Abonnement Ein Abend mit … Dienstag 30.10.2018 20.00 Uhr · Kleiner Saal Anke Vondung Mezzosopran Werner Güra Tenor Christoph Berner Klavier

„Lass die Poesie als die eigentliche Urheberin meiner musikalischen Sprache zu Worte kommen .“ Hugo Wolf Programm

Hugo Wolf (1860–1903) „Italienisches Liederbuch“ nach Übersetzungen aus dem Italienischen von Paul Heyse

Auch kleine Dinge können uns entzücken Mir ward gesagt, du reisest in die Ferne Ihr seid die Allerschönste Gesegnet sei, durch den die Welt entstund Selig ihr Blinden Wer rief dich denn? Der Mond hat eine schwere Klag’ erhoben Nun lass uns Frieden schließen Dass doch gemalt all’ deine Reize wären Du denkst, mit einem Fädchen mich zu fangen Wie lange schon war immer mein Verlangen Nein, junger Herr! Hoffärtig seid ihr, schönes Kind Geselle, woll’n wir uns in Kutten hüllen Mein Liebster ist so klein Ihr jungen Leute Und willst du deinen Liebsten sterben sehen Heb’ auf dein blondes Haupt Wir haben beide lange Zeit geschwiegen

Pause

Mein Liebster singt am Haus Man sagt mir, deine Mutter woll’ es nicht Ein Ständchen Euch zu bringen Was für ein Lied soll dir gesungen werden? Ich esse nun mein Brot nicht trocken mehr Mein Liebster hat zu Tische mich geladen Ich ließ mir sagen Schon streckt’ ich aus im Bett die müden Glieder Du sagst mir, dass ich keine Fürstin sei Wohl kenn’ ich Euern Stand Lass sie nur gehn! Wie soll ich fröhlich sein? Was soll der Zorn, mein Schatz? Sterb’ ich, so hüllt in Blumen meine Glieder Und steht Ihr früh am Morgen auf vom Bette Benedeit die sel’ge Mutter Wenn du, mein Liebster, steigst zum Himmel auf Wie viele Zeit verlor ich Wenn du mich mit den Augen streifst Gesegnet sei das Grün! O wär’ dein Haus durchsichtig wie ein Glas Heut’ Nacht erhob ich mich Nicht länger kann ich singen Schweig einmal still! O wüsstest du, wieviel ich deinetwegen Verschling’ der Abgrund meines Liebsten Hütte Ich hab’ in Penna einen Liebsten wohnen

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Hermann Bahr, österreichischer Literat und einflussreicher Kritiker, der es sich zugutehielt, das herausragende Talent seines Landsmannes Hugo Wolf erkannt zu haben, stellte 1898 fest: „Ich maße mir nicht an, im Musikalischen mitzu­ reden. Ich weiß nur, dass die meisten von uns, die wir die Kunst der Worte üben, mit der heutigen Musik nichts anzu­ fangen wissen. Hören wir ein Lied eines geliebten Gedichts, so haben wir das Gefühl, dass uns die Musik ‚geniert‘. Sie ist dem geliebten Gedicht fremd; es kommt uns in ihrer Beglei­ tung wie verkleidet vor. Hugo Wolf ist der einzige, der uns die Gedichte nicht entfremdet, sondern seine Musik empfinden wir als die eigentliche Natur der Gedichte, als dasselbe, was sie in Versen sind, als die natürliche Luft, die zu ihnen gehört und ohne die sie gar nicht leben könnten. Darum verehren wir ihn, darum lieben wir ihn, darum wünschen wir ihm, die Nation möge endlich seiner würdig werden.“

Nicht alle waren gleichermaßen begeistert von Hugo Wolfs Vertonungen. Bei Theodor W. Adorno heißt es: „... unendlich eitel und schließlich gespensterhafte Photographie dessen, was sogleich vergeht und nicht gehalten werden soll. So auch bei Wolf, der die Gedichte, die ihm gefielen, in Musik noch ein­ mal machen wollte, ohne von der Ursprungsdialektik zwischen Wort und Lied auch nur zu ahnen: dass das Lied über die ­Verlassenheit des Wortes tröstet und darum Feind des Wortes

Kurz Notiert ist und das Gedicht vernichtet, in das die Musik einstürzt ...“ Hugo Wolf, der aus Windischgratz in der südlichen Steiermark stammte, aber schon als Halbwüchsiger nach Wien kam, war Meister der Verwandlung

eine sperrige, zeitlebens problembeladene Persönlichkeit, die es ihren Mitmenschen nicht leicht machte. Für ihn war die Würdigung, ja überhaupt die Klassifizierung als Liederkom­ ponist ein stetes Ärgernis. Er strebte nach größeren Formen, wollte unbedingt die Opernbühne bezwingen. Dennoch ist Hugo Wolf heute eigentlich nur noch als Lied­ schöpfer bekannt. Seine wenigen anderen Werke, darunter ein Streich­ quartett, die Sinfonische Dichtung „Penthesilea“ nach Kleist und die spanisch-inspirierte Oper „Der ­Corregidor“, sind nicht häufig in den Spielplänen zu finden. Und in diesen Miniaturen für Stimme und Klavier, die ungeachtet aller Träume von der großen Form einen enormen Stellenwert für den Komponisten Wolf hatten, beweist er sich als genialer Künstler. Sehr plastisch beschrieb er einmal, wie bei ihm ein Lied entsteht: „Es liegt etwas Grausames in der inni­ Hugo Wolf gen Verschmelzung von Poesie und Musik, wobei eigentlich nur der letzteren die grausame Rolle zufällt. Die Musik hat entschieden etwas Vampyrhaftes in sich. Sie krallt sich unerbittlich in ihr Opfer und saugt ihm den letzten Blutstropfen aus. Oder man könnte sie auch mit einem gierigen Säugling vergleichen, der unerbittlich nach neuer Nahrung verlangt, dick und fett dabei wird, derweil die Schönheit der Mutter dahinwelkt.“ Als Fünfzehnjähriger traf Hugo Wolf in Wien mit Richard Wagner zusammen. Schon vorher hatte er ihn vergöttert, nun Meister der Verwandlung

jedoch wurde er zu einem hehren Idol und niemals erreichten Vorbild. Dabei spielte zuerst die überwältigende Wirkung ­seiner Opern, seiner Tonsprache, die Wolfs Liedwerk deutlich beeinflusste, eine wichtige Rolle. Aber auch die gesellschaft­ liche Stellung, das Ansehen und nicht zuletzt der deutlich sichtbare gutsituierte Lebensstil faszinierten den Jungen. Wolf sollte ein vergleichbares Ein- und damit Auskommen nicht erreichen, er blieb autodidaktischer Komponist ohne feste Anstellung. Die einzige Schule, die er wirklich durchlaufen hatte, war die Volksschule in Win­ dischgratz gewesen. Später ist er jedes Mal gescheitert und nach kür­ zerer oder längerer Zeit relegiert worden. Auch am Wiener Konser­ vatorium verhielt es sich nicht anders. Ohne die großzügige und tolerante Unterstützung verschie­ dener begüterter Freunde und der Mutter wäre seine Art zu leben schlicht unmöglich gewesen. Diese ehrliche Zuneigung zu seiner Person und seinen Werken führte sogar zu der – einzigen – Stellung des sonst radikal freischaffend lebenden Wolf Francesco Hayez (1791–1882): Der Kuss (1859) als Musikkritiker beim Wiener Salonblatt, wobei er wohl nie erfuhr, dass er den Posten seinem Freund Heinrich Köchert verdankte. Dieser inserierte regel­ mäßig in der Wochenzeitung und steuerte in Abstimmung mit dem Herausgeber Monat für Monat Wolfs Gehalt bei. Reichlich drei Jahre, beginnend 1884, lieferte Wolf seine Beiträge; er Auch kleine Dinge können uns entzücken

hatte dadurch ein festes Gehalt und Gratisplätze in der Hof­ oper und den Konzertsälen der Stadt. Voller Enthusiasmus und Überschwang setzte er sich für Wagner und zunächst auch für Bruckner ein. Objektivität sah er nicht als seine ­Aufgabe an – leidenschaftlich und aggressiv tat er andere Komponisten ab, die Brahms-Verrisse sind legendär. Damit sicherte er sich einen Platz in den Annalen der Musikkritik als der „wilde Wolf“, bediente aber andererseits auch die Erwartungen der Leserschaft und des Herausgebers des Blat­ tes (Karl Kraus nannte es übrigens ein „Schmutzblättchen“). Gegenüber der unerreichbaren Gründlichkeit eines Eduard Hanslick, seines „Herrn Kollega“, glänzte Wolf mit extremem, mal treffsicherem, mal bewusst verletzendem Subjektivismus, amüsanter Bösartigkeit, geistreich pointierter Oberflächlich­ keit; wobei sein Einsatz für die „Neudeutschen“ – also den Kreis um Franz Liszt, zu dem beispielsweise Hector Berlioz und Richard Wagner gehörten – durchgehend und wichtig bleibt. Im Übrigen wurden seine Kritiken gelesen – erbost oder erheitert – und vergessen.

Auch kleine Dinge können uns entzücken

Hugo Wolfs Lieder lassen eine neue Weise der Zusammenwir­ kung von Musik und Sprache erklingen, auch die zwischen den Zeilen versteckten Gefühle kommen zu Gehör. Es ging ihm – ganz im Sinne Wagners – nicht um bloße Vertonung, sondern um eine Ergänzung der Worte durch die Musik, wobei für ihn die „Poesie die eigentliche Urheberin meiner musikalischen Sprache“ war. Immer wieder versetzten den sehr emotionalen, dünnhäutigen Komponisten ganze Sammlungen bestimmter Dichter in geradezu rauschhafte Schaffenszustände. Dann lebte er nur Auch kleine Dinge können uns entzücken

für seine Musik, völlig überzeugt von der Genialität und Unfehlbarkeit dessen, was seiner Feder fast unbewusst, ohne rationale Kontrolle, entströmte. Er handelte nur nach seinen Impulsen, erlebte diese Ansammlung von Energie und das Schreiben als unglaubliches und in den mit Angst erwarteten Ruhepausen ersehntes Glücksgefühl. Es war ein stetes Auf und Ab, der Euphorie des Schreibens folgten unweigerlich depressive Zeiten, in denen seine Muse schwieg und er sich bestürzt fragte, ob er jemals wieder würde komponieren ­können und ob ein mögliches unschöpferisches Leben über­ haupt lebenswert wäre. Hugo Wolf hatte sich in sehr jungen Jahren eine Syphilis zugezogen, die nie wirklich ausgeheilt werden konnte und schließlich todbringend war. Vermutlich hängen auch seine extremen Stimmungsschwankungen und die jeweilige Arbeits(un)fähigkeit wenigstens zum Teil mit der tückischen

Kurz Notiert Krankheit zusammen. 1890 nun – seit dem Wurf des „Spanischen Liederbuchs“ waren erst einige Monate vergangen – bewahrheiteten sich Wolfs Befürchtungen zunächst nicht. „Ich spüre verdächtige Anzeichen zum Komponieren in mir und erwarte jeden Augenblick eine Explosion. Die wunderbare Ruhe und gänzliche Abgeschieden­ heit hier berauschen mich förmlich …“, lauten glückliche Worte aus einem Brief vom 24. September. Der Komponist meldete sich aus Unterach im Salzkammergut, wo er im Haus des Wie­ ner Freundes Friedrich Eckstein am Attersee zum wiederholten Male die schöpferische Einsamkeit gesucht hatte. Und wirklich schrieb er am nächsten Tag das erste „italienische Lied“ nach Paul Heyse und war – wie immer in den eruptiven Komponier­ phasen – entzückt von der Qualität seiner Arbeit. Heyses „Italienisches Liederbuch“ war 1860 erschienen, wobei der Dichter schon vorher für Aufsehen gesorgt hatte, als er gemeinsam mit Emanuel Geibel das „Spanische Liederbuch“ Auch kleine Dinge können uns entzücken

herausbrachte (bekanntlich die Vorlage für Wolfs gleichna­ mige Liedersammlung). Der Ruf der jungen Dichter Heyse und Geibel drang auch zu dem literaturbeflissenen Bayern-König Maximilian II., er holte beide nach München, wo sie bald zu führenden Gestalten in den dortigen literarischen Kreisen wurden. Im „Italienischen Liederbuch“ versammelte Paul Heyse, der 1910 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde, mehrere hundert kurze Gedichte aus verschiedenen Gegenden des Landes, „wo die Zitronen blühn“. Paul Heyse war vor allem für seine Romane, Novellen und Theaterstücke berühmt. Seine Italienliebe entflammte bei einer Studienreise zu Beginn der 1850er Jahre, die er dank eines Stipendiums unternehmen konnte. Die kulturgesättigte Landschaft, die besondere Lebensart der Leute begeisterten ihn. So übertrug er nicht nur toskanische Rispetti, venezia­ nische Velote und andere kleine volkstümliche Dichtungen, auch die Novelle „L’Arrabiata“ von 1853 spiegelt die empfan­

Kurz Notiert genen Eindrücke.

Francesco Hayez: Venus spielt mit zwei Tauben, 1830 Auch kleine Dinge können uns entzücken

Hugo Wolfs Beglückung hielt nicht lange an – nach dem sie­ benten Lied versiegte seine Inspiration, und er musste sein „Italienisches Liederbuch“ etwa zwölf Monate ruhen lassen. Währenddessen entstand seine einzige Auftragskomposition, eine Schauspielmusik für das Wiener Burgtheater zu Henrik Ibsens Stück „Das Fest auf Solhaug“. Diese Arbeit und ihr Ergebnis blieben unbefriedigend, aber im Anschluss daran konnte Wolf in einem Streich den ersten Band seiner italieni­ schen Lieder fertig stellen. In nur drei Wochen schrieb er 15 der kurzen Stücke. Danach gähnte wieder eine Pause, wäh­ rend der er sich mit dem „Corregidor“ beschäftigte. Erst nach vier Jahren warf der Komponist die 24 Lieder des zweiten Bandes in nur fünf Wochen aufs Papier. Sie blieben ihm seine „originellsten und künstlerisch vollendetsten Gesänge“ (Wolf). „Ein warmes Herz, dess’ kann ich mich verbürgen, pocht in diesen kleinen Leibern meiner jüngsten Kinder des Südens, die trotz allem ihre deutsche Herkunft nicht verleugnen kön­ nen.“ Tatsächlich ist nur den Ursprung der Verse italienisch; offensichtlich ließ sich der Komponist durch das Lebensge­ fühl unter südlicher Sonne animieren. Vielleicht waren Sehn­ sucht nach der Fremde und Fernweh unterschwellig verant­ wortlich dafür, dass er nun bereits zum zweiten Mal nach Reimen fremdländischer Provenienz griff. In jedem Falle hat er seine Lieder rundum eingedeutscht, und die italienischen Töne sind nur an ganz wenigen Punkten hörbar. Wer italienische Melodik, Rhythmik, Harmonik, Farbe oder Struktur erwartet, wird von diesem Liederbuch enttäuscht werden. Wer sich aber vorbehaltlos diesem Wolf öffnet, lernt einen für ihn neuen, schlichteren und intimeren Stil kennen,

Kurz Notiert der in seiner durchsichtigen Zärtlichkeit überzeugt. Anders als bei der spanischen Sammlung, die in einen welt­ lichen und einen geistlichen Teil zerfiel, umkreisen die italie­ nischen Lieder nur eine Welt: die der Erotik – in allen ihren Auch kleine Dinge können uns entzücken

Facetten. Die Anordnung der Liebeslieder verlockt dazu, sie einander im Wechselgesang zwischen einer Frauen- und einer Männerstimme gegenüberzustellen. Wolf blättert in den präg­ nanten Liedchen mit leichter Hand alle Spielarten des uralten Themas auf und lässt keine Schlusspointe aus, wenn auch die zärtlichen Gesänge überwiegen. Der Zyklus verblüfft mit immer neuen rhythmischen und melodischen Kontrasten und vermeidet Einförmigkeit und Nervosität gleichermaßen. „Auch kleine Dinge können uns entzücken“, das erste der ins­ gesamt 46 Lieder, eröffnet das Spiel und kann wie eine Art Motto verstanden werden: Große Dramen sind nicht zu erwarten, es geht um die kleinen alltäglichen Leidenschaften, die dennoch nicht minder dramatisch, himmelhoch-jauch­ zend oder todtraurig sein können. Zwischen diesem Auftakt und der nicht einmal eine Minute dauernden „weiblichen Registerarie“ „Ich hab’ in Penna einen Liebsten wohnen“ am Schluss, deren letztes Drittel dem brillanten Klaviernachspiel vorbehalten ist, bewegt sich der Kosmos der Liebe als „Italien­ traum in den deutschen Augen“ des Hugo Wolf. Für Hugo Wolfs ersten Biographen Ernst Decsey ist es keine Frage: „Die ‚Italienischen Lieder‘ sind von allen die zartseligsten. Die Musik kehrt sich nach innen, sie hat ihren Ausdruck geklärt, das Feine noch verfeinert. Wie jeder älter werdende Künstler, so hat auch Wolf Breiten immer stärker zusammengedrängt, das Kunstwerk immer stärker verdichtet. Die beiden italieni­ schen Bände sind seine reifste Gabe.“ Und weiter: „Wolf hat wohl nie geistige Erfüllung durch die erotische Wirklichkeit erreicht; im Italienischen Liederbuch gibt er selbst die Erfül­ lung. Immer ist der Künstler der Gebende, der Welt, dem Weib gegenüber, und das Pathos seiner Hingabe, das Überfließen in den andern wird dem Tod verwandt. Nun er seinen Liebes­ traum bis an die Sterne hebt, wird das persönlich Unerlebte allgemein-menschliches Erlebnis.“ Die Texte der Lieder

Die Texte der Lieder

Auch kleine Dinge können uns entzücken Gesegnet sei, durch den die Welt entstund Auch kleine Dinge können uns entzücken, Gesegnet sei, durch den die Welt entstund; Auch kleine Dinge können teuer sein. Wie trefflich schuf er sie nach allen Seiten! Bedenkt, wie gern wir uns mit Perlen Er schuf das Meer mit endlos tiefem Grund, schmücken; Er schuf die Schiffe, die hinübergleiten, Sie werden schwer bezahlt und sind nur Er schuf das Paradies mit ew’gem Licht, klein. Er schuf die Schönheit und dein Ange­ Bedenkt, wie klein ist die Olivenfrucht, sicht. Und wird um ihre Güte doch gesucht. Denkt an die Rose nur, wie klein sie ist, Selig ihr Blinden Und duftet doch so lieblich, wie ihr wisst. Selig ihr Blinden, die ihr nicht zu schauen Vermögt die Reize, die uns Glut entfachen; Mir ward gesagt, du reisest in die Ferne Selig ihr Tauben, die ihr ohne Grauen Mir ward gesagt, du reisest in die Ferne. Die Klagen der Verliebten könnt verlachen; Ach, wohin gehst du, mein geliebtes Leben? Selig ihr Stummen, die ihr nicht den Den Tag, an dem du scheidest, wüsst ich Frauen gerne; Könnt eure Herzensnot verständlich Mit Tränen will ich das Geleit dir geben. machen; Mit Tränen will ich deinen Weg befeuch­ Selig ihr Toten, die man hat begraben! ten – Ihr sollt vor Liebesqualen Ruhe haben. Gedenk an mich, und Hoffnung wird mir leuchten! Wer rief dich denn? Mit Tränen bin ich bei dir allerwärts – Wer rief dich denn? Wer hat dich her­ Gedenk an mich, vergiss es nicht, mein bestellt? Herz! Wer hieß dich kommen, wenn es dir zur Last? Ihr seid die Allerschönste weit und breit Geh zu dem Liebchen, das dir mehr Ihr seid die Allerschönste weit und breit, gefällt, Viel schöner als im Mai der Blumenflor. Geh dahin, wo du die Gedanken hast. Orvietos Dom steigt so voll Herrlichkeit, Geh nur, wohin dein Sinnen steht und Viterbos größter Brunnen nicht empor. Denken! So hoher Reiz und Zauber ist dein eigen, Dass du zu mir kommst, will ich gern dir Der Dom von Siena muss sich vor dir neigen. schenken. Ach, du bist so an Reiz und Anmut reich, Geh zu dem Liebchen, das dir mehr gefällt! Der Dom von Siena selbst ist dir nicht Wer rief dich denn? Wer hat dich her­ gleich. bestellt? Die Texte der Lieder

Der Mond hat eine schwere Klag erhoben Nun lass uns Frieden schlieSSen Der Mond hat eine schwere Klag’ erhoben Nun lass uns Frieden schließen, liebstes Und vor dem Herrn die Sache kund Leben, gemacht; Zu lang ist’s schon, dass wir in Fehde liegen. Er wolle nicht mehr stehn am Himmel Wenn du nicht willst, will ich mich dir droben, ergeben; Du habest ihn um seinen Glanz gebracht. Wie könnten wir uns auf den Tod bekriegen? Als er zuletzt das Sternenheer gezählt, Es schließen Frieden Könige und Fürsten, Da hab es an der vollen Zahl gefehlt; Und sollen Liebende nicht darnach dürsten? Zwei von den schönsten habest du Es schließen Frieden Fürsten und Soldaten, ­entwendet: Und sollt’ es zwei Verliebten wohl miss­ Die beiden Augen dort, die mich verblendet. raten? Meinst du, dass, was so großen Herrn gelingt, Ein Paar zufriedner Herzen nicht vollbringt?

Dass doch gemalt all deine Reize wären Dass doch gemalt all deine Reize wären, Und dann der Heidenfürst das Bildnis fände. Er würde dir ein groß Geschenk verehren, Und legte seine Kron in deine Hände. Zum rechten Glauben müsste sich bekehren Sein ganzes Reich, bis an sein fernstes Ende. Im ganzen Lande würd es ausgeschrieben, Christ soll ein jeder werden und dich lieben. Ein jeder Heide flugs bekehrte sich Und würd ein guter Christ und liebte dich.

Du denkst mit einem Fädchen mich zu fangen Du denkst mit einem Fädchen mich zu fangen, Mit einem Blick schon mich verliebt zu machen? Ich fing schon andre, die sich höher schwangen; Du darfst mir ja nicht traun, siehst du mich lachen. Schon andre fing ich, glaub es sicherlich. Francesco Hayez: Melancholie, um 1840 Ich bin verliebt, doch eben nicht in dich. Die Texte der Lieder die Wie lange schon war immer mein Verlangen Geselle, woll’n wir uns in Kutten hüllen Wie lange schon war immer mein Verlangen: Geselle, woll’n wir uns in Kutten hüllen, Ach wäre doch ein Musikus mir gut! Die Welt dem lassen, den sie mag ergötzen? kunst Nun ließ der Herr mich meinen Wunsch Dann pochen wir an Tür um Tür im Stillen: erlangen „Gebt einem armen Mönch um Jesu willen.“ zu Und schickt mir einen, ganz wie Milch „O lieber Pater, du musst später kommen, und Blut. Wenn aus dem Ofen wir das Brot Da kommt er eben her mit sanfter Miene, ­genommen. hören Und senkt den Kopf und spielt die Violine. O lieber Pater, komm nur später wieder, Ein Töchterlein von mir liegt krank Nein, junger Herr danieder.“­ Nein, junger Herr, so treibt man’s nicht, „Und ist sie krank, so lass mich nach ihr fürwahr; schauen, Man sorgt dafür, sich schicklich zu betra­ Dass sie mir ihre Beichte mag vertrauen. gen. Schließt Tür und Fenster, dass uns keiner Für alltags bin ich gut genug, nicht wahr? störe, Doch bessre suchst du dir an Feiertagen. Wenn ich des armen Kindes Beichte höre!“ Nein, junger Herr, wirst du so weiter sünd’gen, Mein Liebster ist so klein Wird dir den Dienst dein Alltagsliebchen Mein Liebster ist so klein, dass ohne Bücken künd’gen. Er mir das Zimmer fegt mit seinen Locken. Als er ins Gärtlein ging, Jasmin zu pflücken, Hoffärtig seid Ihr, schönes Kind Ist er vor einer Schnecke sehr erschrocken. Hoffärtig seid Ihr, schönes Kind, und geht Dann setzt’ er sich ins Haus, um zu Mit Euren Freiern um auf stolzem Fuß. verschnaufen,­ Spricht man Euch an, kaum dass Ihr Rede Da warf ihn eine Fliege übern Haufen; steht, Und als er hintrat an mein Fensterlein, Als kostet Euch zuviel ein holder Gruß. Stieß eine Bremse ihm den Schädel ein. Bist keines Alexanders Töchterlein, Verwünscht sei’n alle Fliegen, Schnaken, Kein Königreich wird deine Mitgift sein, Bremsen Und willst du nicht das Gold, so nimm das Und wer ein Schätzchen hat aus den Zinn; Maremmen! Willst du nicht Liebe, nimm Verachtung Verwünscht sei’n alle Fliegen, Schnaken, hin. Mücken Und wer sich, wenn er küsst, so tief muss bücken! 92,4 die kunst zu hören

92,4 Die Texte der Lieder

Ihr jungen Leute Wir haben beide lange Zeit geschwiegen Ihr jungen Leute, die ihr zieht ins Feld, Wir haben beide lange Zeit geschwiegen, Auf meinen Liebsten sollt ihr Achtung Auf einmal kam uns nun die Sprache geben. ­wieder. Sorgt, dass er tapfer sich im Feuer hält; Die Engel Gottes sind herabgeflogen, Er war noch nie im Kriege all sein Leben. Sie brachten nach dem Krieg den Frieden Lasst nie ihn unter freiem Himmel wieder. schlafen;­ Die Engel Gottes sind herabgeflogen, Er ist so zart, es möchte sich bestrafen. Mit ihnen ist der Frieden eingezogen. Lasst mir ihn ja nicht schlafen unterm Die Liebesengel kamen über Nacht Mond; Und haben Frieden meiner Brust gebracht. Er ginge drauf, er ist’s ja nicht gewohnt. Mein Liebster singt am Haus Und willst du deinen Liebsten sterben Mein Liebster singt am Haus im sehen Mondenscheine,­ Und willst du deinen Liebsten sterben Und ich muss lauschend hier im Bette liegen.­ sehen, Weg von der Mutter wend ich mich und So trage nicht dein Haar gelockt, du Holde. weine, Lass von den Schultern frei sie niederwehen; Blut sind die Tränen, die mir nicht Wie Fäden sehn sie aus von purem Golde. ­versiegen. Wie goldne Fäden, die der Wind bewegt – Den breiten Strom am Bett hab ich geweint, Schön sind die Haare, schön ist, die sie Weiß nicht vor Tränen, ob der Morgen trägt! scheint. Goldfäden, Seidenfäden ungezählt – Den breiten Strom am Bett weint ich vor Schön sind die Haare, schön ist, die sie Sehnen; strählt! Blind haben mich gemacht die blut’gen Tränen. Heb auf dein blondes Haupt Heb auf dein blondes Haupt und schlafe Man sagt mir, deine Mutter woll’ es nicht nicht, Man sagt mir, deine Mutter woll’ es nicht; Und lass dich ja von Schlummer nicht So bleibe weg, mein Schatz, tu ihr den betören. Willen. Ich sage dir vier Worte von Gewicht, Ach Liebster, nein! tu ihr den Willen nicht, Von denen darfst du keines überhören. Besuch mich doch, tu’s ihr zum Trotz, im Das erste: dass um dich mein Herze bricht, Stillen! Das zweite: dir nur will ich angehören, Nein, mein Geliebter, folg ihr nimmermehr, Das dritte: dass ich dir mein Heil befehle, Tu’s ihr zum Trotz, komm öfter als bisher! Das letzte: dich allein liebt meine Seele. Nein, höre nicht auf sie, was sie auch sage; Tu’s ihr zum Trotz, mein Lieb, komm alle Tage! Die Texte der Lieder

Ein Ständchen Euch zu bringen Mein Liebster hat zu Tische mich geladen Ein Ständchen Euch zu bringen kam ich Mein Liebster hat zu Tische mich geladen her, Und hatte doch kein Haus mich zu Wenn es dem Herrn vom Haus nicht empfangen,­ ­ungelegen. Nicht Holz noch Herd zum Kochen und Ihr habt ein schönes Töchterlein. Es wär zum Braten, Wohl gut, sie nicht zu streng im Haus zu Der Hafen auch war längst entzwei ­gesangen. hegen. An einem Fässchen Wein gebrach es auch, Und liegt sie schon im Bett, so bitt ich sehr, Und Gläser hat er gar nicht im Gebrauch; Tut es zu wissen ihr vom meinetwegen, Der Tisch war schmal, das Tafeltuch nicht Dass ihr Getreuer hier vorbeigekommen, besser, Der Tag und Nacht sie in den Sinn Das Brot steinhart und völlig stumpf das ­genommen, Messer. Und dass am Tag, der vierundzwanzig zählt, Sie fünfundzwanzig Stunden lang mir fehlt. Ich lieSS mir sagen und mir ward erzählt Ich ließ mir sagen und mir ward erzählt, Was für ein Lied soll dir gesungen werden? Der schöne Toni hungre sich zu Tode; Was für ein Lied soll dir gesungen werden, Seit ihn so überaus die Liebe quält, Das deiner würdig sei? Wo find ich’s nur? Nimmt er auf einen Backzahn sieben Brote. Am liebsten grüb ich es tief aus der Erden, Nach Tisch, damit er die Verdauung stählt Gesungen noch von keiner Kreatur. Verspeist er eine Wurst und sieben Brote, Ein Lied, das weder Mann noch Weib bis Und lindert nicht Tonina seine Pein, heute Bricht nächstens Hungersnot und Teurung Hört oder sang, selbst nicht die ältsten ein. Leute. Schon streckt ich aus im Bett die müden Ich esse nun mein Brot nicht trocken mehr Glieder Ich esse nun mein Brot nicht trocken mehr, Schon streckt ich aus im Bett die müden Ein Dorn ist mir im Fuße stecken blieben. Glieder, Umsonst nach rechts und links blick ich Da tritt dein Bildnis vor mich hin, du Traute. umher, Gleich spring ich auf, fahr in die Schuhe Und keinen find ich, der mich möchte wieder ­lieben. Und wandre durch die Stadt mit meiner Wenn’s doch auch nur ein altes Männlein Laute. wäre, Ich sing und spiele, dass die Straße schallt; Das mir erzeigt’ ein wenig Lieb und Ehre. So manche lauscht – vorüber bin ich bald. Ich meine nämlich, so ein wohlgestalter, So manches Mädchen hat mein Lied Ehrbarer Greis, etwa von meinem Alter. gerührt, Ich meine, um mich ganz zu offenbaren, Indes der Wind schon Sang und Klang Ein altes Männlein so von vierzehn Jahren. entführt. Die Texte der Lieder

Wohl kenn ich Euern Stand Wohl kenn ich Euern Stand, der nicht gering. Ihr brauchtet nicht so tief herabzusteigen, Zu lieben solch ein arm und niedrig Ding, Da sich vor Euch die Allerschönsten neigen. Die schönsten Männer leicht besiegtet Ihr, Drum weiß ich wohl, Ihr treibt nur Spiel mit mir. Ihr spottet mein, man hat mich warnen wollen, Doch ach, Ihr seid so schön! Wer kann Euch grollen?

Lass sie nur gehn! Lass sie nur gehn, die so die Stolze spielt, Das Wunderkräutlein aus dem Blumenfeld. Man sieht, wohin ihr blankes Auge zielt, Da Tag um Tag ein andrer ihr gefällt. Sie treibt es grade wie Toscanas Fluss, Dem jedes Berggewässer folgen muss. Sie treibt es wie der Arno, will mir scheinen: Bald hat sie viel Bewerber, bald nicht einen. Francesco Hayez: Geheime Anklage, 1851 Wie soll ich fröhlich sein? Du sagst mir, dass ich keine Fürstin sei Wie soll ich fröhlich sein und lachen gar, Du sagst mir, dass ich keine Fürstin sei; Da du mir immer zürnest unverhohlen? Auch du bist nicht auf Spaniens Thron Du kommst nur einmal alle hundert Jahr, entsprossen. Und dann, als hätte man dir’s anbefohlen. Nein, Bester, stehst du auf bei Hahnen­ Was kommst du, wenn’s die Deinen schrei, ungern sehn? Fährst du aufs Feld und nicht in Staats­ Gib frei mein Herz, dann magst du weiter­ karossen. gehn. Du spottest mein um meine Niedrigkeit, Daheim mit deinen Leuten leb in Frieden, Doch Armut tut dem Adel nichts zuleid. Denn was der Himmel will, geschieht Du spottest, dass mir Krone fehlt und hinieden. Wappen, Halt Frieden mit den Deinigen zu Haus, Und fährst doch selber nur mit Schusters Denn was der Himmel will, das bleibt Rappen. nicht aus. Die Texte der Lieder

Was soll der Zorn, mein Schatz? So zündet Euer Blick die Lampen an. Was soll der Zorn, mein Schatz, der dich Weihwasser nehmt Ihr, macht des Kreuzes erhitzt? Zeichen Ich bin mir keiner Sünde ja bewusst, Und netzet Eure weiße Stirn sodann Ach, lieber nimm ein Messer wohlgespitzt Und neiget Euch und beugt die Knie Und tritt zu mir, durchbohre mir dir Brust. ingleichen­ – Und taugt ein Messer nicht, so nimm ein O wie holdselig steht Euch alles an! Schwert, Wie hold und selig hat Euch Gott begabt, Dass meines Blutes Quell gen Himmel fährt. Die Ihr der Schönheit Kron empfangen Und taugt ein Schwert nicht, nimm des habt! Dolches Stahl Wie hold und selig wandelt Ihr im Leben; Und wasch in meinem Blut all meine Qual. Der Schönheit Palme ward an Euch ­gegeben. Sterb ich, so hüllt in Blumen meine Glieder Sterb ich, so hüllt in Blumen meine Glieder; Benedeit die sel’ge Mutter Ich wünsche nicht, dass ihr ein Grab mir Benedeit die sel’ge Mutter, grabt. Die so lieblich dich geboren, Genüber jenen Mauern legt mich nieder, So an Schönheit auserkoren, Wo ihr so manchmal mich gesehen habt. Meine Sehnsucht fliegt dir zu! Dort legt mich hin, in Regen oder Wind; Du so lieblich von Gebärden, Gern sterb ich, ist’s um dich, geliebtes Du die Holdeste der Erden, Kind. Du mein Kleinod, meine Wonne, Dort legt mich hin in Sonnenschein und Süße, benedeit bist du! Regen; Wenn ich aus der Ferne schmachte Ich sterbe lieblich, sterb ich deinetwegen. Und betrachte deine Schöne, Siehe wie ich beb und stöhne, Und steht Ihr früh am Morgen auf vom Dass ich kaum es bergen kann! Bette Und in meiner Brust gewaltsam Und steht Ihr früh am Morgen auf vom Fühl ich Flammen sich empören, Bette, Die den Frieden mir zerstören, Scheucht Ihr vom Himmel alle Wolken Ach, der Wahnsinn fasst mich an! fort, Benedeit die sel’ge Mutter, Die Sonne lockt Ihr auf die Berge dort, Die so lieblich dich geboren, Und Engelein erscheinen um die Wette So an Schönheit auserkoren, Und bringen Schuh und Kleider Euch Meine Sehnsucht fliegt dir zu! sofort. Dann, wenn Ihr ausgeht in die heil’ge Mette, So zieht Ihr alle Menschen mit Euch fort, Und wenn Ihr naht der benedeiten Stätte, Die Texte der Lieder

Wenn du, mein Liebster, steigst zum Wie viele Zeit verlor ich Himmel auf Wie viele Zeit verlor ich, dich zu lieben! Wenn du, mein Liebster, steigst zum Hätt ich doch Gott geliebt in all der Zeit. Himmel­ auf, Ein Platz im Paradies wär mir verschrie­ Trag ich mein Herz dir in der Hand ben, ­entgegen. Ein Heilger säße dann an meiner Seit. So liebevoll umarmst du mich darauf, Und weil ich dich geliebt, schön frisch Dann wolln wir uns dem Herrn zu Füßen Gesicht, legen. Verscherzt ich mir des Paradieses Licht, Und sieht der Herrgott unsre Liebes­ Und weil ich dich geliebt, schön Veigelein, schmerzen, Komm ich nun nicht ins Paradies hinein. Macht er ein Herz aus zwei verliebten Herzen,­ Zu einem Herzen fügt er zwei zusammen, Im Paradies, umglänzt von Himmels­ flammen.

FÜR ALLE, DIE MEHR WOLLEN.

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Wenn du mich mit den Augen streifst Wenn du mich mit den Augen streifst und lachst, Sie senkst, und neigst das Kinn zum Busen dann, Bitt ich, dass du mir erst ein Zeichen machst, Damit ich doch mein Herz auch bänd’gen kann, Dass ich mein Herz mag bänd’gen, zahm und still, Wenn es vor großer Liebe springen will, Dass ich mein Herz mag halten in der Brust, Wenn es ausbrechen will vor großer Lust.

Gesegnet sei das Grün! Gesegnet sei das Grün und wer es trägt! Ein grünes Kleid will ich mir machen lassen. Ein grünes Kleid trägt auch die Frühlings­ aue, Grün kleidet sich der Liebling meiner Augen. In Grün sich kleiden ist der Jäger Brauch, Ein grünes Kleid trägt mein Geliebter auch; Francesco Hayez: Meditation, 1851 Das Grün steht allen Dingen lieblich an, Aus Grün wächst jede schöne Frucht heran. Heut’ Nacht erhob ich mich Heut’ Nacht erhob ich mich um Mitter­ O wär dein Haus durchsichtig wie ein Glas nacht, O wär dein Haus durchsichtig wie ein Glas, Da war mein Herz mir heimlich fort­ Mein Holder, wenn ich mich vorüberstehle! geschlichen. Dann säh ich drinnen dich ohn Unterlass, Ich frug: Herz, wohin stürmst du so mit Wie blickt ich dann nach dir mit ganzer Macht? Seele! Es sprach: Nur Euch zu sehn, sei es ent­ Wie viele Blicke schickte dir mein Herz, wichen. Mehr als da Tropfen hat der Fluss im März! Nun sieh, wie muss es um mein Lieben Wie viele Blicke schickt ich dir entgegen, stehn: Mehr als da Tropfen niedersprühn im Mein Herz entweicht der Brust, um dich Regen! zu sehn!

Die Texte der Lieder

Nicht länger kann ich singen Verschling’ der Abgrund meines Liebsten Nicht länger kann ich singen, denn der Hütte Wind Verschling’ der Abgrund meines Liebsten Weht stark und macht dem Atem was zu Hütte, schaffen. An ihrer Stelle schäum ein See zur Stunde. Auch fürcht ich, dass die Zeit umsonst Bleikugeln soll der Himmel drüber verrinnt. schütten, Ja wär ich sicher, ging ich jetzt nicht Und eine Schlange hause dort im Grunde. schlafen. Drin hause eine Schlange gift’ger Art, Ja wüsst ich was, würd ich nicht Die ihn vergifte, der mir untreu ward. heimspazieren Drin hause ein Schlange, giftgeschwollen, Und einsam diese schöne Zeit verlieren. Und bring ihm Tod, der mich verraten wollen! Schweig einmal still Schweig einmal still, du garst’ger Ich hab in Penna einen Liebsten wohnen Schwätzer dort! Ich hab in Penna einen Liebsten wohnen, Zum Ekel ist mir dein verwünschtes In der Maremmeneb’ne einen andern, Singen. Einen im schönen Hafen von Ancona, Und triebst du es bis morgen früh so fort, Zum vierten muss ich nach Viterbo Doch würde dir kein schmuckes Lied wandern; gelingen. Ein andrer wohnt in Casentino dort, Schweig einmal still und lege dich aufs Der nächste lebt mit mir am selben Ort, Ohr! Und wieder einen hab ich in Magione, Das Ständchen eines Esels zög ich vor. Vier in La Fratta, zehn in Castiglione.

O wüsstest du, wie viel ich deinetwegen O wüsstest du, wie viel ich deinetwegen, Du falsche Renegatin, litt zur Nacht, Indes du im verschlossnen Haus gelegen Und ich die Zeit im Freien zugebracht. Als Rosenwasser diente mir der Regen, Der Blitz hat Liebesbotschaft mir gebracht; Ich habe Würfel mit dem Sturm gespielt, Als unter deinem Dach ich Wache hielt. Mein Bett war unter deinem Dach bereitet, Der Himmel lag als Decke drauf gebreitet, Die Schwelle deiner Tür, das war mein Kissen – Ich Ärmster, ach, was hab ich ausstehn müssen! Mitwirkende

Im Porträt Anke Vondung wurde in Speyer geboren und studierte bei Rudolf Piernay an der Musikhochschule Mannheim. Sie gewann Preise bei renommierten Wettbewerben (unter anderem „Schubert und die Musik des 20. Jahrhunderts“ in Graz und ARD-Musikwett­ bewerb in München) und erhielt Stipendien des Bundespräsidenten und des Ravinia-Festivals in Chi­ cago. Von 1999/2000 bis 2002 war sie Ensemblemitglied des Tiroler Landestheaters in Innsbruck, wo sie zahlreiche große Partie ihres Faches sang. Ab 2000 folgten Gast­ verpflichtungen am Théâtre du Châtelet de Paris, an der Staatsoper München, an der Opéra Bastille Paris, am Grand Théâtre de Genève, an der Nederlandse Opera Amster­ dam, an der Staatsoper Berlin, am Theater an der Wien, an der Staats­ oper Hamburg, an der San Diego Opera, an der New York sowie bei großen inter­ nationalen Festspielen (Salzburger Festspiele, Mozart-Festwochen Salzburg, Glyndebourne Festi­ val, Bregenzer Festspiele, Herrenchiemsee-Festival, Flandern-­ Festival, Münchner Opernfestspiele, Bachwoche Ansbach, Wiener Festwochen, Rheingau-Musikfestival, Bachwochen Stuttgart, Festspiele Mecklenburg-Vorpommern). In den Spielzeiten 2003/04 bis 2005/06 war Anke Vondung festes Mitwirkende

Ensemblemitglied der Dresden, der sie bis heute eng verbunden und wo sie seit ihrem Festengagement in jeder Spielzeit in verschiedenen Produktionen zu hören ist. Zu ihrer künstlerischen Tätigkeit gehören ebenso Konzerte und Lieder­ abende. Ein breit gefächertes Konzertrepertoire und viele CD-Einspielungen dokumentieren die Vielseitigkeit ihres künstlerischen Schaffens. Bei zahlreichen Konzerten in Europa, den USA und Asien musizierte Anke Vondung mit bekannten Orchestern und Ensembles (unter anderem Wiener Symphoniker, London Philharmonic Orchestra, Minnesota Orchestra, Gürzenich-­ Orchester, MDR-­Sinfonieorchester, Concerto Köln, Ensemble Modern, Freiburger Barokorchester, Bremer Kammerphilhar­ monie, Concertgebouw Orkest Amsterdam, Nederlands Radio Filharmonisch Orkest, Staatskapelle Dresden, Gewandhaus­ orchester Leipzig, Akademie für Alte Musik Berlin, Rundfunk­ orchester des Bayerischen Rundfunks, WDR-Sinfonieorches­ ter Köln, Orchester der Bachakademie Stuttgart, Montreal Symphony Orchestra) und Dirigenten wie James Conlon, ­, Sir Roger Norrington, Philippe Herreweghe, Edo de Waart, Marc Albrecht, Gerd Albrecht, Kent Nagano, Philipe Jordan, Iván Fischer, Armin Jordan, Manfred Honeck, Peter Schreier, Dietrich Fischer-Dieskau, James Levine, Fabio Luisi, Marek Janowski, Vladimir Jurowski, Alexander Shelley, Howard Arman, Lothar Zagrosek, Peter Schneider, Jun Märkl, Enoch zu Guttenberg, Hans-Christoph Rademann, Jeffrey Tate, Richard Bonynge und Sylvain Cambreling. Zukünftige Verpflichtungen werden sie wieder auf die großen Opernbühnen und Konzertpodien führen. Mitwirkende

Werner Güra wurde in München geboren und studierte am Mozarteum in Salzburg sowie in Basel (Kurt Widmer), Amsterdam (Mar­ greet Honig) und Wien (Wessela Zlateva). Nach Gastspielen in Frankfurt und Basel wurde er 1995 Ensemblemitglied der Semperoper in Dresden, wo er vor allem in Opern von Mozart und Rossini zu hören war. Gastengagements führten ihn unter anderem auch an die Staatsoper Berlin, an die Opéra National de Paris und La Monnaie Brüssel, an das Teatro Carlo Felice in Genua sowie zu den Innsbrucker Festwochen für Alte Musik 2006 und den Festspielen Baden-Baden, wo er unter Leitung von René Jacobs den Don Ottavio sang.

Nach einer langen Pause stand er im Mai/Juni 2014 bei der Zürcher Neuproduktion (Willy Decker) von „Il Ritorno d’Ulisse in patria“ auf der Bühne. Als Konzert- und Oratoriumsänger musizierte er weltweit mit Spitzenorchestern (unter anderem Berliner Philharmoniker, Sächsische Staatskapelle Dresden, Mitwirkende

Gewandhausorchester Leipzig, London Philharmonic Orche­ stra, Concertgebouworkest, Orchestre National de France) und Dirigenten wie Claudio Abbado, Riccardo Chailly, Adam Fischer, Bernard Haitink, Daniel Harding, Ton Koopman, Kurt Masur, Yannick Nézet-Séguin oder George Prêtre, Peter Schreier, Thomas Zehetmair. Regelmäßig arbeitete er auch mit Nikolaus Harnoncourt zusammen. In dieser Saison singt Werner Güra unter anderem in Schuberts Es-Dur-Messe (Wien, Riccardo Muti), Brittens „War Requiem“ (Wien, Philippe Jordan), Mendelssohns „Elias“ (Brüssel, Poitiers und Essen, Philippe Herreweghe), Beethovens Neunter (München) und die Bachsche Johannes-Passion (Brescia, München und Berlin). Liederabende führen ihn nach Berlin und Brüssel (mit Anke Vondung und Christoph Berner), in die Londoner Wigmore Hall (mit ) und nach Genf. Seine umfangreiche Diskographie (unter anderem für Har­ monia Mundi France, Teldec, Sony/BMG) umfasst auch hoch­ gelobte Liedeinspielungen von Brahms, Mozart, Schubert, Robert und Clara Schumann sowie Wolf. Er erhielt zahlreiche Schallplattenpreise (unter anderem Diapason d’or, Editor’s Choice in Gramophone, BBC Music Magazine Award „Vocal“, ECHO-Klassik-Preis 2012). Letzte Neuerscheinungen waren „Scottish Airs“ (Haydn-Lieder mit Triobegleitung) und Werke von . Seit 2009 unterrichtet Werner Güra Gesang an der Musikhochschule Zürich.

Christoph Berner studierte in seiner Heimatstadt Wien an der Universität für Musik bei Imola Joo, Hans Graf und Hans Petermandl. Anschließend besuchte er in Italien die Meisterklasse von Maria Tipo an der Scuola di musica di Fiesole. Er gewann den Ersten Preis beim Bösendorfer-Wettbewerb 1995, den Zweiten Preis beim Internationalen Beethovenwettbewerb 1997 (Wien) Mitwirkende

sowie den Mozart- und Schumannpreis beim Géza Anda Con­ cours 2003 (Zürich). Als Solist konzertierte er unter anderem mit dem Moskauer Tschaikowsky Orchester, dem Orchestre National du Capitole de Toulouse, der Dresdner Philharmonie, der Philharmonie Bergen, der Northern Sinfonia, der Neuen Philharmonie Westfalen und dem Mahler Chamber Orchestra und Dirigenten wie Neeme Järvi, Michel Plasson, Rafael Frühbeck de Burgos, Andrew Litton und Vladimir ­Fedoseyev. Zu seinen regelmäßigen Kammermusikpartnern zählen die Geigerin Julia Schröder, die Cellisten Marko Ylönen und Roel Dieltins, die Klarinettistin Laura Ruiz Ferre­ res und das Hugo Wolf Quartett. Seit 1999 arbeitet Christoph Berner eng mit Werner Güra zusammen. Darüber hinaus ist er mit Sängerin­ nen und Sängern wie Marlis Peter­ sen, Anke Vondung, Bernarda Fink, Genia Kühmeier, Markus Werba, Markus Eiche und Florian Boesch aufgetreten. Seine CDs (darunter Brahms’ Gesamtwerk für Klarinette und Klavier mit Laura Ruiz-Ferreres, Beethoven-Lieder mit Werner Güra und Lieder des Fin de siècle mit Anke Vondung) erhielten mehrere Preise. Wesent­ liche Impulse für seine Arbeit erhält Christoph Berner aus der intensiven Auseinandersetzung mit historischen Flügeln bis hin zum Hammerflügel. Seit 2014 ist er Professor für Vokalbegleitung und Liedgestaltung an der Zürcher Hoch­ schule der Künste. Vorankündigung

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Montag 05.11.2018 20.00 Uhr · Kleiner Saal Takács Quartet Joseph Haydn Streichquartett D-Dur op. 20 Nr. 4 Hob III:34 Dmitri Schostakowitsch Streichquartett Nr. 4 D-Dur op. 83 Streichquartett a-Moll op. 51 Nr. 2

Montag 25.02.2019 20.00 Uhr · Kleiner Saal Daniel Behle Tenor Sveinung Bjelland Klavier Franz Schubert „Winterreise“ D 911

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IMPRESSUM Herausgeber Konzerthaus Berlin, Intendant Prof. Dr. Sebastian Nordmann · Text Barbara Gugisch · Redaktion Andreas Hitscher · KONZEPTION und GESTALTUNG Meta Design AG · Abbildungen Archiv Konzerthaus Berlin (6), Undine Hess, Marco Borggreve, David Nuglisch · Satz, Reinzeichnung und Herstellung REIHER Grafikdesign & Druck · Gedruckt auf Recyclingpapier · PREIS 2,50 ¤