Drucksache 17/2965 31.05.2016 17. Wahlperiode

Vorlage – zur Beschlussfassung –

Entwurf des Bebauungsplans 1-35a - - vom 18.02.2016 für das Gelände zwischen Tiergartenstraße, Ben-Gurion-Straße, Potsdamer Straße, Scharounstraße, Matthäikirchplatz und Herbert-von-Karajan-Straße sowie dem Matthäikirchplatz (teilweise), die Flurstücke 2319 (St.-Matthäus-Kirche), 2665 und Teilflächen der Flurstücke 180/6, 2716, 2667 (an der Herbert-von-Karajan-Straße), 158/1, 2280 (an der Scharounstraße) und eine Teilfläche der Sigismundstraße im Bezirk , Ortsteil Tiergarten. Abgeordnetenhaus von Seite 2 Drucksache 17/2965 17. Wahlperiode

Der Senat von Berlin - StadtUm II A 13 – Tel.: 9025-2075/-2073

An das Abgeordnetenhaus von Berlin über Senatskanzlei – G Sen –

Vorblatt

Vorlage – zur Beschlussfassung –

über

Entwurf des Bebauungsplans 1-35a - Kulturforum - vom 18.02.2016 für das Gelände zwischen Tiergartenstraße, Ben-Gurion-Straße, Potsdamer Straße, Scharounstraße, Matthäikirchplatz und Herbert-von-Karajan-Straße sowie dem Matthäikirchplatz (teilweise), die Flurstücke 2319 (St.- Matthäus-Kirche), 2665 und Teilflächen der Flurstücke 180/6, 2716, 2667 (an der Herbert-von- Karajan-Straße), 158/1, 2280 (an der Scharounstraße) und eine Teilfläche der Sigismundstraße im Bezirk Mitte, Ortsteil Tiergarten.

A. Problem

Der öffentliche Raum ist dem Ort nicht angemessen. In Folge dessen sollte das Kulturforum nach Beschluss des Abgeordnetenhauses von 2004 wei- terentwickelt werden. Der dafür in den Jahren 2004 – 2005 im Auftrag des Abgeordnetenhauses erarbeitete und 2006 beschlossene Masterplan zur Weiterentwicklung des Kulturforums war in der zurück liegenden Zeit nicht umsetzbar. Vor allem eine Realisierung seiner Baupotenziale konnte nicht erfolgen. Der hierfür aufgestellte Bebauungsplan 1-35 ruhte daher.

B. Lösung

Zur Qualifizierung des öffentlichen Raumes wurde das Freiraumarchitekturbüro Valentien + Va- lentien Mitte 2009 mit einer Überarbeitung ihres damaligen (1998) Wettbewerbsentwurfs beauf- tragt, der in einem Workshopverfahren mit den Anrainern optimiert wurde. 2010 wurde die erar- beitete Konzeption dann mit der interessierten Öffentlichkeit und den Anrainern diskutiert. Ziel war eine rasche Aufwertung des Kulturforums. Daraufhin wurde der Masterplan zur Weiterent- wicklung des Kulturforums 2011 angepasst und das Freiraumkonzept in enger Abstimmung mit den Anrainern konkretisiert und in eine Bauplanungsunterlage (BPU) überführt.

Die Maßnahmen werden aus Bundes- und Landesmitteln der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesse- rung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) durch die Senatsverwaltung für Wirtschaft,

1 Technologie und Forschung gefördert. Mit den Arbeiten wird die touristische Infrastruktur ver- bessert. Weitere Mittel stellt das Land Berlin zur Verfügung. Vorhabenträger ist die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, die Bauherrenfunkti- on und Projektsteuerung übernimmt die Grün Berlin Stiftung.

Im Oktober 2015 begannen Baumaßnahmen auf Grundstücksteilen, die der Philharmonie zuge- ordnet sind, um die Eingangssituation an der Potsdamer Straße aufzuwerten. An der Philharmo- nie und dem Kammermusiksaal entsteht ein großzügig gestalteter, baumbestandener Platz mit neuen Sitzgelegenheiten. Er bildet zukünftig für die Gäste und Konzertbesucherinnen und - besucher den Übergang von der belebten Potsdamer Straße zum Konzertgebäude. Im Süden, Richtung Scharounstraße, wird sich eine weite Rasenfläche mit Bestandsbäumen und den für das Kulturforum typischen Ölweiden anschließen.

Zur Realisierung der Gesamtplanung wurde Mitte 2014 der Geltungsbereich des B-Planes 1-35 geteilt, um den Teilbereich mit der Bezeichnung 1-35 a vordringlich weiter zu bearbeiten. Vor allem für die Neuordnung der Verkehrsflächen im Umfeld der Philharmonie ist dieser B-Plan notwendig. Die Maßnahme der Neuordnung der Verkehrsflächen im Umfeld der Philharmonie liegt außer- halb des Wettbewerbsgebietes für das „Museum der Kunst des 20. Jahrhunderts“, das sich im Geltungsbereich des im Verfahren befindlichen Bebauungsplanes 1-35ba befindet, und erfolgt somit unabhängig davon.

C. Alternative/ Rechtsfolgenabschätzung

Die im Bebauungsplan getroffenen Festsetzungen zur städtebaulichen Entwicklung im Gel- tungsbereich erfolgen auf der Grundlage des der Gesamtplanung für das Kulturforum zugrunde- liegenden Struktur- und Freiraumkonzepts. Die Entwicklung erfolgte über viele Jahre und wurde in/mit der Öffentlichkeit diskutiert. Die Umsetzung des Masterplans als auch des Freiraumkonzeptes sehen im Geltungsbereich des Bebauungsplan eine Änderung der Zuschnitte der Grundstücks- und Verkehrsflächen sowie eine planungsrechtliche Neuordnung der Verkehrsflächen vor, für deren Sicherung die Durch- führung des Bebauungsplanverfahrens erforderlich ist.

D. Kostenauswirkungen auf Privathaushalte und/oder Wirtschaftsunternehmen

keine

E. Gesamtkosten

Zur Umsetzung der Verkehrs- und Freiraumplanung sind mit dem Bebauungsplan folgende fi- nanzielle Auswirkungen zu verzeichnen: Die Summe der Gesamtmaßnahme beträgt brutto nach geprüfter Bauplanungsunterlage (BPU): 6.457.900 €, die sich auf folgende Teilbereiche (TB) verteilen. - TB 1 - Baukosten Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen Euthanasiemorde - T4 Umfeld ca. 325.000 € - TB 2 - Baukosten Philharmonie Ost ca. 1.377.200 € - TB 3 - Baukosten Philharmonie West ca. 588.600 €

2 - TB 4 - Baukosten „Scharounplatz“ ca. 1.250.800 € - TB 5 - Nord - Baukosten Herbert-von-Karajan-Straße ca. 528.200 € - TB 5 - Süd - Baukosten Matthäikirchplatz ca. 272.200 € - TB 6a - Baukosten Zentrale Freifläche West (Umfeld St. Matthäus) ca. 312.900 € - TB 7 - Baukosten Übergang zur Piazzetta ca. 292.900 € - TB 10 - Baukosten LSA Potsdamer Straße ca. 132.100 € - TB 11 - Baukosten Matterngarten ca. 277.300 € - TB 1 bis TB 11 - Baunebenkosten ca. 1.100.700 €

Es wurden für die Umsetzung eines erheblichen Teils der vorgenannten Maßnahmen GRW- Fördermittel (Schwerpunkt Tourismusförderung) beantragt. Die Summe der förderfähigen Maß- nahmen, die von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung bestätigt wurde, beträgt ca. 5.722.400 €. Die Finanzierung der nicht förderfähigen Leistungen (Gesamt- bedarf im Bereich des B-Planes) in Höhe von rd. 735.500 € erfolgen aus Mitteln des Landes Berlin. Die notwendigen Komplementärmittel und die Ausgaben für die nicht förderfähigen Leistungen werden der Grün Berlin Stiftung als Zuwendung zur Verfügung gestellt. Die hierfür erforderlichen Ausgaben sind bei Kapitel 1210, Titel 89374 veranschlagt (s. Nr. 2 der Erläuterungen). Eine Förderzusage für eine erste Realisierungsstufe seitens der Senatsverwaltung für Wirt- schaft, Technologie und Forschung (SenWTF) über brutto 4.741.700 € (nur GRW-Anteil ohne Komplementärmittel) liegt vor. Die daraus umzusetzenden förderfähigen Leistungen betragen (einschließlich 10 % Komplementärmittel) 5.268.500 €. Für die Umsetzung der weiteren förderfähigen Maßnahmen in Höhe von ca. 453.900 € (ein- schließlich 10 % Komplementärmittel) wurden noch keine GRW-Fördermittel beantragt.

Für die Umsetzung des Erschließungskonzeptes wird kein Erwerb von privaten Grundstücksflä- chen bzw. der Abschluss langfristiger Nutzungsvereinbarungen erforderlich. Es ist jedoch notwendig, Arrondierungsflächen aus dem Eigentum der Stiftung Preußischer Kul- turbesitz zu erhalten. Für das Gesamtkonzept für den Freiraum existiert ein Letter of Intent, in dem vereinbart wurde, dass es sich hierbei um unentgeltliche Grundstücksübertragungen im gegenseitigen Interesse handeln soll. Zusätzlich gibt es für die Realisierung des Museum des 20. Jahrhunderts für einen umfangreichen kostenneutralen Flächentausch bereits konkrete Ver- handlungen mit der Senatsverwaltung für Finanzen, in dem auch die notwendigen Arrondie- rungsflächen enthalten sind.

F. Flächenmäßige Auswirkungen

Das Plangebiet umfasst eine Fläche von insgesamt ca. 6 ha. Davon entfallen auf Baugebiete einschließlich der Flächen mit Pflanzbindungen – Flächen für Gemeinbedarf – ca. 40.700 m² (davon überbaubar: ca. 17.500 m²). Die verbleibenden Flächen entfallen auf Verkehrsflächen innerhalb des Geltungsbereiches. Hierbei umfasst der Flächenanteil für Verkehrsflächen beson- derer Zweckbestimmung eine Höhe von ca. 7.900 m² und der Anteil an öffentlicher Straßenver- kehrsfläche eine Höhe von ca. 11.000 m². Durch die Festsetzungen des Bebauungsplans resultieren keine Bedarfe an Einrichtungen der sozialen Infrastruktur und öffentlichen Grünflächen.

3 Durch die Umsetzung des Freiraumkonzeptes kommt es zu einer Aufwertung des Freiraumes durch Entsiegelung und Schaffung von Aufenthaltsbereichen für Besucher des Kulturforums und Reduzierung von Verkehrsflächen zu Gunsten von Fußgängern.

G. Auswirkungen auf die Umwelt

Das Plangebiet befindet sich im Einwirkungsbereich von drei stark befahrenen Hauptverkehrs- straßen und ist derzeit von geringer Bedeutung für die wohnungs- und siedlungsnahe Erholung. Es ist nicht Bestandteil von Schutzgebieten nach dem Naturschutzrecht. Das Plangebiet wird geprägt von den Solitärbauten des Kulturforums und der St.-Matthäus- Kirche, in Verbindung mit offenen Raumkanten und einer asymmetrischen Gebäudeanordnung („Stadtlandschaft“). Der Anteil an Vegetationsflächen ist gering, der Anteil versiegelter und über- bauter Flächen ist hoch. Mit Umsetzung des Bebauungsplans findet eine weitgehende Verkehrsberuhigung in diesem Bereich des Kulturforums statt, verbunden mit den damit einhergehenden positiven Wirkungen auf die Lärmsituation und auf die lufthygienischen Verhältnisse. Des Weiteren sind positive Auswirkungen auf die Erholungsfunktion und die Aufenthaltsqualität zu erwarten. Die konkrete Freiraumgestaltung erfolgt auf der Grundlage des der Planung zugrundeliegenden Struktur- und Freiraumkonzepts. Mit Umsetzung des Bebauungsplans kann von einem Zuwachs der Vegetationsflächen im Plangebiet in einem Umfang von insgesamt rund 2.100 m² ausge- gangen werden. Damit verbunden sind positive Wirkungen auf das Schutzgut Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt. Mit der Erhöhung des Anteils klimawirksamer Vegetationsflächen sind positive Wirkungen auf das Schutzgut Klima verbundenen. Für den Baumbestand gelten die Bestimmungen der Baumschutzverordnung. Für nicht ver- meidbare Baumfällungen sind Ersatzpflanzungen vorgesehen. Durch den neuen Baukörper sind keine erheblichen Beeinträchtigungen der klimatischen Ver- hältnisse oder des Luftaustausches zu erwarten. Entsprechend der Planungshinweise zum Klimaschutz sollte jedoch auf Glasfassaden verzichtet sowie Begrünungsmaßnahmen vorgesehen werden.

Die Auswirkungen auf die Umwelt sind in der Planbegründung (Anlage 1) differenziert dargestellt und abgewogen.

H. Auswirkungen auf die Zusammenarbeit mit dem Land Brandenburg

keine

I. Zuständigkeit

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt

4 Der Senat von Berlin - StadtUm II A 13 Tel.: 9025-2075/-2073

An das

Abgeordnetenhaus von Berlin über Senatskanzlei – G Sen –

Vorlage

- zur Beschlussfassung -

über

Entwurf des Bebauungsplans 1-35a - Kulturforum - vom 18.02.2016 für das Gelände zwischen Tiergartenstraße, Ben-Gurion-Straße, Potsdamer Straße, Scharounstraße, Matthäikirchplatz und Herbert-von-Karajan-Straße sowie dem Matthäikirchplatz (teilweise), die Flurstücke 2319 (St.- Matthäus-Kirche), 2665 und Teilflächen der Flurstücke 180/6, 2716, 2667 (an der Herbert-von- Karajan-Straße), 158/1, 2280 (an der Scharounstraße) und eine Teilfläche der Sigismundstraße im Bezirk Mitte, Ortsteil Tiergarten.

______

Das Abgeordnetenhaus wolle beschließen:

Das Abgeordnetenhaus stimmt dem vom Senat am .31.05.2016 beschlossenen Entwurf des Bebauungsplans 1-35a zu.

A. Begründung

Siehe Anlage 1

B. Rechtsgrundlagen

Baugesetzbuch in der Fassung der Bekanntmachung vom 23. September 2004 (BGBl. I S. 2414), zuletzt geändert durch Artikel 6 des Gesetzes vom 20. Oktober 2015 (BGBl. I S. 1722).

Verordnung über die bauliche Nutzung der Grundstücke Baunutzungsverordnung (BauNVO) in der Fassung vom 23. Januar 1990 (BGBl. I, S. 132), zuletzt geändert durch Artikel 2 des Geset- zes vom 11. Juni 2013 (BGBl. I, S. 1548).

5

Gesetz zur Ausführung des Baugesetzbuchs (AGBauGB) in der Fassung vom 7. November 1999 (GVBl. S. 578), zuletzt geändert durch Gesetz vom 23. Juni 2015 (GVBl.S.283).

C. Kostenauswirkungen auf Privathaushalte und/oder Wirtschaftsunternehmen

Keine

D. Gesamtkosten

Zur Umsetzung der Verkehrs- und Freiraumplanung sind mit dem Bebauungsplan folgende fi- nanzielle Auswirkungen zu verzeichnen: Die Summe der Gesamtmaßnahme beträgt brutto nach geprüfter Bauplanungsunterlage (BPU): 6.457.900 €, die sich auf folgende Teilbereiche (TB) verteilen. - TB 1 - Baukosten Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen Euthanasiemorde - T4 Umfeld ca. 325.000 € - TB 2 - Baukosten Philharmonie Ost ca. 1.377.200 € - TB 3 - Baukosten Philharmonie West ca. 588.600 € - TB 4 - Baukosten „Scharounplatz“ ca. 1.250.800 € - TB 5 - Nord - Baukosten Herbert-von-Karajan-Straße ca. 528.200 € - TB 5 - Süd - Baukosten Matthäikirchplatz ca. 272.200 € - TB 6a - Baukosten Zentrale Freifläche West (Umfeld St. Matthäus) ca. 312.900 € - TB 7 - Baukosten Übergang zur Piazzetta ca. 292.900 € - TB 10 - Baukosten LSA Potsdamer Straße ca. 132.100 € - TB 11 - Baukosten Matterngarten ca. 277.300 € - TB 1 bis TB 11 - Baunebenkosten ca. 1.100.700 €

Es wurden für die Umsetzung eines erheblichen Teils der vorgenannten Maßnahmen GRW- Fördermittel (Schwerpunkt Tourismusförderung) beantragt. Die Summe der förderfähigen Maß- nahmen, die von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung bestätigt wurde, beträgt ca. 5.722.400 €. Die Finanzierung der nicht förderfähigen Leistungen (Gesamt- bedarf im Bereich des B-Planes) in Höhe von rd. 735.500 € erfolgt aus Mitteln des Landes Ber- lin. Die notwendigen Komplementärmittel und die Ausgaben für die nicht förderfähigen Leistungen werden der Grün Berlin Stiftung als Zuwendung zur Verfügung gestellt. Die hierfür erforderlichen Ausgaben sind bei Kapitel 1210, Titel 89374 veranschlagt (s. Nr. 2 der Erläuterungen). Eine Förderzusage für eine erste Realisierungsstufe seitens der Senatsverwaltung für Wirt- schaft, Technologie und Forschung (SenWTF) über brutto 4.741.700 € (nur GRW-Anteil ohne Komplementärmittel) liegt vor. Die daraus umzusetzenden förderfähigen Leistungen betragen (einschließlich 10 % Komplementärmittel) 5.268.500 €. Für die Umsetzung der weiteren förderfähigen Maßnahmen in Höhe von ca. 453.900 € (ein- schließlich 10 % Komplementärmittel) wurden noch keine GRW-Fördermittel beantragt.

6 Für die Umsetzung des Erschließungskonzeptes wird kein Erwerb von privaten Grundstücksflä- chen bzw. der Abschluss langfristiger Nutzungsvereinbarungen erforderlich.

Es ist jedoch notwendig, Arrondierungsflächen aus dem Eigentum der Stiftung Preußischer Kul- turbesitz zu erhalten. Für das Gesamtkonzept für den Freiraum existiert ein Letter of Intent, in dem vereinbart wurde, dass es sich hierbei um unentgeltliche Grundstücksübertragungen im gegenseitigen Interesse handeln soll. Zusätzlich gibt es für die Realisierung des Museum des 20. Jahrhunderts für einen umfangreichen kostenneutralen Flächentausch bereits konkrete Ver- handlungen mit der Senatsverwaltung für Finanzen, in dem auch die notwendigen Arrondie- rungsflächen enthalten sind.

E. Auswirkungen auf die Zusammenarbeit der Länder Berlin und Brandenburg

keine

F. Auswirkungen auf den Haushaltsplan und die Finanzplanung

a) Auswirkungen auf Einnahmen und Ausgaben

Zu den Gesamtkosten s. Buchstabe D. Die GRW-Fördermittel stehen im Einzelplan 13 zur Verfügung. Der zehnprozentige Komplementäranteil und die für die Finanzierung der nicht förderfähigen Teilmaßnahmen erforderlichen Ausgaben sind in den bei Kapitel 1210, Titel 89374, im Doppelhaushaltsplan 2016/2017 und in der Finanzplanung 2015 bis 2019 veranschlagten Ausgaben berücksichtigt.

b) Personalwirtschaftliche Auswirkungen:

keine

G. Flächenmäßige Auswirkungen

Das Plangebiet umfasst eine Fläche von insgesamt ca. 6 ha. Davon entfallen auf Baugebiete einschließlich der Flächen mit Pflanzbindungen – Flächen für Gemeinbedarf – ca. 40.700 m² (davon überbaubar: ca. 17.500 m²). Die verbleibenden Flächen entfallen auf Verkehrsflächen innerhalb des Geltungsbereiches. Hierbei umfasst der Flächenanteil für Verkehrsflächen beson- derer Zweckbestimmung eine Höhe von ca. 7.900 m² und der Anteil an öffentlicher Straßenver- kehrsfläche eine Höhe von ca. 11.000 m².

Durch die Festsetzungen des Bebauungsplans resultieren keine Bedarfe an Einrichtungen der sozialen Infrastruktur und öffentlichen Grünflächen. Durch die Umsetzung des Freiraumkonzeptes kommt es zu einer Aufwertung des Freiraumes durch Entsiegelung und Schaffung von Aufenthaltsbereichen für Besucher des Kulturforums und Reduzierung von Verkehrsflächen zu Gunsten von Fußgängern.

7 H. Auswirkungen auf die Umwelt

Das Plangebiet befindet sich im Einwirkungsbereich von drei stark befahrenen Hauptver- kehrsstraßen und ist derzeit von geringer Bedeutung für die wohnungs- und siedlungsnahe Er- holung. Es ist nicht Bestandteil von Schutzgebieten nach dem Naturschutzrecht. Das Plangebiet wird geprägt von den Solitärbauten des Kulturforums und der St.-Matthäus- Kirche, in Verbindung mit offenen Raumkanten und einer asymmetrischen Gebäudeanordnung („Stadtlandschaft“). Der Anteil an Vegetationsflächen ist gering, der Anteil versiegelter und über- bauter Flächen ist hoch. Mit Umsetzung des Bebauungsplans findet eine weitgehende Verkehrsberuhigung in diesem Bereich des Kulturforums statt, verbunden mit den damit einhergehenden positiven Wirkungen auf die Lärmsituation und auf die lufthygienischen Verhältnisse. Des Weiteren sind positive Auswirkungen auf die Erholungsfunktion und die Aufenthaltsqualität zu erwarten. Die konkrete Freiraumgestaltung erfolgt auf der Grundlage des der Planung zugrundeliegenden Struktur- und Freiraumkonzepts. Mit Umsetzung des Bebauungsplans kann von einem Zuwachs der Vegetationsflächen im Plangebiet in einem Umfang von insgesamt rund 2.100 m² ausge- gangen werden. Damit verbunden sind positive Wirkungen auf das Schutzgut Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt. Mit der Erhöhung des Anteils klimawirksamer Vegetationsflächen sind positive Wirkungen auf das Schutzgut Klima verbundenen. Für den Baumbestand gelten die Bestimmungen der Baumschutzverordnung. Für nicht ver- meidbare Baumfällungen sind Ersatzpflanzungen vorgesehen. Durch den neuen Baukörper sind keine erheblichen Beeinträchtigungen der klimatischen Ver- hältnisse oder des Luftaustauschs zu erwarten. Entsprechend der Planungshinweise zum Kli- maschutz sollte jedoch auf Glasfassaden verzichtet sowie Begrünungsmaßnahmen vorgesehen werden.

Die Auswirkungen auf die Umwelt sind in der Planungsbegründung (Anlage 1) differenziert dar- gestellt und abgewogen.

Berlin, den 31.05.2016

Der Senat von Berlin

Michael M ü l l e r Andreas G e i s e l ...... Regierender Bürgermeister Senator für Stadtentwicklung und Umwelt

Anlagen zur Vorlage an das Abgeordnetenhaus:

Begründung zum Bebauungsplanentwurf 1-35a Abzeichnung des Bebauungsplanentwurfes 1-35a

8 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Abt. II, Städtebauliche Projekte

Begründung zum Bebauungsplan 1-35a „Kulturforum“

für das Gelände zwischen Tiergartenstraße, Ben-Gurion-Straße, Potsdamer Straße, Scharounstraße, Matthäikirchplatz und Herbert-von-Karajan-Straße sowie dem Matthäikirch- platz (teilweise), die Flurstücke 2319 (St.-Matthäus-Kirche), 2665 und Teilflächen der Flur- stücke 180/6, 2716, 2667 (an der Herbert-von-Karajan-Straße), 158/1, 2280 (an der Scharounstraße) und eine Teilfläche der Sigismundstraße im Bezirk Mitte, Ortsteil Tiergarten.

Begründung § 9 Abs. 8 BauGB

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

INHALTSVERZEICHNIS

I PLANUNGSGEGENSTAND UND ENTWICKLUNG DER PLANUNGSÜBERLEGUNGEN 7

1 Veranlassung und Erforderlichkeit der Planung 7 2 Beschreibung des Plangebiets 7 2.1 Stadträumliche Einbindung/Gebietsentwicklung 7 2.1.1 Stadträumliche Einbindung 7 2.1.2 Gebietsentwicklung 8 2.2 Geltungsbereich und Eigentumsverhältnisse 9 2.3 Städtebauliche Situation und Bestand 9 2.4 Geltendes Planungsrecht 10 2.4.1 Festgesetzte Bebauungspläne im Geltungsbereich 10 2.4.2 Baunutzungsplan als übergeleiteter Bebauungsplan 10 2.4.3 Förmlich festgestellte Straßen- und Baufluchtlinien 10 2.5 Verkehrserschließung 11 2.6 Technische Infrastruktur 11 2.7 Bodenbelastungen (Altlasten) 12 2.8 Denkmalschutz 12 3 Planerische Ausgangssituation 12 3.1 Ziele und Grundsätze der Raumordnung 12 3.2 Flächennutzungsplan 13 3.3 Landschaftsprogramm (LaPro) und Landschaftspläne 13 3.4 Stadtentwicklungsplanungen 14 3.4.1 Stadtentwicklungsplan Verkehr 14 3.4.2 Stadtentwicklungsplan Ver- und Entsorgung 14 3.5 Sonstige vom Senat beschlossene städtebauliche Planungen 15 3.5.1 Planwerk Innere Stadt 15 3.5.2 Masterplan 2006 15 3.5.3 Lärmaktionsplan (2013-2018) 16 3.5.4 Luftreinhalteplan Berlin 2011-2017 17 3.6 Sonstige vom Bezirk beschlossene städtebauliche Planungen 18 3.6.1 Bereichsentwicklungsplanung Bezirk Mitte 18 3.7 Angrenzende festgesetzte und im Verfahren befindliche Bebauungspläne 18 3.8 Planfeststellungen 19 3.9 Sonstige Gutachten und Planungen 20 3.9.1 Verkehrsplanerischer Fachbeitrag (2006/07) 20 3.9.2 Gender spezifische Verkehrsanalyse 23 3.9.3 Entwurfsplanung Verkehrsanlagen (2014/15) 25 3.9.3.1 Entwurfs- und Betriebsmerkmale sowie Querschnittgestaltung 25 3.9.3.2 Öffentliche Verkehrsanlagen 26

2 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

3.9.3.3 Straßenausstattung 27 4 Entwicklung der Planungsüberlegungen 28 4.1 Planungsmoratorium (1995) 28 4.2 Planwerk Innenstadt (1996/97) 29 4.3 Freiraumkonzept (1997/98) 29 4.4 Konzept zur Weiterentwicklung des Kulturforums (2002-2004) 29 4.5 Masterplan (2004-2006) 31 4.6 Bebauungsplanverfahren 1-35 (2006-2008) 31 4.7 Weiterentwicklung des Freiraumkonzeptes (2009/10) 33 4.8 Weiterentwicklung des Masterplans (2011) 34 4.9 Neubau des Museums des 20. Jahrhunderts 35 4.10 Teilung des räumlichen Geltungsbereichs des Bebauungsplans 1-35 (2014) 36

II UMWELTBERICHT 38

1 Einleitung 38 1.1 Kurzdarstellung der Inhalte und Ziele des Bebauungsplans 38 1.2 Darstellung der in einschlägigen Fachgesetzen und Fachplänen festgelegten Ziele des Umweltschutzes, die für den Bauleitplan von Bedeutung sind und der Art, wie diese Ziele und die Umweltbelange bei der Aufstellung berücksichtigt wurden 38 2 Beschreibung und Bewertung der Umweltauswirkungen 43 2.1 Bestandsaufnahme der einschlägigen Aspekte des derzeitigen Umweltzustands einschließlich der Umweltmerkmale der Gebiete, die voraussichtlich erheblich beeinflusst werden 43 2.1.1 Schutzgut Mensch 43 2.1.2 Schutzgut Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt 44 2.1.3 Schutzgut Boden 47 2.1.4 Schutzgut Wasser 48 2.1.5 Schutzgut Luft / Klima 48 2.1.6 Schutzgut Landschaft 49 2.1.7 Schutzgut Kultur- und Sachgüter 49 2.1.8 Wechselwirkungen 50 2.2 Prognose über die Entwicklung des Umweltzustands bei Durchführung und bei Nichtdurchführung der Planung 50 2.2.1 Schutzgut Mensch 50 2.2.2 Schutzgut Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt 51 2.2.2.1 Artenschutzprüfung 52 2.2.3 Schutzgut Boden 56 2.2.4 Schutzgut Wasser 56 2.2.5 Schutzgut Luft / Klima 57 2.2.6 Schutzgut Landschaft 58

3 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

2.2.7 Schutzgut Kultur- und Sachgüter 58 2.2.8 Wechselwirkungen 58 2.3 Vermeidung, Verringerung und Ausgleich nachteiliger Auswirkungen sowie Eingriffsbeurteilung und Ausgleichsentscheidung gemäß § 18 BNatSchG i. V. m. § 1a Abs. 3 BauGB 59 2.4 Anderweitige Planungsmöglichkeiten 60 3 Zusätzliche Angaben 61 3.1 Technische Verfahren bei der Umweltprüfung 61 3.2 Hinweise zur Durchführung der Umweltüberwachung 61 4 Allgemein verständliche Zusammenfassung 62

III PLANINHALT UND ABWÄGUNG 65

1 Ziele der Planung und wesentlicher Planinhalt 65 1.1 Ziele der Planung 65 1.2 Wesentlicher Planinhalt 66 2 Entwickelbarkeit aus dem Flächennutzungsplan 66 3 Begründung der Festsetzungen 66 3.1 Art der baulichen Nutzung 66 3.1.1 Flächen für Gemeinbedarf 66 3.2 Maß der baulichen Nutzung 67 3.2.1 Zeichnerische Bestimmung der Grundfläche (Bestandsbebauung) 67 3.2.2 Zulässige Grundfläche und Geschossfläche (Ergänzungsbau) 69 3.2.3 Zahl der Vollgeschosse (Ergänzungsbau) 70 3.3 Bauweise, überbaubare Grundstücksfläche 71 3.3.1 Abstandsflächen 71 3.4 Verkehrsflächen 72 3.4.1 Straßenverkehrsflächen 72 3.4.2 Straßenbegrenzungslinie 73 3.4.3 Verkehrsflächen mit besonderer Zweckbestimmung 73 3.5 Luftreinhaltung/Immissionsschutz 74 3.5.1 Luftreinhaltung 74 3.5.2 Immissionsschutz 75 3.5.2.1 Grundlagen und Bewertung der Lärmbelastungssituation 76 3.5.2.2 Lärmquellen 77 3.5.2.3 Trennungsgrundsatz und aktiver Lärmschutz 77 3.5.2.4 Passiver Lärmschutz 78 3.5.2.5 Lärmschutz der Außenbereiche 80 3.6 Grünfestsetzungen 81 3.7 Sonstige Festsetzungen 82

4 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

3.7.1 Stellplätze 82 3.7.2 Außerkrafttreten verbindlicher baurechtlicher Regelungen 83 3.8 Nachrichtliche Übernahmen 83 3.9 Flächenbilanz 84 4 Abwägung der öffentlichen und privaten Belange 84

IV AUSWIRKUNGEN DER PLANUNG 87

1 Auswirkungen auf den Verkehr 87 2 Auswirkungen auf den Haushalt und die Finanz- bzw. Investitionsplanung 88 3 Soziale Auswirkungen 89 4 Auswirkungen auf den Bedarf an sozialen Infrastruktureinrichtungen und Grünflächen 89 5 Personalwirtschaftliche Auswirkungen 89

V VERFAHREN 90

1 Aufstellungsbeschluss (2005) 90 2 Frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit gem. § 3 Abs. 1 BauGB (2005) 90 2.1 Bebauung und Denkmalschutz 90 2.2 Erschließung 92 2.3 Finanzierung 93 3 Frühzeitige Behördenbeteiligung gem. § 4 Abs. 1 BauGB (2005) 94 4 Änderungsbeschluss (2014) 95 5 Erneuter Änderungsbeschluss (2015) 95 6 Behördenbeteiligung gem. § 4 Abs. 2 BauGB 95 6.1 Gemeinsame Landesplanung Flächennutzungsplanung 96 6.2 Erschließung und Verkehr 96 6.3 Wasserwirtschaft 97 6.4 Immissionsschutz 97 6.5 Technische Infrastruktur 97 6.6 Haushalt und Finanzplanung 97 6.7 Wirtschaft, Technologie und Forschung 98 6.8 Kulturelle Angelegenheiten 98 6.9 Arbeits- und Gesundheitsschutz 98 6.10 Denkmalrechtliche Belange 98 6.11 Brandschutz 100 6.12 Stadtentwicklung 100 6.13 Belange der Bau- und Wohnungsaufsicht 100 6.14 Öffentliche Leitungs- und Medienträger 100 6.15 Eigentumsverhältnisse 101

5 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

6.16 Ergebnis der Behördenbeteiligung gemäß § 4 Abs. 2 BauGB 101 7 Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß § 3 Abs. 2 BauGB 101 7.1 Bebauungskonzept 102 7.2 Freiraumkonzept 103 7.3 Verkehrskonzept 104 7.4 Verfahren 107 7.5 Sonstiges 107 7.6 Ergebnis der Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß § 3 Abs. 2 BauGB 108

VI RECHTSGRUNDLAGEN 109

VII TEXTLICHE FESTSETZUNGEN 110

6 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

I Planungsgegenstand und Entwicklung der Planungsüber- legungen 1 Veranlassung und Erforderlichkeit der Planung Anlass für die Aufstellung des Bebauungsplans war das Erfordernis, die planungsrechtlichen Grundlagen für die Umsetzung des vom Senat beschlossenen Masterplans (2006) zu schaf- fen. Der Masterplan diente auch als Grundlage für das 2009/10 weiterentwickelte Freiraum- konzept der Landschaftsarchitekten Valentien + Valentien. Der ursprüngliche Wettbe- werbsentwurf aus dem Jahr 1998 wurde in einem Werkstattprozess, in den auch die Öffent- lichkeit intensiv einbezogen wurde, überarbeitet. Die Ergebnisse mündeten 2011 in einer Neuformulierung des 2006 beschlossenen Masterplans.

Sowohl der Masterplan als auch das Freiraumkonzept sehen im Geltungsbereich des Be- bauungsplans eine Änderung der Zuschnitte der Grundstücks- und Verkehrsflächen sowie eine planungsrechtliche Neuordnung der Verkehrsflächen vor. Hierfür ist die Aufstellung ei- nes Bebauungsplans für eine geordnete städtebauliche Entwicklung und Ordnung im Sinne des § 1 Abs. 3 BauGB erforderlich.

2 Beschreibung des Plangebiets Das Plangebiet des Bebauungsplans 1-35a befindet sich im östlichen Teil des Ortsteils Tier- garten und umfasst eine Fläche von insgesamt ca. 6 ha.

Es wird begrenzt - im Norden von der Tiergartenstraße und der daran anschließenden Parklandschaft des Tiergartens, - im Nordosten von der Ben-Gurion-Straße und dem benachbarten Gebäudekomplex des Sony Centers am , - im Südosten von der Potsdamer Straße und der angrenzenden Staatsbibliothek des Kul- turforums, - im Süden von der zentralen Freifläche und der Sigismundstraße sowie der daran an- schließenden Neuen Nationalgalerie, die ebenfalls Teil des Kulturforums ist und - im Westen von der Piazzetta vor der Kunstbibliothek und dem Kupferstichkabinett, der Gemäldegalerie sowie dem Kunstgewerbemuseum.

2.1 Stadträumliche Einbindung/Gebietsentwicklung

2.1.1 Stadträumliche Einbindung Im Norden des Plangebietes vollzieht sich der Übergang zur weitläufigen Parklandschaft des Tiergartens, während im Osten der Potsdamer Platz anschließt. Das Plangebiet bildet die Schnittstelle zwischen der City-West und der historischen Mitte , steht in direktem Zusammenhang mit der Gesamtplanung zum Kulturforum und ist daher - als Teil des Kultur- standortes - von Flächen für Gemeinbedarf mit dem Schwerpunkt Kultur geprägt. Die solitären Bauten des Kulturforums erstrecken sich zu beiden Seiten der ausgebauten Potsdamer Straße, welche in der Nachkriegszeit nach Westen verlegt und deutlich verbrei- tert wurde. Mit den weiträumigen Freiflächen und dem Verzicht auf axiale Beziehungen folgt

7 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan das Kulturforum den städtebaulichen Vorstellungen der Nachkriegszeit. Locker gruppierte Großbauten bilden eine offene, fließende Stadtlandschaft. Dabei wurde das alte Straßennetz bewusst ignoriert. Lediglich die St.-Matthäus-Kirche erinnert an die frühere Geschichte des Ortes.

2.1.2 Gebietsentwicklung Die Entwicklung des Gebiets des heutigen Kulturforums war bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts von stetigem Wachstum geprägt. Mit dem Bau der St.-Matthäus-Kirche nach Entwürfen des Architekten Friedrich August Stü- ler im Jahr 1844 - 46 setzte im direkten Umfeld der Kirche eine verstärkte Bautätigkeit ein. Dieser Bereich wurde durch 2- bis 5-geschossige Stadtvillen und Mietsvillen geprägt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich der Bereich vom attraktiven Wohn- zum Diplomatenviertel. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde durch die Gene- ralinspektion unter Albert Speer die Neugestaltung der Reichshauptstadt beschlossen. Im Bereich des heutigen Kulturforums wurde im Jahr 1938 mit den Abrissarbeiten und dem Bau des Hauses des Fremdenverkehrs am Runden Platz begonnen. Der Runde Platz war als Kreuzungspunkt zwischen der Nord-Süd-Achse und der alten Potsdamer Straße vorgese- hen.

Während des 2. Weltkriegs wurde das Tiergartenviertel weitgehend zerstört. Die St.- Matthäus-Kirche war nur noch als Ruine erhalten. Das begonnene Haus des Fremdenver- kehrs blieb dagegen weitgehend erhalten.

Die Idee des Kulturforums fand seinen Ursprung im 1957/58 durchgeführten Wettbewerb "Hauptstadt Berlin". Er sah den östlichen Teil des Tiergartenviertels für kulturelle Einrichtun- gen vor. Mit dem Beschluss des Berliner Abgeordnetenhauses von 1959 fiel die Entschei- dung, die neu geplante Philharmonie nicht an der Bundesallee in Wilmersdorf, sondern am südlichen Rand des Tiergartens, nahe der alten Stadtmitte, zu errichten.

Die Beauftragung Mies van der Rohes für den Bau der "Galerie des 20. Jahrhunderts" im Jahr 1962 erfolgte noch ohne städtebauliches Gesamtkonzept, weshalb mit Auslobung des Realisierungswettbewerbs für den Bau einer Neuen Staatsbibliothek im Jahr 1963 ein Ge- samtkonzept für das Kulturforum zu entwickeln war. entwickelte in Koopera- tion mit dem Landschaftsarchitekten Hermann Mattern den preisgekrönten Entwurf. Zu den Vorgaben des Wettbewerbs gehörte die Verlegung der Potsdamer Straße, welche aus ver- kehrstechnischen Gründen erforderlich wurde. Eine Piazza vor der 1956-60 wieder aufge- bauten St.-Matthäus-Kirche sollte den Mittelpunkt des Kulturforums bilden. Um die Piazza zu begrenzen, entwarf Hans Scharoun ein Gästehaus, das jedoch niemals gebaut wurde. 1965 wurde von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz ein weiteres Wettbewerbsverfahren zur Planung und Ansiedlung der Staatlichen Museen am neuen Kulturstandort ausgelobt. Mit der Ausbauplanung wurde der Architekt Rolf Gutbrod beauftragt. Ebenfalls 1965 erhielt Hans Scharoun vom Land Berlin den Auftrag für einen Vorentwurf zum Kammermusiksaal der Philharmonie. 1969 begann er mit der Planung für das staatliche Institut für Musikforschung mit Musikinstrumentenmuseum (Realisierung 1979-84). Ein Abstimmungsproblem zwischen Hans Scharoun und Rolf Gutbrod löste die Aufteilung der von Scharoun vorgeschlagenen Piazza (Matthäikirchplatz) nördlich der St.-Matthäus-

8 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Kirche in zwei Teilbereiche aus, von denen heute der eine, die nunmehr den Museen vorge- lagerte schiefe Ebene, als Piazzetta bezeichnet wird. Dadurch entspricht die Raumwirkung vor der Kirche nicht mehr dem städtebaulichen Konzept von 1964. Nach dem Tod von Scharoun (1972) und Mattern (1971) wurden verschiedene Bauten und Gärten von dem Architekten Edgar Wisniewski und dem Landschaftsarchitekten Günther Nagel fertig gestellt. Im Jahr 1978 wurde die Neue Staatsbibliothek eingeweiht und mit dem Bau des Musikin- strumentenmuseums begonnen. Mit der Fertigstellung der Kulturbauten Philharmonie, Neue Nationalgalerie und Neue Staatsbibliothek entstanden im Kulturforum bedeutende Solitärbauten, die bis heute eine besondere Ausstrahlung besitzen.

2.2 Geltungsbereich und Eigentumsverhältnisse Der ca. 6 ha große Geltungsbereich umfasst das Gelände zwischen Tiergartenstraße, Ben- Gurion-Straße, Potsdamer Straße, Scharounstraße, Matthäikirchplatz und Herbert-von Ka- rajan-Straße sowie den Matthäikirchplatz (teilweise) und eine Teilfläche der Sigismundstra- ße. Er umfasst folgende Flurstücke: 158/1 (teilweise), 161/10 (teilweise), 180/06 (teilweise), 212 (Tiergartenstraße, teilweise), 2280 (teilweise), 2319 (St.-Matthäus-Kirche), 2320 (teilweise), 2664 (teilweise), 2665, 2666, 2667 (teilweise), 2672, 2673, 2674, 2714, 2716 (teilweise) sowie 2744 (Ben-Gurion-Straße, teilweise).

Die unmittelbar von dieser Planung betroffenen Grundstücke gehören mehreren Eigentü- mern. Die Philharmonie, die neuen Freiflächen für den Osteingang der Philharmonie sowie die südlich der Philharmonie befindlichen Flächen befinden sich im Eigentum des Sonder- vermögens Immobilien des Landes Berlin (SILB). Die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) verwaltet die Grundstücke des SILB. Das Grundstück der St.-Matthäus-Kirche befindet sich im Eigentum der Stiftung St.-Matthäus und der Kulturstiftung der Evangelischen Kirche, Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Weitere Teilflächen, welche sich im zukünftigen Verlauf der neuen Herbert-von-Karajan-Straße befinden, sind im Eigentum der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

2.3 Städtebauliche Situation und Bestand Das Plangebiet und seine Umgebung werden durch die bedeutenden Solitärbauten des Kul- turforums geprägt. Der gesamte Bereich des Kulturforums bildet mit seiner lockeren Bebau- ung aus Solitären einen Kontrast zu der dichten Blockstruktur des östlich angrenzenden Quartiers des Potsdamer Platzes. Das Plangebiet selbst wird maßgeblich durch das Gebäudeensemble bestehend aus Phil- harmonie, Kammermusiksaal und Musikinstrumentenmuseum der Nachkriegsmoderne im Nordosten und durch die historische St.-Matthäus-Kirche im Südwesten geprägt. Die Freiflächengestaltung ist derzeit durch seine Erschließungsfunktion geprägt. Im zentralen Areal des Geltungsbereichs befindet sich die zweispurige Scharounstraße mit Mittelstreifen, welche in die vierspurige Herbert-von-Karajan-Straße mündet, die ebenfalls über einen Mit- telstreifen verfügt. Der westliche Bereich des Plangebiets wird von den baumbestandenen oberirdischen Stellplätzen der Philharmonie dominiert.

9 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Zwischen der Philharmonie und der Tiergartenstraße befinden sich der Matterngarten und der Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen »Euthanasie«- Morde (T4-Gedenkstätte).

2.4 Geltendes Planungsrecht

2.4.1 Festgesetzte Bebauungspläne im Geltungsbereich Im Geltungsbereich des Planungsgebiets bestehen mehrere festgesetzte Bebauungspläne. Folgende Bebauungspläne treffen Festsetzungen, welche auch das Plangebiet betreffen:

- II-B-5 festgesetzt am 28.6.1994, Geltungsbereichsüberlagerung im Bereich der öffentli- chen Verkehrsflächen der heutigen Ben-Gurion-Straße (damals Entlastungsstraße), - II-68 festgesetzt am 13.4.1967, Geltungsbereichsüberlagerungen im Bereich der heutigen Scharounstraße sowie der südlich angrenzenden Teilflächen, weitere Überlagerung im Bereich der Stellplatzanlagen östlich des Kammermusiksaals, - II-76 festgesetzt am 2.3.1965, Geltungsbereichsüberlagerung im Bereich der öffentlichen Straßenverkehrsfläche der Sigismundstraße.

In den sich überlagernden Bereichen wurden vor allem öffentliche Straßenverkehrsflächen festgesetzt. Lediglich der Teilbereich südlich des derzeitigen Straßenprofils der Scharoun- straße wird im Bebauungsplan II-68 als Sondergebiet mit einer GRZ von 0,6, einer GFZ von 2,0 festgesetzt. Weiterhin wurden die maximale Höhe von 5 Vollgeschossen sowie die offene Bauweise festgesetzt. Weiterhin beinhaltet der Bebauungsplan II-68 eine Festsetzung für einen Teilbereich der Stellplatzanlagen östlich des Kammermusiksaals als nicht überbaubare Grundstücksfläche (privat).

Für die übrigen Flächen im Plangebiet ist der Baunutzungsplan maßgebend.

2.4.2 Baunutzungsplan als übergeleiteter Bebauungsplan Der Baunutzungsplan für Berlin in der Fassung vom 28. Dezember 1960 (ABl. 1961 S. 742), der zusammen mit den planungsrechtlichen Vorschriften der Bauordnung für Berlin in der Fassung vom 21. November 1958 (GVBl. S. 1104) – BauO Bln 1958 – und in Verbindung mit den förmlich festgestellten Fluchtlinien als übergeleiteter qualifizierter Bebauungsplan im Sinne des § 30 Abs. 1 Baugesetzbuch weiter gilt, weist den Geltungsbereich als Fläche mit besonderer Zweckbestimmung ohne Ausweisung des Maßes der baulichen Nutzung und ohne Zweckbestimmung aus. Aufgrund der Tatsache, dass Flächen mit besonderer Zweck- bestimmung nicht übergeleitet wurden, sind Flächen außerhalb der Geltungsbereiche fest- gesetzter Bebauungspläne nach § 34 BauGB zu beurteilen.

2.4.3 Förmlich festgestellte Straßen- und Baufluchtlinien Im Geltungsbereich des Bebauungsplans befinden sich förmlich festgestellte Straßen- und Baufluchtlinien. Die in der Scharounstraße und Herbert-von-Karajan-Straße festgesetzten Straßenflucht- und Baufluchtlinien ACO vom 7.4.1856 entsprechen weder in der Straßenbrei- te noch im Verlauf dem heutigen Straßenausbau. Entlang der Tiergartenstraße befinden sich die förmlich festgesetzte Straßenfluchtlinie vom 17.8.1917 und im Abstand von 6,5 - 13,5 m

10 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan die förmlich festgesetzte Baufluchtlinie gleichen Datums. Sie entsprechen im Verlauf eben- falls nicht den heutigen Gegebenheiten. Entlang der Ben-Gurion-Straße und entlang der Potsdamer Straße verläuft die am 28.6.1994 durch den Bebauungsplan II-B 5 festgesetzte Straßenbegrenzungslinie, deren Verlauf sich im Bereich der Potsdamer Straße mit dem Gel- tungsbereich deckt. Westlich des Matthäikirchplatzes verläuft die festgesetzte Straßenflucht- linie ACO vom 24.8.1863.

2.5 Verkehrserschließung Die direkte Verkehrserschließung des Plangebiets durch den KFZ-Verkehr erfolgt über die leistungsfähigen Verkehrsflächen der direkt an den Geltungsbereich grenzenden Tiergarten- straße im Norden, der Ben-Gurion-Straße im Nordwesten, der Potsdamer Straße im Süd- westen und der Sigismundstraße im Süden. Das Verkehrsaufkommen der umliegenden Hauptverkehrsstraßen zeigt nach der Verkehrs- stärkenkarte DTVwerktags 2009, VLB (Daten der Verkehrserhebungen 2009 der Verkehrslen- kung Berlin) Verkehrsbelegungen von 34.372 Kfz/werktags im Straßenzug Potsdamer Stra- ße und 21.116 Kfz/werktags im Straßenzug der Tiergartenstraße. Die Scharounstraße, die Herbert-von-Karajan-Straße und der Matthäikirchplatz übernehmen im Plangebiet die innere Erschließungsfunktion.

Die Erschließung des Plangebiets mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist ebenfalls gut. Der nächstgelegene S-Bahnhofeingang „Potsdamer Platz“ liegt ca. 500 m vom Zentrum des Plangebiets entfernt. Der nächstgelegene Eingang zu der U-Bahn-Station „Potsdamer Platz“ liegt ca. 600 m vom Zentrum des Plangebiets entfernt. Ferner verkehrt am S- und U-Bahnhof Potsdamer Platz auch die Regionalbahn. Aufgrund der ermittelten Entfernungen sind die im Nahverkehrsplan (2014-2018) formulierten einheitlichen Erschließungsstandards von 300 m bis maximal 500 m für das Plangebiet gegeben. Des Weiteren befinden sich innerhalb des Plangebiets im Straßenprofil der Herbert-von-Karajan-Straße, der Potsdamer Straße und am Reichpietschufer mehrere Bushaltestellen in fußläufiger Erreichbarkeit.

2.6 Technische Infrastruktur Das Plangebiet ist mit sämtlichen Medien in leistungsfähigen Querschnitten erschlossen. Die unterirdischen Leitungen zur Energieversorgung mit teilweise übergeordneter Bedeutung (Strom, Gas, Fernwärme), Leitungen zur Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung sowie diverse Kabel z.B. für die Telekommunikation liegen überwiegend im Profil des öffentlichen Straßenraums. Die vorhandenen Misch- und Regenwasserkanäle stehen aufgrund ihrer begrenzten Leis- tungsfähigkeit nur stark eingeschränkt für die Einleitung von Regenwasser zur Verfügung. Für öffentlich gewidmete Verkehrsflächen erfolgt keine Einleitungsbeschränkung. Schmutz- wasserhausanschlüsse sind uneingeschränkt möglich.

Der Leitungs- und Kabelbestand im östlichen Bereich der Herbert-von-Karajan-Straße wird aufgrund der Reduzierung des Straßenprofils zukünftig außerhalb der öffentlichen Verkehrs- flächen liegen. Im Rahmen der Entwurfsplanung der Verkehrsanlagen wurde eine Leitungs- abfrage durchgeführt. Die Belange der Leitungsträger wurden dahingehend berücksichtigt, dass geplante Einbauten nicht über einer vorhandenen Leitungszone liegen. Lediglich im

11 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Bereich der Einmündung Herbert-von-Karajan-Straße/ „Scharounplatz“ ist eine Verlegung der vorhandenen 10 kV Leitung über eine Länge von rund 10 m erforderlich, weshalb die dafür erforderlichen Finanzierungsmittel innerhalb der Kostenberechnung berücksichtigt und somit gesichert wurden. Durch Festsetzung der überbaubaren Grundstücksflächen in Form einer Bestandssicherung ist hier eine Überbauung des Leitungs- und Kabelbestands ausge- schlossen, weshalb davon ausgegangen wird, dass den öffentlichen Belangen der Versor- gungsträger ausreichend Rechnung getragen wird. Ferner wird dieser Bereich zukünftig als Flächen für Gemeinbedarf festgesetzt. Die Sicherung von Zugriffsrechten auf öffentlichen Flächen ist regelmäßig entbehrlich, da öffentliche Eigentümer eine zum Wohle der Allge- meinheit erforderlich Inanspruchnahme ermöglichen werden (s. Kap. III.3.3.3 und Kap. V.6). Innerhalb des neu ausgewiesenen Baufelds im Osten der Philharmonie befinden sich eine Fernwärmeleitung sowie ein eingeschossiger Baukörper, welcher die Klimatechnik für das angrenzende Musikinstrumentenmuseum enthält. Bei Realisierung der geplanten Bebauung wird gegebenenfalls die Verlegung dieser Fernwärmeleitung erforderlich. Das Gebäude der Klimatechnik muss künftig auf dem Grundstück versetzt oder in den geplanten Gebäude- komplex integriert werden.

2.7 Bodenbelastungen (Altlasten) Es sind keine Flächen des Plangebiets im Bodenbelastungskataster des Landes Berlin ein- getragen. Es bestehen auch keine Hinweise auf Bodenverunreinigungen im Plangebiet.

2.8 Denkmalschutz Das gesamte Plangebiet ist Bestandteil des Denkmal-Ensembles "Kulturforum" (Objekt-Nr.: 09050202). Der Ensemble-Bereich umfasst darüber hinaus auch die Neue Nationalgalerie und die Staatsbibliothek.

Die von Hans Scharoun entworfene und 1960-63 erbaute Philharmonie ist gemäß Denkmal- liste Berlin ein eingetragenes Baudenkmal (Objekt-Nr.: 09050203). Ferner ist der durch Hans Scharoun und Edgar Wisniewski entworfene und 1983-1987 und1988 erbaute Kammermu- siksaal in der Denkmalliste als Bestandteil der Denkmalensembles „Kulturforum“ verzeichnet (Obj.-Nr.: 09050204). Des Weiteren wird die von Friedrich August Stüler entworfene und 1844-46 erbaute St.-Matthäus-Kirche in der Denkmalliste Berlin (Objekt.-Nr.: 09050277) ge- führt.

Im Weiteren Wirkungskreis des Plangebiets befindet sich der Große Tiergarten, welcher mit- samt allen Denkmälern, Brunnen, Skulpturen, Brücken als Gartendenkmal in der Denkmallis- te Berlin verzeichnet ist (Obj.-Nr.: 09046318).

3 Planerische Ausgangssituation

3.1 Ziele und Grundsätze der Raumordnung Der Landesentwicklungsplan Berlin-Brandenburg (LEP-B-B) vom 31. März 2009 (GVBl. S. 182) bestimmt die wesentlichen landesplanerischen Festlegungen für die Region. Für das Plangebiet relevant sind vor allem die zentrale und übergeordnete Bedeutung Berlins als Bundeshauptstadt und Metropole im Sinne des übergeordneten Zentrums der Region

12 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

(Grundsatz 1.1 (3)); Ziel 2.5; Grundsatz 2.6). Hiernach sollen über die oberzentralen Funkti- onen hinaus die Infrastruktur und die Standorte von metropolitanen Funktionen vorrangig in der Metropole Berlin gesichert und entwickelt werden. Hierzu zählen auch Kultureinrichtun- gen mit europäischer und überregionaler Bedeutung.

Gemäß der Grundsätze § 5 Abs. 2 und 3 LEPro 2007 sowie 4.1 LEP B-B soll die Siedlungs- entwicklung durch vorrangige Nutzung von Innenentwicklungspotenzialen unter Inanspruch- nahme vorhandener Infrastruktur erfolgen. Grundsätzlich ist der Innenentwicklung durch Re- aktivierung von Siedlungsbrachflächen, Entwicklung verkehrsvermeidender Siedlungsstruk- turen sowie durch Funktionsbündelung und Nutzungsmischung Vorrang vor Außenentwick- lung beizumessen.

Weiterhin liegt das Plangebiet gemäß Festlegungskarte 1 des LEP B-B innerhalb des Gestal- tungsraums Siedlung im Sinne des Ziels 4.5 Abs. 1 Ziffer 2 LEP B-B. Die planungsrechtlichen Festsetzungen des Bebauungsplans stehen den o. g. Zielen des LEP B-B nicht entgegen.

3.2 Flächennutzungsplan Im Flächennutzungsplan von Berlin, FNP Berlin in der Fassung der Neubekanntmachung vom 5. Januar 2015 (ABl. S. 31), zuletzt geändert am 28. Januar 2016 (ABl. S. 296) ist das gesamte Plangebiet als Gemeinbedarfsfläche mit Symbol Kultur dargestellt.

Das Plangebiet liegt innerhalb der Flächennutzungsplan-Darstellung "Vorranggebiet für Luft- reinhaltung", so dass laut Erläuterungsbericht Festsetzungen gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 23 und 24 BauGB bei der Aufstellung von Bebauungsplänen zu prüfen sind. Übergeordnete Hauptverkehrsstraßen sind im Bereich des Reichpietschufers am Landwehr- kanal und somit auch im Plangebiet nicht dargestellt.

In der Potsdamer Straße ist eine geplante unterirdische U-Bahn mit Bahnhof dargestellt. In der Ben-Gurion-Straße ist die Anlage des Tiergartentunnels dargestellt.

3.3 Landschaftsprogramm (LaPro) und Landschaftspläne Das Landschaftsprogramm einschließlich Artenschutzprogramm vom 29. Juli 1994 (ABl. S. 2331), zuletzt geändert am 28. Juni 2006 (ABl. S. 2350), stellt auf der Grundlage des Berli- ner Naturschutzgesetzes in der Fassung vom 3. November 2008 (GVBl. S. 378), zuletzt ge- ändert durch Art. II des Gesetzes vom 20. Mai 2011 (GVBl. S. 209) die Ziele und Grundsätze des Naturschutzes, der Landschaftspflege sowie die darauf aufbauenden Maßnahmen zu den Bereichen Naturhaushalt, Umweltschutz, Landschaftsbild, Biotop- und Artenschutz so- wie Erholung und Freiraumnutzung in Grundzügen dar. Es enthält Entwicklungsziele und Maßnahmen zu den Bereichen Naturhaushalt / Umweltschutz, Landschaftsbild, Biotop- und Artenschutz sowie Erholung / Freiraumnutzung.

Zwecks besserer Lesbarkeit wurden die Aussagen des Landschaftsprogramms in den Um- weltbericht integriert (s. Kap. II.1.2).

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3.4 Stadtentwicklungsplanungen

3.4.1 Stadtentwicklungsplan Verkehr Der Stadtentwicklungsplan "Verkehr" (StEP Verkehr 2025, März 2011) trifft für das Plange- biet und sein Umfeld folgende Aussagen:

Übergeordnetes Straßennetz, Bestand 2015 (Stand 2015): Die im Südosten verlaufende Potsdamer Straße wird als großräumige Straßenverbindung der Stufe I eingeordnet. Die nördlich an das Plangebiet grenzende Tiergartenstraße wird als örtliche Straßenverbindung der Stufe III klassifiziert. Die Ben-Gurion-Straße mit dem dazu- gehörigen Tiergartentunnel wird ebenfalls als übergeordnete Straßenverbindung der Stufe II gekennzeichnet.

Übergeordnetes Straßennetz Planung 2025 (Stand November 2014): Die Darstellung der Tiergartenstraße entspricht der zuvor benannten Bestandskarte. Die Potsdamer Straße wird abweichend von der Bestandskarte ab dem Kreuzungspunkt Land- wehrkanal als besondere örtliche Straßenverbindung der Innenstadt (Stufe III) herabgestuft. Die Ben-Gurion-Straße mit dem dazugehörigen Tiergartentunnel wird entsprechend der Be- standskarte als übergeordnete Straßenverbindung der Stufe II klassifiziert.

Netz des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) Planung bis 2025: Vom Alexanderplatz über die Leipziger Straße bis zur Endhaltestelle im Kulturforum ist eine Tramstrecke vorgesehen. Dafür wird u. a. der Mittelstreifen der Potsdamer Straße als Vor- haltefläche vorgehalten. Des Weiteren ist eine Erweiterung der S-Bahnlinie vom Potsdamer Platz Richtung Norden mit Anschluss an die Ringbahn vorgesehen. Im Bereich des Regie- rungsviertels und der Lehrter Straße sind geplante Haltestellen dargestellt.

3.4.2 Stadtentwicklungsplan Ver- und Entsorgung Der Stadtentwicklungsplan für Ver- und Entsorgung stellt in sechs Teilkarten Planungsgrund- lagen über die technische Infrastruktur zusammen: Die Karte Abwasser stellt westlich des Matthäikirchplatzes und innerhalb des Straßenprofils der Herbert-von-Karajan-Straße einen Mischwasserkanal (DN 700) dar. Innerhalb des Stra- ßenverlaufs der Tiergartenstraße verläuft ein Mischwasserkanal (DN 1200). Der gesamte Geltungsbereich und dessen Umgebung wird als Einzugsbereich Mischwasser dargestellt. In der Karte Elektroenergie werden eine 110-kV Leitung in der Mitte des Straßenprofils der Potsdamer Straße und ein 380 kV Hochspannungskabel (DN 110) im südlichen Bereich der Sigismundstraße aufgeführt. Die Karte Fernwärmeversorgung stellt den gesamten Geltungsbereich als mit Fernwärme versorgtes Gebiet dar. Die Fernwärmeleitungen verlaufen östlich des Matthäikirchplatzes und innerhalb des Straßenprofils der Herbert-von-Karajan-Straße. Eine Fernwärmeleitung verläuft zwischen Kammermusiksaal und Philharmonie über den Bereich der Stellplätze und verschwenkt dann in nördliche Richtung entlang der Ben-Gurion-Straße. Die Karte Gasversorgung stellt den Geltungsbereich des Plangebiets als mit Niederdruck- Gas versorgtes Gebiet dar. Die Regenwasserentsorgung erfolgt über einen Mischwasserkanal (DN 800/1000) westlich des Matthäikirchplatzes und innerhalb des Straßenprofils der Herbert-von-Karajan-Straße

14 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan und über einen Mischwasserkanal (DN 1200) innerhalb des Straßenprofils der Ben-Gurion- Straße. Die dem Geltungsbereich nächstgelegenen Hauptwasserversorgungsleitungen (DN 600) des Trinkwassernetzes verlaufen gemäß Darstellung in der Karte Wasserversorgung des StEP Ver- und Entsorgung mittig der Potsdamer Straße und der Ben-Gurion-Straße.

3.5 Sonstige vom Senat beschlossene städtebauliche Planungen

3.5.1 Planwerk Innere Stadt Mit Senatsbeschluss vom 18. Mai 1999 (ABl. Nr. 41, S. 3129 ff.) wurde der vorgelegte Stand des Planwerks Innenstadt als von der Gemeinde beschlossene sonstige städtebauliche Pla- nung (gemäß § 1 Abs. 6 Nr. 11 BauGB) beschlossen. Mit dem Planwerk Innenstadt wird das Ziel verfolgt, für Berlins Mitte eine neue lokale Identität zu formulieren, Parzellen in Anleh- nung an den historischen Stadtgrundriss zu schaffen und zu bebauen sowie Angebote für einen kommunikativen öffentlichen Raum zu schaffen. Insofern ist das Planwerk ein Leitbild für die kompakte und durchmischte Berliner Innenstadt. Folgende Planungsziele sind dabei für den Bebauungsplan relevant: - Nachhaltige Stadtentwicklung durch Innenverdichtung und durch Aktivierung innerstädti- scher Entwicklungspotenziale, - Qualifizierung des öffentlichen Raums durch Reurbanisierung und Nutzungsmischung entsprechend dem Leitbild der europäischen Stadt, - Qualifizierung von innerstädtischen Grün- und Freiflächen durch Verbesserung ihrer Auf- enthalts-, Nutzungs- und Gestaltqualität, - Stadtdialog und Neuformulierung der Berliner Stadtgestalt in einer gemeinsamen Identifi- kation stiftenden Innenstadt unter kritischer Berücksichtigung aller historischen Schichten der Stadtentwicklung.

Das Planwerk Innere Stadt, das auf dem 1999 vom Senat beschlossenen Planwerk Innen- stadt beruht, ergänzt und erweitert es sowohl methodisch als auch räumlich. Für das Plan- gebiet werden im Bereich der Philharmonie und der Scharounstraße geplante öffentliche Grünflächen dargestellt. Die Verkehrsflächen der Potsdamer Straße, Ben-Gurion-Straße, die Herbert-von-Karajan-Straße und Teile der Tiergartenstraße werden mit Straßenumbau bzw. Neugestaltungsmaßnahmen gekennzeichnet. Östlich der Philharmonie ist der geplante Baukörper des neuen Eingangsbereichs als abge- stimmte Planung dargestellt. Die Festsetzungen des Bebauungsplans entsprechen den Planungszielen des Planwerks Innere Stadt, der Aktivierung innerstädtischer Entwicklungspotenziale sowie der Qualifizie- rung des öffentlichen Raums und der innerstädtischen Grün- und Freiflächen.

3.5.2 Masterplan 2006 Am 9. März 2006 beschloss das Abgeordnetenhaus den Masterplan zur Weiterentwicklung des Kulturforums als Grundlage der städtebaulichen Entwicklung dieses Orts. Die Planung basierte prinzipiell auf der von Hans Scharoun entwickelten Idee der Stadtlandschaft. Der landschaftlich geprägte Stadtraum soll durch solitäre Baukörper in Szene gesetzt werden. Die landschaftsarchitektonische Qualifizierung war daher Schwerpunkt bei der Entwicklung

15 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan des Masterplans. Bauliche Ergänzungen sollten vor dem Hintergrund des vorhandenen bau- kulturellen Erbes nur zurückhaltend erfolgen. Entsprechend dem Abgeordnetenhaus-Beschluss vom 31.03.2011 wurde der im Jahr 2006 beschlossene Masterplan auf Grundlage des aktualisierten Freiraumkonzepts von Valentien + Valentien fortgeschrieben (s. auch: Kapitel I 4 Entwicklung der Planungsüberlegungen). Die für das Plangebiet relevanten Darstellungen sind: - Umgestaltung der Scharounstraße in einen städtischen Platz, der sich in Form und Aus- gestaltung an dem Vorplatz der Philharmonie orientiert, - Umgestaltung der Freiflächen gemäß dem aktualisierten Freiraumkonzept von Valentien + Valentien, - Einbindung der St.-Matthäus-Kirche in das Freiraumkonzept und Reduzierung des Ver- kehrs im direkten Umfeld, - Verlegung der Herbert-von-Karajan-Straße in westliche Richtung, - Realisierung eines "Gedenk- und Informationsortes für die Opfer der nationalsozialisti- schen »Euthanasie«-Morde am Ort der Planungszentrale Tiergartenstraße 4", - Schaffung eines attraktiven Entrees, welches sich zum Potsdamer Platz hin orientiert und - Darstellung einer Erweiterungsfläche der Philharmonie.

3.5.3 Lärmaktionsplan (2013-2018) Der Lärmaktionsplan für Berlin stellt eine sonstige von der Gemeinde beschlossene Planung im Sinne von § 1 Abs. 6 Nr. 11 BauGB dar. Seine Darstellungen und Ziele sind im Bebau- ungsplan im Rahmen der Abwägung zu berücksichtigen. Der Lärmaktionsplan 2013 - 2018 wurde als Fortschreibung des Lärmaktionsplans Berlin 2008 am 06.01.2015 vom Senat be- schlossen. Als Grundlage für die Ermittlung der Belastungssituation dient die strategische Lärmkartie- rung entsprechend der Umgebungslärmrichtlinie der Europäischen Union. Hierbei wurden folgende Lärmindizes festgelegt:

- LDEN (Tag-Abend-Nacht-Lärmindex), der Lärmindex für die allgemeine Belästigung und

- LNight (Nachtlärmindex), der Lärmindex für Schlafstörungen.

Die Kartierung erfolgt jeweils separat für die Lärmquellen Kraftfahrzeuglärm, lokaler Schie- nenverkehrslärm (U-Bahn, Straßenbahn), Eisenbahnlärm (S-Bahn, Fernbahn) und Fluglärm sowie Industrie- und Gewerbelärm. Die Beurteilung der Belastungssituation erfolgt anhand der Schwellenwerte für die Dringlich- keit von Maßnahmenprüfungen, die bereits mit dem Lärmaktionsplan Berlin 2008 definiert wurden:

1. Stufe: 70 dB(A) tags und 60 dB(A) nachts: Bei Überschreitung dieser Werte sollen priori- tär und möglichst kurzfristig Maßnahmen zur Verringerung der Gesundheitsgefährdung ergriffen werden. 2. Stufe: 65 dB(A) tags und 55 dB(A) nachts: Diese Werte wurden von der Lärmwirkungsfor- schung als gesundheitsrelevante Schwellenwerte ermittelt und dienen im Rahmen der Vorsorge als Zielwerte für die Lärmminderungsplanung.

16 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Werden lärmsensiblen Nutzungen in Bereichen geplant, die bereits hohen Geräuschimmissi- onen ausgesetzt sind, muss abgewogen werden, ob planerisch entsprechende Festsetzun- gen getroffen werden müssen und können, die die negativen Auswirkungen des Verkehrs- lärms auf die Wohn- und Aufenthaltsqualität mindern. Da Verkehr der Hauptverursacher von Lärm ist, soll mit der Umsetzung und Entwicklung von Lärmminderungsplänen diese hohe Umweltbelastung verringert werden. Es sollen kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen zur Reduzierung der Belastung für besonders belastete Bereiche ausgearbeitet werden. Der Geltungsbereich des Bebauungsplans liegt außerhalb der Konzeptgebiete. Unter Einbeziehung des Bewertungsschemas für Lärmbelastungen (ausgehend von Ver- kehrsquellen wie Straßen-, Bahn- und Fluglärm) gemäß der Strategischen Lärmkarte, han- delt es sich hier um einen Standort, der von einer sehr hohen Lärmbelastung betroffen ist (entspricht der 1. Dringlichkeitsstufe von Maßnahmen), da entlang der angrenzenden Stra- ßen die gesundheitlich relevante Schwelle erreicht bzw. überschritten wird. Im Allgemeinen wird hinsichtlich der Berücksichtigung der Lärmminderungsplanung bei städ- tebaulichen Planungen auf den Anhang „Handreichung zur umfassenden Berücksichtigung der Umweltbelange in der räumlichen Planung“ verwiesen. Es sollen z. B. durch die Lage und Zentralität des Quartiers, die Qualität der Anbindungen sowie schnell erreichbare, attrak- tive Ruhe- und Grünbereiche lärmrobuste Stadtstrukturen geschaffen werden. Da der Bebauungsplan 1-35a vorwiegend die Bestandssicherung eines zentral gelegenen kulturellen Standortes, die Neuordnung von Verkehrsflächen sowie die Qualifizierung der Freiflächen beabsichtigt und nur in einem kleinen Bereich ein Baupotenzial für eine nicht sensible Nutzung vorsieht, wird davon ausgegangen, dass eine Überplanung generell mög- lich ist.

3.5.4 Luftreinhalteplan Berlin 2011-2017 Der Luftreinhalte- und Aktionsplan Berlin wurde erstmalig im Jahr 2005 aufgestellt, welcher insbesondere die Verringerung von Feinstaub bis zum Jahr 2010 zum Ziel hatte. Die Aufstel- lung dieses Aktionsplans wurde erforderlich, da die Summe aus Grenzwert und Toleranz- marge für Feinstaub (Tagesmittel) und Stickstoffdioxid (Jahresmittel) in Berlin überschritten wurde. Aufgrund der Tatsache, dass im Jahr 2010 weiterhin Überschreitungen von Luftqualitäts- grenzwerten für Feinstaub und Stickstoffdioxid und des kommenden Zielwertes für Ben- zo(a)pyren auftraten, musste der bisherige Luftreinhalteplan fortgeschrieben werden. Am 18. Juni 2013 beschloss der Senat von Berlin den neuen Luftreinhalteplan 2011-2017. Er bein- haltet eine Situationsanalyse der Grenzwertüberschreitungen an Berliner Hauptverkehrs- straßen, eine Ursachenanalyse und eine Bilanzierung der bisherigen Maßnahmen zur Ver- besserung der Luftqualität, eine Abschätzung der zukünftigen Entwicklung der Schadstoffbe- lastung in der Stadt ohne zusätzliche Maßnahmen und die Planung zusätzlicher Maßnahmen zur Einhaltung der Grenzwerte. Der Luftreinhalteplan 2011-2017 strebt insbesondere die weitere Verringerung von Feinstaubbelastungen an, da für diesen Luftschadstoff in Berlin noch die höchsten Grenzwertüberschreitungen gemessen werden. Das Plangebiet liegt innerhalb des im Flächennutzungsplan dargestellten Vorranggebietes Luftreinhaltung. Wenn für Neubauten andere Brennstoffe als Heizöl oder Gas verwendet werden sollen, dürfen deren Immissionen nicht höher liegen als bei der Verwendung von Heizöl.

17 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

3.6 Sonstige vom Bezirk beschlossene städtebauliche Planungen

3.6.1 Bereichsentwicklungsplanung Bezirk Mitte In der von der BVV Mitte am 18.11.2004 beschlossenen Bereichsentwicklungsplanung (BEP) sind folgende Leitbildthesen mit Relevanz für das Bebauungsplangebiet genannt: - Integration und Verflechtung der haupt- und gesamtstädtischen Nutzungsareale in den Stadtteilkontext, - Sicherung, Verbesserung und Entwicklung der naturräumlichen Strukturen (u.a. Ausbau und Verknüpfung von Grünanlagen), - Gezielte Bevorzugung des ÖPNV sowie des Fuß- und Radverkehrs gegenüber dem PKW und dem LKW.

Das Nutzungskonzept der BEP sieht für den Planbereich - eine Gemeinbedarfsfläche mit der Zweckbestimmung Kultur, - eine Gemeinbedarfsfläche mit der Zweckbestimmung Kirche und religiösen Zwecken die- nende Gebäude und Einrichtungen sowie - für die zentrale Freifläche eine Gemeinbedarfsfläche mit hohem Grünanteil vor.

Weiterhin werden die Scharounstraße und Herbert-von-Karajan-Straße als sonstige Straße und der Matthäikirchplatz als öffentlicher Platz dargestellt.

3.7 Angrenzende festgesetzte und im Verfahren befindliche Bebauungspläne Der Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplans 1-35 umfasste zunächst den gesamten Be- reich des Masterplans. Im Laufe des Verfahrens wurde der Geltungsbereich in die Bebau- ungspläne 1-35a, 1-35ba, 1-35bb und 1-35c aufgeteilt (siehe Kapitel I 4.10 sowie V 4 und 5), die sich im Verfahren befinden. Im direkten Umfeld des Plangebiets des Bebauungsplans 1-35a befinden sich drei im Ver- fahren befindliche sowie fünf festgesetzte Bebauungspläne. Teilweise kommt es hierbei auch zu geringfügigen Überlagerungen der Geltungsbereiche der festgesetzten Bebauungspläne mit dem Bebauungsplan 1-35a (siehe Kapitel I 2.4.1), so dass diese Pläne geändert wurden.

Der am 13.4.1967 festgesetzte Bebauungsplan II-68 beinhaltete vor allem die planungsrecht- liche Sicherung der geplanten Westtangente. Weiterhin wurden die Bereiche der Staatsbibli- othek als dem Kerngebiet zugeordnete Fläche für Gemeinbedarf und die übrigen Baugebiete (Bereich Potsdamer Platz) als Kerngebiet mit einem Nutzungsmaß von GRZ 0,6 und GFZ von 2,0 festgesetzt. Die Bereiche nördlich der Neuen Nationalgalerie werden als Sonderge- biet mit der Zweckbestimmung der ausschließlichen Unterbringung von sozialen und kulturel- len Einrichtungen, ebenfalls mit dem Nutzungsmaß GRZ 0,6 und GFZ 2,0, festgesetzt. Der Großteil des Geltungsbereichs wurde zwischenzeitlich durch aktuellere Planungen ersetzt.

Der am 2.3.1967 festgesetzte Bebauungsplan II-76 beinhaltet das Areal der Neuen National- galerie, das öffentliche Straßenland der nördlich angrenzenden Sigismundstraße sowie die Grundstücke östlich der St.-Matthäuskirche. Das Baugebiet der Neuen Nationalgalerie wird als Fläche für Gemeinbedarf und die Flächen westlich der Kirche werden als Sondergebiet für soziale und kulturelle Einrichtungen mit einem Nutzungsmaß von GRZ 0,6 und GFZ von 1,8 – 2,0 festgesetzt.

18 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Der festgesetzte Bebauungsplan II B-5 Potsdamer Platz / Leipziger Straße vom 28.6.1994 beinhaltet das gesamte Areal des Potsdamer Platzes, des Leipziger Platzes sowie den Be- reich der Staatsbibliothek. In diesem Bebauungsplan werden vor allem Festsetzungen zur Art der Nutzung und zum Verlauf der Verkehrsflächen getroffen.

Der festgesetzte Bebauungsplan II-164 vom 10.1.1996 beinhaltet Festsetzungen zu Art und Maß der Nutzung für das Quartier des Sony-Centers. Der festgesetzte Bebauungsplan II-165 vom 26.1.1995 beinhaltet Festsetzungen bezüglich Art und Maß der zulässigen Nutzung für das Quartier südwestlich des Potsdamer Platzes. Beide Bebauungspläne setzen als Art der zulässigen baulichen Nutzung vorrangig Kerngebiete fest. Hierdurch werden insbesondere hochzentrale Nutzungen ermöglicht. In Teilbereichen der Bebauungspläne ist auch eine Wohnnutzung allgemein zulässig.

Am 5.5.2005 wurde die Aufstellung des Bebauungsplans 1-35 "Kulturforum" beschlossen, welcher die Umsetzung des Masterplans zum Inhalt hatte. Die bestehenden kulturellen Ein- richtungen sollten durch Festsetzung von Flächen für Gemeinbedarf gesichert werden, wäh- rend die neuen Baupotenzialflächen als Kerngebietsflächen gesichert werden sollten. Ferner sollte das Freiraumkonzept durch Festsetzung von Verkehrsflächen besonderer Zweckbe- stimmung erfolgen. Nach Durchführung der frühzeitigen Beteiligungsschritte wurde der Gel- tungsbereich des Bebauungsplans geteilt.

Das Areal der Staatsbibliothek und des öffentlichen Straßenlands der Potsdamer Straße sind nun Bestandteil des in Aufstellung befindlichen Bebauungsplans 1-35c.

Südlich an das Plangebiet des Bebauungsplans 1-35a grenzt der Geltungsbereich des in Aufstellung befindlichen Bebauungsplans 1-35ba an, welcher nunmehr die Bereiche der Neuen Nationalgalerie, die Grundstücke zwischen Wissenschaftszentrum und Sigismund- straße sowie die zentrale Freifläche östlich der St.-Matthäuskirche beinhaltet. Der Bereich der zentralen Freifläche ist hierbei als Standort für den Bau des Museums des 20. Jahrhun- derts vorgesehen, weshalb auch für diese Fläche eine Festsetzung als Fläche für Gemein- bedarf vorgesehen ist. Die Festsetzungen sollen nach Durchführung eines Wettbewerbsver- fahrens konkretisiert werden.

Westlich des Plangebiets des Bebauungsplans 1-35a grenzt der Geltungsbereich des in Auf- stellung befindlichen Bebauungsplans 1-35bb an. Dieser Bebauungsplan wird von der Sigismundstraße im Süden, der Stauffenbergstraße im Westen, der Tiergartenstraße im Norden sowie der Herbert-von-Karajan-Straße/Matthäikirchplatz im Osten umgrenzt. Der Geltungsbereich beinhaltet die Piazzetta, die Gemäldegalerie, das Kunstgewerbemuseum sowie die Kunstbibliothek mit dem Kupferstichkabinett. Diese Flächen sollen als Flächen für Gemeinbedarf mit der Zweckbestimmung kulturelle Einrichtungen gesichert werden (s. auch Kap. I.4.10).

3.8 Planfeststellungen Im Geltungsbereich des Bebauungsplans befinden sich keine planfestgestellten Flächen.

19 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

3.9 Sonstige Gutachten und Planungen

3.9.1 Verkehrsplanerischer Fachbeitrag (2006/07) Im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens 1-35 "Kulturforum" wurde auf der Basis des am 9.3.2006 beschlossenen Masterplans zur Weiterentwicklung des Kulturforums ein verkehrs- planerischer Fachbeitrag zur Ermittlung der verkehrlichen Auswirkungen der Planung beauf- tragt. Die Untersuchung erfolgte in den Jahren 2006/07 (Liebing und Wegner GbR, Ab- schlussbericht 02/2009). Sowohl der Bebauungsplan als auch der Masterplan sahen neben ergänzenden Baukörpern in der Peripherie eine Neuordnung der verkehrlichen Erschließung des Areals vor. Die ver- kehrlichen Änderungen betreffen im Wesentlichen das Straßennetz sowie die Reduzierung der Stellplätze im Plangebiet. Zwischenzeitlich wurde das Planungskonzept mehrfach überarbeitet, wodurch einige Baupo- tenziale nicht weiter verfolgt werden. Die Reduzierung der Stellplätze sowie die Neuordnung der Verkehrsflächen haben jedoch weiterhin Bestand. Aufgabe des verkehrsplanerischen Fachbeitrags war die Analyse und Bewertung der ver- kehrlichen Auswirkungen der Planungsziele auf das Untersuchungsgebiet. Im Wesentlichen beinhaltet er folgende Aufgabenfelder: - Ermittlung der bestehenden inneren und äußeren Erschließung, - Ermittlung der Auswirkungen auf die innere Erschließung durch die Vorgaben des Bebau- ungsplans bzw. Masterplans, - Ermittlung der Auswirkungen der mit den geplanten Baupotenzialen und der inneren Stra- ßennetzgestaltung verbundenen Entwicklung des Verkehrsaufkommens auf das innere Straßennetz und die angrenzenden Hauptverkehrsstraßen und deren Knotenpunkte sowie - Erarbeitung eines verkehrlichen Konzepts für die innere und äußere Erschließung unter Berücksichtigung der verkehrlichen Vorgaben des Masterplans.

Die mit dem städtebaulichen Leitbild des Masterplans verbundenen Vorgaben für den Ver- kehr waren im Rahmen der vorliegenden Untersuchung zu berücksichtigen; im Wesentli- chen: - Einbindung der geplanten Straßenbahn in der Potsdamer Straße, - Fußgängerfreundliche Vernetzung des Gebiets mit dem Tiergarten und Potsdamer Platz, - Auflösung des Zielkonflikts fließender Verkehr, Parkplätze, Ansprüche Fußgänger, - Verzicht auf einen Großteil der oberirdischen Stellplätze, - Verzicht auf die Scharounstraße, - Einschränkung der Sigismundstraße auf die südliche Fahrspur im Bereich der zentralen Freifläche (zwischenzeitlich verworfen), - Abwicklung des Verkehrs am Kemperplatz, - Organisation des ruhenden Verkehrs, - Busführung Sigismund- und Herbert von Karajan-Straße sowie - Verkehrsführung Sonderbusse und Taxen.

Die Bestandsaufnahme umfasste das innere und äußere Straßennetz, die planerischen Rahmenbedingungen, die Stellplatzsituation, die interne Erschließung durch Versorgungs- und Lieferverkehr, den öffentlichen Personennahverkehr, die Fußgänger / Radfahrer sowie den Modal Split des Verkehrsaufkommens.

20 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Im Gegensatz zu den Hauptverkehrsstraßen Reichpietschufer / Schöneberger Ufer, Potsda- mer Straße, Tiergartenstraße und Ben-Gurion-Straße übernehmen die Straßen innerhalb des Untersuchungsgebiets interne Erschließungsfunktionen. Die Sigismundstraße und vor allem der Straßenzug Herbert-von-Karajan-Straße/Scharounstraße werden jedoch auch als Schleichwege zur Umfahrung der Knotenpunkte des angrenzenden Hauptverkehrsstraßen- netzes vom Durchgangsverkehr genutzt. Hierdurch werden die bestehenden Zielkonflikte zwischen dem Fußgängerverkehr sowie dem motorisierten Individualverkehr zusätzlich ver- schärft. Die Erschließung für Fußgänger wird unter anderem aufgrund der unübersichtlichen Gestaltung, der dominierenden Wirkung der Hauptverkehrsstraßen und des ruhenden Ver- kehrs sowie der wenigen Querungsmöglichkeiten als insgesamt unbefriedigend eingestuft. Die Erhebung des Ziel- und Quellverkehrs erfolgte auf Basis von Besucherdaten, Angaben der kulturellen Einrichtungen im Gebiet, der Abschätzung der Baupotenziale sowie Besu- cherbefragungen im Rahmen der Gender-Erhebung. Für das gesamte Kulturforum ergibt sich demnach ein Ziel- und Quellverkehrsaufkommen von jeweils 3.300 Kfz/24 h werktags. Die Erhebung des Modal Split ergab, dass dem motorisierten Individualverkehr mit 15 % ge- genüber dem ÖPNV mit 64 % eher eine untergeordnete Rolle zukommt. Eine Ausnahme bilden in diesem Zusammenhang die Veranstaltungen der Philharmonie und des Kammer- musiksaals. Trotz der guten bis sehr guten ÖPNV-Anbindung liegt bei diesen Veranstaltun- gen der MIV Anteil bei 30 %, der ÖPNV Anteil bei 49 %. Diese Situation spiegelt sich auch in den Stellplatzauslastungszahlen wieder. Während der Konzertveranstaltungen sind mitunter sämtliche Stellplätze im Gebiet belegt. Dieser Umstand wird dadurch begünstigt, dass die Parkraumbewirtschaftung werktags ab 22 Uhr und sonntags ganztägig kostenfrei ist.

Die Analyse der Auswirkungen auf die innere und äußere Erschließung erfolgte auf Grundla- ge der Bestandserhebung vor Ort sowie auf Grundlage des VISUM-Prognosemodells für Berlin-Brandenburg mit einem Prognosehorizont bis zum Jahr 2015. Zwischenzeitlich wur- den die zugrunde gelegten Bestands- und Prognosedaten aktualisiert. Die im Rahmen der gutachterlichen Untersuchung verwendeten Daten des VISUM-Prognosemodells für Berlin- Brandenburg mit einem Prognosehorizont bis zum Jahr 2015 wurden im Jahr 2009 außer Kraft gesetzt. Von einer Aktualisierung des verkehrsplanerischen Fachbeitrags unter Ver- wendung der aktuellen Bestands- und Prognosedaten mit einem Prognosehorizont bis 2025 wurde aufgrund der geringen Auswirkungen auf das übergeordnete Straßennetz abgesehen. Die Auswirkungen der Planung betreffen vor allem den ruhenden Verkehr im Plangebiet so- wie die interne Erschließung im Bereich der Philharmonie und des Kammermusiksaals. Die erheblichen Auswirkungen auf die interne Erschließung im Bereich der Philharmonie / des Kammermusiksaals konnten zwischenzeitlich großteils gelöst werden. In Abstimmung mit der BVG und dem Taxi-Verband konnten Lösungen bzw. Ersatzflächen für die entfallen- de Taxivorfahrt und die BVG-Betriebshaltestelle gefunden werden. Auch die Zufahrt zur Tief- garage konnte trotz Umgestaltung der Scharounstraße in einen Stadtplatz gesichert werden.

Zur Bewertung der Auswirkungen auf das bestehende Hauptverkehrsstraßennetz wurden drei Netzfälle untersucht: - Prognosenullfall: ohne Realisierung der Änderung des Straßennetzes und der im Bebau- ungsplan ausgewiesenen Neubebauung, - Prognoseplanfall Variante 1: mit den im Bebauungsplanenthaltenen Änderungen Öffnung der Sigismundstraße zwischen Potsdamer Straße und Matthäikirchplatz in beide Richtun- gen,

21 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

- Prognoseplanfall Variante 2: mit den im Bebauungsplanenthaltenen Änderungen Öffnung der Sigismundstraße zwischen Potsdamer Straße und Matthäikirchplatz nur in Richtung West.

Die Analyse der Auswirkungen zeigt, dass die Zunahme der Belastungen auf das angren- zende Hauptverkehrsstraßennetz bei beiden Prognoseplanfällen gering ausfällt. Die Leis- tungsfähigkeit der Knotenpunkte (KP Potsdamer Brücke, KP Potsdamer Straße / Ben- Gurion-Straße, KP Kemperplatz, KP Potsdamer Platz) wird nicht relevant beeinträchtigt, im Gegenteil liegt diese bei der Variante 1 des Prognosefalls sogar noch etwas besser als beim Prognosenullfall. Hingegen sind die Entlastungen für das innere Straßennetz des Untersuchungsgebiets be- trächtlich. Eine Bewertung der beiden Planfallvarianten 1 und 2 ergibt ein Votum für Variante 1. Zwar wird bei Variante 2 der Verkehr auf dem inneren Straßennetz des Untersuchungsge- biets etwas mehr reduziert. Die Variante 1 besitzt jedoch in zwei Punkten Vorteile, die dem- gegenüber stärker zu gewichten sind: - Geringere Belastung der Knotenpunkte des angrenzenden Hauptverkehrsstraßennetzes sowie - Offenere Gestaltung des Netzes, mit besserer Erreichbarkeit bzw. Erschließung des Un- tersuchungsgebiets.

Eine wesentliche Zielsetzung des Konzepts ist die Einschränkung des MIV. Diese soll im Wesentlichen mit drei Maßnahmenfeldern erreicht werden: - Reduzierung bzw. Begrenzung des Infrastruktur- und Stellplatzangebots für den MIV, - Reduzierung des MIV-Anteils am Modal Split und - Verbesserung der ÖPNV-Erschließung.

Ein weiterer wesentlicher Ansatz des Konzepts ist, dass das mit der Reduzierung des MIV freiwerdende Flächenpotenzial zur Optimierung der Erschließung für die nicht motorisierten Verkehrsteilnehmer zur Verfügung steht. Der Rückbau von Straßen und die Reduzierung des MIV sind wesentliche Bedingung für eine fußgänger- und radfahrerfreundliche Erschließung, Gestaltung und Aufenthaltsqualität. Die mit Maßnahmen zu untersetzenden Zielstellungen sind hier im Wesentlichen: - Aufhebung der Trenn- und Barrierewirkungen im Gebiet, - Verbesserung der Vernetzung mit dem Umfeld, - Berücksichtigung der Mobilitätsbelange von mobilitätseingeschränkten Personen, älteren Menschen - die Berücksichtigung von Genderaspekten und - Entflechtung des räumlichen Konflikts Kfz - Fußgänger.

Der Großteil der Planungsziele kann durch Neuordnung der Verkehrsflächen sowie durch bauliche Maßnahmen erreicht werden. Die Pkw-Stellplätze im Bestand sollen auf die not- wendigen Stellplätze für mobilitätseingeschränkte Personen reduziert werden. Westlich der St.-Matthäus-Kirche sind fünf Parklängsstände und zwischen Fahrbahn der Herbert-von Ka- rajan-Straße und dem Kammermusiksaal sind 18 Senkrechtstellmöglichkeiten für mobilitäts- eingeschränkte Personen vorgesehen. Für die Neuorganisation des ruhenden Verkehrs sind darüber hinaus weitere Maßnahmen erforderlich. Ausgehend vom prognostizierten Ver- kehrsaufkommen und den Stellplatzbeobachtungen ist davon auszugehen, dass die Zahl der

22 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan verbleibenden Stellplätze für das Kfz-Aufkommen außerhalb von Konzertveranstaltungen der Philharmonie ausreichend ist.

Hingegen wird bei Konzertereignissen in der Philharmonie und im Kammermusiksaal ein Stellplatzdefizit in der Größenordnung der reduzierten Stellplätze bestehen. Gemäß § 50 Bauordnung Berlin sind Stellplätze in ausreichender Zahl nur für schwer Gehbehinderte und Behinderte im Rollstuhl anzubieten. Eine Nachweispflicht für den Individualverkehr besteht somit nicht. Da aber bei Veranstaltungsorten, wie der Philharmonie, sehr wohl von einem erhöhten Anteil an Individualverkehr ausgegangen werden kann sind folgende Maßnahmen sinnvoll, um den Parkdruck im Untersuchungsgebiet künftig zu begrenzen: - Einführung von Kombitickets für Konzerte von Philharmonie und Kammermusiksaal zur Veränderung des Modal-Split zugunsten des ÖPNV bzw. Reduzierung des MIV, - Aufstellung eines Parkleitsystems für die Tiefgaragen mit dynamischen Wegweisern und Anzeige der aktuell freien Stellplätze, - Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung auf 8-24 Uhr sowie auf das Wochenende, - Erhöhung der Attraktivität der Tiefgaragen am Potsdamer Platz durch spezielle Tarifge- staltung (vergünstigtes Abendticket in Kombination mit Konzerten), - Beschilderung der Fußwege zu den Tiefgaragen und in den Tiefgaragen selbst (Ausschil- derung der forumsnahen Stellplatzbereiche).

Im Übrigen besteht für die Besucher von Philharmonie und Kammermusiksaal die Möglich- keit der Nutzung der Tiefgaragen am Potsdamer Platz (Sony-Center und Potsdamer Platz Arkaden) vor, dessen öffentliche Nutzung möglich ist. Die nächstgelegenen Ausgänge der Tiefgarargen liegen nur ca. 3 Gehminuten entfernt zur Philharmonie.

3.9.2 Gender spezifische Verkehrsanalyse Um den in der Bauleitplanung verankerten Grundsatz der Berücksichtigung der unterschied- lichen Belange von Mann und Frau nachzukommen, wurden für das vorgelagerte Bebau- ungsplanverfahren 1-35 zwei begleitende genderspezifische Analysen mit Besucherbefra- gungen zu den Themen Verkehr und Freiraum durchgeführt (Planergemeinschaft Kohlbren- ner, 2006/07).

Für die Verkehrsanalyse erfolgte die Befragung von insgesamt 411 Besuchern hinsichtlich: - der Wahl des Verkehrsmittels heute und im Planfall, - qualitativer Aspekte des Weges vom Verkehrsmittel zum Ziel - der Einstellung der BesucherInnen gegenüber angestrebten Planungszielen, vor allem Reduzierung des MIV zugunsten einer Erhöhung des Freiflächenanteils. - der Einstellung gegenüber flankierenden Maßnahmen zur Stärkung des ÖPNV.

Die Gender spezifische Auswertung wurde auf die Einbeziehung der Personengruppen der älteren (mobilitätsschwächeren) Verkehrsteilnehmer ausgeweitet. Ferner erfolgte eine ge- sonderte Betrachtung für die Philharmonie/KMS-Besucher.

Im Ergebnis lässt sich festhalten, dass in der Mehrzahl der Fälle keine signifikanten ge- schlechterspezifischen Unterschiede, was die Wahl des Verkehrsmittels, die Einstellung zu angestrebten Planungszielen und verkehrlichen Verhaltensmustern betrifft, bestehen.

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So ist die Verkehrsmittelwahl mit zwei Drittel ÖPNV und einem Drittel MIV annähernd gleich, lediglich das Verkehrsmittel Fahrrad wird fast doppelt so viel von Männern wie von Frauen genutzt, was nicht den gängigen Erfahrungswerten entspricht. Eine Vielzahl der Befragten sieht eine künftige Gestaltung des Gebiets mit mehr Freiflächen, weniger Straßen und Durchgangsverkehr positiv. Im Gegensatz zu den verfolgten Planungs- zielen würden insbesondere Frauen den Ausbau von Stellplätzen im Gebiet befürworten, nicht zuletzt vor dem Hintergrund befürchteter langer Wege in der Dunkelheit. Bezüglich der Schließung der Scharounstraße waren die Befragten mit je einem Drittel Zu- stimmung, Ablehnung oder Enthaltung geteilter Meinung. Seitens der weiblichen Befragten war die Skepsis gegenüber der Schließung etwas größer als bei den Männern, wobei hierfür Gründe wie ein drohender Wegfall des 200er Busses oder die unzureichende Erschließung des Gebiets genannt wurden. Trotz des Wunschs nach mehr Stellplätzen im Gebiet würde der Großteil der Befragten für den Besuch eines künftig mit deutlich weniger Stellplätzen ausgestatteten Kulturforums zum Großteil auf den Gebrauch des Kfz verzichten. Nur noch 10 % der Besucher wollen dann noch mit dem Pkw anreisen, Männer wie Frauen gleichermaßen. Bei der Nutzung des ÖPNV würden Frauen auch in Zukunft etwas mehr auf den ÖPNV setzen, Männer hingegen mehr auf das Fahrrad.

Für ältere Menschen spielt der eigene Pkw als künftiges Reisemittel hingegen eine größere Rolle. Nach wie vor setzen 20 % der Befragten auch in Zukunft auf dieses Verkehrsmittel. Bei der Philharmonie liegt der Anteil der MIV-Nutzer mit 16 % überraschend niedrig. Hinsichtlich einer möglichen Nutzung der Tiefgaragen am Potsdamer Platz besteht bei den meisten Befragten eine hohe Akzeptanz. Nur 18 % der Besucher zeigen eine ablehnende Haltung bezüglich der Tiefgaragen. Auch hier zeigen Männer und Frauen keine wesentlichen Unterschiede. Auch seitens der Philharmonie-Besucher ist die Ablehnung mit 15 % sogar unterdurchschnittlich. Die Einführung von Kombitickets würde ungefähr drei Viertel der Befragten nach eigener Einschätzung zum Umstieg auf den ÖPNV bewegen. Auch hier ist kein wesentlicher Unter- schied zwischen Männern und Frauen vorhanden. Die vergleichsweise geringen Unterschiede im Mobilitätsverhalten von Männern und Frauen sind möglicherweise Hinweis dafür, dass die Besucher des Kulturforums eine soziale Schicht repräsentieren, bei dem sich eine im Unterschied zur Gesamtbevölkerung stärkere Anglei- chung der Lebensverhältnisse vollzogen hat.

Ferner ist zu berücksichtigen, dass bei der Gender spezifischen Analyse in erster Linie der Freizeitverkehr erfasst wurde, bei der sich offensichtlich andere Mobilitätsmuster abzeichnen als in dem klassischen von der Arbeitswelt geprägten Mobilitätsverhalten. Durch den Bebauungsplan und die damit verbundenen Auswirkungen und Maßnahmen sind grundsätzlich mehr Frauen als Männer betroffen. Gemäß den Ergebnissen dieser und auch anderer Erhebungen besuchen statistisch mehr Frauen als Männer das Gebiet. Eine speziel- le Berücksichtigung der Belange weiblicher Besucher ist somit schon aufgrund des quantita- tiven Übergewichts gegeben.

Eine Gender orientierte Planung ist vor dem Hintergrund des ÖPNV als bevorzugtem Ver- kehrsmittel der weiblichen Besucher in jedem Fall zu stärken.

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Dem besonders von weiblichen und älteren Besuchern geäußerten Wunsch nach mehr Stellplätzen im Untersuchungsgebiet kann aufgrund des angestrebten Gesamtziels einer deutlichen Reduzierung des MIV nicht entsprochen werden. Umso mehr Augenmerk ist künf- tig bei den Freiflächen und Wegen zwischen Tiefgaragen und den Einrichtungen auf eine Gestaltung zu achten, bei der die Bedürfnisse der weiblichen und älteren Besucher Berück- sichtigung finden.

3.9.3 Entwurfsplanung Verkehrsanlagen (2014/15) Die Entwurfsplanung der Verkehrsanlagen hat für das städtebauliche Konzept hier eine gro- ße Bedeutung. Daher folgt eine detaillierte Beschreibung dieser Verkehrskonzeption, obwohl die Einteilung der Verkehrsflächen nicht Gegenstand der Festsetzung ist. Im Zusammenhang mit der Beantragung von GRW-Fördermitteln eröffnet sich die Möglich- keit, die bisherigen Planungen des Büros Valentien + Valentien für die Freiräume des Kul- turforums umzusetzen. Hierfür war die Erstellung von Bauplanungsunterlagen erforderlich, welche durch die Hoffmann-Leichter Ingenieurgesellschaft mbH im Frühjahr 2014 erarbeitet wurden. Das zuvor erarbeitete verkehrsplanerische Konzept vom Büro Liebing und Wegener wurde hierfür weiterentwickelt und auf der Grundlage des Freiraumkonzepts weiter konkreti- siert.

Das Freiraumplanungskonzept sieht eine Rücknahme des Individualverkehrs im Plangebiet vor. Die neu konzipierten Verkehrsflächen sollen vorwiegend dem Fuß- und Radverkehr so- wie dem ÖPNV, Taxen und Reisebussen vorbehalten sein. Die Pkw-Stellplätze im Bestand sollen ebenfalls auf die notwendigen Stellplätze für mobilitätseingeschränkte Personen redu- ziert werden. Zur Deckung des Stellplatzbedarfs besteht die Möglichkeit auf die umliegenden Parkhäuser im Bereich des Potsdamer Platzes zurückzugreifen.

3.9.3.1 Entwurfs- und Betriebsmerkmale sowie Querschnittgestaltung Matthäikirchplatz Basierend auf der geringen Begegnungshäufigkeit Bus - Bus (kein regelmäßiger Busverkehr) wird für diesen Bereich gemäß RASt 06 eine Fahrbahnbreite von 6,00 m gewählt. Zusätzlich soll zwischen Fahrbahn und Kirche ein 2,50 m breiter Gehweg angeboten werden, welcher auf Höhe des befestigten Matthäikirchplatzes endet. Daher kann der Straßenquerschnitt im Bereich des vorhandenen Rondells für Aufstellbuchten für Taxen östlich der Fahrbahn ge- nutzt werden. Westlich der Fahrbahn sind fünf Parklängsstände für mobilitätseingeschränkte Personen (3,00 m) sowie ein Gehweg mit einer Breite von 2,50 m geplant. Insgesamt ist im südlichen Bereich der St-Matthäus-Kirche ein Straßenraumquerschnitt von 14,50 m und auf Höhe des Rondells von 10,90 m geplant. Im Rahmen der Entwurfsplanung der Verkehrsan- lagen konnte angesichts der geplanten Busführung von der Sigismundstraße in Richtung Scharounstraße und ggf. weiter in Richtung Potsdamer Straße unter Beachtung der maßge- benden Schleppkurven im Einmündungsbereich ein ausreichend dimensionierter Schutzbe- reich für den Fußverkehr nachgewiesen werden.

Herbert-von-Karajan-Straße Angesichts des Begegnungsfalls Bus - Bus (regelmäßiger Linienverkehr) soll gemäß RASt 06 hier eine Fahrbahnbreite von 6,50 m gewählt werden. Westlich der Fahrbahn sollen sechs

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Parklängsstände in einer Breite von 3,00 m für sechs Reisebusse eingerichtet werden. Wei- ter südlich (im Bereich der Einfahrt zur Piazzetta) soll der Straßenraumquerschnitt um die Aufstellbuchten der Busse reduziert werden. Östlich der Fahrbahn sind 18 Senkrechtstell- möglichkeiten (4,30 m lang, zuzüglich 0,70 m Überhangstreifen) für mobilitätseingeschränkte Personen geplant. Weiterhin ist auf Höhe des Haupteingangs ein Aufstellbereich für Taxen auf einer Länge von ca. 59 m geplant. Westlich der Fahrbahn ist ein Gehweg in einer Breite von 2,50 m vorgesehen. Die Breite des östlich der Fahrbahn gelegenen Gehwegs variiert zwischen 3,70 m (inklusive Überhangstrei- fen) und 5,50 m im Bereich der Taxi-Aufstellflächen. Infolge der Planung ergibt sich im nörd- lichen Abschnitt eine Straßenraumbreite von 20,00 m, welche sich in Höhe der Zufahrt der Piazzetta auf ca. 17,00 m verringert.

Platzfläche auf der jetzigen Scharounstraße – Arbeitstitel „Scharounplatz“ Diese Platzfläche, die im Folgenden mit dem Arbeitstitel „Scharounplatz“ bezeichnet wird, ist als Mischverkehrsfläche geplant. Lediglich der Linienverkehr der BVG soll den Platz regel- mäßig queren. Ferner soll die Zu- und Abfahrt für die Tiefgarage des Kammermusiksaals weiterhin gewährleistet werden. Die Gestaltung des Platzes soll barrierefrei erfolgen, wobei der mittlere Bereich den Fußgängern vorbehalten werden soll und daher abgepollert wird. Zur Gewährleistung von geplanten turnusmäßigen Veranstaltungen sind teilweise versenk- bare Poller vorgesehen. Nördlich und südlich der Platzfläche sind Fahrbahnen in einer Breite von 4,00 m vorgesehen. Direkt daran schließen sich Gehwege in einer Breite von 3,00 m an. Die Zu- und Abfahrten der bewirtschafteten Tiefgarage des Kammermusiksaals (103 Stell- plätze) sind weiterhin zu gewährleisten. Da die Öffnungszeiten der Tiefgarage zeitlich be- grenzt sind, ist eine temporäre Aufstellmöglichkeit für Tiefgaragennutzer auf dem „Scharoun- platz“ planerisch zu berücksichtigen. Um Rückstauerscheinungen durch wartende Pkw kurz vor Öffnungsbeginn in den Einfahrtbereich auf den „Scharounplatz“ zu vermeiden, die an- dernfalls den reibungsfreien Verkehrsablauf der BVG Buslinie 200 beeinträchtigen könnten, ist der nördliche 3,00 m breite „Gehwegbereich“ für eine kurzzeitige Aufstellung der Pkw vor- gesehen.

3.9.3.2 Öffentliche Verkehrsanlagen Die Buslinie 200 verkehrt über die Herbert-von-Karajan-Straße und den „Scharounplatz“ tagsüber im 10-Minuten-Takt. Zwischen 21:00 Uhr und 24:00 Uhr wird von Süden her über den Straßenraum Matthäikirchplatz zusätzlich die Buslinie M41 geführt. Ferner werden bei Veranstaltungen in der Philharmonie/ Kammermusiksaal Verstärkerbusse eingesetzt, welche über den „Scharounplatz“ weitergeführt werden. Die Betriebshaltestelle für die Verstärker- busse ist in der Sigismundstraße vorgesehen. Die vorhandene Haltestelle in der Herbert-von-Karajan-Straße entfällt. Auf dem „Scharounplatz“ ist die Einrichtung von Haltestellen jeweils in beide Fahrtrichtungen vorgesehen. Die Haltestellenlänge soll jeweils 20,0 m betragen und barrierefrei gestaltet werden. Im Rahmen der Erarbeitung der Entwurfsplanung für die Verkehrsanlagen wurde davon ausgegangen, dass die südlich an den „Scharounplatz“ grenzende Fläche als zentrale Freifläche genutzt wird, weshalb keine Konflikte zwischen Fußgängerinnen, Fußgängern und wartenden Fahrgästen im Bereich der südlichen Haltestelle erwartet wurden. Nun ist die Freifläche östlich der St.- Matthäus-Kirche als Standort für den Museumsneubau vorgese- hen. Aufgrund dieser Entscheidung ist auch das Freiraumkonzept anzupassen. Die als 2.

26 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Baustufe vorgesehene Umgestaltung der Freifläche neben der St.-Matthäus-Kirche wird da- her zurückgestellt. Das Freiraumkonzept hat dabei mit Anpassungen aber weiterhin Bestand und wird eine wesentliche Vorgabe in dem folgenden Ideenwettbewerb für das Museum des 20. Jahrhunderts darstellen. Hierbei ist auch ein ausreichender Freiraum im Bereich der ge- planten Bushaltestelle vorzusehen, um Konflikte zwischen den Fußgängern und wartenden Fahrgästen zu vermeiden. Die im Zuge des Umbaus des Bereichs "T4" erforderlich gewordenen Haltestellen auf der Westseite der Potsdamer Straße sind bereits umgesetzt. Neben den zwei neu errichteten Haltestellen auf Höhe der Einmündung Scharounstraße wird der Abschnitt des westlichen Fahrbahnrands der Potsdamer Straße für Rückzugsmöglichkeiten der Linienbusse vorgehal- ten. Der Streckenabschnitt bietet Aufstellmöglichkeiten für insgesamt sechs Fahrzeuge. Bei Veranstaltungen auf dem „Scharounplatz“/ im Bereich Kulturforum (1-2-mal pro Jahr) muss der Linienbusverkehr über die Tiergartenstraße und die Ben-Gurion-Straße umgeleitet werden.

3.9.3.3 Straßenausstattung Taxi-Aufstellflächen Im Bereich Herbert-von-Karajan-Straße (Ost) ist ein Taxi-Aufstellbereich für 10 Taxen ge- plant, der auch entsprechend ausgewiesen wird. Für Nachrücker wird zusätzlich ein Aufstellbereich in der Straße Matthäikirchplatz (Ost) für bis zu 13 Fahrzeuge bei Veranstaltungsende vorgesehen, der Sichtkontakt zum Aufstellbe- reich in der Herbert-von-Karajan-Straße (ca. 90 m Entfernung) ist über den „Scharounplatz“ gegeben. Der motorisierte Individualverkehr, der in weiten Teilen zum jetzigen Zeitpunkt aus Park- suchverkehr besteht, entfällt mit Umsetzung der Planung mit Ausnahme der Anfahrmöglich- keit mobilitätseingeschränkter Stellplätze. Die Anbindungen an die Tiergartenstraße im Nor- den bzw. die Sigismundstraße im Süden des Kulturforums bieten somit ausreichende Er- schließungsmöglichkeiten. Verkehrsverzögerungen aufgrund der neuen Straßenraumgliede- rung sind nicht zu erwarten.

Lichtsignalanlagen Im Zuge des Straßenbauvorhabens ist eine Umverlegung bzw. Neuanordnung einer signali- sierten Querungsmöglichkeit über die Potsdamer Straße in dem Bereich „Scharoun- platz“/Philharmonie vorgesehen. Die derzeitige Querungsmöglichkeit der Potsdamer Straße im Kreuzungsbereich mit der Ben-Gurion-Straße wird von fußläufigen Besucherströmen vom Potsdamer Platz in Richtung Kulturforum nicht rechtzeitig wahrgenommen. Im weiteren Ver- lauf nach Süden (in einem Abstand von etwa 160 m) ist derzeit erst wieder auf Höhe der Staatsbibliothek eine weitere Querungsmöglichkeit gegeben. Aufgrund der Planung des zu- künftigen „Scharounplatzes“ ist eine Verlegung der Lichtsignalanlage (LSA) auf Höhe der Staatsbibliothek um etwa 50 m Richtung Norden geplant. Eine Abstimmung des LSA-Plans mit der Verkehrslenkung Berlin steht noch aus. Im Rahmen der Behördenbeteiligung gemäß § 4 Abs. 2 BauGB wurde seitens der Verkehrslenkung Berlin mit Schreiben vom 30.06.2015 mitgeteilt, dass eine Verlegung der LSA-Anlage in der Potsdamer Straße (Staatsbibliothek) grundsätzlich erfolgen kann. Im Rahmen der weiteren Planung muss die Gewährleistung der Koordinierung sowie der Busbeeinflussung nachgewiesen werden. Der erforderliche Nach- weis der Schleppradien von Bussen für den gesamten Geltungsbereich erfolgte bereits im

27 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Rahmen der Entwurfsplanung. Ferner sind im Bereich des „Scharounplatzes“ die vorhande- nen Radverkehrsanlagen in der Potsdamer Straße baulich anzupassen und die LSA ist bar- rierefrei auszustatten.

Des Weiteren wurde im Jahr 2006 im Rahmen der ÖPNV-Beschleunigung eine Lichtzei- chenanlage (LZA) am Knoten Tiergartenstraße / Herbert-von-Karajan-Straße angeordnet. Die Beauftragung und die Finanzierung erfolgt durch die BVG.

Design for all Im Sinne des "Design for all" genügt der Verkehrsraum den Bedürfnissen aller Verkehrsteil- nehmer. Daher sind auch die Belange mobilitätseingeschränkter Menschen gleichberechtigt zu berücksichtigen, zu denen neben den Menschen mit Behinderungen (mobilitätseinge- schränkt im engeren Sinne) auch die Menschen mit reisebedingter und altersbedingter Mobi- litätseinschränkung (im weiteren Sinne) zählen. Aufgrund des demografischen Wandels ist in Zukunft mit einer weiter steigenden Zahl mobilitätseingeschränkter einschließlich sinnesbe- hinderter Menschen zu rechnen. Aus diesem Grund ist im Sinne einer zukunftsorientierten und nachhaltigen Planung die Barrierefreiheit im Straßenraum berücksichtigt. Eine Abstim- mung des vorliegenden Entwurfs mit dem Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin (ABSV) ist erfolgt. Mit gleicher Relevanz fließen auch die Aspekte des Gender-Mainstreaming in die Planung ein. Unter Anderem erfolgt auch die Einbindung des Frauenbeirats bei der weiterführenden Planung.

Baumpflanzungen Entlang des Matthäikirchplatzes sind aufgrund des zur Verfügung stehenden geringen Stra- ßenraums keine straßenbegleitenden Baumplanzungen möglich. In der Herbert-von-Karajan- Straße sind im östlichen Gehwegbereich neben dem Erhalt von vier Bestandsbäumen zu- sätzlich fünf Neupflanzungen vorgesehen. Auf dem „Scharounplatz“ sind sechs Neupflan- zungen geplant.

Wartehalle Auf der Nord und Südseite des „Scharounplatzes“ besteht für die BVG die Möglichkeit, im Bereich der Haltestelle auch das Aufstellen einer Wartehalle vorzusehen. Die nördlich an- grenzenden vorhandenen Lüftungsöffnungen der Tiefgarage werden planungsseitig berück- sichtigt.

4 Entwicklung der Planungsüberlegungen

4.1 Planungsmoratorium (1995) Mit der Öffnung der Mauer und der Wiedervereinigung Berlins rückte das Kulturforum zurück in das Zentrum der Stadt, womit sich das Bezugssystem für das Kulturforum entscheidend änderte. Aufgrund der geänderten Rahmenbedingungen beschloss der Senat von Berlin im Jahr 1995 (Senatsbeschluss Drs. 12/5700) ein Planungsmoratorium im Kulturforum mit dem Ziel, die Situation am Potsdamer Platz besser beurteilen zu können.

28 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

4.2 Planwerk Innenstadt (1996/97) Mit der Aufnahme der Arbeiten zum Planwerk Innenstadt wurden durch die "Planungswerk- statt Kulturforum" auch erste Vorschläge und städtebauliche Grundsätze für die weitere Ent- wicklung dieses Orts erarbeitet. Das Kulturforum als weitgehend landschaftlich gestalteter öffentlicher Raum wurde als neues Leitbild formuliert, wobei das Zentrum des Gebiets weiter freigehalten und überflüssige Straßen und Parkplätze herausgenommen werden sollten. Un- ter Beibehaltung der bestehenden Sichtachsen sollte auch eine behutsame bauliche Nach- verdichtung an den Rändern ermöglicht werden. Die Innenfläche des Kulturforums war als "grüner Teppich" geplant, welcher durch kleinere Skulpturen als Kunstgarten qualifiziert wer- den sollte. Aufgrund der geänderten Besucherströme war für die Philharmonie ein zusätzli- cher östlicher Eingang geplant. In Scharouns Entwürfen war kein hierarchischer Hauptein- gang vorgesehen, wodurch die Entwicklung eines weiteren Eingangsbereichs ermöglicht wurde, ohne zugleich die Grundidee des ursprünglichen Entwurfs in Frage zu stellen.

4.3 Freiraumkonzept (1997/98) Obwohl das Planwerk Innenstadt 1997 keine verbindliche Vorgabe für Planungen darstellte, bildete es die maßstäbliche Orientierung für den im gleichen Jahr ausgelobten landschafts- planerischen Ideen- und Realisierungswettbewerb mit städtebaulichem Anteil. Der Schwer- punkt des Wettbewerbs lag auf der ersten Realisierungsstufe. Vorrangiges Ziel war es, den Bereich zwischen den Museen der Europäischen Kunst, Nationalgalerie, Staatsbibliothek und Scharounstraße landschaftsarchitektonisch zu gestalten und von Zwischennutzungen zu befreien, um so auch ein angemessenes Umfeld für die 1998 eröffnete Gemäldegalerie zu erreichen. Das Konzept der Landschaftsarchitekten Valentien + Valentien sowie der Archi- tekten Hilmer & Sattler gingen aus diesem Wettbewerbsverfahren als Sieger hervor. Die übergeordnete Leitidee des Entwurfs besteht darin, die das Kulturforum prägenden Solitär- bauten in ihren Eigenarten zu respektieren und diese einem dazu passenden Freiraum zu- zuordnen. Eine zentrale Bedeutung kam dabei dem zwischen der Philharmonie und der Neuen Nationalgalerie positionierten Baumhain aus 100 Kiefern zu, welcher zwischen den klassischen Formen der Neuen Nationalgalerie Mies van der Rohes und der organischen Formensprache Scharouns vermittelt. Der zentrierende und gleichzeitig offene Raum sollte für wechselnde Skulptur-Ausstellungen, als Festplatz, Stadtgarten und Spielplatz die funktio- nale Mitte des Kulturforums bilden. Eine westlich des Baumplatzes, der Piazzetta und dem Kupferstichkabinett vorgelagerte Stadtloggia sollte einen Museumsvorhof schaffen und die Museen näher an das Kulturforum heranrücken. Darüber hinaus war vorgesehen, alle an- grenzenden Innen- und Außenräume durch fächerartige Granitwege differenziert miteinander zu verknüpfen. Anlässlich der Eröffnung der Gemäldegalerie am 12. Juni 1998 erfolgte auch die Realisierung von zwei Dritteln des geplanten Baumhains.

4.4 Konzept zur Weiterentwicklung des Kulturforums (2002-2004) Im Auftrag des Abgeordnetenhauses hat sich die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung erneut mit dem Kulturforum und seiner bisherigen Entwicklung sowie den zugrundeliegenden Leitbildern auseinandergesetzt. Als Grundlagen sollten einerseits die Beschlüsse des Abge- ordnetenhauses als auch das städtebauliche Leitbild Scharouns dienen. Im Frühjahr 2002 begann die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung im Dialog mit den Anrainern und dem

29 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Bezirk Mitte, Bausteine für ein Konzept zur Weiterentwicklung des Kulturforums zu erarbei- ten. Im Ergebnis wurden folgende acht Essentials formuliert:

1. Dem Kulturforum fehlt nicht ein weiteres Gebäude, sondern das Forum als öffentlicher Raum. Weiterentwicklung des Kulturforums bedeutet daher, den vorhandenen qualitätvol- len Einrichtungen und Architekturen einen Rahmen öffentlicher Räume zu geben, der ih- rer Bedeutung entspricht und gleichermaßen die notwendigen Ergänzungen zulässt.

2. Die Grundlage bei der Weiterentwicklung des Kulturforums bildet der Respekt und daraus abgeleitet die Inszenierung seiner vier architektonischen Monumente: Philharmonie, Neue Nationalgalerie, Staatsbibliothek und St.-Matthäus-Kirche.

3. Weiterentwicklung des „Kulturforums auf der Grundlage der Scharounschen Idee” heißt unter den o.g. Aspekten  Konzentration auf einen stadtlandschaftlich gestalteten Kernraum,  Schaffung eines der St.-Matthäus-Kirche zugeordneten Stadtplatzes sowie  eines neuen Museumsplatzes anstelle der „Piazzetta” genannten Rampe.

4. Zur Aufwertung der drei unterschiedlich gestalteten öffentlichen Räume sind bauliche Er- gänzungen notwendig. Dies bedeutet für  den von Hans Scharouns Bauten geprägten Raum zwischen Philharmonie und Staats- bibliothek eine sensible Ergänzung mit Hilfe eigenständiger Baukörper im Sinne der Scharounschen Entwurfslogik im Übergangsbereich zum Potsdamer Platz,  den Matthäikirchplatz eine bauliche Fassung der beiden Seiten unter Bewahrung des heute noch bestehenden Platzgrundrisses. Hierdurch wird die Position der Stülerkirche als ältestem Gebäude unterstrichen.  den neuen Museumsplatz den Abbruch der Rampe und den Neubau der Übergangs- bauwerke zu dem vorhandenen und dem geplanten Museum, beispielsweise durch ei- ne umlaufende Kolonnade. Die Eingänge zu den vier Museen werden um den Platz ebenerdig angelegt.

5. Von der Neuen Nationalgalerie als weithin freigestelltes Gebäude als Abschluss- bzw. Eintrittsgebäude in das Kulturforum soll die freie Sichtbeziehung über den Stadtland- schaftsraum zur Philharmonie erhalten bleiben.

6. Um das Kulturforum aus seiner derzeitigen stadträumlichen Isolation zu befreien, wird es mit dem umliegenden Tiergarten und dem Potsdamer Platz fußgängerfreundlich vernetzt.

7. In dem ursprünglich als „Stadt in der Stadt” geplanten Kulturforum sollen auf einem Teil der Grundstücke des Landes Berlin sowie der Stiftung Preußischer Kulturbesitz andere als kulturelle Nutzungen ermöglicht werden. Diese ergänzenden Nutzungen sollen sich in ihrer baulichen Form wie in ihrer Höhenentwicklung den vorhandenen Kulturbauten unter- ordnen.

8. Im Rahmen einer städtebaulichen Kalkulation für das Land Berlin und die Stiftung Preußi- scher Kulturbesitz ist die Haushaltsneutralität aller Umbaumaßnahmen der öffentlichen Straßen und Platzräume nachzuweisen. Die dazu notwendige Ausweisung geeigneter Baugrundstücke ist Teil dieser Konzeption.

30 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Auf der Grundlage dieser Essentials wurden städtebauliche Grundsätze abgeleitet und schließlich Testentwürfe entwickelt. Die Ergebnisse des "Konzepts zu Weiterentwicklung des Kulturforums" sind in der Tradition des "Planwerks" als Hypothese zu verstehen, welche im weiteren Planungsprozess überprüft und konkretisiert werden soll.

4.5 Masterplan (2004-2006) Der weitere Prozess der Konkretisierung der Essentials basierte sowohl auf einem breit an- gelegten Diskurs mit der Fachöffentlichkeit einerseits und der Öffentlichkeit andererseits. Die zwischen Juni und Dezember 2004 durchgeführte und kooperativ angelegte Planungs- werkstatt hatte die Überarbeitung der zu Grunde gelegten Essentials sowie der zuvor vorge- schlagenen Baupotenziale zum Ziel. Hierfür wurden fünf Architekturbüros beauftragt, welche jeweils einen Teilraum bearbeiteten. Die Beteiligung der Stadtöffentlichkeit wurde in Form von sechs Architekturgesprächen und einer Online-Beteiligung durchgeführt. Da die Büros in den Gesamtabstimmungsprozess mit den Anrainern und den weiteren Betei- ligten eingebunden waren sowie Kenntnisse von den Ergebnissen der parallel durchgeführ- ten Online-Bürgerbefragung hatten, konnte eine schlüssige Gesamtkonzeption entwickelt werden. Im Jahr 2006 wurde der Masterplan (Leitbild) zur Weiterentwicklung des Kulturforums be- schlossen. Inhaltlich konnten die konzeptionellen Ziele aus dem Jahr 2004 grundsätzlich bestätigt werden, jedoch folgte der Masterplan stärker dem Leitbild Hans Scharouns, aus Solitären eine moderne Stadtlandschaft zu formulieren. Die landschaftsarchitektonische Qualifizierung rückte daher noch mehr in den Fokus der Betrachtung. Bauliche Ergänzungen sollten nur durch eine zurückhaltende Addition weiterer Objekte erfolgen, welche die Neue Nationalgalerie von Mies van der Rohe und die Philharmonie von Scharoun in ihrer Raum- wirksamkeit nicht in Frage stellen. Dabei wurden die beiden Plätze, d. h. der historische Mat- thäikirchplatz und der Neue Museumsplatz im Maßstab und der Gestaltung eigenständig ausgebildet, aber freiraumgestalterisch mit dem offenen Landschaftsraum verbunden. Um die Aufenthaltsqualität dieses Freiraums zu verbessern, war es notwendig die Zielkonflik- te zwischen dem fließenden und ruhenden Verkehr einerseits und dem Anspruch der Fuß- gänger andererseits weitgehend aufzulösen. Dafür wurde der Verzicht auf einen Großteil der oberirdischen Stellplätze sowie die Neuordnung der Verkehrsflächen erforderlich. Im Master- plan werden daher mehrere Veränderungen im Straßennetz und für die Abwicklung des ÖPNV und des ruhenden Verkehrs formuliert. In dem stadtlandschaftlich gestalteten Raum des Kulturforums wurden an der Peripherie Flä- chen für private Bauprojekte ausgewiesen. Die Ausweisung der Bauflächen erwuchs vor al- lem aus der funktionalen und städtebaulichen Qualifizierung des Kulturforums, diente aber auch der Refinanzierung der vorgeschlagenen Umbaumaßnahmen.

4.6 Bebauungsplanverfahren 1-35 (2006-2008) Nach Beschluss des Masterplans für die weitere städtebauliche Entwicklung des Areals soll- ten in einem verbindlichen Bebauungsplan die Einteilung der Freiflächen und die Bestim- mung der Baupotenziale erfolgen. Aufgrund der Bedeutung des Plangebiets waren für die Realisierung der einzelnen Baupotenziale Realisierungswettbewerbe vorgesehen, welche nach Bedarf durchgeführt werden sollten.

31 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hat am 9. Mai 2005 beschlossen, für die Flächen am Standort „Kulturforum” - zwischen Tiergartenstraße, Entlastungsstraße inklusive dem Grundstück der Staatsbibliothek, Reichpietschufer, Hitzigallee, Sigismundstraße und Stauf- fenbergstraße - im Bezirk Mitte, Ortsteil Tiergarten den Bebauungsplan 1-35 aufzustellen, nachdem das Kulturforum am 5. Oktober 2004 als Bereich von außergewöhnlicher stadtpoli- tischer Bedeutung festgestellt wurde. Nach Auswertung der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit, die in der Zeit vom 6. Juni bis einschließlich 15. Juli 2004 stattfand, ist im weiteren Verlauf des Verfahrens vorgesehen, den Geltungsbereich auf Grundlage der aus dem Masterplan entwickelten Baupotenziale und Baugrundstücke je nach Erfordernis anzupassen, d. h. zu reduzieren und/oder in Einzel- pläne zu teilen.

Der Masterplan besitzt weiterhin seine Gültigkeit, jedoch hat die aktuelle, gemeinsam mit den Anrainern durchgeführte Analyse zu der Erkenntnis geführt, dass die im Masterplan vorge- sehenen ergänzenden Bauten nur langfristig realisierbar und kaum wirtschaftlich darstellbar sind. Das Bebauungsplanverfahren 1-35ba, in dem sich nach Teilung des Geltungsbereichs des Bebauungsplanes 1-35 die Flächen für die ergänzenden Bauten befinden, wurde des- halb nicht vordringlich weiterentwickelt. Da aber der derzeitige Zustand des öffentlichen Raums in diesem Areal in keiner Weise der Bedeutung des Ortes entspricht, soll es in einem ersten Schritt darum gehen, dem Kulturfo- rum zeitnah durch freiraumgestalterische Maßnahmen die Attraktivität zu geben, die seiner herausragenden Bedeutung in der Stadt angemessen ist. Hierfür sollte das 1998 prämierte Freiraumkonzept von Valentien + Valentien in einem Werkstattprozess mit den Anliegern, dem Bezirksamt Mitte und der Stadtöffentlichkeit erneut diskutiert und überarbeitet werden.

32 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

4.7 Weiterentwicklung des Freiraumkonzeptes (2009/10) Im Rahmen eines intensiven Werkstattprozesses wurde der Freiraumentwurf seit Juni 2009 mit den betroffenen Anrainern und fachlichen Experten überarbeitet. In der weiteren Detail- planung sollten auch die Meinungen und Anregungen der Öffentlichkeit Berücksichtigung finden, weshalb die Konzeptpläne am 23. Februar 2010 im Rahmen einer Bürgerwerkstatt im Foyer des Kammermusiksaals der Stadtöffentlichkeit zur Diskussion gestellt wurden. Als Grundlage dienten hierfür die überarbeiteten Planungen des Büros Valentien + Valentien.

33 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Die Diskussion wurde in folgende Themenkomplexe gegliedert: - Grünplanung und Verkehr, - Lichtkonzept und Adressbildung, - Zwischennutzung und Kulturmanagement sowie - Offene Themen und Ideen.

Grundsätzlich wurden die vorgestellten Konzeptentwürfe der Landschaftsplaner und die vor- gesehene zeitnahe Realisierung äußerst positiv aufgenommen und diskutiert. Im Rahmen des Werkstattverfahrens wurden einige Entwurfsideen des ursprünglichen Kon- zepts aus dem Jahr 1998 verifiziert bzw. weiterentwickelt, während andere Entwurfselemen- te im Laufe des Planungsprozesses verworfen wurden. Die Ergebnisse dieses Werkstattver- fahrens mündeten auch in einer Neuformulierung/Fortschreibung des Masterplans aus dem Jahr 2006, weshalb auf die einzelnen Inhalte im nachfolgenden Kapitel eingegangen wird. Das überarbeitete Freiraumkonzept 2009/10 mündete in eine abgestimmte Vorplanung, die Bestandteil der Bauplanungsunterlagen wurde. Diese Bauplanungsunterlage liegt seit Mai 2015 vor. Im Oktober 2015 wurde mit der Umgestaltung begonnen. Aufgrund des Beschlusses zur Aufstellung des Bebauungsplans 1-35ba zur Schaffung der planungsrechtlichen Grundlage für die Errichtung des Museumsneubaus, wurde die Umset- zung des Freiraumkonzeptes im Bereich des sogenannten „Scharounplatzes“ und im Bereich des Matthäikirchplatzes vorerst zurückgestellt. Die Planung wird in den Jahren 2016-2017 fortgeschrieben.

4.8 Weiterentwicklung des Masterplans (2011) Entsprechend dem Abgeordnetenhaus-Beschluss vom 31.03.2011 wurde der im Jahr 2006 beschlossene Masterplan auf Grundlage des aktuellen Freiraumkonzepts von Valentien + Valentien fortgeschrieben.

Drei Säulen prägen das neue prozessorientierte Konzept: Im Sinne des Scharounschen Leitbilds und nach Entwürfen der Landschaftsarchitekten Va- lentien + Valentien erfolgt die Schaffung von stark landschaftlich und grün geprägten Frei- räumen. Dabei soll die Gestaltung zu einer aktiven und kreativen Nutzung anregen. Darüber hinaus ist ein gemeinsames Kulturmanagement vorgesehen. Das kulturelle Angebot der Kulturinstitutionen soll zukünftig besser in den öffentlichen Raum getragen werden. Weiterhin sind ergänzende Nutzungen wie Gastronomie und ein Besucherzentrum - als zent- rale Anlaufstelle für Besucher - vorgesehen, welche die Attraktivität und Aufenthaltsqualität des Orts stärken sollen. Für die Philharmonie ist ein attraktives Entree vorgesehen, das sich zum Potsdamer Platz hin orientieren soll. Mit dem neuen Freiraumfoyer wird aus der ehemaligen Rückseite des Ensembles die neue Vorderseite. Der großzügige Platz weist den Weg zum Eingang. Die bisher vorhandenen Parkplätze werden aufgelöst und der verwilderte Baumbestand ausge- lichtet, damit die Sichtbeziehung zur Philharmonie und zum Kammermusiksaal wieder her- gestellt wird. Im Bereich der Scharounstraße entsteht eine weitere Platzfläche. Sie gleicht in Form und Ausgestaltung dem Vorplatz der Philharmonie und lenkt den Besucher zur Piazzetta und den dort angesiedelten Museen. Der Platz ist für den Verkehr gesperrt - nur die öffentliche Busli-

34 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan nie kann ihn queren. Die Zufahrt zur Tiefgarage der Philharmonie ist nur für berechtigte Per- sonen möglich.

Der ursprünglich als Baumhain konzipierte Raum ist nunmehr als zentrale Freifläche vorge- sehen und schließt direkt an den verkehrsfreien, trichterförmig zulaufenden „Scharounplatz“ an. Die St.-Matthäus-Kirche wird durch das Freiraumkonzept eingebunden. Der Bezug zu ihrem Vorplatz und die Sichtachse zum Tiergarten bleiben erhalten. Der Verkehr rund um die Kir- che wird deutlich reduziert. Weiterhin Bestand hat die Idee, die Herbert-von-Karajan-Straße nach Westen zu versetzen. Sie soll Stellflächen für Reisebusse, Taxen und mobilitätseinge- schränkte Menschen aufnehmen.

Im Norden der Philharmonie ist im Masterplan der zentrale "Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen »Euthanasie«-Morde am Ort der Planungszentrale, Tiergartenstraße 4 " vorgesehen. Im Rahmen des Gestaltungswettbewerbs hat das Preisge- richt am 23. November 2012 den Entwurf der Architektin Ursula Wilms sowie der Land- schaftsgestalter Nikolaus Koliusis und Heinz W. Hallmann zur Realisierung empfohlen. Das Konzept mit seiner 31 m langen und 3,10 m hohen, transparenten, hellblauen Glaswand, die mittig auf einer leicht geneigten dunklen Fläche mit großformatigen, glatten, schwarz einge- färbten Betonplatten steht, wurde zwischenzeitlich umgesetzt. Ziel ist die konzeptionelle Ein- bindung des Gedenk- und Informationsorts T4 in das Freiraumkonzept, indem die benach- barte Rasenfläche mit einem verbindenden Plattenweg zur Gedenktafel angebunden wird.

4.9 Neubau des Museums des 20. Jahrhunderts Mit der Entscheidung des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages vom 13.11.2014, den Etat 2015 der Staatsministerin für Kultur und Medien zu erhöhen, können in den nächsten Jahren bis zu 200 Millionen Euro für die Errichtung eines Museums des 20. Jahrhunderts in Berlin zur Verfügung gestellt werden. Derzeit ist eine Mittelfreigabe für Juli 2017 vorgesehen. Es standen drei mögliche Grundstücke zur Diskussion: - das Grundstück westlich der Neuen Nationalgalerie (Sigismundstraße), - die zentrale Freifläche östlich der St.-Matthäus-Kirche (Potsdamer Straße) sowie - das Grundstück westlich des Kunstgewerbemuseums (Tiergartenstraße).

Da eine direkte inhaltliche Verknüpfung des Museums des 20. Jahrhunderts mit der Neuen Nationalgalerie notwendig ist, entfiel das Grundstück westlich des Kunstgewerbemuseums als Standort für den Museumsneubau. Die anfängliche Überlegung, beide verbleibenden Baupotenzialflächen als möglichen Standort für das neue Museum zu betrachten, wurde auf Bitte des Bundesrechnungshofs revidiert, um die Ausschreibungstexte klarer gestalten zu können. Nunmehr ist die Freifläche östlich der St.-Matthäus-Kirche als Standort für den Mu- seumsneubau vorgesehen. Das Freiraumkonzept hat dabei mit Anpassungen aber weiterhin Bestand und ist eine we- sentliche Vorgabe in dem ausgelobten Ideenwettbewerb. Die Aufwertung der Freiräume kann auch dann erfolgreich erfolgen, wenn die Fläche östlich des Matthäikirchplatzes weit- gehend für den Bau des Museums benötigt wird.

35 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

4.10 Teilung des räumlichen Geltungsbereichs des Bebauungsplans 1-35 (2014) Auf der Grundlage des überarbeiteten Konzepts von Valentien + Valentien wurde von der Grün Berlin Stiftung unter Federführung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt eine Vorplanung zur Umsetzung des Konzepts erarbeitet. Da das Konzept in Teilbe- reichen eine Neuordnung der Verkehrsflächen vorsieht, ist die Weiterführung des Bebau- ungsplans 1-35 erforderlich. Im Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplans1-35 wurde zu- nächst der gesamte Bereich, der den Masterplan umfasst, in den Geltungsbereich aufge- nommen. Aufgrund der Sachlage, dass die Realisierung einiger Teilbereiche weiterhin nicht absehbar ist und das Freiraumkonzept in den nächsten Jahren modular umgesetzt werden soll, wird der Geltungsbereich für einen zügigen Verfahrensverlauf aufgeteilt. Mit Bekanntmachung vom 27. Mai 2014 beschloss die Senatsverwaltung für Stadtentwick- lung und Umwelt, den Geltungsbereich des Bebauungsplans 1-35 (Kulturforum) zu teilen. Die aufzustellenden Bebauungspläne 1-35a, 1-35b und 1-35c umfassten jedoch nicht den gesamten Geltungsbereich des Bebauungsplans 1-35. Für den bestehenden Wohnungsbau an der Hitzigallee und für das Wissenschaftszentrum besteht keine Erfordernis zu boden- rechtlichen Festsetzungen, weshalb die Geltungsbereiche der Bebauungsplanentwürfe um die entsprechenden Flächen reduziert wurden. Die Entscheidung des Haushaltsauschusses des Deutschen Bundestages, 200 Millionen Euro für die Errichtung eines Museums des 20. Jahrhunderts zur Verfügung zu stellen, machte eine erneute Änderung der Geltungsbereiche im Jahr 2015 erforderlich.

36 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Des Weiteren wurde der Geltungsbereich des ehemaligen Bebauungsplans 1-35b für einen zügigen Verfahrensverlauf im Zusammenhang mit der Realisierung des Museumsneubaus in die Geltungsbereiche 1-35ba und 1-35bb geteilt.

Die zentrale Freifläche an der Potsdamer Straße zählt zu den favorisierten Standorten für das zukünftige Museum, weshalb sich der gesamte Bereich dieser Fläche nunmehr in dem im Verfahren befindlichen Bebauungsplan 1-35ba befindet. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt hat daher am 9. Januar 2015 be- schlossen, den Geltungsbereich des Bebauungsplanentwurfs 1-35a um die Flurstücke 180/6 (teilweise), 2667 (teilweise), 2716 (teilweise) sowie eine Teilfläche des Matthäikirchplatzes im Bezirk Mitte, Ortsteil Tiergarten einzuschränken und den Geltungsbereich des im Verfah- ren befindlichen Bebauungsplans 1-35ba entsprechend zu erweitern.

Der hier behandelte Bebauungsplan 1-35a umfasst nunmehr das Gelände zwischen Tiergar- tenstraße, Ben-Gurion-Straße, Potsdamer Straße, Scharounstraße, Matthäikirchplatz und Herbert-von-Karajan-Straße sowie dem Matthäikirchplatz (teilweise), die Flurstücke 2319 (St.-Matthäus-Kirche), 2665 und Teilflächen der Flurstücke 180/6, 2716, 2667 (an der Her- bert-von-Karajan-Straße), 158/1, 2280 (an der Scharounstraße) und eine Teilfläche der Sigismundstraße im Bezirk Mitte, Ortsteil Tiergarten.

37 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

II Umweltbericht 1 Einleitung

1.1 Kurzdarstellung der Inhalte und Ziele des Bebauungsplans Der aus dem Bebauungsplan 1-35 „Kulturforum“ nach Durchführung der frühzeitigen Beteili- gungsverfahren im Jahr 2005 hervorgegangene Bebauungsplan 1-35a dient der planungs- rechtlichen Neuordnung der Verkehrsflächen im nordöstlichen Teilbereich des Kulturforums Berlin auf der Grundlage des zum „Strukturkonzept zur Weiterentwicklung des Kulturforums“ von 2011 weiter entwickelten Freiraumkonzepts der Landschaftsarchitekten Valentien + Va- lentien. Zudem sollen die planungsrechtlichen Voraussetzungen für den im Masterplan vor- gesehenen Erweiterungsbau für Nutzungen der auf bisherigen Stell- platzflächen südlich des Musikinstrumentenmuseums geschaffen werden. Vorgesehen ist die Festsetzung von Flächen für den Gemeinbedarf mit Zweckbestimmung „Kulturelle Einrich- tungen“ und „Kirchliche Einrichtungen“ sowie von öffentlichen Straßenverkehrsflächen und Verkehrsflächen mit besonderer Zweckbestimmung „Fußgängerbereich“ und verkehrsberu- higter Bereich“. Die auf den Flächen für Gemeinbedarf vorhandenen und geplanten gärtne- risch gestalteten Pflanzflächen sollen als Flächen zum Anpflanzen bzw. als Flächen mit Er- haltungsbindungen festgesetzt werden. Das Kulturforum unterliegt als Gesamtanlage (En- semble) dem Denkmalschutz. Die Philharmonie und die ebenfalls im Geltungsbereich gele- gene St.-Matthäus-Kirche sind eingetragene Baudenkmale. Die Abgrenzung des Denkmal- bereichs sowie die Baudenkmale werden nachrichtlich in den Bebauungsplan übernommen. Der Geltungsbereich des Bebauungsplans 1-35a umfasst rund 6 ha. Vertiefende Ausführun- gen zu den Inhalten und Zielen des Bebauungsplans sind Kapitel III Planinhalt zu entneh- men.

1.2 Darstellung der in einschlägigen Fachgesetzen und Fachplänen festgeleg- ten Ziele des Umweltschutzes, die für den Bauleitplan von Bedeutung sind und der Art, wie diese Ziele und die Umweltbelange bei der Aufstellung be- rücksichtigt wurden

Baugesetzbuch (BauGB) Die Bauleitpläne sollen eine nachhaltige städtebauliche Entwicklung, die die sozialen, wirt- schaftlichen und umweltschützenden Anforderungen auch in Verantwortung gegenüber künf- tigen Generationen miteinander in Einklang bringt, und eine dem Wohl der Allgemeinheit dienende sozialgerechte Bodennutzung gewährleisten. Sie sollen dazu beitragen, eine men- schenwürdige Umwelt zu sichern, die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen und zu entwickeln sowie den Klimaschutz und die Klimaanpassung, insbesondere auch in der Stadtentwicklung, zu fördern sowie die städtebauliche Gestalt und das Orts- und Land- schaftsbild baukulturell zu erhalten und zu entwickeln. Die zu betrachtenden Schutzgüter sind in § 1 Abs. 6 Nr. 7 BauGB aufgeführt. Hierzu gehören gemäß § 1 Abs. 6 Nr. 5 BauGB auch die Belange der Baukultur, des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege, Straßen und Plätze von geschichtlicher, künstlerischer oder städtebaulicher Bedeutung und die Gestal- tung des Orts- und Landschaftsbilds.

38 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

=> Der Bebauungsplan trägt diesen Belangen durch Sicherung der vorhandenen Baudenk- mäler und Schaffung der Voraussetzungen für eine der künstlerischen und städtebaulichen Bedeutung des Ortes gerecht werdenden Straßen- und Freiraumgestaltung Rechnung. § 1a BauGB enthält ergänzende Vorschriften zum Umweltschutz. Mit Grund und Boden ist sparsam und schonend umzugehen, dabei sind zur Verringerung der zusätzlichen Inan- spruchnahme von Flächen für bauliche Nutzungen die Möglichkeiten der Entwicklung der Gemeinde insbesondere durch Wiedernutzbarmachung von Flächen, Nachverdichtung und andere Maßnahmen zur Innenentwicklung zu nutzen sowie Bodenversiegelungen auf das notwendige Maß zu begrenzen. => Der Bebauungsplan trägt diesen Belangen durch Nutzung einer innerhalb des Gebiets gelegenen Baupotenzialfläche auf bisherigen Stellplatzflächen Rechnung. Nach § 1a Abs. 3 BauGB ist die Eingriffsregelung nach dem Bundesnaturschutzgesetz in der Abwägung nach § 1 Abs.7 BauGB zu berücksichtigen. Ein Ausgleich ist gemäß § 1a Abs. 3 Satz 6 BauGB nicht erforderlich, soweit die Eingriffe bereits vor der planerischen Entschei- dung erfolgt oder zulässig waren.

Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) / Berliner Naturschutzgesetz (NatSchGBln) Gemäß § 1 BNatSchG sind Natur und Landschaft so zu schützen, zu entwickeln und soweit erforderlich wiederherzustellen, dass die biologische Vielfalt, die Leistungs- und Funktionsfä- higkeit des Naturhaushalts einschließlich der Regenerationsfähigkeit und nachhaltigen Nut- zungsfähigkeit der Naturgüter sowie die Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie der Erho- lungswert von Natur und Landschaft auf Dauer gesichert sind. Eingriffe in Natur und Land- schaft sind gemäß § 15 BNatSchG vorrangig zu vermeiden, bzw. wenn dies nicht möglich ist, auszugleichen oder zu ersetzen. => Der Bebauungsplan trägt diesen Belangen durch die Vorbereitung von Entsiegelungs- maßnahmen und die Festsetzung von Anpflanzgeboten auf bisherigen Stellplatz- und Stra- ßenverkehrsflächen Rechnung. § 44 Abs. 1 BNatSchG regelt in Verbindung mit § 44 Abs. 5 BNatSchG die Zugriffsverbote für besonders und streng geschützte Tier- und Pflanzenarten aus nationalen und europäi- schen Verordnungen und Richtlinien (Europäische Artenschutzverordnung, FFH-Richtlinie, Europäische Vogelschutz-Richtlinie). => Im Bebauungsplanverfahren erfolgten faunistische Kartierungen zum Vorkommen von Brutvögeln und Fledermäusen im Geltungsbereich des Bebauungsplans sowie eine arten- schutzrechtliche Prüfung zu möglichen Verstößen gegen die Zugriffsverbote des § 44 Abs. 1 BNatSchG in Verbindung mit § 44 Abs. 5 BNatSchG.

Bundesbodenschutzgesetz (BBodSchG) / Berliner Bodenschutzgesetz (Bln BodSchG) Ziel ist es, nachhaltig die Funktionen des Bodens zu sichern oder wiederherzustellen. Hierzu sind schädliche Bodenveränderungen abzuwehren, der Boden und Altlasten sowie hierdurch verursachte Gewässerverunreinigungen zu sanieren und Vorsorge gegen nachteilige Einwir- kungen auf den Boden zu treffen. Bei Einwirkungen auf den Boden sollen Beeinträchtigun- gen seiner natürlichen Funktionen sowie seiner Funktion als Archiv der Natur- und Kulturge- schichte so weit wie möglich vermieden werden. => Der Bebauungsplan trägt diesen Belangen durch die Vorbereitung von dauerhaften Ent- siegelungsmaßnahmen auf bisherigen Stellplatz- und Straßenverkehrsflächen Rechnung.

39 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) und Verordnungen (BImSchVO) / Lan- desimmissionsschutzgesetz Berlin (LImSchG Bln) Zweck des Bundesimmissionsschutzgesetzes ist es gemäß § 1 Abs. 1, Menschen, Tiere und Pflanzen, den Boden, das Wasser, die Atmosphäre sowie Kultur- und sonstige Sachgüter vor schädlichen Umwelteinwirkungen zu schützen und dem Entstehen schädlicher Umweltein- wirkungen vorzubeugen. Für die Bauleitplanung legt § 50 BlmSchG den Planungsgrundsatz fest, wonach die von schädlichen Immissionen hervorgerufenen Auswirkungen auf schützwürdige Gebiete so weit wie möglich vermieden werden sollen. In der Verordnung über Luftqualitätsstandards und Emissionshöchstmengen (39. BImSchV) werden u.a. Ziel- werte, Immissionsgrenzwerte und Emissionshöchstmengen für bestimmte Luftschadstoffe festgelegt. Damit sollen die Luftschadstoffe, die zusammen mit anderen Stoffen als Fein- staub auftreten, sowie die wichtigsten Bestandteile von Abgasen des motorisierten Verkehrs, erfasst werden. Außerdem werden Immissionsgrenzwerte für Schwefeldioxid festgelegt, das nicht nur aus Abgasen des motorisierten Verkehrs, sondern auch aus Kohlekraftwerken und dem Hausbrand stammen kann. Die Verkehrslärmschutzverordnung (16. BImSchV) definiert unter anderem Immissionsgrenzwerte zum Schutz vor Verkehrslärm beim Neubau oder der wesentlichen Änderung von Straßen. Bei den Grenzwerten wird unterschieden, welche Art von Gebieten (z. B. Wohngebiete) betroffen sind. => Der Bebauungsplan trägt den Belangen des Immissionsschutzes durch die Vorbereitung einer geänderten Verkehrsführung mit den damit verbundenen verkehrsberuhigenden Maß- nahmen innerhalb des betroffenen Teilbereichs des Kulturforums Rechnung. Die von den umgebenden Hauptverkehrsstraßen (Potsdamer Straße, Ben-Gurion-Straße, Tiergartenstra- ße) ausgehenden Immissionsbelastungen für die vorhandenen und geplanten Gebäude wer- den im Bebauungsplan berücksichtigt. Zudem erfolgt eine Festsetzung zur Verwendung von Brennstoffen mit niedrigen Emissionswerten.

Wasserhaushaltsgesetz (WHG) / Berliner Wassergesetz (BWG) Das Wasserhaushaltsgesetz und das Berliner Wassergesetz regeln den Schutz, den Um- gang und die Benutzung von Oberflächen- und Grundwasser durch eine nachhaltige Gewäs- serbewirtschaftung. Gewässer als Bestandteil des Naturhaushalts, als Lebensgrundlage des Menschen, als Lebensraum für Tiere und Pflanzen sowie als nutzbares Gut sind zu schüt- zen. => Der Bebauungsplan trägt diesen Belangen durch die Vorbereitung von dauerhaften Ent- siegelungsmaßnahmen und die Festsetzung von Anpflanzgeboten zur Anlage von Vegeta- tionsflächen auf bisherigen Stellplatz- und Straßenverkehrsflächen Rechnung.

Berliner Baumschutzverordnung Wegen der Bedeutung für die Sicherstellung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts, ins- besondere zur Erhaltung der Lebensgrundlagen wildlebender Tiere sowie zur Belebung, Gliederung und Pflege des Orts- und Landschaftsbilds, Verbesserung des Stadtklimas und zur Abwehr schädlicher Einwirkungen wird der Baumbestand in Berlin als geschützter Land- schaftsbestandteil nach Maßgabe dieser Verordnung geschützt. Gemäß § 4 BaumSchVO ist es verboten, geschützte Bäume (§ 2 BaumSchVO) ohne erforderliche Genehmigung zu be- seitigen, zu beschädigen oder auf sonstige Weise in ihrem Bestand zu beeinträchtigen. => Mit dem Bebauungsplan werden nur in geringem Umfang - im Bereich des neu festge- setzten Baufensters für einen Erweiterungsbau – bisherige Stellplatzflächen mit Baumbe- stand überplant. Mögliche weitere Eingriffe in den Baumbestand sowie Neupflanzungen sind Bestandteil des der Planung zugrundeliegenden Freiraumkonzepts.

40 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Denkmalschutzgesetz Berlin (DSchG Bln) Die Belange des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege sind in die städtebauliche Ent- wicklung einzubeziehen, Denkmale sind nach Maßgabe des Denkmalschutzgesetzes Berlin zu schützen, zu erhalten, zu pflegen, wissenschaftlich zu erforschen, und der Denkmalge- danke und das Wissen über Denkmale sind zu verbreiten. => Der Bebauungsplan trägt diesen Belangen durch Sicherung der vorhandenen Baudenk- mäler und Schaffung der Voraussetzungen für eine der künstlerischen und städtebaulichen Bedeutung des Orts gerecht werdenden Straßen- und Freiraumgestaltung Rechnung.

Lärmminderungsplanung Berlin, Fortschreibung des Lärmaktionsplans 2013-2018 Mit der Umsetzung und Entwicklung von Lärmminderungsplänen sollen die Umweltbelastun- gen durch den Verkehr vermindert werden. Es sollen kurz-, mittel- und langfristige Maßnah- men zur Reduzierung der Belastungen für besonders belastete Bereiche ausgearbeitet wer- den. Im Lärmaktionsplan werden Maßnahmestufen festgelegt, die den Handlungsbedarf für lärmbelastete Bereiche bestimmen. Der Geltungsbereich des Bebauungsplans liegt außer- halb der Konzeptgebiete. Gemäß der strategischen Lärmkarte (Ausgabe 2013) ist das Ge- biet von einer sehr hohen Lärmbelastung betroffen, die der 1. Dringlichkeitsstufe von Maß- nahmen entspricht. => Mit dem Bebauungsplan erfolgt vorwiegend eine Bestandssicherung für Gebäude, die nutzungsbedingt über eine hohe Schalldämmung verfügen sowie eine Neuordnung von Ver- kehrsflächen und Freiflächen mit den damit verbundenen verkehrsberuhigenden Maßnah- men innerhalb des betroffenen Teilbereichs des Kulturforums. Für das neue Baufeld im Kreuzungsbereich von Potsdamer Straße und Ben-Gurion-Straße sind Nutzungen mit ver- minderter Schutzbedürftigkeit im Zusammenhang mit der Philharmonie vorgesehen.

Luftreinhalteplan 2011 - 2017 Der im Juni 2013 in Kraft getretene Luftreinhalteplan 2011 – 2017 dient vor allem dazu, die

Belastung durch Stickstoffdioxid (NO2) und Feinstaub (PM10) im Stadtgebiet weiter zu sen- ken. Maßnahmen zur Verminderung der NO2-Belastung konzentrieren sich dabei ganz auf den Verkehrssektor. Zur Reduzierung der Feinstaubbelastung werden Maßnahmenbündel aus verschiedenen Bereichen ergriffen, wobei Maßnahmen im Verkehr weiterhin von hoher Bedeutung sind. => Im Bebauungsplan erfolgt eine Festsetzung zur Verwendung von Brennstoffen mit niedri- gen Emissionswerten. Aus den geplanten Nutzungen ergeben sich keine wesentlichen Erhö- hungen der Emissionen und keine gesteigerte Schutzbedürftigkeit. Aus der geplanten Be- bauung sind keine wesentlichen Veränderungen der Durchlüftungsverhältnisse zu erwarten.

Stadtentwicklungsplan Klima (StEP Klima) Der StEP Klima definiert in den Handlungsfeldern „Bioklima im Siedlungsraum“, „Grün- und Freiflächen“, „Gewässerqualität und Starkregen“ sowie „Klimaschutz“ Anforderungen für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel in Berlin. Das Plangebiet gehört zu den im Siedlungsbestand vorhandenen Potenzialflächen zur Ausschöpfung der Entsiegelungspo- tenziale unbebauter Flächen sowie zum Handlungsraum Mischsystem. => Der Bebauungsplan trägt diesen Belangen durch die Vorbereitung von Entsiegelungs- maßnahmen und die Festsetzung von Anpflanzgeboten auf bisherigen Stellplatz- und Stra- ßenverkehrsflächen Rechnung.

41 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Berliner Landschaftsprogramm (LaPro) und Landschaftspläne Im Teilplan Biotop- und Artenschutz wird das Plangebiet den Biotopentwicklungsräumen der städtischen Übergangsbereiche mit Mischnutzungen zugeordnet. Entwicklungsziele und Maßnahmen sind der Erhalt der durch Nutzungs- und Strukturvielfalt geprägten, hohen bioti- schen Vielfalt. Zusätzliche Lebensräume für Flora und Fauna sollen geschaffen und Nut- zungsintensivierungen durch Entsiegelung oder Dach- bzw. Wandbegrünungen kompensiert werden. In Teilen von Grün- und Parkanlagen soll eine Extensivierung der Pflege erfolgen. Der gebietstypische Baumbestand (insbesondere großkronige Parkbäume im Siedlungsbe- reich) ist zu entwickeln. Bei Nachverdichtung sollen wertvolle Biotope erhalten bzw. örtliche Biotopverbindungen entwickelt werden. => Der Bebauungsplan trägt diesen Entwicklungszielen durch die Vorbereitung von dauerhaften Entsiegelungsmaßnahmen und die Festsetzung von Anpflanzgeboten zur Neu- anlage von Vegetationsflächen Rechnung. Im Bereich des neu festgesetzten Baufensters befinden sich keine großkronigen Parkbäume. Mögliche weitere Eingriffe in den Baumbe- stand sowie Neupflanzungen sind Gegenstand des der Planung zugrundeliegenden Frei- raumkonzepts.

Im Teilplan Erholung und Freiraumnutzung wird das Plangebiet den bebauten Bereichen außerhalb von Wohnquartieren zugeordnet. Entwicklungsziele und Maßnahmen sind die Erschließung von Freiflächen und Erholungspotenzialen. Außerdem sollen Konzepte für die Erholungsnutzung und Wegeverbindungen entwickelt werden. An öffentlichen Gebäuden sind Dach- und Fassadenbegrünung vorgesehen. => Der Bebauungsplan trägt diesen Entwicklungszielen durch die planungsrechtliche Siche- rung neuer Freiflächen und Wegeverbindungen auf der Grundlage des Freiraumkonzepts Rechnung.

Im Teilplan Landschaftsbild wird das Plangebiet den städtischen Übergangsbereichen mit Mischnutzungen zugeordnet. Entwicklungsziele und Maßnahmen sind der Erhalt und die Entwicklung charakteristischer Stadtbildbereiche sowie markanter Landschafts- und Grün- strukturen zur Verbesserung der Stadtgliederung. Ortstypische Gestaltungselemente und besondere Siedlungs- und Freiraumzusammenhänge sollen berücksichtigt werden. Der Stadtplatz im Kreuzungsbereich Tiergartenstraße / Ben-Gurion-Straße soll wiederhergestellt und aufgewertet werden. => Der Bebauungsplan trägt diesen Entwicklungszielen durch die planungsrechtliche Siche- rung der zum Denkmalbereich „Kulturforum“ gehörenden Grünstrukturen sowie neuer Frei- flächen und Wegeverbindungen auf der Grundlage des Freiraumkonzepts Rechnung.

Im Teilplan Naturhaushalt / Umweltschutz wird das Plangebiet den Siedlungsgebieten zu- geordnet. Anforderungen an Nutzungen sind eine Erhöhung der naturhaushaltswirksamen Flächen durch Entsiegelung sowie Dach-, Hof- und Wandbegrünung, kompensatorische Maßnahmen bei Verdichtung, die Berücksichtigung des Boden- und Grundwasserschutzes, eine dezentrale Regenwasserversickerung sowie die Förderung emissionsarmer Heizsyste- me. Das Plangebiet befindet sich im Vorranggebiet Klimaschutz sowie im großräumig festge- legten Vorranggebiet Luftreinhaltung. Anforderungen zum Klimaschutz sind ein Erhalt klima- tisch wirksamer Freiräume, die Sicherung und Verbesserung des Luftaustauschs sowie Vermeidung bzw. Ausgleich von Bodenversiegelungen. Anforderungen zur Luftreinhaltung sind die Emissionsminderung, der Erhalt von Freiflächen bzw. die Erhöhung des Vegetati- onsanteils sowie der Immissionsschutz empfindlicher Nutzungen.

42 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

=> Der Bebauungsplan trägt diesen Entwicklungszielen durch die Vorbereitung von dauer- haften Entsiegelungsmaßnahmen und die Festsetzung von Anpflanzgeboten zur Neuanlage von Vegetationsflächen Rechnung. Die Neupflanzungen sind Gegenstand des der Planung zugrundeliegenden Freiraumkonzepts. Zudem erfolgt eine Festsetzung zur Verwendung von Brennstoffen mit niedrigen Emissionswerten.

Das Plangebiet befindet sich nicht im Geltungsbereich eines Landschaftsplans.

2 Beschreibung und Bewertung der Umweltauswirkungen

2.1 Bestandsaufnahme der einschlägigen Aspekte des derzeitigen Umweltzu- stands einschließlich der Umweltmerkmale der Gebiete, die voraussichtlich erheblich beeinflusst werden

2.1.1 Schutzgut Mensch Lärm Das Plangebiet befindet sich im Einwirkungsbereich von drei stark befahrenen Hauptver- kehrsstraßen. Im Norden verläuft die Tiergartenstraße mit einer durchschnittlichen täglichen Verkehrsstärke (DTV) von rund 20.000 Kraftfahrzeugen (KFZ), im Osten die Ben-Gurion- Straße, im Südosten die Potsdamer Straße mit einem DTV von rund 32.500 KFZ (verkehrs- planerischer Fachbeitrag). Gemäß den strategischen Lärmkarten 2012 für den Straßenverkehr L_DEN (Tag-Abend- Nacht-Index) und L_N (Nacht-Index) befinden sich die unmittelbar an die genannten Straßen angrenzenden Grundstücksteile im Pegelbereich > 65 – 70 dB(A) tags und > 60 – 65 dB(A) nachts. Bis zu einem Abstand von rund 100 m von der Potsdamer Straße und rund 75 m von der Tiergartenstraße befinden sich die Grundstücksflächen im Pegelbereich > 60 – 65 dB(A) tags. Damit werden die Orientierungswerte der DIN 18005 Schallschutz im Städtebau für Mischgebiete (60 dB(A) tags / 50 dB(A) nachts), Kerngebiete (65 dB(A) tags / 55 dB(A) nachts) und für Parkanlagen (55 dB(A) tags und nachts) auf weiten Teilen der im Geltungs- bereich gelegenen Flächen deutlich überschritten.

Alle sonstigen Grundstücksflächen im Geltungsbereich befinden sich im Pegelbereich > 55 – 60 dB(A) tags und > 50 – 55 dB(A) nachts (digitaler Umweltatlas, Karte 07.05: strategische Lärmkarten 2012 Straßenverkehr). Im Geltungsbereich befinden sich keine Wohnnutzungen. Die im Geltungsbereich vorhandenen Gebäude (Philharmonie, Kammermusiksaal, Staatli- ches Institut für Musikforschung (SIM) und Musikinstrumentenmuseum) sind aufgrund ihres Nutzungszwecks auf einen erhöhten Schallschutz ausgelegt. Der nördlich der Philharmonie gelegene „Mattern-Garten“ ist öffentlich zugänglich und bietet auch Gelegenheit zum dauer- haften Aufenthalt. Die sonstigen im Geltungsbereich gelegenen Freiflächen sind nicht auf einen dauerhaften Aufenthalt angelegt.

Erholungsfunktion und Aufenthaltsqualität Die im Plangebiet gelegenen Flächen sind derzeit von geringer Bedeutung für die wohnungs- und siedlungsnahe Erholung. Im Geltungsbereich befindet sich eine kleine Teilfläche der als öffentliche Grünanlage ausgewiesenen Freifläche zwischen Matthäikirchplatz, Scharoun- straße, Potsdamer Straße und Sigismundstraße. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich der Große Tiergarten. Die im Umfeld gelegenen Wohngebiete nördlich des Landwehr-

43 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan kanals sind mit öffentlichen, wohnungsnahen Grünanlagen versorgt (> 6,0 m² / Einwohner). Der Anteil an privaten bzw. halböffentlichen Freiräumen in diesen Wohngebieten ist gering (digitaler Umweltatlas, Karte 06.05: Versorgung mit öffentlichen, wohnungsnahen Grünanla- gen, Sachstand 2011). Die Wohngebiete südlich des Landwehrkanals, westlich der Potsda- mer Straße gelten als schlecht versorgt (< 3,0 m² - 0,1 m² / Einwohner), östlich der Potsda- mer Straße als versorgt. Der nördlich der Philharmonie gelegene „Mattern-Garten“ ist in sei- ner Funktion den halböffentlichen Freiräumen zuzuordnen. Er dient in Korrespondenz zum Innenraum der Philharmonie bei Veranstaltungen als „grünes Foyer“. Auf den bislang voll- ständig versiegelten Flächen der ehemaligen Bus-Endhaltestelle nordwestlich der Philhar- monie wurde im Herbst 2014 der in das Freiraumkonzept eingebundene Gedenk- und Infor- mationsort für die Opfer der nationalsozialistischen »Euthanasie«-Morde T 4 (Tiergartenstra- ße 4) fertig gestellt. Die Anlage dient vorrangig als Gedenkstätte und Informationsort. Der als Verkehrsfläche ausgewiesene Matthäikirchplatz ist derzeit ohne Erholungsfunktion und Auf- enthaltsqualität.

2.1.2 Schutzgut Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt Biotoptypen Die im Geltungsbereich gelegenen Flächen werden im Umweltbericht (Karte 05.08) den Bio- toptypen 12330 Gemeinbedarfsflächen und 12610 Straßen zugeordnet. Die zum Teil im Gel- tungsbereich gelegene Freifläche zwischen Matthäikirchplatz, Scharounstraße, Potsdamer Straße und Sigismundstraße wird dem Biotoptyp 10101 Park- und Grünanlagen zugeordnet. Im Planverfahren erfolgte im Frühjahr 2014 eine Biotoptypenkartierung auf der Maßstabs- ebene des Bebauungsplans. Der Bestandserhebung zugrunde gelegt wurde der im Be- standsplan vom Mai 2011 dokumentierte Bestand nach Durchführung der frühzeitigen Betei- ligungsverfahren und vor Rückbau der Bus-Endhaltestelle im Zuge der laufenden Umgestal- tungsmaßnahmen. Folgende Biotoptypen wurden kartiert (vgl. Bestandsplan zum Umweltbe- richt im Anhang der Begründung):

101011 Grünanlagen unter 2 ha, Stadtplätze mit einem Versiegelungsanteil unter 50 % 10270 Gärtnerisch gestaltete Freiflächen 12612 Straßen mit Asphalt- oder Betondecken 126121 Straßen mit Asphalt- oder Betondecken mit bewachsenem Mittelstreifen 126431 versiegelter Parkplatz mit Baumbestand 12654 versiegelter Weg 12800 besondere Bauwerke (Philharmonie, Kammermusiksaal, SIM) 12812 Kirche

Die im Geltungsbereich vorkommenden Biotoptypen sind von allgemeiner Bedeutung für den Biotop- und Artenschutz. Gesetzlich geschützte Biotope sind nicht vorhanden.

Vegetationstypen Die im Plangebiet anzutreffenden Vegetationstypen entsprechen der Vegetation der bebau- ten Bereiche aus Zierrasen bzw. Vogelknöterich-Trittrasen, Strauchpflanzungen, meist mit Hackunkrautfluren, sowie Baumbeständen (digitaler Umweltatlas, Karte 05.02: Vegetations- typen). Rund 10.000 m² (17,3 %) der im Geltungsbereich gelegenen Flächen sind Vegeta-

44 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan tionsflächen (vgl. Kap. 2.1.3). Ein Vorkommen von besonders geschützten oder gefährdeten Pflanzenarten wurde nicht festgestellt und ist nicht zu erwarten.

Baumbestand Im Geltungsbereich befanden sich im Frühjahr 2014 rund 160 durch die Baumschutzverord- nung geschützte Bäume. Von den im Bestandsplan mit Stand vom Mai 2011 eingetragenen Bäumen wurden zwischenzeitlich rund 40 Bäume gefällt. Hierbei handelt es sich überwie- gend um Bäume im Bereich der zur Philharmonie gehörenden Stellplatzanlage. Hier erfolgte bauzeitlich im Zuge der Außenraumgestaltung die abwechselnde Pflanzung von Ölweiden und Stieleichen in schmalen Pflanzstreifen. Insbesondere die Ölweiden sind in keinem guten Zustand, zum Teil sehr stark zurückgeschnitten oder abgängig. Weitere Baumrodungen sind zwischenzeitlich im Bereich des Erdwalls der Gartenanlage sowie im Bereich des Wirt- schaftshofs erfolgt. Eine Baumliste sowie der zugehörige Bestandsplan zum Umweltbericht befinden sich im Anhang der Begründung. Zum Vorliegen eines Baumkatasters konnte im bisherigen Planverfahren keine Klärung herbeigeführt werden.

Schutzgebiete und -objekte nach dem Naturschutzrecht Das Plangebiet ist nicht Bestandteil von Schutzgebieten nach dem Naturschutzrecht. Die im Bereich des Kulturforums aufgrund ihrer Schönheit sowie aus landeskundlichen Gründen als Naturdenkmale geschützten Platanen östlich des Matthäikirchplatzes sowie an der Potsda- mer Straße nördlich der Staatsbibliothek befinden sich außerhalb des Geltungsbereichs.

Fauna Aufgrund der im Geltungsbereich vorkommenden Lebensräume ist mit einem Vorkommen von Wirbellosen, Brutvögeln und Kleinsäugern sowie von Fledermäusen zu rechnen. Zau- neidechsen, sonstige Reptilien und Amphibien sind unter Berücksichtigung der vorhandenen Lebensraumstrukturen nicht zu erwarten. Gemäß Abstimmung mit der unteren Naturschutz- behörde des Bezirks Mitte vom 17.03.2014 erfolgten im Planverfahren faunistische Kartie- rungen zum Vorkommen von Brutvögeln und Fledermäusen. Auf die Erhebung von Insekten und Käfern kann gemäß der Abstimmung verzichtet werden. Im Ergebnis der im Zeitraum von Anfang April 2014 bis Ende August 2014 durchgeführten faunistischen Kartierungen durch die Artenschutzsachverständige Dipl.-Geoökologin Silke Jabczynski wurden im Gel- tungsbereich neun Brutvogelarten festgestellt, davon drei Vogelarten mit Brutplätzen im Plangebiet (vgl. nachfolgende Tabelle sowie Bestandsplan zum Umweltbericht im Anhang der Begründung). Zum Vorkommen von Greifvögeln, insbesondere des streng geschützten Turmfalken (Falco tinnunculus), wurde als Sachverständiger der Greifvogelexperte Stefan Kupko kontaktiert. Gemäß seiner Aussage gibt es im Untersuchungsgebiet kein Vorkommen des Turmfalken.

45 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Tabelle: Nachgewiesene Vogelarten im Untersuchungsgebiet Deutscher Name Wissenschaftlicher Name RL Berlin RL D BArtSchVO Status (Anzahl) Amsel Turdus merula - - § R (1) Blaumeise Cyanistes caeruleus - - § R (1) Gartenbaumläufer Certhia brachydactyla - - § R (1) Gartenrotschwanz Phoenicurus phoenicurus - - § B (1) Hausrotschwanz Phoenicurus ochruros - - § R (1) Haussperling Passer domesticus - - § B (18) Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla - - § R (1) Star Sturnus vulgaris - - § B (4) Stieglitz Carduelis carduelis - - § R (1) Klappergrasmücke Sylvia curruca - - § N Kohlmeise Parus major - - § N Erläuterungen: RL Rote Liste Berlin: Witt K. (2013) RL Rote Liste Deutschland: Südbeck et al. (2007) 1 vom Aussterben bedroht 2 stark gefährdet 3 gefährdet R Arten mit geografischer Restriktion V Art der Vorwarnliste BArtSchVO: Bundesartenschutzverordnung (2005); §: besonders geschützt, §§:streng geschützt Status: B - Brutpaar; N - Nahrungsgast; R - Revier

Im Plangebiet wurden 18 Brutplätze des Haussperlings am Gebäudebestand ermittelt. Die Haussperlinge nutzen verschieden gestaltete Gebäudenischen als wiederkehrend verwende- te Brutplätze. Es handelt sich um eine langjährige Brutkolonie der Art. Außerdem befinden sich im Gebiet vier Brutplätze des Stars am Gebäudebestand. Der Star nutzt ebenfalls Ge- bäudenischen als wiederholt verwendete Brutplätze. Im Gehölzbestand errichtete ein Brut- paar des Gartenrotschwanzes eine Niststätte. Für die Niststätte ist gemäß Stellungnahme der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt IE – bei ungestörtem Fortgang – von wiederholter Nutzung auszugehen, womit es sich auch außerhalb der Brutsaison um eine von § 44 Abs. 1 BNatSchG erfasste Niststätte handelt. Bei den nachgewiesenen Brutvogel- arten handelt es sich um verbreitete und ungefährdete Arten im Land Berlin. Die lokalen Po- pulationen sind bezüglich der Ansprüche an ihren Lebensraum flexibel und weisen einen günstigen Erhaltungszustand auf.

Fledermaussommerquartiere wurden innerhalb des Untersuchungsgebiets nicht nachgewie- sen. Relevante Spuren einer vorangegangenen Quartiernutzung wurden ebenfalls nicht fest- gestellt. Der Baumbestand ist höhlenarm und weist ein geringes Sommerquartierpotenzial für Fledermäuse auf. Es besteht kein Fledermauswinterquartier-Potenzial. Der Gebäudebestand hat insgesamt ein geringes Fledermaussommerquartier-Potenzial. Die spaltenarmen Fassa- den verfügen über einen geringen Umfang an passenden Besiedlungs-möglichkeiten. Der Gebäudebestand wird im Sommerhalbjahr in der Dunkelheit stark angeleuchtet, dadurch ist die Fledermausquartiereignung eingeschränkt. Bei Detektoruntersuchungen war keine Fle- dermausaktivität im Gebiet zu verzeichnen. Das Untersuchungsgebiet besitzt damit nach Einschätzung der Artenschutzsachverständigen eine sehr geringe Bedeutung für Fleder- mäuse.

46 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

2.1.3 Schutzgut Boden Die naturräumlichen Bodenverhältnisse sind im Geltungsbereich vollständig überformt. Aus- gangsmaterial der aus Lockersyrosem, Regosol und Pararendzina gebildeten Bodengesell- schaften der Innenstadt sind Aufschüttungen aus Bau- und Trümmerschutt. Hauptbodenart sind Sande mit einem mittleren Anteil kantiger Steine (digitaler Umweltatlas, Karte 01.01: Bodenarten, Bodengesellschaften). Der Versiegelungsgrad liegt im Bereich zwischen Her- bert-von-Karajan-Straße, Tiergartenstraße, Ben-Gurion-Straße und Potsdamer Straße bei rund 77%, davon rund 40% durch Überbauung sowie bei rund 54% im Bereich des Mat- thäikirchplatzes. Im Bereich der Freifläche südlich der Scharounstraße liegt der Versiege- lungsgrad bei rund 38%, davon rund 28% durch Überbauung (digitaler Umweltatlas, Karte 01.02: Versiegelung 2011). Auf der Grundlage der Bestandskarte zum Umweltbericht (vgl. Anhang) wurden für den Geltungsbereich die folgenden Versiegelungsanteile ermittelt:

Tabelle: Versiegelungen im Untersuchungsgebiet Art der Befestigung Flächen- anzurechnender anzurechnende größe Versiegelungsgrad Versiegelung Vegetationsflächen 10.040 m² 0 % 0 m² Schotter 10 m² 25 % 3 m² Rasengittersteine 30 m² 25 % 8 m² Kleinpflaster 2.390 m² 50 % 1.195 m² Großpflaster 3.110 m² 75 % 2.333 m² Gebäude 15.620 m² 100 % 15.620 m² Grünfläche über Tiefgarage 420 m² 75 % 315 m² versiegelte Flächen über Tiefgarage 2.370 m² 100 % 2.370 m² versiegelte Flächen 24.300 m² 100 % 24.300 m² befestigte Flächen, gesamt 48.260 m² 46.153 m²

Insgesamt waren vor Durchführung der Rückbaumaßnahmen im Bereich der ehemaligen Bus-Endhaltestelle rund 82,7% der im Geltungsbereich gelegenen Flächen überbaut, versie- gelt oder befestigt. Unter Berücksichtigung des reduzierten Versiegelungsgrads für Teilver- siegelungen ergibt sich ein Versiegelungsgrad von rund 79,2%. Die Leistungsfähigkeit der Böden in Bezug auf die natürlichen Bodenfunktionen und die Archivfunktion wird im Umwelt- atlas als gering eingestuft (digitaler Umweltatlas, Karte 01.12.06: Leistungsfähigkeit der Bö- den 2010). Die Planungshinweise zum Bodenschutz stufen die Flächen als Unerheblich- keitsbereich ein (digitaler Umweltatlas, Karte 01.13: Planungshinweise zum Bodenschutz 2010). Die Böden sind danach ohne besondere Anforderungen. Allgemeine Belange des Bodenschutzes sind zu berücksichtigen. Es gelten die allgemeinen gesetzlichen Anforderun- gen des Bodenschutzes. Die Flächen im Plangebiet sind nicht im Bodenbelastungskataster des Landes Berlin einge- tragen. Es bestehen auch keine Hinweise auf Bodenverunreinigungen im Plangebiet.

47 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

2.1.4 Schutzgut Wasser Im Plangebiet befinden sich keine Oberflächengewässer. Die Grundwasserflurabstände liegen bei 2,0 m bis 2,5 m im nördlichen Bereich und zwischen 2,5 m bis 3,0 m im südlichen Bereich (digitaler Umweltatlas, Karte 02.07: Flurabstand des Grundwassers 2009). Die Grundwasserneubildung liegt aufgrund des hohen Versiegelungs- und Kanalisierungsgrads bei lediglich 150 bis 200 mm pro Jahr (digitaler Umweltatlas, Karte 02.17: Grundwasserneubildung). Der Gesamtabfluss aus Niederschlägen liegt entsprechend bei über 400 mm pro Jahr (digitaler Umweltatlas, Karte 02.13.3: Gesamtabfluss aus Nieder- schlägen). Die Verdunstung aus Niederschlägen liegt im mittleren Bereich bei 150 bis 200 mm pro Jahr. Das Plangebiet befindet sich außerhalb von Wasserschutzgebieten (digita- ler Umweltatlas, Karte 02.11: Wasserschutzgebiete 2009).

2.1.5 Schutzgut Luft / Klima Stadtklimatische Verhältnisse Das Plangebiet wird im Umweltatlas (Karte 04.05: Stadtklimatische Zonen) überwiegend den stadtklimatischen Zonen mit hohen Veränderungen gegenüber Freilandverhältnissen zuge- ordnet. Der unmittelbar im Einwirkungsbereich des Großen Tiergartens (als Kaltluftentste- hungsgebiet mit sehr hoher stadtklimatischer Bedeutung) gelegene nördliche Randbereich wird den stadtklimatischen Zonen mit mäßigen Veränderungen zugeordnet. Gemäß Darstel- lung des bodennahen Luftaustauschsystems (Karte 04.10: Bodennahes Windfeld und Luft- austausch) besteht im Verlauf der Herbert-von-Karajan-Straße und des Matthäikirchplatzes ein nächtlicher Luftaustausch mit geringer Windgeschwindigkeit (0,52 m/s) und einer mittle- ren Häufigkeit des Luftaustauschs in Richtung Süden zum Landwehrkanal. Der Anteil klima- tisch wirksamer Vegetationsflächen liegt im Plangebiet bei rund 17,3%. Von besonderer Be- deutung für die Frischluftentstehung sowie die Bindung von Schadstoffen sind die im Gel- tungsbereich vorhandenen großkronigen Laubbäume. Die Planungshinweise zum Klimaschutz (digitaler Umweltatlas, Karte 04.11.2: Planungshin- weise Stadtklima 2005) stufen die im Geltungsbereich gelegenen Flächen als Belastungsbe- reich ein, mit einer Siedlungsstruktur mit weniger günstigen bioklimatischen Bedingungen. Das Plangebiet wird den Gebieten zugeordnet, bei denen in Folge der globalen Klimaerwär- mung die Gefährdung besteht, dass sie sich durch einen Zuwachs an Wärmebelastungsta- gen in die höchste Belastungsstufe verschlechtern. Es besteht danach eine hohe Empfind- lichkeit gegenüber Nutzungsintensivierungen. Eine bauliche Verdichtung soll vermieden werden oder eine Kompensation im möglichst direkten Umfeld erfolgen. Ein Freiflächenver- lust soll vermieden werden. Als dringliche Maßnahmen eingestuft werden u.a. eine Verbes- serung der Durchlüftung und Erhöhung des Vegetationsanteils, die Vermeidung von Glas- fassaden, der Erhalt aller Freiflächen, die Entsiegelung von Flächen sowie die Begrünung und Beschattung möglichst vieler Flächen im Verkehrswegebereich sowie von Parkplätzen.

Luftschadstoffe Das Plangebiet befindet sich in der seit 2008 geltenden Umweltzone, in der nur Fahrzeuge fahren dürfen, die bestimmte Abgasstandards einhalten. Die verkehrsverursachten Emissio- nen der lufthygienisch besonders bedeutenden Schadstoffe Stickoxide (NOx) und Feinstaub

(PM10) werden im Umweltbericht (Karte 03.11.1 Verkehrsbedingte Emissionen 2009) im be- troffenen Straßenabschnitt der Tiergartenstraße dennoch als überdurchschnittlich und im betroffenen Straßenabschnitt der Potsdamer Straße als weit überdurchschnittlich eingestuft.

48 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Die verkehrsbedingte Belastung der angrenzenden Flächen wird in einer zusammenfassen- den Bewertung jedoch als mäßig eingestuft (Karte 03.11.2 Verkehrsbedingte Luftbelastung 2009). Gemäß Luftreinhalteplan 2011-2017 wird unter Berücksichtigung der Wirkungen aus- gewählter Maßnahmenbündel auf die PM10-Luftbelastung durch den Kfz-Verkehr im Straßen- raum der Potsdamer Straße und der Tiergartenstraße für das Jahr 2015 mit einer geringen Belastung gerechnet.

2.1.6 Schutzgut Landschaft Der Geltungsbereich umfasst den nördlichen Teil des Kulturforums am Rande des Großen Tiergartens und wird geprägt von den Solitärbauten des Kulturforums und der St.-Matthäus- kirche, in Verbindung mit offenen Raumkanten und einer asymmetrischen Gebäudeanord- nung („Stadtlandschaft“). Nach Westen bilden die Hochbauten von Kunstgewerbemuseum, Kupferstichkabinett und Kunstbibliothek sowie die vorgelagerte schiefe Ebene der „Piazzetta“ eine steinerne Raumkante. Der Tiergarten bildet nach Norden eine grüne Raumkante. Bei- derseits der Ausfahrt des Tiergartentunnels erfolgte im Zuge einer aktuellen Neugestaltung eine Aufweitung in Form eines Rondells. Entlang der Ben-Gurion-Straße bildet die gläserne Fassade eines elfgeschossigen Bürogebäudes eine klar definierte Raumkante. Im Südosten dominieren die angrenzende Verkehrstrasse der mehrspurig und mit einem breiten Mittel- streifen ausgebauten Potsdamer Straße sowie der Solitärbau der gegenüberliegenden Staatsbibliothek. Nach Süden in Richtung Landwehrkanal bilden der Sockel und der darüber liegende Kubus der Neuen Nationalgalerie eine deutliche Raumkante. Der Anteil an Vegetationsflächen ist gering, der Anteil versiegelter und überbauter Flächen ist hoch. Der Freiraum im Geltungsbereich wird bislang überwiegend von Verkehrsflächen dominiert, wobei die Stellplatzanlage der Philharmonie durch die bauzeitliche Pflanzung von Stieleichen und Ölweiden eine besondere Gestaltung in Form eines „lichten Hains“ erfahren hat. Die Freiflächen nordwestlich der Philharmonie waren vor Durchführung der aktuellen Umgestaltungsmaßnahmen zur Gedenkstätte von den Verkehrsflächen der Bus- Endhaltestelle geprägt. Die nordöstlich der Philharmonie gelegene und zur Straße hin mit einem bepflanzten Erdwall abgegrenzte Gartenanlage hat in Korrespondenz zum Innenraum der Philharmonie den Charakter eines „grünen Foyers“. Der Matthäikirchplatz ist bislang als Rasenrondell ausgebildet, mit zwei großkronigen Linden im südlichen Teil der Grünfläche. Hier prägen die randlichen Parkplätze in Schräganordnung. Das randlich im Geltungsbereich gelegene Areal zwischen Matthäikirchplatz, Scharounstraße, Potsdamer Straße und Sigis- mundstraße wurde als städtisch geprägter und leicht abgeschrägter Platz mit einem Raster aus Götterbäumen angelegt. Im Nordwesten der Platzanlage (außerhalb des Geltungsbe- reichs) prägt eine großkronige und aufgrund ihrer Schönheit als Naturdenkmal geschützte Platane. Auf der Grundlage des dem Bebauungsplan zugrundeliegenden Struktur- und Frei- raumkonzepts ist im Geltungsbereich eine grundlegende Umgestaltung der vorhandenen Verkehrs- und Freiflächen vorgesehen.

2.1.7 Schutzgut Kultur- und Sachgüter Das Kulturforum unterliegt als Gesamtanlage (Ensemble) dem Denkmalschutz. Der Gel- tungsbereich des Bebauungsplans befindet sich (mit Ausnahme der in den Geltungsbereich einbezogenen Fahrbahnen der Tiergartenstraße und der Ben-Gurion-Straße) vollständig im Denkmalbereich. Die Philharmonie (Hans Scharoun, 1960 - 1963) und die St.-Matthäus-

49 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Kirche (Friedrich August Stüler, 1844 - 1846) in ihrer gegenwärtigen baulichen Fassung sind eingetragene Baudenkmale. Das Musikinstrumentenmuseum und das Staatliche Institut für Musikforschung (SIM) sowie der Kammermusiksaal (Edgar Wisniewski, 1979 - 1984 und 1984 - 1987) sind als Teile des Denkmalbereichs um die Philharmonie mit geschützt. Weite- re Bestandteile des Kulturforums sind die südöstlich des Plangebiets gelegene Staatsbiblio- thek (Hans Scharoun, 1967 - 1978) sowie die südlich des Plangebiets gelegene Neue Natio- nalgalerie (Ludwig Mies van der Rohe, 1965 - 1968). Der nördlich des Plangebiets angren- zende Große Tiergarten steht als Gartendenkmal insgesamt unter Denkmalschutz. Aufgrund der Lage im Denkmalschutzbereich und des Umgebungsschutzes für die einzelnen Bau- denkmale besteht im Plangebiet im Hinblick auf das Schutzgut Kultur- und Sachgüter eine sehr hohe Empfindlichkeit gegenüber baulichen Veränderungen.

2.1.8 Wechselwirkungen Im Rahmen der Umweltprüfung sind neben den einzelnen Schutzgütern auch die Wechsel- wirkungen zwischen den Schutzgütern zu berücksichtigen. Unter Wechselwirkungen werden dabei die in der Umwelt ablaufenden Prozesse verstanden. Die Schutzgüter beeinflussen sich gegenseitig in unterschiedlichem Maße. Diese Wirkungsgefüge sind bei der Umweltprü- fung und der Beurteilung möglicher Eingriffsfolgen mit zu betrachten, um Summationswir- kungen erkennen und bewerten zu können. Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern mit Relevanz für die Planung bestehen insbesondere im Hinblick auf die Wirkungen einer Überbauung und Versiegelung von Boden auf die Schutzgüter Wasser, Klima und Luft, Tiere und Pflanzen sowie das Landschaftsbild und damit insgesamt auch auf das Schutzgut Mensch.

2.2 Prognose über die Entwicklung des Umweltzustands bei Durchführung und bei Nichtdurchführung der Planung

2.2.1 Schutzgut Mensch Lärm Mit Umsetzung des Bebauungsplans werden die bisher der allgemeinen Erschließung die- nenden öffentlichen Straßenverkehrsflächen der Scharounstraße und des Matthäikirchplat- zes als Verkehrsflächen mit besonderer Zweckbestimmung „Fußgängerbereich“ bzw. „Fuß- gängerbereich mit intensiver Begrünung“ festgesetzt. Die Herbert-von-Karajan-Straße sowie die Matthäikirchstraße werden zu Stichstraßen. Für den überwiegenden Teil der Stellplatzan- lage ist auf der Grundlage des der Planung zugrundeliegenden Struktur- und Freiraumkon- zepts ein Rückbau vorgesehen. Die Flächen werden im Bebauungsplan mit einem Anpflanz- gebot belegt. Damit verbunden ist eine weitgehende Verkehrsberuhigung in diesem Bereich des Kulturforums mit den damit einhergehenden positiven Wirkungen auf die Lärmsituati- on. Auf die verkehrsbedingten Lärmeinwirkungen von den umgebenden Hauptverkehrsstra- ßen hat der Bebauungsplan keinen Einfluss. Der im Bereich der festgesetzten Flächen für den Gemeinbedarf mit Zweckbestimmung „Kulturelle Einrichtungen“ südlich des Staatlichen Instituts für Musikforschung bzw. östlich der Philharmonie vorgesehene Erweiterungsbau befindet sich im Einwirkungsbereich des Verkehrslärms im Kreuzungsbereich der Potsdamer Straße mit der Ben-Gurion-Straße. Hier müssen die Außenbauteile von Gebäuden zur Ge- währleistung gesunder Arbeitsverhältnisse an den der Straße zugewandten Gebäudeseiten

50 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan in Abhängigkeit von den vorgesehenen Raumnutzungen Luftschalldämmmaße aufweisen, die gemäß DIN 4109 je nach Raumart und Lärmpegel erforderlich sind. Bei Nichtdurchführung der Planung blieben die bisherige Verkehrsführung und der hohe Anteil an Straßenflächen im nördlichen Teil des Kulturforums mit den damit verbundenen verkehrsbedingten Lärmeinwirkungen unverändert.

Erholungsfunktion und Aufenthaltsqualität Im Bebauungsplan werden Flächen für den Gemeinbedarf mit Zweckbestimmung „Kulturelle Einrichtungen“ und „Kirchliche Einrichtungen“ mit großflächigen Anpflanzgeboten und Erhal- tungsbindungen für den Bereich des „Mattern-Gartens“ sowie Straßenverkehrsflächen und Verkehrsflächen mit besonderer Zweckbestimmung „Fußgängerbereich“ bzw. „Fußgängerbe- reich mit intensiver Begrünung“ festgesetzt. Die konkrete Freiraumgestaltung erfolgt auf der Grundlage des der Planung zugrundeliegenden Struktur- und Freiraumkonzepts. Neben der bereits erfolgten Umgestaltung der bisherigen Bus-Endhaltestelle zu einem auch von Grün- flächen geprägten Gedenk- und Informationsort ist im Geltungsbereich des Bebauungsplans eine Neugestaltung des zur Potsdamer Straße hin ausgerichteten Zugangsbereichs zur Phil- harmonie als Vorplatz vorgesehen sowie ein Rückbau und die Begrünung der südlich gele- genen Stellplatzanlage. Im Bereich der Herbert-von-Karajan-Straße ist ein Teilrückbau der Straßenverkehrsflächen und eine Neugestaltung des Vorplatzes mit der Anlage neuer Grün- flächen vorgesehen. Für die bisherige Scharounstraße ist eine Umgestaltung als Platz vor- gesehen. Für den Matthäikirchplatz ist eine Neugestaltung mit hohem Grünanteil unter Ein- beziehung bisheriger Fahrbahn- und Stellplatzflächen vorgesehen. Bereits mit der im Be- bauungsplan verbindlich geregelten weitgehenden Verkehrsberuhigung im nördlichen Teil des Kulturforums sind positive Wirkungen auf die Erholungsfunktion und die Aufenthalts- qualität verbunden. Bei Nichtdurchführung der Planung bliebe der hohe Anteil an Straßenflächen im nördli- chen Teil des Kulturforums mit den damit verbundenen Beeinträchtigungen der Erholungs- funktion und Aufenthaltsqualität unverändert.

2.2.2 Schutzgut Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt Im Bebauungsplan erfolgt im Bereich der festgesetzten Flächen für den Gemeinbedarf mit Zweckbestimmung „Kulturelle Einrichtungen“ auf der Grundlage des der Planung zugrunde- liegenden Struktur- und Freiraumkonzepts die Festsetzung von Flächen mit Anpflanzgeboten in einem Umfang von rund 7.500 m², davon rund 6.200 m² auf bislang nicht begrünten Flä- chen. Für den „Mattern-Garten“ erfolgt die Festsetzung von Erhaltungsbindungen in einem Umfang von rund 2.750 m². Insgesamt werden somit auf der Grundlage des Bebauungs- plans im Bereich der festgesetzten Flächen für den Gemeinbedarf mit Zweckbestimmung „Kulturelle Einrichtungen“ mindestens 10.250 m² Vegetationsflächen erhalten oder neu ange- legt (vgl. nachfolgende Tabelle). Dies bedeutet einen Zuwachs gegenüber dem Umfang der zum Zeitpunkt der planerischen Entscheidung im gesamten Geltungsbereich vorhandenen Vegetationsflächen um rund 200 m².

Hinzu kommen die Vegetationsflächen im Bereich des Matthäikirchplatzes, die auf der Grundlage des Struktur- und Freiraumkonzepts erheblich erweitert werden sollen. Derzeit sind hier insgesamt etwa 1.600 m² begrünt. Die auch bislang als Verkehrsfläche ausgewie- senen Flächen sind im Bebauungsplan in einem Umfang von rund 2.930 m² als Verkehrsflä-

51 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan chen mit besonderer Zweckbestimmung „Fußgängerbereich“ festgesetzt. Bei einer geplanten Begrünung von zwei Dritteln dieser Flächen kann somit mit Umsetzung der Planung von ei- nem weiteren Zuwachs der Vegetationsflächen im Geltungsbereich des Bebauungsplans um etwa 1.900 m² und somit um insgesamt rund 2.100 m² ausgegangen werden. Damit verbun- den sind positive Wirkungen auf das Schutzgut Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt.

Tabelle: Grünfestsetzungen im Bebauungsplan I-35a (Entwurf) Grünfestsetzung Flächengröße Grünanteil Begrünte Fläche Flächen mit Anpflanzgeboten (neu) 6.190 m² 100 % 6.190 m² Flächen mit Anpflanzgeboten (Bestand) 1.300 m² 100 % 1.300 m² Flächen mit Erhaltungsbindungen 2.740 m² 100 % 2.740 m² Verkehrsflächen mit besonderer Zweck- 2.930 m² 65 % 1.900 m² bestimmung „Fußgängerbereich mit in- tensiver Begrünung“ Gesamt 12.130 m²

Mit Umsetzung des Bebauungsplans ist im Bereich des festgesetzten Baufensters für das geplante Erweiterungsgebäude die Fällung von rund 25 Bäumen erforderlich. Betroffen sind überwiegend Ölweiden und Stieleichen im Bereich der Stellplatzanlage. Für den Baumbe- stand gelten die Bestimmungen der Baumschutzverordnung. Für nicht vermeidbare Baumfäl- lungen sind danach Ersatzpflanzungen vorgesehen. Diese können auf der Grundlage des der Planung zugrundeliegenden Struktur- und Freiraumkonzepts im Plangebiet erfolgen. Somit sind keine erheblichen Beeinträchtigungen des Schutzguts Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt zu erwarten. Zur Berücksichtigung der Belange des besonderen Arten- schutzes im Planverfahren vgl. das nachfolgende Kapitel 2.2.2.1 Artenschutzprüfung.

Bei Nichtdurchführung der Planung blieben der hohe Anteil an Straßenflächen sowie der daraus resultierende geringe Anteil an Vegetationsflächen im nördlichen Teil des Kulturfo- rums weitgehend unverändert. Der zum Teil stark vorgeschädigte und abgängige Baumbe- stand im Bereich der Stellplatzanlage müsste aufgrund der schlechten Standortbedingungen mittelfristig ersetzt werden.

2.2.2.1 Artenschutzprüfung Im Geltungsbereich des Bebauungsplans wurden im Zuge der im Planverfahren durchge- führten faunistischen Kartierungen neun Brutvogelarten festgestellt, davon drei Vogelarten mit Brutplätzen im Plangebiet (vgl. Kap. 2.1.2 und Bestandskarte zum Umweltbericht). Alle europäischen Vogelarten zählen nach § 7 BNatSchG in Verbindung mit Artikel 1 der Vogel- schutzrichtlinie (VRL) zu den besonders geschützten Tierarten. Bei den nachgewiesenen Brutvogelarten handelt es sich um verbreitete und ungefährdete Arten im Land Berlin. Die lokalen Populationen sind bezüglich der Ansprüche an ihren Lebensraum flexibel und weisen einen günstigen Erhaltungszustand auf. Sommer- oder Winterquartiere von Fledermäusen als potenziell vorkommende streng geschützte Tierart (Anhang IV FFH-Richtlinie) wurden

52 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan nicht festgestellt. Ein Vorkommen von wild lebenden Pflanzen der besonders geschützten Arten wurde im Plangebiet nicht festgestellt und ist auch nicht zu erwarten.

Gemäß § 44 Abs. 1 BNatSchG ist es verboten,

- wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören, - wild lebende Tiere der streng geschützten Arten und der europäischen Vogelarten wäh- rend der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten erheblich zu stören; eine erhebliche Störung liegt vor, wenn sich durch die Störung der Erhaltungszustand der lokalen Population einer Art verschlechtert, - Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der wild lebenden Tiere der besonders geschützten Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören, - wild lebende Pflanzen der besonders geschützten Arten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören.

Die Zugriffsverbote nach § 44 Abs. 1 BNatSchG gelten gemäß § 44 Abs. 5 BNatSchG für nach den Vorschriften des Baugesetzes zulässige Vorhaben im Sinne des § 18 Abs. 2 Satz 1 BNatSchG (das sind Vorhaben in Gebieten mit Bebauungsplänen nach § 30 BauGB, während der Planaufstellung nach § 33 BauGB und im Innenbereich nach § 34 BauGB) nur für die streng geschützten Arten des Anhangs IV der FFH-Richtlinie und europäische Vo- gelarten. Alle anderen besonders und streng geschützten Arten sind im Rahmen der Ein- griffsregelung nach § 1a BauGB auf der Planungsebene zu behandeln. Das Verbot Nr. 2 ist nur relevant, wenn sich der Erhaltungszustand der lokalen Population einer streng geschütz- ten Art des Anhangs IV der FFH-Richtlinie oder einer europäischen Vogelart verschlechtert.

Gemäß § 45 BNatSchG können die nach Landesrecht zuständigen Behörden im Einzelfall Ausnahmen von den Verboten des § 44 BNatSchG zulassen. Eine Ausnahme nach § 45 Abs. 7 BNatSchG ist für den Bebauungsplan in der Regel nur erforderlich, wenn der Erhal- tungszustand der lokalen Population einer Art des Anhangs IV der FFH-Richtlinie oder einer europäischen Vogelart sich verschlechtern kann und / oder die ökologische Funktion der von dem Eingriff betroffenen Fortpflanzungs- oder Ruhestätten im räumlichen Zusam- menhang trotz vorgezogener Ausgleichsmaßnahmen nicht mehr gewährleistet ist.

Zu einer Fortpflanzungsstätte gehören gemäß Hinweis der Senatsverwaltung für Stadtent- wicklung und Umwelt IE vom 20.04.2016 alle Bereiche, die von den Tieren zur Reproduktion genutzt werden. In zeitlicher Hinsicht sind die Fortpflanzungs- und Ruhestätten während de- ren gesamter Nutzungsdauer gemäß § 44 Abs. 1 Nummer 3 BNatSchG geschützt. Werden sie über Jahre hinweg immer wieder genutzt, genießen sie während ihrer gesamten Nut- zungsdauer und unabhängig davon den Schutz des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG, ob ihre Bewohner aktuell anwesend sind. Der Schutz der Niststätte endet hingegen bei Arten, die jedes Jahr ein neues Nest bauen, in der Regel mit der Aufgabe des Nestes. Wird aber nicht ausschließlich das Nest selbst, sondern das von diesen Arten regelmäßig erneut oder wie- derholt besiedelte Brutrevier infolge der Realisierung eines Eingriffsvorhabens zerstört, so erfüllt auch das den Tatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG. (BVerwG, Urt. v. 21.06. 2006, 9 A 28.05; Urt. v. 18.03. 2009, 9 A 39.07)

53 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Bezüglich der Fortpflanzungsstätten von Vogelarten, die regelmäßig ein neues Nest bauen, kommt es auf deren konkrete Art an. Handelt es sich um eine häufige Art und benötigt sie für eine erfolgreiche Reproduktion Strukturen, die ausreichend in der Nähe vorhanden sind und sich selbständig immer wieder in ausreichender Anzahl neu bilden, so wird in der Regel kei- ne Kompensation erforderlich, da der ökologische Zusammenhang gewahrt bleibt (z.B. Am- sel). Die Nennung der betreffenden Art in der Berliner Roten Liste ist dabei nur ein Indiz da- für, dass eine Kompensation erforderlich ist. Ein Kompensationsbedarf kann aber gemäß Hinweis der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt IE auch bei Arten, die nicht oder nicht mehr auf der Liste geführt werden (z.B. Girlitz), bestehen, wenn sich der Bestand- strend auf Grund eines allgemeinen Mangels an Bruthabitaten als negativ erweist bzw. die absolute Bestandsgröße in Berlin gering ist.

Hinsichtlich dauerhaft geschützter Fortpflanzungsstätten, insbesondere in Baumhöhlungen und Mauernischen, ist gemäß Hinweis der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Um- welt IE grundsätzlich von einem Kompensationsbedarf auszugehen, da kaum geeignete und unbesetzte Ausweichstrukturen im Berliner Raum zur Verfügung stehen. Ob es einer arten- schutzrechtlichen Ausnahme bedarf, hängt davon ab, ob die Ersatzlebensstätten zeitlich und räumlich ohne Bruch geschaffen werden können:

Gemäß § 44 Absatz 5 BNatSchG liegt ein Verstoß gegen das Verbot des § 44 Absatz 1 Nummer 3 BNatSchG (Niststättenschutz) dann nicht vor, wenn die ökologische Funktion der Niststätte im räumlichen Zusammenhang weiter erfüllt wird. Das bedeutet, dass eine ander- weitige unbesetzte Niststätte ortsnah und ohne zeitlichen Bruch zur Verfügung stehen muss.

Bei nicht in § 44 Abs. 5 BNatSchG genannten, nicht genehmigungspflichtigen Maßnahmen und Tätigkeiten (wie z. B. Umbaumaßnahmen, Abriss- und Renovierungsarbeiten), finden die artenschutzrechtlichen Verbote Anwendung; es ist daher in Grundsatz eine Ausnahme erforderlich.

Bezüglich des Abrisses von Gebäuden und Fassadensanierung ist in Berlin die „Verordnung über Ausnahmen von Schutzvorschriften für besonders geschützte Tier- und Pflanzenarten“ anzuwenden, soweit die Beseitigung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten von Vögeln und Fledermäusen (§ 44 Absatz 1 Nummer 3 BNatSchG) in Frage steht. In der Verordnung ist ein Anzeigeverfahren (einschließlich der erforderlichen Kompensationen) geregelt; die Zu- ständigkeit liegt bei der Unteren Naturschutzbehörde.

Bei den europäischen Vogelarten ist in der Regel das Brutrevier als Fortpflanzungs- und Ru- hestätte zu betrachten. Reine Nahrungs- oder Jagdhabitate sind in der Regel keine Fort- pflanzungs- und Ruhestätten im Sinne des § 44 BNatSchG. Wirkfaktoren, die zur Beschädi- gung oder zum Verlust einer Lebensstätte von im Geltungsbereich vorkommenden Brutvö- geln sowie zum Verlust ganzer, regelmäßig genutzter Reviere führen können, sind die Ro- dung flächiger Gehölzbestände, die Fällung von Bäumen sowie die bauliche Veränderung von Gebäuden mit dem damit verbundenen Verlust von Habitatstrukturen. Im vorliegenden Fall kommt als Wirkfaktor die mögliche Errichtung von Neubauten im Gebiet hinzu, durch die wiederkehrend genutzte Fortpflanzungsstätten unzugänglich werden.

Insgesamt wurden 18 Brutplätze des Haussperlings am Gebäudebestand ermittelt, davon 6 Brutplätze an der Südfassade des Vorbaus des SIM-Gebäudes, 5 Brutplätze an der West-

54 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan fassade des SIM-Gebäudes, je 1 Brutplatz an der West-, Ost- und Nordfassade der Philhar- monie, 1 Brutplatz an der Südfassade des Kammermusiksaals sowie 3 Brutplätze an der Südfassade der St.-Matthäus-Kirche. Die Haussperlinge nutzen verschieden gestaltete Ge- bäudenischen als wiederkehrend verwendete Brutplätze. Es handelt sich um eine langjährige Brutkolonie der Art. Außerdem befinden sich im Gebiet vier Brutplätze des Stars am Ge- bäudebestand, davon 1 Brutplatz an der Westfassade des Kammermusiksaals, 2 Brutplätze an der Südostfassade der Philharmonie sowie 1 Brutplatz an der Südfassade des SIM- Gebäudes. Der Star nutzt ebenfalls Gebäudenischen als wiederholt verwendete Brutplätze. Im Gehölzbestand des „Mattern-Gartens“ errichtete ein Brutpaar des Gartenrotschwanzes eine Niststätte. Das Nest wird nur in einer Brutperiode für die Jungenaufzucht genutzt, in der nächsten Brutsaison wird ein neuer Neststandort gesucht. Außerdem wurde im Geltungsbe- reich je ein Revier von Amsel, Blaumeise, Gartenbaumläufer, Hausrotschwanz, Mönchs- grasmücke und Stieglitz nachgewiesen. Bei den nachgewiesenen Brutvogelarten handelt es sich um verbreitete und ungefährdete Arten im Land Berlin. Die lokalen Populationen sind bezüglich der Ansprüche an ihren Lebensraum flexibel und weisen einen günstigen Erhal- tungszustand auf.

Zur Abwendung der Verbotstatbestände des § 44 Abs. 1 BNatSchG in Verbindung mit den Bestimmungen des § 44 Abs. 5 BNatSchG sind mit Umsetzung der Planung die folgenden artenschutzrechtlichen Vermeidungsmaßnahmen erforderlich:

Maßnahmen zur Vermeidung der Tötung von Gehölz- und Höhlenbrütern oder die Zer- störung ihrer Entwicklungsformen Baufeldfreimachung und Baumfällungen im Gebiet sind, um eine Tötung von Tieren oder die Zerstörung von Entwicklungsformen zu vermeiden, außerhalb der Brutzeit der ermittelten Vogelarten im Zeitraum vom 1. Oktober bis zum 28. Februar durchzuführen. Die Durchfüh- rung von Baumfällungen im Winterhalbjahr (Bauzeitenregelung) kann eine Tötung von Tie- ren oder deren Entwicklungsformen verhindern. Der Tatbestand des § 44 Absatz 1 Satz 1 ist damit nicht erfüllt.

Maßnahmen zur Vermeidung der Tötung von Gebäudebrütern oder die Zerstörung ih- rer Entwicklungsformen Gebäudeabriss und -sanierung im Gebiet, sind, um eine Tötung von Tieren oder die Zerstö- rung von Entwicklungsformen zu vermeiden, außerhalb der Brutzeit der ermittelten Vogelar- ten im Zeitraum von 1. Oktober bis zum 28. Februar durchzuführen. Die Durchführung von baulichen Maßnahmen am Gebäudebestand im Winterhalbjahr (Bauzeitenregelung) kann eine Tötung von Tieren oder deren Entwicklungsformen verhindern. Der Tatbestand des § 44 Absatz 1 Satz 1 ist damit nicht erfüllt.

Maßnahmen zur Schaffung von Ersatzquartieren für Gebäudebrüter Im Falle einer baulichen Veränderung des bestehenden Gebäudebestands oder der Errich- tung von Neubauten im Gebiet, wodurch die wiederkehrend genutzten Fortpflanzungsstätten unzugänglich oder beseitigt werden, sind für Haussperling und Star geeignete Er- satzquartiere zu schaffen. Für den Haussperling sind als Ersatzquartiere Sperlingskolo- niehäuser zu verwenden, die den geselligen Vögeln gleichzeitig eine Besiedlung durch meh- rere Brutpaare ermöglichen. Die Anbringung der Ersatzquartiere für den Haussperling sollte möglichst an einen Gebäude erfolgen sowie mindestens in 3 m Höhe und mit östlicher Aus- richtung (Verhältnis 1 : 1). Für den Star sind als Ersatzquartiere Höhlenbrüterkästen an

55 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Bäumen in mindestens 3 m Höhe und mit östlicher Ausrichtung anzubringen (Verhältnis 1 : 1). In der Regel erfolgt eine wiederholte Nutzung der Fortpflanzungsstätten in der nächs- ten Brutperiode. Daher ist im Falle einer Beseitigung auf der Ebene des Baugenehmigungs- verfahrens ein Antrag auf Erteilung einer Ausnahme gemäß § 45 Absatz 7 BNatSchG von den Verboten des besonderen Artenschutzes bei der Senatsverwaltung Berlin zu stellen.

Maßnahmen zur Schaffung von Ersatzquartieren für Gehölzbrüter Im Falle einer Beseitigung des Brutplatzes des Gartenrotschwanzes im Gehölzbestand des „Mattern-Gartens“ ist eine Ersatz-Nisthilfe (Nischenbrüterkasten) zu schaffen.

Die für die Umsetzung der vorliegenden Planung erforderlichen Ausnahmen vom Nist- stättenschutz werden von Seiten der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Um- welt IE mit Schreiben vom 20.04.2016 - soweit erforderlich - in Aussicht gestellt.

2.2.3 Schutzgut Boden Mit Umsetzung der Planung werden unter Berücksichtigung der festgesetzten Anpflanzgebo- te und Erhaltungsbindungen im Bereich der festgesetzten Flächen für den Gemeinbedarf mit Zweckbestimmung „Kulturelle Einrichtungen“ sowie der geplanten Begrünung der Verkehrs- flächen mit besonderer Zweckbestimmung „Fußgängerbereich“ rund 2.100 m² dauerhaft ent- siegelt (vgl. Kap. 2.2.2). Damit verbunden ist ein Rückgang der überbauten und versiegelten Flächen im Geltungsbereich um rund 3,6 % auf etwa 79,1 % mit den damit verbundenen positiven Wirkungen auf das Schutzgut Boden. Das rund 1.350 m umfassende Baufenster (GR 1.250 m²) für den vorgesehenen Erweiterungsbau befindet sich im Bereich der bereits weitgehend versiegelten rückwärtigen Stellplatz-, Anlieferungs- und Zufahrtsflächen der Phil- harmonie.

Verbindliche Regelungen zum wasser- und luftdurchlässigen Aufbau von Erschließungsflä- chen mit der damit verbundenen weiteren Reduzierung des Versiegelungsgrads werden im Bebauungsplan aufgrund der vielfältigen Ansprüche an die Erschließungsflächen im Bereich des Kulturforums nicht getroffen. Im Zuge der weiteren Entwurfsplanung auf der Grundlage des der Planung zugrundeliegenden Struktur- und Freiraumkonzepts sollten soweit wie mög- lich Festlegungen zum wasser- und luftdurchlässigen Aufbau insbesondere von Wegen und den im Gebiet verbleibenden Stellplätzen erfolgen.

Bei Nichtdurchführung der Planung bliebe der hohe Anteil an vollständig versiegelten Straßenflächen im nördlichen Teil des Kulturforums mit den damit verbundenen Beeinträch- tigungen des Schutzguts Boden weitgehend unverändert.

2.2.4 Schutzgut Wasser Mit der dauerhaften Entsiegelung von rund 2.100 m² Boden steigt der Anteil versickerungs- fähiger Vegetationsflächen im Plangebiet mit den damit verbundenen positiven Wirkungen auf das Schutzgut Wasser. Verbindliche Regelungen zum wasser- und luftdurchlässigen Aufbau von Erschließungsflächen mit der damit verbundenen flächenhaften Versickerung des anfallenden Niederschlagswassers werden im Bebauungsplan nicht getroffen. Im Zuge

56 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan der weiteren Entwurfsplanung auf der Grundlage des Struktur- und Freiraumkonzepts sollten soweit wie möglich Festlegungen zum wasser- und luftdurchlässigen Aufbau insbesondere von Wegen und den im Gebiet verbleibenden Stellplätzen erfolgen. Aufgrund der geringen Grundwasserflurabstände im Plangebiet können bauzeitliche und gegebenenfalls auch anla- gebedingte Eingriffe in den Grundwasserkörper mit der Errichtung des geplanten Erweite- rungsbaus nicht ausgeschlossen werden. Der Bebauungsplan trifft keine Festlegungen zur möglichen Ausbildung eines Untergeschosses für den Erweiterungsbau. Es gelten die ge- setzlichen und untergesetzlichen Bestimmungen zum Grundwasserschutz.

Bei Nichtdurchführung der Planung bliebe der hohe Anteil an vollständig versiegelten Straßenflächen im nördlichen Teil des Kulturforums mit den damit verbundenen Beeinträch- tigungen des Schutzguts Wasser weitgehend unverändert.

2.2.5 Schutzgut Luft / Klima Stadtklimatische Verhältnisse Mit der dauerhaften Entsiegelung von rund 2.100 m² Boden steigt der Anteil klimawirksamer Vegetationsflächen im Plangebiet um rund 3,6 % mit den damit verbundenen positiven Wir- kungen auf das Schutzgut Klima. Im Bereich des festgesetzten Baufensters für das geplante Erweiterungsgebäude ist mit Umsetzung der Planung die Fällung von rund 25 Bäumen er- forderlich mit den damit verbundenen Beeinträchtigungen der kleinklimatischen Verhältnisse. Betroffen sind überwiegend stark vorgeschädigte Bäume mit nur eingeschränkter Funktion für die Frischluftproduktion und die Schadstoffbindung. Für nicht vermeidbare Baumfällungen sind Ersatzpflanzungen erforderlich. Diese können auf der Grundlage des der Planung zu- grundeliegenden Struktur- und Freiraumkonzepts im Plangebiet erfolgen. Durch den neuen Baukörper sind aufgrund der geringen Gebäudehöhe und dem der Philharmonie und dem Gebäude des Staatlichen Instituts für Musikforschung vorgelagerten Standort keine erhebli- chen Beeinträchtigungen der klimatischen Verhältnisse oder des Luftaustauschs zu erwar- ten. Entsprechend der Planungshinweise zum Klimaschutz (vgl. Kap. 2.1.5) sollten im Zuge der Entwurfsplanung, insbesondere aufgrund der südexponierten Ausrichtung des Gebäu- des, auf Glasfassaden verzichtet sowie Begrünungsmaßnahmen vorgesehen werden.

Luftschadstoffe Mit der weitgehenden Verkehrsberuhigung im betroffenen Bereich des Kulturforums und der damit verbundenen Reduzierung der verkehrsverursachten Emissionen sind positive Wir- kungen auf die lufthygienischen Verhältnisse im Plangebiet verbunden. Im Bebauungsplan erfolgt zudem eine Festsetzung zur Verwendung von Brennstoffen mit niedrigen Emissions- werten. Auf die verkehrsbedingten Schadstoffeinwirkungen von den umgebenden Hauptver- kehrsstraßen hat der Bebauungsplan keinen Einfluss. Gemäß Luftreinhalteplan 2011-2017 wird unter Berücksichtigung der Wirkungen ausgewählter Maßnahmenbündel auf die PM10- Luftbelastung durch den Kfz-Verkehr im Straßenraum der Potsdamer Straße und der Tier- gartenstraße für das Jahr 2015 mit einer geringen Belastung gerechnet.

Insgesamt sind mit Umsetzung der Planung keine erheblichen Beeinträchtigungen des Schutzguts Luft / Klima zu erwarten. Bei Nichtdurchführung der Planung blieben die bishe- rige Verkehrsführung und der hohe Anteil an vollständig versiegelten Straßenflächen im

57 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan nördlichen Teil des Kulturforums mit den damit verbundenen Beeinträchtigungen des Schutzguts Luft / Klima weitgehend unverändert.

2.2.6 Schutzgut Landschaft Mit dem Rückbau von vollständig versiegelten Verkehrsflächen und der Erhöhung des Grün- flächenanteils im Plangebiet sind grundsätzlich positive Wirkungen auf das Schutzgut Landschaft verbunden. Die konkrete Freiraumgestaltung sowie die Neupflanzung von Bäu- men erfolgt auf der Grundlage des der Planung zugrundeliegenden Struktur- und Freiraum- konzepts. Mit dem Einfügen des geplanten Erweiterungsbaus östlich der Philharmonie und der geplanten Anlage eines Vorplatzes besteht die Möglichkeit, die Eingangssituation aus Richtung Potsdamer Straße neu zu definieren. Mit Umsetzung der Planung sind keine er- heblichen Beeinträchtigungen des Schutzguts Landschaft zu erwarten.

Bei Nichtdurchführung der Planung bliebe der hohe Anteil an vollständig versiegelten Straßenflächen im nördlichen Teil des Kulturforums mit den damit verbundenen Beeinträch- tigungen des Schutzguts Landschaft weitgehend unverändert.

2.2.7 Schutzgut Kultur- und Sachgüter Mit dem Rückbau von vollständig versiegelten Verkehrsflächen und der Erhöhung des Grün- flächenanteils im Plangebiet sind im Hinblick auf dessen Lage im Denkmalbereich des Kul- turforums grundsätzlich positive Wirkungen auf das Schutzgut Kultur- und Sachgüter ver- bunden. Die konkrete Freiraumgestaltung erfolgt auf der Grundlage des der Planung zu- grundeliegenden Struktur- und Freiraumkonzepts. Mit dem Einfügen des geplanten Erweite- rungsbaus östlich der Philharmonie und der geplanten Anlage eines Vorplatzes besteht die Möglichkeit, die Eingangssituation aus Richtung Potsdamer Straße neu zu definieren. Unter Berücksichtigung der zwingend erforderlichen Abstimmung der Planungen mit den zuständi- gen Denkmalschutzbehörden sind mit Umsetzung der Planung keine erheblichen Beein- trächtigungen des Schutzguts Kultur- und Sachgüter zu erwarten.

Bei Nichtdurchführung der Planung bliebe der hohe Anteil an vollständig versiegelten Straßenflächen im nördlichen Teil des Kulturforums mit den damit verbundenen Beeinträch- tigungen des Schutzguts Kultur- und Sachgüter weitgehend unverändert.

2.2.8 Wechselwirkungen Spezifische Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Schutzgütern, die zu einer Summa- tionswirkung hinsichtlich der Umweltauswirkungen führen können, sind nach derzeitigem Stand nicht erkennbar. Mit Umsetzung der Planung sind durch die mit der Planung vorberei- tete Entsiegelung und Begrünung von Flächen überwiegend positive Wirkungen auf die Schutzgüter verbunden. Erhebliche Beeinträchtigungen eines Schutzguts sind mit Umset- zung der Planung nach derzeitigem Stand nicht zu erwarten.

58 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

2.3 Vermeidung, Verringerung und Ausgleich nachteiliger Auswirkungen sowie Eingriffsbeurteilung und Ausgleichsentscheidung gemäß § 18 BNatSchG i. V. m. § 1a Abs. 3 BauGB Erhebliche Beeinträchtigungen der Umwelt (Eingriffe in Natur und Landschaft) sind gemäß § 1a BauGB in Verbindung mit § 18 BNatSchG zu vermeiden oder auszugleichen. Nach § 13 BNatSchG hat ein Verursacher erhebliche Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft vorrangig zu vermeiden. Über Vermeidung, Ausgleich und Ersatz ist gemäß § 18 BNatSchG nach den Vorschriften des Baugesetzbuchs zu entscheiden. Die Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege einschließlich der Eingriffsregelung stellen danach gemäß § 1a Abs. 3 BauGB eine Anforderung an die Abwägung dar. Die zur Abwendung der Verbotstat- bestände des § 44 Abs. 1 i.V.m. § 44 Abs. 5 BNatSchG bzw. zur Aufrechterhaltung der öko- logischen Funktion der von Eingriffen betroffenen Fortpflanzungs- oder Ruhestätten von streng geschützten Arten des Anhangs IV der FFH-Richtlinie oder der europäischen Vogelar- ten erforderlichen artenschutzrechtlichen Vermeidungs- und Kompensationsmaßnahmen sind der Abwägung nicht zugänglich.

Ein Ausgleich ist gemäß § 1a Abs. 3 Satz 6 BauGB nicht erforderlich, soweit die Eingriffe bereits vor der planerischen Entscheidung erfolgt oder zulässig waren. Der Baunutzungsplan für Berlin in der Fassung vom 28. Dezember 1960, der zusammen mit den planungsrechtli- chen Vorschriften der Bauordnung für Berlin in der Fassung vom 21. November 1958 und in Verbindung mit den förmlich festgestellten Fluchtlinien als übergeleiteter qualifizierter Be- bauungsplan im Sinne des § 30 Abs. 1 Baugesetzbuch weiter gilt, weist den Geltungsbereich als Fläche mit besonderer Zweckbestimmung ohne Ausweisung des Maßes der baulichen Nutzung und ohne Zweckbestimmung aus. Aufgrund der Tatsache, dass Flächen mit beson- derer Zweckbestimmung nicht übergeleitet wurden, sind Flächen außerhalb der Geltungsbe- reiche festgesetzter Bebauungspläne nach § 34 BauGB zu beurteilen. Nach § 34 Abs. 1 BauGB ist ein Vorhaben im Innenbereich zulässig, wenn es sich nach Art und Maß der bauli- chen Nutzung, der Bauweise und der Grundstücksfläche, die überbaut werden soll, in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt und die Erschließung gesichert ist. Danach wäre eine Sondernutzung ohne konkrete Beschränkung hinsichtlich des Nutzungsmaßes zulässig. Derzeit entspricht das Nutzungsmaß im Bereich des festgesetzten Baugebiets zwischen Herbert-von-Karajan-Straße, Tiergartenstraße, Ben-Gurion-Straße, Potsdamer Straße und Scharounstraße durch die Grundflächen von Gebäuden und die Tiefgarage der Philharmonie einer GRZ von 0,43. Die Grundfläche von 1.250 m² des geplanten Erweiterungsbaus ent- spricht einer Erhöhung des Nutzungsmaßes um 0,03 auf 0,46, so dass grundsätzlich von einer Zulässigkeit der Eingriffe ausgegangen werden kann. Ein Ausgleich ist somit nicht er- forderlich.

Mit Umsetzung des Bebauungsplans erfolgt im Geltungsbereich insgesamt eine Entsiege- lung und Begrünung von Flächen in einem Umfang von rund 2.100 m². Ersatzpflanzungen für nicht vermeidbare Baumrodungen erfolgen auf der Grundlage der Baumschutzverord- nungen. Die Schaffung von Ersatzquartieren für die im Geltungsbereich vorkommenden Ge- bäudebrüter erfolgt zur Abwendung der Verbotstatbestände des § 44 Abs. 1 BNatSchG auf der Grundlage der nach derzeitigem Stand erforderlichen Ausnahmegenehmigung gemäß § 45 Abs. 7 BNatSchG. Als artenschutzrechtliche Vermeidungsmaßnahme ist eine Bau-

59 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan zeitenregelung für Maßnahmen zur Baufeldfreimachung und Baumfällungen sowie für bauli- che Maßnahmen am Gebäudebestand vorgesehen.

Zur Vermeidung von Luftschadstoffbelastungen erfolgt im Bebauungsplan eine textliche Festsetzung zur Verwendung von Brennstoffen mit niedrigen Emissionswerten. Verbindliche Regelungen zum wasser- und luftdurchlässigen Aufbau von Erschließungsflächen mit der damit verbundenen Reduzierung des Versiegelungsgrads und der Ermöglichung einer flä- chenhaften Versickerung des anfallenden Niederschlagswassers werden im Bebauungsplan aufgrund der vielfältigen Ansprüche an die Erschließungsflächen im Bereich des Kulturfo- rums nicht getroffen. Im Zuge der weiteren Entwurfsplanung auf der Grundlage des der Pla- nung zugrundeliegenden Struktur- und Freiraumkonzepts sollten soweit wie möglich Festle- gungen zum wasser- und luftdurchlässigen Aufbau insbesondere von Wegen und den im Gebiet verbleibenden Stellplätzen erfolgen.

2.4 Anderweitige Planungsmöglichkeiten Die im Bebauungsplan getroffenen Festsetzungen zur städtebaulichen Entwicklung im Gel- tungsbereich erfolgen auf der Grundlage des der Gesamtplanung für das Kulturforum zu- grundeliegenden Struktur- und Freiraumkonzepts. Dieses geht auf den 2006 beschlossenen Masterplan zur Weiterentwicklung des Kulturforums zurück und wurde entsprechend dem Abgeordnetenhaus-Beschluss vom 31.03.2011 auf Grundlage eines aktualisierten Freiraum- konzepts fortgeschrieben. Hierbei handelt es sich somit um eine intensive Vorplanung unter Einbeziehung aller zuständigen Fachabteilung, wie z. B. das Landesdenkmalamt, die Fachämter des Bezirks Mitte, die Fachabteilungen der Senatsverwaltung sowie die Leitungs- träger, Ver- und Entsorgungsunternehmen. Innerhalb des Geltungsbereiches befinden sich die Philharmonie, der Kammermusiksaal sowie das Musikinstrumentenmuseum. Da es sich hierbei um Einzeldenkmale handelt und sich die Neuordnung innerhalb des Geltungsberei- ches vorrangig um die Neugestaltung des Außenbereiches mit seinen Verkehrswegen und Fußgängerbereichen sowie einer im Verhältnis geringfügigen Erweiterungsmöglichkeit der Philharmonie handelt, wurden im Bebauungsplanverfahren daher keine grundsätzlichen Planungsalternativen zur städtebaulichen Entwicklung geprüft.

In Betracht gezogen wurde allerdings die Festsetzung der für einen Erweiterungsbau der Philharmonie vorgesehenen Flächen als Kerngebiet gemäß § 7 BauNVO. Kerngebiete die- nen vorwiegend der Unterbringung von Handelsbetrieben sowie zentralen Einrichtungen der Wirtschaft, der Verwaltung und der Kultur. Bei einer Einschränkung der zulässigen Nutzung auf die Unterbringung von zentralen Einrichtungen der Kultur wäre der Gebietscharakter nicht mehr gewährleistet. Daher erfolgt eine Festsetzung als Flächen für den Gemeinbedarf.

Weiterhin in Betracht gezogen wurde eine planungsrechtliche Sicherung der bestehenden Straßenverbindung Herbert-von-Karajan-Straße / Matthäikirchplatz zwischen Tiergartenstra- ße und Sigismundstraße als öffentliche Straßenverkehrsfläche. Diese Überlegungen wurden zugunsten der Festsetzung eines Verkehrsberuhigten Bereiches zwischen Herbert-von- Karajan-Straße und Matthäikirchplatz verworfen. Dadurch wird der Durchgangsverkehr in diesem Bereich des Kulturforums vermieden und der Platzcharakter der weitgehend Fuß- gängern vorbehaltenen Flächen zwischen der Potsdamer Straße und der Piazzetta als Zu- gang zur Gemäldegalerie und dem Kunstgewerbemuseum gestärkt.

60 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Hinsichtlich der vorgesehenen Festsetzung der bisherigen Stellplatzflächen östlich des Kammermusiksaals als Verkehrsflächen mit besonderer Zweckbestimmung „Stadtplatz“ wur- de einer Zuordnung der Flächen zu den festgesetzten Flächen für Gemeinbedarf mit Fest- setzung von Anpflanzgeboten der Vorzug gegeben.

Bestehende Überlegungen zur Festsetzung von Grünflächen zur planungsrechtlichen Siche- rung der im Freiraumkonzept ausgewiesenen Freiflächen wurden im Zuge der konzeptionel- len Ausgestaltung des Bebauungsplans zugunsten der Festsetzung von Anpflanzgeboten als Bestandteile der festgesetzten Flächen für den Gemeinbedarf und der festgesetzten Ver- kehrsflächen verworfen.

3 Zusätzliche Angaben

3.1 Technische Verfahren bei der Umweltprüfung Die Umweltprüfung nach dem Baugesetzbuch erfolgte auf der Grundlage des Berliner Leitfa- dens der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt zu Umweltprüfungen (Umwelt- prüfungen – Berliner Leitfaden für die Stadt- und Landschaftsplanung, 3. aktualisierte Aufla- ge Dezember 2006) unter Auswertung der Daten des digitalen Umweltatlas (Geoportal der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt – FIS-Broker) einschließlich der Strate- gischen Lärmkarten und des Luftreinhalteplans 2011-2017. Die eingesetzten technischen Verfahren und Bewertungsgrundlagen sind den inhaltlichen Erläuterungen zu den einzelnen Themenkarten im Geoportal zu entnehmen. Zur Bewertung der Umweltauswirkungen im Hinblick auf das Vorkommen besonders ge- schützter Tierarten erfolgten im Planverfahren faunistische Kartierungen durch die Arten- schutzsachverständige Dipl.-Geoökologin Silke Jabczynski. Die im Rahmen der Kartierungen eingesetzten technischen Verfahren sind im Fachgutachten erläutert. Zur Bewertung der Umweltauswirkungen erfolgte zudem durch das Landschaftsplanungsbüro Dr. Szamatolski + Partner GbR eine Biotoptypenkartierung auf der Grundlage der Liste der Biotoptypen von Berlin vom Mai 2005 sowie die Erstellung einer Baumliste auf der Grundlage des Bestands- plans des Vermessungsbüros Rek & Schwenk vom November 2010 mit Ergänzungen vom Mai 2011. Die Ergebnisse der Kartierungen werden in einer Bestandskarte zum Umweltbe- richt dargestellt. Schwierigkeiten bei der Erhebung ergaben sich nicht.

3.2 Hinweise zur Durchführung der Umweltüberwachung Mit Umsetzung des Bebauungsplans sind nach derzeitigem Stand keine erheblichen Um- weltauswirkungen zu erwarten. Eine Überwachung (Monitoring) erheblicher Auswirkungen des Plans ist daher nach derzeitigem Stand nicht vorgesehen und auch nicht erforderlich.

Mit der Errichtung des geplanten Erweiterungsbaus können aufgrund der im Plangebiet vor- herrschenden geringen Grundwasserflurabstände bauzeitliche und gegebenenfalls auch anlagebedingte Eingriffe in den Grundwasserkörper nicht ausgeschlossen werden. Der Be- bauungsplan trifft keine Festlegungen zur möglichen Ausbildung eines Untergeschosses für den Erweiterungsbau. Es gelten die gesetzlichen und untergesetzlichen Bestimmungen zum Grundwasserschutz, die im konkreten Einzelfall auch ein Grundwassermonitoring vorsehen.

61 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

4 Allgemein verständliche Zusammenfassung Der Bebauungsplan 1-35a dient der planungsrechtlichen Neuordnung der Verkehrsflächen im nordöstlichen Teilbereich des Kulturforums. Zudem sollen die planungsrechtlichen Vo- raussetzungen für einen Erweiterungsbau für Nutzungen der Berliner Philharmonie geschaf- fen werden. Vorgesehen ist die Festsetzung von Flächen für den Gemeinbedarf mit Zweck- bestimmung „Kulturelle Einrichtungen“ und „Kirchliche Einrichtungen“ sowie von öffentlichen Straßenverkehrsflächen und Verkehrsflächen mit besonderer Zweckbestimmung „Fußgän- gerbereich“ und „Verkehrsberuhigter Bereich“. Die im Bereich der Flächen für Gemeinbedarf vorhandenen und geplanten gärtnerisch gestalteten Pflanzflächen sollen als Flächen zum Anpflanzen bzw. als Flächen mit Erhaltungsbindungen festgesetzt werden. Die Abgrenzung des Denkmalbereichs „Kulturforum“ sowie die Baudenkmale werden nachrichtlich in den Be- bauungsplan übernommen. Der Geltungsbereich des Bebauungsplans 1-35a umfasst rund 5,83 ha.

Derzeitiger Umweltzustand Das Plangebiet befindet sich im Einwirkungsbereich von drei stark befahrenen Hauptver- kehrsstraßen. Bis zu einem Abstand von rund 100 m von der Potsdamer Straße und rund 75 m von der Tiergartenstraße werden die Orientierungswerte der DIN 18005 Schallschutz im Städtebau für Kerngebiete auf weiten Teilen der im Geltungsbereich gelegenen Flächen deutlich überschritten. Die Flächen sind derzeit von geringer Bedeutung für die wohnungs- und siedlungsnahe Erholung.

Das Plangebiet ist nicht Bestandteil von Schutzgebieten nach dem Naturschutzrecht. Die vorkommenden Biotoptypen sind von allgemeiner Bedeutung. Gesetzlich geschützte Biotope sind nicht vorhanden. Der Anteil an Vegetationsflächen liegt bei rund 17,3%. Im Plangebiet befinden sich rund 160 durch die Baumschutzverordnung geschützte Bäume. Aufgrund der vorkommenden Lebensräume ist mit einem Vorkommen von Wirbellosen, Brutvögeln und Kleinsäugern sowie von Fledermäusen zu rechnen. Zauneidechsen, sonstige Reptilien und Amphibien sind nicht zu erwarten. Festgestellt wurden neun Brutvogelarten, davon drei Vo- gelarten mit Brutplätzen im Plangebiet. Für Fledermäuse hat das Gebiet eine sehr geringe Bedeutung.

Insgesamt waren zum Zeitpunkt der planerischen Entscheidung rund 82,7% der Flächen im Plangebiet überbaut, versiegelt oder befestigt. Die Leistungsfähigkeit der Böden in Bezug auf die natürlichen Bodenfunktionen und die Archivfunktion wird als gering eingestuft. Die Böden sind ohne besondere Anforderungen. Die Flächen sind nicht im Bodenbelastungskataster eingetragen. Es bestehen auch keine Hinweise auf Bodenverunreinigungen. Das Plangebiet befindet sich außerhalb von Wasserschutzgebieten. Die Grundwasserflurabstände sowie die Grundwasserneubildung sind gering. Der Gesamtabfluss aus Niederschlägen ist hoch.

Das Plangebiet ist überwiegend den stadtklimatischen Zonen mit hohen Veränderungen ge- genüber Freilandverhältnissen zugeordnet. Es wird stadtklimatisch als Belastungsbereich eingestuft mit einer Siedlungsstruktur mit weniger günstigen bioklimatischen Bedingungen. Es besteht eine hohe Empfindlichkeit gegenüber Nutzungsintensivierungen. Die verkehrs- verursachten Emissionen im betroffenen Straßenabschnitt der Tiergartenstraße werden als überdurchschnittlich, im betroffenen Straßenabschnitt der Potsdamer Straße als weit über-

62 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan durchschnittlich eingestuft. Die verkehrsbedingte Belastung der angrenzenden Flächen wird in einer zusammenfassenden Bewertung als mäßig eingestuft.

Das Plangebiet wird geprägt von den Solitärbauten des Kulturforums und der St.-Matthäus- Kirche, in Verbindung mit offenen Raumkanten und einer asymmetrischen Gebäudeanord- nung („Stadtlandschaft“). Der Anteil an Vegetationsflächen ist gering, der Anteil versiegelter und überbauter Flächen ist hoch. Aufgrund der Lage des Plangebiets im Denkmalschutzbe- reich des Kulturforums und des Umgebungsschutzes für die einzelnen Baudenkmale besteht eine sehr hohe Empfindlichkeit gegenüber baulichen Veränderungen.

Prognose der Entwicklung des Umweltzustands Mit Umsetzung des Bebauungsplans ist eine weitgehende Verkehrsberuhigung in diesem Bereich des Kulturforums verbunden mit den damit einhergehenden positiven Wirkungen auf die Lärmsituation. Auf die verkehrsbedingten Lärmeinwirkungen von den umgebenden Hauptverkehrsstraßen hat der Bebauungsplan keinen Einfluss. Der östlich der Philharmonie vorgesehene Erweiterungsbau befindet sich im Einwirkungsbereich des Verkehrslärms im Kreuzungsbereich Potsdamer Straße / Ben-Gurion-Straße. Zur Gewährleistung gesunder Arbeitsverhältnisse sind bei Umsetzung der Planung in Abhängigkeit von der vorgesehenen Raumnutzung ggf. Schalldämmmaßnahmen erforderlich. Mit der weitgehenden Verkehrsbe- ruhigung im betroffenen Bereich des Kulturforums sind positive Wirkungen auf die Erho- lungsfunktion und die Aufenthaltsqualität verbunden. Die konkrete Freiraumgestaltung erfolgt auf der Grundlage des der Planung zugrundeliegenden Struktur- und Freiraumkonzepts.

Mit Umsetzung des Bebauungsplans kann von einem Zuwachs der Vegetationsflächen im Plangebiet in einem Umfang von insgesamt rund 2.100 m² ausgegangen werden. Damit ver- bunden sind positive Wirkungen auf das Schutzgut Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt. Für den Baumbestand gelten die Bestimmungen der Baumschutzverordnung. Für nicht ver- meidbare Baumfällungen sind Ersatzpflanzungen vorgesehen. Diese können auf der Grund- lage des der Planung zugrundeliegenden Struktur- und Freiraumkonzepts im Plangebiet er- folgen. Zur Abwendung der Verbotstatbestände des § 44 Abs. 1 BNatSchG sind mit Umset- zung der Planung artenschutzrechtliche Vermeidungsmaßnahmen erforderlich. Zudem ist die Schaffung von Ersatzquartieren für Gebäudebrüter erforderlich. Unter Berücksichtigung der Ersatzpflanzungen sowie der artenschutzrechtlichen Vermeidungs- und Kompensations- maßnahmen sind keine erheblichen Beeinträchtigungen des Schutzguts Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt zu erwarten.

Mit Umsetzung des Bebauungsplans kann von einer dauerhaften Entsiegelung in einem Um- fang von insgesamt rund 2.100 m² ausgegangen werden. Damit verbunden sind positive Wirkungen auf das Schutzgut Boden. Verbindliche Regelungen zum wasser- und luftdurch- lässigen Aufbau von Erschließungsflächen mit der damit verbundenen weiteren Reduzierung des Versiegelungsgrads werden im Bebauungsplan nicht getroffen. Mit der dauerhaften Ent- siegelung von Boden steigt der Anteil versickerungsfähiger Vegetationsflächen mit den damit verbundenen positiven Wirkungen auf das Schutzgut Wasser. Mit der Errichtung des geplan- ten Erweiterungsbaus können aufgrund der vorherrschenden geringen Grundwasserflurab- stände bauzeitliche und gegebenenfalls auch anlagebedingte Eingriffe in den Grundwasser- körper nicht ausgeschlossen werden. Es gelten die gesetzlichen und untergesetzlichen Best- immungen zum Grundwasserschutz.

63 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Mit der Erhöhung des Anteils klimawirksamer Vegetationsflächen sind positive Wirkungen auf das Schutzgut Klima verbundenen. Durch den neuen Baukörper sind keine erheblichen Beeinträchtigungen der klimatischen Verhältnisse oder des Luftaustauschs zu erwarten. Ent- sprechend der Planungshinweise zum Klimaschutz sollten jedoch auf Glasfassaden verzich- tet sowie Begrünungsmaßnahmen vorgesehen werden. Mit der weitgehenden Verkehrsbe- ruhigung im betroffenen Bereich des Kulturforums und der damit verbundenen Reduzierung der verkehrsverursachten Emissionen sind positive Wirkungen auf die lufthygienischen Ver- hältnisse im Plangebiet verbunden. Im Bebauungsplan erfolgt eine Festsetzung zur Verwen- dung von Brennstoffen mit niedrigen Emissionswerten. Auf die verkehrsbedingten Schadstof- feinwirkungen von den umgebenden Hauptverkehrsstraßen hat der Bebauungsplan keinen Einfluss.

Mit dem Rückbau von vollständig versiegelten Verkehrsflächen und der Erhöhung des Grün- flächenanteils im Plangebiet sind grundsätzlich positive Wirkungen auf das Schutzgut Land- schaft verbunden. Die konkrete Freiraumgestaltung sowie die Neupflanzung von Bäumen erfolgt auf der Grundlage des der Planung zugrundeliegenden Struktur- und Freiraumkon- zepts. Mit dem Einfügen des geplanten Erweiterungsbaus östlich der Philharmonie und der geplanten Anlage eines Vorplatzes besteht die Möglichkeit, die Eingangssituation aus Rich- tung Potsdamer Straße neu zu definieren. Unter Berücksichtigung der zwingend erforderli- chen Abstimmung der Planungen mit den zuständigen Denkmalschutzbehörden sind mit Umsetzung der Planung keine erheblichen Beeinträchtigungen des Schutzguts Kultur- und Sachgüter zu erwarten.

Zusammenfassende Bewertung der Umweltauswirkungen Mit Umsetzung des Bebauungsplans sind keine erheblichen Beeinträchtigungen der in § 1 Abs. 6 Nr. 7 BauGB aufgeführten Schutzgüter zu erwarten. Für die Schutzgüter Mensch, Boden, Wasser und Landschaft sind mit Umsetzung der Planung positive Wirkungen ver- bunden. Für die Schutzgüter Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt sowie Luft / Klima sind zur Vermeidung von Beeinträchtigungen unterhalb der Erheblichkeitsschwelle schutzgutspe- zifische Vermeidungsmaßnahmen vorzusehen. Zur Vermeidung von Beeinträchtigungen für das Schutzgut Kultur- und Sachgüter sind die Belange des Denkmalschutzes zu berücksich- tigen.

64 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

III Planinhalt und Abwägung 1 Ziele der Planung und wesentlicher Planinhalt

1.1 Ziele der Planung Intention des Bebauungsplans 1-35a ist die Sicherung der kulturellen und kirchlichen Einrich- tungen mit den dazugehörigen Baudenkmalen, die Schaffung der planungsrechtlichen Grundlagen für die Umsetzung des 2009/10 überarbeiteten Freiraumkonzepts von Valentien + Valentien, die Neuordnung der bestehenden Verkehrsflächen sowie die planungsrechtliche Vorbereitung für einen untergeordneten Erweiterungsbau für die Philharmonie. Der Bereich der Scharounstraße ist als Platzfläche vorgesehen, die sich in Form und Ausge- staltung an den Vorplatz der Philharmonie anlehnen und die Besucher zur Piazzetta und den dort angesiedelten Museen lenken soll. Dieser Platz soll vorrangig den Fußgängern vorbe- halten sein, lediglich der öffentlichen Buslinie sowie den Benutzern der Tiefgarage der Phil- harmonie ist die Überfahrt zu ermöglichen. Die Herbert-von-Karajan-Straße soll nach Westen versetzt werden und die Stellflächen für Reisebusse, Taxen und mobilitätseingeschränkte Menschen aufnehmen. Der Verkehr rund um die Kirche soll durch Rücknahme der östlichen Umfahrung deutlich reduziert und der begrünte Matthäikirchplatz in das Freiraumkonzept eingebunden werden. Weiterhin wird östlich der Philharmonie eine Bebauung planungsrechtlich ermöglicht, welche als Ergänzung der „organischen Architektur” von Hans Scharoun und Edgar Wisniewski kon- zipiert ist. Um dieses Ziel zu erreichen, ist gemäß Masterplan 2006 ein flaches, zweige- schossiges Gebäude vorgesehen, welches die Besucher "optisch" vom Potsdamer Platz zur Philharmonie bzw. zum Kammermusiksaal leitet. Das Gebäude ist durch eine Fuge zur Phil- harmonie als eigenständiges Gebäude zu errichten. Da jedoch ab dem zweiten Vollgeschoss eine Verbindung zur Philharmonie ermöglicht werden soll, soll die Eigenständigkeit des Ge- bäudes durch ein Luftgeschoss hervorgehoben werden. Im Rahmen des Masterplanverfah- rens (2004-2006) wurden vier Teilbereiche als Baupotenzialflächen definiert. Innerhalb einer Planungswerkstatt wurde durch das Büro Sauerbruch Hutton ein Entwurf erarbeitet, welcher eine zwei- bis dreigeschossige Bebauung vorsah. Auch in den Testentwürfen der Philharmo- nie wird die Höhenentwicklung des Erweiterungsbaus von zwei bis zu drei Geschossen vari- iert. Unter Berücksichtigung der öffentlichen Belange der Denkmalpflege und Baukultur soll nur in begründeten Einzelfällen (z. B. Wettbewerbsergebnis) eine teilweise Überschreitung der zulässigen Anzahl der Vollgeschosse bis zu drei Vollgeschossen ermöglicht werden. Zur Sicherung des architektonischen Anspruchs an diesen Ort, wird hier mit dem Eigentümer ein konkurrierendes Verfahren (z. B. städtebaulicher Wettbewerb, Realisierungswettbewerb) durchgeführt werden. Zur Sicherung der Belange des Denkmalschutzes sowie aufgrund des Einzel- und Ensembleschutzes wird das Landesdenkmalamt (LDA) sowohl an der Vorberei- tung (Auslobungsunterlagen) als auch an der Entscheidungsfindung im Rahmen des Wett- bewerbs beteiligt. Weiterhin ist die Bebauung - unter Berücksichtigung der bestehenden Abstandsflächen - vom Musikinstrumentenmuseum abgesetzt zu errichten. Um den landschaftsarchitektoni- schen Eindruck im Plangebiet zu stärken, soll auf die vorhandenen oberirdischen Stellplätze verzichtet werden. Im Norden der Philharmonie ist im Masterplan der zentrale "Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen »Euthanasie«-Morde T4" vorgesehen. Der Wettbe- werbsentwurf ist zwischenzeitlich umgesetzt worden, die Anlage genießt Bestandsschutz.

65 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

1.2 Wesentlicher Planinhalt Mit dem Bebauungsplan 1-35a werden insbesondere folgende städtebaulichen Ziele verfolgt: - Sicherung und Neuordnung der Verkehrsflächen durch Festsetzung von Straßenverkehrs- flächen und Verkehrsflächen besonderer Zweckbestimmung, - Sicherung und Festsetzung von Flächen für den Gemeinbedarf für kulturelle und kirchli- che Einrichtungen, - Bestandssicherung der Baudenkmale durch Baugrenzen, - Festsetzung der Fläche für die Ergänzung des neuen Eingangsbereichs der Philharmonie durch Festsetzung eines Baufensters und - Sicherung der Umsetzung des Freiraumkonzepts durch Festsetzung von Flächen zum Anpflanzen bzw. durch Flächen mit Bindungen für Bepflanzungen und für die Erhaltung.

Die einzelnen Inhalte und Ziele des Bebauungsplans sind in den Kapiteln I 4 und III 3 dieser Begründung näher beschrieben.

2 Entwickelbarkeit aus dem Flächennutzungsplan Das Plangebiet ist im Flächennutzungsplan Berlin in der Fassung der Neubekanntmachung vom 5. Januar 2015 (ABl. S. 31), zuletzt geändert am 28. Januar 2016 (ABl. S. 296), als Gemeinbedarfsfläche mit dem Symbol "Kultur" dargestellt. Entsprechend den Grundsätzen zur Entwicklung von Bebauungsplänen aus dem Flächennutzungsplan Berlin ist die Festset- zung von Gemeinbedarfsflächen für kulturelle Zwecke und die nachrichtliche Übernahme von Einzeldenkmalen im Sinne von § 5 Abs. 2 Nr. 2 a und Abs. 4, § 9 Abs. 1 Nr. 5 und Abs. 6 BauGB als Regelfall möglich. Die vorgesehenen Festsetzungen von Verkehrsflächen mit besonderer Zweckbestimmung sind aufgrund ihrer Größe von unter 3 ha und ihrer örtlichen Bedeutung ebenfalls als Regel- fall möglich.

3 Begründung der Festsetzungen

3.1 Art der baulichen Nutzung

3.1.1 Flächen für Gemeinbedarf Die Fläche zwischen Herbert-von-Karajan-Straße, Tiergartenstraße, Ben-Gurion-Straße und Geltungsbereichsgrenze wird in Entwicklung aus dem Flächennutzungsplan als Fläche für Gemeinbedarf gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 5 BauGB mit besonderem Nutzungszweck "Kulturelle Einrichtungen" festgesetzt. Hiermit soll das identitätsstiftende denkmalgeschützte Philhar- monie-Ensemble im Bestand planungsrechtlich gesichert werden. Auf eine räumliche Gliede- rung bzw. Unterteilung der Fläche für Gemeinbedarf in "Philharmonie", "Museum", "Musiks- aal" etc. wird verzichtet. Mit der Zweckbestimmung "Kulturelle Einrichtungen" wird der Siche- rung eines international bekannten Kulturstandorts Rechnung getragen, ohne hierbei eine zu hohe Regelungsdichte vorzunehmen. Das Grundstück der St.-Matthäus-Kirche wird als Fläche für Gemeinbedarf mit der Zweckbe- stimmung "Kirchliche Einrichtungen" planungsrechtlich gesichert. Auf eine einengende Fest-

66 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan setzung der Zweckbestimmung wird ebenfalls verzichtet, um einen planungsrechtlichen Spielraum für die Art der Nutzung zu ermöglichen. Aufgrund der Prägung der Grundstücke und der näheren Umgebung als überregionaler kul- tureller Standort sind keine Nutzungskonflikte zu sensiblen Nutzungen zu erwarten, weshalb eine differenzierte Festsetzung zur Konfliktlösung bzw. -vermeidung entbehrlich ist. Die Flächen für Gemeinbedarf sind durch die angrenzenden Straßen vom Verkehrslärm be- troffen. Entlang der Tiergartenstraße, der Ben- Gurion-Straße und der Potsdamer Straße weisen die vorliegenden strategischen Lärmkarten Gesamtlärmindizes von 70-75 dB(A) tagsüber und 60-65 dB(A) nachts aus. Die hier bereits ausgeübten sowie geplanten Nutzun- gen stellen jedoch keine sensiblen Nutzungen im Sinne der Lärmminderungsplanung dar. Auch wird davon ausgegangen, dass die Bestandsgebäude der Philharmonie und des Kam- mermusiksaals aufgrund ihres Nutzungszwecks über eine ausreichende Schalldämmung der Außenbauteile verfügen. Für den geplanten Ergänzungsbau werden demgegenüber Maß- nahmen zum Schutz gegen Lärm, die sich aus der DIN 4109 ergeben, erforderlich (s. Kap.: III.3.5.2)

3.2 Maß der baulichen Nutzung Verbindliche Regelungen zum zulässigen Maß der baulichen Nutzung erfolgen im Bebau- ungsplan differenziert. Für den geplanten Erweiterungsbau der Philharmonie wird das zuläs- sige Maß der baulichen Nutzung gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 1 BauGB in Verbindung mit § 16 BauNVO durch die Festsetzung einer höchstzulässigen Grundfläche (GR) und einer höchst- zulässigen Geschoßfläche (GF) gemäß § 20 BauNVO sowie der höchstzulässigen Zahl der Vollgeschosse bestimmt.

Für die Bestandsgebäude des Denkmalensembles "Kulturforum" (s. Kap.: I.2.8) bestehend aus dem Kammermusiksaal (Fläche c), der Philharmonie (Fläche b), dem Musikinstrumen- tenmuseum (Fläche a) und der St.-Matthäus-Kirche (Fläche g) wird das zulässige Maß der baulichen Nutzung gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 1 in Verbindung mit § 16 Abs. 3 Nr. 1 BauNVO über die zeichnerische Festsetzung der überbaubaren Grundstücksflächen durch Baugren- zen bestimmt (s. Kap.: III.3.2.1 und III.3.3). Hiermit wird das bestehende Denkmalensemble im Bestand gesichert. Auf Festsetzungen der höchstzulässigen Zahl der Vollgeschosse bzw. der Oberkante wird verzichtet, da hier die Belange des Denkmalschutzes Vorrang haben sollen. Aufgrund der denkmalschutzrechtlichen Regelungen ist die bauliche Veränderung der Bestandsgebäude so eingeschränkt, dass eine Beeinträchtigung der öffentlichen Belange des Orts- und Landschaftsbilds weitgehend ausgeschlossen ist.

3.2.1 Zeichnerische Bestimmung der Grundfläche (Bestandsbebauung) Für die Bestandsbebauung im Plangebiet ist die zulässige Grundfläche zeichnerisch durch allseitig geschlossene Baugrenzen bestimmt. Die baulichen Anlagen werden hierbei eng durch Baugrenzen umfasst. Bei der Festsetzung der überbaubaren Grundstücksfläche wur- den Bauteile, die mit nicht nur geringem Ausmaß im Sinne des § 23 Abs. 3 Satz 2 BauNVO aus dem Baukörper heraustreten, einbezogen. Die Festsetzung der überbaubaren Grundstücksflächen durch Baugrenzen ist selbst keine Maßfestsetzung, sondern sie verteilt das Maß der Nutzung auf dem Grundstück. Da die überbaubare Grundstücksfläche der maximal zulässigen Grundfläche der baulichen Anlagen

67 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan entspricht, wird damit die zulässige Grundfläche zeichnerisch bestimmt. Die so durch die Planzeichnung konkret bestimmte Fläche der Baukörper ist eine Festsetzung mit Doppelcha- rakter. Sie definiert die Grundfläche im Sinne des § 16 BauNVO zur Bestimmung des Maßes der baulichen Nutzung und ist Berechnungsgrundlage für die Grundflächenzahl (GRZ) ge- mäß § 19 BauNVO; zudem legt sie die überbaubare Grundstücksfläche im Sinne von § 23 BauNVO fest.

Im Geltungsbereich eines Bebauungsplans regelt sich die Zulässigkeit von Vorhaben gemäß § 30 Abs. 1 BauGB allein nach den Festsetzungen des Bebauungsplans, sofern dieser be- stimmte (Mindest-)Festsetzungen enthält. Art und Umfang von Festsetzungen beurteilen sich hierbei nach der planerischen Konzeption der Gemeinde. Die Mindestfestsetzungen müssen sich aus dem Bebauungsplan ergeben, der allein oder gemeinsam mit sonstigen baurechtli- chen Vorschriften solche Festsetzungen trifft. Hinsichtlich der Bestimmung des Maßes der baulichen Nutzung sind wegen der grundsätzlichen Dreidimensionalität von baulichen Anla- gen entsprechende dreidimensionale Höchstmaßbestimmungen geboten. Im Bebauungsplan 1-35a wurde hierauf für die Bestandsbebauung verzichtet.

Da im Rahmen der Aufstellung und der durchzuführenden Abwägung alldiejenigen durch die Planung berührten öffentlichen und privaten Belange, zu berücksichtigen sind, wird bereits im Verlauf des Planverfahrens in rechtssatzmäßiger und verbindlicher und aus Sicht der Grundeigentümer in vertrauensschützender und rechtsbegründeter Form über die städtebau- liche bzw. planungsrechtliche Zulässigkeit von Vorhaben abschließend entschieden. Hervor- zuheben ist hierbei, dass gemäß § 1 Abs. 6 Nr. 5 BauGB insbesondere auch die Belange der Baukultur, des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege, die erhaltenswerten Ortsteile, Straßen und Plätze von geschichtlicher, künstlerischer oder städtebaulicher Bedeutung und die Gestaltung des Orts- und Landschaftsbildes zu berücksichtigen sind.

Gemäß der städtebaulichen Zielsetzung des Bebauungsplans werden der Kammermusiksaal (Fläche c), die Philharmonie (Fläche b), das Musikinstrumentenmuseum (Fläche a) und die St.-Matthäus-Kirche (Fläche g) in ihrem historischen Erscheinungsbild festgesetzt. Durch diese Festsetzungen wird das international bekannte baukulturelle Erbe des Kulturforums im Bestand planungsrechtlich gesichert. Diese baulichen Anlagen unterliegen in Gänze dem Denkmalschutz im engeren Sinne, da sie Bestandteil des Denkmal-Ensembles "Kulturforum" (Objekt-Nr.: 09050202) sind. Der Verzicht auf Regelungen zur Höhe baulicher Anlagen ist darin begründet, dass die Höhenentwicklung der Bestandsgebäude durch die denkmal- schutzrechtlichen Bestimmungen derart begrenzt ist, dass eine Beeinträchtigung des Orts- und Landschaftsbildes ausgeschlossen werden kann. Ggf. erforderliche bauliche Anpassun- gen der Bestandsgebäude werden im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens auf ihre Verträglichkeit mit den denkmalschutzrechtlichen Bestimmungen abschließend geprüft, wes- halb eine Bewältigung ggf. auftretender Konflikte auf der Vollzugsebene sichergestellt ist. Es wird davon ausgegangen, dass daher kein Regelungserfordernis für eine Beschränkung der zulässigen Höhe der Bestandsbebauung besteht und dem Denkmalschutz hierbei der Vor- rang vor den bauplanungsrechtlichen Regelungen eingeräumt werden soll.

TF 1.1 Auf den Flächen a, b, c und e wird als zulässige Grundfläche die im zeichnerischen Teil festgesetzte überbaubare Grundstücksfläche festgesetzt. (Rechtsgrundlage: § 9 Abs. 1 Nr. 1 BauGB i. V. m. § 16 Abs. 3 Nr. 1 BauNVO)

68 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

3.2.2 Zulässige Grundfläche und Geschossfläche (Ergänzungsbau) Bei der Festsetzung des zulässigen Maßes der baulichen Nutzung für den Ergänzungsbau ist zu berücksichtigen, dass für das geplante Gebäude keine abschließende Planung zu- grunde liegt. Innerhalb der Werkstattgespräche des Masterplanverfahrens (2004-2006) wur- den die Vorgaben des Senatskonzepts vom März 2004 kritisch betrachtet und weiter konkre- tisiert. Die anfangs vorgesehenen Torhäuser sollten in ihrer Höhenentwicklung zwischen dem Potsdamer Platz und dem Kulturforum vermitteln. Diese Planungsidee wurde verworfen, da sie nicht mit der städtebaulichen Leitidee Scharouns vereinbar war. Ziel war es nunmehr, die Trennung zwischen Potsdamer Platz und Kulturforum zu betonen. Die Neubauten sollten eindeutig dem Kulturforum zugeordnet werden können. Im Ergebnis der Werkstattgespräche wurde der Ergänzungsbau so gestaltet, dass vor dem Südeingang zur Philharmonie und dem Kammermusiksaal ein großzügiger Vorplatz entsteht. Für den Erweiterungsbau wird ein flaches, abgeknicktes zwei- bis dreigeschossiges Gebäude vorgeschlagen, das die Besucher vom Potsdamer Platz zur Philharmonie bzw. zum Kammermusiksaal optisch leitet und den Südeingang in seiner Funktion stärkt. Das geplante Gebäude soll einerseits durch eine Fuge von der Philharmonie getrennt werden und andererseits einen baulichen Anschluss an die Philharmonie ermöglichen. Das Profil des Anbaus wurde so konzipiert, dass der Blick von Osten (Potsdamer Straße) auf die Silhouette der Philharmonie unverbaut bleibt.

Die Ergebnisse der Werkstattgespräche stellen jedoch keine abschließende Planung dar. Die Darstellungen des Masterplans haben Leitbildcharakter und bilden die Grundlage für die schrittweise Weiterentwicklung des "Kulturforums". Für die Baupotenziale und den geplanten Ergänzungsbau sind weitere konkurrierende Verfahren (z. B. städtebauliche Wettbewerbe, Realisierungswettbewerbe) vorgesehen, in denen unter Einbeziehung der Denkmalpflege die konkrete Planung erarbeitet wird.

Die Festsetzung des zulässigen Maßes der baulichen Nutzung erfolgt für den Ergänzungs- bau in Form von einer erweiterten Baukörperausweisung in Verbindung mit der Festsetzung einer höchstzulässigen Grundfläche von 1.250 m² und einer höchstzulässigen Geschossflä- che von 2.500 m² und bildet somit den Rahmen für die nachfolgenden konkurrierenden Ver- fahren. Mit dieser Festsetzung wird die im Masterplan vorgesehene bauliche Ergänzung er- möglicht, welche sich im Maß der baulichen Nutzung den bestehenden Bauten unterordnen soll. Ziel ist hierbei der sensible Umgang mit der denkmalgeschützten Bestandsbebauung. Bei dieser Festsetzung handelt es sich jedoch nicht um eine ausdrückliche Festsetzung im Sinne des § 6 Abs. 8 der Bauordnung für Berlin (BauO Bln), weshalb hier die Abstandsflä- chenvorschriften zu beachten sind.

Den bestehenden denkmalfachlichen Anforderungen konnte im Rahmen der Festsetzungs- systematik des Bebauungsplans nicht vollständig entsprochen werden. Im Stadtbild der nördlichen Potsdamer Straße und des Matthäikirchplatzes zwischen Gro- ßem Tiergarten und Landwehrkanal bilden Philharmonie, Kammermusiksaal und Musikin- strumentenmuseum ein komplexes denkmalgeschütztes Architekturensemble aus Solitär- bauten, die im Sinn der Stadtlandschaft als Baugruppe von frei miteinander verketteten Bau- körpern im Grünen komponiert sind. Der geplante vorgelagerte Erweiterungsbau soll nicht die solitäre Stellung und Wirkung der Philharmonie und des Kammermusiksaals schwächen, insbesondere aus der Fußgängerperspektive der vom Potsdamer Platz ankommenden Be- sucher bzw. Passanten sowie in Richtung Potsdamer Straße und Landwehrkanal. Weiterhin

69 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan soll der sich weit zur Potsdamer Straße öffnende Vorplatz nicht stark eingeengt wirken und das Bild der organischen Stadtlandschaft, die vom Tiergartenrand in offen fließenden Grün- räumen zum Landwehrkanal übergeht, nicht nachteilig durch eine partiell geschlossene Bau- front zur Philharmonie verändert werden. Der Erweiterungsbau soll gegenüber den Be- standsbauten, insbesondere gegenüber der Philharmonie, die Grammatik einer halbseparier- ten Bauweise mit freikomponierter Baumasse aufnehmen. Eine gerade Bauflucht in Verlän- gerung zur Philharmonie-Südfront soll daher unbedingt vermieden werden. Die denkmalfach- lichen Anforderungen sollen sowohl im Rahmen des zukünftigen Wettbewerbsverfahrens für den geplanten Ergänzungsbau der Philharmonie als auch bei dessen Realisierung beachtet werden. Das Landesdenkmalamt wird in das Wettbewerbsverfahren im Rahmen der Auslo- bung und bei der Auswahl des Preisgerichts einbezogen.

Der Ausnahmetatbestand einer teilweisen Überschreitung der vorgesehenen zwei Vollge- schosse in Verbindung mit einer Überschreitung der zulässigen Geschossfläche um 500 m² ist daher abhängig von der Denkmalkonformität. Unter Berücksichtigung der öffentlichen Be- lange der Denkmalpflege und Baukultur soll daher nur in begründeten Einzelfällen (z. B. Wettbewerbsergebnis) die Überschreitung der zulässigen Anzahl der Vollgeschosse bis zu drei Vollgeschossen ermöglicht werden (textliche Festsetzung Nr. 1.2). Ferner darf bei An- wendung der Ausnahme eine Geschossfläche von 3.000 m² nicht überschritten werden. Mit Aufnahme der Geschossflächenbegrenzung wird sichergestellt, dass maximal 40% der Ge- schossfläche für die Überschreitungsregel in Frage kommen.

3.2.3 Zahl der Vollgeschosse (Ergänzungsbau) Im Rahmen des Masterplanverfahrens (2004-2006) wurden vier Teilbereiche als Baupoten- zialflächen definiert, welche im Rahmen einer Planungswerkstatt konkretisiert wurden. Für den Ergänzungsbau der Philharmonie erarbeitete das Büro Sauerbruch Hutton einen Ent- wurf, welcher eine zwei- bis dreigeschossige Bebauung vorsieht. Auch in den Testentwürfen der Philharmonie wird die Höhenentwicklung des Erweiterungsbaus von zwei bis zu drei Ge- schossen variiert.

Eine generelle Zulässigkeit von drei Vollgeschossen ist in Hinsicht auf den Schutz der Bau- denkmäler planerisch nicht gewollt. Mit der Festsetzung von zwei Vollgeschossen gemäß § 16 Abs. 4 BauNVO als Höchstmaß wird das im Rahmen des Masterplanverfahrens entwi- ckelte Baupotenzial prinzipiell planungsrechtlich ermöglicht. Die denkmalfachlichen Anforde- rungen sollen im Rahmen des zukünftigen Wettbewerbsverfahrens unter Einbeziehung der Denkmalpflege Berücksichtigung finden. Hierbei kann nicht ausgeschlossen werden, dass ein Baukörper, der teilweise über III Vollgeschosse verfügt in seiner Gestaltung und Rhyth- misierung den Ansprüchen gerecht wird. Daher wird ein Überschreiten der zulässigen Anzahl der Vollgeschosse bis zu drei Vollgeschossen nur in begründeten Einzelfällen ermöglicht (siehe Kap. III 3.2.2). Der Ausnahmetatbestand wird hierbei auf eine Erhöhung der zulässi- gen Geschossfläche um 500 m² beschränkt.

TF 1.2 Auf der Fläche für Gemeinbedarf d können im Einzelfall Ausnahmen von der Zahl der Vollgeschosse bis zu III Vollgeschossen und der Geschossfläche bis zu einer Geschossfläche von 3.000 m² zugelassen werden. (Rechtsgrundlage: § 9 Abs. 1 Nr. 1 BauGB i. V. m. § 16 Abs. 6 BauNVO)

70 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

3.3 Bauweise, überbaubare Grundstücksfläche Verbindliche Regelungen der überbaubaren Grundstücksflächen werden im Bebauungsplan 1-35a differenziert vorgenommen. Die Sicherung der überbaubaren Grundstücksflächen er- folgt unter Berücksichtigung der Entwicklung eines neuen Baufelds, als auch durch den Er- halt prägender Bebauung sowohl als Baufensterausweisung in Verbindung mit der Festset- zung der maximal zulässigen Grund- und Geschossfläche und der Anzahl der Vollgeschosse gemäß § 20 Abs. 1 BauNVO bzw. als bestandsorientierte Festsetzung der überbaubaren Grundstücksfläche (s. Kap.: III.3.2.1).

Im Bereich des geplanten Ergänzungsbaus der Philharmonie erfolgt die Festsetzung in Form einer Baufensterausweisung in Verbindung mit einer zulässigen Grundfläche als Höchstmaß, um im weiteren Planungsprozess Spielraum für die Anpassung an den historischen Bestand zu ermöglichen. Zur Sicherung des architektonischen Anspruchs an diesen Ort, soll für den Bereich mit dem Eigentümer ein konkurrierendes Verfahren durchgeführt werden. Zur Siche- rung der Belange des Denkmalschutzes sowie aufgrund des Einzel- und Ensembleschutzes soll das Landesdenkmalamt (LDA) sowohl an der Vorbereitung (Auslobungsunterlagen) als auch an der Entscheidungsfindung im Rahmen des Wettbewerbs beteiligt werden (s. Kap.: III.3.2.2). Die überbaubare Grundstücksfläche des Ergänzungsbaus weist eine Grundfläche von insgesamt 1.644 m² auf (1.375 m² + 268 m² Luftgeschoss). Es wird davon ausgegangen, dass für die nachfolgenden Wettbewerbsverfahren ein ausreichender Spielraum für die archi- tektonische Umsetzung gewährleistet wird. Diese Festsetzung stellt somit keine ausdrückliche Festsetzung im Sinne des § 6 Abs. 8 BauO Bln dar, weshalb die Abstandsflächenvorschriften des § 6 BauO Bln im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens weiterhin Anwendung finden.

Die konkrete Form der überbaubaren Grundstücksfläche basiert weitgehend auf den Darstel- lungen des Masterplans (2004-2006) sowie dem weiterentwickelten Freiraumkonzept (2009/10) (s. Kap. I.4.5 und I.4.7). Die geplanten Baugrenzen greifen hierbei die Baufluchten des Musikinstrumentenmuseum entlang der Ben-Gurion-Straße sowie die südliche Bauflucht der Philharmonie auf und bilden den Rahmen für die zukünftige Entwicklung der Baufläche. Im Gegensatz zu den Darstellungen des Masterplans wurde bei der geplanten Festsetzung der überbaubaren Grundstücksfläche der Spielraum dahingehend erweitert, dass die zum Musikinstrumentenmuseum ausgerichteten Baugrenzen bis zu einem Abstand von 7,5 m festgesetzt werden. Weiterhin wird aufgrund des bestehenden Leitungsbestands des Fernwärmenetzes, der ge- planten Erschließung des Wirtschaftshofs sowie der konzeptionellen Vorgaben des überar- beiteten Masterplans, welcher eine deutliche Fuge zur bestehenden Philharmonie fordert, das erste Vollgeschoss als Luftgeschoss ausgebildet.

3.3.1 Abstandsflächen Die einzuhaltenden Abstandsflächen bemessen sich nach § 6 der Bauordnung für Berlin (BauO Bln). Demnach beträgt die erforderliche Tiefe der Abstandsflächen vor den Außen- wänden von Gebäuden das 0,4-fache der Wandhöhe (H), gemessen zwischen Geländehöhe und Oberkante der Wand, mindestens jedoch 3,0 m. Die Abstandsflächen müssen auf dem Baugrundstück selbst liegen, bzw. dürfen öffentliche Verkehrs-, Grün- und Wasserflächen bis zu deren Mitte überdecken (§ 6 Abs. 2 BauO Bln). Eine Überdeckung von Abstandsflächen

71 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan ist unzulässig. Die bauordnungsrechtlich vorgeschriebenen Abstandsflächen dienen vorran- gig der Gewährleistung gesunder Wohn- und Arbeitsverhältnisse durch ausreichende Belich- tung, Besonnung und Belüftung, während die zusätzlichen Anforderungen des Brandschut- zes und der Notfallrettung heute in der Regel auch durch bauliche und technische Vorkeh- rungen erfüllt werden können. Sofern die nach der Bauordnung Berlin vorgeschriebenen Ab- standsflächen eingehalten werden, kann diesbezüglich von der Wahrung der allgemeinen Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse ausgegangen werden, so dass kein zusätzlicher Abwägungsbedarf besteht.

Der Bebauungsplan trifft im Bereich des geplanten Ergänzungsbaus keine ausdrückliche Festsetzungen im Sinne von § 6 Abs. 8 BauO Bln. Eine Abwägung der durch das Abstands- flächenrecht geschützten Rechtsgüter ist daher entbehrlich. Im Rahmen der Abwägung ist jedoch vom Plangeber darzulegen, dass bei Ausnutzung des zulässigen Maßes der bauli- chen Nutzung in Verbindung mit den geplanten Festsetzungen der überbaubaren Grund- stücksfläche die Abstandsflächenvorschriften der BauO Bln eingehalten werden können.

Der zweigeschossige Gebäudeteil des Musikinstrumentenmuseums, welcher im Erdge- schoss eine Durchfahrt in Höhe von 3,7 m und im Obergeschoss die Werkstätten beinhaltet, weist aufgrund seiner Nutzung eine Höhe von ca. 9,0 m auf. Bei dem geplanten Ergän- zungsbau wurde von einer Geschosshöhe von maximal 4,0 m ausgegangen. Unter Berück- sichtigung der regelmäßig zulässigen Anzahl von II Vollgeschossen ergibt sich hier eine Ge- bäudehöhe von 8,0 m über Gelände. Demnach beträgt der erforderliche Abstand mindesten 6,8 m (9,0 m * 0,4H = 3,6 m; 8,0 m * 0,4 m = 3,2 m). Mit einem geplanten Abstand von 7,5 m können die erforderlichen Abstandsflächen auch beim Heranbauen an die Baugrenze einge- halten werden.

3.4 Verkehrsflächen

3.4.1 Straßenverkehrsflächen Die im Geltungsbereich des Bebauungsplans liegenden öffentlichen Straßenverkehrsflächen des westlichen Bereichs des Matthäikirchplatzes und der Herbert-von-Karajan-Straße sowie die zugehörigen Straßenbegrenzungslinien werden zur Sicherung der Erschließung in Lage und Dimensionierung weitestgehend bestandsorientiert gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 11 BauGB entsprechend ihrer Widmung festgesetzt. Im Zuge der Umsetzung des Freiraumkonzepts soll der Straßenraumquerschnitt der Herbert- von-Karajan-Straße verringert werden. Die Fahrbahnen östlich des Mittelstreifens werden zugunsten von 18 Stellplätzen für mobilitätseingeschränkte Personen (4,3 m lang zuzüglich 0,7 m Überhangstreifen) und für einen 59 m langen Aufstellbereich für Taxen aufgegeben. Nordwestlich der 6,5 m breiten Fahrbahn sind Parklängsstände mit einer Breite von 3 m für Reisebusse vorgesehen. Westlich der Fahrbahn ist ein 2,5 m breiter Gehweg, auf der östli- chen Seite ein 3 m breiter Gehweg vorgesehen. Dadurch ergibt sich eine Gesamtstraßen- raumbreite von 20 m im nördlichen Abschnitt, welche sich auf Höhe der Piazzetta um die Aufstellbuchten für Busse um ca. 3 m auf eine Breite von ca. 17 m reduzieren soll. Für den Matthäikirchplatz (westlich der Kirche) ist eine Fahrbahnbreite von 6 m und zwi- schen Kirche und Fahrbahn ein Gehweg mit einer Breite von 2,5 m vorgesehen. Der geplan- te Gehweg soll bis zum Ende des befestigten Matthäikirchplatzes geführt werden. Nördlich davon sind Aufstellbereiche für Taxen mit einer Breite von 2 m geplant. Westlich der Fahr-

72 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan bahn sind auf Höhe der Kirche 5 Längsstellplätze für mobilitätsbeeinträchtigte Personen mit einer Breite von 3 m und ein Gehweg mit einer Breite von 2,9 m bzw. 2,5 m im nördlichen Bereich geplant. Dadurch ergibt sich eine Gesamtstraßenraumbreite von 14,5 m im südli- chen bzw. 10,9 m im nördlichen Bereich des Matthäikirchplatzes (s. Kap. I.3.9.3.1). Die Straßen sind derzeit Nebenstraßen im Zuständigkeitsbereich der Straßenverkehrsbehör- de des Bezirks. Ferner sind die Straßenbegrenzungen der Tiergartenstraße und der Ben-Gurion-Straße in ihrer bestehenden Form bis zur Straßenmitte in den Geltungsbereich aufgenommen und festgesetzt.

Die Einteilung der Straßenverkehrsflächen ist allerdings nicht Festsetzungsgegenstand des Bebauungsplans, sondern Teil der Bauplanungsunterlagen und obliegt dem zuständigen Fachamt (textliche Festsetzung Nr. 2.1).

TF 2.1 Die Einteilung der Straßenverkehrsfläche und der Verkehrsflächen besonderer Zweckbestimmung ist nicht Gegenstand der Festsetzung. (Rechtsgrundlage: § 9 Abs. 1 Nr. 11 BauGB)

3.4.2 Straßenbegrenzungslinie An der Potsdamer Straße fallen die Geltungsbereichsgrenze und die Straßenbegrenzungsli- nie zusammen. Die textliche Festsetzung Nr. 2.2 gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 11 BauGB regelt ver- bindlich, dass die Geltungsbereichsgrenze zwischen den Punkten A und B sowie B und C zugleich Straßenbegrenzungslinie ist. Diese Regelung ist erforderlich, da eine zeichnerische Darstellung nicht möglich ist. Die Festsetzung der Straßenbegrenzungslinie erfolgt analog der Festsetzungen des Bebauungsplan II-B5, welcher die gesamte Straßenverkehrsfläche der Potsdamer Straße beinhaltet. Das Erfordernis zur erneuten Festsetzung der Straßenbe- grenzungslinie ist darin begründet, dass durch die Festsetzung einer Verkehrsfläche beson- derer Zweckbestimmung im Bereich des Scharounplatzes die Festsetzung einer weiteren Straßenbegrenzungslinie erforderlich wird. Darüber hinaus wird mit Aufnahme der textlichen Festsetzung Nr. 5.1 die Festsetzung der Straßenbegrenzungslinie des Bebauungsplan II-B5 entlang der Potsdamer Straße außer Kraft gesetzt.

TF 2.2 Die Geltungsbereichsgrenze zwischen den Punkten A und B sowie B und C ist zu- gleich Straßenbegrenzungslinie. (Rechtsgrundlage: § 9 Abs. 1 Nr. 11 BauGB)

3.4.3 Verkehrsflächen mit besonderer Zweckbestimmung Die im Geltungsbereich des Bebauungsplans festgesetzten Straßenverkehrsflächen beson- derer Zweckbestimmung werden im Bereich des Matthäikirchplatzes und im Bereich der der- zeitigen Scharounstraße und der südlich angrenzenden Grünbereiche gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 11 BauGB entsprechend ihrer Widmung festgesetzt. Der Bereich der Scharounstraße ist als eine zentrale Platzfläche vorgesehen, die sich in Form und Ausgestaltung an den Vorplatz der Philharmonie anlehnen und die Besucher zur Piazzetta und den dort angesiedelten Mu- seen lenken soll. Mit der Festsetzung als Verkehrsfläche mit besonderer Zweckbestimmung "Fußgängerbereich" und im westlichen Bereich mit der Zweckbestimmung "Verkehrsberuhig-

73 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan ter Bereich" wird der zukünftigen Nutzung Rechnung getragen. Der „Scharounplatz“ soll für den motorisierten Verkehr weitestgehend gesperrt werden. Lediglich die Querung der Platz- fläche durch den Linienverkehr des öffentlichen Personennahverkehrs, der Berliner Stadtrei- nigung und der Benutzer und Besucher der Tiefgarage der Philharmonie ist vorgesehen. Ferner ist darauf hinzuweisen, dass Verkehrsflächen besonderer Zweckbestimmung für den Fahrradverkehr freigegeben sind, ohne das ein gesonderter Fahrradweg angelegt wird.

Um ein "wildes" Befahren der Platzfläche zu unterbinden, sind Betonpoller geplant, welche auch als Sitzmöglichkeiten genutzt werden können. Die gesamte Fläche soll barrierefrei ausgebildet werden. Der westliche Bereich des geplanten „Scharounplatzes“ ist, wie die Herbert-von-Karajan-Straße als verkehrsberuhigte Mischverkehrsfläche geplant. Hier wird der motorisierte Individualverkehr nicht gänzlich ausgeschlossen. Mit der Festsetzung als Verkehrsfläche mit besonderer Zweckbestimmung "Verkehrsberuhigter Bereich" wird der zukünftigen Nutzung Rechnung getragen.

Die östliche Fahrbahn des Matthäikirchplatzes sowie die Stellplätze im Bestand entfallen zu Gunsten eines 4 m breiten Gehwegs. Für den begrünten Teil des Matthäikirchplatzes ist eine Erweiterung nach Norden bis zum zukünftigen „Scharounplatz“ vorgesehen. Der Planung wird mit der Festsetzung als Verkehrsfläche mit besonderer Zweckbestimmung "Fußgänger- bereich" entsprochen. Die vorhandene und geplante Begrünung steht nicht im Widerspruch zu dem ausgewiesenen Nutzungszweck. Eine Begrünung (z. B. Straßenbegleitgrün) ist im Rahmen der vorgesehenen Zweckbestimmung möglich, weshalb davon ausgegangen wird, dass kein Widerspruch zu den Anforderungen des Denkmalschutzes besteht.

Alle Verkehrsflächen besonderer Zweckbestimmung liegen im Zuständigkeitsbereich der Straßenverkehrsbehörde des Bezirks. Eine weiterführende Festsetzung der Einteilung der Verkehrsflächen besonderer Zweckbe- stimmungen ist nicht Festsetzungsgegenstand des Bebauungsplans, sondern obliegt dem zuständigen Fachamt (textliche Festsetzung Nr. 2.1).

TF 2.1 Die Einteilung der Straßenverkehrsfläche und der Verkehrsflächen besonderer Zweckbestimmung ist nicht Gegenstand der Festsetzung. (Rechtsgrundlage: § 9 Abs. 1 Nr. 11 BauGB)

3.5 Luftreinhaltung/Immissionsschutz

3.5.1 Luftreinhaltung Aufgrund der Lage des Plangebietes innerhalb des im Flächennutzungsplan Berlin darge- stellten Vorranggebietes für Luftreinhaltung sind zur Begrenzung von Luftverunreinigungen im Sinne des Bundes-Immissionsschutzgesetzes die Verwendung von Erdgas und Heizöl EL als Brennstoff zugelassen, da von diesen Brennstoffen vergleichsweise geringe Luftbelas- tungen ausgehen. Die Verwendung anderer Brennstoffe ist nur dann zulässig, wenn sicher- gestellt ist, dass die Massenströme von Schwefeldioxiden, Stickstoffoxiden und Staub bezo- gen auf den Energiegehalt des eingesetzten Brennstoffs vergleichbar höchstens denen von Heizöl EL sind. Insofern kann in Bezug auf die geplanten Neubauten ein partieller Beitrag zur Luftreinhaltung gesichert werden. Mit der textlichen Festsetzung 3.1 werden auch ein mög- lichst geringer Einsatz von Primärenergie unterstützt und negative Auswirkungen auf die

74 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Umwelt minimiert. So können den Belangen des Klimaschutzes Rechnung getragen und die Aspekte der Nachhaltigkeit berücksichtigt werden. Zudem werden mit dieser Festsetzung auch die aus dem StEP Klima abzuleitenden und zu berücksichtigen ökologischen Anforde- rungen für einen nachhaltigen Städtebau berücksichtigt.

TF 3.1 Im Geltungsbereich des Bebauungsplans ist die Verwendung von Erdgas oder Heizöl EL als Brennstoff zugelassen. Die Verwendung anderer Brennstoffe ist dann zulässig, wenn sichergestellt ist, dass die Massenströme von Schwefeldioxiden, Stickstoffoxiden und Staub bezogen auf den Energiegehalt des eingesetzten Brenn- stoffs vergleichbar höchstens denen von Heizöl EL sind. (Rechtsgrundlage: § 9 Abs. 1 Nr. 23a) BauGB)

3.5.2 Immissionsschutz Für Bebauungspläne gilt das Gebot der Konfliktbewältigung. Dies bedeutet, dass eine Aus- einandersetzung mit den zu erwartenden Lärmbelastungen auf der Planungsebene zu erfol- gen hat, um die Sicherung der allgemeinen Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeits- verhältnisse zu gewährleisten. Eine Verlagerung auf ein nachfolgendes Genehmigungsver- fahren (z. B. Baugenehmigungsverfahren) ist nur im Einzelfall zulässig, wenn gewährleistet ist, dass der Konflikt auf dieser Ebene gelöst wird. Es ist daher zu prüfen, ob schädliche Umweltauswirkungen, u. a. durch Geräusche, Erschüt- terungen und Luftverunreinigungen, erhebliche Nachteile oder Belästigungen verursachen. Gemäß § 50 Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) sind Gebiete mit unterschiedlicher Nutzung so zuzuordnen, dass schädliche Umweltauswirkungen auf schutzbedürftige Berei- che soweit wie möglich vermieden werden (Trennungsgrundsatz). Ferner müssen die im Geltungsbereich entstehenden Emissionen so begrenzt werden, dass im Einwirkbereich kei- ne unzulässig hohen Immissionen auftreten.

Da für städtebauliche Planungen keine gesetzlichen Grenzwerte zum Schallschutz existie- ren, werden die in der DIN 18005-1 (Schallschutz im Städtebau) aufgeführten maßgeblichen Orientierungswerte für die aus den Gebietskategorien der Baunutzungsverordnung abgelei- teten Baugebiete herangezogen.

Im Plangebiet sind gemäß städtebaulichem Konzept vorrangig Flächen für den Gemeinbe- darf mit der Zweckbestimmung „Kulturelle Einrichtungen“ festgesetzt. Konkret handelt es sich um die bestehende Berliner Philharmonie, den Kammermusiksaal, das Musikinstrumen- tenmuseum sowie der St. Matthäus Kirche. Geplant ist weiterhin ein Ergänzungsbau, der vorrangig der Unterbringung von Büro- und Proberäumen der Stiftung der Philharmonie dient, sowie ergänzende Nutzungen im Erdgeschoss (Café, Restaurant, Verkauf) enthalten wird. Für den Geltungsbereich können daher, entsprechend der bereits ausgeübten als auch geplanten Nutzungen, die Orientierungswerte der DIN 18005-1 für Kerngebiete angesetzt werden, da es sich um kerngebietstypische Nutzungen handelt.

75 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Schalltechnische Orientierungswerte „Verkehrslärm“ für die städtebauliche Planung gemäß Beiblatt 1 zu DIN 18005 Teil 1 (Auszug) Nutzung Orientierungswerte der DIN 18005

Tag (6 - 22 Uhr) Nacht (22 - 6 Uhr)

Kern- und Gewerbegebiete 65 dB(A) 55 dB(A)

Diese schalltechnischen Orientierungswerte sind insbesondere für den Schutz vor Immissio- nen, die von vorhandenen Verkehrswegen ausgehen von Bedeutung, da für diese keine speziellen Regelwerke vorliegen Die Orientierungswerte der DIN 18005 sollten bei der Aus- weisung von schutzbedürftigen Nutzungen (z. B. Wohnen) nach Möglichkeit eingehalten werden. Sie können jedoch im Einzelfall überschritten werden. Hierbei bedarf es einer um- fassenden städtebaulichen Abwägung.

Im Rahmen des Neubaus von Straßen bzw. deren erhebliche Änderung (sofern es zu einer wesentlichen Änderung der Lärmemissionen kommt) sind die Vorschriften der Verkehrslärm- schutzverordnung (16. BImSchV) anzuwenden

3.5.2.1 Grundlagen und Bewertung der Lärmbelastungssituation Für die Einschätzung der bestehenden Lärmbelastungssituation im Plangebiet wurde die strategische Lärmkarte mit dem Lärmindex LDEN (Tag-Abend-Nacht) der flächenhaften Dar- stellung der Gesamtlärmbelastung Verkehr herangezogen. Diese Themenkarte stellt über die Anforderungen der Umgebungslärmrichtlinie hinaus eine summarische Betrachtung (Pe- geladdition) der untersuchten Verkehrslärmquellen dar. Auf die konkretere Darstellung der Fassadenpegel (strategische Lärmkarte der Fassadenpegel Gesamtlärm, Tag-Abend-Nacht) konnte nicht zurückgegriffen werden, da die Berechnung und Darstellung der Fassadenpegel ausschließlich für Gebäude mit lärmsensiblen Nutzungen (Wohnen, Schule bzw. Kranken- haus) erfolgt.

Bei dem Plangebiet handelt es sich um ein zum größten Teil bebautes Gebiet. Die hier aus- geübten sowie geplanten Nutzungen (siehe 3.5) entsprechen in ihrem Nutzungsspektrum am ehesten einer kerngebietstypischen Nutzung. Daher wird zur Bewertung der Lärmsituation sowohl für die Bestandsgebäude als auch für das Neubaupotenzial auf die Orientierungswer- te der DIN 18005-1 für Kerngebiete abgestellt.

Ferner sieht das Planungskonzept eine Neuordnung der Verkehrsflächen im Plangebiet vor. Im Falle eines Neubaus bzw. einer wesentlichen Änderung von öffentlichen Straßen ist zur Bewertung der Lärmsituation die 16. Verordnung zur Durchführung des Bundesimmissions- schutzgesetzes (16. BImSchV) anzuwenden und deren festgelegte Grenzwerte sind einzu- halten. Da die Planung eine deutliche Verschiebung der Achse sowie eine Verringerung des Straßenquerschnitts der Herbert-von Karajan-Straße vorsieht, ist hier von einer wesentlichen Veränderung der Verkehrsanlage im Sinne des § 1 Abs. 2 Nr. 2 der 16. BImSchV auszuge- hen und die Grenzwerte für Kern-, Dorf- und Mischgebiete von 64 dB(A) tags sowie 54 dB(A) nachts sind einzuhalten. Innerhalb des verkehrsplanerischen Fachbeitrags (s. Kap. I.3.9.3 und Kap. III.3.5.2.5) erfolgt eine Abschätzung der Lärmemissionen gemäß 16. BImSchV.

76 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

3.5.2.2 Lärmquellen Für die Beurteilung der Lärmsituation innerhalb des Geltungsbereichs des Bebauungsplans sind insbesondere die Lärmemissionen durch den Kraftfahrzeugverkehr der an das Plange- biet grenzenden Straßen maßgeblich. Im Einzelnen sind dies:

Straßenverkehrslärm - Tiergartenstraße im nördlichen Bereich des Plangebiets, - Ben-Gurion-Straße im östlichen Bereich des Plangebiets - Potsdamer Straße im südöstlichen Bereich des Plangebiets - Sigismundstraße im südlichen Bereich des Plangebiets - Herbert-von-Karajan-Straße im westlichen Bereich des Plangebiets

Weitere Lärmquellen wie Sportanlagen oder Gewerbebetriebe liegen nicht im Einwirkbereich des Geltungsbereichs.

Entlang der Tiergartenstraße, der Ben- Gurion-Straße und der Potsdamer Straße weisen die vorliegenden strategischen Lärmkarten Gesamtlärmindizes von 70-75 dB(A) tagsüber und 60-65 dB(A) nachts aus. Damit werden hier die Orientierungswerte gemäß DIN 18005-1 für Kerngebiete von 65 dB(A) tagsüber und 55 dB(A) nachts um bis zu 10 dB(A) überschritten. Hiervon sind zumindest die östliche Fassade des geplanten Baukörpers (Fläche d) sowie das bereits bestehende Musikinstrumentenmuseum (Fläche a) betroffen. Für die übrigen Bestandsgebäude im Plangebiet (Philharmonie: Fläche b, Kammermusiksaal: Fläche c und St.-Matthäus-Kirche: e) werden Lärmindizes von 60-65 dB(A) tagsüber und von 50-55 dB(A) nachts ausgewiesen. Gemäß Darstellung der strategischen Lärmkarte können hier die Orien- tierungswerte für Kerngebiete überwiegend eingehalten werden.

Für die geplanten Verkehrsflächen besonderer Zweckbestimmung „Fußgängerbereich“ wei- sen die vorliegenden strategischen Lärmkarten Gesamtlärmindizes von großteils 60- 65 dB(A) tagsüber und 50-55 dB(A) nachts aus. In den Randbereichen, entlang der Potsda- mer Straße, werden Lärmindizes von 70-75 dB(A) tagsüber und 65-70 dB(A) nachts ausge- wiesen.

3.5.2.3 Trennungsgrundsatz und aktiver Lärmschutz Trennungsgrundsatz – Abrücken der Bebauung Grundsätzlich ist bei der planerischen Zuordnung der Baugebiete zunächst nach dem Tren- nungsgrundsatz des § 50 BImSchG zu prüfen, ob durch hinreichende Abstände zumutbare Lärmbelastungen gewährleistet werden können. Dem Trennungsgrundsatz wird durch das Planungskonzept im Grundsatz entsprochen, da mit dem angestrebten Nutzungsspektrum keine lärmsensiblen Nutzungen zugelassen werden sollen. Jedoch können im Bereich des geplanten Baufelds d, östliche Fassade, sowie im Bereich des Baufelds a, dass das beste- hende und denkmalgeschützte Musikinstrumentenmuseum langfristig sichert, die Orientie- rungswerte für Kerngebiete der DIN 18005 auch nicht durch Abstandswahrung eingehalten werden. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass es sich hier um eine Überplanung eines zum Großteil bebauten Gebietes handelt, weshalb eine Einhaltung hinreichender Abstände zur Lärmquelle nur bedingt für den Neubaukörper in Betracht kommt; für den Bestandbaukörper der Baufläche a jedoch nicht anwendbar ist. Theoretisch könnten die Orientierungswerte

77 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan durch Verlagerung des Baufelds d in den westlichen Bereich des Plangebiets eingehalten werden. Dies würde jedoch den der Planung zugrunde liegenden städtebaulichen Zielen des beschlossenen Masterplans (2005) entgegenstehen. Dieser sieht im Übergangsbereich zum Potsdamer Platz eine Bebauung als Ergänzung der „organischen Architektur” von Hans Scharoun, Edgar Wisniewski und Renzo Piano vor, die Bestandteil des Denkmal-Ensembles "Kulturforum" (Objekt-Nr.: 09050202) ist. Hierbei soll die vorhandene topographische Inter- pretation der Neuen Potsdamer Straße als Tal aufgenommen werden. Um dieses Ziel zu erreichen, wird auf der Nordseite ein flaches, abgeknicktes zwei- bis dreigeschossiges Ge- bäude vorgeschlagen, das die Besucher vom Potsdamer Platz zur Philharmonie bzw. zum Kammermusiksaal optisch leitet. Es besteht vielmehr ein gewichtiges öffentliches Interesse, eine dem Masterplan entsprechende Bebauung zu ermöglichen, um das „Kulturforum“ mit dem Quartier des Potsdamer Platzes zu vernetzen.

Aktiver Lärmschutz und/oder lärmrobuste Stadtstrukturen In einem zweiten Schritt war abwägend zu prüfen, inwieweit durch Maßnahmen des aktiven Schallschutzes, dem grundsätzlich Vorrang gegenüber passiven Lärmschutzmaßnahmen einzuräumen ist, und/oder Festsetzungen zur Bauweise und Baukörperanordnung die Lärm- belastungen gemindert werden können. Grundsätzlich können lärmmindernde Wirkungen auch mit Lärmschutzwänden unmittelbar an den jeweiligen Emissionsorten erreicht werden. Lärmschutzanlagen zwischen Fahrbahn und Gebäuden können jedoch im angebauten Straßenraum weder gestalterisch noch funkti- onal verträglich eingeordnet werden. Aufgrund der notwendigen Grundstückszufahrten wür- de die Funktionalität dieser Anlagen konterkariert. Ferner ist die Barrierewirkung solcher An- lagen städtebaulich und aus denkmalfachlicher Sicht nicht vertretbar und würde den Belan- gen der Baukultur, des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege im Sinne des § 1 Abs. 6 Nr. 4 BauGB nicht in ausreichendem Maße Rechnung tragen. Gleiches würde für einen Lückenschluss zwischen Philharmonie und Musikinstrumentenmu- seum im Sinne eines lärmrobusten Städtebaus gelten. Eine bauliche Verbindung der Be- standsgebäude zur Schaffung ruhiger und von den Lärmquellen abgeschotteter Außenberei- che und Fassaden würde die solitäre Wirkung der Bestandsgebäude schmälern.

Weitere in Betracht kommende Maßnahmen wie Geschwindigkeitsbegrenzungen auf den angrenzenden übergeordneten Straßen würde voraussichtlich auch eine Verringerung der rechnerisch ermittelten Beurteilungspegel bewirken. Für derartige straßenverkehrsrechtliche Maßnahmen fehlt es im Bebauungsplan jedoch an der Regelungskompetenz, da ein boden- rechtlicher Bezug fehlt.

3.5.2.4 Passiver Lärmschutz Da in der konkreten Situation aktive Schallschutzmaßnahmen nicht ausreichen, um die Ori- entierungswerte der DIN 18005-1 einzuhalten, sind ergänzend passive Schallschutzmaß- nahmen notwendig. Dazu gehört der bauliche Schallschutz, der auf Grundlage der DIN 4109 so zu dimensionieren ist, dass die von der Raumnutzung abhängigen Innenraumpegel ein- gehalten werden. Ergänzend ist im Rahmen der umfassenden Konfliktbewältigung zu prüfen, ob Festsetzungen zur Grundrissgestaltung sowie zum Einbau von schallgedämmten Lüf- tungsanlagen getroffen werden können.

78 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Schalldämmung der Außenbauteile Schutz vor Lärm innerhalb der Gebäude wird insbesondere durch die entsprechende Schall- dämmung der Außenbauteile erreicht. Zur Vermeidung gesundheitlicher Beeinträchtigungen der künftigen Nutzer durch Verkehrslärm sind derartige Schallschutzmaßnahmen erforder- lich, um angemessene Innenraumpegel sicherzustellen. Die entsprechenden Anforderungen ergeben sich aus der DIN 4109, die ausgehend vom maßgeblichen Außenlärmpegel die er- forderlichen Bauschalldämmmaße für verschiedene Raumnutzungen vorgibt. Die erforderli- chen Schalldämmmaße gelten für Außenbauteile einschließlich der Türen, Fenster und sons- tigen Fassadenöffnungen sowie für Dächer, die zur Aufnahme von Aufenthaltsräumen ge- eignet sind. Die Anforderungen der DIN 4109 gelten nach der Einführung als technische Baubestimmung i.V. mit den strategischen Lärmkarten (Sept. 2012) als rechtlich verbindlich durch den Bau- herren einzuhaltende Mindestanforderung an den baulichen Schallschutz (Anlage 4.2/1 der Ausführungsvorschriften Liste der Technischen Baubestimmungen (AV LTB) vom 9. Juli 2015, Berichtigung vom 10. Dezember 2015 (ABl. S. 3002)). Ihre Einhaltung muss im Bau- genehmigungsverfahren nachgewiesen werden, wenn der Bebauungsplan festsetzt, dass Vorkehrungen zum Schutz vor Außenlärm an Gebäuden zu treffen sind oder der sich aus amtlichen Lärmkarten oder Lärmminderungsplänen nach § 47 BImSchG ergebende maß- gebliche Außenlärmpegel die in der Anlage genannten Werte überschreitet. Gemäß Absatz 5 der Anlage 4.2/1 bedarf es eines Nachweises der Luftschalldämmung für Außenbauteile ge- mäß DIN 4109, wenn der maßgebliche Außenlärmpegel bei Büroräumen über 66 dB(A) liegt. Da im Bereich des geplanten Baukörpers die strategischen Lärmkarten ein Gesamtlärmindex von 70-75 dB(A) tagsüber und 60-65 dB(A) nachts ausweisen, ist der Schallschutznachweis im Baugenehmigungsverfahren hier bereits obligatorisch und eine Konfliktbewältigung auf der Vollzugsebene sichergestellt. Für die im Geltungsbereich befindlichen Bestandsgebäude (Philharmonie, Kammermusiksaal, Musikinstrumentenmuseum und St.-Matthäuskirche) sind Regelungen bezüglich der Schalldämmung von Außenbauteilen nicht vollzugsfähig, da diese erst bei Neu- bzw. Umbau einzuhalten sind und diese Gebäude dem Denkmalschutz unter- liegen (s. Kap. I.2.8). Ferner wird davon ausgegangen das zumindest die Philharmonie und der Kammermusiksaal aufgrund ihres Nutzungszweckes bereits über eine ausreichende Schalldämmung der Außenbauteile verfügen.

Lärmschützende Grundrissausrichtung und Lüftungsanlagen Regelungen bezüglich lärmschützender Grundrissausrichtungen werden insbesondere dann erforderlich, wenn die Orientierungswerte der DIN 18005-1 auch in der Nacht deutlich über- schritten werden und bauliche Schallschutzmaßnahmen nur bei geschlossenen Fenstern voll wirksam sind. Vorrangig werden diese Maßnahmen in Verbindung mit Festsetzungen zur Bauweise und Baukörperanordnung getroffen, um in Gebäuden mit zulässigen Wohnnutzun- gen für die Nachtzeit Bedingungen planungsrechtlich zu sichern, die ein Schlafen bei teilge- öffneten (gekippten) Fenstern in einer angemessenen Zahl von Räumen zu ermöglichen. Bei Arbeitsstätten wird demgegenüber davon ausgegangen, dass ein kurzzeitiges Lüften durch geöffnete Fenster und die damit kurzzeitige Überschreitung der Lärmrichtwerte in In- nenräumen hinnehmbar ist. Da das geplante Gebäude Büro- und Proberäume der Stiftung der Philharmonie und im Erdgeschoss ergänzende Nutzungen wie z. B. Cafés, Restaurants, Musikläden aufnehmen soll, sind hier Festsetzungen bezüglich einer Grundrissausrichtung und einer ausreichenden nutzerunabhängigen Frischluftzufuhr durch technische Lüftungsein- richtungen nicht sinnvoll und daher entbehrlich.

79 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

3.5.2.5 Lärmschutz der Außenbereiche Die 16. Verordnung zur Durchführung des Bundesimmissionsschutzgesetzes (16. BImSchV) sieht im Falle des Baus (Neubau) oder der wesentlichen Änderung von öffentlichen Straßen vor, dass abhängig von der anliegenden Nutzung bestimmte Grenzwerte für die Schal- limmissionen nicht überschritten werden dürfen. Für den Bau oder die wesentliche Änderung von Gemeindestraßen nach dem Baugesetzbuch sind die in der Sechzehnten Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (16. BImSchV) festgelegte Grenz- werte einzuhalten:

Tag Nacht in Kerngebieten, Dorfgebieten und Mischgebieten 64 dB(A) 54 dB(A)

Eine wesentliche Änderung im Sinne der 16. BImSchV liegt vor, wenn durch einen erhebli- chen baulichen Eingriff der Verkehrslärm des von dem zu ändernden Verkehrsweg ausge- henden Verkehrslärms um mindestens 3 Dezibel (A) oder auf mindestens 70 Dezibel (A) am Tage oder mindestens 60 Dezibel (A) in der Nacht erhöht wird. Eine Änderung ist auch we- sentlich, wenn der Beurteilungspegel des von dem zu ändernden Verkehrsweg ausgehenden Verkehrslärms von mindestens 70 Dezibel(A) am Tage oder mindestens 60 Dezibel(A) in der Nacht durch einen erheblichen baulichen Eingriff erhöht wird. Der Bau der Herbert-von-Karajan-Straße stellt im Sinne der 16. BImSchV einen erheblichen baulichen Eingriff dar, da die Achse deutlich verschoben wird und die Straße in ihrem Quer- schnitt verändert wird. Innerhalb des verkehrsplanerischen Fachbeitrags (s. Kap. I.3.9.1) wurden die künftigen lärmseitigen Immissionen für folgende Bezugsfälle ermittelt:

- Prüfung des Ausschlusses eines potentiellen Anspruchs auf Schallschutz aufgrund von Straßenneubauten. - Überschlägige Ermittlung der Lärmbelastungen für die im Bebauungsplan ausgewiesenen Baupotenziale.

Ausgehend von dem Verkehrsaufkommen des Prognoseplanfalles (Variante 1) ergeben sich gemäß der Tabellenwerten nach RLS 90 folgende Immissionswerte an den nächstgelegenen

Gebäudefronten (mittlere Höhe hm = 4,0 m):

Tags dB(A) nachts dB(A) - Baupotenzial an der Potsdamer Straße 71,5 63,5 - Fassaden entlang der Herbert-von-Karajan-Straße 57 49

Die hier ermittelten Beurteilungspegel können je nach Dichte und Höhe der angrenzenden Bebauung um 1-3 dB(A) variieren. Zusätzlich ist zu berücksichtigen, dass durch Überlage- rung mehrerer Lärmquellen, die Nähe von lichtsignalgeregelten Kreuzungen und Einmün- dungen sowie Mehrfachreflexionen der angrenzenden Bebauung noch Erhöhungen um ins- gesamt bis zu 7-8 dB(A) ergeben können. Dies gilt insbesondere für den Erweiterungsbau der Philharmonie. Die Aussagen des verkehrsplanerischen Fachbeitrags decken sich weit- gehend mit den Darstellungen der strategischen Lärmkarten, welche im Baugenehmigungs- verfahren zu berücksichtigen sind (s. Kap. III.3.5.4).

80 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Die Ergebnisse für die Herbert-von-Karajan-Straße zeigen einen Prognosepegel von 57 dB(A) tags bzw. 49 dB(A) nachts. Selbst unter Berücksichtigung einer Erhöhung des Be- urteilungspegels durch Mehrfachreflektionen werden die Grenzwerte der 16. BImSchV mit Sicherheit eingehalten, weshalb eine weitergehende Prüfung, ob eine wesentliche Änderung bzw. potentieller Anspruch auf Schallschutzmaßnahmen vorliegt somit nicht erforderlich ist.

Im Rahmen der Neuordnung der Verkehrsflächen soll die Scharounstraße durch eine Ver- kehrsfläche besonderer Zweckbestimmung „Fußgängerbereich“ überplant werden. Hierdurch soll die Aufenthaltsqualität für Fußgänger und Radfahrer verbessert und Durchgangsverkehr vermieden werden, welcher in den Spitzenstunden bisher 60-70% beträgt. Das Planungs- konzept selbst trägt auch durch den Rückbau von Stellplätzen und der Verminderung des Schleichverkehrs zur Verbesserung der Lärmsituation bei, wird jedoch weiterhin von den Lärmbelastungen der Potsdamer Straße zumindest in den Randbereichen beeinträchtigt. Hierbei ist im Rahmen der Abwägung zu berücksichtigen, dass durch die Neuordnung der Verkehrsflächen eine erhebliche Verbesserung der Wegebeziehungen zum Potsdamer Platz und innerhalb des Plangebiets erreicht werden kann. Vor allem die Aufhebung der Trenn- und Barrierewirkungen, die Entflechtung der räumlichen Konflikte zwischen KFZ-, Fußgän- ger- und Radverkehr wirken sich positiv auf das Gebiet aus. Da Fußgängerbereiche vorran- gig auch nicht der Erholung und dem dauerhaften Aufenthalt dienen, wird davon ausgegan- gen, dass die Lärmbelastungen hinnehmbar sind.

3.6 Grünfestsetzungen Innerhalb der geplanten Fläche für Gemeinbedarf mit der Zweckbestimmung "Kulturelle Ein- richtungen" werden Flächen zum Anpflanzen von Bäumen, Sträuchern und sonstigen Be- pflanzungen gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 25 a BauGB sowie Flächen mit Bindungen für Bepflan- zungen und für die Erhaltung von Bäumen, Sträuchern und sonstigen Bepflanzungen gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 25 b BauGB festgesetzt. Befinden sich die Flächen mit Bindungen für Be- pflanzungen und für die Erhaltung von Bäumen, Sträuchern und sonstigen Bepflanzungen oberhalb festgesetzter Tiefgaragen, betrifft die Verpflichtung zur gärtnerischen Anlage auch Tiefgaragen(-teile), die gemäß textlicher Festsetzung Nr. 4.1 mit einer mindestens 40 cm starken Erdschicht zu überdecken sind. Die planungsrechtliche Sicherung einer Erdüberde- ckung von mindestens 40 cm über der Oberkante von Tiefgaragen ermöglicht eine qualifi- zierte Begrünung dieser Flächen unter Einbeziehung von Sträuchern. Der Erhalt der Be- pflanzungen - gegebenenfalls durch Ersatzpflanzungen – wird durch die textliche Festset- zung Nr. 4.2 ebenfalls verbindlich festgesetzt. Um die Anlage von Wegen und Zufahrten, aber auch eine Überdeckung von Tiefgara- gen(teilen) z. B. durch Wege nicht auszuschließen, entfällt in diesen Fällen die Begrünungs- pflicht.

Diese Festsetzungen sind erforderlich, um den dauerhaften Erhalt des denkmalgeschützten Matterngartens als auch die Umsetzung des Freiflächenkonzepts (2009/10) von Valentien + Valentien sowohl aus gestalterischen Gründen als auch aus Gründen des Erhalts und der Fortentwicklung innerstädtischer Vegetationsflächen sicherzustellen.

Im Rahmen der Festsetzung von Flächen zum Anpflanzen wurden alle Flächen im Bereich der Flächen für Gemeinbedarf des Entwurfskonzepts berücksichtigt.

81 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Das Entwurfskonzept verfolgt das Ziel, durch eine einheitliche Freiraumgestaltung die kultu- rellen Einrichtungen miteinander zu verknüpfen. Im Bereich der Philharmonie und des Kam- mermusiksaals nimmt das Freiflächenkonzept die Formensprache der Architektur und der bestehenden Freiraumgestaltung auf und entwickelt diese - sowohl qualitativ als auch quanti- tativ - weiter.

TF 4.1 Die Flächen zum Anpflanzen sind gärtnerisch anzulegen und zu unterhalten. Die Bepflanzungen sind zu erhalten. Das gilt auch, wenn unter diesen unterirdische Ga- ragen (Tiefgaragen) hergestellt werden. Die Erdschicht über der Tiefgarage muss mindestens 0,4 m betragen. Die Verpflichtung zum Anpflanzen gilt nicht für Wege, Zufahrten und untergeordnete Nebenanlagen. (Rechtsgrundlage: § 9 Abs. 1 Nr. 25a) BauGB, § 12 Abs. 6 sowie § 14 Abs. 1 Satz 3 i. V. m. § 23 Abs.5 BauNVO)

TF 4.2 Auf den Flächen mit Bindungen für Bepflanzungen und Erhaltung ist die vorhandene Vegetation bei Abgang in der Weise nachzupflanzen, dass der Eindruck einer ge- stalteten Grünanlage erhalten bleibt. Die Bindungen für Bepflanzungen gelten nicht für Wege und Zufahrten. (Rechtsgrundlage: § 9 Abs. 1 Nr. 25b) BauGB)

3.7 Sonstige Festsetzungen

3.7.1 Stellplätze Die Tiefgarage des Kammermusiksaals wird im Bestand planungsrechtlich gesichert. Der derzeit nicht genutzte Verbindungstunnel mit der Tiefgarage unterhalb der Piazzetta wird ebenfalls im Bestand gesichert, da für das gesamte Kulturforum ein Tiefgaragenleitsystem geplant ist. Zur Sicherung von Stellplatzanlagen unter der Geländeoberfläche erfolgt eine entsprechende Festsetzung gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 4 BauGB im zeichnerischen Teil des Be- bauungsplans. Ferner wird die bestehende Tiefgaragenzufahrt in ihrem Bestand planungs- rechtlich gesichert. Durch entsprechende zeichnerische Festsetzung gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 4 BauGB wird diesem Planungsziel Rechnung getragen.

Die bestehende Zufahrt wird derzeit von der Scharounstraße erschlossen. Mit der geplanten Neuordnung der Verkehrsflächen wird die Scharounstraße durch einen Fußgängerbereich (Scharounplatz) überplant (s. Kap. III.3.4.3). Die Tiefgarage soll jedoch weiterhin von der Potsdamer Straße her über den Scharounplatz erschlossen werden. Aufgrund der zeitlichen Begrenzung der Nutzbarkeit Tiefgarage, ihrer relativ geringen Größe sowie aufgrund der Tatsache, dass durch Freiflächengestaltung ein Großteil der oberirdischen Stellplätze rück- gebaut wird, wird davon ausgegangen, dass kein wesentlicher Einfluss auf den Verkehrs- fluss zu erwarten ist. Die Nutzbarkeit des Fußgängerbereichs (Scharounplatz) ist durch die Nutzung der Tiefgarage nicht in Frage gestellt wird. Die Tiefgarage weist im Bestand 105 Stellplätze auf und wird nur kurz vor Veranstaltungsbeginn für Besucher geöffnet. Außerhalb von Konzerten ist diese Tiefgarage den Mitarbeitern der Philharmonie vorbehalten. Weiterhin soll die Erschließung der Tiefgarage nur über Teilflächen des Fußgängerbereichs erfolgen. Der Großteil des Scharounplatzes soll uneingeschränkt den Fußgängern vorbehalten sein.

82 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Neben der im Bestand gesicherten Tiefgarage der Philharmonie sollen die oberirdischen Stellplätze auf die notwendigen Stellplätze für mobilitätseingeschränkte Personen reduziert werden. Westlich der St.-Matthäus-Kirche sind fünf Parklängsstände und zwischen Fahrbahn der Herbert-von Karajan-Straße und dem Kammermusiksaal sind 18 Senkrechtstellmöglich- keiten für mobilitätseingeschränkte Personen vorgesehen.

Der erforderliche Umfang an Stellplätzen für mobilitätseingeschränkte Personen wurde auf der Grundlage der "Ausführungsvorschriften zu § 50 der Bauordnung für Berlin (BauO Bln) über Stellplätze für Kraftfahrzeuge für schwer Gehbehinderte und Behinderte im Rollstuhl und Abstellmöglichkeiten für Fahrräder (AV Stellplätze)" abgeleitet. Demnach ist für Veran- staltungsstätten je 200 Sitzplätze ein Stellplatz erforderlich. Philharmonie und Kammermu- siksaal haben zusammen etwa 3600 Sitzplätze, damit sind in Summe 18 Stellplätze erforder- lich.

3.7.2 Außerkrafttreten verbindlicher baurechtlicher Regelungen Die textliche Festsetzung Nr. 5.1 regelt verbindlich regeln, dass im Geltungsbereich des Be- bauungsplans alle bisherigen Festsetzungen und baurechtlichen Vorschriften, die verbindli- che Regelungen der in § 9 Abs. 1 des Baugesetzbuchs bezeichneten Art enthalten, außer Kraft treten.

TF 5.1 Im Geltungsbereich dieses Bebauungsplans treten alle bisherigen Festsetzungen und baurechtlichen Vorschriften, die verbindliche Regelungen der in § 9 Abs. 1 des Baugesetzbuchs bezeichneten Art enthalten, außer Kraft.

3.8 Nachrichtliche Übernahmen Das gesamte Plangebiet ist Bestandteil des Denkmal-Ensembles "Kulturforum", welches im Sinne des § 9 Abs. 4 BauGB nachrichtlich in der Planzeichnung gekennzeichnet wurde. Auch die als Einzeldenkmale gelistete Philharmonie und St.-Matthäus-Kirche sind als nach- richtliche Übernahme in der Planzeichnung gekennzeichnet.

83 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

3.9 Flächenbilanz

Gebiete Fläche GRZ (rechnerisch)

Flächen für Gemeinbedarf Kulturelle Einrichtungen 39.631 m² 0,42 davon überbaubar 16.645 m² Kirchliche Einrichtungen 1.035 m² 0,75 davon überbaubar 780 m²

Verkehrsflächen Öffentliche Straßenverkehrsflächen 10.942 m² Verkehrsflächen besonderer Zweckbestimmung 7.853 m²

Gesamtfläche 59.465 m²

4 Abwägung der öffentlichen und privaten Belange Gemäß § 1 Abs. 7 BauGB sind bei der Aufstellung von Bauleitplänen die öffentlichen und privaten Belange gegeneinander und untereinander gerecht abzuwägen. Die Flächen inner- halb des Plangebiets sowie die angrenzenden Flächen befinden sich weitgehend im öffentli- chen Eigentum. Des Weiteren sind die hier vorgesehenen Verkehrs- und Freiraumplanungen mit den Anrainern erörtert und abgestimmt worden. Es wird davon ausgegangen, dass private Belange der hier vorliegenden Planung nicht ent- gegenstehen.

Teilweise lässt sich die mögliche Betroffenheit im Hinblick auf die vorliegende Bebauungs- planentwurf bereits aus den Stellungnahmen der im Verfahren durchgeführten frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit sowie der Beteiligungen der Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange gemäß § 4 Abs. 1 und 2 BauGB ableiten (siehe Kap. IV Verfahren). Im Rahmen der Beteiligungen wurden vor allem folgende Belange behandelt:

- die Belange der Baukultur, des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege, die erhaltens- werten Ortsteile, Straßen und Plätze von geschichtlicher, künstlerischer oder städtebauli- cher Bedeutung und die Gestaltung des Orts- und Landschaftsbildes; - die Belange der Mobilität der Bevölkerung, einschließlich des öffentlichen Personennah- verkehrs und des nicht motorisierten Verkehrs; - die Belange der Versorgung, insbesondere mit Energie und Wasser, einschließlich der Versorgungssicherheit sowie des Post- und Telekommunikationswesens sowie - die Ergebnisse eines von der Gemeinde beschlossenen städtebaulichen Entwicklungs- konzeptes oder einer von ihr beschlossenen sonstigen städtebaulichen Planung.

84 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Darüber hinaus zählen die in § 1 Abs. 6 BauGB aufgelisteten abwägungserheblichen Aus- wirkungen zu den regelmäßig insbesondere zu berücksichtigenden Belangen. Entsprechend den Zielen und Inhalten der Planung sind darüber hinaus folgende Belange durch die Pla- nung berührt:

- die sozialen und kulturellen Bedürfnisse der Bevölkerung, insbesondere die Bedürfnisse der Familien, der jungen, alten und behinderten Menschen sowie unterschiedliche Aus- wirkungen auf Frauen und Männer; - die von den Kirchen und Religionsgesellschaften des öffentlichen Rechts festgestellten Erfordernisse für Gottesdienst und Seelsorge; - die Belange des Umweltschutzes, einschließlich des Naturschutzes und der Landschafts- pflege, insbesondere die Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser, Luft, Klima und das Wirkungsgefüge zwischen ihnen sowie die Landschaft und die biologische Viel- falt.

Konflikte bestehen insbesondere zwischen den berechtigten öffentlichen Belangen des Denkmalschutzes und den Ergebnissen des Masterplans (2006), welcher als eine von der Gemeinde beschlossene sonstige Planung im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens zu beachten ist. In diesem Zusammenhang sind auch die Interessen der Philharmonie zu be- rücksichtigen, die ein Interesse an einer baulichen Weiterentwicklung ihres Bestandsgebäu- des äußerten. Im Rahmen der Behördenbeteiligung konnte ein Kompromiss zwischen den Belangen des Denkmalschutzes und den Belangen der Philharmonie dahingehend erreicht werden, dass die maximal zulässige Höhe der baulichen Anlagen nunmehr auf zwei Vollge- schosse beschränkt wird. Der durch das Landesdenkmalamt geforderten Verkleinerung und Konkretisierung des Baufensters konnte nicht entsprochen werden, da die Planungen bezüg- lich des Anbaus zu unkonkret sind, um eine Kubatur planungsrechtlich zu sichern. Die Be- lange des Denkmalschutzes können ferner in einem nachgeordneten Wettbewerbsverfahren Berücksichtigung finden.

Demgegenüber wird dem öffentlichen Belang der Baukultur, des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege in der Abwägung gegenüber den Belangen des Naturschutzes und der Land- schaftspflege ein höheres Gewicht beigemessen. Aufgrund der baukulturellen Bedeutung der im Plangebiet vorhandenen baulichen Anlagen des Kulturforums soll dem Belang der Bau- kultur und des Denkmalschutzes ein größeres Gewicht als den allgemeinen Belangen des sparsamen Umgangs mit Grund und Boden dahingehend beigemessen werden, dass zur Weiterentwicklung des baukulturellen Erbes ein weiteres Baufeld mit einer maximal zulässi- gen Grundfläche von 1.250 m² zugelassen werden soll. Erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt sind nicht zu erwarten, da diese Flächen bereits vollversiegelt und innerhalb des Plangebiets Entsiegelungspotenziale ausgeschöpft werden, welche durch zeichnerische Festsetzung von Pflanzbindungen planungsrechtlich dauerhaft gesichert werden.

Die Umstrukturierung der Verkehrsflächen innerhalb des Plangebiets bewirken insbesondere positive Auswirkungen auf den Fußgänger- und Radverkehr sowie die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum. Die Neuorganisation der Verkehrsflächen hat demgegenüber erhebliche Auswirkungen auf den ruhenden Verkehr. Bei Konzertereignissen in der Philharmonie und im Kammermusiksaal wird ein Stellplatzdefizit in der Größenordnung der reduzierten Stellplätze bestehen. Grundsätzlich wird den positiven Effekten der Umstrukturierung der Verkehrsflä-

85 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan chen ein größeres Gewicht beigemessen. Nachteilige Auswirkungen auf den ruhenden Ver- kehr kann durch flankierende Maßnahmen vermieden werden. Diese Maßnahmen können jedoch nicht durch bauplanungsrechtliche Regelungen gesichert werden.

86 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

IV Auswirkungen der Planung 1 Auswirkungen auf den Verkehr Um die Aufenthaltsqualität des Plangebiets zu verbessern, ist es notwendig die Zielkonflikte zwischen dem fließenden und ruhenden Verkehr einerseits und dem Anspruch der Fußgän- ger andererseits weitgehend aufzulösen. Die hier zugrunde liegende Planung sieht eine Rücknahme des Individualverkehrs im Geltungsbereich des Bebauungsplans vor. Die neu konzipierten Verkehrsflächen sollen vorwiegend dem Fuß- und Radverkehr, dem ÖPNV so- wie teilweise Taxen und Reisebussen vorbehalten sein (s. Kap. I 3.9, I 4.5-8, III 3.4 sowie III 3.7). Der Rückbau von Straßen und die Reduzierung des MIV sind wesentliche Bedingung für eine fußgänger- und radfahrerfreundliche Erschließung, Gestaltung und Aufenthaltsqualität. Die mit Maßnahmen zu untersetzenden Zielstellungen sind hier im Wesentlichen: - Aufhebung der Trenn- und Barrierewirkungen im Gebiet, - Verbesserung der Vernetzung mit dem Umfeld, - Berücksichtigung der Mobilitätsbelange von mobilitätseingeschränkten Personen, älteren Menschen - die Berücksichtigung von Genderaspekten und - Entflechtung des räumlichen Konflikts Kfz - Fußgänger.

Der Großteil der Planungsziele kann durch Neuordnung der Verkehrsflächen sowie durch bauliche Maßnahmen erreicht werden. Die Pkw-Stellplätze im Bestand sollen auf die notwendigen Stellplätze für mobilitätseinge- schränkte Personen sowie die zur Philharmonie gehörende Tiefgarage reduziert werden (s. Kap. I 3.9.1).

Die durch die Umgestaltung der Verkehrsanlagen erwarteten erheblichen Auswirkungen auf den Verkehr konnten im Rahmen der Entwurfsplanung der Verkehrsanlagen (Hoffmann- Leichter Ingenieurgesellschaft mbH) vermieden bzw. gemindert werden.

Die Zufahrt für den Liefer- und Versorgungsverkehr erfolgt derzeit in erster Linie über den Parkplatz der Philharmonie bzw. über die neben der Tiefgaragenzufahrt gelegene Parkplatz- zufahrt. Vor dem Nebeneingang ist eine Wendeschleife für Lastzüge ausgebildet, die ver- schiedenen Erschließungsfunktionen erfüllt (Anlieferzone für das Bühnenequipment, Vorfahrt für Taxen und Telebusse bei Veranstaltungen sowie Vorfahrt für V. I. P.). Im Rahmen der Aktualisierung der Freiraumplanung und der Entwurfsplanung konnte diese Wendeschleife in die Planung des Vorplatzes der Philharmonie intergiert werden. Die Zufahrt soll nunmehr direkt über die Potsdamer Straße erfolgen. Die Erreichbarkeit des Hauptliefereingangs auf der Ostseite der Philharmonie soll durch die Festsetzung eines Luftgeschosses innerhalb des geplanten Baukörpers planungsrechtlich gesichert werden. Für Taxen ist ein Aufstellbereich mit 10 Stellplätzen in der Herbert-von-Karajan-Straße ge- plant. Für Nachrücker wird zusätzlich ein Aufstellbereich in der Straße Matthäikirchplatz (Ost) für bis zu 13 Fahrzeuge bei Veranstaltungsende vorgesehen. Mit der Schaffung von sechs Längsstellplätzen für Reisebusse im nordwestlichen Bereich der Herbert-von-Karajan-Straße konnten Ersatzflächen für den Wegfall der Betriebshaltestel- le geschaffen werden.

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Die Zugänglichkeit der Tiefgarage des Kammermusiksaals für Benutzer und Besucher über den „Scharounplatz“ ist weiterhin gewährleistet. Die Verlagerung des Haupteinganges auf die Ostseite der Philharmonie hat keine Auswir- kungen auf die innere Erreichbarkeit des Gebäudes, da Philharmonie und Kammermusiksaal von beiden Eingängen aus zu erreichen bzw. behindertengerechte Zugänge vorhanden sind.

2 Auswirkungen auf den Haushalt und die Finanz- bzw. Investitions- planung Zur Umsetzung der Verkehrs- und Freiraumplanung sind mit dem Bebauungsplan folgende finanzielle Auswirkungen zu verzeichnen. Die Summe der Gesamtmaßnahme beträgt brutto nach geprüfter Bauplanungsunterlage (BPU): 6.457.900 €, die sich auf folgende Teilbereiche (TB) verteilen.

- TB 1 - Baukosten Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen Euthanasiemorde - T4 Umfeld ca. 325.000 € - TB 2 - Baukosten Philharmonie Ost ca. 1.377.200 € - TB 3 - Baukosten Philharmonie West ca. 588.600 € - TB 4 - Baukosten „Scharounplatz“ ca. 1.250.800 € - TB 5 - Nord - Baukosten Herbert-von-Karajan-Straße ca. 528.200 € - TB 5 - Süd - Baukosten Matthäikirchplatz ca. 272.200 € - TB - 6a – Baukosten Zentrale Freifläche West (Umfeld St. Matthäus) ca. 312.900 € - TB - 7 - Baukosten Übergang zur Piazzetta ca. 292.900 € - TB - 10 – Baukosten LSA Potsdamer Straße ca. 132.100 € - TB - 11 - Baukosten Matterngarten ca. 277.300 € - TB - 1 bis TB 11 - Baunebenkosten ca. 1.100.700 €

- Gesamtsumme (brutto) ca. 6.457.900 €

Es wurden für die Umsetzung eines erheblichen Teils der vorgenannten Maßnahmen GRW- Fördermittel (Schwerpunkt Tourismusförderung) beantragt. Die Summe der förderfähigen Maßnahmen, die von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung be- stätigt wurde, beträgt ca. 5.722.400 €. Im Landeshaushalt sind zudem Mittel zur Finanzie- rung der nicht förderfähigen Leistungen (Gesamtbedarf im Bereich des Bebauungsplans) von ca. 735.500 € vorgesehen. Die notwendigen Komplementärmittel und Mittel für die nicht förderfähigen Leistungen des Landes Berlin liegen der Grün Berlin Stiftung aus dem Haushalt Senatsverwaltung für Stadt- entwicklung und Umwelt in ausreichender Höhe vor. Die notwendigen Mittel sind als Teil- maßnahme des Gesamttitels für die Grün Berlin Stiftung Kapitel 1210, Titel 89374 für die betreffenden Haushaltsjahre sichergestellt. Eine Förderzusage für eine erste Realisierungsstufe seitens der Senatsverwaltung für Wirt- schaft, Technologie und Forschung (SenWTF) über brutto 4.741.700 € (nur GRW-Anteil oh- ne Komplementärmittel) liegt vor. Die daraus umzusetzenden förderfähigen Leistungen be- tragen (einschließlich 10 % Komplementärmittel) 5.268.500 €. Für die Umsetzung der weiteren förderfähigen Maßnahmen in Höhe von ca. 453.900 € (ein- schließlich 10 % Komplementärmittel) wurden noch keine GRW-Fördermittel beantragt.

88 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Für die Umsetzung des Erschließungskonzeptes wird kein Erwerb von privaten Grundstücks- flächen bzw. der Abschluss langfristiger Nutzungsvereinbarungen erforderlich. Es ist jedoch notwendig, Arrondierungsflächen aus dem Eigentum der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zu erhalten. Für das Gesamtkonzept für den Freiraum existiert ein Letter of In- tent, in dem vereinbart wurde, dass es sich hierbei um unentgeltliche Grundstücksübertra- gungen im gegenseitigen Interesse handeln soll. Zusätzlich gibt es für die Realisierung des Museum des 20. Jahrhunderts für einen umfangreichen kostenneutralen Flächentausch be- reits konkrete Verhandlungen mit der Senatsverwaltung für Finanzen, in dem auch die not- wendigen Arrondierungsflächen enthalten sind. Gegebenenfalls auftretende Mehrkosten durch eine Verlangsamung der Buslinien müssen im Rahmen des Abschlusses eines neuen Verkehrsvertrages mit der BVG verhandelt wer- den.

3 Soziale Auswirkungen Durch die Umsetzung des Planungskonzeptes wird keine Verdrängung von Bewohnern aus dem Plangebiet stattfinden. Die städtebauliche Aufwertung dieses Bereiches durch die geplante Freiraumgestaltung sowie Verbesserung der Aufenthaltsqualität durch Ver- ringerung des motorisierten Individualverkehrs, lassen überwiegend positive soziale Auswirkungen erwarten.

4 Auswirkungen auf den Bedarf an sozialen Infrastruktureinrichtungen und Grünflächen Durch die Festsetzungen des Bebauungsplans resultieren keine Bedarfe an Einrichtun- gen der sozialen Infrastruktur und öffentlichen Grünflächen.

5 Personalwirtschaftliche Auswirkungen Aus der Durchführung des Bebauungsplanverfahrens ergeben sich keine personal- wirtschaftlichen Auswirkungen.

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V Verfahren 1 Aufstellungsbeschluss (2005) Mit Beschluss vom 9.5.2005 wurde die Aufstellung des Bebauungsplans 1-35 beschlossen und am 27.5.2005 im Amtsblatt für Berlin bekannt gemacht (ABl. Nr. 25, S. 1796). Dem Beschluss ging die Feststellung der außergewöhnlichen stadtpolitischen Bedeutung der Fläche am Kulturforum im Bezirk Mitte gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 1 AGBauGB (Vorlage-Nr. 2166/04) vom 5.10.2004 voraus.

2 Frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit gem. § 3 Abs. 1 BauGB (2005) Die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit gem. § 3 Abs. 1 BauGB wurde im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens 1-35 auf der Basis des Masterplans zur Weiterentwicklung des Kulturforums in der Zeit vom 6.6.2005 bis 15.7.2005 durchgeführt. Insgesamt haben sich 68 Personen zur Planung geäußert. Es wurden 203 Anmerkungen eingereicht, die sich auf die folgenden Planinhalte beziehen: - Grundsätzliches (u. a. Masterplan, Scharouns Konzeption etc.), - Bebauung und Denkmalschutz, - Erschließung und - Finanzierung.

Seitdem wurde das Gesamtkonzept in mehreren Schritten weiterentwickelt, weshalb sich einige Anmerkungen auf Planungsziele beziehen, welche zwischenzeitlich nicht mehr weiter verfolgt werden. Zudem wurde eine Änderung des Geltungsbereichs beschlossen und das Plangebiet in vier Bebauungspläne - I-35a, I-35ba, 1-35bb und I-35c - geteilt. Hiermit soll eine prozessorientierte modulare Entwicklung gewährleistet werden.

Die für das Plangebiet des Bebauungsplans I-35a relevanten bzw. dieses Areal betreffenden Aussagen (insgesamt 72 Anmerkungen) beziehen sich auf die folgenden Themenfelder:

2.1 Bebauung und Denkmalschutz Im Rahmen der Beteiligung behandeln insgesamt 41 Stellungnahmen das Freiflächen- bzw. Bebauungskonzept des Masterplans und Belange der Baukultur und des Denkmalschutzes.

Das geplante Baufeld östlich der Philharmonie wurde durch 12 Stellungnahmen in Frage gestellt. Der geplante Baukörper würde den angrenzenden Kammermusiksaal, die Philhar- monie sowie das Musikinstrumentenmuseum entstellen. Weiterhin würde durch die Entwick- lung des Baufelds ein Eingriff in die Erschließungssituation entstehen, da der Wirtschaftshof zukünftig abgeschnitten wäre und Stellplätze überplant würden Des Weiteren wurde die Be- lichtungssituation der Restaurierungswerkstätten im Erdgeschoss kritisch bewertet. Ferner wurde angeführt, dass die Solitärwirkung der Philharmonie durch den Baukörper verloren gehen würde und das ursprünglich geplante Musikarchiv nicht mehr entwickelbar wäre. Diesen Anregungen konnte nur teilweise gefolgt werden. Prinzipiell wird davon ausgegan- gen, dass sich das geplante zwei- bis dreigeschossige Gebäude in seiner Baumasse deut-

90 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan lich den Bestandsbauten unterordnet und deshalb keine entstellende Wirkung bzw. keine Beeinträchtigung der solitären Wirkung verursacht. Ferner soll den bauplanungsrechtlichen Festsetzungen kein Vorrang vor dem Bauordnungsrecht im Sinne des § 6 Abs. 8 BauO Bln eingeräumt werden. Das Baufeld soll in Form Baufensterausweisung festgesetzt werden, weshalb hier die bauordnungsrechtlichen Vorschriften bezüglich der Abstandsflächen gemäß § 6 BauO Bln weiterhin Anwendung finden. Mit der Planung des Luftgeschosses soll die der- zeitige Erschließungssituation gesichert sowie eine deutliche Fuge zu den Bestandsgebäu- den erreicht werden. Ferner finden die bauordnungsrechtlichen Abstandsregelungen auf- grund der Baufensterausweisung weiterhin Anwendung, womit den Belangen der gesunden Arbeitsverhältnisse und speziell der Belichtungssituation der Restaurierungswerkstätten ent- sprochen werden soll. Darüber hinaus war eine Umsetzung des Musikarchivs nicht geplant.

Allgemeine Kritik an den geplanten ergänzenden Baufeldern wurde in fünf Stellungnahmen vorgetragen. Hierbei wurde angeführt, dass die geplanten Gebäude dem städtebaulichen Konzept Hans Scharouns widersprechen (vier Petenten) und zu einer unnötigen Verdichtung der Gesamtkonzeption führen würden (eine Stellungnahme). Prinzipiell sah das städtebauliche Konzept Hans Scharouns eine noch höhere Dichte vor. Trotzdem wurde den Anmerkungen und Hinweisen teilweise entsprochen. Im Rahmen der Weiterentwicklung des Freiraumkonzepts sowie des Masterplans in den Jahren 2009 - 2011 wurde auf eine Vielzahl der ursprünglich vorgesehenen Baufelder verzichtet, um den Belan- gen der Baukultur und des Denkmalschutzes gesteigert Rechnung zu tragen. Auch das überarbeitete Freiraumkonzept von Valentien + Valentien orientiert sich nunmehr deutlich an der Formensprache Hans Scharouns.

Ferner wurde in 16 Stellungnahmen ein Verstoß gegen den Denkmal- und Ensembleschutz angemerkt. Es wird davon ausgegangen, dass der Denkmal- und Ensembleschutz nicht grundsätzlich einer behutsamen Entwicklung entgegensteht. Zwischenzeitlich wurde der Masterplan wei- terentwickelt und überarbeitet. Im Ergebnis werden einige Baupotenziale nicht weiter ver- folgt, weshalb nunmehr von einer wesentlich behutsameren Entwicklung ausgegangen wer- den kann. Die Entscheidung, ob ein Verstoß gegen den Denkmal- bzw. Ensembleschutz vorliegt, trifft die zuständige Denkmalschutzbehörde, welche in das Bebauungsplanverfahren eingebunden ist. Den Belangen des Denkmalschutzes wird im Rahmen dieses Verfahrens eine bedeutende Rolle beigemessen.

Auf die Freiflächengestaltung gingen sechs Stellungnahmen ein. Hierbei wurde der "unge- staltete" Charakter der Planung und die fehlende Anpassung an die städtebauliche Idee Hans Scharouns kritisiert. Ferner wurde vorgetragen, dass die Grünflächenkonzeption im Vergleich zum Tiergarten nachrangigen Stellenwert hätte. Des Weiteren wurde ein Leitsys- tem zur besseren Auffindbarkeit der kulturellen Einrichtungen angeregt. Eine Stellungnahme führte an, dass das Freiflächenkonzept zur Belebung des Areals beitragen solle. Das Freiflächenkonzept wurde seit der frühzeitigen Beteiligung in einem mehrstufigen Pro- zess fortentwickelt. Die Darstellungen des Masterplans bezüglich des Freiraumkonzepts stellten eher die Grundprinzipien als Chiffre dar. Prinzipiell soll mit dem Konzept eine besse- re Vernetzung der Solitärbauten erreicht werden. Ferner soll mit der Aufwertung der Frei- und Erschließungsräume auch eine Belebung des Areals und eine bessere Auffindbarkeit der kulturellen Einrichtungen erreicht werden.

91 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Die Herstellung von Sichtachsen zwischen Potsdamer Platz und Philharmonie / Kulturforum wurde in zwei Stellungnahmen angeregt. Diesen Anregungen wird durch die überarbeitete Freiraumgestaltung von Valentien + Valen- tien entsprochen. Diese sieht im Bereich der derzeitigen Stellplatzflächen eine trichterförmige Platzgestaltung sowie einen Ergänzungsbau vor, welche die Eingangssituation stärker beto- nen und die Sichtbeziehungen zum Potsdamer Platz verbessern sollen. Weiterhin soll auch durch den geplanten „Scharounplatz“ eine Einbindung der Piazzetta in dessen Umfeld sowie eine Verbesserung der Sichtbeziehungen erreicht werden.

2.2 Erschließung Im Rahmen der Beteiligung behandeln insgesamt 21 Stellungnahmen das Erschließungs- konzept. Acht Stellungnahmen kritisieren den Verlust von ebenerdigen Stellplätzen im Plangebiet.

Im Rahmen des Verfahrens wurde ein verkehrsplanerischer Fachbeitrag erarbeitet, welcher die Analyse der Auswirkungen der Planung zum Inhalt hatte (siehe Kapitel I 3.9.1). Auf Basis von Prognosen zum Verkehrsaufkommen und Stellplatzbeobachtungen kommt das Gutach- ten zu dem Ergebnis, dass trotz des Wegfalls einer beachtlichen Anzahl von ebenerdigen Stellplätzen die Zahl der verbleibenden Stellplätze außerhalb von Konzertveranstaltungen der Philharmonie ausreichend ist. Um den Belangen des Verkehrs zu entsprechen, wird im verkehrsplanerischen Fachbeitrag die Möglichkeit der Verlagerung des ruhenden Verkehrs in die Tiefgaragen am Potsdamer Platz ( und Potsdamer Platz Arkaden) vorge- schlagen. Die nächstgelegenen Ausgänge befinden sich nur drei Gehminuten von der Phil- harmonie entfernt. Ferner wären flankierende Maßnahmen für die Verlagerung des ruhenden Verkehrs in diese Tiefgaragen erforderlich. Vorgeschlagen werden:

- Kombi-Tickets für Konzerte der Philharmonie und des Kammermusiksaals zur Verände- rung des Modal-Splits zugunsten des ÖPNV, - die Entwicklung eines Parkleitsystems mit dynamischen Wegweisern, - eine Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung auf die Abendstunden, - eine verbesserte Tarifgestaltung der Tiefgaragen im Zusammenhang mit Konzerten sowie - eine bessere Beschilderung der Fußwege zu den Tiefgaragen.

Weiterhin ist die langfristige Verbindung der Tiefgaragen im Plangebiet (Philharmonie - Piaz- zetta) vorgesehen, wodurch derzeit ungenutzte Tiefgaragenstellplätze in das Parkleitsystem eingebunden werden können. Es wird davon ausgegangen, dass durch die oben genannten Maßnahmen für die Konzertbesucher ausreichend Stellplätze in angemessener Entfernung angeboten, und der Parksuchverkehr auf ein Minimum reduziert werden kann. Der notwen- dige Bedarf an Stellplätzen für mobilitätseingeschränkte Personen wird mit der Anlage von 18 Stellplätzen zwischen der Fahrbahn der Herbert-von Karajan-Straße und dem Kammer- musiksaal sowie der Errichtung von fünf Stellplätzen westlich der St.-Matthäus-Kirche befrie- digt.

Sechs Stellungnahmen hatten die Potsdamer Straße zum Inhalt. Hierbei wurde vor allem der dominierende Einfluss der Straße auf das Plangebiet bemängelt, und es wurden Anregungen

92 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan bezüglich einer verbesserten Integration der Straße in das Plangebiet bzw. der Erstellung eines Fußgängertunnels vorgetragen. Gemäß Stadtentwicklungsplan Verkehr wird die Potsdamer Straße in der Karte "Übergeord- netes Straßennetz Planung 2025" als großräumige Straßenverbindung der Stufe I eingeord- net. Mit einem Rückgang des täglichen Verkehrsaufkommens ist somit auch langfristig nicht zu rechnen. Zur Reduzierung der zerschneidenden Wirkung der Potsdamer Straße ist im Zuge der Realisierung des Straßenbauvorhabens eine Umverlegung bzw. Neuanordnung einer signalisierten Querungsmöglichkeit über die Potsdamer Straße in den Bereich „Scharounplatz“/ Philharmonie vorgesehen. Die derzeitige Querungsmöglichkeit der Pots- damer Straße im Kreuzungsbereich mit der Ben-Gurion-Straße wird von fußläufigen Besu- cherströmen vom Potsdamer Platz in Richtung Kulturforum nicht rechtzeitig wahrgenommen. Im weiteren Verlauf nach Süden (in einem Abstand von etwa 160 m) ist derzeit erst wieder auf Höhe der Staatsbibliothek eine weitere Querungsmöglichkeit gegeben. Aufgrund der Planung des zukünftigen „Scharounplatzes“ ist eine Verlegung der Lichtsignalanlage (LSA) auf Höhe der Staatsbibliothek um etwa 50 m in Richtung Norden geplant. Eine Abstimmung des LSA-Plans mit der Verkehrslenkung Berlin steht noch aus.

Eine Beeinträchtigung der Erreichbarkeit des Kulturforums aufgrund der Straßenkonzeption wird in sechs Stellungnahmen befürchtet. Auch die Verbesserung der Erreichbarkeit des Kul- turforums aufgrund der Neuordnung der Verkehrsflächen wird in einer Stellungnahme vorge- tragen.

Im Rahmen der Erarbeitung des verkehrsplanerischen Fachbeitrags (Liebing und Wegner, 2006/07) wurde die Verkehrsmittelwahl der Besucher des Kulturforums anhand der Auswer- tung Besucherbefragungen relativ genau ermittelt (s. Kap. I 3.9.1). Hiernach konnte ein ver- hältnismäßig geringer Anteil von etwa 15 % für MIV-gebundenes Besucheraufkommen ermit- telt werden. Da das Freiraumplanungskonzept lediglich die Rücknahme des Individualver- kehrs im Plangebiet vorsieht und demgegenüber die Situation des Fuß- und Radverkehrs sowie des ÖPNV aufwertet bzw. stärkt, ist eine Beeinträchtigung der Erreichbarkeit des Kul- turforums nicht zu befürchten. Mit der Umsetzung der Freiraum- und Verkehrskonzepte soll demgegenüber die Aufenthaltsqualität und Erreichbarkeit der kulturellen Einrichtungen ver- bessert werden.

2.3 Finanzierung In zehn Stellungnahmen werden aufgrund der Planung negative Auswirkungen auf den öf- fentlichen Haushalt befürchtet.

Die aktuelle, gemeinsam mit den Anrainern durchgeführte Analyse hat zu der Erkenntnis geführt, dass die im Masterplan vorgesehenen ergänzenden Bauten nur langfristig realisier- bar und kaum wirtschaftlich darstellbar sind. Ursprünglich sollte hierdurch die Realisierung des Freiraumkonzepts refinanziert werden. Im Zusammenhang mit der Beantragung von GRW-Fördermitteln eröffnet sich nunmehr die Möglichkeit, die bisherigen Planungen des Büros Valentien + Valentien für die Freiräume des Kulturforums umzusetzen. Detaillierte Informationen auf die Auswirkungen der Planungen auf den öffentlichen Haushalt sind dem Kapitel IV 2 Auswirkungen auf den Haushalt und die Finanz- bzw. Investitionsplanung zu entnehmen.

93 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

3 Frühzeitige Behördenbeteiligung gem. § 4 Abs. 1 BauGB (2005) Die frühzeitige Beteiligung der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange gem. § 4 Abs. 1 BauGB wurde in der Zeit vom 6. Juni bis 15. Juli 2005, parallel zur frühzeitigen Öffent- lichkeitsbeteiligung gemäß § 3 Abs. 1 BauGB durchgeführt. Prinzipiell ist auch hier zu berücksichtigen, dass sich die Stellungnahmen auf den am 9.3.2006 vom Abgeordnetenhaus beschlossenen Masterplan beziehen, welcher das gesam- te Kulturforum zum Inhalt hatte. Seitdem wurde das Gesamtkonzept jedoch in mehreren Schritten weiterentwickelt (siehe Kapitel I 4 Entwicklung der Planungsüberlegungen). Zudem wurde das Plangebiet in die Bebauungspläne 1-35a, 1-35ba, 1-35bb und 1-35c - geteilt. Ei- nige Stellungnahmen beziehen sich daher auf Planungsziele, welche aufgrund der stetigen Überarbeitung nicht weiter verfolgt werden bzw. beziehen sich auf Bereiche, die außerhalb des Geltungsbereichs des Bebauungsplans 1-35a liegen. Von insgesamt 28 Behörden und sonstigen Trägern öffentlicher Belange, die zur Stellung- nahme aufgerufen wurden, haben sich 15 Institutionen nicht geäußert. Weitere 8 Institutio- nen haben keine grundsätzlichen Bedenken gegen die Ziele des Bebauungsplanverfahrens 1-35 geäußert. Anregungen und Hinweise wurden vor allem von der Berliner Feuerwehr zur weiteren Erfor- derlichkeit brandschutztechnischer Anlagen im Plangebiet vorgetragen. Des Weiteren wur- den von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Abteilung X OI, sowie von Leitungsträ- gern Hinweise bezüglich der Lage der technischen Infrastruktureinrichtungen vorgebracht. Das Bezirksamt Mitte brachte eine Vielzahl von Anregungen zu unterschiedlichen Sachthe- men ein. Folgende Anregungen beziehen sich mittel- bzw. unmittelbar auf die Ziele des Be- bauungsplanverfahrens 1-35a: - Anregung zum Verzicht auf die Bebauung östlich der St.-Matthäus-Kirche, - Anregung zu einem Pavillon an der Potsdamer Straße/Sigismundstraße, - Zustimmung zur "kissenartigen" Grüngestaltung der Freiflächen und - Zustimmung zum Wegfall der ebenerdigen Stellplätze im Bereich der Philharmonie.

Die Anregungen zum Verzicht der geplanten Gebäude östlich der St.-Matthäus-Kirche bzw. die Anregung für einen Pavillon an der Potsdamer Straße/Sigismundstraße beziehen sich auf Bereiche, welche außerhalb des Geltungsbereichs des Bebauungsplans liegen. Darüber hinaus haben sich - nach der Entscheidung des Bundestags-Haushaltsausschusses, 200 Millionen Euro für den Neubau eines Museums des 20. Jahrhunderts zur Verfügung zu stel- len - die Rahmenbedingungen wesentlich geändert. Da eine direkte inhaltliche Verknüpfung des Museums des 20. Jahrhunderts mit der Neuen Nationalgalerie notwendig ist, entfiel das Grundstück westlich des Kunstgewerbemuseums als Standort für den Museumsneubau. Die anfängliche Überlegung beide verbleibenden Baupotenzialflächen als möglichen Standort für das neue Museum zu betrachten, wurde auf Bitte des Bundesrechnungshofs revidiert, um die Ausschreibungstexte klarer gestalten zu können. Nunmehr ist die Freifläche östlich der St.- Matthäus-Kirche als Standort für den Museumsneubau vorgesehen. Aufgrund dieser Entscheidung ist auch das Freiraumkonzept anzupassen. Die als zweite Baustufe vorgesehene Umgestaltung der Freifläche neben der St.-Matthäus-Kirche wird zu- rückgestellt. Das Freiraumkonzept hat mit Anpassungen aber weiterhin Bestand und wird eine wesentliche Vorgabe in dem folgenden Ideenwettbewerb darstellen. Die Aufwertung der Freiräume kann auch dann erfolgreich erfolgen, wenn die Fläche östlich des Matthäikirch- platzes weitgehend für den Bau des Museums benötigt wird.

94 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Grundsätzlich wird jedoch davon ausgegangen, dass trotz der Entscheidung über den Mu- seumsneubau die nunmehr konkretisierte Freiflächengestaltung weiterhin Bestand hat. Die Stellungnahmen führten zu keinen Änderungen der verfolgten Planungsziele.

4 Änderungsbeschluss (2014) Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt hat am 2.5.2014 beschlossen, den Geltungsbereich des Bebauungsplanentwurfs 1-35 um die Grundstücke Sigismundstraße 5- 7, Hitzigallee 19 und Reichpietschufer 48/50 im Bezirk Mitte, Ortsteil Tiergarten zu reduzie- ren. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt beschloss auch die Teilung des räumlichen Geltungsbereichs des Bebauungsplans 1-35. Der Bebauungsplan 1-35a umfasst nunmehr das Gelände zwischen Tiergartenstraße, Ben-Gurion-Straße, Potsdamer Straße, Scharounstraße und Herbert-von-Karajan-Straße sowie den Matthäikirchplatz und das Flur- stück 2319 (St.-Matthäus-Kirche), die Flurstücke 180/6, 2665, 2667, 2716 (teilweise) an der Scharounstraße und die Herbert-von-Karajan-Straße im Bezirk Mitte, Ortsteil Tiergarten. Der Änderung des Beschlusses über die Aufstellung eines Bebauungsplans (Aufteilung) wurde am 6.6.2014 im Amtsblatt für Berlin bekannt gemacht (ABl. Nr. 24, S. 1126).

5 Erneuter Änderungsbeschluss (2015) Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt hat am 9. Januar 2015 beschlossen, den Geltungsbereich des Bebauungsplanentwurfs 1-35a um die Flurstücke 180/6 (teilweise), 2667 (teilweise), 2716 (teilweise) sowie eine Teilfläche des Matthäikirchplatzes im Bezirk Mitte, Ortsteil Tiergarten einzuschränken.

Der aufzustellende Bebauungsplan umfasst nunmehr das Gelände zwischen Tiergartenstra- ße, Ben-Gurion-Straße, Potsdamer Straße, Scharounstraße, Matthäikirchplatz und Herbert- von-Karajan-Straße sowie dem Matthäikirchplatz (teilweise), die Flurstücke 2319 (St.- Matthäus-Kirche), 2665 und Teilflächen der Flurstücke 180/6, 2716, 2667 (an der Herbert- von-Karajan-Straße), 158/1, 2280 (an der Scharounstraße) und eine Teilfläche der Sigis- mundstraße im Bezirk Mitte, Ortsteil Tiergarten. Der Beschluss erfolgt in Anwendung des § 9 Abs.1, Satz 1, Nr. 1 des Ausführungsgesetzes zum Baugesetzbuch (AGBauGB). Der Änderung des Beschlusses über die Aufstellung eines Bebauungsplans (Reduzierung des Geltungsbereichs) wurde am 30.1.2015 im Amtsblatt für Berlin bekannt gemacht (ABl. Nr. 4, S. 104).

6 Behördenbeteiligung gem. § 4 Abs. 2 BauGB Die Behördenbeteiligung gemäß § 4 Abs. 2 BauGB wurde auf der Grundlage des Bebau- ungsplanentwurfs und der zugehörigen Begründung mit Stand vom 10. März 2015 für den Geltungsbereich des Bebauungsplans durchgeführt. Die Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange, deren Aufgabenbereich durch die Planung berührt werden kann, wur- den mit Schreiben vom 20. April 2015 von der Planung unterrichtet und zur Stellungnahme bis zum 22. Mai 2015 aufgefordert. Dem Schreiben waren der Bebauungsplanentwurf und

95 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan die Begründung einschließlich Umweltbericht, artenschutzfachlicher Ergebnisse, Baumliste sowie Bestandskarte zum Umweltbericht beigefügt.

In das Beteiligungsverfahren wurden insgesamt 29 Behörden und sonstige Träger öffentli- cher Belange (einschließlich der Fachabteilungen des Bezirks) einbezogen. Insgesamt gin- gen 26 Rückäußerungen ein, von denen 23 Anregungen, Hinweise und Bedenken zur Pla- nung enthielten, die wie folgt in den Abwägungsprozess eingestellt worden sind.

6.1 Gemeinsame Landesplanung Flächennutzungsplanung Der Planung wird zugestimmt. Die relevanten Grundsätze der Landesplanung, die Entwick- lungsgrundsätze zum Flächennutzungsplan sowie die Ziele der Stadtentwicklungsplanungen wurden ausreichend berücksichtigt. Es wurden redaktionelle angeregt, die berücksichtigt wurden.

6.2 Erschließung und Verkehr Es werden grundsätzlich keine Bedenken gegen den Bebauungsplanentwurf vorgebracht. Jedoch wird eine Vielzahl an redaktionellen Hinweisen angeregt. Hierbei handelt es sich um folgende Themen: - Darlegung, dass die verwendeten veralteten Prognosedaten im verkehrsplanerischen Fachbeitrag weiterhin maßgebend sind - Ausreichender Schutz der Fußgänger ist in Hinsicht auf die geplante Busführung in der Sigismundstraße einschließlich Schleppkurve zu prüfen - Sicherstellung eines ausreichenden Freiraumes für Fußgänger im Bereich der BVG- Haltestelle auf der Südseite des Scharounplatzes - Darlegung, dass die Verkehrsfläche besonderer Zweckbestimmung für den Fahrradver- kehr freigegeben ist - Hinweis in der Begründung auf die zu erwartenden Mehrkosten aus dem Verkehrsvertrag - Erweiterung der Begründung um Aussagen hinsichtlich der geplanten LZA für den Kno- tenpunkt Tiergartenstraße / Herbert-von-Karajan-Straße Das Straßen- und Grünflächenamt Mitte regte eine Vermaßung der Verkehrsflächen sowie eine Anpassung des westlichen Geltungsbereichs an. Ferner wurde darauf hingewiesen, dass der Entwurf des Bebauungsplans nicht mit der abgestimmten Ausbauplanung der Ver- kehrsflächen übereinstimme und eine Festsetzung von Geh-, Fahr- und Leitungsrechten auf öffentlichen Flächen entbehrlich sei. Abwägung: Die redaktionellen Hinweise wurden im Rahmen der weiteren Überarbeitung be- rücksichtigt und führten zu redaktionellen Anpassungen und Klarstellungen innerhalb der Begründung und zum Verzicht der textlichen Festsetzungen bezüglich der Geh-, Fahr- und Leitungsrechte. Die Änderungen betrafen insbesondere die Kapitel I.2.5 Verkehrserschlie- ßung, I 3.9.1 Verkehrsplanerischer Fachbeitrag (2006/2007), I 3.9.3 Entwurfsplanung Ver- kehrsanlagen (2014/15), III.3.4 Verkehrsflächen sowie die Vermaßung der Verkehrsflächen in der Planzeichnung. Der Geltungsbereich wurde geringfügig angepasst.

Die Übereinstimmung der Entwurfsplanung mit den Festsetzungen des Bebauungsplans wurde erneut geprüft. Es konnten keine Abweichungen festgestellt werden. Mit Schreiben

96 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan vom 31. März 2016 bestätigte das Straßen- und Grünflächenamt eine Übereinstimmung der Ausbauplanung mit dem Bebauungsplanentwurf.

6.3 Wasserwirtschaft Es werden grundsätzlich keine Bedenken gegen den Bebauungsplanentwurf vorgebracht. Es wurden jedoch Hinweise der Entwässerung und zur Tiefbaugründung gegeben und auf die erlaubnispflichtige Grundwasserbenutzung hingewiesen. Die Hinweise bezüglich der Entwässerung und zur Tiefbaugründung wurden redaktionell im Kapitel I 2.6 Technische Infrastruktur ergänzt. Der Hinweis bezüglich der erlaubnispflichtigen Wasserbenutzung wurde zur Kenntnis genommen.

6.4 Immissionsschutz Der Hinweis, dass das Planverfahren keine Belange der Aktionspläne für Lärm und Luftrein- haltung berühre, wurde zur Kenntnis genommen.

6.5 Technische Infrastruktur Es wird auf das Teilbauwerk I3 des Tiergartentunnels auf der westlichen Seite unterhalb der Straßenverkehrsfläche der Ben-Gurion-Straße hingewiesen. Bei Umsetzung des Ergän- zungsbaus der Philharmonie sei eine Verkettung des statischen Systems des Tunnels mit dem neuen Gebäude zu vermeiden. Aufgrund des geplanten Abstands von über 5,0 m sei eine Instandsetzung des Tunnelbau- werks gewährleistet. Darüber hinaus wird auf § 9 FStrG und auf den Leitfaden zum Baune- benrecht verwiesen, der im Baugenehmigungsverfahren zu beachten sei. Die Hinweise be- züglich der Gründung des Neubaus betreffen das nachgeordnete Baugenehmigungsverfah- ren und werden an den Eigentümer weitergeleitet. Aufgrund der Stellungnahme wurde die Planzeichnung um eine Vermaßung des Baufeldes ergänzt. Die Baufläche des geplanten Erweiterungsbaus befindet sich in einem Abstand von 6,5 m – 7,2 m zur Straßenbegren- zungslinie. Der Mindestabstand von 5,0 m zum Tunnelbauwerk, der für Instandsetzungs- maßnahmen notwendig ist, wird somit eingehalten.

6.6 Haushalt und Finanzplanung Es wird darauf hingewiesen, dass die Darstellungen bezüglich der Eigentumsverhältnisse nicht korrekt dargestellt seien. Ferner bedürfen die Darstellungen des Kapitels IV.2 Auswir- kungen auf die Haushalts- und Finanzplanung der Überarbeitung bzw. einer Aktualisierung. Es müsse herleitbar sein, welche Maßnahmen durch den Bund, durch Fördermittel bzw. durch den Landeshaushalt finanziert werden. Ferner müsse ersichtlich sein, welche Maß- nahmen bereits abgeschlossen seien und welche noch finanziell gesichert werden müssen.

Schließlich wird davon ausgegangen, dass über die in der Begründung dargestellten Auswir- kungen auf den Haushalt und die Finanz- bzw. Investitionsplanung hinaus keine weiteren Belastungen für das Land Berlin entstehen. Das Teilkapitel IV Auswirkungen auf den Haushalt und die Finanz- bzw. Investitionsplanung wurde grundlegend konkretisiert und angepasst.

97 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

6.7 Wirtschaft, Technologie und Forschung Aus Sicht der Wirtschaftsverwaltung bestehen keine Bedenken gegen die Planung. Die In- dustrie- und Handelskammer befürchtet aufgrund des Wegfalls der Stellplätze negative Aus- wirkungen auf den Verkehr. Aufgrund der gutachterlichen Untersuchungen sind jedoch keine erheblichen Auswirkungen auf den Verkehr zu erwarten.

6.8 Kulturelle Angelegenheiten Dem Bebauungsplanentwurf wird grundsätzlich zugestimmt, sofern der Proben-, Spiel- und Verwaltungsbetrieb der kulturellen Einrichtungen ungehindert gewährleistet werden kann. Ferner wurden ergänzende redaktionelle Hinweise bezüglich der Begründung vorgebracht, die im Rahmen der Überarbeitung berücksichtigt wurden. Mit Schreiben vom 7. April 2016 äußerte die Senatskanzlei für kulturelle Angelegenheiten ihre Bedenken bezüglich der Festsetzungen von Flächen mit Pflanzbindung. Hierbei dürfe es nicht zu finanziellen Mehrbelastungen kommen dürfe. Da die Freiflächengestaltung durch GRW-Fördermittel sichergestellt ist, kann eine finanzielle Mehrbelastung ausgeschlossen werden.

6.9 Arbeits- und Gesundheitsschutz Es bestehen keine Einwände oder konkrete Hinderungsgründe oder sonstige umweltrelevan- te Aspekte, die die Planung berühren. Es sind auch keine immissionsschutzrechtlichen Ge- nehmigungsverfahren bekannt, die von dem Bebauungsplanverfahren betroffen wären.

6.10 Denkmalrechtliche Belange Neben redaktionellen Hinweisen zu den in der Umgebung vorhandenen Denkmalen, wird aus denkmalfachlicher Sicht begrüßt, dass der der Philharmonie östlich vorgelagerte Frei- raum zwischen Potsdamer Straße, Musikinstrumentenmuseum und Kammermusiksaal als Platz mit angelagerten Grünflächen aufgewertet und als Außenfoyer mit besonderer Aufent- haltsqualität versehen werden soll. Die redaktionellen Hinweise wurden berücksichtigt.

Ferner wird darauf hingewiesen, dass bei den Baufeld- und Grünfestsetzungen darauf zu achten ist, dass die noch vorhandenen Holzbestände der 60er Jahre zu erhalten bzw. nach- zupflanzen sind. Ein Großteil der Vegetation soll im Zuge der Umgestaltung der Außenanlagen erhalten wer- den. Der vorgelagerte Freiraumbereich zwischen Potsdamer Straße, Musikinstrumentenmu- seum und Kammermusiksaal soll als Platz mit angelagerten Grünflächen aufgewertet und als Außenfoyer mit besonderer Aufenthaltsqualität versehen werden. Daher können im Zuge der Umgestaltung viele Bäume nicht erhalten werden und müssen gemäß Berliner Baumschutz- satzung ausgeglichen werden.

Erhebliche Bedenken bestehen jedoch gegen den geplanten zwei- bis dreigeschossigen Vorbau vor der Philharmonie und dem Musikinstrumentenmuseum. Dieser würde den Wir-

98 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan kungsraum der beiden Bauwerke empfindlich schmälern, vor allem wenn er in gerader Ver- längerung der Philharmonie-Südfront eine Flucht bilden sollte. Das komplexe Architekturen- semble aus Solitärbauten, das im Sinn der Stadtlandschaft als Baugruppe von frei miteinan- der verketteten Baukörpern im Grünen komponiert ist, würde durch den vorgelagerten Vor- bau seine solitäre Stellung und Wirkung der Philharmonie und des Kammermusiksaals, be- sonders aus der Fußgängerperspektive schwächen. Der sich weit öffnende Vorplatz würde stark einengend wirken und die organische Stadtlandschaft zugunsten einer partiell ge- schlossenen Baufront zur Philharmonie hin verändern. Aus städtebaulich- denkmalpflegerischer Sicht sollte daher auf den Neubau in den geplanten Dimensionen an der Potsdamer Straße verzichtet und die Verträglichkeit eines kleinen Baufeldes für eine niedrige 1-2-geschossige Erweiterungsmöglichkeit der Philharmonie geprüft werden, die ge- genüber den Bestandsbauten, insbesondere gegenüber der Philharmonie, die Grammatik einer halbseparierten Bauweise mit freikomponierter Baumasse aufnimmt.

Die Festsetzung der überbaubaren Grundstücksfläche bezüglich eines geplanten zwei- dreigeschossigen Vorbaus vor der Philharmonie soll die planungsrechtlichen Grundlagen für einen zum Potsdamer Platz orientierten Eingangsbereich schaffen. Da zum derzeitigen Pla- nungsstand keine konkreten Planungen vorliegen, welche eine projektbezogene Ausweisung der Baugrenzen erforderlich machen, soll eine Festsetzung in Form einer Baufensterauswei- sung in Verbindung mit einer zulässigen Grundfläche als Höchstmaß erfolgen, um im weite- ren Planungsprozess Spielraum für die Anpassung an den historischen Bestand zu ermögli- chen. Den denkmalpflegerischen Anforderungen an die baulichen Anlagen sollen in einem nachgeordneten konkurrierenden Verfahren in Abstimmung mit Landesdenkmalamt Rech- nung getragen werden. Die solitäre Wirkung der Philharmonie und des Kammermusiksaals sollte durch die Begren- zung der maximalen Höhe auf 2-3 Geschosse als auch durch die Aufwertung und Umgestal- tung der derzeit als Parkplatz genutzten Fläche als Außenfoyer mit besonderer Aufenthalts- qualität sichergestellt werden. Die Festsetzungen zum Maß der Nutzung werden erneut ge- prüft und konkretisiert. Um ein Einvernehmen bezüglich der Festsetzungen mit dem Landesdenkmalamt zu errei- chen wurde ein Abstimmungstermin durchgeführt. Grundlage bildete hierbei der Beschluss über den Masterplan (2006). Der Masterplan definiert vier Orte innerhalb des Kulturforums auf denen Baupotenziale ermöglicht werden sollen. Einer davon ist der Übergang zum Pots- damer Platz/Osteingang der Philharmonie, für den innerhalb einer Planungswerkstatt durch das Büro Sauerbruch-Hutton ein Entwurf erarbeitet wurde. Dieser Entwurf variiert eine II- und III-Geschossigkeit. Teil des Beschlusses ist auch, dass zur Sicherung des architektonischen Anspruchs an die- sen Ort, für die einzelnen Bereiche mit den Eigentümern Wettbewerbe durchgeführt werden. Aufgrund des Ensembleschutzes wird das Landesdenkmalamt (LDA) sowohl an der Vorbe- reitung (Auslobungsunterlagen), als auch an der Entscheidungsfindung im Rahmen des Wettbewerbs beteiligt. Weiterhin liegen Testentwürfe der Philharmonie (2007/08) vor. Auch hier variiert die Höhenentwicklung des Erweiterungsbaus von zwei zu drei Geschossen. Hierbei ist ein Verspringen bzw. Versetzen des Baukörpers innerhalb des Baufensters mög- lich.

In die Begründung zum Bebauungsplanwird die denkmalfachliche Forderung für den vorge- sehenen Wettbewerb aufgenommen sowie ein Verweis auf die Beteiligung des LDA bei ei- nem zukünftigen Wettbewerbsverfahren.

99 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Im Ergebnis des Termins wurde vereinbart, dass der geplante Erweiterungsbau nunmehr mit einem Höchstmaß von zwei Vollgeschossen festgesetzt wird. Nur in begründeten Einzelfäl- len soll eine Ausnahmeregelung die Überschreitung der zulässigen Anzahl der Vollgeschos- se bis zu drei Vollgeschossen ermöglichen. Eine Ausnahme wäre z. B. aufgrund eines abge- stimmten Wettbewerbsergebnisses gegeben. In der Begründung zum Bebauungsplan sollen die Belange der Denkmalpflege und deren Ansprüche an die städtebauliche Entwicklung an diesem Ort verdeutlicht werden. Aufgrund des erforderlichen Spielraums und der einzuhaltenden Abstandsflächen zum Musikinstru- mentenmuseum wird die südliche Baugrenzen in der Flucht zur Philharmonie beibehalten. Im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung wird das Landesdenkmalamt erneut an der Planung beteiligt.

6.11 Brandschutz Aus brandschutztechnischer Sicht bestehen keine grundsätzlichen Bedenken gegen die Pla- nung. Es wird darauf hingewiesen, dass die erforderliche Zufahrten und Löschwasserversor- gung auch während der Bauzeit zugänglich sein müssen. Ferner werden Hinweise und An- forderungen bezüglich des Baugenehmigungsverfahrens mitgeteilt. Da im Rahmen der Erarbeitung der Bauplanungsunterlagen der Verkehrsflächen umfangrei- che Abstimmungen mit der Berliner Feuerwehr erfolgten, besteht kein weiterer Handlungs- bedarf im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens.

6.12 Stadtentwicklung Städtebauliche Entwicklungsziele des Bezirks Mitte werden durch die Planung nicht berührt.

6.13 Belange der Bau- und Wohnungsaufsicht Es wurden redaktionelle Hinweise bezüglich der Festsetzungssystematik des Maßes der baulichen Nutzung, der Erschließung, der Abstandsflächen, der Anordnung der nicht über- baubaren Flächen, des Brandschutzes sowie der Anordnung der Stellplätze für Behinderte vorgebracht. Die Anregungen und Hinweise wurden berücksichtigt und führten zu redaktionellen Klarstel- lungen und Ergänzungen innerhalb der Begründung. Dies betraf vor allem die Kapitel III.3.2 Maß der baulichen Nutzung sowie III.3.3 Bauweise, überbaubare Grundstücksflächen.

6.14 Öffentliche Leitungs- und Medienträger Im Rahmen der Beteiligung wurde durch die öffentlichen Leitungs- und Medienträger auf den derzeitigen Bestand hingewiesen sowie redaktionelle Änderungen in den Kapiteln I 3.4.2 Stadtentwicklungsplan Ver- und Entsorgung angeregt. Vor allem im östlichen Bereich der Herbert-von-Karajan-Straße wurde die Festsetzung von Leitungsrechten angeregt, um den derzeitigen Bestand auf der nunmehr als Fläche für Gemeinbedarf ausgewiesenen Fläche sichern zu können. Dieser Anregung wurde nicht gefolgt, da aufgrund der Festsetzung der überbaubaren Grundstücksflächen in Form einer Bestandssicherung, eine Überbauung des Leitungs- und Kabelbestands ausgeschlossen ist. Es wird davon ausgegangen, dass den öffentlichen Be-

100 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan lange der Versorgungsträger ausreichend Rechnung getragen wurde. Ferner wird dieser Bereich zukünftig als Fläche für Gemeinbedarf festgesetzt. Die Sicherung von Zugriffsrech- ten auf öffentlichen Flächen ist regelmäßig entbehrlich, da öffentliche Eigentümer eine zum Wohle der Allgemeinheit erforderlich Inanspruchnahme ermöglichen werden. Des Weiteren wurde Rahmen der Entwurfsplanung der Verkehrsanlagen wurde im April 2014 eine Leitungsabfrage durchgeführt. Die Ergebnisse des Leitungsbestands wurden im Rahmen der Planung dahingehend berücksichtigt, dass geplante Einbauten nicht über einer vorhandenen Leitungszone liegen.

6.15 Eigentumsverhältnisse Es wird darauf hingewiesen, dass die Beschreibung der Eigentumsverhältnisse nicht dem derzeitigen Sachstand entspricht. Die Ausführungen unter I.2.2 Geltungsbereich und Eigentumsverhältnisse wurden redaktio- nell überarbeitet.

6.16 Ergebnis der Behördenbeteiligung gemäß § 4 Abs. 2 BauGB Die Auswertung der im Rahmen der Beteiligung der Behörden und sonstigen Träger öffentli- cher Belange gemäß § 4 Abs. 2 BauGB abgegebenen Stellungnahmen führte insbesondere zu redaktionellen Änderungen und Ergänzungen. Der Bebauungsplanentwurf, d. h. die Planzeichnung einschließlich der textlichen Festset- zungen und der Geltungsbereich wurden geringfügig angepasst. Nunmehr wird auf die Be- lastung der Flächen mit Geh-, Fahr- und Leitungsrechten verzichtet. Wesentlichste Änderungen betreffen die Festsetzungen bezüglich der Grundfläche und der Höhe baulicher Anlagen im Bereich des Baupotenzials des Erweiterungsbaus der Philhar- monie. Einerseits wurde die Grundfläche auf ein realistisches Maß erhöht. Andererseits wur- de die Festsetzung der zulässigen Höhe baulicher von drei auf zwei Vollgeschosse begrenzt. Des Weiteren soll in begründeten Einzelfällen eine Ausnahmeregelung die Überschreitung der zulässigen Anzahl der Vollgeschosse bis zu drei Vollgeschossen und der Geschossflä- che ermöglichen. Hiermit soll insbesondere den Belangen der Baukultur und des Denkmal- schutzes entsprochen werden. Im Rahmen der Beteiligung der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange gemäß § 4 Abs.2 BauGB äußerte sich nur das Landesdenkmalamt zum Maß der Nutzung sowie der Bauweise des zusätzlichen Baupotenzials, weshalb Landesdenkmalamt im Rahmen der Be- teiligung der Öffentlichkeit erneut an der Planung beteiligt wird. Ferner wurde die Begründung zum Bebauungsplan unter Berücksichtigung der geäußerten Hinweise angepasst bzw. ergänzt.

7 Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß § 3 Abs. 2 BauGB Der Entwurf des Bebauungsplans 1-35a vom 18. Februar 2016 hat nach fristgerechter Be- kanntmachung im Amtsblatt für Berlin am 26. Februar 2016 (ABl. Nr. 8, Seite 425) gemäß § 3 Abs. 2 BauGB in der Zeit vom 7. März 2016 bis einschließlich 7. April 2016 mit Begrün- dung (einschließlich Umweltbericht), den relevanten Fachgutachten und den wesentlichen, bereits vorliegenden umweltbezogenen Stellungnahmen im Dienstgebäude der Senatsver- waltung für Stadtentwickung und Umwelt, Am Köllnischen Park3, 10179 Berlin öffentlich

101 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan ausgelegen. Die Bekanntmachung enthielt auch Angaben dazu, welche umweltbezogenen Informationen verfügbar sind. Dabei konnten Stellungnahmen vorgebracht werden. Die Trä- ger öffentlcher Belange wurden parallel beteiligt.

Auf die Beteiligungsmöglichkeiten zum Entwurf des Bebauungsplans wurde durch Anzeigen in der Tagespresse Der Tagesspiegel, Berliner Morgenpost und Berliner Zeitung jeweils vom 4. März 2016 hingewiesen. Zusätzlich bestand die Möglichkeit, den Bebauungsplanentwurf im Internet einzusehen und auch auf diesem Wege Stellungnahmen zu übermitteln.

Es äußerten sich sechs Bürger schriftlich zur vorliegenden Planung. In die Abwägung sind alle in den Stellungnahmen genannten Sachargumente eingeflossen. Es wurden verschie- dene Einwendungen ohne Bezug zur Planung abgegeben; diese wurden im Rahmen der Abwägung behandelt, werden hier aber nicht wiedergegeben.

Die Stellungnahmen wurden zusammenfassend unterschiedlichen Themenbereichen zuge- ordnet und werden nachfolgend aufgeführt. Bei der Zusammenfassung der Stellungnahmen wurde teilweise auf den Wortlaut von Stellungnahmen zurückgegriffen, die den Sachverhalt am umfassendsten wiedergaben, teilweise wurde eine neue Formulierung gefunden. Kursiv wird jeweils die Zusammenfassung der Einwände dargestellt, nicht kursiv die Prüfung und Abwägung.

7.1 Bebauungskonzept Bestehende Stadtstruktur Stellungnahme: Das Kulturforum sei ein Fremdkörper im städtischen Gefüge. Sowohl dem Bestand als auch der Planung fehle es an historischen Bezügen. Man könne im Rahmen der Freiraumplanung historische Bezüge aufnehmen, ohne die Konzeption von Scharoun nen- nenswert zu beeinträchtigen. Es wird eine Freiraumgestaltung angeregt, die durch verschie- dene Bodenbeläge und Bepflanzungen auf die historische Stadtstruktur und ihre Bewohner hinweise.

Abwägung: Das von Hans Scharoun entwickelte städtebauliche Konzept der Stadtlandschaft zählt zu den bedeutendsten Beispielen der Nachkriegsmoderne. Die Idee des Kulturforums fand seinen Ursprung im 1957/58 durchgeführten Wettbewerb "Hauptstadt Berlin". Grundle- gende Idee war dabei, auf eine historische Kontinuität zu verzichten. Er sah für den östlichen Teil des Tiergartenviertels eine Konzentration kultureller Einrichtungen vor.

Mit der Fertigstellung der Kulturbauten Philharmonie, Neue Nationalgalerie und Neue Staatsbibliothek entstanden im Kulturforum bedeutende Solitärbauten, die bis heute auf- grund ihrer besonderen Eigenart und Ausstrahlung eine internationale Bedeutung besitzen. Die übergeordnete Leitidee der Planung ist, die das Kulturforum prägenden Solitärbauten in ihren Eigenarten zu respektieren und diese einem dazu passenden Freiraum zuzuordnen. Eine weitere Aufnahme historischer Bezüge ist daher nicht vorgesehen und steht im Wider- spruch zur städtebaulichen Leitidee Hans Scharouns.

102 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Fehlen eines übergeordneten Zusammenhangs Stellungnahme: Die ursprüngliche Idee eines "Forums" könnte auch auf Grundlage dieser Planung nicht erreicht werden. Es bleibe ein unbelebter Ort mit Solitärbauten ohne überge- ordneten Zusammenhang

Abwägung: Ein übergeordneter Zusammenhang zwischen den einzelnen Solitärbauten soll insbesondere durch die Umsetzung des Freiraumkonzepts von Valentien +Valentien und durch Verbesserung der Aufenthaltsqualität erreicht werden. Für die Belebung des Ortes ist ein gemeinsames Kulturmanagement vorgesehen. Das kulturelle Angebot der Kulturinstituti- onen soll zukünftig besser in den öffentlichen Raum getragen werden.

Alternative Bebauungsvorschläge Stellungnahme: Die geplante Bebauung sei zu provinziell. Um der metropolitanen Bedeutung des Ortes entsprechen zu können, wird eine Hochhausbebauung bzw. eine spektakuläre Architektur gefordert.

Abwägung: Eine über den geplanten Ergänzungsbau hinausgehende Bebauung ist innerhalb des Geltungsbereichs dieses Bebauungsplans nicht vorgesehen und würde den denkmal- schutzrechtlichen Belangen, insbesondere dem Umgebungsschutz, widersprechen. Die konkrete städtebaulich-architektonische Gestaltung des Anbaus soll im Rahmen eines konkurrierenden Verfahrens (z. B. städtebaulicher Wettbewerb, Realisierungswettbewerb) bestimmt werden. Zur Sicherung der Belange des Denkmalschutzes sowie aufgrund des Einzel- und Ensembleschutzes wird das Landesdenkmalamt (LDA) an der Vorbereitung (Auslobungsunterlagen) und an der Entscheidungsfindung im Rahmen des Wettbewerbs beteiligt.

Gleichwohl wird mit dem geplanten Bau des Museums des 20. Jahrhunderts eine wesentli- che bauliche Ergänzung der solitären Bebauungsstruktur im Kulturforum geplant. Für den Museumsneubau ist die Freifläche östlich der St.-Matthäus-Kirche als Standort vorgesehen. Diese Fläche befindet sich im Geltungsbereich des derzeit im Verfahren befindlichen Bebau- ungsplans 1-35ba.

7.2 Freiraumkonzept Kein Bedarf an Grün- und Freiflächen Stellungnahme: Eine Planung von Grün- und Freiflächen zu Lasten von Stellplätzen sei hier nicht nachvollziehbar, da bei der Planung innerstädtischer Wohngebiete komplett darauf ver- zichtet werden würde. Eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität sei hier nicht erforderlich, da es keine nachvoll- ziehbaren Gründe gäbe, sich hier aufzuhalten.

Abwägung: Das mit dem vorliegenden Freiflächenkonzept verfolgte Planungsziel besteht darin, die das Kulturforum prägenden Solitärbauten in ihren Eigenarten zu respektieren und durch eine der Bedeutung des Ortes entsprechenden Freiraumgestaltung besser miteinan- der zu verknüpfen. Als Maßnahmen sind hierfür insbesondere die Aufhebung der Trenn- und Barrierewirkungen im Gebiet, sowie die Verbesserung der Vernetzung mit dem Umfeld vor- gesehen.

103 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Die Freiflächengestaltung dient somit nicht vorrangig der Versorgung der Bevölkerung mit Erholungsflächen, sondern der Aufwertung des öffentlichen Raumes. Zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität ist es notwendig, die Zielkonflikte zwischen dem fließenden und ruhenden Verkehr einerseits und dem Anspruch der Fußgänger andererseits weitgehend aufzulösen. Dafür wird der Verzicht auf einen Großteil der oberirdischen Stellplätze sowie die Neuord- nung der Verkehrsflächen erforderlich.

7.3 Verkehrskonzept Wegfall der Stellplätze Stellungnahme: Die Planung benachteilige die motorisierten Benutzer und Besucher, da kein Ersatz für die weggefallenen Stellplätze geplant sei. Es sei nicht nachvollziehbar, eine genderspezifische Verkehrsanalyse durchzuführen, wenn die Empfehlungen nicht umgesetzt würden. Die Planung ignoriere das Bedürfnis an Stellplät- zen in der Nähe der Philharmonie. Die vollständige Stellplatzauslastung jeden Abends be- weise den Bedarf, besonders für Frauen. Die Planung stehe im Verdacht, ein privat betriebenes Parkhaus zu subventionieren.

Abwägung: Die Erhebung des Modal Split im Verkehrsplanerischen Fachbeitrag ergab, dass dem motorisierten Individualverkehr mit 15 % gegenüber dem ÖPNV mit 64 % im Geltungs- bereich und Umgebung eher eine untergeordnete Rolle zukommt. Eine Ausnahme bilden in diesem Zusammenhang die Veranstaltungen der Philharmonie und des Kammermusiksaals. Trotz der guten bis sehr guten ÖPNV-Anbindung liegt bei diesen Veranstaltungen der MIV Anteil bei 30 %, der ÖPNV Anteil bei 49 %. Diese Situation spiegelt sich auch in den Stell- platzauslastungszahlen wieder. Bei der Errichtung öffentlich zugänglicher Gebäude sind gem. § 50 Bauordnung Berlin Stell- plätze in ausreichender Zahl für schwer Gehbehinderte und Behinderte im Rollstuhl anzubie- ten. Eine Nachweispflicht für den Individualverkehr besteht somit nicht. Da aber bei Veran- staltungsorten, wie der Philharmonie, sehr wohl von einem Anteil an Individualverkehr aus- gegangen werden kann, wurden die verkehrlichen Auswirkungen der Planung gutachterlich untersucht. Im Ergebnis konnte festgestellt werden, dass ausgehend vom prognostizierten Verkehrsaufkommen und den Stellplatzbeobachtungen die Zahl der verbleibenden Stellplät- ze für das Kfz-Aufkommen außerhalb von Konzertveranstaltungen der Philharmonie ausrei- chend ist. Ein Stellplatzdefizit in der Größenordnung der reduzierten Stellplätze besteht lediglich bei Konzertereignissen in der Philharmonie und im Kammermusiksaal. Prinzipiell stehen mit den umliegenden Parkhäusern im Bereich des Potsdamer Platzes ausreichend Stellplätze zur Deckung des Bedarfs zur Verfügung. Die zur Philharmonie nächstgelegenen Ausgänge der Tiefgarargen liegen nur ca. drei Gehminuten entfernt.

Die pauschale Annahme, dass mit der Planung ein privates Parkhaus subventioniert werde, kann nicht nachvollzogen werden. Ein genereller Anspruch auf einen Stellplatz im öffentli- chen Raum besteht nicht. Grundsätzlich ist das Plangebiet über den Öffentlichen Nahverkehr hervorragend erschlossen und es bestehen in der fußläufigen Umgebung ausreichend Parkmöglichkeiten.

104 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Im Rahmen des vorgelagerten Bebauungsplanverfahrens 1-35 wurden zwei begleitende genderspezifische Analysen mit Besucherbefragungen zu den Themen Verkehr und Frei- raum durchgeführt (Planergemeinschaft Kohlbrenner, 2006/07). Für die Verkehrsanalyse erfolgte die Befragung von insgesamt 411 Besuchern zu unterschiedlichsten Themen. Hier- bei sprachen sich vor allem die weiblichen Befragten für den Ausbau von Stellplätzen im Ge- biet aus. Als Grund wurde insbesondere die Furcht vor langen Wegen in der Dunkelheit ge- nannt, weshalb im Rahmen der anhängenden Freiflächengestaltung auf eine Gestaltung zu achten ist, bei der die Bedürfnisse der weiblichen und älteren Besucher Berücksichtigung finden. Dies ist zwar nicht Gegenstand der Bauleitplanung, die Anregungen werden aber bei der Konkretisierung der Außenraumgestaltung mit aufgenommen. Ferner konnte festgestellt werden, dass trotz des Wunsches nach mehr Stellplätzen, ein Großteil der Besucher mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen würde, wenn das Kulturfo- rum mit deutlich weniger Stellplätzen ausgestattet ist. Nur noch 10 % der Besucher würden dann noch mit dem Pkw anreisen. Diese Aussage wurde von Männern wie von Frauen gleichermaßen getroffen. Auch bei einer stärkeren künftigen Nutzung der Tiefgaragen am Potsdamer Platz besteht bei den meisten Befragten eine hohe Akzeptanz. Lediglich 15 % der Besucher der Philharmonie bzw. des Kammermusiksaals würden eine zukünftige Nut- zung der Tiefgaragen ablehnen. Zusammenfassend wird davon ausgegangen, dass der Wegfall der Stellplätze insbesondere zu einer verstärkten Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs beitragen wird. Auf- grund der zentralen Lage des Plangebiets und der hohen ÖPNV-Erschließungsqualität, ent- sprechen die Reduzierung der Stellplätze und die vermehrte Nutzung öffentlicher Verkehrs- mittel somit auch den Zielen der Lärmminderungsplanung Berlin.

Stellplätze für Busse und mobilitätseingeschränkte Personen Stellungnahme: Es werden Befürchtungen geäußert, dass nach Realisierung des Freiraum- konzepts nicht ausreichend Stellplätze für Reisebusse oder gehbehinderte Personen zur Verfügung ständen.

Abwägung: Im Bereich der Herbert-von-Karajan-Straße sind 18 Stellplätzen für mobilitäts- eingeschränkte Personen vorgesehen. Der erforderliche Umfang an Stellplätzen für mobili- tätseingeschränkte Personen wurde auf der Grundlage der "Ausführungsvorschriften zu § 50 der Bauordnung für Berlin (BauO Bln) über Stellplätze für Kraftfahrzeuge für schwer Gehbe- hinderte und Behinderte im Rollstuhl und Abstellmöglichkeiten für Fahrräder (AV Stellplätze)" abgeleitet. Demnach ist für Veranstaltungsstätten je 200 Sitzplätze ein Stellplatz erforderlich. Philharmonie und Kammermusiksaal haben zusammen etwa 3600 Sitzplätze, damit sind in Summe 18 Stellplätze erforderlich. Es kann davon ausgegangen werden, dass für mobili- tätseingeschränkte Besucher der anliegenden Museen der Stellplatzbedarf überwiegend tagsüber in Anspruch genommen wird, für mobilitätseingeschränkte Besucher der Philhar- monie und des Kammermusiksaals werden die Stellplätze überwiegend in den Abendstun- den belegt. Ferner ist auch am Matthäikirchplatz (östlich der Kirche) die Anlage von fünf Stellplätzen für mobilitätseingeschränkte Personen vorgesehen. Für Reisebusse werden im nordwestlichen Bereich der Herbert-von-Karajan-Straße sechs Längsstellplätzen geschaffen, womit ein Ersatz für den Wegfall der Stellplätze im Bereich der Betriebshaltestelle erreicht werden kann.

105 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Grundsätzlich ist jedoch die Einteilung der Straßenverkehrsfläche und der Verkehrsflächen besonderer Zweckbestimmung nicht Bestandteil des Bebauungsplans. Gleichwohl wurden die Festsetzungen des Bebauungsplans mit der Entwurfsplanung abgestimmt.

Flankierende Maßnahmen Stellungnahme: Der Verweis auf verbesserte Wegebeleuchtungen und Parkleitsysteme sei verfehlt, da sie noch nicht umgesetzt seien.

Abwägung: Die im verkehrsplanerischen Fachbeitrag vorgeschlagenen flankierenden Maß- nahmen sind nicht Aufgabe der Bauleitplanung. Jedoch soll die Verbesserung der Wegebe- leuchtung im Rahmen der Realisierung der Freiraumgestaltung umgesetzt werden. Auch die weiteren flankierenden Maßnahmen, wie die Einführung von Kombi-Tickets, ein verbessertes Parkleitsystem oder an Konzertereignisse angepasste Tarife von Tiefgaragen- plätzen sind nicht Bestandteil der Bauleitplanung. Es wird jedoch grundsätzlich davon ausgegangen, dass durch Rückbau der Stellplätze keine erheblichen Auswirkungen auf den Verkehr zu erwarten sind (siehe hierzu auch Abwägung oben).

Zielkonflikte zwischen Anliegerverkehr und Fußgängern Stellungnahme: Die Aufenthaltsqualität des geplanten Scharounplatzes könne aufgrund der erforderlichen Erschließung der Tiefgarage und des Busverkehrs nicht gewährleistet werden.

Abwägung: Es wird nicht davon ausgegangen, dass die Erschließung der Tiefgarage bzw. der Busverkehr der Zweckbestimmung als Fußgängerbereich oder der Aufenthaltsqualität entgegenstehen. Die Nutzung von Fußgängerbereichen durch den ÖPNV ist an anderen Orten der Stadt durchaus üblich (Straßenbahn auf dem Alexanderplatz), ohne hierbei die Aufenthaltsqualität wesentlich zu beeinflussen. Darüber hinaus sind im Zentrum des Platzes Betonpoller geplant, die ein "wildes" Befahren der Platzfläche unterbinden sollen. Ferner wurde im Rahmen der verkehrlichen Untersuchung für die Herbert-von-Karajan- Straße/Scharounstraße eine Querschnittsbelastung von 2.000 Kfz/24h werktags ermittelt, wobei von einem Anteil von 60-70 % an Durchgangsverkehr auszugehen ist. Mit Heraus- nahme des Durchgangsverkehrs kann somit eine wesentliche Verbesserung der Aufent- haltsqualität erreicht werden.

Verkehrskonzept Stellungnahme: Das dem Bebauungsplanentwurf zu Grunde liegende Verkehrskonzept be- vorteile den Radverkehr. Für einen Großteil sei das Plankonzept unsozial und diskriminie- rend.

Abwägung: Ziel des Verkehrskonzepts ist insbesondere die Verbesserung der Aufenthalts- qualität. Hierfür ist es notwendig, die Zielkonflikte zwischen dem fließenden und ruhenden Verkehr einerseits und dem Anspruch der Fußgänger andererseits weitgehend aufzulösen. Die pauschale Annahme, dass durch den Bebauungsplanentwurf einzelne Verkehrsteilneh- mer diskriminiert werden, kann nicht nachvollzogen werden.

106 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

7.4 Verfahren Geltungsbereich Stellungnahme: Eine abgestimmte und stimmige Planung für das gesamte "Kulturforum" könne auf Grundlage einzelner Bebauungspläne nicht gewährleistet werden. Der Neubau des Museums sowie der geplante Eingangsbereich der Philharmonie bieten einen Anlass für eine neue Gesamtplanung. Die das "Kulturforum" betreffenden Planungen seien konzept- und ideenlos. Der Geltungsbereich des Bebauungsplans sei willkürlich festgelegt worden.

Abwägung: Der Bebauungsplanentwurf basiert auf umfangreichen informellen Planungen, wie z. B. Masterplan-, Werkstatt- und Wettbewerbsverfahren, die das gesamte Kulturforum beinhalteten und so eine abgestimmte Gesamtplanung gewährleisten. Grundsätzlich besitzt der überarbeitete Masterplan weiter seine Gültigkeit und bildet die Grundlage für den Bebau- ungsplan 1-35a. Die Teilung des räumlichen Geltungsbereichs des ursprünglich das ganze Kulturforum um- fassenden Bebauungsplans 1-35 dient insbesondere der Gewährleistung eines zügigen Ver- fahrensverlaufs bzw. der zügigen Realisierung der Freiraumplanung in diesem Bereich. Der Geltungsbereich des südlich angrenzenden Bebauungsplans 1-35ba dient der Umset- zung der Ergebnisse des im Verfahren befindlichen Wettbewerbverfahrens des Museum des 20. Jahrhunderts. Die Freiraumplanung hat weiterhin Bestand und wird mit den Planungen des zukünftigen Museums abgestimmt.

Erfordernis der Planung Stellungnahme: Für die planungsrechtliche Zulässigkeit des Ergänzungsbaus an der Phil- harmonie sei die Aufstellung eines Bebauungsplans nicht erforderlich. Dieser könne nach § 34 BauGB zugelassen werden. Ziel des Bebauungsplans sei die Vernichtung von Stellplät- zen.

Abwägung: Die Realisierung des Ergänzungsbaus der Philharmonie kann mit den umfang- reichen denkmalpflegerischen Anforderungen nicht ausreichend über den § 34 BauGB ge- steuert werden, weshalb schon deshalb die Durchführung eines Bebauungsplanverfahrens geboten ist. Ferner soll der Bebauungsplan die Grundlage für die Umsetzung des Verkehrs- und Freiflächenkonzepts bilden. Hierfür ist eine Koordinierung von verschiedensten Fachab- teilungen der Senatsverwaltung und des Bezirks Mitte erforderlich, welche zweckmäßig nur durch ein Bebauungsplanverfahren gewährleistet werden kann.

7.5 Sonstiges Vergeudung von Steuergeldern Stellungnahme: Die Umwandlung einer funktionierenden Straße in einen weiteren Platz sei unbegründet und eine Vergeudung von Steuergeldern.

Abwägung: Das Planungskonzept verfolgt das Ziel einer wesentlichen Aufwertung eines Kul- turstandorts mit nationaler und internationaler Bedeutung. Der Rückbau der Scharounstraße ist eines der wesentlichsten Bestandteile des Verkehrs- und Freiraumkonzepts. Die pauscha- le Annahme, dass mit der Planung Steuergelder verschwendet werden, kann nicht nachvoll- zogen werden.

107 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

7.6 Ergebnis der Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß § 3 Abs. 2 BauGB Die Auswertung der im Rahmen der Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß § 3 Abs. 2 BauGB abgegebenen Stellungnahmen führte insbesondere zu redaktionellen Änderungen, Klarstel- lungen und Ergänzungen der Begründung zum Bebauungsplan. Eine Anpassung des Bebauungsplanentwurfs, d. h. der Planzeichnung einschließlich der textlichen Festsetzungen, wurde nicht erforderlich.

Alle vorgebrachten Stellungnahmen – sowohl die öffentlichen wie auch die privaten – sind gemäß § 1 Abs. 7 BauGB gegeneinander und untereinander gerecht abgewogen worden.

108 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

VI Rechtsgrundlagen

Baugesetzbuch in der Fassung der Bekanntmachung vom 23. September 2004 (BGBl. I S. 2414), das durch Artikel 6 des Gesetzes vom 20. Oktober 2015 (BGBl. I S. 1722) geändert worden ist.

Verordnung über die bauliche Nutzung der Grundstücke Baunutzungsverordnung (BauN- VO) in der Fassung vom 23. Januar 1990 (BGBl. I, S. 132), zuletzt geändert durch Artikel 2 des Gesetzes vom 11. Juni 2013 (BGBl. I, S. 1548).

Gesetz zur Ausführung des Baugesetzbuchs (AGBauGB) in der Fassung vom 7. Novem- ber 1999 (GVBl. S. 578), zuletzt geändert durch Gesetz vom 23. Juni 2015 (GVBl.S.283).

109 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

VII Textliche Festsetzungen

1. Art und Maß der baulichen Nutzung 1.1 Auf den Flächen a, b, c und e wird als zulässige Grundfläche die im zeichnerischen Teil festgesetzte überbaubare Grundstücksfläche festgesetzt.

1.2 Auf der Fläche für Gemeinbedarf d können im Einzelfall Ausnahmen von der Zahl der Vollgeschosse bis zu III Vollgeschossen und der Geschossfläche bis zu einer Geschossfläche von 3.000 m² zugelassen werden.

2. Weitere Arten der Nutzung 2.1 Die Einteilung der Straßenverkehrsfläche und der Verkehrsflächen besonderer Zweckbestimmung ist nicht Gegenstand der Festsetzung.

2.2 Die Geltungsbereichsgrenze zwischen den Punkten A und B sowie B und C ist zu- gleich Straßenbegrenzungslinie.

3. Immissionsschutz 3.1 Im Geltungsbereich des Bebauungsplans ist die Verwendung von Erdgas oder Heizöl EL als Brennstoff zugelassen. Die Verwendung anderer Brennstoffe ist dann zulässig, wenn sichergestellt ist, dass die Massenströme von Schwefeldioxiden, Stickstoffoxiden und Staub bezogen auf den Energiegehalt des eingesetzten Brenn- stoffs vergleichbar höchstens denen von Heizöl EL sind.

4. Grünfestsetzungen 4.1 Die Flächen zum Anpflanzen sind gärtnerisch anzulegen und zu unterhalten. Die Bepflanzungen sind zu erhalten. Das gilt auch, wenn unter diesen unterirdische Ga- ragen (Tiefgaragen) hergestellt werden. Die Erdschicht über der Tiefgarage muss mindestens 0,4 m betragen. Die Verpflichtung zum Anpflanzen gilt nicht für Wege, Zufahrten und untergeordnete Nebenanlagen.

4.2 Auf den Flächen mit Bindungen für Bepflanzungen und Erhaltung ist die vorhandene Vegetation bei Abgang in der Weise nachzupflanzen, dass der Eindruck einer ge- stalteten Grünanlage erhalten bleibt. Die Bindungen für Bepflanzungen gelten nicht für Wege und Zufahrten.

5. Sonstige Festsetzungen 5.1 Im Geltungsbereich dieses Bebauungsplans treten alle bisherigen Festsetzungen und baurechtlichen Vorschriften, die verbindliche Regelungen der in § 9 Abs. 1 des Baugesetzbuchs bezeichneten Art enthalten, außer Kraft.

110 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Bebauungsplan 1-35a Begründung zum Bebauungsplan

Aufgestellt Berlin-Mitte, den 26.04.2016 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Abt. II, Städtebau und Projekte

K ü h n e Abteilungsleiter - Städtebau und Projekte

ANHANG : Bestandskarte zum Umweltbericht Baumliste Artenschutzfachliche Ergebnisse für den Bebauungsplan 1-35a "Kulturforum"

111 Biotoptypen 101011 *UQDQODJHQXQWHUKDRGHU6WDGWSOlW]HPLWHLQHP9HUVLHJHOXQJVDQWHLOXQWHU 10270 *lUWQHULVFKJHVWDOWHWH)UHLIOlFKHQ 33 37 12612 6WUD‰HQPLW$VSKDOWRGHU%HWRQGHFNHQ 36 39 27 38 10 12 30 35 126121 6WUD‰HQPLW$VSKDOWRGHU%HWRQGHFNHQPLWEHZDFKVHQHQ Mittelstreifen 26 32 29 31 40 126431 versiegelter Parkplatz mit Baumbestand 12612 09 11 28 07 08 13 25 05 34 12654 versiegelter Weg 03 14 0| 24 06 15 12800 besondere Bauwerke (Philharmonie) 41 01 12654 04 42 12812 Kirche 16 101011 43 02 23 44 Biotoptypengrenze 17 18 45 12612 19 Versiegelung

46 20 21 XQYHUVLHJHOWH)OlFKH 22 48 47 Schotter 51 52 12654 49 Belagsart 1 (z. B. Rasengitter) 53 50 10270 Belagsart 2 (z. B. Kleinpflaster) 54 65 68 55 69 %HODJVDUW ]%*UR‰SIODVWHU 101011 10270 56 66 70 12612 YHUVLHJHOWH)OlFKH%HODJVDUW ]%%HWRQ 57 71 12800 72 67 73 Tiefgarage 64 58 12654 12654 9HJHWDWLRQVIOlFKHEHU7LHIJDUDJH 59 75 62 63 74 78 60 76 *HElXGH HLQVFKOLH‰OLFK9RUEDXWHQ 80 77 79 A 81 82 83 Baumbestand 95 97 84 61 93 85 109 110 94 98 99 86 100 Nadelbaum mit Nummer 111 96 100 87 138 112113 101 102 105 88 139 103 114 89 90 115 106 107 116 104 92 91 126 129 126431 117 118 120 121 100 Laubbaum mit Nummer 127 108 Ha 128 130 119 124 134 122 125 131 132 136 123 133 135 137 Nachgewiesene Avifauna 140141 142 143 144 178 149 145 146 179 147 Brutrevier mit Angabe der Art 101011 148 151 153 126121 12654 180 154 155 150 152 156 181 159 158 163 157 166 160 167 Brutplatz Star 164 182 161 12654 183 162 Brutplatz Gartenrotschwanz 184 169 165 185 168 171 186 174 187 170 190 189 176 Brutplatz Haussperling 191 172 192 173 12612 193 12654 101011 Bl 175 177 A Amsel Bl Blaumeise 195 Ga Gartenrotschwanz 196 Sti 197 Gar *DUWHQEDXPOlXIHU Ha Hausrotschwanz Hs Haussperling 0| 0|QFKVJUDVPFNH St Star 101011 Sti Stieglitz 202 203 Geltungsbereichsgrenze Gar

Bl Bebauungsplan 1-35a

12812 Bestandsplan zum Umweltbericht

Quellen: MD‰VWDE 1 : 1000 (DIN A1) %HVWDQGVSODQ9HUPHVVXQJVEUR5HN 6FKZHQNYRP PLW(UJlQ]XQJHQYRP Bearbeitung: - Erhebungen von Dr. Szamatolski + Partner GbR vom April 2014 Dr. Szamatolski + Partner GbR - Faunistische Kartierungen der $UWHQVFKXW]VDFKYHUVWlQGLJHQ 'LSO*HR|NRORJLQ6LONH-DEF]\QVNLYRP6HSWHPEHU Bebauungsplan 1-35a – Anlage: Baumliste

Baum-Nr. Deutscher Name Botanischer Name StU Bemerkung 1 Bergahorn Acer pseudoplatanus 1,3 2 Bergahorn Acer pseudoplatanus 0,8 3 Roteiche Quercus rubra 0,9 4 Stieleiche Quercus robur 1,7 5 Roteiche Quercus rubra 1,0 6 Roteiche Quercus rubra 1,2 7 --- 0,8 gefällt 8 --- 1,0/ 1,1 gefällt 9 --- 0,7/ 0,8 gefällt 10 --- 0,7 gefällt 11 --- 0,8/ 1,2 gefällt 12 Roteiche Quercus rubra 0,6 13 Götterbaum Ailanthus altissima 0,6 14 Stieleiche Quercus robur 0,6 15 Hainbuche Carpinus betulus 0,5 16 Pappel Populus canadensis 1,4 17 Robinie Robinia pseudoacacia 0,8 18 Traubeneiche Quercus petraea 0,7 19 Robinie Robinia pseudoacacia 1,8 20 --- 1,3/ 2,7 gefällt 21 --- 0,9/ 1,0/ 1,0 gefällt 22 --- 0,6/ 0,6 gefällt 23 Götterbaum Ailanthus altissima 0,8 24 Götterbaum Ailanthus altissima 1,2 25 Robinie Robinia pseudoacacia 1,3 26 Stieleiche Quercus robur 0,7 27 Roteiche Quercus rubra 0,7 28 Stieleiche Quercus robur 0,8 29 Zitterpappel Populus tremula 0,5 30 Feldahorn Acer campestre 0,9 31 Zitterpappel Populus tremula 0,6 32 Feldahorn Acer campestre 0,6/ 0,8 33 Roteiche Quercus rubra 0,8 34 Stieleiche Quercus robur 0,4 35 Götterbaum Ailanthus altissima 1,1 36 Hainbuche Carpinus betulus 0,5 37 Hainbuche Carpinus betulus 0,5 38 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,4/ 0,6 39 Hainbuche Carpinus betulus 0,5 40 Stieleiche Quercus robur 0,8 41 --- 0,3 gefällt 42 Götterbaum Ailanthus altissima 0,7 43 Ahorn Acer spec. 0,7 44 Zierkirsche Prunus spec. 0,3 45 Zierpflaume Prunus spec. 0,3 46 Weide Salix spec. 0,6/ 0,9 47 Weide Salix spec. 0,5/ 0,7 48 Winterlinde Tilia cordata 0,4/ 0,4 49 Kiefer Pinus spec. 0,7 50 Kiefer Pinus spec. 1,7 51 Robinie Robinia pseudoacacia 1,1 52 Robinie Robinia pseudoacacia 1,9 53 Robinie Robinia pseudoacacia 1,1/ 1,4 54 Götterbaum Ailanthus altissima 0,5/ 0,8 55 Roteiche Quercus rubra 0,6 56 Roteiche Quercus rubra 0,6 57 Spitzahorn Acer platanoides 1,2 58 Roteiche Quercus rubra 0,8

1 Bebauungsplan 1-35a – Anlage: Baumliste

Baum-Nr. Deutscher Name Botanischer Name StU Bemerkung 59 Roteiche Quercus rubra 0,8 60 Roteiche Quercus rubra 0,7 61 Stieleiche Quercus robur 1,6 62 Götterbaum Ailanthus altissima 1,5 63 --- 1,4 gefällt 64 Trompetenbaum Catalpa bignonioides 1,5 65 --- 0,6 66 --- 1,1/ 1,2/ 1,4 gefällt 67 Korkenzieherweide Salix matsudana ‚Tortuosa’ 1,3 gefällt 68 Hainbuche Carpinus betulus 0,5 69 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,3/ 0,4 70 Hainbuche Carpinus betulus 0,5 71 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,3/ 0,3/ 0,3 72 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,4 73 Hainbuche Carpinus betulus 0,5 74 --- 0,6 gefällt 75 --- 1,1 gefällt 76 --- 0,2 gefällt 77 --- 0,8 gefällt 78 Ölweide Elaeagnus angustifolia 1,0 79 Stieleiche Quercus robur 0,7 80 Ölweide Elaeagnus angustifolia 1,2 81 --- 0,9 gefällt 82 Stieleiche Quercus robur 1,2 83 Götterbaum Ailanthus altissima 0,7 84 Eschenahorn Acer negundo 0,9 85 Eschenahorn Acer negundo 1,2 86 Götterbaum Ailanthus altissima 0,6 87 Bergahorn Acer pseudoplatanus 0,8 88 --- 0,5 gefällt 89 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,7 90 --- 0,9 gefällt 91 --- 0,6 gefällt 92 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,6 93 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,9 94 Ölweide Elaeagnus angustifolia 1,2/ 1,7 95 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,8 96 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,4 97 Ölweide Elaeagnus angustifolia 1,4 98 Eschenahorn Acer negundo 0,8 99 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,7 100 Stieleiche Quercus robur 1,7 101 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,8 102 Stieleiche Quercus robur 1,0 103 Stieleiche Quercus robur 1,2 104 Feldahorn Acer campestre 0,6 105 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,7 106 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,4/ 0,4 107 Stieleiche Quercus robur 0,8 108 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,5 109 Götterbaum Ailanthus altissima 1,1 110 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,5 111 Stieleiche Quercus robur 1,7 112 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,5 113 Stieleiche Quercus robur 1,2 114 Stieleiche Quercus robur 1,7 115 Stieleiche Quercus robur 1,1 116 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,6

2 Bebauungsplan 1-35a – Anlage: Baumliste

Baum-Nr. Deutscher Name Botanischer Name StU Bemerkung 117 --- 1,0 gefällt 118 Ölweide Elaeagnus angustifolia 1,2 119 --- 1,1 120 --- 1,2 121 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,7 122 Götterbaum Ailanthus altissima 1,0 123 Stieleiche Quercus robur 0,7 124 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,6 125 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,6 126 Stieleiche Quercus robur 0,6 127 Stieleiche Quercus robur 0,7 128 Stieleiche Quercus robur 0,9 129 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,8 130 Stieleiche Quercus robur 0,4 131 Eschenahorn Acer negundo 1,5 132 --- 1,1 gefällt 133 Ölweide Elaeagnus angustifolia 1,1 134 Stieleiche Quercus robur 1,3 135 --- 0,8 gefällt 136 --- 1,0 gefällt 137 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,7/ 0,9 138 --- 0,6 gefällt 139 --- 0,6 gefällt 140 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,9 141 Stieleiche Quercus robur 0,6 142 Stieleiche Quercus robur 1,0 143 Stieleiche Quercus robur 0,8 144 Stieleiche Quercus robur 0,8 145 Stieleiche Quercus robur 2,2 146 Stieleiche Quercus robur 1,7 147 Stieleiche Quercus robur 0,6 148 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,9 149 Stieleiche Quercus robur 0,8 150 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,6 151 Stieleiche Quercus robur 0,5 152 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,8 153 Stieleiche Quercus robur 0,6 154 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,7 155 Stieleiche Quercus robur 0,3 156 Stieleiche Quercus robur 1,8 157 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,3 158 Stieleiche Quercus robur 0,7 159 --- 0,4 gefällt 160 Stieleiche Quercus robur 0,7 161 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,6 162 Stieleiche Quercus robur 0,7 163 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,6 164 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,7 165 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,3/ 0,8 166 Stieleiche Quercus robur 0,6 167 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,4 168 Stieleiche Quercus robur 0,5 169 --- 0,6 gefällt 170 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,6 171 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,5 172 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,3/ 0,5 173 --- 0,4 gefällt 174 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,9

3 Bebauungsplan 1-35a – Anlage: Baumliste

Baum-Nr. Deutscher Name Botanischer Name StU Bemerkung 175 --- 0,7 gefällt 176 Stieleiche Quercus robur 0,5 177 --- 0,5/ 0,5 gefällt 178 --- 1,0 gefällt 179 --- 1,9 gefällt 180 --- 1,9 gefällt 181 Roteiche Quercus rubra 1,0 182 Ölweide Elaeagnus angustifolia 03/ 0,4/ 0,4 183 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,3/ 0,3 184 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,6 185 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,4/ 0,4 186 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,3/ 0,3/ 0,3 187 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,4 188 Ölweide Elaeagnus angustifolia 189 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,4/ 0,4/ 0,4 190 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,3/ 0,3/ 0,3 191 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,3/ 0,3/ 0,3/ 0,6 192 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,3/ 0,3 193 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,4/ 0,4 194 Götterbaum Ailanthus altissima 0,9 außerhalb PG 195 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,5/ 0,7/ 0,8 196 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,4/ 0,6 197 Ölweide Elaeagnus angustifolia 0,5/ 0,6/ 0,7 198 --- 0,6 gefällt 199 --- 0,6 gefällt 200 Winterlinde Tilia cordata 0,5 außerhalb PG 201 Winterlinde Tilia cordata 0,6 außerhalb PG 202 Winterlinde Tilia cordata 1,5 203 Winterlinde Tilia cordata 1,2

Quellen: Dipl.-Ing. Christof Rek und Dr.-Ing. Walter Schwenk, öffentlich bestellte Vermessungsingenieure: Be- standsplan, Berlin-Mitte, Tiergarten, Ben-Gurion-Straße, Tiergartenstraße u.a. mit Messungen vom September und Oktober 2010 und Ergänzungen vom 13.05.2011; Dr. Szamatolski + Partner GbR: Biotoptypenkartierung vom Mai 2014

4 Artenschutzfachliche Ergebnisse für den Bebauungsplan 1-35a Kulturforum

1. Methodisches Vorgehen zur Erfassung der Avifauna Als Methode für die Erfassung der Brutvögel kam die Revierkartierung zur Anwendung. Im Untersuchungsgebiet erfolgten sieben Begehungen im Zeitraum von Anfang April bis Ende Juni. Bei windarmen und trockenen Witterungsverhältnissen wurden fünf Begehungen in den frühen Morgenstunden und zwei Begehungen in der Abenddämmerung absolviert.

Die Begehungen in der Morgendämmerung fanden am 07.04., 17.04., 29.04., 19.05. und am 30.05.2014 statt. Die Begehungen in der Abenddämmerung waren am 04.06. und am 25.06.2014.

Alle Beobachtungen hör- und sichtbarer Vögel, insbesondere revieranzeigende Merkmale (singende Männchen, Warnrufe, nistmaterial- und futtertragende Altvögel, etc.), wurden no- tiert und in eine Arbeitskarte eingetragen. Die Auswertung der Ergebnisse aller Begehungen folgt der Anleitung von SÜDBECK et al. 2005 „Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands“. Nach dem Ende der Kartierungen werden für die nachgewiesenen Brutvogelarten sogenannte „Papierreviere“ ge- bildet. Bewegen sich die revieranzeigenden Merkmale innerhalb der angegebenen artspe- zifischen Zeiträume handelt es sich um ein abzugrenzendes Revier. Im Falle des Auffindens eines Brutplatzes kann der genaue Standort bestimmt werden. Ausschließlich außerhalb der Zeiträume liegende Merkmale weisen auf Durchzügler hin. Die festgestellten Reviere und Brutplätze werden in einer Karte dargestellt.

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2. Bestand und Bewertung der Avifauna In der folgenden Tabelle sind die im Untersuchungsgebiet nachgewiesenen europäischen Vogelarten nach Art. 1 der Vogelschutzrichtlinie aufgelistet.

Wissenschaftlicher Rote Liste Rote Liste Status und Deutscher Name BArtSchVO Name Berlin Deutschland Anzahl

Amsel Turdus merula § R (1)

Cyanistes Blaumeise caeruleus § R (1) Certhia Gartenbaumläufer brachydactyla § R (1) Phoenicurus Gartenrotschwanz phoenicurus § B (1) Phoenicurus Hausrotschwanz ochruros § R (1) Passer Haussperling domesticus § B (18)

Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla § R (1)

Star Sturnus vulgaris § B (4)

Stieglitz Carduelis carduelis § R (1)

Klappergrasmücke Sylvia curruca § N

Kohlmeise Parus major § N

Erläuterungen: Rote Liste Berlin: WITT K. (2005) Rote Liste Deutschland: SÜDBECK ET AL. (2007) 1 vom Aussterben bedroht 2 stark gefährdet 3 gefährdet R Arten mit geografischer Restriktion V Art der Vorwarnliste BArtSchVO: Bundesartenschutzverordnung (2005); §: besonders geschützt, §§:streng geschützt Status: B - Brutpaar; N - Nahrungsgast; R - Revier

Tabelle 1: nachgewiesene Vogelarten im Untersuchungsgebiet

Im Untersuchungsgebiet konnten neun Brutvogelarten (siehe auch Karte 1) festgestellt wer- den. Bei den nachgewiesenen Brutvogelarten handelt es sich um verbreitete und ungefähr- dete Arten im Land Berlin. Die lokalen Populationen sind bezüglich der Ansprüche an ihren Lebensraum flexibel und weisen einen günstigen Erhaltungszustand auf.

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Blaumeise, Gartenrotschwanz und Star sind Höhlenbrüter. Der Gartenbaumläufer ist ein Ni- schenbrüter, der seine Nistplätze an Bäumen und Gebäuden errichtet. Bei Haussperling und Hausrotschwanz handelt es sich um Gebäudebrüter, die sich als Kulturfolger menschliche Siedlungen als Lebensraum erschlossen haben. Amsel, Mönchsgrasmücke und Stieglitz sind Freibrüter. Im Untersuchungszeitraum konnten bei drei Vogelarten Brutplätze festgestellt werden, und zwar bei Haussperling, Star und Gartenrotschwanz. Im Gebiet konnten 18 Brutplätze des Haussperlings am Gebäudebestand ermittelt werden. Die Haussperlinge nutzen verschieden gestaltete Gebäudenischen als wiederkehrend ver- wendete Brutplätze. Es handelt sich um eine langjährige Brutkolonie der Art. Außerdem be- finden sich im Gebiet vier Brutplätze des Stars am Gebäudebestand. Der Star nutzt ebenfalls Gebäudenischen als wiederholt verwendete Brutplätze. Im Gehölzbestand errichtete ein Brutpaar des Gartenrotschwanzes eine Niststätte. Das Nest wird nur in einer Brutperiode für die Jungenaufzucht genutzt, in der nächsten Brutsaison wird ein neuer Neststandort gesucht.

Zum Vorkommen von Greifvögeln, insbesondere des streng geschützten Turmfalken (Falco tinnunculus), wurde als Sachverständiger der Greifvogelexperte Stefan Kupko kontaktiert. Gemäß seiner Aussage gibt es kein Vorkommen des Turmfalken im Untersuchungsgebiet.

3. Maßnahmen für die Avifauna zur Berücksichtigung der artenschutzrechtlichen Belange Maßnahmen zur Vermeidung der Tötung von Gehölz- und Höhlenbrütern oder die Zerstö- rung ihrer Entwicklungsformen Baufeldfreimachung und Baumfällungen im Gebiet sind, um eine Tötung von Tieren oder die Zerstörung von Entwicklungsformen zu vermeiden, außerhalb der Brutzeit der ermittelten Vo- gelarten im Zeitraum vom 1. Oktober bis zum 28. Februar durchzuführen. Die Durchführung von Baumfällungen im Winterhalbjahr (Bauzeitenregelung) kann eine Tö- tung von Tieren oder deren Entwicklungsformen verhindern. Der Tatbestand des § 44 Absatz 1 Satz 1 ist damit nicht erfüllt.

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Maßnahmen zur Vermeidung der Tötung von Gebäudebrütern oder die Zerstörung ihrer Ent- wicklungsformen Gebäudeabriss und -sanierung im Gebiet, sind, um eine Tötung von Tieren oder die Zerstö- rung von Entwicklungsformen zu vermeiden, außerhalb der Brutzeit der ermittelten Vogelar- ten im Zeitraum von 1. Oktober bis zum 28. Februar durchzuführen. Die Durchführung von baulichen Maßnahmen am Gebäudebestand im Winterhalbjahr (Bau- zeitenregelung) kann eine Tötung von Tieren oder deren Entwicklungsformen verhindern. Der Tatbestand des § 44 Absatz 1 Satz 1 ist damit nicht erfüllt.

Maßnahmen zur Schaffung von Ersatzquartieren für Gebäudebrüter Im Falle einer baulichen Veränderung des bestehenden Gebäudebestandes oder der Errich- tung von Neubauten im Gebiet, wodurch die wiederkehrend genutzten Fortpflanzungsstätten unzugänglich werden oder beseitigt werden, sind für Haussperling und Star geeignete Er- satzquartiere zu schaffen. Für den Haussperling sind als Ersatzquartiere Sperlingskoloniehäuser zu verwenden, die den geselligen Vögeln gleichzeitig eine Besiedlung mehrerer Brutpaare ermöglichen. Die An- bringung der Ersatzquartiere für den Haussperling sollte möglichst an einen Gebäude erfol- gen sowie mindestens in 3 m Höhe und mit östlicher Ausrichtung (Verhältnis 1:1). Für den Star sind als Ersatzquartiere Höhlenbrüterkästen an Bäumen in mindestens 3 m Hö- he und mit östlicher Ausrichtung anzubringen (Verhältnis 1:1).

In der Regel erfolgt eine wiederholte Nutzung der Fortpflanzungsstätten in der nächsten Brutperiode. Daher ist im Falle einer Beseitigung auf der Ebene des Baugenehmigungsver- fahrens ein Antrag auf Erteilung einer Ausnahme gemäß § 45 Absatz 7 BNatSchG von den Verboten des besonderen Artenschutzes bei der Senatsverwaltung Berlin zu stellen.

4. Methodisches Vorgehen zur Erfassung der Fledermausfauna Die Erfassung der Fledermausfauna erfolgte im Rahmen von vier Begehungen im Zeitraum von Anfang Juni bis Ende August. Die Detektorbegehungen wurden am 04.06., 25.06., 16.07. und am 26.08.2014 durchgeführt. Bei den Detektorbegehungen wurden der Gebäude- und Baumbestand auf einen Ausflug von Fledermäusen kontrolliert und mit einem Zeit- dehner-Ultraschalldetektor des Modells Pettersson D 240 x Aufnahmen von Fledermäusen im Jagdgebiet/Flugraum erstellt, die nachträglich mit einer speziellen Analysesoftware ausgewertet wurden. Die Nachbestimmung der Arten anhand der Rufaufnahmen erfolgt unter Verwendung von SKIBA 2009 „Europäische Fledermäuse - Kennzeichen, Echoortung und Detektoranwendung“.

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Der Baum- und Gebäudebestand wurde auf Spuren von Fledermäusen untersucht. Das Sommer- und Winterquartierpotenzial wurde begleitend eingeschätzt.

5. Bestand und Bewertung der Fledermausfauna

Ermittlung von Sommerquartieren am/im Gebäude- und Baumbestand Fledermaussommerquartiere konnten innerhalb des Gebietes nicht nachgewiesen werden. Relevante Spuren einer vorangegangenen Quartiernutzung konnten ebenfalls nicht festge- stellt werden. Der Baumbestand ist höhlenarm und weist ein geringes Sommerquartierpotenzial für Fleder- mäuse auf. Es besteht kein Fledermauswinterquartierpotenzial. Der Gebäudebestand hat insgesamt ein geringes Fledermaussommerquartierpotenzial. Die spaltenarmen Fassaden verfügen über einen geringen Umfang an passenden Besiedlungs- möglichkeiten. Der Gebäudebestand wird im Sommerhalbjahr in der Dunkelheit stark ange- leuchtet, dadurch ist die Fledermausquartiereignung eingeschränkt.

Fledermausarten im Jagdhabitat/Flugraum Bei den Detektoruntersuchungen war keine Fledermausaktivität im Gebiet zu verzeichnen. Das Untersuchungsgebiet besitzt eine sehr geringe Bedeutung für Fledermäuse.

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Karte 1: Nachweise Avifauna

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SKIBA R., 2009: Europäische Fledermäuse Kennzeichen, Echoortung und Detektoranwendung. Die Neue Brehm-Bücherei Bd. 648

SÜDBECK, P. ; ANDRETZKE, H.; FISCHER, S.; GEDEON, K.; SCHIKORE, T.; SCHRÖDER, K.; SUDFELD, C. (HRSG.) 2005: Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands. Radolfszell. 792 S.

SÜDBECK ET AL., 2007: Rote Liste der Brutvögel Deutschlands. 4. Fassung. 30. November 2007. Ber. Vogelschutz 44: S. 23 - 28.

WITT K., 2005: Rote Liste und Liste der Brutvögel (Aves) von Berlin

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hEHUVLFKWVNDUWH

IUGDV*HOlQGH]ZLVFKHQ Nebenzeichnung: 7LHUJDUWHQVWUD‰H%HQ*XULRQ6WUD‰H3RWVGDPHU6WUD‰H6FKDURXQVWUD‰H %DXJUHQ]HQIUGDV]XOlVVLJH 0DWWKlLNLUFKSODW]XQG+HUEHUWYRQ.DUDMDQ6WUD‰HVRZLHGHP0DWWKlLNLUFKSODW] II. Vollgeschoss WHLOZHLVH GLH)OXUVWFNH 6W0DWWKlXV.LUFKH XQG7HLOIOlFKHQGHU )OXUVWFNH DQGHU+HUEHUWYRQ.DUDMDQ6WUD‰H  DQGHU6FKDURXQVWUD‰H XQGHLQH7HLOIOlFKHGHU6LJLVPXQGVWUD‰H d im Bezirk Mitte, Ortsteil Tiergarten

=HLFKHQHUNOlUXQJ Festsetzungen $UWXQG0D‰GHUEDXOLFKHQ1XW]XQJ%DXZHLVH%DXOLQLHQ%DXJUHQ]HQ+|KHEDXOLFKHU$QODJHQ

Kleinsiedlungsgebiet †%DX192 *UXQGIOlFKHQ]DKO z.B. Reines Wohgebiet †%DX192 *UXQGIOlFKH z.B.

Allgemeines Wohngebiet †%DX192 Zahl der Vollgeschosse

7,0 Besonderes Wohngebiet †D%DX192 DOV+|FKVWPD‰ z.B.

6,8 Dorfgebiet †%DX192 DOV0LQGHVWXQG+|FKVWPD‰ z.B. 4,3 0,6 Mischgebiet †%DX192 zwingend z.B.

Kerngebiet †%DX192 Offene Bauweise 1,5 Gewerbegebiet †%DX192 1XU(LQ]HOKlXVHU]XOlVVLJ

Industriegebiet †%DX192 1XU'RSSHOKlXVHU]XOlVVLJ

Sondergebiet (Erholung) †%DX192 1XU+DXVJUXSSHQ]XOlVVLJ

0,3 z.B. 1XU(LQ]HOXQG'RSSHOKlXVHU]XOlVVLJ

Sonstiges Sondergebiet †%DX192 Geschlossene Bauweise 44,8 z.B Baulinie †$EV6DW]%DX192

18,4 WR †$EV6DW]%DX192 %HVFKUlQNXQJGHU=DKOGHU z.B Baugrenze 2Wo Wohnungen †$EV1U%DX*% Linie zur Abgrenzung d. Umfanges von Abweichungen *HVFKRVVIOlFKHQ]DKO †$EV6DW]%DX192 35,4 0.7 DOV+|FKVWPD‰ z.B. +|KHEDXOLFKHU$QODJHQEHUHLQHP%H]XJVSXQNW 0.5 bis 0.7 DOV0LQGHVWXQG+|FKVWPD‰ z.B. DOV+|FKVWPD‰

*HVFKRVVIOlFKH 7UDXIK|KH z.B. PEHU*HKZHJ 28,6 DOV+|FKVWPD‰ z.B. )( OÇ )LUVWK|KH z.B. PEHU1+1 14,0 DOV0LQGHVWXQG+|FKVWPD‰ z.B. )( OÇDKUOÇ Oberkante z.B. PEHU1+1 19,3 9,6 Baumassenzahl z.B. DOV0LQGHVWXQG+|FKVWPD‰ z.B. PELVPEHU1+1 Baumasse z.B. $/OÈ zwingend z.B. PEHU1+1 5,9 26,3 4,0 a )OlFKHQIUGHQ*HPHLQEHGDUI )OlFKHQIU6SRUWXQG6SLHODQODJHQ *UXQGODJHGHUhEHUVLFKWVNDUWH.DUWHYRQ%HUOLQ 19,8 5,8 z.B

4,3 9HUNHKUVIOlFKHQ 3,2 6WUD‰HQYHUNHKUVIOlFKHQ 6WUD‰HQEHJUHQ]XQJVOLQLH 9HUNHKUVIOlFKHQEHVRQGHUHU=ZHFNEHVWLPPXQJ Bereich ohne Einfahrt 6WUD‰HQVHLWH ]%|IIHQWOLFKH3DUNIOlFKH Bereich ohne Ausfahrt 6WUD‰HQVHLWH

Textliche Festsetzungen KULTURELLE z.B. Bereich ohne Ein- und Ausfahrt 6WUD‰HQVHLWH EINRICHTUNGEN 3ULYDWH9HUNHKUVIOlFKHQ 1. $UWXQG0D‰GHUEDXOLFKHQ1XW]XQJ 44,6 )OlFKHQIU9HUVRUJXQJVDQODJHQ gIIHQWOLFKHXQGSULYDWH*UQIOlFKHQ 1.1 Auf den )OlFKHQ a, b, c und e wird als ]XOlVVLJH *UXQGIOlFKH die im zeich- IUGLH$EIDOOHQWVRUJXQJXQG$EZDVVHUEHVHLWLJXQJ z.B. QHULVFKHQ7HLOIHVWJHVHW]WHEHUEDXEDUH*UXQGVWFNVIOlFKHIHVWJHVHW]W VRZLHIU$EODJHUXQJHQ z.B. z.B.

84,9 )OlFKHIUGLH/DQGZLUWVFKDIW z.B. Gasdruckregler z.B. Trafostation )OlFKHIU:DOG 1.2 Auf der )OlFKH IU Gemeinbedarf d N|QQHQ im Einzelfall Ausnahmen von 3,0 b Oberirdische Hauptversorgungsleitung 3,8 16,2 der Zahl der Vollgeschosse bis zu III Vollgeschossen und der Geschoss- D Hochspannungsleitungen :DVVHUIOlFKH IOlFKHELV]XHLQHU*HVFKRVVIOlFKHYRQPð]XJHODVVHQZHUGHQ $QSIODQ]XQJHQ%LQGXQJHQIU%HSIODQ]XQJHQ6FKXW]XQG(QWZLFNOXQJYRQ%RGHQ1DWXUXQG/DQGVFKDIW 8PJUHQ]XQJHQYRQ)OlFKHQ]XP$QSIODQ]HQYRQ%lXPHQ 8PJUHQ]XQJHQYRQ)OlFKHQPLW%LQGXQJHQIU%HSIODQ]XQJHQ 4,8 6WUlXFKHUQXQGVRQVWLJHQ%HSIODQ]XQJHQ XQGIUGLH(UKDOWXQJ 16,9 Anpflanzen von Erhaltung von

2. Weitere Arten der Nutzung 30,4 %lXPHQ 6WUlXFKHUQ %lXPHQ 6WUlXFKHUQ 2.1 Die Einteilung der 6WUD‰HQYHUNHKUVIOlFKH und der 9HUNHKUVIOlFKHQ beson- sonstige Bepflanzungen sonstigen Bepflanzungen 7,2 8PJUHQ]XQJYRQ)OlFKHQ]XP6FXW]]XU3IOHJHXQG]XU 8PJUHQ]XQJYRQ)OlFKHQIU=XRUGQXQJHQQDFK† derer Zweckbestimmung ist nicht Gegenstand der Festsetzung. Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft Abs. 1a Baugesetzbuch 31,2 .RPELQDWLRQPLWDQGHUHQ3ODQ]HLFKHQP|JOLFK Erdgeschossd = 7,5 2.2 Die Geltungsbereichsgrenze zwischen den Punkten A und B sowie B und C Luftgeschoss Sonstige Festsetzungen 0,8 LVW]XJOHLFK6WUD‰HQEHJUHQ]XQJVOLQLH 5,6 *5Pð 8PJUHQ]XQJGHU)OlFKHQIUEHVRQGHUH$QODJHQXQG 8PJUHQ]XQJGHU*HELHWHLQGHQHQ]XP6FKXW]YRUVFKlGOLFKHQ d *)Pð 38,0 9RUNHKUXQJHQ]XP6FKXW]YRUVFKlGOLFKHQ Umweldeinwirkungen im Sinne des Bundes- 9,1 5,8 D Umwelteinwirkungen im Sinne des Bundes- Immissionsschutzgesetzes bestimmte luftverunreinigende TGa Immissionsschutzgesetzes 6WRIIHQLFKWRGHUQXUEHVFKUlQNWYHUZHQGHWZHUGHQGUIHQ 8PJUHQ]XQJGHUYRQGHU%HEDXXQJIUHL]XKDOWHQGHQ)OlFKHQ Arkade 3. Immissionsschutz 3,0 18,0 %HVRQGHUHU1XW]XQJV]ZHFNYRQ)OlFKHQ z.B. +|KHQODJHEHL)HVWVHW]XQJHQ LQ0HWHUEHU1+1 z.B.

5,9 3.1 Im Geltungsbereich des Bebauungsplans ist die Verwendung von Erdgas 1,5 6LFKWIOlFKH *UHQ]HGHVUlXPOLFKHQ*HOWXQJVEHUHLFKV oder +HL]|O EL als Brennstoff zugelassen. Die Verwendung anderer 6,5 Mit Geh-, Fahr- u. Leitungsrechten des Bebauungsplanes 15,9 TGa Brennstoffe ist dann ]XOlVVLJ wenn sichergestellt ist, dass die Massen- ]XEHODVWHQGH)OlFKH Abgrenzung unterschiedlicher Nutzung 8,5 8PJUHQ]XQJGHU)OlFKHQIU 8PJUHQ]XQJGHU)OlFKHQIU VERKEHRSBERUHIGTER 31,1 6,2 c A VWU|PH von Schwefeldioxiden, Stickstoffoxiden und Staub bezogen auf den 19,3 6WHOOSOlW]H *DUDJHQJHElXGHPLW'DFKVWHOOSOlW]HQ mit Angabe der Geschosse 26,8 58,2 Energiegehalt des eingesetzten Brennstoffs vergleichbar K|FKVWHQV denen BEREICH Garagen mit Angabe der Geschosse Tiefgaragen mit Angabe der Geschosse YRQ+HL]|O(/VLQG *HPHLQVFKDIWVVWHOOSOlW]H Gemeinschaftstiefgargagen mit Angabe der Geschosse 11,9 5,3 Gemeinschaftsgaragen Gemeinschaftsanlagen 5,4 *DUDJHQJHElXGH mit Angabe der Geschosse 1DFKULFKWOLFKHhEHUQDKPHQ

3,0 4. *UQIHVWVHW]XQJHQ Naturschutzgebiet :DVVHUIOlFKH Landschaftsschutzgebiet Wasserschutzgebiet (Grundwassergewinnung) 44,2 4.1 Die )OlFKHQ zum Anpflanzen sind JlUWQHULVFK anzulegen und zu 16,9 2,8 Naturdenkmal 8PJUHQ]XQJGHU)OlFKHQIUGHQ/XIWYHUNHKU

3,4 JHVFKW]WHU/DQGVFKDIWVEHVWDQGWHLO 8PJUHQ]XQJGHU)OlFKHQGHUHQ%|GHQHUKHEOLFK unterhalten. Die Bepflanzungen sind zu erhalten. Das gilt auch, wenn unter 40,6 TGa diesen unterirdische Garagen (Tiefgaragen) hergestellt werden. Die Erd- Einzelanlage, die dem Denkmalschutz unterliegt PLWXPZHOWJHIlKUGHQGHQ6WRIIHQEHODVWHWVLQG 3,8 76,1 Gesamtanlage (Ensemble), die dem Bahnanlage

schicht EHU der Tiefgarage muss mindestens 0,4 m betragen. Die auch 25,2 Denkmalschutz unterliegt Verpflichtung zum Anpflanzen gilt nicht IU Wege, Zufahrten und unter- 74,3 Erhaltungsbereich 6WUD‰HQEDKQ geordnete Nebenanlagen. 8,9 %DXJUHQ]HQIUGDV 2,3 3,9 Eintragungen als Vorschlag 3,0 ]XOlVVLJH,,9ROOJHVFKRVV *HElXGH +RFKVWUD‰H 2,2 4.2 Auf den )OlFKHQ mit Bindungen IU Bepflanzungen und Erhaltung ist die Stellplatz 7LHIVWUD‰H vorhandene Vegetation bei Abgang in der Weise nachzupflanzen, dass der 16,4 siehe Nebenzeichnung Garage z.B. %UFNH 10,9 )866*b1*(5%(5(,&+ Eindruck einer gestalteten *UQDQODJH erhalten bleibt. Die Bindungen IU Tiefgarage z.B. Industriebahn (in Aussicht genommen) 3,8 Kinderspielplatz %HSIODQ]XQJHQJHOWHQQLFKWIU:HJHXQG=XIDKUWHQ 34,0 19,5 15,4 Planunterlage 4,2 B :RKQRGHU|IIHQWOLFKHV*HElXGH PLW'XUFKIDKUWXQG*HVFKR‰]DKO Landesgrenze (Bundesland) :LUWVFKDIWV,QGXVWULHJHElXGH Bezirksgrenze 5. Sonstige Festsetzungen oder Garage Ortsteilgrenze Parkhaus Gemarkungsgrenze 5.1 Im Geltungsbereich dieses Bebauungsplans treten alle bisherigen Fest- Unterirdisches Bauwerk PLW*HVFKR‰]DKO Flurgrenze setzungen und baurechtlichen Vorschriften, die verbindliche Regelungen (z.B. Tiefgarage) )OXUVWFNVJUHQ]H 15,3 0,3 C der in † 9 Abs. 1 des Baugesetzbuchs bezeichneten Art enthalten, DX‰HU %UFNH )OXUVWFNVQXPPHU)OXUQXPPHU z.B. *HZlVVHU *UXQGVWFNVQXPPHU z.B.

Kraft. 40,5 *HOlQGHK|KH6WUD‰HQK|KH LQPEHU1+1]% 0DXHU6WW]PDXHU 6WUD‰HQEDXP1DGHOEDXP Bordkante Naturdenkmal (Laub-, Nadelbaum) Baulinie, Baugrenze 14,5 Schornstein 6WUD‰HQEHJUHQ]XQJVOLQLH Zaun, Hecke Hochspannungsmast Die vorstehende =HLFKHQHUNOlUXQJ HQWKlOW JHEUlXFKOLFKH Planzeichen, auch soweit sie in diesem Bebauungsplan nicht verwendet werden. Zugrunde gelegt sind die Baunutzungsverordnung (BauNVO) in der Fassung vom 23.Januar 1990 (BGBl. I S. 132), zuletzt JHlQGHUW durch Artikel 2 des Gesetzes vom 11. Juni 2013 (BGBl. I S. 1548) und die Planzeichenverordnung 1990 (PlanzV90) vom 18.Dezember 1990 (BGBl. I S. 58) die durch Artikel 2 des *HVHW]HVYRP-XOL %*%O,6 JHlQGHUWZRUGHQLVW 0,7  76,6 KIRCHLICHE 5GPCVUXGTYCNVWPIH€T5VCFVGPVYKEMNWPIWPF7OYGNV EINRICHTUNGEN D e #DVGKNWPI++

14,7

#DVGKNWPIUNGKVGT

>$GDCWWPIURNCPYWTFGKPFGT

$GTNKPFGP 5GPCVUXGTYCNVWPIH€T5VCFVGPVYKEMNWPIWPF7OYGNV #DVGKNWPI++ Die vermessungstechnische und liegenschaftsrechtliche Richtigkeit wird bescheinigt: N Berlin, den 18.02.2016 #DVGKNWPIUNGKVGT >$GDCWWPIURNCPKUVCWH)TWPFFGU„#DUFGU$CWIGUGV\DWEJUKP8GTDKPFWPIOKV„#DU„#DUWPF„#DU FGU)GUGV\GU\WT#WUH€JTWPIFGU$CWIGUGV\DWEJUFWTEJ8GTQTFPWPIXQOJGWVKIGP6CIGHGUVIGUGV\VYQTFGP gIIHQWOLFKEHVWHOOWHU9HUPHVVXQJVLQJHQLHXU $GTNKPFGP 5GPCVUXGTYCNVWPIH€T5VCFVGPVYKEMNWPIWPF7OYGNV

3ODQXQWHUODJH.DUWHYRQ%HUOLQ6WDQG0lU] 5GPCVQT =XGLHVHP%HEDXXQJVSODQJHK|UWHLQ*UXQGVWFNVYHU]HLFKQLV 0D‰VWDE gUWOLFKH0HVVXQJgE9,5HN:LHFN'U6FKZHQNYRP0lU] &KG8GTQTFPWPIKUVCOKO)GUGV\ÄWPF8GTQTFPWPIUDNCVVH€T$GTNKPCWH5XGTM€PFGVYQTFGP Koordinatensystem: Soldner Berlin Netz 88