Albrecht Brede Und Johand Wiegand: Erfolg Und Scheitern Zweier Musiklehrerkarrieren
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STUDIEN ZUR HESSISCHEN MUSIKGESCHICHTE Herausgegeben von Sabine Henze-Döhring Band 5 Wilfried Hansmann Albrecht Brede und Johann Wiegand: Erfolg und Scheitern zweier Musiklehrerkarrieren Ein Beitrag zur Musikpflege an den höheren Schulen Kassels im 19. Jahrhundert 1994 Merseburger Die vorliegende Arheit wurde alU 11 .5. 1992 vom Fachbereich Psychologie, Sportwissenschaften und Musik der Gesamthochschule Kassel als Dissertation angenommen. Tag der mündlichen Prüfung: 20.5.1992 Dekan: Prof. Or. Kaul Referent: Prof Dr. Rösing Korreferenten: Prof. Or. Krause-Vihnar, Prof. Or. Kropfinger, Prof. Or. Nowak CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bihliothek Hansmann, Wilfried: Alhrecht Brede und Johann Wiegand: Erfolg und Scheitern zweier Musiklehrerkarrieren; ein Beitrag zur Musikptlege an den höheren Schulen Kassels im 19. Jahrhundert I Wilfried Hansmann. - Kassel: Merseburger, 1994 (Studien zur hessischen Musikgeschichte; Bd. 5) Zugt.: Kassel, Gesamthochsch., Oiss., 1992 ISBN 3-87537-257-3 NE:GT Edition Mersehurger 1275 @ 1994 Verlag Merseburger Berlin GmbH, Kassel Alle Rechte vorhehalten Printed in Germany Gesamtherstellung: Görich und Weiershäuser, Marburg ISSN 0586-688x ISBN 3-87537-257-3 Musiklehrer welche an öffentlichen Unterrichtsanstalten ihr Amt verrichten, werden wohl tun, sich zu erinnern, daß der KUnstler keinen Rang hat als den, welchen er sich selbst gibt, denn ihn und seine Kunst setzt man hier tin Kassel} unter die letzten seiner AmtsbrUder, so daß er das juste milieu zwischen diesen und dem Schulpedellen oder Calfactor ausfallt (Georg Christoph Grosheim 1834). Vorwort In seiner Studie Musik in KasseL - Aspekte zum Musikleben einer mittLeren Großstadt stellt der Musiksoziologe Rösing fest, daß die Musikaktivitäten der Kasseler Gymnasien in besonderem Maße in die Öffentlichkeit ausstrahlen und zum Teil auf langgehegten Traditionen beruhen. Auf die Frage, um welche Traditionen es sich handelt, gibt die Kasseler Musikgeschichtsschreibung bisher keine Antwort. Abgesehen von der Musik pflege am Hofe der Landgrafen und Kurfürsten sowie der Musik am Theater, in der Oper und im Konzert wissen wir nur wenig darüber, wie im Alltag der Stadt, auf Straßen und Plätzen, in Cafes und Gasthäusern oder auch in den Schulen Kassels musi ziert wurde. Zur Aufhellung dieser Forschungslücke will die vorliegende Untersuchung einen Beitrag leisten. Meinen beiden Betreuern, Prof. Helmut Rösing und Prof. Dietfrid Krause-Vilmar, möchte ich an dieser Stelle ganz herzlich für ihre aufmunternde und anregende Unter stützung danken. Dieser Dank gilt auch den Mitarbeitern des Hessischen Staatsarchivs in Marburg und der Murhard-Bibliothek in Kassel ebenso wie allen Freunden, Bekannten und Informanten, die mir mit wertvollen Anregungen und kritischen Hinweisen weiter halfen oder ihr Interesse an der Arbeit bekundeten. Stellvertretend für sie alle möchte ich hesonders Frau Dr. Una Dirks und Herrn Dr. Hartwig Lödige nennen. Für die Aufnahme in die Reihe "Studien zur hessischen Musikgeschichte" und für ihre Unterstützung danke ich der Leiterin des Hessischen Musikarchivs Marburg, Frau Prof. Dr. Henze-Döhring. Marburg, im Dezember 1993 m Inhaltsverzeichnis 111 Abkürzungsverzeichnis V Einleitung 1. Zum Stand der Forschung und zur Fragestellung . 2. Musik an den höheren Schulen Kassels bis zur Wende des 19. Jahrhunderts . 4 I. MUSIK AN DEN HÖHEREN SCHULEN KASSELS IN DER KURHESSISCHEN ZEIT (1814-1866) . 10 1. Politik, Wirtschaft und Kultur unter den letzten beiden Kurfürsten . 10 2. Die Wiedereinführung der Musik an den höheren Schulen Kassels . 16 2.1. Die Sicht des Staates . 17 2.2. Die Sicht der Schulleiter . 20 2.3. Die Sicht der Musiklehrer . 22 2.3.1. Johann Wiegand (1789-1851) . 26 2.3.2. Nachfolger . 39 3. Unterrichtstheorie . 44 3.1. Lehrpläne und Lernziele . 44 3.2. I..ehnnethoden . 48 4. Unterrichtsorganisation . 52 4.1. Dispensationen, Einteilung der Gesangklassen . 52 4.2. Stundenpläne, Arbeitsbedingungen, Arbeitsmittel . 63 5. Unterrichtspraxis . 69 5.1 Unterrichtsinhalte . 69 5.2. Schulfeiern und Schulfeste . 73 5.2.1. Schulische Feiern . 79 5.2.2. Vaterländische Feiern . 81 5.2.3. Musikalische Abendunterhaltungen . 83 6. Warum trat Johann Wiegand zurück? . 85 6.1. Urteile . 85 6.2. Die Pensionierung . 94 6.3. Das Scheitern als Metapher . 99 11. MUSIK AN DEN HÖHEREN SCHULEN KASSELS IN DER PREUSSISCHEN ZEIT (1866-1914) . 103 1. Wirtschaftliche und kulturelle Rahmenbedingungen . 103 2. Unterrichtstheorie . 109 2.1. Lehrpläne und Lernziele . 109 2.2. Bildungsaufträge des Staates . 112 3. Die Rolle der Gesanglehrer und die Unterrichtsorganisation . 114 3.1. Albrecht Brede (1834-1920) . 119 3.2. Dispensationen, Einteilung der Gesangklassen . 128 3.3. Stundenpläne, Arbeitsbedingungen, Arbeitsmittel . 135 IV 3.4. Musikvereine . 137 3.4.1. Trommler- und Pfeiferkorps . 137 3.4.2. Schulorchester . 140 3.4.3. Primanergesangvereine . 142 4. Unterrichtspraxis . 146 4.1. Unterrichtsinhalte . 146 4.2. Schulfeiern und Schulfeste . 147 4.2.1. Vaterländische Feiern . 153 4.2.2. Kirchliche Feiern . 160 4.2.3. Schulische Feiern . 161 4.2.4. Musikalische Abendunterhaltungen . 163 5. Urteile 5.1. Unmusikalische Schüler? . 169 5.2. Ein genialer Gesanglehrer? . 174 ill. KIRCHENGESANG - VOLKSGESANG - HELDENGESANG 176 IV. QUELLEN UND UTERATURVERZEICHNIS 182 1. Verzeichnis der herangezogenen Archivbestände .................... 182 2. Quellen.................................................................... 182 2.1. Lehrpläne, Schulgesetze, Vorschriften................................... 182 2.2. Jahresberichte, Schulprogramme 183 2.3. Festschriften .. ................................................................ 184 2.4. Zeitungen und Zeitschriften................................................ 185 2.5. SOIlstiges.................................................................... 186 3. Lexikalische und bibliographische Nachschlagewerke. ............. 187 4. Sekundärliteratur........................................................... 188 V. DOKUMENTATION . 197 1. Lehrpläne . 197 1.1. Kurfürstliches Gymnasium 1839 . 197 1.2. Bürgerschule 1840 . 197 1.3. Realschule 1843 . 198 1.4. Höhere Töchterschule 1871 und 1880 . 200 1.4.1. I...ehrplan 1871 . 200 1.4.2. I...ehrplan 1880 . 200 2. Werkverzeichnisse . 202 2.1. Johann Wiegand . 202 2.2. Albrecht Brede . 203 3. Gesanglehrer an den höheren Schulen Kassels . im 19. Jahrhundert . 204 v Abkürzungsverzeichnis AbI. Amtsblatt EKG Evangelisches Kirchengesangbuch FG Friedrichsgymnasium HKM Hofkapellmeister i.R. in Ruhestand Kap. Kapitel Kf. Kurfürstlich KtMdI Kurfürstliches Ministerium des Innem LF Lyceum Fridericianum MdGUM Ministerium der Geistlichen-, Unterrichts- und Medizi nalangelegenheiten MGG Die Musik in Geschichte und Gegenwart ms. maschinenschriftlich OR Oberrealschule Oschk Oberschulkommission PGV Primanergesangverein PSK Provinzialschulkollegium RG Realgymnasium SS Sommersemester StaM Staatsarchiv Marburg Stschk Stadtschulkommission VWB VelWaltungsbericht WG Wilhelmsgymnasium WS Wintersemester Zeitungen und Zeitschriften: AfMw Archiv für Musikwissenschaft AMZ Allgemeine Musikalische Zeitung CAZ Casseler Allgemeine Zeitung HJL Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte JhkV Jahrbuch der hessischen kirchengeschichtlichen Vereinigung KAZ Kasselsche Allgemeine Zeitung NZtM Neue Zeitschrift für Musik Zbl. Zentralblatt für die gesamte Unterrichtsverwaltung ZHG Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde ZfMp Zeitschrift für Musikpädagogik ZfP Zeitschrift für Pädagogik EINLEITUNG 1. Zum Stand der Forschung und zur Fragestellung Wenn heute von Musikunterricht an allgemeinbildenden Schulen die Rede ist, so kOlll rnen Lehrennangel, Stundenausfall, fehlende Fachräume, geringe Akzeptanz durch die Schüler, Fragen nach dem Sinn und Zweck des Unterrichtsfachs, aber auch die öffentli• che Präsentation der Arbeit von Schulehören und -orchestern zur Sprache. Die Fachdidaktik diskutiert über das "pennanente Verortungsproblem" der Schulmusik zwi schen "wissenschaftspropädeutisch-theoriebewußtem Gymnasialunterricht und ma terialbezogen-praktischer Übung" 1; sie sieht das "Kuckucksei"2 Musikerziehung "in der Defensivecke des Legitimationsdrucks"3, wo es von der "öffentlichen musikkulturellen Szene mitleidig, manchmal sogar argwöhnisch und ironisch belächelt" werde. 4 Diese Probleme sind nicht neu. Schon bald nach der Wiedereinführung der Musik in den Fächerkanon der höheren Schulen Kassels vor rund 150 Jahren wird über zu große Ge sangklassen geklagt: 5 Schüler stören den Unterricht,6 zeigen "keinen Sinn für den Lehr gegenstand"7, sondern "Abneigung gegen die Kunst des Gesangs" 8, verhalten sich "ungebührlich" und produzieren bei Gesangaufführungen "Mißtöne aller Art"9; Eltern und Schüler haben "Vorurteile" 10, Inanchen gilt der Gesangunterricht überhaupt als "un nütz" 11. In Lehrerkonferenzen des Kasseler Gymnasiums erheben sich Stilnnlen, die für die Abschaffung des Gesangunterrichts plädieren,12 bzw. die Vennittlung einiger musikalischer Grundkenntnisse in den Klassen Sexta und Quinta als vollkommen ausrei chend ansehen. 13 Angesichts dieser ungünstigen Bedingungen stellt sich die Frage, warum die Musik iIn Jahre 1835 überhaupt wieder in den Fächerkanon des Kasseler Gymnasiums aufge nommen wird. In der Kasseler Schulgeschichtsschreibungl4 finden wir keine Antwort. Nur am Rande wird z.B. von der Kurrende berichtet - Kasseler Schüler ziehen vor die 1 Brockhoff/Pfützenreuter 1983, 205 2 ebd. 3 ebd. 4 Ehrenforth 1987, 127 5 Wiegand 11.4.1836 in: StaM 16/VI, K1.21, Nr.171 6 ders. 9.10.1839 in: ebd. 7 ders.