossen erschlossen Kassation sicherungs- Informationsträger ca. Stück1 im BZ5 gesamt gesamt kopiert gesamt Zentralstelle Fotodokumente (Foto- positive, -negative2, Mikrofilme, DIAs) 1 076 303 90 361 507 915 58 240 2 392 Filme und Videos3 2 170 94 2 170 3 159 839 Tondokumente 16 960 192 11 742 73 679 3 360 Gesamt 1 095 433 90 647 521 827 135 078 6 591 Außenstellen Fotodokumente (Foto- positive, -negative2, Mikrofilme, DIAs) 370 978 55 872 268 502 3 587 6 Filme und Videos3 564 69 564 356 250 Tondokumente 14 331 1 454 5 342 61 698 782 Gesamt 385 873 57 395 274 408 65 641 1 038

Maschinenlesbare Daten MfS-Datenprojekte4 erschlossen Anzahl (gesamt) im BZ5 gesamt 43 3 14 1 Anzahl setzt sich zusammen aus der geschätzten Stückzahl bei unerschlossenen und der exakten Stückzahl bei erschlossenen Informationsträgern 2 sind als Rollfilm, Mikrofilm, Mikrofiche oder Mikrojacket überliefert und beinhalten auch Folien 3 Bestandsbereinigung beim Umfang an erschlossenen Videos aufgrund Kassation laut Kassationsrichtlinie 4 Die vom MfS überlieferten Daten werden migriert und den MfS-Datenprojekten zugeordnet. 5 Berichtszeitraum – 131 –

Anhang 11 11 243 90 983 10 601 21 844 211 915 211 187 154 149 062 219 522 459 567 gesamt 2 588 019 1 754 080 1 131 392 3 284 541 6 353 971 Eingänge 20 91 477 510 282 179 461 1 841 2 839 5 177 3 232 3 833 28 708 38 179 2009 345 250 851 567 9 120 1 561 2 246 1 418 87 366 10 734 21 760 29 712 32 208 2008 142 752 523 761 853 534 1 311 9 032 1 593 7 128 9 482 1 387 27 010 37 876 2007 101 521 150 266 . ragseingänge (Zählung nur der beantragten Themen) 993 786 487 2 625 1 258 3 374 5 625 1 273 97 068 13 187 50 931 12 243 78 986 2006 182 952 Personen verringert 649 430 8 015 1 384 3 274 2 078 6 736 1 079 11 653 80 574 50 946 60 083 2005 Änderung der Erfassung Ant 130 697 219 086 Jahres 1999 um 35 017 989 7 113 3 940 8 072 6 630 1 365 2 354 79 495 21 182 18 642 Stand: März 2009 Stand: 189 010 167 132 274 922 484 928 2003/2004 958 Eingang von Anträgen und Ersuchen 2 211 9 066 8 027 1 253 29 222 29 434 10 542 13 948 32 517 r Antragseingänge bis 1995 und 210 303 126 902 194 624 439 655 2001/2002 und Decknamenentschlüsselung 5 204 6 457 11 661 11 91 651 69 510 80 322 2000 686 759 181 747 200 692 350 524 1990/91 – 1 793 469 1 580 342 2 540 499 4 696 153 zählung wurde der Eingang an Ersuchen des 3 3 2 Einsicht, Kopienherausgabe 1 Verwendungszweck 3 umfasst Anträge auf Auskunft, der 2002 durchgeführten Bestands Im Ergebnis Nacherfassung de gegenüber den Vorjahresstatistiken: Veränderungen Bürgeranträge gesamt Ersuchen Überprüfung öffentlicher Dienst Ersuchen Rentenangelegenheiten Ersuchen Sicherheits- und Zuverlässig- keitsüberprüfungen Sonstige Ersuchen (Überprüfung parla- Ordens- mentarischer Mandatsträger, angelegenheiten u. a.) Ersuchen Überprüfung gesamt Ersuchen Rehabilitierung Ersuchen Wiedergutmachung Ersuchen Strafverfolgung gesamt Ersuchen Reha/WGM/StrV Anträge Forschung und politische Bildung Anträge Presse, Rundfunk und Film Anträge Forschung/Medien gesamt Summe 1 2 3 – 132 – n o c h Anhang 11 90 040 10 000 10 175 20 175 211 441 211 185 491 144 806 219 247 454 093 2 515 193 1 754 075 1 123 775 3 274 782 6 264 243 Erledigun- gen gesamt 49 367 449 144 240 169 409 3 367 2 572 6 355 5 316 5 909 2009 22 805 35 478 e der Jahre 1992 bis 2002 um abgearbeiteten Themen) 332 878 587 8 590 1 558 2 673 5 023 1 465 2008 89 812 14 336 24 816 28 940 36 636 152 729 508 877 595 1 311 8 915 1 185 1 339 4 070 6 720 1 472 andszählung wurde die Summ 2007 98 387 43 514 54 122 160 701 gungen (Zählung nur der 843 530 4 995 1 061 3 737 4 140 8 938 1 373 2006 97 314 20 036 58 968 13 730 97 729 ung der Erledi 205 354 899 570 8 902 1 457 3 558 2 699 7 714 1 469 2005 11 402 11 96 560 97 906 58 452 176 662 282 405 nderung der Erfass ng; Im Ergebnis der 2002 durchgeführten Best ng; Im Ergebnis 6 152 4 256 5 075 1 563 1 107 2 670 Stand: März 2009 Stand: 11 427 29 504 22 800 20 758 223 105 178 861 237 317 483 850 2003/2004 7 031 1 316 1 043 2 359 Erledigung von Anträgen und Ersuchen 37 791 31 337 13 912 16 693 13 693 37 417 270 774 166 897 249 937 560 487 der Erledigungen bis 1995 und Ä 2001/2002 3 384 5 574 8 958 86 145 71 774 71 065 2000 599 380 174 370 187 162 330 001 1 640 883 1 567 949 2 427 844 4 407 686 1990/91 – 3 2 pienherausgabe und Decknamenentschlüsselu 2 turen per 30. Juni 2008 1 Verwendungszweck 2 24 447 Erledigungen verringert. umfasst Anträge auf Auskunft, Einsicht, Ko Nacherfassung gegenüber den Vorjahresstatistiken: Veränderungen Bestandszählung mit Korrek Bürgeranträge gesamt Ersuchen Überprüfung öffentlicher Dienst Ersuchen Rentenangelegenheiten Ersuchen Sicherheits- und Zuverlässig- keitsüberprüfungen Sonstige Ersuchen (Überprüfung parla- Ordensan- mentarischer Mandatsträger, gelegenheiten u. a.) Ersuchen Überprüfung gesamt Ersuchen Rehabilitierung Ersuchen Wiedergutmachung Ersuchen Strafverfolgung gesamt Ersuchen Reha/WGM/StrV Anträge Forschung und politische Bildung Anträge Presse, Rundfunk und Film Anträge Forschung/Medien gesamt Summe 1 2 3 – 133 –

Anhang 12

Bürgeranträge Verteilung der Antragseingänge Stand: März 2009

Bundesland Anträge davon Standort Berlin – Zentralstelle 595 961 Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern 279 954 – Neubrandenburg 67 028 –Rostock 108 475 –Schwerin 104 451 Brandenburg 271 951 – Frankfurt (Oder) 153 627 –Potsdam* 118 324 Sachsen-Anhalt 320 859 –Halle 136 661 –Magdeburg 184 198 Thüringen 430 383 – Erfurt 201 940 –Gera 117 924 –Suhl 110 519 Sachsen 688 911 –Chemnitz 266 496 –Dresden 235 718 –Leipzig 186 697 Gesamt BStU 2 588 019 * bis 31. Dezember 2008 – 134 –

Anhang 13

Statistische Gesamtauswertung der Bürgerumfrage und Vergleich zur früheren Umfrage

Umfrage 2008 Umfrage 2005 1. Wie wurden Sie auf die Möglichkeit der Antragstellung aufmerksam? Antworten 530 528 Eigeninitiative bzw. durch Hinweise von anderen Personen 378 71,3% 357 67,6% durch Presse, Rundfunk, Fernsehen 130 24,5% 156 29,5% sonstiges 22 4,2% 15 2,8%

2. War das Antragsformular aus Ihrer Sicht verständlich? Antworten 528 519 ja 489 92,6% 499 96,1% Erläuterungen könnten verbessert werden 37 7,0% 19 3,7% nein 2 0,4% 1 0,2%

3. In welcher Form haben Sie die Akteneinsicht wahrgenommen? Antworten 530 528 persönliche Einsicht in den Räumen der BStU 227 42,8% 243 46,0% Zusendung von Kopien 303 57,2% 285 54,0%

3.1. War dies für Sie ein geeignetes Verfahren? Antworten 524 520 ja 495 94,5% 489 94,0% nein 29 5,5% 31 6,0%

4. Wie lange dauerte die Wartezeit bis zur Akteneinsicht? Antworten 524 524 unter einem Jahr 211 40,3% 150 28,6% ein bis zwei Jahre 247 47,1% 178 34,0% zwei bis vier Jahre 66 12,6% 196 37,4%

5. Wie empfanden Sie diese Wartezeit? Antworten 529 523 als kurz 33 6,2% 40 7,6% als angemessen 365 69,0% 308 58,9% als sehr lang 131 24,8% 175 33,5%

6. Haben Sie in der Wartezeit nach dem Bearbeitungsstand gefragt? Antworten 530 527 ja, mehrfach 32 6,0% 60 11,4% ja, einmal 123 23,2% 130 24,7% nein 375 70,8% 337 63,9%

7. Waren die Informationen, die Sie bei Nachfragen während der Wartezeit erhielten, zufriedenstellend? Antworten 228 183 ja 140 61,4% 100 54,6% teilweise 68 29,8% 54 29,5% nein 20 8,8% 29 15,8%

8. Wie bewerten Sie die Erreichbarkeit Ihrer Ansprechpartner bei der BStU? Antworten 407 391 gut 297 73,0% 276 70,6% zufriedenstellend 102 25,1% 97 24,8% schlecht 8 2,0% 18 4,6% – 135 –

n o c h Anhang 13

Umfrage 2008 Umfrage 2005 9. Wurden Sie von den Mitarbeitern der BStU gut beraten? (nur bei persönlicher Akteneinsicht in den Räumen der BStU) Antworten 285 240 ja 235 82,5% 226 94,2% eine Beratung hielt ich nicht für erforderlich 38 13,3% 11 4,6% nein 12 4,2% 3 1,3%

10. Waren die Erläuterungen zu den übersandten Kopien für Sie verständlich? (nur bei Übersendung von Kopien) Antworten 448 279 ja 348 77,7% 202 72,4% könnten noch verbessert werden 90 20,1% 60 21,5% nein 10 2,2% 17 6,1%

11. Haben Sie sich nach dem Erhalt der Kopien mit der Bitte um weitere Erläuterungen an die BStU gewandt? Antworten 484 411 ja 113 23,3% 101 24,6% nein, war nicht nötig 271 56,0% 200 48,7% nein, wusste nicht, dass dies möglich ist 100 20,7% 110 26,8%

12. Wie haben Sie in Ihrem Fall – soweit vorgenommen - die Anonymisierungen (Schwärzungen) zum Schutze anderer Personen bewertet? Antworten 466 478 erforderlich 63 13,5% 53 11,1% überflüssig 228 48,9% 254 53,1% unverständlich 175 37,6% 171 35,8%

13. Hat der Inhalt der Stasi-Unterlagen Sie seelisch bewegt? Antworten 524 521 ja 239 45,6% 208 39,9% weniger 207 39,5% 217 41,7% gar nicht 78 14,9% 96 18,4%

14. Die Stasi-Unterlagen enthalten neben Bewertungen und Einschätzungen Darstellungen von Sachverhalten. Waren diese aus Ihrer Sicht wahrheitsgemäß dargestellt? Antworten 498 508 im Wesentlichen ja 230 46,2% 270 53,1% teilweise 199 40,0% 175 34,4% nein 69 13,9% 63 12,4%

15. Haben Sie einen Antrag auf Decknamenentschlüsselung gestellt? Antworten 520 517 ja, auf einen Decknamen 62 11,9% 41 7,9% ja, auf mehrere Decknamen 185 35,6% 111 21,5% nein 273 52,5% 365 70,6%

16. Haben Sie vor oder nach der Einsicht in die Unterlagen andere Beratungs- möglichkeiten genutzt (z. B. Landes-Stasi-Beauftragte, Bürgerbüros u. a.)? Antworten 527 519 ja 33 6,3% 17 3,3% nein, war nicht erforderlich 233 44,2% 228 43,9% nein, sind mir nicht bekannt 261 49,5% 274 52,8% – 136 – n o c h Anhang 13

Umfrage 2008 Umfrage 2005 17. Hat die Einsicht in die Unterlagen Ihre Erwartungen erfüllt? Antworten 521 522 ja 133 25,5% 164 31,4% teilweise 273 52,4% 224 42,9% nein 115 22,1% 134 25,7%

18. Ist das Kapitel „Staatssicherheit“ nach Ihrer Einsicht in die Unterlagen für Sie persönlich abgeschlossen? Antworten 526 524 ja 109 20,7% 139 26,5% im Großen und Ganzen ja 175 33,3% 167 31,9% nein 242 46,0% 218 41,6%

19. Würden Sie anderen Personen empfehlen, einen Antrag auf Akteneinsicht zu stellen? Antworten 528 524 ja 472 89,4% 445 84,9% keine Meinung 40 7,6% 61 11,6% nein 16 3,0% 18 3,4%

20. Halten Sie die Aufgabe der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen künftig für wichtig? Antworten 529 525 ja 482 91,1% 463 88,2% keine Meinung 16 3,0% 25 4,8% nein 31 5,9% 37 7,0%

Gesamteingänge 530 53,0% 528 52,8% Gesamtausgänge 1000 1000 – 137 –

Anhang 14 09 März r Haftopfer (sogenannte Opferrente) Ersuchen zur besonderen Zuwendung fü Okt. Nov. Dez. Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez. Jan. Feb. 20 852 1326 1379 6 1957 2258 109 2413 2397 256 6538 1462 2062 1441 2451 1810 1489 2047 1582 2315 1133 2024 816 3132 3278 1056 2888 806 2147 946 1630 1143 657 1476 1274 1607 07 Sept. 0 7000 6000 5000 4000 3000 2000 1000 Eingänge Erledigungen – 138 –

Anhang 15

Antragseingänge und Erledigungen gemäß §§ 32 und 34 StUG Stand: März 2009

Gesamt Gesamt § 32 erledigte § 34 erledigte Themenkomplexe erledigte Eingänge Anträge Anträge nträge Wissenschaft/Wirtschaft 2 332 1076 1 059 2135 Bildung/Familie/Jugend/Sport/Medizin 2110 771 1188 1959 Religion 1 724 877 771 1648 Recht/Justiz/Polizei 1164 565 512 1077 Internationale Beziehungen 1 066 410 604 1014 Politik/Parteien/Organisationen 4 260 2081 1 796 3877 Nationalsozialismus 1 823 1265 381 1646 Militär/Grenze/Republikflucht 1 376 574 644 1218 MfS 2 201 780 1 282 2062 Kunst/Kultur/Medien 3 142 1405 1 513 2918 Geheimdienste/Terrorismus 646 196 425 621 Gesamt 21 844 10 000 10 175 20 175

Grafische Darstellung – Eingänge gesamt nach Thema

Geheimdienste/ Wissenschaft/ Terrorismus Wirtschaft

Kunst/Kultur/Medien Bildung/Familie/Jugend/ Sport/Medizin

MfS

Religion

Militär/Grenze/ Recht/Justiz/Polizei Republikflucht

Internationale Beziehungen Nationalsozialismus

Politik/Parteien/ Organisationen – 139 –

n o c h Anhang 15 Struktur der Antragsteller Eingang von Anträgen im Berichtszeitraum

§ 32 StUG davon Anträge aus Eingang dem Ausland Universitäten/Hochschulen 543 104 Privatpersonen 568 52 Vereine, Verbände, Institutionen 120 11 Stiftungen 84 1 Kirchen und Glaubensgemeinschaften 15 1 Parteien/Organisationen 3 0 Museen 53 7 Landesbeauftragte 56 0 Aufarbeitungsinitiativen 11 0 Sonstige 229 13 insgesamt 1 682 189

§ 34 StUG davon Anträge aus Eingang dem Ausland Tageszeitungen 327 16 Wochenmagazine 107 6 Freie Journalisten 121 15 Medien (öffentlich-rechtliche) 339 9 Medien (private) 20 4 Produktionsgesellschaften 121 14 Wochenzeitungen 29 6 Agenturen 20 0 Sonstige 32 5 insgesamt 1 116 75 – 140 –

Anhang 16

Mitglieder des Wissenschaftlichen Beratungsgremiums Vom Bundestag 2007 benannte Mitglieder: Prof. Dr. Hans-Joachim Veen Vorsitzender Politikwissenschaftler, seit 2002 Vorsitzender des Vorstandes der Stiftung Ettersberg Weimar Prof. Dr. Klaus-Dietmar Henke stellvertretender Vorsitzender Historiker, seit 1997 Universitätsprofessor an der Technischen Universität Dresden Dr. Hubertus Knabe Historiker, seit 2000 Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen Prof. Dr. Thomas Lindenberger Historiker, seit 2009 Leiter des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Europäische Geschichte und Öffentlichkeit Wien Dr. Ulrich Mählert Politikwissenschaftler, seit 1999 Leiter des Arbeitsbereichs Wissenschaft der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Berlin Prof. Dr. Angelika Menne-Haritz Historikerin, seit 2006 Vizepräsidentin des Bundesarchivs, Berlin Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Horst Möller Historiker, seit 1992 Direktor des Instituts für Zeitgeschichte, München Dr. Wilfriede Otto Historikerin, Berlin Prof. Dr. Alexander Vatlin Historiker, seit 2006 Professor für neue und neueste Geschichte an der Histori- schen Fakultät der Lomonosov-Universität, Moskau – 141 –

Anhang 17

Publikationsreihen politische Prozesse in der DDR 1953–1956, 359 S., Ber- lin 1998, 19,50 Euro, ISBN 3-86153-147-X Wissenschaftliche Reihe der Bundesbeauftragten – Analysen und Dokumente Band 12: Reinhard Buthmann: Kadersicherung im Kom- binat VEB Carl Zeiss Jena. Die Staatssicherheit und das Über den Buchhandel zu beziehen Scheitern des Mikroelektronikprogramms. Mit einem Erschienen im Ch. Links Verlag, Berlin (alle Titel sind auch Vorwort von Walter Süß, 256 S., Berlin 1997, 12,50 Euro, als digitale Bücher verfügbar unter www.linksverlag.de) ISBN 3-86153-153-4 Band 1: Klaus-Dietmar Henke und Roger Engelmann (Hg.): Band 13: Clemens Vollnhals: Der Fall Havemann. Ein Aktenlage. Die Bedeutung der Unterlagen des Staatssi- Lehrstück politischer Justiz, 312 S., 2., akt. Aufl., Berlin cherheitsdienstes für die Zeitgeschichtsforschung, 244 S., 1998, 15,50 Euro, ISBN 3-86153-215-8 2. Aufl., Berlin 1996, 15,50 Euro, ISBN 3-86153-098-8 Band 14: Sonja Süß: Politisch mißbraucht? Psychiatrie und Staatssicherheit in der DDR, 773 S., 2. Aufl., Berlin Band 2: Karl Wilhelm Fricke: Akten-Einsicht. Rekonstruk- 1998, 29,50 Euro, ISBN 3-86153-173-9 tion einer politischen Verfolgung. Mit einem Vorwort von Joachim Gauck, 264 S., 4., akt. Aufl., Berlin 1996, Band 15: Walter Süß: Staatssicherheit am Ende. Warum 17,50 Euro, ISBN 3-86153-099-6 es den Mächtigen nicht gelang, 1989 eine Revolution zu verhindern, 815 S., 2. Aufl., Berlin 1999, 29,50 Euro, Band 3: Helmut Müller-Enbergs (Hg.): Inoffizielle Mitar- ISBN 3-86153-181-X beiter des Ministeriums für Staatssicherheit. Richtlinien und Durchführungsbestimmungen, 544 S., 3., durchges. Band 16: Roger Engelmann und Clemens Vollnhals (Hg.): Aufl., Berlin 2001, 20,50 Euro, ISBN 3-86153-101-1 Justiz im Dienste der Parteiherrschaft. Rechtspraxis und Staatssicherheit in der DDR, 574 S., Berlin 1999, 24,50 Euro, Band 4: Matthias Braun: Drama um eine Komödie. Das ISBN 3-86153-184-4 Ensemble von SED und Staatssicherheit, FDJ und Kultur- ministerium gegen Heiner Müllers „Die Umsiedlerin oder Band 17: Thomas Auerbach: Einsatzkommandos an der Das Leben auf dem Lande“ im Oktober 1961, 170 S., 2., unsichtbaren Front. Terror- und Sabotagevorbereitungen durchges. Aufl., Berlin 1996, 12,00 Euro, ISBN 3-86153- des MfS gegen die Bundesrepublik Deutschland. Mit ei- 102-X nem Vorwort von Ehrhart Neubert, 192 S., 5. Aufl., Ber- lin 2004, 10,00 Euro, ISBN 3-86153-183-6 Band 5: Siegfried Suckut (Hg.): Wörterbuch der Staatssi- cherheit. Definitionen zur „politisch-operativen Arbeit“, Band 18: Hubertus Knabe: West-Arbeit des MfS. Das Zu- 472 S., 3., durchges. Aufl., Berlin 2001, 20,50 Euro, sammenspiel von „Aufklärung“ und „Abwehr“, 597 S., ISBN 3-86153-111-9 2. Aufl., Berlin 1999, 24,50 Euro, ISBN 3-86153-182-8 Band 6: Joachim Walther: Sicherungsbereich Literatur. Band 19: Wolfgang Buschfort: Parteien im Kalten Krieg. Schriftsteller und Staatssicherheit in der Deutschen De- Die Ostbüros von SPD, CDU und FDP, 260 S., Berlin mokratischen Republik, 888 S., Berlin 1996, 34,80 Euro, 2000, 15,50 Euro, ISBN 3-86153-226-3 ISBN 3-86153-121-6 Band 20: Jens Gieseke: Die hauptamtlichen Mitarbeiter Band 7: Clemens Vollnhals (Hg.): Die Kirchenpolitik von der Staatssicherheit. Personalstruktur und Lebenswelt SED und Staatssicherheit. Eine Zwischenbilanz, 464 S., 1950–1989/90, 615 S., Berlin 2000, 24,50 Euro, ISBN 2., durchges. Aufl., Berlin 1997, 24,50 Euro, ISBN 3-86153-227-1 3-86153-122-4 Erschienen im Verlag Edition Temmen, Bremen Band 8: Siegfried Suckut und Walter Süß (Hg.): Staats- Band 21: Ehrhart Neubert und Bernd Eisenfeld (Hg.): partei und Staatssicherheit. Zum Verhältnis von SED und Macht – Ohnmacht – Gegenmacht. Grundfragen zur poli- MfS, 351 S., Berlin 1997, 19,50 Euro, ISBN 3-896153- tischen Gegnerschaft in der DDR, 457 S., Bremen 2001, 131-3 24,90 Euro, ISBN 3-86108-792-8 Band 9: Silke Schumann: Parteierziehung in der Geheim- Band 22: Hans-Peter Löhn: Spitzbart, Bauch und Brille – polizei. Zur Rolle der SED im MfS der fünfziger Jahre, sind nicht des Volkes Wille! Der Volksaufstand am 218 S., Berlin 1997, 10,00 Euro, ISBN 3-86153-146-1 17. Juni 1953 in Halle an der Saale, 212 S., Bremen 2003, 10,90 Euro, ISBN 3-86108-373-6 Band 10: Helmut Müller-Enbergs (Hg.): Inoffizielle Mit- arbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit. Anleitun- Band 23: Georg Herbstritt und Helmut Müller-Enbergs gen für die Arbeit mit Agenten, Kundschaftern und Spio- (Hg.): Das Gesicht dem Westen zu … DDR-Spionage ge- nen in der Bundesrepublik Deutschland, 1 118 S., gen die Bundesrepublik Deutschland, 458 S., Bremen 2. Aufl., Berlin 1998, 34,80 Euro, ISBN 3-86153-145-3 2003, 22,90 Euro, ISBN 3-86108-388-4 Band 11: Karl Wilhelm Fricke und Roger Engelmann: Band 24: Karl Wilhelm Fricke und Roger Engelmann: „Konzentrierte Schläge“. Staatssicherheitsaktionen und „Der Tag X“ und die Staatssicherheit. 17. Juni 1953 – – 142 – n o c h Anhang 17

Reaktionen und Konsequenzen im DDR-Machtapparat, Band 3: Dietmar Riemann: Laufzettel. Tagebuch einer 347 S., Bremen 2003, 17,90 Euro, ISBN 3-86108-386-8 Ausreise, 512 S., Göttingen 2005, 29,90 Euro, ISBN 3- 525-35800-8 Band 25: Bernd Eisenfeld, Ilko-Sascha Kowalczuk und Ehrhart Neubert: Die verdrängte Revolution. Der Platz des 17. Juni 1953 in der deutschen Geschichte, 847 S., Einzelveröffentlichungen zahlr. Abb., Bremen 2004, 29,90 Euro, ISBN 3-86108- Über den Buchhandel zu beziehen 387-6 Klaus-Dietmar Henke (Hg.): Wann bricht schon mal ein Band 26: Matthias Braun: Die Literaturzeitschrift „Sinn Staat zusammen! Die Debatte über die Stasi-Akten auf und Form“. Ein ungeliebtes Aushängeschild der SED- dem 39. Historikertag 1992, München 1993 (vergriffen) Kulturpolitik, 229 S., Bremen 2004, 11,90 Euro, ISBN Arbeitsgebiet I der Kriminalpolizei. Aufgaben, Struktur 3-86108-398-1 und Verhältnis zum MfS, 56 S., Berlin 1994 (vergriffen) Erschienen im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttin- Clemens Vollnhals: Das Ministerium für Staatssicherheit. gen Ein Instrument totalitärer Herrschaftsausübung, 24 S., Band 27: Roger Engelmann und Ilko-Sascha Kowalczuk Berlin 1995 (vergriffen) (Hg.): Volkserhebung gegen den SED-Staat. Eine Be- Bernd Eisenfeld und Roger Engelmann: 13. August 1961: standsaufnahme zum 17. Juni 1953, 478 S., Göttingen Mauerbau. Fluchtbewegung und Machtsicherung. Mit ei- 2005, 32,90 Euro, ISBN 3-525-35004-X nem Vorwort von Marianne Birthler, 120 S., Berlin 2001, Band 28: Henry Leide: NS-Verbrecher und Staatssicher- Schutzgebühr 5,00 Euro heit. Die geheime Vergangenheitspolitik der DDR, sowie dazu die Buchhandelsausgabe des Verlags Edition 448 S., 3. Aufl., Göttingen 2007, 29,90 Euro, ISBN 3- Temmen: 13,00 Euro, ISBN 3-86108-790-1 525-35018-X Ilko-Sascha Kowalczuk: 17. Juni 1953. Volksaufstand in Band 29: Georg Herbstritt: Bundesbürger im Dienst der der DDR. Ursachen – Abläufe – Folgen, 312 S., Audio-CD, DDR-Spionage. Eine analytische Studie, 459 S., Göttin- Bremen 2003, Schutzgebühr 10,00 Euro gen 2007, 29,90 Euro, ISBN 978-3-525-35021-8 sowie dazu die Buchhandelsausgabe des Verlags Edition Band 30: Jens Gieseke (Hg.): Staatssicherheit und Gesell- Temmen: 19,90 Euro, ISBN 3-86108-385-X schaft. Studien zum Herrschaftsalltag in der DDR, 383 S., Jens Gieseke (Hg.): Der Mielke-Konzern. Die Geschichte Göttingen 2007, 27,90 Euro, ISBN 978-3-525-35083-6 der Stasi 1945–1990, 320 S., 3., erw. und akt. Aufl., Mün- Band 31: Matthias Braun: Kulturinsel und Machtinstru- chen 2006, 24,90 Euro, ISBN 3-421-05952-7 ment. Die Akademie der Künste, die Partei und die Staats- Helmut Müller-Enbergs unter Mitarbeit von Susanne Muhle: sicherheit, 463 S. Göttingen 2007, 31,90 Euro, ISBN 978- Inoffizielle Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicher- 3-525-35049-2 heit. Teil 3: Statistiken, 1 024 S., Berlin 2008, 39,90 Euro, Band 32: Roger Engelmann, Thomas Großbölting, ISBN 978-3-86153-441-9 Hermann Wentker: Kommunismus in der Krise. Die Ent- Ilko-Sascha Kowalczuk: Endspiel. Die Revolution von stalinisierung 1956 und die Folgen, 478 S., Göttingen 2008, 1989 in der DDR, 602 S., München 2009, 24,90 Euro, 34,90 Euro, ISBN 978-3-525-35052-2 ISBN 978-3-406-58357-5 Band 33: Łukasz Kamiński, Krzysztof Persak und Jens Gieseke (Hg.): Handbuch der kommunistischen Geheim- MfS-Handbuch dienste in Osteuropa 1944–1991, 583 S., Göttingen 2009, Anatomie der Staatssicherheit – Geschichte, Struktur, 39,90 Euro, ISBN 978-3-525-35100-0 Methoden Unterreihe: Biografische Quellen im Verlag Edition Tem- Roland Wiedmann (Bearb.): Die Organisationsstruktur men, Bremen des Ministeriums für Staatssicherheit 1989, Teil V/1, Band 1: Peter Eisenfeld: „… rausschmeißen …“. Zwan- 403 S., Berlin 1995, Schutzgebühr 10,00 Euro zig Jahre politische Gegnerschaft in der DDR, 504 S., Jens Gieseke: Die hauptamtlichen Mitarbeiter des Minis- zahlr. Abb., Bremen 2002, 24,90 Euro, ISBN 3-86108- teriums für Staatssicherheit, Teil IV/1, 107 S., 2. Aufl., 342-6 Berlin 1996, Schutzgebühr 5,00 Euro Band 2: Wolfgang Schollwer: „Gesamtdeutschland ist Bernd Eisenfeld: Die Zentrale Koordinierungsgruppe. uns Verpflichtung“. Aufzeichnungen aus dem FDP-Ost- Bekämpfung von Flucht und Übersiedlung, Teil III/17, büro 1951–57, 298 S., Bremen 2004, 15,90 Euro, 52 S., 2. Aufl., Berlin 1996, Schutzgebühr 5,00 Euro ISBN 3-86108-043-5 Tobias Wunschik: Die Hauptabteilung XXII: „Terrorab- Unterreihe: Biografische Quellen im Verlag Vandenhoeck wehr“, Teil III/16, 56 S., 2. Aufl., Berlin 1995, Schutzge- & Ruprecht, Göttingen bühr 2,50 Euro – 143 –

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Günter Förster: Die Juristische Hochschule des Ministeri- Dokumente (Reihe A) ums für Staatssicherheit, Teil III/6, 42 S., Berlin 1996, Schutzgebühr 2,50 Euro Günter Förster: Die Dissertationen an der „Juristischen Hochschule“ des MfS. Eine annotierte Bibliographie, Maria Haendcke-Hoppe-Arndt: Die Hauptabteilung 143 S., 2. Aufl., Berlin 1997, Schutzgebühr 5,00 Euro XVIII: Volkswirtschaft, Teil III/10, 130 S., Berlin 1997, Schutzgebühr 5,00 Euro Silke Schumann: Vernichten oder Offenlegen? Zur Ent- stehung des Stasi-Unterlagen-Gesetzes. Dokumentation Hanna Labrenz-Weiß: Die Hauptabteilung II: Spionage- der öffentlichen Debatte 1990/1991, 349 S., 2. Aufl., Ber- abwehr, Teil III/7, 79 S., 2., durchges. Aufl., Berlin 2001, lin 1997, Schutzgebühr 5,00 Euro Schutzgebühr 5,00 Euro Günter Förster: Bibliographie der Diplomarbeiten und Silke Schumann: Die Parteiorganisation der SED im Abschlussarbeiten an der Hochschule des MfS, 577 S., MfS, Teil III/20, 89 S., 3. Aufl., Berlin 2002, Schutzge- Berlin 1998, Schutzgebühr 10,00 Euro bühr 5,00 Euro Frank Joestel (Hg.): Strafrechtliche Verfolgung politi- Jens Gieseke (Hg.): Wer war wer im Ministerium für scher Gegner durch die Staatssicherheit im Jahre 1988. Staatssicherheit. Kurzbiographien des MfS-Leitungsper- Der letzte Jahresbericht der MfS-Hauptabteilung Unter- sonals 1950 bis 1989, Teil V/4, 84 S., Berlin 1998, suchung, 128 S., 2. Aufl., Berlin 2004, Schutzgebühr Schutzgebühr 5,00 Euro 5,00 Euro Reinhard Buthmann: Die Objektdienststellen des MfS, Teil II/3, 25 S., Berlin 1999, Schutzgebühr 2,50 Euro MfS und Leistungssport. Ein Recherchebericht, 209 S., Berlin 1994 (vergriffen) Hubertus Knabe: Die Rechtsstelle des MfS, Teil III/4, 21 S., Berlin 1999, Schutzgebühr 2,50 Euro Die „Dokumente (Reihe A)“ werden fortgeführt in der Reihe „BF informiert“. Reinhard Buthmann: Arbeitsgruppe Bereich Kommerzi- elle Koordinierung (AG BKK), Teil III/11, 67 S., 2. Aufl., Analysen und Berichte (Reihe B) Berlin 2004, Schutzgebühr 5,00 Euro Roger Engelmann und Frank Joestel (Bearb.): Grundsatz- Thomas Auerbach unter Mitarbeit von Wolf-Dieter Sai- dokumente des MfS, Teil V/5, 508 S., Berlin 2004, ler: Vorbereitung auf den Tag X. Die geplanten Isolie- Schutzgebühr 10,00 Euro rungslager des MfS, 154 S., 3., durchges. Aufl., Berlin 2000, Schutzgebühr 5,00 Euro Johannes Beleites: Abteilung XIV: Haftvollzug, 65 S., Berlin 2004 (vergriffen) Bodo Wegmann und Monika Tantzscher: SOUD. Das ge- heimdienstliche Datennetz des östlichen Bündnissystems, Stephan Wolf: Hauptabteilung I: NVA und Grenztruppen, 104 S., Berlin 1996, Schutzgebühr 5,00 Euro Teil III/13, 102 S., 2., durchges. Aufl., Berlin 2005, Schutzgebühr 5,00 Euro Walter Süß: Zu Wahrnehmung und Interpretation des Rechtsextremismus in der DDR durch das MfS, 106 S., Hanna Labrenz-Weiß: Abteilung M, Teil III/19, 48 S., 3. Aufl., Berlin 2000, Schutzgebühr 5,00 Euro Berlin 2005, Schutzgebühr 2,50 Euro Monika Tantzscher: Die verlängerte Mauer. Die Zusam- Monika Tantzscher: Hauptabteilung VI: Grenzkontrollen, menarbeit der Sicherheitsdienste der Warschauer-Pakt- Reise- und Touristenverkehr, Teil III/14, 109 S., Berlin Staaten bei der Verhinderung von „Republikflucht“, 161 S., 2005, Schutzgebühr 5,00 Euro 2., durchges. Aufl., Berlin 2001, Schutzgebühr 5,00 Euro Angela Schmole: Abteilung 26: Telefonkontrolle, Abhör- maßnahmen und Videoüberwachung, Teil III/19, 66 S., 2. Reinhard Buthmann: Hochtechnologien und Staatssicher- Aufl., Berlin 2009, Schutzgebühr 5,00 Euro heit. Die strukturelle Verankerung des MfS in Wissen- schaft und Forschung der DDR, 311 S., 2., durchges. Thomas Auerbach, Matthias Braun, Bernd Eisenfeld, Ge- Aufl., Berlin 2000, Schutzgebühr 5,00 Euro sine von Prittwitz, Clemens Vollnhals: Hauptabteilung XX: Staatsapparat, Blockparteien, Kirchen, Kultur, „poli- Ausreisen oder dableiben? Regulierungsstrategien der tischer Untergrund“, 179 S., Berlin 2008, Schutzgebühr Staatssicherheit (öffentliche Veranstaltung am 26. Okto- 5,00 Euro ber 1995), 129 S., 2. Aufl., Berlin 1998, Schutzgebühr 5,00 Euro Helmut Müller-Enbergs: Die inoffiziellen Mitarbeiter, 53 S., Berlin 2008, Schutzgebühr 2,50 Euro Bearbeiten – Zersetzen – Liquidieren; Die Inoffiziellen Mitarbeiter; Freiheit für meine Akte!, Berlin 1993 (ver- Die bereits erschienenen Handbuch-Lieferungen sind griffen) zum Teil auch online verfügbar unter www.bstu.de. Dort findet sich auch eine aktuelle Übersicht über das Gesamt- Tobias Hollitzer: „Wir leben jedenfalls von Montag zu werk. Montag“. Zur Auflösung der Staatssicherheit in Leipzig. – 144 – n o c h Anhang 17

Erste Erkenntnisse und Schlußfolgerungen, 321 S., sicherheit in den Regionen, Teil 1), 71 S., (12/1996), 2., durchges. Aufl., Berlin 2000 (vergriffen) 2. Aufl., Berlin 1997, Schutzgebühr 2,50 Euro Helmut Müller-Enbergs: Das Zusammenspiel von Staats- Hans-Peter Löhn: „Unsere Nerven lagen allmählich sicherheit und SED nach der Selbstverbrennung des Pfar- blank“. MfS und SED im Bezirk Halle. (Die Entmach- rers Oskar Brüsewitz aus Rippicha am 18. August 1976, tung der Staatssicherheit in den Regionen, Teil 2), 66 S., Berlin 1993 (vergriffen) (13/1996), 2. Aufl., Berlin 1997 (vergriffen) Monika Tantzscher: Maßnahme „Donau“ und Einsatz Stephan Fingerle und Jens Gieseke: Partisanen des Kalten „Genesung“. Die Niederschlagung des Prager Frühlings Krieges. Die Untergrundtruppe der Nationalen Volksar- 1968/69 im Spiegel der MfS-Akten, 145 S., 2. Aufl., Ber- mee 1957 bis 1962 und ihre Übernahme durch die Staats- lin 1998 (vergriffen) sicherheit, 70 S., (14/1996), Schutzgebühr 2,50 Euro Verfolgung und die Folgen. Über den Umgang mit den Bibliographie zum Staatssicherheitsdienst der DDR, zu- Opfern (öffentliche Veranstaltung am 27. Oktober 1994), sammengestellt von Hildegard von Zastrow, 124 S., 98 S., Berlin 1995 (vergriffen) (15/1996), 2., erw. Aufl., Schutzgebühr 2,50 Euro Die „Analysen und Berichte (Reihe B)“ werden fortge- Clemens Vollnhals: Die kirchenpolitische Abteilung des führt in der Reihe „BF informiert“. Ministeriums für Staatssicherheit, 43 S., (16/1997), 2. Aufl., Berlin 1997, Schutzgebühr 2,50 Euro BF informiert Walter Süß: Das Verhältnis von SED und Staatssicherheit. Walter Süß (Edition): Erich Mielke und KGB-Vize Leo- Eine Skizze seiner Entwicklung, 36 S., (17/1997), nid Schebarschin über den drohenden Untergang des So- 2. Aufl., Berlin 1998, Schutzgebühr 2,50 Euro zialistischen Lagers. Mitschrift eines Streitgesprächs am 7. April 1989, (1/1993) (vergriffen) Tobias Wunschik: Die maoistische KPD/ML und die Zer- schlagung ihrer „Sektion DDR“ durch das MfS, 45 S., Joachim Walther und Gesine von Prittwitz: Staatssicher- (18/1997), 2. Aufl., Berlin 1998, Schutzgebühr 2,50 Euro heit und Schriftsteller. Bericht zum Forschungsprojekt, (2/1993) (vergriffen) Holger Horsch: „Hat nicht wenigstens die Stasi die Stim- mung im Lande gekannt?“ MfS und SED im Bezirk Karl- Helmut Müller-Enbergs: IM-Statistik 1985–1989, 64 S., Marx-Stadt. (Die Entmachtung der Staatssicherheit in den (3/1993) (vergriffen) Regionen, Teil 3), 59 S., (19/1997), 2. Aufl., Berlin 1998, Jens Gieseke: Die Hauptamtlichen 1962. Zur Personal- Schutzgebühr 2,50 Euro struktur des Ministeriums für Staatssicherheit, 63 S., Volker Höffer: „Der Gegner hat Kraft“. MfS und SED im (3/1994) (vergriffen) Bezirk Rostock. (Die Entmachtung der Staatssicherheit in Jürgen Fuchs: Unter Nutzung der Angst. Die „leise den Regionen, Teil 4), 63 S., (20/1997), Schutzgebühr Form“ des Terrors – Zersetzungsmaßnahmen des MfS, 2,50 Euro 40 S., (2/1994) (vergriffen) Jens Gieseke: Das Ministerium für Staatssicherheit Roger Engelmann: Zu Struktur, Charakter und Bedeutung 1950–1989/90. Ein kurzer historischer Abriß, 56 S., der Unterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit, (21/1998) (vergriffen) 63 S., (3/1994), Schutzgebühr 2,50 Euro Eberhard Stein: „Sorgt dafür, daß sie die Mehrheit nicht Walter Süß: Entmachtung und Verfall der Staatssicher- hinter sich kriegen“. MfS und SED im Bezirk Erfurt. (Die heit. Ein Kapitel aus dem Spätherbst 1989, 75 S., (5/1994), Entmachtung der Staatssicherheit in den Regionen, Teil 5), Schutzgebühr 2,50 Euro 57 S., (22/1999), Schutzgebühr 2,50 Euro Jens Gieseke: Doktoren der Tschekistik. Die Promovenden Andrzej Paczkowski: Terror und Überwachung. Die Funk- der „Juristischen Hochschule“ des MfS, 29 S., (6/1994) tion des Sicherheitsdienstes im kommunistischen System (vergriffen) in Polen von 1944–1956, 37 S., (23/1999), Schutzgebühr 2,50 Euro Roger Engelmann und Silke Schumann: Kurs auf die ent- wickelte Diktatur. Walter Ulbricht, die Entmachtung Joachim Lampe: Juristische Aufarbeitung von Westspio- Ernst Wollwebers und die Neuausrichtung des Staatssi- nage, 35 S., (24/1999), 3., durchges. Aufl., Berlin 2002, cherheitsdienstes 1956/57, 81 S., (1/1995), Schutzgebühr Schutzgebühr 2,50 Euro 5,00 Euro Gudrun Weber: Stille Post. Neue Wege der Westarbeit in Andreas Niemann und Walter Süß: „Gegen das Volk kann der Vertriebsorganisation des Ministeriums für Staatssi- nichts mehr entschieden werden“. MfS und SED im Be- cherheit in den sechziger Jahren, 65 S., (25/2005), zirk Neubrandenburg 1989. (Die Entmachtung der Staats- Schutzgebühr 2,50 Euro – 145 –

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Arno Polzin: Der Wandel Robert Havemanns vom Inoffi- Archivwissenschaftliche Veröffentlichungen ziellen Mitarbeiter zum Dissidenten im Spiegel der MfS- Akten, 59 S., (26/2005), 2., überarb. Aufl., Berlin 2006, Archiv zur DDR-Staatssicherheit Schutzgebühr 2,50 Euro Wissenschaftliche Reihe der Bundesbeauftragten im LIT Regina Teske: Staatssicherheit auf dem Dorfe. Zur Über- Verlag, Münster wachung der ländlichen Gesellschaft vor der Vollkollekti- Band 1: Dagmar Unverhau: Das „NS-Archiv“ des Minis- vierung 1952 bis 1958, 109 S., (27/2006) (vergriffen) teriums für Staatssicherheit. Stationen einer Entwicklung, Helmut Müller-Enbergs: „Rosenholz“. Eine Quellenkri- 258 S., 2., durchges. Aufl., Münster 2004, 19,90 Euro, tik, 234 S., (28/2007), Schutzgebühr 5,00 Euro ISBN 3-8258-3512-X Band 2: Dagmar Unverhau (Hg.): Das Stasi-Unterlagen- Kooperationsprojekte Gesetz im Lichte von Datenschutz und Archivgesetzge- bung, 312 S., 2., durchges. Aufl., Münster 2003, Akademie für politische Bildung Tutzing/BStU: 20,90 Euro, ISBN 3-8258-3924-9 Siegfried Suckut, Jürgen Weber (Hg.): Stasi-Akten zwi- Band 3: Dagmar Unverhau (Hg.) unter Mitarbeit von Ro- schen Politik und Zeitgeschichte. Eine Zwischenbilanz, land Lucht: Lustration, Aktenöffnung, demokratischer 338 S., München 2003, 19,80 Euro, ISBN 978-3-7892- Umbruch in Polen, Tschechien, der Slowakei und Un- 8135-8 garn, 408 S., 2. Aufl., Münster 2005, 19,90 Euro, Militärgeschichtliches Forschungsamt Potsdam/BStU: ISBN 3-8258-4515-X Torsten Diedrich, Ilko-Sascha Kowalczuk: Staatsgrün- Band 4: Abteilung Archivbestände der BStU (Hg.): Find- dung auf Raten?, 435 S., Berlin 2005, 29,90 Euro, ISBN buch zum „Archivbestand 2: Allgemeine Sachablage“ des 3-86153-380-4 Ministeriums für Staatssicherheit der DDR, bearb. von Joachim Franke u. a., 328 S., Münster 2001, 12,90 Euro, Bundeszentrale für politische Bildung/BStU: ISBN 3-8258-5543-0 Jens Gieseke unter Mitarbeit von Doris Hubert: Die Band 5: Dagmar Unverhau (Hg.): Kartenverfälschung als DDR-Staatssicherheit. Schild und Schwert der Partei, Folge übergroßer Geheimhaltung? Eine Annäherung an 120 S., Bonn 2001, Schutzgebühr 2,00 Euro das Thema Einflußnahme der Staatssicherheit auf das Jens Gieseke (with Doris Hubert): The GDR State Secu- Kartenwesen der DDR, 304 S., 3., durchges. Aufl., Müns- rity. Shield and Sword of the Party, translated by Mary ter 2006, 19,90 Euro, ISBN 3-8258-5964-9 Carlene Forszt, 120 S., Berlin 2004, Schutzgebühr Band 6: Dagmar Unverhau (Hg.): Hatte „Janus“ eine 2,00 Euro, Versand von Einzelexemplaren ins Ausland Chance? Das Ende der DDR und die Sicherung einer Zu- kostenlos kunft der Vergangenheit, 448 S., Münster 2003, 19,90 Euro, Landesbeauftragter für Mecklenburg-Vorpommern für die ISBN 3-8258-7120-7 Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Band 7: Dagmar Unverhau (Hg.): State Security and DDR/BStU: Mapping in the GDR. Map Falsification as a Conse- Johannes Beleites: Schwerin, Demmlerplatz. Die Unter- quence of Excessive Secrecy? Lectures to the conference suchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicher- of the BStU from 8th-9th March 2001 in Berlin, 304 S., heit, 239 S., Schwerin 2001, Schutzgebühr 5,00 Euro Berlin 2006, 29,90 Euro, ISBN 3-8258-9039-2 Robert-Havemann-Gesellschaft/BStU: Band 8: Dagmar Unverhau (Hg.): Vorläufiges Findbuch zur Abteilung X: „Internationale Verbindungen“ des Mi- Werner Theuer (†) und Arno Polzin, unter Mitarbeit von nisteriums für Staatssicherheit der DDR, bearb. von Bernd Florath: Aktenlandschaft Havemann. Nachlass und Marko Pollack und Doreen Bombitzki, 335 S., Münster Archivbestände zu Robert Havemann in der Robert- 2005, 19,90 Euro, ISBN 3-8258-9018-x Havemann-Gesellschaft und bei der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehema- Band 9: Dagmar Unverhau (Hg.): Geheimhaltung und ligen Deutschen Demokratischen Republik, 576 S., Berlin Staatssicherheit. Zur Kartographie des Kalten Krieges, 2008, 25,00 Euro, ISBN 978-3-938857-07-6 600 S., Münster 2009, 29,90 Euro, ISBN 978-3-643- 10070-2 Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur/BStU: Band 10: Abteilung Archivbestände der BStU (Hg.): Vor- Christian Halbrock: „Stasi-Stadt“ – Die MfS-Zentrale in läufiges Findbuch Sekretariate der Stellvertreter des Mi- Berlin-Lichtenberg. Ein historischer Rundgang um das nisters Neiber, Mittig und Schwanitz im Ministerium für ehemalige Hauptquartier des DDR-Staatsicherheitsdiens- Staatssicherheit der DDR. Bearbeitet von Elisabeth tes. Mit einem Vorwort von Marianne Birthler, 75 S., Ber- Larssen und Jana Florczak, 400 S., Münster 2008, lin 2009, 12,90 Euro, ISBN 978-3-86153-520-1 19,90 Euro, ISBN 978-3-8258-1106-8 – 146 – n o c h Anhang 17

Kostenlos erhältliche Behördenpublikationen DEMOCRATIC REPUBLIC (STASI RECORDS ACT) of 20 December 1991 Zweiter, Dritter, Vierter, Fünfter, Sechster, Siebenter, Achter und Neunter Tätigkeitsbericht der Bundesbeauf- Abkürzungsverzeichnis: Häufig verwendete Abkürzun- tragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes gen und Begriffe des Ministeriums für Staatssicherheit, der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik 128 S., 8. Aufl., Berlin 2007 Gesetz über die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes Zehn Jahre Stasi-Unterlagen-Gesetz – Zehn Jahre Aufar- der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (Stasi- beitung, 73 S., Berlin 2002 Unterlagen-Gesetz – StUG) vom 20. Dezember 1991 Entscheidungen gegen das Schweigen. 15 Jahre Einsicht ACT REGARDING THE RECORDS OF THE STATE in die Stasi-Unterlagen, 43 S., Berlin 2007 SECURITY SERVICE OF THE FORMER GERMAN – 147 –

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Materialien für die historisch-politische – BStU (Hg.): Arbeits- und Informationsmappe „Ange- Bildungsarbeit bote und Materialien für Schulen“ der Außenstelle Er- furt für Lehrer Reihe „Quellen für die Schule“ Spezielle Materialien für Lehrer mit Informationen – BStU (Hg.): Jugendliche Inoffizielle Mitarbeiter (IM) und ausgewählten Dokumenten zur MfS-Arbeits- am Beispiel des IM „Shenja“. Auszug aus einer Akte des MfS mit Arbeitsbögen, 2., korrigierte Auflage, weise, Ausstellungs- und Seminarangeboten der Au- Berlin 2007 (BStU für Schulen – Quellen für die ßenstelle sowie Aktenauszügen. Mit methodisch-di- Schule 1), Abgabe kostenfrei daktischen Hinweisen für die Unterrichtsgestaltung und die Lernzielerreichung. Erfurt 2008. Die Mappe – BStU (Hg.): Flucht aus der DDR am Beispiel „Ver- ist kostenfrei über die Außenstelle zu beziehen. suchter Grenzdurchbruch zweier Schüler“. Auszug aus einer Akte des MfS mit Arbeitsbögen, 2., korri- gierte Auflage, Berlin 2007 (BStU für Schulen – Quel- Materialien auf CD und DVD len für die Schule 2), Abgabe kostenfrei – BStU (Hg.): Die Stasi im Jahr 1989. Eine CD-Doku- – BStU (Hg.): „DDR – eingesperrt“. Jugendliche im mentation des gleichnamigen BStU-Internetprojekts Stasi-Visier am Beispiel des Operativen Vorgangs unter der Leitung von Walter Süß, Berlin 2005, (OV) „Signal“. Mit Arbeitsbögen, 2., korrigierte Auf- Schutzgebühr 2,00 Euro lage, Berlin 2008 (BStU für Schulen – Quellen für die Schule 3), Abgabe kostenfrei – BStU (Hg.): Das Ministerium für Staatssicherheit. Ma- terialien für den Unterricht: eine Bildungs-CD, Ros- Arbeits- und Informationsmappen der Außenstellen tock 2007, Abgabe kostenfrei – Saar, Petra; Wagner, Marion: Stasi-Stücke. Szenische – BStU (Hg.): „Revisor“. Überwachung, Verfolgung, In- Umsetzungen von Fällen aus MfS-Akten zum Lesen haftierung durch das MfS. Ein Fallbeispiel für den Un- und Nachspielen für Schüler, Erfurt 2004, Schutzge- terricht. Film-DVD mit einem Original-Lehrfilm des bühr 2,00 Euro MfS und Bildungs-DVD mit didaktischen Hinweisen – BStU (Hg.): Arbeits- und Informationsmappe „Ange- und Aktenauszug, Berlin 2007 (BStU für Schulen – bote und Materialien für Schulen“ der Außenstelle Quellen für die Schule 4), Schutzgebühr 4,00 Euro Frankfurt (Oder) für Lehrer Spezielle Materialien für Lehrer mit Informationen zur Materialien für die Bildungsarbeit, herausgegeben MfS-Arbeitsweise, Ausstellungs- und Seminarange- von der BStU gemeinsam mit Kooperationspartnern boten der Außenstelle sowie Fallbeispielen mit Bei- – Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanent- spieldokumenten aus dem Raum Frankfurt (Oder). Mit Aktenauszügen und methodisch-didaktischen Hinwei- wicklung und Medien (ThILLM): Fluchtgeschichten, sen für die Unterrichtsgestaltung und Lernzielerrei- Materialien Heft 51, Bad Berka 2001 chung. Frankfurt (Oder) 2005. Die Mappe ist kosten- – ThILLM: Mut zum Widerstand – Materialien zur Auf- frei über die Außenstelle zu beziehen. arbeitung der DDR-Geschichte, Materialien Heft 69, – BStU (Hg.): Arbeits- und Informationsmappe „Ange- Bad Berka 2002 bote für Schulen“ der Außenstelle Gera für Lehrer – Hamann, Christoph; Janowitz, Axel: Feindliche Ju- Spezielle Materialien für Lehrer, Ausstellungs- und gend? Verfolgung und Disziplinierung Jugendlicher Seminarangebote der Außenstelle sowie Aktenbei- durch das Ministerium für Staatssicherheit. Unter- spiele. Mit methodisch-didaktischen Hinweisen für richtseinheiten zu ausgewählten Fällen. Im Auftrag die Unterrichtsgestaltung und die Lernzielerreichung. der BStU und des Berliner Landesinstituts für Schule Gera 2007. Die Mappe ist kostenfrei über die Außen- und Medien (LISUM), 2. Auflage, Berlin 2007, Ab- stelle zu beziehen. gabe kostenfrei – BStU (Hg.): Arbeits- und Informationsmappe „Ange- bote und Materialien für Schulen“ der Außenstelle Die Materialien sind – soweit nicht anders angegeben – Dresden für Lehrer erhältlich über: Spezielle Materialien für Lehrer mit umfangreichen BStU – Abteilung Bildung und Forschung Informationen zur Struktur und Arbeitsweise des MfS, Seminarangeboten der Außenstelle sowie Aktenauszü- Postanschrift: 10106 Berlin gen. Mit methodisch-didaktischen Hinweisen für die Unterrichtsgestaltung und die Lernzielerreichung. E-Mail: [email protected] Dresden 2008. Die Mappe ist kostenfrei über die Au- Telefon: 030 2324-8803 ßenstelle zu beziehen. Fax: 030 2324-8809 – 148 –

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Ausgewählte Veranstaltungen der Zentralstelle tät Erlangen-Nürnberg; Paweł Śpiewak, Universität War- schau; Gregorijs Krupnikov, ehemaliger Vorsitzender der Die Stasi im DEFA-Studio Jüdischen Gemeinde Lettlands; Ruxandra Ivan, Institut Der Spielfilm „Jadup und Boel“, 1980/1988 zur Erforschung der kommunistischen Verbrechen in Ru- (16. Oktober 2007 – Filmvorführung und Diskussion) mänien, Bukarest; Ignacio Olmos, Direktor des Instituto Seit den frühen 1960er-Jahren stand das DEFA-Studio für Cervantes Frankfurt (Spanien); Bernd Florath, BStU; Spielfilme unter strenger Kontrolle und Überwachung Hans Jürgen Fink, Rundfunkjournalist, Berlin; Dora Gar- durch den Staatssicherheitsdienst der DDR. Regisseure cia, Regisseurin und Künstlerin, Brüssel; Claus Löser, und Schauspieler wurden observiert und „bearbeitet“, Autor und Filmkritiker, Berlin; Doris Liebermann, Bun- systemkritische und nonkonforme Filminhalte, so weit desstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur; Krisztián möglich, unterbunden. Ungváry, Institut für die Erforschung der Ungarischen Revolution 1956, Budapest; Martina Weyrauch, Leiterin Ziel und Methoden des Staatssicherheitsdienstes lassen der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bil- sich am Beispiel des Films „Jadup und Boel“ von Rainer dung, Potsdam; Brunello Mantelli, Universität Turin; Simon präzise nachzeichnen. Acht Jahre wurde der 1980 Przemysław Konopka, Stiftung Kreisau; Gabriele produzierte Film unter Verschluss gehalten, und selbst Camphausen, BStU; Sandra Kalniete, Mitglied des letti- nach seiner Freigabe kam er in nur wenigen Kopien in die schen Parlaments, Riga; Feliks Tych, ehemaliger Direktor Filmtheater der DDR. des Jüdischen Historischen Instituts, Warschau; György Was versuchten die SED-Führung und ihre Geheimpoli- Dalos, Publizist, Berlin; Ingolf Karnahl, Rundfunkjourna- zei mit ihrer rigiden Filmkulturpolitik zu verhindern? Wie list, Berlin. gingen sie vor? Und wie reagierten die Filmschaffenden auf Bevormundung, Zensur und Verfolgung? Die Akademie und die Stasi Die Politologin und Filmexpertin Dagmar Schittly über- Chancen und Grenzen der Aufarbeitung nahm die thematische Einführung. Unter Moderation des (29. Oktober 2007 – Podiumsdiskussion) Filmkritikers Claus Löser diskutierten nach der Filmauf- Als Nachfolgerin der Preußischen Akademie gründete die führung der Regisseur des Films, Rainer Simon, Matthias DDR-Regierung 1950 die Deutsche Akademie der Braun, BStU, und Dagmar Schittly. Künste. Vierzig Jahre ihrer Existenz waren von der Aus- In Kooperation mit der DEFA-Stiftung. einandersetzung zwischen Geist und Macht gekennzeich- net. Ihre Mitglieder erwiesen sich dabei als „Wegbegleiter und Widerpart“ der Partei und des Staatssicherheitsdiens- Vergangenheit in der Gegenwart. Gesellschaftliche tes. Diskurse zum Umgang mit Diktaturgeschichte in Europa Welche Mitspracherechte räumte das Regime der Akade- (26./27. Oktober 2007 – Tagung im Schloss Genshagen) mie ein? Wie nutzten die Mitglieder ihre politischen Handlungsspielräume? Welchen Einfluss nahmen die Die Tagung, organisiert von der Stiftung Genshagen in SED und das MfS auf die Akademie? Diese Fragen be- Zusammenarbeit mit der BStU, befasste sich damit, wie handelt das Buch „Kulturinsel und Machtinstrument. Die die Diktaturerfahrungen des 20. Jahrhunderts in den euro- Akademie der Künste, die Partei und die Staatssicherheit“ päischen Gesellschaften erinnert und bearbeitet werden. von Matthias Braun, BStU. Als Beitrag zur wissenschaft- Der Berliner Historiker Reinhard Rürup hielt den Eröff- lichen Aufarbeitung ist es zugleich ein Plädoyer für die nungsvortrag „Überlegungen zur europäischen Diktatur- persönliche und öffentliche Erinnerungsarbeit im wieder- geschichte im 20. Jahrhundert“. Es folgten die Einfüh- vereinten Deutschland. rungsreferate von Timothy Snyder (Yale Universität) „Diktaturen in Mittel- und Osteuropa – Regionalgeschichte Die Vereinigung von Ost- und Westakademie (1993) bie- oder europäisches Erbe?“ und Walther L. Bernecker (Uni- tet auch die Chance, ein Stück deutscher Kunst- und Kul- versität Erlangen-Nürnberg) „Spanien – eine Diktatur am turpolitik aus den Lebenserfahrungen ihrer Mitglieder Rande europäischer Wahrnehmung?“. und den Dokumenten ihres Archivs begreifbar zu ma- chen. Themenschwerpunkte der Diskussionspanels waren: „Dik- taturerfahrungen im gesellschaftlichen Diskurs heute“, Die Podiumsgäste Egon Bahr, Bundesminister a. D., Wolf- „Freiheit und Diktatur im Film“ und „Diktaturen in Eu- gang Kohlhaase, Akademiemitglied, Matthias Braun, ropa. Folgerungen für die historisch-politische Bildung“. BStU, und Akademiepräsident Klaus Staeck erörterten im Abschließend wurde über die Herausforderung einer ge- Kontext der deutsch-deutschen Verhältnisse jener Jahre meinsamen europäischen Geschichte diskutiert. die Forschungsergebnisse, bilanzierten den Stand der Auf- arbeitung und erkundeten die Möglichkeiten, das kultu- Zu den Referenten und Diskussionsteilnehmern der Ta- relle Gedächtnis vor Pauschalurteilen wie vor Verklärun- gung zählten: Rudolf von Thadden, Direktor der Stiftung gen zu bewahren. Es moderierte Astrid Kuhlmey von Genshagen; Marianne Birthler, Bundesbeauftragte für die Deutschlandradio Kultur. Stasi-Unterlagen; Reinhard Rürup, TU Berlin; Timothy Snyder, Yale Universität; Walther L. Bernecker, Universi- In Kooperation mit der Akademie der Künste. – 149 –

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Die Stasi und die Rote Armee Fraktion Ich war, ich bin, ich werde sein (29. November 2007 – Podiumsdiskussion) Die SED und das Gedenken an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht Fast 30 Jahre terrorisierte die RAF die Bundesrepublik (15. Januar 2008 – Podiumsdiskussion) Deutschland mit Attentaten, Entführungen und Bank- überfällen. Während in der Bundesrepublik fieberhaft nach Jahr für Jahr beging die SED-Führung Mitte Januar die den Attentätern gefahndet wurde, ließen sich aktive RAF- als Schauveranstaltung inszenierte „Kampfdemonstra- Mitglieder in der DDR an Waffen ausbilden. Ab 1980 tion zu Ehren von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg“ setzten sich einige RAF-Angehörige in die DDR ab und in Berlin-Friedrichsfelde. Am 17. Januar 1988 aber ge- erhielten dort neue Identitäten. Erst nach dem Fall der schah scheinbar Unerhörtes: Zahlreiche Bürgerrechtler Mauer konnten die untergetauchten Linksterroristen ent- wollten die breite mediale Präsenz auf der Demonstration tarnt, verhaftet und verurteilt werden. nutzen, um mit Plakaten und Transparenten ihre Anliegen wirksam publik zu machen. Doch die Staatsmacht schlug Welche Rolle spielte die DDR mit ihrem Ministerium für unerbittlich zu, viele Oppositionelle wurden verhaftet. Staatssicherheit im internationalen linken Terrorismus? Eine landesweite Solidarisierungswelle mit den Inhaftier- Gewährte das MfS einem Teil der RAF-Terroristen nur ten war die Folge, die ihre Wirkung bis in den Herbst Unterschlupf oder betrachtete es die RAF als Verbündete 1989 hinein entfalten sollte. im Kampf gegen das westliche Lager? Aus welcher Inten- Barbara Könczöl, University of Cambridge, Wolfgang tion heraus und wie intensiv war das MfS in den „bewaff- Templin, Bürgerrechtler, Bernd Faulenbach, stellvertre- neten Kampf“ der Terroristen involviert? tender Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung zur Auf- Auf dem Podium diskutierten der Historiker Martin arbeitung der SED-Diktatur und Thomas Flierl, Mitglied Jander, der Publizist Markus Wehner und als BStU-Ex- des Abgeordnetenhauses Berlin, Die Linke, diskutierten perte Tobias Wunschik. Durch die Diskussion führte 20 Jahre später über die Bedeutung des von der SED in- Sabine Porn vom rbb. szenierten Kults um Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht als Legitimationsgrundlage der DDR sowie über den Ver- lust des Deutungsmonopols der SED in den 1980er-Jahren Bundesbürger im Dienst der DDR-Spionage und den Umgang mit diesem Mythos in der Gegenwart. Es (4. Dezember 2007 – Podiumsdiskussion) moderierte Bernd Florath, BStU. In den Jahren der deutschen Teilung entfaltete das Minis- In Kooperation mit der Bundesstiftung zur Aufarbeitung terium für Staatssicherheit eine intensive Spionagetätig- der SED-Diktatur. keit gegen die Bundesrepublik Deutschland. Nach der Wiedervereinigung musste sich die bundesdeutsche Justiz Der Prager Frühling 1968 mit diesem besonderen Kapitel deutscher Geschichte aus- (13. März 2008 – Podiumsdiskussion) einandersetzen. Der Historiker Georg Herbstritt, BStU, Mitte der 1960er-Jahre kam es in der ČSSR zu wirtschaft- hat die Erkenntnisse aus den Ermittlungsverfahren als lichen Reformen, begleitet von politischer Öffnung. Im Ausgangspunkt für seine Studie „Bundesbürger im Dienst Frühjahr 1968 wurde die Pressezensur abgeschafft und es der DDR-Spionage“ genutzt. begann eine Demokratisierung von Partei und Staat. Das Er untersuchte, wie das MfS Agenten im Westen anwarb Ziel der Reformer war ein „Sozialismus mit menschli- und welches soziale und berufliche Profil diese West- chem Antlitz“. agenten besaßen. Dabei tritt die Trivialität der Spionage In der Nacht zum 21. August 1968 fand der zaghafte De- immer wieder überraschend zutage. Weitere Schwer- mokratisierungskurs der politischen Führung mit dem punkte seiner Studie bilden neben den großen Linien des Einmarsch der Truppen der Warschauer-Pakt-Staaten in Spionagegeschehens auch wenig beachtete Aspekte wie die ČSSR und der Besetzung des Landes ein jähes Ende. die Anwerbung jugendlicher Westdeutscher als inoffizi- Der unter der Bezeichnung „Prager Frühling“ in die Ge- elle Mitarbeiter oder interne Probleme des MfS-Spiona- schichte eingegangenen Reformperiode folgte eine erneute geapparats. Bisherige Erkenntnisse über herausragende Welle von kommunistischer Zensur und Unterdrückung. Spionagefälle werden ergänzt und präzisiert, einigen Dar- stellungen auch konkret widersprochen, Mystifizierungen Trotz ihres Scheiterns hatten die tschechoslowakischen widerlegt. Darüber hinaus widmet sich der Autor auch Reformansätze langfristige Wirkung. Wie wurden der den Opfern der MfS-Westarbeit. „Prager Frühling“ und seine Niederschlagung in Osteu- ropa, der DDR, der Bundesrepublik und im eigenen Land Klaus Marxen, Jurist, Roland Jahn, Journalist, und Georg wahrgenommen? Welche Auswirkungen hatten die Vor- Herbstritt diskutierten zu diesem Thema über Details und gänge auf die Opposition in den 1970er- und 1980er-Jah- Hintergründe. Die Gesprächsleitung übernahm der Jour- ren? Welchen Stellenwert nahmen sie bei der Entwick- nalist Moritz Schuller, Tagesspiegel. lung der Bürgerrechtsbewegung Charta 77 ein? – 150 – n o c h Anhang 19

Diese Aspekte standen im Mittelpunkt der Veranstaltung, 28. Juli bis zum 5. August traf sich die sozialistische Ju- zu der die Botschaft der Tschechischen Republik und die gend der Welt in Ostberlin zu den X. Weltfestspielen. Bundesbeauftragte anlässlich des 40. Jahrestages der Pra- Nach 1951 war die Hauptstadt der DDR zum zweiten Mal ger Ereignisse gemeinsam eingeladen hatten. Ausrichter der Weltfestspiele. Weltoffen, großzügig und tolerant wollte sich der SED-Staat seinen Gästen aus dem Es diskutierten Jan Pauer, Historiker, Gerd Poppe, ehema- In- und Ausland präsentieren. Geplant wurden Musik-, liger Menschenrechtsbeauftragter der Bundesregierung, Kultur- und Sportprogramme im Format westlicher Groß- Jan Faktor, Autor, und Ilko-Sascha Kowalczuk, BStU. veranstaltungen. Die DDR zog alle Register. Der politi- Die Gesprächsleitung hatte Jaroslav Šonka, Europäische sche Dialog, die Solidaritätskundgebungen und Massen- Akademie Berlin. aufmärsche sollten ein Bild von Geschlossenheit und In Kooperation mit der Botschaft der Tschechischen Re- Stärke symbolisieren. publik. Den Teilnehmern blieb die Allgegenwart der Staatssi- cherheit meist verborgen: Von Beginn an war das Minis- Rechtsextremismus und Antisemitismus in der DDR terium in die Vorbereitungen und die Durchführung der (20. Mai 2008 – Podiumsdiskussion) Weltfestspiele integriert. Mit der Aktion „Banner“ berei- tete das MfS die X. Weltfestspiele generalstabsmäßig vor. Laut ihrer Verfassung hatte die DDR „auf ihrem Gebiet Getarnte hauptamtliche Mitarbeiter mischten sich unter den deutschen Militarismus und Nazismus ausgerottet“. die Jugendlichen. Inoffizielle Mitarbeiter bewachten Dass dies nicht so war und die DDR vor Rechtsextremis- 90 Prozent aller Betreuer und Dolmetscher. Fast 9 000 mus keineswegs gefeit war, sich vielmehr zunehmend mit Personen wurden verhaftet. neonazistischen Auftritten und Übergriffen konfrontiert sah, das wurde spätestens im Oktober 1987 unübersehbar: Die Podiumsgäste diskutierten unter anderem über die Rechtsextreme Gewalttäter überfielen die Besucher eines Selbstinszenierung der DDR, über die Vorbereitungen der Punkkonzertes in der Ostberliner Zionskirche. Jugendverbände und Begegnungen zwischen Ost und Ebenso hält sich der Mythos, dass die DDR zu jeder Zeit West und über den Einsatz und die Kontrolle durch den eine antifaschistische Politik verfolgte, in der Antisemi- Repressions- und Überwachungsapparat. tismus nicht existiert habe. In der Realität hat es jedoch Ilko-Sascha Kowalczuk, BStU, leitete die Diskussion mit verschiedene Erscheinungsformen von Antisemitismus Denise Wesenberg, Universität Halle-Wittenberg, während des gesamten Bestehens der DDR gegeben. So Christoph Ochs, Robert-Havemann-Gesellschaft, und dem waren bereits die 1950er-Jahre geprägt von einer antise- Historiker Stefan Wolle. mitischen Verfolgungswelle; insbesondere die antizionis- tische Propaganda enthielt antisemitische Äußerungen. Antisemitische sowie rechtsextreme Straf- und Gewaltta- Die Bürgerrechtsbewegung 1989 – (k)eine homogene ten hat es durch alle Jahre des Bestehens der DDR gege- Opposition ben. Die Staats- und Parteiführung leugnete jedoch die (25. September 2008 – Podiumsdiskussion) Existenz dieser Vorfälle, sie wurden oft als „Rowdytum“ Machtvolle Demonstrationen unter dem Slogan „Wir sind und vom Westen gesteuerte „politische Provokation“ ge- das Volk“ leiteten im Herbst 1989 den Selbstbefreiungs- deutet. prozess der DDR-Bevölkerung ein. Wurden dieser öffent- Die Podiumsgäste diskutierten Aspekte des Rechtsextre- lich bekundete Wille zu Reformen und der Ruf nach Reise- mismus und Antisemitismus in der DDR und deren Aus- und Meinungsfreiheit von einer ebenso starken und vor al- wirkungen bis in die Gegenwart. Es wirkten mit: Thomas lem geschlossen auftretenden Opposition getragen oder Haury, Historiker, Andrej Hermlin, Zeitzeuge, Wolfram gar angeführt? Oder spiegelten die Neugründungen von Hülsemann, ehemaliger Stadtjugendpfarrer in Ostberlin, Oppositionsgruppen wie Neues Forum, Demokratie Jetzt, und Bernd Wagner, Leiter des Zentrums für Demokrati- Demokratischer Aufbruch und der Sozialdemokratischen sche Kultur. Durch die Diskussion führte Ulrike Poppe Partei in der DDR eine fortschreitende innere Differenzie- von der Evangelischen Akademie zu Berlin. rung der Bürgerbewegung? Welche Rolle nahm die Initia- tive Frieden und Menschenrechte ein, die sich als erste In Kooperation mit der Amadeu-Antonio-Stiftung. unabhängige Oppositionsgruppe bereits seit Mitte der 1980er-Jahre etablierte? Rotes Woodstock Die X. Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Berlin Unter der Gesprächsleitung von Walter Süß, BStU, disku- (26. Juni 2008 – Podiumsdiskussion) tierten Ehrhart Neubert, Religionssoziologe und Bürger- rechtler, Ulrike Poppe, Demokratie Jetzt, Wolfgang 1973 wurde ein musikalischer Ohrwurm aus jedem Laut- Templin, Initiative Frieden und Menschenrechte, Uwe sprecher in der DDR geschmettert: „Ja, ja wir treffen uns Schwab, Initiativgruppe Leben, und Andreas Schönfelder, auf jeden Fall im Sommer 73 zum zehnten Festival.“ Vom Initiativgruppe Neues Forum. – 151 –

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Geteilte Einheit? 20 Jahre Mauerfall anstaltung zu diesem Jubiläumsjahr schaute die BStU auf (15. Oktober 2008 – Lesung und Podiumsgespräch in die Dynamik zu Beginn des Jahres 1989 zurück. Die er- Hamburg) starkende Oppositionsbewegung, ihre unnachgiebige For- derung nach Veränderung, Aufbruch und demokratischen 2009 und 2010 jähren sich Friedliche Revolution und Strukturen kamen dabei ebenso zur Sprache wie die Re- Deutsche Einheit zum zwanzigsten Mal. Mit Blick auf die aktionen des SED-Regimes auf diese Entwicklung. Wie anstehenden Jubiläen gab die Podiumsdiskussion mit der Bundesbeauftragten und Teilnehmern der von der Kör- selbst- und erfolgsgewiss war die Oppositionsbewegung ber-Stiftung ausgelobten Geschichtswettbewerbe 1992/93 damals, wie nah schien ihr tatsächlich das Ende der Dik- und 1994/95 Gelegenheit für eine erste Zwischenbilanz: tatur? Wann erkannte die SED das unaufhaltsame Ende Wie sehen Kinder der Umbruchzeit 1989/90 aus Ost und ihrer Herrschaft? Und wie wurden die Ereignisse in der West die deutsche Entwicklung heute? DDR im Westen wahrgenommen? Zur thematischen Einführung in den Abend las die Auto- Diese Fragen standen im Mittelpunkt der Podiumsdiskus- rin Anke Gebert eine Passage aus ihrem Ost-West-Roman sion mit Ilko-Sascha Kowalzcuk, BStU, Detlef Pollack, „Besuchsreise“. Das Buch behandelt die Geschichte einer Kultursoziologe, Gerd Poppe, ehemaliger Bürgerrechtler jungen Frau, die eine Auslandsreise nutzt, um nicht mehr und Vorstandsmitglied der Bundesstiftung zur Aufarbei- aus dem Westen zurückzukehren. Die Eltern haben seit- tung der SED-Diktatur, und Ulrich Schwarz, Journalist, dem unter Repressalien der Staatssicherheit zu leiden. ehemals Der Spiegel. Es moderierte Alfred Eichhorn von Inforadio/rbb. Nach dieser Einstimmung in die Zeitgeschichte begann die Podiumsdiskussion unter Gesprächsführung der His- torikerin Dorothee Wierling mit der Bundesbeauftragten Stasi-Schatten am Sonnenstrand Marianne Birthler und den Protagonisten Sebastian Die operativen Einsatzgruppen des MfS in der Brenner (West), Ines Langelüddecke (Ost) und Sven Volksrepublik Bulgarien Schiffner (Ost). (12. März 2009 – Podiumsdiskussion) In Kooperation mit der Körber-Stiftung Hamburg. In den 1960er-Jahren kursierte in der DDR das Gerücht, von Bulgarien aus gäbe es aussichtsreiche Fluchtmöglich- Der IM – ein ganz normaler Spitzel? keiten in den Westen. Jedoch kaum ein DDR-Bürger, der Dokumentarfilm: „Meine Stasi“, NDR 2008 sich auf das Wagnis der Flucht einließ, wusste von dem (20. November 2008 – Podiumsdiskussion) perfiden Abschirmnetz an den bulgarischen Grenzen zur freien Welt. Wie zahlreiche seiner Kollegen wurde auch Hans-Jürgen Börner, von 1986 bis 1989 akkreditierter Westkorrespon- An der vollständigen Kontrolle dieser Grenzlinie und dent in der DDR, vom Ministerium für Staatssicherheit Sperrung möglicher Fluchtwege hatte auch die SED-Füh- beobachtet und bespitzelt. rung hohes Interesse. So installierte der Staatssicherheits- dienst der DDR ab Mitte der 1960er-Jahre eigene „Opera- In welchem Ausmaß und mit welchen Methoden die Ge- tiv- und Beobachtungsgruppen“ in Bulgarien, die eng mit heimpolizei ihn überwachte, zeigte sich Hans-Jürgen dem bulgarischen Geheimdienst Darschawna Sigurnost Börner bei der Durchsicht seiner Stasi-Akten. Er begann zu recherchieren, führte Gespräche mit inoffiziellen Mit- zusammenarbeiteten. arbeitern, die auf ihn angesetzt worden waren, stellte sie Was sagen die überlieferten Akten des DDR-Ministe- zur Rede, befragte sie nach ihren Motiven. In seinem riums für Staatssicherheit über die engen Verflechtungen Film dokumentiert er die Ergebnisse seiner Spurensuche. beider Geheimdienste aus? Wie wirkten sich ihre „Maß- Unter Gesprächsführung des Journalisten Peter Wensierski, nahmen zur vorbeugenden Verhinderung illegaler Grenz- Der Spiegel, diskutierte Hans-Jürgen Börner anschlie- übertritte“ aus? Mit welchen Repressalien hatten DDR- ßend mit Helmut Müller-Enbergs, BStU. Bürger nach einer missglückten Flucht zu rechnen? Und: Können die Akten in den Geheimarchiven des bulgari- schen Innenministeriums zur Aufklärung von Flucht und Frühjahr 1989 – zwischen Unmut und Aufbegehren Todesfällen von DDR-Bürgern in Bulgarien beitragen? (15. Januar 2009 – Vortrag und Podiumsdiskussion) Es diskutierten der Politikwissenschaftler Stefan Appe- 1989: Mit Mut, Beharrlichkeit und Zivilcourage machen lius, der bulgarische Journalist Dragomir Ivanov, Georg sich die Bürgerinnen und Bürger in der DDR auf den Weg Herbstritt, BStU, und der Balkanexperte Detlef Stein vom zur Selbstdemokratisierung. Die Ereignisse, die im Osteuropa-Zentrum Berlin. Herbst 1989 in die Friedliche Revolution mündeten, jäh- ren sich 2009 zum zwanzigsten Male. In der Auftaktver- Die Moderation übernahm Bernd Florath, BStU. – 152 – n o c h Anhang 19

Veranstaltungen im Rahmen der Langen Nacht Hinter verschlossenen Türen. Die bewachte der Museen im Berliner Informations- und Staatsmacht im Pankower „Städtchen“ Dokumentationszentrum der BStU (30. August 2008 – Lesung und Gespräch) Fiktion und Realität. Staatssicherheit im Spiel- Synchronsprecher Tom Vogt las aus dem Buch „In den und Dokumentarfilm nach 1990 Wohnzimmern der Macht“ Anekdoten aus dem abge- (25. August 2007 – Gesprächsrunde) sperrten Wohngebiet für DDR-Politiker in Berlin-Pan- kow. Autor Hans-Michael Schulze und Stephan Wolf, Mit dem Oscar-prämierten Film „Das Leben der Ande- BStU, diskutierten über die damaligen Bewohner der Vil- ren“ ist das Thema Staatssicherheit wieder stärker in das len am Majakowskiring und die Absicherung durch die Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Im Dokumentar- Staatssicherheit. Im Zentrum stand das Schloss Nieder- film werden seit Jahren zahlreiche Aspekte des DDR-Ge- schönhausen. Nach 1949 wurde es zum Sitz des DDR- heimdienstes beleuchtet. Hingegen fand das Thema im Präsidenten umgebaut, war 1960 kurzzei- Spielfilmgenre bisher deutlich weniger Beachtung. tig Sitz des Staatsrates der DDR und ab 1965 Gästehaus der Regierung. Das Rokoko-Schloss mit seiner langen Es diskutierten die Bundesbeauftragte für die Stasi-Unter- Hohenzollerngeschichte diente bis 1989 der Selbstinsze- lagen, Marianne Birthler, Dörte Franke, Regisseurin des nierung der DDR-Führung. Films „Jeder schweigt von etwas anderem“, und Sandra Prechtel, Regisseurin des Kino-Dokumentarfilms „Sports- freund Lötzsch“. Das Gespräch wurde moderiert von der Traumland Amnesien Journalistin Margit Miosga. (31. Januar 2009 – Liederabend) „Das ‚Land des Vergessens‘ liegt näher, als wir vermuten. Der Massenmensch Im zwanzigsten Jahr des Mauerfalls verstärkt sich noch (26. Januar 2008 – Theateraufführung und Gespräch) der Chorus derjenigen, die nostalgisch von den Zeiten vor 1989 schwärmen, denn ‚bei kollektiver Amnesie wird aus Schauspieler Martin Kornmeier verkörperte Ernst Jenn- der Krankheit Therapie‘ und damit zu einem Wunder rich, der am 17. Juni 1953 verhaftet, zunächst zu lebens- ‚Made in ‘“, so der Liedermacher, Poet und Sän- langer Haft, dann zum Tode verurteilt und hingerichtet ger Reinhard Kuhnert. Er näherte sich diesem Phänomen wurde. Das Ein-Mann-Stück basiert auf einem Tonmit- in seinen Texten und Liedern bissig satirisch, aber auch schnitt des Staatssicherheitsdienstes von der Gerichtsver- nachdenklich an. Am Klavier begleitete ihn Komponist handlung. und Pianist Erik Kross. – 153 –

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Ausgewählte Veranstaltungen der Außenstellen Außenstelle Erfurt Außenstelle Chemnitz Zur Zukunft gehört Erinnerung (6. November 2008 – Podiumsdiskussion, Weimar) 20 Jahre Friedensbibliothek Zwickau (1. September 2008 – Vortrag und Podiumsdiskussion, Historische Daten regen das Erinnern an und Protagonis- Versöhnungskirche Zwickau) ten geschichtlicher Ereignisse wecken das besondere In- teresse des Publikums. Deshalb diskutierten kurz vor dem Am 20. Jahrestag der Eröffnung der Friedensbibliothek in 9. November 2008, dem Jahrestag des Mauerfalls, Günter der Versöhnungskirchgemeinde Zwickau trafen sich Ak- Schabowski als Vertreter der politisch Verantwortlichen teure von damals wieder. Erwin Killat, Mitbegründer der in der DDR und Siegmar Faust, der wegen seines bürger- Friedensbibliothek, stellte in seinem Impulsreferat fest, rechtlichen Engagements unter anderem in Waldheim in- dass die Gründung dieses bedeutenden oppositionellen haftiert war, in der Weimarer Stadtbücherei über ihre Er- Zentrums in Zwickau zum Meilenstein auf dem Weg zur fahrungen in und mit der zweiten deutschen Diktatur. Friedlichen Revolution wurde. Über Förderer aber auch Gegner der Friedensbibliothek diskutierten anschließend In angeregtem Diskurs mit den Zuhörern wurden nicht wichtige Protagonisten, wie der ehemalige Superinten- nur die Umstände der Grenzöffnung geschildert, sondern dent von Zwickau, Günter Mieth, der Sozialdiakon gleichfalls die Absichten und Strategien sowohl des poli- Christian Albrecht und Kirchvorsteher Claus-Steffen tischen Apparats als auch der Opposition dargelegt und Reitzenstein. das Scheitern der SED begründet. Dabei bekannte sich Schabowski auch zu seiner moralischen Verantwortung Aus ihren unterschiedlichen Erfahrungen wurde deutlich, für Menschenrechtsverletzungen in der DDR. wie sehr die Zwickauer Basisgruppen vom „Konziliaren Prozess der Kirchen für Gerechtigkeit, Frieden und Be- Die Moderation übernahm Jörg Pittelkow, BStU. wahrung der Schöpfung“ profitierten. Der Staatssicher- In Kooperation mit der Stadtbücherei Weimar. heitsdienst protokollierte diese Ereignisse im Operativen Vorgang „Konzil“, der heute eine wichtige Quelle für die historische Forschung über die Oppositionsbewegung im Außenstelle Frankfurt (Oder) Zwickauer Raum ist. Tag der offenen Tür Das Zeitzeugengespräch, an dem sich auch viele Besu- (28. Februar 2009) cher in der Versöhnungskirche beteiligten, moderierte Martin Böttger, BStU. Mit dem Tag der offenen Tür 2009 wurden in der Frank- furter Außenstelle die Feierlichkeiten anlässlich des 20. Jahrestages der Friedlichen Revolution eröffnet. Die Außenstelle Dresden Vorträge, Ausstellungen und Führungen illustrierten die Arbeitsweise des Staatssicherheitsdienstes der DDR, die Szenen aus „Die Ritter der Tafelrunde“ des Folgen für die Betroffenen und gaben einen Einblick in Studententheaters der TU Dresden den Umgang mit der Hinterlassenschaft des Staatssicher- (14. Juli 2007 – Museumssommernacht) heitsdienstes sowie die juristische Aufarbeitung des Sys- Im April 1989 hatte Christoph Heins Stück „Die Ritter temunrechts. der Tafelrunde“ im Kleinen Haus des Staatsschauspiels Im Vortrag „Die operative Foto- und Abhörtechnik des Dresden Premiere. Die Geschichte aus der keltischen Sa- Ministeriums für Staatssicherheit“ wurde eine der vom genwelt um König Artus und Parzival diente Christoph MfS angewandten Überwachungsmethoden veranschau- Hein als Parabel auf die marode DDR. licht. Die Besucher sahen, wie und zu welchen Zwecken Der Premiere waren wochenlange Verhandlungen zwi- die Abhör- und Aufzeichnungsgeräte eingebaut und wel- schen dem Theater, dem Autor und den DDR-Zensurbe- che Video- und Fototechnik genutzt wurde. hörden vorausgegangen. Nur wenige Monate später ver- Die Ausstellung und der Eröffnungsvortrag „Annemirl lor das Stück scheinbar an Brisanz. Die „alten Männer“ Bauer – eine widerständige deutsche Malerin“ beleuchte- waren nicht mehr. ten das Leben und Wirken einer Künstlerin, die nicht mit Umso spannender war die Wiederbegegnung mit dem der Staatsideologie konform ging. Ihr Kampf gegen die Stück in der Museumssommernacht im Juli 2007. Es ließ Zwänge der DDR spiegelt sich in ihren Werken wider. noch einmal die Empfindungen der Theaterbesucher von Repression und berufliche Nachteile waren die Folge. 1989 aufleben und wurde mit Begeisterung aufgenom- Oberstaatsanwalt Bernhard Jahntz aus Berlin berichtete men. über die Bilanz der juristischen Aufarbeitung des DDR- Eine anschließende Diskussion mit Christoph Hein und Grenzregimes und vermittelte seine Erfahrungen als An- dem Dresdner Stadtschreiber Catalin Dorian Florescu, klagevertreter in den Prozessen gegen Mitglieder des moderiert von Konrad Felber, BStU, ergänzte die Thea- Nationalen Verteidigungsrates und des Politbüros. Die teraufführung. Besucher erfuhren damit aus erster Hand, wie rechtsstaat- – 154 – n o c h Anhang 20 liche Grundsätze und Ansprüche in der juristischen Auf- Außenstelle Halle arbeitung von DDR-Unrecht verwirklicht wurden. „Der schwarze Kasten“ – Versuch eines Den Abschluss des Tages der offenen Tür bildeten Infor- Psychogramms mationen zur virtuellen Rekonstruktion von MfS-Unterla- (16. Januar 2008 – Filmvorführung und Gespräch) gen und zur Bedeutung dieses Vorhabens. Die Filmdokumentation stellt den ehemaligen Oberstleut- nant des Staatssicherheitsdienstes Jochen Gierke, der an der Hochschule des Ministeriums für Staatssicherheit Außenstelle Gera Potsdam Operative Psychologie lehrte, ins Zentrum der Repräsentanz auf der Bundesgartenschau Handlung. Der Film dringt in die kleine, verschlossene (27. April bis 14. Oktober 2007) Welt eines Mannes ein, der von sich selbst sagt: „Ich war ein Schreibtischtäter“. Im Jahr 2007 waren die Städte Gera und Ronneburg Aus- tragungsorte der Bundesgartenschau. Der Focus lag auf Die Autorin versucht, den Dreh- und Angelpunkt im Le- der Umgestaltung des einstigen Wismut-Tagebaus, in ben dieses „Schreibtischtäters“ herauszufinden, seine so- dem seit den 1950er-Jahren Uran für die sowjetischen zialen Interessen zu ergründen und seiner Denkweise auf Nuklearwaffen gewonnen wurde, in die sogenannten die Spur zu kommen. Sie interviewt Menschen aus sei- Neuen Landschaften. nem damaligen Umfeld, die ihn beeinflusst und geprägt haben. Die Filmdokumentation deckt die Persönlichkeit Die sowjetisch-deutsche Aktiengesellschaft Wismut, der Gierkes in ihrer ganzen Widersprüchlichkeit auf. Abbau des Urans und seine Aufbereitung waren über viele Jahre ein Tabu-Thema in der Öffentlichkeit und Im anschließenden Gespräch diskutierten Uta Leichsen- wurden vom Staatssicherheitsdienst intensiv überwacht. ring, BStU, und Tamara Trampe, Regisseurin, mit den Neben der von der Wismut-Nachfolgeorganisation wäh- Besuchern über die Rolle der Operativen Psychologie und rend der BUGA angebotenen technischen Aufklärung in- ihren systematischen Einsatz in den 1970er-Jahren und formierte die Außenstelle Gera der BStU über die ge- berichteten von ihren Erfahrungen während der Recher- heimdienstliche Aufklärung der Wismut AG. „Überwacht chen und Dreharbeiten, die bereits 1990 begannen. und abgeschottet“ heißt die Wanderausstellung, die zu diesem Zweck entstanden ist. Sie stand an verschiedenen Orten der vom Bergbau geprägten Gebiete, unter ande- Außenstelle Leipzig rem auf dem BUGA-Gelände und im Sächsischen Indus- triemuseum Chemnitz, und konnte 11 500 Besucher ver- Herrschaft und Alltag in der DDR – Erziehung, zeichnen. Überwachung, Revolution (15. bis 17. August 2008 – Tagung der Stipendiatengruppe Mit Sebastian Pflugbeil, einem Vorstandsmitglied der Ge- der Stiftung der Deutschen Wirtschaft) sellschaft für Strahlenschutz e. V., war ein Referent ge- wonnen, der sehr differenziert über Geschichte und Gegen- Die Tagung wurde von einer Stipendiatin der Stiftung der wart des Uran-Bergbaus informierte. Vor allem wurden Deutschen Wirtschaft organisiert, die als Schülerin an ei- ehemalige Wismut-Mitarbeiter zu reger und kontroverser nem Schulprojekt der Außenstelle Leipzig der BStU teil- Diskussion angeregt. genommen hatte. Das Programm umfasste eine Führung durch das Archiv der Außenstelle, einen wissenschaftli- Der jetzige Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen in chen Vortrag, Zeitzeugengespräche, eine Lesung und ein Sachsen, Michael Beleites, hatte in den 1980er-Jahren in Konzert. So hielt Günther Heydemann, Professor für Gera ein Informationsheft zum Uranabbau verfasst. Die Neuere und Zeitgeschichte an der Universität Leipzig, Geschichte der Entstehung dieser Schrift, die Kollision den Einführungsvortrag „DDR-System von innen und au- des Autors mit dem Staatssicherheitsdienst und die Fol- ßen“. Ein Themenschwerpunkt der einzelnen Seminare gen, die mit der erreichten Aufklärung verbunden waren, war die Rolle des Staatssicherheitsdienstes als „Schild ließen sich in seinen Vorträgen gut nachvollziehen. und Schwert der Partei“. Zum besseren Verständnis arbei- Gemeinsam mit den Kooperationspartnern Gedenkstätte teten die Stipendiaten mit anonymisierten MfS-Akten des Amthordurchgang e. V., Stadt- und Kreisbibliothek Greiz ehemaligen Sängers der Leipziger Band „Wutanfall“, der und BUGA-GmbH gelang es, die Problematik der Über- auch zum Gespräch zur Verfügung stand. Anschließend wachung des Uran-Bergbaus durch den Staatssicherheits- las Amanda Bohlken aus ihrem Buch „Die Dritte Dimen- dienst auf der Bundesgartenschau präsent zu halten. Die sion der Tränen: DDR-Flucht, Haft und Trauma, Hei- Berichterstattung des Offenen Kanals Gera und eine von lungswege“. Abschließender Höhepunkt der Tagung war der Außenstelle initiierte Serie von 27 Interviews mit ehe- ein öffentliches Konzert des Sängers und Schriftstellers maligen Wismut-Angehörigen rundeten die Aktivitäten Stephan Krawczyk „Laut und leise – vom Liebeslied bis ab. zum Politsong“. – 155 –

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Außenstelle Magdeburg inoffiziellen Mitarbeiterin des MfS dargestellt. Die Bio- grafien der Figuren sind frei erfunden und die Spielsze- Die Sicherheitspolitik der SED in der Wirtschaft – nen entstanden über Improvisationen der Akteure. Ziele und Folgen Das MfS in der Volkswirtschaft der DDR am Beispiel des Magdeburger Schwermaschinenbaus Außenstelle Rostock (20. April 2008 – Vortrag und Podiumsdiskussion) Unterdrückt – Zerbrochen – Widerstanden. Schicksale Die Überwachung, Kontrolle von und Einflussnahme auf in Ostdeutschland 1945 – 1989 Fragen der Wirtschaft war eines der wichtigsten Tätig- (Zeitzeugenreihe) keitsfelder des Staatssicherheitsdienstes. Aufgaben zur Si- cherung der wirtschaftlichen Vormacht der SED erhielt Um den Opfern politischer Überwachung und Verfolgung das MfS seit seiner Gründung 1950. Dazu gehörte vor al- in der DDR ein Gesicht zu geben und sie vor dem Verges- lem die Überwachung von politisch nicht angepassten Per- sen zu bewahren, hat die Außenstelle Rostock schon im sonen. Daneben informierte der Staatssicherheitsdienst die Jahr 2004 eine Zeitzeugenreihe entwickelt. Vierteljähr- SED über die wirtschaftliche Lage und die Versorgungssi- lich werden in einem Mix aus Gespräch und Lesung aus tuation, untersuchte verdächtige „Sabotage“ und nahm MfS-Akten Frauen und Männer vorgestellt, die ins Visier Einfluss auf die Besetzung von Leitungspositionen. Den des Staatssicherheitsdienstes gerieten. Die Reihe findet Untergang der DDR-Wirtschaft aber konnte letztlich auch mit bis zu 80 Besuchern pro Abend regelmäßig starken der Staatssicherheitsdienst nicht verhindern. Anklang. Im Jahr 2007 stand das Thema Fluchtvorhaben aus der DDR im Mittelpunkt der Zeitzeugenreihe. Das Den Einführungsvortrag hielt Reinhard Buthmann, BStU. Motto für 2008 lautete: „Der Duft der großen weiten Es diskutierten Johannes Rink, Vorsitzender Vereinigung Welt“. Hier wurde Schicksalen um die Verfolgung von der Opfer des Stalinismus Sachsen-Anhalt und Hans Lo- Seeleuten nachgespürt. renz, Zeitzeuge, ehemaliger Hauptabteilungsleiter im VEB Schwermaschinenbaukombinat „Karl-Liebknecht“ Magdeburg. Es moderierte der Journalist Helmut Frauen- Außenstelle Schwerin dorfer, MDR. Kamen wir ans andere Ufer In Kooperation mit dem Verein Kuratorium Industriekul- (24. Februar 2008 – Musikalische Lesung mit Freya Klier tur in der Region Magdeburg e. V., dem Bürgerkomitee und Stephan Krawczyk) Sachsen-Anhalt e. V. und dem Landesbeauftragten Sach- Freya Klier und Stephan Krawczyk: Das Paar, das den sen-Anhalts für die Unterlagen des Staatssicherheits- Osten in den 1980er-Jahren erschütterte und vielen Men- dienstes. schen Mut zum Engagement für die Demokratie gab, hält Rückschau auf die damaligen Ereignisse, die Friedliche Außenstelle Neubrandenburg Revolution und das deutsch-deutsche Zusammenwach- Jugend in der DDR – zwischen Anpassung und sen. Was ist von den Jahren im Widerstand geblieben? Aufbegehren Wie sehen sie Heimat, Verrat, Liebe und Zukunft heute? (18. Oktober 2008 – Tag der offenen Tür) Zwanzig Jahre waren seit ihrer Abschiebung aus der Neben den regulären Beratungsangeboten der Außen- DDR im Februar 1988 vergangen, als die Autorin und stelle Neubrandenburg der BStU waren Tanz, Vortrag und Dokumentarfilmerin Freya Klier und der Liedermacher eine szenische Lesung Bestandteile des abwechslungsrei- Stephan Krawczyk das erste Mal wieder gemeinsam auf chen Programms an diesem Tag. der Bühne standen. Zwei junge Neubrandenburger Breakdancer zeigten als Die Außenstelle Schwerin der BStU, der Landesbeauf- Einstimmung ihr Können. tragte Mecklenburg-Vorpommerns für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes, die Landeszentrale für politi- Der Historiker Leonard Schmieding referierte zum sche Bildung und das Bildungswerk Schwerin der Kon- Thema „Hofnarren der Diktatur? HipHop in der DDR rad-Adenauer-Stiftung waren gemeinsam Ausrichter der 1983 bis 1990“. musikalischen Lesung in der Schweriner St. Paulskirche. Am Nachmittag wurde die szenische Lesung „Die Täu- schung“ von Jugendlichen der Gesellschaft der Liebhaber des Theaters e. V. Neubrandenburg aufgeführt. Die Idee Außenstelle Suhl dazu entstand nach einem Besuch der Jugendlichen in der LESELAND Außenstelle der BStU. Grundlage war das Buch „Ge- (Veranstaltungsreihe 2008 – Lesungen und Gespräche) schützte Quelle“ von Irina Kukutz und Katja Havemann, dessen Lektüre bei den Jugendlichen weiteres Interesse LESELAND steht als Begriff über einer Veranstaltungs- an der Auseinandersetzung mit dem Staatssicherheits- reihe, die die Außenstelle Suhl der BStU in Zusammenar- dienst hervorrief. In der Lesung wurde das Leben einer beit mit der Landesbeauftragten für die Unterlagen des – 156 – n o c h Anhang 20

Staatssicherheitsdienstes des Freistaates Thüringen erst- scheinen die vorgetragenen Berichte banal, aber jede In- mals im Jahr 2008 einem breiten Publikum präsentierte. formation ist ein Stück Verrat einer Beziehung, Bruch von Vertrauen, Grenzüberschreitung. Letzte vermeintlich Leseland war eine Bezeichnung, die die DDR – sich geschützte Rückzugs- und Schlupfwinkel wurden staatli- selbst lobend – für sich beanspruchte, obwohl die Zensur cher Einsicht und damit staatlichem Eingriff preisgege- bestimmte, was jeder lesen durfte oder nicht. In der Ver- ben. anstaltungsreihe steht der Begriff aber auch für die seit 1992 bestehende Möglichkeit der Einsicht in die Unterla- Die ersten öffentlichen Lesungen, gestaltet von Schülern gen des Staatssicherheitsdienstes. Nie zur Veröffentli- des Staatlichen Gymnasiums Suhl, fanden in der Außen- chung bestimmt, zeichnen die Texte ein unglaublich ge- stelle der BStU statt. Im März und April 2008 folgten Le- naues Bild der real existierenden DDR, dokumentieren sungen im Gymnasium Suhl. Dramaturgisch interessant die menschenverachtende Sprache der Staatssicherheit, gestalteten Schüler der Geisaer Ulstertal-Regelschule eine beschreiben aber auch präzise Mittel und Methoden eines Lesung im Grenzmuseum Point Alpha. Schüler des perfiden Geheimdienstes. Johann-Gottfried-Seume-Gymnasiums Vacha lasen aus den MfS-Unterlagen im Grenzmuseum Point Alpha, in der Betroffene haben ihre MfS-Akten zur Verfügung gestellt – ehemaligen Untersuchungshaftanstalt des MfS in Erfurt, Schüler bringen das Material zum Sprechen. So ist diese im Ernst-Abbe-Gymnasium Eisenach und auf Einladung Reihe eine Mischung aus Geschichte und Kunst. Oft der Volkshochschule in Fulda. – 157 –

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Wanderausstellung „Staatssicherheit – Garant der SED-Diktatur“

Ort Eröffnung Zeitraum Besucher Riga 11.05.2007 11.05. – 08.06.2007 1 140 Dortmund 09.08.2007 10.08. – 20.08.2007 4187 Fulda 13.09.2007 13.09. – 17.10.2007 2628 Hamburg/Wandsbek 18.10.2007 19.10. – 11.11.2007 2587 Friedrichstadt 19.11.2007 19.11. – 20.12.2007 1118 2008 Versmold 10.01.2008 11.01. – 01.02.2008 3991 Tübingen 21.02.2008 22.02. – 20.03.2008 2232 Minden 14.04.2008 14.04. – 02.05.2008 1887 Bayreuth 29.05.2008 29.05. – 20.06.2008 2364 Hanau 24.07.2008 25.07. – 17.08.2008 4182 Duisburg 27.08.2008 28.08. – 21.09.2008 2628 Belgrad 09.10.2008 10.10. – 31.10.2008 1333 Gevelsberg 20.11.2008 20.11. – 12.12.2008 2010

Wanderausstellung „Feind ist, wer anders denkt“

Ort Eröffnung Zeitraum Besucher Hamburg 01.10.2008 01.10. – 17.10.2008 2792 Cottbus 14.11.2008 15.11. – 04.12.2008 2870 2009 Potsdam 08.01.2009 09.01. – 30.01.2009 2176 Hannover 24.03.2009 25.03. – 17.04.2009 1586

Vorträge im Begleitprogramm der Wanderausstellung: – XV/4313/83 „Wieland“ – Wer verbirgt sich dahinter? – Eigene Erfahrungen zur Arbeit mit „Rosenholz“ und SIRA für Forschungs- und Medienzwecke – Die Entstehung des StUG und der Umgang mit den Akten – Die Abteilung M – Postkontrolle durch die Stasi – Die Überlieferungslage und die Verwendung der speziellen Informationsträger durch das MfS am Beispiel der Foto- und Tonüberlieferung – Die Stasi hatte nicht nur Papier! – Bilder, Töne, Datenträger aus dem Archiv des MfS – Dealing with the files of the political police in the former German Democratic Republic (GDR). Methods and expe- riences in reunited Germany – Wege in die Freiheit? Fluchtversuche in Bilddokumenten – Tödliche Grenze – Das Leben der Mützenlosen – Geteilte Einheit? Ein Blick zurück nach vorn – Stasi im Westen – Die inoffiziellen Mitarbeiter. Dimensionen – Arbeitsweise – Folgen – 158 –

Anhang 22

Regionale Ausstellungen der Außenstellen Spree, Cottbus, Birkenwerder; 2009: Bernau, Lucken- (in Klammern: Jahr und Orte der Präsentation) walde, Wittstock, Berlin) Postgeheimnis? Die Stasi und Cottbuser Briefe Außenstelle Chemnitz (2007: Bernau, Guben, Lauchhammer; 2008: Lauchham- Zivilcourage. 40 Jahre SED-Diktatur – 40 Jahre Bürger- mer, Bernau, Erkner, Strausberg, Doberlug-Kirchhain, mut und Widerstand Bad Liebenwalde, Woldegk – OT Göhren, Demmin, Hoy- (2007: Oelsnitz/Erzgeb., Freiberg; 2008: Schmölln) erswerda, Frankfurt (Oder), Königs Wusterhausen; 2009: Angermünde, Bernau, Luckau, Magdeburg) Bürger im Visier. Wie das MfS Bürger zu Feinden er- klärte (2007: Hohenstein-Ernstthal, Olbernhausen, Chemnitz; Außenstelle Gera 2008: Schmölln, Chemnitz) Verdeckt und getarnt. Mittel und Methoden der geheimen Alles im Griff. Spezifische Maßnahmen des MfS gegen Beobachtung Andersdenkende (2007: Lobenstein, Zeulenroda, Camburg; 2008: Teistun- (2008: Leipzig, Halle) gen, Berlin, Erfurt, Nordhalben; 2009: Greiz) Die Botschaftsflüchtlinge auf ihrer Fahrt von Prag nach Fluchtschicksale Hof (2007: Neustadt/Orla, Teistungen; 2008: Lobenstein, (2007: Lichtenstein/Sa., Halle; 2008: Frankfurt (Oder); Magdeburg; 2009: Zeulenroda) 2009: Erfurt) Leben im Überwachungsstaat – Feind konnte jeder sein Doppeltes Spiel. Fußball im Visier der Staatssicherheit (2009: Lichtenstein) (2007: Halle, Mittweida; 2008: Hof/Saale; 2009: Chem- nitz) Außenstelle Halle Außenstelle Dresden Prager Frühling (2007: Halle) Die Botschaftsflüchtlinge auf ihrer Fahrt von Prag nach Hof Alles im Griff – Spezifische Maßnahmen des MfS gegen (2007: Dresden; 2009: Schleiz) Andersdenkende Doppeltes Spiel. Fußball im Visier der Staatssicherheit (2008: Halle) (2008: Dresden; 2009: Versmold) Zwischen Aufbegehren und Anpassen – Jugend in der Außenstelle Leipzig DDR (2008: Leipzig, Zwickau, Bautzen, Schönheide/Voigt- 15 Jahre Akteneinsicht land, Mühlacker/Pforzheim, Stadthagen, Hoyerswerda, (2007: Leipzig) Neubrandenburg; 2009: Schwerin, Radeberg, Grafing/ Tote Briefkästen München) (2007: Leipzig) Freiheit für meine Akte Außenstelle Erfurt (2007: Eisleben, Mügeln, Geithain, Torgau; 2008: Lüt- Die verfolgte Idee – Die Staatssicherheit im Kampf gegen zen, Zeitz, Bad Schmiedeberg) einen Sozialismus mit menschlichem Antlitz Die Botschaftsflüchtlinge auf ihrer Fahrt von Prag nach (2008: Mühlhausen, Bad Sooden-Allendorf) Hof Der Terror der frühen Jahre (2007: Magdeburg, Unna; 2008: Geisa; 2009: Hof, (2008: Teistungen, Dresden) Plauen) MfS und Schule Spionage im „Goldenen Westen“ (2008: Traunstein/Bayern, Halle, Heiligenstadt) (2007: Magdeburg; 2008: Schwerin) Doppeltes Spiel – Fußball im Visier der Staatssicherheit Außenstelle Frankfurt (Oder) (2007/2008: Leipzig, 2008: Schwerin, Dresden) Die Arbeit am Feind „Grau in Grau“. Die Umweltsituation im Bezirk Leipzig (2007: Bernau, Guben, Lauchhammer; 2008: Lauchham- – die Stasi und der „Grüne Feind“ mer, Falkenberg/Elster, Bernau, Erkner, Fürstenwalde/ (2007/2008/2009: Leipzig) – 159 –

n o c h Anhang 22

Außenstelle Magdeburg Außenstelle Rostock Wir sind überall. Die Stasi im ehemaligen Bezirk Magde- Stasi im Ostseeraum burg (2007: Bordesholm, Rerik, Ratzeburg, Zinnowitz, Schön- (2007: Salzwedel, Burg, Halberstadt, Haldensleben; berg, Lingen (Niedersachsen); 2008: Hamburg, Baabe, 2008: Ilsenburg, Osterburg, Tangerhütte, Blankenburg, Insel Poel, Wustrow (Darß)) Calvörde, Elbingerode, Braunschweig) Eigentor. Der F.C. Hansa Rostock und die Stasi Spiele der Macht – Sport im Focus der Magdeburger Stasi (2007: Pasewalk; 2008: Schwerin) (2008: Magdeburg) Die Firma im Betrieb – Stasi in der Volkswirtschaft Außenstelle Schwerin (2008: Magdeburg) Grenzgebiet. Ereignisse an der innerdeutschen Grenze Stendal – Stasi bewacht Milliardengrab zwischen Rehna und Cumlosen, an Elbe und Schaalsee (2009: Stendal) (2007: Neubrandenburg, Eggesin; 2008: Waren/Müritz, Schwerin) Außenstelle Neubrandenburg Außenstelle Suhl Zentrale Erfassungsstelle Salzgitter (2007/2008: Neubrandenburg) Wende ’89 im Bezirk Suhl – Die friedliche Revolution (2008: Suhl) Post- und Paketkontrollen durch die Stasi (2007/2008: Neubrandenburg) Ausreis(ß)en oder Dableiben (2007/2008: Suhl) Außenstelle Potsdam Begegnungen Ost-West – Städtepartnerschaften unter Beobachtung von ausländischen Journalisten, sowjetischen Kontrolle der Suhler Stasi Soldaten und ausländischen Arbeitskräften in der DDR (2007/2008: Suhl) (2008: Potsdam) IMK – Inoffizielle Mitarbeiter zur Sicherung der Konspi- Grenzgebiet Klein Glienicke – Fluchtversuche, Geschichte, ration und des Verbindungswesens Fotos, Dokumente (2007/2008: Suhl) (2007: Potsdam – Klein Glienicke) Zwangsaussiedlungen – Ein dunkles Kapitel deutscher Herbst ’89; Das Spitzelnetz „Martin“; IM – nein danke! Geschichte (2008: Rathenow) (2007/2008: Suhl) – 160 –

Anhang 23

Die Informations- und Dokumentationszentren der Gedenk- und Dokumentationsstätte „Opfer BStU sowie Gedenkstätten politischer Gewaltherrschaft“ in Frankfurt (Oder) Informations- und Dokumentationszentrum Berlin Collegienstraße 10 Mauerstraße 38; Zugang auch von der Wilhelmstraße 15230 Frankfurt 10117 Berlin-Mitte (nahe Brandenburger Tor) Telefon 0335 6802712 geöffnet Montag bis Samstag von 10:00 bis 18:00 Uhr Telefax 0335 6068-2419 E-Mail [email protected] Telefon 030 2324-7951 Telefax 030 2324-7959 geöffnet Montag, Dienstag, Donnerstag von 09:30 bis E-Mail [email protected] 17:00 Uhr, Freitag von 09:00 bis 13:00 Uhr, Mittwoch nach telefonischer Voranmeldung Informations- und Dokumentationszentrum Dresden Riesaer Straße 7, Seiteneingang C Informations- und Dokumentationszentrum Halle 01129 Dresden Blücherstraße 2 geöffnet Montag bis Donnerstag von 08:00 bis 17:00 Uhr, 06122 Halle (Saale) Freitag von 08:00 bis 14:00 Uhr, Samstag nach Vereinba- geöffnet Montag, Mittwoch, Donnerstag von 08:00 bis rung 17:00 Uhr, Dienstag von 08:00 bis 18:00 Uhr, Freitag von Telefon 0351 2508-0 08:00 bis 14:00 Uhr Telefax 0351 2508-3419 E-Mail [email protected] Telefon 0345 6141-2735 Telefax 0345 6141-2719 E-Mail [email protected] Informations- und Dokumentationszentrum Erfurt

Petersberg Haus 19 Dokumentations- und Gedenkstätte in der ehemaligen 99084 Erfurt Untersuchungshaftanstalt des MfS in Rostock geöffnet Montag bis Donnerstag von 08:00 bis 17:00 Uhr, Hermannstraße 34 b (Zugang über Augustenstraße/Grü- Freitag von 08:00 bis 14:00 Uhr, Ausstellungen von ner Weg) 09:00 bis 18:00 Uhr 18055 Rostock Telefon 0361 5519-4711 Telefax 0361 5519-4719 geöffnet Dienstag bis Freitag von 10:00 bis 18:00 Uhr, E-Mail [email protected] Samstag von 10:00 bis 17:00 Uhr öffentliche Führungen: Mittwoch 15:30 Uhr und Samstag Informations- und Dokumentationszentrum 14:00 Uhr, sonst nach Anmeldung Frankfurt (Oder) Telefon 0381 498-5651 oder -5652 Fürstenwalder Poststraße 87 Telefax 0381 498-5650 15234 Frankfurt E-Mail [email protected] oder geöffnet täglich von 09:00 bis 17:00 Uhr [email protected] Telefon 0335 6068-2510 Der Besuch der Informations- und Dokumentations- Telefax 0335 6068-2419 zentren der BStU ist kostenfrei. Für Gruppenführun- E-Mail [email protected] gen werden Voranmeldungen erbeten. – 161 –

Anhang 24

Abkürzungsverzeichnis

A AAÜG Anspruchs- und Anwartschaftsüberführungsgesetz Abt. Abteilung (Diensteinheit in den Hauptabteilungen und in den Bezirksverwaltungen des MfS) ABTL Állambiztonsági Szolgálatok Történeti Levéltára (Historisches Archiv der Staatssicherheits- dienste Ungarns) AfNS Amt für Nationale Sicherheit der DDR (Nachfolger des MfS) AG AwA Arbeitsgruppe Archivwissenschaftliche Aufarbeitung bei der BStU AG BvN Arbeitsgruppe Bekanntgabe von Namen; Arbeitsgruppe in der Abteilung Verwendung von Un- terlagen (AU) der Zentralstelle der BStU AR Abteilung Archivbestände (BStU) ARD Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutsch- land ARTE Association Relative à la Télévision Européenne; Fernsehsender in deutsch-französischer Ko- operation ASTAK Antistalinistische Aktion Berlin Normannenstraße (ASTAK e. V.) AU Abteilung Verwendung von Unterlagen (BStU) AVH Államvédelmi Hatóság (nach dem Muster des sowjetischen KGB gebildete politische Polizei in Ungarn, 1948 bis 1957)

B BAfNS Bezirksamt für Nationale Sicherheit (Nachfolger des MfS auf Bezirksebene) BAMF Bundesamt für Migration und Flüchtlinge BASYS Bundesarchiv-IT-System BBC British Broadcasting Corporation (britische Rundfunkanstalt) BF Abteilung Bildung und Forschung (BStU) BGBl. Bundesgesetzblatt BImA Bundesanstalt für Immobilienaufgaben BKM Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien BMI Bundesministerium des Innern BStU Die Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deut- schen Demokratischen Republik BUGA Bundesgartenschau BV Bezirksverwaltung (des MfS) BVA Bundesverwaltungsamt BVerfG Bundesverfassungsgericht

C CD Compact Disk (Speicher für digitale Daten) CD-ROM Compact Disc Read-Only Memory (Speicher für digitale Daten) CNSAS Consiliul Naţional pentru Studierea Arhivelor Securităţii (Nationaler Rat für das Studium der Archive der Securitate – Rumänien) – 162 – n o c h Anhang 24

COMDOS Kommission zur Deklassifizierung der Dokumente und Offenlegung der Beziehungen bulgari- scher Bürger zum früheren Staatssicherheits- und Nachrichtendienst der Bulgarischen Volksar- mee – Bulgarien COTAV computergestützte Analyse der Vorkommnisuntersuchung; Datenbank der HA IX/7 des MfS ČSSR Tschechoslowakische Sozialistische Republik (1948 bis 1993)

D DEFA Deutsche Film Aktiengesellschaft (DDR) DDR Deutsche Demokratische Republik (1949 bis 1990) DFG Deutsche Forschungsgemeinschaft DKP Deutsche Kommunistische Partei DOSA Dokumentensammlung (IT-Verfahren der BStU) DOSB Deutscher Olympischer Sportbund DuG Dokumentations- und Gedenkstätte in der ehemaligen Untersuchungshaftanstalt des MfS in Rostock DVD Digital Versatile Disk (Speicher für digitale Daten) DVP Deutsche Volkspolizei (DDR)

E eArchiv elektronisches Archiv (IT-Verfahren der BStU) EPR Elektronisches Personenregister (IT-Verfahren der BStU) EU Europäische Union e. V. eingetragener Verein

F F … Formblatt … (des MfS), z. B. bei Karteien F 16 Zentrale Personenkartei/Klarnamenkartei (des MfS) F 22 Vorgangskartei (des MfS) F 77 Decknamenkartei (des MfS) F 78 Straßenkartei (des MfS) FDGB Freier Deutscher Gewerkschaftsbund (Dachverband der Einzelgewerkschaften in der DDR) FDJ Freie Deutsche Jugend (Jugendverband der DDR)

G GJWH Geschlossener Jugendwerkhof (DDR) GMS Gesellschaftlicher Mitarbeiter für Sicherheit (MfS) GSSD Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland GStA Generalstaatsanwalt(schaft) der DDR

H HA Hauptabteilung (MfS) Hg. Herausgeber HHO Datenbank HVA/HIM/OibE (IT-Verfahren der BStU) – 163 –

n o c h Anhang 24

HIM hauptamtlicher inoffizieller Mitarbeiter (MfS) HM Datenbank hauptamtliche Mitarbeiter (IT-Verfahren der BStU) HVA Hauptverwaltung Aufklärung (MfS)

I IFG Gesetz zur Regelung des Zugangs zu Informationen des Bundes (Informationsfreiheitsgesetz) IHK Industrie- und Handelskammer IICCR Institutul de investigare a Crimelor Comunismului în România (Institut zur Untersuchung der kommunistischen Verbrechen in Rumänien) IM inoffizieller Mitarbeiter (MfS) IPK Fraunhofer Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik IPN Instytut Pamięci Narodowej (Institut des Nationalen Gedenkens – Republik Polen) IT Informationstechnik

K KARDE Kartei Decknamen (IT-Verfahren der BStU) KD Kreisdienststelle (MfS) KGB Komitet Gossudarstwennoi Besopasnosti (Komitee für Staatssicherheit; Geheimdienst der ehe- maligen Sowjetunion) KPdSU Kommunistische Partei der Sowjetunion KSZE Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa kw-Stellen künftig wegfallende Stellen (Stellen mit kw-Vermerk können nicht nachbesetzt werden)

L lfd. M. laufende(r) Meter LISUM Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg LStU Landesbeauftragte(r) für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR

M MBJS Ministerium für Bildung, Jugend und Sport im Land Brandenburg MdB Mitglied des Deutschen Bundestages MdI Ministerium des Innern (DDR) MDR Mitteldeutscher Rundfunk MfNV Ministerium für Nationale Verteidigung (DDR) MfS Ministerium für Staatssicherheit (DDR) MGFA Militärgeschichtliches Forschungsamt der Bundeswehr MVM Militärverbindungsmission

N NATO North Atlantic Treaty Organization (Organisation der Signatarmächte des Nordatlantikpakts; Militärbündnis) NDR Norddeutscher Rundfunk NGO Non-Governmental Organization, Nichtregierungsorganisation – 164 – n o c h Anhang 24

NKWD Narodny Kommissariat Wnutrennich Del (Volkskommissariat für innere Angelegenheiten; Be- zeichnung für den sowjetischen Geheimdienst von 1934 bis 1946) NS Nationalsozialismus NSDAP Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (1920 bis 1945) NVA Nationale Volksarmee (DDR)

O OD Objektdienststelle (MfS) OibE Offizier im besonderen Einsatz (MfS) OPK Operative Personenkontrolle (MfS) OV Operativer Vorgang (MfS)

P PDF Portable Document Format ((trans)portables Dokumentenformat; plattformübergreifendes Da- teiformat für Dokumente) PHP Parallel History Project (Projekt der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich)

R RAF Rote Armee Fraktion rbb Rundfunk Berlin Brandenburg RHE Rechtshilfeersuchen RSS Rich Site Summary oder Really Simple Syndication (Service auf Webseiten, enthält Über- schriften mit kurzem Textanriss und einen Link zur Originalseite; liefert dem Abonnenten au- tomatisch neue Einträge)

S SA Sturmabteilung (Organisationseinheit der NSDAP) SAE Sachaktenerschließung (IT-Verfahren der BStU) SBZ Sowjetische Besatzungszone SDAG Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (DDR) SIRA System der Informationsrecherche der HVA (Datenbank der HVA) SKET Schwermaschinenbaukombinat „Ernst Thälmann“ Magdeburg (DDR) SKL Schwermaschinenbaukombinat „Karl Liebknecht“ Magdeburg (DDR) SMT Sowjetisches Militärtribunal SS Schutzstaffel der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) StB Státní bezpečnost (Staatssicherheitsdienst der ehemaligen ČSSR, 1949 bis 1989) StUG Gesetz über die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokra- tischen Republik (Stasi-Unterlagen-Gesetz) StUÄndG Stasi-Unterlagen-Änderungsgesetz SV Sportvereinigung SV Spezieller Vorgang (MfS) SWR Südwestrundfunk – 165 –

n o c h Anhang 24

T TU Technische Universität

U UDV Úřad dokumentace a vyšetřování zločinů komunismu slučby kriminální policie a vyšetřování (Amt für die Dokumentation und Untersuchung von Verbrechen des Kommunismus – Tsche- chische Republik) UPN Ústav pamäti národa (Institut des Nationalen Gedenkens – Slowakische Republik) ÚSTR Ústav pro Studium Totalítnich Reźimú (Institut für das Studium totalitärer Regime – Tschechi- sche Republik)

V VEB Volkseigener Betrieb (DDR) VdS VdS Bildungsmedien e. V., vormals Verband der Schulbuchverlage VGD Verband der Geschichtslehrer Deutschlands e. V. VOS Vereinigung der Opfer des Stalinismus

Z ZDF Zweites Deutsches Fernsehen ZER Zentrales Einwohnerregister (DDR) ZMA Zentrale Materialablage (MfS) ZUV Zentraler Untersuchungsvorgang (MfS) ZV Abteilung Zentral- und Verwaltungsaufgaben (BStU)

Erläuterungen zu den im Text genannten Diensteinheiten des MfS Abt. Abteilung Abt. II Spionageabwehr (in den BV; entspricht im MfS: HA II) Abt. III Funkaufklärung, Funkabwehr (in den BV; entspricht im MfS: HA III) Abt. VI Passkontrolle, Tourismus, Interhotel (in den BV; entspricht im MfS: HA VI) Abt. VII Abwehrarbeit Ministerium des Innern/Deutsche Volkspolizei (in den BV; entspricht im MfS: HA VII) Abt. VIII Beobachtung, Ermittlung (in den BV; entspricht im MfS: HA VIII) Abt. IX Untersuchungsorgan (in den BV; entspricht im MfS: HA IX) Abt. XI Chiffrierwesen (in den BV und im MfS) Abt. XII Zentrale Auskunft/Speicher (im MfS) bzw. Auskunft/Speicher (in den BV) Abt. XIII Zentrale Rechenstation Abt. XIV Untersuchungshaft, Strafvollzug (in den BV und im MfS) Abt. XV Auslandsaufklärung (in den BV; entspricht im MfS: HVA) Abt. XVIII Sicherung der Volkswirtschaft (in den BV; entspricht im MfS: HA XVIII) Abt. XIX Verkehr, Post, Nachrichtenwesen (in den BV; entspricht im MfS: HA XIX) Abt. XX Staatsapparat, Kultur, Kirche, Untergrund (in den BV; entspricht im MfS: HA XX) – 166 – n o c h Anhang 24

Abt. 26 Telefonüberwachung (in den BV und im MfS) Abt. KuSch Kader und Schulung (in den BV; entspricht im MfS: HA KuSch) Abt. M Postkontrolle (in den BV und im MfS) AG Arbeitsgruppe AG XVII Besucherbüros in Berlin-West AG XXII Terrorabwehr (in den BV; entspricht im MfS: HA XXII) AGG Arbeitsgruppe Geheimnisschutz (in den BV; entspricht im MfS: ZAGG) AGL Arbeitsgruppe des Leiters AGM Arbeitsgruppe des Ministers AKG Auswertungs- und Kontrollgruppe (in den BV und im MfS) BCD Bewaffnung, Chemischer Dienst (in den BV und im MfS) BdL Büro der Leitung (in den BV und im MfS) BKG Bezirkskoordinierungsgruppe BV Bezirksverwaltung HA Hauptabteilung HA I Abwehrarbeit in NVA und Grenztruppen HA II Spionageabwehr HA II/1 Innere Sicherheit des MfS HA II/3 Spionageabwehr auf der amerikanischen Linie HA II/5 Fahndung HA II/10 DDR-Auslandsvertretungen; Unterhalt von Operativgruppen in Moskau, Warschau, Sofia, Bu- dapest und Prag HA II/13 Bearbeitung von akkreditierten Korrespondenten und Journalisten westlicher Staaten in der DDR HA II/14 Sicherung des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten und seiner Nachfolgeeinrichtungen HA II/21 Sicherung der Dienstobjekte des MfS Berlin HA III Funkaufklärung, Funkabwehr HAVI Passkontrolle, Tourismus, Interhotel HAVII Abwehrarbeit Ministerium des Innern/Deutsche Volkspolizei HAVIII Beobachtung, Ermittlung HA IX Untersuchungsorgan HA IX/7 Untersuchung und Aufklärung politisch-operativ bedeutsamer Vorkommnisse HA IX/11 Aufklärung von Nazi- und Kriegsverbrechen HA XVIII Sicherung der Volkswirtschaft HA XVIII/5 Sicherung von Wissenschaft und Technik HA XVIII/8 Sicherung der Elektrotechnik und Elektronik HA XIX Verkehr, Post, Nachrichtenwesen HA XX Staatsapparat, Kultur, Kirche, Untergrund HA XX/2 FDJ und Jugendpolitik; Nazi- und Kriegsverbrechen HA XX/3 Sicherung zentraler Sporteinrichtungen und -verbände, Sicherung und Kontrolle des Leistungs- sports – 167 –

n o c h Anhang 24

HA XX/7 Sicherung von Kultur, Kunst und Medien HA XXII Terrorabwehr HA Kusch Kader und Schulung HA PS Personenschutz HVA Hauptverwaltung Aufklärung HVA SWT Sektor Wissenschaft und Technik; Wissenschaftlich-technische Auswertung HVA Abt. VII Auswertung und Information HVA Abt. IX Äußere Spionageabwehr, Gegenspionage HVA Abt. X Desinformation, Organisation „politisch-aktiver Maßnahmen“ HVA Abt. XIII Aufklärung Grundlagenforschung HVA Abt. XX Elektronische Datenverarbeitung KD Kreisdienststelle OD Objektdienststelle OTS Operativ-Technischer Sektor PO Parteiorganisation SR Selbständiges Referat SR AWK Selbständiges Referat Abwehrarbeit im Wehr(kreis)kommando der NVA SR BCD Selbständiges Referat Bewaffnung, Chemischer Dienst (in den BV; entspricht im MfS: Abt. BCD) SWT Sektor Wissenschaft und Technik, Struktureinheit der HVA, siehe HVA SWT VEB SHB Volkseigener Betrieb Spezialhochbau VRD Verwaltung Rückwärtige Dienste WSE Wach- und Sicherungseinheit ZAGG Zentrale Arbeitsgruppe Geheimnisschutz ZAIG Zentrale Auswertungs- und Informationsgruppe ZKG Zentrale Koordinierungsgruppe ZPL Zentrale Parteileitung