Ein historischer Streifzug durch Arnoldstein und Gailitz

Von Heidi Rogy

Ziel: Arnoldstein und Gailitz, Marktgemeinde Arnoldstein, Pol. Bez. Villach Land Anreise: Von fährt man auf der A2 bis zur Ausfahrt Arnoldstein, danach geht es weiter auf der B83 der Kärntner Straße ins Zentrum von Arnoldstein. Im Ort gibt es genügend Möglichkeiten zum Parken. Arnoldstein ist auch mit der Bahn und Linienbussen gut erreichbar. Ausgangspunkt: Gemeindeplatz vor dem Marktgemeindeamt Sehenswürdigkeiten: Klosterruine, Marktplatz, Pfarrkirche hl. Lambert, Kreuzkapelle, Schrotturm, Filialkirche hl. Maria, Auferstehungskirche Schwierigkeitsgrad und Dauer: Sehr einfacher Spaziergang, nur der Anstieg zur ehemaligen Klosteranlage und zur Filialkirche hl. Maria in Gailitz ist mit etwas Anstrengung verbunden. Für eine ausführliche Besichtigung sollte man mehrere Stunden einplanen. Hinweise und Empfehlungen: Wer sich für einen Besuch der Klosterruine Arnoldstein interessiert, sollte sich im Vorfeld über Öffnungszeiten und die aktuellen Veranstaltungen informieren. Die Pfarrkirche hl. Lambert in Arnoldstein ist in der Regel frei zugänglich. Die Kreuzkapelle, die Auferstehungskirche und die Filialkirche hl. Maria dagegen trifft man fast immer versperrt an.

Arnoldstein liegt an einem der ältesten und bedeutendsten Verkehrsachsen zwischen dem Donauraum und Oberitalien, dem so genannten schrägen Durchgang. Das sich am Fuße des Klosters entwickelnde Dorf Arnoldstein wird 1376 erstmals urkundlich erwähnt. Obwohl der Ort schon um 1500 gelegentlich als Markt bezeichnet wurde, besaß er weder einen Marktburgfried noch Marktrichter, Siegel, Jahr- oder Wochenmärkte. Lediglich ein besseres Besitzrecht hob die Bewohner von Arnoldstein von den grunduntertänigen Bauern der Umgebung ab. Als dann aber im 16. Jahrhundert die Liegenschaften freistiftsweise vergeben wurden, sank der Ort endgültig zum Dorf ab. Erst 1843 erhielt Arnoldstein das Recht einen Jahr- und Viehmarkt abzuhalten, jenes für die Bezeichnung als Marktgemeinde folgte 1922.

Abb. rechts: Gedenktafel an der Volksschule in Arnoldstein (Foto: H. Rogy)

Vom Gemeindeplatz begeben wir uns zum Marktplatz unterhalb des Klosterfelsens. Bevor wir die Kärntner Straße queren, sehen wir auf der linken Seite die Volksschule des Ortes. Hier sind auf der westlichen Gebäudeseite noch Einschusslöcher aus der Zeit des Kärntner Abwehrkampfes sowie eine auf dieses Ereignis bezugnehmende Gedenktafel zu sehen. Wir folgen der südöstlich vom Gemeindeplatz abzweigenden Mörtl-Hubmann-Gasse, die uns zum Marktplatz bringt. Der Name der Gasse erinnert an den im Jänner 1919 im Kampf um Arnoldstein gefallenen St. Stefaner Gendarmeriewachtmeister Johann Hubmann und an den wenig später seinen Verletzungen erlegenen Bauernsohn Philipp Mörtl aus Vorderberg.

Foto links: Abwehrkämpfer-Denkmal in Arnoldstein (Foto: H. Rogy)

Newsletter Nr. 1/2015 © Geschichtsverein für Kärnten Den freiwilligen Kämpfern aus dem Gailtal gelang es damals das südslawische Militär, das Arnoldstein seit Mitte Dezember 1918 besetzt gehalten hatte, aus dem Ort zu vertreiben. Am Beginn der Gasse, direkt an der Bundesstraße, erinnert auch ein kleines Denkmal an die beiden Gailtaler Abwehrkämpfer.

Kreuzkapelle in Arnoldstein (Foto: H. Rogy) Kruzifixus in der Kreuzkapelle (Foto: H. Rogy)

Bevor wir den Marktplatz näher in Augenschein nehmen, wenden wir uns Richtung Osten, wo wir dem Kreuzkapellenweg folgen, der uns zu einem interessanten sakralen Baudenkmal, der Kreuzkapelle, führt. Die obere, auf einem Felsen erbaute Kapelle, mit deren Errichtung 1659 im Auftrag von Abt Nonnosus Ritter begonnen wurde, ist nur über eine Brücke erreichbar. Der Weg ins Innere der Kapelle führt durch eine Säulenloggia und ein Portal mit gesprengtem Dreiecksgiebel. Oberhalb des Kapelleneinganges sieht man Gott Vater, der die Schraube einer Spindelkelter dreht, die Jesus schmerzvoll in den Kopf gepresst wird. Das Altarbild zeigt die Schmerzen der Muttergottes vor dem Kreuze. Die obere Kapelle ist in der Regel versperrt. Die untere, an den Felsen angefügte und über einem Bach erbaute Kapelle wurde 1529 vom Arnoldsteiner Abt Benedikt Taxer in Auftrag gegeben und schützt einen bereits zuvor von einem Steinmetz geschaffenen Kruzifixus. Auf der straßenseitig offenen Bogenhalle der Kapelle findet sich die Darstellung eines lokalen Wunders – vom Blitz getroffenes Vieh fällt ohne Schaden zu nehmen vor dem Kreuz zu Boden. Das zweite Votivbild erinnert an den Sturz eines Reiters. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich eine weitere offene Kapelle mit Betbänken für die Gläubigen und einem spätbarocken Bild der Kreuztragung Christi.

Nach der Besichtigung der Kapelle geht es zurück zum Marktplatz. Gegenüber der Kirche befindet sich das so genannte Neue Mauthaus (Nr. 8), das noch ein gekuppeltes Rundbogenfester aus der Zeit der Renaissance besitzt. Beim Brunnen auf dem Marktplatz sind Abgüsse von römerzeitlichen Steinplastiken (die Originale befinden sich im Landesmuseum) aufgestellt. Zu sehen ist ein Nischengrabstein mit stark frontal gearbeiteten Porträtbüsten eines älteren Ehepaares.

Abb. links: Brunnenensemble am Marktplatz von Arnoldstein (Foto: H. Rogy)

Während die Frau die einheimische Tracht und eine norische Haube trägt, präsentiert sich der Mann betont römisch in Tunica und Toga. Auch seine Haar- und Barttracht orientiert sich an der Mode des

Newsletter Nr. 1/2015 © Geschichtsverein für Kärnten Südens (etwa Mitte des 2. Jh.s n. Chr.). Neben dem Grabstein sind Skulpturen römischer Grablöwen postiert. Ein wenig abseits davon findet man die Kopie (das Original befindet sich ebenfalls im Kärntner Landesmuseum) eines romanischen Reliefsteins mit einem drachenartigen Tier und Flechtornamenten an den Seiten.

Die spätgotische Pfarrkirche des Marktes ist dem hl. Lambert ge- weiht. 1316 wurde erstmals ne- ben der Klosterkirche eine wei- tere Kirche, die schon längere Zeit hier bestanden haben dürfte, in Arnoldstein erwähnt. Diese fiel den Türkeneinfällen zum Opfer, danach wurde seit den späten 1480er-Jahren eine neue Kirche errichtet. 1959 erhielt sie ein modernes nach Süden orien- tiertes Kirchenschiff, der ehe- malige Chor der Kirche bildet

Hochaltar in Pfarrkirche St. Lambert Grabplatte des Abtes B. Taxers heute die Ostkapelle. Der Hoch- (Foto: H. Rogy) (Foto: H. Rogy) altar hat als Mittelfigur den hl. Lambert.

Der linke Seitenaltar zeigt als Mittelbild die hl. Maria, der rechte Seitenaltar den hl. Florian. In der im Untergeschoß des Turmes befindlichen Taufkapelle trifft man auf die von der Klosterkirche aus konservatorischen Gründen hierher übertragenen Porträtreliefs der Arnoldsteiner Äbte Christoph Manfordin und Petrus Römer. Auch der auf der westlichen Außenmauer des neuen Langhauses angebrachte Figurengrabstein des Abtes Thomas Steyerberger und die rotmarmorne Grabplatte des Abtes Benedikt Taxers, die ein Totenkissen mit Symbolen der Vergänglichkeit des menschlichen Lebens zeigt, stammen aus der Klosterkirche. Zeichen der engen Verbindung zwischen dem Kloster und der Pfarrkirche sind auch die von den Äbten in der Kirche hinterlassenen Wappen.

Nach der Besichtigung der Pfarrkirche folgen wir nun zunächst der nach Westen führenden Marktstraße und dann dem bergan führenden Klosterweg, der uns am ehemaligen Stiftskasten (heute ist hier das Heimatmuseum untergebracht) und dem gründerzeitlichen Pfarrhof vorbei zur Klosteranlage hinauf bringt. Kaiser Heinrich II. bedachte das von ihm 1007 gestiftete Bistum Bamberg großzügig mit Ländereien. In Kärnten erhielt das Bistum u. a. das am Weg nach Italien gelegene Villach, das Gebiet um Arnoldstein und das Kanaltal. Die Bamberger Bischöfe ließen zur Sicherung ihrer Besitzungen an strategisch günstigen Punkten Burgen errichten, so auch auf dem markanten Felsen in Arnoldstein. Der Name der Wehranlage soll von einem urkundlich nicht nachweisbaren bambergischen Ministerialen namens Arnold herrühren. Nachdem die Eppensteiner mit der Burg belehnt worden waren, entzogen sie diese bald dem Bistum. Erst Bischof Otto von Bamberg gelang es, die Burg nebst anderen Gütern 1106 wieder für das Bistum zu gewinnen. Die Umwandlung der Burg in ein Kloster sollte die Gewähr dafür bieten, sie auf Dauer in geistlicher Hand zu behalten. Die Burg wurde daher umgehend geschleift und an ihrer Stelle ein Benediktinerkloster errichtet, das mit Mönchen vom Bamberger Michaelsberg besiedelt und mit Bauerngütern in der Umgebung ausgestattet wurde. 1126 wurde Bischof Ingram als erster Abt urkundlich genannt. Während seines Bestehens hatte das Kloster immer wieder mit Problemen personeller und wirtschaftlicher Natur zu kämpfen. Das Kloster war mehrfach in die Fehden Bambergs verwickelt,

Newsletter Nr. 1/2015 © Geschichtsverein für Kärnten als Wiedergutmachung hierfür erhielt es 1251 die Pfarre St. Johann an der . Als diese infolge des Erdbebens und des damit verbundenen gewaltigen Felssturzes vom Dobratsch 1348 aufgegeben werden musste, wurden deren Rechte an St. Georgen an der Gail übertragen. 1391 erhielt das Kloster für den erlittenen Verlust auch noch die Pfarre Hermagor als Kompensation, doch wurde deren Inkorporierung trotz der dem Kloster von Seiten des Papstes und des Patriarchen von gewährten Unterstützung lange Zeit durch die Grafen von Görz-Tirol verwehrt. Abt und Konvent machten auch später noch das Erdbeben für die schlechte wirtschaftliche Lage des Klosters verantwortlich, wenngleich die Folgen, wie man mittlerweile erkannt hat, übertrieben worden sind, um Steuerminderungen zu erreichen. Besonders schwer für die Bevölkerung wogen die Türkeneinfälle des 15. Jahrhunderts, zwei davon betrafen Arnoldstein direkt. Im 16. Jahrhundert war es dann vor allem die , die dem Kloster zusetzte. Die Zeit war geprägt von den Auseinandersetzungen mit den Untertanen, der Vernachlässigung der seelsorglichen Pflichten, mangelnder Disziplin und Misswirtschaft. Die Stärke des Konvents ging zurück, um 1580 gab es zeitweise keinen Abt mehr. In dieser unruhigen Zeit drohte dem Kloster Arnoldstein die Aufhebung, wenngleich sie letztendlich unterblieb. Die Rekatholisierungsmaßnahmen stießen auf den massiven Widerstand der Stiftsuntertanen. Nur langsam konsolidierte sich die Lage etwas, obwohl diverse Rückschläge, etwa die Feuersbrünste von 1695 und von 1726, einem dauerhaften Aufschwung entgegenstanden. Nachdem der österreichische Staat 1759 die bambergischen Güter in Kärnten erworben hatte, unterstand das Kloster fortan direkt dem Kaiser als Landesfürsten. 1783 ließ Kaiser Joseph II. das Kloster Arnoldstein aufheben, das Stiftsvermögen einschließlich der Realitäten ging in die staatliche Verwaltung über. Die Klosterbibliothek wurde der Klagenfurter Studienbibliothek (heute Universitätsbibliothek) einverleibt, die Reste des Klosterarchivs wurden später vom Geschichtsverein für Kärnten übernommen (heute Kärntner Landesarchiv). Nach der Auflösung des Klosters wurden im Stiftsgebäude die Staatsgüterverwaltung mit dem Hofrichter, der Pfarrer, Mietparteien und zunächst auch die Volksschule, die später in den Stiftskasten übersiedelte, untergebracht.

Nach der Grundentlastung von 1848 fanden im ehe- maligen Kloster die k. k. Forstverwaltung, das Be- zirksgericht samt Steuer- und Grundbuchamt, ein Notariat und das neu- geschaffene Gemeinde- amt Arnoldstein Quartier. Nachdem 1883 bei einem Brand alle Dächer und Holzdecken des Gebäude- komplexes zerstört wor- den waren, und die Bereitschaft zum Wieder- aufbau fehlte, verfiel die Klosteranlage und ver- wandelte sich zusehends in eine unansehnliche Ru- Die Klosteranlage vom Nordwesten aus gesehen (Foto: H. Rogy) ine.

1966 wurde von den Österreichischen Bundesforsten aus Sicherheitsgründen sogar die vollständige Abtragung der Ruine erwogen, woraufhin die Gemeinde erste Sanierungsmaßnahmen veranlasste.

Newsletter Nr. 1/2015 © Geschichtsverein für Kärnten 1980 wurde der Komplex schließlich von der Marktgemeinde Arnoldstein erworben. 1992 wurde mit den Revitalisierungsarbeiten an der Ruine begonnen. Treibender Motor dabei ist Bernhard Wolfsgruber und der „Verein zur Revitalisierung der Klosterruine Arnoldstein“. Nicht nur, dass man heute dank dieser Initiative wieder einen Eindruck von der ursprünglichen Dimension und Funktion der Anlage hat, sie ist auch zu einem Ort der Begegnung geworden. Man betritt die Klosteranlage vom Westen durch einen Tortrakt mit zweigeschoßiger Fassade, in den noch der Torturm der Renaissance integriert ist. Es folgen zwei weitere Toranlagen, ehe es steil bergan zur Klosterkirche, dem bauhistorisch interessantesten Teil der Anlage, geht.

Die dem hl. Georg geweihte Klosterkirche nimmt die höchste Stelle des Geländes ein. Sie weist einen spätromanischen Westbau (ca. 1210/40), ein etwas jüngeres Langhaus (ca. 1260/80) und einen gotischen Chor (ca. 1310/60) auf, unter dem sich eine Krypta befindet, deren Gewölbe von einer marmor- nen Mittelsäule getragen wird. Heute ge- nießt man vom Kirchenplateau eine schöne Aussicht auf Gailitz, Arnoldstein und den Dobratsch. Wer sich ausführlich mit der Anlage beschäftigen möchte, sei auf die 2013 im Verlag es Kärntner Landesarchivs erschienene Broschüre von Wilhelm Deuer Die Klosterkirche von Arnoldstein (Foto: H. Rogy) und Ronald Woldron verwiesen.

Nach der Besichtigung der revitalisierten Klosteranlage begeben wir uns in das westlich von Arnoldstein gelegene Gailitz. Wir folgen nun dem Klosterweg in Richtung Westen, in der Kurve zweigt ein Weg für Fußgänger ab, der in einen kleinen Parkplatz mündet. Von dort geht es durch die Friedhofsallee vorbei an der weitläufigen Friedhofsanlage, wo man u. a. ein Denkmal für die Opfer des Faschismus und drei Kapellen findet.

Denkmal für die Opfer des Faschismus (Foto: H. Rogy) Die drei Friedhofskapellen (Foto: H. Rogy)

Den Friedhof hinter uns lassend, marschieren wir weiter auf der Seltschacher Straße, wo wir bereits unser nächstes Ziel, den Schrotturm, sehen. Wir biegen in den Römerweg ein und folgen dann der Schrotturmstraße, die uns an den Fuß dieses Industriedenkmals bringt. Gailitz, das unmittelbar an Arnoldstein anschließt, kann auf eine lange Tradition als Standort für metallverarbeitende Betriebe zurückblicken. 1495 erhielten die Brüder Ulrich, Georg und von Bischof Heinrich von

Newsletter Nr. 1/2015 © Geschichtsverein für Kärnten Bamberg und Abt Christof von Arnoldstein das Recht, in Gailitz eine Saigerhütte, in der Blei aus Bleiberg zum Einsatz kam, und einen Edelmannsitz, die so genannte Fuggerau, zu errichten. Der Standort wurde schließlich auch zur Erzeugung von Messing, das Zink („Galmei“) kam ebenfalls aus Bleiberg, und von Geschützen genützt. 1570 verkauften die Fugger ihren Gailitzer Besitz an das Kloster Arnoldstein. Heute erinnert nur noch ein Gedenkstein im Einfahrtsgebäude der Firma Euro Nova an das lokale Engagement der Fugger. Nach ihrem Rückzug wurde es für lange Zeit still um den Industriestandort Gailitz.

Erst 1797, als Sebastian Mayer in Gailitz eine Glättefabrik einrichtete, nahm die industrielle Produktion an diesem Standort wieder einen neuen Anfang. Diese wurde später in eine Miniumfabrik (für Rostschutzfarben) umgewandelt. 1814 ließ dann Simon Wallner hier einen zunächst noch hölzernen Schrotturm errichten, um Schrot nach dem englischen Verfahren zu gewinnen, d. h. das flüssige Blei wurde durch ein Sieb gegossen und aus großer Höhe durch eine lange Gußröhre geleitet. Bei diesem Vorgang erkalteten die dabei geformten Schrot- kugeln so weit, dass sie am Fuße des Turmes in einem Wasserbottich endgültig erstarren konnten. Die Anlage wurde noch unter Wallner weiter ausgebaut, an die Stelle des hölzernen trat ein höherer gemauerter Turm. 1880 wurde die Schrotturmanlage von der Bleiberger Bergwerks Union (BBU) erworben, die sie in der Folge umbauen und modernisieren ließ. Der Gailitzer Schrotturm stand noch bis Ende 1974 in Betrieb, dann wurde er als letzte Anlage dieser Art in

Österreich geschlossen. Der Gailitzer Schrotturm (Foto: H. Rogy)

Seit 1978 steht er unter Denkmalschutz. Im Osten des Schrotturmes ist ein Verwalterhaus angebaut, an seinem Fuße befindet sich die ehemalige Werkshalle. Der Schrotturm kann leider nur von außen besichtigt werden. Nach der Erwerbung des Gailitzer Schrotturmes und der dortigen Bleifabrikation baute die BBU den Standort Gailitz-Arnoldstein in der Folge immer weiter aus. Im Laufe der Zeit entstanden hier eine Blei- und eine Zinkhütte sowie eine Reihe von Fabriken. So wurden von der BBU u. a. eine Bleiwarenfabrik, eine Lithoponefabrik, eine Schwefelsäurefabrik, eine Zink- elektrolyse, eine Superphosphatfabrik und eine Stabilisatorenfabrik für PVC betrieben, manche Produktionszweige wurden nach einiger Zeit wieder aufgegeben. Wirtschaftliche Probleme infolge verschärfter Umweltstandards und geänderter Konkurrenzbedingungen führten dazu, dass die BBU 1989 in kleinere, lebensfähige Teilbetriebe, die zur Privatisierung freigegeben wurden, aufgeteilt wurde. 1992 beschloss man die Liquidation der BBU, diese wurde 2003 aufgehoben und das Unternehmen mit der VOEST-Alpine Erzberg GmbH verschmolzen. Infolge einer 1992 veröffentlichten Studie des Umweltministeriums über die am Standort bestehenden Belastungen und dem damit verbundenen Umweltskandal wurde eine Altlastensanierung in Angriff genommen. Sie war 2001 abgeschlossen. Die Nachfolgebetriebe der BBU wie auch die neu angesiedelten Firmen behaupten sich heute erfolgreich an dem Standort.

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Die Gailitzer Filialkirche (Foto: H. Rogy) Brücke über die Gailitz aus dem 19. Jh. (Foto: H. Rogy)

Wer möchte, kann noch der auf einem Hügel gelegen Filialkirche hl. Maria einen Besuch abstatten. Der spätgotische Bau aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert wurde 1945 kurz vor Kriegsende bei einem Fliegerangriff von Bomben getroffen und zerstört. Nur vom Chormauerwerk blieben Reste erhalten. 1999 wurde der Wiederaufbau der Kirche in Angriff genommen. Nach mehrjähriger Bauzeit konnte die Kirche im August 2005 wieder eingeweiht werden. Vom Kirchenhügel genießt man einen schönen Blick auf Gailitz und den Schrotturm. Westlich unterhalb des Kirchhügels trifft man auf ein schönes Beispiel der Brückenbaukunst des 19. Jahrhunderts. Die Brücke über die Gailitz wurde in den Jahren 1855–1863 vom Villacher Mauermeister Johann Picco und seinem Sohn Andreas Carl errichtet. Kaiser Franz Joseph I. legte 1856 persönlich den Grundstein für die Brücke. Wir aber wenden uns, nachdem wir der Schrotturmstraße zurück bis zum Kreisverkehr gefolgt sind, wieder Richtung Osten und marschieren entlang der Kärntner Straße zurück ins Zentrum von Arnoldstein. Auf den Weg dorthin kommen wir noch an der evangelischen Auferstehungskirche vorbei, die nach den Plänen des deutschen Architekten Heinz Rall errichtet wurde. Von dort geht es zurück zu unserem Ausgangspunkt.

Literatur/Weiterführende Hinweise:

Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Kärntens, 3. erw. und verbesserte Auflage bearb. von Gabriele Russwurm-Biró, Wien 2001. Wilhelm Deuer, Die Klosterruine Arnoldstein, Arnoldstein 2006. Wilhelm Deuer/Ronald Woldron, Die Klosterruine Arnoldstein. Geschichte und Bauforschung, Klagenfurt am Wörthersee 2013 (= Denkmalforschung in Kärnten 1). Walter Fresacher: Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer. II. Abteilung. Die Kirchen- und Grafschaftskarte. 8. Teil. Kärnten südlich der Drau, 2. vermehrte und ergänzte Auflage, Klagenfurt 1966. Reinhold Gasper/Friedrich Hans Ucik, Der ehemalige, in der Fachliteratur bisher unbekannte Schrotturm nahe der Hollenburg (Südkärnten) und die übrigen Schrottürme in Kärnten bzw. Österreich, in: II, Teil 1, 2006, S. 85–91. Gernot Piccottini, Die Römersteinsammlung des Landes Kärnten, Klagenfurt 1996. F. G. Hann, Kunstgeschichtliche und kunsttopographische Mittheilungen aus Arnoldstein und Umgebung, in: Carinthia I, Nr. 3/1897, S. 65–73. Wilhelm Neumann, Zu den Folgen des Erdbebens von 1348. 2. Teil: im Gailtal bei Arnoldstein, in: Neue Bausteine zur Geschichte Kärntens, Klagenfurt 1995 (= Das Kärntner Landesarchiv 20), S. 101–157. Peter Wiesflecker, Vom geistlichen Herrschaftssitz zum Kulturzentrum. Aus der Geschichte der Arnoldsteiner Klosterburg. Eine Nachlese zum Vortrag vom 7. September 2013, in: Nachrichtenblatt der Marktgemeinde Arnoldstein, Nr. 3/2013, S. 65–66. Peter Wiesflecker, „Zum Nutzen und Frommen der Gegenwart …“. Zur 150. Wiederkehr der Eröffnung der Gailitzbrücke, in: Nachrichtenblatt der Marktgemeinde Arnoldstein, Nr. 4/2013, S. 22–23. Bernhard Wolfsgruber, Kreuzkapelle Arnoldstein, o. O. o. J. Martin Wutte, Kärntens Freiheitskampf 1918–1920, Klagenfurt 1985 (= AvGT 69). Thomas Zeloth, Zwischen Staat und Markt. Geschichte der Bleiberger Bergwerks Union und ihrer Vorläuferbetriebe, Klagenfurt 2004 (= Das Kärntner Landesarchiv 29).

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