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Göppingen 2030 | Konzept für die städtebauliche Entwicklung Göppingen 2030 – Konzept für die städtebauliche Entwicklung

Herausgeber: Stadt Göppingen Dezernat III | Fachbereich Stadtentwicklung/Stadtplanung

Verfasser: pp a|s pesch partner architekten stadtplaner Prof. Dr. Franz Pesch Dipl.-Ing. Corinna Jung Dipl.-Ing. Gudrun Neubauer mit Dipl.-Ing. Mira Irion · Dipl.-Ing. Mario Flammann · Dipl.-Ing. (FH) Frank Dippold · cand. arch. Anja Elsässer · cand. arch. Maria Endress · B. A. Teodor Vladov · cand. arch. Ralf Rilling

Redaktion: Holger Everz

Layout: Doris Fischer-Pesch

Firnhaberstraße 5 | 70174 Tel.: 0711 - 99 33 071 | Fax.: 0711 - 99 33 072 E-Mail: [email protected]

Zweibrücker Hof 2 | 58313 Herdecke Tel.: 02330 - 92 84 - 0 | Fax.: 02330 - 92 84 - 29 E-Mail: [email protected]

Bearbeitet in Kooperation mit dem Fachbereich Stadtentwicklung/Stadtplanung Nördliche Ringstraße 35 | 73033 Göppingen Tel.: 07161 - 650 - 610 | Fax.: 07161 - 650 - 609 E-Mail: [email protected]

Koordination: Dipl.-Ing. Eva Noller Dipl.-Ing. Suse Aita Dipl.-Ing. Günter Helmel Dipl.-Ing. Kurt Lindner

Göppingen/Stuttgart, Oktober 2009 Inhalt

Vorwort 6

1 Aufgabenstellung und Vorgehensweise 8 1.1 Planungsanlass und Aufgabe 8 1.2 Vorgehensweise und Beteiligungsprozess: dialogorientiert 10

2 Planungsgrundlagen und Rahmenbedingungen 12 2.1 Stadtprofil: Lage, Größe, Bedeutung 12 2.2 Regionale Einbindung und Verkehrslage 16 2.3 Historischer Überblick 18 2.4 Siedlungsstruktur und Landschaft 20 2.5 Demografie und Bevölkerungsprognose 22 2.6 Mängel und Potenziale 22

3 Der Blick nach vorn: Leitlinien der Stadtentwicklung 27 3.1 Göppingen 2030 – Übergeordnete Ziele 27 3.2 Zehn Göppinger Leitlinien 29

4 Handlungsfelder der Stadtentwicklung 34 4.1 Stadtbild und Stadtgestalt 34 4.2 Wohnen und Soziales 44 4.3 Bildung und Kultur 56 4.4 Landschaft und Freiraum 67 4.5 Freizeit und Erholung 76 4.6 Gewerbe, Dienstleistung und Einzelhandel 85 4.7 Mobilität und Verkehr 95

5 Im Fokus der Stadtentwicklung: die Innenstadt 106

Literatur- und Quellennachweis 120 Vorwort

Ein Konzept für die städtebauliche Entwicklung einer Stadt mit Blick bis ins Jahr 2030 zu erstellen, ist eine ambitionierte Aufgabe. In 20 Jahren wird fast jeder, der heute in Göppingen lebt, in eine neue Lebensphase eingetreten sein. Aus den Kindergartenkindern sind junge Erwachsene geworden, vielleicht studieren sie oder sind bereits im Erwerbsleben ver- ankert. Wer heute noch Schulkind ist, hat in 20 Jahren vielleicht eigene Kinder – und damit die Vereinbarkeit von Familie und Berufsleben zu be- wältigen. Andere wiederum befinden sich 2030 bereits im Rentenalter und genießen ihren Lebensabend. „Der gemeinsame Blick in die Zukunft“ ist die Herausforderung, die wir mit dem Stadtentwicklungskonzept ange- nommen haben.

Gemeinsam mit dem renommierten Stuttgarter Stadtplanungsbüro Pesch und Partner wurden Leitlinien der Stadtentwicklung entwickelt. Mit dem Blick von außen gelangten neue Impulse und Ideen in die künftige Ent- wicklung der Stadt, und damit auch große Chancen.

Wir haben uns bewusst dafür entschieden, das Konzept für die Entwick- lung unserer Stadt im Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern entstehen zu lassen. Der Perspektivenworkshop im Oktober 2008 stellte dabei den ersten Baustein der Bürgerbeteiligung dar. Im Dezember 2008 folgte ein Expertengespräch mit rund 40 gezielt eingeladenen Akteuren der Stadt- gesellschaft, in dem wir uns über Leitbilder und Ziele der Stadtentwick- lung ausgetauscht haben. Der zweite öffentliche Bürgerdialog fand im März 2009 statt. Trotz des starken Abstraktionsgrads des Stadtentwick- lungskonzepts stellt es eine wichtige Leitlinie für künftiges kommunal­ politisches Planen und Handeln dar.

6 Das Ergebnis zeigt, dass die Stadt Göppingen große Potenziale besitzt, um sich für eine neue Rolle im Großraum Stuttgart zu positionieren. Als Wohnstadt beispielsweise bietet sie städtisches Wohnen in unmittelbarer Nachbarschaft zur herausragenden Landschaft. Im Zusammenhang mit moderaten Immobilienpreisen ist dies ein Merkmal, mit dem sich die Stadt Göppingen abhebt von anderen Städten in der Metropolregion Stuttgart. Mit einer Weiterentwicklung der Standorte für Kreativwirtschaft kann Göppingen neue Chancen der Entwicklung gewinnen – gerade im Zuge des wirtschaftlichen Strukturwandels. Ein weiteres wichtiges Ziel des Konzepts ist, das Stadtbild und die städtische Lebenskultur der Göppin- ger Innenstadt zu fördern. Dazu gehört im historischen Teil der Innen- stadt eine lebendige Nutzungsmischung, die neben Handel, Bildung und Kultur auch Wohnen beinhaltet. So stärken weitere, attraktive Wohnan- gebote den innerstädtischen Handel und gewährleisten, dass die techni- sche und soziale Infrastruktur erhalten werden kann. Nicht zuletzt identi- fizieren sich zufriedene Innenstadtbewohner mit ihrer Stadt. Das ist mir ein großes Anliegen.

Ich freue mich, dass wir mit dieser Broschüre eine Zusammenfassung der gemeinsamen Ziele vorliegen haben. Diese Ziele dienen als wichtige Orientierung für die künftige Stadtentwicklung.

Guido Till Oberbürgermeister

7 Blick auf die Innenstadt 1 Aufgabenstellung und Vorgehensweise von Göppingen, im Hinter- grund die Drei Kaiserberge

1.1 Planungsanlass und Aufgabe Infrastruktur hat sich Göppingen Göppingen liegt zwischen Stuttgart zu einem leistungsfähigen Mittel­ und Ulm in einer der schönsten zen­trum und erfolgreichen Wirt- Landschaften Baden-Württem- schaftsstandort zwischen Stuttgart bergs. Die Hohenstauferstadt kann und Ulm entwickelt. Ursprünglicher auf eine lange Geschichte zurück­ Schwerpunkt der Wirtschaftsstruk- blicken, die noch überall im Stadt- tur war der Maschinenbau. Heute gebiet präsent ist. Prägend sind vor ist Göppingen Standort namhafter Das Bild der Innenstadt allem der klassizistische Grundriss Unternehmen wie zum Beispiel wird durch den raster­ der Innenstadt und wichtige Bau- Märklin,­ Schuler und Boehringer.­ förmigen Grundriss der Altstadt geprägt. denkmale wie Schloss, Stadtkirche Die Zukunft des Wirtschaftsstand- und neues Rathaus. Die wichtigsten orts ist – wie überall im europäi- naturräumlichen und landschaft­ schen Raum – stark abhängig so- lichen Elemente Göppingens sind wohl von internationalen wirt- die und die Filsaue, auch wenn schaftlichen Trends als auch von die Flusslandschaft im heutigen regionalen Entwicklungen. Selbst Stadtbild zu wenig präsent ist, da- bei einer insgesamt stagnierenden neben die ausgedehnten Streuobst- wirtschaftlichen Ent­wicklung geht wiesen. Die Kulturlandschaft wird die Flächennutzungsplanung der überragt von der imposanten Sil- Verwaltungsgemeinschaft von wei- houette der Drei Kaiser­ berge.­ terem Gewerbeflächenbedarf aus, um Raum zu schaffen für eine Wirtschaft und stadträumliches Fortsetzung des Strukturwandels Gefüge im Strukturwandel im produzierenden Sektor. Der Flä- Göppingen ist eine traditionsreiche chennutzungsplan 2010 stellt ins- Industrie- und Dienstleistungsstadt gesamt 1.186 ha Bauflächen dar; in der Wirtschaftsregion Stuttgart. dies sind rund 20 Prozent der Ge- Dank seiner zentralen Lage und ei- markung. ner breit gefächerten Handels- und

8 Im letzten Jahrzehnt hat die Stadt ausforderungen der zukünfti­ eine große Zahl ambitionierter Pro- gen Stadtentwicklung zu er- jekte realisiert oder auf den Weg tüchtigen. gebracht, um das stadträumliche Gefüge nachhaltig zu stärken. Zu Aufgabe des Stadtentwicklungs- nennen sind insbesondere das Pro- konzepts jekt „Neue Mitte” mit Rathauser- Das Stadtentwicklungskonzept weiterung, neuem Verkehrskonzept stellt eine wichtige Ergänzung der für die Einkaufsinnenstadt sowie städtischen Planungen dar. Es ver- neu gestalteten öffentlichen Räu- mittelt zwischen den grundsätzli- men (Marktplatz, Marktstraße, chen planerischen Überlegungen Haupt- und Poststraße), der Fuß- auf der einen Seite, wie etwa den Die Stiftskirche in Faurn­dau gängersteg über Bahn und Fils und Leitbilddiskussionen, sowie konkre- aus der Zeit um 1200 die Erweiterung der Hohenstaufen- ten, aber nicht räumlich übergrei- halle zur modernen EWS-Arena. fenden Planungen, wie den ver- Weitere Maßnahmen – wie die Um- schiedenen Ortsteilkonzepten oder gestaltung des Stadteingangs bereits erfolgten einzelnen Reali- „Bahnhofsplatz” – werden folgen. sierungen. Im Stadtentwicklungs- Wichtige Impulse erhofft sich die konzept können die Ergebnisse der Stadt von der Entwicklung des neu- Leitbilddiskussion konkret veror- en Stadtteils Stauferpark. Auf dem tet und die Aussagen der Einzel- Gelände des ehemaligen amerika­ ­ planungen konzeptionell und maß- nischen Militärstützpunkts am nord- stäblich zusammengefasst werden. östlichen Stadtrand entstehen neue Ausgehend von einer Zusammen- Bilder der neu gestalteten Arbeitsplätze und ein vielfältiges Innenstadt Wohnungsangebot. schau der bisherigen Planungen und Realisierungen soll das Stadt- Aktive Zukunftsvorsorge trifft die entwicklungskonzept Wege der Stadt auf mehreren städtebau­ städtebaulichen Entwicklung für lichen Handlungs­feldern: die nächsten 20 Jahre aufzeigen.  Weiterentwicklung der urbanen Zu untersuchen sind insbesondere: Räume in der Innenstadt. Aus-  das zukünftige Nutzungsbild gehend vom städtebaulichen und der zukünftige Stadtraum Rahmenplan kann hier an die  die städtebaulichen Typologien bereits realisierten Sanierungs- auf Strukturwandelflächen (Ge- und Gestaltungsmaßnahmen werbe, Handel und Wohnen) angeknüpft werden.  die Verknüpfung der Freiräu-  Aktivierung der Baulandpoten- me im Inneren der Stadt mit ziale in den Stadtbezirken der Kultur- und Erholungsland-  Nutzung und Gestaltung der schaft (z. B. Filsaue, Streuobst- Recycling- und Arrondierungs- wiesen und Oberholz) flächen, um den Wohnungsbe- stand sowie die öffentliche und private Versorgung für die Her-

9 1.2 Vorgehensweise und Beteili- Die Erarbeitung erfolgte in drei gungsprozess: dialogorientiert Phasen: Das Projekt „Göppingen 2030 –  Phase 1: themenbezogene Ana- Konzept für die städtebauliche lyse wichtiger Strukturdaten Entwicklung” ist als Orientierungs- und Diskussion der allgemeinen rahmen für die zukünftige städte- Entwicklungsziele bauliche Entwicklung ge­dacht. Er-  Phase 2: Vorentwurf sektora- fahrungen aus Städten mit ver- ler Konzepte und Formulierung gleichbaren Konzepten haben ge- von Stadtbausteinen zeigt, dass ein zu hoher Detaillie-  Phase 3: Verknüpfung zu einem rungsgrad die politische Konsens- städtebaulichen Gesamtkonzept bildung erschwert. Das städtebau- liche Entwicklungskonzept konzen- In jeder Phase wurde großer Wert triert sich daher bewusst auf die auf ein dialogorientiertes Verfah- wichtigsten Fragen und Teilräume ren gelegt (vgl. nebenstehendes der Stadt. Schwerpunkt der räum- Ablaufschema). Der Meinungsaus- lichen Betrachtung ist die Kern- tausch umfasste vier Ebenen: Die Dialogveranstaltun- stadt.  Ebene 1: Arbeitsgruppe gen dienten interessierten Das Entwicklungskonzept wurde in (Mitarbeiter der Fachbereiche Bürgerinnen und Bürgern als Plattform für kontro- enger Abstimmung mit der Stadt- für Stadtentwicklung und Stadt- verse Diskussionen über verwaltung und dem Gemeinderat planung, Umweltschutz und Themen und Schwerpunk- te der zukünftigen Stadt- erarbeitet, unter intensiver Beteili- Grünordnung, Verkehrsplanung, entwicklung. gung der Bürgerinnen und Bürger Schule, Sport und Soziales, Kul- und weiterer Experten aus Stadt tur und Stadtmarketing, der und Region, die sich in mehreren Wirtschaftsförderung und des öffentlichen Veranstaltungen und beauftragten Planungsbüros) Expertengesprächen informieren und inhaltlich einbringen konnten.  Ebene 2: Lenkungsgruppe Eine projektbegleitende Lenkungs- (Leiter der Dezernate I-III, gruppe fasste im Anschluss daran Amtsleiter aller Fachbereiche den jeweiligen Arbeitsstand zu- und Bezirksamtsleiter, Vertre- sammen und organisierte das wei- ter der politischen Fraktionen) tere Vorgehen. Die räumliche Kon- kretisierung entstand dann pro-  Ebene 3: Expertenrunde jektbezogen in Zusammenarbeit (Vertreter von Institutionen, mit der Stadtverwaltung. Verbänden, Vereinen und ande- ren gesellschaftlichen Gruppie- rungen)

 Ebene 4: bürgerschaftlicher Dialog (Perspektivenworkshops mit Bürgerinnen und Bürgern)

10 Planung im Dialog: Diskussionen mit Bürgern, der Verwaltung und der Politik innerhalb von Perspektivenworkshops

11 2 Planungsgrundlagen und Rahmenbedingungen

2.1 Stadtprofil: blicken auf eine eigene Geschichte Lage, Größe, Bedeutung und eigene Traditionen zurück. Göppingen liegt ca. 40 km vom Auch heute noch wird in den Stadt- Oberzentrum Stuttgart entfernt. bezirken ein ortsbezogenes Ge- Seit 1956 ist Göppingen Große meinschaftsleben gepflegt. Ausge- Kreisstadt und mit 57.336 Einwoh- prägte Vereinslandschaften, die nern (Quelle: Statistisches Landes- kommunalpolitische Vertretung in amt Baden-Württemberg, Stand der Gesamtstadt durch die Bezirks- Dezember 2008) die größte Stadt beiräte, das jeweils eigene Bezirk- im Landkreis Göppingen. Die Stadt samt oder traditionelle Kinderfeste ist ein traditionsreicher Industrie- sind Grundpfeiler der Identifikation und Dienstleistungsstandort in der der Einwohner mit ihrem Stadtbe- Das Stadtgebiet Göppin- Wirtschaftsregion Stuttgart. Inner- zirk. Die Einwohner fühlen sich gens, bestehend aus der halb dieser Region bildet Göppin- heute sowohl als Bürgerinnen und Kernstadt und den Stadt- bezirken. gen mit seiner breit gefächerten Bürger des jeweiligen Stadtbezirks überörtlichen Handels- und Infra- wie auch als Göppinger. struktur ein leistungsfähiges Mit- Die Stadtbezirke sind wichtige telzentrum. Ausgehend vom prä- Bestandteile der Siedlungsentwick- genden Maschinenbau entwickel- lung in Göppingen. In den Bezirken te sich Göppingen in den letzten herrscht bei einer angemessenen Jahrzehnten zu einem bedeuten- infrastrukturellen Versorgung eine den Wirtschaftsstandort und Sitz hohe Wohnqualität. Daneben sind weltbekannter Traditionsfirmen. sie mit ihrer teilweise ländlichen Prägung auch attraktive Naherho- Das Stadtgebiet gliedert sich in die lungsgebiete. Kernstadt und die sieben Stadtbe- zirke Bartenbach, Bezgenriet, Zur Kernstadt, mit der sich das Faurndau, Hohenstaufen, Holz- städtebauliche Entwicklungskon- heim, Jebenhausen, Maitis. Etwa zept schwerpunktmäßig befasst, die Hälfte der Einwohner der Ge- gehören zunächst, neben der Alt- samtstadt lebt in den Stadtbezir- stadt, die Erweiterungsgebiete ken. In der Fläche nehmen die Be- des 19. und 20. Jahrhunderts ein- zirke etwa drei Viertel der gesam- schließlich der Nordstadt. Dazu ten Markungsfläche ein. Alle sie- kommen die gewachsenen Stadt- ben Stadtbezirke waren vor ihrer teile „Reusch“, „Bodenfeld“, „Berg- Eingliederung in die Stadt Göppin- feld“ und „Hailing“ sowie das Kon- gen eigenständige Gemeinden und versionsgebiet „Stauferpark“.

12 Schemaschnitt durch die Göppinger Innenstadt in Nord-Süd-Richtung

Topographische Lage

13 14 Bilder der Göppinger Stadtbezirke:

Der alte Ortskern von Hohenstaufen

Die Laurentiuskirche in Bezgenriet

Die Brunnenstraße in Bar- tenbach

15 2.2 Regionale Einbindung und , , Hatten- Verkehrslage hofen und . Göppingen liegt im Dreieck der Oberzentren Stuttgart (Region Die Stadt verfügt über eine hervor- Stuttgart), Tübingen/Reutlingen ragende Verkehrsinfrastruktur. (Region -Alb) und Ulm (Re­ Über die Bundesstraße B10, die Au- gion Donau-Iller). Von der Landes- tobahn A8, die Filstalbahn (Ver- planung wird die Stadt als Mittel- kehrsachse Stuttgart – Ulm) und zentrum in der Region Stuttgart die Bundesstraße B29 (Verkehrs- eingestuft, an der Entwicklungsach- achse Stuttgart – Schwäbisch se Stuttgart – – Plochin- Gmünd) ist Göppingen gut an das gen – Göppingen – Geislingen an der überregionale Verkehrsnetz und Steige (Ulm/Neu-Ulm). Zum Mittel- auch an das überregionale Schie- bereich Göppingen zählen neben nennetz angebunden. Der interna- Göppingen hauptsächlich Städte tionale Flughafen Stuttgart ist und Gemeinden im Norden und über die A8 schnell zu erreichen Westen des Landkreises Göppin- und verbindet die Region mit zahl- gen, darunter , , reichen Großstädten Europas. , Ebersbach a. d. Fils,

Göppingen ist gut an das Regionale Einbindung überregionale Schienen- netz angebunden.

16 17 Zum Gedenken an das Stau- fergeschlecht wurde im Jahr 2002 auf dem Hohenstaufen eine Stauferstele errichtet.

Die Stadt Göppingen um 1830: gewerbliche Struktur, geprägt durch Mühlen entlang des Stadtbachs

2.3 Historischer Überblick klassizistischen Plan von Johann Die ersten römischen Siedlungs- Adam Groß wiederaufgebaut. spuren im Raum Göppingen stam- men aus dem 2./3. Jahrhundert Die weitere Siedlungsentwicklung nach Christi. Bereits ein Jahrhun- der Stadt Göppingen wurde we- dert später folgte die Besiedlung sentlich geprägt durch ihre Lage des Filstals durch die Alemannen. im Filstal. Der ehemals kompak- Erstmals urkundlich erwähnt wur- te Stadtgrundriss begann sich mit de Göppingen im Jahr 1154 n. Chr., der Industrialisierung und dem An- in einer von Kaiser Friedrich I. Bar- schluss an das Eisenbahnnetz im barossa ausgestellten Urkunde. Jahr 1847 entlang der Fils und der Nach dem Niedergang der Staufer, Bahn in Richtung Ost-West aus- die das Gebiet im 12. und 13. Jahr- zudehnen. Ab ca. 1900 erweiterte hundert besiedelten, übernahmen sich die Stadt bereits in Richtung die Württemberger die zur Stadt der nördlichen Hanglagen. Im Jahr entwickelte Ansiedlung. Stadtbrän- 1939 begann die Eingemeindung de – der erste im Jahr 1425 – be- der ehemals selbständigen Ge- einträchtigten die weitere Entwick- meinden Holzheim und Jebenhau- lung Göppingens. Nach dem zwei- sen, es folgten Bartenbach (1956),

Mittelalterliche Stadtgrundriss Wiederaufbau im Raster nach ten großen Stadtbrand im Jahr Bezgenriet (1957), Hohenstaufen dem Stadtbrand im Jahr 1782 1782, bei dem Göppingen erneut (1971), Maitis (1972), Lenglingen bis auf wenige Gebäude völlig nie- (1973) und schließlich Faurndau im derbrannte, wurde die Stadt im Jahr 1975. Schachbrettgrundriss nach dem

18 Mittelalter Neuzeit Gründerzeit Moderne Charakteristische räum- liche Strukturen in Göp- pingen

60er/70er Jahre Neubau Innenstadtentwicklung Konversion

19 2.4 Siedlungsstruktur und Gmünd. Für Göppingen ist der Ho- Landschaft henstaufen nicht nur als identitäts- Göppingen liegt im mittleren Filstal, stiftendes Landschaftselement von zwischen Albvorland, den östlichen großer Bedeu­tung; er bietet mit Ausläufern des Schurwalds und den seinem Naturraum auch attraktive sogenannten Drei Kaiserbergen. Die Naherholungsmöglichkeiten. Die Stadt ist eingebettet in ein weitläu- Kernstadt Göppingens selbst ist figes Siedlungsband, zu dem vie- von ausgedehnten­ Streuobstwie- le Gemeinden entlang der Fils, der sen und Waldflächen umgeben – zu Bundesstraße B10 und der Filstal- nennen sind hier z. B. Oberholz bahn im 19. Jahrhundert zusam- und Spitalwald im Norden sowie mengewachsen sind. Die Stadt ist Öde und Eichert im Süden. geprägt durch einen sehr kompak- Der Hohenstaufen mit seiner Die Lage der Stadt Göppingen markanten Kegelform prägt im Filstal, umgeben von wichti- ten Kernbereich und den davon klar Wichtige innerstädtische Freiräu- das Landschaftsbild. gen Landschaftselementen wie abgesetzten, sich in die Landschaft me sind der Schlossgarten, die den Drei Kaiserbergen, dem Schurwald und der Schwäbi- erstreckenden Stadtbezirken. Mörikeanlagen um die Oberhofen- schen Alb kirche, der Park an der Stadthalle Landschaftlich markant ist der Berg und die Schockenseeanlagen. Wäh- Hohenstaufen, dessen kegel­förmige rend die am Südhang zur Fils lie- Kuppe sich über dem nörd­lichen gende Innenstadt einen sehr kom- Stadtgebiet erhebt. Er bildet zu- pakten Grundriss mit deutlich her- sammen mit dem Rechberg und ausragenden Gebäude­silhouetten dem Stuifen die Drei Kaiserberge. aufweist (Hochhaus der Kreisspar- Diese Zeugenberge der Schwäbi- kasse, Staufencenter und Ober- schen Alb sind weithin sichtbar und hofenkirche), sind die ansteigen- formen das Landschaftsbild zwi- den nördlichen Hanglagen durch schen Göppingen und Schwäbisch einen hohen Grünanteil geprägt.

20 21 2.5 Demographie und Jahrzehnten der Anteil der über Bevölkerungsprognose 60-Jährigen an der Gesamtbevöl- In Göppingen lebten Ende 2008 kerung mehr als ein Drittel betra- auf 5.921 ha Gemeindegebiet gen wird. Für diese Entwicklung ist 57.336 Ein­wohner. Mehr als die schon heute Vorsorge zu treffen. Hälfte der Bewohner lebt in der Kernstadt, dem größten Stadtteil. 2.6 Mängel und Potenziale Die Bevölkerungszahl hat sich seit Ende der 1980er Jahre dynamisch Natürliche Begabungen nach oben entwickelt: 1987 hat- Die Lage im Vorland der schwä- te Göppingen noch 52.151 Einwoh- bischen Alb bedeutet ein großes ner. Der Höchstwert war im Jahr Poten­zial für die Stadt und ihre Die Drei Kaiserberge gehören Die Durchdringung von Stadt 2004 mit 57.988 Einwohnern er- Bewohner. Die umgebende Land- zu den Wahrzeichen der Region. und Landschaft erzeugt vielfäl- reicht. Seither verliert Göppingen – schaft ist in hohem Maße identi- tige Qualitäten. analog zur demographischen Ent- tätsstiftend. Der Berg Hohenstau- wicklung in Baden-Württemberg fen mit seiner markanten Kegel- und im Bundesgebiet – jedoch kon- form bietet zahlreiche Aussichts- tinuierlich Einwohner. Dieser Be- möglichkeiten in die Talaue der völkerungsrückgang wird sich in Fils, die staufische Burgruine auf den kommen­den Jahren nach den seinem Gipfel macht Geschichte Prognosen des Statistischen Lan- erlebbar. Doch auch die Kernstadt desamtes fortsetzen. So werden selbst ist mit dem Eichert, dem nach der aktuellen Prognose des Bürgerhölzle und dem Oberholz Statistischen Landesamts Baden- umgeben von reizvollen und hoch- Württemberg im Jahr 2025 vor- wertigen Landschaftsräumen, die aussichtlich nur noch 55.995 Men- vielfältige Möglichkeiten für Frei- schen in Göppingen leben. Dies zeitgestaltung und Naherholung entspricht einem Rückgang von bieten. etwa 2,5 Prozent. Zeitgleich wird Neben den die Innenstadt um- der Anteil der älteren Menschen gebenden Streuobstwiesen über- stark zunehmen, sodass in drei nehmen innerstädtische Freiräume

22 23 wie die Schockenseeanlagen oder Stadtgebiet in Ost-West-Richtung, die Mörikeanlagen wichtige Nah- beeinträchtigen die Uferbereiche erholungsfunktionen. Der Schloss- der Fils in erheblichem Maße und garten und der Park an der Stadt- stellen in ihrer Barrierewirkung halle ergänzen das Grünangebot ein Hemmnis für die Stadtentwick- der Innenstadt, bieten allerdings lung dar. Durch die parallel verlau- aufgrund ihrer Gestaltung nur ein- fende Bundesstraße B 10 südlich geschränkte Erholungs- und Frei- der Bahnstrecke wird die Trennwir- zeitmöglichkeiten. kung noch verstärkt. Im Schatten Die Innenstadt Göppingens ist dieser innerstädtischen Zäsur ha- von drei Stadtbächen durchzogen ben sich beiderseits der Fils zum – dem Österbach, dem Brühlbach Teil sehr heterogene Quartiere und dem Storzenbach –, die von entwickelt. Querungsmöglichkeiten Norden in Richtung Fils fließen. über Gleisanlagen, Flusslauf und In einigen Teilbereichen plant die B10 in Nord-Süd-Richtung existie- Stadt aufwendige Sanierungsmaß- ren nur wenige, Verbindungen ent- nahmen, um diese Bäche wieder lang der Fils in Ost-West-Richtung besser ins Stadtbild zu integrieren. sind ebenfalls nur fragmentarisch Die Fils – Ursprung der Industria- vorhanden. lisierung in der Region – war für Doch nicht nur die großen Ver- die Siedlungsentwicklung Göppin- kehrsachsen zerschneiden den gens von großer Bedeutung. Noch Stadtbereich. Auch die Hauptzu- heute sind die Ufer der Fils im Be- fahrten zur Innenstadt und die In- reich der Innenstadt von Gleisanla- nenstadttangenten haben teilweise Die Uferbereiche der Fils gen, Straßen und Gewerbenutzun- trennende Wirkung im Stadtgefü- sind im Innenstadtbereich nur schwer zugänglich. gen gesäumt. Im Innenstadtbereich ge. Die Chance, durch eine attrakti- ist der Fluss für die Bevölkerung ve Gestaltung von Zufahrtsstraßen jedoch nicht erreichbar und zudem und Stadteingängen einen positi- im Stadtbild kaum präsent. Eine ven ersten Eindruck der Stadt zu Verhältnismäßig breite Verkehrsführung im Be- Aufwertung der Fils durch besse- vermitteln, wird in Göppingen bis- reich der Poststraße re Zugänglichkeit und attraktive- lang zu wenig genutzt. So kommt re Uferbereiche wird die Göppinger die imposante Industriearchitek- Stadtlandschaft in hohem Maße tur an der Stuttgarter Straße nicht bereichern und neue Möglichkeiten angemessen zur Geltung, der In- für die innerstädtische Freiraum- nenstadteingang an der Poststra- gestaltung eröffnen. ße hat durch die sehr breite Ver- kehrsführung eine wenig einladen- Segmentierter Stadtraum de Wirkung. Die für die wirtschaftliche Entwick- lung günstige Anbindung Göppin- Siedlungsstruktur und Entwick- gens an das überregionale Ver- lungspotenziale kehrssystem bringt auch erheb- Die äußeren Stadtbezirke der liche Belastungen mit sich. Die Stadt Göppingen qualifizieren sich Gleisanlagen zerschneiden das insbesondere durch ihre Lage in

24 25 der reizvollen Landschaft. Aus der Jahr 2003 entscheidend aufgewer- meist historischen Ortsmitte bie- tet. Die städtebauliche Qualität ten sich schöne Blickbezüge auf und das Erscheinungsbild der neu- Hohenstaufen, Oberholz oder Ei- en Fußgängerzone und der flankie- chert. Mit ihren sichtbaren Ver- renden Straßenzüge werden von weisen auf die lebhafte und lan- den Bürgerinnen und Bürgern so-

Der historische Stadtkern ge Geschichte der Stadt wie z. B. in wie der ansässigen Geschäftsleute konnte durch stadtgestal- Faurndau oder Hohenstaufen sind als sehr positiv bewertet. Als unbe- terische Maßnahmen be- deutend aufgewertet wer- die Stadtbezirke identitätsstiften- friedigend wird jedoch die fußläufi- den. de Orte für die Bevölkerung. Viel- ge Verbindung von der Fußgänger- fach besteht in den Teilzentren je- zone zum Bahnhof wahrgenom- doch noch Aufwertungsbedarf. men. Das Wegesystem für Fußgän- ger und Radfahrer in der Innen- Das Bild der Innenstadt wird durch stadt sollte generell aufgewertet den rasterförmigen Grundriss der werden. Ziel ist es, auch die Berei- Altstadt und die wertvolle klassizis- che südlich der Fils künftig fußläu- tische Bausubstanz geprägt. Durch fig gut erreichbar zu gestalten. Ins- die Inszenierung der historischen besondere die Anbindung der Plätze, wie z. B. Marktplatz und Hochschule an die Innenstadt muss Schillerplatz, entstehen sehr ab- optimiert werden. wechslungsreiche Platzfolgen. Be- deutend für die Erlebbarkeit der Göppingen besitzt eine größere Innenstadt und den Übergang zur Zahl von Entwicklungsflächen in historischen Altstadt ist auch hier der Innenstadt und in den angren- die Gestaltung und Akzentuierung zenden Bereichen. Sie bieten der der öffentlichen Räume. Die Stadt- Stadt die Möglichkeit, zukunftsfä- silhouette der Innenstadt wird heu- hige Nutzungen an städtebaulich te auch von Hochhäusern geprägt, eingebundenen Standorten anzu- etwa dem Verwaltungsgebäude siedeln. Beste Potenziale bieten der Kreissparkasse am Bahnhof z. B. die Umstrukturierung des und den Wohntürmen an der Frey-Centers und des ehemaligen Bleichstraße. Güterbahnhofs in der Innenstadt In den vergangenen Jahren hat sowie das Holz-Weber-Areal süd- die Stadt zahlreiche Planungspro- östlich der Innenstadt. Und schließ- jekte und Sanierungsmaßnahmen lich bietet das militärische Konver- vorangetrieben. So wurde der Ein- sionsgebiet Stauferpark der Stadt kaufsbereich in der historischen die Möglichkeit, mit einer zukunfts- Altstadt mit der identitätsstiften- orientierten Nutzungsmischung ei- den Gestaltung der Neuen Mitte im nen neuen Stadtteil zu entwickeln.

Die Bahntrassen führen zu einer starken Segmen- tierung der Siedlungs- struktur.

26 Durch die Umsetzung der 3 Der Blick nach vorn: Leitlinien der Stadtentwicklung „Neuen Mitte" entstanden vielfältige Qualitäten im öffentlichen Raum. Die Erarbeitung eines städtebau­ Grundsätzen und Leitlinien, die im lichen Entwicklungskonzepts setzt Folgenden dargestellt werden sol- ein hohes Maß an Legitimation len. durch bürgerschaftliche Mitwir- kung, an Verbindlichkeit für alle 3.1 Göppingen 2030 – Über- Beteiligten und an Integrations- geordnete Ziele kraft voraus. In diesem Verständ- nis ist das Konzept Göppingen 2030 Göppingen in der Tradition der eu- aus einem dialogorientierten Pro- ropäischen Stadt: Die „Leipzig zess hervorgegangen, in den die Charta“ der Europäischen Union Bürgerinnen und Bürger, Schlüssel- stellt heraus, welchen Wert die eu- personen aus dem wirtschaftlichen ropäische Stadt verkörpert: „Unse- und kulturellen Leben, die mit Kom- re Städte verfügen über einzigarti- munalpolitikern und Verwaltungs- ge kulturelle und bauliche Qualitä- angehörigen besetzte Lenkungs- ten, große soziale Integrationskräf- gruppe und der Gemeinderat ihre te und außergewöhnliche ökonomi- Vorstellungen eingebracht haben. sche Entwicklungschancen. Sie Auch die Ergebnisse des Stadtmar- sind Wissenszentren und Quellen ketings und der Lokalen Agenda für Wachstum und Innovation“. sind in diesen Prozess eingeflossen. Und: „Auf Dauer können unsere Die zukünftigen Entscheidun- Städte ihre Funktion als Träger ge- gen über die städtebauliche Ent- sellschaftlichen Fortschritts und wicklung der Stadt gründen auf wirtschaftlichen Wachstums (...)

27 nur wahrnehmen, wenn es gelingt, dingungen in der Stadt zu verbes- die soziale Balance in und zwi- sern und für soziale Gerechtigkeit schen den Städten aufrecht zu er- zu sorgen. Im Rahmen einer inte- halten, ihre kulturelle Vielfalt zu grierten Stadtentwicklung werden ermöglichen und eine hohe gestal- diese ökologischen, ökonomischen terische Bau- und Umweltqualität und sozialen Zielsetzungen paral- zu schaffen.“ In diesen Aussagen lel verfolgt. wird das Potenzial deutlich, auf das Stadtentwicklung aufbauen kann, Göppingen, eine kreative Stadt: es wird aber zugleich sichtbar, Damit die Stadt Göppingen sich wei- dass diese Qualitäten nur über terhin ökonomisch erfolgreich ent- eine integrierte Stadtentwicklungs- wickeln kann, werden die wissens- politik zu sichern sind, die zu kom- basierten, technologischen und pakten und gemischt genutzten kreativen­ Wirtschaftsbranchen eine Strukturen, kurzen Wegen und ei- zunehmend wichtigere Rolle spie- ner hohen sozialen Stabilität in den len. Zukunftsforscher wie Matthias einzelnen Quartieren zurückfindet. Horx sehen die Zukunft auf Seiten Für die städtebauliche Entwicklung „kreativer Städte“, in denen eine ergibt sich aus der Leipzig-Charta, neue Ganzheit von Arbeit, Leben, dass Qualität und Vernetzung der Freizeit, Lernen, Wissen, Kommerz öffentlichen Räume höchste Priori- und Kultur möglich ist: „Während tät genießen. das Zentrum der indus­triellen Stadt von Verwaltung und Konsum domi- Göppingen, eine nachhaltige Kom- niert wird, widmen sich die Zentren mune: Aufgabe des Stadtentwick- kreativer Städte primär den The- lungskonzepts ist es, die Zukunft men Bildung, Kultur und Wissen. Der Schillerplatz ist ein Wohnen in den Stadtbe­ Göppingens vor dem Hintergrund Bahnhöfe werden im 21. Jahrhun- Ort der Kommunikation zirken: Bartenbach und bietet Raum für viel- der großen gesellschaftlichen He- dert zu neuen vitalen Zentren. Uni- fältige Veranstaltungen. rausforderungen zu gestalten, vor versitäten öffnen ihren Campus in denen die Kommunen heute ste- die Stadtlandschaft hinein.“ Aus hen: Die ökonomische Globalisie- dieser Perspektive verfügen mittel- rung, der anthropogene Klimawan- große Städte innerhalb von Metro­ del und der demographische Wan- polre­gionen über gute Chancen, del erfordern ein integriertes Ge- sich im Standortwettbewerb zu be- samtkonzept, das sich am Nachhal- haupten. Dies trifft in besonderem tigkeitsprinzip orientiert. Die Zie- Maße auf Göppingen zu, denn die le und Maßnahmen zur künftigen Stadt verfügt über beträchtliches Stadtentwicklung sind deshalb da- urbanes Potenzial. Die Wege zwi- rauf angelegt, ökologische Vielfalt schen den Funktionen Wohnen, Ar- und Qualität zu sichern, die wirt- beiten und Erholen sind kurz, hohe schaftliche Leistungsfähigkeit zu Lebensqualität ist hier noch zu erhalten und zu steigern, die in- günstigen Bedingungen zu errei- dividuellen Wohn- und Arbeitsbe- chen.

28 Göppingen, eine Stadt für alle: tive Standortpolitik und regionale Göppingen ist – wie viele Städte in Kooperation. der Region Stuttgart – ein bevor- zugtes Ziel regionaler und über- (2) Flächen aktivieren: Innenent- regionaler Wanderung. Ein sicht- wicklung als Chance bares Merkmal dieser Entwicklung Die Göppinger Stadtentwicklung sind die in der Stadt lebenden Na- folgt dem Prinzip der Ressourcen- tionalitäten mit ihrem Brauchtum. schonung: Innenentwicklung und Die Vielfalt der Ethnien und Kultu- Arrondierung der Ortslagen treten ren, der Generationen und Grup- an die Stelle des Landschaftsver- pen wird als Bereicherung des brauchs. Die Erfahrung zeigt, dass Stadtlebens wahrgenommen. Es der zukünftige Flächenbedarf für Die Gestaltungsmaßnah- men der "Neuen Mitte" besteht jedoch auch das Risiko der die Entwicklung attraktiver Stand- werten das Stadtbild er- räumlichen Segregation und sozi- orte für Wohnen, Arbeiten und heblich auf. aler Konflikte. Göppingen versteht Versorgung auf ehemals genutzten sich als Kommune, die dem sozia- Grundstücken befriedigt werden len Zusammenhalt verpflichtet ist kann. Erforderlich ist allerdings, und Chancengleichheit für alle bie- dass die benötigten Flächen – ins- ten möchte. Auch in Zukunft sollen besondere auch kleinere und mitt- sich die Einwohner in einem tole- lere Grundstücke – zeitnah und in ranten Umfeld entfalten und in in- der gewünschten Qualität zur Ver- tegrativen und sicheren Nachbar- fügung stehen. Um dies zu gewähr- schaften leben können – angebun- leisten, bedarf es einer systemati- den an eine starke lokale Kultur schen Beobachtung der brachfal- und leistungsfähige kommunale lenden und frei werdenden Grund- Einrichtungen für die Versorgung stücke. Im Rahmen eines gebiets- der Bevölkerung. bezogenen Flächenmanagements werden diese Ressourcen erfasst, 3.2 Zehn Göppinger Leitlinien auf Ihre Eignung hin überprüft und einer Nutzung zugeführt. (1) Profil zeigen: In der Region be- stehen (3) Baukultur fördern: Stadtge- Innerhalb der Region Stuttgart staltung als Daueraufgabe baut Göppingen seine Funktion Der Erhalt der wertvollen, ortsbild- als Mittelzentrum mit gesicherter prägenden wie identitätsfördern- Wirtschaftdynamik weiter aus. Das den historischen Bausubstanz der Profil als kreative Stadt stützt sich Stadt setzt Maßstäbe auch für zu- Der zentrale Wasserlauf in der Marktstraße wird auf die besonderen Merkmale des künftige Bauvorhaben. Die Zu- mit dem Bachwasser des Standorts, wie Naturnähe und Le- kunftsaufgaben in Architektur und Brühlbachs gespeist. bensqualität, die günstige Lage im Städtebau sollen Gegenstand einer regionalen Verkehrsnetz und die öffentlichen Diskussion über die lokale Wirtschaftsstruktur. Um ihre Göppinger Baukultur sein – von der Entwicklungschancen bestmöglich energetischen Ertüchtigung der zu nutzen, setzt die Stadt auf ak- Altbauten über das neue Bauen in

29 Das Prinzip der Nachhal- tigkeit wird der gesamten Stadtentwicklung zugrun- degelegt.

Bildung und Wissen zählen historischer Umgebung bis zur Ge- (4) Zukunft sichern: Neue Per- zu den wichtigsten Fakto- ren der künftigen Dienst- staltung des öffentlichen Raums, in spektiven durch Technologie- und leistungsgesellschaft. Fortführung der gelungenen Maß- Kreativwirtschaft Hier im Bild: Studenten der Hochschule Esslingen, nahmen in der Neuen Mitte. Für die Göppingen profiliert sich im kom- Standort Göppingen angestrebte Erhöhung der Gestalt- munalen Standortwettbewerb als qualität bieten sich an: kreative Stadt. Innovative Bran-  die Berufung eines Beirats für chen aus technologischen und kre- Baukultur, ativwirtschaftlichen Bereichen fin-  die Erarbeitung einer Erhal- den hier ihren Standort – sei es in tungssatzung für den histori- innerstädtischen Lagen oder im schen Stadtkern. Stauferpark. Der Ausbau der Hoch- Die besten Lösungen für neue Ge- schule zu einem attraktiven Hoch- bäude und Freiräume werden er- schulcampus kann in Verbindung fahrungsgemäß gefunden, wenn mit einem Gründer- und Innovati- Alternativen beurteilt werden kön- onszentrum zu einer erfolgreichen nen. Die Stadt Göppingen sieht in Clusterbildung am Standort Göp- der Förderung des Wettbewerbs- pingen führen. wesens die Grundlage für die bau- Als zweite Säule der wirtschaft- kulturelle Entwicklung. lichen Entwicklung sind im städte- baulichen Konzept die Vorausset- zungen für den Fortbestand ansäs- siger Unternehmen zu schaffen.

30 Vor allem die Bestandssicherung den Schritt in die Selbstständigkeit lokaler Ökonomie gilt heute als Ba- und für die Vereinbarkeit von Fa- sis eines funktionierenden Arbeits- milie und Beruf eine gute Voraus- marktes. setzung bildet. Den geänderten Le- Göppingens Ziel, in der Region bens- und Arbeitsverhältnissen will als attraktive Einkaufsstadt wahr- die Stadt Göppingen mit der Förde- genommen zu werden, kann über rung neuer Wohnkonzepte Rech- die Ansiedlung eines Einkaufszen- nung tragen (flexible Grundrisse, trums mit möglichst direkter An- nutzungsneutrale Räume, Erleich- bindung an den bestehenden Ein- terung von Umbaumöglichkeiten, kaufsbereich erreicht werden. In hochwertige technische Ausstat- Abstimmung mit dem Handel kann tung). Die Gestaltung eines attrak- die Impulswirkung einer solchen tiven Wohnumfelds mit guter Infra- Ansiedlung genutzt werden, um die strukturausstattung und Freiraum- Position und Stabilität der Einkauf- qualität berücksichtigt die Bedürf- sinnenstadt insgesamt zu fördern. nisse von Familien wie auch von älteren Menschen. (5) In attraktiven Quartieren woh- Wohnen in den Hanglagen Das Berufsschulzentrum in des Stadtbezirks Jeben- der Öde bereitet Schüler nen: naturnah, urban und kinder- (6) Bildung als Chance: Stadt als hausen auf den Einstieg ins Berufs- freundlich Ort für lebenslanges Lernen leben vor. Um gegenüber den Herausfor- Die europäischen Städte und Regi- derungen des demographischen onen konkurrieren heute verstärkt Wandels bestehen zu können, ist um hoch qualifizierte Arbeitskräf- ein hochwertiges Wohnungsange- te. Das Bildungsangebot einer bot an gut versorgten und städ- Kommune ist damit mehr denn je tebaulich eingebundenen Stand- ein entscheidendes Kriterium für orten notwendig. Im Vordergrund die Wohnstandortwahl von Famili- der kommunalen Wohnungsversor- en. Göppingen hat sich mit seinen gung stehen innerörtliche Quar- differenzierten Bildungsangeboten tiere (Innenstadt und Ortschaf- in den letzten Jahrzehnten eine ten) und Arrondierungsflächen. An gute Ausgangsposition erarbeitet, die innerstädtischen Wohnstand- um Familien an die Stadt zu binden orte, insbesondere im historischen – in einer Bildungspartnerschaft, Stadtkern, sind besondere Anfor- die von der vorschulischen Erzie- derungen zu richten, damit sie für hung bis hin zur Hochschule reicht. Wohnungssuchende attraktiver Diese Angebote sind unter Berück- werden: barrierefreie Komfortwoh- sichtigung des demographischen nungen in der Altstadt, Wohnun- Wandels weiter zu entwickeln. gen mit Garten oder Terrasse, Ge- Darüber hinaus kommt der Bildung nerationenwohnen. Die Verwirkli- eine sozial stabilisierende Funktion chung integrierter Wohnkonzepte zu: Das Bildungsangebot einer erlaubt eine kleinteilige Mischung Kommune kann entscheidend dazu von Wohnen und Arbeiten, die für beitragen, soziale und ökonomi-

31 sche Defizite auszugleichen und  die Stärkung des Tagungsorts somit für gerechtere Entwicklungs- Göppingen: Konferenz und Aus- chancen aller Kinder und Jugend­ tausch lichen zu sorgen. Die Angebote  Kunst im öffentlichen Raum sollten – z. B. für Kinder aus Fami­  Städtebau und Architektur als lien mit Migrationshintergrund – Anziehungspunkte bereits in der Phase frühkindlicher Die kulturelle Vielfalt in der Stadt Erziehung einsetzen. Über eine basiert auch auf der Vielfalt der Die Kunsthalle in Göppin- gen: ein kultureller Anzie- Vernetzung der Träger und Ein- kulturellen Milieus in den Stadt- hungspunkt richtungen können die Sprachför- bezirken. Die hier entstehenden derung und die Ganztagsbetreu- Initia­tiven und mit bürgerschaft- ung ausgebaut, das Niveau der Ab- lichem Engagement betriebenen schlüsse angehoben und die Viel- Einrichtungen sind Kristallisations- falt der Bildungsangebote aufein- punkt und Motor des gesellschaftli- ander abgestimmt werden. Ziel der chen Lebens und tragen zur Integ- Stadt ist eine Bildungslandschaft, ration der verschiedenen Bevölke- die mit ihren offenen Einrichtun- rungsgruppen bei. Diese soziokul- gen auch bildungsferne Schichten turelle Vielfalt und die Kulturszene erreicht. Vernetzt mit sportlichen, werden im Rahmen der städtischen sozialen und kulturellen Angebo- Kulturförderung unterstützt. ten können die Bildungseinrichtun- gen in die Stadtteile hinein wirken. (8) Landschaftsnähe erleben: die Stadtbezirke als Potenzial (7) Göppinger Kulturlandschaft: Die Eigenständigkeit der Stadtbe- Vielfalt und Bürgernähe fördern zirke ist mitbestimmend für die Zum urbanen Profil Göppingens Identität der Göppinger Stadtge- zählt die Vielfalt des kulturellen sellschaft. Mithin wird die polyzen- Angebots. Die lebendige Kultur- trale Struktur der Stadt von den landschaft ist als ein Markenzei- Göppinger Bürgerinnen und Bür- chen der Stadt zu bewahren und gern als Stärke wahrgenommen. weiterzuentwickeln. Investitionen Aus der Landschaftsnähe entsteht in die Kultur erweitern die Möglich- eine hohe Lebensqualität in den keiten der Lebensgestaltung, er- Wohngebieten, das gut erreichba- höhen die Attraktivität der Stadt re Zentrum sichert eine urbane At- als Wohnstandort und stärken den mosphäre mit Zugang zu zentra- Das Renaissanceschloss ist ein wichtiges Baudenk- Wirtschaftsstandort. Das städ- len Einrichtungen. Das städtebau- mal innerhalb des histori- tebauliche Entwicklungskonzept liche Entwicklungskonzept strebt schen Stadtkerns. baut auf die Synergien zwischen eine ausbalancierte Arbeitsteilung den einzelnen Handlungsfeldern. zwischen der Innenstadt und den Schwerpunkte sind: Stadtbezirken an. Im Stadtkern  der Ausbau der Museen (Kunst- werden die zentralen Funktionen halle, Märklin-Museum, städti- ausgebaut, die Stadtbezirke bieten sches Museum) Wohnen in Landschaftsnähe. Funk-

32 tionsfähige Ortsmitten garantie- (10) Gemeinsam gestalten: ren die Nahversorgung der Bevöl- Realisierung im Dialog kerung. Die für Göppingen charak- Die zukünftigen Aufgaben und He- teristischen Elemente der Kultur- rausforderungen der Stadtent- landschaft – das naturnah gestal- wicklung sind nur zu bewältigen, tete Gewässersystem und der sied- wenn die Interessen aller Beteilig- Mit einer Änderung der Linienführung der Busse lungsnahe Kranz der Streuobst­ ten in den Planungsprozessen be- in der Innenstadt sollen wiesen – sollen gesichert werden. rücksichtigt werden. Stadtentwick- Komfort und Sicherheit für den Fuß- und Radver- lungspolitik hat heute die Aufgabe, kehr gesteigert werden. (9) Mobilität stärken: Zukunftsfä- diese Interessen zu formulieren, higkeit im Umweltverbund einzubinden, wo nötig auszuglei- Für Standortentscheidungen von chen und – soweit möglich – auf ge- Unternehmen und privaten Haus- meinsame Ziele und Handlungsfel- halten werden die Mobilitätsange- der auszurichten. Mitgestaltungs- bote einer Kommune in Zukunft möglichkeiten für die Bürgerinnen von großer Bedeutung sein. Göppin- und Bürger sind ein unabdingbarer gens integriertes Mobilitätskonzept Bestandteil jeder städtebaulichen verbindet Stadtstruktur, Informa- Planung. Das städtebauliche Ent- tionsangebote und Verkehrsmittel wicklungskonzept findet Eingang in effizient und umweltschonend. Die einen kontinuierlichen Dialog über Stadtquartiere bieten ein kommu- die Zukunft der Stadt, in dem Zwi- nikatives Umfeld und kurze Wege schenbilanzen und neue Weichen- zum Arbeitsplatz, zu ärztlicher Ver- stellungen öffentlich diskutiert sorgung oder häufig frequentierten werden. Diese Sichtweise schließt Dienstleistungen. Für alltägliche Be- auch neue Formen der Projekt­ sorgungen, die nicht im Wohnungs- koordination und -realisierung ein. nahbereich erledigt werden kön- nen, steht die Kombination von Ver- kehrsmitteln im Göppinger Umwelt- verbund zur Verfügung:  barrierefreie und direkt geführ- te Fußwege (unter Einbezie- hung der Filsaue) und ein opti- miertes Fahrradnetz,  der Ausbau des öffentlichen Ein kontinuierlicher Dialog mit der Bürgerschaft wird Personennahverkehrs – für die angestrebt. Verbindung der Stadt in die Re- gion ist die Schiene (Nahver- kehr und S-Bahnanbindung) von essentieller Bedeutung,  ein städtebaulich integrierter motorisierter Individualverkehr.

33 Der Markplatz ist die sym- 4 Handlungsfelder der Stadtentwicklung bolische Mitte der Stadt.

4.1 Handlungsfeld Stadtbild und Gebäudebestand bei. Zahlreiche Pressen in der Bahnhofstraße, das Stadtgestalt Baudenkmale, wie z. B. die Ober- Alte E-Werk aus dem Jahr 1899 hofenkirche (erbaut im 8. Jahrhun- oder das im Jahr 1909 erbaute frü- Ausgangssituation: Mängel und dert), das Adelberger Kornhaus here Zweigwerk der Firma Sala- Potenziale (1514), das Renaissanceschloss (er- mander in Faurndau. baut im 16. Jahrhundert), der Alte Die Quartiere um die Kernstadt Zeugnisse historischer Baukultur: Kasten (1707) und das Rathaus sind bautypologisch sehr unter- Der historische Stadtkern, der nach (1786) sind Zeugen der langen und schiedlich geprägt, gemeinsam ist dem zweiten Stadtbrand im Jahr bewegten Geschichte von Göppin- ihnen der hohe Wohnanteil. Die 1782 in klassizistischem Muster­ wie- gen. Neben zahlreichen Wohnge- Stadt bietet Wohnqualitäten für der aufgebaut wurde, unterschied- bäuden aus der Gründerzeit, mar- unterschiedliche Bedürfnisse: ur- lich geprägte Stadtteile mit hoher kanten Schulgebäuden (z. B. Möri- bane Stadtquartiere im Umkreis Lebensqualität und die umgebende ke-Gymnasium, Freihofgymnasium, der Altstadt, gründerzeitliche Naturlandschaft machen­ den be- Uhland-Schule, Schiller-Realschule) Stadtvillen mit großen Gärten in sonderen Reiz Göppingens aus. Die und weiteren Kirchen (z. B. Stadt- den nördlichen Hanglagen, durch- Lage am Südhang und das orthogo- kirche, Stiftskirche in Faurndau) be- grünte und familienfreundliche nal ausgerichtete Straßensystem finden sich auf Göppinger Stadtge- Wohnkolonien aus den 1920er Jah- bieten schöne Ausblicke von der biet auch einige z. T. unter Denk- ren oder zu Wohnzwecken umge- Altstadt in die umgebende Land- malschutz stehende, stadtbildprä- nutzte Kasernengebäude. schaft: den Oberholzwald im Nor- gende Industrie- und Gewerbege- den und den gegenüberliegenden bäude. So z. B. die Fabrik­ des Mo- Öffentlicher Raum – Grün in der Filshang mit Eichert und Keltern- delleisenbahnherstellers Märklin an Stadt: Neben dem klassizistischen kopf im Süden. der Stuttgarter Straße, das aus der Grundriss und der historischen Zur Attraktivität der Altstadt Mitte des 19. Jahrhunderts stam- Bausubstanz zeichnet sich Göppin- trägt vor allem auch der historische mende Gebäude der Firma Schuler- gens Innenstadt auch durch einen

34 hohen Anteil an städtischem Grün Raums beeinflusst: Im Wettbewerb aus. Dazu gehören repräsentative um Fach- und Führungskräfte ge- öffentliche Freiräume wie der his- hören attraktive Wohnbedingun- torische Schlossgarten, die Mörike- gen – wie ein auch für Kinder an- Anlagen um die Oberhofenkirche regendes, vielfältig strukturier- und der in den 50er Jahren ange- tes Wohnumfeld und gute Anbin- legte Park an der Stadthalle. Auch dungen an den Natur- und Land- die innerstädtischen Plätze und schaftsraum – zu den wichtigsten Straßenräume verfügen teilweise Kriterien. über wertvollen Baumbestand (z. Hier kann die Stadt Göppingen B. Synagogenplatz, Schlossgarten, auf wichtige Potenziale verweisen. Park am Haus der Familie). Hin- Die feingliedrige Struktur der Alt- zu kommen bachbegleitende Grün- stadt hat einen hohen städtebau- räume wie die Schockensee-Anla- lichen und atmosphärischen Wert. ge entlang des Storzenbachs, das Die Innenstadt verfügt über at- Brühlbachtal und das Österbachtal. traktive Platzfolgen mit einer Rei- Zu den auch überregional bemer- he von spät- oder nachmittelalter- kenswertesten öffentlichen Räu- lichen Plätzen wie z. B. dem Markt- men gehört die Vordere Karlstra- platz, der symbolischen Mitte der ße. Die aufgrund ihres großzügigen Stadt, dem Spitalplatz oder dem Querschnitts fast großstädtisch Schillerplatz, bei dessen Neuge- anmutende Allee bildet das Zent- staltung im Jahre 2006 Reste der rum des im 18. Jahrhundert ange- alten Stadtmauer gefunden wur- legten Vorstadtquartiers südöst- den. Mit der Neugestaltung der lich der Altstadt und wird durch ei- Fußgängerzone und der damit ver- nen wertvollen, mittig angeordne- bundenen verkehrlichen Entlas- ten Baumbestand geprägt. tung der Innenstadt hat der zent-

Der Markplatz hat sich rale Einkaufsbereich von Göppin- zum beliebten Treffpunkt Öffentlicher Raum – Straßen und gen wieder deutlich an Attraktivi- entwickelt. Plätze: Attraktive urbane Räume tät gewonnen und seinen Einzugs- Das Göppinger Rathaus, sind in der aktuellen Diskussion um bereich bis weit in die Region hin- erbaut im Jahr 1786 die Bedeutung weicher Standort- ein erweitern können.

Ein besonderes Merkmal faktoren für die Stadtentwicklung der Göppinger Stadtland- zu einem immer wichtigeren The- Sauerbrunnen: Ein wichtiges na- schaft: die Sauerbrunnen. Im Bild: der Schickardt- ma geworden. Sie sind Orte des so- türliches Potenzial der Stadt und brunnen am Christophs- zialen Austauschs und der Kommu- ihr größter und sich immer wie- bad nikation, prägen wesentlich das Er- der erneuernder Bodenschatz sind scheinungsbild und das Image ei- die Mineralquellen. Über das gan- ner Stadt und tragen so z. B. zu ei- ze Stadtgebiet verteilt tritt mine- ner erfolgreichen Entwicklung im ralreiches Wasser aus, das über Tagungs- und Städtetourismus bei. Jahrhunderte der Trinkwasserver- Auch Standortentscheidungen der sorgung der Stadtbewohner dien- Wirtschaft werden mehr und mehr te: Die Nutzung des Mineralwas- von der Qualität des öffentlichen sers geht bis ins beginnende 15.

35 Jahrhundert zurück. Eine Viel- samteindruck des Stadtbilds er- tuation im Westen säumen auch im zahl von sog. Sauerbrunnen aus heblich. Osten – entlang der Großeislinger unterschiedlichen Epochen erin- Straße – großflächige Industriean- nert noch heute an diese Zeit und Maßstabssprünge: Aus der sonst siedlungen den Weg in die Innen- prägt das Stadtbild. Diese Brun- weitgehend homogenen Stadt- stadt. Der Stadteingang ist auch nen, wie der Schickhardtbrunnen silhouette Göppingens ragen ne- hier nur ungenügend definiert. am Christophsbad, die zwei Sau- ben den Zwillingstürmen der Ober- Aufgrund seiner landschaftli- erbrunnen am Freibad, der Möri- hofenkirche, dem ältesten Gebäu- chen Schönheit hervorzuheben ist ke-Brunnen in den Mörike-Anlagen, de der Stadt, auch einige Gebäude der südliche Innenstadteingang der Karlsallee-Brunnen in der Vor- der Moderne hervor: das Sparkas- aus Richtung Jebenhausen. Hier deren Karlstraße, der Brunnen am sen-Hochhaus am Bahnhofsplatz, eröffnet sich auf dem Weg nach Schillerplatz und der Jebenhäuser das Allianz-Hochhaus am ZOB, die Norden ein imposanter Blick auf Brunnen am naturkundlichen Mu- Deutsche Bank in der Mörike-Stra- die Innenstadt und die dahinter lie- seum in Jebenhausen tragen ent- ße, das Gebäude der Volksbank in genden Drei Kaiserberge. scheidend zur Unverwechselbar- der südlichen Poststraße und der Von Nordwesten führt die Lan- keit Göppingens bei. Wohnkomplex an der Bleichstraße. desstraße L297 über den Stadtbe- Nicht immer stehen diese Gebäu- zirk Bartenbach in die Innenstadt. Heterogenes Stadtbild: Zwar de in Einklang mit der umliegenden Ein Kreisverkehr am Kreuzungs- prägt die lange historische Ent- Bebauung. Oft sind die Maßstabs- punkt der Lorcher Straße und wicklung – von der mittelalterli- sprünge unvermittelt und die gro- der Nördlichen Ringstraße befin- chen Gründungsstadt bis zur heuti- ßen Volumina stören durch ihre det sich direkt an der neuen EWS- gen Kreisstadt – bis heute das Präsenz den stadträumlichen Cha- Arena und den Barbarossa-Ther- Selbstverständnis der Stadt Göp- rakter. men – und somit an prominenter pingen und ihrer Bürgerinnen und Stelle im Stadtgebiet. Er ist durch Bürger. Doch die Qualitäten der Eingänge zur Innenstadt: Die eine künstlerische Gestaltung mar- Altstadt – die zum Teil wertvolle meisten Zufahrtstraßen ins Stadt- kant inszeniert. Den nordöstlichen Bausubstanz sowie viele attraktive gebiet geben zurzeit keinen Hin- Stadteingang bildet die Kreuzung stadträumliche Situationen und weis auf die besonderen Reize der Schumannstraße und der Ho- Platzfolgen – werden nicht in aus- Göppingens. Die flankierende Be- henstaufenstraße, die im Bereich reichendem Maße respektiert. bauung ist oft heterogen, die Ein- der Innenstadt hauptsächlich von Auch in räumlicher Hinsicht fällt gangssituation selbst oft unüber- Wohnnutzung flankiert wird. eine Identifikation der Altstadt sichtlich. Aus Faurndau über die schwer, da die Übergänge zu den Stuttgarter Straße nach Göppin- Gestaltung der Stadträume ent- angrenzenden Stadträumen nur gen kommend, prägen denkmalge- lang der Fils: Über viele Jahrzehn- unzureichend markiert und somit schützte Industriegebäude, groß- te hat die industrielle Entwicklung schlecht ablesbar sind. Heterogene flächige Produktionshallen, aber Göppingens den Stadtraum ge- Raumgefüge, wie z. B. am Bahn- auch einzelne Wohngebäude den prägt. Die Lage der Stadt an der hofsbereich und in der Fischstraße, Straßenraum. Die beengte Raum- Fils ist eng verbunden mit dem sowie räumlich unzureichend ge- situation ist dem teilweise paralle- wirtschaftlichen Aufschwung der fasste Freiflächen, wie z. B. an der len Verlauf von Stuttgarter Straße, Stadt und der Region. So wurde die Poststraße, treten aufgrund ihrer Bahnlinie und Fils geschuldet und Filsaue – ein wichtiges stadträum- Vielzahl und ihrer zentralen Lage erlaubt im Moment keine adäqua- liches Entwicklungspotenzial – le- im heutigen Stadtbild in den Vor- te Fassung der Raumkante in Rich- diglich in ihrem unmittelbaren Ge- dergrund – und stören den Ge- tung Stadt. Analog zur Einganssi- brauchscharakter wahrgenommen.

36 Das orthogonal ausge- richtete Straßensystem der Altstadt bietet schöne Ausblicke auf die umge- bende Landschaft und die historische Bausubstanz.

Ausblick auf den Eichert und den Keltern- kopf

Das Adelberger Kornhaus, erbaut im Jahr 1514

Die Gestaltung des Korn- hausplatzes wird seiner historischen Bedeutung nicht gerecht.

Der wertvolle Baumbe- stand prägt den öffentli- chen Raum der Vorderen Karlstraße.

Die fußläufige Verbindung der drei Abschnitte der Karlstraßen mit der Innen- stadt ist zu verbessern.

Wegeverbindungen und Grünräume entlang der Fils sind nicht vorhanden.

37 Die Stadtstruktur Göppingens öff- gezeigt, dass stadtgestalterische projekten gestalterische Kriterien net sich an keiner Stelle zum Fluss- Maßnahmen nachhaltige Impulse Anwendung finden, die der Bedeu- lauf, vielmehr verstellen noch heu- für die Einzelhandelsentwicklung tung des Ortes angemessen sind: te Industrie- und Gewerbegebäude der Stadt setzen können. Das neue ein steilgeneigtes Satteldach, eine weitgehend den Zugang zum Fluss Erscheinungsbild der Fußgänger- Bebauung direkt auf der Baulinie, und verhindern, dass die Filsaue zone vermittelt durch eine sensible eine Beschränkung der Höhe bzw. als integraler Teil des Stadtraums Interpretation der Geschichte und eine Orientierung am Maßstab der wahrgenommen und gestaltet wer- den zeitgemäßen Einsatz von Stil- umliegenden Bebauung. den kann. mitteln und Materialien erfolgreich Die parallel zur Fils verlaufende zwischen Vergangenheit und Mo- Öffentliche Räume aufwerten und Bahnlinie engt die Nutzungsmög- derne. Historische Grundelemen- verknüpfen: Sowohl die Innenstadt lichkeiten der Filsaue weiter ein. te wie Hauptachsen, Kreuzungs- als auch die Stadtbezirke Göppin- Die ausgedehnten Gleisanlagen punkt und Endpunkte als ehemali- gens verfügen über hochwertige und die Lage des ehemaligen Con- ge Standorte der Stadttore wurden öffentliche Räume. Insbesondere tainerbahnhofs haben sowohl den hervorgehoben und somit der klas- durch die Revitalisierung der In- Verlauf des Flusses – die Fils wurde sizistische Stadtgrundriss mit sei- nenstadt und die damit verbunde- nach Süden verschoben – wie auch ner strengen Axialität wieder er- ne Neugestaltung des zentralen die Zugänglichkeit seiner Ufer er- lebbar gemacht. Markplatzes hat sich die stadt- heblich beeinträchtigt. Kommunale Investitionen in die räumliche Qualität beträchtlich er- baukulturelle Qualität generieren höht. Die historischen Räume der Konzept private Folgeinvestitionen in oft Stadt sollten intensiver als Touris- sehr beträchtlicher Höhe. Die Stadt muspotenzial genutzt und stadtge- Das baukulturelle Erbe sichern: signalisiert durch Gestaltungsmaß- schichtlich bedeutende Gebäude Stadtgestalt und Baukultur bilden nahmen potenziellen Investoren, wie das Schloss, der Storchen oder einen attraktiven Rahmen für die dass sie an einem Standort mit Zu- das Kornhaus im Stadtraum etwa kulturelle Vielfalt der Stadt Göp- kunft investieren. In diesem Sinne durch Hinweistafeln oder histori- pingen und sichern ihre Positi- sollten weitere stadtgestalterische sche Rundgänge herausgehoben on als vitaler Wirtschaftsstandort. Maßnahmen mit Priorität angegan- werden. Auch die Inszenierung his- Ihre Rolle im Stadttourismus wie gen werden. torischer Platzfolgen, wie z. B. ent- auch bei der Akquisition von In- Der historische Stadtkern trägt lang der Pfarrstraße (Schlossplatz vestoren, Fach- und Führungskräf- mit seinem baukulturellen Erbe in – Dr. Alfred-Schwab-Platz – Foggia- ten und neuen Bewohnern kann erheblichem Maße dazu bei, dass Platz – Kornhausplatz), durch ein gar nicht überschätzt werden. Des- sich die Bürgerinnen und Bür- einheitliches Bodenbelags- oder halb ist es von besonderer Be- ger von Göppingen mit ihrer Stadt Beleuchtungskonzept ist in diesem deutung, die Belange von Baukul- identifizieren. In diesem Zusam- Zusammenhang von Bedeutung. tur, Wirtschaft, Kultur und Touris- menhang ist die Sicherung und Die Verbindungen von der Altstadt mus genau aufeinander abzustim- Entwicklung des Stadtbilds mit den zu den umliegenden Teilgebieten men und mögliche Synergieeffekte charakteristischen Gestaltungs- der Innenstadt sind teilweise nur zu nutzen. Dies bezieht sich sowohl merkmalen wie z. B. der Dach- schwach ausgeprägt. Wenn die In- auf den sensiblen Umgang mit dem form und der kleinteiligen Parzel- nenstadt ihrer Bedeutung gemäß baukulturellen Erbe als auch auf lenstruktur von großer Bedeutung. über attraktive öffentliche Räume eine anspruchsvolle Haltung bei Im Sinne der Sicherung des Ge- erreicht werden soll, besteht noch der Gestaltung von Neubauten. Die samtbilds des historischen Stadt- ein großer Bedarf an direkten und Revitalisierung der Innenstadt hat kerns sollten bei zukünftigen Bau- komfortablen Verbindungen. Opti-

38 39 miert werden sollten außerdem die Hauptzufahrtsachsen und Tangen- Anbindung an die Hochschule so- ten – wie z. B. Stuttgarter Straße wie die fußläufigen Verbindungen im Westen, Nördliche Ringstraße zur Fils. Eine zentrale Rolle spielt im Norden, Jahnstraße im Süden, in diesem Zusammenhang auch die Hohenstaufenstraße im Osten, den Integration des innerstädtischen „Visitenkarten“ Göppingens – Verkehrskonzeptes. kommt starke Bedeutung zu. Für alle Eingangssituationen sollte ein Den Siedlungskörper klar definie- ansprechendes Erscheinungsbild ren: Die Verantwortung für das geschaffen werden, das die Identi- Stadtbild zieht die Bereiche außer- tät des Ortes bewahrt. Bei dieser Der eigenständige Cha- halb der historischen Innenstadt Aufgabe kann auch die Integration rakter der Stadtbezirke mit ein. Hierzu zählen insbesonde- von Kunst in den öffentlichen soll gesichert werden. Hier im Bild: Blick über re die Gestaltung der Ortsränder, Raum eine wichtige Rolle spielen. Bartenbach in die umge- der Stadteingänge und -zufahr- An den einzelnen Stadteingängen bende Landschaft ten zur Kernstadt sowie der Stadt- sollten die folgenden Maßnahmen bezirke und Ortsteile. Göppingen im Vordergrund stehen: ist Teil eines durchgängigen Sied-  Stadteingang West – Stuttgar- lungsbands entlang der Fils und ter Straße: Markierung des Ein- hat sich im Laufe der Zeit immer gangs zur Innenstadt durch weiter in der Talaue und an den eine gestalterische und funktio- Die Neugestaltung der Der Bahnhof und sein Hängen ausgedehnt. Deshalb ist nale Aufwertung der Industrie- Neuen Mitte bietet hoch- Umfeld könnten durch wertige Aufenthaltsqua- stadtgestalterische Maß- es von besonderer Bedeutung, die denkmale; Gestaltung der Kreu- litäten. nahmen bedeutend auf- Siedlungs- und Ortskanten zur um- zung Reuschstraße/Hermann- gewertet werden. gebenden Landschaft zu definie- straße/Stuttgarter Straße; Ge- ren. In Einzelfällen bieten sich ar- staltung der Kreuzung Lorcher rondierende Baumaßnahmen an, Straße/Willi-Bleicher-Straße/ ansonsten eine ortstypische natur- Stuttgarter Straße nahe Grüngestaltung.  Stadteingang Ost – Großeislin­ ger Straße: Gestaltung der Stadteingänge gestalten: Der Kreuzung Poststraße/Großeis- erste Eindruck einer Stadt ist der linger Straße; Aufwertung der wichtigste. Durch Begrünung, räum- flankierenden Bebauung, Beto- liche Arrondierung des Straßen- nung der Raumkanten durch er- raums sowie hochwertige Architek- gänzende Bebauung bzw. durch tur und Fassadengestaltung kann Begrünung viel getan werden, um einen positi­  Stadteingang Ost – Hohenstau- ven Eindruck zu erzielen. Städte- fenstraße: Markierung des Ein- bauliche Rahmenkonzepte, in de- gangs zur Innenstadt durch nen Gestaltungsrichtlinien für den Aufwertung der Kreuzung Ho- Straßenraum und für die angren- henstaufenstraße – Theodor- zende Bebauung entwickelt wer- Heuss-Straße; stadträumliche den, können hierzu einen wichtigen Integration des Einzelhandels­ Beitrag leisten. Vor allem den standorts an der Poststraße

40 und attraktive Gestaltung des lich: So wird die Ortsmitte von Bez- Wohnmöglichkeiten geschaffen Vorplatzes genriet durch einen verkehrstech- werden. Im Sanierungsgebiet Stau-  Stadteingang Süd – Ulmer Stra- nisch problematischen Kreuzungs- ferpark wurde durch sensible ße: Markierung des Eingangs punkt beeinträchtigt. Eine Neuge- Nachverdichtung und den Rückbau zur Innenstadt durch künstle- staltung des zentralen Bereichs der früher militärisch genutzten, rische Gestaltung an der Kreu- könnte hier einen wichtigen Bei- überdimensionierten Verkehrswe- zung Ulmerstraße/Jahnstraße; trag zu mehr Aufenthaltsqualität ge im Wohngebiet Stauferpark- Aufwertung der heterogenen und auch mehr Sicherheit leisten. West eine beachtliche Erhöhung Bausubstanz; Begrünung des Im Stadtbezirk Jebenhausen ergibt der Wohnqualität erzielt. Straßenraums. sich durch den Neubau der westli- Im Rahmen einer umfangrei-  Stadteingang Nord – Lorcher chen Umgehungsstraße die Mög- chen Konversionsmaßnahme soll Straße: Gestaltung des Kreu- lichkeit, die Ortsmitte neu zu ge- zukünftig auch der übrige Bereich zungspunktes unter Berücksich- stalten. Der Stadtbezirk Barten- des ehemaligen US-Militärstand- tigung der durch EWS-Arena bach kann im Moment keine zent- orts im Nordosten der Stadt zu ei- und Barbarossa-Thermen ent- rale Mitte aufweisen, sondern be- nem Stadtteil mit einer engen Ver- stehenden Verkehre. sitzt zwei funktionelle Schwer- netzung von Wohnen, Arbeiten und Auch die Ablesbarkeit der Altstadt punkte. Ausgehend von einer Ge- Freizeit umgewandelt werden. Die im Stadtgefüge sollte deutlich ver- samtbetrachtung des Stadtbezirks Vielzahl der Nutzungen und die bessert werden. sind Gestaltungsvorschläge für Größe des Projektes stellen große eine städtebauliche Erneuerung er- Ansprüche an das Erscheinungs- Nebenzentren stärken und histo­ forderlich. bild, das Wohnumfeld und – damit rische Ortskerne sichern: Neben Im Hinblick auf diese unter- verbunden – auch an Architektur der historischen Altstadt stellen schiedlichen Ausgangssituationen und Stadtbild. Hier gilt es, schon zu die Wohngebiete Bodenfeld, sollten – aufbauend auf der Ge- einem frühen Zeitpunkt durch an- Reusch, Bürgerhölzle, Schiefergru- samtschau des städtebaulichen spruchsvolle Planungen und Ein- be und Galgenberg räumliche Iden- Entwicklungskonzepts – Stadtteil- bindung eines Gestaltungsbeirats tifikationspunkte des Göppinger entwicklungskonzepte mit einer städtebauliche Qualitäten zu si- Stadtgebiets dar. Versorgungs- größeren Detailschärfe erarbeitet chern. funktion, Gestaltwert und Identität werden. dieser Nebenzentren sollten erhal- Den Bahnhof und sein Umfeld auf- ten und weiterentwickelt werden. Sanierungs- und Konversionsmaß­ werten: Die Umgestaltung des Der eigenständige Charakter der nahmen durchführen: Mit der Sa- Bahnhofsbereichs ist als nächster sieben Stadtbezirke Bartenbach, nierung der „Neuen Mitte“ hat die Baustein innerhalb der schrittwei- Bezgenriet, Faurndau, Hohenstau- Stadt Göppingen eine sehr wichti- sen Aufwertung der Göppinger In- fen, Holzheim, Jebenhausen und ge Maßnahme zur Aufwertung der nenstadt vorgesehen. Die Aufwer- Maitis ist zu bewahren. Ihre ehe- Innenstadt erfolgreich realisiert. tung des Bahnhofs und seines Um- mals dörflichen Strukturen sind Auch die angrenzenden Sanie- felds ist von großer städtebauli- noch immer im Stadtbild ablesbar. rungsmaßnahmen der nördlichen cher Relevanz, da das heutige Er- Deshalb sollten der historische Ge- und südlichen Innenstadt und des scheinungsbild der Bedeutung die- bäudebestand und die Siedlungs- Schillerplatzes wurden bereits er- ses wichtigen Stadteingangs nicht struktur der Dorfkerne gesichert folgreich abgeschlossen. Mit den gerecht wird. Durch Maßnahmen und weiterentwickelt werden. Sanierungsmaßnahmen im Bereich wie z. B. die Neugestaltung des Der Handlungsbedarf in den der Ziegelei sollen in naher Zu- Bahnhofsplatzes und die Sanierung Stadtbezirken ist sehr unterschied- kunft attraktive innenstadtnahe und Aufwertung der Gebäudesub-

41 stanz kann die Qualität des öffent- stadt im Südosten der Altstadt bei und in den Grünanlagen der Karl­ lichen Raums deutlich gesteigert Weitem nicht gerecht. Auch die straßen erinnern noch heute an die und der ursprüngliche Charakter fußläufige Verbindung der drei Ab- Zeit, als das aus ihnen austretende des Bahnhofs als Stadteingang zu- schnitte der Karlstraßen mit der Mineralwasser eine wichtige Trink- rückgewonnen werden. Eine zent- Innenstadt ist zu verbessern. Ins- wasserversorgung für die Bewoh- rale Rolle spielt in diesem Zusam- besondere die Verbindungen von ner Göppingens darstellte. Bei der menhang die Verbesserung der der Altstadt zur südlichen Innen- Gestaltung der neuen Fußgänger- fußläufigen Verbindung zur Fils. stadt sind bisher nur schwach aus- zone wurde Wasser in Gestalt ei- Mit einer städtebaulichen Rahmen- geprägt. Wenn die Innenstadt ihrer nes aus dem Brühlbach gespeisten planung für das Gebiet des Bahn- Bedeutung gemäß über attrakti- Wasserlaufs integriert. Dieses bele- hofs und die tangierenden Stadt- ve öffentliche Räume erreicht wer- bende und für Göppingen traditi- bereiche im Westen und Osten sol- den soll, besteht noch ein großer onsreiche Element sollte auch bei len städtebauliche Entwicklungs- Bedarf an direkten und komfortab- zukünftigen Maßnahmen zu Auf- korridore und Möglichkeiten einer len Verbindungen – vor allem zum wertung des öffentlichen Raums, besseren Vernetzung mit der his- Bahnhof, aber auch zum Straßen- insbesondere bei Platzgestaltun- torischen Altstadt aufgezeigt wer- zug der Karlstraßen. gen, Verwendung finden. den. Wasser im öffentlichen Raum in- Die Fils ist durch die parallel ver- Den Bereich der Karlstraßen an- szenieren: Das Thema Wasser in laufenden Gleisanlagen von der binden und aufwerten: Mit den his- der Stadt bedeutet für Göppingens Stadt abgeschnitten. Aufgrund der torischen Gerber- und Handwer- künftige Stadtentwicklung eine flankierenden Gewerbenutzun- kerhäusern, die den Straßenzug große Chance. Projekte wie die gen wird es zunächst nur an weni- der Vorderen, Mittleren und Hin- Freilegung und Renaturierung ehe- gen Stellen möglich sein, Zugang teren Karlstraße säumen, besitzt mals verdolter Stadtbäche (Brühl- zur Fils zu schaffen. Dennoch soll- die Stadt Göppingen ein schützens- bach, Storzenbach) sollen die in- te die Fils als zentrales, stadtbild- wertes Gebäudeensemble. Auch nerstädtischen Gewässer wieder prägendes Element aufgewertet nach der bereits erfolgten Sanie- im Stadtbild erlebbar machen. Ge- und im Bewusstsein der Bürgerin- rung einzelner Gebäude und ei- genwärtig plant die Stadt, mit der nen und Bürger stärker verankert ner Aufwertung des öffentlichen Renaturierung des Österbachs ei- werden. Bei städtebaulichen Neu- Raums vermitteln Baulücken und nen Zusammenschluss der Grün- ordnungsmaßnahmen im Umfeld vernachlässigte Bausubstanz nach bereiche bis zur Stadthalle zu er- der Filsaue sollte gestalterisch Be- wie vor den Eindruck eines erneu- reichen. zug auf den Flusslauf genommen erungsbedürftigen Quartiers. Das Die zahlreichen Brunnen im werden. Langfristig wird vorge- heutige Erscheinungsbild wird der Stadtbild wie z. B. die Brunnen in schlagen, eine attraktive Uferpro- Bedeutung der nach dem Stadt- den Mörikeanlagen und am Schloss, menade zu realisieren, die sich mit brand von 1782 entstandenen Vor- sowie die Quellen im Christophsbad den angrenzenden Freiräumen ver-

42 netzt und die Flusslandschaft in flussnahen Gewerbeansiedlungen das Stadtbild mit einbezieht. sollte der Standortvorteil auch in Das Thema „Stadt am Wasser“ der Gestaltung des öffentlichen kann auch in temporären Aktio- Raums genutzt und wahrnehmbar nen und Veranstaltungen (Lichtin- gemacht werden – etwa durch Be- stallationen etc.) oder inszenierten tonung der Bezüge zur Fils, Schaf- Raumfolgen zum Wasser themati- fung von Wegeverbindungen und siert werden. Erste Ansätze dazu Aufenthaltsmöglichkeiten am Was- gibt es schon: Die Stadt Göppin- ser etc. gen partizipiert am regionalen Pro- jekt „Die Wasser des Neckar“, das Baukulturelle Qualität zum öffent- vielfältige künstlerische Aktionen lichen Thema machen: Auf die an den Neckarzuflüssen vorsieht. Stadt Göppingen kommen in den Auch die Fils soll im Herbst 2009 nächsten Jahren wichtige baukultu- im Sinne eines verbindenden Lich- relle Entscheidungen zu – zu nen- Die Sauerbrunnen in der Grünanlage der Vorde- ternetzes mit Leuchtkörpern insze- nen sind hier insbesondere die Inte- ren Karlstraße und am niert werden. gration eines innerstädtischen Ein- Christophsbad kaufszentrums, die Einfügung von Städtebauliche Qualität von Ge- Neubauten in den historischen werbegebieten sichern: Bedingt Stadtkern, die energetische Sanie- durch die Tallage und die Gewässer, rung der Altbausubstanz und die haben sich größere Gewerbe- und Gestaltung der öffentlichen Räume. Industriebetriebe in Göppingen an Daneben wirft das alltägliche Bau- städtebaulich sehr sensiblen Stellen geschehen in der Innenstadt und angesiedelt: im Bereich der Stadt- den Stadtbezirken baukulturelle einfahrten oder entlang der Fils. Fragen auf. Für das Ensemble der Daher kommt einer guten Integra­ klassizistischen Altstadt empfiehlt tion und einer hochwertigen Gestal- sich die Erarbeitung einer Gestal- tung dieser Betriebe große Bedeu- tungsfibel bzw. eines Handbuchs. tung zu. Insbesondere bei der zu- Mit einem Beirat für Baukultur kann künftigen Entwicklung großvolumi- die Stadt darüber hinaus ein Bera- ger Areale wie z. B. dem Holz-We- tungsgremium für Bauherren und ber-Areal am südlichen Stadtein- Architekten berufen, das zu einer gang, ist auf die architektonische höheren Qualität von Architektur Qualität und das Erscheinungsbild und Freiräumen beiträgt. im Straßenraum zu achten. Bei

Die Sicherung der histo- rischen Bausubstanz ist ein wichtiges Ziel. Hier im Bild: die Stadtkirche, der Schillerplatz und das Adelberger Kornhaus

43 Beispielhafte stadtverträg­ 4.2 Handlungsfeld Wohnen und es mit Rücksicht auf das baukultu- Stadtteil zu entwickeln. Die beste- liche Integration neuer Wohnformen: das Roth- Soziales relle Erbe mit Bedacht und Krea- henden Mehrfamilienhäuser wur- Carreé im Nord-Westen tivität weiterzuentwickeln gilt. Ei- den durch individuelle Wohnfor- der Altstadt Ausgangssituation: Mängel und nige bereits realisierte innerstäd- men ergänzt, die den Stauferpark- Potenziale tische Wohnprojekte wie z. B. das West zu einem gut angenommenen Roth-Carreé im Nord-Westen der Wohnort für junge Familien ma- Vielfältiges Wohnungsangebot: Altstadt, zeigen beispielhaft, wie chen. In den dörflichen Kernen der Dank seiner unterschiedlichen neue Wohnformen stadtverträglich verschiedenen Stadtbezirke ist oft Raumcharaktere (Stadtkern – In- integriert werden können. noch die Tradition der landwirt- nenstadt – dörfliche Strukturen) Weitere innenstadtnahe Quar- schaftlich geprägten Gemeinschaft und der entsprechenden Wohnfor- tiere wie die Göppinger Nordstadt präsent. Diese vielfältigen Wohn- men ist Göppingen heute ein attrak- mit ihren Stadtvillen der Jahrhun- qualitäten zu sichern und weiterzu- tiver Wohnstandort, der für sehr dertwende (vom 19. zum 20. Jh.) entwickeln ist eine der großen Zu- unterschiedliche Nachfragen ge- und die in den 1920er Jahren er- kunftsaufgaben der Stadt Göppin- eignete Angebote bereithält. Die richteten Reuschkolonien zeichnen gen. unterschiedlichen Wohnlagen der sich durch ihre zentrale Lage aus Stadt sind zudem weiter entwick- und bieten alle Vorteile des Woh- Siedlungsentwicklung: Die Sied- lungsfähig, sodass die Wohnfunk­ nens in urbanem Umfeld. Die lungsfläche Göppingens ist nur be- tion zu den eindeutigen Stärken Wohnquartiere südlich des Ober- grenzt erweiterbar. Die Innenstadt Göppingens zählt. holz, am Hailing, sind insbesondere ist Teil eines urbanen Bands, das Die innerstädtischen Wohnla- durch die Lage am Südhang und die sich im Laufe der Jahrzehnte ent- gen in direkter Zuordnung zum his- Nähe zur umgebenden Landschaft lang der Fils gebildet hat. Dieses torischen Stadtkern repräsentie- attraktiv. Im Bürgerhölzle ist es ge- Siedlungsband wird auf Göppinger ren die urbane Tradition der euro- lungen, eine ehemalige amerikani- Gemarkung im Norden von hoch- päischen Stadt. Innerhalb des klas- sche Wohnsiedlung durch Nachver- wertigem Landschaftsraum und im sizistischen Stadtgrundrisses be- dichtung und Neugestaltung der Süden durch den Verlauf der Bun- steht ein Wohnungsangebot, das Freiflächen zu einem attraktiven desstraße B10 bzw. den südlichen

44 Streuobstwiesengürtel begrenzt. seit 2005 anhaltende Trend des Baulandreserven für die Erschlie- Bevölkerungsrückgangs in Baden- ßung neuer Wohngebiete sind hier Württemberg auch in den nächs- nur vereinzelt vorhanden. Eine ten Jahren fortsetzen. Analog zur Ausweitung der Siedlungsfläche demographischen Entwicklung im erscheint deshalb nur bedingt gesamten Land wird auch Göppin- möglich und sinnvoll. Allerdings gen kontinuierlich Einwohner ver- gibt es im Bereich der nördlichen lieren – wenn auch der prognos- Hanglagen eine bemerkenswerte tizierte Verlust von 2,5 Prozent Zahl von Baulücken. Ihr sukzessi- bis zum Jahr 2025 relativ mode- ver Erwerb durch die Stadt mit rat erscheint. In den nächsten Jah- dem Ziel der behutsamen Nachver- ren lässt die Vorausrechnung für dichtung stellt ein großes Poten­ Göppingen zunächst sogar noch zial dar. eine leichte Zuwanderung erken- Nach dem Abzug der amerika­ nen (Vorausrechnung Statistisches nischen Truppen im Jahr 1992 Landesamt, Stand 2007). bot die Konversion des ehemali- Der allgemeine Trend des Be- Der Stauferpark-West soll gen Flugplatz- und Kasernengelän- völkerungsrückgangs geht einher zu einem Wohnort ent­ wickelt werden, der insbe- des des „Stauferparks“ östlich der mit gravierenden Verschiebungen sondere für junge Familien Innenstadt die Möglichkeit, einen in der Altersstruktur der Bevölke- attraktiv ist. neuen Stadtteil mit einer Mischung rung. Die höhere durchschnittliche von modernen Arbeitsplätzen und Lebenserwartung und das niedrige ansprechenden Wohnungsangebo- Geburtenniveau zeichnen für eine ten in landschaftlich reizvoller Um- immer stärker werdende Zahl der gebung zu entwickeln. Mit der Ver- Alten und Älteren verantwortlich. besserung der Verkehrsanbindung Der Anteil der über 60-Jährigen an durch den Anschluss Göppingens der Bevölkerung verhält sich ge- an die S-Bahn kann die Attraktivi- genläufig zu dem der nachwach- tät dieses Raums als Wohnstandort senden Generation. Diese Entwick- weiter gesteigert werden. Die Ent- lung wird von großer Tragweite für wicklung des Stauferparks ist eine die Gesellschaft und die Sozialpo- große Chance für die Stadtent- litik der Stadt Göppingen sein und wicklung. Es gilt, ein nachhaltiges weitreichende Konsequenzen be- städtebauliches Konzept zu reali- sonders in der sozialen Infrastruk- sieren, das eine intelligente Verbin- tur nach sich ziehen. dung von Lebens- und Arbeitsraum Doch bedeutet ein Bevölke- mitten im Grünen schafft und den rungsrückgang nicht zwangsläufig Aufbau einer Freizeit- und Dienst- auch eine Verringerung der Woh- leistungsinfrastruktur erlaubt. nungs- bzw. der Wohnflächennach- frage. Mit hoher Wahrscheinlich- Bevölkerungsentwicklung und keit wird der durchschnittliche Wohnflächenverbrauch: Nach Wohnflächenverbrauch pro Kopf in der Vorausrechnung des Statisti- den nächsten Jahren weiter stei- schen Landesamts wird sich der gen. Auch wenn sich die einkom-

45 mensbedingten Zuwächse („Wohl- und Wohnungsbau darstellen. Ins- einzuführen, umzusetzen und zu standseffekt“) gegenwärtig nur besondere werden Projekte stär- sichern (Dritter Sozialbericht der schwer prognostizieren lassen, so ker nachgefragt, die Wohnen und Stadt Göppingen, 2008). dürften die Verringerung der Haus- Arbeiten integrieren. Diese – auch An 15 Schulen findet darüber hi- haltsgröße und die Veränderung aus ökologischer Sicht – hochinte- naus eine Kernzeitbetreuung im der Lebensstile eher zu einem ressante Nachfrage findet bisher Rahmen des Modells der „verläss- wachsenden Wohnflächenver- im Wohnungsmarkt zu wenig Reso- lichen Grundschule“ statt, drei brauch führen. Gleichzeitig führt nanz, könnte aber in Projekten ei- Schulen bieten zusätzlich eine fle- auch die Alterung der Gesellschaft ner neuen urbanen Mischung auf- xible Nachmittagsbetreuung an. Im zu einer größeren Inanspruchnah- gegriffen werden. Hinblick auf eine bessere Verein- me von Wohnfläche bzw. zum so- So müssen die Bauformen und barkeit von Beruf und Familie tre- genannten „Remanenzeffekt“ Wohnangebote auf die zum Teil ten Ganztageseinrichtungen immer (Harlander 2005), demzufolge äl- sehr spezialisierten Anforderungen mehr in den Vordergrund. Bislang tere Menschen meist mehr Wohn- bestimmter Gruppen in bestimmten sind an sieben Schulen die Voraus- fläche haben, da sie oft auch nach Lebensphasen zugeschnitten sein. setzungen für einen Ganztages- dem Tod ihres Partners in ihren betrieb geschaffen worden. Die- großen Wohnungen verbleiben. Betreuungsangebote für Kinder se Entwicklung muss auf weitere und Jugendliche: Zum familienge- Schulen ausgedehnt werden. Neue Wohnformen und neue rechten Wohnen gehört vor allem Nachfragegruppen: Der steigen- auch die Bereitstellung qualifizier- Soziale Integration: Der Anteil von de Anteil älterer Menschen und die ter Betreuungsangebote. In den Bürgerinnen und Bürgern mit Mi- Zunahme der Ein-Personen-Haus- vergangenen Jahren wurden be- grationshintergrund ist in Göppin- halte wirken sich unmittelbar auf reits vielfältige pädagogische und gen mit rund 19 Prozent (Stand den Wohnungsmarkt aus. Innen- organisatorische Maßnahmen um- 2008) relativ hoch – im Vergleich stadtwohnen in fußläufiger Er- gesetzt – die Stadt Göppingen ist zu Baden-Württemberg mit rund 12 reichbarkeit zu Handels-, Dienst- im Betreuungsbereich insgesamt Prozent und Deutschland mit rund leistungs- und Kultur- bzw. Bil- gut aufgestellt. In insgesamt 44 9 Prozent (Quellen: Statistisches dungsangeboten sowie Service- Kindertageseinrichtungen im In- Landesamt Baden-Württemberg, Wohnen gewinnen verstärkt an nenstadtbereich und in den Stadt- statistische Ämter des Bundes und Bedeutung. Die heute entwickel- bezirken werden Kinder in Kinder- der Länder). Daher besteht in Göp- ten Wohnkonzepte beziehen auch tagesstätten- und Kindergarten- pingen ein erhöhter Handlungsbe- nachbarschaftliche Hilfe mit ein. gruppen betreut. darf. Die Stadt ist sich dieser Tat- Damit sich der ungünstige demo- Mit der Qualitätsoffensive „Kin- sache bewusst und hat bereits graphische Trend nicht verfestigt, dertagesbetreuung“ hat es sich wichtige Maßnahmen eingeleitet, müssen die Kommunen stärker auf die Stadt Göppingen im Jahr 2008 um vor allem in der Kernstadt ein besonders kinderfreundliche Ange- zum Ziel gemacht, die Kinderta- konfliktfreies Miteinander der un- bote setzen. geseinrichtungen als Orte der früh- terschiedlichen Bewohnergruppen Neben den Familien, die weiter­ kindlichen Bildung und als Orte für und Kulturen zu fördern: Seit 2008 hin einen Schwerpunkt auf dem Familien unterschiedlicher sozialer nimmt Göppingen am Bundespro- Wohnungsmarkt bilden, haben sich oder kultureller Herkunft zu stär- gramm „Vielfalt tut gut. Jugend neue Formen des Zusammenle- ken, die Vereinbarkeit von Beruf für Vielfalt, Toleranz und Demo- bens und der Funktionsmischung und Familie zu verbessern sowie kratie“ teil und leistet damit einen herausgebildet, die eine Heraus- – unabhängig vom jeweiligen Trä- aktiven Beitrag zur Bekämpfung forderung für Wohnungspolitik ger – einheitliche hohe Standards von Rechtsextremismus, Frem-

46 Integriert in die histori- sche Bebauung: die Seniorenwohnanlage am Dr.-Alfred-Schwab-Platz

Das neue Bürgerhaus in der Kirchstraße

Betreute Spielräume: Kin- der in der Villa Butz und im Kinderhaus Spielburg

Pflege und Betreuung in einer wohn­lichen Atmo- sphäre: die Wilhelmshilfe Göppingen

Kindgerechte Gestaltung des öffentlichen Raums in der „Neuen Mitte“

47 denfeindlichkeit und Antisemitis- Das Rathaus am Marktplatz wurde siert und somit deutlich effizienter mus. Im Rahmen dieses Bundes- zu einem Dienstleistungszentrum gestaltet. programms wurde Göppingen als für die Bürger ausgebaut. Seit eine von vier Kommunen in Baden- Herbst 2008 stehen den Bürger­ Konzept Württemberg zum „Ort der Viel- innen und Bürgern im neuen Bür- falt“ bestimmt. In einem lokalen gerhaus vielfältige Räumlichkeiten Profilschärfung des Wohnungsan­ Aktionsplan werden konkrete, vor für Begegnungen und weitere Ver- gebots: „Urbanität und Natur- Ort ausgearbeitete und umgesetz- anstaltungen offen. nähe“: Für die kommunale Woh- te Konzepte formuliert, die Vielfalt, nungspolitik resultiert aus der Viel- Toleranz und Demokratie vor allem Göppingen kooperiert mit dem falt der Angebote und der Nähe unter den jugendlichen Einwoh- Landkreis – IBÖ: Der aktuelle „Be- zur Landschaft ein Potenzial, das nerinnen und Einwohnern stärken richt zur Entwicklung von Jugend- insbesondere die Nachfrage aus sollen. Die Bürgerinnen und Bürger hilfebedarf und sozialstrukturellem dem Großraum Stuttgart zu bin- sollen sensibilisiert werden für die Wandel in der Stadt Göppingen (in- den vermag. Denn bedingt durch soziale Vielfalt in ihrer Stadt, für tegrierte Berichterstattung auf öf- die hohe Mobilität der Bevölkerung den Reichtum unterschiedlicher fentlicher Ebene“ (IBÖ)) des Kreis- und die räumliche Verflechtung Kulturen, Religionen, Herkunftslän- jugendamtes enthält wichtige In- der Lebensbereiche verlieren die der etc. Auch die vielfältigen Bil- formationen zu sozialen Lebensla- Gemarkungs- und Landesgrenzen dungs- und Beteiligungsmöglich- gen und sozialstrukturellen Gege- im Alltag zunehmend an Bedeu- keiten in der Stadt sollen in dieser benheiten in Göppingen. Er stellt tung. Der Ausbau der Verkehrsinf- Hinsicht zielgruppenspezifisch wei- die Angebote und Leistungen der rastruktur – etwa bei Verlängerung ter ausgebaut werden. regionalen Jugendhilfe dar und der aus Stuttgart kommenden S- Im Jahr 2005 wurde auf der hilft dabei, diese Angebote zu prü- Bahn-Linie nach Göppingen – wür- Grundlage des bis dahin erfolg- fen. Unter anderem stellt der Be- de die Vorteile der regionalen Ein- reich agierenden Ausländeraus- richt auch fest, dass entgegen dem bindung noch steigern. Die Stadt schusses des Rates ein „Forum für Trend im Landkreis die Zahl der Göppingen sollte diese positiven Integration“ gegründet, das der Trennungen und Scheidungen und Effekte zur Standortentwicklung besonderen Bedeutung dieser Be- somit auch die der allein erzoge- für sich nutzen und die Standort- völkerungsgruppe in noch stärke- nen Kinder und Jugendlichen wei- vorteile gegenüber dem großstäd- rem Maße Rechnung trägt. Ziele ter zunimmt und dass die Inan- tischen Wohnungsmarkt deutlicher sind u. a. die Beratung des Gemein- spruchnahme von Sozialleistun- herausarbeiten. Mit einer Profil- derats und der Stadtverwaltung in gen für unter 15-Jährige im Jahr schärfung des Wohnungsangebots allen Belangen der nicht-deutschen 2006 sehr hoch war. Um diesen im Sinne von „Urban Wohnen mit Bevölkerung sowie die Förderung negativen Trends entgegen zu wir- Landschaftsnähe“ könnte Göppin- der interkulturellen Verständigung. ken, unternimmt Göppingen Maß- gen seine attraktiven Wohnadres- Gemeinsam mit der im Fachbereich nahmen zur Familienstärkung. Bei- sen insbesondere auch für Pend- Kultur verankerten Stelle der städ- spielweise werden niederschwel- ler nach Stuttgart interessant ma- tischen Integrationsbeauftragten, lige Angebote für Eltern und Kin- chen. die ressortübergreifend mit der In- der geschaffen, sog. „Familien- tegration von Migrantinnen und treffs“. Hier können Kontakte ge- Ressourcen schonen im Woh- Migranten befasst ist, konnte so knüpft und Beratungsangebote in nungsbau: Laut Vorausrechnun- eine Vielzahl von Projekten zur in- Anspruch genommen werden. Die gen des Statistischen Landesamts terkulturellen Verständigung initi- Jugendarbeit wurde in den letzten Baden-Württemberg wird der Woh- iert bzw. gefördert werden. Jahren intensiviert und dezentrali- nungsneubaubedarf in Göppingen

48 49 bis zum Jahr 2025 rund 1.645 chen Wohnstandorten besonders Wohneinheiten betragen. Der Woh- gefördert werden – über Flächen- nungsbestand wird also von 26.970 management, Planung und Betreu- Wohneinheiten im Jahr 2007 auf ung von Baugruppen. insgesamt 28.615 Wohneinheiten Mit dem Ziel des sparsamen steigen. Dabei wird sich die Bele- Umgangs mit Grund und Boden gungsdichte, die im Jahr 2007 mit wird vorgeschlagen, bestehende 2,1 Einwohner pro Wohnung bezif- Strukturen aufzugreifen und räum- fert wurde, voraussichtlich analog lich sinnvoll zu ergänzen. Ferner zur landesweiten Entwicklung leicht muss versucht werden, Flächen in reduzieren. integrierten Lagen zu aktivieren, Die Stadt Göppingen besitzt mit deren Eignung zu Wohnzwecken einem Wohnbaupotenzial von ins- nicht sogleich evident erscheint. gesamt ca. 40 ha genügend Flä- In diesem Sinne könnten beispiels- chen, um den prognostizierten weise die alten Industriestrukturen Wohnungsbedarf zu decken. Insbe- entlang der Stuttgarter Straße mit sondere die Konversionsfläche des einer zukunftsfähigen Mischung Stauferparks ist als regionaler aus Wohnen und Arbeiten angerei- Wohnstandort in den nächsten Jah- chert werden. ren von großer Bedeutung und bie- Mit der im Jahr 2000 ins Le- tet der Stadt die Möglichkeit, flexi- ben gerufenen „Siedlungsinitiati- bel auf die zukünftige Bedarfsent- ve“ hat die Stadt Göppingen einen wicklung zu reagieren. Um eine un- wichtigen Schritt in Richtung eines nötige Flächeninanspruchnahme zu systematischen kommunalen Bau- vermeiden, sollten im Neubau mitt- flächenmanagements unternom- lere Dichten angestrebt werden. men. Die Einrichtung eines „Bür- Städtische Reihenhäuser oder Ket- gerbüro Bauen“ würde den Service tenhäuser können – wie Erfahrun- der Stadt weiter verbessern. Mit ei- gen aus anderen Kommunen zeigen ner solchen Dienstleistung könnte – als interessante Alternative zum die Stadt bauwillige oder bauinte- freistehenden Einfamilienhaus ver- ressierte Bürger nicht nur bei der marktet werden. Auswahl eines geeigneten Grund- Vor einer Inanspruchnahme von stücks beraten, sondern auch die Erweiterungsflächen sollten alle Möglichkeiten der Innenentwick- Möglichkeiten der Innenentwick- lung durch Einsicht in Baulücken- lung ausgeschöpft werden – bei- kataster und Bauleitpläne vermit- spielsweise durch Nutzung der vor- teln. handenen Baulücken und Entwick- lung von neuen, flexiblen und ver- Differenzierte Angebote für un- dichteten Formen des städtischen terschiedliche Lebensphasen und Wohnens. Um gegenüber den Kon- -formen bereitstellen: Ein Kon- kurrenzangeboten an der Periphe- zept für zukunftsfähiges Wohnen rie bestehen zu können, muss die in Göppingen setzt eine genaue Eigentumsbildung auf innerörtli- Bestimmung der Zielgruppen vor-

50 aus. Welche Haushalte können mit des Wohnungsangebots für Studie- zu positionieren. Nicht zuletzt welchen Wohnangeboten erreicht rende der Hochschule oder für Mit- könnten im Zuge der Rückbesin- werden und welche Wohntypolo- arbeiter im Gesundheitswesen, zu- nung auf den Flusslauf der Fils an gien sind dafür geeignet? Um den mal sich die Stadt in diesen Berei- dessen Uferbereichen attraktive vielfältigen Wohnwünschen ge- chen künftig stärker positionieren innerstädtische Wohnlagen entste- recht werden zu können, muss die will. Ansätze für integriertes, zu- hen und so das Wohnungsangebot Stadt frühzeitig Rahmenbedingun- kunftsorientiertes Wohnen sind der Stadt Göppingen maßgeblich gen schaffen und die Wohnungs- z. B. flexible Grundrisse oder nut- bereichern. bauentwicklung an soziodemogra- zungsneutrale Räume. Auch eine phische und wohnkulturelle Verän- hochwertige technische Ausstat- Innenstadt als zukunftsfähigen derungen anpassen. Besondere Be- tung wie z. B. Intranet sowie ab- Wohnstandort sichern: Ziel der deutung kommt der Unterstützung trennbare Bereiche für wohnungs- weiteren Entwicklung der Innen- neuer Wohnformen zu, die den ge- integrierte Arbeitsplätze oder Ap- stadt ist es, ihre ursprüngliche Be- änderten Lebens- und Arbeitsver- partements für Heranwachsende deutung als kultureller und sozia- hältnissen Rechnung tragen und oder alte Menschen werden ver- ler Mittelpunkt des städtischen Le- wechselnden Bedürfnissen unter- mehrt nachgefragt. bens wiederzugewinnen und durch schiedlicher Lebensalter und Le- eine ausgewogene Mischung der bensformen gerecht werden. Der Hochwertige Wohnstandorte aus- Funktionen ein lebendiges Quar- Förderung integrativer Wohnkon- bauen: Göppingen verfügt über tier zu schaffen. Der Stärkung der zepte (wie z. B. generationenüber- ausreichende Ressourcen für eine Wohnfunktion kommt dabei beson- greifendes Wohnen) gilt dabei be- Stärkung des Wohnungsmarkts – dere Bedeutung zu, da sie erheb- sondere Aufmerksamkeit. sei es in Form von Gebäudemoder- lich zur Belebung beiträgt. Auch Neben mobilen älteren Men- nisierung und -umnutzung, Schlie- die Wohnnachfrage tendiert seit schen zwischen 60 und 70 Jahren ßung von Baulücken, Umnutzung einigen Jahren stärker zu städte­ (die sogenannten „jungen Alten“), gewerblicher Brachflächen und baulich eingebundenen Stand- Singles und kinderlosen Paaren, Konversionsflächen, maßvoller orten. Göppingen hat auf diesen die von der anregenden innerstäd- Nachverdichtung oder in Form von Trend reagiert und den Bau neuer tischen Atmosphäre profitieren Wohnungsneubau. Um den mittel- innerstädtischer oder innenstadt- wollen, entscheiden sich beispiels- fristig zu erwartenden Wohnungs- naher Wohnungen unterstützt. Zu weise auch immer mehr Eltern für bedarf zu decken, müssen zen­ nennen ist hier vor allem das am integrierte Standorte, um die Fami- trumsnahe und innerörtliche Schillerplatz gelegene Quartier lienaufgaben mit Erwerbsarbeit Wohnlagen konsequent entwickelt Roth-Carreé, das durch einen aus- besser verbinden zu können. Vor- werden. Innerstädtische Wohns- gewogenen Nutzungsmix einen aussetzung ist allerdings, dass tandorte erleben aufgrund des de- wichtigen Beitrag zur Stärkung der Preis und Qualität stimmen. Wenn mographischen Wandels eine Re- Wohnfunktion in der Innenstadt Familien für innerstädtische Wohn- naissance. Aus diesem Grund ist leisten konnte. standorte gewonnen werden sol- die Konsolidierung der Innenstadt In diesem Zusammenhang len, müssen Wohnungen mit direk- als Wohnstandort von zentraler kommt auch der Förderung neuer tem Zugang zu geschützten Frei- Bedeutung. Des Weiteren stellt die integrierter Wohnkonzepte – klein- räumen in einem sicheren Wohn- bedarfsgerechte Entwicklung des teilig vernetztes Wohnen und Ar- umfeld angeboten werden. Stauferparks die Stadt vor große beiten, flexible Grundrisse – sowie Zu einer nachfrageorientierten Herausforderungen, bietet ihr je- dem „Komfortwohnen“ in techno- Wohnbaupolitik in Göppingen ge- doch gleichzeitig die Möglichkeit, logisch hochwertig ausgestatteten hört darüber hinaus der Ausbau sich als regionaler Wohnstandort Wohnungen besondere Bedeutung

51 zu. Die Innenstadt kann und soll- sind kreative Konzepte notwendig. te andere Wohnformen anbieten Vor allem die zunehmende Nach- als die Standorte an der Periphe- frage nach einem privaten Frei- rie, um sich mit ihrem Angebot ge- raumbezug auch in innerstädti- genüber anderen Wohnstandorten schen Wohnlagen – in Form von hervorzuheben. Mögliche Konflikte Balkonen, Terrassen oder kleinen zwischen den Funktionen Wohnen, Gärten – erfordert in Architektur Gastronomie und Einzelhandel in und Städtebau innovative Lösun- der Innenstadt sollten durch Zonie- gen. Durch Modernisierung oder rung und lärmgeschützte Grundris- Erneuerung können bedarfsori- se vermieden werden. Ziel ist eine entierte Wohnqualitäten geschaf- städtebauliche Disposition, die eine fen werden, ohne das baukulturelle gegenseitige Stärkung der Nutzun- Erbe der Stadt zu gefährden. gen und die Sicherung eines viel- seitigen Lebensraums gewährleis- Zukunftsfähige Wohnformen im tet. Stauferpark etablieren: Mit der In der Kernstadt eignet sich das Entwicklung des Stauferparks hat Areal der ehemaligen Ziegelei sehr Göppingen die Möglichkeit, sich als Innerstädtische Wohn­ gut als Wohnstandort für ältere Adresse für innovatives Wohnen standorte im Bereich Menschen, aber auch für junge Fa- in der Region zu positionieren. Die der Karlstraßen (oben) und in der Schützen- milien mit Kindern. Die vorgesehe- dort geplanten Wohnformen sollen straße (unten) ne Neuordnung des Innenbereichs sehr unterschiedliche Nutzergrup- und Anreicherung mit attraktiver pen ansprechen. Der neue, in land- Wohnnutzung wird deutlich zur schaftlich reizvoller Plateaulage Verbesserung der Wohnqualität in über dem Filstal gelegene Stadtteil der Innenstadt beitragen. soll daher in überschaubare Nach- barschaften in Form von Wohnin- Wohnungsbestand in der Innen- seln gegliedert werden. Die Reali- stadt konsolidieren: In der Innen- sierung ist in mehreren Erschlie- stadt und insbesondere im histori- ßungs- und Bebauungsabschnitten schen Stadtkern stehen heute vor geplant. Mit naturnah gestalteten allem aufgrund von bautechnischen Grünzäsuren soll in die ökologische oder nutzungsrelevanten Defiziten Zukunft investiert werden. Nicht zahlreiche Wohnungen leer. Viele zuletzt sollen attraktive Freizeit- Altbauwohnungen­ entsprechen möglichkeiten den Stauferpark zu nicht mehr den heutigen energeti- einem interessanten und lebens- schen und wohnungstypologischen werten Stadtteil machen. Besonde- Anforderungen. Um den Wohnungs- res im südlichen Bereich stehen in- anteil auch in den schwierigen La- novative Wohnhaustypen im Zent- gen der Kernstadt zu steigern, zu- rum des Interesses. Auf dem rund gleich den Angebotsüberhang bei 20,7 ha großen Wohngebiet sollte kleineren Wohnungen abzubauen die Stadt versuchen, durch die För- bzw. den Bedarf an mittleren und derung von ökologischem, flächen- großen Wohneinheiten zu decken, sparendem Bauen gezielt junge Fa-

52 milien als künftige Bewohner anzu- konzentriert hatte, wurde in den tät innerstädtischer Grün- und Auf- sprechen und somit die Rahmen- 1970er Jahren ein Paradigmen- enthaltsräume und auch in die Ge- bedingungen für familiengerechtes wechsel eingeleitet: Innenentwick- staltung bzw. Begrünung der In- Wohnen zu schaffen. lung und Wiederbelebung funkti- nenhöfe investieren. Durch Ver- onal und sozial gemischter leben- kehrsberuhigungsmaßnahmen und Neue Wohnlagen an der Fils ent- diger (Innen-)Städte haben einen Verkehrsleitkonzepte können die wickeln: In vielen europäischen neuen Stellenwert erfahren. Auch Wohnumfeldqualität und die Si- Städten zählen Wohnviertel am in Göppingen ist das Thema einer cherheit im Straßenraum erheblich Wasser zu den erfolgreichsten Wiedergewinnung des Stadtraums gesteigert werden. Wohnungsbauprojekten. In Göppin- für Kinder und Jugendliche in den gen ist die Fils im Stadtbild zurzeit letzten Jahren zu einem immer Stadterneuerungsmaßnahmen kaum präsent und nur stellenweise wichtigeren Bestandteil der Woh- fortführen: Neben dem histori- zugänglich. Durch Ansiedlung von nungs- und Sozialpolitik geworden. schen Stadtkern befinden sich in Gewerbebetrieben und Verkehrs- Mit der Entwicklung brachgefalle- der Innenstadt noch weitere von infrastruktur in weiten Bereichen ner Konversionsflächen wie dem historischer Bausubstanz geprägte der Uferzone ist es auf absehbare Stauferpark bieten sich Chancen Quartiere, die für die Identifikation Zeit nicht möglich, eine Wohnland- für eine Schaffung kinderfreundli- der Göppinger Bürgerinnen und schaft entlang des Flusslaufs zu cher Wohnräume. Bürger mit ihrer Stadt von Bedeu- verwirklichen. Jedoch existiert mit Innerhalb der Familien- und Kin- tung sind. So gelten beispielsweise dem Areal der westlich des Chris- derpolitik muss künftig die Förde- die aus den 1920er Jahren stam- tophsbads gelegenen ehemaligen rung von bezahlbarem und famili- menden Reuschkolonien aufgrund Sprudelfabrik eine innerstädtische engerechtem Wohnraum Vorrang ihres hohen Grünanteils als attrak- Potenzialfläche in direkter Lage an haben. Die Stadt Göppingen hat tiver Wohnort für junge Familien. der Fils. Hier könnte eine attrakti- vielfältige Möglichkeiten, familien- Das Erscheinungsbild der Nord- ve Nutzungsmischung von Wohnen freundliches Wohnen von kommu- stadt wird geprägt durch eine und Arbeiten entstehen. Von der naler Seite zu unterstützen, etwa gründerzeitliche Blockstruktur und Gestaltung der Uferbereiche wür- durch Bereitstellung preiswerten die Straßenzüge der Vorderen, den nicht nur die zukünftige Be- Wohnbaulands bzw. geeigneter Mittleren und Hinteren Karlstraße wohnerschaft des Quartiers, son- Förderangebote für Familien mit erinnern mit ihren historischen dern alle Bürgerinnen und Bürger Kindern, durch Entwicklung und Gerber- und Handwerkerhäusern der Stadt profitieren. Förderung von familien- und kin- an die wechselvolle Geschichte der derfreundlichen Wohnformen bis Stadt. Stadterneuerungsmaßnah- Kinder- und familiengerechte As- hin zur Aufwertung des Wohnum- men in diesen Bereichen sollten pekte im Städtebau berücksichti- felds. Städtebauliche Maßnahmen, mit Bedacht vorgenommen werden gen: Die Gestaltung kinder- und fa- Infrastrukturplanung (Verkehrswe- und nicht zur Verdrängung der Be- milienfreundlicher Wohn- und Le- ge, Spielflächen, Kindergärten etc.) wohner führen. Bauliche Ergänzun- bensverhältnisse hat in den letzten sowie Wohnungs- und Umfeldpla- gen sollten von einer intensiven Jahren Priorität erlangt. Nachdem nung müssen kinder- und famili- Auseinandersetzung mit der Ge- der Städtebau der Nachkriegszeit engerechte Aspekte berücksichti- schichte des Ortes und seiner Mor- sich zunächst weniger auf die Be- gen. Insbesondere in zentralen La- phologie geprägt sein. Identitäts- wohner und ihre konkreten Wohn- gen fehlen vielerorts individuel- stiftende Merkmale – ob architek- und Lebensbedingungen als auf le, den Wohnungen zugeordnete tonischer oder freiräumlicher Qua- eine möglichst reibungslose Ab- Freiräume. Aus diesem Grund soll- lität – sollten erhalten oder behut- wicklung von Funktionsabläufen te die Stadt verstärkt in die Quali- sam neu interpretiert werden. Als

53 Teil eines ausgewogenen Woh- nerationen und Kulturen gefördert ten sollten gefördert und den Be- nungsmarkts sind Quartiere mit er- werden. Sozialer Zusammenhalt ist langen der Eltern sollte durch flexi- schwinglichen Wohnangeboten auch ein wichtiger Beitrag zu mehr ble Öffnungszeiten und individuel- auch im Bereich der Innenstadt zu Sicherheit am Wohnort. le Beitragsgestaltung entsprochen erhalten und weiterzuentwickeln. werden. Insbesondere die Betreu- Besonders in den bevölkerungs- Hochwertige Bildungs- und Be- ungsplätze im Ganztagesbereich starken Quartieren der 1970er treuungsangebote für Kinder und werden vermehrt nachgefragt und Jahre wie z. B. an der Bleichstraße Jugendliche sichern: Ausreichen- sollten weiter ausgebaut werden. und im Bodenfeld sind fachüber- de Bildungs- und Betreuungsange- Besonders im innerstädtischen Be- greifende, integrierte Maßnahmen bote sind ein wichtiges Kriterium reich ist es aufgrund des hohen notwendig. Das betrifft auch weite- für junge Familien bei der Auswahl Anteils von Kindern und Jugend- re Teilräume im Stadtgebiet, in de- ihres Wohnstandorts. Im Wettbe- lichen mit Migrationshintergrund nen eine Häufung sozialer Proble- werb um „qualifizierte und kreative (zurzeit ca. 60 Prozent) erforder- me festzustellen ist. Köpfe“ wird es zukünftig verstärkt lich, zusätzliche integrative Maß- darum gehen, dass beide Eltern- nahmen wie z. B. Sprachförderung Wohnqualität in den Stadtbezir- teile sowohl Erwerbs- als auch Er- weiterhin zu unterstützen. ken stärken: Die besondere Cha- ziehungstätigkeiten wahrnehmen rakteristik der einzelnen Stadt- können. Aus diesem Grund sollte Bürgerschaftliches Engagement bezirke, ihre zum Teil dörflichen die gut ausgebaute Versorgungs­ und Gemeinwesen stärken: Viele Strukturen und historischen Zen- situation der Stadt Göppingen in Göppinger Bürger engagieren sich tren, sollten durch entsprechen- den Bereichen Kindertagesstät- in Vereinen und Verbänden oder de Maßnahmen erhalten und wei- te, Kindergarten, Hort und Grund- gesellschaftspolitischen Projekten terentwickelt werden. Um die schule auch Maßstab für die Zu- wie der Lokalen Agenda 21 oder Wohnfunktion zu stärken, muss kunft sein. der Bürgerstiftung Göppingen. Die- die Grundversorgung gesichert Nach Aussagen der Sozialbe- ses Engagement trägt entschei- und die Infrastruktur bedarfsge- richte 2002 und 2008 stagniert dend zur Stärkung des Gemeinwe- recht entwickelt werden. In der je- die Zahl der Kinder in Göppingen sens bei. In Göppingen überneh- weiligen Ortsmitte sollte eine Mi- bzw. ist leicht rückläufig. In den men Bürgermentoren Familienpa- schung von Wohnen, Arbeit, Ver- Stadtgebieten, die noch einen ver- tenschaften, stehen als Altenbe- sorgung, Bildung und Freizeit an- hältnismäßig hohen Kinderanteil gleiter zur Verfügung oder enga- gestrebt werden, um die Bewoh- aufweisen, muss besonderer Wert gieren sich in Theaterprojekten. ner langfristig an die Stadt zu bin- auf ein intensives Bildungs- und Die Freiwilligenhilfe fördert und den. Gleichzeitig kann so die Nähe Betreuungsangebot gelegt wer- vernetzt bürgerschaftliches En- zwischen den verschiedenen Ge- den. Unterschiedliche Trägerschaf- gagement und versteht sich als

54 Dienstleister für ehrenamtlich Tä- barrieren abgebaut werden, um tige und Organisationen. Auch die das interkulturelle Miteinander der aktiven Sportvereine werden von Stadtgesellschaft zu stärken. der Stadt Göppingen in vielfältiger Die bessere Integration der Bür- Weise unterstützt. gerinnen und Bürger mit Migrati- Im Hinblick auf die demogra- onshintergrund ist erstes Ziel der phische Entwicklung sollte die Ein- kommunalen Sozialpolitik. Neben beziehung von engagierten Bür- pädagogischen und sozialen Pro- gern einen noch höheren Stellen- jekten (Sprachförderung, Schul- wert erhalten. Zur Stärkung des sozialarbeit) sollte auch im Woh- Gemeinwesens sind angemessene nungsbau auf die besonderen kul- Rahmenbedingungen, die Kontak- turellen Bedingungen der zuge- te und Kommunikation fördern, er- wanderten Menschen eingegan- forderlich. Der Stadt kommt hier gen werden. Der Entstehung sozi- die Aufgabe zu, Räume zur Verfü- aler Brennpunkte kann auf vielfäl- gung zu stellen, die als Treffpunkt, tige Weise entgegengewirkt wer- Veranstaltungsort oder Anlauf- den (z. B. durch präventive Maß- stelle bei der Suche nach Unter- nahmen wie Wohnumfeldverbes- stützung dienen können. Gleichzei- serung, Verbesserung der Freizeit- tig gilt es, Projekte unter dem Mot- und Sportangebote oder qualitäts- to „Unterstützung zur Selbsthilfe“ volle Gestaltung des öffentlichen zu fördern. Besonders bei der Ver- Raums etc.). Insbesondere in der sorgung älterer Menschen und der Innenstadt gilt es, auf ein konflikt- Stabilisierung von Nachbarschaf- freies Miteinander der Bewohner- ten und Wohnquartieren sind Ei- gruppen und Kulturen zu achten. geninitiative und bürgerschaftliche Zur Unterstützung eines respekt- Selbsthilfe unabdingbar. vollen Umgangs der Menschen un- terschiedlicher Kulturen, Sprachen Sozialen Zusammenhalt fördern: und Religionen untereinander soll- Göppingen hat bereits wichtige ten angemessene Maßnahmen er- Maßnahmen zur besseren Verstän- griffen werden (Quartiersmanager, digung und zur Förderung der To- Begegnungsstätten etc.). leranz umgesetzt. Auch in Zukunft sollten weiterhin Kommunikations-

Die Nordstadt: ein wich- tiger, innerstädtischer Wohnstandort als Binde- glied zwischen histori- schem Stadtkern und den nördlichen Hanglagen

55 Das Renaissanceschloss 4.3 Handlungsfeld Bildung und Wirtschaftszweigen mit den stärks- kulturhistorische Stätten wie die verdankt seine Entstehung Herzog Christoph von Kultur ten Wachstumsraten, wie aktuel- Ruine der Burg Hohenstaufen, die Württemberg le Kulturwirtschaftsberichte eini- bis weit in die Region als bekann- Ausgangssituation: Mängel und ger Bundesländer belegen. Die zu- tes Freizeitziel wahrgenommen Potenziale meist kleinen Unternehmen dieser wird. Zu den regional interessan- Branchen bevorzugen integrierte ten technisch-kulturellen Institutio- Bildung und Kultur als weiche Standorte mit funktioneller Dichte nen gehört auch die Märklin Erleb- Standortfaktoren: Bildung und und urbaner Atmosphäre. niswelt, in der die Geschichte des Kultur werden seit einigen Jahren Göppinger Traditionsunterneh- immer stärker als zukunftsweisen- Kulturelles Angebot von großer mens Märklin auf innovative und de Handlungsfelder der Stadtent- Vielfalt: Als Mittelzentrum zwi- spielerische Art und Weise vermit- wicklung erkannt: Im Wettbewerb schen Stuttgart und Ulm kann Göp- telt wird. der Kommunen um Einwohner und pingen in den Bereichen Kultur und Veranstaltungen in den Berei- qualifizierte Arbeitskräfte gehören Bildung ein hochwertiges Angebot chen Musik, Theater und Klein- attraktive Bildungs- und Kulturein- vorweisen, das in die Region hin- kunst finden in zahlreichen über richtungen heute zu den entschei- einstrahlt und das Image der Stadt das Stadtgebiet verteilten Bühnen denden Kriterien. Investoren be- in der Region mitprägt. Zu nennen und Kultureinrichtungen statt. So rücksichtigen zunehmend die kul- sind hier zunächst der Göppinger wurde die denkmalgeschützte In- turelle Vielfalt und die Bildungs- Standort der Hochschule Esslingen dustriehalle des Alten E-Werks aus landschaft einer Stadt bei der Wahl (HSE) sowie die Kunsthalle, das dem Jahr 1899 zur einer außer- ihres Standorts, um Führungs- Städtische Museum im Storchen, gewöhnlichen Kulturwerkstatt mit kräfte langfristig an sich binden das Jüdische Museum in Jeben- multifunktioneller Nutzung umge- zu können. Nicht zuletzt gehört hausen und das Stadtarchiv im Al- baut. Und auch im benachbarten die Kulturwirtschaft heute zu den ten Kasten, aber auch bedeutende Haus Illig befindet sich neben den

56 Räumen der Jugendmusikschule serberg, der einen Höhepunkt der ein Zimmertheater mit kleiner The- Touristikroute „Straße der Stau- aterbühne. Die ehemalige ameri- fer“ darstellt. kanische „Soldier Chapel“ im Stau- ferpark hat sich in Verbindung mit Baukulturelle Vielfalt: Die Ge- dem nahe gelegenen Bandhaus zur schichte der Stadt Göppingen Plattform für junge Künstler im reicht zurück bis zur ersten ur- Rock- und Jazzbereich entwickelt. kundlichen Erwähnung im Jahr Für die Organisation der Veranstal- 1154. Diese lange Geschichte kann tungen zeichnen mehrere Kultur­ vom heutigen Besucher kaum noch initiativen wie z. B. ODEON Kultur nachvollzogen werden. Denn zwei & Kontakt e. V., der Kulturkreis Stadtbrände in den Jahren 1425 Göppingen e. V. oder der Verein und 1782, bei denen Göppingen je- „Fabrik für Kunst und Kultur e. V.“ des Mal bis auf wenige Gebäude verantwortlich. Größere kulturelle völlig niederbrannte, sowie Zerstö- Veranstaltungen, Messen, Tagun- rungen infolge eines Luftangriffs gen oder Kongresse können in der im Zweiten Weltkrieg und Abris- Stadthalle, der 2009 umfassend se in der Wiederaufbauphase nach modernisierten EWS-Arena oder dem Zweiten Weltkrieg haben die Das Museele im Chris- Kunst im öffentlichen der ehemaligen Flugzeug-Werft­ historische Bausbustanz empfind- tophsbad bereichert die Raum: die Backstein- halle im Stauferpark durchgeführt lich dezimiert. Museumslandschaft der Architekturskulptur von Stadt Per Kirkeby werden. Mit der Wasenhalle in Je- Deutlich erkennbar geblieben benhausen und der Turn- und Fest- ist hingegen der prägnante klas- Die Burgruine auf dem Ho- henstaufen halle in Bartenbach befinden sich sizistische Schachbrettgrundriss, auch in den Stadtbezirken Veran- auf dem die Stadt nach dem zwei- staltungsorte, die nicht nur Platz ten Stadtbrand nach Plänen von für vereinsbezogene Aktivitäten, Johann Adam Groß wiederaufge- sondern auch für Konzerte und baut wurde. Und trotz der großen Theateraufführungen bieten. Beeinträchtigung der historischen Einen wichtigen Beitrag für die Gebäudesubstanz finden sich im Stadtgeschichte, zugleich auch Stadtgebiet zahlreiche Stätten und eine Maßnahme zur Förderung Bauwerke von besonderem kultur- des Tourismus, ist die Umgestal- historischen Wert. Die Oberhofen- tung des Dokumentationsraums kirche, deren Entstehungszeit bis für staufische Geschichte im Stadt- in das 7. Jahrhundert zurückreicht, bezirk Hohenstaufen. Während auf gilt als ältestes Göppinger Bauwerk dem Berg selbst nur noch Reste und als ein Wahrzeichen der Stadt. der Grundmauern des Stammsitzes Die Ruine der Burg Hohenstau- des schwäbischen Adelsgeschlech- fen auf dem gleichnamigen histo- tes zu besichtigen sind, infor- rischen Kaiserberg sowie das von miert der Dokumentationsraum in Heinrich Schickhardt geplante Re- Bild und Text ausführlich über das naissanceschloss mit dem zuge- Herrschergeschlecht der Staufer hörigen Marstallgebäude und der und den geschichtsträchtigen Kai- Stadtkirche aus dem 16. Jahrhun-

57 dert sind weitere kulturelle Leucht- nachbarten Uhingen zu verdanken. sozialarbeit als Schnittstelle zwi- türme von überregionaler touristi- Auch auf internationaler Ebene hat schen Schülern, Schule, Elternhaus scher Anziehungskraft. Andere his- sich die Göppinger Hochschule ei- und Jugendhilfe intensiv gefördert. torisch bedeutende Bauwerke der nen Namen gemacht und arbeitet Infolge der Veränderungen der Kernstadt sind u. a. das Adelber- mit Partnern wie dem ITESM Mon- Bevölkerungsstruktur werden sich ger Kornhaus von 1514, der um das terrey (Mexiko) und der Tongji-Uni- zukünftig nachhaltige Auswirkun- Jahr 1536 erbaute Storchen, der versität Shanghai (China) zusam- gen auf das Bildungssystem er- sogenannte Alte Kasten aus dem men. geben. Bereits seit dem Schuljahr Jahr 1707, das Göppinger Rathaus 2004/2005 ist ein kontinuierlicher (erbaut 1785/86), das Haus Illig  Allgemeinbildende und beruf- Rückgang der Schülerzahlen der (erbaut 1879/98), sowie das alte liche Schulen: Göppingen ist die Stadt Göppingen zu verzeichnen, E-Werk aus dem Jahr 1899. Auch wichtigste Schulstadt des Land- vor allem an Grund- und Haupt- in den Stadtbezirken befinden sich kreises und hat einen hohen Stel- schulen. Dieser Trend wird sich kulturhistorisch bedeutsame Bau- lenwert als Schulträger, insbeson- weiter verstärken. Bis zum Schul- denkmale, etwa die Stiftskirche in dere im Bereich der weiterführen- jahr 2012/2013 werden auch Real- Faurndau aus der Zeit um 1200, die den Schulen. Das breit gefächer- schulen und Gymnasien mit einem zu den bedeutendsten spätromani- te Bildungsangebot umfasst neben deutlichen Schülerrückgang rech- schen Kirchenbauten des süddeut- der Hochschule insgesamt 23 all- nen müssen. Der Erhalt und der zu- schen Raums zählt, die Laurentius­ gemeinbildende Schulen (Grund- kunftsgerechte Ausbau ihrer Bil- kirche in Bezgenriet von 1405 so- schulen, Grund- und Hauptschulen, dungseinrichtungen wird die Stadt wie die ebenfalls im 15. Jahrhundert Realschulen, Gymnasien und För- Göppingen in den kommenden entstandene Barbarossakirche im derschule), drei berufliche Schu- Jahren vor große Herausforderun- Stadtbezirk Hohenstaufen. len (Gewerbliche, Kaufmännische gen stellen. und Hauswirtschaftliche Schule), Wissens- und Bildungslandschaft das Sonderschulzentrum (Bodel-  Erwachsenenbildung: Die Volks- schwinghschule, Wilhelm-Busch- hochschule ist die zentrale Institu-  Hochschulstandort: Göppingen Schule) und die Freie Waldorfschu- tion der Erwachsenen- und Weiter- ist ein junger Hochschulstandort. le Filstal. bildung in Göppingen. Ihr umfang- Erst im Jahr 1988 wurde der Neben der Vermittlung von Bil- reiches Kursprogramm bietet viel- Grundstein für den Göppinger dungsinhalten und sozialen Kom- fältige Möglichkeiten des Lernens Standort der Hochschule Esslingen petenzen bieten viele Institute und der Information. Darüber hin- (HSE) gelegt, die in drei umgebau- auch eine Ganztagsbetreuung der aus ist die VHS Begegnungs- und ten ehemaligen Fabrikationsgebäu- Schülerinnen und Schüler an, um Kommunikationsplattform für un- den ihre Arbeit aufnahm. Schwer- den Eltern neben deren Familien terschiedliche gesellschaftliche punkte des Lehrbereichs sind die eine berufliche Tätigkeit zu erlau- Gruppen und leistet so einen we- Zukunftsbranchen Mechatronik ben. Die Ermöglichung der Verein- sentlichen Beitrag zur sozialen In- und Wirtschaftsinformatik. Der Er- barkeit von Beruf und Familie zählt tegration. Entsprechend dem Kon- folg und das stetige Wachstum der heute zu den wichtigsten Kriterien zept des lebenslangen Lernens Fakultät sind synergetischen Wir- für die Wahl eines Wohn- und Ar- wird auch Bibliotheken eine hohe kungen mit der im Filstal stark ver- beitsstandorts. Die Zahl der Schu- Bildungsfunktion zugeschrieben. ankerten Feinwerktechnik-Traditi- len mit Ganztagsbetrieb soll des- Göppingen verfügt mit der Stadt- on sowie ortsansässigen Firmen halb künftig weiter aufgestockt bibliothek im Adelberger Kornhaus wie Märklin, Schuler, MAG Boehrin- werden. Weiterhin wird in Göppin- über eine stark genutzte Bildungs- ger und der Firma Allgaier im be- gen seit dem Jahr 2001 die Schul- einrichtung im Bereich der indivi-

58 Den Wissensstandort Göp- pingen stärken: das Frei- hof-Gymnasium, die Hoch- schule und das Pestalozzi- gymnasium

Studenten der Hoch- schule Esslingen, Stand- ort Göppingen

Schüler des Berufs- schulzentrums Öde und der Jugendmusikschule Göppingen

59 duellen Aus- und Weiterbildung. tung für das Gemeinwesen. Kultu- gel einen weiten Aktionsradius, der Sie ermöglicht den Zugang zu ak- relle Spitzenangebote mit überre- die gesamte Region umfasst. Um tuellen Lernressourcen und auch gionaler Ausstrahlung (sog. kultu- regional attraktiv zu sein, sollten zu multimedialen Bildungsquellen. relle „Leuchttürme“) können hel- deshalb hochwertige lokaltypische Auf diese Weise kann sie Leseför- fen, den Bekanntheitsgrad der Kulturangebote entwickelt werden, derung betreiben und Sprach- und Stadt zu steigern und dadurch ihre die innerhalb der Region ein klares Medienkompetenz vermitteln. ökonomische Leistungsfähigkeit Alleinstellungsmerkmal für sich be- zu steigern. Göppingen besitzt be- anspruchen können. Dieses Allein- Konzept reits zahlreiche Einrichtungen mit stellungsmerkmal medienwirksam überregionaler Strahlkraft, wie z. zu kommunizieren wird eine wich- Bildung und Kultur als Wirtschafts- B. die Hochschule, die EWS-Are- tige Aufgabe für das Stadtmarke- und Standortfaktoren fördern: na und die Kunsthalle. Viele weite- ting sein. Das Niveau der kulturellen Ange- re Einrichtungen bergen Potenzia­ Daneben prägen Kultur-, Bil- bote und die Vielfalt der Bildungs- le, die in Zukunft deutlicher her- dungs- und Freizeiteinrichtungen einrichtungen beeinflussen die At- ausgestellt werden sollten. So hat das Bild einer Region und stärken traktivität und das Ansehen einer sich die alte Werfthalle im letz- regionale Identität und Zusammen- Stadt maßgeblich und sind von ten Jahr zu einem populären Ver- gehörigkeitsgefühl. So bieten auch entscheidender Bedeutung für ihre anstaltungsort entwickelt. Ihr Pro- temporäre Projekte wie z. B. das wirtschaftliche Entwicklung. Gera- fil sollte künftig noch weiter ge- Projekt „Die Wasser des Neckar“, de für unternehmensbezogene schärft werden. Auch die geplante mit dem die KulturRegion Stutt- Dienstleistungen und Unterneh- Ergänzung der Stadthalle um ein gart den Neckar und seine Neben- men in Zukunftsbranchen gewin- Tagungshotel würde die Stadt wirt- flüsse als identitätsstiftend für die nen weiche Standortfaktoren ge- schaftlich wie kulturpolitisch stär- Region erfahrbar machen möch- genüber klassischen Agglomerati- ken. Das Renaissanceschloss und te, die Möglichkeit, sich mit regio- onsvorteilen zunehmend an Ge- das dazugehörige Marstallgebäude nalen Gegebenheiten auseinander- wicht. Sie bilden daher einen Ori- bilden ein prägnantes Gebäudeen- zusetzen und zugleich ein attrak- entierungsrahmen für Investoren semble im historischen Stadtkern, tives Bild der Stadt nach außen zu bei der Beurteilung der wirtschaft- dessen Nutzungspotenzial bei Wei- vermitteln. lichen Tragfähigkeit und dienen tem nicht ausgereizt erscheint. Unternehmen als Entscheidungs- Und schließlich würde mit der Ein- Kulturelle Identität stärken: Zur hilfe für die Wahl ihrer Betriebs­ richtung eines Märklin-Museums stärkeren Profilierung der Stadt standorte. und der Ausstellung der wertvollen Göppingen sollte die kulturelle Auch Einzelhandel, Hotellerie Sammlerstücke der Traditionsfir- Vielseitigkeit der Stadt besser he- und Gastronomie profitieren in er- ma ein wichtiger, auch internatio- rausgearbeitet werden. Anknüp- heblichem Maße von der gestiege- nal bedeutsamer Anziehungspunkt fungspunkte bieten Landschaft nen Anziehungskraft der Stadt und geschaffen werden. und Topographie, die Funktion als einer positiven Außenwirkung auf- Mittelzentrum in der Region Stutt- grund der Bildungs- und Kulturan- Attraktive Kulturangebote in re- gart oder der Hochschulstandort. gebote. gionaler Kooperation schaffen: Eine geeignete Schaltstelle wäre Neben der Förderung und Un- Die Stadtbürger sind heute nicht ein runder Tisch, wo sich alle am terhaltung eines qualitätvollen mehr auf das Stadtgebiet im enge- künstlerischen und kulturellen Le- Angebots in der Breitenkultur ist ren Sinne angewiesen. Hohe Mobi- ben der Stadt beteiligten Institu- auch die Sicherung der Spitzen- lität und ein hohes Maß an frei ver- tionen und Personen (Kulturträ- kultur von überragender Bedeu- fügbarer Zeit erlauben in der Re- ger und -interessensverbände, Kul-

60 61 turpolitik und -verwaltung) zusam- städtische Parkanlagen können als menfinden und gemeinsam Ziele Bühnen für Feste, Kunstprojekte im Sinne einer institutionellen Ko- und Aufführungen im öffentlichen operation entwickeln (Sponsoring, Raum dienen. Diese „Bespielung“ Public-Private-Partnership). des öffentlichen Raums erhöht die Besucherfrequenz und kann die At- Ausgangspunkt der künftigen traktivität der Stadt erheblich stei- Stadtentwicklung ist die historisch gern. gewachsene Stadt in ihrer Unver- Positive Effekte auf die lokale wechselbarkeit und Vielschichtig- Kulturszene sind insbesondere von keit. Ihr Ziel ist es, ein anspruchs- kulturellen Aktionen im öffentlichen volles Kultur- und Bildungsange- Raum zu erwarten. In Göppingen bot zu entwickeln, das Göppingen gibt es eine lange Tradition solcher in seiner gewachsenen Vielfalt prä- Aktionen. So wird beispielsweise im sentiert. Es gilt daher Rahmen des Göppinger Frühlings  die identifikationsbildenden im April der Marktplatz mit einem Merkmale in Städtebau, Archi- Riesenrad bespielt. Auch der Maien- tektur, Landschaft und Wirt- tag, die Göppinger Kulturnacht im schaftsstruktur herauszuarbei- Sommer und das Stadtfest im ten sowie Veranstaltungen und Herbst sind regelmäßig stattfin- Einrichtungen zu organisieren, dende Veranstaltungen, die zum die eng mit dem Ort verbunden festen kulturellen Repertoire der sind; Stadt gehören und ein großes Pub-  das kulturelle Leben und das ei- likum ansprechen. In den Stadtbe- genständige Profil der verschie- zirken – wie z. B. in Bezgenriet, denen Stadtbezirke zu fördern, Holzheim, Hohenstaufen und durch intensive Nutzung beste- Faurndau – wird die Tradition der hender Einrichtungen und ggf. Kinder- und Dorffeste alljährlich auch durch Neueinrichtung von fortgeführt. Veranstaltungsmöglichkeiten. Inzwischen werden auch die Lo- kalitäten des Stauferparks mitein- Kunst und Kultur im öffentlichen bezogen: 2008 fanden zum ersten Raum fördern: Feste und Veran- Mal die Staufer-Festspiele und das staltungen: Spielorte und Veran- Mittelalterspektakel in der großen staltungen unter freiem Himmel Werfthalle und dem davorliegen- Kulturelle Kinder- und Ju- sowie Kunst und Kultur im öffentli- den Dr.-Herbert-König-Platz statt. gendarbeit: von Kindern und Jugendlichen gestal- chen Raum sind bereits heute fes- Um bei Veranstaltungen unter frei- tete Holzskulpturen, Kin- te Bestandteile des Göppinger Kul- em Himmel Konflikte (z. B. mit der der beim Museumsfest tur- und Freizeitangebots. Plätze Wohnruhe) zu vermeiden, ist eine der Innenstadt, insbesondere der sorgfältige Abstimmung zwischen Marktplatz und der Schillerplatz, Veranstaltern, Verwaltung und aber auch die Fußgängerzone und City-Marketing notwendig. Zur bes-

62 seren Koordination der Aktionen Kultur- und Bildungsangebot aufzu- dere der Standort der Kunsthal- und Events schlägt das städtebau- nehmen. le sollte daraufhin geprüft werden, liche Entwicklungskonzept die Ein- ob diese wichtige Institution ihrer führung eines sogenannten „Dreh-  Sauerwasserbrunnen: Die Göp- Rolle für die Stadt gerecht werden buchs für den öffentlichen Raum“ pinger Sauerbrunnen erinnern an kann. Auch beim Museum Storchen vor, das die Aktivitäten eines gan- die Jahrhunderte alte Tradition und dem Haus der Familie besteht zen Jahres koordiniert und ihre des Sauerwassers in Göppingen. – aus unterschiedlichen Gründen Vielfalt auf einen Blick sichtbar In ihrer oft besonders formschö- (energetische und brandschutz- macht. nen Gestaltung leisten sie zudem technische Probleme, zusätzlicher einen wichtigen Beitrag zur Kunst Platzbedarf etc.) – Entwicklungsbe-  Bildende Kunst: Kunstwerke in im öffentlichen Raum wie etwa am darf. Das Märklin-Museum benötigt stadträumlich prägnanten Situatio­ Christophsbad oder in der Grünan- Räumlichkeiten, die – gerade auch nen stärken die Identität der Innen- lage der Vorderen Karlstraßen. In in ihrer Lage – der Bedeutung des stadt, beleben den öffentlichen der jüngeren Vergangenheit wur- Unternehmens für die wirtschaftli- Raum nachhaltig und machen ihn den weitere Brunnen von regiona- che Entwicklung der Stadt entspre- für Bewohner und Besucher aus der len Künstlern wie Fritz Nuss ge- chen, um seine Exponate in einem Region deutlich attraktiver. Kunst schaffen. Sie wurden im Schloss- angemessenen Rahmen präsen- und Kultur im öffentlichen Raum garten, in der Marktstraße oder tieren zu können. Es ist zu prüfen, sollten deshalb mehr und mehr zu vor dem Marstall installiert. Das welche neuen Standorte dem Wert einem festen konzeptionellen Teil Stadtentwicklungskonzept schlägt dieser Einrichtungen für repräsen- der Stadtentwicklung werden. In vor, die Tradition der Sauerbrun- tative und stadtbildprägende Zwe- Göppingen wurden bereits einige nen auch in Zukunft zu fördern cke entsprechen. Dabei sollte in je- Plätze und räumliche Situationen und – wenn möglich – auch in den dem einzelnen Fall genau unter- durch Kunstwerke von internationa- Stadtbezirken wie z. B. Faurndau sucht werden, ob eine Verlagerung lem Rang inszeniert: Zu nennen wieder aufleben zu lassen. kultureller Einrichtungen an peri- sind beispielsweise Per Kirkebys phere Standorte wie z. B. den Stau- Backstein-Architekturskulptur auf Kulturstandorte an städtebaulich ferpark oder an zentrale, stärker der Verkehrsinsel am Theodor- prägnanten Orten sichern: Kul- integrierte Standorte im Sinne ei- Heuss-Platz oder „Das rote Fräulein turstandorte sollten bevorzugt an ner ganzheitlichen Stadtentwick- Sankt Bernadette von Altamira“ städtebaulich prägnanten Orten lung besser geeignet ist. von Fritz Schwegler an der Außen- der Stadt weiterentwickelt bzw. Durch die Aufwertung des öffent- fassade der Stadthalle. Kunst im öf- neu etabliert werden. Als wichtige lichen Raums und die Stärkung fentlichen Raum bedeutet einen Impulsgeber im Stadtgefüge soll- wichtiger Wegeverbindungen kön- Imagegewinn für die Stadt, der sich ten diese Einrichtungen und ihr nen wichtige öffentliche Einrich- unmittelbar in steigenden Besu- städtebauliches Umfeld besonders tungen miteinander vernetzt und cherzahlen ausdrückt und so be- hochwertig gestaltet sein. Zurzeit so die kulturellen Angebote im reits kurzfristig die wirtschaftliche entspricht die räumliche Situati- Stadtzentrum gestärkt werden. Entwicklung ankurbeln kann. Zur on mehrerer wichtiger öffentlicher Weiterhin sollte geprüft werden, Wahrung des kulturellen Gedächt- und kultureller Einrichtungen der ob nicht Industriebrachen oder in- nisses der Stadt sollte Wert darauf Stadt nicht den Anforderungen ei- nerstädtische Konversionsflächen gelegt werden, auch regionale Kul- ner nachhaltigen, kulturorientier- (etwa entlang der Stuttgarter Stra- turwerte zu vermitteln und in das ten Stadtentwicklung. Insbeson- ße) für kulturelle Zwecke instand

63 gesetzt und ortsansässigen Verei- dar. Versorgungsfunktion, Gestalt- nen und Initiativen zur Verfügung wert und Identität der Stadtbezir- gestellt werden können. ke gilt es zu erhalten und weiter- zuentwickeln. Genauso wichtig ist Historische Bausubstanz erhal- es, dass die Stadtteile ein eigen- ten, Baukultur fördern: Die Belan- ständiges, reges kulturelles Leben ge von Baukultur, Kultur und Tou- entfalten. Für den sozialen Zusam- rismus sollten besser aufeinander menhalt in der heutigen Stadtge- abgestimmt und die synergeti- sellschaft sind besonders die de- schen Wirkungen konsequenter ge- zentralen sozialkulturellen Initia- nutzt werden. tiven von besonderer Bedeutung. Der klassizistische Stadtgrund- Daher sind dezentrale Kulturange- riss und die zahlreichen Baudenk- bote bzw. Einrichtungen und sozi- male innerhalb des mittelalterli- alkulturelle Initiativen zu stärken, chen Stadtumgriffs machen den weiterzuentwickeln und besser ab- besonderen städtebaulichen Reiz zustimmen. Handlungsspielräume, Göppingens aus. Die Stadt räumt die bei der Realisierung geplanter daher dem Erhalt und der Weiter- Ortsumgehungen entstehen, sind entwicklung des historischen bau­ eine Chance zur Umgestaltung der lichen Erbes Priorität ein. So ist Ortslagen. der historische Stadtkern mit sei- nen typischen­ Gestaltmerkmalen Maßnahmen der kulturellen Kin- zu sichern, Neubauten sind stadt- der- und Jugendarbeit intensivie- bildverträglich zu integrieren. Ein ren: Kindern und Jugendlichen öffentliches Leitsystem könnte die kann durch spezielle Angebote der Stadtgeschichte für den Besucher Zugang zu Kunst und Kultur er- In Göppingen sind hoch- tische Museum im Stor- wertige museale Einrich- chen sowie das jüdische besser erlebbar machen. Dadurch leichtert werden. Kunst- und Kul- tungen oft in denkmalwer- Museum und das natur- werden historische Bauten besser turarbeit für Kinder und Jugendli- ten Gebäuden unterge- kundliche Museum in bracht. Im Bild: das Städ­ Jebenhausen dokumentiert und ausgewiesen che ist zugleich auch ein fester Be- und das historische Bewusstsein standteil erfolgreicher sozialer In- Der Marktplatz dient als gestärkt. Besonders identitätsstif- tegration. Die Kunsthalle mit den Ort für vielfältige kulturel- le Veranstaltungen. tende Gebäude wie das Renais- Projekten „Kunstbude“ und „Das sanceschloss und das Marstallge- Artpartment“ sind speziell auf Kin- bäude sollten aktiv in das Kultur- der und Jugendliche zugeschnitte- marketing eingebunden und mit ei- ne Angebote. Die Volkshochschule ner adäquaten Nutzung ausgestat- Göppingen kooperierte in der Ver- tet werden. gangenheit mehrfach mit freien, ortsansässigen Künstlern und or- Stadtbezirkskultur stärken: Ne- ganisierte Veranstaltungen wie ben der historischen Innenstadt z. B. die „Göppinger Malnacht“ stellen die Stadtbezirke wichtige oder „Tu was, mach mit“, in denen räumliche und kulturelle Bezugs- Schüler und Jugendliche an künst- punkte des Göppinger Stadtgebiets lerische Themen herangeführt wur-

64 den. Im Jugendtreff „Grotte“, einer te besondere Berücksichtigung fin- operation von Hochschule und von vielen Einrichtungen des „Hau- den: Firmen könnte ein Gründer- und ses der Jugend – Göppinger Ju-  Die intensive Kommunikation Innovationszentrum in Göppin- gendheim e. V.“, steht Kindern und und Vernetzung der Stadt mit gen entstehen, das den Wissen- Jugendlichen ein umfangreiches der Hochschule sollte gefördert stransfer für sich nutzt. Medienangebot zur Verfügung. Un- werden; Wissenschaft und Wirt-  Auch im Stauferpark soll sich ter anderem können sie sich im schaft sollten sich aktiv in die ein Mechatronik- und Technolo- Rahmen der jährlichen Kinder- und Entwicklung der Stadt einbrin- giepark etablieren, der von den Jugendkultur-Wochen kreativ betä- gen. Synergieeffekten, die sich aus tigen. Diese Projekte und Einrich-  Die Berührungspunkte zwischen der Kooperation von Firmen mit tungen sollten gesichert und ausge- der Hochschule, den Studieren- der Hochschule ergeben, profi- baut werden. Auch die Zusammen- den und den Bürgerinnen und tiert. arbeit zwischen Kindergärten, Bürgern sollten ausgebaut wer-  Die Gemeinschaftsprojekte von Schulen, Bibliotheken und den ver- den. Hochschule und Kunsthalle (wie schiedenen Kunst- und Kulturträ-  Die fußläufigen Verbindungen z. B. das Amme-Projekt des gern soll weiter intensiviert werden. zwischen der Hochschule und Künstlers Peter Dittmer) soll- Hierfür könnten kunst- und kultur- der Innenstadt sollten attrakti- ten fortgeführt und intensiviert bezogene Themen deutlicher in das ver gestaltet werden. So würde werden. pädagogische Programm von Kin- z. B. eine neu angelegte Brücke  Kontaktstellen zwischen Hoch- dergärten und Schulen integriert über die Fils und die Bahnglei- schule, allgemeinbildenden und werden. se einen wichtigen Beitrag zur beruflichen Schulen sollten in- besseren stadträumlichen Ver- tensiv gefördert werden, um Den Wissensstandort Göppingen netzung der Hochschule mit der Schülerinnen und Schüler für stärken: Die Hochschule Göppin- Innenstadt leisten. Wissenschaft und Forschung zu gen ist durch die fruchtbare Zu-  Im Zuge der Aufwertung und begeistern. sammenarbeit ihrer Fachbereiche Zugänglichmachung der Fils mit der im Filstal stark verankerten könnten im Uferbereich nörd- Hochwertige Bildungsmöglich- Feinwerk-Tradition seit ihrer Grün- lich des momentanen Stand- keiten schaffen: Mit der Entwick- dung im Jahr 1988 stetig gewach- orts der Hochschule Flächen ak- lung von der Industrie zur Dienst- sen. Auch in Zukunft sollte die Ko- tiviert und mit hochschulnahen leistungs- und Wissensgesellschaft operation der Hochschule mit pri- Einrichtungen belegt werden. sind steigende Qualifikationsanfor- vaten Unternehmen intensiv be- Diese Maßnahme würde einen derungen auf dem Arbeitsmarkt trieben und Synergieeffekte opti- wichtigen Beitrag zur Adress- verbunden. Junge Menschen soll- mal genutzt werden. Insbesonde- bildung der Hochschule an der ten unabhängig von ihrer sozia- re die Vernetzung von Hochschule, Jahnstraße leisten. len oder kulturellen Herkunft hoch- Technologiepark Stauferpark und  Die Außenwirkung der Hoch- wertige Bildungseinrichtungen be- innovativen Wirtschaftsbetrieben schule könnte durch einen Cam- suchen können. In Göppingen be- eröffnet die Möglichkeit, die über- pus an der Fils wesentlich ver- findet sich mit der Kooperation der regionale Ausstrahlung des Stand- bessert werden. Der Hochschul- Grundschule Holzheim, des städ- ortes der Hochschule Göppingen campus wäre idealer Ausgangs- tischen Kindergartens „Pfiffikus“ weiter auszubauen. Im Sinne ei- punkt für die Ansiedlung von und des evangelischen Kindergar- ner Stärkung des Wissensstand- technologieorientierten Unter- tens „Lummerland“ einer von lan- orts sollten folgende Gesichtspunk- nehmen. Im Rahmen einer Ko- desweit 33 Standorten des Modell-

65 projekts „Bildungshaus für Drei- Darüber hinaus trägt ein hohes Bil- privaten allgemeinbildenden Schu- bis Zehnjährige“. Ziel ist es, durch dungs- und Qualifikationsniveau len. Bis zum Ende des Vorausrech- eine enge Verzahnung von Kin- dazu bei, soziale Ausgrenzung zu nungszeitraums im Jahr 2020 wird dergärten und Schulen neue Wege verhindern und fördert so den Zu- ein Rückgang der Schülerzahlen im Bereich der frühkindlichen Bil- sammenhalt in der Gesellschaft. Im um 11,3 Prozent prognostiziert, der dung und Förderung einzuschla- Rahmen einer institutionsübergrei- nicht homogen auf alle Schularten gen, um Kindern eine kontinuierli- fenden Gesamtstrategie könnte die verteilt ist, sondern je nach Schul- che und bruchlose Entwicklung ih- Stadt Göppingen ihren Bürgerin- art sehr unterschiedliche Ausprä- rer Bildungsbiografie zu ermögli- nen und Bürgern deutlich bessere gungen hat. Am stärksten von den chen. Dieses Verständnis von Kin- Bildungs- und Entwicklungschan- Rückgängen betroffen sind die dergärten und Grundschulen auch cen bieten. Durch eine stärkere Ko- Hauptschulen mit über 20 Prozent. als Orte der Wissensvermittlung operation zwischen Kultureinrich- Das Angebot von Schulen und Kin- sollte in Zukunft intensiviert und tungen, Initiativen sowie öffentli- dertagesstätten in der Innenstadt entsprechende Projekte und Maß- chen und privaten Weiterbildungs- und den einzelnen Stadtbezirken nahmen im gesamten Göppinger einrichtungen kann eine qualifizier- entspricht der momentanen Nach- Stadtgebiet ausgebaut werden. tere Infrastruktur kultureller Er- frage. Angesichts des prognosti- Auch einer Ausweitung des Ange- wachsenenbildung geschaffen und zierten Rückgangs der Schüler- bots an Ganztagsbetreuungsein- der Wissenstransfer gefördert wer- zahlen muss die Stadt jedoch ad- richtungen (z. B. Hausaufgaben- den. Um allen Bevölkerungsschich- äquate Reaktionsmöglichkeiten betreuung durch Oberstufenschü- ten den Zugang zu kultureller Er- für bestehende Einrichtungen fin- ler oder Jugendbegleiter) kommt wachsenenbildung zu ermöglichen, den. Hier wird vermutlich das The- in diesem Zusammenhang Bedeu- sollten entsprechend angepasste ma Umnutzung im Vordergrund tung zu. Angebote gemacht werden. stehen. Neue Infrastruktureinrich- tungen sollten multifunktional und Erwachsenenbildung fördern: Das Bildungseinrichtungen an den de- flexibel nutzbar gestaltet werden Konzept des „lebenslangen Ler- mographischen Wandel anpassen: – etwa in Form von wandelbaren nens“ hat seit Mitte der 90er Jah- Laut Statistischem Landesamt er- Räumen, Schalträumen etc. Dies re Einzug in viele bildungspoliti- reichte der Landkreis Göppingen gilt vor allem für Gebiete, in denen sche Kataloge und Konzepte ge- analog zur landesweiten Entwick- der zukünftige Bedarf noch nicht funden, um den wechselnden An- lung im Schuljahr von 2003/04 abschätzbar ist (z. B. Stauferpark). forderungen des Arbeitsmarktes den Höchstwert von Schülerinnen besser gerecht werden zu können. und Schülern an öffentlichen und

66 Die Drei Kaiserberge ge- 4.4 Handlungsfeld Landschaft biet ist zwischen 1988 und 2008 Der Höhenzug der Drei Kaiserber- hören zu den Wahrzeichen der Region. und Freiraum um 3,2 Prozent gestiegen. Das ent- ge setzt sich in östliche Richtung spricht einem Flächenzuwachs um mit Rechberg und Stuifen bis zur Ausgangssituation: Mängel und ca. 193 ha. schwäbischen Alb fort. Die Göppin- Potenziale ger Innenstadt grenzt nach Norden Topographie und Landschaft/na- an die Waldgebiete Oberholz, Siedlungsfläche und Freiraum: turräumliche Einbindung: Göppin- Wachtert und Spitalwald, nach Sü- Göppingen erstreckt sich über eine gen verfügt über hohe landschaftli- den schließen mit Öde und Eichert Gesamtfläche von 5.922 ha. Mit che und freiräumliche Qualitäten, große Naherholungsgebiete an. 1.866 ha entspricht der Anteil der die im urbanen Netz strukturieren- In einem breiten Korridor beidsei- Siedlungsfläche 31,5 Prozent. 22,1 de, stadtbildprägende und stadt- tig des Filstals erstrecken sich regi- Prozent des Stadtgebiets (1.308 kulturelle Aufgaben übernehmen. onale Grünzüge mit dem Nutzungs- ha) sind Waldfläche, 45,4 Prozent Die Landschaft der Stadt Göppin- schwerpunkt Land- und Forstwirt- der Fläche (2.691 ha) werden land- gen ist geprägt durch drei natur- schaft, die der Naherholung und wirtschaftlich genutzt. 0,7 Prozent räumliche Hauptelemente: das der wohnungsnahen Erholung die- nimmt der Anteil der Wasserflä- Vorland der Schwäbischen Alb im nen. Der Landschaftsplan für die chen ein (Quelle: Statistisches Lan- Süden, das Filstal, des das Stadtge- Region Stuttgart bestimmt die- desamt Baden-Württemberg). biet von West nach Ost durchzieht, se Grünzüge und Grünzäsuren als Das Verhältnis von besiedelter und den Hohenstaufen im Norden, Vorrangbereiche für den Arten- zu nicht besiedelter Fläche in Göp- einen 684 m hohen vorgelagerten und Biotopschutz und Sicherungs- pingen hat sich in den letzten 20 Zeugenberg der Schwäbischen Alb. bereiche für Naturschutzfunktio- Jahren nur geringfügig verändert. Der Hohenstaufen ist weithin sicht- nen und extensive Erholung. Der Anteil der Siedlungs- und Ver- bar und bestimmt durch seine mar- kehrsfläche am gesamten Stadtge- kante Kegelform die Landschaft.

67 Innerstädtische öffentliche Grün- der Industrialisierung in der Regi- weiter südlich wiederholt zutage – flächen: Hochwertige Grün- und on. An ihr, bzw. an einem nördlich teils kanalisiert in einer steinernen Freiflächen im Arbeits- und Wohn- von ihr abgeleiteten Mühlkanal, Rinne, teils als naturnahes Bäch- umfeld sind zunehmend wichtige siedelten sich zahlreiche Mühlen lein. Im weiteren Verlauf nach Sü- Standortfaktoren. Die Stadt Göp- und in der weiteren wirtschaftli- den speist das Bachwasser des pingen kann auf viele z. T. sehr at- chen Entwicklung großflächige In- Brühlbachs den im Zuge der Ge- traktive öffentliche innerstädtische dustriebetriebe an. Der Bau der staltungsmaßnahmen der „Neu- Grünanlagen verweisen, die den Bahnlinie und zahlreiche Gewerbe- en Mitte“ entstandenen Wasserlauf Stadtraum aufwerten. Die öffentli- ansiedlungen an beiden Ufern ha- entlang der Marktstraße und wird chen Grünflächen der Schocken- ben den Flusslauf mehr und mehr dann von der Fußgängerzone aus seeanlagen, des Schlossgartens, in den Hintergrund gerückt. Im direkt in die Fils geleitet. Derzeit der Mörikeanlagen und des Parks Zuge der Bahnhofserweiterung plant die Stadt Göppingen auch an an der Stadthalle bilden das grüne wurde der Lauf der Fils nach Sü- dem im Osten gelegenen ehemali- Gerüst der Innenstadt. Die nördli- den umgeleitet. So liegt der Fluss gen Auebach Österbach umfang- chen Hanglagen zeichnen sich als seit 1913 nicht mehr in seinem na- reiche Sanierungsmaßnahmen. Be- durchgrüntes Wohnquartier mit at- türlichen Bett. In den letzten Jahr- absichtigt wird, den Bachlauf im traktiven Gartenflächen aus. zehnten wurde mancher Konflikt Bereich des Barbarossasees natur- Wertvolle Grünanlagen im Be- zulasten des Freiraums gelöst und nah zu gestalten und entlang der reich der Innenstadt sind die Park- die Entwicklung einer erlebbaren Blumenstraße in Richtung Theo- anlage Christophsbad – mit altem Uferlandschaft erschwert. Heute dor-Heuss-Platz straßenbegleitend Baumbestand, teilweise zu Gehölz- wird die Fils in weiten Abschnitten zu kanalisieren. gruppen verdichtend – die Grün- von Gleisanlagen, Straßen und Ge- fläche am Freibad, der Synago- werbenutzung flankiert, die Ufer- Landschaftspark Fils: Mit dem genplatz, die Grünanlage am Haus bereiche sind nur stellenweise öf- Ziel, die Filslandschaft wieder er- der Familie sowie die Gestaltung fentlich zugänglich und haben lebbar zu machen, haben sich die der Vorderen Karlstraße mit ihrem durch die intensive bauliche Beein- Anrainerkommunen der Landkrei- denkmalwerten Baumbestand. trächtigung ihren natürlichen Cha- se Esslingen und Göppingen ent- rakter mit auentypischen Biotop- schlossen, ein gemeinsames Ge- Stadtbildprägende Gewässer: strukturen verloren. Vor allem in samtkonzept für die Fils zu entwi- Oberflächengewässer­ und ihre der Innenstadt ist die Fils nur noch ckeln: den Landschaftspark Fils. Auen besitzen eine bedeutende von Brücken aus wahrnehmbar. Die Städte und Gemeinden an der ökologische Funktion und werden Zusätzlich durchziehen mehre­ mittleren und unteren Fils sehen von Erholungssuchenden als attrak­ re kleine Stadtbäche die Innen- sich mit einer ähnlichen Problem- tive Räume geschätzt. Das wich- stadt nördlich der Fils. Sie bele- lage konfrontiert: Der Flusslauf ist tigste Gewässer Göppingens ist die ben und bereichern mit ihren Was- eingezwängt von Bahn, Bundes- Fils, die das Stadtgebiet von Wes- serläufen das Stadtbild: Im Wes- straße und Industriegebäuden. ten nach Osten durchzieht und ei- ten der Innenstadt durchfließt der In einigen Städten ist bereits er- nes der bedeutendsten Freiraum- Storzenbach die Schockenseean- folgreich versucht worden, die potenziale Göppingens darstellt. lagen in einem neuen, in den letz- Qualität einer attraktiven Fluss- Der Flusslauf ist jedoch im heuti- ten Jahren naturnah gestalte- landschaft zurückzugewinnen. Bei- gen Stadtbild kaum als prägend ten Bachbett. Weiter östlich fließt spielsweise ist in Süßen der Fils in wahrzunehmen. Die Ursachen lie- der Brühlbach in seinem natürli- der Bühlstraße durch einen Steg gen in der Historie der Stadt be- chen Bett aus dem Oberholz bis über den Fluss und Sitzstufen am gründet: Die Fils war der Ursprung zur nördlichen Ringstraße und tritt Ufer einer Industriebrache ein neu-

68 Vielfältige Landschafts- räume bieten gute Mög- lichkeiten zur Naherho- lung.

Die strukturbildenden Ele- mente des Freiraumge- rüsts, wie z. B. die Lage an der Fils und die zahlrei- chen Streuobstwiesen, sol- len noch stärker herausge- arbeitet werden.

69 es Gesicht verliehen worden. Mit haltig zu stärken, sollten folgende mit dem Oberholz und der Weiter- der Realisierung der Filsterrassen vier Handlungsfelder mit Nachdruck führung über grüne Trittsteine in- in Eislingen wurde die Fils an zent- verfolgt werden: nerhalb des Stadtraums das Land- raler Stelle und im Zusammenspiel  die Stärkung des „grünen Rings“ schaftsbild eines „grünen Rings“. mit der Stadthalle in den Stadt-  die Vernetzung innerstädtischer Im Einzelnen sollen folgende Ver- raum integriert. Der geplante Fils- Grün- und Freiräume bindungen betont werden: radweg in Eislingen soll ein wich-  die Aufwertung der Flussland-  „Grüner Ring“: Oberholz – Stor- tiger Bestandteil des neuen Land- schaft zenbachtal – Schockenseeanla- schaftsparks sein. Und auch in  die Sicherung des Streuobstwie- gen – Lorcher Straße – Burgstra- Ebersbach ist es mit der Gestal- sengürtels ße (grüner Trittstein: Schloss- tung der Viehweide gelungen, den garten) – Friedrich-Ebert-Stra- Fluss im Stadtbild erlebbar zu ma- Den „grünen Ring“ stärken: Ein ße (grüne Trittsteine: Mörikean- chen. Diese Maßnahmen sollen nun wichtiges Ziel des Stadtentwick- lagen, Grünanlage am Haus der in einer gemeinsamen Konzeption lungskonzepts Göppingen ist die Familie) – Blumenstraße (grüner für einen Landschaftspark Fils zu- Verknüpfung von Stadt und Land- Trittstein: Park an der Stadthal- sammengeführt und fortgesetzt schaft über attraktive Freiraumver- le) – Barbarossasee – Österbach- werden. bindungen, die die öffentlichen Räu- tal – Oberholz me der Innenstadt mit den äußeren  „Innenstadt – Oberholz“: Möri- Konzept Landschaftsräumen und den regio- kestraße (grüne Trittsteine: nalen Grünzügen zu einem attrakti- Grünanlage am Haus der Fami- Die strukturbildenden Elemente ven Erholungsraum verbinden. Ins- lie, Mörike-Anlagen, Park an der des Freiraumgerüsts betonen: Mit besondere die Verbindungen zum Stadthalle) – Am Brühlbach – der Freilegung und Renaturierung innenstadtnahen Erholungsraum Brühlbachtal – Oberholz der Stadtbäche hat die Stadt Göp- des Oberholz sollten gestärkt wer-  „Innenstadt – Bürgerhölzle“: Ho- pingen bereits wichtige Schritte auf den. Ebenso sollten die zahlreichen henstaufenstraße (grüne Tritt- dem Weg zur bioökologischen und Freizeitmöglichkeiten wie Spielplät- steine: Friedhof, Sport- und Frei- gestalterischen Aufwertung des Ge- ze, Trimm-dich-Pfad und Aussichts- zeitanlagen) – Bürgerhölzle wässersystems verwirklicht. Diese punkte von den Göppinger Bürge- Maßnahmen leisten einen wichtigen rinnen und Bürger künftig besser Die innerstädtischen Grün- und Beitrag zur Vernetzung von Stadt erreicht werden können. Freiräume zu einem „grünen Ge- und Landschaft und sollen konse- Eine wichtige Maßnahme ist in rüst“ vernetzen: Göppingen ver- quent weiter verfolgt werden. diesem Zusammenhang der Aus- fügt über eine Vielzahl von inner- Vor allem aber die Freiraumqua- bau grüner Verbindungskorrido- städtischen Grünflächen, die für die litäten im Bereich südlich der Fils re zwischen verdichtetem Stadtge- Naherholung und Freizeitgestal- kommen noch nicht genügend zur biet und Landschaftsraum, in de- tung von großer Bedeutung sind. Geltung und bieten weiteres Auf- nen z. B. durch Baumpflanzungen, Ihre Gestaltqualität genügt jedoch wertungspotenzial. Von großer Be- Begrünung einer Abfolge von Plät- in den meisten Fällen den heuti- deutung für die Integration der zen etc. die Verbindung zu den Frei- gen Ansprüchen an innerstädtische Stadt in die Kulturlandschaft sind flächen durch die bebauten Gebie- Grünräume nicht mehr. Um den Er- der Kranz der Streuobstwiesen und te hindurch verbessert werden soll. holungswert zu steigern, sollten die stadteilverbindenden Grünzüge. Die grünen Verbindungskorrido- die bestehenden Parks und Grün- Um die Naherholungs- und Frei- re im Osten und Westen der Innen- anlagen gesichert, weiter ausge- raumqualitäten in Göppingen nach- stadt ergeben im Zusammenspiel baut und an neue Freizeit- und Er-

70 71 holungstrends angepasst werden (Parkpflegewerk). Darüber hinaus schlägt das städtebauliche Entwick- lungskonzept vor, die hochwertigen Grünstrukturen durch eine inten- sive Begrünung der Straßenräume miteinander zu vernetzen und so ein stabiles innerstädtisches Frei- raumgerüst zu schaffen. Folgenden Maßnahmen sollte in diesem Zusammenhang Priorität eingeräumt werden:  Inszenierung der grünen Tritt- steine Schlossgarten – Syna- gogenplatz – Mörikeanlagen – Grünanlage am Haus der Fami- lie – Park an der Stadthalle als Bestandteile des übergeordne- ten Freiraumsystems „Grüner Ring“ durch attraktive Gestal- tung und Begrünung des verbin- denden Straßenraums der Fried- rich-Ebert-Straße/Burgstraße  Aufwertung des Schlossgartens durch eine attraktive Gestaltung des Grünraums (eventuell Lich- tung des Baumbestands), Inte- gration der vorhandenen Spiel- fläche, Verbesserung des Wege- netzes, Inszenierung des Parks als kulturelles Erbe  Aufwertung des Parks an der Stadthalle durch eventuelle Er- weiterung, Verbesserung der Zugänglichkeit und attraktivere Gestaltung des Grünraums  Integration der Grünanlage am Haus der Familie in das städti- sche Freiraumgerüst durch Ge- staltung und Aufwertung  Sicherung der Aufenthaltsquali- tät der Schockenseeanlagen  Integration der Grünräume der Karlstraßen/Anschluss an die In-

72 nenstadt durch attraktive Ge- pulse für die zukünftige Stadtent- wie zum Beispiel an der Ulmer Stra- staltung des Straßenraums wicklung zu setzten. Die Planungen ße an den Bahngleisen. Um die Fils  Erhöhung des Grünanteils in den im Rahmen des Stadtentwicklungs- wieder besser in das Stadtbild von einzelnen Quartieren z. B. durch konzepts und der Landesgarten- Göppingen zu integrieren, müssen Innenhofbegrünung schau erfolgen in enger Abstim- weitere Zugangsmöglichkeiten ge- mung und bieten der Stadt Göppin- schaffen werden. Das Stadtentwick- Die „Flusslandschaft Fils“ aufwer- gen die Chance, den vom Verband lungskonzept schlägt vor, die Ver- ten: Viele Städte, deren Stadtgebiet Region Stuttgart geplanten Land- fügbarkeit der Uferflächen syste- von einem Fluss durchzogen wird, schaftspark Fils auch auf örtlicher matisch zu prüfen und schrittweise haben in den letzten Jahrzehnten Ebene voranzubringen. Aufenthaltsmöglichkeiten am Was- die Bedeutung von innerstädtischen Die Strategie für ein „Heran­ ser zu schaffen – in Form von Steg- Gewässern als wichtige Standort- rücken“ der Göppinger Innenstadt plattformen oder Terrassen zum faktoren für Freizeit, Kultur und Er- an die Fils setzt auf drei unter- Wasser. Insbesondere sollte an- holung erkannt und die damit ver- schiedlichen Ebenen an: gestrebt werden, die Flächen zwi- bundenen Potenziale gezielt weiter-  Verbesserung der fußläufigen schen dem bestehenden Steg über entwickelt. In Göppingen konnten Verbindung von der nördlichen Bahn und Fils und der Sonnenbrü- die Chancen für eine Aufwertung und südlichen Innenstadt an die cke als Erholungsraum am Fluss der Filsufer aufgrund der gewerbli- Fils nutzbar zu machen. Das Stadtent- chen Belegung der Flächen in der  Schaffung einer durchgängigen wicklungskonzept schlägt vor, die Vergangenheit noch nicht genutzt Uferpromenade als langfristiges neue Grünfläche mit Terrassen zum werden. Schlüsselgrundstücke am Ziel Wasser zu gestalten. Mit diesen Fluss, wie z. B. das Gelände des ehe-  Aufwertung der Randnutzungen „Filsterrassen“ könnte ein Bereich maligen Containerbahnhofs, wur- des Flusslaufs von hoher Aufenthaltsqualität er- den nicht für eine längerfristige Die Konzeption für die Wiederge- zeugt werden. Entwicklung gesichert. Die konzep- winnung des Flussraums ist als Auch im Bereich der Jahnstra- tionellen Vorschläge des Stadtent- langfristiger Prozess angelegt. Vie- ße könnten in direkter Zuordnung wicklungskonzepts zeigen langfris- le Grundstücke entlang der Fils zur Hochschule zeitnah Uferberei- tige Perspektiven für eine Verbes- bleiben auf längere Sicht gewerb- che aktiviert und somit den Studie- serung der Zugangsmöglichkeiten lich genutzt oder stehen als Privat­ renden attraktive Verweilmöglich- zu den Ufern und die Gestaltung grundstücke für die Stadtentwick­ keiten an der Fils angeboten wer- von Aufenthaltsmöglichkeiten am lung nicht zur Verfügung. Um den. Eine neu angelegte Brücke in Wasser auf. Die Fils soll wieder ins brachfallende Gleis- und Gewerbe- diesem Bereich über die Fils und die Bewusstsein der Stadtbewohner ge- flächen in das Konzept einbinden zu Bahngleise – in Verlängerung der rückt und die naturräumlichen Qua- können, bedarf es eines systemati- Oberen Gartenstraße – würde die litäten der Lage am Fluss Schritt für schen Erwerbs von Grundstücken Karlstraßen und damit einen Teil Schritt erlebbar gemacht werden. vonseiten der Stadt, im Sinne der des innerstädtischen Freiraumge- Zusätzliche Dynamik erhält das langfristigen Perspektive einer er- rüsts mit der Fils verbinden und ei- Thema der Rückgewinnung des lebbaren Flusslandschaft. nen wichtigen Beitrag zur Vernet- Landschaftsraums der Fils durch zung der Innenstadt mit der Fluss- die Bewerbung der Stadt Göppin- Zugangsmöglichkeiten zum Fluss landschaft leisten. Weiter östlich gen um die Durchführung einer sichern und gestalten: Zurzeit ist könnte sich auf dem Gelände der Landesgartenschau. Mit dieser Be- die Fils im Bereich der Innenstadt Firma Bellino langfristig die Mög- werbung besteht die Möglichkeit, in nur über wenige, lediglich Ortskun- lichkeit bieten, einen attraktiven der Mitte der Stadt nachhaltige Im- digen bekannte Stellen erreichbar, Trittstein am nördlichen Filsufer

73 zu schaffen. Dieser soll durch ei- zu lassen. Möglicherweise müss- nen neuen Steg auch für das Wohn- te der Uferweg vereinzelt von der gebiet südlich der Fils und der Carl- Süd- auf die Nordseite der Fils ver- Benz-Straße nutzbar gemacht wer- springen, wie z. B. im Bereich der den. Eine dritte neue Stegverbin- neu geschaffenen Filsterrassen und dung wird an der Mündung des des Geländes der Firma Bellino. Die Heubachs in die Fils vorgeschlagen. neuen Brücken über die Fils erlau- Im Zusammenspiel mit der beste- ben hierbei eine gewisse Flexibilität. henden Spielfläche könnte hier ein Ort mit hoher Aufenthaltsqualität Die flankierenden Nutzungen auf- am Wasser geschaffen werden. werten: In der Innenstadt werden die Ufer der Fils von Gleisanlagen, Promenade entlang der Fils ent­ Straßen und Gewerbenutzungen wickeln: Die Fils sollte langfristig in gesäumt. Wenn die Aufwertung der Form einer Uferpromenade für alle Fils gelingen soll, muss auch über Mit der Bewerbung für künftige Stadtentwicklung eine Landesgartenschau zu setzten (Verfasser WGF Bürgerinnen und Bürger zugänglich eine Qualifizierung der flankieren- besteht die Möglichkeit, in Landschaftsarchitekten und erlebbar gemacht werden. Da- den Nutzungen nachgedacht wer- der Mitte der Stadt nach- Nürnberg). haltige Impulse für die zu- her ist die Ausbildung eines ge- den. Sollten, bedingt durch den schlossenen flussbegleitenden Strukturwandel, Flächenpotenziale Wegesystems anzustreben. Das an der Fils frei werden, so wäre eine hierfür zur Verfügung stehende Aufwertung und Umnutzung zu- grüne Band entlang der Fils ist nicht gunsten von Wohngebieten, hoch- sehr breit und befindet sich zu gro- wertiger Dienstleistung oder Frei-

Die Sicherung und Aufwer- ßen Teilen nicht im Besitz der Stadt. flächen anzustreben. Auf diese Wei- tung der freiräumlichen Es bedarf eines umfangreichen Er- se könnte ein Quantensprung in der Potenziale in der Innen- werbs von Grundstücken (Boden- Gestaltung der Uferlandschaft er- stadt und den Stadtbezir- ken ist ein wichtiges Ziel. vorratspolitik), um eine durchgängi- reicht werden. Gewerbebetriebe im ge Promenade für Fußgänger und Bereich der Ufer sollten stadtge- Radfahrer zu verwirklichen. Auf- stalterisch aufgewertet werden und grund des möglicherweise langwie- sich langfristig zur Fils hin öffnen. rigen Umsetzungsprozesses emp- fiehlt es sich, Abschnitte zu bilden Den Streuobstwiesengürtel und Prioritäten zu setzen. Öffentli- sichern: Im Stadtgebiet von Göp- che Zugangsmöglichkeiten zur Fils pingen befinden sich zahlreiche und ein gut ausgebautes Wegesys- Streuobstwiesen oder mit Obstbäu- tem zum Fluss und entlang des men bepflanzte Gärten. Im Westen Flusses werden die Alltagsqualität der Innenstadt sind es Wirtschafts- der Göppinger Stadtbewohner wiesen, die das Landschaftsbild prä- ebenso deutlich verbessern wie die gen. Im Norden, zwischen der nörd- touristische Attraktivität. lichen Ringstraße und dem Ober- Das Stadtentwicklungskonzept holzwald, sind zahlreiche Obstgär- schlägt vor, die Promenade im Be- ten und -wiesen von hochstämmi- reich der Innenstadt weitestgehend gen Obstbäumen durchzogen. Gro- auf der Südseite der Fils verlaufen ße zusammenhängende Streuobst-

74 bereiche finden sich auch im Osten gersteg am Bahnhof in seine Rou- tuellen Öffnungen und Inszenie- der Innenstadt – im „Oberen Hai- te integrieren, um dann seinen wei- rungen des verdolten Gewässer- ling“ – sowie südlich der B10. teren Verlauf nach Süden über das laufs von den südlichen Scho- Dieser die Innenstadt umgeben- Gelände der ehemaligen Eissport- ckenseeanlagen bis zur Stutt- de „Streuobstwiesengürtel“ stellt halle zu nehmen. Danach würde der garter Straße und dann im wei- nicht nur einen ökologisch wertvol- Weg an die Pappelallee zum Freihof teren Verlauf bis zur Fils len Lebensraum für zahlreiche Tier- und somit an die umliegende Land- und Pflanzenarten dar, sondern ist schaft anschließen. An regionalen Landschaftspro- auch als traditionelles und land- jekten partizipieren: Die Initiati- schaftsprägendes Element von be- Wasser in der Stadt akzentuieren ve der Stiftung „Grünzug Neckar- sonderer Bedeutung und sollte da- – die Stadtbäche revitalisieren: tal“, die vom Bundesministerium für her gesichert werden. Der in Göppingen eingeschlage- Verkehr, Bau und Stadtentwicklung ne Weg zur Aufwertung der Stadt- unterstützt wird, folgt dem Leitge- Pfade durch den Kultur- und Land- bäche ist konsequent fortzusetzen. danken, die urbane, stark industria- schaftsraum schaffen: Als weicher Von besonderer Bedeutung sind da- lisierte Flusslandschaft entlang des Standortfaktor kommt der Qualität bei folgende Maßnahmen: mittleren Neckars wieder attrak- der Verknüpfung von Wohn- bzw.  Vervollständigung des Gewäs- tiver zu gestalten und als Arbeits- Arbeitsort und naturnahen Erho- sersystems durch Offenlegung und Wohnstandort, Naherholungs- lungsräumen eine immer größere naturferner, verdolter Gewäs- gebiet und Naturraum aufzuwerten. Bedeutung zu. Die Stadt Göppingen serstrecken an städtebaulich Annähernd 60 Einzelentwicklungs- besitzt mit ihrer Einbettung in eine markanten Punkten wie z. B. die maßnahmen sollen zur qualitativen reizvolle Kulturlandschaft hohe La- Weiterführung und Inszenierung Verbesserung der bedeutsamen gequalitäten, die jedoch noch bes- des Stadtbachs im Bereich des Wirtschaftsregion entlang des mitt- ser herausgearbeitet werden soll- Parks am Haus der Familie und leren Neckars im Großraum Stutt- ten, um stärker in das Bewusst- am Vorplatz des alten E-Werks gart zusammengeführt und gemäß sein der Bevölkerung zu rücken und  Erhalt, Sicherung und Entwick- dem Leitbild „Ressourcen bewah- die Identifikation mit der Stadt zu lung des innerstädtischen Grün- ren, Kulturlandschaften gestalten“ stärken. Das Stadtentwicklungs- zuges im Österbachtal: Freile- umgesetzt werden. „Grünzug Ne- konzept schlägt hierzu „Stadtland- gung des bisher verdolten Öster- ckarpark“ gehört zum Forschungs- schaftswege“ vor, die die Verflech- bachs an der Blumenstraße bis programm „Modellvorhaben der tung des Stadtraums mit dem Land- zum Theodor-Heuss-Platz Raumordnung“ (MORO) und steht schaftsraum nachhaltig verbessern.  Städtebauliche Aufwertung der in dieser Funktion exemplarisch für So könnte ein „stadtökologischer Grünanlage am Haus der Familie andere, vergleichbar intensiv ge- Pfad“, der die Innenstadt mit der durch Inszenierung des Öster- nutzte, urbane Flusslandschaften umgebenden Kulturlandschaft ver- bachs sowie für Möglichkeiten ihrer land- bindet, den nachhaltigen Umgang  Erhalt, Sicherung und Entwick- schaftlichen Aufwertung. mit den Ressourcen dokumentieren lung des innerstädtischen Grün- Diese regionalen Projekte kön- und die unterschiedlichen Lebens- zugs im Brühlbachtal nen eine wichtige Rolle für die räume von Oberholz bis zum Ei-  Erhalt, Sicherung und Entwick- nachhaltige Entwicklung der Stadt chert erläutern. Dieser Weg könnte lung des innerstädtischen Grün- Göppingen in ihrer Region spielen, beispielsweise von Norden über die zugs im Storzenbachtal eine aktive Beteiligung wird daher Verbindungskorridore des „grünen  Schaffung einer neuen Grün- empfohlen. Rings“ in die Innenstadt und zum verbindung entlang des histori- Marktplatz führen und den Fußgän- schen Storzenbachs mit punk-

75 Ein beliebter Ausflugsort für Besucher der gesam- ten Region: die Spielburg

4.5 Handlungsfeld Freizeit und Den gemeinschaftlich veranstalte- tenintensive Sport- und Freizeit- Erholung ten und sozial klar verorteten fes- wünsche, Flexibilität und Spontanie­ ten Freizeitinstitutionen wie den tät gekennzeichnet. Ausgangssituation: Mängel und Vereinen ist eine starke Konkur- Potenziale renz erwachsen: eine Vielfalt indi- Sport-, Freizeit- und Erholungs- viduell wahrgenommener, zumeist einrichtungen von überregio- Verändertes Freizeitverhalten: kommerzieller Freizeitangebote nalem Rang: Nach dem Umbau der Die moderne Dienstleistungsgesell- mit wechselnden Moden und Hohenstaufenhalle zur EWS-Arena schaft wird nicht mehr allein durch Trendsportarten. Entsprechend besitzt Göppingen heute eine gro- die Arbeitszeit organisiert, son- den unterschiedlichen sozioökono- ße Multifunktionshalle für Veran- dern – in einer sogenannten Work- mischen Ausgangsbedingungen staltungen von überregionaler Be- Life-Balance – mehr und mehr der Bevölkerung unterscheidet deutung. Hauptnutzer der Halle auch durch die frei gestaltbare sich die Freizeitgestaltung deut- bleibt auch nach der Sanierung der Zeit. Mit der Zunahme der arbeits- lich. Einerseits sinkt – insgesamt Handball-Bundesligaverein Frisch freien Zeit in den vergangenen gesehen – das Aktivitätsniveau, der Auf! Göppingen, der hier seine Jahrzehnten veränderte sich des- Rückzug in die eigenen vier Wände Heimspiele in den Bundesligen der halb der gesellschaftliche Stellen- hält an („Cocooning“) und der Me- Männer und der Frauen austrägt. wert der Freizeit. Fein ausdifferen- dienkonsum wird zum zentralen Um den Anforderungen des Ver- zierte Freizeitmilieus überlagern häuslichen Freizeitverhalten. Zu- eins gerecht zu werden, wurde das heute die klassischen sozialen gleich ist die aktive Freizeit durch Fassungsvermögen der Halle im Gruppierungen und Lebenswelten. stärkere Erlebnisorientierung, kos- Jahr 2009 auf 5.500 Zuschauer-

76 plätze erweitert. Die Hohenstau- lichster Vereine bildet ein aktives, fenhalle war in der Vergangenheit das gesamte Stadtgebiet umfas- bereits Schauplatz internatio­naler sendes Sportnetz aus. Über 70 Veranstaltungen, wie z. B. der Vor- Vereine und Organisationen bieten rundenspiele des Handballwettbe- den Göppinger Bürgerinnen und werbs für die Olympischen Som- Bürgern die Möglichkeit, sich in merspiele 1972, und Austragungs- mehr als 120 Sportarten sportlich ort von Spielen der deutschen zu betätigen. Dieses Angebot wird Handballnationalmannschaft der von einem großen Bevölkerungs- Männer. Sie bietet Raum für Events anteil genutzt: Die ca. 18.000 Ver- wie Boxkämpfe, Fechtturniere, Kon- einsmitglieder, davon annähernd zerte und Ausstellungen. Veranstal- 5.500 Kinder und Jugendliche, tungen mit kulturellem Schwer- entsprechen einem Bevölkerungs- punkt können auch in der Stadthal- anteil von über 30 Prozent. Als le Göppingen, der ehemaligen wichtige Traditionsvereine sind im Werfthalle im Stauferpark, der Wa- Bereich Fußball der 1. Göppinger senhalle in Jebenhausen, der Turn- Sportverein (Gründung 1895) und und Festhalle in Bartenbach oder im Freizeit-, Breiten- und Leis- im Alten E-Werk stattfinden. tungssport die Turnerschaft Göp- Das Göppinger Stadtbad ist in pingen (Gründung 1844) sowie der den letzten Jahren nach und nach überaus erfolgreiche Bundesliga- erneuert worden und präsentiert verein Frisch Auf! Göppingen

Die Hohenstaufenhalle und das Freibad ergänzen sich heute als zeitgemäße Bade- (Gründung 1904) zu nennen. Der wurde zur EWS-Arena um- das Angebot der Stadt an Arena für Schwimmsport und Well- Reit- und Fahrverein Göppingen e. gebaut, das Fassungsver- Sport- und Freizeitmög- mögen wurde erheblich lichkeiten. ness. Die neu hinzugekommenen V. und der Tennisclub vervollstän- erweitert. Der Golfplatz Barbarossa-Thermen – eine Kombi- digen das Angebot. nation von Saunalandschaft, Erleb- Die Stadt bietet darüber hinaus nisbecken und therapeutischen An- auch zahlreiche Möglichkeiten zur geboten – tragen dem modernen sportlichen Betätigung ohne Ver- Freizeitverhalten Rechnung und einszugehörigkeit. So steht bei- steigern die Attraktivität der Anla- spielsweise der Golfclub Göppin- ge deutlich – insbesondere für Fa- gen e. V., dessen 9-Loch-Anlage milien mit Kindern. Mit Stadtbad in den 1950er Jahren von Ameri- und Thermen konnte das touristi- kanern errichtet wurde und als äl- sche Angebot der Stadt bereichert teste Anlage Württembergs gilt, werden. auch Nicht-Mitgliedern offen. Sei- ne teilöffentliche Gestaltung und Gut nachgefragte Angebote im seine attraktive Lage am Rand der Breiten- und Freizeitsport: Die Schwäbischen Alb machen ihn zu Göppinger Sportlandschaft zeich- einer Besonderheit in der Region. net sich durch ein reges Vereinsle- Moderne Frei- und Hallenbäder wie ben und durch die oftmals hervor- das städtische Freibad an der Ul- ragenden Leistungen ihrer Mitglie- mer Straße ergänzen das Sport- der aus. Eine Vielzahl unterschied- und Freizeitangebot der Stadt.

77 Sportförderung: Die Sportför- kreis Göppingen hinaus bei, sie bie- gen Ausgangspunkt für Radtouren derung der Stadt Göppingen ist ten den Mitgliedsvereinen Bera- in das Voralbgebiet, entlang der seit vielen Jahren auf die Stär- tung und Unterstützung und helfen Fils oder in Richtung Schwäbisch kung der Eigenverantwortlichkeit bei der Organisation und Vorberei- Gmünd. und der Eigeninitiative der Verei- tung von regionalen Sportveran- Die Stadt Göppingen und der ne ausgerichtet. Die Maßnahmen staltungen. Berg Hohenstaufen sind Anker- der Sportförderung orientieren punkte der rund 300 km langen sich an den Regelungen, Empfeh- Landschaft als attraktives Nah- Touristikroute „Straße der Stau- lungen und Richtlinien des Deut- erholungsziel: Die Landschaft um fer“, einer räumlichen Erschlie- schen Sportbundes und seiner Ver- Göppingen ist überaus vielgestaltig ßung des Gebiets über Wirkungs- bände. Die Stadt gewährt finanzi- und bietet gute Voraussetzungen stätten des bedeutenden schwä- elle Zuwendungen auf der Grund- für naturbezogene Erholung und bischen Adelsgeschlechts des 12. lage der Sportförderungsrichtlini- Naturerleben. Intensiv für die Nah- und 13. Jahrhunderts, das seine en sowie der gesonderten Richtlini- erholung genutzte Bereiche sind Stammburg auf dem Hohenstaufen en zur Förderung von Investitionen etwa die großen Waldgebiete mit hatte. In der Ruine der Burg wird und zur Förderung des Leistungs- dem Oberholz und dem Spital- staufische Geschichte noch heu- sports. Mit besonderem Nachdruck wald im Norden der Stadt. Mehrere te lebendig. Der Hohenstaufen und werden die Vereine zur Kinder- Waldheime, ein Waldsportpfad, ab- das angrenzende Naturschutzge- und Jugendförderung angeregt. wechslungsreiche Nordic-Walking- biet Spielburg sind wichtige Land- Weitere wichtige Ziele der Sport- Routen im Nordic Fitness Sports schaftselemente, von denen ein förderung sind die Förderung des ParkTM Göppingen sowie unter- großes Identifikationspotenzial für bürgerschaftlichen Engagements schiedliche Rad- und Wanderrou- Göppingen ausgeht. Als Erholungs- und die damit verbundene Stär- ten ziehen Freizeitsportler und Er- und Freizeitorte werden sie zudem kung des Gemeinwesens. holungssuchende jeden Alters an, von Besuchern aus der ganzen Re- auch spezielle Angebote für Kinder gion geschätzt. Interkommunale Zusammenar- sind vorhanden, die Freizeiterleb- beit: Die interkommunale Zusam- nis und Bildung miteinander ver- Fließgewässer als siedlungsnahe menarbeit in den Bereichen Sport binden z. B. in Naturlehrpfaden. Erholungsräume: Die Fils und die und Freizeit ist ein wichtiger Bei- Im Süden der Innenstadt, ge- Stadtbäche – Storzenbach, Brühl- trag zum Standortmarketing Göp- trennt durch die Barrieren der bach und Österbach – sind prägen- pingens, zur besseren Positionie- Bahn und der B10, beginnt der de räumliche Elemente im Göppin- rung der Stadt innerhalb der re- Streuobstwiesengürtel an den ger Stadtgebiet. Die Filsaue kann gionalen Sportentwicklung und Hängen des Eichertwalds. Wan- in ihrer derzeitigen Gestalt jedoch zur Imagepflege der Region insge- derwege führen zu mehreren Aus- keine Erholungsfunktion im inner- samt. Sie wird durch unterschiedli- sichtspunkten am nördlichen Wald- städtischen Bereich übernehmen. che Verbände geleistet, u. a. durch rand, die schöne Sichtbezüge auf Die Uferbereiche sind nicht öffent- die SportRegion Stuttgart, den den Hohenstaufen und die umge- lich zugänglich und werden durch Turngau Staufen, den Handballbe- bende Landschaft bieten. Gleisanlagen und Gewerbeareale zirk Stauferland, den Sportkreis Rundwanderwege um den Ho- vom Stadtraum getrennt. Auch der Göppingen e. V. im Württembergi- henstaufen eignen sich sowohl für Flusslauf selbst eignet sich durch schen Landessportbund oder den kurze Spaziergänge als auch für sein unebenes Bett nur bedingt für Stadtverband Sport. Diese Ver- längere Wanderungen, Wander- Sport- oder Freizeitaktivitäten. Re- bände tragen zu einer Vernetzung parkplätze sind in ausreichender gional bekannt ist jedoch die Fils­ des Vereinslebens über den Land- Zahl angelegt. Daneben ist Göppin- talroute, ein Rad- und Wanderweg,

78 In der Märklin-Erlebniswelt wird ein breites Spektrum historischer und aktueller Produkte dokumentarisch präsentiert.

Vielfältige Sport- und Frei- zeitmöglichkeiten tragen entscheidend zur Lebens- qualität in Göppingen bei.

79 der dem Lauf der Fils über 67 km ten Potenzialen der Grünbereiche ren. Der Handballverein Frisch Auf! folgt und so alle an ihr liegenden zählt die unmittelbare Nähe zum Göppingen ist in langer Tradition Städte und Gemeinden miteinan- historischen Stadtkern und zu um- mit der Stadt verbunden und auf- der verbindet – vom Filsursprung liegenden Wohngebieten. Ihre Ge- grund seiner Erfolge in der Bun- bei Wiesensteig über Geislingen, staltung entspricht jedoch oft nicht desliga ein bedeutender Imagefak- Göppingen bis nach . mehr zeitgemäßen Nutzungsan- tor für Stadt und Region. Die Filstalroute verläuft im Stadt- sprüchen. Immerhin ist es mit dem Interkommunale Kooperationen gebiet Göppingens nicht direkt ent- Bau einer Skateranlage am Haus – etwa in Gestalt einer engen Zu- lang der Fils, sondern durch die der Familie gelungen, eine erste ju- sammenarbeit mit regionalen Ver- nördliche Altstadt – vorbei an zahl- gendbezogene Nutzung im Stadt- bänden wie der SportRegion Stutt- reichen historischen Bauten wie raum zu verankern. gart – sind zu sichern und weiter dem Schloss, dem Marstallgebäu- Die Aufenthaltsqualität einiger auszubauen. In diesem Rahmen de, der Stadtkirche und der Ober- innerstädtischer Grünflächen – wie sind insbesondere die EWS-Are- hofenkirche. z. B. der Schockenseeanlagen oder na und die benachbarten Barbaros- Die drei Stadtbäche sind zwar des Parks an der Stadthalle – wird sa-Thermen durch gezieltes Marke- nur stellenweise zugänglich, haben durch bauliche Maßnahmen wie ting als Austragungsort für überre- durch diverse Gestaltungs- und Re- die Erweiterung der EWS-Arena gionale und internationale Sport- naturierungsmaßnahmen in den oder den geplanten Bau eines neu- veranstaltungen zu etablieren. Bei- letzten Jahren aber bereits eine en Hotels erheblich beeinträchtigt. de Einrichtungen können aufgrund erhebliche Aufwertung erfahren. Auch fehlt bislang weitgehend eine ihres direkten räumlichen Bezugs Durch die teils naturnah gestaltete wünschenswerte Vernetzung der gut als Einheit betrachtet und ver- Offenlegung der Stadtbäche konn- Grünanlagen über den öffentlichen marktet werden. Die Barbarossa- ten attraktive siedlungsnahe Frei- Raum. Thermen tragen zudem den Ruf zeit- und Erholungsräume geschaf- Göppingens als Bäder- und Well- fen werden. Weitere Maßnamen im Konzept nessstadt weit in die Region. Daran Bereich des Österbachs und des anknüpfend sollte die Stadt Göp- Barbarossasees sind geplant. Sie Göppingen als Sportstadt mit pingen sich künftig als Zentrum stellen einen wichtigen Schritt zur überregionaler Strahlkraft etablie- der Bäderlandschaft Voralb etab- Vernetzung der Stadt mit der um- ren: Um ihre Position als Sport- lieren. gebenden Naturlandschaft dar. stadt innerhalb der Region Stutt- gart zu behaupten, muss Göppin- Sport- und Freizeiteinrichtungen Erholung und Freizeit in inner- gen auch in Zukunft in der Lage ausbauen und entwickeln: Sport- städtischen Grünanlagen: Die In- sein, hochkarätige Sportveranstal- vereine mit ihren vielfältigen und nenstadt Göppingens verfügt über tungen durchzuführen. Vorausset- preisgünstigen Angeboten sind seit zahlreiche attraktive Grünanla- zung hierfür sind zum einen leis- jeher eine Anlaufstelle auch für gen mit unterschiedlichem Frei- tungsfähige und attraktive Sport- Freizeitsportler. Der Unterstützung zeit- und Erholungswert: Zu den stätten, zum anderen eine gute von Vereinen und Verbänden – und größten Grünbereichen gehören Vernetzung auf regionaler Ebene. damit der Förderung des bürger- der Schlossgarten, der Park an der Mit dem Ausbau der Hohenstau- schaftlichen Engagements und der Stadthalle, die Mörikeanlagen um fenhalle zur EWS-Arena genügt die Stärkung des Gemeinwesens – soll- die Oberhofenkirche, die Parkanla- Stadt nicht nur den Ansprüchen an te große Aufmerksamkeit gelten. ge um das Christophsbad und die ein Mittelzentrum, sondern kann Besonders wichtig ist das Vereins- Grünanlagen um das städtische sich auch als Sportleistungszent- leben in den einzelnen Stadtbezir- Freibad im Bodenfeld. Zu den größ- rum im Bereich Handball profilie- ken aufgrund seiner sozial stabili-

80 81 sierenden Funktion. Die räumlich Leistung und Erfolg sind in den dezentralen Anlagen sind daher zu Hintergrund getreten, während sichern und die Qualität der vor- beispielsweise Gesundheit, Aus- handenen Sport- und Freizeitberei- gleich, Fitness und Geselligkeit zu- che ist durch einen zeitgemäßen nehmend bedeutendere Beweg- Ausbau zu erhalten. gründe für sport- und freizeitbe- Ziel der Vereine ist es, ihre Mit- zogene Aktivitäten geworden sind. gliederzahl zu stabilisieren bzw. Sport und Erholung mischen sich durch eine gezielte Vermarktung zu einer Freizeitbetätigung und ihres Angebots auch auf interkom- sind nicht länger getrennt. Gleich- munaler Ebene zu erhöhen. Gro- zeitig werden heute immer mehr ßer Wert sollte auf den Ausbau des Freizeit-, Sport- und Erholungs- Breitensports und des Schulsports angebote spontan, individuell und gelegt werden. Zugleich sollte der nicht unbedingt vereinsgebunden Leistungs- und Spitzensport ge- oder in anderer Form organisiert fördert werden, um Göppingen als wahrgenommen. Der Anspruch auf Sportleistungszentrum der Region vielfältige Möglichkeiten zur woh- zu etablieren. nungsnahen, spontanen und bewe- Die Vereine Göppingens sollten gungsbetonten Freizeitgestaltung Projekte auf den Weg bringen, die wird generationenübergreifend un- im Zeichen einer umfassenden re- mittelbar mit dem Begriff der Le- gionalen Idee stehen und dadurch bensqualität verknüpft. die Ausstrahlung des Sportkreises Um den unterschiedlichen Nut- Göppingen optimieren. In diesem zergruppen gerecht zu werden, Zusammenhang könnte beispiels- muss auf ein stadtteilbezogenes weise die Weiterführung des im Angebot für Senioren, Jugendliche Jahr 1999 – nach 10 Jahren – ein- oder Familien mit Kindern gesetzt gestellten Staufermarathons in Be- werden. Dazu gehört auch eine

Die Barbarossa-Thermen tracht gezogen werden. gute Erreichbarkeit der Anlagen zu präsentieren sich nach Um- Fuß oder mit dem ÖPNV. Vermehrt bau und Erweiterung als zeitgemäße Badearena. Dem veränderten Freizeitverhal- sollten auch Sportanlagen für spe- ten Rechnung tragen: Veränder- zifische Zielgruppen, wie z. B. die te Sport- und Bewegungsgewohn- Skateranlage in der Grünfläche am Die Stadthalle ist ein wich- heiten führen heute zu einem stei- Haus der Familie oder die Möglich- tiger Tagungs- und Veran- staltungsort für Göppingen. genden Bedarf an geeigneten An- keit zum Freiluftschachspiel in den lagen und Freiräumen außerhalb Mörike-Anlagen, ins Stadtgefüge der klassischen, meist vereinsbe- integriert werden. zogenen Sportstätten. Rein quan- titativ ist weiterhin von einer ho- Angebote bündeln und vernetzen: hen Sportnachfrage in der Bevöl- Die bestehenden Sport- und Frei- kerung auszugehen, wobei heu- zeitanlagen in Göppingen zeichnen te Sport alle Aktivitäten vom Wett- sich durch ihre große Zahl und Ver- kampfsport bis zur bewegungsak- schiedenheit aus und bieten schon tiven Erholung meint. Motive wie heute ein breites Spektrum an An-

82 geboten und Veranstaltungen. Eini- nal bedeutsamen großflächigen  Sicherung der „grünen Ver- ge Anlagen sind räumlich gebün- Freizeiteinrichtungen verstärkt bindungskorridore“ zwischen delt, wie z. B. das Sport- und Frei- auch Angebote in der Nähe des dichtem Stadtgebiet und Land- zeitzentrum an der John-F.-Kenne- Wohnstandorts nachgefragt wer- schaftsraum (vgl. Handlungs- dy-Straße und an der Hohenstau- den. Die Stadt Göppingen verfügt feld „Landschaft und Frei- fenstraße. Andere Einrichtungen über viele zentrumsnahe Grünflä- raum“) stehen eher isoliert im Stadtbe- chen, die im Zusammenspiel mit  Weiterentwicklung des öffentli- reich. Hier wäre es sinnvoll, zum ei- dem umgebenden Landschafts- chen Grünbereichs am Haus der nen sportliche und freizeitbezogene raum Erholungsfunktionen für die Familie Schwerpunkte zu definieren, zum Wohnbevölkerung übernehmen  Aufwertung des Schlossgartens anderen Einrichtungen sinnvoll mit- können. Neben der Erholungsfunk- und der integrierten Spielfläche einander zu vernetzen. Dies könnte tion sind auch die ökologische im Sinne einer homogenen, mo- auf stadträumlicher Ebene durch Funktionsfähigkeit der Innenstadt dernen Parkgestaltung mit Frei- die Schaffung attraktiver Wegever- sowie die Funktion der innerstädti- zeit- und Erholungswert knüpfungen sowie durch eine Ver- schen Grünräume im Biotopver-  Sicherung der freiräumlichen besserung der Kooperation unterei- bund von zentraler Bedeutung. Sie Qualität der Schockenseeanla- nander geschehen. Mit der räumli- sollten gepflegt und gestärkt wer- gen chen Bündelung und themenorien- den. Alle innerstädtischen Grünflä-  Sicherung und Aufwertung des tierten Außendarstellung könnte chen sind nach Möglichkeit mit re- Parks an der Stadthalle das Profil der Sportstadt Göppingen gionalen Freiräumen und Erho-  Hochwertige Gestaltung der geschärft und ein großes Zielpubli- lungsgebieten zu vernetzen und in Stadtbäche innerhalb des Stadt- kum angesprochen werden. In ein ausreichendem Maße durch attrak- gebiets, gegebenenfalls naturna- solches Konzept sind neben den tive und sichere Fuß- und Radwe- her Rückbau der Uferbereiche, Zielpunkten im Innenstadtbereich geverbindungen zu erschließen. nach Möglichkeit Freilegung ver- auch Freizeit- und Erholungsziele Die Maßnahmen sollten sich auf dolter Gewässerstrecken aus dem gesamten Stadtgebiet, wie drei Teilbereiche konzentrieren: etwa die Spielburg oder der Ho- 2. Naturnahe Erholung und aktive henstaufen, aufzunehmen. 1. Urbane und wohnungsnahe Er- Freizeit am Stadtrand und in der Die im städtebaulichen Ent- holungs- und Freizeitbereiche: Ge- Peripherie: Der Landschaftsraum wicklungskonzept vorgeschlagene staltqualität und Erholungsfunkti- um Göppingen wird unterschied- Aufwertung und Verknüpfung der on öffentlicher Grünflächen sollten lich stark von Erholungssuchenden Freiräume bietet Erholungssuchen- gesichert und – wenn notwendig – frequentiert. Um Konflikte mit der den und Freizeitsportlern eine ad- an neue Freizeitgewohnheiten an- Land- und Forstwirtschaft, aber äquate grüne Infrastruktur, in die gepasst werden. Monofunktionale auch mit den Belangen des Natur- die Sport- und Freizeiteinrichtun- Sportanlagen sind an neue Sport- und Artenschutzes zu vermeiden, gen optimal eingebunden und mit und Freizeittrends anzupassen. In müssen konkurrierende Nutzungs- den regionalen Freiräumen und diesem Sinne sollten vielfältige An- ansprüche sorgfältig gegeneinan- Grünzügen vernetzt sind. gebote für eine aktive, bewegungs- der abgewogen und im Sinne ei- betonte Freizeitgestaltung integ- ner nachhaltigen Entwicklung des Siedlungsgliedernde Freiräume riert werden, die für alle Generatio- Landschaftsraums ausgeglichen erhalten: Aufgrund der sich ab- nen ansprechend sind. Die Grünan- werden. zeichnenden wirtschaftlichen und teile in den Quartieren sind zu er- Als räumliche Schwerpunkte gesellschaftlichen Veränderungen höhen und miteinander zu vernet- der landschaftsbezogenen Erho- werden zukünftig neben überregio- zen. Wichtige Maßnahmen sind: lung werden definiert:

83  die Waldgebiete Oberholz und mit Maßnahmen der Dorfer­ fügen über eine ausreichende Mar- Spitalwald mit vielfältigen neue­rung. kierung der Fahrbahn und Hin- Sport- und Erholungsmöglich- weisschilder. Die meisten in der In- keiten in der reizvollen Natur- 3. Die Fils als Freizeit- und Erho- nenstadt gelegenen Schulen sind landschaft, wie z. B. dem Wald- lungsraum: Die Fils, deren Fluss- zwar gut angebunden, doch wich- sportpfad, dem Nordic Fitness lauf bislang wenig im Göppinger tige Verbindungen fehlen – u. a. zu Sports Park™ sowie verschiede- Stadtbild präsent ist, soll zu ei- Bahnhof, Busbahnhof und Berufs- nen Rad- und Wanderrouten, nem abwechslungsreichen, innen- chulzentrum Öde. Auch wichtige  der Eichert mit Wildgehege und stadtnahen Erholungsraum entwi- touristische Ziele der Innenstadt, vielfältigen touristischen Aus- ckelt werden. Die Filsufer werden wie z. B. die Kunsthalle, die Sport- sichtspunkten, öffentlich zugänglich und durch halle am ZOB oder die Stadtbiblio-  der Berg Hohenstaufen mit eine durchgängige, flussbegleiten- thek sind nicht optimal an das Rad- Wanderwegen und der Burgrui- de Promenade erfahrbar gemacht. wegenetz angeschlossen. Gerade ne, Bei freiwerdenden Kapazitäten im die innerstädtischen Radwege soll-  das Naturschutzgebiet Spiel- Bereich des Gleiskörpers bietet ten einen bestmöglichen Anschluss burg als Naherholungsgebiet. sich die Möglichkeit, die neue Fils- an alle wichtigen, öffentlichen Ein- promenade partiell zu weiten und richtungen der Stadt wie Schu- Wichtige Maßnahmen sind: eine attraktive Grünfläche mit dem len, Kultureinrichtungen, Rathaus,  Sicherung und Weiterentwick- Fluss in Südlage zu realisieren. Neu Bahnhof, Kindergärten und Grün- lung wichtiger Zielorte im Land- geschaffene Querungen über die bereiche bieten. Auch die am Rand schaftsraum Fils in Nord-Süd-Richtung sowie der Innenstadt gelegenen Sport-,  Sicherung und Anreicherung angelagerte Taschenparks wie z. B. Freizeit- und Erholungseinrichtun- der Landschaftsräume zwi- am Heubach und in Verlängerung gen wie z. B. das Freibad in Boden- schen den suburbanen Sied- der Alexanderstraße sollen die Fils- feld, die Schockenseeanlagen oder lungslagen; Verhinderung des ufer besser mit der Innenstadt ver- das Sport- und Freizeitzentrum an Zusammenwachsens räum- zahnen und ihr freiräumliches Po- der Hohenstaufenstraße müssen lich getrennter Siedlungslagen tenzial erlebbar machen. Gleich- sicher zu Fuß und mit dem Fahrrad (Splittersiedlungen); Sicherung zeitig lässt sich durch die Verbes- erreicht werden können. der Erhaltungs- und Entwick- serung der Wegebeziehungen ent- lungsgebiete für ruhige Erho- lang und über die Fils eine Vernet- lung zung der vorhandenen Frei- und  Vernetzung der innerstädti- Grünräume mit dem umgebenden schen und innenstadtnahen Er- Landschaftsraum herstellen. holungsflächen mit den über- örtlichen Erholungsgebieten; Radwegeverbindungen im Stadt- Entwicklung freizeitbezogener gebiet optimieren: Die Kernstadt Fuß- und Radwegeverbindun- Göppingens hat aufgrund ihrer gen in diesen Bereichen; Instal- Größe, den zumeist kurzen Entfer- lation einer einheitlichen Aus- nungen zwischen möglichen Ziel- schilderung orten und der Lage am Filstal gu-  Gestalterische Aufwertung der tes Potenzial als Fahrradstadt. Das historischen Dorfkerne; Ergän- innerstädtische Radwegenetz Göp- zung um Einrichtungen für Er- pingens hat jedoch erhebliche holungssuchende; Abstimmung Lücken. Nur wenige Radwege ver-

84 Der Handels- und Dienst- 4.6 Handlungsfeld Gewerbe, len und die soziale und medizini- Neben diesen Standortfaktoren leistungsschwerpunkt Göp- pingens ist die Innenstadt Dienstleistung und sche Versorgung – spielen bei der sprechen auch die Zahlen für eine mit der Marktstraße als le- Einzelhandel Anwerbung und langfristigen Bin- erfolgreiche wirtschaftliche Wei- bendiger Mittelachse. dung qualifizierter Arbeitskräfte terentwicklung Göppingens. So lie- Ausgangssituation: Mängel und eine zunehmend größere Rolle. gen die Gewerbeflächenpreise um Potenziale Göppingen kann in dieser Hin- bis zu 50 Prozent unter den Prei- sicht auf viele Qualitäten verwei- sen, die im unmittelbaren Gürtel Standortqualitäten – Natürliche sen: Die Stadt liegt im weiteren um Stuttgart gezahlt werden müs- Begabungen und Lagevorteile: In Einzugsbereich der Landeshaupt- sen. Auch die Baulandpreise lie- den letzten Jahrzehnten hat – ge- stadt Stuttgart, eingebettet in eine gen in Göppingen deutlich unter fördert durch den wirtschaftli- malerische Landschaft und verfügt dem Stuttgarter Niveau. Flächen- chen Strukturwandel – eine Ver- über attraktive, begrünte inner- potenziale sind in großer Zahl und änderung in der Bewertung der städtische Freiräume mit Aufent- unterschiedlicher Qualität vorhan- wirtschaftlichen Standortfaktoren haltsqualität und Waldgebiete zur den. Dank verbesserter Verkehrs- stattgefunden. Die sogenannten Naherholung. Auch die vom kom- anbindungen kann die Stadt somit „weichen“ Standortfaktoren erhal- pakten Kernbereich abgesetzten von der Lage in der Region Stutt- ten ein immer größeres Gewicht Stadtbezirke bieten eine hohe Le- gart profitieren, zugleich jedoch bei der betrieblichen Standortwahl. bensqualität. Und schließlich ste- günstigere Konditionen im Bereich Die Attraktivität des Wohn- und Ar- hen Einrichtungen wie Kunsthalle, der Grundstücks- und Immobili- beitsstandorts – definiert durch Stadtbibliothek, VHS, Jugendmu- enpreise, sowie ihre landschaftli- Faktoren wie z. B. Wohnqualität, sikschule, Hochschule u. a. für das chen Qualitäten als Argumente für Landschaft, Kultur und Freizeit- hochwertige Kultur- und Bildungs- die Standortwahl geltend machen. wert, aber auch die Ausstattung angebot der Stadt. Dem weiteren Ausbau der infra- mit Kindertagesstätten und Schu- strukturellen Vernetzung innerhalb

85 der prosperierenden Region Stutt- Historisch gewachsene Wirt- eines umsetzungsorientierten gart kommt daher zukünftig be- schaftsstruktur: Göppingen ver- Strategiekonzepts für die kommu- sondere Bedeutung zu. dankt sein Wachstum im 19. und nale Wirtschaftsförderung. Ziel des 20. Jahrhundert der fortschreiten- Gutachtens, das in engem Dialog Verkehrliche Anbindung an die den Industrialisierung im Filstal. mit der ansässigen Wirtschaft und Region: Voraussetzung für eine er- Der Bedarf an Wohn- und Gewer- weiteren wirtschaftsfördernden In- folgreiche wirtschaftliche Weiter- beflächen nahm stetig zu und die stituten erarbeitet wurde, war eine entwicklung der Stadt Göppingen Ortschaften entlang des Flusslaufs Strategie für die zum damaligen ist die Anbindung an das überregi- begannen zu wachsen. Dank der Zeitpunkt neu konzipierte kommu- onale Verkehrsnetz. Göppingen be- Fertigstellung der Bahnlinie nach nale Wirtschaftsförderung. Denn sitzt zwar keinen direkten Auto- Ulm 1850 und der Nutzung der die Auswirkungen der immer wei- bahnanschluss, doch die Lage an Wasserkraft entwickelte sich eine ter fortschreitenden ökonomi- den Bundesstraßen B10 und B297 florierende Textil-, Papier- und Ma- schen Tertiärisierung sind auch in sorgt für eine gute Vernetzung. schinenbauindustrie, die um 1900 der Göppinger Wirtschaftsstruktur Über die B10 ist Stuttgart in 35 Mi- die tragende wirtschaftliche Säule deutlich ablesbar: Ende 2006 wa- nuten zu erreichen, die A8 in Rich- Göppingens war. ren ca. 48 Prozent der sozialversi- tung München ist in etwa zehn Mi- Inzwischen stehen weltbekann- cherungspflichtig Beschäftigten im nuten zu erreichen (Anschlussstel- te Firmen wie MAG Boehringer, Dienstleistungssektor beschäftigt – le Aichelberg). Mit 25 Pkw-Minu- Märklin, Schuler, aber auch kleine gegenüber 32 Prozent der Be- ten von Göppingen zur Neuen Mes- und mittlere Unternehmen der In- schäftigten im produzierenden Ge- se oder zum Flughafen hat die am dustrie und des Handwerks für In- werbe und 20 Prozent im Bereich östlichen Rand der Region Stutt- novationskraft, hohen technologi- Handel, Gastgewerbe und Verkehr gart gelegene Stadt in den letzten schen Standard und nachhaltigen (GMA, „Die Große Kreisstadt Göp- Jahren deutlich an Zentralität ge- wirtschaftlichen Erfolg. Aktuelle pingen als Wirtschaftsstandort – wonnen. Zahlen zur Unternehmensentwick- Strategiekonzept und Umsetzungs- Auch IC und IRE auf der Achse lung belegen, dass in Göppingen in planung“, 2008). Wirtschaftsförde- Stuttgart-München binden Göppin- den letzten Jahren Projekte mit ei- rung und Stadtentwicklung sollten gen gut an den überregionalen nem Volumen von fast einer hal- daher neue Schwerpunkte zuguns- Fernverkehr an. Der Stuttgarter ben Milliarde Euro geplant, im Bau ten der innovativen Dienstleis- Hauptbahnhof ist im halbstündigen oder soeben fertiggestellt worden tungsbranche setzen, insbesonde- Filstaltakt in 27 Minuten zu errei- sind. So wurde im Jahr 2008 das re das Entwicklungspotenzial der chen. Eine Machbarkeitsstudie des neue Logistikzentrum der Fa. Mö- Zusammenarbeit zwischen Wissen- Landkreises Göppingen gemein- bel Rieger an der Bundesstraße schaft und Wirtschaft soll weiter sam mit dem Verband der Region B10 in Betrieb genommen und im ausgebaut werden. Stuttgart und der IHK Region Juli 2009 eröffnete die umgebaute Stuttgart kommt zu dem Ergebnis, Hohenstaufenhalle als EWS-Arena Netzwerkarbeit zwischen Wis- dass die Anbindung an die S-Bahn- mit 5.500 Plätzen. senschaft und Wirtschaft: Göp- Verbindung von Plochingen bis in Um zentrale Entwicklungspo- pingen besitzt mit den Fakultäten den Landkreis Göppingen die tenziale und -chancen des Stand- für Mechatronik und Wirtschafts- Standortqualität deutlich verbes- orts Göppingen herauszuarbeiten, ingenieurwesen der Hochschu- sern würde. beauftragte die Stadt Göppin­gen le Esslingen bundesweit herausra- im Jahr 2008 die GMA Gesell- gende wissenschaftliche Einrich- schaft für Markt- und Absatzfor- tungen. Absolventen der Göppin- schung mbH mit der Erarbeitung ger Hochschule werden ausge-

86 International renommier- te Betriebe in Göppingen: Märklin und Göppinger Mi- neralbrunnen

Traditionsreicher Einzel- handelsbetrieb im histori- schen Stadtkern

Der Stauferpark soll zu ei- nem Mechatronik-Schwer- punkt von regionaler Be- deutung ausgebaut werden.

87 zeichnete Zukunftschancen auf kreis, besonders Handel und dem Arbeitsmarkt prognostiziert. Dienstleistungen, aufgerufen, sich Die Zusammenarbeit von Hoch- zu beteiligen. Auch Management- schule und ortsansässigen Firmen seminare für Fach- und Führungs- spielt für die Entwicklung der Wirt- kräfte gehören zum Weiterbil- schaft Göppingens eine zentra- dungsangebot eines erfolgreichen le Rolle. In den letzten Jahren hat Wirtschaftsstandorts. Mit der Ma- sich der Austausch von Wirtschaft lik-Management-Akademie in Trä- und Wissenschaft intensiviert, Ko- gerschaft der Schloss-Filseck-Stif- operationen zwischen Unterneh- tung der Kreissparkasse Göppin- men und Forschungseinrichtun- gen befindet sich in Uhingen, west- gen sowie weiteren Partnern ha- lich des Göppinger Stadtbezirks ben zunehmend an Bedeutung ge- Faurndau, seit kurzem eine wichti- wonnen. Sie sind häufig in institu- ge Anlaufstelle für Unternehmen. tionalisierten Kompetenznetzwer- Tragfähige Existenzgründun- ken oder spezifischen Technologie- gen – insbesondere im IT-Bereich, plattformen organisiert. Als wichti- aber auch in der Boombranche der ge Schnittstelle fungiert in Göppin- Kultur- und Tourismuswirtschaft gen das Kompetenznetzwerk Me- – können einen wichtigen Beitrag chatronik, dessen Kapital an Kon- zum ökonomischen Strukturwandel takten und Wissen im Bereich Me- in Göppingen leisten. Bei der Über- chatronik liegt. Das industriegetrie- tragung des Know-hows der Hoch- bene Netzwerk Mechatronik wurde schule in eine wirtschaftliche Nut- im Jahr 2001 gegründet. Ihm gehö- zung steht Göppingen hinter ver- ren neben zahlreichen Firmen die gleichbaren Städten mit Hochschu- Stadt Göppingen, die Hochschule len deutlich zurück. Es gilt daher Esslingen, das Transferzentrum Mi- im Besonderen, Unternehmens­ kroelektronik, das Institut für an- gründungen mit innovativen Pro- Göppingen ist Standort Der Einzelhandelsstandort gewandte Forschung der Hahn- dukten und Dienstleistungen und weltbekannter Großunter- Innenstadt wurde unlängst nehmen und hat eine aus- durch diverse Neuansied- Schickard-Gesellschaft sowie wei- entsprechendem wirtschaftlichem gezeichnete Perspektive lungen bereichert. tere Bildungseinrichtungen an. Potenzial zu ermuntern, zu fördern als Technologiestandort. und in der Stadt zu halten. Die qua- Innovationsförderung, Führungs- lifizierte Gründerberatung muss nachwuchs- und Mitarbeiterquali- weiter verstärkt werden. fikation: Der Innovationspreis der Kreissparkasse Göppingen und der Einzelhandelsstandort Göppin- WiF-Wirtschaftsförderungsgesell- gen: Als Mittelzentrum in der wirt- schaft für den Landkreis Göppin- schaftlich starken Region Stutt- gen hat sich inzwischen als ein gart übernimmt Göppingen Versor- wichtiges Instrument der Innovati- gungs- und Dienstleistungsfunkti- onsförderung etabliert. Er wurde onen für rund 200.000 Menschen. im Jahr 2009 bereits zum achten Im Landkreis haben die Städte Mal ausgeschrieben. Alle zwei Jah- Göppingen und Geislingen mit Ab- re sind die Unternehmen im Land- stand die größte Versorgungsbe-

88 deutung im Bereich Einzelhandel. wicklung reagieren zu können und sierter Fachgeschäfte, Fach- Ihrer überörtlichen Versorgungs- Empfehlungen für eine wirtschaft- märkte und Lebensmitteldis- funktion für weite Teile der Bevöl- lich und städtebaulich verträgliche counter. kerung im Landkreis wird die Stadt Weiterentwicklung des Einzelhan- Göppingen durch ein breites Ange- dels in Göppingen zu erhalten, be- Flächenpotenziale und Leerstand: bot unterschiedlicher Sortimente auftragte die Stadt Göppingen im Göppingen verfügt stadtweit über gerecht. Sie erreicht eine Zentrali- Jahr 2006 die GMA Gesellschaft ein sehr differenziertes Angebot tätsziffer von über 150 und belegt für Markt- und Absatzforschung an Gewerbeflächen auf in der Re- damit einen vorderen Rang inner- mbH mit der Fortschreibung ihrer gel moderatem Preisniveau. Insge- halb der Region Stuttgart (GMA, 1995 und 2001 vorgelegten Einzel- samt beträgt das Gewerbeflächen- „Die Große Kreisstadt Göppingen handelsanalyse. Im Rahmen dieser potenzial des Stadtgebiets rund 43 als Wirtschaftsstandort – Strate- Fortschreibung wurden neue Ent- ha, wovon 20 ha sofort bebauba- giekonzept und Umsetzungspla- wicklungen herausgestellt: So be- re, verkäufliche Fläche ist. Bedeu- nung“, 2008). steht aufseiten der Nachfrage u. a. tendste Entwicklungsfläche ist das Die Gesamtverkaufsfläche Göp- ein verändertes Ausgabeverhalten Konversionsgebiet Stauferpark- pingens beträgt 186.980 m2 (Stand (der Anteil des Einzelhandels an Nord. Hier entsteht seit einigen 7/08), davon befindet sich etwas privaten Konsumausgaben sinkt) Jahren eine modellhafte Verknüp- mehr als ein Drittel, 69.285 m2, und ein zunehmend „hybrides“ fung von Arbeiten, Wohnen und in der Innenstadt. Von den insge- Kaufverhalten (Verluste im mittle- Freizeit. Der Stauferpark ist laut samt 518 Einzelhandelsbetrieben ren Preissegment zugunsten von Regionalplan ein regional bedeut- der Stadt befinden sich 329 in der hochwertigen Produkten und Billi- samer Schwerpunkt für Industrie, Innenstadt. Mit seinen unterdurch- gangeboten). Auf der Angebotssei- Gewerbe- und Dienstleistungsein- schnittlichen Ladengrößen (80 te werden folgende Trends beob- richtungen sowie für Wohnungs- Prozent unter 200 m2) ist der Ein- achtet: bau. Seine Weiterentwicklung ge- zelhandel hier noch eher kleinteilig  Aus der seit 2001 eher zurück- hört daher zu den wichtigen Zu- strukturiert. haltenden Nachfrage bei zu- kunftsaufgaben der Stadt. Dane- Seit dem Jahr 2001 hat die In- gleich steigender Gesamtver- ben darf jedoch die Innenstadt nenstadt von Göppingen durch kaufsfläche resultiert eine ab- nicht vernachlässigt werden. Die städtebauliche Maßnahmen (wie nehmende Flächenproduktivi- 2006 in einer GMA-Untersuchung z. B. die Umsetzung der Neuen Mit- tät. erhobenen zahlreichen Leerstän- te) und Neuansiedlungen (z. B.  Im Einzelhandelssektor werden de in der Innenstadt sind durch die H&M, Drogeriemarkt Müller) in Teil- zunehmend große bis sehr gro- Entwicklungen der Neuen Mitte er- bereichen eine Aufwertung erfah- ße Flächen nachgefragt. heblich reduziert worden. Um die- ren. Weitere Maßnahmen an zen-  Im Wettbewerb um Kunden wer­ sen positiven Trend der letzten traler Stelle sind geplant (z. B. ein den in den nächsten Jahren klei- Jahre aufrecht zu erhalten und die neues Einkaufszentrum, der Neu- nere Betriebe zunehmend un- Handelsfunktion der Innenstadt bau der Kreissparkasse, die Neuge- rentabel und somit vom Markt weiterhin zu stärken, ist die Stadt staltung des Bahnhofsplatzes) und verdrängt. zum Handeln aufgefordert. Die auch neue Standorte wie das Holz-  Die Verlagerung auf personal­ qualitativ sehr unterschiedlichen Weber-Areal sollen mit einer zu- extensive Formate geht bereits Lagen der Stadt Göppingen sollten kunftsfähigen Handelsnutzung an- seit den 1980er Jahren mit analysiert und ihrer Eignung ent- gereichert werden. einem Rückgang traditioneller sprechend entwickelt werden. Wie Um adäquat auf aktuelle Ten- Bediengeschäfte einher. Gleich- in vergleichbaren Mittelstädten er- denzen in der Einzelhandelsent- zeitig wächst der Anteil filiali­ scheint es sinnvoll, die Perspekti-

89 ven von z. B. 1b- oder 2a-Lagen im der Fußwegeverbindungen zwi- stadt, aber auch Gefahren. Denn Auge zu behalten und im Bedarfs- schen Fußgängerzone und Bleich- die meist unflexiblen räumlichen fall einen funktionalen Wandel vor- straße im Osten (mit Kaufhof, C&A Konzepte und die enormen Bauvo- zubereiten. und weiteren Einzelhandelsbetrie- lumen können besonders in Klein- Trading-down-Effekte wie z. ben) könnten wichtige städtebauli- und Mittelstädten einer städtebau- B. im Bahnhofsumfeld schwächen che Voraussetzungen für eine zu- lichen Integration im Wege ste- zentrale Bereiche der Innenstadt kunftssichere Weiterentwicklung hen. Auch die Gefahr einer zuneh- nicht nur funktional. Auch Image der Einkaufsinnenstadt geschaffen menden Privatisierung des öffent- und Erscheinungsbild der Innen- werden. lichen Raums muss beachtet wer- stadt insgesamt werden dadurch den, wenn nicht auf die Erhaltung in Mitleidenschaft gezogen – auch Großflächiger Einzelhandel als wichtiger Wegeverbindungen ge- wenn von dem begonnenen Projekt Chance für die Innenstadtent- achtet wird oder Wegerechte ein- an der Kreissparkasse und der ge- wicklung? Über die Integration von geräumt werden. In empirischen planten Neugestaltung des Bahn- Shoppingcentern versuchen viele Untersuchungen konnte nachge- hofsplatzes positive Impulse zu er- Städte, ihre Innenstädte für Kun- wiesen werden, dass die Ansied- warten sind. Die Schwächung der den wieder attraktiver zu gestalten lung innerstädtischer Einkaufszen- traditionellen Zentren ist ein Prob- und die Kaufkraftbindung zu erhö- tren nur bedingt zu den gewünsch- lem vieler Innenstädte. hen. Auch in Göppingen wird diese ten Synergieeffekten für den orts- Filialisierung, Modernisierungs- Diskussion geführt. Es sind zwei al- ansässigen Handel führt. Um eine defizit, Trading Down und Leer- ternative Standorte im Gespräch, Beeinträchtigung der bestehenden stände stellen kein temporäres deren sehr unterschiedliche Ent- Einkaufslagen in der Innenstadt Phänomen dar, sondern stehen für wicklungspotenziale, insbesondere zu vermeiden, sollten die in einer eine langfristige Entwicklung, die die städtebaulichen Potenziale, ei- Shopping Mall entstehenden Ver- bundesweit Anlass zur Sorge gibt. ner sorgfältigen vergleichenden kaufsflächen möglichst direkt an Stichworte für diese Entwicklung Analyse bedürfen: Zum einen wird die bestehenden Geschäftslagen sind etwa die wachsende Konkur- der Bau eines neuen Einkaufszent- angeschlossen werden. Nur wenn renz anderer Betriebs- und Han- rums in der Bleichstraße in Erwä- dies gelingt, stellen sich „Kopp- delsformen, die Konzentration der gung gezogen – mit Kaufhof, C&A lungsgeschäfte“ ein, die zu Syner- Handelsflächen, das starke Ver- und einem Elektronikfachmarkt als gien mit dem bestehenden Einzel- kaufsflächenwachstum oder ver- Ankermieter. Ein weiterer poten- handel und zu einer nachhaltigen änderte Kundenpräferenzen hin zu zieller Standort für neue Einkaufs- Stabilisierung des Zentrums füh- einem Erlebniseinkauf. Vor allem passagen ist das Areal der ehema- ren. auch der Mangel an Kapital und ligen Güterhalle. In beiden Fällen Know-how hat zum Ausscheiden würden die Verkaufsflächen in Konzept vieler mittelständischer Unterneh- Göppingen erheblich erweitert: um men aus dem Wettbewerb geführt. einen Nettozuwachs von ca. 7.000 Wissens- und Innovationsstandort Die intensive Marktdurchdringung bis 10.000 m2 in der Bleichstraße, Göppingen stärken/Bereich Me- der Filialisten hat diesen Struktur- um ca. 20.000 m2 neue Ladenflä- chatronik profilieren: Bildung und wandel beschleunigt. chen an der Güterhalle. Wissen zählen zu den wichtigsten Mit einer räumlichen Konso- Die Ansiedlung von großflächi- Faktoren der künftigen Dienstleis- lidierung der in Ost-West-Rich- gem Einzelhandel auf innerstädti- tungsgesellschaft. Die Hochschule tung sehr weitläufigen Göppin- schen Standorten beinhaltet zwar sollte daher räumlich und inhaltlich ger Hauptgeschäftslage und einer aufgrund ihrer Magnetwirkung weiter ausgebaut werden. Die Flä- deutlichen Attraktivitätssteigerung durchaus Chancen für die Innen- chen nördlich der Jahnstraße, im

90 91 Uferbereich der Fils, bieten sich für Einzelhandel als Baustein eines standen als „Kultur für alle“, in der den Ausbau zum Hochschulcampus integrierten Gesamtkonzepts wei- die Hochkultur der Theater, Or- an. Die Wegeverbindungen zur terentwickeln: Das Stadtentwick- chester und Museen ebenso auf- Hochschule sind zu stärken (vgl. lungskonzept schlägt ein integrier- gehoben ist wie die Stadtteilkul- Handlungsfeld Bildung und Kultur: tes Gesamtkonzept vor, das auf tur von soziokulturellen Zentren „Den Wissensstandort Göppingen die Synergieeffekte mehrerer Bau- und Initiativen. Auch hier kommt stärken“). Den Absolventen der steine und eine zukunftsorientier- dem öffentlichen Raum besonde- Hochschule sollten bessere Rah- te Mischung setzt: Freizeit und Er- re Bedeutung zu – als Standort für menbedingungen für Existenzgrün- holung, Kultur und Events, Arbei- Kunst und als Spielort für attrakti- dungen geboten werden. So wäre ten und Wohnen, Landschaft und ve Ereignisse. Kulturelle und künst- z. B. ein städtischer Ansprechpart- Stadtbild nehmen darin als Kriteri- lerische Angebote und Aktivitäten ner für die Verwirklichung der en der Lebensqualität und als wei- sollten stärker unter Einbeziehung Selbstständigkeit hilfreich. Die Sy- che Standortfaktoren einen hohen des öffentlichen Raums konzipiert nergieeffekte der Hochschule mit Stellenwert ein. Denn eine leben- werden. Ein gutes Beispiel hierfür der ortsansässigen Wirtschaft sind dige Innenstadt muss wesentlich ist die an der EWS-Arena installier- weiterzuentwickeln und auszubau- mehr zu bieten haben, als einen te Lichtkunst des Künstlers Wal- en, eine weitere Profilierung im Be- leistungsfähigen Einzelhandel. ter Giers. reich Mechatronik ist zu begrüßen. Die mit den neuen Einkaufs- Indem das städtebauliche Ent- Umweltfreundliche Technologien möglichkeiten um den Marktplatz wicklungskonzept vorschlägt, die insbesondere im Bereich Energie (Walz, H&M, Müller) und der Pla- Wohnfunktion durch ein breites und Bauen können Motor der Göp- nung der Einkaufsgalerie verbun- Angebot zeitgemäßer Wohnformen pinger Wirtschaftsentwicklung dene Stärkung des Angebots ist im Zentrum zu stärken, schreibt sein. In dieser Entwicklung wird deshalb in das Konzept einer multi- es die Funktionsmischung fort und auch die geplante Unterstützung funktionalen Innenstadt integriert. trägt zu einer Stadt der kurzen im Bereich Innovation und Techno- Als lebendiger Ort städtischer Kul- Wege bei. Auf diese Weise können logie eine Schlüsselfunktion ein- tur, als Arbeits-, Wohn- und Frei- sich Wohnfunktion und Nahversor- nehmen. zeitort ist die Innenstadt für vie- gungsangebote gegenseitig stabi- Für die räumliche Entwicklung le Menschen attraktiv. Die erhöhte lisieren. Dies setzt allerdings vor- der Stadt ergibt sich im Wesentli- Besucherfrequenz wird sich posi- aus, dass die Grundversorgung – chen eine Zweipoligkeit: tiv auf den Handel auswirken – vo- insbesondere im täglichen Bedarf –  die Campusentwicklung in der rausgesetzt, die Gestaltung des öf- gesichert bleibt. südlichen Innenstadt – langfris- fentlichen Raums wird dieser wich- Dezentrale Nahversorgungs- tig mit Anschluss an die auf- tigen Funktion gerecht. Es emp- strukturen auf Stadtteilebene und gewertete Flusslandschaft der fiehlt sich deshalb, die Umgestal- Wohngebietsebene sind zu för- Fils, tung der öffentlichen Räume in der dern. Dies setzt eine konsequente  der Ausbau des Stauferparks Innenstadt (Straßen-, Platzfolge, Umsetzung des Zentren- und Märk- zu einem Mechatronik-Standort Topografie, Blickbeziehungen) kon- tekonzepts voraus. Die Standor- von regionaler Bedeutung, wo sequent fortzusetzen. te für Fachmärkte bzw. Fachmarkt- die verfügbaren Flächen eine Im Kanon der weichen Stand- zentren sind fallbezogen zu prü- räumliche Verknüpfung der Un- ortfaktoren und für die Anzie- fen (z. B. auf dem Holz-Weber-Are- ternehmen im mechanischen, hungskraft des Zentrums und der al). Obwohl sie mit ihren Sortimen- elektronischen und Daten ver- Nebenzentren spielen die kulturel- ten vielfach innenstadtbezogen arbeitenden Bereich ermögli- len Angebote eine zentrale Rolle. sind, lassen sie sich räumlich oft chen. Kultur in der Stadt wird hier ver- nur schwer integrieren. Eine kla-

92 re räumliche Abgrenzung der zen- städtebaulichen Aufwertung neu Ateliers kann eine stabilisierende trenbedeutsamen von den nicht zu konzeptionieren. Hier sollte sich Funktion im sozialen Bereich ent- zentrenrelevanten Sortimenten ist die Hauptfunktion vom Einzelhan- falten und die urbane Atmosphäre erforderlich, um die Entwicklungs- del zum Wohnen oder zu Dienst- Göppingens positiv beeinflussen. chancen der Innenstadt nicht zu leistungen außerhalb des Einzel- Für die Stadt verbinden sich mit schmälern. handels verschieben. Die teilräum- der Förderung von Stadtteilkultur lichen Charaktere von Marktstra- und Alternativszene durchaus öko- Haupteinkaufslage und Nebenla- ße, Schillerstraße und Grabenstra- nomische Perspektiven. Inzwischen gen stabilisieren: Um die Innen- ße sind zu stärken. ist über empirische Studien belegt: stadt als Einkaufsstandort zu sta- Die infolge der verschiedenen Die Kulturwirtschaft, die oftmals in bilisieren und ihre Attraktivität zu Einkaufsmöglichkeiten entstehen- alten Gebäudehüllen ihre Wurzeln erhöhen, ist der weitere Ausbau den neuen Wegeführungen sol- hat, zählt inzwischen zu den wirt- des gehobenen Einzelhandelsange- len durch eine bessere Vernetzung schaftlichen Wachstumsbranchen. bots für den mittel- und langfristi- und ein attraktiveres Stadtbild ge- Ansätze, wie sie sich im Staufer- gen Bedarf notwendig. Bestehen- stärkt werden. Besonders ist da- park etabliert haben, z. B. mit der de Geschäfte können durch Moder- rauf zu achten, dass die in einer Umnutzung der ehemaligen Flug- nisierung an höhere Ansprüche an- Einkaufsgalerie entstehenden Pas- zeug-Werfthalle und der ehemali- gepasst werden. Dem geplanten sagen hochwertig und komfortabel gen Chapel, sollten ausgebaut wer- neuen Einkaufszentrum kommt bei an den öffentlichen Raum des zen- den. Mit dem Tigerentenclub sowie der Aufgabe der Stabilisierung der tralen Einkaufsbereichs angebun- Chapel und Werfthalle hat Göppin- Innenstadt besondere Bedeutung den werden. gen in den Bereichen Film und Mu- zu. Es sollte attraktiv und offen ge- sik erste Schwerpunkte gesetzt, staltet sein und als neuer, zusätz- Kultur-, Tourismus und Gesund- die weiter ausgebaut werden kön- licher Einzelhandelsschwerpunkt heitswirtschaft als wichtige Zu- nen. Sie erlauben eine identitäts- besonders sorgfältig in die Innen- kunftspotenziale fördern: Die Le- fördernde, klare Profilbildung und stadt integriert und unmittelbar bensqualität einer Stadt für die -abgrenzung auch gegenüber der an den zentralen Einzelhandelsbe- Bürgerinnen und Bürger, aber Landeshauptstadt Stuttgart, wo reich angedockt werden. Das neue auch ihre Anziehungskraft für Be- sich insbesondere die kulturwirt- Einzelhandelsangebot ist in engem sucher, wird mehr und mehr durch schaftlichen Bereiche Architektur, funktionalen Zusammenhang mit Parameter wie urbane Atmosphä- Musik und Verlagswesen etabliert dem bestehenden Angebot zu ent- re, Freizeit und Erholung oder Ge- haben. wickeln, um z. B. Verdrängung zu sundheit und Wellness bestimmt. Der Freizeit- und Erholungswert vermeiden. Die ökonomische Bedeutung dieser der Landschaft und der öffentli- In der Abwägung der Flächen- Bereiche darf deshalb nicht unter- chen Räume gehört zu den wich- vor- und -nachteile sind insbeson- schätzt werden. Göppingen bietet tigsten Potenzialen der Stadtent- dere auch die Möglichkeiten zur hier vielfältige Möglichkeiten, die wicklung. Hier sieht das Konzept städtebaulichen Arrondierung und zudem eine gute Basis für einen für die städtebauliche Entwicklung Aufwertung zentraler Bereiche zu weiteren Ausbau bilden. Göppingens Möglichkeiten bei Wei- berücksichtigen, die sich ­– neben In Verbindung mit den Aktivitä- tem nicht ausgeschöpft. Mit einer der Stärkung der Einzelhandels- ten der Kunsthalle spielt das Enga- stärkeren Ausrichtung auf ein dezi- funktion – durch die Ansiedlung ei- gement freier Künstler und künst- diert regional und zielgruppenori- nes Shopping-Centers bieten. Die lerischer Initiativen in Göppingen entiertes Marketing ließe sich der zum Teil sehr weitläufigen Neben- eine große Rolle. Die (temporä- Anteil der Tourismuswirtschaft geschäftslagen sind im Sinne einer re) Bereitstellung von Räumen und weiter steigern und die ökonomi-

93 sche Stabilität der Stadt weiter si- gerechte Angebote. Auch das brei- leistungsquartieren weiterzuent­ chern. Gesundheitsdienstleistun- te Angebot an Kliniken und Reha- wickeln. gen rund um das Thema Wellness Einrichtungen unterstreicht Göp- So bieten beispielsweise die sollten in den touristischen Kon- pingens große Kompetenz im Be- Strukturwandelflächen an der zepten breiten Raum einnehmen. reich Gesundheit, der in unserer al- Stuttgarter Straße und am ehema- Nach Schätzungen der IHK stellt ternden Gesellschaft weiter an Be- ligen Güterbahnhof, das Areal der die Gesundheitsbranche im Land- deutung gewinnen wird. Der weite- Firma Bellino, das Holz-Weber-Are- kreis heute bereits jeden 7. Ar- re Ausbau dieser Angebote, z. B. al, die Fläche des ehemaligen Con- beitsplatz. Göppingen besitzt mit im Rahmen des regionalen Kom­ tainerbahnhofs sowie der Staufer- den Barbarossa-Thermen – im Sep- petenznetzwerks Gesundheit, ist park die Chance, hochwertige Flä- tember 2009 wird mit der Einwei- ein wichtiger Beitrag zur Zukunfts- chen für die Entwicklung neuer hung des 4,5 Millionen Euro teuren fähigkeit Göppingens. Branchen zu aktivieren. neuen Erlebnisbereichs für die Ba- Entwicklungsflächen können in Das Christophsbad und die Klinik am Eichert unter- dearena der Umbau vorerst abge- Bestandsgebiete schrittweise um- einem Flächenpool zusammenge- streichen die Kompetenz schlossen sein – oder dem Nordic strukturieren: In den wichtigen Ge- fasst und entsprechend den Bedürf- Göppingens im Bereich Gesundheit. Fitness Sports ParkTM sehr trend- werbestandorten der Stadt sind nissen heutiger Betriebe neu par- zwar Funktionsverluste infolge des zelliert werden. Sie bieten zugleich wirtschaftlichen Strukturwandels die Chance, das Grün- und Wege- zu verzeichnen. Doch gibt es auch gerüst, das zu zukunftsorientier- klare Hinweise auf ihre Zukunfts­ ten Gewerbe- und Dienstleistungs­ fähigkeit. So konnten insbesondere standorten gehört, zu sichern, zu für einige größere Brachen tragfä­ ­ erschließen und auszubauen. hige Nutzungen gefunden werden. Der vorgeschlagene Revitali- Zugleich haben große Unterneh­ ­ sierungsansatz zielt darauf, in den men wie z. B. Bader, MAG Boehrin- sich umstrukturierenden Gewerbes- ger oder Schuler ihren Forschungs- tandorten eine zukunftsfähige Nut- und Entwicklungsbereich am Stand- zungsstruktur zu etablieren. Es sol- ort gestärkt und sich damit zum len Quartiere mit eigener stadt- Wirtschaftsstandort Göppingen be- räumlicher Identität entstehen, die kannt. sich mit den benachbarten Stadt- Vor dem Hintergrund einer flä- teilen vernetzen, mit ihrer Parzel- chenschonenden Siedlungsentwick- lengröße an der Nachfrage wissens- lung stellt die Erhaltung und die basierter Unternehmen orientieren Schaffung von Arbeitsplätzen in in- und an dafür geeigneten Standor- tegrierten Lagen das vorrangige ten mit der Wohnfunktion mischen. Ziel der Göppinger Stadtentwick- Die Aufwertung des öffentlichen lungspolitik dar. Ziel des Erneue- Raums durch gezielte Vorbereitung rungskonzepts ist es daher, die Ge- als kommunale Vorleistung wird pri- werbegebiete der Stadt nachhaltig vate und öffentlich-private Projekt- zu sichern und mit einem umfang- entwicklungen befördern und die reichen Maßnahmenkonzept zu zu- Investitionsbereitschaft deutlich er- kunftsfähigen Gewerbe- und Dienst- höhen.

94 Eine zentrale Verbindung 4.7 Handlungsfeld Mobilität und kurzen Wegen zwischen Arbeiten, a. d. Steige-Ulm/Neu-Ulm und ist insbesondere für Fußgän- ger und Radfahrer: das Verkehr Wohnen, Einkaufen und Freizeit so- gut an das überregionale Ver- Achsenkreuz von Markt- wie einem gut ausgebauten öffent- kehrsnetz angebunden. Über die straße und Hauptstraße/ Poststraße Ausgangssituation: Mängel und lichen Nahverkehr. Bundesstraße B10 besteht ein di- Potenziale Eine besondere Herausforde- rekter Anschluss nach Stuttgart rung im Handlungsfeld Mobilität und Ulm. Ihre Trasse quert das Mobilität und Lebensqualität: Die und Verkehr wird die Bewältigung Stadtgebiet in Ost-West-Richtung Mobilität ist Motor des Wirtschafts- des zunehmenden regionalen Ver- und führt in einer Umgehungsstra- lebens und Kennzeichen persönli- kehrs sein. Denn der Aktionsradi- ße südlich an der Innenstadt vor- cher Lebensqualität. Sie wird da- us der Stadtbürger hat sich in den bei. Seit Juli 2008 stellt der neue her auch zukünftig eine zentrale letzten Jahrzehnten immer wei- Anschluss des Berufschulzentrums Rolle in der Stadtentwicklung spie- ter in die Region hinaus erweitert, Öde an die B10 einen wichtigen Zu- len, doch stößt sie in ihrer heuti­ Fahrdistanzen und Fahrfrequenzen gang zur Innenstadt dar. Er hat gen Form an Grenzen: Umweltver­ haben sich deutlich erhöht. Es wird den Stadtbezirk Faurndau in er- träglichkeit, Stadtverträglichkeit vor allem darauf ankommen, diese heblichem Maße vom Durchgangs- und nicht zuletzt die individuel- Verkehrsmengen in regionaler Ko- verkehr entlastet. Eine weitere Zu- len wie sozialen Kosten der Mobili- operation stadt- und landschafts- fahrt zur Bundesstraße befindet tät erfordern alternative Konzep- verträglich zu steuern. sich südlich der Innenstadt. te, die ihren Ausdruck auch in städ- Die in Nord-Süd-Richtung durch tebaulichen Weichenstellungen fin- Einbindung des überregionalen den Stadtbezirk Jebenhausen füh- den müssen. Die zukünftige städ- Straßenverkehrs: Göppingen ist rende Landesstraße L1214 ist als tebauliche Entwicklung wird sich ein Mittelzentrum an der Entwick- Zubringer zur Bundesautobahn A8 stärker am Leitbild einer kompak- lungsachse Stuttgart-Esslingen- von großer Bedeutung. Sie verbin- ten Stadt orientieren müssen, mit Plochingen-Göppingen-Geislingen det Göppingen mit der nächsten

95 Anschlussstelle der A8, die etwa Plochingen-Geislingen bzw. Geislin- kehr zwischen Stuttgart und Ulm 10 km südlich der Stadt in Aichel- gen-Ulm im Stundentakt. Frühere trägt, wird dadurch entlastet. Die berg liegt. Auf diesem Weg kann Verbindungen von Göppingen nach freiwerdenden Gleiskapazitäten innerhalb von 25 Minuten der in- Schwäbisch Gmünd und Bad Boll könnten unter Umständen für eine ternationale Flughafen Stuttgart- wurden inzwischen stillgelegt. Verlängerung der S-Bahn ins Fils- Echterdingen erreicht werden. Die Der Bahnhof von Göppingen ver- tal genutzt werden und den Bau ei- aus dem Stadtgebiet nach Norden fügt mit sieben Personenbahnstei- nes weiteren Gleises entbehrlich führende Bundesstraße B297 ver- gen und einer weit ausgedehnten machen. bindet die B10 mit der B29, die im Rangiergleisanlage über ein gro- Westen über Schorndorf, Wein- ßes Netz an Gleisen. In der Vergan- Öffentlicher Personennahverkehr: stadt und nach Stuttgart genheit hatten mehrere wirtschaft- Der zentrale Omnibusbahnhof führt und im Osten an die Bundes- liche Betriebe wie z. B. das frühe- (ZOB) liegt nordöstlich des Haupt- autobahn A7 anschließt. re Sägewerk Weber und die Fir- bahnhofs und bündelt ins­ge­samt 16 Gut ausgebaute Kreisstraßen ma Schuler einen eigenen Gleis- Buslinien. Er wird täglich von rund verbinden die Kernstadt Göppin- anschluss. Gegenwärtig sind noch 1.330 Bussen angefahren. Der gens mit den einzelnen Stadtbezir- die Firmen Leonhard Weiss und Landkreis Göppingen ist der einzige ken und angrenzenden Ortschaf- Schrott-Bosch direkt an das Schie- Kreis innerhalb der Region Stutt- ten. Aufgrund der erheblichen Ver- nennetz angebunden. Der östlich gart, der nicht in den VVS-Tarif in- kehrsbelastung, die der Zubrin- des Bahnhofs gelegene große Con- tegriert ist. Der Busverkehr im gerverkehr zur A8 mit sich bringt, tainerbahnhof ist seit Mitte der Landkreis Göppingen – und somit plant die Stadt die Umfahrung der 90er Jahre nicht mehr in Betrieb. auch in der Stadt Göppingen – wird Ortskerne von Jebenhausen und Die S-Bahnlinie der aus Stutt- von 10 konzessionierten Privatun- Bezgenriet. gart kommenden S1 endet derzeit ternehmen in eigener Fahrplanver- in Plochingen. Über einen S-Bahn- antwortung erbracht. Sie gehören Einbindung Schienenverkehr: Göp- Anschluss für den Kreis Göppingen der Verkehrsgemeinschaft Stau- pingen ist eine wichtige Station ist in der Vergangenheit immer ferkreis (VGS) an. Die Federfüh- auf der 1847 eröffneten Verkehrs- wieder diskutiert worden. Bislang rung und Koordination obliegt dem achse des Filstals von Stuttgart sprachen die hohen Kosten eines Omnibusverkehr Göppingen. nach Ulm. Der Göppinger Bahnhof zusätzlichen Gleises auf der ohne- Das Angebot der VGS wird er- ist Haltepunkt mehrerer Zugver- hin schon stark belasteten Stre- gänzt durch Spätbusse, sogenann- bindungen – Schnellzüge und Nah- cke gegen eine Verlängerung der te „Nachtschwärmer“, deren Rou- verkehrszüge – entlang der Filstal­ S-Bahn ins Filstal. Jedoch erge- te am Wochenende von zentra- trasse. ben sich angesichts der sich kon- len Abfahrtsstellen in Göppingen Der Landkreis Göppingen hat kretisierenden Pläne für Stuttgart und Geislingen in die umliegenden 1995 in enger Zusammenarbeit mit 21 neue Möglichkeiten: Im Som- Gemeinden führt. Dieses Angebot dem Land Baden-Württemberg und mer 2007 wurde im Kontext dieses spricht vor allem Jugendliche an, der Deutschen Bahn AG den sog. Projekts der Bau der Neubaustre- da die Abfahrtszeiten auf die An- „Filstaltakt“ als integrales Nahver- cke von Wendlingen nach Ulm be- kunftszeiten der letzten Regional- kehrsangebot auf der Schiene ein- schlossen. Der Fernverkehr zwi- bahn aus Richtung Stuttgart abge- geführt. Seitdem verkehren Züge schen Stuttgart und Ulm wird da- stimmt sind. des InterRegioExpress (IRE) im mit zukünftig die Filstaltrasse um- Die VGS bietet in Kooperation 2-Stunden-Takt sowie der Regio- gehen. Die bestehende Route, die mit der DB Regio und der VVS ein nalExpress (RE) Stuttgart-Ulm und heute neben dem Schienenperso- sogenanntes Kombiticket an, das die RegionalBahn (RB) Stuttgart- nennahverkehr auch den Güterver- für Pendler von Göppingen nach

96 Durch die Lage an der Fils­ taltrasse verfügt die Stadt Zukünftig soll der Markt- über eine hervorragende platz vom Busverkehr ent- Anbindung nach Stuttgart lastet werden. und Ulm.

Die fußläufige Verbindung vom Bahnhof zur Altstadt soll attraktiver und siche- rer gestaltet werden.

97 Stuttgart attraktiv ist. Insgesamt Zwar erlaubt ein sog. Schleifensys- weisen die Angebote des ÖPNV in tem das Anfahren einzelner Punk- Göppingen jedoch ein erhebliches te im Zentrum. Der hauptsächliche Verbesserungspotenzial auf. Auch Verkehr wird jedoch über einen Er- wenn die Erreichbarkeit Göppin- schließungsring, den die Innen- gens mit der Bahn von Göppinger stadttangenten Burgstraße, Fried- Bürgerinnen und Bürgern grund- rich-Ebert-Straße, Mörikestraße, sätzlich als gut eingeschätzt wird, Geislinger Straße, Gerberstraße, so wird die Erschließung der Rand- Grabenstraße, Bahnhofstraße so- gebiete der Stadt mit dem ÖPNV wie Willi-Bleicher-Straße und Lor- als verbesserungswürdig bewertet. cher Straße bilden, um die Mitte Der Busverkehr ist eng an den Göppingens herumgeleitet. Schülertransport gebunden und Wichtige Verkehrsachsen verknüp- demzufolge zu den Schwachlast- fen den Innenstadtbereich mit den zeiten, wie z. B. nachmittags, am Stadtbezirken und dem überregio- Wochenende oder in den Ferien nalen Verkehrsnetz. Von besonde- nicht ausreichend. Vor allem ältere rer Bedeutung sind hier die Stutt- Bewohner z. B. der nördlichen garter Straße (Einfallstraße von Hanglagen, des Stauferparks, des Westen) sowie die Großeislinger Galgenbergs und vieler Stadtbezir- Straße, die Göppingen mit Eislin- ke sehen sich durch eine ungenü- gen verbindet, die Lorcher Stra- gende Taktung der Busverbindun- ße/B297 (Einfallstraße von Nor- gen in ihrer Mobilität einge- den) und die Hohenstaufenstra- schränkt. Ein weiteres Problem ße/L1075, die den neuen Stadt- stellen zu weite Laufwege zu den teil Stauferpark mit der Innenstadt Haltestellen des ÖPNV in einzelnen verbindet. Siedlungsbereichen dar. Ruhender Verkehr, öffentliche Stadtverkehr: Die überschaubare Stellplatzanlagen: Die Göppinger und kompakte Stadtstruktur Göp- Innenstadt verfügt insgesamt über pingens hat im Hinblick auf eine ein gutes Parkplatzangebot. Seit zukunftsfähige, nachhaltige und Einführung des Parkhaus-Rings um urbane Mobilität klare Vorteile. die Innenstadt werden sowohl der Gemischte Nutzungen und kurze Durchgangsverkehr als auch der Durch den Parkhausring wird der Parksuchverkehr Wege sorgen für eine gute fußläu- Parksuchverkehr gezielt von der gezielt von der Innenstadt fige Erreichbarkeit aller wichtigen Göppinger Innenstadt ferngehal- ferngehalten. infrastrukturellen Einrichtungen im ten. Die Parkhäuser P1 bis P6 an Stadtkern. Die umfangreichen Sa- der Jahnstraße, der Bahnhofstra- nierungsmaßnahmen im Bereich ße, dem Schillerplatz, der Fried- des historischen Stadtkerns haben richstraße, der Mörikestraße und dazu beigetragen, die Hauptein- am Marktplatz sind aufgrund ihrer kaufslage Göppingens vom Durch- guten Ausschilderung leicht aus gangsverkehr zu befreien. allen Richtungen zu erreichen. Das

98 System des Parkhaus-Rings ge- Jahnstraße und stellt mittlerweile teln unterwegs. Mehr als die Hälf- währleistet gute Bedingungen für eine wichtige behindertengerech- te davon (55 Prozent) sind Pend- Besucher der Haupteinkaufslage te Verbindung für Fußgänger und ler, die mit dem Nahverkehr zu ih- der Innenstadt: Von den Parkhäu- Radfahrer dar. Der Steg verbindet ren Arbeitsstätten fahren. Zählt sern aus sind alle wichtigen Ziele den Bahnhof und die Kernstadt mit man Auszubildende, Schüler und der Innenstadt fußläufig erreichbar. den südlich der Jahnstraße gele- Studenten zur Gruppe der Pendler Das Fassungsvermögen der Park- genen Wohn-, Arbeits- und Dienst- hinzu, ergibt das einen Anteil von häuser beträgt ca. 2.000 Stellplät- leistungsbereichen, dem Parkhaus ca. 70 Prozent. ze. Ergänzt wird das Angebot durch Jahnstraße sowie der Klinik am Ei- Diese Zahlen unterstreichen, das Parkhaus am Frey City Center chert und den Kliniken des Chris- dass die Attraktivität der Schiene und Parkmöglichkeiten an der EWS- tophsbads. Zudem gewährleisten in Zukunft weiter ausgebaut wer- Arena, der Stadthalle sowie, am die direkten Zugänge zu den Bahn- den muss. Mit einem integralen Wochenende, am Landratsamt. steigen eine schnelle Verbindung Netz – einer abgestimmten Netz- der verschiedenen Buslinien zur planung aller öffentlichen Ver- Fußverkehr in der Innenstadt: Die Bahn. kehrsmittel – könnte die Nutzer- Fußgängern vorbehaltene Fläche Erhebliche Mängel weist jedoch freundlichkeit für die Fahrgäste er- der Innenstadt wurde im Zuge der die fußläufige Verbindung vom heblich verbessert werden. Dazu Revitalisierung des Stadtkerns um Hauptbahnhof zum Markplatz auf. gehören vor allem gute Verbindun- 30 Prozent erweitert. Die Obere Der südliche Bereich der Markstra- gen aus den Stadtteilen in die In- Marktstraße bis zur Friedrichstra- ße – von Gerberstraße/Geislinger nenstadt. Gleichzeitig sollten die ße wurde als Fußgängerzone ge- Straße bis zum Bahnhofsplatz – ge- Belange der Pendler aus und in die widmet. Nach der Umsetzung des hörte nicht zu den Sanierungsmaß- Region bei der Planung des Nah- „Bus-U“ wird auch der Marktplatz nahmen der Neuen Mitte. Erschei- verkehrs berücksichtigt werden, nicht mehr von Bussen gequert nungsbild, Nutzung und Struktur um den Autoverkehr deutlich zu und lediglich noch für den Anliefer- der flankierenden Bebauung, die reduzieren. verkehr befahrbar sein. Die Alt- vermehrt Trading-Down-Tenden- Die Anbindung Göppingens an stadt südlich der Hauptstraße soll zen aufweist, entsprechen nicht den Fernverkehr des regionalen flächendeckend verkehrsberuhigt der Bedeutung dieser zentralen Schienennetzes sollte in der jetzi- werden, sobald die baulichen Vor- Wegebeziehung. Auch die Querung gen Qualität erhalten bleiben. Ein aussetzungen dafür geschaffen der Bahnhofstraße fällt aufgrund Wegfall oder die Zusammenlegung sind. Auch die Neugestaltung der des hohen Verkehrsaufkommens von Zugverbindungen wäre nicht sog. „kleinen Fußgängerzone“ in nicht leicht. zu kompensieren und würde den der Bleichstraße hat das Erschei- ÖPNV vor allem bei der großen nungsbild der Innenstadt positiv Konzept Zielgruppe der Pendler und Schü- beeinflusst und trägt zur Steige- ler deutlich unattraktiver machen. rung der Attraktivität der Innen- Mobilität stärken und Zukunfts- Ziel muss es sein, das bestehende stadt als Einkaufs- und Dienstleis- fähigkeit im Umweltverbund si- Angebot zu sichern und Kürzungen tungsstandort bei. chern: Nach Angaben des Ver- zu vermeiden. Auch eine bessere Seit dem Jahr 2003 führt eine kehrs- und Tarifverbunds Stuttgart Abstimmung der Taktung zwischen neuer Rad- und Fußgängersteg (VVS) sind zurzeit täglich etwa Bus- und Schienenverkehr sowie vom Bahnhof über die Fils zur 3.900 Fahrgäste zwischen dem weitere Park-and-Ride-Stellplätze Jahnstraße. Er ersetzte die bishe- Kreis Göppingen und dem VVS-Ge- am Bahnhof können das ÖPNV-An- rige Fußgängerunterführung zur biet mit öffentlichen Verkehrsmit- gebot deutlich aufwerten.

99 100 S-Bahn-Verbindung nach Göp- pingen realisieren: Um qualifizier- te Arbeitskräfte auch in Zukunft an Göppingen zu binden, müssen gute Verkehrsverbindungen in alle Teile der Region Stuttgart beste- hen. Das Projekt Stuttgart 21 wird Göppingens Position im regionalen Verkehrsnetz verändern. Die da- mit verbundenen Änderungen im Schienenverkehr werden die Er- reichbarkeit der Stadt Göppingen nicht zwangsläufig verbessern. Je- doch ist davon auszugehen, dass durch die Umleitung des Schnell- verkehrs über die Fildern Gleiska- pazitäten im Bereich der bestehen- den Filstaltrasse freiwerden. Hier bietet sich die Möglichkeit, die frei- werdenden Schienenstränge für eine Verlängerung der aus Stutt- gart kommenden S-Bahn nach Göp- pingen zu nutzen. Zurzeit endet die Streckenführung in Plochingen. Eine Weiterführung der S-Bahn- Linie mit Göppingen als Endhal- tepunkt wäre eine große Chance für die Stadt in Bezug auf Erreich- barkeit und Standortqualität. Der Kreis Göppingen könnte sich da- durch der Konkurrenz des prospe- rierenden Alb-Donau-Kreises stel- len und sich innerhalb der Region Stuttgart neu positionieren. Mit der S-Bahn würden nicht nur investi- tionswillige Firmen, sondern auch ausflugsfreudige Touristen, vor al- lem aber Wohnungssuchende – für die die S-Bahn ein wichtiges Lage- kriterium darstellt – angesprochen werden.

101 Integration in den Verkehrs- und werden hauptsächlich durch Schü- Tarifverbund Stuttgart (VVS) for- ler getragen, dementsprechend cieren: Der Raum Göppingen ist als sind Taktung und Linienführung einziger Landkreis der Region nicht der Busse eng an den Schülertrans- in den Verkehrs- und Tarif­verbund port gebunden. In Ferienzeiten und Stuttgart (VVS) integriert. Zwar be- an den Wochenenden wird das An- stehen durch den mit dem Land ab- gebot von den Göppinger Bürgerin- gestimmten Filstal­takt bestmögliche nen und Bürgern als ungenügend Verbindungen, jedoch ist das An- betrachtet. Einige Siedlungsberei- gebot für die Einwohner des Land- che sind schlecht an das Buslini- kreises Göppingen immer wieder ennetz angebunden. Weiterhin fehlt der Diskussion von Kürzungen im eine adäquate Reaktion des ÖPNV Taktverkehr Stuttgart-Ulm ausge- auf den demographischen Wandel setzt (zuletzt 2007). Die Verkehrs- – sowohl Ausstattung als auch Li- gemeinschaft Stauferkreis (VGS) nienführung der Busse sind nicht kooperiert im Rahmen von zwei An- an den konstant zunehmenden An- geboten bereits mit dem VVS. Mit- teil älterer Menschen in der Gesell- telfristig wäre jedoch eine bessere schaft angepasst. Um den öffentli- Abstimmung des ÖPNV in Göppin- chen Personennahverkehr in Göp- gen mit dem regionalen Schienen- pingen benutzerfreundlicher zu ge- verkehr wünschens- und empfeh- stalten, sollten folgende Maßnah- lenswert – beispielsweise in Form men im Vordergrund stehen: eines einheitlichen Tarifsystems.  Berücksichtigung des demo- Eine vollständige Eingliederung des graphischen Wandels: Die Be- Landkreises Göppingen in den VVS lange älterer Menschen sollten scheiterte in den vergangenen Jah- bei der Planung des ÖPNV stär- ren bereits mehrfach aus Kosten- ker berücksichtigt werden. Dies gründen, sollte aber als langfristi- könnte z. B. durch einen breite- ges Ziel im Auge behalten werden. ren Einsatz von Niederflurbus- Alternativ wäre eine neue Tarifge- sen sowie die Absenkung ho- Der Zentrale Omnibus- bahnhof (ZOB) in der meinschaft vorstellbar, die sich al- her Bürgersteige und Eineb- Bahnhofstraße lein auf die Fahrten auf der Schie- nung von Stolperfallen umge- ne zwischen dem Landkreis Göp- setzt werden. Durch eine ge- pingen und dem VVS-Gebiet be- zielte Erhöhung der Kapazitä- schränkt. Die Aufnahme Göppingens ten während des Tages und den in den Einzugsbereich der VVS wür- Ausbau einer konstanten Tak- de für eine positive Wahrnehmung tung kann das Angebot speziell in der Region sorgen und die Attrak- für Senio­ren und Familien ver- tivität der Stadt als Wohn- und Wirt- bessert werden. Wichtige Ver- schaftsstandort erhöhen. sorgungs-, Bildungs- und Frei- zeiteinrichtungen müssen bes- Den Busverkehr attraktiver und ser angeschlossen werden. nutzerfreundlicher gestalten: Die  Ausbau des ÖPNV in den Wohn- Busverbindungen im Stadtgebiet gebieten: Erschließungsdefizite

102 in einigen Siedlungsbereichen für die weitere Nutzung des Markt- tralen Omnibusbahnhof (ZOB) bil- des Stadtgebiets müssen be- platzes einen erheblichen Störfak- det der Hauptbahnhof die Ver- hoben werden. Durch eine un- tor dar. Mit einer veränderten kehrsdrehscheibe der Stadt. Das genügende Taktung der Bus- Linien­führung, dem Göppinger Erscheinungsbild des Bahnhofs- verbindungen sind die Bewoh- „Bus-U“, soll der Marktplatz zu- gebäudes und seines Umfelds ent- ner der nördlichen Hanglagen, künftig umfahren werden, ohne die spricht jedoch nicht seiner stadt- des Stauferparks oder des Gal- Erreichbarkeit der Einkaufsinnen- räumlichen und verkehrstechni- genbergs in ihrer Mobilität ein- stadt mit dem ÖPNV einzuschrän- schen Bedeutung. Der Hauptbahn- geschränkt. Erschließungsradi- ken. Geplant sind eine Umlegung hof sollte wieder seiner zentralen en bzw. Laufwege zur Haltestel- der 548 Busse, die derzeit den Rolle im Stadtbild gerecht werden le sind zu überprüfen und neue Marktplatz täglich queren, auf an- und einen attraktiven Zugang zur Haltestellen entsprechend dem dere Routen sowie partielle Ände- Innenstadt bilden. Bedarf zu schaffen. rungen einiger Buslinien. Die nicht mehr angefahrenen Haltestellen Im Einzelnen sollten folgende Maß- Damit ist die Frage aufgeworfen, Hauptstraße/Schillerplatz, Post- nahmen mit Priorität umgesetzt inwieweit die wachsenden Ansprü- straße/Korb und Obere Marktstra- werden: che an einen leistungsfähigen, nut- ße sollen an den Rand der Fußgän-  Neugestaltung und stadträum­ zerfreundlichen und komfortab- gerzone verlegt werden. Die ver- liche Fassung des Bahnhofsplat- len ÖPNV mit der gegenwärtigen kehrliche Entlastung würde eine zes und der angrenzenden Be- Organisationsform zu verwirkli- erhebliche Steigerung der Aufent- reiche chen sind. In der Göppinger Bür- haltsqualität zur Folge haben.  Konsolidierung der flankieren- gerschaft werden immer wieder Durch die direktere Linienführung den Nutzungen Stimmen laut, die gegen einen aus- werden viele Fahrzeiten verkürzt.  Aufwertung der Verbindung schließlich privatwirtschaftlichen Bei den Abfahrten nach Norden zwischen Hauptbahnhof und Busbetrieb votieren. Tatsächlich könnte die Zeitverlängerung durch ZOB könnte Göppingen durch eine zu- Bus-Vorrangschaltungen ausgegli-  Aufwertung der Verbindung mindest prozentuale städtische Be- chen werden (Karajan Ingenieure, vom Hauptbahnhof zum Markt- teiligung an dem in privater Hand Stuttgart: „Überprüfung des Bus- platz befindlichen ÖPNV-System erhebli- rings in Göppingen – Bus-U“).  Optimierung der bahnhofsbezo- chen Einfluss auf die Nutzerfreund- Eine sinnvolle Ergänzung des genen Dienste und Infrastruk- lichkeit nehmen. Insbesondere die Angebots wäre der Einsatz von Ci- turen (Taxivorfahrt, Kiss&Ride- Loslösung der Bindung des Busver- ty-Bussen. Sie könnten an ein bis Parkplatz, Park&Ride-Parkhaus, kehrs an Schul- und Ferienzeiten zwei Tagen in der Woche (z. B. Fahrrad-Abstellanlage) könnte eine große Attraktivitäts- mittwochs und/oder samstags) Auch der städtische Informations- steigerung bedeuten. auf einem Rundkurs durch die In- punkt für Touristen wäre in unmit- nenstadt mit einem stabilen Bedie- telbarer Nähe des Bahnhofs an der Den Marktplatz vom Busverkehr nungstakt von höchstens 10 min richtigen Stelle. entlasten – das „Bus-U“ umset- verkehren und so einen attraktiven Die Belegung der Fläche der zen: Die Anzahl der Busse, die Zubringer für Kunden der Innen- ehemaligen Güterbahnhofshal- Haupt- und Marktstraße sowie den stadt darstellen. le mit adäquaten, frequenzstarken Marktplatz queren, wird in der Be- Nutzungen könnte die Attraktivi- völkerung zunehmend als Belas- Den Bahnhof und sein Umfeld als tät des Bahnhofsumfelds zusätz- tung empfunden. Der Busverkehr Stadteingang aufwerten: Zusam- lich steigern. stellt für die Fußgänger wie auch men mit dem nahe gelegenen Zen-

103 Angebote des ruhenden Verkehrs wie z. B. der unteren Marktstraße optimieren: Trotz des relativ gut als Verbindung Bahnhof-Innen- ausgebauten Parkhausrings stellt stadt, der Wegeverbindung von der der Parkdruck in manchen Berei- Innenstadt zum Bereich der Karl­ chen der Innenstadt einen erhebli- straßen sowie der Wegeverbin- chen Störfaktor dar. Insbesondere dung von der Innenstadt zur süd- die Nordstadt und der Bereich öst- lich der Fils gelegenen Hochschule lich des Bahnhofs werden täglich zu. durch erheblichen Parksuchver- Auch die am Rand der Innen- kehr belastet. Eine Vereinheitli- stadt gelegenen Sport-, Freizeit- chung der stark variierenden Öff- und Erholungseinrichtungen wie nungszeiten der Parkhäuser sowie z. B. das Freibad in Bodenfeld, die eine Ausweitung der Bewohner- Schockenseeanlagen oder das parkzonen würden die Angebote Sport- und Freizeitzentrum an der des ruhenden Verkehrs optimieren. Hohenstaufenstraße müssen si- Eine Ergänzung des bestehenden cher zu Fuß und mit dem Fahrrad Parkleitsystems um eine dynami- erreicht werden können. sche Anzeige kann dazu beitragen, Zur Aufwertung einzelner Stre- den Parksuchverkehr zu verringern ckenabschnitte für den Fuß- und und den Verkehrsfluss in der Innen- Radverkehr zählen auch Maßnah- stadt deutlich zu verbessern. men zur Steigerung von Komfort und Sicherheit, wie z. B. die Kenn- Innerstädtische Wege für Fußgän- zeichnung von Fahrradstreifen und ger und Radfahrer optimieren: Schutzstreifen sowie die Öffnung Fuß- und Radverkehr sind integrale von Einbahnstraßen für Radfah- Bestandteile einer umweltverträg- rer im historischen Kern. Entspre- lichen Mobilität in der Stadt. Die in- chend eines modernen Mobilitäts- nerstädtischen Fuß- und Radwege konzepts empfiehlt es sich, an ei- sollten deshalb einen guten An- nigen ausgewiesenen Stellen im schluss an alle wichtigen und öf- Stadtgebiet – insbesondere bei öf- fentlichen Einrichtungen der Stadt fentlichen Einrichtungen – Bike- wie Schulen, Kultureinrichtungen, and-Ride-Stationen anzubieten. Rathaus, Bahnhof, Kindergärten und Grünbereiche bieten. Besonde- Das Filstal über Fuß- und Rad- re Bedeutung kommt der Aufwer- wege erschließen: Die Gestaltung tung wichtiger Wegebeziehungen der Filstalroute auf Göppinger Ge- Der neue Steg vom Bahn- hof über die Fils zur Jahn- straße stellt eine wichtige Verbindung für Fußgänger und Radfahrer dar.

104 markung sollte der Bedeutung die- in Mittelzentren ermöglichen. Dies ses regionalen Radwanderwegs ge- ist aber nur ein erster Schritt: Mit recht werden. Dabei sollte der Blick auf den Zeithorizont des Streckenverlauf, der momentan städtebaulichen Entwicklungskon- durch die nördliche Innenstadt zepts ist ein Ausbau umwelt- führt, durch eine neue Routenfüh- freundlicher Mobilitätskonzepte rung entlang der Fils ersetzt wer- anzustreben – niedrigschwellige den. Carsharing-Angebote (z. B. Car-to- Die Gleisanlagen und die Fils go) und Bike-and-Ride. Ziel ist eine lassen sich fußläufig bzw. per Fahr- Göppinger Mobilitätskultur, wie sie rad nur unzureichend queren. Um der Verkehrsforscher Hartmut die Trennwirkung zu reduzieren, Topp für die nahe Zukunft entwirft. ist es notwendig, Brücken aufzu- Eine Mobilitätskultur, in der die werten (wie z. B. die Jebenhäuser Systemgrenzen zwischen Auto, Brücke, die Brücke in der Nähe der Fahrrad, Bus und Bahn aufgehoben ehemaligen Firma Bellino und der sind; mit physisch vernetzten und Fußgängerüberwegen der Firma informatorisch-organisatorisch in- Schuler) bzw. neue Querungsmög- tegrierten Verkehrsmitteln. Inter- lichkeiten zu schaffen (wie z. B. zu- netbasierte Dienste spielne in die- sätzliche Brücken über die Fils in sem Zusammenhang eine wichtige Verlängerung der Betzstraße und Rolle. Wer größere Strecken zu- der Oberen Gartenstraße). rücklegen muss, findet im Netz In- formationen über die optimale Neue Mobilitätskultur etablieren: Strecke und die sinnvolle Ver- Mehr und mehr setzt sich die Er- kehrsmittelwahl. Die ÖPNV-Halte- kenntnis durch, dass die Mobilität stellen werden zu komplexen Mobi- in den Umweltbilanzen bisher zu litätspunkten ausgebaut – mit wenig betrachtet wurde. Verkehrs- Fahrrad-Abstellanlagen, Carsha- träger und Industrie arbeiten mit ring-Stellplätzen, Ladesta­tionen Hochdruck an vernetzten Mobili- für Elektro-Autos und Informatio- tätsangeboten und neuen Ver- nen über alle Mobilitätsangebote. kehrsmitteln (Elektromobilität). Das integrierte Mobilitätskonzept Der systematische Ausbau sicherer ist Kernstück einer umweltfreundli- und komfortabler Fuß- und Radwe- chen städtebaulichen Entwicklung. ge wird eine umweltfreundliche Modifikation des Modal Split auch Weitere Querungsmöglich- keiten über die Gleisan- lagen sollten geschaffen werden, um deren Trenn- wirkung zu reduzieren und die Ufer der Fils besser zu- gänglich zu machen.

105 Satellitenbild der Göppin­ger Innenstadt

5 Im Fokus der Stadtentwicklung: die Innenstadt

Nachdem in den einzelnen Hand- kann weiter ausgebaut werden, Entwicklung „Göppingen 2030“. Im lungsfeldern übergreifende Frage- wenn die Merkmale der europäi- Strukturkonzept sind die räumli- stellungen der Stadtentwicklung schen Stadtkultur – wie sie in der chen Aussagen zusammengefasst. Göppingens behandelt wurden, Leipzig-Charta der Europäischen Nach den Ergebnissen der Analyse konzentrieren sich die räumlichen Union fixiert sind – weiter als Ori- können in der Innenstadt Teilräu- Aussagen nun auf den Bereich der entierung dienen. So bekennt sich me, denen aufgrund ihrer Problem- Innenstadt. Denn aufgrund der be- das städtebauliche Entwicklungs- lage, aber auch ihrer Chancen be- sonderen Problemkonstellation, konzept zur funktional und räum- sondere Bedeutung zukommt, als der Flächenverfügbarkeit und der lich vernetzten Stadtstruktur. Der zukünftige Entwicklungsschwer- Investitionsbereitschaft werden Einkaufsbereich wird weiter stabili- punkte definiert werden. Das vor allem im Zentrum Göppingens siert und modernisiert, die öffentli- Handlungskonzept wird daher im die Weichen für die zukünftige Ent- chen Räume werden aufgewertet Folgenden explizit auf diese Teil- wicklung der Gesamtstadt gestellt. und es werden attraktive Verbin- räume bezogen. In Abhängigkeit Angesichts ihrer historisch ge- dungen von Stadt- und Land- von der Dringlichkeit der Maßnah- wachsenen Nutzungsvielfalt und schaftsraum, insbesondere zur Fils men und einer Einschätzung der ihrer attraktiven Stadträume ver- und ins Filstal, hergestellt. Flächenverfügbarkeit und weiterer fügt die Innenstadt über günstige Die Ziele und Konzepte für die möglicher Restriktionen wird ein Voraussetzungen, Göppingen eine thematischen Handlungsfelder bil- Zeithorizont für die Umsetzung an- starke Position im regionalen Städ- den eine räumlich und inhaltlich gegeben. tenetz zu sichern. Diese Position differenzierte Perspektive für die

106 107 (1) Stadträumlicher Entwicklungsschwerpunkt Kernstadt

Nr. Maßnahme Umsetzung kurzfristig mittelfristig langfristig Stadtbild und Stadtgestalt 1.1 Den historischen Gebäudebestand sichern und respektvoll weiterent- ���� ���� ���� wickeln 1.2 Attraktive Eingangssituationen zur Innenstadt schaffen ���� ���� 1.3 Platzfolge im Bereich Pfarrstraße gestalterisch herausarbeiten­ ���� ���� ���� – Schlossplatz/Dr.-Alfred-Schwab-Platz/Foggia-Platz/Kornhausplatz, 1.4 Prägende Gestaltmerkmale erhalten und bei der Neubebauung be- ���� ���� ���� rücksichtigen – z. B. steil geneigtes Satteldach, Bebauung direkt auf der Baulinie, Einhaltung der Traufe 1.5 Bewusstsein für die Qualität des historischen Stadtkerns fördern ���� – Leit- und Infosystem zur besseren Dokumentation historischer Bau- Stadträumliche Entwicklungsschwerpunkte  Kernstadt ten installieren  Nordstadt 1.6 Verbindungsachse von der Stuttgarter Straße über Hauptstraße, ����  Kernstadt Marktplatz bis zur Poststraße verbessern  Stuttgarter Straße 1.7 Fußwegeverbindungen von der Altstadt in das übrige Stadtgebiet ver-  Campus Göppingen ���� ����  Flusslandschaft bessern  Stauferpark – insbes. zu den Karlstraßen, zur Hochschule und zum Bahnhof 1.8 Marktplatz vom Busverkehr entlasten ���� – Neue Linienführung der Busse, Umsetzung des Bus-U 1.9 Baukultur fördern ���� ���� ���� – Wettbewerbe für innerstädtische Bauvorhaben – Erhaltungssatzung für den Bereich der klassizistischen Altstadt

Wohnen und Soziales 1.10 Die Innenstadt als Wohnort stärken ���� ���� ���� – Angebotspalette erweitern, z. B. durch Komfortwohnen im histori- schen Stadtkern – Infrastrukturausstattung und Freiraumqualität verbessern 1.11 Integrative Wohnkonzepte und neue Wohnformen unterstützen ���� ���� – Wohnen und Arbeiten, flexible Grundrisse, generationenübergrei- fendes Wohnen – Anpassung des Wohnungsbaus an soziodemografische und wohn- kulturelle Veränderungen 1.12 Familiengerechten, kostengünstigen Wohnraum anbieten ���� ���� – Preiswertes Wohnbauland und andere Förderangebote für Familien

108 Nr. Maßnahme Umsetzung kurzfristig mittelfristig langfristig Bildung und Kultur 1.13 Museumslandschaft weiter ausbauen ���� ���� ���� – Profilierung der Kunsthalle, des Märklin Museums und des Städti- schen Museums; ggf. Prüfung der Standorte 1.14 Kulturelle Schwerpunkte profilieren ���� ���� ���� – z. B. EWS-Arena, Barbarossa-Thermen, Stadthalle, Renaissance- schloss – Städtebau und Architektur als Anziehungspunkte inszenieren 1.15 Göppingen als Tagungsort etablieren ���� ����

Landschaft und Freiraum 1.16 Zentrumsnahe Grünflächen als zeitgemäße Erholungs- und Aufent- ���� haltsräume gestalten – Aufwertung des Schlossgartens, des Parks an der Stadthalle und der Grünfläche am Haus der Familie – Sicherung der freiräumlichen Qualität der Schockenseeanlagen 1.17 Innerstädtische Grünanlagen mit dem Landschaftsraum verbinden ���� ���� – Sicherung der „grünen Verbindungskorridore“ zwischen Stadt und Landschaft; Weiterführung innerhalb der bebauten Ortslage über „grüne Trittsteine“ 1.18 Stadtbäche gestalterisch hervorheben ���� ���� Naturnaher Rückbau der Uferbereiche und Freilegung verdolter Ge- wässerstrecken 1.19 Freiraumpotenzial der Innenhöfe nutzen ���� ���� ���� Begrünung und Gestaltung brachliegender Flächen Integration des ruhenden Verkehrs

Freizeit und Erholung 1.20 Göppingens Profil als Sportstadt mit überregionaler Strahlkraft ���� ���� schärfen – Sicherung und Ausbau von interkommunalen Kooperationen im Be- reich Sport 1.2 1 Erholungs- und Freizeitmöglichkeiten in Zentrumsnähe anbieten ���� ���� 1.22 Wissensorientierte Naturerfahrung ermöglichen: Einrichtung eines ���� „Stadtökologischen Pfads“

Gewerbe, Dienstleistung und Einzelhandel 1.23 Position im regionalen Standortwettbewerb festigen, Konzept der ���� ���� ���� kreativen Stadt entwickeln

109 Nr. Maßnahme Umsetzung kurzfristig mittelfristig langfristig

1.24 Technologieorientierung (Mechatronik) intensivieren ���� ���� ���� 1.25 Impulse für das Einkaufsangebot über städtebaulich integriertes Ein- ���� zelhandelsprojekt auslösen 1.26 Zukunftsfähige Nutzungsmischung aus Einzelhandel, Dienstleistung ���� ���� und Wohnen im Bereich der Bleichstraße anstreben 1.27 Einzelhandelsstandorte in Nebenlagen besser an das Zentrum an- ���� binden; zentrale Verbindungsachse über die Stuttgarter Straße, die Hauptstraße, den Marktplatz bis zur Poststraße adäquat gestalten 1.28 Stadtgestalterische Maßnahmen zur Stabilisierung des Einzelhandels ���� ���� ���� nutzen

Mobilität und Verkehr 1.29 Öffentlichen Personennahverkehr aufwerten ���� ���� – Bessere Abstimmung zwischen Bus- und Schienenverkehr (z. B. Taktungen, Park-and-Ride-Angebote, Integration in den VVS) – Attraktivere und nutzerfreundlichere Gestaltung des Busverkehrs: Berücksichtigung der Belange von Senioren; Entkoppelung der Fahrpläne vom Schülertransport 1.30 Ruhenden Verkehr stadtverträglich unterbringen ���� ���� ���� – Entlastung innerstädtischer Quartiere vom Parkdruck, Vereinheitli- chung der Öffnungszeiten der Parkhäuser, Ausweitung der Bewoh- nerparkzonen, Ergänzung des bestehenden Parkleitsystems um eine dynamische Anzeige 1.31 Sicherheit im Straßenraum erhöhen, durch Verkehrsberuhigung, Stra- ���� ���� ���� ßenraumgestaltung und Verkehrsleitkonzepte

(2) Stadträumlicher Entwicklungsschwerpunkt Nordstadt

Stadtbild und Stadtgestalt 2.1 Gründerzeitliche Blockstrukturen sichern und ergänzen ���� ���� 2.2 Nordstadt als Bindeglied zwischen historischem Stadtkern und den ���� nördlichen Hanglagen weiterentwickeln – Begrünung der von Norden nach Süden verlaufenden Straßenzüge der Schillerstraße (als Achse in Richtung Schillerplatz), Marstallstra- ße (als Verbindung von Kunsthalle und Schlossgarten/Altstadt) und Marktstraße 2.3 Ziegelstraße als quartiersprägende Ost-West-Tangente gestalten ���� – Betonung der Raumkanten

Wohnen und Soziales Stadträumliche Entwicklungsschwerpunkte  Kernstadt 2.4 Nordstadt als qualitätsvollen Wohnstandort sichern ���� ����  Nordstadt 2.5 Integrative Wohnkonzepte fördern ���� ���� ����  Kernstadt – Wohnen und Arbeiten, flexible Grundrisse, generationenübergrei-  Stuttgarter Straße fendes Wohnen, kinderfreundliche Wohnprojekte  Campus Göppingen  Flusslandschaft 2.6 Wohnungsbezogene Freiraumqualitäten erhalten und ausbauen ���� ���� ����  Stauferpark

110 Nr. Maßnahme Umsetzung kurzfristig mittelfristig langfristig Gewerbe, Dienstleistung und Einzelhandel 2.7 Zukunftsfähige Mischung von Wohnen und Arbeiten fördern ���� ���� – Sicherung der Nahversorgung – Neue Mischung über Modellprojekte fördern

Mobilität und Verkehr 2.8 Parksuchverkehr vermindern ���� ���� – Optimierung des ruhenden Verkehrs

(3) Stadträumlicher Entwicklungsschwerpunkt Bahnhofsumfeld

Stadtbild und Stadtgestalt 3.1 Hauptbahnhof und Umfeld als repräsentativen Innenstadteingang in- ���� ���� szenieren 3.2 Bahnhofsplatz und angrenzende Räume neu gestalten und stadträum- ���� ���� lich fassen 3.3 Gebäudesubstanz im Umfeld des Bahnhofs sanieren ���� ����

Gewerbe, Dienstleistung und Einzelhandel 3.4 Nutzungsbild zwischen Bahnhof und „Neuer Mitte“ konsolidieren ���� ���� 3.5 Frequenzstarke Nutzungen auf der Fläche der ehemaligen Güterbahn- ���� hofshalle platzieren 3.6 Touristeninformation in Bahnhofsnähe unterbringen ����

Mobilität und Verkehr

Stadträumliche Entwicklungsschwerpunkte 3.7 Verkehrsfunktionen im Bahnhofsbereich neu organisieren ���� ����  Kernstadt 3.8 Fußläufige Verbindungen zwischen Hauptbahnhof und ZOB, Einkaufs- ����  Nordstadt innenstadt und Marktplatz aufwerten  Kernstadt 3.9 Beeinträchtigung der Wegeverbindungen durch Ost-West-Verkehr ���� ����  Stuttgarter Straße verträglich gestalten  Campus Göppingen  Flusslandschaft 3.10 Zukunftsorientierte Mobilitätskonzepte in Schritten umsetzen (Car- ���� ����  Stauferpark sharing, Bike-and-Ride, Mobilitätszentrale) 3.11 Park-and-Ride-Stellplatzangebot ergänzen ���� 3.12 Verlegung des ZOB auf die Fläche der Güterbahnhofshalle prüfen ���� 3.13 Verbindungen von Göppingen in die Region (Nahverkehr, S-Bahn-Ver- ���� ���� bindung) verbessern

111 (4) Stadträumlicher Entwicklungsschwerpunkt Stuttgarter Straße

Nr. Maßnahme Umsetzung kurzfristig mittelfristig langfristig Stadtbild und Stadtgestalt 4.1 Den westlichen Stadteingang durch eine gestalterische und funktiona- le Aufwertung der Industriedenkmale attraktiver gestalten; Kreuzun- ���� ���� gen Reuschstraße/Hermannstraße/Stuttgarter Straße sowie Lorcher Straße/Willi-Bleicher-Straße/Stuttgarter Straße aufwerten 4.2 Verbindung zu den Einkaufsnebenlagen (Schleckerland) und zur ���� Neuen Mitte hochwertig gestalten 4.3 Märklinfabrik und andere unter Denkmalschutz stehende, stadtbild- ���� ���� prägende Industrie- und Gewerbegebäude sichern und weiterentwi- ckeln

Wohnen und Soziales 4.4 Industriestrukturen entlang der Stuttgarter Straße mit neuen Nutzun- ���� ���� gen anreichern – Mischung der Gewerbestruktur mit Loftwohnungen Stadträumliche Entwicklungsschwerpunkte  Kernstadt Bildung und Kultur  Nordstadt  Kernstadt 4.5 Denkmalwerte Industriegebäude für eine Erweiterung der Museums- ����  Stuttgarter Straße landschaft nutzen; z. B. Einrichtung eines Märklinmuseums  Campus Göppingen  Flusslandschaft Gewerbe, Dienstleistung und Einzelhandel  Stauferpark 4.6 Großflächige Strukturen durch Parzellierung für Büro- und Dienstleis- ���� ���� tungsnutzung ertüchtigen 4.7 Erhaltenswerte Baustrukturen für Nachnutzungen vorbereiten ����

(5) Stadträumlicher Entwicklungsschwerpunkt Campus Göppingen

Stadtbild und Stadtgestalt 5.1 Hochschule zu einem attraktiven Hochschulcampus weiterentwickeln, ���� ���� der sich zur Fils hin öffnet und die umliegenden Quartiere und Flä- chenpotenziale (z. B. Holz-Weber-Areal) mit einbezieht 5.2 Flächen an der Fils, nördlich der Hochschule aktivieren (Belegung ���� ���� mit hochschulnahen Einrichtungen als Beitrag zur Adressbildung der Hochschule an der Jahnstraße)

Bildung und Kultur 5.3 Wissens- und Innovationsstandort Göppingen weiter profilieren (z. B. ���� im Bereich Mechatronik); Außenwirkung der Hochschule verbessern; Hochschulstandort in der Region besser vermarkten 5.4 Kontaktstellen zwischen Hochschule, allgemeinbildenden und berufli- ���� chen Schulen fördern, um Schülerinnen und Schüler stärker für Wis- senschaft und Forschung zu interessieren 5.5 Projekte an der Schnittstelle von Wissenschaft und Kunst intensivie- ���� ren, Gemeinschaftsprojekte von Hochschule und Kunsthalle (wie z. B. das „Amme-Projekt“) fortführen

112 Nr. Maßnahme Umsetzung kurzfristig mittelfristig langfristig Landschaft und Freiraum 5.6 Uferbereiche in den Campus einbeziehen und Verweilmöglichkeiten ���� ���� ���� für Studierende und Beschäftigte ausbauen

Gewerbe, Dienstleistung und Einzelhandel 5.7 Synergieeffekte nutzen, die sich aus der Zusammenarbeit zwischen ���� ���� ���� Industrie und Forschung ergeben; Kooperationen der Hochschule mit ortsansässigen Unternehmen fördern 5.8 Clusterbildung im Umfeld der Hochschule vorantreiben: Existenzgrün- ���� ���� dungen fördern, Ausbau zum Gründer- und Innovationszentrum; Nut- zung des Wissenstransfers

Mobilität und Verkehr 5.9 Stadträumliche Vernetzung der Hochschule mit der Innenstadt ver- ���� ���� bessern; neue Stegverbindung über Fils und Gleisanlagen in Verlänge- rung der Betzstraße

(6) Stadträumlicher Entwicklungsschwerpunkt Flusslandschaft

Stadtbild und Stadtgestalt 6.1 Stadträume entlang der Fils besonders hochwertig gestalten; lang- ���� ���� ���� fristig Randnutzungen des Flusslaufs aufwerten und attraktive Stadt- quartiere entwickeln 6.2 Schlüsselgrundstücke durch die Stadt sukzessive sichern ���� ���� ����

Wohnen und Soziales 6.3 Freiwerdende Flächenpotenziale zu Wohngebieten entwickeln ���� ���� 6.4 Fläche der ehemaligen Eissporthalle mit einer attraktiven Nutzung ���� belegen

Landschaft und Freiraum 6.5 Filspromenade für Fußgänger und Radfahrer entwickeln, hierfür akti- ���� ���� ���� Stadträumliche Entwicklungsschwerpunkte ve Bodenvorratspolitik betreiben und Ufergrundstücke erwerben  Kernstadt 6.6 Fils als Stadtgewässer zwischen Sonnenbrücke und Jebenhäuser Stra-  Nordstadt ���� ����  Kernstadt ße inszenieren; öffentlich zugängliche Freiräume am Wasser schaffen,  Stuttgarter Straße sog. „Trittsteine“, wie z. B.:  Campus Göppingen – Grünanlage am Holzsteg aufwerten und in den neuen Landschafts-  Flusslandschaft raum Fils integrieren  Stauferpark – Uferbereich nördlich der Hochschule aufwerten – „Filsterrassen“ zwischen dem bestehenden Rad- und Fußgänger- steg am Bahnhof und der Sonnenbrücke als neue Grünfläche mit Terrassen zum Wasser umsetzen – Bereich am nördlichen Filsufer auf dem Gelände der Firma Bellino aufwerten und öffentlich zugänglich machen – Grünanlage an der Mündung des Heubachs in die Fils kinderfreund- lich gestalten; die vorhandene Spielfläche mit einbeziehen

113 Nr. Maßnahme Umsetzung kurzfristig mittelfristig langfristig

6.7 Parkanlage des Christophsbads in den neuen Landschaftspark Fils ���� ���� integrieren 6.8 Den öffentlichen Raum um die Fläche der ehemaligen Eissporthalle ���� ���� mit der Flusslandschaft und dem südlichen Landschaftsraum (An- schluss an die Pappelallee und die Streuobstlandschaft) verknüpfen 6.9 Am regionalen Projekt „Landschaftspark Fils“ partizipieren; ���� ���� – Maßnahmen des Landschaftsparks Fils auf örtlicher Ebene um­ setzen

Freizeit und Erholung 6.10 Flusslandschaft als Standort für Freizeit, Kultur und Erholung ent­ ���� ���� wickeln 6.1 1 Streckenverlauf der regionalen Filstalroute zugunsten einer fluss­ ���� ���� parallelen Wegeführung verändern

Gewerbe, Dienstleistung und Einzelhandel 6.12 Den öffentlichen Raum im Bereich der Gewerbeansiedlungen an der ���� Fils mit gestalterischem Bezug zum Fluss entwickeln

Mobilität und Verkehr 6.13 Wegeverbindungen zur Fils für Fußgänger und Radfahrer insbeson­ ���� ���� dere aus der nördlichen und südlichen Innenstadt schaffen 6.14 Neue Stegverbindungen für Fußgänger und Radfahrer bauen: in Ver- ���� ���� längerung der Betzstraße (in Richtung Hochschule), in Verlängerung der Oberen Gartenstraße (in Richtung Karlstraßen), in Verlängerung der Alexanderstraße (in Richtung Bellino) und bei der Einmündung des Heubachs in die Fils

(7) Stadträumlicher Entwicklungsschwerpunkt Stauferpark

Stadtbild und Stadtgestalt 7.1 Eine ökologische Modellstadt mit einer engen räumlichen Verbindung ���� ���� von Wohnen, Arbeiten, Dienstleistung, Messe und Freizeitaktivitäten entwickeln 7.2 Hohe Standards in Erscheinungsbild, Wohnumfeld und Architektur ���� ���� ���� realisieren 7.3 Den neuen Stadtteil in überschaubare Nachbarschaften gliedern; städ- ���� ���� tische Reihen- oder Kettenhäuser als Alternative zum freistehenden Stadträumliche Entwicklungsschwerpunkte Einfamilienhaus anbieten  Kernstadt 7.4 Städtebauliche Qualität durch anspruchsvolle Verfahren sichern  Nordstadt ���� ���� ����  Kernstadt  Stuttgarter Straße  Campus Göppingen  Flusslandschaft  Stauferpark

114 Nr. Maßnahme Umsetzung kurzfristig mittelfristig langfristig Wohnen und Soziales 7.5 Den Stauferpark als Adresse für innovatives Wohnen in der Region ���� ���� positionieren 7.6 Vielfältige Wohnformen entwickeln, die unterschiedliche Nutzergrup- ���� ���� pen ansprechen; kinderfreundliche Wohnräume schaffen 7.7 Arbeiten, Wohnen und Freizeit verträglich mischen ���� ���� ����

Bildung und Kultur 7.8 Flugzeug-Werfthalle für kulturelle Veranstaltungen und Messen weiter ���� ausbauen 7.9 Bandhaus und Chapel als Szene-Schwerpunkte zur Profilbildung nut- ���� zen

Landschaft und Freiraum 7.10 Quartiere mit der umgebenden Landschaft vernetzen, Ausblicke und ���� Sichtbeziehungen (Landschaftsfenster) inszenieren 7.11 Die neuen Quartiere durch attraktive Grünräume gliedern ���� ����

Freizeit und Erholung 7.12 Hochwertige öffentliche Grünflächen anlegen, die aktuellen Erho- ���� ���� lungs- und Freizeitgewohnheiten entsprechen, attraktive Freizeitmög- lichkeiten integrieren

Gewerbe, Dienstleistung und Einzelhandel 7.13 Mechatronik- und Technologiepark etablieren; Synergieeffekte nut- ���� ���� zen, die sich aus der Kooperation von Firmen mit der Hochschule er- geben 7.14 Zentrum für Kreativwirtschaft im Stauferpark entwickeln ����

Mobilität und Verkehr 7.15 Stauferpark als Modellgebiet für nachhaltigen Verkehr etablieren ���� 7.16 Erreichbarkeit aus der Innenstadt verbessern ����

115 116 Vor allem im Zentrum Göppingens werden die Weichen für die zu- künftige Entwicklung der Gesamt- stadt gestellt.

117 118 119 Literatur- und Quellennachweis

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120 Abbildungsverzeichnis

Pläne: • pp a|s pesch partner architekten stadt- planer

Mit Ausnahme von: • WGF Landschaftsarchitekten, Nürnberg – Seite 74 (Plan oben)

Bilder und Fotos: • pp a|s pesch partner architekten stadtplaner

Fotos der Stadt Göppingen: • Titel: von links: Foto 1, 4 und 5 • Seite 6: oben und Mitte • Seite 8: oben und Mitte • Seite 9: oben und Mitte • Seite 15: unten • Seite 18: unten • Seite 22: unten • Seite 28: unten • Seite 30: unten • Seite 31: unten • Seite 32: unten • Seite 33: unten • Seite 35: oben und unten • Seite 47: Mitte • Seite 57: Mitte und unten • Seite 59: oben links, oben rechts, Mitte und unten • Seite 62: unten • Seite 64: unten • Seite 67: Mitte, unten und rechts • Seite 76: Mitte, unten und rechts • Seite 77: Mitte, unten und rechts • Seite 79: oben und unten • Seite 82: oben und unten • Seite 85: oben und unten • Seite 87: oben und unten • Seite 88: oben und unten • Seite 94 • Seite 106 • Seite 117 • Rückseite, von links: Foto 2 und 5

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