Ein Historischer Streifzug Durch Arnoldstein Und Gailitz
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Ein historischer Streifzug durch Arnoldstein und Gailitz Von Heidi Rogy Ziel: Arnoldstein und Gailitz, Marktgemeinde Arnoldstein, Pol. Bez. Villach Land Anreise: Von Klagenfurt fährt man auf der A2 bis zur Ausfahrt Arnoldstein, danach geht es weiter auf der B83 der Kärntner Straße ins Zentrum von Arnoldstein. Im Ort gibt es genügend Möglichkeiten zum Parken. Arnoldstein ist auch mit der Bahn und Linienbussen gut erreichbar. Ausgangspunkt: Gemeindeplatz vor dem Marktgemeindeamt Sehenswürdigkeiten: Klosterruine, Marktplatz, Pfarrkirche hl. Lambert, Kreuzkapelle, Schrotturm, Filialkirche hl. Maria, Auferstehungskirche Schwierigkeitsgrad und Dauer: Sehr einfacher Spaziergang, nur der Anstieg zur ehemaligen Klosteranlage und zur Filialkirche hl. Maria in Gailitz ist mit etwas Anstrengung verbunden. Für eine ausführliche Besichtigung sollte man mehrere Stunden einplanen. Hinweise und Empfehlungen: Wer sich für einen Besuch der Klosterruine Arnoldstein interessiert, sollte sich im Vorfeld über Öffnungszeiten und die aktuellen Veranstaltungen informieren. Die Pfarrkirche hl. Lambert in Arnoldstein ist in der Regel frei zugänglich. Die Kreuzkapelle, die Auferstehungskirche und die Filialkirche hl. Maria dagegen trifft man fast immer versperrt an. Arnoldstein liegt an einem der ältesten und bedeutendsten Verkehrsachsen zwischen dem Donauraum und Oberitalien, dem so genannten schrägen Durchgang. Das sich am Fuße des Klosters entwickelnde Dorf Arnoldstein wird 1376 erstmals urkundlich erwähnt. Obwohl der Ort schon um 1500 gelegentlich als Markt bezeichnet wurde, besaß er weder einen Marktburgfried noch Marktrichter, Siegel, Jahr- oder Wochenmärkte. Lediglich ein besseres Besitzrecht hob die Bewohner von Arnoldstein von den grunduntertänigen Bauern der Umgebung ab. Als dann aber im 16. Jahrhundert die Liegenschaften freistiftsweise vergeben wurden, sank der Ort endgültig zum Dorf ab. Erst 1843 erhielt Arnoldstein das Recht einen Jahr- und Viehmarkt abzuhalten, jenes für die Bezeichnung als Marktgemeinde folgte 1922. Abb. rechts: Gedenktafel an der Volksschule in Arnoldstein (Foto: H. Rogy) Vom Gemeindeplatz begeben wir uns zum Marktplatz unterhalb des Klosterfelsens. Bevor wir die Kärntner Straße queren, sehen wir auf der linken Seite die Volksschule des Ortes. Hier sind auf der westlichen Gebäudeseite noch Einschusslöcher aus der Zeit des Kärntner Abwehrkampfes sowie eine auf dieses Ereignis bezugnehmende Gedenktafel zu sehen. Wir folgen der südöstlich vom Gemeindeplatz abzweigenden Mörtl-Hubmann-Gasse, die uns zum Marktplatz bringt. Der Name der Gasse erinnert an den im Jänner 1919 im Kampf um Arnoldstein gefallenen St. Stefaner Gendarmeriewachtmeister Johann Hubmann und an den wenig später seinen Verletzungen erlegenen Bauernsohn Philipp Mörtl aus Vorderberg. Foto links: Abwehrkämpfer-Denkmal in Arnoldstein (Foto: H. Rogy) Newsletter Nr. 1/2015 © Geschichtsverein für Kärnten Den freiwilligen Kämpfern aus dem Gailtal gelang es damals das südslawische Militär, das Arnoldstein seit Mitte Dezember 1918 besetzt gehalten hatte, aus dem Ort zu vertreiben. Am Beginn der Gasse, direkt an der Bundesstraße, erinnert auch ein kleines Denkmal an die beiden Gailtaler Abwehrkämpfer. Kreuzkapelle in Arnoldstein (Foto: H. Rogy) Kruzifixus in der Kreuzkapelle (Foto: H. Rogy) Bevor wir den Marktplatz näher in Augenschein nehmen, wenden wir uns Richtung Osten, wo wir dem Kreuzkapellenweg folgen, der uns zu einem interessanten sakralen Baudenkmal, der Kreuzkapelle, führt. Die obere, auf einem Felsen erbaute Kapelle, mit deren Errichtung 1659 im Auftrag von Abt Nonnosus Ritter begonnen wurde, ist nur über eine Brücke erreichbar. Der Weg ins Innere der Kapelle führt durch eine Säulenloggia und ein Portal mit gesprengtem Dreiecksgiebel. Oberhalb des Kapelleneinganges sieht man Gott Vater, der die Schraube einer Spindelkelter dreht, die Jesus schmerzvoll in den Kopf gepresst wird. Das Altarbild zeigt die Schmerzen der Muttergottes vor dem Kreuze. Die obere Kapelle ist in der Regel versperrt. Die untere, an den Felsen angefügte und über einem Bach erbaute Kapelle wurde 1529 vom Arnoldsteiner Abt Benedikt Taxer in Auftrag gegeben und schützt einen bereits zuvor von einem Steinmetz geschaffenen Kruzifixus. Auf der straßenseitig offenen Bogenhalle der Kapelle findet sich die Darstellung eines lokalen Wunders – vom Blitz getroffenes Vieh fällt ohne Schaden zu nehmen vor dem Kreuz zu Boden. Das zweite Votivbild erinnert an den Sturz eines Reiters. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich eine weitere offene Kapelle mit Betbänken für die Gläubigen und einem spätbarocken Bild der Kreuztragung Christi. Nach der Besichtigung der Kapelle geht es zurück zum Marktplatz. Gegenüber der Kirche befindet sich das so genannte Neue Mauthaus (Nr. 8), das noch ein gekuppeltes Rundbogenfester aus der Zeit der Renaissance besitzt. Beim Brunnen auf dem Marktplatz sind Abgüsse von römerzeitlichen Steinplastiken (die Originale befinden sich im Landesmuseum) aufgestellt. Zu sehen ist ein Nischengrabstein mit stark frontal gearbeiteten Porträtbüsten eines älteren Ehepaares. Abb. links: Brunnenensemble am Marktplatz von Arnoldstein (Foto: H. Rogy) Während die Frau die einheimische Tracht und eine norische Haube trägt, präsentiert sich der Mann betont römisch in Tunica und Toga. Auch seine Haar- und Barttracht orientiert sich an der Mode des Newsletter Nr. 1/2015 © Geschichtsverein für Kärnten Südens (etwa Mitte des 2. Jh.s n. Chr.). Neben dem Grabstein sind Skulpturen römischer Grablöwen postiert. Ein wenig abseits davon findet man die Kopie (das Original befindet sich ebenfalls im Kärntner Landesmuseum) eines romanischen Reliefsteins mit einem drachenartigen Tier und Flechtornamenten an den Seiten. Die spätgotische Pfarrkirche des Marktes ist dem hl. Lambert ge- weiht. 1316 wurde erstmals ne- ben der Klosterkirche eine wei- tere Kirche, die schon längere Zeit hier bestanden haben dürfte, in Arnoldstein erwähnt. Diese fiel den Türkeneinfällen zum Opfer, danach wurde seit den späten 1480er-Jahren eine neue Kirche errichtet. 1959 erhielt sie ein modernes nach Süden orien- tiertes Kirchenschiff, der ehe- malige Chor der Kirche bildet Hochaltar in Pfarrkirche St. Lambert Grabplatte des Abtes B. Taxers heute die Ostkapelle. Der Hoch- (Foto: H. Rogy) (Foto: H. Rogy) altar hat als Mittelfigur den hl. Lambert. Der linke Seitenaltar zeigt als Mittelbild die hl. Maria, der rechte Seitenaltar den hl. Florian. In der im Untergeschoß des Turmes befindlichen Taufkapelle trifft man auf die von der Klosterkirche aus konservatorischen Gründen hierher übertragenen Porträtreliefs der Arnoldsteiner Äbte Christoph Manfordin und Petrus Römer. Auch der auf der westlichen Außenmauer des neuen Langhauses angebrachte Figurengrabstein des Abtes Thomas Steyerberger und die rotmarmorne Grabplatte des Abtes Benedikt Taxers, die ein Totenkissen mit Symbolen der Vergänglichkeit des menschlichen Lebens zeigt, stammen aus der Klosterkirche. Zeichen der engen Verbindung zwischen dem Kloster und der Pfarrkirche sind auch die von den Äbten in der Kirche hinterlassenen Wappen. Nach der Besichtigung der Pfarrkirche folgen wir nun zunächst der nach Westen führenden Marktstraße und dann dem bergan führenden Klosterweg, der uns am ehemaligen Stiftskasten (heute ist hier das Heimatmuseum untergebracht) und dem gründerzeitlichen Pfarrhof vorbei zur Klosteranlage hinauf bringt. Kaiser Heinrich II. bedachte das von ihm 1007 gestiftete Bistum Bamberg großzügig mit Ländereien. In Kärnten erhielt das Bistum u. a. das am Weg nach Italien gelegene Villach, das Gebiet um Arnoldstein und das Kanaltal. Die Bamberger Bischöfe ließen zur Sicherung ihrer Besitzungen an strategisch günstigen Punkten Burgen errichten, so auch auf dem markanten Felsen in Arnoldstein. Der Name der Wehranlage soll von einem urkundlich nicht nachweisbaren bambergischen Ministerialen namens Arnold herrühren. Nachdem die Eppensteiner mit der Burg belehnt worden waren, entzogen sie diese bald dem Bistum. Erst Bischof Otto von Bamberg gelang es, die Burg nebst anderen Gütern 1106 wieder für das Bistum zu gewinnen. Die Umwandlung der Burg in ein Kloster sollte die Gewähr dafür bieten, sie auf Dauer in geistlicher Hand zu behalten. Die Burg wurde daher umgehend geschleift und an ihrer Stelle ein Benediktinerkloster errichtet, das mit Mönchen vom Bamberger Michaelsberg besiedelt und mit Bauerngütern in der Umgebung ausgestattet wurde. 1126 wurde Bischof Ingram als erster Abt urkundlich genannt. Während seines Bestehens hatte das Kloster immer wieder mit Problemen personeller und wirtschaftlicher Natur zu kämpfen. Das Kloster war mehrfach in die Fehden Bambergs verwickelt, Newsletter Nr. 1/2015 © Geschichtsverein für Kärnten als Wiedergutmachung hierfür erhielt es 1251 die Pfarre St. Johann an der Gail. Als diese infolge des Erdbebens und des damit verbundenen gewaltigen Felssturzes vom Dobratsch 1348 aufgegeben werden musste, wurden deren Rechte an St. Georgen an der Gail übertragen. 1391 erhielt das Kloster für den erlittenen Verlust auch noch die Pfarre Hermagor als Kompensation, doch wurde deren Inkorporierung trotz der dem Kloster von Seiten des Papstes und des Patriarchen von Aquileia gewährten Unterstützung lange Zeit durch die Grafen von Görz-Tirol verwehrt. Abt und Konvent machten auch später noch das Erdbeben für die schlechte wirtschaftliche Lage des Klosters verantwortlich, wenngleich die Folgen, wie man mittlerweile erkannt hat, übertrieben worden sind, um Steuerminderungen zu erreichen. Besonders schwer für die Bevölkerung wogen die Türkeneinfälle