Honecker Geht Auf Erkundungsfahrt Annäherung Zwischen Moskau Und Peking Angestrebt
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Heute auf Seite 3: Geschichte und Politik ftpratdmblatt UNABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND Jahrgang 37 — Folge 35 Erscheint wöchentlich Landsmannschaft Ostpreußen e. V. Postvertriebsstück. Gebühr bezahlt 30. August 1986 Parkallee 84/86. 2000 Hamburg 13 C5524C Im Vorfeld des Gipfels: Honecker geht auf Erkundungsfahrt Annäherung zwischen Moskau und Peking angestrebt China erhält Besuch aus Bonn und Ost-Ber• kaus Seite sehen wollen, so dürfte in der der• lin. Zur Stunde befindet sich Bundeswirt• zeitigen Phase der Politik Moskau Vorrang schaftsminister Martin Bangemann in China, besitzen. Würde Moskau auf die von den USA um dort wohl abzuklären, welche Möglichkei• geforderte Kooperation der Weltmächte für ten des Ausbaus einer wirtschaftlichen Zu• den Frieden eingehen und etwa für Afghani• sammenarbeit gegeben sind, wobei man stan, Kambodscha oder sonstwo in der Welt davon ausgehen darf, daß auf gegenseitige Bereitschaft signalisieren, so wollte sich der Vorteile begründete Handelsbeziehungen ge• Kreml solches „Entgegenkommen" gerne eignet sind, auch das politische Klima zwi• doppelt honorieren lassen. Einmal durch eine schen den Staaten zu beeinflussen. Annäherung an China (und damit einer Ge• Ende Oktober folgt ihm der DDR-Staats• wichtsverlagerung) und ferner durch Abma• rätsvorsitzende Erich Honecker, der bei seiner chungen mit den USA (in Rüstungsfragen). Reise nach Peking an die Kontakte anknüpfen Es gibt in Bonn Kreise, die seit langen Mona• kann, die aus der Zeit bestehen, da der heutige ten darauf warten, Erich Honecker werde ge• Generalsekretär der KP Chinas, Hua, den chi• ruhen, die an ihn ergangene Einladung, an den nesischen Komsomolzenverband komman• Rhein zu kommen, wahrzunehmen. Dem dierte, während Honecker der FDJ vorstand. Staatsratsvorsitzenden jedoch erscheint eine Vielleicht, weil an diesen Kontakt ange• solche Visite zur Zeit nicht so dringlich, es sei knüpft werden kann, wurde Honecker mit denn, er könnte für eine solche Terminzusage einem weitgehenden und besonders delikaten substantielle Zusicherungen zugunsten der Auftrag ausgestattet. Der Staatsratsvorsit• DDR erwarten. Was einen Besuch in der Bun• zende, auch heute noch Mitglied der sowjeti• desrepublik angeht, so rechnet die SED wohl Gedenken an Friedrich d. Großen: Aus Anlaß seines 200. Todestages legten Bundeskanzler schen KP, dürfte von Gorbatschow den klaren mit der Ausweichlösung, man könne eine Ein• Kohl (unser Foto) sowie andere politische Repräsentanten der Bundesrepublik Kränze am Sarg Auftrag haben, den politischen und ideologi• ladung über Saarbrücken einfädeln, um dem des Königs auf der Burg Hohenzollern nieder Foto dpa schen Rahmen auszuloten, in dem sich Mos• Senioren den Wunsch zu erfüllen, noch einmal kau und Peking verständigen können. Moskau das heimatliche Wiebelskirchen zu sehen. hat den Vorteil, hier nicht unmittelbar in Er• Der Besuch in Peking dagegen ist für Gor• scheinung zu treten und kann die Funktion des batschow von vorrangiger Bedeutung; sein Er• Verfälschung des Asylantenproblems ideologischen Brückenschlages zwischen den gebnis kann für die sowjetische Politik von beiden kommunistischen Parteien vorüber• hohem Wert sein. Deshalb gibt Honecker der H. W. — Ein Repräsentant der Evangeli• folgte aus Deutschland im Ausland Aufnahme gehend der SED in Ost-Berlin überlassen. Reise gen Osten den Vorzug und überläßt es schen Kirche nahm in diesen Tagen Gelegen• gefunden hätten und gerade in Würdigung Moskau hält sich, wie man sagt, vorerst be• inzwischen Bonn, sich mit der Einschleusung heit, sich für eine Aufnahme der Asylanten dieser Tatsache das Asylrecht im Grundgesetz deckt ... von Asylanten, die sich als potentielle soziali• einzusetzen und verwies hierbei auf die mora• verankert worden sei. Unbestreitbar ist jenen Schließlich steht Gorbatschow vor dem mit stische Unruhestifter erweisen könnten, her• lische Pflicht der Bundesrepublik, die nicht zu• Zuflucht zu gewähren, die aus politischen Reagan vereinbarten Gipfel. Hierfür könnte umzuplagen. Hans Ottweil letzt daraus erwachsen sei, daß politisch Ver- Gründen verfolgt werden, und in der entfach• ihm genehm sein zu wissen, daß China sich ten Diskussion sollten wir uns davor hüten, das näher an seiner Seite als an der Reagans befin• Asylantenproblem zu verfälschen. Es ist det. Haben die Amerikaner Wind von den so• Friedrich der Große: schwerlich zu glauben, daß die Väter des wjetischen Absichten bekommen? Wenn ja, Grundgesetzes, auf das sich hier berufen wird, könnte man den jetzt verfügten Verkauf von Korrektur eines verzerrten Geschichtsbildes voraussehen konnten, daß sich im Jahre 1986 145 000 Tonnen Rohzucker aus Regierungsbe• etwa 670 000 Asylanten bei uns aufhalten, von ständen so sehen, daß es nicht nur darum ging, Weizsäcker: Eine überragende Gestalt der deutschen Geschichte denen nur 64 000 als Asylanten im Sinne des einen besonders hervorragenden Markt zu Grundgesetzes anerkannt werden konnten. bedienen, sondern daß es sich auch hierbei um „Friedrich hat uns ein unsentimentales, cha• der König vorwiegend gelebt hat, nämlich in Das verbleibende Asylantenheer, Libanesen, einen kleinen Dominostein im großen Spiel rakterstarkes, reformbereites Gemeinwesen Potsdam, begehen konnte, sondern „getrennt Afrikaner und Asiaten, deren Anträge abge• handelt. Denn noch ist in den USA der Sturm hinterlassen. Kein Volk ist reich an vergleich• in zwei Staaten", so sei das nicht seinem, so lehnt werden mußten oder abgelehnt werden, um die vier Millionen Tonnen Getreide an die baren Persönlichkeiten, deren Maßstäbe weit sagte von Weizsäcker, sondern unserem Jahr• ruft nach einer gerichtlichen Entscheidung Sowjetunion nicht abgeklungen. Wie gesagt, über ihre Lebzeiten fortwirken." Diese Fest• hundert zuzuschreiben. Der Bundespräsident und beschreitet damit einen oft über Jahre wirtschaftliche Fakten haben ihren Stellen• stellung traf Bundespräsident Richard von wandte sich auch dagegen, als habe eine gera• dauernden Instanzenweg. Währenddessen wert im politischen Spiel. Weizsäcker anläßlich des Festaktes zum 200. de Linie von Friedrich dem Großen zu Hitler steigt die Flut der Asylanten weiter an.., Todestag Friedrich des Großen im Charlot• geführt. Doch wie immer dem auch sei, Gorbatschow Mit Recht hat Franz-Josef Strauß darauf tenburger Schloß zu Berlin, wo er in einer Fei• Der Chef des Hauses Hohenzollern, Prinz wird dem Ergebnis der Honecker-Reise mit hingewiesen, es sei ein Mißbrauch des Asyl• erstunde den König als „eine der staunenswer• Louis Ferdinand von Preußen, hatte auf die größtem Interesse entgegensehen. Vor allem rechts, wenn „jemand nur den Boden der Bun• ten, überragenden Gestalten der deutschen Burg Hohenzollern eingeladen, wo im Rahmen im Hinblick auf die Taktik, die er auf dem vor• desrepublik zu betreten und das Wort Asyl zu Geschichte" bezeichnete und betonte: „Ein einer Feierstunde des größten Königs aus dem stehenden Gipfel einschlagen will. Hierzu muß stammeln braucht, damit er von da an das wenig von Preußens Friedrich wäre doch auch Hause Hohenzollern gedacht wurde. Unter man an die unterschiedlichen Vorstellungen grundgesetzlich verbriefte Recht hat, im Falle heute nicht so schlecht." Sein Erbe gebe den den geladenen Gästen, zu denen auch die Re• zwischen West und Ost erinnern. Letztlich will der Ablehnung alle Rechtsmittel auszuschöp• Deutschen „wohl auch das Recht, des Alten präsentanten der Landsmannschaften gehör• auch Gorbatschow die imperiale Teilung der fen, und so einen jahrelangen Aufenthalt in der Fritz 200 Jahre nach seinem Tod ohne Scheu ten, befanden sich Bundestagspräsident Jen• Welt in Einflußsphären. Die USA dagegen Bundesrepublik mit Anspruch auf Sozialhilfe zu gedenken". ninger, Bundeskanzler Kohl, Altbundespräsi• propagieren die Kooperation der Weltmächte sicherstellen kann". für den Frieden. Wenngleich die Amerikaner Aus den Festreden und Veröffentlichungen dent Karl Carstens sowie Ministerpräsident die Chinesen auch nicht unbedingt auf Mos- zum 200. Todestag des Monarchen ging her• Späth, die im Anschluß an die Gedenkstunde In der Tat ist, wie auch der Bundeskanzler vor, daß Friedrich II. als Philosoph, Feldherr, Kränze an dem einfachen Sarg Friedrich II. am letzten Wochenende in Neumünster an• Freund der Künste, Komponist, Verwaltungs• niederlegten. Friedrich ist wie auch sein Vater merkte, die politische Entscheidung in der Aus dem Inhalt Seite praktiker, Schriftsteller und Staatsmann zu Friedrich Wilhelm I. in der Christuskapelle der Asylpolitik überfällig. Es kann dabei nicht nur 36. Kongreß „Kirche in Not": werten ist. Daß sich diese Erkenntnisse auch in Burg Hohenzollern beigesetzt. Im „Offiziers- darum gehen, ohnehin fragwürdige „Sanktio• Wichtige Informationen über offiziellen Kreisen inzwischen Bahn gebro• gärtlein" der Burg befinden sich die Grabstät• nen" gegen gewisse Fluggesellschaften in Er• Christen im Ostblock 2 chen hat, ist um so erfreulicher, als noch 1981 ten des letzten deutschen Kronprinzen, seiner wägung zu ziehen, auch die deutschen Missio• Friedrich der Große: Aufwertung in der großen Preußen-Ausstellung im Berliner Gemahlin und zweier seiner Söhne, die dort nen im Ausland müssen die strikte Anweisung des Preußenkönigs in der DDR 5 Gropius-Bau der große Preußenkönig in die letzte Ruhe gefunden haben. erhalten, bei der Visaerteilung zurückhalten• Zum Tod des Schriftstellers schwarz, grau und gar in blutigrot dargestellt Die Gedenkstunden zum 200. Todestag des der zu verfahren. Hier ist endlich klares Han• D. Dr. Willy Kramp y wurde und man geradezu als „Reaktionär" galt, vielbegabten Monarchen haben