14. April 1964: Fraktionssitzung 1
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FDP – 04. WP Fraktionssitzung: 14. 04. 1964 14. April 1964: Fraktionssitzung ADL, Bestand Wolfgang Mischnick, A40-761. Überschrift: »Kurzprotokoll der Frakti- onssitzung am 14. April 1964«. Zeit: 14.10–18.00 Uhr. Vorsitz: Mischnick; später: Zog- lmann. Anwesende Fraktionsmitglieder: keine Angabe. Sitzungsverlauf: A. Aussprache über die Berlin-Hilfe, das Steueränderungsgesetz und die Parteienfinanzie- rung. B. Geschäftliche Mitteilungen. C. Bericht über ein Gespräch mit Bundeskanzler Erhard über die Zuständigkeiten des Bun- desministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit. D. Aussprache über das Prämiensparen. E. Bericht aus dem Ältestenrat. F. Vorbereitung auf die zweite Beratung des Gesetzentwurfs über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1964. G. Berichte aus den Bundestagsausschüssen. [A.] Zu TO Punkt 1): Mischnick: Es müssen vorweg 3 Fragen behandelt werden, a) Berlin-Hilfe (132 Mio.), b) Steueränderungsgesetz, c) Parteienfinanzierung. Zur letzteren ist zu bemerken, daß der Kanzler Erler1 in der Sache angehört hat, da die SPD diese Frage hochspielen will. Genscher2: Es fand ein Gespräch zu diesen Fragen statt, an dem von seiten der SPD der Schatzmeister Nau3, von seiten der CDU deren Schatzmeister Burgbacher4 und von seiten der FDP, da Rubin5 verhindert war, er selbst teilnahmen. Dabei bat Nau, dem Wunsche des Parteipräsidiums der SPD zu entsprechen und den Beschluß der Bewilli- gung von 38 Mio. auf den bisherigen Betrag von 20 Mio. rückgängig zu machen. Zu- mindest für dieses laufende Jahr. Burgbacher hat in dieser Sache eindringlich an Nau appelliert. Es ist hierzu zu bemerken, daß in der Klagebegründung des Prozesses, den das Land Hessen in dieser Sache der Parteienfinanzierung vor dem Bundesverfassungsgericht geführt hat, ausdrücklich vermerkt ist, daß eine andere Finanzierung gefunden werden müsse. In dem Urteil ist auch ausdrücklich darauf Bezug genommen. 1 Fritz Erler, MdB (SPD), Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion. 2 Hans-Dietrich Genscher, Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion sowie Bundesgeschäftsführer der FDP. 3 Alfred Nau, Schatzmeister der SPD. 4 Fritz Burgbacher, MdB (CDU), Bundesschatzmeister der CDU. 5 Hans Wolfgang Rubin, Bundesschatzmeister der FDP, Mitglied des Bundesvorstandes der FDP. Copyright © 2018 KGParl 1 FDP – 04. WP Fraktionssitzung: 14. 04. 1964 Es ist von FDP-Seite im weiteren Gespräch Herrn Nau mitgeteilt worden, daß mög- licherweise im Bundestag eine Regelung angestrebt würde, wie sie in Niedersachsen mit den Stimmen der SPD und FDP gegen die der CDU beschlossen wurde: Danach erfolgt die Bewilligung nur auf Antrag der Parteien. Diese Sache hat Nau offensichtlich pein- lich berührt. Er erklärte, daß er es bedauert, daß dem Vorschlag der SPD nicht gefolgt werde. Erler hat einen Brief an Mende und an Erhard geschrieben, die beide verlesen werden. Um 15.00 Uhr findet eine Pressekonferenz von Erler zu diesem Thema statt; wir sollten bis dahin uns entschieden haben, ob wir den Vorschlägen beitreten oder nicht. Dr. Mende: In der Öffentlichkeit ist der Betrag von 38 Mio. nicht sehr schwer zu be- gründen. Er entspricht einer DM pro Wähler und Jahr. In Nordrhein-Westfalen werden für den Sport allein 9 Mio. ausgegeben. Der Bundesvorstand hat sich für die 38 Mio. ausgesprochen, wobei die Zahlung jedoch nicht von der Antragstellung abhängig gemacht werden sollte. In den Zeitungen wird die Haltung der SPD auch bereits karikiert. Wenn wir bei dem bisherigen Beschluß nicht bleiben, wird die Situation insbesondere für die FDP schwie- rig. Die FDP lehnt eine ausschließliche oder überwiegende Finanzierung der Parteien aus öffentlichen Mitteln nach wie vor ab. Sie stimmt jedoch einer Teilfinanzierung zu. Daß die SPD bisher ohne weiteres Staatsgelder entgegen genommen hat, mögen sie aus folgenden Zahlen ersehen. In einem Haushaltsjahr sind aus dem Gesamtdeutschen Mi- nisterium 400 000 DM an die CDU, 560 000 DM an die SPD und 40 000 DM an die FDP gegangen. Die Fördergemeinschaft bezahlt kein Geld. Der Bundesverband hat den Ländern zur Unterstützung hohe Beträge bezahlt, Berlin rd. 800 000 DM, Schleswig-Holstein rd. 200 000 DM, Bayern rd. 250 000 DM. Die Schulden belaufen sich z. Zt. noch auf 800 000 DM. Es ist zu hoffen, daß sie weiter abgebaut werden können. Vorsitz: Zoglmann. Zoglmann: Teilt mit, daß der Fraktionsvorsitzende von Kühlmann erkrankt sei und nach Hause hätte fahren müssen. Es sei vermutlich keine ganz leichte Sache. Man wün- sche jedoch, daß eine baldige Genesung wieder eintrete. Zur Parteienfinanzierung haben wir einen Grundsatzbeschluß gefaßt. Es gilt zu prüfen, a) haben sich die Prämissen geändert, und wenn ja, welche, b) ist die SPD-Propaganda ein ausreichender Grund und c) welche Konsequenzen hätte ein Nachgeben. Dr. Starke: Er hat im Bundesvorstand die Auffassung vertreten, daß der Weg der weite- ren Erhöhung nach seiner Ansicht falsch ist. Im Jahre 1962 hat er als Finanzminister die Erhöhung von 20 auf 38 bzw. 40 Mio. abgelehnt. Er muß beim Beschluß des Bundes- vorstandes gerade nicht anwesend gewesen sein. Er möchte davor warnen, in dieser Sache vorzuprellen. Dr. Mende: Stellt fest, daß in der Amtszeit Dr. Starkes die Beträge von 5 auf 20, also um das Vierfache und nicht von 20 auf 38 erhöht worden sind. Die Diskussion um diese Erhöhung läuft seit etwa sechs Monaten. Dr. Starke: Bei der Vorbereitung des Haushaltes 1963 hat er dreimal mit Adenauer über die 38 Mio. gesprochen. Die Industrie würde anders denken. Zoglmann: Der Vorschlag von 20 auf 40 Mio. zu erhöhen, sei von ihm erstmals im Mai 1963 bei der Beratung des Parteiengesetzes vorgetragen worden. Widerstände kamen Copyright © 2018 KGParl 2 FDP – 04. WP Fraktionssitzung: 14. 04. 1964 von Stoltenberg6. Stein7 hat in einem Gespräch die Sache als problematisch im Hinblick auf die Spendenfreudigkeit der Wirtschaft bezeichnet. Die Entscheidung von 20 auf 38 ist inzwischen gefallen. Wenn wir nachgeben, spielt sich die SPD als Sittenengel auf. Dr. Starke: Er sieht dies ein, die FDP darf jedoch nicht allein vorprellen. Zoglmann: Wir sind für die Erhöhung von 5 auf 20 und für die von 20 auf 40 gewesen. Wir müssen die Last mit der CDU gemeinsam tragen. Der Vorschlag, daß die Gelder nur auf Antrag bewilligt werden, wird es der SPD nicht leichtmachen. Dr. Stammberger: Es geht hier nicht um die Propaganda, sondern ums Prinzip. Zoglmann: Stellt fest, daß die Fraktion bei ihrer bisherigen Haltung bleibt. Dem wird nicht widersprochen. [B.] Er gratuliert den Kollegen Dr. Hellige zum 54. Geburtstag am 22. März 1964 Dr. Imle zum 55. " am 23. März Dr. Effertz zum 57. " am 29. März Dr. Aschoff zum 65. " am 9. April. Entschuldigt sind die Kollegen Ertl wegen einer wichtigen Indienreise, Dr. Hoven beruflich, Margulies beruflich, Dr. Rieger beruflich, Dr. Supf Forumsgespräch, Weber beruflich. Dr. Bucher: Lädt zum Fraktions-Sommerfest am 23.6.1964 auf die Rosenburg, 20.00 Uhr, ein. Zoglmann: In der Kommission, die über die Teilnahme an Auslandsreisen entschied, waren bisher Frau Dr. Kiep-Altenloh, Dr. Hellige, und der verstorbene Kollege Keller. Es wird an seiner Stelle Dr. Krümmer vorgeschlagen. Mitglieder der Kommission können nach einem früheren Fraktionsbeschluß nicht selbst solch eine Reise wahrnehmen. Dr. Hellige: Verzichtet, da er die Arbeit für eine undankbare Angelegenheit hält. Frau Dr. Kiep-Altenloh: Teilt mit, daß ihr als einzige Reise die nach Rußland persön- lich erstrebenswert schiene. Es werden per Akklamation gewählt: Frau Dr. Kiep-Altenloh Dr. Krümmer Rademacher. 6 Gerhard Stoltenberg, MdB (CDU). 7 Gustav Stein, MdB (CDU), Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie. Copyright © 2018 KGParl 3 FDP – 04. WP Fraktionssitzung: 14. 04. 1964 Sander: Bittet um eine Aufstellung der im vergangenen Jahr stattgefundenen Reisen und der Teilnehmer. Zoglmann: Sagt dies zu. Frau Dr. Kiep-Altenloh: Bisher wurde so verfahren, daß zunächst einmal alle einge- henden Anträge gesichtet wurden. Dann wurden diejenigen Kollegen gestrichen, die in der entsprechenden Legislaturperiode bereits einmal berücksichtigt worden waren. Die restlichen Anträge wurden nach Sachbereichen, denen die Reise diente, zusammenge- faßt und dann aus der jeweiligen Gruppe der Teilnehmer gelost. Zoglmann: Die Mitteilung an die Mitglieder der Fraktion ergeht, wenn die Reisen aus- geschrieben sind. Er verliest ein Schreiben von Hammersen im Hinblick auf die Dru. IV/2020. Er hält das Anliegen für berechtigt. Dr. Imle: Bittet darum, daß auch die Arbeitskreisvorsitzenden von solchen interfrak- tionellen Einträgen unterrichtet werden, damit sie entsprechende Hinweise im Hinblick auf die Mitunterzeichnung weiterer interessierter Abgeordneter geben können. Zoglmann: Stellt fest, daß in Zukunft so verfahren werden soll. Dem wird nicht wider- sprochen. [C.] Betr.: Gespräch mit dem Bundeskanzler Im Hinblick auf die Debatte im Plenum zum Haushalt des Ministeriums für wirtschaft- liche Zusammenarbeit fand ein Gespräch mit dem Bundeskanzler statt. Dieses Ministe- rium hat bis heute den Schönheitsfehler, daß klare Zuständigkeitsregelungen wie ver- sprochen nicht zustande gekommen waren. Sie waren vor der Regierungsneubildung im Herbst erneut zugesagt worden. Nunmehr besteht im Plenum die Gefahr, daß die SPD wegen dieser Sache den Antrag auf Ablehnung des Haushaltes stellt. Es haben dieserhalb zwei Gespräche stattgefunden. Zuletzt gestern mit den hauptbetei- ligten Ministerien. Beteiligt waren Dr. Dahlgrün, zwei Staatssekretäre aus dem Ernäh- rungs- und Wirtschaftsministerium, da die betreffenden Minister noch in Brüssel sind, Westrick8,