Nr 111 2016 ÉDITO Guy Hoffmann Guy Das Handwerk

In der Schule, die deren Namen trug, werden kaum noch welche ausgebildet: Handwerker. Mit dem Argument, die industrielle und später die digitale Revolution forderten neue Bildungswege. Vor 120 Jahren war noch alles anders. Damals haben die Luxemburger Handwerker hart gekämpft, damit sie, und nicht ausländische Firmen, Aufträge erhielten, wie etwa 1906 die Skulptur-, Stuckateur- und Kunstschmie­de­arbeiten an der damals „neuen“ Badeanstalt. Heute ist es die Handwerkskammer, welche die Interessen der Handwerker vertritt, die Handwerkerföderation diejenigen­ des Patronats – ons stad hat ihnen einen Besuch abgestattet. Außerdem haben wir uns einen traditionellen Handwerkerbetrieb angeschaut, nachgeforscht, wo man welchen Handwerksberuf erlernen kann, kritisch hinterfragt, ob man defekte, elektronische Haushaltsgeräte flicken oder verschrotten soll, und überlegt, ob man über handwerkliche Ausbildungen die Integration von Flüchtlingen begünstigen könnte. Welche Zukunft das Handwerk in Luxemburg hat, hängt letztendlich von uns allen ab, denn wir alle sind Auftraggeber der Handwerker – oder auch nicht.

r.cl.

2 SOMMAIRE

4 20 35 Das „Arts et Métiers“ Fédération des artisans: Verantwortung übernehmen im Dschungel der Gesetze Vermitteln und Vertreten und Reformen Wen vertritt die Handwerkerfödera- tion? Wie steht es um ihre Bezie- hungen mit der Handwerkskammer, ons stad N° 111 den Gewerkschaften und den Kommunen? Avril 2016 Interview mit dem beigeordneten Generalsekretär der „Fédération des artisans“ Christian Reuter, von Luc Caregari Recherche internet: onsstad.vdl.lu Périodique édité par 22 l’administration communale 2447 Flüchtlinge sind 2015 in Zu Besuch in Luxemburg angekommen. Ist das de la Ville de der Handwerkskammer : paraissant trois fois par an Das heutige „Lycée des Arts et Handwerk ein Weg zu ihrer Integra- Métiers“ war die erste staatliche Offensive und Defensive tion? Passt das deutsche Modell Fondé en 1979 par Henri Beck † auch für Luxemburg? Das Bildungs- Handwerkerschule. Jahrzehntelang Tirage: bildete sie Kunst- und Bauhandwer- ministerium und die Handwerker- ker aus – aber auch Elektrotechniker kammer beziehen Position. 54 000 exemplaires und Mechaniker. Die industrielle, Ein Bericht von David Angel Distribution à tous les ménages später die digitale Revolution for- de la Ville de Luxembourg derten nach und nach neue Bildungswege. Porträt einer 120-jährigen Schule, 38 von Christiane Grün En Handwierk wéi en anert... Supervision: Am Fliiger zeréck vu Wien souz Patricia Rix ech niewent engem Tipp, dee sech Rédaction et coordination: wuel nach méi e seelent Handwierk René Clesse 10 erausgesicht hat wéi ech... Menuiserie Dostert: Layout: Die Politik beraten, das Handwerk En Handwierk, iwwert dat et net Ein luxemburgischer verteidigen und die Ausbildung einfach ass ze schwätzen – oder Stéphane Cognioul, Traditionsbetrieb organisieren – das sind nur einige dach? Vum Nico Helminger Maison Moderne, Luxembourg der Aspekte, die von der Handwerks­ Photos: kammer abgedeckt werden. Vic Fischbach, Guy Hoffmann, Besuch beim Direktor der 40 Photothèque de la Ville Handwerkskammer Tom Wirion, de Luxembourg von Luc Caregari Handwerker, Bürger und Magistrat im Luxemburg Dessins: des 18. Jahrhunderts Pit Weyer 25 Das Handwerk der frühneuzeitli- Imprimerie: chen Stadt Luxemburg war in Zünf- Imprimerie Centrale, Luxembourg Se faire des cheveux ten organisiert. Sie vertraten die Si c’était guidé par l’odorat qu’on städtische Bürgerschaft – und stan- y mettait la main? Dans le beurre, den oft in direktem Konflikt mit dans le cheveu, dans le cuir, dem Magistrat. 1936 gründete Michel Dostert sein dans le bois... Evamarie Bange und Nicky Schreinereiunternehmen – ein Fami- Réflexions sur l’artisanat, Blazejewski erzählen aus einer lienbetrieb, den heute die dritte par Anne Schmitt Zeit, die heute fremd anmutet.

Generation leitet. Das Betriebsge- Nr 111 2016 bäude befindet sich in Cessingen und hat 1200 m2 Produktionsfläche. 43 Porträt eines 80-jährigen Handwerks­ 26 betriebes, von Henri Fischbach Portfolio Was bedeuten die Straßennamen der Stadt? 14 32 Eine Serie von Simone Beck Marché ouvert, production Flicken oder verschrotten? industrielle, quelle part Photo couverture: pour l’artisanat? 44 Guy Hoffmann Aktuelles aus der Cité-Bibliothek 46 Cercle-Cité Calendrier culturel 48 Früher gehörte zu jedem Elektriker- laden eine kleine Werkstatt zum Dans les théâtres Reparieren defekter Elektrogeräte. de la Ville de Luxembourg Comment la culture du bâti s’est- Heute sind bei vielen Elektrikern die Die Theaterrubrik von Simone Beck elle affirmée lors de la transforma- Funktionen Verkauf, Installation tion de la ville forteresse en ville und Reparatur entkoppelt, auch ouverte (1867-1920) ? geographisch. 54 Regard historique sur l’artisan, Über verlorene Gewohnheiten und l’architecte et les matériaux neue Trends, von Raymond Klein La collection de construction, par luxembourgeoise Robert L. Philippart du Musée National d’Histoire et d’Art Le maniérisme, le paroxysme de la renaissance Par Nathalie Becker

3 Das Arts et Métiers im Dschungel der Gesetze und Reformen

Mit grasgrüner Fassade: Das neue Schulrestaurant im Innenhof. Links das 1972 gebaute Gebäude mit den Werkstätten.

Es ist ungewiss, ob der „Sohn des Handwerkers“ heute noch den „Beruf des Vaters“ ergreifen möchte. Guy Hoffmann Guy Fest steht nur: die ehemalige École des Artisans Frontansicht des „Lycée des Arts et Métiers” hat in 120 Jahren viel geändert. Sich und ihre Namen. in der Guillaume Schneider-Straße auf Limpertsberg.

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rsprünglich war das heutige Lycée des Arts et samt 19 Mal hat die Regierung ihn daran erinnert. 1. L‘atelier de mécanique métiers die erste staatliche Handwerkerschule. So kümmerte sich einstweilen die Spezialkommis- (vers 1930). U 2. L‘atelier de peinture Initiiert von Staatsminister Paul Eyschen, per Gesetz sion des Handwerks darum: Sie führte 1919 fakulta- décorative (vers 1930). gegründet am 14.3.1896.1 tive Abschlussexamen ein, 1920 auch eine Art 3. L‘atelier de menuiserie. Private Abend- und Sonntagskurse für Handwer- Lehrlingskontrakt. Zum Gesetz über das Lehrlings- 4. La forge (vers 1930). ker gab es bereits früher. So gründete der Verband wesen kam es letztendlich am 5. Januar 1929.2 für Handwerkergesellen 1866 ein Ausbildungszen­ Die Handwerkerschule hatte mittlerweile ihr trum im Casino der Festung Luxemburg.2 Der Staat schulisches Angebot erweitert: 1911 ist die Elektro- unterstützte solche Initiativen erst später. So steht im technik-Sektion hinzugekommen, 1916 die Cours Gesetz vom 20. April 1881, unterschrieben von Techniques Supérieurs, im Volksmund Technikum Großherzog Wilhelm III: „Die Regierung ist ermäch- genannt. Letzteres verlegte die Zivilverwaltung von tigt (...) Abendschulen und sonstige Schulen für Kin- 1941 bis 1944 nach Esch/Alzette und gab ihm den der beiderlei Geschlechts außer dem schulpflichtigen Namen Staatliche Ingenieurschule. 1 Alter zu organisieren“.3 Nach dem Krieg bildeten die École des Artisans und die Cours Techniques Supérieurs erneut eine Ein- Staatliche Handwerkerschule heit, die das Gesetz vom 3. August 1958 reformierte. und Technikum Es entstand ein Institut d’enseignement technique mit zwei Schulen: der École des Arts et Métiers und der Doch zurück zur École des Artisans. Sie funktionierte École Technique.4 nach Vorbildern von Handwerkerschulen in Öster- Beide blieben dort, wo die vorige École des reich, Frankreich und den Niederlanden. Sie bildete Artisans seit 1912 ununterbrochen zuhause war: im Bau-, Metall- und Kunsthandwerker aus: Maurer, ehemaligen Jesuitenkloster auf Limpertsberg. 1 100 Joër Handwierkerschoul, Jubiläumsbuch des Lycée Schreiner, Zimmerleute, Steinmetze, Schlosser, technique des Arts et Métiers, 1996; Mechaniker, Kunstschmiede, Dekorationsmaler, Technisches Ausbildungsinstitut 2 “Développement de la Modellierer, Stuckateure und Skulpteure.1 mit zwei Schulen formation professionnelle au Grand-Duché de Über Gesellenbriefe oder sonstige Abschluss- Luxembourg” von Aly zertifikate steht nichts im Gesetz von 1896. In der künftigen École des Arts et Métiers erlernten Schroeder; 3 Gesetz vom 20. April 1881, die Mit dem Lehrlingswesen befasste sich die Schreiner, Kunsttischler und -schmiede, Keramiker, Organisation des Primär- Regierung ab 1908. Ein entsprechendes Gesetzes- Dekorationsmaler, Skulpteure, Bauhandwerker, Unterrichtes betreffend; 4 Loi du 3 août 1958 portant projekt legte sie dem Staatsrat 1914 vor. Der ließ Mechaniker und Elektrotechniker ihr Handwerk. Ihr création d’un institut lange mit einem Gutachten auf sich warten: insge- schulisches Abschlusszertifikat entsprach laut d’enseignement technique;

5 DAS ARTS ET MÉTIERS IM DSCHUNGEL DER GESETZE UND REFORMEN

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1. Mechatronikschüler Yannick würde sich freuen, wenn er später in der Kläranlage in Petingen arbeiten dürfte. 2. Jean Folschette und seine Tocher Nancy im Elektrofachhandel N. Folschette. 3. Lehrer Claude Wolmering mit Schülern der Klasse

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Gesetz dem Zertifikat der beruflichen Eignung, kurz rers: „Du wirst doch noch weiterstudieren, nicht CAP5 genannt. Es war dies der Gesellenbrief. beim Handwerk hängen bleiben!“ Wer am Arts Die École Technique bildete Fachleute im Bauin- Womöglich wollte besagter Lehrer Hilger dazu et Métiers sein genieurwesen, der Mechanik und der Elektrotechnik überreden, nach seinem CAP eine zusätzliche Aus- Examen bekam, aus. Techniker sollten laut Gesetz zwei Jahre Ausbil- bildung zum Techniker zu machen. Das Gesetz von dung machen, technische Ingenieure ein zusätz- 1958 hatte diesen Bildungsweg in der École tech- der konnte etwas! liches drittes Jahr. Doch in der Praxis erwiesen sich nique vorgesehen. Die École des Arts et Métiers hat beide Bildungswege als unvereinbar. So blieb der ihn 1970 verwirklicht. Techniker im Institut d’enseignement technique „Die Industrie brauchte damals Fachkräfte mit einstweilen außen vor. praktischen Kenntnissen in der Leistungselektronik Die École Technique blieb bis 1976 in der und der Regelungstechnik“, sagt der pensionierte Guillaume Schneider Straße auf Limpertsberg. Dann Ingenieur-Lehrer Nicolas Feierstein. Er fügt an: „Bil- zog sie in ein neues Gebäude auf Kirchberg. Heute dungsminister Jean Dupong hat die École des Arts ist das ehemalige Technikum Bestandteil der Uni et Métiers beauftragt, eine entsprechende Techni- Luxemburg. kerausbildung anzubieten. Ich habe geholfen, sie in Elektrikermeister Jean Folschette war von 1963- die Wege zu leiten.“ 1967 Schüler der École des Arts et Métiers inner- So entstand 1970 das régime de la formation halb des Institut d’enseignement technique. Er hat du technicien im Fachbereich Elektrotechnik. die 9.-12. Klasse besucht und erfolgreich mit einem CAP in Elektromechanik abgeschlossen. Die Meis- Vom Gesellen terprüfung machte er ein Jahr später. „Das Arts et zum Techniker Métiers war eine Referenz für die Arbeitgeber“, sagt er rückblickend. „Wer dort sein Examen bekam, der Am 21. Mai 1979 kam ein Gesetz, das die Berufs- konnte etwas!“ ausbildung neu organisierte und die Technikeraus- „Die Arbeitgeber empfingen uns mit Kuss- bildung anerkannte. Das régime de la formation du hand“, sagt auch Romain Hilger. Er erhielt sein CAP technicien war fortan das Markenzeichen der Hand- als Werkzeugmechaniker 1975 an der École des Arts werkerschule, die nun „Lycée technique des Arts et et Métiers. Danach machte er die Gesellen- und Métiers“, kurz LTAM, hieß. Meisterprüfung zum Schreiner. Heute führt er eine Was brachte das Gesetz dem Handwerker- Manufaktur für Fenster und Türen. Rückblickend schüler im LTAM? An seiner Gesellenprüfung bedauert er nur den Spruch eines damaligen Leh- änderte sich nichts, das entsprechende Diplom hieß

6 Guy Hoffmann Guy

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4. Die Schüler der 10. Klasse Elektrotechnik (DAP) und ihr Lehrer Paul Kreins. 5. Der BTS-Studiengang „Dessin d’animation“ lockt viele französische Studenten nach Luxemburg, so auch Julia. 6. Mechatronik-Schüler Jerry möchte seine praktische Ausbildung bei der CFL machen. Lokführer ist sein Traumberuf. 5 6

nur anders: CATP 6 statt CAP. Zusätzlich aber konnte LTAM kennen gelernt hatte, boten ihm gleich eine der Geselle nun ein Technikerdiplom anstreben. Stelle an. Er entschied sich schweren Herzens gegen Dazu musste er sich in eine 12. Klasse des régime den Elektronikkonzern und für das Werbemarketing- de la formation du technicien einschreiben. Unternehmen.9 Wenn er nach der 13. Klasse sein Abschlussexamen Andere haben nach ihrem Abschluss am LTAM be­stand, konnte er an einer Fachhochschule weiter- an einer Fachhochschule studiert. So Silvano Vidale. studieren. Sein Technikerdiplom in Grafikdesign führte ihn an Ab 1981, respektive 1982 folgten am LTAM die die „Norwich School of Art in Design“ in Großbri- Techniker-Ausbildungen in der Mechanik und im tannien. Dort erhielt er 1999 einen Bachelor. Heute Baufach7. Die Sektion Beaux Arts ist 1982 dem leitet er seine eigene Firma für Grafikdesign.9 régime de la formation du technicien ganz gewi- chen. 1991 führte das LTAM die Technikerausbil- BTS-Ausbildungen dung in der Informatik ein. im Arts et Métiers Die erste „Technique générale“ startete 1982. Sie existiert noch heute und schließt mit dem tech- Laurent Schmitz nutzte sein Technikerdiplom in Gra- nischen Abitur ab.8 fikdesign um sich im Lycée technique des Arts et Nancy Folschette hat eine Ausbildung im Fach- Métiers zum Printmediengestalter ausbilden zu lassen. bereich Energieelektronik gemacht. Ihr Technikerdip- Er schloss das Fachstudium 2009 mit dem Brevet du lom erhielt sie 1995 am Lycée technique des Arts et Technicien Supérieur, kurz BTS, ab. Métiers. Auf dem Arbeitsmarkt wurde sie anders Der Printmediengestalter ist nach dem Zeichen- 5 certificat d’aptitude professionnelle; aufgenommen als ihr Vater Jean im Jahr 1967. „Ich trickfilmgestalter das zweite Fachstudium, welches 6 CATP = certificat d’aptitude habe mich an mehreren Stellen beworben, aber nie- das LTAM damals gemäß dem Gesetz vom 4. Sep- technique et professionnelle, régime professionnel; mand wollte mich haben“, sagt sie. „Die Arbeit­ tember 199010 angeboten hat. Jean-Paul Schmitz, 7 Das Baufach zog 2004 in das neu gegründete Lycée geber, die ich kontaktiert habe, haben das gelernter Reprograph und Leiter einer Druckerei, technique Josy Barthel; Technikerdiplom nicht anerkannt.“ An eine Fach- sowie Norbert Jacobs, damaliger Schulleiter des LTAM 8 Zusätzlich führte das LTAM 2002 ab der 12. Klasse die hochschule wollte sie damals nicht. So hat sie die gelten als seine Initiatoren. Sie hatten beide erkannt, Générale Informatique ein; Meisterprüfung gemacht, um im Elektrofachhandel dass die ehemaligen Handwerksberufe des Reprogra- 9 Remko Kramer und Silvano Vidale im Interview mit ihrer Eltern zu arbeiten. phen und Typographen dabei waren, zu einem neuen Christiane Grün, Jahrbuch Remko Kramer hat drei Jahre nach Nancy polytechnischen Beruf zu verschmelzen. Die Drucke- «close-up», LTAM 2007-2008; 10 Gesetz vom 4. September Folschette sein Technikerdiplom erhalten, im Fach- reien brauchten also neue Fachkräfte, die sogenann- 1990 zur Reform des bereich Informatik. Zwei Firmen, die er über das ten Printmediengestalter. technischen Unterrichts;

7 DAS ARTS ET MÉTIERS IM DSCHUNGEL DER GESETZE UND REFORMEN

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1. Die Schüler der Fachrichtung Elektrotechnik machen ihre praktische Ausbildung in den schuleigenen Werkstätten. 2. Christian plant, nach dem DAP der Fachrichtung Elektrotechnik, ein DT zu machen. 3. Karim holte seine nicht bestandenen Module der 10.-12. Klassen noch vor der 13. Klasse nach. Der Bildungsminister hatte ihm ein „Nachholjahr“

gestattet. Hoffmann Guy 1 3

Anfangs erlernte der Printmediengestalter seinen Zusammenarbeit mit Vertretern aus Wirtschaft und Beruf abwechselnd in der Schule und im Betrieb. Seit Gesellschaft, auf das aktive Leben vor.“ Weshalb müssen 2010 findet die Ausbildung gemäß dem Gesetz vom Also nicht auf weiterführende Studien. Das gilt Elektroniker und 19. Juni 2009 über das Hochschulwesen ganz in der für das neugeschaffene Techniker-Diplom, kurz DT, Elektrotechniker Schule statt, mit zusätzlichen Lehrgängen in den ebenso wie für die Gesellenprüfung, die nun DAP13 Betrieben. Dabei spielt das Web parallel zum Print statt CATP6 heißt.15 nach der gleichen eine immer größere Rolle. Im Klartext: Den Techniker – so wie ihn das Reform funktionie- Im technischen Bereich bietet das Arts et Gesetz von 1958 vorsah, so wie ihn das Arts et ren wie der Bäcker? Métiers mittlerweile zwei BTS-Fachausbildungen Métiers seit 1970 ausbildete, so wie ihn das Gesetz an. Die Studenten des BTS-Génie Technique lernen von 1979 definierte – den gibt es nicht mehr. technische Projekte koordinierend zu leiten. Im BTS- Entspricht das dem Wunsch der betroffenen Génie Automatique stehen die intelligenten Schüler? Wir haben sie befragt. Im „Lycée des Arts Gebäude, Infrastrukturen und Prozesse im Mittel- et métiers“, wie die Schule seit ihrem Zusammen- punkt. Der BTS-Abgänger hat eine größere Fach- schluss mit dem ehemaligen „Uelzechtlycée“ heißt. kenntnis als der Techniker, ist aber praktischer orientiert als der Ingenieur. Sein Profil entspricht Die Reform den Bedürfnissen der Industrie. der Berufsausbildung 2008 Internationale Fachjurys haben die mittlerweile sechs BTS-Ausbildungen des Arts et Métiers gemäß Philippe hat im LTE16 ein DAP als Schlosser gemacht. den Bologna-Bestimmungen akkreditiert. Nach Im Arts et Métiers strebt er nun ein DT in Mechanik Ablauf einer jeweils fünfjährigen Frist prüfen sie die an. Mit dem Wunsch weiterzustudieren. Er ist auf der BTS-Ausbildungen erneut: Die Programme sollen mit 12. Klasse. Er weiß, dass er nach der 13. Klasse der technologischen Entwicklung Schritt halten. zusätzliche Module machen muss, bevor er über- Wer sich in eine BTS-Ausbildung einschreiben haupt an eine Fachhochschule darf. Das sei aber möchte, braucht ein klassisches oder technisches nicht überall nötig, sagte man ihm. Und wenn doch? Abitur. Ein Abschluss im régime de la formation du „Dann hole ich die fehlenden Module in Abendkur- technicien reicht auch. Theoretisch. Nur die Reform sen nach. Das schaffe ich. Ich habe mich auch in der der Berufsausbildung11 von 2008 will es anders. Sie Lehre nicht unterkriegen lassen. Auch nicht, als mein zementiert folgende Bestimmung aus dem nationa- erster Chef in Konkurs ging.“ len Aktionsplan zur Schaffung von Arbeitsplätzen12 Christian kam erst vor einem Jahr aus Rumä- (1999): „Der technische Unterricht bereitet, in nien. Er ist in der 10. Klasse der Fachrichtung Elek­

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4. Das Abschlussprojekt (projet intégré final) ist Teil des Abschlussexamens zum Technikerdiplom (DT). Hier ein SPS-Trainer für eine Siemens S7-314. Gebaut von vier Schülern der 13. Klasse, Fachrichtung Elektroenergie. 5. Ein Schüler verbindet Bauteile einer elektronischen Leiterplatte mit einem Lötkolben. 6. Philippe fräst eben eine Nut. Seinen Gesellenbrief als Schlosser hat er schon – im LAM strebt er nun ein DT in Mechanik an. 5 6

trotechnik. Seine Augen leuchten, als er sagt: „Nach Apropos elektrischer Strom. „Die Elektrotech- dem DAP mache ich noch zwei Jahre bis zum DT. nik und die Elektronik sind Hightech-Ausbildun- Ich möchte später zur Uni.“ gen“, sagt ein Ingenieur-Lehrer. Das gelte auch Karim ist in der 13. Klasse der Fachrichtung beim DAP, also der Gesellenprüfung. „Weshalb also Elektro-Energie. Er ist seit der 10. Klasse in der Tech- müssen diese Fachrichtungen nach der gleichen nikerausbildung. Bis zum Ende der 12. Klasse hatte Reform funktionieren, wie es der Bäcker tut?“, fragt er zehn Module nicht bestanden. Trotzdem war er der Lehrer. Und er fordert: „Wir bräuchten am Arts zur 13. Klasse zugelassen. et Métiers mehr Autonomie in unseren Ausbildun- So will es die Reform der Berufsausbildung: Die gen.“ Einen Vorschlag hat er auch parat: „Das Schüler wiederholen seit 2010 keine Klasse mehr. könnte so aussehen, wie in den 80er Jahren. Da gab Aber sie sammeln Module. Im besten Fall, erfolg- es einen gemeinsamen Basislehrplan bis zur 11. reich bestandene. 90% braucht es zum begehrten Klasse. Dort entschied der Notendurchschnitt darü- Technikerdiplom, dem DT. ber, wer gleich zur Technikerausbildung zugelassen Schafft ein Schüler ein Modul nicht, ist die war, und wer erst später, über den Umweg der Schule per Gesetz verpflichtet, ihm ein Nachholen, Gesellenprüfung.“ genannt Rattrapage, anzubieten. Also eine Art indi- Zum 60. Geburtstag der Handwerkerschule vidualisierte Nachhilfe, Prüfung inklusive. Zurzeit schrieb der damalige Bildungsminister Pierre Frieden haben 485 von 648 Schülern der 10.-13. Klassen in der Revue17: 11 Gesetz vom 19. Dezember 2008 zur Reform der (DT und DAP) insgesamt zirka 2.400 Module nicht „Ich möchte, dass alle die Zukunft der Schule Berufsausbildung; bestanden – mit entsprechend organisatorischem mit großer Sorgfalt gestalten, damit die staatliche 12 Gesetz vom 12. Februar 1999 zur Ausführung des nationalen Aufwand für das Arts et Métiers. Handwerkerschule zu einem wahrhaftigen Institut Aktionsplans zur Schaffung Es braucht die explizite Erlaubnis des Bildungsmi- der Künste und Handwerke wird, eine Pflanzstätte von Arbeitsplätzen; 13 DT = diplôme du technicien, nisters, damit Schüler wie in Karims Fall ein Jahr zwi- für Elite, Handwerker und Techniker, welche der DAP = diplôme d’aptitude schen der 12. und 13. Klasse einbauen dürfen – wenn nationalen und europäischen Wirtschaft Fortschritt professionnelle; 14 Von 1970 bis zum Gesetz von sie es denn wünschen – zum Nachholen der nicht und Wohlstand bringen.“ 2008 hat das LTAM 4.500 bestandenen Module. Karim hat das gemacht: „Die Ein Wunsch, der auch zum 120. Geburtstag Techniker ausgebildet; 15 Gesetz vom 31. Juli 2015 über 13. Klasse ist auch so schon schwer genug“, sagt er. aktuell bleibt. die Aufnahme des Wir wollen wissen, ob er bis in die 12. Klasse „Uelzechtlycée“ im „Lycée technique des Arts et Métiers“; „den Weg des kleinsten Widerstandes“ gewählt 16 Lycée technique d’Esch/ hat. So wie es der elektrische Strom tut. „Ja“, sagt Alzette; 17 Lëtzeburger Illustré’ert Revue Karim. Christiane Grün 30, 28. Juli 1956.

9 Ein Blick in die Schreinerwerkstatt Guy Hoffmann Menuiserie Dostert Ein luxemburgischer Traditionsbetrieb

eit nunmehr achtzig Jahren besteht das Produziert wird umweltschonend, nach­ SSchreinereiunternehmen Menuiserie haltig, emissionsarm und mit modernster Dostert, welches 1936 von Michel Dostert Vor sogenannten Technik. mit fünf Mitarbeitern gegründet wurde und Fertigmöbel-Anbietern Die Anforderungen an einen Tischler sich damals auf Nummer 269 der Cessinger hat der Betrieb haben sich in den letzten achtzig Jahren stark Strasse befand. 1968 übernahm der Sohn verändert. Heute kommen eine Vielzahl von des Firmengründers Joseph Dostert die keine Angst. Maschinen und Werkstoffen zum Einsatz, Leitung des Familienbetriebs und errichtete welche damals unvorstellbar waren. Mittler­ auf Nummer 106a der Kohlenberger weile kann der Betrieb auf achtzig Jahre Strasse in Cessingen ein modernes Betriebs- Erfahrung zurückblicken. Während dieser gebäude mit 1.200 m² Produktionsfläche. Zeit wurden zahlreiche neue Geschäftsfelder Bis heute ist das Unternehmen dort erfolg­ erschlossen. Das Leistungsspektrum von reich tätig. Menuiserie Dostert umfasst unter anderem Die Schreinerei zählt neben der individuelle Möbel, Küchen, Innenausbauten, Geschäfts­führung insgesamt 47 Mitarbei- Treppen, Theken, Türen und Böden. ter, darunter 42 feste Mitarbeiter in den Bereichen Fertigung und Ausführung, Kunden aus dem öffentlichen zwei Projektzeichner und drei Fachkräfte und privaten Bereich für Projektmanagement. Geleitet wird das Unternehmen von Zu den Kunden zählen Architekten, Bank­ einem dreiköpfigen Gremium, das sich aus häuser, Versicherungsgesellschaften, Joseph Dostert, seinem Schwiegersohn Schulen, öffentliche Auftraggeber, Bauun- Michel Devillard sowie Wolfgang Maas ternehmen und Privatkunden. zusammensetzt. Es handelt sich bei dem Eine Kernkompetenz des Schreinerei- mittelständischen Betrieb demnach um betriebs stellt der individuelle Möbelbau einen Familienbetrieb, der im Jahre 2000 – dar. Vom Entwurf über die Auswahl edler nachdem Herr Joseph Dostert in den wohl- Hölzer und Komponenten bis hin zur Mon- verdienten Ruhestand ging – die juristische tage versucht der Betrieb alle Kundenwün- Form einer anonymen Gesellschaft annahm. sche zu berücksichtigen. Menuiserie

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Dostert arbeitet interdisziplinär mit ande- ren Handwerksbetrieben zusammen, so dass dem Kunden verwandte Produkte aus Naturstein, Metall und Glas aus einer Hand angeboten werden können. „Da gewusst ist, dass es für die Kunden immer schwieriger wird, einen Handwerks- betrieb für kleinere Reparaturen ausfindig zu machen, haben wir zudem zwei kompe- tente Teams, die auf Reparaturarbeiten spe- zialisiert sind“, erläutert Geschäftsführer Wolfgang Maas, der präzisiert, dass seine Mitarbeiter Fenster, Türen und Rollläden instandsetzen, Böden und Parkett schleifen oder verlegen und auch sonstige Flickar­ beiten durchführen. Durch den zentralen Stand­ort des Betriebs kann bei Reparatu- rarbeiten besonders schnell und unkompli- ziert reagiert werden.

Keine Angst vor Fertigmöbel- Anbietern im Grenzgebiet

Wolfgang Maas, der seit 1990 im Betrieb arbeitet und von Berufs wegen eine Schrei- nermeisterausbildung in Luxemburg absol- viert hat, unterstreicht, dass es heutzutage wichtig ist, das Risiko zu streuen, das heißt, ein möglichst breites Angebot von Pro-

dukten und Dienstleistungen anzubieten, um sich dem wirtschaftlichen Umfeld besser anzupassen. Vor sogenannten Fertigmöbel­ Anbietern, wie sie im belgischen und deutschen Grenzgebiet ansässig sind, hat der Betrieb indes keine Angst. „Wer anstän- dig arbeitet und Qualität anbietet, hat nichts zu befürchten. Die Konkurrenz aus der Großregion ist für uns in Wirklichkeit keine Konkurrenz. Ich sehe demnach zuversicht- lich in die Zukunft. Bei uns liegen genügend Aufträge vor und zufriedene Kunden kom- men immer wieder zu uns zurück.“ Dieser Optimismus wird auch von Michel Devillard geteilt. Der Geschäftsfüh- rer streicht hervor, dass das 100% made in Luxembourg das beste Argument ist, um Kunden zu gewinnen.

Auf Wunsch eigens entworfenes Mobiliar

„Wir produzieren unsere Möbel von A bis Z in unseren Werkstätten, vom Ankauf von Massiv- und Furnierholz über die Herstel- lung der Möbel bis hin zu ihrer Montage. Auf Wunsch hin kreieren wir auch spe- zielles Mobiliar.“ Wichtig sei, dass man sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhe, sondern ständig

12 auf der Suche nach Neuem sei. „Sobald irgendwelche neuen Holzprodukte auf den Markt kommen, nehmen unsere Techniker Kontakt mit den Produzenten auf, um die Verwertbarkeit dieser Produkte in unseren Anfertigungen zu testen. Wir bieten unse- ren Kunden maßgeschneiderte Innenaus­ stattung an“, fügt Michel Devillard hinzu.

Handwerk hat goldenen Boden

Wie sieht es heutzutage mit dem Interesse für den Schreinerberuf aus? Dem Spruch „Handwerk hat goldenen Boden“ stimmt Wolfgang Maas voll zu. „Wer eine gute Ausbildung hinter sich hat und seriös arbei- tet, findet problemlos eine Anstellung im Handwerksbereich.“ Die Menuiserie Dostert ist einer der wenigen Schreinereibetriebe hierzulande, der befähigt ist, Lehrjungen auszubilden. Eine Schreinerlehre dauert drei Jahre. Zulassungsvoraussetzungen sind eine bes- tandene 12. Klasse und ein Jahresnoten- durchschnitt von 40 Punkten. Neben der Ausbildung von Schreinergesellen öffnet das mittelständische Unternehmen seine Türen auch für Praktikanten aus verschie- denen technischen Lyzeen.

Allgemein hätten er und seine Direk­ tionskollegen positive Erfahrungen mit Prak- tikanten gemacht, unterstreicht Wolfgang Maas. Wichtig sei allerdings, dass jemand sich um die Praktikanten kümmere und sie durch den Arbeitstag begleite. Es dürfe nicht sein, dass Praktikanten den lieben langen Tag die Werkstatt kehren müssten, sprich niemand ihnen wirklich zeige, was der Schreinerberuf eigentlich sei. Zum Schluss eines jeden Praktikums müssten die Volon- täre einen detaillierten Bericht über ihren tagtäglichen Arbeitsablauf machen. Diejenigen, die ihr Praktikum zufrie- denstellend in der Schreinerei Dostert absolvierten, hätten daraufhin die Möglich- keit, eine Lehre im Betrieb zu machen. Wolfgang Maas fügt dem hinzu, dass die Mitarbeiter des Schreinerbetriebs auch fortlaufend geschult würden, was sich positiv auf das Arbeitsklima auswirke. Es herrsche eine vertrauensvolle Atmosphäre zwischen Geschäftsleitung und Arbeitnehmern. Menuiserie Dostert spiegelt zudem den multikulturellen Charakter Luxem- burgs wider, denn hier arbeiten Menschen aus sechs verschiedenen Nationen erfol- greich zusammen.

Henri Fischbach

13 Marché ouvert, production industrielle, quelle part pour l’artisanat?

Le pont Adolphe doit sentir le terroir. Guy Hoffmann

«L’enjeu d’un concours ne se limite Libre choix de l’architecte, bourgeois, à moins qu’il n’y ait eu qu’un pas à la réalisation d’un beau de l’artisan et de la matière seul soumissionnaire et que celui-ci fut un 4 projet, ni au choix d’un concep­teur, étranger. À partir de 1906, ce choix devint mais il doit générer une culture Le cahier des charges du 14 août 1872, cependant l’expression d’une volonté poli- imposé aux entrepreneurs des travaux tique. Alors que la direction impériale des autour de tous les participants» publics pour le compte de l’État, allait servir Chemins de fer d’Alsace-Lorraine voulait note le directeur de l’Ordre des de base tant aux constructions nationales imposer comme entrepreneur l’entreprise Architectes et des Ingénieurs- que communales.1 Il fut retravaillé et per- allemande Philippe Holzmann & Co, le Conseils dans le rapport d’activités fectionné en 1906,2 le Code Civil restant gouvernement luxembourgeois avait réussi de l’OAI pour 2004. toujours à la base des relations. Tous les à faire attribuer l’exécution du projet aux 160 ans plus tôt, cette même cahiers des charges rédigés pour un projet entrepreneurs Ledrut & Schrader, qui déterminé se référeraient au texte de base. avaient déjà dirigé les chantiers du palais question s’était déjà posée à Le directeur général du département grand-ducal, de la Banque Internationale, Luxembourg. Jetons un regard des Travaux Publics pouvait désigner les du palais Municipal et de ceux de la en arrière pour voir comment cette entrepreneurs et fournisseurs sans être construction de la ligne de chemin de fer à culture du bâti s’est affirmée lors tenu de motiver son choix. Il n’avait qu’à voie étroite Luxembourg-Echternach.5 Cet de la transformation de la ville observer la clause de garantie, la retenue engagement fut l’aboutissement de tout forteresse en ville ouverte (1867- d’office des offres les plus avantageuses un processus, mis en marche avec les pre- n’était pas prescrite.3 mières grandes constructions. 1920) et essayons de dégager la Pour les travaux les plus communs, il Les cahiers des charges particulières complicité entre architecte, artisan est évident que pour des raisons pratiques laissaient également à l’architecte la liberté et matériaux de construction. l’entrepreneur ait toujours été un Luxem- de déterminer les matériaux qu’il jugeait

14 appropriés pour la construction, aussi bien pour des raisons de qualité et de solidité, que d’esthétique et même de confort. Jusqu’à l’aube du XXe siècle, cette liberté du choix du matériel et du fournis- seur n’avait pas donné lieu à des contesta- tions ouvertes. Ainsi, l’architecte était libre de marquer clairement sa préférence pour un type de pierres qu’il jugeait particulièrement bien convenir à son projet. Non seulement le prix, la qualité, mais aussi la couleur de la pierre ont joué un rôle prépondérant pour le choix du matériel, indépendamment de sa provenance géographique. Pour la construction de l’Hôtel des États (Chambre

des Députés) en 1858, du Convict épiscopal © ANL, B.P., N°58aa (1869) ou l’agrandissement du palais de Hôtel des Postes lanterne conçue par Etienne Galowich, Justice (1886), ils employaient la pierre professeur à l‘Ecole d‘Artisans. d’Audun, respectivement celle de Jeau- mont. Il est intéressant de noter que pour les parties invisibles de ces bâtiments, la valeurs sûres et bénéficiaient d’une expé- pierre luxembourgeoise fut autorisée. rience inégalée. Les gagner pour des pro- C’était encore le cas en 1904, où les façades jets bien en vue à Luxembourg, montrait à du palais Municipal furent construites avec quels modèles les autorités se référaient et des pierres françaises en provenance d’Au- dans quel réseau culturel on aimait se dun-le-Tiche, de Méreuil, de Ravières, de mettre en valeur.7 Chartenay, de Maxéville, la pierre locale de La réaction de larges couches de la Larochette ou de Bettendorf étant réservée population à cette internationalisation pro- pour les socles.6 gressive de la construction, fut d’abord Le recours à des artistes étrangers pour (...) ausgeführt l’indignation, ensuite l’opposition. Le réaliser des objets emblématiques fut une von Luxemburgern recours à la pierre de taille étrangère pour pratique courante. Les monuments de la um dem Lande zur les façades des grands immeubles repré- Princesse Amélie, du Roi Grand-Duc Guil- sentatifs, fut progressivement reconnu laume II, les décors de la Cathédrale, la Ehre zu gereichen comme vexatoire, notamment par les tombe de Msgr Adames furent réalisés par exploitants de carrières sur le territoire du des personnalités reconnues du monde Grand-Duché. culturel de la fin du XIXe siècle: Charles Pêtre, Antonin Mercié, et Jean Théodore Équipement et ameublement Stracke de Harlem, Michael Stephan de importés Cologne. Directeur d’Académies de Beaux Arts, lauréats de grands prix lors d’Exposi- Tout comme les exploitants de carrières au tions nationales ou internationales à l’étran- niveau du choix de la pierre, les autres ger, ces hommes de l’art représentaient des corps de métiers souffraient également de l’internationalisation de l’architecture, suite à l’industrialisation de l’économie. Horloge électrique pour l‘Hôtel des Postes Les adjudications publiques pour les par Charles Arendt, 1886. soumissions furent annoncées dans les jour- naux nationaux et internationaux, et des artisans et entrepreneurs essentiellement de l’espace économique de l’union douanière allemande, mais également de France et de Belgique, ne tardaient pas à soumettre leurs meilleures offres. Ce qui frappe, c’est à quel point le chemin de fer avait rapproché les marchés. Des offres provenaient même de , de Dresde, de Francfort, de Hagen, d’Oberhausen, tout comme de la Sarre ou de la Lorraine. Les candidatures rentraient de Liège, de Bruxelles, de , de Metz et d’ailleurs. Les compagnies étrangères bril- laient avec les médailles qu’elles avaient reçues à diverses expositions. Quelquefois elles joignaient des lettres de recommanda- tion à leurs offres.8 Nombreuses étaient

© ANL,TP, N° 576 également les entreprises qui disposaient

15 MARCHÉ OUVERT, PRODUCTION INDUSTRIELLE, QUELLE PART POUR L’ARTISANAT?

de représentations, soit directement à Luxembourg,9 ou du moins dans les villes limitrophes, tels que Trèves ou Thionville. Comme le marché était étroit, il fut impossible de fournir des services ou des matériaux locaux pour des travaux rares tels que l’aménagement et l’ameublement de bains et lavoirs, l’équipement du labora- toire bactériologique,10 de l’hôtel des postes, de la gare, de grands établisse- ments scolaires, d’églises.11 Il est intéressant de noter que les autorités pouvaient choisir des biens sur catalogue. La mobilité permit aux entreprises de se spécialiser, parce que leur clientèle de Le cas type du niche, éparpillée sur un territoire immense, monument officiel,

pouvait être jointe endéans des délais et à Guillaume II Hoffmann Guy un prix raisonnables.

Crier au scandale!

Même si cette réalité des choses paraît pour les vitraux des bains municipaux ris- de France. A leurs yeux, la préférence acceptable, la situation devient dramatique quait d’être attribuée à des fournisseurs accordée à une pierre étrangère, équivalait lorsque des concurrents moins chers étrangers. Les vitriers firent cette fois-ci à une manœuvre d’éviction de la pierre venant de l’étranger arrivent à décrocher directement appel à l’honneur des com- locale du marché national.14 des travaux que des artisans luxembour- manditaires et à leur sentiment national: Le secteur décoratif souffrait de l’essor geois se sentaient à même de faire. Le «Es wäre Pflicht des Rechtes und der Bil- de la production industrielle qui se fit au scandale éclatait en 1906, au moment où ligkeit, wenn Luxemburger mit dem Auf- détriment de l’artisanat, désormais large- une commande importante pour la fabri- trag betraut würden, und so würden diese ment déconsidéré dans une société plus cation des fenêtres de la nouvelle école Fenster entworfen und ausgeführt von affairée à mettre sur le marché un maxi- industrielle et commerciale était passée à Luxemburgern der Stadt um dem Lande mum de produits utiles et bon marché, que un fournisseur allemand. Le syndicat pour zur Ehre zu gereichen.»13 préoccupée par une production élitiste aux l’industrie du bois s’adressa immédiate- Les exploitants des carrières de Laro- orientations artistiques.15 ment aux députés pour déplorer les irrégu- chette et d’Ernzen, dans leur lettre de pro- larités commises lors des soumissions pour testation à l’adresse de la ville, soulignaient, Sauver l’artisanat la nouvelle école industrielle. Des borde- également en 1906, leur rôle d’employeurs par les arts reaux de prix, insuffisamment ou mal rédi- d’ouvriers luxembourgeois, auxquels ils gés, auraient été à l’origine de l’attribution assuraient encore leur gagne-pain en hiver. Des membres du Gouvernement suivaient des commandes à des étrangers. «Der Ils déploraient que pour des raisons de avec indignation cette évolution, et com- Löwenanteil, woran Geld verdient wird, meilleur offrant uniquement, les autorités mençaient à s’inquiéter de l’avenir de l’arti- bekommt ein Ausländer, den Schund die publiques privilégient une pierre étrangère, sanat. Pour combattre la concurrence Luxemburger»12 commentait la presse. alors qu’en Belgique et en Hollande, les étrangère, il fallait mettre l’artisanat indi- Le mouvement s’engagea avec fer- pierres de Larochette et d’Ernzen jouiraient gène à la hauteur de celui de l’étranger. Si meté la même année lorsque la commande du même prestige que la meilleure pierre ces corps de métier local ne voulaient dis- paraître, il fallait qu’ils intègrent les nou- velles technologies et qu’ils se fassent complices de l’industrie. C’est notamment dans le domaine des industries intermé- Le courrier déversé par une corne d'abon­ diaires, si propices pour le secteur du bâti- dance sur le monde, ment, que les métiers devaient chercher un détail de la façade nouvel avenir. de l'hôtel des Postes Pour relever ce défi, l’artisanat devait développer les connaissances, les aptitudes professionnelles et l’esprit d’initiative. Sa plus-value résidait, certes, dans la création artistique basée sur l’habilité manuelle, le goût artistique, l’inspiration personnelle, mais il fallait éveiller le sens artistique par l’éducation. Il fallut donc créer des établis- sements et associations où l’on cultiverait les sciences et l’art, et où les artisans pour- raient puiser les inspirations artistiques en même temps que l’habilité technique. Ce fut dans ce sens éducatif et péda- gogique que notamment le Kunstverein, le

Guy Hoffmann Guy Cercle Artistique, le Verein für christliche

16 charges et des concours publics tenaient désormais mieux compte des compétences qu’offrait le marché local. L’école Aldringen, construite en 1881, devait être exemplaire pour l’ensemble des communes du Luxembourg à plusieurs titres: comme établissement scolaire réu- nissant filles et garçons sous un même toit, par la qualité hygiénique de la construc- tion, mais aussi par le choix des matériaux. Le cahier des charges relatif à sa construc- tion prescrivait des pierres en provenance de carrières luxembourgeoises, tant pour les cloisons et seuils de portes, que pour les Monument Dicks Lentz, façades21 nécessitant 513 m3 de pierres Luxembourg Belle 22 Époque guerre et paix, taillées de Born.

© Mersch François Luxembourg 1978 Dans le cadre de l’Exposition Natio- nale de l’Industrie et des Arts de 1886, l’architecte de l’État, Charles Arendt demanda à des artistes locaux de décorer le hall de l’hôtel des Postes fortement fré- Kunst, l’association Ons Hémecht, Verein l’École d’artisans de l’État, coordonnant et quenté par le public.23 für luxemburger Geschichte, Literatur und améliorant tous les efforts antérieurs.19 La L’artiste Jean Luja24 fut chargé des Kunst allaient réunir architectes, artistes même année, le Kunstverein organisait son sculptures de la nouvelle façade25 du palais et métiers d’art et les sculpteurs autour premier grand salon artistique.20 de Justice, alors en construction. Des d’un thème fédérateur, la patrie. Mathias tableaux de Ferdinand d’Huart26 allaient Durbach, peintre-décorateur, les sculpteurs Visualiser rehausser ses salles d’audience.27 Jean Blaise, Ernest Grosber, les frères Hary, les compétences Le Gouvernement poursuivit sur cette Albert Kratzenberg, Paul Kremer, J.Th. voie: dans les années 1890, les artistes Mergen, Georges Thill, Pierre Witry, et L’État dispose des moyens budgétaires Michel Weyler28, Michel Engels29, Pierre bien d’autres étaient engagés dans ces adéquats pour promouvoir le savoir-faire et Blanc, Jean-Baptiste Wercollier30 et Frantz associations.16 Depuis 1902, le Cercle artis- les progrès réalisés par l’artisanat. Les nou- Seimetz31 furent chargés de réaliser des tique attribue chaque année le prix Grand- velles constructions doivent occuper les tableaux pour décorer les salles de l’hôtel Duc Adolphe à des talents artistiques ouvriers, et une part du budget investi va du Gouvernement.32 En 1893, les travaux méritoires. C’est ce même souci d’éduca- retourner immédiatement dans les poches d’embellissement de l’hôtel de la Chambre tion «au bon goût» des artistes, des des fournisseurs autochtones. des Députés entrepris sous la direction de apprentis et des ouvriers qui animait le À l’image d’une publicité en pierre, le Gédéon Bordiau furent exclusivement Gesellenverein, fondé en 1864. construit doit servir à identifier et à pro- attribués à des ateliers luxembourgeois.33 Mettre en place ces structures est une mouvoir non seulement le savoir-faire Marcel Kirchen fut chargé de la réalisation chose, les promouvoir en est une autre. national, mais également les produits du des sculptures à la synagogue.34 Pour le plus grand bénéfice de l’économie, terroir. Ce mouvement se fit par de petits L’exposition du Travail de 1894 servit il s’agissait de visualiser le savoir-faire des pas, des décisions qui se cumulaient et qui d’occasion pour agrémenter le jardinet de artisans et renforcer ensuite leur estime de pointaient toutes en direction du protec- l’ancien hôtel des Postes d’une grotte en soi pour les encourager à se dépasser et de tionnisme. Les exigences des cahiers des ciment avec aquarium, réalisée par les dynamiser ainsi le développement du secteur. En 1886, le Luxembourg organisa sa première Exposition Nationale de l’Indus- Jean Luja signe trie et des Arts, et en 1894 fut inaugurée les sculptures l’Exposition du Travail présentant des de l‘ancien palais ouvrages professionnels, des travaux de de Justice sculptures, de peintures, des travaux d’ébénistes, des machines industrielles et ménagères, les plans d’une cité ouvrière. Quelque 540 entreprises indigènes et étrangères participaient à cette manifesta- tion.17 Ces expositions permettaient d’in- ventorier la multitude des produits confectionnés et de stimuler l’esprit de rivalité, et donc tant l’inventivité que la productivité, mais également de faire état des ressources sur le terrain. Il fallait parvenir à une union entre l’art et l’industrie, et trouver un nouvel équilibre entre quantité et qualité.18 Ce fut

dans cet esprit que fut créée en 1896 Hoffmann Guy

17 MARCHÉ OUVERT, PRODUCTION INDUSTRIELLE, QUELLE PART POUR L’ARTISANAT?

cimenteries Brasseur, Lambert & Cie de Rumelange. Offerte comme cadeau d’État à Paul Eyschen, celui-ci prit conscience de la qualité du béton comme nouveau pro- duit du terroir. On peut admettre que ce cadeau l’inspira à prescrire la pierre de taille locale, comme produit traditionnel et le béton comme élément innovant, pour la construction du pont Adolphe. Le cahier des charges pour la construc- tion de la nouvelle aile de l’hôtel des Contributions (square Jan Pallach), (1898), prescrivit l’usage de briques de Diekirch et de pierres de tailles en provenance d’Ernzen et de Born. L’ensemble des com- mandes passa à des indigènes.35 Un pas très important fut franchi à partir du moment où l’architecte cédait une partie de la conception artistique du projet à l’artisan, valorisé comme créateur. Cette coopération plus équitable entre les Projet pour la construction d‘une école d‘artisans derrière la Fondation Pescatore deux métiers contribua de faire de chaque objet architectural une sorte d’œuvre d’art en soi. En 1899, Paul Eyschen demanda aux taine et Michel Lentz fut confiée en exclu- élèves de l’École d’Artisans36 de réaliser la sivité à des Luxembourgeois: Georges décoration de la cage d’escalier de leur Traus, architecte, Pierre Federspiel, sculp- école ainsi que de celle de l’hôtel du Gou- teur. La pierre provenait de carrières vernement.37 Il alla jusqu’à les associer à locales. Quelle reconnaissance, quel che- la réalisation des sculptures du pont A l'image d'une min accompli depuis 1870! Adolphe.38 Ce pont d’ailleurs, devait sen- publicité en pierre, En 1906, la ville de Luxembourg cher- tir le terroir, pour reprendre son expres- l'architecture sert à chait par voie de concours à valoriser les sion, et faire l’étalage de la beauté de la artistes luxembourgeois (ou apparentés à pierre en provenance des différentes car- promouvoir le des Luxembourgeois), respectivement des rières du pays.39 savoir-faire indi- sculpteurs et vitriers étrangers résidant au Dans la même logique, le laboratoire gène et à visualiser pays depuis au moins trois ans. Ils devaient bactériologique (1900) devait faire usage remettre au jury exclusivement constitué dans le cadre de ses parements et de sa ter- la beauté des maté- de Luxembourgeois42 des maquettes pour rasse monumentale de la pierre d’Ernzen, riaux du terroir l’exécution de la frise monumentale et respectivement de Born.40 Il en allait de patriotique sur la façade principale du même pour la construction de l’aile Multi- palais Municipal, et d’un vitrail artistique à plex de l’hôtel des Postes (rue de la Poste). 41 placer dans l’escalier d’honneur. En 1903, la réalisation du monument Les vitriers J.P. Koppes d’Altrier, Paul en honneur des poètes Edmond de la Fon- Schock de Luxembourg, le professeur Pierre Blanc, Antoine Kellen43 et Silvère Linster de Mondorf44, rentrèrent des projets. Les Projet pour la réalisation de l‘entrée sculpteurs Jean Mich, François Walther45 et de l‘agence du Crédit Lyonnais à Luxembourg Pierre Federspiel soumirent leurs offres pour la frise. Mich s’étant retiré46, l’offre de Pierre Federspiel fut retenue. Le nouvel hôtel des Postes devait faire l’étalage du savoir-faire des artistes luxem- bourgeois. Le talent de l’artisan fut appelé à dégager la beauté, voire même «l’âme»47 de la pierre naturelle luxembourgeoise. Toutes les façades visibles devaient être construites en pierres de Dillingen, d’Ernzen. Ce faisant, Paul Eyschen et l’ar- chitecte Sosthène Weis se ralliaient du côté des architectes européens qui cherchaient à créer des styles ostensiblement natio- naux, fondés sur des matériaux spécifiques (Heimatstil). Un appel d’offres avait été lancé auprès des sculpteurs les plus considérés: Pierre 48 49 50 © Archives privées Georges Traus Federspiel , Jean Mich , Claus Cito ,

18 00 SURTITRE

1 Mémorial., N°32, Cahier des charges, clauses et 32 A.N.L., Travaux Publics, N°550; conditions générales, imposées aux entrepreneurs 33 Ibidem, N°578 et N°583; des travaux publics pour le compte de l’Etat, 34 A.V.L., LU IV/2 11 D, N°414-418; Luxembourg, 1872, p. 305- 334; 35 A.N.L., Travaux Publics, N°566; 2 A.V.L., LU IV/2 11 D, N°1527-1528; 36 Ibidem, N°586; 3 Mémorial, N°32, cahier des charges… op.cit., p. 37 IDEM, Instruction Publique, N°1696; 316; 38 MARTIN, Mathias, Die Handwerkerschule vom 4 Ainsi, la construction et l’aménagement intérieur Piquet um 1900/1901., in 10e anniversaire de des bains et lavoirs municipaux fut confiée en 1873 l’association amicale des anciens élèves de l’Ecole à l’entrepreneur Adolphe Laurencin d’Arlon (VILLE d’artisans de l’Etat de Luxembourg 1928-1938, DE LUXEMBOURG, Bulletin communal de la ville Luxembourg, 1938, p. 72; de Luxembourg, N° 19, Luxembourg, 1873, p. 178- 39 LORANG, Antoinette, Geschichte ist wieder 179.) zeitgemäss, in Lëtzebuerger Almanach, 1987, 5 REINERT, Paul, Central-Bahnhof Luxemburg., in Luxembourg, 1986, p. 161-169; Luxemburger Marienkalender 1976, 40 Compte-Rendu des séances à la Chambre des Luxembourg,1975, p. 60; Députés, séance du 15 avril 1902, p. 1922; 6 A.V.L., LU IV/2 11 D, N° 1527-1528; 41 A.N.L., Travaux Publics, 594; 7 PHILIPPART, Robert L, La circulation des idées 42 Le jury pour la sculpture comprit le Ministre d’Etat, architecturales européennes à Luxembourg, in Paul Eyschen, l’ingénieur Tony Dutreux, le Hommes et röseau, Belgique, Europe et Outre- bourgmestre, Alphonse Munchen, l’échevin Mer, Euroclio, N°50 Bruxelles, Bern, Berlin, Housse, l’architecte Paul Funck et deux membres à Frankfurt am Main, New York, Oxford, Wien, élire par les concurrents. Pour le jury relatif au p.85-97; vitrail, il fallait remplacer l’architecte par le directeur 8 IDEM, Bauten und Baumaterialien für eine Nation, de l’Ecole d’artisans, Antoine Hirsch et rajouter in Monumentum, Luxermbourg, 2014, p. 66-77; Grégoire Schroell. Ici, il n’y a pas de faculté d’élire 9 A titre d’exemple, l’entreprise luxembourgeoise des membres supplémentaires. (A.V.L., LU IV/2 11 Simon-Bailleux n’est que la succursale des D, N°952-953.) Vereinigte Servais-Werke A.G. de Ehrang, près de 43 Antoine Kellen (1881-1918) Acine élève de l’école Trèves. Le marbrier Jaquemart deviendra un des des Arts décoratifs de Strasbourg et de l’Académie grands importateurs de marbre au Luxembourg. Royale de , professeur d’éducation Antoine Hirsch © ANL Bâtiments publics N°51 b (A.N.L., Bâtiments Publics, N°77ab); artistique, membre du Cercle artistique (HERR, 10 A.N.L., Travaux Publics, N°587; Lambert, Signatures… op.cit., p. 154) 11 MALGET, Jean, Bischof Johann-Joseph Koppes, t.1, 44 Silvère Linster (1894-1974). Ancien élève de l’école Luxembourg, 1997, p. 57; d’artisans. Il poursuivit ses études à l’école des Arts 12 Deutsche Submittenten in Luxemburg, in décoratifs de Paris et y entreprit un stage à l’atelier Luxemburger Zeitung, 15 avril 1906, Luxembourg, Gaudin. Membre du Cercle artistique (HERR, 1906, p. 2; Lambert, Signatures… op.cit., p. 198.) Jean-Baptiste Wercollier. Sosthène Weis, 13 A.V.L., LU IV/2 11 D, N°795; 45 François Walther fut sculpteur et modeleur. Il réalisa 14 A.V.L., LU IV/11 D N°799 du mobilier pour les églises au Luxembourg (AVL, soucieux de relancer la ferronnerie d’art, 15 LEBLANC, Claire, Les arts décoratifs au XIXe siècle : LU IV /2 11 D, N°1529.) entre l’art et l’industrie, in Art Nouveau & Design, 46 A.V.L., LUIV/2 11 D, N°1529; chargea le professeur Etienne Gallowich, de Bruxelles, 2005, p. 13; 47 WESTON, Richard, Formes et matériaux dans l’École d’artisans, et son ancien élève Max 16 Personalnachrichten aus dem Vereine, in Ons l’architecture, Singapour, 2000, p. 172; Hémecht, N°1/2, Luxembourg, 1924, p. 59; 48 Pierre Federspiel (1864-1924) sculpteur réputé, Cames, serrurier à Ettelbruck, de la réalisa- 17 SPRUNCK, Alphonse, Le Luxembourg du temps de poussé par Paul Eyschen qui lui accordait une tion des lanternes à l’entrée principale ainsi Michel Engels, in Les cahiers luxembourgeois, N°1, bourse d’études. Il fit ses études artistiques à Luxembourg, 1948, p. 225-227; l’Académie des Beaux-Arts à Munich, et fut élève que de la grille de la cour. L’horloge qui 18 LEBLANC, Claire, Les arts décoratifs au XIXe siècle : de Rümann. Il se perfectionna chez Boucher à Paris, orne la façade avait été commandée auprès entre l’art et l’industrie, in Art Nouveau et design, avant de terminer sa formation à l’Académie des Bruxelles, 2005, p. 10; Beaux-Arts de Berlin. Federspiel devint professeur à du fournisseur de la cour, Schroeder. Les 19 THIEL, Marc, Rome ne s’est pas faite en un jour, in l’Ecoles d’Artisans à Luxembourg, puis à Esch-sur- travaux de menuiserie, de dallage et d’élec- 100 Joër Handwierkerschoul, Luxembourg, 1996, Alzette. Il fut le récipiendaire de la médaille en or du p. 37-46; Prix Grand-Duc Adolphe, et médaille d’or à Rome tricité du hall des guichets furent comman- 20 ENGELS, Michel, Der luxemburger Kunstverein, in en 1894. Parmi ses œuvres, nous comptons le Ons Hémecht, Luxembourg, 1900, p. 163; monument Dicks-Lentz, les sculptures de la gare dés à des fournisseurs locaux. Pour les 21 VILLE DE LUXEMBOURG, Bulletin communal, N°6, centrale, les bustes de Jean-Pierre Pescatore et de la constructions, le recours à l’acier luxem- Luxembourg, 1882, p. 71; grande-Duchesse Marie-Adélaide, le monument 22 51 Ibidem, p. 13; du Dr Klein au parc de Mondorf-les-Bains. bourgeois fut explicitement exigé. 23 A.N.L., Travaux Publics, N°565; (DELVAUX, François, Dr., Der luxemburger Les professeurs Etienne Gallowich et 24 Jean Luja (1846-1893) s’était formé suite à Bildhauer Peter Federspiel, Luxembourg, s.d., p. plusieurs séjours passés à l’étranger. Le Musée 154-156. HERR, Lambert, Signatures… Jean-Baptiste Wercollier furent chargés en National d’Histoire et d’Art conserve certaines de op.cit., p. 77.) 1906 de réaliser les travaux de sculptures, ses œuvres (HERR, Lambert, Signatures, 49 Jean Mich (1871->1930) études à l’école supérieure Luxembourg, 2001, p. 202.) des Beaux-Arts à Paris et à l’Académie des Beaux- en stuc et de ferronnerie d’art pour les nou- 25 A.N.L., Travaux Publics, N°551; Arts à Munich. Il fut membre du Cercle artistique et veaux bains municipaux. Jean Blaise devait 26 Ferdinand d’Huart (1858-1919) fut élève de Michel élève de Thomas et de Charpentier. Il participa à Engels à Luxembourg, et d’Alexandre Cabanel à diverses expositions à Paris, Bruxelles, Liège et réaliser les chapiteaux de la rotonde don- Paris. Il étudia aux académies des Beaux-Arts de Munich. Prix Grand-Duc Adolphe en 1902 et 3e nant sur le boulevard Royal.52 Etienne Gal- Paris et de Munich. Il fut professeur au Collège des prix à Paris en 1912. Il réalisa à Han Yang en Oratoriens à Juilly (Paris) jusqu’en 1907. Suite à la collaboration avec Georges Traus, dans le cadre de lowich réalisa en 1918 un portail artistique fermeture de cette école, il retourna à Luxembourg, l’expédition de l’ingénieur Eugène Ruppert en 53 où il devient professeur à l’Ecole d’artisans (THILL, Chine, un monument pour le Vice-Roi Tchang. Tchi pour le laboratoire bactériologique. En P., Répertoire, in Regard sur deux siècles de création Tung. Il fut sollicité pour réaliser les sculptures de la 1919, lors du concours relatif à la construc- et d’éducation artistiques au Luxembourg, Caisse d’Epargne et à l’hôtel des Postes. Il prêta sa Luxembourg, 1987, p. 92-93.) main également aux sculptures à relaisser à la gare tion du musée national, l’architecte Jean- 27 MULLER, Jean, J., Historique du palais de justice à centrale. Il réalisa le monument funéraire de Pierre Koenig soulignait que son projet Luxembour, in Feuille de liaison St Yves, Laurent Menager. (HERR, Lambert, Signatures… Luxembourg, 1984, p. 9; op.cit., p. 222-223. ; PHILIPPART, Robert L., permettait «un emploi judicieux de nos 28 Michel Weyler (1851-1926), ancien de l’Ecole des L’activité industrielle d’Eugène Ruppert en Chine, pierres de taille de Gilsdorf et d’Ernzen». 54 Beaux-Arts de Paris. Peintre classique de natures Luxembourg, 1987, p. 40.) mortes, de paysages et portraitiste. Il participa en 50 Claus Cito (1882-1965) auteur du monument du Le choix des fournisseurs et des maté- 1881 au Salon des Champs Elysées à Paris. Le Souvenir érigé en 1921 à la place de la Constitution. riaux locaux relève donc d’un choix poli- Musée National d’Art et d’Histoire conserve Formé à la Kunstgewerbeschule de Düsseldorf et à plusieurs de ses œuvres. ( BOUR, Roger, Portraits, l’Académie des Beaux-Arts à Bruxelles. Prix Grand- tique. Et le Gouvernement ne manquait Luxembourg, p. 251.) Duc Adolphe en 1909, 1er prix à l’Exposition 29 Michel Engels (1851-1901), professeur de dessin à universelle de Bruxelles. Cet artiste indépendant pas de le promouvoir comme un modèle à l’Athénée, membre fondateur du Cercle Artistique, réalisa plusieurs monuments commémoratifs de la suivre par toute la société. Les mentalités éditeur de plusieurs ouvrages illustrés sur l’ancienne première guerre Mondiale. Ami d’Auguste Macke, forteresse (BOUR, Roger, Portraits… op.cit., p. 62.) disciple et élève de Peter Behrens, Cito inaugure au avaient donc bien changé par rapport au 30 Jean-Baptiste Wercollier (1868-1946), sculpteur. Luxembourg avec le peintre Joseph Kutter, Cito le milieu du XIXe siècle! Etudes à la Grossherzogliche Kunstgewerschule à mouvement de la Sécession. (MAY, Guy, e e Karlsruhe et à l’Académie des Beaux-Arts à Monument du Souvenir, in Eis gëlle Fra, Au tournant du XIX au XX siècle, le Bruxelles, professeur à l’Ecole des artisans de l’Etat, Luxembourg, 1985, p. 13 et BOUR, Roger,. Gouvernement joua toute son influence prix Grand-Duc Adolphe (1894). Exposa au Cercle Portraits… op.cit., p. 47. HERR, Lambert, artistique. (THILL, P., Répertoire… op.cit., p. 108- Signatures… op.cit., p. 50. ADMINISTRATION pour favoriser les sociétés établies à 109.) COMMUNALE DE BASCHARAGE, Rétrospective Luxembourg. 31 Frantz Seimetz (1858-1934) peintre indépendant, Claus Cito, Bascharage, 2003.) formation de peintre décorateur à Trèves, études 51 A.N.L., Bâtiments publics, N°77ab et Travaux artistiques à Bruxelles et aux Académies des Beaux- Publics, N°594; Arts de Munich et de Paris. Membre du Cercle 52 A.V.L., LU IV/2 11 D, N°794-798; artistique, prix Grand-Duc Adolphe (1904). (HERR, 53 A.N.L., Travaux Publics, N°626; Robert L. Philippart LAMBERT, Signatures… op.cit., p. 312; 54 Ibidem, N°4.

19 Guy Hoffmann Guy

FÉDÉRATION DES ARTISANS Vermitteln und Vertreten

Der beigeordnete Generalsekretär Die einfachen Fragen zuerst: Was ist die zu 250 Mitarbeiter haben kann. Das ist der „Fédération des artisans“, „Fédération des artisans“ (FdA) und was schon ziemlich viel für den luxembur- Christian Reuter, stellte sich den macht sie? gischen Kontext, deshalb orientieren wir Fragen der Zeitung ons stad, Wir sind im Grunde der Dachverband uns eher an der Struktur des Betriebs. Neh- der Berufsverbände. Jede Berufssparte hat men wir eine Firma wie die Bäckereikette vertreten durch Luc Caregari. ihren Verband und wir vertreten die hori- „Oberweis“: Sie hat 300 Angestellte und zontalen Interessen des Handwerks gegen­ ist nach unserer Lesart trotzdem eher dem über der Politik und den Gewerkschaften. Mittelstand zuzurechnen. Weil ein Firmen- Hinzu kommt noch, dass wir auch dafür chef dahintersteckt, der mitarbeitet und zuständig sind, das Image des Handwerks sein persönliches Kapital in die Firma in der Öffentlichkeit zu vertreten. investiert hat. Und eben kein Manager, der mit einem „Golden Handshake“ abge­ Sie vertreten also eher mittelständische schossen werden kann, wenn er die Ziele Oben: Betriebe. Wo würden Sie die Grenze ansie- verfehlt hat. Wir vertreten Betriebe, in Die Bäckereikette deln? Ab wann ist man zu groß für die FdA? denen der Chef noch mitarbeitet und in „Oberweis“ sei ein mittelständischer Da gibt es den europäischen Standard, denen er und / oder seine Familie noch hin- Betrieb, so Reuter. nach dem ein mittelständischer Betrieb bis ter der Firma stehen.

20 Das heißt, Sie schließen Aktiengesell- schaften (mit mehr als 250 Mitarbeitern) aus? Das ist eher rar. Also wir haben auch Aktiengesellschaften – wie die Baufirma „Kuhn S.A.“. Aber auch in dem Fall gibt es eine Person, die hinter dem Betrieb steht und ihn vertritt und verkörpert.

Zur Geschichte der FdA: Sie wurde 1905 gegründet als Ablösung des „Allgemeinen Handwerkerverbands“, was ist damals passiert? Also das Gründungsmoment war, als die Anstreicher sich als erste zusammen- getan haben. Aber man muss das Ganze auch im Kontext der Zeitgeschichte sehen: Damals hat sich die gesamte Arbeitswelt ja neu organisiert, nicht nur die Handwerker. Auch die Gewerkschaftsszene hat sich

damals erst gefunden, und so brauchte es Fischbach Vic auch neue Vermittler zwischen diesen Christian Reuter neuen Akteuren. Der „Allgemeine Hand- werkerverband“ war eher ein Verein als eine Interessenvertretung – auch weil es vor 1905 noch nicht so viele Interessen zu definiert denn dieses Interesse? Nur die Und man vergisst, dass nicht jeder Hand- vertreten gab. Und dann kam die Zäsur des Gewerkschaften? Ich weiß nämlich nicht, ob werksbetrieb ausschließlich profitorientiert Zweiten Weltkriegs, als sämtliche Verbände jeder sich durch sie vertreten fühlt. Und ist. Der Chef eines mittel­ständischen Unter- von den Besatzern aufgelöst wurden. In der wenn es am Ende keine „Win-Win“-Situa- nehmens ist oft mehr daran interessiert, am Nachkriegszeit wurde dann auch neu tion gibt, dann haben wir natürlich Pro- Ende des Monats seine Gehälter bezahlen strukturiert: Einerseits kam 1947 die Hand- bleme, damit auf sie zuzugehen. Es ist eine zu können, als eine gewisse Shareholderva- werkskammer als der eher institutionelle absurde Situation. lue einzufahren. In dem Sinne tut es schon Partner hinzu, was die FdA dann als Berufs- weh, zu sehen, wenn die Politik so agiert, verband auf freiwilliger Basis definierte. Ist das denn eine neue Situation, dieser als müsse man jedes und jeden vor der Wenn man so will, ist die FdA eher eine Nicht-Dialog? bösen Wirtschaft schützen: die Angestell- Patronatsgewerkschaft, während die Kam- Dass es Konflikte gab, das war noch ten vor dem Boss, die Natur vor der Indus- mer den offiziellen Part übernimmt. immer so. Historisch gesehen haben wir trie oder auch die Institutionen vor der uns immer zu Kompromissen durchgerun- Wirtschaft bewahren. Es ist doch immer so, Wie steht es denn mit den Beziehungen gen. Aber seit ungefähr zehn Jahren gibt es wenn jemand aus der Wirtschaft der Politik zur Handwerkskammer, gibt es Konflikte? in der Sozialpartnerschaft auf nationaler einen Rat geben will: Da wird sofort von Nein, wir sind zu 99,9 Prozent auf Ebene einen Stillstand, und es können keine Lobbyismus geredet. Aber wenn dreiviertel einer Linie. Wir vertreten dieselben Übereinkünfte mehr gefunden werden. der Arbeiterkammer von Gewerkschaftlern Betriebe und dieselben Interessen – da gibt besetzt wird, hat komischerweise niemand es nicht viel Konfliktpotenzial. Wie steht es um den anderen Ansprech- ein Problem damit. partner? Fühlen Sie sich eigentlich vertre- Ihrer Internetseite zufolge gibt es aber ten von einer Politik, der mehr dran liegt, Wie sieht es auf kommunaler Ebene aus? durchaus Konfliktpotenzial mit den ausländische Firmen ins Land zu locken Betreiben Sie auch dort Lobbyarbeit? Gewerkschaften. oder den Finanzplatz zu verteidigen, als auf Kommunale Instanzen sind sicher Die Relation ist effektiv schwierig. Für das hiesige Unternehmertum zu setzen? wichtige Partner und Kunden für unsere uns ist der Sozialdialog immer eine „Win- Wir pflegen einen sehr guten Kontakt Betriebe – auch über die „Soumissions Win“-Situation: Was dem Betrieb etwas zu Francine Closener, der Staatssekretärin publiques“ oder die „Soumissions res- bringt, soll auch dem Angestellten zugute- im Wirtschaftsministerium, die sich sehr treintes“, welche für lokale Betriebe sicher kommen und umgekehrt. Die Gewerkschaf- viel für die mittelständischen Belange ein- am wichtigsten sind. ten fahren seit ein paar Jahren eher die setzt. Sicher ist es nicht so sexy, wie einen Schiene, dass sie keine Beschlüsse gutheißen großen Tech-Betrieb nach Luxemburg zu Pflegen Sie eine privilegierte Beziehung wollen, die nicht dem Angestellten etwas locken, aber man darf nicht vergessen, dass zur Stadt Luxemburg? bringen – egal wie es dabei für die Betriebe das Handwerk immer noch der größte Es gibt sicher viele Handwerksbetriebe aussieht. Es ist ein Nullsummenspiel: Was Arbeitgeber im Land ist – mit 80.000 in der Hauptstadt. Und die Stadtverwal- dem Betrieb schadet, kann in den Augen der Angestellten. In dem Sinne haben wir schon tung tut auch einiges, um Handwerksbe- Gewerkschaften nur gut für die Angestellten das Gefühl, dass wir politisch etwas verges- triebe auf ihr Gebiet zu locken, was nicht sein, und was für den Angestellten gut ist, sen werden. Wenn von Betrieben geredet immer einfach ist. Auch weil es ja gegen ist schlecht für den Betrieb. Diese Haltung wird, klingt das immer sehr anonym und den Trend geht, der besagt, dass die spiegelt sich auch sehr gut in den Diskussio- abstrakt. Es wird dann aber vergessen, dass Betriebe eher in den Stadtgürteln angesie- nen über die Arbeitszeitflexibilisierung. Hier Menschen dahinter stehen, Frauen und delt werden sollten statt drinnen. Aber in wollen die Gewerkschaften auch nur einem Männer mit Familien. Wir sind nicht nur Luxemburg wird noch einiges für Hand­ Beschluss zustimmen, der, wie sie sagen, im eine graue Masse, sondern hinter jedem werks­betriebe gemacht, die sich im Stadt­ Interesse des Angestellten ist. Aber wer Betrieb steht ein menschliches Schicksal. gebiet niederlassen wollen.

21 Zu Besuch in der Handwerkskammer Offensive und Defensive

Die Politik beraten, das Handwerk as mausgraue Gebäude auf Kirchberg Schließlich wird ons stad zum Rendez- verteidigen und die Ausbildung Dfällt nicht weiter auf, im Gerangel der vous mit Generaldirektor Tom Wirion vor- organisieren – das sind nur einige Banken und EU-Institutionen, die den gelassen. Er empfängt uns in seinem der Aspekte, die von der Handwerks­ etwas gewöhnungsbedürftigen Charme holzgetäfelten, großräumigen Büro mit dieses hypermodernen Viertels ausma- Blick auf die Hauptstraße. „Ich gebe zu, kammer abgedeckt werden. chen. Kaum einen Steinwurf vom „Euro- dass ich ihre Publikation eigentlich nicht so ons stad war zu Besuch beim pean Stability Mechanism“ entfernt, gut kannte“, erklärt er, denn schließlich Direktor Tom Wirion. beherbergt das Hauptquartier der Hand- wohne er nicht in der Hauptstadt. „Aber werkskammer doch eine andere Welt – die nachdem ich mich ein bisschen schlauge- nicht immer im Rhythmus der Globalisie- macht habe, habe ich zugesagt. Ich rede rung mitschwingt, und deren Interessen nämlich nicht mit jedem Medium.“ sich auch nicht zwangsweise mit denen Da haben wir noch mal Glück gehabt: seiner Nachbarn decken. Rein äußerlich ist Für die nächste Stunde steht uns Tom in der Lobby des Hauses kein Stilbruch mit Wirion bereitwillig Rede und Antwort über dem Rest des Viertels zu sehen. Auto­ die Handwerkskammer. Seinen Arbeits- matisch surrende Glastüren, eine leicht platz beschreibt er folgendermaßen: „Die skeptische­ Empfangsdame, gemütliche Handwerkskammer ist eine öffentlich- Oben: rechtliche Institution mit drei Missionen: Der Sitz der Ledersessel und geräusch­lose Aufzugstü- „Chambre des métiers” ren. Schimmernde Flatscreens teilen die Erstens sind wir für die Ausbildung der auf Kirchberg. heutigen Events, Seminare und Weiterbil- Handwerker zuständig, also für den Gesel- Guy Hoffmann dungen mit – Yogakurse inklusive. lenbrief, die Meisterprüfung und auch für

22 die Reform des kommerziellen Mietrechts nun aber vor der Tür steht, und das Geset- zesvorhaben relativ weit geht, mussten wir eine gemeinsame Linie identifizieren.“ Die Frage ist nur, ob sich hier nicht die Interessen der Kammer und der Föderation kreuzen, denn auch die Föderation erhebt den Anspruch, Sprachrohr der Betriebe gegenüber der Politik zu sein. Für Tom Wirion ist das aber kein Problem: „Das sind zwei verschiedene Dinge. Die Födera- tion ist eher eine Patronatsgewerkschaft, die – und das ist positiv gemeint – vor allem die Inte­ressen der Arbeitgeber schützt. Währenddessen platziert sich die Handwerkskammer eher in der Distanz und versucht das große Ganze zu sehen – und nicht nur die Partikularinteressen. Zum Beispiel, wenn die Schreinerbetriebe ein ganz spezifisches Problem haben, kann sich die Föderation sehr gut darum küm-

Guy Hoffmann Guy mern. Die Kammer geht dann eher hin und In den Bäckereibetrieben gibt es, laut Wirion, noch offene Plätze für Lehrlinge. versucht herauszufinden, ob sich dieses oder ähnliche Probleme nicht auch in anderen Berufssparten wiederfinden, um auf dieser Ebene dann zu intervenieren. So die ‚formation continue’. Zweitens stehen sorgen wir für Harmonisierung. Auch in wir den Betrieben zur Seite, in allem was den Zuständigkeitsbereichen gibt es Unter- sie betrifft: Von der Gründung, über juristi- schiede – zum Beispiel verhandeln wir hier schen Beirat, bis zur Kontaktpflege über die keine Kollektivverträge. Aber alles in allem Grenzen hinaus – schließlich ist Luxemburg Die Handwerks­ würde ich Kammer und Föderation als keine Einbahnstraße mehr und viele lokale komplementär beschreiben.“ Handwerksbetriebe drängen in die Großre- kammer ist eine Das impliziert natürlich auch, dass man gion.“ Drittens sei die Handwerkskammer öffentlich-rechtliche sich abspricht, um der Politik als kohärent zu auch der Ansprechpartner der Politik in Institution. Alle erscheinen. Ein Beispiel dafür ist die Berufs- allen Sachlagen – von der Avisierung von ausbildung, die auch gerade reformiert wird. Gesetzesvorschlägen bis zur Interessenver- fünf Jahre wird Hier wird sich der Input der Föderation sehr tretung gegenüber Regierung und Parla- sie demokratisch zu Herzen genommen, währenddessen die ment. Und das seit 1924, als per Gesetz die legitimiert. Kammer den Vorrang hat. Es ist schlussend- Berufskammern erschaffen wurden. lich ja auch sie, die Ausbildungsverträge auf- Seitdem werden alle fünf Jahre Wahlen stellt, und die gesamte Ausbildung im Sektor organisiert, bei denen, ähnlich wie bei Handwerk organisiert. Gemeinde- oder Parlamentswahlen, der Rat gewählt wird, der die Richtung bestimmt, die die Handwerkskammer neh- Tom Wirion im Gespräch mit Luc Caregari. men wird. Diese demokratische Legitima- tion erscheint Wirion wichtig, auch als Beleg für die Unabhängigkeit seiner Institu- tion: „Es ist kein gemeinnütziger Verein, der seine Interessen vertritt, sondern schon eine richtige Institution. Was ich interessant daran finde, ist, dass wir auch mit den gewählten Berufsvertretern einen Zugang zur Realität des Terrains haben, der einma- lig ist. Und das geht weiter als nur die Dis- kussionen im Rat der Kammer – wir organisieren auch Arbeitsgruppen und andere Foren, in denen der Austausch stattfinden kann. So haben wir letztlich eine Arbeitsgruppe zum Thema kommerzi- elles Mietrecht auf die Beine gestellt, in der ganz verschiedene Standpunkte zutage kamen. Eine Konstruktionsfirma, die eher ihre Terrains und Infrastrukturen besitzt, hat da andere Ansichten und auch andere Belange als ein Handwerksbetrieb, der

seine Hallen oder Gebäude anmietet. Da Fischbach Vic

23 ZU BESUCH IN DER HANDWERKSKAMMER OFFENSIVE UND DEFENSIVE

Was das für einen Aufwand kostet und wie das funktioniert, ist schwierig in nur ein paar Sätzen zu umreißen: „Das Handwerk ist eine Karriere an sich, wie jede andere. Wir führen die Liste jener Betriebe, die das Recht haben, Leute auszubilden – wozu sie einige Bedingungen erfüllen müssen. Wir vermitteln dann die jungen Menschen, die ins Handwerk kommen auf die verfügbaren Lehrlingsstellen. Wenn sich dann ein poten- tielles matching herausstellt – also, wenn beispielsweise ein Bäckerbetrieb drei Lehr- plätze angibt, und sich drei junge Men- schen über die ADEM bei diesem Betrieb melden, wird der Vertrag über die Hand- werkskammer abgeschlossen.“ Wirion bedauert aber den Umstand, dass immer noch viele junge Menschen ins Handwerk kommen, die das klassische Lyzeum abgebrochen haben, und dann das Handwerk als einzigen Weg in die Berufs- welt sehen. Er ist der Meinung, das Hand- werk solle nicht die zweite Wahl sein und Bei den Mechatronikern gibt es laut Wirion mehr Lehrlingskandidaten als offene Stellen. auch nicht das Resultat eines Misserfolgs. „Wir wollen eher eine positive Orientierung Richtung Handwerk promovieren. Und auch erklären, dass es nicht unbedingt verbreitete Meinung, dass man im Hand- Lebensqualität“, moniert Wirion und sinnvoll ist, Büroarbeit positiver darzustel- werk nur den Mindestlohn verdiene, weist erzählt, dass es auch in der Handwerks- len als Handarbeit“, meint er. Im vollen er jedenfalls weit von sich. Auch die vor kammer Grenzgänger gibt, die beispiels- Bewusstsein, dass diese Materie doch sehr kurzem gestartete Initiative „Hands Up“ weise nach den Pariser Attentaten bis zu komplex ist, ist Wirion dennoch zuversicht- versucht das Image des Handwerks aufzu- zwei Stunden länger unterwegs waren als lich, dieses Stigma loswerden zu können: polieren, und Letzteres fit für die Zukunft sonst. „Wenn wir nicht aufpassen, dann „Es gibt viele Firmen im Technologiebe- zu machen. Wie groß der Mangel an wird es sauer für uns alle.“ reich, die sehr anspruchsvolle, innovative luxemburgischen Arbeitskräften ist, sagen Was die Verteilung der Lehrstellen auf und zukunftsorientierte Arbeitsplätze bie- die Zahlen: 48 Prozent der Beschäftigten die Betriebe angeht, gibt es laut Wirion ten, und die Leute auch so ausbilden. Wir im Handwerk sind Grenzgänger – weshalb zwei Trends. Einerseits gibt es Berufe, in sind auch neidisch auf andere Länder, in sich die Handwerkskammer auch nachhal- denen es mehr Kandidaten als Angebote denen das Handwerk einen ganz anderen tig für das Schengener Abkommen stark gibt. Es gibt andererseits Sparten, auf die Status genießt – in Deutschland ist das bei- machen will. Denn ohne offene Grenzen das Gegenteil zutrifft. Mechatroniker oder spielsweise der Fall.“ würde nicht viel im Großherzogtum funkti- Elektriker fallen in die erste Kategorie, in Auch das Vorurteil der schlechten onieren. „Es geht den Grenzgängern ja der es zwar auch viele Angebote gibt, aber Bezahlung lässt Wirion nicht gelten. Die nicht nur um die Löhne, sondern auch um doch immer mehr Kandidaten, so dass einige leer ausgehen. Bei den Bäckereibe- trieben ist es eher umgekehrt – hier mel- Das Handwerk sollte den gleichen Status genießen wie das etwa den sich nicht genug Lehrlinge – „wohl in Deutschland der Fall ist, so Wirion. weil man da sehr früh aufstehen muss“, mutmaßt Wirion. Deshalb hat die Kammer auch einen „Matcher“ eingestellt, der ver- sucht, die Koordinierung zwischen Stellen und Angeboten besser zu gestalten. Auch der „Léierplaatzendaag“ auf Belval ist eine Initiative, bei der sich die Handwerkskam- mer seit kurzem einmischt – dort ist es sogar zum Abschluss verschiedener Ausbil- dungsverträge gekommen. Solche Initiativen sind, laut Wirion, wichtig, denn „viele Jugendliche haben schon sehr komische Vorstellungen vom Berufsleben im Handwerk und es fehlt ihnen an Orientierung“. Aber auch das kann sich ändern, wenn sich das Image des Handwerks im großen Ganzen wandelt.

Guy Hoffmann Guy Luc Caregari

24 00 SURTITRE

Les raboteurs de parquet © Gustave Caillebotte

Se faire des cheveux

i c’était guidé par l’odorat qu’on y met- De nudités héroïques, allégories pote- A moins d’avoir une firme à reprendre, Stait la main? Dans le beurre, dans le lées et fessues, en passant par des grimaces un métier manuel est un genre inférieur. cheveu, dans le cuir, dans le bois pour trai- de Papouasie, trouver infâme un napperon, Elever un sujet quotidien à un art, l’ex- ter une matière qui vous botte. Un réper- ou qualifier de fièvre de lait un macramé périence n’est pas de même nature. toire d’aptitude, acrobates de la main, crocheté vingt ans plus tôt. Féticheurs que Il y a des codes et des comportements spatialistes, les dentellières, par exemple, nous sommes, nous adorerons les arts and et des éconduits. Loin d’imaginer un grand pour l’exécution d’une dentelle irlandaise- crafts d’Angleterre avec Charles Rennie désordre des sens, aucun cri de métal sur lancent dans le vide quatre fils simples et Mackintosh. Jusqu’aux célébrations orga- son lit de luxure, une école dite des arts et les réunissent au milieu par un nœud, tel niques d’un Tim Stead qui donnera raison métiers ne peut décemment proposer ein qu’elles le font pour les araignées à huit au sévère Adolf Loos: L’objet doit faire kulturloses Bildungswesen et abrutir sa rayons. Dans les ateliers d’ébénisterie, au fil preuve de bon sens. clientèle à coups de lime. Les vilains de l’apprentissage pour manier la varlope Comment fait-on l’objet? concepts d’Arbeiter der Faust et d’Arbeiter ou le riflard, le compagnon faisait son tour -Oh ben, vous tournez, vous limez, der Stirn, malgré les époques, malgré les dis- de France, tandis que les élégantes se glis- vous taillez, vous ajointez, vous colorez, cours, et les nerfs se liant aux senteurs:«Es saient dans une prolifération de jupons de coupez... Voilà! Z’allez pas nous casser les war wohl ein Fehler in den exakten Wissen- crin, avant de finir sous des décamètres de pieds! Qu’on s’amuse, qu’on rigole! Voyez schaften den Geist aus der Natur zu verban- tissus soyeux. Pour s’assortir aux splen- les Italiens, même aux nouilles, ils ont nen.» (Jeremy Hayward, physicien) La dides limousines, le cuir noir des bagages trouvé comment leur mettre une crête! peinture, par exemple, rend un paysage, il y épousera le galbe des carrosseries. Glorifions l’éphémère, c’est une attitude, a donc une image à inventer, il faut choisir On s’intéressera toujours à l’essence voyons! D’ailleurs, à peine 5% des expo- un départ et une arrivée et faire éprouver des formes pour notre rapport au monde. sants ont du talent et les écoles arts et quelque chose. Ou pour tordre le cou à une réalité trop métiers, Fachhochschule, design, ou arts Mettre la main à la pâte, ce doit être la moche; s’élever au-dessus de son enve- décoratifs… qui forment-elles?Des direc- lutte des classes. loppe charnelle en ethno-kitscheur, ou au teurs de musée ou des décorateurs d’éta- gré des modes. lages. Et les arts et métiers, la chose allant à bien et par leur soin diligent, ont mué en génie technique! Or la technique est amnésique. Anne Schmitt

25 PORTFOLIO

Que faire chez le coiffeur? Se laisser faire!

Jacques Charpentreau

Es gibt niemanden, der nicht ißt und trinkt, aber nur wenige, die den Geschmack zu schätzen wissen

Konfuzius

26 PORTFOLIO

27 PORTFOLIO

Die Kunst hat das Handwerk nötiger als das Handwerk die Kunst.

Franz Kafka

28 PORTFOLIO

Handwerksberufe von A-Z: Wo kann man sie erlernen?

Anstreicher/in Lycée technique du Centre Autolackierer/in Lycée technique du Centre Automechaniker/in Lycée technique du Centre Auto- und Motorrad- Mechatroniker/in Lycée technique du Centre Bäcker/in Lycée technique de Bonnevoie Bauer, Bäuerin Lycée technique agricole, Ettelbrück Baumaschinenmechatroniker/in Lycée technique agricole, Ettelbrück Bauzeichner/in Lycée Josy Barthel, Mamer Buchbinder/in Lycée des Arts et Métiers Charcutier (m/w) Lycée technique du Centre Dachdecker/Zimmermann/Klempner/in Lycée technique du Centre Dekorateur/in Lycée des Arts et Métiers Drucker/in Lycée des Arts et Métiers Lycée technique du Centre Elektriker/in Lycée technique de Bonnevoie Lycée des Arts et Métiers Energieelektroniker/in Lycée technique privé Emile Metz Lycée technique de Bonnevoie Fahrradmechaniker/in Lycée technique du Centre Fleurist/in Lycée technique agricole, Ettelbrück Flugzeugmechaniker/in Lycée technique privé Emile Metz Friseur/in Lycée technique du Centre Fotograf/in Lycée technique du Centre Gärtner, Gemüsegärtner, Blumengärtner, Zierpflanzengärtner/in Lycée technique agricole, Ettelbrück Glaser/in Berufsbildende Schule Gewerbe und Technik, Trier Heizungsinstallateur/in Lycée technique du Centre Hotelier/in, Hotelier-Restaurateur/in Lycée technique Hôtelier Alexis Heck, Diekirch Lycée des Arts et Métiers Industrie- und Wartungsmechaniker/in Lycée technique privé Emile Metz Lycée technique de Bonnevoie Informatiker/in Lycée des Arts et Métiers Karosserieschlosser/in Lycée technique du Centre Kellner/in Lycée technique de Bonnevoie Lycée technique hôtelier Alexis Heck, Diekirch Koch/Köchin Lycée technique de Bonnevoie Kommunikationselektroniker/in Lycée des Arts et Métiers Kosmetiker/in Lycée technique du Centre Konditor/in Lycée technique de Bonnevoie Konstruktionsmechaniker/in Lycée technique privé Emile Metz Lycée technique de Bonnevoie Mechaniker/in Lycée technique privé Emile Metz Landmaschinenmechatroniker/in Lycée technique agricole, Ettelbrück Landschaftsgärtner/in und Baumschuler/in Lycée technique agricole, Ettelbrück Lastwagenmechatroniker/in Lycée technique agricole, Ettelbrück (im Aufbau) Mechatroniker/in Lycée des Arts et Métiers Metzger/in Lycée technique de Bonnevoie Optiker/in Lycée technique du Centre Parkettleger/in Lycée technique d’Esch-sur-Alzette Plattenleger/in Lycée Josy Barthel, Mamer Schlosser/in Lycée technique de Bonnevoie Schneider/in Lycée technique du Centre Lycée technique du Centre Schreiner/in Lycée technique privé Emile Metz Steinmetz/in Lycée Josy Barthel, Mamer Tischler/in Lycée technique privé Emile Metz Traiteur/in Lycée technique de Bonnevoie Umweltfacharbeiter/in Lycée technique agricole, Ettelbrück Zahntechniker/in Lycée technique du Centre Zerspanungsmechaniker/in Lycée technique privé Emile Metz

Wir haben uns auf die Sekundarschulen der Stadt Luxemburg beschränkt. Auswärtige Schulen haben wir nur genannt, sofern sie spezifische Ausbildungen anbieten im Bereich Baufach, Gartenbau, Forst- und Landwirtschaft, Gastronomie und Hotelfach.

29 PORTFOLIO

J’ai vu en mon temps cent artisans, cent laboureurs, plus sages et plus heureux que des recteurs de l’université.

Montaigne

30 PORTFOLIO

31 Guy Hoffmann Guy Flicken oder verschrotten?

Stille am Montagmorgen. ass Elektrogeräte im Zweifelsfall auf Ankerwickler – ein heute selten gewordener „Die Kaffemaschine ist kaputt.“ Ddem Müll landen, war nicht immer so. Beruf, in dem man Elektromotoren ... repa- Die Woche fängt ja gut an. Früher gehörte zu jedem Elektrikerladen riert. Wir sitzen im Büroraum in Sandweiler: „Kannst du sie beim Elektriker eine kleine Werkstatt, in der schnell mal Heller Fliesenboden, Aktenschränke, Com- ein Wackelkontakt neu verlötet wurde und puter. Ein Mitarbeiter telefoniert gerade, vorbeibringen?“ Nee, die flicken wo Dutzende von kaputten Geräten her- andere kommen und gehen, aus dem so kleine Geräte nicht mehr. umstanden, für die Ersatzteile bestellt Nebenraum dringen manchmal Bohrgeräu- Wir kaufen einfach ‘ne neue.“ waren. Heute dagegen werden in erster sche. In der Ecke steht eine breite Kommode Neue Woche, neue Kaffee­ Linie Großgeräte wie Waschmaschinen mit eingebautem Drehknopf-Grundig- maschine. „Meinst du? repariert – und auch nur, wenn es sich Radio. „Das funktioniert noch“, versichert Die hat doch so gut funktioniert. gegenüber einer Neuanschaffung lohnt. Hahn. Auf dem Möbel liegen ein paar Päck- Echt schade, sie einfach wegzu­ Weil diese Reparaturen meistens beim chen Satellitenempfang-Zubehör und eine Design-Schirmlampe mit den dazugehöri- schmeißen.“ Kunden erfolgen, sind bei vielen Elektrikern die Funktionen Verkauf, Installation und gen Lieferscheinen. „Neu ist immer besser.“ Reparatur entkoppelt, auch geografisch. So auch bei Guy Hahn, der einen Laden Fernseher kaputt in Niederanven hat, zeitweilig das Geschäft in der hauptstädtischen Avenue Monterey „Mit Funktechnik habe ich schon am betrieb, Lager, Büros und Werkstätte dage- Anfang bei Siemens zu tun gehabt“, Oben: gen in die Sandweiler Industriezone ausge- erzählt Hahn, der zwölf Jahre in Luxem- Weiße Ware unter der schwarzen Platte – Elektroherde werden auch lagert hat. Der joviale Firmenchef mit Brille burg in verschiedenen Abteilungen für den heute noch repariert. und kurzen grauen Haaren ist gelernter Konzern gearbeitet hat. Begeistert erinnert

32 er sich an Großprojekte wie die Installation der Dolmetsch-Anlage im ‚Klénge Kueb‘. Doch auch für die Reparatur von Siemens- Haushaltsgeräten war er zeitweilig zustän- dig. Nachdem er bei einem anderen Elek­triker Erfahrungen im Bereich Fachhan- del gesammelt hatte, machte er sich 2004 selbständig. Hahn ist eine Art Zeitzeuge der gro- ßen Veränderungen im Elektrohandel. „Bei Fernsehern und Hifi, braune Ware, wie wir sagen, läuft gar nichts mehr. Vorher hatte ich einen Fernsehtechniker eingestellt – an den Geräten mit Bildröhre war vieles, das man noch reparieren konnte.“ Die Preispo- litik und der mangelnde Service der Kon- zerne machen die neuen Flachbildschirme für den Fachhandel uninteressant. „Repa- riert wird nur noch in der Garantiezeit. Eine Ersatzplatine – wenn überhaupt verfügbar Der Charme der alten Drehknopf-Radios – sie waren einmal das Tor zur Welt. – kann 500 Euro kosten, da kaufen viele lieber ein Neugerät.“ „Électricité Guy Hahn“ beschäftigt derzeit 15 Mitarbeiter, etwa die Hälfte grammiert werden.“ Gleichzeitig erwarteten Leute kommen vorbei, um sich die Geräte davon im technischen Bereich. „Der Laden die Kunden niedrige Preise, so dass man als anzuschauen... und manchmal auch nur, liegt gut, im ‚Centre commercial Les Arca- Handwerker bei den Löhnen nicht mit den um zu plaudern.“ Die Kundschaft interes- des‘ kommen viele Leute vorbei“, so der Fir- öffentlichen und halböffentlichen Arbeitge- siere sich auch eher für hochwertige Pro- menchef. Ein wichtiges Standbein der Firma bern konkurrieren könne. dukte, berichtet Hahn. „Sie achten auf den ist allerdings auch die Installation bei Neu- „Der Verkauf von Kleingeräten hat im Energieverbrauch, wobei die Umweltprä- bauten: elektrische Kabel, Glasfibernetz- Laden in der Oberstadt auch recht gut mien, die Niederanven und andere Gemein- werke und Satellitenanlagen. Problematisch funktioniert.“ Doch Hahn ärgerte sich über den anbieten, auch eine Rolle spielen.“ für ein Kleinunternehmen kann dabei die die schlechte Erreichbarkeit für Autos und Und: Je hochwertiger und teurer das Gerät, Zahlungsmoral der ‚Promoteurs‘ werden, Lieferwagen. Angesichts der bevorstehen- umso eher lohnt sich eine Reparatur. merkt Hahn an. Eine weitere Herausforde- den Großbaustelle beschloss er, den Laden rung sieht er im fehlenden Nachwuchs. Die aufzugeben, obwohl er einen günstigen Billigware hat ihren Preis junge Generation bringe nicht mehr die Pachtvertrag hatte. „Mit einer normalen nötige Motivation mit. Dabei werde immer Geschäftsmiete haben es kleine Läden in Der alteingesessene Elektriker Norbert Rei- mehr verlangt: „Heute hängt man einen der Oberstadt sehr schwer“, schätzt Hahn. nert in Bonneweg sieht das ähnlich: „In Laptop an die kaputte Waschmaschine, um Der Laden in Niederanven ist auch für den vielen Fällen ist die Reparatur zu teuer.“ den Defekt zu finden, und bestimmte Verkauf der weißen Ware wie Waschma- Bei einer Waschmaschine koste eine Ersatzteile müssen vor dem Einbau pro- schinen und Kühlschränke wichtig. „Die Ersatzpumpe 100 Euro, die Elektronik 180 Euro, hinzu komme der Einbau. „Für 390 Euro kann man eine neue Waschmaschine kaufen. Früher, als der Neupreis bei 900 Nicht ohne meinen Laptop! Die Anforderungen für Elektriker haben sich stark verändert. lag, war das eine andere Sache.“ Das Lokal in der Rue Sigismond besteht nur aus einem Laden, zur Reparatur werden die Geräte weggebracht – oder es wird gleich beim Kunden repariert. Reinert sieht das Problem auch bei den Konzernen, die immer weniger Pläne und Ersatzteile zur Verfügung stellen. Und bei den Kunden: „Dass mal jemand mit ‘nem kaputten Radio vorbei kommt, ist selten. Die Leute kaufen lieber ein neues Gerät.“ Reinert gibt ihnen nicht unrecht: „Bei den Preisen lohnt sich das Reparieren wirklich nicht.“ Auch der Preisdruck aus dem Internet macht den Elektrikern zu schaffen, und das nicht nur bei Kleingeräten. „Im Niederan- vener Laden kommen schon mal Leute vorbei und sagen: Im Internet kostet dieser Elektroherd nur so und so viel“, erzählt Guy Hahn. Er müsse dann erklären, dass bei ihm Beratung, Anschluss und Service im Preis inbegriffen sind. „Meistens verste-

Guy Hoffmann Guy hen unsere Kunden das auch.“ In seinen

33 FLICKEN ODER VERSCHROTTEN ?

Augen ist der Preisverfall nicht nur ein Pro- im Verdacht, auf geplante Obsoleszenz blem für die Händler: „Die meisten Geräte zurückzugreifen, also die absichtliche Ver- sind ‚Made in China‘. Das ist zwar billiger, ringerung der Lebensdauer von Produkten. aber der Aufwand für Verpackung und Klar ist: Immer weniger Verbraucher den- Transport ist größer als früher.“ ken überhaupt daran, ein Produkt reparie- Den Großteil der Reparaturen macht ren zu lassen, und bei immer weniger bei Hahn die weiße Ware aus: Waschma- Produkten können Handwerker eine Repa- schinen, Elektroherde... „Bei den Kühl- ratur zu akzeptablen Preisen anbieten. schränken ist das schwieriger, falls der Bleibt nur noch das Wegschmeißen! Kompressor ersetzt werden muss. Insbe- sondere die modernen Kühlmittel machen Zurück zum Handwerk so eine Reparatur zu einer aufwendigen und teuren Angelegenheit.“ Früher habe Doch Alternativlosigkeit ruft die Entwick- man sogar Bügeleisen und Kaffeemaschi- lung neuer Alternativen hervor. Sei es das nen systematisch repariert. „Die Siemens gestiegene Umweltbewusstsein, die sin- Guy Hahn, Firmenchef TC7636 – das weiß ich noch genau – kenden Realeinkommen oder der Über- und gelernter Ankerwickler. konnte man für 800 Franken generalüber- druss der Wegwerfkultur, Reparieren ist zu holen lassen – neu hat die das Vierfache einer Art neuer Subkultur geworden. Auch gekostet“, erinnert sich der Elektriker mit in Luxemburg gibt es seit zwei Jahren ein Der Trend, dass jeder die eigenen Nostalgie in der Stimme. Heute dagegen „Repair Café“, eine Initiative, die aus den Reparaturen selber in die Hand nimmt, seien viele Kleingeräte so verschraubt, dass Niederlanden stammt und in Deutschland wird durch das Internet noch verstärkt. In man sie kaum noch öffnen könne. „Die weit verbreitet ist. Foren wie forum.electronicwerkstatt.de meisten Hersteller tauschen die Geräte An einem bestimmten Tag können oder forum.iwenzo.de findet man mehr unter Garantie einfach aus“, sagt Hahn. Bürgerinnen ihre kaputten Geräte mitbrin- oder weniger fachkundige Beratung – zum Eine richtige Reparatur in der Elektriker- gen und ehrenamtliche Experten helfen Teil diskutieren da auch gelernte Handwer- werkstatt, wie früher, ist keine Option. ihnen, sie zu flicken. Die Beratung und die ker untereinander. Manchmal kursieren in Einzige Ausnahme bei seinen Kunden seien Hilfe sind unentgeltlich, aber es geht vor anderen Foren aber auch abenteuerliche ältere Leuchten: „Manche Kunden lassen allem darum, die Teilnehmer zur Selbsthilfe Ratschläge wie den, einen kaputten Kühl- Stehlampen oder Kronleuchter reparieren, anzuregen; gegebenenfalls müssen auch schrank auf den Kopf zu stellen. Oder gar die sie unbedingt weiter benutzen wollen, Ersatzstücke gekauft und zum nächsten einfach die Rohre abzuschneiden und das insbesondere Erbstücke.“ Termin mitgebracht werden. Im Herbst Kühlmittel selber zu ersetzen – massiv luft- Man erkennt den Teufelskreis: Bei billi- 2015 stellte sich das Luxemburger Repair verschmutzend und gemeingefährlich. gen Elektrogeräten lohnt sich das Reparie- Café auf der Ökofoire vor, seitdem scheint Vielleicht muss ja doch nicht jeder alles ren nicht. Wenn aber immer weniger das Projekt im Winterschlaf zu liegen – reparieren können. In Deutschland gibt es repariert wird, gewöhnen sich die Verbrau- neue Termine dürften demnächst auf der www.my-hammer.de, auch eine Online- cher daran, die Geräte beim ersten kleinen Homepage http://repaircafe.lu angekün- Vermittlung zwischen Verbrauchern und Defekt wegzuschmeißen und neue zu kau- digt werden. Eine ähnliche Initiative im Handwerkern, bei der sich ja vielleicht fen. Die dann wiederum möglichst billig Rahmen der Transition-Bewegung ist das irgendwo der geeignete Experte für das sein sollen. Hinzu kommt: Auch bei teuren alljährliche Do-it-yourself-Festival. Das kaputte Kleingerät finden lässt. Möglich, Markengeräten wird das Reparieren nächste findet am 28. Mai ab 14 Uhr in dass die Handwerker, angesichts der Kon- schwieriger, zum Teil stehen die Hersteller den Rotondes statt. kurrenz mit den Internet-Verkaufskanälen, das Geschäft mit den Reparaturen wieder ausbauen werden. Gerade im viel verschrie- Beim Kunden vor Ort messen, Ersatzteil herbeischaffen enen China findet sich an jeder Straßen- und einbauen – für Billig-Waschmaschinen lohnt sich das nicht mehr unbedingt. ecke ein Reparaturladen, der Ersatzstücke hortet und alles Mögliche flicken kann – weil die Lohnkosten niedriger sind und viele Verbraucher weniger Geld für einen Neu- kauf haben. Sollten im Zuge der Energie- wende Herstellungs- und Transportkosten weltweit wieder steigen, so könnten sich auch im Westen viele Reparaturarbeiten wieder lohnen. Eine Vorstellung, der Guy Hahn einiges abgewinnen könnte: „Ich würde das begrüßen. Das würde Arbeits- plätze schaffen. Früher, bei Siemens, waren zwei Leute allein mit den kleinen Reparatu- ren beschäftigt.“ Bei der Kaffeemaschine vom Montag- morgen war’s übrigens nur die Tempera- tur-Sicherung. Der Elektriker konnte sie kurzfristig und günstig reparieren. Am Samstagmorgen hat sie schon wieder vor sich hin geblubbert; das Wochenende war gerettet.

Guy Hoffmann Guy Raymond Klein

34 INTEGRATION DURCH HANDWERK

Verantwortung übernehmen

Sie ist seit Monaten .447 Flüchtlinge sind 2015 in Luxemburg ange- Der Blick nach Deutschland in aller Munde: 2kommen. Angesichts der bestehenden Kapazitä- die Flüchtlingskrise. ten und der Reaktionsschnelligkeit der Behörden In Deutschland sind ungefähr die Hälfte der ankom- Die Aufnahme von verläuft ihre Aufnahme bisher ohne nennenswerte menden Flüchtlinge jünger als 25 Jahre. Um eine Probleme. schnelle Integration zu begünstigen, verlässt man Flüchtlingen in Doch ein Ende der Flüchtlingskrise ist sobald sich – zum Teil – auf... das Handwerk. 10.000 junge Luxemburg gestaltet noch nicht in Sicht. Hat sich die Zahl der Ankünfte Flüchtlinge – denen der Asylstatus bereits zugestan- sich bisher ohne grö- momentan etwas beruhigt, so ist das vor allem auf den wurde – sollen in den kommenden zwei Jahren ßere Schwierigkeiten.­ die winterlichen Wetterbedingungen am Mittelmeer von einer handwerklichen Ausbildung profitieren Doch der schwierige zurückzuführen. Ob der „Deal“ zwischen EU und können. Das zumindest verheißt das Projekt, das Teil steht erst noch Türkei an der Situation etwas ändern wird, bleibt die Bundesbildungsministerin Johanna Wanka an: die Integration. erst noch abzuwarten. zusammen mit dem Leiter der Bundesagentur für Das Handwerk kann Doch auch wenn die hohe Zahl der Ankünfte in Arbeit Frank-Jürgen Weise und dem Handwerks- naher Zukunft zurückgehen würde: Diejenigen, die präsidenten Hans-Peter Wollseifer Anfang Februar dabei, das zeigen es bis nach Luxemburg geschafft haben, werden vorstellte. Erfahrungen aus dem wohl angesichts der Lage so bald nicht in ihre Her- Damit kommt der deutsche Gesetzgeber dem Ausland, auch eine kunftsländer zurückkehren können. Hegen viele Handwerk entgegen. Schon seit Beginn der Flücht- Rolle spielen. unter ihnen die Hoffnung, irgendwann nach Syrien lingskrise werden seitens des Handwerks und seiner oder in den Irak heimkehren zu können, so zeichnet Vertreter immer wieder Stimmen laut, die fordern, sich doch ab, dass sie zumindest ein paar Jahre hier Flüchtlinge verstärkt in handwerkliche Ausbildungen verbringen werden. zu bringen, und so dem viel zitierten „Fachkräfte- Es gilt also, sie zu „integrieren“, sprich, ihnen mangel“ beizukommen. Im Dezember 2015 forderte berufliche und persönliche Perspektiven zu bieten, Handwerkspräsident Wollseifer gar „ausbildungswilli- sie am öffentlichen Leben teilhaben zu lassen, ihnen gen“ jungen Flüchtlingen das Bleiberecht zu erteilen. die Landessprachen näherzubringen. Gerade für In Interviews und Probearbeiten sollen in einem Jugendliche ist es wichtig, sich hierzulande etwas ersten Schritt, Qualifikationen und Sprachkennt- aufbauen zu können. Denn Jugend und Perspektiv- nisse potenzieller Anwärter geprüft werden. In losigkeit sind kein guter Mix. einem zweiten Schritt sollen die jungen Flüchtlinge Luxemburg hat Erfahrung mit der Integration eine Art überbetriebliche Vorausbildung absolvie- Oben: von Zuwanderern, soviel steht fest. Fast die Hälfte ren, um so auf die eigentliche Ausbildung vorberei- Integration durch Handwerk – Donaldo macht’s vor: der Bevölkerung besitzt eine andere Staatsbürger- tet zu werden. Übernommen werden sowohl der der junge Albaner mit schaft als die luxemburgische, eine Mehrheit in der erste wie auch der zweite Schritt von der Bundes- Arbeitskollegen. Bevölkerung hat ausländische Wurzeln. Und doch: agentur für Arbeit, dem Pendant zur luxemburgi- Guy Hoffmann Ein Blick über die Grenzen kann lohnen. schen ADEM.

35 INTEGRATION DURCH HANDWERK

Anschließend beginnt die Arbeit der Hand- werksbetriebe: Ihnen kommt die Aufgabe zu, Aus- bildungsplätze bereitzustellen. Was angesichts des erwähnten Fachkräftemangels kein Problem sein dürfte: Im Jahr 2013 beispielsweise hatten die Betriebe an die 80.000 nicht belegte Ausbildungs- stellen gemeldet. Durch eine gezielte Orientierung erhoffen sich die Arbeitgeber zumindest eine Linde- rung des Fachkräftemangels – seitens der Politik erhofft man sich gleichzeitig eine schnelle und „Kinder hier aufzunehmen und unkomplizierte Integration. in unser Schulsystem Eine „Win-win-Situation“? Noch ist das Resultat zu integrieren, hat hier schwer abzuschätzen: Einerseits bringen viele der Tradition“. Bildungsminister Claude Meisch ist optimistisch, ankommenden Flüchtlinge bereits Qualifikationen was die Integration junger und Kenntnisse mit. Andererseits scheinen die Unter- Flüchtlinge angeht. Hoffmann Guy schiede zwischen den Ausbildungen hier und dort oft sehr groß, die Sprachbarrieren schier unüber- windbar. Trotzdem: Profitieren könnten von einem Erfolg des Programms alle beteiligten Akteure. Die deutschen Gewerkschaften stehen der Initi- Dass die „Chambre des Métiers“, und damit ative bisher positiv gegenüber. Allerdings wird das Handwerk, bereit ist, sich in die Integration von betont, dass an den Arbeits- und Lohnbedingungen Die ankommenden Flüchtlingen einzubringen, das weiß – und schätzt – nicht zu rütteln sei. Nicht ohne Grund: In den ver- jugendlichen man im Bildungsministerium. „Der Präsident der gangenen Monaten war aus den Reihen der CDU/ Flüchtlinge gezielt Handwerkerkammer, Roland Kuhn, hat bereits CSU mehrfach die Forderung zu vernehmen, Flücht- mehrfach unterstrichen, dass das Handwerk Verant- linge vom bestehenden gesetzlichen Mindestlohn fördern, ohne dabei wortung übernehmen kann“, erinnert sich Minister auszuschließen. Doch beim Koalitionspartner SPD die Einheimischen Claude Meisch. „Sicherlich sieht die Handwerks- will man sich bisher auf solche Gedankenspiele nicht aus dem Blick kammer auch ein Potenzial darin: In vielen hand- einlassen. werklichen Branchen ist es in Luxemburg schwierig, zu verlieren. Ausbildungsplätze zu belegen. In dem Sinne besteht Zurück nach Luxemburg eine gewisse Hoffnung...“ Ungefähr 1.750 Ausbildungsplätze seien in Wäre eine solche Initiative auch in Luxemburg denk- Luxemburg besetzt, so Krier. Zwischen 700 und 800 bar? Ja, sagt Paul Krier von der „Chambre des Jugendliche würden jedes Jahr eine handwerkliche Métiers“. Die Integration von Flüchtlingen über eine Ausbildung beginnen. Eine andere Größenordnung handwerkliche Ausbildung begünstigen, der Idee als in Deutschland, versteht sich. Doch auch in gegenüber ist man auf Seiten des Handwerks alles Luxemburg gibt es eine nicht zu unterschätzende andere als abgeneigt. Gibt es in Luxemburg bisher Zahl freier Ausbildungsplätze. „Es gibt Branchen, in keine mit der deutschen vergleichbare Initiative, so denen es mehr Bewerber als Lehrstellen gibt“, so zeigt man sich jedoch aufgeschlossen. „Wir haben Krier. „Es gibt aber auch Branchen, in denen Arbeit- zu Beginn der Flüchtlingskrise dem Bildungsministe- Gerade für Jugendliche ist geber Schwierigkeiten haben, die Lehrstellen zu es wichtig, Perspektiven zu rium zu verstehen gegeben, dass wir gerne bereit haben und sich hierzulande belegen.“ Welche Branchen das seien, das variiere wären, unseren Teil zu übernehmen“, erklärt Paul etwas aufbauen zu können... stark von Jahr zu Jahr, je nach Konjunktur und Krier, Direktor des „département formation” bei der so wie Donaldo, der seit zwei Attraktivität der verschiedenen Sektoren. Im Allge- Jahren in Luxemburg ist und „Chambre des Métiers“. Bisher sei das Ministerium eine Ausbildung zum meinen könne man jedoch sagen, dass es vor allem allerdings noch nicht darauf zurückgekommen. Elektriker absolviert. im Baugewerbe oft mehr Stellen als Anwärter gebe. Die Lücke zwischen verfügbaren Ausbildungs- stellen und Anwärtern schließen, dafür sorgen, dass vor allem die wenig gefragten Branchen vermehrt Zulauf erhalten, potenzielle Lehrlinge in die Lauf- bahnen orientieren, in denen es an Auszubildenden fehlt, das alles ist Job des sogenannten „Matchers“. Diese von der „Chambre des Métiers“ geschaffene Funktion soll dafür sorgen, dass die Zahl der nicht besetzten Ausbildungsplätze ebenso abnimmt wie die Zahl der Ausbildungswilligen ohne Lehrstelle. Dem „Matcher“ könnte auch in Bezug auf die Integration von Flüchtlingen über eine handwerkli- che Ausbildung eine zentrale Funktion zukommen. Davon ist Paul Krier überzeugt. „Der Matcher ist dazu da, die Bedürfnisse der Arbeitgeber- und der Arbeitnehmerseite zusammenzubringen“, so Krier. Er könnte auch „ausbildungswillige“ junge Flüchtlinge in die für sie interessanten Branchen leiten. Doch geregelt ist zwischen dem Bildungsminis- terium und der Handwerkerkammer bisher noch nichts. Das liegt auch daran, dass der Großteil der

36 ankommenden Flüchtlinge in gewissen Bereichen noch nicht die erforderlichen Grundkenntnisse mit- bringt. „Wir haben in einem ersten Schritt versucht, festzustellen, wer die Leute überhaupt sind, die da kommen“, erklärt Claude Meisch. „Wie alt sind sie? Was ist ihr bisheriger Bildungsstand? Welche Kom- petenzen bringen sie mit?“ Dabei habe man festge- stellt, dass noch Vorarbeit zu leisten sei. Viele der Jugendlichen seien noch relativ weit von einer hand- werklichen Ausbildung entfernt. „Viele von denen, die ankommen, beherrschen die englische Sprache und dementsprechend auch unser Alphabet“, sagt Meisch. Französisch allerdings sprächen nur die wenigsten. „Leider gibt es bisher

kaum eine Berufsausbildung, bei der das Englische Hoffmann Guy eine Rolle spielt, auch wenn es Bestrebungen gibt, englischsprachige Ausbildungen anzubieten und das französischsprachige Angebot zu erweitern“, so der Minister. Auch die Mathematikkenntnisse vieler jugendlicher Asylbewerber seien noch zu fördern, um Ein Beispiel gelungener gerecht zu werden.“ Luxemburg sei damit in gewis- die erforderlichen Voraussetzungen zu erreichen. Integration: Der 17-jährige ser Weise Vorreiter in Europa. Mensud aus Bosnien, seit Daneben spielen aber auch Probleme „kulturel- fünf Jahren in Luxemburg, Momentan kämen im Rahmen der Flüchtlings- ler“ Art eine Rolle: So ist die handwerkliche Aus­ macht eine Ausbildung krise etwa 400 zusätzliche Kinder und Jugendliche bildung in vielen der Herkunftsländer oft nicht zum Kellner in einem im Jahr. „Unsere Kapazitäten reichen völlig aus, um griechischen Restaurant geregelt, sondern wird oft von Generation zu Genera- in Luxemburg-Stadt. die Situation zu bewältigen“, gibt sich der Minister tion übertragen. Nicht nur das: „In den Herkunftslän- optimistisch. „Kinder hier aufzunehmen und in unser dern werden handwerkliche Tätigkeiten oft von Schulsystem zu integrieren, hat hier Tradition.“ Einwanderern ausgeübt“, sagt Meisch. „Wenn wir In einer ersten Phase geht es dem Bildungsmi- Jugendliche, die hier ankommen, fragen, was sie ein- nisterium dementsprechend jetzt darum, die Ankom- mal werden wollen, dann sagen die wenigsten: Hand- menden auf das für eine handwerkliche Ausbildung werker. Viele wollen Geschäftsmann werden oder benötigte Niveau zu bringen. „Es bringt ja nichts, Anwalt oder Arzt.“ jemanden, der nur Englisch kann, in einen Betrieb zu Oft herrsche ein unrealistisches Bild des Hand- schicken, wenn wir genau wissen, dass da am Ende werks vor. Dem wolle man beikommen, indem man kein Diplom herauskommt“, erklärt Meisch. „Das zum Beispiel Besuche in Schulen und Betrieben wäre weder förderlich für den Jugendlichen, noch für organisiere. „Dadurch findet oft ein Bewusstseins- den Betrieb. Ich denke aber, dass wir zu Schulbeginn wandel statt“, so der Minister. 2016/2017 ein Stück weiter sein werden.“ In Luxemburg ist es allgemein einfacher, auslän- Wird es also, ähnlich wie in Deutschland, zu dische Kinder und Jugendliche zu integrieren – man Während einige schon einer Übereinkunft zwischen Regierung und Hand- hat Erfahrung damit. Etwa 2.000 ausländische Min- dabei sind, sich über eine werkskammer kommen? Bei der „Chambre des derjährige kommen ohnehin jedes Jahr nach Luxem- handwer­kliche Ausbildung Métiers“ wäre man demgegenüber nicht unbedingt eine Zukunft aufzubauen, burg, und die notwendigen Strukturen und warten andere noch auf abgeneigt. Auffangmöglichkeiten sind in gewissem Ausmaß die Gelegenheit dazu: Doch beim Bildungsministerium sieht man die vorhanden. So sagt Claude Meisch: „In den letzten Eldin aus Montenegro, seit Sache a priori anders: „Die Regierung ist etwas einem Jahr in Luxemburg, Jahren sind eine ganze Reihe Angebote entwickelt ist auf der Suche nach skeptisch, was eine spezielle Konvention angeht“, worden, um der besonderen Situation Luxemburgs einem Arbeitgeber. gibt Meisch zu bedenken. Eigentlich gehe es ja darum, über allgemeingültige statt über gezielte Programme der größeren Nachfrage gerecht zu werden. „Wir müssen uns im Klaren darüber sein, dass wir auch viele junge Einwohner haben, die Schwierigkeiten haben, eine Lehrstelle zu finden.“ Die bestehenden Maßnahmen verbreitern, das sei vielmehr das Anliegen der Regierung. Die ankommenden jugendlichen Flüchtlinge gezielt fördern, ohne dabei die Einheimischen aus dem Blick zu verlieren, darin wird die ganze Schwie- rigkeit der Integration liegen. Denn schon jetzt gibt es, wenn auch nur vereinzelt, negative Töne. Die bestehenden und potenziellen zukünftigen Span- nungen zu entschärfen, damit dürfte diese und die nächste Regierung alle Hände voll zu tun haben. Doch möglich ist es eventuell, wenn alle Akteure bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Dazu zählt auch das Handwerk – und das scheint sich sei- ner Verantwortung bewusst zu sein.

David Angel

37 EN HANDWIERK WÉI EN ANERT…

Am Fliiger zeréck vu Wien souz Zäit hat ech Erfollech a gouf séier déi einfach iwwerdriwwe sinn. Wie ech niewent engem Tipp, dee sech zu dem gefrote Spezialist, deen sou laang am Business ass wéi ech, wuel nach méi e seelent Handwierk ech lo sinn. Natierlech huet sou dee weess schonn, wéi en sech erausgesicht hat wéi ech. Wéi eng Positioun och seng Nodeeler, uleet. Ech schaffen op mech, wat mer an d’Gespréich komm waren, laang an och mol beschwéierlech net ëmmer einfach ass, well och an weess ech net méi, op jidder Fall Reesen, Hoteller, déi net ëmmer deem Beräich gëtt d’Konkurrenz hu mer iwwer Iesse geschwat, an et déi konfortabelst sinn, Flich an vu quasi industriell organiséierten huet mech gewonnert, datt hien de Zich mat vill Verspéidung, Jetlag, Entreprisen ëmmer méi grouss. Ech Plachutta net kannt huet. Ech hat den Stress, an awer muss ech ëmmer halen näischt vun sou industrieller Owend virdru mat engem Wiener voll do sinn, zouverlässeg a präzis. Masseproduktioun, ech liwweren Kolleg do en éischtklassegen Mäin Dokter sot mer schonn, ech ganz perséinlech Aarbécht, Tafelspitz giess an hu mengem sollt lues maachen, ech wier jo am Déngschtleeschtungen, déi all Kéier Reesnoper d’Adress vum Haus Pensiounsalter. Ech äntweren him präzis op de Client zougeschnidde zu Hietzing du och op en Ziedel dann, datt, sou laang déi Saach sinn, gutt Handwierk eben. Et gouf notéiert. Sou huet hie gemierkt, mer Spaass méich, ech net dovu schonn deen een oder aneren datt ech Lénkshänner sinn, a koum géif ofloosssen. Hie weess jo och Awand, wat meng Honorären iwwer dat Thema op seng Aarbecht net, wat ech genee maachen, ubelaangt. Dozou muss ech soen: ze schwätzen. Ech muss soen, dat mengt, datt mäin onrouegt Liewen an eisem Geschäft ginn et keng fest ech hie wéinst sengem schlechten eenzeg duerch meng Mataarbecht Tarifer. Vu Fall zu Fall kann dat ganz Englesch net sou ganz verstan a mengem Brudder senger ënnerschiddlech sinn, hängt ëmmer hunn an ëmmer nach net sou Publizitéitsagence géif kommen. vun der Situatioun of. Eng Kéier richteg weess, wat hien eigentlech Dovun hätt ech mer kee Wunnsëtz sinn ech laang ënnerwee, muss vill mécht. Hien huet mer eppes vun zu Monaco kéinte leeschten a keng Viraarbécht leeschten, kommen Industrieanlagen, groussen Iewen, Finca op Mallorca. Déi Agence ass nëmme schwéier un de Beräich Brenner – speziellen Installatiounen einfach nëmmen eng gutt Deckung erunn, wou ech meng Aarbécht – verzielt, wou hie bei enormen an eng éischtklasseg Méiglechkeet, verriichten, eng aner Kéier geet Temperaturen déi bannescht Wänn Geld ze wäschen. Meng Geldwäsch alles vum selwen. Iwwer d’Wiel géif rafistoléieren oder auskleeden, gouf sou – indirekt – scho mat vum Aarbechtsgeschir kann ech eppes an deem Genre – hie dem engen oder aneren Design aus Sécherheetsgrënn hei näischt sot eppes vu Siliziumkarbid –, e Award ausgezeechent an d’Agence soen. Déi eenzeg Informatioun, Spezialist eben, wéi et der net vill krut dofir héichst Komplimenter déi ech ka ginn – well se net méi géife ginn, an sou wier hien an der vum Minister. Ënner Kollegen aktuell ass – ass, datt ech viru ganzer Welt gefrot, géif lo iwwer hu mer – am Geck – scho mol Joeren e Vertrag hat mat Heckler Lëtzebuerg a Portugal a Brasilie driwwer diskutéiert, ob deen Job a Koch, deen awer opgeléist gouf. reesen. Wéi ech eben och. Nëmmen, iwwerhaapt en Handwierk wier. Da Sou eng Zort Schreiwes ass an datt ech iwwer mäin Handwierk net soen ech: Woumat schaffen ech eisem Beräich och net wierklech sou fräi eraus schwätze kann. Ech da vläicht? An dat mat lénks! Virun ubruecht, well mer am Fong jo hunn ugefaang als Ankerwéckler, enger Rei Joeren war et allerdings keng Spure wëllen hannerloossen. a jonke Joeren, awer déi Léier net ee Moment schwiereg ginn, well Dat ass vläicht den Ënnerscheed zu fäerdeg gemaach. Iergendwéi gouf ech mer zu Sankt Moritz beim Schi anerem Handwierk: do soll eppes ech mam Patron net eens, a sinn du d’Hand gebrach hat. Ech hunn entstoen, an d’Rei gesat ginn, einfach menger Wee gaang. Hunn do missen op riets wiesselen. An bleiwen, daueren, eppes dat sech den Zuch geholl Richtung Italien, dat zimlech séier, well en Optrag weise léisst. Bei eis ass et éischter bei e Koseng, mat deem ech mech ustoung. Dat huet mech schonn e d’Diskretioun. Wat méi onopfälleg, gutt verstan hunn. Meng Famill, vu bëssen Training kascht. Goung awer. wat besser. Natierlech muss du menger Mamm hirer Säit hier, kënnt Sou Opträg kommen dacks ganz der och en Numm maachen, aus Apulien, an ech goung dohin kuerzfristeg, iwwer Tëschemänner. soss bass de séier vergiess. Ech zeréck an hunn zwee Joer zu Foggia D’Gefor, datt eppes duerchsickert, hunn ëmmer propper geschafft, gelieft. Mäi Koseng Donato huet gëtt domat kleng gehal. Och am Géigesaz zu verschiddene do zimlech vill Leit kannt, an ech kréien ech meng Uweisungen no Kollegen, déi regelméisseg zimlech hat kee Problem, mech anzeliewen. an no. Ech fléien zum Beispill, wéi vill Dreck hannerlooss hunn. Ech Do hunn ech och, no an no, mäin de leschte Mount, op Montevideo, hat mat vill Training eng Technik Handwierk geléiert. D’Präzisioun, als Geschäftsmann, kréien dann entwéckelt, déi mer et erlaabt huet, déi als Ankerwéckler vu mer do réischt alles matgedeelt, wat sou unzeleeën an ofzedrécken, gefuedert gi war, war mer lo ganz ech fir meng Aarbecht brauch. Dat datt d’Affer sech quasi elegant nëtzlech, an de Mauro, dee mäi leeft heiansdo op sou koppegen op de Buedem geluecht huet. Léiermeeschter war, konnt zefridde Ëmweeër, datt et mer op d’Nerve Dohir krut ech de Spëtznumm mat mer sinn. Schonn no kuerzer geet, Sécherheetsvirkéierungen, Buedemleeër. Anerer haten Nimm

38 wéi Trennscheif, Konkasser oder Krokodill. Jidderengem seng Spezialitéit. Meng Subtilitéit a mäin Afillungsverméigen, Qualitéiten, déi am Milieu éischter rar geséit sinn, hu mer eng aussergewéinlech Karriär an e wierklech schéint Liewen erméiglecht.

A gewëssermoosse sinn ech nach haut deem schäiss Ankerwéckler- Patron a senge kretinéisen Naupen dankbar, datt e mech gehaasst a kujenéiert huet. Wéi mäin Noper am Fliger sot: Sou eng Chance däerf een net verpassen! Hien, dee klenge Plätterchersleeër – sou hätt en ugefaang, sot hien –, deen lo vun de gréissten Industriebetrieber op der ganzer Welt gefrot ass, an ech, de Buedemleeër… en Handwierk wéi en anert… Nico Helminger

39 Modell eines Lehrbriefs der Wollweberzunft. Luxemburg, 18. Jahrhundert, Privatsammlung.

Handwerker, Bürger und Magistrat im Luxemburg des 18. Jahrhunderts

as Handwerk der frühneuzeitlichen vor allem männlichen Geschlechts sein. Die DStadt Luxemburg war, wie bereits seit Register der Neubürger, die für die Stadt spätmittelalterlicher Zeit, in Korporationen Luxemburg von 1615 bis 1796 überliefert Die Gemeinschaft – sogenannten Zünften – organisiert. Im sind, beinhalten nicht nur Informationen zu der dreizehn Zünfte 18. Jahrhundert zählte Luxemburg rund deren Personenstand, sondern geben auch 8.000 Einwohner, jedoch galten nur Auskunft über deren berufliche Betätigung, verstand sich als Vertreter Bewohner mit Bürgerrecht als vollwertige die zumeist im handwerklichen Bereich lag. der gesamten städtischen Mitglieder der städtischen Gesellschaft. Die Die Bürgerlisten gewähren somit Einblicke Bürgerschaft und stand Aufnahme in die Bürgerlisten war an eine in die frühneuzeitliche städtische Sozial­ oft in direktem Konflikt Vielzahl von Bedingungen geknüpft: Bür- struktur Luxemburgs und ermöglichen ger mussten über einen eigenen Haushalt Rückschlüsse auf das Migrationsverhalten mit dem Magistrat. verfügen, der katholischen Konfession der Neubürger. Erst wenn ein Bewohner angehören, als legitimes Kind geboren und seinen Bürgereid abgelegt und sich in das

40 Bürgerbuch eingetragen hatte, konnte sein Bürgerrecht in Kraft treten. Die Einbürgerung war die Voraus- setzung für den Zugang zum Kreis der dreizehn in der Stadt Luxemburg etablier- ten Zünfte. Es waren dies die Wollweber und Hutmacher, die Bäcker, die Metzger, die Schuster und Gerber, die Fassbinder, die Krämer, die Schneider, die Leinweber, die Fischer und Fischhändler, die Tagelöh- ner, die Köche, die Metall verarbeitende Eligiusbruderschaft und die mit dem Häu- serbau betraute Theobaldusbruderschaft. An der Spitze jeder Zunft stand in der Regel ein Zunftmeister, der in Zusammen­ arbeit mit einem „jeune maître” und einem Ältestenrat die Geschicke der Zunft leitete und nach außen hin ihre politischen und wirtschaftlichen Interessen vertrat. Die Mitglieder einer Zunftleitung wurden in der Regel jedes Jahr durch Wahlen neu bestimmt. Die Gemeinschaft der dreizehn Zünfte verstand sich als Vertreter der gesamten städtischen Bürgerschaft und stand oft in direktem Konflikt mit dem Magistrat. Auf Druck der Handwerkerzünfte kam es 1728 zu einer Einigung, die den Magistrat zwang, seine Finanzen offenzulegen, die die Löhne der städtischen Angestellten festsetzte und die Vorteilnahme von Magistratsmitglie- dern und ihrer Familien eindämmte. Auch kam man überein, keine weiteren Prozesse anzustrengen, ohne vorher mithilfe von Rechtsbeiständen eine gütliche Einigung versucht zu haben. Dass diese Abmachung nicht eingehalten wurde, zeigen zahlreiche Prozessprotokolle in den städtischen Archi- ven: Zwischen 1760 und 1770 kam es bei­ spielsweise zu einem Machtkampf, da der © Archives de la Ville de Luxembourg LU I 10_32, fol. 5_26 Magistrat selbstherrlich auf Rechtspre- Verordnung zum Zunftwesen der Stadt Luxemburg vom 14.9.1771. chung und Urteilsvollstreckung bestand. Die Zünfte erreichten 1770, dass der Gal- gen, als öffentliches Zeichen der Hochge- richtsbarkeit, im Namen des Richters, der wirtschaftlich motivierte Machtkämpfe, Sankt Laurentzius, Schöffen, Bürger und Gemeinschaft der die nicht nur vor dem Magistrat, sondern Schutzheiliger der Fleischköche. Stadt neu zu errichten sei. Ein weiterer auch am Appellationshof in Mechelen aus- 18. Jahrhundert, Streitpunkt war die Gerichtsbarkeit: Die gefochten wurden. Vor diesem Hinter- Kirchenfabrik Mitglieder der Tuchmacherzunft übten sie grund strengte die Krämerzunft 1754 St. Michael während und über den jährlichen Markt einen Prozess gegen die übrigen städ- (Schobermesse) aus – ein Tatbestand, den tischen Zünfte an. Der Prozess zog sich der Magistrat der Stadt zwischen 1768 und zunächst über acht Jahre in der Stadt 1770 anfocht. Der Disput betraf sowohl Luxemburg hin, bis er 1762 in Mechelen die Ausrichtung des Jahrmarktes als auch weitergeführt wurde. Streitpunkt war der die Rechtsprechung in Zivil- und Kriminal- Verkauf von Branntwein durch nicht in der fällen. Schlussendlich gewann der Magis- Krämerzunft organisierte Mitglieder der Die Gemeinschaft trat den immerwährenden Konflikt, was im Bäcker- und Fassbinderzunft. Als letztere der dreizehn Zünfte Laufe des 18. Jahrhunderts zur Eindäm- sich weigerten, der von der Krämerzunft mung des Handlungsspielraums der Zünfte verhängten Strafzahlung nachzukommen, verstand sich als Vertreter führte. Neue Verordnungen sollten den wandten die Krämer sich an den Magistrat, der gesamten städtischen Zünften die Lust am Prozessieren nehmen um das Bußgeld durch einen Polizeiser- Bürgerschaft und stand sowie den regelwidrigen Steuererhebun- geanten eintreiben zu lassen. Dieser auf oft in direktem Konflikt gen verschiedener Zunftmitglieder in den den ersten Blick durchaus leicht lösbare eigenen Reihen entgegenwirken. Konflikt fing an größere Kreise zu ziehen, mit dem Magistrat. Es gab aber auch zahlreiche Konflikte als die zwölf anderen Zünfte für die der Zünfte untereinander. Es handelte sich Angeklagten Weidert, Misch und Lambi-

hierbei grundsätzlich um politisch und net Partei ergriffen: Da auch der Verkauf © IMEDIA

41 HANDWERKER, BÜRGER UND MAGISTRAT IM LUXEMBURG DES 18. JAHRHUNDERTS © Christof Weber © Archives de la Ville de Luxembourg LU I 10_6 fol. 59v Kelch der Leinenweberzunft. Luxemburg, Aufteilung der Zünfte unter den Schöffen des Magistrats der Stadt. 2. Hälfte 18. Jahrhundert, Privatsammlung

von Wein und Bier nicht der Krämerzunft hundert fragil und konfliktgeladen war. Quellen - Archives de la Ville de Luxembourg: LU I 10_2, LU I unterlag, sollte dies ebenso für Schnäpse Der Magistrat trat hier durchaus in ambi- 10_3, LU I 10_4, LU I 10_23 fol 1 ; LU I 10_26, fol. und Branntwein der Fall sein. Der Beschluss valenter Funktion in Erscheinung: Je nach 32-47, LU I 10_32 fol. 4.7; LU I 10_32 fol. 5_21; LU I 10_32 fol. 5,26; LU I 10 32 fol. 6,1, LU I 10_33; LU I des Magistrats fiel jedoch zugunsten der Interessenlage hatte er einerseits die Rolle 10_33. fol. 5; LU I 10_33 fol. 12; LU I 10_34, fol 59v – Krämerzunft aus, möglicherweise um den des Vermittlers bei Konflikten der Zünfte 60; LU I 10_34 fol. 117r; LU I 10_36 fol. 59, 63. Einzug der auf Alkoholika fälligen Steuern untereinander, andererseits kehrte er sich zu vereinfachen. auch gegen die Zünfte, um die städtische Literatur - Andreas Fahrmeir: Bürgerbuch. In: Friedrich Jaeger Im Rahmen der Zentralisierungsmaß- Ordnung zu gewähren oder seine stadtpo- (Hg.): Enzyklopädie der Neuzeit, Bd. 2, Stuttgart 2005, nahmen Maria Theresias wurden die litische Autorität zu festigen. Sp. 549-550; - Ders.: Bürgereid. In: Friedrich Jaeger (Hg.): Enzyklopä- Zünfte 1771 der direkten Kontrolle des In gleicher Weise agierten die Zünfte. die der Neuzeit, Bd. 2, Stuttgart 2005, Sp. 552-554; Magistrats unterstellt: So sollte fortan So verteidigte eine Zunft in erster Linie die - Norbert Franz: Die Stadtgemeinde Luxemburg im Span- nungsfeld politischer und wirtschaftlicher Umwälzun- jeweils ein Schöffe als Vorsteher einer eigenen wirtschaftlichen Interessen und gen (1760-1890). Von der Festungs- und Zunft fungieren, um die Finanzen und Vorrechte gegenüber den restlichen hand- Garnisonsstadt zur offenen multifunktionalen Stadt, Trier 2001 (Trierer Historische Forschungen Bd. 40); Entscheidungen zu kontrollieren und sie werklichen Korporationen, schloss sich - Calixte Hudmann-Simon: La noblesse luxembourgeoise dem Magistrat der Stadt zu übermitteln. jedoch mit den Letzteren zusammen, sollte au XVIIIe siècle, Paris 1985; - François Lascombes: Chronik der Stadt Luxemburg Die Zusammenkünfte der Zünfte durften der Magistrat versuchen, die Tätigkeitsbe- 1684-1795, Luxemburg 1998; nur noch mit der ausdrücklichen Zustim- - Nicolas Majerus: Die Luxemburger Gemeinden nach reiche und Autonomie der Zunftgemein- den Weistümern, Lehenerklärungen und Prozessen, mung und im Beisein der zuständigen schaft zu reduzieren. Bd. 7: Luxemburg-Stadt, Luxemburg 1963; - Léandre Schockmel: Les Treize Métiers dans la Ville de Schöffen stattfinden. Durch diese Eingriffe Luxembourg au 18e siècle, Luxemburg 1997; in ihre „Autonomie“ gerieten die Zünfte - Jean Ulveling: Notice sur les anciens treize maîtres et les corporations des métiers de la ville de Luxembourg, schleichend in ein Abhängigkeitsverhältnis Luxemburg 1839; zu den städtischen Behörden. - Nicolas Van Werveke: Kulturgeschichte des Luxembur- ger Landes, Bd. 2, Esch/Alzette 1984; Es zeigt sich, dass das Verhältnis von Evamarie Bange und - Paul Weber: Histoire de l’économie luxembourgeoise, Stadtverwaltung und Zünften im 18. Jahr­ Nicky Blazejewski Luxemburg 1950.

42 Was bedeuten die Straßennamen der Stadt?

Charmes (Allée des) Auf Kirchberg verläuft diese Straße parallel zum Boulevard Konrad Adenauer und mündet in die Allée des Poiriers. Sie trägt den französischen Namen der Hainbuche (carpinus). Nikolaus Kopernikus (19. Februar 1473 - 24. Mai 1543) Châtaigniers (Allée des) Die Kastanienbaumallee liegt im oberen Copernicus (Rue Nicolaus) Teil von Hamm und mündet in den Kreis- Oberhalb des Campus Kirchberg der Uni- allerdings nicht, dass das Werk 1611 auf verkehr bei der Rue de Bitbourg. An der versität Luxemburg verbindet die Rue Nico- den Index der verbotenen Bücher gesetzt Allée des Châtaigniers liegt das laus Copernicus die Rue Albert Borschette wurde, wo es bis 1835 blieb. Die Bedeutung Krematorium. mit dem Boulevard J.F. Kennedy. Nikolaus des Nikolaus Kopernikus kann nicht genug Kopernikus, (ursprünglich Koppernigk oder hervorgehoben werden. Mit ihm und durch Kopernik, später Copernicus; * 19. Februar ihn änderte sich das Weltbild der Mensch- Chênes (rue des) 1473 in Thorn / Torum, heute Polen; † 24. heit. Von dem geostationären Konzept eines Die Rue des Chênes verbindet in Cessingen Mai 1543 in Frauenburg) war ein europäi- Ptolemäus wandelte es sich zum heliozentri- die Rue de Cessange mit der Rue des scher Astronom, Astrologe, Mathematiker, schen des Kopernikus. Nicht mehr eine Prunelles. Arzt und Domherr. Nachdem er früh Waise unbewegliche Erdkugel steht im Mittel- geworden war, kam er in die Obhut eines punkt mehrerer Himmelskörper, die sich bischöflichen Onkels. Mit 18 begann er, um sie drehen (darunter Mond und Sonne), Chomé-Bastian Alice, Malerei und Mathematik an der Universität sondern die Erde bewegt sich. Einmal pro (chemin) Krakau zu studieren. 1497 zog er nach Ita- Tag um ihre eigene Achse, einmal pro Jahr Dieser kleine Weg liegt in Eich und würdigt lien, wo er in Bologna Medizin und Recht in kreisförmigen Bahnen um die Sonne, wie Alice Chomé-Bastian (gest. 1980), die studierte. Später belegte er in Ferrara Kir- übrigens auch die übrigen Planeten. Johan- durch eine großzügige Spende die Fonda- chenrecht. In Italien lernte er auch die nes Kepler (1571-1630), der entdeckt hatte, tion Félix Chomé ins Leben gerufen hat. Schriften des Astronomen Ptolemäus (90- dass das Vorwort in „Über die Kreisbewe- Die Stiftung trägt den Namen ihres Mannes 168) kennen, die sein Interesse für Geogra- gungen“ nicht von Kopernikus stammen Felix Chomé (1888-1972), ehemaliger phie und Astronomie weckten. Inzwischen konnte, widerlegte seinen Lehrmeister in Generaldirektor und Präsident der Arbed, war sein Onkel Bischof von Ermland, ein einem wesentlichen Punkt: die Umlaufbah- sowie Präsident der Handelskammer. Die Fürstbistum des Deutschritterordens unter nen der Planeten um die Sonne sind nicht Fondation Chomé leitet eine Seniorenresi- polnischer Oberhoheit geworden, und er kreisförmig, sondern elliptisch. Johannes denz in Eich, die sich besonders an ältere nahm seinen gelehrten Neffen als persönli- Kepler und Galileo Galilei (1564-1642) ist Menschen mit niedrigem Einkommen wen- chen Assistenten und Leibarzt zu sich. Als es zu verdanken, dass das Weltbild des det. 2010 wurde in Macedo de Cavaleiros sein Onkel 1512 starb, ging Kopernikus als Kopernikus sich gegen den erbitterten in Portugal eine weitere Seniorenresidenz Domherr ins preußische Frauenburg, wo er Widerstand der Kirche u.a. durchgesetzt von der Fondation Chomé eröffnet. sich allerdings weniger mit Theologie als hat. Die katholische Kirche hatte das Welt- mit Mathematik und Astronomie beschäf- bild des Ptolemäus stets verteidigt, weil es tigte. Fast zwanzig Jahre lang arbeitete er dem Schöpfungsbericht der Bibel ent- Clasen (Rue Nicolas Dr) dort an seinem Hauptwerk „Über die Kreis- sprach. Aber Kopernikus befasste sich nicht Die Rue Dr Nicolas Clasen verbindet auf bewegungen der Himmelskörper“ (De revo- nur mit Astronomie: Er war Arzt, Jurist, Kirchberg die Rue Edward Steichen mit der lutionibus orbium coelestium). Das große Ökonom, Mathematiker und Übersetzer Rue Joseph Leydenbach und begrenzt auf Werk wurde allerdings erst 1543, einige italienischer Poesie. einer Seite das Areal, auf dem das Hôpital Wochen vor dem Tode des Wissenschaft- Kirchberg liegt. Sie ist benannt nach dem lers, in Nürnberg veröffentlicht. Einer sei- Simone Beck Arzt und Bibliothekar Nicolas Clasen (1788- ner Schüler, Georg von Lauchen, hatte den 1848), der 1818 Vorsitzender des Collège Meister gedrängt, dieses wichtige Werk zu - https://lb.wikipedia.org/wiki/Fondation_Felix_Chome; - http://www.fchome.lu; médical wurde. Obwohl er 1835 Arzt am veröffentlichen. Andreas Osiander, ein - Bange Evamarie: Erkenntnisse zur Entwicklung des Hospice Saint Jean wurde, widmete er drei- lutherischer Pfarrer, schrieb ein Vorwort zu kommunalen Bibliothekswesens, ons stad Nr 89, 2008; - Kugener Henri: Am Beispiel des Hospice Saint-Jean: ßig Jahre seines Lebens (von 1818 bis 1848) den Erkenntnissen des Kopernikus, das des- Krankenpflege und Spitalwesen in Mittelalter und Neuzeit, der Reorganisation und Ausstattung der sen Forschungsergebnisse herunterspielte, ons stad Nr 50, 1995; - http://www.deutsche-biographie.de/sfz8705.html; städtischen Bibliothek, die zwei Jahre nach wohl auch um keinen Konflikt mit der Kir- - http://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/leonardo/ seinem Tode zur Nationalbibliothek wurde. che zu provozieren. Dies verhinderte kopernikus100.html;

43 Christiane Grün Thilo Bode (unter Mitarbeit Listen to me Marlon Die Pfeiler der Macht L’horloge de Bopi von Stefan Scheytt) Documentaire biographique Drame historique, adaptation Littérature jeunesse Die Freihandelslüge Réalisatrice: Stevan Riley télévisée 80 p. Warum TTIP nur den Konzernen Intervenants: Réalisateur: Christian Schwochow Éditions Saint-Paul, 2016 nützt – und uns allen schadet Marlon Brando … et al. Acteurs: Dominic Thorburn, Laura Deutsche Verlags-Anstalt, 1 DVD (ca 97 min.) de Boer, Jeanette Hain, Thorsten Dans son deuxième livre pour München 2015 Universal Sony Pictures Merten... et al. enfants, Christiane Grün se met ISBN 978-3-421-04679-6 Home Entertainment 1 DVD (ca 180 min.) dans la peau de Luca, un petit gar- Langue: anglais EuroVideo Medien çon de 10 ans, pour raconter à son In Europa wächst der Widerstand Sous-titres: français, espagnol, Langue: allemand jeune public une maladie qu’on ne gegen das geplante Freihandelsab- allemand, portugais… et al. Sous-titres pour handicapés audi- voit pas mais qui fait peur. kommen TTIP. Thilo Bode, Sohn des Sous-titres pour handicapés tifs: allemand Le grand-père de Luca a attrapé la gleichnamigen Journalisten war auditifs: anglais, allemand «maladie de l’oubli». Il oublie tout, zunächst als Geschäftsführer von Als Tobias Pilaster mit seinem Tex- même les visites de ses filles. Elles Greenpeace Deutschland und spä- Marlon Brando is one of the most tilunternehmen Konkurs macht, en sont vexées et décident de ne ter von Greenpeace International famous actors of our times. Director nimmt er sich das Leben. Er hinter- plus aller le voir. Luca et sa cousine tätig, bevor er 2002 die Verbrau- Stevan Riley shot a documentary on lässt seinen kleinen Sohn Hugh, Tania vont alors tout seuls chez cherschutzorganisation Foodwatch this extraordinary performer known der fortan bei seinem Onkel Bopi, qui habite dans un home gründete. Als politischer Anwalt for movies such as “A Streetcar Joseph aufwächst. Die Familie pour personnes âgées. Mais c’est der Verbraucher und der Umwelt Named Desire”, “Mutiny on the Pilaster gehört zu den einfluss­ tellement difficile de voir, comment versucht er den bisherigen Verlauf Bounty” or “The Godfather”. reichsten Bankleuten Englands. Bopi a changé! Luca en décide d’ar- der weitgehend geheimen Ver- By using Brando’s self-made sound Hugh beginnt eine Lehre als Bank- rêter à son tour les visites. handlungen zu resümieren und recordings and private photographs, kaufmann und bringt sich ins Fami­ Soudain, Bopi disparaît. Luca est dabei die Pro-TTIP-Argumentation the documentary “Listen to me Mar- lienunternehmen ein. Er verliebt sûr qu’il a été kidnappé et il se met von Politik und Lobbyverbänden lon” draws an empathic portrait of sich in Maisy, ein Mädchen aus der à sa recherche. kritisch zu analysieren. Gleichzei- the sensitive artist and goes into the Arbeiterklasse. Trotz ihrer Liebe Le récit plein de tendresse est tig weist er die möglichen rechtli- most important phases of his life. entschließt sich der junge Bankier richement illustré par Patty Thie- chen und politischen Auswirkungen “Listen to me” has been decorated nach Amerika auszuwandern, um len et complété d’un lexique pro- des Abkommens auf, sowie die by serval awards, such as for exam- dort sein berufliches und privates posant la traduction en allemand unmittelbaren Gefahren in den ple the SFFCC Award (San Francisco Glück zu finden. Als er Jahre später de quelque 300 mots du texte. Bereichen Umweltschutz, Land- Film Critics Circle). The documen- nach London zurückkehrt, wird er wirtschaft und Tierhaltung, Lebens­ tary has also been nominated for bereits sehnsüchtig erwartet. Die mittelkontrolle, Verbraucherschutz the Grand Jury Prize on the Sun- Pilasterbank ist in fragwürdige und Arbeitsrecht. Seine anschauli- dance Film Festival 2015. Geschäfte verwickelt und droht che Herangehensweise an die The- Pleite zu gehen. Er trifft ebenfalls matik zielt darauf, eine öffentliche auf Maisy, die in der Zwischenzeit Debatte weiter anzuregen. seinen Jugendfreund Solomon Greenbourne geheiratet und eine eigene Familie gegründet hat. Bei „Die Pfeiler der Macht“ han- delt es sich um eine Verfilmung des gleichnamigen Bestsellerromans von Ken Follett.

Cité-Bibliothèque 3, rue Génistre • L-1623 Luxemburg Heures d’ouverture: Tél.: 47 96 27 32 du mardi au vendredi 10 à 19 h e-mail: [email protected] samedi 10 à 18 h www.bimu.lu Fermée le lundi

44 Le numérique en bibliothèque Grâce à l’initiative du Conseil Supérieur des Bibliothèques et de la Bibliothèque Nationale, la Cité Bibliothèque ainsi que 11 autres bibliothèques luxembourgeoises offrent, depuis novem- bre 2015, le prêt gratuit de livres numériques en langues fran- Guy Hoffmann Guy çaise, allemande et anglaise. Tout lecteur inscrit peut télécharger depuis le site www.a-z.lu un livre numérique qu’il Dieter Birr pourra lire sur son ordinateur, tablette ou smartphone pendant une durée de 14 jours. Der Puhdys Frontmann erzählt und singt von seiner Lei- denschaft Musiker zu sein, obwohl er eigentlich schon Pour toutes informations supplémentaires, Rentner ist. veuillez consulter le site: ebooks.lu Genau wie die „Rolling Stones“ können es die „Puhdys“ nicht lassen, immer wieder auf die Bühne zu gehen und so richtig laut loszulegen. Suppression de la taxe de restitution tardive 2014 haben die Puhdys ihr 45. Bandjubiläum gefeiert und aus diesem Anlass hat Frontmann Dieter Birr eine neue La Cité Bibliothèque tient à informer ses usagers que la taxe de Solo-CD und eine Biografie mit dem Titel „Maschine“ her- restitution tardive a été supprimée. Ainsi les lecteurs ne seront ausgebracht. „Maschine“ ist übrigens der Spitzname von plus obligés de payer s’ils rendent les documents de la biblio- Dieter Birr, den hat ihm sein Bandkollege Peter Meyer ver- thèque après la fin du délai de prêt. passt, der ihn beim Essen als „Fressmaschine“ bezeichnete. Les usagers ont toujours la possibilité de prolonger les délais Im Rahmen der „Mardis littéraires“ hat die Cité Bibliothek de prêt: d’un mois pour les livres, livres audio et méthodes de am 1. März Dieter Birr und seinen Manager Kai Suttner langue, et d’une semaine pour les DVD. Cette prolongation empfangen. In lockerer Atmosphäre hat der Musiker aus peut être faite par l’usager lui-même (avant la fin du délai du seinem Leben in der DDR vor und nach der Wende erzählt, prêt) ou par le personnel de la bibliothèque (tél. 4796 2732 von legendären Auftritten, verrückten Fans und seinen e-mail: [email protected]). Les usagers qui ne respectent pas Zukunftsplänen. Zur Untermalung hat der Puhdys Front- le délai du prêt seront suspendus du prêt pour une durée équi- mann seine Gitarre ausgepackt und ein paar Songs aus valente au nombre de jours de retard. seinem neuen Album zum Besten gegeben.

Dieter Birr und Wolfgang Martin Maschine. Mardis littéraires Mars-juin 2016 (18:30 Auer) Verlag Neues Leben, 253 Seiten. In diesem sehr persönlichen Buch erzählt der Frontmann der Puhdys 22. März von seiner Kindheit und Jugend in Guy Rewenig: Liesung aus senge leschte Wierker der DDR, und wie er schon sehr Auditorium Henri Beck früh seine Leidenschaft für die 26. April Musik entdeckte, und warum er Monika Dahlhoff: Eine Handvoll Leben – auch heute, mit 71 Jahren, immer meine Kindheit im Gulag noch Spass an lauter Rockmusik Auditorium Henri Beck hat. Die Biografie enthält viele Fotos, 28. Juni Songtexte, einige Beiträge von Florent Toniello: Flo[ts] Freunden und Kollegen und Auditorium Henri Beck zeigt uns einen Mann, der zwar cool und kantig aussieht und mit seiner markanten Stimme und lauten Gitarre grossen Rocklegenden wie Keith Richards Dans la limite des places disponibles in nichts nachsteht, doch eigentlich ein ganz netter Kerl ist, der mir seiner grossen Liebe Sylvie seit 35 Jahren ein Réservation souhaitée: tél. 4796 2732 ruhiges Leben führt, umgeben von seinen Kindern, Enke- ou email: [email protected] linnen und Haustieren.

45 EXPOS

The present is yours, the future is mine

Du 12.03.2016 au 17.04.2016 | Ratskeller | Tous les jours de 11:00 à 19:00 | Entrée libre ff Christian Aschman - Gerson Bettencourt - Justine Blau - David Brognon & Stéphanie Rollin - Grégory Durviaux - Marco Godinho - Martine Feipel & Jean Bechameil - Sophie Jung - Paul Kirps - Mike Lamy - Tom Lucas - Lidia Markiewicz - Isabelle Marmann - Max Mertens - Mik Muhlen - M+M - Gilles Pegel - Pascal Piron - Roland Quetsch ff Commissaire: Karolina Markiewicz ff L’exposition réunit 23 artistes dont 6 qui travaillent en duo. Ils ont un dénominateur commun, celui d‘avoir exposé dans le Kiosk de l‘AICA Luxembourg. L‘exposition s‘articule autour de trois mouvements temporels: le passé, représenté par les traces laissées dans le Kiosk; le présent, décliné par autant de travaux actuels des artistes participants ; le futur, amorcé par des esquisses utopiques ou dystopiques, abstraites ou concrètes - que les artistes ont réalisées, en partant d‘un format A4, et qui sont regroupées dans une sorte de cabinet des futurs possibles.

Local craft meets design

Du 28.04.2016 au 12.06.2016 | Ratskeller | Tous les jours de 11:00 à 19:00 | Entrée libre ff Dans le cadre de Design City Luxembourg, le Cercle Cité et in progress a.s.b.l. s’associent pour présenter le travail de douze designers ayant tous un lien avec le Luxembourg et ayant comme objectif de travailler sur la rencontre entre l’artisanat local et le design. ff Durant toute la période d‘exposition, des rencontres et workshops seront également tenus par certains designers participants. (Dates et horaires sur www.cerclecite.lu)

Breakin’ Convention Exhibition

Du 18.06.2016 au 26.06.2016 | Ratskeller | Tous les jours de 11:00 à 19:00 | Entrée libre ff Dans le cadre du Breakin’ Convention Festival 2016 au Luxembourg, le Cercle Cité vous invite à une exposition exceptionnelle. Le festival se concentre sur la danse hip-hop et la danse théâtrale représentée par des compagnies et groupes du monde entier, l’exposition quant à elle, vous fera découvrir l‘art urbain au Luxembourg.

Le Cercle Cité et la place d’Armes

Du 09.07.2016 au 04.09.2016 | Ratskeller | Tous les jours de 10:00 à 19:00 | Entrée libre ff Cette année l’exposition estivale de la Photothèque de la Ville de Luxembourg sera dédiée au Cercle Cité et à la place d’Armes.

Retrouvez le programme cadre des expositions sur www.cerclecite.lu

Cercle Cité [email protected] Place d’Armes – BP 267 Tél.: (+352) 47 96 51 33 www.cerclecite.lu L-2012 LUXEMBOURG Fax: (+352) 47 96 51 41 www.facebook.com/cerclecite

46 CeCiL’s Box ff Le Cercle Cité lance le projet «CeCiL’s box» et accueille des créations dans une de ses vitrines de la rue du Curé. Ce projet a pour objectif de présenter au public des interventions artistiques variées et originales, c’est également une manière de soutenir la création locale en offrant une visibilité «sur rue» à des artistes invités. Dictée par l’espace de la vitrine, chacune de ces interventions est visibles dans ce mini-espace d’exposition 7 jours sur 7, de jour comme de nuit.

L’envers de la réflexion by Feyrouz Ashoura

Du 27.04.2016 au 03.07.2016 La sculpteuse de mode Feyrouz Ashoura questionne notre perception par rapport à nous-même et par conséquent à l’évolution de notre nation. Pour son intervention dans la CeCiL’s box elle met en scène sa propre perception du Luxembourg à travers sa fameuse technique de plissage, et laisse le choix au spectateur de voir la situation présente en tant qu’acteur visionnaire ou défaitiste.

CeCiL’s AFTERWORK

Chaque dernier mercredi du mois | 18:15 | Gratuit ff Chaque dernier mercredi du mois, CeCiL (Cercle Cité Luxembourg) invite, à partir de 18:15, tous les curieux à un afterwork culturel au cœur de la ville. Le temps d’un apéritif, venez partager un moment convivial et assistez ou prenez part à des créations originales, visuelles et sonores par des artistes luxembourgeois. Jeden letzten Mittwoch im Monat | 18:15 | Freier Eintritt ff Jeden letzten Mittwoch im Monat lädt CeCiL (Cercle Cité Luxembourg) Sie zu einem kulturellen Afterwork ab 18:15 Uhr im Herzen der Stadt ein. Lassen Sie sich bei einem Aperitif durch eine gesellige und kulturelle Veranstaltung, von und mit Luxemburger Künstler, in den Feierabend geleiten. Every last Wednesday of the month | 6.15 pm | Free ff Every last Wednesday of the month, join us around 6.15 pm at CeCiL’s Afterwork, a pleasant way to have a drink and gather with an urban crowd while discovering or taking part in ever new visual and sound acts by Luxembourgish artists.

Retrouvez le programme actualisé sur www.cerclecite.lu

Thé dansant

10.04.2016| 15:00-18:30 | Grande Salle | 10€ ff Lieu de rencontre privilégié des Luxembourgeois depuis 1902, le Cercle abritait déjà des prestigieux thés dansants dans les années 50 et 60. ff Munie pour l’occasion d’une piste de danse géante, la Grande Salle résonnera sur les airs de danse de salon pendant toute l’après-midi. ff En collaboration avec le LCTO et l’asbl RWB Danzsportclub Rout-Wäiss-Blo Lëtzebuerg

Tickets: www.luxembourgticket.lu et à partir de 14:00 en caisse de l’après-midi.

Les Émergences volume 3: Prélude

11.04.2016 | 19:00 | Dans les Salons du Cercle | Entrée principale Place d’Armes | Gratuit ff Jeunes, dynamiques et talentueux - le Cercle Cité et le TROIS C-L mettent à l’honneur les chorégraphes de demain… ff La soirée «Prélude» vous permet de découvrir un avant-goût des spectacles de cinq jeunes artistes chorégraphes. Les spectacles, plus aboutis seront ensuite montrés lors des soirées «Émergences» au TROIS C-L.

5 ans déjà! Weekend portes ouvertes au Cercle Cité

21.05.2016 + 22.05.2016 | Entrée principale place d’Armes | Gratuit ff Cette année le Cercle Cité fête les 5 ans de sa réouverture suite aux travaux de rénovation. 5 années déjà que le public est fidèle aux rendez-vous culturels que le Cercle Cité propose en plein cœur de la ville. ff Le weekend du 21 et 22 mai, à l’occasion de l’Invitation aux musées, le Cercle Cité soufflera donc les 5 bougies de sa réouverture avec des évènements spéciaux et un weekend de portes ouvertes pour tous.

Programme sur www.cerclecite.lu

47 Auf den städtischen Bühnen Dans les théâtres de la Ville de Luxembourg

Körper © Bernd Uhlig OPER / OPÉRA

Mit einem herrlichen Opernabend geht die diesjährige Spielzeit in die letzte Runde. „Salome“ von Richard Strauss (1864-1949) gehört zu den herausragen- den Werken der modernen Klassik. 1905 in Dresden uraufgeführt, beruht das Libretto auf einer deutschen Übersetzung von Hed- wig Lachmann des gleichnamigen Romans von Oscar Wilde. Zu Lebzeiten von Richard Strauss sollte das Werk überall, wo es aufgeführt wurde, Skandal hervorrufen. Salome, Prinzessin von Judäa und Stief- tochter des Herodes, verläßt angeekelt ein Gelage im Palast ihres Stiefvaters. Draußen vernimmt sie die Stimme des Propheten Jochanaan (Johannes), der gefangen gehalten wird. Er lehnt ihre Avancen ab. Salome ist einverstanden für Herodes zu tanzen, unter der Bedingung, dass man ihr den Kopf des Johannes bringe. Das Publi- kum war schockiert über die Anzüglichkei- ten, über die starke Frauenfigur, auch über die Grausamkeit der Handlung. Manches Hoftheater blieb für „Salome“ geschlos- sen, der Kaiser stimmte einer Aufführung Salome in Berlin erst zu, als der Regisseur ver­ © Monika Rittershaus sprach, den Stern von Bethlehem am Schluss aufgehen zu lassen. Ein schlimmer Anachronismus, lag die Enthauptung des Jahres an der Deutschen Oper Berlin derschöne Stimme. (Jochanaan: Michael Johannes doch viele Jahre nach der Geburt uraufgeführt wurde, liegt bei Stefan Volle, Herodias: Jeanne-Michèle Charbon- Christi. Die musikalische Leitung dieser Soltesz. (Inszenierung: Claus Guth). Cathe- net und Herodes Thomas Blondelle). Es Koproduktion, die am 24. Januar dieses rine Naglestad leiht der Salome ihre wun- spielt das Orchestre Philharmonique du Luxembourg. (In Deutsch, mit franzö- sischen und deutschen Übertiteln. En langue allemande, surtitrage en allemand et en français. Introduction en français une demi-heure avant la représentation. Ein- führung in Deutsch ein halbe Stunde vor Beginn der Vorstellung). (GTL, 17 avril à 17h00, 19 avril à 20h00) Un autre orchestre luxembourgeois prend la relève pour la production sui- vante: United Instruments of Lucilin. Cette année, les Théâtres de la Ville et United Instruments of Lucilin créent une oeuvre de Brice Pauset (*1965): «Wonderful Deluxe. Rêves et futilités d’une idole.» Dans une oeuvre antérieure, le composi- teur s’était penché sur la vie de Louise du Néant, une mystique du XVIIe siècle. Sa vie est connue par la correspondance régulière qu’elle a entretenue avec ses confesseurs. Elle basculera lentement de son état mys- tique vers une folie pathologique. Brice Pauset nous livre avec „Wonderful Deluxe“ une image tout à fait opposée. Il y décrit la vie d’une des ces futiles „it-Girls“ qui dépensent l’argent de Papa ou d’un riche protecteur et qui ne font rien de leur vie, sauf peut-être d’alimenter la presse people. Stéphane Ghislain Roussel signe la mise en Salome scène centrée autour de Dominique Visse, accompagnée par United Instruments of © Monika Rittershaus Lucilin. (GTL, 10 et 13 mai à 20h00).

49 TANZ/DANSE/DANCE

Dans le domaine de la danse, la sai- son se termine avec un programme – comme d’habitude – riche et varié. Fondé en 2008 à Beijing, le TAO Dance Theatre peut se prévaloir d’une renommée mon- diale, fondée sur une tournée à travers plus de 40 pays. Les chorégraphies de Tao Ye sont modestement désignées par des numéros. Le public luxembourgeois verra les numéros 6 et 7. (GTL 15 et 16 avril à 20h00). The British Hofesh Shechter Company, already much applauded by Luxembourg audiences in the past, is back with „Barba- rians“, a performance The Telegraph des- cribed as: “Cinematic in Scope and Körper ambition, his pieces are as playful as kit- © Bernd Uhlig tens one second, dark as night the next”. (GTL, 29 and 29 April, 20h00). Shen Wei Dance Arts come from New d’amour, triste et tragique, qui laisse le York. Shen Wei was among those gifted public bouleversé. (GTL, 24 mai à 20h00) choreographers who were asked to create Und wieder gleiten wir mit den Tän- part oft he opening ceremony of the Bei- zern des nächsten Abends in eine andere jing Olympic Games. The first part of the Welt. Marcos Morau (Barcelona) konzi- evening is dedicated to „Map“, based on piert seine Programme um Städte. Dieses musical selections from „Desert Music“ by Jahr ist es an Siena, der schönen toska- Steve Reich. As the Washington Post said: nischen Stadt. Es ist Nacht, im Museum ist „Forty-five minutes of sheer gor- niemand mehr, und so steht einer Entde­ geousness“. The second part („Folding“) ckungsreise in die Kunstgeschichte Italiens takes us into the endlessness of space, on nichts mehr im Wege. Folgen wir den 10 the background of Buddhist chants from Tänzern von La Veronal... (GTL, 2. und 3. Tibet. (GTL, 11th and 12th May, 20.00) Juni, 20.00 Uhr). Et elle revient! En effet, que serait une C’est encore d’Espagne que nous vient saison au Grand Théâtre sans Anne Teresa la Compañia Sharon Fridman avec «Free de Keersmaeker? „Verklärte Nacht“ nous Fall». 6 danseurs principaux et quatorze emmène dans l’univers d’Arnold Schön- danseurs non professionnels évoluent sur berg. Pierre Boulez dirige le New York Phil- une musique originale de Luis Miguel Verklärte Nacht harmonic dans la version musicale d’un Cobo, illustrant cette chute libre qui nous © Anne Van Aerschot poème de Richard Dehmel. Une histoire fait tomer et qui nous oblige à tojours nous

FreeFall Atomos © Ignacio Urrutia © Ravi Deepres

50 Siena Atomos © Jesus Robisco © Ravi Deepres

Shen Wei Dance Arts © MAP Christopher

relever. Le Monde certifie à Sharon Frid- man qui – selon le quotidien – est passé par la danse folklorique, classique et contemporaine «la formule magique». (GTL 10 et 11 juin, 20h00). Wayne McGregor brings his dancers to extraordinary and thrilling perfor- mances. In „Atomos“ he conveys us to a world where music and dance, science and technology merge into one big whole, shredded rapidly by swirling bodies, sound and light. (GTL, June 24th and 25th, 20h00). Mit Sasha Waltz geht die diesjährige Spielzeit im Bereich Tanz mit einer Großmeisterin zu Ende. In einer Kopro- duktion der Schaubühne am Lehninerplatz Berlin und dem Paris Théâtre de la Ville zeigen uns 13 Tänzer eine Choreographie aus dem Jahre 2000, „Körper“. Wie in den meisten ihrer Arbeiten reduziert die große TAO Berliner Choreographin ihre Arbeit auf das Wesentlichste, die Körper der Tänzer. (GTL © Duan Ni 29. und 30. Juni, 20.00)

51 THEATER

Die Schauspieler Judith Rosmair und Johann von Bülow & Judith Rosmair Johann von Bülow dürften dem Luxembur- © Jim Rakete ger Publikum noch in bester Erinnerung sein durch ihre wunderbare Darbietung in „Waisen“ von Dennis Kelly (Februar 2014). Nun kommen sie in „Constella- tions“ von Nick Payne, einer romantischen Begegnung zwischen einer Quantenphysi- kerin und einem Imker. In der großartigen Inszenierung von Wilfried Minks wird uns diese Beziehung aus immer anderen Blickwinkeln geschildert, so dass dieses „Stück zum Schwindligwerden“ (Deutschlandfunk) die Zuschauer mitreißt in einem gelungenen und geistreichen Abend (GTL. 20.00, Einführung 19.30). „Morbidly funny“, „an angst-fuelled comedy“ are the comments made by Variety and The New York Times about „All New People“ by Zach Braff (*1975). Braff, an American actor, comedian, direc- tor and producer, is known to a larger public for his role as Dr John Dorian in the television series Scrubs. In „All New People“ he introduces us to Charlie, 35, desillusioned, tired of life and of himself. His last cigarette and his farewell tot he world – of all places in snow covered Long Island – are interrupted by weird and loud people who invade his beach house. Anne Simon directs this interesting and funny production with actors like Jules Werner, Larissa Faber, Daron Yates and Isaac Bush. (TDC, 14th, 18th and 20th April, 20.00, introduction at 19.30). Le magnifique auteur Joël Pommerat – à qui nous devons «La réunificaton des deux Corées» et «La grande et fabuleuse histoire du commerce» nous convie cette année avec «Ça ira (1) Find de Louis» dans l’univers de la Révolution française. Il ne s’intéresse pas particulièrement aux Dan-

Eines langen Tages Reise in die Nacht Johann von Bülow & Judith Rosmair © J. Schmitz © Stefan Malzkorn

52 Monsieur de Pourceaugnac Monsieur de Pourceaugnac © Brigitte Enguerand © Brigitte Enguerand

Eines langen Tages Reise in die Nacht ton, Marat et autre Robespierre, mais plus © J. Schmitz particulièrement à la confrontation des idées et à la motivation qui pousse les révolutionnaires à l’action. Avec le public comme députés à l’Assemblée nationale. (GTL, 22 et 23 avril, 20h00). Ende April kommt ein Stück ins Grand Théâtre, das einen der schönsten Titel der Theatergeschichte hat: „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ von Eugene O’Neill in einer Inszenierung Roberto Ciullis, Leiter des renommierten Theaters an der Ruhr Mülheim. Eine durch Alkohol und Drogen zerrüttete amerikanische Familie im Jahre 1912. Sie leben in einer Hölle aus Hass und Verachtung, und können ihr doch nicht entkommen. Das Stück wurde drei Jahre nach dem Tode des Autors 1956 uraufge- führt und brachte O’Neill posthum seinen vierten Pulitzerpreis ein. (GTL, 26. und 27. April um 20.00, Einführung um 19.30). Terminons la saison théâtrale en Monsieur de Pourceaugnac beauté avec «Monsieur de Pourceaugnac», © Brigitte Enguerand une comédie-ballet signée Molière et Lully. Excusez du peu! Créée pour «le divertisse- ment du roi» en 1669 à Chambord, Ver- sailles n’étant encore un immense chantier, la pièce nous raconte les amours de Julie et Éraste. Ils s’aiment mais ne peuvent se marier, car Oronte, le père de la jeune fille, la destine à un gentilhomme limousin, M. de Pourceaugnac. Heureusement deux personnages singuliers, Nérine et le Napo- litain Sbrigani, se font forts d’obliger l’in- désirable provincial à regagner Limoges... Deux grands artistes contemporains se retrouvent pour rendre hommage à Molière et à Lully. Clément Hervieu-Léger assure la mise en scène, William Christie la direction musicale. (GTL, les 25, 26, 27 mai à 20h00).

Simone Beck

53 Le maniérisme, le paroxysme de la renaissance

e terme «Maniérisme» apparaît pour la Lpremière fois chez l’historien Lanzi dans son ouvrage L’Histoire picturale de l’Italie en 1792. Il désigne le style dans la peinture italienne pendant la période allant du Sac de Rome en 1527 à l’avènement des Carrache. L’adjectif «Maniériste» est plus ancien: il se rencontre d’abord chez le Français Fréart de Chambray en 1662 dans Idée de la perfec- tion en peinture. Il y désigne de manière péjorative ce qui est étrange et outrancier, comme les mouvements outrés et les mus- «Marie-Madeleine pénitente» d’Abraham Janssens culatures trop accentuées. Quoiqu’il en soit, on applique le terme «maniérisme» de l’ita- lien «maniera» i.e. «à la manière de…» pour désigner des œuvres de la période de 1520 nebleau, 1540) toile monumentale offerte François Ier, prend connaissance du travail à 1580, qui sont raffinées, sophistiquées et entre 1877 et 1884 au gouvernement de Rosso par le biais d’un dessin «Mars et d’une technique absolument parfaite; elles luxembourgeois par Monsieur Edouard Vénus», allusion probable à la Paix des se veulent délibérément élégantes, cultivant Peterken de Bruxelles pour remercier du Dames (i.e. la Paix de Cambrai, conclue le 5 le beau avec recherche et se complaisant bon accueil qu’avait trouvé à Luxembourg août 1529 par Louise de Savoie et Margue- dans une iconographie singulière et pleine le Congrès International des Américanistes rite d’Autriche et mettant fin à la seconde d’imagination. en 1877. Son attribution à Rosso, Maître de guerre entre la France et la maison d’Au- Toutefois, le sens de cette appellation l’École de Fontainebleau, a été confirmé triche). Séduit par le raffinement et la a évolué. D’abord symbole d’une rupture lors de sa restauration au Service de restau- culture de ce peintre italien, François Ier le brutale avec les objectifs de la Renaissance, ration des peintures des Musées nationaux fait venir en France dès la fin de l’année elle désignait une décadence et une dégé- de France, par les études de leur laboratoire 1530, lui accorde, par lettres patentes, pri- nérescence en contradiction avec les idéaux de recherches et par Madame Sylvie vilèges et libertés et lui commande de nom- d’harmonie des générations précédentes. Béguin, conservateur en chef du départe- breuses décorations pour le château de De nos jours, le maniérisme apparaît ment des peintures au Musée du Louvre. Fontainebleau, dont celle de la Grande davantage comme une continuation et une Rosso, de son vrai nom Giovan Battista Galerie, aujourd’hui appelée Galerie Fran- poursuite des recherches mises en œuvre à di Jacopo di Guaspare s’est formé à Flo- çois Ier, d’où provient le tableau «Bacchus, l’apogée de la Renaissance. En effet, ce rence dans l’atelier d’Andrea Del Sarto. Il va Vénus et l’Amour». Le Dieu du vin et de mouvement sut à la fois tirer parti de la travailler dans différents édifices conven- l’ivresse y est accompagné d’un de ses dis- suavité et de la grâce des grandes composi- tuels et religieux de la ville tels que le cloître ciples, le petit satyre en haut de la composi- tions théâtrales de Raphaël, du talent de de l’Annunziata, et à Santa Maria Nuova. À tion. À ses côtés, Vénus, déesse de la Michel-Ange, dans son interprétation partir de 1524, il séjourne à Rome et ren- beauté et de l’amour, est figurée somptueu- pleine de force et d’élégance du nu mascu- contre de jeunes artistes novateurs comme sement coiffée de perles, les oreilles parées lin, et enfin des modèles de l’Antiquité. le Parmesan. Cependant, il est obligé de de pendeloques de la même matière, le Au Musée National d’Histoire et d’Art, fuir la ville éternelle lors du Sac de Rome corps épais, long et souple, conforme au tout un espace est consacré au style du par les troupes de Charles Quint en 1527 et canon maniériste. Le visage a la beauté maniérisme dans la collection de peintures entame un périple vers le Nord, qui le mène austère de la sculpture antique. Ce nu sty- anciennes. L’oeuvre phare est bien évidem- à Venise en 1530. Là, il est l’hôte du poète lisé est toutefois plein de sensualité. Cupi- ment «Bacchus, Vénus et l’Amour» de humaniste l’Arétin. C’est sur la recomman- don est assis sur un lion, animal symbole de Rosso Fiorentino ( Florence, 1494 – Fontai- dation de ce dernier que le Roi de France, la force et la royauté, faisant ici référence à

54 François Ier. Cette œuvre considérée comme le tableau fondateur de l’École de Fontaine- bleau se trouvait sans doute à l’extrémité de la galerie François Ier et faisait face à une autre toile monumentale aujourd’hui dispa- rue «La nymphe de Fontainebleau. En 1701, Louis XIV, sur la demande de la prude Madame de Maintenon, sa seconde épouse sans doute choquée par ces nus grandeur nature, fait enlever et remiser le tableau. Saisi à la Révolution française, il va donc se retrouver en vente publique et sera acquis au milieu du XIXème siècle par Monsieur Peterken, qui en fera don au gouvernement luxembourgeois. Près de l’oeuvre de Rosso trône «La Charité» de Lucas Cranach l’Ancien ( Cra-

nach 1472-Weilmar 1553). Peintre attitré MNHA © des princes-électeurs de Saxe, il est l’un «Charité» de Vincent Sellaer des grands noms de la peinture allemande du XVIème siècle avec Dürer et Holbein. Natif de Cranach, petite ville de Franconie dont il tire son nom, Lucas est, dans un et sont marquées par les idéaux de la l’influence de la statuaire antique par le premier temps, fortement marqué par les Réforme. Il se concentre sur la représenta- rendu monumental et la grande plasticité. œuvres de Dürer. Ses premières peintures tion de personnages, réels (portraits) ou Cette œuvre dégage une force toute parti- révèlent un goût pour les figures grima- imaginaires (sujets mythologiques). Au culière, c’est là tout le génie du peintre qui çantes et expressives et pour la représenta- cours de sa carrière artistique, Lucas Cra- s’est employé à donner vie à Marie-Made- tion de la végétation, qui se traduit par des nach atténue progressivement son atti- leine, translatrice de piété et d’émotions. paysages très fouillés. Son activité à Vienne rance originelle pour la nature et ses Avant l’avènement de Peter Paul Rubens, se caractérise par des contacts étroits avec motifs, développant plutôt des figures allé- Janssens est considéré comme le plus les milieux humanistes et lettrés de la ville. goriques ou symboliques d’une grande grand peintre d’histoire (sujets religieux, En 1504, il part pour Wittenberg, où il est sensualité. Il privilégie ainsi une description allégoriques ou mythologiques) de son appelé par Frédéric le Sage. Il y mène une raffinée, allusive et souvent érotique de temps. Elève de Jan Snellinck vers 1585, il carrière brillante durant cinquante ans au sujets mythologiques peu nombreux mais séjourne longtemps en Italie. Il est signalé service des Électeurs de Saxe, tout en s’en- particulièrement évocateurs. à Rome en 1598, où il réside jusqu’en gageant lui-même politiquement. Durant Nous découvrons également la somp- 1601, date de son admission à la guilde de cette période, son style s’adoucit et ses tueuse Marie-Madeleine pénitente du Saint-Luc d’Anvers. D’abord attiré par le figures deviennent plus lisses et plus romaniste Abraham Janssens (Anvers- maniérisme, Janssens est un des premiers agréables. Ses compositions se simplifient 1575-1632) dans laquelle nous ressentons peintres à introduire le caravagisme en Flandre. Devenu maître du clair-obscur, sa peinture est faite de forts contrastes de lumière et d’ombre. Citons également une autre Charité «Bacchus, Vénus et l’Amour» de Rosso Fiorentino des collections du MNHA, celle de Vincent Sellaer (Malines-vers 1500-1544). Acquise en 2008 grâce au don de la Banque Pictet Luxembourg S.A, cette huile sur panneau est caractéristique du Manierisme septen- trional. Nous y ressentons une nette influence italianisante, celle de Léonard, de Rafaël, d’Andrea del Sarto mais également une note propre à l’élève de ce dernier, que fut Rosso. Longtemps attribuée à Frans Floris, il s’agit encore d’une allégorie de la Charité, l’une des trois vertus théologales avec la foi et l’espérance. L’emprunt à l’an- tique et l’allongement décoratif des formes et proportions anatomiques propre à cet art des Princes que fut le maniérisme en fait une œuvre somptueuse d’un artiste dont malheureusement nous connaissons peu de choses hormis qu’il emprunta aux italiens les sujets, le modelé des figures et les subtiles types féminins.

Nathalie Becker

55 LOCAL CRAFT MEETS DESIGN Dans le cadre de DESIGN CITY 2016 CERCLE CITÉ | 28/04/2016 > 12/06/2016 | 11:00-19:00 | ENTRÉE GRATUITE

Dans le cadre de la 4e édition de Design City Luxembourg, le Cercle Cité et in progress a.s.b.l. s’associent pour présenter le travail de douze designers ayant tous un lien avec le luxembourg et ayant comme objectif de travailler sur la rencontre entre l’artisanat local et le design pour l’exposition Local craft meets design.