FORSCHUNG Wer begleitet Kinder in Erklär- und Wissenssendungen? Eine Medienanalyse der Lernbegleiterinnen in Wissens­ sendungen in Deutschland, GroSSbritannien und den USA

Elke Schlote

Eine Erhebung untersuchte Erklär- Erklär- und Wissenssendungen und Wissenssendungen für Kinder sind ein wichtiger Schwer- im Laufe einer Fernsehwoche in punkt gerade im öffentlich- Deutschland, Großbritannien rechtlichen Fernsehen, nicht und den USA im Hinblick auf das nur in Deutschland. Ein Über- Geschlecht, die Konstellation und blick darüber, wer im Kinder- Diversität der LernbegleiterInnen. fernsehen Kindern die Welt

nahebringt und in welchen ittmann Sie heißen Erik, Can oder Christoph, Konstellationen dies geschieht, ntje D A

Ralph und Shary, Nina und Florian oder fehlt jedoch. Eine Medienan­ F/ Dick und Dom. Sie spielen nicht nur alyse des realen Kinderfernseh- D eine Rolle, sondern verkörpern sie, und programms, die im Folgenden

die zuschauenden Kinder kennen sie vorgestellt wird, möchte diese ass; unten: Z oft mit ihren bürgerlichen Vornamen. Fragen etwas erhellen: Sind es Sie erklären Kindern im Kinderfernse- vor allem menschliche oder hen die Welt und begleiten sie in ihren nichtmenschliche Lernbe- /Markus N Lernprojekten, vor und hinter der Ka- gleiterInnen und welches Ge- uper RTL mera. Die Rolle von ModeratorInnen – schlecht haben sie? Sind sie als oder besser LernbegleiterInnen – in ex- Einzelperson, in Zweiergrup- pliziten Erklär- und Wissenssendungen pen oder gar in Teams insze- © oben: S Abb. 1 und 2: Weibliche Lernbegleite­rinnen wie ist so gesehen etwas ganz Besonderes: niert? Gibt es z. B. Viererteams Katrin (Katrin und die Welt der Tiere, SuperRTL) sind Auch wenn sie selbst (noch) nicht alles mit ModeratorInnen oder eine selten, meist finden sich Moderatoren wie Fritz Fuchs wissen, so zeigen sie Kindern, wie sie Wissenssendung, in denen ein (Löwenzahn, ZDF/KiKA) Fragen stellen, etwas selbst ausprobie- Moderatorinnen-Duo Neu- ren und Wissen erwerben können (vgl. gier auf Naturwissenschaften Schlote & Renatus, 2010). Sie sind die weckt? von jungen Menschen eingehen. In zentralen Figuren »ihres« Programms, Studien zeigen, dass das Geschlecht mehreren Ländern wurde z. B. ein »CSI- was häufig bereits am Sendungstitel von zentralen Figuren in einer Sendung Effekt« beschrieben, eine zunehmende ersichtlich ist: Willi wills wissen, Terra für die Zuschauenden eine wichtige beruflicheO rientierung von Mädchen Max und Katrin und die Welt der Tiere Rolle spielen kann, indem es Anknüp- hin zur Rechtsmedizin, die sich auf sind nur einige Beispiele aus dem deut- fungspunkte schafft und Lernen über die Darstellung von wissenschaftlich schen Kinderprogramm. Neben dem Geschlechterrollen ermöglicht (z. B. arbeitenden Frauen in Fernsehserien Interesse an den jeweiligen Inhalten »So wie er/sie bin ich auch oder kann wie CSI – Den Tätern auf der Spur zu- sind für die zuschauenden Kinder auch ich auch werden«) (vgl. auch Literatur rückführen lässt (vgl. Jones & Bangert, Humor, Kompetenz, Authentizität und bei vom Orde in dieser Ausgabe). Nicht- 2006; Long et al., 2010; Keuneke, Graß soziale Qualitäten der ModeratorIn- fiktionale wie fiktionaleD arstellungen & Ritz-Timme, 2010). nen Gründe für das Einschalten einer können Selbst- und Fremdbilder verän- Nun zeigen Erhebungen zu den Sendung (vgl. Schlote & Gröller, 2007). dern und in die Lebensentscheidungen fiktionalen Hauptfiguren im Kin-

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derfernsehen von 24 Ländern, dass und Erklär- und Wissenssendungen in derkehrenden Personen bzw. Figuren, Mädchen- und Frauenfiguren überall Auftrag gibt (Ofcom, 2007). Andere Sen- die durch die Sendung führen. Dies wird unterrepräsentiert sind. Im Durch- der wie der britische Kinderkanal CITV zum Teil schon durch die Nennung des schnitt sind die Hauptfiguren zu 32 % bringen nur noch Wiederholungen Namens im Sendungstitel angezeigt, Mädchen oder Frauen und zu 68 % bereits bestehender Sendungen. Dies z. B. in der britischen Science Game Jungen oder Männer. In keinem Land spiegelte sich auch in der vorliegenden Show Richard Hammond’s Blast Lab war es ein Verhältnis von 50 % zu 50 %, Untersuchung wider. (CBBC). 76 Einzelpersonen und Figuren wie das aufgrund der realen Geschlech- konnten identifiziert werden, die allein terverteilung von Jungen und Mädchen oder im Team auftreten (s. Tab. 1). zu erwarten wäre (Götz, 2013, S. 27 f.). Die Studie Die Bandbreite an Themen der Wis- loghaus.tv Diese Ergebnisse beziehen sich auf senssendungen und die Art der AufbeB - fiktionale Sendungen, und es ist zu In einer Erhebung von einer Woche reitung waren sehr divers: Es gibt den fragen, wie sich die Situation in den Fernsehprogramm im Mai 2012 wur- klassischen Moderator oder das Team,

überwiegend nichtfiktionalen Erklär- den in Deutschland, Großbritannien die Sachverhalte erklären oder durch axonia Media/ die und Wissenssendungen darstellt. und den USA2 die Erklär- und Wissens- Shows führen. Es gibt Jugendliche und/ S Eine Auszählung aller ModeratorInnen sendungen des expliziten Kinderfernse- junge Erwachsene, die sich im Selbst© BR - im deutschen Kinderfernsehen ergab an hens daraufhin ausgewertet, wer darin versuch auf die Suche nach Erklärungen manchen Stellen auffälligeT ypisierun- als ModeratorIn oder LernbegleiterIn begeben, wie z. B. Erik in pur+ (ZDF), gen (vgl. Schlote & Gröller, 2007). Unter für die Kinder auftritt. oder solche, die nach Erklärungen für den 52 ModeratorInnen von Wissens- In die Auswertung gingen alle diejeni- Phänomene suchen oder Dinge auspro- und Nachrichtensendungen, Vorschul- gen Sendungen für 7- bis 11-Jährige ein, bieren (wie in Checker Can, BR, oder in programmen und (Quiz-)Shows waren die in diesem Zeitraum auf öffentlichen den kanadischen Mystery Hunters, die 20 weiblich und 32 männlich. Frauen bzw. öffentlich-rechtlichen und priva- auf lokalen Kanälen des US-Fernsehens waren zu dem Zeitpunkt somit ganz ten Kanälen des Free-TV in den 3 Län- laufen). Andere wiederum verkörpern klar in der Minderzahl und wurden dern zu sehen waren. Es handelte sich ihre Rolle in ihrer Welt, wie z. B. Fritz oft im Team mit einem Ko­moderator um 44 Erklär- und Wissenssendungen.3 Fuchs in Löwenzahn (ZDF), wo sich eingesetzt. Männer hingegen standen Identifiziert wurden die zentralen bzw. Geschichten rund um Umweltthemen, meist allein vor der Kamera, insbeson- die in seriellen Formaten immer wie- Technik, Tiere etc. abspielen. dere in Wissenssendungen. Von den 52 ModeratorInnen im Kinderfernsehen Deutschland Großbritannien USA im Jahr 2007 hatten nur 4 ein nicht typisch mitteleuropäisches Aussehen Checker Can (ARD, KiKA) All over the place (CBBC) Awesome Adventures (local FOX) (ebd.). Wie steht es um die ethnische Felix und die wilden Tiere Animals at Work (CBBC) (ARD) Aqua Kids (CBS) Diversität im Kinderfernsehen 5 Jahre Backyard Science (Pop) Karen in Action (ARD) Biz Kid$ (PBS member) später? Brilliant Creatures (CITV) Katrin und die Welt der Tiere Children Talk (CW) Um den Blick zu erweitern, wurden Deadly 60 (CBBC) (SuperRTL) Critter Gitters (SNBC) neben der Konzentration auf die ex- Dick’n’Dom go wild (CBBC) Löwenzahn (ZDF, KiKA) Curiosity Quest (PBS) pliziten Erklär- und Wissenssendungen Horrible Histories: Gory pur+ (ZDF, KiKA) Games (CBBC) Dragonfly TV (local PBS) in Deutschland auch entsprechende Die Sendung mit der Maus Jedward’s Big Adventure Family BrainSurge (NICK) Programme des Kinderfernsehens in (KiKA) (CBBC) Fetch! with Ruff Ruffman Großbritannien und den USA in die Terra Max (ZDF) Prove It (CITV) (local PBS) Auswertung mit einbezogen. Tigerentenclub (SWR, KiKA, Relic: Guardians of the Geo Bee 2012 (National Analog zur Situation in Deutschland sind RBB) museum (CBBC) Geographic Channel) Wissenssendungen in Großbritannien Willi wills wissen (ARD, KiKA, Richard Hammond‘s Blast Mystery Hunters (Disney/ und den USA vorwiegend eine Domäne junior) Lab (CBBC) ABC sowie CBS) des öffentlich-rechtlichen bzw. öffent- Wissen macht Ah! (KiKA) Roar (CBBC) SciGirls (local PBS) lichen Rundfunks, auch wenn dieser in WOW – Die Entdeckerzone The Kix Files (Kix!) The Electric Company (PBS) (SuperRTL) den 3 Ländern jeweils unterschiedlich The Little Bang (CITV) Wild Kratts (WGBH, organisiert ist. Den Sendern BBC und Who Let The Dogs Out? local PBS) PBS1 wächst große Verantwortung zu: (CBBC) Wilson & Ditch Digging Bis auf vereinzelte Ausnahmen ist es z. B. America (PBS) in Großbritannien nur noch die BBC, Tab 1: Die Erklär- und Wissenssendungen für Kinder, die während einer Fernsehwoche in die neue nichtfiktionale Programme Deutschland, Großbritannien und den USA im Free-TV liefen, und ihre Sender

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Geschlecht: 29 % eingesetzt. In Deutschland lassen sich Mädchen und Frauen 4 Duos identifizieren: Ralph Caspers und Shary Reeves in Wissen macht Ah!, 54 der 76 Lernbegleite- Pete Dwokjak und Mushda Sherzada rInnen sind Männer, 22 im Tigerentenclub, Nina Moghaddam sind Frauen. Das ergibt und Florian Ambrosius in WOW – Die ein Verhältnis von durch- Entdeckerzone sowie Opa Max und schnittlich 71 % Männern Enkel Paul in Terra Max. Abb. 1: Geschlecht der Lern­beglei­­­terInnen in den USA, zu 29 % Frauen. In den 3 Teams mit 3 und mehr Personen, Großbritannien und Deutschland in Prozent (n = 76) Ländern ist das Verhältnis die wiederkehrend in einer Wissens- etwas unterschiedlich (s. sendung vorkommen, wurden in der Dieser Vielfalt der Rollen und Inszenie- Abb. 1), es schwankt zwischen 66 % Programmwoche nur in den USA be- rungsformen wurde mit dem Begriff Männer in den USA und fast 80 % in obachtet (je 3 in Mystery Hunters, Wild der »Lernbegleiter« versucht, Rech- Großbritannien. Deutschland liegt im Kratts und Critter Gitters, 5 und mehr nung zu tragen. Immer jedoch handelt »Mittelfeld« mit 71 % – unter den 17 in The Electric Company und Biz Kid$). es sich um die zentrale Person, die von LernbegleiterInnen sind 12 Männer und der Sendung so inszeniert wird, dass 5 Frauen. Anders ausgedrückt: In allen Männer erklären allein oder mit die zuschauenden Kinder ihr folgen Ländern kommen auf jede Frau, die eine Frauen im Team können. Erklär- oder Wissenssendung begleitet, Auch die Themenvielfalt war sehr groß mehr als doppelt so viele Männer. Interessant ist die Verteilung nach Ge- und umfasste sowohl Programme zu Bei der Betrachtung der animierten und schlecht: Über alle 3 Länder hinweg naturwissenschaftlichen Themen wie Puppencharaktere, die durch eine Sen- sind unter den 23 »Solo«-Programmen auch Sendungen über Tiere, Geografie, dung führen oder diese komoderieren, nur 5 Programme, die von Frauen Landeskunde und Geschichte oder fällt auf, dass alle Tiercharaktere über getragen werden. Hingegen wird in Programme, die Kindern Alltagsphä- Name und Stimme als Männer insze- 18 Programmen die Erforschung und nomene aus verschiedenen Gebieten niert sind. Dies ist ein Trend, der auch Erklärung der Welt Männern zugetraut. erklären möchten, wie z. B. in Wissen in fiktionalen Sendungen beobachtet Das Verhältnis von Frauen zu Männern macht Ah! (WDR). Nicht ausgewertet werden kann (Götz, 2013, S. 39 f.). ist hier mit 1 : 5 besonders ungünstig. wurden explizite Nachrichtensendun- In der Konstellation »Duo« steigert gen für Kinder. Konstellation: Solo, Duos und sich das Verhältnis auf 1 : 4. Oft werden Teams Frauen mit Männern in Paaren zusam- mengestellt, das ist z. B. in Deutschland Ergebnisse Die Wissenssendungen in der Pro- bei 3 der 4 Duos der Fall. Aber gerade grammwoche werden mehrheitlich in den USA und in Großbritannien gibt In den 44 expliziten Erklär- und von einer Person oder Figur begleitet: es viele Teams aus 2 Männern. So sind Wissenssendungen in Deutschland Mit 23 Programmen sind das über die 5 der 9 Duos in den BBC-Sendungen (13 Programme), Großbritannien (15 Hälfte der 44 Programme. Das Modell reine »Männerveranstaltungen«. Hin- Programme) und den USA (16 Pro- »Solo« findet sich am häufigsten in gegen existiert in keinem Land ein Paar gramme) traten 76 menschliche und Deutschland und in den USA (in 9 aus 2 Mädchen oder Frauen, das durch nichtmenschliche LernbegleiterInnen bzw. 8 Sendungen). Hierzulande sind eine Sendung führt. auf. Die überwiegende Anzahl von das Willi Weitzel, Felix Heidinger, Can Auch bei den Teams mit 3 und mehr Programmen stellten in allen 3 Ländern Mansuroglu und Karen Markwardt LernbegleiterInnen sind die Frauen serielle Formate, in denen eine oder in den nach ihnen benannten Pro- stets in der Minderheit. Erst unter den mehrere Hauptpersonen wiederkeh- grammen, Christoph Biemann aus Die 7 DarstellerInnen der US-amerikani- rend durch die Episoden begleiteten. Sendung mit der Maus, Erik von pur+, schen Biz Kid$ gibt es mit 4 Frauen In deutschen Sendungen wurden 17 Guido Hammesfahr bzw. Fritz Fuchs und 3 Männern einen zahlenmäßigen LernbegleiterInnen identifiziert, in den aus Löwenzahn sowie Helene Doppler, Vorteil für Frauen. USA und Großbritannien waren es 35 die die Katrin aus Katrin und die Welt bzw. 24. Die Mehrzahl der Lernbeglei- der Tiere verkörpert. Ethnische Diversität: zu 75 % terInnen ist aus »Fleisch und Blut«: 67 In 16 Programmen führt ein Duo aus der Mehrheitsgesellschaft sind reale Menschen (88 %), 9 sind Pup- durch die Sendung. Dieses Modell pen und animierte Menschen- oder ist besonders in Großbritannien be- In deutschen Wissens- und Erklär- Tierfiguren (12 %). liebt und wird dort in 9 Sendungen sendungen aus dem Sample haben 4

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LernbegleiterInnen einen sichtbaren Dies gilt besonders für Personen mit ANMERKUNGEN Migrationshintergrund und einen ent- Migrationshintergrund, so z. B. in sprechenden Namen: Can Mansuroglu, Deutschland: Der einzige junge Mann 1 Vgl. Selbstverständnis des US-amerikanischen der als Solo-Moderator Checker Can mit sichtbarem Migrationshinter- Kindersenders PBS KIDS. Verfügbar unter http:// www-tc.pbs.org/about/media/about/cms_page_ bestreitet, und 3 Frauen, die je im Team grund – Can Mansuroglu – wird solo media/148/PBSKIDS_TrustBooklet2013.pdf [14.8.13] mit einem Mann die Welt erklären: eingesetzt, während die 3 Frauen, die 2 Aufgrund der heterogenen Fernsehlandschaft in den Shary Reeves aus Wissen macht Ah!, sich äußerlich und vom Namen her USA wurde exemplarisch eine Programmwoche aus- gewählt, die im Großraum Boston (Ostküste der USA) Nina Moghaddam aus WOW – Die von der Mehrheitsgesellschaft abhe- zu empfangen war. Entdeckerzone und Mushda Sherzada, ben (Shary Reeves, Nina Moghaddam 3 Von 2 Sendungen liefen im Untersuchungszeitraum Episoden aus Staffeln, in denen unterschiedliche die den Tigerentenclub komoderiert. und Mushda Sherzada), zusammen LernbegleiterInnen eingesetzt wurden: Löwenzahn Das sind 24 % aller LernbegleiterInnen mit einem Mann ohne Migrationshin- (ZDF) mit Fritz Fuchs bzw. mit Peter Lustig sowie das US-Format DragonflyT V mit dem Duo Mariko in Deutschland. tergrund auftreten. In keinem Land Nakasone/Michael Brandon, das in neueren Folgen Für die anderen Länder kann dieses existiert ein Duo aus 2 Mädchen oder von Eric Artell abgelöst wurde. Diese Programme wurden aus Auswertungsgründen zweimal gezählt, Verhältnis nur abgeschätzt werden, Frauen. sie sind in Tab. 1 aber nur einmal aufgeführt. z. B. aufgrund des Kriteriums Hautfar- Die vorliegende Zusammenschau von be. Der Migrationshintergrund spielt in Programmen geht auf viele einzelne Großbritannien und den USA, die sich redaktionelle Entscheidungen zurück. schon lange als Einwanderernationen Diese wurden u. a. aufgrund von For- LITERATUR begreifen, nicht dieselbe Rolle wie in mat- oder Kontinuitätserwägungen Götz, Maya (Hrsg.) (2013). Fernsehheld(inn)en der Deutschland. Wird die einfache Un- getroffen oder liegen – im Fall vonS en- Mädchen und Jungen. Geschlechterspezifische Studien terscheidung »schwarze« vs. »weiße« dungswiederholungen – lange zurück. zum Kinderfernsehen. München: kopaed. Hautfarbe an die LernbegleiterInnen In der Summe entsteht ein bestimm- Götz, Maya (2004). Lernen mit Wissens- und Doku- mentationssendungen. Was Grundschulkinder aus angelegt, so haben 14 von 55 mensch- tes Bild, das in ähnlicher Weise auch aktuellen Formaten gewinnen. TelevIZIon, 17(1), 33-42. lichen Charakteren in Großbritannien das fiktionale Programm prägt und Jones, Richard & Bangert, Arthur (2006). The CSI und den USA eine dunkle Hautfarbe. aus einer Genderperspektive höchst effect. Changing the face of science. ScienceScope, 30(3), 38-42. Das sind 25 % der LernbegleiterInnen, problematisch ist. Gerade wenn es Keuneke, Susanne, Graß, Hildegard & Ritz-Timme, Ste- und entsprechend sind auch hier darum geht, neue Wissenssendungen fanie (2010). »CSI-Effekt« in der deutschenR echtsme- dizin. Einflüsse des Fernsehens auf die beruflicheO ri- 75 % der LernbegleiterInnen optisch zu schaffen oder bewährte Formate entierung Jugendlicher. Rechtsmedizin, 20(5), 400-406. der Mehrheitsgesellschaft mit weißer weiterzuentwickeln, ist es sinnvoll, Long, Marilee, Steinke, Jocelyn, Applegate, Brooks, Hautfarbe zuzurechnen. das weitere Programmumfeld mit in Knight Lapinski, Maria, Johnson, Marne M. & Ghosh, Sayani (2010). Portrayals of male and female scientists die Überlegungen einzubeziehen, um in television programs popular among middle school- nicht in die »Falle« der Stereotype zu age children. Science Communication, 32(3), 1-27. Fazit tappen. Ofcom (2007). The future of children‘s programming. Research report. Verfügbar unter http://stakeholders. Insbesondere die aktuellen Produk- ofcom.org.uk/binaries/consultations/kidstv/summary/ In expliziten Erklär- und Wissenssen- tionen der BBC als letzte verbliebene kidstv.pdf [6.11.13] dungen des Kinderfernsehens ist die Er- Auftraggeberin von Kinderwissenssen- Schlote, Elke (2010). Aus Wissenssendungen lernen, ohne es zu merken. Was Kinder und Jugendliche sich forschung und Erklärung der Welt ganz dungen in Großbritannien geben hier aus Wissenssendungen (noch) mitnehmen. TelevIZIon, klar von Männern geprägt. Dies gilt für Anlass zur Sorge: 8 der 10 Sendungen 23(1), 14-16. die Lernbegleiter im Kinderprogramm des Kinderkanals CBBC sind »Män- Schlote, Elke & Gröller, Monika (2007). Und täglich grüßt das gleiche Gesicht? ModeratorInnen im Kin- von Deutschland, Großbritannien und nerveranstaltungen« mit Solo- oder derfernsehen. TelevIZIon, 20(2), 29-31. den USA. In allen Ländern kommen auf Duo-Lernbegleitern, nur jeweils eine Schlote, Elke & Renatus, Rebecca (2010). Wie kommt jede Frau, die an zentraler Stelle eine Sendung wird von einer Frau solo be- das Ei ins Essigglas? Wie Kinder-Wissenssendungen Metakognition fördern. TelevIZIon, 23(1), 17-20. Erklär- oder Wissenssendung begleitet, gleitet (es ist Agatha, ein Geist) bzw. mehr als doppelt so viele Männer. von einem gemischtgeschlechtlichen Die typische Art der Konstellation – Team, in dem zudem die einzigen DIE AUTORIN Frauen begleiten selten solo und wenn, beiden nichtweißen Lernbegleiter dann im Team mit Männern – kann moderieren dürfen. Wer kann bei ei- zudem folgende Lesart begünstigen: nem Anteil von 14 % Frauen und 14 % Elke Schlote, Dr. Wenn überhaupt, dann kann eine ethnischer Vielfalt in diesen öffentlich- phil., ist freie Mit- arbeiterin am IZI, Frau nur im Team mit männlicher rechtlichen Kinderwissenssendungen München. Unterstützung begleiten, während es guten Gewissens sagen, dass die Männern durchaus zugetraut wird, ihre Diskussion um Gendergerechtigkeit Wissensprojekte allein zu stemmen. abgeschlossen sei?

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