UID Jg. 7 1953 Nr. 63, Union in Deutschland

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UID Jg. 7 1953 Nr. 63, Union in Deutschland UNION IM WAHLKAMPF Union in Deutschland Informal ions-Dienst der Christlich-Demokratischen und Christlich-Sozialen Union Deutschlands Verlag und Vertrieb: Bonn, Argelanderstraße 173. Redaktion: Bonn, Pressehaus IV, Zimmer 48 (Tel. 21408), Görresstraße Nr. 63 Bonn, den 15. August 1953 VII. Jahrg. Kirchentagspräsidium, die offensichtlidi von diesem Besudi sehr beeindruckt waren. Der Bundeskanzler übergab bei dieser Tagung der evangelischen Christen Gelegenheit eine Spende von 200 000 Dr. Adenauer fordert: „Rivalität in der Nächstenliebe" D-Mark. Sie war eine wertvolle Hilfe für die Betreuung der zehntausend Besudier Der Deutsche Evangelische Kirchentag ist auch in diesem Jahr ein überwältigendes Er- aus der Sowjetzone, die in neun Son- eignis. Daß er zeitlich so eng mit den Bundestagswahlen zusammenfiel, hat manche Bedenken derzügen herüberkamen. Ihr Besudi war, [ f usgelöst. Gerade dieser Umstand hat aber seine moralische Kraft bewiesen. zumindest in den ersten Tagen, das große Das Kirchentagspräsidium hatte für die Gesdiehen der Hamburger Tage. Augen- Goldküste, die bereits zum Stuttgarter Kir- zeuge eines solchen Empfanges zu sein, greift Hamburger Tage einen politischen Burg- chentag im vorigen Jahr erschienen war. frieden angeregt, und keine Partei konnte ans Herz. Dreihundert Meter hinter der Nodi vor der offiziellen Eröffnung spiel- Zonengrenze fuhren die Züge in den Grenz- sich diesem Appell entziehen. Gleichwohl ten sich zwei wesentlidie Geschehnisse ab, fiel es der SPD und der GVP offensichtlich bahnhof Buchen ein. Zahllose Tüdier wink- von denen namentlich das letztere das Ge- ten ihnen zum Willkomm, hunderte Tüdier nicht leicht, den Burgfrieden einzuhalten. widit des diesjährigen Kirdientages ent- Vielleicht wird es notwendig sein, nach Ab- winkten aus den Zügen. Und dann plötz- scheidend mitprägte. Bundeskanzler Dr. lich sah man, wie die Tüdrer vor die Augen schluß des Kirchentages hierüber noch ein Adenauer stattete dem Kirchentags, Wort zu sagen. gehalten wurden, weil die Ergriffen- Präsidium einen Besuch ab. Als Katholik heit übermannte. Wenn der Hamburger Auch in diesem Jahr sind Zehntausende sagte er den Evangelischen, es gebe keine und aber Zehntausende gekommen. Vielen Kirchentag nur der Anlaß gewesen wäre, Rivalität der Konfessionen, und wenn es zehntausend Brüder und Schwestern aus der eine gebe, dann allein die Rivalität der Ostzone für einige Tage nadi der Bundes- Wahlkundgebungen des Bundeskanzlers Nächstenliebe. Adenauer hatte eine republik zu führen, schon dann hätte er sei- längere Ausspradie mit den Mitgliedern des nen Zweck erfüllt. Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer sprach bereits in verschiedenen Städten der Bundesrepublik auf einer Reihe glänzend Evangelisch und katholisch verlaufener Wahlkundgebungen der CDU/ CSU. Weitere Wahl kund gebungen Dr. rNiemals gegeneinander — in vielen Dingen miteinander' Adenauers sind vorgesehen in Unter dieser Überschrift behandelt Frankfurt, Samstag, 15. August Stiefvater fährt darauf fort: „Der Riß der bekannte südbadische katholische ist aber nicht so gewaltig, wie viele im- Hildesheim, Sonntag, 16. August Geistlidie und Volksbildner Stief- Bad Godesberg, Mittwoch, 19. August mer sagen" und stellt dann die Frage, vater in der August-Nummer des welche Kreise so interessiert daran Köln, Donnerstag, 20. August „ K o 1 p i n g b 1 a t t " die Frage des [Braunschweig, Samstag, 22. August sind, diesen Riß zu erhalten: „Das Verhältnisses der beiden christlichen Kon- sind die Leute, die ein Interesse daran üieburg, Sonntag, 23. August fessionen im politischen und öffent- E r b a c h , Sonntag, 23. August haben, diese Kluft dauernd zu betonen, lichen Raum, die für unsere Leser im die immer wieder Konfliktstoff hineintra- Heppenheim, Sonntag, 23. August Hinblick auf die bevorstehenden Bun- Wuppertal, Dienstag, 25. August gen und so die Bildung einer diristlichen destagswahlen interessant und der Be- Einheitsfront verhindern wollen. Warum, Kiel, Freitag, 28. August achtung wert sind. das ist begreiflidi." Bremen, Samstag, 29. August Dann stellt Stiefvater die Möglich- Hagen, Mittwoch, 2. September Stiefvater leugnet keineswegs die kon- keiten, des gemeinsamen Weges Essen, Donnerstag. 3. September fessionelle Spaltung des deutschen Volkes Bonn, Freitag, 4. September klar heraus und schreibt dazu: „Wir kön- und weist jede unangebrachte Ver- nen auf weiten Strecken den gleichen Weg wischung der glaubensmäßigen Un- gehen, etwa in der Politik. In der CDU von ihnen konnte man ansehen, welches terschiede zurück: „ .. Dann müßten wir haben sidi evangelisdie und katholisdie große Bedürfnis sie empfanden, als evange- schließlich noch den Religionsunterricht Politiker zusammengefunden. Natürlidi lische Christen wieder einmal in der unab- zusammenlegen und letzten Endes auch gibt es auch da manchmal innere Span- sehbar großen Gemeinde des Kirchentages noch die Gottesdienste. Wir können sehr nungen, die letzten Endes aus den ver- zu leben. Auch erwies sich wiederum die wohl nebeneinander leben, in manchen schiedenen religiösen Haltungen kommen. starke Anziehungskraft dieser Ereignisse Dingen getrennt, das muß nun einmal Das ist nodi längst kein Grund, um sich auf die Jugend. Im Zeltlager in Baren- sein." Am Beispiel der Schule und Presse gleich auseinander zu reden. Solche Span- feld waren über zehntausend Jugendlidie erklärt er, daß es klare Unterscheidungen nugen kommen überall im Leben vor und beisammen, und die Diskussionen nahmen in den Grundsätzen geben muß und eine Spannung löst man nidit durdi eine kein Ende und griffen oft spürbar in die schreibt dazu: „Gewiß, man kann eine Spaltung, sondern durdi Entspannung in Tiefe. Ebenso erwies sich erneut die außer- christliche Schule und eine christliche Aussprache und einem gemeinsamen ehr- ordentliche Ausstrahlung des Kirchentages in Presse noch gelten lassen, aber weil es in lichen Ringen um die Probleme. Jeden- die Ökumene : Über siebenhundert Be- beiden Fällen um ein Erziehungsmittel falls ist dieses gemeinsame Arbei- sudier kamen aus zwanzig Ländern, geht, ist es sdion besser, vom allgemein ten im politischen Bereich et- darunter hundertfünfzig aus Dänemark, Christlichen abzurücken und klare, glau- was Neues. Das gab es bisher noch fünfzig aus Frankreich, eine Abordnung aus benseigene Haltung einzunehmen. Erzie- nicht. Die CDU ist, von hier aus gesehen, Kalifornien und eine Abordnung von der hung kann nur auf klarer Basis bestehen." die einzige Partei, die wirklich Paul Henri Spaak: Schwäche anerkennt, oder aber einen Krieg beginnen, um zu verhindern, daß das Gleidi- Der Weg zur Entspannung gewidit der Welt sidi zugunsten des Kom- munismus so außerordentlidi verschiebt. Zur Viererkonferenz nimmt der Präsident des Europarates, der belgische Sozialistcnführcr Auf der Vierer-Konferenz wird es nidit Spaak in Ausführungen Stellung, die seine Parteifreunde auch in der Bundesrepublik nach- genügen, gewisse Dinge zu verhindern. denklich machen sollten. Man vergleiche damit auch den Beitrag „Stalins Testament" in indem man negative Positionen bezieht „UiD" Nr. 61. Spaak bekennt sich hier etwa zu der politischen Konzeption Dr. Adenauers Man muß unbedingt aus diesem ebenso und Churchills, wenn er die Europa-Gemeinschaft als Ausgangspunkt für ein echtes Sicher- falschen wie fruchtbaren Zwiespalt heraus- heitssystem empfiehlt. Er schreibt u.a.: gelangen, der uns dazu zwingt, zwischen einem vereinigten Deutsdiland und einem Man spricht also nun ernsthaft von einer neigen leidit zu einer Lösung, die soldie vereinigten Europa zu wählen. Vierer-Konferenz. Frankreich, Großbritan- Dinge, wie sie sie erdulden mußten, in Zu- Europa aufzugeben, um Deutschland wie- nien und die Vereinigten Staaten sind über- kunft verhindern würde. Sie geben ihre derherzustellen, das wäre nicht nur ein eingekommen, sie vorzuschlagen und die Zustimmung einer Politik, die typisch Narrengeschäft, sondern ein schwerwiegen- UdSSR dazu einzuladen. Wenn diese zu- hinter den Ereignissen herhinkt. der Irrtum. stimmt, werden sich die Außenminister Überwältigt von den Erfahrungen, tun sie Wir müssen die Russen davon gegen Ende September treffen. mit Freude das, was vielleicht vor fünfzig überzeugen — und das ist möglich , Man wird dabei dann hauptsächlich über Jahren gut und vernünftig gewesen wäre, daß auch Sie leichter zu einem dauerhaften Deutschland sprechen. heute aber absurd ist. Zweifellos hat die Frieden kommen können mit einer europäi- Zwei Auffassungen stehen sich gegenüber. Idee der Neutralisierung Deutschlands zahl- schen Gemeinschaft, in der Deutschland Die Russen werden wahrscheinlich den Ge- reiche begeisterte Anhänger. Man muß sie integriert ist, als mit einem völlig unabhän- danken, Deutschland zu vereinigen, aufgrei- jedoch kategorisdi ablehnen, denn sie madit gigen und isolierten Deutschland, in wel- fen und freie Wahlen vornehmen lassen. Deutschland zuerst zum allmächtigen Ge- chem ein aggressiver Nationalismus und das Als Preis für diese Konzessionen werden sie bieter Europas und auf die Dauer Streben nach Expansion sidi frei und ohne die völlige Neutralisierung Deutschlands zu einer leichten Beute für die jedes Gegengewicht entwickeln können. fordern. Die westlichen Alliierten dagegen, Russen. Sir Winston Churchill hat von einem die mit freien Wahlen und Wiedervereini- Wenn das wiedervereinigte Deutschland Locarno für Ost-Europa gesprochen; diese gung einverstanden sind, werden sich für als einziges Land der Welt von den so Idee darf nidit verworfen, sie muß genau eine Integration Deutschlands in die Euro- schweren und kostspieligen Lasten der mili- präsiziert
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