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Metelen von lda Wiggenhorn

Luftbild des Onskerns I. Lage und Entwicklung Metern vom Flußufer entfernt alte Einödhöfe und während der I 1OO-Jahr- Höfegruppen. Metelen liegt 20 km von der niederländischen Feier 1989 Grenze, 8 km vom nächsten Mittelzentrum Das westlich der Vechtelandschaft gelegene , l2 km von der lkeisstadt und Strönfeld ist ein Teil der moorigen Vreden-Gro- 40 km vom Oberzentrum Münster entfernt. Das nauer-Niederung. Ton und Mergel im Unter- Gemeindegebiet gehört zu den sandigen Ebenen grund führten zu Bodenvernässungen, so daß es Unterzentrum in einer des Westmünsterlandes; es senkt sich unmerklich bis 1930 von Besiedlung und Verkehr gemieden ländlichen Zone mit von 66 m ü. NN im S der Bauerschaft Samberg wurde. Die Geradlinigkeit und Regelmäßigkeit weniger als I 0 000 E. auf 50 m im N der Bauerschaft Naendorf. Auf der heutigen kulturlandschaftlichen Elemente im Versorgungsbereich Grund unterschiedlicher Grade der Bodenvernäs- zeugen von Kultivierungsarbeiten, die in den sung läßt es sich in drei naturräumliche Einheiten 30er Jahren im Zuge einer Flurbereinigung gliedern: An der Vechte liegt die Kernlandschaft durchgeführt wurden. Die dritte Teillandschaft ist Einwohner: 6 033 Metelens. Hier bilden Dünenzüge und Talsande die Metelener Heide. Bis zum Anfang des 19. Jh.s Fläche: 40,23 km2 eine relativ trockene, sich in wechselnder Breite war sie Teil der gemeinen Mark Cornelii und t,tnwonnerJe Km-: von 1.000 bis 3.000 m an den Flußufern hinzie- Cypriani, die das Kulturland an der Vechte um- hende alte Kulturlandschaft; fruchtbare alluviale schloß und als Gras-Heide-Wald-Gebiet den IEI Schwemmlandsande und -lehme überlagern stel- wirtschaftlichen Ergänzungsraum der altbesiedel- r t:t Ienweise die Sandebene. Auf einer schwach aus- ten Räume bildete. Je nach Tief'e der stauenden t=tTFI t-:rI;I I !..1 | t.2 a gebildeten Bodenwelle in einer Vechteschleife Kreidetone handelt es sich um feuchtere oder l=l t.- ! entstanden die ältesten Siedlungsstätten Mete- trockenere Böden. Kiefernwälder stocken heute TEt It:l lens. In Samberg und Naendorf liegen außerhalb in der Bült und im nördlichen Moddefeld. Hier 150,00 224,58 des Hochwasserbereiches bis zu einisen hundert erschwerte ein ortsteinhaltiser. humusarmer (Stand:31.12.92)

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Gebäude- u. Freifl ächen: Flugsandboden mit Schwankungen in der Was- des hohen Verkehrsaufkommens treten, insbe- 2,25km2 6,6Ea) serführung die landwirtschaftliche Nutzung. Im sondere entlang der mitten durch den Ort führen- davon nördlich und südlich angrenzenden Peddenfeld den B 70, Beeinträchtigungen der Umweltqua- 37,3 7o Wohnbaufläche wurden nach den Markenteilun- lität auf. Die in konkreter Planung befindliche 11,6 7o Gewerbefläche und Moddefeld 4,9 4o Mischnutzung gen Meliorationsarbeiten durchgeführt. Umgehungsstraße wird zu einer innerörtlichen (Stild: 1989) Verkehrsberuhigung führen. Die Vechte, ein Gewässer II. Ordnung, ent- wässert mit ihren Zuflüssen Feldbach und Stroot- Die über 1100-jährige Geschichte Metelens bach das Gemeindegebiet nach Norden hin und ist verbunden mit dem 889 an einer Vechtefurt ordnet es hydrologisch dem norddeutsch-nieder- gegründeten Frauenkloster, das 1532 in ein frei- ländischen Raum zu. Bei ihrem Eintritt von weltliches adeliges Damenstift umgewandelt und Schöppingen her in die südliche Bauerschaft 1803/11 aufgelöst wurde. Am Anfang dieser über Samberg hat die Vechte bereits ein 6 m breites 900-jährigen gemeinsamen Geschichte von Klo- Flußbett. Infolge des schwachen Gefälles von 3 m ster und Ort Metelen stehen die Gründungsur- auf 2,5 km beginnt sie in Ortsnähe stellenweise kunde des Karolingerkönigs Arnulf, die dem königlichem zu mäandrieren. Die typischen Merkmale, wie Kloster die Gerichtsbarkeit unter die Kaiserurkunde Ottos weichgeformte Gleit- und steile, oft unterspülte Schutz zusicherte, und die die um die Klosteranlage gegründete Prallhänge sowie Schleifen und Kolke, hat sie III., Siedlung zur "Kaiserlichen Freiheit Metelen" auch nach dem Ausbau 1970 noch weitgehend und damit zu einem privilegierten Bezirk erklär- behalten, so daß sie heute als Element einer Frei- te. Auf dem Klostergrund entstanden im Mittelal- zeitlandschaft an Bedeutung gewinnt. ter 170 Haus- und Hofstellen mit über 1.000 Ein- Seit Stillegung der Westfälischen Landesei- wohnern, die als Bauern, Handwerker und Händ- senbahn-Linie Burgsteinfurt-Ahaus zunächst ler ihre Existenz sicherten. Um 1350 waren 135 (1962) für den Personen- und später (19'72) auch im Bistum Münster gelegene Bauernhöfe der Ab- für den Güterverkehr verlagerte sich der Verkehr tissin des Klosters abgabepflichtig. Mit dem Klo- weitgehend auf die Straße. Nur über die Bahnli- ster verbunden war eine Lateinschule. An der nie Münster-Gronau mit dem 3 km vom Ortskern Vechtefurt Metelen kreuzten sich Handelswege; entfernten Bahnhof Metelen-Land blieb für den daher ist hier schon 1337 ein Markt urkundlich Personenverkehr die Anbindung an das Eisen- belegt. Wenig später erhielt Metelen das Wig- bahnnetz gewahrt. Mit der Inbetriebnahme ( 1983) bold-Recht, das eine Befestigung mit Wall, Gra- des zentralen Busbahnhofs Metelen-Ort als Kno- ben und Toren beinhaltete; 1591 wurde es mit tenpunkt von drei regionalen Buslinien ist die öf- dem minderen Stadtrecht begabt. Die Rechte und fentliche Verkehrssituation verbessert worden. Pflichten der Bürgerschaft wurden in einem Ver- gleich zwischen der Abtissin des Stifts und der Es bestehen, getragen vom Regionalverkehr Bürgerschaft in einem "Brief" festgehalten. Die Münsterland, an Werktagen im Stundentakt und Bauerschaften Samberg und Naendorf unterstan- an Samstagen eingeschränkte Hin- und Rückver- den dem Gogericht "Zum Sandwell", das seit bindungen nach Steinfurt und Ahaus. Die Bus- 1218 in der Metelener Heide Straf- und Rechts- verbindung nach Ochtrup wird durch ein privates fragen von 15 Kirchspielen verhandelte. Die mit Unternehmen hergestellt und ist in ihrem Fahr- dem Stadtsein verbundenen Sonderrechte verlor plan abhängig von auspendelnden Schülern, die Metelen mit der Franzosenherrschaft am Anfang dort die Sonderschule oder weiterführende Schu- des 19. Jh.s. Die Titularbezeichnung "Stadt" len, Realschule und Gymnasium, besuchen. blieb jedoch für die Gemeinde Metelen-Wigbold Außerdem besteht an Schultagen Busverbindung bis 1937 erhalten, als der Oberpräsident von nach , die Berufsschülern den Schulbe- Westfalen den Zusammenschluß der Gemeinden such ermöglicht. Metelen-Wigbold und Metelen-Kirchspiel zur neuen Gemeinde Metelen verfügte. Anträge der Metelen hat durch ein gut ausgebautes, sich Gemeinde (1964 tfi an die nordrhein-westfäli- Ort kreuzendes Straßensystem aus Landes- im sche Landesregierung zur Weiterführung des Ti- und Kreisstraßen Verbindungsmöglichkeiten zu tels "Stadt" wurden 1989 endgültig abgelehnt. den Nachbargemeinden und über die B 70 über- regionale Verkehrsanbindung an die B 54 (Mün- Die Wirtschaft Metelens war jahrhunderte- ster-Gronau) und das Autobahnnetz. Der inner- lang durch die Leinenweberei und den Handel örtliche Straßenverkehr wird durch die Verteiler- mit Agrar- und Leinenprodukten bestimmt. Aus funktion. die er für den überörtlichen Verkehr der Leinenwebertradition hat sich um 1835 die wahrnehmen muß, stark beansprucht. Als Folge Textilindustrie entwickelt. Sie nutzte die Gunst

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des Klimas, das vorhandene Arbeitskräftepoten- landwirtschaftliche Nutzfläche (LNF) sowie 284 ha Erwerbstätige: 2 366 tial (Weber) und nicht zuletzt die grenznahe Lage (1 ,l%o) bzw. 461 ha (lI,67o) Waldfläche. Gleich- 7,8Vo zu Holland für den Handel. Kapitalkräftige aus- zeitig entwickelte sich die Zahl der landwirt- wärtige Firmen gründeteten am Anfang des 19. schaftlichen Betriebe rückläufig von 192 auf 159. Jh.s Seidenwebereien. Die Wuppertaler Firma Die sozialökonomische Erhebung ermittelte 1988 on,,)*0," Gebhard entwickelte ihre Metelener Filiale zu 103 Betriebe über 5 ha LNF mit einer Gesamt-LNF einem Großbetrieb, der nach dem 2. Weltkrieg von 2.568 ha und einer Durchschnittsgröße von bis zu 450 Beschäftigte hatte. Daneben bestand 20,9 ha. Legt man ein Betriebseinkommen von Erwerbstätise am seit 1936 die Näherei Rawe, die Filiale eines DM 59.000,- bzw. DM 29.000,- pro Arbeitskraft Arbeitsort: I 216 Nordhorner Unternehmens, die 200 Arbeitskräf- als Rentabilitätsmaßstab zugrunde, so sind von te, vorwiegend Frauen, beschäftigte. Holz- und den 103 Betrieben nur 35 Vollerwerbsbetriebe. lebensmittelverarbeitende Unternehmen ent- d.h., sie gelten als rentabel; 33 Betriebe sind wickelten sich dagegen nur in geringem Maße. Übergangsbetriebe, d.h., sie liegen unterhalb der Rentabilitätsgrenze; 2 Betriebe sind Zuerwerbs- Tabefle 1 Wohnbevölkerung 1939-1992 und 33 Nebenerwerbsbetriebe. Die Durch- Land- und schnittsgröße der Vollerwerbsbetriebe liegt bei Forstwinschaft Jahr r Einwohner Jahr ; Einwohner 34,2ha LNF, der Übergangsbetriebe bei 24,5 ha, 7 Produzierendes 939 2.953 980 5.162 der Zuerwerbsbetriebe bei 10.9 ha und der 7 Gewerbe 950 4.28s 984 5.880 Nebenerwerbsbetriebe bei I l.l ha. Dienstleistungen 961 4.503 981 5.838 Metelen hat demnach eine kleinbäuerliche 7 970 5.031 99r s.993 Betriebsstruktur; nur jeder etwa 3. Hof gilt als (Stmd:25.5.87) 975 5.485 992 6.033 überlebensfähig. Eine gleich große Zahl an Be- + nur Erstwohnsitze trieben bessert bereits durch außerbetriebliche Berufstätigkeit oder durch gewerblichen Zuer- Einwohnerzahl Die verdoppelte sich von werb ihr Betriebseinkommen auf. Bei dem An- 1939-1982: leichte Rückläufigkeit und weirge- einpendler auspendler passungsprozeß an die modernen Markterforder- hende Stagnation kennzeichnen die weitere Ent- >tI364 > nisse wird das selbständige Bauerntum als tra- ::4 wicklung. Der größte Zunahmesprung von 44Vo (Stand:25.05.87) gendes Grundelement der Gemeinde weiterhin an fiel in die Kriegs- und unmittelbare Nachkriegs- Bedeutung verlieren. Die zunehmende Technisie- zeit, als ein Strom von Evakuierten, Flüchtlingen rung und Rationalisierung begünstigen dabei die und Heimatvertriebenen nach Metelen gelenkt Spezialisierung auf eine Produktionsrichtung, wurde, wo es zwar Unterkunftsmöglichkeiten, i.d.R. auf die durch Viehhaltuns bestimmte Ver- aber nur begrenzt Arbeitsplätze gab. Ein Teil der edlungswirtschaft. Zugezogenen wanderte daher in den 50er Jahren wieder ab. Daß dennoch die Einwohnerzahl zu- Als um 1970 die Textilindustrie bundesweit nahm, ist neben dem Geburtenüberschuß von in eine Strukturkrise geriet und die Firmen Geb- 13,2 oloo auf die damals noch blühende Textilin- hard (1973) und Rawe (1986) schlossen, zeigten dustrie zurückzuführen, die v ielen Zugezogenen sich die Schattenseiten der monostrukturellen zur Integration verhalf. Ab 1975 ergab sich die Ausrichtung der Industrie Metelens Zunahme überwiegend aus einer positiven Wan- in vor allem derungsbilanz; Metelen wurde zu einem belieb- in dem sprunghaften Ansteigen der Auspendler- (1970) (1987); ten Wohnort. Der Geburtenüberschuß fiel in den zahl von 584 auf 1.364 der Anteil 70er Jahren auf 8,5 o/oo ab und in den 80er Jah- der Erwerbstätigen im produzierenden Bereich ren auf rund 7 o/oo. 1987 waren 25,97o der Be- fiel von 50,6Vo (1970) auf 42,4 (1987). Die Ge- völkerung jünger als l8 und 9,67o älter als 65 meinde hat seit 1910 zur Bewältigung der dro- Jahre. Wie im ländlichen Raum nicht ungewöhn- henden Krise ein 40 ha großes Industrie- und Ge- lich, waren die durchschnittliche Haushaltsgröße werbegebiet am Welbergener Damm neu er- mit 6-7 Personen und der Anteil an Mehrgenera- schlossen. Es zeigt folgende Standortfaktoren: tionenhaushalten ( | 97 4 : 22,9 Va) relativ hoch. eine günstige Verkehrsanbindung über die B 70 an das überregionale Verkehrsnetz, einen mit der Lage nordöstlich der Ortschaft gegebenen Im- II. Gefüge und Ausstattung missionsschutz für die Wohnbevölkerung, eine Die Landwirtschaft bildet heute für ein Fünf- Entsorgungsmöglichkeit durch die Nähe zum tel der Bevölkerung die Existenzgrundlage. Von Klärwerk, eine gute Energieversorgungsmöglich- der 4.022 ha großen Gemeindefläche waren 1975 keit durch das nahe gelegene Umspannwerk der 2.049 ha (50,97o) und 1985 2.698 ha (61,17o) VEW und eine großzügige Flächenreserve, die

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Platz für Betriebserweiterungen und Sozialein- den Kreisen Steinfurt und Borken und dem Ruhr- richtungen bietet. Langfristige Umsetzungspro- gebiet, stammten. gramme wurden vorbereitet und z.T. schon Metelen ist ein Freizeit- und Erholungs- durchgeführt mit dem Ziel, störende Handwerks- schwerpunkt von überregionaler Bedeutung. Er und Industriebetriebe auszusiedeln und ihnen zu wurde mit ausreichender Infrastruktur, insbeson- einer betriebsgerechten Erweiterung zu verhel- dere mit Anlagen für den fließenden und ruhen- fen. So entstand ein Industriegebiet mit einem den Verkehr und Anschlüssen an das öffentliche gemischtindustriellen Gefüge aus bisher 35 zu- Verkehrsnetz sowie mit öffentlichen Ver- und meist klein- und mittelständischen Betrieben ver- Entsorgungsanlagen ausgestattet. Es wurden un- schiedener Branchen der Metall-, Holz-, Textil- terschiedliche Nutzungsangebote innerhalb des und Lebensmittelverarbeitung sowie des Trans- Erholungs- und Freizeitschwerpunktes geschaf- portwesens mit insgesamt rd. 500 Arbeitsplätzen gegeneinander eine (199q. Weltruf erwarb sich mit z.Z. rd.200 Be- fen und so abgegrenzt, daß schäftigten die Schlick-roto-jet Maschinenbau gegenseitige Störung und Behinderung weitge- GmbH (Strahlanlagen). International bekannt hend ausgeschlossen ist. Metelen hat günstige wurde auch die aus einem traditionellen Flei- Standortvoraussetzungen für die Errichtung von scherhandwerksbetrieb hervorgegan gene, 1917 räumlich konzentrierten vielfältigen Freizeitein- aus der geschlossenen Ortschaft ausgelagerte richtungen für die Tages-, Wochenend- und Feri- Fleischwarenfirma Feldhues (90 Beschäftigte). enerholung. Durch die Schwerpunktbildung Die nach dem 2. Weltkrieg in Metelen ansässig wurde eine Steigerung des Fremdenverkehrs gewordenen Sula-Werke (ca. 120 Beschäftigte) sowie ein konzentrierter Einsatz von Investitions- vertreiben, ebenfalls weltweit, Süßwaren. mitteln im Erholungswesen erreicht. Darüber hinaus gewinnt in letzter Zeit verstärkt die Ferien- Der Erwerbstätigenzahl nach hat sich seit erholung an Bedeutung, wie z.B. durch "Urlaub 1970 (31,6Vo) der Dienstleistungsbereich zum auf dem Bauernhof'. Für den weiteren Ausbau dominanten Wirtschaftssektor entwickelt ( 1987: zum Freizeit- und Erholungsschwerpunkt für 43,0Vo).In Verbindung damit ist der Weg Mete- Ballungsräume und benachbarte Ballungsrandzo- lens zum Fremdenverkehrs- und Naherholungsort nen ist für Metelen eine Strukturförderuns wün- zu sehen. Es gibt heute 3 Hotels, I Gasthof, 6 Pri- schenswert. vatpensionen, 1 Kindeneitpension und 3 Bauern- Metelen ist ein großflächiges, landschaftsori- pensionen mit insgesamt 145 Betten und 14.231 entiertes, bewaldetes Erholungsgebiet für die stil- Übernachtungen (1987); im Waldseegebiet wur- le Erholung (Wanderwege, Radwege, Wander- den 61 Ferienhäuser gebaut. In der Metelener parkplätze, Reitwege), die durch eine Vielzahl Heide entstand 1972 unter Mitwirkung breiter von gemeindlichen Erholungseinrichtungen wie Bevölkerungsschichten, insbesondere der "Vo- Tennisplätze, Sporthallen, Reithalle und Hallen- gelfreunde", in zumeist freiwilligen Arbeitsstun- bad ergänzt wird. den ein 16 ha großer Vogelpark, der mit 400 Vo- gelarten aus allen Kontinenten zum größten Die Landwirtschaft prägt das Landschaftsbild Nordrhein-Westfalens wurde. Er ist seit 1975, als und pflegt den Freiraum, der vor allem der städti- Teile der Metelener Heide zum Landschafts- schen Bevölkerung als Erholungs- und Regenera- schutzgebiet "Gauxbach" erklärt wurden, das tionsraum dient. Zentrum eines großflächigen Erholungs- und Wandergebietes mit zahlreichen Möglichkeiten Der Erhaltung der Naturlandschaft dient die der aktiven Freizeitgestaltung und zur Durch- Schaffung von Feuchtbiotopen im 180 ha großen führung von Lehr- und Lernprogrammen z.B. in Strönfeld, eine grenzübergreifende Maßnahme einem Biologieunterricht vor Ort. Es wurde, mit dem Ziel, den ursprünglichen Zustand zu er- gleichfalls in der Metelener Heide, das "Biologi- halten oder durch Vernässung wiederherzustel- sche Institut Metelen" gegründet, eine For- len. Die natürliche Vegetation wie Wacholder, schungseinrichtung für Biotop- und Artenschutz. Krüppelkiefer und Birken sowie die gefährdeten Sie macht es sich zur Aufgabe, gefährdete Tierar- Vogelarten wie Brachvogel, Kiebitze und Sumpf- ten zu erforschen, zu züchten und dann in der schnepfen sollen einen möglichst optimalen Le- freien Wildbahn auszusetzen. Seit Eröffnung des bensraum erhalten. Neben dem Naturschutzge- Vogelparkes kamen im Durchschnitt jährlich biet "Strönfeld" wurden die Landschaftsschutz- über 100.000 Besucher in die Metelener Heide, gebiete "Metelener Heide" und "Halterner Mark" die zu zwei Dritteln aus der näheren Umgebung, errichtet.

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Auch der Ort Metelen wurde zu einem belieb- permärkte und ein Haushaltswaren- und Porzel- ten Ausflugsziel. Es gibt eine Reihe historischer langeschäft in drei Etagen ein reiches Sortiment Denkmäler, die auch im Bewußtsein der Bevölke- anbieten. Stark ist nach wie vor die Konkurrenz rung als erhaltenswert angesehen werden: die der nahe gelegenen Mittelzentren Ochtrup und Stifts- und Pfarrkirche Ss. Cornelius und Cypria- Steinfurt, die das Ziel vieler Berufs- und Schüler- pendler nus mit der Stiftskammer (1, kursive Zffirn siehe sind. Sie führt zu hohen Kaufkraftabflüs- sen. Karte II), das ehemalige Stiftsgebäude, die Bren- nerei Brinckwirth, die noch mit Kreuzgangbögen Das 40 ha große Neusiedlungsgebiet folgt den aus der Stiftsgründungszeit ausgestattet ist, und nördlich der B 70 verlaufenden Verkehrslinien 30 weitere überwiegend denkmalwürdige Häuser, Eper Straße, Gronauer Straße, Ochtruper Damm, Spieker, Bildstöcke, Wegekreuze oder Grabdenk- Ochtruper Straße und Welbergener Damm und in mäler. Metelen besitzt neben einem naturkundli- Ansätzen den südlich der B 70 gelegenen Straßen chen Museum, das im Biologischen Institut unter- nach Leer und Schöppingen. Diese Verkehrswe- gebracht ist, in der ehemaligen Wassermühle Pla- ge gliedern als Entwicklungsachsen das Bauge- gemann ein vom Heimatverein betreutes Mühlen- biet übersichtlich und planmäßig in Bauabschnit- und Sägewerksmuseum mit der Dauerausstellung te und dienen der örtlichen und überregionalen Verkehrsregulierung. "Vom Korn zum Brot" und ferner ein "Stadtar- Im übrigen wurden über- wiegend kreuzungsfreie Wohnstraßen, chiv" mit Fotoarchiv und Archivierungssystem z.T. als Stichstraßen, zur Erschließung gebaut. Die da- für alte Bilder und Schriften. Im Bahnhofsgebäu- durch erzielte Gliederung des Verkehrs in Ziel- de Metelen-Land wurde ein Eisenbahnmuseum und Quellverkehr verhindert weitgehend den ftir eingerichtet. Der Fremdenverkehrsverein e.V. ein Wohngebiet störenden Durchgangsverkehr. Metelen gab eine Reihe ansprechend gestalteter Erschließungstechnisch begünstigt wird das Sied- Prospekte mit Hinweisen zur Gemeinde und zu lungsgebiet durch ein leichtes Gefälle des Gelän- den Urlaubs- und Erholungsmöglichkeiten heraus. des zur Vechte hin. die als Vorfluter die Kanali- Parallel zu den vielfältigen Bemühungen, sationswässer abführt und in deren Einzugsbe- Metelen zu einem Fremdenverkehrsort zu ma- reich die vollbiologische Kläranlage erbaut chen, liegen Maßnahmen zur Ausstattung und wurde. In den Bebauungsgebieten herrscht eine städtebaulichen Neuordnung des Ortskerns und lockere Bauweise vor. Von 1960-1987 wurden zur Planung neuer Wohngebiete. 526 neue Bauten, vorwiegend Familienhäuser er- stellt. Da für die Errichtung von Gemeinschafts- Der Ortskern besteht aus der historischen, bis anlagen im Ortskern nur begrenzt Flächenreser- 1787 befestigten und im Laufe der Geschichte ven vorhanden waren. entstanden in den südli- durch mehrere Brände zerstörten Stadt, die noch chen Neubaugebieten die Annette-von-Droste- heute durch den alten Wall zu umgehen ist, den Hülshoff-Hauptschule und ein großzügiges alten Siedlungsteilen Mersch und Spakenbaum Spongelände mit Sporthalle, Leichtathletikstadi- und den bis zum 2. Weltkrieg entstandenen Er- on, Fußballplätzen und Schwimmhalle und in den Mühlen- und Säge- weiterungen vor allem entlang der Ausfall- werksmuseum nördlichen ein Sportzentrum mit Sporthalle (600 straßen. Hier sind zwei Drittel der Häuser vor (ehem. Mühle Plagemann Sitzplätze), Tennis- und Bolzplätzen und einer (re.) mit Sägewerk (li.)) dem letzten Krieg erbaut worden, wobei es sich dabei zumeist um ein- oder zweigeschossige Fa- milienhäuser handelt.

Da in den letzten Jahrzehnten viele Häuser re- noviert, Fassaden aufgebessert und Baulücken aufgefüllt wurden, bietet heute der alte Straßen- raum, wenn auch infolge wechselnder Giebelstel- lungen und unterschiedlicher Firsthöhen kein einheitliches, so doch ein abwechslungsreiches, vielerorts durch Blumenschmuck verschöntes Straßenbild. Auffallend gering ist der Anteil (2IVo) an Geschäfts- und Wohngeschäftshäusern. Ihr Warenangebot entspricht überwiegend den täglichen Bedarfsansprüchen, Geschäfte des ge- hobenen Bedarfs gibt es nur wenige. In den letz- ten Jahren hat sich eine Verbesserung des Ange- bots dadurch ergeben, daß drei Lebensmittel-Su-

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Kart€ngrundlag€: DGK 5, Bl. Naendorl (1988, einz. Nachtr 1990), M€telen (1988, einz. Nachtl 1990) Mr,rr,lsN

Vogelstange. An der Heeker Straße wurde bereits schlossenen Bebauung Wert legen auf eine städ- 1953 ein evangelisches Kirchenzentrum eröffnet. tebauliche Weiterentwicklung des inneren Sied- An weiteren öffentlichen Einrichtungen besitzt lungsbereiches durch weitere Siedlungskonzen- Metelen außerdem: 3 Kindergärten (zwei in Trä- tration. Sie könnte - wie der Machtemes-Plan gerschaft der katholischen Kirchengemeinde und (1974, S. 30 ff) es vorschlägt - angestrebt werden ein DRK-Kindergarten), die katholische St.- durch bessere Ausnutzung der Grundstücke in Vitus-Grundschule, I Behindertenheim (5), das einer dreigeschossigen Bauweise unter Fortfall von der Caritas getragen, Anfang der 70er Jahre nicht mehr genutzter Nebenbauten. Dadurch aus dem Sophien-Krankenhaus hervorging und würde die Einrichtung von Lager- und Geschäfts- 75 Pflegepfätze hat, I Altentagesstätte (2), 1 Iu- räumen im Parterre und von Wohnungen in den gendfreizeitheim, die "Oase" der Kath. Kirchen- darüberliegenden Geschossen ermöglicht; das gemeinde (3), I Heim des Malteser Hilfsdienstes Warenangebot könnte dadurch verbessert wer- (4), sowie eine öffentl. Begegnungsstätte I Post, den, was letzten Endes dem einzelnen Bürger 3 Kreditinstitute, I Feuerwehr und 2 Kommunal- und der Gemeinde zugute käme. Beim Einkauf (6, friedhöfe 7). wären kürzere Wege zurückzulegen, und die Medizinisch versorgt wird Metelen von 2 Kaufkraftabflüsse könnten dadurch wenigstens Ärzten für Allgemeinmedizin, I Facharzt für In- teilweise unterbunden werden. neres, 2 Zahnärzte, I Heilpraktiker, 2 Apotheken Eine wichtige Aufgabe stellt sich der Ge- und 2 Massage-, Sauna- und medizinische Bäder- meinde in der Neuordnung des Verkehrsnetzes. praxen. Eine Verkehrsberuhigung der B 70 im Ortskern Das Bildungsangebot umfaßt neben der ist, wenn man die angestrebte städtebauliche Ent- Grund- und der Hauptschule den täglichen För- wicklung weiter verfolgen will, notwendig. Seit derunterricht an Nachmittagen in mehreren 50 Jahren befindet sich eine Umgehungsstraße, Gruppen und ein vielseitiges Kursangebot der mal als ortsnahe, mal als ortsferne Südstraße, in Kirchengemeinden und der Volkshochschule, Planung. Derzeit konkretisieren sich die Planun- letzteres organisiert durch den 1974 gegründeten gen wieder. Ein Bau zum gegenwärtigen Zeit- Volkshochschulzweckverband der Stadt Ochtrup punkt sollte berücksichtigen, daß sich durch den und der Gemeinden Metelen, Neuenkirchen und Bau der A 3l die Funktion der B 70 in absehba- Wettringen, die sich auch zu einem Musik- rer Zett wandeln wird von einer überregionalen schulzweckverband zusammengeschlossen haben. Fernstraße zu einer Straße. die in erster Linie den 807o der Bevölkerung sind in verschiedenen Ver- wachsenden lokalen Ziel- und Quellverkehr ord- einen organisiert. Die in regelmäßigen Abständen nen muß. Da sieben Zehntel aller Siedlungsstät- stattfindenden kulturellen Veranstaltungen wie ten nördlich der B 70 liegen und die B 70 die ein- Theateraufführungen, Theaterfahrten, beispiels- zige Westostverbindung des Ortes Metelen ist, weise nach Münster, und die Durchführung von können wirkliche Verkehrsentlastungen nur Konzerten und Basaren sind Ausdruck für ein in durch den Bau neuer Tangentialtrassen, also einem Unterzentrum überdurchschnittliches Kul- durch eine südliche und nördliche Umgehungs- turleben. Das erklärt auch die Tatsache, daß viele straße, erreicht werden. Die dadurch entstehen- Bürger meinen, die Bezeichnung "Stadt" treffe den Ringstraßen wären die Sammeladern für den die soziale und kulturelle Eigenart der örtlichen heimischen Quell- und Zielverkehr; sie schafften Gemeinschaft besser als die Bezeichnungen die optimale Anbindung des Gewerbegebietes an "Dorf ' oder "Gemeinde". die neuen Verkehrsverhältnisse und steuerten zu- gleich den Verkehr von der L 582 um den Orts- III. Perspektiven und Planung kern. Eine solche Verkehrskonzeption würde den Bedürfnissen der Bewohner Metelens entgegen- In der Siedlungsentwicklung wurde eine Ver- kommen, die Entwicklung eines Fußgängerberei- besserung des Wohn- und Freizeitwertes Mete- ches im Ortskern ermöglichen und so die entstan- lens durch eine weitgehende Auslagerung von denen Ortserweiterungen strukturell auf die Mitte störenden Gewerbe- und Industriebetrieben und ausrichten. - in Anfängen - eine bauliche Verdichtung des Ortskerns sowie eine umfassende Verbesserung Eine weitere künftige Aufgabe der Gemeinde der Versorgungs- und Entsorgungsanlagen er- ist die Sicherung der Arbeitsplätze und die Sorge reicht. Die künftige Siedlungsentwicklung sollte um den Ersatz für die durch die Krise in der Tex- vor allem unter Beibehaltung des charakteristi- tilindustrie weggefallenen Arbeitsplätze, d.h. schen Ortskerns und des Leitprinzips der ge- Abbau des Auspendlerstromes durch Stärkung tl4 MErelpN der heimischen Industrie und weitere Förderung Gemeinde Metelen ( I 985): Handbuch für die Gemeinde Me- telen des Dienstleistungsbereiches. Das infrastrukturell Gemeinde Metelen ( I 987): Metelen, Kreis Steinf urt, Zahlen, erschlossene Industrie- und Gewerbegebiet, das Daten. Fakten günstige Voraussetzungen für eine Betriebsan- Gemeinde Metelen (1986): Metelen. Bürgerinformation. Weka-Verlag siedlung bietet, und die durchgeführten land- Gemeinde Metelen (1987): Schulentwicklung der Gemeinde schaftsgestalterischen Maßnahmen, durch die der Metelen Freizeit- und Erholungswert erhöht wurde, bilden Gemeinde Metelen (1987): Trefl'-Metelen. (Prospekt über das Biologische lnstitut Metelen) durch die Einbindung in das im Bau befindliche Gemeinde Metelen (1980): Orientierungsplan Metelen - Fernstraßennetz des Westmünsterlandes wichtige Wanderplan I : 17000 Bedingungen für die notwendige Förderung der Gemeindeverwaltung Metelen (1969): Gemeinde Metelen. Ein idealer Standoft für Industrieansiedlung. Bericht Wirtschaft und die Erschließuns neuer Erho- Gemeindeverwaltung Metelen (1988): Rathaus-Informatio- lungsbereiche. nen. Amtsblatt der Gemeinde Metelen Nr. 4 Hegemann, B. (1973): Stift und Gemeinde Metelen. Ge- Anerkennung verdient die Bevölkerung Me- schichtl. und heimatkundliche Beiträge in Einzelbildern. Teil I und 2: Metelen. Gemeinde Metelen telens: Sie hat es verstanden, noch weitgehend Landesvermessungsamt: Grundkarte Metelen I : 50001 intakt gebliebenen, landschaftlich reich geglie- Grundkarte Naendorf I : -5000 derten und von der Besiedlung weitgehend ver- Landesvermessungsamt: Grundriß des Ortes Metelen und desGewerbegebietes I : 2000 schonten Freiraum auf vielfältige Weise den ge- Landesvermessungsamt: Urkatasterklrte: Übersrehtskarte stiegenen Erholungs- und Regenerationsbedürf- der Gemeinde, Stadt und Kirchspiel Metelen lU2u nissen insbesondere der städtischen Bevölkeruns Machtemes, A. (.1914): Gemeinde Metelen. Städtebauliche Entwicklung. Bestand - Analyse - Planung zur Verfügung zu stellen. Metelener schreiben über ihre Heimat ( 1989). Schreibwett- bewerb Metelen 1988. Metelen Regierungspräsident Münster (1980): Gebietsentwick- lungsplan. Regierungsbezirk Münster. Teilabschnitt West- münsterland

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