IRRGEISTERIRRGEISTER 2014 1 Naturmagazin des Vereins für Natur- und Vogelschutz im HSK e.V.

31. Jahrgang 22014 0 1 4

Thema des Jahres 2014 WWindkraft i n d k r a f t

Aus dem Inhalt:

OAG-Bericht 2013

Vogel des Jahres: Habicht

Naturschutzarbeit aus 2014 NABU-Partner im HSK 2 IRRGEISTER 2014 IRRGEISTER 2014 3 4 IRRGEISTER 2014

Impressum Inhaltsverzeichnis

Herausgeber: Verein für Natur- und Vogelschutz im Vorwort 5 e.V. Praktische Naturschutzarbeit 6 Geschäftsstelle und VNV-Station: Sauerlandstr. 74a, (Kloster Bredelar) Uhubrutplatz in Halbeswig gesichert 8 34431 Marsberg-Bredelar Tel. 02991/908136 Vogel des Jahres 2015: Der Habicht 9 Internet: www.vnv-hsk.de e-mail: [email protected] OAG 13 Sammelbericht der OAG 2013 14 Vorstand: Bernhard Koch 1. Vorsitzender 02377/805525 VNV übernimmt Trafostation 29 [email protected] Franz-Josef Stein 1. stellv. Vors. 02991/1281 Flächenankauf - Naturschutz garantiert 30 [email protected] Johannes Schröder 2. stellv. Vors. 02991/1599 Gänsesägernistkästen an der Ruhr 32 [email protected] Harald Legge Schriftführer, 02992/7866682 VNV im Radio 33 [email protected] Richard Götte Schatzmeister 02961/9626856 Weiterhin Abschuss von Kormoranen 34 [email protected] Blume des Jahres: Teufelsabbiss 36 Erweiterter Vorstand: Bullenstar Ullmann 38 Lars Dietrich 0151-28228783 [email protected] Pastorenwiese 40 Franz Giller 02991-1729 [email protected] Termine um den Obstwiesenschutz 42 Klaus Hanzen 02964-700 [email protected] Blütenpfl anzen in Höhenlagen 43 Michaela Hemmelskamp 0291/51737 [email protected] VNV-Fahrt 2014 - Jadebusen 46 Gerd Kistner 02932/37832 [email protected] Windkraftplanungen 50 Sven Kuhl [email protected] Kahlschlag auf Landesfl äche 62 02992/907700 Michael Schneider [email protected] Brutbestandserfassung der Mehlschwalbe 64 0151-55888140 Friedhelm Schnurbus 02982-8947 Gute Naturschutznachrichten 69 [email protected] Norbert Schröder 02992/4764 (Rotes Höhenvieh) [email protected] Wolfgang Wilkens 0291/51737 Autoren dieser Ausgabe: [email protected]

Vorstandsitzung: Harald Legge, Martin Lindner, Richard Göt- Jeden 2. Freitag im Monat, 19.15-22.30 Uhr, Gasthof te, Franz-Josef Stein, Bernhard Koch, Norbert Hengsbach, . Die Sitzung ist öffentlich. Schröder, Lars Dietrich, Wolfgang Schulte, Die Rechte der Vervielfältigung und auszugsweisen Christoph Hester Wiedergabe liegen bei den Herausgebern. Für den Inhalt sind die Verfasser verantwortlich. Redaktion und Layout: Die Irrgeister werden allen Mitgliedern des VNV und den im HSK wohnenden NABU-Mitgliedern kostenlos zugesandt. Harald Legge und Richard Götte Die Irrgeister werden auf weißem Recyclingpapier gedruckt. Titelfotos: Bankverbindungen: Sparkasse Hochsauerland , Kto.-Nr. 68577 (BLZ 41651770) Naturnaher Buchenwald Volksbank Thülen eG, Brilon-Thülen Kto.-Nr. 4002100900 Windkraftanlage (BLZ 40069371) (Foto: R. Götte) IRRGEISTER 2014 5

Vorwort

Ein Thema beherrscht die Naturschutzarbeit schätzt werden: „Es hat in der Entwicklungs- des VNV seit den letzten Monaten: Die mit geschichte unserer Kulturlandschaften noch der „Energiewende“ einhergehenden Pla- nie eine Phase gegeben, in der innerhalb ei- nungen für die großfl ächige Errichtung von ner so kurzen Zeitspanne von wenigen Jah- Windrädern. Nun ist es eine Binsenweisheit, ren eine derart tiefgreifende Umgestaltung dass man nicht Kohlekraftwerke und Kerne- der Landschaft stattfand wie jetzt im Rah- nergie ablehnen kann, ohne einer alternativen men der ´Energiewende´.“ Dieser denkwür- Energieversorgung Raum zu geben. Gerade dige Satz zur Windkraft-Planung in unserer Naturschützer wissen, dass nur Energie aus Region stammt aus einer Stellungnahme des regenerativen Energieträgern Zukunft hat. Hochsauerlandkreises – Siehe ebenfalls in diesem Heft, Seite 52! Aber anstatt die „Energiewende“ und da- mit auch die Erzeugung von Windenergie Neben dieser sichtbaren und schnellen Um- in verantwortungsvoller Planung und unter gestaltung unserer Landschaft fi ndet wei- tatsächlicher Berücksichtigung der Belan- terhin eine schleichende, eher verborgene ge der Menschen vor Ort und der Natur zu Verschlechterung auf großer Fläche statt. entwickeln, werden im Schnellverfahren auf Dies fällt nur aufmerksamen, langfristig deren Kosten Tatsachen geschaffen. Eine Beobachtenden auf, lässt sich aber gut able- Vielzahl von bis zu 200 m hohen Windrä- sen im – nach wie vor voranschreitenden – dern soll schon bald besonders im Hochsau- Rückgang und Verschwinden von Tier- und erlandkreis errichtet werden. Erschreckender Pfl anzenarten. Besonders betrifft dies Arten Weise spielen dabei Naturschutzbelange und des Offenlandes, denn sie kommen mit der Landschaftsschutz keine oder nur eine ge- immer intensiveren landwirtschaftlichen ringe Rolle. Nutzung nicht zurecht. Aber auch das Öko- system „Wald“ ist einer immer intensiveren Auf welche Weise dadurch der VNV ge- Nutzung ausgesetzt, was uns Sorge bereiten fordert ist und wie unser Verein versucht, muss. sauerländische Natur bei den aktuell und in Dass wir auch hier nicht nur Missstände auf- den nächsten Monaten/Jahren anstehenden zeigen, sondern durch praktische Maßnah- Weichenstellungen zu bewahren, können men Tier- und Pfl anzenarten sowie wertvolle Sie in mehreren Artikeln in diesem IRR- Lebensräume bewahren, spiegeln weitere In- GEISTER-Heft lesen. halte dieser IRRGEISTER wider.

Die Tragweite der bevorstehenden Verände- rungen vor unserer Haustür kann nicht über- Harald Legge

Korrektur: Im IRRGEISTER 2013 war auf Seite 6 fälschlich ausgesagt, dass der VNV für das ge- plante Naturschutz-Großprojekt des Bundes im Naturpark den Anstoß gab. Richtig ist, dass die Initiative für dieses Projekt von NABU-Mitgliedern im hessischen Kreis Waldeck-Frankenberg ausging. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen. 6 IRRGEISTER 2014

Praktische Naturschutzarbeit – Markenzeichen des VNV

Körperliche Arbeit im Naturschutz – für viele VNV-Aktive ist dies eine angenehme Freizeittätigkeit. Außerdem ist die unmittelbare und erlebbare Mitarbeit an der Optimierung wertvoller Lebensräume viel besser als die nicht minder wichtige Schreibtischarbeit und Teilnahme an Behördenterminen. Folgende Bilder und kurze Beschreibungen von Pfl egeeinsätzen, die im vergangenen Jahr im Raum Marsberg-Brilon stattfanden, sind Ihnen vielleicht Anregung zum Mitmachen! Wir freuen uns, wenn Sie an einem der nächsten Arbeitseinsätze teilnehmen! Weitere Arbeiten fanden u.a. statt im Naturschutzgebiet (NSG) „Seufzertal“ (Offenhalten einer Or- chideen-Feuchtwiese), im Schmießtal (Mähen einer Streuobstwiese) – beide Gebiete im Stadtgebiet gelegen – im NSG „Gräfenberg“ bei (Gebüschentfernung auf einer Heide) und in verschiedenen Feuchtwiesen, die gemäht wurden (NSG „Irrgeister“ und Trollblumenwiese Elkering- hausen, beide Stadtgebiet ).

NSG Langenbruch bei Brilon-Rixen; Gehölzentfernung mit Hand und Maschine. Foto: H. Legge Entfernen von Stockausschlag im NSG „Lan- und Trecker von der Biostation HSK mit mög- genbruch“, Brilon-Rixen lichst viel Wurzelwerk ausgerissen, um zukünftig Teile des ausgedehnten Feuchtwiesengebietes die Entwicklung von Feuchtgrünland so gut wie Langenbruch kaufte der VNV vor einigen Jahren, möglich zu fördern. Anschließend wurde die Flä- übrigens mit Hilfe von Spenden von VNV-Mit- che im Rahmen eines Arbeitseinsatzes vom VNV gliedern. Im Bereich eines gerodeten Bestandes nachgearbeitet, das heißt die inzwischen trocken standortfremder Fichten wuchsen anschließend gewordenen Gebüsche wurden zusammengetra- Brombeergestrüppe und Birkenaufwuchs hoch, gen und verbrannt. da in einzelnen Vorjahren leider keine optima- Es brüten bereits Schwarzkehlchen und Wie- le Beweidung durch einen örtlichen Landwirt senpieper im Gebiet. Die offen gehaltenen Teile organisiert werden konnte. Im Winterhalbjahr können von diesen Vogelarten auch zukünftig ge- 2014 wurde dieser Aufwuchs mittels Seilwinde nutzt werden. IRRGEISTER 2014 7

Feuchtwiesen mähen und Gehölze entfernen - nach schweißtreibender Arbeit sind Pausen willkommen. Fotos: H. Legge

Kiefernzupfen im NSG „Kregenberg“, Marsberg turschützer, mit Becherlupen ausgerüstet, die Na- Das Offenhalten der landesweit bedeutsamen tur des Magerrasens und der näheren Umgebung. Kalkmagerrasen im Raum Marsberg ist eine Daueraufgabe. Sie ist notwendig, da die Jahr- Gebüschentfernung im NSG „Wäschebachtal“, hunderte lange Schaf-/Ziegenbeweidung, die zu Marsberg-Westheim deren Entstehung führte, heutzutage nicht mehr Im abgelegenen Wäschebachtal ganz im Osten des so intensiv stattfi ndet wie in früherer Zeit. Aber: HSK betreut und mäht der VNV seit Jahrzehnten Die Mühen lohnen sich in jedem Fall, denn wir zwei Feuchtwiesen. Im Laufe der Jahre wuchsen erhalten einen überaus artenreichen Lebensraum allerdings Schwarzdorngebüsche immer weiter mit -zig verschiedenen Pfl anzen- und Tierarten, in die Wiesen, die im Sommer und Herbst ein die in unserer Kulturlandschaft ansonsten ver- überaus blütenreiches Bild geben. Darum rodete schwunden sind. die Biostation HSK einen Teil dieser Gebüsche Neben dem regelmäßigen Zurückdrängen von im letzten Winter. Im Herbst 2014 zeigten sich Gebüschen durch den VNV, z. B. in den NSG auf diesen danach kahlen Bereichen schon erste „Wulsenberg“ und „Dahlberg“, das nach wie Grünland-Pfl anzen. Da die aufkommenden Jung- vor in regelmäßigen Arbeitseinsätzen geschieht, triebe des Schwarzdorns jährlich von uns gemäht konnten wir in den letzten Jahren den Kreis derer werden, wird sich hier Grünland entwickeln. Wir erweitern, die praktische Pfl egeeinsätze durch- hoffen, dass u.a. die auf der Feuchtwiese fl ächen- führen. deckend blühenden Herbstzeitlosen, deren Be- Nachdem im vergangenen Winter auf VNV-Ini- stand in die Tausende geht, auch hier Fuß fassen tiative die Kolpingsfamilie Giershagen auf dem werden. Wulsenberg Gebüsche zurück drängte, waren im Oktober 2014 an einem Samstag 16 Erwachse- Harald Legge ne und 15 Kinder des Städtischen Kindergartens Giershagen auf dem Kregenberg unterwegs, um knöchel- bis kniehohe Minikiefern auszuzupfen, die sich angesät hatten, ebenfalls auf Anregung und unter Mitarbeit des VNV. „Viele Hände, schnelles Ende!“ Gemäß dieses Mottos waren nach einigen Stunden Hunderte von Kiefern aus- gerissen, so dass Knabenkräuter und Enziane weiterhin gute Lebensbedingungen haben wer- den. Zwischendurch erkundeten die Nachwuchs-Na-

Gehölzentfernung mit schwerem Gerät im Wäschebachtal Foto: M. Lindner 8 IRRGEISTER 2014

Uhubrutplatz in Halbeswig gesichert

Nordwand des Steinbruchs Halbeswig Foto: M. Lindner

Wenn man vom Ende der A 46 bzw. der dortigen ren Verkippungen mehr vorzunehmen. Dies wur- Ruhrbrücke nach Südosten sieht, sind die Ab- de am 2. Dezember 2014 bei einem Treffen von raumhalden des Steinbruchs bei Bestwig-Halbes- Martin Lindner vom VNV mit Sascha Wienbrock wig nicht zu übersehen. Der Steinbruch baut Di- (Betriebsleiter Diabaswerk Halbeswig) im Stein- abas ab, ein sehr hartes Gestein, welches für die bruch vereinbart. oberste Schicht von Fahrbahndecken, als Gleis- Somit ist der dortige Brutplatz langfristig gesi- schotter und als Wasserbaustein genutzt wird. chert. Im Steinbruch brütete seit mehreren Jahren ein Uhupaar, das allerdings durch Verkippung von Die Auswertung der seit der Uhubesiedlung 1974 Abraum gefährdet war. Um ans Diabas zu kom- vorliegenden Daten zeigte übrigens im Sauer- men, muss im dortigen Bruch der umgebende land, dass die Brutergebnisse in Steinbrüchen Schiefer mit abgebaut werden. Der härtere Teil mit Gesteinsabbau besser waren als in solchen des Schiefers kann als Straßenunterbau genutzt nach Abbauende. Der Grund: In Steinbrüchen werden. Hingegen muss der weiche Schiefer als ohne Abbau treten größerer Störungen durch Abraum abgelagert werden. 60 bis 70 % des ab- die menschliche Freizeitnutzung wie z.B. Klet- gebauten Gestein kann genutzt werden (Wien- tern und Geocaching auf (Lindner 2005). Der brock mdl.). für Uhus berechenbare Steinbruchbetrieb lässt die Tiere hingegen (sofern nicht die unmittelbare Bei der Kontrolle des mehrjährigen Brutplatzes Brutumgebung betroffen ist) unbeeindruckt. wurde 2014 festgestellt, dass dieser unbesetzt war. In unmittelbarer Brutplatznähe war es näm- Martin Lindner lich zu größeren Verkippungen von Abraum ge- kommen (s. Foto). Der Uhu kann im Bruch nur an der Nordwand Literatur: brüten, da in den anderen Bereichen abgebaut Lindner, M. (2005): Reproduktion des Uhus wird bzw. keine Brutmöglichkeiten bestehen. (Bubo bubo) in stillgelegten und betriebenen Dem Steinbruchbetreiber war der Brutplatz des Steinbrüchen im . Artenschutzreport Uhus vor Verkippungsbeginn unbekannt. Nun 17: 15-19. wurde vereinbart, an der Brutwand keine weite- IRRGEISTER 2014 9

Vogel des Jahres 2015: Der Habicht

Der Naturschutz sorgt sich um die Bestände des Habichts. Um den Greifvorgel besser vor seinem größten Feind zu schützen, wird er jetzt zum „Vogel des Jahres 2015“ ernannt.

Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und Der Körperbau des Habichts ist perfekt an schnel- sein bayerischer Partner, der Landesbund für Vo- le Kurzstreckenfl üge angepasst: Breite, relativ gelschutz (LBV), haben den Habicht (Accipter kurze und abgerundete Flügel, der lange Schwanz gentilis) zum „Vogel des Jahres 2015“ gewählt. und seine kraftvolle Muskulatur machen ihn zu Auf den Grünspecht, Vogel des Jahres 2014, folgt einem überlegenem Schnellstarter und verleihen damit ein Greifvogel, der wie viele andere seiner ihm eine besondere Wendigkeit. So kann er auch Verwandten immer noch der illegalen Verfolgung blitzschnell auf seine Maximalgeschwindigkeit ausgesetzt ist, obwohl die Jagd auf den Habicht beschleunigen und punktet gerne mit Überra- seit den 1970er Jahren verboten ist. schungsangriffen aus der Deckung heraus. Dabei bevorzugt er vor allem lebendige Beute und greift Eigentlich könnten wir unbesorgt sein.... nur bei knappem Angebot auf Aas zurück. Als Gäbe es da nicht die Verfolgung des Habichts Hauptnahrung gelten Straßen- und Ringeltau- durch den Menschen. ben sowie Krähen, Elstern, Eichelhäher und andere Rabenvögel, wobei er sich aber sehr Nach Schätzungen gibt es in Deutschland zwi- danach ausrichtet, was in seinem Revier zahl- schen 11.500 und 16.500 Brutpaare. reich vorkommt. Wie alle Greifvögel fängt der Davon brüten in Nordrhein-Westfalen 1500 – Habicht sehr häufi g kranke, geschwächte oder 2000 Habichtpaare. Neben Niedersachsen er- unerfahrene Tiere. Dies gibt ihm eine sehr wich- reicht der Habicht in Nordrhein-Westfalen bun- tige Rolle im Rahmen der natürlichen Auslese. desweit die höchsten Siedlungsdichten. Die Bestände sind in Deutschland derzeit zwar nicht In seinem bevorzugten Lebensraum, einer ab- fl ächendeckend gefährdet, allerdings sind die wechslungsreichen Landschaft mit Nadel- und Bestandszahlen in NRW rückläufi g. Rückgänge Mischwald, bekommt man den scheuen Vogel werden dabei besonders im Tiefl and beobachtet, nur selten zu sehen. Sein scharfer Blick lässt den in den waldreichen Mittelgebirgen nimmt die Habicht die Beute über weite Entfernungen ent- Zahl der Reviere dagegen zu. Diese regionalen decken. Auch zu hören ist vom Habicht wenig. Rückgänge lassen sich kaum mit dem Verlust von Er gehört nicht gerade zu den „stimmfreudigen Brutplätzen oder dem Mangel an Beutetieren er- Vogelarten“. Eine Ausnahme bildt die Balzzeit klären, korrelieren nach einer Untersuchung des im Februar - dann ertönten im Nest längere „Kja- Komitees gegen den Vogelmord aber mit der Ver- Kja-Kja“-Rufe. Mit etwas Glück ist in dieser Zeit teilung der Niederwildreviere. auch der Balzfl ug mit Sturzfl ügen und schroffen Wendungen zu sehen. Unbeliebt bei Jägern, Hühnerhaltern und Tau- benzüchtern: Den Habicht von Bussard und Sperber unter- Was beunruhigt: scheiden In Deutschland verschwindet der Habicht aus Wer den Jahresvogel beobachten möchte, braucht manchen Gebieten oder ist dort unerklärlich Geduld, denn oft ist dieser scheue Waldvogel nur selten. Das liegt auch daran, dass er vor allem für Sekunden während seiner Jagdfl üge zu sehen. von Jägern als Konkurrent bei der Hasen- und In der Größe mit einem Bussard vergleichbar, ist Fasanenjagd gesehen wird. der Habicht vor allem mit seinem langen Schwanz und der im Flug gut sichtbaren hell-dunkel - quer Der Habicht frisst gerne Krähen und Tauben, gebänderten Unterseite gut zu erkennen. Von dem und balzt spektakulär. ihm ähnlichen Sperber ist der Habicht vor allem 10 IRRGEISTER 2014 dadurch zu unterscheiden, dass unser Jahresvogel Unkenntnis gefällte Horstbäume zerstören gar deutlich größer ist als sein Verwandter. die Brutplätze der fl iegenden Jäger. Lebt er in der Stadt, ist er zwar recht sicher vor Verfolgung, Größte Gefahr für den Habicht: der Mensch doch lauern hier andere Gefahren: So ist der Auf- Fehlinformationen werden dem Jahresvogel zum prall auf Glasscheiben die Haupttodesursache. Verhängnis. Neben dem Mäusebussard ist der Habicht die am Zum Schutz des Habichts hat der NABU klare meisten verfolgte Greifvogelart - Tendenz stei- Vorstellungen: Er will Verstöße gegen das Jagd- gend, obwohl die Verfolgung von Greifvögeln verbot in einer Datenbank sammeln. Zwingend durch Abschuss, Fang, Vergiftung oder das Zer- notwendig sind außerdem Horstschutzzonen, um stören von Nestern und Horstbäumen illegal ist. das Fällen von Horstbäumen zu verhindern.

Mythos um den Habicht Da vor allem unerfahrene Jungtiere in großen Nach wie vor geht der Mythos um, Habichte seien Glasfenstern oder verspiegelten Gebäudefronten für den Rückgang bestimmter Arten wie Feldha- kein Hindernis erkennen, sollten ferner Glas- se und Rebhuhn verantwortlich. Vielmehr fi nden scheiben vogelsicher gemacht werden - etwa mit Rebhühner immer weniger Brutplätze und für aufgebrachten Querstreifen. ihre Küken nicht mehr ausreichend Insekten zum Überleben - Resultat einer industriell geprägten Nordrhein-Westfalen bisher einziges Bundes- Landwirtschaft unter Einsatz von Pestiziden. Ähn- land mit einer Stabstelle Umweltkriminalität zur liches trifft auch auf die Feldhasen zu. Bekämpfung der Greifvogelverfolgung - übrige Bundesländer müssen reagieren. Jäger verhelfen dem Habicht zu gedecktem Tisch „Illegale Greifvogelverfolgung ist kein Kavali- Etwas anders liegt der Fall bei den Fasanen: Nie- ersdelikt, sondern eine Straftat, die konsequent derwildjäger schießen heute hauptsächlich Jagd- verfolgt werden muss“, erklärt Heinz Kowalski, fasane, die zu diesem Zweck eigens gezüchtet stellvertretender Vorsitzender des NABU NRW. und dann in großer Anzahl ausgesetzt werden. Vorbildlich geschehe dies seit beinahe 10 Jahren Damit verhelfen Jäger natürlich auch dem Ha- in Nordrhein-Westfalen. Seit 2005 widmet sich bicht zu einem gedeckten Tisch, da er diese uner- hier die Stabsstelle zur Bekämpfung von Um- fahrenen Tiere leicht fangen kann. In Gegenden weltkriminalität unter anderem der Eindämmung mit intensiver Fasanenjagd ist daher meist auch illegaler Greifvogelverfolgung. Die im Umwelt- eine verstärkte Habichtverfolgung zu beobach- ministerium angesiedelte Einrichtung arbeitet ten, da diese als Konkurrenten bei der Jagd ange- intensiv mit den Polizeibehörden zusammen, sehen werden. Dabei wissen wir heute, anders als um eine konsequente Strafverfolgung zu ermög- früher angenommen, dass die Zahl der Beutetiere lichen. NABU und LBV forderten die übrigen die Zahl der Beutegreifer eher bestimmt als um- Bundesländer daher auf, diesem Beispiel zu fol- gekehrt. gen und speziell geschulte Einheiten und Koor- dinationsstellen bei der Polizei und den Natur- Gefahren durch Brieftaubenzüchter und Forstar- schutzbehörden der Länder einzurichten. beiten Besonders unbeliebt ist der Habicht bei vielen Obwohl alle Greifvogelarten seit den 1970er Jah- Brieftaubenzüchtern. Jahr für Jahr stellen Poli- ren unter strengem Schutz stehen, werden alljähr- zisten und Tierschützer in Deutschland Habicht- lich zahlreiche Fälle von illegaler Verfolgung, mit fangkörbe sicher - viele davon in der Nähe von einer kontinuierlichen Zunahme der gemeldeten Taubenhaltungen. Dabei wiegen die Verluste Fälle, festgestellt. So sind in den Jahren 2005 bis durch verirrte oder erschöpfte Tauben bei Brief- 2013 allein in NRW mehr als 400 Fälle dokumen- taubenrennen ungleich schwerer als die durch tiert, bei denen insgesamt 700 Greifvögel und den Habicht verursachten. Eulen gefangen, verletzt oder getötet wurden. Trauriger Rekordhalter ist der Mäusebussard mit Im Wald sind Forstarbeiten für brütende Ha- 467 getöteten Individuen, gefolgt vom Habicht bicht-Paare massiver Stress. Absichtlich oder aus mit 74 Opfern illegaler Verfolgung. IRRGEISTER 2014 11

NABU und LBV haben als Signal gegen die il- Tonaufnahmen und Videomaterial vom Habicht legale Greifvogelverfolgung gemeinsam mit dem unter www.NABU.de/presse/fi lmmaterial Komitee gegen den Vogelmord eine bundesweite Meldeaktion gestartet. Aktuell aufgestellte Fal- Die Farbbroschüre „Vogel des Jahres 2015 - Der len, vergiftete oder angeschossene Greifvögel Habicht“ (Art.Nr.: 1975), DIN A5, 36 Seiten gibt in Nordrhein-Westfalen sollten dabei an die be- es im NABU-Natur-Shop, info@NABU-Na- kannten Meldestellen weitergegeben werden: tur-Shop.de, Tel. 0511-711 099 98 oder unter www.NABU.de/infomaterial sowie im LBV-Na- Stabsstelle Umweltkriminalität tur-Shop unter www.lbv.de oder www.lbv-shop. Ministerium für Klimaschutz, Umweltschutz, de Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen Der aktuelle Leitfaden „Illegale Greifvogelver- Telefon 0211/4566-473 oder -407, stabuk@ folgung - Erkennen, Bekämpfen, Verhindern“ mkulnv.nrw.de für Nordrhein-Westfalen, steht unter www. NABU-NRW.de/themen/jagd/greifvoegel/ver- Komitee gegen den Vogelmord e.V. folgung/ als pdf zum Download bereit. Die ge- Telefon 0228/665521, axel.hirschfeld@komitee. druckte Broschüre kann über o.g. Bezugsquellen de bestellt werden.

NABU Landesverband NRW Pressestelle NABU NRW, Birgit Königs, Telefon 0211/159251-10, [email protected] Tel. 0211-15 92 51-14 Fax: 0211-15 92 51-15, Weitere Infos zum Vogel des Jahres in Nordrhein E-Mail: [email protected] -Westfalen unter www.NABU-NRW.de oder bundesweit auf www.Vogel-des-Jahres.de.

Brutverbreitung des Habichts im Hochsauerlandkreis: kleiner Punkt= 1 Brutpaar mittlerer Punkt= 2-3 Brutpaare großer Punkt= 4-7 Brutpaare 12 IRRGEISTER 2014 „Vogel des Jahres“ - von 1970 bis heute

Jahr Vogelart wissenschaftlicher Name 1970 Graureiher Ardea cinera 1971 Wanderfalke Falco peregrinus 1972 Steinkauz Athene noctua 1973 Eisvogel Alcedo atthis 1974 Mehlschwalbe Delichon urbica 1975 Goldregenpfeifer Pluvialis apricaria 1976 Wiedehopf Upupa epops 1977 Schleiereule Tyto alba 1978 Kranich Grus grus 1979 Rauchschwalbe Hirundo rustica 1980 Birkhuhn Tetrao tetrix 1981 Schwarzspecht Dryocopus martius 1982 Großer Brachvogel Numenius arquata 1983 Uferschwalbe Riparia riparia 1984 Weißstorch Ciconia ciconia 1985 Neuntöter Lanius collurio 1986 Saatkrähe Corvus frugilegus 1987 Braunkehlchen Saxicola rubetra 1988 Wendehals Jynx torquilla 1989 Teichrohrsänger Acrocephalus scirpaceus 1990 Pirol Oriolus oriolus 1991 Rebhuhn Perdix perdix 1992 Rotkehlchen Erithacus rubecula 1993 Flussregenpfeifer Charadrius dubius 1994 Weißstorch Ciconia ciconia 1995 Nachtigall Luscinia megarhynchos 1996 Kiebitz Vanellus vanellus 1997 Buntspecht Dendrocopos major 1998 Feldlerche Alauda arvensis 1999 Goldammer Emberiza citrinella 2000 Rotmilan Milvus milvus 2001 Haubentaucher Podiceps cristatus 2002 Haussperling Passer domesticus 2003 Mauersegler Apus apus 2004 Zaunkönig Troglodytes troglodytes 2005 Uhu Bubo bubo 2006 Kleiber Sitta europaea 2007 Turmfalke Falco tinnunculus 2008 Kuckuck Cuculus canorus 2009 Eisvogel Alcedo atthis 2010 Kormoran Phalacrocorax carbo 2011 Gartenrotschwanz Phoenicurus phoenicurus 2012 Dohle Coloeus monedula 2013 Bekassine Gallinago gallinago 2014 Grünspecht Picus viridis 2015 Habicht Accipiter gentilis IRRGEISTER 2014 13

Aufruf zur Meldung von Vogeldaten

Die Ornithologische Arbeitsgemeinschaft im VNV (OAG) bittet alle Inte- ressierten, Vogelbeobachtungen der nachfolgend beschriebenen Arten aus dem HSK, die auf eine Brut hindeuten, formlos, z. B. per E-Mail, an sie zu melden. Um diese Daten verwenden zu können, müssen sie enthalten: Datum, genaue Ortsangabe, Anzahl der Exemplare und Art des Bruthinwei- ses/-nachweises (z. B. Gesang, Futter tragend, Art über längeren Zeitraum zur Brutzeit anwesend, ...), Name des Beobachters.

Die OAG freut sich über weitere aktive Mitarbeiter. Dazu sind Vorkenntnis- se wünschenswert, aber nicht erforderlich. Weitere Infos von und an Harald Legge (E-Mail: [email protected]) oder Richard Götte (E-Mail: [email protected]).

Danksagung Die Artbearbeiter der unten aufgeführten Arten haben viel Zeit damit im Folgenden verbracht, Das nächste mit Akribie die gemeldeten Daten zusammenzu- OAG-Jahrestreffen stellen, aufzuarbeiten und zu kommentieren. Da- rüber hinaus gaben sie Daten anderer zu bearbei- mit der Vorstellung aller tenden Arten, die sie in Feldarbeit sammelten, an Ergebnisse aus 2015 fi ndet die entsprechenden Artbearbeiter weiter. Außer- am 28. März statt. dem meldete eine Vielzahl von Personen Daten, teils sehr umfangreich, an die OAG. Allen diesen Personen gebührt großer Dank. Ohne sie wäre dieser Bericht nicht möglich. OAG-Jahrestreffen im Kloster Bredelar Das traditionelle Jahrestreffen unserer Arbeitsge- Worterklärungen: meinschaft war am 28. März 2015. Juv.: juvenil, Jungvogel Wer sich ein wenig für die im Sauerland interes- immat.: unausgefärbt siert, ist hier genau richtig. In lockerer Atmosphä- ad.: adult, Ausgewachsener re, aber mit dem nötigen Ernst erhält dort jeder BP: Brutpaar Interessierte einen guten Überblick über aktuelle 1,1: 1 Männchen, 1 Weibchen Verbreitung und Besonderheiten der interessan- 2,0: 2 Männchen, 0 Weibchen testen unserer Vogelarten. Ex.: Exemplar

Die OAG-Treffen stehen jedem Interessierten of- fen, es ist eine gemütliche Runde, auch interes- sierte Laien sind ausdrücklich willkommen und erwünscht! 14 IRRGEISTER 2014

Ergebnisse der Bestandsaufnahmen ausgewählter Brutvogelarten im Hochsauerlandkreis in 2013

• Höckerschwan (Erfassungsgrad 100%; 3 brütende Paare mit 20 Juv. im NSG Ruhrstau Bearbeiter: W. Wilkens): Wickede-Echthausen (Koch) Brutbestand in 2013: 12 Brutpaare mit 4 Juv. 1 Brutpaar mit 4 Juv. an der renaturierten Ruhr im HSK bei Arnsberg-Neheim sowie eine Mischbrut (1,0 Grau- / 0,1 1 BP mit 2 Juv. auf den Westheimer Teichen, Kanadagans) mit 4 Juv. (siehe auch Graugans) Marsberg-Westheim (Koch) (Koch) 1 BP (ohne Bruterfolg) auf dem VEW-Stausee 1 Brutpaar mit 4 Juv. am Möhnestau in Olsberg (Koch, Schulte) Arnsberg-Neheim / Moosfelde (Koch) 1 BP mit 2 Juv. auf dem Ruhrstau - 1 Brutpaar mit 3 Juv. auf dem Ruhrstau Wehrstapel (Wilkens) Arnsberg-Niedereimer (Wilkens) 1 BP (ohne Bruterfolg) auf dem Vorbecken 1 Brutpaar mit 1 Juv. auf dem Freizeitteich bei des Hennesees (Wilkens) Arnsberg-Rumbecker Hammer (Koch) 1 BP Schönungsteiche Kläranlage Meschede- 1 Brutpaar mit 6 Juv. unterhalb des Ruhrstaus Wehrstapel (Wilkens,Schulte,Koch) Meschede-Freienohl / Langel (Schulte) 1 BP erfolglos an der Kaiser-Wilhelm-Brücke 1 Mischbrut (1,0 Grau- / 0,1 Kanadagans) mit in Arnsberg-Rumbeck (Schulte,Koch) 5 Juv., von denen 4 fl ügge wurden, auf dem 1 BP auf der Ruhr nahe Ruhrstau Arnsberg- Sorpesee/Hauptbecken (Koch/Schulte) Uentrop (Schulte) 1 Brutpaar mit 6 Juv. am Golfplatzteich bei 1 BP am Kanal beim Sägewerk in Winterberg- Sundern-Amecke (Koch) Niedersfeld (Ornitho.de) 1 Brutpaar ohne Bruterfolg an den Fischteichen 1,1 Ex. (1,0 rechts beringt) ohne Brut auf den Hanxleben bei -Kirchrarbach Schönungsteichen der Kläranlage Arnsberg- (K. Koch/Schulte/Werde) Neheim/Ohl (Koch) 1 Brutpaar erfolglos an den Teichen „Auf dem 1,1 Ex. mit Erdnest, später ohne Juv. Sorpesee/ Kuckuck“ bei Marsberg-Westheim (Kuhl) Hauptsee Ostufer vor dem Damm (Koch) 1 Brutpaar mit 6 Juv. an den Westheimer 1,1 Ex. ohne Nest Golfplatzteich Sundern Teichen bei Marsberg-Westheim (Koch/Kuhl) Amecke (Koch) 1 Brutpaar mit 2 Juv. an einem Angelteich bei 1,1 Ex. in Vollmauser (1,0 Ex. mit hellen Korbach-Schleidern / Medebacher Bucht Füßen, 0,1 schwarze Füße) Ruhrobergraben (Koch) Meschede-Stockhausen (Koch)

• Graugans (70%; B. Koch): • Kanadagans (70%; B. Koch): Der Brutbestand betrug 2013 mindestens 35 2013 wurden 25 Bruten mit 100 Juv. und 2 brütende Paare mit 60 Jungvögeln. nicht erfolgreich brütenden Paare gemeldet. An den Angelteichen SW Gut Forst bei Wie auch in den Vorjahren wurden aus vielen Marsberg-Canstein hielten sich im Frühjahr Gebieten Paare gemeldet, die (noch) nicht zur bis zu 17 Ex. auf, es kam aber zu keinen Brut schritten. Bruten, ebenso wie am Diemelsee, wo im Mai Bei Arnsberg-Neheim und am Sorpesee kam bis zu 7 Paare anwesend waren. es wieder zu je einer erfolgreichen Mischbrut Zu einem Brutversuch von 1 Paar kam es wohl (siehe auch Graugans). auch bei Meschede-Stockhausen (Koch/Kuhl/ Schulte) Die Bruten verteilen sich wie folgt: 14 erfolgreiche Bruten mit 41 Juv. im NSG 12 brütende Paare mit 39 Juv. um Arnsberg- Ruhrstau Wickede-Echthausen (hier mind. 18 Voßwinkel (Koch) Bruten) (Koch) IRRGEISTER 2014 15

5 Bruten erfolglos auf einem Artenschutzteich bei Arnsberg-Voßwinkel (innerartlicher Stress) (Koch) 6 Bruten erfolglos auf dem Mühlenteich bei Arnsberg-Voßwinkel (innerartlicher Stress) (Koch) 1 Mischbrut (1,0 Grau- / 0,1 Kanadagans) mit Graugans Foto: R. Götte 4 Juv. an der renaturierten Ruhr bei Arnsberg- Neheim (siehe auch Kanadagans) (Koch) Ruhr in Arnsberg-Neheim (Koch) 1 Brutpaar mit 4 fast fl üggen Juv. im NSG 1 Brutpaar mit 4 Juv. am Möhnestau Arnsberg- Enser See (Koch) Neheim / Moosfelde (Koch) 1 Brut mit 4 Juv., von denen 3 fl ügge wurden, 1 Brutpaar mit 9 Juv., von denen 8 fl ügge auf dem Sorpesee-Vorbecken (Koch/Schulte/ wurden, auf dem Golfplatz Arnsberg-Herdringen Wilkens) (Stangier) 1 Mischbrut (1,0 Grau- / 0,1 Kanadagans) 1 Brutpaar mit 2 Juv. auf der Ruhr bei mit 5 Juv., von denen 4 fl ügge wurden auf Arnsberg-Rumbeck, Kaiser-Wilhelm-Brücke dem Sorpesee Hauptbecken (siehe auch (Schulte) Kanadagans) (Koch/Schulte) 1 Brutpaar mit 8 Juv. auf dem Ruhrstau 1 erfolgreiche Brut mit 2 Juv. von 6 Brutpaaren Freienohl-Olpe (Koch/Schulte) auf dem Feuerlöschteich im Kohlwedertal bei 2 Brutpaare (1 x 3 Juv.) auf dem Hennesee Meschede-Eversberg (König/Wilkens) (Koch/König/Wilkens) 1 Brutpaar erfolglos (23.04. fest brütend) auf 2 Brutpaare (1 x 4 Juv.) auf dem Sorpesee- einem Teich bei Marsberg-Canstein (Koch/ Vorbecken (Koch/Schulte/Wilkens) Kuhl) 1 Brutpaar mit 7 Juv. auf dem Sorpesee- Hauptbecken (Koch) Das Sommermaximum betrug 386 Ex. am 2 Brutpaare (1 x 1 Juv.) an den Westheimer 31.08.2013 im Ruhrtal zwischen Arnsberg- Teichen bei Marsberg-Westheim (Koch/Kuhl) Voßwinkel und dem NSG Ruhrstau Wickede- 4 Brutpaare (1 x 3, 1 x 4, 1 x8 Juv.) auf dem Echthausen. Diemelsee (Koch/A. Ries) Das Wintermaximum betrug 451 Ex. am 2 Brutpaare (1 x 6, 1 x7 Juv.) auf einem 15.12.2012 ebenda. Angelteich bei Korbach-Schleidern, Medebacher Bucht (Koch)

• Nilgans (80%; B. Koch): • Rostgans (100%; B. Koch): Für 2013 wurden 24 Brutpaare mit 91 Juv. 2013 wurden Rostgänse in folgenden Gebieten gemeldet. beobachtet: An 5 Plätzen wurden wachende Männchen beobachtet ohne weitere Kontrollen zu einem 10.05. 1,1 streichend im NSG späteren Zeitpunkt (Bruten erfolgreich?). Ruhrstau Wickede-Echthausen (Koch) Verlobungspaare wurden wieder aus dem 23.06. 1,1 auf dem Teich der gesamten Sauerland gemeldet. Melscheder Mühle bei Sundern-Langscheid / Brutnachweise: Melschede (Koch) 1 Brutpaar mit 8 Juv. auf dem Mühlenteich bei 06.04.-19.05. 1,1 auf dem Hennesee Arnsberg-Voßwinkel (Koch) (Wilkens) 2 Brutpaare (1 x 5 Juv.) am NSG Ruhrstau 19.09. 2 Ex. auf dem Sorpesee Wickede-Echthausen (Koch) (Schulte) 2 Brutpaare (1 x 3, 1 x 4 Juv.) an der Ruhr bei 12.03.-09.04. mehrfach 1,1 an den Arnsberg-Voßwinkel (Koch) Westheimer Teichen bei Marsberg-Westheim. 2 Brutpaare (1 x 5 Juv.) auf der renaturierten Hier am 30.07. 1,1 + 1 fl ügges Juv. (Koch) 16 IRRGEISTER 2014

• Gänsesäger (100%; B. Koch): Nachdem 2012 erstmals 1 Paar auf der renaturierten Ruhr bei Arnsberg-Neheim erfolgreich gebrütet hat, konnten auch im Frühjahr 2013 wieder Gänsesäger an gleicher Stelle beobachtet werden. Allerdings wurden keine Bruten bekannt.

14.05. 1 Ex. fl iegend im Bereich Neheim Jahnallee (Koch) 16.05. 1,1 + 0,1 auf Kiesinseln an der renaturierten Ruhr bei Arnsberg-Neheim ruhend (Fluchtdistanz 30 m) (Koch) 17.05. 1,1 sehr vertraut auf der Ruhr bei Arnsberg-Bruchhausen (Koch) 20.05. 0,2 zusammen auf einer Kiesinsel ruhend an der renaturierten Ruhr bei Arnsberg- Neheim (Koch) 25.05. 0,1 auf der Ruhr bei Arnsberg- Bruchhausen / Perstorp (Koch) 01.06. 0,1 auf der Ruhr in Arnsberg-Zentrum (Schulte) 29.06. kein Ex. renaturierte Ruhr bei Arnsberg- Neheim (Koch) Gänsesäger Foto: R. Götte • Reiherente (70 %; K. Hanzen): Es wurden über 40 Gebieten kontrolliert und aus 39 Zählbares ausgewertet. 74 Brutpaare vollzogen 31 erfolgreiche Bruten (incl. 1 Mischbrut), es schlüpften 149 Küken. Rebhühner im Winter auf einem Rapsfeld Foto: R. Götte

• Wachtel (30 %; R. Götte): Im Jahr 2013 konnte die hohe Zahl von Rufern aus den Vorjahren nicht wieder festgestellt werden. Insgesamt wurden 42 Rufer aus dem ganzen HSK gemeldet. Dies entspricht einem unterdurchschnittlichen Ergebnis.

• Rebhuhn (40%; F. Giller): Die Bestand des Rebhuhns ist weiterhin dramatisch niedrig. Die Feldfl uren werden durch die weitere landwirtschaftliche Intensivierung immer lebensfeindlicher für diese Vogelart. Selbst in der Medebacher Bucht kann das Rebhuhn kaum noch angetroffen werden. Zu weiteren wenigen Beobachtungen kam es noch bei Marsberg und Arnsberg. IRRGEISTER 2014 17

Rebhuhn – Brutbestandserfassung im HSK 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

mögliche Brut 4 4 2 5 1 3 2

wahrscheinliche Brut 4 9 8 1 3 2 1

Brutnachweis 1 2 2 0 0 2 1

Reviere 9 15 12 6 4 7 4

Junge 13 18 8 0 0 11 10

• Haselhuhn (B. Koch): - 1 Brutpaar auf dem Ruhrstau Arnsberg/ Für 2013 liegen keine Beobachtungen vor. Eichholz (ohne Bruterfolg) (Koch/Schulte) - 2 Brutpaare auf dem Ruhrstau Arnsberg- • Zwergtaucher (90%; B. Koch): Uentrop (ohne Bruterfolg) (Koch/Schulte) 2013 wurden im Sauerland 16 Brutplätze mit - 3 Brutpaare auf dem Ruhrstau Arnsberg- 28 Brutpaaren und 61 Jungvögeln gemeldet. Rumbeck / Kaiser-Wilhelm-Brücke (ohne Von 3 Vorjahresbrutplätzen (Arnsberg-Hüsten, Bruterfolg) (Koch/Schulte) Meschede-Stockhausen, Möhne bei Arnsberg- - 1 Brutpaar auf den Schönungsteichen der Neheim / Moosfelde) konnten keine Bruten Kläranlage Arnsberg-Wildshausen (3 Juv.) festgestellt werden. Vom Brutplatz bei Brilon- (Schulte/Wilkens) Alme liegen keine Daten vor. - 5 Brutpaare auf dem Ruhrstein Meschede- Auf den Schönungsteichen der Kläranlage Freienohl / Langel (2 x 2 Juv., 1 x 3 Juv. 1. Brut Arnsberg-Neheim / Ohl brütete bereits Ende + 2 x 2 Juv. 2. Brut) (Koch/Schulte/Wilkens) März 1 Paar. Das Gelege wurde bis Ende - 2 Brutpaare auf dem Ruhrstau Meschede- April (23.04.) fest bebrütet, dann allerdings Freienohl / Langel Sportplätze (1 x 1, 1 x 5 aufgegeben. Offenbar ist das Gelege bereits Juv.) (Koch/Schulte) Ende März bei Nachtemperaturen von –11 - 3 Brutpaare auf dem Ruhrstau Freienohl- Grad abgestorben. Olpe (1 x 3 Juv.) (Koch/Schulte) - 1 Brutpaar auf dem Ruhrstau NSG - 3 Brutpaare (13.05. 2,2 brüten, 1,1 mit Meschede-Laer (ohne Bruterfolg) (Koch/ Nest) (allerdings nur 1 x 3 Juv. aus der 1. Schulte) Brut, und 1 + 1 Juv. aus der 2. Brut) auf dem - 2 Brutpaare auf den Schönungsteichen Artenschutzteich bei Arnsberg-Voßwinkel der Kläranlage -Bremke (1 x 3 Juv.) (Koch) (Koch/Schulte) - 4 Brutpaare auf den Schönungsteichen - 1 Brutpaar auf den Fischteichen der Kläranlage Arnsberg-Neheim / Ohl (2 x 1, bei Schmallenberg-Grafschaft (2 Juv.) 1 x 2, 1 x 3 Juv.) (Koch) (Schöllmann/Schulte) - 3 Brutpaare auf der renaturierten Ruhr in - 1 Brutpaar auf den Schönungsteichen der Arnsberg-Neheim (1 x 2, 2 x 3 Juv.) (Koch) Kläranlage Schmallenberg (erst Ende Juli, - 1 Brutpaar auf der Ruhr bei Arnsberg- Bruterfolg ?) (Schöllmann) Bruchhausen (Nest wurde nach einem starken Gewitter weggespült) (Koch) - 5 Brutpaare auf dem Ruhrstau Arnsberg- Niedereimer (1 x 2, 1 x 3, 2 x 4 Juv.) (Koch/ Schulte) 18 IRRGEISTER 2014

• Haubentaucher (100 %; W. Wilkens): • Schwarzstorch (40%; F.-J. Stein): Brutbestand 2013: 2013 konnten von der Ornithologischen 29 BP mit 43 Juv. + 18 Nichtbrüter im HSK Arbeitsgemeinschaft des VNV 29 Reviere des Schwarzstorches erfasst werden. 27 Jungvögel 7 BP mit 7 Juv. Diemelsee (B.Koch) zählten wir bei den 10 Brutnachweisen, 13BP mit 17 Juv. Sorpesee (Koch,Schulte,Wil- außerdem konnten 19 Reviere ohne kens) Brutnachweise ermittelt werden. 1 BP mit 1 Juv. Westheimer Teiche (Koch) 1 BP mit 2 Juv. Ruhrstau Olsberg (Koch, • Wespenbussard (15 %; B. Koch): Schulte) Für 2013 liegen nur wenige Daten aus der 7 BP mit 16 Juv. + 18 Ex Nichtbrüter Hen- Brutzeit vor. Auf den Wespenbussard wird zu nesee (Wilkens) wenig geachtet oder er wird übersehen. Die Daten aus den vergangenen Jahren zeigen • Graureiher (80 %; B. Koch): eindeutig, dass die Art im Sauerland zwar recht Der Bruterfolg 2013 lag mit nur 51 selten ist, aber im gesamten Gebiet vorkommt. erfolgreichen Bruten nochmals deutlich unter dem Vorjahresbestand (2012, 55 und 2011, - Brutnachweis: nördlich Arnsberg- 78 Bruten). Ob es nur an den beiden harten Voßwinkel / Höllinghofen – Brut in Eiche und langen Wintern der Vorjahre lag, ist nicht (21.07. 2 gut fl g. Juv. mit ad) (Koch) klar. Die neue kleine Kolonie in Bigge wurde - Brutnachweis: östlicher Fürstenberg bei 2013 wieder aufgegeben und es bildete sich Arnsberg-Neheim (28.07. 1,0 Flugbalz über eine neue kleine Kolonie in Olsberg oberhalb dem Revier, als ein fremdes Paar das Revier des Ruhrstaus. Die Bäume der Kolonien in kreuzt. 11.08. + 18.08. jeweils 2 fl ügge Juv. Arnsberg-Neheim / Bergheim sowie Arnsberg- mit Übungsfl ügen [teilweise mit 0,1 diesj. Bruchhausen wurden abgeholzt! Die Brutpaare Habicht]) (Koch/Wilkens) von Arnsberg-Bergheim zogen in Vorgärten - 1 Revier südlicher Luerwald – Kreisgrenze um, die von Bruchhausen wurde aufgegeben. zum MK (09.06. 1,1 Flugbalz, dann in den Luerwald streichend) (Koch/König) - Kolonie Arnsberg-Bergheim (2012) 5 erfolgreiche Bruten ( 6) Bruthinweise: - Kolonie Arnsberg-Bruchhausen 28.07. 1,1 Flugbalz hoch über dem erloschen ( 6) Ruhrtal bei Arnsberg-Neheim (streichen - Kolonie Arnsberg-Altes Feld nach Süd in den Luerwald ab) (siehe auch 3 erfolgreiche Bruten ( 3) Brutnachweis östlicher Fürstenberg) (Koch/ - Kolonie Meschede-Wennemen Wilkens) 19 erfolgreiche Bruten (18) 16.06. 0,1 streicht fl ach in den Thierkamp, - Kolonie Meschede-Stadt bei Arnsberg-Kirchlinde (Koch/König) 8 erfolgreiche Bruten ( 7) 22.06. 1 Ex. streichend südl. Arnsberg / - Kolonie Olsberg neu Altes Feld (Koch) 2 erfolgreiche Bruten ( 3) 10.08. 1 ad. + 1 ad. mit Großgefi edermauser - Kolonie Schmallenberg Kläranlage im Seufzertal südl. Arnsberg (Koch) 4 erfolgreiche Bruten ( 2) 13.07. 1 + 1 streichend südl. Meschede- - Kolonie Eslohe-Sieperting Bullenberg Freienohl (Koch) 2 erfolgreiche Bruten ( -) 21.05. 1,1 über dem Ruhrtal Meschede- - Kolonie Diemelsee-Helminghausen Wehrstapel (Wilkens) 7 erfolgreiche Bruten (10) 16.06. 0,1 über dem Hennesee bei - Einzelhorst Wennetal bei Berge Meschede-Immenhausen (Wilkens) 1 erfolgreiche Brut ( 1) 03.08. 1 Ex. hoch über Sundern nach N in das Waldgebiet am Ochsenkopf streichend 51 erfolgreiche Bruten (56) (Koch) IRRGEISTER 2014 19

08.06. 1 Ex. bei Sundern Bönkhausen (Koch) Marsberg-Meerhof nachgewiesen werden. 21.06. 1 Ex. an der Wissinghauser Heide NW Der Brutplatz wurde auch 2013 wieder von (N. Hölzel/Ornitho.de) einem Paar belegt. Leider wurde das Nest, 13.06. 1 Ex. kreisend bei Medebach-Dreislar das sich in einem Rapsfeld befand, später (Schnurbus) verlassen. Im Brutgebiet konnte 2013 nur eine sehr geringe Kleinsäugerdichte ermittelt • Rotmilan (50%; M. Lindner): werden. Nahrungsmangel könnte ein Grund Im Jahr 2013 wurden 41 Brutpaare und 38 für die Brutaufgabe gewesen sein. Ab Mitte Reviere, zusammen 79 BP/Reviere gemeldet. Juli war der Brutplatz bereits wieder von den Angaben zu Jungen wurden keine gemacht. Altvögeln geräumt. (Illner/Koch)

Während der landesweiten Rotmilankartierung • Baumfalke (30%; F. Schnurbus): 2011/2011 wurden im HSK 185 besetzte Im Jahr 2013 wurde der Baumfalke in Reviere nachgewiesen. 8 Gebieten beobachtet. Davon waren 1 Brutnachweis und 7 wahrscheinliche Reviere. Bei Eslohe-Niederlandenbeck „Lohe“ wurde Es gab weitere 15 Brutzeitbeobachtungen aus der Horstbaum gefällt. Das Paar ist auf den dem ganzen HSK. vorhandenen Wechselhorst (Buchenwald NSG Hengstberg) knapp südlich ausgewichen. • Wanderfalke (95%; M. Lindner): Es wurden 7 besetzte Reviere mit Paaren Schlafplätze: nachgewiesen, wobei eins knapp außerhalb 30.08. 35 Ex. am langjährigen Schlafplatz am des HSK liegt. Bei 5 Paaren kam es zum Fürstenberger Wald nordwestlich Meerhof Brutbeginn. 3 Paare hatten je 3 Jungvögel (Lindner) und 2 Paare brüteten erfolglos. Wegen des 30.08. Kein Ex. am langjährigen Schlafplatz Winterwetters brüteten die Paare zwei bis drei Marsberg-Erlinghausen (Pohlmeyer) Wochen später als normal. 30.08. 34 Ex. bei Meschede-Büenfeld, Verlagerung des Schlafplatzes wegen Reviere des Wanderfalken im Einzelnen: Taubenjagd bei Schüren (Wilkens) HSK 1 (Bruchhauser Steine) 31.08. 30 Ex. morgens am Schlafplatz Das Brutpaar brachte trotz Brut am Ravenstein Schmallenberg-Berge abfl iegend (Lecke) keinen Jungvogel zu ausfl iegen. HSK 5 (Autobahnbrücke) • Schwarzmilan (80%; W. Schubert): Es folgen 3 Jungvögel aus. Im Jahre 2013 gab es wieder eine ähnlich hohe HSK 9 (Fernsehturm Hunau) Beobachtungsintensität von Schwarzmilanen Es folgen 3 Jungvögel aus. im HSK wie in den Jahren 2011 und 2012. HSK 10 (Fernsehturm Stimmstamm) Außer zwei sicheren Brutplätzen bei Das adulte Paar brütete erfolglos. Zweiergelege Marsberg und am Diemelsee konnten jedoch wurde zur Untersuchung entnommen. keine Brutnachweise erbracht werden. HSK 11 (Hochspannungsmast, s. Artikel Ohne Ermittlung der Horststandorte ist die A. Raab (2013): Brutmöglichkeit Einschätzung des Brutbestandes unsicher. für ein Wanderfalkenpaar in einem Übersommernde Schwarzmilane sind nicht Hochspannungsmast geschaffen. Irrgeister 30: auszuschließen. 34-35.) Im Jahre 2013 liegt die Schätzung bei 7 Paar ohne Brut Revieren im HSK. HSK 12 (Fernmeldeturm Allenberg) Paar ohne Brut, bei der Kontrolle wurde ein altes Gelege auf Gitterrost aus dem Jahr 2012 • Wiesenweihe (- ; B. Koch): gefunden 2012 konnte erstmals seit 20 Jahren wieder Brutplatz knapp östl. außerhalb HSK eine erfolgreiche Brut in der Feldfl ur südl. Es folgen 3 Jungvögel aus. 20 IRRGEISTER 2014

• Wachtelkönig (20%; W. Wilkens): Wilkens) Keine Nachweise. 2 Brutpaare auf dem Ruhrstau Meschede- Freienohl / Langel (1 x 1 Juv.) (Koch/Schulte) • Teichhuhn (40%; B. Koch): 2 Brutpaare auf dem Ruhrstau Meschede- In 2013 wurden an 28 Brutplätzen 38 Brutpaare Freienohl / Langel Sportplätze (Koch/Schulte) mit min. 43 Juv. gemeldet. Die sehr niedrige 2 Brutpaare auf dem Ruhrstau Meschede-Laer Jungvogelzahl mag mit einer teilweise nur (Koch/Schulte) einmaligen Kontrolle zusammenhängen. 2 Brutpaare auf dem Ruhrstau Meschede- Wehrstapel (Schulte) Folgende Brutangaben liegen für 2013 vor: 1 Brutpaar auf dem Ruhrstau Bestwig / Alfert (1 Juv.) (Koch) 1 Brutpaar auf der Schlossgräfte von Schloss 1 Brutpaar auf den Schönungsteichen der Höllinghofen bei Arnsberg-Voßwinkel (1. Kläranlage Brilon-Alme (3 Juv.) (Koch) Brut 5, 2. Brut 5 Juv.) (Koch) 2 Brutpaare auf den Angelteichen SW Gut -2 Brutpaare auf den Schönungsteichen der Forst bei Marsberg-Canstein (Koch/Kuhl) Kläranlage Arnsberg-Neheim / Ohl (nur 1x1 1 Brutpaar an den Westheimer Teichen bei Juv.) (Koch) Marsberg-Westheim (Koch) 1 Brutpaar auf der renaturierten Ruhr bei 1 Brutpaar im Diemelsee NSG / Ittereinlauf (3 Arnsberg-Neheim (3 Juv.) (Koch/Schulte) Juv.) (Koch/Stein) 1 Brutpaar auf der Ruhr bei Arnsberg- 1 Brutpaar auf dem Golfplatzteich Sundern- Bruchhausen (25.05. brütend) (Koch) Amecke (1 Juv.) (Koch/Schulte) 2 Brutpaare auf dem Ruhrobergraben – 1 Brutpaar auf dem Sorpesee-Vorbecken / Perstorp bei Arnsberg-Bruchhausen (1 x 3 Sorpeeinlauf (1. Brut 2 Juv., 2. Brut 1 Juv.) Juv.) (Koch) (Koch) 1 Brutpaar an der Kläranlage Arnsberg- 1 Brutpaar auf dem Sorpesee-Vorbecken / Obereimer (Koch) Hespebucht (2 Juv.) (Koch) 1 Brutpaar auf der Ruhr in Arnsberg-Zentrum 1 Brutpaar auf den Schönungsteichen der (Schulte) Kläranlage Eslohe-Bremke (Schulte) 1 Brutpaar auf dem Ruhrstau Arnsberg- 1 Brutpaar auf der Kläranlage Eslohe (Koch) Uentrop (Koch/Schulte) 2 Brutpaare auf den Fischteichen bei 1 Brutpaar auf dem Ruhrstau Arnsberg- Schmallenberg-Grafschaft (2 x 3 Juv.) Rumbeck / Kaiser-Wilhelm-Brücke (Koch/ (Schöllmann/Schulte) Schulte) 2 Brutpaare auf den Schönungsteichen 2 Brutpaare auf den Schönungsteichen der Kläranlage Schmallenberg (1 x 3 Juv.) Arnsberg-Wildshausen (1 x 3 Juv.) (Koch/ (Schöllmann/Schulte)

Teichhuhn 100 90 86 80 70 60 Jungvögel 43 50 41 34 38 Brutpaare 40 38 30 Brutplätze 20 24 21 26 28 10 0 2010 2011 2012 2013 Flussregenpfeifer IRRGEISTER 2014 21 30

25 Brutpaare 20 15 Jungvögel 14 15 13 13 13 13 13 12 11 11 10 11 10 88 8 7 6 5 5

0

• Blässhuhn (70%; B. Koch): 3 Brutpaare auf dem Ruhrstau Meschede- Es wurden 21 Brutplätze mit 62 Brutpaaren Freienohl/Olpe (1 x 5 Juv.) (Koch/Schulte) und 79 Jungvögeln gemeldet. Die niedrige 1 Brutpaar auf der A46 Ausgleichsfl äche Brutpaarzahl ist wohl auf den strengen Winter Ruhrtal bei Meschede-Wennemen (Schulte) 2012/2013 zurückzuführen. 3 Brutpaare auf dem Ruhrstau Meschede- Wehrstapel (1x3Juv.) (Schulte/Wilkens) Für 2013 liegen folgende Angaben zum 1 Brutpaar auf den Schönungsteichen der Brutbestand vor: Kläranlage Meschede-Wehrstapel (6 Juv.) 2 Brutpaare auf dem Artenschutzteich bei (Koch/Schulte/Wilkens) Arnsberg-Voßwinkel (1 x 4, 1 x 6 Juv.) (Koch) 4 Brutpaare auf dem Ruhrstau Olsberg (1 x 1 7 Brutpaare auf den Schönungsteichen der Juv.) (Koch/Schulte) Kläranlage Arnsberg-Neheim/Ohl (Koch) 9 Brutpaare auf dem Sorpesee (2 x 3, 1 x 5 3 Brutpaare im NSG Enser See bei Arnsberg- Juv.) (Koch/Schulte) Neheim/Moosfelde (1 x 5 Juv.) (Koch) 2 Brutpaare auf dem Hennesee (1 x 2 Juv.) 1 Brutpaar auf der renaturierten Ruhr bei (Wilkens) Arnsberg-Neheim (5 Juv.) (Koch) 7 Brutpaare auf dem Diemelsee (nur 1 x 5 2 Brutpaare auf dem Ruhrstau Arnsberg- Juv.) (Koch) Niedereimer (Koch) 2 Brutpaare auf den Westheimer Teichen bei 1 Brutpaar auf den Schönungsteichen der Marsberg-Westheim (1 x 2, 1 x 5 Juv.) (Koch) Kläranlage Arnsberg-Obereimer (4 Juv.) (Koch/Wilkens) • Kiebitz (90%; G. Schöllmann): 3 Brutpaare auf dem Ruhrstau Arnsberg/Altes Der Kiebitz war auch in 2013 kein Brutvogel Feld (ohne Bruterfolg!) (Koch/Schulte) im HSK. 5 Brutpaare auf dem Ruhrstau Arnsberg- Uentrop (1 x 6 Juv.) (Koch/Schulte) • Flussregenpfeifer (50%; G. 1 Brutpaar auf dem Ruhrstau Arnsberg- Schöllmann): Rumbeck/Kaiser-Wilhelm-Brücke (Koch/ Maximal 5 Brutpaare und kein einziger Schulte) nachgewiesener Jungvogel zeigen, das sich der 2 Brutpaare auf dem Freizeitteich bei Arnsberg- Flußregenpfeifer im HSK auf dem Rückzug Rumbecker Hammer (1 x 2 Juv.) (Koch) befi ndet. 2 Brutpaare auf den Schönungsteichen der Der Rückgang der letzten Jahre ist nicht allein Kläranlage Arnsberg-Wildshausen (Koch) mit Kartierungslücken zu begründen. 1 Brutpaar auf dem Ruhrstau Meschede- Offensichtlich gibt es nicht mehr genügend Freienohl/Langel (6 Juv.) (Koch/Schulte/ geeignete Brutplätze im Hochsauerlandkreis. Wilkens) 22 IRRGEISTER 2014

• Waldschnepfe (10%; B. Koch): Sundern: Folgende Brutbestand/Brutzeitbeobachtungen 2 Durchzügler liegen für 2013 vor: Meschede: 1 Rufer (mögliches Revier) 01.04. 1,0 Balzfl ug im Arnsberger Wald (1,0 ruft 10.06. nördl. Meschede-Eversberg) bei Bestwig-Föckinghausen (Wilkens) Marsberg: 07.04. 2 Ex. fl iegen aus einem lichten 1 Rufer (Westheimer Teiche); Fichtenwald bei Marsberg-Bredelar / Osthelle 1 Rufer (Wulsenberg / Glindegrund / Frohntal, auf (Giller) 01.07. 0,1) 12.04. 1 Ex. streicht entlang in der Gnade 1 Rufer (mögliches Revier) (1,0 ruft 26.06. NSG Hahnenberg bei Marsberg-Oesdorf nördl. Stadtgrenze); (Kuhl) 1 Durchzügler 14.04. 1,0 Balzfl ug + 3 sich treibende Winterberg: Ex. NSG Hamorsbruch nördl. Meschede 1 Rufer (bereits ab 25.04. Niedersfelder (Wilkens) Hochheide) 30.04. 2,0 Balzfl ug wie 01.04. (Wilkens) 3 Durchzügler Medebach: • Bekassine (100%; W. Schubert): 1 Rufer (mögliches Revier) (1,0 ruft 16.06. im Die Bekassine ist im Hochsauerlandkreis Gelängetal bei Medebach) ausgestorben. 1 Rufer (Nuhnewiesen bei ) 1 Durchzügler • Hohltaube (max. 35%; R. Götte): Hohltaube 2013 • Schleiereule (30%; F. Giller): Die fl eißigen Kartierer der Ornithologischen Nach den harten Wintern der letzten Jahre Arbeitsgemeinschaft schafften 2013 ein liegen aus 2013, wie in den Vorjahren, Ergebnis von 148 Revieren. Dieser Wert liegt keine Brutdaten zur Schleiereule vor. Da auf dem Niveau des Vorjahres und ist natürlich sich die Bedingungen für den Vogel in der auf eine intensive Suche zurückzuführen. Mit Landschaft weiter verschlechtert haben 25 Brutnachweisen wurde die Zahl von 50 aus (Grünlandumbruch, weitere Intensivierung dem Vorjahr deutlich verfehlt. der Landwirtschaft, etc.) ist eine deutliche Erholung der Bestände nicht zu erwarten. • Turteltaube (30%; F. Schnurbus): Nachdem es eine Zeitlang so aussah, als hätte • Eisvogel (20%; W. Wilkens): sich die Turteltaube auf niedrigem Niveau Im HSK konnten für 2013 insgesamt 23 stabilisiert, ist die Anzahl der Meldungen Reviere ermittelt werden. wieder deutlich zurückgegangen. Insgesamt wurden 39 Reviere gemeldet. Es • Wendehals (80%; W. Schubert): gab 1 Brutnachweis, 5 sichere Reviere und 33 Auch im Jahr 2013 gab es keine mögliche Reviere. Brutzeitbeobachtungen.

• Kuckuck (30%; B. Koch): • Mittelspecht (5%; W. Wilkens): Für 2013 wurden nur 23 Einzelmeldungen Brutbestand 2013: rufender Kuckucke gemeldet. 27 gemeldete Reviere im HSK. Zieht man wie in den Vorjahren die Mehrfachmeldungen von Rufern mit Revieren • Schwarzspecht (25%; F. Schnurbus): aus der Summe der Einzelmeldungen, ergeben Insgesamt bewegt sich die Zahl der Meldungen sich lediglich noch 9 Meldungen aus der in etwa im Bereich des Vorjahres. Brutsaison aus dem gesamten Sauerland. Die Es wurden insgesamt 65 Reviere gemeldet. 7 Rufer mit Revier (bei 3 Revieren mit ?) sind Davon sind 2 Brutnachweise, 18 sichere und der absolute Tiefpunkt der letzten Jahre im 45 mögliche Reviere. Sauerland. IRRGEISTER 2014 23

• Kleinspecht (20%; W. Wilkens): • Neuntöter (30%; W. Schubert): Brutbestand 2013: Im Jahre 2013 wurden 363 Neuntöterreviere 18 Reviere im HSK gemeldet. Der Schwerpunkt der Verbreitung liegt weiterhin in der Medebacher Bucht. Die 12.03. Ex. nahrungssuchend in der wenigen Meldungen aus dem Marsberger und Ruhraue Kläranlage Arnsberg-Wildshausen Briloner Raum sind auf Kartierungslücken (W.Schulte,W.Wilkens) zurück zu führen. 07.03. 1,0 Ex. rufend im Eichenbestand Wasserwerk Langel Meschede– Freienohl (W.Wilkens) 18.03. 1,0 Ex. + 1,1 Ex Wildwald Arnsberg-Voßwinkel (St.Helmer,Dortmund) 20.03. 1,1 Ex. Hildeshuhn SW Meschede- Berge (W.Schulte) 22.03. 0,1 Ex. Nahrungssuchend Auwald Schloß Laer Meschede Laer (W.Schulte) 24.03. 0,1 Ex. Nahrungssuchend an der Röhr Schweinsohl Sundern(W.Schulte) 25.03. 1 Ex. rufend Auwald Wenne östl. Eslohe-Blessenohl(W.Schulte) 28.03. 1,1 Ex. rufend und trommelnd Wenne Heppenbraukfelsen nördl.Meschede- Berge 1 Ex. rufend Erlenbruchwald Heppenbrauk parallel zu Paar, nördl. Meschede-Berge (W.Schulte) 1 Ex. Nahrungssuchend Auwald Ruhrstau Schneisenberg südöstlich Meschede- Stockhausen 30.03. 1,0 Ex. rufend NSG Bruchwald Buchenbestand bei Meschede-Enste (W.Wilkens) 31.03. 0,1 Ex. rufend an der Linnepe Sundern bei Gut Schellenhaus (W.Schulte) Neuntöter, Männchen Foto: R. Götte 06.04. 1,0 Ex. rufend im Ufergehölz am Vorbecken Hennesee (W.Wilkens) 13.04. 1 Ex. trommelnd NSG Diemelsee • Raubwürger (50%; F.-J. Stein): Kreisgrenze (A.Gottmann) Der Raubwürgerbrutbestand scheint sich wei- 14.04.+12.05. 1 Ex. rufend an der alten ter zu stabilisieren. 2013 wurden 25 Brutreviere Wildschweinfütterung +1 Ex. trommelend dokumentiert. Von diesen Gebieten waren 13 400m entfernt „mögliche Reviere“ und 12 „wahrscheinliche im Wildwald Arnsberg-Voßwinkel = 2 Paare Reviere“. Es gab zum ersten mal keine Brut- (B.Koch) nachweise. Es konnten keine Jungvögel nach- 16.04. 1 Ex. NSG Steinberg bei Olsberg gewiesen werden. Gevelinghausen (W.Schubert) Dies ist mit großer Wahrscheinlichkeit auf die 1,0 Ex. rufend Ruhraue Arnsberg Niedereimer nicht vorhandenen Mäuse zurück zu führen. (W.Wilkens) 18.04. 1,0 Ex. rufend Ruhraue Kläranlage • Raubwürger-Winterreviere (50%; W. Arnsberg-Wildshausen (W.Wilkens) Schubert): 21.04. 0,1 Ex. nahrungssuchend Ruhr bei Es wurden im Winter 2012/2013 so viele Arnsberg-Bruchhausen (B.Koch) Winterreviere gemeldet wie in den ganzen 24 IRRGEISTER 2014

Jahren vorher nicht. 82 Reviere, das war noch Buchenhorst am Scharfenberg bei Arnsberg- einmal eine deutliche Steigerung gegenüber Breitenbruch (Koch) dem Vorjahr, Das lässt auch für die nächsten 17.03. 1 Ex. am Vorjahreshorst in Jahre hoffen. Wo sich die Vögel im Sommer Buche im Arnsberger Wald nördl. Dickeberg- aufhalten, ist noch völlig ungeklärt. Lattenberg nördl. Arnsberg-Oeventrop (Horst später nicht belegt) (Koch) • Tannenhäher (10%; G. Schöllmann): 20.04. 1,1 am Buchenhorst (0,1 hudert ) Für 2013 wurden Beobachtungen aus 13 im Arnsberg Wald / Neuer Berg NE Lattenberg Gebieten gemeldet. Davon liegen 4 Daten in nördl. Arnsberg-Oeventrop (Koch) der Brutzeit. Auf Grund der Reviertreue ist 17.04. 1 ad. wacht am bekannten bei den anderen Beobachtungen auch von Buchenhorst am Ochsenkopf südl. Arnsberg Vorkommen auszugehen. (Koch) 20., 23. und 27.04. mehrfach futtertragende • Dohle (80%; R. Götte): Altvögel nahe dem Kompostwerk bei Sundern- Bei der Dohlenpopulation ist in 2013 das Hellefeld (Horst wohl in Fichte) (Schulte) erste Mal seit vielen Jahren eine gewisse 06.05. 1,1 fl iegen mehrfach zum Füttern Stagnation im Kreisgebiet zu verzeichnen. Es in einen Bereich im direkten Umfeld eines konnten nach dem Höchststand von 2012 mit Schwarzstorchhorstes (keine Horstsuche 158 Paaren und in 2013 mit 193 Brutpaaren wegen des Schwarzstorches) südl. Arnsberg- nun in 2013 insgesamt 179 Paare festgestellt Rumbeck (Koch) werden. Des weiteren gab es eine hohe Anzahl 21.04. gut 3-wöchige Juv. im bekannten an Brutzeitbeobachtungen. Buchenhorst bei Sundern-Langscheid / Melschede (Koch) • Kolkrabe (30%; B. Koch): 01.05. Meschede-Schederberge: Der Beim Kolkraben ergaben sich für 2013 keine Fichtenbestand mit Brutbaum wurde im neuen Erkenntnisse. Winter komplett abgeholzt. Ein neuer Horst Es wurden 17 Brutnachweise und 6 (wohl noch mit mittelgroßen Juv.) wurde auf Negativkontrollen gemeldet. Bei den ein altes Nest (Sperber?) in Lärche gebaut. Negativmeldungen wurden mehrfach späte Der neue Brutplatz liegt ca. 300 m vom alten Forstarbeiten angegeben, die wohl zur Brutplatz entfernt. (Koch) Brutaufgabe führten. Im Rahmen einer 15.04. 1,1 am bekannten Buchenhorst Artenschutzprüfung wegen geplanter am Allenberg im Möhnetal NW Brilon- Windenergieanlagen im Stadtgebiet Sundern Scharfenberg (Götte) wurden durch den Kartierer 10 Horste erfasst. 24.03. 1,1 bauen an einem neuen Horst Diese Horste wurden durch Datenerhebung in Buche im Buchholz bei Alme (am 18.05. und Geländearbeit in die Artenschutzprüfung sind beide Altvögel im Horstbereich) (Stein) eingearbeitet. Da uns diese Bruten nicht 24.02.+21.04.+28.04. 1,1 am bekannten genau bekannt sind, wurden sie in unserer Buchenhorst in der Sommerseite NW Brutübersicht nicht berücksichtigt. Marsberg-Bredelar (Stein) 04.03.+ 13.04.+20.04. 1,1 am bekannten Brutnachweise/Brutpaare: Buchenhorst am Mittelberg westl. Marsberg- 09.03. 0,1 brütet fest im bekannten Giershagen, aber wohl keine erfolgreiche Buchenhorst im Werler Stadtwald östl. Brut, wegen bis in den April andauernder Wickede-Ruhr (3 km außerhalb des HSK) Holzarbeiten (Giller/Götte) (Koch) 03.04. 2 Kolkraben am bekannten 14.04. 1,1 aufgeregt am bekannten Brutplatz NSG Hahnenberg östl. Marsberg- Buchenhorst im zentralen Teil des Wildwaldes Essentho (R. Emde) bei Arnsberg-Voßwinkel (wohl mittelgroße 13.03. 1,1 in Buchenaltholz am Buchenhorst Juv.) (Koch) 200 m vom Waldrand östl. der Westheimer 14.04. 1,1 füttern am bekannten Teiche bei Marsberg-Westheim. Am IRRGEISTER 2014 25

Kolkrabe 25

20 Brutpaare

15

10

5

0 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

09.04. ist der Horst, der sich nahe einer Insgesamt konnten im HSK 154 Reviere fest- Schwarzwildkirrung befi ndet offenbar gestellt werden. Davon sind 1 Brutnachweis, ausgeschossen (Horst völlig zerfl eddert, 39 sichere und 114 mögliche Reviere. Polstermaterial zerwühlt). Keine Vögel mehr in Horstnähe. (Koch) 16.04. 1,1 in Buchenwald bei Eslohe- Niederlandenbeck. Am 13.05. aufgeregt im Wald rufend als Wanderer mit Hunden erscheinen. Offenbar fl ügge Juv. (Schulte)

Negativmeldungen: 10.05. Brutplatz Schmallenberg-Brabecke: Buchenhorst nicht belegt – im Umfeld intensive Forstarbeiten 08.05. Brutplatz Abelstal südl. Winterberg- Niedersfeld keine Brut gefunden (4 Ex. anwesend, starke Balz) (Koch) 21.04. Vorjahresbrutplatz im NSG Siebenbuchen nördl. Marsberg-Meerhof verwaist. Im direkten Horstumfeld intensive Forstarbeiten (Kuhl) 23.04. Fichtenhorst im Südostteil des Borntoster Waldes bei Marsberg-Borntosten nicht belegt (1 ad. in der Nähe) (Koch) 09.04. Vorjahresbrutplatz in Schneebruchfi chte am unteren Arnstein bei Brilon-Bontkirchen Heidelerche Foto: R. Götte nicht belegt (am 22.04. streichen 1,1 [1Ex. mit Futter] am Vorjahresbrutplatz vorbei 2,5 km • Feldlerche (5%; F. Schnurbus) nach Süd) (Koch) Auf Grund einer gründlicheren Erfassung 03.04. Brutplatz Brilon-Esshoff, 1 Rabe in der Feldlerche in verschiedenen Teilen des Horstnähe, 22.04. Horst nicht belegt) HSK konnten 684 Reviere ermittelt werden. Diese Zahlen werden in den nächsten Jahren • Heidelerche (50%; F. Schnurbus): aussagekräftiger, wenn die gleichen Flächen Es gab auch in diesem Jahr eine gründliche erneut untersucht werden. Ein Rückgang der Erfassung der Gebiete im zentralen HSK. Art ist aber auch heute schon festzustellen. 26 IRRGEISTER 2014

• Uferschwalbe (90%; B. Koch): Der im Gegensatz zu den Vorjahren geringe 2013 brüteten an der Kolonie bei Arnsberg- Bestand in Marsberg ist kartierungsbedingt. Bachum mind. 7 Paare (Koch). Die ebenfalls deutlich geringeren Bestände In der Kolonie an der Ruhr nahe der in Sundern, Medebach und Hallenberg sind Kreisgrenze bei Arnsberg-Voßwinkel brüteten aber wohl echte kurzfristige Abnahmen, da in den beiden Teilkolonien 45 bzw. 8 Paare. die Kartierintensität gegenüber 2012 etwa Am Brutplatz Fa. Perstorp bei Arnsberg- gleich blieb. Das Top-Gebiet in 2013 ist der Bruchhausen konnten auch in diesem Jahr Wildwald Voßwinkel mit 12 Revieren. keine Brutvögel festgestellt werden. Erstmals seit Jahren wurden wieder Vögel nahe der Fa. Zukünftig ist es erforderlich, dass die Melder, Sauerland Spanplatte in Arnsberg-Niedereimer die Lage der Reviere genauer beschreiben. beobachtet. Bruten wurden aber nicht bestätigt (25.05. 1,0 Gesang, 08.06. 4 Ex. und 20.07. 2 • Trauerschnäpper (10%; S. Kuhl) Ex.), (Koch/Wilkens) In 2013 wurden im HSK 77 Reviere ermit- telt. (2012: 89 Rev., 2011: 74 Rev., 2010: 58 • Feldschwirl (20%; F. Schnurbus): Rev.) Es wurden insgesamt 30 Reviere gemeldet. Die Reviere verteilen sich auf die Stadtgebiete Davon waren 5 sichere und 25 mögliche Re- Medebach (40 Rev.), Arnsberg (17 Rev.), viere. Marsberg (8 Rev.), Hallenberg (7 Rev.), Me- schede (3 Rev.), Sundern und Eslohe (je 1 • Teichrohrsänger (80%; B. Koch) Rev.). Bruten bzw. Brutzeitmeldungen nur aus weni- Einzig aus dem Gemeindegebiet Bestwig gibt gen Gebieten: es seit Beginn der Erfassung keinen Nachweis des Trauerschnäppers. 1. Schönungsteiche der Kläranlage In 2013 fand im Stadtgebiet Marsberg keine Arnsberg-Neheim / Ohl 7 Reviere (Koch) gezielte Erfassung des Trauerschnäppers statt, 2. An der renaturierten Ruhr in Arnsberg-Ne- die geringe Anzahl der Reviernachweise ist heim sang Ende Juni 1,0 mind. 10 Tage in also kartierungsbedingt. Hochstauden mit Erlen- und Weidenaufwuchs Im Stadtgebiet Medebach ist die Zahl der (Koch) Nachweise, nach dem bereits positiven Er- 3. Schönungsteiche der Kläranlage gebnis aus 2012, (damals 38 Rev.), noch- Arnsberg-Wildshausen 2 Reviere (Koch) mals übertroffen worden. Hier liegt auch das 4. Westheimer Teiche bei Marsberg-West- Top-Gebiet 2013: Orke, Marienglück bis heim 1 Revier (mind. 05.06.-02.07.) in einem Vildische Grund, NW Medelon mit 10 Revie- Rohrkolbenbestand am 4 .Teich (Koch) ren. Die Schlammteiche bei Arnsberg-Niedereimer Weitere Verbreitungsschwerpunkte waren wurden 2013 nicht kontrolliert. 2013 der Wildwald Voßwinkel sowie der Um- gebung Glindfeld mit Kloster in Medebach • Waldlaubsänger (10%; S. Kuhl) (je 6 Rev.), und der Hagen bei In 2013 wurden im HSK 128 Reviere erfasst. (4 Rev.). (2012: 204 Rev., 2011: 224 Rev., 2010: 88 Rev.). Zusatz: Die Reviere verteilen sich auf die Stadtgebiete Wegen eines Nachtrags von ornitho.de wird Arnsberg (49 Rev.), Medebach und Meschede der Bestand von 2012 von 88 Revieren auf 89 (je 17 Rev.), Marsberg (12 Rev.), Brilon (10 Reviere erhöht. Rev.), Sundern (8 Rev.), Schmallenberg und Hallenberg (je 5 Rev.), Eslohe (4 Rev.), sowie • Gelbspötter (25%; S. Kuhl) erstmals seit Beginn der Erfassung 1 Rev. in 2013 wurden nur 11 Reviere des Gelbspötters Bestwig. gemeldet. (2012: 11 Rev., 2011 19 Rev., 2010: Weiterhin fehlen Nachweise aus den 21 Rev., 2009: 11 Rev., 2008: 11 Rev., 2007: Stadtgebieten Winterberg und Olsberg. 13 Rev.). IRRGEISTER 2014 27

Gartenrotschwanz

25 Reviere

20

15

10

5

0

Erstmals seit Beginn der Erfassung gab es • Gartenrotschwanz (20%; R. Götte): ausschließlich Meldungen aus dem Marsberger Im Jahre 2013 wurden 5 Brutnachweise und 3 Stadtgebiet. Von den 11 gemeldeten Revieren weitere Reviere gemeldet. liegen 8 Reviere in der Gemarkung Marsberg- Erlinghausen. Bereits im zweiten Jahr in Folge • Baumpieper (20%; S. Kuhl) gibt es keine Meldungen aus dem Stadtgebiet 2013 wurden im HSK 460-464 Reviere erfasst. Arnsberg. Damit liegt das aktuelle Kartierergebnis nur Für 5 Reviere konnte Brutverdacht minimal unter dem des Vorjahres (2012: 470 ausgesprochen werden, ein Brutnachweis Rev., 2011: 306 Rev., 2010: 298 Rev., 2009: gelang in 2013 leider nicht. Da es aktuell 191-192 Rev., 2008: 153-155 Rev., 2007: 163- in mehren traditionellen (und ehemaligen) 167 Rev., 2006: 97-101 Rev.) Gelbspötter-Revieren zu massiven Eingriffen gekommen ist (Rodung: „Grundkamp“ Das erneut positive Kartierergebnis wird vor und „Frohntal“-Ost in Marsberg- allem durch die intensive Erfassung in den Erlinghausen, Bebauung: „Erlenbach“ ) Verbreitungsschwerpunkten, Schmallenberg und „Bleichhaus“ in Niedermarsberg), muss 85-89 Rev., Eslohe 86 Rev., Meschede 80 Rev. die Bestandsentwicklung genau beobachtet und Sundern 72 Rev. begründet. Vereinzelt werden. werden von den großen Kyrill-Flächen deutlich geringere Bestandszahlen als in den • Ringdrossel (20%; B. Koch): Vorjahren gemeldet, so z. B. aus den Bereichen Keine Nachweise für 2013 Nonnenberg/Zwellenberg nördlich Osterwald, Hoher Ransenberg/Markshöhe südlich Wallen • Braunkehlchen (90%; F. Schnurbus): oder Bottenberg westlich Bremke. Dies ist In 2013 wurden 65 Reviere ermittelt. Davon natürlich in der fortschreitenden Sukzession waren 58 Reviere in den Nuhnewiesen bei begründet und verdeutlicht sich beispielhaft Hallenberg und 4 im Pitzfeld bei Medebach. im Bereich Kahlschlag Vogelsang/Hardt bei Es entspricht dem Niveau der letzten Jahre. Meschede-Schederberge. Hier wurden 2006 noch 17 Reviere gemeldet. Der Bestand ging • Schwarzkehlchen (30 %; F. Schnurbus): dort über 3-5 Reviere auf 1 Revier in 2013 Mit 1 Brutnachweis und weiteren 7 zurück. Brutzeitbeobachtungen gelang im Jahr 2013 • im Vergleich zu den Vorjahren ein gutes Ergebnis. 28 IRRGEISTER 2014

Wiesenpieper (60%; H. Legge): Reviere wurden in nur noch 3 verschiedenen Es wurden für 2013 aus dem HSK insgesamt Steinbrüchen gefunden (Vorjahr 4, 2010 in 6 72-80 Reviere des Wiesenpiepers gemeldet. Steinbrüchen). Brutnachweise konnten nicht Dabei bleiben die Bestandszahlen in den erbracht werden. wenigen ausgedehnten Feuchtwiesengebieten längerfristig stabil: NSG „Auf dem Bruch“ • Rohrammer (80%; B. Koch): westlich Marsberg-Essentho 5-8 Reviere, NSG Für 2013 wurden 11 Brutplätze mit nur 11 „Hemmeker Bruch“ östlich Brilon-Madfeld Brutpaaren / Sängern gemeldet. 13 Reviere, NSG „Nuhnewiesen“ südöstlich Hallenberg 26 Reviere und NSG „Pitzfeld“ Mehrere alte Brutplätze sind durch starken südlich Medebach 8 Reviere. Darüber hinaus Aufwuchs als Brutplatz nicht mehr nutzbar. besteht mit der Niedersfelder Hochheide (NSG „Neuer Hagen“) östlich Winterberg- 1. 1 Brutpaar Ruhrbogen bei Arnsberg-Voß Niedersfeld mit 6 Revieren nur ein weiteres winkel (Koch) Gebiet mit mehr als 4 Wiesenpieper-Revieren. 2. 1 Brutpaar Ruhrtal bei Arnsberg-Bachum Ansonsten ist die Art nur noch vereinzelt an einem Entwässerungsgraben (Koch) und spärlich in Wiesengebieten und 3. 1 Brutpaar Schlammteiche bei Weihnachtsbaumkulturen zu fi nden. Arnsberg-Niedereimer (Wilkens) 4. 1,0 Ruhrtal bei Arnsberg-Hüsten in einem • Wiesenschafstelze (70%; B. Koch): Phragmitesbestand (Bereich durch Ruhrrena Für 2013 liegen folgende Meldungen vor: turierung im Winter 2013/2014 zerstört) (Koch) 14.05. 1,1 längere Zeit in/an einem Rapsacker 5. 1 Brutpaar im NSG Hemmecker-Bruch bei Arnsberg-Kirchlinde (keine weitere bei Brilon-Madfeld (Stein) Kontrolle) (Koch) 6. 1 Brutpaar VNV-Ochsenwiese am Prinz 07.06. erst 1,0, später 1,1 an einem Rapsacker knapp bei Brilon-Madfeld (Stein) an der Kreisgrenze zum MK bei Arnsberg- 7. nur noch 1 Brutpaar an den Westheimer Holzen (König) Teichen bei Marsberg-Westheim (Koch) 15.05. mind. 52 Reviere (alle in/an Raps in 8. 1 Brutpaar im Pitzfeld bei Medebach der Feldfl ur um Marsberg-Meerhof) (Koch) (Schnurbus) 12.07. 1,1 mit mind. 3 fl üggen Juv. Sieke NE 9. 1 Brutpaar in den Horen bei Medebach Marsberg-Erlinghausen (Kuhl) (Schnurbus) 10. 1 Brutpaar in den Österwiesen bei Mede • Karmingimpel (B. Koch) bach (Schnurbus) Im Hochsauerlandkreis wieder keine 11. nur 1 Brutpaar in den Nuhnewiesen bei Meldungen. Hallenberg (Schnurbus)

• Grauammer (B. Koch): Seit einschließlich 1998 im HSK ausgestorben. Negativmeldungen:

• Zippammer (90%; F.-J. Stein): Ruhrinsel Bachumer-Ohl bei Arnsberg- Auch in 2013 ist ein Rückgang zu Bachum (Koch) verzeichnen. Es konnten nur noch 4 Reviere Schönungsteiche bei Arnsberg-Neheim / Ohl in 3 Steinbrüchen nachgewiesen werden. (Koch) Ruhr bei Meschede-Freienohl / Olpe (Koch) Das ständige Populationswachstum der Art Dahlbachausbau bei Marsberg-Westheim im Hochsauerlandkreis wurde 2011 gestoppt. (Koch) Der negative Trend setzte sich in 2012 fort. Es konnten nur noch 4 Reviere (Vorjahr 8, 2010 mit 13 Revieren) nachgewiesen werden. Die IRRGEISTER 2014 29

Rohrammer Brutpaare 35 29 29 29 30 Brutplätze 27 28 24 26 23 22 25 22 20 20 20 19 24 19 19 20 15 15 17 17 17 15 14 14 14 15 11 14 14 13 14 13 10 12 12 12 11 10 11 5

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VNV übernimmt Trafoturm bei Sundern-Hohenwibbecke von RWE

Am 17. November 2014 ging der ausgediente RWE-Trafoturm Hohenwibbeke bei Sundern-Ho- henwibbecke offi ziell in VNV-Besitz über. Die Übernahme erfolgte zum symbolischen Preis von 1 Euro. Die RWE benötigt den Trafoturm nicht mehr, sondern hat stattdessen einen kleinen Tra- fokasten in die Nähe gestellt. RWE hat den Turm bereits leer räumen und die Stromleitungen ent- fernen lassen. Warum übernimmt nun der VNV diesen Turm? Wir werden ihn zu einem „Artenschutzturm“ um- bauen, dort also Brut- und Versteckmöglichkeiten für Vögel und Fledermäuse schaffen. Beispiele für solche Artenschutzmaßnahmen in ehemaligen Trafotürmen gibt es in Deutschland viele (Acker- mann & Dehling 2011). Im HSK ist hier u.a. der Artenschutzturm in Marsberg-Meerhof von der Stiftung Pro Artenvielfalt zu nennen. Unser Turm liegt leider etwas ungünstig, da er von drei Seiten von Fichten umgeben ist. Der Literatur: VNV plant u.a. fünf Starenkästen, zwei Meisen- Ackermann, Sebastian & Maria Dehling (2011): kästen, einen Waldkauzkasten und zwei Halb- Von Turm zu Turm. Klartext Verlag, Essen. höhlennistkästen am Turm anzubringen. Ferner sollen insbesondere innen zahlreiche Versteck- möglichkeiten für Fledermäuse geschaffen wer- Text und Foto: M. Lindner den. 30 IRRGEISTER 2014 Flächenkauf – Naturschutz garantiert! Die beste Naturschutzgebiets-Verordnung, die besten Gesetze zum Schutz der Natur helfen wenig, wenn sie nicht beachtet werden. Darum verfolgt der VNV schon seit Jahren die Strategie, Flächen anzukaufen und – weil es meistens vom Menschen geschaffene, ökologisch sehr wertvolle bzw. ent- wicklungsfähige Gebiete sind – dort für eine naturschutzgerechte Bewirtschaftung zu sorgen. Auch seit Erscheinen der letzten IRRGEISTER kaufte der VNV weitere Flächen an. Sie liegen alle in Gebieten, in denen unser Verein schon seit Jahren aktiven Naturschutz betreibt. Sie ergänzen so die Gebietskulisse, in der Naturschutz an erster Stelle steht.

Der Essenthoer Bruch bei Marsberg-Essentho Foto: F.-J. Stein

• Weitere rund 3000 qm im NSG „Auf dem Bruch“, Marsberg-Essentho Im ausgedehnten Wiesengebiet NSG „Auf dem Bruch“ engagiert sich der VNV schon seit Jahr- zehnten. Wir sorgten für die Ausweisung als NSG und beweiden weite Teile extensiv mit einer Teilherde unseres Roten Höhenviehs. Nun kauf- ten wir eine Mini-Magergrünlandfl äche im zen- tralen Bereich, die direkt an schon in unserem Besitz befi ndliche Grundstücke grenzt. (Kurz nach dem Kauf der neuen Fläche befand eine Bekassine, dass dort eine Rast lohne.)

Die Bekassine ist Rastvogel im Essenthoer Bruch Foto: R. Götte IRRGEISTER 2014 31

• 4 Parzellen am Kalkofen bei Mars- berg-Giershagen In einem strukturreichen Grünlandkomplex bei Giershagen befi ndet sich ein historischer Kalk- ofen. In dieser „Kalkofen-Fläche“ sind verbra- chende Kalkmagerrasen-Bereiche ebenso zu fi n- den wie Bereiche, in denen die Sukzession schon weiter fortgeschritten ist und wo bereits Gebüsche und Bäume wachsen. Es sind u.a. die vom Aus- sterben bedrohte Orchideenart Großes Zweiblatt (Listera ovata), die an Flockenblumen schma- rotzende und vom Aussterben bedrohte Große Sommerwurz (Orobanche elatior), Herbstzeit- lose (Colchicum autumnale) und Wiesen-Schlüs- selblume (Primula veris) zu fi nden. Diese Fläche, die wir schon seit Jahrzehnten pachteten, konnten wir nun ankaufen. In Zukunft sollen hier weitere Gebüsche entfernt werden, um den Magerrasen zu fördern. Außerdem werden Teilbereiche wei- terhin alljährlich gemäht, um Brombeere und Schwarzdorn zurück zu drängen.

Angrenzend an die eigentliche Kalkofen-Fläche befi nden sich Äcker, die auf den ersten Blick durch ihren Steinreichtum auffallen. Was nur der Acker-Wachtelweizen: Aufnahme von 1990 Fachmann weiß: Sie hatten noch vor wenigen Foto: R.Götte Jahrzehnten landesweite Bedeutung, weil dort viele seltene Ackerwildkräuter vorkamen, die sei- eine Gesamtfl äche von 30.400 qm) haben wir nun nerzeit durch das Ackerrandstreifen-Programm erworben. Wir werden schnellstmöglich, und das gefördert wurden. Im Rahmen dieses Programms wird wahrscheinlich schon im kommenden Jahr erhielt ein Landwirt Ausgleichszahlungen, weil sein, dafür sorgen, dass die Bewirtschaftung zu- er Randstreifen eines Ackers extensiv bewirt- künftig extensiv durchgeführt wird. Somit be- schaftete (keine Pestizide und Düngung, gerin- kommen fast überall in Deutschland ausgestor- gere Dichte der einzelnen Getreidepfl anzen). Die bene Ackerwildkräuter (vielleicht) noch eine landesweite Bedeutung unterstrich damals das Chance. letzte Vorkommen des Acker-Wachtelweizens Harald Legge (Melamphyrum arvense) im Sauerland. Außer- Steinreicher Acker mit Kohl-Lauch dem waren dort neben weiteren seltenen Arten Foto: R. Götte der Kalkscherbenäcker der Kleiner Frauenspiegel (Legousia hybrida) und Acker-Lichtnelke (Silene noctifl ora) zu fi nden. Diese Pfl anzen kommen schon seit Jahren nicht mehr hier vor, weil das Programm längst auslief und seitdem die Flächen intensiv beackert wer- den. Weil aber die Langlebigkeit der Samen von Ackerwildkräutern bekannt ist, hofft der VNV, dass zumindest von einigen Seltenheiten keimfä- hige Samen im Boden überdauert haben. Die betreffenden drei Parzellen (zusammen mit der weiteren, oben erwähnten Kalkofen-Parzelle 32 IRRGEISTER 2014

VNV installiert Gänsesägernistkästen an der Ruhr

Im Mai 2012 konnte auf der renaturierten Ruhr im Stadtgebiet von Arnsberg/Neheim-Hüsten der erste Brutnachweis des Gänsesägers für den Hochsauerlandkreis nachgewiesen werden. Bei diesem Brutnachweis handelt es sich erst um den dritten für Nordrhein-Westfalen. Die ersten Bruten fanden 1993 am Rhein bei Meerbusch im Kreis Neuss sowie 2011 an der Lippe bei Scherm- beck im Kreis Wesel statt.

Die Brut an der Ruhr bei Neheim-Hüsten fand wohl auf einer Schwemmgutinsel in der Ruhr statt. Alle zehn Jungvögel wurden fl ügge. Nor- malerweise werden Gänsesägerbruten in Höhlen aller Art in Gewässernähe getätigt. Auch in 2013 hielten sich Gänsesäger während der Brutzeit an der Ruhr bei Neheim-Hüsten auf. Allerdings konnte leider keine Brut nachgewie- sen werden.

Über den Leiter des Umweltamtes der Stadt Arnsberg, Herrn Scheja, bekamen wir die Zusa- ge, dass uns über das Integrationsprojekt „Neue Arbeit Arnsberg“ etwa zehn Großhöhlen in Form von Nistkästen nach entsprechenden Angaben angefertigt würden. Ende Februar und Anfang März diesen Jahres Fotos: G. Kistner konnten von einigen Vereinsmitgliedern (Gerd Kistner, Bernhard Koch, Martin Lindner) dann die fertig gestellten Bruthöhlen angebracht wer- den. Um einen größtmöglichen Schutz vor Zer- störung und Beutegreifern zu erreichen, brach- ten wir die meisten Nisthilfen auf Ruhrinseln an Bäumen an. Das zu dieser Jahreszeit noch sehr kalte Wasser war für unsere Bemühungen nicht gerade hilfreich, was unter anderem vollgelaufe- ne Watstiefel eindrucksvoll bestätigten.

Der Verein für Natur- und Vogelschutz kann jetzt nur hoffen, dass die mit großem Aufwand instal- lierten Bruthilfen in den nächsten Jahren von den Sägern angenommen werden. Im Jahr 2014 wurden die Nistkästen allerdings noch nicht vom Gänsesäger genutzt. Immerhin siedelte in einem der Kästen ein Volk Hornissen.

Martin Lindner & Bernhard Koch IRRGEISTER 2014 33 “Der Natur auf der Spur” – Der VNV stellt sich im Radio vor

Fotos: R. Götte

Eine zweistündige Radiosendung auf Radio Sau- • Obstwiesenschutz, jährliche Saftpresse-Aktion erland über den VNV! In der Reihe „Hiegemann und regelmäßige Arbeitseinsätze unterwegs“ nutzte der VNV am 29.6.2014 von 19 • wissenschaftliche Forschungsarbeit als Grund- bis 21 Uhr die Möglichkeit, seine Naturschutzar- lage für Naturschutzplanungen beit vorzustellen. Vermittelt wurde die Sendung • Feuchtwiesen im Oberen Sauerland (Raum vom Verein „Marsberger Geschichten - Schlüssel Winterberg) zur Vergangenheit e. V.“ (www.Marsberger-Ge- • Erneuerbare Energien: Windkrafträder, Bio- schichten.de). Er initiierte auch einen zweisei- gasanlagen und damit verbundene Probleme tigen Artikel über uns in dem im Sauerland in hoher Aufl age vertriebenen Woll-Magazin (Aus- Die gut vorbereiteten Redakteure Markus Hie- gabe 4 – Herbst 2014). gemann und Andreas Karl Böttcher stellten aus diesen Interviews eine informative Sendung zu- Der Sendung vorausgegangen war eine mehrstün- sammen, deren Kurzweiligkeit durch die von den dige Aufnahme am 18.6.14 mit vier Vorstands- Interviewten gewünschten Musiktitel verstärkt mitgliedern des VNV. Diese fand nicht im Studio wurde. statt, sondern in mehreren Naturschutzgebieten im Die Interviews der Radiosendung sind im Inter- Raum Marsberg, in denen der VNV seit Jahren ak- net abrufbar unter www.marsberger-geschichten. tiv ist – und in denen während der Interviews auch de, und zwar unter der Rubrik „Aus Marsbergs schon mal ein paar Schafe blökten oder Rotes Hö- Geschichte – Hiegemann unterwegs“. henvieh neugierig in das Mikro prustete. In insgesamt zwölf „Gesprächsblöcken“ konnten Harald Legge wir unseren Verein und unsere Aktivitäten dar- stellen. Schwerpunkte waren dabei u.a.: • Der Priesterberg von Obermarsberg, das Rote Höhenvieh und die Wichtigkeit der Bewirt- schaftung für den Erhalt der vom Menschen ge- schaffene Lebensräume • Der Glockengrund bei Udorf und das vom VNV verwirklichte, von der NRW-Stiftung geförderte Biotop-Verbundsystem von Kalkma- gerrasen im Raum Marsberg 34 IRRGEISTER 2014 Fundierte Wissenschaft ist nicht im Spiel - Weiterhin werden Kormorane getötet Wie soll der VNV mit diesem Grundproblem um- gehen? • Viele Anglervereine (auch) im HSK be- haupten, der Kormoran schade den Äschenbe- ständen an den Gewässern, wo sie Sportfi scherei betreiben. Damit begründen sie ihre Anträge auf Abschuss von Kormoranen. • Diese Behauptung ist in keiner Weise wissenschaftlich belegt. Das heißt, es gibt keine (!) systematischen Zählungen der Kormoranbe- stände nach wissenschaftlichen Kriterien bzw. der Region wurden dabei nicht genannt. von Ornithologen, weder für den gesamten Kreis Die Verwaltungsvorlage empfahl als Beschluss- noch für einzelne Gewässerabschnitte, und kei- vorschlag, in jedem dieser Gewässerabschnitte in ne Untersuchungen, welche Rolle Kormorane für den nächsten drei Jahren je 20 Kormorane abzu- Bestandsentwicklungen bei der Äsche spielen. schießen. Diese Zahl wurde vom HSK „aus dem • Es existieren lediglich Zahlen der anwe- Bauch heraus“ ins Spiel gebracht. senden Kormorane aus Gewässerabschnitten, die Also: drei Anträge = 60 Kormorane dürfen pro die Anglervereine in den Raum werfen. Jahr geschossen werden; mal drei Jahre = 180 • Diese Zahlen werden von anerkannten Kormorane in drei Jahren Ornithologen unseres Naturschutzverbandes, die die betreffenden Gewässer sehr gut kennen, re- Nun wies unser Vorsitzender Bernhard Koch, ein gelmäßig als falsch beurteilt. Die Bestände sind sehr erfahrener Ornithologe, darauf hin, dass er eindeutig und deutlich niedriger als die vom An- durch regelmäßige Beobachtungen an der Wenne gelsport behaupteten. defi nitiv sagen könne, dass dort nie mehr als ein- • Gleichwohl werden Anträge auf Abschuss zelne Kormorane anwesend seien. von Kormoranen regelmäßig vom Kreistag ge- Da wir jedoch seit Jahren die Erfahrung machen, nehmigt, egal, ob es eine gegenteilige Empfeh- dass solche Argumente und unsere Forderung, vor lung des Landschaftsbeirats gibt oder nicht. Erteilung einer Abschussgenehmigung zuvor die • Wissenschaftliche Argumente gegen den Kormoranbestände zu zählen – ganz zu schwei- Abschuss werden dabei schlicht ignoriert. gen davon, dass geprüft werden müsste, ob die Äschenbestände dort wirklich zurückgehen und Dieses Grundproblem bestand auch in der Sit- was die Gründe dafür sind – keine Auswirkungen zung des Landschaftsbeirats vom 2.12.2014. haben. Sprich: Der zuständige Kreistag gab in Die Verwaltungsvorlage des Kreises empfahl, der Vergangenheit den Abschussanträgen immer die Anträge des Angelvereins „Wennetal“ e.V., statt. der Fischereigenossenschaf Wenne-Salwey und des Sportangelvereins Berge e.V. anzunehmen, Darum änderten wir nun unsere Strategie. Wir, an Abschnitten der Wenne, einem bei Mesche- das heißt die im Beirat anwesenden Naturschutz- de-Freienohl in die Ruhr fl ießenden Bach, Kor- verbände, plädierten auf Vorschlag von Bernhard morane schießen zu dürfen. Begründung: „Dieses Koch dafür, den Anträgen auf Abschuss von Kor- Gewässer wird seit langer Zeit in den kalten Win- moranen stattzugeben. Allerdings sollten nicht 60 termonaten von den Kormoranen heimgesucht Vögel pro Jahr geschossen werden, sondern nur Der damit verbundene Fraßdruck hat zu einem noch maximal 5 pro Jahr und Gewässerabschnitt, messbaren erheblichen Rückgang der Äschenpo- also maximal 45 in drei Jahren. pulation geführt. … Zum Schutz der noch ver- Auf den ersten Blick mag dieser Vorstoß Kopf- bliebenen Äschenrestbestände bitte ich daher um schütteln hervorrufen. Der Naturschutz wollte die Erteilung einer Abschussgenehmigung für die aber einen pragmatischen Vorschlag machen, der Kormorane.“ 1Zahlen über den Bestand der Kor- es allen Beiratsmitgliedern (den Natur-“schüt- morane an diesen Gewässern oder allgemein in zern“ und Natur-“nutzern“) möglich machte, zu IRRGEISTER 2014 35 einem gemeinsamen Beschluss zu kommen als gestaltige Fischlebensräume zu schaffen. Entspre- Signal an den Entscheidungsträger. chend sollten nach Ansicht der Umweltverbände So wurde denn auch dieser Antrag mit großer die Maßnahmenkonzepte der Fauna-Flora-Ha- Mehrheit vom Landschaftsbeirat angenommen. bitat-Gebiete mit Fischschutzaufgaben endlich Die aus Sicht des Naturschutzes positiven Folgen entwickelt und umgesetzt werden. unserer Strategie: Es dürfen nicht 180, sondern „nur“ maximal 45 In Gewässern mit kleinen Äschenbeständen sind Vögel geschossen werden. Dieser Beschluss wird Sofortmaßnahmen möglich. Hierzu zählt zum nicht mehr dem Kreistag vorgelegt, der – aus der Beispiel, dort tote Bäume in die Gewässer einzu- Erfahrung heraus ist dies sicher – den Anträgen bauen bzw. zu belassen, damit Fische in den im der Sportfi scher pauschal stattgegeben hätte. Wasser liegenden Baumkronen Schutz vor Beu- Vielmehr genehmigte die Untere Landschaftsbe- tegreifern fi nden können. Mittelfristig müssten hörde die drei Anträge mit den vom Beirat vorge- nach Ansicht der Naturschutzverbände auch für schlagenen Maximal-Abschusszahlen. den Schutz der Äsche sogenannte Zielarten- gewässer ausgewiesen werden, so wie dies für Gleichwohl weisen wir als VNV darauf hin, dass Lachs und Aal zurzeit geplant ist. wir die Abschussgenehmigung von Kormoranen Als beste Maßnahme, um einen artenreichen – wie schon in der Vergangenheit – generell und Fischbestand zu entwickeln, hat sich die Renatu- auch speziell bei diesen Anträgen für einen Skan- rierung von Flüssen und Bächen erwiesen. Durch dal halten. Dazu im Folgenden allgemeine Ar- die in den letzten Jahren durchgeführten Rena- gumente, die gegen solche Abschüsse sprechen turierungen der Ruhr im Großraum Arnsberg ha- – abgesehen von den oben angeführten: 2 ben sich u. a. die Äschenbestände stark vermehrt. Dies hat das regelmäßige Monitoring der Fisch- Der Brut- und Rastbestand des Kormorans hat bestände (durch Elektrobefi schung) bewiesen. sich in den letzten Jahren europaweit stabilisiert und ist nach dem langen Winter 2013 vielerorts Mehrere Gerichte haben in der Vergangenheit sogar zurückgegangen. Mehrere Untersuchungen den Naturschutzverbänden Recht gegeben. Ein in Europa haben ergeben, dass in intakten Le- Schaden durch Kormorane für die Fischerei kann bensräumen die Fischbestände nicht durch Kor- nur an gewerblichen Teichanlagen entstehen, morane oder andere Arten vom Aussterben be- nicht jedoch an natürlichen Gewässern, welche droht sind. Vielmehr leiden Fischarten wie die die Freizeitangler nutzen. Der BUND NRW, der Äsche weiterhin unter einem drastischen Lebens- NABU NRW sowie unser Dachverband LNU raumverlust in begradigten und ausgeräumten NRW und halten deshalb den „Kormoran-Er- Gewässern. lass“ der Landesregierung – auf dessen Grundla- ge auch die oben genannten Anträge entschieden Die Erwärmung der Gewässer, die Verschmut- wurden – für rechtswidrig, aus Artenschutzgrün- zung, etwa durch einen hohen Gülle- und Se- den für verfehlt und im Sinne der Biodiversität dimenteintrag, und die dadurch bedingte Ver- für kontraproduktiv. Die dahinter stehende Hal- schlammung des Kiesbetts, in dem die Fische tung, einzelne Tierarten wie den Kormoran zu nicht mehr ablaichen können, erschweren die Buhmännern einer verfehlten und halbherzigen Entwicklung der Äschenbestände zusätzlich. Naturschutzpolitik zu machen, ist fachlich un- haltbar. An vielen Flussabschnitten verhindern Querbau- werke den Auf- und Abstieg von Fischen. Statt Harald Legge des Abschusses einzelner Vogelarten fordern wir eine umfassende Renaturierung der Gewässer 1Aus dem Antrag der Fischereigenossenschaft Wenne-Salwey an den HSK auf Abschuss von Kormoranen vom 12.11 2014. und die konsequente Umsetzung der Wasserrah- menrichtlinie der Europäischen Union. 2Die folgenden Ausführungen orientieren sich an einer Gemäß Richtlinie sind Querbauwerke, die die BUND-Pressemitteilung vom 08.08.2014. Fischwanderung behindern, abzubauen und viel- 36 IRRGEISTER 2014 Blume des Jahres: GewöhnlicherTeufelsabbiss Succisa pratensis MOENCH

Die Loki Schmidt Stiftung macht mit der Akti- Größere Bestände der Art kommen derzeit im on „Blume des Jahres“ seit 1980 auf gefährdete südlichen Teil der Bundesrepublik beispielsweise Pfl anzen und ihre Lebensräume aufmerksam. in den Alpen und den Mittelgebirgen vor. In den nördlichen Bundesländern ist der Gewöhnliche Der Gewöhnliche Teufelsabbiss ist die Blume Teufelsabbiss hingegen nur noch seltener zu fi n- des Jahres 2015. den. Damit soll für den Schutz dieser bedrohten Pfl an- ze geworben werden, die in den meisten Bundes- Im Sauerland hat die Art auch mit starken Rück- ländern auf der Roten Liste der gefährdeten Arten gängen zu kämpfen. Auch bei uns fi nden wir sie steht. nur noch in Schutzgebieten bei entsprechender Sie steht auch stellvertretend für einen bedrohten extensiver Bewirtschaftung. Lebensraum. Beim Gewöhnlichen Teufelsabbiss Auf feuchten und sauren Grünlandstandorten und sind dies feuchte und magere, offene Landschaf- in Mooren und Heiden kommt sie überwiegend ten wie beispielsweise Feuchtwiesen, Moor- und in den Hochlagen des Rothaargebirges, am Ran- Heidegebiete, Uferzonen sowie Graben- und de der Briloner Hochfl äche und in der Medeba- Wegränder im Feuchtgrünland. cher Bucht vor. Die hübschen hellblau, violett bis rosa gefärbten Blüten des Gewöhnlichen Teufelsabbisses be- Text und Foto: R. Götte gleitet uns ab Juli durch den Spätsommer. Hauptursache für die Gefährdung dieser Pfl anze ist die Intensivierung der Landwirtschaft. Feuch- te Wiesen wurden entwässert, gedüngt oder zu Acker- und Bauland umgewandelt.

Wenn die Flächen brach fallen, verschwindet der Teufelsabbiss ebenso wie bei einer Intensivie- rung der Nutzung.

Teufelsabbiss: Verbreitung im östlichen Sauerland. IRRGEISTER 2014 37

Liste der „Blume des Jahres“

Jahr deutscher Name wissenschaftlicher Name 1980 Lungen-Enzian Gentiana pneumonanthe 1981 Gelbe Narzisse Narcissus pseudonarcissus 1982 Rotes Waldvögelein Cephalanthera rubra 1983 Wilde Tulpe Tulipa sylvestris 1984 Sommer-Adonisröschen Adonis aestivalis 1985 Wald-Akelei Aquilegia vulgaris 1986 Arnika Arnica montana 1987 Stranddistel Eryngium maritimum 1988 Sumpf-Calla Calla palustris 1989 Karthäuser-Nelke Dianthus carthusianorum 1990 Berg-Sandglöckchen Jasione montana 1991 Rosmarinheide Andromeda polifolia 1992 Rundblättriger Sonnentau Drosera rotundifolia 1993 Schachbrettblume Fritillaria meleagris 1994 Breitblättriges Knabenkraut Dactylorhiza majalis 1995 Trollblume Trollius europaeus 1996 Echte Küchenschelle Pulsatilla vulgaris 1997 Silberdistel Carlina acaulis 1998 Krebsschere, Wasseraloe Stratiotes aloides 1999 Sumpfdotterblume Caltha palustris 2000 Purpurblauer Steinsame Lithospermum purpurocaeruleum 2001 Blutroter Storchschnabel Geranium sanguineum 2002 Hainveilchen Viola riviniana 2003 Kornrade Agrostemma githago 2004 Alpenglöckchen Soldanella alpina 2005 Großer Klappertopf Rhinanthus angustifolius 2006 Wiesenschaumkraut Cardamine pratensis 2007 Bach-Nelkenwurz Geum rivale 2008 Nickende Distel Carduus nutans 2009 Gemeine Wegwarte Cichorium intybus 2010 Sibirische Schwertlilie Iris sibirica 2011 Moorlilie Narthecium ossifragum 2012 Heide-Nelke Dianthus deltoides 2013 Leberblümchen Hepatica nobilis 2014 Schwanenblume Butomus umbellatus 2015 Gewöhnlicher Teufelsabbiss Succisa pratensis 38 IRRGEISTER 2014

Bullenstar Ullmann – VNV-Rind nimmt an bundesweitem Zuchtprogramm teil

Der VNV war einer der ersten Naturschutzver- Die Rotviehherde des VNV kann sich dabei auch bände, die Rinder der bedrohten Rasse „Rotes unter Rotvieh-Experten sehen lassen, dank ge- Höhenvieh“ zur Landschaftspfl ege einsetzten. zielter Einkäufe von Tieren, die möglichst viele Die Idee dahinter war, dass wir unsere Magerwie- Kennzeichen der Ursprungsrasse aufweisen, und sen mit solchen Rindern bewirtschaften wollten, dank der gewissenhaften Führung eines Herd- die zur Entstehung dieser Wiesen beigetragen buches, das u.a. alle Vorfahren eines Tieres auf- haben. Dies waren eben nicht genügsame Rassen listet. aus anderen Ländern wie Galloway oder High- Die guten Züchtungsqualitäten einiger unserer land, sondern Tiere der bis etwa zum Zweiten „Roten“ wurden besonders in den letzten Mona- Weltkrieg im Sauerland weit verbreiteten Rasse ten deutlich. des Roten Höhenviehs. Die Vorgeschichte: Die Träger der Bundesar- Allerdings: Reinrassiges Rotvieh war bereits aus- beitsgemeinschaft Rotes Höhenvieh wollten gestorben. Es gab lediglich noch Tiere mit einem schon lange ein bundesweites und vergleich- mehr oder weniger hohen Genanteil des Roten bares Lot (= Zuchtbestand) an guten Zuchtbul- Höhenviehs. Umso wichtiger war und ist es, zur len des Roten Höhenviehs zentral aufziehen und Bewahrung der Rasse Tiere gezielt rückzuzüch- schließlich für Zuchtzwecke anbieten. Das hes- ten. sische Hofgut Rudlos im Vogelsbergkreis griff In diesem Bereich engagiert sich auch der VNV diese Idee auf. Im Herbst 2013 wurden dafür die und arbeitet darum seit Beginn seines Projektes ersten ca. 20 Bullen der Rasse aus allen Teilen mit verschiedenen überregionalen Züchterver- Deutschlands angeliefert, gemeinsam eingestallt bänden zusammen. Inzwischen gibt es vielerorts und fortan unter einheitlichen, an die Rasse an- Bestrebungen, alte Haustierrassen wie die ver- gepassten Haltungs- und Fütterungsbedingungen schiedenen Rotviehschläge zu erhalten – neben aufgezogen. Sieben Tiere konnten einige Monate dem Roten Höhenvieh des Sauerlandes gibt es später gekört werden. Das bedeutet, sie wurden z.B. noch das Harzer Rotvieh und das Vogelsber- unter festgelegten Rassekriterien beurteilt. Am ger Rind. 12. April 2014 konnten dann Bullen des Roten

Aktueller Zuchtbulle des VNV: "Wilm" am 22.03.2014 noch im Stall des Hofguts Rudlos IRRGEISTER 2014 39

Johannes und Franz-Josef stärken sich, nachdem sie Ullman am 08.11.2014 im Hofgut Rudlos angeliefert hatten

Höhenviehs versteigert werden – zum ersten Mal vortreffl ich bei der Verladeaktion mitmachte: seit gut 40 Jahren! Während es oft längere Zeit erfordert, bis die an Und nun kommt der VNV ins Spiel: Unser Ver- das freie Leben auf der Wiese gewöhnten Rinder ein konnte dort unter den üblichen Auktionsbe- endlich ins Treibgitter gehen und sich dann auch dingungen der Zucht- und Besamungsunion Hes- in den Viehanhänger begeben, stand Ullmann von sen e.G. den Zuchtbullen Wilm aus dem Betrieb Beginn der Aktion an schon im Treibgitter. Es Marx (Homberg-Ohm, Büßfeld) ersteigern. Er mussten lediglich noch Schwingtor und Viehan- darf seine guten genetischen Anlagen seitdem in hänger verschlossen werden, und der Bulle war unserer Herde weitergeben. Richtung Vogelsbergkreis unterwegs. Auf Grund der auf der Auktion geknüpften Kon- takte standen die im VNV für unser Rotvieh-Pro- Dort waren sich alle anwesenden Rinderexperten jekt Verantwortlichen in engem Austausch mit einig und voll des Lobes: Ullmann weist bezüg- dem Gut Rudlos und dem Verein zur Erhaltung lich Form, Farbe und Statur im Vergleich zu den und Förderung des Roten Höhenviehs e.V. anderen angelieferten Bullen sehr gute Merkmale des Roten Höhenviehs auf. Hinzu kommt, dass Im Sommer 2014 besichtigten Zuchtleiter meh- sowohl sein Vater Trak als auch seine Mutter rerer Verbände Rotvieh-Herden in Deutschland, Sophie beide im Herdbuch A des Fleischrinder- um weitere körfähige Bullen für das Programm herdbuches Bonn verzeichnet sind. Dies ist die auf Gut Rudlos zu bekommen. Dabei nahmen sie höchste Kategorie in der Klassifi zierung. Er ist auch die VNV-Herde in Augenschein. Ihr Blick also zur Weiterzucht besonders gut geeignet. fi el dabei auf unseren am 03.03.2014 gebore- nen Bullen Ullmann, der zu dieser Zeit auf dem Ullmann wird, wie auch schon im letzten Winter Feuchtwiesengebiet „Auf dem Bruch“ bei Mars- unser Zuchtbulle Wilm, einige Monate mit den berg-Essentho weidete. Seine Abstammung und anderen Bullen unter einheitlichen Bedingungen sein Aussehen stachen dabei positiv hervor. im Offenstall gehalten werden. Nach einer Vorbe- Schließlich bekamen wir die Nachricht, dass Ull- sichtigung von Züchtern und möglichen Käufern mann in das renommierte Zuchtprogramm aufge- im folgenden Frühjahr und der dann anschlie- nommen werden solle. Diesem Wunsch kam der ßenden Körung wird er meistbietend versteigert. VNV natürlich gerne nach. Er hat auf Grund seiner Zuchtmerkmale gute Chancen, in der Geschichte des Erhalts dieser Am Samstag, dem 08.11.2014, fuhren Johannes Haustierrasse eine wichtige Rolle zu spielen. Schröder und Franz-Josef Stein mit Ullmann im Viehanhänger zum Gut Rudlos. Dabei wird diesen Text und Fotos: Personen in Erinnerung bleiben, dass Ullmann Norbert Schröder 40 IRRGEISTER 2014

Die Pastorenwiese in Giershagen – VNV engagiert sich für prägenden Dorfbestandteil

„Rund 30 neue Obstbäume wurden angepfl anzt, Allerdings stammen die Sätze des ersten Ab- da manche alte abgestorben waren. Nun ist am schnitts nicht aus dem Jahr 2014, sondern sind Pfarrgarten alles geschehen, was nur denkbar unter „Anno 1932“ in der Kirchenchronik der war. Vielleicht fi ndet sich nur selten eine andere Giershagener St. Fabian und Sebastian-Gemein- Pfarrgemeinde mit solch großem, schönen Pfarr- de vom damaligen Pastor Dr. Johannes Lamers garten wie Giershagen, das gegenwärtig mehr als für die Nachwelt gesichert. 130 Obstbäume der verschiedensten Art hat; alles Sie verdeutlichen aber, dass Naturschutzarbeit oft Edelobst schönster Sorten. Nach all diesen Arbei- einem Bewahren alter Schätze gleicht bzw. damit ten ist es nun möglich, die ganze Sorge dem Got- einhergeht, was ein langfristiges Engagement vo- teshause zuzuwenden, wo noch so manche Arbeit raussetzt. Die alten Obstbäume auf der von den auf Erledigung harrt.“ Giershägenern als „Pastorenwiese“ bezeichneten Fläche hatten seit Jahren keinen Pfl egeschnitt er- Diese Sätze treffen zum Teil auf die Aktivitäten fahren. Darum und auf Grund ihres Alters waren des VNV zu, die er in den letzten Jahren bezüg- viele abgängig. Die Obstwiese drohte, eine „nor- lich der Pastorenwiese im Marsberger Ortsteil male“ Wiese zu werden, die vielleicht irgend- Giershagen zeigt. Unser Verein hat seit 2010 die wann überbaut würde. im Ortskern gelegene alte Obstwiese von der Der VNV und besonders deren ortsansässige Kirchengemeinde gepachtet. Er hat dort 5 neue Mitglieder Franz Giller und Claudia Schlucke- hochstämmige Obstbäume gepfl anzt und gegen bier wollten die ökologisch wertvolle Obstwiese Verbiss durch die dort weidenden Schafe ge- erhalten und gleichzeitig auch der Bevölkerung schützt, weitere werden in diesem Winter folgen. den Wert solcher Lebensräume nahe bringen. Er schneidet bereits seit 2007 regelmäßig alle al- ten und jungen Obstbäume dort. Er hat sich fi - Darum führten wir die oben aufgelisteten um- nanziell und aktiv an der Errichtung eines neuen fangreichen Arbeiten durch. Darüber hinaus be- Zaunes beteiligt. suchte der Kindergarten Giershagen schon mehr- Sicherlich gibt es, wie eingangs gesagt, nur noch mals mit Claudia Schluckebier die herbstlichen wenige Orte im Sauerland, die eine mitten im Obstbäume. Die Kinder kosteten dabei die unter- Dorf gelegene Wiese mit alten Obstbäumen vor- schiedlichen Obstsorten und erfuhren so manches weisen können. Gleichwohl stehen im „Pfarrgar- über diesen Lebensraum. Und sie sammelten in ten“ nicht 130, sondern 47 Obstbäume. Und es mehreren Jahren Äpfel der Pastorenwiese, die warten in Zukunft noch so viele Arbeiten auf den anschließend in der alljährlich vom VNV organi- VNV, dass er die Sorge um das Gotteshaus ande- sierten Saftpresse auf dem angrenzenden Kirch- ren überlassen muss... platz zu Saft verarbeitet wurden. Außerdem fanden in den letzten Jahren schon mehrere Schnittkurse des VNV im Pfarrheim statt. Das erworbene Wissen stellten die Teilneh- mer anschließend an den Bäumen unserer Wiese unter Beweis.

Durch unser Engagement bewahren wir einen ökologisch wertvollen Lebensraum. Dies ist nur möglich, weil unsere Vorfahren – aus ganz an- deren Gründen und unter anderen Vorzeichen – eine strukturreiche, artenreiche Kulturlandschaft schufen. Im Falle der Pastorenwiese sind dafür laut Kirchenchronik für Anno 1932 konkrete Per- sonen auszumachen, denen nun auch unser Dank IRRGEISTER 2014 41 gelten soll:

„Wie kommt es nun, daß der Fiskus, der 17 Jahre lang sich weigerte, am Pfarrhaus in Giershagen etwas zu machen, nun auf ein- mal sichs soviel kosten läßt? Nächst der Güte und Barmherzigkeit Gottes, der alles so gnädig gelenkt hat, ist das allein dem Großmut und dem Edelsinn, sowie dem feinen Verständnis für Pfl icht und Gerechtigkeit, des Herrn Re- gierungs- und Baurats Böttger und seinem Sekretär Herrn Bauinspektor Busin, beide an der Regierung in Arnsberg, zu verdanken. Diese beiden Herren, die Vertreter des Fiskus in gegenwärtiger Zeit, deren Namen in Ehre und Dankbarkeit hier für immer festgehalten sein sollen, haben, obwohl protestantischen Bekenntnisses, nicht geruht und gerastet, bis Pfarrhaus und Scheune in Giershagen so wer- den konnten, nicht noch am Schluß den Mut verlieren, ehe das mühselige Werk vollendet ist. Zwischendurch konnte ich nach mancher- lei Mühen und Verhandlungen den Fiskus be- wegen, auch die Fischteiche des Pfarrgartens [Anmerkung des Verfassers: und eben auch die Pfarrwiese, wie im weiteren Zusammenhang deutlich wird] in Ordnung bringen zu lassen.“

Text und Fotos: Harald Legge

Auch in diesem Jahr schnitt der VNV wieder ehrenamtlich über 100 von der Biostation und von uns gepfl anzten 136 Obstbäume. Sie stehen auf sechs verschiedenen Naturschutzfl ächen im Raum Marsberg.

Die Pastorenwiese in Giershagen 42 IRRGEISTER 2014

VNV-Termine rund ums Obst

Auch im Jahr 2015 führt der VNV wieder einige Aktionen rund ums Thema Obst/Obstwiesen durch. Wir wollen damit in der Öffentlichkeit das Bewusstsein schärfen für den wertvollen Lebens- raum Obstwiesen.

● 14.März 2015: Obstbaumschneidekurs im Pfarrheim und auf der Pastorenwiese von Marsberg-Giershagen, 10.00 – 14.30 Uhr, Referent: Manfred Burth, Leitung: Franz Giller ●18.April 2015: Obstbaumveredelungskurs in Marsberg-Oesdorf (Haus wird angefragt), 10.00 – 12.30 Uhr, Referent: Manfred Burth, Leitung: Elmar Runte

● Apfelpresse am 19.September 2015 in Marsberg-Giershagen ● Apfelpresse am 06.Oktober 2015 in Marsberg-Udorf ● Apfelpresse am 24.Oktober 2015 in Marsberg-Giershagen

Wir freuen uns über Ihre Beteiligung! Eine Anmeldung ist jeweils erforderlich! Sie werden von Franz Giller entgegen genommen (Tel. 02991-1729). Für den Obstbaumschneidekurs und den Veredelungskurs wird ein Kostenbeitrag erhoben. IRRGEISTER 2014 43

Blütenpfl anzen in Höhenlagen – ein erfolgreicher Kampf gegen die Kälte

Je höher der Lebensraum einer Pfl anze liegt, desto Bestand einfallende Sonnenstrahlung hervorge- stärker schwanken die Umweltbedingungen, in de- rufen, also auch von ihr abhängig. Da für den nen sie leben muss. Die Vegetationsperiode wird Aufwärmprozess schon relativ wenig Strahlung durch frühen Schneefall und Frost im Herbst und ausreicht, fi ndet er auch bei verhangenem Him- die späte Schneeschmelze im Frühjahr stark be- mel statt. grenzt und lässt je nach Höhe nur ein recht schmales Polsterpfl anzen (siehe Fotos) treiben diese Stra- Zeitfenster für die Pfl anze offen, um ihren ganzen tegie auf die Spitze. Durch ihr kompaktes Laub- Lebenszyklus inklusive sexueller oder asexueller werk, das dem Boden sehr nah anliegt, werden Fortpfl anzung zu durchlaufen. sie von keinem Windhauch beeinfl usst und funk- tionieren sozusagen als „Strahlungsfallen“. Häu- Die alpine Vegetationszone zwischen Baumgren- fi g misst man im Laub von Polsterpfl anzen Tem- ze (montane Zone) und permanenter Schneede- peraturen um die 40°C bei Luftfeuchtigkeiten um cke (sog. nivale Zone) ist in dieser Hinsicht wohl die 100%. Man könnte bei Pfl anzen mit dieser diejenige, in der die oben genannten Zwänge Wuchsform daher auch getrost von tropischen für eine Pfl anze am größten sind. Die Vegetati- Pfl anzen sprechen. onsperiode dauert hier ca. zwei Monate, was nur Es überrascht in diesem Zusammenhang nicht, etwa einem Viertel bis einem Drittel der Zeit ent- spricht, die Pfl anzen in unserer Heimat pro Jahr zum Wachsen haben. Die Temperaturen sind über die gesamte Wachstumsphase nicht hoch genug, um das Wachstum von Bäumen zu unterstützen, und schwanken je nach Witterung stark. Alpine Pfl anzen haben daher eine ganze Reihe an An- passungen entwickelt, die es ihnen ermöglichen, auch bei ungünstigen Umweltbedingungen (v.a. Kälte) an diesen a priori lebensfeindlichen Orten zu überleben und sich sogar zu vermehren und gegen Fressfeinde oder Rivalen zu behaupten.

Eine Anpassung der Pfl anzen an das Leben in alpinen Lagen fällt direkt ins Auge, wenn man oberhalb der Baumgrenze durch die Berge wan- dert. Die alpinen Wiesen und Weiden sind immer kurz gehalten, es gibt keine Wiesen, wie wir sie im Sommer im Sauerland kennen - so hoch, dass Gegenblättriger Steinbrech Foto: R. Götte einen die Halme schon beim Durchlaufen an den Händen kitzeln. Das ist aber nicht etwa so, weil dass das Temperaturoptimum für die Photosyn- die Beweidung oder Mahd in den Alpen so in- these in alpinen Pfl anzen sich kaum bis gar nicht tensiv ist, sondern weil „Kleinwüchsigkeit“ eine von dem in Pfl anzen des Tiefl andes unterscheidet. Strategie alpiner Pfl anzen ist. Dadurch, dass sie Nichtsdestotrotz wird diskutiert, ob die Wuchs- so klein sind, schaffen sie es, sich sehr effektiv form von Polsterpfl anzen unter Umständen auch von der Atmosphäre zu entkoppeln und unterhalb andere Ziele verfolgt. An Tagen mit besonders ho- einer Grenzluftschicht ein eigenes Mikroklima hem Strahlungseinfall und relativ hohen Tempe- aufzubauen, in dem Temperaturen herrschen, die raturen können in Polsterpfl anzen nämlich auch im Mittel mit Temperaturen an ca. 1000m tiefer gut und gerne mal um die 60°C erreicht werden, liegenden Wetterstationen zu vergleichen sind. was für die Pfl anze eindeutig Stress bedeutet und Dieser Effekt ist hauptsächlich durch die in den zum Tod führen kann. 44 IRRGEISTER 2014

Reales Bild, Infrarot (IR)-Bild und Temperaturprofi l durch einen Korb-Blütenstand von Aster alpinus. Der Graph zeigt die Temperatur auf der weißen Linie im IR-Bild

Eine weitere Strategie, die von der Wuchsform Die meisten alpinen Pfl anzen gehen das Risiko Polsterpfl anze verfolgt werden könnte, wäre der Blütenbildung aber doch wenigstens zeitwei- das Sparen und Recycling von Ressourcen. Ab- se ein, und das aus gutem Grund. Für einen vitalen gestorbene Blättchen werden von dem dichten Nachwuchs, der einem sich verändernden Klima Polster gehalten und unter den Blättern direkt angepasst ist, ist es unerlässlich, die in der sexu- kompostiert. Die im Blättchen gespeicherten ellen Fortpfl anzung stattfi ndende Rekombination Nährstoffe können so direkt an die Pfl anze zu- von Genen bzw. Merkmalen zu durchlaufen und rückfl ießen. Außerdem verhindert ein dichter einen möglichst diversen Nachwuchs hervorzu- Wuchs das Aufkeimen von unerwünschter Kon- bringen. Dass das wirklich wichtig ist, sieht man kurrenz, weil der Boden so stark beschattet wird, allein daran, dass alpine Pfl anzen den Schritt der und er ist eine hervorragende konservative Pio- sexuellen Fortpfl anzung wagen, obwohl sie un- nierstrategie, mit der Stück für Stück durch kurze ter dem ständigen Risiko der unwiderrufl ichen Ausläufer neues Land erschlossen werden kann Schädigung ihrer Fortpfl anzungsorgane in der – immer im Schutz des großen Polsters. Andere Blüte stehen. Man hat lange Zeit angenommen, Pfl anzen bilden lange Ausläufer, die recht weit dass die Blüten von alpinen Pfl anzen stark tem- von der Mutterpfl anze entfernt Wurzeln schla- peratur-limitiert sind, da sie aus dem geschützten gen und somit nicht in den Genuss des Schutzes Mikroklima des Laubblattbestandes herausra- durch ihre Mutter kommen. gen und im kalten Wind stehen. Dieser Gedanke Damit wäre auch schon eine zweite Anpassung macht eigentlich auch Sinn und man würde eine gegen die Kälte und unbeständige Bedingungen niedrigere Temperatur in den Blüten als im Blät- angesprochen – die asexuelle Fortpfl anzung. Al- terbestand erwarten. pine Pfl anzen zeichnen sich durch ein ungleich Durch eine kleine Studie im Sommer 2013 konn- größeres Vorkommen an asexueller Fortpfl anzung ten wir jedoch durch Messungen mit einer Infra- aus. Asexuelle Fortpfl anzung meint die Vermeh- rot-Kamera das Gegenteil beweisen. Über ein rung über andere Wege als die Blüte, in der durch breites Spektrum an Arten konnten wir zeigen, Bestäubung die sexuelle Fortpfl anzung stattfi ndet. dass die Blüten der Pfl anzen - natürlich abhän- Ein einfaches und oben schon angesprochenes gig von der Stärke der einfallen Strahlung - im Beispiel für asexuelle Fortpfl anzung ist das Bilden Mittel ca. 3°C wärmer sind als das Blätterwerk von Ausläufern (sog. Stolone; auch unterirdisch, und ungefähr 6 °C als die umgebende Luft. Das dann: Rhizome). Die asexuelle Fortpfl anzung bie- liegt vor allem an der hohen Flächendichte (Mas- tet in Habitaten mit stark schwankenden Umwelt- se pro Fläche) der Blüten, was wiederum eine faktoren die eindeutig sicherere Variante der Fort- gute Erklärung dafür ist, warum alpine Pfl anzen pfl anzung. Man stelle sich nur vor, eine Pfl anze in fast allen Strukturen kleiner sind als ihre Tief- investiert unheimlich viele Ressourcen in die Aus- land-Verwandten - außer in der Blüte, welche bildung einer Blüte, doch bevor die Samen über- sie auf ca. gleicher Größe halten. Bisher wurde haupt heranreifen können, kommt ein Nachtfrost immer nur die verbesserte Sichtbarkeit für Be- oder Schneefall und die Blüte wird unwiderrufl ich stäuber diskutiert, es macht jedoch Sinn, hier den geschädigt - die ganzen Investitionen wären um- Wärmehaushalt der Blüten miteinzubringen. sonst gewesen. Bei der asexuellen Fortpfl anzung werden direkt kleine Tochterpfl anzen gebildet, die Auch die Blütenfarbe spielt im Zusammenhang auch gegen Frost schon deutlich resistenter sind mit dem Wärmehaushalt der Blüten eine nicht als so empfi ndliche Organe wie die Blüte. zu verachtende Rolle. Man kann erkennen, dass IRRGEISTER 2014 45 fast alle alpinen Arten, die vom Wind bestäubt Prozess logischerweise der wichtigere bzw. der werden (Gräser, Binsen, Seggen) dunkle bis bestimmende ist, verzichtet die Pfl anze lieber auf schwarze Blüten aufweisen. Da dunkle Struk- eine dunkle Färbung und erhöht damit die Wahr- turen deutlich besser Strahlung absorbieren und scheinlichkeit, bestäubt zu werden. in Wärme umwandeln als helle, liegt es nahe, dass diese Schwarzfärbung der Blüte eine An- Diese Beobachtungen über die Anpassungen al- passung an das kalte Klima darstellt. Viele von piner Pfl anzen an ihre kalte und wechselhafte Insekten bestäubte Arten zeigen diesen Trend Umgebung sollten entlang eines Höhengra- nicht. Aber hier fi ndet eindeutig ein Abwägen dienten beständig von tief nach hoch zunehmen, bzw. ein Handel zwischen zwei Prozessen statt womit wir auch für die Flora in den Hochlagen (der Biologe sagt: ein trade-off): Zum einen wäre des Sauerlandes schon ähnliche Prozesse anneh- es auch für diese Arten positiv, wenn sie ihre Blü- men sollten. Zumindest wird die Vegetation auf te durch eine dunkle Färbung auf einer höheren Kahlem Asten und Co. sicher von starker Strah- Temperatur halten könnten. Andererseits müssen lung an sonnigen Tagen profi tieren – ungleich sie auch von den Insekten gesehen werden, die mehr als die Vegetation im Tiefl and. Nehmen sie bestäuben, denn ohne Bestäubung keine Be- Sie doch bei Ihrem nächsten Spaziergang durch fruchtung und keine Nachkommen. Da letzterer die Höhenlagen des Sauerlandes mal ein kleines Thermometer mit und überprüfen Sie in einem Heidekrautbestand die hier vertretenen Thesen! Mit zunehmender Strahlungsin- tensität steigt die Temperatur der Blüten (blau) stärker an, als die Lars Dietrich der Blätter (grün) Literatur:

Dietrich, L , Körner, C. (2014) Thermal imaging Temperatur reveals massive heat accumulation in fl owers across a broad spectrum of alpine taxa. Alpine Botany 124: 27-35. Strahlungsintensität Körner C (2003) Alpine plant life: functional ecology of high mountain ecosystems. 2nd edn. Springer, Berlin.

Silene acaulis – eine häufi ge Polsterpfl anze der Alpen Foto: L. Dietrich 46 IRRGEISTER 2014

NORDSEEFAHRT des VNV am 16.03.2014 an den Jadebusen Schon früh am Morgen sind wir zur Fahrt an den Jadebusen aufgebrochen. Getroffen haben wir uns in Arnsberg, um zeitig an der Nordsee einzutreffen. Wir, das waren Katharina Koch, Benedikt Wrede, Bernhard Koch, Gerd Kistner, Wolfgang Wilkens, Michaela Hemmelskamp und Richard Götte. Als ortskundiger Vogelkundler mit unerschöpfl ichem Fachwissen hatte Bernhard Koch das Kom- mando. Bei stark bewölktem Himmel, mäßigen 10 Grad und ordentlichem Wind aus Nordwest konnten wir an diesem Tag schöne, spannende und interessante Beobachtungen machen. Große Trupps von Großen Brachvögeln und Alpenstrandläufern, sehr ansehnliche Ansammlungen von Spießenten, Gänsen und Löffl ern.

Die Aufl istung aller unserer Beobachtungen hat Bernhard Koch zusammen gestellt: Foto oben: Alpenstrandläufer; unten: Ringelgänse IRRGEISTER 2014 47

Jadebusen von Varel-Tossens-Burhave-Nordenham

Höckerschwan: 12 vorj. Beckmannsfeld, 20 vorj. Fedderwarden auf Raps + gut 20 Paare Blässgans: gut 100 auf Grünland Varel-Diekmannshausen 4 einfallend Beckmannsfeld Graugans: keine großen Ansammlungen, aber überall Paare oder kleine Trupps bis 10 Ex., insgesamt ca 200 gesehen Weißwangengans: gut 3000 auf Grünland Iffens, ca. 5500 im Vorland bei Langlütjen 1, 35 Grünland bei Blexen Kanadagans: 1,1 str. am A1 Abzweig Ahlhorn Nilgans: immer wieder Paare oder kleine Trupps bis 15 Ex., insgesamt ca 60 gesehen Ringelgans: bei Flut kommen gut 600 auf Grünland bei Eckwarderhörn zusammen, ca. 30 Vorland bei Fedderwardensiel Brandgans: gut 300 gesehen Stockente: überall, einige 100 gesehen Schnatterente: 2,2 Iffens, 3,3 Teich bei Eckwarden Pfeifente: überall, Trupps bis 200 Ex., insgesamt gut 1500 gesehen Spießente: Art des Tages!!!! überall in kleinen Trupps oder Paaren, ca. 150 Aussandung Eckwarden, gut 350 Vorland bei Fedderwarden, insgesamt ca. 700 gesehen Löffelente: ca. 30 (mit intensiver Balz) Teich bei Eckwarden, 20 Vorland Fedderwarden Krickente: gut 100 im Watt bei Langlütjen 1, 20 Hayenschloot/Eckwarden, 30 Vorland Fedderwarden 48 IRRGEISTER 2014

Foto: Löffl er

Tafelente: 5,3+2,1 Teich bei Eckwarden Reiherente: insgesamt ca 50 gesehen Eiderente: 1,0 PK+2+2+1,0 Schweiburger Watt, 1,0 Vorland Fedderwarden Schellente: 1,1+1,1 Hagenschlot/Eckwarden bei Flut auf dem Meer Gänsesäger: 5,4 wie vor Mittelsäger: 1,0 PK bei Flut vor Fedderwarden Haubentaucher: 3 bei Flut vor Eckwarden-Hafen Graureiher: insgesamt 7 gesehen Silberreiher: 1 auf Grünland bei Brake Löffl er: 13 (8 PK) + 1 immat Eckwarden/Hagenschlot Weißstorch: 1 auf Grünland bei Brake Kormoran: regelmäßig, ca. 150 gesehen Fasan: 3,0 gesehen Mäusebussard: ca. 10 gesehen Habicht: 0,1 vorj. str. bei Beckmannsfeld Rohrweihe: 1,0 jagend Vorland Fedderwarden Wanderfalke: 1 jagend Vorland Fedderwarden Austernfi scher: 150+400 Vorland Fedderwarden, einzelne Paare überall Sandregenpfeifer: nur 2 unter Alpenstrandläufern im Schweiburger Watt Goldregenpfeifer: nur 1 Trupp von ca. 50 bei Iffens Kiebitzregenpfeifer: 2 im SK unter Uferschnepfen ScHweiburger Watt Kiebitz: keine Trupps, nur ca. 30 balzende Ex. gesehen Großer Brachvogel: eindrucksvoll!!!, viele große Trupps bei Flut auf Grünland (bis 300, 1 x 1000!), 300+300 Vorland Fedderwarden, insgesamt sicher ca. 5000 Uferschnepfe: 4+7+7+5+15 gesehen Bekassine: nur 1 Ex. gesehen Alpenstrandläufer: große Trupps bei aufl aufender Flut im Schweiburger Watt, hier sicher 25.000 Ex. Knutt: nur 1 Ex. unter 15 Alpenstrandläufern, Fedderwarden Rotschenkel: 15 Schweiburger Watt, 9 Vorland Fedderwarden, 1 Langlütjen 1 Säbelschnäbler: 150 Schweiburger Watt, 1,1+50 Vorland Feddeerwarden Lachmöwe/Sturmöwe: in großen Schwärmen, besonders auf Grünland. Insgesamt sicher 25.000 !!! Ex.. Verhältnis 40% Lach- zu 60% Sturmmöwen Silbermöwe: überall, auch viele Paare, aber keine Mengen, insgesamt ca 150 gesehen Heringsmöwe: 5 Iffens, 1 Vorland Fedderwarden IRRGEISTER 2014 49

Foto: Großer Brachvogel mit Staren

Mantelmöwe: 2ad+1ad Schweiburger Watt, 1ad+1ad Vorland Fedderwarden Dreizehenmöwe: 1 vorj. Ex. bei Flut vor Eckwarden-Hafen – in Küstennähe sehr selten Ringeltaube: regelmäßig, einige 100 gesehen Türkentaube: einige in Dörfern Schwarzspecht: 1 quert die Autobahn bei Oldenburg Feldlerche: regelmäßig in den Vorländern Strandpieper: verbreitet in den Vorländern (viele PK), ca. 30 gesehen und gehört Wiesenpieper: überall in den Vorländern Balz Bachstelze: einige, ca. 10 gesehen Rotkehlchen: 1,0 Ges. Arnsberg-Rathaus bei der Rückkehr Rotdrossel: 15+12 gesehen Schwarzdrossel: ca. 15 in Dörfern gesehen Zaunkönig: 1,0 Ges. Schwimmendes Moor Sehstedt Kohlmeise: mehrfach in Dörfern Blaumeise: wie vor Elster: regelmäßig Eichelhäher: 1 an der Autobahn nahe Oldenburg Dohle: überall in Trupps Saatkrähe: 1 belegte Kolonie bei Iffens, ca. 30 BP 1 bei Brake, ca 150 BP 1 bei Brake/Hammelwarden, ca. 120 BP Kolkrabe: 1 Ex. am Deich bei Sehstedt, hier ungewöhnlich Rabenkrähe: regelmäßig Star: regelmäßig, aber nicht häufi g, ca. 200 gesehen Haussperling: in den Dörfern regelmäßig Buchfi nk: mehrfach Distelfi nk: 15+4+5 gesehen Foto: Seehund im Hafenbecken von Eckwarden Rohrammer: regelmäßig, ca. 30 gesehen Goldammer: nur 1 gesehen

Gesamtartenzahl: 75

Text und Fotos: Richard Götte 5050 IRRGEISTERRRGEIEISSTTER 20142020114

Bedrohung Windenergie: Riesen-Baustelle im Naturschutz

Alles bitte mit Augenmaß und nicht mit dem men würde1 und weil die Folgen für bestimmte Holzhammer! - So könnte man die Forderung des Vogelarten und Fledermäuse unkalkulierbar sind. VNV sowie des Nabu bezüglich der Planung von • Das Sauerland darf nicht mit Windrädern Windkraftanlagen salopp auf den Punkt bringen. “zugepfl astert” werden – im Interesse sowohl der Dass die laufenden Planungen diesen Forderun- Natur als auch der Menschen. Unsere Landschaft gen größtenteils absolut entgegen laufen, soll die ist nicht auf ein Stromerzeugungsgebiet zu redu- – für unser Heft zugegeben ungewöhnlich reiße- zieren! rische Überschrift – deutlich machen. Es ist kei- Dass der Natur- und Artenschutz gar nicht oder in ne Panikmache, darauf hinzuweisen, dass wahr- skandalös mangelhafter Weise bei den laufenden scheinlich schon in wenigen Jahren eine Vielzahl Planungen für Windenergieanlagen berücksich- von Windrädern (die übrigens deutlich höher und tigt wird, dazu unten mehr. größer sein werden als die heutigen) in unserem Kreis stehen wird – ob dies den Anwohnern passt Zunächst einmal soll der Planungsstand bezüg- oder nicht und in Kauf nehmend, dass dadurch lich der Errichtung von Windrädern im Überblick lokale Populationen gefährdeter Vogel- und Fle- dargestellt werden: dermausarten sowie gefährdete Zugvögel dezi- Die rot-grüne Koalition in Nordrhein-Westfalen miert werden. und v.a. die Grünen wollen den Anteil von Wind- Natürlich sieht jeder Umweltbewusste, dass die kraft an der Energieerzeugung massiv ausbauen Nutzung regenerativer Energien deutlich ausge- – in möglichst kurzer Zeit. Nach dem Baugesetz- baut werden muss, um dem Klimawandel entge- buch (BauGB) gelten Windenergieanlagen als gen zu wirken. Natürlich müssen wir dabei auch privilegierte Bauvorhaben. Das bedeutet, dass Windräder akzeptieren, obwohl sie immer auch eine Region oder eine Stadt Windräder zulassen einen Eingriff in Natur und Landschaft darstellen. muss. Sie darf nicht generell sagen: “In unserem Gebiet gibt es keine Windräder.” Sie darf noch Daher ist die gemeinsame Haltung der im HSK nicht einmal sagen: “In unserer Stadt/unserem vertretenen, gesetzlich anerkannten Naturschutz- Kreis haben wir schon so viele/genug Windräder, verbände (VNV, Nabu und BUND) nicht, den daher wollen wir keine neuen mehr.” Vielmehr Planungen von Windenergieanlagen Steine in muss gut begründet sein, warum bestimmte kon- den Weg zu legen, wo es geht, und so möglichst krete Gebiete von zukünftigen Windenergieanla- viele Windräder zu verhindern. Vielmehr fordern gen ausgeschlossen werden; gleichzeitig müssen wir, dass die Interessen der Natur ausreichend offi ziell Flächen für Windräder zur Verfügung Berücksichtigung fi nden und die Errichtung von gestellt werden. Geschieht dies nicht, könnte – Windenergieanlagen dort stattfi ndet, wo es mög- auf Grund der Privilegierung der Windkraft – ein lichst wenig Auswirkungen auf Natur- und Land- möglicher Investor die Errichtung eines Windra- schaft gibt. Im Einzelnen: des einklagen, und zwar dann ohne eine Lenkung • Der Bestand windkraftsensibler Tierarten durch die örtlichen Städte und Gemeinden. – diese sind zum großen Teil ohnehin in ihrem Bestand gefährdet – darf nicht bedroht werden. Daher, um die Errichtung von Windrädern pla- • Naturschutzgebiete – in denen oft auch nerisch lenken zu können, werden zur Zeit Re- Arten der vorgenannten Gruppe vorkommen – gionalpläne (auf Bezirksregierungsebene) aufge- müssen nicht nur ausgespart bleiben, sondern mit stellt und Flächennutzungspläne (auf Stadt- und einer Pufferzone zu möglichen Windrädern aus- Gemeindeebene) geändert mit dem Ziel, Vorrang- gestattet werden. fl ächen und in diesem Zuge eben auch Tabuzonen • Windenergieanlagen im Wald lehnen wir für zukünftige Windenergieanlagen auszuweisen. ab, weil es beim Bau der Anlagen und des Baus Dabei gibt es aber eine Reihe grundsätzlicher der Zuwegungen zu immensen Eingriffen kom- Schwierigkeiten. Und aus Sicht der Naturschutz-

1 Da Windräder natürlich auf den Bergkuppen oder -rücken errichtet würden und dorthin in den Wäldern allenfalls kleinere Forstwege existierten, müssten im Falle der Errichtung der Anlagen dorthin Straßen gebaut werden, die für den Schwerlastverkehr ausgerichtet wären. IRRGEISTERRRGRGEISTERER 220140144 5151 verbände wird bei diesen Planungen der Natur- gefährdeten Vogel- und Fledermausarten bereits schutz in eklatanter Weise zu wenig oder gar in diesem Planungsstadium zu berücksichtigen. nicht beachtet. Verlagert man dies auf untere, nachfolgende Pla- nungsebenen, berufen sich die Planer dort eben- Der Regionalplan falls auf solche fadenscheinigen Begründungen Im Regionalplanentwurf der Bezirksregierung der Bezirksregierung (siehe unten). Abgesehen Arnsberg sind 165 solcher Vorrangfl ächen mit davon kann dies nicht im Interesse von Investo- einer jeweiligen Größe von ca. 20 bis 700 ha ge- ren liegen, für die es bei dieser Ausklammerung plant – in der Summe rund 17.200 ha oder rund keine Planungssicherheit geben würde. 2,8% des Untersuchungsraums Südwestfalen. • Geplante Vorrangfl ächen beginnen sofort Allein 77 Vorrangzonen liegen ganz oder teil- an der Grenze zu Naturschutzschutzgebieten. Es weise im HSK. Dieser hohe Anteil verdeutlicht, bleibt unberücksichtigt, ob dadurch Tierarten in wie sich die sauerländische Landschaft in einigen Mitleidenschaft gezogen werden, die in diesen Jahren verändert haben wird. Denn: Es wird in Schutzgebieten leben – und für die teilweise die- jedem Fall eine Vielzahl neuer Windräder bei uns ses Schutzgebiet explizit ausgewiesen wurde. geben! Demnächst könnte also ein 200 m hohes Wind- Im Regionalplan wird unter dem Punkt “Tiere, rad-Monstrum quasi auf der Grenze eines Natur- Pfl anzen, biologische Vielfalt” auch der Natur- schutzgebietes stehen, in dem bis dahin Wachtel- schutz abgehandelt. Daraus folgend wird ein Teil könig und Wiesenpieper gebrütet haben. der Vorrangfl ächen hinsichtlich des Naturschut- Die Naturschutzverbände im HSK fordern daher zes als kritisch eingestuft und ein kleinerer Teil generell einen Abstand von 300 m auch zu Natur- als unkritisch. schutzgebieten und nicht nur zu FFH- und Vogel- Allerdings werden die zugrunde gelegten Natur- schutzgebieten. schutzkriterien in aus unserer Sicht völlig unzu- • Fachbehörden des Naturschutzes (Obere reichender Form berücksichtigt. Wir kritisieren Landschaftsbehörde und Vogelschutzwarte) sind im Einzelnen: bei der Erstellung des Regionalplans offensicht- • Die Bezirksregierung berücksichtigt nicht lich bewusst außen vor gehalten worden. Das alle geschützten Tierarten, die – wissenschaftlich Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucher- bewiesen – als windkraftsensibel gelten, d.h. die schutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) zeigt im durch Windräder verdrängt werden oder poten- Verfahren ebenfalls eine erschreckende Passivi- tiell Opfer der Rotoren werden. Sie berücksich- tät. Für die Verantwortlichen des Regionalplans tigt noch nicht einmal all jene Tierarten dieser mag dies (zunächst) einfach gewesen sein. Es be- Gruppe, die auf der Roten Liste stehen oder bei weist aber, dass bei der Bezirksregierung Natur- anderen Eingriffen in Natur- und Landschaft ver- schutzgesichtspunkte möglichst wenig Einfl uss fahrensrelevant sind. Im Regionalplan fi nden le- auf die Ausweisung von Vorrangfl ächen nehmen diglich wenige “windkraftempfi ndliche Arten” sollen. Dies spiegelt den politischen Willen der Berücksichtigung, während eine Vielzahl an- Landesregierung wider, Windkraftanlagen mög- derer gefährdeter Arten jedoch ausgeklammert, lichst schnell “durchzuboxen”. also schlichtweg nicht berücksichtigt wird. Die- In der gemeinsamen Stellungnahme zum Regio- se Auswahl ist wissenschaftlich nicht nachvoll- nalplan von VNV, Nabu und BUND sind alle aus ziehbar. Beispielsweise werden Schwarzstorch unserer Sicht relevanten Daten über Brutvorkom- und Rotmilan generell in unserer Region nicht men windkraftsensibler Arten gemeldet worden, berücksichtigt. Die aus fachlicher Sicht haltlose die wir erhoben haben. Sämtliche betroffenen Begründung: Im “atlantischen” Bereich, also im Naturschutzgebiete sind der Bezirksregierung Flachland, seien diese beiden Arten im Bestand ebenfalls genannt worden; auf Gefährdungen gefährdet, bei uns im Bergland allerdings nicht. dort vorkommender Arten wurde hingewiesen. Darum bräuchten sie auf dieser übergeordneten Außerdem sind alle Laubwälder gemeldet wor- Planungsebene nicht berücksichtigt werden. den, die in den Vorrangfl ächen liegen.2 Wir hof- Die Naturschutzverbände im HSK fordern, alle fen, dass dadurch windkraftsensible Arten doch

2 Laut Land NRW sollen Windenergieanlagen nicht in Laubwäldern errichtet werden. 5252 IRRGEISTERRRGEIEISTSTER 2014202014

noch in diesem Planungsstadium berücksichtigt vor Gericht Recht bekämen. Auf der anderen Sei- werden (müssen). te ist die Einstellung der örtlichen Bevölkerung Die Flächennutzungspläne der Städte und Ge- zu berücksichtigen. Diejenigen, die von Windrä- meinden dern profi tieren (Landbesitzer, vor Ort lebende Städte und Gemeinden sind hin und her gerissen: Investoren) einmal ausgeklammert: Im (weite- Auf der einen Seite müssen sie Vorrangfl ächen ren) Wohnumfeld möchte keiner ein Windrad se- ausweisen, wenn sie die Errichtung von Wind- hen oder hören. kraftanlagen steuern wollen (Siehe Privilegie- ==> Wie es in einigen Jahren im Großraum rung!). Dies müssen sie gut begründen, da an- Marsberg-Giershagen aussehen könnte, veran- sonsten Investoren gegen ablehnende Bescheide schaulicht eine Simulation der Giershagener Bür-

Die Tragweite der anstehenden Entscheidungen der Politik bezüglich Windenergie, die in den näch- sten Wochen und Monaten getroffen werden, wird auch deutlich in der Stellungnahme des Hochsau- erlandkreises zum Entwurf des Regionalplans Arnsberg:

„Es hat in der Entwicklungsgeschichte unserer Kulturlandschaf- ten noch nie eine Phase gegeben, in der innerhalb einer so kurzen Zeitspanne (hier angenommen: rd. 10 Jahre von der derzeitigen Pla- nung bis zur örtl. Umsetzung) eine derart tiefgreifende Umgestaltung der Landschaft stattfand wie jetzt im Rahmen der „Energiewende“. Selbst die gravierende Freirauminanspruchnahme durch Siedlungs- und Verkehrsflächen hat sich im Laufe von ca. 60 Jahren von vor- handenen „Kernen“ ausgehend sukzessive entwickelt und damit eine gewisse Anpassung von Bevölkerung und einem Teil des „sonstigen Artenspektrums“ ermöglicht (allein schon durch das bedarfsgesteu- erte abschnittsweise Vorgehen, das mit jeder neuen Planung neues Nachdenken und Abwägen ermöglichte). Eine Planung, die mit einem einzigen Stichtag (Rechtskraft) kaum noch zurückziehbare, flächig in der Landschaft wirksame Baurechte schafft, muss sich ggf. erhöhten Anforderungen an die Ausarbeitung stellen, wenn sie zu akzeptablen (und mehrheitlich akzeptierten) Ergebnissen kommen will.“ Nachzulesen: Stellungnahme der Verwaltung zur Vorlage 9/125 des Hochsauerlandkreises, nachzulesen im Kreisinformationssystem auf der Homepage des Hoch- sauerlandkreises, Seite 2: https://sdoffi ce.hochsauerlandkreis.de/sdnetrim/Lh0LgvGcu9To9Sm0Nl.HayEYv8Tq8Sj1Kg1HauCWqBZo5Ok6KfyI- duGWsHTs4Rk4TezKeyDWq8Sn6Rk1Lf0KjvFavETqASj1Mj0KaxJYr8Zm9UGJ/Stellungnahme_des_Hochsauerlandkreises.pdf gerinitiative “Windkraft - wo sie hinpasst” im werden die Spielräume insgesamt bei deren Aus- Internet unter weisung, so die Kalkulation der Städte und Ge- http://youtu.be/iJDAP6w1Zp0 meinden. Regionalplan und Flächennutzungspläne laufen Rotmilan und Uhu gründen keine Bürgerinitia- dabei nebeneinander her. Es ist keineswegs ge- tive. Daher sollen durch Beachtung von Natur- nerell so, dass auf Grund des Regionalplans die schutzgesichtspunkten die Hürden für ein Vor- Flächennutzungspläne erstellt werden, das heißt, ranggebiet nicht erhöht werden – umso geringer auf Grund der groben Planung der Bezirksregie- IRRGEISTERRRGRGEISTERER 202014144 5353

rung fi ndet nun nicht eine feine Planung statt. gefährdet ist, benötigt man nur den richtigen Gut- Beispielsweise sind die geplanten Vorranggebiete achter, der einem das Gegenteil bescheinigt. nicht deckungsgleich. Zwei Beispiele: Allerdings werden gerne Begründungen aus dem • Im Raum Marsberg brütet ein Paar der Regionalplan in die konkreten Planungen von Wiesenweihe – eine europaweit gefährdete Art, Städten und Gemeinden übernommen, wenn sie nachweislich windkraftempfi ndlich, weil schlag- “in den Kram passen”. Beispielsweise möchten gefährdet, und das einzige Brutpaar im HSK – in die Städte Marsberg und Sundern, wo die Er- einem Gebiet, das als Vorrangfl äche für Wind- stellung eines geänderten Flächennutzungsplans kraft im Flächennutzungsplan vorgesehen ist. schon weit fortgeschritten ist, planungsrelevan- Angeblich sei dies aber kein Problem. Denn Wie- te Arten dabei nicht berücksichtigen, entgegen senweihen – so das Planungsbüro der Stadt Mars- vorausgegangenen Überlegungen. Im Klartext: berg – fl ögen laut einer Studie eigentlich nur bis Auch, wenn Rotmilan und Uhu in einem Gebiet 40 m über dem Boden, die Rotorblätter der heu- als Brutvogel vorkommen, soll es nach dem Wil- tigen Anlagen drehten sich aber viel höher über len der genannten Städte dort eine Vorrangfl ä- Grund. Daher sei nicht von einer Gefährdung der che geben dürfen. Berücksichtigt werden sollen Wiesenweihen durch die Windräder auszugehen. solche Arten erst bei der Prüfung der Errichtung Jeder Laie kann sich vorstellen, dass Wiesenwei- konkreter Windräder, also im Baugenehmigungs- hen auch hin und wieder höher fl iegen – dabei verfahren – selbst wenn sich schon jetzt abzeich- könnte einmaliges Höherfl iegen hier schon ihr net, dass durch das Vorkommen von planungs- Ende sein. relevanten Arten Windräder nur auf einem Teil • Der Naturschutz fordert einen generel- einer Vorrangfl äche oder dort gar nicht errichtet len Schutz windkraftempfi ndlicher, gefährdeter werden könnten. Vogelarten in ihrem Horstumfeld, um möglichst In der Sitzung des Landschaftsbeirats am zu vermeiden, dass die Vögel durch die Rotor- 21.10.2014 merkte dazu der Vertreter der Land- blätter sterben. Die Länderarbeitsgemeinschaft wirtschaft an, er könne Landwirten vor diesem der Vogelschutzwarten (LAG VSW) hat in ih- Hintergrund nicht guten Gewissens empfehlen, rer Fachkonvention „Abstandsempfehlungen für in Windkraft auf ihrem Land zu investieren, da Windenergieanlagen zu bedeutsamen Vogelle- der Ausgang des Genehmigungsverfahrens da- bensräumen sowie Brutplätzen ausgewählter Vo- durch unsicher werde. gelarten“ (Entwurf Stand: Juli 2014, S. 13) den Wir Naturschutzverbände fürchten, dass die Vor- Schutzabstand von Windrädern beim Rotmilan kommen gefährdeter, planungsrelevanter Arten von 1.000 m Radius um den Horst auf 1.500 m letztendlich komplett unter den Tisch fallen kön- angehoben. Grund sind neue wissenschaftliche nen oder im Zuge von Abwägungsprozessen am Erkenntnisse mittels Satellitentelemetrie über das Schluss nicht mehr (= immer noch nicht) zählen. räumliche und zeitliche Verhalten von Rotmila- Oder Gutachten werden im Interesse der Wind- nen aus Thüringen an über 30 adulten Vögeln mit radbetreiber so erstellt, dass Windrädern selbst im knapp 10.000 GPS-Ortungen. 3 näheren Horstumfeld Unbedenklichkeit hinsicht- lich der Arten bescheinigt wird. Wenn dann doch Jedoch sehen die Städte im HSK keine Veranlas- später ein Rotmilan, Uhu oder Schwarzstorch im sung, Rotmilan-Brutplätze bei der jetzigen Aus- Horstumfeld in die Rotoren gerät oder eine Brut weisung von Vorrangfl ächen zu berücksichtigen. aufgegeben wird – dumm gelaufen. Vielmehr meinen sie, es reiche im Rahmen der konkreten Planungen für einzelne Windräder aus, Gutachten und das Begutachtete die Aktionsräume der Vögel durch Feldbeobach- Was nicht passt, wird passend gemacht. Auf die tungen zu bestimmen und eben nur dort keine Windkraft bezogen: Wenn eine bedrohte Tierart Windräder zu errichten nach dem Motto: “Dieser im Umfeld eines geplanten Windrades nachweis- Rotmilan fl iegt immer nur vom Horst nach Süd- lich vorkommt und auch nachweislich dadurch osten, daher ist er auch nicht von Windräder in al-

3 Eine neue wichtige Publikation mit Anmerkungen zu den Abstandsempfehlungen der Vogelschutzwarten von Dr. M. Schreiber ist zu fi nden unter: http://www.wattenrat.de/wp-content/uploads/2014/12/Schreiber_NuL12-14.pdf 5454 IRRGEISTERRRGEIEISTSTER 2014202014 len anderen Himmelsrichtungen betroffen.” Auch warten wohl bewusst nicht von der zuständigen hier kann sich jeder Laie ausmalen, dass der be- „Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Naturschutz, troffene Rotmilan und deren Nachfahren nichts Landschaftspfl ege und Erholung“ veröffentlicht von diesem Gutachten wissen. wird – und zwar, weil dort empirisch gewonnene Übrigens: Erkenntnisse dargestellt sind, wie weit Windrä- Der besonderen deutschen und insbesonderen der der von Brutplätzen bestimmter gefährdeter Vo- nordrhein-westfälischen Verantwortung für die gelarten entfernt sein sollten. Und nicht nur das. Erhaltung des Weltbestandes (!) des Rotmilans So heißt es im Artikel: wird diese Haltung nicht gerecht. „Noch dazu ist den Vogelschutzwarten inzwi- Jeder nach eigenem Ermessen schen aufgetragen worden, die Ergebnisse zu- • Ein Missstand bei der Planung von Wind- nächst mit dem Bundesverband Windenergie zu kraft-Vorrangfl ächen durch die Städte ist, dass es diskutieren. Eine staatliche Fachbehörde wird keine konkreten Standards bezüglich der Kriteri- also dazu verdonnert, ihre wissenschaftlichen en gibt, die dabei zugrunde gelegt werden sollen Empfehlungen vor Veröffentlichung mit einem bzw. müssen. Die Städte werden diesbezüglich Lobbyverband zu besprechen. Das ist etwa so, teilweise mit neuen Vorgaben überrascht, die sie als würde eine Studie zu den Risiken des Rau- in ihre Planungen nun einfl ießen lassen müssen, chens zum Korrekturlesen an die Tabakindustrie andererseits aber müssen sie nach eigenem Er- geschickt.“ messen entscheiden, welche Kriterien sie bei der Auswahl von Flächen anlegen. Also: Die Rah- Aktive des VNV und des Nabu haben in den ver- menbedingungen für konkrete Planungen ändern gangenen Monaten sehr viel Zeit darauf verwen- sich fortlaufend und jede Kommune interpretiert det, den Versäumnissen bezüglich des Natur- und diese Rahmenbedingungen anders. Beispiele: Artenschutzes im Regionalplan und bei der Er- Wie weit soll der Abstand zu Wohnbebauungen stellung der Flächennutzungspläne entgegen zu festgelegt werden? Soll der Artenschutz berück- wirken. Wir haben gezielt Daten von planungs- sichtigt werden? Wenn ja, in welchem Rahmen? relevanten Arten erhoben und diese mit den uns schon bekannten Daten über Brutstandorte und Geld regiert die Welt Konzentrationen auf dem Durchzug der betref- • (Groß-)Investoren haben ein massives fenden Arten an die zuständigen Stellen – Be- Eigeninteresse, dass sie schnell und möglichst zirksregierung, Planungsbüros sowie Städte und ohne Schwierigkeiten ihre Windräder errichten Gemeinden – gemeldet und werden dies auch in können. Dabei ist viel Geld im Spiel. Es gibt Zukunft tun. Dadurch haben wir einen maßgebli- Hinweise, dass Investoren durch Geldspenden chen Beitrag geleistet, dass die relevanten Daten an örtliche Vereine gezielt eine Stimmung pro über Vogelarten überhaupt (!) in das Verfahren Windräder bei der Bevölkerung schaffen wollen, einfl ießen. Dadurch werden wir – so ist unsere auch im Sauerland. Hoffnung – zumindest ein wenig die Errichtung Und auch die Rolle des Umweltministeriums von Windrädern so lenken können, dass die ne- NRW ist diesbezüglich kritisch zu sehen. Es gativen Auswirkungen auf die Natur verringert scheint, dass dort – wie auch in anderen Landes- werden. Umweltministerien – bewusst die Voraussetzun- Leider fehlen uns Verbreitungsdaten über Fleder- gen geschaffen werden sollen, möglichst viele mäuse, eine weitere windkraftempfi ndliche Tier- Windräder möglichst schnell zu errichten – und gruppe. Es ist aber bekannt, dass Diemel- und dabei gewichtige (Naturschutz-)Sachargumente Hoppeketal landesweite Bedeutung als Winter- bewusst ignoriert werden, wenn sie diesem Ziel quartier für verschiedene Fledermausarten haben. entgegen stehen. Untersuchungen über das Vorkommen von Fle- So beschreibt ein Artikel im Magazin „Der Spie- dermäusen im Sommer fehlen bislang. gel“4 (Heft 47-2014) unter dem Titel „Rotmila- ne auf Kollisionskurs“, dass eine wichtige Studie Harald Legge der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutz-

4 https://magazin.spiegel.de/digital/?utm_source=spon&utm_campaign=inhaltsverzeichnis#SP/2014/47/130335585 IRRGEISTERRRGRGEISTERER 202014144 5555 Bitte den Naturschutz berücksichtigen! - Die Naturschutzverbände erstellen umfangreiche Stellungnahmen zu Windkraft-Vorrangflächen

Eigentlich sollte es wie bei allen Planungsver- sollen dabei auch die Defizite deutlich werden fahren so laufen, wie es gesetzlich festgelegt hinsichtlich der Berücksichtigung des Natur- ist: Von Beginn der Planungen an müssen Na- und Artenschutzes bei diesen Planungen.5 turschutzgesichtspunkte – und dazu gibt es kon- Die gesamte Stellungnahme, die im Folgenden krete Vorgaben – berücksichtigt werden. Wie leicht verändert und gekürzt abgedruckt ist, im vorangegangenen Artikel dargestellt, ist dies wird in Kürze auch auf der VNV-Homepage bei den laufenden Planungsverfahren für Wind- (www.vnv-hsk.de) zu finden sein, ebenso un- kraft-Vorrangfl ächen nur sehr unbefriedigend sere weiteren Stellungnahmen zu Windener- der Fall. Darum soll anhand der gemeinsamen gie-Planungen. Unsere Stellungnahme liegt Stellungnahme von VNV und Nabu Marsberg mit detaillierten Angaben zu jedem der 10 für die 60. Änderung des Flächennutzungsplanes Planungsräume der Stadt Marsberg seit dem der Stadt Marsberg: „Ausweisung von Konzen- 05.09.2014 vor. Die detaillierten Angaben zu trationszonen für die Nutzung von Energie aus den planungsrelevanten Arten sind der Be- Windkraft“ beispielhaft aufgezeigt werden, wie zirksregierung, der Höheren Landschaftsbe- sich der VNV und allgemein die Naturschutz- hörde und dem Landesamt für Naturschutz verbände in die Planungen einbringen. Und es ebenfalls übergeben worden.

Über die WWK Partnerschaft für Umweltpla- Der Rotmilan (Milvus milvus) ist für NRW und nung aus Warendorf (Anmerkung der Redak- die gesamte Bundesrepublik eine herausragend tion: das von der Stadt Marsberg beauftragte wichtige Art, da er die einzige Brutvogelart ist, Planungsbüro) wurde uns eine CD mit einem die in Deutschland mehr als die Hälfte der Welt- Kriterienkatalog für das stadtfl ächendeckende population aufweist (60% des Weltbestandes Standortkonzept und eine Datei mit einer kar- siedeln in Deutschland). In NRW ist der Rotmi- tographischen Darstellung der harten und der lan nach der Roten Liste NRW (2009) als „ge- weichen Tabuzonen im Stadtgebiet Marsberg fährdet“ eingestuft. Der Hochsauerlandkreis zur Stellungnahme vorgelegt. liegt innerhalb des größten geschlossenen Ver- breitungsgebietes dieser Art in NRW. Hier bil- Für die Planung soll eine Umweltprüfung det der Raum Marsberg und Brilon mit seinen durchgeführt werden, „in der die voraus- landwirtschaftlich geprägten Hochfl ächen ein sichtlichen Umweltbelange ermittelt werden.“ Dichtezentrum dieser Art. Der Rotmilan gilt als Im Kriterienkatalog fehlt die Tabuzone Arten- besonders kollisionsgefährdet gegenüber Win- schutz/ planungsrelevante Arten. denergieanlagen (DÜRR 2009, DÜRR 2012, HÖTKER et al. 2004, BELLERBAUM et Von den planungsrelevanten Vogelarten brüten al. 2012). Neben dem Mäusebussard gehört im Stadtgebiet von Marsberg Schwarzstorch, der Rotmilan zu den am häufi gsten nachgewie- Wiesenweihe, Schwarzmilan, Rotmilan, senen Kollisionsopfern an Windenergieanlagen Baumfalke, Wanderfalke, Wachtelkönig und (PIELA 2010). Deutschland hat eine besonders Uhu. Außerdem treten Kornweihe, Rohrweihe, hohe Verantwortung für den Schutz des Rotmil- Kranich, Goldregenpfeifer sowie Mornellre- ans. Studien von HÖTKER et al. (2004), HÖT- genpfeifer als Übersommerer und Durchzügler KER (2006), MÖCKEL & WIESNER (2007) auf. Insbesondere die Arten Rotmilan und Uhu sowie PIELA (2010) haben die Auswirkungen erreichen in Marsberg erhebliche Brutbestän- von Windenergieanlagen auf viele Vogelarten de.

5 In §4 BauGB ist eine “frühzeitige Beteiligung der Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange” geregelt. Dass dieses gesetzlich geregelte Recht der Beteiligung der anerkannten Naturschutzverbände ein hohes demokratisches Gut ist und ein notwendiger Baustein, dass die Interessen der Natur gehört werden, wird hier wieder einmal deutlich. Wohlgemerkt: “Beteiligung” bedeutet in keiner Weise “Entscheidungsbefugnis” - die Entschei- dungen in Planverfahren treffen allein Behörden. 5656 IRRGEISTERRRGEIE STSTER 20142020114 bereits nachgewiesen. Rotmilane zeigen häu- Das Brandenburger Landesamt für Umwelt, fi g kein Meideverhalten bezüglich von WEA , Gesundheit und Verbraucherschutz trägt Infor- da sie die Nahrungssuche als Gleitfl ieger auch mationen über Einfl üsse der Windenergienut- über Flächen zwingt, die die Gefahr einer Kol- zung auf Vögel zusammen. Die Gefährdung lision mit den Rotorblättern birgt. durch WEA für den Rotmilan fasst die Staat- liche Vogelschutzwarte nach dem Stand vom 9.10.2013 wie folgt zusammen:

Abbildung 1: Rotmilane verunglücken überdurchschnittlich häufi g an Windenergieanlagen.

Fundkartei: 216 Schlagopfermeldungen aus Deutschland (59 aus Brandenburg) • zusätzliche registrierte Todesfälle von • Eine aktuelle Datenanalyse (BELLE- Rotmilanen jenseits der Nestlingsphase durch BAUM et al. 2013) lässt für Brandenburg beim WEA in BB im Zeitraum 2001-2009 57,8 % Ausbaustand der Windenergie 2012 (3.044 (n=123) (Daten Archiv VSW, DÜRR 2009) WEA) auf jährliche Kollisionsverluste von 308 • hohes Schlagrisiko insbesondere für Rotmilanen schließen. Diese zusätzliche Mor- Alt- und Brutvögel (89 % aller Funde), wobei talität entspricht einem Anteil von mind. 3,1 nach MAMMEN et al. (2009) auch erfahrene % des nachbrutzeitlichen Bestandes. Dies ist mehrjährig bruterfahrene und brutortstreue kein Worst-Case-Szenario, sondern eine kon- Vögel verunglücken; Mehrzahl der Altvogel- servative Kalkulation, die eher zu einer Unter- verluste in der Zeit zwischen Revierbesetzung schätzung der tatsächlichen Verluste führt. Bei und Selbständigwerden der Jungen (86 %), d. Inbetriebnahme der bereits genehmigten bzw. h. hoher Anteil von Folgeverlusten durch Bru- weiterer geplanter WEA wird sich die jährliche tausfälle. zusätzliche Mortalität weiter erhöhen. Dies • WEA sind in kurzer Zeit auf Rang 1 ist als signifi kante Erhöhung des Tötungsrisi- der Verlustursachen beim Rotmilan gestiegen, kos im Sinne des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG dies vor dem Hintergrund eines ohnehin sehr anzusehen. Eine derartige Steigerung hätte hohen Anteils anthropogener Verlustursachen höchstwahrscheinlich Auswirkungen auf Po- (LANGGEMACH et al. 2010). pulationsebene, insbesondere bei einer langle- bigen Art wie dem Rotmilan. IRRGEISTERRRGRGEISTERER 220140144 5757

Der VNV und der NABU Marsberg haben Metern ist unbedingt erforderlich. In diesem die Brutplätze des Rotmilans im Stadtgebiet Zusammenhang kann auf das Urteil des hes- Marsberg mit aufwendigen Bestandsaufnah- sischen Verwaltungsgerichtshofs (HessVGH) men in den letzten Jahren sehr genau ermittelt. vom 17.12.2013 – 9 A 1540/12.Z. hingewie- Die Brutplätze werden mit einem Radius von sen werden. Der Leitsatz des Urteils: „Neben einem Kilometer um den Horstbaum in den dem Ausschlussbereich von 1.000m um einen weiter hinten folgenden Bewertungen der ein- Rotmilanhorst kann auch ein Nahrungshabitat zelnen Suchräume kartographisch dargestellt. für mehrere Rotmilanpaare im Prüfbereich von Die Horststandorte sind mit GPS eingemessen 6.000m um das Vorhaben zu einem signifi kant sowie fotografi sch dokumentiert, um Zerstö- erhöhten Tötungsrisiko im Sinne des § 44 Abs. rungen vorzubeugen bzw. nachweisen zu kön- 1 Nr. 1 BNatSchG und damit zum Ausschluss nen. (Anmerkung der Redaktion: Dass gezielt der Genehmigung für Windenergieanlagen füh- Horste von Rotmilan und Schwarzstorch in der ren.“ Nähe geplanter Windräder von interessierter Seite zerstört werden, um Planungen zu ver- Neben dem Rotmilan ist auch der Uhu, der im wirklichen, ist schwer nachzuweisen. Der im HSK ein Schwerpunktvorkommen hat, eine Presseartikel der WAZ dargestellte Fall (Siehe WEA-empfi ndliche Art. Der Uhu hat beson- Seite 60) ist im HSK nicht der einzige. Auch ders im Osten des Kreises, im Bereich des aus anderen Regionen in Nordrhein-Westfalen Hoppecke- und Diemeltales, seinen Verbrei- und anderen Bundesländern gibt es solche Ver- tungsschwerpunkt. Im Stadtgebiet gibt es acht dachtsfälle. Brutreviere. Der Uhu gehört zu den besonders kollisionsgefährdeten Vogelarten an Windener- Die vorliegenden Karten dokumentieren die gieanlagen. Es gibt immer wieder dokumen- hohe Verbreitung des Rotmilans im Bereich des tierte Todfunde von Kollisionsopfern (PIELA Stadtgebietes Marsberg, was auf ein Schwer- 2010, Fundkartei der Staatlichen Vogelschutz- punktvorkommen der Art in NRW schließen warte Brandenburg 2014). lässt. Die besondere Gefahrensituation für Uhus an Der 1000-Meter-Radius ergibt sich aus der be- Windenergieanlagen verdeutlicht der Vergleich kannten Veröffentlichung der Länder- Arbeits- mit der Situation des Rotmilans. Dass der Aus- gemeinschaft der Vogelschutzwarten (LAG- bau der Windenergiewirtschaft in Deutschland VSW 2007), eine aktualisierte Fassung dieser im besonderen Maße Rotmilane gefährdet, Liste geht sogar von 1500 Metern aus (LAG- steht außer Frage. Die Gefahr für Uhus wird VSW, unveröffentlicht, 2014). hingegen unterschätzt. Die LAG-VSW (2007) sieht aus diesem Grund einen Mindestabstand Der 1000-Meter-Abstand zu den jeweiligen von Windenergieanlagen zu Brutplätzen des Horsten ist in der aktuellen Rechtsprechung Uhus von 1000 Metern und einen Prüfbereich zwar kein Paradigma, aber Raumnutzungsana- von 6000 Metern vor. Da Nahrungshabitate zur lysen der letzten Jahre belegen, dass der Rot- wichtigen Ausstattung eines Brutreviers ge- milan vor allem offene Landschaften nahrung- hören, sind diese sowohl für den Rotmilan als suchend systematisch überfl iegt und sich dabei auch für den Uhu freizuhalten. Diese Prüfung erheblich von seinem Brutstandort entfernt setzt Raumnutzungsanalysen voraus. Diese be- (NACHTIGALL, STUBBE & HERRMANN ziehen sich auf die Prüfbereiche, welche über (2010): Aktionsraum und Habitatnutzung des den Mindestabstand von 1000 Metern hinaus- Rotmilans (Milvus milvus) während der Brut- gehen. Da Raumnutzungsanalysen aufgrund zeit – eine telemetrische Studie im Nordharz- der nächtlichen Aktivität der Tiere ohne tech- vorland. Vogel & Umwelt 18: 25-61). Die Ab- nisch und zeitlich aufwändige Telemetrieunter- standsregelung von 1000 Metern entspricht suchungen nur schwer zu erstellen sind, sollte damit einem Mindestabstand, der nicht unter- hier immer der Prüfbereich berücksichtigt wer- schritten werden sollte. Der von der LAG-VSW den, um die Tiere nicht zu gefährden. Aus Vor- (2007) vorgegebene Prüfbereich von 6000 sorgegesichtspunkten wäre hier ein Abstands- 5858 IRRGEISTERRRGEIE STSTER 20142020114 radius von 3000 Metern empfehlenswert. Suchräume 1,3,4,5,6,8,9 und 10 wurden die Für einige Fledermausarten wie Großer Abend- Horste fl ächendeckend erfasst und entspre- segler, Kleiner Abendsegler, Rauhautfl eder- chende Brutnachweise erbracht. Lediglich für maus, Mückenfl edermaus, Nordfl edermaus, die Suchräume 2 und 7 konnten aufgrund des Zwergfl edermaus sowie Breitfl ügelfl edermaus kurzen Zeitfensters und der Größe des Unter- sind Windenergieanlagen ebenfalls mit einem suchungsgebietes Teilbereiche nicht mehr voll- hohen Kollisionsrisiko verbunden (BRINK- ständig kartiert werden. Hier ist eine Nachkar- MANN et al. 2011, DÜRR 2012). Aus diesem tierung der Horststandorte im Winter 2014/15 Grund sollte in für Greifvögel und Fledermäu- erforderlich. Die Horste müssen dann in der se wichtigen Lebensräumen der Bau von Win- Zeit von März bis Juli nach den Methodenstan- denergieanlagen vermieden werden. dards von SÜDBECK (2005) auf Rotmilanbru- ten kontrolliert werden. Für die geplante Umweltprüfung ist eine ge- naue Erfassung der Fledermauspopulation im Um Hinweise auf Bruten und die Raumnutzung Bereich sämtlicher Suchräume notwendig. von Rotmilanen zu erhalten, wurden 2014 Be- Erste stichprobenartige Detektorbegehungen obachtungen der Tiere auf Tageskarten erfasst. (Petterson D240X, Batlogger) geben Hinweise Das geschah nicht fl ächendeckend, erlaubt auf Vorkommen WEA-sensibler Fledermausar- jedoch eine Einschätzung der Raumnutzung ten. durch Rotmilane für die Suchräume 5, 6 (west- licher Teil), 8 und 9. Ergänzt wurden diese Da- Zu den einzelnen Windkraftvorrangzonen neh- ten mit Auszügen aus der Beobachtungsdaten- men wir wie folgt Stellung: bank Ornitho (Abb. 2).

Material und Methoden Ergebnisse und Diskussion Die Daten der Horststandorte beruhen auf Der Rotmilan brütet überwiegend an Waldrän- langjährigen Datenreihen des Vereins für Na- dern lichter Altholzbestände, in Feldgehölzen tur- und Vogelschutz sowie im Bereich der hes- sowie Baumreihen. Die Vögel sind standort- sischen Grenze des NABU Hessen. Im Frühjahr treu und nutzen Reviere über viele Jahre. Da- und Sommer 2014 wurde für das Stadtgebiet bei verfügt ein Rotmilanpaar neben dem Brut- Marsberg eine erneute Horstkartierung durch- horst über sog. Wechselhorste, die zusammen geführt, in der sowohl Rotmilanbruthorste, mit dem präferierten Horstbaum im Wechsel Rotmilanwechselhorste, Horste vom Mäuse- über viele Jahre genutzt werden (BEZZEL bussard sowie alte, nicht benutzte Horste syste- 1985; GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1989; matisch erfasst wurden. Eine gesamte Horster- SÜDBECK 2005). Da die Ausweichhorste zur fassung war notwendig, um die vom Rotmilan Ausstattung des Reviers eines Rotmilanbrut- genutzten Horststandorte von Mäusebussardre- paares gehören, müssen sie ebenfalls in der ar- vieren abzugrenzen. Die vom Mäusebussard tenschutzrechtlichen Untersuchung betrachtet genutzten Horste werden in den beigefügten werden. Neben den aktuellen Brutnachweisen Karten nicht dargestellt, da der Mäusebussard aus den Jahren 2013 und 2014 wurden daher in NRW nicht als planungsrelevant eingestuft auch die zugehörigen Wechselhorste darge- wird. Die Daten liegen dem NABU Marsberg stellt, insofern sie einem Brutpaar durch ältere sowie dem VNV allerdings als GPS-Daten vor Daten eindeutig zugeordnet werden konnten. und können bei Bedarf angefordert werden. Die Horstbäume wurden in der Zeit von Mitte März bis Mitte Juli kontrolliert, wie es in den Methodenstandards von SÜDBECK (2005) empfohlen wird. Als Brutnachweise wurden folgende Beobachtungen gewertet: Altvogel brütend auf dem Horst, Altvogel Futter eintra- gend, Jungvögel auf dem Horst bzw. nach dem Ausfl iegen in unmittelbarer Horstnähe. Für die IRRGEISTERRRGRGEISTERER 220140144 5959

Abbildung 2: Zusammenstellung aller Beobachtungsdaten von Rotmilan (rot), Schwarzmilan (grün) und Baumfal- ke (orange). Die Anzahl der beobachteten Tiere wird durch die jeweilige Kreisgröße wiedergegeben (maximal 16). Die größten Ansammlungen befi nden sich im Bereich von Gemeinschafts-Schlafplät- zen des Rotmilans

Zusammenfassende Bewertung: • Die landesweite Bedeutung des • Das Stadtgebiet von Marsberg hat Raumes für Fledermäuse als Winter- innerhalb des Hochsauerlandkreises für quartier ist bekannt. Die Bedeutung des die planungsrelevanten Arten Rotmilan Raumes für die insgesamt geschützten und Uhu eine herausragende Bedeutung Fledermausarten als Reproduktionsraum als Brutgebiet. Dies gilt auch für NRW im Sommer muss fachgerecht untersucht und Deutschland. werden. Erste Teilergebnisse geben Hin- • Die Windkraftplanung gefährdet weise auf die besondere Wertigkeit die- die lokale Population der vorgenann- ses Raumes für diese Artengruppe. ten Arten und verstößt daher gegen das • Aufgrund der Schutzwürdigkeit Bundesnaturschutzgesetz § 44. des Raumes sowie der landschaftlichen • Mit Baumfalke, Wanderfal- Schönheit läuft ein Pilot-Projekt des Na- ke, Schwarzmilan, Schwarzstorch und turparks Diemelsee für ein Naturschutz- Wachtel kommen weitere planungsrele- großprojekt des Bundes. vante Arten vor. 6060 IRRGEISTERRRGEIEISTSTER 2014202014

WAZ/Der Westen

Windkraft Storchennest zerstört – Bödefelder Verein erstattet Anzeige 20.09.2014 | 11:00 Uhr

Bödefeld/Bestwig. Der Streit um die Windkraft nimmt zu: In Untervalme - dem Grenzgebiet zu Bödefeld - ist bei der Durchforstung eines Waldstückes ein Schwarzstorchennest zerstört worden.

Das Storchennest lag im so genannten Vier-Länder-Eck von Olsberg, Bestwig, Winterberg und Schmallenberg. Ein Gebiet, das im Umkreis einer Windkraftkonzentrationszone liegt.

Die Zerstörung des Nestes hat die Untere Landschaftsbehörde bestätigt.

Schwarzstörche stehen unter Naturschutz, auch ihre Nester sind geschützt. „Gegen den betroffenen Grundstückseigentümer leitet der Hochsauerlandkreis deshalb jetzt ein Ordnungswidrigkeitsverfahren ein“, erläutert Kreis-Pressesprecher Martin Reuther. Der Grundbesitzer erhalte zeitnah eine Anhörung.

Dass der Horst in einem „windkraftsensiblen Gebiet“ lag, bedeutet: Es gibt zwei Interessengruppen: die einen, die in der Nähe Windräder aufstellen möchten und die anderen, die das verhindern wollen, weil sie um die Sauerländer Natur und ihre Ruhe fürchten. Beide wissen, dass ein Schwarzstorch als Hindernis für solche Anlagen gelten kann.

Der Verein für Umwelt- und Naturschutz Schmallenberg, der von Bödefeld aus mit 150 Mitgliedern gegen die Windkraft kämpft, hatte den Horst selbst im Juli mit vier Jungstörchen entdeckt und sah ihn als „Sechser im Lotto“. Kassierer Markus Meyer: „Der Schutzradius um das Nest hätte eine Ausweisung der Flächen in Winterberg und Schmallenberg unmöglich gemacht.“

Kein KO-Kriterium Das sieht Helmut Hentschel, Klimamanager der Stadt Schmallenberg nicht so: „Störche sind kein KO-Kriterium.“ Denn wird ein IRRGEISTERRRGRGEISTERER 202014144 6161

Schwarzstorch auf einem potentiellen Windkraftgebiet lokalisiert, muss erst eine Artenschutzprüfung erfolgen, eine sogenannte Aktionsraumanalyse. „Dabei muss wissenschaftlich überprüft werden, welchen Aktionsradius das Tier hat.“ Im Klartext: Fliegt das Tier gar nicht Richtung Windrad, stören sich beide nicht.

Zurzeit haben die etwa 25 Schwarzstorchpaare, die ihre mächtigen Nester auf Bäumen errichten, das Sauerland bereits verlassen. Sie sind auf ihrer Reise nach Afrika. Doch die Tiere sind standorttreu - das bestätigt auch Werner Schubert von der Biologischen Station des HSK, der sie über mehrere Jahre beobachtet hat. „10 bis 15 Jahre fl iegen sie zum selben Horst.“ Manchmal verlassen sie ihn auch für ein paar Jahre, um dann doch wieder zurückzukehren. „Das kann mit der Nestpfl ege oder dem Nahrungsangebot zusammenhängen.“

Schubert weigert sich irgendwelche Vorverurteilungen auszusprechen. „So ein Horst, der kann auch bei Waldarbeiten aus Versehen zu Schaden kommen“, sagt er. Denn im Gegensatz zum Staatsforst gebe es keine festgelegte Schutzzone um die Storchennester. Trotzdem sei der Förster verpfl ichtet, den Wald zu kontrollieren, bevor er ihn durchforstet.

Für den Verein für Natur und Umweltschutz scheint der Fall klar: „Ausgerechnet nachdem der Regionalplan bekannt wurde, und klar wurde, dass das Gebiet für Windkraft geeignet sein könnte, wurden die Holzfällarbeiten vorgenommen“, sagt Meyer. Und auch die örtlichen Förster bestätigen auf Nachfrage: Es ist ungewöhnlich, dass man im August einen Buchenwald durchforstet, wenn die Blätter noch am Baum sind.

Der Verein für Umwelt-und Naturschutz Schmallenberg hat sich entschlossen Anzeige gegen Unbekannt zu stellen. Und das, obwohl Meyer gar nicht so schwarz sieht: Das Gebiet bleibe auch ohne Nest noch fünf Jahre geschützt - denn oft kommt der Storch einfach wieder.

Ute Tolksdorf 62 IRRGEISTER 2014

Kahlschlag auf Landesfl äche - aus dem Ruder gelaufene „Verkehrsicherung“ bei Eslohe

Am Kirchhagen, auch als Wenner Stich bekannt, – ganz abgesehen von der Haftungspfl icht des Ei- westlich von Haus Wenne an der Bundesstraße gentümers bei eventuellen Unfällen. Warum also 55 bzw. südöstlich von Eslohe, wurde an der Ost- nun die Aufregung? grenze des dortigen Buchenwaldes im Oktober ein Kahlschlag durch das Land NRW bzw. einen Auf einer Breite von 10 bis 30 m wurde im Ok- Förster des Landes durchgeführt. Bei der Fläche tober ein Kahlschlag durchgeführt. Dabei wurden handelt es sich um das ehemalige NSG „Altholz- alle Gehölze, gleich welcher Größe, umgesägt. bestand Kirchhagen“ mit einer mindestens seit An der Bundesstraße ist ein Streifen von min- den 1960er Jahren besetzten Graureiherkolonie. destens 20 m kahl geschlagen worden, wobei in Es ist die älteste bestehende Graureiherkolonie Teilbereichen bis zu 30 m gerodet wurden. im Sauerland. Im Waldstück brütet außerdem re- Besonders skandalös ist das Vorgehen am gelmäßig ein Rotmilanpaar, in einigen Vorjahren Nordostrand der Landesfläche. Dort ist die brütete auch ein Schwarzmilanpaar. Die Fläche Grenze ein Forstweg südwestlich der Stra- wurde 2006 vom Land NRW dem Vorbesitzer ab- ßenparzelle, wo ebenfalls ein 10 m breiter gekauft. Ankaufgrund war der Artenschutz, wie Streifen komplett kahl gehauen wurde, ob- mir einmal ein Mitarbeiter des LANUV stolz er- wohl dieser Weg noch nicht einmal von Fuß- zählte. gängern genutzt wird. Das Argument der Ver- kehrssicherung gilt hier also in keiner Weise. In der Westfalenpost-Regionalausgabe wurde der Kahlschlag mit der Verkehrssicherungspfl icht be- Im Biotopkataster des LANUV fi ndet man die gründet und der Leser auf eine einseitige Fahr- Fläche noch als Naturschutzgebiet (NSG) „Alt- bandsperrung wegen der Baumfällungen unter holzbestand Kirchhagen“. Dort ist u.a. aufgeführt: Einsatz schwerer Maschinen hingewiesen – Bäu- „Nicht zuletzt die hohe historische Wald-Konti- me wurden teils sofort mit dem Forsthäcksler ge- nuität, die durch das Vorkommen von Arten wie schreddert. Einbeere, Waldmeister, Vielblütige Weißwurz Natürlich sieht auch der VNV die generelle Not- und Hexenkraut belegt ist, und die langjährige wendigkeit, dass die Verkehrssicherheit entlang Graureiherkolonie sind wertbestimmende Merk- von Straßen und Wegen gewährleistet sein muss male für das NSG.“ Das Biotopkataster des Lan- IRRGEISTER 2014 63 des NRW fordert fürs Gebiet „naturnahe Waldbe- Bei der beschriebenen Komplettrodung eines wirtschaftung“ und „kein Kahlschlag“. wertvollen Waldstreifens hat das Land NRW jedes Augenmaß verloren und mit Kanonen auf Die Fläche wurde wegen der Graureiherkolonie Spatzen geschossen. Die großen Altbuchen in schon in den 1970er Jahren als NSG ausgewie- Fallentfernung der B55, welche eine potentielle sen. Im Entwurf des Landschaftsplanes Eslohe Gefährdung darstellen könnten, hatte schon der war die Fläche dann als NSG „Graureiherkolonie Vorbesitzer entfernt. Nun standen nur noch jün- Altholzbestand Kirchhagen“ enthalten. gere Laubbäume und Büsche entlang der Straße. Als es 2007 zur Beratung im Landschaftsbeirat Diese waren vital und nicht umsturzgefährdet. über den Landschaftsplan Eslohe kam, fehlte das Die meisten der entfernten Gehölze konnten, geplante NSG auf einmal. Daraufhin kam es zu selbst wenn sie bei Sturm umgefallen wären, einer Diskussion im Landschaftsbeirat über die nicht auf die B55 fallen. Streichung des genannten geplanten NSG. In der Diskussion wurden seitens der Unteren Land- Wenn überall in NRW eine solche Art Verkehrssi- schaftsbehörde (ULB) drei Gründe zur Strei- cherung durchgeführt würde, müssten Tausende chung genannt. Zum einen sei der Brutbestand Hektar Wald und Büsche umgesägt werden. Da- des Graureihers in der Kolonie zurückgegangen, bei handelt es sich hier um eine Landesfl äche, das der Gesamtbestand im HSK dagegen habe zuge- Land hätte also eine Vorbildfunktion hinsichtlich nommen. Ferner wies Herr Senn, damaliger Lei- Verkehrssicherungsmaßnahmen. Im Flächen-Ka- ter der ULB, auf die Verkehrssicherungspfl icht taster steht als Eigentümer sinnigerweise das hin. Er befürchte, dass damit immense Kosten Land NRW, vertreten durch das Umweltministe- auf den Kreis zukommen könnten, um sicherzu- rium. Anstatt das Umweltministerium seine Vor- stellen, dass der Verkehr auf der B55 nicht durch bildfunktion wahrnimmt, wird hier ein negatives umstürzende Bäume oder herabfallende Äste Beispiel gesetzt. gefährdet werde. Nach einer Abstimmung zum Kirchhagen empfahl der Landschaftsbeirat dem Der VNV hat sowohl das LANUV als auch das Kreis, ein NSG „Graureiherkolonie Altholzbe- Umweltministerium wegen des Vorfalls ange- stand Kirchhagen“ auszuweisen. Leider folgte schrieben und um Stellungnahme gebeten. der Kreistag 2008 beim Beschluss des Land- schaftsplans Eslohe nicht dieser Empfehlung des Literatur: Landschaftsbeirats; er wies kein NSG Kirchha- Niederschrift der Landschaftsbeiratssitzung vom gen aus. Grund dürfte die schon angesprochene 4. Oktober 2007, Az.: 11/102421, S. 12-13. Verkehrssicherungspfl icht gewesen sein. Martin Lindner 64 IRRGEISTER 2014

Brutbestands-Erfassung der Mehlschwalbe in ausgewählten Gebieten des HSK im Jahr 2014 Einleitung unternommen. Auf Grund der Erfahrungen aus Naturgemäß sind Populationen von Tierarten anderen Orten und der dörfl ichen Struktur liegt Schwankungen unterworfen. Dass leider heut- die Bestandsschätzung wesentlich höher. zutage durch vom Menschen geschaffene Rah- menbedingungen viele Arten im Rückgang be- griffen sind, ist jedem bekannt. Seltene Arten Ergebnisse und Diskussion werden dabei oft stärker bei wissenschaftlichen Die ermittelten bzw. hochgerechneten Brutbe- Bestandsaufnahmen in den Fokus genommen als stands-Zahlen belaufen sich auf 922 – 1.047 häufi ge, so dass über die erste Gruppe oft ziem- Brutpaare und sind der Tabelle zu entnehmen. lich genaue Aussagen über jährliche Bruterfolge, Bestandsdichte und -entwicklung getroffen wer- An folgenden Gebäuden befanden sich größere den können. Dagegen sind auf Grund fehlender Kolonien: Daten zu häufi geren Arten oft nur vage, allge- Hof Meyer-Beste, Meschede-Berge meine Aussagen möglich. Dabei sind bei solchen 105 intakte Nester Arten oft ebensolche Anstrengungen zum Erhalt Hof Kotthoff, Meschede-Mielinghausen des Bestandes nötig, soll ihnen nicht das gleiche 75 intakte Nester Schicksal wie z.B. Braunkehlchen und Kiebitz Hof Eslohe-Landenbeck widerfahren – auch diese beiden Vogelarten wa- 45 intakte Nester ren vor nicht allzu langer Zeit „Allerweltsarten“! Wohnhaus Eslohe-Lochtrop 37 intakte Nester Hof Kayser-Püttmann, Meschede-Berge Material und Methode 31 intakte Nester Im Jahr 2014 wurde nun der Versuch unternom- men, den Mehlschwalbenbestand in einigen aus- Der höchste Bestand ergibt sich mit großem Ab- gewählten Quadranten (= ein Viertel einer TK stand für den 1.180 Einwohner zählenden Ort 1:25.000) im Hochsauerlandkreis systematisch Meschede-Berge mit mindestens 134 Brutpaaren und möglichst genau zu erfassen. Die Gebiete be- in 215 intakten Nestern. Der 44 Einwohner zäh- fi nden sich in den TK 4615 Meschede, 4715 Es- lende Ort Eslohe-Lochtrop kommt mit minde- lohe, 4614 Arnsberg und 4714 (Sundern-)Endorf. stens 41 Brutpaaren auf fast ein Paar je Einwoh- Es wurden neun Quadranten in die Untersuchung ner. aufgenommen. In Sundern-Hellefeld konnte erst durch wieder- holte Nachsuche der relativ hohe Bestand ermit- Einige Bereiche wurden sehr gründlich und in- telt werden. Andererseits gibt es auch Orte, in de- tensiv bearbeitet (Arnsberg IV, Meschede III, nen intensive Nachsuchen kaum Erfolge brachten Endorf II, Eslohe III). In weiteren Quadranten (z.B. Sundern-Altenhellefeld). liegen nur lückenhaft Daten vor, die aber für sich sprechen und eine grundlegende Aussage Für sechs Quadranten schließt das Ergebnis, ver- zur Verbreitung der Mehlschwalbe in diesen Ge- glichen mit Grüneberg & Sudmann et al. 2013 bieten in Form von Hochrechnungen zulassen. (Die Brutvögel Nordrhein-Westfalens) mit einer In einigen Dörfern wurde der Bestand der Brut- besseren Häufi gkeitsgruppe ab (vgl. Tabelle). paare anhand der Anzahl der über den Orten fl ie- Von diesen sechs Quadranten liegen zwei sogar genden Vögel vorsichtig geschätzt. So konnte in um zwei Häufi gkeitsgruppen höher als angenom- Meschede-Stockhausen ein sehr großer Schwarm men. Hier ergibt sich eine Höherstufung von der dicht über den Häusern nach Ausfl ug der ersten Häufi gkeit von „21-50 Paaren“ auf „151-400 Brut angetroffen werden. Dort führt es dazu, Paare“. dass Brutnachweise und Nestfunde von der Be- standsschätzung stark abweichen. In Schmallen- In großen Kolonien wie Meschede-Mielinghau- berg- wurde eine kurze Nestsuche sen, Meschede-Berghausen und Eslohe-Landen- IRRGEISTER 2014 65 beck waren wegen Ausfl ugs der ersten Brut noch Kolonie, die seit Jahren bewohnt wurde, vor dem vorsichtige Schätzungen über den Bestand mög- Frühjahr 2014 zerstört. Die Vögel haben sich of- lich. Möglicherweise wegen der Nähe zum Hen- fensichtlich im Ort eine neue Bleibe gesucht. nesee (als gutem Nahrungshabitat) könnten die Kolonien in Mielinghausen und Berghausen aber sehr hohe Belegungszahlen erreichen. Schlussbemerkung Eingangs wurde gesagt, dass auf Grund fehlender Als Resultat lässt sich ableiten, dass die Bestän- Daten über häufi gere Arten oft nur vage Aussagen de der Mehlschwalbe in den untersuchten Qua- über Bestand und Bestandsentwicklung möglich dranten nicht so stark abgenommen haben, wie sind. Dies wird am Beispiel der Mehlschwalbe dies im Rahmen der Datenanalyse des VNV für deutlich, wenn man die seinerzeit vom VNV ge- Grüneberg & Sudmann et. al. angenommen wur- schätzten Bestandszahlen, die in die beiden ge- de. Offensichtlich konnte sich der Mehlschwal- nannten Verbreitungsatlanten eingingen, mit den benbestand sogar relativ gut halten. Zu unter- 2014 erhobenen vergleicht. stellen ist aber auch, dass einige große Kolonien Auch für die Zukunft sind räumlich eingrenzbare bisher unbekannt waren und bei den gemeldeten Untersuchungen über die Bestandsdichten mittel- Zahlen, die in den 2002 erschienenen Brutvo- häufi ger Vogelarten darum wünschenswert! gelatlas von Westfalen einfl ossen, eine Unter- erfassung und Bestandsunterschätzung vorlag. Inwieweit demzufolge seinerzeit die Bestände Literatur: zu niedrig angesetzt wurden und/oder möglicher- Grüneberg,C, S.R. Sudmann sowie J. Weiss, M. weise über die Jahre zurückgegangen sind, lässt Jöbges, H. König, V. Laske, M. Schmitz & A. sich aus der Erfassung im Jahr 2014 nicht ablei- Skibbe (2013): Die Brutvögel Nordrhein-West- ten. Tatsache ist aber, dass die Bestände höher falens. NWO & LANUV (Hrsg.), LWL-Museum sind als bislang angenommen. für Naturkunde, Münster. Nordrhein-Westfälische Ornithologengesell- In den einzelnen Ortschaften konnte festgestellt schaft (Hrsg.) (2002): Die Vögel Westfalens. Ein werden, dass sich die größeren Kolonien meist Atlas der Brutvögel von 1989 bis 1994. Beiträ- an landwirtschaftlichen Nebengebäuden befi n- ge zur Avifauna Nordrhein-Westfalens, Bd. 37. den. Aber auch an normalen Wohnhäusern wur- Bonn. den teilweise sehr große Kolonien festgestellt. Auch waren größere Vorkommen und Kolonien in Orten weit ab von Flüssen und Seen keine Sel- Wolfgang Schulte tenheit (z.B. Sundern-Meinkenbracht oder Eslo- he-Landenbeck). In Sundern-Hellefeld ließ sich feststellen, dass das Neubaugebiet „Auf der Hei- de“ umfangreich von der Mehlschwalbe besiedelt wird.

Auch wenn an einigen Häusern Vergrämungs- vorrichtungen zu fi nden sind, so scheint doch die überwiegende Zahl der Hausbesitzer die Mehl- schwalbennester an ihren Häusern zu tolerieren. Abgesehen von Kotbrettern befi nden sich an Häusern ganze Holzreihen oder einfache Plastik- und Pappvorkehrungen, um den herabfallenden Kot aufzufangen.

In Schmallenberg-Grimmlinghausen gibt es aber auch ein Negativbeispiel. Dort wurde eine kleine 66 IRRGEISTER 2014

a) Quadranten mit sehr guter Datenlage

Quadrant/Ort Brutnachweis intakte Nester Schätzung Bestandsspanne Häufi gkeitsgruppe Häufi gkeit Häufi gkeit von - bis Brutvögel Vögel NRW Westfalens 2014 2014 2014 2013 2002 Arnsberg IV Hellefeld 47 61 52 57 Altenhellefeld 6 6 7 10 Herblinghausen 12 12 12 14 Visbeck 4 7 Grevenstein 4 6 7 10 Blessenohl 10 14 10 11 Berge - anteilig 72 106 72 74 151 205 164 183 151 -400 !!! 21-50 151-400 Berge gesamt 134 215 Meschede III Berge - anteilig 62 109 62 75 Kolonie mit 105 Nestern! Calle 24 33 24 26 Wallen 21 27 25 30 Wennemen - 16 19 16 18 anteilig Mülsborn 25 33 25 26 Schüren 1 2 1 2 149 223 153 177 151-400 !!! 21-50 21-50 Endorf II Meinkenbracht 53 71 53 60 Obersalwey 14 20 17 20 Niedersalwey 30 41 37 45 Eslohe, Westen- ? feld Sieperting 6 10 97 132 113 135 51-150!! 21-50 51-150 Meinkenbracht 62 86 9 BN in ges. Endorf I Eslohe III Lochtrop 41 53 41 45 18 20 18 19 24 38 30 35 Grimminghs. 7 7 7 10 Bremscheid 3 3 3 4 Hengsbeck 2 4 Twismecke 0 Lüdingheim 8 8 8 9 Henninghausen Eslohe, Sor- 23 2 3 meckestr. Bremke, Ermecke 2 2 2 3 Niederlandenbeck 0 Oberlandenbeck 29 47 35 40 134 181 148 172 151-400!!! 51-150 51-150 IRRGEISTER 2014 67

b) Quadranten mit guter Datenlage

Quadrant/Ort Brutnachweis intakte Nester Schätzung Bestandsspanne Häufi gkeitsgruppe Häufi gkeit Häufi gkeit von - bis Brutvögel Vögel NRW Westfalens 2014 2014 2014 2013 2002 Meschede I Freienohl ? Olpe 15 19 18 25 Bockum 2 2 2 2 Wennemen 26 41 30 35 anteilig Stockhausen 11 14 Enste 12 13 16 22 55 75 77 98 51-150!! 21-50 51-150 Wennemen 42 60 gesamt Meschede IV Meschede Süd- 23 2 ? Meschede Süd Schloss Laer 2 2 2 2 Berghausen 18 27 22 24 Löttmaringhausen 0 Heggen 1 2 Beringhausen 7 19 7 9 Löllinghausen 2 3 5 6 Remblinghausen 1 1 1 ? Enkhausen 2 2 2 2 Vellinghausen 4 5 4 4 Drasenbeck Köttinghausen Mönekind Mielinghausen 50 75 55 65 eine Kolonie Baldeborn 2 0 2 Immenhausen 0 88 139 101 116 51-150 51-150 51-150 68 IRRGEISTER 2014

c) Quadranten mit teilweisen Daten oder Einzelmeldung

Quadrant/Ort Brutnachweis intakte Nester Schätzung Bestandsspanne Häufi gkeitsgruppe Häufi gkeit Häufi gkeit von - bis Brutvögel Vögel NRW Westfalens 2014 2014 2014 2013 2002 Eslohe II Obermielinghau- 0 sen Erfl inghausen 0 2 Nichtinghausen 0 Herhagen 7 10 10 12 Kotthoff zu 202 Kotthoff Sögtrop 22 31 25 28 Kirchrarbach 6 10 10 12 Ennert Mönekind Köttinghausen Drasenbeck Hanxleden 4 4 4 6 Föckinghausen 0 Landenbeck 3 45 25 35 eine Kolonie 42 102 74 97 51-150!! 21-50 51-150 Eslohe IV Kirchilpe 1 1 4 6 Nierentrop 0 Niederhenneborn 5 7 Oberhenneborn 9 15 25 30 Altenilpe 5 7 5 7 Mailar 4 3 7 Oberrarbach 2 4 Föckinghausen 0 1 10 20 49 69 51-150 51-150 51-150 Eslohe I Wenholthausen 13 26 20 30 Eslohe 1 2 2 ? Haus Wenne Büemke Büenfeld Bremke 18 41 24 30 Reiste Beisinghausen 32 69 46 60 51-150 51-150 51-150

Rekord: Meschede-Berge (1.180 Einwohner) mindestens 134 Paare in mindestens 215 Nestern Die große Kolonie ist vermutlich mit bis zu 140 - 150 Paaren belegt. IRRGEISTER 2014 69 Gute Naturschutznachrichten aus dem Sauerland „Only bad news are good news!“ - Dies gilt für die IRRGEISTER nicht. Darum freuen wir uns, Ihnen auch gute Naturschutznachrichten aus dem Hochsauerlandkreis vermelden zu können.

• Johannes Schröder weiterhin Vor- Mit unserem Projekt „Feuchtgrünland im sitzender des Landschaftsbeirats Orketal“ wurden wir 2013 mit dem 3. Preis Auch für die laufende Periode des Land- der Stadt Winterberg bedacht. Wir betreuen schaftsbeirats bleibt unser Vorstandsmit- dort seit Jahrzehnten eine Trollblumenwie- glied Johannes Schröder sein Vorsitzender. se bei Elkeringhausen, indem wir sie u.a. Am 19. August 2014 wird er einstimmig, jährlich mähen. also sowohl mit den Stimmen der „Natur- Unser langjähriges Projekt „Rotes Höhen- schützer“ als auch „Naturnutzer“ gewählt. vieh“ wurde von der Stadt Brilon mit dem Somit besteht weiterhin eine enge Verbin- 2. und der Stadt Marsberg mit dem 1. Preis dung zu der Verwaltung des HSK mit al- gewürdigt. In beiden Stadtgebieten bewei- len damit verbundenen Vorteilen wie dem den unsere Rinder verschiedene Magerra- Informationsfl uss zwischen Unterer Land- sen und Feuchtwiesen und erhalten so den schaftsbehörde und VNV. ökologischen Wert dieser Lebensräume.

• Gute Ergebnisse durch Ent- • „Essen, was wir retten wollen.“ buschungsmaßnahmen im Zippam- Dies ist das Motto der „Slow Food Sauer- mer-Steinbruch land“. 14 Feinschmecker der Vereinigung In insgesamt vier Arbeitseinsätzen der letz- trafen sich kürzlich beim Schinkenwirt, ten Jahre wurde der Brutlebensraum der einem Hotel-Restaurant bei Olsberg, zu Zippammer in einem Steinbruch bei Bri- einem Festmahl mit Fleisch vom Roten lon optimiert: Gehölze wurden zurückge- Höhenvieh. Der Gastronomiebetrieb bietet drängt, um den halboffenen Charakter zu schon seit mehreren Jahren Gerichte vom bewahren. Dies wirkte sich positiv auf den Roten Höhenvieh an, dessen Fleisch von dortigen Lebensraum insgesamt aus. Der VNV-Tieren stammt. Ganz bewusst möch- Kalkmagerrasen entwickelte sich weiter, ten die Mitglieder auch den Erhalt dieser z.B. breitete sich der Fransenenzian aus. alten Rinderrasse fördern. Die Vermarktung Die seltene Mondraute – angewiesen auf des Fleisches, dessen Qualität Experten im- lichte, offene Bodenstellen – vermehrte mer überzeugt, ist ein wichtiger Baustein sich ebenfalls. in der Förderung des Rotviehs. Der VNV freut sich, dass es mit der Vereinigung ein • Würdigung der VNV-Arbeit durch weiteres Sprachrohr gibt, das die Leitideen Umweltpreise unseres Rotvieh-Projekts (regionale Ver- Insgesamt drei Umwelt- bzw. Klimaschutz- marktung, tiergerechte Haltung, verant- preise, die einige Städte des HSK jährlich wortungsvolle Landwirtschaft) teilt und ausschreiben, wurden dem VNV seit Er- dadurch nicht zuletzt den Erhalt wertvoller scheinen der letzten IRRGEISTER zuer- Sauerländer Lebensräume fördert. kannt. 70 IRRGEISTER 2014

• Entfi chtung eines ehemaligen Kalk- se im bereits bestehenden Naturschutzgebiet magerrasens am Wulsenberg „Oberes Möhnetal“ zu erweitern. Es handelt Auf einer knapp einem halben Hektar groß- sich um die Flächen, die dieses NSG Oberes en Parzelle am NSG „Wulsenberg“ südlich Möhnetal oberhalb des ehemaligen Scharfen- Marsberg ist im Februar der Fichtenbestand berger Bahnhofes Richtung Brilon bis Oster- gerodet und die Fläche so nachgearbeitet wor- hof umfassen. Auch in diesem Abschnitt wer- den, dass sich dort nun wieder Kalkmager- den nun Maßnahmen geplant, Landerwerb rasen entwickeln kann. Somit erweitert sich und -tausch vorbereitet. die Ausdehnung des Kalkhalbtrockenrasens Neben dem Gewässserbau ist in wesentlichen des Wulsenbergs, einem der Top-Gebiete mit Teilen die Optimierung eines wichtigen überregionaler Bedeutung. Dieser Magerra- Grünlandtales Hauptziel der Projekterweite- sen grenzt direkt an die ehemalige Fichten- rung. Die Vorkommen von seltenen und ge- fl äche, so dass Tier- und Pfl anzenarten leicht fährdeten Lebensgemeinschaften würden so- und schnell einwandern werden. mit zukünftig gestützt. Neben der Erweiterung der Gebietskulisse • Projektverlängerung und -erweite- ist auch die Laufzeit des Projekts um ein rung LIFE Möhneaue Jahr verlängert worden (bis März 2016). Im LIFE+ Projekt „Möhneaue“ wurden bis- Als kreisübergreifendes Projekt bleibt die lang viele ökologische Verbesserungen am Betreuung weiterhin in den Händen des Gewässer und in der Aue erfolgreich durch- Projektmanagements. Ansprechpartner sind geführt. Fischteiche wurden zurückgebaut, Hochsauerlandkreis – Biologische Station Brachfl ächen wieder extensiv bewirtschaftet (C.Hester) und Kreis Soest – ULB (Stepha- und dem Fluss seine natürliche Laufl änge zu- nie Terren). rückgegeben. Nun hat die Europäische Kom- mission den Antrag bewilligt, die Förderkulis- Harald Legge, Christoph Hester IRRGEISTER 2014 71 72 IRRGEISTER 2014