60 Jahre Csu-Kreisverband Würzburg-Land
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60 JAHRE CSU-KREISVERBAND WÜRZBURG-LAND Amerikanische Infanterie kämpft in den Trümmern der zerstçrten Stadt gegen den letzten deutschen Widerstand… »Herr, ich weiß um die Hartherzigkeit, den Hochmut und die Blasphemien, die auch in dieser unserer Stadt geschehen sind, aber ich weiß auch um den Opfermut, die Nächstenliebe und die Frçmmigkeit dieser Stadt Mariens und St.Kilians. Sodom und Gomorra war diese Stadt nicht, es gibt schlimmere Städte, Herr, warum gerade wir?« Matthias Ehrenfried, Bischof von Würzburg CHRISTIAN WILL MITERLEBTE UND MITGESTALTETE GESCHICHTE DER CSU Meinen Freunden der Gründerjahre 1945/46 gewidmet Richard Keidel, Karl Kunzemann, Philipp Hetzer, Josef Jçrg, Staatsminister Gerold Tandler, Eugen Schätzlein, Albin Streitenberger, Franz Adam, Hugo Schülling (v.l.n.r.) 4 ie Geschichte der CSU beginnt unmit- Dtelbar nach der totalen Niederlage Deutschlands am 8. Mai 1945. Während der Monate März und April war unser Land- kreis Kriegsgebiet. Zunächst griffen Tiefflie- ger mit Bordwaffen und Bomben jedes be- wegliche Ziel am Boden an. Am 16. März wurde die Stadt Würzburg bombardiert und weitgehend zerstçrt. Am Gründonnerstag, es war der 29. März, verbrannte die Partei im Wiesengrund am Rande von Waldbüttel- brunn ihre Akten. Am 31. März wurde bei einem Luftangriff der Ortskern von Unter- dürrbach grauenhaft verwüstet. Dabei wa- ren 78 Tote und viele Verletzte zu beklagen. Am Vormittag des gleichen Tages wurde der Rangierbahnhof von Zell und die Firma Koenig & Bauer von Tieffliegern weitge- hend zerstçrt. Bevor US-Panzer- und Infanterieeinheiten Bürgermeister. Von ihrer sofortigen Befol- unsere Gemeinden erreichten, warfen Auf- gung hängt der Fortbestand Eurer Gemein- klärungsflugzeuge Flugblätter ab, auf denen de, die Rettung von Haus und Hof in Eurem u.a. zu lesen war: »Herr Bürgermeister! Bald Heimatort ab. Beschwçrt den Bürgermeister wird auch Ihre Gemeinde hinter den alliier- zu handeln!« In vielen Gemeinden wurde ten Linien liegen. Von den Entscheidungen, diese über Flugblättern erfolgte Warnung die Sie in den nächsten Stunden treffen, befolgt. Andere mußten die geballte Feuer- wird es abhängen, ob Ihre Stadt ein Haufen kraft der anrollenden US-Streitkräfte in bit- Schutt und Asche oder eine lebendige Ge- terster Weise erfahren. Beispielhaft mçchte meinde sein wird. ich hierbei Hettstadt erwähnen. Von Ihnen und Ihren Bürgern hängt es ab, Da fiel im Morgengrauen des Ostersonntag ob ihre Stadt weiterlebt wie Heidelberg oder aus einem Haus in der Greußenheimer Stra- sinnlos hingeopfert wird wie Aschaffenburg ße ein Schuß, der einen amerikanischen Of- und Tausende von anderen deutschen Städ- fizier tçtete. ten, deren Verteidigung den Vormarsch der Das Dorf wurde unter Feuer genommen. alliierten Soldaten nicht aufgehalten, son- Zehn Zivilisten und neun Soldaten sind als dern nur Hunderttausende von Deutschen Tote zu beklagen. 400 Einwohner wurden ins Elend gestoßen hat. Einwohner! Über- obdachlos und 600 Evakuierte aus Würz- bringt diese Botschaft schnellstens Eurem burg verloren ihre letzten Habseligkeiten. 5 Drei Tage wurde verbissen um Würzburg gekämpft, ehe US-Infanterieeinheiten das Trümmerfeld der Stadt von Widerstands- kämpfern säubern konnten, wie es uns das Photo eines amerikanischen Soldaten im Be- reich der Balthasar-Neumann-Kanzel zeigt. Das Bild auf der vorhergehenden Seite zeigt einen amerikanischen Panzer in der Gün- terslebener Straße in Rimpar. Unter Lebensgefahr hat Frau Erika Groth- Schmachtenberger das Photo vom Brücken- kopf an der Mainbrücke bei Ochsenfurt ge- macht, den die Amerikaner nach harten Kämpfen vor Erlach und Zeubelried, bei de- nen noch 31 deutsche Soldaten im sinnlosen Widerstand gefallen sind, nach kampfloser Einnahme der Stadt Ochsenfurt zur Siche- rung der Vormarschstraße in Richtung Uf- fenheim errichteten. In Ochsenfurt waren es 200 mutige Frauen, die am Gründonnerstag vor dem Haus des Kreisleiters demonstrierten und dafür sorg- ten, daß alle Straßensperren rechtzeitig be- seitigt wurden, und den Kreisleiter energisch widersprochen und tätlich angegriffen ha- ben: »Sie haben ihre Frau und ihre Kinder bereits in Sicherheit gebracht… wir wollen Aub ausgeschellt: »Heute um dreizehn Uhr nicht, daß unsere Stadt angegriffen und zer- wird ein Volksverräter auf dem Marktplatz stçrt wird.« Am 1. April wurde Ochsenfurt çffentlich gehängt.« Nach der Bekanntgabe kampflos von den anrückenden Amerika- wurde am unteren Marktplatz ein Galgen nern eingenommen. errichtet. Zur festgesetzten Zeit marschier- Am 3. April standen die amerikanischen ten Soldaten mit dem Todgeweihten zur Truppen vor dem kaum 100 Einwohner zäh- Richtstätte und vollstreckten das grausame lenden Dorf Osthausen. Urteil des deutschen »Festungskommandan- Ein lügenhafter Verrat, der besagte, daß 600 ten« Major Busse. SS-Männer sich im Ort versteckt hätten, Am 12. April stürmten die amerikanischen führte zur nahezu vollständigen Vernichtung Truppen das Gollachstädtchen. Sechszehn des Dorfes. blutjunge deutsche Soldaten starben an die- Aub war zur Festung erklärt worden. Am sem Tag im erbitterten Häuserkampf. 5. April begann die Artillerie das Gollach- Am 8. Mai war im Rundfunk der letzte städtchen nach einem Tieffliegerangriff un- deutsche Wehrmachtsbericht zu hçren. »Seit ter Feuer zu nehmen. Alfred Eck aus Bal- Mitternacht schweigen nun an allen Fronten dersheim wurde an die deutschen Verteidi- die Waffen… die Toten verpflichten zu be- ger verraten, weil er ihnen geraten hatte, dingungsloser Treue, zu Gehorsam und Dis- den sinnlosen Kampf einzustellen und sich ziplin gegenüber dem aus zahllosen Wunden zurückzuziehen. Zwei Tage später wurde in blutenden Vaterland.« 6 ie NS-Herrschaft von 1933/45 brachte damaligen Oberbürgermeisters Dr. Stadel- Dmit dem Zweiten Weltkrieg unsagbares mayer noch 17.032 Würzburger außerhalb Leid über unser Volk und Land, ja, über die der Stadt. Welt. Im Zweiten Weltkrieg sind 55.293.500 Das Photo von der zerstçrten Stadt Würz- Menschen ums Leben gekommen. Unter burg rund um die Kirchenruine von Stift diesen Toten sind 5.300.000 gefallene und Haug, das US-Besatzungssoldaten aufge- vermißte deutsche Soldaten. Durch Vertrei- nommen haben, kann in etwa veranschauli- bung und Verschleppung starben 2.251.500 chen, daß in dieser Trümmerwüste kaum je- Deutsche. Allein aus den Gemeinden des mand leben kann. Der aus Rimpar stammen- Landkreises Würzburg sind im Zweiten de Pfarrer Hermann Grçmling hatte den Weltkrieg 5.500 Männer an den Fronten für Auftrag, diese Kirche wieder aufzubauen. »Führer, Volk und Vaterland« gefallen. Frau Erika Groth-Schmachtenberger zeigt Unsagbares Leid brachte für Tausende deut- uns mit ihrem Photo ein Alltagsbild der Jah- scher Soldaten die Kriegsgefangenschaft mit re 1945/46. Flüchtlinge mit Pferdefuhrwer- sich. Erst zehn Jahre nach Kriegsende durf- ken unterwegs in Richtung Würzburg fah- ten die letzten ca 10.000 deutschen Soldaten rend, wo sie darauf rechnen, daß sie irgend- aus russischer Gefangenschaft heimkehren. wo in einer Gemeinde des Landkreises un- Viele meiner Kameraden vom Jahrgang terkommen werden. Und das dritte Photo zu 1927, die im Alter von 16 Jahren einberufen diesem Artikel zeigt uns die in die jüngste wurden, durften erst 1949 aus franzçsischer Geschichte eingegangenen Trümmerfrauen Gefangenschaft heimkehren. Von 90.000 in auf dem ausgebombten Echterhaus gegen- Stalingrad in Gefangenschaft geratenen über dem Juliusspital in Würzburg. deutschen Soldaten kehrten nur knapp 6.000 Die Not war übergroß und Hoffnungslosig- nach zehn Jahren bitterer Lagerhaft in Sibi- keit machte sich breit. Es war schwer damals rien heim. Alle anderen starben in qualvol- Männer und Frauen zu finden, die bereit ler Gefangenschaft. Nahezu 300 Soldaten, waren politische Verantwortung zu überneh- die in Stalingrad geblieben sind, stammen men. Bereits am 11. Mai 1945 kam eine Ab- aus dem Landkreis Würzburg. ordnung der Würzburger Militärregierung Vergeltung und Rache wurde zumeist an nach Greußenheim zum 71jährigen Adam Unschuldigen verübt. 1.657.765 Flüchtlinge Stegerwald, die ihn aufforderten, das Amt waren im Herbst 1946 in Bayern angekom- des Regierungspräsidenten zu übernehmen. men, von denen 142.121 Unterfranken zuge- Stegerwald nahm dieses Amt an. Zu seiner wiesen wurden. 11.516 Flüchtlinge fanden in Sekretärin bestimmte er Franziska Kimpfler. den damaligen Landkreisen Würzburg und Beauftragter für den Wiederaufbau und zu- Ochsenfurt eine neue Heimat. 70.000 Würz- ständig für die Baustoffbewirtschaftung wur- burger Ausgebombte mußten in beiden de der damals 29jährige Erwin Ammann. Landkreisen untergebracht werden. Davon Ludwig Altenhçfer schreibt in seinem Buch lebten im Jahre 1950 nach Aussage des »Adam Stegerwald – ein Leben für den klei- 7 Die zerstçrte Kirche Stift Haug an der Bahnhofstraße im April 1945. »Du warst wie ein Altar, der Tag und Nacht brannte, und deine Kirchen lagen da, wie offne Weihgefäße, deine Türme neigten sich im Sturm der Flammen, wie Abendrot gingst du vor unseren Tränen unter, wie Morgenrot gingst du vor unseren Seelen wieder auf. Wer will uns das Geliebte aus der Seele reißen?« Gertrud von Le Fort 8 nen Mann« über den Neubeginn: »…be- dung von Parteien aus, worunter insbeson- zeichnend für die Schwierigkeiten, die Adam dere die CSU zu leiden hatte.« Stegerwald mit der Besatzungsmacht be- In Absprache zwischen Militärregierung und kam, ist deren Instinktlosigkeit gewesen, mit Adam Stegerwald wurde im Juni 1945 der der sie die Deutschen behandelte und ver- Rechtsanwalt Michael Meisner zum Landrat suchte, demokratisches Leben in Gang zu für