Mitteilung – Zur Kenntnisnahme –
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Drucksache 15/ 2727 30.03.2004 15. Wahlperiode Mitteilung – zur Kenntnisnahme – Weiterentwicklung des Kulturforums Drucksachen 15/611, 15/1019, 15/1214, 15/1591 und 15/1910 -Schlussbericht - Der Senat legt nachstehende Mitteilung dem Abgeordnetenhaus zur Besprechung vor: Das Abgeordnetenhaus hat in seiner Sitzung am 12.12.2002 Folgendes beschlossen: "Der Senat wird aufgefordert, auf der Grundlage der Beschlüs- se des Abgeordnetenhauses und des städtebaulichen Leitbildes von Hans Scharoun ein Konzept zur Weiterentwicklung des Kulturfo- rums vorzulegen. Dabei sind die durch die Vereinigung der Stadt und die Entwicklung des Potsdamer und Leipziger Platzes neu entstandenen stadträumlichen Beziehungen und künftigen Aufga- ben des Ortes zu berücksichtigen. Die am Ort betroffenen Einrich- tungen und Institutionen sind durch Interessenbekundungen einzu- beziehen. In dem Konzept sind mögliche landeshaushaltswirksame Belastungen dazustellen." Hierzu wird berichtet: Das Kulturforum ist als Gegenstand planerischer Überlegungen und als kulturpolitisches Dokument der ehemals geteilten Stadt an der Schnittstelle zum Potsdamer Platz der anspruchsvollste Bereich der innerstädtischen Entwicklung. Die Erstellung des vorliegenden Konzeptes erforderte eine sorgfältige und umfangreiche Recherche der komplexen Planungs-, Bau- und Eigentumsgeschichte des Ortes, intensive Abstimmungs- gespräche mit den ansässigen Institutionen und Nutzern, eine ge- naue Analyse der vorhandenen Defizite sowie die Überprüfung der bisherigen Konzeptionen. Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. 1 Abgeordnetenhaus von Berlin – 15. Wahlperiode Drucksache 15/ 2727 Auf der Grundlage dieser Vorarbeiten wurden mit der Eröffnung des Bodemuseums (2006), der Essentials zur inhaltlichen Weiterentwicklung des Eröffnung der modernisierten Staatsbibliothek Unter Kulturforums formuliert, daraus städtebauliche den Linden und der Einrichtung der Flicksammlung Grundsätze zur Weiterentwicklung des Kulturfo- an der Invalidenstraße weiter verschärfen. rums abgeleitet und schließlich Testentwürfe ge- Die isolierte Betrachtung des Kulturforums ist zeichnet. Die Essentials und die städtebaulichen daher bei seiner Weiterentwicklung nicht mehr sinn- Entwürfe verstehen sich als Hypothese, die im voll. Das Kulturforum ist mit seinen bedeutenden weiteren Planungs- und Entscheidungsprozess ü- Kultureinrichtungen seit dem Fall der Mauer nicht berprüft werden sollen. Sie bilden in der Tradition mehr kultureller Brückenkopf West-Berlins, sondern des Planwerks „einen ersten Entwurf“, der die Bestandteil einer innerstädtischen Kulturtopographie Grundlage für das weitere Verfahren bildet, an und eines Stadtraumes zwischen Museumsinsel und dessen Ende ein politisch beschlossenes Planwerk Bauhausarchiv. stehen soll. Dieses bildet die Voraussetzung für die Bei den städtebaulichen Planungen zur Weiter- verbindliche Bauleitplanung, für Grundstücksver- entwicklung ist schließlich zu berücksichtigen, dass äußerungen und Realisierungsverfahren. Aufgrund die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) der Komplexität der Aufgabenstellung und der Neubauten für weitere Sammlungen im inneren daraus abgeleiteten Überlegungen liegt dem Bericht Bereich des Kulturforums zwischen der eine umfangreiche Begründung und in der Anlage Gemäldegalerie und dem Kunstgewerbemuseum die Dokumentation einiger zum Verständnis not- einordnen möchte. Die mittel- und langfristige wendiger historischer Pläne und Planungen bei. Sicherung dieser und anderer Museumspläne Teil der Anlage ist schließlich der im Maßstab 1 : erfordert eine grundsätzliche Auseinandersetzung 1000 gezeichnete städtebauliche Entwurf „Kon- und daraus abgeleitet, eine Revision mit der bislang zeptplan 2004“ mit Aussagen zum Charakter und im ersten Obergeschoss organisierten zur Qualität der öffentlichen Räume sowie der disfunktionalen Eingangssituation. Der Abriss der Baupotentiale. „Piazzetta“ genannten Rampe und die damit möglich werdende Neugestaltung der Eingänge zu den vor- Die aktuelle Situation der öffentlichen und der handenen und zukünftig neu zu bauenden Museen ist privaten Freiräume im Kulturforum ist ungeachtet dafür eine essentielle Voraussetzung. Die für solche der begonnenen Umgestaltung der öffentlichen Frei- Umbaumaßnahmen an dieser und anderer Stelle räume zwischen Herbert-von-Karajan-Straße und St. notwendigen Mittel werden durch Vermögensakti- Matthäus-Kirche unbefriedigend. Zum einen sind vierung potentieller Baugrundstücke erwirtschaftet. wesentliche Teilbereiche aus dem landschaftsarchi- Die dazu erforderlichen Baugrundstücke müssen als tektonischen Konzept des Wettbewerbes von 1998 Teil der aus städtebaulichen Gründen notwendigen nicht fertiggestellt worden, zum anderen wirkt der Weiterentwicklung des Kulturforums nachgewiesen durch eine Rampe erschwerte Zugang zur Gemälde- werden. galerie und zum Kunstgewerbemuseum städtebau- Das Land Berlin als Träger der Bauleitplanung lich und funktional wenig einladend. Die räumliche und als Grundstückseigner wichtiger Teilflächen im Präsenz der Gemäldegalerie und des Kunstgewer- Gebiet muss ebenso wie die Stiftung Preußischer bemuseums steht dadurch geradezu kontradiktorisch Kulturbesitz sorgfältig abwägen, welche Grundstü- zu ihrem Bedeutungsgehalt. Hinzu kommen Defizite cke für welche Nutzungen kulturell bzw. nicht kultu- im Bereich ergänzender Funktionen (Läden, Restau- rell ausgewiesen werden sollen. Dabei wird als Er- rants, Cafés etc.). gebnis der bisherigen Gespräche mit den kulturellen und kirchlichen Anrainern davon ausgegangen, dass Diese hier nur angedeuteten stadträumlichen De- das Kulturforum zur Erhaltung seines dominanten fizite sind zweifelsohne eine wichtige Ursache für kulturellen Charakters grundsätzlich ein ungeeigne- den relativen Bedeutungsverlust des Kulturforums ter Standort für hochrentable Nutzungen ist. zugunsten der Museumsinsel und anderer Museums- und Kulturstandorte im Forum Fridericeanum und Angesichts der außerordentlichen Stellung des im Spreebogen. Kulturforums im kulturellen und geographischen Seit Anfang der 90er Jahre haben sich die Besu- Gefüge der Stadt beabsichtigt der Senat, das Kultur- cherzahlen im Kulturforum knapp halbiert. Eine forum als einen Bereich von außergewöhnlicher Ursache für diesen Trend ist die schrittweise Reno- stadtpolitischer Bedeutung feststellen zu lassen. vierung der Museen auf der zum Weltkulturerbe gehörenden Museumsinsel, die Errichtung neuer Im Ergebnis der bisherigen Überlegungen erge- Häuser, wie des Jüdischen Museums oder des Ge- ben sich für die vom Abgeordnetenhaus geforderte bäudes für Wechselausstellungen des Deutschen Weiterentwicklung des Kulturforums folgende Es- Historischen Museums (Pei-Bau). sentials: Diese Konkurrenzsituation wird sich mit der Er- öffnung der Dauerausstellung des Deutschen Histo- 1. Mit den bedeutenden Kultureinrichtungen rischen Museums im Altbau Unter den Linden sowie sowie mit der herausragenden Architektur ihrer 2 Abgeordnetenhaus von Berlin – 15. Wahlperiode Drucksache 15/ 2727 Gebäude existiert, gemessen an dem anspruchs- ohne gleichzeitig die Kirche und den Platz vollen Begriff Kultur-Forum, in der Wirklich- aus dem Gesamtraum auszuklammern. Um keit nur die eine Hälfte dieses kulturpolitischen die Stellung der St. Matthäus-Kirche zu und städtebaulichen Programms. Was fehlt, ist stärken, soll die Sichtbeziehung zum Tier- nicht ein weiteres Gebäude, sondern das Forum garten über die Matthäikirchstraße stärker als öffentlicher Raum. Weiterentwicklung des herausgearbeitet werden. Kulturforums bedeutet daher, den vorhandenen - den neuen Museumsplatz, den Abbruch qualitätvollen Einrichtungen und Architekturen der Rampe und den Neubau der Über- einen Rahmen öffentlicher Räume zu geben, der gangsbauwerke zu dem vorhandenen und ihrer Bedeutung entspricht und gleichermaßen dem geplanten Museum, beispielsweise die notwendigen Ergänzungen zulässt. Dabei durch eine umlaufende Kolonnade. sollen Eingriffe in die vorhandenen Straßen- Sie erschließt die Gemäldegalerie, das und Platzräume auf das Notwendigste be- Kunstgewerbemuseum, das Kupferstichka- schränkt werden. binett und das Neue Skulpturmuseum in der Nord-Westecke des Platzes. Die Eingänge 2. Die Grundlage bei der Weiterentwicklung zu den vier Museen werden ebenerdig an- des Kulturforums bildet der Respekt und daraus gelegt. abgeleitet die Inszenierung seiner vier architek- tonischen Monumente: Philharmonie, Neue Na- 5. Die Neue Nationalgalerie entfaltet ihre he- tionalgalerie, Staatsbibliothek und St. Matthäus- rausgehobene Position aus ihrer Lage als weit- Kirche. Diesem Ziel der Respektierung wie hin freigestelltes Gebäude als Abschluss- bzw. auch der Inszenierung der sinnstiftenden Ein- Eintrittsgebäude in das Kulturforum. Von der richtungen und ihrer Gebäude dienen sowohl Plattform der Nationalgalerie soll die freie die Neuordnung der öffentlichen Räume wie Sichtbeziehung über den Stadtlandschaftsraum auch die Einordnung weiterer Baukörper. zur Philharmonie erhalten bleiben. 3. Weiterentwicklung des „Kulturforums auf 6. Um das Kulturforum aus seiner derzeitigen der Grundlage der Scharounschen Idee“ heißt stadträumlichen Isolation zu befreien, wird es unter den o. g. Aspekten mit dem umliegenden Tiergarten und dem Pots- - Konzentration auf einen stadtlandschaftlich damer Platz fußgängerfreundlich vernetzt. Hier- gestalteten Kernraum, zu dient ein Zugang zur Staatsbibliothek