Luise Adolpha Le Beau
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Le Beau, Luise Adolpha Luise Adolpha Le Beau begriff sich selbst primär als pro- fessionelle Komponistin; eine Virtuosenkarriere als Pia- nistin kam – auch aus gesundheitlichen Gründen – für sie nicht in Frage. Als ihre Tätigkeit als Kritikerin in Ba- den-Baden ihr Verhältnis zu den städtischen Autoritäten belastete, zog sie sich als Pianistin und Komponistin aus dem öffentlichen Leben vollständig zurück. Ihr wichtigs- tes Anliegen war es, sich als weibliche Komponistin durchzusetzen, was sie auch in ihren Memoiren themati- siert. Orte und Länder Geboren in Rastatt, zog Luise Adolpha Le Beau mit ihren Eltern zunächst 1857 nach Mannheim, Anfang 1859 zu- rück nach Rastatt und sodann Ende 1859 nach Karlsru- he. Von dort aus besuchte sie 1870 Heidelberg, nahm im Sommer 1873 Klavierstunden bei Clara Schumann in Ba- den-Baden und brach 1874 zu einer Konzerttournee nach Holland auf. Im Frühjahr 1874 zog die Familie nach München. Dort verbrachte Le Beau elf Jahre, wäh- rend derer sie Konzerte auch in Leipzig, Salzburg und Wi- en gab und nach Bayreuth, Weimar und in andere deut- sche Städte reiste. Von 1885 bis 1890 lebte die Familie in Wiesbaden, um dann auf Wunsch des Vaters nach Berlin zu ziehen. Nach drei Jahren in Berlin zog Le Beau mit ih- Luise Adolpha Le Beau. Stahlstich, um 1880. ren Eltern 1893 nach Baden-Baden, wo sie auch nach de- ren Tod, unterbrochen von privaten Reisen nach Italien, Luise Adolpha Le Beau Südfrankreich und Paris, ihren Wohnsitz behielt. Biografie * 25. April 1850 in Rastatt, † 17. Juli 1927 in Baden-Baden, (Die folgende Darstellung stützt sich im Wesentlichen auf die von Luise Adolpha Le Beau verfassten „Lebenser- Komponistin, Pianistin, Musikkritikerin, innerungen einer Komponistin“, Reprint der 1. Auflage Musikschriftstellerin, Klavier- und Musiktheorielehrerin von 1910, hg. v. Ulrike B. Keil und Willi H. Bauer anlässli- ch des 150. Geburtstages der Komponistin, Gaggenau: „Man muß sich mit dem Bewußtsein begnügen, nach bes- Verlag Willi Bauer, 1999. Die Seitenangaben beziehen si- tem Wissen und ehrlichem Wollen an dem Tempel der ch, sofern nicht anders vermerkt, auf diese Ausgabe.) Kunst mit gebaut zu haben. Sind es auch nur einige Stein- chen, die ich beitragen durfte, so war ich doch stets be- 1850-1874: Jugend in Baden müht, meine künstlerischen Pflichten zu erfüllen.“ Luise Caroline Marie Henriette Adolpha Le Beau wurde am 25. April 1850 in Rastatt als einzige Tochter von Karo- (Luise Adolpha Le Beau, in: Lebenserinnerungen einer line Le Beau, geborene Barack (1828-1900), und Wil- Komponistin, Reprint der 1. Aufl. von 1910, hg. v. Ulrike helm Le Beau (1820-1896) geboren. Der Vater war Gene- B. Keil und Willi H. Bauer anlässlich des 150. Geburtsta- ralmajor in Diensten des badischen Kriegsministeriums ges der Komponistin, Gaggenau: Verlag Willi Bauer, und zog mit seiner Familie 1857 nach Mannheim, 1859 1999, S. 279) nach Rastatt und Ende desselben Jahres nach Karlsruhe. Von ihm erhielt Luise Adolpha Le Beau ersten Unterricht Profil im Klavierspiel und in naturwissenschaftlichen Fächern, er selbst komponierte gelegentlich und hatte in Rastatt – 1 – Le Beau, Luise Adolpha den gemischten Singverein gegründet und dirigiert. Spra- Rheinberger, gegen sie intrigiert zu haben. Danach über- chen lernte Luise Adolpha Le Beau von 1863 bis 1866 als nahm Franz Lachner (1803-1890) die Durchsicht ihrer Hospitantin in einer örtlichen Mädchenschule, Violine Kompositionen. Bereits 1878 gründete sie den „Privat- und Gesang bei städtischen Musikern. 1866 begann sie Musikkursus für Töchter gebildeter Stände“ in München, ihr Klavier- und Theoriestudium beim Direktor des Ho- in dessen Rahmen sie Mädchen Klavier- und Theorieun- forchesters Wilhelm Kalliwoda (1827-1893) in Karlsruhe, terricht erteilte, um diese auf die Verdienstmöglichkeit Gesangsunterricht nahm sie bei Anton Haizinger als Klavierlehrerinnen vorzubereiten. In diesem Jahr be- (1796-1869). Am 27. November 1867 spielte sie in ihrem gann sie daneben, ehrenamtlich Musikkritiken für die ersten öffentlichen Konzert in Karlsruhe u.a. eine der So- „Berliner Allgemeine Deutsche Musikzeitung“ zu schrei- lopartien in Johann Sebastian Bachs Konzert für drei Kla- ben, stellte die Rezensionen für diese Zeitung jedoch wie- viere in d-Moll, BWV 1063. Auf Empfehlung des Münch- der ein, nachdem der zuständige Redakteur ihre Artikel ner Hofkapellmeisters Hermann Levi (1839-1900) hatte verändert und gekürzt hatte. 1882 gewann sie einen inter- Luise Adolpha Le Beau bei Clara Schumann (1819-1896) nationalen Wettbewerb für die Komposition eines Stü- in Baden-Baden im Sommer 1873 Klavierunterricht; ckes für Violoncello und Klavier in Hamburg (Preisrich- nach zwölf Stunden brach Le Beau den Unterricht, wie ter waren Nils W. Gade, Carl Reinecke und Julius von sie selbst darstellt, wegen Clara Schumanns Methoden Bernuth) mit ihrem op. 24, das daraufhin verlegt wurde. im Unterricht und persönlichen Differenzen jedoch ab. Auch ihre Sonate D-Dur für Violoncello und Klavier op. 17 empfahl die Jury zur Herausgabe . Ihre Bekanntheit 1874-1885: München nahm in München stark zu: Erste kleinere Biografien er- Ein Empfehlungsschreiben Hans von Bülows schienen (laut ihrer Autobiografie wurde ein Bild von ihr (1830-1894), dem sie vorgespielt hatte, an die Dichterin zum Beispiel 1880 auf Brandstetters „Komponisten-Ka- Franziska Rheinberger (1831-1892, die Frau Josef Rhein- lender“ gedruckt [„Lebenserinnerungen“, S. 130]), und bergers, auch bekannt unter dem Namen ihres ersten Luise Adolpha Le Beau wurde „infolge [ihres] Spiels“ Mannes als Franziska von Hoffnaaß) führte Luise Adol- zum außerordentlichen Mitglied des Mozarteums Salz- pha Le Beau im Frühjahr 1874 nach München, wo sie zu- burg ernannt. Ihre neueren Kompositionen wurden häu- nächst von Rheinbergers ehemaligem Schüler und Grün- fig in von ihr veranstalteten Soireen und Matineen durch der des Münchener Tonkünstlervereins Melchior Ernst Mitglieder des Hoforchesters aufgeführt. Luise Adolpha Sachs (1843-1917) Unterricht in Harmonielehre und Kon- Le Beau konzertierte während dieser Jahre in Berlin und trapunkt erhielt. Leipzig (1882) sowie in Salzburg und Wien (1884), wo Im Februar 1874 unternahm sie in Begleitung ihrer Mut- sie u.a. Eduard Hanslick (1825-1904) und Johannes ter eine Konzerttournee in verschiedene holländische Brahms (1833-1897) traf. Sie besuchte 1883 die Bayreut- Städte, von der sie sehr erschöpft zurückkehrte. In ihren her Festspiele, wo sie Richard Wagners „Parsifal“ hörte. Lebenserinnerungen beschreibt Luise Adolpha Le Beau Ein Aufenthalt bei Franz Liszt (1811-1896) in Weimar im ihre Gesundheit als generell labil und den Strapazen von selben Jahr verlief enttäuschend für sie, denn dies ver- Tourneen nicht gewachsen. Im Herbst desselben Jahres schaffte ihr weder die erhofften Kontakte, noch diente es entstanden ihre ersten gedruckten Werke (op. 1: Drei Kla- ihrem Ermessen nach ihrer pianistischen Weiterentwick- vierstücke, erschienen 1876 bei Präger & Meier, Bre- lung, jedoch konnte sie in Leipzig ihr Klavierquartett op. men). 28 mit großem Erfolg aufführen. Dort hatte sie auch ver- Ab 1876 erhielt sie in München Privatunterricht von sucht, eine Aufführung ihrer Fantasie für Klavier und Or- Rheinberger selbst (sie wurde auf Grund der Statuten chester op. 25 durch den Allgemeinen Deutschen Musik- der Königlichen Musikschule getrennt von den männli- verein zu erreichen. Nachdem dieser Versuch an Unstim- chen Studenten unterrichtet), und dieser widmete ihr sei- migkeiten mit dem zuständigen Präsidenten Karl Riedel ne „Toccata für Klavier“ op. 104. 1880 überwarf sie sich (1827-1888) gescheitert war, trat Le Beau 1884 nach fünf- mit ihm jedoch wegen unterschiedlicher Standpunkte im jähriger Mitgliedschaft aus dem Verein aus (vgl. „Leben- Streit um die Neudeutschen: Rheinberger war ein Anhän- serinnerungen“, S. 108). Im nächsten Jahr wurde sie Ko- ger der konservativen Seite, während Luise Adolpha Le mitee-Mitglied des Münchener „Lehrer- und Lehrerin- Beau die ästhetischen Ansichten der Partei Franz Liszts nen-Vereins“, der sich als Interessenvertretung für pro- teilte. Hinzu kamen noch persönliche Differenzen – in ih- fessionelle Musiklehrerinnen und -lehrer neu gegründet ren Memoiren beschuldigt sie beispielsweise Franziska hatte. – 2 – Le Beau, Luise Adolpha Über die Jahre in München schrieb Luise Adolpha Le Be- dass ohne Beziehungen und erhebliche finanzielle Inves- au in ihren „Lebenserinnerungen“: „Die zwölf Jahre in titionen neue Werke kaum Aufführungsmöglichkeiten in München zählen zu den ereignis- und erfolgreichsten Berlin finden konnten. Bis zu ihrem Wegzug im Herbst Jahren meines Lebens und wenn sie mir auch manche 1893 betrieb sie intensive musikhistorische Studien in bittere Erfahrung brachten, so bewahre ich der bayeri- der Königlichen Bibliothek Berlin (heute Staatsbiblio- schen Residenz doch ein freundliches und dankbares An- thek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz). denken.“ („Lebenserinnerungen“, S. 139) 1893-1927: Baden-Baden 1885-1893: Wiesbaden und Berlin Im Alter von 43 Jahren zog Luise Adolpha Le Beau mit Wegen der zunehmenden Gebrechlichkeit ihrer Eltern ihren Eltern nach Baden-Baden. Dort baute sie eine er- und den sich häufenden Schwierigkeiten in der Zusam- folgreiche und fruchtbare Zusammenarbeit mit den örtli- menarbeit mit örtlichen Musikern (vgl. „Lebenserinne- chen Musikern auf und fand die Unterstützung der Groß- rungen“, S. 139) zog die Familie im September 1885 in herzogin Luise von Baden (1838-1923) für Aufführungen das klimatisch gemäßigtere Wiesbaden. Dort fand Luise ihrer Werke.