Bemerkungen Zur Verbreitung Und Situation Der Libellen Im Kreis Herzogtum Lauenburg (Insecta: Odonata) 439-468 ©Faunistisch-Ökologische Arbeitsgemeinschaft E.V
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ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Faunistisch-Ökologische Mitteilungen Jahr/Year: 1988-1990 Band/Volume: 6 Autor(en)/Author(s): Adomßent Maik Artikel/Article: Bemerkungen zur Verbreitung und Situation der Libellen im Kreis Herzogtum Lauenburg (Insecta: Odonata) 439-468 ©Faunistisch-Ökologische Arbeitsgemeinschaft e.V. (FÖAG);download www.zobodat.at Faun.-Ökol. Mitt. 6, 439-468 Kiel, 1994 Bemerkungen zur Verbreitung und Situation der Libellen im Kreis Herzogtum Lauenburg (Insecta: Odonata)* von Maik Adomßent Summary Distribution and situation of the dragonflies (Insecta: Odonata) in the ”Kreis Herzogtum Lauenburg”-district The dragonfly-fauna of the Herzogtum Lauenburg (Schleswig-Holstein; Northern Germany) has been investigated since 1875 and the recorded species reached a total of 57. Manmade changes of landscape led to a decline in biological diversity. Consequently the number of dragonflies recorded since 1978 dropped to 45 - mostly threatened or endan gered - species. There are mainly two reasons for this still remarkably high number: - A great diversity of habitats (e. g. ponds, bogs, lakes) offers many different ecological niches even for specialized insects. - Furthermore, the continental climate in this utmost south-eastern part of Schleswig- Holstein guarantees suitable conditions for thermophilic invertebrates. Einleitung Die Libellen des Kreises Herzogtum Lauenburg erregten bereits vor mehr als 100 Jah ren das Interesse norddeutscher Faunisten. So wurden schon 1875 die ersten Funddaten von Beuthin publiziert und in den folgenden Jahrzehnten u. a. durch Timm (1906), Rosenbohm (1931), W eiss (1947) und vor allem den aktivenL unau (z.B. 1929,1934,1939, 1952) ergänzt. Viele Veröffentlichungen beziehen sich jedoch nur auf Einzelfunde(L unau 1932; Rosenbohm 1951; Z achau 1961; Mossakowski 1964) oder sehr kleine Land schaftsausschnitte (Rosenbohm 1953; Gulski 1985; Krentz 1988), und die letzten Publikationen mit größerem Flächenbezug liegen mittlerweile mehr als 15 Jahre zurück (F. Schmidt 1970; E. Schmidt 1975 a, b; Glitz 1976,1977). Die vorliegende Arbeit soll dazu beitragen, bestehende zeitliche und räumliche Bear beitungslücken zu schließen. Da jedoch auch diese Libellenkartierung nur eine Moment aufnahme sein kann, wurde das umfangreiche Datenmaterial früherer Untersuchungen einbezogen, um die Interpretation einzelner Populationsentwicklungen zu erleichtern. Obwohl die Fragestellung dieser Untersuchung im wesentlichen in einer kreisweiten Verbreitungsanalyse der einzelnen Arten besteht, lassen die Beobachtungsprotokolle darüberhinaus Aussagen zur Häufigkeit, Phänologie und Biotopwahl der Arten zu. Eine Auswertung dieser Ergebnisse soll an anderer Stelle erfolgen (Adombent 1994 b). * Mit finanzieller Unterstützung der Umweltstiftung WWF-Deutschland, Naturschutzstelle Nord, 23879 Mölln. Die notwendige Sammelgenehmigung erteilte das Landesamt für Naturschutz und Landschaftspflege Schleswig-Holstein (Az: 32a / 5327.74.1.6). 439 ©Faunistisch-Ökologische Arbeitsgemeinschaft e.V. (FÖAG);download www.zobodat.at Untersuchungsgebiet Der 1263 km2 große Kreis Herzogtum Lauenburg befindet sich im Südosten Schleswig- Holsteins (Abb. 1). Es handelt sich um einen traditionell landwirtschaftlich genutzten Raum, in dem die Ackernutzung die Dauergrünlandflächen im Verhältnis 3:1 dominiert. Bemerkenswert ist der relativ hohe Waldanteil, der fast ein Viertel der Kreisfläche bedeckt (Statistisches Jahrbuch 1987). Intensive glazialmorphologische Überprägungen der Wechseleiszeit gestalteten vor allem im Norden ein bewegtes Relief: Hier liegen die Jungmoränen mit ihren kalkreichen, Abb. 1: Lage der von 1978-1993 untersuchten Libellengewässer im Kreis Herzogtum Lauenburg (zur Numerierung vgl. Tab. 1) 440 ©Faunistisch-Ökologische Arbeitsgemeinschaft e.V. (FÖAG);download www.zobodat.at lehmigen Böden; die Altmoränen im Süden weisen hingegen nur nährstoffarme, sandige Böden auf. Ähnlich verarmte Nähr Stoff Verhältnisse herrschen auch auf den Sanderland schaften bei Grande und Mölln (Kannenberg 1957). Besonders der Teil östlich des Elbe- Lübeck-Kanals fällt durch seinen Reichtum an Oberflächengewässern ins Auge, die ihre Entstehung allesamt den verschiedenen Tätigkeiten von Eis und Schmelzwasser ver danken (Bärtling 1922). Im Kreisgebiet verläuft in etwa auf der Achse Geesthacht - Lübeck der Übergang vom atlantischen zum deutlich kontinentaleren Klima. Indikatoren dieser schleswig-holsteini schen Ausnahmesituation sind die niedrigeren Jahresniederschläge (660 mm; Landes durchschnitt 750 mm) und die Temperaturdifferenz zwischen den Monatsmitteln des kältesten und wärmsten Monats, die mit 17°C den Landesdurchschnitt um 2°C über steigt. Die etwas niedrigere Summe der frostfreien Tage und vor allem die höhere Zahl der Sommertage (>25°C) führen dazu, daß phänologische Erscheinungen wie das Er grünen bzw. Blühen verschiedener Pflanzenarten etwa 8-14 Tage früher als im übrigen Lande zu beobachten sind (Roebler 1955; Mehl et al. 1986). Untersuchungsmethode / Material Das ausgewertete Datenmaterial speist sich aus verschiedenen Quellen. Zum über wiegenden Teil stützen sich die Ergebnisse auf eigene Untersuchungen, die schwer punktmäßig im Zeitraum 1989-1993 an insgesamt 37 Gewässern erfolgten. Dazu wurden an 38 Exkursionstagen, die im Zeitraum April bis Oktober lagen, alle Libellenbeobach tungen bei witterungsmäßig optimalen Flugbedingungen gemäß den Kriterien zur Erfas sung eines repräsentativen Odonatenspektrums (Schmidt 1985) notiert. Bei möglichst mehrmaligen Begehungen jedes Gebietes zu verschiedenen Tageszeiten erfolgten Sicht erfassungen mit einem Fernglas (8x30 oder 10x50). Zur Kontrolle unsicherer Beobachtun gen wurden Einzelexemplare mit einem Insektennetz gekeschert, mittels einschlägiger Literatur (Dreyer & F ranke 1987; W endler & Nüß 1991) im Gelände bestimmt, durch Belegfotos dokumentiert und anschließend wieder freigelassen. Ferner gingen stich probenartig am Gewässerrand gesammelte Exuvien (Häute des letzten Larvenstadiums) mit in die Erfassung ein. Ihre Bestimmung erfolgte nach den Schlüsseln von Askew (1988) und Heidemann & S eidenbusch (1993). Lediglich Exuvienfunde oder Beobach tung frisch geschlüpfter Imagines wurden als Nachweis des autochthonen Vorkommens einer Art gewertet, obgleich die Diskussion über die exakte Definition des Begriffs „Boden ständigkeit^ unter Libellenkundlern noch nicht abgeschlossen scheint (vgl. Jurzitza 1988;W ildermuth 1991). Die Nomenklatur der Libellen richtet sich nachJ ödicke (1992). Diese Ausarbeitung wäre jedoch in diesem Umfang ohne die Aufzeichnungen zahl reicher Beobachterinnen undenkbar gewesen. Namentlich trugen folgende Damen und Herren zur Realisation bei, denen ich an dieser Stelle ganz herzlich für die Überlassung ihrer unpublizierten Beobachtungen danken möchte (Namenskürzel in Klammern; s. Tab. 1): Frau R. Bauer (B), Geesthacht, die Herren J. Beller (Be), Kiel, J. de Cuveland (C), Norderstedt und H. D ieling (D), Bremen, der Deutsche Jugendbund für Naturbeobach tung (DJN), Gruppe Walddörfer, Frau S. Engling (E), Panten, die Herren K. Grothen - diek (G), W. Hanoldt (H), M. & J. Horstkotte (Ho) und G. Ihssen (Ih), Hamburg, Herr E. Janssen (Ja), Krukow, Frau B. Juhl (Ju), Falkendorf, das Ehepaar E. & W. Kappes (K), Hamburg, Herr T. N eumann (N), Breitenfelde, die Herren P. Peitzner (Pe), und P. Peschel (PI), Hamburg, Herr F. Ringe (Ri), Geesthacht, die Herren F. Röbbelen (Rö) und A. Schliephake (Sc), Hamburg, Frau I. Schulze (Su), Bad Schwartau, die Herren H. Siemers (Si), Gudow und R. Stübinger (St), Bälau sowie Frau R. I.W eise (W), Glückstadt. 441 ©Faunistisch-Ökologische Arbeitsgemeinschaft e.V. (FÖAG);download www.zobodat.at Tab. 1: Liste der von 1978-1993 untersuchten Libellengewässer im Kreis Herzogtum Lauenburg (Numerierung entsprechend Abb. 1; zu Abkürzungen und Einzelheiten s. Text) N r . T K 2 5 N r ./ Bezeichnung des Gebietes B e a r b e ite r £ A rten Q u a d ra n t 1 2 1 3 0 .3 Blankensee C, PI 7 2 2 1 3 0 .4 Gronau (Mündung in die Wakenitz) PI 9 3 2 2 2 9 .1 Grinau W Groß Schenkenberg PI 1 4 2 2 2 9 .2 Brömbsenmühle Ih 7 5 2 2 2 9 .3 Wehrenteich Ju 3 6 2 2 3 0 .1 Gronau SW Blankensee Ih 4 7 2 2 3 0 .1 Teich Klempauer Moor Ih, PI 17 8 2 2 3 0 .2 Wakenitz PI 10 9 2 2 3 0 .3 Behlendorfer See Ih, Sc 2 5 10 2 2 3 0 .4 NSG Mechower See A 2 11 2 2 3 1 .3 Lankower See Su 1 12 2 2 3 1 .3 Gram m see A 4 13 2 3 2 8 .2 Sandesneben (Hege) A 2 14 2 3 2 8 .2 Fischteiche Sirksfelde Si 2 15 2 3 2 9 .1 Riehngebiet A 5 16 2 3 2 9 .1 Koberger Moor A , Rö 16 17 2 3 2 9 .2 Hammer Kiesgruben S c 1 18 2 3 2 9 .2 Lankauer See Ih 7 19 2 3 2 9 .3 Linauer Teich A , Ju, Si 18 2 0 2 3 2 9 .3 B orstorf A 6 21 2 3 2 9 .4 Mannhagen S c 2 2 2 2 3 2 9 .4 Kanalwiesen bei Alt-Mölln Si 1 23 2 3 2 9 .4 Teich Breitenfelde A 4 2 4 2 3 3 0 .1 Marienwohlder See Ih 5 2 5 2 3 3 0 .1 Fischteich SE Dorotheenhof A 1 2 6 2 3 3 0 .2 NSG Ruschensee A , Ih 7 2 7 2 3 3 0 .2 NSG Salemer Moor A , H o, St 18 2 8 2 3 3 0 .2 H exenm oor A 8 2 9 2 3 3 0 .2 NSG Schwarze Kuhle A , Ho 5 3 0 2 3 3 0 .3 Grundloser Kolk Pe, Su 6 31 2 3 3 0 .3 Schm alsee H 14 3 2 2 3 3 0 .3 Lüttauer See H , Pe, Su 15 33 2 3 3 0 .3 Pinnsee A , Ju, K 14 3 4 2 3 3 0 .4 N euhorst A 7 3 5 2 3 3 1 .1 Teich S Sande A 12 3 6 2 3 3 1 .1 Baalen H 23 3 7 2 3 3 1 .1 NSG Garrensee A, H, Ih, K 16 3 8 2 3 3 1 .1 NSG Plötschersee A , H 4 3 9 2 3 3 1 .3 Schaalsee (Dargow; Zecher Werder) A , G 6 4 0 2 4 2 7 .4 Wohltorf (Tonteich) A 1 41 2 4 2 7 .4 NSG Bille W Friedrichsruh B e, Pe 2 4 2 2 4 2 8 .3 Schwarze Au E Aumühle H 1 43 2 4 2 9 .1 Kankelau (Dorfteich) A 2 4 4 2 4 2 9 .2 Hornbek R ö 3 .4 5 2 4 2 9 .3 Kiesgrube Sahms D 1 4 6 2 4 2 9 .4 Steinau S c 1 442 ©Faunistisch-Ökologische Arbeitsgemeinschaft e.V.