Philipp Jakob Spener Briefe Aus Der Frankfurter Zeit 1666–1686 Band 4
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Philipp Jakob Spener Briefe aus der Frankfurter Zeit 1666–1686 Band 4 Philipp Jakob Spener Briefe aus der Frankfurter Zeit 1666–1686 Band 4: 1679–1680 Herausgegeben von Johannes Wallmann in Zusammenarbeit mit Martin Friedrich und Peter Blastenbrei Mohr Siebeck Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft. ISBN 3-16-148593-9 Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. © 2005 Mohr Siebeck Tübingen. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außer- halb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Microverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Das Buch wurde von Martin Fischer in Tübingen aus der Bembo-Antiqua gesetzt, von Gulde- Druck in Tübingen auf alterungsbeständiges Werkdruckpapier gedruckt und von der Buch- binderei Spinner in Ottersweier gebunden. Vorwort Zwei Jahre, nachdem der Band 1 der Spenerbriefe der Dresdner Zeit mit den Briefen vom Dresdner Amtsantritt 1686 bis zum Ende des Jahres 1687 erschien, folgt nun der vierte Band aus der Reihe der Spenerbriefe der Frankfurter Zeit 1666–1686. Der Band enthält die Briefe aus den Jahren 1679 und 1680, setzt also die Reihe fort, die in Band 1 mit den Briefen des ersten Frankfurter Jahrzehnts (1666–1674) begann und mit dem die Briefe von 1675–1676 umfassenden Band 2 und dem die Briefe 1678–1679 um- fassenden Band 3 fortgeführt wurde. Wie die beiden vorangehenden Bände enthält auch dieser Band wiederum die Briefe aus einem Zeitraum von zwei Jahren. Daß der Band etwas schmaler ausfällt als der außergewöhnlich um- fangreiche dritte Band, geht auf den schmaleren Quellenbestand zurück. Eine Erkrankung am Ende des Jahres 1678, von der sich Spener erst im Frühjahr 1679 erholt, gibt er in den frühen Briefen des Jahres 1679 häufig als Grund an, seinen Korrespondenzpflichten nur ungenügend nachkommen zu können. Das wird ein Grund für den geringeren Anfall von Briefen sein. Der bei der Edition ab 1675 gewählte Zwei-Jahres-Rhythmus für die einzelnen Bände wird sich allerdings für die folgenden Jahre nicht durchhalten lassen. Für das Jahr 1681 liegt eine so große Zahl von Briefen vor, daß der bei Band 3 er- reichte Umfang eines Bandes noch einmal beträchtlich überschritten werden müßte, was aus unterschiedlichen Gründen untunlich ist. Deshalb wird der auf den vorliegenden Band folgende fünfte Band der Reihe der Frankfurter Briefe allein den Briefen des einen Jahres 1681 vorbehalten sein. Planung und Berechnung haben aber ergeben, daß der Zwei-Jahres-Rhythmus ab Band 6 wieder eingehalten werden kann. Über den Plan der Edition der Ausgabe der Briefe Philipp Jakob Speners habe ich mich im Vorwort zu Band 1 der Frankfurter Briefe und ergänzend im Vorwort zu Band 2 ausführlich geäußert. Ich verweise hierauf und muß dem nichts hinzufügen. Auch die editorischen Grundsätze, die in der Ein- leitung zu Band 1 der Frankfurter Briefe vorgestellt und inzwischen in den Vorbemerkungen zu Band 1 der Dresdner Briefe in leicht bearbeiteter Form noch einmal abgedruckt wurden, müssen nicht noch einmal wiederholt wer- den. Im Vorwort zu Band 3 der Frankfurter Briefe habe ich einige zusätzliche Erklärungen zu den editorischen Grundsätzen gegeben, die auch für diesen VI Vorwort Band gelten. Die insgesamt 195 erhaltenen Briefe Speners aus den Jahren 1679 und 1680, seien sie handschriftlich oder gedruckt überliefert, bringen wir vollständig in chronologischer Reihenfolge. Von der bei Beginn der Edi- tion eingeräumten Möglichkeit zu Kürzungen ist in diesem Band nur in zwei Fällen Gebrauch gemacht worden. Eine zu einem deutschsprachigen Brief an Johann Piker (Nr. 85) gehörende lateinische Beigabe, die Spener in den von ihm herausgegebenen Sammlungen an anderer Stelle abgedruckt hat, seine umfangreichen Anmerkungen zu einem ihm von Piker zugesandten, aber nicht mehr vorhandenen Manuskript, haben wir nicht aufgenommen, da sie ohne Kenntnis des Manuskripts, auf das Spener sich bezieht, unverständlich wären (vgl. S. 315 Anm. 12). In einem zweiten Fall, einem in der älteren Literatur schon einmal gedruckten Empfehlungsbrief („Testimonium“) für einen Pfarramtsbewerber, den Spener und die Frankfurter Prediger an die Stadt Windsheim richten, haben wir uns mit einem Regest begnügt, auf den Abdruck des umfangreichen Textes, da es sich um keinen wirklichen Brief handelt, aber verzichtet (vgl. Nr. 51). Im Anhang des Textteils sind einige Briefe an Spener und Dokumente zur Geschichte des Frankfurter Pietismus wiedergegeben. Darunter befindet sich der Brief von Christian Fende, dem Freund von Johann Jakob Schütz, in dem die lutherische Abendmahlsfeier als Götzendienst bezeichnet wird. Dieser Brief ist Spener erst drei Jahre später bekannt geworden und hat ihn zum Bruch mit seinen radikalisierten Anhän- gern genötigt und zu einer der Exkommunikation gleichkommenden Loslö- sung von ihnen. Diesen für die Entstehung des radikalen Pietismus wichtigen Brief Fendes, der in der Literatur häufig genannt wird, aber kaum bekannt ist, haben wir in die Ausgabe der Spenerbriefe aufgenommen und, da er im Jahre 1680 geschrieben wurde, in diesen Band eingereiht, obwohl er seiner Wirkung nach in das Jahr 1682 gehört, das Jahr, in das gewöhnlich die Se- paration des von dem kirchlichen Erneuerungsstreben Speners geschiedenen radikalen Pietismus datiert wird. * Der Band 2 der Frankfurter Briefe mit den Briefen der Jahre 1675–1676 hatte seinen Schwerpunkt bei Speners Veröffentlichung der „Pia Desideria“, der Programmschrift des Pietismus, und dem weiten, unterschiedlichen Echo darauf. Der auf das Doppelte ansteigende Anfall von Briefe in den Folgejah- ren wurde im Vorwort zu Band 3 darauf zurückgeführt, daß die Jahre 1677 und 1678 den Höhepunkt in der Entwicklung der Frankfurter pietistischen Bewegung bilden und in diesen Jahren die nach den Pia Desideria bekann- testen und meistgedruckten Schriften Speners erscheinen, die in den Briefen häufig besprochen und kommentiert werden. Demgegenüber fällt es schwer, für die Jahre 1679 und 1680 Besonderheiten der pietistischen Bewegung in dieser Zeitphase zu nennen, auf die man bei der Präsentation der Briefe auf- merksam machen müßte. Noch stellt sich in der Öffentlichkeit die pietistische Vorwort VII Bewegung als ein einheitliche Bewegung dar, die in Spener ihren Anführer und Sprecher hat und in der es keine Gruppenbildung und Spaltung gibt. Es gibt eigentlich nur eine bedeutende Schrift Speners aus dem Zeitraum dieser zwei Jahre. Das ist „Die allgemeine Gottesgelehrtheit aller gläubigen Christen und rechtschaffenen Theologen“ (Frankfurt a.M. 1680), Speners über 600 Seiten starke Entgegnung auf den ersten literarischen Angriff, der von dem Nordhäuser Diakon Georg Conrad Dilfeld, einem Theologen der lutheri- schen Orthodoxie, gegen seine „Pia Desideria“ geführt wurde. Bekanntlich ist es Spener in diesem ersten Streit zwischen Pietismus und Orthodoxie ohne größere Mühen gelungen, die anderen Theologen der lutherischen Ortho- doxie von der Rechtgläubigkeit seiner Position zu überzeugen und die Halt- losigkeit des gegen die Pia Desideria geführten Angriffs Dilfelds aufzuweisen. Niemand trat auf Dilfelds Seite. Gerüchte und Verdächtigungen, die sich früh gegen die Frankfurter Bewegung regten, bleiben lokal begrenzt, führen nicht zu öffentlichen Angriffen. Für mehr als ein Jahrzehnt hat Spener durch die „Allgemeine Gottesgelehrtheit“ der pietistischen Bewegung Luft geschafft. Erst in den frühen neunziger Jahren ist er genötigt, gegen literarische Angriffe der lutherischen Orthodoxie wieder zur Feder zu greifen, um sie dann nicht so schnell aus der Hand zu legen. Die Briefe der Jahre 1679 und 1680 zeigen jedoch, wie gefährlich Spener den ersten gegen die Pia Desideria gerichteten literarischen Angriff einschätzte. Daß Spener anfangs auf Einwürfe Dilfelds brieflich antwortete und seinem ersten ausführlichen Brief vom Dezember 1678 an Dilfeld (Band 3, Nr. 221) einige Wochen später im März 1679 einen zweiten ausführlichen Brief folgen ließ (Nr. 15), zeigt deutlich, daß er einen literarischen Streit ursprünglich vermeiden wollte. Aber nachdem eine litera- rische Kontroverse unvermeidbar schien, lag ihm offensichtlich daran, jeden aus seinem Korrespondentenkreis über die Hintergründe zu informieren und auf eine freundliche Haltung einzustimmen. Kein Thema wird in den Briefen dieses Bandes, seien sie gerichtet an Sympathisanten oder -mutmaß- liche- Kritiker seiner Pia Desideria, so häufig angesprochen wie die Kon- troverse mit Dilfeld. Man könnte sie gewissermaßen den Cantus firmus der Briefe dieses Bandes nennen. Spener wiederholt sich hier häufig, gibt seinen Briefen aber entsprechend dem jeweiligen Adressaten ihr eigenes Profil und ihren besonderen Inhalt, so daß man bei der Lektüre laufend auf Interessan- tes und Weiterführendes stößt. Auffälligerweise findet sich die Mehrheit der Briefpartner nicht unter Freunden und Anhängern, sondern unter den älteren Repräsentanten der Orthodoxie, die sich später teilweise gegen ihn wenden, mit denen Spener zu dieser Zeit aber meistens in einem freundlichen, wenn nicht freundschaftlichen Verhältnis steht und bei denen er für die neu Be- wegung um Verständnis wirbt. Dazu zählen Valentin Alberti (Nr. 156) und Samuel Benedict Carpzov (Nr. 26. 109) in Leipzig, Abraham Calov (Nr. 64. 68) in Wittenberg, Martin Geier (Nr. 110) in Dresden,