WINTERREISEN MATTHIAS GOERNE MARKUS HINTERHAUSER WILLIAM KENTRIDGE

1. MÄRZ 2018 ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL Donnerstag, 1. März 2018 | 20 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal Liederabende | 3. Konzert

WINTERREISEN

MATTHIAS GOERNE BARITON MARKUS HINTERHÄUSER KLAVIER WILLIAM KENTRIDGE VISUALISIERUNG, REGIE

SABINE THEUNISSEN BÜHNE GRETA GOIRIS KOSTÜME HERMANN SORGELOOS LICHT SNEZANA MAROVIC VIDEOMONTAGE KIM GUNNING VIDEOPROJEKTION

Franz Schubert (1797–1828) / Liederzyklus nach Gedichten von Wilhelm Müller D 911 (1827) Gute Nacht – Die Wetterfahne – Gefror’ne Tränen – Erstarrung – Der Lindenbaum – Wasserflut – Auf dem Flusse – Rückblick – Irrlicht – Rast – Frühlingstraum – Einsamkeit – Die Post – Der greise Kopf – Die Krähe – Letzte Hoffnung – Im Dorfe – Der stürmische Morgen – Täuschung – Der Wegweiser – Das Wirtshaus – Mut – Die Nebensonnen – Der Leiermann

Eine Produktion des Festival d’Aix-en-Provence In Koproduktion mit den Wiener Festwochen, Holland Festival, Kunstfestspiele Herrenhausen / Niedersächsische Musiktage, Lincoln Center, Les Théâtres de la Ville de Luxembourg und Opéra de Lille

Keine Pause, Ende gegen 21:30 Uhr

Wir bitten Sie, zwischen den einzelnen Liedern nicht zu applaudieren. Es ist nicht gestattet, während des Konzerts zu filmen oder zu fotografieren.

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Was haben uns die Lieder von heute noch zu sagen? Welche überzeitlichen Wahrheiten lassen sich aus ihnen heraushören? Diesen Fragen geht die Elbphilharmonie-Serie Winterreisen nach, die mehrere Adaptionen von Schuberts wohl düsterstem und bedeutendstem Liederzyklus versammelt. Das heutige Konzert gestalten die begnadeten Schubert-Spezialisten Matthias Goerne und Markus Hinterhäuser im Verbund mit dem südafrikanischen Künstler Wil- MODERNE KULTUR IN liam Kentridge, dessen suggestive Bilder der EINZIGARTIGER GESTALT. Musik noch eine weitere Ebene hinzufügen. WARUM NICHT GEMEINSAM DIE ZUKUNFT FORMEN?

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Die Reihe »Winterreisen« wird gefördert durch

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Matthias Goerne zählt zu den weltweit gefragtesten Sängern seines Stimmfachs. Er ist regelmäßig zu Gast in den international renommierten Konzertsälen und an Opernhäusern wie der Wiener Staatsoper, der in New York und der Mailänder Scala und hat mit nahezu allen namhaften Dirigenten und Orchestern in Europa, Amerika und Asien zusammengearbeitet. In der aktuellen Saison ist Goerne mit sieben Orchesterkonzerten und Liederabenden Residenz- künstler der Elbphilharmonie. Am 13. und 14. April gestaltet er hier im Großen Saal gemeinsam mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen Schubert- Lieder in Orchesterbearbeitungen. Das Spektrum seiner Opernrollen reicht von großen Partien bei Wagner und Strauss bis zu den Titelpartien in Béla Bartóks Herzog Blaubarts Burg und Alban Bergs . Als Botschafter des deutschen Kunstlieds von Schubert über Brahms bis und hat sich Goerne international höchs- tes Ansehen erworben. Daneben widmet er sich auch Uraufführungen und Wiederentdeckungen bedeutender Werke der Neuen Musik von Karl Amadeus Hartmann und Hans Werner Henze bis zum österreichischen Gegenwartskom- ponisten . Goernes erfolgreiche künstlerische Tätigkeit ist in zahlreichen Aufnahmen dokumentiert, die teils mehrfach preisgekrönt wurden, unter anderem mit dem Grammy Award, Echo Klassik (»Sänger des Jahres« 2017), Preis der Deutschen Schallplattenkritik, BBC Music Award, Gramophone Award und Diapason d’Or. Nach seinen frühen Aufnahmen mit Vladimir Ashkenazy und hat Goerne eine Serie mit ausgewählten Liedern von Franz Schubert auf zwölf CDs eingespielt, am Klavier begleitet unter anderen von und Elisabeth Leonskaja. Kürzlich erschienen Aufnahmen mit Bach-Kantaten, Schu- mann-Liedern (mit Markus Hinterhäuser) sowie Szenen aus Wagner-Opern. Matthias Goerne studierte bei Hans-Joachim Beyer, und Dietrich Fischer-Dieskau. Von 2001 bis 2005 unterrichtete der gebürtige Weimarer als Honorarprofessor für Liedgestaltung an der Musikhochschule Düssel­dorf. Er ist Ehrenmitglied der Royal Academy of Music in London. Zu seinen jüngsten Höhepunkten zählen Konzerte mit führenden amerikanischen ­Orchestern sowie mit der Staats­kapelle Berlin, Orchestre de Paris und ­London Philharmonic. Liederabende gibt er mit herausragenden Pianisten wie , Christoph Eschenbach und . MATTHIAS GOERNE BARITON Im August 2017 sang Matthias Goerne bei den Salzburger Festspielen die Titelpartie von Bergs Oper Wozzeck in einer Neuproduktion von William Ken- tridge, anschließend den Wolfram in Tannhäuser bei einem Japan-Gastspiel der ­Bayerischen Staatsoper unter Kirill Petrenko in Tokio. Für die Saison 2018/19 wurde er vom New York Philharmonic als Artist in Residence zu zehn Konzer- ten eingeladen. DIE KÜNSTLER

Markus Hinterhäuser wurde in La Spezia im Nordwesten Italiens geboren. Er studierte Klavier an der Wiener Musikhochschule, am Mozarteum in Salzburg sowie in Meisterkursen bei Elisabeth Leonskaja und Oleg Maisenberg. Als Pianist trat Markus Hinterhäuser sowohl solistisch als auch in Kammer- konzerten in den bedeutendsten Konzertsälen und bei den international renom- mierten Festivals auf, darunter in der Carnegie Hall, im Wiener Musikverein und in der Mailänder Scala. Er gastierte zudem beim Lucerne Festival, bei Wien Modern und den Berliner Festspielen. Im Bereich Liedinterpretation ist beson- ders seine langjährige Zusammenarbeit mit Brigitte Fassbaender hervorzuheben. Mit Matthias Goerne und Schuberts Winterreise ist Markus Hinterhäuser bereits seit zwei Jahren auf Welttournee. Unter anderem traten sie beim Sydney Festival, an der San Francisco Opera, in der Cité de la Musique in Paris, in Amsterdam, Aix-en-Provence, New York und Moskau auf. In den vergangenen Jahren konzentrierte sich Markus Hinterhäuser auf die Interpretation zeitgenössischer Musik; insbesondere engagierte er sich für das Werk von Luigi Nono, Karlheinz Stockhausen, Morton Feldman und György Ligeti. Neben zahlreichen Rundfunk- und Fernsehaufnahmen spielte er das gesamte Klavierwerk von Arnold Schönberg, Alban Berg und Anton von Webern sowie Kompositionen von Morton Feldman, Luigi Nono, Giacinto Scelsi, Galina Ustwols- kaja und John Cage auf CD ein. Zudem wirkte er an Musiktheaterproduktionen von Christoph Marthaler, Johan Simons und Klaus Michael Grüber mit. Internationales Renommee im Kulturmanagement errang Markus Hinter- häuser als Mitbegründer und Künstlerischer Leiter der Konzertreihe Zeitfluss (gemeinsam mit Tomas Zierhofer-Kin), die von 1993 bis 2001 im Rahmen der Salz- burger Festspiele stattfand. Bei den Wiener Festwochen begründete und leitete er die Reihe Zeit-Zone, die von 2002 bis 2004 Teil des Programms war. Von 2006 MARKUS HINTERHÄUSER KLAVIER bis 2010 verantwortete er das gesamte Konzertprogramm der Salzburger Fest- spiele, in der Saison 2011 als Intendant. Von 2014 bis 2016 war er Intendant der Wiener Festwochen; im Oktober 2016 übernahm er erneut als Intendant die Lei- tung der Salzburger Festspiele. DIE KÜNSTLER

Der Südafrikaner William Kentridge gehört zu den international bedeutendsten zeitgenössischen Künstlern. Er ist nicht nur Bildender Künstler, sondern auch Filmemacher, Schauspieler und Regisseur. Seit mittlerweile mehr als drei Jahr- zehnten bewegt sich sein umfassendes Schaffen durch unterschiedliche künst- lerische Disziplinen. Berühmt für seine ausdrucksstarken, gestischen Illustrationen in Kohle und Tusche sowie für seine Trickfilm-Zeichnungen, beschäftigt sich William Ken- tridge in seinen Arbeiten immer wieder mit der Geschichte und dem Leben in seinem Heimatland in den Jahren vor und nach dem Ende der Apartheid, indem er ernüchternde politische Ereignisse in starke poetische Allegorien verwandelt. Oft arbeitet er nur mit dem Zeichenstift und dem Radiergummi. Durch stetiges Ausradieren und Neuzeichnen entwickelt er die Geschichte; die Spuren der wie- derholten Eingriffe bleiben sichtbar und werden zum konstitutiven Bestandteil der Handlung. Geboren wurde William Kentridge 1955 in Johannesburg als Sohn zweier Rechtsanwälte, die die Rechte von Schwarzen in Apartheid-Prozessen vertraten. Seine Erfahrungen zwischen beiden Welten waren für seine Persönlichkeit prä- gend. Nach Abschluss der Highschool studierte er von 1973 bis 1976 in Johannes- burg Politik und Afrikanistik. Zugleich entdeckte er seine Leidenschaft für Kunst und Theater, so dass er ein zweijähriges Kunststudium an der Johannesburg Art Foundation anschloss. Zudem ließ er sich in Paris zum Pantomimen ausbilden. Von der internationalen Presse wurde der Künstler für die Kurzfilmserie Drawings for Projection (1989–2003) gelobt. Viele Museen haben ihm Einzelaus- stellungen gewidmet, darunter das Museum of Modern Art in New York, das San Francisco Museum of Modern Art, das Philadelphia Museum of Art und die Alber- tina in Wien. Auch auf der documenta war er mehrfach zu Gast. Von 2005 bis 2007 hatte er die erste Max-Beckmann-Stiftungsprofessur in Frankfurt inne. Unter dem Ausstellungstitel William Kentridge: Five Themes zeigte er 2010 im New Yorker Museum of Modern Art gut 120 Arbeiten. Parallel insze- nierte er an der dortigen Metropolitan Opera Dmitri Schostakowitschs Oper Die Nase. In weitere Regiearbeiten widmete er sich Mozarts Zauberflöte sowie Alban Bergs Lulu und Wozzeck, zu erleben an Häusern wie der Mailänder Scala, der English National Opera in London und bei den Salzburger Festspielen. WILLIAM KENTRIDGE VISUALISIERUNG, REGIE Sein nächstes Projekt ist The Head & the Load, eine große Produktion, die in der Park Avenue Armory in New York und in der Turbinenhalle der Tate Modern in London gezeigt wird. DAS PROJEKT

EINE LANDSCHAFT AUS BILDERN

William Kentridge über das Winterreise-Projekt

Johannesburg, Südafrika, 1960er Jahre. Sonntagnachmittag nach dem Essen. Das Rauschen der Nadel auf dem Grammophon, wie das Einatmen des Sän- gers vor dem Einsatz. Mein Vater liegend auf dem harten Sofa, ein Kissen unter dem Kopf, den Text auf der Plattenhülle lesend. Das gelbe Label der Deutschen Grammophon Gesellschaft. Die Stimme von Dietrich Fischer-Dieskau, dazu das Klavierspiel von . Eine englisch-deutsche Feierstunde, wie um zu zeigen, dass der Krieg wirklich vorbei war. Damals stand es für meine Familie außer Frage, jemals ein deutsches Auto zu kaufen oder gar nach Deutschland oder Österreich in den Urlaub zu fahren. Zeichnung von William Kentridge auf einer historischen Gehaltstabelle für Minenarbeiter Manchmal war meine Mutter im Raum, aber meistens ging sie schnell hinaus, wenn die Musik einsetzte. Sie mochte Kunstlieder als solche nicht besonders; sie tolerierte sie mit Rücksicht auf meinen Vater. Aber als sie 50 wurde, forderte sie das Recht ein, niemals mehr zu einem Liederabend oder einer Wagner-Oper Tatsächlich gibt es (im Rückblick ziemlich offensichtliche) Parallelen zwischen gehen zu müssen. einem Kunstlied etwa von Schubert und den Animationsfilmen, die ich gemacht habe. Oft gibt es die Andeutung einer Botschaft, aber keine offensichtlich vor- gegebene Richtung. Filme und Lieder schwanken zwischen persönlichen und Die Idee allgemeinen Blickwinkeln, zwischen Zivilisation und Natur. In meinen Filmen Warum die Winterreise? Das Projekt begann als Idee, einen Zyklus von Filmen entdecke ich sogar viele thematische Elemente der Lieder wieder: ein Wande- zu machen – wie einen Liederzyklus. Ich dachte zunächst an die Musik von Erik rer, eine Landschaft, eine Reflektion über die Fragilität emotionaler Bindungen. Satie oder einem anderen Komponisten aus dem frühen 20. Jahrhundert. Pro- All diese Gemeinsamkeiten ließen das Projekt möglich erscheinen. Die Arbeit behalber schaute ich mir Ausschnitte früherer Filme von mir an und hörte dazu bestand nun darin, für die 24 Lieder der Winterreise 24 Filme zu finden oder neu unterschiedliche Musikstücke. Eines davon war Schuberts Winterreise, mir aus zu produzieren. Ein Großteil des Projekts fand folglich im Schnittraum statt, meiner Kindheit vage vertraut. Die Wechselwirkung von Film und Liedern war so gemeinsam mit meiner Redakteurin Snezana Marovic. Der ganze Korpus von stark, dass ich diesen Weg weiterverfolgte. Gemeinsam mit Markus Hinterhäu- Filmen, die ich je gemacht hatte – all die Fragmente, kompletten Filme, Hinter- ser hörte ich zwei Tage lang nur Winterreise-Lieder, sichtete dazu Filmmaterial grundprojektionen für Theaterinszenierungen, Demonstrationen für Vorträge, aus den vergangenen 25 Jahren und entdeckte zahlreiche Gemeinsamkeiten: all die Schnipsel, die es nie in einen Film geschafft hatten – all das lag wie eine Stimmungen, Rhythmen, ähnliche ausgelöste Assoziationen. Landschaft vor uns, durch die wir unseren Weg finden mussten. U DAS PROJEKT Die Bilder Das erste Material, das ich für die Filme erstellte, war gestelzt, gespreizt, gefesselt durch die Gedichtzeilen der Lieder. Ich T fühlte mich irgendwie verpflichtet, ein Stadttor zu zeichnen, eine Wetterfahne, Schnee. (In den 60 Jahren, die ich in Johannes­ burg wohne, hat es nur fünf Mal geschneit. Wer bin ich, der ich Schnee zeichne?!) O Ich hörte also auf, in dieser Richtung zu denken, und schaute, was ich in den vergangenen Jahren gezeichnet hatte, ohne an die Winterreise auch nur zu denken. Zum Beispiel eine Serie von sich drehenden, sich verändernden Skulpturen, die sich bald in die Wetterfahne verwandelten. Oder schwarzes Konfetti, wie P ich es in früheren Filmen verwendet hatte: Schnee. In einem anderen Projekt hatte ich die gelochte Papierrolle eines Piano- las gezeigt, nun wurde sie zu den langsam fallenden Gefror’nen Tränen. 27 I Auch eine Serie von Zeichnungen kam mir in den Sinn. Auf Apr — die Seiten einer historischen Enzyklopädie aus dem Jahr 1830, 30 deren Papier genau die richtige Oberfläche und Saugfähigkeit Mai für Tusche aufwies, zeichnete ich Bäume. Und genauso, wie ein E Baum in mir eine ganze Kette von Assozationen und Erinnerun- gen auslöst – der Baum in meinem Garten, Rinde sieht aus wie alte Haut, mein Enkel auf einer Schaukel, Sterblichkeit –, so überlagern sich hier mehrere Sinn-Ebenen. Kurz: Diese vorgefundenen alten Bilder erwiesen sich fast immer als stärker als alles, was ich eigens für dieses Projekt neu zeichnete. Bald wurde mir noch ein anderer Aspekt bewusst: Musikpar- tituren – sagen wir, die Klavierstimme der Lieder – haben ihrer Bäume. Tuschezeichnungen Daseinsform nach ganz offensichtliche Ähnlichkeiten mit Film. Stockhausen von William Kentridge Zeit wird zu erlebbarem Material; hier die Noten auf dem Papier, Metropolis dort die Einzelbilder (Frames) des Films. Besonders plastisch J. Dvořák: Frankenstein vor Augen führt das der Daumenkino-Effekt, den manche mei- Sciarrino: Lohengrin Beethoven: Missa solemnis ner Winterreise-Filme nutzen. Genau wie beim Klavier braucht La Scala: Verdi-Requiem es die Finger eines Spielers, um sie zum Leben zu erwecken. David Bowie: Blackstar Es war ein Schock, festzustellen, dass sich über all die Jahre Weill: Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny eine Winterreise in mir befunden hatte – als hätte ich an dem Britten: The Rape of Lucretia Projekt schon seit 20 Jahren gearbeitet. u.v.m. ÜBERSETZUNG: CLEMENS MATUSCHEK Ermöglicht durch

www.musikfest-hamburg.de DIE MUSIK

SCHAUERLICHE SCHMERZENSLIEDER

Franz Schubert: Winterreise

»Die Korrektur der zweiten Abteilung der Winterreise waren die letzten Feder- Doch Vorsicht: Genausowenig wie die berühmte h-Moll-Sinfonie durch Schu- striche des vor Kurzem verblichenen Schubert.« Mit diesem Hinweis kündigte berts tragisch frühen Tod eine »Unvollendete« blieb (denn in Wahrheit brach er der Wiener Verleger Tobias Haslinger im Dezember 1828 die erste Druckausgabe die Arbeit daran schon sechs Jahre vor seinem Tod ab), stellt die Winterreise im der Winterreise an – und trug damit erheblich zu einer Legendenbildung bei, biografischen Sinne eine Endzeitkomposition dar. Einen kleinen Hinweis liefert die auch absatzfördernd gewirkt haben dürfte. Es passt ja auch alles so schön Haslinger ja selbst, wenn er von der »zweiten Abteilung« spricht. Tatsächlich zusammen: Franz Schubert, der unglückliche Künstler, zu seinen Lebzeiten von schrieb Schubert die ersten zwölf Lieder bereits im Februar 1827 – gut andert- der Außenwelt nicht gewürdigt, komponiert verzweifelt gegen das Ticken seiner halb Jahre vor seinem Tod. Sie basieren auf Gedichten von Wilhelm Müller, die Lebensuhr an und entreißt dem Tod mit letzter Kraft den düstersten Liedzyklus, Schubert in der Zeitschrift Urania entdeckt hatte. Kurz darauf fielen ihm weitere den die Welt je gesehen hat, den Soundtrack zu seinem eigenen Lebensende. zwölf Müller-Gedichte in die Hände, die er prompt ebenfalls vertonte. Der Autor war für Schubert kein Unbekannter. Schon sein Liederzyklus Die schöne Müllerin beruhte auf Gedichten des Dessauer Lateinlehrers und Brockhaus-Redakteurs. Persönlich getroffen haben sich die beiden aber nie. Ver- mutlich ahnte Müller nicht einmal, dass ein Komponist im entfernten Wien seine Gedichte in Musik setzte. Er starb im Oktober 1827, ähnlich jung wie Schubert, und durfte nicht mehr miterleben, wie Schuberts Musik im Verbund mit seiner Lyrik ein ganz neues, eigenständiges Genre etablierte: das Kunstlied.

Geschichte ohne Handlung

Die beiden Zyklen unterscheiden sich allerdings in einer Hinsicht gravierend. Die schöne Müllerin erzählt mit Liedern die Geschichte eines Müllerburschen auf der Wanderung. In der Winterreise dagegen ist die Handlung schon vor dem ersten abgeschlossen: die Liebe ist zerbrochen, das Glück dahin. Die folgenden Lieder stellen nun keine fortschreitende Entwicklung dar, sondern eine Art per- manenten Zirkelschluss. Die Gedanken des Wanderers kreisen unaufhörlich um dieselben Gefühle, um Liebeskummer, Schmerz, Wut, Hoffnung und Resigna- tion. Zwar ändern sich von Lied zu Lied die Metaphern, die den Gemütszustand des Protagonisten in Analogie zu den Stationen seiner Reise beschreiben. Doch inhaltlich geht nur im Kreis herum. Wo sollte der Weg auch hin- Franz Schubert führen? Ins Wirtshaus, das in Wahrheit der Friedhof ist? Selbst dort findet sich kein Platz für den Herumirrenden. DIE MUSIK

Ablesen lässt sich die notorische Verwei- Nicht zufällig war die Zeitschrift Urania, in der Müllers Gedichte gerung einer Handlung auch daran, dass zuerst erschienen, von den Behörden verboten. Müller seine neueren Gedichte zwischen Gegen Ende des Zyklus scheint sich der Protagonist in Mut die alten sortierte, während Schubert sie noch einmal aufzuraffen, doch schon in den Nebensonnen, das einfach hinten an den bereits vollendeten auf ein reales physikalisches Phänomen atmosphärischer Licht- ersten Teil anhängte, ohne dass es des- brechung anspielt, ist sein Tatendrang einer bleiernen Lethar- halb zu inhaltlichen Brüchen käme. Die gie gewichen. Nachdem zwei Sonnen (die Augen der Geliebten) Dramaturgie übernimmt die Musik, die verschwunden seien, sehnt der Protagonist auch den Untergang Müllers Dichtung eine atemberaubende der dritten (seiner Liebe – oder sogar seiner selbst) herbei. Die emotionale Tiefe verleiht. Ausweglosigkeit wird zusammengefasst im Bild des Leiermanns. Gut zu beobachten ist das gleich im Auf ewig muss er seine Leier drehen, wie eine Schallplatte, die ersten Lied, Gute Nacht: Nach drei Stro- einen Sprung hat. Völlig sinnlos, denn niemand hört ihm zu. Es phen in Moll wechselt die vierte plötzlich bleibt offen, ob der Leiermann mit seinen hohlen Quinten der in zärtliches Dur – das sich aber bald als Tod ist oder ein Bild für den Komponisten. Illusion entpuppt und in die triste Moll- Mit dem Protagonisten jedenfalls konnte sich Franz Schu- Sphäre zurückfällt. Auch im Lindenbaum bert bestimmt sehr gut identifizieren. Sein Erfolg bei den wendet Schubert diesen Kunstgriff an Frauen dürfte sich in Grenzen gehalten haben: nur 1,57 Meter Wilhelm Müller und trübt die selige Dur-Stimmung zwi- groß, Spitzname »Schwammerl«, zudem mit Syphilis infiziert. schenzeitlich in Moll ein. Zudem hält der »Stark angegriffen« habe ihn die Komposition der »schauerli- Klavierpart etliche Imitationseffekte bereit, die weit über eine bloße Begleitung chen Lieder«, berichtete er seinem Freund Joseph von Spaun. hinausgehen: das dumpfe Knarzen der Wetterfahne im Bass oder das Tropfen Und schon früher hatte er in seinem Tagebuch notiert: »Meine der Gefror’nen Tränen. Im Frühlingstraum krähen im Diskant sehr überzeugend Erzeugnisse sind durch meinen Verstand für Musik und durch die Hähne, in Die Post erklingt die Posthorn-Fanfare über Pferdegetrappel. Für meinen Schmerz entstanden. Und jene, die der Schmerz allein den aufmerksamen Hörer gibt es unendlich viele Details zu entdecken. erzeugt hat, scheinen die Welt am wenigsten zu erfreuen.« Diese Einschätzung bestätigte sich, als Schubert seinen Freunden die Winterreise im Herbst 1827 zum ersten Mal vorsang Subversive politische Botschaften und -spielte. Gastgeber Spaun reagierte bestürzt und konnte Neben der emotionalen und der musikalischen existiert allerdings noch eine einzig dem Lindenbaum etwas Positives abgewinnen. Erst spä- politische Deutungsebene. Müller schrieb seine Gedichte in der rückwärtsge- ter, nachdem Schuberts Lieblingssänger Johann Michael Vogl wandten Epoche der Restauration. Nach dem Ende der Napoleonischen Kriege mehrfach mit der Winterreise geglänzt hatte, änderte Spaun ordnete der Wiener Kongress um Fürst von Metternich 1815 die politische Land- seine Meinung: »Bald waren wir begeistert von diesen wehmüti- schaft Europas neu. Um potenziellen Revoluzzern von vornherein das Leben gen Liedern, die Vogl unübertrefflich vortrug.« Zahlreiche Bear- schwer zu machen, erließen die meisten Staaten drakonische Zensurgesetze. beitungen bis hin zu John Neumeiers Hamburger Ballettfassung Künstlern und Studenten, die der autoritären geistigen Enge entkommen woll- oder eben William Kentridges Projektionen zeigen: Bis heute ten, blieb oft nur die Flucht ins Häusliche (Biedermeier) – oder in subversive gehört Schuberts Winterreise zu den erschütterndsten Werken Metaphern. Besonders gut nachvollziehen lässt sich das anhand der Gedichte der Musikgeschichte – auch ohne Todesmythos. Letzte Hoffnung, das freiheitliche Hoffnungsträger als einzelne »bunte Blätter« CLEMENS MATUSCHEK codiert, und Im Dorfe, wo (menschliche) Kettenhunde den Künstler verbellen. GESANGSTEXTE

GUTE NACHT DIE WETTERFAHNE ERSTARRUNG DER LINDENBAUM

Fremd bin ich eingezogen, Der Wind spielt mit der Wetterfahne Ich such’ im Schnee vergebens Am Brunnen vor dem Tore Fremd zieh’ ich wieder aus. Auf meines schönen Liebchens Haus. Nach ihrer Tritte Spur, Da steht ein Lindenbaum; Der Mai war mir gewogen Da dacht’ ich schon in meinem Wahne, Wo sie an meinem Arme Ich träumt’ in seinem Schatten Mit manchem Blumenstrauß. Sie pfiff den armen Flüchtling aus. Durchstrich die grüne Flur. So manchen süßen Traum. Das Mädchen sprach von Liebe, Ich schnitt in seine Rinde Die Mutter gar von Eh’, Er hätt’ es eher bemerken sollen, Ich will den Boden küssen, So manches liebe Wort; Nun ist die Welt so trübe, Des Hauses aufgestecktes Schild, Durchdringen Eis und Schnee Es zog in Freud’ und Leide Der Weg gehüllt in Schnee. So hätt’ er nimmer suchen wollen Mit meinen heißen Tränen, Zu ihm mich immer fort. Im Haus ein treues Frauenbild. Bis ich die Erde seh’. Ich kann zu meiner Reisen Ich musst’ auch heute wandern Nicht wählen mit der Zeit, Der Wind spielt drinnen mit den Herzen Wo find’ ich eine Blüte, Vorbei in tiefer Nacht, Muss selbst den Weg mir weisen Wie auf dem Dach, nur nicht so laut. Wo find’ ich grünes Gras? Da hab’ ich noch im Dunkeln In dieser Dunkelheit. Was fragen sie nach meinen Schmerzen? Die Blumen sind erstorben, Die Augen zugemacht. Es zieht ein Mondenschatten Ihr Kind ist eine reiche Braut. Der Rasen sieht so blass. Und seine Zweige rauschten, Als mein Gefährte mit, Als riefen sie mir zu: Und auf den weißen Matten Soll denn kein Angedenken Komm her zu mir, Geselle, Such’ ich des Wildes Tritt. GEFROR’NE TRÄNEN Ich nehmen mit von hier? Hier find’st du deine Ruh’! Wenn meine Schmerzen schweigen, Was soll ich länger weilen, Gefror’ne Tropfen fallen Wer sagt mir dann von ihr? Die kalten Winde bliesen Dass man mich trieb hinaus? Von meinen Wangen ab: Mir grad’ ins Angesicht; Lass irre Hunde heulen Ob es mir denn entgangen, Mein Herz ist wie erstorben, Der Hut flog mir vom Kopfe, Vor ihres Herren Haus. Dass ich geweinet hab’? Kalt starrt ihr Bild darin; Ich wendete mich nicht. Die Liebe liebt das Wandern, Schmilzt je das Herz mir wieder, Gott hat sie so gemacht, Ei Tränen, meine Tränen, Fließt auch ihr Bild dahin! Nun bin ich manche Stunde Von einem zu dem andern. Und seid ihr gar so lau, Entfernt von jenem Ort, Fein Liebchen, gute Nacht! Dass ihr erstarrt zu Eise Und immer hör’ ich’s rauschen: Wie kühler Morgentau? Du fändest Ruhe dort! Will dich im Traum nicht stören, Wär’ schad’ um deine Ruh’. Und dringt doch aus der Quelle Sollst meinen Tritt nicht hören. Der Brust so glühend heiß, Sacht, sacht die Türe zu! Als wolltet ihr zerschmelzen Schreib’ im Vorübergehen Des ganzen Winters Eis! Ans Tor dir: Gute Nacht! Damit du mögest sehen, An dich hab’ ich gedacht. GESANGSTEXTE

WASSERFLUT IRRLICHT FRÜHLINGSTRAUM

Manche Trän’ aus meinen Augen Den Tag des ersten Grußes, In die tiefsten Felsengründe Ich träumte von bunten Blumen, Ist gefallen in den Schnee; Den Tag, an dem ich ging; Lockte mich ein Irrlicht hin; So wie sie wohl blühen im Mai; Seine kalten Flocken saugen Um Nam’ und Zahlen windet Wie ich einen Ausgang finde, Ich träumte von grünen Wiesen, Durstig ein das heiße Weh. Sich ein zerbroch’ner Ring. Liegt nicht schwer mir in dem Sinn. Von lustigem Vogelgeschrei.

Wenn die Gräser sprossen wollen Mein Herz, in diesem Bache Bin gewohnt das Irregehen, Und als die Hähne krähten, Weht daher ein lauer Wind, Erkennst du nun dein Bild? ’s führt ja jeder Weg zum Ziel; Da ward mein Auge wach; Und das Eis zerspringt in Schollen Ob’s unter seiner Rinde Uns’re Freuden, uns’re Wehen, Da war es kalt und finster, Und der weiche Schnee zerrinnt. Wohl auch so reißend schwillt? Alles eines Irrlichts Spiel! Es schrien die Raben vom Dach.

Schnee, du weißt von meinem Sehnen, Durch des Bergstroms trockne Rinnen Doch an den Fensterscheiben, Sag’, wohin doch geht dein Lauf? RÜCKBLICK Wind’ ich ruhig mich hinab, Wer malte die Blätter da? Folge nach nur meinen Tränen, Jeder Strom wird’s Meer gewinnen, Ihr lacht wohl über den Träumer, Nimmt dich bald das Bächlein auf. Es brennt mir unter beiden Sohlen, Jedes Leiden auch sein Grab. Der Blumen im Winter sah? Tret’ ich auch schon auf Eis und Schnee, Wirst mit ihm die Stadt durchziehen, Ich möcht’ nicht wieder Atem holen, Ich träumte von Lieb um Liebe, Muntre Straßen ein und aus; Bis ich nicht mehr die Türme seh’. RAST Von einer schönen Maid, Fühlst du meine Tränen glühen, Von Herzen und von Küssen, Da ist meiner Liebsten Haus. Hab’ mich an jedem Stein gestoßen, Nun merk’ ich erst wie müd’ ich bin, Von Wonne und Seligkeit. So eilt’ ich zu der Stadt hinaus; Da ich zur Ruh’ mich lege; Die Krähen warfen Bäll’ und Schloßen Das Wandern hielt mich munter hin Und als die Hähne krähten, AUF DEM FLUSSE Auf meinen Hut von jedem Haus. Auf unwirtbarem Wege. Da ward mein Herze wach; Nun sitz’ ich hier alleine Der du so lustig rauschtest, Wie anders hast du mich empfangen, Die Füße frugen nicht nach Rast, Und denke dem Traume nach. Du heller, wilder Fluss, Du Stadt der Unbeständigkeit! Es war zu kalt zum Stehen; Wie still bist du geworden, An deinen blanken Fenstern sangen Der Rücken fühlte keine Last, Die Augen schließ’ ich wieder, Gibst keinen Scheidegruß. Die Lerch’ und Nachtigall im Streit. Der Sturm half fort mich wehen. Noch schlägt das Herz so warm. Wann grünt ihr Blätter am Fenster? Mit harter, starrer Rinde Die runden Lindenbäume blühten, In eines Köhlers engem Haus Wann halt’ ich mein Liebchen im Arm? Hast du dich überdeckt, Die klaren Rinnen rauschten hell, Hab’ Obdach ich gefunden. Liegst kalt und unbeweglich Und ach, zwei Mädchenaugen glühten. Doch meine Glieder ruh’n nicht aus: Im Sande ausgestreckt. Da war’s gescheh’n um dich, Gesell! So brennen ihre Wunden.

In deine Decke grab’ ich Kommt mir der Tag in die Gedanken, Auch du, mein Herz, in Kampf und Sturm Mit einem spitzen Stein Möcht’ ich noch einmal rückwärts seh’n. So wild und so verwegen, Den Namen meiner Liebsten Möcht’ ich zurücke wieder wanken, Fühlst in der Still’ erst deinen Wurm Und Stund’ und Tag hinein. Vor ihrem Hause stille steh’n. Mit heißem Stich sich regen! GESANGSTEXTE

EINSAMKEIT DER GREISE KOPF LETZTE HOFFNUNG DER STÜRMISCHE MORGEN

Wie eine trübe Wolke Der Reif hatt’ einen weißen Schein Hie und da ist an den Bäumen Wie hat der Sturm zerrissen Durch heit’re Lüfte geht, Mir übers Haar gestreuet; Manches bunte Blatt zu seh’n, Des Himmels graues Kleid! Wenn in der Tanne Wipfel Da glaubt’ ich schon ein Greis zu sein Und ich bleibe vor den Bäumen Die Wolkenfetzen flattern Ein mattes Lüftchen weht. Und hab’ mich sehr gefreuet. Oftmals in Gedanken steh’n. Umher im matten Streit.

So zieh ich meine Straße Doch bald ist er hinweggetaut, Schaue nach dem einen Blatte, Und rote Feuerflammen Dahin mit trägem Fuß, Hab’ wieder schwarze Haare, Hänge meine Hoffnung dran; Zieh’n zwischen ihnen hin; Durch helles, frohes Leben Dass mir’s vor meiner Jugend graut – Spielt der Wind mit meinem Blatte, Das nenn’ ich einen Morgen Einsam und ohne Gruß. Wie weit noch bis zur Bahre! Zittr’ ich, was ich zittern kann. So recht nach meinem Sinn!

Ach, dass die Luft so ruhig! Vom Abendrot zum Morgenlicht Ach, und fällt das Blatt zu Boden, Mein Herz sieht an dem Himmel Ach, dass die Welt so licht! Ward mancher Kopf zum Greise. Fällt mit ihm die Hoffnung ab; Gemalt sein eig’nes Bild Als noch die Stürme tobten, Wer glaubt’s? Und meiner ward es nicht Fall’ ich selber mit zu Boden, Es ist nichts als der Winter, War ich so elend nicht. Auf dieser ganzen Reise! Wein’ auf meiner Hoffnung Grab. Der Winter kalt und wild!

DIE POST DIE KRÄHE IM DORFE TÄUSCHUNG

Von der Straße her ein Posthorn klingt. Eine Krähe war mit mir Es bellen die Hunde, es rasseln die Ketten; Ein Licht tanzt freundlich vor mir her, Was hat es, dass es so hoch aufspringt, Aus der Stadt gezogen, Es schlafen die Menschen in ihren Betten, Ich folg’ ihm nach die Kreuz und Quer; Mein Herz? Ist bis heute für und für Träumen sich manches, was sie nicht haben, Ich folg’ ihm gern und seh’s ihm an, Um mein Haupt geflogen. Tun sich im Guten und Argen erlaben; Dass es verlockt den Wandersmann. Die Post bringt keinen Brief für dich. Was drängst du denn so wunderlich, Krähe, wunderliches Tier, Und morgen früh ist alles zerflossen. Ach! Wer wie ich so elend ist, Mein Herz? Willst mich nicht verlassen? Je nun, sie haben ihr Teil genossen Gibt gern sich hin der bunten List, Meinst wohl, bald als Beute hier Und hoffen, was sie noch übrig ließen, Die hinter Eis und Nacht und Graus, Nun ja, die Post kommt aus der Stadt, Meinen Leib zu fassen? Doch wieder zu finden auf ihren Kissen. Ihm weist ein helles, warmes Haus. Wo ich ein liebes Liebchen hatt’, Und eine liebe Seele drin. Mein Herz! Nun, es wird nicht weit mehr geh’n Bellt mich nur fort, ihr wachen Hunde, Nur Täuschung ist für mich Gewinn! An dem Wanderstabe. Lasst mich nicht ruh’n in der Willst wohl einmal hinüberseh’n Krähe, lass mich endlich seh’n Schlummerstunde! Und fragen, wie es dort mag geh’n, Treue bis zum Grabe! Ich bin zu Ende mit allen Träumen. Mein Herz? Was will ich unter den Schläfern säumen? GESANGSTEXTE

DER WEGWEISER DAS WIRTSHAUS MUT DER LEIERMANN

Was vermeid’ ich denn die Wege, Auf einen Totenacker Fliegt der Schnee mir ins Gesicht, Drüben hinterm Dorfe Wo die ander’n Wand’rer geh’n, Hat mich mein Weg gebracht; Schüttl’ ich ihn herunter. Steht ein Leiermann Suche mir versteckte Stege, Allhier will ich einkehren, Wenn mein Herz im Busen spricht, Und mit starren Fingern Durch verschneite Felsenhöh’n? Hab ich bei mir gedacht. Sing’ ich hell und munter. Dreht er was er kann.

Habe ja doch nichts begangen, Ihr grünen Totenkränze Höre nicht, was es mir sagt, Barfuß auf dem Eise Dass ich Menschen sollte scheu’n, Könnt wohl die Zeichen sein, Habe keine Ohren; Wankt er hin und her Welch ein törichtes Verlangen Die müde Wand’rer laden Fühle nicht, was es mir klagt, Und sein kleiner Teller Treibt mich in die Wüstenei’n? Ins kühle Wirtshaus ein. Klagen ist für Toren. Bleibt ihm immer leer.

Weiser stehen auf den Straßen, Sind denn in diesem Hause Lustig in die Welt hinein Keiner mag ihn hören, Weisen auf die Städte zu. Die Kammern all’ besetzt? Gegen Wind und Wetter! Keiner sieht ihn an, Und ich wand’re sonder Maßen Bin matt zum Niedersinken, Will kein Gott auf Erden sein, Und die Hunde knurren Ohne Ruh’ und suche Ruh’. Bin tödlich schwer verletzt. Sind wir selber Götter! Um den alten Mann.

Einen Weiser seh’ ich stehen O unbarmherz’ge Schenke, Und er lässt es gehen, Unverrückt vor meinem Blick; Doch weisest du mich ab? DIE NEBENSONNEN Alles wie es will, Eine Straße muss ich gehen, Nun weiter denn, nur weiter, Dreht, und seine Leier Die noch keiner ging zurück. Mein treuer Wanderstab! Drei Sonnen sah ich am Himmel steh’n, Steht ihm nimmer still. Hab’ lang und fest sie angeseh’n; Und sie auch standen da so stier, Wunderlicher Alter! Als wollten sie nicht weg von mir. Soll ich mit dir geh’n? Willst zu meinen Liedern Ach, meine Sonnen seid ihr nicht! Deine Leier dreh’n? Schaut ander’n doch ins Angesicht! Ja, neulich hatt’ ich auch wohl drei; Nun sind hinab die besten zwei.

Ging nur die dritt’ erst hinterdrein! Im Dunkel wird mir wohler sein. Minol Connect orchestriert VORSCHAU alle digitalen Ströme eines Gebäudes.

DIE WEITEREN »WINTERREISEN«

18.03.2018 CHOR ZUR WELT & ENSEMBLE RESONANZ Der interkulturelle Chor der Elbphilharmonie singt Lieder zum Thema »Heimat« und Auszüge aus der Winterreise

24.03.2018 IAN BOSTRIDGE IM GESPRÄCH Im Rahmen von Elbphilharmonie+

26.03.2018 IAN BOSTRIDGE & REMIX ENSEMBLE Fassung für Kammerorchester von Hans Zender

Details & Tickets (soweit erhältlich) unter www.elbphilharmonie.de Bild: powell83

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