NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN 18 (1) 2009 3

Impressum Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg Herausgeber: Landesumweltamt Branden- burg (LUA) Beiträge zu Ökologie, Natur- und Gewässerschutz

Schriftleitung: LUA, Abt. Ökologie, Natur- schutz, Wasser; Service Dr. Matthias Hille 18. Jahrgang Heft 1, 2009 Barbara Kehl Angela Hinzmann Beirat: Thomas Avermann Inhaltsverzeichnis Dr. Martin Flade Dr. Lothar Kalbe Dr. Bärbel Litzbarski Dr. Annemarie Schaepe TORSTEN RYSLAVY Dr. Thomas Schoknecht unter Mitarbeit von Martina Thoms, Bernd Litzkow und Andreas Stein Dr. Frank Zimmermann Zur Bestandssituation ausgewählter Vogelarten in Brandenburg – Anschrift: LUA, Schriftleitung NundLBbg Jahresbericht 2006 4 Seeburger Chaussee 2 14476 Potsdam OT Groß Glienicke Tel. 033 201/442 238 HUBERTUS MECKELMANN E-Mail: barbara.kehl@ Zur Organisation des staatlichen Naturschutzes vor und nach der Wende 14 lua.brandenburg.de

ISSN: 0942-9328 FRANK ZIMMERMANN Es werden nur Originalbeiträge veröffentlicht. Autoren Verbreitung und Gefährdungssituation der heimischen werden gebeten, die Manuskriptrichtlinien, die bei der Schriftleitung zu erhalten sind, zu berücksichtigen. Orchideen (Orchidaceae) in Brandenburg Zwei Jahre nach Erscheinen der gedruckten Beiträge Teil 2: Vom Aussterben bedrohte Arten 19 werden sie ins Internet gestellt. Alle Artikel und Abbildungen der Zeitschrift unterlie- gen dem Urheberrecht. Die Vervielfältigung der Karten erfolgt mit Geneh - RECHTS- UND VERWALTUNGSVORSCHRIFTEN 31 migung des Landesvermessungsamtes Brandenburg (GB-G 1/99). Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht unbe- dingt die Meinung der Redaktion wieder. JUBILÄUM 31

Redaktionsschluss: 3.3.2009 PERSÖNLICHES 32 Layout/ Osthavelland-Druck Druck/ Velten GmbH Versand: Luisenstraße 45 16727 Velten KLEINE MITTEILUNGEN 33 Tel.: 03304/39740 Fax: 03304/56 20 39

Bezugsbedingungen: TAGUNGEN 36 Bezugspreis im Abonnement: 4 Hefte – 12,00 Euro pro Jahrgang, Einzelheft 5,00 Euro. Die Einzelpreise der Hefte mit Roten Listen sowie der thematischen Hefte werden gesondert festgelegt. LITERATURSCHAU 37 Bestellungen sind an das Landesumweltamt zu rich- ten. Diese Zeitschrift ist auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt.

Titelbild: Das Dreizähnige Knabenkraut (Orchis tri- dentata) hat im Nordosten einige weit vorgeschobene Vorposten- vorkommen und kommt erst wieder in den mitteldeutschen Trockengebieten vor. (16.5.2007) Rücktitel: Steppenrasen mit dem Sand-Federgras (Sti- pa borysthenica) im NSG „Geesower Hü- gel” (16.5.2007) Fotos: F. Zimmermann 4NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 18 (1) 2009; 4–13

TORSTEN RYSLAVY unter Mitarbeit von Martina Thoms, Bernd Litzkow und Andreas Stein Zur Bestandssituation ausgewählter Vogelarten in Brandenburg – Jahresbericht 2006

Schlagwörter: gefährdete Brutvogelarten, Bestandsentwicklung, Reproduktion, Vogelschutz, Rote Liste Vögel

Für das Jahr 2006 werden wie in den Vor- starken Frühjahrshochwassers bis in den teneingabe und -auswertung genutzt und die jahren landesweit Angaben zu gefährdeten, Mai hinein hohe Wasserstände und somit externen Jahresdateien dem avifaunistischen insbesondere vom Aussterben bedrohten, hervorragende Ansiedlungsbedingungen für Landes-Artenkataster und der ABBO zur Ver- stark bestandsgefährdeten und seltenen Möwen-, Seeschwalben- und Taucherarten fügung gestellt, was die Datenverwaltung Brutvogelarten zusammengestellt. Soweit auf. Ab Juni stellte sich in Brandenburg eine erheblich vereinfacht. vorhanden, werden Angaben zur Repro- stabile und lang anhaltende Großwetterlage Jährliche Betreuervereinbarungen bestehen duktion eingefügt, um Gefährdungen auf- ein, die im Vergleich zum langjährigen Mit- zwischen dem Landesumweltamt Branden- zeigen und zu beurteilen, ob angestrebte tel viel zu warm und extrem trocken war, burg und ehrenamtlichen Horstbetreuern Entwicklungsziele erreicht wurden. lokal starke Sommergewitter. (Adlerarten, Schwarzstorch, Uhu, Wander- Durch die 2005 bis 2007 erfolgte sogenannte Die im Jahr 2005 einsetzende Feldmausgra- falke, Wiesenweihe u. a.), Kreisbetreuern Ersterfassung in den Europäischen Vogel- dation hielt zumindest bis zum feuchten (Weißstorch, Kranich) sowie Betreuern von schutzgebieten (SPA), bei der vorrangig die Frühjahr 2006 an. Arten mit regionalen Verbreitungsschwer- Arten des Anhangs I der EU-Vogelschutz- Anmerkungen zu den Tabellen punkten, womit für diese Arten auch der richtlinie und Arten der Rote-Liste-Kategorie 1 Die drei Regionen beinhalten folgende Kreise: entsprechende Datenrücklauf jährlich ge- kartiert wurden (LANGGEMACH & RYSLAVY Potsdam – BRB, HVL, OHV, OPR, P, PR, TF; währleistet ist. Nachmeldungen aus den 2006), konnte für einige hier behandelte (O.) – BAR, FF, LOS, MOL, UM; vergangenen Jahren sind weiterhin aus- Arten der Kenntnisstand bestätigt bzw. auch Cottbus – CB, EE, LDS, OSL, SPN. drücklich erwünscht. verbessert werden, so für Knäkente, Blau- Zum besseren Vergleich des Landesbe- Für die Bereitstellung von Fotos gilt S. Fahl kehlchen, Wiedehopf oder Raubwürger. standes der einzelnen Arten wurden in den und für kritische Hinweise zum Manuskript In der inzwischen erschienenen Roten Liste Tabellen auch jeweils die Landesbestands- T. Langgemach und H. Haupt ein herzlicher und Liste der Brutvögel Brandenburgs zahlen der beiden Vorjahre aufgeführt. Dank! (RYSLAVY & MÄDLOW 2008) wurden für na- Danksagung hezu alle Brutvogelarten die Bestandsent- Die Zusammenstellung des Berichtes wäre wicklungen als Diagramm dargestellt – bei ohne die Mitarbeit der zahlreichen ehren- 1 See-, Fisch-, Schreiadler den seltenen Arten mit den realen Landes- und hauptamtlichen Beobachter, ornitholo- und Schwarzstorch bestandsdaten, bei den häufigen Arten als gischen Fachgruppen und Arbeitsgemein- Trenddiagramme. schaften, Naturwächter in den Großschutz- Die Angaben in Tab. 1 basieren auf Mel- Witterung während der Brutzeit 2006 gebieten, Revierförster und vieler anderer dungen von über 100 Horstbetreuern. Nach winterlichem Wetter mit geschlosse- nicht möglich gewesen! Deshalb sei allen an ner Schneedecke setzte sich erst in der dieser Stelle für die aufwändige Arbeit herz- Seeadler (Haliaeetus albicilla) – 137 RP zweiten Märzhälfte 2006 frühlingshaftes lich gedankt! Weiterhin anhaltender Bestandsanstieg auf Wetter durch. Dieser späte Frühlingsbeginn In bewährter Form wurden die in der Kartei nunmehr 137 RP (107 BN), SD jetzt 0,45 und das feuchte Frühjahr führten zu günsti- der ABBO eingegangenen Angaben für das Paare/100 km2. Anteil an Paaren ohne BN gen Ansiedlungsbedingungen in den Fluss- Jahr 2006 im vorliegenden Jahresbericht bzw. mit BV war mit 23% wieder relativ auen und Niederungen. Im Unteren Odertal berücksichtigt. Zunehmend wird von Orni- hoch. FPFZ lag mit 1,13 (flügge Jungvögel wiesen die Polderflächen infolge eines thologen das WINART-Programm zur Da- je Brutpaar mit bekanntem Bruterfolg) auf

Tabelle 1: Bestandssituation, Reproduktion und Siedlungsdichte von Seeadler (Haliaeetus albicilla), Fischadler (Pandion haliaetus), Schreiadler (Aquila pomarina) und Schwarzstorch (Ciconia nigra) in Brandenburg im Jahr 2006 Potsdam Cottbus Frankf. Brandenburg Brandenburg Brandenburg 2006 2006 2006 2006 2004 2005 RP/Rev. BPm BPo BPu HP/RP/ juv. BRGR FPFZ SD BV Seeadler 46 RP 34 RP 57 RP 119 RP 124 RP 137 RP 76 25 6 32 114 1,50 1,13 0,45 Fischadler 133 RP 75 RP 89 RP 282 RP 294 RP 297 RP 236 35 3 21 548 2,32 2,03 1,01 Schreiadler 7 Rev. - 15 Rev. 28 Rev. 25 Rev. 22 Rev. 12 9 0 0 15 1,25 0,71 0,07 Schwarzstorch 19 RP 11 RP 21 RP 44 RP 48 RP 51 RP 23 8 4 16 65 2,83 2,10 0,17

Abkürzungen Landkreise: BAR – Barnim, BRB – Stadt Brandenburg, CB – Stadt Cottbus, EE – Elbe-Elster, FF – Stadt Frankfurt (O.), HVL – Havelland, LDS – Dahme-Spreewald, LOS – Oder-Spree, MOL – Märkisch-Oderland, PM – Potsdam-Mittelmark, OHV – Oberhavel, OPR – Ostprignitz-Ruppin, OSL – Oberspreewald-Lausitz, P – Stadt Potsdam, PR – Prignitz (PR), SPN – Spree-Neiße, TF – Teltow-Fläming, UM – Brutangaben: ad. – adult; BN – Brutnachweis; BP – Brutpaare; BPm – Brutpaare mit flüggen Jungvögeln; BPo – Brutpaare ohne flügge Jungvögel; BPu – Brutpaare mit unbekanntem Bruterfolg; BRGR – Brutgröße (Anzahl flügger Junge pro erfolgreiches Brutpaar); BV – Brutverdacht; BW – Brutweibchen; BZF (x) – Brutzeitfeststellung in x Gebieten; ET – Einzeltiere; FPFZ – Fortpflanzungsziffer (Anzahl flügger juv. pro Brutpaar mit bekanntem Bruterfolg); HP – Horstpaare; HPa – anwesende Horstpaare; HPm – Horst- paare mit Jungvögel; HPo – Horstpaare ohne Jungvögel; HP – Horstpaare ohne Brut; imm. – immatur; Ind. – Individuen; juv. – Anzahl flügger Jungvögel; pull. – pullus, Küken; M – Männchen; n. fl. juv. – nicht flügge Junge; P – Paare; Rev. – besetzte Reviere; rT – rufende Tiere (Männchen bzw. Weibchen); rM – rufende Männchen; RP – Revierpaare (Horst nicht bekannt); SD – Siedlungsdichte (Anzahl anwesender Paare pro 100 km2; Landesfläche = 29.476 km2); sM – singende Männchen; VK – Vor- kommen; W – Weibchen Sonstige: ABBO – Arbeitsgemeinschaft Berlin-Brandenburgischer Ornithologen, BR – Biosphärenreservat, Kreis – Krs., NABU – Naturschutzbund, NP – Naturpark, OAG – Ornitho- logische Arbeitsgemeinschaft, RV – Regionalverband, SVSW – Staatliche Vogelschutzwarte des Landesumweltamtes Brandenburg, TÜP – Truppenübungsplatz, mind. – mindestens, insb. – insbesondere, insg. – insgesamt, v. a. – vor allem, vmtl. – vermutlich TORSTEN RYSLAVY: ZUR BESTANDSSITUATION AUSGEWÄHLTER VOGELARTEN IN BRANDENBURG - JAHRESBERICHT 2006 5

für 7 Bruten mit bekanntem Bruterfolg (H. Schröder, H. Schulz u. a.); Barnim mit 10 RP (+1 BV), hohe FPFZ von 2,6 für 5 Bruten mit bekanntem Bruterfolg (K.-U. Hinz, I. Helbig, H. Wolf, S. Müller, H. Graszynski u. a.)

2 Weißstorch (Ciconia cico- nia) – 1.219 HPa

Die Angaben in Tab. 2 basieren auf Erfassung durch 42 überwiegend ehrenamtliche Kreis- betreuer der Landesarbeitsgruppe Weiß- storchschutz im NABU (Landesbetreuer: B. Ludwig) unter Regionalkoordination von B. Ludwig (Potsdam), W. Köhler (Cottbus) und H.R. Friedrich (Frankfurt (O.)). Gegenüber den Vorjahr geringer Anstieg um 3% auf 1.219 HPa (deutschlandweit um 5% auf 3.828 HPa) im Jahr 2006. Auch Abb. 1 die Fortpflanzungsziffer lag – nach dem „Störungsjahr” 2005 (1,31 juv./HPA) – mit Seeadler Foto: W. Suckow 2,16 auf einem guten Niveau. In W-Bran- relativ hohem Niveau. 3 Bruten mit je 3 fl. bar auf dem Zugweg, vor allem menschliche denburg – wie im Vorjahr – wieder deutlich juv. in den Kreisen UM 2x (H. Freymann, Verfolgung im östlichen Mittelmeerraum bessere Reproduktionswerte als in O- und H. Wendt) und LOS (M. Dittrich) (LANGGEMACH & RYSLAVY 2006, LANGGEMACH SO-Brandenburg. Wieder relativ hohe Anzahl von 26 doku- et al. 2008). „Storchendörfer” mit mind. 8 HPa: Rüh- mentierten Verlusten von adulten (11), im- Brutnachweise in den bekannten „Schrei- städt/PR 33 HPa, FPFZ 2,4; Linum/OPR 13 maturen (4) und flügge diesjährigen (7) adler-Kreisen” Uckermark, Oberhavel und HPa, FPFZ 1,4; Mödlich/PR 10 HPa, FPFZ Seeadlern (bei 2 Funden Alter unbekannt): Barnim. Gute FPFZ von 0,71, u. a. durch 1,9; Burg 10 HPa, FPFZ 1,9; Straupitz/LDS u. a., 7x Bleivergiftung, 6x Abmagerung (teil- Jungvogelmanagement. Im Rahmen eines 9 HPa, FPFZ 1,9; Lübbenau/OSL 9 HPa, weise Vergiftungsverdacht), 2x Infektion, 2x Projektes zur künstlichen Erhöhung der An- FPFZ 1,6; Dissen/SPN 8 HPa, FPFZ 1,8 (F. & Windkraftanlage, 1x Bahn, 1x Stromschlag zahl flügger Jungvögel im nordostdeutschen H. Schulz, H. Watzke, A. Weingardt, H.-P. (Datensammlung SVSW) Areal, wobei aus Horsten jeweils das zweite Krüger, W. Köhler); Küken entnommen und nach zweiwöchiger registrierte Verluste in W-Brandenburg für Fischadler (Pandion haliaetus) – 297 RP Gefangenschaftsaufzucht wieder in Horsten 2006: mind. 79 pull., 4 fl. juv. sowie 4 ad. Ind. Analog zum Seeadler weiterer Bestands- hinzugesetzt wird (Umgehung des obliga- (B. Ludwig), dabei 5 Verluste an Mittelspan- anstieg auf nunmehr 297 RP (+16 ET-Rev.); ten Kainismus), erfolgte dies in diesem Jahr nungsleitungen, davon 3 durch Stromschlag. SD nunmehr bei 1,01 Paare/100 km2; an drei Horsten, wo der hinzugesetzte Bitte auch weiterhin Freileitungsopfer im wieder sehr hohe FPFZ von 2,03; bei Mast- Jungvogel flügge wurde. Näheres zu dieser Hinblick auf Umsetzung des § 53 des Bun- bruten höher als bei Baumbruten, dabei Thematik s. a. MEYBURG (1971), MEYBURG et desnaturschutzgesetzes, wonach bis zum 2 Bruten mit 4 fl. juv. in den Kreisen HVL al. (2008) und LANGGEMACH et al. (2008). Jahr 2012 alle gefährdeten Masten zu sich- (G. Lohmann) und SPN (D. Schmidt, L. Zum Schreiadler in Deutschland 1993 – ern sind, an die SVSW melden! Schulze). FPFZ allerdings regional extrem 2004 (Populationstrend, Reproduktion und Darstellung der Bestandsentwicklung des unterschiedlich, so in SO-Brandenburg mit Gefährdung) s. LANGGEMACH et al. (2005) Weißstorches in Brandenburg der letzten 2,21 außerordentlich hoch, dagegen in 40 Jahre in LUDWIG (i.Dr.) O-Brandenburg nur 1,80 ! Schwarzstorch (Ciconia nigra) – 51 RP Unterstützung eines Projektes (zunächst Weitere Bestandserholung auf 51 RP (außer- 2004 bis 2008) zur Wiederansiedlung des dem 6 ET-Rev.), dabei 35 BN. FPFZ mit 2,10 3 Großtrappe (Otis tarda) – Fischadlers in Spanien durch Verfrachtung fl. juv./BP auf hohem Niveau. 4 Bruten mit je 104 Ind. von jährlich 12 brandenburgischen Nestlin- 4 fl. juv. in den Kreisen BAR (S. Müller u. a.); gen und Auswilderung (Hacking-Methode) PR (H. Schröder), SPN (B. Schulze) und UM Die Angaben in Tab. 3 basieren überwiegend in Spanien, was aufgrund des in Branden- (A. Hinz). auf Zählungen durch den Förderverein Groß- burg seit Jahren kontinuierlichen Bestands- Verbreitungsschwerpunkte: Westprignitz mit trappenschutz e. V. und die Staatliche Vogel- anstiegs ohne Gefahr für die hiesige Popu- 10 RP (+2 BV), FPFZ von 1,7 fl. juv./BP schutzwarte. lation möglich ist. Erste Teilerfolge – Ansied- lung eines Paares mit Partnern aus Branden- Tabelle 2: Bestandssituation, Reproduktion und Siedlungsdichte des Weißstorches (Ciconia ciconia) burg und Schottland – deuten darauf hin, in Brandenburg für das Jahr 2006 (NABU 2007) dass die Verfrachtung bald Früchte tragen Potsdam Cottbus Frankfurt (O.) Land Brandenburg könnte (LANGGEMACH et al. 2008). Schutz- maßnahmen in Brandenburg haben für die 2006 2006 2006 2004 2005 2006 Rückkehr der Art als Brutvogel in ehema- HPa 545 324 350 1.409 1.181 1.219 lige, heute weit entfernte Vorkommensge- HPm 442 276 255 1.205 682 973 biete große Bedeutung. HPo 103 48 95 204 499 246

Schreiadler (Aquila pomarina) – 22 Rev. juv. 1260 669 707 3.279 1.547 2.636 Weiterer Rückgang auf nur noch 22 Rev. (21 P + 1 ET-Rev.), dabei 21 BN. Rückgang BRGR 2,9 2,4 2,8 2,72 2,27 2,71 trotz intensiver Schutzbemühungen zusam- FPFZ 2,3 2,1 2,0 2,33 1,31 2,16 men mit den entsprechenden Waldbesitzern SD 4,1 4,5 3,9 4,78 4,01 4,14 und -nutzern. Hauptursachen liegen offen- 6NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 18 (1) 2009

Tabelle 3: Bestandssituation im Frühjahr und Reproduktion der Großtrappe (Otis tarda) achten, da zumindest alle ausgewilderten in Brandenburg 2006 inkl. Fiener Bruch (Brandenburg/Sachsen-Anhalt) Jungtrappen beringt werden! Die Ringfar- ben der letzten Jahre: 1998 – silberfarben Potsdam Cottbus Frankfurt Land Brandenburg (schmale Aluringe), 1999 – gelb, 2000 – 2006 2006 2006 2004 2005 2006 grün, 2001 – blau (links), 2002 – rot (links), Tiere 104 - - 85-86 101 104 2003 – silberfarben (breite Ringe, links), 2004 – lila, 2005 – schwarz, 2006 – goldfar- Flügge Jungvögel 12 - - 10 12 12 ben, 2007 – rot (rechts), 2008 – blau Auswilderung flügger Jungvögel 28 - - 38 49 28 (rechts) Zu zusammenfassenden Ergebnissen der Situation in den verbliebenen deutschen im Havelländischen Luch zugeführt wer- Auswertung der künstlichen Brut und Reproduktionsgebieten: den, während ein Hahn in die Buckower Aufzucht sowie Auswilderung für den  Havelländisches Luch/HVL Gehegegruppe integriert wurde. Zeitraum 1980-2005 s. LANGGEMACH & Frühjahrsbestand: 50 Ind. (19 Hähne, Nach heutigem Kenntnisstand über- LITZBARSKI (2005) 31 Hennen); lebten insgesamt nur 7 Tiere (3 Hähne, Reproduktion: 11 fl. juv. (davon 10 in- 4 Hennen) die Auswilderung 2006: 5 im nerhalb des Schutzzaunes); Fiener Bruch und 2 Ind. im Havelländi- 4 Vom Aussterben bedrohte Auswilderung: 2 fl. juv. aus Auswilde- schen Luch. Wiesenbrüter rungsversuch im Fiener Bruch (P. Block, Freiland A. Eisenberg) Havelländisches Luch – innerhalb des Schutz- Die Situation bei den Wiesenbrüterarten hat  Belziger Landschaftswiesen/PM + Fie- zaunes (17 ha) 11 erfolgreiche Hennen mit sich auch im Jahr 2006 weiter verschlechtert. ner Bruch/PM-JL 16 Küken, davon 10 juv. flügge geworden; Die Brutbestände nahmen weiter ab, und Frühjahrsbestand: 51 Ind. (23 Hähne, im Freiland 5 erfolgreich brütende Hennen auch die Nachwuchsraten lagen wieder in- 28 Hennen) - April 33 Ind. (11 Hähne, mit je 1 Küken, davon 1 juv. flügge gewor- folge hoher Prädation auf einem extrem 22 Hennen) Belziger Landschaftswiesen den (A. Eisenberg, P. Block); niedrigen Niveau. Selbst der kleine „Hoff- (N. Eschholz, D. Block u.a.) + 18 Ind. Belziger Landschaftswiesen – innerhalb des nungsschimmer” des Vorjahres, als in den (12 Hähne, 6 Hennen) Fiener Bruch (T. Schutzzaunes (20 ha) 2 Bruthennen, keine Belziger Landschaftswiesen beim Brachvogel & S. Bich); Küken beobachtet; im Freiland 9 Bruthen- eine Nachwuchsrate von 0,41 fl. juv./BP Reproduktion: kein fl. juv. in den nen; keine Küken beobachtet (N. Eschholz, erreicht werden konnte, erlosch leider voll- Belziger Landschaftswiesen; 1 fl. juv. im D. Block u.a.), Fiener Bruch – innerhalb des ständig. Fiener Bruch Schutzzaun 2 Bruthennen, davon mind. 1 Zusammenfassend äußern sich LANGGEMACH Auswilderung: 25 (ursprünglich 28) fl. Küken, 1 fl. juv. (T. & S. Bich, N. Eschholz). & BELLEBAUM (2005) zu Prädation und Schutz juv. im Fiener Bruch, davon 7 in Sachsen- Aufgrund der guten Ergebnisse innerhalb bodenbrütender Vogelarten in Deutschland. Anhalt (N. Eschholz, T. & S. Bich u. a.) des Schutzzaunes – insgesamt gute Repro- Vor allem in Wiesenbüter-Gebieten (inkl. Somit etwa gleichbleibender Frühjahrsbe- duktionsrate in den Reproduktionsgebieten Großtrappe), wo die Landwirtschaft als stand gegenüber dem Vorjahr. Zum Jahres- (bezogen auf maximal 56 fortpflanzungs- wichtiger Einflussfaktor ausfällt, rückte ende 2006 betrug der Freilandbestand fähige Hennen) zunehmend die Prädation als Verlustursache mind. 110 Großtrappen. - exklusive Auswilderung (12 fl. juv. – 8 in den Vordergrund, wobei Raubsäuger – ins- Künstliche Brut/Aufzucht/Auswilderung Hähne, 4 Hennen): 0,21 fl. juv./fort- bes. der Rotfuchs – die zentrale Rolle spielen. (Förderverein Großtrappenschutz e.V. und pflanzungsfähige Henne, Lebensraumveränderungen haben einerseits SVSW): - inklusive Auswilderung (40 fl. juv. – 22 die Bedingungen für viele Bodenbrüterarten  Aufnahme von 70 Eiern im April/Mai Hähne, 18 Hennen): 0,71 fl. juv./fort- stark verschlechtert, andererseits zu deutlich (Befruchtungsrate 91,4 %) pflanzungsfähige Henne; verbesserter Nahrungsverfügbarkeit und ho-  Schlupf von 38 Küken (davon 5 Küken Kein Brutnachweis in der weiteren Umge- hen Abundanzen bei einigen Prädatoren- per Adoption innerhalb des Schutzzau- bung der oben genannten Gebiete; weitere Arten geführt, paradoxerweise auch in nes); geringe Schlupfrate: 59,4 % bezo- Beobachtungen; 21. Juli 1 Hahn über- Schutzgebieten, da hier in stärkerem Maße gen auf die befruchteten Eier (n = 64) fliegend bei Königshorst/OPR (S. Fischer); eine extensive Flächennutzung erfolgt. Die  Aufzucht von 29 Küken mit Mindest- 12. August 1 Ind. bei Zeuden/TF (Möbius); Tollwutimmunisierung ist also nur ein Teil in alter von 8 Wochen (Aufzuchtsrate: Dezember 6 Ind. bei Borgisdorf/TF (Land- diesem Wirkungsgefüge. Zudem trägt der schlupfbezogen 88 %!) wirt; hier 15. März 2007 4 Hennen, T. Bich). zunehmende Anbau nachwachsender Roh-  Auswilderung von ursprünglich 28 Bitte bei allen Trappenbeobachtungen auf stoffe zu einer weiteren Verschlechterung der Jungvögeln im Fiener Bruch, wovon 17 Fußringe (Farbe + Ziffer oder Buchstabe) Lage der Wiesenbrüter bei. Ind. mit Telemetriesendern versehen wurden (1 nicht auswilderungsfähiger Tabelle 4: Bestandssituation vom Aussterben bedrohter Wiesenbrüter in Brandenburg für das Jahr 2006 Jungvogel wurde der Buckower Gehe- Potsdam Cottbus Frankfurt (O.) Land Brandenburg gegruppe zugeführt). Bis zum Jahres- ende waren nachweisliche Verluste von 2006 2006 2006 2004 2005 2006 mind. 17 Tieren zu beklagen. Die Ver- Uferschnepfe 5 BP 5 BP 5 BP 23 BP 18 BP 15 BP lustursachen konnten wieder v. a. mit- Rotschenkel 30 BP 10 BP 19 BP 65 BP 63 BP 59 BP tels Telemetrie zeitnah bestimmt wer- den. Bei den 17 bekannt gewordenen Gr. Brachvogel 58 BP 10 BP 15 BP 83 BP 86 BP 83 BP Verlusten war mind. 10x der Seeadler Kampfläufer 1 BV - - 1 BV - 1 BV als Ursache ermittelt worden, der im Knäkente 71 BP/BV 12 BP/BV 49 BP/BV >90 BP/BV >148 BP/BV >132 BP/BV September und Oktober – wie im Vor- (5 BN) (13 BN) (14 BN) (16 BN) (18 BN) jahr – die Aufzuchtsanstrengungen fast völlig zunichte machte. Drei Jungtrap- Spießente 1 BV - - - 1 BV 1 BV pen (2 Hähne, 1 Henne) der Aus- Wachtelkönig 73 rT 17 rT 127 rT >206 rT >178 rT (3 BN) >217 rT wilderungsgruppe wurden daraufhin Tüpfelralle 52 rT 2 rT 43 rT >43 rT >69 rT >97 rT eingefangen und nach Buckow ver- Seggenrohr- frachtet. Dort konnten ein Hahn und - - 5 sM, 2 BN 12 sM, 3 BN 12 sM, 2 BN 5 sM, 2 BN eine Henne erfolgreich dem Wildbestand sänger TORSTEN RYSLAVY: ZUR BESTANDSSITUATION AUSGEWÄHLTER VOGELARTEN IN BRANDENBURG - JAHRESBERICHT 2006 7

Fast alle bisherigen Versuche des „Präda- Großer Brachvogel (Numenius arquata) – juv./pull. (H. Haupt, S. Müller, C. Pohl); tions-Management” sind noch unbefriedi- 83 BP Nieplitzniederung bei Stangenhagen/TF 2 gend in ihren Ergebnissen. Erfolgver- Bestand auf Vorjahresniveau bei weiterhin W mit insg. 8 juv. (L. Kalbe u. a.); Päwesiner sprechend wird wohl nur die Kombination unzureichender Reproduktion Lötz/PM 2 W mit 5 bzw. 3 juv. (T. Hellwig, von Maßnahmen sein. Ein wichtiger Ansatz Schwerpunktgebiete (ab 5 BP/Rev.): Belziger T. Ryslavy) des Wiesenbrüterschutzes ist aber zweifellos Landschaftswiesen/PM 20 P, davon 19 BP, die Wiederherstellung hoher Grundwasser- kein fl. juv.! (M. Grimm, J. Böhner u. a.); stände in der Landschaft und das Zulassen Malxe-Niederung/CB-SPN 9 BPo (R. Zech, B. von Wasserrückhalt in den Flussauen und Litzkow, H.-P. Krüger), Elbaue/PR mind. 9 BP auf Niedermoorflächen. (Naturwacht Elbaue, C. Lüth, H. Pester, H. Schulz u.a.); Havelländisches Luch Buschow/ Uferschnepfe (Limosa limosa) – 15 BP Liepe/Nennhausen/HVL 7 BPo (B. Block, H. Erneuter Tiefstand mit max. 15 BP bei wei- Litzbarski, W. Jaschke u. a.); Randow-Welse- terhin ungenügender Reproduktion Bruch/UM 7 BP (U. Kraatz, J. Mundt); Un- Restvorkommen: Untere Havelniederung/ tere Havelniederung/HVL-PM mit Unteres HVL-PM nur noch 4 BP an 3 Stellen Rhinluch/OPR 7 BPo (Naturwacht West- (Naturwacht Westhavelland u. a.); Mittlere havelland u. a.; mind. 1 führendes BP) Havelniederung/PM nur noch 1 BP (T. Dürr Abb. 3 u.a.); Malxe-Niederung/CB-SPN 5 BP (R. Kampfläufer (Philomachus pugnax) – 1 BV Zech, B. Litzkow, H.-P. Krüger); Mittlere Brutverdacht in der Unteren Havelniederung Knäkenten-Männchen Foto: W. Suckow Oderniederung/MOL-LOS 2 BP + 2 P an 3 bei Strodehne für ein Weibchen (P. Haase) Stellen (M. Fiddicke, S. Fahl, T. Förder, H.-P. Spießente (Anas acuta) – 1 BV Grätz), davon 1 BP Neuzeller Aue führend Knäkente (Anas querquedula) – >132 BP/ Brutverdacht im Päwesiner Lötz/PM: Juni/ (H.-P. Grätz); Unteres Odertal/UM 1 P (D. BV (18 BN) Juli mehrmals 1 W im selben Bereich (T. Krummholz) Verbesserte Datenlage, jedoch noch unvoll- Hellwig, T. Ryslavy) ständiger Landesüberblick; erneut sehr Rotschenkel (Tringa totanus) – 59 BP wenige Nachweise Junge führender Weib- Landesbestand auf Niveau der letzten Jahre; chen geringe Reproduktion. Schwerpunktvorkommen: Unteres Odertal/ Wichtigste Vorkommen (ab 3 BP): Untere IUM ca. 30 BV (OAG Uckermark); Mittlere Havelniederung/HVL-PM 18 BP in 7 Teilge- Oder Genschmar bis Güstebieser Loose/MOL bieten (Naturwacht Westhavelland u. a., mind. 11 BV (H. Haupt, S. Müller, T. Förder u. mind. 4 führende BP); Mittlere Havel- a.); Elbaue Prignitz/PR mind. 16 BV (S. niederung/PM nur 7 BP in 3 Teilgebieten (T. Jansen, M. Brockmann, Naturwacht Elbaue Dürr, T. Hellwig, T. Ryslavy u. a.); Unteres u.a.); Rietzer See/PM 7 BV (T. Dürr u.a.); Odertal/UM (Gartz bis Stolpe) 9-10 BP in 4 Päwesiner/Wachower Lötz/PM-HVL 7 BV (T. Teilgebieten (U. Kraatz, D. Krummholz, J. Hellwig, T. Ryslavy); Malxeniederung /SPN 4 Mundt u.a.); Mittlere Oder/MOL 7 BP in 3 BV (B. Litzkow, R. Zech u.a.); Abb. 4 Teilgebieten (M. Fiddicke, T. Förder, H. Erfolgreiche Bruten: Unteres Odertal/UM 5 Haupt u. a.); Spreewald/LDS 4 BP (T. Noah, W mit juv. (W. Dittberner u.a.); Zuckerfab- Spießente Foto: W. Suckow R. Möckel u.a.); Bergbaufolgelandschaft rikteiche Prenzlau W mit 2 juv. (H. Haupt); Schlabendorf-Nord/OSL (3 Teilgebiete) 4 Holzendorfer See/UM W mit 7 juv. (H. Wachtelkönig (Crex crex) - >229 rT BP (K. Illig, H. Donath u. a.); Elbaue/PR Schonert); Mittlere Oderniederung bei Nach den schwachen Vorjahren nun etwas mind. 3 BP in 2 Teilgebieten (Naturwacht Gieshof, Kienitz, Genschmar, Sydowswiese höherer Bestand, aber noch deutlich unter Elbaue, E. Keserü u. a.) und Vogelsang/MOL-LOS insg. 8 W mit dem Durchschnitt der letzten 15 Jahre; Hauptvorkommen Unteres Odertal war relativ schwach besetzt Vorkommen ab 5 rT: Unteres Odertal/UM (Stolpe bis Gartz) Synchronzählung Mai 71 rT, davon 67 im FIB und Juni 73 rT, davon 69 im FIB (OAG Uckermark), Untere Havel- niederung/HVL-PM mind. 23 rT (NABU + Naturwacht Westhavelland); Mittlere Oder/ MOL Kietz bis Hohensaaten mind. 33 rT (S. & R. Müller u.a.); Elbaue Prignitz/PR mind. 25 rT (S. Jansen, K. Dziewiaty u. a.); Malxe- niederung/SPN 7 rT (R. Zech, B. Litzkow); Spreewald/LDS-OSL 5 rT (T. Noah, H. Deutschmann u.a.); Beetzsee-Becken But- zow/Päwesin/PM 5 rT (U. Alex, T. Hellwig). Zu Untersuchungen am Wachtelkönig im Unteren Odertal 1994-2004 s. Sadlik (2005)

Tüpfelralle (Porzana porzana) - >97 rT Nach 3 schlechten „Tüpfelrallen-Jahren” Abb. 2 lag 2006 der Bestand im Durchschnitt der Bestandsentwicklung des Rotschenkels in Brandenburg 1991 bis 2006. letzten 15 Jahre. Im Gegensatz zu den anderen seltenen wiesenbrütenden Limikolenarten ist der Trend beim Vorkommen mit mind. 3 Rufern: Unteres Rotschenkel nicht so stark rückläufig. Der Bestand lag allerdings in den letzten Jahren bei Odertal/UM Mitte Mai 33 rT, davon 32 rT im nur noch ca. 60 BP bei viel zu geringer Reproduktion. FIB (OAG Uckermark), Untere Havelniede- 8NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 18 (1) 2009

rung/HVL-PM mind. 23 rT (NABU + Natur- tendorfer Niederung/ LOS 1 BPo (G. Schulze) aus gefährdeten Gebäudebruten bei Baum- park Westhavelland u. a.); Nuthe-Nieplitz- Reproduktion: bei 21 Bruten mit bekanntem brüterpaaren (P. Sömmer u. a.); Weiter- Niederung/PM-TF 10 rT (Orni-AG Nuthe- Bruterfolg FPFZ nur 1,1 fl. juv./BP, vor allem führung der im Vorjahr begonnenen Aus- Nieplitz-Niederung); Oberes Rhinluch Linum- infolge Nahrungsmangel (schlechtes Mäuse- wilderung auf Bäumen von 7 Jungvögeln in Kremmen/OPR-OHV 4 rT (T. Hellwig); jahr); Reproduktion bei Bruten mit Schutz- S-Brandenburg im Kreis LDS (S. Herold u. a.); Beetzsee-Becken Ketzür/Päwesin/PM 4 rT zaun erstmals geringer als bei Bruten ohne Näheres zum o.g. Wiederansiedlungsprojekt (U. Alex, T. Ryslavy); Nördliche Oderwiesen Schutzzaun (14 Bruten mit Schutzzaun: 1,0 1996-2006 s. SÖMMER & LANGGEMACH (2007) Frankfurt/O. 3 rT (H.-J. Fetsch, J. Becker). fl. juv./BP; 7 Bruten ohne Schutzzaun: 1,4 fl. Negativkontrollen im ehemaligen Schwer- juv./BP); Uhu (Bubo bubo) – >10 Rev. (1 BP/4 RP/ punktgebiet Oberspreewald/LDS-OSL trotz Weiteres zu Bruterfolg, Prädation und Schutz- 5 ET) günstiger Wasserverhältnisse (T. Noah u.a.) zauneinsatz (Analyse von 106 Bruten im Immerhin 10 Reviernachweise, davon 5 Paare und Malxeniederung/SPN-CB (B. Litzkow, Zeitraum 1997-2005) siehe RYSLAVY (2005) (1 BN); Bestand sicherlich höher, jedoch keine R. Zech) stabile Population; außerdem ungenügende Wanderfalke (Falco peregrinus) – >13 BP + Reproduktion (vgl. LANGGEMACH 2004) Seggenrohrsänger (Acrocephalus paludicola) 6 RP Brutpaare/Paare: Hoher Fläming/PM 2 RP – 5 sM, 2 BN Gegenüber dem Vorjahr weiterer Anstieg des mit Balz, kein Brutnachweis (C. Kurjo, G. Unteres Odertal/UM maximal 5 sM (OAG Baumbrüter-Brutbestandes (11 RP, davon 7 Kehl u. a.); Pritzwalk/PR BPm2 auf Baum- Uckermark); es gelang der Nachweis von BN) und Abnahme des Gebäudebrüter-Be- horst (R. Scholz); Raum Wriezen/MOL 1 RP zwei erfolgreichen Bruten (F. Tanneberger, standes (7 RP, davon 5 BN), jedoch für Baum- mit Balz, kein Brutnachweis (C. Philipps); A. Helmecke, A. Pataki) brüter weiterhin Dunkelziffer anzunehmen; Raum Großkoschen/OSL 1 RP mit Balz, kein erstmals Brutnachweis auf Leitungsmast; Brutnachweis (F. Raden); Brutzeitbeobachtungen von Einzeltieren aus Einzeltiere: Randowbruch/UM Ende Januar 5 Weitere vom Aussterben mind. 5 weiteren (Verdachts)Gebieten 1 Ind. (J. Mundt); Criewen/UM Anf. Februar bedrohte bzw. seltene Baumbruten: Kreis OPR 3 BP (1 x mind. 1,1 1 auf Voliere, Mitte Februar 1 W erschöpft Greifvögel und Eulen x 2,1 x 3 fl. juv.) + 3 RP (HP?) (H. Lange, P. aufgegriffen, später eingeschläfert (U. Sömmer, T. Langgemach), Kreis OHV 1 BP Schünmann, E. Wendt u. a.); Schorfhei- Wiesenweihe (Circus pygargus) – >27 BP + mit 3 fl. juv. + 1 BPu (P. Sömmer), Kreis UM de/BAR Mitte April 1 rM (L. Bliesecke); 18 BV 1 BP mit 3 fl. juv. (P. Sömmer); Kreis BAR 1 Oberspreewald bei Lübben/LDS Mitte März Brutbestand gegenüber dem Vorjahr weiter BP mit 3 fl. juv. (K. Mewes, O. Manowski, P. 1 rM (T. Noah, H. Deutschmann); Raum ansteigend; sehr schlechte Reproduktion Sömmer); erstmals Kreis LDS 1 RP (HP?) (S. Liebenberg/OHV Mitte August 1 Ind. mit trotz lokaler Horstschutzmaßnahmen; erst- Herold, P. Sömmer) lautem Drohruf (W. Schreck) mals Bruterfolg bei Bruten ohne Schutzzaun Mastbruten (380kV-Leitungsmast): Spree- höher als bei Bruten mit Schutzzaun wald/LDS 1 BP mit 3 fl. juv. (S. Herold); Sumpfohreule (Asio flammeus) – BZF (3) Brutnachweise: Luckauer Becken/LDS 6 BN + Gebäudebruten (Schornstein): Hennigs- Nur Brutzeitbeobachtungen von Einzeltieren 2 BV (1 BPm3 + 5 BPo trotz Schutz- dorf/OHV 1 HP (A. Hundrieser, K.-H. Sass, aus der ersten Maihälfte: Oderaue b. Frank- zaunes; K.-D. Gierach u. a.); Prignitz Raum P. Sömmer); Werder/PM 1 BP mit 1 fl. juv. furt/FF (H.-J. Fetsch, J. Becker); Alte Spree- Pritzwalk 1 BPo + 1 BV (M. Putze u. a.); (G. Kehl, K. Boer), PCK /UM 1 BP mündung b. Trebatsch/LOS (H. Haupt); Havelländisches Luch Garlitz/Kriele/HVL 2 mit 1 juv. (J. Haferland, P. Sömmer), Eisen- Oberes Rhinluch bei Linum/OPR (T. Hellwig) BPo trotz Schutzzaunes + 2 BV (P. & B. Block, hüttenstadt/LOS 1 RP (S. Herold), Jänsch- H. & B. Litzbarski u. a.); Feldmark bei But- walde/SPN 1 RP (B. Litzkow, S. Herold), Steinkauz (Athene noctua) – >12 Rev. (9 BN) zow/PM 2 BN (BPm3 + BPo; T. Hellwig, U. Schwarze Pumpe/OSL 1 BP mit 1 fl. juv. (S. Infolge Bestandsstützung weiterhin konstan- Alex, T. Ryslavy u. a.); Ucker-Niederung bei Herold), Freienhufen/OSL 1 BP mit 4 fl. juv. ter Bestand in den Belziger Landschafts- Seehausen/UM 2 BPu (K. Eilmes, S. Müller u. (S. Herold); Vorkommen in Guben/SPN wiesen/PM und Umgebung; Brutbestand auf a.); Feldmark Casekow/Woltersdorf/Kum- nach Kraftwerksabriss erloschen (S. Herold) niedrigem Niveau im Westhavelland. Nicht merow/UM 4 BN (1 BPm2 + 3 BPu) + 1 BV Reproduktion: bei 10 Bruten mit bekanntem auszuschließen ist ein Vorkommen im Oder- (U. Kraatz, J. Haferland u. a.); Teichgbiet Bruterfolg FPFZ von 2,4 fl. juv./BP (Baum- bruch/MOL, da im Unteren Warthe-Bruch Biesenbrow/UM BPo (U. Kraatz); Oderbruch bruten: 2,8; Mastbruten: 3,0; Gebäude- (polnische Oderseite) 14 Paare im Jahr 2007 bei Wölsickendorf/MOL 1 BPo (S. & R. bruten: 1,7) bei steigender Tendenz erfasst wurden (LA- Müller); Oderbruch bei Neutrebbin/MOL 4 Auswilderung: Im Rahmen des Wiederansied- WICKI & RUBACHA 2008). BN (BPm4 + BPm3 + 2 BPo) + 2 BV (S. & R. lungsprojektes für baumbrütende Wander- Belziger Landschaftswiesen: mind. 6 BP + 2 Müller, G. Schulze u.a.); Neuzeller Niederung falken (Arbeitskreis Wanderfalkenschutz e.V.) Männchen-Rev. (N. Eschholz, O. Bronkalla, /LOS 2 BN (BPm3 + BPm5; C. Pohl); Zil- per Adoptionsverfahren Zusetzen von 5 juv. D. Henning u. a.); hier zwecks Bestands- stützung Auswilderung von 22 Jungtieren (NABU Belzig) Tabelle 5: Bestandssituation weiterer seltener Greifvögel und Eulen in Brandenburg im Jahr 2006 Westhavelland (Havelländisches Luch, Untere Potsdam Cottbus Frankfurt (O.) Land Brandenburg Havelniederung): 3 BP + 1 Weibchen-Rev. 2006 2006 2006 2004 2005 2006 (P. Haase); hier zur Bestandsstützung Aus- wilderung von 22 Jungkäuzen (NABU West- Wiesenweihe 6 BP+ 7 BV 6 BP+ 3 BV 15 BP+ 8 BV >13 BP+ >28 BP+ >27 BP+ 13 BV 10 BV 18 BV havelland), davon wurden 17 telemetriert und bis Ende Oktober verfolgt mit folgendem Wanderfalke 7 BP+ 3 RP 3 BP+ 2 RP 3 BP+ 1 RP >14 BP+ 1 RP >12 BP+ 3 RP >13 BP+ 6 RP Ergebnis: 8 Ind. tot (Verlustursache: 3x Rup- Uhu 1 BP/ 2 RP/ 1 RP/ 1 ET 1 RP/ 3 ET 4 RP/ 7 ET 2 BP/ 1 RP/ 1 BP/ 4 RP/ fung durch Greifvogel, 2x Straßenverkehr, 3x 1 ET 4 ET 5 ET unbekannt), 3 Ind. noch nachweisbar, 6 Ind. Sumpfohreule BZF (1) - BZF (2) BZF (1) 6 BN/ BZF (3) BZF (3) verschollen (HANFT & MOSER 2006) Reproduktion: bei 6 Bruten in den Belziger Steinkauz 12 Rev. - - >18 Rev. >17 Rev. 12 Rev. (9 BN) (11 BN) (8 BN) (9 BN) Landschaftswiesen FPFZ 2,3 juv./BP (M. Grimm, D. Henning), bei 3 Bruten im West- Raufußkauz 2 Rev. 43 Rev. 8 Rev. >43 Rev. >39 Rev. >53 Rev. havelland FPFZ 0,7 juv./BP (P. Haase); (11 BN) (1 BV) 15 BN) (9 BN) (11 BN, 1 BV) gesamt bei 9 Bruten FPFZ 1,8 Sperlingskauz - 13 Rev. 1 rM >2 Rev. >2 Rev. >14 Rev. keine Nachweise abseits der bekannten (5 BV, 2 BN) (1 BN) (5 BV, 2 BN) Brutgebiete vorliegend TORSTEN RYSLAVY: ZUR BESTANDSSITUATION AUSGEWÄHLTER VOGELARTEN IN BRANDENBURG - JAHRESBERICHT 2006 9

Raufußkauz (Aegolius funereus) – >53 Rev. Päwesiner-Wachower Lötz/PM 10 BPo (T. Kormoran (Phalacrocorax carbo) – 2.666 BP (11-12 BN) Hellwig, T. Ryslavy, U. Alex u. a.); Untere Bestandszunahme auf 2.666 BP in 11 Brut- Weiterer Kenntniszuwachs, vor allem durch Havelniederung bei Grütz/HVL 6 BP (W. kolonien + 3 Standorten mit Einzelnestern intensive Erfassung in der Niederlausitz; re- Schreck, H. Haupt, M. Albrecht u. a.); Hen- (SVSW 2006); 5 Kolonien mit über 100 BP: lativ geringe Anzahl an Brutnachweisen nigsdorfer Havelwiesen/OHV 5 BP mit 6 Unteres Odertal/UM 1.123 BP (A. Pataki u. trotz intensiver Kontrollen von Schwarz- juv. (S. Hundrieser, K.-H. Sass); Anstau a.), Paretzer Tonstiche/HVL 525 BP (T. Dürr, spechthöhlen in der Niederlausitz (Nahrungs- Magnushof/UM mind. 4 BP mit 5 juv. (S. G. Sohns u.a.), Wochowsee/LOS 446 BP mangel?); keine Angabe für den Hohen Müller, H. Schonert) (G. Sohns, T. Dürr u.a.), Gülper See/HVL Fläming/PM Alle Vorkommen ab 2 Rev. bzw. mit Brut- nachweisen: Niederlausitz: Forst Hohenbucko/LDS-TF- EE (Rochauer Heide, Hohenbuckoer Heide, Sonnewalder Forst) 12 Rev., nur 1 BN (BPm3; K. Illig, W. Schmidt, RF Quitter u. a.); Babben-Rehainer Heide/OSL-EE 7 Rev., dabei 6(!) BN (4 BPo, 2 BPm9; F. Raden), Waldkomplex Weißhaus/EE 2 Rev., dabei 1 BN (BPo; F. Raden); Waldkomplex Grün- haus/EE 6 Rev., dabei 3 BN (3 BPo; F. Raden); Liebenwerdaer Heide/EE 10 Rev., kein(!) BN (F. Raden); Lugbecken/Frauen- dorfer Forst/OSL 2 Rev. (F. Raden); Zschor- noer Wald/SPN 2 Rev. (R. Beschow u. a.); Schlaubetal/Lieberoser Heide/SPN-LDS-LOS 4 Rev. (H. Deutschmann, T. Spitz, H. Haupt, B. Litzkow u. a.); Müllroser Heide/LOS 6 Rev., dabei 1 BV (mit Warnruf; P. Thiele); Abb. 5 Reproduktion: wieder sehr geringe FPFZ für Bestandsentwicklung des Sperlingskauzes in Brandenburg 1992 bis 2006 11 Bruten mit bekanntem Bruterfolg (nur 3 Nach dem ersten Reviernachweis 1994 wurden im Jahr 1996 gleich 9 Reviere bekannt, erfolgreich!) mind. 1,1 juv./BP (F. Raden, K. darunter auch der erste Brutnachweis. Diese Besiedlungswelle nahm in den Folgejahren an- Illig u. a.) scheinend wieder etwas ab und Brutnachweise gelangen selten. Im Jahr 2006 allerdings wurden vor allem im Rahmen der SPA-Kartierung überraschend viele Reviere festgestellt, Sperlingskauz (Glaucidium passerinum) – darunter auch zwei Brutnachweise. >14 Rev. (5 BV, 2 BN) Deutlicher Kenntniszuwachs infolge SPA- Tabelle 6: Bestandssituation von Brutvögeln in Feuchtlebensräumen in Bandenburg für das Jahr 2006 Ersterfassung; zahlreiche Revier- und Paar- Potsdam Cottbus Frankfurt (O.) Land Brandenburg nachweise im Schlaubetal/Raum Lieberose 2006 2006 2006 2004 2005 sowie erstmals – und zudem gleich mit Brut- 2006 nachweis – in der Zschornoer Heide und im Schwarzhalstaucher 71 BP 2 BP 62 BP 71 BP 135 BP >155 BP Reuthener Moor; keine Angabe für den Ho- Kormoran 893 BP 22 BP 1.751 BP 2.596 BP 2.303 BP 2.666 BP hen Fläming/PM Alle Nachweise: Schlaubetal/Raum Liebe- Rohrdommel 83 rM 35 rM 74 rM >157 rM >185 rM >192 rM rose/LDS-SPN 8 Rev., davon 3 Rev. mit Zwergdommel 23 rM (5 BN) 4 rM 14 rM >16 rM >30 rM >41 rM Weibchen, dabei 1 BN mit 3 juv. (H. (9 BN, 2 BV) (5 BN, 5 BV) (6 BN, 1 BV) (13 BN, 2 BV) Deutschmann, T. Spitz, H. Haupt u. a.); Zschornoer Heide/SPN mind. 2 Rev., dabei Moorente - 1 W - 1 BP 1 W/ BZF (4) 1 P 1 BN mit 4 fl. juv. (R. Beschow, R. Möckel u. Gänsesäger - >15 Rev. >56 Rev. >59 Rev. >65 Rev. >71 Rev. a.); Muskauer Faltenbogen/SPN mind. 2 (15 BN) (32 BN) (50 BN) (43 BN) (47 BN) Rev., dabei vmtl. eine erfolgreiche Brut (R. Kleinralle 9 rT (2 P) 1 rT 18 rT >31 rT >32 rT >28 rT Möckel, R. Beschow); Rochauer Heide/LDS (9 BN/ P) (23 BN) (19 BN) (11 BN/ P) 1 rM Ende Februar/Ende März, wohl unver- paart (K. Illig u. a.); Gutspark Criewen/UM Flussuferläufer 3 Rev. 7 Rev. (2 BN) 12 Rev. >22 Rev. >26 Rev. >22 Rev. (2 BN) (12 BN) (7 BN) (4 BN) Ende Februar 1 rM (A. Helmecke), vmtl. kein Rev. Trauerseeschwalbe 133 BP 1 BP 301 BP >299 BP >368 BP >436 BP

Flussseeschwalbe 60 BP 271 BP 292 BP >499 BP >611 BP >623 BP 6 Brutvögel in Feucht- Zwergseeschwalbe - 2 BP + 1 P (11 BP) 1 P BZF (2) 2 BP + 1 P gebieten Blaukehlchen 37 sM (1 BN) 4 sM 27 sM >72 sM >103 sM >68 sM (3 BN) (4 BN) (1 BN) Schwarzhalstaucher (Podiceps nigricollis) – >155 BP Eingewanderte Arten: Weiterer Anstieg des Brutbestandes gegen- Singschwan - 8 P (5 BN) - 4 P (3 BN) 5 BP 8 P (5 BN) über den beiden Vorjahren; Bestand liegt Brandgans 43 Rev. - 18 Rev. >55 Rev. >55 Rev. >61 Rev. jetzt auf durchschnittlichem Niveau der (6 BN) (4 BN) (>23 BN) (>25 BN) (>10 BN) letzen 10 Jahre; 13 Brutplätze, davon 5 Brut- plätze mit Einzelbruten Kolbenente 2 BP/BV 10 BP/BV - >4-7 BP >12-14 BP >12 BP Alle Kolonien ab 2 BP: Felchowsee/UM Austernfischer 7 Rev. (3 BN) 1 Rev. (1 BN) 4 Rev. (2 BN) >10 Rev. >13 Rev. >12 Rev. mind. 50 BP (J. Mundt); Rietzer See/PM (3 BN) (9 BN) (6 BN) mind. 50 BPo (T. Dürr u.a.); Unteres Oder- Silbermöwe - 168 BP 14 BP >224 BP >212 BP >182 BP tal, Polder 10/UM mind. 25 BP U. Kraatz); 10 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 18 (1) 2009

218 BP (Naturwacht Westhavelland), Riet- zer See/PM 118 BP (T. Dürr, G. Sohns). Näheres zu Brutbestand, Reproduktion, Nah- rung, Vergrämungsmaßnahmen, Schlafplatz- Synchronzählungen, Beringungen/Rückmel- dungen und Abschüssen 2006 in Branden- burg s. SVSW (2006)

Rohrdommel (Botaurus stellaris) – >192 rM Leicht ansteigender Bestand trotz kalten, schneereichen Winters, vmtl. Meldedefizite; höchste kleinflächige Abundanz: Unterteich Bärenbrück/SPN mit 12 (!) rM Konzentrationen ab 5 rM: Beetzsee-Becken (inkl. Lötz)/PM 21 rM (T. Hellwig, T. Ryslavy, U. Alex u. a.); Teichgebiet Peitz-Bären- brück/SPN 15 rM (B. Litzkow, R. Zech, H.-P. Krüger); Parsteinsee-Becken/BAR >12 rM (M. Flade, Naturwacht Schorfheide-Chorin u.a.); Groß Schauener Seen/LOS 11 rM (F. Schröder, H. Haupt u.a.); Tonstiche Zeh- denick-Ribbeck/OHV 8 rM (J. Becker); Fel- chowsee-Landin/UM 7 rM (W. Dittberner, J. Mundt u. a.); Spreewald/LDS-OSL 7 rT Abb. 6 (T. Noah u.a.) Rohrdommel Foto: W. Suckow

Zwergdommel (Ixobrychus minutus) – >41 Lausitzer Neiße: Pußack bis Guben/SPN Anstau Magnushof/UM 1 rM (S. Müller); rM (13 BN, 2 BV) mind. 15 BPm (D. Kalina, K. Huschga, F. Raum Petznick/UM 1 rM (N. Bukowsky) Weiterer Kenntniszuwachs (z.B. Tonstiche Neumann u.a.) Mittlere Oder: bei Genschmar/MOL Mai 1 Zehdenick) und Bestandsanstieg Mittlere Oder: Ratzdorf/LOS bis Gen- rM (M. Fiddicke, S. Fahl) Uckermark: Felchowsee/Lanke 2 BP (mit schmar/MOL mind. 23 Rev., dabei 21 BN, Nieplitzniederung: bei Stangenhagen/TF mind. 6 fl. juv.) + 1 P Landiner Haussee mind. mind. 19 BPm (G. Schulze, C. Pohl, S. & R. Juli 1 rM (L. Kalbe) 2 BP mit juv., Wustrowsee Flemsdorf/UM 1 Müller u.a.), Genschmar/MOL bis Hohen- Mittlere Havel: Päwesiner Lötz/PM Juni BP, Kiessee Bergholz/UM 1 BP (alle W. Ditt- saaten/BAR mind. 13 Rev., dabei 8 BN, mind. 7 rW, dabei mind. 2 P (T. Ryslavy, T. berner), Krebssee Schenkenberg/UM 1 rM mind. 6 BPm (S. & R. Müller, M. Müller u.a.); Hellwig, U. Alex) (K. Eilmes), Unteres Odertal/UM mind. 1 BP Untere Oder: Hohensaaten/BAR bis Fried- Obere Havel: Tonstiche Mildenberg/OHV + 1 P (W. Dittberner, D. Krummholz) richsthal/UM mind. 20 Rev., dabei mind. 7 Juni 1 rM (J. Becker) Parsteinbecken: Parsteinsee/BAR mind. 1 BPm (OAG Uckermark, M. Müller) Rhinluch: Teichgebiet Linum/OPR Juni 1 rM Rev. (M. Flade u.a.) abseits bekannter Brutgebiete: Netzowsee/ (S. Fischer, H. Watzke) Märkische Schweiz: Teichgebiet Altfried- UM 10./28.5. 1 P (N. Bukowsky); Parstei- Spreewald: Teichgebiet Stradow/OSL Juni 1 land/MOL 2 BP mit je mind. 1 fl. juv. (M. & ner See BAR 1 BP/BV (F. Boden, M. Flade) rM (R. Zech) R. Fiddicke, S. Fahl) Reproduktion: Brutgröße für 36 erfolgreiche Schlaubetal: Ölsener See/LOS 1 Rev. (H.-P. Bruten mit bekanntem Bruterfolg 5,6 nfl. Flussuferläufer (Actitis hypoleucos) – >22 Grätz) juv./BP (viele Beobachter) Rev. (4 BN) Niederlausitz: Teichgebiet Lakoma/SPN 3 Angabe unvollständig, da Erfassungs- bzw. rM (R. Zech, B. Litzkow), Teichgebiet Strad- Informationsdefizite insbes. für die Elbaue/ ow/OSL Juni 1 rM (R. Zech) PR und Mittlere Havel/PM; alle gemeldeten Baruther Urstromtal: bei Sperenberg/TF 2 Vorkommen: Rev. davon 1 BP mit 6 juv. (G. Kretlow) Prignitz: Elbaue/PR Gnevsdorf bis Witten- Westhavelland: Lötz/PM-HVL 6 rM, davon berge 3 Rev. (S. Jansen u. a.) mind. 2 BP mit juv. (T. Hellwig, T. Ryslavy, Untere Oder: Oder Hohensaaten/BAR 1 U. Alex u.a.), Beetzsee Ketzür-Grabow/PM Rev. (W. Werner) 2 rM (U. Alex, T. Ryslavy); Mittelbruch Klein Mittlere Oder: Ratzdorf bis Finkenheerd/ Kreutz/PM 1 rM (U. Alex); Pritzerber LOS mind. 9 Rev., davon 2 BN (G. Schulze, See/PM mind. 1 BP mit juv. (T. Hellwig, T. J. Schaffrath, C. Pohl u. a.), bei Reitwein/ Ryslavy, U. Alex) MOL 1 BN (U. Schroeter, W. Dominiak) Oberes Rhinluch: Linumer Teiche/OPR 3 rM Abb. 7 Niederlausitz: Neiße Pusack bis Forst/SPN (S. Fischer, H. Watzke, K. Lüddecke u. a.); Gänsesäger-Weibchen Foto: W. Suckow mind. 3 Rev., davon 1 BN (D. Kalina u. a.); Obere Havelniederung: Tonstiche Zehde- Victoriaseen bei Schwarzheide-Ost/OSL 1 nick/OHV 8 rM (J. Becker) Kleinralle (Porzana parva) – >28 rT (11 BN) BP mit 2 juv. + 1 Rev. (T. Schneider), Rest- Bestand etwa auf Vorjahresniveau mit loch Freienhufen 1 Rev. (T. Schneider); Rest- Moorente (Aythya nyroca) – 1 P Schwerpunkt Raum Landin/Felchowsee loch Sedlitz/OSL 1 BN (T. Schneider, H. Nachweis eines Paares Mitte Juni im Loben- infolge intensiver Forschung an dieser Art Michaelis) moor bei Bad Liebenwerda/EE (F. Raden) durch W. Dittberner; Meldungen aus 11 Gebieten. Trauerseeschwalbe (Chlidonias niger) – >436 Gänsesäger (Mergus merganser) – >71 Rev. Alle gemeldeten Nachweise/Vorkommen ab BP (47 BN) Mai: Weiterer Bestandsanstieg infolge erfolg- Leicht ansteigender bis stabiler Brutbestand; Uckermark: Landiner Haussee/UM mind. 6 reichen Ausbringens von Nisthilfen; Art relativ vollständiger Landesüberblick, ge- P, dabei 1 BPm; Felchowsee + Lanke/UM 7 bleibt hochgradig abhängig von künst- schätzt bis 90 BP; keine Angabe für Elbe Rev., dabei 2 BPm + 1 P; Unteres Odertal, lichem Nisthilfenangebot; erster Brutnach- Prignitz/PR; alle Vorkommen: Polder 10/UM 2 Rev. (W. Dittberner); weis im Kreis SPN (1 BP Teichgebiet TORSTEN RYSLAVY: ZUR BESTANDSSITUATION AUSGEWÄHLTER VOGELARTEN IN BRANDENBURG - JAHRESBERICHT 2006 11

Kathlow); nur 18 Kolonien bzw. Teilkolonien Schwerpunktgebiete: Untere Havelniede- rung/PM-HVL (Pritzerber See, Havel Kütz- kow/PM, Havel Bahnitz, Tonstiche Milow, Gülper See/HVL) 97 BP auf Nisthilfen in 5 Kolonien (T. Hellwig, H. Haupt, M. Hug, P. Haase u. a.), dabei Gülper See 40 BP (P. Haase) und Havel Kützkow/PM 35 BP (T. Hellwig); Mittlere Havelniederung/PM (Zernsee, Breitlingsee) 32 BP in 2 Teil- kolonien auf Nisthilfen (K. Boer, H. Scher- neck); Unteres Odertal/UM (Stolpe bis Gartz) 160 P (125 BN) in 4 Teilkolonien, davon 45 BP auf Nisthilfen (D. Krummholz u. a.); Parsteinsee/BAR 71 BP in 2 Teil- kolonien, davon 59 BP auf Nisthilfen (R. Krause, H. Hahnke, B. Litzkow, M. Flade); Mittlere Oder bei Genschmar/MOL 35 BP und bei Frankfurt/O. 8 BP auf Nisthilfen (H. Haupt, J. Becker); Schwielochsee/Alte Spree- mündung/LOS 27 BP auf Nisthilfen (H. Abb. 8 Haupt) Reproduktion: Parsteinsee/BAR bei 61 BP Blaukehlchen Foto: W. Suckow (Nisthilfen) 1,1 fl. juv. (R. Krause, H. Hahnke, B. Litzkow), Untere Havel bei 2003: 16 sM) Dittberner); Mittlere Oder Kietz/MOL bis Kützkow/PM bei 27 BP (Nisthilfen) mit 1,0 Bedeutende Vorkommen: Uckerseengebiet Hohensaaten/BAR mind. 6 Rev., dabei 1 gr. juv./BP (T. Hellwig); Untere Havel bei bis Uckerniederung Blindow/UM mind. 13 BPm (S. Müller, M. Fiddicke, B. Ratzke u.a.); Milow/HVL 10 BPo auf Nisthilfen sM (H. Schonert, K. Eilmes, S. Hundrieser, Rieselfelder Nauen/HVL mind. 3 Rev., dabei (Naturwacht Westhavelland) S. Müller); Unteres Odertal/UM (Gartz- 2 BPm (H. Haupt, U. Albrecht, B. Ratzke u. Lunow) mind. 12 sM (D. Krummholz, J. a.); Untere Havelniederung/HVL mind. 6 Flussseeschwalbe (Sterna hirundo) – >623 Sadlik, M. Müller u. a.); Rietzer See/PM Rev., dabei nur 1 BPm (W. Schreck, S. BP mind. 11 sM, Teilerfassung (T. Dürr, G. Clausner, H. Haupt u. a.); Mittlere Havel/ Höchster Landesbestand der letzten Jahr- Sohns, D. Ferus), Beetzsee+Lötz/PM mind. Rietzer See/PM 5 Rev., dabei nur 1 BPm (T. zehnte; 36 Brutkolonien; kaum Reproduk- 10 sM (T. Hellwig, T. Ryslavy, U. Alex); Dürr, C. Hinnerichs u. a.) tionsangaben aus den größeren Kolonien Oberes Rhinluch Kremmen-Linum/OHV- Reproduktion: BRGR für 7 BP mit größeren Kolonien ab 20 BP: Teichgebiet Altfried- OPR mind. 6 sM (T. Hellwig) juv. durchschnittlich 5,4 juv./BPm (viele land/MOL 115 BP auf Pontons (A. Koszins- Beobachter) ki u.a.); Byhlegurer See/LDS 98 BP auf Pon- Eingewanderte Brutvogelarten: tons (F. Kuba, B. Litzkow); Wesensee/BAR Singschwan (Cygnus cygnus) – 8 P (5 BN) Kolbenente (Netta rufina) – >12 BP/BV 75 auf Naturinsel (M. Flade); Kiessee Müh- Alle in SO-Brandenburg; 3 Neuansiedlungen Schwerpunktgebiet Raum Peitz/SPN, wo lenberg/E 55 BP (E. Weber, H.-J. Klein, B. Oberspreewald: Teichgebiet Stradow/OSL 1 seit 2001 Brutvogel; keine weiteren Brutge- Litzkow u. a.) Teichgebiet Peitz/SPN 45 BP BPm2, Raum Byhlegurer See/LDS 1 BPm4 biete außer Peitz und Linum bekannt; erst- auf Brutflößen (B. Litzkow); Teichgebiet (Noah 2007, H. Deutschmann u.a.), zur Be- mals Mittlere Havelniederung mit einem Biesenbrow/UM 31 BP (U. Kraatz); Stoß- standsentwicklung im Spreewald s. Noah Paar besetzt dorfer See/OSL 30 BP (H. Donath u.a.); (2007) Alle Brutvorkommen: Teichgebiet Peitz/ Victoriaseen Schwarzheide/OSL 25 BP (T. Raum Lieberose: Teichgebiet Damme/LDS 1 Bärenbrück/SPN mind. 10 BV, dabei 6 W Schneider); Gülper See/ HVL 25 BP (Natur- BPo, Raum Jamlitz/LDS 1 BPm3 + 1 P (H. mit juv. (B. Litzkow, R. Zech, M. Spielberg, park Westhavelland), Parsteinsee/BAR 24 Deutschmann) H. Haupt); Teichgebiet Linum/OPR mind. 1 BP auf Ponton (M. Flade, R. Krause) Raum Finsterwalde: Lugkteich Brenitz/EE 1 BV, keine erfolgreiche Brut (H. Watzke, S. Reproduktion (ab 10 BP): Teichgebiet Alt- BP mit juv. (V. Löschner, K.-D. Gierach u.a.) Fischer u. a.); Paretzer Tonstiche/HVL Mitte friedland/MOL (Pontons) 115 BP mit mind. Raum Cottbus/Forst: Teichgebiet Bären- Mai 1 P (T. Dürr, H. Köpke) 2,2 juv./BP (A. Koszinski); Parsteinsee/BAR brück/SPN 1 P, Teichgebiet Mulknitz/SPN Brutzeitbeobachtung: 20. Juni 1 M Obere (Ponton) 24 BP mit 1,25 juv./BP (M. Flade); 1 P (B. Litzkow, R. Zech, H. Deutschmann) Havelniederung bei Tangersdorf/UM (N. Victoriaseen Schwarzheide/OSL 25 BPo Bukowsky) (T. Schneider) Brandgans (Tadorna tadorna) – >61 Rev. (10 BN) Zwergseeschwalbe (Sterna albifrons) – 2 BP Leicht zunehmender Bestand; nur sehr Eine Brutkolonie bei Mühlberg/EE mit 2 BP wenige Brutnachweise und führende Brut- + 1 P, davon mind. 1 BPm (E. Weber, H.-J. paare; einige Reviere anscheinend von nicht- Klein, U. Albrecht u. a.) brütenden Paaren besetzt; Einzelpaare (ohne Mittlere Oder/MOL 9 BP bei Gieshof und 2 Brut) zur Brutzeit zeitweise an verschiedenen BP bei Sydowswiese auf polnischer Oder- neuen Stellen (Nieplitzniederung/PM, Mit- seite (S. Müller, H. Haupt u. a.) tlere Havelniederung/PM) Schwerpunktgebiet Elbaue/PR (Abbendorf Blaukehlchen (Luscinia svecica) – >68 sM bis Baarz) mindestens 25 Rev., dabei nur 1 (1 BN) BPm (S. Jansen, L. Gelbicke, C. Lüth, H. Starke Erfassungsdefizite, z. B. für Schwer- Pester, I. Dahms u. a.) punktgebiet Rietzer See/PM (hier 2004: 41 Alle weiteren gemeldeten Gebiete mit mind. sM), keine Angaben für Schwerpunktge- 2 Rev.: Unteres Odertal/UM (Schwedt bis Abb. 9 biete Mittlere Havel/PM (hier 2005: mind. Hohensaaten) mind. 10 Rev., davon 1 BPm 19 sM) und Parsteinsee-Becken/BAR (hier (D. Krummholz, M. Müller, W. Werner, W. Kolbenenten-Männchen Foto: W. Suckow 12 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 18 (1) 2009

Abb. 10 Abb. 11 Bestandsentwicklung der Silbermöwe in Brandenburg 1992 bis Bestandsentwicklung der Schwarzkopfmöwe in Brandenburg 1990 2006 bis 2006 Nach einem rasanten und permanenten Bestandsanstieg bis zum Jahr Nachdem die Art erstmals 1990 als Brutvogel nachgewiesen wurde, 2002 auf fast 250 BP traten mit der Flutung von Restlöchern und dem kam es erst Ende der 1990er Jahre zur regelmäßigen Brutbesied- Verschwinden von Brutinseln in der Niederlausitz lokale Bestands- lung: Nach einem Bestandsmaximum von 17 BP im Jahr 2003 ist rückgänge auf. Gegenwärtig konnten nur noch 182 BP registriert der Bestand seitdem am einzigen Brutplatz wieder rückläufig. werden.

Austernfischer (Haematopus ostralegus) – (H. Michaelis), Restsee Bergheide bei stark rückläufiger Trend >12 Rev. (6 BN) Lauchhammer/OSL-EE mind. 3 BP (F. Juninachweise: Schwerpunktgebiet Unteres 5 Gebiete mit Revieren bzw. Brutnach- Raden u.a.), Kiessee Mühlberg/EE 1 BP (H. Odertal/UM (Schwedt bis Gartz) mind 8 sM weisen: Michaels, B. Litzkow u.a.) (D. Krummholz, I. Kapuhs); Schwerpunkt- Elbaue/PR (Quitzöbel, Hinzdorf, Wentdorf, Uckermark/Barnim: Parsteinsee-Becken/ BAR gebiet Oberspreewald bei Lübben/LDS- Cumlosen, Lenzen, Mödlich) mind. 6 Rev., 2 BP (M. Flade u.a.); Kiesabbaugebiet bei OSL (unvollständig) 2 sM (W. Köhler); Mitt- davon 2 BN (S. Jansen, L. Gelbicke, Natur- Lunow/BAR 1 BP (J. Mundt, B. Litzkow); lere Oder bei Neuzelle/LOS Ende Mai 2 sM, wacht Elbaue u.a.); Unteres Rhinluch/OPR Schleuse Hohensaaten/UM 7 BP (J. Mundt), Mitte Juni 1 sM (C. Pohl) 1 BN (G. & G. Hübner); Unteres Odertal bei Teichgebiet Biesenbrow/UM 1 BP (U. Kraatz) In allen anderen Gebieten nur Feststellung Stolzenhagen/UM 2 Rev. (S. Müller, M. von jeweils 1 sM: Oder bei Reitwein/LOS Müller, U. Schünmann); Mittlere Oder bei Schwarzkopfmöwe (Larus melanocephalus) Anf. Juni (H. Haupt); Oberes Rhinluch bei Güstebieser Loose/MOL 1 BN (H. Haupt, S. – 6 BP Linum/OPR Anf. Juni (T. Hellwig); Untere Müller u. a.) und bei Genschmar/LOS 1 BN Nach mehrjährigem Rückgang nun leichter Havel bei Briest/PM Anf. Juni u. Anf. Juli; (H. Haupt); Kiesseen bei Mühlberg/EE 1 BN Anstieg am derzeit einzigen bekannten Brut- Beetzsee bei Radewege/PM regelmäßig (E. Weber, H.-J. Klein, T. Schneider u. a.) platz: Stoßdorfer See/LDS 8 BP (K. Illig u. a.) und bei Lünow Mitte Juni (U. Alex)

Silbermöwe (Larus argentatus) – >182 BP Weißbartseeschwalbe (Chlidonias hybrida) Deutliche Abnahme der Kolonie Sedlitz/ – 20 BP 7 Seltene Brutvögel OSL, 8 Brutgewässer Im Unteren Odertal/UM nach starkem terrestrischer Lebensräume Niederlausitz: Restloch Sedlitz/OSL 167 BP, Frühjahrshochwasser eine Brutkolonie mit inkl. Mittelmeer- und Steppenmöwen (H. 20 BP; nur 5 fl. juv. (DITTBERNER 2007) Wiedehopf (Upupa epops) – >202 Rev. Michaelis), Restloch Gräbendorf/OSL 2 BP (110 BN) mit 1 bzw. 2 juv. (R. Beschow) Weißflügelseeschwalbe (Chlidonias leuco- Hohes Bestandsniveau wie im Vorjahr, Märkisch-Oderland: Teichgebiet Altfried- pterus) – 54 BP allerdings regional noch Meldedefizite; land/MOL 4-5 BP mit insg. nur 3 juv. (A. Im Unteren Odertal/UM nach starkem weiterer Bestandsanstieg in S-Brandenburg Koszinski) Frühjahrshochwasser eine Brutkolonie mit (vor allem Bergbaufolgelandschaft), dage- Uckermark/Barnim: Lüdersdorfer Buchte/ 54 BP; nur 8 erfolgreiche BP mit mind. 12 fl. gen deutlicher Bestandsrückgang in N- und BAR 1 BP (J. Mundt, B. Litzkow , M. Flade); juv. (DITTBERNER 2007) O-Brandenburg an der Arealgrenze (z. B. Kiesabbaugebiet bei Lunow/BAR 1 BP (J. nördliches Oderbruch) Mundt, B. Litzkow); Schleuse Hohensaa- Karmingimpel (Carpodacus erythrinus) – TÜP-Bestände (ab 4 Rev.): TÜP Lieberose/ ten/UM 4 BP (U. Kraatz), Anstau Magnus- >17 Rev./sM Reicherskreuz/LOS-LDS-SPN 25 BP in hof/UM 1 BP (U. Kraatz) Meldedefizite, z.B. vom Spreewald und Un- Nistkästen (H. Haupt, H. Deutschmann u. teren Odertal; während der letzten 10 Jahre a.); TÜP Jüterbog-West und -Ost/TF 30 Mittelmeermöwe (Larus michahellis) und Steppenmöwe (L. cachinnans) Tabelle 7: Bestandssituation seltener Brutvögel terrestrischer Lebensräume in Brandenburg für das Jahr 2006 Restloch Gräbendorf/OSL 1-BP mit 2 juv. Mittelmeermöwe (R. Beschow); Stoßdorfer Potsdam Cottbus Frankfurt (O.) Land Brandenburg See/OSL 1 BP Mittelmeermöwe (H. Do- 2006 2006 2006 2004 2005 2006 nath); Teichgebiet Altfriedland/MOL 1 RP Wiedehopf 63 Rev. 106 Rev. 33 Rev. >150 Rev. >201 Rev. >202 Rev. (M. Fiddicke) (32 BN) (68 BN) (10 BN) (73 BN) (107 BN) (110 BN) Mehrere BP im Restloch Sedlitz/OSL, jedoch aufgrund zu großer Entfernung tatsächliche Saatkrähe 795 BP - 310 BP 795 BP 1.090 BP 1105 BP BP-Anzahl nicht bestimmbar (H. Michaelis) Birkhuhn - 1 VK - >1 VK >1 VK 1 VK Grauspecht 1 BP 6 rT/ET 2 rT/ET >1 RP/ >1 BP/ >1 BP/ Sturmmöwe (Larus canus) – >36 BP 11 rT/ET 6 rT/ET 8 rT/ET Bestand stagnierend; nur 7 Brutgewässer Bienenfresser - BZF (1) BZF (1) 1 BP BZF (2) Niederlausitz: Restsee Sedlitz/OSL 21 BP BZF (2) TORSTEN RYSLAVY: ZUR BESTANDSSITUATION AUSGEWÄHLTER VOGELARTEN IN BRANDENBURG - JAHRESBERICHT 2006 13

Rev., davon 24 BP, dabei 20 in Nistkästen 1.5.06 1 Henne beim Sandbaden (G. Noack) Literatur (S. Oehlschlaeger, T. Ryslavy); TÜP Hohen- DITTBERNER, W. 2007: Weißbartseeschwalbe (Chlido- nias hybrida) und Weißflügelseeschwalbe (Chlido- leipisch/EE 5 Rev., davon 3 BP in Nistkästen Das Auerhuhn (Tetrao urogallus) gilt in Bran- nias leucopterus) brüten 2006 im unteren Odertal. (F. Raden) denburg als ausgestorben. Zu den Nach- Otis 15: 3-12 Brutkonzentrationen in der Kulturlandschaft weisen der letzten Jahrzehnte – die letzten FISCHER, S. & DORNBUSCH, G. 2006: Bestandssituation ausgewählter Vogelarten in Sachsen-Anhalt – Jahres- (ab 4 Rev.): Bergbaufolgelandschaft Grün- datieren aus den Jahren 1997/98 – siehe bericht 2005. Berichte des Landesamtes für haus bei Lauchhammer/OSL 18 Rev., dabei MÖCKEL (2005) Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Sonderh. 1/2006: 5-27 14 BP mit 17 BN (F. Raden); Bergbaufolge- HANFT, M. & MOSER, F. 2006: Telemetrische Überwachung ausgewilderter Steinkäuze (Athene landschaft Seese-Ost/OSL 11 Rev., davon Grauspecht (Picus canus) – >1 BP/8 rT/ET noctua) im Untersuchungsgebiet Havelländisches 9 BP in Nistkästen (W. Köhler, F. Raden); Wieder relativ wenige Meldungen Luch und Untere Havelniederung, Brandenburg. 52 S., Oberspreewald/LDS-OSL 10 Rev., davon SO-Brandenburg: Oberspreewald/LDS-OSL unveröff. KIRSCHEY, T. 2006: Brutnachweis des Grauspechts im 5 BP in Nistkästen (H. Haupt, H. Deutsch- Ende März 2 rM an 2 Stellen (T. Noah, H. Naturschutzgebiet Stechlin. Jahrbuch Ostprignitz- mann); Bergbaufolgelandschaft Jänschwalde/ Deutschmann); Waldkomplex Weißhaus/EE Ruppin 2007: 232-234. SPN mind. 5 Rev. (R. Zech, B. Litzkow u.a.); Anf. April 1 rM (F. Raden); bei Plessa/EE LANGGEMACH, T. 2004: Die Wiederbesiedlung Bran- Bergbaufolgelandschaft Kittlitz bei Lichte- Ende März 1 rM (S. Krüger); Teichgebiet denburgs durch den Uhu (Bubo bubo) im Lichte nahrungskundlicher Untersuchungen. Otis 12: 53-70 nau/OSL 4 Rev., dabei 3 BN (F. Raden); Maasdorf/EE Ende Mai + Mitte Juni 1 rM (J. LANGGEMACH, T. & BELLEBAUM, J. 2005: Prädation und Bergbaufolgelandschaft Meuro/OSL 4 Rev., Richter) der Schutz bodenbrütender Vogelarten in Deutsch- dabei 1 BN (F. Raden u. a.); Bergbaufolge- O-Brandenburg: Schorfheide b. Groß land. Vogelwelt 126: 259-298 LANGGEMACH, T. & LITZBARSKI, H. 2005: Results of arti- landschaft Schlabendorf/LDS 4 Rev. (H. Do- Schönebeck/BAR 1 rM (C. Ahrens) ficial breeding in the german Great Bustard (Otis tar- nath, M. Gierach u. a.) N-Brandenburg: 1 BP mit 3 fl. juv. am da) Conservation Project. Aquila 112: 191-202 LANGGEMACH, T. & RYSLAVY, T. 2006: Aktuelles aus der Reproduktion (FPFZ): Bergbaufolgelandschaft Nehmitzsee/OHV (KIRSCHEY 2006) Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg. Otis 14: Grünhaus bei Lauchhammer/OSL für 17 außerhalb der Brutzeit: bei Schraden/EE 1 101-104 Bruten mit bekanntem Bruterfolg 3,6 fl. Ind. Ende Dezember (T. Schneider), Wrie- LANGGEMACH, RYSLAVY, T. & DÜRR, T. 2008: Aktuelles juv./BP (F. Raden); TÜP Jüterbog/TF für 25 zen/MOL Anf. März in Garten (S. Fahl, M. aus der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg. Otis 16 Bruten mit bekanntem Bruterfolg (14 Erst-, Fiddicke) LANGGEMACH, T.; SCHELLER, W. & WEBER, M. 2005: The 11 Zweitbruten) 2,1 fl. juv./BP (S. Oehl- Lesser Spotted Eagle Aquila pomarina in – schlaeger, T. Ryslavy); Bergbaufolgeland- Bienenfresser (Merops apiaster) – BZF (2) recent data on population, population trend, repro- duction and threats. In: MIZERA, T. & B.-U. MEYBURG schaft Kittlitz bei Lichtenau/OSL für 3 Bruten Kein Brutnachweis; dies ist umso erstaunli- (Hrsg.): Proc. International Meeting on Spotted Ea- 2,7 fl. juv./BP (F. Raden); TÜP Hohenlei- cher, da im benachbarten Sachsen-Anhalt gles (Aquila clanga, A. pomarina, A. hastata) – Re- pisch/EE für 3 Bruten 3,0 fl. juv./BP (F. Raden) mittlerweile bereits 244 BP in 45 Kolonien search and Conservation, Osowiec, Poznan, Berlin: 153-159 brüten (FISCHER & DORNBUSCH 2006). LAWICKI, L. & RUBACHA, S. 2008: Zmiany liczebnosci Saatkrähe (Corvus frugilegus) – >1.105 BP Zwei Beobachtungen in der Niederlausitz pojdzki Athene noctua w dolinie Warty i Noteci w Gegenüber dem Vorjahr etwa gleichbleiben- und im Oderbruch: 27.5. – 4 Ind. Tagebau- wojewodztwie lubuskim. 169-174 der Bestand; nur 7 besiedelte Ortschaften: rand bei Garrenchen/LDS fliegend (G.-P. LUDWIG, B. i. Dr.: Die Bestandsentwicklung des Weiß- storches (Ciconia ciconia) im Bundesland Branden- Pritzwalk/PR ca. 480 BP in 2 Teilkolonien Schulze); 3.6. – 1 Ind. Oderaue bei Gen- burg in den Jahren 1964-2005 – Ergebnisse einer (UNB Prignitz); Wittenberge/PR 315 BP in 7 schmar/MOL fliegend (H. Haupt) 41jährigen kontinuierlichen Erfassung. Jubiläumsband Teilkolonien (M. Königshaus, H. Schulz); Weißstorch – 25 Jahre BAG Weißstorchschutz MEYBURG, B.-U. 1971: Versuche zur künstlichen Prenzlau/UM 163 BP in 3 Teilkolonien (H. Aufgrund der (erfreulichen) sehr starken Zu- Steigerung der Vermehrungsrate des Schreiadlers Schonert); Dedelow/UM 104 BP (H. Scho- nahme des Brutbestandes von Raubwürger (Aquila pomarina) zu seinem Schutze. Beitr. Vogelkd. nert); Eisenhüttenstadt/LOS mind. 37 BP (H.- (Lanius excubitor) und Schwarzkehlchen 17: 207-227 MEYBURG, B.-U.; GRASZYNSKI, K.; LANGGEMACH, T.; SÖM- P. Grätz); Schwedt/UM 3 BP (J. Haferland); (Saxicola torquata), deren Landesbestände MER, P. & BERGMANIS, U. 2008: Cainism, nestling man- Gartz/UM 3 BP (J. Haferland, U. Kraatz) auf mittlerweile 550-750 Rev. bzw. 600-800 agement in Germany in 2004-2007 and satellite Rev. geschätzt werden (RYSLAVY & MÄDLOW tracking of juveniles in the Lesser Spotted Eagle (Aquila pomarina). Slovak Rapt J. 2: 53-72 Birkhuhn (Lyrurus tetrix) – 1 VK 2008), werden diese Arten vorerst nicht NABU (Naturschutzbund Deutschland) 2007: Mit- 1 Nachweis TÜP Zschornoer Heide/ SPN: mehr in diesem Bericht behandelt. teilungsblatt 99/2007 der BAG Weißstorchschutz. 20 S. NOAH, T. 2007: Überraschende Erkenntnisse vom Singschwan (Cygnus cygnus) im Spreewald – ein Brutnachweis aus dem Jahr 1990. Otis 15: 15-18 RYSLAVY, T. 2007: Zur Bestandssituation ausgewählter Vogelarten in Brandenburg – Jahresbericht 2005. Naturschutz u. Landschaftspfl. Bbg. 16 (3): 75-85 RYSLAVY, T. & MÄDLOW, W. 2008: Rote Liste und Liste der Brutvögel des Landes Brandenburg 2008. Naturschutz u. Landschaftspfl. Bbg. 17 (4), Beilage SADLIK, J. 2005: Untersuchungen am Wachtelkönig (Crex crex) im Nationalpark Unteres Odertal. Otis 13, Sonderh.: 49-56 SÖMMER, P. & LANGGEMACH, T. 2007: Projekt zur Wieder- ansiedlung der Baumbrüterpopulation des Wander- falken. Ebersw. Forstl. Schr.-R: Bd. XXVIII: 98 Svsw (Staatliche Vogelschutzwarte) 2006: Bericht zum Kormoran im Land Brandenburg im Jahr 2006. 21 S., unveröff.

Ergänzungen und Korrekturen zum Jahres- bericht 2005 (RYSLAVY 2007): Tab. 4 – Seggenrohrsänger: Frankfurt – 12 sM, 2 BN; Land – 12 sM, 2 BN

Abb. 12 Anschrift des Verfassers: Bestandsentwicklung der Saatkrähe in Brandenburg 1995 bis 2006 Torsten Ryslavy Nach einem sehr starken Bestandsrückgang von ca. 1.700 BP Mitte der 1990er Jahre auf ca. Landesumweltamt Brandenburg 650 BP im Jahr 2003 ist nun eine gewisse Bestandserholung ersichtlich. Allerdings sind nur 6 bis 7 Brutkolonien (Brutortschaften) in Brandenburg besetzt. Knapp 75 % des Landesbe- Staatliche Vogelschutzwarte standes kommt in zwei Städten der Westprignitz (Pritzwalk, Wittenberge) vor. Dorfstraße 34 14715 Buckow (b. Nennhausen) 14 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 18 (1) 2009; 14–18

DAMALS, IN DER ZEIT DES POLITISCHEN UMBRUCHS, ÜBERSCHLUGEN SICH OFTMALS DIE EREIGNISSE. ES WAR ABER AUCH DIE ZEIT, IN DER TRÄUME WAHR WURDEN. VOR ALLEM IM EHRENAMTLICHEN NATURSCHUTZ HATTEN SICH IM LAUFE DER JAHRE VIELE IDEEN ENTWICKELT, DIE NUN IN DIE TAT UMGESETZT WERDEN KONNTEN. HIERZU ZÄHLTE ENDLICH DIE AUSWEISUNG VON NATIONALPARKS, NATURSCHUTZGEBIETEN, DIE ERRICHTUNG VON NATURSCHUTZSTATIONEN UND LANDESLEHRSTÄTTEN FÜR NATURSCHUTZ.

HUBERTUS MECKELMANN Zur Organisation des staatlichen Naturschutzes vor und nach der Wende1 Schlagwörter: staatlicher Naturschutz, Organisation des Naturschutzes, Naturschutzgesetz, Wende, Natur- schutz in der DDR, Naturschutz in Brandenburg

Zusammenfassung 1 Einleitung er während seiner Tätigkeiten bei der Bezirks- naturschutzbehörde des Rates des Bezirkes Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit Während der Wendezeit, womit hier die Potsdam, bei der Bezirksverwaltungsbe- der Organisation des staatlichen Natur- tiefgreifenden gesellschaftlichen, politischen hörde Potsdam und beim brandenburgi- schutzes vor und nach der Wende, mit und sozialen Umwälzungen vom 9. Novem- schen Umweltministerium sammeln konnte, schwerpunktmäßiger Orientierung auf das ber 1989 bis zur deutschen Einheit am 3. zurückgegriffen. Land Brandenburg. Dabei werden auch die Oktober 1990 gemeint sind, erfolgte auch jeweiligen gesetzlichen Rahmenbedingun- eine Umorganisation des staatlichen Natur- gen aufgegriffen. Im ersten Teil erfolgt eine schutzes. Nachfolgend wird nicht der Ver- 2 Organisation des Darstellung der Organisationsstruktur des such unternommen, eine Wertung der Or- staatlichen Naturschutzes staatlichen Naturschutzes in der ehemaligen ganisation des staatlichen Naturschutzes vor der Wende DDR. Eingebunden in die tief greifenden vor und nach der politischen Wende 1989 gesellschaftlichen, politischen und sozialen vorzunehmen. Vielmehr sollen die wesent- Wie in Abbildung 1 dargestellt, beruhte die Umwälzungen in der Wendezeit schließt lichen Ereignisse hinsichtlich der Umorgani- staatlich organisierte Naturschutzarbeit in sich eine Betrachtung der Organisation des sation des staatlichen Naturschutzes wäh- der DDR (ab 1970 bis November 1989) im staatlichen Naturschutzes nach der Wende rend der Wendezeit und die für die Organi- Wesentlichen auf drei Säulen: an. In diesem Rahmen erfolgt eine differen- sation des staatlichen Naturschutzes jeweils 1. der staatlichen Leitung im Ministerium zierte Darstellung ausgewählter bedeut- maßgeblichen gesetzlichen Rahmenbedin- für Land-, Forst- und Nahrungsgüter- samer Ereignisse hinsichtlich der Verände- gungen aufgegriffen werden. Dabei wird in wirtschaft sowie den Räten der Bezirke, rungen in der Organisation des staatlichen erster Linie auf die praktischen Erfahrungen, Kreise, Städte und Gemeinden, Naturschutzes nach der Wende. Erlebnisse und Einsichten des Verfassers, die 2. der fachlichen Beratung beim Institut für Landschaftsforschung und Natur- schutz (ILN), der Akademie der Land- Organisationsschema des Naturschutzes ab 1970 wirtschaftswissenschaften (AdL) und Staatsorgan Beratende Gesellschaftliche ihrer 5 regionalen Arbeitsgruppen sowie Einrichtung Organisationen den ehrenamtlichen Bezirks- und Kreis- naturschutzbeauftragten und Ministerium für Land-, Akademie der Landwirt- Kulturbund der DDR 3. den gesellschaftlichen Organisationen, Forst- und Nahrungs- schaftswissenschaften der Präsidium insbesondere der Gesellschaft für Natur güterwirtschaft DDR und Umwelt (GNU) im Kulturbund der Institut für Landschaftsfor- DDR (vgl. Abb. 1). schung und Naturschutz Charakteristisch für den staatlichen Naturschutz in der DDR war die geringe Arbeitsgruppe des Insti- Personalausstattung. So war auf allen Ver- tuts für Landschaftsfor- waltungsebenen, ob im Landwirtschafts- schung und Naturschutz ministerium, in den Bezirken oder in den Kreisen, jeweils nur ein hauptamtlicher Mit- arbeiter mit der Wahrnehmung der Auf- Rat des Bezirkes Bezirksnaturschutz- Bezirksleitung und gaben des Naturschutzes beschäftigt. In beauftragter Bezirksfachausschüsse den Kreisnaturschutzverwaltungen war des KB der DDR dieser Mitarbeiter in der Regel darüber hin- aus aber auch noch als „Jagdreferent des Kreises” tätig. Erhebliche Defizite bei der Rat des Kreises Kreisnaturschutz- Kreisleitung des KB der staatlichen Leitung des Naturschutzes beauftragter DDR waren so die Folge. Diese Lücken konnten zum großen Teil durch die zahlreichen ehrenamtlichen Naturschutzhelfer gefüllt Rat der Stadt Ortsnaturschutz- werden, die von den Kreis- und Bezirks- Rat der Gemeinde beauftragter Fachgruppe, naturschutzbeauftragten angeleitet wurden. Arbeitsgemeinschaft Die ehrenamtlichen Naturschutzhelfer ka- men häufig aus dem Kreise der Natur- und Naturschutzhelfer Weisung 1 Vortrag auf der Tagung „100 Jahre Naturschutz Beratung in Brandenburg 1908-2008” am 18.2.2008 HUBERTUS MECKELMANN: ZUR ORGANISATION DES STAATLICHEN NATURSCHUTZES VOR UND NACH DER WENDE 15

Abb. 2a Abb. 2b Mitarbeiter der Naturschutzstation Buckow bei Pflegearbeiten im Naturschutzgebiet Kleine Jahnberge (1987). Nach der Rodung des Moormobil – Einsatz im NSG Zahrt bei Treuenbrietzen Anfang der unerwünschten Gehölzaufwuchses erfolgte dort die Pflege der 80er Jahre; Erfindergeist war gefragt, um Technik für die Mahd auf floristisch wertvollen Halbtrockenrasen in der Regel mit Unter- wenig tragfähigen Niedermoorböden zu entwickeln; Roland Paepke stützung örtlicher Naturschutzhelfer. Foto: B. Litzbarski war der Konstrukteur dieses Moormobils. Foto: M. Hille

Heimatfreunde, des Kulturbundes und trum umfasste die Betreuung und Kontrolle Fragen des speziellen Artenschutzes beriet. gehörten unterschiedlichen Fachgruppen von Schutzgebieten unterschiedlichster Kate- Auch der spezielle Artenschutz war ehren- an. Ab 1981 waren sie unter dem Dach der gorie, die Durchsetzung von Artenschutz- amtlich in der DDR organisiert. So gab es „Gesellschaft für Natur und Umwelt des programmen für bestandsbedrohte und eine zentrale Arbeitsgruppe zum Schutz Kulturbundes” tätig. Die Arbeit dieser vie- vom Aussterben bedrohte Tier- und vom Aussterben bedrohter Tierarten, die len, vielen Helfer kann nicht hoch genug Pflanzenarten, unmittelbar praktische Maß- vom Institut für Landschaftsforschung und geschätzt werden. Ohne sie hätte sich nahmen des Naturschutzes, wie Ausbringen Naturschutz koordiniert wurde. Bereits in nichts bewegt (Abb. 2). Leider kann an von Horstunterlagen, Pflege von Wiesen, den 70er Jahren wurde ein Biberbetreu- dieser Stelle nicht auf das umfangreiche Weiden und Hutungen sowie Forschungs- ungsnetz aufgebaut. Gleiches galt für den Wirken der Arbeit der ehrenamtlichen arbeiten. Ein Novum in der praktischen Trappenschutz und den Schutz von Adler Naturschutzhelfer und Naturschutzhelferin- staatlichen Leitungstätigkeit war, dass Mit- und Schwarzstorch. Ein breites Netz von nen eingegangen werden, gleichfalls nicht arbeiter der Naturschutzstationen staatliche ehrenamtlichen Mitarbeitern führte die auf die überaus bedeutende, beratende und Aufgaben, insbesondere solche der Kreis- jährlichen Storchenzählungen durch. Ein Ar- wissenschaftliche Arbeit der Mitarbeiter des naturschutzverwaltungen, wahrnahmen. Das beitskreis widmete sich dem Orchideen- Institutes für Landschaftsforschung und betraf Stellungnahmen zu Standortverfahren, schutz. Durch die Zentrale für die Wasser- Naturschutz und seiner Zweigstellen. Absprachen mit den Land- und Forstwirt- vogelforschung, die bereits in den 60er Im Mittelpunkt der folgenden Betrachtung schaftsbetrieben, den Abschluss von Verein- Jahren aufgebaut wurde, konnte ein weit steht die Organisation des staatlichen barungen, die Verfolgung von Ordnungs- verzweigtes, ehrenamtliches Zählernetz auf- Naturschutzes in Brandenburg. Ende der widrigkeiten u.a.m. Unterstützung und vor gebaut werden, das die zweimal im Jahr 70er Jahre wurden die Defizite im allen Dingen wissenschaftliche Beratung fan- stattfindenden Wasservogelzählungen durch- staatlichen Naturschutz immer größer. den die Mitarbeiter der Naturschutzstationen führte. In der Bezirksarbeitsgruppe Arten- Naturschutzgebiete, Feuchtgebiete von in- bei den Mitarbeitern der regionalen Arbeits- schutz waren alle Bezirkskoordinatoren für ternationaler Bedeutung, Schongebiete und gruppe Potsdam des Institutes für Land- die einzelnen Artengruppen zusammen Horstschutzzonen waren zum größten Teil schaftsforschung und Naturschutz. gefasst. Im wurden auch ordnungsrechtlich gesichert, aber praktisch Anfang der 80er Jahre wurde dem Arbeitsgruppen für Säugetierschutz, Fisch- ohne Betreuung und damit nur einge- staatlichen Naturschutz bei der Bezirks- und Gewässerschutz und Entomologie ein- schränkt wirksam. Das Naturschutzgebiets- naturschutzbehörde Potsdam ein weiteres gerichtet. system fand keine wesentliche Erweiterung. Element hinzugefügt. Es wurde eine Bezirks- Von der Bezirksarbeitsgruppe wurde eine Es gab faktisch einen „Unterschutzstel- arbeitsgruppe „Artenschutz” eingerichtet, eigene Publikation, die „Mitteilungen Bezirks- lungsstau”. Die Intensivierung der Land- die die Bezirksnaturschutzbehörde in allen arbeitsgruppe Artenschutz”, herausgege- wirtschaft verbunden mit den großflächigen Meliorationen führte zu immer größeren Organisation des staatlichen Naturschutzes Umweltbelastungen und schloss eine natur- vor der Wende im Bezirk Potsdam verträgliche Landnutzung aus. Die Organi- (Stand 1989) sation der Pflege von Halbkulturformatio- nen, z.B. Wiesen, Weiden, Hutungen, war Stellv. des Vorsitzenden ungelöst. Da es auch an zentralen Weisun- für Land-, Forst- und gen des Ministeriums fehlte, gingen die Nahrungsgüterwirtschaft Bezirksverwaltungsbehörden bei den Räten der Bezirke letztlich ihre eigenen Wege. Dies führte zu Veränderungen in der Or- Abteilung Forstwirtschaft Bezirksarbeitsguppe ganisation des staatlichen Naturschutzes in Bezirksnaturschutzbehörde „Artenschutz” den einzelnen Bezirken. Im Bezirk Potsdam wurde so z.B. 1978 mit dem Aufbau eines Abb. 3 Netzes von Naturschutzstationen begon- Organisationsstruktur nen. Bis zum Jahr 1989 arbeiteten hier 20 des staatlichen Natur- Naturschutzstationen hauptamtliche Mitarbeiter an 7 Natur- schutzes beim Rat des (7 Stationen, 20 Mitarbeiter) schutzstationen und nahmen unterschied- Bezirkes Potsdam im liche Aufgaben wahr. Das Aufgabenspek- Jahre 1989 16 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 18 (1) 2009

ben. Diese erschien ab 1980 ein bis zweimal dass Personal nicht umgeschult, versetzt Untere Naturschutzbehörden. Daneben jährlich. oder abgebaut wurde, sondern aus anderen wurden das Landesumweltamt als Fachbe- Diese Situation führte zu der in Abbildung 3 Bereichen und vor allem aus dem ehren- hörde für Naturschutz und Landschafts- dargestellten Organisationsstruktur des staat- amtlichen Naturschutz neu rekrutiert wer- pflege mit regionalen Außenstellen in Cott- lichen Naturschutzes beim Rat des Bezirkes den musste. Trotzdem gelang es in der DDR bus und Frankfurt und als Anstalt des öf- Potsdam kurz vor der Wende 1989. vor der Wende durch die Leistungen des fentlichen Rechts die Landesanstalt für Die rechtliche Grundlage für den Schutz der ehrenamtlichen Naturschutzes und den Großschutzgebiete errichtet. Zur Abteilung Natur und Umwelt in der DDR stellte das engagierten Einsatz von Mitarbeitern in den Naturschutz und Landschaftspflege des „Gesetz über die planmäßige Gestaltung staatlichen Organen, in den wissenschaft- Landesumweltamtes gehörten 11 Natur- der sozialistischen Landeskultur” (Landes- lichen Einrichtungen des Naturschutzes und schutzstationen und eine Landeslehrstätte kulturgesetz) dar, das von der an den Universitäten, Erfolge im Natur- für Naturschutz zur Wahrnehmung re- der DDR am 14. Mai 1970 beschlossen schutz zu erzielen, mögen sie – gemessen gionaler Aufgaben der Naturraumerkun- wurde und am 1. Juni 1970 in Kraft trat. an den vorgenommenen Aufgaben – noch dung, der Realisierung und Koordinierung Am selben Tag wurde die 1. Durchfüh- so bescheiden ausfallen. Eine der schwierigs- von Projekten und Programmen (Arten- rungsverordnung vom „Landeskulturge- ten Aufgaben war es, der immer intensiver schutzprojekte, Biomonitoring), des Biotop- setz/Schutz und Pflege der Pflanzen- und werdenden Landnutzung, Flächen zu ent- management sowie der Öffentlichkeits- und Tierwelt und der landschaftlichen Schön- ziehen, um adäquate Landnutzungsformen Bildungsarbeit. Die Landesanstalt für Groß- heit” (Naturschutz-VO) verabschiedet. Diese zu etablieren bzw. sie rechtlich zu schützen. schutzgebiete gewährleistete die einheit- Naturschutz-VO wurde erst am 18. Mai Auf der anderen Seite wiederum waren liche Verwaltung der Nationalparks, Natur- 1989 novelliert. Die neue Naturschutz-VO durch Staatsjagdgebiete, Truppenübungs- parks und Biosphärenreservate und hatte war das Ergebnis einer umfangreichen plätze und Grenzsicherungsanlagen rund die Aufgabe, Maßnahmen zu ihrer Pflege Diskussion zur Strategie und Taktik des 15 % der Landesfläche von einer intensiven und Entwicklung aufzustellen, durchzu- Naturschutzes in der DDR. Die Organisation Landnutzung mehr oder weniger ausge- führen und zu koordinieren. Sie unterstand des staatlichen Naturschutzes wurde im nommen. Aus dieser besonderen Situation der Dienst- und Fachaufsicht der Obersten Wesentlichen beibehalten. Als Verbesse- heraus wuchs nach der Wende für den Naturschutzbehörde. rung bestand nunmehr die Möglichkeit, staatlichen und ehrenamtlichen Naturschutz Den Naturschutzbehörden obliegt die Durch- Naturschutzstationen zu errichten und sowohl eine Chance als auch eine besondere führung des Brandenburgischen Natur- hauptamtliche Mitarbeiter für spezielle Herausforderung, diese Flächen für den schutzgesetzes. Soweit nichts anderes be- Naturschutzaufgaben und Aufgaben der Naturschutz dauerhaft zu sichern. stimmt ist, sind die Landkreise und kreisfreien Landschaftspflege einzusetzen. Darüber Städte als Untere Naturschutzbehörden für hinaus schlugen sich weitere Neuregelun- den Vollzug des Gesetzes zuständig; das be- gen im Ergebnis der Strategiediskussion in 3 Organisation des trifft die drei größeren Handlungsbereiche der Naturschutz-VO nieder. Die Arten- und staatlichen Naturschutzes Landschaftsplanung, Schutzgebiete und all- Formenvielfalt der Organismen und der nach der Wende gemeine naturschutz- und ordnungsrecht- Biotope zu erhalten, wurde als Grundsatz liche Aufgaben. des Naturschutzes definiert. Die Schutzge- Nach mehr als 1½-jähriger Beratungszeit Die Organisation des staatlichen Natur- bietskategorien Biosphärenreservate, Feucht- trat am 30. Juli 1992 das „Brandenburgi- schutzes nach der Wende in Brandenburg gebiete, Flächennaturdenkmale bis 5 Hek- sche Gesetz über Naturschutz und Land- ist in Abbildung 4 dargestellt. Die Abteilung tar, Schongebiete und Totalreservate wur- schaftspflege” (Brandenburgisches Natur- Naturschutz wurde klassisch nach den den eingeführt. Neu waren auch die schutzgesetz) in Kraft. Die Naturschutzver- Handlungsfeldern des Brandenburgischen Ausweisung ökologisch bedeutsamer Berei- waltung ist im Land Brandenburg nach dem Naturschutzgesetzes in 5 Referate geglie- che, die Ausweisung geschützter Organis- Prinzip der Zweistufigkeit der Landesver- dert, so in: men und die Übernahme der Klassifizierung waltung organisiert. Naturschutzbehörden – Referat N 1 Koordinierung, Rechtsan- der Roten Liste der wild wachsenden sind das für Naturschutz und Landschafts- gelegenheiten, Pflanzen und Tiere. Auch wurde erstmals pflege zuständige Ministerium als Oberste – Referat N 2 Landschaftsplanung, die Landschaftsplanung mit ihren Planungs- Naturschutzbehörde (Ministerium für Um- – Referat N 3 Schutzgebiete- und Biotop- ebenen definiert. Die Naturschutzinstru- welt, Naturschutz und Raumordnung, Abt. verbundsystem, mente Eingriffsregelung und Landschafts- Naturschutz und Landschaftspflege) und – Referat N 4 Artenschutz und Biotop- planung als Fachplanung für Naturschutz die Landkreise und kreisfreien Städte als management und und Erholung existierten in der DDR nicht. Die Ausweisung von Nationalparken und Organisation des staatlichen Naturschutzes nach der Wende in Brandenburg Naturparken war auch weiterhin nicht (Stand 1992) möglich. Die Regelungen der neuen Naturschutz-VO Ministerium hatten auf die praktische Naturschutzarbeit für Umwelt, Naturschutz aber keinen Einfluss mehr. Bereits mit der und Raumordnung Umweltunion am 1. Juni 1990 wurde das Abteilung Naturschutz Naturschutzgesetz der Bundesrepublik in und Landschaftspflege Landesumweltamt Landesanstalt für DDR-Recht umgesetzt. Abt. Naturschutz Obere Naturschutzbehörde Großschutzgebiete Nach der Wende bestaunten die Kollegen aus den alten Bundesländern die Arten- und Biotopvielfalt in unseren Landschaften. Außenstellen Verwaltung Gleichzeitig wurde aber auch mit Verwun- (Cottbus, Frankfurt) derung festgestellt, dass im staatlichen Landeslehrstätten Nationalpark Naturschutz, trotz Naturschutzstationen (Lebus) Naturpark und Naturschutzwarten in einigen Bezirken Kreisverwaltung Biosphärenreservat Naturschutzstationen der DDR nur wenige hauptamtliche Mitar- (11) Untere Naturschutzbehörde beiter im Naturschutz tätig waren. Diese Situation führte später beim Aufbau der Abb. 4 Verwaltungsstrukturen des staatliche Natur- schutzes in den neuen Bundesländern dazu, Organisation des staatlichen Naturschutzes in Brandenburg im Jahre 1992 HUBERTUS MECKELMANN: ZUR ORGANISATION DES STAATLICHEN NATURSCHUTZES VOR UND NACH DER WENDE 17

– Referat N 5 Eingriffsregelung. aus einer Groß-Arbeitsbeschaffungsmaß- maßnahmen wie die Renaturierung von Rückblickend ist einzuschätzen, dass in nahme hervorgegangene Naturwacht in den Fließgewässern, die Extensivierung von kürzester Zeit eine neue, moderne Organi- Großschutzgebietsverwaltungen angesiedelt. landwirtschaftlichen Nutzflächen und die sationsstruktur geschaffen wurde (vgl. Abb. Rückblickend bleibt festzustellen, dass aber Ausweisung von großen Flächen ohne 4). Die Personalausstattung mit jeweils 5 der ehrenamtliche Naturschutz aus der poli- Nutzung. Stellen je Referat im höheren und im ge- tischen Wende eher geschwächt als gestärkt Im Nachfolgenden wird der Versuch unter- hobenen Dienst war, gemessen an frühe- hervorgegangen ist. Sehr viele ehemals nommen, auf die wichtigsten Ereignisse aus ren Standards, geradezu traumhaft. ehrenamtliche Naturschützer sind heute in diesem Abschnitt der Wendezeit chronolo- Mit dem Brandenburgischen Naturschutz- den Naturschutzbehörden fest angestellt. gisch einzugehen. Diese hatten einen wichti- gesetz wurden auch neue Naturschutz- Viele andere mussten aus Arbeitsplatzgrün- gen Einfluss auf die Organisation des staat- instrumente wie die Landschaftsplanung, den einen Wohnortwechsel vornehmen und lichen Naturschutzes nach der Wende. die Verbandsklage, das Vorkaufsrecht und standen nicht mehr zur Verfügung. Leider die Eingriffsregelung geschaffen. Darüber wurde auch viel zu spät bemerkt, dass hinaus wurde der Vertragsnaturschutz das Brandenburgische Naturschutzgesetz 4 Organisation des staat- etabliert und die Naturschutzförderung ein- einen erheblichen Konstruktionsfehler hat- lichen Naturschutzes nach gerichtet. Es standen am Anfang enorme te. Sicher mit bester Absicht und mit den der Wende – bedeutsame Summen sowohl für den Vertragsnatur- leidvollen Erfahrungen der Vorwendezeit Ereignisse in zeitlicher schutz als auch für Fördermaßnahmen des begründbar, wurden den Unteren Natur- Chronologie Naturschutzes zur Verfügung. Ausgehend schutzbehörden viel zu wenig Kompetenzen von den Erfahrungen der Vorwendezeit und Aufgaben zugestanden. Kompetenz- Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, wurde durch das Referat N 1 des Ministeri- und Aufgabenkonzentrationen in der Obers- haben sich die Ereignisse unmittelbar nach ums für Umwelt, Naturschutz und Raum- ten Naturschutzbehörde führten mit dem der Wende oftmals überschlagen. Deshalb ordnung der Kauf von Wiesen- und Acker- beginnenden wirtschaftlichen Aufschwung werden die aus der Sicht des Verfassers für flächen, insbesondere in Schongebieten und und der damit verbundenen Inanspruch- den staatlichen Naturschutz erwähnens- Feuchtgebieten, vorangetrieben. Es hatte nahme von Natur und Umwelt, die wiede- werten Ereignisse in der Tabelle 1 chronolo- sich gezeigt, dass ohne unmittelbaren rum den Einsatz des rechtlichen Regel- gisch aufgelistet. Die Übersicht blickt auf Flächenzugriff Naturschutzmaßnahmen ge- werkes des Naturschutzes voraussetzte, zur den Zeitraum von November 1989 bis genüber konkurrierenden Flächennutzun- völligen Überlastung der zuständigen Mit- Dezember 1992 zurück. Nachfolgend sollen gen nur schwer durchsetzbar sind. Diese arbeiter. Sichtbarer Ausdruck war die Ein- nur einige für die Organisation des staat- Situation hat sich bis heute noch verschärft. richtung von speziellen Arbeitsgruppen bei lichen Naturschutzes aber besonders bedeut- Als neuer Konkurrent tritt neben den bis- der Abteilung Naturschutz des MUNR. same Ereignisse aufgegriffen werden. herigen Bodennutzern (Land- und Forst- Eine Reihe von Gesetzesnovellierungen war Der zentrale staatliche Naturschutz in der wirtschaft, Siedlung, Verkehr und Industrie) notwendig, um diese Kopflastigkeit sukzes- DDR war bis zum 1. November 1989 bei die Energiewirtschaft auf. Zum Flächener- sive zu überwinden. der Hauptabteilung Forstwirtschaft beim werb gibt es keine Alternative. Ordnungs- Die vorliegende Abhandlung berücksichtigt, Ministerium für Land-, Forst- und Nah- rechtlich ist es sehr schwierig, große Flächen wie eingangs dargestellt, den „Zeitraum vor rungsgüterwirtschaft angesiedelt. Auch hier für den Naturschutz dauerhaft zu sichern. der Wende” und den „Zeitraum nach der hatten wir es – wie auf den übrigen staat- Letztlich fehlt immer wieder Personal und Wende”, wobei die Betrachtung nach der lichen Leitungsebenen – mit einer sehr Geld, um die in den Gesetzen und Verord- Wende Ende 1992 abgeschlossen wird. Eine geringen Personalausstattung zu tun. Die nungen festgehaltenen Naturschutzziele intensive Betrachtung und Würdigung der bei diesem Ministerium nach der Wende auch umzusetzen. Faktisch mit der Verab- Organisation des staatlichen Naturschutzes eingerichtete Abteilung Umwelt, Natur- schiedung des Brandenburgischen Natur- und der eingesetzten Naturschutzinstru- schutz und Jagd hatte lediglich 2 Monate schutzgesetzes wurde auch die Stiftung des mente bis zum heutigen Datum würde den bis zum Ende des Jahres 1989 Bestand. Ab öffentlichen Rechts „NaturSchutzFonds Bran- vorgegebenen Rahmen sprengen, scheint Januar 1990 war dann das Ministerium für denburg” errichtet. Diese hat die Zeit über- aber aus der Sicht des Verfassers im Hinblick Naturschutz, Umweltschutz und Wasser- dauert und eine damals nicht vorauszu- auf stattgefundene und stattfindende Um- wirtschaft für die Umsetzung des Natur- sehende Stellung im heutigen staatlichen strukturierungen in der Organisation des schutzes in der DDR zuständig. Ab Mitte Naturschutz erreicht. Die Stiftung ist nicht staatlichen Naturschutzes und der Frage Januar 1990 war hier Prof. Succow als stell- nur Träger der Naturwacht in Brandenburg, nach der Effizienz des staatlichen Verwal- vertretender Minister für den Bereich Natur- Eigentümer und Besitzer von rund 2.000 ha tungshandelns und möglicher Alternativen schutz und Ressourcenschutz zuständig. Naturschutzflächen, sondern über die Rege- zu den gebräuchlichen staatlichen Organi- Was lange Jahre angemahnt wurde, konnte lung zur Ausgleichszahlung im Rahmen der sationformen aufschlussreich. innerhalb kürzester Zeit umgesetzt werden. Eingriffsregelung auch wichtiger Geldgeber Damals, in der Zeit des politischen Um- Sichtbarer Ausdruck dieser arbeits- und für Naturschutzprojekte. bruchs, überschlugen sich oftmals die ereignisreichen Zeit war der Ministerrats- In diese Zeit fällt auch der Beginn des ersten Ereignisse. So passierte es häufig, dass nur beschluss vom 29. Januar 1990 zur Struktur- Naturschutzgroßprojektes von gesamtstaat- einige wenige Tage Abwesenheit vom Ar- reform des Naturschutzes und der Beschluss lich repräsentativer Bedeutung in der Nuthe- beitsplatz wegen dringender Dienstreisen vom 16. März 1990 zur einstweiligen Siche- Nieplitz-Niederung. Zur Umsetzung der reichten, um nicht mehr auf dem Laufenden rung von 23 Großschutzgebieten. Aber Projektziele wurden durch den Trägerverein zu sein. Die Ereignisse hatten sich schlicht- auch auf Bezirksebene kam es zu großen ca. 4.000 ha überwiegend landwirtschaft- weg in eine andere Richtung bewegt, weil Umgestaltungen. So forderte z.B. die Ab- liche Flächen und Gewässer erworben. Die die politischen Entwicklungen alles über teilung Forstwirtschaft des Rates des Bezirkes Aufbruchstimmung war auf ihrem Höhe- Nacht überholt hatten. Es war aber auch die Potsdam als Bezirksnaturschutzbehörde, be- punkt. Eine besondere Verpflichtung ergab Zeit, in der Träume wahr wurden. Vor allem reits im Februar 1990, 18 bis 20 Stellen zur sich aus dem Nationalparkprogramm der im ehrenamtlichen Naturschutz hatten sich Verstärkung des Naturschutzes bereitzu- Wendezeit. Mit der Errichtung der Landes- im Laufe der Jahre viele Ideen entwickelt, stellen. Eine Abteilung Naturschutz wurde anstalt für Großschutzgebiete am 9. De- die nun in die Tat umgesetzt werden konn- beim Stellvertreter für Umwelt und Wasser- zember 1992 wurde eine überaus effiziente ten. Hierzu zählte endlich die Ausweisung wirtschaft des Rates des Bezirkes dann im staatliche Verwaltungsform zur einheit- von Nationalparks, von Naturschutzge- März 1990 eingerichtet. Noch im März lichen Betreuung und Weiterentwicklung bieten, die Errichtung von Naturschutz- wurden 8 Personalstellen zugeordnet und des Großschutzgebietssystems des Landes stationen, Landeslehrstätte für Naturschutz perspektivisch weitere 20 bis 25 Stellen für Brandenburg gefunden. So wurde auch die sowie unzählige praktische Naturschutz- die Abteilung angefordert. Damit gelang es, 18 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 18 (1) 2009

Tabelle 1: Bedeutsame Ereignisse in zeitlicher Chronologie die gleichzeitig mit der Währungsunion am 1. Juli 1990 gegründet wurde, ist faktisch bis 01.11.1989 Hauptabteilung Forstwirtschaft beim Ministerium für Land-, Forst- und Nah- über Nacht das Naturschutzgesetz der Bun- rungsgüterwirtschaft (MLFN), ist zuständig für Naturschutz desrepublik in DDR-Recht übernommen bis 31.12.1989 gibt es die Abteilung Umwelt, Naturschutz und Jagd beim MLFN worden. Danach war auch für die end- gültige Unterschutzstellung der einstweilig Januar 1990 Ministerium für Naturschutz, Umweltschutz und Wasserwirtschaft (MUNR) gesicherten Großschutzgebiete bundesdeut- wird errichtet sches Recht anzuwenden. Als dann im Au- 15.01.1990 Prof. M. Succow als Stellvertretender Minister ist für die Bereiche Natur- gust 1990 klar war, dass am 3. Oktober die schutz und Ressourcenschutz zuständig Vereinigung der beiden deutschen Staaten erfolgen wird, begann der vielfach geschil- 29.01.1990 Beschluss des Ministerrates der DDR zur „Strukturreform des Naturschutzes”, Schreiben des MUNR v. 17.07.1990 an die Bezirksverwaltungsbehörden derte Wettlauf mit der Zeit zur Sicherung des Nationalparkprogramms der DDR. Am Februar 1990 Rat des Bezirkes Potsdam, Abteilung Forstwirtschaft - Anforderung von 18- 12. September 1990 beschloss der Minister- 20 Stellen für den Naturschutz rat auf seiner letzten Sitzung die endgültige 01.03.1990 der Naturschutz wird von der Abt. Forstwirtschaft in die Abt. Naturschutz, Um- Unterschutzstellung von 5 Nationalparken, weltschutz und Wasserwirtschaft des Rates des Bezirkes Potsdam delegiert 6 Biosphärenreservaten und 3 Naturparken. Mit der Aufnahme dieser Schutzgebiets- 07.03.1990 Anforderung von 8 Planstellen und perspektivisch weiteren 20-25 Stellen für ausweisungen in den Einigungsvertrag waren die Abteilung Naturschutz die schönsten Landschaften der ehemaligen 14.03.1990 Beschluss des Bezirkstages Frankfurt/Oder DDR in ein gemeinsames Deutschland ein- (31 NSG festgesetzt und 3 LSG wesentlich erweitert) gebracht. 16.03.1990 Beschluss des Ministerrates zur einstweiligen Sicherung von 23 Gebieten Mit dem Ländereinführungsgesetz vom 22. Juli 1990 und der Regierungsbildung im 18.03.1990 Wahlen zur Volkskammer Ergebnis der Landtagswahlen vom 3. Dezember 1990 wurde das Ministerium für 29.06.1990 Umweltrahmengesetz (Bezirksbevollmächtigte zuständig für die Ausweisung von NSG und LSG) Umwelt, Naturschutz und Raumordnung des Landes Brandenburg errichtet. Die 01.07.1990 Umweltunion Gründung des Landesumweltamtes am 27. 22.07.1990 Ländereinführungsgesetz August 1991, die Verabschiedung des Bran- denburgischen Naturschutzgesetzes am 25. 12.09.1990 Ministerrat beschließt „Nationalparkprogramm” Juni 1992 im Brandenburgischen Landtag (5 Nationalparks, 6 Biosphärenreservate und 3 Naturparks werden unter Schutz gestellt) und die Gründung der Landesanstalt für Großschutzgebiete am 9. Dezember 1992 24.09.1990 Verfügung Nr.70/90 (3 NSG werden ausgewiesen und 63 Gebiete im Bezirk waren weitere Meilensteine der Organisa- Cottbus werden einstweilig gesichert) tion des staatlichen Naturschutzes nach der 26.09.1990 Verfügung Nr.12/90 (7 LSG und 57 NSG werden einstweilig im Bezirk Pots- Wende in Brandenburg und schließen den dam sichergestellt) hier betrachteten Zeitraum ab. Auch wenn der Naturschutz heute von pri- 01.10.1990 Beginn der Groß-ABM Naturwacht in Brandenburg (mit 200 Mitarbeitern) vaten Stiftungen sowie gemeinnützigen 03.10.1990 Beitritt der DDR zur BRD Verbänden und Vereinen mitgetragen wird, muss die Hauptverantwortung für den 03.12.1990 Landtagswahlen – Regierungsbildung und Errichtung des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Raumordnung im Land Brandenburg Naturschutz aber auch in Zukunft beim Staat liegen. Insofern hat die Frage der Or- 27.08.1991 Gründung des Landesumweltamtes ganisation des staatlichen Naturschutzes 25.06.1992 Landtag beschließt Brandenburgisches Naturschutzgesetz auch weiterhin Relevanz.

09.12.1992 Gründung der Landesanstalt für Großschutzgebiete Anschrift des Verfassers: ABM – Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen Hubertus Meckelmann NSG – Naturschutzgebiet Fuchsweg 10 LSG – Landschftsgebiet 14558 Nuthetal in relativ kurzer Zeit das umzusetzen, was später am 26. September, 57 NSG und 7 der ehrenamtliche Naturschutz und die LSG einstweilig sichergestellt, in diesen bei- Umweltbewegung forderten, die Heraus- den Bezirken von den jeweiligen Bezirksver- lösung des Naturschutzes aus den Bereichen waltungsbehörden. Damit wurde faktisch Land- und Forstwirtschaft und die Zuord- innerhalb von wenigen Monaten der jahre- nung des Naturschutzes zu den Bereichen bzw. jahrzehntelang andauernde Antrags- Umweltschutz und Wasserwirtschaft beim stau bei den NSG- und LSG-Ausweisungen Ministerium und bei den Räten der Bezirke. abgebaut. Die endgültige Unterschutzstel- Das sichtbare Ergebnis der umfangreichen lung der damals einstweilig sichergestellten Arbeit waren die Beschlüsse zur einstweili- Gebiete beschäftigt die Umweltbehörden gen Sicherstellung von Natur- und Land- zum großen Teil noch heute. schaftsschutzgebieten. Im Bezirk Frankfurt Innerhalb kürzester Frist wurde auch ein wurden am 14. März 1990 mit Bezirks- Umweltrahmengesetz für die DDR erarbei- tagbeschluss 31 Naturschutzgebiete (NSG) tet, das am 1. Juli 1990 in Kraft gesetzt festgesetzt und 3 Landschaftsschutzgebiete wurde. Danach waren z.B. die Bezirksbevoll- (LSG) wesentlich erweitert, im Bezirk Cott- mächtigten zuständig für die Ausweisung bus wurden am 24. September 1990 3 NSG von NSG und LSG. Die Entwürfe für ein ausgewiesen und 63 Gebiete einstweilig eigenes DDR-Naturschutzgesetz kamen nicht gesichert und im Bezirk Potsdam, 2 Tage mehr zum Tragen. Mit der Umweltunion, NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 18 (1) 2009; 19-31 19

EUROPA STELLT FÜR DIE ORCHIDEEN MIT 215 WILDWACHSENDEN ARTEN NUR EIN RANDGEBIET DAR. DIE ARTENZAHL WIRD AUF WELTWEIT 20.000 GESCHÄTZT. DAMIT GEHÖRT DIESE FAMILIE ZU DEN GRÖSSTEN DES PFLANZENREICHS.

FRANK ZIMMERMANN Verbreitung und Gefährdungssituation der heimischen Orchideen (Orchi- daceae) in Brandenburg Teil 2: Vom Aussterben bedrohte Arten Schlagwörter: Orchidaceae, Brandenburg, vom Aussterben bedrohte Arten, historische und aktuelle Ver- breitung, Gefährdungsursachen

Zusammenfassung Brandenburg, teilweise in mehreren Unter- ganz wenige Fundorte, wie z.B. die Klein- arten, Varietäten und Formen vorkommen- blütige Stendelwurz (Epipactis microphylla) Insgesamt sind 15 Arten und zwei Unterar- den 26 Orchideenarten sind 15 Arten und und die Grünliche Waldhyazinthe (Platan- ten der insgesamt 26 in Brandenburg aktuell zwei Unterarten vom Aussterben bedroht thera chlorantha). Die Vorkommen befin- vorkommenden Orchideen vom Aussterben (vgl. RISTOW et al. 2006). Das sind mehr als den sich nahezu ausschließlich in ausrei- bedroht. Davon müssen zwei Arten (Orchis ein Drittel der jemals nachgewiesenen 39 chend geschützten Gebieten. Lediglich für morio, Coeloglossum viride) derzeit als ver- Arten oder fast zwei Drittel der heute noch eine dieser Arten, die Elbe-Sitter (Epipactis schollen gelten. Bei den meisten anderen vorkommenden Arten! Bei wohl kaum einer albensis), ist Brandenburg aufgrund eines gibt es jeweils nur noch ein Vorkommen, so anderen Artengruppe dürfte die Gefähr- wesentlichen Anteils am kleinen mitteleu- dass diese hochgradig gefährdet sind. Die dungsbilanz so negativ ausfallen wie bei ropäischen Verbreitungsgebiet in hohem derzeitige stabile oder sogar positive Ent- den Orchideen. Allerdings muss man dabei Maße für die Erhaltung verantwortlich. Alle wicklung der Vorkommen weniger Arten berücksichtigen, dass viele der heute vom anderen „Waldorchideen”, die in Branden- (Orchis palustris, O. tridentata, Anacamptis Aussterben bedrohten Orchideen in Bran- burg teilweise sehr selten sind, haben in pyramidalis) ist direkt von der Beibehaltung denburg schon immer – zumindest seit der Deutschland und Europa eine recht weite einer extensiven Biotoppflege abhängig und ersten umfassenden Flora des Gebietes Verbreitung, teilweise sind sie sogar gebiets- kann daher nicht als langfristig gesichert an- (ASCHERSON 1864) – sehr selten waren oder weise häufig und in Deutschland überwie- gesehen werden. Hammarbya paludosa nur sehr zerstreut vorkamen. Mit dem aktu- gend gering gefährdet oder ungefährdet. wird möglicherweise bei anhaltender nega- ell wieder als verschollen zu führenden Klei- Die Nomenklatur der behandelten Arten tiver Entwicklung der letzten Standorte in nen Knabenkraut (Orchis morio) gehört bzw. Sippen richtet sich wie bereits in der mesotrophen Kessel- und Verlandungsmoo- aber auch eine Art dazu, die in der histori- Darstellung der ausgestorbenen Arten (ZIM- ren in den nächsten 10 bis 15 Jahren bei uns schen Kulturlandschaft des 19. Jahrhunderts MERMANN 2008) nach AHO (2005) und wird aussterben. recht weit verbreitet war und noch Anfang in dieser Form überwiegend auch in anderer Die meisten heimischen Orchideen sind so- der 1960er Jahre einige sehr große Vorkom- einschlägiger Literatur (BUTTLER 1986, PRES- mit wie wohl kaum eine andere Artengrup- men in den Niederungsgebieten Branden- SER 2002, ROTHMALER 2005) sowie in der pe in Brandenburg in höchstem Maße in burgs hatte. aktuellen Roten Liste der Gefäßpflanzen ihrem Fortbestand gefährdet und müssen Bei der Hälfte der vom Aussterben bedroh- Brandenburgs (RISTOW et al. 2006) verwen- noch stärker als bisher Gegenstand gezielter ten Orchideen handelt es sich um Arten der det. Die sich aus molekulargenetischen Maßnahmen des Artenschutzes und der Feuchtwiesen, Trockenrasen oder Moore. Untersuchungen von BATEMAN et al. 1997 Biotoppflege werden. Obwohl die meisten dieser Arten auch frü- bzw. BATEMAN 2001 ergebenden Neukombi- her bereits mehr oder weniger selten waren, nationen von Namen, die in einschlägiger so gab es doch historisch bei allen eine un- neuer Spezialliteratur (z.B. den regelmäßig 1 Einleitung terschiedliche Anzahl von Vorkommen in erscheinenden Mitteilungen der AHO oder verschiedenen Landesteilen. Als Hauptge- auch KREUTZ 2008) immer häufiger zu fin- Mit dem vorliegenden Beitrag wird die Folge fährdungsursachen müssen dabei die Nut- den sind, werden bei den betreffenden von Beiträgen zur heimischen Orchideen- zungsänderung oder -auflassung von Wie- Arten/Sippen in Klammern genannt. flora fortgesetzt, die mit der Darstellung der sen und Trockenrasen sowie die Entwässe- in Brandenburg bereits ausgestorbenen Ar- rung von Mooren gelten. Für einige dieser ten (ZIMMERMANN 2008) begonnen wurde. Arten hat Brandenburg eine herausragende 2 Die in Brandenburg vom Damit wird die erste zusammenfassende Verantwortung für die Erhaltung sowohl Aussterben bedrohten Darstellung der Orchideen Brandenburgs deutschlandweit als auch im europäischen Orchideenarten seit Wisniewski´ (1960) weiter vervollstän- Maßstab, da sich hier trotz der heutigen digt. Alle späteren Darstellungen betrachte- Seltenheit die bedeutendsten Vorkommen Anacamptis pyramidalis (L.) RICH. – Pyrami- ten entweder die gesamte DDR (z.B. befinden. Dazu gehören Sumpf-Glanzkraut den-Hundswurz, Spitzorchis WISNIEWSKI´ 1969, HAMEL 1981), nur den (Liparis loeselii, Fauna-Flora-Habitat[FFH]- Die Spitzorchis ist eine in Europa, Nordafrika Bezirk Frankfurt/Oder (GELBRECHT 1974, Richtlinie Anhang II/IV, in hohem Maße und Vorderasien mit subatlantisch-submedi- WISNIEWSKI´ 1978b, HAMEL 1988) oder einzel- verantwortlich), Sumpf-Weichwurz (Ham- terrranem Schwerpunkt recht weit verbrei- ne Landkreise (KLEMM 1977, HANSPACH marbya paludosa) und Sumpf-Knabenkraut tete Art. Das Areal reicht im Norden bis 1981, FISCHER 1983, SCHULZ 1992). Der Bei- (Orchis palustris, in hohem Maße verant- Südschweden, Schottland und Irland. Vor trag wird seine Fortsetzung in weiteren Bei- wortlich). allem im Mittelmeergebiet ist sie oft an ge- trägen zu den in Brandenburg weniger stark Weitere acht der vom Aussterben bedroh- störten Standorten (z.B. Straßenrändern) gefährdeten Orchideen finden. ten Orchideen-Arten haben ihre Lebensräu- anzutreffen. Viele wild wachsende Orchideen gehören me in unterschiedlichen Waldtypen. Alle Anacamptis pyramidalis gehört zu den nicht nur bei uns zu den vom Aussterben diese Arten waren schon immer sehr selten Orchideenarten mit mediterranem Vegetati- bedrohten Pflanzenarten. Von den aktuell in und hatten auch in historischer Zeit nur onszyklus, d.h. sie bildet auch im nordost- 20 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 18 (1) 2009

Umso erfreulicher ist, dass die beiden Vor- sie im Norden Deutschlands in Buchenwäl- kommen im Baruther Urstromtal nach fast dern. In Deutschland wird O. purpurea ins- vollständigem Verschwinden dank Wieder- gesamt als gefährdet eingestuft (Kat. 3, vgl. aufnahme der extensiven Wiesennutzung KORNECK et al. 1996), gilt aber beispielsweise seit Mitte der 1990er Jahre wieder stabili- in Thüringen und Sachsen-Anhalt als unge- siert werden konnten. In den letzten Jahren fährdet. wurden angrenzende Flächen im Rahmen Das Purpur-Knabenkraut war in Branden- von Ersatzmaßnahmen für den sechsstreifi- burg schon immer eine große Rarität und ist gen Ausbau der A 9 entsprechend umge- an den wenigen bekannt gewordenen staltet und extensiviert, um den Nährstoff- Fundorten wohl schon im 19. Jahrhundert eintrag aus den angrenzenden Ackerflächen ausgestorben. ASCHERSON (1864) gibt für zu mindern. Trotz völlig verändertem Was- Brandenburg lediglich den auf Ratzlow zu- serhaushalt kommt die Spitzorchis mit den rückgehenden Fund „Melzow im Faulen neuen Bedingungen offensichtlich recht gut Ort” sowie das von F. Peck 1862 entdeckte zurecht, und der Bestand konnte sich von Vorkommen in der Buchheide bei Templin einem kleinen, zwischen 1977 und 1990 an. Später wurde die Art noch 1925 bei jährlich schwankenden Bestand von durch- Rüdersdorf nachgewiesen (vgl. GELBRECHT schnittlich etwa 30-40 Pflanzen (ESCHHOLZ 1974, HAMEL 1988), die dortigen Vorkom- 1993) auf gut 600 Pflanzen im Jahr 2008 men im Muschelkalkgebiet sind jedoch wie entwickeln (Eschholz, mündl.). Derzeit er- die anderer kalkzeigenden Pflanzen (z.B. folgt eine speziell angepasste, jährlich eva- Aster amellus) seit langem durch den Kalk- Abb. 1 luierte Nutzung der Flächen durch einen abbau vernichtet. Im Gartzer Schrey (Natio- Öko-Landwirtschaftsbetrieb. nalpark Unteres Odertal) war die Art wohl Spitzorchis (Anacamptis pyramidalis) in ei- Trotz der erkennbaren Erfolge ist die Spitz- noch nach 1950 vorhanden, ein angebliches ner Frischwiese im Baruther Urstromtal (21.6.2001) Foto: F. Zimmermann orchis in Brandenburg hochgradig gefähr- früheres Vorkommen bei Neuzelle gilt als det, denn ihr Fortbestand ist von der Beibe- unsicher (vgl. BENKERT et al. 1996). deutschen Tiefland (meist) Winterblattro- haltung der angepassten Landschaftspflege Umso überraschender war der Neufund von setten aus. Dies macht sie an den im Tief- und damit entsprechenden Agrar-Umwelt- O. purpurea im Jahr 1982 im Nordteil des land bevorzugten Niederungsstandorten Maßnahmen bzw. Vertragsnaturschutzmaß- Nationalparks Unteres Odertal bei Stolpe relativ empfindlich gegenüber Spätfrösten. nahmen abhängig. (KLAEBER 1992a). Offensichtlich alle branden- Deutschlandweit gilt die Art als stark ge- burgischen Standorte der Art lagen wie auch fährdet (Kat. 2, vgl. KORNECK et al. 1996). Orchis purpurea HUDS. – Purpur-Knaben- dieser Neufund in kalkreichen Buchenwäl- Insgesamt ist A. pyramidalis von sechs kraut dern. KONCZAK (1992) ordnet den Bestand Fundorten in Brandenburg und Berlin be- O. purpurea ist in Europa recht weit verbrei- bei Stolpe dem Orchideen-Buchenwald (Ce- kannt geworden. Die natürlichen Vorkom- tet, hat jedoch ihre Hauptverbreitung in der phalanthero-Fagetum) zu. men in den Rudower Wiesen (WISNIEWSKI´ temperaten Zone und fehlt beispielsweise in Das auch in „guten Orchideenjahren” nur 1978a) und bei Zossen (Ostufer Mellensee) Skandinavien. Die nördlichsten Vorkommen wenige, spärlich blühende Pflanzen umfas- sind längst (in Berlin wohl bereits im 19. in Deutschland befinden sich im National- sende Vorkommen deutet zweifelsfrei auf Jahrhundert) erloschen. Ihr größtes bran- park Stubbenkammer auf Rügen. suboptimale Bedingungen für die Art hin. denburgisches Vorkommen hatte die Art in Während die Art in Mittel- und Süddeutsch- Bereits KLAEBER (1992a) verweist auf die den ausgedehnten Niederungswiesen des land auch (teilweise sehr individuenreiche) Lage unweit des Naturschutzgebietes „Bie- Baruther Urstromtales südlich von Beelitz. Vorkommen in Halbtrockenrasen hat, wächst linek” in Polen hin, von dem aus möglicher- Nachdem A. pyramidalis trotz aller Schutz- weise die Besiedlung des Standortes auf bestrebungen, die unter anderem auf den deutscher Seite erfolgte. Potsdamer Garten- und Landschaftsarchi- Trotz entsprechender Schutz- und Pflege- tekten Hermann Göritz zurückgehen, dort maßnahmen muss das einzige aktuelle offensichtlich verschwunden war, wurde sie Brandenburger Vorkommen von O. purpu- in der Umgebung 1959 wiederentdeckt. rea auch heute als akut gefährdet gelten. 1960 fanden sich etwa 550 blühende Auch durch die forstlichen Pflegemaßnah- Exemplare (HUDZIOK 1964). Im Rahmen der men konnte der Bestand bislang nicht ver- Komplexmelioration der Wiesen und eines größert werden. darauffolgenden Umbruchs und Ackernut- zung des größten Teils der Niederung konn- Orchis tridentata SCOP. – Dreizähniges Kna- te die Spitzorchis zunächst in zwei kleinen benkraut Flächennaturdenkmalen geschützt werden, O. tridentata hat einen überwiegend sub- ging aber immer weiter im Bestand zurück. mediterranen Verbreitungsschwerpunkt und Da aufgrund massiver Nährstoffeinträge einzelne, weit vorgeschobene Vorpostenvor- eine mittelfristige Erhaltung am natürlichen kommen in Westasien. Auch die Vorkom- Standort nicht wahrscheinlich war, erfolgte men im Nordosten Brandenburgs liegen schließlich unter fachlicher Begleitung des isoliert etwa 300 km nordöstlich des Verbrei- Arbeitskreises zum Schutz der Heimischen tungsschwerpunktes in Deutschland im Thü- Orchideen (AHO) der DDR eine Umsied- ringer Muschelkalkgebiet. In Deutschland lung eines Teils der Pflanzen an verschiede- gilt sie insgesamt nur als gefährdet (Kat. 3, ne, sorgfältig ausgewählte Ersatzstandorte vgl. KORNECK et al. 1996), ist allerdings außer in benachbarten Naturräumen (siehe auch in Nordrhein-Westfalen in allen anderen KLAEBER 1993). Nur an zwei Ersatzstandorten Abb. 2 Bundesländern mindestens stark gefährdet. konnte sich Anacamptis bis heute dank ent- Das Purpur-Knabenkraut (Orchis purpurea) Im Gegensatz zur vorigen Art ist O. triden- sprechender ehrenamtlicher Pflege der Flä- wurde 1982 im Unteren Odertal neu gefun- tata in Brandenburg wie auch in anderen chen halten. Jedoch sind die Bestände an den und hat dort seinen einzigen aktuellen Orchideenregionen eine typische Art kalk- beiden Standorten relativ klein geblieben Standort (Aufnahme: Kleinjena/Sachsen- bzw. basenreicher Halbtrockenrasen. Sie ist und konnten sich kaum weiter ausbreiten. Anhalt, 29.4.1966). Foto: N. Wisniewski´ in Brandenburg gleichzeitig die einzige typi- FRANK ZIMMERMANN: VERBREITUNG UND GEFÄHRDUNGSSITUATION DER HEIMISCHEN ORCHIDEEN (ORCHIDACEAE) IN BRANDENBURG, TEIL 2 21

nicht bekanntes Vorkommen von O. triden- tata im mittleren Odergebiet bei Lebus (vgl. KLEMM 2004). Im Jahr 2006 konnten dort durch den Autor ca. 250 Pflanzen gezählt werden, was auch von Wedl (mündl.) als bisherige Maximalzahl an diesem Standort angegeben wird. Das Indigenat dieses Vor- kommens ist zwar nicht zweifelsfrei gesi- chert, zumal die Art vor dem Fund vor nun- mehr fast 20 Jahren auch aus der weiteren Umgebung vorher nie angegeben wurde. Im Kontext mit historischen und aktuellen Vorkommen in benachbarten Gebieten Po- lens ist jedoch eine natürliche Herkunft wahrscheinlich (Hamel, mündl.). Dank der dort seit einigen Jahren mit ho- hem Betreuungsaufwand durchgeführten, extensiven Beweidung sind die Flächen in einem derzeit sehr guten Pflegezustand. Wie alle aktuellen Vorkommen in Branden- burg ist jedoch auch dieses von der Auf- rechterhaltung oder Wiederaufnahme einer extensiven Nutzung abhängig. Diese Art der extensiven Beweidung ist jedoch be- triebsökonomisch kaum tragfähig und er- fordert auch weiterhin zwingend eine Finanzierung der Landschaftspflege über Abb.3 Agrar-Umwelt-Maßnahmen oder aus Ver- Das Dreizähnige Kna- tragsnaturschutzmitteln des Landes. Der benkraut (Orchis tri- mittel- bis langfristige Fortbestand von dentata) hat einige sta- O. tridentata in Brandenburg darf daher in bile Vorkommen am keiner Weise als gesichert gelten. Rand des National- parks Unteres Odertal Orchis morio L. (Anacamptis morio [L.] (16.5.2007). R.M. BATEMAN, PRIDGEON & M.W. CHASE) – Foto: F. Zimmermann Kleines Knabenkraut Das Verbreitungsgebiet von O. morio um- sche Orchideenart von Trockenrasen (somit fasst große Teile Europas und reicht östlich auch des FFH-LRT 6210 in prioritärer Aus- bis Kleinasien und in die Kaukasusregion. In prägung), sieht man einmal von den histori- Deutschland gilt die Art noch als stark ge- schen und wenigen aktuellen, früher dort fährdet (Kat. 2, vgl. KORNECK et al. 1996), zumeist nicht bekannten Vorkommen des was allerdings vor allem durch die geringere Helm-Knabenkrautes (O. militaris) in eini- Gefährdung in Süddeutschland bedingt ist. gen Trockenrasenreservaten am Randow- Im Nordosten Deutschlands ist sie überall Welsebruch (vgl. u.a. KLAEBER 1992) sowie akut vom Aussterben bedroht. zwischen und Lebus an der mittle- Eigentlich müsste auch O. morio für Bran- ren Oder ab. Bei ASCHERSON (1864) finden denburg als ausgestorben geführt werden, sich insgesamt drei Fundortangaben, bei wären nicht im Jahr 2002 von G. Wodarra Prenzlau („Landwehr bei Bietikow”), im zwei Pflanzen in der Niederlausitzer Berg- Gartzer Schrey (Nationalpark Unteres Oder- baufolgelandschaft (Nähe Stöbritzer See) tal) und bei Eberswalde (Karlswerk). gefunden worden (KLEMM 2002). Kurz nach Die aktuellen Fundorte konzentrieren sich dem Auffinden ist jedoch dieser Fundort auf einige Trockenrasen-Schutzgebiete in der wieder erloschen (W. Petrick, mündl.). nordöstlichen Uckermark. Im Hauptvorkom- mensgebiet bei Geesow zeigt O. tridentata eine hohe Variabilität. Neben verschiedenen Färbungen und Fleckungen der Blüten konn- te im Jahr 2007 auch eine Pflanze mit durch- weg nicht gedrehten (resupinierten) Frucht- knoten beobachtet werden, bei der also die Lippen der Blüten nach oben ragen (siehe Abb. 4). Der Pflegezustand sämtlicher aktueller Vor- kommen ist derzeit – nach mittlerweile wie- der weitgehend aufgegebener Pflege durch extensive Beweidung – nicht optimal. Die Abb. 4 sich gegenwärtig abzeichnende, künftige Abb. 5 Sehr selten treten auch bei Orchis tridenta- Beweidung in einem Gebiet gibt Anlass zur Vor knapp 50 Jahren bildete das Kleine ta Pflanzen mit nicht resupiniertem Frucht- Hoffnung, dass die Bestände der Art zumin- Knabenkraut (Orchis morio) auch in Bran- knoten auf, die Lippe ragt damit nach oben dest stabilisiert werden können. denburg noch einige große Bestände (bei (16.5.2007). Foto: F. Zimmermann Im Jahr 1993 fand N. Wedl ein historisch Gülpe, 28.5.1964). Foto: N. Wisniewski´ 22 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 18 (1) 2009

ASCHERSON (1864) nennt für die Art keine Aussterben bedroht (Kat. 1, KORNECK et al. ten Nutzung beispielsweise im Naturschutz- Einzelfundorte und beschreibt ihr Vorkom- 1996). Insgesamt sind in Brandenburg Vor- gebiet „Rietzer See” bei Brandenburg/Ha- men für „trockne, kurzrasige Wiesen, lichte kommen von O. palustris aus etwa 70 vel in den letzten Jahren an mehreren Stel- Wälder, buschige Hügel, zerstreut durch das Messtischblatt-Quadranten (MTBQ) nach- len wieder Bestände von insgesamt ca. Gebiet, oft nur sparsam”. BENKERT et al. gewiesen (BENKERT et al. 1996). Mit dem 3.300 Pflanzen entwickeln (Sohns 2008 in (1996) verzeichnen knapp 100 Fundorte für Havelland, der Notte-Niederung und der litt.). Ähnliches wird von Vorkommen in Brandenburg und Berlin, von denen ca. 20 nördlichen Uckermark zeigen sich drei deut- Mecklenburg-Vorpommern berichtet, die auch noch nach 1950 vorhanden waren. Zu liche, auch heute noch bestehende Verbrei- seit einigen Jahren wieder gepflegt werden dieser Zeit waren allerdings bereits sämt- tungsschwerpunkte. In den anderen Landes- (Kergel 2004 in litt.). liche Vorkommen im nördlichen Branden- teilen war O. palustris schon immer extrem Einige wichtige Vorkommen von O. palus- burg erloschen. selten oder fehlte völlig. Die Art zeigt hier tris in Brandenburg befinden sich in der Flä- Wie keine andere Orchideenart hat O. morio vor allem bei den verbliebenen etwa 30 Vor- chenkulisse des seit 2006 laufenden, von seit Mitte des 19. Jahrhunderts einen massi- kommen eine ausgesprochene Bindung an der EU kofinanzierten LIFE-Projektes „Bin- ven Bestandseinbruch erlitten. Im Vergleich historisch bekannt gewordene oder auch nensalzstellen in Brandenburg” und werden zur offensichtlich noch konkurrenzschwä- heute noch vorhandene Binnensalzstellen derzeit gepflegt. Aus der Vergangenheit ist cheren O. coriophora verlief der Ausster- oder deren Umgebung, ohne damit als halo- allerdings bekannt, dass derartige Vorkom- beprozess allerdings weniger rasant. Die phile Art gelten zu können (siehe MÜLLER- men bei ausbleibender oder unangepasster Ursachen für das Verschwinden sind in STOLL et al. 1962). Nutzung genauso schnell wieder zusam- Brandenburg eindeutig in der Intensivierung Das Sumpf-Knabenkraut ist in sehr hohem menbrechen oder ganz verschwinden kön- der Grünlandnutzung, verbunden mit der Maße von einer angepassten Pflege ihrer nen. Die Art ist somit in hohem Maße von vollständigen Zerstörung vieler Nieder- Standorte abhängig. Trotz Nutzungsauflas- einer entsprechenden Flächennutzung ab- moorgebiete zu suchen, die in der Komplex- sung scheint die Art aber vielerorts zumin- hängig, die zumeist nicht im Rahmen der melioration der 1970er Jahre ihren Höhe- dest in Einzelexemplaren überlebt zu haben. regulären landwirtschaftlichen Nutzung zu punkt erreichte. Die Hauptwuchsorte der Wird an bereits verschwunden geglaubten realisieren ist, sondern sozusagen „am letzten bekannten Vorkommen lagen in ma- Vorkommen eine extensive Wiesennutzung Tropf” der Finanzierung aus geeigneten geren Wiesen bzw. Borstgrasrasen im Ba- (Mahd) wieder aufgenommen, stellen sich Agrar-Umwelt-Programmen (KULAP) oder ruther Urstromtal und an Oder und Neiße, oft bereits im ersten Jahr nach der Wieder- Vertragsnaturschutz-Mitteln hängt. Trotz also in Lebensräumen, die durch die inten- aufnahme der Nutzung wieder zahlreiche aktuell positiver Bestandsentwicklungen in sive landwirtschaftliche Nutzung nahezu Pflanzen ein und innerhalb weniger Jahre Brandenburg und Mecklenburg-Vorpom- völlig vernichtet wurden. Abgesehen vom bauen sich teilweise beachtliche Bestände mern muss O. palustris somit weiterhin als o.g. Fund an einem Sekundärstandort in der auf. So konnten sich einer gut abgestimm- vom Aussterben bedroht gelten. Bergbaufolgelandschaft befand sich das letzte Vorkommen am Oderdeich bei Neu- zelle, wo O. morio 1972 noch an mehreren Stellen gefunden wurde (KLAEBER 1974). Dort konnte die Art dann nochmals 1987 beobachtet werden (SCHULZ 1992) und letztmalig wurde von S. Rätzel 1989 eine einzelne blühende Pflanze gesehen (vgl. KLEMM 2000). Zwischen 1994 und 1996 konnte S. Rätzel an den Oderhängen bei Mallnow jeweils eine blühende Pflanze von O. morio beo- bachten, die allerdings dann ohne erkenn- bare Standortveränderung verschwand (KLEMM 2006). Wie auch bei der 2007 unweit dieses Fundortes erstmals für Bran- denburg nachgewiesenen Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera, vgl. LÜDICKE 2007) handel- te es sich hierbei möglicherweise um eine Ansalbung. Aufgrund einer speziell ausge- richteten und fachlich begleiteten Pflege der Mallnower Oderhänge über fast 10 Jahre befinden sich die Bereiche um das letzte nachgewiesene Vorkommen in einem der- zeit guten Zustand.

Orchis palustris JACQ. (Anacamptis palustris [JACQ.] R.M. BATEMAN, PRIDGEON & M.W. CHASE – Sumpf-Knabenkraut Das Verbreitungsgebiet von O. palustris Abb. 6 reicht von Mitteleuropa über den Balkan Einige Bestände des und die nördliche Türkei bis nach Mittel- Sumpfknabenkrautes asien. Sie erreicht Südschweden, dagegen (Orchis palustris) konn- fehlt sie in Westeuropa weitestgehend. In ten in den letzten Brandenburg hat die Art ihren aktuellen Jahren durch geeigne- Verbreitungsschwerpunkt in Deutschland, te Pflegemaßnahmen deutlich vergrößert während sie sonst nur noch ganz vereinzelt werden (NSG Pritzer- in einigen Bundesländern vorkommt und im ber Laake, 3.6.2008). Nordwesten heute völlig fehlt (vgl. AHO 2005). Auch deutschlandweit ist sie vom Foto: F. Zimmermann FRANK ZIMMERMANN: VERBREITUNG UND GEFÄHRDUNGSSITUATION DER HEIMISCHEN ORCHIDEEN (ORCHIDACEAE) IN BRANDENBURG, TEIL 2 23

deen-Arten vorkommt, unterliegt seit Jah- ren einer speziellen Pflege. Im Rahmen des vom Naturschutzfonds Brandenburg geförderten Projektes der Humboldt-Universität Berlin (Dr. K. Zoglau- er) in Zusammenarbeit mit dem Landesum- weltamt und dem AHO Brandenburg zur Erhaltung gefährdeter Orchideenarten wur- den Pflanzen aus Samen im Labor heran- gezogen und erfolgreich vor Ort zur Be- standsstützung wieder ausgebracht. Falls die bereits eingeleiteten Renaturierungs- maßnahmen an einem weiteren, noch vor einigen Jahren besiedelten Standort in der Umgebung erfolgreich verlaufen, soll in die- sem Projekt auch dort eine Wiederansied- lung erfolgen.

Dactylorhiza majalis (RCHB.) P.F. HUNT & SUMMERH. ssp. brevifolia (BISSE) SENGHAS – Kurzblättriges Knabenkraut Der taxonomische Status bzw. die Eigen- ständigkeit von D. majalis ssp. brevifolia ist nicht eindeutig geklärt und durchaus um- stritten. HAEUPLER & MUER (2000), FUKAREK & HENKER (2006) sowie ROTHMALER (2005) füh- ren sie als eigenständige Unterart auf, wäh- rend sie in BAUMANN et al. (2002) sowie AHO (2005) als solche nicht anerkannt wird. Nach Auffassung von PRESSER (2000) gehört die Sippe möglicherweise eher dem D. rus- sowii/D. traunsteineri-Komplex an. Die Unterart wurde zuerst von Wiesen am Galenbecker See beschrieben und aus Mecklenburg-Vorpommern wurden danach weitere Vorkommen z.B. im Peenetal und am Ostufer der Müritz bekannt (vgl. FUKA- REK & HENKER 2006). Es handelt sich um zier- liche Pflanzen mit relativ schmalen, kurzen und eher wenig gefleckten Blättern und kurzen Blütenständen. Die Blütezeit liegt deutlich später als bei der Nominatsippe Abb. 7 majalis (etwa zusammen mit D. incarnata Vom Strohgelben Knabenkraut (Dactylorhiza incarnata ssp. ochroleuca) gibt es aktuell nur ssp. incarnata). einen einzigen Fundort bei Templin (21.6.2006). Foto: F. Zimmermann Lebensräume von D. majalis ssp. brevifolia sind kalk- bzw. basenreiche Zwischenmoore. Dactylorhiza incarnata (L.) SOÓ ssp. ochro- wie bei Jüterbog (vgl. HUDZIOK 1964) vor. Aus Brandenburg gibt es nur sehr wenige leuca (BOLL) P.F. HUNT et SUMMERH. – Stroh- Die natürlichen Standorte sind naturnahe Fundortangaben für diese Sippe, und sie gelbes Knabenkraut Braunmoosmoore, z.B. in den früher ausge- wird aufgrund der extremen Gefährdung Das Strohgelbe Knabenkraut hat ein dis- dehnten Talmooren, die als Lebensraum in der letzten Standorte in RISTOW et al. (2006) junktes Areal mit punktuellen Schwerpunkt- Brandenburg heute fast völlig verschwun- als akut von Aussterben bedroht geführt. vorkommen in Süd- und Mittelskandinavien den sind. Die von hier bekannt gewordenen und im Alpenvorland. Einzelne Vorkommen Fundorte lagen allerdings fast ausschließlich Gymnadenia conopsea (L.) R. BR. – Große liegen verstreut in Dänemark und Nordost- auf sogenannten Seeterrassen, die durch Händelwurz, Mücken-Händelwurz deutschland. Außer in Brandenburg kommt teilweise bereits vor Jahrhunderten vor- G. conopsea hat ein dem Gefleckten Kna- D. incarnata ssp. ochroleuca wohl in genommene Seespiegelabsenkungen auf benkraut (D. maculata s.l.) sehr ähnliches Deutschland aktuell nur noch äußerst selten Kalkmudde in früheren flachen Seebuchten Verbreitungsgebiet, welches fast ganz Euro- in Mecklenburg-Vorpommern und etwas entstanden waren und somit bereits Se- pa und große Teile Asiens umfasst, jedoch weiter verbreitet im Bayerischen Alpenvor- kundärstandorte darstellten. Nachfolgend noch weiter bis Ostasien reicht. Sie gehört land vor. Aufgrund einiger recht individuen- konnte dort die Entwicklung flachgründiger zu den in Deutschland insgesamt nicht so reicher Vorkommen im Süden gilt es in Braunmoosmore einsetzen, die jedoch kei- seltenen und insgesamt als ungefährdet (vgl. Deutschland nur als stark gefährdet (Kat. 2, nen langfristig stabilen Lebensraum darstel- KORNECK et al. 1996) eingestuften Orchi- vgl. KORNECK et al. 1996). len, einer enormen Gehölzsukzession unter- deen, wobei ihr Verbreitungsschwerpunkt in Im Gegensatz zur Nominatsippe von Dactyl- liegen und nur unter einer äußerst aufwän- den Gebirgen liegt. orhiza incarnata war das Strohgelbe Kna- digen Mahd erhalten werden können. Heu- Im norddeutschen Tiefland kam sie schon benkraut in Brandenburg schon immer ex- te ist in Brandenburg nur noch ein – in immer nur zerstreut vor. Für Brandenburg trem selten und wurde nur von knapp 10 guten Jahren bis ca. 70 Pflanzen zählender beschreibt ASCHERSON (1864) ihr Vorkom- Fundorten bekannt. D. incarnata ssp. och- Fundort bei Templin vorhanden. Der Stand- men für „trockene Wiesen, gern mit D. ma- roleuca kam früher an mindestens 3 Stellen ort, an dem die ssp. ochroleuca gemeinsam culata d.d.G. [Anm. des Autors: „durch das in der Umgebung von Templin sowie an mit der Nominatsippe ssp. incarnata, D. in- Gebiet zerstreut”], nicht immer in zahlrei- wenigen Fundorten im Zossener Raum so- carnata var. serotina sowie weiteren Orchi- chen Expl.”, ohne einzelne Fundorte zu 24 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 18 (1) 2009

zeit nicht gepflegten, kontinentalen Halb- trockenrasen, wo die Art mit Orchis triden- tata gemeinsam vorkommt, geht auf eine Aussiedlung durch N. Wisniewski´ von 1965 zurück (HAMEL 1995 in litt). Die noch verbliebenen Vorkommen von G. conopsea in Brandenburg bestehen fast aus- schließlich aus wenigen Pflanzen. Lediglich an einem Standort in einer seit einigen Jah- ren wieder gemähten und aktuell in einem sehr guten Pflegezustand befindlichen Pfei- fengraswiese bei Nauen (von H. Hammer- schmidt entdeckt) sowie im Ferbitzer Bruch (J. Fürstenow, mündl.) finden sich heute noch größere Bestände von G. conopsea. In den Jahren 2007 und 2008 konnten vom Abb. 9 Autor am Nauener Standort jeweils ca. 350 Ein bereits von ASCHERSON (1864) erwähntes Pflanzen gezählt werden. G. conopsea wä- Vorkommen der Grünlichen Waldhyanzin- chst dort gemeinsam mit guten Beständen the (Platanthera chlorantha) im NSG Lind- von Orchis militaris (insgesamt ca. 200 holz ist heute noch vorhanden (Aufnahme: Pflanzen, 2007 und 2008 auch jeweils zwei bei Kiel/Schleswig-Holstein, Mai 1992). völlig weiße Exemplare!) und Dactylorhiza Foto: F. Zimmermann majalis (2008 ca. 70 Exemplare), wenig D. incarnata ssp. incarnata (2008 ca. 12 Pflan- Aus Brandenburg sind lediglich fünf, weit zen) sowie Einzelpflanzen von D. X ascher- verstreute und in keinerlei räumlichem soniana (2007 2 Pflanzen). Zusammenhang stehende Vorkommen be- Der sehr gute Erfolg der Pflegemaßnahmen kannt geworden, von denen vier jedoch an diesem Fundort lässt hoffen, dass die Art bereits vor 1950 erloschen sind (vgl. BENKERT möglicherweise auch an anderen früheren et al. 1996). Umso verwunderlicher ist es, Abb. 8 Fundorten wiedergefunden werden kann, dass sich bis heute ein bereits von ASCHER- falls es gelingt, entsprechende Pflegemaß- SON (1864) erwähntes Vorkommen im Lind- Die Große Händelwurz (Gymnadenia co- nahmen beizubehalten oder neu zu etablie- holz bei Nauen bis heute halten konnte. nopsea) hat aktuell nur noch weniger als 10 Fundorte in Brandenburg (bei Nauen, ren (z.B. im NSG „Lange Dammwiesen, Zwar liegt der Fundort in einem vom Le- 8.6.2007). Foto: F. Zimmermann Unteres Annatal und Herrensee” in der Um- bensraum her geeignet erscheinenden Bio- gebung von Strausberg). top (Eichen-Hainbuchenwald). Der eigent- nennen. Daraus lässt sich schließen, dass Ein anderer, noch vor einigen Jahren besetz- liche Fundort kann aber an sich in keiner G. conopsea früher auch in Brandenburg ter Fundort mit wenigen Pflanzen im Havel- Weise als optimal eingeschätzt werden, liegt Kalk-Trockenrasen besiedelte. Der größte land bei Nennhausen wurde durch den er doch im unmittelbaren Randbereich von Teil der Vorkommen, die noch im 20. Jahr- Ausbau der ICE-Strecke nach Hamburg intensiv landwirtschaftlich genutzten Flä- hundert bestanden, lag jedoch überwie- vernichtet. Die vorherige aufwändige Um- chen (überwiegend Maisacker!) mit starken gend in den Feuchtwiesen der Niederungs- setzung der Pflanzen mit großzügig ausge- Nährstoffeinträgen. Trotz deutlich eutrophe gebiete, wo früher an wenigen Stellen auch hobenen Grassoden an einen mutmaßlich Verhältnisse anzeigender Vegetation (u.a. die ssp. densiflora vorkam. Wie bereits in geeigneten Ersatzstandort in der Umge- Giersch – Aegopodium podagraria) konnte ZIMMERMANN (2008) an der Problematik der bung verlief zwar zunächst erfolgreich, sich P. chlorantha hier erstaunlicherweise Abgrenzung von G. conopsea ssp. densiflo- mittlerweile ist die Art dort allerdings nach zusammen mit anderen anspruchs-vollen ra dargelegt, war die deutliche standörtliche stetigem Rückgang verschwunden (Jaschke Laubwaldpflanzen (z.B. Mittlerer Lerchen- Trennung der beiden Sippen für Branden- 2007, mündl.). sporn – Corydalis intermedia, Wald-Ziest – burg wohl nie so zutreffend. Bei allen aktu- Stachys sylvatica) halten und vermehrt sich ellen Vorkommen, die mit einer Ausnahme Plantanthera chlorantha (CUSTER) RCHB.– auch in nicht geringem Umfang. Bei Bege- ausschließlich in Feuchtwiesen liegen, han- Grünliche Waldhyazinthe hungen durch den Autor 2001 und 2007 delt es sich durchweg um die ssp. conopsea. P. chlorantha hat ein überwiegend zentral- konnten bis zu 70 blühende Pflanzen und Die Brandenburger Pflanzen an natürlichen europäisch-südosteuropäisches Areal, wei- ca. 200 Jungpflanzen gefunden werden. Fundorten in Feuchtwiesen weisen durch- ter östlich kommt sie lediglich im Kaukasus Dabei umfasst das gesamte Vorkommen weg einen sehr lockeren, etwas pyramidalen vor. Sowohl bei der historischen als auch der nicht einmal einen Hektar Fläche. Blütenstand und leicht nelkenartigen Duft aktuellen Verbreitung in Deutschland ist Aufgrund der geringen Größe und nicht der Blüten auf und blühen ab Anfang Juni. Brandenburg interessanterweise als einziges voraussehbarer Einflussfaktoren muss P. Insgesamt finden sich in BENKERT et al. Bundesland nahezu vollständig ausgespart, chlorantha trotz relativer Stabilität des Vor- (1996) knapp über 100 historisch bzw. ak- während die Art im nördlich angrenzenden kommens als vom Aussterben bedroht ge- tuell besetzte MTBQ, ohne dass abgesehen Mecklenburg-Vorpommern wieder deutlich führt werden. von Notteniederung und Baruther Urstrom- weiter verbreitet ist bzw. war. Dies mag tal ausgesprochene Schwerpunkte erkenn- möglicherweise in der stärkeren kontinen- Coeloglossum viride (L.) HARTMANN – Grüne bar sind. Nach 1950 gab es in Brandenburg talen Klimatönung mit sehr geringen Nie- Hohlzunge nur noch etwa 40 besetzte MTBQ. Aktuell derschlägen begründet sein, denn auch die Wie kaum eine andere Orchideenart hat C. gibt es jedoch wohl nur noch höchstens 10 klimatisch kontinentale Bereiche Südost- viride ein großes zirkumboreales Verbrei- aktuelle Fundorte, die wenigen verblieben und Osteuropas sind praktisch unbesiedelt. tungsgebiet, das große Teile Europas, Asiens Standorte weisen meist nur wenige Pflan- Deutschlandweit gilt P. chlorantha als ge- und Nordamerikas umfasst. In Südeuropa zen auf. Alle natürlichen aktuellen Fundorte fährdet (Kat. 3, vgl. KORNECK et al. 1996). werden lediglich Gebirgsregionen besiedelt. liegen in artenreichen Feuchtwiesen bzw. Sie besiedelt vorzugsweise artenreiche Berg- Das isolierte Teilgebiet in Kaukasien erreicht wechselfeuchten Pfeifengraswiesen. Ein wei- wiesen, in Norddeutschland auch Wälder. Im noch die Gebirge der nordöstlichen Türkei. terer Fundort im äußersten Nordosten Bran- angrenzenden Mecklenburg-Vorpommern In Deutschland kommt die Art als typische denburgs (vgl. KLEMM 2004) in einem der- wird sie sogar als ungefährdet geführt. Bergwiesenorchidee aktuell fast ausschließ- FRANK ZIMMERMANN: VERBREITUNG UND GEFÄHRDUNGSSITUATION DER HEIMISCHEN ORCHIDEEN (ORCHIDACEAE) IN BRANDENBURG, TEIL 2 25

lich im Alpenraum vor, strahlte aber früher deutlich weiter nach Norden aus. Aufgrund noch zahlreicher Vorkommen in Bayern und Baden-Württemberg gilt die Art in Deutsch- land lediglich als gefährdet (Kat. 3, vgl. KORNECK et al. 1996). In Brandenburg wurden 12 Fundorte be- kannt (vgl. BENKERT et al. 1996), die jedoch alle bereits im 19. bzw. Anfang des 20. Jahr- hunderts erloschen sind. Die meisten dieser Fundorte lagen in der Niederlausitz, wo die Art zuletzt 1940 beobachtet wurde (WISCH- KONY 1969, HAMEL 2004). Spätere Angaben aus dem Gebiet des Unteren Odertales, wo die Art bereits früher vorkam, gehen auf Jahnke (vor 1960) und Eichhorn (für 1970) zurück. Nach mehrfacher Suche gelang P. Konczak der Nachweis (1993: 2 blühende Pflanzen, 1995: 3 Pflanzen) in den Stettiner Bergen bei Mescherin (FISCHER & KONCZAK 2000; HAMEL 2004). Damit handelt es sich um den nördlichsten Fundort der Art in Deutschland überhaupt. Trotz intensiver Nachsuche konnte C. viride dort nicht mehr wiedergefunden werden und die Art muss wohl künftig als verschollen geführt wer- den. Die Trockenrasen im Fundgebiet im Unteren Odertal unterliegen aktuell keiner Nutzung und zeigen eine starke Verbra- chung und Verbuschung.

Cephalanthera longifolia (L.) FRITSCH – Langblättriges Waldvögelein Das Verbreitungsgebiet von C. longifolia umfasst Europa fast vollständig, in Skandina- vien dünnt es nach Norden hin aus. Im Osten werden mit isolierten Vorposten einige Ge- birge Kleinasiens und der Kaukasus erreicht. Als typische Waldorchidee und charakteris- tische Art des Orchideen-Buchenwaldes (Cephalanthero-Fagetum) hat das Lang- blättrige Waldvögelein seinen Verbreitungs- schwerpunkt in den Kalk-Buchenwäldern Abb. 10 Mittel- und Süddeutschlands. Sie ist dort Die Grüne Hohlzunge (Coeloglossum viride) wurde am letzten Standort im Nationalpark vielerorts nicht selten und gilt, obwohl sie Unteres Odertal im Jahr 1995 zuletzt beobachtet (Aufnahme: Nationalpark Kackar lediglich in Rheinland-Pfalz als ungefährdet Dagi/Türkei, 3.6.2006). Foto: F. Zimmermann eingestuft ist, auch in Deutschland als unge- fährdet (vgl. KORNECK et al. 1996). Nördlich der Berg- und Hügelländer (recht genau entlang des 52. Breitengrades!) endet die ziemlich geschlossene Verbreitung schlagar- tig, und es finden sich nur wenige punktuel- le Häufungen im Bereich der Pommerschen Hauptendmoräne sowie in der Stubnitz auf Rügen/Mecklenburg-Vorpommern. In Brandenburg war C. longifolia schon im- mer extrem selten, ASCHERSON (1864) gibt lediglich zwei Fundorte bei Boitzenburg/ Uckermark und Trampe/Eberswalde an. Abb. 11 BENKERT et al. (1996) geben insgesamt 18 jemals besetzte MTBQ an. Alle älteren Vor- Die wenigen Fundor- kommen waren wohl bereits Ende des 19. te des Langblättrigen Waldvögeleins (Ce- Jahrhunderts erloschen. Umso überraschen- phalanthera longifo- der war der Neufund von C. longifolia im lia) liegen in Ost- Jahr 1972 im Südteil des Naturparks Schlau- brandenburg (Auf- betal (vgl. GELBRECHT 1974). In den letzten nahme: Nationalpark Jahren gelang der Wiederfund der Art im Karagöl-Sahara/Tür- Bad Freienwalder Waldgebiet und bei Buck- kei, 1.6.2006). ow. Im Gegensatz zu den anderen beiden, in Foto: F. Brandenburg vorkommenden und etwas Zimmermann weiter verbreiteten Cephalanthera-Arten be- 26 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 18 (1) 2009

siedelte C. longifolia nie Sekundärstandorte. KLEMM 1993) wird E. confusa, zu der die da- massive Schwarzwildbejagung erforderlich. Die einzige Erhaltungsmöglichkeit für die mals bekannten Vorkommen von E. alben- Aufgrund der speziellen Lebensrauman- Art in Brandenburg besteht in einer sehr be- sis entsprechend den weiter unten folgend sprüche der konkurrenzschwachen Art muss hutsamen forstlichen Pflege der wenigen Ausführungen zunächst gestellt wurden, als eine starke Beschattung der Standorte gesi- Vorkommen. vom Aussterben bedroht geführt. Erst in der chert bleiben. aktuellen Roten Liste (RISTOW et al. 2006) Epipactis albensis NOVAKOVA & RYDLO – wird E. albensis aufgeführt und richtiger- Epipactis microphylla (EHRH.) SW. – Klein- Elbe-Stendelwurz, Elbe-Sitter weise ebenfalls als vom Aussterben bedroht blättrige Stendelwurz Das Vorkommen der erst 1978 aus dem eingestuft. E. microphylla hat in Brandenburg lediglich böhmischen Elbtal beschriebenen E. alben- Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts wur- drei historische Fundorte, die beiden im sis in Brandenburg wurde lange Zeit ver- den wohl hierher zu stellende Pflanzen aus Nordosten galten bis vor kurzem als längst kannt. Es handelt um eine autogame, sehr Brandenburg bekannt (vgl. ASCHERSON & erloschen. Bei Oranienburg (Angabe nach zierliche, schattige Auen- und Feuchtwälder GRAEBNER 1907 unter E. latifolia gracilis). RISTOW et al. 2006 nicht sicher!) wurde die bewohnende Sippe, die außerdem erst sehr Die von DAGEFÖRDE (1909) bei Eberswalde Art noch nach 1950 notiert (vgl. BENKERT et spät (oft erst im August) blüht. Das Areal gefundenen Pflanzen wurden zunächst von al. 1996). Umso überraschender war der der von PROCHAZKA (1982) zunächst für ei- YOUNG (1953) zu E. confusa YOUNG gestellt. Wiederfund der Art vor wenigen Jahren nen möglichen Lokalendemiten des tsche- Anfang der 1990er Jahre erfolgte unabhän- durch J. Rackelmann in der Melzower Forst, chisch-bömischen Elbtals gehaltenen Elbe- gig voneinander der Nachweis von Vorkom- vermutlich an dem bereits von GRANTZOW Stendelwurz umfasst nach heutigen Er- men bei Lieberose bzw. in der Schorfheide, (1880) aufgeführten Fundort (vgl. RISTOW kenntnissen außerdem das sächsische Elbtal die ebenfalls zunächst fälschlicherweise E. et al. 2006). E. microphylla besiedelt dort (vgl. AYSCHÉ 1988) sowie das östliche und confusa zugeordnet wurden (HÖLZER 1992, einen reichen Buchenwald (Mercuriali-Fa- nordöstliche Brandenburg. Folgt man den KLAEBER 1992b). Erst durch WUCHERPFENNIG getum).

Ausführungen von KOLNÍK & KUCERA (2002), (1993) erfolgte die Zuordnung der Pflanzen Die brandenburgischen Fundorte der Art die die Art offensichtlich auch anˆ mehreren zu E. albensis. Die brandenburgischen liegen weitab vom geschlossenen Verbrei- Stellen in der westlichen Slowakei gefunden Pflanzen zeigen offensichtlich hinsichtlich tungsgebiet Mitteldeutschlands, wo sie in haben, kommt sie außerdem noch in Polen, einiger Merkmalsdetails teilweise Abwei- artenreichen Buchenwäldern gar nicht so Ungarn und Österreich vor. chungen von denen der Typuspopulation, selten ist und deutschlandweit nur als relativ Somit kann E. albensis nach heutigen Er- was weiterer Untersuchungen bedarf (SZCE- gering gefährdet gilt (Kat. 3, vgl. KORNECK et kenntnissen als zentraleuropäischer Endemit PANSKI 2007, mündl.; Kreutz 2008 in litt.; al. 1996). In AHO (2005) wurden auch die mit einem sehr kleinen Areal gelten. vgl. auch AHO 2005). Die Abweichungen historischen Brandenburger Vorkommen Deutschland und vor allem Brandenburg ha- dürften jedoch im Bereich der Variabilität nicht berücksichtigt. ben eine besondere Verantwortlichkeit für der Art liegen, zumal sich bei solchen auto- In Brandenburg wurde E. microphylla ent- die Erhaltung der Art, findet sich doch in gamen Sippen nicht selten voneinander ab- sprechend den gültigen Einstufungskriterien Brandenburg und Sachsen zusammen schät- weichende, stabilisierte Merkmalskomplexe wegen einer nicht erkennbaren akuten Ge- zungsweise die Hälfte des Weltbestandes. an einzelnen Standorten ausbilden. fährdung dieses einen Standortes in die Ka- In der Roten Liste Deutschlands (KORNECK et Die Angaben in AHO (2005) für „Auwälder tegorie R (extrem selten) eingestuft (RISTOW al. 1996) wird die Art nicht angegeben, was ... des Odertals und der Uckermark” sind et al. 2006). Ob diese Einstufung unter Be- u.a. in AHO (2005) zu der Fehleinschätzung übrigens nicht richtig. Weder kommt die Art rücksichtigung der dort gemachten Anmer- als ungefährdete Art geführt hat. Auch die im Odertal vor (auch wenn das nicht weit an gleicher Stelle gemachte Anmerkung, von den beiden Vorkommen im Schlaubetal E. albensis gelte in Brandenburg unver- entfernt ist!), noch handelt es sich um ständlicherweise als ungefährdet, ist falsch. Auenwälder. Die brandenburgischen Vor- In der vorletzten Roten Liste (BENKERT & kommen liegen entweder in Erlenbruchwäl- dern, in Eichen-Hainbuchenwäldern oder in einem Falle in einem schluchtwaldartigen, fragmentarischen Bestand eines Erlen- Eschen-Bachwaldes (Carici remotae-Fraxi- netum W. KOCH ex FAB. 1936). Insgesamt wurden aus Brandenburg neun E. albensis zuzuordnende Vorkommen be- kannt, von denen mindestens fünf auch heute noch existieren. Zwei aktuelle Vor- kommen befinden sich im Biosphärenreser- vat Schorfheide-Chorin, zwei im Naturpark Schlaubetal und ein weiteres bei Lieberose/ Stockshof. Ein vom Autor seit etwa 10 Jah- ren regelmäßig kontrolliertes Vorkommen im Schlaubetal ist relativ stabil (jährlich schwankend ca. 10-40 Pflanzen an mehre- ren, nahe beieinanderliegenden Stellen; vgl. auch KLEMM 2000). Ein weiteres Vorkom- men im Schlaubetal mit max. 3 Pflanzen konnte zunächst letztmalig 2003 beobach- tet werden, 2008 erfolgte durch den Autor gemeinsam mit S. Szcepanski eine Bestäti- Abb. 13, 14 gung von 5 Pflanzen an zwei Stellen wenige Die Kleinblättrige Sitter (Epipactis micro- Abb. 12 Meter südlich der alten Fundstelle. phylla) wurde vor einigen Jahren am bereits Die Elbe-Sitter (Epipactis albensis) hat als Zur Erhaltung der wenigen, recht individu- historisch bekannten Fundort in der Ucker- zentraleuropäischer Endemit auch in Bran- enarmen Fundorte sind eine regelmäßige mark wiederentdeckt (Aufnahme: Mala Fa- denburg einige Fundorte (Naturpark Schlau- Bestandskontrolle und ggf. kleinflächige tra/Slowakische Republik, Juni 1986). betal, Juli 1999). Foto: F. Zimmermann forstliche Pflegemaßnahmen sowie eine Fotos: F. Zimmermann FRANK ZIMMERMANN: VERBREITUNG UND GEFÄHRDUNGSSITUATION DER HEIMISCHEN ORCHIDEEN (ORCHIDACEAE) IN BRANDENBURG, TEIL 2 27

kungen („unter erheblichem Fraßdruck mern hat C. trifida auch historisch sehr 2007 drei Pflanzen finden konnte. Die Art durch Schalenwild”) richtig ist und die Art zerstreute Vorkommen weitab der recht ge- kommt dort in unmittelbarer Nachbarschaft aufgrund ausdrücklich erkennbarer Gefähr- schlossenen Verbreitung in Mitteldeutsch- zu Epipactis albensis vor. dungen am einzigen (!) Standort nicht doch land, im Schwarzwald und den Alpen und auch als vom Aussterben bedroht geführt war hier wohl schon immer sehr selten. Liparis loeselii (L.) L.C. RICHARD – Sumpf- werden müsste, bleibt fraglich. ASCHERSON (1864) führt lediglich drei Fund- Glanzkraut orte auf, einen davon weit abgelegen bei L. loeselii hat ein großes weltweites Areal, Corallorhiza trifida CHATELAIN – Korallenwurz Wittstock. Insgesamt wurden aus Branden- das große Teile Mitteleuropas und Nord- C. trifida ist eine der wenigen heimischen, burg und Berlin 15 besetzte MTBQ angege- amerikas umfasst. Kleinere Teilareale und saprophytisch lebenden Orchideen. Der Na- ben (BENKERT et al. 1996). Nach 1950 gab es Einzelvorkommen liegen in Mittel- und Ost- me rührt von dem weißen, korallenartigen noch sechs Vorkommen, GELBRECHT (1974) asien. Die aktuelle Verbreitung in Deutsch- Rhizom her, über das sich die Pflanze über vermerkt nur zwei Fundorte (bei Eberswalde land konzentriert sich auf Mecklenburg- ihren Pilzpartner in Symbiose Nährstoffe er- und im Kreis Eisenhüttenstadt). Heute gibt Vorpommern und Brandenburg sowie das schließt. Es handelt sich um eine typische es nur ein Vorkommen im Naturpark Alpenvorland, viele Vorkommen in anderen Orchidee schattiger Wälder unterschiedli- Schlaubetal, das 1954 entdeckt wurde und Teilen des Landes sind heute erloschen. chen Typs, auch Nadelwälder werden besie- max. 160 Pflanzen aufwies (SCHULZ 1992). Das Sumpf-Glanzkraut ist eine der beiden in delt. Einzelne Vorkommen, u.a. ein Neufund SCHULZ vermutete das baldige Aussterben Deutschland vorkommenden Orchideen- in Mecklenburg-Vorpommern (HENNICKE & der Art, da 1991 nur noch drei Pflanzen be- Arten, die auch in den Anhängen II und IV KRIEDEMANN 2002) liegen auch in Mooren. obachtet werden konnten. Wenige Jahre der FFH-Richtlinie enthalten sind und somit Das weltweite Verbreitungsgebiet der Art später konnte die Art am ursprünglichen gleichzeitig die einzigen hierzulande streng umfasst große Teile Europas, Asiens und Standort nicht mehr gefunden werden, ein geschützten Orchideen-Arten darstellen. Nordamerikas, sogar die Südteile von Grön- Hangrutsch hatte das Vorkommen offen- Nach KORNECK et al. (1996) gilt sie in land und Island werden besiedelt. Südöst- sichtlich vernichtet (R. Schulz, mündl.). Deutschland als stark gefährdet (Kat. 2), in 5 lich finden sich im Kaukasusgebiet und dem Wiederum einige Jahre später konnte M. Bundesländern ist sie bereits ausgestorben. pontischen Küstengebirge in der Türkei iso- Schulze C. trifida wenig östlich des alten Auch in Brandenburg sind heute viele der lierte Vorkommen. Fundortes nachweisen und seitdem erfolgt Vorkommen in insgesamt etwa 100 besetz- Deutschlandweit gilt C. trifida lediglich als u.a. durch den Autor eine jährliche Kontrolle ten MTBQ erloschen. Dabei wird die Pflan- gefährdet (Kat. 3, vgl. KORNECK et al. 1996), des Standortes. Zwischen 2002 und 2008 ze sicher auch heute mitunter noch über- was allerdings in erster Linie in der ver- konnten leicht schwankende Bestände zwi- sehen. Die Aussage von HUDZIOK (1964) „... gleichsweise geringen Gefährdung in Teilen schen 20 und max. 70 Pflanzen (2006, erweist sich bei größerer Aufmerksamkeit Mittel- und Süddeutschlands begründet 2007) gezählt werden. In manchen Jahren und wiederholter Beobachtung häufiger, als liegt. In den nordwestdeutschen Bundeslän- wurden die Rhizome teilweise durch meist angenommen wird. Im Jungmoränen- dern ist die Art überall ausgestorben, in allen Schwarzwild ausgewühlt, nach nunmehr gebiet nicht viel seltener als Epipactis pa- ostdeutschen Bundesländern gilt sie als vom häufiger Bejagung hat sich die Situation aber lustris.” ist heute allerdings definitiv nicht Aussterben bedroht, lediglich in Bayern gilt wieder verbessert. Mittlerweile wurden auch mehr zutreffend. sie als ungefährdet. die Bereiche unterhalb des erwähnten Hang- Aktuell dürfte es nur noch etwa 10 Fund- In Brandenburg und Mecklenburg-Vorpom- rutsches wieder besiedelt, wo der Autor orte in Brandenburg geben, von denen die meisten nur noch wenige Pflanzen enthal- ten (vgl. ZIMMERMANN 1994). Nahezu alle heutigen Vorkommen befinden sich in ge- meldeten FFH-Gebieten. Der ursprüngliche Lebensraum der Art – intakte basenreiche Braunmoosmoore – wurde durch die radika- le Melioration und Umgestaltung sämtlicher Talmoore und der meisten Quell- und Hangmoore praktisch vollständig vernich- tet. Die meisten aktuellen Fundorte liegen auf sekundär ausgebildeten, meist flach- gründigen Braunmoosmooren auf Kalk- mudde von Seeterrassen, die durch Absen- kung der Wasserspiegel von Seen entstan- den sind. Zwar kommen diese Standorte den natürlichen Standorte von der Artenzu- sammensetzung sehr nahe, unterliegen aber einer starken natürlichen Sukzession zu Moor- und Bruchwäldern. Sie lassen sich nur durch aufwändige Pflege erhalten und können langfristig den Fortbestand von L. loeselii in Brandenburg nicht sichern. Das aktuell individuenstärkste, erst vor wenigen Jahren wiedergefundene Vorkommen Bran- denburgs mit bis zu 300 Pflanzen im Jahr 2007 befindet sich im Naturpark Schlaubetal. Die Fähigkeit von L. loeselii, geeignete Se- kundärstandorte besiedeln zu können, führ- te auch mehrfach zu kurzzeitig auftretenden Massenbeständen der Art, wie beispielsweise früher bei Hohensaaten oder noch in den Abb. 15 1980er Jahren bei Kienbaum. In aufgelasse- Die bei uns extrem seltene Korallenwurz (Corallorhiza trifida) gedeiht nur noch an einer nen, bis in Grundwasserniveau abgebauten Stelle im Naturpark Schlaubetal (24.5.2007). Foto: F. Zimmermann Kiesgruben mit einem gewissen Basengehalt 28 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 18 (1) 2009

Hammarbya paludosa (L.) O. KUNTZE – auf stark schwingenden Torfmoosbülten, Sumpf-Weichwurz die auch bei höheren Moorwasserständen Das weltweite Verbreitungsbild von H. pa- nicht überstaut werden. Zwar gibt es noch ludosa ähnelt dem von L. loeselii, allerdings eine ganze Reihe von diesen für das nord- kommt die Art in Europa noch deutlich wei- deutsche pleistozäne Tiefland besonders ty- ter nördlich (bis Nordnorwegen) vor und ist pischen Lebensräumen, dennoch hat auch in Nordamerika punktuell recht verbreitet. H. paludosa heute in Brandenburg nur noch Auch deutschlandweit muss die Sumpf- höchstens 10 aktuelle Vorkommen fast aus- Weichwurz als vom Aussterben bedroht schließlich im Osten und Südosten des Lan- gelten (KORNECK et al. 1996), lediglich in des. Insgesamt sind in Brandenburg ca. 50 Bayern ist sie aufgrund noch recht individu- Fundorte der Art bekannt geworden, wobei enstarker Vorkommen im Alpenvorland nur nach 1950 nur noch etwa die Hälfte davon stark gefährdet. Im Westen und Nordwes- vorhanden war. Die meisten dieser Fundorte ten Deutschlands ist sie bereits fast völlig sind wiederum bis zu den 1980er Jahren verschwunden. Vor allem in Niedersachsen ebenfalls erloschen. hat sie bereits bis 1900 den Großteil ihrer Das liegt in erster Linie darin begründet, Vorkommen durch die Vernichtung der ehe- dass diese, offene Torfmoospolster besie- mals großflächigen Hochmoore durch den delnde Art äußerst konkurrenzschwach ist Torfabbau verloren. und bereits geringste negative Standortver- Neben der vorigen Art ist H. paludosa die änderungen zum Verschwinden führen, zweite in Brandenburg vorkommende, an während typische Begleitarten wie Weißes ganz spezielle Moorstandorte gebundene Schnabelried (Rhynchospora alba) und Bla- Art. Sie besiedelt jedoch im Gegensatz zu senbinse (Scheuchzeria palustris) noch aus- L. loeselii nährstoffarme, mesotrophe Torf- dauern. Hinzu kommt, dass H. paludosa moos-Moore (Verlandungs- und Kessel- sehr unscheinbar ist und daher leicht über- moore). Dort wächst sie stets sehr vereinzelt sehen werden kann, außerdem blüht sie an

Abb. 16 Das Sumpf-Glanzkraut (Liparis loeselii) ist an ihren Standorten, naturnahen Braun- moosmooren, extrem gefährdet (Naturpark Schlaubetal, Mai 2004). Foto: F. Zimmermann konnten mehrere Tausend Pflanzen gezählt werden (Hamel, mündl.). Kurz vor Erlöschen dieses Standortes wurden einige Pflanzen in ein nicht weit entferntes Naturschutzgebiet umgesiedelt, wo sich mittlerweile dank ge- eigneter Pflegemaßnahmen ein recht guter Bestand etabliert hat. Erst im Jahr 2006 konnte von P. Rupp ein individuenstarkes Vorkommen auf einem ähnlichen Sekundär- standort bei Oranienburg gefunden werden (Weise 2006 in litt.). Trotz Pflegemaßnah- men sind solche Sekundärvorkommen je- doch leider nie von längerem Bestand. Im Rahmen eines EU-LIFE-Projektes soll in den nächsten Jahren versucht werden, die letzten regenerierungsfähigen Durchströ- mungs- und Quellmoore Brandenburgs wieder zu vernässen und langfristig als Abb. 17, 18 Lebensraum für verschiedene Arten der Die Sumpfweichwurz Braunmoosmoore wiederherzustellen. Be- (Hammarbya palu- reits seit 2005 erfolgt eine ex-situ-Vermeh- dosa) hat nur noch rung und Bestandsstützung von L. loeselii wenige, individuen- an einigen noch besiedelten Standorten arme Vorkommen in Brandenburgs im Rahmen des vom Natur- Brandenburg (Natur- schutzfonds Brandenburg geförderten Pro- park Schlaubetal, jektes der Humboldt-Universität zu Berlin in 11.7.2008, Einzel- blüte Juli 1989). Zusammenarbeit zur Erhaltung gefährdeter Orchideenarten. Foto: F. Zimmermann FRANK ZIMMERMANN: VERBREITUNG UND GEFÄHRDUNGSSITUATION DER HEIMISCHEN ORCHIDEEN (ORCHIDACEAE) IN BRANDENBURG, TEIL 2 29

einem besiedelten Standort oft auch jahre- lang nicht. So konnte sie an einem Standort im Naturpark Schlaubetal zunächst 1989 letztmalig vom Autor beobachtet werden, wurde dann aber trotz regelmäßiger Kon- trolle erst wieder im Jahr 2005 mit 14 Pflan- zen wiedergefunden. Nachdem in den bei- den folgenden Jahren die Nachsuche wie- derum ergebnislos war, konnten dort 2008 sieben Pflanzen gefunden werden. Nachsu- chen an einem weiteren, noch vor etwa 10 Jahren besetzten Fundort im Schlaubetal blieben trotz nach wie vor geeignet erschei- nender Standorte erfolglos. An einem Standort bei Lieberose konnte H. paludosa Mitte der 1990er Jahre von D. und H. Beutler in einem sich regenerieren- den Torfstichbereich in zahlreichen Exem- plaren gefunden werden, doch dieser Standort ist aufgrund fortschreitender Suk- zession seit Jahren nicht mehr besiedelt. Es bleibt zu hoffen, dass die in einigen beson- ders wertvollen Übergangs-Mooren Bran- denburgs begonnenen Wasserrückhal- tungsmaßnahmen künftig auch zur Förde- rung der Sumpf-Weichwurz führen. An den wenigen verbliebenen Vorkommen bedarf Abb. 19 es dringend Maßnahmen zur Verbesserung Der einzige sicher bestätigte Fundort des Frauenschuhs (Cypripedium calceolus) liegt im des Wasserhaushaltes, z.B. durch wirksames Naturpark Schlaubetal (24.5.2007). Foto: F. Zimmermann Abdichten von Abflussgräben sowie geziel- ter Waldumbaumaßnahmen in den sehr 1996). Damals blieben nur Einzelpflanzen einer Plünderung bewahrt, ist aber auch für kleinen Einzugsgebieten der Moore. übrig und der Bestand konnte sich mühsam das laufende Schutzprojekt leider nicht In Berlin wurde H. paludosa um 1980 durch auf heute etwa 10 Pflanzen entwickeln. Dies nutzbar. M. Succow letztmalig im NSG „Krumme mag wohl u.a. an der geringen Blühneigung Laake” beobachtet, spätere Nachsuchen im der Pflanzen und dem sehr geringen Samen- Rahmen von vegetationskundlich-floristi- ansatz an diesem Standort liegen, der viel- 3 Diskussion und Ausblick schen Arbeiten blieben erfolglos (vgl. ZIM- leicht durch weitgehend fehlende geeignete MERMANN 1987, 1991). Geeignete Standorte Bestäuber bedingt ist. Aus verschiedenen Gründen gibt es kaum sind dort heute nicht mehr vorhanden. C. calceolus ist ebenfalls Gegenstand der Möglichkeiten, die äußerst schlechte Be- Schutzbemühungen im Rahmen des bereits standssituation eines großen Teiles der in Cypripedium calceolus L. – Frauenschuh oben genannten Projektes der Berliner Hum- Brandenburg vorkommenden, vom Ausster- Der Frauenschuh ist die heimische Orchidee boldt-Universität zur Erhaltung vom Aus- ben bedrohten Orchideenarten zu verbes- mit den größten Blüten und nicht nur aus sterben bedrohter Orchideen-Arten. In die- sern. Vor allem bei den schon immer recht diesem Grunde besonders attraktiv und un- sem Zusammenhang erfolgt seit 2005 regel- seltenen Wald-Orchideen gilt es, deren ter Orchideenfreunden beliebt. Sein Areal in mäßig eine Kontrolle des Standortes, die Standorte weiterhin streng zu schützen und Europa erstreckt sich von den Südwestalpen künstliche Befruchtung der wenigen blühen- dort, wo dies angezeigt ist, ggf. durch Wald- über Südskandinavien und Nordwest-Russ- den Pflanzen sowie die ex-situ-Vermehrung umbaumaßnahmen oder behutsame, vor land bis zum Ural, weiter östlich kommt er des gewonnen Saatgutes. Doch auch diese Ort abgestimmte Pflegeeingriffe die Stand- dann wieder in der Mandschurei vor. In Maßnahme wird von unbekannten „Orchi- ortbedingungen zumindest zu erhalten und Westeuropa fehlt C. calceolus weitgehend. deenfreunden” dadurch behindert, dass möglicherweise in Einzelfällen zu verbessern. Besonders im Osten und Nordosten Deutsch- bereits mehrfach heranwachsende Samen- Bei dem einzigen sicher nachgewiesenen, lands besteht offensichtlich eine starke pflan- kapseln entfernt wurden. Der Erfolg der vor- aktuellen Vorkommen von Cypripedium cal- zensoziologische Bindung an lichte Laubwäl- gesehenen Bestandsstützung am Standort ceolus in Brandenburg sind zudem strenge der als seine ursprünglichen Lebensräume, dieser neben L. loeselii einzigen in den Schutzmaßnahmen am Standort als Schutz während er in den Hauptverbreitungsgebie- Anhängen II und IV der FFH-Richtlinie gelis- vor erneuter Vernichtung erforderlich. ten Mittel- und Süddeutschlands oft auch teten und damit streng geschützten Orchi- Ganz erheblichen Handlungsbedarf gibt es weniger naturnahe Standorte (z.B. Schwarz- deenart Deutschlands in Brandenburg wird bei den vom Aussterben bedrohten Arten kiefern-Forste) besiedelt. Deutschlandweit damit in Frage gestellt. Ein – kaum Erfolg der Wiesen und Moore. Sowohl für die Ar- wird der Frauenschuh als gefährdete Art (Kat. versprechendes – Ermittlungsverfahren wur- ten mit etwas stabilisiertem Bestand (Orchis 3, vgl. KORNECK et al. 1996) geführt. de eingeleitet, künftig soll nach Möglichkeit palustris, O. tridentata, Anacamptis pyra- In Brandenburg wurde der Frauenschuh von eine Videoüberwachung für den Schutz vor midalis) als auch Arten mit kritischem Zu- insgesamt 10 Fundorten in der Uckermark, Plünderung dienen. stand der Bestände (Dactylorhiza incarnata dem Odertal und dem Schlaubetal bekannt Ein möglicherweise noch bestehendes und ssp. ochroleuca, Gymnadenia conopsea) ist und war von jeher an den festgestellten vermutlich mit einem bereits historisch be- in erster Linie die Aufrechterhaltung oder Fundorten sehr selten. Der seit langem letz- legten Fundort identisches Vorkommen Wiedereinführung einer extensiven Land- te, sicher bekannte und nur noch mit weni- (ASCHERSON 1864) in der Uckermark wird schaftspflege zwingende Voraussetzung für gen Exemplaren besetzte Bestand befindet vom zuständigen Revierförster streng ge- das mittel- bis langfristige Überleben. sich im Schlaubetal. Dieses Vorkommen heim gehalten. Man kann nur hoffen, dass Extrem kritisch ist die Bestandssituation un- wurde mehrfach, besonders jedoch in den damit der Standort, der somit bislang nicht serer beiden Moororchideen, was aufgrund 1960er Jahren durch „Orchideenfreunde” aufgesucht werden konnte, auch tatsächlich der aktuellen Auswirkungen des Klimawan- geplündert (GELBRECHT 1974, ZIMMERMANN geschützt wird. Vielleicht wird er so vor dels und den damit verbundenen problema- 30 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 18 (1) 2009

tischen Landschaftswasserhaushalt zusätz- nahme von Samen in vitro (im Labor) zu burg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen). G. lich verschärft wird. Einige der gegenwärtig vermehren und die aufgezogenen Jung- Fischer Jena. Stuttgart, Lübeck, Ulm. 615 S. BUTTLER, K. P. 1986: Orchideen. Mosaik-Verlag. 287 S. noch recht gut besetzten Vorkommen von pflanzen danach am Entnahmestandort – ESCHHOLZ N. 1993: Maßnahmen zum Schutz der Liparis loeselii in basenreichen Mooren auf begleitet von entsprechenden Pflege- und Pyramiden-Spitzorchis (Anacamptis pyramidalis). ehemaligen Seeterrassen sowie Sekundär- Renaturierungsmaßnahmen – zu Bestands- Naturschutz im Kreis Potsdam-Mittelmark 2: 6-9 FISCHER, W. 1983: Orchideen in den Kreisen Potsdam standorten (Kiesgruben) bedürfen eine regel- stützungen wieder auszubringen. Zumin- und Brandenburg – einst und jetzt. Mitt. Arbeitskr. mäßigen, aufwändigen Pflege. Naturnahe dest bei Dactylorhiza incarnata ssp. ochro- Heim. Orch. DDR 12: 80-89 stabile Braunmoosmoore als ursprüngliche leuca und Liparis loeselii sind bereits erste FISCHER, W. & KONCZAK, P. 2000: Botanische Beobachtungen aus Prignitz, Havelland und Oder- Standorte der Art gibt es in Brandenburg fast Erfolge zu verzeichnen. Künftig sollen die raum. Verh. Bot. Ver. Berlin Brandenburg 135: nicht mehr. herangezogenen Pflanzen auch in gut be- 235-269 Besonders alarmierend ist der anhaltend ne- gründeten Einzelfällen zur Wiederansied- GELBRECHT, F. 1974: Die gegenwärtige Situation der Orchideenvorkommen im Bezirk Frankfurt (Oder). gative Bestandstrend bei Hammarbya palu- lung an früheren Vorkommen der Arten Naturschutzarb. Berlin Bbg. 10 (3): 69-73 dosa. Deren Standorte – nährstoffarme Kes- verwendet werden, die zuvor durch Rena- GRANTZOW, C. 1880: Flora der Uckermark. Prenzlau. sel- und Verlandungsmoore – haben sich turierungs- und Pflegemaßnahmen wieder 380 S. gerade auch in den letzten 10 bis 15 Jahren verbessert wurden. Alle Maßnahmen wer- HAMEL, G. 1981: Der Gefährdungsgrad der heimi- schen Orchideen der DDR. Mitt. Arbeitskr. Heim. ganz gravierend oder in Einzelfällen auch den durch ein entsprechendes Monitoring Orch. DDR 10: 67-73 „schleichend” negativ verändert. Zumeist wissenschaftlich begleitet und dokumen- HAMEL, G. 1988: Die Orchideen des Bezirkes handelt es sich um bereits vor längerer Zeit tiert. Ein Teil des entnommenen Samenmate- Frankfurt/Oder. Beeskower naturwiss. Abhandlungen 2: 2-34 vorentwässerte Moore, die jetzt besonders rials wird übrigens in der wissenschaftlichen HAMEL, G. 2004: Orchidee des Jahres 2004 – Grüne unter den aktuellen Entwicklungen des Genbank in Gatersleben kryokonserviert, wo Hohlzunge Coeloglossum viride (L.) HARTMANN. Landschaftswasserhaushaltes vieler Regio- es praktisch unbegrenzt haltbar gemacht und Natursch. Landschaftspfl. Bbg. 13 (2): 50 HANSPACH, D. 1981: Erster Beitrag zur Orchideenflora nen Brandenburgs leiden. Mitunter sind sowohl für spätere wissenschaftliche Unter- des Kreises Senftenberg. Mitt. Arbeitskr. Heim. Orch. entsprechende Moore bei oberflächlicher suchungen oder Wiederansiedlungsmaßnah- DDR 10: 63-66 Betrachtung allerdings noch intakt, geringe men verfügbar gehalten wird. HENNICKE, M. & KRIEDEMANN, L. 2002: Neufund der Korallenwurz (Corallorhiza trifida CHATEL.) im NSG Verschiebungen in Artenspektrum (v.a. Trotz aller Schutzmaßnahmen wird die Be- „Ahlbecker Seegrund” in Mecklenburg-Vorpom- Sphagnum-Arten) und Vegetationsstruktur standsituation bei den meisten der aktuell mern, Landkreis Uecker-Randow. Bot. Rundbr. haben aber bereits entscheidende Auswir- vom Aussterben bedrohten Orchideen-Ar- Mecklenburg-Vorpommern 36: 101-102 kungen auf die äußerst konkurrenzschwa- ten Brandenburgs auch künftig sehr kritisch HÖLZER, U. 1992: Anmerkungen zu Epipactis confusa YOUNG. Mitt. AHO Brandenburg 1: 11-12 che Art. Hinzu kommt erschwerend, dass bleiben. Bei einigen Arten, die nur noch ei- HUDZIOK, G. 1964: Beiträge zur Flora des Flämings sich die Sumpf-Weichwurz aufgrund ihres nen einzigen aktuellen Fundort aufweisen, und der südlichen Mittelmark. äußerst unsteten Auftretens (teilweise jah- können unvorhergesehene Entwicklungen Verhandlungen des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg 101 (1): 18-58 relang ohne Blütentriebe) einer regelmäßi- trotz des zumeist bestehenden Schutzes KLAEBER, W. 1974: Orchideenneufunde aus Ostbran- gen Bestandkontrolle entzieht. Pflegemaß- zum plötzlichen Auslöschen der Population denburg. Gleditschia 2: 151-156 nahmen sind (mit Ausnahme einer lediglich führen. Trotz der oben beschriebenen er- KLAEBER, W. 1992a: Orchis purpurea HUDS. Wieder in Brandenburg. Mitt. AHO Brandenburg 1: 22-24 die Symptome der Standortveränderungen reichten Stabilisierungen der Bestände ein- KLAEBER, W. 1992b: Epipactis confusa YOUNG im bekämpfenden Entkusselung von aufkom- zelner Arten ist es nicht in einem einzigen Grumsiner Forst. Mitt. AHO Brandenburg 1: 5-10 menden Gehölzen) nicht möglich. Einzig Falle absehbar, dass es künftig zu einer He- KLAEBER, W. 1993: Rettungsaktion Spitzorchis. Öko- werk-Magazin (5): 32-33 und allein die Stabilisierung des Wasser- rabstufung der Gefährdungseinschätzung KLEMM; G. 1977: Zur Orchideenflora des Kreises haushaltes der betreffenden Moore durch der Roten Liste kommen wird. Vielmehr Spremberg. Mitt. Arbeitskr. Heim. Orch. DDR 7: 90-97 Rückbau von Entwässerungseinrichtungen müssen große Anstrengen unternommen KLEMM, G. 2002: Bemerkenswerte Gefäßpflanzen- funde im Vereinsgebiet (II). Verh. Bot. Ver. Berlin und/oder Waldumbau in den Einzugsgebie- werden, damit nicht weitere Orchideenarten, Brandenburg 135: 69-117 ten können mittel- bis langfristig zu einer die derzeit in Brandenburg noch weniger KLEMM, G. 2004: Bemerkenswerte Gefäßpflanzen- Verbesserung der Lebensbedingungen für stark gefährdet sind, in die Kategorie „Vom funde im Vereinsgebiet (III). Verh. Bot. Ver. Berlin diese unscheinbare Art führen. Es darf aller- Aussterben bedroht” hochgestuft werden Brandenburg 137 (2): 397-436 KLEMM, G. 2006: Bemerkenswerte Gefäßpflanzen-

dings als fraglich gelten, ob H. paludosa an müssen. Die Bestandstrends sind jedenfalls funde im Vereinsgebiet (IV). Verh. Bot. Ver. Berlin den letzten verbliebenen Standorten solange auch bei fast allen Arten der geringeren Ge- Brandenburg 139: ˆ 135-179 „aushält”, bis diese Maßnahmen greifen. fährdungskategorien weiterhin negativ! KOLNÍK, M. & KUCERA, J. 2002: Doplnky k rozšíreniu druhov Epipactis tallosii a E. albensis na severe

Mit dem derzeit in einigen Moorgebieten in západného Slovenska (Supplements to distribution of Umsetzung befindlichen Moorschutzrah- Literatur Epipactis tallosii and E. albensis in theˆ north of wes- menplan und einem in Vorbereitung befind- AHO 2005: Die Orchideen Deutschlands. Hrsg.: tern Slovakia). Bull. Slov. Bot. Spolocn. Bratislava 24: Arbeitskreise Heimische Orchideen. Uhlstädt- 91-95 lichen EU-LIFE-Projekt für den Schutz und Kirchhasel. 800 S. KONCZAK, P. 1992: Versuch einer pflanzensoziologi- die Wiederherstellung basenreicher Braun- ASCHERSON, P. 1864: Flora der Provinz Brandenburg, schen Einordnung des Vorkommens der Orchis pur- moosmoore werden derzeit einige Bestre- der Altmark und des Herzogthums Magdeburg. purea HUDS. in Ost-Brandenburg. Mitt. AHO Berlin. 1034 S. Brandenburg 1: 25-26 bungen für den aktiven Moorschutz in ASCHERSON, P & GRAEBNER, P. 1907: Synopsis der Mit- KORNECK, D.; SCHNITTLER, M. & VOLLMER, I. 1996: Rote Brandenburg unternommen, die auch den teleuropäischen Flora. Bd. 3 Orchidaceae: 612-925 Liste der Farn- und Blütenpflanzen (Pteridophyta et hochgradig gefährdeten Moororchideen zu- AYSCHÉ, A. 1988: Epipactis albensis – nun auch in der Spermatophyta) Deutschlands. Schr.-R. für Vegetati- DDR? Mitt. Arbeitskr. Heim. Orch. DDR 17: 5-7 onskunde 28: 21-187 gute kommen können. BATEMAN, R.M. 2001: Evolution and classification of KREUTZ, C.A.J. 2008: Die Orchideen Europas, Vorder- Außerdem wird im Rahmen eines vom Na- European orchids: insights from molecular and mor- asiens und Nordafrikas turschutzfonds Brandenburg geförderten phological characters. Jour. Eur. Orch. 33 (1): 33-119 LÜDICKE, T. 2007: Erstnachweis für Ophrys apifera BATEMAN, R.M.; PRIDGEON, A.M. & CHASE, M.W. 1997: HUDSON in Brandenburg. Natursch. Landschaftspfl. Projektes der Humboldt-Universität zu Ber- Phylogenetetics of Subtribe Orchidinae (Orchidoideae, Bbg. 16 (2): 57-58 lin zur „Erhaltung vom Aussterben bedroh- Orchidaceae) based on nuclear IST Sequences. 2. MÜLLER-STOLL, W.R.; FISCHER, W. & KRAUSCH, H.-D. ter Orchideen-Arten” in Zusammenarbeit Infrageneric relationships and reclassification to achie- 1962: Verbreitungskarten Brandenburgischer mit dem Landesumweltamt und dem Ar- ve monophyly of Orchis sensu strict. Lindleyana 12 (3): Leitpflanzen. 4. Reihe. Wiss. Z. Päd. Hochsch. 113-141 Potsdam 7 (1/2): 95-150 beitskreis „Heimische Orchideen” im Natur- BAUMANN, H. & KÜNKELE, S. 1988: Die Orchideen PRESSER, H. 2002: Orchideen. Die Orchideen schutzbund Brandenburg durch weitere Europas. Kosmos. Stuttgart. 191 S. Mitteleuropas und der Alpen. Variabilität, Biotope, Maßnahmen versucht, die Bestandssituati- BENKERT, D. & KLEMM, G. 1993: Rote Liste Farn- und Gefährdung. Nikol. Hamburg. 374 S. Blütenpflanzen. In: Ministerium für Umwelt, Natur- PROCHATZKA, F. 1982: Epipactis albensis, eine endemi- on einiger Arten zu verbessern. So werden schutz und Raumordnung des Landes Brandenburg sche Stendelwurz der Tschechoslowakei? Mitt. derzeit Versuche unternommen, Pflanzen (Hrsg.): Rote Liste. Gefährdete Farn- und Blüten- Arbeitskr. Heim. Orch. DDR 11: 37-43 von Dactylorhiza incarnata ssp. ochroleuca, pflanzen, Algen und Pilze im Land Brandenburg: 7-95 RISTOW, M.; HERRMANN, A., ILLIG, H. KLÄGE, H.-C.; BENKERT, D.; FUKAREK, F. & KORSCH, H. (Hrsg.) 1996: KLEMM, G.; KUMMER, V.; MACHATZI, B.; RÄTZEL, S.; Liparis loeselii, Orchis palustris, Cypripedi- Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen Ost- SCHWARZ, R. & ZIMMERMANN, F. 2006: Liste und Rote um calceolus und weiteren Arten nach Ent- deutschlands (Mecklenburg-Vorpommern, Branden- Liste der etablierten Gefäßpflanzen Brandenburgs.