JAHRE Sanierung sächsischer 15 -Altstandorte

Einleitung 4

Historie 8

Grundlagen 12

Verfahren 14

Haldensanierung 16

Flächensanierung 24

Sanierung von Gewässern 32

Industrielle Absetzanlagen 38

Verwahrung von Tagesöffnungen 48

Tagesnahe Grubenbaue 58

Wasserlösung 68

Zukünftige Aufgaben 74

Ausblick 82 Grußworte

Gemeinsames Grußwort von Brigitte Zypries, Bundesministerin für Wirtschaft und Energie, und Martin Dulig, Sächsischer Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, anlässlich 15 Jahre Sanierung sächsischer Wismut-Altstandorte

Vor 15 Jahren haben der Bund und der Einzelprojekte. Seit 2003 steht eine strategisch Freistaat Sachsen die Sanierung der Altlasten ausgerichtete Sanierungstätigkeit im Vorder- des Uranerzbergbaus der sächsischen grund. Mit der Einbeziehung der Kommunen Wismut-Altstandorte vereinbart. Diese Zusam- in die Erarbeitung der Sanierungskonzepte menarbeit dient dem Interesse der Menschen für die Bergstädte Johanngeorgenstadt, in der Region. Sie sorgt dort für eine saubere Annaberg-Buchholz und Schneeberg wurden Umwelt und eine gute wirtschaftliche die Sanierungsarbeiten zielgerichteter und Entwicklung. effizienter. Zugleich wuchs die Unterstützung für die großenteils umfangreichen Arbeiten Bis heute konnten zahlreiche Projekte erfolg- bei den Kommunen und den Bürgerinnen und reich abgeschlossen werden. Besonderen Bürgern. Anteil daran hat die Wismut GmbH, die seit mehr als 25 Jahren im Auftrag des Bundes Die Umsetzung der ersten Projekte machte die Hinterlassenschaften des Uranerz- deutlich, dass neben den bekannten Schwer- bergbaus fachkundig und in hoher Qualität punkten zahlreiche kleinere Grubenreviere, saniert. Seit 2003 koordiniert sie im Auftrag Halden und Aufbereitungsanlagen mit des Freistaates auch die Sanierung der ebenfalls erheblichem Gefährdungspotenzial Wismut-Altstandorte aus der Bergbauperiode existieren, die ursprünglich nicht in die Sanie- der unmittelbaren Nachkriegszeit bis 1962 mit rungsplanung einbezogen waren. Um nicht großem Erfolg und führt diese teilweise selbst auf halbem Weg stehen zu bleiben, haben sich durch. der Bund und der Freistaat Sachsen auf den Abschluss eines ergänzenden Abkommens Unser gemeinsamer Dank für diese außer- zu den Wismut-Altstandorten verständigt. gewöhnlichen Leistungen richtet sich daher Das Ergänzende Verwaltungsabkommen mit an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der einer Laufzeit bis 2022 wurde im Jahr 2013 in Wismut GmbH und an alle Beteiligten in den Schneeberg unterzeichnet. Planungsbüros, den ausführenden Unter- nehmen und Behörden. Nach nunmehr 15 Jahren Sanierungstä- tigkeit zeugen auch abseits der Standorte der Standen anfänglich Einzellösungen mit Hilfe Wismut GmbH zahlreiche Landschaftsbau- des Know-hows der Wismut GmbH im Vorder- werke, wasserbauliche Anlagen und wiederge- grund, folgten später stufenweise vordringliche nutzte Betriebs- wie Gewerbeflächen deutlich 5

sichtbar von der geleisteten Arbeit. Sanierte Tagesbrüche, Grubenbauten, Stollen und Schächte bleiben dagegen oft im Verborgenen. Ohne die Beseitigung der mit diesen Hinter- lassenschaften verbundenen offensichtlichen oder versteckten Risiken wäre eine nachhaltige Entwicklung der Region nicht denkbar. Mit den im Rahmen der beiden Verwaltungsabkommen über zwei Jahrzehnte zur Verfügung gestellten insgesamt 216 Millionen Euro kommen der Bund und Sachsen auf dem Weg zu einer abschließenden Sanierung entscheidend voran. Ein Abschluss der Arbeiten bis zum Ende des Verwaltungsabkommens 2022 ist jedoch nicht zu erwarten. Verantwortlich dafür ist die Entdeckung immer neuer, bisher noch nicht bekannter Altstandorte im Verlauf der Sanie- rungstätigkeit. Überdies erhöhen die sich ändernden rechtlichen Rahmenbedingungen die Anforderungen an die Sanierungsarbeiten in erheblichem Umfang.

Beide Ministerien setzen sich dafür ein, dass alle begonnenen Arbeiten an den sächsischen Wismut-Altstandorten im Interesse einer konti- nuierlichen Weiterentwicklung in den betrof- fenen Regionen bald abgeschlossen werden können. Für erforderliche weiterführende Aufgaben werden der Bund und der Freistaat Sachsen wie bisher gemeinsam zeitgerechte Lösungen suchen.

Mit einem herzlichen „Glück auf“ wünschen wir viel Erfolg für die Zukunft

Brigitte Zypries Martin Dulig Bundesministerin Sächsischer Staatsminister für Wirtschaft und Energie für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr Grußworte

Wismut-Altstandortsanierung im Freistaat Sachsen – eine 15jährige Erfolgsgeschichte

Mit dem Aufbau eines ganzen Industriezweiges Wismut-Altstandorte aus den Jahren 2003 in einem beispiellosen Umfang begann 1946 der und 2013 übertrug der Freistaat Sachsen die Bergbau auf Uran in Sachsen und und später Verantwortung für diese Sanierungsaufgabe auch in Thüringen. Insbesondere im Erzge- an die Wismut GmbH als Projektträger. Für birge und im Vogtland entstanden unzählige dieses Engagement vom Bund und Freistaat Bergwerke sowie Aufbereitungsanlagen und und das in die Wismut GmbH gesetzte mit ihnen Halden, kontaminierte Flächen Vertrauen bedanken wir uns ausdrücklich. und Bergschäden in bisher ungekanntem Umfang. Doch so schnell der Bergbau Nachdem wir 2016 auf 25 Jahre Wismut- begann, war er Mitte der 1960er Jahre bereits Sanierung zurückblicken konnten, liegen vielerorts schon wieder beendet. Diese nunmehr 15 Jahre der zweiten wichtigen sogenannten „Wismut-Altstandorte“ blieben Säule der Uranbergbausanierung, die der bei der Sanierung nach dem Wismut-Gesetz sächsischen Wismut-Altstandorte, hinter uns. vom 12. Dezember 1991 unberücksichtigt. Ein langer Zeitraum, in dem viel erreicht Historisch bedingt verteilen sich die wurde. Bergwerke und Erkundungsreviere Wismut-Altstandorte über den gesamten wurden verwahrt, Wasserlösegrubenbaue Freistaat Sachsen, vom südlich gelegenen Bad instandgesetzt und Bergschäden beseitigt. Brambach bis ins Ostsachsen. An bekannten Noch deutlicher zeigen jedoch die sanierten Standorten des frühen Uranbergbaus, wie Halden, Betriebsflächen und Absetz- z. B. in Johanngeorgenstadt, Breitenbrunn, anlagen wie aus bergbaulichen Hinterlas- Annaberg-Buchholz, Schneeberg, Marienberg senschaften wieder eine lebenswerte Umwelt und vielen anderen Kommunen, zeugten entstanden ist. Doch unsere Zielsetzung im Jahr 2000 und noch bis heute immense besteht nicht allein in der Gefahrenabwehr. Bergbaurelikte vom frühen Uranbergbau in Wo immer es möglich war, wurden Grundlagen Sachsen. Von diesen Hinterlassenschaften des geschaffen, um kommunale und wirtschaft- Uranbergbaus gingen erhebliche Umweltaus- liche Entwicklungen zu ermöglichen und zu wirkungen und Gefährdungen für die öffent- unterstützen. liche Sicherheit aus. So bedurfte es noch großer Anstrengungen bis im Jahr 2002 mit der Insgesamt wurden bis Ende 2016 in 46 Städten Sanierung der „Prioritären Objekte“ in der vom und Gemeinden des Freistaates 318 durch den Bergbau schwer beeinträchtigten Stadt Johann- Sanierungsbeirat genehmigte Projekte, darunter georgenstadt begonnen wurde. viele Großprojekte, bearbeitet und davon 243 mit Verwendungsnachweis beendet. Die vorliegende Auf der Grundlage der Verwaltungsab- Broschüre zeigt beispielhaft den Umfang und kommen zur Sanierung der sächsischen die Komplexität dieser Aufgaben. 7

Viele waren an dieser bislang 15jährigen Erfolgsgeschichte beteiligt. Zu ihnen gehören neben dem kleinen Projektträgerteam und dem Sanierungsbeirat, zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fachabteilungen der Wismut GmbH sowie eine Vielzahl von Partnern auf Bundes-, Landes- und kommu- naler Ebene. Behörden und Verwaltungen, Unternehmen und Privatpersonen haben sich engagiert eingebracht, sei es als Eigentümer, Planer, Auftragnehmer, Projektpartner oder Genehmigungsbehörde. Ihnen allen gilt unser herzlicher Dank!

Bis zum Jahr 2022 sind noch zahlreiche Projekte im gesamten Freistaat zu bearbeiten. Die finanziellen Mittel und der Auftrag an die Wismut GmbH sind dafür festgeschrieben. Der gegenwärtige Kenntnisstand zeigt, dass auch darüber hinaus noch zahlreiche Wismut-Altstandorte mit erheblichen Umwelt- auswirkungen und Gefährdungspotenzial für die öffentliche Sicherheit bestehen bleiben. Ihre Sanierung ist die Herausforderung für die nächsten Jahre.

Gemeinsam mit unseren Mitarbeitern und Partnern möchten wir diesen erfolgreichen Weg – auch über das Jahr 2022 hinaus – fort- setzen, jedoch nicht um die Hinterlassen- schaften der frühen Phase des intensiven Uranerzbergbaues in Sachsen vollständig zu beseitigen, sondern um ihre negativen Folgen zu minimieren und Raum für eine weitere zukünftige Entwicklung im Freistaat Sachsen zu schaffen.

Rainer M. Türmer Dr.-Ing. Stefan Mann Manfred Speer Geschäftsführer Geschäftsführer Leiter Projektträger Belegschafts- und Technisches Ressort Wismut-Altstandorte Kaufmännisches Ressort Historie

Entstehung der Wismut-Altstandorte

Unmittelbar nach Ende des 2. Weltkrieges und Im Laufe der 1950er Jahre gewann man immer dem Einsatz von Atomwaffen durch die USA mehr Erkenntnisse über die vorhandenen begann die Sowjetunion die besetzten Gebiete Uranvorkommen und deren Aufbereitung. nach Uranerzlagerstätten zu untersuchen. Da In der Folge wurde der Schwerpunkt auf die die Vorkommen schon bekannt und bereits sächsischen Lagerstätten -Alberoda, Pöhla, sporadisch abgebaut wurden, lag der Fokus Freital und Königstein sowie die Thüringer auf dem sächsischen und böhmischen Erzge- Erzvorkommen verlagert. Der nahezu flächen- birge. Unter Leitung militärischer Einheiten deckend im Mittel- und Westerzgebirge bis begannen 1946 erste bergmännische Erkun- zum Vogtland betriebene Erzbergbau wurde dungen. Am 2. Juli 1947 wurde schließlich aufgrund vollständig abgebauter Vorräte oder ins Handelsregister Aue die Zweignieder- nicht abbauwürdiger Mengen in vergleichs- lassung der in Moskau ansässigen Staatlichen weise kurzer Zeit wieder eingestellt. Aktiengesellschaft der Buntmetallindustrie (SAG) Wismut eingetragen. Dieses Unter- Dabei wurden verwertbare Mechanismen nehmen hatte die Aufgabe, die Uranerzlager- und Anlagen zurückgebaut und die Gruben stätten der sowjetischen Besatzungszone bzw. anschließend nahezu sich selbst überlassen. der späteren DDR systematisch zu erkunden Vorhandene Tagesöffnungen wurden mit und abzubauen. Ziel war in den 1940er Bühnen abgedeckt oder offen stehen gelassen. und 1950er Jahren, dabei möglichst schnell Eine planmäßige Verwahrung unter bergscha- Material zum Bau sowjetischer Atomwaffen zu denkundlichen Gesichtspunkten fand nicht bekommen. statt. Betriebsflächen und Gebäude wurden höchstens teilweise beräumt, Halden und Lokale Planungen und Ziele oder familiäre industrielle Absetzanlagen blieben oft ohne Beziehungen wurden diesem Vorhaben Sicherung oder Abdeckung stehen. Aufbe- vollständig untergeordnet. Insbesondere im reitungs- und Lagereinrichtungen sowie heutigen Freistaat Sachsen entstanden umfang- mit Erzresten kontaminierte Flächen an den reiche Bergwerksanlagen zur Erkundung und Erzverladeanlagen der Deutschen Reichsbahn Gewinnung sowie alle dazu erforderlichen wurden zurückgelassen. Aufbereitungsanlagen, Neben- und Hilfsbe- triebe. Neben einer bis dahin beispiellosen Die betroffenen Flächen und Gebäude Inanspruchnahme von Flächen für Anlagen wurden in Form sogenannter Verwahr- und und Halden war es notwendig, für tausende Übergabeakte an Privateigentümer bzw. die Bergleute Wohnraum zu schaffen. Ganze betroffenen Kommunen zurückübertragen Siedlungen entstanden so nahezu über Nacht. Geeignete Industrieanlagen und Verwaltungsgebäude wurden kurzfristig und zum Teil zwangs- weise in den Besitz der SAG/SDAG Wismut überführt und so dem Bergbau zur Verfügung gestellt. Zwei besonders gravie- rende Beispiele sind der nahezu vollständige Abriss der Altstadt von Johanngeor- genstadt und des Ortskerns des damaligen Radiumbades Halden und Fördereinrichtungen im Ortskern von Frohnau, 1950er Jahre Oberschlema. 9

2003 1 Mio. € 2004 3 Mio. € 2005 6 Mio. € Ñ 2006 8 Mio. € Finanzierung der 2007 – 2012 10 Mio. € (p. a.) sächsischen Wismut- 2013 12 Mio. € Altstandorte 2014 14 Mio. € in Mio. Euro 2015 – 2020 16 Mio. € (p. a.) 2021 10 Mio. € 2022 6 Mio. €

 Verwaltungsabkommen  Ergänzendes Verwaltungsabkommen

(Unterlagen sind nur noch teilweise vorhanden). die Bundesrepublik Deutschland ist. Das verab- Diese Objekte werden heute unter dem Begriff schiedete Wismut-Gesetz beinhaltete jedoch Wismut-Altstandorte zusammengefasst. Eine nur die Wismut-Standorte, die 1990 noch der Sanierung oder Verwahrung, welche auch SDAG Wismut zugeordnet waren, so dass die den heutigen Anforderungen genügt, erfolgte Sanierung der Hinterlassenschaften aus dem meistens nicht. Die Eigentümer nutzten die Uranerzbergbau der 1940er bis 1960er Jahre Flächen oftmals so, wie sie von der Wismut offen blieb. übergeben worden waren, so dass eine Vielzahl der Schadstellen unbearbeitet bis heute liegen Weder für den Freistaat Sachsen noch die blieb. betroffenen Kommunen und Grundstücksbe- sitzer besteht eine Verpflichtung zur Sanierung 1954 wurde aus der SAG Wismut die Sowje- der Wismut-Altstandorte. Letztere wären tisch-Deutsche Aktiengesellschaft (SDAG) oftmals finanziell und fachlich weit überfordert. Wismut gegründet, die den Uranerzbergbau bis Die Wismut-Altstandorte weisen vergleichbare zur Wende in der ehemaligen DDR weiterführte. Gefährdungen und Umweltauswirkungen auf, Ab 1990 übernahm die Bundesregierung die wie sie an Sanierungsobjekten der Wismut Verantwortung für die Hinterlassenschaften GmbH vorhanden sind. Daher war der Frei- des Uranerzbergbaus. Die SDAG Wismut wurde staat Sachsen bereits seit Anfang der 1990er am 20. Dezember 1991 in die Wismut GmbH Jahre bemüht, gemeinsam mit dem Bund eine umgewandelt, deren alleiniger Gesellschafter Lösung für diese Objekte zu finden.

Die riesige Uranus-Halde innerhalb der Stadt Annaberg-Buchholz Füllort eines Schachtes der Lagerstätte Zobes im Vogtland Historie

Sanierung der sächsischen Wismut-Altstandorte

2002 wurde eine erste Finanzvereinbarung sächsischen Wismut-Altstandorte zwischen zwischen dem Bund und dem Freistaat dem Bund und dem Freistaat geschlossen. Sachsen geschlossen. Zur Gefahrenabwehr Die Finanzierung zu gleichen Teilen sah waren im Raum Johanngeorgenstadt und ein Gesamtbudget von 78 Millionen Euro Breitenbrunn Maßnahmen vorgesehen, die vor, welches in Jahresscheiben bis 2012 zur aufgrund der vorliegenden Gefährdungen Verfügung gestellt wurde. Der Wismut GmbH als vorrangig und besonders dringend einge- wurde vom Freistaat Sachsen die Projekt- stuft wurden. Die erforderlichen Mittel in trägerschaft übertragen. Somit konnte das Höhe von 4,78 Millionen Euro wurden jeweils seit 1991 erworbene Know-how auch auf zur Hälfte vom Freistaat Sachsen und dem die Sanierung der Wismut-Altstandorte Bund zur Verfügung gestellt. Damit wurde angewendet werden. mit der Planung und Sanierung von sieben sogenannten „Prioritären Objekten“ des 2007 wurde mit den vorliegenden Erfahrungen Wismut-Altbergbaus im Raum Johanngeorgen- eine umfassende Analyse des Sanierungs- stadt/Breitenbrunn begonnen. bedarfs für alle bekannten Objekte des Wismut-Altbergbaus erstellt. Diese zeigte einen Im Folgenden wurde am 5. September 2003 das zusätzlichen Finanzbedarf von 138 Millionen Verwaltungsabkommen zur Sanierung der Euro. Auf dieser Basis verhandelten Bund und

SACHSEN 11 13

Dresden

35 10 15

Ronneburg 45 Chemnitz 22

43 25 17 2 46 30 5 14 24 1 26 23 19 36 8 12 21 34 27 44 37 32 42 3 29 9 31 38 6 40 7 33 16 41 39 18 28 20

4 11

Freistaat Sachsen erneut und unterzeichneten schließlich am 24. April 2013 in Schneeberg das Ergänzende Verwaltungsabkommen mit einer Laufzeit bis zum Jahr 2022.

Damit konnten die Arbeiten aus dem ersten Verwaltungsabkommen fortgesetzt werden. Die bisher zur Verfügung stehenden Mittel wurden vollständig für die Planung und Durch- führung von Sanierungsmaßnahmen genutzt. Bis Ende 2016 wurden insgesamt 243 Projekte beendet. Mittlerweile verteilen sich die Arbeiten auf 46 Städte und Gemeinden, welche sich vom Raum / Freital über das Erzgebirge bis ins Vogtland erstrecken. Unterzeichnung des Ergänzenden Verwaltungsabkommens am 24.04.2013 in Schneeberg Der Schwerpunkt der Wismut-Altstandorte liegt eindeutig im Freistaat Sachsen, es existieren aber auch eine Reihe von Objekten aus dem Wismut-Altbergbau in Thüringen und gering- fügig in Sachsen-Anhalt. Vergleichbare Aktivi- täten gibt es in diesen Bundesländern jedoch derzeit nicht.

Städte und Gemeinden, in denen Sanierungsvorhaben durchgeführt wurden

* zwischenzeitlich 1 Annaberg- 9 Breitenbrunn 17 Hartenstein 25 Marienberg 33 Rittersgrün* 41 Tirpersdorf eingemeindet Buchholz 10 Callenberg 18 Johann- 26 34 42 Treuen 2 Aue georgenstadt 11 Dresden 27 Neuensalz 35 Schmiedeberg* 43 3 Auerbach 19 Kirchberg 12 28 36 Schneeberg 44 4 Bad Brambach 20 Klingenthal 13 Freital 29 Plauen 37 Schwarzenberg 45 5 Bad Schlema 21 Lauter 14 30 Pobershau* 38 46 Zwönitz 6 Bärenstein 22 Lengefeld* 15 Glashütte 31 Pöhla* 39 Tannenbergs- 7 Bergen 23 Lengenfeld thal* 16 Hammer- 32 Raschau- 8 Bernsbach* brücke* 24 Lößnitz Markersbach 40 Theuma Grundlagen

Grundlagen

Um die Zuordnung von Sanierungsobjekten die SAG/SDAG Wismut lediglich Erkun- zum Verwaltungsabkommen eindeutig zu dungen durchgeführt wurden und dabei regeln, wurde ein Geltungsbereich definiert. keine bergmännischen Arbeiten stattfanden. Demnach sind Altstandorte im Sinne des In diesen Fällen erfolgten nur Messungen Verwaltungsabkommens die Objekte, welche der Radioaktivität oder die Entnahme von durch die SAG/SDAG Wismut für die Uranerz- Wasser- und Gesteinsproben, um Hinweise auf gewinnung und -aufbereitung genutzt und Uranvererzungen zu finden. vor dem 30. Juni 1990 an andere Rechtsträger übergeben worden sind. Die untertägigen Arbeiten lassen sich zu folgenden drei Komplexen zusammenfassen: Zu den übertägigen Objekten zählen Halden, Absetzanlagen für Rückstände der Uranerzauf- bereitung und Betriebsflächen. Die Betriebs- 1 Verwahrung von Tagesöffnungen flächen sind eine Vielzahl sehr unterschiedlich genutzter Flächen. Auch die darauf stehenden 2 Sicherung tagesnaher Grubenbaue Gebäude und Anlagen, die im Zusammenhang mit dem Uranerzbergbau und der Uranerzauf- 3 Sicherung der Wasserableitung aus bereitung standen, werden dazu gezählt. Grubenbauen (Wasserlösung)

Ein Sonderfall sind Gewässer, die in unmit- telbarer Nähe solcher Objekte liegen und im Bei den Untersuchungen zum Altlasten- Rahmen des Wismut-Altbergbaus verändert kataster in Sachsen wurden in den 1990er oder durch diese beeinflusst wurden. Jahren weit über 1.000 Objekte des Wismut- Altbergbaus ermittelt. Eine umfassende Die durchzuführenden Arbeiten werden in vier und vor allem vollständige Dokumentation Gruppen zusammengefasst: der Wismut-Altstandorte gibt es jedoch nicht. Durch den Projektträger wurde 2007 eine Bestandsaufnahme der sächsischen 1 Sanierung von Halden Wismut-Altstandorte vorgelegt, die 2016 überprüft wurde. Dabei wurde aktuell eine 2 Maßnahmen der Flächensanierung neue Gesamtanzahl ermittelt. Demnach handelt es sich um: 3 Sanierung von Gewässern

4 Verwahrung von industriellen Absetzanlagen •• Übertägige Objekte: (IAA) ca. 230 Einzelobjekte

•• Untertägige Objekte: Zu den untertägigen Objekten zählen alle ca. 1.550 Einzelobjekte und Grubenbaue und Tagesöffnungen, die von 70 Komplexstandorte der SAG/SDAG Wismut geschaffen bzw. vom historischen Altbergbau übernommen und für bergmännische Erkundungs- und Mit dem Begriff Komplexstandorte sind Gewinnungsarbeiten genutzt worden sind. Bereiche an der Tagesoberfläche gemeint, in denen auf engstem Gebiet zu verwahrende Nicht dazu zählen Grubenbaue und Tages- Tagesöffnungen, Schadstellen und tagesnahe öffnungen des Altbergbaus, in denen durch Grubenbaue ineinander übergehen und eine 13

Unterteilung in Einzelobjekte nicht sinnvoll oder Grundstückseigentümern, das Auftreten möglich ist. neuer Tagesbrüche oder durch Erkenntnisse aus (Bohr-) Erkundungen die Anzahl bekannter Die Arbeit der letzten Jahre zeigt, dass sich bzw. zu bearbeitender Wismut-Altstandorte mit der Zeit durch Anfragen von Kommunen laufend geringfügig erhöht.

Randbedingungen der Sanierung der Wismut-Altstandorte

Die Bearbeitung eines Wismut-Altstandortes Sanierungsobjekten der Wismut GmbH. Nicht erfolgt entsprechend der Einordnung seiner alle Wismut-Altstandorte können saniert Dringlichkeit. Als wesentliches Kriterium gilt werden. Wesentliche Gründe dafür sind dabei die Einschätzung der davon ausgehenden fehlende Zustimmungen oder unverhältnis- Gefährdungen für Mensch und Umwelt. Bei mäßige Forderungen von Grundstücks- der Ableitung der erforderlichen Maßnahmen eigentümern sowie die Überschreitung des zur werden neben fachlichen Aspekten auch die Verfügung stehenden Zeit- und Kostenrahmens Belange der Regional- und Kommunalent- der Verwaltungsabkommen. Entsprechend wicklung berücksichtigt. der Festlegungen im Verwaltungsabkommen gibt es für die Sanierung von Wismut-Altstand- Durch den Einsatz der Wismut GmbH als orten keine rechtliche Verpflichtung. Die Projektträger, kann auf die Erfahrungen Wismut GmbH als Projektträger hat jedoch den zurückgegriffen werden, die seit 1991 bei Anspruch, möglichst viele Maßnahmen mit der Sanierung ähnlicher Objekte gewonnen den bis 2022 zur Verfügung stehenden Mitteln wurden. Es gibt jedoch auch Unterschiede zu erfolgreich abzuschließen.

Wismut-Sanierung Wismut-Altstandorte

Gesetzliche Grundlage Wismut Gesetz Verwaltungsabkommen Ñ Sanierungsverpflichtung Keine Sanierungsverpflichtung Gegenüberstellung Wismut-Sanierung Finanzierung Institutionelle Förderung Einzelprojektförderung und Wismut- 100 % Bund 50 % Freistaat Sachsen Altstandorte 50 % Bund

Liegenschaften Eigentum Wismut GmbH Eigentum Dritter

Genehmigungsverfahren Bundesberggesetz Außerhalb Bundesberggesetz (Bergamt ist bündelnde Behörde) (Einzelgenehmigungen)

Finanzieller Rahmen 8 Mrd. € 216 Mio. €

Sanierungsbeginn zeitnah nach Betriebseinstellung 40 bis 60 Jahre nach Betriebseinstellung

Sanierungszeitraum 1991 – 2028 Kernsanierung 2003 – 2022 (2045 Langzeitaufgaben) Verfahren

Verfahrensablauf

Als Entscheidungs- und Kontrollgremium für Der Sanierungsbeirat und die Abteilung die Verwendung der Mittel aus den Verwal- Wismut-Altstandorte beraten sich quartals- tungsabkommen wurde der Sanierungsbeirat weise. Dabei werden neue Vorhaben beantragt, Wismut-Altstandorte eingesetzt. Je ein Vertreter über laufende und abgeschlossene Projekte des Sächsischen Wirtschaftsministeriums, des berichtet sowie grundlegende Probleme bei der Sächsischen Innenministeriums und des Ausführung erörtert und notwendige Entschei- Sächsischen Oberbergamtes wirken als stimm- dungen herbeigeführt. berechtigtes Mitglied in diesem mit. Der Bund wird durch das Bundesministerium Für jedes Vorhaben ist ein Projektantrag für Wirtschaft und Energie vertreten und hat erforderlich. Dieser enthält eine allgemeine beratende Funktion. Beschreibung der geplanten Maßnahme, eine Begründung zur Zuordnung als Wismut-Alt- Die Wismut GmbH wurde vom Freistaat standort und einen Gesamtfinanzierungsplan. Sachsen als Projektträger eingesetzt. Für die In dieser Projektübersicht wird weiterhin Vorbereitung und Durchführung der Sanie- eine Bewertung zur Prioritätensetzung vorge- rungsmaßnahmen wurde dazu 2003 die nommen, die neben einer Gefährdungsein- Abteilung Wismut-Altstandorte gebildet. schätzung (i. W. Standsicherheit und Strahlen- schutz) insbesondere auch die Bedeutung für Zu Beginn des Verwaltungsabkommens die Regionalentwicklung enthält. wurden besonders dringliche Einzelmaß- nahmen durchgeführt. Zugleich bestand Im Rahmen der Planung werden häufig auf- ein wesentliches Ziel darin, einen möglichst wendige Genehmigungsverfahren durch- vollständigen Überblick über die vorhan- laufen. Deren Umfang ist abhängig von der Art denen Wismut-Altstandorte zu erlangen. Es des Sanierungsobjektes und der vorgesehenen wurden Standortsanierungs- und Verwahr- Maßnahmen. Oft sind für eine Maßnahme konzepte erstellt, die mit den betroffenen mehrere Genehmigungen verschiedener Be- Kommunen abgestimmt wurden. Diese bilden hörden erforderlich. die Grundlage für eine planmäßige Sanierung der Wismut-Altstandorte. Die Sanierungsarbeiten können sowohl durch Fremdfirmen als auch durch die Wismut GmbH Besonders dringliche Maßnahmen, wie neu erbracht werden. Von den bereitgestellten aufgetretene Tagesbrüche, werden als Einzel- Mitteln müssen jedoch mindestens 50 % als objekt zeitnah und zügig bearbeitet. öffentliche Aufträge an Fremdfirmen vergeben werden. Jährlich erfolgt eine Berichterstattung Die Sanierung der sächsischen Wismut-Alt- über die Mittelverwendung im Rahmen jedes standorte unterliegt einer Projektförderung, einzelnen Projektes. Die Durchführung der so dass die Umsetzung der Maßnahmen, nach Projekte wird über den gesamten Zeitraum einzelnen Projekten strukturiert, immer nach detailliert dokumentiert. Nach Abschluss einem bestimmten Ablauf erfolgt. und Abnahme der Baumaßnahme wird eine technische Dokumentation erarbeitet. Der Umfang einzelner Vorhaben wird so gewählt, wie es für die jeweilige Bearbeitung Der Projektträger hat gegenüber der Öffent- sinnvoll ist. Ein Projekt kann somit ein lichkeit eine umfassende Informationspflicht. einzelnes, meist großes Objekt oder auch eine Es entsteht ein jährlicher Tätigkeitsbericht in Vielzahl kleinerer Objekte enthalten. dem die durchgeführten Maßnahmen und der Einsatz der genehmigten Mittel umfassend dargestellt werden. 15

Ñ 1 Projektstart •• Auf Grundlage Sanierungs- und Verwahrkonzepte, Ablaufschema der Bergschadenkundliche Analyse und aktueller Projektbearbeitung Kenntnisstand

•• Durch Anfragen/Maßnahmen Dritter

•• Durch unvorhergesehene Ereignisse (Tagebrüche, Schäden, etc.)

2 Prüfung Altstandort •• Prüfung der Zuständigkeit/Geltungsbereich des Verwaltungsabkommens Wismut-Altstandorte

3 Projektantrag •• Beschreibung des Vorhabens

•• Zeitliche und kostenmäßige Untersetzung /Einordnung

4 Sanierungsbeirat •• Genehmigung des Projektes

•• Controlling und Prüfanfragen durch das Sächsische Ober- bergamt, Referat 13 (Auflagen und Nebenbestimmungen)

5 Planung/ •• Ingenieurtechnische Bearbeitung in Eigenleistung Wismut Genehmigung/ oder Fremdleistung Vergabe •• Entwurfs-, Genehmigungs- und Ausführungsplanung

•• Genehmigungsverfahren, Ausschreibung und Vergabe

6 Sanierungs- •• Umsetzung des Sanierungsvorhabens in Eigen- oder ausführung Fremdleistung

•• Bei Großprojekten teilweise in mehreren Bauabschnitten/Losen

•• Anschließend Übergabe der sanierten Objekte an den Eigentümer

7 Dokumentation •• Dokumentation der Sanierungsarbeiten

•• Verwahrungsdokumentation

8 Projektende •• Verwendungsnachweis Haldensanierung

Zu den Relikten des frühen Uranbergbaus gehören viele Halden, die im Zeitraum nach dem zweiten Weltkrieg bis Ende 1962 entstanden sind. In dieser Zeit erfolgten vor allem im Erzgebirge und Vogtland intensive bergbauliche Erkundungen, Probeabbaue sowie regulärer Bergbau. Resultat waren eine Vielzahl größerer und kleiner Halden, die sowohl außerhalb von Ortschaften aber auch innerorts liegen.

Abdeckung der Halde 296 in Aue, 2009 17

Haldensanierung

Zu den Relikten des frühen Uranbergbaus gehören viele Halden, die im Zeitraum nach dem zweiten Weltkrieg bis Ende 1962 entstanden sind. In dieser Zeit erfolgten vor allem im Erzgebirge und Vogtland intensive Halde Haldenaufbereitung in Johanngeorgenstadt bergbauliche Erkundungen, Probeabbaue sowie während der Sanierungsarbeiten Sanierte Halde 241 in Tannenbergsthal regulärer Bergbau. Resultat waren eine Vielzahl größerer und kleiner Halden, die sowohl außerhalb von Ortschaften aber auch innerorts liegen.

Halde 296 in Aue während der Profilierung Sanierte Halde 280 in Bad Schlema

Einleitung

Die Abraumflächen wurden in den zurück- liegenden Jahrzehnten auf unterschiedlichste • Verbreitung von radiologisch kontaminiertem Art nachgenutzt. Dies führt heute zu unter- Material durch Wind und Niederschläge schiedlichen Interessen bei den Eigentümern. verhindern Insbesondere die Frage von Nutzung, Nachsorge, Pflege und ggf. Instandhaltung nach erfolgter • Reduzieren der Niederschlagsinfiltration in Sanierung ist dabei ein wichtiges Thema. die Halden

Die zu sanierenden Halden befinden sich • Verringern der Radonexhalation und damit häufig mitten in Städten und Gemeinden oder Radonkonzentration in der Umgebung beeinflussen diese direkt durch ihre Lage. Teilweise sind die Sanierungsmöglichkeiten • Gewährleistung der Standsicherheit der z. B. durch Straßen, Industrie- oder Wohnbe- Böschungen bauung eingeschränkt. Zum Teil müssen die übertägigen Arbeiten mit untertägigen Siche- • Sichern der Kulturfähigkeit und Einfügen in rungs- und Verwahrungsarbeiten kombiniert die vorhandene Landschaft werden. Außerdem ist die inzwischen etablierte und z. T. unter Schutz stehende Flora und • Sicherung der Folgenutzung Fauna auf diesen Flächen zu berücksichtigen. Alle einzelnen Faktoren führen zu einem hohen Aufwand bei Abstimmung, Genehmigung und Die Halden des Wismut-Altbergbaus sind Planung der einzelnen Sanierungsobjekte. aufgrund der langen Liegezeit überwiegend bewaldet und müssen gerodet werden, um Bei der Sanierung von Halden des Wismut- Baufreiheit zu schaffen. In den meisten Fällen Altbergbaus stehen folgende Sanierungsziele sind die Böschungen so steil, dass sie nicht im Vordergrund: ausreichend standsicher sind. Sie erhalten ein Haldensanierung

Massenabtrag (ca. 34 – 36°) Massenauftrag (ca. 22°) Abdeckungsfortschritt

Ó neues Profil, indem sie abgeflacht werden und so Wohnbebauung genutzt, wird zusätzlich ein Herstellen einer die Standsicherheit dauerhaft gewährleistet ist. sogenannter „Dichtungssporn“ vorgesehen. dauerhaften Stand- Dabei wird der Mineralboden der Abdeckung sicherheit der Diese Maßnahmen sind mit der Umlagerung bis auf die feste Gesteinskontur oder eine für Böschungen großer Massen und mit einem zusätzlichen das Radon ähnlich undurchlässige Schicht Platzbedarf verbunden. Vor allem innerorts eingebaut. befinden sich jedoch oftmals Wege oder Gebäude in unmittelbarer Nähe der Sanie- Um das Gelände zur Pflege und Wartung rungsobjekte. Durch Stützbauwerke wie weiterhin zugänglich zu machen, müssen Wege z. B. Gabionenwände, Winkelelemente oder gebaut werden. Außerdem werden Wasserbau- bewehrte Erde im Fußbereich der Halden werke errichtet, die ein schadloses Abfließen müssen diese gesichert werden. Je nach der Niederschläge ermöglichen. morphologischen und geotechnischen Ge- gebenheiten kann der Einbau von Drainagen Im letzten Schritt werden die Halden in zwei erforderlich werden. Etappen begrünt. Als Erosionsschutz wird eine erste Begrünung durch Grasansaat aufgebracht. Nach der Profilierung erfolgt die Abdeckung In Abhängigkeit der Nachnutzung erfolgt eine zur Sicherung und Rekultivierung der Halde. Aufforstung mit standorttypischen Baumarten. Die dabei angewandte Technologie richtet sich nach dem Sanierungsziel und der geplanten Im Rahmen der Pflege- und Instandhaltungs- späteren Nutzung und kann von Standort zu leistungen ist die regelmäßige Kontrolle und Standort variieren. Oftmals wird eine Regelab- Wartung von Wegen und Wasserableitungen deckung wie auch bei der Wismut-Sanierung besonders wichtig. Fließt das Wasser nicht über angewandt. die Bauwerke ab, kann die Abdeckung durch Erosion beschädigt werden. Mit Übergabe der Die zur Abdeckung verwendeten mineralischen fertig sanierten Flächen obliegt diese Aufgabe Böden müssen spezielle bodenmechanische den Grundstückseigentümern. Kennwerte aufweisen. Materialeigenschaften wie z. B. Korngrößenverteilung und Wasser- Von den derzeit bekannten 115 Halden und durchlässigkeit werden dabei genauso berück- Aufschüttungen des Wismut-Altbergbaus sichtigt wie verschiedene Parameter beim konnten bisher 14 sehr große Halden saniert Einbau. Der feinkörnige und gut zu verdich- werden. Für 16 weitere Objekte zeigte es sich tende Mineralboden unterdrückt das im Ergebnis von Untersuchungen und Abstim- Entweichen von Radon aus der Halde und mungen, dass keine Sanierung erforderlich ist. verhindert das Eindringen von Niederschlags- Bis 2022 soll es vor allem gelingen, noch einige wasser. Wird der Bereich in unmittelbarer innerstädtische Objekte mit hoher Dring- Nähe des Haldenfußes insbesondere durch lichkeit zu bearbeiten. 19

Dammhalde Trockenbecken

Die Dammhalde Trockenbecken ist nach der Zentralschachthalde die zweitgrößte Halde der Wismut-Altstandorte in Johanngeorgen- stadt. Sie liegt am nordöstlichen Stadtrand und stellt sich als großer Haldenzug dar, der die industrielle Absetzanlage J1, das sogenannte Trockenbecken, halbkreisförmig umgibt. Dammhalde Trockenbecken während der Profilierung und Abdeckung Die Halde wurde 1948/49 angelegt und bis etwa 1956 betrieben. Sie besteht u. a. aus Berge- material der radiometrischen Aufbereitung des Objektes 98.

Im unmittelbaren Umfeld der Dammhalde befinden sich Garten- und Wohngrundstücke, die maßgeblich beeinflusst werden. So treten am Haldenfuß kontaminierte Sickerwässer aus. Erstbegrünung der sanierten Halde durch Grasansaat An der Ostböschung wird in erheblichem Maße Radon freigesetzt, welches in den unterhalb liegenden Wohnhäusern, im sogenannten Steigerdorf, zu einer deutlich erhöhten radio- Haldenkomplexes. Anschließend wurde mit aktiven Belastung führt. An der Kleingarten- der Profilierung und Abdeckung des gesamten sparte am Heimberg, im Südteil der Beckenbereiches und der Außenböschungen Dammhalde, ist die Haldenböschung nicht begonnen. Gegen unkontrollierte Radonaus- ausreichend standsicher. Auch hier wird tritte wurde ein Dichtungssystem eingebaut, Radon in erheblicher Menge freigesetzt. welches aus einer einen Meter mächtigen Auf Teilbereichen der Halde lagen Aufbe- Mineralbodenschicht und einem Dichtungs- reitungsrückstände mit deutlich erhöhter sporn besteht. Nach Abdeckung sowie Wasser- Umweltradioaktivität frei. Aufgrund der und Wegebau wurde am nordöstlichen mangelnden Standsicherheit sowie der radio- Haldenfuß eine Gabionenmauer zur Gewähr- logischen Belastungen wurde die Sanierung leistung der Standsicherheit errichtet. Parallel der Dammhalde Trockenbecken als dringend zu den laufenden Arbeiten erfolgt abschnitts- erforderlich eingeschätzt. weise die Renaturierung der bearbeiteten Böschungsabschnitte mit Begrünung und Die Planungsarbeiten zur Sanierung Bepflanzung. Der Abschluss der Arbeiten ist bis begannen 2005 durch die Wismut GmbH Ende 2017 vorgesehen. in Zusammenarbeit mit einem externen Planungsbüro. Im Laufe des Jahres 2008 lagen Das noch vorhandene Einlagerungsvolumen auf schließlich die erforderlichen Genehmigungen der Dammhalde Trockenbecken wird derzeit vor. Da jedoch von einer Bauzeit von mindes- für die bei der Sanierung des Objektes 98 anfal- tens fünf Jahren ausgegangen wurde und das lenden Massen genutzt und soll auch für erste Verwaltungsabkommen 2012 endete, kommende Sanierungsobjekte im Raum Johann- musste das Projekt vorerst durch den Sanie- georgenstadt, wie die Halde Haldenaufbereitung, rungsbeirat zurückgestellt werden. zur Verfügung stehen. Die Fertigstellung der Sanierung des Einlagerungsbereiches inkl. der Mit dem Ergänzenden Verwaltungsabkommen dafür benötigten Transporttrasse erfolgt nach begannen 2013 die Arbeiten am Kanalsystem Abschluss der anderen Maßnahmen, spätestens zur späteren Entwässerung des gesamten jedoch bis Ende des Jahres 2022. Haldensanierung

Ó Halde 116 (Drei Könige) Historische Aufnahmen von Die ehemalige Betriebsfläche und die Halden die 1977 eingebrachte Betonplombe als auch Annaberg-Buchholz des Schachtes 116 in Annaberg-Buchholz das umgebende Gebirge standsicher sind. mit der Halde 116 im liegen am südwestlichen Rand des Ortsteiles Hintergrund Buchholz. Der Schacht 116 der SAG Wismut Die Tafelhalde reichte bis in die Gärten der wurde 1948 geteuft. Bis 1958 wurden hier angrenzenden Wohnbebauung und die Halden- die Bergemassen aus den Erkundungs- und böschungen waren aufgrund der steilen Gewinnungsarbeiten aufgehaldet. Dazu wurde Neigungen nicht ausreichend standsicher. Die die ehemalige Halde des historischen Drei ungenutzten und offen zugänglichen, ehema- Könige Stollns genutzt und deutlich erweitert. ligen Schachtgebäude wurden zum illegalen Entsorgen von Müll und Bauschutt benutzt. Die Vor Beginn der Sanierungsarbeiten befanden Gebäuderuinen waren eine Gefährdung der sich auf dem Betriebsgelände 15 Gebäude bzw. öffentlichen Sicherheit und als innerstädtischer Gebäudereste, die der Bergbautätigkeit der Missstand nicht mehr tragbar. SAG/SDAG Wismut zuzuordnen waren, sowie eine Tafelhalde und zwei Spitzkegelhalden. Mit Beginn der Rodungsarbeiten wurde Während die Tafelhalde mit den baulichen ab 2007 die Sanierung in Angriff genommen. Überresten saniert werden musste, sollten die Zunächst erfolgte der Abbruch der Gebäude beiden Spitzkegelhalden als weithin sichtbare und baulichen Anlagen. Die dabei anfallenden technische Denkmale des Bergbaus erhalten Massen von 2.300 Kubikmeter wurden in die bleiben. Die Planung der Sanierungsarbeiten Haldenfläche eingelagert. Anfallender Schrott, begann 2005 durch die Wismut GmbH und war Altholz, Müll und andere spezielle Abfälle durch umfangreiche Abstimmungen mit der wurden durch Spezialunternehmen entsorgt. Stadt und Anwohnern geprägt. Im Anschluss wurden die Haldenböschungen abgeflacht, profiliert und zum Teil abgedeckt. Der Ansatzpunkt des Wismut-Schachtes 116 befindet sich im Plateaubereich der Tafel- Die Spitzkegelhalden blieben als Bergbau- halde. Dieser wurde bereits 1977 verwahrt. denkmal in ihrer bestehenden Form erhalten. Im Rahmen der Planung war zu prüfen, ob Da die Böschungen im Hinblick auf die Stand- der Schacht nach dem heutigen Stand der sicherheit jedoch ebenfalls zu steil sind, waren Technik verwahrt worden war. Zu Beginn Sicherungsmaßnahmen erforderlich, um den des Jahres 2006 wurde dazu eine Bohrer- unterhalb vorhandenen Weg und die angren- kundung durchgeführt. Sie ergab, dass sowohl zenden Flächen zu schützen. Dazu wurde 21

eine 180 Meter lange Gabionenwand aus Im Bereich des Schachtansatzes erinnert Ó ortstypischem Gneisgestein aus dem nahen heute ein Gedenkstein an die Bergbau- Halde 116 in Steinbruch in Dörfel gebaut. geschichte. Aufgrund seiner guten Anbindung Annaberg-Buch- an das Straßen- und Wegenetz sowie holz zu Beginn der Im Sommer 2008 begannen die Wasser- und seiner exponierten Lage oberhalb von Sanierungsarbeiten Wegebauarbeiten auf der Tafelhalde bzw. der Annaberg-Buchholz ist das Gelände zu einem ehemaligen Betriebsfläche. Anschließend beliebten Ausflugsziel geworden. Sowohl ein wurde das Gelände noch im gleichen Jahr Wanderweg als auch der Bergbaulehrpfad aufgeforstet. Um von hier aus einen möglichst führen direkt an den Halden vorbei. freien Blick auf die Stadt Annaberg-Buchholz zu haben, wurde nur die Böschung der Tafel- halde bepflanzt. Ende Oktober 2008 konnte die sanierte Fläche an die Stadt übergeben werden.

Gedenkstein über dem ehemaligen Schacht 116 Als Technisches Denkmal erhaltene Spitzkegelhalden Haldensanierung

Collmberghalde

Im Stadtteil Dresden-Coschütz befindet sich die Nach Inkrafttreten des Verwaltungsab- Collmberghalde, eine Mischaltlast, die sich auf kommens für die Wismut-Altstandorte wurde eine Fläche von etwas mehr als 17 Hektar verteilt. zwischen der Stadt Dresden und dem Projekt- Zu Beginn wurde hier Steinkohlenbergbau träger Altstandorte vereinbart, die Sanierung betrieben, der von 1948 bis 1955 durch den gemeinsam durchzuführen, wobei beide Seiten Uranbergbau der SAG/SDAG Wismut abgelöst die Kosten für Untersuchungen, Planung und wurde. Es waren 53 Halden entstanden. Dieser Sanierung zu je 50 % tragen. Dabei übernimmt Bereich wurde danach weiter zur Einlagerung die Stadt Dresden die Projektsteuerung. Die verschiedener Rückstände, wie Hausmüll, bei der Sanierung ähnlicher Objekte, insbe- Bauschutt und Braunkohlenaschen genutzt. sondere beim Strahlenschutz, gesammelten Insgesamt lagern derzeit ca. 2,2 Millionen Kubik- Erfahrungen werden durch den Projektträger meter an Rückständen hier. eingebracht.

Im Auftrag der Stadt Dresden wurden Bekannt war, dass sich unter der Halde eine zwischen 1993 und 1997 Untersuchungen große Anzahl bergmännischer Auffahrungen des Areals durchgeführt und eine erste unbekannten Zustandes sowohl des Stein- Gefährdungsabschätzung erarbeitet. Mit kohlen- als auch des Uranerzbergbaus befinden. den daraufhin eingeleiteten Sofortmaß- Bevor jedoch mit der Sanierung der Halde nahmen konnte die Radioaktivität auf dem begonnen werden kann, müssen eventuell Zufahrtsweg zu den Kleingärten und ausge- vorhandene Hohlräume sicher verwahrt Lageplan der wählten Böschungsbereichen verringert sein. Von 2014 bis 2016 fand dazu ein umfang- Collmberghalde werden. Perspektivisch war eine Sanierung der reiches Bohrprogramm auf der gesamten Ô gesamten Halde geplant. Halde statt. An 15 Verdachtsstellen wurde nach

Haldenkomplex

Probefeld

Coschützer Clausschacht 23

Die Halden des Uranerzbergbaus im Jahr 1955 Die Collmberghalde im Jahr 2016

offenen Grubenhohlräumen gesucht. Kleinere haltsschicht zu verwenden. Dazu wurden Resthohlräume wurden direkt über die umfangreiche Laboruntersuchungen und Bohrungen mit Beton verfüllt. Im Ergebnis des Abstimmungen mit Genehmigungsbehörden Bohrprogramms waren lediglich im Bereich durchgeführt. Die Untersuchung ergab, dass des Clausschachtes bergmännische Arbeiten für die untere Schicht der Abdeckung die erforderlich. Dieser ehemalige Steinkohlen- Kraftwerksasche verwendet werden kann. schacht wurde 2016 im Auftrag des Sächsischen Als Grundlage für den späteren Bewuchs der Oberbergamtes verwahrt. Halde wird die Asche dann mit einer 0,5 Meter starken Oberbodenschicht überdeckt. Da die Halde im Stadtgebiet von Dresden liegt, werden die Bereiche um die Halde vollständig Um die Eignung der Aschen als Radondämm­ genutzt. Direkt auf der Halde befinden sich schicht zu prüfen, soll in einem Teilbe- Gartenanlagen, mehrere Wohnhäuser sowie reich des Haldenkomplexes eine Probesa- gewerblich genutzte Bereiche. Außerdem nierung durchgeführt werden. Das Probefeld queren drei Hochspannungstrassen das soll 2017/18 eingerichtet werden. Auf Grund- Gelände, deren Gittermasten auf der Halde lage der dabei gewonnenen Erkenntnisse errichtet wurden. sollen Planung und Ausführung der Sanierung für den Rest der Halde erfolgen. Aufgrund der Bereits seit 2007 laufen die Planungsarbeiten Größe und der vielfältigen Nutzungen ist eine für dieses umfangreiche Projekt. Aufgrund abschnittsweise Sanierung vorgesehen. Ziel ist der Größe kommt eine Umlagerung nicht es, alle Sanierungsarbeiten bis zum Ende des infrage. Nach der Herstellung standsicherer Jahres 2022 abzuschließen. Böschungen ist der Einbau einer Abdeckung notwendig. Diese Abdeckung muss dabei Für die gesamte Haldensanierung, inkl. unterschiedliche Funktionen erfüllen. Planung, Untersuchungen und baubeglei- Teilweise soll lediglich der direkte Zugriff tenden Ingenieurleistungen sind derzeit zum abgelagerten Material verhindert werden, knapp 10 Millionen Euro vorgesehen, die von in einigen Bereichen soll jedoch auch das der Stadt Dresden und dem Projektträger Austreten von Radon unterdrückt werden. Wismut-Altstandorte je zur Hälfte getragen werden. In der Planung wurde die Möglichkeit geprüft, die in großen Mengen abgelagerten Aschen als Radondämm- und Wasserhaus- Flächensanierung

Auch heute noch gibt es über Tage eine Reihe von Flächen und Objekten, deren Entstehung durch den Wismut- Altbergbau auf den ersten Blick nicht zu erkennen ist. Dabei handelt es sich um ehemalige Betriebsflächen, Anlagen und Gebäude.

Abbruch baulicher Reste auf der Betriebsfläche des Schachtes 54 in Johanngeorgenstadt 25

Flächensanierung

Auch heute noch gibt es über Tage eine Reihe von Flächen und Objekten, deren Entstehung durch den Wismut- Altbergbau auf den ersten Blick nicht zu erkennen ist. Dabei handelt es sich um ehemalige Betriebsflächen, Anlagen und Gebäude.

Objekt 98 in Johanngeorgenstadt nach Abtrag des radioaktiven Materials Verladebereich der Zeche 20 in Aue vor der Sanierung

Fläche des ehemaligen Schachtgebäudes von Schacht 235b Verfallene Betriebsgebäude der Schächte 52 und 227 in Johanngeorgenstadt

Einleitung

Zu den Wismut-Altstandorten, bei denen eine Nachdem diese Objekte nicht mehr durch die Flächensanierung erforderlich ist, zählen SAG/SDAG Wismut genutzt wurden, gab es Objekte wie: in den zurückliegenden Jahrzehnten meist verschiedene Nachnutzer, Eigentümer oder Pächter. •• Betriebsflächen an Schacht- und Aufbereitungsanlagen Liegt eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit vor oder sollen Umbaumaßnahmen •• Uranerzverladestationen erfolgen, bei denen in die ehemaligen Betriebs- flächen eingegriffen wird, ist eine Sanierung •• Betriebsflächen von ehem. Zentralgaragen solcher Flächen erforderlich. So können u. a. und Kipperwaschplätzen noch radioaktive Kontaminationen, Gebäude bzw. bauliche Reste und Anlagen vorhanden •• Trafo- und Kompressorenstationen sein. Viele der ehem. Gebäude der SAG/SDAG Wismut stehen leer und verfallen. Abgelegene •• Sprengmittellager Objekte wurden im Laufe der Zeit von der Vegetation überwuchert. •• Anlagen zur Klärung von Grubenwasser Wenn es mit vertretbarem Aufwand möglich •• Tank- und Chemikalienlager ist, werden diese Bereiche so saniert, dass eine Flächensanierung

Sanierte Fläche der ehemaligen Halde Blaufarbenwerk und der Erzverladestation Oberschlema

uneingeschränkte Nachnutzung erfolgen kann. arbeiten werden strahlenschutztechnisch In diesem Fall werden radioaktive Kontamina- begleitet. Normaler Bauschutt und Boden- tionen oder nicht mehr genutzte Anlagen und aushub wird von radioaktiv kontaminiertem Gebäude komplett beseitigt. Mindestens erfolgt Material getrennt. Somit können die anfal- die Sanierung jedoch so, dass eine geplante lenden Massen entweder in den Wirtschafts- oder bereits realisierte Nachnutzung zukünftig kreislauf zurückgeführt oder – im Fall radio- gefahrlos möglich ist. aktiver Kontamination – langzeitsicher auf zugelassenen Anlagen eingelagert werden. Bei der Sanierung wird nach entsprechender Erkundung und Planung meist die vorhandene Von den 71 bekannten Objekten und Flächen Bausubstanz zurückgebaut, radioaktiv wurden bisher 30 auf diese Art und Weise kontaminierte Böden bzw. Erzreste werden saniert. Die Spanne reicht dabei von kleinen abgetragen, anschließend wird unbelastetes Einzelobjekten wie z. B. einem ca. 10 Quadrat- Material wieder eingebaut. Die Sanierungs- meter großen Sprengmittelbunker in Mulden-

Abbruch Gebäude Schächte 52/227, 2007 Sanierung Aufbereitungsobjekt 98, 2016 Freimessen des Abbruchmaterials 27

hammer bis hin zu mehrere Hektar großen Flächen mit umfangreichen Abbruchmaß- nahmen, wie der ehemaligen Betriebsfläche des Schachtes 278 in Schwarzenberg. Die in den letzten 15 Jahren sanierten Objekte verteilen sich auf 15 Städte und Gemeinden, welche sich von Freital über das Erzgebirge bis in das Vogtland erstrecken.

Mit der Sanierung der Flächen wird die Voraus- setzung dafür geschaffen, dass zukünftig die unterschiedlichsten Folgenutzungen wieder gefahrlos möglich sind. Beispiele dafür sind:

•• Abbruch Schachtgebäude Schacht 235b, Ehemaliges Schachtgebäude Schacht 235b in Breitenbrunn, 2006 Breitenbrunn: Wohnbebauung / Wiese

•• Erzverladung am Stolln 30, Johanngeorgenstadt: Wohnbebauung /Kleingärten

•• Caravanplatz Johanngeorgenstadt: Touristische Nutzung

•• Erzverladung Großfriesen, Plauen: Gewerbefläche

•• Betriebsfläche Schacht 311, Schneeberg: Wald

•• Abbruch Kompressorenstation Crandorf, Schwarzenberg: Landwirtschaftliche Nutzung Abbruch der Erzverladestation Oberschlema, 2006

Abbruch im Bereich der Zeche 20 in Aue Gleisrückbau an der Zeche 20 in Aue Flächensanierung

Ó Objekt 98 Blick auf Objekt 98 (rechts neben der Das Objekt 98 ist eine ehemalige Erzwäsche Die Fläche war frei zugänglich, Absperrungen großen Halde des bzw. Erzaufbereitung in Johanngeorgenstadt. bzw. Warnschilder waren nicht vorhanden. Die Schachtes 54), 1952 Von 1949 bis 1956 wurden hier 3,15 Millionen vorgefundenen provisorischen Hütten waren Tonnen Uranerz aufbereitet. Die Rückstände ein Indiz dafür, dass der Bereich von Kindern wurden in den nahe gelegenen industriellen zum Spielen genutzt wurde. Absetzanlagen J1 (auch als Trockenbecken bezeichnet) und J2 eingelagert. Die Planungsarbeiten zur Sanierung des Objektes 98 begannen 2012. Im Sommer 2015 Das Gelände des ehemaligen Objektes 98 war wurde mit den Arbeiten auf einer ca. 1,6 Hektar großflächig radioaktiv kontaminiert. Zusätzlich großen Fläche begonnen. Nach Rodung des waren Bauwerksreste und eine nur teilweise Arbeitsbereiches wurden zunächst die radio- verfüllte Tiefbunkeranlage vorhanden. Insbe- aktiv kontaminierten Massen abgetragen, sondere Letztere stellte eine große Gefahr für die baulichen Reste beseitigt sowie die alte die öffentliche Sicherheit dar. Tiefbunkeranlage abgebrochen.

Im Umfeld des ehem. Objektes 98 befinden sich Im Rahmen der Aushubarbeiten und des Garten- und Wohngrundstücke während das Rückbaus der Ruinen fielen ca. 12.500 Kubik- Gelände selbst forstwirtschaftlich genutzt wird. meter radioaktiv kontaminiertes Material an,

Gerodete Betriebsfläche vor Sanierungsbeginn Objekt 98 mit Dammhalde Trockenbecken im Hintergrund 29 Industrielle Absetzanlage J1 (Trockenbecken)

Schacht 121

Wohngebiet

Objekt 98

Schwarzwasser

das auf der Dammhalde Trockenbecken einge- erfordert weitere Sanierungsarbeiten, mit deren Ó lagert wurde. Zur Sicherung der Restkonta- Planung 2016 begonnen wurde. Nach Vorliegen Historischer minationen mussten rund 9.000 Kubikmeter aller Genehmigungen sollen die Sanierungsar- Lageplan des Mineralboden und ca. 2.600 Kubikmeter beiten auf der sogenannten Erweiterungsfläche Objektes 98 Oberboden zur Rekultivierung aufgebracht West fortgesetzt werden. in Johann- werden. 2016 konnten die Arbeiten im Wesent- georgenstadt lichen angeschlossen werden. Da das Gelände des ehemaligen Objektes 98 auch zukünftig forstwirtschaftlich genutzt Bei Untersuchungen während der Sanie- werden soll, erfolgt nach Abschluss der rungsarbeiten wurde festgestellt, dass sich die Arbeiten eine Bepflanzung mit einheimischen radioaktive Kontamination deutlich weiter Laub- und Nadelbäumen. nach Westen ausdehnt, als ursprünglich angenommen. Dabei wird nochmals von einer ca. 1,4 Hektar großen Fläche ausgegangen. Dies

Einbau der Abdeckschicht aus Mineralboden Sanierte Betriebsfläche des Objektes 98 Flächensanierung

Zeche 20

Die Zeche 20 ist ein Bereich des Güter- Die Deutsche Bahn AG richtete Mitte 2004 eine bahnhofes Aue. Zwischen 1950 und Anfang Anfrage zur Sanierung dieses Wismut-Altstand- der 1980er Jahre wurde von hier aus durch die ortes an den Projektträger. Dabei sollten auch SAG/SDAG Wismut Uranerz und -konzentrat in Leistungen, wie z. B. der komplette Rückbau die UdSSR geliefert. Nachdem zuerst Pappkübel der Gleise im Sanierungsbereich erbracht für den Transport genutzt wurden, erfolgte werden. Da dies über den für eine radiologische später der Umschlag über eine Hochbunker- Sanierung notwendigen Umfang deutlich anlage und mit speziellen Containern. Durch hinausging, wurde vereinbart, dass sich die sogenannte Rieselverluste und Havarien bei der Deutsche Bahn an den Kosten beteiligt. Verladung wurde das Gelände in bestimmten Bereichen radioaktiv kontaminiert. Wegen der Nutzung des Bereiches begann die Sanierung nach einer langen Pause Seit Anfang der 1980er Jahre wurde die schließlich im Februar 2012 mit dem Abbruch Zeche 20 nicht mehr genutzt und es erfolgte der Güterhalle Nord. Bei der Untersuchung eine erste Sanierung des Bereiches. Nachdem des Materials im Gleisbereich sind neben der die Verladeanlagen und wesentlichen radioaktiven auch organische Bodenverun- Kontaminationen beseitigt waren, wurden die reinigungen nachgewiesen worden. Dieses Flächen zu Beginn des Jahres 1984 wieder an Material wurde daraufhin etwa zwei Monate die Deutsche Reichsbahn übergeben. biologisch behandelt, damit es anschließend – zusammen mit dem anderen radioaktiv konta- Bei Messungen im Auftrag des Bundesamtes minierten Material – auf der Halde 371 /1 der für Strahlenschutz und der Deutschen Bahn Wismut GmbH in Hartenstein eingelagert in den 1990er Jahren wurden zwei größere werden konnte. Die Sanierungsbereiche radioaktiv kontaminierte Abschnitte festge- füllte man anschließend mit unbelastetem stellt. Dies betraf einen ca. 3.500 Quadratmeter Material wieder auf. Der erste Bauabschnitt der großen Gleisbereich und die 120 Meter lange Zeche 20 war im November 2012 fertig saniert. Güterhalle Nord, die zur Zwischenlagerung des Uranerzes genutzt wurde. Ein großer Bereich Der Bereich der Zeche 20 dehnt sich in der Zeche 20 wurde Ende der 1980er Jahre mit nördlicher Richtung weiter aus. Hier befinden Beton versiegelt, um ihn als Busplatz nutzen sich vor allem bauliche Relikte, wie ehem. zu können. Zu dieser Teilfläche lagen keine Betriebsgebäude, Fundamente oder versie- Erkenntnisse bzgl. der radioaktiven Kontami- gelte Flächen. Diese nördliche Restfläche sowie nation vor. der mit Beton versiegelte Busplatz wurden in

Ehemalige Zeche 20 in Aue Abbruch der Güterhalle Nord Separierung der Abbruchmassen 31

einem zweiten Bauabschnitt zusammenge- digen Sanierungsarbeiten müssen daher fasst. Für die Sanierung dieses Bereiches wurde parallel zu den geplanten Baumaßnahmen Ende 2015 mit der Planung begonnen. durchgeführt werden. Die Sanierung der nördlichen Restfläche des Bauabschnittes 2 ist Durch das Busunternehmen ist geplant, den ab 2019 vorgesehen. Ein Großteil der Flächen Busplatz 2017/2018 bei laufendem Betrieb soll als Gewerbe- und Industriegebiet entwi- zu erweitern. Die in diesem Bereich notwen- ckelt werden.

Statistik

Zeitschiene Bauabschnitt 1 Bauabschnitt 2 Mengen Bauabschnitt 1 Bauabschnitt 2

Antrag/Bestätigung Abbruch Gebäude Beirat 10/ 2004 04/ 2015 und bauliche Reste 5.200 t 8.000 t

Beginn Planung 01/ 2005 11/ 2015 Aushub radioaktiv kontaminierter Boden 5.000 t 1.050 t Beginn Genehmigungsverfahren 06 / 2011 Behandlung organisch belasteter Boden 1.700 t • Abschluss Genehmigungsverfahren 08 / 2011 Entsorgung Abbruch- und Aushubmaterial 10.200 t 9.050 t Fertigstellung Planung 01/ 2012 Gleisrückbau 1.150 m 1.300 m Beginn Bau 02 / 2012 Einbau unbelasteter Abnahme Bau 11/ 2012 Boden 17.500 t 3.400 t

LKW-Anlieferung

Erzbunker zur Bahnverladung

Zwickauer Mulde Fertiggestellte Fläche der ehemaligen Zeche 20, 2012 Historischer Plan der Zeche 20 in Aue Sanierung von Gewässern

Gewässer spielen beim Bergbau und der anschließenden Aufbereitung von jeher eine besondere und wichtige Rolle. Um Uranerzbergbau und -aufbereitung durchführen zu können, wurden vielfältige Veränderungen an vorhandenen Flüssen und Bächen vorgenommen.

Übergabe des sanierten Lenckteiches, 2012 33

Sanierung von Gewässern

Gewässer spielen beim Bergbau und der anschließenden Objekt Stadt/Gemeinde Dauer der Sanierung Maßnahmen der Sanierung Ñ Aufbereitung von jeher eine besondere und wichtige Rolle. Gewässer und Beräumung Rückbau Renaturierung ausgeführte Um Uranerzbergbau und -aufbereitung durchführen radioaktives Material künstliches Bachbett bzw. Neuerrichtung Sanierungs- zu können, wurden vielfältige Veränderungen an maßnahmen Hüttengrundbach Freital 09/2004 – 12/2004 • vorhandenen Flüssen und Bächen vorgenommen. Thierteich Muldenhammer 03/2009 – 09/2009 •

Silberbach Bad Schlema 10/2008 – 02/2011 • • •

Lenckteich Lengenfeld 04/ 2010 – 10/ 2011 • •

Plohnbach Lengenfeld 11/ 2013 – 12 / 2013 •

alter Schlemabach Bad Schlema ab 2016 •

Einleitung

Während des aktiven Uranbergbaus wurde Bächen mit geringer Strömungsgeschwin- beispielsweise der Silberbach in Bad Schlema digkeit sind dafür auch durchströmte Teiche in ein Betongerinne verlegt, um Wasserzutritte anfällig. zur Grube Schlema-Alberoda zu verhindern. In Freital wurde der Hüttengrundbach in einem Bei der Sanierung werden diese Gewässer komplett geschlossenen Betonkanal eingefasst von radioaktiven Sedimenten beräumt. Die und wegen des Baus mehrerer industrieller durch den Bergbau durchgeführten Verän- Absetzanlagen überschüttet. Für den Bergbau derungen am Bachbett werden wieder und das Anlegen einer Absetzanlage wurde rückgängig gemacht. Auch wenn die in Aue die Flussschleife Hakenkrümme des Sanierung, Ertüchtigung und Renaturierung Schwarzwassers durch einen Felsdurchbruch von Gewässern eine Besonderheit im Rahmen abgetrennt und überschüttet. der Wismut-Altstandort-Sanierung darstellt, wurden seit 2003 einige solcher Maßnahmen Darüber hinaus sind Gewässer immer auch realisiert. Sowohl beim Plohnbach als Transportwege für Material, das in Folge auch beim alten, nicht mehr wasserfüh- des Bergbaus und der Aufbereitung in die renden Schlemabach wurde in den vergan- Gewässer gelangt. Entsprechend der Fließ- genen 15 Jahren jeweils nur ein Abschnitt bedingungen und der Teilchengröße kann bearbeitet. Nach Möglichkeit sollen bis es dadurch zu Ablagerungen in Gewässern 2022 noch weitere Abschnitte saniert bzw. kommen. Neben Bereichen in Flüssen und zurückgebaut werden. Sanierung von Gewässern

Plohnbach im Bereich des Lenckteiches in Lengenfeld

Lenckteich in Lengenfeld

Der Lenckteich ist ein um 1890 künstlich Bereits 2003, unmittelbar nach Unterzeichnung geschaffener Stauteich, welcher vom der ersten Verwaltungsabkommens, wurde Plohnbach gespeist wird. Oberhalb dieses mit Vorbereitungen zur Sanierung des Lenck- Teiches wurde durch die SAG/SDAG Wismut teiches begonnen. Die Genehmigungsan- die Absetzanlage Lengenfeld angelegt, in die träge wurden im Juli 2006 eingereicht. Nach ab 1947 Rückstände der Uranerzaufbereitung Festlegung der wasserrechtlichen Genehmi- eingespült wurden. Im Jahr 1954 führte ein gungsbehörde wurde ein Planfeststellungs- Lenckteich vor starkes Hochwasser dazu, dass der Damm verfahren eingeleitet, das 2009 abgeschlossen und nach dem der IAA brach und eine beträchtliche Menge werden konnte. 2010 begannen die Sanierungs- Uranbergbau der an radioaktiven Aufbereitungsrückständen arbeiten. Zuerst wurden die radioaktiven SDAG Wismut (Tailings) über den Plohnbach bis in den Lenck- Tailings beräumt und in der Nordhalde, einem Ø teich gespült wurden. Wismut-Altstandort in dem bereits durch 35

die SAG/SDAG Wismut Aufbereitungsrück- stände eingelagert wurden, eingebaut. Durch die unmittelbare Nähe der Nordhalde, konnte diese direkt mit in die Sanierungsarbeiten einbezogen werden.

Das alte Dammbauwerk des Lenckteiches wurde abgerissen und durch ein neues ersetzt. Für den Plohnbach war der Bau eines Umgehungsge- rinnes erforderlich, um die Durchgängigkeit des Durch Tailings zugeschwemmter Lenckteich, 2010 Gewässers zu gewährleisten. Als Voraussetzung für die spätere Pflege und Instandhaltung wurde rund um den Lenckteich ein Wegesystem mit zwei Brücken über den Plohnbach angelegt. Darüber hinaus erfolgte eine umfangreiche Begrünung und Aufforstung.

Da sich der Sanierungsbereich im Naturschutz- gebiet „Göltzschtal“ befindet, wurden auch naturschutzfachliche Maßnahmen realisiert. So wurden drei Feuchtbiotope mit einer Fläche von jeweils 100 bis 150 Quadratmetern errichtet. Da Abtrag der Tailings als erster Sanierungsschritt, 2010 das Tal des Plohnbaches gern von Wanderern genutzt wird, wurde mit der Sanierung der Bereich des Lenckteiches auch touristisch aufge- wertet.

Nach Einlagerung des radioaktiven Materials und entsprechenden Konturierungsarbeiten erhielt die Nordhalde eine geschlossene, einen Meter mächtige Abdeckung aus Mineral- und Oberboden sowie ein Wegesystem für die spätere Kontrolle und Wartung. Zum Schutz der Abdeckung entstand parallel zu den Wegen Lenckteich während der Sanierungsarbeiten, 2011 ein Grabensystem für die gezielte Ableitung des Oberflächenwassers in einen kleinen Bach, welcher in den Plohnbach mündet.

Im Oktober 2011 waren alle Maßnahmen abgeschlossen, wobei anschließend noch für fünf Jahre Pflegemaßnahmen durchge- führt wurden. Für die Sanierung des Lenck- teiches mit Nordhalde als Einlagerungsstandort wurden insgesamt ca. 2,6 Millionen Euro verwendet. Die Sanierung des Lenckteiches ist damit die aufwändigste Maßnahme im Bereich Fertiggestelltes Gewässer, 2012 Gewässersanierung. Sanierung von Gewässern

Der Silberbach in Bad Schlema

Der Silberbach fließt im Bereich der Grube schnitt über das Verwaltungsabkommen Schlema-Alberoda, in der seit 1946 Uranerz erfolgen konnte. Im Frühjahr 2008 lagen alle abgebaut wurde. Insbesondere zur Anfangszeit Genehmigungen vor und im Oktober desselben war der Uranerzbergbau sehr oberflächennah, Jahres wurde mit den Arbeiten begonnen. wodurch großräumige Senkungen auftraten. Infolge dessen drangen große Mengen Wasser Der Rückbau des Betongerinnes und die aus dem Schlema- und Silberbach in die Grube Neugestaltung des Bachbettes inkl. Uferbe- ein. Um dies zu verhindern, wurden die Bäche reich erfolgten abschnittsweise. Während der in den Senkungsgebieten in sogenannte Fluter Bauarbeiten wurde das Wasser mit Pumpen aus Holzverschalungen verlegt. Anfang der und Rohrleitungen um den jeweiligen Baube- siebziger Jahre wurde das Bachbett des Silber- reich herumgeleitet. Das Betongerinne wurde bachs neu abgedichtet, indem dieses als Beton- entfernt und das neue Bachbett konturiert. Ein gerinne – z. T. auf einem Unterbau aus radioak- versickern des Wassers in den Untergrund muss tivem Haldenmaterial – neu ausgebaut wurde. dauerhaft verhindert werden. Deshalb wurden zur Abdichtung Bentonitmatten eingebaut. Das noch vorhandene Betongerinne war in Diese bestehen aus einem Gewebe mit sehr einem reparaturbedürftigen Zustand. In feinen und gut abdichtenden Tonmineralen. Folge des Hochwassers im August 2002 waren Auf diese wurde eine Kies-Sand-Schicht aufge- durch die Landestalsperrenverwaltung bracht, welche gleichzeitig als Schutzschicht Sachsen Maßnahmen am Silberbachstau- und als neue Bachsohle dient. Bei Inbetrieb- weiher und dem Teilabschnitt des Silber- nahme der einzelnen Bachabschnitte wurden baches unmittelbar oberhalb des Betonge- Feinschlämme eingespült, um die Abdichtung rinnes vorgesehen. Da der ca. 800 Meter lange des Bachbettes weiter zu erhöhen. Bauabschnitt zwischen Grubenstraße und Mündung in den Schlemabach durch die Da der Silberbach abschnittsweise über SAG/SDAG Wismut geprägt ist, wurde durch Halden der ehemaligen SAG/SDAG Wismut die Landestalsperrenverwaltung angefragt, verläuft, wurde der Aushub auch radiolo- diesen Abschnitt im Rahmen des Verwaltungs- gisch überwacht. Radioaktives Material wurde abkommens Wismut-Altstandorte zu sanieren beräumt und der Bereich mit unbelastetem und zu renaturieren. Material wieder aufgefüllt.

Der Sanierungsbeirat stimmte dem Antrag zu, Ein Hauptaugenmerk bei der Neugestaltung so dass die Finanzierung für diesen Bauab- war der Einbau von Strukturelementen und

Silberbach im Betongerinne, 2006 Aushub des Bachbettes, 2010 Errichtung des neuen Bachbettes, 2010 37

die Umsetzung von ingenieurbiologischen durchgeführt. Seitdem wird der Bereich des Ó Bauweisen. So wurden sowohl Bachbett als Silberbaches weitgehend der Natur überlassen. Saniertes Bach- auch Uferbereich mit unterschiedlich großen bett des Silber- Steinen belegt und natürliches Material wie Durch die Sanierung und Renaturierung baches, 2009 Holz sowie Pflanzen eingebracht. So sollte sich des Silberbaches wurde der sanierte Bereich möglichst schnell eine gewässertypische Fauna zwischen Campingplatz und Gartenanlagen und Flora ausbilden. auch als Freizeit- und Erholungsgebiet aufge- wertet. Die Sanierung des Silberbaches ist eine Nach Abschluss der Arbeiten am Silberbach gute Grundlage zur erneuten Ansiedlung selten im Oktober 2010 wurde durch einen Fische- gewordener Tiere. Vielleicht können hier auch reisachverständigen der Fischbesatz geprüft. eines Tages wieder Wasseramseln oder sogar Bereits zu diesem Zeitpunkt konnte eine erfolg- Eisvögel beobachtet werden. reiche Entwicklung dokumentiert werden. Bis 2015 wurden noch Pflegemaßnahmen

Renaturierter Silberbach, 2010 Kontrolle des Fischbesatzes, 2010 Industrielle Absetzanlagen

Die SDAG Wismut war der viertgrößte Uranproduzent der Welt. Neben den Schäden, die durch den Bergbau entstanden waren, hinterließ die Aufbereitung der geförderten Erze des Uranerzbergbaus viele Millionen Tonnen Rückstände, sogenannte Tailings. Diese feinkörnigen Schlämme wurden in industrielle Absetzanlagen (IAA) eingespült.

Feinkörnige Schlämme der IAA Teich 4 in Freital 39

Industrielle Absetzanlagen

Die SDAG Wismut war der viertgrößte Uranproduzent der Welt. Neben den Schäden, die durch den Bergbau entstanden waren, hinterließ die Aufbereitung der geförderten Erze des Uranerzbergbaus viele Millionen Tonnen Rückstände, sogenannte Tailings. Diese feinkörnigen Schlämme wurden in industrielle Absetzanlagen (IAA) eingespült.

IAA Teich 4 in Freital vor der Sanierung Einbau der ersten Abdeckung am Teich 4 in Freital

Einleitung

Da die Aufbereitung in den Anfangsjahren Wie andere Wismut-Altstandorte wurden an vielen verschiedenen Standorten erfolgte, auch viele der IAA, nachdem Uranerzbergbau sind in Sachsen viele kleinere solcher Anlagen und -aufbereitung eingestellt waren, nachge- vorhanden, die vor Ende 1962 stillgelegt und nutzt. Dies sind z. B. die IAA Teich 2 und 3 in an die jeweiligen Gebietskörperschaften Freital, die als Mülldeponie fungierten und zurückübertragen wurden. Damit sind sie den in den Jahren 2005 bis 2010 durch den Zweck- Wismut-Altstandorten zuzurechnen. Solche verband Abfallwirtschaft Oberes Elbtal Anlagen, die bisher nicht ausreichend saniert abschließend saniert wurden. Aufgrund der worden sind, befinden sich im Erzgebirge sowie Nachnutzung und ggf. bereits durchgeführter im Raum Freital und Zwickau. Sanierungsarbeiten sind im Rahmen des Verwaltungsabkommens Wismut-Altstandorte Die 20 bis 30 Meter hoch eingelagerten Tailings nur noch fünf Anlagen zu sanieren. Darin enthalten noch erhebliche Mengen radio- lagern ca. 5,4 Millionen Tonnen Tailings. aktive und andere Schadstoffe. Sie sind sehr Die Gesamtfläche der Anlagen beträgt feinkörnig und deshalb nur gering tragfähig. etwa 37 Hektar. Darüber hinaus gibt es weitere Je nach Zustand der IAA sind sie bewachsen Objekte mit Untersuchungsbedarf. bzw. ganz oder teilweise von Wasser bedeckt. Beim Abtrocknen der Oberflächen kommt es zu Ein erster Schritt bei der Sanierungsplanung Abwehungen von radioaktiv kontaminiertem sind umfangreiche Untersuchungen sowie Staub. An den Außendämmen der Anlagen tritt Standsicherheits- und Setzungsberechnungen. lokal Wasser aus. Zudem ist in einigen Fällen Im Resultat wird eine Sanierungsvariante in einigen Fällen ist nach heutigen Sicher- entworfen und geplant. heitsmaßstäben die Standsicherheit zu gering. Alle einzelnen Kriterien bergen potentielle Die Vorzugsvariante der Sanierung von indus- Gefahren und erfordern gezielte Sanierungs- triellen Absetzanlagen ist die „trockene maßnahmen. In-situ-Verwahrung mit technischer Teilent- Industrielle Absetzanlagen

abgerissene Gebäude

Einlagerungsbereich Hüttengrund Dammbauwerk

Ö wässerung“ d. h. die Tailings verbleiben an Je nach Zustand der IAA sind diese Schritte Lageplan des Ort und Stelle, werden entwässert und zur komplett oder nur teilweise erforderlich. Dammes der IAA Sicherung abgedeckt. Hierzu sind folgende Teich 4 in Freital, Schritte erforderlich: Das Verfestigen der Tailings durch Entwäs- 1950er Jahre serung ist bei der Sanierung der Anlagen oftmals zeitbestimmend. Im Allgemeinen ist •• Entfernen des Freiwassers und der Vegetation die Sanierungsdauer deutlich länger als bei Halden oder Flächen. Vom Beginn der Planung •• Stabilisierung der Tailingoberfläche durch bis zum Abschluss können durchaus zehn geotechnische Materialien (Geogitter, Jahre vergehen. Geotextil) Nach Abschluss der Sanierung ist noch die •• Verfestigung der feinkörnigen Tailings Pflege der Ansaat und Anpflanzung erfor- durch Einbringen von Entwässerungshilfen derlich. Langfristig sind Kontroll-, Pflege- und (Vertikaldrains) bei Notwendigkeit auch Reparaturaufgaben durch die Eigentümer der Flächen zu erfüllen. •• Konturierung der Dämme zur Verbesserung der Standsicherheit Die sanierten Anlagen können fast ausschließlich forstwirtschaftlich oder als •• Fassung und Ableitung von Wasseraustritten, Offenland genutzt werden.

•• Abdeckung der Tailings mit mineralischem Boden in mehreren Schichten zur Minimierung des Wassereintrages

•• Aufbau eines Entwässerungssystems zur Ableitung von Niederschlagswässern

•• Aufbau eines Wegesystems für spätere Kontrolle, Pflege und ggf. Reparaturen

•• Erosionsschutz durch Begrünung und Bepflanzung der abgedeckten IAA Damm Teich 4 in Freital, 1950er Jahre 41

IAA Teich 4 in Freital vor der Sanierung

IAA Teich 4 mit erster Abdeckschicht

Die industrielle Absetzanlage Teich 4 in Freital

Im Sommer 1947 wurde in Freital mit dem Die IAA Teich 4 war eines der Schwerpunkt- Abbau aussichtsreicher Vorkommen uranver- projekte im Rahmen des ersten Verwaltungsab- erzter Steinkohle begonnen. Zur Gewinnung kommens von 2003. Mit der Planung der Sanie- des Urans wurde die Aufbereitungsfabrik 93 rungsleistungen wurde bereits 2004 begonnen. auf dem Werksgelände der heutigen BGH Edelstahl Freital GmbH errichtet. Da im Rahmen des Hochwasserschutzes der Stadt Freital die Anlage auch nach der Für die schlammigen Aufbereitungsrück- Sanierung die Funktion eines Regenrückhalte- stände des mechanisch-chemischen Lau- beckens behalten sollte, war ein langwieriger gungsverfahrens wurde der angrenzende Abstimmungsprozess notwendig. 2008 waren Hüttengrund durch einen Damm abgeriegelt schließlich die Genehmigungsplanung und als industrielle Absetzanlage genutzt. und die notwendigen Anträge fertigge- Im Laufe des Betriebes wurde die Errichtung stellt. Da das Verwaltungsabkommen jedoch weiterer Absetzanlagen notwendig. Mit bis 2012 befristet war und von einer Bauzeit Einstellung der Uranerzaufbereitung 1962 von fünf Jahren ausgegangen wurde, musste blieben neben den Fabrikanlagen auch das Projekt vorerst unterbrochen werden. Mit die Absetzanlagen Teich 1 bis 4 als Hinter- Unterzeichnung des Ergänzenden Verwal- lassenschaft zurück. tungsabkommens konnte das Projekt dann weitergeführt werden. Die Förderung von „Erzkohle“ wurde ab 1968 durch die SDAG Wismut in Dresden-Gittersee Das Sanierungskonzept wurde im Unterschied wieder aufgenommen und 1989 fortgesetzt. zu anderen Anlagen als „nasse In-situ-Teilver- Während die Sanierung dieses Standortes wahrung“ definiert, da nach Sanierungsende Bestandteil der Wismut-Sanierung ist, zählen wieder eine geschlossene Wasserfläche auf die Aufbereitungsfabrik 93 und die dazugehö- der ehemaligen IAA entstehen soll. Technolo- rigen IAA zu den Wismut-Altstandorten. gisch wird trotzdem so vorgegangen wie bei Industrielle Absetzanlagen

IAA Teich 4 während des Einbaus der Entwässerungsschicht, 2016

den Absetzanlagen der Wismut GmbH. Nach Der Sanierungsbereich ist ca. 8,9 Hektar groß, Abpumpen des Wassers wird eine mehrlagige wobei ca. ein Drittel der Fläche vom Freiwasser Abdeckung aus einer Entwässerungsschicht, bedeckt ist. Es wird von einer Bauzeit zwischen einer mineralischen Dichtungsschicht sowie drei und fünf Jahren ausgegangen. Die Gesamt- einer Oberbodenschicht eingebaut. kosten der Sanierung betragen ca. 6 Millionen Euro. Die wassergesättigten Tailings werden durch Einbau von Vertikaldrains und die Auflast der Aufgrund der Höhe der Sanierungs- Abdeckung entwässert und verfestigt. Wenn kosten wurde im März 2015 eine europa- eine ausreichende Konsolidierung der Tailings weite Ausschreibung gestartet. Im erreicht ist, kann mit dem Aufbau der darauf September 2015 wurde dann mit Vertretern folgenden Schichten des Abdecksystems der Stadt Freital, des Landkreises und der begonnen werden. am Projekt beteiligten Partner offiziell der 1. Spatenstich vollzogen. Nach vollständiger Abdeckung wird die IAA mit Gras, Bäumen, Sträuchern und Wasser- Nach Abpumpen des Freiwassers wurden pflanzen begrünt. Die Kontur der Abdeckung die radioaktiven Tailings mit Geotextil und wird einem Becken entsprechen, welches Geogitter abgedeckt. Nachdem so eine ausrei- nach Sanierungsende wieder als Regenrück- chende Anfangstragfähigkeit hergestellt wurde, haltebecken fungieren wird. Die umlaufende konnte bis Ende des Jahres 2016 mit der Draina- Baustraße wird als Wartungsweg belassen geschicht die erste Schicht der Abdeckung und erhält Anbindungen an das vorhandene aufgebracht werden. Derzeit wird die Anlage Wege- und Straßennetz. mit einer mineralischen Dichtschicht und Oberboden abgedeckt und anschließend begrünt. Ò Einbringen der Der Sanierungsfortschritt wird maßgeblich Vertikaldrains von der Geschwindigkeit der Konsolidierung, d. h. der Verfestigung der oberen Tailings- schicht bestimmt. Das Ziel besteht darin, alle Arbeiten 2018/19 abzuschließen. Anschließend ist noch eine 5-jährige Pflege des sanierten Bereiches vorge- sehen. 43

Mineralboden bzw. Haldenmaterial, 1 – 2 m Drainageschicht Vertikaldrains Geogitter Geotextil

Freiwasser

Tailings 20 bis 30 Meter tief

Prinzipskizze der Abdeckung von industriellen Absetzanlagen der Wismut

Lageplan Teich 4 nach Abschluss der Sanierung

Damm

IAA Teich 4

Freiwasserfläche

IAA Teich 3 Industrielle Absetzanlagen

Die „Rettung“ der Nach Rücksprache mit den entsprechenden Großen Teichmuschel Experten wurde entschieden, die Muschel in das Ersatzgewässer der IAA Dänkritz II in Mit dem Abpumpen des Freiwassers wurde Helmsdorf umzusiedeln. Im März 2016 wurden eine Vielzahl ungewöhnlich großer Muscheln sowohl die Muscheln als auch die in der IAA sichtbar. Die ökologische Baubegleitung Teich 4 vorhandenen Fische abgesammelt bzw. bestimmte diese als die Große Teichmuschel. abgefischt und in das Ersatzgewässer nach Durch die Naturschutzbehörde wurde Helmsdorf umgesetzt. Da die Muschel zur festgelegt, dass die Population dieser streng Vermehrung mit bestimmten Fischarten eine geschützten Tierart zu retten ist, indem Symbiose eingeht, ist dies eine gute Voraus- mind. 50 Exemplare in ein geeignetes anderes setzung, dass die Rettung dieser seltenen Gewässer umgesetzt werden. Süßwassermuschel gelingt.

Statistik

Zeitschiene Mengen

Antrag/Bestätigung Beirat 10/2003 Baufeldfreimachung/Rodung ca. 6 ha

Beginn Planung 10/2003 Baustelleneinrichtung, Filtrationsanlage, Zwischenlager Pause in der Planung 01/2008 – 01/2013 Baustoffe ca. 6.000 m²

Beginn Genehmigungsverfahren 05/2013 Baustraße inkl. Zufahrt Baustelle ca. 1,6 km

Abschluss Genehmigungsverfahren 10/2013 Abpumpen Freiwasser ca. 10.000 m³

Fertigstellung Planung 12 /2014 Geotextil ca. 100.000 m²

Beginn Bau 09/2015 Geogitter ca. 100.000 m²

Dreischichtige Abdeckung Kies, Mineralboden, Oberboden ca. 110.000 m³

Vertikaldrains ca. 71.500 m

Entwässerungsgräben ca. 2.000 m

Zaunbau ca. 2.400 m

Grasansaat, Pflanzung inkl. anschließende Pflege 8,9 ha

Schalen der Großen Teichmuschel 45

Die industrielle Absetzanlage Dänkritz II Ó IAA Dänkritz II vor Ab 1955 wurden Rückstände aus dem Aufbe- sich ein Restsee mit ausgedehntem Schilf- der Sanierung reitungsbetrieb Crossen zunächst in eine gürtel. Das stetig ansteigende Wasser hat ehemalige Kiesgrube eingespült. 1957 wurde zudem einen negativen Einfluss auf die Stabi- die Aufnahmekapazität dieser sogenannten lität der Dämme. IAA Dänkritz II durch Errichten von bis zu 11 Meter hohen Dämmen erweitert. Auf der vor mehr als 50 Jahren stillgelegten Bis zum Betriebsende 1958 wurden hier Anlage ist eine vielfältige Flora und Fauna ca. 1,2 Millionen Tonnen radioaktiver Tailings entstanden, eine Vielzahl schützenswerter abgelagert. Arten wie z. B. die Rohrdommel, eine in Sachsen seltene Reiherart, haben sich auf dem Die Ringdämme wurden in den 1960er Jahren Gelände angesiedelt. durch Vorschüttungen verstärkt. Die Tailings in der Anlage wurden nicht abgedeckt und Die Sanierung der IAA Dänkritz II ist liegen in großen Bereichen nach wie vor frei. eines der Schwerpunktprojekte der Zum Teil sind auch im Umfeld der IAA, vor sächsischen Wismut-Altstandorte. Bereits allem im südlichen Vorland, radioaktive von 2004 bis 2007 wurde eine Planung zur Kontaminationen vorhanden. Sanierung der Anlage, inkl. der Herstellung eines Ersatzgewässers, durch die Wismut Über sechs Mönchsbauwerke, die als Über- GmbH erarbeitet. läufe dienten, wurde das kontaminierte Wasser des Schlammteiches über das Nach Einreichen der Planungsunterlagen vorhandene System der benachbarten Anlage 2007 und dem Antrag für ein wasserrechtliches Dänkritz I abgeleitet. Mit Sanierung der Planfeststellungsverfahren wurde die Anlage Dänkritz I durch die Wismut GmbH Sanierung der IAA Dänkritz II vorerst ausge- konnte das anfallende Wasser ab 2004 jedoch setzt. Als vorgezogene Ausgleichsmaßnahme nicht mehr abgeleitet werden. Es entwickelte für den Artenschutz sollte das Ersatzgewässer Industrielle Absetzanlagen

Aktualisierung sehr umfangreich. Für den naturschutzfachlichen Teil waren u. a. aktuelle Kartierungen von Flora und Fauna, ein landschaftspflege- rischer Begleitplan und eine Umwelt- verträglichkeitsprüfung neu zu erstellen. Nach erneuter Prüfung der technischen Umsetzung wurde entschieden, die Anlage in bewährter Weise als trockene In-situ-Verwahrung zu sanieren. 2015 konnten schließlich die überar- beiteten Genehmigungsunterlagen wieder eingereicht werden.

Geplant ist, mit der Sanierung der Anlage Ende 2017 zu beginnen. Dabei soll die lang- fristige Standsicherheit des Außendammes hergestellt werden.

Die radioaktiven Tailings müssen geotech- nisch stabil abgedeckt werden, die radioaktiven Kontaminationen im Umfeld der IAA müssen beseitigt und Umweltexpositionen über den Wasserpfad verringert werden.

Für die dauerhafte Funktionsfähigkeit der Endabdeckung ist ein langfristig stabiler Abfluss des Oberflächenwassers bis in die umliegenden Bäche erforderlich. Dabei gilt es, die sich im Beckenbereich ergebenden Setzungen zu berücksichtigen.

Ó errichtet werden. 2009 erteilte die Landes- Nach Abschluss der Sanierung werden Teilbe- Ersatzgewässer IAA direktion Sachsen dafür die Genehmigung. reiche als Wald aufgeforstet, die Restfläche Dänkritz II mit Schilf- bleibt als Offenland erhalten. Zur Sicherung pflanzungen Das Ersatzgewässer wurde bis Ende 2012 in des Sanierungserfolges sind langfristig jedoch einem ehemaligen Tagebau innerhalb des Kontroll-, Pflege- und – wenn notwendig – Betriebsgeländes Helmsdorf errichtet. Reparaturarbeiten erforderlich.

Nach Unterzeichnung des Ergänzenden Verwal- tungsabkommens bemühte man sich 2013 um Die Entwicklung des Ersatzgewässers eine Wiederaufnahme des ruhenden Planfest- stellungsverfahrens. Mit dem Ersatzgewässer sollte ein Bereich geschaffen werden, der für möglichst viele der Durch die lange Ruhezeit musste die schützenswerten Arten an und auf der IAA Planung überarbeitet werden. Die aktuell Dänkritz II ein neues Zuhause bietet. Damit geltenden Umweltgesetze machten die dies gelingt, wurde der Projektträger beauftragt, 47

Rohrdommel Uferbereich des Ersatzgewässers

nach der Errichtung des Gewässers den Erfolg Statistik dieser Maßnahme im Rahmen eines Biomoni- torings zu dokumentieren. Diese Maßnahme Zeitschiene läuft seit 2013. Antrag/Bestätigung Beirat 10/ 2003 Zur Etablierung des neuen Gewässers sind umfangreiche Maßnahmen notwendig u. a. Planung 2004 – 2007 sind das: Antrag Planfeststellungs- verfahrens 09/ 2007 •• Pflege der Schilfanpflanzung in den Flachwasserbereichen Wasserrechtliche Plangenehmigung zur Herstellung des •• Kontrolle und gezielte Ergänzung des avifaunistischen Ersatzgewässers 08/2009 Fischbesatzes Bau des avifaunistischen •• Einbringen von Gehölzen und Totholz zur Ersatzgewässers 07/ 2010 – 10/ 2012 Verbesserung der Gewässerstruktur Überarbeitung der Planung 05/ 2014 – 08/ 2015 •• Kontrolle und gezielte Ergänzung des Besatzes an Wasserpflanzen Übergabe der überarbeiteten Planung zur Wiederaufnahme des Planfeststellungsverfahrens 08 / 2015 Auch wenn die gezielten Pflegemaßnahmen seit 2012 eine Entwicklung der Flora und Fauna Übergabe der im Ergebnis über mehr als 50 Jahre, wie sie auf der IAA der Vollständigkeitsprüfung Dänkritz II stattgefunden hat, nicht ausgleichen überarbeiteten Unterlagen 03/ 2016 können, so zeigt das Biomonitoring, dass das Ersatzgewässer mittlerweile eine Vielzahl an Antrag auf Zulassung Tieren und Pflanzen beherbergt. Darunter des vorzeitigen Beginns 12 / 2016 befinden sich seltene und geschützte Arten. Die Pflege und das Monitoring werden parallel zur Beginn Bau (geplant) Ende 2017 Sanierung der IAA Dänkritz II fortgeführt. Verwahrung von Tagesöffnungen

Weit über 100 unsichere Schächte, über 500 Tiefschürfe und mehr als 170 offen stehende Stolln, das ist die Bilanz der intensiven Suche und des Abbaus von Uranerzen an den Wismut-Altstandorten im Freistaat Sachsen.

Aufwältigung Stolln 1 NW Erkundungsrevier Zeller Berg, Aue 49

Verwahrung von Tagesöffnungen

Weit über 100 unsichere Schächte, über 500 Tiefschürfe und mehr als 170 offen stehende Stolln, das ist die Bilanz der intensiven Suche und des Abbaus von Uranerzen an den Wismut-Altstandorten im Freistaat

Sachsen. Tiefschurf während der Aufwältigung

Verwahrungsarbeiten an einem Tiefschurf in Sehmatal Fertige Betonplombe und Schachtverfüllung

Einleitung

Nicht immer sind die von den Tagesöffnungen Eine Methode ist dabei die vollständige ausgehenden Gefahren auf den ersten Blick zu Verfüllung der Hohlräume. Da die Schächte erkennen, denn bereits in den 1950er Jahren seit Ende des Bergbaus bereits mehrere hatte die Wismut begonnen, ihre verlas- Jahrzehnte sich selbst überlassen waren, ist senen Grubenbaue zu verschließen. Wo aber dieses Vorgehen häufig nicht oder nur mit heute tonnenschwere Betonplomben nötig großem Aufwand möglich. Stattdessen werden sind, wurden damals Bühnen aus Eisenbahn- zur Verwahrung Teilverfüllungen mit Beton- schienen und Holz eingebaut. Diese sind noch pfropfen eingebracht, für die in tragfähigem immer vorhanden. Oft sind die damaligen Gestein Widerlager hergestellt werden Sicherungsbauwerke nur wenige Meter unter müssen. Aber auch Absätze im Schacht- der Tagesoberfläche zu finden, der Schacht profil oder Füllorte von tagesnahen Sohlen darunter steht leer – oft hunderte Meter. werden zum Einbau der Plomben verwendet. Vorher muss der Schacht bis in diesen so Die Aufgabe der Sanierung dieser unsicher genannten Verwahrungshorizont aufge- verwahrten Schächte, Tiefschürfe und auch wältigt und gesichert werden. Während dies Stolln besteht darin, die in den Berg führenden bei Tiefschürfen oft im Tiefbau mit Baggern Hohlräume so zu verschließen, dass die möglich ist, sind bei großen Tagesschächten darüber liegende Fläche langfristig gesichert Plomben in bis zu 30 Meter Teufe erforderlich. ist und möglichst uneingeschränkt genutzt Dann muss der Schacht noch einmal als werden kann. Förderschacht ausgebaut werden. Verwahrung von Tagesöffnungen

Wismut-Schachtanlagen in Annaberg-Buchholz um 1950

Kompliziert gestalten sich die Arbeiten, bei einen seltenen Sonderfall darstellt, so beweisen denen unter ständiger Absturzgefahr alte diese Anlagen, dass bergbauliche Gefahren- Einbauten, verbrochener Ausbau und die Reste abwehr und Erhaltung von Kulturgütern nicht der Sicherungsbauwerke zurückgebaut werden von vornherein einen Widerspruch darstellen müssen. Ist das Niveau für die Plombe erreicht müssen. und die erforderliche Tragkonstruktionen eingebaut, wird das Bauwerk in einem Guss Auch andere Belange spielen bei der Sanierung betoniert. Anschließend kann oberhalb der eine Rolle. Tiere wie Lurche oder Fledermäuse Plombe der restliche Schacht verfüllt werden, haben in einigen offenstehenden Stolln ein wobei alle vorher eingebrachten Einbauten Quartier gefunden. Die Aufgabe der Sanierung wieder entfernt werden. Nach Abschluss besteht nun darin, zwischen den Interessen dieser Arbeiten ist die Tagesöffnung dauerhaft des Naturschutzes und der Gefahrenabwehr verwahrt und das darüber liegende Gelände zu vermitteln. So können geeignete Stolln mit kann ohne Gefahr genutzt werden. Mauerungen verschlossen werden, die z. B. Einflugöffnungen für Fledermäuse enthalten. Nicht immer ist jedoch der Verschluss eines Schachtes das geeignete Mittel. Gerade der Ungünstiges Gebirge oder auch Verkehrslasten frühe Uranbergbau hat Grubenbaue des Altberg- und sensible Flächennutzung bedeuten aber baues nachgenutzt. Diese Objekte sind oft häufig auch den Verschluss des Hohlraumes wertvolle Sachzeugen der sächsischen Montan- über den gesamten tagesnahen Bereich industrie. In solchen Fällen besteht die Aufgabe hinweg. Hierzu werden nach Aufwältigung darin, die oft kunstvoll gemauerten Schacht- und Sicherung Dämme eingebaut und der röhren zu erhalten und als Absturzsicherung dazwischenliegende Bereich mit Beton verfüllt. eine Abdeckung aus Gitterrosten einzubauen. Eine eingebaute Rohrleitung auf der Sohle des Die fertigen Objekte können dann als Schauan- zu verfüllenden Stollens sorgt zukünftig für die lagen von Vereinen oder Kommunen ausgestaltet ordnungsgemäße Entwässerung des dahinter- und weiterbetrieben werden. Auch wenn dies liegenden Bergwerkes. 51

Tagesbruch auf Schacht 315 in Lößnitz Fördergerüst auf Schacht 10 in Schneeberg

Ñ Bergehalde Abmauerung mit Bruchmassen mit Aus dem Abbau Zustand eines Grundablass Resthohlräumen auslaufende Versatzmassen Stollens vor Beginn der Sanierung

Ñ Kontrollschacht Vollständige Injektionsbohrungen, Auffüllung Rückfang- Dauerhaft mit Steinsicker Verfüllung Verpressen mit kohäsivem damm verwahrter Stollen mit kohäsivem von Hohlräumen Baustoff Baustoff

Sohldrainage Unterfahrung der Überhauen/Rollen mittels Getriebezimmerung Verwahrung von Tagesöffnungen

Ó Das Erkundungsrevier Zeller Berg in Aue Halden des Erkun- dungsreviers Zeller Neben den großen Bergbaustandorten fuhr Da keine aussagekräftigen Unterlagen zum Berg am Hang hinter die SAG/SDAG Wismut auch eine Vielzahl Zustand und den vorhandenen Gefähr- dem Auer Stadion, von kleineren Erkundungsrevieren auf. dungen durch die alten Grubenbaue vorlagen, 1956/ 1950 Häufig entstanden diese an den Flanken wurde im Auftrag der Wismut GmbH im der bekannten Lagerstätten. Um die südöst- Jahr 2006 eine bergschadenkundliche liche Fortsetzung der Lagerstätte Nieder- Bewertung des Gesamtgebietes erstellt, aus der schlema-Alberoda zu untersuchen, sich Handlungsbedarf ergab. entstand 1950 das Erkundungsrevier Zeller Berg. Zwischen den Städten Aue und Lößnitz Als erste Maßnahme wurde der offen stehende gelegen, umfasste das Gebiet eine Fläche von Schurfschacht 159 dauerhaft verwahrt. ca. einem Quadratkilometer. Bis 1952 wurden Von 2010 bis 2014 erfolgten Arbeiten in einem zwei Schächte, elf Tiefschürfe und sieben ersten Bauabschnitt. Dieser Abschnitt umfasste Stolln aufgefahren und ein Teufenbe- einen Schacht, zwei Stolln, vier Schürfe und reich von 180 Meter bergmännisch unter- eine Pinge. Die Grubenbaue wurden soweit sucht. Insgesamt wurden über 15.000 Meter aufgewältigt, bis ein ausreichend tragfähiges Grubenbaue aufgefahren. Da die untersuchten Gebirge erreicht wurde. Nach dem Einbau von Gangstrukturen nicht die erhofften Urange- Dämmen und Schalungen wurden die tages- halte aufwiesen, endeten die Arbeiten mit bruchgefährdeten Bereiche verfüllt. Dafür einer Gewinnung von nur 0,2 Tonnen Uran waren 450 Tonnen Schotter und 830 Kubik- jedoch weitgehend ergebnislos. Die Tagesöff- meter Beton nötig. nungen wurden in den folgenden Jahren durch Ziegelmauern oder Vorschüttungen gesichert. Der zweite Bauabschnitt im südöstlichen Teil Gleichzeitig bildeten sich ab den 1960er Jahren des Erkundungsrevieres bestand aus drei zunehmend Tagesbrüche. Diese betrafen nicht Stollen, zwei Schurfschächten und einem allein die Schächte und Schürfe sondern auch Abbaublock, der bis zur Tagesoberfläche durch- die zuvor unzureichend gesicherten Stolln. gebrochen war. Die Arbeiten begannen im 53

Jahr 2015. Zur Sicherung des Abbaus waren Beton erforderlich, die über steile Waldwege umfangreiche bergtechnische Arbeiten zu den jeweiligen Einbaustellen transportiert notwendig. Die gesamte unter dem Abbau werden mussten. liegende Grundstrecke musste vorher instand- gesetzt werden, um ein Abwandern des Verfüll- 2016 waren die umfangreichen Arbeiten materials zu verhindern. Nach dem Einbau abgeschlossen. Nach zehn Jahren der notwendigen Dammbauwerke wurde der Planungs- und Bauzeit konnte so in einem Hohlraum mit Beton verfüllt. Anschließend touristisch intensiv genutzten Gebiet die konnte auch der offen stehende Abbau Sicherheit der Tagesoberfläche wiederherge- verwahrt werden. Im gesamten Bauabschnitt stellt werden. waren 1.500 Kubikmeter

Statistik

Zeitschiene

Antrag/Bestätigung Beirat 07/ 2005

Beginn Planung 01/ 2006

Fertigstellung Planung Schurf 159 02/2006

Bau Schurf 159 06/2006 – 08/2006

Fertigstellung Planung BA 1 08/2008

Bau BA 1 a + b 04/ 2010 – 10/ 2010 Technikeinsatz bei der Aufwältigung der verbrochenen Stollen

Bau BA 1c 08/ 2013 – 09/ 2014

Fertigstellung Planung BA 2 02 / 2015

Bau BA 2 07/ 2015 – 10/ 2016

Mengen und Massen

Strecken aufgewältigt 230 m

Schächte aufgewältigt 70 m

Beton eingebaut 2.500 m³ Schreitbagger bei der Verfüllung von Tagesbrüchen im steilen Gelände Verwahrung von Tagesöffnungen

Der Schacht 281

Der Schacht 281 – auch Stalinschacht genannt – vollständige Verfüllung des Schachtes vorge- gehörte zur Lagerstätte Bärenstein-Nieder- sehen. Die bergmännischen Arbeiten hierzu schlag. Er wurde im Wismut-Objekt 07 geführt begannen 2014 mit der Aufwältigung des und 1949 bis 1950 auf etwa 250 Meter geteuft. Schachtes. Es wurde festgestellt, dass der alte Schachtkragen noch erhalten und in einem Der Bereich des Schachtes 281 war aufgrund relativ guten Zustand war. Bei einer Teufe der bergschadenkundlichen Situation bereits von ca. 13 Meter wurde eine alte Betonplatte ab 2007 Gegenstand vorbereitender Planungs- freigelegt und abgebrochen. Unterhalb dieses arbeiten. Tagesbrüche am Schacht selbst sowie Niveaus zeigte sich der Schacht weitgehend frei. auch an den tagesnahen Grubenbauen im Da ein positiver Effekt auf die Bewetterung der Umfeld der Gänge Karriernaja, Magistralnaja angeschlossenen Grubenbaue eintrat, wurde und Werchnaja erforderten eine komplexe die Möglichkeit der Nachnutzung als Wetter- Betrachtung bei der Planung der Sanierung. öffnung für die EFS GmbH bzw. eine Änderung Die bestehende Gefährdung sowie die geplante der Ausführung diskutiert. Sanierung der zum Schacht gehörigen Halde machten eine Nachverwahrung dringend erfor- Es folgten umfangreiche Abstimmungen derlich. und mit der Zustimmung des Sächsischen Oberbergamtes wurden die Planungsun- Mit der Gründung der Erzgebirgischen terlagen zugunsten einer wettergängigen Fluss- und Schwerspatwerke GmbH Sicherung angepasst. Der Schacht wurde (EFS GmbH), die Erkundungs- und Aufwälti- schließlich um ca. 8 Meter aufgesattelt und gungsarbeiten in den direkt an den Schacht zwei Sicherheitsbühnen mit Gitterrostabde- angeschlossenen, ehemaligen Grubenbauen ckung eingebaut. Zur Regulierung des jahres- der Lagerstätte durchführte, wurden die zeitlich wechselnden Wetterstroms erhielt der Planung zeitweise ausgesetzt und die Bearbei- Schacht eine Umhausung mit Schachtklappen. tungsgrenzen grundlegend abgestimmt. Mit dieser Änderung wurden 10 % der Projekt- Ursprünglich sollte der Tagesbruch am kosten eingespart. Der Schacht 281 wurde im Schacht 281 freigelegt und der Schacht bis September 2016 fertiggestellt und im Oktober in eine Teufe von ca. 25 Meter unter der an die EFS GmbH zur weiteren Nutzung als Oberfläche aufgewältigt werden. Nach Wetterschacht für das Flussspatbergwerk dem Einbau einer Betonplombe war die übergeben. 55

Wismut-Bergwerke bei Bärenstein-Niederschlag im Jahr 1953

Statistik

Zeitschiene

Antrag/Bestätigung Beirat 09/2006

Beginn Planung 11/ 2006 Rückbau der alten Betonplatte in 13 Meter Teufe

Fertigstellung Planung 06/ 2013

Beginn Ausführung 07/ 2014

Ende Ausführung 09/ 2016

Mengen und Massen

Bohrerkundung Gang Karriernaja 1.000 m Neu errichteter Schachtkopf

Hohlraumverfüllung mineralisch 140 m³

Hohlraumverfüllung kohäsiv 560 m³

Betonplombe Tiefschürfe 83 und 87 185 m³

Ausbau mit Spritzbeton Schacht 281 720 m²

Aufwältigung Schacht 281 135 m³

Betonbauwerk Aufsattelung Schacht 281 215 m³ Wetterschacht 281 mit Umhausung Verwahrung von Tagesöffnungen

Die Verwahrung des Schachtes 152 – Vater Abraham

Als der Uranerzbergbau der SAG Wismut 1947 werden musste. Nach Sicherung des Schacht- begann, fehlte es noch an leistungsfähigen kopfes wurde mit der Aufwältigung begonnen. Tageschächten zur Förderung und Fahrung. Hierzu wurden alte Gleise, Leitungen, Rohre Um jedoch schnell an die Lagerstätte zu und Holzeinbauten des Uranerzbergbaues gelangen und mit ersten Erkundungs- und in Abschnitten von 1,5 Meter entfernt. Abbauarbeiten beginnen zu können, nutzte Anschließend wurde das stark beschädigte man oft alte Grubenbaue des historischen Mauerwerk instandgesetzt. Als Baumaterial Bergbaus. So fehlte es auch in der Lager- wurde Gneis aus einem nahegelegenen Stein- stätte Marienberg an zeitgemäßen Tageszu- bruch verwendet, der in Eigenschaften und gängen. Also bediente man sich im Revier 1 der Aussehen dem historischen Vorbild entspricht. alten Schächte Rudolph (Schacht 45) und Vater Abraham (Schacht 152). Letzterer war Nachdem eine Teufe von 16 Meter erreicht war, für den Silberbergbau angelegt und mit wurde das nun hier vorhandene Ziegelmau- einer Bruchsteinmauerung aus übersprin- erwerk bis zu einer Teufe von 21 Meter vollständig genden Bögen ausgebaut worden. Nachdem entfernt. Durch Freilegen des festen Gebirges der Schacht 1906 vollständig mit Halden- entstand die Kontur für das Plombenwider- massen verfüllt worden war, begann die lager. Da der Schacht bis ca. 80 Meter Teufe leer SAG Wismut 1948 mit der Wiederaufwäl- stand, war vor der Betonage der Betonplombe tigung. Nachdem man in ca. 65 Meter Teufe der Einbau einer Schalungsbühne als bewehrte die Ullrich-Stolln-Sohle erreicht hatte, Stahlbetonplatte über dem offenen Schacht erfor- begannen Arbeiten zur Uranerzerkundung. derlich. Die Plombe wurde schließlich in einem Aber noch bevor die Weißtaubner-Stolln-Sohle Guss mit knapp 100 Kubikmetern Beton herge- in 120 Meter Teufe erreicht war, wurden die stellt. Den Abschluss an der Tagesoberfläche Arbeiten im ehemals 300 Meter tiefen Schacht bildete ein knapp einen Meter hoher Schachtkopf eingestellt. Der Schacht blieb bis 1950 offen und mit Gitterrost als Absturzsicherung. wurde 1954 mit einer Abdeckung versehen und eingezäunt. Bereits 1960 musste die Schachtab- Die Gestaltung des Geländes als Schauobjekt deckung gegen eine auf dem Schacht liegende erfolgte anschließend in Zusammenarbeit mit Betonplatte ersetzt werden. der Stadt Marienberg sowie der Bergknapp- schaft Marienberg. Der nach oben offene Trotzdem stellte der Schacht, in unmittel- Schacht erhielt eine Überdachung. Es wurden barer Nähe von Wohnhäusern und öffent- zwei Tafeln angebracht auf denen die Historie lichen Straßen gelegen, eine erhebliche Gefahr und die durchgeführten Sicherungsmaß- dar. Bei der Planung der Sanierung wurde der nahmen erläutert sind. Wunsch der Stadt Marienberg, den Schacht als Schauanlage zu erhalten, mit einbezogen. Mit Ende der Sanierung wurde das Objekt Es sollte auf die sonst übliche Verfüllung der der Stadt Marienberg zur weiteren Nutzung Schachtröhre oberhalb der Betonplombe übergeben. Der Schacht 152 – Vater Abraham verzichtet werden. Damit konnte die für den hat sich seitdem zu einem beliebten Punkt Raum Marienberg typische Mauerung mit innerhalb des Bergbaulehrpfades rund um überspringenden Bögen erhalten werden. die Bergstadt Marienberg entwickelt. Er zeigt eindrucksvoll die Leistungen von Genera- Nach Entfernen der Abdeckplatte aus Beton tionen erzgebirgischer Bergleute und beweist, zeigte sich bereits, dass die SAG Wismut wenig dass bergbauliche Gefahrenabwehr und die sensibel mit dem historischen Mauerwerk Erhaltung historisch wertvoller Zeitzeugen umgegangen war. Der oberste Bogen war des Bergbaues gut miteinander vereinbar sein so stark zerstört, dass er neu aufgemauert können. 57

Statistik

Zeitschiene

Antrag/Bestätigung Beirat 03/ 2010

Beginn Planung 06/ 2010

Fertigstellung Planung 03/ 2013 Eingezäunter Schacht, 1971 Beginn Bau 07/ 2013

Verwahrhorizont erreicht 01/ 2014

Untertagearbeiten beendet 02 / 2014

Abnahme Bau/Übergabe an Stadt 06/ 2014

Mengen und Massen Reparatur des von der SAG Wismut zerstörten Mauerwerkes Aushubmassen gefördert und entsorgt 292 t

Bruchstein-Mauerwerk instandgesetzt 250 m²

Bruchstein-Mauerwerk neu errichtet 10 m³

Betonplombe 100 m³

Schacht 152 während der Aufwältigung, 2013

Betonscherpfropfen

Entwässerungsrohr

leerstehender Schacht

Schacht 152 nach Abschluss der Sanierungsarbeiten Längsschnitt Schacht Tagesnahe Grubenbaue

In den Wismut-Altstandorten wurden rund 18.000 Tonnen Uran gewonnen. Aus den wenigen noch vorhandenen Unterlagen sind über 12 Quadratkilometer abgebaute Gangflächen nachweisbar, ein Quadrat mit über 3,5 Kilometer Seitenlänge.

Tagesnahe Strecke unter der Schneeberger Altstadt 59

Tagesnahe Grubenbaue

In den Wismut-Altstandorten wurden rund 18.000 Tonnen Uran gewonnen. Aus den wenigen noch vorhandenen Unterlagen sind über 12 Quadratkilometer abgebaute Gangflächen nachweisbar, ein Quadrat mit über 3,5 Kilometer Seitenlänge.

Verfüllung eines Abbaues Einbau eines tagesnahen in Neuoberhaus Betonriegels in einen Abbau Verfüllung eines Überhauens in Kirchberg

Grubenbauverwahrung

Die durch den Erzabbau entstandenen In vielen Fällen ist es möglich, die Hohlräume Hohlräume konnten nur teilweise mit taubem über Bohrungen zu verfüllen. Meistens muss Gestein verfüllt werden. Häufig blieben jedoch ein Abwandern der zum Verfüllen die Abbaue offen stehen, der meist noch eingebrachten Baustoffe in größere Tiefen vorhandene Ausbau aus Holz ist nach über verhindert werden, so dass ein Abriegeln der sechs Jahrzehnten längst verrottet und nicht Abbauhohlräume nach unten notwendig ist. mehr stabil. Da der frühe Uranerzbergbau Hierzu werden Erkundungsschächte angelegt. bis an die Tagesoberfläche herangeführt Von dort werden die ehemaligen Vorrichtungs- wurde, befinden sich diese Hohlräume oft in strecken bergmännisch aufgewältigt. Sind geringer Tiefe unter Straßen, Gebäuden oder diese Arbeiten abgeschlossen, entsteht durch Freiflächen. Das hier bereits entfestigte Gestein Verfüllung mit Beton ein horizontaler Versatz- wurde durch den Bergbau weiter geschwächt. riegel, der das Abwandern des Materials So treten immer wieder Tagesbrüche auf, verhindert. die häufig mit Schäden an Sachwerten oder Nutzflächen einhergehen. In den tagesnahen Grubenbauen besteht außerdem die Gefahr, dass sich radonhaltige Die Sanierung dieser Schadstellen setzt eine Wetter sammeln. Die mit dem radioaktiven gute Kenntnis der Situation im Untergrund Edelgas belastete Luft dringt über Klüfte und voraus. Leider sind bei vielen Bergwerken locker verfüllte Hohlräume in darüber liegende Rissunterlagen nur noch teilweise vorhanden, Gebäude ein. Die Bewohner werden so mit ungenau oder sogar falsch. Die Grubenbaue einer überdurchschnittlich hohen Dosis radio- werden dann durch Bohrungen erkundet. aktiver Strahlung belastet. Dadurch kann nicht nur die Lage der Hohlräume, sondern auch der Zustand des Gelöst wird dieses Problem durch Abführung Deckgebirges überprüft werden. Werden offen der belasteten Wetter, bevor sie den stehende Abbaue angetroffen, kommen Video- Wohnraum erreichen. Für den Bereich sonden zum Einsatz, mit denen eine Befahrung Schneeberg-Neustädtel laufen Planungs- und Beurteilung möglich ist. Wird festgestellt, arbeiten mit dem Ziel, radonhaltige Wetter dass der Grubenbau nicht dauerhaft stand- bereits unter Tage zu sammeln und gezielt sicher ist, muss eine Sanierung erfolgen. Deren fern der Wohnbebauung in die Atmosphäre Ausführung richtet sich wesentlich nach der abzugeben. Zur Realisierung sind umfang- Nutzungsart der Tagesoberfläche. reiche bergmännische Arbeiten notwendig. Tagesnahe Grubenbaue

Rabenberg

Im Bereich des Rabenberges in Breitenbrunn Mit der Überarbeitung der bergschaden- wurde ab 1947 in mehreren Lagerstätten kundlichen Analyse und der Erstellung des Uranerz durch die SAG/SDAG Wismut Verwahrkonzeptes Hinterer Rabenberg abgebaut. Neben den kleineren Revieren wurden bereits 2007 zusammenhängende Juni und Unruhe hatte das Revier Seifenbach Verwahrbereiche ausgewiesen. Durch die die größte Bedeutung. Zum einen, weil Verlängerung des Verwaltungsabkommens hier 230 Tonnen Uran gewonnen wurden, zum standen ab 2013 die finanziellen Mittel für die anderen waren die Auswirkungen auf die Verwahrung der Schadstellen zur Verfügung. Tagesoberfläche durch Tagesbrüche einzig- artig. Sowohl die Dimensionen als auch die 2013/2014 wurde die erste größere Komplex- Konzentration der Schadstellen haben dazu maßnahme durchgeführt. Neben dem geführt, dass bereits innerhalb der Priori- Schacht 205, dem Stolln 3 Wolfgang sowie zwei tären Projekte ab 2003 umfangreiche Verwah- Tiefschürfen wurden vier Tagesbrüche auf rungsarbeiten im direkten Umfeld des Sport- Überhauen sowie tagesnahe Abbaue auf dem parkes Rabenberg stattgefunden haben. Dazu Gang 92 verwahrt. Damit war auch die öffent- gehörten neben zahlreichen Tiefschürfen liche Sicherheit für die geplante Erweiterung und durchgebrochenen Abbauen auch die des bereits bestehenden Sportparkes sowie die Schächte 87, 204 und 253. touristische und forstwirtschaftliche Nutzung gewährleistet. Die intensivsten Abbautätigkeiten erfolgten am Hinteren Rabenberg auf insgesamt Ab 2015 schlossen sich im zweiten Verwahr- 73 Erzgängen und insgesamt 13 Sohlen bei abschnitt umfangreiche Arbeiten im Umfeld einer maximalen Teufe von ca. 280 Meter. des Schachtes 243 an. Neben dem Schacht Obwohl bereits kurz nach Ende der bergmän- waren zwei Stolln, vier Tiefschürfe und vier nischen Arbeiten offene Abbaue mit Halden- Gangstrukturen mit teilweise zusammen- massen verfüllt wurden, haben sich im Laufe hängenden Tagesbrüchen auf jeweils bis der Jahrzehnte zahlreiche Tagesbrüche zu 100 Meter Länge zu bearbeiten. Gerade für ereignet bzw. vorhandene Schadstellen die Verwahrung der Abbaue waren ausfüh- erweitert. rungsbegleitende Erkundungsmaßnahmen

Tagesbrüche am Rabenberg vor Beginn der Sanierungsarbeiten Freigelegter Tagesbruch auf Gang 92 61

zwingend erforderlich, da die wenigen noch Unweit des Schachtes 243 konnten die Funda- verfügbaren Seigerrisse in schlechter Qualität mente einer der letzten Kompressorensta- vorlagen. Es wurden ca. 4.000 Meter Erkun- tionen der SAG/SDAG Wismut freigelegt dungsbohrungen geteuft und zum Nachweis und denkmalschutzgerecht als Schauobjekt der angetroffenen Hohlräume zahlreiche erhalten werden. Videosondierungen durchgeführt. Mit der Verwahrung der Stolln 166 und 234 wurde der Die Arbeiten am Rabenberg werden auch in den Verwahrabschnitt 2017 abgeschlossen. Folgejahren fortgesetzt.

Statistik

Zeitschiene Mengen und Massen

Antrag/Bestätigung Beirat 08 / 2011 Erkundungsbohrungen 4.000 m

Beginn Planung 12 / 2011 Baumfällarbeiten 425 fm

Fertigstellung Planung Neubau Baustraßen 10.000 m² Verwahrabschnitt 1 12 / 2012 Erdarbeiten Baugruben 5.800 m³ Bau Verwahrabschnitt 1 06/ 2013 – 07/ 2014 Spritzbeton 650 m² Fertigstellung Planung Verwahrabschnitt 2 11/ 2014 Verfüllbaustoff mineralisch 600 t

Bau Verwahrabschnitt 2, Los 1 03/2015 – 06/2016 Verfüllbaustoff kohäsiv 1.100 m³

Bau Verwahrabschnitt 2, Los 2 ab 07/ 2017 Verwahrbauwerke Beton 2.500 m³

Einsatz automobiler Technik im Stolln 166 Streckenkreuz im Stolln 166 Verwahrung des Stollnmundloches 166 Tagesnahe Grubenbaue

Verwahrung Tagesbruch Dörfler Weg in Annaberg-Buchholz

Begünstigt durch die langanhaltenden Nieder- bauung wurden Kleinstbohrungen in einem schläge Ende Mai 2013 entstanden in unmit- Raster gestoßen, um ein mögliches weiteres telbarer Nähe zur Bebauung in Buchholz zwei Einbrechen festzustellen. In Zusammenarbeit Tagesbrüche von anfangs je 5 Meter Durch- aller Beteiligten wurden umgehend weitere messer. Die dazwischen liegende Zufahrtstraße bergtechnische Erkundungsmaßnahmen zu einer Wohnsiedlung und einer Gärtnerei eingeleitet. senkte sich auf 11 Metern Länge um ca. einen Meter ab. Der Tagesbruch hatte sich inzwischen auf eine ovale Fläche mit einer Ausdehnung Die Durchmesser der Tagesbrüche vergrö- von 17 × 15 Metern erweitert. Die freigelegten ßerten sich innerhalb weniger Stunden, das Strom- und Telekommunikationskabel wurden Geschehen konnte an Rissen und Spalten um gesichert und für die Dauer der Maßnahme die Tagesbruchränder beobachtet werden. verlegt.

Ein erster Abgleich mit dem vorhandenen alten Innerhalb des Deformationsbereiches wurden Risswerk zeigte, dass die Verbrüche über dem nach der Beräumung erste Bohrungen zur durch die SAG/SDAG Wismut abgebauten Erkundung des Untergrundes vorgetrieben. Mit Gang „Ost“ lagen und wahrscheinlich durch zwei Bohrungen wurden in 4 bis 10 Meter Tiefe das Überhauen 15/2 hervorgerufen wurde. Hohlräume nachgewiesen. Die Erkundung Nach dem Risswerk befinden sich Abbaublöcke ergab zudem, dass ein tragfähiges Gneisge- unter dem Gärtnereigelände und der angren- birge erst in einer Tiefe von ca. 15 bis 20 Meter zenden Wohnbebauung. Laut der Bergschaden- zu erwarten war. kundlichen Analyse hatte man zwischen den Abbauen und der Erdoberfläche 15 bis 20 Meter In der weiteren Erkundungsphase wurde im Fels stehen gelassen. Deformationsbereich eine Baugrube ausge- hoben. Diese umfasste die beiden Tagesbrüche Nach ersten Einschätzungen bestand ein sehr und den Senkungsbereich dazwischen. Zur hohes Risiko für die öffentliche Sicherheit. Sicherung der Böschungen wurde eine Spritz- Als erste Sicherungsmaßnahme wurden die betonschale mit doppellagiger Bewehrung und Zufahrt und der gesamte Deformationsbe- Felsnägeln eingesetzt. reich gesperrt. Unmittelbar an der Wohnbe-

Tagesbruch an der Straße, Mai 2013 Sicherung der angetroffenen Hohlräume Blick in den Erkundungsschacht 63

Beim Ausheben der Baugrube wurden bis Schotter verfüllt werden. Über dem so entstan- Ó zu 4 Meter tiefe Spalten freigelegt. Ab einer denen Tagesschacht wurde eine Förderanlage Erkundung des Baugrubentiefe von ca. 8 Meter mussten für die aufgebaut. Tagesbruches weitere Erkundung ein Turmdrehkran und ein und Herstellen ferngesteuerter Minibagger eingesetzt werden. Mit Beginn des Jahres 2014 wurde die weitere der Baugrube Erkundung bergmännisch fortgesetzt und das im Jahr 2013 Im südlichen Bereich wurde ein alter Stolln mit Bruchsteinmassen verfüllte Überhauen angeschnitten, der sich auf über 90 Meter leergeräumt und gesichert. Dazu mussten Länge nach Südost verfolgen ließ. Zur Gewähr- mehr als 1.000 Kubikmeter Gestein gefördert leistung der Standsicherheit musste dieser werden. Zur Sicherung wurden 370 Felsanker Stolln mit Beton verfüllt werden. und 260 Quadratmeter Baustahlmatten eingesetzt. Inzwischen wurde eine Tiefe Im Herbst 2013 erreichte die Baugrube eine von 35 Metern erreicht. Hier zweigen nach Dimension von 17 Meter Durchmesser und Nordost und Südwest sogenannte Grund- bis zu 14 Meter Tiefe. An der tiefsten Stelle strecken ab. Um das Abfließen des Baustoffs wurde das steil nach unten führende zur Hohlraumverfüllung zu verhindern, Überhauen 15/2 entdeckt, welches den mussten diese auf 125 Meter Länge beräumt Tagesbruch ausgelöst hatte. und gesichert werden. Anschließend wurden alle weiteren abzweigenden Grubenbaue Anschließend konnte der untere verschlossen und die zahlreichen Hohlräume Teil der Baugrube mit 450 Kubik- oberhalb der Grundstrecken über Bohrungen metern Beton bereits wieder mit Beton verfüllt. Insgesamt wurden so mehr verfüllt werden. Über dem als 2750 Kubikmeter Hohlräume verschlossen. Überhauen wurde ein Teil ausgespart und ein Schacht aus Zum Abschluss der Arbeiten wurde der Schacht Stahlprofilen aufgebaut. Schließlich mit Beton verfüllt und das Gelände wieder- konnte die restliche Baugrube um hergestellt. Die Arbeiten wurden 2017 abge- diesen Schacht herum mit Erde und schlossen. Tagesnahe Grubenbaue

Sanierungsarbeiten unter der Schneeberger Altstadt

Komplexes Sanierungsareal 2 in Schneeberg

In der Stadt Schneeberg ging seit Jahrhun- Ein weiteres Risiko war die Radonproblematik. derten Bergbau auf Kupfer, Silber und Kobalt um. Durch die Sanierungsarbeiten durfte keine Zwischen 1946 und 1956 betrieb die SAG/SDAG Verschlechterung der Radonbelastung in den Wismut intensiven Uranerzbergbau, nutzte angrenzenden Gebäuden eintreten. Auch die dabei vielfach die bestehenden Grubenbaue und Strahlenschutzbedingungen für die Beschäf- erweiterte diese nochmals beträchtlich. tigten mussten durch eine angemessene Bewet- terungslösung während der Sanierungsarbeiten Unter Beachtung bergschadenkundlicher, gewährleistet sein. städtischer und kommunalpolitischer Aspekte wurden im Sanierungskonzept für Schneeberg 2005 wurde zunächst für das Sanierungs- die Sanierungsmaßnahmen konzentriert areal eine umfassende ingenieurtechnische und als das komplexe Sanierungsareal „Sanie- Analyse und Bewertung der geomecha- rungsbereich Sankt Wolfgangskirche“ (KSA 2) nischen und radiologischen Verhältnisse definiert. durchgeführt. Die Bewertung der aktuellen bergschadenkundlichen Situation der im Der Platz um die Sankt Wolfgangskirche, ein Standortsanierungskonzept Schneeberg ausge- kulturelles Zentrum der Stadt Schneeberg, wiesenen Sanierungsbereiche und Einzel- ist besonders vom Bergbau betroffen. Hier schadstellen ergab eine Vielzahl von tages- existiert eine Vielzahl tagesnaher Grubenbaue nahen Grubenbauen (Abbaue, Überhauen und aus der Zeit des frühen Silberbergbaus sowie Schächte) von denen eine akute Gefährdung dem Uranerzbergbau. Ein Großteil des der öffentlichen Sicherheit ausgeht. Altbergbaus wurde durch den Wismut-Uranerz- bergbau überprägt. Insbesondere durch Zu Beginn des Jahres 2007 begannen die Sanie- oberflächennahe Grubenbaue mit geringen rungsarbeiten mit dem ersten Bauabschnitt. Bergefesten (kleiner 15 Meter) bestand hier ein Dieser umfasste die Verwahrung bruchgefähr- großes Risiko für die öffentliche Sicherheit. deter tagesnaher Grubenhohlräume unmit- 65

Ñ Untertägige Erkundungs- und Sanierungsarbeiten unter der dicht besiedelten Altstadt von Schneeberg

telbar unter dem Kirchplatz, der St. Wolfgangs- Mit der Sanierung konnte die Sicherheit im kirche und dem nahen Umfeld. 2011 war dieser betroffenen Bereich in Schneeberg wiederher- Bereich fertiggestellt. gestellt und die Radonbelastung in den angren- zenden Gebäuden reduziert werden. Die Sanierungsarbeiten des zweiten Bauab- schnittes im Bereich der Schneeberger Da neben Altbergbau auch Bergbau der Altstadt südwestlich des Kirchplatzes mussten SAG/SDAG Wismut verwahrt werden muss, aufgrund der Komplexität wieder in einzelne erfolgt die Finanzierung sowohl durch das Baufelder unterteilt werden. Die Arbeiten Sächsische Oberbergamt als auch aus dem werden voraussichtlich 2018 beendet. Verwaltungsabkommen. Tagesnahe Grubenbaue

20 °C 0 °C

5 5 5 5 5 Keller 5 5 Keller 5 Keller 5

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5 5 5

Ñ Mundloch 5 10 °C Ñ Mundloch 10 °C Lüfter 5 5 5 5 5

5 Rn 5 5 Rn 5 5 Rn 5 5 5 5

Ö Wetterprojekt Schneeberg Radonbelastung in Wohnhäusern in In Schneeberg besteht in vielen Gebäuden Auf der Grundlage des Verwaltungsabkommens Abhängigkeit von bedingt durch den Bergbau ein Radonproblem, von 2003 wurde 2005 ein Standortsanierungs- der Jahreszeit welches im Weltmaßstab einzigartig ist. konzept für Schneeberg erarbeitet, das eine (1. und 2. v. l.), aktuelle Bestandsaufnahme der bergbaulichen Funktionsweise In der Region Schneeberg – Neustädtel wurde und radiologischen Situation darstellt. Die Bewetterungssystem seit etwa 600 Jahren Bergbau betrieben. standortbezogene Bewertung der über- und (3. v. l.) Zuletzt führte die SAG/SDAG Wismut bis ins untertägigen Hinterlassenschaften ergab, dass Jahr 1956 intensiven Bergbau auf der Suche nach die Radonbelastung der Häuser das größte Uranerz durch. Seither ist die Grube Schneeberg Problem in Schneeberg darstellt. Die erreichten geflutet. Es fanden zahlreiche Verwahrungs­ Spitzenwerte der Radonkonzentrationen sind maßnahmen und Arbeiten statt, um das Gebiet vor allem darauf zurückzuführen, dass Häuser wieder nutzbar zu machen. Der Jahrhun­derte in Wechselwirkung mit tagesnahen Gruben- währende Bergbau verursachte erhebliche hohlräumen stehen oder unmittelbar auf Hinterlassenschaften in dieser dicht besiedelten alten Bergehalden errichtet wurden. Hierbei Region, neben einer Vielzahl von Halden und spielen konvektive Gastransportprozesse im Anlagen vor allem das enorm große Grubenge­ bergbaulich beeinträchtigten Untergrund eine bäude. Aktuellen Untersuchungen zufolge sind entscheidende Rolle, d. h. Radon aus der Grube hiervon ca. 2,1 Millionen Kubikmeter Gruben- oder aus den Halden gelangt aufgrund der hohlraum ungeflutet, mit unzähligen verfüllten, natürlichen Bodenluftströmungen in die Häuser. verbrochenen oder verwahrten, z. T. aber auch Die zusätzliche Strahlenexposition der Bevöl- offenen Tagesverbindungen wie Schächten und kerung durch Inhalation von Radon und seinen Stollen. Davon kann zum einen Gefahr für die kurzlebigen Zerfallsprodukten ist am Standort Tagesoberfläche ausgehen, zum anderen wird Schneeberg in vielen Fällen inakzeptabel. die Umweltsituation für die Bevölkerung auch heute noch erheblich von diesen Hinterlassen- Aus diesem Grund war bereits in den schaften beeinflusst. Jahren 1991 bis 1994 die staatlich geförderte 67

Plan der nicht gefluteten Grubenbaue unter Schneeberg und OT Neustädtel

Abwetteröffnung Querschlag 6 Schneeberg

Kirche St. Wolfgang

Schacht Weißer Hirsch OT Neustädtel

Maßnahme „Modellhafte Sanierung von geführt werden. Im August 2015 begann radonbelasteten Wohnungen in Schneeberg“ man mit der Grundlagenermittlung und der durchgeführt worden. Im Anschluss waren Vorplanung. Außerdem sollten in der ersten die Möglichkeiten der Nutzung der natür- Etappe Wirksamkeit und Machbarkeit einer lichen Bewetterung zur Senkung der Radon- wettertechnischen Lösung untersucht und eine belastung für die Bevölkerung untersucht und Vorzugsvariante vorgeschlagen werden. Die von 1996 bis 2006 entsprechende berg- und Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass wettertechnische Arbeiten eingeleitet worden. eine flächenhafte wettertechnische Lösung am Standort Schneeberg technisch und ökono- Da diese Maßnahmen nur lokal bzw. temporär misch machbar sowie grundsätzlich sinnvoll zu einer Verbesserung führten, wurde vom und erfolgversprechend ist. Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit 2007 das Projekt „Konzept zur Zusätzliche Einzelfalllösungen sind erfor- Beherrschung der grubenbedingten Radon- derlich, wenn unter dem betreffenden Gebäude situation in Bad Schlema und Schneeberg“ vorhandene tagesnahe Grubenbaue aus objek- initiiert. 2009 lag hierzu eine Konzeptstudie tiven Gründen nicht an das Bewetterungs- vor. Noch im gleichen Jahr wurden experi- system angeschlossen werden können. mentelle Untersuchungen zur Aufklärung der Situation im Stadtteil Neustädtel durchgeführt. Ziel des Wetterprojektes ist die langfristige Auch hier wurde in weiten Teilen ein gruben- Unterbindung bzw. Minderung der Radon- bedingtes Radonproblem in Häusern nachge- zutritte aus den ehemaligen Bergwerken in wiesen. Aufgrund der vorliegenden Ergeb- Gebäude. Dabei soll flächenhaft die von der nisse erfolgte ab 2010 die Fortsetzung der Grube ausgehende Radonexposition der Bevöl- Arbeiten an einem Wetterprojekt in Schneeberg kerung von Schneeberg dauerhaft, möglichst unter der Leitung des Sächsischen Oberberg- umfassend und mit größtmöglichem Effekt amtes. Etappenweise soll das Projekt weiter- verringert werden. Wasserlösung

4,8 Milliarden Liter Wasser – diese Menge fließt jedes Jahr durch den Markus-Semmler-Stolln aus dem ehemaligen Bergbaurevier von Schneeberg ab. Mit dieser Wassermenge könnte man jedes Jahr den Schneeberger Filzteich 13-mal füllen. Auch in anderen Bergbaurevieren fallen ähnlich hohe Mengen Grubenwasser an. Damit diese Wassermassen abfließen können, wurden bereits vor Jahrhunderten Entwässerungsstolln angelegt. Häufig bestehen ganze Systeme aus nachgeschalteten und parallelen Wasserlösestolln.

Markus-Semmler-Stolln auf dem Fleischer Morgengang im unsanierten Zustand 69

Wasserlösung

4,8 Milliarden Liter Wasser – diese Menge fließt jedes Einleitung Jahr durch den Markus-Semmler-Stolln aus dem Auch der Uranerzbergbau der SAG/SDAG ehemaligen Bergbaurevier von Schneeberg ab. Mit Wismut benötigte eine Entwässerung. Dabei dieser Wassermenge könnte man jedes Jahr den machte man sich häufig die alten Stollensy- steme zunutze. Durch den intensiven Bergbau Schneeberger Filzteich 13-mal füllen. Auch in nahm aber nicht nur die Wassermenge zu, anderen Bergbaurevieren fallen ähnlich hohe auch der Zustand der Entwässerungssysteme wurde durch Abbaueinwirkung und Änderung Mengen Grubenwasser an. Damit diese der Fließwege immer schlechter. Nicht zuletzt Wassermassen abfließen können, wurden über 60 Jahre fehlende Instandhaltung hat vielen Wasserlösestollen stark zugesetzt. So bereits vor Jahrhunderten Entwässerungsstolln entstanden erhebliche Gefährdungen der angelegt. Häufig bestehen ganze Systeme Tagesoberfläche. Nachbrüche und Rutschungen in Verfüllsäulen oder auch unkontrollierte aus nachgeschalteten und parallelen Wasseraustritte können die Folgen einer Aufwältigung eines Verbruches auf dem Markus-Semmler-Stolln Wasserlösestolln. mangelhaften Wasserlösung sein. In Abstimmung mit den zuständigen Behörden ist es auch Aufgabe der Wismut-Altstandort- Oft werden bereits durch die SAG/SDAG sanierung, einzelne Wasserlösestolln instand- Wismut genutzte Schachtanlagen wiederher- zusetzen und so einen dauerhaft sicheren gestellt und als Zugangspunkt für Fahrung, und kontrollierbaren Wasserabtrag aus den Förderung und Materialtransport ausgestattet. ehemaligen Bergwerken sicherzustellen. Die Besondere Herausforderungen sind auch beste- Schwerpunkte dieser Arbeiten liegen dabei hende private oder gewerbliche Wassernut- in Schneeberg und Annaberg. Es waren aber zungen am Stollenmundloch. Häufig sind auch Maßnahmen im Raum Antonsthal oder diese auf gleichbleibend gute Wasserqualitäten Johanngeorgenstadt notwendig. und Schüttungsmengen angewiesen. Auch der Eintrag von Schadstoffen in die Gewässer Sanierungsaufgaben sind dabei das Herstellen muss verhindert werden und wird so ebenfalls durchgängiger Grubenbaue, das Lenken Bestandteil der Planungsarbeiten. von Wasserströmen auf kontrollierbare Grubenbaue und das Sicherstellen eines schad- Erst jetzt kann mit der eigentlichen Sanierung losen Abschlages des Wassers in die Vorflut. der Stollen begonnen werden. Es müssen Im Voraus sind umfangreiche Erkundungen Verbrüche aufgewältigt werden, Bauteile, die notwendig. Häufig werden dabei hydraulische den Wasserabfluss behindern, beseitigt oder Verhältnisse angetroffen, die nicht mehr dem der Schlamm von Jahrzehnten Bergbautä- Zustand aus der Vor-Wismut-Zeit entsprechen. tigkeit entfernt werden. Ständiger Wasserzu- Wenn die optimale Lösung für die zukünftige fluss, enge und lange Förderwege bestimmen Entwässerung gefunden ist, werden die diese Arbeiten. notwendigen Arbeiten geplant und ausgeführt. Die alten Grubenbaue werden gesichert und Da bereits der Altbergbau beim Anlegen seiner ausgebaut, das spätere Kontroll- und Instand- Entwässerungsstollen versuchte, die Bergwerke haltungsarbeiten gefahrlos möglich sind. in möglichst großer Teufe zu erreichen, sind Nach Rückbau der Förderanlagen werden die für die Sanierungsmaßnahmen dementspre- Zugangsschächte entweder dauerhaft verwahrt chend tiefe Schächte als Zugänge notwendig. oder bleiben als Stollenlichtloch erhalten. Wasserlösung

Markus-Semmler-Stolln

Seit dem 16. Jahrhundert dient der Markus- zugeordnet ist. Aufgrund seiner großen Semmler-Stolln (MSS) zur Wasserlösung der Bedeutung als wasserwirtschaftliches Kupfer-, Silber-, Kobalt- und später Urangruben Entlastungsbauwerk zur geordneten Ableitung im Revier Schlema-Schneeberg-Neustädtel. der Grubenwässer und als Hauptwetterweg Auch heute noch hat er die Funktion eines zur gezielten Radonableitung aus dem Wasserableitungsstollens sowie die Funktion Schneeberger Grubengebäude wurde der des Hauptwetterweges für die Bewetterung Markus-Semmler-Stolln im Standort- der Grubengebäude Schneeberg und Schlema- sanierungskonzept Schneeberg als dring- Alberoda. Die Gesamtlänge einschließlich der lichstes komplexes Sanierungsareal Nebenflügel beträgt ca. 45 Kilometer. Hinzu (KSA 1) eingestuft. kommen noch 174 Kilometer Auffahrungen, die im Zuge des Uranerzbergbaues hergestellt Die Erkundungs- und Planungsarbeiten zur wurden. Sanierung begannen 2005. Als vorbereitende Arbeiten wurden ca. 3 Kilometer Stollenauf- Der Stolln wurde von 1946 bis 1956 als Initial- fahrung gesichert und mit Laufwerk ausgebaut. grubenbau und Wasserableitungsstollen für Es wurde eine maschinelle Personenfahrung die Uranerzbergwerke der SAG/SDAG Wismut und eine Möglichkeit zum Materialtransport genutzt, so dass der Markus-Semmler-Stolln im Schacht Weißer Hirsch eingerichtet. Auf ab dem Dammtor Oberschlema Richtung Grundlage der gewonnenen Kenntnisse zum Südwesten den Wismut-Altstandorten Zustand und Verlauf des Stollens wurden

Beustschacht in Schneeberg-Neustädtel Aufwältigung des Schachtes 75

Beräumung von Verbruchmassen Stahlausbau im Querschlag 24 71

Konzepte zur Wasser- und Wetterlösung Mit den Arbeiten am Abschnitt C wurden erarbeitet. Bedingt durch die große Längser- die technischen und logistischen Voraus- streckung wurden insgesamt fünf zu sanie- setzungen zur Fortsetzung der Sanierungs- rende Abschnitte A bis E gebildet. arbeiten in den Abschnitten B (Teilstrecke vom Schindlerschacht in Richtung Schacht 2013 begann die Sanierung im Abschnitt A. Weißer Hirsch) und D (Teilstrecke vom Schind- Hierzu gehörte die Aufwältigung und Ausrü- lerschacht zum Adam-Heber-Schacht) des stung des Schachtes 75 als Zugangs-, Wasser- Markus-Semmler-Stollns geschaffen. haltungs- und Wetterschacht sowie die dauer- hafte Sicherung und das Zugänglichmachen der 2016 begannen die Sanierungsarbeiten im entsprechenden Streckenabschnitte des MSS. Abschnitt D (815 Meter Länge). 2018 sollen die Sanierungsmaßnahmen in den Seit 2015 wurden im Abschnitt C zwischen Abschnitten A und D abgeschlossen werden, Beustschacht und Schindlerschacht auf im Anschluss werden die Arbeiten im mehr als 500 Meter Stollenlänge Verbrüche Abschnitt B (1.400 Meter) und danach im und Hindernisse beseitigt und Grubenbahn- Abschnitt E (1.500 Meter) fortgesetzt. Mit gleise sowie Versorgungsleitungen verlegt. Fertigstellung des Abschnittes B 2020 ist die Hierfür wurde im Vorfeld der Beustschacht als geordnete und kontrollierbare Ableitung der Zugangs-, Wasserhaltungs- und Wetterschacht Grubenwässer im Schneeberger Grubenge- ausgerüstet. bäude langfristig sichergestellt.

Dammtor Bad Schlema

Südumbruch

Schneeberg Schacht Weißer Hirsch

Beustschacht

Schacht 75

Adam-Heber-Schacht Schacht Wolfgang Maßen

Sanierungsbereich des Markus-Semmler-Stollns unter Schneeberg (weiß) Wasserlösung

Grubenwasserlösung Annaberg-Buchholz

In Annaberg-Buchholz wurde seit Jahr- Daraus ergab sich vorrangiger Sanierungs- hunderten in mehreren Epochen Bergbau bedarf unter anderem für folgende Objekte: auf verschiedene Bodenschätze betrieben. Der letzte Bergbautreibende war von 1946 bis 1959 die SAG/SDAG Wismut, die durch den • Sanierungsmaßnahmen im Einwirkungs- intensiven Uranerzbergbau den Altbergbau bereich des Bierschnabelstollns vom überprägte und die bestehenden Grubenge- Mundloch beim Frohnauer Hammer bis bäude wesentlich erweiterte. Der Bergbau zum 3. Lichtloch im Stadtteil Buchholz führte neben einer wesentlichen Veränderung des historischen Entwässerungssystems auch • Sanierungsmaßnahmen im Dorothea Stolln zu einer deutlichen Zunahme der Wasser- zur Herstellung der Grubenwasserableitung menge, die über die Stollensysteme abgeleitet über die Rösche in die Sehma werden müssen. • Erkundung der bergschadenkundlichen Für das Annaberg-Buchholzer Grubengebäude Situation im Tiefen König Dänemark mit all seinen Einzelrevieren bestand bisher Stolln als Endpunkt des östlichen keine dauerhaft sichere und kontrollierbare Entwässerungsweges Wasserableitung. Die Entwässerung der ehemaligen Wismut-Reviere erfolgt kaskaden- • Beseitigung von Gefahrenstellen im artig über Stollnsysteme westlich und östlich Tiefen Jung Andreas Stolln und im Tiefen der Sehma. Abschnittsweise sind die Fließwege St. Christoph Stolln auf dem westlichen unbekannt und nicht kontrollierbar. Entwässerungsweg

Zur Klärung der Situation wurden in den Jahren 2005 und 2006 im Rahmen des Stand- Zunächst wurde der Bereich Bierschnabel- ortsanierungskonzeptes Annaberg-Buchholz stolln in Angriff genommen. Das von Süden Untersuchungen zu den Grubenwasser- über den Bierschnabelstolln sowie aus den verhältnissen durchgeführt. Für die Lager- höher liegenden Grubenbauen zufließende stätte Annaberg wurde eine „Risikoab- Grubenwasser versickert über verfüllte schätzung zur Gefährdung der öffentlichen Abbaue in tiefere Grubenbereiche und gelangt Sicherheit bei Versagen einzelner Wasser- so zum Orgelstolln. Auf dem weiteren Weg lösestolln“ erarbeitet und mit dem befinden sich mehrere Verbrüche. Dadurch Sächsischen Oberbergamt abgestimmt. kommt es bei starkem Wasserandrang zum

Bierschnabelstolln, Rösche des Bierschnabelstollns Bierschnabelstolln, Einleitbauwerk in die Sehma Wartungszugang im Lichtloch 3 73

Rückstau bis in den Bierschnabelstolln. Hier der nachgelagerten Stolln auf der Ostseite der Ó wurden mit mehreren Teilmaßnahmen Lagerstätte erreicht. Herstellung der zwischen 2008 und 2012 die Bedingungen neuen Rösche des für den gefahrlosen Ablauf in die Sehma Am König Dänemark Stolln wurden der Bierschnabel- geschaffen. Gleichzeitig wurde die Bruch- Bereich der B 95 sowie der Bahnlinie durch stollns am Froh- gefahr am Lichtloch 3, welches sich neben eine Bohrerkundung untersucht. Hiermit nauer Hammer einem Wohnhaus befindet, beseitigt. konnte der Nachweis erbracht werden, dass von dem Grubenbau keine Gefährdungen Auch am Dorothea Stolln waren Maßnahmen ausgehen. Gegenwärtig laufen Planungsar- zur sicheren Ableitung des Grubenwassers beiten zur Beseitigung von Gefahrenstellen erforderlich. Durch eine im Jahr 2013 durch- im unteren Teil des westlichen Fließweges. geführte Sanierung der Stollenrösche fließt In den Folgejahren sind weitere Arbeiten auf nun wieder das Wasser direkt in die Sehma dem Reiche Empfängnis- und Orgelstolln ab. Dadurch wird eine erhebliche Entlastung notwendig.

Neuer Stützausbau im Bierschnabelstolln Zugang am Lichtloch 3 neben einem Wohnhaus Zukünftige Aufgaben

Zukünftige Aufgaben

Auch nach 15 Jahren Sanierung sind bei Laufende Planung/Genehmigungsverfahren – Halden Weitem nicht alle Altlasten des ehemaligen Wismut-Altbergbaues beseitigt. So werden auch Halden und Betriebsflächen zukünftig noch erhebliche Anstrengungen Uranus Annaberg-Buchholz unternommen werden müssen, um die unter und über Tage verbliebenen Gefahren zu besei- Halde Zeppelin Annaberg-Buchholz tigen und Flächen wieder dauerhaft nutzbar zu machen. Halde Michaelis Annaberg-Buchholz

Halde 65 Bad Schlema Halden Halde 8/1 Bad Schlema Als die vielleicht auffälligste Hinterlassenschaft bilden die Halden einen der Schwerpunkte bei Collmberghalde Dresden der Sanierung. Bisher konnten zahlreiche große Halden in Aue, Schwarzenberg, Johanngeor- Halde Schacht 209, genstadt und Muldenhammer (Ortsteil Tannen- Bärenhecke Glashütte bergsthal) so umgestaltet werden, dass sie sich wieder in das Landschaftsbild integrieren und Halde Haldenaufbereitung, keine Gefahr mehr von ihnen ausgeht. Nordteil Johanngeorgenstadt

Andere Bergbaustandorte wie beispielsweise Halde 42 Johanngeorgenstadt Annaberg-Buchholz oder Bad Schlema rückten erst im Laufe des Ergänzenden Verwaltungs- Sanierung übertägiger Objekte abkommens verstärkt in den Fokus und sind in im Bereich Zobes Neuensalz den kommenden Jahren ein Schwerpunkt der Arbeiten. Altablagerung „Am Knochen“ Raschau-Markerbach

Derzeit laufen 15 Projekte hauptsächlich im Halde Bereich Schächte 210 und 191 Scheibenberg Mittel- und Westerzgebirge.

Ehemaliger Schlemabach und Halde 6b in Bad Schlema Ehemalige Erzverladung am Bahnhof Marienberg Halde 5b in Bad Schlema 75

Begonnene Sanierungsmaßnahmen – Halden Flächensanierung

Halde 54 Johanngeorgenstadt Aktuell laufen sieben Projekte der Flächensa- nierung. Der Schwerpunkt liegt dabei im Erzge- Dammhalde Trockenbecken Johanngeorgenstadt birgskreis.

Halde Schürfe 23 und 25 Wolkenstein Laufende Planung/Genehmigungsverfahren – Flächen

Trockenzeche 54 Annaberg-Buchholz Neben den ehemaligen großen Bergbaustand- orten existiert noch eine Vielzahl kleinerer Objekt 98, Erweiterungsfläche West Johanngeorgenstadt und mittlerer Halden an Stolln, Schächten und Tiefschürfen in ganz Sachsen. Nicht alle dieser Eisenwerk Wittigsthal, Baufeld 2 Johanngeorgenstadt Altlasten sind eine Gefährdung und müssen saniert werden. Gemeindefläche Edelhofweg Bad Schlema

Durch Ablagerungen von Armerzen sind Bereich Wilisch-Fabrik Bad Schlema jedoch einige davon aus Sicht des Strahlen- schutzes relevant. Dies trifft besonders auf die Halden zu, die sich in der Nähe von Wohnbe- Begonnene Sanierungsmaßnahmen – Flächen bauung, Wanderwegen oder Erholungsgebieten befinden. Meistens ist eine Umlagerung oder Abdeckung vor Ort notwendig. Erzverladestelle Zeche 20, 2. Bauabschnitt Aue 61 Halden und Armerzablagerungen im Freistaat Sachsen konnten bisher noch nicht Areal Rajewsky-Straße Bad Schlema saniert werden. Für weitere elf Objekte ist die Notwendigkeit und der Umfang von Sanie- rungsarbeiten noch durch Untersuchungen zu Für diese Objekte ist die Sanierung bis 2022 ermitteln. vorgesehen. Gezielte Maßnahmen an weiteren Flächen bis 2022 sind mit den vorhandenen finanziellen Mitteln kaum noch möglich. Dies betrifft 23 derzeit bekannte Flächen und Gebäude. Für sechs weitere Objekte muss erst durch Untersuchungen festgestellt werden, ob und in welchem Umfang eine Sanierung erforderlich ist.

Trockenzeche 54 in Annaberg-Buchholz Zukünftige Aufgaben

Provisorisch gesicherter Tagesbruch Ruinen der Tagesanlagen am Schacht 137 in Wolkenstein

Plohnbach oberhalb des Lenckteiches IAA Hakenkrümme in Aue

Gewässersanierung

Auch bei der Gewässersanierung werden Im Rahmen der Flächensanierung im radioaktive Kontaminationen beseitigt, nicht Bereich Rajewsky-Straße in Bad Schlema mehr benötigte Bauwerke abgebrochen und wird derzeit bereits der 1. Bauabschnitt des anschließend das Gelände wieder mit unbe- alten Schlemabaches saniert. Die hier aufge- lastetem Material aufgefüllt bzw. konturiert. führten Maßnahmen sollen nach Möglichkeit Bei der Sanierung von Gewässern sind die bis 2022 abgeschlossen werden. Genehmigungsverfahren oft besonderes aufwendig. Je nach Umfang der erforderlichen Die Durchführung weiterer Maßnahmen Arbeiten kann die Durchführung eines wasser- der Gewässersanierung, wie z. B. weitere rechtlichen Planfeststellungsverfahrens erfor- Abschnitte des alten Schlemabaches und des derlich sein. Plohnbaches können im bis 2022 zur Verfügung stehenden Zeit- und Kostenrahmen nicht mehr Laufende Planung/Genehmigungsverfahren – Gewässer realisiert werden.

Schlemabach, 2. Bauabschnitt Bad Schlema

Plohnbach oberhalb Lenckteich Lengenfeld

Plohnbach unterhalb Lenckteich Lengenfeld 77

Industrielle Absetzanlagen (IAA) Definition eines Wismut-Altstandortes. Aufgrund der bereits in den 1960er Jahren Von den fünf industriellen Absetzanlagen die durchgeführten Sanierung spielten sie bisher im Rahmen des Verwaltungsabkommens zu keine Rolle. Es zeigt sich jedoch, dass die sanieren sind, wurde bisher die IAA Teich 1 in durchgeführte Sanierung heutigen Ansprüchen Freital saniert. nicht mehr genügt. Zur abschließenden Klärung dieses Sachverhaltes sind weitere Darüber hinaus wurde auf der IAA Schne- Untersuchungen erforderlich. ckenstein I ein als Skihang genutzter Bereich bearbeitet, da hier zum Teil Tailings offen zu Tage traten. Sanierung unter Tage

Laufende Planung/Genehmigungsverfahren – IAA Unmittelbar nach Inkrafttreten des Verwal- tungsabkommens stand vor allem die Aufgabe, IAA Hakenkrümme Aue dringend zu sanierende Einzelobjekte schnell zu bearbeiten. Mit dem Ziel, die Verwahrmaß- IAA Dänkritz II Zwickau nahmen zu optimieren, werden zunehmend komplexe Sanierungsprojekte gebildet, die eine Vielzahl räumlich beieinander liegender Begonnene Sanierungsmaßnahmen – IAA Einzelobjekte zusammenfassen. Die Projekte umfassen häufig sowohl Tagesöffnungen als IAA Teich 4 Freital auch tagesnahe Grubenbaue.

IAA J1 (Trockenbecken) Johanngeorgenstadt Eine große Anzahl Tagesöffnungen kann im bis 2022 zur Verfügung stehenden Zeit- und Kostenrahmen nicht verwahrt werden. Derzeit Die vier verbleibenden Objekte sollen nach sind noch 42 Schächte bekannt, die bisher nicht Möglichkeit bis 2022 saniert werden. Die IAA saniert wurden und von denen weiterhin eine J1 (Trockenbecken) wurde als Teil des Komplexes Gefahr für die öffentliche Sicherheit ausgeht. Dammhalde Trockenbecken mit saniert. Aus Die meisten dieser Schächte liegen im Erzge- diesem Grund wurde das Projekt schwerpunkt- birgskreis. Einige sind noch mit Sicherungsbau- mäßig der Haldensanierung zugeordnet. werken aus ihrer letzten Betriebszeit versehen. Die Sanierung der Stollen wird bis 2022 nicht Einige bekannte Objekte können jedoch abgeschlossen sein. Nach aktuellem Stand aus Zeit- und Kostengründen nicht mehr können 147 Stollen nicht bearbeitet werden. bis 2022 untersucht und ggf. saniert werden. Über die Hälfte dieser Objekte befindet sich im Dies betrifft: Westerzgebirge.

Die mit Abstand größte Gruppe der Tagesöff- •• Damm der IAA Oberschlema, Bad Schlema, nungen stellen die Tiefschürfe dar. 438 dieser schachtartigen Grubenbaue mit Teufen von •• Tailingsablagerung im Granitsteinbruch ca. 15 bis 150 Meter bleiben unbearbeitet. Auch Lengenfeld. diese befinden sich hauptsächlich im West- und Mittelerzgebirge. Jedoch auch im Vogtlandkreis, im Landkreis Görlitz oder in Mittelsachsen sind Auch die IAA Schneckenstein I und II, inkl. ehemalige Erkundungsreviere mit unzurei- angrenzender Sandhalde fallen unter die chend gesicherten Schurfschächten zu finden. Zukünftige Aufgaben

Laufende Planung – unter Tage Begonnene Sanierungsmaßnahmen – unter Tage

Grubenbauverwahrung Verwahrung Bereich Halde Uranus Annaberg-Buchholz Frohnau-Malwine Annaberg-Buchholz Tagesbruch Dörfler Weg, Grubenbauverwahrung Überhauen 15/2 Annaberg-Buchholz Bad Reiboldsgrün Auerbach/ V. Verwahrung Schächte Zeppelin Annaberg-Buchholz Schurfgebiet Bad Brambach Bad Brambach Grubenbauverwahrung Rabenberg, Verwahrabschnitt 2 Breitenbrunn Verwahrung Grubenfeld Schacht 98 Breitenbrunn Grubenbauverwahrung Ehrenzipfel Breitenbrunn

Verwahrung Erkundungsrevier Bereich Schacht 206, Rittersgrün Breitenbrunn Mildenau/Königswalde Mildenau

Verwahrung Grubenbauverwahrung Revier Juni Breitenbrunn KSA 2, 2. Bauabschnitt Schneeberg

Schurfgebiet Geyer Geyer Diese 22 Schwerpunktprojekte sollen weitest- gehend bis 2022 realisiert werden. Ob dies Grubenbauverwahrung gelingt, hängt einerseits vom tatsäch- Revier Himmelfahrt Johanngeorgenstadt lichen Arbeitsumfang der derzeit geplanten Maßnahmen ab. Andererseits kann die Grubenbauverwahrung Sicherung von neu gefallenen Tagesbrüchen Verwahrbereich E Johanngeorgenstadt weitere Mittel binden.

Verwahrung Nach 2022 bleibt jedoch auch eine große Grubenfeld Schneckenstein Klingenthal Anzahl zu bearbeitender, tagesnaher Grubenbaue übrig. Dabei handelt es sich Grubenbauverwahrung um 55 tagesnahe, horizontale Grubenbaue. Burkhardtswald Lauter Diese Strecken stammen meist aus der Erkundung und dem Abbau in der frühesten Martersberger Phase des Uranbergbaus der Wismut und Richtschacht Marienberg wurden in nur sehr geringer Tiefe angelegt. Darüber hinaus sind 129 Abbaublöcke bekannt, Schürfe 81 und 83, die aufgrund ihrer Teufenlage eine Gefahr Niederlauterstein Marienberg für die Tagesoberfläche darstellen. Von diesen liegen 42 Abbaue unter Gebieten mit Verwahrung Bebauung durch Häuser, Straßen oder Schie- Schürfe 71-79 und 79a Marienberg nenwege.

Verwahrung Insgesamt sind derzeit sachsenweit 168 Über- Stolln Fridolin, Pöhla Schwarzenberg hauen und Gesenke bekannt, von denen sich 62 unter bebautem Gebiet befinden. An 79

Wasserlösung

Der Schwerpunkt der Sanierung von Wasser- lösestollen liegt in Schneeberg sowie Annaberg-Buchholz. Die Großprojekte wurden bereits zu Beginn der Sanierung der sächsischen Wismut-Altstandorte planerisch begonnen und dann abschnittsweise in die Ausführung überführt. Offenstehendes Mundloch des Stollns 41 bei Wolkenstein

Laufende Planung – Wasserlösestollen

Wasserlösung Tiefer Jung-Andreas-Stolln Annaberg-Buchholz

Begonnene Sanierungsmaßnahmen – Wasserlösestollen

Markus-Semmler-Stolln, SW-Teil, Abschnitt A Schneeberg Tagesbruch in Breitenbrunn Markus-Semmler-Stolln, SW-Teil, Abschnitt B + C Schneeberg

Markus-Semmler-Stolln, SW-Teil, Abschnitt D Schneeberg

Aufgrund ihrer Komplexität und zeitlichen sowie finanziellen Umfänge wird der Zeitraum bis zum Jahr 2022 für die Ausführung der geplanten Maßnahmen benötigt. Es ist bereits Erkundungsbohrungen an Schürfen in Bad Brambach jetzt absehbar, dass einzelne Teilvorhaben – wie die Sanierung des Abschnittes E des Markus-Semmler-Stolln – bis dahin nicht mehr zur Ausführung gelangen können. weiteren 21 Schadstellen muss im Zuge einer Planung bzw. Erkundung deren Ursachen erst noch ermittelt werden. Aufgrund der fehlenden oder fehlerhaften risslichen Unter- lagen können auch Überraschungen im Zuge der Erkundungs- und Verwahrarbeiten auftreten. Der Sanierungsumfang kann daher nur grob geschätzt werden und Kostensteige- rungen gegenüber den bisherigen Annahmen sind nicht auszuschließen. Zukünftige Aufgaben

Mitteleinsatz und Projektpartner

Im Zeitraum 2003 bis 2016 wurden für die Mit ca. 83 % wird der Großteil der Mittel für die Sanierung der sächsischen Wismut-Altstand- Durchführung der Sanierungs- und Verwahr- orte insgesamt 136 Millionen Euro in Anspruch arbeiten in Anspruch genommen. Die Planung genommen. Das entspricht 63 % der bis 2022 und ingenieurtechnische Begleitung der Sanie- zur Verfügung stehenden Mittel. rungsprojekte macht ca. 17 % der bereitge- stellten Mittel aus.

Anzahl der Sanierungs-/ Neben der laufenden Projektbearbeitung Kategorie Teilprojekte Verwahrungskosten werden parallel komplexe Vorbereitungs- und Planungsleistungen erbracht, um auch für die Projektmanagement 22 5,5 Mio. € folgenden Jahre einen entsprechenden Projekt- vorlauf zu gewährleisten. Über Tage 123 55,1 Mio. € Für eine erfolgreiche Umsetzung der Sanie- Flächensanierung 41 10,0 Mio. € rungsmaßnahmen ist eine Vielzahl weiterer Projektbeteiligter und Partner erforderlich. Gewässersanierung 10 4,5 Mio. € So ist eine konstruktive Zusammenarbeit mit den Fach- und Genehmigungsbehörden Haldensanierung 63 33,8 Mio. € der Kommunen, der Landkreise und des Freistaates Sachsen von großer Bedeutung IAA-Sanierung 9 6,8 Mio. € für die zielorientierte Umsetzung der Einzel- maßnahmen. Um inhaltliche und Verfahrens- Unter Tage 173 75,4 Mio. € fragen frühzeitig zu klären und entsprechende Lösungen zu generieren, finden regel- Tagesöffnungen/ mäßige Abstimmungen mit dem Sächsischen Tagesnahe Grubenbaue 150 70,0 Mio. € Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie als Strahlenschutzbehörde sowie dem Wasserlösung 23 5,4 Mio. € Sächsischen Oberbergamt statt.

Gesamtergebnis 318 136,0 Mio. € Ein weiterer Partner bei der Umsetzung von Großprojekten ist die Landesdirektion Sachsen, die insbesondere bei der Genehmigung Bei übertägigen Objekten ist aufgrund der großräumiger übertägiger Sanierungsvor- notwendigen Genehmigungsverfahren und haben eine Rolle spielt. Auch die Abstimmung Abstimmungen der Vorbereitungsaufwand und Unterstützung durch die betroffenen meist höher als bei untertägigen. Dies spiegelt Kommunen sowie die Eigentümer der betrof- sich in der Verwendung der Mittel wieder. fenen Flächen sind für eine erfolgreiche Projektabwicklung von großer Bedeutung. Die Leistungen werden entweder durch die Mit diesen finden intensive Abstimmungen Wismut GmbH in Eigenleistung erbracht oder zu regionalen Entwicklungsplänen sowie zur durch externe Baufirmen, Bergsicherungs- Nachsorge und Bewirtschaftung der sanierten betriebe und Ingenieurbüros realisiert. Der Flächen statt. externe Leistungsanteil liegt bei 71 %. Dabei handelt es sich überwiegend um kleine und mittelständische Unternehmen, die im Freistaat Sachsen ansässig sind oder Niederlas- sungen unterhalten. 81

Leistungsverteilung nach über/unter Tage bis 2016

š Projektmanagement der Wismut GmbH 4 %

˜ über Tage Eigenleistungen 20 %

˜ über Tage Fremdleistungen 21 %

˜ unter Tage Eigenleistungen 5 %

˜ unter Tage Fremdleistungen 50 %

Leistungsverteilung nach Planung und Ausführung bis 2016

š Projektmanagement der Wismut GmbH 4 %

˜ Ingenieurleistungen Eigenleistungen 5 %

˜ Ingenieurleistungen Fremdleistungen 8 %

˜ Bauleistungen Eigenleistungen 20 %

˜ Bauleistungen Fremdleistungen 63 % Ausblick

Ausblick

Im Konzept Wismut-Altstandorte 2007 wurde Standorte saniert wurden, können zahlreiche für die Sanierung der bekannten Wismut- derzeit bekannte Wismut-Altstandorte mit dem Altstandorte ein finanzieller Aufwand in Höhe bis 2022 zur Verfügung stehenden Budget- und von 216 Millionen Euro abgeschätzt. Zeitumfang nicht mehr bearbeitet werden:

Die damaligen Kenntnisse und Kostenansätze wurden 2016 verifiziert. Es zeigte sich, dass die •• Knapp 100 Halden und Aufschüttungen, Kosten 2007 oftmals zu gering eingeschätzt Sanierungsflächen, Gebäude, Gewässer und wurden. Gründe dafür sind: industrielle Absetzanlagen

•• Reichlich 1.000 Tagesöffnungen, Schadstellen 1 Erhöhung der Anzahl der bekannten und tagesnahe Grubenbaue Schadstellen/Sanierungsobjekte

2 Erhöhung der durchschnittlichen Für die meisten dieser Objekte wurden noch Sanierungskosten seit 2007 keine Planungen erarbeitet. Für eine Vielzahl davon kann derzeit keine Aussage getroffen 3 Oftmalige Unterschätzung des tatsächlichen werden, welcher konkrete Sanierungsbedarf Sanierungsumfanges besteht. Wie die bisherigen Erfahrungen zeigen, können im Zuge von Planung und Bauaus- 4 Änderung der rechtlichen führung auch unbekannte Objekte angetroffen Rahmenbedingungen und wesentlich höhere werden. umweltfachliche Ansprüche Die im Jahr 2016 durchgeführte Überprüfung des Konzeptes 2007 bestätigte die bisherige Es zeichnete sich ab, dass bestimmte, Vermutung, dass die bis 2022 zur Verfügung ursprünglich bis 2022 geplante, Maßnahmen stehenden Mittel nicht genügen, um die von nicht umgesetzt werden können. Diese Wismut-Altstandorten ausge­henden Gefähr- Einschätzung gilt jedoch nur für Objekte, die dungen zu beseitigen. Entsprechend des derzei- bereits einen gewissen Erkundungs- oder tigen Kenntnisstandes kann nur etwa die Planungsstand haben. Darüber hinaus gibt es Hälfte dieser Bergbau-Altlasten der SAG/SDAG eine große Anzahl an Objekten, bei denen der Wismut saniert werden. Sanierungs- bzw. Verwahrungsbedarf erst noch zu ermitteln ist. Bis zum Jahr 2018 sollte geklärt sein, ob die Sanierung von Wismut-Altstandorten Der Schwerpunkt dieser Objekte liegt im Erzge- nach 2022 weitergeführt wird. Dies ist die birge. Insgesamt verteilen sie sich jedoch quer Voraussetzung für die im Vorfeld erforder- durch Sachsen, von Görlitz übers Zittauer lichen Untersuchungen und Planungen. Gebirge bis ins Vogtland. Ab 2019 muss sonst damit begonnen werden, die Maßnahmen, die bis Ende 2022 nicht Obwohl in den vergangenen 15 Jahren abschließend bearbeitet werden können, knapp 400 Einzelobjekte und 41 komplexe zurückzufahren bzw. einzustellen. 83

Leipzig SACHSEN Görlitz

Dresden

Ronneburg Chemnitz

Plauen

Sanierungsbedarf

˜ Wesentliche übertägige Objekte für die Sanierungsbedarf besteht, der jedoch bis 2022 aus Budget- und Zeitgründen nicht mehr umgesetzt werden kann

˜ Wesentliche untertägige Objekte für die Sanierungsbedarf besteht, der jedoch bis 2022 aus Budget- und Zeitgründen nicht mehr umgesetzt werden kann Impressum

Herausgeber: Wismut GmbH Projektträger Wismut-Altstandorte

Anschrift: Wismut GmbH, Öffentlichkeitsarbeit Jagdschänkenstraße 29 09117 Chemnitz Internet: www.wismut.de

Fotonachweis: Wismut GmbH, Wikipedia

Satz, Gestaltung: ö_konzept Agentur für Werbung und Kommunikation GmbH & Co. KG Audistraße 3 08058 Zwickau

Reproduktion, Belichtung, Druck: Zschiesche GmbH Schulstraße 6 08112 Wilkau-Haßlau

Juni 2017 15 JAHRE Sanierung sächsischer Wismut-Altstandorte