BayernNetzNatur Projekt

Förderung der Biodiversität in den Streuobstbeständen des Landkreises

„Koordination des kommunalen, landwirtschaftlichen und bürgerschaftlichen Engagements“

Antragsteller In Trägergemeinschaft mit: Landschaftspflegeverband Weidenberg und Umgebung e.V. Rathausplatz 1, 95466 Weidenberg LPV Fränkische Schweiz Tel. 09278-977-31 Fax 09278-977-77 Landesbund für Vogelschutz, e-mail: [email protected] Bezirksgeschäftsstelle Oberfranken

Die Erstellung des Rahmenskonzeptes wurde gefördert durch den Bayerischen Naturschutzfonds aus Zweckerträgen der GlücksSpirale (Maßnahme 05/2018).

Inhalt 1. Zusammenfassung ...... 2 2. Einleitung ...... 2 3. Projektgebiet und naturräumliche Voraussetzungen: ...... 3 3.2. Naturräumliche Grundlagen ...... 5 3.3.Streuobstwiesen im Landkreis Bayreuth ...... 5 3.3.1. Räumliche Verteilung der Streuobstwiesen ...... 5 4. Naturschutzfachliche Bedeutung ...... 6 4.1. Biotop Streuobstwiese ...... 6 4.1.1. Bedeutung der Streuobstbestände ...... 6 4.1.2. Problematik der jüngeren Streuobstwiesen (jünger als ca. 40 Jahre) ...... 7 4.1.3. Obstnutzung...... 7 4.2. Artenausstattung ...... 8 4.2.1. Fledermäuse ...... 8 4.2.2. Vogelarten mit Bezug zu Streuobstwiesen ...... 10 4.2.3. Wildbienen ...... 11 4.3. Grünland-Lebensraumtypen (LRT) unter Obstbeständen ...... 13 4.4. Biotopverbundwirkung ...... 15 4.5. Schutzgebiete ...... 15 5. Problemstellung und Handlungsbedarf ...... 16 Gesellschaftliche Wahrnehmung und Wertschätzung ...... 17 6. Projektziele und Projektinhalte ...... 18 7. Umsetzung ...... 20 7.1. Projektträger und Arbeitsteilung ...... 20 7.2. Personalaufteilung ...... 22 8. Kostenaufstellung ...... 23 9. Projektdauer ...... 23 10. Planungsgrundlagen ...... 24 12. Literatur ...... 24

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1. Zusammenfassung Im Landkreis Bayreuth gibt es sehr viele Streuobstwiesen mit Schwerpunkt im Obermainisch- Oberpfälzer Hügelland und in der Fränkischen Schweiz. Streuobstwiesen und -reihen wurden häufig als Ausgleichsmaßnahmen in den vergangenen Jahrzehnten angelegt. Daneben finden sich viele private, teilweise sehr alte Streuobstwiesen, angelegt zur Obst-Eigenversorgung sowie zur Apfelsaft-, Schnaps- und Mostproduktion und zum Naturgenuss. Egal ob aus Liebhaberei oder im Rahmen von Ausgleichsmaßnahmen angelegt, stellen die Streuobstbereiche vielerorts neben Ranken und Böschungen die einzigen extensiven Grünlandbereiche in der Agrarlandschaft dar. Sie können ein wichtiges Rückzugs- und damit Trittsteinbiotop zur Artenausbreitung darstellen (Biotopverbund). Heute gilt ihre Bewirtschaftung als unrentabel. Die Bearbeitung von Hochstämmen ist aufwändig, Die Pflege der Obstbäume und insbesondere des darunter liegenden Grünlandes sind oft mangelhaft. Das beantragte Projekt hat zum Ziel, die vorhandenen Streuobstflächen im Landkreis Bayreuth zu erfassen, nachhaltig zu sichern und deren biologische Vielfalt zu fördern. Schwerpunkt ist dabei die Diversität und Quantität der Insekten durch gezielte Aufwertungsmaßnahmen und ggf. Änderung der Pflegetechnik zu fördern und damit auch die Futtergrundlage für Vögel und Fledermäuse zu verbessern. In Zusammenarbeit mit der Streuobstallianz Bayreuth soll ein innovativer Ansatz bürgerschaftlichen Engagements beim Arten- und Biotopschutz umgesetzt werden.

2. Einleitung Im Landkreis Bayreuth gibt es viele Streuobstflächen, die derzeit ökologisch nicht optimal gepflegt werden oder brach gefallen sind. Dadurch sind die potentiell sehr artenreichen Streuobstwiesen teilweise auch aus Sicht des Naturschutzes wenig wertvoll. Dieser Eindruck wird durch eine aktuelle Masterarbeit (KOPP 2019) bestätigt, in der die im Ökoflächenkataster erfassten Obst-Ausgleichsflächen durch Luftbildanalyse ausgewertet wurden. Demnach sind von den ca. 60 untersuchten A+E-Obstflächen des Landkreises Bayreuth mehr als 70% mit schweren Mängeln (vorwiegend Acker, Grünland, Brache oder keine Baumpflanzungen oder dichte Bewaldung oder Versiegelung) klassifiziert worden.

Trotz Naturschutzgebieten, vielen Fördermöglichkeiten und höheren Auflagen zur Verhinderung und Ausgleich von Biotopzerstörung konnten in Deutschland und Bayern die natürlich vorkommenden Tiere und Pflanzen bisher weder in ihrer Artenvielfalt noch Quantität stabilisiert werden (STMUG 2010). Diese alarmierenden Beobachtungen bestätigt auch die Krefelder Studie (HALLMANN et al. 2017), in welcher ein massiver Rückgang der Insektenmenge von um die 70% in den untersuchten Naturschutzgebieten in den vergangenen 27 Jahren festgestellt wurde. Auch die starke Abnahme der Feldvögel sowie die schleichenden Verluste bei spezialisierten Arten auch außerhalb von Schutzgebieten führen zu intensiven Überlegungen, wie die inselartigen Biotope und Naturschutz-Hotspots über Trittsteinbiotope durch die landwirtschaftlich genutzte Flur vernetzt werden können.

Somit rücken die bisher naturschutzfachlich als weniger wertvoll eingeschätzten Vernetzungselemente in der Kulturlandschaft wie Streuobstwiesen in den Fokus. Diese Flächen entlang Flurwegen, zwischen Grundstücken, am Ortsrand etc. sind „eh da“, und könnten – bei aller fachlichen Einschränkung - durch verbesserte Nutzung und Pflege als Trittsteinkorridor, Nektartankstelle und Refugialbereich aufgewertet werden.

Wie das aktuelle Volksbegehren „Rettet die Bienen“ zeigt, ist ein erkennbarer Teil der bayerischen Bevölkerung sehr interessiert, dass die bayerische Staatsregierung die Situation für die Bienen, weitere Arten und allgemein für die Natur verbessern soll. Dieser Enthusiasmus soll im BNN-

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Projekt aufgegriffen werden und zu konkreten Verbesserungsmaßnahmen für Insekten in Streuobstbereichen durch aktive Bürger führen.

Gleichzeitig wächst in der Bevölkerung das Interesse an regional und nachhaltig erzeugten, „unbelasteten“ Lebensmitteln und an der Wiederherstellung von gemeinsam nutzbaren „Allmende“- Flächen.

Auch wenn aktuell die großflächigen Obstbaumrodungen nicht mehr toleriert werden, so gehen schleichend immer wieder Bäume durch Verletzung infolge der angrenzenden Agrarnutzung, bei der Pflege zur Verkehrssicherheit und durch Brachfallen sowie Infrastruktur-Maßnahmen (Straßenverbreiterung, Siedlungserweiterung) verloren. Wenn die Obstbäume als „Abstandshalter“ fehlen wird das darunter liegende Grünland gern in die landwirtschaftliche Nutzung mit einbezogen.

3. Projektgebiet und naturräumliche Voraussetzungen

3.1. Projektgebiet mit Schwerpunktbereichen Das Projektgebiet umfasst den gesamten Landkreis Bayreuth mit insgesamt 127 km2.

Bisher wurden durch Auswertung von Landschaftsplänen und Luftbildern, vorhandenen Kartierungen, Daten zu Pflanzflächen und Obstvertragsflächen des Aufpreis-Projektes Apfel-Grips, Ausgleichsflächen Flurneuordnung, sowie Erfassungen von Streuobstwiesen im Rahmen von GlücksSpirale-Projekten und durch das Landratsamt Bayreuth ca. 600 ha Streuobstwiesen- (Verdachts-)flächen vom LPV Weidenberg im Landkreis Bayreuth erfasst. Für Teilbereiche des östlichen Landkreises ist eine gute Datenbasis zum Zustand von Obstbäumen und Unterwuchs auf Streuobstflächen durch Vorgängerprojekte bereits vorhanden. Ein Großteil der südwestlichen Landkreisflächen muss allerdings noch begangen und bewertet werden.

Im gesamten Landkreis sollen Streuobstwiesen und Obstbaumreihen durch Bürger erfasst und gemeldet (Citizen Science, PRÖBSTL-HAIDER & SCHRANK 2013) werden. Diese werden sowohl kartographisch (Luftbild, FIN-View-shape) wie tabellarisch erfasst und vor Ort verifiziert werden. Ggf. wird der Kontakt zu Flächenmelder, Eigentümer und Nutzer aufgenommen.

Ebenfalls im gesamten Landkreis sollen Streuobstwiesenbesitzer und Landwirte informiert und ggf. zur Pflegeverbesserung und zum Abschluss von VNP-Verträgen beraten werden.

Für Interessierte an Pflege und Obstnutzung soll eine Ehrenamts- und Streuobstplattform entwickelt und betreut werden sowie Aktionen mit diesen umgesetzt werden. Naturschutzfachlich hochwertige Streuobstbestände, welche länger brach gefallen sind, sollen nach Möglichkeit wieder gepflegt werden, voraussichtlich über die Landschaftspflegerichtlinie.

Großflächige, artenreiche Streuobstwiesenbereiche im Landkreis liegen z.B. um , Stierberg, Weidenberg, Lessau, u.a.. Diese Streuobstgürtel finden bei der Auswahl der Schwerpunktgebiete ebenso Berücksichtigung wie lineare Streuobst-Verbindungskorridore.

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Abbildung 1: Karte des Projektgebietes mit Streuobstflächen (blau, vergrößert)

In ausgewählten Teilgebieten wird eine Flächen-Aufnahme mit Erfassung der ökologischen Wertigkeit und des Entwicklungspotentiales der Streuobstflächen durchgeführt.

Auf einigen von diesen Streuobstflächen sollen beispielhafte ökologische Aufwertungsmaßnahmen für die Zielarten Wildbienen und Tagschmetterlinge umgesetzt werden. Bei diesen Flächen werden die faunistischen Zielarten erfasst. Zusätzlich sollen vor und nach den Grünlandaufwertungs- Maßnahmen die Artenzusammensetzung und Struktur der Vegetation aufgenommen werden.

Die genaue Abgrenzung erfolgt nach Projektbeginn und wird neben fachlichen Kriterien zusätzlich nach kommunalem, landwirtschaftlichem und bürgerschaftlichem Engagement entschieden.

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3.2. Naturräumliche Grundlagen Der Landkreis Bayreuth erstreckt sich über zwei geologische Großregionen, die durch die von Nordwest (Kronach) nach Südost (Weiden) streichende „Fränkische Linie“ getrennt sind. Diese verläuft im Projektgebiet entlang der Gemeinden -Weidenberg – Goldkronach – Bad Berneck.

Diese geologische Verwerfungslinie ist gut im Gelände erkennbar: Das vulkanisch entstandene, vorwiegend waldbedeckte Hohe Fichtelgebirge nimmt im Nordosten ca. ein Fünftel des Landkreises Bayreuth ein.

Das dazu parallel verlaufende, niedriger gelegene, landwirtschaftlich genutzte Oberpfälzisch- Obermainische Hügelland geht nach Südwesten in den Naturraum Nördliche Frankenalb über, umgangssprachlich „Fränkische Schweiz“ genannt. Frankenalb und Oberpfälzisch-Obermainisches Hügelland bilden geologisch das Schichtstufenland bzw. Deckgebirge und machen zusammen den überwiegenden Anteil des Projektgebietes aus.

3.3.Streuobstwiesen im Landkreis Bayreuth Streuobstbestände sind ein traditioneller Bestandteil der noch relativ reich gegliederten und überwiegend dörflich geprägten Kulturlandschaft im Landkreis Bayreuth. Um einige Ortschaften gibt es die typischen fränkischen Streuobstgürtel. Dabei können unter Einbezug der innerörtlichen Obstbäume zusammenhängende Obstwiesenbereiche zwischen 5 und 10 ha festgestellt werden (z.B. um Lessau, Weidenberg, Gesees, Nemmersdorf, Adlitz, Stierberg, -Ramsenthal u.a.).

An den Hängen der Muschelkalkrücken befinden sich neben vielen alten Streuobstwiesen (>50Jahre) auch noch alte Obstbaum-Reihen zwischen den landwirtschaftlichen Flächen, auf Böschungen und entlang Flurwegen.

Daneben sind durch Flurneuordnungen, private, verbandliche und kommunale Initiativen sowie über Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen sehr viele Hochstammobstbäume gepflanzt worden. Diese sind oft als (halbseitige) Alleen und seltener auch als flächige Streuobstwiese angelegt worden. Sie verbinden Siedlungsbereiche und freie Landschaft und sind in den agrarisch geprägten Lagen wertvolle Grünlandstreifen und Rückzugsräume für Tiere und Pflanzen in der Feldflur.

Räumliche Verteilung der Streuobstwiesen Die meisten Streuobstbestände im östlichen Landkreis Bayreuth befinden sich entlang der „Fränkischen Linie“ auf den Keuper-Muschelkalk-Zügen. Hier zwischen Südwestabfall des Fichtelgebirges und Muschelkalk-Höhenzügen nordöstlich und östlich Bayreuths herrscht ein besonders mildes Kleinklima vor und die kalkreicheren Böden sind gut für Obstbäume geeignet. So verkauften bis in die 1970er Jahre die dortigen Streuobst-Bauern ihr Obst in Bayreuth und Nürnberg. Außerdem stellten sie in größerem Maße Obstbrände (Zwetschgen, Kirsche, Birne) her. Auch dass sich hier zwei Obst-Keltereinen ansiedelten und immer noch produzieren weist auf die große Menge an privaten Obstflächen hin.

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Im nördlichen Landkreis Bayreuth, der den Naturraum Fichtelgebirge umfasst, stehen die vorwiegend privaten Obstwiesen meist in der Nähe der bäuerlichen Anwesen. Sie dienen überwiegend der Selbstversorgung. Hier haben sich robuste, frostunempfindliche Sorten und teilweise sehr alte und hohe Obstbäume erhalten. Apfelbäume stellen den Hauptanteil, untergeordnet kommen Birnen, Zwetschgen und Walnuss vor.

Im südwestlichen Landkreis Bayreuth, der zum Großteil zur Fränkischen Schweiz gehört, stehen größere Streuobstbereiche vorwiegend um die Anwesen und in den Dörfern. Hier befinden sich zusätzlich viele Obstreihen und Obstwiesen außerhalb der Siedlungen. Sie sind wichtige Vernetzungselemente durch die Kulturlandschaft. Neben Eigennutzung und lokalem Obstverkauf war und ist hier die Obst-Veredlung durch bäuerliche Obstbrennereien wesentlich. Bedingt durch günstigere klimatische Verhältnisse werden hier traditionell vermehrt Kirschen angebaut.

4. Naturschutzfachliche Bedeutung

4.1. Biotop Streuobstwiese Streuobstwiesen sind als „stark gefährdet bis vom Aussterben bedroht“ in der Roten Liste gefährdeter Biotoptypen Deutschlands eingestuft (FINCK et al. 2017).

Im ABSP-Band für den Landkreis Bayreuth (BayStMUGV 2002) wird den Streuobstwiesen aufgrund der Fülle anderer und wertvollerer Biotoptypen keine große Bedeutung zugestanden. So wurden im ABSP insgesamt nur 17 Streuobst-Standorte in Zusammenhang mit Extensivgrünland bzw. Gehölzstrukturen erfasst. Es wurde darin angeregt, eine Nachkartierung der Obstflächen inklusive Erfassung der Tierwelt durchzuführen. Dies soll nun mit dem BNN-Projekt, aufbauend auf weiteren inzwischen vorhandenen kleinräumigen Streuobstkartierungen, erfolgen.

4.1.1. Bedeutung der Streuobstbestände Streuobstwiesen und Obstbaumreihen gliedern neben Hecken, Feldgehölzen und Wäldchen die Hänge und prägen das Landschaftsbild.

Obstreihen an Flurwegen können wichtige Funktionen als Biotopverbundachsen haben und Rückzugsinseln für Insekten sein. Bei entsprechendem Unterwuchs und richtiger Pflege können diese den Blütenreichtum und die Larvalhabitate fördern.

Auch wenn die meisten Streuobstbestände im Gebiet aktuell nicht mehr so gefährdet sind wie in den letzten Jahrzehnten, so kommt es permanent zu Beschädigungen und Verlusten mittelalter und junger Bäume. Zusätzlich besteht die Pflege des Unterwuchses vieler Streuobstbestände im Gebiet aus mehrmaligem Mulchen mit Liegenlassen des Mulchgutes. Dies führt zu einer schleichenden Verschlechterung der möglichen Biotopfunktionen. Ursachen für das einfachere Mulchen sind u.a. Unwissen, die maschinelle Ausstattung, Zeitknappheit und mangelnde naturschurzfachliche Sensibilität der Obstwiesenbesitzer, beauftragten Firmen und Bauhöfe. Auch die Gewinnung und Verwertung des ökonomisch uninteressanten Grüngutes ist vielerorts ein Problem.

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4.1.2. Problematik der jüngeren Streuobstwiesen (jünger als ca. 40 Jahre) Wegen dem „geringen“ Platzbedarf, den relativ preiswerten Pflanzen und geringem Aufwand wurden und werden von Privatleuten (Eingrünungen, Wochenendgrundstücke), Ausgleichspflichtigen und öffentlichen Maßnahmenträgern (u.a. Verfahren der ländlichen Neuordnung) gerne Obstbaumpflanzungen „als das kleinere Übel“ vorgenommen. Oft wurden und werden diese mit zu geringem Abstand zu Wegen und landwirtschaftlichen Flächen gepflanzt.

Außerdem werden bei der Anlage von Streuobstwiesen gerne zu viele Obstbäume zu eng gepflanzt und auch auf Ackerbodenstandorte. Mageres artenreiches Grünland kann sich hier fast nicht entwickeln. Eine extensive maschinell durchführbare, landwirtschaftliche Pflege und Nutzung des Aufwuchses wird bei der Planung und Pflanzung nicht ausreichend berücksichtigt.

Größere Streuobstwiesen wurden im Gebiet v.a. durch Ausgleichsmaßnahmen, u.a. des Autobahn- und Straßenbaues angelegt, oft ohne Berücksichtigung der nachfolgend notwendigen Grünlandpflege. Es entstanden Dauer-Mulchflächen mit Gehölzsukzession, sobald Teile nicht mehr gemulcht werden konnten. Die Obstbäume ersticken dann unter den Wildgehölzen und können nicht das gewünschte baumhöhlenreiche Altersstadium erreichen, sie gehen vorher ein.

Gerade für wärmeliebende Insektenarten bieten diese Neupflanzungen nur kurzzeitig verbesserte Lebensraumqualität.

Negativbeispiele führen zudem bei Angrenzern und Bevölkerung zu Unverständnis und Ablehnung. Der erwartete hohe ökologische Wert des Ausgleichs muss zusätzlich angezweifelt werden.

4.1.3. Obstnutzung Neben der Nutzung des Obstes durch Eigentümer und Verbände, gibt es im Projektgebiet aktuell zwei lokale Keltereien, welche Obst annehmen und den Obstlieferanten etwas verbilligte Saftprodukte verkaufen.

Mehrere von Vereinen und privat organisierte Obstpressen für Eigennutzung und gegen Bezahlung sind im Landkreis vorhanden.

In sieben Gemeinden (VG Weidenberg, Goldkronach, Creußen, ), läuft seit dem Jahr 2000 das Apfelsaft-Aufpreis-Modell der Initiative „Apfel-Grips“ des Landschaftspflegeverbandes Weidenberg und Umgebung. In diesem Teilbereich des Landkreises unterstützen die Gemeinden die Betreuung und Erhaltung von Streuobstwiesen durch Nutzung. Die Eigentümer der Streuobstwiesen erhalten einen höheren Preis für Obst aus ihren Vertragsflächen. Es ist für die privaten Eigentümer attraktiver, sich um ihren Obstbestand zu kümmern, wenn durch Apfelverkauf an diese Regionalvermarktung die aufwändige Pflege und Ernte honoriert wird. Die Initiative „Apfel-Grips“ ist aus personellen und finanziellen Gründen nicht ausbaufähig.

Da der überwiegende Anteil des Streuobstes keine Nutzung erfährt, sollen im Rahmen des BNN- Projektes für den gesamten Landkreis Vermarktungs- und Nutzungsideen entwickelt werden.

In neuerer Zeit ist ein gewachsenes Bewusstsein für Streuobstbestände festzustellen. Neben dem Landschaftsgenuss und der Heimatverbundenheit werden die hohe Artenvielfalt der Streuobstwiesen sowie ihr Wert als Wetter- und Wasserschutz geschätzt.

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Zunehmend werden regionale und qualitativ hochwertige Lebensmittel stärker nachgefragt. Die Konsumenten möchten neben Gesundheitsaspekten auch Herkunft, Natur- und Tierschutz, und regionale Verarbeitung erkennen können.

4.2. Artenausstattung

4.2.1. Fledermäuse Für einige Streuobstbestände liegen aus früheren Erfassungen Daten zum Fledermausvorkommen vor. So wurden im Bereich der Gemeinde Weidenberg (Fränkische Linie) im Rahmen eines Glücksspirale-Projektes 2009 auf sechs Untersuchungsflächen Baumhöhlen in Obstbeständen kartiert. Dabei konnten 10 Arten nachgewiesen werden. Ob die Brandtfledermaus vorkommt, kann nur durch Netzfänge in den Streuobstwiesen oder durch die Kontrolle von Spaltenquartieren und Nistkästen ermittelt werden. In der Regel dienten die Streuobstwiesen als Jagdhabitate, gelegentlich wurden Baumhöhlen und Rindenrisse als Tagesverstecke genutzt.

Tabelle 1: Fledermausarten im Untersuchungsgebiet Weidenberg (STRÄTZ 2009).

Art Art RLB RLD sg S O T A Hab

1. Abendsegler Nyctalus noctula 3 3 x 3 3 3 3 W G S

2. Braunes Langohr Plecotus auritus - V x W S K

3. Fransenfledermaus Myotis nattereri 3 3 x 3 3 3 3 W K

4. Große Bartfledermaus? Myotis brandtii? 2 2 x 2 2 1 G K G

5. Kleine Bartfledermaus Myotis mystacinus - 3 x K S

6. Mopsfledermaus Barbastella barbastellus 2 1 x 2 2 2 G W K

7. Nordfledermaus Eptesicus nilssonii 3 2 x 2 V 2 3 K S W

8. Rauhautfledermaus Pipistrellus nathusii 3 G x 3 3 3 3 W G

9. Wasserfledermaus Myotis daubentoni - - x G W

10. Zweifarbfledermaus Vespertilio murinus 2 G x 2 3 2 2 W K (Vespertilio discolor)

11. Zwergfledermaus Pipistrellus pipistrellus - - x S K

Verwendete Abkürzungen: RLB: Rote Liste Bayern, RLD: Rote Liste Deutschland, sg: streng geschützt nach BNatSchG Differenzierte Angabe des Gefährdungsgrades für die bayerischen Hauptnaturraum-Einheiten: S: Schichtstufenland, O: Ostbayerisches Grundgebirge (für den Landkreis Wunsiedel zutreffend), T: Tertiäres Hügelland, A: Alpen und Alpenvorland Hab(itat): Legende der Lebensraumbezeichnungen G = Gewässer ,W = Wald, LW =Laubwald, WR = Waldrand, S= Siedlungsbereich, K = Kulturlandschaft

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Abbildung 2: Gruppe von 12 Weibchen des Abendseglers Nyctalus noctula in einem Nistkasten (STRÄTZ 2009).

Eine weitere alte Streuobstwiese im Besitz des Obst- und Gartenbauvereins Gesees am Kirchberg in Gesees, südwestlich Bayreuth wurde 2017 im Auftrag der Regierung von Oberfranken auf holzbewohnende Pilzarten und Fledermäuse untersucht (OSTROW 2017, STRÄTZ 2017).

Tabelle 2: Schutzstatus, Gefährdung und Anzahl der aufgezeichneten Rufsequenzen der 2017 im Kirchgarten nachgewiesenen, streng geschützten Fledermausarten (STRÄTZ 2017).

Artname wissenschaftlich RL D RL BY Fundpunkte Abendsegler Nyctalus noctula V 3 4 Braunes Langohr Plecotus auritus V 3 Breitflügelfledermaus Eptesicus serotinus G 3 2 Fransenfledermaus Myotis nattereri 3 4 Gr./Kl. Bartfledermaus Myotis brandtii/mystacinus 5 Großes Mausohr Myotis myotis V 2 Kleinabendsegler Nyctalus leisleri D 2 3 Langohr Plecotus spec. 2 Mopsfledermaus Barbastella barbastellus 2 2 3 Nordfledermaus Eptesicus nilssonii G 3 3 Rauhautfledermaus Pipistrellus nathusii 3 16 Wasserfledermaus Myotis daubentonii 2 Zweifarbfledermaus Vespertilio murinus D 2 4 Zwergfledermaus Pipistrellus pipistrellus 65

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Die Fläche stellte sich mit 13 nachgewiesenen Fledermausarten als ungewöhnlich artenreich heraus. Bemerkenswert war das Auftreten der anspruchsvollen und nicht allgemein verbreiteten Arten Kleinabendsegler, Mops- und Zweifarbfledermaus. Sehr häufig wurde die Zwergfledermaus angetroffen. Auch die im Gebiet derzeit noch als Durchzügler eingestufte Rauhautfledermaus wurde regelmäßig erfasst. Alle anderen Arten wurden nur vereinzelt beobachtet.

Die alten Baumbestände mit großem Totholzanteil auf dem Gelände können zudem einen wichtigen Lebensraum und Versteckmöglichkeiten für verschiedenste Tierarten bieten. Specht- und Mulmhöhlen werden von Blau-, Kohlmeise und Kleiber als Brutplatz genutzt. Neue Bruthöhlen werden im Gebiet von Klein-, Bunt- und Grünspecht in den alten Obstbäumen angelegt. Sekundär werden dieser Höhlen von Fledermäusen genutzt. Im Kirchgarten weisen diese Strukturen eine wichtige Bedeutung für Fransen-, Mops-, Zwergfledermaus und Braunes Langohr auf.

Auch eine Reihe seltener holzbewohnender Pilze konnte bereits im Bestand nachgewiesen werden (OSTROW 2017).

Am Kirchberg in Gesees wurde auch die FFH-Anhangsart Haselmaus nachgewiesen. Zusätzlich konnte der Zoologe Ch. Strätz die Art mehrfach bei entsprechenden Strukturen in linearen, leicht verbuschten Streuobstbeständen finden (mdl. Mitteilung). Er vermutet, dass die Haselmaus gerade in diesen Streuobstbeständen und Obstreihen in der Feldflur einen Ersatzlebensraum gefunden hat, wo sie dem Fraßdruck durch Wildschweine speziell im Winter eher entgehen kann.

4.2.2. Vogelarten mit Bezug zu Streuobstwiesen Von Ornithologen werden im Gebiet regelmäßig Arten, die als typisch für Streuobstwiesen gelten und die im Brutvogelatlas verzeichnet sind, registriert (mdl. Mitteilung Robert Pfeifer).

Für die Fränkische Linie (Weidenberg / Bindlach / Goldkronach) sind dies folgende Arten:

 Bluthänfling (RL Bay 2, einzelne Männchen und größere Schwärme bis 150 Tiere)  Baumpieper (RL Bay 2) [u.a. 2017 Gansbühler et al, Masterarbeit im FFH Oschenberg]  Gartenrotschwanz (RL Bay 3)  Trauerschnäpper (RL Bay V)  Wespenbussard (RL Bay V) Auch Einzelexemplare des Wendehalses (RL Bay 1) wurden 2017 und 2018 sowie in den Vorjahren in Obstbeständen um den Oschenberg östlich Bayreuths beobachtet bzw. gehört. Eine gezielte Suche nach Bruthöhlen erfolgte nicht.

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Abbildung 3: Buntspecht. Abbildung 4: Wendehals. Foto: P. Lenk 2008 Foto: Tomas Čekanavičius 2008 (Wikimedia commons)

Auf der Streuobstwiese am Kirchberg in Gesees (südlich Bayreuth) gelangen 2017 Brutnachweise für Klein-, Bunt-, Grünspecht sowie Gartenrotschwanz, Grauschnäpper und Dorngrasmücke. Zusätzlich konnten überwinternde Tiere des für den Raum Bayreuth sehr seltenen Mittelspechtes beobachtet und Wachtelrufe gehört werden (STRÄTZ 2017). Dabei handelte es sich um Beibeobachtungen während der Fledermauserfassung 2017.

4.2.3. Wildbienen Wildbienen sind bisher in Streuobstflächen kaum erfasst worden, obwohl ca. 70 Arten die Obstblüte nutzen können (KORNPROBST 1994) und gerade bei kühlfeuchter Witterung sehr wichtige Bestäuber sind.

Im Rahmen eines GlücksSpirale-Projektes wurde auf sechs Streuobstwiesen im Gebiet des LPV Weidenberg & Umgebung im Mai 2013 während der Blüte von Kirsche, Zwetschge/Pflaume, Birne und Apfel die Wildbienenfauna untersucht (VÖLKL & ROMSTÖCK-VÖLKL 2013). Insgesamt wurden dabei sieben Hummelarten und sieben solitär lebende Wildbienenarten auf den Flächen nachgewiesen. Die Dichte an Hummeln und anderen Wildbienen war allerdings - vor allem aufgrund des schwachen Blütenansatzes und der sehr ungünstigen Witterung im Untersuchungsjahr - sehr gering.

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Tabelle 3: Artenspektrum der auf den sechs Untersuchungsflächen an Obstbäumen nachgewiesenen Wildbienenarten (VÖLKL & ROMSTÖCK-VÖLKL 2013). Nistweise: e = endogäisch (= Nest im Boden), h = hypergäisch (= Nest in Holz oder Hohlräume über dem Boden), k = Kuckucksart; Spezialisierung: p = polylektisch; RL-D = Rote Liste Deutschland (WESTRICH et al. 2011), RL BY = Rote Liste Bayern (MANDERY et al. 2003).

deutscher Name wiss. Name Nistweise Spez. RL-D RL-BY

Andrena fulva (Müller) e p

(Sandbienenarten) Andrena haemorrhoa (F.) e p

Andrena helvola (L.) e p

Andrena minutula (K.) e p

Gartenhummel Bombus hortorum L. e p

Baumhummel Bombus hypnorum L. h p

Steinhummel Bombus lapidarius L h p

Ackerhummel Bombus pascuorum Scop. e p

Wiesenhummel Bombus pratorum L. e p

Erdhummel Bombus terrestris L. e p

(Furchenbienenarten) Lasioglossum fulvicorne (K.) e p

Lasioglossum sp. e p

Rote Mauerbiene Osmia bicolor (Schrk.) h p

(Mauerbienenart) Osmia rufa (L.) h p

Schmarotzerhummel Psithyrus bohemicus Seidl k p

Abbildung 5: Andrena haemorrhoa an Birne. Abbildung 6: Gartenhummel Bombus hortorum an Pflaume. (Fotos: W. VÖLKL 2013).

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4.3. Grünland-Lebensraumtypen (LRT) unter Obstbeständen

In den Jahren 2011 bis 2014 erfolgten im Landkreis Bayreuth Grünlandkartierungen in ausgewählten Teilbereichen im Rahmen eines BNN-Projektes. Hierbei wurden teilweise auch Obstbäume auf den Grünlandtypen erfasst.

Bei der der Auswertung der Grünlandkartierung durch den LPV Weidenberg konnten 92 ha Grünlandbereiche mit Streuobst festgestellt werden. Davon gehörten ca. 50 ha und damit 60% zum FFH-Lebensraumtyp (LRT) 6510 „Magere Flachland-Mähwiese“, ca. 3 ha zum Lebensraumtyp 6520 „Berg-Mähwiese“.

Tabelle 4: Streuobstflächen aus Grünlandkartierungen im Landkreis Bayreuth. Auswertung: LPV Weidenberg und Umgebung e.V., Basis: FIN-View-Shapes aus Grünlandkartierung BNN Wiesenprojekt 2010-2014 LANDKREIS BAYREUTH

Grünland gesamt Streuobstflächen kartierter Streuobstflächen Gebiet kartierte Fläche gesamt FFH- LRT auf FFH-LRTen [ha] [ha] [ha] Gärtlesberg westl. 109,81 0,9 kein Hummelgau 311,25 18,67 6510 11,83 Pegnitz 910,81 21,98 6510 0,31 Pottenstein 1.151,91 12,1 6510 10,34 549,78 0,3 6510 0,3 Bischofsgrün 341,15 1,3 6520 0,8 Kronachsenke 1.440,62 15,88 6510 11,15 "-" 6520 2,26 Weidenberg 895,70 21,33 6510 18,7 Summe 5.711,03 92,46 55,69

Anteil Streuobst an Gesamtfläche 1,62% anteilig Streuobst auf LRT 60,2%

Gesamtfläche Lkr. Bayreuth 127366,88 ha

Ahorntal 1.173,82 keine Obstbäu kartiert nicht bewertbar

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Abbildung 7: Streuobstgürtel um Weidenberg (blau auf Normalgrünland, grün auf FFH- Lebensraumtyp (LRT) 6510 „Magere Flachland-Mähwiese“) Daten: Grünlandkartierung 2014 (LANDKREIS BAYREUTH)

Die Mehrzahl der Obstwiesen erscheint zum jetzigen Zeitpunkt als eutroph bis mesotroph, hat aber von der Artenzusammensetzung her das Potential sich zum LRT magere Flachlandmähwiesen zu entwickeln. Aufgrund des Mulchens mit Liegenlassen des Mulchgutes, Beschattung und Laubfall ist das Grünland oft nährstoffreich, blüten- und artenarm.

Bei den bisher erfolgten Kartierungen in Teilbereichen des Landkreises durch den LPV Weidenberg sowie das Landratsamt Bayreuth konnte positiv festgestellt werden, dass > 80% des Grünlandes der privaten Streuobstwiesen noch gepflegt werden. Leider besteht die häufigste Pflege aus Mulchen und Liegenlassen des Mulchgutes. Zusätzlich sind die Bäume häufig bereits lange nicht mehr oder auch fachlich problematisch geschnitten worden.

Das Grünland der linearen Obstbereiche kann – je nach Standort und Nutzung - von mageren Flachlandmähwiesen bis zu N-reichen Unkrautfluren reichen. Gerade die breiteren Obst-Raine 14 zwischen Äckern / Grünland / Flurweg könnten durch Mahd mit Entfernung des Mähgutes schnell blütenreicher werden.

Bei flächigen und linearen Streuobstbeständen kommen zusätzlich alle Sukzessionsstadien über Altgrasbrachen, nitrophile Säume, Junggehölze, flächige Verbuschung bis zur Entwicklung eines Vorwaldes vor.

4.4. Biotopverbundwirkung Wie Untersuchungen des Landesbund für Vogelschutz, Zukunftswerkstatt Lindenhof, zur Biotopvernetzung und Wirksamkeit der Agrotope entlang der Fränkischen Linie im östlichen Landkreis Bayreuth zeigten (ILSE et al. 2002) sind i.d.R. weniger als 10% der kartierten Agrotope nährstoffarm. Die Dichte dieser Agrotope wurde in acht der neun untersuchten Gebiete mit gut bis sehr gut angegeben, jedoch waren mehr als 60% stark eutrophiert. Dies ist bei Streuobstreihen, die in dieser Untersuchung nicht berücksichtigt wurden, ähnlich. Damit liegt ein erhebliches Defizit in Bezug auf die Verbundwirksamkeit für Blütenpflanzen und davon abhängiger Insekten vor.

4.5. Schutzgebiete Im Projektgebiet befinden sich mehrere Schutzgebiete, die als Inseln in der ansonsten i.d.R. intensiv land- und forstwirtschaftlich genutzten Kulturlandschaft liegen. Die Vielzahl der unter Schutz gestellten Güter unterstreicht die Bedeutung des Gebietes für Naturschutz und Arterhalt und die dringende Notwendigkeit, den darin vorkommenden Arten Wander- und Ausbreitungs- Biotope zur Verfügung zu stellen.

Tabelle 5: FFH-Gebiete im Lkr. Bayreuth mit Anteil an Streuobstwiesen bzw. mit räumlich nah angrenzenden Streuobstbereichen.

FFH-Gebiet Nr. Name 6035-371 Muschelkalkhänge nordöstlich Bayreuth 6035-372 Rotmain-, Mistelbach- und Ölschnitztal um Bayreuth 6134-371 6233-371 Wiesenttal mit Seitentälern 6335-371 Pegnitz zwischen Michelsfeld und Hersbruck

Große Teile des Landkreises Bayreuth liegen in den Naturparken Fränkische Schweiz - Veldensteiner Forst NP 009 und Fichtelgebirge NP 011.

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5. Problemstellung und Handlungsbedarf Der Streuobstbau ist gleichermaßen Kultur- wie Naturerbe und daher von gesellschaftlichem wie naturschutzfachlichem Interesse. Für die Privatpersonen bietet der Streuobstbau z. B. Erholungsräume, unbehandelte und regionale Lebensmittel sowie Möglichkeiten von Zusammenarbeit oder sozialer Zusammengehörigkeit. Im öffentlichen Interesse liegen v. a. die Funktionen der Streuobstbestände als Lebensraum für Tiere und Pflanzen und als nutzbares Archiv der Obstsortenvielfalt (STAPPEN 2016).

Teilweise ist das Wissen um fachgerechte Pflege und Ernte in den letzten Jahrzehnten verloren gegangen, teilweise werden Streuobstflächen aus Altersgründen, Zeitmangel oder nicht geklärter Zuständigkeiten schlecht oder gar nicht mehr gepflegt. Andererseits wächst die Zahl der Menschen, die Lust haben, sich in neuem bürgerschaftlichen Engagement gerade auch um Streuobstflächen zu kümmern und diese nachhaltig zu erhalten.

Die Vermittlung von Fachwissen und die Koordination zwischen Streuobstflächenbesitzern und freiwilligen oder beauftragten -betreuern sind zentrale Bausteine für den Streuobsterhalt und für dieses BNN-Projekt.

Streuobstwiesen, privat oder von Verbänden angelegt, haben oft eine zu dichte Baumpflanzung, wodurch es zum Kronenschluss der Bäume und damit Beschattung des Unterwuchses kommt. Auch bei der Flurneuordnung wurden viele Obstwiesen als Ausgleichsmaßnahme auf kleinem Raum angelegt, oft mit zusätzlichen Hecken und Sonderstrukturen.

Das Kleinklima solcher Obstwiesen ist dann schattig-feucht-kühl. Sowohl die Insekten wie die meisten Baumhöhlenbewohner benötigen aber Wärme und Blühbereiche.

Eine insektenfördernde Pflege der Vernetzungskorridore war bisher förderrechtlich nicht möglich und die Pflege von Streuobstwiesen wurde nur sehr restriktiv gefördert.

Obstbaumreihen sind aus landwirtschaftlicher Sicht eher Hindernis bei der Befahrung der Feldwege und bei der Bewirtschaftung der Flächen. Die Streuobstwiesen können mit modernen landwirtschaftlichen Maschinen i.d.R. nicht gepflegt werden, das Mähgut gilt als minderwertig.

Mangelnde Pflege kann zu Verbuschung bis über die Grundstücksgrenzen führen und die Gefahr der Einschleppung von Unkräutern bzw. Problemgräsern bewirken. Daher wird es oft bei Obstbaumreihen geduldet, wenn der Angrenzer über seine Grundstücksgrenze hinaus wirtschaftet.

Viele Streuobstflächen haben daher heute Pflegebedarf, wenn einerseits der Unterwuchs und Bäume einen Beitrag zur biologischen Viefalt leisten sollen und andererseits die Hochstämme überhaupt die Altersphase erreichen sollen.

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Abbildung 8: Verbuschte Streuobstfläche. Abbildung 9: Gepflegt, aber oft artenarm - Grünland unter Streuobst.

Abbildung 10: Obstreihe auf schmalem Grün- streifen zwischen Äckern.

Abbildung 11: Gemeindeverbindungsweg mit Alle Fotos: LPV Weidenberg. Obstbaum-Allee.

Gesellschaftliche Wahrnehmung und Wertschätzung Verschiedene Initiativen und Akteure haben sich der Thematik „Wieder-In-Wertsetzung von Streuobstbeständen“ angenommen. Sie gründeten im Jahr 2018 die offene Arbeitsgruppe „Streuobstallianz Bayreuth“.

Deren Ziel ist es u.a. durch kreative Öffentlichkeitsarbeit Streuobstbestände wieder verstärkt in das Blickfeld der Öffentlichkeit zu rücken und auch erlebbar zu machen. Hier soll v.a. das Interesse der Bevölkerung verstärkt werden. Durch gemeinsames Lernen und Tun soll ein neuer Wertekonsens der umweltbezogenen und sozialen Verantwortung für die Natur und speziell für die Streuobstflächen entwickelt werden.

Zur Streuobst-Allianz Bayreuth gehören die „Solidarische Landwirtschaft Kreisgruppe Bayreuth (Solawi“), der Landesbund für Vogelschutz (LBV), des BUND Naturschutz Bayreuth (BN), die beiden Landschaftspflegeverbände des Landkreises BT, die Abteilung Stadt- und Regionalentwicklung der Universität Bayreuth (Forschungsprojekt „RegioTransform“), die „RegionalwertAG Oberfranken“ (in Gründung) sowie Vertreter des Landratsamtes, des Stadtgartenamtes Bayreuth und des Amtes für ländliche Entwicklung Oberfranken.

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Abbildung 12: Noch im Dezember in Mengen zu finden – ungenutztes Fallobst, Winternahrung für Vögel.

Alle Fotos: LPV Weidenberg

Abbildung 13: Gemeinschaftliche Obst- ernte auf LBV- Fläche. .

6. Projektziele und Projektinhalte

1. Erfassung und Bewertung der Streuobstflächen und Obstbaumreihen (Hochstämme)

a) Erfassung Streuobstbestände im Landkreis Bayreuth in Schwerpunktgebieten, u.a. durch Auswertung vorhandener Daten lokaler Gebietskenner sowie durch Kartierungsaufruf an die Bevölkerung (Citizen Science) . b) Festlegung der Streuobstbestände für das Artenmonitoring, die Aufwertungsmaßnahmen und die Öffentlichkeitsarbeit mit Eigentümern und Aktiven. c) Planung von Biotopverbindungsachsen durch die landwirtschaftliche Flur.

2. Förderung der Biodiversität in der landwirtschaftlichen Flur, v. a. Förderung der Insekten durch:

a) ökologische Aufwertung bestehender Obstreihen, Streuobstwiesen und Eh-Da-Flächen durch Anlage von blütenreichem Grünland (Mähgutübertragung, Mähdrusch, autochthone Blühmischungen) auf ausgewählten Pilot-Flächen. b) Biotopvernetzung über Neuanlage von Trittstein- und Rückzugsbiotopen auf öffentlichen Flächen (Ehda-flächen, Ausgleichsflächen, Ökokonto) und privaten Flächen. c) Biotopvernetzung über Pachtflächen, die ökologisch aufgewertet werden. d) Gezielte Artenhilfsmaßnahmen wie Nisthilfen, Erdabbruchkanten, Totholz etc. für Tagfalter, Wildbienen, Fledermäuse, Vögel u.a.. und Förderung von Futterpflanzen e) Erweiterung der Trittstein- und Vernetzungs-Flächen durch Beratung angrenzender Landwirte zur gezielten Anlage von Blühstreifen (Puffer-Blühstreifen) bzw. zur Extensivierung (VNP, Greening, Kulap). f) Standortangepasste Pflege der jungen (10-20jährigen) Obstbäume mit dem Ziel, dass diese ein hohes Alter am Standort erreichen können.

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g) Sicherung von Altbäumen mit Baumhöhlen und Totholz, ggf. Entlastungsschnitt. h) Absterbende und tote Bäume als Kletterhilfe für Wildrosen, Efeu, Waldrebe, u.a. optisch attraktiv gestalten an Stellen, wo keine Verkehrsgefährdung zu erwarten ist. i) Aufwertung von artenarmen Grünland unter Streuobstbeständen durch veränderte Mahd, Teilflächenmahd, Schonung Raupenfutterpflanzen, Beweidung j) Naturschutzgerechte Pflege und Erziehung von Hochstämmen auf Obstwiesen und insbesondere in wegbegleitenden Obstreihen k) Auswahl geeigneter Obstbaumsorten bei Neupflanzungen bes. bei Obstreihen

3. Sicherung und Verbesserung der Pflege privater und öffentlicher Streuobstflächen

a) Beratung zum VNP-Abschluss, Infos über sonstige Fördermöglichkeiten b) Heranführung von interessierten Bürgern und Gemeinwohl-Interessierten an die fachliche Pflege durch Ausbildung und Betreuung in Zusammenarbeit mit Fachleuten. c) Aufbau und Betreuung von Aktivgruppen, die lokal mit Privateigentümern, Bauhöfen und Landwirten die Pflege von Obstreihen, Vernetzungsachsen und Streuobstbeständen insektenfreundlicher gestalten. d) Aufbau einer Streuobstplattform (Datenbank) zur Organisation der Pflege und Nutzung des Aufwuchses (Biogas u.a.) e) Einführung Teilflächenmahd unter Schonung wertvoller Strukturen f) Aufbau einer mobilen Pflegeherde g) Schulung und Information von Bauhöfen, Kommunalvertretern, Öffentlichkeit zur Erhaltung absterbender Bäume, zur Anlage von Blühbereichen, Aufwertung von Grünland

4. Schaffung einer breiten gesellschaftlichen Wertschätzung für Streuobstwiesen und Ausgleichsflächen durch kulturkreative Öffentlichkeitsarbeit

a) Entwicklung einer neuen „Bürger-Allmende“ und Förderung des bürgerschaftlichen Engagements. Aufbau einer Streuobstplattform (Datenbank) zur Organisation des Ernte- Managements der Obstbäume durch interessierte Bürger, Gruppen, Vereine. b) Vorarbeiten zum Aufbau einer Vermarktungsstruktur für Streuobst im Landkreis Bayreuth unter Einbeziehung weiterer lokaler Akteure wie KErn (Kompetenzzentrum für Ernährung Bayern in Kulmbach), Ökomodellregion Fränkische Schweiz, Dachmarke „Bayreuther Land“, u.a. um durch Nutzung die Streuobstwiesen-Pflege für Eigentümer und Initiativen nachhaltig und attraktiver zu machen. c) Öffentlichkeitsarbeit (Presse, Infomaterialien, Ausstellungen…), „Events rund ums Streuobst“ für Kindergärten, Schulklassen und Erwachsene d) Die anerkannte Umweltbildungseinrichtung „Lindenhof“ des LBV beispielsweise besitzt bereits viel Streuobst und weitere Vorzeigebeispiele insektenfördernder Flächenbewirtschaftung. e) Kulturkreative Öffentlichkeitsarbeit durch zielgruppenorientierte Streuobst-Aktionen (z.B. Schul-Obst-Tage, Wanderausstellung, Tag der Streuobstwiese, Kinder- und Erwachsenenschulung, Eventorganisation in und um Streuobstwiesen u. a.)

5. Monitoring Fauna und Flora auf Versuchsflächen Da Insektenpopulationen innerhalb der Projektlaufzeit von 3 Jahren noch keine belastbaren Ergebnisse zeigen, sollen neben der klassischen Vegetationsaufnahme v.a. der Anteil der Insekten-bestäubten Kräuter und der Futterpflanzen für Schmetterlingsraupen beurteilt werden. Eine faunistische Erfolgskontrolle soll nach ca. 5 Jahren über GlücksSpirale oder Verlängerung des BNN-Projektes erfolgen.

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a) Faunistische Grunderhebung ausgewählter Artengruppen (Wildbienen, Tagschmetterlinge, Vögel, Fledermäuse) in 4 Schwerpunktgebieten 2019 / 2020. aa) vor den Aufwertungsmaßnahmen für Insekten in linearen Vernetzungsbiotopen ab) in zwei flächigen (<5ha) Streuobstgürteln

b) Vegetationsaufnahme zur Erfolgskontrolle der Aufwertungsmaßnahmen Die Streuobstbestände in den Schwerpunktgebieten sowie die Aufwertungsbereiche sollen zu Beginn und nach den Aufwertungsmaßnahmen im 3. Jahr vegetationskundlich untersucht werden.

6. Ergebnistransfer Auf Basis erster Ergebnisse wird ein Leitfaden zur Insekten-fördernden Anlage, Gestaltung und Pflege von Streuobstflächen erstellt, geplant als pdf zum Herunterladen. Bauhöfe, Ausgleichspflichtige, Private, Behörden und interessierte Dienstleister werden anhand der Pilotflächen geschult zur Insekten-schonenden maschinellen Grünland-Pflege sowie naturschutzfachlichen Obstbaumpflege. Hinweise zur Neuanlage von Streuobstwiesen mit Berücksichtigung dauerhafter extensiver Nutzung durch die Landwirtschaft und gezielter Fördermaßnahmen für Insekten sind ein weiterer Teil des Leitfadens zur Umsetzung z.B. bei Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen.

7. Umsetzung

7.1. Projektträger und Arbeitsteilung Das BayernNetzNatur-Projekt wird in Trägergemeinschaft, gebildet aus den drei Partnern Landschaftspflegeverband Weidenberg und Umgebung, Landschaftspflegeverband Fränkische Schweiz und Landesbund für Vogelschutz, Bezirksgeschäftsstelle Oberfranken, durchgeführt.

Das Personal und die Eigenanteile werden unter diesen drei Akteuren aufgeteilt:

Der LPV Weidenberg und Umgebung übernimmt das Projektmanagement, somit die Abwicklung des Projektes rechtlich und finanziell, organisiert die Besprechungen der Lenkungsgruppe, das Monitoring der Artengruppen und ist für die Berichte, den Austausch mit den Naturschutzbehörden und dem Bayerischen Naturschutzfond zuständig.

Er übernimmt das Informationsmanagement für die Akteure im Projektgebiet (Gemeinden, Naturschutzbehörden, Eigentümer, Landwirte, Verbände, Schäfer, Amt für ländliche Entwicklung, …), mögliche Pachtverhandlungen, Entwicklung gezielter Artenschutzmaßnahmen u.a.. Er hat die Federführung bei Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Entwicklung von Infoschildern sowie Schulung der Akteure,

Der LPV Fränkische Schweiz übernimmt die Kartierung der Obstwiesen und beteiligt sich am Aufbau der Streuobstplattform und der Entwicklung der Aufwertungsmaßnahmen.

Beide Landschaftspflegeverbände übernehmen in ihren Mitgliedsgemeinden die Erfassung und Bewertung der Streuobstbestände. Sie sprechen interessierte Landwirte, Kommunen, Verbände, Akteure und Privateigentümer an und leiten die Umsetzung der ökologischen Aufwertungsmaßnahmen. Sie beraten die Flächeneigner und -nutzer hinsichtlich einer nachhaltigen Nutzung und möglicher Fördermöglichkeiten. Ziel sind Abschlüsse im

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Vertragsnaturschutzprogramm vorzubereiten und brach gefallene bzw. gefährdete Streuobstwiesen wieder in eine naturschutzfachlich Pflege zu überführen. In geringem Maße können auch exemplarische Neupflanzungen mit Insektenfördernden Maßnahmen als Schulungsflächen erfolgen.

Für die Erstpflege verbuschter bzw. brach gefallener wertvoller Streuobstbestände sollen Maßnahmen über die LNPR beantragt und durchgeführt werden.

Der Landesbund für Vogelschutz mit seiner großen Erfahrung im Umgang, der Anwerbung und der Integration von engagierten Ehrenamtlichen soll besonders die städtische Bevölkerung einbinden. Aufgrund der räumlichen und personellen Ausstattung für Schulungen in seinem anerkannten Umweltbildungszentrum vor Ort in Bayreuth, dem Lindenhof, können Fortbildungen dort sehr gut durchgeführt werden.

Zusätzlich sollen dort und im Landkreis „Streuobst-Events“ veranstaltet werden, um die umweltsensible städtische Bevölkerung neben positiven Natur-Erlebnissen zur Beteiligung an Pflege- und Erntemaßnahmen zu verlocken. Über den Aufbau und die Betreuung einer Ehrenamts- Börse können dann Interessierte ohne Vereinsbindung aktiv für den Streuobstwiesenschutz aktiv werden.

Die seitens des LBV halbtags angestellte Ehrenamtsmanagerin soll ihren Arbeitsvertrag aufstocken und mit den LPVen und dem Lindenhof zusammen diese Streuobst-Events entwickeln und durchführen.

Projektmanagement:

Landschaftspflegeverband Weidenberg und Umgebung e.V. Rathausplatz 1, 95466 Weidenberg Tel. 09278-97731 Email: [email protected] IBAN: DE 70 7806 0008754632 BIC: GENODEF1HO1

In Kooperation mit Landschaftspflegeverband Fränkische Schweiz Hauptstr. 37, 91257 Pegnitz Tel. 09241-72364 Email: [email protected] und Landesbund für Vogelschutz, Bezirksgeschäftsstelle Bayreuth Karolinenreuther Str. 58, 95448 Bayreuth Tel. 0921-759420 Email: [email protected]

Weitere Projekt-Beteiligte: Landkreis Bayreuth Markgrafenallee 5, 95448 Bayreuth Tel. 0921-7280 Email: [email protected]

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Zusammenarbeit mit weiteren Fachbehörden, Institutionen und Vereinen: Naturschutzbehörden UNB + HNB Bayreuth Kreisfachberater für Gartenbau und Landschaftspflege Umweltbildungszentrum „Lindenhof“ des LBV Bayern Landesbund für Vogelschutz Kreisgruppe Bayreuth (LBV BT) BN Kreisgruppe Bayreuth + Ortsgruppen Solidarische Landwirtschaft, Kreisgruppe Bayreuth (Solawi) Obst- und Gartenbauverband, Kreisgruppe Bayreuth + Ortsgruppen Imkerverein Kreisgruppe Bayreuth und Ortsgruppen Universität Bayreuth, Abt. Regionalentwicklung Prof. Miosga „Transformations-Modell“ Forum 1.5 Universität Bayreuth, Abt. Global Change Ecology, Prof. Beierkuhnlein (ggf. Bachelor- und Masterarbeiten) Regionalwert AG Amt für Ländliche Entwicklung Oberfranken, Bamberg AELF Bayreuth + AELF Coburg, Agrarstruktur Staffelstein Bayer. Bauernverband, Kreisgruppe Bayreuth

7.2. Personalaufteilung Für die Umsetzung des BayernNetzNatur-Projektes wird eine ganze Arbeitsstelle mit TVL 11,2 beantragt.

Diese wird unter den drei Trägern folgendermaßen aufgeteilt:

¼ Stelle: Landesbund für Vogelschutz (Aufstockung der Ehrenamtsbeauftragten) ¼ Stelle: LPV Fränkische Schweiz (Aufstockung einer Arbeitskraft) ½ Selle: LPV Weidenberg und Umgebung e.V. (Einstellung Halbtagskraft)

Zusätzlich soll über einen Minijob der Aufbau der Ehrenamts- und Streuobstplattform und die Entwicklung / Durchführung der Streuobst-Events unterstützt werden.

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8. Kostenaufstellung

Tabelle 6: Kostenschätzung Gesamtprojekt.

BNN-Kostenkalkulation Eingruppierunganteilig Laufzeit pro Jahr 3 Jahre Projektmanager ganztags, TVL 11,3 TVL 11 70.000,00 davon 1/2 Stelle bei LPV Weidenberg und Umgebung 1/4 Stelle bei BGS BT Landesbund für Vogelschutz 1/4 Stelle bei LPV Fränkische Schweiz Mitarbeit + Betreuung durch LBV und LPVe ca. 5h wöchentlich TVÖD+ LBV 8.000,00 Kosten ein Jahr 78.000,00 Betreuungskosten 3 Jahre 234.000,00

Fahrtkosten, Büropauschale 3000 € pro jahr 3.000,00 9.000,00 Externe: Aufbau Datenbank Flächen (Büro) 2.500,00 Aufbau Plattform Bürgerengagement (Büro) 5.000,00 Werkvertrag / Minijob Betreuung Datenbanken und Allmendenutzung 6.000,00 18.000,00 Materialien für Öffentlichkeitsarbeit 7.000,00 Aufwertungsmaßnahmen für Insekten (u.a. Landwirte) 25.000,00 Monitoring Arten 15.000,00 Kosten Streuobst-Events mit Lindenhof (150€*15Aktionen) 750,00 2.250,00

Kleingeräte für Pflege 5.000,00 Nutzungsentschädigung / Flächenanpacht 2 ha a 500 für 3 Jahre 2.400,00

Gesamtkosten 3Jahre 325.150,00

Es wird eine Förderhöhe von 85% beantragt.

Die Abdeckung der Restkosten erfolgt folgendermaßen bei 85% Förderung: 10% durch die Projektträgergemeinschaft 5% durch den Landkreis Bayreuth

9. Projektdauer Geplante Projektlaufzeit 3 Jahre: Juni 2019 - Mai 2022.

Es ist geplant eine Verlängerung des Projektes zu beantragen, sofern die Finanzierung der Eigenanteile durch die Projektbeteiligten auch über das Jahr 2022 hinaus gesichert werden kann.

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10. Planungsgrundlagen Als Planungsgrundlage dienen die folgenden Fachveröffentlichungen, die eine gute Informationsgrundlage für die Projektarbeit liefern. Fehlende Daten können durch gezielte Kartierungen ergänzt werden.

o Arten- und Biotopschutzprogramm Bayern, Landkreis Bayreuth, aktualisierte Fassung, Stand Juli 2002 o Kartierungen im Rahmen der Glücksspirale-Projekte „Zustandsermittlung der Streuobstwiesen und Erstellung eines Rahmenkonzeptes für ein BayernNetzNatur-Projekt zum Erhalt der Streuobstflächen im nordöstlichen Landkreis Bayreuth“ (2018), „Erfassung und Bewertung von Wildbienen in Streuobstwiesen im Gebiet des Landschaftspflegeverbands Weidenberg & Umgebung“ (2013), „Untersuchung von Obstbaumhöhlen in Abhängigkeit von Obstarten bzw. -sorten und Baumschnitttechnik / Pflegezustand in ausgewählten Streuobstwiesen entlang der Fränkischen Linie im östlichen Landkreis Bayreuth durch den LPV Weidenberg und Umgebung“ (2009) „und „Streuobst heute und gestern im südlichen Landkreis Bayreuth“ (2004) „Biotopverbundwirkung von Kulturlandschaftselementen im Obermainischen Bruchschollenland.“ (2002) o Landschaftspflegekonzept Bayern, Lebensraumtyp Streuobstwiesen Band II.9 o Artenschutz- und Biotopkartierungen u.a. im Auftrag der Regierung von Oberfranken( u.a. 2017 Fledermäuse und Holzpilze am Geseeser Kirchberg) o Gemeindliche Landschaftspläne o Ökoflächenkataster o Landesentwicklungskonzept Region Oberfranken West (2005) und Oberfranken Ost (2003) o Natura 2000 Bayern, Gebietsbezogene Konkretisierung der Erhaltungsziele

12. Literatur

BAYERISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND GESUNDHEIT 2010: Bayern Arche. Bayerischer Artenschutzbericht.

BAYERISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT, GESUNDHEIT UND VERBRAUCHERSCHUTZ 2002: Arten- und Biotopschutzprogramm Bayern ABSP, Landkreis Bayreuth, aktualisierte Fassung, Stand Juli 2002.

BÜRCKMANN H. 2018: Wirtschaftliche Bewertung Apfelsaft-Aufpreis-Projekt „Apfel-Grips“.- unveröff. Bericht im Auftrag des LPV Weidenberg und Umgebung e.V.

DAUM P.2018: Streuobstwiesen – Baustein einer zukunftssicheren Lebensmittelproduktion. – unveröff. Masterarbeit an der Universität Bayreuth, Studiengang Humangeographie – Stadt und Regionalforschung.

FINCK, P., HEINZE, S., RATHS, U., RIECKEN, U. & SSYMANK, A. (2017): Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands - dritte fortgeschriebene Fassung 2017 - Naturschutz und Biologische Vielfalt 156, 637 S.

Gansbühler St.et al (2018): Ornithologischer Anzeiger 57, S.29-44 (ex Masterarbeit, unveröffentlicht ÖBG Uni Bayreuth)

HALLMANN C.A., SORG M., JONGEJANS E., SIEPEL H., HOFLAND N., SCHWAN H. et al. 2017: More than 75 percent decline over 27 years in total flying insect biomass in protected areas. – PLOS ONE 12(10).

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ILSE K., HAND R., SCHMIDT D, SCHMIDT C. & RAAB B. 2002: Biotopverbundwirkung von Kulturlandschaftselementen im Obermainischen Bruchschollenland. – Bericht der Zukunftswerkstatt Lindenhof des Landesbund für Arten- und Biotopschutz.

KOPP L. 2019: Streuobstwiesen als Ersatz- und Ausgleichsflächen: Eine Untersuchung von Bestandsqualität und Managementstrukturen im Raum Oberfranken. – unveröff. Masterarbeit an der Universität Bayreuth, Lehrstuhl für Stadt- und Regionalentwicklung.

LANDKREIS BAYREUTH 2010-2015: „Erhaltung artenreicher Wiesen im Landkreis Bayreuth. Bayern-Netz-Natur-Projekt.

LPV WEIDENBERG 2018: Zustandsermittlung der Streuobstwiesen und Erstellung eines Rahmenkonzeptes für ein BayernNetzNatur-Projekt zum Erhalt der Streuobstflächen im nordöstlichen Landkreis Bayreuth. – unveröff. Abschlussbericht zum Glückspirale-Projekt.

LPV WEIDENBERG 2009: Untersuchung von Obstbaumhöhlen in Abhängigkeit von Obstarten bzw. -sorten und Baumschnitttechnik / Pflegezustand in ausgewählten Streuobstwiesen entlang der Fränkischen Linie im östlichen Landkreis Bayreuth durch den LPV Weidenberg und Umgebung in 2009. – unveröff. Abschlussbericht zum Glücksspirale-Projekt.

KORNPROBST M. 1994: Landschaftspflegekonzept Bayern Band II.5 Lebensraumtyp Streuobst. – Bayer. SMfLU & ANL (Hrsg.).

MERKEL B. & ILLE P. 2004: Streuobst heute und gestern im südlichen Landkreis Bayreuth. – unveröff. Bericht ABSP-Projekt, gefördert aus Mitteln der Glücksspirale.

OSTROW H. 2017: Holzbewohnende Pilze des Streuobstbestandes bei Gesees. – unveröff. Bericht im Auftrag der Regierung von Oberfranken.

PRÖBSTL-HAIDER & SCHRANK J. 2013: Citizen Science im Schutzgebietsmanagement. – NuL 45(6): 165-170.

REBHAHN H. 2017: Die Streuobstwiese – Lebensraum für ungezählte Arten. – Echt Oberfranken 40: 84-87.

SCHMIDL J. 2016: Xylobionte Käfer der Streuobstbestände am Hetzleser Berg. Können Obstbäume Ersatzlebensraum für Kopfeichen-Besiedler sein? – unveröff. Bericht im Auftrag des Landschaftspflegeverbandes Forchheim e.V.

STAPPEN S.B. 2016: Streuobst als Objekt der Kulturlandschaftspflege. - Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn.

STRÄTZ C. 2017: Bestandsaufnahme der Fledermausfauna im Kirchgarten Gesees. – unveröff. Bericht im Auftrag der Regierung von Oberfranken.

STRÄTZ C. 2009: Fledermäuse in Streuobstwiesen des LPV Weidenberg und Umgebung, Landkreis Bayreuth. – unveröff. Bericht im Auftrag des Landschaftspflegeverbandes Weidenberg und Umgebung e.V.

SUBAL W. 2018: Biodiversitätsprojekt Obstsortenvielfalt in Oberfranken. – Bericht im Auftrag der Regierung von Oberfranken.

VÖLKL W. & ROMSTÖCK-VÖLKL M. 2013: Erfassung und Bewertung von Wildbienen in Streuobstwiesen im Gebiet des Landschaftspflegeverbands Weidenberg & Umgebung. – unveröff. Bericht im Auftrag des LPV Weidenberg und Umgebung e.V.

VORBECK A. 2017: Streuobstaktionsplan Landkreis Aschaffenburg. – Zwischenbericht 2017.

WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT DER BUNDESREGIERUNG GLOBALE UMWELTVERÄNDERUNGEN (WBGU) 2011: Welt im Wandel: Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation. – Hauptgutachten, Berlin.

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Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Nachgewiesene Fledermausarten im Untersuchungsgebiet Weidenberg (STRÄTZ 2009). Tabelle 2: Schutzstatus, Gefährdung und Anzahl der aufgezeichneten Rufsequenzen der 2017 im Kirchgarten nachgewiesenen, streng geschützten Fledermausarten (STRÄTZ 2017). Tabelle 3: Artenspektrum der auf den sechs Untersuchungsflächen an Obstbäumen nachgewiesenen Wildbienenarten (VÖLKL & ROMSTÖCK-VÖLKL 2013). Tabelle 4: Streuobstflächen aus Grünlandkartierungen 2011 bis 2014 im Landkreis Bayreuth. Tabelle 5: FFH-Gebiete im Lkr. Bayreuth mit Anteil an Streuobstwiesen bzw. mit räumlich nah angrenzenden Streuobstbereichen. Tabelle 6: Kostenschätzung Gesamtprojekt.

Abbildungsverzeichnis

Titelfoto: Gemeinschaftliche Unterwuchspflege in einer Streuobstwiese. (Foto: H. Böhner 2018). Abbildung 1: Karte des Projektgebietes mit vorhandenen Streuobstflächen (schwarze Punkte) und potenziellen Schwerpunktgebieten (rote Kreise). Abbildung 2: Gruppe von 12 Weibchen des Abendseglers Nyctalus noctula in einem Nistkasten (Foto: C. Strätz 2009). Abbildung 3: Buntspecht (Foto: P. Lenk 2008). Abbildung 4: Wendehals (Foto: Tomas Čekanavičius 2008, Wikimedia commons). Abbildung 5: Andrena haemorrhoa an Birne. (Foto: W: Völkl 2013). Abbildung 6: Gartenhummel Bombus hortorum an Pflaume. (Foto: W: Völkl 2013). Abbildung 7: Streuobstgürtel um Weidenberg (blau auf Normalgrünland, grün auf FFH- Lebensraumtyp (LRT) 6510 „Magere Flachland-Mähwiese“) Daten: Grünlandkartierung 2014 (LANDKREIS BAYREUTH)

Abbildung 8: Verwilderte Streuobstfläche. (Foto: LPV Weidenberg 2018). Abbildung 9: Gepflegt, aber oft artenarm - Grünland unter Streuobst. (Foto: LPV Weidenberg 2018.) Abbildung 10: Obstreihe auf schmalem Grünstreifen zwischen Äckern. (Foto: LPV Weidenberg 2018). Abbildung 11: Gemeindeverbindungsweg mit beidseitiger Obstbaumreihe. (Foto: LPV Weidenberg 2018). Abbildung 12: Noch im Dezember in Mengen zu finden – ungenutztes Fallobst. Winternahrung für Vögel (Foto: LPV Weidenberg 2018.)

Abbildung 13: Gemeinschaftliche Obsternte auf LBV- Fläche (Foto: LPV Weidenberg 2018).

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