Diplomarbeit
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DIPLOMARBEIT Titel der Diplomarbeit „Filmpräferenzen in Wien 1931/32“ Verfasserin Sarah Maria Gentner angestrebter akademischer Grad Magistra der Philosophie (Mag.phil.) Wien, 2014 Studienkennzahl lt. Studienblatt: A 317 Studienrichtung lt. Studienblatt: Theater-, Film- und Medienwissenschaft Betreuer: Mag. Dr. Joseph Garncarz Für meine Eltern Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 7 2 Erstellung der Erfolgsrangliste 12 2.1 Filmerfolg messen 12 2.2 Berechnungsmethode 16 2.3 Untersuchungszeitraum 20 2.4 Quellen 21 2.5 Auswertung 26 3 Hypothese 1 33 3.1 „Das Standardmodell“ 33 3.2 Situation in Österreich 37 3.3 Theorie nach Wildman und Siwek 39 3.4 Hypothese 1 – Erfolg US-amerikanischer Filme 41 4 Hypothese 2 44 4.1 Kritik am „Standardmodell“ 44 4.2 Alternatives Modell 46 4.3 Präferenzen in Österreich 48 4.4 Hypothese 2 – Erfolg heimischer Filme 51 5 Ergebnis der Erfolgsrangliste 53 5.1 Produktionsländer 53 5.1.1 Hypothesenabgleich 58 5.1.2 Mögliche Einwände 60 5.2 Filme – Top 20 71 5.2.1 „Gefühlte Nationalität“ 74 5.2.2 Erfolgsmuster 77 5.2.3 Internationaler Vergleich 83 6 Weitere Fragestellungen: Schichtenspezifische Präferenzen 90 7 Resümee 99 8 Anhang 103 8.1 Kinoliste 103 8.2 Filmerfolgsrangliste Wien 1931/32 (Top 100) 108 8.3 Inhalte der Top-20-Filme nach „Paimann's Filmlisten“ 113 9 Bibliographie 121 Abstracts 125 Danksagung 126 Curriculum Vitae 127 1 Einleitung „After France came the United States, and by the 1920s US films dominated all cinemas in the Western world for ever after. That is the short version of Hollywood's success. The longer version is a bit more complicated […].“1 Clara Pafort-Overduin Wirft man einen Blick auf die österreichischen Filmerfolgsranglisten der letzten Jahre – oder besser gesagt: Jahrzehnte –, bietet sich einem fast immer dasselbe Bild: Die Listen werden dominiert von US-amerikanischen Filmen. Auf den Top-10-Listen von 2004 bis 2013, die nach Zuschauerzahlen geordnet sind, finden sich lediglich 22 Filme aus nicht (rein-)amerikanischer Produktion:2 Ein großer Teil davon stammt aus Deutschland. In den letzten zehn Jahren schaffte es meist zumindest ein deutscher Film in die Top 10. 2004 war sogar der erfolgreichste Film – (T)RAUMSCHIFF SURPRISE PERIODE 13 – aus Deutschland. Das war zugleich das letzte Mal, dass nicht ein US-amerikanischer Film auf Platz 1 stand. Ein paar Produktionen stammen auch aus Großbritannien, meistens handelt es sich dabei aber um britisch- amerikanische Koproduktionen der Harry-Potter- oder James-Bond-Reihen. Nur selten sind Filme aus anderen Ländern zu finden, so zum Beispiel 2005 eine schwedische (WIE IM HIMMEL4; Platz 9) oder eine französische Produktion (ZIEMLICH BESTE FREUNDE5; Platz 3). In zehn Jahren schaffte es nur ein einziger österreichischer Film in die Top 10 und zwar 2008 ECHTE WIENER – DIE SACKBAUER-SAGA6 (Platz 7). 1 Clara Pafort-Overduin, „Distribution and Exhibition in The Netherlands, 1934-1936“, Explorations in New Cinema History. Approaches and Case Studies, Hg. Richard Maltby [u.a], Chichester [u.a.]: Wiley-Blackwell 2011, S.125-139, hier S.125. 2 Vgl. Filmwirtschaftsbericht des Österreichischen Filminstituts, http://filmwirtschaftsbericht.filminstitut.at/12/kino/kinobesuche-und-filmverleih/, Abrufdatum: 09.03.2014. 3 (T)raumschiff Surprise. Periode 1, Regie: Michael Herbig, Deutschland 2004. 4 Så som i himmelen, Regie: Kay Pollak, Schweden 2004. 5 Intouchables, Regie: Olivier Nakache/Eric Toledano, Frankreich 2011. 6 Echte Wiener. Die Sackbauer-Saga, Regie: Kurt Ockermüller, Österreich 2008. - 7 - Filme in den österreichischen Jahres-Top 10 nach Produktionsländern (2004-2013) 90 80 70 60 50 l h a z n 40 A 30 20 10 0 USA Großbritannien Deutschland Österreich Frankreich Schweden Das gegenwärtige österreichische Kinopublikum scheint also mit großer Mehrheit US-Produktionen zu bevorzugen. Und auch wenn man über die österreichischen Grenzen hinweg andere nationale Erfolgsranglisten ansieht, trifft man auf ein vergleichbares Bild: In Deutschland und der Schweiz findet sich eine ähnliche Verteilung, ebenso in Frankreich, Italien und anderen Ländern Europas, ja sogar in Russland. Diese große Dominanz verleitet zu allgemeinen Aussagen über die weltweite Vormachtstellung des US-amerikanischen Films: „From our modern vantage point, it may seem hard to believe that the film industry of the United States has not always dominated world markets. For decades other national cinemas have struggled to gain or maintain a toehold in their own markets. We are inured to the notion that the commercial American film rules over most of the world's screens.“7 7 Kristin Thompson, Exporting entertainment. America in the world film market 1907-1934, London: British Film Institute 1985, S.1. - 8 - Wenn diese Feststellung auch für viele Länder gelten mag, gibt es doch auch einige Gegenbeispiele, also Länder, in denen US-Filme nicht die postulierte weltweite und unangreifbare Dominanz auf dem Filmmarkt haben. So findet sich auf den südkoreanischen Top 10 des Jahres 2013 mit IRON MAN 38 (Platz 3) eine einzige US-Produktion neben sonst nur heimischen Filmen. Ähnliches gilt auch für andere asiatische Märkte wie China, Japan oder Indien. Aber auch in Europa sind nicht alle Märkte so eindeutig entschieden wie Österreich: In der Türkei waren 2013 fast nur heimische Filme besonders erfolgreich, lediglich THE HOBBIT: THE DESOLATION OF SMAUG9 (Platz 8) konnte sich behaupten. Und auch in Finnland oder Polen führen zwar knapp US-amerikanische Filme, stehen aber jeweils einer starken und populären nationalen Produktion gegenüber.10 In der synchronen Betrachtungsweise gegenwärtiger Filmpräferenzen lässt sich also festmachen, dass der US-Film zwar auf einem Großteil der weltweiten Filmmärkte dominant ist, es aber einige kleinere Märkte gibt – meistens Länder mit einer sehr starken eigenen Filmwirtschaft –, auf denen er bei weitem nicht die Dominanz hat, von der gerne ausgegangen wird. In einem nächsten Schritt wäre dieselbe Frage nach der Vormachtstellung Hollywoods auf diachroner Ebene zu stellen. Ist diese Verteilung erst ein Phänomen der jüngeren Filmgeschichte oder war der US-Film zu allen Zeiten so populär? Ist Hollywood tatsächlich seit den Zwanzigern des 20. Jahrhunderts führend auf dem Weltfilmmarkt, wie oftmals angenommen wird? Oder setzte dieser Prozess erst später ein? Die historische Entwicklung der Filmpräferenzen für Länder der ganzen Welt zu untersuchen, wäre für diese Diplomarbeit wohl ein zu großes Unterfangen, weswegen sich eine Fokussierung auf den heimischen Filmmarkt Österreich empfiehlt. Für diese Arbeit wurde schließlich die Stadt Wien für die Untersuchung des Filmerfolgs und der Filmpräferenzen herangezogen sowie die Jahre 1931 und 1932. Da meist angenommen wird, der US-amerikanische Filme hätte seine Dominanz in Europa im Laufe der Zwanziger erlangt, wurde ein Untersuchungszeitraum aus den dreißiger Jahren gewählt, warum gerade die 8 Iron Man 3, Regie: Shane Black, USA 2013. 9 The Hobbit. The Desolation of Smaug, Regie: Peter Jackson, USA/Neuseeland 2013. 10 Vgl. für alle länderspezifischen Daten: Box Office Mojo, http://www.boxofficemojo.com/, Abrufdatum: 09.03.2014. - 9 - angegebenen Jahre wird weiter unten noch genauer erläutert.11 Für diesen Zeitraum liegen nach Wissen der Verfasserin leider keine nach Filmen sortierte Angaben über Besucherzahlen oder Einspielergebnisse vor. Es gibt zwar einige verstreute Einzelangaben, die sich in Archiven finden lassen: So spielte der Film BERGE IN FLAMMEN12 zum Beispiel im Scala-Kino 301.200 Schilling ein.13 Oder man findet Angaben zu Gesamtmonatsumsätzen14, die aber nicht nach Filmen sortiert sind. Eine zuverlässige Erfolgsrangliste für einzelne Kinos oder gar für ganz Wien lässt sich daraus nicht erstellen. Auch zeitgenössische Umfragen fehlen. Für die Jahre 1935 bis 1937 führte die Branchenzeitschrift „Mein Film“ eine Befragung unter ihren Leserinnen und Lesern durch und veröffentlichte Listen der jeweils zehn beliebtesten Filme.15 Auch für die Saison 1931/32 gab es eine solche Umfrage, allerdings wurde das Ergebnis nicht – oder zumindest nicht vollständig – abgedruckt.16 So muss zur Messung des Filmerfolgs dieser Jahre eine andere Untersuchungsmethode herangezogen werden. Um eine Filmerfolgsrangliste für Wien 1931/32 zu erstellen, wurden zeitgenössische Kinoprogramme aus Zeitungsinseraten ausgewertet und zwar nach einer von John Sedgwick entwickelten Methode.17 Auf ähnliche Weise wurde von der Verfasserin im Rahmen eines Seminars bereits eine Liste zu Wien 1933 erstellt18, wenn auch in deutlich kleinerem Maße als bei der vorliegenden: Während für die Liste 1933 hauptsächlich Innenstadtbezirke erfasst wurden, konnte für die Liste dieser Arbeit ein Großteil der Wiener Kinos aus allen Bezirken ausgewertet werden. Das macht sie zu einem aussagekräftigen und wichtigen Instrument zur Ermittlung der Filmpräferenzen des Wiener Publikums der frühen dreißiger Jahre. 11 Siehe Unterkapitel „Untersuchungszeitaum“ auf Seite 20. 12 Berge in Flammen, Regie: Karl Hartl/Luis Trenker, Deutschland 1931. 13 Vgl. o.A., Einnahmen von „Berge in Flammen“ im Scala-Kino, Archiv des Vereins für Geschichte der Arbeiterbewegung, Arbeiterbank, Karton 12, Mappe 113. 14 Vgl. o.A., Monatliche Eintrittsgelder in den Kiba-Kinos, Archiv des Vereins für Geschichte der Arbeiterbewegung, Arbeiterbank, Karton 12, Mappe 113. 15 Vgl. o.A., „Die zehn erfolgreichsten Filme des Jahres. Das Ergebnis der Publikumsabstimmung“, Mein Film 510, 1935, S.9; Mein Film 562, 1936, S.2; Mein Film 615, 1937, S.9. 16 Vgl. o.A., „Welche Tonfilme will das Publikum hören?“, Mein Film