Scheiden Tut Nicht Weh Tionären Für 2006 Einen Chrysler-Verlust Von 1,1 Milliarden Dollar Beichten
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Namen + Nachrichten DAIMLERCHRYSLER Der Konzern prüft den Verkauf heutigen Erkenntnisse arg ramponiert. Sein Ruf als Chrysler-Retter hatte ihm seiner maroden US-Tochter. Aber wer nimmt sie? Anfang 2006 die Nachfolge des dama- ligen Vorstandschefs Jürgen Schrempp (62) eingebracht. Nun musste er den Ak- Scheiden tut nicht weh tionären für 2006 einen Chrysler-Verlust von 1,1 Milliarden Dollar beichten. Zwar haben Zetsche und sein Nach- Tradition nimmt breiten Raum ein bei es bei der vagen Replik: „Wir prüfen alle folger LaSorda vieles bei Chrysler ver- Chrysler. Auf neun mal zwei Metern Optionen.“ Ausgeschlossen sei nichts. bessert. Doch die amerikanischen Kun- sind im Firmenmuseum in Auburn Hills Parallel setzen die Stuttgarter auf ei- den entzogen den Marken des Konzerns sämtliche Unternehmen penibel aufge- nen neuen Restrukturierungsplan, den im vergangenen Jahr plötzlich ihre Zu- listet, mit denen der US-Autobauer im Mercedes-Stratege Rainer Schmückle neigung. Immer mehr Käufer wollten Laufe seiner 82-jährigen Geschichte je (47) mit der Chrysler-Spitze und 40 Sparmobile statt der von Chrysler an- zusammengearbeitet hat. Das Schaubild McKinsey-Beratern ausgetüftelt hat. gebotenen Spritschlucker. Als LaSorda trägt Namen wie Hillman, Lamborghini Chrysler-Chef Tom LaSorda (52) soll bis endlich die Produktion drosselte, war es oder Simca – und natürlich Daimler. 2009 weitere 13 000 Stellen einsparen, zu spät. Die Händler wurden die Auto- Jetzt ist auf der Ehrentafel wohl bald ein Werk schließen und so die Umsatz- mengen nur noch mit gigantischen Ra- ein neuer Eintrag fällig. rendite auf erträgliche, aber bei Weitem batten los. DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche nicht exzellente 2,5 Prozent hieven. Auch 2007 dürfte Chrysler Geld ver- (53) will die verlustreiche US-Tochter Womöglich ist der feine Plan schnell lieren. Die einst vollmundig verspro- loswerden. Der Manager, der sich einst Makulatur. Längst hat Zetsche nämlich chene Kooperation der fusionierten selbst an der Chrysler-Sanierung ver- die Investmentbank J. P. Morgan damit Konzerne steckt weiter in den Anfän- suchte, hat die Firma dem Konkurren- beauftragt, eine Abspaltung sowie einen gen. Zu ungleich sind die Anforderun- ten General Motors (GM) zum Kauf Verkauf von Chrysler vorzubereiten. gen des Massenherstellers Chrysler und angeboten. GM-Chef Rick Wagoner (54) Der Buy-out-Spezialist Larry Slaughter die des Premiumanbieters Mercedes. lässt die Offerte derzeit analysieren. soll eine zukunftsträchtige Lösung er- Und ob die groß angekündigte Modell- Als manager magazin am 14. Februar arbeiten, die allen Beteiligten nützt. offensive ein Erfolg wird, ist ungewiss. online als erstes Medium über die Ge- Vor allem Dieter Zetsche. Dessen Hinzu kommen die hohen betriebli- heimgespräche berichtete, beließ Zetsche Image als Saniererstar ist im Lichte der chen Sozialleistungen. Die Automobil- Schieflage: Daimler-Chef Zetsche, Konzernlogo (Montage) FOTO: [M] CHRISTOF STACHE/AP STACHE/AP [M] CHRISTOF FOTO: 12 managermagazin 3/2007 Namen + Nachrichten AUFGELESEN „Wir reden heute über arbeiter-Gewerkschaft UAW, die von Ein Verkauf erscheint wahrschein- die New Economy, als DaimlerChrysler-Aufsichtsrat Ron Get- licher. Die Gespräche mit GM, berich- telfinger (62) geführt wird, verweigert ten Insider, befänden sich noch in einem sei sie etwas Vergangenes. Chrysler Zugeständnisse, die sie GM frühen Stadium. Allerdings werde mit Das stimmt aber nicht: und Ford gewährt. Gettelfinger lässt Hochdruck an einer Übereinkunft ge- Wir sind mitten in der New auch die Schmückle-Truppe nicht frei arbeitet. Zetsche würde sich, heißt es, Economy mit enormen walten. Die Sanierer hielten es anfangs sogar auf einen Aktientausch einlassen. für notwendig, mehr als 20 000 Jobs bei Gesellschaftsrechtlich ist alles bes- Produktivitätsgewinnen Chrysler zu streichen. Jetzt ist offiziell tens präpariert. Die Chrysler-Gruppe und beschleunigtem von 13 000 Stellen die Rede. könnte problemlos in eine rechtlich internationalem Handel.“ Zuletzt war der Ruf der bei Daimler selbstständige Einheit umgewandelt Leonhard Fischer, investierten Fondsgesellschaften nach werden. Schwieriger ist es da schon, Vorstand der Credit Suisse einer Trennung von Chrysler immer lau- Chrysler und Mercedes operativ zu ter geworden. Nur durch einen solch trennen. Sechs bis acht Monate, schät- radikalen Schritt, so deren Hoffnung, zen Juristen, könnte es dauern, zum „Ich weiß weder, würde der Kurs nachhaltig steigen. Beispiel Einkauf und Logistik wieder wie tief dieser Darauf setzen auch die Daimler-Ma- auseinanderzudividieren. nager. Erst bei einem deutlichen Kurs- Sollte der Deal mit GM klappen, Sumpf ist, noch, wie sprung ließen sich ihre Aktienoptionen stünde den USA eine Art Turbo-Kon- weit er reicht.“ richtig zu Geld machen. Die Rechnung solidierung bevor. GM-Chef Wagoner Klaus Kleinfeld, könnte aufgehen: Schon Zetsches eher wäre einen Konkurrenten los, könnte Vorstandsvorsitzender von vage Ankündigung reichte, den Kurs um sich das Beste aus einem Verbund her- Siemens, zum Schmiergeldskandal in knapp 7 Prozent steigen zu lassen. Vom auspicken und den Rest aufgeben. seinem Unternehmen Höchstkurs (95 Euro) ist die Aktie aller- Zusätzlich würde er verhindern, dass dings immer noch weit entfernt. ausländische Angreifer Chrysler als Ve- „Ich kann auch nicht sagen, Auch aus dem Aufsichtsrat schlug hikel für die Expansion in den USA nut- wann die Dollar-Krise Zetsche heftige Kritik entgegen. Der zen. Längst haben zum Beispiel Autofir- kommt, sind es fünf Jahre, ehemalige Bertelsmann-Chef Mark men aus China in Stuttgart angeklopft. Wössner (68) fragte süffisant in die Sehr attraktiv wäre der Einstieg auch sind es zehn? Aber wenn Runde, was denn der Herr Zetsche bei für PSA. Der französische Auto- Sie sich jetzt schon perfekt Chrysler eigentlich saniert habe, wo sich hersteller galt lange als Vorbild beim darauf vorbereiten, sind die Lage dort nun wieder dramatisch Sparen. Zuletzt aber verkauften die Sie bis dahin längst pleite.“ darstelle. Konzernmarken Peugeot Und die deutschen Ar- und Citroën zu wenig Au- Sandy Weill, beitnehmervertreter fürch- tos. Ein Zugang zum US- ehemaliger Finanzmanager und teten, dass die Chrysler- Markt über das Chrysler- Gründer der Citigroup Misere irgendwann auf Händlernetz könnte helfen. den ganzen Konzern Der neue PSA-Chef „Könnte ich mich noch durchschlagen könnte. Christian Streiff (52) ließ einmal selbst erziehen und Man müsse den „Kern bereits vor einigen Mona- wäre ich ein bisschen von Daimler“ schützen, ten eine Chrysler-Über- intelligenter, so würde ich forderte Erich Klemm (52), nahme prüfen. Das Ergeb- Physik studieren.“ Gesamtbetriebsrats- und nis habe ihm gefallen, be- Vize-Aufsichtsratschef. Be- richten Vertraute. Wolfgang Joop, reits 2006 hatten die deut- Dieter Zetsche könnte Modedesigner und Gründer der Marke schen Daimler-Werker bei Große Inspektion: GM- am Ende halbwegs unbe- „Wunderkind“ Zetsche einen „Plan B“ ein- Chef Wagoner lässt einen schädigt aus der Chrysler- gefordert – sprich: sich Chrysler-Deal testen Sackgasse herauskommen. „Das Frankreich der notfalls von Chrysler zu Dann allerdings steht er Unternehmen entwickelt trennen. womöglich vor einem noch viel größe- sich prächtig. Das Aber wie? Eine Abspaltung durch ei- ren Problem. So paradox es klingt: Ohne Frankreich der Arbeit nen Börsengang käme Daimler teuer. den Dauersanierungsfall Chrysler (im COOK/REUTERS REBECCA FOTO: Dann müsste der Konzern vorher die M&A-Jargon: Giftpille) wäre Daimler entwickelt sich nicht Bilanz aufhübschen. Investmentbanker ein idealer Übernahmekandidat. Durch prächtig, und das politische schätzen die Pensionslasten auf mehr Großaktionäre geschützt ist der Kon- Frankreich ist auf einem als 10 Milliarden Euro. Vom Unterneh- zern schon lange nicht mehr. Die Deut- anderen Planeten.“ menswert (5 bis 7 Milliarden) abgezo- sche Bank besitzt nur noch 4,4 Prozent – Maurice Lévy, gen, bliebe eine Deckungslücke von 3 bis und hält neuerdings 5,5 Prozent an GM. CEO des Pariser Werbemultis Publicis 5 Milliarden. Michael Freitag/Dietmar Student 14 managermagazin 3/2007.