Bericht Des Ausschusses Für Wahlprüfung, Immunität Und Geschäftsordnung (1
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Deutscher Bundestag Drucksache 14/6694 14. Wahlperiode 17. 07. 2001 Bericht des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung (1. Ausschuss) zu dem Überprüfungsverfahren des Abgeordneten Dr. Heinrich Fink gemäß § 44b Abs. 2 des Abgeordnetengesetzes (AbgG) (Überprüfung auf Tätigkeit oder politische Verantwortung für das Ministerium für Staatssicherheit/Amt für Nationale Sicherheit der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik) Der Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung (1. Aus- schuss) hat in seiner 54. Sitzung am 5. Juli 2001 im Überprüfungsverfahren ge- mäß § 44b Abs. 2 des Abgeordnetengesetzes mit der erforderlichen Mehrheit von zwei Dritteln seiner Mitglieder eine inoffizielle Tätigkeit des Abgeordne- ten Dr. Heinrich Fink für das Ministerium für Staatssicherheit der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik als erwiesen festgestellt. Drucksache 14/6694 – 2 – Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode Begründung Inhaltsübersicht A. Grundsätze des Verfahrens gemäß § 44b AbgG I. Rechtliche Grundlagen des Überprüfungsverfahrens 1. Gesetz, Richtlinien und Absprache zur Durchführung der Richtlinien 2. Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts II. Verfahrensgrundsätze B. Ablauf des Verfahrens C. Unterlagen des MfS zu Dr. Heinrich Fink 1. Erfassung als IM 2. Führungsdokumente 3. Treffberichte und Informationen 4. Dezentrale Karteikarten und andere Unterlagen 5. Finanzbelege 6. Auszeichnungen und Prämierungen 7. Untersuchungsergebnisse des MfS über eine Strafanzeige Dr. Heinrich Finks gegen Unbekannt vom 12. Oktober 1989 D. Gerichtliche Verfahren E. Vortrag des Abgeordneten Dr. Heinrich Fink F. Feststellungen des 1. Ausschusses Stellungnahme des Abgeordneten Dr. Heinrich Fink Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 3 – Drucksache 14/6694 A. Grundsätze des Verfahrens gemäß § 44b AbgG lung des 1. Ausschusses einige Änderungen der Richtlinien beschlossen (s. Drucksache 14/1698 sowie BGBl. 1999 I § 44b AbgG regelt die Überprüfung von Mitgliedern des S. 2072). Auch die Absprache des 1. Ausschusses zur Bundestages auf Tätigkeit oder politische Verantwortung für Durchführung der Richtlinien wurde überarbeitet. Einzelhei- das Ministerium für Staatssicherheit/Amt für Nationale Si- ten über die vom 1. Ausschuss am 30. September 1999 be- cherheit der ehemaligen DDR. Eine solche Überprüfung schlossenen Änderungen können dem Bericht der Abgeord- wird im Regelfall nur auf einen entsprechenden Antrag des neten Stephan Hilsberg und Joachim Hörster auf Drucksache oder der jeweiligen Abgeordneten durchgeführt. Lediglich 14/1698 sowie der Amtlichen Mitteilung des Präsidenten dann, wenn der 1. Ausschuss mit einer Mehrheit von zwei vom 5. November 1999 entnommen werden. Dritteln seiner Mitglieder das Vorliegen von konkreten An- haltspunkten für den Verdacht einer Tätigkeit oder Verant- 2. Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts wortung für den Staatssicherheitsdienst feststellt, erfolgt die Überprüfung gemäß § 44b Abs. 2 AbgG auch ohne Zustim- Das Bundesverfassungsgericht hat sich in der 13. Wahlperi- mung des oder der Betroffenen. ode mehrfach mit den Verfahren nach § 44b AbgG auseinan- dergesetzt und die hierzu getroffenen Regelungen als ver- In der 14. Wahlperiode haben bislang 150 Mitglieder des fassungsgemäß bestätigt (siehe die Entscheidungen vom Bundestages ihre Überprüfung gemäß § 44b Abs. 1 des Ab- 21. Mai 1996, BVerfGE 94, 351 ff.; und vom 20. Juli 1998, geordnetengesetzes beantragt. Diese Verfahren sind bereits BVerfGE 99, 19 ff.). Speziell die Entscheidung vom 21. Mai abgeschlossen worden; der 1. Ausschuss hat hierüber auf 1996 enthält grundlegende Aussagen zur Gestaltung der den Drucksachen 14/1900 und 14/3228 berichtet. In zwei Überprüfungsverfahren. Fällen hat der 1. Ausschuss gemäß § 44b Abs. 2 AbgG eine Überprüfung ohne Zustimmung der Betroffenen beschlos- sen; hierzu gehört auch das Verfahren des Abgeordneten II. Verfahrensgrundsätze Dr. Heinrich Fink. Über den anderen Fall der Überprüfung Den Regelungen in § 44b AbgG liegt der Gedanke zugrunde, gemäß § 44b Abs. 2 AbgG hat der 1. Ausschuss auf Druck- dass grundsätzlich jedes Mitglied des Bundestages selbst sache 14/3145 berichtet. entscheiden soll, ob es sich auf eine Tätigkeit oder politische Verantwortung für den Staatssicherheitsdienst der ehemali- I. Rechtliche Grundlagen des Überprüfungsverfahrens gen DDR überprüfen lassen will. Dementsprechend be- stimmt § 44b Abs. 1 AbgG als Regelfall, dass solche Über- 1. Gesetz, Richtlinien und Absprache zur prüfungen nur auf einen entsprechenden Antrag des oder der Durchführung der Richtlinien jeweiligen Abgeordneten durchgeführt werden. Eine Über- Seit der 12. Wahlperiode werden die Überprüfungen von prüfung ohne Zustimmung des/der Betroffenen findet gemäß Mitgliedern des Bundestages auf Tätigkeit oder politische § 44b Abs. 2 AbgG nur dann statt, wenn der 1. Ausschuss Verantwortung für den Staatssicherheitsdienst der ehemali- das Vorliegen von konkreten Anhaltspunkten für den Ver- gen DDR auf der Grundlage des § 44b AbgG durchgeführt. dacht einer Tätigkeit oder Verantwortung für den Staatssi- Die Vorschrift wurde mit dem Vierzehnten Gesetz zur Ände- cherheitsdienst feststellt. Diese Feststellung muss mit einer rung des Abgeordnetengesetzes vom 20. Januar 1992 einge- Mehrheit von zwei Dritteln der Ausschussmitglieder getrof- fügt (BGBl. I S. 67; s. a. Drucksachen 12/1324 und 12/1737). fen werden (Nummer 1 Abs. 4 der Richtlinien). Zuvor fanden Überprüfungen von Mitgliedern des Bundesta- Zur Feststellung des Prüfungsergebnisses stehen dem ges auf eine Verstrickung mit dem Staatssicherheitsdienst 1. Ausschuss gemäß Nummer 4 der Richtlinien die Mittei- der ehemaligen DDR ihre Grundlage lediglich in Beschlüs- lungen des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des sen des Deutschen Bundestages vom 31. Oktober und Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (Bundesbe- 20. Dezember 1990, die auf einer Empfehlung des Ältesten- auftragter) sowie sonstige dem 1. Ausschuss zugeleitete oder rats (Drucksache 11/8386) beruhten. von ihm beigezogene Unterlagen zur Verfügung. Damit wird Die gesetzliche Regelung wird ergänzt durch die „Richtli- auf die Beweismittel des Zeugen- und des Sachverständigen- nien zur Überprüfung auf eine Tätigkeit oder politische Ver- beweises verzichtet; die Verfahren sind auf eine Überprü- antwortung für das Ministerium für Staatssicherheit/Amt für fung anhand von Urkunden und Angaben des/der Betroffe- Nationale Sicherheit der ehemaligen Deutschen Demokrati- nen beschränkt. Die Richtlinien und die Absprache enthalten schen Republik“ und die „Absprache zur Durchführung der außerdem eine Reihe von Mitwirkungsrechten und Schutz- Richtlinien gemäß § 44b AbgG“. Während die Richtlinien bestimmungen zugunsten des betroffenen Mitglieds des im Rang von Geschäftsordnungsrecht stehen, handelt es sich Bundestages. Hierzu gehören insbesondere das Aktenein- bei der Absprache um Verfahrensgrundsätze, die sich der sichtsrecht des betroffenen Mitglieds (Nummer 2 Abs. 1 der 1. Ausschuss für die Überprüfungen gegeben hat. Ebenso Richtlinien), seine Anhörung (Nummer 5 Abs. 1 der Richtli- wie § 44b AbgG gehen diese Verfahrensregeln auf die nien) sowie das Recht, den zu veröffentlichenden Feststellun- 12. Wahlperiode zurück. Die Richtlinien wurden vom gen des 1. Ausschusses eine eigene Erklärung hinzuzufügen 12. Deutschen Bundestag erstmals am 5. Dezember 1991 (Nummer 6 der Richtlinien). In seiner nunmehr geltenden beschlossen (vgl. BGBl. 1992 I S. 76) und der 1. Ausschuss Fassung stellt Nummer 2 Abs. 2 und 3 der Richtlinien darüber vereinbarte seine Absprache zur Durchführung dieser Richt- hinaus ausdrücklich klar, dass der vertrauliche Charakter der linien erstmals am 30. April 1992. Beide Regelungswerke Überprüfungsverfahren das Akteneinsichtsrecht der Mitglie- wurden unverändert für die 13. und zunächst auch für die der des Bundestages (§ 16 GO-BT) sowie das Zutrittsrecht 14. Wahlperiode übernommen. Der 14. Deutsche Bundestag zu den Ausschussberatungen (§ 69 Abs. 2 GO-BT) be- hat dann in seiner Sitzung am 1. Oktober 1999 auf Empfeh- schränkt. Weiterhin enthalten die überarbeiteten Feststel- Drucksache 14/6694 – 4 – Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode lungskriterien in Nummer 6 der Absprache zur Durchfüh- Mit Schreiben vom 9. Februar 1999 ersuchte deshalb der rung der Richtlinien einen Katalog von Indizien, die nach der Präsident des Deutschen Bundestages den Bundesbeauftrag- Erfahrung des 1. Ausschusses in der Regel auf eine inoffizi- ten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehe- elle Tätigkeit für den Staatssicherheitsdienst der ehemaligen maligen Deutschen Demokratischen Republik (im Folgen- DDR hinweisen. Dieser Katalog ist allerdings nicht als ab- den: der – bzw. ab Herbst 2000 – die Bundesbeauftragte) um schließende Aufzählung zu verstehen und ersetzt auch nicht die Mitteilung von Erkenntnissen über Dr. Heinrich Fink. die zur Feststellung einer Tätigkeit für den Staatssicherheits- Der Bundesbeauftragte informierte unter dem 22. Juni 1999 dienst in jedem Einzelfall notwendige Würdigung der kon- über die in seiner Behörde aufgefundenen Hinweise auf eine kret vorliegenden Beweismittel. inoffizielle Tätigkeit für den Staatssicherheitsdienst der ehe- maligen DDR. Die der Mitteilung beigefügten Ablichtungen Auch die Feststellung des Prüfungsergebnisses bedarf von Dokumenten aus den Beständen des Staatssicherheits- schließlich einer Mehrheit von zwei Dritteln der Mitglieder dienstes wurden seitens des Bundesbeauftragten mit Erläute- des 1. Ausschusses (Nummer 1 Abs. 4 der Richtlinien).