17./18. NOV 2016

Res severa verum gaudium Gewandhaus- Wahre Freude ist eine ernste Sache orchester Herbert Blomstedt

G R O S S E S CONCERT Serie I/3 17./18. NOV 2016 1 20 UHR | GROSSER SAAL PROGRAMM

100 Jahre Gewandhausorchester auf Tournee

Gewandhausorchester Herbert Blomstedt

Ludwig van Beethoven (1770-1827) 3. Sinfonie Es-Dur op. 55 (»Eroica«) 1. Allegro con brio 2. Marcia funebre. Adagio assai 3. Scherzo. Allegro vivace 4. Finale. Allegro molto (ca. 50 Min.)

– Pause

Richard Strauss (1864-1949) Tod und Verklärung – Tondichtung für großes Orchester op. 24 (ca. 24 Min.)

Richard Wagner (1813-1883) Waldweben aus der Oper »Siegfried« (ca. 7 Min.)

Richard Wagner Ouvertüre zur Oper »Tannhäuser« (ca. 14 Min.)

Konzerteinführung um 19.15 Uhr im Schumann-Eck 2

Präsentiert von

Dank der Unterstützung von DHL wird das Große concert vom 18. november weltweit live auf www.dhl-in-motion.com, www.dhl.com und www.gewandhausorchester.de übertragen.

Aus urheberrechtlichen Gründen und im interesse eines ungestörten Konzertverlaufs sind Fotografieren, Filmen sowie Tonaufzeichnungen während des Konzertes nicht gestattet.

Bitte vermeiden Sie auch störende Geräusche ihrer elektronischen Geräte. ADVANCED PARTNER

Eine große Auswahl von cD- und DVD-Aufnahmen mit dem Gewandhausorchester, den Solisten und den Werken des heutigen Abends finden Sie im Gewandhaus-Shop im Eingangsbereich des Hauptfoyers. ihre Konzertkarte gilt drei Stunden vor und nach dem Konzert als Fahrschein der Leipziger Verkehrsbetriebe und in der MDV-zone 110 sowie einer angrenzenden zone (151, 156, 162, 164, 168).

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Das Gewandhausorchester dankt herzlich ür die freundliche und großzügige Unterstützung der Saison 2016/2017.

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• ✂✁ ✄☎✂✁ ✆

URAUFFüHRUnG •erste öffentliche Aufführung am 7. April 1805 in Wien

MiT DEM GEWAnDHAUS- LUDWiG VAn BEETHOVEn ORcHESTER in LEiPziG 3. SinFOniE ES-DUR OP. 55 •

(»EROicA«) •

✂✟ ☎✂✠✟ ✡☛☞☛✞ ✌☛✍ ✄✁✂ ✝ ✞ 4 unter Herbert Blomstedt

zUEiGnUnG • Spekulationen zufolge hatte Beethoven ursprünglich napoleon als Widmungs- träger im Sinn, zerriss dann aber das Titelblatt mit dem Schriftzug

EnTSTEHUnG • 1888-1890

URAUFFüHRUnG • 21. Juni 1890 in Eisenach

MiT DEM GEWAnDHAUS- ORcHESTER iM GEWAnDHAUS RicHARD STRAUSS • erstmals 11. Januar 1900 unter TOD UnD VERKLäRUnG Arthur nikisch TOnDicHTUnG FüR GROSSES • zuletzt in den Großen Concerten am ORcHESTER OP. 24 28./30. August und bei »Klassik airleben« auf dem Augustusplatz am 29. August 2015 unter Riccardo chailly

PROGRAMMATiK • ein Sterbender lässt sein Leben Revue passieren, bis in Gestalt eines choral- artigen neuen Themas »Verklärung« die dissonanten Schmerzensklänge verdrängt 5 EnTSTEHUnG

• »Siegfried« Mai 1851 bis Februar 1871 KOMPAKT (zahlreiche Revisionen)

URAUFFüHRUnG • gesamte Oper am 16. August 1876 in Bayreuth

MiT DEM GEWAnDHAUS- RicHARD WAGnER ORcHESTER iM GEWAnDHAUS WALDWEBEn AUS DER OPER • erstmals am 7. Januar 1897 unter »SiEGFRiED« Arthur nikisch • zuletzt beim »Richard-Wagner-Abend« am 30. Mai 1963 in der Kongresshalle unter Heinz Fricke

SzEnE • die Ohren des jungen Helden Siegfried öffnen sich für die Stimmen der natur

EnTSTEHUnG • « Juni 1842 bis Herbst 1861 (zahlreiche Revisionen)

URAUFFüHRUnG • gesamte Oper am 19. Oktober 1845 in Dresden

RicHARD WAGnER MiT DEM GEWAnDHAUS- OUVERTüRE zUR OPER ORcHESTER iM GEWAnDHAUS »TAnnHäUSER« • erstmals am 12. Februar 1846 unter Felix Mendelssohn Bartholdy • zuletzt in den Großen Concerten am 2./3. Juni 2016 unter Andris Nelsons

ScHAUPLäTzE • die Oper spielt auf der Thüringer Wartburg, wo sie bis heute regelmäßig aufgeführt wird 6 LEIPZIG MAL ANDERS? DER ALTERNATIVE REISEFÜHRER FÜR LEIPZIG

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≥ Historisches Leipziger Stadtbad (Seite 119) 7 EINE IDEE AUS MEININGEN wERKE

Ob Hans von Bülow 1881 wusste, was er die erste überregionale Reise der Hofka- mit dieser idee lostrat? Es hatte sich schon pelle mit Konzerten in Berlin und Hamburg. einige zeit lang herumgesprochen, dass im Vermutlich hat die Tournee-idee bei Bülows Kleinstaat Sachsen-Meiningen die Kunst Meininger Anstellung von Beginn an eine außergewöhnlich blühte. Doch Herzog Rolle gespielt. Allerdings waren erhebliche Georg ii. reichte es nicht, dass Heerscharen Schwierigkeiten zu überwinden. Die mehr- von Gästen in seine Residenz kamen und wöchigen Reisen mussten, teilweise mit begeistert die Qualität von Schauspiel und Strafentlassungen, gegen den Widerstand Hofkapelle lobten. nein: Georg hatte es sich der Musiker durchgesetzt werden. Denn zur kulturpolitischen Aufgabe auserkoren, die Orchesterreisen waren alles andere als die Ergebnisse seiner Theaterreformen in erholsam: Die erste Tournee vom 3. bis zum die Welt zu tragen. 21. Januar 1882 sah 19 Konzerte vor. Freie Legendär sind die Berichte über die Reisen Tage plante Bülow dabei nicht. der Meininger Schauspieler ab 1874. inner- halb von 16 Jahren spielte die Gruppe bei 81 Gastspielen in 38 Städten 41 Werke mit LEiPziG: DER KRiEG insgesamt 2591 Aufführungen. 15 bis 20 änDERT DEn GRUnDSATz zugwaggons mit Kulissen, Requisiten und Kostümen führte man mit sich. Als Georg Als Bülow 1887 nach Berlin ging, ließ er 1890 die Reisetätigkeit einstellte, hatten auch sein neues Orchester regelmäßig rei- die »Meininger« mit ihren Prinzipien von sen – die Berliner Philharmoniker wurden Genauigkeit, Werktreue und Ensemblebil- unter ihm zum führenden Reiseorchester dung die Theaterwelt nachhaltig verändert. Deutschlands. Auch im Gewandhaus trafen Bülow, der 1880 im Kleinstaat die Hofka- zu dieser zeit erste Einladungen von Kon- pelle übernahm und diese bis 1885 leitete, zertveranstaltern außerhalb Leipzigs ein. hatte es daher leicht, Georgs Prinzipien Doch anders als an der Spree lehnte man auf das Orchester zu übertragen. Kern des an der Pleiße derartige Anfragen lange ab. Repertoires sollte das klassische Reper- Wer das Gewandhausorchester hören will, toire – speziell Beethoven – in beispielhaf- der solle nach Leipzig kommen, lautete der ten Aufführungen sein. Und schon nach Grundsatz. einem Jahr führte der Stardirigent dies Schon 1896 erhielt darum der Hallesche auch außerhalb Meiningens vor: im Früh- Richard-Wagner-Verein eine Absage aus jahr 1881 wurde eine Probe-Tournee nach dem Gewandhaus: Wenn das Orchester Franken angesetzt, im Januar darauf folgte außerhalb Leipzigs spiele, ginge die Exklu- 8

Titelblatt des Reiseprogramms von 1916. 9 wERKE sivität verloren, so die Begründung. 1913, GEScHicKTE DiPLOMATiE zum 100. Geburtstag Wagners, traf sogar iM SinnE DER nATiOn eine Einladung aus Bayreuth ein – wieder lehnte man ab. Dergleichen auch ein paar Es war der junge Diplomat Harry Graf Monate später, als das Auswärtige Amt eine Kessler, Frontoffizier und späterer Kultur- Konzertreise nach Südamerika vorschlug, attaché an der deutschen Gesandtschaft in sowie 1915, als es Gastspielangebote aus Bern, der vor diesem Hintergrund darum Hannover gab. warb, die großen Kulturinstitutionen in im Herbst 1916 aber gab man den Grund- den Propagandakrieg einzubeziehen, um satz auf. Anlass war die immer aussichts- Deutschland einen Vorteil zu verschaf- loser werdende Lage zu Beginn des dritten fen. Die neutrale Schweiz bildete während Kriegsjahres, die nach den militärischen des Ersten Weltkrieges den bevorzugten Katastrophen von Verdun und an der Schauplatz für ein von den kriegsführenden Somme zu einem Stimmungsumschwung Mächten eingesetztes breites Propaganda- im Volk führte. Weil die Regierung spektrum. zunächst von einem kurzen Krieg ausge- Während die Menschen in der deutschspra- gangen war, gab es noch 1914 kaum Vorkeh- chigen Schweiz mit dem Deutschen Reich rungen für eine Kriegswirtschaft. Als sich sympathisierten, stellten sich die franzö- später ein längerer Krieg abzeichnete, setzte sischsprachigen Westschweizer auf die Seite der Staat eine kontrollierte Planwirtschaft Frankreichs. Unzählige Diplomaten aller mit der Rationierung von Grundnahrungs- Herren Länder wollten dies für ihre zwecke mitteln durch. nutzen: Wenn es gelänge, die Schweizer im »Steckrübenwinter«, der im novem- mehrheitlich auf eine Seite zu ziehen, dann ber 1916 begann, hungerte und fror ganz würde dies auf den Gegner entscheidenden Deutschland bei Temperaturen von bis Druck ausüben, so das Kalkül. zu 31 Grad Minus. Die in Leipzig lebende Kessler agierte bei den Verhandlungen australische Pianistin Ethel cooper schrieb zur Tournee im September 1916 überaus im Februar 1917 an ihre Schwester: Es gibt geschickt. zunächst sprach er mit dem keine Kohle mehr, die meisten Häuser sind ohne Gewandhauskapellmeister Arthur nikisch. elektrisches Licht, die Straßenbahnen fahren Der war zu dieser zeit bereits Experte in nicht mehr oder nur am frühen Morgen. Alle Sachen Reisen: Bis 1893 hatte er das Boston Theater, Schulen, die Oper, das Gewandhaus, Symphony Orchestra geleitet, das schon Konzerthallen und Kinematographen sind damals regelmäßig außerhalb seiner Hei- geschlossen – man kann weder Kartoffeln noch matstadt gastierte. Als nikisch 1895 in Ber- Rüben bekommen – und Deutschland hat end- lin Bülows nachfolger wurde, übernahm er lich aufgehört, als Tatsache auszuposaunen, daß auch dessen Tourneeprogramm, 1912 tourte es nicht ausgehungert werden kann. nikisch dann als Gastdirigent mit dem London Symphony Orchestra durch nord- amerika. Dass eine Reise in die Schweiz für das Gewandhausorchester vorteilhaft wäre, musste Kessler nikisch darum nicht zwei- mal sagen. 10

CHEFDIRIGENT MICHAEL SANDERLING gmp · Architekten von Gerkan, Marg und Partner

ERÖFFNUNG 28. APRIL 2017

NEUER KONZERTSAAL IM DRESDEN

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www.dresdnerphilharmonie.de 11 wERKE Von den übrigen Leipziger Verantwortlichen dienst eingezogen waren. Einige zeit lang war vor allem der Oberbürgermeister Rudolf feilschten die Verhandlungspartner über Dittrich offen für das Argument, dass »durch Freistellungen, am Ende wurden 14 Musiker diese Konzerte in kultureller Hinsicht zu vier Wochen lang von ihren Truppenteilen Gunsten Deutschlands auf die Schweiz« beurlaubt – die nicht einfache Abwicklung eingewirkt werden solle. Die Bedenken des dieser Aufgabe übertrug man dem Auswär- Theater-intendanten Max Martersteig, der tigen Amt. die Einnahmeverluste seines Hauses auf Die nötige zustimmung der Stadtverordne- 12.000 Mark bezifferte, wischten die Politi- ten holte sich der Oberbürgermeister weniger ker vom Tisch: nur wegen finanzieller Ein- mit dem Hinweis auf wirkungsvolle nationale bußen solle keine Absage erteilt werden, da Propaganda, als mit der Beschreibung der eine Aufgabe von nationaler Bedeutung an Reise als »hochbedeutende künstlerisch-

Leipzig herangetragen worden sei. kulturelle Mission, die den Ruf Leipzigs als ✒✓ ✎ ✏✑ sage knüpfte man jedoch an Bedin- Musikstadt im Ausland neu festigen werde.« gungen. nikisch forderte, dass mindestens Weil das Vorhaben auch finanziell gesichert 85 Musiker auf Reisen gehen, was der Perso- war (die Orchestervertretung hatte eine Auf- nalstärke des Orchesters vor Ausbruch des wandsentschädigung von 10.000 Mark sowie ersten Weltkrieges entsprach. Das aber ging einen Tagessatz von 20 Franken pro Person nur, wenn auf Orchestermitglieder zurück- pro Tag erstritten), stimmten die Stadtver- gegriffen werden konnte, die zum Militär- ordneten mehrheitlich zu.

Gruppenfoto der ersten Gewandhausorchester-Tournee 1916. 12 26. NOV 2016 20 UHR GEWANDHAUS ZU LEIPZIG Benefiz konzert Gewandhausorchester

Georg Friedrich Händel Solitudine amate... Aure, fonti – Herbert Blomstedt Rezitativ und Arie der Rosanne aus der Oper »Alessandro« Julia Lezhneva ✤✣✢✔✛✕ Brilla nell’alma – Arie der Rosanne aus der Oper »Alessandro« — Wolfgang Amadeus Mozart Szene mit Rondo »Ch‘io mi scordi di te?« KV 505 — zugunsten Ludwig van Beethoven 3. Sinfonie Es-Dur op. 55 (»Eroica«)

T +49 341 1270-280 www.gewandhausorchester.de 13 wERKE 85 MUSiKER AUF REiSEn einem Drittel füllen. Umso beruhigter war der Diplomat, als Tage vor dem Konzert die Am 17. november brachen 84 Männer und nachfrage stieg und selbst Bewohner der eine Frau (die Harfenistin Stefanie Politz französischsprachigen Schweiz anreisten, als einziges weibliches Orchestermitglied), um den weltberühmten Dirigenten und Gewandhauskapellmeister nikisch und sein Gewandhausorchester zu sehen und eine Reihe technischer Mitarbeiter in die zu hören. Schweiz auf. Gereist wurde in der zweiten zum Türöffner aber wurde das Konzert in von vier Wagenklassen, da die Musiker zürich. Selbst kritische Medien, die zuvor »eine Form wahren müssen, die dem Ruf noch über die Propaganda gemurrt hatten, des berühmten instituts, an dem sie wirken, betonten nun, dass hier »das Orchester entspricht und die sie vor herabsetzender Mendelssohns und nicht das des deutschen

nachrede schützt«. Kaisers« gespielt hätte. nachdem auch die ✜✥✦ ✧✗✚✙✗✚ Kurz zuvor tauchte ein Problem auf, mit ✖ ✗✘✙✗✚ Abende umjubelt wurden, dem niemand gerechnet hatte und das schrieb die Reisegruppe per Telegramm an in Friedenszeiten nur Randerscheinung den Leipziger Oberbürgermeister: Nach geblieben wäre. Es gab keine Behältnisse mit bisher beispiellosem Erfolg gekroenter Kon- und auch kein Material, um die instru- zertreise in Luzern zu erhebender Feier versam- mente sicher zu verpacken. Also wurde melt senden Ihnen ergebenst Gruesse = Arthur der Geigenbaumeister Albin Wilser beauf- Nikisch und die Mitglieder des Orchesters. tragt, instrumentenkoffer zu bauen und das Man mag den Gewandhauskapellmeister, Orchester auf der Reise zu begleiten. Wilser der in der Schweiz geschickt um nationale wiederum knüpfte die zusage an die Bedin- Töne einen Bogen gemacht hatte, keines- gung, dass sein im Heer dienender Sohn für falls um eine Entscheidung beneiden, die die zeit der Abwesenheit nach Leipzig beur- er am 22. november beim zweiten Berner laubt werde – auch diese Bedingung erfüllte Konzert treffen musste. Am Abend zuvor das Auswärtige Amt. war der österreichische Kaiser Franz Kesslers Risiko blieb es, die sechs Kon- Joseph und damit das Staatsoberhaupt des zerte in Bern (17. november), zürich wichtigsten Verbündeten des Deutschen (19. november), Basel (20. november), Luzern Reiches gestorben. Vom Orchester wurde (21. november), Bern (22. november) und eine Ehrerbietung erwartet, die dennoch St. Gallen (23. november) zu füllen: Wie darauf Rücksicht nehmen sollte, dass man das Schweizer Publikum ein Orchester sich auf neutralem Boden befand. nikisch aus Deutschland aufnehmen würde, war fand eine erstaunliche Lösung, verzichtete im Vorfeld schwer zu beurteilen. Darum auf pathetische Reden und ließ zu Beginn lag das Augenmerk vor allem auf dem des Konzertes den Trauermarsch aus Beet- ersten Konzert: Für die 500 Bediensteten hovens »Eroica« spielen – ein Werk, das er der deutschen Gesandtschaft war es eine zwar im Reisegepäck hatte, das aber an die- Pflichtveranstaltung, doch mit ihnen ließ sem Abend nicht auf dem Programm stand. sich der Große casino-Saal in Bern nur zu 14

DiE DRAMATURGiScHE iDEE BEETHOVEn: DER URGRUnD

Das Programm, das das Gewandhausor- Aus heutiger Perspektive betrachtet ist das chester im aktuellen Großen concert nach- Erstaunlichste, dass die Sinfonie am Anfang spielt, ist für das Konzert am 21. november gespielt wurde: Die Programmfolge Ouver- 1916 in Luzern und das Konzert in St. Gal- türe – Solokonzert – Sinfonie gilt in der kol- len zwei Tage später belegt: Das Konzert lektiven Erinnerung oft als in Stein gemei- begann mit Beethovens 3. Sinfonie, nach ßelt. Doch schon Ludwig van Beethoven der Pause folgte Richard Strauss’ Tondich- experimentierte mit verschiedenen konzert- tung Tod und Verklärung sowie das »Wald- dramaturgischen Abläufen, als er 1803/1804 weben« aus Richard Wagners Siegfried und die Sinfonie nr. 3 Es-Dur op. 55 »Eroica« dessen Tannhäuser-Ouvertüre. schrieb. zuvor hatte man in zürich und Basel die im 18. Jahrhundert wurden Sinfoniesätze 1. Sinfonie von Johannes Brahms mit Beet- verstreut über eine Soiree gespielt. Sie bil- hovens dritter »Leonoren-Ouvertüre« und deten das Bindemittel, das die Kernstücke – drei Wagner-Werken (Meistersinger-Vorspiel, Arien und Solokonzerte – verknüpfte. Darum Vorspiel und Liebestod aus Tristan und Isolde überrascht es vor allem, dass Beethoven sowie Tannhäuser-Ouvertüre) kombiniert. nach der Uraufführung, bei der die Sinfo- zur Premiere in Bern erklangen die glei- nie als letztes Werk eines langen Konzertes chen Wagner-Werke – nur dass hier statt gespielt wurde, empfahl, die »Eroica« künf- Brahms’ Erster auch Beethovens »Eroica« tig am Anfang eines Abends aufzuführen. Er gespielt wurde. glaubte nämlich, dass sie allein schon wegen Die dramaturgische intention liegt auf der ihrer ungewöhnlichen Länge viel von ihrer Hand: Präsentiert wurde deutsche Musik Wirkung verlieren würde, wenn sie einem mit Beethoven als Urgrund und Wagner als übermüdeten Publikum vorgesetzt würde. zentrum. Der Bogen sollte die Traditions- Die 3. Sinfonie unterscheidet sich von allem linie sinfonischer Musik ziehen wie auch Vorherigen nicht nur durch ihre Dauer, son- die aus der »neudeutschen« Schule stam- dern vor allem dadurch, dass sie im zusam- mende Tondichtung in ihrer modernsten menspiel von Form und Material Lösungen Variante vorführen. Hinter allem stand der findet, die kein Komponist zuvor gewagt

Fortschrittsgedanke der Moderne und die hatte. Beethoven arbeitete nach einem ✩ ✬ ★ ✩ ✪ ✪ ✫ ss jeder Tonschöpfer weiter ent- eigentlich paradoxen Kompositionsgesetz: wickelt, was Vorhergehende schufen. Wohl Je länger die Dauer des Stücks, desto gerin- aus diesem Grund spielte Mendelssohn ger sollte die Anzahl der Themen sein – und keine Rolle – es wäre ungerecht, das Feh- der zusammenhang zwischen diesen dann len dessen, der auch 1916 zu den Großen der besonders eng. Gewandhausgeschichte gezählt wurde, als So sind nicht nur alle Sätze miteinander Antisemitismus zu verbuchen. motivisch verbunden, die Verarbeitung der

Die erste Frau in den Reihen des Gewandhausorchesters, die Harfenistin Stefanie Politz, gemeinsam mit ihren Kollegen in der Schweiz. 15 wERKE Themen ist auch bis zum Schluss geprägt Heldentum, Revolution und Menschwerdung vom neuen Umgang mit dem Material. Der kreist. Anhaltspunkte dafür sind reichlich 1. Satz entwickelt sich aus dem Gegensatz von vorhanden: Die französische Revolutions- Diatonik (ein gebrochener Es-Dur-Dreiklang musik mit ihren verstärkten Bläsern klingt als Grundmotiv) und chromatik (das Grund- signalhaft aus allen Sätzen heraus, der Trau- motiv wird zum leiterfremden Ton »cis« ermarsch verweist auf die ab 1789 in Frank- geführt). Die musikalischen Elementarkräfte reich gebräuchliche Form der Totenehrung. entfalten dabei eine Sprengkraft, die in der Die Entstehungsgeschichte der »Eroica« ist Durchführung zur Auflösung der Taktord- immer wieder erzählt worden: wie Beetho- nung führt. Erst in der Reprise und der the- ven, fasziniert von der Französischen Revolu- matisch weiter ausgebauten coda erscheinen tion eine Sinfonie auf napoleon komponiert die Themen in endgültiger Form – was die- habe, im zorn über dessen Kaiserkrönung sen Kopfsatz zu einem in der sinfonischen aber das Titelblatt mit den Worten »nun Tradition beispiellosen Stück macht. noch wird er alle Menschenrechte mit Füßen tre- ungewöhnlicher aber ist das Finale, das ten« zerriss. Ob Beethoven dabei allein welt- Variations- und Fugentechnik mit Verlaufs- anschauliche Gesichtspunkte leiteten, und formen des Sonatenhauptsatzes verschmilzt. was das »Geschrieben auf Bonaparte« als neben der Deutung als Kompositionsexpe- später entfernte notiz auf dem Autograph riment lässt die »Eroica« auch eine Lesart als musikalisch für das Werk bedeuten könnte,

✭ ✮ ✯ ✰ ✱ sches Tongemälde zu, das um die Sujets ist jedoch bis heute unklar. 16

STRAUSS UnD WAGnER lung seines ziehvaters Mime unter einer Linde aus. Während des Sonnenaufgangs Die Tondichtung Tod und Verklärung op. 24 träumt Siegfried von seinen wirklichen wirkt in diesem Konzertprogramm wie ein Eltern. Siegfrieds Aufmerksamkeit wird bewusst gesetzter Kontrapunkt zu Beetho- von einem Vogel erregt, doch es gelingt ihm ven. Es erstaunt, dass sich hinter diesem nicht, ihn zu verstehen. Siegfried probiert, Werk, das schon 1916 als virtuoses Para- in der Vogelsprache zu sprechen und bläst destück für große Orchester galt, ein blut- auf einem Rohr. Die idyllische und teilweise junger Komponist verbirgt. Gerade einmal auch sehnsüchtige Musik kann als Rondo 24 Jahre alt war Richard Strauss, als er das beschrieben werden, deren couplets die Werk komponierte. In dem 1888/1889 in Siegfried-Themen auf immer wieder neue Weimar geschriebenen Opus übersetzte Weise miteinander kombinieren. Strauss das körperliche und seelische Bereits in den 1850er-Jahren hatte Wagner Sterben eines Menschen in eine Klang- die Ouvertüren zum Fliegenden Holländer sprache, die sich raffinierter rhythmisch- und zu Tannhäuser sowie das Vorspiel zu melodischer Abstufungen bedient, um die Lohengrin in die Konzertprogramme auf- allmähliche Abtrennung von Körper und genommen, die er in der Schweiz, in Wien Seele nachzuzeichnen. und in Paris dirigierte. Für das erste die- nach einem ruhigen und transparent ser Konzerte in zürich 1850 verfasste Wag- instrumentierten Beginn folgt im Mit- ner gar »programmatische Kommentare«, telteil ein blitzartiges Orchestertutti mit in denen er erklärte, auf welche Weise die einem kraftvollen Thema. Danach macht Musik wesentliche Elemente der Handlung sich in den hohen Geigen ein kleines ausdrückte. Thema bemerkbar, das später zum zentra- Wagners von Weber übernommenes Prin- len Verklärungsmotiv ausgebaut wird und zip, Themen mit Figuren und Handlungs- das Werk in hymnischer übersteigerung zu strängen zu verknüpfen, lässt sich auch an einem strahlenden c-Dur-Abschluss führt. der Ouvertüre zu Tannhäuser beschreiben: Einen anderen sinfonischen Weg geht nach einer feierlichen Einleitung zu den Richard Wagner im »Waldweben« aus Sieg- Klängen des Pilgerchores stellt der zweite fried, einem instrumentalen Ruhepunkt Teil (der bei der Umarbeitung 1861 zum inmitten des mehrstündigen dramatischen »Bacchanal« wurde) die wollüstigen Freu- Geschehens der Nibelungen-Tetralogie, der den im Venusberg dar. Selbst in ihrer Ori- schon kurz nach der Uraufführung los- ginalversion von 1845 enthält diese Musik gelöst von der Oper und mit einem neuen Andeutungen an jene chromatischen Eksta- Schluss versehen zu einem beliebten Kon- sen, die später in Tristan und Isolde entfesselt zertstück wurde. und im »Bacchanal« zu wilder Hemmungs- Mit wagnertypischer Leitmotivik wird die losigkeit geführt werden, wenn Wagner das Handlung illustriert: Held Siegfried streckt Venus-Thema mit Klängen des Tristan har- sich nach einer ihn langweilenden Erzäh- monisiert. 17 wERKE

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Sowohl das Abendessen vor Ihrem Gewandhaus-Besuch als auch der Drink zum Ausklang des Abends werden hier zum Erlebnis. Lassen Sie sich in 120 Metern über der Messestadt mit kulinarischen Kreationen und einem phantastischen Ausblick begeistern! Auch die Aussichtsplattform lädt zum Verweilen ein. Genießen Sie den Blick auf die Lichter der Stadt bei einem Digestif. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

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REiSEn ALS GEScHäFT Konzertagenturen und Logistik-Unterneh- UnD RiSiKO men übernehmen dabei die hochkomple- xen planerischen Aufgaben. Ein wichtiges Doch zurück in die Schweiz des Jahres Puzzleteil im Reisegeschäft sind Versiche- 1916 – ans Ende der für das Gewandhausor- rungen, gilt es doch eine ganze Reihe von chester erfolgreichen ersten Tournee: Es Unwägbarkeiten finanziell abzuschirmen: bedurfte zweifellos solch einer Premiere, Bahn- und Flugunternehmen können Rei- damit die Gewandhausdirektion ihre Abnei- seplänen einen Strich durch die Rechnung gung gegen Reisen schlagartig ad acta legte. machen, Krankheiten gar ganze Tourneen Kaum nämlich waren die Musiker wieder bedrohen. zu Hause und hatten von einer Welt ohne im Jahr 2016 sind es neben Agenturen und die Entbehrungen von Lebensmittelkarten Ensembles vor allem die lokalen Veranstal- und Ersatzstoffen berichtet, da begannen ter, die ein großes interesse an Orchester- Kessler und nikisch bereits die Planungen reisen zeigen. Weltweit müssen immer mehr für die nächste Tournee. Hallen gefüllt werden, Jahr für Jahr werden Die führte das Orchester zusammen mit etwa in china neue Säle gebaut. Die Veran- Sängern des Opernchores im April 1917 stalter wissen, dass es für das Publikum in erneut in die Schweiz. Auf dem Programm Asien und Amerika wichtig ist, interpre- stand nun mit Johannes Brahms’ Deutschem tationen mit verschiedenen Dirigenten, Requiem ein Werk, das angesichts der Kri- Orchestern und Solisten zu erleben. tik am deutschen Artilleriebeschuss der Aber lässt sich ein derartiger Vergleich Kathedrale von Reims eine symbolische nicht auch durch cD-Einspielungen erfah- Geste war: Kessler wollte Deutschland als ren? Keinesfalls, sagen die Experten: Ein Kulturnation präsentieren und hoffte wohl, Live-Erlebnis kann durch keine cD ersetzt dass dies allein schon reichen könnte, um werden. Wer wissen will, wie ein Orchester einen Friedensprozess in Gang zu bringen. funktioniert, der muss erlebt haben, wie die Auch im Jahr 2016 ist dieser interkulturelle Musiker auf Anregungen des Dirigenten Aspekt nach wie vor einer der wichtigsten reagieren. Orchesterreisen dienen darum Gründe, weshalb Orchester auf Reisen sowohl 1916 als auch 100 Jahre später der gehen. 135 Jahre nach der Premiere durch kulturellen Standortbestimmung unter die Meininger Hofkapelle unter Bülow sind unterschiedlichen gesellschaftspolitischen Tourneen aus dem globalisierten Musik- Vorzeichen. Heute, in zeiten schneller Kom- geschäft nicht mehr wegzudenken: Jedes munikation und durchlässiger Grenzen, Ensemble, jeder Musikdirektor ist stolz auf scheint es immens wichtig zu sein, dass die seine Arbeit und möchte diese eben nicht eigene identität erfahrbar gemacht wird. nur zu Hause vorweisen. 2016 ist diese identität nicht nur geprägt Weil es aber auch heute einer logistischen von einem individuellen künstlerischen Meisterleistung gleicht, ein mehr als Profil, sondern auch von Weltoffenheit und 100-köpfiges Ensemble in eine entfernte Selbstbestimmtheit. Dies war und ist nicht Ecke des Globus’ zu bringen, hat sich hierzu immer selbstverständlich, da Kunstwerke ein riesiger Geschäftszweig entwickelt. und Künstler immer wieder zu Werkzeu- 19 WERKE gen nationalistischer Propaganda gemacht international besetzter und weltweit rei- werden. in zeiten eines weltweit neu auflo- sender Klangkörper möchte das Gewand- dernden nationalismus ist es daher wich- hausorchester damit auch ein zeichen für tig, an ein dunkles Kapitel deutscher Politik kulturelle Vielfalt setzen. zu erinnern und dafür zu sensibilisieren,

✲✳ ✴ ✵ ✶ ✷ ✸ sam zu sein gegenüber jeglicher politischen Vereinnahmung von Kunst. Als Hagen Kunze

Programmabfolge des sechsten und letzten Tourneekonzerts der Schweiz-Reise vom 23. november 1916. 20 K Ü N S T L E R

HERBERT BLOMSTEDT in den USA im Jahr 1927 als Sohn schwedischer Eltern geboren, erhielt Herbert Blomstedt seine erste musikalische Ausbildung am Königli- chen Konservatorium in Stockholm und an der Universität Uppsala. Später studierte er Dirigieren an der Juilliard School of Music in new York, zeitgenössische Musik in Darmstadt sowie Renaissance- und Barockmusik an der Schola cantorum in Basel und arbeitete unter igor Markevitch in Salzburg und Leonard Bernstein in Tanglewood. Vor mehr als 60 Jahren, im Februar 1954, gab Herbert Blomstedt sein Debüt als Dirigent mit dem Stockholmer Philharmonischen Orches- ter. Später leitete er als chefdirigent so bedeutende skandinavische Orchester wie das Oslo Philharmonic Orchestra und das Dänische und Schwedische Radio-Sinfonieorchester, letzteres bis 1983. Von 1975 bis 1985 war er chefdirigent der Staatskapelle Dresden, mit der er neben verschiedenen europäischen Ländern auch die USA und Japan bereiste und bei der er nach wie vor regelmäßig zu Gast ist. nach einer Serie erfolgreicher Konzerte mit dem San Francisco Sym- phony Orchestra wurde Herbert Blomstedt 1985 zum chefdirigenten die- ses renommierten Orchesters berufen. Die gemeinsamen Konzertreisen zu den musikalischen Metropolen Europas wurden von Publikum und Presse gleichermaßen gefeiert. nach zehn Jahren beendete Herbert Blomstedt seine erfolgreiche Tätigkeit in San Francisco, kehrt aber als Ehrendirigent

✹ ✺ ✺ jährlich dorthin zurück. Von 1996 bis 1998 wirkte er als Chefd irigent des jetzigen NDR Orchesters in Hamburg. Von 1998 bis 2005 leitete Herbert Blomstedt als 18. Gewandhauskapellmeister das Gewandhausorchester Leipzig, dem er ebenfalls als Ehrendirigent weiter- hin verbunden bleibt. Diese Auszeichnung verliehen ihm auch fünf weitere 21 KÜNSTLER Orchester: das nHK Symphony Orchestra in Japan, das Dänische und das Schwedische Radio-Sinfonieorchester sowie die Bamberger Symphoniker (Bayerische Staatsphilharmonie) und zuletzt, im Mai 2016, die Staatskapelle Dresden, die ihn bereits 2007 mit der Goldenen Ehrennadel gewürdigt hatte. neben seinen Verpflichtungen bei diesen Orchestern führen ihn zahl- reiche Gastdirigate zu den bedeutendsten Klangkörpern weltweit, da- runter die Berliner Philharmoniker, das Symphonieorchester des Baye- rischen Rundfunks, das Royal concertgebouw Orchestra, Orchestre de Paris, Philharmonia Orchestra, Boston und chicago Symphony, das cleveland und Philadelphia Orchestra sowie new York und Los Angeles Philharmonic. 2011 feierte er ein spätes Debüt bei den Wiener Philhar- monikern, das umgehend zu einer regelmäßigen zusammenarbeit führte. Herbert Blomstedt hat eine umfangreiche Diskographie vorgelegt. Allein mit der Staatskapelle Dresden nahm er über 130 Werke auf, da- runter alle Symphonien von Beethoven und Schubert; mit dem Däni- schen Radio-Sinfonieorchester spielte er sämtliche Orchesterwerke von carl nielsen ein. im Rahmen eines Exklusivvertrags mit DEccA entstan- den zusammen mit dem San Francisco Symphony Orchestra zahlreiche preisgekrönte Aufnahmen mit Referenzcharakter, darunter alle Sin- fonien von Jean Sibelius und carl nielsen. 2014 veröffentlichte DEccA die Box »The San Francisco Years«, die auf 15 cDs einen repräsentativen Querschnitt durch Herbert Blomstedts Wirken in San Francisco bietet. Die zusammenarbeit mit dem Gewandhausorchester wurde von verschie- denen Labels dokumentiert; bei DEccA erschienen cDs mit Werken von Brahms, Bruckner, Hindemith, Mendelssohn und Strauss. Besonders erwähnenswert sind außerdem die High Mass von Sven-David Sandström bei der Deutschen Grammophon sowie Mendelssohns Elias bei RcA Red Seal. Das Label querstand veröffentlichte eine Auswahl von Leipziger Kon- zertmitschnitten aus seiner zeit als Gewandhauskapellmeister; die Gesamt- einspielung der Symphonien von Anton Bruckner mit dem Gewandhausor- chester wurde 2013 mit dem International Classical Music Award ausgezeichnet. Herbert Blomstedt ist ein gewähltes Mitglied der Königlich-Schwedischen Musikakademie und mehrfacher Ehrendoktor. 2003 erhielt er das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. im April 2016 wurde er für sein künstlerisches Lebenswerk mit dem renommierten däni- schen Léonie-Sonning-Musikpreis ausgezeichnet. 22 GEwANDHAUS NAcHRIcHTEN

STiLE AnTicO im Gewandhaus mit ihrem Quartett zu erle- ben. Sie schlagen mit ihrem Programm den estlich weihnachtlich präsentiert sich Bogen vom Urvater des Streichquartetts Jo- F am 8. Dezember das britische Ensemble seph Haydn über Felix Mendelssohn Stile Antico in unserer Reihe »Vokal«. Das Bartholdy bis zur Schwelle der musikali- Repertoire dieser a cappella-Formation um- schen Moderne mit Jean Sibelius. Mit ihrer fasst die polyphonen Kompositionen des Einspielung des Quartetts von Sibelius de- 16. und 17. Jahrhunderts und es zählt aktuell bütierte das Tetzlaff Quartett 2010 mit gro- zu den besten Ensembles für alte Musik. ßem Erfolg auf dem Tonträgermarkt. im Durch Stilsicherheit und Klangfarbenreich- Anschluss an das Konzert trifft sich die tum hat sich das Ensemble auf internationa- Quartettgesellschaft im Leo-Schwarz-Foyer ler Bühne schnell einen namen gemacht. mit den Künstlern des Abends. Kritiker loben ausnahmslos die packenden interpretationen des zwölfköpfigen Ensem- ViDEO-LiVESTREAM bles, sechs Damen und sechs Herren, und GROSSES cOncERT die ausgezeichnete musikalische Balance. in ihrem weihnachtlichen Programm m 18. November 2016 jährt sich auf den erklingen Kompositionen der Renaissance A Tag genau zum 100. Mal der erste Gast- von Michael Praetorius, Jacobus clemens spielauftritt des Gewandhausorchesters au- non Papa, Orlando di Lasso und Hans Leo ßerhalb Leipzigs. Dank der Unterstützung

Hassler. Einige der Werke finden sich auch von DHL wird das Große concert, das Her-

✾ ✿ ❀❁❀ ❂ ❃ ❄ ❅ ✻✼ ✽ sten CD-Einspielung »A wond- bert Blomstedt (Ehrendirigent des Gewand- rous mystery«. hausorchesters) an diesem Tag leitet, welt- weit live auf www.dhl-in-motion.com, www. TETzLAFF QUARTETT dhl.com und www.gewandhausorchester.de übertragen. Zu hören ist jenes Programm, as Tetzlaff Quartett zählt zu den gefrag- das das Orchester am 18. november 1916 in D testen Quartettformationen der heuti- Bern auf seiner ersten Gastspielreise inter- gen zeit. Kern der Formation sind die Ge- pretierte. Herbert Blomstedt dirigiert das schwister Christian und Tanja Tetzlaff, Große concert mit Werken von Ludwig van beide auch international als gefragte Solis- Beethoven (3. Sinfonie »Eroica«), Richard ten unterwegs, wie zum Beispiel christian Strauss (Tod und Verklärung) und Richard Tetzlaff als Solist in den Großen concerten. Wag ner (»Waldweben« aus der Oper Siegfried Am 20. november 2016 sind die beiden nun und Ouvertüre zur Oper Tannhäuser). 23 NAcHRIcHTEN

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DHL engagierte sich bereits beim ersten Kreissparkasse Leipzig und die VnG – Ver- Video-Livestream des Gewandhausorches- bundnetz Gas AG. Kurze zeit später traten ters im Jahr 2010 für diese Möglichkeit, das Gewandhaus und die Porsche AG der Konzerte zu erleben und hat bis heute Stiftung bei. »Leipzig hilft Kindern« unter- zahlreiche Produktionen des Gewand- stützt regionale Vereine und initiativen, die hausorchesters unterstützt. Als offizieller es sich zur Aufgabe gemacht haben, bedürf-

Logistikpartner des Gewandhausorches- ❆ ❇ ❈ ❉ ❊ jungen Menschen in schwierigen ters liegt DHL das Thema »Gastspielreise« Lebenssituationen zu helfen. Seit Stiftungs- naturgemäß besonders am Herzen, daher ist gründung wurden mit fast 780.000 Euro das Jubiläumskonzert »100 Jahre Gewand- nahezu 200 Projekte unterstützt. 2016 hausorchester auf Tournee« ein willkomme- stellt die Stiftung »Leipzig hilft Kindern« ner Anlass, die globale Partnerschaft von fast 140.000 Euro für insgesamt 19 Pro- DHL und Gewandhausorchester weltweit jekte bereit. Damit werden unter anderem sichtbar zu machen. Therapieangebote für psychisch labile Kin- DHL ist seit 2009 offizieller Logistik Part- der finanziert, Projekte zur Suchtprävention ner des Gewandhausorchesters und Global gefördert und Freizeitangebote unterstützt, Partner im Gewandhaus Sponsors club. Die um Kindern erholsame Augenblicke in Partnerschaft umfasst unter anderem die schwierigen Lebensphasen zu ermöglichen. logistischen Planungen sowie den Trans- Außerdem wird ein neues taktiles Buch für port der empfindlichen instrumente und sehbehinderte Kinder produziert und ein anderer Materialen (Kontrabasshocker, Baby-notarztwagen in Dienst genommen. notenständer, Dirigentenpult, Konzertklei- dung, etc.) auf Gastspielreisen durch Euro- ORGELKOnzERTE pa, Asien und nordamerika. z U M A DV E n T

LEiPziG HiLFT KinDERn ewandhausorganist Michael Schönheit G beleuchtet in seinen vier Adventskonzer- m 26. november dirigiert Herbert ten die weihnachtliche Musik aus verschie- A Blomstedt Beethovens 3. Sinfonie denen Perspektiven: Johann Sebastian Bachs (»Eroica«) im Benefizkonzert des Gewand- Kompositionen zur Adventszeit erklingen im hausorchesters »Leipzig hilft Kindern«. So- ersten Konzert am 26. november. Am 3. und listin des Abends ist die faszinierende 10. Dezember interpretiert Michael Schön- Sopranistin Julia Lezhneva, die Arien von heit französische »noëls« bzw. Musik »zum Händel und Mozart singt. christfest« von Louis-claude Daquin, Oli- Die Leipziger Stiftung »Leipzig hilft vier Messiaen, Dieterich Buxtehude, Johan- Kindern« wurde 2009 auf initiative des nes Weyrauch und Max Reger. Am 17. De- Gewandhauses gegründet. Gründungs- zember verströmt spätromantische Weih- mitglieder der Leipziger Stiftung sind die nachtsmusik von Max Reger und Sigfrid Leipziger Volkszeitung, die Stadt- und Karg-Elert feierliche Stimmung. 25 NAcHRIcHTEN BEnEFizKOnzERT DES LUFT- rikanischen Komponisten Gunther Schuller, WAFFEnMUSiKKORPS ERFURT der wie kaum ein anderer Jazz und Klassik miteinander verbindet. Als studierter Hor- iebhaber sinfonischer Blasorchester nist war er mit Schuberts Oktett vertraut L kommen am 21. november 2016 beim und so fasziniert, dass er ein Stück für die Benefizkonzert des Luftwaffenmusikkorps gleiche Besetzung komponierte. Die Klang- Erfurt auf ihre Kosten. Anders als im angel- farben und musikalischen Effekte, die sächsischen Raum, wo renommierte Kom- Schuller mit der Besetzung erzielt, sind un- ponisten Werke für die zahlreichen zivilen terhaltsam und faszinierend zugleich. Das Ensembles schreiben, wird die sinfonische Konzert des Gewandhaus-Oktetts am Blasmusik in Deutschland fast nur noch von 27. november ist also ein Pflichttermin für den Musikkorps der Bundeswehr gepflegt. Freunde größer besetzter Kammermusik. Das mit über 50 Profimusikern besetzte En- semble ist nicht nur für die mitreißende und WEiHnAcHTS-ORATORiUM musikalische Vielfalt ihres Spielplans be- F ü R K i n DE R HO S P i z rühmt, es wird auch für die hohe künstleri- sche Qualität seiner interpretationen ge- ie camerata lipsiensis und der Gewand- schätzt. Obwohl das Musikkorps das ganze D hauschor singen und spielen am 10. De- Jahr im in- und Ausland unterwegs ist und zember ein Benefizkonzert zu Gunsten des bei Konzerten, Festivals und Empfängen Kinderhospizes Bärenherz. Traditionsge- spielt, stehen die Benefizkonzerte im Ge- mäß stehen die ersten drei Kantaten des wandhaus seit vielen Jahren im Kalender Bach’schen Weihnachts-Oratoriums auf dem des sinfonischen Blasorchesters. Der Erlös Programm. Unter der Leitung von Gregor dieses Konzerts kommt bedürftigen und Meyer bietet sich an diesem Abend eine al- notleidenden Kindern in Leipzig zugute. ternative interpretation zu den gängigen Aufführungen dieses allgegenwärtigen GEWAnDHAUS-OKTETT Weihnachtsklassikers. in diesem Jahr wird dem adventlichen Evergreen das Magnificat as Gewandhaus-Oktett begeistert immer c-Dur von Johann Kuhnau gegenüberge- D wieder mit farbenreichen Aufführungen stellt, der Johann Sebastian Bachs unmittel- seines besonderen Repertoires. Dazu gehört barer Vorgänger als Leipziger Thomaskan- natürlich der Klassiker dieser Gattung, das tor war. Weit über die Stadtgrenzen hinaus Oktett von Franz Schubert, das zu den be- bekannt machte ihn insbesondere seine liebtesten Kammermusikwerken überhaupt Clavierübung, die auch Bach beeinflusst ha- gehört. Schuberts Melodienreichtum, die ben mag. Viele seiner Kompositionen sind

❋●❍ ■ ● ❏ ❑ sche Verve und die Virtuosität jeder nicht mehr erhalten, insbesondere von sei- einzelnen Stimme machen das Stück für die nen Kantaten sind viele verloren gegangen. zuhörer zu einem Fest. Das Pendant zu die- Das Magnificat in c-Dur zählt zu seinen be- sem Meilenstein bildet das »Octet« des ame- kanntesten Werken. 26

ERLEBniS- UnD Die beliebten »Erlebniskonzerte«, bei denen zWERGEnKOnzERTE die Musik zusätzlich inszeniert wird, star- ten am 17. Dezember mit den Bremer Blech- ie Konzerte des Gewandhausorchesters musikanten. Gespielt wird das unterhaltsame D aus der Reihe »impuls« für Kinder und Stück von Musikerinnen und Musikern des Jugendliche, die von der Sparkasse Leipzig Gewandhausorchesters. Die fantasievollen präsentiert wird, wurden am 8. und 9. no- Figuren der Puppenspieler Alina Weber, vember mit »zwergenkonzerten« fortgesetzt. Hannes Kapsch und Moritz Schwerin ent- An den beiden Tagen stand die interkultu- führen die Gäste in die traumhafte Welt relle Vermittlung im zentrum der Konzerte. des Märchens. Tickets für »zwergen-« und Am 6. und 7. Dezember entführen die »zwer- »Erlebniskonzerte« gibt es an der Gewand-

genkonzerte« in die Welt der Weihnacht. ▲ ▼◆ skasse (+49 341 1270-280).

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❙❚❯ Konzert bietet sich jedoch die besonde- re chance, ihn bei seiner Aftershowsession www.gewandhausorchester.de in der Moritzbastei hautnah und in clubat- Kasse: +49 341 1270-280 mosphäre spielen zu hören. Gemeinsam mit www.facebook.com/gewandhausorchester Musikerinnen und Musikern des Gewand- www.twitter.com/gewandhaus hausorchesters wird er Mendelssohns www.youtube.com/gewandhausleipzig Streichoktett Es-Dur aufführen. Mit Joshua www.soundcloud.com/gewandhaus-zu-leipzig- Bell musizieren Yun-Jin cho, Anna Steckel www.instagram.com/gewandhausorchester Sorglos ist einfach.

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