Plenarprotokoll 8/101

Deutscher

Stenographischer Bericht

101. Sitzung

Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978

Inhalt:

Wahl des Abg. Merker als Schriftführer . . 8027 A Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses Überweisung des Jahresberichts 1977 des — Drucksache 8/1935 — Wehrbeauftragten an den Verteidigungs- Dr. Bötsch CDU/CSU 8027 D ausschuß 8027 A Bühling SPD 8030 A Regelung für die Einreichung von Fragen Wolfgramm (Göttingen) FDP . . . . . 8033 A für die Woche nach dem 18. September von Schoeler, Parl. Staatssekretär BMI . 8034 C 1978 8027 B Zweite und dritte Beratung des von der Zweite und dritte Beratung des Entwurfs Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Beschleunigung des eines Gesetzes zur Ä nderung des Straßen- Asylverfahrens verkehrsgesetzes — Drucksachen 8/1719, 8/1836 — — Drucksache 8/971 —

Bericht des Haushaltsausschusses gemäß Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/1939 — — Drucksache 8/1948 —

Beschlußempfehlung und Bericht des Innen- Beschlußempfehlung und Bericht ides Aus- ausschusses schusses für Verkehr und für das Post- und — Drucksache 8/1936 — Fernmeldewesen — Drucksache 8/1922 — in Verbindung mit Straßmeir CDU/CSU ...... 8035 D Zweite und dritte Beratung des vom Bun- Topmann SPD 8037 A desrat eingebrachten Entwurfs eines Zwei- ten Gesetzes zur Ä nderung der Verwal- Haar, Parl. Staatssekretär BMP/BMV , . 8039 C tungsgerichtsordnung Dr. Lenz (Bergstraße) CDU/CSU (Erklärung — Drucksache 8/1717 — nach § 59 GO) 8040 B II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978

Erste Beratung ,des von der Bundesregie- Anlage 5 rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zum Antarktis-Vertrag vom 1. Dezem- Ermöglichung des Kontakts von Mitarbei- ber 1959 tern der DDR-Vertretung mit den am 12. Juni 1978 in einem Flugzeug aus der — Drucksache 8/1824 — DDR geflüchteten Personen; Forderung der Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister AA 8041 B DDR nach Überstellung von Beständen der Dr. von Geldern CDU/CSU 8042 D Stiftung Preußischer Kulturbesitz nach Ost-Berlin Grunenberg SPD 8044 D MdlAnfr A5 16.06.78 Drs 08/1931 Schäfer (Mainz) FDP 8046 B Dr. Wittmann (München) CDU/CSU MdlAnfr A6 16.06.78 Drs 08/1931 Beratung ,der Beschlußempfehlung und des Dr. Wittmann (München) CDU/CSU Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. van SchrAntw PStSekr Höhmann BMB . . . . 8052* D Aerssen, Dr. Narjes, Dr. Hoffacker, Dr. Hüsch, Sick und der Fraktion der CDU/CSU Anlage 6 zu dem Antrag der Fraktionen der SPD, FDP Waffen, paramilitärische Verbände und GATT-Verhandlungen Organisationen aus dem Bereich des War- schauer Pakts, die nicht in die MBFR-Ver- — — Drucksachen 8/1547, 8/1699, 8/1917 handlungen einbezogen sind Dr. Narjes CDU/CSU 8047 D MdlAnfr A39 16.06.78 Drs 08/1931 Rapp (Göppingen) SPD 8049 C Biehle CDU/CSU Angermeyer FDP 8050 A MdlAnfr A40 16.06.78 Drs 08/1931 Biehle CDU/CSU Nächste Sitzung 8050 D SchrAntw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . 8053* B

Anlage 1 Anlage 7 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 8051* A Verhinderung der Auslieferung von acht Kroaten an Jugoslawien Anlage 2 MdlAnfr A54 16.06.78 Drs 08/1931 Niegel CDU/CSU Feststellung des Staatssekretärs Bölling über das Verhältnis von Parlamenten zu SchrAntw PStSekr Dr. de With BMJ . . . 8054' A Regierungen SchrAnfr B2 09.06.78 Drs 08/1895 Anlage 8 Dr. Czaja CDU/CSU Ausbildung von Arbeitsvermittlern für die SchrAntw StSekr Bölling BPA . . . . . 8051* D Vermittlung von Behinderten MdlAnfr A81 16.06.78 Drs 08/1931 Anlage 3 Dr. Steger SPD Kenntnis des Bundesministers Genscher SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 8054' B über die politische Zielsetzung des prokom- munistischen Pahl-Rugenstein-Verlages Anlage 9 SchrAnfr B3 09.06.78 Drs 08/1895 Mitwirkung der Betriebsräte bei Einstel- Dr. Langguth CDU/CSU lungen im Rahmen von Arbeitsbeschaf- SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 8052* A fungsmaßnahmen MdlAnfr A82 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Spöri SPD

Anlage 4 SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 8054* C

Genehmigung der Ein- bzw. Ausreise des Anlage 10 Herausgebers des neonazistischen Pam- phlets „Wille und Weg", Wilhelm Wüb- Mitwirkung der Personalräte bei Einstellun- bels, nach bzw. aus Berlin durch DDR- gen im Rahmen von Arbeitsbeschaffungs- Organe maßnahmen MdlAnfr A4 16.06.78 Drs 08/1931 MdlAnfr A83 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Langguth CDU/CSU Dr. Spöri SPD SchrAntw PStSekr Höhmann BMB . . . . 8052* C SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 8054* D Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 III

Anlage 11 MdlAnfr A96 16.06.78 Drs 08/1931 Jaunich SPD Leistungen der Bundesanstalt für Arbeit an SchrAntw StSekr Dr. Wolters BMJFG . . 8057* B Selbständige MdlAnfr A84 16.06.78 Drs 08/1931 Anlage 17 Cronenberg FDP SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 8055* B Einführung katalytischer Abgasreinigungs- systeme für Kraftfahrzeuge MdlAnfr A97 16.06.78 Drs 08/1931 Anlage 12 Dr. Laufs CDU/CSU Studium für Zeitoffiziere an den Hoch- SchrAntw PStSekr Wrede BMV 8057* D schulen der Bundeswehr MdlAnfr A89 16.06.78 Drs 08/1931 Anlage 18 Frau Krone-Appuhn CDU/CSU Aussagen von Bundesverkehrsminister MdlAnfr A90 16.06.78 Drs 08/1931 Gscheidle über den Bau der Neckar-Alb- Frau Krone-Appuhn CDU/CSU Autobahn SchrAntw StSekr Dr. Hiehle BMVg . . . 8055* C MdlAnfr A98 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Langguth CDU/CSU Anlage 13 SchrAntw PStSekr Wrede BMV 8058* A

Verwaltungskostenzuschlag bei der Ge- Anlage 19 meinschaftsverpflegung der Bundeswehr MdlAnfr A91 16.06.78 Drs 08/1931 Abbau von Verkehrsanlagen der Bundes- Berger (Lahnstein) CDU/CSU bahn auf stillgelegten Bahnhöfen sowie Verwendung dieser Anlagen SchrAntw StSekr Dr. Hiehle BMVg . . . 8056* B MdlAnfr A99 16.06.78 Drs 08/1931 Sauter (Epfendorf) CDU/CSU Anlage 14 MdlAnfr A100 16.06.78 Drs 08/1931 Sauter (Epfendorf) CDU/CSU Einbeziehung der Besichtigung von Einrich- tungen mit Arbeitsplätzen für Zivildienst- SchrAntw PStSekr Wrede BMV 8058* B leistende in das Besuchsprogramm des Bundesverfassungsgerichts bei der Bundes- Anlage 20 marine anläßlich der Kieler Woche MdlAnfr A92 16.06.78 Drs 08/1931 Stationierung eines Feuerlöschbootes auf Conradi SPD der Unterelbe bei Cuxhaven SchrAntw StSekr Dr. Hiehle BMVg . . 8056* C MdlAnfr A101 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. von Geldern CDU/CSU SchrAntw PStSekr Wrede BMV 8058* C Anlage 15

Anhebung des Freibetrages für Bestattungs- Anlage 21 kosten nach § 88 Abs. 2 Nr. 8 des Bundes- sozialhilfegesetzes Beibehaltung der täglichen Wasserstands im Hörfunkprogramm von-meldungen MdlAnfr A93 16.06.78 Drs 08/1931 WDR/NDR Höpfinger CDU/CSU MdlAnfr A102 16.06.78 Drs 08/1931 MdlAnfr A94 16.06.78 Drs 08/1931 Krey CDU/CSU Höpfinger CDU/CSU SchrAntw PStSekr Wrede BMV 8058* D SchrAntw StSekr Dr. Wolters BMJFG . . 8056* D

Anlage 22 Anlage 16 Bau eines Autobahnteilstücks von Alten- Inanspruchnahme der Früherkennungsun- stadt über Bad Vilbel nach Frankfurt sowie tersuchungen gegen Krebs von Lauterbach nach Schlitz MdlAnfr A95 16.06.78 Drs 08/1931 MdlAnfr A103 16.06.78 Drs 08/1931 Jaunich SPD Dr. Schwarz-Schilling CDU/CSU IV Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978

MdlAnfr A104 16.06.78 Drs 08/1931 Anlage 29 Dr. Schwarz-Schilling CDU/CSU Wiedereinführung der Ausgabe des Fern SchrAntw PStSekr Wrede BMV . . . . . 8059* A sprechbuchs für Oberbayern an die Fern sprechteilnehmer des Ortsnetzes München Anlage 23 MdlAnfr A113 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Riedl (München) CDU/CSU Einstellung des Testversuchs mit Selbst- bedienungsspeisewagen im Intercity-Ver- SchrAnwt PStSekr Wrede BMP . . . . . 8061* A kehr Anlage 30 MdlAnfr A105 16.06.78 Drs 08/1931 Müller (Bayreuth) SPD Neuanschaffung von Omnibussen durch die Bundespost SchrAntw PStSekr Wrede BMV . . . . . 8059* B MdlAnfr A114 16.06.78 Drs 08/1931 Milz CDU/CSU Anlage 24 SchrAntw PStSekr Wrede BMP 8061* B Auswirkungen der sogenannten Ordnungs- maßnahme zur Sanierung der Bundesbahn Anlage 31 MdlAnfr A106 16.06.78 Drs 08/1931 Abwanderung der Bevölkerung aus länd- Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU lichen Gebieten SchrAntw PStSekr Wrede BMV 8059* C MdlAnfr A115 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Jobst CDU/CSU Anlage 25 MdlAnfr A116 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Jobst CDU/CSU Verhinderung des Fahrens in falscher Richtung auf Autobahnen SchrAntw PStSekr Dr. Sperling BMBau . . 8061* B MdlAnfr A107 16.06.78 Drs 08/1931 Sieler SPD Anlage 32 MdlAnfr A108 16.06.78 Drs 08/1931 Folgewirkungen der Festlegung des Stand- Sieler SPD ortes von Kernkraftwerken für Infrastruk- tur, Wohnwertveränderung und Nutzungs- SchrAntw PStSekr Wrede BMV . . . . . 8059* D veränderung MdlAnfr A 117 16.06.78 Drs 08/1931 Anlage 26 Immer (Altenkirchen) SPD Mitwirkung des Bundes bei den Bilanzprü- SchrAntw PStSekr Dr. Sperling BMBau . . 8062* A fungen bei den regionalen Verkehrsgesell- schaf ten Anlage 33 MdlAnfr A109 16.06.78 Drs 08/1931 Freistellung von der Zweckbindung der mit Milz CDU/CSU Mitteln aus dem Regionalprogramm des SchrAntw PStSekr Wrede BMV 8060* A Bundes geförderten Wohnungen sowie Eng- pässe in der Wohnungsversorgung insbe- sondere in den Ballungsgebieten Anlage 27 MdlAnfr A118 16.06.78 Drs 08/1931 Grundsätze für die Zusammenlegung bzw. Dr. Schneider CDU/CSU Auflösung von Postämtern sowie Sicher- stellung der Versorgung im ländlichen MdlAnfr A119 16.06.78 Drs 08/1931 Raum Dr. Schneider CDU/CSU MdlAnfr A110 16.0638 Drs 08/1931 - SchrAntw PStSekr Dr. Sperling BMBau . . 8062* B Dr. Linde SPD MdlAnfr A111 16.06.78 Drs 08/1931 Anlage 34 Dr. Linde SPD Weitergabe der günstigen Kapitalmarktkon- SchrAntw PStSekr Wrede BMP 8060* B ditionen an die Mieter im sozialen Woh- nungsbau; Außerung des Bundeswohnungs- bauministers über die verstärkte Anwen- Anlage 28 dung des Erbbaurechts Aufhebung von Postämtern in ländlichen MdlAnfr A120 16.06.78 Drs 08/1931 Regionen Dr. Möller CDU/CSU MdlAnfr A112 16.0638 Drs 08/1931 MdlAnfr A121 16.06.78 Drs 08/1931 Immer (Altenkirchen) SPD Dr. Möller CDU/CSU SchrAntw PStSekr Wrede BMP 8060* D SchrAntw PStSekr Dr. Sperling BMBau . . 8063* B Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 V

Anlage 35 Anlage 40 Äußerung von Bundesforschungsminister Möglichkeiten zur Ausweitung der Infor- Dr. Hauff über den Bau der Neckar-Alb- mation des Bürgers nach dem Urteil des Autobahn Bundesverfassungsgerichts über die Öffent- MdlAnfr A122 16.06.78 Drs 08/1931 lichkeitsarbeit der Bundesregierung Dr. Laufs CDU/CSU SchrAnfr B5 16.06.78 Drs 08/1931 SchrAntw BMin Dr. Hauff BMFT . . . . 8063* D Dr. Nöbel SPD SchrAnfr B6 16.06.78 Drs 08/1931 Anlage 36 Dr. Nöbel SPD Genehmigungen für den Aufbau einer SchrAnfr B7 16.06.78 Drs 08/1931 Magnetschwebebahn für 25 Millionen DM Dr. Nöbel SPD für die Internationale Verkehrsausstellung SchrAnfr B8 16.06.78 Drs 08/1931 1979 Dr. Nöbel SPD MdlAnfr A123 16.06.78 Drs 08/1931 SchrAntw StSekr Bölling BPA 8066* C Dreyer CDU/CSU MdlAnfr A124 16.06.78 Drs 08/1931 Dreyer CDU/CSU Anlage 41 SchrAntw BMin Dr. Hauff BMFT . . . . 8063* D Studie des Auswärtigen Amts über die Roh- stoffproblematik in den Nord-Süd-Verhand- Anlage 37 lungen Förderung von Prozeßrechnern und Ent- SchrAnfr B9 16.06.78 Drs 08/1931 wicklung der Programmierungssprache Dr. Hüsch CDU/CSU PEARL SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 8067* B MdlAnfr A125 16.06.78 Drs 08/1931 Stockleben SPD Anlage 42 SchrAntw BMin Dr. Hauff BMFT . . . . 8064* C Aufnahme von Bootsflüchtlingen durch deutsche Schiffe in Südostasien; Lösung Anlage 38 der Asylfrage Auffassung des Bundesministers für wirt- SchrAnfr B10 16.06.78 Drs 08/1931 schaftliche Zusammenarbeit über den Aus- Dr. Enders SPD gang der Auseinandersetzungen in Südafri- ka sowie Äußerungen über die Aufnahme SchrAnfr B11 16.06.78 Drs 08/1931 von Verbindungen mit den zukünftig poli- Dr. Enders SPD tisch Verantwortlichen in Namibia und SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 8067* C Zimbabwe MdlAnfr A129 16.06.78 Drs 08/1931 Anlage 43 Dr. Köhler (Wolfsburg) CDU/CSU Häftlinge aus den USA und Europa in MdlAnfr A130 16.06.78 Drs 08/1931 Geheimlagern der UdSSR Dr. Köhler (Wolfsburg) CDU/CSU SchrAnfr B12 16.06.78 Drs 08/1931 SchrAntw PStSekr Brück BMZ 8065* A Jäger (Wangen) CDU/CSU SchrAnfr B13 16.06.78 Drs 08/1931 Anlage 39 Jäger (Wangen) CDU/CSU Konsequenzen aus dem Urteil des Bundes- SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 8068* A verfassungsgerichts über die Öffentlich- keitsarbeit der Bundesregierung, insbeson- Anlage 44 dere für die Verteilung von Publikationen in der achten Legislaturperiode Angabe des durch Gesetze, die die Bürger SchrAnfr B1 16.06.78 Drs 08/1931 zu bestimmten Tätigkeiten verpflichten, Frau Dr. Lepsius SPD bedingten Aufwandes an Arbeitsstunden SchrAnfr B2 16.06.78 Drs 08/1931 SchrAnfr B14 16.06.78 Drs 08/1931 Frau Dr. Lepsius SPD Carstens CDU/CSU SchrAnfr B3 16.06.78 Drs 08/1931 SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 8068* B Frau Dr. Lepsius SPD SchrAnfr B4 16.06.78 Drs 08/1931 Anlage 45 Frau Dr. Lepsius SPD Benutzung der auf Flughäfen abgestellten SchrAntw StSekr Bölling BPA . . . . . 8065* B Fahrzeuge als Nachtquartier; Schutz der VI Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978

Fluggäste und Flugzeuge vor Terroran- Anlage 51 schlägen Vermeidung der Mehrstaatlichkeit bei Ein- SchrAnfr B15 16.06.78 Drs 08/1931 bürgerungen Picard CDU/CSU SchrAnfr B23 16.06.78 Drs 08/1931 SchrAnfr B16 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Holtz SPD Picard CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 8071* 'B SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 8069* A Die Frage B 24 — Drucksache 8/1931 vom Anlage 46 16. 06. 78 — des Abgeordneten Dr. Stercken (CDU/CSU) ist nach Nr. 2 Abs. 2 der Richt- Erlaß einer Verordnung nach § 27 des Bun- linien für die Fragestunde unzulässig. des-Immissionsschutzgesetzes zur Erstel- lung von Luftreinhalteplänen SchrAnfr B17 16.06.78 Drs 08/1931 Anlage 52 Dr. Schmitt-Vockenhausen SPD Plakat des Bundesinnenministers zur Um- SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 8069* C weltbilanz unter der Überschrift „Ist Deutschland noch zu retten?" Anlage 47 SchrAnfr B25 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Riesenhuber CDU/CSU Stationierung einer Einsatzabteilung des Bundesgrenzschutzes im Wiesbadener Vor- SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 8071* D ort Kastel Anlage 53 SchrAnfr B18 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Jentsch (Wiesbaden) CDU/CSU Einschränkung der Freizügigkeit für Aus- siedler innerhalb der Bundesrepublik SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . 8069* D Deutschland SchrAnfr B26 16.06.78 Drs 08/1931 Anlage 48 Dr. Czaja CDU/CSU Ergebnis der „Aktion Bretagne" der Deut- SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 8072* A schen Feuerwehr und des Technischen Hilfswerks Anlage 54 SchrAnfr B19 16.06.78 Drs 08/1931 Stellung Berlins im Kulturaustausch mit Biechele CDU/CSU den Ostblockstaaten SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 8070* B SchrAnfr B27 16.06.78 Dras 08/1931 Dr. Czaja CDU/CSU Anlage 49 SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 8072* C Aussage über die Tätigkeit von Neonazis im Verfassungsschutzbericht 1976; Einräu- Anlage 55 mung eines gesetzlich verankerten Klage- Übersendung von Listen des Bundesamts rechts der Umwelt- und Naturschutzver- für Verfassungsschutz an die Grenzpolizei- bände bei der Novellierung des Atomge- dienststellen sowie Rückforderung dieser setzes Listen SchrAnfr B20 16.06.78 Drs 08/1931 SchrAnfr B28 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Hennig CDU/CSU Conradi SPD SchrAnfr B21 16.06.78 Drs 08/1931 SchrAnfr B29 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Hennig CDU/CSU Conradi SPD SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 8070* D SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 8072* D

Anlage 50 Anlage 56 Gesetzgeberische Voraussetzungen für die Löschung der durch irrtümliche Überwa- im Höcherl-Bericht angeregte Durchfüh- chung erfaßten Daten rung von Planspielen und Rahmenübungen SchrAnfr B30 16.06.78 Drs 08/1931 zur Terrorismusbekämpfung Frau Simonis SPD SchrAnfr B22 16.06.78 Drs 08/1931 SchrAnfr B31 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Eyrich CDU/CSU Frau Simonis SPD SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 8071* B SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 8073* B Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 VII

Anlage 57 Anlage 63

Streichung der im Auftrag des südafrikani- Errichtung eines zweiten Bildungszentrums schen Apartheidregimes erstellten Filme, der Bundesfinanzverwaltung im Bereich des Tonbildschauen und Diareihen von den Li- Hauptzollamts Aachen sten der Landesfilmdienste bzw. Landes- bildstellen SchrAnfr B41 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Stercken CDU/CSU SchrAnfr B32 16.06.78 Drs 08/1931 Coppik SPD SchrAntw PStSekr Haehser BMF . . . . 8075* D SchrAntw PStSekr Engholm BMBW . . . 8073* D Anlage 64 Anlage 58 Senkung der Grunderwerbsteuer für unter Verzicht des Bundesinnenministers Gerhart Denkmalschutz stehende Gebäude Baum auf einen zweiten Parlamentarischen SchrAnfr B42 16.06.78 Drs 08/1931 Staatssekretär Dr. Schwencke (Nienburg) SPD SchrAnfr B33 16.06.78 Drs 08/1931 SchrAntw PStSekr Dr. Böhme BMF . . . 8076* B Reddemann CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 8074* A Anlage 65

Anlage 59 Grundvermögen des Bundes in München Radioaktive Stoffe in der Elbe durch den SchrAnfr B43 16.06.78 Drs 08/1931 Betrieb der Kernkraftwerke Stade und Dr. Wittmann (München) CDU/CSU Brunsbüttel SchrAntw PStSekr Haehser BMF . . . 8076* C SchrAnfr B34 16.06.78 Drs 08/1931 Ueberhorst SPD SchrAnfr B35 16.06.78 Drs 08/1931 Anlage 66 Ueberhorst SPD Wegfall bzw. Neuschaffung von Arbeits- SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 8074* A plätzen durch Importe bzw. Exporte; Unter- stützung der deutschen Textilindustrie; Anlage 60 Einfuhrpraktiken Frankreichs im textilen Warenverkehr Auslieferung kroatischer Gewalttäter an Jugoslawien SchrAnfr B44 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Schwörer CDU/CSU SchrAnfr B36 16.06.78 Drs 08/1931 Reddemann CDU/CSU SchrAnfr B45 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Schwörer CDU/CSU SchrAnfr B37 16.06.78 Drs 08/1931 Reddemann CDU/CSU SchrAnfr B46 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Schwörer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. de With BMJ . . . 8074* D SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 8076* D Anlage 61 Anlage 67 Erhaltung der Arbeitsplätze im Aluminium- werk Schwandorf der Vereinigten Alumi- Folgewirkungen des von der VEBA ge- nium-Werke AG planten Kraftwerks im Raum Daaden-Wei- SchrAnfr B38 16.06.78 Drs 08/1931 tefeld (Kreis Altenkirchen) Dr. Jobst CDU/CSU SchrAnfr B47 16.06.78 Drs 08/1931 SchrAnfr B39 16.06.78 Drs 08/1931 Immer (Altenkirchen) SPD Dr. Jobst CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 8077* C SchrAntw PStSekr Haehser BMF . . . . 8075* B

Anlage 62 Anlage 68 Inanspruchnahme von Kreditermächtigun- Lieferung von Ziegeln aus der. DDR ohne gen aus vorausgegangenen Haushaltsjah- Gütenachweise und Überwachungsbeschei- ren durch die Bundesregierung nigungen SchrAnfr B40 16.06.78 Drs 08/1931 SchrAnfr B48 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Friedmann CDU/CSU Böhm (Melsungen) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haehser BMF . . . . 8075* C SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . ..8077* D VIII Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978

Anlage 69 Anlage 75 Finanzierungsregelungen für den Gemein- Sofortmaßnahmen zum Schutz deutscher samen Rohstoffonds Fischkutter, insbesondere der Finkenwer- SchrAnfr B49 16.06.78 Drs 08/1931 der Fischer, gegen Willkürhandlungen Po- Dr. Hüsch CDU/CSU lens in der Ostsee SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 8078* B SchrAnfr B59 16.06.78 Drs 08/1931 Rühe CDU/CSU Anlage 70 SchrAntw BMin Ertl BML ...... 8080* C Finanzierung des Gemeinsamen Rohstoff- fonds Anlage 76 SchrAnfr B50 16.06.78 Drs 08/1931 Maßnahmen zur Erhaltung der vom Aus- Dr. Hoffacker CDU/CSU sterben betroffenen Vogelarten, insbeson- SchrAnfr B51 16.06.78 Drs 08/1931 dere von Zugvögeln Dr. Hoffacker CDU/CSU SchrAnfr B60 16.06.78 Drs 08/1931 SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 8078* B Dr. Schmitt-Vockenhausen SPD SchrAntw BMin Ertl BML ...... 8081* A Anlage 71

Funktion des Gemeinsamen Fonds im Ver- Anlage 77 hältnis zu den Rohstoffabkommen sowie Haushaltstitel für internationale Lagerhal- Berufliche Integration der Kinder auslän- tung im Zusammenhang mit Rohstoffabkom- discher Arbeitnehmer men für 1979 SchrAnfr B61 16.06.78 Drs 08/1931 SchrAnfr B52 16.06.78 Drs 08/1931 Frau Steinhauer SPD Dr. Todenhöfer CDU/CSU SchrAnfr B62 16.06.78 Drs 08/1931 SchrAnfr B53 16.06.78 Drs 08/1931 Frau Steinhauer SPD Dr. Todenhöfer CDU/CSU SchrAnfr B63 16.06.78 Drs 08/1931 SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 8078* C Frau Steinhauer SPD SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 8081* D Anlage 72 Auflagen der Bundesregierung bei der Ver- gabe von Zuschüssen, Krediten und Bürg- Anlage 78 schaften an die saarländische Stahlindu- Gesellschaftliche und berufliche Integration strie; Konzentration von Stahlweiterverar- der Kinder ausländischer Arbeitnehmer beitung in Belgien und Luxemburg zu La- sten der Saar SchrAnfr B64 16.06.78 Drs 08/1931 Vogelsang SPD SchrAnfr B54 16.06.78 Drs 08/1931 Hoffmann (Saarbrücken) SPD SchrAnfr B65 16.06.78 Drs 08/1931 Vogelsang SPD SchrAnfr B55 16.06.78 Drs 08/1931 Hoffmann (Saarbrücken) SPD SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 8082* C SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 8078* D Anlage 79 Anlage 73 Informationskampagne über den Regie- Subventionen und Bundesbürgschaften für rungsentwurf zum 21. Rentenanpassungs- Textilfirmen seit 1970 gesetz; Fehlen der Angaben über die Aus- SchrAnfr B56 16.06.78 Drs 08/1931 gabenentwicklung bei den einzelnen Lei- Pieroth CDU/CSU stungsarten der gesetzlichen Krankenver- sicherung in den Vorausschätzungen des SchrAnfr B57 16.06.78 Drs 08/1931 Sozialberichts 1978 Pieroth CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 8079* C SchrAnfr B66 16.06.78 Drs 08/1931 Frau Dr. Neumeister CDU/CSU Anlage 74 SchrAnfr B68 16.06.78 Drs 08/1931 Frau Dr. Neumeister CDU/CSU Proteste der Bauindustrie und des Bauge- werbes gegen die vorgesehene Waren- und SchrAnfr B69 16.06.78 Drs 08/1931 Materialeingangserhebung Frau Dr. Neumeister CDU/CSU SchrAnfr B58 16.06.78 Drs 08/1931 SchrAnfr B70 16.06.78 Drs 08/1931 Niegel CDU/CSU Frau Dr. Neumeister CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 8079* D SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 8083* C Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 IX

Anlage 80 Anlage 86

Änderung des Arbeitsförderungsgesetzes Schutz deutscher Verbraucher vor Tierarz- zur Einführung einer Pflicht zur Mittei- neimittelrückstände enthaltendem Schwei- lung der Eröffnung des Konkursverfahrens nefleisch aus Dänemark sowie lebensmit- an Arbeitnehmer zur Wahrung ihres An- telrechtliche Vorschriften für eingeführte spruchs auf Konkursausfallgeld ausländische Lebensmittel SchrAnfr B67 16.06.78 Drs 08/1931 SchrAnfr B77 16.06.78 Drs 08/1931 Schreiber SPD Glos CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 8084* B SchrAnfr B78 16.06.78 Drs 08/1931 Glos CDU/CSU

Anlage 81 SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 8087* A

Zweck des Baus von Tieffliegermeldesyste- Anlage 87 men in Kirchdorf (Landkreis Regen) bzw. eines Radarturms auf dem Arber nach der Ausübung heilkundlicher Tätigkeiten durch Entscheidung für das Aufklärungssystem Psychologen und ähnliche Berufsgruppen AWACS SchrAnfr B79 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Hennig CDU/CSU SChrAnfr B71 16.06.78 Drs 08/1931 Handlos CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 8087* D SchrAntw StSekr Dr. Hiehle BMVg . . . 8084* C Anlage 88 Anlage 82 Erholungskuren für Kinder SchrAnfr B80 16.06.78 Drs 08/1931 Aktion zur Umsetzung von Hauptfeldwe- Burger CDU/CSU beln zum Zweck der Bereinigung des SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 8088* A SchrAnfr B32 16.06.78 Drs 08/1931 Berger (Lahnstein) CDU/CSU Anlage 89 SchrAntw StSekr Dr. Hiehle BMVg . . . 8085* B Ausführung des Beschlusses des Europa- rats über Rechte der Kranken und Sterben- den durch die Bundesregierung Anlage 83 SchrAnfr B81 16.06.78 Drs 08/1931 Ankauf landwirtschaftlich genutzten Ge- Schlaga SPD ländes zur Erweiterung des Truppenübungs- SchrAnfr B82 16.06.78 Drs 08/1931 platzes Achern Schlaga SPD SchrAnfr B73 16.06.78 Drs 08/1931 SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 8089* A Dr. Friedmann CDU/CSU SchrAntw StSekr Dr. Hiehle BMVg . . . 8085* D Anlage 90 Festlegung des Taschengelds für Jugend- Anlage 84 liche durch Richtsätze Maßnahmen gegen das Durchbrechen der SchrAnfr B83 16.06.78 Drs 08/1931 Schallmauer im bayerischen Regierungsbe- Dr. Hammans CDU/CSU zirk Schwaben — Raum Günzburg SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 8089* B SchrAnfr B74 16.06.78 Drs 08/1931 Fellermaier SPD Anlage 91 SchrAnfr B75 16.06.78 Drs 08/1931 Bearbeitung der Anträge auf Zulassung Fellermaier SPD neuer Arzneimittel beim Bundesgesund- SchrAntw StSekr Dr. Hiehle BMVg . . . 8086* B heitsamt sowie straf- bzw. zivilrechtliche Verantwortlichkeit bei Mängelrügen

Anlage 85 SchrAnfr B84 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Hammans CDU/CSU Jugendhilfemaßnahmen zugunsten auslän- SchrAnfr B85 16.06.78 Drs 08/1931 discher Kinder und Jugendlicher Dr. Hammans CDU/CSU SchrAnfr B76 16.06.78 Drs 08/1931 SchrAnfr B86 16.06.78 Drs 08/1931 Kirschner SPD Dr. Hammans CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 8086* C SchrAntw StSekr Dr. Wolters BMJFG . . 8089* C X Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978

Anlage 92 Anlage 98 Kredithilfeprogramm für die deutschen Par- Beförderung von Rollstuhlfahrern mit Zü- tikuliere sowie Wettbewerb zwischen der gen und Bussen der Bundesbahn und der Bundesbahn und der Binnenschiffahrt; Gut - Bundespost achten über den Werkverkehr sowie Behin- SchrAnfr B97 16.06.78 Drs 08/1931 derung deutscher Binnenschiffer durch Li- Dr. Steger SPD zenzierung der Transportübernahmen durch SchrAntw PStSekr Wrede BMV 8092* C die niederländische Regierung

SchrAnfr B87 16.06.78 Drs 08/1931 Anlage 99 Seiters CDU/CSU Bau der Bundesbahnstrecke Köln—Groß- SchrAnfr B88 16.06.78 Drs 08/1931 Gerau; Bau der B 42 Bonn—Oberkassel- Seiters CDU/CSU Königswinter SchrAnfr B89 16.06.78 Drs 08/1931 SchrAnfr B98 16.06.78 Drs 08/1931 Seiters CDU/CSU Dr. Möller CDU/CSU SchrAnfr B90 16.06.78 Drs 08/1931 SchrAnfr B99 16.06.78 Drs 08/1931 Seiters CDU/CSU Dr. Möller CDU/CSU BMV . . . . . 8090* A SchAntw PStSekr Wrede SchrAntw PStSekr Wrede BMV 8093* B

Anlage 93 Anlage 100 Ausbau des zweiten Kölner Autobahnrings Zollabfertigung der Züge im Zollamt Aachen-Bahnhof-West zum freien Verkehr SchrAnfr B91 16.06.78 Drs 08/1931 in der Bundesrepublik Deutschland Milz CDU/CSU SchrAnfr B100 16.06.78 Drs 08/1931 SchrAnfr B92 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Stercken CDU/CSU Milz CDU/CSU SchrAntw PStSekr Wrede BMV . . . . . 8093* D SchrAntw PStSekr Wrede BMV . . . . . 8091* A

Anlage 101 Anlage 94 Entschärfung der Ortsdurchfahrt Rehe Nahverkehrssystem „Rufbus" in Friedrichs- SchrAnfr B101 16.06.78 Drs 08/1931 hafen Peiter SPD SchrAnfr B93 16.06.78 Drs 08/1931 SchrAntw PStSekr Wrede BMV . . . . . 8094* A Frau Hoffmann (Hoya) CDU/CSU

SchrAntw PStSekr Wrede BMV . . . . . 8091* B Anlage 102 Lärmschutzmaßnahmen an der Autobahn Anlage 95 Stuttgart—München im Bereich der Ge- Geschwindigkeitsbeschränkungen auf der meinde Denkendorf B 13 neu zwischen München-Harlaching SchrAnfr B102 16.06.78 Drs 08/1931 und der Autobahn München—Salzburg Dr. Langguth CDU/CSU SchrAnfr B94 16.06.78 Drs 08/1931 SchrAntw PStSekr Wrede BMV . . . . . 8094* A Dr. Riedl (München) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Wrede BMV . . . . . 8091* D Anlage 103 Ausbau des Elbe—Lübeck-Kanals; Errich- Anlage 96 tung ortsfester Relaisstationen für eine Er- weiterung des Seefunks auf den Oberelbe- Fertigstellung der Autobahn München— und Elbe-Seiten-Kanalbereich sowie Zulas- Deggendorf sung des Funkverkehrs bundesdeutscher SchrAnfr B95 16.06.78 Drs 08/1931 Binnenschiffe in der DDR Handlos CDU/CSU SchrAnfr B103 16.06.78 Drs 08/1931 SchrAntw PStSekr Wrede BMV . . . . . 8092* A Baron von Wrangel CDU/CSU SchrAnfr B104 16.06.78 Drs 08/1931 Anlage 97 Baron von Wrangel CDU/CSU SchrAnfr B109 16.06.78 Drs 08/1931 Bau der Ortsumgehung Langenbrand Baron von Wrangel CDU/CSU SchrAnfr B96 16.06.78 Drs 08/1931 SchrAnfr B110 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Friedmann CDU/CSU Baron von Wrangel CDU/CSU SchrAntw PStSekr Wrede BMV . . . . . 8092* B SchrAntw PStSekr Wrede BMV . . . . . 8094* B Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 XI

Anlage 104 sequenz eine Änderung der regionalen För- derungspolitik und sich daraus ergebende Verbesserung der Rechtsgrundlagen für Folgen für Niederbayern Bahnpolizei und Fahndungsdienst der Bun- desbahn SchrAnfr B114 16.0638 Drs 08/1931 Dr. Rose CDU/CSU SchrAnfr B105 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Wernitz SPD SchrAnfr B115 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Rose CDU/CSU SchrAntw PStSekr Wrede BMV 8095* A SchrAnfr B116 16.06.78 Drs 08/1931 Anlage 105 Dr. Rose CDU/CSU Zweispuriger Ausbau der Autobahnstrecke SchrAntw PStSekr Dr. Sperling BMBau . . 8097* A Inntal-Dreieck—Wasserburg; Beibehaltung der Bundesbahnstrecke Rosenheim—Was- Anlage 111 serburg—Mühldorf Wirtschaftliche Situation und soziologische SchrAnfr B106 16.06.78 Drs 08/1931 Struktur der Vermieter von Wohnungen Graf Huyn CDU/CSU SchrAnfr B117 16.06.78 Drs 08/1931 SchrAnfr B107 16.06.78 Drs 08/1931 Niegel CDU/CSU Graf Huyn CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Sperling BMBau . . 8098* B SchrAntw PStSekr Wrede BMV . . . . 8095* B

Anlage 112 Anlage 106 Erstattung für Aufwendungen für Miet- Festsetzung des Höchstalters von 45 Jah- wohnungen an Mieter nach dem Städtebau- ren für Arbeiter im Paketdienst der Bundes- förderungsgesetz post SchrAnfr B118 16.06.78 Drs 08/1931 SchrAnfr B108 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Stavenhagen CDU/CSU Würtz SPD SchrAntw PStSekr Dr. Sperling BMBau . . 8098* C SchrAntw PStSekr Wrede BMP 8095* D Anlage 113 Anlage 107 Ziele der deutschen Antarktisforschung Vereinbarkeit der Zusammenfassung von SchrAnfr B119 16.06.78 Drs 08/1931 Telefonanschlüssen zu sogenannten „Wähl- sternen" mit der Werbung für neue Telefon- Dr. Stavenhagen CDU/CSU anschlüsse durch die Bundespost SchrAnfr B120 16.06.78 Drs 08/1931 SchrAnfr B i 11 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Stavenhagen CDU/CSU Böhm (Melsungen) CDU/CSU SchrAntw BMin Dr. Hauff BMFT . . . . 8098* D SchrAntw PStSekr Wrede BMP 8096* A Anlage 114 Anlage 108 Nutzung der von der Zentralstelle für Zeitaufwand der Betroffenen für die Beant- Atomkernenergiedokumentation angebote- wortung der im Wohnungsstichprobenge- nen Informationsdienstleistungen im Rah- setz 1978 geforderten Angaben men des Fachinformationszentrums Energie- Physik-Mathematik SchrAnfr B112 16.06.78 Drs 08/1931 Carstens CDU/CSU SchrAnfr B121 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Hubrig CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Sperling BMBau . . 8096* B - SchrAnfr B122 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Hubrig CDU/CSU Anlage 109 SchrAntw BMin Dr. Hauff BMFT . . . . 8099* B Einhaltung der Normen für behindertenge- rechtes Bauen Anlage 115 SchrAnfr B113 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Steger SPD Errichtung einer Versuchsstrecke für ein Magnetbahnsystem für die internationale SchrAntw PStSekr Dr. Sperling BMBau . . 8096* D Verkehrsausstellung in Hamburg sowie Er- mittlung der Einstellung der Benutzer zu Anlage 110 diesem Bahnsystem und Umsetzung der Forschungsergebnisse in die praktische An- Auffassung des Dr. Seelke im Bundesbau- ministerium über die Wiedererreichung der wendung Vollbeschäftigung durch Abwanderung aus SchrAnfr B123 16.06.78 Drs 08/1931 strukturschwachen Gebieten sowie als Kon Pfeffermann CDU/CSU XII Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978

SchrAnfr B124 16.06.78 Drs 08/1931 Anlage 117 Pfeffermann CDU/CSU Plutoniumverluste in der französischen SchrAnfr B125 16.06.78 Drs 08/1931 Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague Pfeffermann CDU/CSU SchrAnfr B129 16.06.78 Drs 08/1931 SchrAnfr B126 16.06.78 Drs 08/1931 Schäfer (Offenburg) SPD Pfeffermann CDU/CSU SchrAntw BMin Dr. Hauff BMFT . . . . 8101* A SchrAntw BMin Dr. Hauff BMFT . . . . 8099* C Anlage 118 Anlage 116 Verbesserung der schulischen Betreuung Zugang von Kernenergiegegnern zu sensiti- Kinder ven Anlagen im Kernforschungszentrum der ausländischen Karlsruhe und im Deutschen Krebsfor- SchrAnfr B130 16.06.78 Drs 08/1931 schungszentrum Heidelberg Urbaniak SPD SchrAnfr B127 16.06.78 Drs 08/1931 SchrAnfr B131 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Riesenhuber CDU/CSU Urbaniak SPD SchrAnfr B128 16.06.78 Drs 08/1931 SchrAnfr B132 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Riesenhuber CDU/CSU Urbaniak SPD SchrAntw BMin Dr. Hauff BMFT . . . 8100* D SchrAntw PStSekr Engholm BMBW . . . 8101* B Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8027

101. Sitzung

Bonn, den 23. Juni 1978

Beginn: 9.00 Uhr

Vizepräsident Frau Renger: Die Sitzung ist eröff- b) Beschlußempfehlung und Bericht des In- net. nenausschusses (4. Ausschuß) — Drucksache 8/1936 — Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Fraktion der FDP hat als Nachfolger für den Abge- Berichterstatter: ordneten Hoffie, der mit Beginn der Sommerpause Abgeordneter Bühling sein Amt als Schriftführer niederlegt, den Abgeord- Abgeordneter Spranger neten Merker als Schriftführer vorgeschlagen. Meine Damen und Herren, sind Sie damit einverstanden? — (Erste Beratung 93. Sitzung) Ich höre keinen Widerspruch; damit ist der Abgeord- nete Merker als Schriftführer gewählt. 32. Zweite und dritte Beratung des vom Bundes- rat eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Ge- Der Jahresbericht 1977 des Wehrbeauftragten — setzes zur Änderung der Verwaltungsgerichts- Drucksache 8/1581 — soll nach § 76 Abs. 2 der Ge- ordnung schäftsordnung dem Verteidigungsausschuß überwie- — Drucksache 8/1717 sen werden. — Dagegen erhebt sich kein Wider- spruch; so wird es geschehen. Beschlußempfehlung und Bericht des Rechts- ausschusses (6. Ausschuß) Im interfraktionellen Einvernehmen wird für die — Drucksache 8/1935 — erste Sitzungswoche im September 1978 folgende Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde Berichterstatter: empfohlen: In der Woche vom 18. September 1978 Abgeordneter Erhard (Bad Schwalbach) finden mit Rücksicht auf die Haushaltsberatungen Abgeordneter Lambinus keine Fragestunden statt. Jedes Mitglied des Hauses (Erste Beratung 90. Sitzung) ist jedoch berechtigt, für diese Sitzungswoche bis zu vier Fragen an die Bundesregierung zu richten, die Das Wort als Berichterstatter hat Herr Abgeordne- schriftlich beantwortet werden. Diese Abweichung ter Dr. Bötsch. von der Geschäftsordnung muß vom Bundestag nach § 127 der Geschäftsordnung mit Zweidrittelmehrheit (Dr. Bötsch [CDU/CSU] : Nicht nur als Be- der anwesenden Mitglieder beschlossen werden. Ich richterstatter!) bitte diejenigen, die den Vorschlag akzeptieren, um — Ich darf dann gleich hinterher die Debatte eröff- ein Handzeichen. — Gegenprobe! — Enthaltungen? nen. Bitte, Sie haben das Wort als Berichterstatter. — Einstimmig so angenommen. - Dr. Bötsch (CDU/CSU) : Frau Präsidentin! Meine Ich rufe die Punkte 31 und 32 der Tagesordnung sehr verehrten Damen und Herren! Bevor ich mit auf: meinen Ausführungen zur Sache beginne, darf ich in Vertretung der Berichterstatter eine kurze redak- 31. Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines tionelle Änderung bekanntgeben: Auf Drucksache Gesetzes zur Beschleunigung des Asylverfah- 8/1935 muß es auf Seite 6 unter c) in der ersten rens Zeile statt „Zu Artikel 1 Nr. 3" heißen: „Zu Artikel 1 — Drucksachen 8/1719, 8/1836 — Nr. 2 Buchstabe b".

a) Bericht des Haushaltsausschusses (8. Aus Vizepräsident Frau Renger: Ich eröffne jetzt die schuß) gemäß § 96 der Geschäftsordnung Debatte. — Bitte, Herr Kollege! — Drucksache 8/1939 — Dr. Bötsch (CDU/CSU): Frau Präsidentin! Meine Berichterstatter: sehr verehrten Damen und Herren! Die Änderung Abgeordneter Dr. Riedl (München) der Verwaltungsgerichtsordnung, die wir heute in 8028 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 Dr. Bötsch zweiter und dritter Lesung zu beraten haben, be- bewerbern vorgelegt hatten, der aber zum damali- trifft materiell zwei völlig verschiedene Sachver- gen Zeitpunkt von ihr abgelehnt worden ist. halte, die aber, da die Änderungen vom Rechtsaus- schuß in einem Gesetz zusammengefaßt wurden, Wir freuen uns deshalb, daß zum heutigen Zeit- zweckmäßigerweise zusammen beraten werden. Zum punkt auch die Koalitionsparteien erkannt haben, welche dramatische Entwicklung die Zahlen, was einen ist es notwendig, die zentrale Zuständigkeit die Anträge bei den Asylbewerbern betrifft, nach des Verwaltungsgerichts Gelsenkirchen für Anfech- oben genommen haben. Ich möchte hier nicht im tungsklagen gegen Verwaltungsakte der Zentral- einzelnen das wiederholen, was der Herr Kollege stelle für die Vergabe von Studienplätzen in Dort- Spranger anläßlich der ersten Lesung des Gesetzent- mund, die bisher bis zum 31. Dezember 1978 be- wurfs bereits ausgeführt hat und was überdeutlich fristet war, über diesen Termin hinaus zu verlän- gezeigt hat, wie dringlich schon vor einigen Mona- gern. ten eine Änderung der Verfahrensregeln gewesen Lassen Sie mich 'bei dieser Gelegenheit betonen, wäre. daß wir es auch heute noch außerordentlich be- Aber, meine sehr verehrten Damen und Herren, dauern, daß die Kapazitäten an unseren Hochschu- späte Erkenntnis oder — wie sich noch zeigen wird len nicht so zahlreich sind, daß jedem Bewerber um — eine halbe Erkenntnis sind immer noch besser als einen Studienplatz auch die Möglichkeit gegeben ist, dauerndes Verharren im Irrtum. an dem Studienplatz seiner Wahl das Studienfach seiner Wahl zu belegen. Deshalb muß bedauerlicher- (Zurufe von der CDU/CSU: Sehr gut! — weise auch heute noch in einem zentralen Vergabe- Jawohl!) verfahren eine Bewirtschaftung des Mangels in die- Weil wir die Angelegenheit als dringlich erachten, sem Bereich vorgenommen werden. Um aber eine haben wir uns in den Ausschüssen auch nicht dieser möglichst einheitliche Vergabe- und Verf ahrens- beschleunigten Beratung beider Gesetzgebungsvor- praxis zu gewährleisten, ist es notwendig, daß für haben, nämlich des vorgelegten Entwurfs der Oppo- Anfechtungen der Entscheidungen der zentralen sition und des Entwurfs der Koalitionsfraktionen, Vergabestelle e i n Gericht in erster Instanz zu- verschlossen, obwohl als Empfehlung der beteiligten ständig ist. Unseres Erachtens ist nur auf diese Ausschüsse nun einiges herausgekommen ist, was Weise sichergestellt, daß die zahlreichen Zweifels- wir nur als die zweitbeste Löung des Problems an- fragen, die sich aus der ständigen Weiterentwicklung sehen können. des Vergaberechts ergeben, schnell durch eine ge- festigte Rechtsprechung geklärt werden. Wir begrüßen es, daß die Koalitionsfraktionen der Abschaffung des Widerspruchsverfahrens in Wir stimmen deshalb der Verlängerung der Zu- Asylsachen ihre Zustimmung nicht versagt haben, ständigkeit für erstinstanzielle Klagen in diesem Be- bedauern es aber, daß in den Beratungen unser reich über den genannten Termin hinaus zu. Wir schon früher getätigter Vorschlag, auch die Berufung bitten jedoch die Bundesregierung, den für den er- bei solchen Verfahren auszuschließen, nicht die Zu- wünschten Bericht genannten Termin 1. April 1979 stimmung der SPD und der FDP gefunden hat. Wir — das Nähere können Sie der Drucksache entneh- bedauern das deshalb, weil diese Regelung rechts- men — unbedingt einzuhalten. systematisch wesentlich klarer und verfassungsrecht- Die zweite Änderung der Verwaltungsgerichts- lich unbedenklicher gewesen wäre als das, was nun ordnung, die Ihnen heute vorliegt, und der Gesetz- herausgekommen ist. Wir befinden uns hier in be- entwurf zur Änderung des Ausländergesetzes hatten merkenswerter Gesellschaft; denn auch der Bundes- den Weg durch die Ausschüsse von der ersten zur justizminister hat noch in einem Schreiben vom zweiten Lesung in drei Wochen bewältigt. Dieses 29. Mai 1978 an den Bundesvorstand von amnesty ist für den Deutschen 'Bundestag eine ungewöhnlich international die Meinung vertreten, daß es durch- kurze Zeit, die aber nicht etwa dadurch zustande aus angemessen wäre eine verwaltungsgericht- gekommen ist, daß man ,die Gesetzentwürfe nur liche Entscheidung durch Urteil vorzusehen und schlampig beraten hätte, sondern dadurch, daß ihnen die Berufung auszuschließen. Dem Kläger stünde sehr gründliche Vorüberlegungen und Diskussionen dann immer noch eine volle Tatsacheninstanz offen, in der Öffentlichkeit und auch in diesem Hause vor- so daß seinem Anliegen durchaus Rechnung getra- ausgegangen sind. - gen wäre. Die jetzt gefundene Lösung, daß die Be- rufung gegen ein Urteil dann ausgeschlossen ist, (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr gut!) wenn das Verwaltungsgericht die Klage einstimmig Dies kann zumindest die Opposition für sich in An- als offensichtlich unbegründet abgewiesen hat, kann spruch nehmen, weil sie das Problem, mit dem sich nur als Hilfskonstruktion gewertet werden, wenn diese Gesetzesänderungen auseinandersetzen, näm- sie auch — das mag eingeräumt werden — besser lich mit den steigenden Zahlen bei den Asylbewer- als die bisherige Lösung oder als überhaupt keine bern, schon im letzten Jahr erkannt hat und bei Änderung des bisherigen Zustands ist. einem früheren Gesetzgebungsvorhaben hier bereits Wir halten es auch für richtig, daß eine Tatsachen- in die Diskussion einbrachte. instanz auf jeden Fall erhalten wird, weshalb rich- Ich darf die Regierungskoalition daran erinnern, tigerweise bei diesem Verfahren das vor wenigen daß wir schon vor einigen Monaten bei der Bera- Wochen eingeführte Verfahren mit dem Gerichtsbe- tung der Beschleunigungsnovelle zur Verwaltungs- scheid nicht zur Anwendung kommen soll. Wir wer- gerichtsordnung in den Ausschüssen einen Antrag den sehen, wie sich die von der Koalition durch- auf Abschaffung des Berufungsverfahrens bei Asyl setzte Regelung bewährt, wobei wir Ihre Bedenken Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8029 Dr. Bötsch gegen einen völligen Ausschluß des Berufungsver- Um eines in der Öffentlichkeit noch einmal klar- fahrens auch deshalb nicht verstehen, weil immer- zustellen: Keinem, der für eine Beschleunigung des hin im Jahr 1977 nur ganze 1,36 % der eingelegten verwaltungsgerichtlichen Verfahrens und des Vor- Berufungen erfolgreich waren. verfahrens bei Asylsachen eintritt, kann und darf nachgesagt werden, daß es ihm etwa darum gehe, Wir wollen auch nicht verhehlen, daß wir über den Rechtsschutz für diejenigen zu verkürzen, die die nunmehr beschlossene Dezentralisierung der mit guten Gründen und aus wohlerwogenen Erwä- erstinstanzlichen Gerichtsbarkeit nicht recht glück- gungen heraus versuchen, in der Bundesrepublik lich sein können. Wir sind nämlich der Auffassung, Deutschland Asyl zu erhalten. Wir sind aber der daß gerade in Asylsachen der Vorteil einer einheit- Auffassung, daß eben nicht alle, die — gerade in lichen Rechtsprechung eines einzigen erstinstan- den letzten Jahren — die Grenzen unseres Landes ziellen Gerichts zugunsten einer Rechtsprechung auf- überschritten haben, uni sich bei uns niederzulassen, gegeben wird, die auf verschiedene Gerichte ver- die im Grundgesetz und in den internationalen Ver- teilt werden soll. Die Rechtsprechung, die das Ver- einbarungen vorgesehenen Gründe vorbringen konn- waltungsgericht Ansbach gesetzt hat, kann wirklich ten. Es handelte sich — und dies muß auch sehr als wegweisend betrachtet werden. Aber wir haben deutlich gemacht werden — sehr oft um sogenannte uns dem Argument gebeugt — dies ist in der An- Wirtschaftsflüchtlinge, die keine politischen Grün- hörung im Innenausschuß besonders deutlich gewor- de für ihre Einwanderung in die Bundesrepublik den —, daß 1978 beim Verwaltungsgericht Ansbach Deutschland vorbringen konnten. Dadurch aber, daß mit insgesamt 13 000 Klageverfahren in Asylsachen sich diese Verfahren über Jahre hinzogen, wurde gerechnet werden muß, während die derzeitige Ka- es ihnen von vornherein ermöglicht, nämlich durch pazität nur 4 000 Verfahren vertragen würde. Dies die Verfahrensdauer, eine gewisse Zeit in der Bun- bedeutet, im Klartext gesprochen, daß allein für desrepublik Deutschland zu bleiben, und andere, die Asylsachen 18 neue Kammern gebildet und die ent- tatsächlich Gründe vorbringen konnten, um bei uns sprechenden Planstellen geschaffen werden müssen. politisches Asyl zu erhalten, wurden länger als not Deshalb haben wir der dezentralisierten Lösung zu- wendig in einem rechtlichen Schwebezustand ge- gestimmt, um — lassen Sie mich das als Bayer sa- halten. gen — auch andere Bundesländer — salopp formu- liert — an diesem „Segen" von Asylsachen zu be- Dieses Gesetz will deshalb dafür sorgen, daß die teiligen. Verfahren in Zukunft in angemessener Zeit abge- schlossen werden, um den wirklichen und mit be- Verhängnisvoll aber wäre es im Hinblick auf eine rechtigten Gründen Asylsuchenden die Möglich- einheitliche Praxis gegenüber asylsuchenden Aus- keit zu verschaffen, in absehbarer Zeit einen dauer- ländern, wenn jetzt etwa an jedem Verwaltungsge- haften Aufenthalt in der Bundesrepublik Deutsch- richt eine erstinstanzielle Zuständigkeit begründet land rechtlich gesichert zu erhalten. Wir stimmen würde. Der Ausschuß war sich deshalb auch dar- deshalb dem Gesetz auch in der vorliegenden Fas- über einig, daß er erwartet, daß die Länder ihre sung zu, weil wir der Auffassung sind, daß es ein Gerichtsorganisation so gestalten, daß nach Mög- Schritt in die richtige Richtung ist, der bewirkt, daß lichkeit nur ein einziges Verwaltungsgericht in je- nicht Teile unserer Gerichtsbarkeit durch unnötig dem Bundesland für Ausländersachen zuständig sein lange Verfahren teilweise lahmgelegt werden kön- soll. nen. Darüber hinaus haben wir einen Antrag einge- Bei Annahme des Gesetzes erscheint es der CDU/ bracht, daß in Zukunft nicht nur von den Ländern CSU zum Teil allerdings überflüssig, zum Teil auch die Errichtung eines gemeinsamen Oberverwaltungs- gefährlich, den vorgelegten Entschließungsantrag gerichts vorgenommen werden kann, sondern daß der Koalitionsfraktionen zusätzlich zu verabschie- die Möglichkeit besteht, gemeinsame Spruchkörper den. Soweit historische Gegebenheiten angespro- auch von erstinstanziellen Gerichten für einzelne chen sind, können diese als bekannt vorausgesetzt Sachgebiete zu bilden oder die Ausdehnung von werden oder sind in dem Bericht des Innenausschus- Gerichtsbezirken über die Landesgrenzen hinaus zu ses erwähnt. Was soll z. B. der Hinweis, daß die vereinbaren. Dadurch soll gewährleistet werden, Richter rechtzeitig und eingehend in die Grundsatz- daß auch in Zukunft nur wenige Verwaltungsge- fragen des Asylverfahrens und des Asylrechts ein- richte in erster Instanz in diesen Verfahren- ent- geführt werden müssen? Es ist wohl selbstverständ- scheiden und so wenigstens ein Mindestmaß an ge- lich, daß einerseits jeder Richter sich selbst die nöti- meinsamer Rechtsprechung erhalten bleibt. Die gen Kenntnisse über die von ihm zu bearbeitenden Koalitionsfraktionen haben diesem unserem Antrag Rechtsgebiete verschafft und daß auf der anderen in den Ausschüssen dankenswerterweise zuge- Seite in Arbeitsgemeinschaften und Fortbildungsta- stimmt. gungen diese Rechtsgebiete angesprochen werden. Auch schien es uns wesentlich, daß ein Auslän- Insbesondere die Ziffer 4 scheint mir eine Grau- der nicht etwa die Möglichkeit hat, sich für ihn zone zwischen dem Asylrecht und anderen Dingen günstige Gerichte herauszusuchen und damit durch statuieren zu wollen, eine Grauzone, die zwischen die Wahl des Wohnsitzes vielleicht selbst seine den Gesetzen angesiedelt ist. Wir glauben, daß wir erste Instanz zu bestimmen, sondern daß jenes Ver- hier die gesetzliche Regelung durch die Hintertür waltungsgericht örtlich zuständig sein soll, in des- wieder konterkarieren. sen Bezirk der Asylsuchende mit Zustimmung der zuständigen Ausländerbehörde entweder seinen Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir Wohnsitz oder seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat. stimmen deshalb den Gesetzen zu, sehen aber keine 8030 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 Dr. Bötsch Veranlassung, dem Entschließungsantrag zuzustim- Hinsichtlich des Wegfalls des Widerspruchsver- men, weil wir befürchten, daß er nur zur Beruhi- fahrens in der Verwaltungsinstanz haben sich keine gung dienen soll, weil manche nicht so wollten, wie wesentlichen neuen Gesichtspunkte ergeben. Sicher- sie hier aus anderen Gründen tatsächlich abstim- lich ist die Zahl der Widerspruchsführer geringer als men. die Zahl derer, die einen Antrag auf Asyl stellen. (Beifall bei der CDU/CSU) Die sogenannte Filterwirkung des Widerspruchsver- fahrens, die in den Beratungen des Ausschusses mehrfach hervorgehoben worden ist, soll nicht ge- Vizepräsident Frau Renger: Das Wort hat der leugnet werden. Aber man muß auch wohl davon Herr Abgeordnete Bühling. ausgehen, daß bei Wegfall des Widerspruchs in Zukunft die Differenz zwischen der Zahl der Antrag- steller und der Zahl der mit ihrem Asylantrag abge- Bühling (SPD) : Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Bötsch hat bereits darauf wiesenen Kläger nicht geringer sein wird. Diese Tat- hingewiesen, daß die erste Lesung der vorliegenden sache steht der sogenannten Filterwirkung sicherlich Gesetzentwürfe erst knapp einen Monat zurück- gleich. liegt. Es ist auch richtig, daß die Beratungen außer- Vor allen Dingen muß aber noch einmal unter- ordentlich schnell verlaufen sind, und es ist auch strichen werden, daß der Wegfall des Widerspruchs richtig, daß wir uns trotzdem genügend Zeit genom- nicht nur etwa 14 Monate Verfahrensdauer erspart, men haben. Es ist aber wohl etwas verzerrt, wenn sondern vor allem zur Freisetzung nicht unbeträcht- es so von meinem Vorredner dargestellt wird, als lichen qualifizierten Personals führt. Dies wird be- habe die CDU/CSU diese Probleme der Asylbewer- reits das Anerkennungsverfahren beschleunigen. In ber, vor allen Dingen der unechten Asylbewerber, manchen Fällen kann es sich sicherlich auch gut auf schon sehr lange gesehen und die anderen Fraktio- die Qualität seiner Entscheidungen auswirken. nen dieses Hauses nicht. Ich kann nur sagen: Es Wegen der Beschleunigung durch Änderung der handelt sich hier, wenn ich das mal volkstümlich so Bestimmungen über das Berufungsverfahren ist zu- ausdrücken darf, um einen echten „Dauerbrenner". zugeben, daß während der Beratungen nochmals eine Wir beschäftigen uns mit diesem Problem im Innen- ganze Reihe von Gründen geltend gemacht worden ausschuß schon jahrelang, insbesondere auch mit ist, die dafür sprechen könnten, über den Gesetz- dem Asyllager Zirndorf, das bekanntlich im Frei- entwurf der Koalition hinauszugehen und den gänz- staat Bayern liegt. lichen Ausschluß der Berufung festzulegen. Herr Die beiden beteiligten Ausschüsse haben sich trotz Kollege Bötsch hat das, wie ich meine, mit etwas dieser ganz komplizierten Problematik beeilt, zu zu viel Emotionen hier noch einmal dargelegt. Aber einem baldigen Abschluß ihrer Beratungen zu kom- immerhin hat gerade das eingehende Gespräch mit men. Wie gut und wie richtig das war, ergibt sich den beiden Gerichtspräsidenten ergeben, daß es aus der Tatsache, daß die Zahl der Asylbewerber doch auch sehr schwierige Einzelfälle aus Ländern selbst in dieser kurzen Zwischenzeit von knapp gibt, in denen sehr schwer festzustellen ist, ob dort einem Monat wieder gestiegen ist. Ich will hier auch wirklich eine politische Verfolgung vorliegt oder nichts wiederholen, aber ich möchte doch erwähnen, nicht. Man schüttete doch wohl manchmal das Kind daß sich die Zahl ,der Personen, die Asyl in der Bun- mit dem Bade aus, wenn man auch in solchen Fällen desrepublik Deutschland einschließlich Berlins be- dem Asylbewerber die Berufung abschnitte. antragt haben, von April 1978, als wir das letzte Mal Schließlich war zu entscheiden, ob man eine wei- berieten, bis zum Mai 1978 schon wieder um immer- tere wesentliche Vereinfachung dadurch bewirken hin 20 % erhöht hat. kann, daß die Berufung schon dann ausgeschlossen wird, wenn nicht die Gesamtheit, sondern nur die Es kommt hinzu, ,daß die Zahl der Länder Asiens, Mehrheit der Richter die Asylklage für offensichtlich aus denen die große Zahl der sogenannten unechten unbegründet hält. Aber abgesehen von der Frage, Asylbewerber kommt, sich in letzter Zeit um ein die ich hier einmal offenlassen will, ob man durch weiteres vermehrt hat. Bei der geschäftsmäßigen bloßen Mehrheitsbeschluß etwas für „offensichtlich" Art, in der die Schlepperorganisationen die von erklären kann, handelt es sich meines Erachtens doch ihnen angesprochenen oder auch angeworbenen Per- mehr um ein theoretisches Scheinproblem. Schließlich sonen, oft über Berlin-Schönefeld nach Berlin (West), entscheiden die Gerichte — jedenfalls nach meinen einschleusen, ist hier noch ein weiteres Risiko ent- praktischen Erfahrungen — fast ausschließlich durch standen, das zahlenmäßig völlig unkalkulierbar ist. Diskussionen, sehr selten durch förmliche Abstim- In den Ausschußberatungen ist das Für und Wider mung. Es würde sich jeweils relativ schnell heraus- der einzelnen Beschleunigungsmaßnahmen nochmals stellen, ob einzelne Bedenken auszuräumen sind und sehr gründlich geprüft worden. Die beiden zustän- damit die Einigkeit aller Richter herzustellen ist. digen Gerichtspräsidenten sind im Innenausschuß als Dann ist die Einstimmigkeit zum Ausschluß der Be- Sachverständige eingehend gehört worden. Es war rufung da. Oder aber ein oder zwei Richter bleiben ein sehr nützliches Gespräch. bei ernsthaften Argumenten für den Kläger. Dann würde doch wohl die Mehrheit des Gerichts nicht so Ich möchte zu den Einzelproblemen noch einige überkonsequent sein und bei ernstlichen Meinungs- Anmerkungen machen, die sich aus der Sicht des differenzen im Richterkollegium die Klage für „of- Innenausschusses ergeben, der die Schwerpunkte fensichtlich" unbegründet erklären. Mithin wollen seiner Beratungen verständlicherweise etwas anders wir bei unserem Vorschlag hinsichtlich der Ände- gesetzt hat als der Rechtsausschuß. rung der Berufung bleiben. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8031 Bühling Angesichts der übergroßen Zahl bestimmter for- sung des Gesetzes zur Beratung anstehen, ist noch mularmäßiger Anträge aus bestimmten Ländern, die Möglichkeit erörtert worden, einige bestehende deren Angaben schon mehrfach widerlegt worden Verwaltungsvorschriften in das Gesetz aufzuneh- sind, gehen wir weiterhin davon aus, daß die offen- men und damit festzuschreiben bzw. bestehende sichtlich unbegründeten Klagen weit mehr als die Verwaltungsvorschriften abzuändern und dann in Hälfte aller Klagefälle ausmachen werden. Schließ- das Gesetz aufzunehmen. Wir haben diesen Weg, lich darf man nicht vergessen, daß dazu auch jene der auch im Entwurf der CDU/CSU-Fraktion in meh- Fälle gehören, bei denen auf den ersten Blick viel- reren Bestimmungen enthalten ist, nicht gehen kön- leicht ein klein wenig Berechtigung zum Asyl mög- nen und wollen. Den mit Asylsachen befaßten Be- lich erschiene, die sich aber nach der Prüfung der hörden muß ein gewisser Spielraum bleiben, um Sache und vor allen Dingen nach Beiziehung der ein- selbstverständlich im Rahmen des Gesetzes, das aber schlägigen Unterlagen ebenfalls als völlig haltlos nicht zuviel verwaltungsmäßige Details enthalten herausstellen. Maßgeblich ist jedenfalls — das sollte sollte, ihr Verwaltungshandeln flexibel zu regeln. hier festgehalten werden —, welche Klagen sich Dies muß schließlich immer wieder den wechseln- n a c h der erfolgten Prüfung durch das Gericht als den Verhältnissen des Lebens angepaßt werden. All- offensichtlich unbegründet herausstellen. zu umfangreiche gesetzliche Regelungen bringen Die Regierungsfraktionen wollen die beiden Be- nur die Gefahr mit sich, daß sie zu oft geändert wer- schleunigungsmaßnahmen, die ich eben dargelegt den müssen. Dann hätten wir die Materie bald wie- habe, sofort, d. h. mit der Verkündung des Gesetzes, der in diesem Hause. Damit soll auf keinen Fall ge- in Kraft treten lassen. Sowohl das weitere laufende sagt sein, daß die Regierungsfraktionen der prakti- Ansteigen der Zahl der Asylanträge, das ich ein- schen Durchführung des Gesetzes mindere Bedeu- gangs erwähnt habe, als auch das Gespräch mit den tung zumessen. Ganz im Gegenteil beweist die Ent- beiden Gerichtspräsidenten der ersten und zweiten schließung, die wir Ihnen gleichzeitig vorlegen, daß Instanz in Ansbach und München haben uns gerade gerade der Innenausschuß das Verhalten der mit darin bestärkt. Denn beide haben dargetan, daß sie Asylsachen befaßten Behörden kritisch begleiten schon jetzt mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben, will. Mit einem einmaligen Berichtsauftrag an die die praktisch unüberwindbar sind. Bundesregierung wäre es nicht getan, sondern der Umgang mit den Asylsuchenden bedarf der dauern- Wir vertrauen darauf, daß der praktische Sinn den Beobachtung. der beteiligten Verwaltungsbehörden und Verwal- tungsgerichte dabei keine Übergangsschwierigkei- Lassen Sie mich nun einige Bemerkungen zur Not- ten entstehen läßt. Es muß vor allen Dingen vermie- wendigkeit und zu tragenden Gedanken der Ent- den werden, daß Entscheidungen noch unter der schließung der Fraktionen der SPD und der FDP machen. Das erscheint mir urn so mehr erforder- Gültigkeit des alten Rechts gefällt und dann unter lich, als die Fraktion der CDU/CSU leider offenbar der Gültigkeit des neuen Rechts zugestellt werden. Das könnte dann wieder zu zeitraubenden Kompli- wohl nicht die Notwendigkeit dieser Entschließung kationen durch Rechtszweifel führen. einsieht. Gerade nachdem wir so eingehend immer nur über den Mißbrauch des Asylrechts und die Die dritte wesentliche Rechtsänderung, die Dezen- dagegen zu ergreifenden Maßnahmen haben reden tralisierung der Rechtsprechung, liegt mit ihren not- müssen, liegt uns doch sehr viel daran, die Asyl- wendigen Änderungen der Gerichtsorganisation garantie in Art. 16 des Grundgesetzes nochmals mehr auf dem Tätigkeitsgebiet des Rechtsausschus- positiv hervorzuheben. Es ist selbstverständlich, daß ses, der auch über die Einzelheiten der Ermächti- wir den wirklich politisch Verfolgten in keiner gung der Länder zu gerichtsorganisatorischen Än- Weise in seinen Rechten kränken oder beschneiden derungen und entsprechende Fristsetzungen ent- wollen. Wir wollen tatsächlich durch die vorliegen- schieden hat. den Gesetze auch seine Position verbessern. Durch Wegen der grundsätzlichen Notwendigkeit der die große Masse der sogenannten Asyltouristen Dezentralisierung der Asylrechtsprechung sind wir kommt der wirklich Asylbedürftige allzuleicht in übrigens auch durch die Ausführungen des Präsi- die Gefahr, allzulange hingehalten zu werden oder denten des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs im vielleicht auch mit einem Mißtrauen betrachtet und Innenausschuß nochmals bestärkt worden. Wenn behandelt zu werden, das gerade er nicht verdient. ich auch auf den Modus der Dezentralisierung- nicht Auch aus diesem Grunde ist es so wichtig, die Spreu im einzelnen eingehen will, möchte ich doch den vom Weizen zu sondern, und zwar rechtzeitig. Das allgemeinen dringenden Appell an die Länder rich- kann für die Menschen, die aus politischen Gründen ten, schnell und umfassend zu handeln. Schließlich wegen einer Gefahr für ihre persönliche Freiheit, für haben ja die Länder selbst die größte Last der gegen- Leib und Leben aus ihrer Heimat flüchten müssen wärtigen Mißbräuche zu tragen. Es sind ihre Behör- und uns um Asyl bitten, nur von Vorteil sein. den, die unverhältnismäßig belastet werden, und es In diesem Zusammenhang erscheint es durchaus sind die ihrer Gesetzgebung unterstehenden Kom- sinnvoll, daß vorgeschlagene neue Asylverfahrens- munen, die die finanziellen Lasten für die unechten recht der Bundesrepublik Deutschland mit den Asyl- Asylbewerber zu tragen haben. Die Länder sollten bestimmungen anderer westeuropäischer Demokra- nun auch alles tun, was in ihrer Macht liegt oder tien zu vergleichen. Dies räumt nämlich die Befürch- was noch in ihre Macht gestellt wird, um dem Miß- tung aus, die zunächst auch in Teilen .der Öffentlich- brauch des Asylrechts Einhalt zu gebieten. keit entstanden war, daß durch die neuen Gesetze Außer den drei grundsätzlichen Rechtsänderun- die Bundesrepublik etwa hinter anderen Staaten zu- gen, die in ihren Grundzügen seit der ersten Le rückbleiben könnte — eine Entwicklung, die gerade 8032 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 Bühling wir uns nach allen Ereignissen unserer jüngsten Ge- Die Verwaltungsrichter in Ansbach haben sich, schichte nicht leisten können. wie uns der Präsident des dortigen Verwaltungs- gerichts überzeugend und mit interessanten Einzel- Tatsächlich ist es aber so: Es gibt z. B. in Däne- heiten dargelegt hat, diese Kenntnisse in der Praxis mark, in Finnland, in dem klassischen Zufluchtsland schon erworben, jedenfalls soweit sie dort bereits der Schweiz, in Irland, in Griechenland und im we- länger tätig sind. sentlichen auch in den Niederlanden für den Asyl- Zur Information wichtig sind auch die gesammel- suchenden überhaupt kein gerichtliches Verfahren. ten Berichte und Dokumentationen über die Her- Er kann sich nur an die Verwaltungsbehörden wen- kunftsländer der Asylbewerber, die oft von den den. In Osterreich, Frankreich und Belgien gibt es dortigen deutschen Auslandsvertretungen stammen die Möglichkeit, höchstrichterliche Entscheidungen und den Richtern sehr viel Aufschluß geben können anzurufen. Dies ist erfahrungsgemäß aber schwierig, und sehr viel zur Abkürzung der Verfahren beitra- nicht nur im Ausland, sondern genauso bei uns. Nur gen können. Dieses Material muß den Richtern ge- in der Bundesrepublik wäre auch nach der Annahme zeigt bzw. ihnen muß der Weg dazu erschlossen unserer Gesetzentwürfe noch eine gerichtliche Tat- werden. sacheninstanz für den Asylbewerber sowie weiter- Wir haben schließlich mit Sorgfalt die Eingaben hin noch die Möglichkeit der Revision bzw. der von amnesty international, des Hohen Flüchtlings- Revisionsbeschwerde vorhanden. kommissars der Vereinten Nationen und von kirch- Dies sage ich nicht aus irgendeiner Besserwisserei lichen Einrichtungen gelesen, auch mit engagierten oder Überheblichkeit heraus; denn Art. 16 des und sachkundigen Persönlichkeiten dieser Kreise Grundgesetzes hat seine Wurzeln in den Gescheh- gesprochen. Wir haben auch ihre Besorgnisse ge- nissen und Erfahrungen der Nazizeit, und von daher hört, es könne in der Praxis doch manchmal anders bestehen für uns besondere Verpflichtungen. Ich verfahren werden, als der Gesetzgeber vorschreibe. wollte an Hand der Beispiele anderer demokrati- Dies wollte ich insbesondere zu Ziffer 3 des Ent- scher Länder nur nachweisen, daß wir uns mit den schließungsantrags anmerken und verweise im übri- Gesetzesänderungen unseren grundgesetzlichen Ver- gen auf das, was ich über die begleitende Kontrolle pflichtungen und vor allem ihrem tieferen Sinn- des Innenausschusses zur Asylpraxis gesagt habe. gehalt in keiner Weise entziehen. Schließlich erwähnt der letzte Absatz der Ent- Dabei wissen wir natürlich, daß es nicht nur auf schließung ein Problem, das eigentlich rein humani- das gerichtliche Verfahren, sondern gerade am An- tärer Natur ist und nicht direkt etwas mit dem Asyl- fang auf die Praxis der Verwaltungsbeamten an- recht zu tun hat. Aber es handelt sich hier nicht um kommt, die schon an der Grenze von immenser Be- eine Grauzone, wie Herr Kollege Bötsch gesagt hat, deutung ist; gerade am Grenzübergang beginnt ja sondern um eine immerhin verwandte Materie und das gesamte Verfahren. Deshalb legen wir großen um einen Punkt, der ursprünglich von der CDU/ Wert auf eine gründliche und einfühlsame Vorprü- CSU-Fraktion angeregt worden ist. Das Problem fung aller Ersuchen auf Asyl, ehe sie an den Aner- wird doch oft in einem Zusammenhang mit dem kennungsausschuß gelangen. Je mehr Vorprüfer Asylbegriff gebracht, und andere Länder gewäh- vorhanden sind und je mehr sie auf den individuel- ren in solchen Fällen ein besonderes, freilich nur len Fall eingehen, desto einfacher und schneller ge- vorübergehendes Asyl. Deswegen erscheint die von staltet sich das nachfolgende förmliche Verfahren. uns vorgeschlagene eingehende Prüfung geboten. Mehr verlangen wir gar nicht. Daß wir auch eine besondere Information der Zum Schluß möchte ich die Länder, die Kommu- wünschen, die sich in Zukunft mit der für Richter nen, die beteiligten Behörden und Gerichte und sie neuen Materie des Asylrechts befassen müssen, nicht zuletzt den Steuerzahler davor warnen, auf mag auf den ersten Blick erstaunlich erscheinen; das eine durchschlagende Lösung des Problems von ei- gebe ich ohne weiteres zu. Schließlich stehen wir nem Tag auf den anderen zu hoffen. seit den alten Römern, also seit über 2 000 Jahren,. auf dem Rechtsgrundsatz: Iura novit curia — die Die Verbesserung der oft beklagten Zustände des Richter kennen alle Gesetze, genauer gesagt: sie gegenwärtigen Asylverfahrens kann nur graduell müssen sie kennen. Das gilt auch dann, wenn es vor sich gehen. Allerdings sollte die kontinuierliche sich um ein ganz spezielles Rechtsgebiet handelt, Zurückdrängung des „Asyltourismus" auch die Län- das besondere Studien und besondere Einarbeitung der veranlassen, die gegenwärtigen Zustände in Ab- erfordert, wie es z. B. beim Asylrecht der Fall ist. fertigungsstellen und Lagern, die für Asylbewerber und Bedienstete gleichermaßen unzulänglich, ja, oft Wir gehen weiter davon aus, daß zur Richterper- unhaltbar sind, entsprechend zu verbessern. sönlichkeit untrennbar ein beträchtliches Maß an Wir sind jedenfalls überzeugt, auch mit schritt- Menschenkenntnis gehört. Indessen beginnt aber weisem praktischem Vorgehen zum Ziel zu kom- gerade schon hier das Bedürfnis nach zusätzlichen men: Dem organisierten Mißbrauch des Asylrechts Informationen. Denn die Menschen, die vor dem zu steuern und den wirklich Verfolgten zu helfen. Verwaltungsrichter im Asylprozeß stehen, sind an- dere als die im Regelfall auftretenden deutschen (Beifall bei der SPD und der FDP) Rechtsuchenden. Es sind Ausländer, meist aus völlig verschiedenen Kulturkreisen und mit einer Vizepräsident Frau Renger: Meine Damen und ganz anderen Mentalität, die auch der entschei- Herren, das Wort hat Herr Abgeordneter Wolf- dende Richter kennen sollte. gramm. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8033

Wolfgramm (Göttingen) (FDP) : Frau Präsidentin! doch drin gewesen! Eine Antwort kann man Meine sehr verehrten Damen! Meine Herren! Die doch geben! — Zuruf des Abg. Dr. Bötsch Ökonomie unserer heutigen Verhandlungen bringt [CDU/CSU]) es mit sich, daß zwei inhaltlich ein wenig verschie- — Aber lieber Herr Kollege Bötsch, Bayern spielt dene Positionen miteinander verknüpft werden. Ich sicher eine sehr zentrale Rolle — darf mich zuerst der zweiten, dem Gesetz zur Ände- rung der Verwaltungsgerichtsordnung, zuwenden, (Zurufe von der CDU/CSU) das sich mit der Verlängerung der zentralen örtli- manchmal positiv, manchmal negativ — in dieser chen Zuständigkeit des Verwaltungsgerichts Gelsen- Bundesrepublik. kirchen für Anfechtungsklagen gegen Verwaltungs- akte der berühmten Zentralstelle der Länder zur (Dr. Bötsch [CDU/CSU] : In dem Punkt po Vergabe von Studienplätzen beschäftigt. Diese Ver- sitiv! — Zuruf von der CDU/CSU: Aber längerung ist notwendig, aber sicher rechtlich und echauffieren Sie sich doch nicht so!) auch bildungspolitisch — ich will es einmal freund- Meine Damen und Herren, das Problem des Asyl- lich ausdrücken — sehr problematisch. rechts, zu dem ich jetzt kommen will, ist schon von Wir werden in diesem Zusammenhang nicht nur den beiden Vorrednern der Darstellung und dem die rechtlichen und finanziellen Fragen genauer Inhalt nach umfassend abgehandelt worden. Zahl durchleuchten, sondern auch klären müssen, wie weit und Dauer der Verfahren zwingen uns, zu einer wir im Bundestag zusätzliche Initiativen geben kön- Verkürzung zu kommen. Diese Verkürzung darf nen, um den unerträglichen Bürokratismus bei der nicht dazu führen, daß das Asylrecht, das bei uns Vergabe von Studienplätzen abzubauen. Dabei darf im Gegensatz zu vielen anderen Ländern in der Ver- ich mir die Frage erlauben, ob das jetzt eingeführte fassung verankert ist, möglicherweise in seinem Testverfahren wirklich ein hilfreiches Instrument zur Wesensgehalt angetastet wird. Wir werden jedoch Vergaberegelung sein kann. diese Verkürzung vornehmen, da wir sonst zu einer Rechtsverweigerung bei denjenigen kommen, die Die Freien Demokraten meinen, daß Fragen der aus berechtigten politischen Gründen in der Bundes- zentralen Bildung, wie Hochschulzulassung, nicht am republik Asyl erwarten können. Parlament vorbei entschieden werden dürfen, son- dern daß wir einen entsprechenden Einfluß nehmen Wir stellen auf die individuelle Verfolgung und müssen. Wir meinen, daß die Ausrichtung auf die nicht auf die Verfolgung bestimmter Volksgruppen, Abiturdurchschnittsnote überprüft und verstärkt be- wie das früher einmal der Fall war, ab. rufsspezifische und berufspraktische Tätigkeiten in Aber wir müssen prüfen — das ist auch Gegen- die Beurteilung eingeführt werden müssen. stand unseres Entschließungsantrags —, ob wir hier Schließlich und endlich wird es darum gehen, daß nicht zusätzlich Schutzsuchenden aus Bürgerkriegs- auch die Länder Bayern und Baden-Württemberg oder anderen Krisengebieten ebenfalls in den vor- deutlich machen, welche Anstrengungen sie unter- übergehenden Genuß eines solchen Rechts kommen nehmen, um den Numerus clausus weiter abzubauen lassen wollen. Wir haben uns diese Dinge nicht und damit jungen Menschen der geburtenstarken leicht gemacht, Herr Kollege Bötsch. Ich darf einmal Jahrgänge ein ausreichendes Bildungs- und Ausbil- aus der Drucksache 8/1719 zitieren. Da heißt es: dungsangebot in Schulen, Berufsschulen und Hoch- Es muß erreicht werden, daß ... Schutzsuchen- schulen zu geben. den aus Bürgerkriegs- und anderen Krisenge- bieten, die nicht die Voraussetzung der persön- Vizepräsident Frau Renger: Herr Abgeordneter, lichen Verfolgung erfüllen, im Rahmen der gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Ab- Möglichkeiten unseres Landes vorübergehende geordneten Dr. Bötsch? Hilfe nach den Vorschriften des Ausländerrechts gewährt wird, ohne sie auf den Weg unbegrün Wolfgramm (Göttingen) (FDP) : Meine Damen und deter Asylanträge abzudrängen ... Herren, ich komme zum zweiten Punkt unserer (Dr. Bötsch [CDU/CSU] : Aus dem Gesetz!) Überlegungen. — Ich habe aus der Begründung des Antrags der - CDU/CSU zitiert. — Sie haben das vorhin in Ihren Vizepräsident Frau Renger: Keine Zwischenfrage. Anmerkungen als „Grauzone" charakterisiert. Sie haben sich hier gegenüber dem Antrag der Koali- Wolfgramm (Göttingen) (FDP) : Ich darf mich jetzt tionsfraktionen abwertend geäußert. Aber genau von den bildungspolitischen Fragen trennen und dies steht auch in Absatz 4 unseres Entschließungs- zum Asylbereich kommen. antrages. Ich darf also für die Zukunft eine doch etwas genauere Betrachtung der eigenen Anträge (Pfeffermann [CDU/CSU] : Sicher ist er sich empfehlen und anregen, diese mit den Anträgen seiner Sache nicht!) der Koalition zu vergleichen. — Sie müssen schon erlauben, meine Damen und Meine Damen und Herren, was uns Liberale hier Herren, daß auch wir uns zu diesen bildungspoli- von den Vorstellungen der Opposition unterschei- tischen Punkten äußern, denn so unerheblich diese Position — — det, ist, daß wir unter keinen Umständen bereit sind, die Berufungsinstanz in toto aufzugeben. Wir haben (Pfeffermann [CDU/CSU]: Aber eine höf uns hier zu einem Splitting-Verfahren entschlossen, liche Antwort an die Präsidentin wäre und zwar zu folgendem: Die Berufungsinstanz als 8034 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 Wolfgramm (Göttingen) zweite Tatsacheninstanz wird dann voll erhalten blei- Die Verkürzung des Verfahrens bringt für die po- ben, wenn die Richter einem offensichtlich unbegrün- litisch Verfolgten die Möglichkeit, rasch zu ihrem deten Asylantrag in der ersten Instanz nach mündli- Recht zu kommen. Die Dauer von acht bis neun Jah- cher Verhandlung nicht einstimmig abgelehnt haben. ren, die ein Verfahren bis jetzt in Anspruch nehmen Auch die mündliche Verhandlung ist für uns ein kann, wird auf eine zumutbare Zeit herabgesetzt. ganz wesentlicher Bestandteil dieser Gesetzesände- Wir meinen, daß damit den tatsächlich Verfolgten rung, weil sie für den Asylsuchenden die Möglich- gedient ist und wir auf diese Art dem wirtschaftli- keit schafft, vor Gericht seine Position selbst darzu- chen Mißbrauch des Asylrechts begegnen können. stellen und zu begründen. Die Revisionsinstanz Wir begrüßen, daß das Gesetz vor der Sommerpause bleibt in allen Fällen erhalten. Bei der Beschlußfas- verabschiedet wird, so daß es seine Wirkung, zu- sung ist auch dies für uns ein wichtiger Punkt ge- mindest durch die Ankündigung des Inkrafttretens, wesen. rasch entfalten kann. (Beifall bei der FDP und der SPD) Die Dezentralisierung, die ja von der Opposition zunächst nicht vorgesehen war, wird bewirken, daß zum einen die Belastung des Verwaltungsgerichts Vizepräsident Frau Renger: Das Wort hat Herr Ansbach abgebaut wird und daß zum anderen die Staatssekretär von Schoeler. Möglichkeit geschaffen wird, daß sich die Verfahren — auch in der rechtlichen Würdigung — einer grö- von Schoeler, Parl. Staatssekretär beim Bundes- ßeren Bandbreite erfreuen können. Schließlich und minister des Innern: Frau Präsidentin! Meine sehr endlich haben wir darauf gedrungen — das hat in verehrten Damen, meine Herren! Die Bundesregie- besonderer Weise auch der Koalitionspartner ge- rung begrüßt die grundsätzliche Übereinstimmung tan —, daß die Vorsitzenden der Anerkennungsaus- aller Fraktionen dieses Hauses über eine Beschleu- schüsse die richterliche Befähigung haben müssen. nigung der Asylverfahren. Ich möchte allen Betei- ligten dafür danken, daß es gelungen ist, in so kur- Meine Damen und Herren, es geht aber bei die- sem Gesetz nicht nur um das, was hier vorgelegt zer Zeit einen gemeinsamen Gesetzentwurf zur Lö- sung dieses sicherlich nicht einfachen Problems in worden ist, sondern es geht auch um die Frage des Drum und Dran, also darum, wie die Asylbewerber diesem Hause zu verabschieden. hier in der Bundesrepublik Schutz und Hilfe im De- Nach unserer übereinstimmenden Überzeugung tail erwarten können. Und dazu gehört es schon, daß soll die gesetzliche Neuregelung dem Ziele dienen, die Vorprüfer, sozusagen die ersten Tatsachener- politisch Verfolgten durch ein effektiveres Verfah- mittler, sorgfältig und human vorgehen. Dazu ge- rensrecht schnell eine neue Heimat zu geben. Das hört es auch, daß das Problem der Ausweisungen Anerkennungsverfahren soll so beschleunigt wer- und Abschiebungen einmal in besonderer Weise, den, daß es dem Anspruch der politisch Verfolgten auch vor dem Innenausschuß des Deutschen Bundes- auf schnelle Feststellung ihrer Rechtsposition und tages, durch einen Bericht, den wir hiermit von der auf baldige Eingliederung in unser Rechts-, Sozial- Regierung erbitten, behandelt wird, einen Bericht, und Wirtschaftsleben gerecht wird. Andererseits der auch einmal darstellt, wie schwierig sich dieser soll der schnellere Abschluß der Asylverfahren aber zweite Rechtszug für den Ausländer darstellt, wenn auch der steigenden Tendenz entgegenwirken, das ablehnende Bescheide auf Asylanträge durch den Asylverfahren ohne Vorliegen von Asylgründen nur Anerkennungsausschuß schließlich durch ein auslän- zu dem Zweck zu betreiben, einen aus den ver- derrechtliches Verfahren der Ausländerbehörden — schiedensten Gründen angestrebten Aufenthalt in parallel dazu in Gang gesetzt — möglicherweise mit der Bundesrepublik Deutschland erreichen zu kön- der Ausweisung oder Abschiebung enden. nen. Ich darf in diesem Zusammenhang mit Genehmi- Mit Sorge mußten wir in den letzten Jahren fest- gung der Frau Präsidentin einmal aus der 21. Sitzung stellen, daß das Asylrecht in zunehmendem Umfang des Reichstages zitieren, in der der Abgeordnete als Mittel zur Erreichung einer aus wirtschaftlichen Rosenfeld, der Antragsteller in diesem Asylbera- Gründen angestrebten Einwanderung mißbraucht tungsverfahren, gesagt hat: wurde. Gerade in solchen Fällen wird häufig aus- schließlich zur Verlängerung des Aufenthaltes Meine Damen und Herren, in der Geschichte durch Einlegung aller gegebenen Rechtsmittel die der deutschen Volksvertretung bilden die Kla- Dauer des Asylverfahrens über Jahre hinausgezö- gen über polizeiliche Schikanierungen und Aus- gert. weisungen der Ausländer ein unerschöpfliches Kapitel. Und leider hat auch die Revolution an Der hierin liegenden Gefahr einer Aushöhlung des diesen Mißständen nicht das geringste geändert. Asylrechts gilt es — auch im Interesse der politisch Verfolgten —, durch eine Beschleunigung der Asyl- Nun, wir wollen hier das letzte deswegen sicher verfahren zu begegnen, damit das im Grundgesetz nicht extra einführen, um möglicherweise eine stär- verbürgte Recht auf Asyl für politisch Verfolgte kere Humanisierung zu bewirken. Aber wir meinen, nicht in seinem Wesensgehalt verändert und in sei- daß z. B. schon die Frage der Rechtsmittelbelehrung, ner Schutzwirkung nicht angetastet wird. die bei einem solchen ausländerrechtlichen Verfah- Dieser Zielsetzung wird der vorliegende Gesetz- ren an den Ausländer ergeht und die immer in entwurf nach Auffassung der Bundesregierung Deutsch gegeben wird, für den Ausländer zu zusätz- gerecht: Unter Wahrung der humanitären und lichen Schwierigkeiten führen muß. rechtsstaatlichen Prinzipien soll eine schnelle Ent- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8035 Parl. Staatssekretär von Schoeler scheidung über die Asylanträge ermöglicht werden. Auf Drucksache 8/1935 finden Sie unter Ziffer 2 Die Neuregelung wird deshalb das Recht des poli- den Antrag des Ausschusses. Wer dem zuzustimmen tisch Verfolgten auf Schutzgewährung in unserem wünscht, den bitte ich um ein Handzeichen. — Ge- Lande, zu dem wir uns uneingeschränkt bekennen, genprobe! — Enthaltungen? — Es ist somit beschlos- stärken und sichern. sen.

Daß der Schutz der politisch Verfolgten für uns Ich rufe Punkt 33 der Tagesordnung auf: nicht nur eine rechtliche Frage sein kann, sondern in allererster Linie die schwierigen menschlichen Zweite und dritte Beratung des von der Bun- Probleme derjenigen gesehen werden müssen, die desregierung eingebrachten Entwurfs eines aus politischen Gründen aus ihrer Heimat fliehen Gesetzes zur Änderung des Straßenverkehrs- mußten, kommt in dem Entschließungsantrag der gesetzes Koalitionsfraktionen deutlich zum Ausdruck. —Drucksache 8/971 — Ich würde es begrüßen, wenn der Gesetzentwurf a) Bericht des Haushaltsausschusses (8. Aus- und dieser Entschließungsantrag heute verabschie- schuß) gemäß § 96 der Geschäftsordnung det werden. — Drucksache 8/1948 — (Beifall bei der FDP und der SPD) Berichterstatter: Vizepräsident Frau Renger: Weitere Wortmeldun- Abgeordneter Müller (Nordenham) gen liegen nicht vor. Ich schließe die Debatte. b) Beschlußempfehlung und Bericht des Aus- Wir kommen jetzt zur Einzelabstimmung in der schusses für Verkehr und für das Post- zweiten Beratung, und zwar zuerst zur Abstimmung und Fernmeldewesen (14. Ausschuß) über das Gesetz zur Beschleunigung des Asylverfah- — Drucksache 8/1922 — rens. Ich rufe die Art. 1 bis 4 sowie Einleitung und Überschrift auf. Wer zuzustimmen wünscht, den Berichterstatter: bitte ich um das Handzeichen. — Gegenprobe! — Abgeordneter Straßmeir Enthaltungen? — Einstimmig so beschlossen. (Erste Beratung: 47. Sitzung) Wir kommen zur Die Berichterstatter wünschen nicht das Wort. dritten Beratung. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Herr Das Wort wird nicht begehrt? — Wer dem Gesetz Abgeordnete Straßmeir. im ganzen zuzustimmen wünscht, den bitte ich, sich zu erheben. — Gegenprobe! — Enthaltungen? — Straßmeir (CDU/CSU) : Frau Präsidentin! Meine Einstimmig so beschlossen. sehr verehrten Damen und Herren! Als Bericht- Der Ausschuß empfiehlt auf Drucksache 8/1936 erstatter verweise ich auf meinen schriftlichen Be- unter Ziffer 2, die eingegangenen Petitionen für er- richt. ledigt zu erklären. — Dagegen erhebt sich kein Das Thema, das zur Erörterung ansteht, beschäf- Widerspruch. Es ist so beschlossen. tigt in der Bundesrepublik Deutschland allein mehr Ich rufe nunmehr den Entschließungsantrag der als 25 Millionen Kraftfahrer. Sie haben einen An- Fraktionen der SPD und der FDP auf Drucksache spruch darauf, daß wirdieses Thema auch hier in 8/1945 auf. Eine Überweisung wird nicht gewünscht. der Öffentlichkeit mit der gebotenen Gründlichkeit erörtern. Für die CDU/CSU-Bundestagsfraktion Ich stelle den Antrag zur Abstimmung. Wer die- möchte ich deshalb erklären, daß wir der Änderung sem Entschließungsantrag zuzustimmen wünscht, den des Straßenverkehrsgesetzes zustimmen werden. bitte ich um ein Handzeichen. — Gegenprobe! — Ziel dieser Gesetzesnovelle ist es, dem Diebstahl Enthaltungen? — Der Entschließungsantrag ist gegen von Kraftfahrzeugen und Kraftfahrzeugkennzeichen einige Stimmen angenommen. sowie der Fälschung von Kraftfahrzeugkennzeichen (Zuruf: Der CSU!) und -papieren entgegenzuwirken. Damit soll zu- — Der CSU? Gut, das kann man nicht so genau se- gleich aber auch ein entscheidender Schlag gegen hen. Wir kommen jetzt zur Einzelberatung und Ab- Kapitalverbrechen geführt werden. Es ist eine Tat- stimmung in zweiter Beratung über den Tagesord- sache, daß bei dem größten Teil dieser schweren nungspunkt 32, das Zweite Gesetz zur Änderung der Verbrechen gestohlene Autos oder gefälschte Kenn- Verwaltungsgerichtsordnung. Ich rufe die Art. l bis 4 zeichen bzw. Autopapiere eine entscheidende Rolle sowie Einleitung und Überschrift auf. Wer diesen spielen. Bestimmungen in der Ausschußfassung zuzustim- Ich führe hier nur wenige Fakten an. Mehr als men wünscht, den bitte ich um das Handzeichen. — 60 000 Autos werden in der Bundesrepublik Deutsch- Gegenprobe! — Enthaltungen? — Es ist einstimmig land derzeit im Jahr gestohlen. Ca. 100 000 Auto- so beschlossen. fahrer finden jährlich nach Schätzungen des Bundes- kriminalamtes ihr Auto ohne Nummernschild vor. Wir kommen zur Jedermann kann sich in jeder Schilderwerkstatt dritten Beratung. jedes beliebige Autokennzeichen prägen lassen, wo- Wer dem Gesetz im ganzen zuzustimmen wünscht, mit dem Mißbrauch Tür und Tor geöffnet ist. Die den bitte ich, sich zu erheben. — Gegenprobe! — Täter können sich aber auch die Prägekosten spa- Enthaltungen? — Es ist einstimmig so beschlossen. ren, weil die Schilder von jedem Auto mit wenigen 8036 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 Straßmeir Handgriffen zu lösen sind. Das Fälschen von Kfz- Meine Damen und Herren, allerdings sind diese Papieren, TÜV-Plaketten und Dienststempeln ist Fragen des fälschungssicheren Kennzeichens auch nicht ganz so einfach; aber bei Schwarzmarktpreisen bis heute noch ungeklärt. Ein Bericht der Bundes- von 200 bis 1 000 DM gibt es auch hier einen regierung mit neuen Lösungsvorschlägen wird erst unüberschaubaren trüben Sumpf von Kriminalität. für den Herbst des Jahres erwartet. Wenn wir trotz- Mögen diese Fälschungen im Inland gelegentlich dem heute dieses Gesetz verabschieden können, ge- noch mehr oder minder problematisch sein, so fragt schieht das insbesondere deshalb, damit bei den es sich, wer im Ausland schon weiß, wie diese Din- zweifelsfreien Maßnahmen nunmehr unverzüglich ge aussehen. Schließlich werden auch angemietete gehandelt werden kann. Kraftfahrzeuge mehr und mehr für die Begehung Frei von Bedenken kann man nach unserer Auf- von Straftaten mißbraucht. Dies zeigt die Notwen- fassung gegenüber dem hier angewandten Gesetz- digkeit, die wachsende Kriminalität rund um das gebungsverfahren mit Sicherheit nicht sein. Die Auto mit wirksamen Maßnahmen entschiedener als CDU/CSU-Bundestagsfraktion bedauert außeror- bisher zu bekämpfen. dentlich, daß eine Novelle zum Straßenverkehrsge- Der vorliegende Gesetzentwurf enthält in den setz beschlossen wird, ohne daß der CDU/CSU-Ent- wesentlichen Punkten leider keineswegs die kon- wurf zum Straßenverkehrsgesetz, der bereits seit kreten neuen Vorschriften und Maßnahmen, son- nahezu einem Jahr vorliegt, einbezogen würde, und dern lediglich einen neuen Ermächtigungsrahmen, dies, obwohl wir alle darin übereinstimmen, daß damit durch Rechtsverordnungen und Verwaltungs- eine stärkere Mitwirkung des Parlaments an den vorschriften später einmal die geeigneten Maßnah- Verordnungen im Rahmen dieses Gesetzes erforder- men ergriffen werden können. Gesetzlich geregelt lich ist, wird aber immerhin, daß in Zukunft Kfz-Kennzei- (Beifall bei der CDU/CSU) chen nur gegen Aushändigung eines amtlichen Be- ein Anliegen, dem der Gesetzentwurf der CDU/CSU rechtigungsscheins vertrieben oder ausgegeben wer- exakt entspricht. Niemand darf übersehen, daß den können. Damit wird es möglich sein, wenigstens durch dieses Gesetz entgegen den Intentionen die- an einem neuralgischen Punkt schnell und wirksam ses ganzen Hauses erneut eine Flut von Verwal- zu handeln. Hier kann nach unserer Auffassung auch tungsvorschriften und -anordnungen einschließlich der zusätzliche Verwaltungsaufwand in einem an- finanzieller Mehrbelastungen auf den Bürger zu- gemessenen Verhältnis zum Effekt der Maßnahme kommt. stehen, die sich ja nahtlos in das bisherige Zulas- sungsverfahren einbauen läßt. Noch bedenklicher ist, daß der Gesetzgeber der Bundesregierung zu diesem Zeitpunkt eine Ermäch- Bei den übrigen Maßnahmen — diebstahl- und tigung zum Erlaß von Rechtsverordnungen gibt, fälschungssichere Kfz-Kennzeichen, fälschungssichere über deren Inhalt und Ziel die Bundesregierung Kfz-Papiere sowie bessere Überwachung der ge- überhaupt noch keine klaren Vorstellungen hat. Der werbsmäßigen Vermietung von Kraftfahrzeugen an federführende Verkehrsausschuß wie auch die mit- Selbstfahrer — steckt der Teufel allerdings im De- beratenden Ausschüsse haben daher bei ihren Bera- tail. Der Verkehrsausschuß und der Innenausschuß tungen zum Ausdruck gebracht, daß sie unter allen des Bundestages haben bereits Ende 1977 ein ge- Umständen an den weiteren Entscheidungen bei ,den meinsames Anhörungsverfahren durchgeführt, um übrigen Maßnahmen — insbesondere hinsichtlich die Frage zu klären, wie das zukünftige Nummern- der diebstahl- und fälschungssicheren Kfz-Kennzei- schild beschaffen sein sollte, damit es mit vertret- chen — angemessen beteiligt sein wollen. Die Bun- barem Aufwand möglichst diebstahl- und fälschungs- desregierung hat dies zugesagt, und sie hat ferner sicher gemacht werden kann. Dieses Hearing hat zugesagt, daß sie die Maßnahmen im Verordnungs- mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet, und das wege nur mit Zustimmung dieser Ausschüsse erlas- ist ein wesentlicher Grund dafür, daß sich die Ver- sen wird. Dies, meine Damen und Herren, ist die abschiedung dieser Gesetzesnovelle bis heute ver- Geschäftsgrundlage für die Opposition, um diesem zögerte. Verfahren überhaupt zustimmen zu können. In der Frage der diebstahl- und fälschungssiche- Vizepräsident Frau Renger: Herr Kollege, gestat- ten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordneten ren Kfz-Kennzeichen legt die CDU/CSU Wert auf Tillmann? — Bitte. folgende Feststellungen: Erstens. Wir wollen eine Lösung, die möglichst schnell eine umfassende Wirksamkeit zeitigt. Was Tillmann (CDU/CSU) : Herr Kollege Straßmeir, können Sie mir vielleicht mitteilen, ob dieser Ge- nützt ein perfektionistisches diebstahl- und fäl- setzentwurf auch das Bundesverkehrsministerium schungssicheres Nummernschild, wenn es aus tech- interessiert? nischen Gründen erst in 10 bis 15 Jahren an allen Fahrzeugen angebracht werden kann? (Zuruf: Der Staatssekretär ist da!) — Ach, da sitzt er ja! Zweitens. Die CDU/CSU sieht in der Ausschal- tung privater Unternehmen bei der Herstellung und (Lachen bei der SPD) Ausgabe von diebstahlsicheren und fälschungssiche- ren Kfz-Kennzeichen und Kfz-Papieren keineswegs Straßmeir (CDU/CSU) : Herr Kollege Tillmann, das die Gewähr für die Eindämmung von Mißbräuchen. Bundesverkehrsministerium ist seit wenigen Sekun- Wer sich die Statistiken der letzten Jahre über den zumindest physisch vertreten. gestohlene Kfz-Scheine, Führerscheine, Prüfplaket- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8037 Straßmeir ten, Dienstsiegel aus Kfz-Zulassungsstellen anschaut, unter Einschaltung des Fachhandels mißbräuchlich wird sich unserer Skepsis anschließen müssen. So Kennzeichen zu beschaffen; denn noch mehr als wurden beispielsweise im Jahre 1975 aus den Kfz- durch die Verwendung gestohlener Kennzeichen war Zulassungsstellen 4 173 Fahrzeugscheine und 2 654 es den Straftätern bisher möglich, durch das An- Führerscheine gestohlen. 1976 wurden 5 182 Prüf- bringen sogenannter Dubletten an ihrem eigenen plaketten und 6 000 Stempelplaketten zu amtlichen Fahrzeug oder aber an gestohlenen Fahrzeugen das Kennzeichen entwendet. Fahndungssystem der Polizei total zu unterlaufen. Ich glaube, hier liegt ein ganz wesentlicher Punkt, Drittens fordert die CDU/CSU heute die Bundes- denn in dem Augenblick, in dem ein Kraftfahrzeug- regierung nochmals mit allem Nachdruck auf, in kennzeichen gestohlen wird, ist der Fahndungswert diesem Bereich auch für europäische Lösungen zu nicht total verlorengegangen. Dieses Kraftfahrzeug- sorgen, auf ihre Verwirklichung zu drängen. Was kennzeichen wird in die Fahndung aufgenommen nützt uns eine perfekte deutsche Lösung, wenn es und wird, wenn es an einem anderen Wagen ange- für Kriminelle ein leichtes ist, mit ausländischen bracht wird, zumindest eine gewisse Bedeutung ha- Kraftfahrzeugen, Kraftfahrzeugpapieren und Kfz- ben. Anders ist es dagegen — wie gesagt — bei den Kennzeichen ihr Unwesen zu treiben? Dubletten, bei denen die Sache in der Tat überhaupt Meine sehr verehrten Damen und Herren, die nicht zu übersehen ist. Wir wissen heute gar nicht CDU/CSU-Fraktion möchte durch ihre Zustimmung einmal, in wie vielen Fällen diese Dubletten bisher zu diesem Gesetz erneut deutlich machen, daß sie von den Straftätern tatsächlich benutzt worden sind. bei der Bekämpfung der Kriminalität und ihrer Spe- Die nachfolgenden neu geschaffenen §§ 6 c und 6 d zialform des Terrorismus bereit ist, weit über ihre des Straßenverkehrsgesetzes ergänzen diese Bemü- Verpflichtungen als Opposition hinauszugehen und hungen und stellen insbesondere sicher, daß eine gemeinsam zu handeln. Nur aus diesem Grunde kön- notwendige Überprüfung der im § 6 b geforderten nen wir diesem Gesetz zustimmen. Verhaltensweisen gewährleistet ist. (Beifall bei der CSU/CSU) Bei der Bedeutung, die den neu eingefügten §§ 6 b und 6 c zukommt, war es sicherlich unumgänglich, Vizepräsident Frau Renger: Das Wort hat der Ab- einen Verstoß gegen diese Paragraphen mit straf- geordnete Topmann. rechtlichen Sanktionen zu belegen. Von daher ge- sehen begrüßen wir das Einfügen der §§ 22 a und Topmann (SPD) : Frau Präsidentin! Meine sehr ge- 24 b, die ein Fehlverhalten mit Freiheitsstrafe oder ehrten Damen und Herren! Der von der Bundes- Geldstrafe bzw. mit Bußgeld zu ahnden gebieten. regierung eingebrachte Entwurf eines Gesetzes zur Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Mit Änderung des Straßenverkehrsgesetzes auf Druck- der Einfügung der neu hinzugekommenen §§ 6 b sache 8/971 trägt der Erkenntnis Rechnung, daß das bis einschließlich 6 d und der Ergänzung der Straf- Kraftfahrzeug bei der Begehung von Straftaten, ins- und Bußgeldvorschriften in den §§ 22 a und 24 b besondere schwerer und schwerster Verbrechen, eine ist den sicherheitspolitischen Anforderungen sicher- dominierende Rolle spielt, zumal es dem jeweiligen lich noch nicht vollends Genüge geleistet. Gesetzesbrecher die für ihn notwendige Mobilität garantiert. Deshalb ist es folgerichtig, daß der uns (Straßmeir [CDU/CSU] : „Vollends" ist rei- vorliegende Gesetzentwurf der Bundesregierung zend!) darauf abzielt, den Diebstahl, die Fälschung, die — Ja, ich warte immer auf entsprechende Vorschlä- Verfälschung und die damit zusammenhängende ge. Darauf habe ich bei Ihnen eben auch vergeblich mißbräuchliche Benutzung von Kennzeichen auszu- gewartet, verehrter Herr Straßmeir. schließen, wenigstens aber erheblich zu erschweren. Dies ist um so wichtiger, weil das polizeiliche Kenn- (Milz [CDU/CSU] : Woran liegt das denn?) zeichen das einzige Suchkriterium ist, wenn es dar- — Ich mache Ihnen jetzt ein paar Vorschläge, Kol- um geht, nach einem Kraftfahrzeug zu fahnden. lege Milz. Dann werden auch Sie zufrieden sein; da- Wir begrüßen es deshalb, daß in Abs. i des neu von gehe ich aus. einzufügenden § 6 b des Straßenverkehrsgesetzes (Pfeffermann [CDU/CSU] : Wollen Sie das die Auflage enthalten ist, daß alle Firmen, die sich Gesetz so lange zurückstellen?) mit der Herstellung, Verteilung und Ausgabe von Dieses erklärt sich insbesondere daraus, daß die bis- Kraftfahrzeugkennzeichen befassen, dieses der zu- herigen Kraftfahrzeugkennzeichen in der äußeren ständigen Verwaltungsbehörde anzuzeigen haben. Form, mehr aber noch in der materiellen Beschaffen- Damit wird sichergestellt, daß behördlicherseits ein heit so einfach gehalten sind, daß diese auch ohne Überblick darüber besteht, wer und an welchem Ort Inanspruchnahme des einschlägigen Gewerbes herzu- offiziell Kraftfahrzeugkennzeichen herstellen darf. stellen sind. Deshalb hat das Hauptaugenmerk in der Weiterhin unterstützen wir die in Abs. 2 des ge- bisherigen politischen Beratung auch der Frage ge- nannten Paragraphen geforderte Auflage, wonach golten, wie und in welchem Umfange die Anforde- Kfz-Kennzeichen nur gegen Aushändigung eines rungen an die nach außenhin sichtbare Kennzeich- amtlichen Berechtigungsscheins vertrieben und aus- nung der Fahrzeuge erhöht werden müssen. gegeben werden dürfen. Im Einvernehmen mit den mitberatenden Aus- Diese beiden wesentlichen Anliegen des § 6 b soll- schüssen, nämlich mit dem Innenausschuß und dem ten eigentlich sicherstellen, daß es in Zukunft den Rechtsausschuß, unterstützt auch der Verkehrsaus- Rechtsbrechern nicht mehr möglich sein dürfte, sich schuß die Auffassung der Bundesregierung, daß die- 8038 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 Topmann se Problemstellung nicht unmittelbar gesetzlich, son- zeuge ein Zeitraum von etwa zehn Jahren einkalku- dern mittelbar über die Ausweitung der Ermächti- liert werden müßte. gungsgrundlagen in § 6 Abs. 1 auf dem Verord- (Dr. Schulte [Schwäbisch-Gmünd] [CDU/ nungswege gelöst werden soll. Das entspricht der CSU] : Aber ihr wolltet sie doch!) bisherigen Praxis gemäß § 60 Straßenverkehrszulas- sungsordnung Diese Feststellung stützt sich auf die Tatsache, daß derzeit auf Grund der Konstruktion unserer Fahr- (Dr. Lenz [Bergstraße] [CDU/CSU] : Leider!) zeugtypen nicht einmal die Hälfte der im Verkehr und den Ausnahmeverordnungen zur Straßenver- befindlichen Fahrzeuge mit einem solchen Kennzei- kehrszulassungsordnung; ich nenne beispielsweise chen ausgerüstet werden könnte. die 17. Ausnahmeverordnung. Der zweite in der Diskussion befindliche Vor- Schon aus diesem Grunde unterstützt die SPD- schlag, nämlich die sogenannte Paketlösung — Bundestagsfraktion vom Grundsatz her die Auswei- Leichtmetalischilder mit einem Kunststoffbelag und tung des § 6 Abs. 1 des Straßenverkehrsgesetzes, in besserer, weil diebstahlssicherer Schraubenverbin- den fünf neue Ermächtigungsgrundlagen aufgenom- dung und ein zusätzliches kleines Folienkennzei- men werden sollen. Obgleich die Inhalte dieser Er- chen, das an der Heckscheibe angebracht werden mächtigungen hier und heute nicht Gegenstand der sollte —, wäre zwar theoretisch in der von uns ge- Beschlußfassung sind, dürfte es auf Grund der poli- forderten kurzen Zeitspanne zu verwirklichen. Je- tischen Bedeutung angezeigt sein, auch in der heu- doch sind berechtigte Zweifel daran aufgetaucht, ob tigen Diskussion dazu einige nach unserer Meinung eine organisationsmäßig und finanziell so aufwen- richtungweisende Ausführungen zu machen. Dies dige Maßnahme überhaupt erforderlich ist, um den nicht zuletzt deshalb, weil die Bundesregierung bei polizeilichen Anforderungen Genüge zu leisten. der Beratung dieses Gesetzentwurfs deutlich gemacht hat, daß sie vor dem Erlaß entsprechender Rechts- (Pfeffermann [CDU/CSU] : Unterschied zwi verordnungen die beteiligten Ausschüsse konsultie- schen Theorie und Praxis!) ren und keine Regelung gegen das Votum der Aus- Letzteres bezieht sich auf die Umrüstung der be- schüsse in Kraft setzen wolle. reits im Verkehr befindlichen Fahrzeuge. (Dr. Schulte [Schwäbisch Gmünd] [CDU/ Wir sind der Auffassung — ich habe das bereits CSU] : Aber erst wollten Sie die Folie!) beim nichtöffentlichten Hearing des Verkehrs- und — Wer wollte die Folie? des Innenausschusses am 9. November 1977 vorge- schlagen; bitte lesen Sie das Protokoll nach —, daß (Zuruf von der CDU/CSU: Das stört ihn alle im Verkehr befindlichen und alle zur Neuan- doch nicht!) meldung kommenden Fahrzeuge außer den bisheri- Dazu werde ich Ihnen gleich noch etwas sagen, Herr gen Kennzeichen mit einem dritten Folienkennzei- Dr. Schulte. chen ausgestattet werden sollten. Dieses Folien- Im Zusammenhang mit der angestrebten neuen kennzeichen, das entweder an der Innenseite der Kennzeichenlösung kommt insbesondere den einzu- Heckscheibe oder in räumlicher Nähe des hinteren fügenden Nummern 8 und 11 des § 6 Abs. 1 des Kennzeichens anzubringen ist, muß den Anforderun- Straßenverkehrsgesetzes besondere Bedeutung zu. gen weitgehender Fälschungssicherheit entsprechen Ich möchte deshalb Gelegenheit nehmen, hierzu die und mit dem Fahrzeug so verbunden werden, daß Meinung meiner Freunde und damit der SPD-Bun- ein Ablösen nicht ohne gleichzeitige Zerstörung der destagsfraktion kurz darzulegen. Folie möglich ist. Die inhaltliche Ausfüllung der einzufügenden Darüber hinaus bitten wir die Bundesregierung, Nr. 8 in § 6 Abs. 1 des Straßenverkehrsgesetzes hat einmal der Frage nachzugehen, ob dieses — nennen sich nach unserer Meinung an folgenden Kriterien wir es — Sicherheitskennzeichen zumindest in der zu orientieren: 1. Fälschungs- und Verfälschungs- Umrüstungsphase unter amtlicher Kontrolle ausge- sicherheit; 2. Diebstahlssicherheit; 3. kurzfristige geben und auf das Fahrzeug geklebt werden kann. Anwendbarkeit; 4. langfristige Haltbarkeit; 5. leichte Dabei haben wir daran gedacht, daß die technischen Anbringung; 6. ein Kosten- und Zeitaufwand, der Überwachungsvereine in Zusammenarbeit mit den Straßenverkehrsämtern mit dieser Aufgabe betraut sowohl im behördlichen Bereich wie auch- im Be- reich der Fahrzeughalter im Verhältnis zu den ange- werden, zumal da davon ausgegangen werden kann, strebten Zielen politisch vertretbar ist. daß im Turnus von etwa zwei Jahren sämtliche im Verkehr befindlichen Fahrzeuge dem TÜV vorge- (Straßmeir [CDU/CSU] : Wie sieht das denn führt werden müssen. aus?) Eine solche Regelung würde den Vorteil haben, Im Wissen um die Tatsache, daß eine absolute daß der Manipulation in dieser für unsere Begriffe Fälschungs- und Diebstahlssicherheit auch bei dem sehr sensiblen Phase vorgebeugt wird und daß dem derzeitigen Stand der Technik nicht zu erreichen ist, Fahrzeughalter keine erhebliche zusätzliche Bela- sind wir der Auffassung, daß dem Zeitfaktor eine stung aufgebürdet würde — sowohl im finanziellen ganz besondere Bedeutung zukommen sollte. Bereich als auch bezüglich des Zeitaufwands —, um Deshalb meinen wir, daß die sogenannte große sein Fahrzeug mit dem dritten Kennzeichen ausstat- Folienlösung nicht weiter verfolgt werden sollte, ten zu lassen. Dabei wäre zu prüfen, ob es nicht weil sie neben anderen Schwierigkeiten beinhaltet, zweckmäßig sein könnte, daß die jeweiligen Stra- daß bis zur abschließenden Ausrüstung aller Fahr- ßenverkehrsämter im Bereich der Überprüfungsan- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8039 Topmann lagen der Technischen Überwachungsvereine Vizepräsident Frau Renger: Meine Damen und Außenstellen errichten, zumal da dort der nötige Herren, weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Platz vorhanden ist, um diese Aufgabe mitüberneh- Ich schließe die Debatte. men zu können. (Pfeffermann [CDU/CSU]: Das Ministerium sagt nichts zu diesen guten Vorschlägen? Vizepräsident Frau Renger: Herr Abgeordneter, Ein bedauerlicher Zustand!) gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abge- — Bitte, Herr Pfeffermann, es steht dem Ministe- ordneten Pfeffermann? rium frei, sich hierzu zu äußern. Bevor wir in die Einzelberatung eintreten, hat Topmann (SPD) : Bitte sehr. das Wort zu einer Erklärung zur Abstimmung ge- mäß § 59 der Geschäftsordnung Herr Abgeordneter Pfeffermann (CDU/CSU) : Herr Kollege, würden Dr. Lenz. Sie mit mir übereinstimmen, daß es bei all Ihren Herr Kollege, ich darf Sie noch einmal bitten — Prüfvorstellungen besser wäre, erst die Prüfungen die Bundesregierung hat sich soeben erst gemeldet. vorzunehmen, bevor wir Gesetze verabschieden? Ich bitte um Entschuldigung. (Beifall bei der CDU/CSU) Bitte, Herr Staatssekretär Haar, Sie haben das Wort. Topmann (SPD) : Ich glaube, wir sind darin einig, (Zurufe von der CDU/CSU) daß es hier einmal darum geht, den § 6 b so einzu- fügen, daß bestimmte Maßnahmen sofort einsetzen Haar, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister können. Andererseits ist es in der ganz schwierigen für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen: Situation — das haben wir doch beim Hearing erfah- Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und ren, und Herr Straßmeir hat hier eben ganz eindeu- Herren! In der Beratung der Ausschüsse waren wir tige Aussagen dazu gemacht — eben nicht so ein- völlig unabhängig von den jetzt zum Teil durch fach, wie es sich viele vorstellen, ein Kennzeichen Zwischenfragen auftretenden sachlichen Unterschie- zu entwickeln, das den von mir genannten Kriterien den der Beurteilung in einem Punkt einig, nämlich entspricht. Bitte sehr, so einfach ist es wirklich eine rasche Verabschiedung des Änderungsgesetzes nicht, und ich glaube auch, alle, die dabei waren — gemeinsam zu tragen, damit möglichst bald, nämlich Sie waren es wahrscheinlich nicht —, sind mit mir zum September 1978, wie in den Fachberatungen dieser Meinung. eingehend erörtert, eine Straßenverkehrszulassungs- änderungsverordnung zur Einführung des Berechti- gungsscheinyerfahrens und zur Einführung des Vizepräsident Frau Renger: Gestatten Sie noch fälschungssicheren Fahrzeugscheines als eine der eine Zwischenfrage? ersten Maßnahmen, die von allen Fraktionen bei sachlicher Würdigung der technischen wie der ad- Topmann (SPD) : Nein, sonst komme ich mit mei- ministrativen Probleme anerkannt worden ist, mög- ner Zeit nicht aus. lich sein wird. Das gehört also mit zu den ganzen Fragen. (Lachen bei der CDU/CSU — Zuruf von der CDU/CSU: Sonst wird es viel zu schwierig!) Vizepräsident Frau Renger: Herr Staatssekretär, Im übrigen gehen wir davon aus, daß mit der Er- gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abge- mächtigungsgrundlage zu Nr. 11 des § 6 Abs. 1 das ordneten Dr. Lenz? Ziel verfolgt wird, durch bessere komputermäßige Zusammenarbeit zwischen den Polizeibehörden der Haar, Parl. Staatssekretär: Ich darf bitten, daß ich Länder und dem Kraftfahrtbundesamt sicherzustel- mich kurz fassen kann, damit Sie nachher zur Ent- len, daß kurzfristige Abfragen möglich sind und so scheidung kommen können. Es ist ja vorher eine eine weitere Gewähr dafür gegeben sein wird, daß Wortmeldung zur Geschäftsordnung erfolgt; ich die Ausstattung der Fahrzeuge mit verfälschten oder möchte rasch zu Ende kommen. gefälschten Kennzeichen sofort, zumindest aber schneller auffällig wird. Was die Folienlösung anbelangt, so ist bei den bisherigen Beratungen deutlich geworden — das hat (Pfeffermann [CDU/CSU] : Eine Menge der Sprecher der SPD-Fraktion schon deutlich ge- Schaum!) macht, und es war auch gemeinsame Auffassung —: Wir gehen davon aus, daß nicht nur dieses Ge- Die Probleme sind schwierig; die Lösungen sind auf- setz innerhalb kürzester Zeit rechtskräftig wird, wendig, sie sind zumindest aufwendiger, auch im sondern daß auch die Bundesregierung alles daran- zeitlichen Ablauf, als ursprünglich angenommen. setzt, die ergänzenden Rechtsverordnungen noch im (Pfeffermann [CDU/CSU] : Und zur Zeit noch Laufe dieses Jahres in Kraft zu setzen. Sie, meine nicht gelöst!) Herren von der Bundesregierung, dürfen sicher sein, daß die SPD-Bundestagsfraktion alles tun wird, Auf Wunsch der Bundestagsausschüsse werden die Ihnen hierbei die nötige Unterstützung zukommen einzelnen vorgeschlagenen Lösungen innerhalb der zu lassen. — Ich bedanke mich für Ihre Aufmerk- vorgegebenen Dreimonatsfrist eingehend geprüft. samkeit. Ich bin sicher, wir werden hier zu Lösungen kom- (Beifall bei der SPD und der FDP) men. 8040 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 Parl. Staatssekretär Haar Was ,den administrativen Teil anbelangt, darf ich ber ergehen kann. Da diese Verordnungen der Zu- zumindest die Damen und Herren der Opposition stimmung des Bundesrates bedürfen und dessen darauf aufmerksam machen, daß in dem Verwal- nächste Sitzung erst im Oktober stattfindet, kann tungsverfahren insbesondere seit September/Okto- frühestens dort etwas geschehen. Für die Verab- ber vergangenen Jahres ein Bund - Länder - Ausschuß, schiedung des Gesetzes vor der Sommerpause be- bestehend aus Vertretern des Bundesministers für stand keine Veranlassung. Verkehr, der Länder, der Zulassungsstellen im Bun- (Zuruf von der CDU/CSU: Die machen das desgebiet, des Bundeskriminalamtes und des Kraft- auch allein!) fahrtbundesamtes, besteht, der nachdrücklich be- müht ist, alle uns gemeinsam berührenden Probleme Zweitens. Dieses Gesetz hat sehr viel mit der Er- zu vertiefen und auch hinsichtlich der Frage der mächtigung der Bundesregierung zu tun, neue Folienlösung nach Prüfung der technischen Voraus- Rechtsverordnungen zu erlassen. Das ergibt sich aus setzungen für die rasche Umsetzung dessen, was dem § 6. Nach § 6 Nr. 8 kann die Bundesregierung gemeinsame Absicht ist, zu sorgen. das bisher Kfz-Kennzeichen herstellende Kraftfahr- zeuggewerbe mit einem Federstrich verbieten. Sie Unter diesem Aspekt bin ich der Auffassung, daß kann zweitens jedem Staatsbürger auferlegen, sei- es keinen Grund gibt, in der heutigen Diskussion nen Führerschein und seine Kfz-Papiere mit einer die Zahl der Kraftfahrzeugdiebstähle, die Entwick- Kette um den Hals zu tragen und diese Sachen zu lung, die hier auch international dargestellt ist, als Hause in diebstahlssicheren Stahlbehältern aufzu- politisches Argument für irgendeinen Tatbestand zu bewahren, wobei auch Vorschriften über die Dicke benutzen, der etwa zu Lasten der Bundesregierung der Kette, die Art der Verschlüsse und die Art der gehen könnte, insbesondere nicht angesichts der Schlösser möglich sind. Dieses alles steht hier darin. gemeinsamen Bemühungen, die in den letzten Mo- (Zuruf von der SPD: Haben Sie Phantasie!) naten unternommen worden sind. — Ganz Recht, Herr Kollege, Phantasie muß man ha- (Hasinger [CDU/CSU] : Herr Staatssekretär, ben. Ich darf Ihnen sagen, daß diese Phantasie auch erläutern Sie doch einmal den letzten Satz!) notwendig ist. Denn wenn Sie sehen, was die Bun- In diesem Sinne bitte ich hier um rasche Verab- desregierung bisher mit der Ermächtigung des § 6 schiedung unserer Vorlage. Inzwischen ist auch un- des Straßenverkehrsgesetzes gemacht hat — aus ter verfassungsrechtlichen Aspekten die Frage der dieser schlichten Ermächtigungsvorschrift ist ein Ge- nochmaligen Konsultation der Ausschüsse geregelt, setzbuch von 400 Seiten Dicke geworden — — aber nicht in einem Verfahren oder in einer Form, die selbst bei Fachleuten der Opposition zweifellos Vizepräsident Frau Renger: Würden Sie sich bitte umstritten sein muß. an § 59 unserer Geschäftsordnung halten, Herr Kol- (Beifall bei der SPD) lege.

Vizepräsident Frau Renger: Meine Damen und Dr. Lenz (Bergstraße) (CDU/CSU) : Drittens möchte Herren, mit der Intervention der Regierung ist die ich hier noch sagen, daß keine wirksame Bremse Debatte wieder eröffnet. Ich sehe aber keine Wort- gegen einen Mißbrauch dieses Gesetzes eingeführt meldungen. Ich schließe die Debatte. worden ist. Der Verkehrsausschuß hatte sich ur- sprünglich bemüht, wenigstens eine schwache Brem- Das Wort zu einer Erklärung nach § 59 der Ge- se einzubauen, indem er eine Entschließung in seine schäftsordung hat der Abgeordnete Dr. Lenz. Beschlußempfehlung aufgenommen hatte, in der die Bundesregierung ersucht wurde, von den erhalte- Dr. Lenz (Bergstraße) (CDU/CSU) : Frau Präsiden- nen Ermächtigungen zum Erlaß von Rechtsverord- tin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich nungen nur Gebrauch zu machen, nachdem dem werde diesem Gesetz nicht zustimmen, und zwar aus Deutschen Bundestag hierüber ein Schriftlicher Be- folgenden Gründen. richt vorgelegt worden ist. Erstens hat das Gesetz — im Gegensatz zu dem, was hier vorgetragen worden ist — sehr wenig mit Vizepräsident Frau Renger: Herr Dr. Lenz, erlau- der Einführung fälschungssicherer Kfz-Kennzeichen ben Sie, daß ich Sie unterbreche. - und infolgedessen auch sehr wenig mit der Bekämp- fung des Terrorismus zu tun. Das ergibt sich aus Dr. Lenz (Bergstraße) (CDU/CSU): ... und der zu- dem Schriftlichen Bericht auf Seite 9, den ich Ihnen ständige Ausschuß seine Zustimmung gegeben hat. hier, kurz vorlesen darf. (Zuruf von der SPD: Ersparen Sie uns das!) Vizepräsident Frau Renger: Darf ich Sie unterbre- chen! — Nein, Herr Kollege, das werde ich Ihnen nicht ersparen. — Aus dem Schriftlichen Bericht ergibt sich nämlich, daß zur Zeit noch keine Klarheit über Dr. Lenz (Bergstraße) (CDU/CSU) : Diese Entschlie- die künftige Beschaffung der in möglichst großem ßung — — Umfang fälschungs- und diebstahlssicheren Kraft- fahrzeugkennzeichen besteht. Andererseits ist völlig Vizepräsident Frau Renger: Herr Abgeordneter! klar, daß die erste Verordnung auf Grund dieses Sie leisten hier einen Debattenbeitrag. Ich bitte Sie Gesetzes nicht etwa, wie der Herr Staatssekretär uns herzlich, die Erklärung zur Abstimmung kurz zu fas- hier hat glauben machen wollen, schon im Septem sen. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8041

Dr. Lenz (Bergstraße) (CDU/CSU) : Ich war beim frieren aller Gebietsansprüche für einen Zeitraum letzten Satz, Frau Präsidentin. von 30 Jahren will der Vertrag territoriale Streitig- keiten in der Antarktis verhindern. Er will ferner Dieser Entschließungsantrag ist in einer zweiten die in diesem Gebiet gewähr- Fassung des Berichts gestrichen worden. Infolge- Freiheit der Forschung dessen bestehen außer mündlichen und unverbind- leisten und die wissenschaftliche Zusammenarbeit fördern. lichen Zusagen der Bundesregierung keinerlei Mög- lichkeiten, den Mißbrauch des Gesetzes zu verhin- Der Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zu dern. diesem Vertrag, dem derzeit zwölf Signatarstaaten Deshalb, Frau Präsidentin, lehne ich diesen Ge und sieben später beigetretene Staaten angehören, setzentwurf mit aller Entschiedenheit ab. ist also ein weiteres wichtiges Element in unserer Politik der globalen Friedenssicherung und der welt- (Wehner [SPD] : Sie mißbrauchen die weiten Zusammenarbeit. Wir sichern mit diesem Möglichkeiten!) Beitritt unseren Anspruch auf freie wissenschaft- liche Forschung in der Antarktis, wir beteiligen uns Vizepräsident Frau Renger: Meine Damen und an der internationalen Zusammenarbeit bei der Er- Herren, wir kommen jetzt zur Abstimmung in zwei- forschung lebenswichtiger Nahrungsreserven, wir ter Beratung. Ich rufe die Artikel 1 bis 3, die Ein- eröffnen uns die Möglichkeit zum Informationsaus- leitung und die Überschrift auf. Wer dem zuzustim- tausch mit Ländern, die über langfristige Erfahrun- men wünscht, den bitte ich um das Handzeichen. — gen auf diesem Gebiet verfügen, und wir fördern — Die Gegenprobe! — Enthaltungen? — Eine Ge- damit Maßnahmen auf dem Gebiet der Abrüstung genstimme, mehrere Enthaltungen. Das Gesetz ist und unterstützen das Verbot von Kernexplosionen. in zweiter Beratung angenommen. Zur Begründung im einzelnen für unseren Beitritt Wir treten in die verweise ich auf die Ihnen vorliegende Bundes- dritte Beratung tagsdrucksache 8/1824 vom 24. Mai dieses Jahres: Entwurf eines Gesetzes zum Antarktis-Vertrag vom ein. Wer dem Gesetz im ganzen zuzustimmen 1. Dezember 1959. Zudem hat sich ja der Deutsche wünscht, den bitte ich, sich vom Platz zu erheben. Bundestag am 16. Februar anläßlich der Behandlung — Die Gegenprobe. — Enthaltungen? — Das Gesetz eines Antrages der CDU/CSU bereits mit diesem ist in dritter Beratung gegen eine Stimme aus den Gegenstand beschäftigt und dabei eine erfreuliche Reihen der Opposition bei mehreren Enthaltungen grundsätzliche Übereinstimmung herbeigeführt. angenommen. Über die genannten Gründe hinaus liegt der Bei- Ich rufe den Tagesordnungspunkt 34 auf: tritt zu diesem Vertrag aber auch im Interesse der Erste Beratung des von der Bundesregierung Bundesrepublik Deutschland, weil er uns ermöglicht, eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum an der Erarbeitung von internationalen Nutzungs- Antarktis-Vertrag vom 1. Dezember 1959 regimen für die antarktischen Ressourcen mitzuwir- ken. Nach unserem letzten Kenntnisstand würden — Drucksache 8/1824 — hierbei längerfristig auch Interessen der deutschen Überweisupgsvorschlag des Ältestenrates: Auswärtiger Ausschuß (federführend) Wirtschaft berührt sein. Wir sehen Aufgaben in der Ausschuß für Wirtschaft Entwicklung und Herstellung geeigneter Technolo- Ausschuß für Forschung und Technologie Haushaltsausschuß gemäß § 96 GO gien und eine Möglichkeit zur Festigung und Ver- Das Wort zur Einbringung hat Frau Staatsminister besserung unserer internationalen Wettbewerbs- Dr. Hamm-Brücher. fähigkeit. Da sich der Antarktis-Vertrag selbst nicht auf die wirtschaftliche Nutzung bezieht, bringt uns ein blo- Frau Dr. Hamm - Brücher, Staatsminister im Aus- wärtigen Amt: Frau Präsidentin! Meine sehr geehr- ßer Beitritt den in der Antarktis vermuteten Res- ten Damen und Herren! Die Bundesregierung hat sourcen allerdings noch nicht näher. Erst die Auf- ihre Entscheidung, dem Antarktis-Vertrag beizutre- nahme in die sogenannte Konsultationsrunde wird ten, Anfang dieses Jahres getroffen. In der Kabi- die Bundesrepublik Deutschland in die Lage verset- nettssitzung vom 18. Januar 1978 hat sie dem- Ent- zen, vollverantwortlich an der Erforschung und der wurf des Zustimmungsgesetzes zu unserem Beitritt friedlichen Nutzung der Antarktis mitzuarbeiten und zugestimmt. Der Bundesrat hat dann am 17. März damit ihre Vorstellungen in die internationale Zu- 1978 in seiner 455. Sitzung positiv zu dem Gesetzent- sammenarbeit innerhalb des Antarktis-Vertrags ein- wurf Stellung genommen (Bundesratsdrucksache zubringen. 79/78 vom 3. Februar dieses Jahres). Der Bundesrat hat in seiner Stellungnahme vom Erlauben Sie mir bitte, anläßlich der ersten Le- 17. März darauf bereits hingewiesen. Die Bundes- sung eine kurze Erläuterung dieses Gesetzentwurfs regierung hat in ihrer Gegenäußerung zu dieser zu geben. Was bezweckt der Antarktis-Vertrag aus Stellungnahme versichert, daß sie die notwendigen dem Jahre 1959? Der Vertrag will sicherstellen, daß Schritte einleiten werde, um die Voraussetzungen die Antarktis ausschließlich für friedliche Zwecke zur Teilnahme an dem Konsultativtreffen der Signa- genutzt wird. Deshalb verbietet er die Anlage von tarstaaten und der gleichgestellten Staaten zu erfül- Militärstützpunkten und -befestigungen. Er verbietet len. Mit dem Beitritt zum Vertrag wird die erste auch die Durchführung von Kernexplosionen und Voraussetzung für die Aufnahme in die Konsultativ die Ablagerung von radioaktivem Abfall. Durch Ein- runde erfüllt sein. 8042 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 Staatsminister Frau Hamm-Brücher Die zweite Voraussetzung hierfür sind nach hat durch die Schaffung der ersten kernwaffenfreien Art. IX Abs. 2 des Vertrages Ausführung und Nach- Zone Bedeutung erlangt. Die Bundesregierung be- weis darüber, daß „erhebliche wissenschaftliche kennt sich zu einem umfassenden Verbot von Kern- Forschungsarbeiten in der Antarktis" getätigt wer- waffentests und begrüßt jede Maßnahme, die diesem den. Die Signatarstaaten des Antarktis-Vertrages Ziele dient. Das Verbot militärischer Maßnahmen im verstehen darunter in erster Linie die Errichtung Antarktis-Vertrag schafft die Grundlage für eine aus- und den Betrieb landgelegener Forschungsstationen. schließlich friedliche Nutzung dieses Gebiets. Der Vertrag hat mit seinen umfassenden Inspektions- Ich darf in diesem Zusammenhang das Beispiel möglichkeiten ein wirksames Instrumentarium ge- Polens erwähnen, das 1977 als erster Nichtsignatar- schaffen, mit dessen Hilfe die Einhaltung seiner Be- staat Konsultativmitglied des Antarktis-Vertrags stimmungen verifiziert werden kann. geworden ist. Polen war bereits seit 1961 einfaches Mitglied, konnte aber erst nach Errichtung einer Zweitens die Forschungsinteressen: Der Antark- Forschungsstation dieses Ausmaßes seinen jetzigen tis-Vertrag hat sich als ein wirksames Instrument zur Sicherung ungestörter wissenschaftlicher Erfor- qualifizierten Status erreichen. schung dieses Gebiets erwiesen. Wir müssen deshalb damit rechnen, daß einige Drittens langfristige wirtschaftliche Interessen: Signatarstaaten die von uns 1975/76 und 1977/78 Der Wortlaut des Antarktis-Vertrags behandelt durchgeführten Expeditionen zur Erforschung der zwar nur, wie ich bereits sagte, Fragen der wissen- Krillbestände für die Qualifikation der Bundesrepu- blik Deutschland als Konsultationsstaat noch nicht schaftlichen Forschung und der Rüstungskontroll- politik. Es ist jedoch davon auszugehen, daß die für ausreichend ansehen, obwohl die für die Krill- forschung bislang aufgewandten Mittel, aus denen Nutzung der in der Antarktis vermuteten oder be- sich ja auch das Interesse der Bundesregierung an reits nachgewiesenen Ressourcen zunehmend inter- nationale Beachtung findet. den lebenden antarktischen Ressourcen ablesen läßt, zwischen 35 und 40 Millionen DM betrugen. Unser Beitritt zum Antarktis-Vertrag bildet daher den notwendigen ersten Schritt für unsere Teilnah- Die Bundesrepublik Deutschland, meine Damen me an den Treffen der Konsultationsmitglieder des und Herren, wird also zusätzlich eine eigene For- Vertrags, auf denen über die künftige internationale er- schungsstation auf dem antarktischen Festland Zusammenarbeit in der Antarktis entschieden wird. richten und unterhalten müssen, und zwar als Nach- Die Bundesregierung bittet deshalb das Parlament weis dafür, daß im Sinne des Antarktis-Vertrags in um Zustimmung für den vorliegenden Gesetzent- wesentlichem Umfang wissenschaftliche Forschung wurf. betrieben wird. (Beifall bei der FDP und der SPD) Der finanzielle Aufwand für eine solche For- Logistiksystem schungsstation und das dazugehörige Vizepräsident Frau Renger: Danke, Frau Staats- sind beträchtlich. Die Investitionskosten werden minister. rund 90 Millionen DM, die jährlichen laufenden Ko- sten für die Unterhaltung und den Betrieb der Sta- Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat Herr tion und des Logistiksystems sowie für die Förde- Abgeordneter Dr. von Geldern. rung der Antarktis-Forschung rund 30 Millionen DM betragen. Diese zusätzliche Belastung des Haushalts Dr. von Geldern (CDU/CSU) : Frau Präsidentin! muß jedoch an dem gemessen werden, was mit die- Meine Damen und Herren! Aus gutem Grund be- sen Mitteln langfristig an wirtschaftlichen Vorteilen fassen wir uns in diesen sommerlichen Tagen mit erreicht werden kann. dem Kontinent des „ewigen Eises", dem „Land der Die Entscheidung über Forschungsstation und Lo- gefrorenen Zeit", wie die Antarktis in xomantischen gistiksystem wird die Bundesregierung bald tref- Buchtiteln genannt wird, um nämlich in einer Zeit, fen, um rechtzeitig Einfluß auf die laufenden Arbei- in der so viel von Grenzen die Rede ist — Grenzen ten an einer Konvention zum Schutz und zur Nut- des Wachstums, Grenzen der Belastbarkeit usw. —, zung der lebenden Meeresressourcen und auf ein einen Aufbruch zu neuen Ufern zu wagen, um den längerfristig zu erwartendes Nutzungsregime der Ausdruck des „Wettlaufs zum 6. Kontinent" zu ver- antarktischen Rohstoffe nehmen zu können. Ein er- meiden, an dem Herr von Dohnanyi in der Debatte ster Schritt der Bundesregierung, der ihr Interesse am 16. Februar 1978 über den Antrag der CDU/CSU- an einer solchen Konsultativgemeinschaft des Ver- Bundestagsfraktion zu Unrecht Anstoß genommen trages deutlich macht, könnte darin bestehen, ein hat. eisgehendes Schiff, das sowohl Transport- als auch Wir Oppositions- und Koalitionsfraktionen sind Forschungsaufgaben erfüllen kann, als Grundstein nunmehr, wie die Tatsache beweist, daß wir zum des Logistiksystems in Auftrag zu geben. Dies wäre zweitenmal in diesem Jahr das Thema Antarktis- zugleich ein positiver Schritt zur Verbesserung der Vertrag als Beratungsgegenstand im Deutschen Bun- schwierigen Situation der deutschen. Werften. destag haben, gemeinsam der politischen Überzeu- gung, daß diese Hinwendung zu einem Festland, Ich fasse zusammen. Für unseren Beitritt zum Ant- welches erheblich größer ist als die USA, unverzüg- arktis-Vertrag, für den der vorliegende Gesetzent- lich erfolgen muß. wurf die gesetzliche Voraussetzung schaffen soll, sprechen: Erstens der rüstungskontrollpolitische Meine Damen und Herren, bitte gestatten Sie Aspekt: Der Antarktis-Vertrag ist der erste Rü- mir trotz der erfreulichen Übereinstimmung von stungskontrollvertrag nach dem 2. Weltkrieg und heute, auf deren Bedeutung und Konsequenz ich Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8043 Dr. von Geldern noch zu sprechen komme, auch einen kurzen Hin- forschungsministers, Dr. Hauff, an dem die Debatte weis auf die Vorgeschichte dieses Gesetzentwurfs über unseren Antrag stattfand, die Bereitschaft der und der heutigen Debatte. Bundesregierung, die Vollmitgliedschaft anzustre- ben, zum Ausdruck kam. Bei der Beratung des Antrags meiner Fraktion im Februar hatte Kollege Jung meine Frage an die In dem vorliegenden Gesetzentwurf wird dies Bundesregierung, warum diese nicht längst den auf der letzten Seite der Drucksache 8/1824 dadurch Beitritt zum Antarktis-Vertrag eingeleitet habe, mit deutlich, daß die Bundesregierung in ihrer Gegen- dem Hinweis auf die Voraussetzung der UNO-Mit- äußerung zur Stellungnahme des Bundesrates er- gliedschaft zurückgewiesen. Dies ist schon deshalb klärt, sie werde die notwendigen Schritte einleiten, sachlich unrichtig gewesen, weil der Antarktis-Ver- um — dem Wunsch des Bundesrates entsprechend — trag ausdrücklich auch für Nichtmitglieder der UNO die im Vertrag genannten Voraussetzungen eine Beitrittsmöglichkeit bereithält, wenn auch unter zur Teilnahme an den Konsultativtreffen der der Voraussetzung der Einstimmigkeit der Signatar- Signatar- und gleichgestellten Staaten zu er- staaten. füllen. Zudem ist die Frage nicht beantwortet, warum Dem Bundesrat ist auch darin zuzustimmen, daß nicht nach dem Beitritt der Bundesrepublik Deutsch- bereits jetzt neben dem Beitrittsverfahren alle not- land zu den Vereinten Nationen der immerhin im wendigen begleitenden Anstrengungen unternom- Jahre 1973 vollzogen wurde, die notwendigen Maß- men werden müssen. nahmen seitens der Bundesregierung eingeleitet Meine Damen und Herren, wir bekennen uns worden sind. uneingeschränkt zu den Zielen des Antarktis-Ver- Auch bleibt mir nach wie vor unverständlich, trages, der der internationalen Zusammenarbeit auf daß noch in den Kabinettssitzungen vom 30. Novem- dem Gebiete der wissenschaftlichen Forschung die- ber 1977 und 18. Januar 1978, als dieses Thema nen und die Verständigung im Sinne der Grundsätze endlich auf der Tagesordnung stand, lediglich die der Charta der Vereinten Nationen fördern soll. Initiative zu einem Beitritt als einfaches Mitglied Wir begrüßen es, daß die Errichtung militärischer beschlossen wurde und der allein sinnvolle Status Stützpunkte und Befestigungen, die Durchführung des Konsultativmitglieds, der Vollmitgliedschaft, militärischer Manöver und die Erprobung von nicht angestrebt wurde. Staatssekretär Bölling er- Waffen jeglicher Art in der Antarktis verboten klärte noch am 19. Januar, die Frage eines wissen- sind. Wir halten es für begrüßenswert, daß Kern- schaftlichen Beitrages sei keine Sache von heute auf explosionen — gleichgültig, zu welchem Zweck — morgen. und die Ablagerung radioaktiver Abfälle in der Solche Halbheiten waren allzu lange kennzeich- Antarktis untersagt sind. Wir erheben keinerlei nend für die Einstellung der Bundesregierung. In Gebietsansprüche wie einige der Signatarstaaten, diesem Zusammenhang mag allerdings auch von die sich darauf geeinigt haben, insoweit den unge- Bedeutung gewesen sein, daß es jedenfalls für klärten Zustand bis 1995 zu belassen. Wir wünschen einen Teil der SPD-Fraktion grundsätzliche Be- die Teilhabe an der Freiheit der wissenschaftlichen denken zu geben scheint, in einen „Club der Super- Forschung und der Zusammenarbeit der Vertrags- reichen und Supertechnologiebesitzenden" einzu- partner zu diesem Zweck, insbesondere am Aus- treten, wie es die Frau Kollegin Erler ausdrückte, tausch von Informationen über die Planung wissen- die, was den zweiten wichtigen Bereich einer zu- schaftlicher Forschungsprogramme, am Austausch kunftsorientierten Politik, nämlich den auf der See- wissenschaftlichen Personals zwischen Expeditionen rechtskonferenz der Vereinten Nationen so heftig und Stationen und an den wissenschaftlichen Beob- umstrittenen und so lange schon beratenen Meeres- achtungen und Ergebnissen. bodenbergbau, betrifft, im Pressedienst ihrer Partei Lassen Sie mich bitte in diesem Zusammenhang am 13. Februar 1978 schlicht meinte, daß es uns, einen einmaligen Aspekt des Vertrages, nämlich nachdem die Hohe See durch die Mehrheit der Ent- das in Art. VII vorgesehene Inspektionssystem, wicklungsländer in den Vereinten Nationen zum hervorheben. Jeder Unterzeichnerstaat ist einseitig gemeinsamen Erbe der Menschheit erklärt worden berechtigt, seine eigenen Staatsangehörigen als of- sei, nun einmal verboten sei, auf diesem Felde tätig fizielle Beobachter zu benennen. Jeder dieser Be- zu werden. Entsprechende Bestrebungen, auch- die obachter hat jederzeit ungehinderten Zugang zu Antarktis über eine solche Erklärung zu internatio- einzelnen oder allen Gebieten der Antarktis, ein- nalisieren und damit denjenigen zu entziehen, die schließlich aller Stationen, allen Materials, aller allein das technische Wissen zu ihrer Erforschung Schiffe und Flugzeuge bei der Ein- und Ausschif- besitzen, sind bei den Entwicklungsländern durch- fung von Fracht und Personal. Auch unter diesem aus vorhanden. Aspekt ist der Beitritt zu einem Club, der die Über Wir haben gedrängt, wir haben die Haltung der wachung der Antarktis in beispielloser Art und Bundesregierung als „Entschlußlosigkeit auf Raten" Weise der friedlichen Zusammenarbeit in Anspruch nimmt, ein guter Schritt. kritisiert. Wir haben schließlich erreicht, .daß der zuständige Bundesforschungsminister — damals Herr Es trifft zu, daß der Antarktis-Vertrag selbst die Matthöfer — noch kurz vor seinem Ausscheiden aus wirtschaftliche Nutzung dieses Kontinents nicht dem Amt „die Kurve bekam" und in einem ein- regelt. Gleichwohl ist der ungeheure Rohstoffreich drucksvollen Abschiedsbrief an den Bundeskanz--t urnderfür Antarktis die Bundesrepublik Deutsch- ler die Weichen endlich richtig stellte, so daß schon land, die 10 % der Weltbergbauproduktion ver- am Tage der Vereidigung des heutigen Bundes- braucht und nur 1 % selbst fördert, die ein Han- 8044 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 Dr. von Geldern dels-, Schiffahrts- und Fernfischereistaat und zu- Forschungsarbeiten in der Antarktis bekundet und gleich ein extrem rohstoffabhängiges, hochindustria- erklärt hat, daß der Grundstock für das notwendige lisiertes, weltmarktbezogenes Land mit der höchsten wissenschaftliche Potential vorhanden sei, hat vor Exportabhängigkeit unter den großen Industriestaa- wenigen Tagen die Aufnahme der Bundesrepublik ten ist, natürlich der zentrale Punkt des Interesses. Deutschland in das internationale Komitee für Ant- Angesichts der breiten öffentlichen Diskussion über arktis-Forschung erreicht. Die Teilnahme am inter- die Schätze der Antarktis, die uns neben zahlreichen nationalen Forschungsprojekt „Biomass" des Komi- dringend benötigten Rohstoffen Nahrung und Ener- tees wurde bei der Tagung in Kiel beschlossen. gie liefern können, erscheint die Warnung des Kol- legen Grunenberg davor, den Gedanken an Roh- Daneben ist jetzt dringend der Bau eines Eis- stoffsuche mit der zweckfreien umweltbezogenen brechers mit modernster Technologie erforderlich. Antarktis-Forschung in Zusammenhang zu bringen Dieses Schiff wird Transport- und auch Forschungs- — Herr Kollege Grunenberg, verzeihen Sie —, all- aufgaben übernehmen müssen und damit den zu blauäugig. Es wird uns nach unseren Krill-Expe- Grundstein des Logistiksystems bilden. Was den ditionen jetzt schon nicht mehr abgenommen, daß Ausbau der wissenschaftlichen Kapazität in der wir in der Antarktis ausschließlich unseren For- Bundesrepublik Deutschland betrifft, so bietet sich schungsdrang und Wissensdurst stillen wollen. Sie sicher die Einrichtung eines Antarktis-Instituts an müßten es persönlich im übrigen auch besser wis- der Küste an. Ich habe vor einigen Wochen in einer sen, nachdem der damalige Minister Matthöfer öffentlichen Erklärung für den Standort Bremer- Ihnen am 8. Dezember 1977 seine Auffassung über haven plädiert und bleibe, bestärkt durch die zu- die Bemühungen der Bundesrepublik Deutschland stimmende Aufnahme dieses Vorschlags durch das um die künftige Nutzung der vermuteten antarkti- dort bereits vorhandene Institut für Meeresfor- schen Ressourcen mitgeteilt hat. schung, dabei. Neben der Zusammenarbeit mit dem Meeresforschungsinstitut spricht für diesen Stand- Lassen Sie mich, was Art und Umfang der in der ort die Küstennähe, die eine Außenstation eines Antarktis bereits festgestellten oder aber vermute- binnenländischen Instituts zur Betreuung der For- ten Rohstoffe betrifft, heute nur Bezug nehmen auf schungsschiffe entbehrlich machen würde, und auch meine früheren Ausführungen an dieser Stelle. die schwierige Wirtschaftsstruktur des Küstenrau- Herrn Matthöfer ist darin zuzustimmen, daß nur ein mes. Ich hoffe, daß diese Entscheidung trotz der vergleichsweise kleiner Teil der bisherigen Erkennt- erklärten abweichenden Auffassung des Bundesfor- nisse von den Mitgliedern des Paktes veröffentlicht schungsministers von der Bundesregierung so ge- sein dürfte. Jedenfalls kann als Indiz dafür, daß troffen werden wird. die Ergebnisse vielversprechend sind, die Absicht Lassen Sie uns in diesem Sinn gemeinsam den der Signatarstaaten genommen werden, in den näch- Weg der Zukunftssicherung beschreiten, auf den sten zwei Jahren ein Nutzungsregime zu errichten. wir im Falle der Antarktis ebensowenig wie beim Fest steht, daß die Fisch- und Krillvorräte die künftigen Meeresbergbau verzichten können, auf größte Eiweißreserve der Erde sind und daß jeden- den wir ebenfalls frühzeitig hingewiesen haben und falls die Technologie zur Nutzung von antarktischem über den in absehbarer Zeit im Deutschen Bundes- C1 und Gas voraussichtlich schon bis zum Ende der tag zu sprechen sein wird. 80er Jahre verfügbar sein wird, während die Ent- (Beifall bei der CDU/CSU) wicklung der Technologie zum Abbau mineralischer Rohstoffe noch etwa einen Zeitraum von 20 Jahren benötigen wird. Der Beitrag der Antarktis zur lang- Vizepräsident Frau Renger: Das Wort hat der Herr fristigen Sicherung der deutschen Rohstoffversor- Abgeordnete Grunenberg. gung und zur Weiterentwicklung hochwertiger Tech- nologien, die ihrerseits der langfristigen Sicherung Grunenberg (SPD) : Frau Präsidentin! Meine Da- und Verbesserung der internationalen Wettbewerbs- men und Herren! Wenn heute der Deutsche Bundes- fähigkeit der deutschen Wirtschaft dienen, kann tag über den Gesetzentwurf der Bundesregierung alles in allem kaum hoch genug veranschlagt wer- zum Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zum den. Antarktis-Vertrag vom 1. Dezember 1959 berät, so Ich schließe mit einem Ausblick auf die Konse- ist dies ein Schritt, über dessen Notwendigkeit wohl quenzen, die sich aus dem Beitritt ergeben bzw. grundsätzlich kein Streit besteht. Wir Sozialdemo- diesen begleiten müssen. Wir brauchen — das hat kraten begrüßen jedenfalls die Bemühungen der Bundesregierung, Mitglied des Antarktis-Vertrages Frau Staatsminiser Hamm-Brücher schon gesagt — eine eigene landgelegene Forschungsstation in der zu werden, als einen Schritt in die richtige Richtung. Antarktis, die ganzjährig, im Sommer mit 20 bis Wir identifizieren uns mit den Zielen des Antarktis- der ausschließlichen friedlichen Nutzung 30 und im Winter mit fünf bis zehn Personen, be- Vertrages, setzt ist. Wir brauchen zweitens in der Bundes- der Antarktis und der internationalen Zusammen- republik Deutschland eine Forschungseinrichtung arbeit auf der Basis von Forschungsfreiheit im Inter- mit der erforderlichen wissenschaftlichen Kapazität esse der. Wissenschaft und des Fortschrittes der ge- samten Menschheit. Wir'bekennen uns zu den Prin- zur Durchführung eines schwerpunktmäßig rohstoff- zipien des Vertrages, nämlich dem Verbot jeglicher orientierten Forschungsprogramms und mit der not- militärischer Nutzung, dem Verbot jeglicher Nu- wendigen Managementkapazität. klearexplosionen, dem Verbot jeglicher Ablagerung Die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die im Ja- von radioaktivem Müll, der Forschungsfreiheit auf nuar dieses Jahres ihr grundsätzliches Interesse an dem Land, in, auf und über dem Meer sowie auf Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8045 Grunenberg und unter dem Meeresboden südlich des 60. Grades schon aus technischen Gründen vorerst und auf län- südlicher Breite, zur Zugangs- und Bewegungsfrei- gere Sicht nicht auszubeuten sind. Aus der Entwick- heit, zur Inspektionsfreiheit, dem Konsultations- und lung des neuen Meeresvölkerrechts ist uns aber in- Einmütigkeitsprinzip und den Regeln einer fried- zwischen leidvoll bekannt, welche Konflikte sich aus lichen Streitbeilegung. der nationalstaatlichen Begehrlichkeit nach tatsäch- Die wichtigsten Gründe für den Beitritt zum Ant- lich oder vermeintlich vorhandenen Rohstoffen z. B. arktis-Vertrag sind von der Bundesregierung be- in der Wirtschafts- und Fischereizone ergeben. Ich reits in der Denkschrift zum Vertrag genannt wor- erinnere an das Desaster der EG-Fischereipolitik den. Die Erforschung der Antarktis. ist eine wichtige sowie an die Zwischenfälle in der Ostsee. Aufgabe, zu der wir unseren Beitrag leisten müssen. (Dr. von Geldern [CDU/CSU] : Sehr richtig!) Ebenso wichtig erscheinen uns aber die friedenspoli- Herr von Geldern, würde der Bundestag dem An- tischen Maßnahmen des Vertrages, insbesondere trag der CDU/CSU vom 18. Januar 1978 zum Beitritt Rüstungsbeschränkung und Beschränkung im Nu- der Bundesrepublik zum Antarktis-Vertrag auf klearbereich. Diese Aufgaben stimmen direkt mit unseren friedenspolitischen Zielen überein. Drucksache 8/1427 zustimmen, einem Antrag, in dem die rohstoffbezogene Forschung als Hauptgrund Größte Aufmerksamkeit muß der Tatsache ge- für den Beitritt genannt wurde, ginge es durch uns schenkt werden, daß in dem Vertragsgebiet kon- unter Umständen mit dem Frieden in der Antarktis kurrierende Industrieländer, Industrie- und Ent- zu Ende. wicklungsländer, Länder des Westens und des Ostens, rohstoffreiche und rohstoffarme Länder seit (Zuruf von der CDU/CSU: Eine kühne Be- vielen Jahren friedlich neben- und miteinander ar- hauptung!) beiten, ohne davon großes Aufheben zu machen. Es ist deshalb zu begrüßen, daß der Ausschuß für Die Bundesrepublik, deren fast einzige Rohstoffe Forschung und Technologie dies eingesehen und Technologie, Know how und wissenschaftliches Po- am 12. April 1978 einstimmig — einstimmig, Herr tential sind, paßt zusammen mit der Friedenspolitik Kollege von Geldern! — einen geänderten Antrag der Bundesregierung ideal in diese Vertragsgemein angenommen hat, in welchem die vielfältigen For- schaft. schungsinteressen der Bundesrepublik in den Vor- Der Beitritt zum Antarktis-Vertrag bewirkt für dergrund gestellt werden. sich allein nicht mehr als die einfache Mitgliedschaft Es muß also ein Forschungsprogramm entwickelt und öffnet noch nicht die Tür zum exklusiven Klub werden, bei dem weniger die angewandte For- der Vollmitglieder, die im Rahmen ihrer Konsulta- schung, insbesondere die rohstofforientierte For- tionstreffen allein die Jurisdiktion über die, Antark- schung, als vielmehr die Grundlagenforschung nach tis ausüben. Ich begrüße es daher, daß der Bundes- den Grundsätzen des Internationalen Geophysika- rat auf Grund eines Entschließungsantrages des Lan- lischen Jahres im Vordergrund steht. Daneben muß des Bremen die Bundesregierung in seiner Stellung- eine Forschungseinrichtung, die sich ausschließlich nahme zu diesem Gesetzentwurf aufgefordert hat, der Antarktis-Forschung . widmet, als notwendige bereits jetzt neben dem. Beitrittsverfahren alle An- wissenschaftliche Infrastruktur für derartige Aufga- strengungen zu unternehmen, um die im Vertrag ben der Großforschung geschaffen werden. genannten Voraussetzungen für eine Vollmitglied- schaft zu erfüllen, insbesondere die notwendigen Es wäre aus den genannten politischen Gründen Forschungseinrichtungen zu schaffen. unklug, die Antarktis-Forschung institutionell an Einrichtungen zu koppeln, die in sensiblen Bereichen Die Bundesregierung hat in ihrer Gegenäußerung angewandte Forschung betreiben oder betrieben klar zum Ausdruck gebracht, daß sie die notwen- haben. digen Schritte einleiten wird, um diesem Wunsch des Bundesrates zu entsprechen. Es ist auch nicht nur Vizepräsident Frau Renger: Herr Abgeordneter, bei dieser Zusicherung geblieben, sondern es wird gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Ab- vielmehr intensiv an der Vorbereitung eines For geordneten von Geldern? schungsprogramms und seiner Finanzierung gear- beitet. Wir wissen, daß die angestrebte Konsultativ- mitgliedschaft nur über eine intensive Beteiligung- Grunenberg (SPD) : Mit Rücksicht auf die Familie an der Forschungstätigkeit in der Antarktis erreicht des Herrn Kollegen von Geldern möchte ich weiter werden kann. Die Fortsetzung unserer bisherigen fortfahren; sie wartet zu Hause. wissenchaftlichen Leistungen, insbesondere auf dem (Zuruf von der CDU/CSU: Woher wissen Gebiet der Fischerei- und Krillforschung, wird allein Sie das?) nicht ausreichen. Es ist u. a. die Errichtung einer For- Wir Sozialdemokraten werden der Bundesregie- schungsstation in der Antarktis erforderlich. Außer- rung unsere Unterstützung nicht versagen, wenn dem kommt es jetzt darauf an, möglichst schnell die es darum geht, das Ziel zu erreichen, mit dem notwendigen wissenschaftlichen Forschungskapazitä- Bau ten aufzubauen. einer festen Landstation möglichst schon im antark- tischen Sommer 1979 zu beginnen. Wir sind weiter- Es sei bemerkt, daß Gebietsansprüche mehrerer hin der Auffassung, daß der Bau eines eisbrechen- Vertragstaaten in der Antarktis mit Beginn der Gel- den Schiffes für Logistik und Forschung baldmög- tung des Vertrages eingefroren wurden. Im Laufe lichst in Angriff genommen werden sollte. Hierzu der Zeit hat es sich ergeben, daß einige interessante bedarf es, um ein Beispiel zu nennen, spezieller Rohstoffvorkommen gefunden wurden, die jedoch Stähle. Das würde der Werftindustrie sowie den Zu- 8046 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 Grunenberg lieferern aus dem Binnenland helfen und wäre zu- friedliche Zusammenarbeit und eine gemeinsame gleich eine Demonstration spezieller Schiffbautech- Erforschung dauerhaft gesichert werden, ein Gebiet, nologie, die der Wirtschaft einen Wettbewerbsvor- das sich auf Grund seiner strategischen Lage und sprung verschaffen könnte. Entwicklungen auf die- seiner ungeheuren Reichtümer an Bodenschätzen sem Gebiet liegen, gefördert vom Bundesminister geradezu zu einem Streitpunkt ersten Ranges hätte für Forschung und Technologie, schon mehrere Jah- entwickeln können. re quasi baureif in der Schublade. Schon aus dieser einmaligen humanitären Ziel- Sicherlich werden noch große technische Proble- setzung dieses Vertrages ist der Beitritt der Bun- me auf uns zukommen, die es zu lösen gilt. Erkennt- desrepublik für meine Fraktion ein ganz wichtiges nisse über das Verhalten von Materialien und In- Anliegen. Die Grundzüge dieses Vertrages, näm- strumenten, die zur ,Forschung notwendig sind, wer- lich das Verbot jeglicher militärischer Nutzung, das den uns beim Einsatz unter den extremen Bedingun- Verbot von Nuklearexplosionen, das Verbot von gen der Antarktis als „Abfallprodukte" für die Tech- Ablagerungen radioaktiven Mülls, die Garantie von nologieentwicklung zugute kommen. Wir leben von Forschungsfreiheit, die Garantie der Zugangs- und der Technologieentwicklung. Bewegungsfreiheit, das Konsultations- und Einmü- tigkeitsprinzip sind unserer Ansicht nach genau (Zuruf von der CDU/CSU: Aber nicht vom die Prinzipien, die eigentlich nicht nur in einer Abfall!) entfernten Weltgegend, sondern auf der ganzen Denn Technologie und Know-how sind, wie schon Erde herrschen sollten. erwähnt, nahezu das einzige „Rohstoffpotential", Die FDP-Fraktion begrüßt daher den Beitritts- mit dem wir unsere extreme Abhängigkeit vom Im- antrag in erster Linie deshalb, weil er die Grund- port natürlicher Rohstoffe ausgleichen können. züge der von uns mitgetragenen Außenpolitik 'deut- (Vorsitz: Vizepräsident Frau Funcke) lich unterstreicht. Es kann hier nämlich erneut be- wiesen werden, daß die Bundesrepublik bereit ist, Abschließend noch ein Hinweis: Die Antarktis ist mitgestaltend weltweite Verantwortung zu über- das letzte geschlossene fast unberührte Ökosystem nehmen und, an einer friedlichen Kooperation unter unseres Planeten. Aus den jahrtausendealten Staaten mit unterschiedlichen Gesellschaftsordnun- Schnee- und Eisschichten — ähnlich den Jahresrin- gen teilzunehmen. gen der Bäume - läßt sich der Zustand unseres Pla- In zweiter Linie müssen wir natürlich auch die neten -- insbesondere die durch die Menschheit Möglichkeiten erkennen, die sich für die deutsche verursachten Umweltschäden — ablesen. Antark- Antarktisforschung, anknüpfend an eine über 100- tische Grundlagenforschung wird uns Erkenntnisse jährige Tradition seit der ersten Expedition des für unser Umweltverhalten verschaffen, die anders- Schiffes „Grönland" unter Dallmann im Jahre 1873, wo kaum noch erreichbar sind. Der Beitritt zum Ant- insbesondere auf den Wissenschaftssektoren Geo- arktis-Vertrag und die Antarktis-Forschung sind so- physik, Geologie und Ozeanographie aus einem mit zugleich auch ein hinsichtlich des Mittelauf- solchen Vertragsbeitritt ergeben. wands enormer Beitrag zur Umweltforschung, der, weit in die Zukunft weisend, die Forderungen der Erst in dritter Linie möchte ich hier auch wirt- Anhänger sogenannter grüner Listen — das möchte schaftliche Erwägungen für einen Vertragsbeitritt ich hier ganz deutlich sagen — geradezu verblas- nennen, nämlich die mögliche Mitnutzung lebender sen läßt. Ressourcen wie der hier von meinen Vorrednern Wir Sozialdemokraten sagen der Bundesregierung schon mehrfach genannten Bestände an Krill und für ihre Beitrittsbemühungen zum Antarktis-Vertrag an Fischen und der antarktischen Rohstoffe, auf die und zur Erreichung des Konsultativstatus unsere die Bundesrepublik als hockindustrialisiertes Land volle Unterstützung zu. in Zukunft mehr denn je angewiesen sein könnte. (Beifall bei der SPD und der FDP) Über den Vertragsbeitritt hinaus sollten wir je- doch auf alle Fälle noch einen Beitritt zum Kreis der sogenannten Konsultativstaaten anstreben, was Vizepräsident Frau Funcke: Das Wort hat der auch von allen Parteien hier unterstützt wird, da Herr Abgeordnete Schäfer. nur er uns eine unmittelbare Mitwirkung an der Ausarbeitung von Beschlüssen zur Förderung der Schäfer (Mainz) (FDP) : Frau Präsidentin! Meine Vertragsziele und der Vertragsgrundsätze ermög- Damen und Herren! Der uns vorliegende Antarktis licht. Nach Art. 9 des Vertrages können nämlich Vertrag ist in unserer von Konflikten gepflegten nur die Konsultativstaaten auf turnusmäßigen Tref- Welt etwas Ungewöhnliches. Das Erstaunliche an fen Empfehlungen beschließen, wie die Implemen- diesem Vertrag ist, daß er schon 1959 von Staaten tierung des gesamten Vertragswerks vorgenommen der verschiedensten Gesellschaftsordnungen abge- werden soll. Hierzu wird die Bundesrepublik einem schlossen wurde, die erkannt haben, daß es im Verfahren unterworfen werden, das erstmalig im Interesse der ganzen Menschheit liegt, die Antarktis Jahre 1977 bei der Aufnahme Polens in die Kon- für alle Zeiten ausschließlich für friedliche Zwecke sultationsrunde angewendet wurde. Dabei wurde zu nutzen und nicht zum Schauplatz oder Gegen- als zur Teilnahme an den Konsultationstreffen be- stand internationaler Zwietracht werden zu rechtigendes Merkmal der Nachweis einer substan- lassen. In kluger Voraussicht sollte für ein weit- tiellen wissenschaftlichen Forschungstätigkeit ver- gehend noch unerschlossenes Gebiet der Erde eine langt. Dieses Merkmal wurde nicht näher definiert. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8047 Schäfer (Mainz) Es ist darunter jedoch offensichtlich mehr als nur Dr. von Geldern (CDU/CSU) : Herr Kollege, ich die Ausrichtung von Expeditionen und der Bau eines möchte Sie gern fragen, wie Sie es miteinander eigenen Forschungsschiffes zu verstehen. Wir müs- vereinbaren, daß Sie eben davon gesprochen haben, sen uns auf den Betrieb einer eigenen Forschungs- wir könnten nicht den zweiten vor dem ersten einrichtung auf dem antarktischen Festland ein- Schritt tun, jetzt aber schon, bevor der Beitritt stellen. Das entsprechende Forschungsprogramm, vollzogen ist, von uns eine Änderung der Struktur Herr von Geldern, wird derzeit unter Federführung dieses Antarktis-Paktes erwarten. des Bundesministers für Forschung und Technologie bereits erarbeitet und schon sehr bald dem Kabinett vorgelegt, so daß ich meine, es nützt nichts, wenn Sie Schäfer (Mainz) (FDP) : Das habe ich nicht getan. hier heute nachkarten und die Frage des späten Ich habe lediglich einen Gedanken aufgegriffen, oder nicht so frühen Beitritts erörtern. Vielmehr soll- der von meinen Vorrednern noch nicht vorgetragen ten Sie sich mit uns freuen, daß wir schon sehr wurde, nämlich den Gedanken, daß es im Rahmen bald sehr praktisch die Konsequenzen vor uns unserer Außenpolitik auf die Dauer wichtig sein haben. wird, dafür zu sorgen, daß die Konsultativrunde kein exklusiver Klub bleibt. (Dr. von Geldern [CDU/CSU] : Wir freuen uns ja, wir hätten uns bloß gern schon ein (Beifall bei der FDP) bißchen früher gefreut!) — Gut, aber wenn Sie sich etwas später nachhaltig Vizepräsident Frau Funcke: Meine Damen und freuen, ist das ja auch etwas Gutes. Herren, das Wort wird nicht mehr gewünscht. Der Im übrigen möchte ich noch zu Ihrem Hinweis Ältestenrat empfiehlt, die Vorlage an den Aus- auf den Standort, den Sie vielleicht aus verständ- wärtigen Ausschuß federführend — und an die lichen Gründen in Bremerhaven sehen möchten, Ausschüsse für Wirtschaft und für Forschung und sagen, wir sollten doch bitte erst abwarten, wie Technologie — mitberatend — sowie an den Haus- denn nun dieses Forschungsprogramm aussieht, haltsausschuß gemäß § 96 der Geschäftsordnung zu genauer gesagt, aus der Struktur dieses Programms überweisen. Wer damit einverstanden ist, den bitte dann Schlüsse auf den Standort ziehen. Ich meine, ich um das Handzeichen. — Gegenprobe! — Ent- das wäre jetzt ein bißchen verfrüht. haltungen? — Ist so beschlossen. Die Aufwendungen, die wir hier gemeinsam über Ich rufe nun den Punkt 35 der Tagesordnung auf: den Haushaltsausschuß zu beschließen haben, wer- Beratung der Beschlußempfehlung und des den wir wegen der Wichtigkeit dieses Vorhabens, Berichts des Ausschusses für Wirtschaft obwohl die Kosten, die von Frau Staatsminister (9. Ausschuß) Hamm-Brücher vorhin aufgeführt wurden, nicht ge- rade unbedeutend sind, mit Sicherheit, so hoffe ich, zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. van hier beschließen können. Aus den Äußerungen der Aerssen, Dr. Narjes, Dr. Hoffacker, Dr. Hüsch, CDU/CSU ist erkennbar, daß man sicherlich bereit Sick und der Fraktion der CDU/CSU ist, sich hier zu beteiligen. zu dem Antrag der Fraktionen der SPD, FDP Gestatten Sie mir noch einen anderen Gedanken GATT-Verhandlungen zum Schluß. Es erscheint uns in der FDP wichtig, Drucksachen 8/1547, 8/1699, 8/1917 — daß dieser Antarktis-Vertrag, aber insbesondere die Berichterstatter: Abgeordneter Angermeyer hier schon als exklusiver Klub bezeichnete Kon- Wünscht der Berichterstatter das Wort? — Das sultativrunde, nicht dazu führt, daß auf Dauer Län- ist nicht der Fall. der der Dritten Welt ausgeschlossen bleiben, die sich nicht am kostenspieligen Forschungsaufwand Ich eröffne die allgemeine Aussprache. Das Wort beteiligen können, der ja als Voraussetzung zum hat der Herr Abgeordnete Dr. Narjes. Eintritt in diese Konsultativrunde erforderlich ist. Hier, meine ich, wäre es eine Aufgabe der Bundes- (CDU/CSU) : Frau Präsident! Meine republik, im Rahmen ihrer auch die Dritte Welt Dr. Narjes sehr verehrten Damen und Herren! Vielleicht war besonders berührenden Außenpolitik künftig dafür es ein Zufall, aber immerhin ist es von symboli- zu sorgen, daß sich hier nicht der Nord-Süd-Konflikt scher Bedeutung, daß dieses Haus seine Tagesord- dergestalt niederschlägt, daß wiederum nur die nung vor den Sommerferien mit einem Thema be- bevorzugten Nationen dieser Konsultativrunde an- gehören. schließt, das zugleich auch ein Thema der beiden bevorstehenden Gipfelkonferenzen in Bremen und Für meine Fraktion darf ich den Vertrag nach- in Bonn sein wird. Wenn es kein Zufall war, so haltig unterstützen und ankündigen, daß wir uns lassen Sie mich eingangs der so oft gescholtenen auch den Bemühungen und den Vorstellungen des Brigade der Parlamentarischen Geschäftsführer für Bundesrates anschließen, der Konsultativrunde bei- ihren wirtschaftspolitischen Weitblick danken, den zutreten. sie durch dieses Arrangement erneut unter Beweis gestellt haben. Vizepräsident Frau Funcke: Herr Abgeordneter, (Wehner [SPD] : Machen Sie es bei einem wollen Sie noch ein Frage beantworten? fast nicht beschlußfähigen Hause doch bitte gnädig! Ich überlege mir sowieso, ob ich Schäfer (Mainz) (FDP) : Ich bin gern dazu bereit. den Antrag stellen soll, daß die Beschluß- 8048 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 Dr. Narjes fähigkeit hier vorher festgestellt wird, handelsbeziehungen auch auf der Absatzseite. Die Herr Kollege Narjes!) Politisierung führt ihrerseits zur Ausschaltung des Markts und des Leistungswettbewerbs, also zu einer Die Bundesrepublik muß etwa 30 % ihres Brutto- Rückkehr in eine neue Art von Bilateralismus, in sozialprodukts jenseits der deutschen Grenzen ver- einen Zustand, den wir schon vor 30, 40 Jahren kaufen oder als Dienstleistung anbieten. Sie ist da- überwunden zu haben glaubten. mit existentiell davon abhängig, daß ihr alle Welt- märkte ohne jegliche Diskriminierung offenstehen Eine vergleichbare Entwicklung beobachten wir und daß ihre Unternehmen überall die Chance auch für solche Bereiche, in denen sich die Staaten haben, im Leistungswettbewerb zu bestehen. Die als Förderer technologischer Entwicklungen enga- Möglichkeiten des ungehinderten Zugangs zu allen giert haben. Auch hier greifen sie zunehmend selbst Weltmärkten sind indessen im Laufe der letzten in die Absatzbemühungen für die geforderten Pro- Jahre in vielen Staaten eingeschränkt worden. Die dukte ein, namentlich im Bereich der Spitzentechno- Gründe sind von Land zu Land verschieden und logien. Der Handel mit Flugzeugen, Computern, — vordergründig — zum Teil sehr kompliziert. In Off-Shore-Technik, Reaktoren oder kommerziellen der Sache geht es bei diesen Wellen des Protektio- Satelliten ist schon so politisiert, wie es früher nur nismus immer nur darum, so oder so den Import- der Waffenhandel war. wettbewerb zu behindern, wenn nicht ganz auszu- schalten. Der Kampf gegen diese protektionistischen Diese Punkte erwähne ich aus zwei Gründen. Zum Tendenzen ist für die Bundesrepublik eine Ange- einen bin ich überzeugt, daß einer der Gründe dafür, legenheit von vitalem wirtschaftlichen und politi- daß das Wachstum des Welthandelsvolumens in den schen Interesse. letzten Jahren nahezu regelmäßig zu hoch progno- stiziert worden ist, darin liegt, daß die Wirkungen Der Eckpfeiler unserer Ansprüche auf einen dis- dieser Politisierung des Außenhandels regelmäßig kriminierungsfreien Zugang zu allen Märkten ist unterschätzt worden sind. Zum anderen müssen wir der Art. 1 des GATT, die in ihm enthaltene multi- erkennen, daß es keine zureichenden Sanktionen ge- laterale Verpflichtung zur allgemeinen und unbe- gen diese Fehlentwicklungen gibt. Der Zynismus dingten Meistbegünstigung. Der Wert dieser Ver- nimmt eher zu. Wir dürfen hier aber nicht schwei- pflichtung indessen ist in dem Maß ausgehöhlt wor- gend hinnehmen und zulassen, daß dieselben Re- den, in dem der Protektionismus gewachsen ist. gierungschefs, die feierlich einen Trade Pledge un- Neben den vielfach erörterten GATT-widrigen Re- terschreiben lassen und sich mit Lippenbekenntnis- gelungen über nichttarifäre oder technische Han- sen zum arbeitsteiligen Welthandel hervortun, in delshindernisse, Zugangsbeschränkungen, Orderly- ihren Heimatländern gleichzeitig heftige politische Marketing-Vereinbarungen und Selbstbeschrän- Kampagnen starten, nur das jeweilige Landespro- kungsabkommen gibt es zahlreiche weitere Krank- dukt zu kaufen. Ich denke — um einen Fall aus der heitssymptome, aus denen ich besonders die pro- Europäischen Gemeinschaft herauszugreifen — an tektionistischen Konsequenzen der verbreiteten die zahlreichen Appelle des englischen Premiermini- Tendenz zur Politisierung der Wirtschaft, des Über- sters Callaghan, das Gebot des „Buy British" zu gangs zu Systemen der sogenannten Mixed Eco- achten. nomy herausgreifen möchte. Mit der Entwicklung All dies sind Gründe, dem GATT wesentlich mehr dieser Instrumente bekommen die Staaten zuneh- politische Aufmerksamkeit zu widmen und seine mend Möglichkeiten der direkten oder indirekten Handhabung nicht länger der eher technokratischen Einwirkung auf die Unternehmensentscheidungen Routine der hocherfahrenen, aber auch zu oft im bei vergesellschafteten Branchen und damit auch Umgang mit der Politik enttäuschten Spitzenbeam- auf ihre Einkaufs- und Importpraxis. ten zu überlassen. Wir müssen das GATT politisch Diese neue Art der staatlichen Einflußnahme auf kräftigen. Dazu ist eine Besinnung auf seinen Ur- Unternehmensentscheidungen vollzieht sich nicht sprung nötig und die Erinnerung, daß das GATT nur mehr durch allgemeine, transparente Normen für einige Minimalregeln für den Warenverkehr ent- alle Wettbewerber, sondern auf nach außen uner- hält, die vor 30 Jahren aus der vom amerikanischen kennbaren Entscheidungskanälen. Der ausländische Kongreß damals abgelehnten Havanna-Charta über- Konkurrent, also auch der deutsche Exporteur, kann nommen werden konnten. Das GATT ist also eine diese Wettbewerbsverzerrungen nicht mehr- bewei- Notgeburt und kein Ergebnis eines umfassenden Be- sen. Er kann allenfalls vermuten, daß Veränderun- mühens zur verantwortlichen Gestaltung der libera- gen im Beschaffungswesen auf Weisungen von oben len Weltwirtschaft. Zu diesen seinen Geburtsfehlern zurückgehen. Einige Staaten erlauben es sich sogar, kommen die Schwierigkeiten hinzu, die sich aus der in dieser Lage feierliche Verpflichtungen einzu- Gründung und der Politik der UNCTAD ergeben ha- gehen, den Protektionismus nicht zu verschärfen, ben, nicht zuletzt aus den vielen emotionalen Debat- und fahren gleichwohl fort, in ihren vergesellschaf- ten über eine bessere Regelung des Nord-Süd-Ver- teten oder Einflußsektoren in der handelspolitischen hältnisses. Die Tatsache, daß diese Diskussionen Sünde zu leben. Es besteht für uns auch kein Zwei- regelmäßig an GATT vorbei geführt worden sind, fel, daß diese Einwirkungen gerade in der zurück- hat dazu beigetragen, daß ihre Resultate so umstrit- liegenden Phase der tiefen Rezession in ganz beson- ten und so wenig durchführbar sind, aber dennoch derem Maß verfeinert und perfektioniert worden — zu Unrecht — der liberalen Weltwirtschaft ange- sind. lastet werden. Zunehmender staatlicher Einfluß auf die Wirt- Im Idealfall wäre eine konzertierte Bemühung um schaft bedeutet eine Politisierung auch der Außen eine Neuformulierung und Erweiterung des GATT Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8049

Dr. Narjes etwa um solche Themen fällig, die in der Havanna diskriminierungsfreie und von den Kräften des Lei- Charta schon angesprochen waren, aber später auf stungswettbewerbs und vom Vertrauensbewußtsein der Strecke blieben. Ein solcher Weg ist heute we- für die Dritte Welt getragene Weltwirtschaftsord- nig realistisch, jedenfalls sehr zeitraubend. Infolge- nung. Nicht ihr liberales Konzept hat bisher versagt, dessen sollte man sich überlegen, ob sich die füh- sondern die großen politischen Mächte, in deren renden Mitglieder des GATT nicht dazu entschließen Verantwortung es liegt, ihre Funktionsfähigkeit zu können, das GATT mehr noch als bisher faktisch mit erhalten. allen Grundsatzfragen der Weltwirtschaft zu befas- (Wehner [SPD] : Das sagt ein „vollbesetz sen und seine Tagesordnungen über Zölle und nicht tes Parlament" an die Adresse der „großen tarifäre Hindernisse hinaus regelmäßig anzurei- politischen Mächte"!) chern. Die Erklärungen zum bevorstehenden Ab- schluß der Tokio-Runde bieten dazu eine gute Ge- — Wer dieses Fundament verkennt, Herr Kollege legenheit. Wehner, oder gar zu einem weltwirtschaftlichen Dirigismus auflösen möchte, Von dieser Grundlage aus haben wir im Antrag der CDU/CSU, der zu dieser Debatte Anlaß ge- (Wehner [SPD] : Grotesk!) geben hat, als ein besonders regelungsbedürftiges schadet am meisten den Staaten der Dritten Welt, Problem das des verstärkten Schutzes für Privat- die nach einer Zukunft in eigener Verantwortung herausgegriffen. Eine befriedigende investitionen streben und denen wir konkrete Hoffnung und Hilfe Regelung dieses notleidenden Bereichs ist eine un- schulden. verzichtbare Voraussetzung dafür, daß die Welt- (Beifall bei der CDU/CSU) wirtschaftsordnung ihre entwicklungspolitischen Aufgaben befriedigend löst. Ohne einen gesicherten Rechtsschutz für Eigentum, für den Transfer von Vizepräsident Frau Funcke: Das Wort hat der Herr Erträgen und für die Rückzahlung des eingesetzten Abgeordnete Rapp. Kapitals kann es keinen breitangelegten Transfer von modernen Technologien und industriellen Fer- tigungstechniken geben. Die Bekräftigung der Rapp (Göppingen) (SPD) : Frau Präsidentin! Meine Rechtssicherheit ist um so mehr geboten, als un- Damen und Herren! Die weltwirtschaftspolitische überlegte Forderungen aus der UNCTAD und der Bedeutung dessen, was da in Genf jetzt bei den UNIDO erhebliche Zweifel haben aufkommen las- Verhandlungen zum Allgemeinen Zoll- und Han- sen. Eine Korrektur dieser Position bleibt über- delsabkommen ansteht, kann überhaupt nicht über- fällig. schätzt werden. Ich kann nur hoffen, daß sich der Deutsche Bundestag zu gegebener Zeit eingehender Der vorliegende Antrag, dem wir zustimmen, hat mit den Ergebnissen dieser Verhandlungen ausein- dieses wichtige Thema nur etwas vorsichtig über- andersetzen wird. Eine ganze Reihe wichtiger Posi- nommen. Wir unterstreichen deshalb noch einmal tionen steht noch offen. Zu verschiedenen Proble- hier seine Dringlichkeit und fordern die Bundes- men wünscht die Bundesregierung andere, bessere regierung auf, ihm ein noch größeres politisches Ergebnisse, besser im Sinne einer wirksameren Be- Gewicht zu geben. kämpfung des Protektionismus. Das Bemühen um eine Revitalisierung des GATT soll aber auch dazu dienen, das Bewußtsein für Ich nenne nur stichwortartig einige dieser Posi- die Voraussetzungen eines ständig wachsenden Welt- tionen. Wir hätten gerne einen stärkeren Zollabbau handelsvolumens als einer arbeitsteiligen Weltwirt- als den, der sich abzeichnet. Wir brauchen präzise schaft des Friedens vor allem bei den Kräften wie- Regelungen zu den Schutzklauseln. Erforderlich sind der zu stärken, die sich gegen ihr wohlverstande- genaue Beweislastregelungen, was die Einführung nes langfristiges Eigeninteresse derzeit dem Pro- von Ausgleichszöllen anlangt. Wir möchten auch tektionismus verschrieben haben. Ich denke dabei sichergestellt haben, daß die Erstattung indirekter einmal an die neuerdings protektionistischen großen Steuern bei der Ausfuhr nicht als Subvention ge- amerikanischen Gewerkschaften und zum anderen wertet wird. an die Industrien einiger europäischer Länder, die Auf alle diese Positionen geht der vorliegende es sich in Jahrzehnten angewöhnt haben, unter- einer Entschließungsantrag ein. Er liegt voll auf der Li- speziellen Patronage ihrer Staaten in wettbewerbs- nie der Verhandlungsziele der Bundesregierung. Er freien Scheinparadiesen zu leben, also in falschen ist dazu gedacht, die Verhandlungsposition der Bun- Strukturen. desregierung zu stärken. Wir haben in diesen Ta- Meine sehr verehrten Damen und Herren, lassen gen gehört, daß die Differenzen über einige der am Sie mich diese wenigen Bemerkungen zu unserer meisten umstrittenen Positionen noch vor dem notleidenden Weltwirtschaftsordnung mit der Bitte Gipfel ausgetragen werden sollen. Insoweit ist an alle Gipfelteilnehmer in Bremen wie in Bonn ab- unser Entschließungsantrag auch an den Weltwirt- schließen, den Kampf gegen den Protektionismus schaftsgipfel adressiert. Er kommt gerade noch zur noch ernsthafter zu führen und die Entwicklung der richtigen Zeit. Die SPD-Fraktion stimmt ihm zu. Welthandelsordnung noch verantwortungsbewußter (Beifall bei der SPD und der FDP) zu betreiben als in der Vergangenheit. Wir brau- chen mehr als Kommuniqués, denen niemand mehr glaubt; wir brauchen vertrauensbildende, also Vizepräsident Frau Funcke: Das Wort hat der Herr überzeugende Maßnahmen der Rückkehr in eine Abgeordnete Angermeyer. 8050 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978

Angermeyer (FDP) : Frau Präsident! Meine sehr tionistischen Tendenzen zu setzen. Protektionismus, verehrten Damen und Herren! Wenn der Ausschuß egal ob auf nationaler oder multinationaler Basis, für Wirtschaft dem Bundestag empfohlen hat, den ist ein Rückfall in Zeiten, in denen der freie Welt- Antrag der CDU/CSU-Fraktion zu den GATT-Ver- handel noch eine Illusion war. Diesen Rückfall handlungen für erledigt zu erklären und den Antrag können und sollten wir uns heute nicht mehr lei- der Koalitionsfraktionen mit einigen geringfügigen sten. Änderungen anzunehmen, dann könnte man daraus Durch eine Überwindung protektionistischer Ten- den Eindruck gewinnen, es gäbe hier eine Kontro- denzen kann die Bundesrepublik einen Beitrag zur verse. Aber das ist tatsächlich — wenn man sich Wiedergewinnung des Marktvertrauens durch Ver- den Inhalt anguckt — nur von untergeordneter Be- besserung der Rahmenbedingungen des Welthan- deutung. Mit Genugtuung können wir feststellen, dels leisten. Gleichzeitig schafft sie dadurch die daß sich die sachliche Zielsetzung der beiden An- Möglichkeit, die Förderung der Integration der Ent- träge im wesentlichen deckt. Das gilt sowohl für wicklungsländer in die Weltwirtschaft durch sach- den Bereich der Auslandsinvestitionen als auch für gerechte Sonderlösungen zu ihren Gunsten aktiv die spezifisch handelspolitischen Aussagen. zu unterstützen. Nach Ansicht der Mehrheit im Ausschuß war Die Bundestagsfraktion der FDP begrüßt die An- es nicht ratsam, in das GATT zusätzliche Regelun- regung des Ausschusses für Wirtschaft in seinem gen über den Schutz privater Investitionen aufzu- Bericht und die Beschlußempfehlung zu den vor- nehmen. Wir sind uns aber alle darüber im klaren liegenden Entschließungsanträgen der Fraktionen, und, was sicherlich noch wichtiger ist, auch einig, die Bundesregierung aufzufordern, nach einem Jahr daß deutliche internationale Bestimmungen über über ihre entsprechenden Bemühungen zu berich- Maßnahmen für den Rechtsschutz privater Investi- ten. tionen in Entwicklungsländern vorhanden sein müs- (Beifall bei der FDP und der SPD) sen. Sofern sie nicht vorhanden sind, müssen sie zum Nutzen aller beteiligten Seiten geschaffen wer- Meine Damen und den. Vizepräsident Frau Funcke: Herren, Wortmeldungen liegen nicht mehr vor. Ich Ich darf darauf hinweisen, daß die Bundesrepu schließe die allgemeine Aussprache. blik bereits zirka 40 gegenseitige Investitionsschutz erträge hat. Das ist bei etwa 90 GATT-Teilneh- Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluß- mern schon eine deutlich sichtbare Zahl. Aber wir empfehlung des Ausschusses. Unter Punkt 1 wird sollten uns bemühen, dies noch zu verbessern. Wir empfohlen, den Antrag auf Drucksache 8/1699 mit sollten darauf achten, in welcher Form auf inter- den dort erwähnten Änderungen anzunehmen. Wer nationaler Ebene gemeinsam mit anderen Handels- dem zustimmt, den bitte ich um das Handzeichen. nationen daran gearbeitet werden kann, wie der — Gegenprobe! — Enthaltungen? — Einstimmig so Investitionsschutz zu verbessern ist. beschlossen. In dem zeitlichen Zusammenhang, in dem wir Nach Punkt 2 der Empfehlung soll der Antrag heute den vorliegenden Entschließungsantrag und auf Drucksache 8/1547 als erledigt erklärt werden. den erstellten Bericht diskutieren, ist die Mitte des — Ich höre keinen Widerspruch. Das ist so be- kommenden Monats ein wichtiges Datum; dann schlossen. nämlich tritt der Weltwirtschaftsgipfel zusammen. Ich Wir sind damit am Ende der heutigen Sitzung und hoffe, daß dabei die von uns gesetzten und genann- am Ende der letzten Sitzung vor der Sommerpause. ten Kriterien eine beachtliche Rolle spielen. Letzt- Ich wünsche allen Mitgliedern des Hauses eine lich ist das GATT auch eines der Abkommen, die die Weltwirtschaft wesentlich mittragen. recht erholsame und frohe Ferienzeit. Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang auch Das Haus wird wieder einberufen auf Mittwoch, im Hinblick auf das vor uns liegende internatio- den 20. September, 9 Uhr. nale Forum noch einmal darauf hinweisen, daß ge- rade durch einen positiven Abschluß der GATT- Die Sitzung ist geschlossen. Runde die Möglichkeit geschaffen werden kann, ein sichtbares Signal gegen die zunehmenden--v protek- (Schluß der Sitzung: 11.27 Uhr)

Berichtigung

99. Sitzung, Seite 7874 und 7875: Die Antworten auf die Fragen 72 und 73 des Abgeordneten Ooster- getelo sind einschließlich der Zusatzfragen gegen- einander auszutauschen. Deutscher Bundestag - 8. Wahlperiode - 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8051*

Anlagen zum Stenographischen Bericht (C)

Anlage 1 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Pawelczyk *** 23. 6. Liste der entschuldigten Abgeordneten Dr. Pfennig *** 23. 6. Rawe 23.6. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Reddemann *** 23.6. Dr. Abelein 23. 6. Frau Dr. Riede (Oeffingen) 23. 6. Dr. Ahrens ** 23. 6. Dr. Rose 23.6. Alber *** 23. 6. Schmidt (München) * 23. 6. Dr. Althammer 23. 6. Schmidt (Würgendorf) *** 23. 6. Dr. Bangemann * 23.6. Schwarz 23. 6. Dr. Barzel 23. 6. Dr. Schwencke (Nienburg) *** 23. 6. Dr. Bayerl * 23. 6. Dr. Schwörer' 23. 6. Frau von Bothmer *** 23. 6. Sieglerschmidt * 23. 6. Büchner (Speyer) *** 23. 6. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim*** 23. 6. Coppik 23. 6. Dr. Stark (Nürtingen) 23. 6. Frau Dr. Däubler-Gmelin 23. 6. Sybertz 23. 6. Dr. Dollinger 23. 6. Thüsing 23. 6. Dr. Dregger 23.6. Frau Tübler 23. 6. Dr. Enders *** 23. 6. Ueberhorst *** 23. 6. Erhard (Bad Schwalbach) 23. 6. Dr. Vohrer*** 23. 6. Dr. Eyrich 23. 6. Frau Dr. Walz * 23. 6. Fellermaier * 23. 6. Dr. Warnke 23. 6. Flämig * 23. 6. Weber (Heidelberg) 23. 6. Friedrich (Würzburg) 23. 6. Dr. von Weizsäcker .23. 6. Dr. Früh * 23. 6. Frau Dr. Wex 23. 6.

Dr. Fuchs * 23. 6. Baron von Wrangel 23. 6. Dr. Geßner *** 23. 6. Würtz * 23. 6. Glos 23. 6. Ziegler 23. 6. Dr. Gradl 23. 6. Zywietz * 23. 6. Frau Dr. Hamm-Brücher 23. 6. Handlos *** 23. 6. von Hassel *** 23. 6. Hoffmann (Saarbrücken) * 23. 6. Ibrügger * 23. 6. Anlage 2 Immer (Altenkirchen) 23. 6. Antwort Dr. Jahn (Braunschweig) * 23. 6. Jahn (Marburg) 23. 6. des Staatssekretärs Bölling auf die Schriftliche Frage Jung 23. 6. des Abgeordneten Dr. Czaja (CDU/CSU) (Drucksache Dr. h. c. Kiesinger 23. 6. 8/1895 Frage B 2) : Dr. Klepsch *** 23. 6. Entspricht es dem notwendigen Verständnis für die Kontroll- Klinker * 23.6. rechte des Parlaments in einer parlamentarischen Demokratie, wenn Staatssekretär Bölling nach dem Nachrichtenspiegel I vom Koblitz 23. 6. 26. Mai 1978 im Deutschen Fernsehen tadelnd feststellte, der amerikanische Präsident „habe es mit seinem Parlament sicher Kroll-Schlüter 23. 6. lich nicht ganz leicht", oder vertritt der Pressesprecher der Bun- Leber 23.6. desregierung etwa die Ansicht, daß in der parlamentarischen Demokratie die Regierung es mit dem Parlament immer „ganz Lemmrich *** 23. 6. leicht'' haben müsse? Lemp * 23.6. Lenzer *** 23. 6. Sie täuschen sich gründlich, wenn Sie meinen, ich Lücker * 23. 6. hätte das amerikanische Parlament tadeln wollen, Luster * 23. 6.- was mir natürlich gar nicht zusteht. Marquardt *** 23. 6. Dr. Mende *** 23. 6. Ich habe lediglich die Meinung zitiert, die der Dr. Meyer zu Bentrup 23. 6. amerikanische Präsident bei mehreren Anlässen aus- Mischnick 23. 6. gedrückt hat. Außerdem weiß jeder politische Beob- Dr. Müller *** 23.6. achter, Sie so gut wie ich, daß eine von uns sehr Müller (Wadern) * 23. 6. gewünschte Politik, nämlich die der Energie-Einspa- Frau Dr. Neumeister 23.6. rung, durch den Widerstand des amerikanischen Kongresses zumindest verzögert wird. Im übrigen bin ich der Auffassung, daß jede Re- * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments gierung in einer parlamentarischen Demokratie auf ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen die positive Herausforderung durch das Parlament Versammlung des Europarates angewiesen ist. Ich denke, daß Sie mir auch darin *** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen zustimmen, daß unter dieser Voraussetzung gesetz- Union geberische Vorhaben der Regierung vom Parlament 8052* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 stets nur mit guten Gründen vereitelt werden sollten Der Bundesgeschäftsführer der SPD, und nicht etwa, weil man der Regierung einen par- Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Dr. Klaus lamentarischen Erfolg mißgönnt. von Dohnanyi Der Ministerpräsident des Saarlandes, Dr. Franz Josef Röder Der Bayerische Staatsminister für Wirtschaft und Anlage 3 Verkehr, Anton Jaumann Antwort Der Präsident des Deutschen Sportbundes, Willi des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die Weyer Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Langguth Der Vorsitzende des Vorstandes der Salzgitter AG, (CDU/CSU) (Drucksache 8/1895 Frage B 3) : Hans Birnbaum War Bundesminister Genscher bereits bei Erhalt des Schrei- bens des prokommunistischen Pahl-Rugenstein-Verlags, mit dem Der Vorsitzer des Aufsichtsrates der Saar-Bergwerke dieser Verlag aus Anlaß des bevorstehenden Besuchs von Ge- AG., Staatssekretär a. D. Dr. Ernst Wolf Mommsen. neralsekretär Breschnew darum bat, ihm geeignete Äußerungen für ein Buch mit Äußerungen deutscher und sowjetischer Politi- ker zum Stand der Beziehungen zwischen beiden Ländern und Völkern zur Verfügung zu stellen, die besondere Zielrichtung dieses Verlags bekannt, und wenn ja, warum hat der Bundes- minister gleichwohl keine Veranlassung gesehen, dem Verlag die nach der Antwort des Staatsministers Dr. von Dohnanyi auf meine Schriftliche Frage (Drucksache 8/1826, Frage B 8) zur Ver- Anlage 4 fügung gestellten Texte vorzuenthalten? Antwort Der Pahl-Rugenstein-Verlag ist mit einem Schrei- ben vom 17. Februar 1978 folgenden Inhalts an den des Parl. Staaatssekretärs Höhmann auf die Münd- Bundesminister des Auswärtigen herangetreten: liche Frage des Abgeordneten Dr. Langguth (CDU/ CSU) (Drucksache 8/1931 Frage A 4) : An den Kann die Bundesregierung bestätigen, daß der laut „Berliner Außenminister der Bundesrepublik Deutschland Extra Dienst" angebliche „Reichsführer der NSDAP" und der Herausgeber des neonazistischen Pamphlets „Wille und Weg", Herrn Hans-Dietrich Genscher Wilhelm Wübbels, trotz seiner Aktivitäten immer wieder mit einem Pkw auf Transitstrecken nach Berlin fährt, ohne daß er Konrad-Adenauer-Allee bei der Ein- oder Ausreise bzw. bei der Durchreise von DDR- Organen zurückgewiesen wurde noch sonstwie bisher erkenn- 5300 Bonn bare Schwierigkeiten hatte?

Sehr geehrter Herr Minister, Die Bundesregierung ist nicht in der Lage zu be- aus Anlaß des bevorstehenden Besuchs von Ge- stätigen, daß einzelne Reisende die Transitwege von neralsekretär Leonid Breschnew in der Bundes- und nach Berlin (West) benutzen, da die Reisenden republik bringen wir ein Buch mit dem Titel nicht namentlich erfaßt werden. „Zwischenbilanz. Zur Entwicklung der Beziehun- Die Voraussetzungen für eventuelle Zurück- gen Bundesrepublik — Sowjetunion" heraus. weisungen von Reisenden oder andere Maßnahmen Der Band soll Äußerungen deutscher und so- durch die DDR-Organe sind in Artikel 16 des Tran- wjetischer Politiker und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zum Stand der Beziehun- sitabkommens geregelt. gen zwischen beiden Ländern und Völkern do- kumentieren. In diesem Zusammenhang möch- ten wir Sie bitten, uns geeignete Äußerungen, die Sie in jüngster Zeit abgegeben haben, bis zum 5. März zu übermitteln. Anlage 5 Antwort Mit freundlichen Empfehlungen (Paul Neuhöffer) des Parl. Staatssekretärs Höhmann auf die Münd- lichen Fragen des Abgeordneten Dr. Wittmann Darauf hin hat der Bundesminister des Auswärti- (München) (CDU/CSU) (Drucksache 8/1931 Fragen gen dem Verlag Äußerungen zur Verfügung gestellt, A5 und 52): die er in jüngster Zeit zum Stand der deutsch-so- Hat die Bundesregierung gestattet, daß Mitarbeiter der „DDR"- wjetischen Beziehungen gemacht hatte. Vertretung mit den am 12. Juni 1978 in einem Flugzeug aus der „DDR" geflüchteten Personen Kontakt aufzunehmen, und wenn Der Bundesminister des Auswärtigen sah ebenso- ja, aus welchen Gründen? Wie beurteilt die Bundesregierung die Forderung der „DDR", wenig wie u. a. folgende deutsche Persönlichkeiten Bestände der Stiftung Preußischer Kulturbesitz nach Ost-Berlin einen Anlaß, dem Verlag seine bei anderer Gelegen- zu überstellen? heit gemachten Äußerungen und Veröffentlichungen nicht zur Verfügung zu stellen: Zu Frage A 5: Der Bundeskanzler Es ist nicht Sache der Bundesregierung, Gespräche Der Vorsitzende der SPD, der Ständigen Vertretung der DDR mit Personen aus Die Vorsitzenden der Fraktionen der SPD und FDP der DDR, die sich im Bundesgebiet aufhalten, zu ge- des Deutschen Bundestages, und statten oder zu verweigern. Maßgeblich hierbei ist Wolfgang Mischnick der Wille ,der Betroffenen. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8053*

Welche Waffen (auch nukleare) und welche Truppen bzw. Im einzelnen hat der Vorfall am 12. Juni 1978 paramilitärische Verbände und Organisationen aus dem Bereich sich wie folgt zugetragen: des Warschauer Pakts sind nicht in die MBFR-Verhandlungen einbezogen? Nach der Landung des Flugzeugs in der Nähe von In welchen Ländern des Warschauer Pakts trifft dies zu, wie Kassel hat das Bundeskanzleramt die Ständige Ver- stark sind diese Verbände und mit welchen Waffen sind diese tretung der DDR von dem Vorfall unterrichtet. Die ausgerüstet? Ständige Vertretung hat hierbei gebeten, die aus der DDR geflohenen Personen sprechen zu dürfen. Streitkräfte und Waffen der direkten Teilnehmer Dieser Wunsch wurde entgegengenommen, und es können nur insofern in die MBFR-Verhandlungen wurde veranlaßt, die drei geflohenen Personen da- einbezogen werden, als sie sich im Raum der Redu- von zu unterrichten sowie zu fragen, ob sie zu einem zierungen, über den man sich bei Beginn der Ver- solchen Gespräch bereit seien. handlungen geeinigt hat, befinden. Dies gilt auch für die Streitkräfte und Waffen des Warschauer In der Zwischenzeit sind zwei Angehörige der Paktes. Ständigen Vertretung der DDR nach Kassel gefah- ren. Sie wurden dort von Mitarbeitern des Bundes- Wegen des geographisch auf Mitteleuropa be- grenzschutzes und von dem Staatsanwalt empfan- grenzten Bereichs der Reduzierungen ist für den gen, der den Vorfall unter Prüfung unseres Luftver- Westen jedoch nur eine selektive Einbeziehung von kehrsrechts bearbeitete. Hierbei wurde den Angehö- Waffen akzeptabel. Aus den gleichen Gründen sol- rigen der Ständigen Vertretung mitgeteilt, daß die len auch nur die Landstreitkräfte Verminderungen Flüchtlinge ein Gespräch mit der Ständigen Ver- und Limitierungen unterliegen. Paramilitärische Ver- tretung der DDR ablehnen. Ein Gespräch ist deshalb bände und Grenztruppen werden nicht als Land- nicht zustande gekommen. streitkräfte, die von MBFR erfaßt werden, betrach- tet.

Zu Frage A 52: Zur Verdeutlichung noch folgende Bemerkungen: Ich vermute, daß Sie mit Ihrer F rage den § 1 1. Gemäß dem Ergebnis der exploratorischen Ge- Abs. 2 der Verordnung über den staatlichen Mu- spräche von 1973 nehmen an den MBFR-Verhand- seumsfonds der Deutschen Demokratischen Repu- lungen aus dem Bereich des Warschauer Pakts blik vom 12. April 1978 meinen. als direkte Teilnehmer folgende Staaten teil: die Sowjetunion, Polen, die CSSR und die DDR. Un- Ich habe den Standpunkt der Bundesregierung be- garn nimmt an den Verhandlungen als einer der reits bei der Beantwortung ,der Anfrage A Nr. 31 Teilnehmer mit besonderem Status, nicht als di- des Herrn Kollegen Werner Broll am vorigen Mitt- rekter Teilnehmer, teil. Es ist aber aus den indi- woch deutlich gemacht und ausgeführt: rekten Teilnehmern dadurch herausgehoben, daß im Verfahrensprotokoll vom 14. Mai 1973 die „Die Bundesregierung hat wiederholt, zuletzt am westliche Erklärung niedergelegt ist, während 23. Februar 1978 in der Antwort auf die Große An- der Verhandlungen müsse geprüft und entschie- frage der CDU/CSU-Fraktion, festgestellt, daß über den werden, wie und in welchem Maße Ungarn die Bestände der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in künftige Entscheidungen, Übereinkommen und im Rahmen des alliierten Rechts und durch bundes- Maßnahmen einbezogen werde. Dementsprechend gesetzliche Regelung in Übereinstimmung mit dem sind die beiden Staaten des Warschauer Pakts, Völkerrecht Verfügungen getroffen worden sind. An Bulgarien und Rumänien, eindeutig nicht mit diesem Standpunkt hält die Bundesregierung unver- Streitkräften und Waffen in MBFR einbezogen. ändert fest. 2. Während der zur Zeit noch laufenden Datendis- Die Bundesregierung wird ihren Standpunkt wei- kussion wird als Zählkriterium für die Einbezie- terhin in geeigneter Weise vertreten. In diesem Zu- hung von Streitkräften in die Datenbasis das so- sammenhang darf ich erwähnen, daß gegenwärtig genannte Uniformprinzip zugrunde gelegt. Nach die Stellungnahme vorbereitet wird, die der Innen- westlicher Vorstellung wird das uniformierte ausschuß des Deutschen Bundestages in seiner Sit- militärische Personal in aktivem Dienst im Raum zung am 31. Mai 1978 von der Bundesregierung er- der Reduzierungen — auf östlicher Seite in Polen, beten hat." der CSSR und der DDR — gezählt. Nicht einge- Ich gehe davon aus, daß diese Stellungnahme dem schlossen sind z. B. Grenzeinheiten, bei den Innenausschuß noch vor der Sommerpause zugelei- Streitkräften arbeitende Zivilisten, paramilitäri- tet werden kann. sche Verbände oder Betriebskampfgruppen. 3. Hinsichtlich der Waffen ist es das westliche Ver- handlungsziel, die zugunsten des Ostens beste- hende beträchtliche Disparität bei den sowjeti- Anlage 6 schen Kampfpanzern zu vermindern, die ihrer Antwort Natur nach zum bedrohlichsten Offensivpoten- tial zu rechnen sind. Deshalb konzentriert sich des Staatsministers Dr. von Dohnanyi auf die Münd- eine der zentralen westlichen Forderungen ge- lichen Fragen des Abgeordneten Biehle (CDU/CSU) rade auf die Verminderung der bei den Kampf- (Drucksache 8/1931 Fragen A 39 und 40) : panzern bestehenden Disparität. 8054* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978

Anlage 7 diums „Arbeits- und Berufsberatung" an der Fach- hochschule der Bundesanstalt für Arbeit. Bereits Antwort in den allgemeinen Ausbildungswegen für Arbeits- des Parl. Staatssekretärs Dr. de With auf die Münd- berater und Arbeitsvermittler werden die Probleme liche Frage des Abgeordneten Niegel (CDU/CSU) der Behinderten eingehend behandelt. Zusätzlich (Drucksache 8/1931 Frage A 54) : bestehen für die im Rehabilitation/Behinderten-Be- reich tätigen Fachkräfte spezielle Fortbildungsmaß- Will die Bundesregierung alles tun, um die von der jugo- slawischen Regierung geforderte Auslieferung von acht Kroaten nahmen, z. B. Kurse für Beratungsfachkräfte im Be- zu verhindern, die zuständigen Gerichte die Gründe wissen zu lassen, die gegen eine Auslieferung sprechen und der jugosla- rufsförderungswerk Heidelberg. wischen Regierung mitteilen, daß zwischen den in Jugoslawien inhaftierten deutschen Terroristen und den acht Kroaten kein Die Spezialisierung der Bediensteten in den Kompensationsgeschäft möglich ist? Schwerbehinderten-Stellen ermöglicht ein beson- deres intensives Eingehen auf die Belange der Be- Die Bundesregierung wird sich selbstverständlich hinderten. auch bei der Behandlung und der Beurteilung der in Ihrer Frage erwähnten jugoslawischen Ausliefe- In den Nebenstellen der Arbeitsämter, deren rungsersuchen an die Bestimmungen des deutsch- Größe keine eigene Schwerbehinderten-Stelle zu- jugoslawischen Auslieferungsvertrags vom 26. No- läßt, hält ein Arbeitsberater der Schwerbehinder- vember 1970 und das geltende deutsche Recht hal- ten-Stelle des Hauptamtes regelmäßig Sprechstun- ten. Sie wird die Ersuchen nicht anders bearbeiten den ab, im übrigen obliegt die Vermittlung von als die anderen seit dem Inkrafttreten des Vertrags Behinderten in diesen Nebenstellen den fachlich übermittelten Auslieferungsersuchen. Dabei ist es zuständigen Hauptvermittlern. selbstverständlich, daß den zuständigen deutschen Gerichten, die gegebenenfalls über die Zulässigkeit der Auslieferung zu entscheiden haben, alle not- Anlage 9 wendigen entscheidungserheblichen Informationen zur Verfügung gestellt werden. Antwort

Im übrigen hat die Bundesregierung wiederholt des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Münd- deutlich gemacht, daß eine Entscheidung über die liche Frage des Abgeordneten Dr. Spöri (SPD) jugoslawischen Auslieferungsersuchen nur auf der (Drucksache 8/1931 Frage A 82) : Grundlage des geltenden Rechts ergehen kann und Welche Mitwirkungsmöglichkeiten bestehen bisher für Be- daß der Vertrag keine Regelung enthält, die es triebsräte bei Einstellungen im Rahmen von Arbeitsbeschaf- ermöglichte, eine Entscheidung in einem konkreten fungsmaßnahmen? Auslieferungsfall von einer Entscheidung der an- deren Vertragspartei in einem anderen Fall abhän- Die Einstellung von Arbeitnehmern, die im Rah- gig zu machen. men von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen vom Ar- beitsamt einem Arbeitgeber zugewiesen werden, ist arbeitsrechtlich wie jede andere Einstellung zu beur- teilen. Deshalb unterliegt sie ebenfalls den gesetz- lichen Beteiligungsrechten des Betriebsrats nach dem Anlage 8 Betriebsverfassungsgesetz. Die Einstellung bedarf Antwort also der Zustimmung des Betriebsrates. Er kann u. a. seine Zustimmung verweigern, wenn die Einstel- des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Münd- lung gegen ein Gesetz verstoßen würde. liche Frage des Abgeordneten Dr. Steger (SPD) Ob die Beschäftigung eines vom Arbeitsamt zuge- (Drucksache 8/1931 Frage A 81): wiesenen Arbeitnehmers mit anderen als zusätzli- Welche Maßnahmen hat die Bundesregierung bisher ergrif- chen Arbeiten im Sinne von § 91 AFG, für die Lei- fen, _um Arbeitsvermittler (auch in den Nebenstellen) der Ar- beitsämter dafür auszubilden, daß sie schwerpunktmäßig Be- stungen der Bundesanstalt für Arbeit gewährt wer- hinderte vermitteln und auf deren besondere Probleme ein- den, als ein Gesetzesverstoß im Sinne von § 99 Betr- gehen können? VerfG anzusehen ist, der den Betriebsrat berechtigt, seine Zustimmung zu einer Einstellung zu verwei- Die Organisation der Arbeitsämter und die Aus- - gern, erscheint zweifelhaft. Die Arbeitnehmervertre- bildung ihrer Bediensteten ist Selbstverwaltungs- tungen haben im Rahmen ihrer Beteiligungsrechte zu angelegenheit der Bundesanstalt für Arbeit. prüfen, ob die Einstellung als solche gegen Gesetzes- In jedem Arbeitsamt besteht für den Bereich der vorschriften verstößt, nicht jedoch, ob die Voraus- beruflichen Rehabilitation der Behinderten — ein- setzungen für die Gewährung öffentlicher Leistungen schließlich der Vermittlung von Behinderten — und an den Arbeitgeber vorliegen. für die Durchführung des Schwerbehindertenge- setzes eine besondere Organisationseinheit, die Re- habilitation/Schwerbehinderten-Stellen. Die dort tä- tigen Arbeitsvermittler und Arbeitsberater haben Anlage 10 die gleiche Vorbildung wie die anderen Arbeits- Antwort berater und Arbeitsvermittler. D. h., sie haben in der Regel die zweite Fachprüfung für den gehobe- des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Münd- nen Dienst, die Laufbahnprüfung für den gehobenen liche Frage des Abgeordneten Dr. Spöri (SPD) nichttechnischen Dienst oder den Abschluß des Stu (Drucksache 8/1931 Frage A 83) : Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8055*

Welche Mitwirkungsmöglichkeiten" bestehen bisher für Perso- nalräte bei Einstellungen im Rahmen von Arbeitsbeschaffungs- rung. Im übrigen ist auch zu erwähnen, daß die all- maßnahmen, und ist die Bundesregierung bereit, zu prüfen, wie gemeinen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen selbst durch die Mitwirkung von Personalräten bei Einstellungen im Rahmen von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen die sogenannten sich ebenfalls positiv auf den geschäftlichen Erfolg Mitnahmeeffekte verringert werden können? der Unternehmen auswirken. Eine genaue Aufschlüsselung nach dem Umfang Nach dem Bundespersonalvertretungsgesetz hat der Inanspruchnahme von Leistungen durch ehe- der Personalrat bei jeder Einstellung, also auch bei mals Selbständige ist nicht möglich. 'Lediglich bei Einstellungen im Rahmen von Arbeitsbeschaffungs- Maßnahmen der beruflichen Fortbildung und Um- maßnahmen mitzubestimmen. Er kann seine Zustim- schulung wird die Stellung im Beruf vor der Maß- mung z. B. verweigern, wenn die Einstellung gegen nahme statistisch erfaßt. Im Jahr 1977 wurden da- ein Gesetz, eine Verordnung oder gegen eine Be- nach von insgesamt 8 455 Nichtbeitragszahlern 504 stimmung in einem Tarifvertrag verstößt. Entspre- Personen gefördert, die zuvor als Selbständige oder chende Möglichkeiten haben die Personalvertretun- Mithelfende tätig waren. gen im öffentlichen Dienst der Länder und Gemein- den nach den Personalvertretungsgesetzen der Län- In diesem Zusammenhang ist zu berücksichtigen, der. daß nach langfristigen Erwerbspersonenvorausschät- zungen der Bundesregierung jährlich etwa 80 000 Der zweite Teil der Frage bezieht sich offenbar auf bis 100 000 Selbständige und mithelfende Familien- den gelegentlich erhobenen Vorwurf, im Rahmen angehörige in die abhängige Beschäftigung abwan- von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen vom Arbeits- dern. Die Dienste und Leistungen der Bundesanstalt amt zugewiesene Arbeitskräfte würden zu anderen für Arbeit werden von diesen Personen zu einem als den in § 91 des Arbeitsförderungsgesetzes ge- ganz erheblichen Teil in Anspruch genommen. nannten Zwecken verwendet, die von der Bundes- anstalt für Arbeit gewährten Lohnkostenzuschüsse daher bestimmungswidrig in Anspruch genommen. Es ist nicht die Aufgabe der Personalräte, sondern der Arbeitämter, über eine den Zielen des Arbeits- Anlage 12 förderungsgesetzes gemäße Verwendung der Zu- schüsse zu wachen. Im übrigen wäre es für die Per- Antwort sonalräte schwierig, quasi als Kontrollorgan der Bundesanstalt für Arbeit eine unberechtigte Inan- des Staatssekretärs Dr. Hiehle auf die Mündlichen Fragen der Abgeordneten spruchnahme von Lohnkostenzuschüssen dadurch zu Frau Krone-Appuhn (CDU/CSU) (Drucksache 8/1931 Fragen A 89 und 90): verhindern, daß sie der Einstellung eines Arbeitslo- Hält die Bundesregierung es angesichts der ständig zuneh- sen widersprechen. menden Akademikerarbeitslosigkeit für verantwortbar, auch Z-Offiziere studieren zu lassen? Glaubt die Bundesregierung, die aus der Bundeswehr ausge- schiedenen Z-Offiziere, die ein Studium an den Hochschulen der Bundeswehr absolviert haben, angesichts der hohen Ar- beitslosenquoten im pädagogischen und im Ingenieurbereich in Anlage 11 den Staatsdienst bzw. in die Wirtschaft integrieren zu können? Antwort Der Offizier der Bundeswehr kann heute und in Zukunft Führungsverantwortung in unseren hoch- des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Münd- technisierten Streitkräften nur dann tragen, wenn er liche Frage des Abgeordneten Cronenberg (FDP) zu übergreifendem und differenziertem Handeln auf (Drucksache 8/1931 Frage A 84) : wissenschaftlicher Grundlage ausgebildet wird. In welchem Umfang und auf Grund welcher Reditsvorschriften sind Selbständige in den vergangenen Jahren in den Genuß von Leistungen der Bundesanstalt für Arbeit gekommen? Wir befinden uns hier mit vielen Streitkräften auf dem gleichen anerkannten Weg.

Der größte Teil der Selbständigen, die in den Die Auswahl der Studienfachrichtungen an den Genuß von Leistungen der Bundesanstalt für Arbeit Hochschulen der Bundeswehr richtet sich nach dem Bedarf, den die Streitkräfte an wissenschaftlich aus- kommen, sind Personen, die eine abhängige- Be- schäftigung aufnehmen wollen. Sie können alle Lei- gebildeten Offizieren haben. stungen in Anspruch nehmen, die ohne vorherige Das Studium für Offiziere des Truppendienstes Beitragszahlung gewährt werden können. Hierzu orientiert sich folglich nicht an der gegenwärtigen gehören neben den Vermittlungs- und Beratungs- Situation des Arbeitsmarktes und kann auch daher diensten Leistungen zur Förderung der beruflichen nicht ständig umstrukturiert werden. Fortbildung und Umschulung, zur Förderung der Arbeitsaufnahme sowie zur Rehabilitierung. Sofern Das Studium als Teil der Ausbildung und damit diese Personen sich beim Arbeitsamt arbeitlos ge- letztendlich zur Verbesserung der Führungsfähigkeit meldet haben, können sie auch an allgemeinen Maß- gilt für Berufsoffiziere und Offiziere auf Zeit glei- nahmen zur Arbeitsbeschaffung teilnehmen. Bei Be- chermaßen, da sich nach den Bestimmungen der Sol- dürftigkeit können sie aus Mitteln des Bundes Ar- datenlaufbahnverordnung für die meisten Offiziere beitslosenhilfe beziehen. Für die Dauer des Bezu- erst im siebten oder achten Dienstjahr entscheidet, ges von Arbeitslosenhilfe zahlt die Bundesanstalt ob sie nach Eignung, Leistung und Bedarf in den für sie auch Beiträge zur Krankenversicherung und Status eines Berufssoldaten übernommen werden ab 1. Juli 1978 auch Beiträge zur Rentenversiche können. 8056* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978

Die Bundesregierung hält daher an ihrer zu Be- Anlage 14 ginn der 70er Jahre geschaffenen Konzeption einer Antwort gemeinsamen Ausbildung für Zeit- und Berufsoffi- ziere fest. des Staatssekretärs Dr. Hiehle auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Conradi (SPD) (Druck- Die ersten Offiziere auf Zeit mit abgeschlosse- sache 8/1931 Frage A 92) : nem Studium an den Hochschulen der Bundeswehr Wird die Bundesregierung beim Programm für den Informa- werden ab 1984 ihre Dienstzeit beenden. tionsbesuch des Bundesverfassungsgerichts bei der Bundes- marine anläßlich der „Kieler Woche" auch die Besichtigung von Einrichtungen, in denen Zivildienstleistende tätig sind, vor- Es läßt sich heute nicht übersehen, wie die Ar- sehen? beitsmarktlage Mitte der achtziger Jahre aussehen wird. Der Besuch von Richtern des Bundesverfassungs- gerichtes bei der Bundesmarine geht auf Wunsch Die Bundesregierung ist der Meinung, daß die des Präsidenten des Bundesverfassungsgerichtes, Offiziere des Truppendienstes mit einem Päd- den er während der Kieler Woche 1977 äußerte, zu- agogik- und Ingenieurstudium sowie ihrer sieben- rück. jährigen Erfahrung als Ausbilder, Führer und Er- zieher genauso wie alle anderen Absolventen der Aus terminlichen Gründen war der Besuch im Hochschulen der Bundeswehr nach ihrer Dienstzeit Laufe des Jahres 1977 nicht möglich. Die Landes- in zivile Berufe integriert werden können. regierung Schleswig-Holstein und die Stadt Kiel schlugen deshalb vor, den vom Bundesverfassungs- Der Einstieg in das Zivilleben wird durch Be- gericht gewünschten Besuch bei der Marine in die rufsförderungsmaßnahmen erleichtert. Ein derzeit Kieler Woche 1978 zu verlegen. Damit wollten die in der Planung befindliches Anschlußstudium an Landesregierung und die Stadt die Gelegenheit unseren Hochschulen der Bundeswehr, als Teil die- wahrnehmen, ebenfalls als Gastgeber aufzutreten. ser Berufsförderung, wird zu dieser Integration bei- Dem entsprach der Inspekteur der Marine mit sei- tragen. ner Einladung an das Bundesverfassungsgericht zu einem Besuch von Dienststellen und Einheiten wäh- rend der Kieler Woche 1978. Ich möchte darauf hinweisen, daß die Bundes- marine nicht über Einrichtungen verfügt, in denen Anlage 13 Zivildienstleistende tätig sind. Antwort des Staatssekretärs Dr. Hiehle auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Berger (Lahnstein) (CDU/ CSU) (Drucksache 8/1931 Frage A 91): Anlage 15

Wann wird die Bundesregierung, der Aufforderung des Haus- Antwort haltsausschusses vom 15. Dezember 1977 folgend, diesem Aus- schuß über den Verwaltungskostenzuschlag bei der Gemein- schaftsverpflegung der Bundeswehr berichten, damit dieser sei- des Staatssekretärs Dr. Wolters auf die Münd- nen Beschluß vom 5. Mai 1977 endlich aufheben kann, wie es lichen Fragen des Abgeordneten Höpfinger (CDU/ sowohl vom Verteidigungsausschuß und allen Fraktionen des Deutschen Bundestages als auch vom Bundesverteidigungsmini- CSU) (Drucksache 8/1931 Fragen A 93 und 94) : sterium gewünscht wird? Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß die Frei- grenze nach § 88 Abs. 2 Nr. 8 des Bundessozialhilfegesetzes (BSHG) in Verbindung mit § 1 Abs. 1 Nr. 1 a der Verordnung Die Erhebung eines Verwaltungskostenzuschla- hierzu angehoben werden muß, weil sie den wirtschaftspoliti- schen Änderungen seit ihrer Einführung vor rund 20 Jahren ges für bestimmte Teilnehmer an der Truppenver- nicht mehr gerecht wird? pflegung entspricht einem Beschluß des Haushalts- Ist die Bundesregierung insbesondere der Auffassung, daß dieser Freibetrag von 1 500 DM, der vor allem gedacht ist als ausschusses. Die Bundesregierung hatte seinerzeit Anteil an den Bestattungskosten sowie für Grab und Grabmal, gebeten, von dieser Regelung abzusehen. Die Be- angesichts der gestiegenen Kosten in diesem Bereich auf 5 000 DM zuzüglich eines Betrags von 1 000 DM für jede Per- mühungen des Verteidigungsausschusses und der son, die vom Hilfesuchenden überwiegend unterhalten wird, Bundesregierung im Dezember 1977, den Haushalts- angehoben werden sollte, und wird sich die Bundesregierung für eine entsprechende gesetzliche Regelung einsetzen? ausschuß um die Aufhebung seines Beschlusses zu bitten, hatten zunächst keinen Erfolg. Vielmehr hatte der Haushaltsausschuß die erneute Beratung Zu Frage A 93: dieses Problems von der Vorlage eines ressortüber- greifenden Berichtes des Bundesministers der Finan- Zu dem geschützten Vermögen, von dessen Ein- zen über Vergünstigungen für Bundesbedienstete satz die Sozialhilfe nicht abhängig gemacht werden abhängig gemacht. Hiervon ist der Haushaltsaus- darf, gehören nach § 88 Abs. 2 Nr. 8 des Bundes- schuß jetzt abgerückt. sozialhilfegesetzes auch kleinere Barbeträge, deren Höhe durch Rechtsverordnung bestimmt wird. Bei Die Bundesregierung beabsichtigt daher, unmit- der Hilfe zum Lebensunterhalt ist ein Betrag von telbar nach der Sommerpause, diese Angelegenheit 1 500 DM zuzüglich eines Betrages von 750 DM für erneut an den Haushaltsausschuß heranzutragen. den nicht getrennt lebenden Ehegatten und von Unabhängig davon würde es die Bundesregierung 300 DM für jede vom Hilfesuchenden oder seinem begrüßen, wenn der Haushaltsausschuß seinen Be- Ehegatten überwiegend unterhaltene Person ge- schluß von sich aus aufheben würde. schützt. Diese Beträge gelten nicht, wie unterstellt Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8057*

wird, bereits seit 20 Jahren, sondern erst seit dem und gut ein Viertel der Männer an den Untersuchun- Erlaß der Verordnung im November 1970. Vorher gen teilgenommen haben. galt eine Regelung mit geringeren und weniger familiengerecht gestalteten Beträgen; der Grundbe- Pressemeldungen, die vor angeblichen Gefahren trag betrug statt 1 500 DM nur 1 000 DM. der Früherkennungsuntersuchungen gerade bei Män- nern warnen, bewirken eine Verunsicherung der Auf Grund einer Entschließung des Bundestages Teilnahmeberechtigten. Nach wie vor ist davon aus- bei Verabschiedung der 3. BSHG-Novelle sind die in zugehen, daß die möglichst frühe Erkennung einer der Verordnung bestimmten Schonbeträge im Jahre Krebskrankheit die beste Chance für ihre Heilung 1974 überprüft worden. Eine Anhebung wurde für darstellt. Der Bundesminister für Jugend, Familie nicht erforderlich angesehen, nachdem die Länder und Gesundheit hat daher die zuletzt von einem bei einer Umfrage mehrheitlich die Auffassung ver- öffentlichkeitswirksamen Kritiker erhobenen Vor- treten hatten, daß die Beträge auch weiterhin den würfe gegen bestimmte Früherkennungsmaßnahmen wirtschaftlichen Verhältnissen gerecht würden. zum Anlaß genommen, diesen aufzufordern, dem wissenschaftlichen Beirat der Bundesärztekammer Angesichts dieser Sach- und Rechtslage und an- hierfür Belege zur Prüfung zuzuleiten, da derartige gesichts der Belastung der Haushalte in den Län- Vorwürfe nach dem allgemein anerkannten Stand dern mit Sozialhilfekosten hat die Bundesregierung wissenschaftlicher Erkenntnisse als unbegründet an- Bedenken, allgemein die Schonbeträge höher fest- gesehen werden müssen. Von der Abgabe solcher zusetzen. Sie ist aber bereit, die Frage bei den be- Belege ist uns bisher nichts bekannt geworden. vorstehenden Gesprächen mit den Ländern über den Entwurf einer 4. BSHG-Novelle erneut anzuspre- chen. Da eine Änderung des geltenden Rechtszu- Zu Frage A 96: standes der Zustimmung des Bundesrates bedarf, er- scheint die Vorlage eines Verordnungsentwurfes nur Es liegen der Bundesregierung aus verschiedenen sinnvoll, wenn mit der Unterstützung durch die Untersuchungen, u. a. aus der durch das Bundesmini- Länder gerechnet werden kann. sterium für Jugend, Familie und Gesundheit geför- derten Studie „Motivation der Bevölkerung zur Krebsvorsorge" Erkenntnisse darüber vor, welche Zu Frage A 94: Gründe für die Nichtteilnahme an der Krebsvorsorge verantwortlich sind. Neben Schwierigkeiten wie Ver- Ihre Annahme ist nicht zutreffend, daß irgendeine dienstausfall, langen Wartezeiten bzw. Anmeldefri- Verbindung zwischen den geschützten Freibeträgen sten bei den Ärzten muß die Krebsangst als Haupt- und den Bestattungskosten etc. besteht. hinderungsgrund angesehen werden. Darunter ist Die erforderlichen Kosten einer Bestattung sind im die Furcht vor einem eventuell negativen Untersu- Rahmen der Hilfe zum Lebensunterhalt nach § 15 chungsergebnis verbunden mit dem nach wie vor des Bundessozialhilfegesetzes zu übernehmen, so- verbreiteten Glauben, Krebs sei unheilbar, zu verste- weit den Verpflichteten nicht zugemutet werden hen. Es wird somit darauf ankommen, neben der kann, die Kosten zu tragen. Ausräumung organisatorischer Probleme eine Ände- rung der Einstellung der Bevölkerung zur Krebs- krankheit u. a. dadurch zu bewirken, daß verstärkt auf die Heilungsquoten gerade bei den durch die Früherkennungsmaßnahmen abgedeckten Krebsarten Anlage 16 aufmerksam gemacht wird. Antwort

des Staatssekretärs Dr. Wolters auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Jaunich (SPD) (Druck- sache 8/1931 Fragen A 95 und 96) : Anlage 17 Liegen der Bundesregierung über den Umfang der Inanspruch- Antwort nahme von Früherkennungsuntersuchungen gegen Krebs Zahlen- angaben vor, und wie beurteilt die Bundesregierung in- Anbe- tracht der Pressemeldungen, die von solchen Vorsorgeunter- des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Mündliche suchungen abraten, die Früherkennungsuntersuchungen? Frage des Abgeordneten Dr. Laufs (CDU/CSU) Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse darüber vor, wie man die Motivation zur Inanspruchnahme der Früherkennungs- (Drucksache 8/1931 Frage A 97): untersuchungen gegen Krebs verbessern kann? Entsprechen nach der Beurteilung der Bundesregierung kat a lytische Abgasreinigungssysteme für Kraftfahrzeuge dem Stand der Technik, und ist es gegebenenfalls geboten, diese Maß- nahme zur Emissionsminderung im Rahmen der Bestimmungen Zu Frage A 95: des Bundes-Immissionsschutzgesetzes einzuführen, und auf wel- che Weise sollte dies praktisch geschehen? Die Teilnahme an den Früherkennungsuntersu- chungen läßt nach wie vor zu wünschen übrig. Von Wirksamkeit und Lebensdauer katalytischer Ab- den bei den gesetzlichen Krankenkassen versicher- gasreinigungssysteme hängen davon ab, ob über- ten anspruchsberechtigten Frauen macht nur etwa haupt bzw. in welchem Maße diesen Systemen Blei jede dritte, von den Männern sogar nur jeder sech- aus dem Kraftstoff zugeführt wird. Sie können daher ste von dem Angebot zur Krebsfrüherkennung Ge- nur als eine von vielen technischen Möglichkeiten brauch. Besser sind die Verhältnisse bei den Ersatz- zur Minderung unerwünschter Bestandteile im Ab- kassen, wo etwa die Hälfte der versicherten Frauen gas von Kraftfahrzeugen angesehen werden. Die 8058* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978

Bundesregierung beabsichtigt nicht, die Vielfalt und Weichen sowie Signalanlagen zurückgebaut, technisch möglicher Lösungen zur Minderung un- wenn ihre Ausbaukosten geringer als der Stoffrück- erwünschter Bestandteile im Abgas durch Vorschrift gewinn sind. Die zurückgewonnenen Stoffe werden einer bestimmten Lösungsmöglichkeit einzuengen. bei der Erhaltung der Bahnanlagen (zum .Beispiel der Oberbau in Gleisen 2. und 3. Ordnung) weiter- Sie hat daher gemäß § 38 Bundesimmissionsschutz- verwendet. Auch Bahnsteigkanten aus Betonfertig- gesetz Grenzwerte für Schadstoffe im Abgas fest- teilen finden eine Wiederverwendung. gelegt und überläßt es den Herstellern, die fahrzeug- typbezogenen wirtschaftlichsten Lösungen zur Ein- Eine Erhebung für das Gesamtnetz der Deutschen haltung diesere Grenzwerte anzuwenden. Bundesbahn, in welchem Umfang und mit welchem Kostenaufwand entbehrliche Anlagen zurückgebaut worden sind, würde einen unverhältnismäßig hohen Verwaltungsaufwand verursachen.

Anlage 18 Antwort Anlage 20 des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Langguth (CDU/CSU) Antwort (Drucksache 8/1931 Frage A 98): des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Mündliche Auf welche Gutachten und Kosten-Nutzen-Berechnungen hat Frage des Abgeordneten sich Bundesverkehrsminister Gscheidle abgestützt, als er laut Dr. von Geldern (CDU/ „Heilbronner Stimme" vom 22. Mai 1978 den Bau der Neckar- CSU) (Drucksache 8/1931 Frage A 101) : Alb-Autobahn aus verkehrlicher Sicht als „dringende Notwen- digkeit" bezeichnete? Trifft es zu, daß trotz der grundsätzlichen Zuständigkeit des Bundes nach § 35 Abs. 2 des Bundeswasserstraßengesetzes und der vom Bundesverkehrsminister seit langem anerkannten Not- wendigkeit dieser Maßnahme bis heute kein Feuerlöschboot auf Die Äußerung von Herrn Bundesverkehrsminister der Unterelbe bei Cuxhaven stationiert worden ist, und wenn ja, wie ist dies nach Auffassung der Bundesregierung zu er- Gscheidle, die in der „Heilbronner Stimme" vom klären und zu rechtfertigen? 22. Mai 1978 wiedergegeben wurde, stützte sich auf die bei der Fortschreibung des Bedarfsplanes für Die langjährigen Bemühungen um Stationierung die Bundesfernstraßen durchgeführten Untersuchun- eines Feuerlöschbootes in Cuxhaven sind der Bun- gen und Kosten-Nutzen-Berechnungen. Bekanntlich desregierung bekannt. hat dabei die Neckar-Alb-Autobahn A 45 die Ein- stufung als vorrangigen Bedarf in Dringlichkeit I b Der Bund hat keine grundsätzliche Zuständigkeit erhalten. Was die Durchführung der Bewertung an- für den Feuerschutz. Er kann nach der gesetzlichen betrifft, so sind der Verfahrensgang sowie die anzu- Regelung nur insoweit tätig werden, als „Brände wendenden Kriterien zuvor mit den Bundesländern den Verkehr behindern können". Die allgemeine abgestimmt worden und haben dann bei den zu über- Verwaltungskompetenz für den Feuerschutz mit prüfenden Bauvorhaben an Bundesfernstraßen im den vorrangigen Aufgaben Schutz von Menschen- gesamten Bundesgebiet in gleicher Weise Anwen- leben, Schutz von Sachwerten oder Schutz wirt- dung gefunden. Der Vollständigkeit halber darf ich schaftlicher Betätigung liegt bei den Ländern bzw. hier noch anfügen, daß der fortgeschriebene Bedarfs- den Gemeinden (Art. 30 Grundgesetz). Länder plan als wesentlicher Bestandteil des Änderungs- und Gemeinden sind demgemäß auch Träger der gesetzes über den Ausbau der Bundesfernstraßen die Planungs- und Ausführungsverantwortung für den einhellige Zustimmung des Deutschen Bundestages, Feuerschutz. Im Rahmen seiner verkehrsbezogenen d. h. auch der Opposition, gefunden hat. Mitwirkungsverantwortung hat der Bund sich mehr- fach, zuletzt 1977, bereit erklärt, durch einen Finan- zierungsbeitrag die Beschaffung und den Betrieb eines Feuerlöschbootes in Cuxhaven zu ermög- lichen. Anlage 19 Antwort

des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Mündlichen Anlage 21 Fragen des Abgeordneten Sauter (Epfendorf) (CDU/ Antwort CSU) (Drucksache 8/1931 Fragen A 99 und 100): Weshalb wurden auf Bahnstrecken, die derzeit nur noch von des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Mündliche Eilzügen und D-Zügen bedient werden, die Verkehrsanlagen auf den stillgelegten Bahnhöfen und Haltepunkten ausgebaut, Frage des Abgeordneten Krey (CDU/CSU) (Druck- und wie hoch waren die durchschnittlichen Kosten des Aus- sache 8/1931 Frage A 102): baus dieser Anlagen für einen Bahnhof? Wird die Bundesregierung sich wegen der Sicherheit des Konnten die ausgebauten Anlagen ganz oder teilweise ander- Schiffsverkehrs und auch zur wichtigen Information anderer weitig verwendet werden? Bereiche für die Beibehaltung der täglichen Wasserstandsmel- dungen im gemeinsamen Hörfunkprogramm von WDR und NDR Die Kosten für den Rückbau von Anlagen, ins- einsetzen, die beabsichtigen, ab 1. Juli 1978 diese Durchsagen besondere Gleise, Weichen und Signalanlagen, sind zu streichen? von den örtlichen Verhältnissen abhängig. Rück- bauten werden unter dem Gesichtspunkt der Renta- Ja! Auf Grund der Bemühungen ,der Bundesregie- bilität durchgeführt. So werden zum Beispiel Gleise rung hat sich sowohl der WDR als auch der NDR Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8059*

bereit erklärt, auch über den 30. Juni 1978 hinaus, aus Pappe und Bestecken aus Kunststoff unverzüglich eingestellt wird, da der dem Vernehmen nach bereits eingetretene Umsatz- täglich die Wasserstandsmeldungen in ihrem Drit- verlust den erstrebten Rationalisierungserfolg mit arbeitspoli- tisch nicht vertretbaren Personaleinsparungen schon zum Schei- ten Hörfunkprogramm (UKW) durchzugeben. Er- tern verurteilt sein dürfte? gänzend hierzu hat sich auch der Sender Freies Berlin — vorbehaltlich der Zustimmung seiner Auf- sichtsorgane — bereit erklärt, die Durchsage täg- Die Bundesregierung erkennt das Bemühen der licher Wasserstandsmeldungen in sein Programm Deutschen Bundesbahn (DB) um kostengünstigere aufzunehmen. Betriebsformen an, das in der Einführung des Selbstbedienungsspeisewagens (Quick-Pick) zum Der Bayerische Rundfunk, der Südwestfunk, der Ausdruck kommt. Diese unternehmerische Maß- Süddeutsche Rundfunk und der Hessische Rundfunk nahme, die im übrigen nach dem Bundesbahngesetz haben sich ebenfalls bereit erklärt, die Wasser- in den ausschließlichen Entscheidungsbereich der standsmeldungen wie bisher zu senden. DB fällt, hat bisher nur in fünf Fällen zu Be- schwerden geführt. Die bislang gesammelten Erfah- rungen mit Prototypen haben keinen erheblichen Leistungsrückgang erkennen lassen. Darüber hin- aus konnte seit der Einführung des Selbstbedie- Anlage 22 nungsspeisewagens am 28. Mai 1978 kein Einnahme- rückgang beobachtet werden. Antwort des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Schwarz-Schilling (CDU/CSU) (Drucksache 8/1931 Fragen A 103 und Anlage 24 104): Hat die Bundesregierung auf das an den Bundesverkehrsmini- Antwort ster dringend gerichtete Ersuchen des Magistrats der Stadt Bü- dingen vom 14. Oktober 1975, federführend für die Gemeinden Altenstadt, Echzell, Gedern, Glauburg, Hirzenhain, Kefenrod, des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Mündliche Limeshain, Nidda, Ortenberg, Ranstadt und Schotten den Bau eines Autobahnteilstücks von der A 45 im Raum Altenstadt Frage des Abgeordneten Dr. Kunz (Weiden) (CDU/ über Bad Vilbel nach Frankfurt sowie später die Fortführung CSU) (Drucksache 8/1931 Frage A 106): dieses Teilstücks über Lauterbach—Schlitz auf die E 70 zu be- schließen, geantwortet, sowie die vorliegenden Überlegungen Was hält die Bundesregierung von sogenannter Ordnungs- in ihrer Verkehrsplanung berücksichtigt, und wenn ja, in wel- maßnahme zur Sanierung der Deutschen Bundesbahn, wie sie cher Form und mit welchen Terminvorstellungen? die GdED fordert, und welche Auswirkungen hätten diese Maß- nahmen für die Wirtschaft, insbesonders im schon heute sehr Ist die Landesregierung Hessen in der gleichen Angelegenheit frachtkostenbelasteten Zonenrandgebiet? bei der Bundesregierung vorstellig geworden?

Zu Frage A 103: Die Bundesregierung hält zusätzliche ordnungs- politische Eingriffe des Staates — z. B. Anhebung Das Schreiben des Magistrats der Stadt Büdin- der Kraftfahrzeugsteuer für Nutzfahrzeuge, Ein- gen vom 14. Oktober 1975 wurde vom Bundesver- führung einer Straßengüterverkehrssteuer oder kehrsministerium am 25. November 1975 beantwor- eines Transportverbotes für bestimmte Güter auf tet. Danach kann dem Wunsch nach dem Bau einer der Straße — nicht für ein geeignetes Mittel zur Autobahn zwischen Frankfurt/Main und der A 45 Konsolidierung der Deutschen Bundesbahn. bei Altenstadt .und weiter über Lauterbach und Schlitz zur A 7 bzw. E 70 nicht entsprochen wer- Derartige Maßnahmen würden vor allem das den. Transportpreis-Niveau erhöhen. Strukturschwache Gebiete, insbesondere auch das Zonenrandgebiet, wären davon naturgemäß besonders nachteilig be- Zu Frage A 104: troffen.

Die hessische Straßenbauverwaltung hat am 10. November 1975 in einem Schreiben an das Bun- desverkehrsministerium zum Anliegen des Magi- strats der Stadt Büdingen vom 14. Oktober 1975 Anlage 25 Stellung genommen. Antwort

des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Sieler (SPD) (Drucksache 8/1931 Fragen A 107 und 108) : Anlage 23 Welche Kenntnisse hat die Bundesregierung über die wesent- lichen Ursachen für das Einfahren von Kraftfahrern auf die Antwort Gegenfahrbahnen unserer Bundesautobahnen? Welche Möglichkeit sieht die Bundesregierung, diesen erheb- des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Mündliche lichen Gefährdungstatbestand, auch im Hinblick auf den begin- nenden Urlaubsverkehr, einzudämmen oder gänzlich zu besei- Frage des Abgeordneten Müller (Bayreuth) (SPD) tigen? (Drucksache 8/1931 Frage A 105) : Ist die Bundesregierung bereit, dem übereinstimmenden Pro- test der IC-Zugreisenden Rechnung zu tragen und auf die Deut- Zunächst darf ich auf die Antworten zu Frage 28 sche Bundesbahn einzuwirken, daß der auf Kosten eines an- und Zusatzfragen des Herrn Abgeordneten Wüster sprechenden Service derzeit laufende Testversuch mit dem neuen Selbstbedienungsspeisewagen unter Verwendung von Geschirr in der Fragestunde am 19. April 1978 verweisen. 8060* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978

Dort wurde bereits ausgeführt, daß Ursachen und 1. Die Deutsche Bundespost orientiert sich bei or- Häufigkeit der Falschfahrten in einer Untersuchung ganisatorischen Maßnahmen im Bereich ihrer Amts- der Bundesanstalt für Straßenwesen ermittelt wer- stellen am Verkehrsbedürfnis und an der Wirt- den sollen. Da diese Untersuchung jedoch erst am schaftlichkeit. 1. Januar 1978 angelaufen ist, liegen statistisch ge- sicherte Ergebnisse noch nicht vor. Den für die Einrichtung oder Aufhebung von Postämtern und Poststellen zuständigen Oberpost- Aus den bisherigen Erkenntnissen konnten nicht direktionen sind Leistungszahlen oder Zeitvorstel- abgeleitet werden, daß allgemein umfassende Än- lungen nicht vorgegeben. derungen in der Ausgestaltung der Einfahrten an Autobahnen in der Bundesrepublik Deutschland er- Für postalische Bereichsabgrenzungen in der Orts- forderlich werden. Vielmehr wurde in Abstimmung stufe gilt der Grundsatz, daß das Gebiet einer po- mit den zuständigen obersten Länderbehörden ne- litischen Gemeinde als einheitlicher Bereich für die ben einer laufenden Überprüfung der Güte und des postalische Versorgung im Eingangsdienst ange- Zustandes der vorhandenen Ausstattungen (wie sehen wird. Fahrbahnmarkierung, Beschilderung usw.) eine Komplettierung der Beschilderung beschlossen. 2. Die Ausrichtung postalischer Versorgungsberei- che auf Gemeindebereiche erfordert im Falle von Weitere Maßnahmen werden erst nach Abschluß Gemeindezusammenschlüssen als organisatorische der Untersuchung möglich sein, da ihre gezielte An- Konsequenz der Deutschen Bundespost die Zen- wendung nicht auf Vermutungen beruhen sollte. tralisierung des Eingangsdienstes und im allge- meinen auch des Zustelldienstes. Eine Aufhe- bung von Amtsstellen ist damit nicht zwingend verbunden. Nur Postanstalten, bei denen nach Ver- lagerung des Eingangs- und Zustellungsdienstes die Anlage 26 Nachfrage nach Annahmeleistungen so gering ist, daß die Beibehandlung einer Postanstalt postbetrieb- Antwort lich und wirtschaftlich nicht vertreten werden kann, werden aufgehoben. des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Milz (CDU/CSU) (Druck- sache 8/1931 Frage A 109) : Welche Mitwirkungsmöglichkeiten hat der Bund bei den jähr- lichen Bilanzprüfungen bei den regionalen Verkehrsgesellschaf- ten, und kann darüber eine Aussage gemacht werden, wer für diese Bilanzprüfungen allein verantwortlich ist? Anlage 28 Die Bilanzprüfung bei Regionalverkehrsgesell- Antwort schaften obliegt einem unabhängigen Wirtschafts- prüfungsunternehmen, das hierfür alleine verant- des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Mündliche wortlich ist. Mitwirkungsrechte des Bundes beste- Frage des Abgeordneten Immer (Altenkirchen) hen bei der Feststellung des Jahresabschlusses durch (SPD) (Drucksache 8/1931 Frage A 112): die Gesellschafterversammlung. Alleingesellschafter Wie beurteilt die Bundesregierung die Tatsache, daß erneut Poststellen in ländlichen Regionen aufgehoben werden, wodurch sind die Deutsche Bundesbahn und die Deutsche Bun- eine Reprivatisierung der Posteinlieferung verbunden mit län- despost. Darüber hinaus bestehen Mitwirkungsmög- geren Wegezeiten sowie eine Kündigung vieler Posthalterver- träge, die zur Verminderung von Arbeits- bzw. Verdienstmög- lichkeiten des Bundes an der Feststellung des Jah- lichkeiten ausgerechnet in ungünstigen Arbeitsmarktregionen resabschlusses im Rahmen des Aufsichtsrats sowie führt, erfolgt, und was gedenkt die Bundesregierung dagegen zu unternehmen? im Rahmen der Unterrichtungsrechte des Bundes- rechnungshofs und des Hauptprüfungsamtes für die DB. Die Deutsche Bundespost verfolgt auch mit ihrer Amtsstellenorganisation das Ziel, ihre Dienstleistun- gen überall im Bundesgebiet gleichmäßig gut, aber auch in möglichst wirschaftlicher Weise anzubie- ten. Der Bestand an Poststellen ist deshalb seit jeher ständigen Änderungen unterworfen. Auf Anlage 27 Grund mangelnden Verkehrsbedürfnisses wird z. B. Antwort durch Übertragung der Annahmebefugnis an den Zusteller am Ort ein ausreichender Ersatz für eine des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Mündlichen wegfallenden Poststelle sichergestellt. Fragen des Abgeordneten Dr. Linde (SPD) (Druck- sache 8/1931 Fragen A 110 und 111) : Die Posthalter von aufgehobenen Poststellen ge- Ist der Bundesregierung bekannt, von welchen Grundsätzen nießen einen als vorbildlich anerkannten Rationa- sich die Deutsche Bundespost leiten läßt bei der Zusammen- lisierungsschutz. Die wegfallenden Arbeits- und legung von Postämtern auf Stadt- und Gemeindeebene, und welche Leistungszahlen und zeitlichen Vorstellungen für die Verdienstmöglichkeiten schlagen auf dem Arbeits- Entscheidungen über die Auflösung von Postämtern maßgebend sind? markt nicht durch, weil die Tätigkeiten lediglich Auf welche Weise ist sichergestellt, daß durch eine Zentra- nebenberuflich von den Posthaltern wahrgenommen lisierung des Postdienstes insbesondere im ländlichen Raum werden und nur den Bruchteil einer vollbeschäftigen nicht Einbußen in der Versorgung der dort lebenden Bevölke- rung mit Dienstleistungen eintritt? Arbeitskraft ausmachen. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8061*

derungen aus dem ländlichen Raum in die Verdichtungsräume Anlage 29 sogar zu fördern? Antwort Zu Frage A 115: des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Riedl (München) (CDU/ Abwanderungen aus schwach-strukturierten, meist CSU) (Drucksache 8/1931 Frage A 113) : peripheren Gebieten der Bundesrepublik Deutsch- Warum erhalten die Fernsprechteilnehmer des Ortsnetzes land stehen in einem ursächlichen Zusammenhang München nicht mehr wie früher neben dem Amtlichen Fern- sprechbuch für München auch das Amtliche Fernsprechbuch für mit dem Fehlen bzw. dem Verlust von Arbeitsplät- Oberbayern, und ist die Bundesregierung nicht der Auffassung, zen in diesen Gebieten. Die Bundesregierung ist seit daß auf Grund der engen Zusammenhänge von Bevölkerung und Wirtschaft in München und Oberbayern die ursprüngliche 1974 mit mehreren Konjunkturprogrammen und mit Handhabung wieder hergestellt werden sollte? dem Programm für Zukunftsinvestitionen der Ar- beitslosigkeit in den verschiedenen Gebieten der Durch das ständige Anwachsen der Zahl der Bundesrepublik Deutschland entgegengetreten. Fernsprechteilnehmer werden die amtlichen Fern- Weiterhin werden auch die allgemeinen konjunktur- sprechbücher immer umfangreicher und für die Be- politischen Maßnahmen zu einer Verbesserung der nutzer wird der Gebrauch mühsam. Sie müssen des- Arbeitsmarktsituation in den ländlichen Gebieten halb dort neu abgegrenzt werden, wo sie andern- beitragen. falls ihren Zweck als handliches Nachschlagewerk Besonders aber dient die Gemeinschaftsaufgabe zur schnellen Information der Fernsprechkunden „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" nicht mehr erfüllen. Aus diesem Grunde mußte be- der Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen in reits ab der Ausgabe 1970/71 ein amtliches Fern- strukturschwachen Gebieten. So wurden im Jahre sprechbuch für das Ortsnetz München und ein wei- 1977 im Rahmen dieser Gemeinschaftsaufgabe teres für den umliegenden Bereich herausgegeben 56 000 neue Arbeitsplätze geschaffen und 120 000 werden. Arbeitsplätze gesichert. Insgesamt wurde ein Inve- Jeder Fernsprechkunde kann aber bei Bedarf ge- stitionsvolumen von 8,4 Mrd. DM in diesen Förde- gen eine Schutzgebühr von nur 2,— DM pro Band rungsgebieten subventioniert. ein amtliches Fernsprechbuch für die umliegenden Die Bundesregierung leistete damit einen ent- Bereiche erhalten. scheidenden Beitrag zur Wirksamkeit der Maßnah- men im Bereich von Raumordnung und Landespla- nung, für welche nach dem Grundgesetz die Län- der zuständig sind. Anlage 30 Im übrigen gibt es Anzeigen dafür, daß die in der Raumordnungsprognose 1990 des Bundesministers Antwort für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau progno- des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Mündliche stizierte Abwanderung aus den peripheren, schwach Frage des Abgeordneten Milz (CDU/CSU) (Druck- strukturierten Räumen der Bundesrepublik Deutsch- sache 8/1931 Frage A 114): land nicht das vorausberechnete Ausmaß annehmen wind. Ab 1974 ist ein Rückgang der Abwanderung Wieviel Omnibusse schafft die Deutsche Bundespost für den Postreisedienst neu an, und in welchen Bereichen werden diese aus einigen schwach strukturierten ländlichen Krei- stationiert werden? sen, insbesondere in den Räumen Osnabrück, Olden- burg und Emsland zu verzeichnen. Die Abwande- Als Ersatz für ausmusterungsreife Omnibusse rung in den letzten Jahren aus den abwanderungs- werden für das Jahr 1978 insgesamt 230 Busse be- gefährdeten Gebieten wie auch die Zuwanderung in schafft. Die Omnibusse werden z. Z. an die Ober- Gebiete, die in den 60er und Anfang der 70er Jahre postdirektionen ausgeliefert und von dort entspre- sehr große Wanderungsgewinne zu verzeichnen chend dem örtlichen Bedarf an neuen Fahrzeugen hatten, haben etwas abgenommen. den Ämtern mit Postreisedienst zugewiesen. Im übrigen wird diese Problematik im Raumord- nungsbericht 1978 erörtert werden.

- Zu Frage A 116: Anlage 31 Antwort Die Bundesregierung hat in ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage der Fraktion der CDU/CSU vom des Parl. Staatssekretärs Dr. Sperling auf die Münd- 12. April 1977 (BT-Drucksache 8/275) unter Bezug- lichen Fragen des Abgeordneten Dr. Jobst (CDU/ nahme auf die Vorschläge der Kommission für wirt- CSU) (Drucksache 8/1931 Fragen A 115 und 116) : schaftlichen und sozialen Wandel erklärt: „Das Ziel Mit welchen Mitteln will die Bundesregierung der für die der Raumordnungspolitik, gleichwertige Lebensbe- nähere Zukunft zu erwartenden verstärkten Abwanderung der Bevölkerung aus den ländlich geprägten Gebieten begegnen, dingungen in allen Teilräumen der Bundesrepublik die dort nach der „Raumordnungsprognose 1990" des Bundes- ministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau wegen Deutschland zu sichern, hat für die Bundesregierung des Fehlens von Arbeitsplätzen einsetzen wird? nach wie vor Gültigkeit." Die von der Kommission Wie beurteilt die Bundesregierung die Vorschläge der Kom- vorgeschlagene Entwicklungsstrategie für eine funk- mission für wirtschaftlichen und sozialen Wandel vom 28. Okto- ber 1976, die ihr empfiehlt, auf ihr raumordnerisches Ziel, zu- tional-räumliche Gliederung des Bundesgebiets als rückgebliebene und ländliche Gebiete durch Vermehrung und Leitbild der Raumordnung widerspricht somit dem Verbesserung der Arbeitsplätze und Bildungsmöglichkeiten vor übermäßiger Abwanderung zu schützen, zu verzichten und Wan von der Bundesregierung vertretenen Konzept. 8062* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978

Anlage 32 Zu Frage A 118:

Antwort Die Vermietung von Wohnungen im Regionalpro- des Parl. Staatssekretärs Dr. Sperling auf die Münd- gramm bereitet nach meinen Erfahrungen im allge- liche Frage des Abgeordneten Immer (Altenkirchen) meinen nur dann Schwierigkeiten, wenn die Woh- (SPD) (Drucksache 8/1931 Frage A 117): nungen entgegen der ursprünglichen und immer noch geltenden Konzeption des Regionalprogramms Inwieweit ist die Bundesregierung in der Lage und bereit, die erkennbaren Folgewirkungen der Standortfestlegung von auch an Personen unterer, unter der Einkommens- Kraftwerken im Blick auf Infrastruktur, Wohnwertveränderung, grenze des § 25 II. WoBauG liegenden Einkommens- Nutzungsveränderungen (z. B. Erschwerung des Fremdenver- kehrs) gemeinsam mit dem jeweiligen Bundesland durch lang- schichten überlassen worden sind oder überlassen fristige Vorsorgeplanung und durch die Gewährung finanzieller Hilfen für notwendige Veränderungsinvestitionen aufzufangen? werden sollen. In nahezu allen mir vorgetragenen Beschwerden über zu starke Mieterhöhungen aus der Degression der Aufwendungsdarlehen habe ich Die Festlegung von Kraftwerkstandorten ist Sache diesen Sachverhalt feststellen müssen. der Länder. Soweit die Länder Standortvorsorge- pläne für Kraftwerke aufstellen, hat die Bundesre- Das Regionalprogramm ist — besonders was den gierung im Rahmen der erforderlichen Abstimmung Mietwohnungsbau angeht — für einen Personen- die Möglichkeit, auf bedeutsame strukturelle Wir- kreis mit einem bis zu 40 % über der Einkommens- kungen der Vorhaben hinzuweisen. Darüber hinaus grenze des § 25 II. WoBauG liegenden Einkommen werden zur Zeit im Rahmen der Ministerkonferenz bestimmt. Dementsprechend ist in diesem Pro- für Raumordnung bundesweit anwendbare Standort- gramm auch die der höheren Leistungskraft des an- kriterien für Kernkraftwerke beraten, die insbeson- gesprochenen Personenkreises angemessene und dere dazu beitragen sollen, die Vorhaben mit den vertretbare Förderungsmethode der degressiven Anforderungen einer optimalen Raum- und Sied- Aufwendungsdarlehen gewählt worden. Sollten sich lungsentwicklung in Einklang zu bringen. trotz des für die Förderung im Regionalprogramm sehr weit gefaßten Personenkreises auf Grund ört- Zur Lösung der hier angesprochenen Probleme ist licher Marktverhältnisse Vermietungsschwierigkei- auch eine frühzeitige Festlegung von Kraftwerk- ten ergeben, so müssen auch dem Bauherren im Re- standorten im Rahmen von Standortvorsorgeplänen gionalprogramm ebenso wie im freifinanzierten der Länder notwendig. Wohnungsbau gewisse Aufwandsverzichte zugemu- Um die Länder durchgängig zur Aufstellung von tet werden. Erst wenn sich auch bei zumutbaren Standortvorsorgeplänen für Kraftwerke zu verpflich- Aufwandsverzichten im begünstigten Personenkreis ten, hat die Bundesregierung in der Zweiten Fort- des Regionalprogramms keine Mieter finden lassen, schreibung des Energieprogramms einen entspre- bestehen grundsätzlich keine Bedenken, daß im chenden Vorschlag zur Änderung des Raumord- Regionalprogramm geförderte Wohnungen bei Be- nungsgesetzes angekündigt. Die Vorbereitungen für lassung und weiterer Auszahlung der Aufwendungs- diesen Gesetzentwurf sind noch nicht abgeschlossen. darlehen und ohne höhere Verzinsung auch an Woh- nungssuchende mit einem Einkommen oberhalb der Für besondere Finanzhilfen im Hinblick auf die für das Regionalprogramm vorgesehenen Einkom- durch Kraftwerkbau entstehenden Strukturprobleme mensgrenze vermietet werden. Eine solche Ausnah- besteht keine Finanzierungszuständigkeit des Bun- me wäre nach § 88 a Abs. 1 II. WoBauG zulässig. des. Inwieweit etwa Förderungsmöglichkeiten nach dem Investitionszulagengesetz, z. B. für die Errich- Da auch die Durchführung des Regionalpro- tung eines Heizkraftwerkes, oder im Rahmen der gramms den Ländern obliegt, muß die Entscheidung Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regiona- im Einzelfall den zuständigen Landesstellen vorbe- len Wirtschaftsstruktur" (GRW) gegeben sind, müßte halten bleiben. von den zuständigen Behörden beurteilt werden. Zu Frage A 119:

Die Wohnungsversorgung in der Bundesrepublik Anlage 33 Deutschland hat sich in der Vergangenheit in globa- ler Sicht ständig verbessert. 1976 wurde erstmals ein Antwort rechnerischer Ausgleich der Zahl der Wohnungen und der Zahl der Haushalte bei gleichzeitig erheb- des Parl. Staatssekretärs Dr. Sperling auf die Münd- licher Vergrößerung der Wohnungsflächen pro Kopf lichen Fragen des Abgeordneten Dr. Schneider der Bevölkerung erreicht. (CDU/CSU) (Drucksache 8/1931 Frage A 118 und 119): Die Bundesregierung hat jedoch mehrfach darauf Ist der Bundesregierung bekannt, daß mit Mitteln aus dem hingewiesen, daß trotz dieser global günstigen Ent- Regionalprogramm des Bundes geförderte Wohnungen vielfach nicht zur Kostenmiete an den begünstigten Personenkreis ver- wicklung die Wohnungsversorgung in gruppenspe- mietet werden können, und ist sie bereit, in diesen die Wirt- schaftlichkeit des Objekts gefährdenden Fällen eine Freistellung zifischer und regionaler Sicht nicht in allen Fällen von der Zweckbindung zuzulassen, ohne daß die dafür ge- befriedigend ist. Sie hat frühzeitig regionale Woh- währten Mittel zurückgezogen werden oder höher zu verzinsen sind? nungsmarktanalysen als wichtiges Entscheidungsin- Welche Erkenntnisse liegen der Bundesregierung über bereits strument für die Wohnungspolitik gefordert und ge- wieder auftretende Engpässe in der Wohnungsversorgung be- sonders in den Ballungsgebieten vor, welche Auswirkungen be- fördert. Aus den bisher vorliegenden Teilergebnis- fürchtet die Bundesregierung daraus auf die allgemeine Woh- sen dieser Analysen und aus einer informellen Um- nungsversorgung, und was gedenkt die Bundesregierung zu unternehmen, um negative Rückwirkungen auszugleichen? frage des Deutschen Städtetages bei einigen großen Deutscher Bundestag - 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8063*

Mitgliedstädten aus dem Jahre 1978 geht hervor, Mietern, gegenüber denen bereits früher Mieterhö- daß gewisse Angebotsengpässe bei preisgünstigen hungen wegen gestiegener Fremdkapitalkosten gel- Mietwohnungen für kinderreiche Familien und für tend gemacht worden sind. Bei zuviel gezahlten Be- junge Ehepaare, alte Menschen und ausländische trägen können ,die Mieter nach § 8 Abs. 2 des Woh- Arbeitnehmer bestehen. Ferner bestehen wegen nungsbindungsgesetzes Rückerstattung verlangen. fehlenden Bodenangebots und/oder zu hoher Boden- preise gerade in größeren Städten und Ballungs- Ob im Einzelfall eine Zinssenkung für das Fremd- gebieten im Verhältnis zum Nachfragepotential zu darlehen auch zu einer Verringerung der laufenden wenig Möglichkeiten, in diesen Regionen Woh- Aufwendungen und damit tatsächlich zu einer Miet- nungseigentum zu bilden. senkung führt, hängt im übrigen davon ab, daß in- zwischen andere laufende Aufwendungen, wie z. B. Wenngleich keine umfassende Quantifizierung der die Betriebskosten, nicht gleichzeitig gestiegen sind. regional unterschiedlich großen Angebotsengpässe Angesichts der unterschiedlichen Verhältnisse im möglich ist, so ist die Bundesregierung der Auffas- Einzelfall kann eine Nachprüfung nur durch die sung, daß kein Anlaß zur Befürchtung besteht, die einzelnen Mieter erfolgen. Eine behördliche Kon- allgemeine Wohnungsversorgung sei gefährdet. trolle aller Kostenmieten der Sozialwohnungen ist Die in einzelnen Ballungsgebieten und Großstäd- nicht möglich. ten in Teilbereichen entstandenen Wohnungseng- pässe sind zum Teil Folge eines in diesen Bereichen Zu Frage A 121: nicht ausreichenden freifinanzierten Mietwohnungs- baus und begrenzter Möglichkeiten zur Eigentums- Bei der gerade für die Förderung der jungen Fa- bildung. Insbesondere auch aus städtebaulicher Sicht milien notwendigen Beschaffung von Bauland haben sieht die Bundesregierung in diesem Bereich die auch die Gemeinden die Aufgabe, ihnen gehörende Notwendigkeit, stützend einzugreifen. Im Bereich Grundstücke für den Wohnungsbau zu angemesse- der Förderung des Wohnungseigentums tut sie dies nen Preisen zu Eigentum oder im Erbbaurecht zu mit dem „Eigentumsprogramm", welches gerade überlassen (§ 89 des Zweiten Wohnungsbaugeset- auch für Ballungsgebiete große Bedeutung hat. zes). Mit dem Zusatzprogramm zum Regionalprogramm 1977 wurden zudem 30 000 Wohnungen überwiegend Dieser Aufgabe sind die Gemeinden bisher in in Stadtregionen gefördert. unterschiedlichem Ausmaß nachgekommen. Dar- auf wollte Bundesminister Dr. Haack hinweisen, wenn er von stärkerer Anwendung des Erbbau- rechts sprach.

Anlage 34 Antwort Anlage 35 des Parl. Staatssekretärs Dr. Sperling auf die Münd- lichen Fragen des Abgeordneten Dr. Möller (CDU/ Antwort CSU) (Drucksache 8/1931 Fragen A 120 und 121) : des Bundesministers Dr. Hauff auf die Mündliche Inwieweit ist nach den Erkenntnissen der Bundesregierung gewährleistet, daß insbesondere im Bereich des sozialen Woh- Frage des Abgeordneten Dr. Laufs (CDU/CSU) nungsbaus bei mit variablen Zinsen vereinbarten Darlehensver- trägen die jetzigen günstigen Kapitalmarktkonditionen an die (Drucksache 8/1931 Frage A 122): Mieter weitergegeben werden, bzw. welche Möglichkeiten sieht Auf welche Erkenntnisse und Untersuchungen bezog sich der die Bundesregierung, darauf hinzuwirken, daß die Mieter auch Bundesforschungsminister Dr. Hauff, als er laut „Esslinger Zei- tatsächlich in den Genuß der gesunkenen Zinsen kommen? tung" vom 17. April 1978 im Hinblick auf den möglichen Bau An welche Möglichkeiten einer stärkeren Anwendung des der Neckar-Alb-Autobahn erklärte, er sei „nicht bereit, diese Erbbaurechts denkt der Bundeswohnungsbauminister konkret, Planung zu unterstützen"? wenn er in der Zeitung „Die Welt" vom 1. Juni 1978 erklärt, die Bundesregierung sei von dem Modell der Aufspaltung des Grundstückseigentums in ein Nutzungs- und in ein Verfügungs- eigentum abgerückt, setze sich aber nach wie vor dafür ein, In dieser Angelegenheit liegt bereits eine aus- auch das Erbbaurecht stärker anzuwenden? führliche Antwort des Bundesministers für Verkehr auf eine mündliche Anfrage des Herrn Abgeordne- Zu Frage A 120: ten Dr. Langguth vor; Sie dürfen unterstellen, daß ich meine Erklärung auf der Grundlage vieljähriger Im Rahmen der Kostenmiete ist der Vermieter •unid gründlicher Kenntnisse bezüglich der Probleme gesetzlich verpflichtet, bei einer Verminderung der des betroffenen Raumes abgegeben habe, der mei- laufenden Aufwendungen, zu denen insbesondere nen Wahlkreis umfaßt. auch die Fremdkapitalkosten gehören, eine neue Wirtschaftlichkeitsberechnung aufzustellen, was dann zu einer entsprechenden Mietsenkung führt. Diese muß der Vermieter den Mietern unverzüglich mitteilen (vgl. § 5 der Neubaumietenverordnung — Anlage 36 NMV —). Die Mieter haben jederzeit das Recht, Antwort vom Vermieter Auskunft über die Ermittlung und Zusammensetzung der Miete zu verlangen und Ein- des Bundesministers Dr. Hauff auf die Mündlichen sicht in die Berechnungsunterlagen zu nehmen (vgl. Fragen ,des Abgeordneten Dreyer (CDU/CSU) (Druck- § 29 NMV). Dies empfiehlt sich namentlich bei den sache 8/1931 Fragen A 123 und 124) : 8064* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978

Trifft es zu, daß für die im Jahre 1979 durchzuführende Inter- nationale Verkehrsausstellung in verschiedenen Haushaltstiteln Planfeststellungsbescheid vom 21. Februar 1978 ge- insgesamt 25 Millionen DM für die Demonstration der Magnet- nehmigt worden. schwebebahn „Transrapid-EMS" vorgesehen sind, und hält die Bundesregierung gegebenenfalls den Aufwand für dieses Pro- jekt mit der Kassenlage des Bundes für vereinbar? Darüber hinaus sind für den Bau einzelner Teile Sind nach Kenntnis der Bundesregierung für den Aufbau und der Anlage sowie für den Betrieb Freigaben durch den Betrieb einschließlich Personenverkehr die erforderlichen die zuständige Baubehörde erforderlich. Die Frei- Genehmigungen der zuständigen Behörden bereits erteilt? gaben erfolgen nach Prüfung der vorzulegenden Un- terlagen. Zu Frage A 123: Diese Unterlagen werden von ,der ausführenden Das Projekt „Demonstration- und Versuchsanlage Industrie entsprechend dem Projektfortschritt einge- Magnetschwebebahn zur Internationalen Verkehrs- reicht. Für wesentliche Teile der Anlage liegen prüf- ausstellung (IVA) 1979 in Hamburg" wird — wie fähige Unterlagen vor, und der Bau ist von der zu- zuletzt in der 96. Sitzung am 9. Juni erläutert — ständigen Behörde freigegeben worden. Die Anträge im Rahmen des Programms für Zukunftsinvestitio- für den Betrieb einschließlich Personenverkehr sind nen, aus ,dem Einzelplan 30, Kapitel 06, Titel 892 70, noch nicht gestellt worden. gefördert. 1977 wurden 3 Millionen DM bereitge- Auf Grund einer Klage ist durch Beschluß des stellt, für 1978 sind 17,5 Millionen DM eingeplant. Verwaltungsgerichts Hamburg vom 30. Mai 1978 die Das Programm für Zukunftsinvestitionen wurde nach sofortige Vollziehbarkeit des Planfeststellungsbe- Abstimmung mit den Ländern im April 1977 vom scheides aufgehoben worden. Die beteiligte Indu- Bundestag verabschiedet. strie hat gegen diesen Beschluß Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht eingelegt. Sofern ,die Be- Mit den für das Projekt bereitgestellten Mitteln sollen folgende Ziele erreicht werden: schwerde Erfolg haben sollte, kann das Projekt plan- mäßig durchgeführt werden, anderenfalls sind alter- — Demonstration des Entwicklungsstandes der native Lösungen vorzusehen. Magnetschwebetechnik in der Bundesrepublik Deutschland; — Detaillierte Information über das neuartige Bahn- system und Abbau von Vorbehalten gegenüber Anlage 37 der Magnetschwebetechnik als Voraussetzung für die Einführung in absehbarer Zeit; Antwort — Erprobung einer Kombination verschiedener neu- des Bundesministers Dr. Hauff auf die Mündliche artiger Komponenten und Technologien für ein Frage des Abgeordneten Stockleben (SPD) (Druck- leistungsfähiges, umweltfreundliches Verkehrs- sache 8/1931 Frage A 125) : system; Welche Ziele verfolgt die Bundesregierung bei der Förderung und Anwendung von Prozeßrechnern, und welche Bedeutung — Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen. mißt sie der Entwicklung der Programmierungssprache PEARL, die von ihr in erheblichem Umfang gefördert wurde, bei? Darüber hinaus ist nach Beendigung der IVA eine Weiterverwendung der Anlage an einem anderen Im 3. Datenverarbeitungsprogramm der Bundes- Standort gewährleistet. regierung ist ein Schwerpunkt die Modernisierung und Weiterentwicklung der Technik in verschiede- Das Projekt ist Bestandteil des Förderungsteil- nen Anwendungsbereichen. Hierzu gehört auch die programms „Technologien für Bahnsysteme" und ist Förderung von Forschungs- und Entwicklungsarbei- in dem seit 1970 laufenden Programm nach der Fest- ten im Bereich Prozeßlenkung mit Datenverarbei- legung auf eine Entwicklungslinie Ende 1977 ein. tungsanlagen. Dabei sollen Verfahren und Instru- wichtiger Zwischenschritt auf dem Wege zur Um- mente der Informationstechnologie entwickelt wer- setzung der Forschungs- und Entwicklungsergeb- den, um Beiträge zu folgenden Zielen der For- nisse in die praktische Anwendung. schungspolitik zu leisten: Den Aufwand für dieses Projekt hält die Bundes- 1. Stärkung der Leistungsfähigkeit und Wettbe- regierung für angemessen und mit der Kassenlage werbsfähigkeit der deutschen Industrie — ganz des Bundes vereinbar. - besonders auch die von kleinen und mittleren Langfristig werden von den Forschungs- und Ent- Unternehmen. Hiermit sollen auch Arbeitsplätze wicklungsaktivitäten im Bereich des spurgeführten langfristig gesichert und menschengerechter ge- Verkehrs, dem dieses Projekt zuzuordnen ist, wich- staltet werden. tige Beiträge zur Verbesserung der kritischen Situa- 2. Bessere Nutzung von Energie und Rohstoffen, tion des Schienenverkehrs erwartet. wirkungsvollere Überwachung und Verminde rung von Umweltbelastungen sowie Erhöhung der Sicherheit von technischen Einrichtungen. Zu Frage A 124: Ein besonders wichtiges Ergebnis dieser Förde- Die Errichtung der Demonstrations- und Versuchs- rungsmaßnahmen ist die Prozeßprogrammiersprache anlage Magnetschwebebahn zur Internationalen Ver- PEARL. Die Bedeutung dieser universellen, höheren kehrsausstellung 1979 ist von der Freien und Hanse- Echtzeitprogrammiersprache liegt darin, daß es mit stadt Hamburg, vertreten durch die Behörde für ihr möglich ist, in der Sprache des Ingenieurs zu- Wirtschaft, Verkehr und Landwirtschaft, durch einen verlässige, übertragbare Software zu angemessenen Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8065*

besondere haushaltlichen Voraussetzungen behebbar und un- Kosten zu produzieren. Ein weiterer bedeutsamer behabbar an? Aspekt ist die Tatsache, daß im April dieses Jahres Beabsichtigt die Bundsregierung, einen Gutachterauftrag zur die DIN-Gremien den PEARL-DIN-Norm-Entwurf Prüfung ausländischer insbesondere auch des britischen Modells eines Informations- und Vertriebssystems zu vergeben und ge- verabschiedet haben. Damit wurde ein wichtiger gebenenfalls an wen? Meilenstein erreicht.

Zu Frage B 1:

Vor Erlaß des Urteils des Bundesverfassungsge- Anlage 38 richts vom 2. März 1977 wurden rund 40 % der vom Presse- und Informationsamt veröffentlichten Publi- Antwort kationen — und etwa entsprechend. die Informa- tionen des Ressorts — über die politischen Parteien , des Parl. Staatssekretärs Brück auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Köhler (Wolfsburg) kostengünstig und effektiv an die Bürger verteilt. (CDU/CSU) (Drucksache 8/1931 Fragen A 129 und Am 9. Dezember 1977 hat sich die Bundesregierung 130) : dem Beschluß der Länder, auch außerhalb von Vor- wahlzeiten Parteien Informationsmaterial nur noch Teilt die Bundesregierung die Auffassung des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit in seiner Stellungnahme zur für die eigenen Mitglieder zur Verfügung zu stel- UV-Resolution, daß „der Prozeß, dessen wir gegenwärtig im südlichen Afrika Zeuge sind, in seinem Ausgang historisch fest- len, angeschlossen. Seitdem ist der Weg, die Be- steht", und wie sieht dieser „historisch feststehende Ausgang" völkerung über politische Parteien mit Informatio- aus? nen zu versorgen, nicht mehr möglich. Das be- Muß die Äußerung des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit zur UV-Resolution, „die Bundesregierung würde deutet in der Praxis allein für das Presse- und In- verantwortungslos handeln, würde sie nicht frühzeitig direkte formationsamt, neue Vertriebswege für jährlich Verbindungen aufnehmen mit denen, die in einem unabhängi- gen Namibia und Zimbabwe politische Verantwortung tragen rund 4 Millionen Exemplare zu schaffen. Zur Zeit werden" dahin gehend verstanden werden, daß für sie die SWAPO und Patriotische Front die „Verantwortlichen von mor- bestehen zwei konzeptionelle Hauptansätze: gen" sind? a) die zur Verfügung stehenden Publikationen über Anzeigen, Angebotsfaltblätter, Kleinplakate und Zu Frage A 129: Austellungen verstärkt anzubieten, um dem Bür- ger die Möglichkeit zu geben, Informations- Am 18. April 1977 haben die Außenminister der schriften bei der Bundesregierung direkt zu be- Europäischen Gemeinschaft in London ihre Ent- stellen; schlossenheit erklärt, alles in ihrer Macht stehende zu tun, damit für die Völker des südlichen Afrika b) verstärkte Nutzung kommunaler Einrichtungen, die Anwendung des demokratischen Mehrheits- wie insbesondere Rathäuser und öffentliche systems und die nicht rassengebundene Ausübung Bibliotheken, für Angebot und Verteilung von der Regierungsgewalt erreicht werden. Regierungsinformationen. Dies ist nach Auffassung der Bundesregierung das In einer Reihe von Modellversuchen in den Jah- Ziel der Mehrheit der Bevölkerung im südlichen ren 1978 und 1979 soll geprüft werden, ob der Ver- Afrika. Die Bundesregierung geht davon aus, daß kauf von Publikationen möglich und sinnvoll ist. dieses Ziel auch erreicht wird. Zu Frage B 2:

Zu Frage A 130: Den Kabinettbeschluß vom 15. Februar 1978 zur Konzeption der Öffentlichkeitsarbeit in der 8. Le- Nein. gislaturperiode werde ich Ihnen zuleiten. Als we- sentlicher Schritt zur Verbesserung der infolge des Urteils des Bundesverfassungsgerichts einge- schränkten Verteilungsmöglichkeiten ist die inhalt- Anlage 39 liche und gestalterische Verzahnung aller Maßnah- men der Öffentlichkeitsarbeit anzusehen, die dem Antwort Bürger einen besseren Überblick über die Informa- - des Staatssekretärs Bölling auf die Schriftlichen tionsschriften der Bundesregierung vermitteln soll. Fragen der Abgeordneten Frau Dr. Lepsius (SPD) (Drucksache 8/1931 Fragen B 1, 2, 3 und 4): Zu Frage B 3: Worin sieht die Bundesregierung die „Erschwernisse", die das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 2. März 1977 „insbe- Das „Britische Vertriebsmodell" löst — wie ein sondere im Bereich der Publikationenverteilung gebracht hat", und was hält sie für den konzeptionellen Hauptansatz, um diese Bericht des Presse- und Informationsamtes vom Erschwernisse zu beheben? Herbst 1977 zeigt — nur einen Teil der Vertriebs- Wie lautet der Kabinettsbeschluß vom 13. Februar 1978 zur probleme der britischen Regierung. Die Mehrzahl Konzeption der Öffentlichkeitsarbeit der achten Legislatur- periode, und' welches sind die nach ihm vorgesehenen wesent- der britischen Regierungspublikationen ist kosten- lichen Schritte im Anschluß an das Urteil des Bundesverfas- los. Kaufpublikationen werden in Großbritannien sungsgerichts? lediglich von acht staatlichen Buchläden (in Lon- Welches sind die — in Beantwortung meiner Fragen vom 31. Mai 1978 — herausgestellten „organisatorischen, finanziellen don, Edinburgh, Birmingham, Manchester, Bristol, und personellen Gründe", durch die sich die Bundesregierung gehindert sieht, das britische Vertriebsmodell über staatliche Cardiff und Belfast) vertrieben. Der Wirkungsgrad Informationsläden mit den für deutsche Verhältnisse erforder- von HMSO (Her Majesty's Stationery Office) ist lichen Anpassungen zu übernehmen, und welche dieser Gründe sieht die Bundesregierung als behebbar, unter bestimmten ins dementsprechend begrenzt. Über die staatlichen 8066* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978

Buchläden werden im übrigen auch Schriften des Zu Frage B 4: Parlaments, anderer staatlicher Einrichtungen so- wie internationaler Organisationen vertrieben. Die Im Rahmen des Erfahrungsaustausches mit zu- Versorgung der britischen Bevölkerung mit Infor- ständigen Stellen für Öffentlichkeitsarbeit in Groß- mationen über die Regierungsarbeit geschieht dem- britannien, Frankreich, Dänemark und den USA, nach im wesentlichen nicht über die staatlichen über den ich Sie- in meiner Antwort vom 8. Juni Buchläden. 1978 auf Ihre Schriftlichen Fragen vom 31. Mai 1978 unterrichtet habe, hat das Presse- und Informations- Für die Übernahme des britischen Modells erge- amt einen Bericht zu dem britischen Vertriebsmo- ben sich auf Grund der abweichenden politischen dell ausgearbeitet. Ein zusätzliches Gutachten ist Strukturen folgende organisatorische, finanzielle nicht ins Auge gefaßt. und personelle Schwierigkeiten: a) Die Bundesregierung gibt zur Zeit fast sämtliche ihrer Informationsschriften kostenlos ab. Für den verbleibenden Rest eine Verkauforganisa- tion aufzubauen, wäre haushaltspolitisch nicht Anlage 40 zu vertreten. Antwort b) Eine Umwidmung bisher kostenlos vertriebener Veröffentlichungen in Verkaufspublikationen des Staatssekretärs Bölling auf die Schriftlichen Fra- wäre zwar in einigen Fällen möglich, in der gen des Abgeordneten Dr. Nöbel (SPD) (Drucksache Mehrzahl der Fälle aber nicht empfehlenswert. 8/1931 Fragen B 5, 6, 7 und 8) : Bei den für den Verkauf geeigneten Publikatio- Welche Geltungsdauer, welche Verbindlichkeit und Kontroll- möglichkeit mißt die Bundesregierung dem „vorläufigen Be- nen würde es sich um Schriften handeln, deren schluß" der Pressesprecher von Bundesregierung und Landes- regierungen zu, an Parteien Informationsmaterial nur noch zur Vertrieb ohnehin keine Probleme aufwirft: die Unterrichtung der eigenen Mitglieder zu verteilen? Ratgeber- und Service-Publikationen. Es ist aber Ist es nach Auffassung der Bundesregierung ausreichend, zweifelhaft, ob allgemein-politische Regierungs- „die bisherige Dimension der Information der Bevölkerung aufrechtzuerhalten", oder enthält nicht das Urteil des Bundes- schriften in größerer Anzahl verkauft werden verfassungsgerichts zur Oifentlichkeitsarbeit auch Möglichkeiten würden. Deshalb werden diese Schriften auch in einer Ausweitung der Information des Bürgers? Großbritannien nicht verkauft, sondern eben- Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß die institu- tionelle Lösung der durch das Urteil des Bundesverfassungs- falls kostenlos über Vertriebswege außerhalb gerichts aufgeworfenen organisatorischen Fragen inzwischen auch der staatlichen Buchläden abgegeben. zeitlich dringlich geworden ist? Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß die sichtbare c) Staatliche Informationsläden nach britischem Informationspräsenz des Staates für den Bürger eines der ent- scheidenden Probleme des Demokratieverständnisses ist, und Muster müßten in der föderalistisch organisier- sieht sie nicht eine Bestätigung dieser Auffassung in der Tat- ten Bundesrepublik Deutschland nicht nur Bun- sache, daß einige der Ursachen für die seit den Wahlen in Niedersachsen und Hamburg erkennbar gewordenen Verände- desregierung, Bundestag und Bundesrat, sondern rungen der Parteienlandschaft im nicht ausreichend befriedigten auch Länderregierungen und Länderparlamente Informationsbedarf des Bürgers liegen? sowie zahllose staatliche Institutionen von Bund und Ländern repräsentieren — ein politisch, or- Zu Frage B5: ganisatorisch, finanziell und personell sehr Das Bundesverfassungsgericht hatte in seinem Ur- schwieriges und langfristiges Unterfangen. teil zur Öffentlichkeitsarbeit von Staatsorganen vom d) Staatliche Informationsläden werden nach briti- 2. März 1977 die für die Öffentlichkeitsarbeit Ver- schen Erfahrungen nur in einem Einzugsbereich antwortlichen in Bund und Ländern angesprochen, von wenigen Kilometern genutzt. Ihre Einrich- die Grundsätze des Urteils zu konkretisieren. Die tung etwa in den Landeshauptstädten der Bun- am 9. Dezember 1977 zwischen den Pressesprechern desrepublik Deutschland würde somit nur für von Bundesregierung und Landesregierungen ge- die ohnehin mit Informationen der Bundesregie- troffene vorläufige Absprache, an Parteien Informa- rung — etwa über Informationsausstellungen -- tionsmaterial nur noch zur Unterrichtung der eige- besser versorgte großstädtische Bevölkerung nen Mitglieder zu verteilen, ist eine dieser Konkre- von Bedeutung sein, aber für die weniger gut tisierungen. Sie ist nach Auffassung der Bundesre- informierten ländlichen Bevölkerungsgruppen gierung von den Regierungen in Bund und Ländern keine Verbesserung bringen. Das zeigt sich auch so lange verbindlich zu handhaben, bis eine andere in Großbritannien: 80 Prozent aller Kaufpubli- Vereinbarung getroffen wird. Bis zu einem solchen kationen werden dort auf dem Postversandweg Zeitpunkt sind also alle betroffenen Staatsorgane verkauft. Dementsprechend arbeiten 75 Prozent gehalten, im Rahmen ihrer Möglichkeiten Vorkeh- der 40 Mitarbeiter des größeren Londoner Buch- rungen zu treffen, daß politische Parteien von ihnen ladens — Kosten inclusive Personal ca. 5 Mil- bestellte Publikationen ausschließlich zur Informa- lionen DM jährlich — im Postvertrieb. Die Ein- tion der eigenen Mitglieder verwenden. richtung regionaler Buchläden ist demzufolge auch aus Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten nicht Diese Vorkehrungen bestehen auf seiten der Bun- desregierung in der Ausgabe von Merkblättern mit sinnvoll. Hinweisen darauf, daß das Verteilen durch Parteien Insofern hält es die Bundesregierung für wesent- an Nichtmitgliedern zu unterlassen ist. Bei Bestel- lich wirksamer, vorhandene Einrichtungen, wie z. B. lung größerer Stückzahlen sind Parteiorganisationen öffentliche Bibliotheken und Volksbüchereien, für und -gliederungen, Funktionäre und Mandatsträger den Vertrieb kostenloser Publikationen verstärkt gehalten, sich auf einem Revers durch Unterschrift und systematischer zu nutzen. zur Beachtung dieser Regelung zu verpflichten. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8067*

Trifft es zu, daß im Auswärtigen Amt eine Studie über die Zu Frage B 6: Rohstoffproblematik in den Nord-Süd-Verhandlungen erstellt wurde, in der weitere Zugeständnisse in den Fragen des Ge- meinsamen Fonds empfohlen werden, und wenn ja, wie be- Nach Auffassung der Bundesregierung ist es nicht urteilt die Bundesregierung diese einzelnen Empfehlungen? ausreichend, die bisherige Dimension der Informa- tion der Bevölkerung aufrechtzuerhalten. Wirkungs- Der Planungsstab des Auswärtigen Amtes hat untersuchungen belegen, daß wichtige Informationen eine Rohstoff-Studie erstellt. Es ist Aufgabe eines über Gesetze und Entscheidungen sowie über die Planungsstabes, alle möglichen Optionen in einer Arbeit und Ziele der Bundesregierung bis auf we- für die deutsche Außenpolitik wesentlichen Sach- nige Ausnahmen kaum ein Zehntel der Bevölkerung frage zu durchdenken. der Bundesrepublik Deutschland erreichen. Gerade bei komplizierter und weniger überschaubar gewor- Planungsstudien dieser Art dienen üblicherweise dener Politik ist es sinnvoll und notwendig, auch der hausinternen Meinungsbildung und werden — im Interesse des durch das Bundesverfassungsgericht wie auch in diesem Falle — nicht im Ressortkreis angesprochenen Grundkonsenses zwischen Bürger erörtert. und Staat die Versorgung der Bevölkerung mit In- formationen auszubauen. Einer Ausweitung wettbewerbsneutraler Informa- tionen steht das Urteil des Bundesverfassungsge- Anlage 42 richts nicht im Wege. Allerdings ist es vorerst wich- Antwort tig, zumindest die Erschwernisse aufzufangen, die durch den vorläufigen Ausfall der politischen Par- des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die teien als Verteiler von Regierungsinformationen die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Enders Chance verringert haben, die Bevölkerung hinrei- (SPD) (Drucksache 8/1931 Fragen B 10 und 11): chend über die Politik der Bundesregierung zu unter- Haben deutsche Schiffe nach Kenntnis der Bundesregierung richten. in Südostasien bereits Bootsflüchtlinge aufgenommen, und kann nach Ansicht der Bundesregierung deren Asylfrage zufrieden- stellend gelöst werden? Hält die Bundesregierung die bestehende Verpflichtung für Zu Frage B 7: Reeder und Kapitäne zur Aufnahme von Bootsflüchtlingen auf hoher See für ausreichend, oder sind auf Grund der jüngsten Die Bundesregierung teilt diese Auffassung. Es ist Flüchtlingsbewegungen in Südostasien neue Anweisungen er- forderlich? jedoch darauf hinzuweisen, daß die Einrichtung neuer Institutionen zur besseren Unterrichtung der Bürger einen hohen finanziellen und personellen Zu Frage B 10: Aufwand erfordert, der einschneidende haushalts- politische Konsequenzen notwendig machen würde. Der Bundesregierung sind in jüngster Zeit drei Die Bundesregierung ist gern bereit, die Möglich- Fälle bekanntgeworden, in denen deutsche Schiffe keiten detailliert darzustellen, die zu einer Verbes- im südchinesischen Meer schiffbrüchige vietname- serung der Versorgung der Bürger mit Informatio- sische Bootsflüchtlinge aus Seenot gerettet haben: nen durch die Bundesregierung führen können. Im Juni 1977 nahm das MS „Etha Rickmers" 36 Per- sonen, im Oktober 1977 das MS „Tokyo Express" 43 Personen, im Mai 1978 das MS „Weser Dispat Zu Frage B 8: cher" 20 Personen an Bord. Die Bundesregierung sieht einen wichtigen Grund Die Schiffbrüchigen des MS „Tokyo Express" sind für das größer und insbesondere bei den Landtags- anscheinend in Hongkong von •Bord gegangen. In wahlen in Niedersachsen und Hamburg erkennbar den Fällen „Etha Rickmers" und „Weser Dispatcher" gewordene Protestpotential bei Wahlentscheidun- durften die Bootsflüchtlinge in Singapur an Land gen darin, daß ein Teil der Bevölkerung in der Ver- gehen, nachdem die Bundesregierung gegenüber der gangenheit über das politische System und dessen Regierung von Singapur die Garantie übernommen Chancen auch für den einzelnen Bürger selbst nicht hatte, diese Personen in der Bundesrepublik ausreichend unterrichtet worden ist. Die Bundes- Deutschland aufzunehmen, falls sie nicht innerhalb regierung wird sich deshalb im Rahmen ihrer Mög- kurzer Frist (jeweils ca. 10 Wochen) in einem Dritt- lichkeiten bemühen, ihren Teil dazu durch eine- ver- land Aufnahme gefunden hätten. besserte Information über ihre Politik, ihre Ziele und Aufgaben beizutragen. Eine gute Möglichkeit Von dieser Aufnahmegarantie haben einmal 13, dafür wird sich insbesondere im kommenden Jahr das andere Mal (bisher) 14 Personen Gebrauch ge- anhand des Termins „3 Jahrzehnte Bundesrepublik macht. Die ersteren sind inzwischen in die Bundes- Deutschland" bieten. republik Deutschland eingereist, die Einreise der letzteren wird vorbereitet. Die Bundesregierung zweifelt nicht daran, daß es ihr auch in Zukunft möglich sein wird, immer dann, Anlage 41 wenn vietnamesische Bootsflüchtlinge von deut- Antwort schen Schiffen aus Seenot gerettet worden sind, ge- gebenenfalls hinreichend schnell die Voraussetzun- des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die gen für die Abgabe von Aufnahmegarantien zu Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Hüsch schaffen. Damit bleibt es möglich, diese Schiffbrü- (CDU/CSU) (Drucksache 8/1931 Frage B 9) : chigen innerhalb kurzer Frist von den für die Un- 8068* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 terbringung und Versorgung dieser Menschen in Grund neuer gesetzlicher Regelungen entstehenden der Regel nicht angemessen ausgerüsteten deut- Arbeitsaufwands. schen Schiffen in die Obhut des zuständigen Die Bundesregierung teilt die hinter Ihrer Frage UNHCR-Vertreters oder der zuständigen deutschen stehende Auffassung, daß der einzelne nicht ab- Botschaft an Land zu entlassen, wo die Frage des hängig gemacht wird von einer für ihn völlig un- endgültigen Aufenthalts, gegebenenfalls unter Be- durchsichtigen Bürokratie und Großorganisation, rücksichtigung von Wünschen nach Familienzusam- sei es im staatlichen Bereich, im wirtschaftlichen menführung, abschließend geklärt werden kann. oder im privaten Bereich. Sie hat dies in ihrer Re- gierungserklärung vom 16. Dezember 1976 darge- Zu Frage B 11: legt. Bei der Durchsetzung des Ziels, bei der Vorberei- Die Bundesregierung hält die bestehende Rechts- tung gesetzlicher Regelungen den für die jeweils pflicht der Kapitäne zur Hilfeleistung für auf See in Betroffenen entstehenden zusätzlichen Arbeitsauf- Lebensgefahr befindlichen Personen für ausreichend. wand im voraus zu ermitteln, ergeben sich jedoch Ihr ist kein Fall bekanntgeworden, in dem ein deut- beträchtliche Schwierigkeiten. Bereits im Jahre scher Schiffsführer sich dieser Verpflichtung nicht 1974 hat der Bundesminister des Innern an das For- bewußt gewesen oder ihr nicht nachgekommen schungsinstitut der Hochschule für Verwaltungswis- wäre. senschaften in Speyer den Auftrag erteilt, eine Er- mittlungsmethode zu einer möglichen Lösung aufzu- zeigen, wie der mit neuen Gesetzentwürfen evtl. ver- bundene vermehrte Personal- und Zeitaufwand ge- Anlage 43 nauer berechnet werden könnte. Der Bundesminister des Innern hat dem Innenausschuß des Deutschen Antwort Bundestages am 3. Mai 1977 einen Bericht darüber zugeleitet, der zu dem Ergebnis kommt, daß der des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die durchgeführte Test noch keine schlüssige Beant- Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Jäger (Wan- wortung der Frage zuläßt, ob ein solches Prognose- gen) (CDU/CSU) (Drucksache 8/1931 Fragen B 12 verfahren praktikabel ist und daß er auch keine und 13) : konkreten Aufschlüsse über den für eine solche Treffen nach dem Erkenntnisstand der Bundesregierung Presse- meldungen (Bonner General-Anzeiger vom 15. Juni 1978) zu, Prognose erforderlichen Aufwand erbracht hat. Der wonach Flüchtlinge über die Existenz von Geheimlagern in der Bundesminister des Innern wird die Erprobung an UdSSR berichtet haben, in denen zahlreiche Häftlinge aus den USA und europäischen Ländern festgehalten werden, und wie einem oder mehreren geeignet erscheinenden Bun- beurteilt die Bundesregierung bejahendenfalls diesen Sachver- desgesetzen fortführen lassen und über das Ergebnis halt? berichten. Allerdings ist darauf hinzuweisen, daß Haben sich Gremien der EG bereits mit diesem Vorgang be- faßt, nachdem zu den Häftlingen dieser Geheimlager auch Bürger ein Zeitraum vorgesehen werden muß, der jeweils von EG-Ländern gehören, und gegebenenfalls in welcher Weise und mit welchem Ergebnis? das Gesetzgebungsverfahren und einen mindestens einjährigen Vollzug einschließt.

Die Bundesregierung verfügt über keine Infor- Es muß festgestellt werden, daß derzeit für die mationen, auf Grund derer sie die von Ihnen ange- Vorausermittlung des durch den Vollzug von Ge- sprochenen Pressemeldungen bestätigen könnte. So- setzen bereits in den Verwaltungen von Bund, Län- weit bekannt, haben sich bisher Gremien der dern und Gemeinden entstehenden Aufwands, der Europäischen Gemeinschaft zu solchen Meldungen nach § 40 Abs. 2 der Gemeinsamen Geschäftsord- nicht geäußert. nung der Bundesministerien Teil II in der Begrün- dung von Gesetzentwürfen — notfalls schätzungs- weise — anzugeben ist, keine wissenschaftlich ab- gesicherten Verfahren vorhanden sind. Um so weni- ger erscheint es zum gegenwärtigen Zeitpunkt mög- Anlage 44 lich, die für die betroffenen Bürger sich ergebende Antwort Arbeitsbelastung zu ermitteln. Neben einem kaum zu bewältigenden Verwaltungsaufwand würde ein des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die solches Verfahren auch dadurch erschwert, daß die Schriftliche Frage des Abgeordneten Carstens (CDU/ beim einzelnen Bürger jeweils anfallende Arbeits- CSU) (Drucksache 8/1931 Frage B 14) : zeit von zum Teil subjektiven Faktoren abhängt, die Ist die Bundesregierung bereit, bei allen Gesetzen, durch die der Bundesregierung nicht bekannt sein können und Bürger zu bestimmten Tätigkeiten verpflichtet werden, schät- die sich ihrer Einflußnahme entziehen. zungsweise Angaben darüber zu machen, wieviel Arbeitsstunden pro Jahr damit für den einzelnen betroffenen Bürger und wie- viel Arbeitsstunden für die Bevölkerung der Bundesrepublik Bei dieser Sachlage erscheint es verfrüht, die Deutschland insgesamt damit voraussichtlich verbunden sind? Aufnahme einer Regelung in die Gemeinsame Ge- schäftsordnung der Bundesministerien vorzuschla- Mit Ihrer Frage greifen Sie einen Teilaspekt aus gen, wonach entsprechende Angaben in der Begrün- Nummer 3 Buchstabe c des Entschließungsantrags dung von Gesetzentwürfen vorgeschrieben werden. u. a. der Abgeordneten Dr. Eyrich, Schwarz und der Soweit in Einzelfällen Erfahrungen über den beim Fraktion der CDU/CSU zur Rechts- und Verwal- Bürger zu erwartenden Arbeitsaufwand vorliegen, tungsvereinfachung (BT-Drucksache 8/1206) auf, näm- dürften diese bereits heute im Rahmen der nach lich die Angabe des für die einzelnen Bürger auf § 24 GGO II vorgesehenen und regelmäßig durch- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8069* geführten Beteiligung der betroffenen Fachkreise folg haben. Auch im vorliegenden Fall wurde der und Verbände in das Gesetzgebungsverfahren Ein- Täter noch an Ort und Stelle festgenommen. gang finden. Unabhängig davon wurde der Sachverhalt er- neut zum Anlaß genommen, die Sicherheitsorgane der beteiligten Stellen zur strikten Einhaltung aller bestehenden Sicherheitsanordnungen, wie z. B. das Anlage 45 Verschließen der abgestellten Maschinen und das Entfernen der Gangways, anzuhalten. Die Hessischen Antwort Sicherheitsbehörden haben mir darüber hinaus aus- drücklich bestätigt, daß es sich hier um einen ein- des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schrift- maligen, nicht zu verallgemeinernden Vorgang ge- lichen Fragen des Abgeordneten Picard (CDU/CSU) handelt hat, der zusätzliche polizeiliche Maßnahmen (Drucksache 8/1931 Fragen B 15 und 16) : nicht erforderlich macht. Treffen Presse- und Rundfunkmeldungen zu, die vor kurzem bundesweit Aufsehen erregt haben, wonach es trotz der strengen „lückenlosen" Sicherheitsmaßnahmen auf dem Frankfurter wie auch auf anderen Flughäfen ohne Schwierigkeit möglich ist, abgestellte Flugzeuge als kostenloses Nachtquartier zu benut- zen, und wenn ja, ist die Bundesregierung dieser Tatsache nach- gegangen, und zu welchen Erkenntnissen bezüglich der offenbar lückenhaften Sicherheitsmaßnahmen ist sie dabei gekommen? Anlage 46 Welche Maßnahmen gedenkt die Bundesregierung zu ergrei- Antwort fen, um sicherzustellen, daß neben der „hochnotpeinlichen" Lei- besvisitation der Fluggäste auch andere geeignete Maßnahmen zum Schutz von Terroranschlägen auf Fluggäste und Flugzeuge des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schrift- ergriffen werden? liche Frage des Abgeordneten Dr. Schmitt-Vocken- hausen (SPD) (Drucksache 8/1931 Frage B 17) : Zu Frage B 15: Beabsichtigt die Bundesregierung, eine Verordnung nach § 27 des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Abgabe der Emissions- Es trifft nicht zu, daß es auf dem Frankfurter wie erklärungen der Betriebe) zu erlassen, damit Luftreinhaltepläne auch auf anderen Flughäfen generell möglich ist, erstellt werden können, und wann ist gegebenenfalls mit dem Erlaß zu rechnen? abgestellte Flugzeuge als kostenloses Nachtquartier zu benutzen. Die bestehenden Sicherheitsanordnun- gen enthalten u. a. die Vorschrift, daß abgestellte Die Verordnung nach § 27 Abs. 4 des Bundes- Maschinen verschlossen und die Gangways entfernt Immissionsschutzgesetzes über die Emissionserklä- sein müssen. Diese Anordnungen werden über- rung wird in Kürze — voraussichtlich Juli 1978 — wacht. von der Bundesregierung beschlossen werden. Sie wird dann dem Bundesrat zur Zustimmung vorge- Den hier angesprochenen Einzelfall hat die Bun- legt, so daß mit dem Inkrafttreten der Verordnung desregierung unter Einschaltung der zuständigen noch in diesem Jahr zu rechnen ist. Landesbehörden und der Deutschen Lufthansa zum Anlaß einer eingehenden Prüfung des Sachverhalts genommen. Danach hat sich ein Wohnsitzloser ge- waltsam Zugang zum Flughafenvorfeldbereich und danach Zugang zu einer abgestellten Maschine ver- Anlage 47 schafft. Dieses Vorgehen ist nur bei genauer Orts- Antwort kenntnis möglich, die in vorliegendem Fall auf Grund der Tatsache unterstellt werden kann, daß der Täter des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die längere Zeit auf dem militärischen Teil des Flug- Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Jentsch hafens Frankfurt (US-Air-Base) beschäftigt war. Die (Wiesbaden) (CDU/CSU) (Drucksache 8/1931 Frage weiteren Ermittlungen haben ergeben, daß der B 18) : Täter mehrfach wegen widerrechtlichen Eindringens Welche Gründe haben die Bundesregierung dazu bewogen, im in Flugzeuge — vorwiegend auf militärisch bewach- Bereich der Wohnsiedlung „Fort Biehler" im Wiesbadener Vor- ort Kastel und nicht an einem anderen Ort im Rhein-Main- ten NATO-Flughäfen — verurteilt worden ist. Die Gebiet eine Einsatzabteilung des Bundesgrenzschutzes zu sta- von dem Täter hinsichtlich eines ungehinderten Ein- tionieren? dringens in den geschützten Bereich gegebene Sach- darstellung kann nur als Schutzbehauptung gewertet Das in Ihrer Frage angesprochene Gelände am werden, weil in der gleichen Nacht ein Einbruchs- ehemaligen Fort Biehler ist von allen bisher ge- versuch an einer Baubaracke und eine Beschädi- prüften Objekten unter einsatz- und verkehrsmäßi- gung des Zauns in der Nähe des Abstellplatzes des gen, aber auch unter liegenschafts- und haushalts- Flugzeuges festgestellt worden war. Die Entfernung mäßigen sowie planungsrechtlichen Gesichtspunkten der Baubaracke zu dem in Frage stehenden Luft- am besten zur Stationierung des in der „Ausbau- fahrzug betrug lediglich ca. 150 Meter. planung innere Sicherheit" für den Raum Frankfurt vorgesehenen BGS-Verbandes geeignet. Zu Frage B 16: Das Gelände am ehemaligen Fort Biehler ist zu den zu schützenden Objekten und zu anderen mög- Die zum Schutz vor Terroranschlägen für Flug- lichen Einsatzorten im Rhein/Main-Gebiet außer- gäste und Flugzeuge getroffenen Maßnahmen be- ordentlich günstig gelegen. Die Entfernung nach inhalten bereits gegenwärtig einen so hohen Sicher- Wiesbaden (bedeutsam wegen der . notwendigen heitsstandard, daß nach menschlichem Ermessen Ein- Unterstützung des Bundeskriminalamtes durch den dring- und Angriffsversuche keine Aussicht auf Er- BGS) beträgt 3 km und zum Flughafen Frankfurt 8070* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978

15 km. Die Liegenschaft ist darüber hinaus von meh- sie auf insgesamt 5 Schadensschwerpunkte in den reren überörtlichen Straßen umgeben und wird in beiden Departements Finistère und Côte du Nord unmittelbarer Nähe eine Anbindung an das örtliche verteilt. sowie überörtliche Straßennetz erhalten, so daß die Nach Abschluß des vierzehntägigen Einsatzes Einsatzorte in kürzester Zeit zu erreichen sind. kehrten die Helfer wie geplant am 11. Juni 1978 in Das etwa 44 ha große Gelände, an dessen Rand ihre Heimatorte zurück. eine kleine Wohnsiedlung liegt, ist Eigentum des 3. Der von den deutschen Helfern erbrachte Bundes und im Flächennutzungsplan der Stadt Wies- Arbeitseinsatz kann in jeder Hinsicht als erfolgreich baden als Sonderbaugebiet ausgewiesen. Die lie- angesehen werden. Die gewonnenen Erfahrungen genschaftsmäßigen und planungsrechtlichen Voraus- werden im Hinblick auf die Schadensbekämpfung setzungen für die Errichtung einer BGS-Unterkunft bei Olkatastrophen. in deutschen Gewässern sorg- sind daher besonders günstig. Zudem ist es aus fältig in Zusammenarbeit mit dem Bundesminister wirtschaftlichen und haushaltsmäßigen Gründen für Verkehr und den Küstenländern ausgewertet. geboten, zunächst bundeseigene Grundstücke für Bauvorhaben des Bundes in Anspruch zu nehmen. Die in der Bretagne tätigen deutschen Helfer haben durch ihre gute Arbeitsleistung einen be- Im übrigen muß ich darauf hinweisen, daß bei achtlichen Beitrag zur Beseitigung des Schadens lei- den Planungen für den neuen Standort bereits in stelt können, auch wenn bei einer Schadensaus- hohem Maße die kommunalen und raumplanerischen dehnung von etwa 400 km innerhalb von 14 Tagen Interessen im Rhein-Main-Gebiet berücksichtigt wor- der tatsächlich sichtbare Erfolg begrenzt war. Ins- den sind. So wurde die Reservierung von zwei an- besondere die von deutscher Seite mitgeführten deren bundeseigenen Liegenschaften in Wiesbaden Heißwasserhochdruckgeräte erwiesen sich als sehr Freudenberg (inzwischen an die Stadt Wiesbaden nützlich. Die ursprünglich mitgebrachten 20 Geräte zur Errichtung eines Klinikums verkauft) und in wurden daher noch während des Einsatzes um. wei- Eschborn (im Raumordnungsplan rechtsverbindlich tere 30 Geräte ergänzt. als „Grünzug" ausgewiesen) für den BGS mit Rück- sicht auf die Interessen der Stadt Wiesbaden bzw. Die Arbeitsleistung der deutschen Helfer und ihr der regionalen Planungsgemeinschaft Untermain auf- freundliches diszipliniertes Auftreten haben bei der gehoben. betroffenen Bevölkerung einen sehr positiven Ein- druck hinterlassen. Nicht zuletzt auch deshalb kann dieser erste Fall einer deutschen Hilfeleistung im Rahmen des deutsch-französischen Abkommens als erfolgreicher Beitrag grenzüberschreitender Hilfe Anlage 48 gewertet werden. Antwort 4. Gemäß Art. 8 des deutschfranzösischen Hilfe- des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die leistungsabkommens trägt jede Partei die Kosten Schriftliche Frage des Abgeordneten Biechele (CDU/ der Hilfeleistung weitgehend selbst. Jedoch stellt CSU) (Drucksache 8/1931 Frage B 19) : die ersuchende Vertragspartei die Versorgung mit Verpflegung, Unterbringung und Betriebsgütern auf In welchem Umfang und mit welchem Ergebnis ist die „Aktion Bretagne" der Deutschen Feuerwehr und des Technischen Hilfs- eigene Kosten sicher und bietet auch eventuell not- werks (THW) durchgeführt worden, und mit welchen Finanz- mitteln hat die Bundesregierung diese Aktion gefördert? wendig werdende medizinische Betreuung. Zur Ab- deckung der der deutschen Seite entstehenden 1. Nach dem Unfall des Tankers „Amoco Cadiz" Kosten wurden daher außerplanmäßig Haushalts- sind wegen der Bereitstellung von Experten und mittel in Höhe von 2 000 000,— DM bereitgestellt. Hilfsmitteln zwischen der französischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland auf der Grund- lage des Regierungsabkommens über gegenseitige Hilfeleistung bei Katastrophen oder schweren Un- Anlage 49 glücksfällen vom 3. Februar 1977 Kontakte auf- Antwort genommen worden. Von französischer Seite wurde ein detaillierter Operationsplan für den Einsatz des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf. die - einer deutschen Hilfsmannschaft in der Bretagne Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Hennig ausgearbeitet. (CDU/CSU) (Drucksache 8/1931 Fragen B 20 und 21): 2. Der Operationsplan sah den Einsatz von 320 Hält die Bundesregierung ihre Aussage im Verfassungsschutz- bericht 1976 (Seite 53), die verstärkte Tätigkeit von Neonazis deutschen Helfern vom 29. Mai 1978 bis 10. Juni stoße in der Öffentlichkeit durchweg auf schärfste Ablehnung 1978 vor. Es sollten von deutscher Seite Wasser- und die wenigen Anhänger derartiger Gruppen stellten „kein ernst zu nehmendes Potential für neonazistische Bestrebungen" fahrzeuge und Heißwasserhochdruckwaschgeräte dar, noch aufrecht? eingesetzt werden, um Felsen, Sandstrände und Hat die Bundesregierung die Absicht, bei der Novellierung des Atomgesetzes den Umwelt- und Naturschutzverbänden ein bauliche Anlagen zu reinigen. gesetzlich verankertes Klagerecht einzuräumen (vgl. WAZ vom 12. Juni 1978)? Nach entsprechender Vorbereitung durch den vom Bundesminister des Innern eingesetzten Arbeits- Zu Frage B 20: stab „Bretagne" reisten am 27. Mai 1978 270 Helfer der Feuerwehren und 42 Helfer des Technischen Nach wie vor ist die Feststellung zutreffend, daß Hilfswerks mit 2 Sonderzügen der Deutschen Bun- der ganz überwiegende Teil der Bevölkerung den desbahn in das Katastrophengebiet. Dort wurden Aktivitäten neonazistischer Gruppierungen ableh- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8071*

nend und mit Unverständnis gegenübersteht. Des- Trifft es zu, daß auf der einen Seite das Bundesinnenministe- rium auf Anfrage erklärt, es halte sich bei Einbürgerungen an halb ist auch die Beurteilung weiterhin zutreffend, das Prinzip der Einstaatlichkeit bzw. der Vermeidung von Mehr- staatlichkeit (diese Auskunft habe ich an Petenten in meinem daß trotz zunehmender Militanz diesen Gruppen Wahlkreis weitergegeben), auf der anderen Seite aber die Ein- eine politische Basis versagt bleibt, die Grundlage • bürgerung einer prominenten Person wie der Dr. Otto von Habs- burgs möglich ist bei Beibehaltung der österreichischen Staats- einer ernst zu nehmenden Gefährdung unseres Staa- angehörigkeit? tes wäre. Die Vermeidung von Mehrstaatlichkeit ist nach Zu Frage B 21: wie vor ein in der Einbürgerungspraxis beachteter Grundsatz. Auf die zwischen Bund und Ländern ver- Entsprechend der Regierungserklärung des Herrn einbarten Einbürgerungsrichtlinien, die am 12. Ja- Bundeskanzlers vom 16. Dezember 1976 wird von nuar 1978 im Gemeinsamen Ministerialblatt ver- den berührten Bundesressorts die Möglichkeit der öffentlicht worden sind, nehme ich ausdrücklich Einführung einer praktikablen Form der Verbands- Bezug. ' klage im atomrechtlichen Genehmigungsverfahren Die Vermeidung von Mehrstaatlichkeit bei nach- geprüft. Die Bundesregierung hat die Problematik träglichem Staatsangehörigkeitswechsel ist auch der Verbandsklage im Hinblick auf die noch sehr Ziel des Europarat-Übereinkommens vom 6. Mai kontroverse Diskussion zu den verfassungsrecht- 1963 über die Verringerung von Mehrstaatlichkeit lichen, verfahrensrechtlichen und rechtspolitischen und die Wehrpflicht von Mehrstaatern, dem die Fragen einer Klagebefugnis für Verbände vor den Bundesrepublik Deutschland und die Republik Oster- Verwaltungsgerichten im November 1977 eingehend reich beigetreten sind. Danach verliert ein deutscher behandelt. Dabei ist sie zu der Auffassung gelangt, oder österreichischer Staatsangehöriger, der die daß eine qualifizierte Anhörung von ideellen Bür- Staatsangehörigkeit des anderen Vertragspartners gervereinigungen, die sich satzungsgemäß dem erwirbt, automatisch seine bisherige Staatsangehö- Schutzzweck des Atomgesetzes widmen, im Verwal- rigkeit. Der Verlust kann nur abgewendet werden, tungsverfahren nach § 7 Atomgesetz grundsätzlich wenn von dem Vorbehalt der Anlage 3 zum Euro- sachdienlich erscheint, während sie eine weitere parat-Übereinkommen Gebrauch gemacht worden Prüfung der Einführung einer Verbandsklage für er- ist. Danach kann jede Vertragspartei einem ihrer forderlich hält. Staatsangehörigen gestatten, seine bisherige Staats- Ich werde mich dafür einsetzten, daß eine sach- angehörigkeit beizubehalten, wenn die Vertrags- gerechte Lösung für eine praktikable Form der von partei, deren Staatsangehörigkeit er zu erwerben mir grundsätzlich befürworteten Verbandsklage er- beantragt, dem vorher zugestimmt hat. arbeitet und im Rahmen der in Vorbereitung befind- lichen 5. Novelle zum Atomgesetz verwirklicht wird. Mit der von Ihnen erwähnten Einbürgerungsan- gelegenheit des Herrn Dr. Habsburg-Lothringen war der Bundesminister des Innern nicht befaßt.

Anlage 50 Antwort Anlage 52 des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Eyrich Antwort (CDU/CSU) (Drucksache 8/1931 Frage B 22): des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Bedarf es nach Auffassung der Bundesregierung als Voraus- setzung für die im Höcherl-Bericht angeregte Durchführung von Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Riesenhu- Planspielen und Rahmenübungen aller bei der Terrorismus- ber (CDU/CSU) (Drucksache 8/1931 Frage B 25): bekämpfung beteiligten Organisationseinheiten des Bundes und der Länder der Änderung des Grundgesetzes oder der Ände- Welche „politisdien und wirtschaftlichen Interessengruppen, rung sonstiger Rechtsvorschriften, und wenn ja, welcher? die keine Rücksicht nehmen auf den Umweltschutz" meint die Bundesregierung im einzelnen auf dem vom Bundesinnenmini- ster herausgegebenen Plakat zur Umweltbilanz unter der Über- Die Planspiele und Rahmenübungen der von Bun- schrift ,,Ist Deutschland noch zu retten"? desminister a. D. Hermann Höcherl in seinem Be- richt vorgeschlagenen Art betreffen die einzelnen Das von Bundesminister des Innern herausge- Staatsbürger nicht in ihren Rechten. Eine Änderung gebene Plakat zur Umweltbilanz fordert den Bürger des Grundgesetzes oder anderer Rechtsvorschriften auf, für einen aktiven Umweltschutz „vor allem in ist für ihre Durchführung daher nach Auffassung seiner näheren Umgebung" einzutreten: der Bundesregierung nicht erforderlich; es genü- „Für unsere Umwelt wird bereits viel getan: Na- gen entsprechende Absprachen zwischen den be- turschutzgesetze, Landschaftsschutz, Maßnahmen teiligten Stellen des Bundes und der Länder. zur Lärmbekämpfung, zur Verbesserung der Luft, zur Reinhaltung des Wassers und zur Müllbeseiti- gung. Anlage 51 Aber es gibt politische und wirtschaftliche Inter- Antwort essengruppen, die keine Rücksicht nehmen auf den Umweltschutz. Deswegen muß jeder von uns mit des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die aufpassen, vor allem in seiner näheren Umgebung, Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Holtz (SPD) daß die Umwelt erhalten bleibt, daß Umweltschutz (Drucksache 8/1931 Frage B 23): nicht mehr zurückgedreht wird. Setzen Sie sich ein 8072* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 für einen wirkungsvollen Umweltschutz. Werben beruflichen und sonstigen Belange der Aussiedler Sie dafür in Ihrer Gemeinde, bei Ihren Arbeitskol- bei der Verteilung auf die Länder zu berücksichti- legen, in Ihrem Bekanntenkreis. gen. Werden Sie Meinungsmacher in Sachen Umwelt- Die durch das Grundgesetz gewährleistete Frei- schutz." zügigkeit wird dadurch in keiner Weise beeinträch- tigt. Die Befolgung der Zuweisung an ein Bundes- Aus dem Zusammenhang ergibt sich mithin: land ist lediglich Voraussetzung für die Inanspruch- nahme bestimmter Förderungsleistungen. Im übri- Dort, wo der Bürger unmittelbar durch Umwelt- gen bleibt es den Aussiedlern unbenommen, nach belastungen betroffen ist, stehen der Durchsetzung der Aufnahme den Wohnsitz wie jeder andere im eines wirksamen Umweltschutzes häufig andere Bundesgebiet lebende Deutsche zu wechseln. Interessen entgegen, die durch politische und wirt- schaftliche Gruppen vertreten werden. Die Ermitt- lung dieser Gruppen ist nur im Einzelfall, z. B. bei der Auseinandersetzung um eine umweltbela- stende Anlage oder bei der Diskussion über die Anlage 54 Umweltverträglichkeit eines Vorhabens möglich. Antwort Aus dem Gesamttext des Plakates kann somit ein generelles Verdikt des Bundesministers des Innern des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die über bestimmte politische und wirtschaftliche Inter- Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Czaja essengruppen nicht abgeleitet werden. (CDU/CSU) (Drucksache 8/1931 Frage B 27): Wie beurteilt die Bundesregierung die Stellung Berlins im Kulturaustausch mit den Ostblockstaaten angesichts der Tat- sache, daß in dem Kulturabkommen mit diesen Staaten zwar die Frank-Falin-Klausel enthalten ist, offenbar aber erhebliche Schwierigkeiten vorhanden sind, Berlin in den praktischen Kul- Anlage 53 turaustausch einzubeziehen? Antwort Die Kulturabkommen mit der Sowjetunion, Polen, des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Ungarn, CSSR, Bulgarien und Rumänien enthalten Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Czaja zur Einbeziehung von Berlin die sog. Frank-Falin- (CDU/CSU) (Drucksache 8/1931 Frage B 26) : Klausel. Mit welcher Rechtsbegründung kann für deutsche Vertriebene, Es ist richtig, daß die Implementierung der Einbe- insbesondere für Aussiedler, die durch das Grundgesetz und internationale Rechtsverpflichtungen, beispielsweise den politi- ziehung Berlins manchmal Schwierigkeiten in Ein- schen Menschenrechtspakt und die Europäische Menschenrechts- konvention, gewährleistete Freizügigkeit innerhalb der Bundes- zelfragen des Austausches aufwirft. Diese Schwie- republik Deutschland durch „Verteilungsentscheidungen" über rigkeiten ergeben sich aus den unterschiedlichen Menschen, durch „Einbeziehungsrichtlinien" und andere Richt- linien im Geltungsbereich des Grundgesetzes eingeschränkt wer- Positionen in der Berlinfrage. den (vgl. Arbeitsgemeinschaft der Flüchtlingsverwaltungen unter Mitwirkung des Bundesinnenministeriums 24./25. November Es ist jedoch keineswegs so, daß Berlin von dem 1977)? Kulturaustausch der Bundesrepublik Deutschland mit diesen Staaten ausgeschlossen ist. Die Berliner Die im Bundesgebiet eintreffenden Aussiedler nehmen z. B. an den bestehenden Austauschprogram- genießen besondere Rechte und Vergünstigungen. men im Hochschulbereich teil; sie sind bei kulturel- Um die daraus entstehenden finanziellen Verpflich- len Einzelveranstaltungen — Ausstellungen, Buch- tungen nach Größe und Leistungsfähigkeit der Län- ausstellungen, künstlerischen Gastspielen — betei- der gerecht verteilen zu können, ist die Aufnahme ligt. Die Sportkalender des Deutschen Sportbundes und Verteilung auf die Länder durch die ,,Verord- spiegeln auch konkrete Berliner Programmpunkte nung über die Bereitstellung von Durchgangslagern wider, die mit den Sportorganisationen der osteuro- und über die Verteilung der in das Bundesgebiet päischen Staten vereinbart worden sind. aufgenommenen deutschen Vertriebenen auf die Länder des Bundesgebietes (Verteilungsverord- Die Bundesregierung bleibt weiterhin bemüht zu nung) " vom 28. März 1952 und durch den auf erreichen, daß die Teilnahme von Berlin am kulturel- Grund dieser Verordnung zuletzt am 21. Dezember len Austausch der Bundesrepublik Deutschland mit 1962 vom Bundesrat festgesetzten Verteilungsschlüs- den osteuropäischen Nachbarn keine Probleme mehr sel geregelt worden. Dabei wird Rücksicht auf Ver- bereitet. wandtschaft, Beruf und eigene Wünsche genommen. Die Verteilung dient lediglich der erstmaligen woh- nungsmäßigen Unterbringung der Aussiedler, die durch Zuschüsse des Bundes gefördert wird. Anlage 55 Die Einbeziehungsrichtlinien vom 28. März 1962 Antwort sind lediglich eine der einheitlichen Handhabung dienende Weisung, die regelt, welche Personen- des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die gruppen bei gegebenen Voraussetzungen in die Ver- Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Conradi teilung einzubeziehen sind. Die Verteilungsrichtlinien (SPD) (Drucksache 8/1931 Fragen B 28 und 29): vom 10. März 1961 geben dem Beauftragten der Unter welchem Datum und mit welchem Text hat die Grenz- Bundesregierung für die Verteilung im Grenzdurch- schutzdirektion Listen des Bundesamtes für Verfassungsschutz als Hintergrundwissen an die Grenzpolizeidienststellen geschickt, gangslager Friedland die Möglichkeit, die familiären, und wer hat die Verfügung abgezeichnet? Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8073*

Unter welchem Datum und mit welchem Text hat die Grenz- schuß des Deutschen Bundestages in vertraulicher schutzdirektion die als Hintergrundwissen versandten Listen des Bundesamts für Verfassungsschutz wieder von den Grenzpolizei- Sitzung mehrfach ,berichtet worden ist. dienststellen zurückgerufen? Sollte sich in einem Einzelfall die Aufnahme in Die Grenzschutzdirektion hat die in Ihrer Frage die Beobachtende Fahndung als nicht gerechtfertigt angesprochenen Listen den Grenzpolizeidienststellen erweisen, werden etwaige dabei gewonnene Er- mit Verfügung vom 17. Mai 1977 übersandt. kenntnisse selbstverständlich gelöscht.

Diese Verfügung hatte folgenden Wortlaut: Zu Frage B 31: Hiermit übersende ich Übersichten über links- Der Verlust eines Personalausweises allein ist extremistische und linksextremistisch beein- kein Grund für die Aufnahme in die Beobachtende flußte Organisationen und Schriften. Sie sol- Fahndung. len den mit der grenzpolizeilichen Kontrolle beauftragten Beamten das erforderliche Hinter- Auch für die Polizeien des Bundes und der Län- grundwissen über die Organisationen und der gelten die gesetzlichen Bestimmungen über den ,Schriften vermitteln und die Erfassung der im Datenschutz. Hiernach ist die Polizei zwar nicht ver- Rahmen der So-GK zu gewinnenden Erkennt- pflichtet, dem Bürger über die zu seiner Person ge- nisse erleichtern. speicherten Daten Auskunft zu erteilen. Wenn der Bürger jedoch der Auffassung ist, daß er bei der Sie war von den nach der Geschäftsverteilung zu- Verarbeitung seiner personenbezogenen Daten ständigen Beamten gezeichnet. durch die Polizei in seinen Rechten verletzt worden ist, kann er sich nicht nur an die zuständige Polizei- Zu Frage B 29: behörde oder ihre Aufsichtsbehörde wenden, son- dern auch an die im Datenschutzrecht vorgesehene Die Einziehung dieser Listen hat die Grenzschutz- besondere Aufsichtsbehörde wenden. Dies ist im direktion mit Verfügung vom 28. April 1978 ange- Bund der weisungsunabhängige Bundesbeauftragte ordnet. für den Datenschutz.

Diese Verfügung hatte folgenden Wortlaut: Die mit Bezugsverfügung übersandten Über- sichten von linksextremistischen und linksextre- Anlage 57 mistisch beeinflußten Organisationen und pe- riodischen Schriften sind sofort von den Grenz- Antwort schutzämtern etc. einzuziehen und dort zu ver- nichten. Bei der Einziehung ist !besonders auf des Parl. Staatssekretärs Engholm auf die Schrift- die zahlenmäßige Vollständigkeit der Unter- liche Frage des Abgeordneten Coppik (SPD) (Druck- lagen zu achten. Der Vollzug ist mir alsbald sache 8/1931 Frage B 32) : anzuzeigen. Über eine Neuausstattung ergeht Ist die Bundesregierung in der Lage und bereit, auf die Kultusminister der Länder mit dem Ziel einzuwirken, daß im gesonderte Unterrichtung. Auftrag des südafrikanischen Apartheidregimes erstellte Filme, Tonbildschauen und Diareihen von den Listen der Landesfilm- dienste bzw. Landesbildstellen gestrichen bzw. im Sinne didak- Zu dem letzten Satz der Verfügung bemerke ich, tischer Konfrontation als eindeutig rassistisches Propaganda- daß eine Neuausstattung der Grenzpolizeidienststel- material gekennzeichnet werden, und wenn ja, was wird die len mit entsprechenden Listen nicht beabsichtigt ist. Bundesregierung unternehmen? Die Kultusminister der Länder können auf die Arbeit der Landesbildstellen und die Landesfilm- dienste keinen direkten Einfluß nehmen, da diese nicht der Schulaufsicht unterstehen. Die Landes- Anlage 56 bildstellen sind Einrichtungen der kommunalen Ge- Antwort bietskörperschaften und die Filmdienste eingetra- gene Vereine, die beide ihre Listen auf Empfehlung des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf- die ihrer Fachbeiräte zusammenstellen. Soweit in diesen Schriftlichen Fragen der Abgeordneten Frau Simo Fachbeiräten Pädagogen oder Kultusbeamte tätig nis (SPD) (Drucksache 8/1931 Fragen B 30 und 31): sind , , ist es deren Aufgabe, die Eignung von Filmen, Treffen Berichte zu, nach denen Personen, die versehentlich Tonbildschauen und Dia-Reihen für den Schulunter- der Befa-Berichterstattung unterliegen, die dort gesammelten Da- ten auch dann nicht löschen lassen können, wenn die Über- richt auf der Grundlage der jeweiligen Erlaßlage in wachung zugegebenermaßen aus Versehen erfolgte, und was den einzelnen Bundesländern zu überprüfen. gedenkt die Bundesregierung gegebenenfalls dagegen zu unter- nehmen? Medien, deren Inhalt gegen das Grundgesetz Treffen Berichte zu, daß man bereits dann in die Befa-Über- verstößt, werden nicht angeboten. wachung geraten kann, wenn man seinen Personalausweis als verloren meldet, und was kann der betroffene Bürger nach Auf- fassung der Bundesregierung unternehmen, um von dieser Daten- Sowohl Bildstellen als auch Filmdienste sind be- erfassung unterrichtet zu werden und diese gegebenenfalls wie- müht, auch aus deutscher Sicht kritische Materia- der löschen zu können? lien, und zwar mit entsprechenden Hinweisen für die Verwendung im Unterricht, anzubieten (so z. B. Zu Frage B 30: auch Filme, die gegen die Apartheid-Politik gerich- Vorweg möchte ich feststellen, daß über Art und tet sind, wie etwa der Film „Dinbazar-Ende des Umfang der Beobachtenden Fahndung im Innenaus Dialogs"). 8074* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978

Entsprechend Ihrem Vorschlag habe ich die Frage für Fischerei (Isotopenlabor) haben gezeigt, daß im Hinblick auf ihre Zuständigkeit an die Ständige schon jetzt merkliche und gelegentlich gefährliche Konferenz der Kultusminister der Länder weiter- Mengen solcher Stoffe in der Elbe vorhanden sind." geleitet. Weiter heißt es in der Studie: Wenn auch die radioaktive Belastung in der Elbe im allgemeinen nicht an die Grenze des zur Zeit für tragbar gehaltenen heranreicht, ist die Anlage 58 Datensammlung doch fortzusetzen. Es ist keines- Antwort wegs sicher, daß die jetzigen Toleranzgrenzen auch in Zukunft bei weiterer Erfahrung mit des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die radioaktiven Stoffen in den Ökosystemen als Schriftliche Frage des Abgeordneten Reddemann genügend sicher angesehen werden. (CDU/CSU) (Drucksache 8/1931 Frage B 33): Welche besondere Qualität gegenüber dem bisherigen Bundes- Bei den genannten Formulierungen in der er- innenminister, Prof. Dr. Werner Maihofer, besitzt der augen- blickliche Bundesinnenminister, , daß er auf die wähnten Studie handelt es sich nicht um Feststellun- Arbeitskraft eines zweiten Parlamentarischen Staatssekretärs im gen auf Grund der seit Jahren in der Elbe durchge- Bundesinnenministerium verzichten kann? führten Messungen zur Überwachung der Radioak- Die Bundesregierung erkennt in Ihrer Frage kei- tivität, sondern um eine sehr frühe Abschätzung eines einzelnen Mitglieds in der Expertenkommis- nen für sie nachvollziehbaren Zusammenhang. sion, das auf Grund von gerätebedingten Meßsigna- Im übrigen nehme ich Bezug auf meine Antwort len bei noch in Entwicklung befindlichen Meßinstru- auf die Mündliche Anfrage des Herrn Kollegen menten auf erhöhte Radioaktivitätswerte schloß. Gerster in der Fragestunde des Deutschen Bundes- Die Radioaktivität in der Elbe wird seit vielen tages am 21. Juni 1978. Jahren von verschiedenen Institutionen überwacht, u. a. im Auftrag der Länder Hamburg, Niedersach- sen und Schleswig-Holstein. Die Bundesregierung veröffentlicht diese Meßergebnisse regelmäßig in Anlage 59 ihrem Jahresbericht Umweltradioaktivität und Strah- lenbelastung. Die dort aufgeführten Werte geben Antwort keinen Anlaß zur Besorgnis. Der Bundesregierung des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die ist nicht bekannt, daß jemals gefährliche Werte ge- Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Ueberhorst messen worden sind. Alle bisher durchgeführten Un- (SPD) (Drucksache 8/1931 Fragen B 34 und 35) : tersuchungen zeigen eindeutig, daß die Radioaktivi- tätswerte in der Elbe weit unterhalb der nach der Sind der Bundesregierung die Ergebnisse einer in der Presse als „Geheimstudie" bezeichneten Studie bekannt, wonach in der Strahlenschutzverordnung zulässigen Grenzwerte Elbe „merkliche und gelegentlich gefährliche Mengen radio- liegen. aktiver Stoffe" nachzuweisen wären, und wie bewertet die Bundesregierung gegebenenfalls die Meßergebnisse? Trifft es zu, daß die in der Presse zitierten gefährlichen Men- gen radioaktiver Stoffe auf den Betrieb der Kernkraftwerke Zu Frage. B 35: Stade und Brunsbüttel zurückzuführen sind, und ergeben sich eventuell Konsequenzen für den Betrieb dieser Kraftwerke oder die Inbetriebnahme weiterer Kernkraftwerke an der Elbe? Wie bereits in der Antwort zu Frage 1 dargelegt, konnten keine unzulässig hohen Radioaktivitätswer- te im Elbwasser festgestellt werden. Demzufolge er- Zu Frage B 34: übrigen sich derzeit auch Konsequenzen für den Be- Eine Geheimstudie über radioaktive Stoffe in der trieb der Kernkraftwerke Stade und Brunsbüttel. Die Elbe ist hier nicht bekannt. Inbetriebnahme weiterer Kernkraftwerke wird hier- durch ebenfalls nicht berührt. Bei der in der Presseveröffentlichung genannten Studie handelt es sich wahrscheinlich um das Kon- zept der Expertenkommission für eine „ökologische Darstellung der Unterelbe/Küstenregion". Der Auf- Anlage 60 trag zur Erstellung einer Studie wurde am 11. Sep- tember 1975 von den Regierungschefs der vier nord- Antwort deutschen Küstenländer erteilt. Am 16. Januar 1976 haben die für Fragen des Umweltschutzes zuständi- des Parl. Staatssekretärs Dr. de With auf die Schrift- gen Minister eine Expertenkommission eingesetzt, lichen Fragen des Abgeordneten Reddemann (CDU/ die ihren Abschlußbericht am 19. November 1976 CSU) (Drucksache 8/1931 Fragen B 36 und 37): vorlegte. Beabsichtigt die Bundesregierung, angebliche oder tatsächliche kroatische Gewalttäter an die Behörden Jugoslawiens auszu- liefern, obwohl die Konferenz der Katholischen Bischöfe Deutsch- Zu dem von Ihnen angesprochenen Fragenkom- lands, amnesty international und weite Teile der Bevölkerung plex finden sich in der Studie folgende Ausführun- aus humanitären Gründen wegen der Methoden der politischen Verfolgung in Jugoslawien ihre Bedenken dagegen angemeldet gen: haben? Hält es die Bundesregierung nicht für rechtsstaatlich einwand- „Die ständigen Kontrolluntersuchungen durch die freier, kroatische Straftäter, wenn sie vom Boden der Bundes- Arbeitsgemeinschaft ‚Elbe' auf Beta-Aktivität sowie republik Deutschland operieren, nach deutschem Recht, das sich an den Grundrechten des Menschen ausrichtet, aburteilen zu spezielle Untersuchungen durch die Bundesanstalt lassen? Deutscher Bundestag -- 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8075*

Zu Frage B 36: rung über die Errichtung eines Müllkraftwerkes im Werk Schwandorf, das der Energieversorgung der Die Bundesregierung wird die jugoslawischen neuen Anlagen dienen soll. Auslieferungsersuchen — wie jedes andere jugosla- wische Ersuchen -- nach Maßgabe des geltenden deutsch-jugoslawischen Auslieferungsvertrags vom Zu Frage B 39: 26. November 1970 und des geltenden innerstaat- lichen Rechts beurteilen und behandeln. Dabei wer- Gerade im Bewußtsein der schwierigen Arbeits- den sämtliche Erkenntnisse, die für eine Entschei- marktlage im Raum Schwandorf unterstützt die Bun- dung von Bedeutung sind, berücksichtigt werden. desregierung die Absicht des Vorstandes der VAW, eine an sich gebotene Stillegung des Werkes zu vermeiden und durch Umstrukturierung die Arbeits- Zu Frage B 37: plätze weitgehend zu erhalten.

Die deutschen Strafverfolgungsbehörden werden in jedem Einzelfall prüfen, ob wegen der Straftaten, die Gegenstand der Auslieferungsersuchen sind, Anlage 62 auch die deutsche Gerichtsbarkeit begründet ist und Antwort Ermittlungsverfahren gegen die Verfolgten einzu- leiten sind. des Parl. Staatssekretärs Haehser auf die Schriftliche Sofern ein solches Ermittlungsverfahren eingelei- Frage des Abgeordneten Dr. Friedmann (CDU/CSU) tet worden ist, hat die Bundesregierung gemäß Arti- (Drucksache 8/1931 Frage B 40) : kel 10 Abs. 1 Buchst. a) des deutsch-jugoslawischen In welchem Umfang hat die Bundesregierung seit 1969 Kredite auf Grund von Kreditermächtigungen aufgenommen, die ihr Auslieferungsvertrags vom 26. November 1970 die nicht im Jahr der Inanspruchnahme, sondern in vorausgegange- Möglichkeit, eine Auslieferung abzulehnen. Nach nen Haushaltsjahren erteilt worden sind? rechtskräftigem Abschluß des deutschen Verfahrens muß die Auslieferung gemäß Artikel 7 Abs. 1 des Das ,das Haushaltsgesetz seit 1949 noch nie vor deutsch-jugoslawischen Auslieferungsvertrags ab- Beginn des Haushaltsjahres verkündet wurde, mußte gelehnt werden. bisher in jedem Jahr auf unausgenutzte Kredit- ermächtigungen des Vorjahres zurückgegriffen wer- den. In der beigefügten Ubersicht ist für die einzel- nen Jahre ab 1969 das Ist der Kreditaufnahme zur Anlage 61 Haushaltsfinanzierung angegeben und dem Soll der Antwort Nettokreditaufnahme gegenübergestellt. Soweit in den Jahren 1974, 1976 und 1977 das Ist höher ist als des Parl. Staatssekretärs Haehser auf die Schrift- das Soll, waren die erhöhten Kreditaufnahmen je- lichen Fragen des Abgeordneten Dr. Jobst (CDU/ weils durch weitergeltende Kreditermächtigungen CSU) (Drucksache 8/1931 Fragen B 38 und 39) : gedeckt. Wird die Bundesregierung Maßnahmen ergreifen, um beim Aluminiumwerk Schwandorf der Vereinigten Aluminium-Werke Soll Ist AG, bei denen der Bund Hauptanteilseigner ist, die Arbeits- der Nettokredit plätze zu erhalten? der Kreditauf aufnahme lt. nahme zur Haus Ist der Bundesregierung bewußt, daß der Rückzug eines Bun- Haushaltsjahr Haushaltsgesetz haltsfinanzierung desunternehmens aus dem Grenzland und ein Verlust von 550 Arbeitsplätzen den Raum Schwandorf schwer treffen würden, (ohne methodische (Nettokredit nachdem durch die Umstrukturierung der Stahlindustrie in die- Umrechnung) aufnahme) sem Gebiet in den letzten Jahren über 2000 Arbeitsplätze ver- lorengegangen sind und weitere 1500 Arbeitsplätze durch die Stillegung der Bayer. Braunkohlen-Industrie AG Schwandorf — Mrd. -DM — wegen Erschöpfung des Kohlevorkommens bis 1981 verlorenge- hen werden? 1969 3,9 — 1970 0,3 0,2 Zu Frage B 38: 1971 2,7 1,1 1972 4,0 3,0 Das Bundesfinanzministerium hat als zuständiges - Ressort für die Verwaltung der Bundesbeteiligungen 1973 1,9 1,2 mit dem Vorstand der Vereinigte Aluminium-Werke 1974 7,6 9,5 AG (VAW) Maßnahmen zur Erhaltung der Arbeits- 1975 37,9 29,9 plätze beim Aluminiumoxidwerk Schwandorf er- 1976 23,5 25,8 örtert. Obwohl das Werk durch seinen ungünstigen 1977 20,7 21,7 Standort, die veralteten Anlagen und mangelnde Nachfrage in erhebliche Verluste geraten ist, die eine Stillegung nahelegen würden, ist vorgesehen, durch eine Umstrukturierung mit namhaften Inve- stitionen jedenfalls den Großteil der Arbeitsplätze Anlage 63 zu erhalten, Soweit für einen Teil die Freisetzung Antwort unvermeidlich ist, werden andere Arbeitsplätze in der VAW-Gruppe angeboten. Im Rahmen der Um- des Parl. Staatssekretärs Haehser auf die Schrift- strukturierungsmaßnahmen verhandelt der Vorstand liche Frage des Abgeordneten Dr. Stercken (CDU/ der VAW auch mit der Bayerischen Landesregie CSU) (Drucksache 8/1931 Frage B 41) : 8076* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978

Beabsichtigt die Bundesregierung, im Falle der Errichtung eines zweiten Bildungszentrums der Bundesfinanzverwaltung form des Grunderwerbsteuerrechts beschritten wer- in einen grenznahen Raum zu gehen, um damit praxisorientiert den soll, ist aber Voraussetzung für die weiteren und in einer besonderen Zuordnung auf die europäischen Be- dürfnisse arbeiten zu können, und würde sie unter diesen Vor- Entscheidungen, wie ein künftiges Grunderwerb- aussetzungen die vielfältigen Möglichkeiten nutzen, die sich steuergesetz des Bundes im einzelnen gestaltet wer- im Bereich des Hauptzollamts Aachen dafür anbieten? den soll. Die Bundesregierung kann daher jetzt keine Angaben darüber machen, welche Steuer- Das geplante zweite Bildungszentrum der Bun- vergünstigungen in einem Reformgesetz vorgesehen desfinanzverwaltung soll nach einer Standortent- werden sollten. Ich bitte um Verständnis, daß dies scheidung, die bereits 1973 getroffen wurde, in auch für die Fälle gelten muß, in denen Grund- Münster errichtet werden. Eine Reihe von Voraus- stücke mit unter Denkmalschutz stehenden Gebäu- setzungen, die für diesen Standort sprechen (z. B. den erworben werden. verkehrsgünstige Lage, Nähe zu einer wissen- schaftlichen Hochschule), dürften auch in Aachen oder teilweise an anderen Stellen des grenznahen Raumes erfüllt werden. Für Münster war jedoch entscheidend, daß der Bund dort außerdem über Anlage 65 ein gut gelegenes, rd. 115 ha großes Gelände ver- fügt, von dem etwa 15 ha für das Bildungszentrum Antwort benötigt werden. Grunderwerbskosten entfallen demnach. In diesem Zusammenhang erweist sich des Parl. Staatssekretärs Haehser auf die Schrift auch die von der Stadt Münster betriebene Erschlie- liche Frage des Abgeordneten Dr. Wittmann (Mün ßung des bundeseigenen Geländes zur Bauvorbe- chen (CDU/CSU) (Drucksache 8/1931 Frage B 43) : reitung als außerordentlich wirtschaftlich. Wieviel Grundvermögen, auf dem ein Baurecht besteht, be- sitzt der Bund in München? Auch bei einem Standort in Münster wird die Aus- und Fortbildung innerhalb der Bundesfinanz- verwaltung in gebotenem Maße praxisorientiert und Der Bund besitzt in München-Waldperlach rd. in angemessener Zuordnung auf die europäischen 10 000 qm Bauland. Es ist beabsichtigt, dieses Bau- Bedürfnisse gestaltet werden. land Bediensteten des Europäischen Patentamtes für den Eigenheimbau zur Verfügung zu stellen. Die Für das Bauvorhaben in Münster sind inzwischen Bundesregierung hat sich bei den Vorbereitungen ein Architektenwettbewerb sowie — hieran an- für die Errichtung des Europäischen Patentamtes in schließend — eingehende Planungsarbeiten durch- München bereiterklärt, die wohnungsmäßige Unter- geführt worden. bringung der Bediensteten des Europäischen Patent- Bei dieser Sachlage und vor allem auch im Hin- amtes durch Bereitstellung bundeseigener Grund- blick auf die Dringlichkeit der Errichtung des zwei- stücke zu unterstützen. ten Bildungszentrums kann ein anderer Standort, etwa im grenznahen Raum, nicht mehr in Betracht Weitere unbebaute bundeseigene Grundstücke mit gezogen werden. Baurecht sind in München nicht vorhanden.

Anlage 64 Anlage 66 Antwort Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Böhme auf die Schrift- des Parl. 'Staatssekretärs Grüner auf die Schrift- liche Frage des Abgeordneten Dr. Schwencke lichen Fragen des Abgeordneten Dr. Schwörer (Nienburg) (SPD) (Drucksache 8/1931 Frage B 42) : (CDU/CSU) (Drucksache 8/1931 Fragen B 44, 45 Welche Uberlegungen existieren seitens der Bundesregierung, die Grunderwerbsteuer für solche Fälle aufzuheben bzw. stark und 46) : zu reduzieren, in denen Gebäude unter Denkmalschutz stehen? Wie beurteilt die Bundesregierung Meldungen der Weltbank, daß die Importe aus der südlichen Hemisphäre im Zeitraum - von 1974 bis 1985 allein in der Bundesrepublik Deutschland Grunderwerbsteuerbefreiungen für den Erwerb 846 000 Arbeitsplätze fordern und im gleichen Zeitraum durch gesteigerte Exporte lediglich 400 000 Arbeitsplätze neu geschaf- von Grundstücken mit unter Denkmalschutz ste- fen werden, und welche Möglichkeiten sieht sie, um diese ab- henden Gebäuden gibt es z. Z. nur in den Ländern sehbare Entwicklung zu verhindern? Ist der Bundesregierung bekannt, daß trotz der nach dem Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und neuen Welttextilabkommen vereinbarten Exportselbstbeschrän- Rheinland-Pfalz. In Niedersachsen wird eine solche kungsverträgen — sie regeln die textilen Warenströme lediglich in mengenmäßiger Sicht — Preisunterbietungen bis zu 60 v. H. Befreiung am 1. April 1979 in Kraft treten. Die der Werksabgabepreise der europäischen Industrie die Regel Voraussetzungen für die Befreiungen sind aller- sind, und deshalb trotz der mengenmäßigen Beschränkung von der deutschen Textilindustrie ein Höchstmaß von Rationalisierung dings nicht einheitlich. und ständiger Umstrukturierung verlangt wird, und ist die Bun- desregierung aus diesen Gründen bereit, die Textilindustrie Der Deutsche Bundestag hat die Bundesregierung stärker als bisher zu unterstützen ersucht, bis zum 31. Dezember 1978 zu berichten, Ist der Bundesregierung bekannt, daß Frankreich den textilen Warenverkehr aus Ländern der Gemeinschaft durch eine Ur- welche Überlegungen zur Reform des Grunderwerb- sprungszeugnispflicht sowie auf der Grundlage des Artikels 39 des französischen Zollgesetzes behindert und daß die Maß- steuerrechts angestellt worden sind. Diese Über- nahmen offen gegen Artikel 30 des EWG-Vertrags verstoßen, legungen sind noch nicht abgeschlossen. Die grund- und welche Gegenmaßnahmen hat die Bundesregierung vor- gesehen, um Frankreich von diesen handelshemmenden Einfuhr- sätzliche Entscheidung, welcher Weg bei der Re praktiken abzubringen? Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8077*

Zu Frage B 44: Ursprung aus der Gemeinschaft die Vorlage von Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß Ursprungszeugnissen verlangt. Sie hat bereits die eine Zunahme der Exporte aus der Dritten Welt in Kommission der Europäischen Gemeinschaften be- den Industrieländern gesamtwirtschaftlich eher zu faßt, die gegenwärtig prüft, inwieweit die Vor- Umsetzungen als zu Freisetzungen von Arbeitneh- lagepflicht gegen EG-Recht verstößt. Die Bundes- mern führt: z. B. können nach einer Untersuchung regierung verfolgt den Fall weiter und bemüht sich, des Instituts für Wirtschaftsforschung durch ver- die Untersuchungen zu beschleunigen und die Kom- mission zu einer schnellen Lösung zu veranlassen. mehrte Exporte in die Entwicklungsländer gut 80 % der wegen der höheren Importe aus Entwicklungs- Einfuhrbehinderungen. auf der Grundlage von ländern freigesetzten Arbeitskräfte in der zusätz- Art. 39 des französischen Zollgesetzes sind der Bun- lichen Exportproduktion wieder Beschäftigung fin- desregierung nicht bekannt. Eine geplante Maß- den. nahme wurde auch wegen der Interventionen der In der durch die Frage angesprochene Weltbank- Bundesregierung nicht verwirklicht. studie werden die genannten Zahlen zwar ange- führt; andererseits wird aber in der Wertung der tatsächliche Arbeitsplatzverlust für kleiner gehal- ten; denn immerhin würde mehr als die Hälfte der Anlage 67 verlorenen Arbeitsplätze in Form höherwertiger Ar- beitsplätze neu geschaffen. Die erzielte Wohlstands- Antwort zunahme in den Industrieländern würde außerdem des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schrift- durch verstärkte Nachfrage den Nettoverlust an Ar- liche Frage des Abgeordneten Immer (Altenkirchen) beitsplätzen ausgleichen. (SPD) (Drucksache 8/1931 Frage B 47) : Die Bundesregierung ist im übrigen davon über- Inwieweit' ist die Bundesregierung in der Lage und bereit, schon jetzt gemeinsam mit dem Land Rheinland-Pfalz plane- zeugt, daß eine Handelspolitik mit „Augenmaß" rische und finanzielle Vorsorge zu treffen; daß die Folgewir- sowohl bruchartige Entwicklungen vermeidet als kungen des von der VEBA geplanten Kraftwerkbaus im Raum Daaden-Weitefeld (Kreis Altenkirchen) im Blick auf die Ver- auch die langfristige Zielsetzung einer partnerschaft- änderung der Infrastruktur und der Beschäftigungsstruktur (z. B. Minderung des Fremdenverkehrs) rechtzeitig aufgefangen wer- lichen Einbeziehung der Entwicklungsländer in die den können? Weltwirtschaft zum wechselseitigen Vorteil fördert. Entgegen der in Ihrer Frage zum Ausdruck ge- Zu Frage B 45: brachten Auffassung ergeben sich in aller Regel bei der Errichtung von Kraftwerksbauten infolge Der Bundesregierung ist bekannt, daß vornehm- der hiermit verbundenen Schaffung von neuen lich auf Grund unterschiedlicher Standortbedingungen Dauerarbeitsplätzen günstige Auswirkungen auf die und Produktqualitäten Preisunterschiede nicht un- lokale Beschäftigungssituation und Beschäftigungs- beträchtlichen Ausmaßes zwischen im Inland her- struktur. Auch auf dem Gebiet der Infrastruktur gestellten Textilprodukten und aus bestimmten Lie- sind bei Investitionsvorhaben derartiger Größen- ferländern importierten Erzeugnissen auftreten. In- ordnungen Verbesserungen festzustellen. Lediglich dustrie und Handel nutzen das Preisgefälle zur der Fremdenverkehr könnte von den Folgewirkun- Mischkalkulation und zur Sortimentsergänzung. Die gen betroffen werden. Auswirkungen dieser Preisdifferenzen auf die In- Sollten sich wider Erwarten negative Folgewir- dustrie und deren Beschäftigungslage werden durch kungen bei einem etwaigen Kraftwerksbau im Raum die Einfuhrregelungen im Rahmen des erneuerten Daaden-Weitefeld zeigen, wird das Land Rheinland Welttextilabkommens in Grenzen gehalten; sie sind Pfalz sicherlich sehr eingehend prüfen, ob und in- durch die neuen fünfjährigen Abkommen der EG wieweit eventuell Hilfsmaßnahmen geboten sind. für die Zukunft überschaubar geworden. Im übrigen. ist der Bau des Kraftwerks keines- Dennoch müssen die Unternehmen alle Chancen wegs beschlossen und auch in absehbarer Zukunft zur Sicherung und zum Ausbau ihrer Wettbewerbs- nicht zu erwarten; im Rahmen der langfristigen fähigkeit nutzen. Wie die Unternehmen der anderen Standortvorsorge wird lediglich die Eignung des Branchen stehen sie vor der Notwendigkeit,- sich Kreises Altenkirchen für einen eventuellen Kraft- an die sich verändernden Markt- und Wettbewerbs- werksbau überprüft. verhältnisse anzupassen. Die Textilindustrie kann dazu, wie Unternehmen anderer Industriezweige auch, die bestehenden Finanzierungshilfen des Bun- des und der Länder in Anspruch nehmen. Dabei Anlage 68 kommen vor allem die Finanzierungshilfen der re- Antwort gionalen Wirtschaftsförderung sowie zinsverbilligte Darlehen aus dem ERP-Sondervermögen zur Umstel- des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche lung des Produktionsprogramms in Betracht. Frage des Abgeordneten Böhm (Melsungen) (CDU/ CSU) (Drucksache 8/1931 Frage 48): Zu Frage B 46: Auf welchem Weg sind welche Mengen an Ziegeln aus der DDR in die Bundesrepublik Deutschland gelangt, für die keine der erforderlichen Gütenachweise und Überwachungsbescheini- Der Bundesregierung ist bekannt, daß Frankreich gungen vorliegen, so daß der hessische Minister des Innern veranlaßt war, im Rahmen der Baustellenüberwachung einzu- bei der Einfuhr von bestimmten Textilwaren mit greifen? 8078* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978

Hält die Bundesregierung an ihrer bisherigen Auffassung Der Bezug von Ziegeleierzeugnissen im inner- fest, daß eine Finanzierung von internationalen Ausgleichs- deutschen Handel ist allgemein genehmigt. zahlungen für Rohstoffe überwiegend durch Eigenkapital der Rohstoffabkommen (im Verhältnis zu Krediten) erfolgen muß? Im Jahre 1977 wurden Mauerziegel in Höhe von Hält die Bundesregierung an ihrer bisherigen Auffassung fest, daß ein Gemeinsamer Fonds über keine Eigenmittel ver- 830 000,— DM aus der DDR bezogen. Die Statistik fügen darf? weist allerdings nicht aus, auf welchem Weg die Ziegel in die Bundesrepublik Deutschland gelangt sind. Zu Frage B50: Bei der Grenzabfertigung wird nicht geprüft, ob Die Bundesregierung unterstützt den gemeinsa- für die bezogenen Waren ein Gütenachweis bzw. men Vorschlag der westlichen Industrieländer, der eine Überwachungsbescheinigung vorliegt, da nicht eine überwiegende Finanzierung der Ausgleichslager das Inverkehrbringen dieser Produkte, sondern ihre durch Eigenmittel vorsieht. Verwendung auf Grund des Bauaufsichtsrechtes gewissen Beschränkungen unterliegt. Aus diesem Über das Verhältnis von Eigenmitteln zu Fremd- Grund sind statistische Angaben hierüber auch nicht mitteln wird noch verhandelt werden. verfügbar. Das Bauaufsichtsrecht unterliegt der Kompetenz Zu Frage B 51: der Länder. Anforderungen an Baustoffe werden bauaufsichtlich nur gestellt aus Gründen der Stand- Der gemeinsame Vorschlag der westlichen Indu- sicherheit, des Brandschutzes, des Wärmeschutzes, strieländer sieht keine Eigenmittel für den gemein- des Schallschutzes, des Feuchtigkeitsschutzes, des samen Fonds vor. Gesundheitsschutzes und des Schutzes der Gewässer. Für Ziegel ist diese Forderung enthalten in der Ver- ordnung über die Überwachung von Baustoffen und Anlage 71 Bauteilen z. B. auch Landes Hessen (GVBL 1977, des Antwort S. 270). Danach dürfen künstliche Wand- und Dek- kensteine — zu denen die Ziegel gehören — nur des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftli verwendet werden, wenn sie aus Betrieben stam- chen Fragen des Abgeordneten Dr. Todenhöfer men, die einer Überwachung unterliegen. Nach der (CDU/CSU) (Drucksache 8/1931 Frage B 52 und 53) : Hessischen Bauordnung handelt ordnungswidrig, Wir beurteilt die Bundesregierung vor dem Hintergrund ihrer wer die erforderlichen Nachweise über die Brauch- bisherigen Aussagen Vorschläge, die die Verantwortlichkeit zwi- schen den einzelnen Rohstoffabkommen und einem Gemeinsamen barkeit der verwendeten Baustoffe nicht erbringt Fonds verwischen und die dem Gemeinsamen Fonds Finanzie- oder bereithält. Es ist daher Sache der Bauaufsichts- rung- und Managementfunktionen zuweisen? behörden, darauf zu achten, daß die gestellten An- Trifft es zu, daß die Bundesregierung plant, im Haushalts- entwurfs für 1979 einen Titel für internationale Lagerhaltung für forderungen eingehalten werden. Rohstoffabkommen, über die bisher noch verhandelt wird, ein- zusetzen?

Zu Frage B 52: Anlage 69 Die Bundesregierung tritt auch bei Ihren Vorstel- Antwort lungen über einen gemeinsamen Fonds gemeinsam mit den westlichen Industrieländern für die Auto- des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche nomie der einzelnen Rohstoffabkommen und gegen Frage des Abgeordneten Dr. Hüsch (CDU/CSU) die Übertragung von Managementfunktionen auf (Drucksache 8/1931 Frage 49) : den gemeinsamen Fonds ein. Daraus folgt, daß die Hält die Bundesregierung an ihrer bisherigen Haltung fest, Bundesregierung entgegenstehende Vorschläge nicht daß das zweite Fenster" des Gemeinsamen Fonds nicht als zusätzliches Finanzierungsinstrument konstruiert werden darf? akzeptiert.

Die Frage, ob es ein sogenanntes „zweites Fen- Zu Frage B 53: ster" geben wird, ist noch offen. Die Bundesregie- rung hat sich mit den westlichen Industrieländern Es kann sich ergeben, daß — unabhängig von der bereit erklärt, das zu prüfen, da auf diesem- Gebiet Frage eines gemeinsamen Fonds — die Bundesregie- bereits mehrere internationale Finanzinstitute tätig rung einer Beteiligung an der Finanzierung eines sind. Diese Prüfung ist noch nicht abgeschlossen. internationalen Ausgleichslagers für ein Abkommen Nach Vorliegen der Ergebnisse wird die Bundesre- über Naturkautschuk zustimmt. Für den Fall, daß gierung in Konsultation mit den westlichen Indu- hierfür bereits 1979 Beiträge geleistet werden müs- strieländern die nötigen Beschlüsse fassen. sen, sind die notwendigen haushaltsmäßigen Vor- aussetzungen zu schaffen.

Anlage 70 Anlage 72 Antwort Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftli- chen Fragen des Abgeordneten Dr. Hoffacker (CDU/ des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schrift CSU) (Drucksache 8/1931 Fragen B 50 und 51): lichen Fragen des Abgeordneten Hoffmann (Saar- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8079* brücken) (SPD) (Drucksache 8/1931 Fragen B 54 Maßnahmen auf dem Gebiet der Stahlweiterver- und 55) : arbeitung zu Lasten der Saar plant. Weder Ge- Welche Auflagen im einzelnen hat die Bundesregierung mit spräche mit dem belgischen Wirtschaftsminister und der Vergabe von direkten Zuschüssen, Krediten und Bürgschaf- hohen belgischen Beamten noch die Durchsicht uns ten an die saarländisdie Stahlindustrie verbunden oder gedenkt sie zu verbinden? vorliegender Papiere neueren Datums stützen Ihren Ist der Bundesregierung bekannt, daß in der belgischen Re- Verdacht. gierungsvorlage zur Restrukturierung der Stahlindustrie eine Konzentration von Stahlweiterverarbeitung in Belgien und Lu- xemburg zu Lasten der Saar und dem belgischen Charleroi Becken vorgeschlagen wird, und welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung daraus?

Anlage 73 Zu Frage B 54: Antwort Die Bundesregierung muß auf Grund der bisheri- gen Erkenntnisse davon ausgehen, daß zwei der drei des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftlichen Stahlunternehmen an der Saar in ihrer jetzigen Fragen des Abgeordneten Pieroth (CDU/CSU) Struktur und bei der gegebenen Kapital- und Finanz- (Drucksache 8/1931 Fragen B 56 und 57) : ausstattung bei der zu erwartenden Marktentwick- Gibt es nach dem Erkenntnisstand der Bundesregierung in der Bundesrepublik Deutschland keine Textilfirma, die nicht aus lung keine weitere Lebenschance haben. Demnach Bundesmitteln subventioniert wird? wären ohne ein neues unternehmerisches Konzept Für wieviel Textilfirmen wurden seit 1970 Bundesbürgschaften und ohne staatliche Hilfen alle ihre Arbeitsplätze in gewährt? akuter Gefahr. Bruchartige soziale Entwicklungen wären eine unvermeidbare Begleiterscheinung. Zu Frage B 56:

Die Bundesregierung gibt deshalb ihre Hilfen mit Die Unternehmen der Textilindustrie nehmen folgendem Ziel: ebenso wie die Unternehmen der anderen Wirt- — Die Unternehmen sollen wieder wettbewerbs schaftszweige die allgemeinen Wirtschaftsförde- fähig werden, damit die verbleibenden Arbeits- rungsmaßnahmen in Anspruch. Branchenspezifische plätze auf Dauer gesichert werden. Die Unterneh- Förderprogramme des Bundes zugunsten der Textil- men müssen sich mithin unverzüglich den welt- industrie bestehen nicht. weit veränderten Marktverhältnissen anpassen; das zugrunde liegende Konzept muß tragfähig sein und die Verlustquellen müssen alsbald ab- Zu Frage B 57: gebaut werden. Die Bundesregierung hat seit 1970 unmittelbar — Die in diesem Zusammenhang unvermeidbaren keine Bürgschaften für Textilfirmen gewährt. Anpassungen auch auf der Beschäftigungsseite sollen organisch vor sich gehen; bruchartige Ent- Sie hat aber Bürgschaften über insgesamt 31,4 wicklungen sind zu vermeiden. Millionen DM zu 50 v. H. rückgarantiert, die von sechs Bundesländern im Rahmen der Gemeinschafts- — Die Lasten und Aufbauleistungen müssen im aufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschafts- ARBED-Bereich gleichgewichtig verteilt werden; struktur" 20 mittelständischen Textilfirmen gewährt Lösungen einseitig zu Lasten der Saar können wurden. Es handelt sich dabei um Bürgschaften, nicht hingenommen werden. über deren Gewährung die Bundesländer gem. § 9 — Für die Saar-Standorte ist eine ausgewogene des Gesetzes über die Gemeinschaftsaufgabe allein Lösung zu finden, wobei die unterschiedliche entscheiden. Ausgangslage nicht übersehen werden kann. Möglicherweise haben auch die Kreditgarantie- — Der traditionelle Kohleverbund der Hütten mit gemeinschaften des Handwerks und der Industrie Saarberg soll über 1973 hinaus erhalten bleiben. Bürgschaften zugunsten kleiner und mittlerer Textil- Diese Ziele werden in den mit ARBED abzuschlie- firmen übernommen, die vom Bund zu 36 v. H. rück- ßenden Verträgen ausbedungen. verbürgt sind. Auf die Verbürgung durch die Kre- - ditgarantiegemeinschaften im Einzelfall hat der Bund In diesen Verträgen wird auch eine Absprache ebenfalls keinen Einfluß. über die Kokerei- und Roheisenkapazitäten an der Saar zu treffen sein. Es wird ferner erwartet, daß die ARBED ihr in Deutschland gelegenes Vermögen zur Sicherheit verpfändet. Außerdem werden eine Reihe von Kontrollmöglichkeiten vereinbart werden, die Anlage 74 Ihnen meine Mitarbeiter gern in einem Gespräch im einzelnen erläutern. Antwort des Pari. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche Zu Frage B 55: Frage des Abgeordneten Niegel (CDU/CSU) (Druck- sache 8/1931 Frage B 58) : Wie Ihnen bereits mit Schreiben vom 9. Juni 1978 Sind der Bundesregierung die Proteste aus den Reihen der mitgeteilt worden ist, hat die Bundesregierung keine Bauindustrie und des Baugewerbes zu der vorgesehenen Waren- und Materialeingangserhebung in der Bauwirtschaft bekannt, die Anhaltspunkte dafür, daß die belgische Regierung nach deren Ansicht erhebliche Arbeitsbelastungen bringen und 8080* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978

in keinem vertretbaren Verhältnis zu den Zielsetzungen dieser Statistik stehen, und ist die Bundesregierung bereit, daraus die Anlage 75 Konsequenzen zu ziehen? Antwort

Die für das Berichtsjahr 1978 ,durchzuführende des Bundesministers Ertl auf die Schriftliche Frage Material- und Wareneingangserhebung basiert auf Lies Abgeordneten Rühe (CDU/CSU) (Drucksache der mit dem Gesetz über die Statistik im Produzie- 8/1931 Frage B 59): renden Gewerbe vom 6. November 1975 erfolgten Kann die Bundesregierung Zeitungsmeldungen bestätigen, nach Regelung, alle vier bis sechs Jahre den Material- denen Teile der Kutterflotte aus Hamburg-Finkenwerder aus und Wareneingang im Bergbau und Verarbeitenden Angst vor Willkürhandlungen Polens in der Ostsee aus den dortigen traditionellen Fanggebieten in die Nordsee auswei- Gewerbe sowie im Baugewerbe zu erfragen. Anders chen, was darüber hinaus zu zusätzlichen wirtschaftlichen Pro- blemen der Finkenwerder Kutterflotte führt, und welche Sofort- als in den beiden erstgenannten Bereichen, in de- maßnahmen plant die Bundesregierung, um den Finkenwerder nen bereits in den fünfziger und sechziger Jahren Fischern schnellstmöglich wieder einen ungefährdeten Fang in ihren traditionellen Fanggebieten in der Ostsee zu ermög- (zuletzt 1968) je eine Erhebung dieser Art durchge- lichen, und ist der Bundeskanzler bereit, persönlich bei dem polnischen Parteichef Gierek, der noch vor kurzem Gast in führt wurde und jetzt wiederholt wird, findet die Hamburg war, zu intervenieren, um die für die deutschen Fi- Erhebung im Bereich des Bauhaupt- und Ausbau- scher unerträgliche Situation zu bereinigen? gewerbes zum ersten Male statt. Schwierigkeiten bei der Erhebung des Material- und Wareneingangs Die deutsche Ostseefischerei ist durch die Er- waren, da die erfragten Daten nicht in allen Fällen richtung von Fischereizonen in der Ostsee und die und ohne weiteres dem betrieblichen Rechnungs- damit verbundene Verdrängung aus traditionellen wesen zu entnehmen sind, auch jeweils bei den Fanggebieten besonders betroffen. Die schwierige ersten Erhebungen dieser Art in der Industrie zu Lage wird durch polnische Übergriffe in der Grau- überwinden. Die Erhebungen sind jedoch nach Be- zone bei Bornholm verschärft, wo sich dänische seitigung der Anfangsschwierigkeiten dort relativ und polnische Ansprüche auf Fischereizonen über- gut verlaufen und haben letztlich doch zu brauch- lappen. baren Ergebnissen geführt. Die Bundesregierung steht ebenso wie die däni- Die mit der Erhebung gewonnenen Erkenntnisse sche Regierung auf dem Standpunkt, daß in dem über die Zusammensetzung des Material- und Waren- von Dänemark beanspruchten Seegebiet deutsche eingangs bilden die Voraussetzung für gesamtwirt- Fischer dieselben Rechte haben wie dänische Boote, schaftliche Untersuchungen, insbesondere für die da die Fischereizonen dem gemeinsamen Fischerei- Aufstellung von Input-Output-Tabellen und ermög- regime der EG unterliegen. Polen hat kein Recht, lichen damit erst die Analyse endogener Verände- einseitig und im Gegensatz zur dänischen Auffas- rungen oder exogener Anstöße durch die gesamte sung darüber zu befinden, welche Schiffe auf Grund Wirtschaft hindurch. In diesem Zusammenhang darf der für die dänische Fischereizone geltenden Rege- ich auf die Beantwortung der Frage des Abgeord- lung in der umstrittenen Grauzone fischen dürfen neten Prangenberg in der 89. Sitzung ,des Deutschen und welche nicht. Bundestages am 10. Mai 1978 hinweisen. Die Bun- desregierung hält die 1Durchführung der Erhebung Die Bundesregierung hat ihren Standpunkt gegen- zu diesem Zeitpunkt nach wie vor für vertretbar, über der polnischen Regierung nachdrücklich zum zumal die Fragebogen zur Ermittlung des Mate- Ausdruck gebracht. Sie erwartet, daß die polnische rial- und Wareneingangs vom Statistischen Bundes- Regierung das Recht der deutschen Boote ebenso amt in Zusammenarbeit mit den betroffenen Fach- respektiert wie das Recht der dänischen Kutter. verbänden und Firmensachverständigen erarbeitet wurden. Die Bundesregierung wird in ihren Bemühungen von der dänischen Regierung unterstützt, die sich Selbst unter Berücksichtigung der aufgezeigten insbesondere bereit erklärt hat, auch für deutsche Zielsetzungen und vielfältigen Verwendungsmög- Fischereifahrzeuge Schutz zu übernehmen. lichkeiten der angestrebten Ergebnisse habe ich aber durchaus Verständnis für die von Unternehmen In den inzwischen errichteten unstreitigen Fische- der Bauindustrie nunmehr vorgetragenen Probleme. reizonen der Ostsee-Anrainer hängt — mit Aus- Auch ich bin nach 'Durchsicht der detaillierten Mu- nahme Dänemarks — die Rückgewinnung tradi- sterfragebogen der Auffassung, daß es in Einzelfäl-- tioneller Fangmöglichkeiten für unsere Fischer von len schwierig sein dürfte — wie bereits erwähnt —, Verhandlungen über Zugangsrechte ab. Bilaterale die geforderten Daten den betrieblichen Unterlagen Verhandlungen kommen nicht in Betracht; sie wür- zu entnehmen bzw. ohne große Mühe daraus abzu- den der deutschen Fischerei insgesamt nachhaltig leiten. Um einerseits die wirtschaftspolitisch drin- schaden. Allein zuständig ist die EG, die sich mit gend benötigten Daten in vertretbarem Umfang be Schweden über Fangrechte für 1978 auf der Grund- reitstellen zu können und andererseits der von den lage von Gegenseitigkeit einigen konnte. Die Ver- Unternehmen geäußerten Kritik Rechnung zu tra- handlungen mit der Sowjetunion, Polen und der gen, habe ich ,das Statistische Bundesamt gebeten, Deutschen Demokratischen Republik stoßen dage- den Fragenkatalog 'der Material- und Warenein- gen auf grundsätzliche Schwierigkeiten. Die Bun- gangserhebung in Zusammenarbeit mit .den Ver- desregierung wird sich weiterhin bemühen, im Rah- bänden nochmals zu überprüfen. Ich gehe davon aus, men der Gemeinschaft auch Zugang zu den Ge- daß dies kurzfristig erfolgen kann, damit der vor- wässern dieser Länder in der Ostsee zu erreichen, gesehene Erhebungstermin dadurch nicht gefährdet in denen unsere Fischer traditionell Fischfang be- wird. trieben haben. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8081*

Anlage 76 republik Deutschland abgehalten sowie verschie- dene vorbereitende bi- und multilaterale Ge- Antwort spräche geführt. Ich rechne damit, daß das Über- des Bundesministers Ertl auf die Schriftliche Frage einkommen Mitte 1979 anläßlich einer internatio- des Abgeordneten Dr. Schmitt-Vockenhausen (SPD) nalen Konferenz von Regierungsbevollmächtig- (Drucksache 8/1931 Frage B 60) : ten in Bonn verabschiedet werden kann. Welche Maßnahmen hat die Bundesregierung ergriffen, um ein teilweises Aussterben von Vogelarten, insbesondere von — Im Hinblick auf die unzufriedenstellende Jagd- Zugvögeln, zu verhindern, und was unternimmt sie zu diesem gesetzgebung für Vögel in Italien hat die Bun- Zweck auf europäischer Ebene (EG-Richtlinie über die Erhaltung der Vogelarten)? desregierung mehrfach ihre Besorgnis gegenüber den zuständigen italienischen Stellen zum Aus- Die Bundesregierung bemüht sich auf nationaler druck gebracht und um eine Änderung der jagd- und internationaler Ebene um Maßnahmen zum lichen Vorschriften gebeten. Diese bilateralen Be- Schutz vom Aussterben bedrohter Vogelarten, ins- mühungen blieben leider bisher ohne nennens- besondere von Zugvogelarten. werten Erfolg.

Nationale Aktivitäten — Dem Schutz gefährdeter Vogelarten dient auch — Durch die ab 1. April 1977 gültige Neufassung die Konvention des Europarates zum Schutz wild des Bundesjagdgesetzes ist die Liste der jagd- wachsender Pflanzen und wildlebender Tiere, die baren Federwildarten den neuesten ornithologi- z. Z. in Straßburg auf Grund einer Empfehlung der schen Kenntnissen angepaßt und eingeschränkt 2. Europäischen Umweltministerkonferenz vorbe- worden. reitet wird. Die Bundesregierung beteiligt sich intensiv an den Vorarbeiten zu dieser Konven- Zusammenhängend damit wurde bei der Neufas- tion, die bis Ende des Jahres abgeschlossen sein sung der Verordnung über die Jagdzeiten vom sollen. Die Konvention soll Anfang 1979 auf der 2. April 1977 für insgesamt 10 besonders bedrohte 3. Europäischen Umweltministerkonferenz verab- Federwildarten, darunter Falken und Greife, eine schiedet werden. ganzjährige Schonzeit vorgeschrieben. Für andere, jagdbare Federwildarten wurden die Jagdzeiten nach modernen ornithologischen und jagdkundlichen Erkenntnissen neu festgelegt. Anlage 77 — Die in Vorbereitung befindliche Bundesarten- Antwort schutzverordnung zum Bundesnaturschutzgesetz berücksichtigt bei der Benennung der zu schüt- des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schrift zenden Arten insbesondere auch Arten gefährde- lichen Fragen der Abgeordneten Frau Steinhauer ter Zugvogelpopulationen. Mit der Verabschie- (SPD) (Drucksache 8/1931 Fragen B 61, 62 und 63): dung dieser Verordnung kann noch im Laufe des Wie tragen die Hilfen der Bundesanstalt für Arbeit (Berufs- beratung, Arbeitsvermittlung, Förderung der beruflichen Bildung) Jahres 1978 gerechnet werden. der besonderen Situation der ausländischen Jugendlichen Rech- nung? — Auch die daran anschließend zu erarbeitende Ist die Bundesregierung der Auffassung, daß die bisher er- griffenen Maßnahmen ausreichen, um die jungen Ausländer Verordnung über den Ex- und Import von Tieren beruflich zu integrieren? und Pflanzen wird die Aspekte des Schutzes ge- Wie beurteilt die Bundesregierung die Chance für eine wei- fährdeter Zugvogelpopulationen besonders be- tere Ausweitung der bestehenden Maßnahmen zur beruflichen Integration der Kinder ausländischer Arbeitnehmer, und welche rücksichtigen. finanziellen Aufwendungen sind hierfür erforderlich?

Internationale Aktivitäten Die Hilfen der Bundesanstalt für Arbeit für aus- — Seit rund 2 Jahren wird in Brüssel ferner der ländische Jugendliche im Bereich der Berufsberatung Vorschlag einer Richtlinie über die Erhaltung der und Arbeitsvermittlung sind grundsätzlich diesel- Vogelarten beraten, der einen umfassenden ben, die kraft Gesetzes deutschen Jugendlichen zu Schutz der vom Aussterben bedrohten Vogelarten- leisten sind. Die Hilfen setzen bereits in den Ab- vorsieht. Der Umweltrat der EG hat sich bereits gangsklassen der allgemeinbildenden Schulen in zweimal mit dem. Richtlinienvorschlag befaßt. Form einer allgemeinen Berufsorientierung ein. Zwischen acht Staaten konnte bereits eine Eini- Bei sprachlichen Verständigungsschwierigkeiten gung erzielt werden. Ich hoffe, daß auch der werden in der Regel die Sozialbetreuer der betrof- neunte Staat in der nächsten Woche seine noch fenen Nationalitätengruppe beteiligt. Darüber hin- vorbehaltene Zustimmung erteilt. aus hat die Bundesanstalt für Arbeit die Informa- tionsschrift „mach's richtig" für ausländische Schüler, - Die Bundesregierung fördert seit 1974 den Ab- schluß eines weltweiten internationalen Überein- Jugendliche und deren Eltern in italienischer, spa- kommens der wandernden wildlebenden Tierar- nischer, griechischer, türkischer und jugoslawischer Sprache herausgebracht. ten, durch das insbesondere gefährdete Zugvogel- arten wirksam geschützt werden sollen. Zur Im Rahmen der Durchführung von Maßnahmen Vorbereitung dieses Übereinkommens wurden zur sozialen Eingliederung ausländischer Jugend- auf Einladung der Bundesregierung bereits eine licher, die über den Sprachverband „Deutsch für internationale Expertenkonferenz in der Bundes ausländische Arbeitnehmer e. V." gefördert werden, 8082* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 wirken Berufsberatung und Arbeitsvermittlung eng Zur Zeit betragen die Kosten eines Jahreskurses mit den Maßnahmeträgern zusammen. Vor Beendi- mit 20 Teilnehmern etwa 60 000 DM. Die Bundes- gung der Maßnahmen werden — wie für Schulab- regierung wird sich im Rahmen der gegebenen Ver- gänger — rechtzeitig Beratungen vorgesehen und waltungs- und Finanzierungskompetenz um eine die berufliche Eingliederung eingeleitet. kontinuierliche Ausweitung des Integrationsange- bots bemühen. Die Bundesanstalt bietet außerdem ausländischen Jugendlichen die Teilnahme an den von ihr finan- Ein ausreichendes Angebot für die berufliche In- zierten berufsvorbereitenden Maßnahmen an. Mit tegration wird jedoch nur aufgebaut werden können, der Teilnahme soll neben der intensiven Vorberei- wenn auch die Länder ihre Bemühungen zur be- tung auf einen Beruf in gewissen Grenzen auch die ruflichen Vorbereitung der Jugendlichen, wie sie sprachliche sowie die soziale Integration der aus- zum Beispiel im Rahmen des Berufsgrundbildungs- ländischen Jugendlichen gefördert werden. Die Bun- jahres und seiner Sonderformen eingeleitet wurden, desanstalt kann jedoch nach ihrer durch das Ar- verstärkt fortsetzen. Voraussetzung ist auch da- beitsförderungsgesetz vorgegebenen Aufgabenstel- bei ein auf die besondere Situation der ausländi- lung nicht die Teilnahme an Maßnahmen finanziell schen Jugendlichen abgestelltes Angebot. fördern, die Defizite im Schulbereich ausgleichen. sol- len (z. B. Nachholen des Hauptschulabschlusses) oder lediglich das Erlernen der deutschen Sprache zum Ziele haben. Anlage 78 Leistungen zur individuellen Förderung der be- ruflichen Bildung werden nach Maßgabe der §§ 40 ff. Antwort AFG Ausländern unter den gleichen Voraussetzun- des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schrift- gen wie Deutschen gewährt. lichen Fragen des Abgeordneten Vogelsang (SPD) Die Bundesregierung hat sich mit besonderem (Drucksache 8/1931 Fragen B 64 und 65) : Nachdruck der beruflichen Integration der arbeits- Inwieweit hat die Bundesregierung die in den Vorschlägen der Bund-Länder-Kommission zur Fortentwicklung einer umfas- losen ausländischen Jugendlichen ohne Hauptschul- senden Konzeption der Ausländerbeschäftigungspolitik entwik- abschluß angenommen. Der Schwerpunkt der För- kelten Vorstellungen zur Integration der Kinder ausländischer derung liegt in den Maßnahmen zur sozialen und Arbeitnehmer inzwischen realisiert? Wo müssen nach Auffassung der Bundesregierung die Schwer- beruflichen Eingliederung, die von Bund und Län- punkte der Integrationsmaßnahmen liegen, um eine möglichst dern finanziert sowie inhaltlich und organisatorisch rasche gesellschaftliche und berufliche Integration der Kinder ausländischer Arbeitnehmer zu erreichen? vom Sprachverband „Deutsch für ausländische Ar- beitnehmer e. V." koordiniert werden. Diese Maß- nahmen sollen die ausländischen Jugendlichen durch Die Bund-Länder-Kommission zur Fortentwicklung den Abbau von Sprach- und Bildungsdefiziten so- einer umfassenden Konzeption der Ausländerbe- wie durch sozialpädagogische Hilfen und Berufs- schäftigungspolitik hat den Problemen der Kinder orientierung für ein Arbeits- oder Ausbildungsver- ausländischer Arbeitnehmer breiten Raum gewidmet. hältnis bzw.' für die Teilnahme an den berufsvor- Die Bundesregierung, die die Arbeiten der Kommis- bereitenden Maßnahmen der Bundesanstalt für Ar- sion wesentlich mitgestaltet hat, sieht in diesen Vor- beit befähigen. Das Programm, das in enger Zu- schlägen die konzeptionelle Grundlage ihrer Arbeit sammenarbeit mit der Bundesanstalt für Arbeit in der Ausländerpolitik. Dabei bildet die Integration durchgeführt wird, wird zur Zeit bundesweit in 66 der Kinder ausländischer Arbeitnehmer die Schwer- Kursen mit ca. 1 000 Jugendlichen erprobt. Ab punktaufgabe dieser Politik. Herbst 1978 soll das Programm auf über 2 000 Teil- Die Bundesregierung hat sich vor allem um die nehmer ausgeweitet werden. Die Maßnahmen sind stufenweise Verfestigung des aufenthaltsrechtlichen aber erst der Beginn eines auf Vorschlag der Bund- Länder-Kommission zur Fortentwicklung einer um- Status der Ausländer bemüht und im Bundesrat eine fassenden Konzeption der Ausländerbeschäftigungs- Vorlage eingebracht, die den Vorschlägen der Bund- politik entwickelten Programms und reichen bei der Länder-Kommission entsprach. Der Bundesrat hat derzeitigen Größenordnung nicht aus, um einen hin- diese Vorlage mit einigen zusätzlichen Erleichterun- gen für Kinder ausländischer Arbeitnehmer am reichend großen Personenkreis zu erfassen.- Die Zahl der ausländischen Jugendlichen, die ohne 2. Juni 1978 angenommen. Die Neuregelung, die nach Hauptschulabschluß die Schule verlassen, muß mit dem derzeitigen Stand des Verfahrens am 1. Okto- mindestens 15 000 Jugendlichen angenommen wer ber 1978 in Kraft treten dürfte, ermöglicht ausländi- den. Eine weitere Verbesserung der personellen, schen Arbeitnehmern und ihren Kindern — wenn infrastrukturellen und finanziellen Voraussetzungen sie schon längere Zeit im Bundesgebiet verweilen — der Maßnahme ist deshalb notwendig. einen gesicherten langfristigen Aufenthalt und stellt damit eine wichtige rechtliche Voraussetzung für Die Kapazität der Träger läßt einen weiteren verstärkte Integrationsbemühungen und deren po- Ausbau der Maßnahmen zu. Die Motivation der sitive Aufnahme durch die Ausländer dar. Gleichzei- Teilnehmer wird sich nicht zuletzt durch eine ge- tig sind die besondern Integrationsmaßnahmen für zielte Jugend- und Elternberatung steigern lassen. Kinder ausländischer Arbeitnehmer verbessert und ausgeweitet worden. Der Umfang der Maßnahmen wird aber letztlich von den finanziellen Mitteln abhängen, die die Par- So hat die Bundesregierung die von ihr geförder- lamente in Bund und Ländern hierfür bewilligen. ten außerschulischen Maßnahmen in Form von Haus- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8083* aufgaben- und Freizeithilfen gegenüber 1976 fast Verhältnisse des einzelnen Falles im Rahmen der verdreifacht und durch Absprache mit den Ländern Prüfung nach § 19 AFG verstärkt zu beachten, so eine wirksame Integrationshilfe aufgebaut, durch daß die Arbeitserlaubnis in aller Regel erteilt wird. die im Jahre 1978 voraussichtlich über 10 000 Kinder erfaßt werden. Entsprechend den Vorschlägen im Kommissions- papier hat die Bundesregierung ein Jugendprogramm entwickelt, das in enger Absprache mit den Bundes- Anlage 79 ländern und mit deren finanzieller Beteiligung zur Antwort Zeit in 66 Kursen mit ca. 1 000 Teilnehmern bundes- weit erprobt wird. Dieses Programm, das vom des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schrift- Sprachverband „Deutsch für ausländische Arbeitneh- lichen Fragen der Abgeordneten Frau Dr. Neumeister mer e. V." koordiniert wird, richtet sich an arbeits- (CDU/CSU) (Drucksache 8/1931 Fragen B 66, 68, 69 lose ausländische Jugendliche ohne Hauptschulab- und 70): schluß, um sie in einjährigen Vollzeitkursen durch Welche Gründe waren für die Bundesregierung maßgebend, auf Seite 102 ihres Sozialberichts 1978 (Drucksache 8/1805) von den Abbau von Sprach- und Bildungsdefiziten, durch Vorausschätzungen der Ausgabenentwicklungen in den Jahren sozialpädagogische Hilfen und allgemeine Berufs- 1978 und 1982 lediglich bei den einzelnen Leistungsarten der gesetzlichen Krankenversicherung abzusehen, obwohl die Sum- orientierung auf den Beruf vorzubereiten. Das Pro- men aller Sach- und Geldleistungen der Krankenversicherung gramm soll im kommenden Jahr auf etwa 120 Kurse auch für die Jahre 1978 und 1982 angegeben werden? mit über 2 000 Jugendlichen ausgeweitet werden. Welche Kosten sind der Bundesregierung durch ihre Infor- mationskampagne über den Regierungsentwurf zum 21. Renten- anpassungsgesetz durch Anzeigen und Beilagen in Millionen- Ebenso ist der Kommissionsvorschlag, die sprach- höhe sowie ihre Informationsbroschüre in einer Startauflage von 100 000 Exemplaren entstanden, und wie hält die Bundes- lichen und beruflichen Fortbildungsmaßnahmen, die regierung eine solche Kampagne mit der von ihr immer wieder für Ausländer berufsbegleitend angeboten werden, betonten Verpflichtung zur Beachtung des „Wirtschaftlichkeits- grundsatzes" bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit für vereinbar? auch für ausländische Jugendliche zu öffnen, inzwi- Ist die Bundesregierung auch der Meinung, daß eine solche schen verwirklicht. Bereits 1977 haben an dieser Informationskampagne über einen Gesetzentwurf nicht noch Maßnahme, die von Bund und Ländern gemeinsam mehr Verunsicherung des Bürgers bedeutet? Aus welchem Grund und für welchen Personenkreis hat die gefördert wird, über 1 700 ausländische Jugendliche Bundesregierung die seit kurzem im Umlauf befindliche Infor- bis zu 21 Jahren teilgenommen. mationsfaitmappe, in der sie noch einmal ausführlich über ihre Informationskampagne berichtet, erstellen lassen, und welche Große Bedeutung mißt die Bundesregierung auch Kosten sind allein durch diese Informationsmappe entstanden? der stärkeren Ausrichtung der Sozialberatung auf die Integrationsproblematik der zweiten Ausländerge- Zu Frage B 66: neration unter Einbeziehung der Eltern bei. Erstmals im Haushalt 1978 stehen für eine entsprechende Ju- Ich erlaube mir, auf die Erläuterungen hinzuwei- gend- und Elternarbeit 2,5 Millionen DM Bundes- sen, die auf Seite 101 des Sozialbudgets zu diesem mittel zur Verfügung. Darüber hinaus werden im Punkt gemacht werden. Zu der Zeit, in der die Be- Rahmen der Jugendhilfe mehrere Modelle mit dem rechnungen zum Sozialbudget angestellt worden Ziel gefördert, die allgemeine Jugendarbeit stärker sind, lagen die Ergebnisse der konzertierten Aktion auch auf die ausländischen Kinder übertragen zu im Gesundheitswesen noch nicht vor. Der Bundes- können. An diesem Beispiel wird zugleich deutlich, minister für Arbeit und Sozialordnung konnte daher daß nicht nur finanzielle Hilfen erforderlich sind, noch keine detaillierten Angaben — auch nicht für sondern daß alle gesellschaftlichen Kräfte dem Pro- den Zeitraum des Sozialbudgets bis 1982 — machen, blem der Integration von Ausländern noch mehr ohne der konzertierten Aktion vorzugreifen. Wohl Aufmerksamkeit widmen müssen. aber wurden aus der erwarteten Lohnrate abgelei- tete Globalschätzungen vorgenommen, die nicht nur Die Schwerpunkte dieser Integrationsbemühungen für die Komplettierung des Rechenwerks zum Sozial- müssen in der beruflichen Eingliederung der jungen budget, sondern auch für andere mittelfristige Be- Ausländer liegen. Gelingt sie nicht, bleiben letztlich rechnungen erforderlich sind. alle anderen Maßnahmen wirkungslos. Dabei haben die Erfahrungen, die mit dem Jugendprogramm des Sprachverbandes gemacht wurden, die Notwendig- Zu Fragen B 68, 69 und 70: keit sozialpädagogischer Hilfen als wesentlichen Be- standteil dieser beruflichen Eingliederung deutlich Das Bundesministerium für Arbeit und Sozial- gemacht. Diese Hilfen sollen das Spannungsfeld ab- ordnung hat den Entwurf des 21. Rentenanpassungs- bauen helfen, in dem der Jugendliche wegen seiner gesetzes und eine ganze Reihe notwendiger Zusatz- geringen beruflichen Chance als Folge der fehlen- informationen in einer Vielzahl von Veröffent- den schulischen Bildung und wegen der weitgehend lichungen verbreitet. mißlungenen Indentifizierung mit der Fremdkultur 1. Der „Leitfaden zum Entwurf des 21. Renten- steht. anpassungsgesetzes" wurde zunächst in einer Wegen der besonderen Bedeutung der beruflichen Auflage von 106 800 Exemplaren gedruckt; die Integration hat die Bundesregierung die Bundesan- Kosten dafür betrugen 40 135 DM. anstalt für Arbeit gebeten, bei der Entscheidung 2. Sechs Anzeigen in der Boulevard-Presse erreich- über die Arbeitserlaubnis für ausländische Jugend- ten eine Auflage von zusammen 39 Millionen liche, die an dem Sonderprogramm für Jugendliche Exemplaren und kosteten voraussichtlich 430 000 ohne Hauptschulabschluß teilgenommen haben, die DM (die Endabrechnung liegt noch nicht vor). 8084* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978

3. Eine Zeitungsbeilage in der Regionalpresse wur- weil sie ohne ihr Verschulden nicht rechtzeitig von de mit einer Auflage von 12,7 Millionen Exem- der Eröffnung des Konkursverfahrens Kenntnis er- plaren verbreitet; die Kosten des Drucks und halten haben. Sie prüft zur Zeit, wie dies unter Be- des Beilegens erreichen voraussichtlich zwei Mil- rücksichtigung der Belange der Arbeitnehmer einer- lionen DM (auch hier gibt es noch keine End- seits und der Solidargemeinschaft andererseits am abrechnung). zweckmäßigsten gewährleistet werden kann. Dabei wird auch Ihr Vorschlag geprüft werden, den Kon- Eine Anzeige in der Gewerkschaftspresse sowie 4. kursverwalter zu verpflichten, die aus dem Betrieb in Zeitschriften aller drei im Bundestag vertre- ausgeschiedenen Arbeitnehmer über die Eröffnung tenen Parteien erreichte 3,7 Millionen Auflagen des Konkursverfahrens zu unterrichten. Ich mächte und kostete rd. 99 000 DM (auch hier gibt es noch jedoch schon jetzt darauf hinweisen, daß nach § 111 keine Endabrechnung). Abs. 3 der Konkursordnung allen Gläubigern der 5. Eine Lesezirkel-Beilage wurde in 200 000 Exem- Beschluß über die Eröffnung des Konkursverfahrens plaren verbreitet und kostete 28 000 DM (die zugestellt wird, deren Anschrift dem Konkursge- Endabrechnung steht noch aus). richt bekannt ist. Alle genannten Maßnahmen sind nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 2. März 1977 nicht nur zulässig, sondern notwendig. Der Grundsatz der Wirtschaftlichkeit wurde bei Anlage 81 jeder Einzelmaßnahme beachtet. Antwort Die Bundesregierung ist — und damit komme ich zu Ihrer zweiten Frage — der Meinung, daß die des Staatssekretärs Dr. Hiehle auf die Schriftliche Aktion notwendig war, um Beitragszahlern und Frage des Abgeordneten Handlos (CDU/CSU) Rentnern in allgemein verständlicher Weise den (Drucksache 8/1931 Frage B 71): Inhalt des Gesetzes nahezubringen und sie über Trifft es zu, daß sich die Bundesregierung nunmehr definitiv für den Kauf des amerikanischen Aufklärungssystems AWACS ihre Rechte und Pflichten aufzuklären. entschieden hat, und wenn ja, warum wird dann z. B. noch der Bau von Tieffliegermeldesystemen wie z. B. in Kirchdorf Zu Ihrer dritten Frage möchte ich folgendes be- (Landkreis Regen) bzw. eines Radarturms auf dem Arber voran- getrieben? merken: Die Informationsfaltmappe ist nicht im Auftrag Nachdem der Haushalts- und Verteidigungsaus- oder auf Kosten der Bundesregierung hergestellt schuß am 12. April 1978 über die mögliche Beteili- worden, sondern wurde dem Bundesministerium für gung der Bundesrepublik Deutschland an Beschaf- Arbeit und Sozialordnung von der Werbeagentur fung und Betrieb des NATO-AWACS-Systems un- acon in Köln zur Verfügung gestellt. Die Agentur terrichtet worden sind, hat Bundesminister Dr. Apel hat diese Mappe für eigene Werbe- und Repräsen- anläßlich der DPC-Tagung vom 18./19. Mai 1978 dem tationszwecke herstellen lassen. Eine kleine Stück- Programmvorschlag der NATO im Grundsatz zuge- zahl überließ die Agentur dem Bundesministerium stimmt. Er hat jedoch darauf verwiesen, daß eine für Arbeit und Sozialordnung, das seinerseits vor- endgültige Bindung der Bundesrepublik Deutsch- rangig dem Bundestagsausschuß für Arbeit und land erst nach der parlamentarischen Billigung er- Sozialordnung sechs Exemplare zur Verfügung stell- folgen kann. te, damit sich die sachkundigen Abgeordneten aller dort vertretenen Parteien ein vollständiges und zu- Die Verteidigungsminister haben aus diesem An- treffendes Bild von der Informationstätigkeit der laß den Abschluß der jeweiligen nationalen Ent- Bundesregierung im Zusammenhang mit dem 21. scheidungsprozesse unterschiedlich für den Zeit- Rentenanpassungsgesetz machen konnten. raum Juni — September 1978 angekündigt. Die vergleichende Bewertung bodenständiger und luftgestützter Mittel der Luftraumüberwachung (Frühwarnung, Luftlageerstellung, Leiten von Kampfmitteln) als Teile eines auf die Gesamtvertei- Anlage 80 digung ausgerichteten Verbundsystems ergibt fol- Antwort gende Feststellungen:

des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schrift- 1. AWACS bietet als luftgestützter Sensor eine liche Frage des Abgeordneten Schreiber (SPD) großräumige Luftraumüberwachung, besonders ge- genüber Tieffliegern und in der Tiefe des gegne- (Drucksache 8/1931 Frage B 67): rischen Raumes. Auf Grund seiner hohen Mobilität Ist die Bundesregierung bereit, in dem in Vorbereitung be- eignet sich AWACS besonders für flexibel geführte findlichen Fünften Gesetz zur Änderung des Arbeitsförderungs- gesetzes eine Regelung zu schaffen, die den Konkursverwalter Einsätze in Schwerpunkten, in Lücken und Räumen verpflichtet, allen Arbeitnehmern, insbesondere denen, die in- ohne ausreichende Abdeckung durch Bodensenso- nerhalb der 3-Monats-Frist vor Eröffnung des Konkurses aus- geschieden sind, von der Eröffnung des Konkursverfahrens ren. ihres Betriebes Mitteilung zu machen, um es dadurch den Ar- beitnehmern zu ermöglichen, ihren Antrag auf Konkursausfall- 2. Das bodengestützte Luftraumüberwachungs- geld unter Wahrung der Ausschlußfrist rechtzeitig zu stellen? systems (NADLE = NATO AIR DEFENSE GROUND Auch die Bundesregierung hält es für nötig, durch ENVIRONMENT) ermöglicht zu jeder Zeit die kon- gesetzliche Regelungen zu verhindern, daß Arbeit- tinuierliche Luftraumüberwachung des NATO-Ter- nehmer deshalb kein Konkursausfallgeld erhalten, ritoriums in mittleren und großen Höhen, im Erfas- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8085* sungsbereich des deutschen Tieffliegermeldedien- schaft der Bundeswehr und damit für die Sicherheit stes, d. h. im unmittelbaren Grenzgebiet, auch in der Bundesrepublik Deutschland. Wehrdienstsenate tiefen Flughöhen. und Verwaltungsgerichte haben in einschlägigen Urteilen festgestellt, daß die grundsätzliche Ver- Die Einführung des NATO-AWACS ersetzt ein setzungsbereitschaft bei Berufs- und Zeitsoldaten ausgewogenes und leistungsfähiges bodenständiges zum Inhalt ihres Wehrdienstverhältnisses gehört, Luftraumüberwachungssystem nicht, sondern er- dessen Verpflichtungen diese Soldaten freiwillig gänzt es im Rahmen der zu erwartenden Bedrohung. übernommen haben. Bei vollständigem Ersatz des bodenständigen Luftraumüberwachungssystems durch ein luftge- Daher kann die Bundesregierung die Versetzbar- stütztes wäre zur ständigen kontinuierlichen Abdek- keit von Hauptfeldwebeln nicht auf diejenigen be- kung des gesamten Luftraumes der NATO eine um schränken, die dazu ihre Zustimmung geben, etwa, Dimensionen größere AWACS-Flotte erforderlich. weil sie in einer Versetzung eine Möglichkeit zur Ein solches ausschließlich luftgestütztes System persönlichen oder beruflichen Förderung sehen. hätte neben unbestreitbaren Vorteilen in seiner Dienstposten, die in den Organisationsgrundlagen Einseitigkeit jedoch auch offensichtliche Nachteile, der Bundeswehr ausgewiesen und deren Tätigkeits- z. B. höheren technischen und finanziellen Aufwand. inhalt und Notwendigkeit damit anerkannt sind, müssen auch entsprechend besetzt werden. Darüber Angesichts der geschilderten Sachlage sind der zu entscheiden muß allein in der Zuständigkeit der weitere Ausbau des bodenständigen Luftraumüber- Personalführung verbleiben. wachungssystems und seine ständige Verbesserung unerläßlich. Unteroffiziere, die mit Hilfe der Weißbuchstellen befördert wurden, haben in aller Regel ihre vor- Nach der sowjetischen Intervention in der CSSR im herigen Dienstobliegenheiten beibehalten, solange August 1968 wurde die Notwendigkeit einer ständi- die Planstellen noch einen ku-Vermerk trugen und gen Radarüberdeckung über dem Bayrischen Wald jederzeit umgewandelt werden konnten. Nach der und der CSSR erneut festgestellt. Die Bundesrepu- Umwandlung dieser „Hilfs"-Planstellen in vollgül- blik Deutschland verpflichtete sich daraufhin im so- tige Planstellen sind Hauptfeldwebel, die nur die genannten „Brüsseler Paket" zur Errichtung der Tätigkeiten von Feldwebeln oder Oberfeldwebeln Radarstellung „Großer Arber", deren Inbetrieb- wahrnehmen, nach den Grundsätzen des Haushalts- nahme Ende 1981 erfolgen soll. Die Beachtung des rechts und des Besoldungsrechts umzusetzen auf Landschaftsschutzes fand hierbei in sehr weitgehen- Dienstposten, deren Wertigkeit ihrem erreichten dem Maße Berücksichtigung. Dienstgrad entspricht. Dabei besteht keine Möglich- Auf Grund nationaler und NATO-seitiger Forde- keit, die persönlichen Interessen in jedem Fall vor rungen nach Schließung der Tieffliegererfassungs- die dienstlichen Erfordernisse zu setzen und unver- lücke, wenigstens im Bereich der innerdeutschen meidliche Personalveränderungen vom Einverständ- und deutsch/tschechisch-slowakischen Grenze, wird nis der Betroffenen abhängig zu machen. seit 1969 ,der Tieffliegermeldedienst aufgebaut. Die ständige und durchgehende Überwachung dieser Es wird jedoch versucht, Härten bei den somit er- Grenze wird aus grenznah gelegenen Dauereinsatz- forderlichen Versetzungen zu vermeiden oder we- stellungen ermöglicht. Die Radarstellung auf dem nigstens zu mildern. Ich darf nochmals bestätigen, Eschenberg bei Kirchdorf ist eine Stellung dieses daß solche Hauptfeldwebel nicht mehr umgesetzt Systems. werden, die in den kommenden Jahren planmäßig in den Ruhestand treten werden. Betroffene mit län- Zusammenfassend stelle ich fest, daß beide Vor- geren Restdienstzeiten werden, wenn eben möglich, haben notwendige Verbesserungen des bodenstän- umgeschult, um dadurch Umsetzungen innerhalb der digen Luftraumüberwachungssystems sind. Einheit oder am Standort zu ermöglichen und so einen Ortswechsel des Soldaten und seiner Familie zu vermeiden. Aber auch dann noch notwendige Versetzungen werden nicht kurzfristig verfügt. Für Anlage 82 die gesamte Umsetzung kann von einem Zeitraum - bis etwa 1984 ausgegangen werden. Antwort

des Staatssekretärs Dr. Hiehle auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Berger (Lahnstein) (CDU/ CSU) (Drucksache 8/1931 Frage B 72) : Anlage 83 Ist die Bundesregierung bereit, die Umsetzungsaktion von Hauptfeldwebeln zum Zweck der Bereinigung des Stellenplans, nämlich der Versetzung von Hauptfeldwebeln, die auf einer Antwort S-Stelle befördert worden sind, auf echte A 8 mA-Stellen, auf diejenigen zu beschränken, die dazu ihre Zustimmung geben, weil sie zum Beispiel darin die Chance einer weiteren persön- des Staatssekretärs Dr. Hiehle auf die Schriftliche lichen oder beruflichen Förderung erkennen können? Frage des Abgeordneten Dr. Friedmann (CDU/ CSU) (Drucksache 8/1931 Frage B 73) : Nach Auffassung der Bundesregierung ist die Betreibt die Bundesregierung weiterhin den Ankauf landwirt- Versetzbarkeit von längerdienenden Soldaten eine schaftlich genutzten Geländes zur Erweiterung des Truppen- unabdingbare Voraussetzung für das Aufrechterhal- übungsplatzes Achern, und könnte zutreffendenfalls vom Ankauf des Geländes Abstand genommen werden, indem die Bundes- ten eines hohen Standards bei der Einsatzbereit wehr auf weniger wertvolles Gelände ausweicht? 8086* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978

Der Standortübungsplatz reicht, wie Ihnen in der können. Auf Grund der unvermeidbar hohen Anfor- Fragestunde des Deutschen Bundestages am 20. Ja- derungen an die Besatzungen wird jedoch ein un- nuar 1978 bereits mitgeteilt wurde, in seiner der- beabsichtigtes Durchbrechen der Schallmauer nicht zeitigen Größe für die in einem Transport- und mit völliger Sicherheit ausgeschlossen werden kön- Nachschubbataillon notwendige militärische Aus- nen. bildung nicht aus. Für die Ausbildung ist die Erwei- terung des Platzes von 32 ha auf zunächst 68,5 ha Auf Ihre weitere Frage teile ich mit, daß ,die unbedingt erforderlich. derzeit festgelegten Mindestflughöhen für Über- schall-Übungseinsätze über Land 11 000 m betra- Es ist eine Folge des Versorgungsauftrages der gen. Unterhalb dieser Höhe ist eine Höchstge- in Achern stationierten Truppenteile, daß der ge- schwindigkeit im Sinne Ihres Vorschlags bereits samte Standortübungsplatz nur zeitweise zu Übun- verbindlich vorgeschrieben. gen genutzt wird. Die infanteristische Ausbildung im Rahmen der Grundausbildung von zwei Kom- panien der Garnison Achern findet dagegen auf dem Standortübungsplatz ständig statt. Diese Nut- zung des Platzes fällt den Bewohnern der Umgebung Anlage 85 weniger auf, weil es sich im wesentlichen um die Antwort Einzelausbildung von Rekruten in der Gefechts- ausbildung handelt. des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftliche Zur Erweiterung des Platzes werden zur Zeit Ver- Frage des Abgeordneten Kirschner (SPD), (Druck- handlungen über den freihändigen Erwerb benötig- sache 8/1931 Frage B 76): ter Grundstücke geführt. In welchen Bereichen können Maßnahmen der Jugendhilfe zu- gunsten ausländischer Kinder und Jugendlicher verstärkt wer- Dieses Erweiterungsgelände muß an das Gebiet den, und welche Vorstellungen hat die Bundesregierung hierzu? des vorhandenen Standortübungsplatzes anschlie- ßen und für militärische Ausbildung und Übungs- Um den Kindern ausländischer Arbeitnehmer bes- zwecke geeignet sein. sere Möglichkeiten zu bieten, sich ihren Anlagen entsprechend zu entwickeln, sind neben der Schule Im Interesse der Landwirtschaft werden in die Er- und den beruflichen Einrichtungen Maßnahmen der weiterung nur solche Grundstücke einbezogen, de- Jugendhilfe erforderlich. Es gilt hierbei insbeson- ren Nutzungsänderung raumordnerisch und wirt- dere, das Verständnis für die Situation im Gastland schaftlich die geringsten Eingriffe zur Folge hat. zu vertiefen, Grundlagen gegenseitigen Verstehens Dieses Gelände ist weniger wertvoll, so daß Ihrem zwischen deutschen und ausländischen jungen Men- Anliegen insofern entsprochen ist. schen aufzubauen und die Verständigungsmöglich- Mit dieser Beantwortung Ihrer Frage sehe ich keiten der jungen Ausländer zu verbessern. auch Ihr Schreiben vom 8. März 1978 als beant- wortet an. Die Möglichkeiten der freien und öffentlichen Jugendhilfe zur individuellen Beratung der Kinder und der Eltern, eines breiten Freizeitangebotes offe- ner Treffpunkte, Jugendzentren, Clubs und Nei- gungsgruppen, der politisch bildenden Information, Anlage 84 des Diskutierens und gemeinsamen Handelns im Be- Antwort reich der Gemeinwesenarbeit, der Zusammenarbeit von Trägern der Jugendsozialarbeit mit den Schu- des Staatssekretärs Dr. Hiehle auf die Schriftlichen len (Schulsozialarbeit) und der Aufarbeitung sprach- Fragen des Abgeordneten Fellermaier (SPD) (Druck- licher Defizite sollten noch stärker als bisher ge- sache 8/1931 Fragen B 74 und 75): nutzt werden. Soweit als möglich sollten die Veran- Welche Konsequenzen gedenkt die Bundesregierung auf Grund staltungen der Jugendhilfe ausländischen und deut- des neuerlichen Schallmauerdurchbruchs im bayerischen Regie- schen Jugendlichen gemeinsam offenstehen. rungsbezirks Schwaben — Raum Günzburg — zu ziehen, damit der Wiederholungsgefahr bei Schallmauerdurchbrüchen begegnet werden kann? Ansatzpunkte bilden Erfahrungen der zum großen Wird es als ausreichend erachtet, den Flugzeugführern ledig- Teil von Ländern, Gemeinden oder Bund geförderten lich vorzuschreiben, daß im Luftraum unter 10 000 Metern ledig- lich das Durchbrechen der Schallmauer untersagt ist, ohne daß Modelle und Aktivitäten. die Toleranzgrenze herabgezont wird, und ist beabsichtigt, den Flugzeugführern verbindlich vorzuschreiben, daß sie sich an eine Höchstgeschwindigkeit von beispielsweise 0,8 Mach zu Die Bundesregierung plant einen intensiven Erfah- halten haben? rungaustausch mit den nach dem Jugendwohlfahrts- gesetz für eine Förderung in erster Linie zuständi- Im Luftverteidigungssystem der NATO kommt gen Gemeinden und Ländern — mit dem Ziel, prak- den Jagdverbänden eine besondere Bedeutung zu. tikable Möglichkeiten der Jugendhilfe zu eröffnen. Um ihren Auftrag erfüllen zu können, bedürfen die Im Rahmen ihrer Zuständigkeit für die Förderung Luftfahrzeug-Besatzungen eines hohen Ausbildungs- von Modellen der Jugendhilfe beabsichtigt die Bun- standes. Die Mehrzahl ihrer Übungen umfaßt Ab- desregierung das diese Eingliederungsarbeit betref- fangeinsätze, die von der NATO zwingend vorge- fende, im Jahre 1976 angelaufene und wissenschaft- schrieben sind. lich begleitete Bundesjugendplanprogramm gründ- Die Einsätze sind durch Vorschriften so geregelt, lich auszuwerten und zur Sammlung weiterer Erfah- daß bei deren Einhaltung keine Schäden entstehen rungen fortzusetzen. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8087*

Die Arbeiten der Bundesregierung an einem neuen lichen Bestimmungen entsprechen. Die Einhaltung Jugendhilferecht zielen darauf, die grundsätzliche dieser Regelungen wird von den nach Landesrecht rechtliche Gleichstellung der jungen Ausländer auch zuständigen Lebensmittelüberwachungsbehörden im Bereich der Jugendwohlfahrt zu sichern. Dies be- durch die Entnahme von Stichproben beim Impor- trifft nicht nur die Beteiligung an den Förderungs- teur und Händler überprüft. Soweit bestimmte Kon- angeboten, sondern auch die mit Rechtsansprüchen trollmaßnahmen nicht in speziellen Rechtsvorschrif versehenen Erziehungshilfen. ten festgelegt sind, haben die Überwachungsbehör- den der Länder die Möglichkeit, die Intensität der Kontrollen schwerpunktmäßig jeweils auf solche Le- bensmittel zu lenken, bei denen ein Verdacht von Anlage 86 Verstößen dies zweckdienlich erscheinen läßt. Dar- Antwort über hinaus wirken die Zolldienststellen bei der Überwachung der eingeführten Lebensmittel nach des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftlichen § 48 LMBG mit. In Verdachtsfällen haben sie die Fragen des Abgeordneten Glos (CDU/CSU) (Druck- Möglichkeit, bestimmte Maßnahmen zu ergreifen, sache 8/1931 Fragen B 77 und 78): um die Kontrolle der einzuführenden Produkte Wie schützt die Bundesregierung den deutschen Verbraucher sicherzustellen. vor Schweinefleisch aus dänischer Erzeugung, welches Arznei- mittelrückstände enthält, nachdem in Dänemark, im Gegensatz Die Bundesregierung ist bereit, die in § 49 LMBG zur Bundesrepublik Deutschland, Tierarzneimittel einem Zei- tungsbericht zufolge im Direktversand abgegeben werden und enthaltenen Ermächtigungen auszuschöpfen, wenn — dem gleichen Bericht zufolge — große Mengen an Anti- die Überwachungsbehörden dies auf Grund der Er- biotika- und Hormonpräparaten laufend in der Tierernährung verwendet werden? gebnisse und Erfahrungen bei ihrer Untersuchungs- Ist garantiert, daß in die Bundesrepublik Deutschland einge- tätigkeit für erforderlich halten. In der ersten Zeit führte ausländische Lebensmittel den gleichen strengen lebens- mittelrechtlichen Vorschriften entsprechen wie bei uns, und was nach dem Inkrafttreten des LMBG war dies nicht der tut die Bundesregierung im Verneinungsfall, um daraus resultie- Fall. Seit Ende des Jahres 1977 ist aber von den zu- rende mögliche Wettbewerbsnachteile für die deutsche Land- wirtschaft zu vermeiden? ständigen Behörden einiger Bundesländer der Wunsch erhaben worden, die Bundesregierung möge in einer auf § 49 LMBG gestützten Rechtsverord- Zu Frage B 33: nung Anforderungen festlegen, die erfüllt sein müs- Frisches Fleisch, das in die Bundesrepublik sen, wenn bestimmte Erzeugnisse in das Bundes- Deutschland verbracht wird, unterliegt der Einfuhr- gebiet verbracht werden sollen. untersuchung nach § 13 Fleischbeschaugesetz. Die Einzelheiten der Untersuchung sind in der Einfuhr- untersuchungs-Verordnung (EinfV) vom 8. März Anlage 87 1961 (BGBl. I S. 143), zuletzt geändert durch Ver- ordnung vom 9. Dezember 1977 (BGBl. I S. 2512) ge- Antwort regelt. Diese Verordnung enthält in den §§ 7 a und 14 a eingehende Vorschriften für die stichproben- des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schrift- weise Rückstandsuntersuchung und die Untersu- liche Frage des Abgeordneten Dr. Hennig (CDU/ chung in Verdachtsfällen auf Stoffe mit pharmako- CSU) (Drucksache 8/1931 Frage B 79): logischer Wirkung oder auf andere Stoffe, die in Denkt die Bundesregierung daran, den Entwurf für ein Ge- setz vorzulegen, das den Psychologen und unter bestimmten Lebensmittel übergehen und gesundheitlich bedenk- Voraussetzungen auch anderen Berufsgruppen (vgl. "Der Spie- gel" vom 12. Juni 1978) das Recht zubilligen soll, heilkundlich lich sein können. Antibiotika und Hormonpräparate tätig zu werden? sind zu diesen Stoffen zu rechnen. Im Rahmen der o. g. Einfuhruntersuchung wird auch Schweinefleisch Im Bundesministerium für Jugend, Familie und aus Dänemark auf Rückstände dieser Stoffe unter- Gesundheit wird der Entwurf eines Gesetzes über sucht und gegebenenfalls beanstandet. Wenn Bean- den Beruf des Psychotherapeuten vorbereitet. Durch standungen vorkommen, unterliegen Sendungen aus das Gesetz soll der Zugang zu einer heilkundlichen dem gleichen Betrieb in den folgenden drei Monaten Tätigkeit für den Bereich der Psychotherapie einer der intensiven Verdachtsuntersuchung. Darüber hin- weiteren Berufsgruppe eröffnet werden. Das Heil- aus werden Beanstandungen den zuständigen- zen- praktikergesetz behält bekanntlich die Ausübung tralen Behörden des betroffenen Mitgliedstaates der Heilkunde am Menschen Ärzten und Heilprak- mitgeteilt, damit die Ursachen abgestellt werden. tikern vor. Die im Gesetz vorzusehende Berufs- Im übrigen habe ich mich — wie auch in anderen erlaubnis soll das Recht zur Ausübung der Psycho- ähnlich gelagerten Fällen —, mit den zuständigen therapie in dem durch das Gesetz festgelegten Rah- Behörden des Herkunftslandes in Verbindung ge- men und das Recht zur Führung der Berufsbezeich- setzt und um nähere Unterrichtung, wo nötig um nung beinhalten. Es ist an eine mehrjährige Aus- Abhilfe, gebeten. bildung zum Pschotherapeuten gedacht, zu der in erster Linie Diplompsychologen mit einem Schwer- punktstudium in der klinischen Psychologie Zugang Zu Frage B 78: haben sollen. Für Personen mit einer gleichwertigen Ausländische Lebensmittel, die in die Bundesrepu- Vorbildung soll der Zugang ebenfalls eröffnet wer- blik Deutschland eingeführt werden, müssen gemäß den. § 47 des Lebensmittel- und Bedarfsgegenständege- In den Übergangsregelungen werden Lösungen setzes (LMBG) den hier geltenden lebensmittelrecht vorzusehen sein, durch die Personengruppen, die 8088* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978

eine einschlägige, bestimmte Anforderungen erfül- im Sinne einer Erholungskur zugeführt werden müs- lende Ausbildung nachweisen und bereits längere sen. Zeit im Bereich der Psychotherapie bestimmte Tätig- Dem Bundesminister für Jugend, Familie und Ge- keiten ausgeübt haben, die Möglichkeit gegeben sundheit liegen keine Erkenntnisse darüber vor, in wird, u. U. unter Erfüllung gesetzlich festzulegen- welcher Häufigkeit bei derart gestörten Kindern Er- der weiterer Voraussetzungen bis zu einem be- holungsaufenthalte in Kurorten als sinnvoll anzu- stimmten Zeitpunkt in den Berufsstand des Psycho- sehen sind und wie groß der insgesamt sich daraus therapeuten übergeführt zu werden. ergebende Bedarf einzuschätzen ist. Es liegen auch keine Informationen derart vor, daß für erforder- lich gehaltene Erholungsaufenthalte gezielt gestellte Anlage 88 Kuranträge nicht bewilligt worden seien. Antwort Hinsichtlich der Bewilligung von Kuren hat der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung fol- des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schrift- gende Feststellung getroffen: liche Frage des Abgeordneten Burger (CDU/CSU) (Drucksache 8/1931 Frage B 80): Die Gewährung von Zuschüssen zu Kindererho- Welche Folgerungen zieht die Bundesregierung aus alarmie- lungskuren sowie die Durchführung von Kinder- renden Mitteilungen von Kinderärzten und Kinderpsychologen, wonach die Zahl der Kinder, die an Nervosität, Konzentrations- heilbehandlungsmaßnahmen ist eine zusätzliche Lei- schwächen, Schulstreß, Lernschwierigkeiten, Leistungsabfall, an stung der Rentenversicherungsträger, über deren Milieuschädigungen und psychisch-somatischen Schäden zu lei- den haben, immer mehr ansteigt und dadurch auch der Bedarf Art und Umfang sie nach pflichtgemäßem Ermessen an Kindererholungsmaßnahmen und Kinderkuren groß ist im bestimmen. Zuschüsse zu Kindererholungskuren, bei Gegensatz dazu jedoch manche Kur- und Erholungseinrichtun- gen schließen müssen und vielfach unterbelegt sind, weil Kran- denen der Präventivcharakter im Vordergrund kenkassen und Sozialversicherungsträger Zuschüsse kürzen, bei Heilverfahren zwar großzügig, reine Erholungskuren dagegen steht, haben die meisten Rentenversicherungsträger kaum bezuschussen? weder durchgeführt noch bezuschußt. Wenn einzelne Landesversicherungsanstalten, die hierfür Mittel auf- Der Bundesregierung sind die Mitteilungen von gewendet haben, diese Förderung einschränken, so Kinderärzten, insbesondere auch von Schulärzten gleichen sie sich hierbei der Verfahrensweise der bekannt, denen zufolge die Zahl verhaltensauffäl- Mehrzahl der -Rentenversicherungsträger an, die liger oder bereits verhaltensgestörter Kinder stark sich von der Förderung gezielter Kinderheilbehand- zugenommen hat. Ohne diese Feststellungen in ihrer lungen mehr Erfolg als von Kindererholungskuren Bedeutung in Frage stellen zu wollen, muß darauf versprechen. Abgesehen davon. ist der bisherige hingewiesen werden, daß nicht alle diese Verhal- durchschnittliche Zuschußbetrag der Rentenversiche- tensauffälligkeiten der therapeutischen Versorgung rungsträger von 2,50 DM pro Tag und Kind so ge- bis hin etwa zu gezielten Heilverfahren bedürfen. ring, daß eine Einschränkung dieser Förderung durch Überwiegend handelt es sich um Störungen, die sie nicht allein die Ursache für die Schließung oder ihre erkennbaren Ursachen in einem als unphysio- Unterbelegung von Einrichtungen der Kindererho- logisch zu bezeichnenden Tagesablauf und den da- lung sein dürfte. Es muß den Trägern dieser Ein- mit häufig verbundenen Überforderungen haben, richtungen überlassen bleiben, Maßnahmen für die aber auch auf den Leistungsdruck der Schule, Kinder gegebenenfalls stärker in Form von Kinder- auf eine mangelnde Geborgenheit in der Familie heilbehandlungen durchzuführen, für die die Ren- oder im Freundeskreis, nicht zuletzt auch auf Er- tenversicherungsträger zunächst bis zum 31. Dezem- ziehungsfehler zurückzuführen sind. Der Bundes- ber 1980 weiterhin vorrangig Mittel aufwenden. minister für Jugend, Familie und Gesundheit hat Eine Verpflichtung zur Bezuschussung bestimmter für diesen Bereich bereits ein ganzes Bündel von Maßnahmen oder Einrichtungen zur Kindererholung Maßnahmen der gesundheitlichen Aufklärung durch- besteht nicht. Die Bundesregierung hat daher auch geführt und insbesondere sich bemüht, die Erzie- keine Möglichkeit, auf deren Förderung Einfluß zu hungskraft der Familien zu stärken. nehmen. Sicher ist auch die Zahl verhaltensgestörter Kin- Ob Krankenkassen Zuschüsse zu Kinderkuren ge- der angestiegen, die der therapeutischen Hilfe drin- kürzt haben, ist der Bundesregierung nicht bekannt, gend bedürfen. Dabei besteht der Eindruck, daß in da der Umfang der Zuschüsse in der Satzung der Abstimmung zwischen Eltern, Lehrern und Ärzten einzelnen Krankenkasse festgelegt ist und von Kasse diese Störungen, denen Krankheitswert zukommt, zu Kasse unterschiedlich sein kann. Aus den der der erforderlichen Therapie auch zugeführt werden. Bundesregierung vorliegenden Unterlagen lassen Dieser Bereich wird zudem im Rahmen der Neuord- sich keine entsprechenden Schlüsse ziehen. Im übri- nung der psychiatrischen und psychotherapeutisch/ gen anerkennt die Bundesregierung den Wert von psychosomatischen Versorgung besonders bedacht Kinderkuren im Rahmen der Vorbeugungsmaßnah- und jetzt bereits in Modellmaßnahmen des Bundes- men der gesetzlichen Krankenversicherung. Sie hat ministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit deshalb dafür gesorgt, daß die Voraussetzungen für entsprechend berücksichtigt. diese Leistung, die früher gesetzlich nicht eigens Die erforderlichen therapeutischen Maßnahmen geregelt war, im Rahmen des Krankenversiche- sind sehr spezifischer Art und möglicherweise in ei- rungs-Kostendämpfungsgesetzes in einer eigenen nem späteren Stadium der Behandlung auch durch Vorschrift ausdrücklich festgelegt worden sind. Al- Kur- und Erholungsmaßnahmen zu ergänzen. Ins- lerdings gehören reine Erholungsmaßnahmen ohne gesamt wird man jedoch nicht davon ausgehen kön- medizinische Notwendigkeit nicht zum Aufgaben- nen, daß derart gestörte Kinder generell einer Kur bereich der gesetzlichen Krankenversicherung. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8089*

Anlage 89 Ein dem Alter angemessenes Taschengeld ist Be- standteil des Unterhalts, den Eltern ihren Kindern Antwort schulden. Gemäß § 1612 Abs. 2 BGB bestimmen die des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftlichen Eltern die Art und Weise der Unterhaltsgewährung. Fragen des Abgeordneten Schlaga (SPD) (Druck- Es ist demnach auch Sache der Eltern, im Einzelfall sache 8/1931 Frage B 81 und 82) : die Höhe des Taschengeldes festzulegen, das sie Was hat die Bundesregierung bisher zur Ausführung des Be- ihren im Haushalt lebenden Kindern neben Nah- schlusses des Europarats vom 26. Januar 1976 über die Rechte rung, Bekleidung, Wohnung und Ausbildung geben. der Kranken und Sterbenden unternommen, insbesondere im Hinblick auf die Forderung nach nationalen Untersuchungsaus- Dabei wird u. a. eine wesentliche Rolle spielen, wel- schüssen, die sich mit den ethischen und juristischen Fragen che pädagogischen Ziele die Eltern mit der Taschen- im Zusammenhang mit der Hilfe für Sterbende befassen sollen und im Hinblick auf nationale Appellationsausschüsse, die Be- geldzahlung jeweils verfolgen. Die Bundesregierung schwerden gegen medizinisches Personal wegen Fehlern oder Nachlässigkeiten in Ausübung seines Berufs prüfen sollen? hat nicht die Absicht, für diese familieninterne Ent- Ist die Bundesregierung bereit, die am 26. Januar 1976 vom scheidung Empfehlungen zu geben. Europarat verabschiedeten Erklärungen über die Rechte der Kranken und Sterbenden in ähnlicher Weise auch für die Bun- Im übrigen weise ich darauf hin, daß in letzter Zeit desrepublik Deutschland durchzusetzen, wie dies die Schweiz in ihren „Richtlinien für die Sterbehilfe" getan hat? von Jugendämtern und Elternzeitschriften Empfeh- lungen publiziert wurden (vgl. z. B. „Eltern", Heft • 9/1977, Seite 98), die Anhaltspunkte für die Eltern Zu Frage B 81: geben können.

Soweit die vom Europarat geforderte Einsetzung nationaler Untersuchungsausschüsse wegen Fehlern Anlage oder Nachlässigkeiten in der Ausübung des ärztli- 91 chen Berufes angesprochen ist, darf auf die in den Antwort Bundesländern eingerichteten Schlichtungs- und Gut- achterstellen der Landesärztekammern verwiesen des Staatssekretärs Dr. Wolters auf die Schrift- werden, deren Tätigkeit zu einer ersten Verbesse- lichen Fragen des Abgeordneten Dr. Hammans rung des Patientenschutzes geführt hat und von der (CDU/CSU) (Drucksache 8/1931 Fragen B 84, 85 Öffentlichkeit stark beachtet wird. und 86) : Wieviel Anträge auf Zulassung beim Bundesgesundheitsamt Darüber hinaus ist von der Gesundheitsminister- sind in den ersten fünf Monaten dieses Jahrs nach Inkrafttre- ten des neuen Arzneimittelgesetzes eingegangen, wieviel ge- konferenz eine Arbeitsgruppe „Arzthaftpflicht" ein- nehmigt und wieviel abgelehnt worden? gesetzt worden, die die Problematik überprüfen und Was hat die Bundesregierung veranlaßt, den Zulassungsaus- ggfs. Vorschläge für eine verbessernde Regelung schuß für neue Stoffe beim Bundesgesundheitsamt so spät zu berufen, daß die gesetzliche Bearbeitungsfrist von vier Monaten unterbreiten soll. Der Bericht steht noch aus. keinesfalls eingehalten werden konnte? Bezüglich der Behandlung ethischer und juristi- Gedenkt die Bundesregierung, ihre verantwortlichen Beamten des Arzneimittelinstituts im Bundesgesundheitsamt einer mög- scher Fragen im Zusammenhang mit der Hilfe für lichen strafrechtlichen Veranwortung z. B. wegen Aufforderung zu strafbaren Handlungen im Sinne vorsätzlichen Totschlags, Sterbende verfolgt die Bundesregierung die wach- vorsätzlicher Körperverletzung oder Verstoß gegen das Tier- sende Diskusion über die Problematik mit großer schutzgesetz durch spezifische Auflagen an Arzneimittelherstel- ler dadurch zu entziehen, daß auf den Mängelrügen bei Arznei- Aufmerksamkeit; sie behält sich vor, sich verstärkt mittelzulassungsanträgen die Unterschrift des verantwortlichen und initiativ in die Diskussion einzuschalten, wenn Beamten nicht geleistet werden soll, so daß eine personali- sierte Zuordnung eventueller straf- und gegebenenfalls zivil- sich eingehende Konturen dieses ungemein sensiblen rechtlicher Verantwortlichkeit durch Außenstehende nicht mehr Sachverhaltes abzeichnen. möglich ist? Zu Frage B 84: Zu Frage B 82: Es ist zunächst darauf hinzuweisen, daß der Deut- Bei der Regelung über Sterbehilfe in der Schweiz sche Bundestag bei der Verabschiedung des Geset- handelt es sich um Richtlinien der dortigen Akade- zes zur Neuordnung des Arzneimittelrechts eine mie der Wissenschaften vom 5. November 1976 und Entschließung angenommen hat, in der die Bundes- nicht um eine regierungsseitige Maßnahme. Über regierung gebeten wird, dem Deutschen Bundestag entsprechende Vorschläge der deutschen Ärzteschaft binnen vier Jahren nach Inkrafttreten des Gesetzes liegen keine Erkenntnisse vor. Zur Haltung der einen Bericht über die Erfahrungen mit der Zulas- Bundesregierung darf ich auf die Antwort zu Ihrer sung von Arzneimitteln nach § 25 AMG zu erstellen vorhergehenden Frage hinweisen. und sich in diesem Zusammenhang auch zu äußern, ob und ggf. welche Folgerungen hieraus zu ziehen sind. Das Gesetz ist am 1. Januar 1978 in Kraft ge- treten. Bis zum heutigen Tage sind beim Bundesgesund- Anlage 90 heitsamt 216 Anträge auf Zulassung eines Arznei- Antwort mittels eingegangen. Davon sind bisher neun Arz- neimittel zugelassen worgen. Versagungen wurden des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftliche bisher nicht ausgesprochen. 10 Zulassungsanträge Frage des Abgeordneten Dr. Hammans (CDU/CSU) sind wieder zurückgenommen worden. In 52 Fällen (Drucksache 8/1931 Frage B 83) : sind den Antragstellern Mängelberichte zugegangen, Wird die Bundesregierung Empfehlungen zur Diskussion in bei denen Fristverlängerungen eingeräumt worden der Öffentlichkeit über die Absicht, das Taschengeld an Jugend- liche durch bestimmte Richtsätze festzulegen, geben? sind. 8090* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den. 23. Juni 1978

Zu Frage B 85: Maßgebend für diese Aktion sind die „Richtlinien für ERP-Darlehen zur Förderung der Binnenschiff- Es trifft nicht zu, daß die Zulassungskommission fahrt" (ERP-Binnenschiffahrtsprogramm) sowie die nach § 25 Abs. 6 AMG zu spät berufen worden ist. „Allgemeinen Bedingungen für die Vergabe von Mir ist kein Fall bekannt, bei dem eine angeblich ERP-Mitteln" (ERP-Vergabebedingungen) in der verspätete Berufung der Zulassungskommission für Fassung vom 21. Juni 1976 — Bundesanzeiger eine Fristüberschreitung nach § 27 AMG ursächlich Nr. 139 vom 28. Juli 1976 —. gewesen wäre. Aus diesem Programm stehen noch Mittel zur Verfügung. Zu Frage B 86: Das Ergreifen weiterer Kredithilfemaßnahmen ne- ben diesem ERP-Programm ist daher nicht vorge- Die Mängelberichte, die das Bundesgesundheits- sehen. amt nach § 25 Abs. 4 AMG erläßt, tragen entgegen anderslautenden Behauptungen die Unterschrift des- jenigen, der vom Behördenleiter hierfür beauftragt Zu Frage B 88: worden ist. Ich nehme in diesem Zusammenhang auf § 37 Abs. 3 des Verwaltungsverfahrensgesetzes Im Wettbewerbsverhältnis zwischen Bundesbahn Bezug. Diejenigen, die an der Ausarbeitung des Be- und Binnenschiffahrt haben sich während der bei- richtes mitgewirkt haben, lassen sich jederzeit fest- den letzten Jahre nennenswerte Änderungen nicht stellen. Im übrigen setze ich als bekannt voraus, daß ergeben. Auf dem Preissektor sind keine Tarifmaß- die Bundesregierung niemanden seiner strafrecht- nahmen getroffen worden, die die Preisrelation zwi- lichen Verantwortung entziehen kann und will. schen den beiden Verkehrsträgern nachhaltig be- einflußt haben. Der Preiswettbewerb ist nach wie vor unverändert hart. Das Tarifniveau in der Bin- nenschiffahrt hat im ,übrigen wegen vorhandener Überkapazitäten — diese wirken sich gerade im Anlage 92 grenzüberschreitenden Verkehr aus — auch bei den innerdeutschen Entgelten nicht immer der kosten- Antwort mäßigen Entwicklung in vollem Umfang angepaßt des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schrift- werden können. Aus den bisher vorliegenden sta- lichen Fragen des Abgeordneten Seiters (CDU/CSU) tistischen Unterlagen lassen sich infolgedessen (Drucksache 8/1931 Fragen B 87, 88, 89 und 90) : spürbare Verkehrsverlagerungen auch nicht er- kennen. Die Entwicklung beider Verkehrsträger ist Wie beurteilt die Bundesregierung die von der Binnenschiff- fahrt erhobenen Forderungen eines besonderen Kredithilfepro- vielmehr im wesentlichen gleichläufig. gramms für die deutschen Partikuliere, und welche Maßnahmen gedenkt die Bundesregierung gegebenenfalls zu ergreifen? Allein aus dem Vergleich des Anteils der Ver- Wie hat sich nach Auffassung der Bundesregierung in den kehrsträger am Gesamtgüteraufkommen kann nicht vergangenen zwei Jahren der Wettbewerb zwischen der Deut- schen Bundesbahn und der Binnenschiffahrt entwickelt? auf Verkehrsverluste der Bundesbahn zugunsten Wann ist mit dem Vorliegen des vom Bundesverkehrsministe- der Binnenschiffahrt geschlossen werden. In der rium in Auftrag gegebenen wissenschaftlichen Gutachtens über den Werkverkehr in der Bundesrepublik Deutschland zu rech- Binnenschiffahrt sind Verluste im Binnenverkehr nen? eingetreten, die allerdings mengenmäßig durch ein Treffen nach Kenntnis der Bundesregierung Informationen zu, starkes Wachstum im weniger ertragreichen grenz- daß die Regierung der Niederlande nach wie vor Transportüber- nahmen durch deutsche Binnenschiffer lizenziert und damit be- überschreitenden, insbesondere Transitgüterverkehr hindert, und was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um eine Harmonisierung der Vergabebedingungen sicherzustellen? kompensiert wurden.

ZuFrageB 87: Zu Frage B 89:

Für die Förderung kleiner und mittlerer Binnen- Mit den wissenschaftlichen Auftragnehmern des schiffahrtsunternehmen (Partikuliere und Klein- vom Bundesminister für Verkehr vergebenen Un- reeder, deren Betrieb der Größe nach dem eines tersuchungsauftrages über den Werkverkehr auf Partikuliers entspricht) wird seit 1972 aus Mitteln Straßen und Binnenwasserstraßen ist vereinbart, das des ERP-Sondervermögens im Rahmen der Mittel- Gutachten bis Ende 1978 fertigzustellen. standsförderung ein spezielles Binnenschiffahrts- programm finanziert. Dafür stehen jährlich 3 Mil- Zu Frage B 90: lionen DM zur Verfügung. Aus diesen Mitteln wer- den zinsgünstige Kredite für Neu- und Umbauten In den Niederlanden besteht eine gesetzliche Re- gewährt. Die Konditionen betragen zur Zeit: gelung über den Zugang zum Markt im Binnen- a) Zinssatz: 5 °/o p. a. schiffsgüterverkehr. Hiernach bedarf derjenige Bin- 4 % p. a. für Vorhaben im Zonen- nenschiffer einer Lizenz, der innerhalb der Nieder- randgebiet lande bestimmte Arten von Verkehren durchführen will. Darüber hinaus müssen bestimmte Transporte b) Laufzeit: bis 10 Jahre, davon tilgungsfrei über die Frachtenbörsen abgewickelt werden. höchstens 2 Jahre Diese Lizenz können jedoch deutsche Binnen- c) Auszahlung: 100 % schiffer in den Niederlanden unter den gleichen Be- d) Höchstbetrag: 60 % der Gesamtkosten. dingungen erwerben wie niederländische Binnen- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8091* schiffer. Eine unterschiedliche Behandlung je nach ere Erschließung, gleichbleibende Verfügbarkeit Nationalität darf nicht erfolgen. über die gesamte Betriebszeit, direkte Beförde- Eine Harmonisierung der Marktzugangsbedin- rung ohne Umsteigen), gungen ist nur innerhalb der EG möglich. Die Korn- — führen zu längeren Beförderungszeiten durch mission der EG hat im Zusammenhang mit Erörte- Umwege beim Sammeln und Abladen der Fahr- rungen über Kapazitätsmaßnahmen in der Binnen- gäste, schiffahrt bereits erste Vorschläge für eine Zu- — erfordern eine stärkere Mitwirkung der Fahr- gangsregelung vorgelegt. Die Reaktionen der Mit- gäste bei der Verkehrsbedienung. gliedstaaten waren — abgesehen von den Nieder- landen — jedoch nicht sehr positiv. Es darf nicht Zu den Kosten der bedarfsgesteuerten Bussysteme übersehen werden, daß bei einer Harmonisierung heißt es weiter: subjektiver und objektiver Zulassungsbedingungen auch der deutsche Kabotagevorbehalt auf den na- ... sind - die ermittelten absoluten Investitions tionalen Wasserstraßen (Außenwirtschaftsgesetz) in und Betriebskosten ... so hoch, daß die Systeme die internationale Diskussion gebracht wird. nach dem . . . erreichten Entwicklungsstandard betriebswirtschaftlich noch nicht tragfähig sind.. Hauptziel der weiteren Entwicklungsarbeit muß es daher sein, die Kosten zu senken ... Anlage 93 Um die noch offen gebliebenen Probleme. klären Antwort zu können, wird vom BMFT seit 10. Dezember 1977 die Erprobung des Rufbusses in Friedrichshafen und des Parl. Sttaatssekretärs Wrede auf die Schriftlichen ab August 1978 ,des Retax-Systems in Wunstorf fi- Fragen des Abgeordneten Milz (CDU/CSU) (Druck- nanziell gefördert. Die bisherige Erprobungszeit ist sache 8/1931 Fragen 91 und 92) : noch zu kurz, um gesicherte Aussagen z. B. zur wirt- Welche Überlegungen und Planungen zum Ausbau der A 55 bzw. des zweiten Kölner Autobahnrings bestehen zur Zeit? schaftlichen Situation machen zu können. Bevor ein Können schon Angaben über Baubeginn und Fertigstellung endgültiges Urteil über die neuen Systeme abgege- dieser Autobahn gemacht werden? ben werden kann, müssen weitere Erfahrungen ab- gewartet werden. Die A 55 ist im Bedarfsplan für die Bundesfern- Nach Abschluß des Probebetriebes wird zu prü- straßen als Strecke des möglichen weiteren Bedarfs fen sein, ob das Gemeindeverkehrsfinanzierungs- nur nachrichtlich dargestellt. Planungen für die A 55 gesetz (GVFG) dem dann erreichten Stand der Tech- wurden bisher nicht aufgestellt. Für einen zweiten nik anzupassen ist. Auf Grund des GVFG kann Kölner Autobahnring bestehen bundesseitig keine der Bundesminister für Verkehr im Benehmen mit Vorstellungen. den Ländern ortsfeste Anlagen, die zur Verbesse- rung der Verkehrsverhältnisse der Gemeinden bei- tragen, finanziell fördern. Anlage 94 Grundsätzlich ist jedoch zu sagen, daß es nach wie Antwort vor bei jeder Gemeinde selbst liegt, die Entschei- dung über das für sie günstigste Verkehrssystem des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schriftliche zu treffen. Eine Mitwirkung durch die Bundesregie- Frage der Abgeordneten Frau Hoffmann (Hoya) rung dabei ist auch zukünftig nicht beabsichtigt. (CDU/CSU) (Drucksache 8/1931 Frage B 93) : Wie beurteilt die Bundesregierung das in Europa bisher ein- malige neue Nahverkehrssystem „Rufbus" in Friedrichshafen, und welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung daraufhin in bezug auf ihre künftige Verkehrspolitik? Anlage 95 Antwort Unter der Bezeichnung „Bedarfsgesteuerte Bus- systeme" werden vom Bundesministerium für For- des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schriftliche schung und Technologie (BMFT) zwei Entwicklun- Frage des Abgeordneten Dr. Riedl (München) (CDU/ gen finanziell gefördert: --ß CSU) (Drucksache 8/1931 Frage B 94) : Mit welchen Geschwindigkeitsbeschränkungen müssen die — „Rufbus" der Fa. Dornier System Autofahrer künftig auf dem Bundesautobahnzubringer B 13 neu zwischen München-Harlaching und der Einmündung in die Bun- — „Retax" der Fa. Messerschmidt-Bölkow-Blohm. desautobahn München—Salzburg rechnen, und welche Konse- quenzen muß die Bundesregierung hierzu aus jüngsten Gerichts- Bei beiden Systemen, die sich in technischen De- entscheidungen ziehen? tails unterscheiden, werden Fahrgäste im zielreinen Verkehr ohne Umsteigen befördert, nachdem der Die Anordnung von örtlichen Geschwindigkeits- Fahrtwunsch der Betriebszentrale angemeldet wurde. beschränkungen fällt in die ausschließliche Zustän- digkeit der Straßenverkehrsbehörden der Länder. Eine im Auftrag des BMFT erarbeitete Durchführ- Die Bundesregierung hat darauf keinen Einfluß. barkeitsstudie (für Rufbus im Bodenseekreis und Re Sollten Sie mit den Gerichtsentscheidungen die tax in Ahrensburg) kommt u. a. zu folgenden Er- des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs meinen, gebnissen: Die bedarfsgesteuerten Bussysteme durch die Geschwindigkeitsbeschränkungen aus — bieten Möglichkeiten zu einer deutlichen Ver- Lärmschutzgründen für unzulässig erklärt worden besserung der Verkehrsbedienung (gleichmäßi sind, so ist die Bundesregierung bereit, dem Bun- 8092* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978

Bis wann ist mit dem Ausbau der B 462 im Zuge der Orts- desrat eine Änderungsverordnung zur StVO vor- durchfahrt Langenbrand bzw. mit dem Bau einer Umgehung zulegen, die den Straßenverkehrsbehörden der Län- dieses Ortsteils zu rechnen, um schweren Verkehrsunfällen an diesem Straßenstück, wie sie sich in letzter Zeit wiederholt der die Möglichkeit gibt, Geschwindigkeitsbeschrän- ereignet haben, vorzubeugen? kungen aus Lärmschutzgründen anzuordnen. Bisher hat die Bundesratsmehrheit dies allerdings abgelehnt Die Planung für den Neubau einer Ortsumgehung (Sitzung vom 12. Mai 1978). Auf Bitten des baye- von Langenbrand im Zuge der Bundesstraße 462 rischen Staatsministeriums des Innern klärt das liegt dem Bundesverkehrsministerium bereits vor. Bundesverkehrsministerium zur Zeit, ob sich die Die Einleitung des erforderlichen Planfeststellungs- Einstellung der Länder in dieser Frage geändert hat. verfahrens ist noch in diesem Jahr beabsichtigt. So- fern dabei keine schwerwiegenden Einwendungen erhoben werden, kann mit dem Baubeginn dieser Maßnahme, die im Bedarfsplan die Dringlichkeits- Anlage 96 stufe I a erhalten hat, noch im Jahr 1979 gerechnet Antwort werden. des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Handlos (CDU/CSU) (Drucksache 8/1931 Frage B 95): Anlage 98 Trifft es zu, daß der Ausbau der A 92 von München nach Antwort Deggendorf immer wieder hinausgezögert wurde, obwohl nach § 4 des Zonenrandförderungsgesetzes vom 5. August 1971 die Verkehrserschließung und Verkehrsbedienung im Zonenrand- des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schriftliche gebiet im Rahmen des Ausbaus der Bundesverkehrswege bevor- zugt zu fördern ist, und bis zu welchem Zeitpunkt rechnet die Frage des Abgeordneten Dr. Steger (SPD) (Druck- Bundesregierung nunmehr mit der Fertigstellung der Autobahn sache 8/1931 Frage B 97): von München nach Deggendorf? Welche Maßnahmen hat die Bundesregierung bisher ergriffen, um Behinderten, insbesondere Rollstuhlfahrern, das Reisen mit den Zügen und Bussen der Deutschen Bundesbahn und der Es trifft nicht zu, daß der Ausbau der A 92 von Deutschen Bundespost zu erleichtern, und welche weiteren Maß- München nach Deggendorf „immer wieder hinaus- nahmen sind dazu geplant? gezögert" wurde. In Übereinstimmung mit dem Be- darfsplan für die Bundesfernstraßen, dem im Som- Die Deutsche Bundesbahn (DB) hat folgende Maß- mer 1976 alle Fraktionen des Deutschen Bundes- nahmen eingeleitet bzw. geplant, um die Einstieg- tages zugestimmt haben, sind folgende Bauziele verhältnisse in Reisezügen für ältere und behinder- vorgesehen: te Mitbürger zu verbessern: 1. Seit Jahren werden alle Neubau-Reisezugwagen Bauabschnitte Stand Fertigstellung mit einer 4. klappbaren Trittstufe ausgerüstet, die den Stufenabstand verringert und einen fla- Spange im Bau Juli 1978 cheren Treppenwinkel bewirkt. Oberschleißheim (A 99-B 471) 2. Bei allen Bahnhöfen, die von Fernzügen ange- fahren werden, sollen die Bahnsteige nach Maß- Oberschleißheim— im Bau 1979 gabe der verfügbaren Mittel in den nächsten Achering Jahren auf 0,76 m über Schienenoberkante ange- Achering— im Bau Herbst 1978 hoben werden. Auf Trittstufen an den Reisezug Freising/Ost agen kann — abgesehen von neuen S-Bahnen - dennoch nicht verzichtet werden, da im inter- Freising/Ost— in Planung 1983 nationalen Verkehr auch mit den Fahrzeugen Moosburg (Baubeginn der DB Bahnsteighöhen zwischen 0,20 und 1,00 m 1980) bedient werden müssen. Moosburg— im Bau 1981 3. Grundsätzlich können Behinderte bei der DB eine Landshut/Ost gebührenfreie Platzreservierung und eine Reihe Landshut/Ost— Baubeginn hängt vom Ergeb- anderer Fahrvergünstigungen in Anspruch neh- Wallersdorf nis der Fortschreibung des men. Auf Bahnhöfen mit regelmäßig anfallendem -w Bedarfsplanes ab. Derzeitige Schwerbehindertenverkehr (z. B. in Kurorten) er- Dringlichkeit 1. Fb. I b, 2. Fb. wägt die DB, entsprechend dem „Katalog zur „möglicher weiterer Bedarf". Beseitigung baulicher und technischer Hinder- Wallersdorf—Sautorn bereits unter Verkehr nisse" besondere Einstieghilfen in Form von Fahrtreppen und schrägen Ebenen vorzuhalten. Sautorn—Deggendorf im Bau Oktober 1978 4. Um auch Schwerstbehinderten (Rollstuhlfahrern) die Bahnbenutzung zu erleichtern, hat die DB einen eisenbahngerechten Rollstuhl entwickelt. Anlage 97 Nach Abschluß der in diesem Sommer begin- nenden Erprobung einiger Prototypen wird vor- Antwort aussichtlich 1979/80 die Serienfertigung dieser des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schriftliche Geräte eingeleitet werden können. Frage des Abgeordneten Dr. Friedmann (CDU/CSU) 5. Mit einem 48seitigen „Reiseratgeber für behin- (Drucksache 8/1931 Frage B 96) : derte Fahrgäste", der bei den Fahrkartenaus- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8093*

gaben- der DB, bei den zentralen Betreuungs Trifft es zu, daß bei den Überlegungen zum Bau einer neuen Bundesbahnstrecke von Köln nach Groß-Gerau die rechtsrheini- und Fürsorgestellen sowie bei den Kranken- sche Trasse über Königswinter durch das Siebengebirge aus betriebswirtschaftlichen oder sonstigen Erwägungen nicht mehr kassen und Dachorganisationen der Behinderten- weiter verfolgt wird? verbände kostenlos erhältlich ist, versucht die Wann kann endlich mit dem Baubeginn der B 42 im Bereich DB, den genannten Personenkreis gezielt anzu- Bonn—Oberkassel—Königswinter gerechnet werden? sprechen und ihm durch umfassende Information und Beratung die Benutzung der Schiene zu er Zu Frage B 98: leichtern. Auf Grund der Zielvorgaben des Bundesministers Die Straßenomnibusse und zugehörigen Halte- für Verkehr an den Vorstand der Deutschen Bundes- stellen — und dies gilt für Bundesbahn, Bundespost bahn (DB) vom Dezember 1974 hat die DB einen und die übrigen öffentlichen Verkehrsträger glei- anderen Lösungsvorschlag zur Verbesserung der chermaßen — sind derzeit aus der Sicht der Be- Verbindung Köln und Frankfurt entwickelt und dem hinderten noch nicht optimal gestaltet. Hier gilt es, Bundesminister für Verkehr am 25. April 1978 vor- bei den technischen Lösungen einen tragbaren Kom- gelegt. Die Vorstellungen der DB werden zur Zeit promiß zwischen Attraktivität, Sicherheit und Wirt- geprüft. schaftlichkeit zu finden. Die Bemühungen der Bundes- regierung zielen vor allem darauf ab, sowohl durch Aussagen über die Wahl der zweckmäßigsten die Fortentwicklung der einschlägigen Rechtsvor- Trasse hängen vom Ergebnis dieser Überprüfung ab schriften und Richtlinien als auch durch eine finan- und sind erst nach Abschluß im Rahmen der Fort- zielle Förderung entsprechender Objekte die Fahr- schreibung des Koordinierten Investitionsprogramms zeugeinstiege und Haltestellenanlagen zu verbes- für die Bundesverkehrswege möglich. sern: 1 . In die „Verordnung für den Betrieb von Kraft- Zu Frage B 99: fahrtunternehmen im Personenverkehr (BO- Kraft)" und in die Beförderungsbedingungen für Mit den Bauarbeiten für die B 42 n zwischen den Straßenbahn- und O-Busverkehr sowie den Bonn-Oberkassel und Königswinter soll 1979 be- Linienverkehr mit Kraftfahrzeugen sind Bestim- gonnen werden. mungen aufgenommen worden, wonach auf die Voraussetzung ist, daß die zum Teil noch ausste- Belange Behinderter besondere Rücksicht zu hende verfahrensmäßige Vorbereitung ohne Verzö- nehmen ist. gerung abgeschlossen werden kann. 2. Im Rahmen des Gemeindeverkehrsfinanzierungs- gesetzes (GVFG) werden schon seit längerem und in zunehmendem Maße besondere bauliche Ein- richtungen für Behinderte (Einstieghilfen, Ram- pen, Aufzüge, Fahrtreppen) gefördert. Anlage 100 3. Um die Benutzung von Omnibussen, Straßen- Antwort bahnen und anderen öffentlichen Verkehrsmit- teln durch Behinderte zu erleichtern und eine des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schriftliche wissenschaftliche Aussage über die technische Frage des Abgeordneten Dr. Stercken (CDU/CSU) und zeitliche Realisierbarkeit einer Vielzahl von (Drucksache 8/1931 Frage B 100) : Empfehlungen zu erhalten, ist 1977 vom Bundes- Sieht sich die Bundesregierung in der Lage, angesichts der minister für Verkehr ein Forschungsvorhaben am 28. Mai 1978 in Kraft getretenen „Wechselseitigen Behand- vergeben worden. Die Auswertung dieses Be- lung der Züge im Eingangsland" (WB-Lösung) im Zollamt Aachen-Bahnhof-West eine völlige Abfertigung zum freien Ver- richtes läßt erkennen, daß nach Abwägung aller kehr in der Bundesrepublik Deutschland vorzunehmen? — auch der finanziellen — Aspekte für — den überwiegenden Teil der Behinderten eine Die am 28. Mai 1978 in Kraft getretene Regelung weitere Anpassung der öffentlichen Ver- der „Wechselseitigen Behandlung" von Zügen zwi- kehrsmittel und schen der Bundesrepublik Deutschland und Belgien er- - — für eine wesentlich kleinere Gruppe von möglicht es, daß Wagenladungen im Eisenbahngüter- Schwerbehinderten der Einsatz von Sonder- verkehr (auch aus Drittländern) nur noch an der Zoll- fahrzeugen grenzdienststelle des Bestimmungslandes (Aachen- zweckmäßig ist. In Bremen, Frankfurt, Hamburg, West bzw. Monzen) zolldienstlich behandelt werden. Köln und München wurden inzwischen solche Von der Möglichekit der zolldienstlichen Abferti- Sonderdienste versuchsweise eingerichtet. gung zum freien Verkehr im Bestimmungsland wird z. Z. in etwa 75 % der Fälle Gebrauch gemacht. Die Kapazität der Deutschen Bundesbahn würde zwar ausreichen, um auch die restlichen 25 % im Bahnhof Anlage 99 Aachen-West zolldienstlich zu behandeln; maßgeb- Antwort lich für den Ort der Verzollung ist jedoch die Wei- sung des Empfängers. Dabei ist darauf hinzuweisen, des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schriftlichen daß die Binnenzollabfertigung am Empfangsort oder Fragen des Abgeordneten Dr. Möller (CDU/CSU) bei Werkverzollung allgemein der Beschleunigung (Drucksache 8/1931 Fragen B 98 und 99) : der Transporte dient. 8094* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978

Ist die Bundesregierung bereit, in Verhandlungen mit der Anlage 101 DDR darauf hinzuwirken, daß der Funkverkehr von Binnen- schiffen, die in der Bundesrepublik Deutschland registriert sind, Antwort auch auf dem Gebiet der DDR zugelassen wird, wobei eine Koordinierung der Funkfrequenzen kein ernsthaftes Hindernis des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schriftliche darstellen darf? Frage des Abgeordneten Peiter (SPD) (Drucksache 8/1931 Frage B, 101) : Zu Frage B 103: Ist der Bundesregierung bekannt, daß die B 255 in der Orts- Die genannten Meldungen beziehen sich auf eine durchfahrt Rehe zu einer Rennstrecke geworden ist, die in den letzten Jahren sieben Verkehrstote, darunter vier Kinder, ge- Pressekonferenz, die Minister Gscheidle im An- fordert hat, und wird sie Maßnahmen ergreifen, diese Gefah- renstelle zu entschärfen? schluß an die Beratungen des Bundeskabinetts über Entwicklungstendenzen der Deutschen Bundesbahn Es ist nicht bekannt, daß die Ortsdurchfahrt Rehe im Rahmen der Verkehrs- und Finanzpolitik am Unfallschwerpunkt ist. Sie wurde in den Jahren 14. Juni 1978 gegeben hat. Zum Thema „Ausbau der 1970/71 ausgebaut. Wie aus einem Schreiben an den Bundeswasserstraßen" hat Minister Gscheidle auf der Bundesminister für Verkehr hervorgeht, wurde der Grundlage des vom Kabinett erteilten Auftrags aus- tödliche Unfall eines Schülers am 29. Mai 1978 durch geführt, daß bei der Fortschreibung der Bundes- einen undisziplinierten Lkw-Fahrer verursacht. verkehrswegeplanung unter Beachtung gesamt- und regionalwirtschaftlicher Kriterien von der Leitlinie Die B 255 hat nach der Verkehrszählung 1975 auf auszugehen ist, grundsätzlich keine Erweiterungs- diesem Abschnitt eine Verkehrsbelastung von nur investitionen im Wasserstraßennetz über die ver- knapp 3 000 Kfz/24 h. Weitere Maßnahmen sind zur traglichen Vereinbarungen hinaus vorzunehmen. Zeit nicht geplant. Die genannten Leitlinien sollen sicherstellen, daß ausgewogene Investitionsentscheidungen unter Ab- wägung der gesamtwirtschaftlichen Vorteile von Ausbaumaßnahmen an Bundeswasserstraßen und Anlage 102 deren nachteiligen Wirkungen auf das Wirtschafts- ergebnis der Deutschen Bundesbahn getroffen wer- Antwort den. des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Langguth (CDU/CSU) Zu Frage B 104: (Drucksache 8/1931 Frage B 102) : Inwieweit wird das Bundesverkehrsministerium dafür Sorge Bei der im Bundeshaushalt mit 70 Millionen DM tragen, daß im Zusammenhang mit dem geplanten 6spurigen Ausbau der Bundesautobahn zwischen Stuttgart und dem Alb- veranschlagten Mindestinstandsetzung des Elbe- aufstieg (Bundesautobahn Stuttgart—München) im Bereich der Gemeinde Denkendorf Lärmschutzmaßnahmen ergriffen werden, Lübeck-Kanals handelt es sich nicht um eine Er- und inwieweit wird die Bundesregierung eine Übernahme der weiterungsinvestition, sondern um eine Ersatzinve- aus diesen Lärmschutzmaßnahmen resultierenden Kosten vor- nehmen? stition. Diese Maßnahme wird daher von dem Be- schluß der Bundesregierung nicht berührt und pro- Bei dem geplanten 6spurigen Ausbau der Bundes- grammgemäß fortgesetzt. autobahn A 8 Stuttgart—Ulm im Bereich der Ge- meinde Denkendorf kann sicherlich das bereits in Zu Frage B 109: der parlamentarischen Behandlung befindliche Lärm- schutzgesetz zur Anwendung kommen. Für danach Die Deutsche Bundespost hat das Problem der zu- erforderliche Lärmschutzmaßnahmen wäre der Bau- sätzlichen Funkversorgung auf der Oberelbe und lastträger — in diesem Falle die Bundesrepublik — dem nördlichen Teil des Elbe-Seiten-Kanals ein- kostenpflichtig. gehend untersucht. Dabei hat sich herausgestellt, daß der Aufbau ortsfester Funkstellen wegen der zu erwartenden erheblichen Kostenunterdeckung be- triebswirtschaftlich für die Deutsche Bundespost Anlage 103 nicht zu vertreten ist. Die Deutsche Bundespost bietet für mobile Teil- Antwort - nehmer mit dem öffentlich beweglichen Landfunk des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schriftlichen dienst (Funkfernsprechanschlüsse mit Teilnehmer Fragen des Abgeordneten Baron von Wrangel selbstwahl) eine Dienstleistung an, die auch den (CDU/CSU) (Drucksache 8/1931 Fragen B 103, 104, gesamten Bereich der Oberelbe und des Elbe-Seiten- 109 und 110) : Kanals abdeckt. Die dort zur Verfügung stehenden Treffen Meldungen zu, denenzufolge die Bundesregierung die Funkverkehrsbereiche (Lüneburg, Lüchow, Uelzen Absicht hat, generell keinen Ausbau von Bundeswasserstraßen mehr vorzunehmen? und Wolfsburg) haben eine genügend große Ver- Würde ein solcher Beschluß der Bundesregierung auch den kehrskapazität, um eine störungsfreie Gesprächs- Ausbau und die Erhaltung des Elbe-Lübeck-Kanals berühren? abwicklung zu gewährleisten. Ist die Bundesregierung bereit, durch die Errichtung von orts- festen Relaisstationen für eine Erweiterung des Seefunks auf Angesichts dieser Sachlage sieht die Deutsche den Oberelbe- und Elbe-Seitenkanalbereich zu sorgen, nachdem die Praxis erwiesen hat, daß der nautische Revierfunkdienst Bundespost keine Möglichkeit, den Wünschen der einen nur begrenzten Nutzen hat — insbesondere keinen deutschen Binnenschiffahrt nach einer weiteren Sprechverkehr über das öffentliche Fernmeldenetz ermöglicht — und daß der öffentliche bewegliche Landfunkdienst wegen der Funkversorgung neben dem öffentlichen beweg- hohen Anschaffungs- und Betriebskosten von der Binnenschiff- fahrt kaum genutzt werden kann? lichen Landfunkdienst zu entsprechen. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8095*

Zu Frage B 110: Zu Frage B 106: Kreuzungsfrei ausgebildete einbahnige Straßen In den Sitzungen der gemeinsamen Kommission werden nicht als Autobahnen betrieben bzw. be- nach Artikel 19 des Transitabkommens ist der von schildert; dies gilt auch dann, wenn sie als 1. Bau- der Bundesregierung vorgetragene Wunsch, auch stufe einer geplanten Autobahn entstanden sind. auf der Transitstrecke den Binnenschiffen einen für Straßen dieser Art sind im ganzen verkehrssicherer ihre Sicherheit notwendigen Funkverkehr zu ge- als sonstige einbahnige Straßen mit Gegenverkehr; statten, von seiten der DDR-Delegation mehrfach das hat unter anderem auch eine neuere Unter- abgelehnt worden. Die Bundesregierung wird diese suchung der Bayerischen Straßenbauverwaltung ge- Frage jedoch weiter verfolgen. zeigt, die über 370 km kreuzungsfreie einbahnige Straßen umfaßt. Danach können diese Straßen hin- sichtlich ihrer Unfallhäufigkeit den Autobahnen etwa gleichgesetzt werden; die Unfallschwere ist zwar größer als auf Autobahnen, bleibt aber im Anlage 104 Mittel deutlich unter den Durchschnittswerten an- Antwort derer Landstraßen. des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schriftliche Bei der geplanten Bundesfernstraße A 93 Regens- Frage des Abgeordneten Dr. Wernitz (SPD) (Druck- burg–Rosenheim ist nach den Festlegungen des „Be- sache 8/1931 Frage B 105) : darfsplanes für die Bundesfernstraßen" bisher ledig- lich eine Fahrbahn als Bedarf anerkannt. Das Erfor- Ist die Bundesregierung der Auffassung, daß die bisherigen Rechtsgrundlagen für Bahnpolizei und Fahndungsdienst der dernis einer zweiten Fahrbahn wird bei der bevor- Deutschen Bundesbahn ausreichen, oder wird sie insbesondere im Zusammenhang mit der Einbeziehung der Bahnpolizei und stehenden Überarbeitung des Bedarfsplanes geprüft. des Fahndungsdienstes in die Terrorismusbekämpfung umgehend für eine entsprechende Verbesserung der Rechtsgrundlagen sor- gen? Zu Frage B 107:

Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß die Auf der Strecke Rosenheim–Wasserburg (Inn)– in §§ 55 ff. der Eisenbahnbau- und Betriebsordnung Mühldorf stehen in nächster Zeit erhebliche Investi- (EBO) enthaltenen Rechtsgrundlagen für bahnpoli- tionen an. Da die Umstellung des Personenverkehrs zeiliches Handeln zur Gefahrenabwehr materiell zwischen Rosenheim und Mühldorf sowie die Ein- ausreichen. stellung des Güterverkehrs zwischen Waldkraiburg- Um hierfür jedoch eine gesetzliche Grundlage zu Kraiburg und Rosenheim aus betriebswirtschaft- schaffen, sieht der Entwurf eines Bundesgesetzes licher Sicht der Deutschen Bundesbahn geboten sind, über die öffentliche Sicherheit und Ordnung (E SOG) strebt sie eine unverzügliche Entscheidung über in § 58 vor, diese Aufgabe in das Allgemeine Eisen- diese Strecke an. bahngesetz (AEG) einzuführen. Unabhängig davon wird Wasserburg (Inn) auch Dagegen besteht für die Bundesregierung keine künftig über die Strecke Grafing–Ebersberg–Was- Veranlassung, in diese Regelungen auch den Fahn- serburg (Inn), die für den Güterverkehr erhalten dungsdienst der Deutschen Bundesbahn einzube- bleibt, bedient werden können. ziehen; die Fahndungsdienstmitarbeiter erforschen lediglich Straftaten, die sich auf die Personen- und Güterbeförderung durch die Deutsche Bundesbahn beziehen. Anlage 106 Diese Tätigkeit dient jedoch nicht — wie bei der Antwort Bahnpolizei — der Gefahrenabwehr. des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Würtz (SPD) (Drucksache 8/1931 Frage B 108): Ist es zutreffend, daß die Deutsche Bundespost bei der Aus- Anlage 105 wahl von Arbeitern für den Paketdienst in Bremen ein Höchst- alter von 45 Jahren festgesetzt hat, und wenn ja, wie begründet .Antwort die Deutsche Bundespost diese Einstellungspraktik mit der sonst von der Bundesregierung befürworteten Eingliederung älterer arbeitsloser Arbeitnehmer? des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Graf Huyn (CDU/CSU) Das Postamt 5 Bremen hat durch Plakataushang (Drucksache 8/1931 Fragen B 106 und 107): Personal für den Postbetriebsdienst gesucht. In die- Ist der Bundesverkehrsminister angesichts der hohen Unfall- sem Plakat wird u. a. darauf hingewiesen, daß die gefahr von zunächst nur halb ausgebauten Bundesautobahnen — wie sich dies insbesondere auf der Inntal-Autobahn zwischen Bewerber das 45. Lebensjahr möglichst nicht über- Rosenheim und Kufstein in der ersten Zeit als einbahniger Ausbau gezeigt hat — bereit, auch unter Berücksichtigung der schritten haben sollen. Die eingestellten Bewerber niedrigeren Gesamtbaukosten, einen sofortigen zweibahnigen werden fast ausnahmslos für den Einsatz im Paket- Ausbau der Autobahnstrecke Inntal-Dreieck—Wasserburg in Er- wägung zu ziehen? umschlagdienst benötigt. Beim Paketumschlag han- Wie weit sind die Überlegungen der Deutschen Bundesbahn delt es sich um schwere körperliche Arbeit, die bei im Hinblick auf die Beibehaltung der Strecke Rosenheim- Wasserburg—Mühldorf gediehen, insbesondere im Hinblick dar- jedem Wetter auch auf offenen Bahnsteigen usw. auf, daß für die Stadt Wasserburg, vornehmlich für ihre wei- geleistet werden muß. Deshalb ist dazu eine beson- tere wirtschaftliche Entwicklung eine Anbindung an das Netz der Deutschen Bundesbahn unabdingbar ist? ders gute körperliche Verfassung erforderlich. Das 8096* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978

stichprobengesetz 1978 vom 17. Dezember 1977 von ihnen ge- betreffende Personal muß auch zu Spät- und Nacht- forderten Angaben zu machen? dienst in der Lage sein. Der Hinweis auf dem Plakat war sinnvoll, weil die Die Wohnungsstichprobe 1978 ist im Mai 1978 in dem Paketumschlagdienst beschäftigten Kräfte bereits durchgeführt worden. Die Angaben zur Woh- nach den im Postbetrieb gemachten Erfahrungen in nung und zur Person wurden durch Interviewer bei der Regel nach dem 45. Lebensjahr den erheblichen den Auskunftspflichtigen erhoben, für die Angaben Belastungen des Paketumschlagdienstes nicht mehr zum Gebäude war ein Fragebogen auszufüllen. gewachsen sind und dann auf geeignete Arbeits- Nur 1 v. H. aller privaten Haushalte und Woh- plätze mit leichteren Tätigkeiten umgesetzt wer- nungen war in die Erhebung einbezogen; ebenso die den müssen. Gebäudeeigentümer -der in die Stichprobe fallenden Wohnungen. Mit der Wohnungsstichprobe wurden grundlegende Informationen für Entscheidungen im Bereich der Wohnungspolitik und der Wohnungs- Anlage 107 wirtschaft gewonnen. Antwort Erhebungen dieser Art werden von den Statisti- schen Landesämtern durchgeführt. Es liegen mir des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schriftliche keine Erhebungen über die Dauer der Interviews Frage des Abgeordneten Böhm (Melsungen) (CDU/ vor. Deshalb müßte eine besondere Umfrage bei den CSU) (Drucksache 8/1931 Frage B 111) : Statistischen Landesämtern vorgenommen werden, Wie verträgt sich die ohne Wissen der Betroffenen von der um zuverlässige Angaben über den durchschnitt- Post praktizierte Zusammenfassung von Telefonanschlüssen zu lichen Zeitaufwand der betroffenen Bürger machen sogenannten „Wählsternen" und die damit verbundenen erheb- lichen Erschwernisse dieser Telefonkunden der Deutschen Bun- zu können. Der Zeitaufwand wird sehr unterschied- despost mit der ständigen Werbung für neue Telefonanschlüsse, und wie vertritt es die Deutsche Bundespost vor den Post- lich gewesen sein, da immer nur ein Teil 'der Fragen kunden, daß sie die gleichen Gebühren zu zahlen haben wie auf den Einzelfall zutrifft. Die Anzahl der Fragen die Inhaber normaler Telefonanschlüsse? insgesamt läßt keinen Schluß auf den Zeitbedarf zu. Vermittlungsstellen haben die Aufgabe, den Fern- Ich möchte davon absehen, das Statistische Bun- sprechverkehr einer Vielzahl von Telefonanschlüs- desamt zu bitten, eine Erhebung bei den Statisti- sen zusammenzufassen und auf die zur Verfügung schen Landesämtern durchzuführen, um eine diffe- stehenden Wähler und Leitungen zu verteilen. Nach renzierte und zutreffende Antwort auf Ihre Frage diesem Prinzip arbeitet auch der Wählsternschalter, geben zu können. Der damit verbundene Verwal- der einer Vermittlungsstelle vorgeschaltet ist. tungsaufwand sollte zunächst noch einmal bedacht werden. Sollten Sie auf einer genauen Antwort be- Die von der Deutschen Bundespost durchge- stehen, wären die Statistischen Ämter um eine ent- führte Werbung für Fernsprechanschlüsse ist auf sprechende Bearbeitung zu bitten. Grund des guten Ausbauzustandes des Ortslinien netzes voll gerechtfertigt. Das schließt nicht aus, daß durch Bedarfshäufungen örtlich vereinzelt Eng- pässe auftreten können. Anlage 109 Zur Überbrückung solcher Engpässe werden vor- übergehend Wählsternschalter eingesetzt, um län- Antwort gere Wartezeiten bei der Einrichtung neu beantrag- ter Fernsprechanschlüsse zu vermeiden. des Parl. Staatssekretärs Dr. Sperling auf die Schrift- liche Frage des Abgeordneten Dr. Steger (SPD) Wegen der hohen Anschaffungs- und Wartungs- (Drucksache 8/1931 Frage B 113) : kosten wird jedoch grundsätzlich festgeschalteten Durch welche Maßnahmen stellt die Bundesregierung sicher, Leitungen zwischen den Teilnehmerapparaten und daß die Normen für behindertengerechtes Bauen (DIN-Norm 18021-25) auch tatsächlich im öffentlichen wie im privaten Sek- der Vermittlungsstelle gegenüber einem Wählstern- tor eingehalten werden? schaltereinsatz der Vorzug gegeben. Da die Benutzungsmöglichkeit des Fernsprechan- Die Planungsnorm DIN 18 025 „Wohnungen für schlusses durch Einsatz eines Wählsternschalters- Schwerbehinderte" wird bei der öffentlichen För- nicht eingeschränkt wird und damit der Teilnehmer derung von Behinderten-Wohnungen, die Planungs- nicht benachteiligt wird, ist eine Gebührensenkung norm DIN 18 024 „Bauliche Maßnahmen für Behin- nicht gerechtfertigt. derte und alte Menschen im öffentlichen Bereich" bei Baumaßnahmen des Bundes, die der Zuständig- keit des Bundesministers für Raumordnung, Bauwe- sen und Städtebau unterliegen, angewandt. Anlage 108 Darüber hinaus hat der Bundesminister für Raum- ordnung, Bauwesen und Städtebau an die zuständi- Antwort gen Landesminister appelliert, die Planungsnormen des Parl. Staatssekretärs Dr. Sperling auf die Schrift- in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich ebenfalls anzuwenden. Auf Grund dessen wurden in einer liche Frage des Abgeordneten Carstens (CDU/CSU) (Drucksache 8/1931 Frage B 112) : Reihe neuer Landesbauordnungen detaillierte Fest- legungen zugunsten Behinderter getroffen. Von Wieviel Arbeitstunden müssen die betroffenen Bürger schät- zungsweise insgesamt aufwenden, um die in dem Wohnungs der „Arbeitgemeinschaft der für das Bau-, Woh- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8097* nungs- und Siedlungswesen zuständigen Minister geordneten Schwerpunktorten differenziert einzu- (Senatoren) der Länder" wurden Muster für Durch- setzen. führungsverordnungen zu den Landesbauordnungen Im übrigen überprüft die Bundesregierung anhand verabschiedet, in denen die Belange der Behinderten neuer Daten und Erkenntnisse laufend ihre regio- berücksichtigt sind. Die Erfolge dieser Bemühungen nale Förderpolitik, um einen effizienten Mittelein- zeichnen sich inzwischen ab. Eine Kontrolle, insbe- satz zu gewährleisten. Hinsichtlich der angespro- sondere auch auf gemeindlicher Ebene, ist jedoch chenen Probleme der Infrastrukturversorgung und der Zuständigkeit des Bundes entzogen. Erhaltung der Siedlungsstruktur wird sie sich im nächsten Raumordnungsbericht 1978 äußern.

Zu Frage B 116: Anlage 110 Antwort Die Bemühungen der Bundesregierung zielen dar- auf ab, neben Maßnahmen zur Förderung der regio- des Parl. Staatsserketärs Dr. Sperling auf die Schrift- nalen Wirtschaftsstruktur auch durch Infrastruktur- lichen Fragen des Abgeordneten Dr. Rose (CDU/ investitionen den Abwanderungen aus struktur- CSU) (Drucksache 8/1931 Fragen B 114, 115 und schwachen Gebieten entgegenzuwirken. 116): Teilt die Bundesregierung die Auffassung des Dr. Seelke im Es muß jedoch darauf verwiesen werden, daß die Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, regionale Verteilung der allgemeinen Bau- bzw. In- die im Band 58 der Schriftenreihe des Bundesministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit, Seite 12/13, nachzulesen ist, frastrukturinvestitionen weitestgehend in der Zu- daß „die Wiedererreichung der Vollbeschäftigung nur um den Preis einer drastisch erhöhten Abwanderung aus strukturschwa- ständigkeit der Länder liegt. Um eine bundeseinheit- chen Randgebieten der Bundesrepublik Deutschland in die struk- liche regionale Steuerung dieser Investitionen im turstarken erreicht werden kann"? raumordnungspolitischen Sinne sicherzustellen, ha- Sieht die Bundesregierung ebenfalls als Konsequenz eine Änderung der regionalen Förderungspolitik „und zwar kurzfri- ben Bund und Länder sich im Bundesraumordnungs- stig durch Untergliederung der Fördergebietskulissen nach der programm (BROP) 1975 geeinigt, daß Maßstab für Strukturschwäche, räumliche Konzentration der öffentlichen Inve- stitionstätigkeit und -hilfen auf wenige Oberzentren bzw. grö- Infrastrukturinvestitionen die angestrebte (also ßere Mittelzentren, langfristig durch Entwicklung neuer Orga- nisationsformen der öffentlichen Infrastrukturversorgung, verän- nicht unter Status-quo Bedingungen prognostizierte) derte Förderpraxis zur Erhaltung der Siedlungsstruktur im Bevölkerungsverteilung sein soll (BROP, III. 1.2.1.1.). ländlichen Raum und neue Schlüssel für die Finanzzuweisung"? Daher sollen die Länder die Mittel zum Ausbau der Welche Konsequenzen ergeben sich nach Auffassung der Bun- desregierung damit für den Regierungsbezirk Niederbayern, Infrastruktur den abwanderungsgefährdeten Gebie- insbesondere in bezug auf den Bundesfernstraßenbau und an- dere Bauinvestitionen? ten, zu denen auch der Regierungsbezirk Nieder- bayern zählt, mit einer gewissen Priorität zuweisen.

Zu Frage B 114: Im Fernstraßenbau hat die Bundesregierung mit dem jetzt geltenden koordinierten Investitionspro- Herr Dr. Selke hat auf der Jahrestagung der Deut- gramm für die Bundesverkehrswege bis zum Jahre schen Gesellschaft für Bevölkerungswissenschaft 1985 (und dem darin eingebundenen Bedarfsplan das Referat „Raumordnung unter veränderten de- für die Bundesfernstraßen) die Investitionstätigkeit mographischen Verhältnissen" gehalten. Er hat da- festgelegt. Diese Programme berücksichtigen in ih- bei seine persönliche Auffassung vorgetragen. Das ren regionalen Bevölkerungsprojektionen die Ziel- Referat ist im Wortlaut in Band 58 der Schriften- setzungen des Bundesraumordnungsprogramms; sie reihe des Bundesministeriums für Jugend, Familie nehmen also bei den Investitionsausweisungen dro- und Gesundheit abgedruckt. Der zitierte Satz ist hende Wanderungsverluste strukturschwacher Re- danach nicht gesagt worden. Er stammt aus der vom gionen, denen es entgegenzuwirken gilt, nicht als Veranstalter eigenständig erarbeiteten Kurzfassung gegeben hin. des Referats. Diese Kurzfassung gibt den Inhalt und Zu den Schwerpunkten im Regierungsbezirk Nie- die Wertung des Referates nicht korrekt wieder. Die derbayern zählen der Bau der Autobahn Landshut— darin enthaltene These wird von der Bundesregie- München, durch den die Verkehrsbedingungen zur rung nicht geteilt. Landeshauptstadt wesentlich verbessert werden so- - wie (in Verbindung mit dem Programm für Zu- Zu Frage B 115: kunftsinvestitionen) die Fertigstellung der Auto- bahn Regensburg—Passau, die eine schnelle Ver- Die Frage betrifft die Problematik, wie angesichts kehrsverbindung zum Nürnberger Wirtschaftsraum der neuen demographischen Verhältnisse den Ab- schafft. wanderungstendenzen des ländlichen Raumes ent- Neben dem Bundesprogramm nach dem Städte- gegengewirkt werden kann. Von besonderer Be- bauförderungsgesetz werden im Regierungsbezirk deutung ist hier die Schaffung von Arbeitsplätzen. Niederbayern im Rahmen des Programms für Zu- Diesem Ziel dient die Gemeinschaftsaufgabe Verbes- kunftsinvestitionen (ZIP) Maßnahmen zur Verbesse- serung der regionalen Wirtschaftsstruktur. rung der Lebensbedingungen in Städten und Ge- Im Rahmen der Richtlinien des Rahmenplanes ist meinden mit Bundesmitteln gefördert (vgl. Anlage). es Sache der Länder, die unterschiedliche Struktur- Insoweit gibt die Anlage jedoch nur den Stand Juni schwäche von Gebieten zu berücksichtigen und die 1978 wieder; welcher Teil der für Bayern im Jahre Investitionshilfen räumlich konzentriert nach von 1978 insgesamt entfallenden 80 Millionen DM end- ihnen zu bestimmenden Schwerpunktorten und über gültig für Vorhaben im Regierungsbezirk Nieder- 8098* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 bayern belegt wird, läßt sich deshalb zur Zeit noch Vermieter von Wohnungen als auch über die sozio- nicht sagen. Die regionale Verteilung dieser Bun- logische Struktur dieses Personenkreises vor. Da desmittel im Rahmen der geltenden Förderungsbe- die offizielle Statistik über die genannten Bereiche stimmungen erfolgt durch die bayerische Staats- wenig Auskunft gibt, ist die Bundesregierung stän- regierung. dig bestrebt, durch Sondererhebungen im Rahmen von Forschungsprojekten die Informationsgrundla- Regierungsbezirk Niederbayern gen zu verbessern. Ob die vom Fragesteller ge- Programm zur Verbesserung der Lebensbedingungen wünschten Daten vorliegen, läßt sich anhand der in Städten und Gemeinden allgemein gestellten Frage nicht beantworten. Die (Stand Juni 1978) (ZIP) Bundesregierung ist gern bereit, soweit wie möglich, entsprechende Informationen bei Spezifizierung der Bundes Frage bereitzustellen. Gemeinde programm 1977 1978 Kreis 1971 bis 1978

Deggendorf 81 000 — — Anlage 112 1 252 000 Antwort Grafenau 623 000 100 000 600 000 des Parl. Staatssekretärs Dr. Sperling auf die Schrift- Lkr. Freyung- liche Frage des Abgeordneten Dr. Stavenhagen Grafenau (CDU/CSU) (Drucksache 8/1931 Frage B 118): Kelheim 1 064 000 — — Welche Möglichkeiten bestehen nach dem Städtebauförde- Lkr. Kehlheim rungsgesetz, daß den Mietern von Wohnungen im Sanierungs- gebiet Aufwendungen aus öffentlichen Mitteln erstattet werden, Landshut 1 398 000 300 000 209 000 die sie im Lauf der Zeit zur Werterhaltung oder Verschönerung 7 042 000 90 000 — ihrer Mietwohnung geleistet haben?

400 000 — — Instandsetzung und Instandhaltung der Gebäude Passau 2 462 000 400 000 400 000 und Wohnungen in einem Sanierungsgebiet sind 1 943 000 734 000 1 770 000 grundsätzlich Aufgaben der Hauseigentümer. Nach 808 000 — 200 000 § 43 des Städtebauförderungsgesetzes können die Pfeffenhausen 519 000 — — unrentierlichen Kosten von sanierungsbedingten Mo- dernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen un- Lkr. Landshut ter bestimmten Voraussetzungen von der Gemeinde Straubing 5 639 000 425 000 700 000 erstattet und mit Sanierungsförderungsmitteln des 1 233 000 — 234 000 Bundes und des Landes gefördert werden. In diesem Vilsbiburg — 60 000 — Rahmen ist es aber nicht möglich, frühere Aufwen- Wegscheid — 33 000 110 000 dungen der Mieter zur Werterhaltung oder Ver- schönerung ihrer Wohnungen zu erstatten. Lkr. Passau Zwiesel 780 000 — 90 000

Summen: 25 244 000 2 142 000 4 313 000 Bayern Anlage 1.13 insgesamt: 229 899 000 30 500 000 50 225 000 Antwort Gesamtsummen Reg. Bezirk des Bundesminister Dr. Hauff auf die Schriftlichen Niederbayern 31 699 000 Fragen des Abgeordneten Dr. Stavenhagen (CDU/ CSU) (Drucksache 8/1931 Fragen B 119 und 120) : Land Bayern 310 624 000 Wie gedenkt die Bundesregierung, nachdem die Bundesrepu- blik Deutschland Mitglied des internationalen Komitees für - Antarktisforschung geworden ist, in diesem Bereich tätig zu werden, und welches sind die Ziele der deutschen Antarktis- forschung? Welcher Standort ist als Basis für die deutsche Antarktis- forschung vorgesehen, und bei welcher bestehenden Einrich- Anlage 111 tung soll diese angesiedelt werden? Antwort Zu Frage B 119: des Parl. Staatssekretärs Dr. Sperling auf die Schrift- liche Frage des Abgeordneten Niegel (CDU/CSU) Nach dem Beitritt der Bundesrepublik Deutschland (Drucksache 8/1931 Frage B 117) : zum Antarktisvertrag als einfaches Mitglied wird Hat die Bundesregierung Unterlagen über die wirtschaftliche ein qualifizierter Beitritt als Konsultativmitglied er- Situation der Vermieter von Wohnungen in der Bundesrepublik Deutschland und über die soziologische Struktur dieses Perso- wogen. Voraussetzung hierfür ist u. a., daß „erheb- nenkreises? liche wissenschaftliche Forschungsarbeiten in der Antarktis" vorgenommen werden. In Fortsetzung Der Bundesregierung liegen sowohl verschiedene der langen Tradition erfolgreicher deutscher Antark- Unterlagen über die wirtschaftliche Situation der tisforschung ist eine wesentliche Intensivierung ent- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8099* sprechender Arbeiten vorgesehen. Sie soll im Rah- Rechenanlage aus, wodurch Verzögerungen in der men eines besonderen Forschungsprogramms erfol- Anfragebearbeitung während dieser Zeit nicht zu gen, das zu Beginn des nächsten Jahres vorliegen vermeiden waren. Inzwischen wurde der Betrieb soll. Die Schwerpunkte dieses Programms werden wieder normalisiert. sich an den in der Bundesrepublik Deutschland vor- handenen Kapazitäten, am Charakter des Antarktis- Zu Frage B 122: vertrages und an den Programmen der anderen Ant- arktisstaaten orientieren und sich zunächst vor allem Die Fachinformationszentrum Energie, Physik, auf grundlegende Untersuchungen zur Klimatologie, Mathematik GmbH führt selbstverständlich alle In- zur Ökologie und Biologie, zur Geographie, Geodä- formations dienstleistungen aus, die von ihr angebo- sie und Regionalgeologie sowie Glaziologie und der ten werden; dabei spielt es keine Rolle, ob die An- Physik der festen Erde und des Meeres konzentrie- fragen aus dem Bereich des Staates oder der Wirt- ren; der Aufbau und Unterhalt einer antarktischen schaft kommen. Mir ist kein Fall bekannt, in dem Forschungsstation wird erwogen. Anfragen nicht bearbeitet wurden, wobei ich nicht In diesem Sinne ist auch die Aufnahme der Deut- ausschließe, daß sich, wie oben erläutert, durch den schen Forschungsgemeinschaft (DFG) in das Wis- Umzug begründete Verzögerungen in der Bearbei- senschaftliche Komitee für Antarktisforschung tung ergaben. (SCAR) zu begrüßen, das nicht-gouvernementalen Charakter hat.

Zu Frage B 120: Anlage 115 Für die Bundesregierung gilt es zunächst, das Antwort Antarktisforschungsprogramm fertigzustellen. Die Frage des Standorts und der organisatorischen Ver- des Bundesministers Dr. Hauff auf die Schriftlichen ankerung der Basis der künftigen deutschen Antark- Fragen des Abgeordneten Pfeffermann (CDU/CSU) tisforschung wird z. Z. geprüft, ist aber nicht ent- (Drucksache 8/1931 Fragen B 123, 124, 125 und 126) : scheidungsreif. Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, daß trotz des nach einer Meldung in der Frankfurter Allgemeinen Zei- tung vom 12. Juni 1978 verfügten Baustopps die Versuchs- und Demonstrationsstrecke für ein Magnetbahnsystem für die inter- nationale Verkehrsausstellung in Hamburg errichtet wird, ob- wohl im Planfeststellungsbeschluß ein Abbau der Anlage bereits bis Ende 1979 gefordert wird? Anlage 114 Welche Zeit steht nach Auffassung der Bundesregierung unter diesen Voraussetzungen zur Verfügung, wenn „Verhalten und Antwort Einstellung des Benutzers zu diesem neuartigen Bahnsystem im Zusammenhang mit der Demonstration in Hamburg ermit- telt werden sollen"? des Bundesministers Dr. Hauff auf die Schriftlichen Für welchen anderen Ort ist der Aufbau und die weitere Fragen des Abgeordneten Dr. Hubrig (CDU/CSU) Nutzung dieser Demonstrationsanlage vorgesehen, und wie weit ist dort das Baugenehmigungsverfahren zur Errichtung dieser (Drucksache 8/1931 Fragen B 121 und 122) : Anlage? In welchem Umfang werden die von der Zentralstelle für Welcher Art sind die Erkenntnisse, die das Projekt erbracht Atomkernenergiedokumentation angebotenen Informationsdienst- hat, soweit sie für „Fortführung des Programms und die Um- leistungen im Rahmen des Fachinformationszentrums Energie- setzung der Forschungs- und Entwicklungsergebnisse in die Physik-Mathematik durch Benutzer aus Staat und Wirtschaft praktische Anwendung von großer Bedeutung sind"? genutzt, und welche Erfahrungen liegen bisher über die Ab- wicklungsdauer von Kundenwünschen vor? Ist der Bundesregierung bekannt, daß die ZAED Informa- Zu Frage B 123: tionsdienstleistungen, die sie in ihrem Fachinformationsdienst Energie-Physik-Mathematik anbietet, nicht durchführt, obwohl Bestellungen aus der Wirtschaft vorliegen? Durch Beschluß des Verwaltungsgerichtes Ham- burg ist die sofortige Vollziehbarkeit des Planfest Zu Frage B 121: stellungsbescheides für das Projekt „Demonstra- tions- und Versuchsanlage Magnetbahn" aufgeho- Die 'Zentralstelle für Atomkernenergie-Dokumen- ben worden. Die aufschiebende Wirkung einer Kla- tation (ZAED), deren Aufgaben inzwischen auf- die ge von verschiedenen Hamburger Bürgern ist da- Fachinformationszentrum Energie, Physik, Mathema- mit wiederhergestellt. tik GmbH übergegangen sind, hat im Jahre 1977 über 8 000 individuelle Anfragen bearbeitet, von de- Die beteiligte Industrie, vertreten durch die Firma nen rund 80 % aus ,dem Bereich des Staates und Thyssen Industrie AG Henschel, hat gegen diesen 20 % aus dem der Wirtschaft stammten. Beschluß Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht Die Bearbeitungsdauer der Anfragen lag bei der eingelegt. Sofern die Beschwerde Erfolg haben soll- üblichen direkten Benutzer-Rückkopplung unter te, kann das Projekt planmäßig durchgeführt wer- zwei Wochen. den. Für den Fall, daß die Beschwerde abgewiesen werden sollte, werden zur Zeit alternative mögliche Im April und Mai 1978 wurde im Zusammenhang Lösungen untersucht. mit der Zusammenführung bisheriger Informations- einrichtungen zum Fachinformationszentrum Ener- Die Forderungen der Freien und Hansestadt Ham- gie, Physik, Mathematik ,der Umzug von Mitarbei- burg, die Anlage bis Ende 1979 zurückzubauen, ist tern, Beständen und Maschinen in ein neues Dienst- bereits bei der Planung und Bewiligung des Pro- gebäude durchgeführt; durch den Umzug fiel die jektes berücksichtigt worden. 8100* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978

Zu Frage B 124: c) Es ist erstmals die Zusammenarbeit der Entwick- lerfirmen mit Genehmigungsbehörden in einem Zur Verfügung steht die Zeit vom Juni 1979 bis konkreten Fall notwendig. Dabei findet auf bei- ca. Oktober 1979. In dieser Zeit können, wenn die den Seiten ein Lernprozeß statt: die Genehmi- Anlage an 20 Tagen im Monat jeweils 8 Stunden gungsbehörden machen sich mit der neuen Tech- betrieben wird, über 250 000 Personen an Versuchs- nik vertraut und zeigen aus ihrer Sicht Schwach- fahrten teilnehmen. stellen auf, die von den Entwicklerfirmen zu be- seitigen sind. Ein ähnlicher Vorgang spielt sich bei der Überprüfung des Konzeptes durch die Zu Frage B 125: sicherheitstechnischen Gutachter ab. Aus beiden Die drei an dem Bau der Anlage maßgeblich be- Kontakten ist erkennbar, welcher Aufwand an teiligten Industrieunternehmen haben sich um die Entwicklung und Erprobung, vor allem aber weitere Nutzung der Anlage beworben. Ein Wieder- auch an Gesetzgebung und Erstellung von Vor- aufbau bei einem dieser Unternehmen oder einem schriften noch notwendig ist, bevor eine Ma- anderen Standort ist vorgesehen. gnetbahn hoher Geschwindigkeit als Personen- verkehrsmittel zugelassen werden kann. Eine Standortfestlegung ist bisher jedoch nicht getroffen worden. Genehmigungsverfahren sind aus d) Wichtige Erkenntnisse brachte auch das Plan- diesem Grunde noch nicht eingeleitet worden. feststellungsverfahren, bei dem erstmalig das Gesetz über den Bau und den Betrieb von Ver- Da die in Betracht gezogenen Standorte nicht suchsanlagen zur Erprobung von Techniken für über öffentlichen Grund führen, wird ein Planfest- den spurgeführten Verkehr Anwendung gefun- stellungsverfahren, wie es in Hamburg erforderlich den hat. war, nicht durchzuführen sein. Vom Genehmigungs- verfahren her werden keine Schwierigkeiten erwar- Die Ergebnisse können vor allem bei dem näch- tet. sten Schritt in der Entwicklung des neuartigen Bahnsystems, bei der Errichtung der Dauer-Ver- suchsanlage im Emsland, genutzt werden. Zu Frage B 126:

Die wesentlichen Erkenntnisse, die neben dem geplanten Demonstrationseffekt erwartet werden bzw. bereits gewonnen werden konnten, sind: Anlage 116 a) Die Versuchs- und Demonstrationsanlage zur Internationalen Verkehrsausstellung (IVA-Bahn) Antwort ist seit dem Bau der inzwischen technisch teil- weise überholten Transrapid-04-Anlage in Mün- des Bundesministers Dr. Hauff auf die Schriftlichen chen-Allach und des Linearen Hochgeschwindig- Fragen des Abgeordneten Dr. Riesenhuber (CDU/ keitsprüfstandes in Manching das erste große CSU) (Drucksache 8/1931 Fragen B 127 und 128): Hardware-Projekt. Obwohl die Streckenlänge Sind der Bundesregierung Gruppen von Kernenergiegegnern in Kernforschungszentren, die vom Staat finanziert werden, sehr begrenzt ist und besondere Randbedingun- bekannt? gen vorliegen, kann man doch den Entwick- Welchen Zugang haben insbesondere Gruppen von Kern- energiegegnern im Kernforschungszentrum Karlsruhe und im lungsstand und -fortschritt bei wesentlichen Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg zu sensitiven An- Komponenten und Subsystemen und deren Eig- lagen? nung in einem integrierten System erkennen. Die Wirklichkeitsnähe der in den letzten Jahren auf dem Papier entstandenen Projektentwürfe für Zu Frage B 127: Anwendungsfahrzeuge im Hochgeschwindig- keitsbereich kann auf Grund der Erfahrungen Nach Kenntnis der Bundesregierung gibt es an mit der IVA-Bahn besser eingeschätzt werden. den von ihr mitfinanzierten Kernforschungszentren keine Gruppen, die das Ziel verfolgen, den Bau b) Da für die IVA-Bahn Sicherheit und pünktliche oder den Betrieb von Kernkraftwerken und anderen Verfügbarkeit an erster Stelle stehen, müssen nuklearen Einrichtungen prinzipiell zu verhindern. erprobte Komponenten eingesetzt werden. So- Als Bürger der Bundesrepublik Deutschland haben weit ohne zu großes Risiko möglich, werden je- allerdings auch die Mitarbeiter der vom Staat finan- doch auch interessante technische Neuentwick- zierten Kernforschungseinrichtungen das selbstver- lungen und neuartige Konzepte angewendet. ständliche Recht, über ihre Stellung zu Problemen Als Beispiele sind zu nennen: die Einzelmagnet- der Kernenergie eigenverantwortlich zu entscheiden. aufhängung, das dezentrale Regelungskonzept, Dabei liegt es gerade auch im Interesse einer ge- die Sonden und Stromsteller für die Magnet- sicherten Fortentwicklung der Kernenergie, wenn regelung, die Bremse, die Bordsteuerung, das In- das damit befaßte wissenschaftliche und technische formationsübertragungssystem mit Schlitzhohl- Personal die eigenen Forschungs- und Entwicklungs- leiter, der Langstatorantrieb mit erstmalig ange- arbeiten kritischen Fragestellungen unterzieht. Über wendetem neuartigen Herstellungsverfahren, die Organisation von Gruppen ist aber auch insofern das Wartungskonzept u. a. m. nichts bekannt. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978 8101*

Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, auf die Zu Frage B 128: Verbesserung der schulischen Betreuung der ausländischen Kin- der einzuwirken, und wie hat sie diese Möglichkeiten bisher Da die in Frage B 127 angesprochenen Gruppen genutzt? nach Kenntnis der Bundesregierung nicht existieren, Inwieweit sind bei Modellförderungen der Bund-Länder-Kom- mission für Bildungsplanung und Forschungsförderung Fragen ist diese Frage gegenstandslos. der schulischen Betreuung von Kindern ausländischer Arbeitneh- mer berücksichtigt, und welche Ergebnisse sind dabei erzielt worden? Erlaubt die Zusammenarbeit mit den Ländern eine Intensi- vierung der Modellarbeit und Übernahme der Ergebnisse in die schulische Praxis? Anlage 117 Antwort Zu Frage B 130: des Bundesministers Dr. Hauff auf die Schriftliche Die schulische Eingliederung der ausländischen Frage des Abgeordneten Schäfer (Offenburg) (SPD) Kinder und Jugendlichen liegt in der Zuständigkeit (Drucksache 8/1931 Frage B 129): der Länder. Hat die Bundesregierung Erkenntnisse darüber, wie hoch bef 1. der französischen Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague, in Die Bundesregierung hat jedoch nach Arti- der Brennelemente aus deutschen Leichtwasserreaktoren aufge- kel 91 b Grundgesetz die Möglichkeit, mit den arbeitet werden sollen, die Plutoniumsverluste (MUF) sind? Ländern auf Grund von Vereinbarungen an der Bildungsplanung auch für diesen Unterrichtsbe- Der Bundesregierung liegen keine einschlägigen reich mitzuwirken. Erkenntnisse vor. Allgemein ist in diesem Zusam- menhang zu erläutern: Die Bundesregierung hat diese Möglichkeit ge- nutzt. Etwa 35 Modellvorhaben der Länder zu Als „MUF" (material unaccounted for) wird die den Fragen der Eingliederung ausländischer Kin- Bilanz-Differenz zwischen den gemessenen Ein- und der und Jugendlicher werden oder wurden durch Ausgangsmengen bezeichnet. Da eine Messung stets den Bund mit gefördert. mit einem gewissen Meßfehler behaftet ist, kann nicht erwartet werden, daß „MUF" zu Null wird. Es Auf Initiative des Bundes in der Bund-Länder- kommt hinzu, daß sich zu einem willkürlich ge- Kommission für Bildungsplanung und For- wählten Stichtag für die Materialbilanzierung gewis- schungsförderung wird in die Fortschreibung des se Materialmengen noch im Prozeßbereich (Rohrlei- Bildungsgesamtplans ein Kapitel aufgenommen, tungen und Behälter) befinden („hold-up"), die eben- in dem die Zielvorstellungen zum Unterricht für falls nur mit einem gewissen Fehler abgeschätzt ausländische Kinder niedergelegt werden. werden können und damit einen weiteren Beitrag Der Bundesminister für Bildung und Wissen- zum „MUF" leisten. schaft hat sich ferner bereit erklärt, im Rahmen Die MUF-Werte können demnach nicht als die von Modellversuchen der Bund-Länder-Kommis- Menge verlorengegangenen Materials gedeutet wer- sion für Bildungsplanung und Forschungsförde- den. rung neue Lehrpläne und Lehrmittel zu fördern, über die Kenntnisse über die Herkunftsländer Demgegenüber treten bei der Wiederaufarbeitung und über die Wanderarbeitnehmerproblematik als einem chemischen Prozeß Prozeßverluste auf, die vermittelt werden. dazu führen, daß gewisse Pu-Mengen mit dem Ab- fallstrom gehen und von dort praktisch nicht mehr 2. Auf der Ebene der Europäischen Gemeinschaften zurückzugewinnen sind. hat sich die Bundesregierung nachdrücklich für Diese Prozeßverluste betragen etwa 1 %, wie aus den Erlaß der Richtlinie des Rates über die den Erfahrungen bei der Wiederaufarbeitung von schulische Betreuung der Kinder von Wander- Kernbrennstoffen bekannt ist, die wohl auch auf die arbeitnehmern vom 25. Juli 1977 eingesetzt. französische Anlage zu übertragen sind. 3. Die Bundesregierung hat im übrigen im Zusam- Grundsätzlich sind diese Verluste an Plutonium menwirken mit den Regierungen der Entsende- keinesfalls gleichzusetzen mit der Aussage, daß Plu- länder Expertenkommissionen für den Unterricht tonium aus der jeweiligen Wiederaufarbeitsanlage der ausländischen Kinder in der Bundesrepublik mißbräuchlich entwendet wurde. Zum Schutz dage- eingesetzt, die ihre Arbeit bereits aufgenom- gen gibt es eine weitreichende Skala von sogenann- men haben. Die Federführung für die deutsche ten physischen Schutzmaßnahmen, die mit Sicherheit Seite liegt beim Auswärtigen Amt. Es bestehen auch in der französischen Anlage voll zum Tragen z. Z. eine deutsch-griechische, eine deutsch-italie- kommen. nische, eine deutsch-jugoslawische und eine deutsch-türkische Kommission.

Zu Frage B 131: Anlage 118 Die bisherigen Modellversuche für die Zielgruppe Antwort Ausländer gelten der Forschung, Entwicklung und des Parl. Staatssekretärs Engholm auf die Schrift- Erprobung in den folgenden Sachgebieten: lichen Fragen des Abgeordneten Urbaniak (SPD) — Stützkurse im Fach Deutsch (Drucksache 8/1931 Fragen B 130, 131 und 132) : — Stützkurse in Sachfächern 8102* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1978

— Lehrbücher im Fach Deutsch als Fremdsprache — Arbeitsgruppe Vorschulerziehung und die Er- für den Unterricht an Grundschulen, Hauptschu- zieherinnen aus Modellkindergärten der Länder len und Berufsschulen Rheinland-Pfalz und Hessen. Didaktische Einheit — Unterrichtsorganisationen mit gemeinsamem Un- Gastarbeiterkinder. Deutsches Jugendinstitut, terricht von deutschen und ausländischen Schü- München 1976. Erprobungsfassung. Ernst Klett lern, überwiegend gemeinsamem Unterricht und Verlag, Stuttgart, Kösel-Verlag, München, o. J. überwiegend getrenntem Unterricht — Walter Bayer, Viola Gärtner-Harnach, Josef — Unterricht mit zwei Unterrichtssprachen Krolage, Berndt Rüdiger Paul, Alexander Röhrig, — Außerunterrichtliche Fördermaßnahmen (Haus- Werner Schulte, Elke Träumer: Psychologische aufgabenhilfe, Freizeitangebote) Untersuchung der Schulsituation der Kinder aus- ländischer Arbeitnehmer. Abschlußbericht der — Lehrerfortbildung Forschungsgruppe „Kinder ausländischer Ar- — Berufsbefähigungskurse beitnehmer" an der Fachhochschule Sozialwesen — Lehrmaterialien für Kindergärten Mannheim. Selbstverlag 1977. — Kinderliteratur aus den Herkunftsländern für Bezugsquelle: Prof. Dr. Viola Gärtner-Harnach, Bibliotheken Fachhochschule für Sozialwesen Mannheim, Hut — Mobile Bibliotheksversorgung horstweg 15 — Weiterbildung für ausländische Erwachsene. — Heinrich Eckes, Heinz Wilms: Deutsch für Ju- gendliche anderer Muttersprachen. Berufsschule. Folgende Ergebnisse sind in Regeleinrichtungen Bezugsquelle: Institut für Film und Bild in Wis- übernommen worden: senschaft und Unterricht GmbH, Bavaria-Film- — Stützkurse im Fach Deutsch Platz 3, 8022 Grünwald — Stützkurse in Sachfächern — Manfred Hohmann (Hrsg.) : Unterricht mit aus- — Lehrbücher im Fach Deutsch als Fremdsprache ländischen Kindern. Publikation alfa. Verlag — Zweisprachiger Unterricht Schwann, Düsseldorf 1976 — Hausaufgabenhilfe und Freizeitangebote — Horst M. Rabura: Sprich mit uns! Deutsch für — Ausländische Kinderliteratur Kinder und Jugendliche anderer Muttersprachen. — Mobile Bibliotheksversorgung Grundschule, Hauptschule. Bezugsquelle: Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unter- - Lehrmaterialien für Kindergärten richt GmbH, Bavaria-Film-Platz 3, 8022 Grün- — Vorschulische Förderung wald — Weiterbildung für ausländische Erwachsene. — F. Ronneberger (Hrsg.) : Türkische Kinder in Das Bundesministerium für Bildung und Wissen- Deutschland. Referate und Ergebnisse des Semi- schaft hat darüber hinaus Forschungsvorhaben zu nars der Südosteuropa-Gesellschaft über Bil- folgenden Fragen gefördert: dungsprobleme und Zukunftserwartungen der Kinder türkischer Gastarbeiter, 15.-17. Novem- — Psychische Entwicklung ausländischer Kinder an ber 1976. Südosteuropa-Studien Heft 26. Nürn- deutschen Schulen berger Forschungsberichte Band 9. Nürnberg — Arbeit der freien Initiativen zur Förderung aus- 1977. ländischer Kinder — Überblick und Bewertung der von Bund, Ländern, Gemeinden und freien Trägern geförderten Mo- Zu Frage B 132: dellversuche Die Kultus- und Sozialverwaltungen der Länder — Pädagogische Fragen des Unterrichts für auslän- würden voraussichtlich ihre Innovationspolitik zu- dische Kinder gunsten der vorschulischen, schulischen und be- — Weiterbildungsverhalten ausländischer Arbeit- ruflichen Eingliederung der ausländischen Kinder nehmer. und Jugendlichen verstärken und die Zahl der An- - träge auf Gewährung einer Zuwendung aus Bundes- Die Ergebnisse der folgenden Modellversuche und mitteln für die Förderung von Modellvorhaben er- Forschungsvorhaben sind veröffentlicht und, sofern höhen, wenn der Bund 90 % statt bisher 50 % der nicht vergriffen, im Buchhandel — im Falle der Ver- innovativen Kosten eines Modellvorhabens überneh- öffentlichung von Bayer u. a. im Selbstverlag — men könnte. Dies ist das Zwischenergebnis von Fach- erhältlich: beratungen in der Bund-Länder-Kommission für Bil- — Akademie für Lehrerfortbildung Dillingen. dungsplanung und Forschungsförderung. Die Bera- Deutschunterricht für Kinder ausländischer Ar- tungen hierüber sind jedoch noch nicht abgeschlos- beitnehmer. Ein Fortbildungsmodell. Verlag sen. Ludwig Auer, Donauwörth, o. J. Die Ergebnisse der bisherigen Modellversuche — Akpinar/Lopez-Blasco/Vink: Pädagogische Ar- waren übertragbar und sind deshalb, wie in der beit mit ausländischen Kindern und Jugendlichen. Antwort zu Frage 2 bereits dargestellt, in die schu- Juventa Verlag, München 1977 lische Praxis eingegangen.