25 Jahre Danach Kloster Huysburg Im Bistum Magdeburg Von Athanasius Polag OSB
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BENEDIKTINISCHES LEBEN 25 Jahre danach Kloster Huysburg im Bistum Magdeburg von Athanasius Polag OSB Bei einem Rückblick auf die Zeit seit der war, erwerben. Für das Pflegeheim errichtete Wende 1989 aus der Sicht eines Klosters die Caritas einen Neubau im benachbarten im Bistum Magdeburg muss auch die Vor- Dingelstedt. Der Plan des Bistums war, die geschichte des heutigen Priorates Huysburg Huysburg als kirchlichen Ort zu erhalten und etwas erwähnt werden. Die Huysburg in der ein Bildungshaus dort einzurichten. Nähe von Halberstadt war von 1084 bis 1804 Die Gemeinschaft musste eine Entschei- eine Benediktiner abtei, die alle Kriege über- dung über ihren Fortbestand treffen. Schon in 428 standen hatte. Nach der Aufhebung durch die dem Jahrzehnt zuvor hatte der Abtpräses der preußische Regierung blieb sie mit der roma- Kongregation den Abt von St. Matthias / Trier, nischen Kirche und dem Teil des Klosters, der Ansgar Schmidt, gebeten, ihn in der Betreuung der Pfarrgemeinde zugesprochen worden war, des Klosters Huysburg zu unterstützen. Als ein Zentrum für die katholischen Christen in Bischof Leo Nowak der Gemeinschaft anbot, der preußischen Provinz Sachsen, kirchlich ein- ihr die Huysburg zu verpachten und sie bei gebunden in den östlichen Teil des Erzbistums deren Neugestaltung einzubeziehen, bat der Paderborn. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Konvent die Gemeinschaft in St. Matthias um dort ein Priesterseminar für die Katholische Unterstützung. Kirche in der DDR im Zusammenhang mit dem Abt Ansgar übernahm 1991 zunächst als BENEDIKTINISCHES LEBEN Theologiestudium in Erfurt eingerichtet. Zu- Administrator die Leitungsverantwortung. Da- gleich wurde die Huysburg ein Wallfahrtsort im bei ging es nicht nur um die Gestaltung des Bereich des Bischöflichen Amtes Magdeburg. Mönchslebens, sondern auch zugleich um eine Im Jahr 1972 konnte sozusagen im Schat- missionarische Wirkung des Ortes in Zusam- ten des Seminars eine benediktinische Cella menarbeit mit dem Bistum. Sehr bald wurde gegründet werden. Die Verantwortung für die deutlich, dass damit eine Herausforderung für Gründung trug die Abtei Tyniec bei Krakau, den ganzen Konvent in Trier verbunden war. die zur „Benediktinerkongregation von der Der Konvent entschloss sich 1993 zum Einsatz Verkündigung“ gehört. Durch die politischen für die Huysburg, auch in Form personeller Veränderungen in Polen wurde die Beziehung Verstärkung des Huysburger Konventes. In der zwischen Tyniec und der Huysburg durch die Folgezeit kam es zu einem Vertrag zwischen DDR behindert. Daher wurde das Kloster Hu- dem Bistum Magdeburg und dem Kloster zur ysburg schon 1984 ein selbständiges Priorat. „Gestaltung der Huysburg als kirchliches Zen- trum für das Bistum Magdeburg“. Von der Wende überrascht Aus der Vergangenheit übernahm der Konvent die Seelsorge in der zur Huysburg Nach der politischen Wende 1989 kamen gehörenden Pfarrei und die Betreuung der unerwartet tiefgreifende Veränderungen auf Wallfahrten. Hinzu kam die Neugestaltung des die Gemeinschaft zu. Das Seminar wurde bei ganzen Berings in mehreren Bauabschnitten. der Neuordnung der Priesterausbildung nach Es ging um die Möglichkeiten zum Empfang Erfurt verlegt. Das Bistum konnte 1992 den der Besucher und die Einrichtung eines Gä- Teil der Huysburg, der früher in Privatbesitz stehauses. Alle Bemühungen waren von dem und dann ein staatliches Pflegeheim gewesen Anliegen getragen, „dafür zu wirken, dass die Huysburg insgesamt ein Ort der Erinnerung der Administration brachte neben Vorteilen an Gott und ein Ort der Begegnung mit Gott auch Belastungen, die vorher nicht vorhan- und den Menschen sein kann“ (Leitbild der den waren. Huysburg). Bischof Leo Nowak stieß ein Nachdenken Es zeigte sich, dass ein Kloster im Be- darüber an, was Christsein heute in einer ge- reich der ehemaligen DDR nicht nach der wandelten gesellschaftlichen Situation bedeute. Art eines autonomen Benediktinerklosters Die Überzeugung, es komme wesentlich darauf leben und wirken kann. Die Minderheit der an, missionarisch Kirche zu sein, konkretisierte katholischen Christen beträgt fünf Prozent sich in der Gründung von drei Gymnasien in der Bevölkerung. Daher erfolgte 2004 der kirchlicher Trägerschaft und in der ökume- Zusammenschluss der beiden Klöster zu einer nischen Beteiligung an einem vierten. Unsere Gemeinschaft an zwei Standorten. Kirchen- Gemeinschaft beteiligte sich an der Einrichtung rechtlich wurde die Huysburg ein abhängiges von Religionsunterricht an den Schulen unseres Priorat der Benediktinerabtei St. Matthias. Nahbereichs. Wirtschaftlich blieb die Huysburg getrennt, Die Situation, dass drei Viertel der Bevöl- um den Anforderungen der unterschiedlichen kerung sich als atheistisch bezeichneten, wurde Orte besser gerecht werden zu können. von der Bistumsleitung als Herausforderung 429 Der Auftrag des Konventes ist - in der angenommen. Es wurde vordringlich die Frage kirchlichen Perspektive – nach innen und gestellt: Wie können die Gläubigen befähigt nach außen gerichtet. „Nach innen gerichtet“ werden, über ihren Glauben angemessen und meint hier lediglich die Zusammenarbeit mit verständlich mit Nichtchristen zu sprechen? Un- dem Bistum, die für die Gemeinschaft der sere Gemeinschaft beteiligte sich an Beratungen Huysburg seit eh und je zum Leben gehört. in Arbeitsgruppen, die vom Seelsorgeamt, vom „Nach außen gerichtet“ nimmt die Beziehung Priesterrat und Katholikenrat angestoßen wur- der Gemeinschaft zu den Nichtchristen in den den. Blick. Von beidem soll hier berichtet werden. Schließlich kam es dazu, dass am 2. Juli 2000 Bischof Leo Nowak die Einladung zu BENEDIKTINISCHES LEBEN Von der Wende zu einem Aufbruch einem Pastoralen Zukunftsgespräch für das Bistum veröffentlichte. Im März 2001 begann Unmittelbar nach der Wende 1989 war man eine gut strukturierte Beratung, die im Februar in den katholischen Gemeinden von der Hoff- 2004 abgeschlossen wurde. Diese Bistumsver- nung erfüllt, dass es zu einem Aufschwung sammlung hatte in fünf Sitzungen wegweisende des Gemeindelebens komme. Durch die nun Texte für die Pastoral und das Leben der Ge- gegebene Freizügigkeit und die unterschied- meinden beschlossen. Diese Dokumente wurden lichen Belastungen und Veränderungen im unverzüglich veröffentlicht. Der Titel der Doku- beruflichen Bereich wurde jedoch die Betei- mentation zeigt das Programm: „Um Gottes und ligung an den Veranstaltungen der Pfarrei der Menschen willen – den Aufbruch wagen.“ gemindert. So kam es zu einer ersten Welle Die Texte sind von herausragender Qualität, von Enttäuschung bei den Seelsorgern. theologisch vom II. Vaticanum geprägt und in Doch die Leitung des Bischöflichen Amtes der Ausdrucksweise sehr verständlich. Magdeburg blieb bei guter Zuversicht. Das Unsere Gemeinschaft hat sich bemüht, zur führte 1994 zur Gründung des Bistums Rezeption der Anregungen beizutragen. Wir Magdeburg. Das neue Bistum umfasste die übernahmen die im Grundsatzdokument formu- Teile des Erzbistums Paderborn, die auf dem lierte Zielsetzung in unser Leitbild: „Wir wollen Gebiet der ehemaligen DDR lagen. Im Rah- eine Kirche sein, die sich nicht selbst genügt, men der Neuordnung der Bistumsstruktur sondern allen Menschen Anteil an der Hoffnung in den neuen Bundesländern erfolgte eine gibt, die uns in Jesus Christus geschenkt ist.“ Angleichung der diözesanen Verwaltung an Im Dekanat, bei der Gestaltung der Wallfahr- die der westlichen Bistümer. Die Ausweitung ten, in Vorträgen und Einkehrtagen setzten wir uns dafür ein, die Impulse in konkrete Schritte waren von sehr unterschiedlicher Art und Qua- umzusetzen. lität. Gemeinsam ist ihnen die Entschiedenheit, „nicht einfach so weiterzumachen wie bisher“. Stockende Rezeption Um diese Anregungen nicht wieder ver- sanden zu lassen, wurden 2014 in einer Die Begeisterung, die in der Bistumsversamm- Publikation des Bischöflichen Ordinariates Le- lung erfahrbar war, konnte jedoch nicht wir- bensvollzüge und Aufgabenbereiche zu einem kungsvoll in die Gemeinden hinein vermittelt Zukunftsbild der Kirche zusammengestellt. werden, und die Rezeption der Texte ließ zu Wieder ist die Zielrichtung, auf konkretes Tun wünschen übrig. Ein beträchtlicher Teil des in der Gemeinde hinzuwirken und Vorstel- Klerus blieb gegenüber dem Begriff „Auf- lungen zu korrigieren, die sich einseitig an der bruch“ und dem Anliegen einer veränderten Vergangenheit orientieren. Doch auch diese Pastoral skeptisch. Die Ermutigung zum Auf- Impulse sind ähnlich wie ein Jahrzehnt zuvor bruch wurde bisweilen kleingeredet, und pa- durch die Veränderungen in der Organisation storale Versuche wurden als Beweis mangeln- der Gemeinden beeinträchtigt. Es können der Loyalität denunziert. nämlich nicht mehr alle Pfarreien mit einem 430 Die Aufmerksamkeit im Bistum wurde von Priester als leitendem Pfarrer besetzt werden. anderen Aufgaben beansprucht. Die Minde- Damit stellt sich die Frage, welches Modell von rung der Zahl der Priester, Diakone und Ge- Gemeinde in der Zukunft realisiert werden soll, meindereferentinnen führte nämlich zu einer und diese Frage scheint nun andere Anliegen Verunsicherung in den Gemeinden. Denn ab in den Hintergrund zu drängen. 2004 begannen die Zusammenlegung von Pfarreien und die Aufgabe von Gottesdienst- Damit doch nicht alles so bleibt, wie es stationen. Dies stieß in vielen Gemeinden auf war Unverständnis und führte zu Ärger in den kirchlichen Gremien. Hinzu kamen bedauer- Das Kloster Huysburg ist durch die Seelsorge BENEDIKTINISCHES LEBEN liche Vorgänge in der Finanzverwaltung. Fer- und das Tagungs- und Gästehaus, das seit ner drückte die Emigration auf