Protokoll der Bundestagsbedatte 05.04.2000, Tagesordnungspunkt 4 Kunstprojekt im nördlichen Lichthof des Reichstagsgebäudes von Hans Haacke „Der Bevölkerung“ Drucksache 14/2867 (neu)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich rufe jetzt den oder nicht. Er kann und darf sich in dieser Tagesordnungspunkt 4 auf: Verantwortung hinter niemandem verstecken. Beratung des Antrags der Abgeordneten Die Absicht, über die Empfehlung des Dr. , , Kunstbeirates des Bundestages im Unterschied zu sowie weiterer Abgeordneter anderen Aufträgen - ich bin sehr dafür, dass das Kunstprojekt im nördlichen Lichthof des die Ausnahme bleibt, damit wir hier keine Reichstagsgebäudes von Hans Haacke "Der Missverständnisse bekommen - - Bevölkerung" (Zurufe von der SPD: Oh!) - Drucksache 14/2867 (neu) - Lassen Sie mich doch in Ruhe begründen, warum. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für Vielleicht haben Sie über den Unterschied dieses die Aussprache eine Stunde vorgesehen. - Ich höre Projektes noch gar nicht hinreichend nachgedacht. keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. (Zuruf von der SPD: Doch! Doch!) Ich eröffne die Aussprache. Das Wort für die Es gibt nicht nur vernünftige, sondern aus meiner Fraktion der CDU/CSU hat der Kollege Dr. Sicht zwingende Gründe, warum diese Norbert Lammert. Entscheidung im Plenum des Deutschen Bundestages und nicht in irgendeinem anderen Dr. Norbert Lammert (CDU/CSU): Gremium getroffen werden muss. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Deutsche führt heute eine Debatte, Erstens. Nach der Projektbeschreibung des die vermutlich in keinem anderen Parlament der Künstlers kann die Installation nur durch Welt stattfinden würde. Mitwirkung der Mitglieder des Parlamentes (Beifall bei der CDU/CSU) verwirklicht werden. Wenn die persönliche Weder der amerikanische Kongress noch das Mitwirkung von 669 Mitgliedern des Bundestages englische Unterhaus und schon gar nicht die konstitutiver Bestandteil des Projektes ist, wird französische Nationalversammlung würde auch nur man diese wohl fragen müssen, ob sie zur darüber diskutieren, was hier heute ernsthaft zur Mitwirkung bereit sind. Entscheidung ansteht: der Widmung des (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie Reichstagsgebäudes "Dem Deutschen Volke" eine bei Abgeordneten der SPD und des künstlerisch politische Installation BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) entgegenzusetzen, die "Der Bevölkerung" Zweitens. In der Sache geht es Hans Haacke und gewidmet ist. Das Reichstagsgebäude ist dem den Befürwortern seines Entwurfes um die deutschen Volke gewidmet und damit dem Auseinandersetzung zwischen der historischen Souverän, den dieses Parlament vertritt und von Widmung des Reichstagsgebäudes aus den dem es seine Legitimation bezieht. Für diese schwierigen Anfangsjahren des deutschen Widmung - 1916 nach jahrelangem Widerstand des Parlamentarismus und dem heutigen Kaisers an diesem Gebäude angebracht - muss sich Selbstverständnis eines von autoritärer niemand rechtfertigen. Sie ist nicht überholt. Bevormundung emanzipierten Parlaments. Diese (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. - Auseinandersetzung ist gewiss zulässig. Ob Widerspruch der Abg. [SPD]) allerdings das vorgeschlagene Projekt für diese Es hat in den vergangenen Wochen der Auseinandersetzung innerhalb und außerhalb des Auseinandersetzung manche goldenen Worte Parlamentes geeignet ist, darüber darf und muss gegeben, die hoffnungslos richtig sind, aber alle man streiten. messerscharf neben der Sache liegen, dass man (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie nämlich über Kunst nicht mit der Mehrheit bei Abgeordneten der SPD und des entscheiden könne - ebenso wenig wie über BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Wahrheit. Das ist sicher wahr. Der Streit ist übrigens von Hans Haacke Ob es sich bei dem Projekt von Hans Haacke um offenkundig gewollt. Deswegen kann doch nicht ein bedeutendes Kunstwerk handelt oder nicht, ernsthaft beanstandet werden, dass dieser Streit mögen andere in Ruhe entscheiden. Es ist übrigens nun stattfindet; schon gar nicht kann beanstandet auch unter Experten hoch umstritten. Der werden, dass er im Parlament ausgetragen und Bundestag muss entscheiden, ob er dieses Werk in entschieden wird. diesem Gebäude in Auftrag geben will oder nicht: (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie nicht mehr und nicht weniger. bei Abgeordneten der SPD und des (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Es ist absurd, dem Bundestag die Legitimation für Die im wörtlichen wie im übertragenen Sinne diese Entscheidung bestreiten zu wollen. Bei aller künstliche Gegenüberstellung von Volk und Begeisterung und Empörung über das künstlerisch- Bevölkerung wird weder dem Volk noch der politische Projekt Haackes ist offenkundig, dass Bevölkerung gerecht, schon gar nicht der der Deutsche Bundestag als Auftraggeber und sinnvollen Auseinandersetzung mit diesem niemand sonst zu entscheiden hat, ob er diesen sensiblen Sachverhalt. Die Volksvertreter, die in Vorschlag realisieren will diesem historisch gezeichneten Parlamentsgebäude ihr Mandat wahrnehmen, 1 Protokoll der Bundestagsbedatte 05.04.2000, Tagesordnungspunkt 4 Kunstprojekt im nördlichen Lichthof des Reichstagsgebäudes von Hans Haacke „Der Bevölkerung“ Drucksache 14/2867 (neu) verstehen sich längst - auch ohne diese Neoninschrift "Den Bevölkerungsvertretern/ Aufforderung - als Vertreter aller Menschen in -vertreterinnen". diesem Land, Die Verwandlung von Konzeptkunst in eine (Beifall der Abg. Dr. [BÜNDNIS skurrile "Bundesgartenschau" ist kein großer 90/DIE GRÜNEN]) Wurf, sondern eine große Albernheit, die der dank einer Verfassung, in der sich "das Deutsche Ernsthaftigkeit nicht gerecht wird, die dieses Volk" - ich zitiere und wiederhole: "das Deutsche Thema verdient und beansprucht. Volk" - "zu unverletzlichen und unveräußerlichen (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Menschenrechten als Grundlage jeder Abgeordneten der F.D.P.) menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Das Bedürfnis des Künstlers nach Gerechtigkeit in der Welt" bekennt. Dafür brauchen Selbstinszenierung ist legitim; es ist in diesem wir von niemandem Nachhilfeunterricht. konkreten Fall offensichtlich ausgeprägter als das (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Interesse an Aufklärung. Insofern sieht das Wer wie Hans Haacke den Begriff "Volk" unter Konzept folgerichtig vor, dass auf allen Etagen des nationalistischen, mindestens mythologischen Reichstagsgebäudes Tafeln anzubringen sind, auf Generalverdacht stellt, bleibt bewusst oder denen die Abgeordneten mit ihrer leichtfertig hinter dem Selbstverständnis unserer Parteizugehörigkeit und den Wahlkreisen oder Verfassung und dieser Volksvertretung zurück. Er Bundesländern und der Angabe des Datums, an darf nicht erwarten, in diesem Zusammenhang dem die Abgeordneten ihren Erdanteil beigesteuert ausgerechnet mit einer Bodeninstallation deutscher haben, verzeichnet werden sollen. Erde aufklärerisch oder befreiend zu wirken. (Lachen bei der CDU/CSU sowie bei (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES GRÜNEN - Zuruf von der CDU/CSU: Ist das 90/DIE GRÜNEN) Ernst?) Dass sich der Deutsche Bundestag diese - Das stammt alles aus der Projektbeschreibung. atemberaubende Verbindung von Volk und Erde, Da in Zeiten der neuen Medien ein Kunstwerk Boden und Bevölkerung zu eigen macht, ist ansonsten offensichtlich nicht komplett ist, hat es geradezu abwegig. selbstverständlich auch eine Internet-Perspektive. Ich persönlich halte den Konzeptvorschlag Hans Vorgesehen ist, dass im Innenhof eine Haackes politisch wie ästhetisch für misslungen. Videokamera angebracht wird, die regelmäßig das (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Wachsen und Werden dieses Kunstwerks begleitet, Der Aufwand, mit dem er nach seiner damit jeden Tag ab 12 Uhr mittags den Besuchern Projektbeschreibung "der Bevölkerung" auf einer ständig aktualisierten Website die Gerechtigkeit; - jedenfalls Aufmerksamkeit Entwicklung dieses Projekts nahe gebracht werden widerfahren lassen will, ist monströs und, wie ich kann. Welcher Aufwand für welche Einfalt! finde, eine Verballhornung des Anliegens. (Beifall bei der CDU/CSU) Nachdem Haacke in seiner Projektbeschreibung für Ich persönlich finde diese Inszenierung albern und den "Antransport der Erde" jedem einzelnen unangemessen, und ich nehme für mein Urteil die Abgeordneten - ich zitiere aus der gleiche Freiheit in Anspruch, die ich dem Künstler Projektbeschreibung - "zwei mit ihrer Bestimmung selbstverständlich für sein Konzept zubillige. beschriftete Halbzentnersäcke" zur Verfügung (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) stellen will, Es ist ihm unbenommen, die Einwände seiner (Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU) Kritiker, insbesondere aus der Unionsfraktion des bei deren Übergabe die Abgeordneten - ich zitiere Bundestages, für "blödsinnig" zu erklären, wie erneut - "urkundlich erklären, von welcher Stelle Agenturen melden. Mir bleibt es unbenommen, die Erde stammt" das vorgeschlagene Konzept als Zumutung zu (Ulrich Heinrich [F.D.P.]: Jetzt wird es aber bezeichnen und meine Mitwirkung abzulehnen. schwach!) Hier steht nicht die Freiheit der Kunst zur Debatte - es in der Tat immens schwach, Herr Kollege und hoffentlich auch nicht die Freiheit des Heinrich; wir müssen deshalb wissen, über was wir Bundestages, den künstlerischen hier abstimmen -, Gestaltungsvorschlag für sein Parlamentsgebäude (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten anzunehmen oder abzulehnen. der F.D.P.) (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei wird sich sicher auch für den Abtransport beim Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE Ausscheiden aus dem Bundestag eine ähnlich GRÜNEN und der F.D.P.) überzeugende Lösung finden lassen. Diejenigen, die mich kennen, wissen, dass ich seit (Heiterkeit bei der CDU/CSU - Widerspruch bei Jahren mit Leidenschaft für die der SPD) Selbstverständlichkeit werbe, dass die Kunst sich Ein Leserbriefschreiber hat vor einigen Tagen mit Politik und die Politik sich mit Kunst befassen angeregt, der Künstler solle entsprechende muss. Holztröge in die Wahlkreise schaffen, darüber die ( [SPD]: Aber wehe, sie tut es!)

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Allerdings akzeptiere ich ausdrücklich nicht die und ich nehme mir nun ganz selbstverständlich Erwartung, dass die Kunst sich der Politik das Recht, meine Auffassung in dieser grundsätzlich in kritischer Auseinandersetzung, die Angelegenheit ebenso engagiert zu vertreten. Politik sich der Kunst dagegen vorzugsweise mit (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie andächtiger Bewunderung zu nähern habe. bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU - Beifall GRÜNEN) bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES Es gibt nicht nur eine Anmaßung der Politik 90/DIE GRÜNEN und der F.D.P.) gegenüber der Kunst, die nicht toleriert werden Zensur findet nicht statt. Aber ein ästhetisches darf; es gibt gelegentlich auch eine Anmaßung Urteil muss erlaubt sein, zumal bei einem Projekt, ausgewiesener wie selbsternannter das auch unter den so genannten Sachverständigen Kunstsachverständiger gegenüber der allein unter ästhetischen Gesichtspunkten Öffentlichkeit, mit der autoritären Gebärde von mindestens so viel Widerspruch wie Zustimmung Hohepriestern das eigene ästhetische Urteil für das gefunden hat. einzig mögliche zu halten. Die Einwände, das Plenum des Bundestages dürfe (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie nicht über Kunst in seinem Gebäude entscheiden, der Abg. Dr. Antje Vollmer [BÜNDNIS 90/DIE lassen ein prinzipielles Misstrauen gegenüber der GRÜNEN]) Politik im Umgang mit Kunst erkennen. Die anstehende Entscheidung des Bundestages ( [F.D.P.]: Das ist eine Frechheit! Ich über ein ebenso diskussionswürdiges wie hänge mir doch zu Hause auch kein Bild hin, das diskussionsbedürftiges künstlerisches Projekt in ich nicht mag!) seinem Hause ist ein Anwendungsfall nicht nur für Der Deutsche Bundestag verdient ein solches die Freiheit der Kunst, sondern auch für die Misstrauen nicht. Ich kenne kein anderes Parlament Souveränität dieses Parlaments. Sie hat nicht nur in der Welt, das sein Gebäude statt mit einer etwas mit der gelegentlich strapazierten Würde Gemäldegalerie großer Köpfe und geschichtlicher des Hohen Hauses zu tun, sondern auch und vor Ereignisse demonstrativ mit zeitgenössischen allem mit der Würde der Menschen, die wir in Kunstwerken ausstattet. Der Deutsche Bundestag diesem Hause zu vertreten haben und die wir nicht hat sich nicht für eine möglichst unauffällige, als "Volk" und "Bevölkerung" gegeneinander in unanstößige, dekorative künstlerische Gestaltung Stellung bringen lassen dürfen. entschieden, sondern die von ihm selbst (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie angesprochenen Künstler aus Deutschland wie dem bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE Ausland ausdrücklich zu einer Auseinandersetzung GRÜNEN) mit dem Parlamentsgebäude und seiner Geschichte Ich habe heute in der Post die Zuschrift eines mir aufgefordert. Künstler wie Gerhard Richter, Sigmar unbekannten Lehrers und Historikers gefunden, Polke, Günther Uecker, Christian Boltanski, die wohl auch an den Herrn Bernhard Heisig, Jenny Holzer und nicht zuletzt Bundestagspräsidenten gegangen ist. Er schreibt Norman Foster haben diese Herausforderung in mir: einer Weise angenommen, die keineswegs Die Auseinandersetzung mit der deutschen unumstritten ist, aber jeden Streit lohnt. Geschichte kann nicht so geschehen ..., dass die In den letzten Jahren hat der Deutsche Bundestag deutsche Volksvertretung sich in ihrem eigenen zudem zwei denkwürdige Entscheidungen Haus mit eigener Zustimmung lächerlich machen getroffen, die seiner Souveränität auch im Umgang lässt ... mit ästhetischen Fragestellungen ein beachtliches Wir haben Anlass, diese Besorgnis ernst zu Zeugnis ausstellen: Es sind die weltweit bejubelte nehmen, und wir haben die Möglichkeit, sie mit Verhüllung des Reichstages durch Christo, die nach unserem Votum gegenstandslos zu machen. jahrzehntelangen vergeblichen Anläufen (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie schließlich vom Plenum des Deutschen bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE Bundestages möglich gemacht worden ist, GRÜNEN und der Abg. Hanna Wolf (München) (Beifall der Abg. Hanna Wolf (München) [SPD] [SPD]) und Dr. Antje Vollmer [BÜNDNIS 90/ DIE Vizepräsidentin Petra Bläss: Es spricht jetzt der GRÜNEN]) Kollege , SPD-Fraktion. und die Entscheidung für die Errichtung eines Denkmals für die ermordeten Juden Europas, das Gert Weisskirchen (Wiesloch) (SPD): über seine politische Bedeutung hinaus auch eine Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und höchst anspruchsvolle ästhetische Form durch das Kollegen! Hier werden nicht die Widmungen Stelenfeld von Peter Eisenman finden soll, die ganz "Dem Deutschen Volke" und "Der Bevölkerung" gewiss nicht am viel beschimpften als Feindbegriffe einander gegenübergestellt, Publikumsgeschmack orientiert ist. sondern beide Begriffe werden zueinander gestellt, Ich persönlich habe übrigens für beide umstrittenen um miteinander einen Dialog zu führen Entscheidungen sehr engagiert gefochten; (Lachen bei der CDU/CSU) (Wolfgang Thierse [SPD]: Sie persönlich ja!) über die Frage: In welcher Gesellschaft wollen wir künftig leben? Das will uns der Künstler sagen. 3 Protokoll der Bundestagsbedatte 05.04.2000, Tagesordnungspunkt 4 Kunstprojekt im nördlichen Lichthof des Reichstagsgebäudes von Hans Haacke „Der Bevölkerung“ Drucksache 14/2867 (neu)

(Beifall bei der SPD und der PDS sowie bei Kunst, so sagt Gadamer, die "sich nicht dekorativ Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE dem Lebenszusammenhange einschmiegt, sondern GRÜNEN) von eigener Mitte her aus ihm heraussteht", gefällt Worauf beruht Demokratie? Gewiss zunächst auf nicht bloß. Sie muss und darf, so Gadamer, wirken der Zustimmung der Bürgerinnen und Bürger. Vor wie eine Zumutung. - Ich finde, wir müssen solche allem aber steht auch vor dem Volk: "Die Würde Zumutungen ermöglichen und anerkennen. des Menschen ist unantastbar." Darum heißt es in (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des der Verfassung: "Alle Menschen sind vor dem BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS) Gesetz gleich", und darum heißt es dort auch, dass Diese Debatte zeigt übrigens: Hans Haacke hat die Kunst frei ist. den Nerv getroffen. Vor allen Wahlen und Abstimmungen beruht (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Demokratie also zunächst darauf, anzuerkennen, Er hat das getroffen, worum es geht. Manche dass es nicht Abstimmbares gibt. Bislang galt bei fürchten um das Selbstverständnis. Von wem? uns die Überzeugung und der Konsens, dass über Vom Bundestag? Vom deutschen Volk? Ist unser Kunst nicht abgestimmt werden kann. Selbstverständnis, unser Selbstbewusstsein nicht (Beifall bei der SPD und der PDS sowie bei stark genug, dass wir hier im Deutschen Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE Bundestag auch kritischer Kunst einen Platz GRÜNEN und der CDU/CSU) schaffen können? Dies und nichts anderes war auch der Grund, dass (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des der Bundestag sich einen Kunstbeirat geschaffen BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS - hat. Ich sehe voraus: Sollte es hier eine Mehrheit Dr. Norbert Lammert [CDU/CSU]: Tun wir doch gegen die Entscheidung des Kunstbeirates geben, serienweise!) dann wird dieser Kunstbeirat nicht mehr Was wäre das anderenfalls für ein weiterleben können! Selbstverständnis? (Beifall bei Abgeordneten der SPD - Zurufe von Ich vertraue dem Selbstbewusstsein frei gewählter der CDU/CSU und der F.D.P.: Oh!) Abgeordneter, sich dem Dialog zwischen der sich Dann werden Sie sich die Frage stellen müssen, ob am Giebel befindenden Inschrift und dem in dem Fall nicht der Bundestag, das Plenum, jede Kunstwerk von Hans Haacke - seien Sie hier einzelne Kunstentscheidung selbst vornehmen herzlich gegrüßt - zu stellen. Ein solches muss. Das hielte ich für fatal. Wir brauchen diesen Selbstbewusstsein haben frei gewählte Kunstbeirat. Abgeordnete. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der PDS) (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des Wer entscheidet, kann irren; selbstverständlich. BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS) Das gilt aber auch für den Bundestag. Es geht hier Übrigens, das Zitat "Dem Deutschen Volke" um etwas anderes. Es geht nicht darum, ob verweigerte der Kaiser so lange, bis er kurz vor Mehrheiten irren, sondern um die Chance, dass es Kriegsende bereit war, dem deutschen Volk ein Modell zwischen Kunstsachverständigen und überhaupt erst einen Wert zuzubilligen. Erst dann, dem Bundestag gibt und dass dieses Modell leben kurze Zeit vor Ende des Ersten Weltkrieges, wurde kann. Wir haben Sachverständige, die diese Inschrift angebracht. hervorragendsten, die es in Deutschland gibt, die (Zurufe von der F.D.P.: Eben!) uns beraten und die uns einstimmig gebeten haben, Sie dürfen sich also nicht darauf beziehen, dass es diesem Kunstwerk hier im Lichthof einen Platz zu etwa das Volk gewesen ist, das dies gefordert hat. geben. Wir haben uns in langen Diskussionen - (Dr. Antje Vollmer [BÜNDNIS 90/DIE fragen Sie Ihre Kolleginnen und Kollegen, die im GRÜNEN]: Aber die Sozialdemokraten!) Kunstbeirat Mitglied sind - intensiv damit befasst Der Kaiser hat erst am Ende des Ersten und auseinander gesetzt und uns - zwar nicht ohne Weltkrieges das Volk als so wertvoll empfunden, Zweifel, aber dann nachher doch - mit einer dass es hier am Giebel mit einer Inschrift seinen deutlichen Mehrheit dazu durchgerungen. Platz gefunden hat. Was sagt das uns? Es besagt, dass Kunst und Hans Haacke nimmt jenes Zitat auf. Er stellt das Demokratie natürlich eine schwierige Zitat in seinem Kunstwerk mit diesem Zitat Beziehungskiste ist. Der Künstler ist autonom. Sein zusammen. Das ist kein Gegensatz; es gehört Werk darf stören, ja es muss sogar stören und zusammen. Eingeschliffenes aufbrechen. Sein Werk muss (Dr. [CDU/CSU]: Er will es neues Sehen möglich machen. Er braucht nicht auf korrigieren!) Mehrheiten Rücksicht zu nehmen. Er braucht nicht Er ergänzt es auf ebener Erde. Herr Lammert, das auf Sehweisen, die eingeschliffen sind, Rücksicht Behältnis ist 30 Zentimeter hoch. Blumen werden zu nehmen. Wir müssen das. Das ist der aus ihm wachsen. Frau Vollmer, was ist denn Unterschied. Die Demokratie darf in der Sphäre daran, bitte schön, Kitsch? des Abstimmbaren die Mehrheitsregeln und (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des übrigens auch den Schutz von Minderheiten nicht BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS verletzen. und des Abg. Ulrich Heinrich [F.D.P.])

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Willy Brandt würde gesagt haben: Haben Sie es sein als die empirische Realität, in der die Politik nicht eine Nummer kleiner? zu leben meint. Es ist manchmal sehr viel Sein Werk fragt uns: Wie weit fassen wir den wichtiger, einen Anstoß zum Nachdenken, zum Begriff des Bürgers? Das halte ich für eine ganz Überdenken eigener Positionen zu bekommen, spannende Debatte. Nehmen wir das damit Demokratie lebendig und entwicklungsfähig transatlantische "ius soli" auf oder nicht? Welche bleibt und sich weiterentwickeln kann. Das ist es, Rechte und Pflichten haben Menschen nicht was Hans Haacke uns deutlich machen will. deutscher Nationalität, die mit uns leben? Seit dem Deswegen wünsche ich mir, dass wir eine Vertrag von Amsterdam gibt es zusätzlich zur Mehrheit für Hans Haackes Projekt haben. Sagen nationalen Staatsbürgerschaft die Sie Ja dazu, dass "Dem Deutschen Volke" die Unionsbürgerschaft. Wollen wir denn länger "Bevölkerung" zugesellt wird. Diese Begriffe sind leugnen, dass wir in einem Land leben, in dem es nicht als Gegensatz, sondern in Beziehung eine wachsende Zahl von Menschen gibt, die nicht miteinander zu sehen. Es ist ein ständiger Deutsche sind? Mit diesen wollen wir gemeinsam Denkanstoß der Kunst, niemals zu vergessen: leben. Genau das, genau dieses Unsere Verantwortung gilt allen Menschen, die in Erinnerungsmoment ständig für uns wach zu Deutschland miteinander leben, ob sie Deutsche halten, das will uns der Künstler sagen und zeigen. sind oder nicht. Deswegen muss sein Kunstwerk hier seinen Platz In einer vergleichbaren Zeit widmete ein anderer haben. Kaiser in Wien einem Haus der Kunst die Worte: (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des "Der Zeit die Kunst, der Kunst die Freiheit". BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS) Sorgen Sie dafür, dass die Kunst ihre Freiheit Die Spannungen - Herr Kollege Lammert, so bekommt! Sorgen Sie dafür, dass Hans Haacke würde ich es bezeichnen - zwischen der seine Kunst hier im Deutschen Bundestag als Giebelinschrift und dem Kunstwerk von Hans ständige Auseinandersetzung mit der Gegenwart Haacke machen nichts anderes deutlich, als dass es zeigen kann. in unserer Gesellschaft eine wachsende Pluralität (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des bzw. Vielfarbigkeit gibt. Ohne Pluralität ist BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS) Modernität nicht zu gewinnen. Ohne Toleranz wird Namens von 41 Abgeordneten beantrage ich es nie Solidarität geben. Dazu aber, zu jener namentliche Abstimmung. Toleranz - entschuldigen Sie, dass ich das so sage -, (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des gehört der Dialog zwischen Kunst und Politik. Wer BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS) Kunst darauf reduziert, dass sie anschmiegsam und Vizepräsidentin Petra Bläss: Sie haben es gehört, dekorativ sein soll und nicht kritisch sein darf, der der Kollege Gert Weisskirchen hat namentliche hat einen Kunstbegriff, der nicht zu unserer Abstimmung beantragt. In der Zwischenzeit Gegenwart und zu unserer Auseinandersetzung wurden die Unterschriften von mehr als den gehört. notwendigen 34 anwesenden Mitgliedern des (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des Bundestages zur Einforderung dieser Abstimmung BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS - vorgelegt. Deshalb möchte ich hiermit offiziell Dr. Norbert Lammert [CDU/CSU]: Wer hat denn bekannt geben, dass im Anschluss an diese diesen Kunstbegriff?) Debatte eine namentliche Abstimmung stattfindet. Der Streit über Ästhetik - das kann doch gar nicht Nächste Rednerin ist die Kollegin Dr. Antje anders sein - wird immer offen bleiben. Politisch Vollmer, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. aber dürfen wir diesen Streit um die Freiheit der Kunst nicht verlieren. Wir dürfen nicht unsere Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE Liberalität verlieren. Abgeordnete können durch GRÜNEN): Frau Präsidentin! Meine Damen und Kunst auch herausgefordert werden. Sie müssen Herren! Wir reden hier ja nicht fraktionsmäßig, ein Ja dazu sagen, dass Kunst in unseren Räumen sondern frei pro und kontra. Ich rede für diesen Platz haben kann. Antrag und damit gegen die Installation des (Zuruf von der CDU/CSU: Wir müssen gar nichts!) Kunstwerkes. Die kritischen Künstler dürfen wir nicht verlieren. (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.) Beklagen wir nicht häufig die Distanz von Auch ich habe, je länger die Debatte über das Intellektuellen gegenüber der Politik? Wie ernst Haacke-Projekt dauert, den Eindruck, dass immer nehmen wir denn unseren eigenen Aufruf zum schwerere Geschütze aufgefahren werden, dass Mittun? Wir brauchen die kritischen Künstler, immer größere Tabu-Zäune aufgerichtet werden. damit unsere Gesellschaft ständig wach und Ich plädiere ganz entschieden für Abrüstung in lebendig bleibt. Zu diesen Künstlern gehört auch dieser Frage, auch für Abrüstung beim Pathos, und Hans Haacke. wenn möglich für nüchterne, praktische Vernunft. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) 90/DIE GRÜNEN, der SPD, der CDU/CSU und Kunst - das ist ihre herausstechende Eigenart - der F.D.P.) durchbricht die Logik von Interessen. Die Zunächst möchte ich Hans Haacke, der auf der Gegenwart der Kunst kann manchmal viel realer Zuschauertribüne sitzt, gratulieren. Ob ihm ein 5 Protokoll der Bundestagsbedatte 05.04.2000, Tagesordnungspunkt 4 Kunstprojekt im nördlichen Lichthof des Reichstagsgebäudes von Hans Haacke „Der Bevölkerung“ Drucksache 14/2867 (neu)

Kunstwerk gelungen ist, darüber lässt sich trefflich Ich möchte deutlich sagen: Ich finde, wir sollten streiten. Darüber sollen auch andere entscheiden. uns dieser Art "Gesinnungs-TÜV" nicht Ein Kunststück hat er allemal vollbracht: Er ist der unterziehen. Erste, dem es gelungen ist, über sein Kunstwerk (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES die Ehre zu haben, eine Debatte im Deutschen 90/DIE GRÜNEN sowie bei der CDU/CSU und Bundestag erzeugt zu haben. bei Abgeordneten der F.D.P. - Lachen bei (Zuruf von der CDU/CSU: Christo!) Abgeordneten der SPD) Er wollte eine Debatte über das Begriffspaar Wer gegen das Kunstwerk ist, signalisiert damit "Volk" und "Bevölkerung". Ich finde, wir sind ihm nicht, dass er "rechts" ist. Wer für das Kunstwerk da nichts schuldig geblieben. Für einen und damit für die Benutzung dieser eigenartig Prozesskünstler ist das schon ein richtig schöner mythischen Substanz der Erde ist, signalisiert Erfolg, und dafür habe ich auch Respekt. damit nicht, dass er der Kunstfreund schlechthin Das, worüber wir heute diskutieren, ist aber ein ist. ganz praktisches Problem: Wie kann ein (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der Kunstwerk realisiert werden, das essenziell zu F.D.P.) seiner Verwirklichung die Teilnahme von frei Man wird sagen, es gehe um die Freiheit der gewählten Abgeordneten dieses Bundestages an Kunst. Richtig, sage ich, aber es geht auch um die einem, wie auch ich finde, höchst merkwürdigen Freiheit von Abgeordneten und darum, wofür sie und geradezu skurrilen Erdritual erfordert? sich selbst entscheiden, wenn sie denn Teil dieses (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES Kunstwerks sein sollen. 90/DIE GRÜNEN, der SPD, der CDU/CSU und Ich wünschte mir, der Kunstbeirat, dem ich seit der F.D.P.) Beginn dieser Legislaturperiode angehöre, hätte in Ich gehöre zu denen, die sich einfach nicht dieser Frage etwas mehr Weisheit und Klugheit vorstellen können, dass zum Beispiel der gehabt. Abgeordnete Jörg van Essen, die Abgeordnete (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS- , der Abgeordnete Rezzo Schlauch, SES 90/DIE GRÜNEN sowie bei der CDU/CSU die Abgeordnete Elke Leonhard und der und bei Abgeordneten der F.D.P.) Abgeordnete hier eines Tages mit War es wirklich klug, den deutschen einem Eimer oder einem Sack Erde ankommen Parlamentariern keine Wahl zu lassen, keine Wahl, (Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der wie sie zum Beispiel die französischen Kollegen F.D.P.) hatten? Denn auch in Frankreich hat Herr Haacke und darauf warten, dass sie diese im nördlichen mit einem Projekt kandidiert. Er ist geehrt, aber Lichthof auskippen dürfen, um sich so von nicht gewählt worden. Damit war die Sache auch nationalen Begriffen und Überzeugungen quasi zu elegant erledigt. reinigen. (Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE (Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei der CDU/CSU und der GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie F.D.P.) bei Abgeordneten der SPD) Ich finde, das deutsche Parlament hat den Vizepräsidentin Petra Bläss: Frau Kollegin Vorwurf, der ihm von einigen Kunstpäpsten und Vollmer, gestatten Sie eine Zwischenfrage? Kunstkardinälen gemacht wird, wirklich nicht Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): verdient. Ich bitte auch diese: Geben Sie doch Da ich nur fünf Minuten Redezeit habe, möchte ich endlich Gedanken- und Entscheidungsfreiheit! im Zusammenhang sprechen. Hinterher (Lachen bei Abgeordneten der SPD) beantwortete ich gern noch eine Frage. Übrigens: Auch Künstler sind Menschen. Man Man kann für diesen Vorgang, der den kann sich mit Künstlern streiten. Man darf sich Abgeordneten indirekt aufgenötigt wird, mit ihnen auseinander setzen. Man muss sie nicht dramatische Begriffe finden. Man kann aber auch auf ein unantastbares Podest setzen. Dann täte sagen: Es ist so skurril, dass es schlichte, gute man den Künstlern und auch ihrer Kunst Unrecht. Gründe dafür gibt, wenn jemand sagt, daran wolle Aus einer Debatte mit den Künstlern heraus ist er nicht teilnehmen. Das ist genau der Punkt: Was zum Beispiel die Kuppel auf diesem macht der Künstler Hans Haacke, wenn er es nicht Reichstagsgebäude entstanden. Herr Foster wollte schafft, genügend Abgeordnete von der sie nicht; sie ist aus der Debatte heraus entstanden. Sinnhaftigkeit dieses Projekts zu überzeugen? Ich (Zurufe von der CDU/CSU: Genau! - Richtig!) glaube, darin liegt ein Bruch, ein Nichtgelingen der Gönnen Sie doch dem Parlament und den künstlerischen Konzeption. Und weil das Künstlern diese Form von Auseinandersetzung! Kunstwerk eben diese konzeptionelle Schwäche (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS- hat, wird, glaube ich, so massiv tabuisiert und SES 90/DIE GRÜNEN sowie bei der CDU/CSU nachmoralisiert. und bei Abgeordneten der SPD und der F.D.P.) (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der Wenn wir über Freiheit von Kunst reden, dann F.D.P.) muss angesichts dessen, was wir gekauft haben - das sind im Wesentlichen dieselben Werke, wie Sie sie in jedem modernen Museum finden -, auch 6 Protokoll der Bundestagsbedatte 05.04.2000, Tagesordnungspunkt 4 Kunstprojekt im nördlichen Lichthof des Reichstagsgebäudes von Hans Haacke „Der Bevölkerung“ Drucksache 14/2867 (neu) einmal über gewisse Mächte im Kunstmarkt, über (Beifall bei der SPD - Hans-Peter Repnik geschlossene Klubs und über Gruppen, die sich [CDU/CSU]: Sie ist ja Gegenstand des Berichtes!) gegenseitig beraten und fördern, gesprochen Ich gebe uns auch die Freiheit, nicht sklavisch an werden. Was mir am meisten Leid tut, ist, dass wir dem festzuhalten, was der Künstler mit seinem trotz der 40 Millionen DM, die wir für die eigenen Projekt hier interpretiert, sondern unsere Gegenwartskunst ausgeben - ein unglaubliches eigene Interpretation in der Form zu geben, dass Signal -, fast keine unbekannten Künstler haben, wir sie nicht lächerlich zu machen haben. dass die Künstler der letzten Jahrzehnte keine (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des Chance haben und dass die Künstler der nächsten BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Jahrzehnte keine Chance haben, weil das Geld Die Inschrift "Dem Deutschen Volke" im ausgegeben ist. Westgiebel des Reichstags gab den Anstoß für (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS Haackes Anliegen, in einem Kunstwerk SES 90/DIE GRÜNEN, der SPD, der CDU/CSU aufzuzeigen, wie stark der Begriff "deutsches und der F.D.P.) Volk" missbraucht wurde, ganz im Gegenteil zum Darüber sollten wir einmal eine Debatte führen. damaligen demokratischen Verständnis und somit Das hat ganz viel mit der Freiheit der Kunst zu tun, zur positiven Botschaft, wie sie ursprünglich aber auch mit der Freiheit des Wortes der gedacht war. Abgeordneten. Wenn der Vergleich zu Frankreich und Danke. Großbritannien kommt, meine sehr verehrte (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS- Damen und Herren, liebe Kolleginnen und SES 90/DIE GRÜNEN sowie bei der CDU/CSU Kollegen, dann darf ich doch da-rauf hinweisen, und bei Abgeordneten der SPD und der F.D.P.) dass es in der deutschen Geschichte einen Nächster Redner ist der Kollege Ulrich Heinrich, massiven Missbrauch des Wortes Volk gab und F.D.P.-Fraktion. dass genau dieser Missbrauch des Wortes Volk den Künstler veranlasst hat, hier einen Bogen zu Ulrich Heinrich (F.D.P.): spannen zu einer "Bevölkerung". Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P. sowie bei der Ich glaube, wir sind uns alle einig: Professor Hans SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Haacke hat sich viel vorgenommen. Wer Diesen Bogen zu spannen finde ich im wahrsten ausgerechnet im deutschen Parlament den Begriff Sinne des Wortes eine spannende Sache. Er Volk infrage stellt, darf sich über die kritischen erinnert an die Säuberungen im völkischen Sinne, Töne eigentlich nicht wundern. vorgenommen durch die Nationalsozialisten - 113 Reichstagsabgeordneten wurde ihre Zugehörigkeit Aber um es vorweg zu sagen: Ich finde die zum deutschen Volk ab-erkannt, 75 davon kamen kritischen Töne und Diskussionen ausgesprochen in Haft ums Leben und acht unserer ehemaligen positiv. Dies geht zugunsten unserer Kollegen verübten Selbstmord -, erinnert aber demokratischen Kultur und zugunsten der Kunst auch an den Missbrauch des Wortes Volk während im Allgemeinen, aber auch der Kunst im der kommunistischen Herrschaft im geteilten Deutschen Bundestag im Besonderen. Deutschland. Die Sprechchöre der 89er (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P., der SPD und Demonstranten "Wir sind das Volk" stellen sich des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) ebenfalls ganz bewusst gegen den Missbrauch des Trotzdem bleibt festzustellen: Die Töne sind umso Volkes in der damaligen DDR. kritischer, je weniger man sich mit dem Kunstwerk (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des ausei-nander setzt oder davon weiß. BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des Der Verweis auf Art. 3 des Grundgesetzes, BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) "Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Deshalb war es eine sehr weise Entscheidung, dass Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner ein Kunstbeirat berufen wurde. In diesem Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner Kunstbeirat sitzen so ganz normale Abgeordnete religiösen oder politischen Anschauungen wie ich. Sie werden von einer ganzen Reihe von benachteiligt oder bevorzugt werden", ist hier Kunstsachverständigen, die ebenfalls dem ebenfalls ausgesprochen wichtig. Dieses Postulat Kunstbeirat angehören, unterstützt. Dieser Beirat wurde nicht umsonst 1949 ins Grundgesetz hat sich in zwei Sitzungen sehr intensiv mit dem geschrieben. von ihm in Auftrag gegebenen Kunstwerk befasst Wer heute aus "Volk" "Bevölkerung" macht, und sich jedes Mal mit großer Mehrheit dafür schafft das deutsche Volk noch lange nicht ab, ausgesprochen. sondern erweitert den Begriff in der Form, dass er Lieber Herr Kollege Lammert, Sie haben vorhin auch unserem heutigen demokratischen aus der Beschreibung des Künstlers zitiert. Der Verständnis entspricht, und macht deutlich, für Kunstbeirat hat sich diese Beschreibung wen dieses Parlament arbeitet. ausdrücklich nicht zu Eigen gemacht, die hier (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P., der SPD und mitgeliefert worden ist. des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN )

7 Protokoll der Bundestagsbedatte 05.04.2000, Tagesordnungspunkt 4 Kunstprojekt im nördlichen Lichthof des Reichstagsgebäudes von Hans Haacke „Der Bevölkerung“ Drucksache 14/2867 (neu)

Es leben in Deutschland derzeit etwa 10 Prozent (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P., der SPD, des Ausländer und es werden in Zukunft noch mehr BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie der PDS) werden. Die Niederlassungsfreiheit in der EU und Vizepräsidentin Petra Bläss: Nächste Rednerin in die geplante Osterweiterung werden diesen Trend dieser Debatte ist die Kollegin Hanna Wolf, SPD- fortsetzen, ob wir wollen oder nicht. Wir werden Fraktion. als Parlament in immer stärkerem Maße dieser Entwicklung Rechnung tragen müssen. Hanna Wolf (München) (SPD): Frau Der Bogen, der zwischen dem historischen Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Reichstagsgebäude und dem Deutschen Bundestag Herren! Wir stimmen heute über Hans Haackes gespannt wird, spiegelt sich in "Volk" und Kunstprojekt ab, weil er für seine Erdinstallation "Bevölkerung" meiner Meinung nach sehr gut nicht etwa ein Gartencenter beauftragen will, wider. sondern alle 669 heutigen und auch alle (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des zukünftigen Abgeordneten zum Mitbringen eines BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Zentners Erde aus ihrem Wahlkreis auffordert. Besonders beeindruckend, aber auch Dadurch werde ich zur Mitgestalterin. Weil ich herausfordernd ist für uns Abgeordnete ganz sicher den Künstler ernst nehme, will ich auch das Heranschleppen von Erde aus unseren begründen, warum ich nicht mitmachen werde. verschiedenen Wahlkreisen. Diese Interaktion und Die fürsorglich bevormundenden Briefe, die wir Partizipation zeigt deutlich, dass es sich um ein alle bekommen haben, und die herablassenden Kunstwerk handelt, welches man nicht Artikel in einigen Feuilletons über die Kompetenz überall aufstellen kann, sondern welches von Politikern ausschließlich für den Deutschen Bundestag (Beifall der Abg. Dr. Antje Vollmer [BÜNDNIS geschaffen wurde. 90/DIE GRÜNEN]) Ich finde auch die Geste, dass die Erde aus den veranlassen mich auch zum öffentlichen Wahlkreisen sozusagen als Partikularinteresse Widerspruch. hierher gebracht wird, die dann mit allen anderen (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Regionen in ein großes Ganzes einmünden, sehr Abgeordneten der F.D.P.) symbolträchtig. Der Kunstbeirat wird nicht desavouiert, wenn das Meine Damen und Herren, wir alle haben schon an Plenum heute über diesen Vorschlag abstimmt. ersten Spatenstichen teilgenommen. Ich frage Sie: Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass der Wer hat nicht auch damals sozusagen seinen Teil Kunstbeirat die Entscheidung von sich aus offen zur Symbolik beigetragen? Das ist genau das gehalten hätte, Gleiche. (Beifall der Abg. Dr. Antje Vollmer [BÜNDNIS (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des 90/DIE GRÜNEN]) BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) da ja jede und jeder Abgeordnete sich aktiv Hier wird das Zusammenwirken aller beteiligen soll. Abgeordneten deutlich unterstrichen. Es ist gerade (Beifall bei Abgeordneten der SPD, des kein Blut-und-Boden-Symbol. BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des und der F.D.P.) BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN - Dr. Uwe So begeistert ich von Anfang an über die Küster [SPD]: Ganz im Gegenteil!) Verhüllung des Reichstages durch Christo und Vizepräsidentin Petra Bläss: Kollege Heinrich, Sie Jeanne-Claude war, Haackes Installation kann ich müssen zum Schluss kommen. nicht mitgestalten. Bevor ich einige meiner Ulrich Heinrich (F.D.P.): Frau Präsidentin, ja. Gründe nenne, distanziere ich mich aufs Schärfste Um mit Hans Haackes Worten zu sprechen, wird von zynischen, ausländerfeindlichen Sprüchen, die mit der "Bevölkerung" gerade das Blut aus der ich leider auch von der Seite einiger gelesen habe, Erde genommen. Hier geht man mehr in Richtung die das Haacke-Konzept ablehnen. Jus soli. Überlegen Sie sich dies genau, und Sie (Beifall bei Abgeordneten der SPD, des kommen zu dem gleichen Schluss. BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU (Beifall bei Abgeordneten der SPD, des und der PDS - Gert Weisskirchen [Wiesloch] BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS - [SPD]: Der Herr Glos!) Zuruf von der CDU/CSU: Sie haben schon lange Mit den Ansichten eines Herrn Glos zum Beispiel überzogen!) mache ich mich nicht gemein. Frau Präsidentin, mein letzter Satz: Obwohl man (Monika Griefahn [SPD]: Er hat gesagt, die Inder Zweifel haben kann, ob man über Kunst im ganzen sollten das machen!) Parlament abstimmen sollte, weil Kunst nicht per Zu meinen Gründen. Erstens. Die Inschrift im Mehrheit bestimmt werden kann, sondern auch die Giebel des Reichstagsgebäudes "Dem Deutschen Freiheit der Kunst eine tolerante Haltung aller Volke" war in der Entstehungszeit, wie Haacke verlangt, bitte ich Sie, Toleranz zu üben, dem selber schreibt, "eine Herausforderung für den Projekt zuzustimmen und den Antrag deshalb Kaiser, der deshalb ihre Realisierung lange zu abzulehnen. verhindern wusste. Der Kaiser spürte wohl einen Ich bedanke mich. Hauch der französischen Revolution." Dass die 8 Protokoll der Bundestagsbedatte 05.04.2000, Tagesordnungspunkt 4 Kunstprojekt im nördlichen Lichthof des Reichstagsgebäudes von Hans Haacke „Der Bevölkerung“ Drucksache 14/2867 (neu)

Nazis diesen Begriff missbraucht haben, gehört zur Vizepräsidentin Petra Bläss: Jetzt spricht der Tragik unserer Geschichte. Aber 1989 riefen die Kollege Dr. , PDS-Fraktion. Menschen in Leipzig: "Wir sind das Volk!" Es war eine Provokation für die DDR-Machthaber, und Dr. Heinrich Fink (PDS): Liebe Präsidentin! niemand hat es chauvinistisch verstanden. Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Als Peter (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie bei Behrens von der Berliner jüdischen Eisengießerei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE die Giebelinschrift für den deutschen Reichstag GRÜNEN und der PDS) gestaltete, verstand der deutsche Kaiser dieses sein Diese revolutionäre Tradition des Begriffs Volk deutsches Volk durchaus noch als seine möchte ich nicht begraben sehen. Untertanen, die dann in demokratischen Gremien (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des aktiv im Parlament streiten durften. BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie bei der Vaterlandsliebe und Treue zum Kaiser galten CDU/CSU und der F.D.P.) vielen als unaufgebbare Werte. Zweitens. 1999 ist der Deutsche Bundestag von Die beiden Kunstschmiede, die sich damals, als Bonn nach in das Reichstagsgebäude sie die Lettern "Dem Deutschen Volke" in Metall umgezogen. Bei meiner Arbeit als setzten, noch als Deutsche zählen und fühlen Bundestagsabgeordnete gilt für mich das durften, wurden ab 1935 durch den Grundgesetz. In Art. 1 des Grundgesetzes heißt es: Arierparagraphen zu Undeutschen degradiert. Im Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu Namen des nunmehr rassisch reinigenden achten und zu schützen ist Verpflichtung aller deutschen Volkes ist der eine der Eisengießer in staatlichen Gewalt. Plötzensee hingerichtet und der andere der In Art. 3 Satz 1 des Grundgesetzes steht: Eisengießer in Theresienstadt ermordet worden. Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. 1935 hat Bertolt Brecht in seinem im Exil Hier wird ohne Einschränkung immer von den verfassten Aufsatz über die fünf Schwierigkeiten Menschen gesprochen, das heißt, von allen, die in beim Schreiben der Wahrheit geschrieben der Bundesrepublik Deutschland leben. Das Wer in unserer Zeit statt Volk Bevölkerung sagt, Grundgesetz ist mir Auftrag genug. Einer weiteren unterstützt schon viele Lügen nicht. Erinnerung bedarf es nicht. Diese Aussage - so Hans Haacke - habe ihn (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des wesentlich inspiriert. BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie bei der (Beifall bei Abgeordneten der PDS und der SPD) CDU/CSU und der F.D.P.) Der hier eingebrachte Antrag, die Entscheidung Drittens. Hans Haacke - das ist für mich der des Kunstbeirates beim Bundestagspräsidenten, gravierendste Grund - hat sich immer wieder mit der beauftragt ist, mithilfe von Sachverständigen der Nazidiktatur auseinandergesetzt. Umso über die Kunst im Reichstag zu befinden, irritierter bin ich, dass er eine durch die Nazis rückgängig zu machen, gilt meinem Eindruck besetzte Erdkultsymbolik seiner Installation nach nicht der künstlerischen Konzeption von zugrunde legt. Hans Haacke, sondern den beiden Worten "Der (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der F.D.P.) Bevölkerung". Sie sind das eigentliche Ziel des Hatten doch die Nazis aus allen deutschen Gauen - Protestes. Das bestätigen mir auch die vielen wie es damals hieß - Erde zu den Olympischen Zuschriften von Bürgerinnen und Bürgern, Spielen nach Berlin gekarrt. Einen Erdkult kann übrigens - das ist für mich auch interessant - bis und will ich nicht mittragen. Ich halte ihn für jetzt nur aus den alten Bundesländern, die ihrer peinlich und mystifizierend. Empörung oft sogar mit Begriffen aus brauner (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS- Vergangenheit Luft gemacht haben. SES 90/DIE GRÜNEN sowie bei der CDU/CSU "Der Bevölkerung" ist keine Umwidmung dieses und der F.D.P.) geschichtsträchtigen Hauses, sondern bringt für Hans Haacke versteht sich als politischer Künstler das deutsche Volk 82 Jahre Ringen um und ich erwidere ihm ebenfalls politisch: Die demokratische Veränderungen künstlerisch Debatte über die Inschriften "Volk" oder gestaltet ins Wort "Bevölkerung" hat meiner Meinung nach ihren (Beifall bei Abgeordneten der PDS, der SPD und Zweck bereits erfüllt. Die Erdsymbolik halte ich des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) für politische falsch. Wenn viele und bringt damit Politiker, Gäste und Besucher Bundestagsabgeordnete die Mitgestaltung aus hoffentlich dauerhaft in die Diskussion. Deshalb unterschiedlichen Gründen ablehnen, sollte Haacke finde ich dieses Kunstwerk notwendig und deshalb selber sein Konzept zurücknehmen. gefällt es mir. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) (Beifall bei der PDS und der SPD sowie der Abg. Ich hätte mir auch gewünscht, er hätte wie Christo Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜND- eine neue Metapher gefunden, statt mit alter NIS 90/DIE GRÜNEN]) Symbolik zu arbeiten. Hans Haacke lebt seit den 60er-Jahren in den USA (Beifall bei Abgeordneten der SPD, des und äußert sich seit Jahrzehnten als kritischer BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU, Demokrat in immer aufs Neue überraschenden der F.D.P. und der PDS) Formen zur Demokratie und zu aktuellen, 9 Protokoll der Bundestagsbedatte 05.04.2000, Tagesordnungspunkt 4 Kunstprojekt im nördlichen Lichthof des Reichstagsgebäudes von Hans Haacke „Der Bevölkerung“ Drucksache 14/2867 (neu) dringlichen Fragen des Lebens. Wurde Haacke seiner politischen Symbolik und deswegen möchte nicht gerade deshalb um die Ausgestaltung des ich es nicht in unserem Hause haben. Lichthofes gebeten, weil man von ihm erwarten In den Erläuterungen zu seinem Projekt bezeichnet konnte, in die preußische Strenge Ungewöhnliches Hans Haacke die Giebelaufschrift "Dem zu komponieren? Deutschen Volke" als eine nationalistische, (Beifall bei der PDS und der SPD sowie des Abg. exklusive Parole. Das ist nichts weniger als eine Ulrich Heinrich [F.D.P.]) Geschichtsklitterung. In Wahrheit wurde die Kolleginnen und Kollegen, jeder, der den Namen Widmung in einem Akt republikanischer Haacke im Zusammenhang mit Kunst im Reichstag Emanzipation 1915 gegen den Widerstand des hörte, wusste doch, dass dies eine Provokation Kaisers durchgesetzt und hat deswegen einen wird, und die Debatte zeigt es. verfassungspatriotischen, geradezu Ich verstehe nicht, warum wir in unserem in partizipatorischen Ursprung. politischen Kontroversen wahrlich erfahrenen (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) Bundestag per Abstimmung diese ernsthafte Meine Damen und Herren, wenn Hans Haacke den demokratische Herausforderung eines namhaften Begriff des deutschen Volkes noch immer für Künstlers ausschlagen sollen. Alles, was wir im durch die Propaganda sowohl der NSDAP als auch Bundestag entscheiden und als Gesetze der SED belastet hält, so übersieht er, dass festschreiben, ist doch für alle in Deutschland zumindest die mutigen DDR-Bürger 1989 mit lebenden Menschen und nicht nur die Deutschen ihrem Freiheitsruf "Wir sind ein Volk" - ein verbindlich. Für alle heißt: für die Bevölkerung. deutsches Volk - diesen Begriff rehabilitiert und (Beifall bei der PDS und der SPD) ihm seinen demokratischen Klang zurückerobert Ich finde es ermutigend, dass Haacke der haben. Bevölkerung Verständnis für dieses Projekt zutraut. (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) Museumsdirektoren und Museumspädagogen Mein schwerster Vorwurf: Haackes Projekt leidet vieler Städte, der Präsident der unter einer höchst widersprüchlichen Symbolik. Bundesarchitektenkammer, Galeristen, Direktoren Wenn er den Volksbegriff durch Hitler als von Kunsthochschulen, Kunstvereine und auch dauerhaft besudelt ansieht, dann gilt dies Künstler haben in einem offenen Brief ihre Bitte an mindestens in gleichem Maße für das von ihm den Bundestag gerichtet, in Haackes Modell doch beabsichtigte Ritual der Erdbeschaffung. einen komplementären Bogenschlag und nicht etwa (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.) die Absage an die Giebelwidmung zu entdecken. Man muss dieses nicht mit den Olympischen (Beifall bei der PDS und der SPD) Spielen 1936 und nicht mit der NS-Weihestätte in Sie jedenfalls sehen einen produktiven der Quedlinburger Stiftskirche vergleichen, in der Widerspruch, der die Tradition hellwach vor dem 1940 Urnen mit Erde aus allen deutschen Gauen Erstarren in Konventionen bewahren hilft. Ich sehe deponiert worden sind und die dort heute noch in Haackes Werk eine in eine interessante Form stehen. Jedenfalls belastet die Blut- und Boden- gebrachte wichtige Äußerung, ein monumentales Mythologie der Nazis diese von ihm gewünschte Epigramm, das kein Anschlag auf die Verfassung, Symbolik einer Beschaffung von Heimat-erde. sondern ein Glücksfall für die Demokratie ist, Einen weiteren Widerspruch in Haackes Projekt (Beifall bei der PDS und der SPD) sehe ich darin, dass die von ihm ausdrücklich damit die möglicherweise sonst auch weiterhin angestrebte Provokation die gleichzeitig verdrängte Auseinandersetzung über das deutsche geforderte Partizipation möglichst aller Volk in der Bevölkerung in Gang gebracht wird. Abgeordneten verhindert: Wie viele von uns, frage Kolleginnen und Kollegen, ich bitte Sie, dem ich Sie, werden wohl ihr Eimerchen Heimaterde vorliegenden Antrag nicht zuzustimmen, sondern herschaffen, wenn wir hiermit zu einer es bei der Entscheidung des Kunstbeirates und Umwidmung des Parlaments beitragen sollen, die seiner Sachverständigen zu belassen, um uns nicht zwar dem Wunschbild des Künstlers, nicht aber dem Verdacht auszusetzen, dass Kunst in Zukunft unserem Grundgesetz entspricht? Hier liegt der parlamentarisch zensiert wird. entscheidende Unterschied zu Christos Projekt der (Dr.-Ing. Dietmar Kansy [CDU/CSU]: Das ist eine Reichstagsverhüllung, dem ich seinerzeit mit Unverschämtheit!) großer Begeisterung zugestimmt habe: Christo Ich bitte Sie, uns diese Blamage zu ersparen. hatte ein überzeugendes, ein tragfähiges, (Beifall bei der PDS und der SPD sowie bei ästhetisches Konzept entwickelt. Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der GRÜNEN) CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/ DIE Vizepräsidentin Petra Bläss: Nächster Redner ist GRÜNEN) der Kollege Hans-Joachim Otto, F.D.P.-Fraktion. Er hatte es nicht nötig, die Mitglieder des Bundestages für seine politischen Überzeugungen Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (F.D.P.): Frau zu instrumentalisieren. Er hat mit Ästhetik Präsidentin! Meine Damen und Herren! Um es geworben und nicht mit politischen vorweg zu sagen: Hans Haackes Projekt überzeugt Hintergedanken. mich nicht in seiner Ästhetik und schon gar nicht in 10 Protokoll der Bundestagsbedatte 05.04.2000, Tagesordnungspunkt 4 Kunstprojekt im nördlichen Lichthof des Reichstagsgebäudes von Hans Haacke „Der Bevölkerung“ Drucksache 14/2867 (neu)

Es ist wahr: Kunst hat durchaus das Recht und (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des vielleicht auch die Pflicht, sich in Politik BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der F.D.P. und einzumischen. Wir Politiker haben aber doch nicht der PDS) die Pflicht, über jedes uns von Künstlern Offenbar ist es überhaupt nicht selbstverständlich. hingehaltene Stöckchen zu springen. Die Vielzahl der eingegangenen Briefe zeigt, wie (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU sowie bei sehr es sich um ein Politikum handelt. Glauben Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE Sie mir, liebe Kolleginnen und Kollegen, es ist das GRÜNEN) gute Recht jedes und jeder Einzelnen, zu Bei dieser Abstimmung geht es - da hat der Kollege entscheiden, ob er oder sie mitmachen will oder Dr. Lammert völlig Recht - um ein Stück nicht. Aber in Hunderten von Briefen - von Selbstachtung dieses Parlaments auch gegenüber wenigen Ausnahmen abgesehen - gibt es nur einen seiner eigenen Geschichte. Tenor, nämlich dass das, was wir hier zulassen (Beifall des Abg. Dr. Norbert Lammert würden, all denjenigen, die es wollen, den [CDU/CSU]) Vorwurf einbringt, Verbrecher, Mörder und Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir alle erkennen Verräter des Vaterlands zu sein. die Freiheit der Kunst an; wir erkennen aber nicht (Beifall bei Abgeordneten der SPD) ein ästhetisches Monopol für Kunstsachverständige Nun kann man sagen, diese Minderheit kümmert und des Kunstbeirates an. uns nicht. Aber diese Minderheit hebt kräftig an (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P. und der und wirft den noch Mächtigen vor, sie seien für CDU/CSU) die Milliardenbeträge an Sozialhilfe, die wir für Haben Sie daher Mut zu einer eigenen, zu einer Ausländer und Asyl Suchende, die hier nicht persönlichen, zu einer souveränen Entscheidung! hingehören, zahlen müssen, verantwortlich. Ich Stimmen Sie für den Gruppenantrag! muss dies beim Namen nennen, weil es Vielen Dank. Grundtenor nicht nur einzelner Briefe, sondern (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU sowie bei Hunderter von Briefen ist. Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE (Beifall bei der SPD dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) GRÜNEN und der PDS) Vizepräsidentin Petra Bläss: Nächste Rednerin ist Weiter wird gefragt, ob diejenigen, die zugestimmt die Kollegin Dr. Rita Süssmuth, CDU/CSU- hätten, nicht sowieso geisteskrank oder von allen Fraktion. guten Geistern verlassen seien. Es wird gefragt: Sollen die Gelben, die Schwarzen, die Türken und Dr. Rita Süssmuth (CDU/CSU): die Zigeuner etwa auch dazu gehören? Das wäre Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe der Verrat am Vaterland. - Dies muss man mit im Kolleginnen und Kollegen! Wir entscheiden heute Hinterkopf haben. im Bundestag über das künstlerische Projekt von (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE Hans Haacke. Ich habe keine Probleme damit, dass GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der F.D.P. und diese Entscheidung in den Bundestag getragen der PDS) wird; denn wann immer eine Gruppe von Es wäre gut, wenn all die Briefe, die viele von uns Abgeordneten dies wünscht, geschieht es. Wir im bekommen haben, bei einer Ablehnung des Kunstbeirat maßen uns nicht mehr Souveränität an Projekts als Dokumentation an den leeren Platz als im Deutschen Bundestag. Diese Frage steht für des nördlichen Lichthofes gelegt würden. mich nicht im Streit. (Beifall bei bei Abgeordneten der SPD, des (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS) und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Man kann über Gras, Steine und Erde trefflich Wenn heute erklärt wird, es stehe nicht die Freiheit streiten. Ich verwehre es auch niemandem - dazu der Kunst in Rede, dann kann ich dem auch noch habe ich auch gar kein Recht -, zu erklären, der zustimmen. Hier aber es geht um eine höchst Erde würde ein bestimmter Mythos anhaften. All politische Entscheidung, die heute getroffen wird. denjenigen, die sonst mit hohem Pathos so viel (Beifall bei Abgeordneten der PDS) von Heimaterde sprechen, widerspricht Haacke Dass das Projekt Haackes so im Streit ist, hat seine ganz schlicht, Gründe; die Erde ist dabei nur ein nachgeordnetes (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des Problem. Es geht im Kern um die Frage, ob wir BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS wirklich bereit sind, dem Spruch "Dem Deutschen und des Abg. Ulrich Heinrich [F.D.P.]) Volke" die Ergänzung "Der Bevölkerung" folgen indem er sagt, es gehe ihm um ein Stück zu lassen. demokratischer Territorialität. Das muss nicht (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten der jeder begrüßen. Ich finde, das ist vielleicht der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und schwächste Teil an seinem Projekt. der F.D.P.) (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das Hier meinen einige, dass das selbstverständlich sei, stimmt!) da Art. 3 des Grundgesetzes doch gelte. Ich frage: Ich möchte denjenigen, die hier so laut tönen und Wenn das so selbstverständlich ist, warum dann von "Blut und Boden" sprechen, sagen: Ich habe dieser Aufruhr? hohen Respekt vor der Heimaterde. 11 Protokoll der Bundestagsbedatte 05.04.2000, Tagesordnungspunkt 4 Kunstprojekt im nördlichen Lichthof des Reichstagsgebäudes von Hans Haacke „Der Bevölkerung“ Drucksache 14/2867 (neu)

(Zurufe von der CDU/CSU) wieder zurückgezogen wird. Ich glaube, dies ist - Ja, ich habe das. Ich habe in meiner Familie selbst eine Dimension, die wir bedenken sollten. Vertriebene, die Tausende von Kilometern gefahren Meiner Meinung nach ist das Spezielle an diesem sind, um ein Stückchen Heimaterde zu holen, ohne Projekt, über das wir diskutieren, dass es ein dass sie revanchistisch oder mit negativen Denkwerk und nicht nur ein Kunstwerk ist. Ressentiments belegt gewesen wären. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES (Beifall bei Abgeordneten der SPD, des 90/DIE GRÜNEN sowie bei der SPD und der BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS) PDS) Ich füge hinzu:Andere Völker bringen Steine an Wir sind es gewohnt, dass Kunstwerke primär an bestimmte Orte. unsere Gefühle, an unser unterbewusstes Wir tun heute so, als hätten wir alle damals Christo Assoziationsvermögen appellieren. mit großem Herzen zugestimmt. Demgegenüber schafft Haacke die (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des Herausforderung zur Aufklärung, zum Denken. Er BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS zwingt uns regelrecht zur Selbstreflexion unseres und des Abg. Ulrich Heinrich [F.D.P.]) Handelns. Meiner Meinung nach stellt er gerade Ich erinnere mich noch sehr gut, dass ich in der uns Parlamentariern zwei Fragen und wirkt damit Nacht vor der damaligen Entscheidung glaubte, wir - ich habe damit keine Probleme, Herr Kollege fänden im Deutschen Bundestag keine Mehrheit. Lammert - sehr wohl aufklärend. Er fragt uns: Für Es ist anders ausgegangen. wen macht ihr Politik? Ausschließlich für deutsche Wir reden so oft von unserer Selbstachtung und Staatsbürgerinnen und Staatsbürger oder für alle Würde. In diesem Zusammenhang möchte ich Menschen, die auf deutschem Boden leben? abschließend zu bedenken geben: Wenn wir ein Die zweite Frage, die er uns stellt, die schon Häufchen Erde ungesehen in den Trog werfen, Gegenstand der Diskussion war, ist: Könnt ihr wird das unserer Würde weniger schaden als eigentlich mit dem Boden, der uns alle trägt und manche Debatte, die im Deutschen Bundestag nährt, natürlich und unverkrampft umgehen oder abläuft. steht ihr immer noch im Banne der Blut-und- Ich danke Ihnen. Boden-Mythen des Nationalsozialismus? Ich muss (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des sagen, dass ich nicht alle Antworten teile, die BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS Haacke selbst mit seiner Projektinterpretation und des Abg. Ulrich Heinrich [F.D.P.]) gegeben hat. Vizepräsidentin Petra Bläss: Es spricht jetzt die Zunächst einmal - das möchte ich hier deutlich Kollegin Franziska Eichstädt-Bohlig, Fraktion sagen, gerade auch in Richtung Bündnis 90/Die Grünen. Antragsbefürworter - bin ich nicht der Ansicht, dass die Inschrift "Dem Deutschen Volke" durch Franziska Eichstädt-Bohlig (BÜNDNIS 90/DIE den Faschismus so dauerhaft entwürdigt worden GRÜNEN): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen ist, dass man das Wort "deutsches Volk" nicht und Kollegen! Ich will versuchen, ein bisschen zur mehr aussprechen darf. Ich glaube schon, dass wir Abrüstung beizutragen, die Antje Vollmer zwar zu einer so engagierten demokratischen gefordert, aber meiner Meinung nach nicht Politikkultur gefunden haben, dass es uns wieder geleistet hat. erlaubt ist, auch selbstbewusst zu unserer (Beifall bei der SPD und der PDS) deutschen Identität zu stehen. Ich möchte auch ein bisschen zu der kritischen (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Auseinandersetzung beitragen, die Norbert Wenn das so ist - das sollten wir gemeinsam so Lammert eingefordert hat. Ich glaube nicht, dass sehen, egal, wie wir zu dem Projekt stehen -, bin die, die sich für das Projekt - und damit gegen den ich der Meinung, dass wir diesen Denkanstoß, den Antrag, den Sie gestellt haben - aussprechen, dies uns Haackes Projekt gibt, wirklich nutzen sollten; in demütiger Bewunderung, sondern sehr wohl er ist richtig und wichtig. Denn die Diskussion der überlegt und durchdacht tun. letzten Wochen zeigt, wie viele Menschen immer Noch einmal zur Vorgeschichte: Als der noch Identitätsschwierigkeiten haben. Deswegen Kunstbeirat in der letzten Legislaturperiode müssen wir über Begriffe wie "deutsches Volk" beschloss - ich glaube, einstimmig, Herr Kauder und "deutsche Bevölkerung" weiterhin einen war dabei; wir haben es intensiv besprochen -, Dialog führen. Hans Haacke zu beauftragen, wussten wir (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei fraktionsübergreifend, was wir taten. Wir wussten, der SPD und der PDS sowie des Abg. Ulrich dass wir einen Künstler beauftragen, der die Politik Heinrich [F.D.P.]) durchaus provoziert und zur Auseinandersetzung Auch die zweite Frage, die uns Haacke stellt, kann mit der Kunst herausfordert, einen Künstler, der unterschiedlich beantwortet werden. Ich selbst Politik und Kunst in eine spannungsvolle, habe mit dem Erdritual auch so meine Probleme. untrennbar miteinander verwobene Ich werde hier kein Säckchen Erde hinschleppen. Wechselbeziehung setzen möchte. Wenn wir heute Aber ich habe mit vielen jüngeren Kollegen entscheiden, dass dieses Projekt nicht verwirklicht gesprochen, die mich fragen: Welche wird, dann entscheiden wir auch, dass diese Hand Schwierigkeiten hast du mit der Heimaterde? Die 12 Protokoll der Bundestagsbedatte 05.04.2000, Tagesordnungspunkt 4 Kunstprojekt im nördlichen Lichthof des Reichstagsgebäudes von Hans Haacke „Der Bevölkerung“ Drucksache 14/2867 (neu) sind durchaus bereit, Heimaterde - nicht nur Kunstsachverständigen für gut befunden worden Wahlkreiserde, Herr Haacke - mitzubringen. Sie sei. sagen, gerade unsere Grünen: Das wollen wir mit Schließlich der Beitrag von Hans Haacke selbst. Hanfsamen und Sonnenblumen bepflanzen, da soll Er will ein Kunstwerk in das Reichstagsgebäude optimistisch und fröhlich etwas wachsen. stellen mit der Überschrift "Der Bevölkerung". (Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE Wenn sich aber einer aus dem Volk wie Michael GRÜNEN und bei der SPD) Glos äußert, wird ihm von Hans Haacke Es ist durchaus legitim, den Denkanstoß in Sachen beschieden, ein Müllermeister könne über sein Erde mythisch, problematisch, nationalsozialistisch Kunstwerk nicht urteilen. Welche Arroganz beschwert oder auch fröhlich und optimistisch zu gegenüber einem Mann aus dem Volk, der über sehen. Denn wir müssen nicht dieselben Antworten dieses Kunstwerk diskutieren will! im Kopf und im Herzen haben, wenn wir dieses (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Projekt befürworten. Ich wünsche mir aber, dass Abgeordneten der F.D.P.) wir den Mut haben, die Fragen, die Haacke Meine Damen und Herren, wir alle können die aufwirft, und das Denken, das er uns abverlangt, Interpretation von Hans Haacke lesen und uns auch wirklich zuzulassen: nicht nur mit Blick auf unsere eigene Meinung zu seinem Kunstwerk uns hier und heute in dieser Diskussion, sondern bilden. Ich sage Nein zur Aufstellung dieses auch mit Blick auf die kommenden Parlamentarier- Werkes im Deutschen Bundestag. Die zahlreichen und Besuchergenerationen, die diese Inschrift lesen Zuschriften von Deutschen, die dieses Kunstwerk und dadurch selber zum Denken angeregt werden. ebenfalls ablehnen, haben mich in meiner Ansicht Ich werbe dafür, den vorliegenden Antrag bestärkt. abzulehnen. (Zurufe von der SPD: Hoi!) (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES Ich lehne es ab, wie es hier gemacht wurde, allen 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der PDS) Zuschriften nationalsozialistisches Gedankengut Vizepräsidentin Petra Bläss: Nächster Redner in zu unterstellen. Es ist unglaublich, so etwas zu der Debatte ist der Kollege von der tun. CDU/CSU-Fraktion. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Liebe Kolleginnen und Kollegen, da der Saal jetzt Abgeordneten der F.D.P. - Ulrich Heinrich schon sehr voll und auch der Lärmpegel sehr hoch [F.D.P.]: Aber 80 Prozent!) ist, möchte ich ausdrücklich darum bitten, auch den - 80 Prozent, wird da gesagt. - Sehr viele letzten beiden Rednern in dieser Debatte die Menschen haben mir geschrieben, dass sie dieses entsprechende Aufmerksamkeit zu zollen. Kunstwerk ablehnen und sich dadurch beleidigt fühlen. Volker Kauder (CDU/CSU): Das einzige Ziel des Werkes von Hans Haacke ist Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und die Provokation. Das ist Haackes "Kunstwerk". Herren! Wir entscheiden heute darüber, ob das Das ist nichts besonders Originelles! Haacke-Kunstwerk "Der Bevölkerung" im "Publikumsbeschimpfungen" gab es auch schon Reichstag installiert werden soll. Wir entscheiden früher. aber nicht über Kunst, sondern führen eine (Zuruf von der SPD: Es ist keine Beschimpfung!) politische Debatte. Es geht nicht um ästhetische Gerade in diesen Tagen müssen jüdische Begriffe und schon gar nicht um die Frage von Menschen in New York unter Haackes ähnlich Kunstfreiheit. Die Kunst in Deutschland ist frei gestricktem Kunstwerk "Sanitation" leiden. Sie und auch durch diese Diskussion findet keine haben geschrieben, sie fühlten sich durch dieses Zensur von Kunst statt. Kunstwerk beleidigt. Das können Sie in den (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten Zeitungen nachlesen. des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Es hat einen wirklich faden Beigeschmack, wenn F.D.P.) einige Haacke-Anhänger die beleidigenden Was mussten wir im Vorfeld nicht alles lesen! Die Aussagen angeblich nicht erkennen können und Freiheit der Kunst sei in Gefahr, wenn wir es heute stattdessen von wagen sollten, Nein zu diesem Kunstwerk zu überzeugender Ausdruckskraft sprechen. Ist schon sagen. Wie soll denn die Freiheit der Kunst der konzeptionelle Rahmen des Kunstwerkes recht gefährdet werden, wenn es nur darum geht, zu abgegriffen, so ist es vor allen Dingen die entscheiden, wo dieses Werk aufgestellt wird? politische Grundaussage. Haacke geht dabei nach Hans Haacke kann es überall in Berlin aufstellen, dem folgenden simplen Rezept vor: Man reduziere nur nicht im Reichstag. Deutschland, seine Geschichte und sein Volk auf (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten die schrecklichen zwölf Jahre der F.D.P.) Nationalsozialismus, mische darunter dunkle Ein sicherlich genauso abwegiges Argument, um Begriffe wie Volkssturm oder Volksgerichtshof; uns hier einzuschüchtern, ist es zu sagen, es handle dann verzerre man alles bis ins abgrundtief Böse, sich um das Werk eines renommierten Künstlers, Schlechte und Negative. Schließlich definiere man das von renommierten deutschen einen Gegenbegriff wie Bevölkerung, den man

13 Protokoll der Bundestagsbedatte 05.04.2000, Tagesordnungspunkt 4 Kunstprojekt im nördlichen Lichthof des Reichstagsgebäudes von Hans Haacke „Der Bevölkerung“ Drucksache 14/2867 (neu) den Deutschen rasch als reinigende Lösung (Beifall bei der CDU/CSU) anbietet, und alles ist wieder gut. Wann, liebe Kolleginnen und Kollegen, lernen wir (Hans-Werner Bertl [SPD]: Hören Sie auf! Das ist Deutschen endlich, uns normal zu benehmen, nicht mehr auszuhalten!) (Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE Haacke sieht die Inschrift "Dem Deutschen Volke" GRÜNEN: Hoi!) am Reichstag und gibt sich erschrocken, wie er so normal wie die Franzosen und die Briten? Sie formuliert. Dann fabuliert er über die unheilvolle haben eine freiheitliche Lebensform für das Rolle des deutschen Volkes im 20. Jahrhundert, souveräne Staatsvolk geschaffen und behandeln wobei die positiven Entwicklungen der letzten 55 die nicht zum Volk gehörenden fremden Bewohner Jahre und all das, was sich in diesem Land bewegt des Landes dennoch würdig. Hier in Deutschland hat, bei ihm erkennbar nicht angekommen sind. glauben aber immer noch einige, dass man das (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten deutsche Volk in einem negativen Licht darstellen der F.D.P.) muss, um ein guter Mensch zu sein. Dies ist nicht Er kommt zu einem unglaublichen Schluss, der meine Auffassung. schon vor dem Hintergrund unserer Verfassung (Beifall bei der CDU/CSU) unglaublich klingt: Für ihre Entscheidungen sind Ich sage deshalb - und dies sage ich für die die Bundestagsabgeordneten nicht gegenüber überwiegende Zahl der Kolleginnen und Kollegen einem mythischen Volke, sondern gegenüber der der CDU/CSU-Bundestagsfraktion - Nein zu Bevölkerung verantwortlich. Ein Blick ins diesem simplen und für unser Haus unwürdigen Grundgesetz hätte ihm gezeigt, dass alle Gewalt Kunstwerk. Ich sage Nein dazu, dass der Versuch "vom Volke" - vom deutschen Volke - ausgeht und unternommen wird, das deutsche Volk verächtlich die Abgeordneten in diesem Reichstag zu machen, auf eine kurze Zeit seiner Geschichte (Zuruf von der SPD: Immer noch Bundestag!) zu reduzieren. in erster Linie die Interessen des deutschen Volkes (Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE zu vertreten haben. GRÜNEN: Buh!) (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten Ich sage Nein zu dem Versuch der Distanzierung der F.D.P.) des Deutschen Bundestages von seinem eigenen Dies hat der selbst erklärte Verfassungspatriot, wie Volk. eine Pressemitteilung vom 13. Februar 2000 zeigt, Ich bitte Sie, dem Gruppenantrag zuzustimmen. offenbar nicht verstanden. In dieser (Beifall bei der CDU/CSU - Zurufe von der SPD Presseerklärung versteigt sich Haacke zu folgender und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Buh! - Formulierung: "Die rassistische Definition, wer Pfui!) zum deutschen Volk gehört, fordert auch heute Vizepräsidentin Petra Bläss: Letzter Redner in noch Menschenopfer." Dies ist seine Erklärung für dieser Debatte ist der Abgeordnete Wolfgang sein Kunstwerk. Eine solche Erklärung zu einem Thierse, SPD-Fraktion. Kunstwerk will ich im Deutschen Bundestag nicht haben. Wolfgang Thierse (SPD): (Beifall bei der CDU/CSU) Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Es geht also um Politik, nicht um Ästhetik. Daher Kollegen! Kunst ist Freiheit. Das ist ihr inneres wäre die Angelegenheit im Kunstbeirat letztlich Wesen. auch nicht vom richtigen Gremium beraten (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des worden. Es ist richtig, dass wir hier im Deutschen BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Bundestag der Bevölkerung klarmachen, ob wir Sie lässt Unterschiede zu, lädt ein zu Streit, zur uns von einer ideologischen Begründung Haackes Diskussion, zur Subjektivität und zur Artikulation an der Nase herumführen lassen wollen. unseres je eigenen Geschmacks, Empfindens, Herr Thierse, noch vor wenigen Tagen haben Sie Fühlens und Denkens. Deshalb ist hier in diesem Gebäude als einer der Hauptredner unterschiedliches ästhetisches Urteil legitim, sind der Feierstunde zur ersten freien Volkskammerwahl gegensätzliche Meinungsäußerungen das Volk als politischen Souverän gefeiert. Sie selbstverständlich, auch von Politikern und haben Ihre Freude darüber ausgedrückt, dass in der natürlich auch von Parlamentariern. Aber, lieber DDR die Zeit vorbei war, in der eine politische Kollege Lammert, lieber Kollege Kauder, warum Kluft zwischen dem Volk auf der einen und den müssen sie mit dieser schneidenden Schärfe Abgeordneten der Nationalen Front der DDR auf ausgetragen werden? der anderen Seite bestand. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des Am 18. März 1990 ist in der DDR etwas BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der F.D.P.) zusammengewachsen, was zusammengehört, Frau Kollegin Vollmer, wenn Sie die Aufrüstung nämlich das souveräne Volk und seine beklagen - wer hat sie betrieben? Unterschiede, Volksvertretung. Soll durch die Agitation eines Meinungsverschiedenheiten in Kunstfragen sind Künstlers nur zehn Jahre später eine neue Kluft also normal und angemessen, gerade auch dann, aufgerissen werden? wenn Sie, wenn wir vom Künstler ausdrücklich (Zurufe von der SPD: Oh!) zum Mittun eingeladen sind. Es ist also durchaus Dies wollen wir nicht! legitim, wenn sich das Plenum des Deutschen 14 Protokoll der Bundestagsbedatte 05.04.2000, Tagesordnungspunkt 4 Kunstprojekt im nördlichen Lichthof des Reichstagsgebäudes von Hans Haacke „Der Bevölkerung“ Drucksache 14/2867 (neu)

Bundestages mit diesem Projekt befasst, zumal der dreimal ausführlich debattiert und dann zweimal Bundestag als Auftraggeber fungiert. positiv entschieden. Was aber soll nach welchen Kriterien heute Um die Revision oder um die Bestätigung dieser entschieden werden? Das ist die eigentliche Frage. Entscheidung geht es. Es ist eine Entscheidung Wir entscheiden darüber, ob ein Kunstprojekt über ein Kunstprojekt mit intellektuellem, verwirklicht wird oder nicht. Ich will Ihnen politischem Anspruch. Es ist gewiss kein gestehen, dass auch ich zwiespältige Kunstwerk der Dekoration, der Verschönerung, Empfindungen bei diesem Projekt habe, viele der Harmonie, sondern ein Kunstwerk der Argumente dafür und dagegen nachvollziehbar Verfremdung. Verfremdung ist eine fundamentale finde. Die Erdemetaphorik halte ich für Funktion von Kunst. problematisch. Darüber habe ich mit Hans Haacke (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des gestritten. "Wir sind das Volk" haben wir BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS) Ostdeutschen 1990 gerufen und nicht "Wir sind die Das Kunstwerk beinhaltet nicht die Tilgung, nicht Bevölkerung". Auch das habe ich dem Künstler im die Umwidmung der Inschrift "Dem Deutschen Kunstbeirat entgegengehalten. Volke", sondern einen Kommentar, eine (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des Anstiftung zum Nachdenken, zum BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Bewusstmachen unserer demokratischen Was für eine Entscheidung treffen wir heute? Eine Verpflichtung, wie wir gemeinsam die Widmung ästhetische Entscheidung? Ja, selbstverständlich. unseres Parlamentsgebäudes "Dem Deutschen Auch diejenigen, die betonen, dass sie eine Volke" verstehen. Es geht darum, uns durch politische Entscheidung treffen, werden doch nicht Verfremdung erneut bewusst zu machen, in bestreiten, dass sie über das Schicksal eines welcher Verantwortung wir stehen. Kunstprojektes entscheiden und dass damit ein (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des politisches Gremium, wie es das Plenum des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS) Bundestages nun einmal ist, über ein Kunstprojekt Wenn man sich, wie hier geschehen, einen Dialog entscheidet. Vor dieser Entscheidung dürfen sie zwischen Parlamentariern und Künstlern wünscht sich nicht drücken. - liebe Kollegin Vollmer, Sie haben Recht -, dann (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des sollte man den Dialog gerade nicht durch ein Nein BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS) abbrechen oder verhindern. Nun gehört es aber zu den kostbaren Vorzügen (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des unserer Demokratie - das möchte ich Ihnen zu BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS bedenken geben -, dass in ihr eine beträchtliche und des Abg. Ulrich Heinrich [F.D.P.]) Sensibilität gegenüber den misslichen, den Kunst ist Freiheit. Das gilt gerade auch für Ihr inkommensurablen politischen Entscheidungen Mitwirken an diesem Projekt. Es ist über Kunst gewachsen ist. Wie sähe die selbstverständlich absolut freiwillig. Das hat Kunstgeschichte aus, hätte das Entstehen von Haacke ausdrücklich betont. Sie werden zu nichts Kunstwerken jeweils von mehr oder minder gezwungen, auch nicht zum Herbeitragen von politischen Mehrheitsentscheidungen von Gremien Heimaterde. abgehangen? (Beifall bei Abgeordneten der SPD) (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des Der erklärende Text des Künstlers ist nicht Teil BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS des Kunstwerkes. Wo kämen wir in der und des Abg. Ulrich Heinrich [F.D.P.]) Kunstgeschichte hin, wenn wir uns auf Stellen Sie sich bitte diese Kunstgeschichte einmal Künstlertexte und nicht auf die wirklichen vor! Kunstwerke einlassen müssten? (Dr. Norbert Lammert [CDU/CSU]: Was folgt für (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des das konkrete Projekt daraus?) BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS Wenn Sie mir erlauben, möchte ich noch eine und des Abg. Ulrich Heinrich [F.D.P.]) Bemerkung hinsichtlich meiner DDR-Erfahrung Liebe Kolleginnen und Kollegen, Kunst ist machen. Dort haben politische Gremien ständig Freiheit. Lassen wir sie frei! Beweisen wir jene über Kunst entschieden. Ich will nichts Souveränität, die dem Bundestag im 51. Jahr gleichsetzen - wahrlich nicht. Aber diese Erfahrung seines erfolgreichen Bestehens angemessen ist! hat mich überempfindlich gemacht. Reagieren wir nicht mit angstvoller oder heftiger (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des Abwehr, sondern stellen wir uns dem Anspruch BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS und Widerspruch des Kunstprojektes von Hans und des Abg. Ulrich Heinrich [F.D.P.]) Haacke! Weil der Bundestag ein Empfinden für die (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des Unangemessenheit politischer Entscheidungen über BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS Kunst hatte, hat er sich ein eigenes Gremium, den und des Abg. Ulrich Heinrich [F.D.P.]) Kunstbeirat, geschaffen, in dem Abgeordnete und Vizepräsidentin Petra Bläss: Ich schließe die Kunstsachverständige intensiv miteinander und mit Aussprache. den Künstlern diskutieren und dann entscheiden. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich möchte Über das Haacke-Projekt hat der Kunstbeirat darauf verweisen, dass es bereits jetzt eine Fülle 15 Protokoll der Bundestagsbedatte 05.04.2000, Tagesordnungspunkt 4 Kunstprojekt im nördlichen Lichthof des Reichstagsgebäudes von Hans Haacke „Der Bevölkerung“ Drucksache 14/2867 (neu) von Erklärungen gemäß § 31 der Geschäftsordnung hat die erforderliche Unterstützung erhalten. Wir gibt, die zu Protokoll gegeben werden.* Der stimmen deshalb namentlich ab. Kollege Albert Schmidt hat darum gebeten, seine Ich bitte, vor der Stimmabgabe darauf zu achten, Erklärung nach § 31 der Geschäftsordnung jetzt dass die von Ihnen verwendete Stimmkarte Ihren kurz mündlich vortragen zu dürfen. Namen trägt. Die Schriftführerinnen und ______Schriftführer bitte ich, die vorgesehenen Plätze *) Anlagen 4 bis 7 einzunehmen. - Sind alle Urnen besetzt? - Das ist der Fall. Dieser Bitte habe ich stattgegeben. Das wird aber Ich eröffne die Abstimmung. die einzige mündliche Erklärung vor der Liebe Kolleginnen und Kollegen, ist noch ein namentlichen Abstimmung sein. Mitglied des Hauses anwesend, das seine Stimme Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bitte Sie, bis nicht abgegeben hat? - Es scheinen alle zur namentlichen Abstimmung auf Ihren Plätzen zu Kolleginnen und Kollegen abgestimmt zu haben. bleiben. Ich schließe die Abstimmung und bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der Albert Schmidt (Hitzhofen) (BÜNDNIS 90/DIE Auszählung zu beginnen. GRÜNEN): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen Ich unterbreche die Sitzung, bis das Ergebnis der und Kollegen! Wenn ich den Antrag des Kollegen namentlichen Abstimmung vorliegt. Lammert und weiterer Kolleginnen und Kollegen Die Sitzung ist unterbrochen. in der Abstimmung ablehnen werde, übrigens genauso wie sehr viele aus meiner Fraktion, dann nicht deshalb, weil ich damit ein Urteil über dieses Kunstwerk abgeben möchte. Ich möchte mich nur nicht von Herrn Lammert oder von sonst jemandem in einen Bekenntnisrummel hineintreiben lassen, hier per Mehrheit über die Qualität eines Kunstwerkes entscheiden zu müssen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD) Kunst, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist für mich ihrem Wesen nach (Zurufe von der CDU/CSU: Das ist ein Debattenbeitrag!) nicht beauftragt, Wahrheit auszudrücken. Über Kunst ist auch nicht per Mehrheit zu entscheiden. (Zuruf von der CDU/CSU) Vizepräsidentin Petra Bläss: Herr Kollege Schmidt, ich bitte Sie, Ihr Abstimmungsverhalten zu begründen. Albert Schmidt (Hitzhofen) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Ich bin beim letzten Satz. - Kunst hat für mich zu tun mit Schönheit, mit Ästhetik. Wenn ich diesen Antrag ablehne, mache ich deutlich, dass das dafür berufene Gremium, der Kunstbeirat, in höchst subjektiver Weise eine Entscheidung getroffen hat. Diese Entscheidung will ich unterstützen, ob mir das Kunstwerk gefällt oder nicht. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Zuruf von der SPD: Das musste mal gesagt werden, oder?) Vizepräsidentin Petra Bläss: Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir kommen zur Abstimmung über den Antrag zu dem Kunstprojekt im nördlichen Lichthof des Reichstagsgebäudes von Hans Haacke "Der Bevölkerung" auf Drucksache 14/2867 (neu). Es ist namentliche Abstimmung verlangt worden. Nach § 52 Satz 1 unserer Geschäftsordnung sind für dieses Verlangen 34 anwesende Mitglieder des Bundestages erforderlich. Ich bitte diejenigen, die das Verlangen nach namentlicher Abstimmung unterstützen, um das Handzeichen. - Das Verlangen 16 Protokoll der Bundestagsbedatte 05.04.2000, Tagesordnungspunkt 4 Kunstprojekt im nördlichen Lichthof des Reichstagsgebäudes von Hans Haacke „Der Bevölkerung“ Drucksache 14/2867 (neu)

(Unterbrechung von 19.56 bis 20.05 Uhr) Hartmut Büttner (Schönebeck) Vizepräsidentin Petra Bläss: Die unterbrochene Cajus Caesar Sitzung ist wieder eröffnet. (Emstek) Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich gebe jetzt das Peter H. Carstensen (Nordstrand) von den Schriftführerinnen und Schriftführern ermittelte vorläufige Ergebnis der namentlichen Abstimmung über den Antrag der Abgeordneten Dr. Norbert Lammert, Ulrich Adam, Ilse Aigner Albert Deß und weiterer Abgeordneter zur Realisierung des Kunstwerkes "Der Bevölkerung" von Hans Haacke Thomas Dörflinger auf Drucksache 14/2867 (neu) bekannt - ich habe Hansjürgen Doss absichtlich "vorläufig" gesagt, weil es sich um ein Marie-Luise Dött äußerst knappes Ergebnis handelt und noch einmal, Maria Eichhorn wie das normalerweise üblich ist, nachgezählt wird -: Abgegebene Stimmen 549. Mit Ja haben Dr. Hans Georg Faust gestimmt 258, mit Nein haben gestimmt 260, Albrecht Feibel Enthaltungen 31. Ingrid Fischbach Dirk Fischer (Hamburg) Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) Endgültiges Ergebnis Abgegebene Stimmen: 549 Dr. Gerhard Friedrich (Erlangen) ja: 258 Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) nein: 260 Erich G. Fritz enthalten: 31 Jochen-Konrad Fromme Hans-Joachim Fuchtel Ja Dr. Jürgen Gehb SPD Dr. Peter Eckardt Georg Girisch Iris Follak Werner Labsch Dr. Reinhard Göhner Gudrun Roos Peter Götz Dr. Emil Schnell Dr. Wolfgang Götzer Richard Schuhmann (Delitzsch) Kurt-Dieter Grill Jörg-Otto Spiller Hermann Gröhe Gunter Weißgerber Jürgen Wieczorek (Böhlen) Horst Günther (Duisburg) CDU/CSU (Großhennersdorf ) Ilse Aigner Norbert Hauser (Bonn) Hansgeorg Hauser (Rednitzhembach) Klaus-Jürgen Hedrich Dr. Günter Baumann Ursula Heinen Manfred Heise Siegfried Helias Dr. Sabine Bergmann-Pohl Hans Jochen Henke Hans-Dirk Bierling Klaus Hofbauer Dr. Klaus Holetschek Dr. Maria Böhmer Josef Hollerith Sylvia Bonitz Dr. Karl-Heinz Hornhues Joachim Hörster Wolfgang Börnsen (Bönstrup) Hubert Hüppe Susanne Jaffke Dr. Wolfgang Bötsch Georg Janovsky Klaus Brähmig Dr.-Ing. Rainer Jork Dr. Dr. Harald Kahl Bartholomäus Kalb Steffen Kampeter Dr.-Ing. Dietmar Kansy 17 Protokoll der Bundestagsbedatte 05.04.2000, Tagesordnungspunkt 4 Kunstprojekt im nördlichen Lichthof des Reichstagsgebäudes von Hans Haacke „Der Bevölkerung“ Drucksache 14/2867 (neu)

Irmgard Karwatzki Kurt J. Rossmanith Volker Kauder Adolf Roth (Gießen) Norbert Röttgen Ulrich Klinkert Dr. Christian Ruck Manfred Kolbe Volker Rühe Norbert Königshofen Anita Schäfer Eva-Maria Kors Dr. Wolfgang Schäuble Thomas Kossendey Hartmut Schauerte Dr. Martina Krogmann Karl-Heinz Scherhag Dr.-Ing. Paul Krüger Gerhard Scheu Dr. Hermann Kues Norbert Schindler Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg) Dietmar Schlee Dr. Norbert Lammert Christian Schmidt (Fürth) Dr. Paul Laufs Dr.-Ing. Joachim Schmidt (Halsbrücke) Karl-Josef Laumann Andreas Schmidt (Mülheim) Birgit Schnieber-Jastram Werner Lensing Dr. Peter Letzgus Dr. Ursula Lietz Reinhard Freiherr von Schorlemer Walter Link (Diepholz) Dr. Erika Schuchardt Eduard Lintner Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) Diethard Schütze (Berlin) Dr. Manfred Lischewski Clemens Schwalbe Wolfgang Lohmann (Lüdenscheid) Dr. Christian Schwarz-Schilling Julius Louven Wilhelm-Josef Sebastian Dr. Michael Luther (Recklinghausen) Heinz Seiffert Dr. Martin Mayer (Siegertsbrunn) Wolfgang Meckelburg Werner Siemann Dr. Bärbel Sothmann Margarete Späte Dr. Gerd Müller Carl-Dieter Spranger Bernward Müller (Jena) Wolfgang Steiger Elmar Müller (Kirchheim) (Bremen) Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten Andreas Storm Günter Nooke Dorothea Störr-Ritter Franz Obermeier Matthäus Strebl Norbert Otto (Erfurt) Dr. Peter Paziorek Michael Stübgen Dr. Hans-Peter Uhl Dr. Friedbert Pflüger Marlies Pretzlaff Andrea Voßhoff Dr. Bernd Protzner Dr. Theodor Waigel Peter Weiß (Emmendingen) Hans Raidel Gerald Weiß (Groß-Gerau) Dr. Peter Ramsauer Annette Widmann-Mauz Helmut Rauber Heinz Wiese (Ehingen) Peter Rauen Hans-Otto Wilhelm (Mainz) Christa Reichard (Dresden) Klaus-Peter Willsch Erika Reinhardt Hans-Peter Repnik Werner Wittlich Klaus Riegert Dagmar Wöhrl Franz Romer Aribert Wolf Hannelore Rönsch (Wiesbaden) Elke Wülfing Heinrich-Wilhelm Ronsöhr Peter Kurt Würzbach Dr. Klaus Rose Wolfgang Zeitlmann 18 Protokoll der Bundestagsbedatte 05.04.2000, Tagesordnungspunkt 4 Kunstprojekt im nördlichen Lichthof des Reichstagsgebäudes von Hans Haacke „Der Bevölkerung“ Drucksache 14/2867 (neu)

Wolfgang Zöller Klaus Brandner BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Anni Brandt-Elsweier (Berlin) Dr. Rita Grießhaber Rainer Brinkmann (Detmold) Christa Nickels (Hildesheim) (Leipzig) Hans-Günter Bruckmann Dr. Antje Vollmer Hans Martin Bury Margareta Wolf (Frankfurt) Hans Büttner (Ingolstadt) Christel Deichmann F.D.P. Hildebrecht Braun (Augsburg) Peter Dreßen Rainer Brüderle Rudolf Dreßler Detlef Dzembritzki Jörg van Essen Dieter Dzewas (Bayreuth) Ludwig Eich Hans-Michael Goldmann Marga Elser Joachim Günther (Plauen) Annette Faße Dr. Klaus Haupt Norbert Formanski Walter Hirche Hans Forster Birgit Homburger Lilo Friedrich (Mettmann) Dr. Harald Friese Ulrich Irmer (Köln) Dr. Arne Fuhrmann Dr. Heinrich L. Kolb Monika Ganseforth Gudrun Kopp Konrad Gilges Jürgen Koppelin Günter Gloser Ina Lenke Uwe Göllner Dirk Niebel Renate Gradistanac Günther Friedrich Nolting Angelika Graf (Rosenheim) Hans-Joachim Otto (Frankfurt) Dieter Grasedieck Detlef Parr Monika Griefahn Achim Großmann Dr. Günter Rexrodt Wolfgang Grotthaus Dr. Edzard Schmidt-Jortzig Klaus Hagemann Marita Sehn Alfred Hartenbach Dr. Anke Hartnagel Carl-Ludwig Thiele Klaus Hasenfratz Dr. Dieter Thomae Nina Hauer Dr. Reinhold Hemker Monika Heubaum Nein Reinhold Hiller (Lübeck) SPD Stephan Hilsberg Gerd Höfer Walter Hoffmann (Darmstadt) Hermann Bachmaier Frank Hofmann (Volkach) Ingrid Holzhüter Eike Maria Hovermann Dr. Hans Peter Bartels Christel Humme Eckhardt Barthel (Berlin) Brunhilde Irber (Starnberg) Gabriele Iwersen Ingrid Becker-Inglau Jann-Peter Janssen Dr. Ilse Janz Hans-Werner Bertl Dr. Uwe Jens Friedhelm Julius Beucher Ulrich Kasparick Sabine Kaspereit (Heidelberg) Hans-Peter Kemper 19 Protokoll der Bundestagsbedatte 05.04.2000, Tagesordnungspunkt 4 Kunstprojekt im nördlichen Lichthof des Reichstagsgebäudes von Hans Haacke „Der Bevölkerung“ Drucksache 14/2867 (neu)

Klaus Kirschner Gudrun Schaich-Walch Marianne Klappert Bernd Scheelen Siegrun Klemmer Dr. Hans-Ulrich Klose Siegfried Scheffler Dieter Schloten Karin Kortmann Horst Schmidbauer (Nürnberg) (Aachen) Nicolette Kressl Silvia Schmidt (Eisleben) Volker Kröning (Meschede) Angelika Krüger-Leißner Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Horst Kubatschka Regina Schmidt-Zadel Ernst Küchler Heinz Schmitt (Berg) Ute Kumpf Konrad Kunick Walter Schöler Dr. Uwe Küster Karsten Schönfeld Fritz Schösser Brigitte Lange Christian Lange (Backnang) Gisela Schröter Detlev von Larcher Dr. Mathias Schubert Christine Lehder Brigitte Schulte (Hameln) Waltraud Lehn Reinhard Schultz (Everswinkel) Klaus Lennartz Volkmar Schultz (Köln) Dr. Elke Leonhard Eckhart Lewering Dr. R. Werner Schuster Erika Lotz Dietmar Schütz (Oldenburg) Dieter Maaß (Herne) Dr. Angelica Schwall-Düren Tobias Marhold Bodo Seidenthal Lothar Mark Erika Simm Ulrike Mascher Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast Wieland Sorge Heide Mattischeck Wolfgang Spanier Ulrike Mehl Dr. Margrit Spielmann Ulrike Merten Dr. Ditmar Staffelt Antje-Marie Steen Dr. Jürgen Meyer (Ulm) Rolf Stöckel Ursula Mogg Rita Streb-Hesse Siegmar Mosdorf Reinhold Strobl Michael Müller (Düsseldorf) Dr. Peter Struck Jutta Müller (Völklingen) Joachim Stünker Joachim Tappe Volker Neumann (Bramsche) Jörg Tauss Dr. Edith Niehuis Jella Teuchner Wolfgang Thierse Günter Oesinghaus Franz Thönnes Leyla Onur Uta Titze-Stecher Manfred Opel Adelheid Tröscher Holger Ortel Hans-Eberhard Urbaniak Adolf Ostertag Rüdiger Veit Kurt Palis Simone Violka Georg Pfannenstein (Pforzheim) Johannes Pflug Hans Georg Wagner Karin Rehbock-Zureich Hedi Wegener Dr. Carola Reimann Wolfgang Weiermann Renate Rennebach Reinhard Weis (Stendal) Bernd Reuter Matthias Weisheit Ren‚ Röspel Gert Weisskirchen (Wiesloch) Dr. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker Michael Roth (Heringen) Jochen Welt Birgit Roth (Speyer) Dr. Marlene Rupprecht Lydia Westrich Thomas Sauer Dr. Dr. Hansjörg Schäfer Helmut Wieczorek (Duisburg) 20 Protokoll der Bundestagsbedatte 05.04.2000, Tagesordnungspunkt 4 Kunstprojekt im nördlichen Lichthof des Reichstagsgebäudes von Hans Haacke „Der Bevölkerung“ Drucksache 14/2867 (neu)

Dieter Wiefelspütz Angela Marquardt Heino Wiese (Hannover) Kersten Naumann Klaus Wiesehügel Rosel Neuhäuser Brigitte Wimmer (Karlsruhe) Dr. Uwe-Jens Rössel Engelbert Wistuba Gustav-Adolf Schur Verena Wohlleben Dr. Ilja Seifert Waltraud Wolff (Zielitz) Peter Zumkley Enthalten CDU/CSU BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Grietje Bettin Dr. Rita Süssmuth Dr. Thea Dückert Hans-Josef Fell BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Katrin Dagmar Göring-Eckardt Gila Altmann (Aurich) Ulrike Höfken (Bremen) Michaele Hustedt (Köln) Dr. Helmut Lippelt Helmut Wilhelm (Amberg) Annelie Buntenbach Franziska Eichstädt-Bohlig PDS Sabine Jünger Antje Hermenau Dr. Kristin Heyne Christina Schenk Monika Knoche Dr. Angelika Köster-Loßack SPD Marion Caspers-Merk Dr. Reinhard Loske Rainer Fornahl Kerstin Müller (Köln) Günter Graf (Friesoythe) Hans-Joachim Hacker (Augsburg) Manfred Hampel Christine Scheel Frank Hempel Irmingard Schewe-Gerigk (Wismar) Rezzo Schlauch Johannes Kahrs Albert Schmidt (Hitzhofen) Dirk Manzewski Christian Sterzing Christian Müller (Zittau) Hans-Christian Ströbele Dr. Rolf Niese Jürgen Trittin Albrecht Papenroth Dr. Ludger Volmer Margot von Renesse Sylvia Voß Reinhold Robbe Gerhard Rübenkönig F.D.P. Horst Schild Dr. Dr. Gerald Thalheim Ulrich Heinrich Dr. Konstanze Wegner Sabine Leutheusser-Schnarrenberger Hildegard Wester Hanna Wolf (München) PDS Monika Balt Petra Bläss Maritta Böttcher Adam, Ulrich CDU/CSU Eva Bulling-Schröter Behrendt, Wolfgang SPD Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU Heidemarie Ehlert Buwitt, Dankward CDU/CSU Dr. Heinrich Fink Freitag, Dagmar SPD Dr. Haack (Extertal), Karl-Hermann SPD Dr. Klaus Grehn Hempelmann, Rolf SPD Dr. Barbara Höll Hornung, Siegfried CDU/CSU Gerhard Jüttemann Jäger, Renate SPD Dr. Evelyn Kenzler Dr. Kolb, Heinrich Leonhard F.D.P. Dr. Heidi Knake-Werner Dr. Lucyga, Christine SPD Heidi Lippmann Maaß (Wilhelmshaven), Erich CDU/CSU Heidemarie Lüth Michels, Meinolf CDU/CSU 21 Protokoll der Bundestagsbedatte 05.04.2000, Tagesordnungspunkt 4 Kunstprojekt im nördlichen Lichthof des Reichstagsgebäudes von Hans Haacke „Der Bevölkerung“ Drucksache 14/2867 (neu)

Müller (Berlin), Manfred Walter PDS Neumann (Gotha), Gerhard SPD Dr. Scheer, Hermann SPD Schmitz (Baesweiler), Hans Peter CDU/CSU von Schmude, Michael CDU/CSU Siebert, Bernd CDU/CSU Dr. Wodarg, Wolfgang SPD Zierer, Benno CDU/CSU

Der Antrag ist abgelehnt. (Beifall bei Abgeordneten aller Fraktionen)

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