DIPLOMARBEIT Master Thesis

Biosphärenpark Wienerwald: Rechtsinhalte - Rechtspraxis unter umweltpolitischen Aspekten

ausgeführt zum Zwecke der Erlangung des akademischen Grades eines Diplom-Ingenieurs

unter der Leitung von

Em. O. Univ. Prof. DI Dr. techn. Hermann Knoflacher

E230-1

Forschungsbereich für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik (IVV)

eingereicht an der Technischen Universität Wien Fakultät für Bauingenieurwesen

von

Karl Sattler

E610/0226463

Wien, am 15. Jänner 2012 eigenhändige Unterschrift

Danksagung I

Danksagung

An dieser Stelle möchte ich mich bei Herrn Prof. DI Dr. Hermann Knoflacher bedanken, der es mit seinem Engagement, seinem Idealismus und seiner Überzeugungskraft hervorragend verstand, mich für die komplexe Materie der Verkehrsplanung zu begeistern. Vielen Dank vor allem auch dafür, dass er sich dazu bereit erklärt hat meine Diplomarbeit zu betreuen.

Ein besonderer Dank gilt Herrn Wolfgang Kalchhauser, der sich viel Zeit genommen hat um mir hilfreiche Auskünfte zu erteilen und durch das Bereitstellen von Informationsmaterialen maßgeblich zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen hat. Weiters möchte ich mich bei Herrn DI Erwin Dollenksy, Herrn Mag. Dr. Erich Wonka und Frau Dr. Helga Krismer-Huber für Ihre Unterstützung bedanken.

Ein ganz spezieller Dank gebührt meinen Eltern Karl und Leopoldine Sattler, die mir meine Ausbildung ermöglicht haben und mir auch sonst immer mit Rat und Tat zur Seite standen.

Schließlich möchte ich noch meinen Freunden, Studienkollegen und all jenen danken, die mich während meines Studiums in unterschiedlichster Weise unterstützt und motiviert haben.

Vorwort II

Vorwort

Der Anstoß zu dieser Arbeit kam von Herrn Wolfgang Kalchhauser, der schon seit Jahren in der Gemeinde Pressbaum als Gemeinderat tätig ist. Mit großem Engagement und Idealismus setzt er sich dort für eine lebenswerte Umwelt ein, wobei ihm der Biosphärenpark Wienerwald ein besonderes Anliegen ist. Obwohl er von der Idee des Biosphärenparks überzeugt ist, fällt die Realisierung seiner Meinung nach enttäuschend aus. Aus diesem Grund wandte er sich an Herrn Prof. DI. Dr. Hermann Knoflacher vom Institut für Verkehrswissenschaften der TU-Wien. Mittels einer Diplomarbeit, bestehend aus zwei Teilen, soll der Status quo mit dem Soll-Zustand verglichen und analysiert werden. Der gegenwärtige erste Teil "Biosphärenpark Wienerwald: Rechtsinhalte - Rechtspraxis unter umweltpolitischen Aspekten" soll eine Bestandsaufnahme der Umsetzung des Biosphärenparks mit speziellem Augenmerk auf umweltpolitische Themen sein. Im zweiten Teil, erstellt von Herrn Thomas Baumgartner, mit dem Titel "Biosphärenpark Wienerwald: Raumordnungsprogramme und Baupraxis" werden der Siedlungsraum im Biosphärenpark Wienerwald betrachtet, veranschlagte Ziele mit der Realität verglichen und die daraus entstehenden Auswirkungen veranschaulicht.

In dieser Arbeit wird großteils auf Beispiele eingegangen, die nicht im Sinne des Biosphärenreservates sind. In Zukunft sollen Entscheidungen nur mehr in der Hinsicht getroffen werden, dass eine nachhaltige Entwicklung im Biosphärenpark Wienerwald gewährleistet werden kann.

Zusammenfassung III

Zusammenfassung

Der Wienerwald weist verschiedene Kategorien von Schutzgebieten auf. Diese unterliegen internationalen Richtlinien, Landesgesetzen und -verordnungen sowie einem vom österreichischen MAB-Nationalkomitee (Man and the Biosphere) erstellten Kriterienkatalog über Biosphärenparke in Österreich. Letzterer soll die richtige Umsetzung und den laufenden Betrieb des Reservates im Sinne der UNESCO garantieren. Ziel dieser Arbeit ist es, diese Forderungen und Gesetze mit der Realität im Biosphärenpark Wienerwald zu überprüfen und zu dokumentieren. Im Vordergrund steht das von der UNESCO ins Leben gerufene Programm der Biosphärenreservate, auf dem die kritische Betrachtungsweise der Einhaltung basiert.

Die theoretische Grundlage dafür bilden im speziellen folgende Dokumente: • Sevilla Strategie • Machbarkeitsstudie - "Eignung des Wienerwaldes für einen Nationalpark oder Biosphärenpark" • Antrag an die UNESCO auf Ernennung zum Biosphärenpark Wienerwald • Kriterienkatalog des Österreichischen MAB-Nationalkomitees • Gesetze und Verordnungen für den Biosphärenpark Wienerwald • Naturschutzgesetze und Gesetze, die im direkten Zusammenhang stehen

Es werden Offroad- und Rallye-Veranstaltungen in Sittendorf, Brand Laaben, und im Triestingtal, sowie auch der Schwerverkehr durch das Helenental unter umweltpolitischen Aspekten analysiert und die Vorgehensweise der Behörden aufgezeigt.

An Hand von Forststraßen- und Wegsanierungen, dem Neubau der Umfahrungsstraße in Klosterneuburg, dem Umbau bzw. Ausbau eines Teilstückes im Helenental und anderen baulichen Aktivitäten wird untersucht, inwieweit diese Baumaßnahmen aus verkehrsplanerischer, straßenbaulicher und umweltrelevanter Sicht sinnvoll und zielführend sind.

Aktivitäten in Kern- und Pflegezonen, die nicht in deren Sinne sind, werden aufgezeigt sowie auf grundsätzliche Mängel in der Information der betroffenen Bevölkerung und der Kennzeichnung von Kernzonen hingewiesen. Außerdem werden durch eigenständige Erhebungen, soweit dies möglich war, der Antrag an die UNESCO auf Ernennung des Biosphärenparks Wienerwald mit Publikationen der beteiligten Bundesländer und des Biosphärenpark Wienerwald Management verglichen und Unterschiede herausgearbeitet.

Der Informationsstand der Jugendlichen soll anhand einer Umfrage zum Thema Bioshärenpark Wienerwald dargelegt werden. Lärmmessungen zeigen die Einwirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt auf.

Abstract IV

Abstract

In the "Wienerwald" there are different categories of conservation areas. They are based on different international directives, federal state laws and acts as well as on a catalogue of criteria for Austrian biosphere reserves drawn up by the Austrian "Man and the Bioshere" Committee. The last-mentioned should assure the correct implementation and operation of the reserve in terms of the regulations by the UNESCO. The aim of this thesis is to examine and reveal if the requirements and laws correspond to the reality in the biosphere park “Wienerwald”. In the centre of attention is the program of biosphere reserves established by the UNESCO, on which the critical observation of compliance is based.

The theoretical basis are in particular the following documents:

• Seville Strategy • Feasibility study - 'conception for an extended protection of the Vienna Wood' • Biosphere reserve nomination form - submitted by the Austrian Federal States of Lower and Vienna for the planned Biosphere Reserve Wienerwald • Catalogue of criteria by the Austrian MAB Committee • Laws and Acts of the biosphere reserve "Wienerwald" • The Federal Nature Conservation Act and laws that are directly related to it

Off-road- and rally events in Sittendorf, Brand Laaben, Gaaden and in the Triestingtal as well as the heavy goods traffic through the Helenental are analyzed with respect to the environmental policy and the procedure of the authorities is shown.

Forest road and path rehabilitations, the new construction of the bypass highway in Klosterneuburg, the reconstruction or extension of a section in the Helenental and other construction activities are examined to analyze them with regard to traffic planning, road building and environmental compatibility.

Activities in the core areas and buffer zones are shown that are not in accordance with the existing regulations in these areas. There are also some basic shortcomings regarding the information of the affected population in the biosphere reserve and concerning the marking of the core areas. Furthermore surveys and inquiries that were conducted independently are compared with the application to the UNESCO for nomination, with publications of the involved Federal States and the Biosphärenpark Wienerwald Management and the differences are worked out.

The level of information of teenagers regarding the biosphere reserve Wienerwald is shown by means of a survey. Moreover noise measurements point out the impacts on humans, animals and nature.

Abkürzungen V

Abkürzungen

MAB … Man and the Biosphere

BPWW ... Biosphärenpark Wienerwald

ICC ... International Coordination Committee

BSP ... Biosphärenpark

NSG ... Naturschutzgebiet

NSchG ... Naturschutzgesetz

NWR ... Naturwaldreservat

LSG ... Landschaftsschutzgebiet

FFH ... Flora-Fauna-Habitat

VS ... Vogelschutz

NÖ ... Niederösterreich

Inhaltsverzeichnis VI

Inhaltsverzeichnis

Danksagung ...... I

Vorwort ...... II

Zusammenfassung ...... III

Abstract ...... IV

Abkürzungen ...... V

Inhaltsverzeichnis...... VI

1. Biosphärenreservat – das MAB Programm der UNESCO ...... 1 1.1. Der Anfang einer Idee ...... 1 1.2. Die Bildung eines weltumspannenden Netzwerks an Biosphärenreservaten ...... 1 1.3. Von den Polen bis zu den Tropen, vom Tiefland bis ins Hochgebirge ...... 2 1.4. Sevilla-Strategie ...... 2 1.5. Zonierungen ...... 3 1.5.1. Kernzone (english: core area) ...... 4 1.5.1.1. Allgemeine Anforderungen an eine Kernzone ...... 4 1.5.1.2. Funktionen und Schutzzweck einer Kernzone ...... 4 1.5.1.3. Nutzungsmöglichkeiten in einer Kernzone ...... 4 1.5.2. Pufferzonen (in Österreich „Pflegezonen“; english: buffer zone) ...... 5 1.5.2.1. Allgemeine Anforderungen an eine Pufferzone ...... 5 1.5.2.2. Funktionen und Schutzzweck einer Pufferzone ...... 5 1.5.2.3. Nutzungsmöglichkeiten in einer Pufferzone ...... 6 1.5.3. Entwicklungszonen (english: transition zone) ...... 7 1.5.3.1. Allgemeine Anforderungen an eine Entwicklungszonen ...... 7 1.5.3.2. Funktionen und Schutzzweck einer Entwicklungszonen ...... 7 1.5.3.3. Nutzungsmöglichkeiten in einer Entwicklungszonen ...... 7 1.6. Internationales Anerkennungsverfahren ...... 7 1.7. Richtlinien ...... 8

2. Umsetzung des MAB-Programms in Österreich ...... 9 2.1. Beginn ...... 9 2.2. Nationale Zuständigkeit ...... 10 2.3. Rechtliche und finanzielle Situation ...... 10 2.4. Mögliche Neuzugänge für das Weltnetz der Biosphärenreservate ...... 11 2.5. Übersicht über bestehende Biosphärenreservate in Österreich ...... 12

3. Biosphärenpark Wienerwald ...... 13 3.1. Vorbereitungen...... 13 3.2. Beginn und zeitlicher Verlauf ...... 13 3.3. Eckdaten des Biosphärenparks ...... 15

Inhaltsverzeichnis VII

3.3.1. Geografische Aufteilung des Biosphärenreservates ...... 15 3.3.2. Demographischer Überblick ...... 16 3.3.3. Schutzzonen im Überblick ...... 16 3.3.3.1. Niederösterreich ...... 18 3.3.3.2. Wien ...... 18 3.3.4. Hochrangige Verkehrsverbindungen durch den Wienerwald ...... 18 3.3.4.1. Straßenverkehr ...... 18 3.3.4.2. Schienenverkehr ...... 19 3.4. Kernzone ...... 19 3.4.1. Besitzer der Kernzone ...... 20 3.4.2. Schutzzonenaufteilung im Biosphärenpark Wienerwald ...... 20 3.4.3. Wirtschaftliche Nutzung im Biosphärenpark Wienerwald ...... 20 3.5. Finanzierung ...... 21 3.5.1. Biosphärenpark Wienerwald Management GmbH ...... 21 3.5.2. Projektübersicht ...... 21 3.5.3. Entschädigungen...... 22 3.6. Schutzgebiete im Biosphärenpark Wienerwald ...... 22 3.6.1. Landschaftsschutzgebiete (laut NÖ LANDTAG, 2010, §8) ...... 23 3.6.2. Europaschutzgebiete oder Natura 2000 Schutzgebiete (laut NÖ LANDTAG, 2010, §§ 9 und 10) ...... 24 3.6.2.1. Ziele ...... 24 3.6.2.2. Zwei Richtlinien als Basis ...... 24 3.6.2.3. Rechtliche Umsetzung ...... 25 3.6.2.4. Ausweisung und Erhaltung der Schutzgebiete ...... 25 3.6.2.5. Verträglichkeitsprüfung ...... 26 3.6.3. Naturschutzgebiete (laut NÖ LANDTAG, 2010, §11) ...... 28 3.6.4. Naturpark (laut NÖ LANDTAG, 2010, §13) ...... 29 3.6.5. Naturwaldreservate ...... 29 3.6.5.1. Der Beginn der Naturwaldreservate ...... 29 3.6.5.2. Was ist ein Naturwaldreservat? ...... 29 3.6.5.3. Rechtliche Sicherung ...... 30 3.6.5.4. Naturwaldreservate im Biosphärenpark Wienerwald ...... 30 3.6.5.5. Finanzielle Auswirkungen ...... 31 3.6.6. Entgeltzahlungen ...... 31 3.6.6.1. Allgemein ...... 31 3.6.6.2. Im Biosphärenpark Wienerwald ...... 31 3.6.7. Strafbestimmungen (laut NÖ NSchG 2000 §36 bzw. Wr-NSchG §49) ...... 32 3.7. Rechtliche Situation ...... 32

4. Analyse des Biosphärenparks Wienerwald ...... 33

4.1. Kriterien für Biosphärenparks in Österreich (LANGE, 2006, S.15-18) ...... 33 4.2. Biosphärenpark Wienerwald Gesetz ...... 37 4.2.2. Unterschiede zum Wiener Biosphärenpark Wienerwald Gesetz (WIENER LANDTAG, 2006)...... 39 4.2.3. Auszug aus der Vereinbarung gemäß Artikel 15a B-VG zwischen den Ländern Niederösterreich und Wien zur Errichtung und zum Betrieb eines Biosphärenparks Wienerwald (NÖ LANDTAG, 2007) ...... 39 4.2.4. Auszug aus der Verordnung über die Kern- und Pflegezonen des Biosphärenparks Wienerwald (NÖ LANDESREGIERUNG, 2008)...... 40 4.3. Bestandsaufnahme ...... 41

Inhaltsverzeichnis VIII

4.3.1. Namensgebung Biosphärenreservat/Biosphärenpark ...... 41 4.3.2. Rallye, Motocross und Offroad-Veranstaltungen ...... 42 4.3.2.1. Triestingtal Rallye ...... 42 4.3.2.1.1. Allgemeines ...... 42 4.3.2.1.2. Interpretation der Gesetze laut Besprechungsprotokoll der BH Baden vom 10.10.2007 ...... 43 4.3.2.1.2.1. NÖ Naturschutzgesetz 2000 ...... 44 4.3.2.1.2.2. Natura 2000 - Europaschutzgebiet ...... 44 4.3.2.1.2.3. Biosphärenpark Wienerwald ...... 45 4.3.2.1.2.4. Alpenkonvention ...... 45 4.3.2.1.3. Analyse der interpretierten Gesetzgebung der BH-Baden (OEAV, 2007, S.1-4) ...... 46 4.3.2.1.3.1. Zum Vorhaben ...... 46 4.3.2.1.3.2. Zum Anlagebegriff ...... 47 4.3.2.1.3.3. Zur Regelmäßigkeit ...... 47 4.3.2.1.3.4. Zum Projektbegriff und Vorhabenbegriff ...... 47 4.3.2.1.4. Negative Auswirkungen ...... 48 4.3.2.2. Motocross Sittendorf...... 50 4.3.2.3. Hellsklamm: Rallye-, Quad- und Enduro-Veranstaltungen ...... 51 4.3.2.3.1. Allgemeines ...... 51 4.3.2.3.2. Schutzgebiet ...... 51 4.3.2.3.3. Veranstaltungen ...... 52 4.3.2.4. Allrad-Messe Gaaden ...... 55 4.3.2.5. Für alle Offroad-Veranstaltungen gültige Schlussfolgerungen ...... 57 4.3.3. Forststraßen im Wienerwald ...... 57 4.3.3.1. Entsorgung des Forsthauses in Pressbaum ...... 58 4.3.3.2. Forststraße Mayerling/Sattelbach ...... 61 4.3.3.2.1. Verlauf der Forststraße nach Herrn DI Erwin Dollensky ...... 61 4.3.3.2.2. Rechtliche Argumentation ...... 63 4.3.3.2.3. Gutachten über Recyclingmaterial ...... 63 4.3.3.2.4. Probenahme durch Herrn DI Erwin Dollensky ...... 64 4.3.3.3. Forststraße Rossbichl ...... 65 4.3.3.4. Feldweg zwischen Maria Raisenmarkt und Untermeierhof ...... 67 4.3.3.5. Weg in Baunzen (an die Kernzone angrenzend!) ...... 67 4.3.3.6. Forststraße Saubichl ...... 69 4.3.3.7. Analyse ...... 70 4.3.4. Das Helenental ...... 73 4.3.4.1. Allgemeines ...... 73 4.3.4.2. Schwerverkehr durch das Tal ...... 73 4.3.4.3. Ausbau der Helenental-Straße ...... 75 4.3.5. Autofahrten durch Kernzone ...... 77 4.3.5.1. Zufahrten zu Häusern über die Kernzone ...... 77 4.3.5.2. Abgestellte Autos und Anhänger in der Kernzone ...... 77 4.3.6. Lagerfeuer und Grillen in der Kernzone...... 78 4.3.7. Salzstreuung im Biosphärenpark ...... 79 4.3.8. Umfahrung Klosterneuburg – Verlegen von Schutzzonen ...... 81 4.3.8.1. Vorbemerkungen ...... 82 4.3.8.2. Analyse der Gutachten aus verkehrstechnischer Sicht ...... 82 4.3.8.3. Analyse der Gutachten aus Sicht der Luftgüte und Umwelthygiene ...... 84 4.3.8.4. Schlussfolgerungen für den Biosphärenpark Wienerwald ...... 85 4.3.9. Information der Bevölkerung ...... 85 4.3.9.1. Wiener Stadtwanderwege ...... 85 4.3.9.2. Wiener Kernzonen ...... 87

Inhaltsverzeichnis IX

4.3.9.3. Niederösterreichische Kernzonen ...... 88 4.3.9.4. Verbesserungsvorschläge ...... 89 4.3.10. Sparsamer Umgang mit Steuergeldern ...... 90 4.3.10.1. Direktvergabe ohne Vergleichsangebote (erlaubt) ...... 90 4.3.10.2. Projekt „Wiesen und Weiden im BPWW 2008/2009“ ...... 91 4.3.10.3. Projekt „Biosphärenpark Fest“ ...... 92 4.3.10.4. Zahlung der Entschädigungsbeiträge im Jahr 2006 ...... 93 4.3.11. Autobahnen grenzen direkt an Kernzonen ...... 94 4.3.12. Kartenmaterial des BPWW ...... 96 4.3.12.1. Vorgehensweise zur Orientierung im Biosphärenpark ...... 96 4.3.12.2. Land NÖ ...... 96 4.3.12.3. Stadt Wien ...... 98 4.3.12.4. Weitere Vorgehensweise ...... 98 4.3.13. Antrag an die UNESCO zur Ernennung des BPWW und abweichende Realität ...... 99 4.3.13.1. Kernzonen ...... 99 4.3.13.1.1. Fehlende Ausweisung der rechtlichen Grundlage einer Kernzone ...... 102 4.3.13.1.2. Abweichende Kernzonenfläche ...... 102 4.3.13.1.3. Keine forstwirtschaftliche Nutzung in der Kernzone ...... 103 4.3.13.2. Pflegezonen ...... 103 4.3.13.2.1. Fischteiche in Pflegezone innerhalb Kernzone (Wien) ...... 103 4.3.13.2.2. Golfplatz Richardshof ...... 104 4.3.13.2.3. Tennisplatz am Haberg ...... 105 4.3.13.2.4. Menschen leben in der Puffer- bzw. Pflegezone (NÖ) ...... 106 4.3.13.2.5. Gasgewinnungsstätte in Klosterneuburg ...... 108 4.3.13.3. Änderung der Zonierungen ...... 108 4.3.13.4. Abweichungen bei Naturwaldreservaten ...... 109 4.3.14. Zukünftig geplante Projekte ...... 109 4.3.14.1. Martinstunnel Klosterneuburg ...... 109 4.3.14.2. Golfplatz Klosterneuburg...... 109 4.3.14.3. Umfahrung Alland ...... 109 4.4. Umfrage ...... 110 4.5. Lärmmessung...... 111 4.5.1. Messgerät - MEDIATOR 2238 ...... 111 4.5.2. Messung...... 111 4.5.2.1. Purkersdorf ...... 111 4.5.2.1.1. Verkehrszählung ...... 112 4.5.2.1.2. Lärmmessung ...... 112 4.5.2.2. Helenental bei Baden, B210/Haltestelle Augustinerhütte ...... 113 4.5.2.2.1. Verkehrszählung ...... 113 4.5.2.2.2. Lärmmessung ...... 113 4.5.2.3. Alland - Siedlungsgebiet nahe Autobahn A21 ...... 114 4.5.2.3.1. Lärmmessung ...... 114 4.5.3. Analyse...... 115 5. Schlusswort ...... 116

6. Anhang ...... 118

Abbildungsverzeichnis ...... X

Tabellenverzeichnis ...... XIII

Quellenverzeichnis ...... XIV

1 Biosphärenreservat – das MAB Programm der UNESCO

1. Biosphärenreservat – das MAB Programm der UNESCO

1.1. Der Anfang einer Idee

Das „Man and the Biosphere“ – Programm (MAB, „Der Mensch und die Biosphäre“) wurde 1970 von der UNESCO als reines Wissenschaftsprogramm ins Leben gerufen, als Folge einer von der UNESCO organisierten so genannten „Biosphärenkonferenz“. Es wurde erstmals explizit darauf hingewiesen, dass nur ein Zusammenspiel von Schutz und Nutzung der natürlichen Ressourcen eine Erhaltung der Biodiversität gewährleistet. Somit war das „Prinzip der Nachhaltigkeit“ von den Teilnehmern eingeführt worden.

1.2. Die Bildung eines weltumspannenden Netzwerks an Biosphärenreservaten

Es wurde ein wissenschaftliches Forschungsprojekt erstellt, welches den „Erhalt der Lebensräume und der genetischen Ressourcen“ als oberstes Prinzip hat. Dabei etablierte sich die Idee ein weltumspannendes Netz an Schutzgebieten einzurichten. Diese als „Biosphärenreservate“ bezeichneten Schutzzonen sollten die Grundlage schaffen, Forschungsexperimente in gleicher Form wiederholen zu können sowie gleichzeitig Orte der Bildung und Ausbildung zu sein.

Oberste Anforderungen an solche Gebiete sind

• Schutz von Ökosystemen, der Artenvielfalt und Erhaltung der genetischen Ressourcen

• Erforschung und Umweltbeobachtung

• Entwicklung von nachhaltigen und ressourcenschonenden Nutzungsmodellen

(LANGE, 2005, S.10-11)

Weltweit gibt es mittlerweile ein Netzwerk aus 580 Biosphärenreservaten in 114 Ländern1 (Stand: September 2011).

1 UNESCO, 06.September 2011.

2 Biosphärenreservat – das MAB Programm der UNESCO

1.3. Von den Polen bis zu den Tropen, vom Tiefland bis ins Hochgebirge

Biosphärenreservate umfassen alle Ökosysteme der Erde, vom Amazonastiefland (z.B. BR Manu in Peru) oder den vulkanischen Inseln sowie deren angrenzenden Küstengewässern (z.B. Galapagos-Archipel) über Wüstengebiete (z.B. Wüste Gobi in der südlichen Mongolei) bis hin zu Ökosystemen im Hochgebirge (z.B. Glacier-BR in den Nördlichen Rocky Mountains in den USA) (LANGE, 2005, S.12)

1.4. Sevilla-Strategie

Der entscheidende Fortschritt erfolgte 1995 auf der zweiten internationalen Biosphärenreservatskonferenz in Sevilla. Bahnbrechend war die Erkenntnis, dass der Schutz der biologischen Vielfalt nicht mehr isoliert von den Bedürfnissen des Menschen gesehen wird.

In den „Internationalen Leitlinien für das Weltnetz der Biosphärenreservate“ wurden diese ambitionierten Visionen niedergeschrieben und beinhalten neben den schon definierten wichtigen Zielen des Erhalts und der Erforschung der biologischen Vielfalt noch die aktive Rolle des Menschen (Man and the Bioshere). (LANGE, (2005), S.22)

Vier Hauptziele sollen erreicht werden (lt. Definition von LANGE, 2005, S.22)

• Erhalt der biologischen und kulturellen Vielfalt, stärkere Erfassung von Gebieten mit hoher biologischer und kultureller Vielfalt.

• Einrichtung von Modellregionen für eine nachhaltige Entwicklung der Regionen, aktive Einbeziehung der lokalen Interessensgruppen in alle Entscheidungen.

• Nutzung von Biosphärenreservaten als effektive Forschungs-, Monitoring-, Bildungs- und Ausbildungsstätten mit dem Schwerpunkt Umwelt-Mensch- Beziehungen.

• Kontinuierliche Verbesserung der Umsetzung des anspruchsvollen Konzeptes durch den Austausch von „Good-Practice“- Beispielen, die Erstellung von Managementplänen, die Entwicklung von neuen Modellen zur Beteiligung der

3 Biosphärenreservat – das MAB Programm der UNESCO

lokalen Bevölkerung, verstärkte Öffentlichkeitsarbeit und Partnerschaften zwischen einzelnen Gebieten.

1.5. Zonierungen

Abbildung 1-1: Zonierungen im Biosphärenreservat (Graphik: LANGE, 2005, S.24)

Biosphärenreservate werden abgestuft je nach dem Einfluss der menschlichen Tätigkeit in Kern-, Puffer- und Entwicklungszonen eingeteilt, die erforderlichenfalls eine Regenerationszone enthalten kann. Jede Zone hat ihre eigenen Aufgaben und soll somit keine Rangfolge der Wertigkeit beinhalten (DEUTSCHES MAB-NATIONALKOMITEE, 1996, S.13).

4 Biosphärenreservat – das MAB Programm der UNESCO

1.5.1. Kernzone (english: core area)

In einer Kernzone soll sich die Natur ohne menschlichen Einfluss entwickeln können.

1.5.1.1. Allgemeine Anforderungen an eine Kernzone

Eine Kernzone soll in Österreich eine Mindestgröße von 5% der Gesamtfläche

einnehmen (LANGE, 2006, S.16). Diese Abbildung 1-2: Beschilderung der können aus einzelnen großflächigen oder/und Kernzonen (Foto: Oktober 2011) einer Vielzahl kleinerer Kernzonen bestehen. Biosphärenreservate sind dadurch auch gekennzeichnet ein flexibles Mosaiksystem zu ergeben (ARGE WIENERWALD, 2002, S.24). Jede Kernzone muss aber auf jeden Fall groß genug sein, um die Dynamik ökosystematischer Prozesse zu ermöglichen

(DEUTSCHES MAB-NATIONALKOMITEE, 1996, S.13).

1.5.1.2. Funktionen und Schutzzweck einer Kernzone

Die Kernzone dient hauptsächlich der Schutzfunktion. Im Vergleich zu den anderen Zonen muss sie den höchsten Schutzstatus aufweisen. Für die soll bzw. sollen gelten: „eine gesetzlich definierte Kernzone oder Gebiete, die mit langfristigem Schutz gewidmet sind“2. Der menschliche Einfluss beschränkt sich hier lediglich auf den Bereich der Umweltbeobachtung und der Durchführung von Forschungsprojekten.

1.5.1.3. Nutzungsmöglichkeiten in einer Kernzone

Es besteht ein allgemeines Nutzungsverbot, das jegliche forst-, land- und wasserwirtschaftliche Nutzung ausschließt. Zudem sind der Rohstoffabbau und jegliche Bauprojekte untersagt.

Der Erholungsnutzen ist zulässig, jedoch Abbildung 1-3: Nichtnutzung in der Kernzonen (Foto: Juni 2011) restriktiv zu handhaben. Es sei jedoch bei der Intensität des Erholungsnutzens Vorsicht geboten, da auf keinen Fall die

2 UNESCO, 1996, Art. 4, Abs. 5, lit. a.

5 Biosphärenreservat – das MAB Programm der UNESCO

Kernzone als ausgewiesene Tourismuszone verstanden werden darf. (ARGE

WIENERWALD, 2002, S.24-25). Der einzig verantwortungsvolle Tourismus in den Kernzonen ist eine Kombination aus ökologischem Konsens und einem nachhaltigen Tourismus, sprich Ökotourismus (UNESCO, MAB-PROGRAM,

CANADIAN COMMISSION FOR UNESCO, 2002, S.7). Es ist daher grundsätzlich das Wandern auf gekennzeichneten Wegen erlaubt, doch soll eine gesetzliche Verankerung eines Wegegebotes angestrebt werden.

Bei Kernzonen, in denen eine hohe Besucherfrequenz zu erwarten ist, sei es durch hohe Wegedichte oder große Attraktivität, ist grundsätzlich von der Ausweisung als Kernzone abzuraten. In kleineren Kernzonen mit einer Flächengröße bis etwa 100 Hektar ist ein Erholungsnutzen auszuschließen. (ARGE WIENERWALD, 2002, S.25-26).

1.5.2. Pufferzonen (in Österreich „Pflegezonen“; english: buffer zone)

In Pufferzonen sollen Ökosysteme, die durch die menschliche Nutzung geprägt wurden, erhalten und gepflegt werden. Durch vertragliche Vereinbarungen mit den betreffenden Besitzern soll die typische Kulturlandschaft erhalten und gefördert werden. (ARGE WIENERWALD, 2002, S.26).

1.5.2.1. Allgemeine Anforderungen an eine Pufferzone

Pufferzonen sind Gebiete, „die die Kernzone/n umschließen oder an sie angrenzen“ und „in denen nur Aktivitäten stattfinden, die mit den Schutzzielen vereinbar sind“3.

In Österreich müssen Kern- und Pflegezonen eine Mindestgröße von 20% der Gesamtfläche der Biosphärenreservate einnehmen (LANGE, 2006, S.16).

Ein rechtlicher Schutz ist nach UNESCO nicht zwingend, jedoch erstrebenswert (ARGE WIENERWALD, 2002, S.27).

1.5.2.2. Funktionen und Schutzzweck einer Pufferzone

Der Schutzzweck der Pflegezone liegt in der Erhaltung historisch gewachsener Kulturlandschaften und ihren individuellen Lebensräumen und Lebensgemeinschaften. Eine wesentliche Gefahr birgt hier nicht nur die

3 UNESCO, 1996, Artikel 4, Absatz 5, littera b.

6 Biosphärenreservat – das MAB Programm der UNESCO

Bewirtschaftungsintensivierung sondern auch die Aufgabe der bestehenden Flächenbewirtschaftung.

Im Gegensatz zu der Kernzone, wo jede menschliche Nutzung ausgeschlossen ist, wird in der Pufferzone eine Nutzung durch den Menschen unter den Gesichtspunkten der ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit beibehalten und weiterentwickelt.

Eine weitere wichtige Funktion ist, wie der Name schon sagt, die Pufferfunktion. Es soll ein Schutzmantel um die Kernzone gebildet werden um Störungseinflüsse auf die Kernzone zu unterbinden oder zumindest zu dämpfen.

Die eigentliche Entwicklungsfunktion des Biosphärenreservates findet in der Pflegezone statt. Eine naturnahe Land- und Forstwirtschaft soll in der Pufferzone beibehalten, entwickelt oder wiederaufgenommen werden. Bei weniger naturverträglichen Bewirtschaftungsmethoden soll durch gezielte Förderungsmaßnahmen langfristig ein Einlenken stattfinden (ARGE WIENERWALD, 2002, S.27).

1.5.2.3. Nutzungsmöglichkeiten in einer Pufferzone

In der Pufferzone soll eine ökologisch nachhaltige Flächennutzung gefördert werden. Darunter zählen zum Beispiel Viehzucht, Landwirtschaft, Holznutzung, Tourismus und Umweltbildung. Es sollen nachhaltig hergestellte Produkte erzeugt und vermarktet werden und so die Identität der Region und der Betriebe gestärkt werden. Die Verkehrsnutzung soll in der Pflegezone möglichst umweltschonend erfolgen. Bauliche Maßnahmen im Zuge von Siedlungserweiterungen und Umwidmungen von Flächen in Bauland sind grundsätzlich nicht zulässig. Die historisch gewachsene Kulturlandschaft soll in ihrer Geschlossenheit bestehen bleiben und vor drohender Zersiedelung geschützt werden (ARGE WIENERWALD, 2002, S.27-28, 231).

7 Biosphärenreservat – das MAB Programm der UNESCO

1.5.3. Entwicklungszonen (english: transition zone)

Die Entwicklungszone ist „eine äußere Übergangszone, in der Vorgehensweisen zur nachhaltigen Bewirtschaftung von Ressourcen gefördert und entwickelt werden.“4

1.5.3.1. Allgemeine Anforderungen an eine Entwicklungszonen

Sie umgibt die beiden anderen Zonen und soll für den Menschen als Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum dienen. Es ist ausdrücklich gefordert, dass Siedlungsräume ein Bestandteil der Entwicklungszone sind. Innovative Pilotprojekte sollen eine wegweisende Vorbildwirkung für andere Regionen haben und eine nachhaltige Entwicklung ermöglichen.

1.5.3.2. Funktionen und Schutzzweck einer Entwicklungszonen

Sämtliche getroffene Maßnahmen müssen das Ziel einer regional nachhaltigen Raumentwicklung haben (ARGE WIENERWALD, 2002, S.28).

Nur wenn Schutz und Nutzung Hand in Hand gehen, können zum einen die Natur für zukünftige Generationen erhalten und zum anderen die Bedürfnisse des Menschen befriedigt werden . Historisch, kulturell und sozial geprägte Identitäten und Traditionen haben hierbei einen besonderen Stellenwert. (Lange, 2005, S.23).

1.5.3.3. Nutzungsmöglichkeiten in einer Entwicklungszonen

Gegenüber der Landnutzung bestehen in Entwicklungszonen keine Einschränkungen. Es soll jedoch die Nutzungsart und -intensität an den Standort adaptiert werden und umweltverträglich sein. Eine Stärkung bzw. Wiederbelebung des ländlichen Raumes soll durch die Förderung einer umweltverträglichen Regionalentwicklung erreicht werden.

1.6. Internationales Anerkennungsverfahren

Ein Staat entscheidet sich ein Gebiet als Biosphärenreservat zu nominieren. Es wird ein Antrag über das MAB-Nationalkomitee an die UNESCO gestellt, die bei Einhaltung der Kriterien nach Artikel 4 der Sevilla Strategie diesem zustimmt. (UNESCO, 1996, ARTIKEL 5) Zur Hilfestellung wurden in Ländern wie Deutschland einige nationale

4 UNESCO, 1996, Artikel 4, Absatz 5, littera c.

8 Biosphärenreservat – das MAB Programm der UNESCO

Richtlinien festgeschrieben, die zum Beispiel eine Mindestgröße des Biosphärenreservates oder den prozentuellen Anteil der Zonen vorsehen. In Österreich wird auf Grund der großen Vielfalt des Landes und der Projekte vom österreichischen MAB-Komitee eine fallbezogene Bewertung vorgezogen.

Ein internationales Beratungskomitee für Biosphärenreservate bewertet seinerseits alle eingereichten Anträge und spricht dann eine Empfehlung für den Koordinationsrat (ICC) des MAB-Programms aus. Dieser entscheidet, ob das Gebiet in das weltweite Netzwerk an Biosphärenreservaten aufgenommen wird. Bei einer erfolgreichen Nominierung verpflichtet sich der Mitgliedsstaat alle zehn Jahre einen Statusbericht des Schutzgebietes zu erstellen. Dieser gilt als Grundlage um eine Einhaltung aller internationalen Richtlinien der UNESCO zu prüfen. Durch Empfehlungen und Verbesserungsvorschläge des Beratungskomitees soll laufend eine Weiterentwicklung des ehrgeizigen Konzeptes erzielt werden. Bei dauerhafter Nichteinhaltung der Kriterien oder wenn die Anforderungen gar nicht erfüllt werden können, kann es auch zur Aberkennung des Prädikates kommen.

Es gab beispielsweise in Schottland schon Gebiete, die aus diesem Netzwerk der Biosphärenreservate herausgenommen wurden. Derartige Schritte untermauern die Glaubwürdigkeit des Weltnetzes.

1.7. Richtlinien

Die Richtlinien der „Sevilla-Stategie“ (90 Empfehlungen) sind nicht völkerrechtlich bindend, jedoch verpflichten sich die UNESCO Mitgliedsstaaten freiwillig die Kriterien bei der Einrichtung von Biosphärenreservaten einzuhalten. (LANGE, 2005, S.10-27)

Zudem wurde am 7.März 2006 ein Kriterienkatalog erstellt, der für bestehende Biosphärenreservate nach 5 Jahren Übergangsfrist bindend wird. Falls dieser nicht eingehalten wird, kann es bis zur Aberkennung des Titels „Biosphärenpark“ kommen. (LANGE, 2006, S.6)

9 Umsetzung des MAB-Programms in Österreich

2. Umsetzung des MAB-Programms in Österreich

Im Deutschen wird der Begriff „Biosphere Reserve“ als „Biosphärenreservat“ übersetzt. In Österreich wirkt diese Bezeichnung eher missverständlich. Es wird oft mit einem Indianerreservat in Verbindung gebracht und erinnert daher an ein Schutzgebiet das den Menschen ausgrenzt. Die zukunftsorientierte Strategie der Biosphärenreservate soll jedoch auf ein Miteinander von Mensch und Natur abzielen. Das österreichische MAB- Nationalkomitee hat daher beschlossen den etwas freundlicheren Ausdruck „Biosphärenpark“ für Österreich zu verwenden (Lange, 2005, S.16).

2.1. Beginn

Österreich beteiligte sich sehr bald nach Gründung des Weltnetzes der Biosphärenreservate mit den vier ausgewiesenen Biosphärenparks Gurgler Kamm, Gossenköllesee, Neusiedler See und Lobau. Diese Gebiete wurden 1977 ausgewiesen und waren primär Schutzgebiete, die der naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung dienten. Es gibt keine vollständige Zonierung und die eher kleinen Gebiete sind weitgehend unbewohnt. Nur wenige wussten von der Existenz dieser Biosphärenreservate im Gegensatz zu den fast zwei Jahrzehnte später eingerichteten Nationalparks Bescheid.

Abbildung 2-1: Österreichs Biosphärenreservate (Graphik: LANGE, 2005, S.47)

10 Umsetzung des MAB-Programms in Österreich

Erst fünf Jahre nach der Veröffentlichung der Sevilla Strategie wurde im Jahr 2000 in Österreich der erste „moderne“ Biosphärenpark nominiert. Unter Berücksichtigung aktueller Leitlinien der internationalen Schutzkategorien wird ein ganzheitliches Konzept angestrebt, das den Menschen mit seinen wirtschaftlichen Interessen und den Erhalt der Biodiversität zum Ziel hat.

Im Jahr 2005 wurde der Biosphärenpark Wienerwald als letztes der 6 in Österreich

existierenden Biosphärenparks eingerichtet. (LANGE, 2005, S.28)

2.2. Nationale Zuständigkeit

Das MAB-Nationalkomitee koordiniert zusammen mit der UNESCO-Kommission, die auch Mitglied im österreichischen MAB-Nationalkomitee ist, das „Man and Biosphere“-Programm für Österreich. Die Aufgaben des MAB-Nationalkomitees beschränken sich auf die Festlegung von Forschungsschwerpunkten und die der UNESCO-Kommission auf die Umsetzung des MAB-Konzeptes (LANGE, 2005, S.30)

In Deutschland wurden im Jahr 1995, zeitgleich mit der Sevilla Konferenz, nationale „Leitlinien für Schutz, Pflege und Entwicklung“ erstellt, die ein Werkzeug für die Verantwortlichen bei der Erstellung und Weiterentwicklung der Biosphärenreservate sein soll. In Österreich wurden solche Richtlinien erst am 7. März 2006 erstellt. Bis zu diesem Zeitpunkt orientierte man sich an den deutschen Leitlinien. Es wurde aber sowieso jeder Antrag durch das österreichische MAB-Nationalkomitee fallbezogen beurteilt. (LANGE, 2005, S.30; LANGE, 2006, S. 6)

2.3. Rechtliche und finanzielle Situation

Biosphärenparks befinden sich in Österreich rechtlich auf einem etwas unsicheren Boden. Sie werden von der UNESCO verwaltet, jedoch werden keine finanziellen Mittel bereit gestellt. Die Aufgaben der internationalen Gemeinschaft sind rein beratend und koordinierend.

Der Nationalpark Kalkalpen (20.825 ha) und der Biosphärenpark Großes Walsertal (19.200 ha) haben fast die gleiche Größe. Während 30 Mitarbeiter in der Nationalparkverwaltung für Management, Forschung sowie Bildung und Öffentlichkeitsarbeit und zusätzlich 15 Kollegen der Österreichischen Bundesforste im

11 Umsetzung des MAB-Programms in Österreich

Nationalpark Kalkalpen arbeiten, gibt es nur eine Person hauptamtlich für das Walsertal. Hier wird ersichtlich, welche schwierigen Anforderungen an das Biosphärenpark-Management gestellt werden. (LANGE, 2005, S.31)

Das Land Vorarlberg hat als einziges Bundesland die Biosphärenparks in die Naturschutzgesetzgebung aufgenommen. Seit 2005 erhält das Biosphärenpark- Management „Großes Walsertal“ eine jährliche Grundfinanzierung von EUR 100.000,- vom Land. Zudem kommen noch pro beteiligte Gemeinde und Einwohner je EUR 10.- für die Biosphärenparks. (LANGE, 2005, S.31)

In Wien und Niederösterreich gibt es ein Biosphärenpark-Wienerwald Gesetz. Um die Schutzziele der Kernzonen zu garantieren, erfolgt die Erklärung dieser Gebiete zum Naturschutzgebiet oder gleichwertigen Schutzkategorien. Die Finanzierung erfolgt zu je 50% von beiden Länder. In den ersten beiden Jahren wurden für den Betrieb der Gesellschaft EUR 600.000,- jährlich zur Verfügung gestellt. Ab dem dritten Jahr erfolgte eine Erhöhung des jährlichen Budgets auf EUR 800.000,-. (ARTIKEL 15A B- VG, 2007; NÖ-RECHNUNGSHOF, 2011 )

Diese beiden „neuen“ Biosphärenreservate haben im Gegensatz zu den ersten vier eine Managementstruktur. Das verdeutlicht den Unterschied der reinen Schutzfunktion und die Absicht zusätzlich eine nachhaltige Regionalentwicklung, die Erfüllung eines nationalen Forschungs- und Bildungsauftrags sowie die Umsetzung von internationalen Übereinkommen zu realisieren. (LANGE, 2005, S.31)

2.4. Mögliche Neuzugänge für das Weltnetz der Biosphärenreservate

In einigen Regionen Österreichs zeigen sich Bestrebungen, den Erhalt und die nachhaltige Entwicklung der ländlichen Natur- und Kulturräume mit der Auszeichnung zum Biosphärenparks zu forcieren. Potentielle Neuzugänge sind die March-Thaya- Auen, die Region Lungau-Murau, die Nockberge und die Koralm. Zudem sind auch die Gegend um den Dürrenstein, das Tennengebirge und die Wachau sehr geeignet, Teil des Weltnetzwerkes der Biosphärenreservate zu werden.

12 Umsetzung des MAB-Programms in Österreich

2.5. Übersicht über bestehende Biosphärenreservate in Österreich

Tabelle 2-1 BP in Österreich; Umweltbundesamt; http://www.umweltbundesamt.at/umweltsituation/naturschutz/sg/bios_parks/ 13.09.2011

13 Biosphärenpark Wienerwald

3. Biosphärenpark Wienerwald

3.1. Vorbereitungen

Im Jahre 2002 fand das Jubiläum „1000 Jahre Wienerwald“ statt. In diesem Zuge wurde vom Land Niederösterreich und der Stadt Wien an die ARGE WIENERWALD der Auftrag erteilt, die „Machbarkeitsstudie Wienerwald – Eignung des Wienerwaldes für einen Nationalpark oder Biosphärenpark“ zu erstellen.

Als Planungsgebiet wurde das Landschaftsschutzgebiet Wienerwald in Niederösterreich laut § 2 Abs. 18 der Verordnung über die Landschaftsschutzgebiete, LGBl. 5500/35–4 und das Schutzgebiet Wald- und Wiesengürtel (ausgenommen nördlich der Donau) in Wien festgelegt. Das ergibt eine Gesamtfläche von 105.370 Hektar. (ARGE WIENERWALD, 2002, S.12)

Ergebnis dieser Studie war die Realisierung eines Biosphärenparks, da laut ARGE WIENERWALD (2002, S.241) folgende naturschutzfachliche Problemfelder besser behandelt werden:

• Heterogene Verteilung der Schutzinhalte über das gesamte Planungsgebiet • Vorhandensein einer reich strukturierten, erhaltenswerten Kulturlandschaft • In großen Teilen des Planungsgebietes gibt es wirksame Gefährdungen • Zerschneidungseffekte durch Verkehrs- du Siedlungsachsen

3.2. Beginn und zeitlicher Verlauf

Am 30. Juni 2005 nimmt die UNESCO offiziell den Biosphärenpark Wienerwald in das

Weltnetzwerk der Biosphärenreservate auf. (BPWW MANAGEMENT (JUNI 2010)

16. Dez. 2002 Wienerwald Deklaration 2002: Neuauflage der Deklaration aus dem Jahre 1987 (PLANUNGSGEMEINSCHAFT OST, 2002). Grund war die Millenniumsfeier des Wienerwaldes.

Jänner 2003 Der Verein „Biosphärenpark Wienerwald Management“ wird vom Land NÖ und der Stadt Wien ins Leben gerufen (NÖ LANDESRECHNUNGSHOF, 2011, S.4)

14 Biosphärenpark Wienerwald

30. Juni 2005 Die UNESCO nimmt offiziell den Biosphärenpark Wienerwald in das Weltnetzwerk der Biosphärenreservate auf. (BPWW MANAGEMENT, JUNI 2010)

20. Juli 2006 Verabschiedung des NÖ Biosphärenpark Wienerwald Gesetzes vom niederösterreichischen Landtag (http://www.ris.bka.gv.at/Land/ Okt. 2011)

26. Sep. 2006 Gesetz über den Wiener Teil des Biosphärenparks Wienerwald (http://www.ris.bka.gv.at/Land/ Okt. 2011)

24. Nov. 2006 Vereinbarung gemäß Artikel 15a B-VG zwischen den Ländern Niederösterreich und Wien zur Errichtung und zum Betrieb eines Biosphärenparks Wienerwald (Stadt Wien) (http://www.ris.bka.gv.at/Land/ Okt. 2011)

6. Dez. 2006 Für den Verein „Biosphärenpark Wienerwald Management“ wird eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung gegründet (NÖ LANDESRECHNUNGSHOF, 2011, S.4)

24. Jan. 2007 Vereinbarung gemäß Artikel 15a B-VG zwischen den Ländern Niederösterreich und Wien zur Errichtung und zum Betrieb eines Biosphärenparks Wienerwald (Land Niederösterreich) (http://www.ris.bka.gv.at/Land/ Okt. 2011)

30. Okt. 2008 Verordnung über die Kern- und Pflegezonen des Biosphärenparks Wienerwald vom Land Niederösterreich (http://www.ris.bka.gv.at/Land/ Okt. 2011)

Für die Planung des Biosphärenparks Wienerwald wurden nur 2 Personen

beschäftigt (LANGE, 2005, S.31), was für ein über 1000km² großes Gebiet eine überaus große Herausforderung darstellt.

15 Biosphärenpark Wienerwald

3.3. Eckdaten des Biosphärenparks

3.3.1. Geografische Aufteilung des Biosphärenreservates

Die Bundesländer Wien und Niederösterreich besitzen Anteile am Biosphärenpark Wienerwald, bestehend aus Teilen von sieben Wiener Gemeindebezirken (13., 14., 16., 17., 18., 19. und 23. Bezirk) und 51 niederösterreichischen Gemeinden aus 6 Bezirken. In Niederösterreich sind davon 19 Gemeinden vollständig und die restlichen 32 nur anteilsmäßig im Biosphärenreservat enthalten. Die Flächenaufteilung der beiden Bundesländer ist zu 90,7 % (95.688 ha) auf niederösterreichischem und zu 9,3% (9.857 ha) auf Wiener

Hoheitsgebiet. Insgesamt erreicht Abbildung 3-1: Biosphärenpark Gemeinden und Bezirke der Biosphärenpark Wienerwald (Quelle: WONKA, 2011, S.16) somit eine Ausdehnung von Biosphärenpark Fläche Min.

105.545 Hektar. Wienerwald [ha] [%] [%] Kernzone 5.576 5,3 5

Naturschutzgebiete 5.313 5,0 Die Bevölkerung soll ausschließlich in der Naturwaldreservate 263 0,2 Entwicklungszone wohnen. In Pflegezone 19.840 18,8 der Kern- und Pflegezone gibt es Pflegezone Wald 4.887 4,6 Pflegezone keine Bewohner. (BPWW 14.953 14,2 Offenland MANAGEMENT, 2005, S.81, 82, 28) Kern- & Pflegezone 25.416 24,1 20 Das gesamte Gebiet erstreckt Entwicklungszone 80.229 75,9

sich zwischen 160 und 893 Gesamtfläche 105.645 100,0 Meter Seehöhe. Tabelle 3-1: Flächenaufteilung im BPWW (Quelle: BPWW MANAGEMENT, 2005, S.7-15)

16 Biosphärenpark Wienerwald

Etwa 63% des Biosphärenreservates sind mit Wald bedeckt. 24% sind Kulturlandschaft, die überwiegend Wiesen- und Weideland, Äcker und Weinberge sowie weitere 6% sind Siedlungsfläche. (BPWW MANAGEMENT, 2005, Annex S.2) Die fehlenden 7% wurden im Antrag an die UNESCO nicht weiter zugeordnet.

3.3.2. Demographischer Überblick

Es leben rund 250.000 Menschen auf BPWW-Flächenaufteilung einer Fläche von etwas mehr als 1.000 76% km², darin enthalten sind etwa 50.000 Kernzone Personen mit Zweitwohnsitz. Dies Pflegezone ergibt eine Dichte von ca. 250 Einwohnern pro km² mit steigender Enwicklungs zone 19% 5% Tendenz, da der Wunsch vom Heim im

Grünen noch lange nicht abklingt. Abbildung 3-2: Flächenaufteilung im BPWW; (Quelle: siehe links) (BPWW MANAGEMENT, 2005, S.28, 29, 32, 81-83)

3.3.3. Schutzzonen im Überblick

Weite Teile des Biosphärenparks sind nach der internationalen Schutzkategorie als Natura 2000 Schutzgebiet ausgewiesen (siehe Abbildung 3-3)

Im Landschaftsschutzgebiet Wienerwald, das der Biosphärenparkfläche entspricht, befinden sich auch Naturparks und Naturschutzgebiete. Ersichtlich ist hier nur das Naturschutzgebiet im Wiener Teil (siehe Abbildung 3-3: Natura 2000 Schutzgebiete im BPWW Abbildung 3-4). Die NÖ (Graphik: WONKA, 2011, S.20) Naturschutzgebiete im Wienerwald sind größtenteils auch gleich mit den Kernzonen.

17 Biosphärenpark Wienerwald

.

Abbildung 3-4: Landschaftschutzgebiet, Naturparks, Wiener Naturschutzgebiet und die Wohngebiete im BPWW sowie Naturschutzgebiet in Wien (Graphik: WONKA, 2011, S.17)

18 Biosphärenpark Wienerwald

3.3.3.1. Niederösterreich

In Niederösterreich ist fast der gesamte Biosphärenpark Wienerwald Landschaftsschutzgebiet, die Kernzonen liegen in Naturschutzgebieten oder Naturwaldreservaten. Zudem ist fast das gesamte Gebiet als Europaschutzgebiet ausgewiesen, also entweder Vogelschutzgebiet oder Schutzgebiet nach der Flora-Fauna-Habitat – Richtlinie bzw. beides.

Es gibt noch vier Naturparks, die als Pflegezone ausgewiesen sind, und zwar „Sparbach“, „Eichenhain“, „Sandstein Wienerwald Purkersdorf“ und „Föhrenberge“. (BPWW MANAGEMENT, 2005, S.89)

Weiters sind noch die Naturdenkmäler zu erwähnen, die auch im Naturschutzgesetz genauer beschrieben sind, in der weiteren Arbeit wird aber nicht mehr näher darauf eingegangen.

3.3.3.2. Wien

In Wien ist der Großteil des Biosphärenparks Wienerwald auf dem von 1905 stammenden Wald- und Wiesengürtel, der aber größtenteils in das Landschaftsschutzgebiet übernommen wurde. Der Lainzer Tiergarten ist davon ausgenommen, jedoch ist dieser Bereich als Naturschutzgebiet ausgewiesen und die sich darin befindliche Kernzone somit auch. Alle anderen Kernzonen sowie Pufferzonen liegen im Landschaftsschutzgebiet.

Mehr Details der Schutzzonen sind im Kapitel 3.6 sowie 3.7 beschrieben.

3.3.4. Hochrangige Verkehrsverbindungen durch den Wienerwald

3.3.4.1. Straßenverkehr

Die A1 und A21, zwei der meist befahrensten Autobahnen Österreichs, sowie die Landessstraße B1 sind die höchstrangigen Straßenverbindungen, die sich durch das Biosphärenreservat schlängeln.

Das durchschnittliche tägliche Verkehrsaufkommen (werktags) im Zeitraum 2008- 2010:

19 Biosphärenpark Wienerwald

Auto- Zählstellen- Fahrzeug- Mo-Fr Datengüte bahn name klasse Kfz/24h 54,83% Tage A1 Pressbaum KFZ 29.436 geschätzt

KFZ > 3,5t 1.057 Messung 5,80% Tage A21 Alland KFZ 42.933 geschätzt KFZ > 3,5t 9.749 Messung 6,37% Tage A21 Brunn-Gebirge KFZ 83.731 geschätzt KFZ > 3,5t 12.179 Messung

Tabelle 3-2 Verkehr auf A1, A21 im Biosphärenpark Wienerwald (Quelle: ASFINAG, http://www.asfinag.at/weitere-services/dauerzaehlstellen 11/11/2011)

3.3.4.2. Schienenverkehr

Die Westbahn ist die einzige zentrale Schienenverkehrsverbindung, die durch den Wienerwald in Ost-West Richtung verläuft. An den Planungsgrenzen des Biosphärenparks Wienerwald gibt es noch im Norden die Franz-Josefs-Bahn und im Süden die Südwestbahn.

3.4. Kernzone

Die Kernzone, die vollständig bewaldet ist, nimmt eine Fläche von 5.576 Hektar ein, was etwa 5,3% der Gesamtfläche des Biosphärenparks Wienerwald entspricht. Vom österreichischen MAB Komitee wurde 2006 eine Mindestanforderung von 5% (siehe oben) festgelegt. Im gesamten Wienerwald gibt es durch die jahrhundertelange Nutzung keinen primären „Ur“-Wald mehr, also wird in Kernzonen ein semi-natürlich gemanagter Wald entstehen. In zweijähriger Arbeit wurden diese Gebiete ermittelt, indem Studien gemacht, Experten konsultiert und die Eigentümer miteinbezogen wurden. Für die Nichtnutzung werden die Eigentümer durch das Land Niederösterreich und Wien entschädigt. (BPWW MANAGEMENT, 2005, S.23)

20 Biosphärenpark Wienerwald

3.4.1. Besitzer der Kernzone

Fläche Besitzer [ha] [%] Republik Österreich (verwaltet durch 4242 76,08 die Österreichische Bundesforste AG) Andere private Besitzer 609 10,92 Kirche und Klöster 288 5,16 Stadt Wien 275 4,93 Gemeinden 162 2,91 Gesamt 5576 100,00

Tabelle 3-3 Kernzonenbesitzer (Quelle: BPWW MANAGEMENT, 2005, S.91)

Die Republik Österreich hält den größten Anteil der Kernzonenfläche mit rund 76%. Die Kirche und Klöster sowie die Stadt Wien besitzen je weitere rund 5%. Der Rest ist im Besitz anderer privater Besitzer und der Gemeinden.

3.4.2. Schutzzonenaufteilung im Biosphärenpark Wienerwald

Von den gesamten niederösterreichischen Kernzonenflächen von 5.204 Hektar sind 4.953 Hektar als Naturschutzgebiet nach NÖ Naturschutzgesetz §11 (vgl. 3.6.3) gewidmet. In Niederösterreich ist der für die Kernzone geforderte höchste Schutzstatus (vgl. 1.5.1.2) das Naturschutzgebiet. Die restlichen 251 Hektar sind Naturwaldreservate (vgl. 3.6.5), die mittels privatrechtlicher Verträge (20 Jahre) der Republik Österreich mit den Grundeigentümern einen gleich hohen Schutzstatus erlangen. (BPWW MANAGEMENT, 2005, S.85-86)

Von der gesamten Wiener Kernzonenfläche von 372 Hektar sind 277 Hektar Naturschutzzone (Lainzer Tiergarten) und Landschaftsschutzgebiet nach dem Wiener Naturschutzgesetz. Die verbleibenden 95 Hektar sind Naturwaldreservate (vgl. 3.6.5). (BPWW MANAGEMENT, 2005, S.86-87)

3.4.3. Wirtschaftliche Nutzung im Biosphärenpark Wienerwald

Die Möglichkeiten der Nutzung in den Kernzonen (siehe Kapitel 1.5.1) sind gemäß der Vorgaben der UNESCO so definiert, dass die Einflüsse des Menschen lediglich auf Forschungsarbeiten und Umweltbeobachtungen beschränkt sind. „Die Ausübung von Jagd und Fischerei sowie die Erhaltung von Wegen, Straßen und

21 Biosphärenpark Wienerwald

touristischen Einrichtungen bleiben davon unberührt.“5 In erster Linie werden die Eigentümer in der forstwirtschaftlichen Nutzung eingeschränkt, die jedoch durch die Entschädigungszahlungen ausgeglichen werden. „Sollten aufgrund gesetzlicher Vorgaben (z.B. Vermeidung von Schädlingsvermehrung gemäß Forstgesetz) Maßnahmen erforderlich sein, die eine Verwertung von Holz in einer Kernzone auslösen, so sind die aus Verwertung erzielten Erträge gemäß Entschädigungsvereinbarung für Zwecke des BPWW zu verwenden.“6

In den Jahren 2006 bis 2009 wurde durch Holzverwertungen in Kernzonen insgesamt ein Erlös von mehr als EUR 146.000,- erzielt. Abzüglich der Frachtkosten wurden diese Gelder auf ein Konto der Österreichischen Bundesforste gelegt, wovon Aufwände durch beispielsweise Wegeerhaltungsarbeiten oder ähnliches bezahlt werden. (LANDESRECHNUNGSHOF, 2011, S.70, 71)

3.5. Finanzierung

3.5.1. Biosphärenpark Wienerwald Management GmbH

Die Biosphärenpark Wienerwald Management GmbH hatte 2010 Ausgaben von EUR 1,22 Millionen, wovon etwa die Hälfte für Projekte ausgegeben wurde. Der Rest sind hauptsächlich Personalkosten sowie ein kleiner Anteil bürospezifischer Ausgaben. Gedeckt wird das auf der Einnahmenseite hauptsächlich durch die Gesellschafterzuwendungen (Niederösterreich und Wien) mit ca. T und durch die Projektförderungen mit ca. S .

Im Jahr 2009 sieht die Verteilung ähnlich aus, nur waren die Ausgaben mit EUR 1,14 Millionen beziffert. (LANDESRECHNUNGSHOF, 2011, S.44)

3.5.2. Projektübersicht

In den Jahren 2007 bis 2009 wurden vom Biosphärenpark Wienerwald Management insgesamt 20 Projekte in Angriff genommen. 12 Projekte konnten bis Ende 2009 abgeschlossen werden und weitere 8 laufen noch zum Teil bis 2012. Die Gesamtkosten der Projekte wurden mit EUR 952.129,72 beziffert, wobei fast 60% davon an Fördermitteln (hauptsächlich EU-Förderprogramme) zugesichert wurden.

5 LANDESRECHNUNGSHOF, 2011, S.70. 6 LANDESRECHNUNGSHOF, 2011, S.70, 71.

22 Biosphärenpark Wienerwald

Bis Ende 2009 fielen schon ca. EUR 600.000,- an Projektkosten an, von denen ca. 37% aus Fördergeldern gedeckt wurden. Weitere 13,3% wurden von Projektpartnern wie zum Beispiel Magistratsdienststellen, Wienerwaldtourismus GmbH und Bundesministerium bezahlt. 14,3% sind hier insgesamt zugesichert. (LANDESRECHNUNGSHOF, 2011, S.47)

3.5.3. Entschädigungen

Am 2. Mai 2006 wurde von der NÖ Landesregierung die Höhe der Entschädigungsverträge für die Naturschutzgebiete, die in den Kernzonen liegen, festgelegt. Diese Zahlungen sind wertgesichert und werden jährlich angepasst. Vom Jahr 2006 bis 2010 war diese Steigerung durch Beschluss der NÖ Landesregierung 7,29%, sodass für das Jahr 2010 die Entschädigungssumme EUR 1.167.816,98 ergab. (LANDESRECHNUNGSHOF, 2011, S.70, 74)

Jährliche Entschädigungszahlungen Entschädigung Fläche €/ha Grundeigentümer [€] [ha] 2006 2010 Grundeigentümer 1 911.000,00 4.104,00 221,98 238,16 Grundeigentümer 2 49.327,58 190,79 258,54 277,39 Grundeigentümer 3 41.384,03 215,00 192,48 206,52 Grundeigentümer 4 41.191,17 147,73 278,83 299,15 Grundeigentümer 5 18.203,45 86,89 209,50 224,77 Grundeigentümer 6 15.637,57 59,40 263,26 282,45 Grundeigentümer 7 11.716,51 49,66 235,93 253,13 Summe 1.088.460,31 4.853,47 224,26 240,61

Tabelle 3-4 Höhe der Entschädiungsverträge laut Beschluss der NÖ Landesregierung (Quelle: LANDESRECHNUNGSHOF, 2011, S.70, 74)

3.6. Schutzgebiete im Biosphärenpark Wienerwald

Die rechtliche Grundlage für den Naturschutz hat in der österreichischen Bundesverfassung keinen einheitlichen Kompetenztatbestand. Im Allgemeinen ist in Österreich die rechtliche Zuständigkeit in Gesetzgebung und Vollzug für den Natur- und Landschaftsschutz bei den einzelnen Bundesländern. Es gibt daher neun Landes- Naturschutzgesetze und kein Bundes-Naturschutzgesetz, da der Bund rechtlich nicht zuständig ist. Eine Ausnahme gibt es bei internationalen Abkommen (Alpenkonvention,

23 Biosphärenpark Wienerwald

Ramsar Konvention, Berner Konvention) und naturschutzrelevanten Programmen der Europäischen Kommission, für die der Bund zuständig ist. (FRANK, Georg; KOCH, G., 1999)

3.6.1. Landschaftsschutzgebiete (laut NÖ LANDTAG, 2010, §8)

Landschaftsschutzgebiete werden per Verordnung der Landesregierung zu solchen erklärt, wenn mindestens eines folgender Kriterien für dieses Gebiet erfüllt ist:

• herausragende landschaftliche Schönheit oder Eigenart • als charakteristische Kulturlandschaft von Bedeutung • große Wichtigkeit für die Erholung der Bevölkerung oder den Fremdenverkehr

Bei Baulandwidmungen oder der Erstellung von Bebauungsplänen muss zusätzlich noch ein Gutachten von einem Naturschutzsachverständigen eingeholt werden sowie die NÖ Umweltanwaltschaft dazu Stellung nehmen. Bewilligungspflichtige Maßnahmen außerhalb des Ortsbereiches, die Landschaftsbild, Erholungswert sowie die charakteristischen Eigenschaften der Landschaft (ökologische Funktionstüchtigkeit, Schönheit, Charakter, Eigenart) nachhaltig beeinträchtigen, sind dann zu untersagen, wenn eine Vorschreibung von Vorkehrungen die Beeinträchtigungen nicht ausschließen lässt.

Außerhalb zusammenhängender Siedlungsgebiete benötigen folgende Vorhaben beispielsweise eine behördliche Bewilligung.

• Abgrabungen oder Anschüttungen auf einer Fläche von über 1.000 m² und bei einer Niveauänderung über einem Meter, ausgenommen bei Hohlwegen. • Die Errichtung, Erweiterung und Rekultivierung von Materialgewinnungs- oder -verarbeitungsanlagen. • „Die Errichtung und wesentliche Abänderung von allen Bauwerken, die nicht Gebäude sind und die auch nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit Gebäuden stehen und von sachlich untergeordneter Bedeutung sind.“7 • „Die Errichtung, Anbringung, Aufstellung, Veränderung und der Betrieb von Werbeanlagen, Hinweisen und Ankündigungen ausgenommen der für politische Werbung und ortsübliche, eine Fläche von einem Quadratmeter nicht überschreitende Hinweisschilder.“8

7 NÖ LANDTAG, 2010, S.4. 8 NÖ LANDTAG, 2010, S.4.

24 Biosphärenpark Wienerwald

• Die Errichtung, Erweiterung sowie der Betrieb von Sportanlagen für Motocross-, Autocross- und Trialsport, sowie die Errichtung und Erweiterung von Golfplätzen und anderen. • Jede Errichtung oder Erweiterung von Anlagen im Grünland, die zum Abstellen von Kraftfahrzeugen auf einer Fläche von mehr als 500m² dienen

3.6.2. Europaschutzgebiete oder Natura 2000 Schutzgebiete (laut NÖ

LANDTAG, 2010, §§ 9 und 10)

Das Niederösterreichische und Wiener Naturschutzgesetz sind in Bezug auf die Europaschutzgebiete sehr ähnlich ausgelegt. (vgl. NÖ LANDTAG, 2010, §§ 9 und 10

sowie WIENER LANDTAG, 2006, §§ 22 und 22a)

3.6.2.1. Ziele

Das europäische Netzwerk „Natura 2000“ soll insbesondere dem Aufbau und dem Schutz von Gebieten gemeinschaftlicher Bedeutung sowie europäischer Vogelschutzgebiete dienen. (NÖ LANDTAG, 2010: NÖ Naturschutzgesetz 2000, §9, Abs.1) Die Erhaltung der biologischen Vielfalt zu fördern und somit eine Verbesserung der Qualität unserer Umwelt zu erreichen, liegt im Interesse des Allgemeinwohls. Natürlich sollen wirtschaftliche, soziale, kulturelle und regionale Anforderungen berücksichtigt werden und somit eine harmonische

Koexistenz von Mensch und Natur erreicht werden. (RAT DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFTEN – Richtlinie 92/43/EWG, 2006, S.7)

3.6.2.2. Zwei Richtlinien als Basis

Da in vielen Mitgliedsstaaten der EU ein teilweise rapider Rückgang verschiedener Tier- und Pflanzenarten zu verzeichnen war, erkannte man bald, dass man hier dieser Entwicklung entgegenwirken musste. Es wurde eine rechtliche Grundlage für eine europaweite Einführung geschützter Gebiete mit der Bezeichnung „Europaschutzgebiete“ beziehungsweise „Natura 2000 Schutzgebiete“ eingeführt.

Die zwei Richtlinien des Rates der europäischen Gemeinschaft sollen auf den Erhalt und den Schutz

25 Biosphärenpark Wienerwald

• der wildlebenden Vogelarten (Vogelschutz-Richtlinie: Richtlinie 79/409/EWG) und • der natürlichen Lebensräume sowie wildlebender Tiere und Pflanzen (Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie beziehungsweise FFH-Richtlinie: Richtlinie 92/43/EWG)

abzielen. (RAT DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFTEN – Richtlinie 92/43/EWG, 2006, S.2; RAT DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFTEN – Richtlinie 79/409/EWG, 2009, S.2)

3.6.2.3. Rechtliche Umsetzung

Durch den EU-Beitritt 1995 verpflichtet sich Österreich, die beiden Richtlinien des Rates umzusetzen und ein Netz an Schutzgebieten auszuweisen. Nach

österreichischer Rechtslage ist dies Aufgabe der einzelnen Bundesländer. (NÖ LANDESREGIERUNG, 2011)

Eine Umsetzung der Richtlinien auf rechtlicher Ebene erfolgt in Niederösterreich einerseits durch das NÖ Naturschutzgesetzes 2000 und das NÖ Raumordnungsgesetzes 1976.

(NÖ LANDTAG – NÖ ROG 1979, 2001;vgl. NÖ LANDTAG – NÖ ROG 1979, 2011; (NÖ LANDTAG, 2010: NÖ Naturschutzgesetz 2000, §§ 9 und 10)).

3.6.2.4. Ausweisung und Erhaltung der Schutzgebiete

Durch eine Verordnung der Landesregierung wird ein Gebiet, das von gemeinschaftlicher Bedeutung ist, zu einem besonderen Schutzgebiet mit der Bezeichnung „Europaschutzgebiet“ erklärt. Die flächenmäßige Abgrenzung des Schutzgebietes ist vom jeweiligen Schutzgegenstand abhängig, der sogenannten prioritären natürlichen Lebensraumtypen sowie prioritären Arten. Für jede Schutzzone wird ein Managementplan erstellt, der hoheitlich oder vertraglich regelt, wie die nötigen Pflege-, Entwicklungs- und Erhaltungsmaßnahmen erreicht werden können.

26 Biosphärenpark Wienerwald

Die NÖ Landesregierung hat die Aufgabe, den Erhaltungszustand der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tier- und Pflanzenarten zu dokumentieren und zu überwachen. (NÖ LANDTAG, 2010, §9, Abs.3-6)

Der angestrebte „günstige Erhaltungszustand“9, den es zu bewahren oder wiederherzustellen gilt, soll gegebenenfalls auch durch Gebote und Verbote erreicht werden. „Zu verbieten sind insbesondere Maßnahmen, die zu einer Zerstörung oder einer wesentlichen Beeinträchtigung des Schutzgebietes oder 10 seiner Bestandteile führen können." (NÖ LANDTAG, 2010: NÖ Naturschutzgesetz 2000, §9, Abs. 4)

Es ist selbst eine „Verschlechterung der natürlichen Lebensräume und der Habitate der Arten sowie Störungen der Arten, für die die Gebiete ausgewiesen 11 worden sind, zu vermeiden.“ (RAT DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFTEN – Richtlinie 92/43/EWG, 2006, Art.6, Abs.2)

Europaschutzgebiete sollen einen Beitrag zum allgemeinen Ziel einer nachhaltigen Entwicklung leisten. (RAT DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFTEN –

Richtlinie 92/43/EWG, 2006, S.2)

3.6.2.5. Verträglichkeitsprüfung

Projekte, die nicht direkt mit der Verwaltung eines Europaschutzgebietes in Verbindung stehen und das Gebiet „erheblich beeinträchtigen“, bedürfen einer Bewilligung der Behörde. In einer Naturverträglichkeitsprüfung müssen bewilligungspflichtige Maßnahmen von der Behörde genehmigt werden.

Kommt die Behörde zu einem negativen Ergebnis, hat sie Alternativlösungen zu prüfen. Gibt es keine Alternativlösung, darf die Bewilligung unter bestimmten Umständen doch genehmigt werden. Solche sind aus „zwingenden Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses im Zusammenhang mit der Gesundheit des Menschen, der öffentlichen Sicherheit oder maßgeblichen Auswirkungen für Umwelt und nach Stellungnahme der Europäischen Kommission auch aus anderen zwingenden Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses“12 und „zwingenden Gründen des überwiegend

9 NÖ LANDTAG, 2010: NÖ Naturschutzgesetz 2000, §9, Abs.4. 10 NÖ LANDTAG, 2010: NÖ Naturschutzgesetz 2000, §9, Abs.4. 11 RAT DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFTEN – RICHTLINIE 92/43/EWG, 2006, ART.6, ABS.2. 12 NÖ LANDTAG, 2010: NÖ Naturschutzgesetz 2000, §10, Abs.6.

27 Biosphärenpark Wienerwald

öffentlichen Interesses einschließlich solcher sozialer oder wirtschaftlicher Art“13 gerechtfertigt. Die Behörde schreibt Ausgleichsmaßnahmen vor um die „globale Kohärenz von Natura 2000“14 sicherzustellen. Hierfür ist die Europäische Kommission zu unterrichten. (NÖ LANDTAG, 2010: NÖ Naturschutzgesetz 2000, §10)

Anmerkung: Im NÖ Naturschutzgesetz 2000, §9, Abs. 2 und 3, 8. Novelle vom 27.01.2010 ist nach wie vor ein Verweis auf die Fauna-Flora-Habitat-Richtline sowie auf die Vogelschutz-Richtlinie aus dem Jahr 1997. Im Jahre 2006 (FFH) beziehungsweise im Jahr 2009 (VS) hat es eine Überarbeitung der Richtlinien gegeben, die im Landesrecht jedoch noch nicht übernommen wurde. Generell steht EU-Recht über dem Bundes- beziehungsweise Landesrecht und somit ist prinzipiell die neue Richtlinie gültig, jedoch müsste das auch im Landesgesetz geändert werden.

Das Wiener Naturschutzgesetz mit der letzten Novellierung 2006 konnte die neuen Änderungen der Richtlinie natürlich noch nicht enthalten, doch wurde die Wiener Naturschutzverordnung 2010 novelliert, jedoch der §1 durch die aktualisierten Richtlinien nicht geändert.

Anmerkung: NÖ Naturschutzgesetz 2000, §10, Abs. 4, 8. Novelle vom 27.01.2010 lautet: „Hat die Behörde aufgrund der Ergebnisse der Naturverträglichkeitsprüfung festgestellt, dass das Gebiet als solches nicht erheblich beeinträchtigt wird, ist die Bewilligung zu erteilen.“ Wenn ein Vorhaben das Gebiet also „nur“ beeinträchtigt, darf es also laut Gesetz trotzdem bewilligt werden beziehungsweise ist es laut §10 Absatz 1 gar nicht bewilligungspflichtig. Dies widerspricht aber eindeutig der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie Abs. 6, Abs. 2 aus dem Jahr 2006 vom Rat der europäischen Gemeinschaft für FFH-Schutzgebiete, die explizit sagt, dass eine Verschlechterung vermieden werden soll.

13 NÖ LANDTAG, 2010: NÖ Naturschutzgesetz 2000, §10, Abs.6. 14 NÖ LANDTAG, 2010: NÖ Naturschutzgesetz 2000, §10, Abs.7.

28 Biosphärenpark Wienerwald

3.6.3. Naturschutzgebiete (laut NÖ LANDTAG, 2010, §11)

Die Landesregierung kann ein Gebiet im Grünland zum Naturschutzgebiet erklären,

wenn es eines folgender Kriterien laut NÖ Naturschutzgesetz 2000 (2010), §11, Abs.1 aufweist:

• weitgehende Ursprünglichkeit (insbesondere Urwald, Ödland, Steppenreste und Moore) • aus naturschutzfachlicher Sicht besonders bedeutsame Entwicklungsprozesse ablaufen (insbesondere Dynamik von Fließgewässern) • charakteristische Tier- und Pflanzenarten betroffener Lebensräume, insbesondere bei seltenen oder gefährdeten Arten • bei häufig vorkommenden Mineralien oder Fossilien, die von wissenschaftlichem Interesse sind • erdgeschichtlich interessante Erscheinungsformen

Zur Sicherung des Schutzzweckes eben genannter Gebiete kann es sinnvoll sein Umgebungsbereiche in das Schutzgebiet einzubeziehen. Eine Widmung als Bauland oder Verkehrsfläche ist laut NÖ Raumordnungsgesetz 1976, LGBl. 8000 unzulässig.

Jeder Eingriff in die Flora und Fauna sowie jede Änderung der existierenden Boden- und Felsbildungen ist verboten. Es gilt ein Wegegebot, das ein Verlassen der gekennzeichneten Wege und Bereiche verbietet. Das bedeutet beispielsweise, dass ein Sammeln von Pilzen, Kräutern und Beeren verboten ist.

Ausgenommen von diesem Betretungsverbot sind die Eigentümer, die Nutzungsberechtigten oder Personen, deren gesetzlicher Auftrag dies verlangt (z.B. Organe des Forstschutzes, der Jagd- und Fischereiaufsicht, der Naturschutzbehörde).

Die Jagd und Fischerei sind vom Eingriffsverbot ausgenommen. Weitere Ausnahmen im Zuge von wissenschaftlichen Forschungen können erteilt werden. (NÖ LANDTAG, 2010, §11)

29 Biosphärenpark Wienerwald

3.6.4. Naturpark (laut NÖ LANDTAG, 2010, §13)

Die Landesregierung kann Schutzgebiete wie Landschafts-, Europa- oder Naturschutzgebiete beziehungsweise Teile dieser Gebiete mittels Verordnung zum Naturpark erklären. Voraussetzungen dafür sind:

• besondere Eignung für die Erholung und die Vermittlung von Wissen • geeignete Einrichtungen um Besuchern einen guten Zugang zur geschützten Natur zu geben • Einverständnis des Verfügungsberechtigen (bei mehreren gilt eine Dreiviertelmehrheit an Gebietsbesitz) • Erstellung eines Naturparkkonzeptes

o naturräumliche Bestandsaufnahme o Landschaftspflege- und Entwicklungsplan o Touristisches Konzept o Naturpark in Regionalkonzept berücksichtigen o Planung der Einrichtungen für Information, Bildung und Erholung • eine Trägerorganisation, die die Betreuung der Einrichtung und die Umsetzung des Naturparkkonzeptes übernimmt

(NÖ LANDTAG, 2010: NÖ Naturschutzgesetz 2000, §11)

3.6.5. Naturwaldreservate

3.6.5.1. Der Beginn der Naturwaldreservate

Im Jahre 1993 verpflichtet sich Österreich nach Unterzeichnung der Resolution zum Schutz der Wälder in Europa ein repräsentatives Netzwerk an Naturwaldreservaten zu erstellen. 1995 beginnt man mit der Umsetzung des österreichischen Naturwaldreservate-Programms. (FRANK, 2006)

3.6.5.2. Was ist ein Naturwaldreservat?

Naturwaldreservate sind bestehende Waldgebiete, in denen der Eingriff des Menschen weitgehend ausgeschlossen ist. Primäres Anliegen ist es, die biologische Vielfalt zu erhalten und zu fördern, indem sich dieses Ökosystem Wald unbeeinflusst entwickeln kann. ( LEBENSMINISTERIUM IV/3, 2001) Naturwaldreservate sollen eine gute Repräsentation der Zusammensetzung der Baumarten sowie natürlicher Vegetationsverhältnisse der Bestandsstruktur

30 Biosphärenpark Wienerwald

möglichst gut wiederspiegeln oder dies in absehbarer Zeit erreichen. (FRANK, 2006)

Die Stärkung der Biodiversität bietet die Grundlage für einen nachhaltig gesunden Waldbestand. Naturwaldreservate sollen ausschließlich der Forschung, der Lehre und der Bildung vorbehalten bleiben. Durch eine wissenschaftliche Betreuung sollen neue Erkenntnisse ökologisch orientierter,

naturnaher Waldbewirtschaftung erlangt werden. ( LEBENSMINISTERIUM IV/3, 2001)

Die Jagd ist die einzige Nutzungsform, die im Naturwaldreservat erlaubt ist. Für das Wild stellen die Reservate eine Ruhezone dar und ohne eine Regulierung würde es zu größeren Konzentrationen von Wild kommen. (FRANK, 2006)

3.6.5.3. Rechtliche Sicherung

Rechtlich gesehen basiert das Naturwaldreservate-Programm auf dem Vertragsnaturschutz zwischen dem Waldeigentümer und der Republik Österreich. Auf eine Dauer von 20 Jahren werden privatrechtliche Verträge abgeschlossen, wobei sich der Bund eine vertraglich fixierte Option auf Verlängerung behält. Weiters sind die Unterlassung der Nutzung sowie sonstiger Maßnahmen und die dafür vom Staat zu entrichtenden Entgeltzahlungen geregelt. ( LEBENSMINISTERIUM IV/2, 2010)

Derzeit ist die aus dem Bewertungsgutachten ausgearbeitete Entschädigung für den Nutzungsentgang mit einem Sockelbetrag von 47,24 €/ha (ab 100 ha 29,07€/ ha) festgelegt. Die Finanzierung erfolgt ausschließlich vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft . ( LEBENSMINISTERIUM IV/2, 2010)

3.6.5.4. Naturwaldreservate im Biosphärenpark Wienerwald

Die meisten Verträge der 12 im Biosphärenpark Wienerwald existierenden Naturwaldreservate wurden im Jahr 1997 bis 1999 für eine Laufzeit von 20 Jahren abgeschlossen. Die Höhe der Entschädigung ist von Lage und anderen Parametern abhängig und beläuft sich zwischen EUR 200,- und EUR 300,- je Hektar. (NÖ LANDESRECHNUNGSHOF, 2011, S.68)

31 Biosphärenpark Wienerwald

3.6.5.5. Finanzielle Auswirkungen

Für die Waldeigentümer besteht die Möglichkeit nach Ablauf des Vertrages mit der Republik in die gültige Entschädigungsregelung aufgenommen zu werden, indem das Gebiet zum Naturschutzgebiet erklärt wird. Nach Ablauf des Vertragsnaturschutzes mit dem Bund wird eine Übernahme durch das Land NÖ notwendig werden um den Kriterien der UNESCO für Kernzonen gerecht zu werden. Dies inkludiert natürlich auch, dass der Eigentümer für eine Ausweisung zum Naturschutzgebiet zustimmt. Ansonsten hat der Bund noch eine Option auf Vertragsverlängerung (vgl. 3.6.5.3).

Eine Übernahme der jetzigen Naturwaldreservate würde zusätzliche Kosten in der Höhe von ca. EUR 75.000,- pro Jahr für das Land Niederösterreich bedeuten. (NÖ LANDESRECHNUNGSHOF, 2011, S.78)

3.6.6. Entgeltzahlungen

3.6.6.1. Allgemein

Falls Grundeigentümer eine durch das Naturschutzgesetz 2000 resultierende wesentliche Einschränkung erfahren, steht ihnen ein Entschädigungsanspruch zu. Verliert ein Grundstück durch dieses Gesetz seine dauernde Nutzbarkeit und ist keine „gütliche Übereinkunft über die geltend gemachte Entschädigung zu erzielen“15, so geht auf Antrag des Grundeigentümers das Grundstück durch

Kauf in das Eigentum des Landes über. (NÖ LANDTAG, 2010: NÖ Naturschutzgesetz 2000, §23, Abs. 1-2)

3.6.6.2. Im Biosphärenpark Wienerwald

Bei der Einrichtung des Biosphärenparks wurden keine Grundstücke vom Land NÖ eingelöst. Ein Vertragsmuster für die Entschädigungsverträge der Grundeigentümer der Kernzone hat die niederösterreichische Landesregierung am 2. Mai 2006 beschlossen.

15 NÖ LANDTAG, 2010: NÖ Naturschutzgesetz 2000, §30, Abs.1.

32 Biosphärenpark Wienerwald

3.6.7. Strafbestimmungen (laut NÖ NSchG 2000 §36 bzw. Wr-NSchG §49)

Im niederösterreichischen Naturschutzgesetz wird eine Verwaltungsübertretung mit einer Geldstrafe von bis zu EUR 14.500 oder bei Nichteinbringung einer Freiheitsstrafe von bis zu sechs Wochen bestraft, wenn gegen Gebote/Verbote verstoßen wird. Im Wiener Naturschutzgesetz wird ein Verstoß mit bis zu EUR 21.000 beziehungsweise einer Ersatzfreiheitsstrafe von bis zu vier Wochen geahndet. Alleine der Versuch ist schon strafbar. (NÖ LANDTAG, 2010: [NSG],

§36; WIENER LANDTAG, 2006: Naturschutzgesetz, §49, Abs. 1-2)

3.7. Rechtliche Situation

Der niederösterreichische Teil des Biosphärenparks Wienerwald ist vollständig als Landschaftsschutzgebiet nach dem NÖ Naturschutzgesetz 2000 §8 ausgewiesen (3.6.1). Für alle Biosphärenreservat-Zonen gelten das NÖ Naturschutzgesetz 2000 und dessen Verordnung, das NÖ Raumordnungsprogramm, das NÖ Jagdgesetz und dessen

Verordnung, das NÖ Fischereigesetz und das NÖ Höhlenschutzgesetz. (BPWW MANAGEMENT, 2005, S.83-84)

Im Wiener Teil des Biosphärenreservates gelten neben dem Wiener Naturschutzgesetz und dessen Verordnung das Wiener Stadtentwicklungs-, Stadtplanungs- und Baugesetzbuch (Bauordnung für Wien) sowie das Wiener Jagd und Fischereigesetz. (BPWW MANAGEMENT, 2005, S.85)

In Wien und Niederösterreich wurde im Jahr 2006 ein Biosphärenpark-Gesetz geschaffen, das für die Errichtung, Erhaltung und Entwicklung des Biosphärenparks die rechtliche Grundlage schaffen soll. Anschließend wurde noch ein Gesetz zwischen beiden Ländern geschaffen, welches die Errichtung und den Betrieb regelt. In Niederösterreich erfolgte im Jahr 2008 noch eine Verordnung zu den Kern- und Pflegezonen im Biosphärenpark Wienerwald, da dies im NÖ Biosphärenpark-Wienerwald-Gesetz gefordert wurde. (NÖ LANDESRECHNUNGSHOF, 2011, S. 7-8)

Genauer auf die Gesetze wird im nächsten Kapitel eingegangen.

33 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

4. Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

4.1. Kriterien für Biosphärenparks in Österreich (LANGE, 2006, S.15-18)

Es folgt der Kriterienkatalog des Österreichischen MAB-Nationalkomitees mit Verweisen auf die Realität.

"Präambel

Das internationale UNESCO-Prädikat „biosphere reserve“ entspricht in Österreich der Bezeichnung „Biosphärenpark“. Eine mit dem Prädikat ausgezeichnete Region darf den Beinamen „Modellregion für nachhaltige Entwicklung“ führen. Die Anerkennung einer Region als Biosphärenpark erfolgt international durch das MAB-Büro der UNESCO. Zuvor muss ein Antrag beim Österreichischen MAB-Nationalkomitee eingereicht, von diesem genehmigt und an die UNESCO weiter geleitet werden.

Daher wird eine enge Abstimmung des Managements bzw. der jeweiligen Regionalvertreter mit dem Österreichischen MAB-Nationalkomitee bereits in der Planungsphase, aber auch im laufenden Betrieb, empfohlen. Für die derzeit existierenden österreichischen Biosphärenparks besteht eine Übergangsfrist von fünf Jahren ab In-Kraft-Treten der „Nationalen Kriterien für Biosphärenparks in Österreich“. Entsprechen die Gebiete nach Ablauf dieser Frist den nationalen Kriterien nur unzureichend, behält sich das Österreichische MAB-Nationalkomitee vor, der UNESCO eine Aberkennung des Prädikates zu empfehlen. Ausnahmen können generell nur dann gewährt werden, wenn die betroffenen Gebiete einen herausragenden gesellschaftlichen oder wissenschaftlichen Wert (z.B. lange Messreihen für Umweltmonitoring) nachweisen können und eine adäquate Sicherung dieser Werte nicht durch eine bestehende bzw. die Übernahme in eine andere Schutzgebietsform möglich ist.

Nationale Kriterien für Biosphärenparks in Österreich

(A) – Ausschlusskriterien (müssen unbedingt erfüllt sein)

(B) – Bewertungskriterien (sind als Zielvorstellung zu werten; auf ihre Umsetzung ist hinzuarbeiten)

34 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Allgemeines

(1) Biosphärenparks verpflichten sich, den Anforderungen der „Sevilla-Strategie“ sowie den „Internationalen Leitlinien für das Weltnetz der Biosphärenreservate“ zu entsprechen. (A)

(2) Biosphärenparks verpflichten sich dem Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung. Sie zeigen mit vorbildhaften nachhaltigen Bewirtschaftungsweisen und innovativen Modellprojekten – auch für umliegende Regionen – den Weg in eine nachhaltige Zukunft. (A)"16

→ Vgl. Kapitel 4.3.2 - Rallye, Motocross und Offroad-Veranstaltungen → Vgl. Kapitel 4.3.3 - Forststraßen im Wienerwald → Vgl. Kapitel 4.3.7 - Salzstreuung im Biosphärenpark → Vgl. Kapitel 4.3.8 - Umfahrung Klosterneuburg – Verlegen von Schutzzonen → Vgl. Kapitel 4.3.11 - Autobahnen grenzen direkt an Kernzonen → Vgl. Kapitel 4.3.13.2.2 - Golfplatz Richardshof → Vgl. Kapitel 4.3.13.2.3 - Tennisplatz am Haberg → Vgl. Kapitel 4.3.13.2.5 - Gasgewinnungsstätte in Klosterneuburg → Vgl. Kapitel 4.3.14.2 - Golfplatz Klosterneuburg

" (4) Es ist sicherzustellen, dass die ansässige Bevölkerung, Vertreter wichtiger Interessensgruppen, Grundbesitzer, sowie NGOs vor einem formellen Antrag zur Anerkennung eines Biosphärenparks in die Meinungs- und Entscheidungsfindung einbezogen werden. Der geplanten Einrichtung eines Biosphärenparks muss eine breite Konsensfindung in der Region vorausgehen. (A)"17

Wenn jeder miteinbezogen wurde, warum können dann folgende Aktivitäten passieren? → Vgl. Kapitel 4.3.2 - Rallye, Motocross und Offroad-Veranstaltungen → Vgl. Kapitel 4.3.3 - Forststraßen im Wienerwald → Vgl. Kapitel 4.3.14.2 - Golfplatz Klosterneuburg

"Fläche und Zonierung

[...]

16 LANGE, 2006, S.15 17 LANGE, 2006, S.15

35 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

(10) Ein Biosphärenpark muss in Kern-, Pflege- und Entwicklungszonen gegliedert sein. Die Zonierungsplanung ist durch einen Partizipationsprozess zu begleiten, in den Grundeigentümer, Interessensvertretungen und NGOs eingebunden werden (A)."18

Wenn jeder miteinbezogen wurde, warum können dann folgende Aktivitäten passieren? → Vgl. Kapitel 4.3.2 - Rallye, Motocross und Offroad-Veranstaltungen → Vgl. Kapitel 4.3.3 - Forststraßen im Wienerwald

"(11) Kernzonen

[...]

c) Rechtliche Sicherung: Die Kernzonen müssen dauerhaft als strenge Schutzgebiete (wie z.B. Wildnisgebiete, Nationalparks, Naturschutzgebiete, spezielle Gebietsverordnungen) gesichert werden. (A) Sofern die Kernzonen nicht schon vor der Einreichung hinreichend unter Schutz gestellt sind, sollte die Flächensicherung bereits in der Planungsphase gewährleistet werden (Nutzungs-Moratorium). (B)"19

→ Vgl. Kapitel 4.3.13.1.1 - Fehlende Ausweisung der rechtlichen Grundlage einer Kernzone

"d) Nutzung: In Kernzonen darf keinerlei Nutzung erfolgen. Ausgenommen vom Nutzungsverbot sind extensive traditionelle Nutzungsformen (pflegliche Almwirtschaft, Schaftrieb, etc.) sowie eine nach ökologischen Kriterien ausgerichtete Wildstandsregulierung bzw. Jagd und Fischerei. Die Nutzungsbeschränkungen sind durch das Management zu kontrollieren und durch geeignete Maßnahmen zu begleiten. (A)"20

→ Vgl. Kapitel 4.3.5 - Autofahrten durch Kernzone → Vgl. Kapitel 4.3.6 - Lagerfeuer und Grillen in der Kernzone

18 LANGE, 2006, S.16 19 LANGE, 2006, S.16 20 LANGE, 2006, S.16

36 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

"Partizipation und Bewusstseinsbildung

(23) Die ansässige Bevölkerung sowie Interessens- und NGO-Vertreter sind in alle Phasen der Planung und Gestaltung des Biosphärenparks als ihren Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum einzubeziehen und zur ständigen Mitarbeit zu motivieren. (A)"21

Wenn jeder miteinbezogen wurde, warum können dann folgende Aktivitäten passieren? → Vgl. Kapitel 4.3.2 - Rallye, Motocross und Offroad-Veranstaltungen → Vgl. Kapitel 4.3.3 - Forststraßen im Wienerwald → Vgl. Kapitel 4.3.14.2 - Golfplatz Klosterneuburg

"(25) Besucher und Bürger sind über den Biosphärenpark, seine Bedeutung, Ziele sowie Bildungs- und Partizipationsangebote bestmöglich zu informieren (Schilder im Gelände, Broschüren, Webseiten, Öffentlichkeitsarbeit in den Medien, etc.). (A)"22

→ Vgl. Kapitel 4.3.9 - Information der Bevölkerung

"(26) In Biosphärenparks soll das Verständnis der Beziehung des Menschen und seines Wirtschaftens zur Natur durch Programme zur Bewusstseinsbildung vertieft werden. Diese Bildungsangebote sind für alle Generationen von der Schulklasse bis zur Seniorengruppe anzubieten. (B)"23

→ Vgl. Kapitel 4.4 - Umfrage

"Natur- und Kulturerbe

(29) Bei Eingriffen in Naturhaushalt und Landschaftsbild sowie bei Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen müssen regionale Leitbilder, Umweltqualitätsziele und - standards angemessen berücksichtigt werden. (A)"24

→ Vgl. Kapitel 4.3.2 - Rallye, Motocross und Offroad-Veranstaltungen → Vgl. Kapitel 4.3.3 - Forststraßen im Wienerwald → Vgl. Kapitel 4.3.8 - Umfahrung Klosterneuburg – Verlegen von Schutzzonen

21 LANGE, 2006, S.17 22 LANGE, 2006, S.17 23 LANGE, 2006, S.17 24 LANGE, 2006, S.18

37 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

"Die Kriterien wurden vom Projekteam Lange/Borsdorf unter Beteiligung von zahlreichen Experten erarbeitet und am 7. März 2006 vom Österreichischen MAB- Nationalkomitee beschlossen."25

4.2. Biosphärenpark Wienerwald Gesetz

4.2.1. Auszüge aus dem NÖ Biosphärenpark Wienerwald Gesetz (NÖ

LANDTAG, 2006)

"§ 2 Ziele

(1) Der Biosphärenpark Wienerwald ist so zu errichten und zu betreiben, dass er durch die Verbindung der drei im folgenden angeführten Funktionen eine Modellregion zur Erforschung und Demonstration von Ansätzen zu Schutz und ökologisch, ökonomisch und soziokulturell nachhaltiger Entwicklung auf regionaler Ebene darstellt:

a) Schutz: Beitrag zur Erhaltung von Landschaften, Ökosystemen, Arten und genetischer Vielfalt;

b) Entwicklung: Förderung einer ökologisch, ökonomisch und soziokulturell nachhaltigen Entwicklung"26

→ Vgl. Kapitel 4.3.2 - Rallye, Motocross und Offroad-Veranstaltungen → Vgl. Kapitel 4.3.3 - Forststraßen im Wienerwald → Vgl. Kapitel 4.3.7 - Salzstreuung im Biosphärenpark → Vgl. Kapitel 4.3.8 - Umfahrung Klosterneuburg – Verlegen von Schutzzonen → Vgl. Kapitel 4.3.11 - Autobahnen grenzen direkt an Kernzonen → Vgl. Kapitel 4.3.13.2.2 - Golfplatz Richardshof → Vgl. Kapitel 4.3.13.2.3 - Tennisplatz am Haberg → Vgl. Kapitel 4.3.13.2.5 - Gasgewinnungsstätte in Klosterneuburg → Vgl. Kapitel 4.3.14.2 - Golfplatz Klosterneuburg

"§ 3 Fläche des Biosphärenpark Wienerwald

[…]

25 LANGE, 2006, S.18 26 NÖ LANDTAG, 2006, S.1.

38 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

(2) Der Biosphärenpark Wienerwald soll die in § 2 Abs. 1 Z. 4 angeführten Funktionen durch eine entsprechende Einteilung in die folgenden Zonen erfüllen:

1. Kernzonen: Gebiete, die dem langfristigen Schutz von Lebensräumen, Tier- und Pflanzenarten dienen, und die eine ausreichende Größe und Qualität zur Erfüllung der Schutzziele aufweisen.

Der Schutz der Kernzonen kann insbesondere durch Erklärung zum Naturschutzgebiet (§ 11 NÖ Naturschutzgesetz 2000, LGBl. 5500) oder durch vertragliche Maßnahmen, die einen gleichwertigen Schutz gewährleisten, erfolgen."27

→ Vgl. Kapitel 4.3.13.1.1 - Fehlende Ausweisung der rechtlichen Grundlage einer Kernzone

"2. Pflegezonen: Gebiete, die folgende Funktionen erfüllen:

a) Abpufferung von Kernzonen

b) Funktionale Verbindung von Kernzonen

c) Erreichung der Ziele gem. § 2 in der Kulturlandschaft durch gezielte Nutzung, unabhängig von Kernzonen.

In Pflegezonen sind nur Aktivitäten zulässig, die mit den oben genannten Zielen vereinbar sind. Es sind entsprechende Mechanismen zur Lenkung der menschlichen Nutzung und Aktivitäten in Pflegezonen zu entwickeln."28

→ Vgl. Kapitel 4.3.13.2.2 - Golfplatz Richardshof → Vgl. Kapitel 4.3.13.2.3 - Tennisplatz am Haberg → Vgl. Kapitel 4.3.13.2.5 - Gasgewinnungsstätte in Klosterneuburg → Vgl. Kapitel 4.3.11 - Autobahnen grenzen direkt an Kernzonen

27 NÖ LANDTAG, 2006, S.1. 28 NÖ LANDTAG, 2006, S.2.

39 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

"3. Entwicklungszone: Gebiet des Biosphärenparks, das nicht als Kernzone oder Pflegezone ausgewiesen ist. In der Entwicklungszone sind Vorgehensweisen zur ökologisch, ökonomisch und soziokulturell nachhaltigen Entwicklung und schonenden Nutzung natürlicher Ressourcen auf regionaler Ebene zu entwickeln und umzusetzen."29

→ Vgl. Kapitel 4.3.2 - Rallye, Motocross und Offroad-Veranstaltungen → Vgl. Kapitel 4.3.3 - Forststraßen im Wienerwald → Vgl. Kapitel 4.3.7 - Salzstreuung im Biosphärenpark → Vgl. Kapitel 4.3.8 - Umfahrung Klosterneuburg – Verlegen von Schutzzonen → Vgl. Kapitel 4.3.14.2 - Golfplatz Klosterneuburg

4.2.2. Unterschiede zum Wiener Biosphärenpark Wienerwald Gesetz

(WIENER LANDTAG, 2006)

Der wesentliche Unterschied liegt darin, dass im Wiener Biosphärenpark Gesetz noch der § 9 Entschädigung der Grundbesitzer sowie der § 10 Strafbestimmungen bei Nichteinhaltung des land- und forstwirtschaftlichen Nutzungsverbotes in Kernzonen enthalten ist.

4.2.3. Auszug aus der Vereinbarung gemäß Artikel 15a B-VG zwischen den Ländern Niederösterreich und Wien zur Errichtung und zum

Betrieb eines Biosphärenparks Wienerwald (NÖ LANDTAG, 2007)

"Artikel V (3) Der Gesellschaft obliegt die Erfüllung der Aufgaben und Verpflichtungen, die sich aus dieser Vereinbarung, aus den gesetzlichen Vorgaben und aus dem Gesellschaftsvertrag unter Wahrung der Grundsätze der Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit ergeben."30

→ Vgl. Kapitel 4.3.10 - Sparsamer Umgang mit Steuergeldern

29 NÖ LANDTAG, 2006, S.2. 30 NÖ LANDTAG, 2007, Artikel V.

40 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

4.2.4. Auszug aus der Verordnung über die Kern- und Pflegezonen des

Biosphärenparks Wienerwald (NÖ LANDESREGIERUNG, 2008)

"§ 2 Auswirkungen auf die örtliche Raumordnung

[...]

(2) In Pflegezonen darf eine Widmung von Flächen als Bauland nur dann festgelegt werden, wenn

a) dies der Verbesserung der Siedlungsstruktur dient (z.B. Schließung von Baulandlücken, Abrundung von Siedlungsgebieten) und

b) im Gemeindegebiet für die beabsichtigte Widmung keine andere Fläche in Betracht kommt.

Grünland-Campingplatz und Grünland-Kleingärten dürfen nur dann gewidmet werden, wenn die beabsichtigte Widmung im Gemeindegebiet sonst nicht möglich ist."31

→ Vgl. Kapitel 4.3.13.2.4 - Menschen leben in der Puffer- bzw. Pflegezone (NÖ)

31 NÖ LANDESREGIERUNG, 2008, §2, Abs. 2.

41 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

4.3. Bestandsaufnahme

4.3.1. Namensgebung Biosphärenreservat/Biosphärenpark

Die internationale Bezeichnung „Biosphere Reserve“ wird in Österreich mit „Biosphärenpark“ übersetzt. Die ersten Biosphärenreservate wurden 1977 als genau solche übersetzt (siehe Abbildung 4-1). Das erste Dokument, das ich gefunden habe und zeigt, dass eine Änderung auf Biosphärenpark geschehen war, ist aus dem Jahr 1998 vom Umweltbundesamt mit dem Titel „Naturschutz in Österreich“ (Verfasst von Maria Tiefenbach unter Mitarbeit von Gerlinde Larndorfer und Erich Weigand). Auch die bestehenden Biosphärenreservate wurden nun als Biosphärenparks bezeichnet.

Definition (DUDEN, 2010): Abbildung 4-1: Biosphärenreservat Park : große, künstlich angelegte von Neusiedlersee (Graphik: UNESCO) Spazierwegen durchzogene (öffentliche) Grünfläche mit Bäumen, Sträuchern, Rabatten und Ähnliches; Synonym: Anlage

Reservat: 1. größeres Gebiet, in dem seltene Tier- und Pflanzenarten geschützt werden

2. den Ureinwohnern (besonders den Indianern in Nordamerika) als Lebensraum zugewiesenes Gebiet

In Deutschland wurde von 15 Biosphärenreservaten nur eines als „Biosphärengebiet“ Schwäbische Alb (2009) bezeichnet. Alle anderen sind nach wie vor Biosphärenreservate (DEUTSCHE UNESCO-KOMMISSION E.V., 2011). Auch in der Schweiz wurde das letzte ausgewiesene Gebiet abweichend von der direkten Übersetzung benannt. Die Biosphäre Entlebuch wurde 2001 in das internationale Netzwerk der Biosphärenreservate aufgenommen (UNESCO BIOSPHÄRE ENTLEBUCH, 2011). Beide Alternativbezeichnungen sind zielführender als die in Österreich übernommene Definition des „Parks“. Es „könnte“ so ein falsches Bild erzeugt werden, das nicht ganz mit den Zielen übereinstimmt. Die Praxis zeigt in manchen Bereichen eine genau solche Entwicklung, doch dazu mehr in den folgenden Punkten.

42 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

4.3.2. Rallye, Motocross und Offroad-Veranstaltungen

Diese Region, die zusätzlich noch fast ganzflächig als Natura 2000 Gebiet und als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen ist und für die auch größtenteils die Alpenkonvention gilt, wird als Biosphärenpark bezeichnet (siehe Kapitel 4.1) und soll als gutes Beispiel auch für andere Regionen dienen. Dennoch ist es in dieser "Modellregion für nachhaltige Entwicklung"32 ohne weiteres möglich Rallye-, Motocross- und Offroad-Veranstaltungen abzuhalten. Es werden Paragraphen diverser Umweltgesetze so lange gedreht bis man eine Ausnahme gefunden hat, um verschiedene Vorhaben schließlich doch realisieren zu können. Anhand der Triestingtal Rallye wird gezeigt, wie so etwas in der Praxis abgehandelt wird.

4.3.2.1. Triestingtal Rallye

4.3.2.1.1. Allgemeines

Die Triestingtal Rallye fand im Jahr 2011 zum siebten und vermutlich letzten Mal statt. Sie wurde von der Rallye-Gemeinschaft Triestingtal aus Weissenbach organisiert. Start und Ziel des ca. 305 km langen Kurses (2011), der jedes Jahr einen etwas unterschiedlichen Verlauf hatte, war in Weissenbach. Diese Informationen sind der Homepage des Veranstalters (http://www.triestingtal- rallye.at/ 20.11.2011) zu entnehmen. Karten über den genauen Verlauf der Rallye sind jedoch schwer zu finden.

Die BH Baden gibt spärliche Punkte an Landes- und Gemeindestraßen bekannt, aber dazwischen verläuft auf großen Teilen das Rennen auf Forst- bzw. Schotterstraßen. Nach Auskunft von der Landtagsabgeordneten und Vize- Bürgermeisterin von Baden Dr. Helga Krismer-Huber konnte der Verlauf in etwa nachgezeichnet und nach Informationen von Herrn DI Erwin Dollensky verfeinert werden. Er hat die Strecke im Bereich des Biosphärenparks zum Teil besichtigt und nach der Veranstaltung Fotos gemacht. Nach seiner Beschreibung konnte in etwa der Bereich markiert werden, der im Biosphärenpark Wienerwald befahren wurde. (Quelle der folgenden überarbeiteten Graphiken: http://www.intermap1.noel.gv.at/webgisatlas/ 20.12.2011).

32 Vgl. Kapitel 4.1.

43 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Abbildung 4-2: Biosphärenpark Wienerwald Abbildung 4-3: Landschaftsschutzgebiet

Abbildung 4-4: Natura 2000 Schutzgebiete Abbildung 4-5: Knapp an Naturschutzgebiet und Kernzone des Biosphärenparks Wienerwald vorbei Um noch einmal festzuhalten, befindet sich diese Veranstaltung mindestens zu einem Teil im Biosphärenpark Wienerwald, im Landschaftsschutzgebiet, im Natura 2000 Vogelschutzgebiet sowie im Schutzgebiet der Flora Fauna Habitat Richtlinie und in einem Gebiet, in dem die Alpenkonvention gilt. Die Abbildungen bestätigen dies graphisch.

4.3.2.1.2. Interpretation der Gesetze laut Besprechungsprotokoll der BH Baden vom 10.10.2007

Nach großen Beschwerden aus der Bevölkerung und einer Anfrage vom Naturschutzbund bezüglich der Notwendigkeit einer Bewilligungspflicht dieser Anlage erfolgte eine Prüfung, ob alle Bestimmungen des NÖ Naturschutzgesetzes, des Biosphärenparks Wienerwald, des Natura 2000 Gebietes sowie die Zusatzprotokolle zur Alpenkonvention auch wirklich eingehalten werden.

44 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

4.3.2.1.2.1. NÖ Naturschutzgesetz 2000

Für Vorhaben in Niederösterreichs Landschaftsschutzgebieten (siehe Kapitel 3.6.1), die im NÖ Naturschutzgesetz § 8 definiert sind, gilt nach Abs. 3 eine Bewilligungspflicht für die Errichtung, Erweiterung und den Betrieb von Sportanlagen außerhalb des Ortsbereiches, insbesondere für Zwecke des Motocross-, Autocross-, und Trialsports durch die Behörde. "Beim gegenständlichen Vorhaben der Triestingtal Rallye werden keine Strecken eigens für diesen Zweck errichtet, sondern bestehende Schotterstraßen verwendet, die auch sonst für den Fahrzeugverkehr bestimmt sind. Da die Straßenstrecke an einem Tag im Jahr von den Teilnehmern 1x befahren wird, liegt auch nicht der "Betrieb" einer Sportanlage vor. Straßenanlagen sind außerhalb von Landschaftsschutzgebieten durch den Gesetzgeber sogar bewilligungsfrei gestellt. Die im Gesetz insbesondere aufgezählten Sportanlagen sind dadurch gekennzeichnet, dass diese mehrmals im Kreis befahren werden. Hält man sich dazu die Ziele des NÖ Naturschutzes 2000 zur Erhaltung, Pflege und Wiederherstellung der Natur nach § 1 NÖ NSchG 2000 und die Gründe für die Versagung einer Bewilligung (nachhaltige Beeinträchtigung des Landschaftsbildes, des Erholungswertes der Landschaft oder der ökologischen Funktionstüchtigkeit) vor Augen, ist erkennbar, dass gerade jene Sportanlagen der Bewilligungspflicht unterworfen werden sollten, die auf einer größeren Fläche konzentriert und auf Dauer (oder zumindest über längeren Zeitraum) eine Beeinträchtigung der Schutzgüter des Naturschutzgesetzes darstellen können. Die Bezirkshauptmannschaft Baden vertritt die Meinung, dass es sich bei der gegenständlichen Strecke nicht um eine genehmigungspflichtige Sportanlage im Sinne des NÖ Naturschutzgesetzes handelt. Aufgrund einer Anfrage bei der Abteilung Naturschutz wurde diese Rechtsmeinung bestätigt."33

4.3.2.1.2.2. Natura 2000 - Europaschutzgebiet

Eine Bewilligung durch die Behörde in Form einer Naturverträglichkeitsprüfung erfordern laut § 10 NÖ Naturschutzgesetz nur dann, wenn das Projekt das Gebiet erheblich beeinträchtigen könnte (siehe Kapitel 3.6.2.5). Dies ist aber nur für Projekte relevant, wenn ein Antrag auf eine Naturverträglichkeitsprüfung wegen einer Schutzzweckgefährdung von der

33 BH BADEN, 2007, S.3-4.

45 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

NÖ Umweltanwaltschaft gestellt wird. Dieser Antrag fehlt, also ist auch keine Naturverträglichkeitsprüfung gesetzlich vorgesehen. Explizit wurde auf Anfrage an die BH Baden, Abteilung Naturschutz, betont, dass Veranstaltungen dieser Art nicht als "Projekt" gelten und daher keine Bewilligungspflicht notwendig ist. "Der Projektbegriff wird europarechtlich in Analogie zum Vorhabensbegriff der UVP-Richtlinie interpretiert, woraus lediglich eine Bewilligungspflicht für permanente Renn- oder Teststrecken ableitbar ist."34

4.3.2.1.2.3. Biosphärenpark Wienerwald

"Beim Biosphärenpark handelt es sich nicht um ein nach dem Naturschutzgesetz flächendeckendes besonders geschütztes Gebiet, sondern um ein Gebiet, für welches eine gesamtheitliche, d.h. wirtschaftliche, soziale und ökologisch nachhaltige Entwicklung angestrebt wird. Das NÖ Biosphärenpark Wienerwald Gesetz, LGBl. 5760/0, bildet lediglich die Grundlage für die Errichtung und den Betrieb eines Biosphärenparks Wienerwald. Die Vertragsländer Niederösterreich und Wien, sowie die betroffenen Gemeinden haben als Träger von Privatrechten auf die Zielsetzungen Bedacht zu nehmen. Eine Zuständigkeit der Bezirkshauptmannschaft zur Durchführung von Verfahren ist darin nicht vorgesehen. Die im Gesetz angeführten Funktionen sollen z.B. durch Erklärung von Kernzonen zum Naturschutzgebiet umgesetzt werden. Es liegt bislang nur ein Entwurf zur Änderung der Verordnungen über die Naturschutzgebiete vor. Die Zulässigkeit eines Vorhabens in verordneten Naturschutzgebieten ist nach den Bestimmungen in Verordnung selbst und dem §11 NÖ Naturschutzgesetz 2000 zu beurteilen (Ausnahmen vom generellen Eingriffsverbot; Zuständigkeit: Amt der NÖ Landesregierung, RU5)."35

4.3.2.1.2.4. Alpenkonvention

Dieser multilaterale Staatsvertrag zum Schutz der Alpen soll innerstaatlich in der Gesetzgebung umgesetzt werden. Die Gemeinden Bad Vöslau, Hernstein, Weissenbach, Berndorf und Pottenstein sind im Anhang der

34 BH BADEN, 2007, S.4. 35 BH BADEN, 2007, S.4-5.

46 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Alpenkonvention aufgelistet und somit ist diese für o. a. Gemeinden anzuwenden. Der einzige für die Besprechung relevante Punkt war der Art. 11 Abs. 1 des Durchführungsprotokolls Naturschutz und Naturlandschaftspflege. Die geforderte Ausweisung, Erhaltung und Erweiterung von Naturschutzgebieten ist somit schon im NÖ Naturschutzgesetz ausreichend berücksichtigt. Die zuvor behandelten Punkte haben genau die für das betroffene Gebiet geforderten Rechtsbestimmungen geklärt. (BH BADEN, 2007, S.2-6)

4.3.2.1.3. Analyse der interpretierten Gesetzgebung der BH-Baden (OEAV, 2007, S.1-4)

Vom Alpenverein gab es durch Frau Liliana Dagostin eine genaue Analyse, die an Frau Maga Ferstl von der BH Baden gesandt wurde.

4.3.2.1.3.1. Zum Vorhaben

Aus den Bescheiden der BH-Baden sowie der Abteilung Veranstaltungsrecht der NÖ Landesregierung und aus dem Bildmaterial der Homepage des Veranstalters konnten folgende Punkte über das Vorhaben durch den Alpenverein von der Stellungnahme an Frau Maga Ferstl vom 9. Oktober 2007 geschlossen werden. - Größtenteils werden Forststraßen benützt. - Der Verkehr wird durch Straßenverkehrszeichen und ähnliches geregelt und gesichert. - Bodenmarkierungen und andere Markierungen werden aufgetragen. - Es werden Betonleitwände, Absperreinrichtungen wie Scherengitter und andere Sicherungsmaßnahmen errichtet um Personen- und Sachschäden zu verhindern. - Eine Zuschauer- und Bewirtungszone wird errichtet. - Auf privaten Liegenschaften werden für die 80 Starter und ca. 8.000 Besucher Parkplätze zu Verfügung gestellt. - Werbeanlagen, Hinweisschilder und Ankündigungen werden als zusätzliche Sicherungsmaßnahmen angebracht.

Bewilligungspflichtige Vorhaben nach dem NÖ Naturschutzgesetz 2000 sind nach § 7 Abs.1 außerhalb des Ortsgebiets liegende Vorhaben: (detailierte Wiedergabe des Gesetzes siehe die letzten vier Punkte des Kapitel 3.6.1)

47 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

• Errichtung und Abänderung von Bauwerken, die keine Gebäude sind…(§ 7, Abs.1, Zi 1) • Werbeanlagen, Hinweisschilder und Ankündigungen … (§ 7, Abs.1, Zi 2) • Sportanlagen für Zwecke des Motocross-, Autocross- und Trialsports … (§ 7, Abs.1, Zi 5) • Parkplätze im Grünland mit einer Fläche von über 500 m² … (§ 7, Abs.1, Zi 8)

(OEAV,2007, S.1-2)

4.3.2.1.3.2. Zum Anlagebegriff

Das Vorhaben wird auf bestehenden Forststraßen einmal jährlich, das heißt regelmäßig als Sportanlage betrieben. In weiterer Folge werden für diesen Event alle damit in Verbindung stehenden Anlageteile (=Projektbestandteile) errichtet. Der Verwaltungsgerichtshof ist zur Erkenntnis gelangt, dass "unter einer Anlage im Sinne naturschutzrechtlicher Vorschriften alles zu verstehen 36 ist, was durch die Hand des Menschen angelegt wird." (OEAV,2007, S.2)

4.3.2.1.3.3. Zur Regelmäßigkeit

Auf Grund einer fehlenden Begriffsbestimmung im Naturschutzgesetz wird auf die in der Gewerbeordnung 1994 § 1, Abs. 4, existierende Definition zurückgegriffen. „Auch eine einmalige Handlung gilt als regelmäßige Tätigkeit, wenn nach den Umständen des Falles auf die Absicht der Wiederholung geschlossen werden kann oder sie längere Zeit erfordert.“37 (Hier kann durch Werbeprospekte darauf geschlossen werden.) In diesem Zusammenhang gibt es Erkenntnisse des Verwaltungsgerichtshofes vom 18.10.2002 (GZl. 2002/03/0210) sowie vom 13.10.1993 (GZl. 92/03/0191)

4.3.2.1.3.4. Zum Projektbegriff und Vorhabenbegriff

In der RICHTLINIE 85/337/EWG DES RATES vom 27. Juni 1985 (aktuelle Fassung vom 25.06.2003), Artikel 1 wird die Umweltverträglichkeit von öffentlichen und privaten Projekten, die möglicherweise Auswirkungen auf

36 OEAV, 2007, S.2 37 GEWO GewO, 1994, § 1, Abs.4

48 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

die Umwelt haben, behandelt. Im Sinne dieser Richtlinie ist ein Projekt definiert als: - "die Errichtung von baulichen oder sonstigen Anlagen, - sonstige Eingriffe in Natur und Landschaft einschließlich derjenigen zum Abbau von Bodenschätzen"38 Als Vorhaben wird nach Umweltverträglichkeitsgesetz 2000 § 2, Abs. 2 der Begriff wie folgt bestimmt: "Vorhaben ist die Errichtung einer Anlage oder ein sonstiger Eingriff in Natur und Landschaft unter Einschluss sämtlicher damit in einem räumlichen und sachlichen Zusammenhang stehenden Maßnahmen. Ein Vorhaben kann eine oder mehrere Anlagen oder Eingriffe umfassen, wenn diese in einem räumlichen und sachlichen Zusammenhang stehen."39

Man könnte die Analyse noch fortsetzten, doch wird hier sehr gut ersichtlich, dass die BH Baden mit ihren Begriffsdefinitionen äußerst großzügig umgeht.

4.3.2.1.4. Negative Auswirkungen

Große Lärm-, Staub-, Rauch-, Abgas- und Geruchsbelastungen werden nicht nur der Natur sondern auch den Anrainern zugemutet. Zudem gibt es eine Verschmutzung durch Gummiabrieb, Feinstaub, beschädigte Bäume und so weiter. Durch die extremen Fahrbedingungen und die daraus resultierenden Belastungen an Auto und Fahrwerk kommt es des öfteren zu einer Überbeanspruchung verschiedener Teile. Eine Beschädigung diverser Leitungen, die Flüssigkeiten mit mehr oder weniger giftigen Substanzen enthalten, ist somit keine Seltenheit. Wie an folgenden beiden Graphiken erkennbar ist, kommen Schäden an den Fahrzeugen öfters vor.

38 RICHTLINIE DES RATES, 2003, Art. 1, Abs. 2. 39 NATIONALRAT, 2003, §2, Abs. 2.

49 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Abbildung 4-6: Defekte Autos auf der Strecke 2009 (Graphik: DI Erwin Dollensky)

Abbildung 4-7: Defekte Autos auf der Strecke 2009 (Graphik: DI Erwin Dollensky) Nach diesen Rennen sind die Forststraßen in einem stark beschädigten Zustand, wie in Abbildung 4-8 ersichtlich. Um sie instand zu setzen, ist wieder maschineller Einsatz notwendig, der die Umwelt zusätzlich mit Lärm, Abgasen und Staub belastet.

50 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Abbildung 4-8: Forststraßen nach der Triestingtal Rallye 2009 (Graphik: DI Erwin Dollensky) Es bleibt zu hoffen, dass die Triestingtal Rallye wirklich der Vergangenheit angehört und die Österreichische Bundesforste AG, auf deren Gebiet die meisten der Forststraßen verlaufen, das nicht noch einmal zulässt.

4.3.2.2. Motocross Sittendorf

Von 1957 bis 1995 wurden in Sittendorf die Weltmeisterschaftsläufe für Motocross ausgetragen. Als Organisator galt bis zum Jahre 1998 der ÖAMTC, der jedoch aus unterschiedlichen Gründen nach zwei Absagen in den Jahren zuvor diese Veranstaltung nicht mehr organisierte. Anschließend griff die Freiwillige Feuerwehr Sittendorf die Idee auf und hält nun die Österreichischen Meisterschaften im Motocross ab. Zuletzt fand dieser jährliche Event am 7. und 8. Mai 2011 statt. (FF SITTENBACH, 2011)

Abbildung 4-9: Satellitenbild Motocross Strecke Sittendorf vom 1.08.2010 (Graphik: Google Earth, 19.12.2011)

51 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Im Jahre 2010 fand die Meisterschaft am 25. April statt und zirka drei Monate später wurde diese Aufnahme gemacht. Die Strecke verläuft wieder im Biosphärenpark Wienerwald, im Landschaftsschutzgebiet und im Natura 2000 Schutzgebiet (VS- und FFH-Schutzgebiet). Abgesehen davon befindet sich die Motocrossstecke in einer Pufferzone bzw. Pflegezone (Offenland).

4.3.2.3. Hellsklamm: Rallye-, Quad- und Enduro-Veranstaltungen

4.3.2.3.1. Allgemeines

Im Westen des Biosphärenreservates, nahe der Klammhöhe im Ort Brand Laaben befindet sich die nächste "Offroad Action" wie es auf der Homepage der Seite www.hellsklamm.com (28.06.2011) heißt. Der Eigentümer Florian Lechner besitzt ein 200 bis 250 Hektar großes Areal, auf dem er seinen Forstbetrieb um einen Eventbetrieb erweitert hat.

4.3.2.3.2. Schutzgebiet

Das Gebiet liegt im Biosphärenpark Wienerwald, Landschaftsschutzgebiet sowie Natura 2000 Vogelschutzgebiet. Die Forstwege befinden sich in der Entwicklungszone des Biosphärenreservates und teilweise auch in der Puffer- bzw. Pflegezone (siehe Abbildung 4-10). Die Pufferzonen liegen hier entlang von kleinen Bachläufen. Entlang von Gewässern ist von der Geländeachse beidseitig eine 50 m breite Pflegezone vorgeschrieben (NÖ LANDESREGIERUNG, 2008, § 1).

52 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Abbildung 4-10: Überlagerung der BPWW Landkarten (Graphik: Land NÖ, 2008) mit dem nachgezeichneten Streckenverlauf der Homepage www.hellsklamm.com 28.06.2011 4.3.2.3.3. Veranstaltungen

Von den im Jahr 2011 laut Programm ausgeschriebenen 10 Veranstaltungstagen sind sechs Offroad-Veranstaltungen direkt erkennbar. Es wird mit Jeep, Enduro oder Quad jeweils zwei Tagr auf den Forstwegen sowie

Abbildung 4-11: Forstweg nach Hellsklamm - Event Summercamp August 2011

53 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

quer durch den Wald gefahren. Ein weiterer dreitägiger Termin, das "Summer Camp" ist auf den ersten Blick nicht als Offroad-Veranstaltung ersichtlich, jedoch auf einschlägigen Seiten wie zum Beispiel denen des Offroad Club Stockerau (OSC, 2011) ist es als solches ausgeschrieben. Für das Jahr 2012 sind von den mindestens neun ausgeschriebenen Terminen schon acht Offroad-Veranstaltungen fixiert (www.hellsklamm.com 21.12.2011). Fünf Tagesveranstaltungen für Allradfahrzeuge sowie weitere Tage für Jeep-, Enduro- und Quad-Fahrer sind vorgesehen. Dies sind aber nur die öffentlich angebotenen Termine. Es besteht zudem die Möglichkeit für Firmen oder private Kunden einen speziell zugeschnittenen „Showdown“ zu organisieren.

Abbildung 4-12: Bar und DJ Plattform mit Flugdach (20x10m) August 2011 Es erfolgten an mindestens neun Tagen im Jahr 2011 verschiedene Offroad- Veranstaltungen, für die dieses Waldgebiet als Freizeitarena genutzt wurde. An den Abenden wurden dann noch Partys gefeiert. Dr. Josef Kronister, der Bezirkshauptmann von St. Pölten, sagt dazu: "Grundsätzlich sind solche Dinge im Biosphärenpark möglich". "Was es nicht geben darf, ist ein dauerndes Veranstaltungsgelände."40 Zudem meint er, dass die geltenden Rechtsvorschriften natürlich eingehalten werden müssen. (www.hellsklamm.com, 21.12.2011; FOSCHUM, SALZER, 28. Mai 2011, S.9)

40 Kurier, 28. Mai 2011, S.19.

54 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Abbildung 4-13: Messegelände Landgut Zwei Eichen sowie 4 Teststrecken (Quelle: FOSCHUM, SALZER, 28.05.2011, S.9; http://kurier.at/nachrichten/niederoesterreich/3907964.php letzter Zugriff 31.05.2011)

55 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

4.3.2.4. Allrad-Messe Gaaden

Im Jahr 2010 fand zum zweiten Mal (nach 2004) die Allrad-Messe in Gaaden im Wienerwald statt. Diese Verkaufsveranstaltung wird von Johannes Mautner Markhofs "Two Oaks Offroadtraining" alle 2 Jahre organisiert. In etwa 15 Fahrminuten von der A21 befindet sich das Ausstellungsgelände auf dem Landgut Zwei Eichen inmitten eines Waldgebietes.

Abbildung 4-14: Messegelände Landgut Zwei Eichen sowie 4 Teststrecken (Graphik: http://www.intermap1.noel.gv.at/ 21.12.2011)

Es wurden im Jahr 2010 10.000 Besucher erwartet, wobei hier sehr kaufkräftige Interessierte anzutreffen waren. Parkmöglichkeiten für die Besucher sind auf den Feldern möglich.

Abbildung 4-15: Teststrecke in der Nähe des Verkaufsgeländes (http://www.allradmesse.at/pressefotos10/messe10/20100902_Allradmesse_Gaaden_070.jpg 22.12.2011) Zum Testen der Allradfahrzeuge jeglicher Art wurden vier Teststrecken auf dem Gelände eingerichtet. Wie auf den Fotos (Abbildung 4-15 und Abbildung 4-16) der

56 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Homepage ttp://www.allradmesse.at/allradmesse_rueckblick2010_bilder.htm (21.12.2011) ersichtlich, wird der Wiesen- und Waldboden teilweise richtig "umgeackert" Das Veranstaltungsgelände liegt im Biosphärenpark Wienerwald, Landschaftsschutzgebiet und Natura 2000 Vogelschutzgebiet und Schutzgebiet nach der Flora Fauna Habitat Richtlinie (FFH). (http://www.intermap1.noel.gv.at/

21.12.2011; MAUTNER MARKHOF, Johannes, 21.12.2011)

http://www.allradmesse.at/pressefotos10/messe10/20100903_Allradmesse_Gaaden_40Abbildung 4-16: Teststrecke in der Nähe des Verkaufsgeländes 5.jpg (http://www.allradmesse.at/pressefotos10/messe10/20100902_Allradmesse_Gaaden_405.jpg 22.12.2011)

Auf Anfrage per Email an Herrn Johannes Mautner Markhof am 22.12.2011 bekam ich die Bilderrechte mit der Bitte folgende Informationen mit einzubeziehen, um kein falsches Bild auf die Veranstaltung zu werfen. "Sehr geehrter Herr Sattler, die Allradmesse ist keine Offroadveranstaltung sondern eine Verkaufsausstellung bei der verschiedene Allradfahrzeuge vor Ort ausprobiert werden können. Um hier möglichst reale Bedingungen für Profianwender (Jäger, Förster, Katastrophenschutz, Einsatzorganisationen etc.) anzubieten, werden die Testfahrten auf klassischen Forstwegen durchgeführt. Die letzten vier Messen haben dabei gezeigt, dass eine Veranstaltung dieser Art keinerlei Schäden an der Natur hervorruft, die ich als Waldbesitzer und Bewirtschafter dieser Wienerwald Liegenschaft auch nie zulassen würde. Vielmehr zeigt die

57 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Allradmesse, dass sich die Themen Automobil und Biosphärenpark in keiner Form ausschließen..."41 Für das Jahr 2012 ist die Allrad Messe wieder in Gaaden geplant.“

4.3.2.5. Für alle Offroad-Veranstaltungen gültige Schlussfolgerungen

Da diese Aktivitäten nicht in der Kernzone passieren, werten die zuständigen Behörden das Faktum, dass diese Veranstaltungen im Biosphärenpark Wienerwald passieren, als nebensächlich. Dass es noch zusätzlich andere nationale und internationale Schutzgebiete sind, berücksichtigen sie anscheinend überhaupt nicht. Es wird versucht, mit unterschiedlichsten Auflagen die Durchführung der Veranstaltung durchzusetzen ohne dabei zu bedenken, dass das nicht die richtigen Aktivitäten für ein Schutzgebiet sind. Wie schon am ersten Beispiel genauer exerziert, treffen die Punkte aus Kapitel 4.3.2.1.3 auch teilweise bis ganz für die letzten drei "Projekte" zu. Solche Aktivitäten sind definitiv keine „ökologisch nachhaltigen Entwicklungen“42 Diese Veranstaltungen stehen im Widerspruch zum Kriterienkatalog Punkt (1), (2), (29) und dem BPWW Gesetz §2 sowie §3 - siehe Kapitel 4.1 (1), (2), (29) und Kapitel 4.2.1 §2 sowie §3.

4.3.3. Forststraßen im Wienerwald

Im Wienerwald werden zunehmend Forstwege mit Altasphalt und Betonrestmassen saniert. Kilometer lange Wege mitten im Wald werden praktisch asphaltiert und somit versiegelt. Es wird Abbruchmaterial ohne Aufbereitung in den Wald geschüttet.

41 MAUTNER MARKHOF, Johannes, 22.12.2011. 42 NÖ Landtag, 2006, §3 und §2.

58 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

4.3.3.1. Entsorgung des Forsthauses in Pressbaum

Im Jahre 2003 wurde in Pressbaum das alte Forsthaus abgerissen, geschreddert und zum Teil unter den später gebauten Supermarkt geschüttet und der Rest wurde abtransportiert. Dieses Projekt wurde

zwar schon vor der Einrichtung des Abbildung 4-17: Das alte Forsthaus in Pressbaum (Foto: Wolfgang Kalchhauser) Biosphärenparks Wienerwald erstellt, doch ist auch wichtig zu erfahren, was jetzt so in den Böden dieses Landschaftsschutzgebietes und Biosphärenreservates alles schlummert. Auf Grund von couragierten Bürgern konnte der

gesamte Prozess sehr gut Abbildung 4-18: Das geschredderte Forsthaus dokumentiert werden. (Foto: Wolfgang Kalchhauser) Wie aus den Abbildungen (rechts) ersichtlich, wurde das Forsthaus abgerissen und geschreddert. Da die Böschung abgetragen werden musste um ein ebenes Niveau für die neue Hofer-Filiale herzustellen, fiel sehr viel Erdmaterial an, das mit dem zerkleinerten Forsthaus vermischt als Abbildung 4-19: Das geschredderte Forsthaus Unterbau für das Einkaufszentrum wird mit dem Erdmaterial vermischt und als Unterbau verwendet. (Foto: Wolfgang verwendet wurde. Das restliche Kalchhauser) Schuttmaterial wurde mit Lastkraftwagen in den Wienerwald Richtung Laab im Walde transportiert (Abbildung 4-20). Dort wurde eine Zufahrt zu einem Reitstall großzügig gebaut. Obwohl Gemeinderat Wolfgang Kalchhauser aus Pressbaum und Gemeinderat Josef Pranke aus Abbildung 4-20: Transport (Foto: Wolfgang Kalchhauser)

59 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Wolfsgraben den gesamten Verlauf dokumentierten und am 3. November 2011 an den Herrn Dr. Michael Mayr von der Abteilung für Umwelttechnik in Baden weiterleiteten, änderte das nichts am Arbeitsfortgang, der noch mehrere Wochen dauerte. Anhand der Bilder (Abbildung 4-25 und Abbildung 4-22) kann erahnt werden, dass hier sehr viele Lkw-Ladungen notwendig waren, um einen so hohen "Damm" aufzuschütten.

Abbildung 4-21: Zufahrt zu Reitstall (Foto: Wolfgang Kalchhauser)

Abbildung 4-22: Zufahrt zu Reitstall (Foto: Wolfgang Kalchhauser) Die restlichen Schuttmassen wurden dann an den nahe gelegenen Wald gekippt und mit einer Schubraupe teilweise in den Wald geschoben (siehe Abbildung 4-25 & Abbildung 4-24). Die Notwendigkeit, eine Zufahrtsstraße so "massiv" auszuführen, gilt es im Sinne Abbildung 4-23: Restmassen und Baugeräte (Foto: eines geringen Wolfgang Kalchhauser)

60 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Ressourcenverbrauches und dem Faktum, dass es sich um eine Zufahrt handelt, sehr zu hinterfragen. Aus landschaftsästhetischer Sicht ist das äußerst bedenklich. Dieses Gebiet ist Landschaftsschutzgebiet, Natura 2000 Schutzgebiet und es gilt die Alpenkonvention. Selbst nach Information der zuständigen Umweltbehörden wurden weiter mehrere tausend Kubikmeter Aushubmaterial mit den Restmassen des alten Forsthauses "entsorgt". Nach dem NÖ Naturschutzgesetz 2000, § 8 über die Landschaftsschutzgebiete muss es hier eine behördliche Bewilligung gegeben haben (siehe Kapitel 3.6.1), da hier der Tatbestand der Errichtung eines Bauwerks außerhalb des zusammenhängenden Siedlungsgebietes vorherrscht.

Abbildung 4-24: Restmassen werden "entsorgt" Abbildung 4-25: Restmassen werden (Foto: Wolfgang Kalchhauser) "entsorgt" (Foto: Wolfgang Kalchhauser)

Grundsätzlich ist die Frage zu stellen, warum dort überhaupt ein Reitstall gebaut werden durfte. Auf Google Earth ist ersichtlich, dass sich hier im Jahre 2001 nur

Abbildung 4-27: Zufahrt & Restmassen Abbildung 4-26: Zufahrt & Restmassen (Graphik: Google Earth 18.8.2006) (Graphik: BPWW - Land NÖ, 2008)

61 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

eine grüne Wiese befand. Deshalb kann diese Entscheidung aus raumplanerischer und umwelttechnischer Sicht nicht nachvollzogen werden. Nach der Ernennung zum Biosphärenpark Wienerwald wurde zudem das Gebiet

zur Puffer- bzw. Pflegezone (Offenland) erklärt (siehe Abbildung 4-26 und

Abbildung 4-27).

Obwohl die Karten des Landes NÖ im Jahr 2008 im Zuge der "Verordnung über die Kern- und Pflegezonen des Biosphärenparks Wienerwald" erstellt wurden, wurden der Reitstall und die Zufahrt nicht berücksichtigt.

4.3.3.2. Forststraße Mayerling/Sattelbach

Im Jahr 2008 wurde im Bezirk Baden zwischen Mayerling und Sattelbach eine Forststraße mit den Restmassen des Abbruchmaterials der A21 "instandgesetzt". Der zerkleinerte Altasphalt wurde über eine Länge von etwa fünf Kilometer und einer Stärke von bis zu 40 cm aufgebracht. Herr DI Erwin Dollensky, Gemeinderat in Alland, hat im März 2008 den kompletten Verlauf der "sanierten" Forststraße fotografisch dokumentiert. Nach seinem Bericht und einem persönlichen Gespräch mit ihm konnte der Verlauf wie aus Abbildung 4-28 ersichtlich, gezeichnet werden. Am 15. Dezember 2011 konnte ich mir selbst ein Bild davon machen.

4.3.3.2.1. Verlauf der Forststraße nach Herrn DI Erwin Dollensky

Bei Kilometer 3,2 auf der B210 zweigt die Forststraße vom Helenental ab und bereits nach wenigen Metern beginnt das Asphaltband (Abbildung. 4-29). Über ein paar Kehren (Abbildung 4-30) folgt man dem Verlauf fast bis auf den Bergrücken, von dem die Forststraße Richtung Osten weitergeht.

Abbildung 4-28: Die violette Linie markiert den Wegverlauf der Forststraße (Graphik: Google Earth 22.12.2011)

62 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Abbildung . 4-29: Anfang der Forststraße (Foto: Abbildung 4-30: Kehren (Foto: DI Erwin Dollensky, 15.12.2011) März 2008)

Im Norden kann man Häuser des Ortes Preinsfeld erkennen (Abbildung 4-31). Am höchsten Punkt dieser Tour angekommen, begibt man sich etwa niveaugleich weiter Richtung Osten.

Abbildung 4-31: Verlauf Richtung Osten (Foto: DI Abbildung 4-32: 40cm dicke Altasphaltschicht Erwin Dollensky, März 2008) (Foto: DI Erwin Dollensky, März 2008)

In diesem Bereich erreicht das Asphaltband eine Dicke von ca. 40cm (siehe Abbildung 4-32 und Abbildung 4-33). Von hier aus kann man den „Hohen Lindkogel“ im Südosten erkennen. Nach ca. 1,5 km endet der Asphalt plötzlich am Bergrücken und nach weiteren 100 Metern erreicht man ein Quellenschutzgebiet (siehe

Abbildung 4-33: 40cm dicke Altasphaltschicht Abbildung 4-34). (Foto: DI Erwin Dollensky, März 2008)

63 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Kurz danach beginnt das Asphaltband wieder und die Straße verläuft über einen Rücken langsam weiter ins Helenental hinab. Bei Kilometer 5,8 erreicht man schließlich wieder die B210.

Die Gesamtlänge dieser Forststraße, die im Besitz des Stiftes Heiligenkreuz ist, wird von Herrn DI Dollensky mit ca. 4 km angegeben. Sie hat eine Breite von 2,5 m. Bei einer durchschnittlichen Stärke von etwa 10 cm ergibt das eine Menge von ca. 2.500 Tonnen Altasphalt, die von der A21 in das BPWW

Abbildung 4-34: Quellenschutzgebiet (Foto: eingebracht wurden. DI Erwin Dollensky, März 2008)

4.3.3.2.2. Rechtliche Argumentation

"Die gesetzliche Grundlage für die Ablagerung von Asphaltabfall auf Waldboden bildet das Forstgesetz 1975 i.d.g.F. Die Verwendung von Baurestmassen für die Errichtung und die Instandhaltung von Forststraßen entspricht dann dem Stand der Technik, wenn bestimmte Kriterien erfüllt werden.

Nach § 8 des NÖ Naturschutzgesetzes 2000 ist die Errichtung von Forststrassen in Landschaftsschutzgebieten bewilligungspflichtig. Für Maßnahmen, die der Instandhaltung von bestehenden Anlagen dienen, liegt keine Bewilligungspflicht vor."43

4.3.3.2.3. Gutachten über Recyclingmaterial

Auf Grund der eingebrachten Anzeige von Herrn DI Dollensky wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, sodass ein akkreditiertes Prüflabor zu einer Analyse des aufgebrachten Materials beauftragt wurde. Das Gutachten kam zum Ergebnis, dass das Recyclingmaterial die geforderte Güteklasse A+ ausweist, dass keinerlei Auswaschungen von Kohlenwasserstoffen zu erwarten sind und somit auch keine Gefahr für Boden und Grundwasser besteht. (PLANK, Josef, 2008; KRISMER-HUBER, Helga, 2008)

43 PLANK, Josef; 2008.

64 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

4.3.3.2.4. Probenahme durch Herrn DI Erwin Dollensky

Aufgrund dieses Gutachtens nahm Herr DI Erwin Dollensky im Sommer 2008 eine Probe des verwendeten Altasphaltes (siehe Abbildung 4-35 und Abbildung 4-36). Er zeigte diese Probe persönlich dem damaligen BH-Stellvertreter Mag. Strobl und dem Leiter der Forstabteilung der BH-Mödling. Aus dieser Probe ist eindeutig ersichtlich, dass das gebrochene Material der A21 unbehandelt auf den Forstweg

transportiert und eingebaut Abbildung 4-35: Probe des verwendeten Altasphaltes (Foto: DI Erwin Dollensky, Dezember 2011) wurde. Es sind große Asphaltbrocken, Reste von Dehnfugenbändern und Markierungsreste zu erkennen. Man hat hier außerdem den Beweis, dass der Altasphalt im kalten Zustand eingebaut und gewalzt wurde. (siehe Analyse Kapitel 4.3.3.7)

Anmerkung: Das gesicherte Beweisstück wurde von Herrn DI Dollensky aufbewahrt und extra für diese Arbeit am 30.12.2011 fotografiert.

Abbildung 4-36: Probe des verwendeten Altasphaltes (Foto: DI Erwin Dollensky, Dezember 2011)

65 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

4.3.3.3. Forststraße Rossbichl

Im Juli 2010 wurde eine weitere Forststraße "saniert", wie auch im unten angeführten Artikel des „Kurier“ berichtet wurde (siehe Abbildung 4-37).

Abbildung 4-37: "Autobahn" im Wienerwald (Quelle: Kurier - 19.07.2010; http://kurier.at/nachrichten/niederoesterreich/2017700.php 21.07.2010)

66 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Abbildung 4-38: Asphaltbänder (violette Linie) am Rossgipfel (Graphik: Google Earth, 2010)

Neben dem Asphaltband mit einer Länge von ca. 2,5 km und einer Breite von ca. 4m (siehe auch Kurier-Artikel, Abbildung 4-37), wurde am Rossgipfel im Norden eine weitere asphaltierte Forststraße lokalisiert. Diese ist mindestens 800 m lang und ca. 2,5 m breit (siehe Abbildung 4-39).

Abbildung 4-39: Asphaltband Rossgipfel (Rückseite) Richtung Osten (Foto: 14.08.2011)

67 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

4.3.3.4. Feldweg zwischen Maria Raisenmarkt und Untermeierhof

Auch zwischen Maria Raisenmarkt und Untermeierhof wurde Altasphalt auf einen Feldweg aufgebracht. Dieser Feldweg ist auch Teil eines Pilgerweges namens „Via Sacra“ (rote Linie in Abbildung 4-40), der dem sanften Tourismus im Wienerwald zu einem nachhaltigen Aufschwung verhelfen soll. (KRISMER- HUBER, Helga, 2008)

Abbildung 4-40: Asphaltierter Feldweg für Pilger (Graphik: Google Earth, Dez 2011; Weg von www.viasacra.at)

4.3.3.5. Weg in Baunzen (an die Kernzone angrenzend!)

Im Abstand von ca. 40 m von der Kernzone Purkersdorf-Baunzen liegt ein ca. 500 m langer Weg der mit Baurestmassen "aufgebessert" wurde. (In der Abbildung 4-41 sieht man das Naturschutzgebiet dunkelrot markiert).

Abbildung 4-41: Mit Baurestmassen sanierter Weg (rote Linie) (Graphik: http://www.intermap1.noel.gv.at/ 27.12.2011)

68 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Teilweise sind sogar Betonbrocken von über 30 cm Durchmesser auf und neben dem Weg zu finden (siehe Abbildung 4-42 links vor und in der Wiese sowie Abbildung 4-44). Außerdem wurden die Baurestmassen nur mangelhaft aussortiert, da sie noch immer Plastikrohre, Elektroinstallationsschläuche , Bewehrungseisen und andere Bestandteile enthalten. Von Norden kommend liegen diese Abfälle innerhalb weniger Meter auf dem Weg.

Abbildung 4-42: Mit Baurestmassen sanierter Weg in der Baunzen - Betonbrocken links neben dem Weg (Foto: Dez 2011)

Abbildung 4-43: Bewehrungseisen (Foto: Dez 2011)

Abbildung 4-44: Bewehrungseisen, große Betonbrocken und Polokalrohr auf dem Weg (Foto:

Abbildung 4-45: Elektroinstallationsschläuche (Foto: Dez 2011)

69 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

4.3.3.6. Forststraße Saubichl

Auf dem Saubichl in der Gemeinde Pressbaum erfolgte im Sommer des Jahres 2011 eine weitere Sanierung einer Forststraße mit Abbruchmaterial. Herr Wolfgang Kalchhauser, Gemeinderat von

Pressbaum, wurde bei einem Abbildung 4-46: Forststraße Saubichl (Foto: Dez 2011) Spaziergang zufällig Zeuge von diesem Vorgang. Auf eine Länge von über einem Kilometer (weiter wurde das Gebiet nicht abgegangen) wurden Betonrestmassen in die Forststraße eingebaut. Es wurde eine Reihe von verschiedenen Abfällen gefunden, die nach einer Aufbereitung nicht Abbildung 4-47: "sanierte" Forststraße mit große Betonbrocken (Foto: W. Kalchhauser, Sommer 2011) mehr enthalten sein dürften, angefangen von verschiedensten Kunststoffabfällen bis hin zu Ziegeln, Asphalt und unterschiedlichen Eisenstangen sowie Drähten (siehe Abbildungen). Im Dezember 2011 konnte ich mir persönlich ein Bild von der Straße machen. Mittlerweile ist noch eine Schicht an fein geschreddertem Material aufgebracht worden und die Plastikabfälle sind nicht mehr sichtbar. Fündig wird man nach wie vor bei Fliesenresten, Bewehrungseisen und großen Betonbrocken. Es bleibt zu hoffen,

dass der Müll, der im Jahr zuvor Abbildung 4-48: Fasadenputzgitter, Elektroinstallationsschlauch, Unterputzdose, gefunden wurde, entfernt wurde. Drainage- und Polokalrohr (Fotos: Wolfgang Kalchhauser, Sommer 2011)

70 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Das war nur der Anteil, der sichtbar war. Gleichmäßig zwischen den

Abbildung 4-49: verschiedene Drähte bis Stangen (Foto: Abbildung 4-50: Eisen, Asphalt und Wolfgang Kalchhauser, Sommer 2011) Elektroinstallationsdrähte (Foto: W. Kalchhauser, Sommer 2011)

Abbruchmaterialien verteilt dürfte darunter noch viel mehr Abfall liegen.

4.3.3.7. Analyse

Gleich vorweg muss angemerkt werden, dass Abbruchmaterialien Abbildung 4-51: Bewehrungseisen (Foto: Wolfgang und Altasphalt nach Kalchhauser, Dez 2011) Abfallwirtschaftsgesetz 2002 als Abfall gelten und auf einer Deponie je nach Bedarf wiederaufbereitet werden. Wenn der Stoff wiederverwertet wird, fallen keine Deponiekosten an.

Nach Anfrage am Institut für Verkehrswissenschaften bei Herrn DI Dr. Markus Hoffmann an der TU-Wien erfuhr ich, dass die Weiterverwertung von Altasphalt generell ein sehr brisantes Thema geworden ist. Altasphalt ist nach aktuellen Daten zu 95 - 98% altlastenfrei und wird mit Nachweis daher wieder im Straßenbau eingesetzt. Das kann einerseits durch Recycling und Zugabe zu neuem Asphalt sein oder andererseits durch Fräsen und Einbau als ungebundener Oberbau (Frostkoffer) erfolgen. Welche Variante gewählt wird, ist natürlich eine Kostenfrage, da Altasphalt einen Wert hat, im Falle einer Lagerung auf einer Deponie ist nach 3 Jahren der Altlastensanierungsbeitrag zu entrichten. Dieser ist nach Altlastensanierungsgesetz ab 1. Jänner 2008 mit EUR 26,00/Tonne beziffert und ab dem 1. Jänner 2012 mit EUR 29,80/Tonne

festgelegt. (NATIONALRAT, 2011, §6)

71 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Das ergäbe im Fall der Forststraße zwischen Mayerling und Sattelbach eine Kostenersparnis von ca. EUR 75.000 (siehe Kapitel 4.3.3.2). Im Falle des Rossgipfels (siehe Kapitel 4.3.3.3) wäre dies eine Kostenersparnis von ca. EUR 65.000 (bei einer Asphaltstärke von 10 cm) alleine bei der Forststraße im Süden des Rossgipfels. Müsste die ASFINAG die 8.400m³ Altasphalt (siehe Abbildung 4-37), die im Baulos der A21 angefallen sind, vollständig auf Deponien entsorgen, würden die Kosten ca. EUR 550.000 betragen. Diese Annahme ist zwar nur theoretisch, da im Straßenbau immer ein Teil des Altasphalts wieder eingesetzt werden kann, wenn es nahe gelegene Straßenbaustellen gibt. Entfernungen spielen hier natürlich eine maßgebende Rolle, da diese die Transportkosten bestimmen. Laut Herrn DI Dr. Hoffmann ist das Bedenkliche am Altasphalt nicht der Asphalt an sich, sondern die Verunreinigungen wie z. B. Öl, Schwermetalle aus Bremsabrieb, Abgasen, usw. Er war etwas verwundert, dass hier in Schutzgebieten Forststraßen asphaltiert werden, da grundsätzlich Forststraßen in Makadambauweise bzw. ohne jede zusätzliche Befestigung gebaut werden (gegebenenfalls mit Bodenstabilisierung). Eine Dauerhaftigkeit der Straße kann hier in erster Linie nur durch die richtige Ausbildung der Böschungsneigung und Entwässerung gewährleistet werden.

Asphalt enthält polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs), die stark krebserregend sind. Ebenso findet man diese Stoffe laut Innsbrucker Ernährungsmediziner Maximilian Ledochowski im wiederaufbereiteten Altasphalt. „Die Gefahr besteht aber vorwiegend bei nicht gebundenem Asphalt, da hier das Regenwasser die Schadstoffe leicht ausspülen kann“, so der

Ernährungsmediziner weiter. (REISIGL, 2011)

Im Fall der Forststraße Mayerling/Sattelbach (siehe Kapitel 4.3.3.2) ist in Abbildung 4-35 und Abbildung 4-36 ersichtlich, dass diese Asphaltschicht im kalten Zustand aufgebraucht und gewalzt wurde. Das würde einem annähernd ungebundenen Asphalt entsprechen. Jedoch sollen laut Gutachten die Grenzwerte für die Qualitätsklasse A+ sowie die Grenzwerte für die Kohlenwasserstoffe im Eluat eingehalten worden sein. "Das Gutachten kommt daher zu dem nachvollziehbaren Schluss, dass keinerlei Auswaschungen an Kohlenwasserstoffen zu erwarten sind, eine Verunreinigungsgefahr für Boden 44 und Grundwasser besteht daher nicht." (PLANK, 2008, S.2)

44 PLANK, 2008, S.2.

72 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Anmerkung: Grenzwerte werden auf Basis unterschiedlichster Forschungen festgelegt, um nach dem Stand der Technik garantieren zu können, dass keine mittel- und langfristigen negativen Auswirkungen für Mensch und Umwelt resultieren. Diese können sich aufgrund wissenschaftlicher Entwicklungen verändern. Das erlaubt aber auf keinen Fall den Trugschluss, zu sagen, dass keinerlei Auswaschungen an Kohlenwasserstoffen zu erwarten sind! So lange die Kohlenwasserstoffkonzentration gemessen wird, kann sie weiter ausgewaschen werden und ins Grundwasser gelangen in welchen Konzentrationen auch immer. Auch wenn die derzeitigen Konzentrationen laut dem Gutachten unter dem Grenzwert liegen, könnte es in Zukunft auf Grund der enormen Altasphaltmengen in diesem Gebiet zu erhöhten Einträgen von Schadstoffen und Belastungen des Grundwassers kommen.

Die Bauweisen von Forststraßen, wie sie von Herrn DI Dr. Hoffmann beschrieben wurden, sind natürlich auch für die Wege und Straßen anzuwenden, die mit Abbruchmaterialien "saniert" wurden.

Jedes Jahr werden neue Forststraßen und Wege versiegelt. Das sollte aber vor allem in Schutzgebieten unterlassen werden, daher ist es ein sehr brisantes und wichtiges Thema.

Die Probenahme von Herrn DI Dollensky (siehe Kaptel 4.3.3.2.4) beweist eindeutig, dass das Material unbehandelt weiterverwendet wurde. Ob nun der Altasphalt tatsächlich von den krebserregenden Kohlenwasserstoffen, Schwermetallen, Ölen und ähnlichem befreit wurde ohne das andere Material zu behandeln, ist sehr in Frage zu stellen. Definitiv nicht in Frage zu stellen ist die Tatsache, dass ein Quellenschutzgebiet und mehrfach ausgewiesenes Schutzgebiet vorliegt. Die Schadstoffe der ungebundenen Altasphaltschicht, die durch den Regen ausgewaschen werden, benötigen noch Jahre, bis sie ins Grundwasser gelangen. Dieser Prozess läuft schon seit mehreren Jahren, daher ist schon ein Teil im Boden. Die zuständigen Stellen ignorieren diese Tatsachen, es werden sogar noch weitere Sanierungen ähnlicher Art durchgeführt.

Diese "Sanierungen" stehen im Widerspruch zum Kriterienkatalog Punkt (1), (2), (29) und dem BPWW Gesetz §2 sowie §3 - siehe Kapitel 4.1 (1), (2), (29) und Kapitel 4.2.1 §2 sowie §3.

73 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

4.3.4. Das Helenental

4.3.4.1. Allgemeines

Das Helenental liegt im Süden des Biosphärenparks Wienerwald und verbindet Baden bei Wien mit Mayerling bzw. Alland. Es ist Teil des Schwechattales und ein altbekanntes Erholungsgebiet für viele Wiener und Badener.

Die einzigartige Natur, die sich an den Hängen des Tales emporzieht und ein großflächiges Gebiet einnimmt, ist deshalb durch unterschiedliche Schutzgebiete "abgesichert". Zusätzlich zum Landschaftschutzgebiet und Natura 2000 Schutzgebiet (VS und FFH Schutzgebiet) grenzen zwei Naturschutzgebiete an das Helenental, die gleichzeitig Kernzone des Biosphärenparks Wienerwald sind. (Laut Antrag an die UNESCO im Jahr 2005 sind noch zwei weitere Gebiete als Kernzone ausgewiesen, die an das Helenental grenzen, doch in den aktuellen Plänen und Daten konnten diese nicht mehr verifiziert werden, mehr dazu in Kapitel 0)

4.3.4.2. Schwerverkehr durch das Tal

Das idyllische Helenental verbindet Baden und Alland durch die Landesstraße B210, und damit auch die A2 mit der A21. Daher ist es eine beliebte Ausweichroute für den Schwerverkehr, der für jeden Autobahnkilometer

Abbildung 4-52: Lkw Fahrverbot Helenental inkl. Naturschutzgebiete (Graphik: Land NÖ - www.intermap1.noel.gv.at; Foto: Dez 2011)

74 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Mautgebühren zu entrichten hat. Als Konsequenz auf den hohen Anteil des Schwerverkehrs wurde ein Lkw-Fahrverbot eingeführt. Frau Mag. Ferstl von der BH-Baden bestätigte in einem Telefonat am 30.12.2011 eine sukzessive Verschärfung dieses Lkw-Durchfahrverbotes seit 1989. Die letzte Verordnung wurde nach ihren Angaben im Jahr 2005 eingeführt (Resultat siehe Abbildung 4-52) und die nächste Restriktion soll ab 2012 erarbeitet werden. Aktueller Stand ist ein Lkw-Durchfahrverbot ab 3,5 Tonnen ausgenommen des Zulieferverkehrs. Eine weitere Ausnahmegenehmigung begünstigt vor allem einen Großbetrieb in der Katastralgemeinde Rauhenstein (Baden), den Milchverarbeitungsbetrieb NÖM AG, einer der Hauptverursacher des Schwerverkehrs. Er nutzt die Strecke mit seinen zahlreichen Lkws einerseits beim Abholen der Milch bei den Produzenten und andererseits bei der Auslieferung der Produkte jeweils dann, wenn die Fahrten über die Autobahn A21 fortgesetzt werden. Der Vorstand der NÖM AG teilte den betroffenen Anrainern mit, dass die Route über das Helenental solange benutzt wird, solange

die Politik es erlaubt. (DOLLENSKY, 2005)

Schwerverkehrsanteil von Mo-Fr auf den Landesstraßen (B) im BPWW:

Schwerverkehrsanteil Monat Lkw- Durchfahrtsverbot Lkws > 3,5t Messstelle Position Mai 05 Mai 08 Mai 11 bei Messstelle B1 km 27,200 9,35% 7,75% 6,98% kein Verbot! ab km 35,2 Riederberg B11 von km 1,1 - km 36,916 6,16% 6,26% 4,36% kein Verbot! Alland 14,8 B18 km 8,817 9,17% 8,40% 8,44% kein Verbot! ab km 12,2 Berndorf B44 km 12,141 9,12% 8,39% 3,99% kein Verbot! - Rekawinkel B210 von km 0,0 - km 11,057 10,18% 9,22% 7,17% Verbot! Helenental 17,0

Tabelle 4-1 Schwerverkehrsanteil von Mo-Fr auf den Landesstraßen (B) im BPWW (Quelle: Amt der NÖ Landesregierung, Abteilung Landesstraßenplanung, Fachbereich Verkehrssicherheit, Juli 2011)

Beim Vergleich der Ergebnisse der Messstellen müssen natürlich gewisse Randbedingungen berücksichtigt werden, wie z.B. ein sehr hoher Industrieanteil an der B18 bei Berndorf, der einen sehr großen Quell- und Zielverkehr bedeutet (daher relativ konstant über die letzen Jahre), und das Faktum, dass Lkw- Fahrverbote auch eine "Rückwirkung" auf Bereiche ohne Fahrverbote haben.

75 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

12,00%

10,00%

8,00% B1 Riederberg B11 Alland 6,00% B18 Berndorf 4,00% B44 Rekawinkel 2,00% B210 Helenental Schwerverkehrsanteil 0,00% Mai 05 Mai 08 Mai 11 Abbildung 4-53: Schwerverkehrsanteil von Mo-Fr auf den Landesstraßen (B) (Quelle: siehe Tabelle 4-1)

Es ist zwar ein Rückgang des Schwerverkehrsanteils bei fast allen Routen (außer B18) ersichtlich, doch ist für eine Strecke mit Lkw-Durchfahrverbot ein übermäßig hoher Schwerverkehrsanteil feststellbar. Dieser resultiert, wie oben beschrieben, von der NÖM AG.

4.3.4.3. Ausbau der Helenental-Straße

Im Jahre 2004 erfolgte im Helenental ein Ausbau der insgesamt 17 km langen kurvenreichen Straße zwischen km 7,7 und km 8,4 (siehe Abbildung 4-52 Mitte und Detailansicht Abbildung 4-54). Begründet wurde diese Maßnahme mit einer Erhöhung der Verkehrs- sicherheit. Nach ein paar größeren und schwerwiegenden Unfällen auf dem 700m langen Abschnitt erfolgte die Umsetzung dieses Projektes.

Vor der Realisierung schmiegte sich die Straße in derselben Höhenschichtlinie an den Berg. Abbildung 4-54: Umbau im Helenental (Graphik: Land NÖ - www.intermap1.noel.gv.at, bearbeitet: DI Dollensky) Um größere Kurvenradien zu ermöglichen, mussten auf zwei Seiten des Abschnittes der Fels abgetragen und ein Damm aufgeschüttet werden. Ein Neubau einer Landesstraße (B) kostet pro

Kilometer Straße zwischen 2 und 2,5 Mio. Euro (HOFFMANN, 2010, Kap.4, S.47). Prinzipiell handelte es sich um einen Umbau, doch ein Teil der Strecke wurde neu angelegt und das mit einem erheblichen Mehraufwand.

76 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Die Realisierung des neu gebauten Teiles gestaltete sich nach Informationen von Herrn DI Dollensky wie folgt: Eine Passage hat eine Rechtskurve, die verbreitert wurde. Darauf folgt eine Verschmälerung bei der Durchfahrt Krainerhütte mit der ursprünglichen Breite (wegen Grundeigentümer) und anschließend wurde wieder auf eine größere Breite gewechselt. Diese Informationen sind im technischen Bericht ersichtlich, in dem vom Projektanten vermerkt wurde, dass die "Richtlinien und Vorschriften für das Straßenwesen" (RVS) in manchen Bereichen nicht eingehalten werden konnten. Abbildung 4-55: Umbau im Helenental - Dammbau (Foto: DI Dollensky, November 2004) Das ist insofern erheblich, da genau durch die RVS eine Verbreiterung und eine Vergrößerung der Kurvenradien begründet wurde.

Frau Mag. Ferstl versicherte mir aber am Telefon, dass es keine Verbreitungen gegeben habe. Es wurde lediglich eine Vergrößerung der Kurvenradien realisiert.

Anmerkung: Eine Einhaltung der RVS ist bei den meisten Unternehmen der Regelfall. Abweichungen gibt es nur, wenn es wie hier nicht anders geht. Wenn jemand zu Schaden kommt, kann somit die Verantwortung auf die RVS geschoben werden.

Verbreiterungen und größere Kurvenradien bewirken immer eine Anhebung des Geschwindigkeitsniveaus. Die höhere Geschwindigkeit kann jedoch nicht gehalten werden, da nach dem ausgebauten Stück, die kurvenreiche Strecke wieder weitergeht. Im Grunde macht dieser Umbau die Strecke sogar noch gefährlicher, da dem Autofahrer suggeriert wird, dass es aufgrund

der begradigten und verbreiterten Abbildung 4-56: Helenental - Böschungsabtragung (Foto: DI Dollensky, Dezember 2004) Straße möglich ist, schneller zu fahren.

77 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Somit wurde die "kritische" Stelle nur verschoben und in wenigen Jahren wird von gewissen Politikern gefordert, wieder einen Ausbau zu machen um mehr Sicherheit zu erreichen. Das ist ein Widerspruch in sich. Man kann durch eine Anhebung des Geschwindigkeitsniveaus nicht mehr Sicherheit erreichen.

Anmerkung: Wenn hier wirklich die Sicherheit das ausschlaggebende Kriterium ist, müssten in erster Linie eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 50, ein Überholverbot und Sperrlinienrillen eingeführt werden.

Dieser Ausbau erfolgte zwar vor der Ernennung des Biosphärenparks Wienerwald, doch waren die Schutzgebiete sowie angrenzenden Naturschutzgebiete schon ausgewiesen. Trotzdem wurde der Neu- bzw. Umbau durchgeführt.

4.3.5. Autofahrten durch Kernzone

4.3.5.1. Zufahrten zu Häusern über die Kernzone

Bei der Kernzone Hainbach reicht das Schutzgebiet über die im Südosten befindliche Straße. Da im Norden dieser Straße zwei bewohnte Häuser sind, ist es notwendig, dass diese Personen jedes Mal, wenn auch wenige 100 Meter, durch die Kernzone fahren. Normalerweise hätte bei einer Ausweisung dieser Kernzone auf so etwas Rücksicht genommen werden müssen.

4.3.5.2. Abgestellte Autos und Anhänger in der Kernzone

Beim Betreten der Wiener Kernzone Stockert bzw. Dorotheerwald (laut Antrag an die UNESCO) auf Wiener Seite erfährt man nicht, dass man sich in der Kernzone des BPWW befindet.

100 Meter von der Straße entfernt, gegenüber eines dort befindlichen ca. 600 m² großen Fischteiches (siehe Abbildung 4-78)

parkte ein Jeep Abbildung 4-57: Altes Jägerauto in Kernzone Stockert ohne Nummerntafel. Im (Foto: Okt. 2011) Oktober 2011 und Dezember 2011 war das Auto dort abgestellt. Bei genauerer Betrachtung der Innenausstattung sah man eine Schleife mit dem Aufdruck

78 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

"Kompetenz in Jagd" und einen Feldstecher. Man kann daraus schließen, dass hier ein Jäger sein Auto geparkt hat (siehe Abbildung 4-57 rechts). Der Suzuki SJ413 ist ca. 25 Jahre alt und hat ein grünes Pickerl. Links im Bild sieht man ein zweites abgestelltes Auto, dass aber noch für den Straßenverkehr zugelassen war. Dieses Auto gehörte einem Fischer, der beim Teich war. Die Entfernung zur Straße beträgt ca. 100m.

In der Kernzone Mitterschöpfl in Niederösterreich stehen zwei Autoanhänger (siehe Abbildung 4-58) neben einer Hütte (siehe folgenden Punkt). Zusätzlich liegen dort auch Holzplatten, -balken usw. Diese Aktivitäten stehen im

Widerspruch zum Kriterienkatalog Abbildung 4-58: Anhänger in Kernzone Punkt (11d) - siehe Kapitel 4.1 (11d). Mitterschöpfl (Foto: Aug. 2011)

4.3.6. Lagerfeuer und Grillen in der Kernzone

Im August 2011 konnte ich in der Kernzone Mitterschöpfl Zeuge werden, dass manche Gegenstände auf gewisse Aktivitäten schließen lassen, die in einer Kernzone eigentlich gar nichts verloren haben. Zirka 800 Meter vom Parkplatz der Landesstraße L127 entfernt befindet sich ein kleines Jagdhäuschen (siehe Abbildung 4-59: Jagdhäuschen in Kernzone Abbildung 4-59) und ringsum sind Mitterschöpfl (Foto: August 2011) Heurigengarnituren, Gartensessel sowie Gartentische, eine Lagerfeuerstelle (siehe Abbildung 4-60), zwei Anhänger, Holzplatten, Holzbalken (siehe Abbildung 4-58), Feuerholz (siehe Abbildung 4-61) und andere "Kleinigkeiten".

Abbildung 4-60: Heurigengarnituren und eine Lagerfeuerstätte am Mitterschöpfl (Foto: Aug. 2011)

79 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Abbildung 4-61: Feuerholz für Lagerfeuer in Kernzone Mitterschöpfl (Foto: August 2011)

Diese Aktivitäten stehen im Widerspruch zum Kriterienkatalog Punkt (11d) - siehe Kapitel 4.1 (11d).

4.3.7. Salzstreuung im Biosphärenpark

Die Planungsgemeinschaft Ost hat im Jahre 1987 die erste Wienerwald Deklaration veröffentlicht, die "Schutzmaßnahmen für den Wienerwald" beinhaltet, die es umzusetzen gilt. Im Absatz Verkehr wird als fünfter Punkt ein Verbot der Salzstreuung gefordert. Ausgenommen davon sind "besondere Situationen auf Autobahnen und Schnellstraßen"45

Die Praxis hierbei schaut leider viel anders aus. Nach Informationen von Herrn Wolfgang Kalchhauser, Gemeinderat in Pressbaum, werden jährlich alleine in dieser Gemeinde viele Tonnen an Streusalz und Streusplitt gekauft, die dann gleichzeitig ausgetragen werden. (Anmerkung: Autobahnen und Schnellstraßen werden von der ASFINAG gestreut. Landesstraßen wie z.B. die B44 liegen in der Zuständigkeit des Landes.) In diesem Fall werden sehr große Mengen an Splitt und vor allem Salz auf die Gemeindestraßen gestreut. Die Dosierung des Salzes ist dabei nicht so wichtig, ausreichend muss es sein um ja keinem Risiko ausgesetzt zu sein.

Nicht zuletzt durch die Ausweisung als Bauland an den verschiedensten Wienerwaldhängen mit Zubringerstraßen, deren Steigungen oft mäßig bis groß sind, will man das Gemüt des Bürgers auch in keinster Weise belasten, wenn sie nach Wien in die Arbeit fahren. Die Natur wird hier wie so oft hintangehalten.

Das Gebäude des Winterdienstes in Pressbaum ist nahe dem Bahnhof Rekawinkel. Am 11. Februar 2011 konnten dort ganze Salzblöcke neben der Asphaltfläche auf

45 PGO, 1987, S.3.

80 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

nicht versiegelten Flächen fotografiert werden (siehe Abbildung 4-62). Nach Angaben von Herrn Kalchhauser war an diesem Tag strahlender Sonnenschein und trotzdem wurde Salz und Splitt gestreut. Bei Anfrage beim Amtsleiter der Gemeinde Pressbaum, warum bei diesen Temperaturen gestreut wird, bekam er mündlich vom Bauhofleiter ausgerichtet, dass er vorsorglich streue. "Im Falle eines Wetterumschwungs würde er nicht vor dem Richter stehen wollen."

Anmerkung: Laut Informationen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) war an diesem besagten Tag das Temperaturmittel in Wien ca. 7°C und in St. Pölten ca. 6°C. Auch am darauffolgenden Tag war das Temperaturmittel ähnlich hoch und erst am 13. Februar sank es gegen 0°C.

Abbildung 4-62: Streusalz nahe dem Lager des Winterdienstes (Fotos: Wolfgang Kalchhauser, Februar 2011)

Es müssen von der Politik endlich Taten folgen und die von den Landeshauptleuten Niederösterreichs, Wiens und des Burgenlands unterzeichnete Wienerwald- Deklaration 1987 umgesetzt werden. Ein Verbot der Salzstreuung zumindest auf Gemeindestraßen ist hier eine Maßnahme, die schon seit fast 25 Jahren überfällig ist.

Diese Aktivitäten stehen im Widerspruch zum Kriterienkatalog Punkt (1), (2) und dem BPWW Gesetz §3 - siehe Kapitel 4.1 (1), (2) und Kapitel 4.2.1 §3.

Als positives Beispiel kann hier die Stadt Perg angeführt werden, die seit dem Winter 2011 auf allen in ihrem Wirkungsbereich befindlichen Straßen auf Splittstreuung umgestellt hat. Wie aus dem Artikel vom 9.11.2011 der OÖ Nachrichten mit dem Titel "Perg verbannt Salzstreuung von den Straßen: Winterdienst nur mit Splitt" hervorgeht, ist dies die Folge eines finanziellen Drucks des Landes Oberösterreich.

81 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

4.3.8. Umfahrung Klosterneuburg – Verlegen von Schutzzonen

In Klosterneuburg wurde an der nordöstlichen Grenze des Biosphärenparks Wienerwald von August 2006 bis Dezember 2008 eine neue Umfahrungsstraße gebaut. Kurz vor Fertigstellung des Bauwerks beziffert der

Rechnungshof die Baukosten mit Abbildung 4-63: Umfahrung Klosterneuburg (Fotos: WONKA, [Band I], 2011, S.20) geschätzten 77,01 Millionen Euro. Es soll so der Verkehr von der B14 umgelegt und das Ortsgebiet langfristig entlastet werden. (MOSER, Josef, 2008)

Abbildung 4-64: Augebiet in Klosterneuburg wird durch Umfahrung Klosterneuburg beschnitten (Fotos: Google Earth, 20.01.2005 links und 27.09.2009 rechts)

Das unter Experten und in der Bevölkerung sehr umstrittene Projekt bedeutet einen massiven Eingriff in die Natur und ein Zurückdrängen des Augebietes in Klosterneuburg.

Die Klosterneuburger Au ist das Hochwasserabflussgebiet der Donau, für das es wasserrechtliche Auflagen gibt. Natürlich auch deshalb, weil der überwiegende Teil des Trink- und Brauchwassers von Klosterneuburg im Auengebiet geschöpft wird. (WONKA, [Band I], 2011, S.32-33)

Naturschutzorganisationen weisen darauf hin, dass bei der Ausweisung des Natura 2000 Schutzgebietes die Umfahrung damals schon berücksichtigt wurde um

keine Einschränkungen zu haben. (WONKA, [Band I], 2011, S.20)

82 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

4.3.8.1. Vorbemerkungen

Bei Projekten der öffentlichen Hand müssen genaue Analysen durchgeführt und Wirkungsmechanismen umfassend dargestellt werden, um nach dem Stand des Wissens im Planungsgebiet die beste Lösung herbeizuführen. Das beinhaltet einen sparsamen Umgang mit den verwendeten öffentlichen Geldern und die Einhaltung aller einschlägigen Gesetze, wie das Niederösterreichische Raumordnungsgesetz und das Straßengesetz sowie die Berücksichtigung aller Auflagen und Bestimmungen. Es müssen daher Untersuchungen in alle Richtungen durchgeführt werden (KNOFLACHER, MACOUN, 2004, S.1).

4.3.8.2. Analyse der Gutachten aus verkehrstechnischer Sicht

• "Die Analyse der Systemwirkungen des Verkehrs im Raum Klosterneuburg liefert Fakten, die im Gegensatz zu den Annahmen der vom Projektwerber durchgeführten Untersuchungen stehen.

• Die Projektunterlagen sind nicht umfassend und ausreichend erstellt worden, wie es aus dem heutigen Stand der Planung und des Wissens möglich wäre.

• Der Vergleich der realen Verkehrsentwicklung steht im Widerspruch zu den Annahmen des Projektwerbers.

• Während die reale Verkehrsentwicklung deutlich auf die Intermodalität und Elastizitäten im System hinweist, hat der Projektwerber diese heute selbstverständlichen Voraussetzungen bei der Erstellung der Unterlagen nicht beachtet und damit nicht die nötige Sorgfalt bei der Auswahl der Verkehrslösungen walten lassen.

• Die gewählte Variante widerspricht dem Ziel des Niederösterreichischen Landesverkehrskonzeptes, sowie den Leitzielen des NÖ Raumordnungsgesetzes 1956, weil sie eine Verkehrsentwicklung in einem stabilen System destabilisiert, einen unnötigen Ressourcenverbrauch und Landschaftseingriffe hervorruft, ohne die angestrebte Verkehrswirkung zu erzielen. Diese wären mit anderen Methoden schneller, billiger, nachhaltiger und umweltschonender erzielbar. Selbst die Unterlassung dieses Projektes hätte mittel- und längerfristig positive Wirkungen auf das Gesamtsystem in Klosterneuburg und dem Wienerwald."46

In einem für die Entscheidung des Baues der Umfahrung beteiligten verkehrstechnischen Gutachten wird abschließend noch einmal darauf

46 KNOFLACHER, MACOUN, 2004, S.13.

83 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

hingewiesen, dass dieses Projekt nicht geeignet ist, sämtliche verkehrswirksame zusätzliche Maßnahmen, wie etwa den Martinstunnel, die Umfahrung Kritzendorf und die neue Donaubrücke bewältigen zu können (siehe Abbildung 4-65). Das weist auf enorme Mängel des Projektes hin und alleine auf Grund dieser Formulierung ist die Erteilung der Baubewilligung sehr in Frage zu stellen. (KNOFLACHER, MACOUN, 2004, S.13)

"Aus verkehrsplanerischer und verkehrstechnischer Sicht weisen die Unterlagen für den gegenständlichen Planungsraum und die dort vorliegenden Verhältnisse derart gravierende Mängel auf, dass eine Verletzung der entsprechenden Sorgfalt im Umgang mit öffentlichen Mitteln bei der Vorbereitung dieses Projektes vorzuliegen scheint. Dies ist begründet durch:

• Es liegt keine qualifizierte Korridoruntersuchung auf Detailebene in nachprüfbarer Form vor.

• Es liegen keine, entsprechend dem Abbildung 4-65: Umfahrung Klosterneuburg und eventuelle Erweiterungen heutigen Stand der Verkehrs- (Graphik: http://unser- klosterneuburg.org/archiv/umfahrung/) planung, erstellten Nachweise über Verkehrsmanagementmaßnahmen und ihre Wirksamkeit im Vergleich zum vorgelegten Projekt vor.

• Die „a priori“ Behauptung, dass trotz Verstärkung des öffentlichen Verkehrs eine Verbesserung der Verkehrssituation entstanden ist, ist falsch, zieht man die Ergebnisse der Zählungen in diesem Raum als Fakten heran. Sie steht im Widerspruch zur realen Entwicklung.

• Die Unverhältnismäßigkeit des Mitteleinsatzes steht in keiner Relation zum erzielten Effekt.

• Die Bestimmungen des § 9, Absatz 1, NÖ Straßengesetz, werden durch dieses Projekt nicht erfüllt. Die Straße ist nicht derart geplant und gebaut und zu erhalten, dass sie dem zu erwartenden Verkehr entspricht. Bedingt durch die Leistungsengpässe an den Kreuzungen bzw. Knotenpunkten ist der in

84 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

den übrigen Abschnitten getätigte Aufwand an öffentlichen Mitteln nicht zu rechtfertigen. Dies wird auch auf Seite 19 im Gutachten des verkehrstechnischen Sachverständigen im letzten Absatz bestätigt „im Hinblick auf den Umstand, dass im technischen Bericht die zu erwartenden Probleme der Leistungsfähigkeit bereits nachgewiesen wurden, kann aus verkehrstechnischer Sicht die Erfüllung der im Gesetz enthaltenden Forderungen jedenfalls nicht bestätigt werden“."47

Bei so großen Mängeln alleine bei den verkehrstechnischen Gutachten, die die Grundlage für alle weiteren Gutachten und Berechnungen, wie z.B. von Lärm und Abgasen, bilden, können diese nur sehr kritisch hinterfragt werden. (KNOFLACHER, MACOUN, 2004, S.14)

4.3.8.3. Analyse der Gutachten aus Sicht der Luftgüte und Umwelthygiene

"Die Studie Luftgüte ignoriert wesentliche Erkenntnisse der Verkehrsplanung, wie das Vorliegen von Elastizitäten im Verkehrssystem sowie Systemwirkungen. Die Umfahrungslösung schafft Spielräume für zukünftige Verkehrssteigerungen sowohl in der Stadtdurchfahrt als auch auf der Umfahrung, erhöht die Geschwindigkeiten (wenn auch in der Ortsdurchfahrt nur kurzfristig und marginal) und führt zu größeren Wegeweiten. Damit steigen im Gesamtbereich die Verkehrsleistungen und in der Folge die Belastungen durch Reaktionsprodukte. Durch latenten Verkehrsbedarf und höhere Attraktivität weisen „entlastete“ Infrastrukturen höhere Steigerungsraten auf und werden rasch bis zur Kapazitätsgrenze aufgefüllt."48

Daraus resultieren die falsch prognostizierten Verkehrsmengen der Studie. Die Verkehrssteigerung auf dem bestehenden Straßenzug liegt nicht bei 44% wie dargestellt sondern bei 16-26%, das auch die Kapazitätsgrenze der Straße darstellt. Für eine Prognose für 2020 ist die Differenz von Bestand und Umfahrung nicht 1% sondern 54-70%. Insgesamt bedeutet das fast eine Verdopplung der Verkehrsmenge. (KNOFLACHER, MACOUN, 2004, S.14)

"Die Studie „Luftgüte“ ignoriert wesentliche Luftschadstoffkomponenten und bietet damit eine völlig falsche Basis für folgende umwelthygienischen Bewertungen:

1) Werden alle kanzerogenen Luftschadstoffe (inklusive dem in der Aufgabenstellung genannten Benzol) mit der Begründung, dass keine

47 KNOFLACHER, MACOUN, 2004, S.13-14. 48 KNOFLACHER, MACOUN, 2004, S.14.

85 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Messwerte vorliegen, nicht bewertet.

2) Werden die wesentlichen Oxidationsprodukte wie Ozon nicht behandelt

3) Werden – wie zitiert – die bestehenden Grenzwerte für die verwendeten Schadgaskomponenten ignoriert. Zum Beispiel werden die Auswirkungen des Stickstoffdioxides, das nicht unmittelbar emittiert wird (nur 5 – 10% des emittierten Stickoxides liegen in Form von Stickstoffdioxid vor), sondern erst mit Abstand vom Emittenten bis zu 300 Meter die höchsten Konzentrationen aufweist, also unter Umständen je nach Windrichtung und Windgeschwindigkeit im Zentrumsbereich Klosterneuburgs die an den Grenzwerten liegende Schadstoffkonzentration verstärkt, ignoriert."49

4.3.8.4. Schlussfolgerungen für den Biosphärenpark Wienerwald

Auch wenn diese Umfahrungsstraße an den Grenzen des Biosphärenparks ist, hat sie doch große Wirkung in verschiedenster Form auf die Bevölkerung und die Natur dieses Gebietes. Obwohl mittlerweile die Effekte von Umfahrungsstraßen bekannt sind und an Dutzenden Beispielen schon "erprobt" wurden, wird weiter darauf gesetzt und mit mangelhaften Gutachten begründet.

Diese Baumaßnahmen stehen im Widerspruch zum Kriterienkatalog Punkt (1), (2), (29) und dem BPWW Gesetz §3 - siehe Kapitel 4.1 (1), (2), (29) und Kapitel 4.2.1 §3.

4.3.9. Information der Bevölkerung

4.3.9.1. Wiener Stadtwanderwege

Die Stadt Wien ist sehr ambitioniert Touristen und natürlich auch die Wiener in den Wienerwald zu bringen um die Natur, Sehenswürdigkeiten und die Landschaft zu genießen. Es gibt 13 Stadtwanderwege, die insgesamt eine Länge von 520 km ergeben. Die Wanderkarten sowie den Wanderpass bekommt man gratis von der Stadt Wien zu Verfügung gestellt. Durch eine gute Idee, die Leute zum Stempelsammeln anzuregen und je nach zurückgelegten Wanderstrecken Wandernadeln zu verschenken, soll besonders die lokale Bevölkerung animiert werden in die Natur zu gehen und sich zu bewegen.

49 KNOFLACHER, MACOUN, 2004, S.15.

86 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Die auf der Homepage der Stadt Wien ausgewiesenen Kernzonen werden von den Stadtwanderwegen 1 (Kernzone Leopoldsberg) und 2 (Kernzone Latisberg) tangiert und die Stadtwanderwege 1a (Kernzone Leopoldsberg), 6 (Kernzone Dorotheerwald) und 8 (Kernzone Kolbeterberg) kreuzen sie sogar. Es sind weder auf der Homepage noch in den Wanderkarten der Stadt Wien die eben erwähnten Kernzonen eingezeichnet. In der Wanderkarte werden zwar ein paar Zeilen dem Biosphärenpark Wienerwald gewidmet, doch ist das allgemein und es ist nicht die Rede von Kernzonen. Es gibt zwar Hinweise auf die Verhaltensregeln im Wald, die natürlich auch besonders für die Kernzone zutreffen, doch ist hier definitiv Nachholbedarf um das Bewusstsein der Menschen mehr zu sensibilisieren und ihnen die Idee eines Biosphärenreservates näher zu bringen.

Abbildung 4-67: Stadtwanderweg 1 und 1a Abbildung 4-66: Stadtwanderweg 1a (Karte: (Karte: www.wien.gv.at, 10.11.2011) www.wien.gv.at/umwelt/wald/freizeit/wandern/wanderweg 1a.html, 10.11.2011)

Im Geoinformationssystem der Stadt Wien existiert bereits die Möglichkeit die Kernzonen und die Wanderwege gleichzeitig anzuzeigen, nur liegt es jetzt an zuständigen Stellen, dies auch unter den Stadtwanderwegen in vereinfachter Form zu implementieren. (Die weiteren Karten sind im Anhang Seite 120)

Das wäre doch die beste Möglichkeit, die Natursuchenden zu sensibilisieren und ihnen die Idee eines Biosphärenreservates näher zu bringen.

87 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

4.3.9.2. Wiener Kernzonen

In der Kernzone Dorotheer Wald (Stadtwanderweg 6), der aus einem Teil in Niederösterreich und Wien besteht, gibt es auf der Wiener Seite kein Schild, das die Kernzone anzeigt. Auch wenn die Route in der Wanderkarte prinzipiell so beschrieben ist, dass die Kernzone von der niederösterreichischen Seite betreten wird, gibt es viele Wanderer, die sie anders gehen. Der zweite Wanderweg, der in Wien durch eine Kernzone führt ist der Stadtwanderweg 1a. Am Leopoldsberg kann man auch keine Kennzeichnung, Beschilderung oder ähnliches finden. Wie schon oben beschrieben, tangiert der Wanderweg 1 die Kernzone Leopoldsberg an der Südwestlichen Seite und abermals ist keine Information zu finden.

Alle besichtigten Kernzonen hatten kein Informationsschild oder ähnliches, das in irgendeiner Weise auf eine Kernzone hindeutet. Das Einzige, das auf den Biosphärenpark Wienerwald hindeutet, sind in zwei Fällen Fahnen in einigen hundert Metern Entfernung, die die Aufschrift "Leben in Vielfalt - Lebensregion - Biosphärenpark Wienerwald" aufweisen.

Besichtigung Kernzonen:

Dorotheerwald 15.10.2011 Leopldsberg 21.11.2011 Latisberg 02.12.2011 Pfaffenberg 02.12.2011 Moosgraben 02.12.2011

Abbildung 4-68: Informationskarte für Wanderwege am Cobenzl (Foto: Dezember 2011)

88 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

4.3.9.3. Niederösterreichische Kernzonen

In Niederösterreich sind in vielen der besichtigten Kernzonen Schilder zu finden. Besonders die großen Kernzonen haben Schilder wie in Abbildung 4-69 zu sehen ist. Zusätzlich sind manchmal Informationstafeln, die den Besucher über die Vorgänge in Kernzonen in Kenntnis setzen (vgl. Abbildung 1-2). Von den 15 Kernzonen, die ich besichtigt habe, konnte ich nur bei einer ein Schild finden, das gewisse Verhaltensregeln in

der Kernzone aufzeigte (vgl. Abbildung 4-70). Die sehr Abbildung 4-69: Kernzonenschild (Oktober 2011) kleine Schrift ist nicht gerade sehr einladend, dass man als Wanderer stehen bleibt und sich das durchliest. Aber man hat zumindest eine wichtige Information. Das ändert aber nichts daran, dass es 36 bzw. 37 Kernzonen gibt (Abweichung wird in Kapitel 4.3.13.1. erklärt) und von den 15, die ich besucht habe, nur eine ein Schild mit Verhaltensregeln hat.

Der Troppberg war die einzige Kernzone, die ich in Wanderkarten oder Mountainbike-Karten gefunden

habe, die gekennzeichnet war. Die Abbildung 4-70: Verhaltensregeln in der Kernzone (Oktober 2011) Wienerwald Tourismus GmbH hat in ihrer Broschüre "Wandern rund um den Troppberg im Wienerwald" (2011) von 15 angeführten Wanderrouten 12, die durch die Kernzone führen. Im Mountainbike- Atlas von Kurt Schall und Wolfgang Neumüller (2009) führen 2 Mountainbike- Strecken durch die Kernzone. Bei so hohen Wegeanzahlen lässt das natürlich auch auf eine hohe Besucherfrequenz deuten (vgl. Kapitel 1.5.1.3) und laut Machbarkeitsstudie ist hier von der Ausweisung einer Kernzone abzuraten.

89 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

4.3.9.4. Verbesserungsvorschläge

Wanderern und Mountainbikern soll einfach und schnell vermittelt werden, dass sie gewisse Regeln einhalten müssen. Ein sogenannter "Eyecatcher" mit einfachen Bildern wäre sicher eine gute Idee. Wenn die Besucher dann stehenbleiben und sich dafür interessieren, sind ergänzende detailierte Informationen, wie in Abbildung 4-70 ersichtlich, zu empfehlen. Ein Beispiel, wie es auch in vielen Wäldern verwendet wird, ist in Abbildung 4-71 zu sehen. Einfache Bilder machen auch Kindern verständlich, was man darf und die Neugierde dieser kleinen Besucher bringt oft auch die Eltern dazu, ihnen das näher zu erklären.

Abbildung 4-71: Beispiel für einfache Erklärung der Regeln im Wald - "Eyecatcher" (Dezember 2011)

Es ist ein Widerspruch zum Kriterienkatalog Punkt (25) - siehe Kapitel 4.1 (25).

90 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

4.3.10. Sparsamer Umgang mit Steuergeldern

Im Bericht des niederösterreichischen Landesrechnungshofes wurden von zwölf abgeschlossenen und acht noch bis teilweise 2012 laufenden Projekten vier stichprobenartig zur genaueren Prüfung herausgenommen. (LANDESRECHNUNGSHOF, 2011, S.47, 48) Zwei dieser 4 Projekte sind hier erwähnenswert (siehe Kapitel 4.3.10.2 und Kapitel 4.3.10.3). Der sparsame Umgang mit Steuergeldern ist in der Vereinbarung zwischen den Ländern Niederösterreich und Wien (siehe Kapitel 4.2.3) festgeschrieben

4.3.10.1. Direktvergabe ohne Vergleichsangebote (erlaubt)

Für das Jahr 2009 war eine Aufstockung der Betriebsmittel (laut. Art 15a B-VG) auf EUR 800.000 vorgesehen, falls dies erforderlich ist. Somit war eine Evaluierung der Betriebskosten erforderlich um die Notwendigkeit begründen zu können. Die maximalen Kosten dafür wurden vom Aufsichtsrat auf EUR 20.000 festgelegt. Durch Direktvergabe erfolgte daraufhin der Auftrag für EUR 23.790,97 (Brutto). Bis zu einem Grenzwert von EUR 40.000 (exkl. USt = Netto) ist dies nach gültigem Bundesvergabegesetz 2006 möglich, jedoch wurden keine Vergleichsangebote anderer Unternehmen eingeholt. Nur so ist es möglich, die preisliche Angemessenheit der ausgeschriebenen Leistungen zu verifizieren.

Von der BPWW Management GmbH wurde die Vergabe an das Unternehmen durch die intensiven Vorkenntnisse in Bezug auf die Themen und Kompetenzen der Gesellschaft (BPWW Management Gesellschaft) begründet. In Zukunft

werden jedoch Vergleichsangebote eingeholt werden. (NÖ LANDESRECHNUNGSHOF, 2011, S.29-30)

„Beim Vergleich der vom Unternehmen angebotenen Leistungsinhalte mit den im Endbericht dokumentierten und kommentierten Ergebnissen wurden teilweise erhebliche Abweichungen festgestellt. So fehlten beispielsweise die angebotene Analyse der Arbeitsplatzbedingungen sowie die Entwicklung von Erfolgskriterien. Weiters waren Aussagen über ein Konzept für Reportings in geringem Ausmaß vorhanden, die im Hinblick auf eine Stärken- und Schwächenanalyse vorgesehene Organisationsdiagnose war unvollständig und zu dem im Angebot preislich extra berücksichtigten Konzept für künftige Evaluierungen gab es nur ansatzweise Empfehlungen.“50

50 NÖ LANDESRECHNUNGSHOF, 2011, S.31.

91 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Letztendlich ging die Erforderlichkeit einer Erhöhung der Betriebsmittel für die Biosphärenpark Wienerwald Management Gesellschaft von EUR 600.000 auf EUR 800.000 nicht aus dem Bericht hervor. Die Umsetzung der Sevilla Strategie erfordert, wie von der NÖ Landesregierung begründet, mehr finanzielle Mittel, jedoch sollte durch eine Evaluierung die Notwendigkeit begründet werden. (NÖ LANDESRECHNUNGSHOF, 2011, S.31, 21)

Die aus der Evaluierung hervorgehenden 30 Empfehlungen wurden bis zur Prüfung durch den Landesrechnungshof schon fast zur Gänze von der Gesellschaft umgesetzt: dies sind beispielsweise ein Leitbild zu erstellen und zu publizieren, das internationale Netzwerk der Biosphärenreservate auszubauen, ein Rahmenkonzept für die nächsten zehn Jahre auszuarbeiten und das Erstellen von Managementplänen für die Kernzonen. (NÖ LANDESRECHNUNGSHOF, 2011, S.34)

4.3.10.2. Projekt „Wiesen und Weiden im BPWW 2008/2009“

Für das Projekt: „Wiesen und Weiden im BPWW 2008/2009“ mit einem Gesamtaufwand von ca. EUR 120.000 (inkl. USt). mit zwei Angeboten, in denen ein pauschaler Fixpreis veranschlagt war, wurden zwei externe Firmen beauftragt. Für Dienstleistungen betrug der EU-Schwellenwert zum Vergabezeitpunkt EUR 206.000 und daher gelten die Bestimmungen des Unterschwellenbereiches, sprich nationales Vergaberecht. Dieser Schwellenwert beträgt zum Vergabezeitpunkt EUR 40.000 (exkl. USt).

Die Auftragshöhe für Firma A betrug EUR 46.700 (exkl. USt) und für Firma B EUR 34.300 (exkl. USt). Eine Direktvergabe war daher im ersten Fall nicht zulässig. Die direkte Vergabe an Firma B war prinzipiell zulässig, jedoch „ist festzuhalten, dass im Vorfeld keine Handlungen dokumentiert sind, aus denen hervorgeht, dass sich die Gesellschaft über die nachgefragten Leistungen eine qualitative bzw. kreative Marktübersicht verschafft hätte. Die Bieter waren in die Erstellung der Leistungsbeschreibung maßgeblich eingebunden.“51 Das Kontrollamt vertritt die Ansicht, im Vorfeld durch die Gesellschaft selbst angefertigte, schriftliche Leistungsbeschreibungen zu erstellen. Somit wäre eine Vergleichbarkeit durch detailliert ausgeführte Positionen im Rahmen eines Vergabeverfahrens möglich. (NÖ LANDESRECHNUNGSHOF, 2011, S.51)

51 NÖ LANDESRECHNUNGSHOF, 2011, S.51.

92 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

4.3.10.3. Projekt „Biosphärenpark Fest“

Am 6. Juli 2008 wurde das erste Biosphärenparkfest am Wiener Cobenzl durchgeführt. Das ganztägig geplante Fest war zu Beginn durch die Stadt Wien Marketing GmbH mit EUR 140.000 (exkl. USt) veranschlagt. Anschließend wurden die Kosten für die Bewerbung der Veranstaltung durch Tageszeitungen und Radio (EUR 37.500 exkl. USt) ausgegliedert, indem die Stadt Wien bzw. das Land NÖ diese Aufgaben selbst übernahmen. Die veranschlagten Kosten reduzierten sich aber nicht. Begründung war eine sogenannte „Reserve“ zu haben.

Abbildung 4-72: Biosphärenpark Wienerwald Fest am Cobenzl am 6. Juli 2008 (Quelle: BPWW)

Das Fest war für ca. 5000 Personen geplant, jedoch „entsprach das Besucherinteresse aufgrund der Witterungsbedingungen nicht den Erwartungen.“52

Eine Gesamtabrechnung des Festes der Stadt Wien Marketing GmbH wurde weder der Gesellschaft übermittelt noch von dieser eingefordert. Eine Kontrolle der angeführten Leistungen wie Infrastruktur, Programm, Bühne, Bewerbung usw. war somit nicht möglich.

Von Undurchsichtigkeiten bei der nicht erfolgten Dokumentierung der Kostentragung, über Beträge, aus denen nicht ersichtlich ist, ob sie inklusive oder exklusive Umsatzsteuer sind, bis hin zu fehlenden Angaben bezüglich der

52 NÖ LANDESRECHNUNGSHOF, 2011, S.61.

93 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Bewerbung durch das Land NÖ war eine Kontrolle durch den Landesrechnungshof bzw. das Kontrollamt Wien schwierig.

„An Gesamtaufwand für das Fest (finanziert von den beiden Ländern und der Gesellschaft) ergaben sich aus den vorgelegten Unterlagen der Gesellschaft rund EUR 165.000. Eine Beurteilung des entstandenen Gesamtaufwands war 53 aus den vorgelegten Unterlagen nicht vollständig möglich.“ (NÖ

LANDESRECHNUNGSHOF, 2011, S.57-61)

4.3.10.4. Zahlung der Entschädigungsbeiträge im Jahr 2006

Von der NÖ Landesregierung wurde ein einheitliches Vertragsmuster für die Entschädigungsverträge beschlossen, das die Entrichtung der Zahlungen zu zwei gleichen Teilen vorsah, die jeweils am 1. März und 1. September ausgezahlt würden. Es war vorgesehen, dass die Entschädigungszahlungen bis zum In-Kraft-Treten der Entschädigungsverträge verhältnismäßig gekürzt werden.

Am 2. Mai wurde in einer Sitzung von der NÖ Landesregierung das Vertragsmuster angefertigt. Die Entschädigungsverträge wurden mit 3. Mai 2006 unterfertigt, jedoch wurden hier Abweichungen zu dem einen Tag davor erstellten Vertragsmuster festgestellt. Anfangs wurden für alle Eigentümer die Zahlungen zu zwei gleichen Teilen vereinbart. Mit Ausnahme der Österreichischen Bundesforste wurde bei allen anderen Eigentümern diese zweiteilige Zahlung zu einer einmaligen jährlichen Zahlung am 1. März umgeändert und die verhältnismäßige Kürzung wurde durch einen Vertragszusatz außer Kraft gesetzt. Es wurde mit den Waldeigentümern vereinbart, „dass bereits im Laufe des Jahrs 2006 eine ungekürzte Entschädigung entrichtet werden soll, wenn der Biosphärenpark in diesem Jahr rechtswirksam errichtet und die vertragsgegenständlichen Flächen außer Nutzung gestellt werden.“54

Diese Abweichungen vom Vertragsmuster zum abgeschlossenen Entschädigungsvertrag verursachten einmalige Kosten von fast EUR 98.000,-. (LANDESRECHNUNGSHOF, 2011, S.76,77)

53 NÖ LANDESRECHNUNGSHOF, 2011, S.60. 54 NÖ LANDESRECHNUNGSHOF, 2011, S.77.

94 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Es muss noch festgehalten werden, dass „bereits vor der Sitzung der NÖ Landesregierung vom 2. Mai 2006 die Abweichungen zum vorgelegten und letztendlich beschlossenen Mustervertrag bekannt waren.“55

(LANDESRECHNUNGSHOF, 2011, S.77)

4.3.11. Autobahnen grenzen direkt an Kernzonen

Laut Antrag an die UNESCO sind 0,1 % oder 53 Hektar der gesamten Biosphärenparkfläche eine Pufferzone anschließend an Siedlungsgebiete und Straßen. (BPWW MANAGEMENT, 2005, S.16) Die Aufgabe der Pflegezone (Österreich und Deutschland), besser Pufferzone genannt, ist, wie der internationale Name schon sagt, unter anderem, die Kernzone von verschiedenen Umwelteinflüssen abzufedern. In Niederösterreich sind überwiegende Bereiche der Kernzone mit einem ca. 25 m breiten Puffergürtel versehen.

Abbildung 4-73: Kernzone Hainbach (A21) - Überlagerung der Lärmkarte der ASFINAG 2009 (Quelle: www.laerminfo.at 15.12.2011) und der Karte des BPWW (Quelle: Land NÖ, 2008)

Naturschutzorganisationen kritisieren ebenfalls viel zu kleine Pufferzonen um die Kernzonen und fordern dafür die drei- bis viermal so große Fläche wie die der Kernzonen. (WONKA, 2011, S.16)

55 NÖ LANDESRECHNUNGSHOF, 2011, S.77.

95 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Abbildung 4-74: Kernzone Baunzen und Deutschwald (A1) - Überlagerung der Lärmkarte der ASFINAG 2009 (Quelle: www.laerminfo.at 15.12.2011) und der Karte des BPWW (Quelle: Land NÖ, 2008)

Abbildung 4-75: Kernzone Gießhübl (A21) - Überlagerung der Lärmkarte der ASFINAG 2009 (Quelle: www.laerminfo.at 15.12.2011) und der Karte des BPWW (Quelle: Land NÖ, 2008)

96 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Besonders bei angrenzenden Straßen oder Autobahnen wird eher wenig Rücksicht genommen. So gibt es drei Kernzonen, die praktisch direkt an die Autobahn angrenzen und eine, die etwa 40 m davon entfernt ist. (Siehe Abbildung 4-73, Abbildung 4-74, Abbildung 4-75 sowie beispielsweise die Landesstraße im Helenental Abbildung 4-54)

Eine Lärmbelastung von über 60 Dezibel dringt teilweise mehrere 100 Meter in unseren "Urwald von morgen"56 ein. Beim heranziehen der hier geltenden ÖNORM S5021 für Grünland-Erholungsgebiet, das für ein Naturschutzgebiet bzw. eine Kernzone zutrifft, ist der Grenzwert 45 dB(A) am Tag einzuhalten. Das bedeutet, dass die in den drei Diagrammen (siehe Abbildung 4-73 bis 4-75) von der Kernzonengrenze bis zu den orange markierten Flächen noch um 10 bis 35 Dezibel über dem Grenzwert liegen.

Die Abpufferungswirkung ist eindeutig nicht gegeben (vgl. NÖ LANDTAG, 2006, §3 bzw. Kapitel 4.2.1)

4.3.12. Kartenmaterial des BPWW

4.3.12.1. Vorgehensweise zur Orientierung im Biosphärenpark

Die Kernzonen im Biosphärenpark im freien Gelände zu lokalisieren gestaltete sich teilweise als sehr schwierig. Es war notwendig mittels GPS-fähigem Gerät sofort eine Rückmeldung zu haben, um zumindest einen Teil der Kernzonen begehen und die tatsächlichen Aktivitäten, sofern es welche gab, dokumentieren zu können. Aus diesem Grund fragte ich beim Biosphärenpark Management an, um einerseits Karten zu erhalten sowie andererseits diese auch in digitaler Form verwenden zu können.

4.3.12.2. Land NÖ

Die detailliertesten Karten des Biosphärenparks Wienerwald bekam innerhalb kürzester Zeit Ende April 2011 vom Land Niederösterreich gegen einen geringen Unkostenbeitrag von EUR 3,87 im Maßstab 1:50.000 zur Verfügung gestellt. GIS-Daten über die Zonierungsdaten zu bekommen gestaltete sich in Niederösterreich schon deutlich schwieriger. Auch im Online- Geoinformationssystem des Landes ist es bis dato nur möglich die gesamte

56 BPWW MANAGEMENT, 2011.

97 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Fläche des Biosphärenreservates abzurufen, nicht aber die Kern- und Pflegezonen.

Nach Anfrage beim BPWW Management bezüglich der GIS-Daten wurde Rücksprache mit der verantwortlichen Stelle des Landes gehalten, nachdem ich mein Thema, Inhalt und Betreuer bekannt gab. Nach einigen Monaten voller Komplikationen, Telefonate und E-Mails konnte ich mit der für GIS-Daten des BPWW zuständigen Stelle Kontakt aufnehmen. Die Abteilung Raumordnung und Regionalpolitik des Landes Niederösterreich erklärte mir daraufhin, dass es die Daten zwar gibt, jedoch seien sie nicht befugt diese Daten weiterzugeben. Diese sind nur für interne Zwecke. Ich wollte daraufhin direkt mit der Leiterin DI Ilse Wollansky sprechen, was gar nicht so leicht war. Am 22. August 2011 konnte ich folgende Antworten auf meine Fragen bekommen:

Es gibt Abweichungen der Datensätze bei den verordneten Naturschutzgebieten und der Daten, die die Auftragnehmer des Biosphärenparks als Kernzonen haben. Um somit den damit verbundenen Schwierigkeiten vorzubeugen, müssten diese zuerst harmonisiert werden. Bis wann dieser Abgleich erfolgt, sei noch ungewiss, jedoch werde daran gearbeitet. Es müssten hier entweder die Naturschutzverordnung neu gemacht oder die Pflegezonen angepasst werden, wenn sich herausstellte, dass dort der Knackpunkt sei. Im Wesentlichen ist die Abgrenzung gleich der Grenzen, die im Antrag an die UNESCO gestellt wurden, jedoch nicht ganz

genau abgegrenzt. (WOLLANSKY, 2011)

Ich wurde darauf hingewiesen, dass die Kernzonen gleich den Naturschutzgebieten sind und ich mir daher die Naturschutzgebiete vom Geoshop des Landes NÖ besorgen solle. Diese sind weitgehend gleich mit den Daten der Kernzonen. Ausgenommen davon seien lediglich ein paar kleine Kernzonen die als Naturwaldreservat ausgewiesen seien (vgl. Kapitel 3.6.5), dies unterliege aber dem Landwirtschaftsministerium. (WOLLANSKY, 2011)

Ich versuchte im Geoshop die GIS-Daten zu bekommen. Die Minimalvariante wären die Naturschutzgebiete gewesen, doch waren mir alleine diese mit anfangs EUR 225.- (+ EUR 15.- Bearbeitungsgebühr) zu teuer. Nach mehreren Anfragen konnten die Kosten für Studenten auf EUR 75,- (+ Bearbeitungsgebühr) gesenkt werden. Da weder eine Unterstützung der Universität noch eine weitere Reduktion durch die Abteilung Naturschutz (RU5) des Landes NÖ möglich war konnten diese Daten nicht erworben werden (Anmerkung: Es sind ja nicht einmal die wirklichen BPWW Daten).

98 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Bei anderen Daten, die in diesem Zusammenhang sehr hilfreich gewesen wären, wurden von der Abteilung Raumordnung und Regionalpolitik (RU2) der NÖ Landesregierung sogar von ca. EUR 10.000 auf EUR 0 gesetzt. Dies hätte aber nur in Kombination mit allen Naturschutzdaten Sinn gemacht, die ich wiederum ca. EUR 170 bezahlen hätte müssen.

4.3.12.3. Stadt Wien

In Wien ist die Datenaufbereitung für die Bevölkerung sehr viel besser, jedoch ist nur ein Zehntel der Biosphärenparkfläche in deren Gemeindegebiet. Es gibt alle Zonierungen im Online Geoinformationssystem (www.wien.gv.at) abrufbar und zu einem sehr geringen Unkostenbeitrag für Studenten von ca. EUR 8,- sind die GIS-Daten zu erwerben. Abweichungen zum Antrag an die UNESCO gibt es trotzdem, aber dazu mehr im nächsten Kapitel.

4.3.12.4. Weitere Vorgehensweise

Um GIS-Daten zu bekommen, musste ich mir die Kernzonen nach den offiziellen Plänen des Landes NÖ selbst digitalisieren. Dies ermöglichte mir auch noch einen Abgleich der im Antrag an die UNESCO zur Ernennung des BPWW angegebenen Kernzonen. Die Digitalisierung erfolgte in Google Earth, das es mir ermöglichte die Daten auf mein Mobiltelefon (Samsung Galaxy S) zu übertragen und mittels GPS-Ortung mich in der Natur zu orientieren. Die zurückgelegten Wege konnten aufgezeichnet werden und mit den gemachten Fotos abgeglichen werden. Auf den Satellitenbildern konnten an Hand der Wege und anderen Orientierungspunkten geringfügige Abweichungen korrigiert werden.

99 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

4.3.13. Antrag an die UNESCO zur Ernennung des BPWW und abweichende Realität

4.3.13.1. Kernzonen

Der Antrag an die UNESCO zur Ernennung des BPWW (wird im weiteren Verlauf als Antrag bezeichnet) aus dem Jahr 2005 wurde von der UNESCO bestätigt und daraufhin wurde der BPWW in das Internationale Netzwerk der Biosphärenreservate aufgenommen. Das heißt, die dort angegeben Kernzonen sind die gültigen. Es folgte ein Vergleich mit den publizierten Daten des BPWW Managements, des Landes Niederösterreich sowie der Stadt Wien. Im Antrag sind 36 Kernzonen ausgewiesen (7 in Wien, 28 in NÖ und eine länderübergreifende, welche die Kernzone Dorotheerwald ist). Auf der Internetseite des BPWW Managements ist die Rede von 37 Kernzonen (9 in Wien, 26 in NÖ und zwei geteilte Kernzonen - Altenberg und Leopoldsberg). Auf der Homepage des BPWW Managements ist die Kernzone Tenneberg in keiner Übereinstimmung mit dem Antrag und auch nicht auf den Karten des Landes NÖ zuordenbar.

Alle weiteren wurden in einer Tabelle 4-2 und Abbildung 4-76 dargestellt. Die beiden Karten des BPWW Managements und des Antrags sind zu Vergleichszwecken im Anhang Seite 118 und 119 zu sehen.

Bei den Wiener Kernzonen ist erwähnenswert, dass es hier eine Änderung der Kernzonen gegeben hat. Die in der Abbildung 4-76 gelb gekennzeichneten zwei Kernzonen sind anscheinend neu, die rot markierte im Wiener Teil gibt es hingegen nicht mehr und die Kernzonen Dorotheerwald und Waldschafferin sind um etwa die Hälfte geschrumpft.

Die Vorgehensweise bei der Ermittlung der Flächen in Tabelle 4-2 wurde einerseits über das NÖ Geoinformationssystem (www.intermap1.noel.gv.at) mit Hilfe der Naturschutzgebiete ermittelt und andererseits über die von der Stadt Wien übermittelten GIS Dateien. Die Wiener Kernzonen konnten so vollständig rekonstruiert werden inklusive der Naturwaldreservate. Die Naturwaldreservate für NÖ konnten nicht ermittelt werden (vgl. Kapitel 4.3.13.4).

100 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Tabelle 4-2: Gegenüberstellung der Kernzonenflächen von Antrag, Land NÖ, Stadt Wien und BPWW Management Quelle: (BPWW Management, 2005; Shapfiles der Stadt Wien 05.12.2011; www.intermap1.noel.gv.at 13.11.2011; www.wien.gv.at 25.07.2011; www.bpww.at 25.07.2011)

101 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Abbildung 4-76: Überlagerung der Kernzonenflächen und Vergleich mit Antrag (Graphik: Google Earth, 30.12.2011, BPWW Management, 2005; Shapfiles der Stadt Wien 05.12.2011; Landkarten Land NÖ)

102 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

4.3.13.1.1. Fehlende Ausweisung der rechtlichen Grundlage einer Kernzone

Entschädigungszahlungen in Niederösterreich

Kernzonen im Biosphärenpark Wienerwald Fläche

[ha] [%]

Niederösterreich 5.111,32 93,86 Wien 334,35 6,14

Gesamtfläche der Kernzonen 5.445,67 100,00

Davon bilden Naturschutzgebiete 4.925,53 90,45 Naturwaldreservate 195,52 3,59 Landschaftsschutzgebiete, Sonstige 324,61 5,96

Tabelle 4-3 Kernzonenflächen von BPWW Management GmbH übermittelt an NÖ Landesrechnungshof - Quelle: NÖ LANDESRECHNUNGSHOF, 2011, S.67

In Niederösterreich sind von den gesamten 5.111,32 Hektar 4.849,85 Hektar als Naturschutzgebiet und 168,34 Hektar als Naturwaldreservat gewidmet. Eine Teilfläche von 93,13 Hektar ist im Eigentum der Stadt Wien und weder als Naturschutzgebiet noch als Naturwaldreservat ausgewiesen. Bislang wurden für dieses Gebiet daher auch noch keine Entschädigungszahlungen

geleistet. (NÖ LANDESRECHNUNGSHOF, 2011, S.67)

Anmerkung: Es besteht schleunigst Nachholbedarf, dieser Kernzonenfläche, wie von der UNESCO gefordert, den strengst möglichen Schutz zuzuweisen. Dies ist ein Verstoß gegen den Kriterienkatalog Punkt (11c) und gegen das NÖ BPWW Gesetz §3, Abs.2 - vgl. Kapitel 4.1 (11c) und Kapitel 4.2.1.

4.3.13.1.2. Abweichende Kernzonenfläche

Von den offiziell übermittelten Daten der Kernzonenfläche vom BPWW Management nach Tabelle 4-3 gibt es Abweichungen zu den im Antrag ausgewiesenen Flächen von ca. 130 Hektar, die aus einer Vielzahl an Abweichungen resultieren (vgl. Tabelle 4-2).

103 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

4.3.13.1.3. Keine forstwirtschaftliche Nutzung in der Kernzone

In jeder nach Antrag ausgewiesenen Kernzone die ich besucht habe konnte ich keine forstwirtschaftliche Nutzung feststellen. Lediglich die Wege wurden teilweise gewartet, die Bäume aber liegen gelassen. Auch in den neu ausgewiesenen Kernzonen der Stadt Wien ist das der Fall. Selbst wenn keine Kennzeichnung der Kernzone ausgeschildert war. Die forstwirtschaftliche Nichtnutzung kann in diesem Zuge nach den genauen Vorgaben der UNESCO bestätigt werden.

4.3.13.2. Pflegezonen

In Kapitel 1.5.2 werden die Kriterien für eine Puffer- bzw. Pflegezone definiert. Hier ein paar praktische Beispiele.

4.3.13.2.1. Fischteiche in Pflegezone innerhalb Kernzone (Wien)

In der Wiener Kernzone Dorotheerwald (laut Homepage der Stadt Wien mit Stockert bezeichnet) gibt es zwei Teiche, die als Pufferzone ausgewiesen sind.

Abbildung 4-77: Teiche in Pufferzone innerhalb der Kernzone Dorotheerwald

Der im Westen liegende Teich hat eine Größe von ca. 1.100 m² und der im Osten ca. 600 m² (siehe Abbildung 4-78). Bei letzterem weisen alle Indizien daraufhin, dass dies ein Fischteich ist und die eingezäunte Anlage häufig von mehreren Personen genützt wird. Es waren hier im Oktober und Dezember 2011 zwei Stege, eine Sitzbank mit Auskragung, große Fässer mit vermutlich Fischfutter, aufgestellt an beiden Enden des Teiches, Kescher, 4 kleine Hütten, Sitzbänke mit Tisch usw. deutlich zu erkennen.

104 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Abbildung 4-78: Fischteich mit 600m² in Pufferzone innerhalb der Kernzone Dorotheerwald (Foto: Dezember 2011) Wie schon in Kapitel 4.3.5.2 erwähnt und in Abbildung 4-57 ersichtlich, fahren die Fischer zum Teich 100 m durch die Kernzone und parken die Autos dort.

Nach Antrag an die UNESCO im Jahr 2005 wurde angeführt, dass keine Fischteiche in Pflegezonen sind. (BPWW MANAGEMENT, 2005, S.59)

Abbildung 4-79: Indizien auf einen Fischteich: Steg, Fass, Kescher, Hütten, Sitzbänke mit Tisch,... (Foto: Dezember 2011)

Ausgewiesene Schutzgebiete: Landschaftsschutzgebiet, Natura 2000 (VS + FFH), Biosphärenpark Wienerwald (Pflegezone von einer Kernzone umgeben)

4.3.13.2.2. Golfplatz Richardshof

Golfplätze gibt es im Biosphärenpark Wienerwald laut Antrag an die UNESCO aus dem Jahre 2005 nur in der Entwicklungszone. (BPWW MANAGEMENT, 2005, S.59) In ist der Golfplatz Richardshof aber in einer Pflegezone situiert. Nach Anfrage beim Verantwortlichen des Golfplatzes bekam ich keine Antwort, seit wann es diesen Golfplatz gibt, jedoch ist auf Google Earth auf den Bildern vom 10. Jänner 2005 schon eindeutig der Golfplatz als solches zu erkennen.

105 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Abbildung 4-80: Golfplatz (Gumpoldskirchen) in Pflegezone des BPWW (Graphik: BPWW Karten - Land NÖ, 2008)

Abbildung 4-81: Golfplatz (Gumpoldskirchen) in Pflegezone des BPWW (Graphik: http://www.intermap1.noel.gv.at/ 26.12.2011)

Ein Golfplatz widerspricht allen geforderten Kriterien an eine Pflegezone (siehe Kapitel 1.5.3.3). Diese ca. 15,2 ha große Pufferzone ist weder historisch gewachsene Kulturlandschaft, noch gibt es eine ökologisch nachhaltige Entwicklung. Es widerspricht dem NÖ Biosphärenpark Wienerwald Gesetz §3 Abs. 2 für Pflegezonen und dem Kriterienkatalog Punkt 1 und 2 (vgl. Kapitel 4.1).

Ausgewiesene Schutzgebiete: Landschaftsschutzgebiet, Natura 2000 (VS + FFH), Biosphärenpark Wienerwald (Pflegezone)

4.3.13.2.3. Tennisplatz am Haberg

In der Gemeinde Sieghartskirchen liegt der Haberg. Man erreicht ihn über einen Feldweg, der mit einem Schranken versperrt ist. Nach etwa 90 Höhenmetern kommt man auf eine Wiese mit einem etwa 700 m² großen privaten Tennisplatz, einem Teich sowie zwei kleinen Häuschen. Wieder soll es nach Antrag an die UNESCO Tennisplätze nur in Entwicklungszonen geben. (BPWW MANAGEMENT, 2005, S.59). Abermals widerspricht es dem Biosphärenpark Wienerwald Gesetz

106 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

§3, Abs. 2 für Pflegezonen und dem Kriterienkatalog Punkt 1 und 2 (vgl. Kapitel 4.1).

Ausgewiesene Schutzgebiete: Landschaftsschutzgebiet, Natura 2000 (VS + FFH), Biosphärenpark Wienerwald (Pflegezone)

Abbildung 4- 82: Tennisplatz in Pflegezone des Abbildung 4-83: Tennisplatz in Pflegezone des BPWW (Graphik: BPWW Karten - Land NÖ, 2008) BPWW (Graphik: www.intermap1.noel.gv.at 26.12.2011)

4.3.13.2.4. Menschen leben in der Puffer- bzw. Pflegezone (NÖ)

Im Antrag an die UNESCO wurde die Pufferzone weder mit permanenten noch mit saisonalen Einwohnern beziffert (BPWW MANAGEMENT, 2005, S.28). Dies ist nicht der Fall. Die meisten Häuser in der Pufferzone sind schon vor dem Jahr 2005 gestanden.

Abbildung 4-84: Häuser in Pflegezone - Ranzenbach (Graphik: BPWW Karten - Land NÖ, 2008 - links; Google Earth, Dez 2011 - rechts)

In diesem Zusammenhang ist aber auffällig, dass in diesen niederösterreichischen Pflegezonen zahlreiche Häuser stehen, die teils ganzjährig und teils saisonal bewohnt sind. Es wurden hier zwei Beispiele herausgegriffen, um das zu

107 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

demonstrieren (auch in Abbildung 4-87 und Abbildung 4-88 violett eingekreist ersichtlich).

Abbildung 4-85: Häuser in Pflegezone - Nöstach (Graphik: BPWW Karten - Land NÖ, 2008 - links; Google Earth, Dez 2011 - rechts)

In der Verordnung über die Kern- und Pflegezonen für Niederösterreich (vgl. Kapitel 4.2.4) wird nun die Ausweisung von Bauland in Pflegezonen nur unter der Bedingung der Verbesserung der Siedlungsstruktur oder wenn keine andere Fläche im Gemeindegebiet für die beabsichtigte Widmung in Betracht kommt, bewilligt. Bei diesen Siedlungsstrukturen ist also ein Bauen in einer Puffer- bzw. Pflegezone kein großes Problem, denn Lücken und Abrundungen gibt es sehr viele. (NÖ LANDESREGIERUNG, 2008, §2, Abs. 2) Generell ist auch zu bezweifeln, dass die Bürgermeister und Gemeinderäte wissen, wo in ihrem Gemeindegebiet die Pflegezonen sind, da die einzigen Landkarten, wo diese erkenntlich sind, vom Land NÖ im Maßstab 1:50.000 sind. Ein Abruf über Internet der unterschiedlichen Zonierungen auf der Homepage des Landes NÖ sowie der anderen ausgewiesenen Schutzkategorien (www.intermap1.noel.gv.at/ 29.12.2011) war bis dato nicht möglich. Lediglich eine nicht sehr detailierte Karte in A3 und A0 ist von der Homepage des BPWW erhältlich.

Kommunalpolitiker sind Bürger aus der Bevölkerung, denen der administrative "Backround" fehlt und ihnen daher auch gar nicht bewusst ist, was das im konkreten Fall wirklich bedeutet. Es werden zwar Informationsabende veranstaltet, doch können hier nur grundlegende Informationen vermittelt werden. Nach Informationen von Herrn Kalchhauser, Gemeinderat in Pressbaum, ist dies auch in seiner Gemeinde größtenteils der Fall.

108 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

Ausgewiesene Schutzgebiete: Landschaftsschutzgebiet, Natura 2000 (VS), Biosphärenpark Wienerwald (Pflegezone)

4.3.13.2.5. Gasgewinnungsstätte in Klosterneuburg

In Klosterneuburg liegt das Gas-Feld Höflein in einer Pflegezone, wenn auch an den Grenzen. Eine über 2000 m² große Betonfläche, die geringfügig begrünt wurde und einen nicht erneuerbaren Rohstoff fördert, das darf nicht in einer Pflegezone sein. (siehe Abbildung 4-87 und Abbildung

4-88 rot markiert) Abbildung 4-86: Gas-Feld Höflein in Klosterneuburger Pflegezone (Foto: August 2011)

Abbildung 4-87: Gas-Feld (rot) - Klosterneuburg Abbildung 4-88: Gas Feld (rot) in Pflegezone - (Graphik: BPWW Karten - Land NÖ, 2008) Klosterneuburg (Foto: Google Earth, Dez 2011)

4.3.13.3. Änderung der Zonierungen

Nach Auskunft von Frau Therese Wintersteiner von der UNESCO Österreich vom 25. August 2011 ist keine Änderung der Zonierungen vorgenommen worden. Auch vom Land Niederösterreich bekam ich die Auskunft, dass das noch nicht passiert sei. Jedoch lägen schon Entwürfe vor um Änderungen an gewissen Zonierungen vorzunehmen. Das soll im Zuge einer Harmonisierung der nicht vollständig übereinstimmenden Datensätze der BPWW Daten mit den Naturschutzdaten geschehen (vgl. Kapitel 4.3.9.3).

109 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

4.3.13.4. Abweichungen bei Naturwaldreservaten

Bei den Recherchen kam ich je nach Quelle auf unterschiedliche Flächen der Naturwaldreservate. Die Abweichung innerhalb des Ansuchens an die UNESCO resultiert vermutlich aus der Fläche der Kernzone Deutschwald, die nicht als Schutzgebiet ausgewiesen ist. Leider bekam ich vom Lebensministerium, Abteilung IV/1, Waldpolitik und Waldinformation, nach der dritten Urgenz nach wie vor keine Antwort um die tatsächlichen Flächen eruieren zu können. Faktum ist aber, dass es Abweichungen vom Ansuchen an die UNESCO und den jetzt veröffentlichten Plänen gibt (siehe 4.3.13.1).

BPWW MANAGEMENT, 2005, S.7-15 260,1 ha (summierte Flächen) BPWW MANAGEMENT, 2005, S.85-86 346 ha (= 251 ha NÖ + 95 ha Wien) NÖ LANDESRECHNUNGSHOF, 2011, S.67 195,52 ha

4.3.14. Zukünftig geplante Projekte

4.3.14.1. Martinstunnel Klosterneuburg

Der Martinstunnel ist der zweite Teil der Umfahrung Klosterneuburg, der die Umfahrung mit der jetzigen alten B14 nach Kierling verbinden soll (siehe Abbildung 4-65). Nach Informationen vom Gemeinderat Mag. Dr. Erwin Wonka aus Klosterneuburg vom 03.01.2012 sei der Martinstunnel aktuell kein Thema mehr für die Politik.

4.3.14.2. Golfplatz Klosterneuburg

Im Falle des Golfplatzes in Klosterneuburg wird dieser wahrscheinlich realisiert werden (nach Informationen von Herrn Mag. Dr. Wonka aus Klosterneuburg vom 03.01.2012). Wieder einmal sind die vorhandenen Schutzkriterien im Biosphärenpark Wienerwald, das Landschaftsschutzgebiet und das Natura 2000 Schutzgebiet betroffen. Dieses Projekt steht im Widerspruch zum Kriterienkatalog Punkt (1), (2) und dem BPWW Gesetz §3 - siehe Kapitel 4.1 (1), (2) und Kapitel 4.2.1 §3.

4.3.14.3. Umfahrung Alland

Die Umfahrung in Alland soll die B210 mit der B11 direkt verbinden. Nach Informationen von Gemeinderat DI Dollensky aus Alland vom 29.12.2011 ist dieses ca. 2,5 Millionen Euro teure Projekt aus Geldmangel nun auf Eis gelegt.

110 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

4.4. Umfrage

Es wurde bei Schülern der Mittel- und Oberstufe, die im Biosphärenpark Wienerwald zur Schule gehen eine Umfrage durchgeführt. Gewertet wurden auch nur jene Schüler, die in einer Gemeinde des BPWW ihren Wohnsitz haben (vgl. Kriterienkatalog Punkt (26) - siehe Kapitel 4.1).

Biosphärenpark auf PLZ - Gemeindegebiet? Gesamt Hauptwohnsitz keine ja Nein Angabe 1130 0 3 5 8 1140 4 4 9 17 1160 1 0 3 4 1170 1 1 0 2 1180 0 0 1 1 1230 0 0 1 1 3003 1 1 1 3 3021 0 1 0 1 3032 6 47 11 64 Abbildung 4-89: Umfrage - Befindet sich auf ihrem Gemeindegebiet ein 3034 2 5 4 11 Biosphärenpark? - Gesamt 3040 1 1 1 3 (Datenerhebung: Nov/Dez 2011) 3400 25 8 36 69 3423 4 0 5 9 Gesamt 45 71 77 193

Tabelle 4-4 Umfrage - Befindet sich auf ihrem Gemeindegebiet ein Biosphärenpark? (Datenerhebung: Nov/Dez 2011)

Abbildung 4-90: Umfrage - Befindet sich auf ihrem Gemeindegebiet ein Biosphärenpark? - Aufschlüsselung nach Hauptwohnsitz (Datenerhebung: Nov/Dez 2011)

111 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

4.5. Lärmmessung

4.5.1. Messgerät - MEDIATOR 2238

Für die Lärmmessung wurde der MEDIATOR 2238 mit der Applikation BZ7124 Version 1.2 mit folgenden Einstellungen verwendet:

Bandbreite: Breitband Detektor 1/2 Eff. Peak Meßbereich: 30,0-110,0 dB

Zeit: Frequenz Detektor 1: S F I A Detektor 2: Peak C Statistik F A Kriteriumpegel: 100,0 dB Schwellenwert 0,0 dB Halbierungsparameter 3 und 4 Tägl. Belastung: 7:30:00 Peak über: 140,0 dB

Meßgerät Seriennummer: 2457102 Mikrofon Seriennummer: 2461559 Eingang: Mikrofon Windschirmkorrektur: Aus Schallfeldkorrektur: Frei

Kalibrierzeit: 03.11.2010 16:02:56 Kalibrierpegel: 93,9 dB Übertragungsfaktor: -29,9 dB Mikrofon: 2461559

4.5.2. Messung

Die Messungen erfolgten am Mittwoch, 14.12.2011 und am Donnerstag, 15.12.2011 in Purkersdorf, im Helenental bei Baden und in Alland.

4.5.2.1. Purkersdorf

Beginn der Messung:

14.12.2011 um 06:40:00

Ende der Messung

14.12.2011 um 07:12:13

Abbildung 4-91: Messstelle Purkersdorf (Graphik: Google Earth, 01.08.2010)

112 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

4.5.2.1.1. Verkehrszählung

Fahrtrichtung Tulln/Pressbaum Uhrzeit PKW LKW Linienbusse Motorrad Radfahrer Fußgänger 06:42 - 07:52 95 2 1 0 0 1 06:52 - 07:02 96 2 1 0 0 3 07:02 - 07:12 102 3 1 0 0 2 • 30 Minuten 293 7 3 0 0 6 Fahrtrichtung Wien Uhrzeit PKW LKW Linienbusse Motorrad Radfahrer Fußgänger 06:42 - 07:52 214 9 0 0 0 0 06:52 - 07:02 235 6 3 0 0 1 07:02 - 07:12 235 3 2 1 0 0 • 30 Minuten 684 18 5 1 0 1 Querschnitt Gesamt Uhrzeit PKW LKW Linienbusse Motorrad Radfahrer Fußgänger 06:42 - 07:52 309 11 1 0 0 1 06:52 - 07:02 331 8 4 0 0 4 07:02 - 07:12 337 6 3 1 0 2 • 30 Minuten 977 25 8 1 0 7 KFZ - Gesamt: 1011

Tabelle 4-5: Verkehrszählung Purkersdorf - 14.12.2011

4.5.2.1.2. Lärmmessung

LCpk(maxP) LAeq [dB] LAFmax [dB] [dB] LAFmin [dB] Max 88,40 92,20 109,90 83,80 Mittelwert 74,58 76,10 92,67 73,13 Min 55,90 56,90 76,10 55,50 Varianz 26,08 28,71 22,64 24,13

Tabelle 4-6: Lärmmessung Purkersdorf - 14.12.2011

dB Lärmmessung - Purkersdorf 110 100 90 80 70 60 50 40 30 06:42:00 06:47:00 06:52:00 06:57:00 07:02:00 07:07:00 07:12:00 LAeq LAFMax LCpk(MaxP) LAFMin

Abbildung 4-92: Lärmmessung Helenental (Diagramm)

113 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

4.5.2.2. Helenental bei Baden, B210/Haltestelle Augustinerhütte

Beginn der Messung:

15.12.2011 um 07:14:52

Ende der Messung

15.12.2011 um 07:45:44

Abbildung 4-93: Messstelle Helenental, Baden (Graphik: Google Earth, 01.08.2010) 4.5.2.2.1. Verkehrszählung

Fahrtrichtung Baden Uhrzeit PKW LKW Linienbusse Motorrad Radfahrer Fußgänger

07:20 - 07:30 20 1 0 0 0 0 07:30 - 07:40 20 1 0 0 0 0 07:40 - 07:50 41 2 0 0 0 0 • 30 Minuten 81 4 0 0 0 0 Fahrtrichtung Sattelbach Uhrzeit PKW LKW Linienbusse Motorrad Radfahrer Fußgänger

07:20 - 07:30 30 2 0 0 0 0 07:30 - 07:40 24 6 1 0 0 0 07:40 - 07:50 40 3 0 0 0 0 • 30 Minuten 94 11 1 0 0 0 Querschnitt gesamt Uhrzeit PKW LKW Linienbusse Motorrad Radfahrer Fußgänger

07:20 - 07:30 50 3 0 0 0 0 07:30 - 07:40 44 7 1 0 0 0 07:40 - 07:50 81 5 0 0 0 0 • 30 Minuten 175 15 1 0 0 0 KFZ - gesamt: 191

Tabelle 4-7: Verkehrszählung Helenental, Baden - 15.12.2011

4.5.2.2.2. Lärmmessung

LAeq [dB] LAFMax [dB] LCpk(MaxP) [dB] LAFMin [dB] Max 91,40 96,60 107,80 82,80 Mittelwert 59,88 61,61 76,47 58,00 Min 35,70 36,20 57,20 35,20 Varianz 128,70 138,36 101,10 114,96

Tabelle 4-8: Lärmmessung Helenental, Baden - 15.12.2011

114 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

dB Lärmmessung - Helenental 110 100 90 80 70 60 50 40 30 07:14:52 07:19:52 07:24:52 07:29:52 07:34:52 07:39:52 07:44:52 LAeq LAFMax LCpk(MaxP) LAFMin

Abbildung 4-94: Lärmmessung Helenental (Diagramm)

4.5.2.3. Alland - Siedlungsgebiet nahe Autobahn A21

Beginn der Messung:

15.12.2011 um 09:15:43

Ende der Messung

15.12.2011 um 09:45:49

Abbildung 4-95: Messstelle bei Siedlung, Alland (Graphik: Google Earth, 01.08.2010) 4.5.2.3.1. Lärmmessung

LAeq [dB] LAFMax [dB] LCpk(MaxP) [dB] LAFMin [dB] Max 59,90 65,50 95,40 58,70 Mittelwert 55,07 55,94 76,58 54,35 Min 48,40 49,00 67,70 48,00 Varianz 3,30 3,77 16,49 3,05

Tabelle 4-9: Lärmmessung in Siedlung nahe Autobahn, Alland - 15.12.2011

115 Analyse des Biosphärenparks Wienerwald

dB Lärmmessung - Siedlung in Alland 100

90

80

70

60

50

40

30 09:15:43 09:20:43 09:25:43 09:30:43 09:35:43 09:40:43 09:45:43 LAeq LAFMax LCpk(MaxP) LAFMin

Abbildung 4-96: Lärmmessung bei Siedlung nahe A21 in Alland (Diagramm)

4.5.3. Analyse

Es gelten die Grenzwerte der ÖNORM S5021 und deren Grenzwerte sind für Bauland - Wohngebiet in Vororten bei 50 dB(A) am Tag und 40 dB(A) bei Nacht wie im Falle der Siedlung in Alland, wo der Messwert im Mittel 55,1 dB(A) beträgt (vgl. Kapitel 4.5.2.3.1), obwohl die Messung erst zwischen 9:15 und 10:45 stattfand. Man hat hier eine Überschreitung von über 5 dB(A). Im Falle von Grünland- Erholungsgebiet liegt der Grenzwert bei 45 db(A) am Tage und bei 35 dB(A) in der Nacht. Für das Helenental trifft einerseits dieser Grenzwert zu, da hier ein Naturschutzgebiet für Erholungssuchende beginnt und andererseits der erste Grenzwert für die etwas vorher und später liegenden Häuser an dieser Straße maßgebend ist. Bei dem gemessenen mittleren Dauerschallpegel von 59,9 dB (A) (vgl. 4.5.2.2.2) ist eine Überschreitung von 10 dB(A) bzw. 15 dB(A) zu verzeichnen.

Bei der Messstelle in Purkersdorf (vgl. 4.5.2.1.2) beträgt der Mittelwert der Lärmmessung 74,6 dB(A). Hier kommt der Grenzwert für Kerngebiete und Gebiete für Betriebe ohne Lärmemission zu tragen, der tagsüber 60 db(A) und in der Nacht 50 dB(A) beträgt. Auch hier beträgt die Überschreitung fast 15 dB(A).

116 Schlusswort

5. Schlusswort

Der Wienerwald ist ein einzigartiges faszinierendes Naturjuwel, das es zu schützen gilt. Darüber besteht kein Zweifel. Dafür wurden viele unterschiedliche Schutzgebiete ausgewiesen, die auf Basis von verschiedenen Gesetzen dies sicherstellen sollen. Das Biosphärenreservat ist ein weiterer Schritt, um den Wienerwald als schützenswertes Gebiet mehr in das Bewusstsein der Menschen zu bringen.

Diese Bewusstseinsbildung ist auch eine Forderung des Kriterienkataloges, doch sieht die Praxis anders aus. Es werden Wanderwege durch Kernzonen teilweise nicht und wenn, dann sehr dürftig ausgeschildert. In fast allen Wander- und Mountainbike-Karten ist nicht ersichtlich, dass die Wege durch eine Kernzone führen.

Das Abstellen von Autos und diverse Feierlichkeiten mit Lagerfeuer in der Kernzone verstoßen gegen die Sevilla Strategie, den Kriterienkatalog sowie gegen das Biosphärenpark Wienerwald Gesetz. Manche Kernzonen wurden so ausgewiesen, dass sie von vornherein sehr großen Belastungen durch Lärm, Abgase und Staub ausgesetzt sind. Statt Vorkehrungen zu treffen, um den Straßenverkehr zu reduzieren, erfolgt ein weiterer Ausbau.

Es geht nicht nur um Schutzgebiete an sich, die als Kernzonen ausgewiesen sind und eine rechtliche Grundlage besitzen, sondern auch um die Puffer- bzw. Pflegezonen und Entwicklungszonen. In diesen Gebieten liegen noch mehr als die Hälfte des Waldgebietes, sowie Wiesen und Wohngebiete. Eine rechtliche Grundlage in diesen Zonen gibt es zwar größtenteils auch über das Landschaftsschutzgebiet und die Natura 2000 Schutzgebiete. Doch eine Kombination von teilweise schwammigen Formulierungen mit sehr vielen Ausnahmenmöglichkeiten, verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten und fehlendem politischen Willen, um die potentielle Wählerschaft nicht zu vergrämen, verhindert die klare Umsetzung der Ziele.

Rallye- und Offroad Veranstaltungen, die im Biosphärenreservat stattfinden, sind klare Verstöße gegen die Sevilla Strategie, den Kriterienkatalog und das Biosphärenpark Wienerwald Gesetz. Noch gravierender sind die dauerhaften Eingriffe durch Forststraßen- und Wege-"Sanierungen", die nachhaltig negativ durch Zerschneidungseffekte, Beeinflussung des Mikroklimas und Verschmutzung der Umwelt durch sekundäre Bestandteile sind. Ein sehr umstrittenes Straßenbauprojekt in Klosterneuburg wird auf Grundlage höchst mangelhafter Gutachten umgesetzt ohne nur im Geringsten an Folgewirkungen für Mensch und Umwelt zu denken.

117 Schlusswort

Diese Aktivitäten im Biosphärenpark Wienerwald lassen nicht auf ein mehrfach ausgewiesenes Schutzgebiet schließen. Man könnte den Eindruck bekommen, dass es mehr als Aushängeschild benutzt wird, man jedoch nicht die damit verbundenen Konsequenzen umsetzen will. In diesem Zusammenhang fällt auch gerne der mittlerweile stark inflationär benutzte Ausdruck der "Nachhaltigkeit", der bei jeder Gelegenheit werbewirksam "hochgejubelt", aber meist nur halbherzig umgesetzt wird. Die eigentlich gemeinte Definition, wie sie auch die UNESCO fordert, ist eine ökologisch, ökonomisch und soziokulturell nachhaltige Entwicklung und nur in dieser Dreierkombination muss sie auch gesehen werden.

Dem Biosphärenpark Wienerwald Management obliegt die Überwachung der Gesetze und Verordnungen. Es gibt keine Stelle, die Kontrollfunktionen ausübt und Konsequenzen fordert. Alle befassten Stellen sollten anstatt nach Ausnahmegenehmigungen zu suchen verstärkt den Zielen des Biosphärenparks gerecht werden und Verstöße gegen gültige Gesetze und Verordnungen auch entsprechend ahnden.

Eigentlich müssen wir uns nicht um die Natur sorgen, denn in irgendeiner Weise hat es die Natur immer noch geschafft zu überleben, wenn auch viele Arten aussterben mussten.

Worum wir uns wirklich sorgen sollten, ist unsere Spezies, die ohne die Natur nicht überleben kann! Es wäre höchst an der Zeit, das zu begreifen und danach zu handeln. Ideen und Konzepte, wie man nachhaltig handeln sollte, gibt es viele. Nur umgesetzt müssen sie noch werden. Das erfordert das Mitwirken jedes Einzelnen und vor allem der Politiker, deren Beruf es ist, das Wohl jedes Einzelnen zu sichern. Auch künftige Generationen wollen in einer intakten Umwelt leben.

118 Anhang

6. Anhang

Abbildung 6-1: Zonierung nach Antrag an die UNESCO (nicht maßstabsgetreu) - (Karte: BPWW MANAGEMENT, 2005)

119 Anhang

Abbildung 6-2: Zonierung nach BPWW Managment (nicht maßstabsgetreu) - (Karte: BPWW MANAGEMENT - http://bpww.at/fileadmin/Redakteure/Zonierungskarte_A3_OEK50nur_150_2009.pdf 05.07.2011)

120 Anhang

Stadtwanderwege:

Abbildung 6-3: Stadtwanderweg 2 (Karte: www.wien.gv.at, 10.11.2011)

Abbildung 6-5: Stadtwanderweg 2 (Karte: www.wien.gv.at/umwelt/wald/freizeit/wandern/wanderweg 2.html, 10.11.2011)

Abbildung 6-7: Stadtwanderweg 6 (Karte: www.wien.gv.at/umwelt/wald/freizeit/wandern/wanderweg 6.html, 10.11.2011) Abbildung 6-6: Stadtwanderweg 6 (Karte: www.wien.gv.at, 10.11.2011)

Abbildung 6-8: Stadtwanderweg 8 Abbildung 6-4: Stadtwanderweg 8 (Karte: (Karte: www.wien.gv.at, 10.11.2011) www.wien.gv.at/umwelt/wald/freizeit/wandern/wanderweg 8.html, 10.11.2011)

X Abbildungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1-1: Zonierungen im Biosphärenreservat (Graphik: LANGE, 2005, S.24) ...... 3 Abbildung 1-2: Beschilderung der Kernzonen (Foto: Oktober 2011) ...... 4 Abbildung 1-3: Nichtnutzung in der Kernzonen (Foto: Juni 2011) ...... 4 Abbildung 2-1: Österreichs Biosphärenreservate (Graphik: LANGE, 2005, S.47) ...... 9 Abbildung 3-1: Biosphärenpark Gemeinden und Bezirke (Quelle: WONKA, 2011, S.16) ...... 15 Abbildung 3-2: Flächenaufteilung im BPWW; (Quelle: siehe links) ...... 16 Abbildung 3-3: Natura 2000 Schutzgebiete im BPWW ...... 16 Abbildung 3-4: Landschaftschutzgebiet, Naturparks, Wiener Naturschutzgebiet und die Wohngebiete im BPWW sowie Naturschutzgebiet in Wien (Graphik: WONKA, 2011, S.17) ...... 17 Abbildung 4-1: Biosphärenreservat Neusiedlersee (Graphik: UNESCO) ...... 41 Abbildung 4-2: Biosphärenpark Wienerwald ...... 43 Abbildung 4-3: Landschaftsschutzgebiet ...... 43 Abbildung 4-4: Natura 2000 Schutzgebiete ...... 43 Abbildung 4-5: Knapp an Naturschutzgebiet und Kernzone des Biosphärenparks Wienerwald vorbei ...... 43 Abbildung 4-6: Defekte Autos auf der Strecke 2009 (Graphik: DI Erwin Dollensky)...... 49 Abbildung 4-7: Defekte Autos auf der Strecke 2009 (Graphik: DI Erwin Dollensky)...... 49 Abbildung 4-8: Forststraßen nach der Triestingtal Rallye 2009 (Graphik: DI Erwin Dollensky) ...... 50 Abbildung 4-9: Satellitenbild Motocross Strecke Sittendorf vom 1.08.2010 (Graphik: Google Earth, 19.12.2011) ...... 50 Abbildung 4-10: Überlagerung der BPWW Landkarten (Graphik: Land NÖ, 2008) mit dem nachgezeichneten Streckenverlauf der Homepage www.hellsklamm.com 28.06.2011 ...... 52 Abbildung 4-11: Forstweg nach Hellsklamm - Event Summercamp August 2011 ...... 52 Abbildung 4-12: Bar und DJ Plattform mit Flugdach (20x10m) August 2011 ...... 53 Abbildung 4-13: Messegelände Landgut Zwei Eichen sowie 4 Teststrecken ...... 54 Abbildung 4-14: Messegelände Landgut Zwei Eichen sowie 4 Teststrecken (Graphik: http://www.intermap1.noel.gv.at/ 21.12.2011) ...... 55 Abbildung 4-15: Teststrecke in der Nähe des Verkaufsgeländes (http://www.allradmesse.at/pressefotos10/messe10/20100902_Allradmesse_Gaad en_070.jpg 22.12.2011) ...... 55 Abbildung 4-16: Teststrecke in der Nähe des Verkaufsgeländes (http://www.allradmesse.at/pressefotos10/messe10/20100902_Allradmesse_Gaad en_405.jpg 22.12.2011) ...... 56 Abbildung 4-17: Das alte Forsthaus in Pressbaum (Foto: Wolfgang Kalchhauser) ...... 58 Abbildung 4-18: Das geschredderte Forsthaus (Foto: Wolfgang Kalchhauser) ...... 58 Abbildung 4-19: Das geschredderte Forsthaus wird mit dem Erdmaterial vermischt und als Unterbau verwendet. (Foto: Wolfgang Kalchhauser) ...... 58 Abbildung 4-20: Transport (Foto: Wolfgang Kalchhauser) ...... 58 Abbildung 4-21: Zufahrt zu Reitstall (Foto: Wolfgang Kalchhauser) ...... 59 Abbildung 4-22: Zufahrt zu Reitstall (Foto: Wolfgang Kalchhauser) ...... 59 Abbildung 4-23: Restmassen und Baugeräte (Foto: Wolfgang Kalchhauser) ...... 59 Abbildung 4-24: Restmassen werden "entsorgt" (Foto: Wolfgang Kalchhauser) ...... 60 Abbildung 4-25: Restmassen werden "entsorgt" (Foto: Wolfgang Kalchhauser) ...... 60 Abbildung 4-27: Zufahrt & Restmassen (Graphik: BPWW - Land NÖ, 2008) ...... 60 Abbildung 4-26: Zufahrt & Restmassen (Graphik: Google Earth 18.8.2006) ...... 60 Abbildung 4-28: Die violette Linie markiert den Wegverlauf der Forststraße (Graphik: Google Earth 22.12.2011) ...... 61 Abbildung. 4-29: Anfang der Forststraße (Foto: 15.12.2011) ...... 62 Abbildung 4-30: Kehren (Foto: DI Erwin Dollensky, März 2008)...... 62 Abbildung 4-31: Verlauf Richtung Osten (Foto: DI Erwin Dollensky, März 2008) ...... 62

XI Abbildungsverzeichnis

Abbildung 4-32: 40cm dicke Altasphaltschicht (Foto: DI Erwin Dollensky, März 2008) ...... 62 Abbildung 4-33: 40cm dicke Altasphaltschicht (Foto: DI Erwin Dollensky, März 2008) ...... 62 Abbildung 4-34: Quellenschutzgebiet (Foto: DI Erwin Dollensky, März 2008) ...... 63 Abbildung 4-35: Probe des verwendeten Altasphaltes (Foto: DI Erwin Dollensky, Dezember 2011)....64 Abbildung 4-36: Probe des verwendeten Altasphaltes ...... 64 Abbildung 4-37: "Autobahn" im Wienerwald (Quelle: Kurier - 19.07.2010; http://kurier.at/nachrichten/niederoesterreich/2017700.php 21.07.2010) ...... 65 Abbildung 4-38: Asphaltbänder (violette Linie) am Rossgipfel...... 66 Abbildung 4-39: Asphaltband Rossgipfel (Rückseite) Richtung Osten (Foto: 14.08.2011) ...... 66 Abbildung 4-40: Asphaltierter Feldweg für Pilger (Graphik: Google Earth, Dez 2011; Weg von www.viasacra.at) ...... 67 Abbildung 4-41: Mit Baurestmassen sanierter Weg (rote Linie) (Graphik: http://www.intermap1.noel.gv.at/ 27.12.2011) ...... 67 Abbildung 4-42: Mit Baurestmassen sanierter Weg in der Baunzen - Betonbrocken links neben dem Weg (Foto: Dez 2011) ...... 68 Abbildung 4-43: Bewehrungseisen (Foto: Dez 2011) ...... 68 Abbildung 4-44: Bewehrungseisen, große Betonbrocken und Polokalrohr auf dem Weg (Foto: Dez 2011) ...... 68 Abbildung 4-45: Elektroinstallationsschläuche (Foto: Dez 2011) ...... 68 Abbildung 4-46: Forststraße Saubichl (Foto: Dez 2011) ...... 69 Abbildung 4-47: "sanierte" Forststraße mit große Betonbrocken (Foto: W. Kalchhauser, Sommer 2011) ...... 69 Abbildung 4-48: Fasadenputzgitter, Elektroinstallationsschlauch, Unterputzdose, Drainage- und Polokalrohr (Fotos: Wolfgang Kalchhauser, Sommer 2011) ...... 69 Abbildung 4-49: verschiedene Drähte bis Stangen (Foto: Wolfgang Kalchhauser, Sommer 2011) ...... 70 Abbildung 4-50: Eisen, Asphalt und Elektroinstallationsdrähte (Foto: W. Kalchhauser, Sommer 2011) ...... 70 Abbildung 4-51: Bewehrungseisen (Foto: Wolfgang Kalchhauser, Dez 2011) ...... 70 Abbildung 4-52: Lkw Fahrverbot Helenental inkl. Naturschutzgebiete (Graphik: Land NÖ - www.intermap1.noel.gv.at; Foto: Dez 2011) ...... 73 Abbildung 4-53: Schwerverkehrsanteil von Mo-Fr auf den Landesstraßen (B) (Quelle: siehe Tabelle 4-1) ...... 75 Abbildung 4-54: Umbau im Helenental (Graphik: Land NÖ - www.intermap1.noel.gv.at, bearbeitet: DI Dollensky) ...... 75 Abbildung 4-55: Umbau im Helenental - Dammbau ...... 76 Abbildung 4-56: Helenental - Böschungsabtragung ...... 76 Abbildung 4-57: Altes Jägerauto in Kernzone Stockert (Foto: Okt. 2011) ...... 77 Abbildung 4-58: Anhänger in Kernzone Mitterschöpfl (Foto: Aug. 2011) ...... 78 Abbildung 4-59: Jagdhäuschen in Kernzone Mitterschöpfl (Foto: August 2011) ...... 78 Abbildung 4-60: Heurigengarnituren und eine Lagerfeuerstätte am Mitterschöpfl (Foto: Aug. 2011) ...78 Abbildung 4-61: Feuerholz für Lagerfeuer in Kernzone Mitterschöpfl (Foto: August 2011) ...... 79 Abbildung 4-62: Streusalz nahe dem Lager des Winterdienstes (Fotos: Wolfgang Kalchhauser, Februar 2011) ...... 80 Abbildung 4-63: Umfahrung Klosterneuburg (Fotos: WONKA, [Band I], 2011, S.20) ...... 81 Abbildung 4-64: Augebiet in Klosterneuburg wird durch Umfahrung Klosterneuburg beschnitten ...... 81 Abbildung 4-65: Umfahrung Klosterneuburg und eventuelle Erweiterungen ...... 83 Abbildung 4-67: Stadtwanderweg 1a (Karte: www.wien.gv.at/umwelt/wald/freizeit/wandern/wanderweg1a.html, 10.11.2011) ...... 86 Abbildung 4-66: Stadtwanderweg 1 und 1a ...... 86 Abbildung 4-68: Informationskarte für Wanderwege am Cobenzl (Foto: Dezember 2011) ...... 87 Abbildung 4-69: Kernzonenschild (Oktober 2011) ...... 88 Abbildung 4-70: Verhaltensregeln in der Kernzone (Oktober 2011) ...... 88 Abbildung 4-71: Beispiel für einfache Erklärung der Regeln im Wald - "Eyecatcher" (Dezember 2011) ...... 89

XII Abbildungsverzeichnis

Abbildung 4-72: Biosphärenpark Wienerwald Fest am Cobenzl am 6. Juli 2008 (Quelle: BPWW) ...... 92 Abbildung 4-73: Kernzone Hainbach (A21) - Überlagerung der Lärmkarte der ASFINAG 2009 (Quelle: www.laerminfo.at 15.12.2011) und der Karte des BPWW (Quelle: Land NÖ, 2008) ...... 94 Abbildung 4-74: Kernzone Baunzen und Deutschwald (A1) - Überlagerung der Lärmkarte der ASFINAG 2009 (Quelle: www.laerminfo.at 15.12.2011) und der Karte des BPWW (Quelle: Land NÖ, 2008) ...... 95 Abbildung 4-75: Kernzone Gießhübl (A21) - Überlagerung der Lärmkarte der ASFINAG 2009 (Quelle: www.laerminfo.at 15.12.2011) und der Karte des BPWW (Quelle: Land NÖ, 2008) ...... 95 Abbildung 4-76: Überlagerung der Kernzonenflächen und Vergleich mit Antrag (Graphik: Google Earth, 30.12.2011, BPWW Management, 2005; Shapfiles der Stadt Wien 05.12.2011; Landkarten Land NÖ) ...... 101 Abbildung 4-77: Teiche in Pufferzone innerhalb der Kernzone Dorotheerwald ...... 103 Abbildung 4-78: Fischteich mit 600m² in Pufferzone innerhalb der Kernzone Dorotheerwald ...... 104 Abbildung 4-79: Indizien auf einen Fischteich: Steg, Fass, Kescher, Hütten, Sitzbänke mit Tisch,... (Foto: Dezember 2011) ...... 104 Abbildung 4-80: Golfplatz (Gumpoldskirchen) in Pflegezone des BPWW ...... 105 Abbildung 4-81: Golfplatz (Gumpoldskirchen) in Pflegezone des BPWW (Graphik: http://www.intermap1.noel.gv.at/ 26.12.2011) ...... 105 Abbildung 4-82: Tennisplatz in Pflegezone des BPWW (Graphik: BPWW Karten - Land NÖ, 2008) .106 Abbildung 4-83: Tennisplatz in Pflegezone des BPWW (Graphik: www.intermap1.noel.gv.at 26.12.2011) ...... 106 Abbildung 4-84: Häuser in Pflegezone - Ranzenbach ...... 106 Abbildung 4-85: Häuser in Pflegezone - Nöstach (Graphik: BPWW Karten - Land NÖ, 2008 - links; Google Earth, Dez 2011 - rechts) ...... 107 Abbildung 4-86: Gas-Feld Höflein in Klosterneuburger Pflegezone (Foto: August 2011) ...... 108 Abbildung 4-87: Gas-Feld (rot) - Klosterneuburg ...... 108 Abbildung 4-88: Gas Feld (rot) in Pflegezone - Klosterneuburg ...... 108 Abbildung 4-89: Umfrage - Befindet sich auf ihrem Gemeindegebiet ein Biosphärenpark? - Gesamt (Datenerhebung: Nov/Dez 2011) ...... 110 Abbildung 4-90: Umfrage - Befindet sich auf ihrem Gemeindegebiet ein Biosphärenpark? - Aufschlüsselung nach Hauptwohnsitz (Datenerhebung: Nov/Dez 2011) ...... 110 Abbildung 4-91: Messstelle Purkersdorf ...... 111 Abbildung 4-92: Lärmmessung Helenental (Diagramm) ...... 112 Abbildung 4-93: Messstelle Helenental, Baden ...... 113 Abbildung 4-94: Lärmmessung Helenental (Diagramm) ...... 114 Abbildung 4-95: Messstelle bei Siedlung, Alland ...... 114 Abbildung 4-96: Lärmmessung bei Siedlung nahe A21 in Alland (Diagramm) ...... 115 Abbildung 6-1: Zonierung nach Antrag an die UNESCO (nicht maßstabsgetreu) - (Karte: BPWW MANAGEMENT, 2005) ...... 118 Abbildung 6-2: Zonierung nach BPWW Managment (nicht maßstabsgetreu) - (Karte: BPWW MANAGEMENT - http://bpww.at/fileadmin/Redakteure/Zonierungskarte_A3_OEK50nur_150_2009.pd f 05.07.2011) ...... 119 Abbildung 6-3: Stadtwanderweg 2 ...... 120 Abbildung 6-8: Stadtwanderweg 8 (Karte: www.wien.gv.at/umwelt/wald/freizeit/wandern/wanderweg8.html, 10.11.2011) ...... 120 Abbildung 6-4: Stadtwanderweg 2 (Karte: www.wien.gv.at/umwelt/wald/freizeit/wandern/wanderweg2.html, 10.11.2011) ...... 120 Abbildung 6-5: Stadtwanderweg 6 ...... 120 Abbildung 6-6: Stadtwanderweg 6 (Karte: www.wien.gv.at/umwelt/wald/freizeit/wandern/wanderweg6.html, 10.11.2011) ...... 120 Abbildung 6-7: Stadtwanderweg 8 ...... 120

XIII Tabellenverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Tabelle 2-1 BP in Österreich; Umweltbundesamt; http://www.umweltbundesamt.at/umweltsituation/naturschutz/sg/bios_parks/ 13.09.2011 ...... 12 Tabelle 3-1: Flächenaufteilung im BPWW ...... 15 Tabelle 3-2 Verkehr auf A1, A21 im Biosphärenpark Wienerwald (Quelle: ASFINAG, http://www.asfinag.at/weitere-services/dauerzaehlstellen 11/11/2011) ...... 19 Tabelle 3-3 Kernzonenbesitzer (Quelle: BPWW MANAGEMENT, 2005, S.91) ...... 20 Tabelle 3-4 Höhe der Entschädiungsverträge laut Beschluss der NÖ Landesregierung (Quelle: LANDESRECHNUNGSHOF, 2011, S.70, 74) ...... 22 Tabelle 4-1 Schwerverkehrsanteil von Mo-Fr auf den Landesstraßen (B) im BPWW (Quelle: Amt der NÖ Landesregierung, Abteilung Landesstraßenplanung, Fachbereich Verkehrssicherheit, Juli 2011) ...... 74 Tabelle 4-2: Gegenüberstellung der Kernzonenflächen von Antrag, Land NÖ, Stadt Wien und BPWW Management Quelle: (BPWW Management, 2005; Shapfiles der Stadt Wien 05.12.2011; www.intermap1.noel.gv.at 13.11.2011; www.wien.gv.at 25.07.2011; www.bpww.at 25.07.2011) ...... 100 Tabelle 4-3 Kernzonenflächen von BPWW Management GmbH übermittelt an NÖ Landesrechnungshof - Quelle: NÖ LANDESRECHNUNGSHOF, 2011, S.67 ...... 102 Tabelle 4-4 Umfrage - Befindet sich auf ihrem Gemeindegebiet ein Biosphärenpark? (Datenerhebung: Nov/Dez 2011) ...... 110 Tabelle 4-5: Verkehrszählung Purkersdorf - 14.12.2011 ...... 112 Tabelle 4-6: Lärmmessung Purkersdorf - 14.12.2011 ...... 112 Tabelle 4-7: Verkehrszählung Helenental, Baden - 15.12.2011 ...... 113 Tabelle 4-8: Lärmmessung Helenental, Baden - 15.12.2011 ...... 113 Tabelle 4-9: Lärmmessung in Siedlung nahe Autobahn, Alland - 15.12.2011 ...... 114

XIV Quellenverzeichnis

Quellenverzeichnis

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WIENER LANDTAG: Gesetz über Wiener Teil des Biosphärenpark – Wienerwald, Index:

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WONKA, Erich: Wienerwaldatlas - Siedlungsausbreitung des Ballungsraumes Wien und deren Auswirkungen auf die Wienerwaldgemeinden (Band I); Salzburg, 2011; (http://www.oeaw.ac.at/giscience/download/Wienerwaldatlas.pdf)

WONKA, Erich: Wienerwaldatlas - Siedlungsausbreitung des Ballungsraumes Wien und deren Auswirkungen auf die Wienerwaldgemeinde Klosterneuburg (Band II); Salzburg, 2011; (http://www.oeaw.ac.at/giscience/download/Wienerwaldatlas.pdf)

WOLLANSKY, Ilse: Telefonprotokoll über Kern- und Pflegezonen im BPWW vom 22.08.2011, 2011