DORF- DE ENTWICKLUNGSPLAN

für die Dorfregion Sielhafenorte im Landkreis

mit dem Ortsteil Bensersiel (Stadt ), der Ortschaft Carolinensiel-Harlesiel (Stadt Wittmund) und den Gemeinden und im Rahmen des Dorfentwicklungsprogrammes (ZILE-Richtlinie)

NWP Planungsgesellschaft mbH Escherweg 1 Telefon 0441 9 71 74 - 0 26121 Oldenburg Telefax 0441 9 71 74 - 73 Gesellschaft für räumliche Postfach 3867 E-Mail [email protected] Planung und Forschung 26028 Oldenburg Internet www.nwp-ol.de Impressum Auftraggeberin Samtgemeinde Esens – Stadt Esens – Am Markt 2-4 – 26427 Esens Telefon: 04971/2060 – Fax: 04971/20666 www.samtgemeinde-esens.de E-Mail: [email protected]

Federführung Samtgemeinde Esens

Auftragnehmerin/ NWP Planungsgesellschaft mbH Verfasserin Gesellschaft für räumliche Planung und Forschung Escherweg 1 – 26121 Oldenburg Postfach 3867 – 26028 Oldenburg www.nwp-ol.de – E-Mail: [email protected]

Datum: November 2018

Dorfentwicklungsplanung für die Dorfregion "SIELHAFENORTE IM LANDKREIS WITTMUND"

Inhaltsverzeichnis Seite

Vorwort ...... 1

1. Vorbemerkungen ...... 2 1.1 Anlass und Zielsetzung ...... 2 1.2 Vorgaben für die Erarbeitung des Dorfentwicklungsberichtes ...... 2 1.3 Aufbau des Dorfentwicklungsberichtes ...... 4 1.4 Funktion des Dorfentwicklungsberichtes ...... 4 1.5 Intensive Bürgerbeteiligung und Öffentlichkeitsarbeit sowie Wissenstransfer über externe Experten ...... 5 1.5.1 Bürgerbeteiligung und Öffentlichkeitsarbeit ...... 5 1.5.2 Wissenstransfer über externe Experten ...... 8 1.5.3 Zwischenbericht/Gemeinsame Ratsinformationsveranstaltung ...... 10 1.5.4 Organisatorisches ...... 12 1.6 Lenkungsgruppe ...... 13 1.7 Zeitlicher Ablauf der Dorfentwicklungsplanung ...... 14

2. Planerische Vorgaben ...... 21 2.1 Übergeordnete Planungen ...... 21 2.1.1 Landesraumordnungsprogramm Niedersachsen ...... 21 2.1.2 Regionales Raumordnungsprogramm des Landkreises Wittmund (2006) ...... 22 2.1.3 Regionale Handlungsstrategie Weser-Ems (RHS) ...... 23 2.1.4 Regionales Entwicklungskonzept für den ländlichen Raum (REK) der Region Nordseemarschen ...... 23 2.1.5 Weitere Planungen ...... 24 2.1.6 Kommunale Planungen ...... 24

3. Das Dorfentwicklungsgebiet – Ausgangslage und Handlungsansätze ...... 25 3.1 Bevölkerungsentwicklung und Altersstruktur ...... 25 3.1.1 Zusammenfassende Bewertung ...... 32 3.1.2 Wesentliche Aussagen des Arbeitskreises und Handlungsansätze ...... 33 3.2 Siedlungsentwicklung und Flächenmanagement ...... 33 3.2.1 Historie – Kurzer Rückblick ...... 33 3.2.2 Bestand und Analyse ...... 37 3.2.3 Flächenmanagement/Innenentwicklung ...... 40 3.2.4 Wohnen ...... 42 3.2.5 Wesentliche Aussagen des Arbeitskreises und Handlungsansätze ...... 44 3.3 Ortsbild ...... 46 3.3.1 Haus- und Hoftypologie...... 46 3.3.2 Baudenkmale/Kulturdenkmale ...... 63 3.3.3 Wesentliche Aussagen des Arbeitskreises und Handlungsansätze ...... 63 3.4 Tourismus und Kulturerleben ...... 64 3.4.1 Touristische Akteure und Strukturen ...... 66 3.4.2 Touristisches Leitbild Carolinensiel ...... 67 3.4.3 Erholungs- und Freizeitstätten ...... 68 3.4.4 Kulturelle Einrichtungen und Veranstaltungen ...... 71 3.4.5 Wesentliche Aussagen des Arbeitskreises und Handlungsansätze ...... 71 3.5 Lokale Wirtschaft, Fischerei und Hafenstandorte ...... 72 3.5.1 Lokale Wirtschaft ...... 72 3.5.2 Häfen und Fischerei ...... 74 3.5.3 Fischerei ...... 75 3.5.4 Masterplan Kutterhafen Neuharlingersiel...... 76 3.5.5 Wesentliche Aussagen des Arbeitskreises und Handlungsansätze ...... 76

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Dorfentwicklungsplanung für die Dorfregion "SIELHAFENORTE IM LANDKREIS WITTMUND"

3.6 Mobilität und Infrastruktur...... 77 3.6.1 Verkehrliche Infrastruktur ...... 78 3.6.2 Leistungsfähigkeit des ÖPNV-Bussystems...... 78 3.6.3 Technische Infrastruktur...... 79 3.6.4 Wesentliche Aussagen des Arbeitskreises und Handlungsansätze ...... 80 3.7 Daseinsvorsorge ...... 81 3.7.1 Nahversorgung ...... 81 3.7.2 Gesundheits- und Pflegeversorgung ...... 83 3.7.3 Betreuung und Bildung...... 87 3.7.4 Wesentliche Aussagen des Arbeitskreises und Handlungsansätze ...... 92 3.7.5 Vereinsleben und gesellschaftliche Teilhabe ...... 94 3.7.6 Brand- und Katastrophenschutz ...... 97 3.7.7 Wesentliche Aussagen des Arbeitskreises und Handlungsansätze ...... 97 3.8 Klima und Umwelt ...... 98 3.8.1 Klimawandel ...... 99 3.8.2 Klimaschutz – Integriertes Klimaschutzkonzept für den Landkreis Wittmund ...... 100 3.8.3 Erneuerbare Energien in der Region ...... 101 3.8.4 Weitere Ansätze für Klima und Umwelt ...... 101 3.8.5 Wesentliche Aussagen des Arbeitskreises und Handlungsansätze ...... 102 3.9 Naturschutz und Kulturlandschaft ...... 103 3.9.1 Schutzgebiete ...... 104 3.9.2 Weltnaturerbe Wattenmeer ...... 105 3.9.3 Wesentliche Aussagen des Arbeitskreises und Handlungsansätze ...... 106 3.10 Landwirtschaft ...... 106 3.10.1 Bedeutung der Landwirtschaft ...... 106 3.10.2 Die Landwirtschaft in der Dorfregion "Sielhafenorte im Landkreis Wittmund" ...... 108 3.10.3 Besonderheiten ...... 110 3.10.4 Wesentliche Aussagen des Arbeitskreises und Handlungsansätze ...... 110

4. Ergebnisse, Analysen, Leitbild und Leitziele ...... 112 4.1 Übergeordnetes Leitbild, gewählte Schwerpunkte und Handlungsfelder ...... 112 4.2 Handlungsfelder ...... 112 4.3 Stärken-Schwächen-Analyse ...... 114 4.4 Beschreibung der Leitbilder und Entwicklungsziele pro Handlungsfeld ...... 128 4.5 Entwicklungskonzept für die Dorfregion – Ausblick ...... 139

5. Private Maßnahmen im Rahmen der Dorfentwicklung ...... 142 5.1 Bedarfe ...... 142 5.2 Analyse der Gebäude ...... 142 5.3 Voraussetzungen und finanzielle Förderung privater Baumaßnahmen ...... 143 5.4 Gestaltungsempfehlungen ...... 144 5.4.1 Allgemeine Gestaltungsempfehlungen ...... 144 5.4.2 Gestaltungsempfehlungen für Gärten und Hofumfeld ...... 147

6. Zusammenfassung der Projektsteckbriefe ...... 149

7. Zusammenstellung der Kosten für die wichtigsten öffentlichen Maßnahmen ...... 175

8. Verstetigung des Prozesses und Evaluierung ...... 179

9. Beteiligung der Träger öffentlicher Belange ...... 181

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Dorfentwicklungsplanung für die Dorfregion "SIELHAFENORTE IM LANDKREIS WITTMUND"

Anhang ...... 183

Dorfregion "Sielhafenorte im Landkreis Wittmund" ...... A 1 Altersstruktur in den Sielhafenorten ...... A 2 bis A 5 Grünflächen und Baukultur ...... A 6 Baudenkmale ...... A 7 bis A 11 Freizeitwege und Gewässer ...... A 12 Freizeiteinrichtungen ...... A 13 Gewerbe ...... A 14 Mobilität ...... A 15 Daseinsvorsorge ...... A 16 Schutzgebiete von Natur und Landschaft – Umweltbildung ...... A 17 Übersicht über die landwirtschaftlichen Betriebe ...... A 18 Entwicklungskonzept ...... A 19 Mustergliederung Evaluierungsbericht Dorfentwicklung Dorfregion ...... A 20 bis A 21 Poster für den Zwischenbericht/der Ratsinformationsveranstaltung ...... A 22 bis A 31 Allgemeine Gestaltungsempfehlungen am Beispiel Dach ...... A 32 Allgemeine Gestaltungsempfehlungen am Beispiel Fassade ...... A 33 Allgemeine Gestaltungsempfehlungen am Beispiel Fenster ...... A 33 Allgemeine Gestaltungsempfehlungen am Beispiel Türen ...... A 34

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Dorfentwicklungsplanung für die Dorfregion "SIELHAFENORTE IM LANDKREIS WITTMUND"

Abbildungsverzeichnis Seite

Abbildung 1: Das Dorfentwicklungsgebiet ...... 1 Abbildung 2: Bausteine der Bürgerbeteiligung ...... 4 Abbildung 3: Print- und Online-Medien ...... 4 Abbildung 4: Region "Nordseemarschen" ...... 22 Abbildung 5: Entwicklung der Haupt- und Nebenwohnsitze zwischen 1990-2017 in der Dorfregion ...... 25 Abbildung 6: Bevölkerungsprognosen bis 2030 von der BertelsmannStiftung in Prozent und absolut ...... 27 Abbildung 7 Vergleich Bevölkerungsentwicklung Werdum und Bensersiel (alle Wohnsitze)...... 28 Abbildung 8: Vergleich der Altersstrukturen differenziert nach Haupt- und Nebenwohnsitzen ...... 29 Abbildung 9: Vergleich der Altersstruktur 2017 (nur Hauptwohnsitze) ...... 30 Abbildung 10: Vergleich der Altersstruktur Prognose 2030 ...... 31 Abbildung 11: Auszug aus dem Flächennutzungsplan – Bensersiel ...... 37 Abbildung 12: Auszug aus dem Flächennutzungsplan – Carolinensiel ...... 38 Abbildung 13: Auszug aus dem Flächennutzungsplan – Neuharlingersiel ...... 38 Abbildung 14: Auszug aus dem Flächennutzungsplan – Werdum ...... 39 Abbildung 15: Anforderungen an das Wohnungsmanagement ...... 41 Abbildung 16: Taddigshörn-Lammertshörn: Städtebauliches Konzept zur Steuerung (Dauer-) Wohnen und Ferienwohnen Abgrenzung unterschiedlicher Entwicklungs- bereiche – Bensersiel ...... 42 Abbildung 17: Entwicklungskonzept Wohnen und Gästebeherbergung Neuharlingersiel ...... 43 Abbildung 18: Schnitt durch eine Gulfhauskonstruktion ...... 46 Abbildung 19: Gulfhaus Innensicht ...... 47 Abbildung 20: Beispielhafter Grundriss eines ostfriesischen Gulfhauses um 1822 ...... 47 Abbildung 21: Eigenarten und Unterschiede der Orte in der Dorfregion ...... 65 Abbildung 22: Touristische Akteure ...... 66 Abbildung 23: Vergleich der Altersstrukturen über 65 Jahre zwischen der Dorfregion und der Samtgemeinde Esens/der Stadt Wittmund (gemittelte Werte) sowie Prognose 2030 ...... 83 Abbildung 24: Anteil pflegebedürftiger Personen an der Bevölkerung in Deutschland 2015 ...... 85 Abbildung 25: Entwicklung der KiTa-Platzbilanz bis 2034 für Samtgemeinde Esens und die Stadt Wittmund ...... 87 Abbildung 26: Entwicklung der Grundschülerzahlen im Landkreis Wittmund bis zum Jahr 2028/29 ...... 89 Abbildung 27: Ganzheitliche Planung zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung ...... 97 Abbildung 28: Bewertung der einzelnen Handlungsfelder ...... 112 Abbildung 29: Themen in der Dorfentwicklungsplanung ...... 126 Abbildung 30: Entwicklungskonzept ...... 139 Abbildung 31: Beispielhafte Darstellung der Projektliste ...... 147

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Dorfentwicklungsplanung für die Dorfregion "SIELHAFENORTE IM LANDKREIS WITTMUND"

Tabellenverzeichnis Seite

Tabelle 1: Grafiken und Beschreibungen der Bevölkerungsentwicklung von 2000 bis 2017 in den Sielhafenorten ...... 25 Tabelle 2: Vergleich der aktuellen Bevölkerungsentwicklung in den Gebietskörperschaften (nur mit Hauptwohnsitz gemeldete Personen) ...... 28 Tabelle 3: Gästezahlen, Übernachtungen und Aufenthaltsdauer in ausgewählten Küstenorten 2016...... 67 Tabelle 4: Liste der regional wichtigen Einrichtungen/Sehenswürdigkeiten ...... 67 Tabelle 5: Übersicht über die Betriebsstruktur in der Dorfregion ...... 73 Tabelle 6: Ärzte und medizinische Dienstleistungen in der Dorfregion ...... 84 Tabelle 7: Senioreneinrichtungen in der Dorfregion ...... 85 Tabelle 8: Übersicht über die Kinderbetreuungsangebote in der Stadt Wittmund und in der Samtgemeinde Esens (Stichtag: 03. März 2016) ...... 87 Tabelle 9: Übersicht über alle behandelten Themen ...... 111

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Dorfentwicklungsplanung für die Dorfregion "SIELHAFENORTE IM LANDKREIS WITTMUND"

VORWORT Mit den veränderten Anforderungen an die Ent- Dorfregion wicklung von Dörfern und Städten rücken Fragen "Sielhafenorte im Landkreis zur demografischen Entwicklung, zur Daseinsvor- sorge und zum Klimawandel in den Focus der Wittmund" Planungen für die Zukunft. Es gilt, sich den neuen Herausforderungen zu stellen und sich erreich- bare Ziele unter Ausnutzung vorhandener Res- sourcen zu stecken. Die Dorfentwicklungsplanung startete mit einer Auftaktveranstaltung für alle Bürger der Dorfre- gion, wurde weitergeführt mit einer Vorbereitungs- und Informationsphase für die Mitglieder des Ar- beitskreises. In den Sitzungen des Arbeitskreises, die abwechselnd in den Dörfern der Dorfregion stattfanden, wurden die Themen Demografie, Innenentwicklung, Klimaschutz, Daseinsvorsorge und Wirtschaftsstruktur intensiv diskutiert. Ein besonderes Augenmerk wurde auf das The- menfeld Tourismus gelegt, das in der Dorfregion aufgrund ihrer reizvollen Lage an der Nordsee eine bedeutende Rolle spielt. Die Kompetenzen und Erfahrungen der Bürger sowie die Einbindung von Experten schufen eine breite Basis für zahlreiche Projektideen, deren Realisierung die positive Entwicklung der Dorfregion befördern wird. Die Räte und Verwaltungen der in der Dorfregion vertretenen Kommunen bedanken sich herz- lich für das Engagement der Bürgerinnen und Bürger und beim Planungsbüro, der NWP Pla- nungsgesellschaft mbH aus Oldenburg, die den Planungsprozess zu einem erfolgreichen Ab- schluss gebracht haben.

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1. VORBEMERKUNGEN

1.1 Anlass und Zielsetzung Die Städte Esens mit der Ortschaft Bensersiel und Wittmund mit der Ortschaft Carolinensiel/ Harlesiel sowie die Gemeinden Neuharlingersiel und Werdum beantragten am 30. Juni 2015 die Aufnahme in das Dorferneuerungsprogramm des Landes Niedersachsen und sind am 21. Juli 2016 als "Dorfregion Sielhafenorte im Landkreis Wittmund" in das Dorfentwicklungsprogramm des Landes Niedersachsen aufgenommen worden.1 Der Gebietszuschnitt der Dorfregion resultiert aus ähnlichen Rahmenbedingungen und Prob- lemstellungen respektive Herausforderungen, denen sich alle Kommunen der Dorfregion in den kommenden Jahren stellen müssen und wollen.

Abbildung 1: Das Dorfentwicklungsgebiet

1.2 Vorgaben für die Erarbeitung des Dorfentwicklungsberichtes Am 26. Mai 2015 ist das Programm PFEIL (Programm zur Förderung der Entwicklung im Länd- lichen Raum Niedersachsen und Bremen) von der Europäischen Kommission genehmigt wor- den. PFEIL (2014-2020) dient der Umsetzung der EU-Verordnung über die Förderung der länd- lichen Entwicklung durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des länd- lichen Raums (ELER) in Niedersachsen und der Freien und Hansestadt Bremen. PFEIL ist das Nachfolgeprogramm von PROFIL 2007-2013. In dem neuen Programm sind die Maßnahmen zusammengefasst, die für die Förderung der Landwirtschaft und der ländlichen Regionen in Niedersachsen und Bremen bis 2020 angeboten werden. Die "Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur integrierten ländlichen Ent- wicklung" (ZILE) ist am 25. Januar 2017 im Nds. Ministerialblatt Nr. 3, S. 85 ff. veröffentlicht worden und seit dem 01. Januar 2017 gültig.

1 vgl. Schreiben des Amtes für regionale Landesentwicklung Weser-Ems, Dezernat 3, Strukturförderung ländli- cher Raum, Geschäftsstelle Aurich, vom 21. April 2015

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Dorfentwicklungsplanung für die Dorfregion "SIELHAFENORTE IM LANDKREIS WITTMUND"

Zweck der Förderung im Rahmen der Dorfentwicklungsplanung ist, unter Berücksichtigung der Ziele und Erfordernisse übergeordneter Planungen (Raumordnung, Landesplanung ...) die länd- lichen Räume als Lebens-, Arbeits-, Erholungs- und Naturräume zu sichern und weiterzuentwi- ckeln. Die Voraussetzung für eine Förderung ist eine Dorfentwicklungsplanung, die in Text und Karte die Ziele der Dorfentwicklung, die zu ihrer Verwirklichung erforderlichen Maßnahmen so- wie die Abstimmung mit anderen für die Entwicklung des Dorfentwicklungsgebietes bedeutsa- men Planungen und Maßnahmen näher darlegt. Der Dorfentwicklungsbericht soll auf der Grundlage des vorhandenen Zustandes der Dorfregion die Darstellung des Leitbildes, der Leitziele, der Projekte/Vorhaben unter besonderer Berück- sichtigung der Schwerpunktthemen Demografie, Innenentwicklung und Klimaschutz, der Bevöl- kerung mit sozio­immanenten Gegebenheiten, der Daseinsvorsorge, der Wirtschaftsstruktur, der Nachhaltigkeit der Kommunikation und der Mitwirkung der Bevölkerung in geeigneter Weise enthalten.2 Daneben enthält der Dorfentwicklungsbericht auch die klassischen Themen Landwirtschaft, Ortsbild, Erschließung, Siedlungsentwicklung, Natur und Landschaft sowie Tourismus. Die Planung ist unter intensiver Beteiligung der Öffentlichkeit zu erarbeiten, um die Akzeptanz der Planung und die Investitionsbereitschaft bei der Bevölkerung der Dorfregion zu steigern. Ebenso sind die zuständigen Behörden und Ämter an der Planung zu beteiligen. Es geht bei der Dorfentwicklung auch immer darum, das Wohnumfeld und die Erschließung im weitesten Sinne zu verbessern, gleichzeitig aber die Besonderheiten der Dorfregion sowohl in baulicher Form (historische Gebäude, das Arrangement der Gebäude, die Anordnung von Stra- ßen, Wegen, Plätzen etc.) als auch im Bereich des Grüns zu schützen. Dem Blick auf die Zukunftsfähigkeit der Dorfregion trägt die Planung unter anderem dadurch Rechnung, dass landwirtschaftlichen Betrieben ebenso wie anderen Unternehmen eine dorf-, umwelt- und umfeldverträgliche Weiterentwicklung ermöglicht werden soll. Aber auch die Veränderungen im Bereich des Wohnens müssen beachtet werden. Ziel sollte sein, einerseits junge Bevölkerungsschichten in den Ortschaften zu halten und andererseits eine angemessene Zuwanderung zu initiieren. Im Dorfentwicklungsgebiet gibt es eine Reihe ehemals landwirtschaftlich genutzter Gebäude und Anlagen. Der weitere Strukturwandel in der Landwirtschaft lässt vermuten, dass sich die Zahl nicht mehr genutzter landwirtschaftlicher Bausubstanz im Laufe der Jahre noch erhöhen wird. Je nach angestrebter Weiternutzung können diese Gebäude und Anlagen umgebaut, re- noviert und/oder modernisiert werden. Das Thema Tourismus hat in dieser Dorfregion eine ganz besondere Bedeutung: Als stärkster Wirtschaftszweig prägt der Tourismus die Sielhafenorte maßgeblich. Neben der wachsenden touristischen Infrastruktur mit Angeboten für Freizeit, Sport und Kultur, die natürlich auch den Einwohnern der Region zugutekommen, steigt auch das Angebot an touristischen Unterkünften. Die Konkurrenz zwischen Dauer- und Ferienwohnen lässt die Preise für Dauerwohnraum an- steigen und erschwert insbesondere nicht weniger finanzstarken Haushalten, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Viele fühlen sich daher gezwungen, die Region zu verlassen oder sich

2 vgl. Anlage 8-7.2 zum EPLR bzw. Maßnahmenbeschreibungen "Ablauf der Förderung der Dorfentwicklung" (http://www.ml.niedersachsen.de/startseite/themen/eufoerderprogramme_zur_entwicklung_ im_laendlichen_ raum/pfeil_20142020/ pfeil-2014-2020-125826.html [25. August 2016]

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erst gar nicht hier niederzulassen. Dies hat gravierende Langzeitfolgen. Akut ist bereits die Gastronomie betroffen, die händeringend Personal sucht, das aber nur zu finden ist, wenn auch entsprechender Wohnraum zur Verfügung steht.

1.3 Aufbau des Dorfentwicklungsberichtes Den allgemeinen Ausführungen im Kapitel 1 folgt im Kapitel 2 die Übersicht über die planeri- schen Vorgaben der übergeordneten Planungen. Die Betrachtung des Dorfentwicklungsgebietes schließt sich im Kapitel 3 an. Das Kapitel 4 enthält die Ergebnisse der Arbeitskreis-Sitzungen, Analysen und das Leitbild/die Leitziele der einzelnen Handlungsfelder. Im Kapitel 5 werden Erläuterungen zu den privaten Maßnahmen im Rahmen der Dorfentwick- lung gegeben, unter anderem werden auch die Voraussetzungen für eine finanzielle Förderung private Bauvorhaben an ortsbildprägenden Gebäuden beleuchtet. Die Zusammenfassung der in einem gesonderten Band verfügbaren Projektsteckbriefe findet sich im Kapitel 6. Die überschlägige Kostenermittlung für die wichtigsten öffentlichen Vorhaben im Rahmen der Dorfentwicklung wird im Kapitel 7 dargestellt. Im Kapitel 8 befinden sich Ausführungen zur Verstetigung des Prozesses und zur Evaluierung. Die Ergebnisse der Beteiligung der Träger öffentlicher Belange sind im Kapitel 9 zu finden.

1.4 Funktion des Dorfentwicklungsberichtes Der Dorfentwicklungsplan ist ein informeller Rahmenplan, der die zukünftige Entwicklung der Ortschaften aufzeigt und die dazu erforderlichen Projekte nennt. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Ideenskizzen bzw. Projektvorschläge Anre- gungen für die Weiterentwicklung in der Umsetzungsphase/Ausführungsplanung sind. In der anschließenden Umsetzungsphase werden die benannten Projekte konkretisiert und entspre- chende Entwurfs- und Ausführungspläne erarbeitet. Der Bericht beschreibt lediglich in Textform die erwünschten Projekte entsprechend den Projektsteckbriefen. Der Dorfentwicklungsplan soll mehrere Funktionen erfüllen:

 Er bildet die Grundlage für die Förderung von Dorfentwicklungsmaßnahmen seitens des Landes Niedersachsen und der EU und enthält eine Auflistung der 21 wichtigsten öffentli- chen Projekte sowie deren Zusammenhang in der Dorfentwicklungsplanung.

 Er stellt einen Teil der gemeindlichen Planung dar und soll eine Grundlage für die Aufstel- lung eines jeweiligen Investitionsprogramms der Kommunen bilden. Außerdem ergeben sich aus der Dorfentwicklungsplanung Hinweise auf mittelbar damit zusammenhängende Planungen.

 Er soll der Bevölkerung der Dorfregion "Sielhafenorte im Landkreis Wittmund" ein Bild von der zukünftigen Entwicklung und der möglichen Gestaltung ihrer unmittelbaren räumlichen

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Umwelt geben. Auch zu diesem Zweck sind die Bewohner3 an der Erstellung des Dorfent- wicklungsplanes beteiligt und zu seiner Realisierung mit aufgerufen.

1.5 Intensive Bürgerbeteiligung und Öffentlichkeitsarbeit sowie Wissenstransfer über externe Experten 1.5.1 Bürgerbeteiligung und Öffentlichkeitsarbeit

Die Erarbeitung der Dorfentwicklungsplanung baut auf eine intensive Einbindung der Bürger- schaft, der Politik und der Verwaltung auf. Der demografische Wandel soll als Querschnitts- thema in das Bewusstsein der Bevölkerung gerückt und dessen Chancen und Risiken zu- sammen mit dem Bürger erörtert werden. Dadurch wird erhofft, die Akzeptanz der Bevöl- kerung bei notwendigen Anpassungsmaßnah- men zu erhöhen.

Bei der frühzeitigen Einbindung der Bevölke- rung in den Planungsprozess kann das vorhan- Abbildung 2: Bausteine der Bürgerbeteiligung dene bürgerliche und ehrenamtliche Engagement bei der Umsetzung und Verstetigung der Pla- nung besser genutzt werden. Zunächst wurde ein Faltblatt mit den wichtigsten Informatio- nen zur Dorfentwicklung er- stellt, um das Interesse der Bevölkerung der Dorfregion an der Mitarbeit zu wecken. Die- ses Faltblatt wurde in den kommunalen Verwaltungen zur Verteilung bereitgelegt. Die nachfolgend eingerichtete Homepage gab den Bürgern Gelegenheit, sich unabhängig von Arbeitskreissitzungen oder Veröffentlichungen in der Pres- se über die Dorfentwicklungs- planung zu informieren und über ein Kontaktformular An- regungen für die Planung zu formulieren. Abbildung 3: Print- und Online-Medien

3 Zur Erleichterung der Lesbarkeit wird hier und im Folgenden das Maskulinum verwendet. Dies bedeutet je- doch keine Bevorzugung eines Geschlechtes, sondern bezieht beide Geschlechter ein.

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Zum Auftakt der Dorfentwicklungsplanung wurde per Pressemitteilung dazu eingeladen, an einer der vier Bürgerinformations- bzw. Auftaktveranstaltungen teilzunehmen. Neben der allgemeinen Informationsbereitstellung dienten die Veranstaltungen auch dazu, Bürger für die Mitarbeit im "Arbeitskreis Dorfentwicklung" bzw. in den thematischen Arbeitskreisen zu gewinnen. In den Bürgerinformationsveranstaltungen, die im Februar und März 2017 stattfanden, bekun- deten mehr als 80 Personen Interesse an der Mitarbeit im "Arbeitskreis Dorfentwicklung". Eben- so wurden erste Projektvorschläge und Ziele/Erwartungen von den Anwesenden formuliert. Um ein arbeitsfähiges Gremium zu erhalten, wurden in Abstimmung mit den Kommunen 60 Personen zur Vorbereitungs- und Informationsphase von der Samtgemeinde Esens eingeladen.

Eindrücke von den Bürgerinformationsveranstaltungen

VIP-Veranstaltung am 24. März 2017

Die Beteiligung der Arbeitskreismitglieder war während des Planungsprozesses sehr hoch und kontinuierlich, auch wenn an manchen Sitzungen nicht alle Mitglieder teilnehmen konnten bzw. vertreten wurden. Für die Arbeit an den Schwerpunktthemen sind aufgrund der Komplexität der Themen Arbeits- kreise gebildet worden (Soziales und Gesellschaftliches [Dorfleben], Ortsentwicklung und Orts- gestaltung, Wirtschaft und Tourismus).

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Land- Wirte

Allgemein Interes- Jugend sierte

Örtliche Gewerbe- Vereine treibende Arbeits- kreis

ArL Verwaltung

Land- Planer frauen

Der Arbeitskreis Dorfentwicklung

Im Mai und Juni 2017 fanden Dorfgespräche mit den Bürgern der einzelnen Ortschaften, Vertre- tern der Gemeinde und dem beauftragten Planungsbüro statt. In diesen Gesprächen wurden die Stärken und Schwächen der jeweiligen Ortschaften sowie daraus mögliche resultierende Maßnahmen erarbeitet.

Dorfgespräch in Hartward-Ostbense Dorfgespräch in Altharlingersiel

Dorfgespräch in Carolinensiel Dorfgespräch in Werdum

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Im Schützenhaus Neuharlingersiel fand am 09. Mai 2017 ein konstrukti- ves Gespräch mit sieben Jugendli- chen, Teilnehmern des Planungsbü- ros, des Schützenvereins und einem Jugendpfleger der Samtgemeinde Esens statt. Gefragt wurde, was den Jugendlichen in ihrem Ort fehlt, wo Handlungsbedarf besteht und welche

Schwächen der Ort aus dem Blick- Gespräch mit den Jugendlichen winkel der Jugendlichen hat.

1.5.2 Wissenstransfer über externe Experten Zu einzelnen Sitzungen des Arbeitskreises wurden Experten eingeladen, die weitergehende Informationen zu verschiedenen Bereichen an die Arbeitskreismitglieder vermittelten:

Herr Jens Bunje, Nationalpark- verwaltung "Niedersächsisches Wattenmeer": "Leben, Urlauben und Natur Erleben im und am Nationalpark und Weltnaturerbe Wattenmeer" 24. März 2017

Superintendentin Angela Grimm, Ev.-luth. Kirchenkreis Harlinger- land: "Demografischer Wandel – Zukunftsplanungen und mögliche Anpassungen für Pfarrstellen und Pfarrdienstsitze im Kirchenkreis Harlingerland bis 2030" 24. März 2017

Frau Imke Wemken, Geschäfts- führerin der Ostfriesland Touris- mus GmbH: "Tourismusmarketing Ostfriesland – Bedeutung, Ent- wicklungen und Trends im Be- reich Tourismus" 24. März 2017

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Herr Dieter Krott, Bezirksstelle Aurich der Kassenärztliche Verei- nigung, Niedersachsen: "Ge- sundheitsversorgung in der Region" 16. August 2017

Herr Tilli Rachner, Verkehrsregion Nahverkehr Ems-Jade (VEJ): "Mobilität heißt Ankommen" 26. September 2017

Herr Herrmann Schiefer, Landes- denkmalpfleger i. R.: "Carolinen- siel, Neuharlingersiel, Bensersiel und Werdum – Eine denkmalpfle- gerische Betrachtung der heuti- gen Situation" 8. Oktober 2017

Herr Meinhard Edzards, Deich- acht Esens-Harlingerland: Auf- gaben der Deichacht, Klima- wandel und Küstenschutz 22. November 2017

Die LEADER Region "Nordseemarschen" ist direkter Nachbar des "Watten- meerachters", unserer LEADER Region der Inseln. Nachbarschaft ist nur etwas wert als gute Nachbarschaft. Also müssen wir uns gegenseitig stützen, müssen aussprechen, was nicht gut ist und wir müssen das Schwierige überwinden und Herr Uwe Garrels, Bürgermeister besser miteinander weitermachen. der Inselgemeinde : Ich sehe die Inseln nicht als Konkurrenten zu den Sielorten, im Gegenteil, Insel- gäste sind anders als Festlandgäste. Aber alle Inselgäste reisen über Sielorte "Chancen der Sielhafenorte aus an, die daraus auch Einnahmen generieren. Jeder Insulaner kennt die Siele als ersten heimatlichen Aufschlag, wenn er zur Insel zurückkehrt. Eine Reihe von Sicht eines Inselbürgermeisters" Insulanern stammt von der Küste, die verwandtschaftlichen Beziehungen sind 17. Januar 2018 beachtlich. Was uns immer verbindet ist die Schiffahrt vom Siel zur Insel, sind die Dienstleistungsbeziehungen, die sich aus der touristischen Wertschöpfung ergeben, z. B. Arbeitsplätze, Aufträge an Handwerksbetriebe, die Parkplätze

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Herr Bernhard Bruhnken, Woh- nungsbau-Gesellschaft Friesland mbH: "Aufbau der Gesellschaft, ihre Aufgaben, Projekte und För- derung" 14. Februar 2018

1.5.3 Zwischenbericht/Gemeinsame Ratsinformationsveranstaltung Am 27. November 2017 fand im Haus der Begegnung in Esens eine Informationsveranstaltung für die Ratsmitglieder der beteiligten Kommunen statt. Diese gemeinsame Sitzung der Räte war eine absolute Premiere und verdeutlicht den Wunsch und Willen der Städte und Gemeinden im Dorfentwicklungsgebiet, sich gemeinsam für die Zukunft stark zu machen. Inhaltlich ging es darum, den Ratsmitgliedern einen Überblick über den Stand der Dorfentwick- lungsplanung zu geben sowie Hinweise und Anregungen aufzunehmen. Für die Sitzung wurden auch zehn Poster gefertigt, die nicht nur während dieser Sitzung ausgehängt, sondern im Nachgang in den einzelnen Kommunen ausgestellt wurden. So konnten sich beispielsweise die Gäste des Neujahrsempfangs in Werdum über die Dorfentwicklung in den Sielhafenorten infor- mieren, im Anschluss wurde die Ausstellung in Neuharlingersiel und in Carolinensiel gezeigt.

Eindrücke von der ersten gemeinsamen Ratsinformationsveranstaltung im Haus der Begegnung in Esens

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Dorfentwicklungsplanung für die Dorfregion "SIELHAFENORTE IM LANDKREIS WITTMUND"

Poster für den Zwischenbericht in der Ratsinformationsveranstaltung4

Poster 1: Poster 2: Poster 3: Allgemeine Belange – Fakten – Bürgerbeteiligung und Information Demografie – Betreuung – Arbeitsprozesse Wohnformen

Poster 4: Daseinsvorsorge Poster 5: Poster 6: Mobilität – Ruhender Verkehr Ortsentwicklung – Ortsgestaltung

4 Vergrößerte Darstellungen der Poster befinden sich im Anhang (A 22 bis A 31).

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Dorfentwicklungsplanung für die Dorfregion "SIELHAFENORTE IM LANDKREIS WITTMUND"

Poster 7: Poster 8: Poster 9: Wirtschaft – Häfen – Fischerei Natur und Landschaft – Klima Landwirtschaft – Tourismus und Umwelt und Kulturleben

Poster 10: Ortsbildprägende Gebäude

1.5.4 Organisatorisches Seitens der Verwaltungen begleiteten Bürgermeisterin Karin Emken (Stadt Esens, Ortsteil Bensersiel), Joachim Wulf (Stadt Wittmund, Ortsteil Carolinensiel/Harlesiel), Bürgermeister Jür- gen Peters (Gemeinde Neuharlingersiel), Bürgermeister Friedhelm Hass (Gemeinde Werdum) und sowie weitere Vertreter der Kommunen den Planungsprozess und die Veranstaltungen. Das Amt für regionale Landesentwicklung Weser-Ems (ArL Weser-Ems, Geschäftsstelle Aurich) wurde von Anja Thomßen und Thomas Otto/Frau Hinrichs vertreten.

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Dorfentwicklungsplanung für die Dorfregion "SIELHAFENORTE IM LANDKREIS WITTMUND"

Die Organisation, Betreuung und Moderation der Bürgerversammlungen, der Sitzungen des Arbeitskreises/der Arbeitsgruppen und der Tagesveranstaltung am 24. März 2017 führte ein interdisziplinär zusammengesetztes Team der NWP Planungsgesellschaft mbH, Oldenburg, durch. Die aus der Arbeit des Arbeitskreises/der Arbeitsgruppen resultierenden Ziele bilden den Rah- men der Dorfentwicklungsplanung, der auch über die Zeit der Dorfentwicklungsplanungsphase hinaus verfolgt werden soll. Dieser Rahmen ist nicht starr, denn auf Veränderungen muss ein- gegangen und Zielsetzungen müssen angepasst werden. Die ständige Überprüfung und die Anpassung an veränderte Gegebenheiten sind daher nicht nur während der Erarbeitung des Dorfentwicklungsplanes von großer Bedeutung, sondern auch nach Fertigstellung der Planung.

1.6 Lenkungsgruppe Die Lenkungsgruppe ist der organisierende und leitende Baustein im Rahmen der Dorfentwick- lung. Die Lenkungsgruppe besteht aus den Bürgermeistern, Vertretern der Verwaltungen, dem Amt für regionale Landesentwicklung Weser-Ems, Geschäftsstelle Aurich und Vertretern der NWP Planungsgesellschaft mbH aus Oldenburg. Die Lenkungsgruppe traf sich im Zuge des Prozesses zur Planerstellung acht Mal (vgl. Zeitli- cher Ablauf der Dorfentwicklungsplanung, Kapitel 1.7), wobei alle Mitglieder auch zum Arbeits- kreis gehören und auch in diesem Rahmen zusammenarbeiten. Aufgabe der Lenkungsgruppe war und ist, den Prozess zunächst vorzubereiten (Vorbereitung der Bürgerinformationen, thematische Ausrichtung der drei parallelen Arbeitskreise etc.) und ihn dann organisatorisch, aber auch inhaltlich zu begleiten. So wurde in der Lenkungsgruppe die Auswahl der externen Experten besprochen, die mit einem Inputreferat die Arbeitskreissitzun- gen bereichert haben. Die wichtigen inhaltlichen Themen für die Dorfregion aus Sicht der Ver- waltungen wurden vorbereitet und auf dieser Ebene diskutiert und beraten. Da Vertreter des Amtes für regionale Landesentwicklung Teil der Lenkungsgruppe sind, konnten die Anforderun- gen im Hinblick auf mögliche Projektförderungen bzw. die Bedingungen für potenzielle Förde- rungen frühzeitig kommuniziert werden. Ganz wichtig, insbesondere hinsichtlich der Verstetigung des Prozesses, sind die guten Kontak- te und der enge Austausch zwischen den vier kommunalen Partnerinnen der Dorfregion. Natür- lich kannten sich die einzelnen Vertreter bereits im Vorfeld und einen gewissen Austausch gab es auch in der Vergangenheit, aber der kontinuierliche Kontakt, das gemeinsame Arbeiten an Themen, die für alle relevant sind und das (neue) Bewusstsein, als Region einen Mehrwert zu erlangen, tragen dazu bei, dass sich die positive Entwicklung, der Austausch und das gemein- same Arbeiten auch über den begleiteten Prozess hinweg fortsetzt. Die Sitzungstermine sowie deren Inhalte sind Kapitel 1.7 zu entnehmen.

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Mitglieder der Lenkungsgruppe

 Stadt Esens (Bensersiel): Bürgermeisterin Karin Emken,  Gemeinde Neuharlingersiel: Bürgermeister Jürgen Peters, Prof. Dr. Berend-Otten Reinders Vorsitzender des Ausschusses für Bau, Planung und Ortsentwicklung,  Stadt Wittmund (Carolinensiel/Harlesiel): Joachim Wulf, Leiter des Bauamtes,  Gemeinde Werdum: Bürgermeister Friedhelm Hass und sein Stellvertreter René Weiler- Rodenbäck,  Samtgemeinde Esens (federführend in dem Prozess): Samtgemeindebürgermeister Harald Hinrichs, Joachim Oltmanns, stellvertretender Leiter des Bauamtes,  Amt für regionale Landesentwicklung Weser-Ems, Geschäftsstelle Aurich: Dezernentin Anja Thomßen, bis 01. März 2018 Thomas Otto, seitdem Brigitte Hinrichs als Sachbearbei- terin,  NWP Planungsgesellschaft mbH: Diedrich Janssen, Christine Müller, bis zum 01. Juli 2018 Abigail Martin, seitdem Tomke Lange.

1.7 Zeitlicher Ablauf der Dorfentwicklungsplanung In der folgenden Auflistung des zeitlichen Ablaufs der Dorfentwicklungsplanung werden sich wiederholende Tagesordnungspunkte (Begrüßung, Ergebnisse aus der Gruppenarbeit, Sonsti- ges/Weitere Terminplanung/Organisatorisches und gegebenenfalls Ausblick) nicht jedes Mal genannt.

Datum Beschreibung

15. Februar 2017 1. Treffen der Lenkungsgruppe (Auftaktveranstaltung)  Der Prozess, Zeitplan und Verfahren der Dorfentwicklungspla- nung  Bürgerinformationsveranstaltungen (Einladung, Organisation, Ablauf etc.)  Interviewphase und erste Dorfgespräche  Bildung des Arbeitskreises und Kommunikation mit dem Arbeits- kreis  Ablauf und Inhalte der Vorbereitungs- und Informationsphase (VIP) am 24. März 2017 (ca. 15.00 bis 21.00 Uhr) (Einladung, Einbindung von Experten, Zeitplan, Inhalte, Pressegespräch etc.)  Arbeitskreis (thematische Aufteilung, Veranstaltungsorte, Wo- chentag, Uhrzeit etc.)  Internetauftritt

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Datum Beschreibung

Februar/März 2017 1. Bürgerinformationsveranstaltung  am 23. Februar 2017 in Werdum  am 02. März 2017 in Carolinensiel  am 07. März 2017 in Bensersiel  am 09. März 2017 in Neuharlingersiel  Vortrag des Amtes für regionale Landesentwicklung (ArL) – Frau Anja Thomßen  Vortrag des beauftragten Planungsbüros NWP Planungsgesell- schaft GmbH Oldenburg:  Vorstellung des Planungsbüros  Die Dorfregion "Sielhafenorte im Landkreis Wittmund"  Der Inhalt, der Prozess und das Verfahren der Dorfentwicklung  Die Arbeit des Arbeitskreises und die weitere Bürgerbeteiligung  Anwesenheitsliste/Liste für Interessierte  Ihre erste Ideen an den Stellwänden … 24. März 2017 Vorbereitungs- und Informationsphase (VIP) für interessierte Bürger (Arbeitskreis)  Erläuterung der Tagesordnung, Organisation und Inhalt der VIP  Expertenvorträge:  Jürn Bunje (Nationalparkverwaltung Nds. Wattenmeer): "Le- ben, Urlauben und Natur erleben im und am Nationalpark und Weltnaturerbe Wattenmeer"  Frau Angela Grimm: "Zukunftsplanungen und mögliche An- passungen für Pfarrstellen und Pfarrdienstsitze im Kirchen- kreis Harlingerland bis 2030"  Frau Imke Wemken (Ostfriesland Tourismus GmbH): "Tou- rismusmarketing Ostfriesland"  Stärken-Schwächen-Analyse und Präsentation der Ergebnisse  Entwicklung eines Leitbildes und Präsentation der Ergebnisse der Leitbildentwicklung 03. April 2017 2. Treffen der Lenkungsgruppe  Ergebnisse der VIP am 24. März 2017  Der Arbeitskreis  Einbindung von Experten (im Arbeitskreis)  Kommunikationsstrukturen  Webseite und Veröffentlichung von Zwischenergebnissen

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Datum Beschreibung

05. April 2017 1. Sitzung des Arbeitskreises in Bensersiel  Der Arbeitskreis: Grobe Verteilung der Plätze in Anlehnung an die jeweilige Einwohnerzahl (insgesamt 60 Personen)  Bildung von drei thematischen Arbeitskreisen: 1. Soziales und Gesellschaftliches (Dorfleben), 2. Ortsentwicklung und Ortsgestaltung, 3. Wirtschaft und Tourismus, zusätzlich: 4. Übergreifende Themen  Einbindung von Experten (in den Arbeitskreis)  Kommunikation mit dem Arbeitskreis  Arbeit in den thematischen Arbeitskreisen (Vertiefung Stärken/ Schwächen und Leitbilddiskussion)  Präsentation der Ergebnisse aus der Gruppenarbeit 17. Mai 2017 2. Sitzung des Arbeitskreises in Werdum  Bericht über die Dorfgespräche:  am 03. Mai 2017 in Werdum  am 04. Mai 2017 in Hartward/Ostbense  am 09. Mai 2017 in Neuharlingersiel (mit der Jugend)  am 10. Mai 2017 in Groß Holum  am 11. Mai 2017 in Harlingersiel  Erfassung von Projektideen auf Steckbriefen  Möglichkeiten der Förderung durch die ZILE-Richtlinie  Einführung Leitbild und Entwicklungsziele  Arbeit in den thematischen Arbeitskreisen (Fortführung Stärken/ Schwächen, Leitbilddiskussion und Entwicklungsziele)  Präsentation der Ergebnisse aus der Gruppenarbeit 08. Juni 2017 3. Treffen der Lenkungsgruppe  Bisherige Ergebnisse und Kommunikationsstrukturen  Leerstandskataster  Liste von geplanten Projekten der Gemeinden/Städte  Webseite und Veröffentlichung von Zwischenergebnissen  Weitere Terminplanung (Arbeitskreise-Sitzungsort, Lenkungs- gruppe, Dorfgespräche)  Weitere Einbindung von Experten (im Arbeitskreis)

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Datum Beschreibung

14. Juni 2017 3. Sitzung des Arbeitskreises in Carolinensiel  Bericht über die weiteren Dorfgespräche:  am 29./30. Mai 2017 in Carolinensiel/Harlesiel  am 11. Juni 2017 in Bensersiel  Referat über die aktuellen baurechtlichen Rahmenbedingungen anschließend Fragen aus dem Plenum (Diedrich Janssen, NWP Planungsgesellschaft mbH)  Kurze Erläuterung der "Bruttoprojektliste" – Bewertung von Handlungsfeldern  Arbeit in den thematischen Arbeitskreisen: Leitbilddiskussion und Entwicklungsziele, Sammlung von Projektideen, Setzung von Schwerpunkten auf den Handlungsfeldern 16. August 2017 4. Sitzung des Arbeitskreises in Neuharlingersiel  Vortrag von Herrn Dieter Krott, Geschäftsführer der Kassenärzt- lichen Vereinigung Niedersachsen (KVN), Bezirksstelle Aurich: "Gesundheitsversorgung in der Region", anschließend Fragen aus dem Plenum  Arbeit in thematischen Arbeitskreisen: Fortführung Leitbilddis- kussion, Entwicklungsziele, Entwicklungskonzept, Sammlung von Projektideen ... 07. September 2017 4. Treffen der Lenkungsgruppe  Leerstands- und Baulückenkataster – Aktueller Stand und Vor- gehensweise  Einbindung von Experten (im Arbeitskreis)  Weiteres Vorgehen in den Arbeitskreisen  Stand der "Brutto"-Projektliste und Wunschliste von geplanten Projekten der Gemeinden/Städte  Umgang mit der Beratung von privaten Antragstellern  Antrag auf Umsetzungsbegleitung  Liste übergeordneter Planungen: Ergänzungen?  Webseite und Veröffentlichung von Zwischenergebnissen 26. September 2017 5. Sitzung des Arbeitskreises in Bensersiel  Vortrag von Herrn Tilli Rachner, Verkehrsregion-Nahverkehr Ems-Jade (VEJ), zur Mobilität in der Dorfregion, anschließend Fragen aus dem Plenum  Arbeit in den thematischen Arbeitskreisen: Fortsetzung der Ar- beit aus der letzten Sitzung  Leitbilddiskussion und Entwick- lungsziele, Entwicklungskonzept, Sammlung von Projektideen

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Datum Beschreibung

18. Oktober 2017 6. Sitzung des Arbeitskreises in Werdum  Vortrag von Herrn Hermann Schiefer (Monumentendienst) zum Thema Baukultur, ortsbildprägende Gebäude und Denkmal- schutz in der Dorfregion, anschließend Fragen aus dem Plenum  Arbeit in den thematischen Arbeitskreisen: Fortsetzung der Ar- beit aus der letzten Sitzung  Leitbilddiskussion und Entwick- lungsziele, Entwicklungskonzept, Sammlung von Projektideen 22. November 2017 7. Sitzung des Arbeitskreises in Carolinensiel  Zwischenbericht/Möglichkeit der Information zu den Arbeitsstän- den in den drei thematischen Arbeitskreisen  Vortrag von Herrn Meinhard Edzards, Deichacht Esens- Harlingerland, zum Thema Klimaschutz/Klimaanpassung  Arbeit in den thematischen Arbeitskreisen: Fortsetzung der Arbeit aus der letzten Sitzung  Entwicklungskonzept, Samm- lung von Projektideen 27. November 2017 Zwischenbericht anhand von Postern in der gemeinsamen Sit- zung der Ratsmitglieder der Kommunen  Zwischenbericht zur Dorfentwicklungsplanung Sielhafenorte – Herr Janssen, Frau Müller und Frau Lange (NWP)  Möglichkeit für Rückfragen und Diskussion 05. Dezember 2017 5. Treffen der Lenkungsgruppe  Kurzer Rückblick auf die Ratsinformationsveranstaltung und den Umgang mit den Postern (zum Beispiel Veröffentlichung)  Vortrag von Herrn Uwe Garrels, Bürgermeister der Inselgemein- de Langeoog, in der 8. Sitzung des Arbeitskreises am 17. Januar 2018 in Neuharlingersiel zum Thema "Die Sielhafenorte aus Sicht der Inseln"  Weiteres Vorgehen in den Arbeitskreisen  Stand der "Brutto"-Projektliste und weitere Projektideen der Kommunen  Prioritätenbildung! (Benennung der wichtigsten öffentlichen Pro- jekte/Maßnahmen)  Weitere Terminplanung (Arbeitskreise, Lenkungsgruppe, Konfe- renz TöB im Februar 2018, öffentliche Auslegung, Beschlüsse Räte, Termin für die 2. Bürgerinformationsveranstaltung …)  Sonstiges (Leerstands- und Baulückenkataster …) 17. Januar 2018 8. Sitzung des Arbeitskreises in Neuharlingersiel  Vortrag von Herrn Uwe Garrels, Bürgermeister der Inselgemein- de Langeoog zum Thema "Die Sielhafenorte aus Sicht der In- seln"  Arbeit in den thematischen Arbeitskreisen: Fortsetzung der Arbeit aus der letzten Sitzung  Entwicklungskonzept, Samm- lung von Projektideen

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Datum Beschreibung

14. Februar 2018 9. Sitzung des Arbeitskreises in Bensersiel  Vortrag von Herrn Bernhard Bruhnken, Wohnungsbaugesell- schaft Friesland, zum Thema Wohnungsbau  Arbeit in den thematischen Arbeitskreisen: Fortsetzung der Arbeit aus der letzten Sitzung  Diskussion zu den Projekt- ideen/Projektliste 21. Februar 2018 Trägerkonferenz

21. Februar 2018 6. Treffen der Lenkungsgruppe  Rückblick auf die Trägerkonferenz am Vormittag  Einbindung weiterer Experten (Klimaschutz …), gegebenenfalls in Sonderterminen  Aktueller Stand des Leerstands- und Baulückenkatasters und Abstimmung zur Ortsentwicklung/Flächenmanagement (Beispiel "Jung kauft Alt")  Stand der "Brutto"-Projektliste  Weiteres Vorgehen in den Arbeitskreisen und Priorisierung der Projekte (erste Startprojekte)  Weitere Terminplanung (zusätzliche Arbeitskreis- und Len- kungsgruppen-Termine, Endbericht, öffentliche Auslegung, Ratsbeschlüsse, Bürgerinfo) 14. März 2018 10. Sitzung des Arbeitskreises in Werdum  Fortsetzung der Arbeit aus der letzten Sitzung  Diskussion zu den Projektideen/Projektliste 25. April 2018 11. Sitzung des Arbeitskreises in Carolinensiel  Aktueller Stand der Planung/Die Projektliste und die Systematik  Inhalte und Ideen der thematischen Arbeitskreise  Prioritäre Projekte der vier Partnerkommunen (vorgestellt von den Vertretern der Ortschaften) 03. Mai 2018 7. Treffen der Lenkungsgruppe  Rückblick auf die abschließende, 11. Arbeitskreissitzung  Umgang mit den und Bewertung der prioritären Projekte  Förderfähigkeit der konzeptionellen Projekte (zum Beispiel Machbarkeitsstudie …)  Jeweiliges 1. Projekt der Partnerkommunen (Startprojekt)  Regionsprojekt  Anforderungen an die Verstetigung des Prozesses (sinnvolle weitere Beteiligung, notwendige Abstimmung in der Region, Evaluierung generell  Förderbedingungen 2018/2019 aus Sicht des ArL (Ranking)  Antragstellung für das jeweils 1. Projekt/Zuständigkeiten  Ablauf der 2. Bürgerinformationsveranstaltung am 14. Juni 2018

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Datum Beschreibung

05. Juni 2018 8. Treffen der Lenkungsgruppe  Steckbriefe der prioritären Projekte (Inhalte und Startprojekte)  Übrige Steckbriefe  Anmerkungen/Ergänzungen zum Dorfentwicklungsplan/ Berichtsentwurf  Auslegung des Berichtes  Antragstellung für das jeweils 1. Projekt (Eingang bis 15.09. beim ArL)  2. Bürgerinformationsveranstaltung am 14. Juni 2018 14. Juni 2018 Öffentliche Informationsveranstaltung in Esens

19. Juni 2018 bis Öffentliche Auslegung des Dorfentwicklungsberichtes zur 19. Juli 2018 Einsichtnahme Berichtsentwurf an das Amt für regionale Landesentwicklung Weser-Ems, Geschäftsstelle Aurich 24. Oktober 2018 9. Treffen der Lenkungsgruppe  Umgang mit den Berichten (Änderungsbedarf, Drucke, …)  Umsetzungsbegleitung, was ist möglich lt. Leistungsbild?  Anträge zum Stichtag 15.09.2018  Umsetzungsprogramm 2019 (wichtige Projekte, …)  Zeitplanung (insbesondere im Vorfeld der Stichtage)  Verstetigung des Prozesses  Umsetzung der benannten Prioritäten  Wegekonzept  Vitalisierungskonzept  Flyer und Pflege Homepage/Öffentlichkeitsarbeit August bis Fertigstellung der Dorfentwicklungsplanung/des Endberichtes Oktober 2018

November 2018 Vorlage des Endberichtes zur Dorfentwicklungsplanung beim Amt für regionale Landesentwicklung Weser-Ems, Geschäftsstelle Aurich

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2. PLANERISCHE VORGABEN

2.1 Übergeordnete Planungen 2.1.1 Landesraumordnungsprogramm Niedersachsen Im Landesraumordnungsprogramm sind die Ziele und Grundsätze für die weitere Entwicklung des Landes Niedersachsen und seiner Teilräume benannt. Daher dient es als übergeordnete Planung für alle folgenden konkretisierenden Planungen. In der Fassung des Landesraumordnungsprogramms 2008 werden als wesentliche Verkehrs- adern die Bundesstraße 461 von Wittmund nach Carolinensiel, die Landesstraßen 5 von Neu- harlingersiel nach Bensersiel, 6 von Esens nach Neuharlingersiel, 8 von Esens nach Bensersiel und 10 von Wittmund nach Esens und übergehend in die Landesstraße 8 gekennzeichnet. Nach der grundlegenden Neufassung des Landesraumordnungsprogramms 2008 erfolgte im Jahr 2012 eine weitere Aktualisierung. Hier wurden Ziele und Grundsätze zur Entwicklung der Siedlungs- und Versorgungsstruktur, der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen, der tech- nischen Infrastruktur und der raumstrukturellen Standortpotenziale konkretisiert. Die niedersächsische Landesregierung hat 2014 die Eröffnung des Beteiligungsverfahrens für den Entwurf zur Änderung des Landesraumordnungsprogramms beschlossen. Umfangreiche Naturschutzziele wie die Festlegung von Vorranggebieten für einen landesweiten Biotopverbund wurden aufgenommen, weiterhin Regelungen, um den Flächenverbrauch für die Siedlungsentwicklung wirksam zu reduzieren. Der Entwurf des Landesraumordnungsprogramms zielt zudem darauf ab, die Daseinsvorsorge und Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse für die Bürger zu verbessern. Zentralörtliche Bil- dungs-, Gesundheits-, Kultur- sowie Versorgungs- und Verwaltungseinrichtungen sollen für alle leichter erreichbar sein. Dabei sollen unnötiger Verkehr und zusätzliche Mobilitätskosten ver- mieden werden. "Maßstab der Sicherung und Angebotsverbesserung in der überörtlichen Daseinsvorsorge soll ein auf die gewachsenen Siedlungsstrukturen, die vorhandenen Bevölkerungs- und Wirtschafts- schwerpunkte und die vorhandenen Standortqualitäten ausgerichtetes, tragfähiges Infrastruk- turnetz sein. Im Hinblick auf die sich abzeichnenden Veränderungen in der Bevölkerungsent- wicklung und Altersstruktur sollen frühzeitig regional und interkommunal abgestimmte Anpas- sungs- und Modernisierungsmaßnahmen zur Sicherung und Entwicklung der überörtlichen Da- seinsvorsorge eingeleitet werden."5 Am 24. Januar 2017 hat das Kabinett die Änderung der Verordnung über das Landes-Raum- ordnungsprogramm Niedersachsen (LROP-VO) beschlossen. Die geänderte Verordnung ist am 16. Februar 2017 im Nds. Gesetz- und Verordnungsblatt veröffentlicht worden und am Tag nach ihrer Veröffentlichung in Kraft getreten.

5 Landesraumordnungsprogramm 2015

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2.1.2 Regionales Raumordnungsprogramm des Landkreises Wittmund (2006) Das derzeitige Regionale Raumordnungsprogramm wurde am 28. April 2006 bekannt gemacht und besitzt eine Gültigkeit von zehn Jahren. Die Überprüfung gemäß § 5 Abs. 7 Satz 1 NROG ergab, dass eine Neuaufstellung des Regio- nalen Raumordnungsprogramms erforderlich ist. Durch die Neuaufstellung soll sich die Raum- ordnung an die geänderten Ansprüche anpassen sowie nachhaltig und zukunftsfähig gemacht werden. Darüber hinaus erfolgt eine Anpassung an aktualisierte Planungsgrundlagen von Bun- des- und Landesebene. Mit der Bekanntmachung der allgemeinen Planungsabsichten vom 21. Dezember 2015 wird gewährleistet, dass das Regionale Raumordnungsprogramm 2006 weiterhin seine Gültigkeit behält (maximal zehn weitere Jahre), bis das neue Regionale Raumordnungsprogramm in Kraft tritt. Die Ortschaften Bensersiel und Carolinensiel sowie die Gemeinden Neuharlingersiel und Wer- dum sind im Regionalen Raumordnungsprogramm ohne Darstellung und somit ländlicher Raum außerhalb der Ordnungsräume. Des Weiteren sind sie Standorte mit der besonderen Entwick- lungsaufgabe Fremdenverkehr. Die Bereiche zwischen den einzelnen Ortschaften dienen der besonderen Entwicklungsaufgabe Erholung. Die drei Sielhafenorte verfügen jeweils über einen Hafen und einen Sportboothafen, die zu si- chern und zu erhalten sind. Neuharlingersiel und Carolinensiel sind auch als Standorte für eine zentrale Kläranlage dargestellt. Carolinensiel/Harlesiel ist zudem Standort eines Verkehrslandeplatzes für den Flugverkehr. Mit Ausnahme der Siedlungsgebiete ist die Dorfregion als Vorsorgegebiet für die Landwirtschaft aufgrund des hohen, natürlichen, standortgebundenen landwirtschaftlichen Ertragspotenzials dargestellt. Große Flächen, insbesondere südlich der Landesstraße 6, sind zusätzlich auch als Vorsorgegebiet aufgrund besonderer Funktionen der Landwirtschaft dargestellt. Der gesamte Bereich nördlich der Küstenlinie (Watt) ist als Vorranggebiet für Natur und Land- schaft dargestellt. Die Gebiete zwischen Küstenlinie und den Landesstraßen 5 und 6 sind als Vorranggebiete für die ruhige Erholung in Natur und Landschaft bzw. als Vorranggebiet für die Erholung mit starker Inanspruchnahme durch die Bevölkerung gekennzeichnet. Südlich der Landesstraßen sind die überwiegenden Bereiche als Vorsorgegebiete für die Erholung dargestellt. Östlich von Bensersiel und südlich von Carolinensiel sind große Bereiche als Vorsorgegebiete für die Grünlandbewirtschaftung, -pflege und -entwicklung markiert. Südlich von Carolinensiel befindet sich ein Vorranggebiet für die Windenergiegewinnung. Nörd- lich der Kreisstraße 14 ist ein Vorranggebiet für die Rohstoffgewinnung (Klei) dargestellt. Östlich von Bensersiel und südlich der Landesstraße 5 ist ein Sperrgebiet dargestellt. Die Stadt Wittmund ist als Mittelzentrum und die Stadt Esens als Grundzentrum dargestellt. Beide Städte gehören jedoch nicht zur Dorfregion.

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2.1.3 Regionale Handlungsstrategie Weser-Ems (RHS) Die Regionale Handlungsstrategie Weser-Ems (RHS) richtet sich nach den landespolitischen Zielsetzungen und verbindet diese mit den regionseigenen Herausforderungen. Sie wurde zu- sammen mit den maßgeblichen Akteuren und der interessierten Öffentlichkeit ("bottom-up"- Ansatz) erarbeitet. Die Regionale Handlungsstrategie hat maßgebliche Bedeutung für die Bewertung von Förder- projekten mit regionaler Bedeutung im Rahmen von EFRE, ESF und ELER, hierunter auch die Dorfentwicklung.

2.1.4 Regionales Entwicklungskonzept für den ländlichen Raum (REK) der Region Nordseemarschen

Die Region "Nordseemarschen" umfasst 16 Mit- gliedsgemeinden mit insgesamt ca. 140.000 Ein- wohnern, besteht seit 2001 und erstreckt sich fast über den gesamten Nordseeraum. Die gemeinsam konzipierte Entwicklungsstrategie steht unter dem Leitbild "Zukunft gemeinsam ge- stalten". Zudem wurden aus der SWOT-Analyse drei zent- rale Ziele und vier Haupthandlungsfelder erarbei- tet und gebildet, die in der Dorfentwicklung von großer Bedeutung sind: Abbildung 4: Region Nordseemarschen

 Begegnung der Herausforderungen des demografischen Wandels,

 Schutz und Erhaltung der Kulturlandschaft Nordseemarschen in den Bereichen Klima- schutz, Klimaanpassung, Naturschutz und Umweltschutz,

 Stärkung der regionalen Wirtschaft.

Die zentralen vier Handlungsfelder Demografie, Klimawandel, Landwirtschaft und regionale Wirtschaft, untergliedern sich in viele Einzelthemen, die mit Maßnahmen und Projekten konkre- tisiert sind. Die Dorfregion "Sielhafenorte im Landkreis Wittmund" wird über LEADER gefördert und Projek- te, die nachweislich der Umsetzung und damit der beschriebenen Zielerreichung eines regiona- len Entwicklungskonzeptes nach LEADER dienen, profitieren von einer um bis zu zehn Pro- zentpunkte erhöhten Förderung in der Dorfentwicklung (ZILE-Richtlinie 2017).

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2.1.5 Weitere Planungen Neben der Landes- und Regionalplanung sind weitere Aussagen verschiedener Planungen für die Dorfregion in die Erarbeitung des Dorfentwicklungsberichtes eingeflossen. Hierzu zählen

 Integriertes Klimaschutzkonzept für den Landkreis Wittmund (2013-2016),  Strategie für eine integrierte örtliche Entwicklung des Fischwirtschaftsgebietes Niedersäch- sische Nordseeküste im Rahmen des Europäischen Meeres- und Fischereifonds (EMFF) (2015),  LandAufSchwung – Umsetzungsphase: Migration als Schlüssel zur Regionalentwicklung (2015),  Touristisches Zukunftskonzept Nordsee (2015,  Regionales Tourismuskonzept 2020 Ostfriesland (2016),  Generalplan Küstenschutz Niedersachsen/Bremen – Festland – (2015) und  Informationsschrift "30 Jahre Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer: Einzigartiges gemeinsam schützen" (2016).

2.1.6 Kommunale Planungen

Die im Baugesetzbuch definierten planungsrechtlichen Verfahren der vorbereitenden und ver- bindlichen Bauleitplanung unterliegen den Kommunen. Hierbei handelt es sich um die Erstel- lung von Flächennutzungsplänen oder deren Änderung sowie die Aufstellung/Änderung von Bebauungsplänen oder Vorhabenbezogenen Bebauungsplänen. Zudem werden Innenbereichs- satzungen gemäß § 34 BauGB oder Außenbereichssatzungen gemäß § 35 BauGB entwickelt. Für die Ortschaften der Dorfregion liegen flächendeckend Flächennutzungspläne vor, die die grundsätzlichen Entwicklungsziele sowie den Entwicklungsstand der Orte darstellen. Bebau- ungspläne sind ebenfalls für große Bereiche der kommunalen Siedlungsbereiche in der Dorfre- gion vorhanden. In den unbeplanten Innenbereichen erfolgt andernfalls die baurechtliche Regelung gemäß § 34 BauGB, für den unbeplanten Außenbereich gemäß § 35 BauGB.

 Flächennutzungsplan der Samtgemeinde Esens,  Flächennutzungsplan der Stadt Wittmund,  Landschaftsrahmenplan Landkreis Wittmund (2006),  Landschaftsplan Samtgemeinde Esens (Arbeitsstand 2010),  Landschaftsplan Wittmund (1992),  Bebauungspläne.

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3. DAS DORFENTWICKLUNGSGEBIET – AUSGANGSLAGE UND HANDLUNGSANSÄTZE

Die Dorfregion ist Teil der LEADER-Region "Nordseemarschen", die sich entlang der Nordsee- küste zwischen der Emsmündung im Westen und dem Jadebusen im Osten erstreckt und die drei Landkreise Aurich, Wittmund und Friesland mit einem Großteil ihrer zugehörigen (Samt-) Gemeinden und Städte sowie einen Stadtteil der kreisfreien Stadt Wilhelmshaven einschließt. Mit einer Größe von 1.577 km² ist sie eine der größten LEADER-Regionen Niedersachsens und in der Förderperiode 2014 bis 2020 zum dritten Mal in Folge als LEADER-Region aufgenom- men worden. Zur Dorfregion "Sielhafenorte im Landkreis Wittmund" zählen die Stadt Esens mit der Ortschaft Bensersiel, die Stadt Wittmund mit der Ortschaft Carolinensiel/Harlesiel sowie die Gemeinden Neuharlingersiel und Werdum. Auf einer Fläche von 6.937 ha leben 2017 in der Dorfregion 4.529 Einwohner, davon in Benser- siel 425, in Carolinensiel/Harlesiel 1.931, in Neuharlingersiel 1.318 und in Werdum 853. Die Landwirtschaft mit 64 ermittelten Haupterwerbs- und 19 Nebenerwerbsbetrieben ist in der Dorfregion ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor, dominiert wird die Wirtschaftsstruktur der Dorfre- gion aber von dem Wirtschaftszweig Dienstleistungen/Tourismus/Gastronomie/Beherbergung mit 342 Betrieben, gefolgt von Handel/Handwerk/Gewerbe mit 197 Betrieben und dem produ- zierenden Gewerbe mit 53 Betrieben (Schätzung der Anzahl der Wirtschaftsbetriebe).

3.1 Bevölkerungsentwicklung und Altersstruktur Die Dorfregion gehört zur ostfriesischen Küstenlandschaft und hat ein entsprechendes touristi- sches Potenzial, das sich auch auf die Wohnungs- und Bevölkerungsstruktur auswirkt. So gibt es einen überproportionalen Anteil an Zweitwohnsitzen, die als Ferienwohnungen und Ferien- häuser genutzt werden. Diese Wohnungen werden in der Regel nicht ganzjährig bewohnt, so- dass sich hier andere Verhaltens- und Nachfragemuster ergeben, als dies bei den Personen mit Erstwohnsitz der Fall ist. Zur Beschreibung der Bevölkerungsentwicklung und der daraus fol- genden Ableitung der späteren Bedarfe in der Dorfregion ist deshalb eine Differenzierung zwi- schen mit Hauptwohnsitz gemeldeten Personen und den mit Nebenwohnsitz Gemeldeten not- wendig. Auf die Verteilung der Geschlechter wird hier allerdings verzichtet. Eine differenzierte Darstellung dieser Daten befindet sich im Anhang 1.

 Bisherige Bevölkerungsentwicklung Im Mai 2017 sind 4.529 Einwohner in der Dorfregion ansässig. Davon war ungefähr ein Viertel (886 Personen = 24,3%) mit einer Nebenwohnung gemeldet. Zwischen 1990/946 und 2017 hat sich die Gesamtbevölkerungszahl in der Dorfregion um 1.042 Personen (plus 30 %) gesteigert. Die höchsten Zuwächse waren bis zu den Jahren 2010 zu verzeichnen, danach trat eine Stag- nation ein, die von 2016 bis Mai 2017 sogar leicht abnehmende Tendenzen aufweist (minus 44 Personen).

6 Die Datenreihen zur Bevölkerungsentwicklung zu Carolinensiel starten erst 1994.

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Die gemeldeten Hauptwohnsitze entwickelten sich bis 2010 mit einer Zunahme von 33 % recht dynamisch. Nach 2010 jedoch sind nur noch leichte Zuwächse zu verzeichnen, aktuell sogar eine leichte Abnahme. Anders als die Zahlen der gemeldeten Hauptwohnsitze verliefen die An- meldezahlen für die Nebenwohnsitze weniger kontinuierlich. Hier ist mit 917 Personen im Jahr 2005 ein einmaliger Höchststand erreicht, der in den Folgejahren um 880 Personen herum stagniert. Aktuell ist eine leichte Zunahme der Werte zu verzeichnen.

1.080 4.500 4.502 4.529 1.030 4.000

980 3.487 3.500 3.594 3.643 930 3.000 880 908 2.696 886 2.500 830

791 780 2.000 1990/94 2000 2005 2010 2013 2014 2015 2016 2017

Nebenwohnsitze Hauptwohnsitze Saldo

Abbildung 5: Entwicklung der Haupt- und Nebenwohnsitze zwischen 1990-2017 in der Dorfregion Quelle: Daten der jeweiligen Gemeindeverwaltung, Stand Mai 2017

Wie sich die Bevölkerungsentwicklungen ab 20007 in den einzelnen Sielhafenorten darstellen, zeigt nachfolgende Tabelle:

Tabelle 1: Grafiken und Beschreibungen der Bevölkerungsentwicklung von 2000 bis 2017 in den Sielhafenorten

500 Bensersiel:

400  EW-Stand 2017: 425  Anteil Dorfregion 2017: 9,4 % 300  Anteil HW/NW 2017: 290/135 = 32 % 200  EW-Entwicklung: 21 EW = 5,2 %  Davon HW-Entw.: 1 EW = 4,8 % 100  Davon NW-Entw.: 20 EW = 95,2 % 0  Nach 2010 negative Bevölkerungsbi- 2000 2005 2010 2015 lanz, Entwicklung der Nebenwohnsitze Hauptwohnsitz Nebenwohnsitz Gesamt wirkt stabilisierend.

7 Da von den Kommunen unterschiedliche Basisdaten (1990 und 1994) zur Verfügung gestellt wurden, ist das Jahr 2000 als einheitliche Bezugsbasis festgelegt.

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Carolinensiel: 2.000  EW-Stand 2017: 1.931 1.500  Anteil Dorfregion 2017: 42,6 %  Anteil HW/NW 2017: 1610/321 = 1.000 16,6 % 500  EW-Entwicklung: -133 EW = -6,4 %  Davon HW-Entw.: – 66 EW = – 49,6 % 0  2000 2005 2010 2015 Davon NW-Entw.: – 67 EW = – 50,4 % Einzige negative Bevölkerungsbilanz zwi- Hauptwohnsitz Nebenwohnsitz Gesamt schen 2000 und 2017 in der Dorfregion.

1400 Neuharlingersiel: 1200  EW-Stand 2017: 1.320 1000  Anteil Dorfregion 2017: 29,1 % 800  Anteil HW/NW 2017: 1003/317 = 24 % 600  EW-Entwicklung: 223 EW = 20,3 % 400  Davon HW-Entw.: 203 EW = 91 % 200  Davon NW-Entw.: 20 EW = 9 % 0 2000 2005 2010 2015 Starke Wachstumstendenzen bis 2010, danach stagnierende Bevölkerungsent- Hauptwohnsitz Nebenwohnsitz Gesamt wicklung. Werdum: 800  EW-Stand 2017: 853 600  Anteil Dorfregion 2017: 18,8 %  Anteil HW/NW 2017: 740/113 = 400 13,2 %  EW-Entwicklung: 260 EW = 43,8 % 200  Davon HW-Entw.: 210 EW = 81 % 0  Davon NW-Entw.: 50 EW = 19 % 2000 2005 2010 2015 Stagnierende Bevölkerungsentwicklung Hauptwohnsitz Nebenwohnsitz Gesamt nach 2010. Quelle: Daten der jeweiligen Gemeindeverwaltung, Stand Mai 2017

Den höchsten prozentualen Bevölkerungszuwachs erreichte zwischen 2000 und 2017 die Ort- schaft Werdum mit einer Zuwachsrate von fast 44 %. Die schlechteste Bevölkerungsbilanz mit minus 6,4 Prozentpunkte zeigt sich in der bevölkerungsreichsten Gebietskörperschaft Caroli- nensiel. Die Differenzierung der Wohnsitze macht auch deutlich, wie unterschiedlich hoch der Anteil und die Bedeutung der Nebenwohnsitze in den Ortschaften sind. So macht der Anteil der Zweit- wohnsitze in Bensersiel ein Drittel der Bevölkerung aus, in Werdum dagegen nur 13 %.

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 Bevölkerungsprognose Für Aussagen zur möglichen zukünftigen Bevölkerungsentwicklung wird auf vorhandene Prog- nosemodelle zurückgegriffen. Die kleinste Betrachtungseinheit bildet hier die kommunale Ebe- ne. In der Dorfregion gehören Neuharlingersiel und Werdum als Mitgliedsgemeinden zur Samt- gemeinde Esens, Bensersiel ist Stadtteil der Stadt Esens, Carolinensiel von Wittmund. Für die Vorausschau bis zum Jahr 2030 wird auf die Prognosedaten der BertelsmannStiftung (wegwei- ser-kommune.de) für die Samtgemeinde Esens und die Stadt Wittmund zurückgegriffen.

20500 0,7 0,4 0 -0,1 19500 20410 19850 19510 -0,9 18500 19200 -1,8 17500

-2,8 -2,7 16500

15500 -4,4 14200 14290 14260 14190 14500 -5,9 13500 2012 2020 2025 2030 2012 2020 2025 2030 SG Esens Stadt Wittmund SG Esens Stadt Wittmund LK Wittmund

Abbildung 6: Bevölkerungsprognosen bis 2030 von der BertelsmannStiftung in Prozent und absolut Quelle: BertelsmannStiftung, www.wegweiser-kommune.de; eigene Darstellung

Die Voraussagen für die Bevölkerungsentwicklung der Samtgemeinde Esens sind nach der Bertelsmann-Prognose wesentlich positiver als für die Stadt Wittmund und auch gegenüber der Landkreisentwicklung insgesamt. So wird für die Samtgemeinde erst gegen Ende des Progno- sezeitraums von einer leicht negativen Entwicklungstendenz ausgegangen, bis zu diesem Zeit- punkt aber wird ihr ein moderates Wachstum zwischen 0,7 % und 0,4 % bescheinigt. Für die Stadt Wittmund dagegen ist für den ganzen Betrachtungszeitraum eine negative Bevöl- kerungsentwicklung prognostiziert, die gegen Ende des Betrachtungszeitraums einen Bevölke- rungsverlust von 1.210 Personen bedeuten würde (= minus 5,9 %). Die aktuelle Bevölkerungsentwicklung in der Dorfregion zwischen 2013 und 2017 ist mit 1,2 % leicht positiv, auch wenn sich erkennen lässt, dass sich die einzelnen Teilräume recht unter- schiedlich darstellen (vgl. folgende Tabelle).

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Tabelle 2: Vergleich der aktuellen Bevölkerungsentwicklung in den Gebietskörperschaften (nur mit Hauptwohnsitz gemeldete Personen)

Jahr Bensersiel Neuharlingersiel Werdum SG Esens Carolinensiel Stadt Wittmund 2013 310 991 720 14.200 1.578 20.339 2014 304 1.007 738 14.214 1.587 20.384 2015 309 1.022 749 14.213 1.583 20.280 2016 304 1.003 737 14.292 1.652 20.392 2017 290 1.003 740 14.328 1.610 20.446 2013- -20 12 20 128 32 107 2017 -6,5 % 1,2 % 2,8 % 0,9 2,0 % 0,5 % Quellen: Daten zur Dorfregion: kommunale Daten nur Hauptwohnsitze Stand 05/2017, Daten der Samtgemeinde Esens und Stadt Wittmund: LSN-Online-Datenbank, Bevölkerungsfortschreibung Stand 06/2017

Werden die aktuellen Entwicklungen in den Gebietskörperschaften mit den prognostizierten Werten der BertelsmannStiftung verglichen, zeigt sich, dass die kurzfristige Prognosetendenz bis 2020 in etwa mit der Voraussage der Samtgemeinde Esens übereinstimmt. Die Entwicklun- gen in der Stadt Wittmund weichen allerdings von den Vorhersagen ab. Es zeigt sich also, dass Bevölkerungsannahmen auf kommunaler Ebene bereits mit hohen Unsicherheiten behaftet sind, zumal die Bevölkerungsprognose der BertelsmannStiftung mit dem Basisjahr 2012 veraltet ist.

900

800 1990-2017: + 44%, 700 davon 81% HW

600

500

400 1990-2017: + 5,2%, davon 4,8% HW 300 1990 1995 2000 2005 2010 2015

Bensersiel Werdum

Abbildung 7 Vergleich Bevölkerungsentwicklung Werdum und Bensersiel (alle Wohnsitze) Quelle: Daten zur Dorfregion: kommunale Daten Haupt- und Nebenwohnsitze Stand 05/2017

Auch ein Herunterbrechen der Prognoseaussagen auf die Dorfregion ist nur bedingt möglich, da die einzelnen Teilräume in der Vergangenheit recht unterschiedliche Entwicklungsstrategien verfolgt haben, wie der Vergleich zwischen Bensersiel und Werdum zeigt. In Gesprächen vor Ort wurde deutlich, dass die tatsächlichekünftige Entwicklung der Bevölke- rungszahlen in der Dorfregion stark von der Bereitstellung kommunalen Baulandes abhängt.

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 Altersstruktur Die Altersstruktur und insbesondere die zukünftige Altersklassenentwicklung bedingen den zu- künftigen Bedarf an Art und Umfang der infrastrukturellen Einrichtungen in den Sielhafenorten. Wie bereits in der Bevölkerungsstruktur aufgezeigt werden konnte, spielt der Anteil der Neben- wohnsitze in der Dorfregion eine bedeutende Rolle. Es ist zudem davon auszugehen, dass sich die Altersstruktur der Personen, die nur einen Zweitwohnsitz angemeldet haben, deutlich von der "Stamm"-Bevölkerung unterscheidet.

100,0% 3,6% 8,2% 7,8% 5,9% 9,7 13,0% 14,6% % 20,3 90,0% 17,9% % 26,3% 29,3% 18,8% 19,4% 80,0% 22,3% 21,4 % 23,9% 70,0% 27,7% 23,3 % 22,6% 60,0% 21,2% 32,2% 34,2% 31,5% 50,0% 31,9 50,0% % 30,7%

40,0% 39,3% 38,2 % 36,8% 33,6% 30,0% 24,8% 25,0% 23,3 26,7% 20,9% % 20,0% 23,2% 16,2 10,0% 15,9% 14,3% 16,4% 15,0% 15,5% 13,7 % 11,3% 11,6% % 0,0% 0,9% 5,4% 2,5% 1,9 0,0% % HW (292) NW (133) HW (997) NW (321) HW (743) NW (112) HW (1610) NW (321) HW (3642) NW (887) Bensersiel Neuharlingersiel Werdum Carolinensiel Dorfregion gesamt

0-18 Jahre 19-44 Jahre 45-64 Jahre 65-79 Jahre 80 und älter

Abbildung 8: Vergleich der Altersstrukturen differenziert nach Haupt- und Nebenwohnsitzen Quelle: kommunale Daten Haupt- und Nebenwohnsitze, Stand 05/2017

Die Altersgruppe 0 bis 18 Jahre ist mit Anteilen zwischen 0 % und 5,4 % stark unterrepräsen- tiert, während die älteren Jahrgänge über 65 Jahre überproportional und mit fast 50 % in Bensersiel und 21,5 % in Werdum in der Dorfregion unterschiedlich stark vertreten ist. Wird die Dorfregion insgesamt betrachtet, zeigen sich die Unterschiede zwischen Haupt- und Nebenwohnsitzen im Hinblick auf die Altersstrukturen nochmal deutlich: Die Gruppe der 0- bis 18-Jährigen ist mit 1,9 % verschwindend gering, die Gruppen der über 79-Jährigen machen dagegen 20,3 % aus und liegen damit über zehn Prozentpunkte über dem Altersanteil der mit Hauptwohnsitz gemeldeten Personen. Der Vergleich zeigt, dass bei der Betrachtung der zukünftigen Altersverschiebung zunächst nur die mit Hauptwohnsitz Gemeldeten berücksichtigt werden sollten, da diese Personen auch in der Regel Leistungen vor Ort hinsichtlich der Daseinsversorgung nachfragen. In die nachfol-

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genden Betrachtungen wurde somit nur die Altersstruktur der Personen mit Hauptwohnsitz be- rücksichtigt. Es stellt sich zudem die Frage, wie sich Altersstruktur der Dorfregion im Vergleich mit der Samtgemeinde Esens, der Stadt Wittmund, dem Landkreis und im Vergleich mit dem Land Nie- dersachsen darstellt.

Niedersachsen 16,8% 61,6% 15,6% 6,0%

LK Wittmund 17,0% 59,5% 17,5% 6,0%

Stadt Wittmund 17,1% 58,6% 18,4% 5,9%

SG Esens 16,2% 58,7% 18,4% 6,7%

Dorfregion 13,7% 55,2% 21,4% 9,7%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

0-18 Jahre 19-64 Jahre 65-79 Jahre über 80 Jahre

Abbildung 9: Vergleich der Altersstruktur 2017 (nur Hauptwohnsitze) Quellen: Daten der Dorfregion jeweilige Gemeindeverwaltung, Stand Mai 2017, BertelsmannStif- tung, www.wegweiser-kommune.de, Stand 2015, Landesamt für Statistik Niedersachsen, 2016

Es wird deutlich, dass bereits heute die Gruppe der 0- bis 18-Jährigen 2,5 bis 3,3 Prozentpunk- te unterhalb der Vergleichskörperschaften liegen. Auch die Gruppe der 44- bis 64-Jährigen ist im vergleichbaren Umfang schwächer vertreten als in den übrigen Betrachtungsräumen. Dage- gen präsentiert sich die Altersgruppe der über 65-Jährigen mit einem prozentualen Anteil von über 31 % überdurchschnittlich stark. In den anderen Vergleichsräumen bewegt sich dieser Anteil zwischen 23,5 % und 25,1 %. Für den Landkreis Wittmund, die Stadt Wittmund und die Samtgemeinde Esens ist von der Ber- telsmannStiftung (wegweiser-kommune.de) für das Jahr 2030 eine Altersklassenverschiebung ermittelt worden. Demnach wird die Gruppe der 0- bis 18-Jährigen sich weiter verkleinern (im Mittel um minus 1,4 Prozentpunkte) und für die Gruppe der 19- bis 64-Jährigen werden die größten Verluste um minus 6,4 % (gemittelt) prognostiziert. Die Gruppe der Senioren (65 Jahre und älter) werden dagegen um fast acht Prozentpunkte anwachsen, sodass 2030 fast ein Drittel der Bevölkerung dieser Gruppe angehören wird. Diese Entwicklungstendenzen werden ähnlich für alle Vergleichskörperschaften prognostiziert, unabhängig von der vorhergesagten Bevölkerungsentwicklung. Demnach sind die oben aufge- zeigten Tendenzen der Altersverschiebung allgemeingültig und lassen sich auch auf die Dorf- region übertragen. Da aber bereits die Ausgangslage von 2017 im Vergleich erhebliche Überal- terungstendenzen aufweist, muss davon ausgegangen werden, dass sich die zukünftige Alters- klassenverschiebung für die Sielhafenorte noch drastischer darstellen wird als in den Ver- gleichsräumen.

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LK Wittmund 15,7% 53,2% 22,1% 9,0%

Stadt 15,4% 51,6% 23,1% 9,9% Wittmund

SG Esens 15,0% 52,7% 22,7% 9,6%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

0-18 Jahre 19-64 Jahre 65-79 Jahre 80 + Jahre

Abbildung 10: Vergleich der Altersstruktur Prognose 2030 Quelle: BertelsmannStiftung, www.wegweiser-kommune.de, Prognose Altersklassen 2030

3.1.1 Zusammenfassende Bewertung Hinsichtlich der Auswertung des vorhandenen Datenmaterials und trotz der beschriebenen Un- wägbarkeiten von Prognosen lassen sich zu diesem Zeitpunkt (Mai 2018) folgende Aussagen ableiten:

 Die Bevölkerungsentwicklung der Dorfregion weist aktuell leichte Wachstumstendenzen (2013 bis 2017) auf. Die einzelnen Teilräume haben sich dabei recht unterschiedlich entwi- ckelt.

 Die gemeldeten Nebenwohnsitze machen fast ein Viertel aller gemeldeten Wohnsitze aus. Diese Verteilung variiert innerhalb der Dorfregion.

 Die Prognose der BertelsmannStiftung ist veraltet (Basisjahr 2012) und weist für die rele- vanten Kommunen und Gebietskörperschaften bis 2030 eine Entwicklungsspannweite der Bevölkerungsentwicklung von minus 0,1 % bis minus 5,9 % auf. Für die zukünftige Entwick- lung der Dorfregion lässt sich zurzeit kein wahrscheinliches Szenario ableiten.

 Die Dorfregion weist in ihrer Altersstruktur Kennzeichen der Überalterung auf. Perspekti- visch sind folgende Überlegungen in zukünftige Planungen einzustellen:

 Die Stammbevölkerung (Hauptwohnsitze) der Dorfregion weist bereits 2017 einen ho- hen Anteil (31,1 %) der über 65-Jährigen auf. Der Anteil dieser Bevölkerungsgruppe bei den gemeldeten Nebenwohnsitzen beträgt sogar 43,6 %.

 Es muss angenommen werden, dass sich einige Personen mit Zweitwohnsitz später für den alleinigen Altersruhesitz in der Dorfregion entscheiden. Die Gruppe der über 65- Jährigen wird auch zukünftig weiter anwachsen und entsprechende infrastrukturelle Ein- richtungen nachfragen.

 Gleichzeitig wird die Anzahl der Kinder und Jugendlichen zukünftig weiter schrumpfen. Hier wird sich zukünftig ein entsprechender Anpassungsbedarf der Betreuungs- und Bil- dungsangebote ergeben.

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3.1.2 Wesentliche Aussagen des Arbeitskreises und Handlungsansätze Wie bereits erläutert, ist der Anteil der Kinder und Jugendlichen an der Gesamtbevölkerung deutlich geringer als der im niedersächsischen Vergleich. Die Altersgruppe der über 80-Jähri- gen ist dagegen deutlich größer. Damit liegt das Durchschnittsalter in den Sielhafenorten be- reits heute deutlich höher als im niedersächsischen Vergleich. Nach Aussagen des Arbeitskreises ist die Region durch eine hohe Abwanderung der jungen Erwachsenen geprägt. Die BertelsmannStiftung stellt leider nur ein veraltetes Wanderungsprofil (2009 bis 2012) zu Verfügung, bestätigt jedoch die Aussage des Arbeitskreises: Sowohl für die Stadt Esens als auch für die Stadt Wittmund lässt sich ein hohes Wanderungsdefizit bei den jungen Erwachsenen (18 bis 30 Jahre) von minus einer bis minus 20 Personen erkennen. Bei den Altersgruppen von 50 bis 65 lässt sich ein Wanderungsgewinn von zwei bis fünf Personen verzeichnen. Es ist davon auszugehen, dass sich dieser Trend weiter verstärkt und das Durch- schnittsalter noch weiter ansteigen wird. Handlungsansätze sind daher hauptsächlich die Attraktivierung der Dorfregion für junge Men- schen, sich dort anzusiedeln bzw. in der Region zu bleiben und die Verfügbarkeit von attrakti- ven Arbeitsplätzen. Gleichzeitig muss die gesamte Infrastruktur an die Bedarfe der immer älter werdenden Bevölke- rung angepasst werden.

3.2 Siedlungsentwicklung und Flächenmanagement 3.2.1 Historie – Kurzer Rückblick8

Bensersiel Es gibt keine bekannten Aufzeichnungen über das Werden des Ortes Bensersiel vor 1570. Der Raum war nach den archäologischen Fundstücken im Bensersieler Watt aber schon vor etwa 2 000 Jahren dicht besiedelt und ebenso im Mittelalter. So konnten Westbense, Ostbense und Oldendorf – offensichtlich eine Warftengruppe – identifiziert werden. Alle diese Orte haben be- reits vor der Eindeichung als Warftensiedlungen bestanden, aber ein Großteil dieser Landschaft wurde durch den steigenden Meeresspiegel überflutet.9 Bensersiel kann als Sielort erst nach der Eindeichung frühestens im 12. Jahrhundert errichtet worden sein. Zum ersten Mal in Quellen genannt wird die Ortschaft 1595 als "Benserzyl"; 1684 lautet die Bezeichnung bereits "Bensersiel". Namensgeber ist der ehemalige Hauptort Bense, der im heutigen Watt vor Bensersiel lag und schon früh zerstört worden sein muss. Die zum Bereich Bensersiel zählenden Nebenorte bzw. Wohnplätze werden zum Teil bereits deutlich früher gelistet: Oldendorf 1420 als "Oldendorppe", 1555 als "Oldendorp", Westbense,

8 Sofern nicht anders angegeben, stammen die Texte zu den einzelnen Dörfern aus den Ortschroniken der Arbeitsgruppe der Ortschronisten bei der Ostfriesischen Landschaft (seit September 2017 umbenannt in »Ar- beitsgruppe Lokal- und Regionalgeschichte«) unter http://www.ostfriesischelandschaft.de/fileadmin/user_ upload/bibliothek/HOO/HOO_[Ortsname] bzw. http://www.friesische-freiheit.de/fileadmin/user_upload/ bibliothek/HOO/HOO_Neuharlingersiel.pdf sowie http://www.wikipedia.de, Suchworte entsprechend der Orts- namen 9 Die früheste relativ exakte Ostfrieslandkarte von David Fabricius Esensis aus dem Jahr 1589 verzeichnet diese Siedlungsstellen daher nicht mehr. Aufgrund des Maßstabes dieser Karte (1:215.000) ist nicht zu er- kennen, welche Bebauung es zu dieser Zeit in Bensersiel gab.

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eine Streusiedlung, heißt 1420 "Westerbensze", Gründeich, eine Deichreihensiedlung hinter einem alten Deich, wird 1570 erwähnt, der Hof Groß Armenland in 1670. Die Gemeinde Bensersiel umfasste 1946 eine Fläche von 8,16 km², darin eingeschlossen wa- ren die seinerzeit dazugehörigen Ortsteile Westbense und Oldendorf. Im Dorferneuerungsbericht von 200510 ist der Ort Bensersiel wie folgt abgegrenzt: Ortslage inklusive aller touristischen Einrichtungen, Bereich Westbense, die Trasse der Entlastungsstra- ße. Das Oldendorfer Tief stellt die Ostgrenze des Gebietes dar, im Norden erstreckt sich das Gebiet bis an die Wasserkante. Das 2005 betrachtete Dorferneuerungsgebiet ist etwa 261,2 ha groß.

Carolinensiel Wo heute das 1983 als Nordseebad Carolinensiel/Harlesiel staatlich anerkannte Carolinensiel liegt, befand sich noch vor wenigen Jahrhunderten ein Ausläufer der Nordsee. Die Harlebucht erstreckte sich zwischen dem heutigen Neuharlingersiel und Minsen bis kurz vor Funnix und Werdum. Im 16. Jahrhundert begann die systematische Landgewinnung durch Eindeichung. Stück für Stück wurde der Nordsee neues, fruchtbares Marschland abgerungen. Der älteste Groden ist der Werdumer Altengroden, der zwischen 1550 und 1617 eingedeicht wurde. 1729 wurde die Eindeichung des Carolinengroden abgeschlossen. Wo die Harle auf den Deich traf, wurde ein Sielhafen angelegt, der heutige Museumshafen. Urkundlich erfasst wurde der Sielort 1730 als "Carolinen-Sluis" und 1787 mit der Schreibung "Carolinensyhl" verzeichnet. Seit 1871 ist die heutige Bezeichnung belegt. Die Siedlung wurde nach Carolinengroden benannt, für dessen Bestimmungswort entweder die erste Gemahlin von Georg Albrecht von Ostfries- land, Caroline, oder die zweite namens Sophia Carolina Pate stand. Die sehr gute Verkehrsanbindung und die fruchtbaren Marschen verhalfen dem Ort schnell zu wirtschaftlichem Aufschwung und führten zur Ansiedlung von handwerklichen, gewerblichen und dienstleistungsorientierten Betrieben, vor allem entlang der Hauptstraßen. Die Blütezeit des Carolinensieler Hafens war jedoch nur kurz, nämlich von der Mitte des 19. Jahrhundert bis Anfang des 20. Jahrhunderts, als die Segelschiffe nicht mehr mit den schnelle- ren und größeren Dampfschiffen konkurrieren konnten. Die Carolinensieler stellten sich auf die Fischerei um. Der Sielhafen wurde nicht mehr gepflegt und setzte sich allmählich bis auf eine Entwässerungsrinne mit Schlick zu. Mit der ersten Badesaison auf Wangerooge 1804 begann für Carolinensiel die Geschichte des Nordseetourismus. Der Ort wurde zur Durchgangsstation für die Badegäste der Inseln. Als Initialzündung für lokale touristische Impulse können ab 1953 der Bau des neuen Deichs, des Schöpfwerks und des Hafens in Harlesiel angesehen werden. Die damit ursprünglich ver- bundene Absicht, das ökonomische Umfeld Carolinensiels zu verbessern, etwa durch Industrie- ansiedlungen, lief jedoch ins Leere. So fand der 1956 gegründete "Bade- und Verkehrsverein" großen Zuspruch. Der Verein kümmerte sich um touristische Belange und half auch beim Bau von privaten Unterkünften.

10 vgl. NWP GmbH: Dorferneuerungsplanung Bensersiel, Kapitel 2.1.1, Abschnitt Historische Entwicklung von Bensersiel, S. 11 ff., Oldenburg, 2005

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Der Ortskern Carolinensiels und insbesondere der wiederhergestellte historische Hafen (Muse- umshafen) sind attraktive Anziehungspunkte ebenso wie die alle im gleichen Stil erbauten Häu- ser im Hafenbereich. Die zu Carolinensiel gehörenden 16 Nebenorte und Wohnplätze entstanden zum Teil durch Eindeichungen.11

Altharlingersiel/Neuharlingersiel Der ehemalige Sielort Altharlingersiel (1578 gegründet,12 1667 erstmals als "claustrum Harlin- gicum" urkundlich erwähnt und auf der Karte der "Goldenen Linie" von Johann von Honart als Harlinger Syhl verzeichnet13), befindet sich heute etwa 1,5 km Luftlinie von der Küste entfernt im Kalkmarschgebiet nahe der Nordseeküste. Bis 1693 war das Dorf ein kleiner Handelshafen am Rande der Harlebucht mit direktem Zugang zur Nordsee. Durch Landgewinnung und Ein- deichung in der ehemaligen Harlebucht verlandete der Hafen und wurde zugunsten des neuen Sielhafens Neuharlingersiel aufgegeben. Der Siel- und Badeort Neuharlingersiel mit dem 1693 erbauten Siel wurde erstmals 1787 als "Neu-Harrlingersyhl" urkundlich erfasst. Mit Beginn der Fischerei in der Nordsee ab ca. 1900 wurde Neuharlingersiel auch Hafen für die Hochseefischerei. In den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts entwickelte sich aus einer Anlegestelle ein Schutz- und Umschlaghafen. Auswärtige Frachtschiffer erkannten die vorteilhafte Lage des neuen Hafens und liefen von dort die verschiedenen Handelshäfen der Nord- und Ostseeküste an. 1744 übernahm das Königreich Preußen die Herrschaft über Ostfriesland und verschaffte den Hafenorten einen besseren Zugang zum internationalen Handel. Neuharlingersiel wurde Ex- und Importhafen. Im Sielort entstanden Lager- und Handelshäuser sowie verarbeitende Betrie- be (zum Beispiel Sägewerke). Die wirtschaftliche Blütezeit wurde unterbrochen, als England 1795 infolge der Auseinandersetzungen mit Napoleon die niederländischen Häfen blockierte, was sich auch auf die wirtschaftlichen Beziehungen von Neuharlingersiel auswirkte. Erst 1830 setzte eine neue Blütezeit ein, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts anhielt. Bis 1963 gehörte der Küstenort zu den kleinsten Gemeinden in Deutschland. Seine Grund- fläche betrug lediglich vier Hektar. Nur die Häuser, deren Grundstücke unmittelbar an das Neu- harlingersieler Hafenbecken stießen, gehörten zu dem kleinen Sielort, der von der Nachbarge- meinde Seriem völlig umschlossen wurde. 1962 vereinbarten die beiden Gemeinden eine neue Grenzziehung, die 1963 vollzogen wurde. Dabei erhielt Neuharlingersiel von Seriem rund 36 Hektar Siedlungsland. Zu Neuharlingersiel gehören die Nebenorte Krummhörn – 1825 als "Krumhörn" verzeichnet (mit heutiger Schreibung seit 1978) – und Wirrenburg (1825 als "Wierenburg") überliefert.

11 Eine Auflistung findet sich unter www.ostfriesischelandschaft.de/fileadmin/user_upload/bibliothek/HOO/ Carolinensiel.pdf 12 In anderen Quellen als der Ortschronik der Ostfriesischen Landschaft wird als Entstehungsjahr 1550 genannt (zum Beispiel auf http://gemeinde.neuharlingersiel.de/index.php?id=491 und https://de.wikipedia.org/wiki/ Altharlingersiel). 13 1684 Harlingersiel, 1719 Alten Harringer Siehl, 1787 Alt-Harrlingersyhl

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Werdum Uneinigkeit besteht hinsichtlich der ersten urkundlichen Erwähnung Werdums. Der Ortschronist der Ostfriesischen Landschaft nennt hierfür das Jahr 1327 ("Weerdum") und führt zur Namens- gebung aus: "1420 erhielt der Ort den heutigen Namen". Werdum wurde abgeleitet von dem Begriff "werthum", was in seiner Bedeutung etwa Geländeerhebung im Feuchtgebiet entspricht. Anderswo wird 1297 als Jahr der ersten urkundlichen Erwähnung Werdums angegeben ("Ur- kundlich erwähnt wird die damals am Meer und mit einem Hafen versehene Warftensiedlung erstmals 1297."14). Vermutet wird, dass einst ein Deich Werdum vor dem Meer schützte, worauf der Ort Werdumer Altendeich hinweisen könnte. Für die auf einer Warft errichtete St.-Nicolai-Kirche ist als Baudatum 1327 überliefert, der Chor entstand 1476, der angebaute Westturm 1763. Doch schon deutlich früher bestand ebenfalls auf einer Warft südlich der jetzigen Kirche eine Kapelle mit drei Altären, gewidmet dem Hl. Nicolaus als Schutzpatron gegen Sturm und Wellen. Der seit 1823 "Mühlenstrich" genannte Wohnplatz wurde 1684 in einer Landesbeschreibung als "Ort mit zwei Mühlen, gelegen zwischen dem 'Edenser Loech' oder Dorf und den Kirchen" er- fasst und bezeugt, dass es einst zwei Mühlen im Werdumer Gebiet gab. So ist belegt, dass der heutigen Werdumer Mühle, einem Erd- holländer ("Grundsegler") aus dem Jahre 1748, eine Bock- windmühle vorausging, die vor dem 16. Jahrhundert errichtet worden war.15 Der Erdholländer von 1748 existiert nicht mehr, denn nach einem schweren Sturmschaden musste die Mühle 1802 komplett neu aufgebaut werden. Die direkt an der Edenserlooger Straße stehende funktions- tüchtige Mühle wurde 2002 grundsaniert und beherbergt ein kleines Heimatmuseum sowie das Mühlencafé und ist frei zu Erdholländer in Werdum16 besichtigen. Zur Gemeinde gehören insgesamt 19 Nebenorte, Kolonien und Wohnplätze. Neben Edenser- loog sind Gastriege, Groß Husum, Klein Husum, Anderwarfen, Wallum und das Warftdorf Nordwerdum zu erwähnen. Edenserloog ist eine ehemalige Burgstätte der Häuptlinge von Werdum, den historischen Quel- len nach von Reent dem Älteren (Olde Reent) vor 1420 erbaut. Die heute erhaltene Bausub- stanz wird dendrochronologischen Studien und umfangreichen Archivstudien zufolge auf 1460 datiert. Der heute noch erhaltene Westflügel stammt aus dem Mittelalter. Die in Privatbesitz befindliche Burg ist bewohnt und kann seit Sommer 2009 besichtigt werden. Der Ortskern Werdum ist seit 2000 Luftkurort, der Außenbereich seit 1993 staatlich anerkannter Erholungsort.

14 vgl. https://de.wikipedia.org/Werdum 15 Darauf verweist ein Testament von 1491, in dem ein Mühlenhaus vererbt wurde. 16 Foto: wiki05 auf https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Erdholländer-in-Werdum.JPG (das Bild ist gemeinfrei)

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Werdum – von Westen gesehen17

3.2.2 Bestand und Analyse Die Flächennutzungspläne der Samtgemeinde Esens (für den Ortsteil Bensersiel und die Ge- meinden Neuharlingersiel und Werdum) und der Stadt Wittmund (für Carolinensiel/Harlesiel) stellen die Bauflächen der Dorfregion entsprechend der BauNVO dar. Die Flächennutzungsplä- ne bereiten dabei die grundsätzliche städtebauliche Entwicklung, die Siedlungs- sowie die Wei- terentwicklung der Ortschaften vor. Für viele Teile der Siedlungsbereiche liegen auch entspre- chende Bebauungspläne zur Steuerung der städtebaulichen Ordnung vor. Für einige wenige Bereiche der Ortschaften bestehen noch keine Bebauungspläne. Dort gelten die Vorgaben des § 34 BauGB für den unbeplanten Innenbereich. In beplanten Gebieten finden sich überwiegend Wohnbauflächen, zum Teil großflächig Sonder- gebiete sowie gemischte Bauflächen. Sondergebiete wurden für unterschiedliche Nutzungen aufgrund ihrer thematischen Ausrichtungen ausgewiesen (zum Beispiel Windenergiepark, Bio- gasanlage, Hafenbereich, Stellplätze/Garagen, Wochenendhausgebiet, Strand, Camping, Hotel, Kuranlagen etc.) und befinden sich meist an den Randbereichen der jeweiligen Siedlungsgebie- te. Parkplätze und Stellplatzflächen wurden ebenfalls in die Darstellungen des Flächennut- zungsplanes übernommen. Werdum stellt entsprechend der vorhandenen dörflichen Strukturen als einzige Kommune Dorf- gebiete im Ortskern dar. In den Wohngebieten der Dorfregion überwiegen Gebäude mit einem Vollgeschoss. Die Ver- siegelungsgrade (GRZ) liegen in den Wohngebieten in den inneren Lagen vereinzelt bei 0,4, überwiegend jedoch bei 0,3. In den zentralen Ortslagen von Bensersiel, Neuharlingersiel und Carolinensiel sind gelegentlich auch zweigeschossige oder höhere Bauweisen vorzufinden. Bei diesen Gebäuden handelt es sich zumeist um Kureinrichtungen, Hotels oder Apartmenthäuser, deren GRZ bis zu 0,8 beträgt.

17 wiki05 auf https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Werdum.JPG (das Bild ist gemeinfrei)

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 Bensersiel

Abbildung 11: Auszug aus dem Flächennutzungsplan – Bensersiel

Die Ortsentwicklung in Bensersiel ist durch den Flächennutzungsplan der Stadt Esens (Stand einschließlich Änderungen) strukturiert. Für den Ortskern sind überwiegend Mischgebiete und Wohnbauflächen sowie einige Sondergebiete dargestellt. Aufgrund der touristischen Prägung der Ortschaft sind zudem thematische und funktionsbezo- gene Sondergebiete dargestellt. Hinter dem Deich, in Richtung der Ortsrandlagen, finden sich großflächig Wohngebiete westlich des Benser Tiefs und östlich der Ortsdurchfahrt. An den Randlagen und im Vordeichbereich sind u. a. der Strand, der Hafen und der Kurbetrieb angesiedelt (Sondergebiete). Östlich des Hafens sind Umgrenzungen des Nationalparks als Schutzgebiete und Schutzobjekte im Sinne des Naturschutzrechts dargestellt. Westlich der Hafenanlagen befindet sich das Strandportal mit einem Hallen- und Freizeitbad (Fläche für den Gemeinbedarf). Weiter ist dort ein Camping- platz angesiedelt. Der Kurpark befindet sich östlich des Hafens. Parkflächen (ruhender Verkehr) sind hinter dem Deich am westlichen Ortseingang und östlich des Kurparks sowie punktuell in den westlichen Wohngebieten dargestellt. Östlich des Hafens findet sich ebenfalls ein großer Parkplatz. Der Campingplatz befindet sich vor dem Deich in der Nähe des Strandportals.

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 Carolinensiel In Carolinensiel/Harlesiel befinden sich rund um den Ortskern von Carolinensiel Mischgebiete, die von Wohngebieten um- schlossen werden. Am östlichen Ortsrand sind zwei Gewerbegebiete angeordnet. Um die Friedrichsschleuse herrschen Son- dergebiete vor, die überwiegend eine be- sondere Zweckbestimmung für Ferienwoh- nen festlegen. Die Sonderfläche Hafen verbindet die Ortsteile Carolinensiel und Harlesiel. Im Ortsteil Harlesiel reihen sich Wohn-, Misch- und Sondergebiete um den Hafen- bereich. Parkplätze sind lediglich rund um den Hafen von Harlesiel sowie östlich des Binnenhafens (südlich vor dem Hafen) dargestellt.

Abbildung 12: Auszug aus dem Flächennutzungsplan – Carolinensiel

 Neuharlingersiel

Abbildung 13: Auszug aus dem Flächennutzungsplan – Neuharlingersiel

In der heutigen Ortsmitte von Neuharlingersiel befinden sich Mischgebiete. Vor dem Deich sind Sondergebiete dargestellt (Hafen, Badestrand) sowie in den Randlagen Bereiche des National- parks Wattenmeer. Westlich des Ortskerns ist eine Fläche für den Gemeinbedarf vorhanden (Kurpark). Südlich der Ortsdurchfahrt ist eine öffentliche Grünfläche (Sielhofpark) dargestellt, ebenso westlich anschließend an den Kurpark.

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Die Wohngebiete Neuharlingersiels sind in südwestlicher und südlicher Richtung vom Ortskern entlang des Neuharlinger Sieltiefs zu finden. Die örtlichen Gewerbegebiete befinden sich am östlichen Ortsausgang. An den Ortsrandlagen sind zudem weitere Sondergebiete angesiedelt, im Südwesten zum Beispiel für Edeka (großflächiger Einzelhandel). Parkplätze (ruhender Verkehr) befinden sich beidseitig des Hafenbeckens und am Hafen süd- lich des Deiches. Die Sondergebiete sind thematisch ausgerichtet. In den westlich gelegenen Sondergebieten "Kurbetrieb" befindet sich der örtliche Campingplatz, die östlichen Sonderge- biete sichern die gewerblichen Parkflächen der sogenannten Inselgaragen.

 Werdum

Abbildung 14: Auszug aus dem Flächennutzungsplan – Werdum

Werdum weist als einzige Kommune Dorfgebiete entlang der Ortsdurchfahrten aus. In zentralen Lagen sind Flächen für den Gemeinbedarf dargestellt. Überwiegend finden sich Wohngebiete in Werdum, die sich vorwiegend im Süden der Gemeinde anschließend an den Ortskern entwi- ckelt haben. Die einzige Sonderbaufläche im Ort ist dem örtlichen Kurpark ("Haustierpark") des Luftkurortes gewidmet.

3.2.3 Flächenmanagement/Innenentwicklung Innenentwicklung beschreibt die Entwicklung von Flächen im geschlossenen Siedlungsgebiet. Hierunter kann sowohl die Überholung des Bestandes zur Verbesserung der Lebensqualität als auch die Unterbringung zusätzlicher Nutzungen verstanden werden. Durch Innenentwicklung entsteht außerdem die Möglichkeit, rechtliche Grundlagen für die Verdichtung der Siedlungs- strukturen, die Entwicklung im Bestand und die Vermeidung von Flächeninanspruchnahme zu schaffen. Die historischen baukulturellen Strukturen in den Ortskernbereichen werden aufgrund eines mangelnden Platzangebotes den heutigen Anforderungen für Einzelhandel und Wohnen oft nicht mehr gerecht. Ziel der Dorfregion ist daher, diese Strukturen durch intelligente Lösungen und Maßnahmen wieder attraktiv zu machen, um Leerstand zu vermeiden und die Ortskerne

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weiterhin zu beleben. Statt neue Gebiete auszuweisen, soll vorrangig die Innenentwicklung vor- angetrieben und auf bestehende Potenziale zurückgegriffen werden. Kompakte Siedlungsstruk- turen und neue Arrondierungen der Siedlungsgebiete sollen die Erreichbarkeit und einen Min- deststandard von vielfältigen Versorgungsstrukturen aufrechterhalten. Dies ist im Sinne des städtebaulichen Leitbildes "Stadt der kurzen Wege", das eine Bündelung der vorhandenen In- frastruktur zur Verminderung langer Anfahrtswege und CO2-Emissionen vorsieht. Durch die Identifikation von Brachflächen, leerstehenden Gebäuden und Baulücken können Nachverdichtungspotenziale aufgezeigt und somit genutzt werden. Auch durch die Anzeige der Einwohneraltersstruktur lassen sich überalternde Wohnquartiere (Leerstandsrisiken) erkennen, sodass hier Maßnahmen ergriffen werden können. Für die Dorfregion wurde eine Bestandsanalyse zu Baulücken und Leerstand für die Ortschaf- ten Bensersiel, Carolinensiel/Harlesiel, Neuharlingersiel und Werdum durchgeführt.18 Die Erar- beitung der Leerstands- und Baulückenkataster zeigte, dass keine langfristigen Leerstände be- stehen. Aufgrund der touristisch bedingt hohen Nachfrage sind in den Siedlungsbereichen eher Verdichtungstendenzen erkennbar. Klassische Baulücken sind in der Dorfregion von untergeordneter Bedeutung. Die Stadt Wittmund (Carolinensiel) und die Gemeinde Werdum bearbeiten derzeit ein Bau- lückenkataster, es liegen jedoch noch keine abschließenden Ergebnisse vor. Die Gemeinde Neuharlingersiel ist gegenwärtig mit der Neufassung der Bebauungspläne für alle Siedlungsbereiche befasst, um insbesondere die städtebaulichen Strukturen zu sichern und eine angemessene Weiterentwicklung zu ermöglichen. Auch für Bensersiel sind mehrere Be- bauungspläne in der Überarbeitung bzw. Neufassung. Wesentlicher Anlass in den beiden Ort- schaften ist dabei die planungsrechtliche Steuerung des Verhältnisses von Wohnen (Dauer- wohnen) zu Ferienwohnen (vgl. Kapitel 3.2.4). Im Rahmen der Überarbeitung der Bebauungs- pläne ist auch eine angemessene Weiterentwicklung bzw. städtebauliche Verdichtung überprüft worden. In den älteren Siedlungsgebieten ist eine Nachverdichtung insbesondere bei einer Er- satzbebauung von Bedeutung. Einige Baugebiete (Bensersiel, Harlesiel) sind seinerzeit jedoch gezielt als Ferienhausgebiete geplant und realisiert worden. In diesen Gebieten ist aufgrund der Struktur (kleine Ferienhausgrundstücke) kaum eine Nachverdichtung möglich. Grundsätzlich sollen die Innenentwicklung und die Nachverdichtung in der Dorfregion weiterver- folgt werden. Die Bebauungspläne der Kernorte lassen oftmals eine größere Ausnutzung der Grundstücke zu als es der Bestand hergibt. Dadurch sind Nachverdichtungen durch Erweite- rung der Bestandsgebäude, durch Grundstücksteilung oder durch rückwärtige Bebauung mög- lich. In der Vergangenheit hat dies jedoch auch Konflikte hervorgerufen, da diese Verdichtung häufig grundstücksbezogen durch private Bauherren im Rahmen des Bauantragsverfahrens erfolgte und eine kommunale Steuerung nur bedingt möglich war. Dennoch sollten auch Mög- lichkeiten für eine angemessene und bedarfsgerechte Siedlungsentwicklung bestehen bleiben. Aufgrund der durch die Nachverdichtung in der Summe möglichen strukturellen Veränderungen und Auswirkungen ist eine Steuerung dieser Entwicklung sinnvoll.

18 Nicht öffentliche Arbeitskarten für die Ortschaften Bensersiel, Carolinensiel/Harlesiel, Neuharlingersiel und Werdum liegen in den Kommunen vor.

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3.2.4 Wohnen

Der lokale Wohnungsmarkt ist ein wichtiger Standortfaktor, da sich die Ortschaften der Dorfregion zu belieb- ten Ferien- und Erholungsorten ent- wickelt haben. Die große Nachfrage nach touristi- schen Übernachtungsmöglichkeiten wirkt sich auch auf die Wohnungs- Abbildung 15: Anforderungen an das Wohnungsmanage- situation aus. ment Neben ausgewiesenen Ferienhausgebieten werden Ferienwohnungen vermehrt privat vermietet. In einigen Baugebieten ist es dabei zu einer starken Durchmischung von klassischen Wohnun- gen (Dauerwohnen) und Ferienwohnungen gekommen. Verschärft wurde die Situation durch den Ankauf von Dauerwohnungen durch Externe, die die Anwesen lediglich als Zweit- bzw. Fe- rienwohnung nutzen. Diese Wohnungen stehen dem Markt nicht mehr zur Verfügung und führ- ten zu einer Erhöhung des Kaufpreis- und Mietniveaus von örtlichen Immobilien. Daraus erge- ben sich Nutzungskonkurrenzen bei den nachgefragten Wohnformen für die lokale Bevölke- rung. In diesem Spannungsfeld der unterschiedlichen Wohnnutzungen werden zielgerichtete Woh- nungsangebote, die dem Bedarf der Einwohnergruppen (Ausstattung, Barrierefreiheit etc.) ent- sprechen, immer wichtiger. Die Dorfregion steht vor der Herausforderung, zum Beispiel junge Familien, Paare, Berufseinsteiger, Saisonarbeitskräfte und ältere Menschen mit adäquatem Wohnraum zu versorgen:

 Wohnen "im Alter" (60 +) Kleinere Unterkünfte (Miete oder Kauf) in zentralen Lagen, selbstbestimmtes Leben ohne fremde Hilfe.

 Junge Erwachsene (18 +) Eigene Wohnung für Ausbildung oder Berufseinstieg, kleine, bezahlbare Wohnungen (20 m² bis 40 m² Größe) (mit Hilfestellungen zu Hausmeister- und Verwaltungstätigkeiten).

 Generationenübergreifendes Wohnen Stärkere Mischung zwischen Jung und Alt, unterschiedliche Wohnungsgrößen und Aus- stattungen für eine möglichst breite Zielgruppe, gegenseitig Hilfe der Bewohner; leerste- hende Immobilien bzw. Abriss alter Gebäude und Neubau als hervorragendes Potenzial (bei entsprechendem Nachnutzungs- bzw. Sanierungskonzept).

In der Dorfregion wird zum Teil bereits eine aktive Wohnungsbaupolitik mit Hilfe von Vergabe- richtlinien betrieben. Die Kommunen versuchen, die Vergabe von Baugrundstücken zu steuern, um ein verträgliches Maß an Wohnnutzung und Ferienwohnungen in den Ortslagen zu errei- chen. So werden etwa Familien mit Kindern (zum Beispiel in Bensersiel) oder junge Paare/ Lebensgemeinschaften, die ihren Lebensmittelpunkt/Arbeitsplatz in der Gemeinde haben, be- vorzugt. Außerdem wird durch die Vergaberichtlinien zum Beispiel eine Mindestwohndauer mit erstem Wohnsitz festgelegt, um den Aufkauf von Immobilien als Zweitwohnsitz zu vermeiden.

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Diese Steuerung kann durch entsprechende Festsetzungen in den Bebauungsplänen unter- stützt werden. Ferienwohnungen sind nach aktueller Rechtsprechung eine eigenständige Nutzungsart und somit nicht mit normalen Wohnungen gleichzusetzen. Sie sind grundsätzlich nicht in den klassi- fizierten Baugebieten (gemäß BauNVO) in besonderen Wohngebieten zulässig. Die Vermietung von Ferienwohnungen in Wohngebieten wurde toleriert, jedoch führt die Ausweitung der Ferien- wohnnutzung in klassischen Wohngebieten zu ungewollten Strukturveränderungen. Seit der Novellierung des Baugesetzbuches und der Neufassung der Baunutzungsverordnung vom 13. Mai 2017 sind nach § 13a der BauNVO Ferienwohnungen nunmehr den nichtstörenden Gewer- bebetrieben bzw. den kleineren Betrieben des Beherbergungsgewerbes zuzuordnen. Gemäß BauNVO ist eine Einordnung in die Baugebietstypen danach möglich und Ferienwohnungen sind nun in Wohngebieten untergeordnet zulässig. Aufgrund der unterschiedlichen touristischen Prägung der einzelnen Baugebiete sowie der dar- auf aufbauenden Entwicklungsziele ist ein Entwicklungskonzept (Rahmenplan) zur Steuerung der städtebaulichen Ordnung erforderlich. Die planungsrechtliche Umsetzung der zulässigen Nutzungen, insbesondere die Festsetzung der Verhältnisse/Anteile des Wohnens zu Ferien- wohnnutzungen im Sinne des Gesamtkonzeptes, ist in den jeweiligen Bebauungsplänen zu regeln. Für die Gemeinde Neuharlingersiel und den Ortsteil Bensersiel der Stadt Esens liegen solche Konzepte bereits vor. Die Neufassung der Bebauungspläne für die einzelnen Plangebie- te ist in Bearbeitung bzw. in einigen Fällen bereits abgeschlossen. Für den Ortsteil Carolinensiel/Harlesiel der Stadt Wittmund und die Gemeinde Werdum beste- hen vergleichbare Fragestellungen hinsichtlich der Weiterentwicklung der Ortschaften, der städ- tebaulichen Nachverdichtung sowie der Regelung des Nebeneinanders von Dauerwohnen und Ferienwohnen. Aufgrund der lokalen strukturellen Unterschiede im Bereich der Siedlungs- und Nutzungsstrukturen sind zunächst problemorientierte Bestandsanalysen sowie Konzeptbildun- gen zur Entwicklung der einzelnen Wohnquartiere bzw. Baugebiete im Vorfeld der Bauleitpla- nung erforderlich. In welchem Umfang ein Nebeneinander von (Dauer-)Wohnen und Ferienwohnen möglich ist, hängt unter anderem von der planungs- und bauordnungsrechtlichen Lage sowie von der städ- tebaulichen Zielsetzung für die einzelnen Gebiete sowie für die jeweiligen Ortschaften insge- samt ab. Einzelne Siedlungsbereiche in Carolinensiel bzw. Harlesiel sind strukturell als Ferienwohn- gebiete entwickelt worden.

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Abbildung 16: Taddigshörn-Lammertshörn: Städtebauliches Konzept zur Steuerung (Dauer-)Wohnen und Ferienwohnen Abgrenzung unterschiedlicher Ent- wicklungsbereiche – Bensersiel

Abbildung 17: Entwicklungskonzept Wohnen und Gästebeherbergung – Neuharlin- gersiel

3.2.5 Wesentliche Aussagen des Arbeitskreises und Handlungsansätze Der Arbeitskreis befasste sich intensiv mit der Entwicklung der Ortschaften in der Dorfregion. Aufgrund der touristischen Prägung der Dorfregion und der Auswirkungen auf den Wohnungs- und Gebäudebestand wegen der spezifischen Nachfrage auf dem Immobilienmarkt ist es ein besonderes Anliegen, die Funktionsfähigkeit und die Lebendigkeit der Ortschaften, insbesonde- re der Ortsmitten, zu erhalten. Neben einer möglichst vielfältigen Funktionsmischung mit entsprechender ganzjähriger Grund- versorgung ist auch die Wohnfunktion in den Ortsmitten wichtig für das Dorfleben. Dauerhaft bewohnte Häuser und "Licht in den Fenstern" sind wichtig für die Wahrnehmung und Ausstrah- lung der Ortschaften. Vor dem Hintergrund des bestehenden Nutzungsdruckes auf dem Immobilienmarkt wurde der Bedarf an bezahlbaren Wohnungen ausgiebig diskutiert. Insbesondere junge Familien und Ein- zelpersonen finden gegenwärtig kaum entsprechende Angebote. Deutlich wurde, dass neben der in der Region bestehenden klassischen Nachfrage nach Einfamilienhausgrundstücken auch eine Nachfrage nach kleineren Wohnungen für diese Zielgruppen (junge Familien, Einzelperso- nen, Jobsuchende, ältere Einzelpersonen etc.) besteht.

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In diesem Zusammenhang wurde auch das Modell "Jung kauft Alt" thematisiert, aber angesichts der Immobilienpreise in der Dorfregion – im Vergleich mit den bekannten Modellfällen – als nicht übertragbar angesehen. Im Arbeitskreis wurde auch die Schaffung von Wohnungen durch eine Wohnungsbaugesell- schaft oder andere Trägerschaften (Wohnungsbaugenossenschaft) diskutiert. Ausgangspunkt war dabei ein Referat eines Experten der Wohnungsbaugesellschaft Friesland mbH über be- stehende Möglichkeiten und Angebote in Friesland. Mit dem Thema nachhaltiger und bezahlbarer Wohnraum hat sich inzwischen auch der Kreistag des Landkreises Wittmund befasst. Aus Sicht des Arbeitskreises ist die Realisierung von zielgruppenorientierten Wohnprojekten sowohl lokal als auch regionsbezogen ein wichtiges Anliegen. Trotz der Anforderung "Innen- entwicklung vor Außenentwicklung" sind in der Dorfregion die Erhaltung und Bewahrung der re- gionstypischen Bau- und Siedlungsstrukturen von besonderer Bedeutung. Daher sind eine städ- tebaulich verträgliche Entwicklung und eine Nachverdichtung im Rahmen der kommunalen Pla- nung zu gewährleisten und zu steuern. Neben der Weiterentwicklung der Hauptortschaften in der Dorfregion ist auch eine Stabilisie- rung und bestandsorientierte Entwicklung der kleinen Ortschaften/Dörfer erforderlich und durch entsprechende Maßnahmen zur Stärkung der Dorfgemeinschaften zu fördern. Für die Dorfregion lassen sich folgende Entwicklungsziele benennen:

 Die städtebauliche Entwicklung der Ortschaften/Ortsteile erfordert ein abgestimmtes Ent- wicklungskonzept mit entsprechender Funktionsteilung und Bauflächenentwicklung.

 In den touristisch geprägten Bereichen/Baugebieten werden Sondergebiete zur Regelung und Steuerung des Nebeneinanders von Wohnen und Ferienwohnen bzw. des jeweils ge- wünschten Nutzungsgefüges festgesetzt.

 Die Funktion der Ortsmitte ist dauerhaft zu erhalten und weiterzuentwickeln. Eine vielfältige Nutzungsmischung unter besonderer Berücksichtigung der Versorgung sowie der Vitalität der Ortsmitte wird gefördert.

 Die Erhaltung und die angemessene Weiterentwicklung der Wohnfunktion (Dauerwohnen) in den Ortsmitten werden durch entsprechende Angebote unter Berücksichtigung einer sich verändernden Nachfrage gefördert.

 Das gewachsene Nebeneinander von Wohnen und touristischen Wohnformen (Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen) trägt zur Belebung der Ortsmitten bei; die Erhaltung dieser Nutzungsmischung ist gegebenenfalls planungsrechtlich zu steuern.

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3.3 Ortsbild 3.3.1 Haus- und Hoftypologie Eine Analyse der in den Sielhafenorten vorhan- denen Architektur ergibt eine Reihe von unter- schiedlichen Gebäudetypen, die näher unter- sucht wurden. Die Bauten wurden zu folgenden Gruppen zu- sammengefasst: Profanbauten (meist in privatem Eigentum)

 Landwirtschaftliche Gebäude (Gulfhäuser,

Arbeiter-/Landarbeiterhäuser, Nebenanla- Abbildung A 6 im Anhang gen wie Backhäuser, Scheunen und Ställe),  Wohngebäude ohne landwirtschaftliche Nutzung,  Gebäude mit einer Mischnutzung (Handel- und Dienstleistungsgebäude, Handwerkerhäu- ser, Wohn- und Geschäftshäuser, Gaststätten).

Sonderbauformen (meist öffentliche Gebäude oder große zusammenhängende Anlagen oder kleinere Anlagen und Gebäude, die technische oder gestalterische Alleinstellungs- merkmale aufweisen):

 Schulen, Feuerwehren, Kirchen etc.,  gewerbliche Anlagen wie historische Produktionsstätten, Windmühlen etc.,  Siele und Häfen,  technische Bauwerke. Zur Analyse der Gebäude in den Sielhafenorten sind folgende Kategorien aufgestellt worden:

 Gebäudetypen

Wohn-/Wirtschaftsgebäude mit landwirtschaftlicher Nutzung Typ A Steinhäuser/Häuptlingsburgen bzw. Bauernburgen) Typ B 1 Größere Gulfhöfe mit mehreren Stapelwerken im Wirtschaftsteil, weitestgehend in Alleinlagen Typ B 2 Kleinere Gulfhäuser mit wenigen (einem bis zwei) Stapelwerken im Wirtschaftsteil, weitestgehend in Straßendorflagen und Landarbeiterhäusern Typ C Historische landwirtschaftliche Nebengebäude wie kleine Scheunen, Ställe, Back- häuser etc. Wohngebäude ohne landwirtschaftliche Nutzung Typ D Häuser 1880-1910 (Gründerzeit – Historismus/Jahrhundertwende Typ E Häuser 1910-1930 (1920-er Jahre/Jugendstil/villenartige Gebäude vor und nach dem 1. Weltkrieg/1930-er Jahre) Typ F Siedlungshäuser 1940-1960 Typ G Neuere Bauten bis heute Typ H Siedlungen mit kleineren Sonderformen

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Gebäude mit Mischfunktionen (Handel, Handwerk, Dienstleistung, teilweise in Kombi- nation mit einer Wohnnutzung Typ I Wohn- und Geschäftshäuser, Gaststätten und Handwerkerhäuser Sonderbauformen Typ J Schulen, Feuerwehren, Kirchen Typ K Gewerbliche Bauten, Windmühlen etc. Typ L Hafeninfrastruktur (Siele, Häfen, Deich) Typ M Technische Bauwerke

 Wohn- und Wirtschaftsgebäude mit landwirtschaftlicher Nutzung Typ A: Steinhäuser, Häuptlingsburgen bzw. Bauernburgen Steinhäuser sind Backsteinbauten, die als Sitze besonders mächtiger und einflussreicher Fami- lien etwa ab dem 13. Jahrhundert erbaut wurden. Es galt als Vorrecht des Adels und später auch der Mächtigen, ein so befestigtes Haus zu bauen. Durch die massive Bauweise besaßen die Häuser für ihre Bewohner sowohl Schutz- als auch Repräsentationsfunktion. Zu unterscheiden ist bei den Steinhäusern zwischen Langhäusern und Turmhäusern. Langhäu- ser sind eingeschossige rechteckige Backsteinhäuser mit Satteldächern. Turmhäuser hatten dagegen in Teilen des Hauses mehrere Geschosse, sodass die Häuser einer Burg ähnelten. Meist standen die Turmhäuser auf einem mit Gräben abgetrennten Wall, was den Eindruck ei- ner Burg verstärkte. Im Dorfentwicklungsgebiet ist die Burg Edenserloog in Werdum19 noch erhalten, die mit ihrem Graben im Westen und Norden an das Edenser Gebiet grenzt. Gesichert wurde die Burg durch dicke Außenmauern und übereinanderliegende Gewölbe im Inneren. Wäh- rend der Häuptlingszeit veränderte sich die äußere Gestalt durch Anbauten teilweise.20

Typ B 1: Die größeren Gulfhäuser Das Gulfhaus ist der vorherrschende Haustyp der landwirtschaftlichen Gebäude im Gebiet der Sielhafenorte. Im gesamten ostfriesischen Raum vorzufinden, breitete sich dieser Haustyp zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgrund seiner sparsamen Holzverwendung und der maximalen Kapazität für die Erntestapelung schnell über weite Gebiete des nordwestdeutschen Raumes aus. Seinen Ursprung hat dieser Gebäudetyp in dem seit 4.000 Jahren in Friesland bekannten Ur- hallenhaus, das ab 1600 zu dem bis heute gültigen und teilweise bei Neuplanungen noch an- gewandten Prinzip des Wohnstallhauses mit der sogenannten Gulfscheune weiterentwickelt wurde. Diese Gulfhäuser sind mit ihrer unverwechselbaren Gestalt, den großen ungegliederten

19 Foto wiki05 auf https://de.wikipedia.org/wiki/Werdum#/media/File:Burg_Edenserloog.JPG (das Foto ist ge- meinfrei) 20 vgl. Arch.-Büro Dipl.-Ing. Werner Geiken, Dorferneuerung Werdum, 1985

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Dachebenen und den niedrigen geschützten Außenmauern zu einem wesentlichen Merkmal der Dorfregion geworden. In dem großen dreischiffigen Hallenraum der Gulfscheune/des Wirtschaftsteils waren in den beiden Seitenschiffen der Rinderstall und die als Arbeitsplatz zum Dreschen genutzte spätere Durchfahrtsdiele (ursprünglich Sackdiele) untergebracht. Das letzte meist halbe Gefach des Scheunenteils vor dem Scheunengiebel, das sogenannte Hammfach, nimmt den ein- oder zweireihigen Pferdestall mit deckenlastigem Haferboden auf.

Abbildung 18: Schnitt durch eine Gulfhauskonstruktion Quelle: Museumsführer Cloppenburg, digital nachbearbeitet

Das typische Merkmal des Gulfhauses ist dasn- Ei gangstor (Groot Dör), das sich an derGiebelseite des Wirtschaftsteiles befindet. Das Innere des Hauses be- steht aus mehreren Gulfen, d. h. hohen kubischen Sta- pelräumen zwischen den Ständern, wie die nebenste- hende Abbildung zeigt. Der Vorteil des Gulfhauses ist im Vergleich zum niederdeutschen Hallenhaus in der sparsamen Holzverwendung und der großen Lagerka- Abbildung 19: Gulfhaus Innensicht pazität zu sehen. Quelle: ttp://www.fachwerk.de/img/gulfhaus.jpg

Die charakteristische Aufstallung der Kühe mit dem Kopf zur Außenwand wird allgemein mit der günstigeren Reinigungsmöglichkeit der Kuhställe erklärt. Die Kühe stehen auf einem gemauer- ten Hochstand, der von der Jaucherinne begrenzt wird. Der Wohnteil des Gulfhauses, das Vorderhaus, ist von der Gulfscheune mittels einer gemauer- ten Ziegelsteinwand getrennt. Der ursprüngliche Wohnteil bestand nur aus zwei Raumteilen, der Kammer mit den Schlafbutzen und der Küche, die ebenfalls mit Butzen und einem Kamin ausgestattet war. Die Feuerstelle mit offenem Herdfeuer, von dem der Rauch durch einen breiten Rauchfang in den Schornstein zog, lag entweder in der Achse der Giebelseite oder an der Trennwand zwi- schen Küche und Kammer.

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Abbildung 20: Beispielhafter Grundriss eines ostfriesischen Gulfhauses um 1822 Quelle: Elfriede Heinemeyer/Helmut Ottenjann: alte Bauernmöbel aus dem nordwestli- chen Niedersachsen [Originaltitel in Kleinschrift], Verlag Schuster, Leer 1974, 13

Die charakteristische, verspringende Mauer an der Stalllängsseite weist auf die dahinterliegen- de, später hinzugekommene Waschküche hin, die zugleich Gesinderaum war. Die ursprünglich einzige Sanitärstelle, ein Abort, lag aufgrund des erforderlichen Gefälles am äußersten Giebel-Ende des Scheunenteiles in der Achse der Kuhställe. Das Dachgeschoss war unbewohnt und der Lagerung von Kornvorräten vorbehalten. Die vollständige Stapelkonstruktion des ostfriesischen Gulfhauses ergibt unterschiedliche feste Dreiecksverbände, die mit den Windaussteifungen zur Aufnahme des Seitenschubs die Unter- konstruktion für die Dachhaut bilden. Während bei der Mehrzahl der jüngeren Bauernhäuser die Firstlinie auch über dem Wohnteil verläuft, kann das konstruktive Gefüge von Scheune und Binnerend (Vorderhaus), bedingt durch die trennende Brandmauer, auch unterschiedlich sein. Die wesentlichen Merkmale der Gulfhäuser sind:

Gebäudekubatur Die Formen der straßen- oder hofseitig orientierten Giebel unterscheiden sich nach ihrem Ent- stehungsdatum. Die charakteristische Giebelform des Wirtschaftsgiebels ist der Krüppelwalm (in einzelnen Fäl- len auch der Steilgiebel), der die Möglichkeit bietet, über dem Pferdestall eine zweite Fenster- reihe zur Belichtung des darüber liegenden Futterbodens vorzusehen. Die Giebel des Wohnteils sind fast ausschließlich als Steilgiebel ausgebildet. Im Gulfhaus sind Wohn- und Wirtschaftsteil durch eine Brandmauer getrennt. Die Durchfahrt für Erntewagen er- folgt durch die seitliche Tenne. Der Kamin befindet sich an der Giebelseite oder an einer Zwi- schenwand im Wohnteil.

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Dach Heute sieht man lang gestreckte Baukörper aus rotem Ziegelmauerwerk mit überwiegend roten ziegelgedeckten Dächern. Das ursprüngliche Dach dieses Haustyps ist ein einfaches, geschlos- senes Satteldach. Eine schwarze Dacheindeckung (glasiert) war früher nur auf dem Wohnteil vorhanden und eine Besonderheit in der Region.

Fassaden Die Außenwand des Gulfhauses ist durch nahezu schmucklose Sichtmauerwerkswände in den Traufen und Giebel gekennzeichnet. Insbesondere die Traufwände des Wirtschaftsteils sind Backsteinwände von geringer Stärke (lediglich elf bis zwölf Zentimeter), die infolge fehlender Queraussteifungen und fehlender Ring- anker im Laufe der Zeit starke Verformungen erlitten.

Fassadenöffnungen Die Fassadenöffnungen innerhalb der Giebel sind weitestgehend axial ausgerichtet. Die Fens- terreihung im Längs- und Giebelbereich sind gleichmäßig.

Fenster und Türen Je jünger das Gebäude in der Entstehung ist, desto schmuckloser ist die Gestaltung der Fens- ter und Türen. Während bei den Gulfhöfen des 19. Jahrhunderts noch Blockrahmenfenster und kleinteilige Sprossungen zu finden sind, weisen die Gulfhöfe ab Mitte des 20. Jahrhunderts le- diglich schlichte Fassadenöffnungen mit Rollschichten und minimal gesprosste Fensterelemen- te auf. Entsprechend verhält es sich mit der Gestaltung der Türen. Während die Türen und Tore aus dem 19. Jahrhundert recht repräsentativ gestaltet sind, verlieren sie im 20. Jahrhundert an Ge- staltung und werden immer schlichter im Detail ausgeführt. Die Fensterformate im Wohnteil sind eher hochstehend. Fenstereinfassung und Rahmen sind überwiegend weiß. Die Türen im Wohnteil sind aufwendig gestaltet und meistens grün oder braun farbig abgesetzt. Die charaktervollen Oberlichter über den seitlichen Toreinfahrten weisen meist symmetrische bzw. strahlenförmige Gliederungen auf, die früher eher in organischen Formen ausgeführt wor- den waren und als sinnbildliche Heils- und Fruchtbarkeitszeichen zu deuten gewesen sind. Die Türblätter sind schlicht in Form von senkrechten Brettern, die durch breite Scharniere am Mau- erwerk befestigt sind. Die Fenster der Stalllängsseite und des Scheunengiebels sind vergleichsweise bescheiden und stören den Charakter der geschlossenen Wand kaum. In den meisten Fällen bestehen sie aus Beton. Historische Stahlfensterkonstruktionen sind im Dorferneuerungsgebiet kaum zu finden. In Carolinensiel sind zwei sehr alte und besondere Gulfhäuser erhalten: der Hof "Fürstinnen- Grashaus" und der Hof an der Friedrichsschleuse.

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Der Hof "Fürstinnen-Grashaus"21, der bereits 1732 drei Jahre nach der Eindeichung des Caro- linengrodens erbaut wurde und ein Geschenk Fürst Georg Albrechts von Ostfriesland an seine Gattin Sophie Caroline war, ist einer der ältesten Höfe auf dem neuen Land, die man als "Gras- haus" bezeichnete, denn aufgrund des hohen Salzgehaltes des Bodens wurde er zunächst nur als Weideland genutzt. Bis zum Bau der Deichkirche in Carolinensiel 1776 wurden hier sogar Sonntagsgottesdienste gehalten. Eine lange Historie und wichtige Bedeutung für das Ortsbild hat auch der Hof an der Friedrichs- schleuse aus dem Jahr 1816, auf dem seit mehreren Jahrzehnten eine Pferdezucht betrieben wird. Das Gulfhaus mit einer Länge von 66 m liegt heute als Zeuge der landwirtschaftlich ge- prägten Zeit zwischen der touristischen Infrastruktur an der Harle.22

Gulfhaus in Altharlingersiel Gulfhaus in Altharlingersiel

Gulfhaus in Ostbense Gulfhaus in Neuharlingersiel

Typ B 2: Kleine Gulfhäuser und Landarbeiterhäuser Häufig ist in den Sielhafenorten auch eine kleinere Form der großen Gulfhäuser vorzufinden. Diese Häuser wurden ursprünglich zwischen 1850 und 1930 erbaut. Die Außenmauern des vorderen Wohnteils sind dabei gegenüber dem Wirtschaftsteil eingezogen. In diesem hinteren Gulf waren die zur Selbstversorgung gehaltenen Tiere untergebracht. Im Gegensatz zu den größeren Gulfhäusern stand beim kleineren Gulfhof und dem Landarbei- terhaus die Wohnnutzung im Vordergrund. Jedes dieser Gebäude enthielt oftmals nur einen einzigen Wohnraum, der zugleich Schlafraum, Waschraum, Küche, Krankenzimmer, Geburts-

21 vgl. http://museumsweg.de/grashaus.htm [26.06.2017] 22 vgl. http://museumsweg.de/hof_fs.htm [26.06.2017]

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und Sterbezimmer war. Keine Wohnung hatte mehr als zwei Betten in sogenannten Butzen, in die Wand eingebaute Schlafschränke. Oftmals waren die Landarbeiter bei den großen Großbauern in Lohn und Brot. Die Wohnhäuser der Landarbeiter waren eher geduckte kleine Katen, die am Deichfuß oder direkt am Straßen- verlauf standen. Im Vergleich mit den kleinen und mittleren Gulfhöfen konnten die zugehörigen Grundstücke kaum landwirtschaftlich genutzt werden, denn das Grundstück der Landarbeiter- häuser beschränkte sich auf die für eine Selbstversorgung notwendige geringe Größe. Häufig treten bei den kleinen Gulfhöfen und den Land- arbeiterhäusern Baumängel wie Setzungen und Risse auf, weil die Außenwände nicht gegen Feuchtigkeit isoliert sind und manchmal ein mangelndes Funda- ment haben. Im Dachbereich ist zudem die Haltbarkeit der Hohlpfannendächer durch Frost- und Sturmschä- den stark herabgesetzt. Als weitere mögliche Scha- denstellen kommen desolate Dachrinnen, ungenügen- der Blitzschutz, unzureichende Schornstein- bzw. Ka- mineinfassungen sowie zerstörte Giebelblenden in Landarbeiterhaus in Carolinensiel Betracht.

Typ C: Die historischen Nebengebäude Die älteren landwirtschaftlichen Nebengebäude auf den Hofstellen haben meist eine ähnlich ortsbildprägende Bedeutung wie die Hauptgebäude. Im Vergleich mit anderen Regionen findet man im in den Sielhafenorten weniger Nebengebäu- de. Das liegt unter anderem an dem Baukörpervolumen der großen Gulfhäuser, in denen allein schon im Hauptgebäude alle notwendigen Nutzungen untergebracht werden konnten. Bei den mittleren und kleineren Hofanlagen war der wirtschaftliche Druck oftmals so groß, dass der Bau weiterer Gebäude nicht zu finanzieren war. Trotzdem sind in der Dorfregion vereinzelt Neben- scheunen zu finden, die sich mit der Fassaden- und Dachgestaltung stark an den Wirtschaftsteil der Gulfhöfe anlehnen. Im Vergleich mit dem Gulfhof fehlen lediglich der Wohnteil sowie eine höhere Firstlinie. Vereinzelt sind neben den Scheunen auch noch alte Backhäuser oder Schweineställe, Werkstattschuppen, Waschküchen etc. vorhanden.

Mühle (Werdum) mit historischen Gulfhof (Groß Holum) mit historischen Nebengebäuden Nebengebäuden

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Die Scheune (Bischür – Beischeune) Von den 'klassischen' Nebengebäuden wie Scheunen sind einzelne vorhanden und ergänzen überwiegend die kleineren bis mittelgroßen Scheunen der Hofanlagen. Seltener sind sie auch an den großen Gulfhäusern zu finden. Eine Gebäudeart ist die der 'zweiten' Scheune, die sich mit der Fassaden- und Dachgestaltung stark an den Wirtschaftsteil der Hauptgebäude anlehnt. Mit zunehmendem Wohlstand konnte auch auf den kleineren landwirtschaftlichen Hofanlagen eine zusätzliche Scheune für die Nutztiere und Gerätschaften gebaut werden. Als Materialien für das Dach wurden Stroh und Ziegel verwendet. Dadurch wurde das Gebäude gut durchlüftet. Es eignete sich somit hervorragend zum Lagern und Nachtrocknen der landwirtschaftlichen Produkte.

Das Backhaus Bei kleineren Häusern gab es noch kein freistehendes Backhaus, sondern der Backofen war am Haus angebaut. Die zunehmende wirtschaftliche Verbesserung erlaubte den Landwirten ein freistehendes Backhaus, das aufgrund der Feuergefährlichkeit etwas abseits des Wohnhauses stand. Der Holzbackofen im alten "Backhuus" neben der Werdumer Mühle wird noch heute regelmäßig genutzt.

 Wohngebäude ohne landwirtschaftliche Nutzung Typ D: Häuser 1880-1910 (Gründerzeit – Historismus/Jahrhundertwende) Typisch für die Gebäude der Gründerzeit sind die reich dekorierten Fassaden. Die einzelnen Dekorationsformen lehnten sich an historische Stilformen an, weshalb die Architektur dieser Prägung zusammenfassend als Historismus bezeichnet wird. Viel Wert wurde auf Repräsentation gelegt, wobei funktionale Aspekte gelegentlich untergeord- net wurden. Architektonische Zutaten wie Säulen, Medusenköpfe und Akanthusblätter wurden rein dekorativ zur Erzeugung einer "historischen Atmosphäre" benutzt. In den Sielhafenorten ist dieser Baustil an einzelnen Villen zu finden, die sich eher in den Orts- kernen in Carolinensiel und teilweise Neuharlingersiel befinden. Gebaut und genutzt wurden diese Villen von dem reich gewordenen (Groß-)Bürgertum zum Beispiel als Alterssitze der Großbauern, den Handelsleuten, den leitenden Angestellten der aufkommenden Industrie und Fabrikation etc. Die Fassaden der Gebäude sollten nicht nur in ihrer Größe und ihrem jeweiligen Reichtum, sondern die soziale Stellung ihrer Bewohner widerspiegeln. Typisch für Gebäude aus dem klassizistischen Historismus sind die Zweigeschossigkeit, die absolute Symmetrie und die mit historisierenden Stilelementen reich dekorierten (Schau-)Fas- saden. Dieser Haustyp ist meist an Hauptstraßen zu finden, da er neben der Wohn- auch eine deutliche Repräsentationsfunktion hat. In der Regel haben die Häuser ein größeres Bauvolu- men als die übrigen Wohngebäude. Sie stehen meist giebelständig zum straßenseitigen Grund- stücksrand.

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Typische Materialien sind roter Klinker und schwarze Dachpfannen, vereinzelt auch Putzfassa- den und rote Klinker. Im Dachgeschoss gibt es häufig Dachgauben oder Zwerchhäuser. In Carolinensiel wurde durch den Bau der Landstraße zur Kreisstadt Wittmund im Jahr 1860 die innerörtliche südliche Ausfallstraße zur Hauptachse für diesen Baustil. Zunächst errichtete man eine Reihe repräsentativer Putzbauten (zum Beispiel Haus-Nr. 6 und 8), bis um 1900 kamen auch unverputzte Backsteinhäuser im historistischen Stil hinzu (Haus-Nr. 5, 12, 14 und 16). Meist waren sie im Besitz von Kapitänen, Kaufleuten, Handwerkern oder wohlhabenden Land- wirten. Charakteristisch für diese bürgerliche Architektur sind die straßenseitig ausgerichteten großen Fenster mit dekorierten Stürzen sowie die Gesimsverzierung an der Fassade. Der ursprüngliche Baumbestand und die Vorgärten mussten aufgrund von gestiegenen Anforderungen des Stra- ßenverkehrs weichen. Mit neu gepflanzten Bäumen konnte man den Charakter einer Allee al- lerdings wiederherstellen.23

Typ E: Häuser 1910-1930 (1920-er Jahre/Jugendstil/villenartige Gebäude vor und nach dem 1. Weltkrieg/1930-er Jahre) Infolge des wirtschaftlichen Aufschwungs aufgrund des Einsatzes größerer Landmaschinen kam es in den Sielhafenorten seit der Wende zum 20. Jahrhundert zu zahlreichen Neubauten von reinen Wohngebäuden. Die Fassaden der Gebäude sind kleinteilig gestaltet. Sie können als reine Sichtmauerwerksfas- saden oder Putzfassaden oder auch als Kombination von beidem vorkommen. Alle Fassaden sind durch aufwendige Bänderungen, Ziermauerwerk etc. gegliedert. Plastische oder historisie- rende Gestaltungselemente fehlen jedoch. Auch die Ausformung der Dächer kann sehr unterschiedlich sein. In dieser Gebäudegruppe überwiegt das Satteldach mit leichtem Überstand im Bereich der Giebel und knappem Dach- überstand im Bereich der Traufen. Auch Mansarddächer oder Dächer mit einer kleinen Abwal- mung oder Krüppelwalmdächer sind zu finden. In ihrer Grunddisposition stellen die Bauten eine Weiterentwicklung des Zweiständerbaues dar, aus dem sich das norddeutsche ländlich-kleinstädtische Bürgerhaus entwickelte. Die Gebäude sind zumeist eingeschossig, haben aber von Anfang an einen auch zu Wohnzwe- cken genutzten Dachraum. Um diesen belichten zu können, sind zum einen die Giebelfassaden stark durchfenstert. Zum anderen gibt es oftmals auch Ausbauten im Traufbereich der Gebäu- de, zum Beispiel als Zwerchhäuser, Risalite oder Dachgauben. Die Giebelfassade ist streng symmetrisch und zeigt eine senkrecht unter dem First angeordnete Spiegelachse. Nimmt die Giebelfassade einen Eingang auf, so liegt dieser in der Gebäudemitte. Die Anordnung der Fenster im Obergeschoss bezieht sich oftmals auf die Lage der Öffnungen im Erdgeschoss. Die Bauten zeigen zumeist ein geschosstrennendes Gesims, das auch an den Längsseiten ver- läuft. Häufig werden die Gebäudeecken (auch die der Risalite) durch Zierverputzungen oder Ziermauerungen (Lisenen) hervorgehoben, die im Ortgang getreppt oder parallel zur Dachnei- gung weitergeführt werden.

23 vgl. http://museumsweg.de/wittmunder_str.htm [23.06.2017]

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Das Dach hat im Giebel einen leichten Dachüberstand, der in den Giebelfeldern zusätzlich de- koriert werden kann: Oftmals sind die Fußpfetten des Dachwerks vor das Mauerwerk gezogen und an den Pfettenköpfen geschnitzt. Die sogenannte 'Hahnenbalkenlage' ist ebenfalls sichtbar vor die Außenfassade gezogen und eine Hängesäule führt vom First herab. An manchen Ge- bäuden finden sich aufwendige Giebelverdachungen. Insbesondere am westlichen Ufer des Museumshafens in Carolinensiel ist der historische Bau- bestand mit Häusern dieses Typs noch gut erhalten ("Ensemble Hafen-West").

Neuharlingersiel Werdum

Carolinensiel Wittmunder Straße in Carolinensiel

Typ F: Siedlungsbauten zwischen 1940 und 1960 Seit etwa 1940 treten im Siedlungsgebiet zunehmend Wohn- bzw. Siedlungsgebäude überwie- gend als lang gestreckte Baukörper aus rotem Ziegelmauerwerk mit meist rotem oder vereinzelt auch mit schwarzem ziegelgedecktem Dach in Erscheinung. Diese Gebäude weisen kaum reprä- sentativen Charakter auf, abzulesen auch an den relativ schmucklosen Fassaden. Dieser Gebäudetyp ist in den neueren Baugebieten in der Dorfregion vorherrschend und allein schon durch die Vielzahl an Gebäuden als ortsbildprägend zu bewerten. Ein- bis eineinhalbge- schossig errichtet, durchziehen diese Gebäudetypen die Sielhafenorte und können sowohl als Einzelgebäude als auch in zusammenhängenden Siedlungsgebieten als Ensemble errichtet worden sein. Die kleinen Satteldachgebäude verfügen teilweise auch über Nebengebäude. Architektonisch ist diesen Gebäuden kaum eine Bedeutung beizumessen, sondern eher aus ortsbildprägenden Gründen.

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Die Gebäude dieses Bautyps sind meist ein- bis eineinhalbgeschossige Baukörper in rotem Klinker und mit Satteldach in einer Deckung mit roten oder schwarzen Dachpfannen. Sie dienen ausschließlich Wohnzwecken und besitzen, den gesteigerten Bedürfnissen entsprechend, eine größere Wohnfläche und keine zu landwirtschaftlichen Zwecke zu nutzenden Gebäudeflächen. Die Giebelfassaden sind weitestgehend axial aufgebaut. Die Fensterformate haben ursprüng- lich quadratische bis hochstehende Formate. Viele Fensteröffnungen sind mittlerweile verändert worden, sodass heute vermehrt liegende Fensterformate zu finden sind, die aber nicht dem Ursprungsformat entsprechen. Die Trauflinien sind durchgängig auf einem Höhenniveau. Dachausbauten sind im Ursprung nicht vorhanden. Die Belichtung des Obergeschosses erfolgt durch die Giebelfenster bzw. un- tergeordnete kleine Dachflächenfenster. Die Dachüberstände sind äußerst knapp gehalten, da sich die Dachrinnen oftmals direkt am aufgehenden Mauerwerk befinden.

Bensersiel Carolinensiel

Typ G: Neuere Bauten bis heute Die mit der Zeit eingetretene Verbesserung der allgemeinen Lebensbedingungen brachte einen gewissen Wohlstand mit sich, der in den heutigen Bauformen wiederzufinden ist. Die Grundstruktur der Gebäude (eingeschossiger Baukörper mit ausgebautem Dach) ist im Prinzip gleich geblieben, lediglich eine Vergrößerung der Dimensionen sowie eine Veränderung der Dachausprägung sind eingetreten. Waren bisher überwiegend Satteldächer vorhanden, fanden jetzt auch Walmdächer und Krüppelwalmdächer Verwendung. Für die Außenwände dieser Gebäude wurde meistens der ortsübliche rote Ziegel verwendet. Im Vergleich zu den sehr einfachen Baukörpern des typischen Siedlungshauses sind die späte- ren Gebäude teilweise durch Balkone, Dachgauben und Anbauten überformt worden. Diese Gebäude sind gegebenenfalls ortsbildgerecht, aber für das Ortsbild nicht ausreichend ortsbild- prägend. Sie erfüllen die Anforderungen insofern nicht, als sie einen eigenständigen homoge- nen Bautyp prägen, der das Ortsbild nachhaltig mit ausmacht. Die Gebäude sind an ihren Standorten regional beliebig und zeigen lediglich einen aktuellen Bautrend auf.

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Bensersiel Bungalowsiedlung in Bensersiel Neuharlingersiel

Neuharlingersiel Neuharlingersiel Werdum

Typ H: Siedlungen mit Sonderformen Carolinensiel hat sich nahezu städtisch entwickelt, abzulesen an nahezu allen Architekturpha- sen bis hin zu modernen Bauweisen. In einigen Bereichen südlich der Mühlenstraße ist zum Teil noch der historische Baubestand aus dem 19. Jahrhundert erhalten. Charakteristisch sind hier kleine, eingeschossige Backsteinhäuser mit Vorgarten sowie schmale Durchgänge (Loh- nen) zwischen den Grundstücken. Insbesondere am Marie-Ulfers-Weg und am Gartenweg sind diese historischen Strukturen noch gut ablesbar. Neben den bereits thematisierten Wohnhäusern haben sich in den Sielhafenorten Siedlungen mit kleineren Haustypen gebildet, die primär als Ferienhäuser, teilweise auch als Hauptwohnsit- ze genutzt werden. So sind in Harlesiel und Neuharlingersiel kleine Siedlungseinheiten mit "Nurdachhäusern" als Ferienhaussiedlung entstanden. In Bensersiel wurde in den 1970-er Jahren eine Siedlung aus Bungalows mit Flachdächern gebaut. Außerdem sind in den vergangenen Jahren weitere ein- heitlich gestaltete Siedlungen mit entsprechender Ausrichtung als Ferienhaus (zum Beispiel in Harlesiel) realisiert worden. Diese Siedlung unterscheidet sich entsprechend ihrer Struktur auch von den als Wohngebiet geplanten Siedlungen.

 Gebäude mit Mischfunktionen (Handel, Handwerk, Dienstleistung, teilweise in Kombination mit einer Wohnnutzung) Typ I: Wohn- und Geschäftshäuser, Gaststätten und Handwerkerhäuser Neben den landwirtschaftlich genutzten Gebäuden und den reinen Wohngebäuden gibt es in den Sielhafenorten eine Vielzahl an Gebäuden mit Mischnutzung. Hier zu nennen sind die vie- len historischen Wohn- und Geschäftshäuser, die Gaststätten und Handwerkerhäuser. Diese Gebäude stehen oftmals in den Ortskernen und sind in erheblichem Maße als ortsbildprägend

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zu bewerten. Gerade für die Entwicklung der Sielhafenorte eben auch als Handels- und Gewer- bestandorte zeugen die Wohn- und Geschäftshäuser, die Handwerkerhäuser und die Gaststät- ten insbesondere in den Hauptorten von einem florierenden Geschäftsleben. Wirtschaftlich und sozial anerkannt, bauten die Kaufleute und Gastwirte große und besondere Gebäude, die heute noch gut erhalten sind. Die einzelnen Baukörper unterscheiden sich sowohl in der Gebäudekubatur als auch in der Fassadengestaltung. Im Detail sind diese Gebäude oft- mals aufwendiger gestaltet gewesen, was heute nicht mehr überall zu erkennen ist. Die Baustile sind ähnlich wie bei den reinen Wohngebäuden. Viele Wohn- und Geschäftshäuser sind um die Jahrhundertwende bis in die 1930-er Jahre hinein entstanden. Die architektonischen Stilelemente sind hier entsprechend wiederzufinden. Allein die Erdgeschosszonen sind oftmals mit größeren Schaufenstern ausgestattet, die aber immer auf die Gestaltung der Fassade abgestimmt und kleinteilig gestaltet sind. Ursprünglich gab es im Bereich der Schaufensterzone keine großen, ungestalteten Glasanteile mit übergroßen Werbeanlagen. Die Gaststätten prägen im Besonderen das historische Ortsbild. Durch die großen Baukörper mit den vorgeordneten Platzbereichen wurde der öffentliche Raum besonders auffällig gestaltet. Eine der ältesten Gastronomiebetriebe ist das "Hotel zum Deutschen Hause" in Carolinensiel. Als Gastwirtschaft mit ihren zwei Veranstaltungssälen ist es seit 1780 ein Mittelpunkt des ge- sellschaftlichen Lebens im Ort.

Wohn- und Geschäftshaus in Carolinensiel Hotel zum Deutschen Haus in Carolinensiel

Hafengebäude mit Mischfunktionen Restaurant und Café "Sielhof" in in Neuharlingersiel Neuharlingersiel

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 Öffentliche Bauten und Sonderbauten Unter 'Sonderbauten' werden Haupt- oder Nebengebäude verstanden, die sich nicht in die Sys- tematik der Gebäudetypologie einreihen lassen. Sie heben sich zumeist durch ihre funktionale und gestalterische Einzigartigkeit von den anderen Untersuchungsobjekten ab.

Typ J: Schulen, Rettungsschuppen, Feuerwehren, Kirchen In den Sielhafenorten sind viele historische Gebäude mit öffentlichen Infrastruktureinrichtungen erhalten. Historische öffentliche Bauten wie Amtshäuser, Schulen und insbesondere maritime Hafenstrukturen weisen meist die gleichen Merkmale wie die Siedlungs- und Wohngebäude auf, sind aber größer dimensioniert und haben aufwendigere Gestaltungselemente wie Lisenen, Gesimse und Sandsteinelemente. Beispiele für erhaltene öffentliche Bauten sind zum Beispiel die "Oll School" in Neuharlingersiel, die mittlerweile als Bürgerbüro und Pension genutzt wird, sowie die "Alte Schule" (1835), die "Alte Post" (1850) und der Rettungsbootschuppen (1910) in Carolinensiel. Viele der heutigen öffentlichen Einrichtungen wie die Schule in Carolinensiel sind in Gebäuden untergebracht, die im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts oder später entstanden sind. Weitere Beispiele für öffentliche Sonderbauten sind das Sielhafenmuseum in Carolinensiel. das Nationalparkhaus Carolinensiel bzw. Alte Pastorei, das Wattenhuus in Bensersiel und die ehe- malige Schule in Neuharlingersiel.

Rettungsbootschuppen in Sielhafenmuseum in Carolinensiel Nationalparkhaus Carolinensiel Carolinensiel bzw. "Alte Pastorei"

Schule in Carolinensiel Ehemalige Schule in Wattenmeerhaus in (Neubau von 1970) Neuharlingersiel Neuharlingersiel

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Kirchen und Orgeln Das Dorfentwicklungsgebiet zeichnet sich durch zwei Kirchen aus, die für ihre Ortschaften von wichtiger historischer und ortsbildprägender Bedeutung sind. Wie die meisten Kirchen dieser Region haben ihre länglichen rechteckigen Kirchenschiffe ein Satteldach. Die Kirchenglocken befinden sich entweder in einem separaten Glockenhaus oder in einem an das Kirchenschiff angeschlossenen hohen Glockenturm. Sowohl Glockenturm als auch -haus haben ein Zeltdach. Das Kirchenschiff wird durch weiße Rundbogenfenster mit Sprossen erhellt. Buntglasfenster sind untypisch für diese alten Kirchen. Die Ursprünge der Baugeschichte der Werdumer St.-Nicolai-Kirche für die Kirchengemeinde Werdum-Neuharlingersiel liegen mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits zwischen 1230 und 1250, worauf der polylobe Bogen über dem Nordportal hinweist. Das Weihedatum "1327" ist auf Um- bauarbeiten an der Kirche zurückzuführen. Auch in der Folgezeit wurden am Bauwerk mehrfach Umbau- und Anbaumaßnahmen durchgeführt: Der Chor im Ostteil, der heute als Altarraum ge- nutzt wird, wurde zirka 200 Jahre nach Baubeginn und die Kanzel erst 1670 hinzugefügt. Mit dem Taufbecken (1760) und dem weithin sichtbaren Turm (1763) erfolgten die nächsten wichti- gen Ergänzungen. Der letzte Abschnitt wird durch den Bau der Orgel von Johann Diepenbrock aus den Jahren 1897/98 markiert. Sie ist vollständig erhalten und umfasst 14 Register auf zwei Manualen, Pedal und mechanische Kegelladen. 1987/88 wurde sie zuletzt umfassend aufge- bessert.24 Die Deichkirche in Carolinensiel aus dem Jahr 1776 ist der zweite wichtige Sakralbau in der Dorfregion.25 Sie ist nicht nur die nördlichste Kirche des Harlingerlandes, sondern dem Verneh- men nach auch die einzige Kirche auf einem Deich. Die barocke Altarkanzel sowie die 1782 mit der Empore eingebaute Orgel von Hinrich-Just Müller charakterisieren den sonst schlichten In- nenraum. Ein besonderes Merkmal der Kirche ist der Turm, der wegen häufiger Sturmgefahr se- parat und niedrig gebaut wurde. Auf seiner Spitze ragt ein Schwan als Symbol der Lutheraner. Weiterhin sind auf dem Friedhof um den Glockenturm von Carolinensiel historische Schiffer- grabsteine aus drei Jahrhunderten erhalten. Die aus importiertem Sandstein gefertigten Grab- mäler zeigen Reliefdarstellungen von Segelschiffen, die den Stolz der Kapitänsfamilien auf ihr Gewerbe sowie ihre Frömmigkeit versinnbildlichen.26

Kirche in Werdum Deichkirche in Carolinensiel

24 vgl. http://www.kirchenkreis-harlingerland.de/gemeinden/werdum [09.06.2017] 25 vgl. https://www.deichkirche.de/Kirchen/Carolinensiel/ [09.06.2017] 26 vgl. http://museumsweg.de/grabsteine.htm [09.06.2017]

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Typ K: Windmühlen Neben der Orgellandschaft ist Ostfriesland auch für seinen Bestand an Windmühlen bekannt. Um 1900 gab es über 170 Mühlen. Die Mühlen dienten vor allem dazu, Korn zu mahlen, soge- nannte Fluttermühlen dienten aber auch der Trockenlegung von Feuchtgebieten. Einige Mühlen sind noch erhalten und als Denkmale geschützt. Mit drei Mühlen in aktuell sehr gutem Zustand leistet das Dorfentwicklungsgebiet einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der ostfriesischen Windmühlenlandschaft. In Carolinensiel ist von den ehemals drei Galerieholländern noch einer verblieben. Sowohl eine der Zwillingsmühlen in der Mühlenstraße als auch die Sägemühle am Binnentief hinter dem Museumshafen bestehen heute nicht mehr. Die noch erhaltene Windmühle befindet sich auf dem Deich. Sie wurde 1742 gebaut und 1900 um die Windrose ergänzt, die eine optimale Aus- richtung der Kappe mit den elf Meter langen Flügeln gewährleistete. Bis 1960 nutzte man die Mühle zum Mahlen von Getreide und Ölfrüchten, ab 1974 dann als umgebaute Mühlenwohnung für Feriengäste. Als weithin sichtbares Wahrzeichen dient sie noch heute Seeleuten als Land- marke und Piloten der Bundeswehr als "Turnpoint".27 Der auf einer Warft gelegene Erdholländer ("Grundsegler") in Werdum stammt aus dem Jahr 1748, wurde in seiner Geschichte allerdings mehrfach erneuert. Nach schweren Sturmschäden musste die Mühle 1802 komplett wiedererrichtet werden. 1930 und 1972 mussten die Flügel erneuert werden. Nach der Grundsanierung im Jahr 2002 kann die Kornmühle wieder genutzt werden und frisches Mehl für das daneben stehende Backhuus liefern. Heute befindet sich zu- dem ein Heimatmuseum für Haushaltsgegenstände und landwirtschaftliche Gerätschaften in der Mühle. Südlich von Neuharlingersiel steht die 1804 erbaute Seriemer Mühle der Müller C. S. Willems und V. Klasen. Um 1900 erwarb nach einigen Wechseln der Müller Hermann Ferdinand Willms die Mühle, der als Erfinder des Kreuzversteifungsverfahrens erstmals eine wirkungsvolle Lö- sung für die Stabilisierung der Flügel hervorbrachte. Bis 1975 wurde in der Mühle gewerblich gemahlen. In vorigen Jahrzehnten wurden mit einem Deutz-Dieselmotor und ab 1968 mit einer elektrischen Hammermühle technische Neuerungen durchgeführt, um die Abhängigkeit vom Wind zu umgehen. Mittlerweile ist die Mühle denkmalgerecht restauriert und für Besichtigungen sowie als Teestube geöffnet.28

Mühle in Carolinensiel Mühle in Werdum Seriemer Mühle (Neuharlingersiel)

27 vgl. http://www.museumsweg.de/windmuehle.htm [13.06.2017] 28 vgl. http://www.muehlenverein-online.de/41199.html und http://www.neuharlingersiel.de/inspirieren/mein- urlaubsort/seriemer-muehle.html [15.06.2017]

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Typ L: Hafeninfrastruktur (Siele, Häfen, Deiche) Aufgrund der Lage der Sielhafenorte an der Nordsee sind die Siele und Häfen bedeutende Bauwerke. Siele sind verschließbare Gewässerdurchlässe im Deich. Sie werden durch den hö- heren Druck bei Flut geschlossen und öffnen sich durch den höheren Druck von der Binnensei- te bei niedrigem Wasserstand auf der Meerseite. Durch das Siel kann das hinter dem Deich gelegene Binnenland entwässert werden. In der Vergangenheit konnten dadurch neben neuen Landwirtschaftsflächen auch neue Siedlungsflächen erschlossen werden, denn durch die Ent- wässerungsmaßnahmen konnten Gebiete, die sonst nur im Sommer trocken gewesen wären, dauerhaft trockengelegt werden. Neben den Sielen findet man in den Sielhafenorten auch Öffnungen für Straßen im Deichkör- per, die sogenannten Deichscharten, die bei Sturmfluten durch Schließen des Deichscharttores gesichert werden. Schöpfwerke wurden an den Küsten Ostfrieslands gebaut, um das Wasser vom Land ins Meer zu leiten. Diese historischen Bauwerke zählen zu den ältesten von Menschen geschaffenen technischen Anlagen, auch wenn es sich bei den Schöpfwerken in Neuharlingersiel und Harle- siel (1955) um vergleichsweise moderne Varianten handelt. Im Laufe der Jahrhunderte rangen die Küstenbewohner dem Meer immer mehr Flächen ab, sodass die alten Deiche heute oft weit im Festland liegen und der ehemalige Verlauf nur noch an den Siedlungsstrukturen ablesbar ist. Ein gutes Beispiel ist die Aufreihung Altfunnixsiel – Neufunnixsiel – Carolinensiel – Friedrichsschleuse – Harlesiel, die die sukzessive Eindeichung seit 1500 und den Gewinn von fruchtbarem Marschland veranschaulicht.29 Eine besondere Bedeutung hatte damals der Bau der Friedrichsschleuse. Durch ein offenes Siel mit Klappbrücke konnten auch größere Schiffe die Schleuse passieren und zum einzigen sturmflutgeschützten Sielhafen nach Carolinensiel gelangen, was Handel und Wirtschaft einen enormen Aufschwung bescherte. Die Zugbrücke von 1765 wurde infolge einer Sturmflut abge- rissen und durch eine feste Brücke 100 m weiter nördlich ersetzt. Im Rahmen der Restaurierung des Museumshafens 1990 wurde an der Friedrichsschleuse wieder eine Zugbrücke installiert.30

Schöpfwerk Harlesiel Zugbrücke an der Friedrichsschleuse

29 vgl. http://museumsweg.de/landgewinnung.htm [03.07.2017] 30 vgl. http://museumsweg.de/friedrichsschleuse.htm [03.07.2017]

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Typ M: Technische Bauwerke Zur Gruppe der technischen Bauwerke gehören historische Trafohäuser, aber auch Nebenge- bäude der Häfen. Vielerorts verschwinden diese kleinen Bauwerke, weil sie technisch heute kaum mehr notwendig sind. Um die technische Entwicklung und die Handhabung jedoch zu verstehen, ist die Erhaltung dieser Bauwerke dringend notwendig. Auch für das Ortsbild sollten diese ortsbildprägenden kleinen Bauwerke erhalten bleiben.

3.3.2 Baudenkmale/Kulturdenkmale Im Dorfentwicklungsgebiet sind 73 Baudenkmale vorhanden, davon 33 im Wittmunder Ortsteil Carolinensiel/Harlesiel, 32 in der Gemeinde Neuharlingersiel, sieben in der Gemeinde Werdum und eines im Esenser Ortsteil Bensersiel. Eine Liste mit der detaillierten Beschreibung der ein- zelnen Baudenkmale befindet sich im Anhang zu diesem Bericht.

3.3.3 Wesentliche Aussagen des Arbeitskreises und Handlungsansätze Der Arbeitskreis 'Ortsentwicklung und Ortsgestaltung' diskutierte eingehend über die vorhande- ne Baustruktur sowie das heutige Ortsbild in den einzelnen Ortschaften der Dorfregion (Orts- bildanalyse). Im Expertenvortrag von Herrmann Schiefer ("Dorfentwicklungsplanung Sielhafen- orte im Landkreis Wittmund") wurden vor allem die besonderen Strukturfaktoren der Sielhafen- orte betrachtet. Zudem wurden die Bedeutung ortsbildprägender Gebäude und die Vielzahl der Baudenkmale für das heutige Ortsbild betont. Darüber hinaus stellte ein Mitglied des Arbeits- kreises (Hr. Heinze) anhand einer Fotodokumentation Beispiele für negative Überformungen ortsbildprägender Gebäude und Grundstückssituationen vor. Die Erforderlichkeit einer aktiven Ortsbildpflege wurde somit noch einmal unterstrichen. Aus Sicht des Arbeitskreises ist es daher wichtig, zukünftig die Erhaltung der ortsbildprägenden Strukturen und Gebäude, insbesondere der Baudenkmale, zu einem zentralen Thema zu machen und weiterzuverfolgen. Hierbei wurde deutlich, dass Maßnahmen zur Ortsbildpflege auf unterschiedlichen Ebenen an- gelagert werden müssen. Der Arbeitskreis erarbeitete erste Handlungsansätze, die eine Be- wusstseinsbildung der Bevölkerung für die Erhaltung ortsbildprägender Bausubstanz fördern sollen. Dies beginnt mit dem Erkennen und Bewerben der ortsbildprägenden Gebäude vor Ort bis zur Förderung der Erhaltung und Gestaltung von Bauten nach der Richtlinie über die Ge- währung von Zuwendungen zur Förderung der integrierten ländlichen Entwicklung (ZILE). Die formale Sicherung und die gestalterische Steuerung der (Um-)Bautätigkeiten können mittels Erhaltungs- und Gestaltungssatzungen erfolgen.

 Aktionswoche Ortsbild: Ortsbegehungen, Vorträge zum Thema Denkmalschutz und Orts- bildpflege,  Gestaltungsfibel: Empfehlungen zu Materialität, Fensterformen etc.,  Gestaltungsbeirat/Gremium zur Bewertung von Bauanträgen: geschultes und ortskundiges Personal berät über Stimmigkeit von Vorhaben,  Preis für Ortsbildpflege/Architekturpreis: Anreize zu behutsamen Sanierungen.

Aus Sicht des Arbeitskreises ist dabei eine gemeinsame Aufarbeitung der Themen in der Dorf- region sinnvoll, da die Siedlungs- und Baustruktur auch das Bild der gesamten Region be- stimmt. Unabhängig von den lokalen und örtlichen Besonderheiten sind die Erhaltung und die

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Pflege der typischen Baukultur insgesamt ein wichtiges Anliegen. Die formale Sicherung der ortsbildprägenden Strukturen ist Aufgabe der jeweiligen Kommune, da der Erlass von Erhal- tungs- und Gestaltungssatzungen eine gemeindliche Aufgabe darstellt und mit formalen Verfah- ren erfolgen muss. Darüber hinaus ist aufgrund der besonderen Bedeutung der Ortsbildpflege, des Bewahrens der regionalen Bau- und Siedlungsstrukturen und der Erhaltung und Pflege der zahlreichen Bau- denkmale auch eine stärkere Verankerung der Wahrnehmung der Aufgaben der Denkmalpflege in der Landkreisverwaltung Wittmund erforderlich. Wegen der umfangreichen Nachfrage nach baukulturellen Beratungsleistungen wären entspre- chende Personalressourcen sowie entsprechende Qualifikationen in der Landkreisverwaltung wünschenswert.

3.4 Tourismus und Kulturerleben Durch die Lage direkt am Wattenmeer hat die Dorfregion ein bedeutendes touristisches Poten- zial und Alleinstellungsmerkmal, sodass sie sich hierdurch stark von anderen Regionen unter- scheidet. Das Weltnaturerbe Wattenmeer ist ein einzigartiges, unter Naturschutz stehendes Ökosystem und bietet Möglichkeiten für Urlauber und Erholungssuchende. Insbesondere die Weite seiner Landschaft und die Ruhe sowie jodhaltige Luft ziehen die Besucher in ihren Bann. So ist der Tourismus auch der wichtigste Wirtschaftsfaktor in der Dorfregion und wird dies auch zukünftig bleiben. Durch die natürlichen Gegebenheiten und die Kulturlandschaft bietet die Region einen hohen Erholungswert. Die Dorfregion profitiert von dem überregionalen Bekanntheitsgrad der Ort- schaften als Kurorte mit dem typischen Reizklima der Nordsee, das für bestimmte Erkrankun- gen ein bedeutsamer Heilfaktor sein kann. Aufgrund dieser naturräumlichen Gegebenheiten vermarktet die Region sich auch als Gesundheitsregion und will diesen Tourismuszweig zukünf- tig weiter ausbauen. Neben den Bademöglichkeiten in der Nordsee und der Nutzung der Strände in der Region hält auch das Hinterland vielfältige Möglichkei- ten insbesondere in Bezug auf den Rad- und Wander- sowie Reittourismus bereit. Die Dorfregion wird von vielen – auch interna- tionalen – Routen – dem Nordseeküstenradweg (North Sea Cycle Route), der Friesischen Müh- lentour, der Mühlenroute, der Tour de Fries, der Abbildung A 12 im Anhang Museumsroute, der Kirchen-Route, dem Ost- frieslandwanderweg und dem Störtebekerweg) durchzogen. Besondere touristische Anziehungspunkte stellen die historischen Häfen in Neuharlingersiel und Carolinensiel/Harlesiel sowie der Hafen in Bensersiel dar. Sie bilden das touristische Zent- rum der jeweiligen Orte und sind gesellschaftlicher Treffpunkt vor allem bei Veranstaltungen. Bis heute stellen sie die Verbindung zu den ostfriesischen Inseln her. Dank der über 250 Jahre gefestigten Handelsstrukturen bestehen in der Region noch einige der traditionsreichen Fami- lienfischerbetriebe.

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In Neuharlingersiel spielt die Fischerei mit sieben aktiven Fischkuttern (einer als Ausflugsschiff) eine wesentliche Rolle. Die Genossenschaft Neuharlingersiel eG übernimmt die gemeinschaftli- che Verwertung und den Verkauf der Fische bzw. bietet diese im Gastronomiebetrieb in der Fischhalle an. In den übrigen Orten ist die Fischerei nicht mehr derart präsent. In Bensersiel und Carolinen-/Harlesiel gibt es jeweils nur noch einen aktiven Kutter. Der ehemalige Sielhafenort Werdum lag bis vor ca. 700 Jahren noch direkt am Wattenmeer. Durch Landgewinnung entfernte sich der Ort immer weiter von der Wasserkante ins Hinterland. Werdum hält heute als Luftkurort ein breites touristisches Angebot insbesondere im Bereich des Gesundheitstourismus vor. Auch wenn es viele Ähnlichkeiten/Gemeinsamkeiten zwischen den Ortschaften gibt – so han- delt es sich beispielsweise um Urlaubs- und Fährstandorte –, hat doch jeder Ort seine Eigenheit und trägt mit seinem "Gesicht" und seinen Angeboten zu einer vielschichtigen und attraktiven Region bei, die für ganz unterschiedliche Gäste attraktiv ist.

Dorfregion Neuharlingersiel

Altharlingersiel Groß-Holum

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Ostbense/Hartward Carolinensiel/Harlesiel

Werdum Bensersiel

Abbildung 21: Eigenarten und Unterschiede der Orte in der Dorfregion

3.4.1 Touristische Akteure und Strukturen Alle Ortschaften haben Tourist-Informationen, die unterschiedlich angegliedert sind. So gibt es den Kurverein Neuharlingersiel e.V., die Esens-Bensersiel Tourismus GmbH, den Heimat- und Verkehrsverein Werdum e.V. und die Nordseebad Carolinensiel/Harlesiel GmbH. Als überge- ordnete touristische Institution agiert die Ostfriesland Tourismus GmbH (OTG) mit Sitz in Leer.

Abbildung 22: Touristische Akteure

Die Dorfregion verfügt über eine sehr gut ausgebaute touristische Infrastruktur. Regionsüber- greifend gehören hierzu Ferienwohnungen/Beherbergungen und die Gastronomie. Insbesonde- re sei aber auf die folgenden Angebote verwiesen, die das Angebot und die Strukturen hinsicht- lich. des Tourismus erweitern und spezifizieren.

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 Nordseeheilbad Bensersiel: Strand- und Familiencampingplatz, Nordseetherme, Hotel Aquantis, Badestrand,

 Nordseeheilbad Neuharlingersiel: Kite- und Windsurfschule, Ganzjahrescampingplatz, Badestrand, Jugendherberge mit 400 Betten, Fährhafen, Kurverein, Fünf-Sterne-Bade Werk mit Wellness- mit Gesundheitsanwendungen,

 Luftkurort Werdum: Küstenbrauerei und Brennerei, Kurhotel mit Wellness, Kneiphalle, Haustierpark, gepflegte Gärten und Grünanlagen ("Blumendorf"),

 Nordseebad Carolinensiel: Sielhafenmuseum, Sole-Erlebnisbad mit Sauna und Wellness, Sielhafen,

 Nordseebad Harlesiel: Campingplatz, Flughafen Harle, Badestrand und Meerwasserfrei- bad, Fähr-und Yachthafen.

Tabelle 3: Gästezahlen, Übernachtungen und Aufenthaltsdauer in ausgewählten Küstenorten 2016

Durchschnittliche Ort Gäste Übernachtungen Aufenthaltsdauer Carolinensiel/Harlesiel 167.480 937.956 5,6 Tage Bensersiel 142.764 842.491 5,9 Tage Neuharlingersiel 131.720 833.419 6,33 Tage Insgesamt 441.964 2.613.866 17,83 Tage Quelle: Kulturverwaltungen 2017; zitiert nach IHK Ostfriesland und Papenburg

3.4.2 Touristisches Leitbild Carolinensiel Die Orte Carolinensiel und Harlesiel durchliefen in den Jahren 2013 und 2014 unter reger Betei- ligung vieler Bürger und Fachleute einen Leitbildprozess. Hierbei wurden die spezifischen The- men und Schwerpunkte der Destination Carolinensiel/Harlesiel wie auch aktuelle Trends im Leitbild berücksichtigt. Während des Prozesses wurden bereits Projekte und Maßnahmen ge- sammelt, die auch im Rahmen Dorfentwicklungsprozesses thematisiert und berücksichtigt wur- den. Als Ergebnis steht das übergeordnete touristische Leitmotto "Drei Häfen – zwei Orte – ein Nordseebad!" mit vielen Einzelprojekten und -maßnahmen. Dahinter steckt das Ziel, Carolinen- siel/Harlesiel nachhaltig als touristisches Mittelzentrumzentrum in Ostfriesland zu sichern. Die Erhaltung der typischen Natur- und Hafenkultur und die Wahrung hoher Lebens- und Aufent- haltsqualität für Gäste und Einheimische ist das gemeinsame Ziel. Durch das Leitbild soll abge- bildet werden, dass die Orte Carolinensiel und Harlesiel mit ihrem traditionellen ostfriesischen und maritimen Ortsbild neben der reizvollen Umgebung, dem charakteristischen Hafen, der Strandlandschaft und dem Zugang zum Weltnaturerbe Wattenmeer auch ideale Voraussetzun- gen für Menschen bieten, die das Reizklima der Nordseeküste zu schätzen wissen, Ruhe und Erholung suchen und einem familienfreundlichen Tourismus positiv gegenüberstehen.

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3.4.3 Erholungs- und Freizeitstätten Die Freizeit- und Erholungsstätten sind für die Dorfregion besonders wichtig und sollten daher gesichert und gestärkt werden. In der folgenden Tabelle sind die Erholungs- einrichtungen sowie die Sehenswürdigkeiten in der Dorfregion aufgelistet.

Abbildung A 13 im Anhang

Tabelle 4: Liste der regional wichtigen Einrichtungen/Sehenswürdigkeiten

Freizeiteinrichtungen (Schwimmbäder, Sportplätze, besondere Freizeitangebote, Surfschulen o. Ä.) Cliner Quelle: Sole- und Erlebnisbad, X-Force Fitness Club, Well- Nordseestraße 1, ness- und Kosmetikzentrum, Saunalandschaft, Kur, Ernährungs- 26409 Carolinensiel/Harle- und Gesundheitsberatung siel

Sportplatz Carolinensiel – Tennisplatz Carolinensiel (Info: In Koope- Wittmunder Straße 22 ration mit dem TSV Jahn Carolinensiel: Tennisplatz beim Sport- 26409 Wittmund-Carolinen- platz) siel

Reithalle (Ferienhof Hendrik Janssen) Friedrichsschleuse 1 26409 Wittmund-Carolinen- siel

Beheiztes Meerwasserfreibad (direkt am Strand) Am Harlesiel 20, 26409 Wittmund-Harlesiel

Meerwasser-Freibad Bensersiel (direkt am Meer) 26427 Esens-Bensersiel (Info: Eingang über den Strand)

Nordseetherme Bensersiel Schulstraße 4, Schwimmbad, Sauna, Wellness, Fitnesscenter, Therapiezentrum, 26427 Esens-Bensersiel Bistro

Sportplatz Bensersiel (bei der Jugendherberge) Grashauser Flage 2 26427 Esens-Bensersiel

Sport-Themenpark (mit Skaterfläche, Tennis-, Beachsoccer- und Am Strand 9 Beachvolleyballcourts) 26427 Esens-Bensersiel

Schützenverein Neuharlingersiel e. V. Seriemer Weg 14 26427 Neuharlingersiel

BadeWerk Neuharlingersiel Edo-Edzards-Straße 1, Meerwasser-Hallenbad, Ostfriesisch gestaltete Sauna- und Well- 26427 Neuharlingersiel nesslandschaft mit Kutter- oder Deichsauna, Fitness und Kurmittel- anwendungen

Windloop Kite- & Windsurfschulen Edo-Edzards-Straße 1 26427 Neuharlingersiel

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Kneipphalle Werdum im "Haus des Gastes" Gastriege 35, 26427 Werdum

Sportplatz Werdum (direkt bei der Grundschule Esens-Nord) Gastriege 31 26427 Werdum

(Baukulturelle) Sehenswürdigkeiten und Kultureinrichtungen (Museen, Kirchen, Mühlen, Burgen, Museumshafen etc.)

Deutsches Sielhafenmuseum Pumphusen 3, 26409 Wittmund- Carolinensiel Museumshafen 26409 Wittmund-Carolinensiel Ev.-luth. Carolinensieler Kir- che (Deichkirche) Pumphusen 2, 26409 Wittmund- Carolinensiel Windmühle mit "Mühlenwoh- nung" und "Mühlencafé" in Mühlenstraße 32, 26409 Caroli-

Carolinensiel nensiel Deutsches Sielhafenmuseum Schöpfwerk Harlesiel Am Harlesiel 4, 26409 Wittmund-Harlesiel

Buddelschiffmuseum Am Hafen West 7, 26427 Neuharlingersiel

Seriemer Mühle Seriemer Mühle 2, 26427 Neuharlingersiel

Museum für Seenotrettungsgeräte (Rettungsboot- Am Hafen West, 26427 Neuharlingersiel schuppen)

"Haus am Hafen" mit Kirchglocke und Gottes- Am Hafen Ost 10, 26427 Neuharlingersiel dienstraum im Obergeschoss

Sielhof mit Sielhofkapelle Bürgermeister-Dirksen-Platz 8, 26427 Neuharlingersiel

Edenserlooger Burg (Schinkenburg) Edenserlooger Straße 37, 26427 Werdum

Windmühle mit kleinem Museum und historischer Edenserlooger Straße 13, 26427 Werdum Schmiede

Ev.-luth. St. Nicolai Kirche zu Werdum An der Kirche 6, 26427 Werdum

Wichtige öffentliche Grünflächen/Parkanlagen Kurpark Bensersiel Schulstraße 9A, 26427 Esens-Bensersiel

Historischer Sieltief-Park Altharlingersiel Ortskern, 26427 Neuharlingersiel

Bürgermeister-Dirksen-Platz – Kurpark zwischen 26427 Neuharlingersiel Ortsdurchfahrt und Deich

Kurpark Neuharlingersiel Am Hafen West 7, 26427 Neuharlingersiel

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Umweltbildungsangebote (Nationalparkhäuser, Wattführer-Stationen, Erlebnispfade etc.)

Nationalparkhaus Carolinensiel Pumphusen 3, 26409 Wittmund-Carolinensiel

Wattenhuus (interaktive Wattenmeer-Ausstellung, Seestraße 1, 26427 Esens-Bensersiel Nordseewasser-Aquarium, Gartenanlage, Watt- führungen)

Wattführungen von Bensersiel, Harlesiel und Neuharlingersiel: Die Nationalparkverwaltung Verwaltung arbeitet mit mehreren "externen" Wattführern und Partnern zusammen (siehe http://www.nationalpark-partner-wattenmeer-nds.de  Natur & Erlebnis ...)

Campingstellplätze und besondere Unterkünfte (nur informativ, falls gewünscht) Strand- und Familiencampingplatz Bensersiel (ca. Am Strand 8, 26427 Esens-Bensersiel 750 Stellplätze)

Campingplatz Neuharlingersiel Alt-Addenhausen 4, 26427 Neuharlingersiel (ca. 1.100 Stellplätze)

Landhotel Bauernstuben Großholum-Dorfstraße 10 26427 Neuharlingersiel

1. Campingplatz Harlesiel 1. Am Harlesiel 20, 26409 Wittmund-Harlesiel 2. Campingplatz Rolf Boyungs 2. Friedrichsgroden 2A, 26409 Wittmund- (zusammen ca. 800 Stellplätze) Harlesiel

Neben den Erholungs- und Freizeitstätten sind in Bensersiel noch so genannte "Scheuerpfähle" am Ostfriesland-Wanderweg zu besichtigen. Der Ostfrieslandwanderweg verläuft in Teilen auf der Strecke der ehemaligen Kleinbahn Leer – Aurich – Wittmund. Nach Stilllegung der Strecke wurde die ehemalige Trasse Ende der 1970-er Jahre als Ostfrieslandwanderweg ausgebaut. Scheuerpfähle werden aufgestellt, um zu verhindern, dass sich die Tiere zum Beispiel an Bäu- men auf ihrer Weide oder aber an den Begrenzungspfählen der Weide reiben und dabei verletzt werden könnten. Deshalb sollen sich Rinder und Pferde an den (Scheuer-)Pfählen auf der Wie- se kratzen. Für das Aussehen und die Position von Scheuerpfählen gibt es keine Vorschriften und sie be- dürfen auch keiner Genehmigung. Im Bereich Bensersiel stehen mehrere zum Teil künstlerisch gestaltete Scheuerpfähle:

 Namens-Stamm-Baum (Garten zwischen Radwanderweg und Auricher Straße 177, beim Landhaus Bill),  Compressed in the middle? No. (Parkfläche an der Norder Straße, an der Einfahrt zur Reithalle),  Windsäge (Wiese zwischen Radwanderweg und Bensersieler Straße, südwestlich des Kreisels, hinter dem Haus "Alte Wache"),  Gedankenecke (Beim neuen Schöpfwerk),  Mooreiche gerahmt (Wiese zwischen Radwanderweg und Bensersieler Straße, nordwest- lich des Kreisels).

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3.4.4 Kulturelle Einrichtungen und Veranstaltungen Das kulturelle Leben in der Dorfregion spielt sich vor allem in den vielzähligen Vereinen ab. So hat jeder Ort Vereine in den Bereichen Kirche, Sport, Freizeit und Musik sowie Vereine mit sonstigem kulturellem Schwerpunkt, wie zum Beispiel Bürgervereine. Dies verdeutlicht ein sehr hohes ehrenamtliches Engagement und eine starke lokale Identifikation der Bevölkerung sowie zu einem starken gesellschaftlichen Zusammenhalt innerhalb der Orte und der Region. Im Rahmen des Dorfentwicklungsprozesses wurde aber auch deutlich, dass es teilweise nur wenige Angebote im Bereich der bildenden Kunst sowie im Bereich Theater gibt. Zudem ist eine bessere Vernetzung der Organisatoren und Veranstalter wünschenswert. So können kulturelle Angebote effizienter geplant und beworben werden.

3.4.5 Wesentliche Aussagen des Arbeitskreises und Handlungsansätze Zum Kulturleben wurde im Arbeitskreis auch die lokale Gastronomie gezählt. Allerdings ist sie mit einer geringen Qualität bewertet worden, da die Angebote zum einen nur wenig differenziert sind und der Aspekt der Regionalität eine zu geringe Rolle spielt. Die Gastronomie sollte, laut Aussage des Arbeitskreises, auch spezielle Formen der Küche anbieten. In diesem Zusam- menhang wurde vor allem die vegane Küche herausgestellt, da es hier so gut wie keine Ange- bote in der Dorfregion gibt. Um die Qualität der Gastronomie zu verbessern, ist eine stärkere Einbindung der Gastronomiebetreiber in die Entwicklung erforderlich. Wünschenswert sind eine stärkere Verwendung regionaler Produkte in der Küche sowie eine größere Angebotsvielfalt in der Region. Gedacht wurde hierzu auch an die Möglichkeit, Schulungen und Weiterbildungen für Köchinnen und Köche anzubieten. Des Weiteren wurde die Saisonalität im Bereich des Tourismus und der Gastronomie als Prob- lem für die Dorfregion formuliert. Insbesondere fehlen Hotels und damit zusammenhängend auch Restaurants, die ein ganzjähriges Angebot haben. Durch ganzjährige Öffnungszeiten wird zudem die Arbeitssituation für Fachkräfte attraktiver und dem Problem des Fachkräftemangels in der Region kann so besser begegnet werden. Ein für die Dorfregion wichtiger Wirtschaftsfaktor ist der Gesundheitstourismus. Insbesondere aufgrund des Reizklimas und entsprechender Wellness- und Gesundheitsangebote ist die Dorfregion sehr beliebt bei Gästen, Einheimischen und Zugezogenen. Die Nachfrage wächst vor allem vor dem Hintergrund einer immer älter werdenden Gesellschaft. Aspekte wie Ent- schleunigung und Gelassenheit, aber auch eine barrierefreie Gestaltung – sowohl im öffent- lichen als auch privaten Raum – stehen hierbei im Vordergrund. Im aktuellen Masterplan zur Kutterhafenentwicklung in Neuharlingersiel31 wurden die Werte erfasst, die aus Sicht der Betei- ligten für den Hafen besonders gelten. Hierzu zählen die Werte "wohltuend", "gemütlich", "idyl- lisch" – eben diejenigen Werte, die auch im Kontext des Gesundheitstourismus wichtig sind. Für ein vielfältiges touristisches Angebot zählen vor allem Veranstaltungs- und Begegnungs- stätten zur wichtigen Infrastruktur in der Dorfregion. Diese fehlen aber, sind aus Sicht der Ar- beitsplatzmitglieder jedoch dringend erforderlich.

31 vgl. Project M GmbH & SWUP GmbH (2018): Endbericht. Masterplan Kutterhafen Neuharlingersiel. o. O.

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In diesem Zusammenhang wurde auch darauf aufmerksam gemacht, dass auf die entspre- chenden Wünsche und Ansprüche der unterschiedlichen Generationen stärker eingegangen werden muss. So ist zum Beispiel die Errichtung von generationenübergreifenden Bewegungs- parcours eine denkbare Möglichkeit, dieser Nachfrage gerecht zu werden.

3.5 Lokale Wirtschaft, Fischerei und Hafenstandorte 3.5.1 Lokale Wirtschaft

Die Wirtschaft in der Dorfregion ist maßgeblich durch den Tourismus in all seinen Facetten geprägt – neben den Gästen, die ihren Urlaub in der Region verbringen und den Tagesgästen sind es Kurgäste und nicht zuletzt die Men- schen, die die Fährstandorte zu den drei ost- friesischen Inseln Langeoog, und Wangerooge nutzen, die die Wirtschaft prägen. Es geht hier auch um Mobilität (einschließlich ruhendem Verkehr, Nahversorgung und Gas- Abbildung A 14 im Anhang tronomie sowie die Nutzung von Kultur- und Freizeiteinrichtungen. Ein großes Manko liegt dabei in der Saisonalität und der Problematik des Fachkräftemangels. Abseits der Hauptsaison fehlt insbesondere das gastronomische Angebot, was dazu führt, dass sich die Saison kaum über das ganze Jahr verlängern lässt. Insbesondere der Mangel an Fachpersonal wird hierfür ver- antwortlich gemacht. Ein Grund für diesen Mangel wird in den fehlenden bezahlbaren Unter- kunftsmöglichkeiten gesehen. Die bedeutendsten Unternehmen in der Region Sielhafenorte sind demzufolge auch touristisch geprägt, wie beispielsweise die touristischen Betriebe/Kurbetriebe, Fährbetriebe, Verbraucher- märkte. Darüber hinaus ist es natürlich die Landwirtschaft und der Bereich der erneuerbaren Energien, insbesondere die Windkraft, die die Region wirtschaftlich prägen. An bedeutenden Unternehmen in den Sielhafenorten sind zu nennen:

 Bensersiel (Stadt Esens): Esens-Bensersiel Tourismus GmbH, Schiffahrt der Inselgemein- de Langeoog,

 Gemeinde Neuharlingersiel: Kurverein Neuharlingersiel e. V., Nordseebad Spiekeroog Kurverwaltung und Schifffahrt, Fischerei-Genossenschaft Neuharlingersiel eG, NV-Versi- cherung (Hauptsitz),

 Carolinensiel/Harlesiel (Stadt Wittmund): Nordseebad Carolinensiel/Harlesiel GmbH, Schifffahrt und Inselbahn Wangerooge, kurz SIW (durch die DB Fernverkehr AG betrie- ben),

 Gemeinde Werdum: Heimat- und Verkehrsverein Werdum e.V.

 sowie die Verbrauchermärkte in den Hauptorten.

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Wie der nachfolgenden Grafik zu entnehmen ist, zeigt sich die touristische Nutzung auch in der Darstellung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Insbesondere der prozentuale Anteil der Beschäftigten im Gastgewerbe ist dabei prägnant und liegt über dem landesweiten Ver- gleichswert.

Niedersachsen 1 30 23 47

LK WTM 3 22 31 45

Gem. Werdum 68 15

Gem. Neuharlingersiel 6 10 49 35

Stadt Esens 1 9 45 45

Stadt WTM 3 24 22 51

0 20 40 60 80 100

A Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft B - F Produzierendes Gewerbe G - I Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe J - U Sonstige Dienstleistungen

Abbildung 23: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort in Niedersachsen (in %) (Hinweis: Keine Angaben für die Gemeinde Werdum für Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft sowie Produzierendes Gewerbe) Quelle: 30.06.2017; LSN-Online: Tabelle K70I5101

Die Betriebsstruktur in der Dorfregion ist der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen.

Tabelle 5: Übersicht über die Betriebsstruktur in der Dorfregion

Carolinensiel Bensersiel Neuharlingersiel Werdum Gesamt

Produzierendes 17 12 19 5 53 Gewerbe* Handel, Hand- 61 54 48 32 197 werk, Gewerbe Dienstl., Touris- 106 72 148 16 342 mus, Gastgewer- be (Beherber- gung)** Summe 184 138 215 53 592 * mit Windkraft und Fotovoltaik – ** ohne private Ferienwohnungen Quelle: Übersicht aus dem Antrag auf Aufnahme in das Dorfentwicklungsprogramm vom 30. Juni 2015

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Anmerkung: Für Carolinensiel lag eine detaillierte Betriebsliste vor, die entsprechend den vorgegebenen Kate- gorien ausgewertet wurde. Die Angaben zu den übrigen Ortschaften (Samtgemeinde Esens) la- gen nur in einer Übersicht vor, deren Kategorisierung nicht den genauen Vorgaben des Antrags- formulars entsprach. Der Sektor des produzierenden Gewerbes fehlte gänzlich. Zudem konnte der Anteil der kleineren Betriebseinheiten im Beherbergungsgewerbe (Ferienwohnungen) nicht herausgelesen werden. Anhand der ausgewerteten Daten aus Carolinensiel wurden die prozen- tualen Anteile für das produzierende Gewerbe und die kleineren Betriebseinheiten in der Beher- bergung ermittelt und im Analogieschluss entsprechend auf die anderen Ortschaften übertragen. Es handelt sich demnach in der Summe um eine grobe Einschätzung der vorhandenen Betriebs- strukturen.

3.5.2 Häfen und Fischerei

Die Häfen sind nicht nur namengebend für die Dorf- region, sie sind, neben der Küstenlage, auch der wohl prägendste Bestandteil der Orte. War es in früheren Zeiten die Fischerei, die vielen Menschen in der Region ihren Lebensunterhalt sicherte, so ist es heute in erster Linie der Tourismus, unter anderem mit seinen Fährbe- trieben. Insbesondere die Schifffahrt der Inselgemeinde Lange- oog nutzt als Eigenbetrieb den einzigen tideunabhängi- gen Hafen der Dorfregion in Bensersiel für Fährfahrten nach Langeoog und Ausflugsfahrten zu anderen Zielen. Darüber hinaus ist ein Yachthafen vorhanden. Im tideabhängigen Hafen von Neuharlingersiel ist neben dem Fährbetrieb nach Spiekeroog, der von der "Nordseebad Spiekeroog GmbH" betrieben wird, auch ein Yachthafen beheimatet. In Carolinensiel und Harlesiel gibt es insgesamt drei Häfen. Neben dem Außenhafen mit dem Fährbetrieb und dem Yachthafen befindet sich in Carolinensiel der einzigartige Museumshafen mit historischen Plattboden-Seglern und dem angrenzenden Deutschen Sielhafenmuseum (vgl. Kapitel 3.4, Tourismus). Im tideabhängigen Hafen von Harlesiel wird die "Schifffahrt und Insel- bahn Wangerooge", kurz SIW, von der DB Fernverkehr AG betrieben.

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Hafenausfahrt Bensersiel Fähre von der Insel Langeoog

Hafen von Carolinensiel Carolinensiel

3.5.3 Fischerei

Im thematischen Arbeitskreis 'Wirtschaft und Touris- mus' stand Manfred Göken aus Neuharlingersiel als Arbeitskreismitglied und Experte zum Thema zur Verfü- gung. Herr Göken war über 40 Jahre aktiver Fischer und en- gagiert sich noch heute stark für die Fischerei, unter anderem bei den "Hafenfreunden Neuharlingersiel" (Die Freunde und Förderer der Fischerei und des Hafens

Neuharlingersiel e. V.), die zum Beispiel im Rahmen der Nachwuchsförderung aktiv sind. Kutter im Hafen von Neuharlingersiel Zudem waren im Rahmen der Trägerkonferenz Vertreter der Hafenzweckverbände beteiligt, die sich auch zum Thema Fischerei äußerten und die Problematiken steigender, nicht absehbarer Anforderungen (Zertifizierungen) und die unterschiedliche Auslegung internationalen Rechts durch die jeweiligen Länder ansprachen. Die aktive Fischerei zeichnet insbesondere Neuharlingersiel aus. Wie auch in anderen Küsten- orten ist die Zahl der Kutter jedoch rückläufig, aktuell liegen noch sieben Krabbenkutter im Ha- fen (sowie ein Kutter als Ausflugsschiff), ein weiterer liegt überwiegend im Nachbarort Benser- siel. Bensersiel und Harlesiel haben jeweils nur noch einen aktiven Kutter.

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Gefangen wird in der Dorfregion in erster Linie die Nordseegarnele, auch Krabbe oder Granat genannt. Die Vermarktung erfolgt überwiegend durch die Erzeugergemeinschaft der Deutschen Krabbenfischer GmbH. Wie auch in der Landwirtschaft ist die Fischerei durch den sich fortset- zenden Strukturwandel geprägt, verbunden mit einer Intensivierung und höheren Kosten für Material/Ausrüstung und zunehmenden Ansprüchen an die Fläche, zum Beispiel durch die Windkraft. Auch die Degradierung von Habitaten, beispielsweise durch Verklappung oder Bag- gerung, beeinflussen die Fischerei.

3.5.4 Masterplan Kutterhafen Neuharlingersiel Neuharlingersiel besitzt als einziger Hafen in der Dorfregion einen noch aktiven Fischereihafen, der den Ort in seiner Identifikation und Außendarstellung prägt, daneben natürlich auch der Fährverkehr zur Insel Spiekeroog und die weiteren touristischen Nutzungen. So lässt sich der Hafen in drei Teilabschnitte gliedern:

 den Westhafen, der derzeit in erster Linie als Parkplatz genutzt wird, der aber auch eine Helling sowie den Rettungsbootschuppen beheimatet,

 den Osthafen/Fährhafen, mit Frachtplatz und Fährhaus sowie Parkplätzen und Bushalte- stellen und

 den Innenhafen/Kutterhafen, mit seiner aktiven Fischereiflotte einschließlich Arbeitsflächen und den sich anschließenden Restaurants, Einzelhandelsgeschäften etc.

Im Auftrage des Hafenzweckverbandes Neuharlingersiel wurde von November 2016 bis März 2018 mit breiter Beteiligung der Öffentlichkeit der "Masterplan zur Kutterhafenentwicklung Neu- harlingersiel" erarbeitet (vgl. Projektsteckrief Nr. 16 c). Inhalt des Masterplanes ist ein stufen- weise umsetzbares Konzept, das eine verträgliche Mischnutzung des Hafens Neuharlingersiel durch Fischerei, Tourismus, Personenverkehr und Frachtverkehr ermöglicht und die einzelnen Hafenteilabschnitte zu einem attraktiven und funktionierenden Erlebnisraum verbindet und qua- lifiziert. Gleichzeitig gilt es, Ausrichtung und Vermarktung der Marke Neuharlingersiel/Heimat- hafen zu optimieren. Im Innenhafen als ganzjähriger Erlebnishafen sollen Veranstaltungen wie die jährliche Kutter- regatta ihren Ausgangspunkt haben können. Der Westhafen soll stärker an den Innenhafen angebunden und als Erlebnisareal qualifiziert werden. Um die Aufenthaltsqualität für die Fahr- gäste zu verbessern, sollen beim Fährhafen Fracht- und Personenverkehr entzerrt und durch Umbau des Fährhafens der Yachthafen verlegt werden. Allgemein sollen dabei alle Hafenteile nach einem einheitlichen und zusammenhängenden Konzept entwickelt werden. Konkrete Handlungsempfehlungen, Skizzen etc. hierzu sind im Masterplan enthalten.

3.5.5 Wesentliche Aussagen des Arbeitskreises und Handlungsansätze Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, neue Arbeitsplätze zu schaffen und vorhandenes Expertenwissen (beispielsweise zu den Themen Fischerei, Landwirtschaft, erneuerbare Ener- gien oder Tourismus) zu sichern und verfügbar zu machen bzw. weiterzugeben, wurde die Schaffung eines Gründerzentrums/Start-up-Zentrums diskutiert. Neben der Bereitstellung von Räumlichkeiten und anderer Unterstützung bei Firmengründungen könnten so auch Angebote

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für Schulungen, Unternehmensberatungen oder Weiterbildungen eingerichtet werden. Insbe- sondere die Sicherung von speziellem Fachwissen, etwa aus der Fischerei, hatte in der Diskus- sion einen hohen Stellenwert. Im Arbeitskreis 'Wirtschaft und Tourismus' wurden strukturelle Veränderungen und Planungen im Bereich der einzelnen Häfen diskutiert. Die vielschichtigen Inhalte des Masterplanes Kutter- hafen waren dabei ebenso wichtige Themen wie der Handlungsbedarf bezüglich des Muse- umshafens Carolinensiel einschließlich des Masterplanes Deutsches Sielhafenmuseum. Die Erhaltung des Kutterhafens mit aktiven Krabbenkuttern soll durch private und öffentliche Initiativen gefördert werden, da der Kutterhafen für Neuharlingersiel einen besonderen Stellen- wert hat. Angeregt werden die Gründung einer Gesellschaft zum Betrieb von Schiffen und die Ausbildungsförderung. Handlungsbedarfe, auch in den Hafenbereichen, werden sich weiterhin aus den künftig anste- henden Küstenschutzmaßnahmen ergeben, die sich aus den Prognosen zum Klimawandel ab- leiten lassen. So können durch Baumaßnahmen an den Deichen oder Schließungen von Deich- scharts beispielsweise neue Wegeführungen, Treppenaufgänge oder Brücken notwendig wer- den. Zum Thema Fischerei wurden insbesondere die Rahmenbedingungen für den Nachwuchs an Fachkräften diskutiert. Neben fehlendem Wohnraum sind es insbesondere die hohen Investi- tionskosten für neue Kutter, die es jungen Fischern erschweren, diesen Beruf zu ergreifen. Hier sieht der Arbeitskreis dringenden Handlungsbedarf zur Unterstützung, da gut ausgebildete Fachkräfte maßgeblich für den Fortbestand der aktiven Fischerei und das damit verbundene Bild der Ortschaften sind. Bereits jetzt wird einiges im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Fischerei unternom- men, unter anderem durch den Landesfischereiverband oder auch durch die Hafenfreunde Neuharlingersiel. Hier ist nach Ansicht des Arbeitskreises Ergänzungsbedarf vorhanden, um zum einen die Thematik für Gäste und Einheimische erlebbar zu machen und zum anderen über die Rahmenbedingungen (Naturschutz etc.) zu informieren. Wie in der Landwirtschaft auch, wurde das Thema der Vermarktung der Produkte besprochen.

3.6 Mobilität und Infrastruktur Die Mobilität ist eine Grundvoraussetzung, um zu Einrichtungen und Funktionen der Daseins- vorsorge, wie Lebensmittelgeschäfte, Schulen, Kindergärten und Arztpraxen gelangen zu kön- nen. Mit dem eigenen Pkw sind diese Einrichtungen auch von den kleineren, abgelegenen Ort- schaften innerhalb der Dorfregion erreichbar. Mit dem ÖPNV sind die Einrichtungen der Daseinsvorsorge, mit Ausnahme der Schulen, oft gar nicht zu erreichen. Für alternative Einrichtungen der Daseinsvorsorge müssen lange Fahrzeiten eingeplant werden. Für Personen ohne eigenen Pkw kann das Leben in ländlichen Regionen wie den Sielhafenorten daher zur Herausforderung werden.

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3.6.1 Verkehrliche Infrastruktur Die nächsterreichbare Autobahn ist die A 29, die über das Wilhelmshavener Kreuz Richtung Süden angefahren werden kann. Zwischen Bensersiel und dem Wilhelmshavener Kreuz beträgt die Strecke ca. 40 km, Neuhar- lingersiel liegt etwa 37 km vom Wilhelmshavener Kreuz entfernt, von Carolinensiel sind es rund 30 km, und von Werdum aus muss zunächst eine Anfahrtstrecke von rund 33 km bewältigt wer- den. Die Sielhafenorte verfügen nicht über eine Anbindung an den Schienenverkehr. Nur von Esens aus gibt es eine Regionalbahn-Verbindung (RB 59) nach Wittmund. Fährverbindungen bestehen zwischen Bensersiel und Langeoog, Neuharlingersiel und Spie- keroog sowie Harlesiel und Wangerooge. Die Fährverbindung Bensersiel-Langeoog und zurück wird von der "Schiffahrt der Inselgemein- de Langeoog" bedient, die Fährverbindung Neuharlingersiel-Spiekeroog und zurück von der Nordseebad Spiekeroog GmbH und Fährverbindung Harlesiel-Wangerooge und zurück von der "Schifffahrt und Inselbahn Wangerooge", kurz SIW, von der DB Fernverkehr AG. Ortsverbindende Radwege existieren zwischen den kleineren Siedlungsstellen im jeweiligen Einzugsgebiet der Sielhafenorte sowie einige regional bedeutsame Radwege.

3.6.2 Leistungsfähigkeit des ÖPNV-Bussystems Mittels Auswertung des Liniennetzes und der Taktung wurden die Buslinien und Bushaltestel- len in den Sielhafenorten genauer betrachtet und analysiert. Mit den unterschiedlichen Farben Grün, Gelb und Rot wurde eine Abstufung der Qualität der Buslinie bestimmt. Buslinien mit einer regelmäßigen ein-/zweistündigen Taktung von morgens bis abends und auch am Wochen- ende wurden mit der Farbe Grün markiert. Gel- be Linien entsprechen einer regelmäßigen Tak- tung von morgens bis nachmittags und mit ein- geschränktem Angebot am Wochenende. Abbildung A 15 im Anhang Rote Markierungen sind Buslinien, die ausschließlich auf den Schülerverkehr ausgerichtet sind und zumeist am Morgen und am Nachmittag Fahrten anbieten. Diese Linien verkehren in der Regel nicht am Wochenende. Wie die Abbildung A 15 im Anhang zeigt, stellt sich die Situation insgesamt für die Dorfregion als durchwachsen dar. Insgesamt ist jedoch festzuhalten, dass der Busverkehr (Liniennetz und Taktung) überwiegend auf die Bedarfe des Schülerverkehrs ausgerichtet ist. An den Wochen- enden verkehren die Busse deutlich weniger, in den Ferienzeiten teilweise nur eingeschränkt oder gar nicht. Dies trifft insbesondere auf die Linie 343 von Carolinensiel nach Wittmund zu. Die Linie K 1 ist insbesondere auf die Bedarfe der Touristen ausgerichtet. Dieser Bus wird auch als Urlauberbaus bezeichnet und ist mit gültiger Kurkarte für 1 € nutzbar. Die Verbindung zwi- schen Bensersiel-Neuharlingersiel und Carolinensiel ist durch die Linie K 1 als gut zu bewerten.

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Die Linien K 2 sowie die 473 verkehren vormittags bis mittags/früher Nachmittag stündlich, nachmittags und abends wird die Taktung unregelmäßiger bis selten. Am Wochenende werden nur einzelne Fahrten angeboten. An Sonn- und Feiertagen findet allerdings kaum bis kein Busverkehr statt (ausgenommen die Linie K 1). Eine unzureichende ÖPNV-Verbindung besteht zwischen Wittmund-Carolinensiel und Harlesiel. Kleinere Siedlungsbereiche wie Marz, Nordwerdum oder Charlottengroden sind gar nicht an den ÖPNV angeschlossen. Auch ist es sehr umständlich und mit teilweise langen Umsteigezeiten verbunden, um beispiels- weise von Werdum nach Wittmund zu kommen.

3.6.3 Technische Infrastruktur

 Energieversorgung Die Strom- und Erdgasversorgung wird von der EWE AG wahrgenommen. Zum Teil werden die Betriebe und Haushalte aber auch über externe Unternehmen beliefert, wie zum Beispiel von der Energiegenossenschaft Wittmund eG. Zunehmend spielen erneuerbare Energien eine Rolle in der Versorgung der Dorfregion mit Wärme und Strom. So ist seit Mai 2011 ein Blockheizkraftwerk zur Strom- und Wärmeversor- gung des Nordseeheilbads Bensersiel in Betrieb. Dadurch werden jährlich rund 50 Tonnen CO2 eingespart. Auch am BadeWerk in Neuharlingersiel sowie in der Cliner Quelle gibt es ein Block- heizkraftwerk. Zudem haben auch einige private Hotelbetreiber ihre eigenen Blockheizkraftwer- ke, zum Beispiel das Nordseehotel "Friesenhus" in Carolinensiel oder das Hotel "Nordstern" in Ostbense. Die Gemeinde Werdum und Neuharlingersiel haben sich für das Projekt Repowering-Windpark Neuharlingersiel-Werdum zusammengetan. 17 Alt-Anlagen wurden 2014/2015 abgebaut bzw. stillgelegt und durch vier leistungsfähigere Windkraftanlagen ersetzt. Betreiberin ist die neuge- gründete NeuhWerd-Energie GmbH mit einer Beteiligung beider Gemeinden, der Bürgerschaft, der Altanlagenbetreiber und der Grundstückseigentümer. Südlich der Ortslage von Carolinen- siel bestehen ein Repowering-Windpark sowie eine größere Freiflächensolaranlage.

 Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung Für die Trinkwasserversorgung ist der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV) zuständig. Die Samtgemeinde Esens hat die Zuständigkeit der Abwasserbeseitigung auf den Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband (OOWV) übertragen. Hausgrundstückseigentümer, die nicht die Möglichkeit haben, an eine zentrale Schmutzwasser- kanalisation anzuschließen, müssen für die Reinigung ihrer häuslichen Abwässer eigenverant- wortlich eine Kleinkläranlage betreiben. Die Versorgungsquote in der Samtgemeinde Esens liegt in etwa bei 80 %. Die Schmutzwasseraufbereitung für Carolinensiel erfolgt in der Kläranlage in Harlesiel (Stadt Wittmund).

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 Abfallentsorgung Träger der öffentlichen Abfallentsorgung ist der Landkreis Wittmund.

 Telekommunikationsinfrastruktur/Breitbandversorgung Die Versorgung mit Telekommunikationsleitungen erfolgt durch die Deutsche Telekom AG, die EWE Netz GmbH oder andere Anbieter. In allen Kommunen gibt es Bereiche, die mangelhaft mit Breitband versorgt sind. Der Landkreis Wittmund und die Kommunen bemühen sich um den Ausbau und die Verbesserung des Breit- bandnetzes. Rund 1.900 von 25.000 Haushalten im Landkreis Wittmund werden jedoch nicht vom Ausbau profitieren und als weiße Flecken verbleiben. Hier handelt es sich um Einzelhäuser oder kleine Siedlungssplitter im Außenbereich abseits größerer Siedlungen. Die Gebäude kön- nen nur mit sehr hohen Ausbaukosten, die sich durch die Einnahmen wirtschaftlich nicht rech- nen lassen, erschlossen werden. Hier muss auf mobile Funknetze und Internet via Satellit zu- rückgegriffen werden.

3.6.4 Wesentliche Aussagen des Arbeitskreises und Handlungsansätze

 Mobilität Die Mobilität ist eine Grundvoraussetzung, um Einrichtungen und Funktionen der Daseinsvor- sorge, wie Lebensmittelgeschäfte, Schulen, Kindergärten und Arztpraxen erreichen zu können. Das Angebot des ÖPNV entspricht jedoch oft nicht den Ansprüchen der Bevölkerung im ländli- chen Raum, um diese Versorgungseinrichtungen zu erreichen. Vom Arbeitskreis wurde der ÖPNV in den Sielhafenorten als unattraktiv bewertet und wird da- her von den Bewohnern kaum in Anspruch genommen. Das liegt überwiegend an der Unüber- sichtlichkeit der Fahrpläne bzw. der fehlenden Kenntnis über das Streckennetz. Zudem weichen teilweise die auf den Aushängen in den Bushaltestellen angegebenen Abfahrtzeiten von den Fahrplänen im Internet ab, was zu Verunsicherungen führt. Zudem ist die Taktung vorwiegend auf den Schülerverkehr ausgerichtet. Das Liniennetz weist einige Lücken auf; zu nennen ist hier insbesondere die mangelnde Ver- bindung von Carolinensiel nach Wittmund. Zum anderen verfügen kleinere Orte über keine Busanbindung, sodass lange Wegstrecken zu Fuß bis zur nächsten Bushaltestelle zurückgelegt werden müssen. Insbesondere für ältere Menschen stellt dies eine große Hürde dar. Die Kosten für eine einfache Fahrt werden vom Arbeitskreis als zu hoch bewertet. Die meisten Bushaltestellen sind bereits barrierefrei umgerüstet, jedoch kommen nicht auf allen Linien verlässlich Niederflurfahrzeuge zum Einsatz. Eine vorherige Anmeldung der Fahrt ist daher notwendig. Für Rollstuhlfahrer ist eine spontane Fahrt daher nicht immer möglich. Im Arbeitskreis wurden unterschiedliche Handlungsansätze zur Verbesserung der Mobilität dis- kutiert. So sollte zunächst auf die Missstände aufmerksam gemacht und die unterschiedlichen Verkehrsangebote aufeinander abgestimmt und zentral verwaltet werden. Dies meint, dass auf einer Website alle möglichen Verkehrsverbindungen dargelegt werden (Bus, Bahn, Mitfahrer- zentrale etc.).

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Außerhalb des bestehenden Netzes und der Zeiten sollte ein bedarfsgerechtes Angebot, wie zum Beispiel ein Bürgerbus, eingerichtet werden, der auch als Marktbus oder Ärztebus einge- setzt werden kann.

 Technische Infrastruktur Die Versorgung mit einer schnellen Internetanbindung ist heutzutage Grundvoraussetzung, nicht nur für die Ansiedlung neuer Unternehmen, sondern auch für die Gewinnung junger Men- schen für die Region. Auch die Schulen verlangen immer häufiger Arbeiten mit dem Computer und Informationsgewinnung übers Internet. Nach Aussagen des Arbeitskreises stellt der Ausbau des Internets/die Breitbandversorgung und des Mobilfunknetzes daher einen zentralen Baustein dar, der zeitnah angegangen werden soll- te.

3.7 Daseinsvorsorge

Als Daseinsvorsorge wird die Grundversor- gung der Bevölkerung mit lebenswichtigen Infrastruktureinrichtungen und Dienstleistun- gen verstanden. Im Zuge der Dorfentwicklungsplanung wurde der Fokus auf die Bereiche Nahversorgung, Gesundheits- und Pflegeversorgung, Bildung, Betreuung, Brand- und Katastrophenschutz und gesellschaftliche Teilhabe gelegt. Zudem ist der Versorgungsaspekt eng mit der Mobili- tät, der Erreichbarkeit der Einrichtungen so- wie der technischen Infrastruktur verknüpft. Abbildung A 16 im Anhang Die Auswirkungen des demografischen Wandels – Überalterung und Rückgang der Bevölke- rungszahl – bedeuten in fast allen Bereichen die Anpassung der Daseinsvorsorge an den ver- änderten Nachfrageumfang bzw. die inhaltliche Ausgestaltung der Leistungen. Wie dies im Ein- zelnen aussieht, wird im Folgenden beschrieben und erläutert.

3.7.1 Nahversorgung In den letzten Jahrzehnten haben vielen Versorgungseinrichtungen für Güter und Dienstleistun- gen des täglichen Bedarfs in den ländlichen Regionen geschlossen. Davon betroffen waren insbesondere Lebensmittelläden, Bäcker, Schlachter, Post- und Bankfilialen. Die sogenannten "Tante-Emma-Läden", die insbesondere die kleinen Orte versorgt haben, sind zunehmend ver- schwunden, während die verbliebenen Märkte, meist Supermarktketten, immer größer wurden. Dieser Trend hat sich auch in den Sielhafenorten bemerkt gemacht. Die Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs ist in Bensersiel, Neuharlingersiel und Carolinensiel gegeben.

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 Ausgangslage/Bestandsbeschreibung Die Einrichtungen der Nahversorgung wurden mittels Bestandsaufnahme und Überprüfung in den Arbeitskreisen stetig fortgeschrieben und stellen sich wie folgt dar:

Bensersiel In Bensersiel befinden sich ein großer Lebensmittelmarkt (Voll- sortimenter), ein Bäcker und eine Bank, jeweils zentral an der Hauptstraße/Alter Sielweg gelegen. Aufgrund der stark schwan- kenden Nachfrage zwischen den Sommermonaten und den Wintermonaten hat der Bäcker in den Wintermonaten nur vormit- tags geöffnet und hält ein reduziertes Warenangebot vor. Grö- ßere Mengen und Sonderwünsche sind jedoch auf Bestellung möglich. Das Angebot wird durch einen Direktvermarkter (Fisch- Markant-Markt Bensersiel wagen) im Hafen in den Sommermonaten ergänzt.

Carolinensiel/Harlesiel In Carolinensiel gibt es insgesamt drei Nahversorger: einen Vollsortimenter, einen Discount- supermarkt und einen Bio-Laden, der sich hauptsächlich auf frisches Obst und Gemüse spezia- lisiert hat. Dem Vollsortimenter ist eine Bäckerei angegliedert. In Harlesiel gibt es einen weiteren Bäcker, in Carolinensiel einen Direktvermarkter sowie eine Bankfiliale. In Carolinensiel/Harle- siel sind damit ausreichende Nahversorgungsangebote vorhan- den. Der Wochenmarkt in Carolinensiel ist elementarer Bestandteil der Nahversorgung. Allerdings ist es schwierig, die Marktbeschi- cker dauerhaft zu halten.

Edeka-Marktplatz Carolinensiel Neuharlingersiel Neuharlingersiel ist ebenfalls gut mit Angeboten der Nahversor- gung ausgestattet. Dort gibt es zwei Lebensmittelmärkte, zwei Bäcker sowie eine Bank.

Werdum In Werdum gibt es keinen Lebensmittelmarkt (mehr). Dafür ver- fügt Werdum über einen Bäcker mit besonderem Angebot: Die

Brote, Butter- und Streuselkuchen werden noch im eigenen Edeka-Markt in Neuharlingersiel Holzbackofen gebacken. Eine Bankfiliale ist in Werdum vorhanden. Insgesamt ist die Nahversorgung im Ort selber nicht mehr gegeben und die Bewohner müssen auf Angebote in den angrenzenden Ortschaften zurückgreifen.

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Direktvermarktung/Mobile Angebote Einige landwirtschaftliche Betriebe bieten eigene Produkte wie Kartoffeln, Eier, Früchte und Beeren sowie Veredelungsprodukte wie Marmelade direkt am Produktionsort an. Das bestehende Angebot wird in Teilen durch mobile Versorger wie einen Fischwagen und ei- nen Bäckerwagen ergänzt. Diese haben feste Routen zu festen Zeiten, sodass sich die Konsu- menten darauf einstellen können. In Carolinensiel und Neuharlingersiel ergänzt zudem ein Wo- chenmarkt das Angebot.

 Erreichbarkeit der Einrichtungen der Daseinsvorsorge Die wohnortnahe bzw. zu Fuß erreichbare Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs ist für viele Menschen nicht nur eine Frage der Lebensqualität. In ländlich geprägten Regionen wie den Sielhafenorten ist diese Nahversorgung nicht immer der Fall. Die Ortschaften Bensersiel, Carolinensiel und Neuharlingersiel sind noch gut aufgestellt und eine wohnortnahe Versorgung ist gegeben, auch wenn das Angebot und die Öffnungszeiten in den Wintermonaten (teilweise) eingeschränkt sind. In Werdum ist eine fußläufige Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs bereits nicht mehr gegeben. Der nächste Lebensmittelmarkt befindet sich in Neuharlingersiel und ist zu bestimm- ten Zeiten mit dem ÖPNV in weniger als 15 Minuten Fahrzeit zu erreichen, mit dem eigenen Pkw sogar in weniger als zehn Minuten. Aus den kleineren Dörfern wie Marz, Hartward, Altharlingersiel oder Groß Charlottengroden sind die Einrichtungen der Daseinsvorsorge in Neuharlingersiel, Bensersiel oder Carolinensiel ebenfalls in weniger als zehn Minuten mit dem Pkw erreichbar. Die Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist dagegen teilweise nicht gegeben bzw. beinhaltet lange Fußwege zur nächst- gelegenen Haltestelle (vgl. Kapitel 3.6). Die Einrichtungen der Daseinsvorsorge sind demzufolge aus allen Ortsteilen und Dörfern mit dem eigenen Pkw gut zu erreichen. Die Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Nahverkehr sieht dagegen deutlich schlechter aus. Dennoch kann von einer funktionsgerechten Verteilung der unterschiedlichen Angebote in den Sielhafenorten gesprochen werden. Das Einzelhandelsentwicklungskonzept für die Stadt Wittmund kommt jedoch zu dem Ergebnis, dass Carolinensiel in seinem spezifischen (Nah-)Versorgungsangebot attraktiviert werden soll- te, um langfristig konkurrenzfähig zu sein. Für Bensersiel, Neuharlingersiel und Werdum liegen derzeit keine Aussagen vor.

3.7.2 Gesundheits- und Pflegeversorgung

 Demografische Ausgangslage Insbesondere für die Gesundheits- und Pflegeversorgung sind die sich abzeichnenden Tenden- zen zur Altersgruppenverschiebung von vorrangiger Bedeutung, denn sowohl die Inanspruch- nahme medizinischer Leistungen als auch pflegerischer Betreuung nimmt proportional im Alter zu. Es ist zu erwarten, dass sich selbst bei abnehmender Bevölkerungszahl die Zahl der Älteren deutlich erhöhen wird.

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Aus der folgenden Abbildung wird ersichtlich, dass zukünftig mit einem starken Anstieg der Al- tersklassen 65 bis 79 Jahre und der Hochbetagten über 80 Jahre auszugehen ist. Leider liegen keine spezifischen Prognosewerte für die Dorfregion vor. Die in der Abbildung gemittelten Werte für die Samtgemeinde Esens und die Stadt Wittmund für 2030 sind in der Dorfregion bereits 2017 nahezu erreicht. Werden auch die Nebenwohnsitze der Dorfregion einbezogen, ist festzustellen, dass die Altersklasse 65 Jahre und älter bereits über ein Drittel der Bevölkerung ausmacht. Fast 12 % der Bevölkerung sind über 80 Jahre alt.

25,0% 22,6 % 21,4 %

20,0% 18,1 %

15,0% + 19% Zuwachs 780 9,7 % 9,5 % 10,0% 6,2 % 5,0% 355 + 48,5%

0,0% Dorfregion 2017 SG/St.Witt 2015 SG/St.Witt 2030

65-79 Jahre 80 + Jahre

Abbildung 23: Vergleich der Altersstrukturen über 65 Jahre zwischen der Dorfregion und der Samt- gemeinde Esens/der Stadt Wittmund (gemittelte Werte) sowie Prognose 2030 Quelle: Für die Dorfregion kommunale Daten 05/2017 (HW); Samtgemeinde Esens und Stadt Wittmund: Bestand 2015 und Prognose, BertelsmannStiftung (wegweiser-kommune.de)

 Gesundheitsversorgung Die Dorfregion lässt sich als Gesundheitsregion bezeichnen, so sind Esens-Bensersiel und Neuharlingersiel staatlich anerkannte Nordseeheilbäder, Werdum Luftkurort und Carolinensiel/ Harlesiel Nordseebad. Die vorhandenen Kur- und Gesundheitsangebote richten sich aber ins- besondere an Kurgäste und Reha-Patienten und bilden im Bereich Gesundheitstourismus ein wichtiges Segment.32 Zur medizinischen Grundversorgung der ansässigen Bevölkerung sind sie demnach nicht zu zählen. Lage und Ausrichtung der Dorfregion sind aber sicherlich auch ein Grund dafür, dass gerade viele "ältere Personen" einen Zweitwohnsitz in den Sielhafenorten haben. Insgesamt praktizieren in der Dorfregion fünf Allgemeinmediziner und zwei Zahnärzte, außer- dem ist (noch) eine Apotheke vorhanden. Das medizinische bzw. Gesundheitsangebot wird durch Physiotherapeuten und einen Heilpraktiker ergänzt.

32 vgl. hierzu auch Kapitel 3.4 Tourismus

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Tabelle 6: Ärzte und medizinische Dienstleistungen in der Dorfregion

Bensersiel  Allgemeinmediziner  Physiotherapie Carolinensiel  Allgemeinmediziner  Zahnarzt  Physiotherapie  Apotheke (Nutzungsgenehmigung läuft aus) Neuharlingersiel  Allgemeinmediziner  Zahnarzt Physiotherapie Werdum  Allgemeinmediziner Quelle: Eigene Bestandsaufnahme

Hafen-Apotheke in Carolinensiel Praxis für Krankengymnastik/ Fachartzpraxis für Allgemein- Physiotherapie in Carolinensiel medizin/Kurärztin in Carolinensiel

Bei der Betrachtung der ärztlichen Niederlassungs-Standorte in der Dorfregion ist festzustellen, dass jeder Ort zumindest einen Allgemeinmediziner aufweist. Weitere Fachärzte sind in Esens und Wittmund niedergelassen. Mit dem Krankenhaus in der Stadt Wittmund wird die medizini- sche Versorgung der Region um die Fachrichtungen Unfall und Orthopädie, Allgemein- und Viszeralchirurgie33, Innere Medizin, Anästhesiologie und Intensiv-/Rettungsmedizin ergänzt. Nach Einschätzung34 der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) ist der Versor- gungsgrad mit Allgemeinmedizinern im Planbereich Wittmund zufriedenstellend (über 100 %). Perspektivisch jedoch wird aufgrund des Alters der jetzt praktizierenden Ärzte und der zu erwar- tenden Steigerung der Nachfrage durch eine alternde Bevölkerung mit Engpässen zu rechnen sein. So wird der Planbereich Wittmund im Jahr 2030 nur noch eine hausärztliche Versorgungs- quote zwischen 75 % und 100 % aufweisen und damit leicht unterversorgt sein. Um dem Trend des fortschreitenden Ärztemangels im ländlichen Raum entgegenzuwirken, sieht die KVN mehrere Ansatzpunkte:

 Niederlassungsseminare,  Strukturfonds (Fördermaßnahmen, Investitionskostenzuschüsse),  Eigeneinrichtungen der KVN,  Umsatzgarantien,  Reform des Bereitschaftsdienstes,  Delegation ärztlicher Leistungen,  Projekte im Rahmen "Gesundheitsregionen Niedersachsen".

33 Viszeralchirurgie = Chirurgie des Bauchraumes und der Bauchwand, der endokrinen Drüsen und der Weich- teile einschließlich Transplantation 34 vgl. Vortrag Dieter Krott, KVN, Bezirksstelle Aurich

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 Pflegerische Versorgung In der Dorfregion gibt es sowohl eine ambulante Krankenpflegestelle als auch ein stationäres Seniorenwohn- und Pflegeheim. Ergänzt wird dieses Angebot durch Senioreneinrichtungen (stationäre Pflege, betreutes Wohnen) und ambulante Pflegedienste in Esens und Wittmund.

Tabelle 7: Senioreneinrichtungen in der Dorfregion

Ort und Art der Einrichtung Art der Versorgung Plätze/Wohnungen Neuharlingersiel: Huus an't Barrierefreie Wohneinheiten mit 12 Wohneinheiten Lütt Brügg, Seniorenvilla Betreuungs- und Serviceangebot Carolinensiel Ambulanter Pflegedienst - Johanneshaus Carolinum Kurzzeitpflege, Urlaubs- und Lang- 50 vollstationäre Pflegeplätze zeitpflege in 26 E- und 12 D-Zimmern Betreutes Wohnen 36 Appartements Quelle: Internetrecherche zu den einzelnen Einrichtungen

Es ist davon auszugehen, dass bei zunehmendem Alter die Pflegebedürftigkeit signifikant an- steigt, wie untenstehende Übersicht belegt. Auch die Art der Pflegeversorgung ist altersabhän- gig; so werden die über 90-Jährigen nur noch zu 57 % zu Hause betreut, die restlichen Perso- nen brauchen vollstationäre Pflege.

Abbildung 24: Anteil pflegebedürftiger Personen an der Bevölkerung in Deutschland 2015 Quelle: https://www.demografie-portal.de/SharedDocs/Bilder/Informieren/ZahlenFakten/ Pflegequote_Alter_ Geschlecht.png?__blob=poster&v=9, Datenquelle Statistisches Bundes- amt, Berechnungen BIB

Aufgrund der prognostizierten Altersentwicklung wird in der Pflegevorausberechnung der Ber- telsmannStiftung (www.wegweiser-kommune.de) davon ausgegangen, dass im Landkreis Witt- mund zwischen 2013 und 2030 die Angehörigenpflege um 29 %, die ambulante Pflege um 40,8 % und die stationäre Pflege um 46,7 % zunehmen wird.35 Insgesamt wird geschätzt, dass

35 Pflegevorausberechnung nur auf Landkreisebene

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bis 2030 die Anzahl pflegebedürftiger Menschen um 36 % (840 absolut) zunehmen wird und somit 5,8 % der Landkreisbevölkerung pflegebedürftig sein werden. Die Zahl pflegebedürftiger Menschen wird demnach auch in der Dorfregion kontinuierlich an- steigen, zumal die Ausgangslage bereits Überalterungstendenzen in der Bevölkerung im Ver- gleich zu anderen Gebietskörperschaften aufweist. Um große Versorgungslücken zu vermei- den, müssen die Betreuung durch Angehörige stabilisiert und die ambulante Versorgung aus- gebaut werden. Um "smarte" Übergänge bei zunehmender Pflegebedürftigkeit zu schaffen, sind Einrichtungen wie das Johanneshaus Carolinum zukunftsweisend.

3.7.3 Betreuung und Bildung Die Thematik Kinderbetreuung und Schulbildung wird im Landkreis Wittmund seit längerem auf politischer Ebene diskutiert. Zur Bewertung der jetzigen Situation und Abschätzung zukünftiger Entwicklungen wurden vom Landkreis Wittmund ein Kindertagesstättenbedarfsplan und ein Schulentwicklungsplan beauftragt. Beide Gutachten liegen inzwischen vor. Die relevanten Er- gebnisse dieser Gutachten bilden die Grundlage nachfolgender Aussagen.

 Kinderbetreuung/Kindertagesstätten Trägerin der Kinderbetreuungseinrichtungen in Bensersiel, Neuharlingersiel und Werdum ist die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Harlingerland. Alle Kindergärten der Kirchengemein- de betreuen jeweils 25 Kinder im Alter von eineinhalb bis sechs Jahre. Die Betreuungszeiten im Kindergarten in Bensersiel sind aufgeteilt in den Frühdienst (7.30 Uhr bis 8.00 Uhr), die Kernbetreuungszeit (8.00 Uhr bis 12.00 Uhr) und den Mittagsdienst (12.00 Uhr bis 13.00 Uhr). Die Kernbetreuungszeiten des Kindergartens/der Kindertagesstätte in Neuharlingersiel sind von 8.30 Uhr bis 12.30 Uhr, zusätzliche Betreuungszeiten werden von 07.30 Uhr bis 13.00 Uhr an- geboten. Der Kindergarten in Werdum von ist von 7.30 Uhr und 13.00 Uhr geöffnet. Im städtischen Kindergarten Carolinensiel mit 61 Plätzen wird die Regelgruppe von 08.00 Uhr bis 13.00 Uhr und die Integrationsgruppe von 7.45 Uhr bis 12.45 Uhr betreut. Bei Bedarf kön- nen Sonderöffnungszeiten eingerichtet werden und es besteht die Möglichkeit, ein kostengüns- tiges Mittagessen in Anspruch zu nehmen. Insgesamt ist das Kinderbetreuungsangebot in der Stadt Wittmund und in der Samtgemeinde Esens breit gestreut, sodass auch in der Dorfregion jedem Teilraum eine Kindertagesstätte zur Verfügung steht. In diesen 17 Einrichtungen werden insgesamt 932 Plätze (Stand 01. März 2016) zur Verfügung gestellt. Allerdings wurden im März 2016 nur 94 % des Angebotes genutzt, 56 Plätzen waren nicht belegt. Nur auf die Dorfregion bezogen ist die Situation ähnlich: Von 136 Plätzen waren 128 Plätze belegt (94 %). Vakante Plätze gibt es in Neuharlingersiel (einer) und in Bensersiel (sieben). Die Betreuungszeiten konzentrieren sich allgemein auf den Vormittag. Die fünf Betreuungsplät- ze für die unter Dreijährigen werden in den vorhandenen Einrichtungen nicht als eigenständige Gruppe, sondern altersübergreifend angeboten. Außer dem Kindergarten in Werdum bieten die anderen Einrichtungen der Dorfregion in beschränktem Umfang ein Betreuungsangebot für die unter Dreijährigen an.

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Tabelle 8: Übersicht über die Kinderbetreuungsangebote in der Stadt Wittmund und in der Samtge- meinde Esens (Stichtag: 03. März 2016)

Quelle: Anlage 2 zur Sitzungsvorlage Jugendhilfeausschuss Landkreis Wittmund, 24. Mai 2016

Es wird im Kindertagesstättenbedarfsplan davon ausgegangen, dass die Zahl der Kinder im betreuungsrelevanten Alter zukünftig zunächst sinken wird, aber nach 2024 nochmals leicht ansteigt und 2034 wieder das Niveau von 2024 erreicht. Gleichzeitig wird der Betreuungsbedarf für Kinder unter drei Jahren steigen. Lag die Versorgungsquote 2015 noch bei 15 %, wird sie sich bis 2035 kontinuierlich auf 26 % steigern.

SG Esens 0-3 Jahre 3-6 Jahre Stadt Wittmund 0-3 Jahre 3-6 Jahre 30 60 28 27 52 23 40 39 20 22 33 24 20 19 14 15 15 12 6 10 10 0 0 3 3 -20 -15 0 2 2 -24 0 0 -34 -2 -2 -40 -44 -5 -50 -54 -56 -55 -7 -10 -8 -53 -10 -9 -10 -9 -60 2015 2020 2025 2030 2015 2020 2025 2030

Abbildung 25: Entwicklung der KiTa-Platzbilanz bis 2034 für Samtgemeinde Esens und die Stadt Witt- mund Quelle: Daten aus Kindertagesstättenbedarfsplan, Landkreis Wittmund, biregio Bonn, 11/2015, S. 27 und S. 37, eigene Darstellung

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Aus den oben aufgezeigten Entwicklungen ergeben sich Platzbedarfe für die Gruppe der 0- bis Dreijährigen und der Drei- bis Sechsjährigen. Die Abbildungen zeigen jeweils die Bilanz zwi- schen dem vorhandenen Platzangebot und dem zu erwartenden Bedarf bis zum Jahr 2034. So ist zu sehen, dass sowohl in der Samtgemeinde Esens als auch in der Stadt Wittmund bis zum Jahr 2030 ein Überhang an Kindergartenplätzen für die Drei- bis Sechsjährigen zu verzeichnen ist. Der Bedarf an Krippenplätzen übersteigt in beiden Gebietskörperschaften das Angebot. Dieses Defizit wird 2030 mit -10 bzw. -56 Plätzen am höchsten sein. Die einzelnen Kommunen in der Dorfregion sind allerdings bereits sehr engagiert in der Über- prüfung von Nachfrage und Angebot, um beides in Einklang zu bringen. Da der zukünftige Bedarf an Betreuungsplätzen insbesondere aus der zu erwartenden Zunah- me an Krippenplätzen resultiert, kann dieser möglicherweise mittelfristig durch freie Platzkapa- zitäten für die Drei- bis Sechsjährigen, durch Einrichtung altersübergreifender Gruppen oder durch Einrichtung von Tagespflegeplätzen aufgefangen werden, langfristig sind aber bei stei- gender Versorgungsquote weitere Krippenplätze vorzuhalten. Inwieweit die oben beschriebene Entwicklung tatsächlich eintritt und auch die Dorfregion betrifft, lässt sich an dieser Stelle nicht beantworten. Die Betreuungseinrichtungen in der Dorfregion halten 14,6 % des betrachteten Platzangebotes (Stadt Wittmund und Samtgemeinde Esens). Als gesichert kann aber die Annahme gelten, dass der Bedarf an Krippenplätzen zukünftig stei- gen wird. Gegenwärtig gibt es nur fünf Krippenplätze, verteilt auf drei Einrichtungen in den Siel- hafenorten.

 Angebote für Kinder und Jugendliche In der Dorfregion gibt es in Neuharlingersiel, Carolinensiel und Werdum einen Jugendraum, in dem die Jugendlichen sich treffen und austauschen können. In regelmäßigen Abständen wer- den aber auch gemeinsame Aktivitäten angeboten. Trotz der Bemühungen durch den Jugendpfleger ist festzuhalten, dass die Jugendräume in den letzten Jahren immer weniger besucht werden. Der Rückgang der Nutzung von Angeboten bei Jugendlichen ist auf unterschiedliche Faktoren zurückzuführen. Die Einführung von Ganztags- schulen mit einem breiten Freizeitangebot auch im Nachmittags- und Abendbereich führt zur Auslastung von Kinder und Jugendlichen. Hinzu kommt, dass durch die Digitalisierung ein ge- sellschaftlicher Wandel in den letzten Jahren vonstattenging. Es sind neue Interessenzweige für junge Menschen entstanden, die größtenteils im eigenen Zuhauses erfüllt werden können (In- ternet, Handy).Trotzdem sollte man überprüfen, ob die Interessen der Jugend mit den Angebo- ten abgedeckt werden und ob die Erreichbarkeit der Einrichtungen für junge Menschen gewähr- leistet ist. Dennoch sind die Jugendräume in der Region eine wichtige Anlaufstelle für viele Jugendliche, sodass diese Räume erhalten werden sollen und in Zusammenarbeit mit den Jugendlichen ein zeitgemäßes Angebot bereitgestellt werden soll.

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 Bildung In der Dorfregion gibt es zwei Grundschulen:

 Grundschule Carolinensiel, Marie-Ulfers-Schule Die Grundschule Carolinensiel wurde im Schuljahr 2015/2016 von 79 Schülern, verteilt auf fünf Schulklassen, besucht.36 In der Marie-Ulfers-Schule wird auch eine Ganztagsbetreu- ung (Ganztagsschule) angeboten, bei der die Kinder in verschiedenen Arbeitsgruppen aktiv werden können, wie zum Beispiel in einer Garten-AG, einer Ponyreiten-AG, Schwimm-AG etc. (vgl. www.grundschule-caro.de).

 Grundschule Werdum, als Außenstelle der Grundschule Esens Nord Die Grundschule Werdum werden nach telefonischer Auskunft des Schulsekretariats im Schuljahr 2018/19 insgesamt 55 Schüler in vier Klassen besuchen. Davon werden 16 Kin- der neu eingeschult. Von Dienstag bis Donnerstag bietet die Grundschule Werdum ein freiwilliges Ganztagsangebot an, an dem die Schüler teilnehmen können.

In der Dorfregion gibt es keine weiterführenden Schulen. Die nächsten Schulstandorte ab Se- kundarstufe I befinden sich in den Städten Esens und Wittmund:

Esens  Hauptschule Herbert-Jander-Schule  Carl-Gittermann-Realschule  Nds. Internatsgymnasium  Förderschule: Christian-Wilhelm-Schneider-Schule

Wittmund  Kooperative Gesamtschule Alexander-von-Humboldt-Schule  Förderschule: Schule an der Lessingstraße

 BBS für den Landkreis Wittmund in Esens und Wittmund

 Prognose zur Entwicklung der Schülerzahlen Für die Prognose zur Entwicklung der Schülerzahlen werden die Ergebnisse aus der Schul- entwicklungsplanung des Landkreises Wittmund von der biregio Bonn37 herangezogen. Rück- blickend sinken die Schülerzahlen seit Mitte der 1990-er Jahre kontinuierlich. Insgesamt haben die Grundschülerzahlen zwischen 1994 und 2014 um 23 % (absolut 600) im Landkreis abge- nommen.38 Eine langfristige Vorausschau der Entwicklung der Schülerzahlen liegt nur auf Landkreisebene vor. Die Prognose berücksichtigt auch die seit 2014/15 zu verzeichnenden Flüchtlingswanderungen. Demnach sinken die Grundschülerzahlen bis ca. 2022/23 um fast 13 % (255 absolut) auf einen Tiefststand von insgesamt 1.772 Schüler. Der Zugewinn durch die Flüchtlingswelle wirkt sich insbesondere auf die Jahre 2016 bis 2019 aus. In den Folgejahren verpufft dieser Effekt und kann das Absinken der Schülerzahlen bis dem erwähnten Tiefststand im Jahr 2022/23 nicht ausgleichen. Danach steigen die Schülerzahlen wieder um 7,2 % (inkl. Berücksichtigung Flücht- lingszuzüge) bis zum Ende des Betrachtungszeitraumes, sodass sie einen Stand von 1.928

36 vgl. Sitzungsvorlage Ausschuss für Schule, Sport, Kultur Kindertagesstätten, Jugend, Soziales und Senioren, Stadt Wittmund, 14. November 2016 37 vgl. Schulentwicklungsplan, Landkreis Wittmund, biregio Bonn, April 2016 38 vgl. Schulentwicklungsplan, Landkreis Wittmund, biregio Bonn, April 2016, Grafik S. 95

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Schülern erreichen. Die Anzahl der Flüchtlingszuzüge wird in diesem Zeitraum konstant mit 34 bis 39 Schüler veranschlagt. Die allgemeine Entwicklungstendenz entspricht auch in etwa den Aussagen der Bertelsmann-Prognose (Juli 2017), die ebenfalls von einer Steigerung der Schü- lerzahlen nach 2020 um 4 % und nach 2025 sogar um 8 % ausgeht.

2100 2050 26 74 112 2000 85 1950 50 39 1900 39 38 1850 38 18 38 2027 1800 1982 34 1962 1943 14 26 1750 1887 1889 1854 1871 1821 1825 1837 1700 1777 1772 1776 1650 1600

Grundschülerzahlen Flüchtlingszuzüge

Abbildung 26: Entwicklung der Grundschülerzahlen im Landkreis Wittmund bis zum Jahr 2028/29 Quelle: Schulentwicklungsplan, Landkreis Wittmund, biregio Bonn, April 2016, S. 95, eigene Dar- stellung

Mittelfristig wird für die beiden Grundschulen in der Dorfregion eine ähnliche Entwicklung be- schrieben:

 Grundschule Carolinensiel Mittelfristig, bis zum Schuljahr 2020/2021, wird sich die Zahl der Schüler auf 57 reduzieren. Die Zahl der Schulklassen könnte sich im Schuljahr 2017/2018 auf vier, drei Schuljahre später auf vier Klassen (einschließlich einer Kombi-Klasse) reduzieren.39

 Grundschule Werdum, als Außenstelle der Grundschule Esens Nord Bisher zeigte die Schule eine stabile Entwicklung, die eine Einzügigkeit gewährleistet hat. Voraussichtlich wird es aufgrund geringer besetzter Geburtenjahrgänge um 2021/2022 zu einen leichten "Einbruch" bei den Einschulungszahlen kommen (telefonische Auskunft Sek- retariat).

Die Samtgemeinde Esens hat schon vor Jahren auf die sinkenden Grundschülerzahlen reagiert. Um die Kosten zu senken und trotzdem die Schulstandorte in der räumlichen Versorgung zu halten, wurden einige Standorte verwaltungstechnisch zusammengefasst und einer gemeinsa- men Schulleitung mit Sekretariat unterstellt. So besteht die Grundschule Nord aus dem Stand- ort in Esens und einer Außenstelle in Werdum; , Holögast und Dunum sind die Standorte der Grundschule Süd.

39 vgl. Sitzungsvorlage Ausschuss für Schule, Sport, Kultur Kindertagesstätten, Jugend, Soziales und Senioren, Stadt Wittmund, 14. November 2016

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Dorfentwicklungsplanung für die Dorfregion "SIELHAFENORTE IM LANDKREIS WITTMUND"

Der Kreisausschuss beschloss am 19. April 2018 das erstellte Gutachten als Schulentwick- lungsplan für die Sekundarbereiche I und II unter Berücksichtigung folgender Aspekte:

 Förderschulen Aufgrund der steigenden Schülerzahlen (entgegen der Prognose) bleiben die Förderschu- len Wittmund und Esens mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung zunächst erhalten. Die Schülerzahlen sind auch vor dem Hintergrund der weiter fortschreitenden Inklusion zu beobachten und das zukünftige schulische Angebot ist darauf auszurichten. Die Angele- genheit ist zu gegebener Zeit erneut zur Beratung und Beschlussfassung vorzulegen.

 Berufsbildende Schulen Von einer Auflösung der Außenstelle Esens der Berufsbildenden Schulen für den Land- kreis Wittmund wird zum jetzigen Zeitpunkt, insbesondere vor dem Hintergrund der zu er- wartenden eingeschränkten Nutzung durch die am Standort Wittmund anstehenden bauli- chen Maßnahmen, abgesehen. Die Entwicklung der Schülerzahlen ist zu beobachten und die Angelegenheit zu gegebener Zeit erneut zur Beratung und Beschlussfassung vorzule- gen.

 Weiteres Schulangebot im Landkreis Wittmund Die Haupt- und Realschule , die Kooperative Gesamtschule Wittmund, die Oberschule , die Hauptschule Esens, die Realschule Esens, die Inselschule Langeoog und die Inselschule Spiekeroog stellen auch zukünftig neben den Förderschulen und den Berufsbildenden Schulen das schulische Angebot des Landkreises Wittmund als Schulträger dar.

 Weiterführende/Außerschulische Bildung In der Dorfregion selber gibt es keine weiterführenden oder außerschulischen Bildungsein- richtungen. Die nächsten Angebote befinden sich in Wittmund und Esens. Zu nennen sind in Wittmund das Institut für berufliche Bildung sowie das Bildungswerk der Niedersächsi- schen Wirtschaft gGmbH. Diese bieten Qualifizierungs- sowie die Berufsvorbereitungs- maßnahmen, Ausbildung, berufliche Rehabilitation und vieles Weitere an. Die VITAL- Akademie hat sich auf Qualifizierungsmaßnahmen für Fachkräfte im Bereich Pflege, Ge- sundheit, Wirtschaft und Handwerk spezialisiert. Zudem gibt eine Praxis für Lerntherapie. In Esens ist das das Förderzentrum Esens angesiedelt.

3.7.4 Wesentliche Aussagen des Arbeitskreises und Handlungsansätze

 Nahversorgung In den kleineren Orten fehlen oft zu Fuß erreichbare Angebote. Viele Bewohner der Sielhafen- orte versorgen sich nicht nur in ihrem Wohnort, auch wenn ein entsprechendes Angebot vor- handen ist. Fast alle Erwachsenen verfügen über einen eigenen Pkw und sind damit deutlich mobiler, als es noch vor einigen Jahrzehnten der Fall war. Sie greifen insbesondere auf Ange- bote in Esens und Wittmund zurück, da die Ansprüche insbesondere an die Auswahl gestiegen sind. Der überwiegende Teil der Bevölkerung ist daher mit der Versorgungssituation relativ zu- frieden. Insbesondere während des Sommerhalbjahres, wenn sich viele Touristen in der Region aufhalten, sind das Angebot und die Auswahl in den Sielhafenorten größer.

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Noch können viele ältere Menschen und Menschen ohne eigenen Pkw auf ein Netzwerk von Familie, Freunden und Nachbarn zurückgreifen, die sich gegenseitig unterstützen. Der Anteil an älteren, insbesondere hochbetagten Menschen wird in den nächsten Jahrzehnten jedoch deut- lich zunehmen und die familiäre Unterstützung aufgrund zunehmender Abwanderung ausdün- nen. Ein wichtiges Ziel stellt daher die Sicherung der Nahversorgung sowie der Gesundheits- und Pflegeversorgung dar. Als Handlungsansatz sollte die Konzentration der unterschiedlichen An- gebote fokussiert und mit den Themen der Mobilität verknüpft werden: entweder sind die Ange- bote zu den Menschen oder die Menschen zu den Angeboten zu bringen. Vom Arbeitskreis wird jedoch deutlich favorisiert, die Menschen zu den Angeboten zu bringen, da dies eng mit der Aufrechterhaltung sozialer Kontakte verbunden ist. Um eine fundierte Beurteilungsgrundlage für weitere Planungen/Maßnahmen zu erhalten, wird als Handlungsansatz die Durchführung einer Einzelhandelsanalyse für die gesamte Dorfregion unter Berücksichtigung der Betrachtungsräume Esens und Wittmund empfohlen. Die gewonne- nen Informationen zum Kaufkraftvolumen sowie zu den Einzugsbereichen und zur Sortiments- bestimmung könnten Potenziale aufzeigen, die in Zukunft systematisch aufgegriffen werden sollten, um angepasste, bedarfsgerechte Versorgungsformen zu entwickeln. Insbesondere soll- ten mobile Angebote das bestehende Angebot ergänzen. Dabei sind sowohl Möglichkeiten in Betracht zu ziehen, die Angebote zu den Konsumenten zu bringen als auch die Konsumenten zu den Versorgungspunkten.

 Gesundheits- und Pflegeversorgung Die Gesundheitsvorsorge spielt für die Dorfregion, nicht nur aus touristischer Sicht für die Ver- marktung als Gesundheitsregion, eine wichtige Rolle, sondern auch für die Bevölkerung insge- samt. Nach Aussagen des Arbeitskreises ist es bereits heute schwierig, einen Termin beim Arzt (All- gemeinmediziner) zu bekommen; die Wartezimmer sind oft überfüllt und die Wartezeiten bis zum schließlich vereinbarten Termin können recht lang werden. Das Durchschnittsalter der praktizierenden Allgemeinmediziner im Landkreis Wittmund liegt zwischen 55 und 59 Jahren. Insbesondere sind kaum alternative medizinische Angebote wie zum Beispiel Heilpraktiker in der Region vorhanden. Als Handlungsansatz sieht der Arbeitskreis daher die Bündelung gesundheitlicher/medizinischer Einrichtungen in der Region, um ein be- darfsgerechtes und anpassungsfähiges Angebot in der Region bereitstellen zu können. Nach Aussagen der Kassenärztlichen Vereinigung kann eine Zulassungsgenehmigung für ein medi- zinisches Versorgungszentrum in Aussicht gestellt werden. Die Region eignet sich hervorra- gend als Modellregion "Gesundheitsregion" und sollte ihre Angebote ausbauen und spezialisie- ren. Nicht nur im Zuge der alternden, sondern auch sich der verändernden Gesellschaft spielt die Bereitstellung von Pflegeeinrichtungen eine immer wichtigere Rolle. Insbesondere Frauen, die in der Vergangenheit oft die Pflege und Betreuung von Familienangehörigen übernahmen, ha- ben in immer selteneren Fällen die Möglichkeit, diese Aufgaben wahrzunehmen: entweder sind die Frauen selber berufstätig und können beides nicht vereinbaren und/oder wohnen nicht mehr am gleichen Ort.

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 Bildung und Betreuung Nach Aussagen des Arbeitskreises stellt die Inklusion eine große Herausforderung für Schüler und Lehrer dar. Die Unterstützung durch einen Sozialpädagogen beläuft sich auf zwei Stunden pro Woche und Schule und ist dadurch deutlich zu gering. Die zweite große Herausforderung stellt die Gewinnung von Lehrkräften für die Region dar. Die Grundschule in Carolinensiel ist medial gut ausgestattet und verfügt über schuleigene Computer, Whiteboards und vieles mehr. Der Grundschule in Werdum dagegen fehlt eine gleichwertige Ausstattung bzw. der Umgang mit den neuen Medien ist noch nicht in den Schul- alltag integriert. Nach Aussagen des Landkreises soll die Medienarbeit an den Schulen zukünf- tig jedoch stetig verbessert werden. Zwar gibt es Kinderbetreuungseinrichtungen in allen Ortschaften, Betreuungsangebote außer- halb der Kindergartenzeiten fehlen jedoch, auch zum Beispiel für Vorschulkinder. Der Arbeits- kreis formulierte deshalb als Ziel die Bereitstellung von bedarfsgerechten Betreuungszeiten.

3.7.5 Vereinsleben und gesellschaftliche Teilhabe

 Vereinsleben und Traditionen Vereine und Ehrenamt bilden eine wichtige Stütze des gesellschaftlichen Zusammenlebens und erfüllen wichtige soziale Funktionen. Besonders im ländlichen Raum unterstützen sie den Zu- sammenhalt der Bevölkerung und sorgen für ein aktives Dorfleben und eine gelebte Nachbar- schaft. Die Herausforderung ist, diese Strukturen auch in Zukunft zu sichern. Die Phänomene einer alternden Gesellschaft und des kleiner werdenden Anteils jüngerer Be- völkerungsgruppen führen dazu, dass die Mitgliederzahlen in den Vereinen rückläufig sind und weniger engagierte Personen für ehrenamtliche Tätigkeiten zur Verfügung stehen. Auch der gesellschaftliche Wandel (Digitalisierung) und Änderungen im Bildungswesen (Ganztagsschu- len) führen dazu, dass vor allem jüngere Menschen weniger Zeit in Vereinsstrukturen investie- ren bzw. investieren möchten. Für das Handlungsfeld gesellschaftliche Teilhabe wurde eine Bestandserhebung vorgenom- men, um die Vereine, Verbände, Freizeit-, Sport-, Kultur-, kirchlichen und sonstigen gesell- schaftlichen Angebote zu erfassen. Festzustellen ist, dass insgesamt eine Vielzahl an Vereinen, Verbänden, sozialen und Freizeiteinrichtungen etc. in den Sielhafenorten vorhanden ist. Die Gesamtübersicht zeigt zudem, dass es in den einzelnen Ortsteilen noch viele Vereinsstrukturen und Angebote gibt, die für ein aktives Dorfleben sprechen. Die folgende Auflistung an aktiven Vereinen ist nicht vollständig, zeigt aber die Vielfältigkeit.

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Bensersiel Neuharlingersiel

 Bürgerverein – Bensersiel  FC "Frisia" – Neuharlingersiel  Evangelischer Frauenkreis – Bensersiel  KBV "Liek ut" – Altharlingersiel  Evangelische Jugend – Bensersiel  KBV "Freya Fresena" – Neuharlingersiel  Gesangverein – Bensersiel  Schützenverein Neuharlingersiel e.V.  KBV "De Waterkant" – Bensersiel  Deutsche Gesellschaft zur Rettung  Kurverein Nordseebad Esens-Bensersiel Schiffbrüchiger e.V.  Kirchengemeinde Werdum-Neuharlinger-  Sportfischerverein "An der Leide" e.V. – siel Bensersiel  Freunde und Förderer der Fischerei und  Sportfreunde Bensersiel e.V. des Hafens Neuharlingersiel e.V.  Shanty-Crew-Bensersiel  KBV "Nordstern" – Ostbense  Seglerverein Harebucht – Bensersiel  Mühlenverein  Bensersiel Aktiv e.V.  Landwirtschaftlicher Zweigverein  Reha- und Gesundheitssportverein  Angel- und Gewässerschutzverein Bensersiel e. V.  Fischereiverein  Heimat- und Verkehrsverein Altharlinger- siel  Verein "Van uns för Jo"  Carolinensiel/Harlesiel Harlingerland – Gebietsübergreifend  Boßelverein – Carolinensiel  Aktionsgemeinschaft Esens und Umge-  Bürgerverein – Carolinensiel bung (AEU)  Gewerbeverein – Carolinensiel  Blasorchester Harlingerland  Handwerksverein – Carolinensiel  Motorsportclub Harlingerland  Jagdhornbläsergruppe – Carolinensiel  Präventionsrat im Harlingerland e.V.  Jugendfeuerwehr – Carolinensiel  Sportkeglerverein Harlingerland  Jugendspielmannszug – Carolinensiel  Tierschutzverein Harlingerland  Jugendtreff STA-KA-Keller – Carolinen-  Hospiz-Dienst für den Landkreis Wittmund siel  Multiple Sklerose (DMSG) Kontaktgruppe  Landjugendgruppe Harle-Marsch – Caro- Esens und Umgebung linensiel  Ev.-luth. Kirchenkreis Harlingerland  Posaunenchor – Carolinensiel  Quartettverein – Carolinensiel  Yacht-Club Harlesiel e.V. – Harlesiel  Reit- und Fahrverein "Harlingermarsch" – Carolinensiel  Schützenverein – Carolinensiel Werdum  Shanty-Chor – Carolinensiel Brieftaubenverein "Auf zur Nordsee" –  Spielmannszug – Carolinensiel Werdum  TSV "Jahn” – Carolinensiel

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Hervorzuheben ist noch, dass viele Vereine bereits miteinander kooperieren und gemeinsam Veranstaltungen organisieren oder Spielergemeinschaften gründeten. Dadurch sind die Vereine gut miteinander vernetzt und tragen zu einer aktiven Dorfgemeinschaft bei. Die unterschiedli- chen Vereine in Werdum treffen sich viermal im Jahr, um ihre Veranstaltungen zu koordinieren und sich gegenseitig zu unterstützen. Viele Veranstaltungen finden zu festen Terminen statt. In den Ortschaften der Dorfregion sind Brauchtum und traditionelle Feste ein wichtiges kulturel- les Gut, das immer noch gepflegt wird. Dörfliche Treffpunkte wie Dorfgemeinschaftshäuser oder Dorfplätze sind daher von besonderer Bedeutung. Alle Ortschaften bemühen sich, ihre Aktivitäten (zum Beispiel Maibaumaufstellen, Weihnachts- markt, Radtour) in den Ortschaften zu erhalten, insbesondere vor dem Hintergrund von Nach- wuchsproblemen. Das Miteinander und das nachbarschaftliche Zusammenleben sind in den Orten der Dorfregion stark ausgeprägt. Die übergreifende Zusammenarbeit soll mit Hilfe der Dorfentwicklung weiter gestärkt werden. Zu bestimmten Themen und Handlungsbereichen soll in Zukunft noch stärker zusammengear- beitet werden, insbesondere vor dem Hintergrund der rückläufigen Mitgliederzahlen.

 Ehrenamt Die Gemeinschaft und das Ehrenamt sind gerade in dörflichen Strukturen wichtig. Die vielen Vereine und Interessengemeinschaften sind nicht nur für ein breites Angebot, sondern auch für ein gutes Miteinander und eine starke regionale Identität verantwortlich. Trotz der Bereicherung der Vereine für die Region wird es zunehmend schwierig, Personen zu finden, die ehrenamtlich tätig werden wollen. Dies könnte zum Beispiel negative Auswirkungen auch auf das Deutsche Sielhafenmuseum in Carolinensiel haben, dessen Betrieb nur durch viele ehrenamtliche Kräfte aufrechterhalten werden kann. Zum einen wird das Ehrenamt immer noch zu wenig honoriert und wertgeschätzt, zum anderen sind die Menschen immer stärker in Schule und Beruf eingebunden, sodass nur noch wenig Zeit für ehrenamtliche Tätigkeiten bleibt.

 Integration und Inklusion Sowohl Menschen mit als auch ohne Handicap wollen Teil einer Gemeinschaft sein und am gesellschaftlichen Leben teilhaben. In den Grundschulen in Carolinensiel und Werdum wird bereits stark daran gearbeitet, für die Kinder mit Handicap einen so normalen Schulalltag wie möglich zu gestalten. Nicht immer ist es einfach, den individuellen Wünschen und Bedürfnissen jedes Einzelnen nachzukommen. Ziel sollte jedoch sein, Barrieren abzubauen und gegenseiti- ges Verständnis zu entwickeln. Geeignete Räumlichkeiten für das Zusammentreffen von Menschen mit und ohne Handicap stehen in fast jeder Ortschaft zur Verfügung, werden aber nicht intensiv genutzt. Ziel sollte da- her sein, Brücken zu bauen, Vorurteile abzuschaffen und gemeinsame Erlebnisse zu fördern. In den Sielhafenorten besteht eine stark ausgeprägte Willkommenskultur. Neubürger werden aktiv in die Gemeinschaft aufgenommen. Die Stadt Esens veranstaltet einmal jährlich einen Aktionstag für Neubürger. In dieser Veranstaltung präsentieren sich auch die ortsansässigen Vereine, sodass Neubürger und Vereine direkt miteinander in Kontakt kommen und neue Be-

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kanntschaften geknüpft werden können. Zusätzlich bietet die Stadt Esens Stadtführungen an, sodass sich Neubürger mit der Geschichte und den örtlichen Gegebenheiten vertraut machen können.

3.7.6 Brand- und Katastrophenschutz Für die Stadt Esens, die Stadt Wittmund, die Gemeinde Neuharlingersiel und die Gemeinde Werdum gibt es keinen Feuerwehrbedarfsplan. Freiwillige Feuerwehren gibt es in Carolinensiel, Neuharlingersiel und Werdum (für Bensersiel ist die Freiwillige Feuerwehr in Esens zuständig), die personell noch gut aufgestellt sind. Nach Aussagen der kommunalen Vertreter sollen diese Standorte auch langfristig erhalten werden, um ein flächendeckendes System für die Brandbe- kämpfung und Hilfeleistung in der Region sicherzustellen. Die heutigen Vorschriften zu Anforderungen an die Ausstattung der Einrichtungen der Feuer- wehren sollen leistungsfähige Strukturen der einzelnen Standorte ermöglichen. Die Gebäude in Carolinensiel, Neuharlingersiel und Werdum stammen aus den 1970-er Jahren und weisen Handlungsbedarf auf, um diesen Anforderungen zu entsprechen. Insbesondere müssen die neuen Sicherheitsbestimmungen umgesetzt werden, wie getrennte Zu- und Abfahrten. Zudem besteht genereller Sanierungs- und Modernisierungsbedarf für die Gebäude. Der Löschzug in Werdum erfüllt ebenfalls nicht mehr die heutigen Standards und soll daher im Jahr 2018 ausge- tauscht werden. Aufgrund der zunehmenden Größe der Fahrzeuge werden entsprechende bau- liche Anpassungen und Erweiterung notwendig. Durch die gestiegenen Ansprüche an Feuerwehren (Vorgaben und Auflagen der Feuerwehrun- fallkasse (FUK)) muss damit gerechnet werden, dass die Standorte der Feuerwehren aus den Ortskernen verlagert werden müssen, was für das Ortsgefüge jedoch nicht in jedem Fall sinn- voll erscheint. Noch haben alle Freiwilligen Feuerwehren in der Dorfregion ausreichende Mitgliederzahlen, jedoch sind diese rückläufig. Die Sicherstellung der Mitgliederzahlen ist ein wichtiges Thema vor allem in peripheren und daher weniger dicht besiedelten Räumen, wo es keine Berufs- feuerwehren gibt. Die Auswirkungen des demografischen Wandels, u. a. die Alterung der Ge- sellschaft, und die negative Entwicklung hinsichtlich des Zuwachses bei den jüngeren Bevölke- rungsgruppen haben gerade im ländlichen Raum Einfluss auf die Sicherstellung der Einsatz- fähigkeit der Freiwilligen Feuerwehren. Das maximale Alter der Feuerwehrmitglieder ist in Nie- dersachsen auf 63 Jahre beschränkt. Daher ist es umso wichtiger, dass kontinuierlich neue Mit- glieder, vor allem junge Mitglieder, nachkommen.

3.7.7 Wesentliche Aussagen des Arbeitskreises und Handlungsansätze

 Vereinsleben und gesellschaftliche Teilhabe Das Vereinsleben spielt eine wichtige Rolle in der Dorfregion. Meistens sind es jedoch immer die gleichen Personen, die die anfallenden Aufgaben übernehmen. Oft fehlen die Anerkennung und die Wertschätzung des Ehrenamtes bei den Mitbürgern. Nachwuchsprobleme werden dadurch begünstigt, dass die ältere Generation oftmals nicht loslassen kann, um das Ehrenamt an die nächste Generation weiterzugeben. Zwischen den Generationen bestehen oft Interes- senkonflikte. Wunsch des Arbeitskreises ist es daher, Jung und Alt näher zusammenzubringen.

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Die Einbeziehung von Neubürgern und Jugendlichen soll im Zuge von gesellschaftlichen Aktivi- täten stärker forciert werden. Durch die zu erwartende Verschiebung bei der Altersstruktur ist davon auszugehen, dass dem ehrenamtlichen Engagement zukünftig eine noch höhere gesell- schaftliche Bedeutung zugeschrieben wird. Die nachbarschaftliche Hilfe kompensiert viele feh- lende Versorgungsangebote, die im ländlichen Raum und vor allem in kleinen Dörfern nicht er- bracht werden können. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, das ehrenamtliche Engagement regelmäßig zu honorieren, zu bewerben und interessant zu gestalten. Zwar sind die Inklusion und die Integration auf einem guten Weg, dennoch wurde im Arbeits- kreis der Wunsch nach einem offensiveren Aufeinanderzugehen geäußert. Es fehlen Möglich- keiten der Begegnung, um sich gegenseitig kennenlernen zu können.

 Brand- und Katastrophenschutz Derzeit sind die Freiwilligen Feuerwehren in den Sielhafenorten noch gut aufgestellt. Dennoch sollte rechtzeitig mit der Akquise neuer Mitglieder begonnen werden. Insbesondere bei jungen Menschen können Anreize gesetzt werden, wie die Co-Finanzierung des Führerscheins, wenn man sich anschließend für die Freiwillige Feuerwehr "verpflichtet". Außerdem sollten die Feuerwehren für den Notfall ausgestattet werden, um für den Katastro- phenfall gerüstet zu sein und entsprechende Vorkehrungen treffen zu können.

3.8 Klima und Umwelt Der Umweltschutz spielt seit vielen Jahren eine wichtige Rolle in der Gesellschaft. Zunehmend haben unser Verhalten und hoher Lebensstandard negative Auswirkungen auf unsere Umwelt, die Ressourcen und auch auf unsere Gesundheit. Dazu zählen die Belastung durch Lärm und Luftverschmutzung durch den motorisierten Verkehr oder auch die Verschmutzung des Grund- wassers/der Gewässer als auch die Müllproblematik. Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Daher sind seit 2015 die Themen Klimaschutz und -anpassung in der Dorfentwicklung zu betrachten und zu berücksich- tigen. Der Klimaschutz befasst sich mit der Reduktion des Einflusses auf Natur und Umwelt, zum Bei- spiel durch die Reduktion des CO2-Ausstoßes oder des Energieverbrauchs. Mit 'Klimaanpas- sung' ist die Abstimmung unserer Umwelt und der baulichen Strukturen an die sich verändern- den klimatischen Bedingungen gemeint. Diese Themen sind übergeordnet zu betrachten und nicht separat, da sie Einfluss auf fast alle Aspekte der Dorfentwicklung haben. Die Synergien zwischen Umwelt-, Klimaschutz und -anpassung sollten genutzt und in die fortlaufende Pla- nungspraxis und Entwicklung der Sielhafenorte integriert werden.

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Abbildung 27: Ganzheitliche Planung zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung

3.8.1 Klimawandel Wir befinden uns bereits in einer Periode des klimatischen Umschwungs. Zu den relevanten schon bemerkbaren Veränderungen zählen in erster Line veränderte Niederschlagsmuster (Zu- nahme von Extremregenfällen), der Anstieg der durchschnittlichen Jahrestemperatur, die länge- ren Trockenperioden in den Sommermonaten, die Verschiebung der Jahres- und Vegetations- zeiten und langfristig der Anstieg des Meeresspiegels. Alle diese Veränderungen machen die Anpassung an den Klimawandel notwendig, insbesondere die Themen Küstenschutz und Bin- nenentwässerung sind für die Region Sielhafenorte existenziell. Dass Küstenschutzmaßnahmen wie Deicherhöhungen im Zusammenhang mit dem Klimawan- del und Sturmfluten für die Regionen unmittelbar an der Küste notwendig sind, ist offensichtlich. Die Binnenlandentwässerung stellt daneben eine noch größere Herausforderung dar. Konnte man früher durch das Sielen, also das Öffnen der Sieltore, das Regenwasser aus dem Binnen- land in Richtung Nordsee abfließen lassen, so werden diese Zeiten aufgrund hoher Wasser- stände auf der Meerseite immer kürzer und folglich müssen die Wassermengen aus dem Bin- nenland mühsam und damit kostenintensiv in Richtung Nordsee gepumpt werden. Mit zuneh- mendem Meeresspiegelanstieg vergrößert sich dieses Problem. Hinzu kommen Komponenten wie Starkregenereignisse oder zunehmende Flächenversiegelungen mit der Folge erhöhter Fließ- geschwindigkeiten, die dazu führen können, dass bestehende Entwässerungssysteme überfor- dert werden. Es gilt aber ebenso, den menschlichen Einfluss auf den Klimawandel zu reduzieren, zum Bei- spiel in den Bereichen Mobilität und Energieverbrauch (Klimaschutz). Durch Maßnahmen des Klimaschutzes und der Klimaanpassung in den Sielhafenorten können sowohl kurz- als auch langfristig Einsparungen im Haushalt erreicht, der Lebensstandard der hier lebenden Menschen erhöht und die Attraktivität der Region als Tourismusregion und Wirt- schaftsstandort verbessert werden.

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Zentrale Handlungsfelder im Bereich Klima und Umwelt Umwelt- Gewässerschutz, Müllproduktion und -vermeidung, Luftverschmutzung, Lärmbelas- schutz tung, Belastung von Böden, Verwendung von nachhaltigen (Bau-)Materialien, Scho- nung von Ressourcen, Regionalvermarktung Klima- Energieerzeugung und -nutzung, Mobilität und deren Infrastruktur, Gebäudesanierung, schutz Beschaffung und Einkauf (öffentlich und privat), Daseinsvorsorge Klimaan- Innenentwicklung, Flächenversiegelung, Küstenschutz, Umgang mit Starkniederschlä- passung gen/Stürmen (Versickerung und Verzögerung und Oberfläche, Anpassung der Kanali- sation), Gewässergestaltung, Naherholung und Tourismus, Landwirtschaft

3.8.2 Klimaschutz – Integriertes Klimaschutzkonzept für den Landkreis Wittmund Im März 2012 wurde die Erstellung eines Klimaschutzkonzeptes vom Landkreis Wittmund be- gonnen. Als Vorbild will der Landkreis einen bedeutenden Beitrag zur Reduzierung der CO2- Emissionen leisten und nennt als Ziel: "Durch das Ausschöpfen der energetischen Potenziale vor Ort wird eine bilanzielle Klimaneutralität um das Jahr 2025 in den Bereichen Strom, Wärme und Mobilität erreicht."40 Durch die Einbeziehung von lokalen und regionalen Akteuren wurden zunächst die Handlungs- felder identifiziert und entsprechende strategische Zielen formuliert. Ergebnis ist ein Katalog von Maßnahmen, auf die der Landkreis Wittmund direkt Einfluss nehmen kann, überwiegend an kommunalen Objekten. Laut Klimaschutzkonzept waren 2010 Wohngebäude die größten Energieverbraucher in der Region (ca. 40 % des gesamten Energieverbrauches im Landkreis), dicht gefolgt von Unter- nehmen (30 %) und der Mobilität (27 %). Unter 1 % des Energieverbrauches entfällt auf öffentli- che Liegenschaften. Das größte Potenzial zur Einsparung von Energie liegt entsprechend bei der Gebäudesanie- rung (Dämmen und Dichten), auch werden noch weitere Potenziale bei der Energiegewinnung aus erneuerbaren Energien (Windkraft) und der Mobilität identifiziert. Als Resultat des Klimaschutzkonzeptes und um die Umsetzung der benannten Maßnahmen voranzutreiben und Netzwerke aufzubauen, schuf der Landkreis die Stelle eines Klimaschutz- managers, die auch gefördert, jedoch bislang nicht durchgehend besetzt war. Das Klimaschutzkonzept nennt folgende Maßnahmen, die im Rahmen der Dorfentwicklung um- gesetzt werden könnten:

 Maßnahmen an den Schulen im Landkreis,  verbesserte der Energieberatung und Gebäudesanierung,  qualifizierte, neutrale Energieberatung für Unternehmen,  Klimaschutz in der Bauleitplanung,  Renaturierung von Gewässern,  Klimaschutz im ÖPNV.

40 vgl. Integriertes Klimaschutzkonzept des Landkreises Wittmund, o. J., S. 36

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3.8.3 Erneuerbare Energien in der Region In der Dorfregion wird deutlich mehr Energie produziert als verbraucht. So liegt der Selbstver- sorgungsgrad im Landkreis Wittmund bei 252 %.

Energieerzeugung aus erneuerbaren Energien – Selbstversorgungsgrad 201541

Gemeinde Werdum Gemeinde Neuharlingersiel Stadt Wittmund Stadt Esens 1.049 % 359 % 234 % 7 %

Der Großteil dieser Energie wird im Windpark Neu- harlingersiel-Werdum erzeugt. Die Neuh-Werd Energie GmbH & Co. ersetzte im Rahmen des Repowerings 2014/2015 17 ältere Anlagen durch vier große und leistungsfähigere Windkraftanlagen des Typs Enercon 126 mit 7,56 MW Leistung. In Carolinensiel stehen südlich der Ortslage ein Re- powering-Windpark und eine größere Freiflächen- Solaranlage. Zurzeit gibt es keine konkreten Planungen für Windkraftanlagen oder Repoweringprojekte in der Region Sielhafenorte. Windkraftanlage Tiefhaus in Neuharlingersiel

3.8.4 Weitere Ansätze für Klima und Umwelt Eine energetische Sanierung der Grundschulen, Sportstätten und Kindergärten in der Samtge- meinde Esens fand bereits vor einigen Jahren statt. Das BadeWerk Neuharlingersiel sowie die Cliner Quelle beziehen ihre Wärme aus einem Blockheizkraftwerk, ebenso das Nordseeheilbad Esens-Bensersiel. Einige private Hotels haben ihre eigenen Blockheizkraftwerke, zum Beispiel das Nordseehotel "Friesenhus" in Carolinensiel oder das Hotel "Nordstern" in Ostbense. Durch bauliche Maßnahmen an öffentlichen Gebäuden und die Umstellung der Straßenbe- leuchtung auf LED-Technik konnte der Energieverbrauch in der Dorfregion reduziert werden. Allerdings sind noch nicht alle Straßenbeleuchtungen mit der LED-Technik ausgerüstet. Bis Ende 2018 ist eine kostenfreie Impulsberatung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zum effizienten Umgang mit Ressourcen möglich. Die Initiative wird vom Landkreis Wittmund und dem Wirtschaftsförderkreis Harlingerland e.V. ermöglicht.

41 www.energymap.info, Stand 2015 (vgl. Hinweis vom 03. Januar 2016 auf der Internetseite: "Seit Inkrafttreten der Anlagenregisterverordnung am 1. August 2014 gibt es faktisch keine Transparenz mehr beim Zubau der Photovoltaik, da bis heute von der Bundesnetzagentur für diesen Anlagentyp keine auswertbaren und nach- prüfbaren Daten veröffentlicht wurden. Da die Bundesregierung im Jahr 2015 – dem Jahr der "1,5-Grad COP21 Inszenierung" von Paris – praktisch die Energiewende beendet hat, erscheint es nur konsequent, dass mit der Anlagenregisterverordnung auch die Transparenz beendet wurde. Wir haben deshalb beschlos- sen, bis auf weiteres keine neuen Auswertungen mehr zu erstellen, da es keine uns zugängliche Datenbasis für eine halbwegs realistische Analyse mehr gibt.").

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Zur Vermeidung/Reduzierung des Plastikmülls startete die Ortsgruppe Carolinensiel-Wittmund des BUND 2016 eine Initiative unter dem Motto "Plankton statt Plastik", um besonders das Plastiktütenaufkommen zu reduzieren bzw. möglichst zu vermeiden und so die Attraktivität Carolinensiels/Harlesiels als Urlaubsort zu er- höhen. Carolinensiel/Harlesiel soll zu einem Urlaubsziel für Touristen entwickelt werden, die während Aschenbecher für den Jutebeutel statt Strand Plastiktüte ihres Urlaubs auch aktiv mitwirken wollen, um die Vermüllung der Meere einzudämmen. Die Kurverwaltung unterstützt dieses Vorhaben, das ab 2017 in die Tat umgesetzt wurde. Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels wurden bisher nur in geringem Umfang durchgeführt:

 Östlich von Neuharlingersiel wurde der Deich über eine ca. 1.150 m lange Strecke um durchschnittlich 135 cm erhöht. Nach Angaben des NLWKN und der Forschungsstelle Küs- te war die Erhöhung nicht nur nach der Hochwasser-Sturmflut 2009 dringend erforderlich, sondern auch im Zusammenhang mit dem Anstieg des Meeresspiegels als Folge des Kli- mawandels.

 Die Sielacht Wittmund plante und errichtete 2014/2015 als weiteren Baustein für den Hochwasserschutz einen Flutpolder und ein Regenrückhaltebecken in Harlesiel.

 Die Stadt Esens untersuchte das Kanalsystem mit Blick auf die Dimensionierung der Re- genwasserkanäle in Bensersiel.

 Für Neuharlingersiel wurde aktuell ein Generalentwässerungsplan erstellt.

Im Rahmen einer Arbeitskreissitzung sowie in der Trägerkonferenz berichtete Herr Edzards als Geschäftsführer der Deichacht Esens-Harlingerland von geplanten Maßnahmen zum Küsten- schutz in der Region, wie zum Beispiel in Bensersiel. Er verwies bei der Gelegenheit auch auf das nicht minder wichtige Thema der Binnenentwässerung.

3.8.5 Wesentliche Aussagen des Arbeitskreises und Handlungsansätze Neben den bereits oben genannten umgesetzten Maßnahmen haben die Arbeitskreismitglieder die Elektromobilität als wichtiges Themenfeld im Rahmen des regionalen Klimaschutzes be- nannt. Diesbezüglich wurden Ladestationen für Elektroautos eingerichtet, die der wachsenden Nachfrage aber nicht mehr gerecht werden und daher eine zahlenmäßige Aufstockung in der Dorfregion erforderlich ist. Die bestehenden Ladestationen werden mit Ökostrom aus der Re- gion gespeist. Auch wurden die Aspekte Regionalität und Saisonalität als ausbaubare Potenziale in der Re- gion genannt. Insbesondere die regionalen Fleischprodukte könnten in der regionalen Küche stärker vermarktet und verwendet werden. Ebenso könnten die in der Nordsee gefangenen Krabben zusätzlich lokal vermarktet werden. So könnte der Endverbraucher die Krabben selber puhlen, nachdem er sie zuvor am Hafen oder in ansässigen Geschäften gekauft hat.

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Dorfentwicklungsplanung für die Dorfregion "SIELHAFENORTE IM LANDKREIS WITTMUND"

Grundsätzlich wurde angemerkt, dass Umwelt- und Klimaschutz sowie Klimaanpassung alltäg- liche Themen für die Bürger und Akteure in der Region sind. Dies wird durch bereits initiierte Projekte (s. Kapitel 3.8.4) deutlich; sie müssen aber auch verstetigt werden. Hierzu sollte ein regelmäßiges Treffen des Arbeitskreises stattfinden, um aktuelle Fragestellungen und Ideen in Bezug auf Umwelt- und Klimaschutz sowie Klimaanpassung zu diskutieren und umzusetzen. Schließlich wurde der Aspekt Umweltbildung benannt, der u. a. durch Programme des Siel- hafenmuseums aufgegriffen wird und insbesondere Kinder und Jugendliche für dieses Themen sensibilisieren soll. Auch hier sollten aus Sicht der Arbeitskreismitglieder weitere Maßnahmen folgen, die nicht nur auf Kinder und Jugendliche abzielen, sondern auch alle anderen Alters- gruppen anspricht. Das Thema Küstenschutz wurde im Arbeitskreis immer wieder diskutiert, insbesondere weil in der gesamten Region, aktuell in Bensersiel, Küstenschutzmaßnahmen anstehen. Diese für die Region so wichtigen Maßnahmen haben vielfach Auswirkungen auf die baulichen Strukturen der Ortschaften und die Nutzungsmöglichkeiten entlang der Küste, die es zu berücksichtigen gilt.

3.9 Naturschutz und Kulturlandschaft Die Region Sielhafenorte ist dem Naturraum "Niedersächsische Nordseeküste und Seemar- schen" zuzuordnen. Der Naturraum und auch das Landschaftsbild werden bestimmt von den vorhandenen geologischen und geografischen Faktoren, wie zum Beispiel dem Klima, dem Re- lief, dem Boden, dem Wasserhaushalt etc. Die Kulturlandschaft wird von der Landschaftseinheit "Marsch" eingenommen und ist von den typischen weiten Grünlandflächen auf den älteren Marschböden geprägt, die überwiegend für die Rinderhaltung genutzt werden. Von Westen nach Osten ist die Landschaft durch das Ben- ser Tief, das Neuharlinger Sieltief und die Harle gegliedert. Die Landschaft ist von einer Vielzahl an Entwässerungsgräben mit ihren typischen Röhricht- säumen durchzogen, die auf den fruchtbaren Böden der jungen Marschen (deichnahe Zone) auch eine ackerbauliche Bewirtschaftung der Flächen ermöglichen. Das Landschaftsbild wird daher von einem charakteristischen Mosaik aus Grünland- und Ackerflächen mit einem Netz aus mit Röhricht bewachsenen Entwässerungssystemen, naturnahen Stillgewässern und relativ geringem Gehölzaufwuchs bestimmt. Neben der Landwirtschaft ist der Tourismus, insbesondere mit den Fähranlegerhäfen zu den vorgelagerten Nordseeinseln, der wichtigste wirtschaftliche und kulturelle Faktor der Region.

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3.9.1 Schutzgebiete

Die Dorfregion hat eine herausragende, inter- nationale Bedeutung für den Vogelschutz, da hier viele Zugvogelarten im Herbst und Früh- jahr mehrere Wochen rasten. Die weiten Grün- landflächen sind zudem Lebensraum und Brut- stätte für viele in Deutschland seltene und ge- fährdete Arten. Die Intensivierung der Landwirtschaft, der Grünlandumbruch, die Windenergienutzung, Entwässerungen, touristische Nutzungen etc. Abbildung A 17 im Anhang zählen zu den potenziellen Gefährdungen der Schutzgebiete.

 Nationalpark und Biosphärenreservat "Niedersächsisches Wattenmeer"42 Das "Niedersächsische Wattenmeer" trägt seit 1986 den Status als Nationalpark (NLP NDS 00001) und hat somit den höchsten nationalen Schutzstatus. Mit 345.000 ha ist es der zweit- größte Nationalpark Deutschlands. Durch die komplexen geologischen und ökologischen Pro- zesse und die besondere Artenvielfalt unterscheidet sich das Nationalparkgebiet wesentlich von anderen Schutzgebieten. Als Ziel soll im Nationalpark der Naturzustand der bestehenden Öko- systeme bewahrt und für die zukünftigen Generationen erhalten werden. Die Nationalparkgebie- te stehen weiterhin für Forschungs- und Erholungszwecke zur Verfügung, sofern die Nutzungen mit den ökologischen und kulturellen Zielen des Nationalparks vereinbar sind. Nicht nachhaltige Nutzungen oder Tätigkeiten, die dem Gebiet schaden, werden unterbunden. 1993 wurde das "Niedersächsische Wattenmeer" aufgrund seiner weltweit einzigartigen natürli- chen und kulturellen Ausprägung zusätzlich als UNESCO-Biosphärenreservat aufgenommen. Ebenso wie der Nationalpark sollen die bestehenden Ökosysteme, die Arten und Biodiversität geschützt werden. Es soll als Modellregion für nachhaltige Entwicklung dienen und eine Sensi- bilisierung und Stärkung des Zusammenlebens zwischen Mensch und Natur herbeiführen. Da- bei soll nach sozio-kulturellen und ökologischen Methoden eine Förderung der wirtschaftlichen Stärken erzielt werden.

 EU-Vogelschutzgebiete und FFH-Gebiete43 Das niedersächsische Wattenmeer ist europarechtlich als FFH-Gebiet und EU-Vogelschutz- gebiet geschützt. Das FFH-Gebiet 001 "Niedersächsisches Wattenmeer" (2306-301) schützt den Küstenbereich der Nordsee mit seinen Salzwiesen, Wattflächen, Sandbänken, flachen Meeresbuchten und

42 vgl. Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer: http://www.nationalpark-wattenmeer.de/nds/ nationalpark; Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz: https://www.nlwkn.niedersachsen.de/naturschutz/schutzgebiete/statistischer_ueberblick/nationalparke/national parke-in-niedersachsen-122074.html 43 vgl. Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz: http://www.nlwkn.niedersachsen.de/ naturschutz/natura_2000/downloads_zu_natura_2000/downloads-zu-natura-2000-46104.html#volstDat-VS

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Düneninseln. Dazu werden ebenso die Wasserflächen der offenen See bis zu einer Wassertiefe von zehn bis zwölf Metern innerhalb der Zwölf-Seemeilen-Zone gezählt. Durch den Schutz der besonderen Lebensräume werden zum Beispiel die Arten Kegelrobbe (Halichoerus grypus), Schweinswal (Phocoena phocoena), Schmale Windelschnecke (Vertigo angustior) und das Sumpf-Glanzkraut (Liparis loeselii) geschützt. Das EU-Vogelschutzgebiet V01 "Niedersächsisches Wattenmeer und angrenzendes Küsten- meer" (DE 2210-401) überschneidet sich größtenteils mit dem gleichnamigen Nationalpark und dem FFH-Gebiet. Das Gebiet ist von internationaler Bedeutung für Brut- und Rastvögel der Wat- und Wasservogelarten. Die wertgebenden Brutvogelarten sind u. a. Säbelschnäbler (Recurvirostra avosetta), Sandregenpfeifer (Charadrius hiaticula) und Rotschenkel (Tringa tota- nus). Das EU-Vogelschutzgebiet V63 "Ostfriesische Seemarschen zwischen Norden und Esens" (DE 2309-431) schützt das binnendeichs gelegene, offene Marschenland mit seinen intensiv genutz- ten Acker- und Grünlandflächen sowie die von Schilf gesäumten Gräben. Diese Strukturen ha- ben eine hohe Bedeutung für Röhricht-Vogelarten, zum Beispiel den Schilfrohrsänger (Acroce- phalus schoenobaenus) und den Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus), und bilden ein wichtiges Brut- und Nahrungshabitat der Wiesenweihe (Circus pygagus). Durch die besonderen Funktionen als Nahrungshabitat für Gastvogelarten oder Hochwasserrastplatz bestehen zwi- schen dem Vogelschutzgebiet und dem Nationalpark Wattenmeer wichtige ökologische Wech- selbeziehungen.

 Landschaftsschutzgebiete44 Das Landschaftsschutzgebiet "Ostfriesische Seemarschen zwischen Norden und Esens" (LSG WTM 00025) umfasst das gleiche Gebiet wie das gleichnamige oben genannte EU-Vogel- schutzgebiet. Es dient der gesetzlichen Sicherung nach nationalem Recht und beinhaltet die gleichen Schutzziele wie das EU-Vogelschutzgebiet, insbesondere für die das Vogelschutzge- biet wertbestimmenden Arten Weißsterniges Blaukehlchen (Luscinia svecica) und Schilfrohr- sänger (Acrocephalus schoenobaenus) als Brutvogel sowie (Numenius arquata) Großer Brach- vogel als Gastvogel.

3.9.2 Weltnaturerbe Wattenmeer45 Im Juni 2009 wurden das deutsche und niederländische Wattenmeer in die Liste der UNESCO (Organisation der Vereinigten Nationen für Bildung Wissenschaft, Kultur und Kommunikation) als Weltnaturerbe aufgenommen. Das dänische Wattenmeer wurde 2014 in der Liste zusätzlich ergänzt. Somit erstreckt sich das Weltnaturerbe Wattenmeer über eine Fläche von rund 11.500 km² mit einer Länge von rund 500 km entlang der Nordseeküste der Niederlande, Deutschlands und Dänemarks.

44 vgl. Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz: https://www.nlwkn.niedersachsen.de/ startseite/naturschutz/natura_2000/schutzgebiete_zur_umsetzung_von_natura_2000/landschaftsschutz gebiet-ostfriesische-seemarsch-benseriel-151169.html 45 vgl. Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer: http://www.nationalpark-wattenmeer.de/sh/ weltnaturerbe

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Das Wattenmeer weist eine herausragende Bedeutung in Bezug auf geologische und ökologi- sche Prozesse auf und trägt in besonderem Maß zur Erhaltung der biologischen Vielfalt bei. Diesen drei angemeldeten Kriterien wurde in ihrer wichtigen internationalen Bedeutung und mit der Aufnahme des Wattenmeeres als weltweit einmalige Naturlandschaft als Weltnaturerbe Rechnung getragen. Obwohl das Wattenmeer gemäß geologischer Betrachtung mit einem Alter von rund 10.000 Jahren als eine sehr junge Landschaft bezeichnet werden kann, sind die geo- logischen Prozesse, getrieben von wichtigen Faktoren wie Wind und Gezeiten auf zum Teil spektakuläre Art und Weise, kaum an anderen Orten der Welt zu finden. Diese spektakulären bzw. extremen und ständig wechselnden Prozesse spiegeln sich in einer einzigartigen Land- schaft mit zahlreichen und teilweise seltenen Tier- und Pflanzenarten wider.

3.9.3 Wesentliche Aussagen des Arbeitskreises und Handlungsansätze Der Naturhaushalt und die einzigartige Kulturlandschaft bilden die Lebensgrundlage für die lo- kale Bevölkerung in der Region. Sie werden geschützt und wertgeschätzt und Nutzungen u. a. durch Landwirtschaft, Tourismus, Siedlungsentwicklung, Infrastrukturprojekte o. Ä. finden wei- testgehend im Einklang mit dem Naturraum statt. Bereits jetzt wird das Weltnaturerbe "Niedersächsisches Wattenmeer" geschützt, wertgeschätzt und als Sehenswürdigkeit vermarktet. Auch das Erleben der Kulturlandschaft ist durch beste- hende Umweltbildungsangebote, durch eine Vielzahl an Rad- und Wanderwegen sowie durch ein Wasserwegenetz für nicht motorisierte Wassersportler schon heute möglich. Zur Verbesserung der Ausgangslage wurden im Arbeitskreis zahlreiche Ideen und Projekt- ansätze vorgeschlagen und diskutiert. Zum Beispiel sollten die Dauergrünlandnutzung in der Landwirtschaft erhalten und gestärkt, die Gewässer naturnah gestaltet, wertvolle Baumbestän- de und Altgehölze, insbesondere Hecken und Alleen, erhalten und gepflegt werden. Eine Über- sicht hierzu zeigt der Projektsteckbrief Nr. 36 "Naturerlebnis Sielhafenorte". Ein besonderes Thema ist die Stärkung des Naturerlebnisses. Hierzu wurde vorgeschlagen, einen Gemeinschaftsobstgarten anzulegen, Vogelbeobachtungsstellen und Lehrpfade (zum Beispiel Naturraum Marsch in Bensersiel) einzurichten und die Juniorranger des Nationalparks bei der Umsetzung verschiedener Projekte einzubinden. Die Ausbildung weiterer Wattführer und die Erweiterung der Wattwander-Angebote sind erforderlich, um diesen Naturraum zu Fuß erlebbar zu machen.

3.10 Landwirtschaft 3.10.1 Bedeutung der Landwirtschaft Die Landwirtschaft hat einen ganz besonderen Stellenwert in der Dorfregion Sielhafenorte. Ob- gleich sich die Landwirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten wesentlich verändert hat, über- nimmt sie nach wie vor vielfältige Funktionen und begründet damit ihre besondere Stellung in der Dorfregion und damit in der Dorfentwicklungsplanung:

 soziale Funktion,  ökonomische Funktion,  ökologische Funktion,  Beitrag zur Erhaltung der typischen Dorfgestalt.

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Die Landwirtschaft bietet Arbeitsplätze auf den Höfen selbst, aber auch in vor- und nachgela- gerten Bereichen und verhindert somit das 'Verkümmern' der Region zu einer 'Schlafregion'/ Auspendlerregion. Die ökologische Funktion der Landwirtschaft liegt in der Pflege und der Erhaltung des agrari- schen Biotoppotenzials auf den genutzten Kulturflächen, der Erhaltung der Nist- und Bruthabita- te auf den Hofstellen und der Sicherung langfristiger Nutzungsmöglichkeiten von Boden, Ober- flächen- und Grundwasser. Das typisch ländliche Erscheinungsbild/Landschaftsbild der Dorfregion selbst, aber auch der Naturschutz stehen in engem Zusammenhang mit der Erhaltung der Landwirtschaft. Die land- wirtschaftlichen Gebäude und die durch die Höfe geprägte Kulturlandschaft machen den Reiz vieler Dörfer aus und sorgen für den Wohn- und Erholungswert. Diese Landschaft unterstützt die Identifikation der Bevölkerung mit ihrem Wohnort. Der Strukturwandel in der Landwirtschaft hat die Betriebe an sich, aber auch die Ortschaften stark verändert. Mit der Industrialisierung beginnend, ergaben sich die tiefgreifendsten Verände- rungen in den 1950-er und 1960-er Jahren. Bis dahin war der ländliche Raum von der Landwirt- schaft als vorrangige Erwerbsbasis geprägt. Durch Technisierung, Rationalisierung, Intensivie- rung, Ertragssteigerungen etc. waren kleine Betriebe später oftmals jedoch nicht mehr konkur- renzfähig und in der Lage, ein ausreichendes Einkommen für die ganze Familie zu erwirtschaf- ten und gaben die Landwirtschaft auf bzw. wirtschafteten nur noch im Neben- oder Zuerwerb. Hinzu kam, dass sich vermehrt außerlandwirtschaftliche Einkommensmöglichkeiten ergaben, die vor allem für die junge Dorfbevölkerung attraktiv waren. So verließ sie häufig das Dorf, in der Folge überalterten viele Dörfer, weil Nachwuchs fehlte. Charakteristische Merkmale des Strukturwandels sind

 die Abnahme der Zahl der landwirtschaftliche Betriebe,  die Zunahme der durchschnittlich genutzten landwirtschaftlichen Fläche und/oder die Zu- nahme der durchschnittlich gehaltenen Tiere.

Im thematischen Arbeitskreis 'Wirtschaft und Tourismus' wurde das Thema Landwirtschaft ge- meinsam mit dem Arbeitskreismitglied und Experten Manfred Tannen diskutiert. Herr Tannen ist seit Januar 2018 Präsident des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Ostfriesland e. V. Neben einem Input zur Entwicklung der Landwirtschaft in der Dorfregion und den aktuellen Themen und Herausforderungen wurden Fragen der Arbeitskreismitglieder beantwortet und erörtert so- wie Projektideen diskutiert. So wurde beispielweise darüber berichtet, dass es bereits erfolgrei- che erste Projektkooperationen zwischen Landwirtschaft und Tourismus/Kurvereinen gebe, die ausgeweitet werden sollen. In einem gesonderten Termin mit Herrn Tannen sowie Heinz-Hermann Hertz-Kleptow, dem Ge- schäftsführer des Kreisverbandes Wittmund des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Ostfries- land e.V., wurde nochmals das Themenfeld Landwirtschaft behandelt und eine Bestandsauf- nahme durchgeführt, deren Inhalte im Folgenden dargestellt werden. An der Trägerkonferenz nahm zudem Hinrich Dirks, Leiter der Fachgruppe Ländliche Entwick- lung, Bezirksstelle Ostfriesland der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, teil und gab Hin- weise zum Thema.

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3.10.2 Die Landwirtschaft in der Dorfregion "Sielhafenorte im Landkreis Wittmund"

In der Dorfregion wirtschaften 64 landwirt- schaftliche Betriebe im Haupterwerb und 19 im Nebenerwerb.46 Die Landnutzung in der Dorfregion verteilt sich nach Aussage der Experten auf gut 60 % Ackerland und 40 % Weidenutzung (Milchkuh- haltung). Die Bereiche Carolinensiel und Werdum können beste Böden vorweisen und werden insbesondere für den Ackerbau ge- nutzt. Die Flächen der alten Marsch sind nur bedingt ackerfähig, weisen jedoch gute Vor- aussetzungen für Dauergrünland (Milchkuhhal- Abbildung A 18 im Anhang tung) auf. Veränderung der Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe Flächen von aufgegebenen Betrieben – in der und der Betriebsfläche zwischen 2001 und 2016 im Landkreis Wittmund Dorfregion sind dies 19 Betriebe– werden in 1.400 1.257 1.142 1.200 der Regel von anderen Betrieben übernom- 1.022 962 1.000 780 men. So ist erklärlich, dass zwischen 2001 und 800 657 2016 die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe 600 400 sank, während sich gleichzeitig die h- durc200 37 39 43 45 55 64 0 schnittliche Betriebsfläche je Betrieb erhöhte. 2001 2003 2005 2007 2010 2016

Landwrtschaftliche Betriebe (abs.) Durchschnittliche Betriebsfläche (ha)

Quelle: Landkreis Wittmund, Ostfriesland 2017: Daten | Fakten | Informationen, S. 4

Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe und ihre Zahl der Betriebe und bewirtschaftete Fläche bewirtschaftete Fläche nach Ortschaften in der Dorfregion 2016

80 70 58 14 60 bis 20 ha 38 50 76 20 bis 50 ha 40 32 50 bis 100 ha 20 13 8 10 11 100 bis 200 ha 2 3 3 4 2 3 3 5 4 3 0 0 über 200 ha 0 bis 20 ha 20 bis 50 ha 50 bis 100 ha 100 bis 200 ha über 200 ha 41 91 Stadt Esens Gemeinde Neuharlingersiel Gemeinde Werdum Stadt Wittmund

Quelle: LSN, Agrarstrukturerhebung 2016; eigene Darstellung47

Darüber hinaus ist der Anteil der Höfe, die sich weitere Standbeine zugelegt haben, nicht uner- heblich. Bedingt bzw. unterstützt wird dies durch die touristisch günstige Lage der Dorfregion unmittelbar an der Küste. Neben einzelnen Hofläden und vier Direktvermarktern gibt es eine

46 Aus Datenschutzgründen werden die Informationen zu den einzelnen Höfen, die im Rahmen der Bestands- aufnahme ermittelt wurden, nicht im Detail dargestellt. 47 Die Agrarstrukturerhebung 2016 des LSN beinhaltet keine Daten auf Ortsteilebene, so dass in den Angaben für die Stadt Esens der Ortsteil Bensersiel und für die Stadt Wittmund der Ortsteil Carolinensiel/Harlesiel ein- geschlossen sind.

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Vielzahl an Ferienunterkünften, die von landwirtschaftlichen Betrieben bzw. ehemals landwirt- schaftlichen Betrieben angeboten werden. Mehr als 50 % aller aktiven Höfe bieten Ferienwoh- nungen an. Im Rahmen des Dorfentwicklungsprozesses wurde benannt, dass eine Zunahme der ökologisch wirtschaftenden Betriebe wünschenswert sei. Wichtig für die Zukunft der landwirtschaftlichen Strukturen ist auch die Frage nach der Hofnach- folge, sprich ob der Betrieb weitergeführt wird oder die Flächen und gegebenenfalls Gebäude von anderen Höfen übernommen werden. Nach Aussage der Experten gibt es lediglich bei rund 30 % der aktiven Höfe eine gesicherte Hofnachfolge. Die Nachfrage nach landwirtschaftlicher Fläche ist groß, jedoch stellt sich in diesem Zusam- menhang oftmals das Problem, dass nicht mehr benötigte Bausubstanz leerfällt und im Laufe der Zeit zu verfallen droht. Dies schadet dem Ortsbild und ist insbesondere bei alter und orts- bildprägender Bausubstanz ein Problem, dem es zu begegnen gilt. Man muss jedoch erwäh- nen, dass die Problematik von beispielsweise leerstehenden Gulfhöfen in dieser bevorzugten Touristenregion bisher eher weniger auftritt, da es eine große Nachfrage, insbesondere von auswärtigen zahlungsfähigen Interessenten, gibt. Dennoch wird sich durch den fortschreitenden Strukturwandel der Bedarf an (finanzieller) Unterstützung zur Erhaltung der prägenden und kos- tenintensiven Bausubstanz erhöhen und entsprechende Rahmenbedingungen/Hilfestellungen vorgehalten werden müssen. Ein weiterer Punkt im Zusammenhang mit der Landwirtschaft ist das Thema Flächendruck. Un- terschiedliche Ansprüche an die Fläche (Landwirtschaft, Wohnen, Gewerbe, Naturschutz etc.) lassen die Preise steigen und sind insbesondere für kleinere Betriebe relevant. Das Statistische Landesamt beziffert die aktuelle landwirt- schaftliche Flächennutzung wie folgt und bezieht sich dabei auf die Gebietsabgrenzungen der Samtgemeinde Esens und der Stadt Wittmund: Von der insgesamt für die landwirtschaftliche Nutzung zur Ver- fügung stehenden Fläche von 19.350 ha dienen 9.230 ha (47,7

%) als Ackerland und 10.118 ha (52,3 %) als Dauergrünland. Auf den Ackerflächen werden hauptsächlich Weizen einschließlich Dinkel und Einkorn sowie Gerste angebaut. Bei den Pflanzen zur Grünernte dominiert Grün- bzw. Silomais.

 Nutztierhaltung Von den im Landkreis Wittmund bestehenden 661 landwirtschaftlichen Betrieben halten 586 Betriebe Nutztiere. Dabei überwiegt die Rinderhaltung mit 76.375 Tieren, darunter 32.416 Milchkühe. Mit 41.247 Tieren sind die Schweine vertreten, einschließlich 3.056 Zuchtsauen. Die Schafe schlagen mit 3.086 Tieren zu Buche.48 Für den Deichschutz unentbehrlich sind die Schafe. Im Bereich der Deichacht Esens-Harlin- gerland gibt es zwei Deichschäfereien, die insgesamt 1.700 Schafe halten. Von März bis De- zember weiden die Schafe auf den Deichen und aktivieren den Bewurzelungstrieb der Grasnar- be durch Verbiss; durch den Trippelgang der Schafe wird gleichzeitig der Oberboden verdichtet.

48 vgl. Informationsschrift des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Ostfriesland e.V., S. 17, Angaben für 2016

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Die Beweidung der Deiche durch Schafe gilt als die wirtschaftlichste Form der Deichunterhal- tung. Den größten Anteil an der Nutztierhaltung hat in den Gemein- den Neuharlingersiel und Werdum ebenfalls die Rinderhaltung einschließlich der Milchkuhhaltung. So wird für die Gemeinde Neuharlingersiel die Gesamtzahl der Rinder mit 2.901, darun- ter die Zahl der Kühe mit 1.405 angegeben, für die Gemeinde Werdum mit 1.572, wovon 814 Tiere Kühe sind. Für beide Kommunen wird in der Agrarstrukturerhebung nicht nach Milch- und anderen Kühen unterschieden. Für die Stadt Esens wird zwar die Gesamtzahl der Rinder nicht genannt, jedoch sind 513 Milch- kühe gelistet, für die Stadt Wittmund 11.027 Milchkühe von insgesamt 26.816 Rindern. In der Stadt Wittmund werden 12.728 Schweinen, 606 Schafen und 13 Ziegen gehalten. Für die übrigen Kommunen sind keine vergleichbaren Zahlen verfügbar. Einhufer – dazu zählen Pferde, Esel etc. – sind in allen Kommunen vorhanden: 66 in der Stadt Esens, 63 in der Gemeinde Neuharlingersiel, 21 in der Gemeinde Werdum und 145 in der Stadt Wittmund. Die Geflügelhaltung spielt in der Dorfregion so gut wie keine Rolle.

3.10.3 Besonderheiten Höfe in der Dorfregion vermarkten ihre Produkte direkt: so der Gulfhof Hoge Warf in Werdum, der nicht nur ein Restaurant ist, sondern darüber hinaus Marmeladen und Feinkost vertreibt. Der vom Ackerbau geprägte Hof Hörn van Diek in Carolinensiel unterhält neben der Landwirt- schaft auch einen Ferienhof und verkauft in seinem Hofladen regionale und saisonale Produkte vom Feld, aus dem Bauerngarten und der Hofküche sowie Besonderheiten wie Deichlamm- und Wildfleisch. Der Hof erzeugt seinen Strom mit zwei Windenergie- und Photovoltaikanlagen; die Heizung sowie die Warmwasserversorgung werden durch Wärmerückgewinnung und Solar- thermie unterstützt. Der Harlinger Hubertushof in Altharlingersiel vermarktet in seinem Hofladen Kartoffeln, Erdbee- ren, Gemüse, Eier, selbstgemachte Marmeladen und Gelees, hausgemachte Wurst- und Schin- kenwaren, echten Imkerhonig, Fruchtliköre, Säfte, saisonal auch Kuh- und Ziegenkäse sowie Butter. Darüber hinaus gibt es weitere spezielle Angebote/Nutzungen wie zum Beispiel vom Reit- und Ferienhof Maack, der unter anderem Kuren für Pferde und Wellness für die Besitzer anbietet.

3.10.4 Wesentliche Aussagen des Arbeitskreises und Handlungsansätze Öffentlichkeitsarbeit ist ein wichtiges Aufgabenfeld der Landwirtschaft. Durch die anfangs be- nannten Auswirkungen des landwirtschaftlichen Strukturwandels, wie die Intensivierung, ist die Landwirtschaft heute nicht mehr so erlebbar wie noch vor beispielsweise 20 Jahren. Die Debat- ten über intensive Tierhaltung und Bewirtschaftungsmethoden lassen die Landwirtschaft zudem per se häufig in einem negativen Licht dastehen. Hier möchten die Landwirte durch vermehrte

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Information ansetzen. Die Landwirtschaft als "Pflegerin" der Kulturlandschaft und Nahrungsmit- tellieferantin soll erlebbar gemacht werden. Ein erfolgreiches erstes Projekt wurde in Zusam- menarbeit mit dem Kurverein Neuharlingersiel ins Leben gerufen. "Mit dem Fahrrad zu Kartoffel und Kuh" beinhaltet die geführte Fahrradtour zu zwei ausgewählten Bauernhöfen in der Region und die Möglichkeit zu direktem Kontakt mit den Tieren und eine Diskussion über die heutige Landwirtschaft und ihre Herausforderungen, regionale Produkte oder die Vermarktung. Neben der Idee, die Ernte der Kleikartoffel zu vermarkten, wurde auch diskutiert, einen land- wirtschaftlichen Betrieb als eine Art Schulungsbauernhof auszustatten. Hier könnte generatio- nenübergreifend die Landwirtschaft in ihren vielen Facetten erfahrbar gemacht und gleichzeitig ein Ort für Fortbildungen und Netzwerken zum Thema geschaffen werden. Die Vernetzung, insbesondere der Junglandwirte, ist ein weiteres wichtiges Thema, auch hin- sichtlich künftiger Fachkräfte. Durch den Rückgang der Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in den Ortschaften, aber auch durch die allgemeinen Veränderungen im sozialen Gefüge der Dör- fer, ist ein direkter und wichtiger inhaltlicher Austausch nicht mehr in der Form möglich wie noch in der Vergangenheit. In der Vermarktung regionaler Produkte wird im Arbeitskreis ein großes Potenzial gesehen. Ins- besondere die örtliche Gastronomie ist nach Aussage der Arbeitskreismitglieder noch nicht da- rauf eingestellt, diese Vermarktung entsprechend zu nutzen und damit eine wesentliche Markt- lücke zu schließen. Immer wieder kommt es zu Reibungspunkten zwischen der Landwirtschaft und anderen Nut- zungen, wie zum Beispiel der Wohnnutzung oder dem Tourismus. Während der Erntezeit sind es verschmutzte Straßen, Geruchsbelästigungen durch das 'Mist-und-Gülle-Fahren' und das Thema Gülle (Stichwort Gülle-Konzept) an sich, das Nichtlandwirte beanstanden. Auch hier gilt es, ins Gespräch zu kommen, Aufklärungsarbeit zu leisten und Verständnis bzw. Kompromisse zu schaffen. Ein ebenso wichtiger Punkt, der auch für die Landwirtschaft von elementarer Bedeutung ist, ist das Thema Breitbandausbau/Digitalisierung. Kaum ein Betrieb kann heute noch ohne eine ent- sprechende Ausstattung existieren. Auch die Möglichkeiten einer Diversifizierung hängen hier- mit unmittelbar zusammen. Die Bemühungen um eine leistungsfähige Breitbandversorgung haben daher größte Priorität.

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4. ERGEBNISSE, ANALYSEN, LEITBILD UND LEITZIELE

4.1 Übergeordnetes Leitbild, gewählte Schwerpunkte und Handlungsfelder

Die Inhalte zum übergeordneten Leitbild der Dorfregion Sielhafenorte wurden im Laufe des ge- samten Prozesses zusammengetragen und formuliert. Das Leitbild bildet die Grundlage einer langfristig und nachhaltig ausgerichteten Zusammenarbeit in den Sielhafenorten. Natürlich gab es bereits in der Vergangenheit Abstimmungen und Zusammenarbeit zwischen den Partner- kommunen, Institutionen, Vereinen und Menschen der Region, der Wille zu einer noch konse- quenteren und intensiveren interkommunalen Zusammenarbeit ist nun jedoch noch deutlicher ablesbar. Beispiele hierfür sind neben der ersten gemeinsamen Ratsveranstaltung im Novem- ber 2017 auch der Wille zur Gründung einer gemeinsamen touristischen Gesellschaft.

Übergeordnetes Leitbild der Dorfregion Sielhafenorte

Die Dorfregion Sielhafenorte denkt und handelt gemeinsam. Wir leben in unserer Heimat am Weltnaturerbe Wattenmeer und wir sind gemeinsam dafür verantwortlich, unsere Dorfregion lebens- und liebens- wert zu gestalten. Unsere Dorfgemeinschaften und unser Zusammenhalt sind unsere Stärken. Wir sind weltoffen, tolerant und gehen respektvoll mit- einander um. Wir haben unsere eigene Identität und Geschichte! Wir arbeiten dafür, dass unsere einzigartigen ländlichen Strukturen, Natur und Umwelt, Traditionen und Kultur erhalten und geschützt werden. Gleichzeitig kann und soll eine behutsame und nachhaltige Modernisierung und Weiterentwicklung statt- finden.

4.2 Handlungsfelder Die bearbeiteten Handlungsfelder ergaben sich zum einen aus den Pflichtthemen der Dorfent- wicklung, zum anderen wurden darüber hinaus alle weiteren, für die Sielhafenorte relevanten und wichtigen Themen aufgenommen. Um die Arbeit mit rund 60 für den Arbeitskreis effizient gestalten zu können, wurden drei thema- tische Arbeitskreise gebildet, die bei den jeweiligen Treffen parallel arbeiteten:

 Arbeitskreis 1: Soziales und Gesellschaftliches (Dorfleben),  Arbeitskreis 2: Ortsentwicklung und Ortsgestaltung,  Arbeitskreis 3: Wirtschaft und Tourismus.

Einige Themen, wie die Mobilität, Umwelt- und Klimaschutz oder der demografische Wandel sind übergreifende Themen und wurden in mehreren Arbeitskreisen behandelt. Im Anschluss wurden die Entwicklungsziele je nach Schwerpunkt einem der Handlungsfelder zugeordnet. Insgesamt ergeben sich 17 Handlungsfelder, zu denen im Folgenden Stärken, Schwächen und Zielsetzungen für die Sielhafenorte dargestellt werden.

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Tabelle 9: Übersicht über alle behandelten Themen

 Gewählte Schwerpunkte In den thematischen Arbeitskreisen wurden bezüglich der zu bearbeitenden Themen Prioritäten gebildet, die verdeutlichen, welche Themen den Arbeitskreismitgliedern besonders am Herzen liegen. Jedes Arbeitskreismitglied konnte in der dritten Arbeitskreissitzung in Carolinensiel ent- sprechend der Themen seines Arbeitskreises drei Punkte vergeben und damit die Wichtigkeit dokumentieren. Das Thema Mobilität, das in allen Arbeitskreisen behandelt wurde, spielte dabei eine wichtige Rolle. Gerade in den Sielhafenorten als Tourismusregion sind innovative und nachhaltige An- sätze wichtige Punkte. Zudem ist die Mobilität Grundvoraussetzung zur Erreichung der Einrich- tungen der Daseinsvorsorge. Im Arbeitskreis 'Soziales und Gesellschaftliches' wurde die grundlegenden Bedürfnissen wie der Versorgung (Nahversorgung und Gesundheitsversorgung, Bildung und Betreuung) und dem Wohnen insbesondere im Alter eine wichtige Bedeutung zugeordnet. Hohe Priorität wurde auch dem Themenfeld Vereinsleben/Ehrenamt/Freizeit gegeben. Im Arbeitskreis 'Ortsentwicklung und Ortsgestaltung' wurden unter anderem von dem Hinter- grund fehlenden Wohnraums die Themenblöcke Siedlungsentwicklung/Innenentwicklung und Wohnraum sowie Infrastruktur und Erschließung besonders hoch bepunktet. Als gleich wichtig wurden das Ortsbild und die Ortsgestaltung sowie die Themen Baukultur/Denkmalschutz/- bewertet, also die Themen, die insbesondere für das Gesicht und die Identität der Region ver-

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antwortlich sind. Freiflächen/Brachflächen und deren Nutzung wurde als weniger wichtig einge- stuft. Im Arbeitskreis 'Wirtschaft und Tourismus' wurden erwartungsgemäß die Themen Tourismus und Kultur-/Freizeitleben als am wichtigsten bewertet, gefolgt von den durch den Strukturwan- del beeinflussten Themen Landwirtschaft/Fischerei, Naturschutz und Kulturlandschaft. Diese beiden Inhalte schaffen die wichtige Grundlage, auf der Erholung und Tourismus maßgeblich basieren. Als für die Dorfentwicklungsplanung weniger relevant wurden hingegen die Themen Umweltschutz/Klimaschutz/Klimafolgenanpassung, Hafenwirtschaft und Wirtschaft eingestuft.

Abbildung 28: Bewertung der einzelnen Handlungsfelder

4.3 Stärken-Schwächen-Analyse Im Rahmen der Dorfentwicklungsplanung wurden erste Stärken und Schwächen bereits in der Vorbereitungs- und Informationsveranstaltung zu Beginn der Dorfentwicklungsplanung gesam- melt. Alle Arbeitskreismitglieder rotierten zwischen einzelnen Thementischen und benannten dabei zu allen Themen Stärken und Schwächen und formulierten Wünsche und erste Zielset- zungen für die künftige Entwicklung der Region. Ergänzt wurde diese Zusammenstellung durch Ergebnisse aus anderen Planungen, wie dem Regionalen Entwicklungskonzept für die Region Nordseemarschen aus dem Jahr 2015. In den Arbeitskreissitzungen wurden die Stärken, Schwächen und Zielsetzungen nochmals diskutiert, überprüft und bei Bedarf ergänzt und angepasst. Unter anderem wurden folgende – zum Teil übergeordnete – Planungen bei der Analyse be- rücksichtigt:

 Regionales Entwicklungskonzept für die Region Nordseemarschen,  Regionale Handlungsstrategie Weser Ems (RHS),  Tourismusleitbild Nordseebad Carolinensiel/Harlesiel,  Entwurf Masterplan Kutterhafenentwicklung Neuharlingersiel,  vorhandene Dorferneuerungsberichte und Rahmenplanungen.

Im Folgenden werden die jeweiligen Stärken und Schwächen der einzelnen Handlungsfelder dargelegt. Obwohl die oben benannten übergeordneten Planungen für die Stärken-Schwächen- Analyse ausgewertet wurden, ist anzumerken, dass es sich teilweise um die Einschätzung und das Empfinden der Arbeitskreismitglieder handelt und die Stärken und Schwächen nicht immer mit den Analysen aus Kapitel 3 übereinstimmen. Einige Stärken und Schwächen sind zudem

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sehr subjektiv, sollen an dieser Stelle zur Dokumentation des Prozesses dennoch aufgeführt werden.49

Demografischer Wandel/Bevölkerungsentwicklung

Leitbild: Die Sielhafenorte sind lebendige und attraktive Orte mit einer hohen Lebensquali- tät, in denen junge und alte Menschen gerne miteinander leben. Stärken Schwächen Bisher stabile Bevölkerungsentwicklung, im Erhebliche und wachsende Überalterungstendenz Durchschnitt besser als Samtgemeinde der Bevölkerung Esens und Stadt Wittmund Stagnation bzw. wahrscheinlich ein leichter Rück- gang der Bevölkerungszahlen In Teilräumen hoher Anteil an Nebenwohnsitzen und negative Bevölkerungsbilanz Infrastruktur und Gebäude sind zunehmend Geringer Anteil an Kindern und Jugendlichen, per- altersgerecht und barrierefrei umgebaut spektivisch weiter sinkend: Zunehmende Überalte- rung und Bevölkerung Sporthalle und neuer Kindergarten (W) als Hohe Bildungsabwanderung junger Menschen Standortfaktoren für Kinder/Jugendliche Fachkräftemangel verstärkt sich(!) Schlechte Bezahlung (Push-Faktor) Dörfliche Strukturen können Integration als Perspektive entwickeln

Daseinsvorsorge (Gesundheit, Nahversorgung etc.)

Leitbild: Die Daseinsvorsorge in der Dorfregion ist langfristig und ganzjährig gesichert. Alternative Angebote ergänzen das bestehende System. Stärken Schwächen Versorgung mit Gütern des täglichen Be- Zum Teil verbesserungswürdige Versorgung/Aus- darfs ist größtenteils gewährleistet, teilweise stattung (Grundversorgung ist noch nicht an die auch des längerfristigen Bedarfs gestiegenen Anforderungen durch den demografi- schen Wandel angepasst worden, v. a. in W)  Restaurants etc. fehlen (W) Derzeit gute medizinische Versorgung: min- Kaum Apotheken (nur eine ganzjährig und eine destens ein/e Allgemeinmediziner in jeder halbjährig geöffnete Apotheke) Gemeinde (B, C, N, W) Erweitertes medizinisches Angebot: Zahn- Bevorstehende Ruhestände ortsansässiger Ärzte arzt und Kurmittelpraxen (C, N) bei perspektivisch steigender Nachfrage ist medi- zinische Versorgung langfristig nicht gesichert Alternative Ärzte (Naturheilverfahren, Aku- Für viele Fachärzte (zum Beispiel Augenärzte, punktur, Sportmedizin, Rettungsmedizin) Hautärzte) müssen die Einwohner nach Esens innerhalb der Dorfregion oder Wittmund fahren

49 B = Bensersiel, C = Carolinensiel/Harlsiel, N = Neuharlingersiel, W = Werdum

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Räumliche Nähe zum Krankenhaus in der Stadt Wittmund Mangelhafte Breitbandversorgung und schlechtes Mobilfunknetz Lebenshaltungskosten relativ hoch Kontakt und Interaktion zwischen Menschen mit und ohne Handicap ist weggebrochen (Zugang  Begegnungsmöglichkeiten fehlen (zum Beispiel wie lange Zeit der Zugang zum Haustierpark) Infrastruktur im Sommer überfordert (in W weniger schlimm)

Mobilität

Leitbild: Die Dorfregion ist eine Modellregion für eine nachhaltige Mobilität. Ergänzende Systeme und Angebote kommen zum Einsatz, damit auch Menschen ohne eige- nen PKW mobil sind, dies gilt insbesondere für Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Stärken Schwächen Gute Anbindung an das Straßennetz und Teilweise schlechte, bzw. verbesserungswürdige dadurch größtenteils schnelle Erreichbarkeit ÖPNV-Anbindung (und Abstimmung), dadurch mit dem motorisierten Individualverkehr Notwendigkeit für Privat-Pkw Der Buslinienverkehr – und damit der gesamte ÖPNV – ist aufgrund der Ausrichtung auf den Schülerverkehr – v. a. abends, am Wochenende und während der Ferienzeiten – stark einge- schränkt:  Schülerbus nur zur 1. und 6. Stunde ÖPNV sehr teuer, kompliziertes Tarifsystem Bereits viele barrierefreie Bushaltestellen (insbesondere in W) Oftmals fehlende Barrierefreiheit: nicht auf allen Strecken kommen Niederflurbusse zum Einsatz, vorherige Anmeldung erforderlich Kleine Ortschaften sind teilweise nicht an den ÖPNV angebunden Verbesserungswürdige Anbindung an den über- regionalen Schienenverkehr Busverbindungen zwischen den Gemeinden fehlen Verbesserungswürdige ÖPNV-Verbindungen Rich- tung Norden/Norddeich Kaum alternative Mobilitätsangebote bzw. werden nicht angenommen Keine Verbindung zwischen W/Altharlingersiel/ Hartward Schlechte Verbindung zwischen C und Wittmund Unzureichende Verkehrssicherheit für Kinder und Rentner Fehlender Fahrradtransport/Fahrradanhänger-Bus

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Dorfentwicklungsplanung für die Dorfregion "SIELHAFENORTE IM LANDKREIS WITTMUND"

Barrierefreiheit der Wege ist gewährleistet Gehwege im Kurpark nicht barrierefrei (B) (N), Bordsteinsenkungen und Einrichtung von Behindertenparkplätzen (C) Nähe zu dem Mittelzentrum Wittmund und dem Grundzentrum Esens Anbindung an Hafeninfrastrukturen:  drei Fährhäfen mit Verbindungen zu den ostfriesischen Inseln  Nähe zu größeren Häfen (Emden und Wilhelmshaven)

Alternative Wohnformen

Leitbild: In der Dorfregion steht ein vielfältiges und bezahlbares Angebot unterschiedlicher Wohnformen für alle Altersgruppen und Lebenssituationen bereit. Stärken Schwächen Es gibt bereits viele barrierefreie Ferien- Keine Angebote für generationsübergreifendes wohnungen und -häuser Wohnen Es mangelt an bezahlbaren Wohnungen insbeson- dere für junge Menschen (Azubis, FSJ-ler, Bufdis, etc.) Wenig günstige Baugrundstücke für Einheimische

Bildung und Betreuung

Leitbild: Es bestehen bedarfsorientierte Bildungs- und Betreuungseinrichtungen. Stärken Schwächen Gute Altenheime und Pflegeangebote: Es stehen nicht ausreichend Pflegeeinrichtungen Seniorenwohnen und -pflege (C und N) zur Verfügung, insbesondere im Bereich der Kurz- zeitpflege Vorhandene Grundschulen in C und W Grundschulen sind einzügig und werden aufgrund sinkender Schülerzahlen mittelfristig gegebenen- falls Kombiklassen einrichten müssen Grundschulkinder können drei Nachmittage Ständiger Schulausfall (W) in der Woche betreut werden ( verlässli- che GS) An vielen Schulen fehlt technische Ausstattung wie White Boards etc. (in C weniger)  Kinder sind technikbegeistert, aber bekommen keinen Zugang Niedersächsisches Internatsgymnasium Esens (NIGE) ist gut ausgestattet  hohe Abiturquote Es gibt Kindertagesstätten in allen beteilig- Aufgrund geringerer Kinderzahlen und veränderter ten Gemeinden/Ortsteilen Nachfrage (steigende Versorgungsquote Krippen- plätze) ergibt sich Anpassungsbedarf in den vor- handenen KiTa-Einrichtungen

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Kita-Betreuung vormittags überall gewähr- Betreuungsangebote sind nachmittags für Vor- leistet schulkinder nicht ausreichend Zu wenig Ausbildung an Fachkräften Mutter-Kind-Treff (N) Zu wenig frühzeitige Bildung, um Fachkräfteman- gel entgegenzuwirken (Vorschule, Sprachförde- rung) Seit 2010 gibt es eine Beauftragte für Men- schen mit Handicap für den Landkreis Witt- mund Menschen mit Handicap werden gut geför- dert Außerschulische Bildungsangebote fehlen: Folge sind Bildungsabwanderung junger Menschen Jugendclubs in N und W (Jugendraum in W, Keine Jugendclubs in C und B aber Anbindung fehlt) Frühstücksbegegnung der Kirche in den Wintermonaten mit Vorträgen und Referaten (W) Johanneshaus Carolinum mit umfassenden Langfristig wird das bestehende Betreuungsange- flexiblen Betreuungsangebot für Senioren bot für Senioren nicht ausreichen

Vereinsleben/Ehrenamt/Soziales und Gesellschaftliches

Leitbild: Die Vereine/Ehrenämter sind gut miteinander vernetzt, Jung und Alt arbeiten Hand in Hand. Stärken Schwächen Starke lokale Identifikation/dörfliche Identität Abnahme lokaler Identifikation/Identität in B Zahlreiche Dorfgemeinschaften/-vereine Fehlender Nachbarschaftszusammenhalt (kaum soziale Wärme), für W nicht zutreffend Sehr hohes ehrenamtliches Engagement Jedoch Nachwuchsmangel im Ehrenamt insbesondere für Kulturzwecke Wertschätzung/Anerkennung des Ehrenamtes fehlt Viele kulturelle Veranstaltungen im Sommer Schützenfest in N und C als Treffpunkt für Treffpunkte fehlen (zum Beispiel Mehrzweckhalle Jung und Alt für Jung und Alt oder Sporthalle  N, W) Kirchliche Frühstücksbegegnung findet ge- Kein Mehrgenerationentreffpunkt außerhalb von meindeübergreifend statt, gute Vernetzung Vereinen und Kirche Wenig Jugendarbeit/Angebote (C, B), u. a. weil ein Treffpunkt fehlt Fast überall gibt es Dorfgemeinschaftshäu- Kein Dorfgemeinschaftshaus in N ser Keine Möglichkeit für anonyme, kostengünstige Bestattungen (Friedhof) Großes Angebot an Sportvereinen (W, N Kaum Zusammenarbeit der Vereine/Ehrenamt und C), insbesondere sind die Landfrauen- (Integration) verein stark vertreten

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Gute Terminkoordination für Veranstaltun- Schlechter Zustand des Tennisplatz in W, wird gen der unterschiedlichen Vereine in W (für kaum genutzt, wenn nur als Soccer Court Absprache zwischen den Gemeinden) Fehlende Hospizeinrichtungen

Infrastruktur und Erschließung

Leitbild: Die Sielhafenorte sind sehr gut erreichbar – auch überregional – und es bestehen gute Verbindungen zwischen den Ortschaften in der Region. Wir nutzen die Digi- talisierung optimal, um uns miteinander und mit der Welt zu vernetzen. Stärken Schwächen Gute Anbindung an Hafeninfrastrukturen Teilweise schlechte bzw. verbesserungswürdige ÖPNV-Infrastruktur Gute Anbindung an das Straßennetz (größ- Stellenweise veraltete Infrastruktur tenteils schnelle Erreichbarkeit mit dem mo- torisierten Individualverkehr) Unzureichende/ungünstige Verkehrsführung (Neu- ordnung gewünscht! (Altharlingersiel/Hartward, B) Touristische Infrastruktur ist sehr gut ausge- Fehlende Wanderwege baut Schwächen beim Fahrradverkehr (Sicherheit, Ver- netzung, Lückenschluss auf Wasserseite, Sieltiefe/ Kanäle, Ausbau der Wege) Fehlende Wanderwege Gutes Radwegnetz Lücken im Fahrradwegenetz Parkplätze in den Siedlungskernen (lieber außer- halb!) Gestaltung bestehender Parkplätze Mangelhafte Situation bei Stellplätzen (Standorte und Anzahl) (C, N, W) Parkplatzmangel, insbesondere innerorts und wäh- rend der Hauptsaison Friedrich-Schleuse mit Klappbrücke (C) Bundes-/Landesstraße mitten im Ort/keine Ver- kehrsberuhigung im Ort Entlastungsstraße (C) Verbesserungswürdige Straßengestaltung (über- greifend, außer W) Fertiggestellte Ortsdurchfahrt (N) Geschwindigkeitsbegrenzung in Ortskernen nicht ausreichend Hauptverkehrsstraßen in Ortskernen haben wenig Aufenthaltsqualität Unzureichender Ausbau der Straßen Viel Tourismusverkehr (C) Fehlende Inline-/Walking-/Joggingwege (C) Mangelhafte/s Straßensituation/-bild Kirchstraße (C)

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Bordsteinsenkungen und Einrichtung von Zu wenig Parkplätze (im Ortskern und ortsnah) (C) Behindertenparkplätzen (C) Keine Radwege im Ortskern (C) Keine ansprechende Trennung zwischen Fracht- und Personenverkehr (N) Zu viele Parkplätze im Ortskern (N) Zu wenig Parkplätze im Ortskern (W) Unterwegung Siel wird nicht angenommen (M: Rückbau/Verbesserung) (B) "Ortsumgehung" behindert Entwicklung  kein Umbau der Ortsdurchfahrt (B)

Baukultur/Denkmalschutz/Umnutzung

Leitbild: Unsere Ortskerne sind belebt und attraktiv für Einheimische und auch für Besu- cher. Daher ist die städtebauliche Entwicklung der Ortschaften/Ortsteile durch ein abgestimmtes Entwicklungskonzept mit entsprechender Funktionsteilung und Bauflächenentwicklung geregelt. Stärken Schwächen Historische Warfendörfer und Häfen für Fi- Ortsbildende historische Gebäude und Gulfhöfe scherei und Handel unter Denkmalschutz sind zum Teil stark gefährdet Zahlreiche baukulturelle Denkmäler (histori- Nachnutzungen für ortsbildprägende Gebäude sind sche Gebäude innerhalb der Ortschaften in den Ortskernen aufgrund der geringen Gebäu- sowie viele Gulfhöfe) degröße oft schwierig Schützenswerte Gebäude Viele Gebäude mit Sanierungsstau Gebäude sind (u. a. durch Förderung) erhal- Einige "Bausünden" (Beton) ten Fehlendes Handwerk (C) Viele Gebäudetypen (Kirchen, Burgen, …) Deutsches Sielhafenmuseum (C) Drei Sielhafenorte mit Geschichte und Hafen (C) Museumshafen und Museumsweg (C) Regionaltypischer Sielhafen (N) Deichkirche (C) Kapitänshäuser, Handelshäuser, … (C) Viele erhaltenswerte Gebäude (C) Burg (Erhaltung/Nutzung) (W) Kirche, Mühle, Bauernhäuser… (W) Haustierpark/Eisenbahn (W) Öffentliches Grün (Blumen) (W) Dorfplatz unbelebt; soll belebt werden (W) Carolinensiel/Harlesiel ist "altbacken" (C) Viele versiegelte Flächen

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Freiflächen/Brachflächen und deren Nutzung

Leitbild: Die Frei- und Grünflächen in den Siedlungsgebieten tragen wesentlich zum Orts- bild bei. Sie sind attraktiv und werden aktiv gestaltet und als Erholungsraum für die Menschen genutzt. Stärken Schwächen Kleinteilige Flächenstruktur Flächendruck aufgrund von Strukturveränderungen in der Landwirtschaft und Energie-/Infrastruktur- Projekten Hohe Dichte an Oberflächengewässern Schließung von Baulücken ungenügend fokussiert Kurparks (B, C) Zu wenig und ungepflegtes öffentliches Grün Zugang zum Wasser (N, C, B) Zu wenig Angebote bei schlechtem Wetter Ausbildungsfläche für Jugendfeuerwehr (C) Zu wenig Aufenthaltsbereiche für Kinder und Ju- gendliche (Grill-, Skate-, Gemeinschaftsplätze) Freifläche nördlich Alte Pastorei  Museum Mangel an Grün (C) (C) Öffentliches Grün (Blumen) (W) Einschränkungsempfindung durch Rücksichtnah- me auf Naturschutz (C) Hohe Bodenversiegelung (C) Baracke (N) Regenrückhaltebecken (fremd) (N) Aufgewerteter und überdachter Tennisplatz (W)

Ortsbild und Ortsgestaltung

Leitbild: Das Ortsbild der Sielhafenorte hat durch ihre erhaltenen, typischen ländlichen und küstennahen Strukturen, ortsbildprägenden Bauwerken und Freiräumen seine ei- gene Identität und ist dadurch besonders attraktiv. Eine hohe Wohn- und Lebens- qualität ist durch eine laufende ortsbildgerechte Modernisierung der Gebäude und eine Weiterentwicklung der Ortschaften gesichert. Stärken Schwächen Historische Warfendörfer und Häfen für Fi- Ortsbild/Denkmalschutz gefährdet (C) scherei und Handel Zahlreiche baukulturelle Denkmäler (histori- Ungepflegte Häuser/Grundstücke (C) sche Gebäude innerhalb der Ortschaften sowie viele Gulfhöfe) Alte Fischkutter Dörfliche Strukturen Carolinensiel/Harlesiel ist "altbacken" (C) Zu viele Werbebilder (C) Zu wenig Regionalität (C) Geschäfte auf der Straße (C) Situation Mühlenstraße (C) Fehlende Beschilderung (C)

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Museumshafen und Museumsweg Fehlende wirkliche Attraktionen, Aufenthaltsberei- che und Erlebnisachsen (N) Promenade Kur- und Wellnesseinrichtungen (Neue Cliner-Quelle, Apotheken) Alte Schiffe Keine langfristige Planung beim Küstenschutz (Sicht auf Deich, über'n Deich)

Siedlungsentwicklung, Innenentwicklung, Wohnraum

Leitbild: Unsere Ortskerne sind belebt und attraktiv für Einheimische und auch für Besu- cher. Daher ist die städtebauliche Entwicklung der Ortschaften/Ortsteile durch ein abgestimmtes Entwicklungskonzept mit entsprechender Funktionsteilung und Bauflächenentwicklung geregelt. Stärken Schwächen Dörfliche Strukturen Bezahlbarer (insbesondere familiengerechter) Wohnraum (zum Beispiel Mietwohnungen) ist knapp (insbesondere C) Zu wenig Wohnraum für Mitarbeiter/Personal/ Grundstücke für Einheimische Wohnbestand veraltet (punktuell, vereinzelte Sied- lungen) Kleinteilige Vermieterstruktur (N) Viele Abrisse von denkmalgeschützten Gebäuden (Sensibilisierung für Denkmalschutz notwendig) (C) Innenentwicklung wird angestrebt Innenentwicklung oft nicht umsetzbar, da keine Kaufmöglichkeit für Gemeinde/Kommune Vergaberichtlinien für Baugebiete, um ein Verdrängung einheimischer Bevölkerung durch verträgliches Maß an Wohnnutzung und Ankauf von Immobilien als Zweitwohnsitz/Ferien- Ferienwohnungen zu erreichen und zudem wohnungen ("Ausverkauf des Ortes", Familienhäu- die einheimische Bevölkerung zu unterstüt- ser werden als FeWo verkauft, v. a. in B) zen Viele barrierefreie Ferienwohnungen Abriss von Häusern und Ersatz durch FeWos (Tou- rismus als "Fluch und Segen") FeWos (und Hotels) in den Ortsmitten (C) Kindergärten sind in allen Ortschaften vor- handen (flexible Angebote) Dörfliches Leben Aufenthaltsqualität in den Ortschaften Wenig Atmosphäre (B, C) Grünflächen im Ort (Brachflächen/fehlende Flächen/Baulücken) Starke Dorfgemeinschaft  Zuzug/Attrak- zu wenig Dorftreffpunkte (W) tivität (W) Schule (W)

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Ärztliche Versorgung (Apotheke, Zahnärzte, Fach- ärzte) langfristig gefährdet (C) Ortsnahe (Grund-)Versorgung ausbaufähig (W, C)

Wirtschaft

Leitbild: Die Region ist ein attraktiver Standort für qualifizierte Arbeitskräfte und Unter- nehmen – sowohl für traditionelle als auch für neue und innovative Betriebe. Stärken Schwächen Starke Tourismuswirtschaft Zunehmender Fachkräftemangel (u. a. durch zu wenig bezahlbarem Wohnraum) Attraktive Branchen – zum Beispiel der Tou- Schwankende saisonale Bevölkerungszahl (durch rismus – sind in der Region bereits vorhan- Zweitwohnsitze und Feriengäste) erschwert be- den darfsgerechte Ausrichtung der Wirtschaft Oftmals solide wirtschaftliche Familienbe- Geringe Attraktivität der Dienstleistungsberufe triebe (Reinigungskräfte punktuell benötigt) Unternehmen, Einrichtungen und Know-how Wirtschaftliche Hemmung durch fehlendes Breit- im Bereich der erneuerbaren Energien (v. a. bandangebot der Windenergie) Umbau des Energiesystems Abhängigkeit vom Tourismus Prosperierender Energiesektor als wichtiges Verknüpfung regionaler Produkte ausbaufähig Standbein für die Wirtschaft (zum Beispiel Gastronomie) Wachsende Nachfrage nach ökologischen Wenige Arbeitsplätze und schlechte Entlohnung Dienstleistungen  allgemeiner Fachkräftemangel  darüber hinaus Hochschulabsolventen Carolinensiel/Harlesiel: Zusammenarbeit beschränkt sich nahezu aus-  Mut zur Veränderung → Aufbruchstim- schließlich auf den Tourismus mung!  Entwicklungspotenziale sind vorhanden Solide wirtschaftliche Familienbetriebe Gemeinsame Image-Vermarktung ausbaufähig Zu wenig Regionalität/Identität Wenig traditionelles Handwerk auf Veranstaltun- gen präsent Unterschiedliche Verwaltungszugehörigkeiten/ -strukturen der einzelnen Dörfer Kaum Überwindung von lokalen Grenzen

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Hafen und Wirtschaftsinfrastruktur

Leitbild: Die aktive Fischerei wirtschaftet auf nachhaltige Art und Weise im Weltnaturerbe Wattenmeer. Die Hafenstandorte sind ein wichtiges Standbein der lokalen Wirt- schaft und haben eine herausragende Bedeutung als Wahrzeichen der Region. Stärken Schwächen Anbindung an Hafeninfrastrukturen: Verbesserungswürdige Anbindung an den über-  drei Fährhäfen mit Verbindungen zu den regionalen Schienenverkehr ostfriesischen Inseln  Nähe zu größeren Häfen (Emden und Wilhelmshaven) Touristische Infrastruktur ist sehr gut ausge- Verbesserungswürdige infrastrukturelle Erschlie- baut ßung lokaler Standorte Stützpunkt des DGzRS-Seenotrettungs- Zum Teil Alterserscheinungen und bauliche Män- bootes in Neuharlingersiel gel an den Hafeninfrastrukturen und den Brücken Fischereihafen Neuharlingersiel Keine ansprechende Trennung zwischen Fracht- und Personenverkehr im Hafenbereich (N) Friedrichsschleuse mit Klappbrücke Caroli- nensiel

Fischerei

Leitbild: Eine aktive Fischerei wirtschaftet auf nachhaltige Art und Weise im Weltnaturerbe Wattenmeer. Die unterschiedlichen Hafenstandorte sind ein wichtiges Standbein der lokalen Wirtschaft und haben eine herausragende Bedeutung als Wahrzei- chen der Region. Stärken Schwächen Traditionsreiche Familienfischereibetriebe Bereich der Öffentlichkeitsarbeit und gefestigte Handelsstrukturen, die bis heute bestehen (insgesamt noch 7 + 1 Fischkutter) in Neuharlingersiel Ein Fischkutter in Carolinensiel/Harlesiel Überalterte Fischereiflotte (Schiffe sind 30 bis 50 Jahre alt)  Finanzierung von neuen Schiffen sehr schwie- rig  Wenige Auszubildende/Nachwuchskräfte auf familienbetriebenen Fischkuttern (großer Handlungsbedarf!) – Fachkräfte verlassen den Fischereiberufsstand nach der Ausbil- dung – gut ausgebildete Fischer haben auch anderweitige Chancen in der maritimen Wirt- schaft Bestehende Häfen und Fischerei als Se- henswürdigkeiten Kaum Direktvermarktung der Produkte vom Kutter aus Es fehlen Fachkräfte/Betriebshelfer sowie "Schu- lungsangebote" in der Fischerei (Wie funktioniert Fischerei? Vermarktung der eigenen Arbeit)

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Landwirtschaft

Leitbild: Die Landwirtschaft erhält und pflegt die Kulturlandschaft. Es bestehen konkur- renzfähige Betriebe in der Landwirtschaft. Qualitativ hochwertige landwirtschaftli- che Produkte werden in der Region erwirtschaftet und lokal und auch regional vermarktet. Dies geschieht unter Berücksichtigung und Wertschätzung der räum- lichen Gegebenheiten und einer artgerechten Tierhaltung. Stärken Schwächen Starke, konkurrenzfähige Unternehmen Flächendruck aufgrund von Strukturveränderungen (meist bäuerliche Familienbetriebe) in der Landwirtschaft Gute lokale landwirtschaftliche Produkte Agrarstrukturwandel stellt viele Höfe vor Existenz- sind vorhanden (Potenzial) und werden teil- probleme weise vor Ort auch vermarktet Attraktive Kulturlandschaft Einschränkungsempfindung durch Rücksichtnah- me auf Naturschutz Vielseitigkeit der Landwirtschaft durch er- Fehlende Fachkräfte/Betriebshelfer sowie "Schu- tragreiche Böden lungsangebote" Sehr gute Organisation der Landwirte etc. Weidewirtschaft schwindet (Kühe) durch das Landvolk, die Landjugend, die Landfrauen Gute Zusammenarbeit im Bereich Touris- Aktuell wenig, aber potentiell zukünftig Leerstände mus und zwischen Landvolk/Jägerschaft und/oder Mindernutzung der landwirtschaftlichen Bausubstanz Gemeinschaftliche Verwertung und Verkauf Geringe Akzeptanz für die (Probleme in der) durch die Genossenschaft in Neuharlinger- Landwirtschaft siel eG Vermarktung und Nutzung regionaler Produkte verbesserungswürdig

Tourismus und Kulturleben

Leitbild Als Basis unserer Identität, Lebensqualität und Außendarstellung schützen wir unsere Natur- und Kulturlandschaft, unsere Sehenswürdigkeiten und Traditionen – für uns und unsere Gäste. Stärken Schwächen Gute touristische Infrastruktur Sehenswürdigkeiten, darunter das Weltnaturerbe Wattenmeer sowie historische Gebäude sind zum Teil stark gefährdet Tourismus größter Wirtschaftsfaktor und Hoher Unterhaltungsaufwand/-kosten aufgrund der wichtiger Standortfaktor (gute Zusammenar- touristischen Infrastruktur und der kleinteiliger beit) Siedlungsstruktur Bekanntheit der Regionen "Ostfriesland" Saisonalität im Tourismus: Ortschaften sind in den und "Nordsee", überregionale Vermarktung Wintermonaten unbelebt, fehlende Angebote als Urlaubsregionen  Angebote saisonal bestimmt/schwache Ne- bensaison (B, N, W) durch den Tourismus Sehr gute Voraussetzungen für den Ge- Gastronomie mit geringer Qualität, schlechten Öff- sundheitstourismus nungszeiten und wenig differenziertem Angebot  Reizklima

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UrlauberInnen, die einen qualitativen Urlaub Zu wenig Regionalität (zum Beispiel in der Gastro- und Aufenthalt schätzen nomie) Standort am Weltnaturerbe und das Wat- Zu geringe Servicequalität tenmeer ist erlebbar  Wattwanderungen, s. u. Naturschutz und Kulturlandschaft Beliebtes Reiseziel unter anderem für Fami- Zu wenige hochwertige Unterkünfte/zu wenige lien Hotels Potenzial für den Ausbau von Angeboten für Mangel an flexiblen Buchungsmöglichkeiten, zum Mutter-Kind-Aufenthalte Beispiel für Kurzaufenthalte, Bed and Breakfast, Privatpensionen und/oder für Großgruppen Dorfregion ist beliebt bei Radfahrern (gutes Touristische Entwicklung ohne nachhaltige Ange- Radwegenetz/Fernradwanderwege/Infra- bote nicht mehr vermarktbar struktur) Zusammenarbeit beschränkt sich nahezu aus- schließlich auf den Tourismus Kaum Überwindung von lokalen Grenzen Wachsende Nachfrage nach nachhaltigem Teilweise geringes kulturelles Angebot bzw. unge- Tourismus könnte mit eigenständigem Pro- nügende Vernetzung filbeantwortet werden (Chance/Potenzial!) Zahlreiche gastronomische Einrichtungen Gemeinsame Image-Vermarktung ausbaufähig und Ferienwohnungen Sehenswürdigkeiten/Ausflugsziele, zum Synergieeffekte im Tourismus nicht optimal aus- Beispiel das Weltnaturerbe genutzt Wattenmeer, historische Warfen-Dörfer und Punktuelle Mängel und/oder mangelhafte Qualität Häfen sowie zahlreiche baukulturelle Denk- der Angebote mäler Kein Fitnessstudio (in W, C) Nähe zur Jade-Hochschule in Wilhelms- Schlechtes/kaum Jugendangebot/e haven (Studiengang "Tourismus") Hohes Freizeit-/Kulturangebot, speziell auf Fehlende Informationen bzgl. der Zugänglichkeit Tourismus zugeschnitten der Strände Mindestens je ein Schwimmbad in Sielha- Potenzial für Trendsportarten/Freizeitangebote fenorten nicht ausgenutzt Zahlreiche Sport- und Freizeiteinrichtungen Keine Sporthalle (N, B) Kleinteilige Vermieterstruktur, unterschiedli- Einheimische Jugendliche wissen nicht, dass sie cher Anteil an Hotelbetten gratis an den Strand dürfen bzw. abends ist der Strand gesperrt (N) Viele barrierefreie Ferienwohnungen Einheimische Kinder wenig eingebunden, auch aufgrund mangelnder ÖPNV-/Mobilitätsangebote Campingplätze in vielen Orten Fremdenverkehrsabgabe/Kurtaxe/Gästebeitrag Veranstaltungen und Feste, darunter zum Viel motorisierter Tourismusverkehr in Ortskernen Beispiel die "Wattensail", das Häuptlingsfest, das Lichter- und Brückenfest und die Kutter- regatta Keine Sporthalle (N, B) Sehr hohes ehrenamtliches Engagement insbesondere im Bereich Kultur Zahlreiche Dorfgemeinschaften/-vereine

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Starke lokale Identifikation der Bevölkerung Starker gesellschaftlicher Zusammenhalt und Angebote von nebensaisonalen Aktivitä- ten vorhanden Gesunder Wettbewerb zwischen den Orten

Umweltschutz/Klimaschutz/Klimafolgenanpassung

Leitbild Die Dorfregion ist eine Vorreiter-/Modellregion für eine nachhaltige Entwicklung.

Innovative Techniken kommen zum Einsatz, um den CO2-Ausstoß zu mindern und Ressourcen zu schonen Stärken Schwächen Wertschöpfung durch Wind, Biogas und Potenzial für erneuerbare Energien nicht vollstän- regionale Wirtschaft bleibt in der Region dig ausgeschöpft, insbesondere bei Photovoltaik- anlagen (zum Beispiel auf Dächern öffentlicher Gebäude) und in Bezug auf die Verwertung der erzeugten Energien (Energiespeicherung noch ausbaufähig) Wärme- und Stromversorgung der Dorfre- Noch kein gemeinsames Nachhaltigkeitskonzept gion zunehmend mit erneuerbaren Energien für die Region (Anteil deutlich über dem Bundesdurch- schnitt) Integriertes Klimaschutzkonzept des Land- Kein (Lokal-)Beauftragter für das Wattenmeer kreises Wittmund Repowering Windpark Neuharlingersiel- Zunahme des Müllvandalismus Werdum ist erfolgt (gute Zusammenarbeit!) Aktionen durch die Nationalparkverwaltung Müllvermeidung verbesserungswürdig (zum Beispiel "Müll im Meer", "Fishing for litter", Aufklärung Plastikmüll) Ansätze für "plastikfreien Ort" in Carolinen- Hohe Müllproduktion auf Festen und in der Haupt- siel, zum Beispiel Papiertüten im Super- saison markt (C) Energetische Sanierung von Grundschulen Verschmutzung durch Hundekot-Tüten und Kindergärten in der Samtgemeinde Esens ist erfolgt Zunehmende Umstellung auf LED-Licht- Zunahme der Hunde (C), Hundestrand fehlt quellen Ansätze der E-Mobilität vorhanden "Nord- Biosphärenreservat fehlt (Modellvorhaben, könnte seeflitzer" (Elektroauto-Verleih), E-Bike- Förderung ermöglichen) Tankstellen in Carolinensiel Vorgenommene Küstenschutzmaßnahmen, Verschmutzung durch Fähr- und Frachtverkehr zum Beispiel Deicherhöhung (N), in B ist sie geplant Planung eines Flutpolders und Regenrück- Zunehmende Luftverschmutzung (Fährverkehre, haltebeckens in Harlesiel durch die Sielacht Tourismusverkehr)/Feinstaubbelastung Wittmund (teilweise bereits umgesetzt) Untersuchungen für Dimensionierung von Regenwasserkanälen (B) liegen vor

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4.4 Beschreibung der Leitbilder und Entwicklungsziele pro Handlungsfeld

Abbildung 29: Themen in der Dorfentwicklungsplanung (Schwerpunktthemen blaugrau unterlegt)

Soziales Leben/Dorfleben

Demografischer Wandel Das Thema Bevölkerungsentwicklung und die Veränderung der Altersstruktur der Bevölkerung sind wichtige Aspekte die bei der zukünftigen Entwicklung berücksichtigt werden müssen. Die Auswirkungen des demografischen Wandels betreffen in der Regel alle Handlungsfelder. Da- her wurde das Handlungsfeld als übergreifendes Thema in den Arbeitskreissitzungen von allen drei Arbeitsgruppen behandelt.

Leitbild Die Sielhafenorte sind lebendige und attraktive Orte mit einer hohen Lebensqualität, in denen junge und alte Menschen gerne miteinander leben.  Es gibt ein ausreichendes und vielschichtiges Arbeitsplatzangebot, sodass insbesondere junge Menschen hier Arbeit finden und in der Dorfregion bleiben (können) bzw. in die Dorfregion (zurück-)kommen.  Nachbarschaften werden gepflegt und neue Bürger sind gut integriert.  Die Dorfregion ist besonders kinderfreundlich.  Der Überalterung der Bevölkerung wird insbesondere durch den Zuzug junger Menschen entgegengewirkt.  Mit gezielten Maßnahmen wird der Überalterung und der Abwanderung entgegengesteuert und insbesondere wird der Zuzug von jungen Menschen und Familien gefördert.

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 Vielfältige und bedarfsorientierte Bildungs- und Freizeitangebote machen die Dorfregion besonders für junge Menschen attraktiv und wirken dadurch aktiv der Bildungsabwande- rung und Überalterung entgegen.  Es bestehen Treffpunkte, Plätze und Einrichtungen, die Jung und Alt, Einheimische, Besu- cher und Gäste sowie Menschen mit und ohne Handicap gemeinsam erleben können und ihnen die Möglichkeit zum Austausch geben.

Wohnen/Alternative Wohnformen Das Thema Wohnen/Alternative Wohnformen und Wohnen im Alter wurden in den Arbeitskrei- sen Soziales und Gesellschaftliches(Dorfleben) und Ortsentwicklung und Ortsgestaltung aus- führlich behandelt. Insbesondere die Alterung der Gesellschaft und die Veränderung der Haus- halts- und Familienstrukturen sorgen für veränderte Wohnbedarfe. Das Angebot soll in Zukunft so ausgerichtet sein, dass alle Zielgruppen (u. a. Singles, Paaren, Familien, Senioren, Men- schen mit Handicap) Beachtung finden. Leitbild In der Dorfregion steht ein vielfältiges und bezahlbares Angebot unterschiedlicher Wohnformen für alle Altersgruppen und Lebenssituationen bereit.  Auf den steigenden Wohnungsbedarf der älteren Menschen wird ebenso eingegangen wie auf den Bedarf junger Menschen, von Paaren, Familien und Alleinlebenden.  Alten Menschen ist eine eigenständige Lebensgestaltung durch unterschiedliche Wohnan- gebote mit individuell zugeschnittenen Dienstleistungs- und Betreuungsangeboten beson- ders lange möglich.  Es gibt zunehmend mehr barrierefreie Wohnungen in der Dorfregion.  Junge und alte Menschen wohnen wieder verstärkt unter einem Dach zusammen.  Es gibt Mehrgenerationenhäuser sowie generationsübergreifende Wohnformen, in denen die Bewohner sich gegenseitig unterstützen.  Die Wohnungen sind auch von Singles, Paaren und Familien mit geringem Einkommen bezahlbar.  Junge Familien werden bei dem Erwerb, insbesondere alter Bestandsimmobilien, unter- stützt und bei der Sanierung und Modernisierung beraten.  Es stehen Baugrundstücke für junge Paare und Familien bereit.

Daseinsvorsorge und Infrastruktur Gerade in ländlichen Gebieten wie den Sielhafenorten ist die Aufrechterhaltung der Nahversor- gung ein wesentlicher Faktor für die zukünftige Entwicklung. Zudem spielt die Mobilität, also die Erreichbarkeit von Einrichtungen, eine wesentliche Rolle, insbesondere vor dem Hintergrund einer älter werdenden Gesellschaft. Leitbild Die Daseinsvorsorge in der Dorfregion ist langfristig und ganzjährig gesichert. Alternative Veer- sorgungsangebote ergänzen das bestehende System.  In den Hauptortschaften sind mindestens ein Allgemeinmediziner und eine Apotheke vor- handen, möglichst in Verbindung mit einem Gesundheitszentrum.

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Dorfentwicklungsplanung für die Dorfregion "SIELHAFENORTE IM LANDKREIS WITTMUND"

 Die Dorfregion versteht sich als Gesundheitsregion, die Gesundheitsversorgung wird durch gemeinsame Angebote verbessert und ist langfristig gesichert.  Die Synergieeffekte der Bündelung von Einrichtungen für die Versorgung werden effizient genutzt.  Öffentliche Gebäude, Wege und Straßen sind barrierefrei gestaltet.  Auch die kleineren Ortschaften verfügen über eine zeitgemäße DSL-Anbindung.  Die Einrichtungen der Daseinsvorsorge sind sehr gut erreichbar, auch ohne eigenen Pkw.  Die Einrichtungen der Daseinsvorsorge sowie Kultur- und Freizeitangebote sind ganzjährig geöffnet.

Bildung und Betreuung Beim Thema Bildung und Betreuung wurden die Kinderbetreuung, die Pflege älterer Men- schen, die Bildung von Kinder- und Jugendlichen sowie die (außerschulische) Bildung von Er- wachsenen genauer betrachtet. Themen wie "durchgehende Bildung bis ins hohe Alter" oder generationsübergreifende Angebote wurden dabei ebenfalls einbezogen.

Leitbild Es bestehen bedarfsorientierte Bildungs- und Betreuungseinrichtungen.  Es bestehen zeitgemäße Bildungs- und Betreuungsangebote für Kinder von 0 bis 16 Jah- ren sowie für Senioren und Menschen mit Handicap.  Trotz sinkender Schülerzahlen, bleibt die bestehende dezentrale Schullandschaft erhalten.  Die unterschiedlichen Bildungs- und Betreuungseinrichtungen kooperieren miteinander und stellen so ein verlässliches und bedarfsgerechtes Angebot zur Verfügung.  Durch kompetente sowie gut ausgebildete Lehrkräfte und Erzieher wird ein attraktives An- gebot in der Region bereitgestellt.  Es bestehen weiterführende Bildungsangebote in der Dorfregion, um insbesondere Fach- kräfte (in die Region zu holen) auszubilden und zu binden.  Die Schulen und Ausbildungsbetriebe kooperieren miteinander.  Die Seniorenbetreuung ist durch den Ausbau ambulanter und stationärer Versorgung (bei gleichzeitiger Schaffung seniorengerechter Wohnangebote) gesichert.

Ehrenamt/Vereinsleben/Freizeit und Kultur Das Thema Ehrenamt und Vereinsleben wurden in den Arbeitskreissitzungen der Gruppe So- ziales und Gesellschaftliches (Dorfleben) ebenfalls ausführlich bearbeitet. Ehrenamtliche Tätig- keiten sind ein wesentlicher Bestandteil, um eine Vielzahl an Angeboten im Bereich Kultur und Freizeit im ländlichen Raum aufrecht zu erhalten. Das Ehrenamt übernimmt immer mehr Auf- gaben im öffentlichen Leben und sorgt vor allem dafür, dass Regionen wie die Sielhafenorte lebendig und aktiv sind. Leitbild Die Vereine/Ehrenämter sind gut miteinander vernetzt, Jung und Alt arbeiten Hand in Hand.  Das Leben und die Identität mit den Orten sind erhalten.  Das Ehrenamt bildet eine wichtige Stütze des gesellschaftlichen Zusammenlebens und wird daher entsprechend honoriert und geschätzt.

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Dorfentwicklungsplanung für die Dorfregion "SIELHAFENORTE IM LANDKREIS WITTMUND"

 Die langjährigen Traditionen bleiben gewahrt und werden aktiv gelebt.  In der Dorfregion wird noch Plattdeutsch gesprochen und das über alle Generationen hin- weg.  Es besteht ein aktives nachbarschaftliches Miteinander. Neubürger sind gut integriert.  In der Dorfregion gibt es ganzjährig alters- und zeitgerechte Freizeit- und Kulturangebote.  In der Dorfregion gibt es generationsübergreifende Begegnungsstätten und Treffpunkte, wo die Bewohner regelmäßig zusammenkommen.

Mobilität Die Mobilität ist wie der demografische Wandel als übergreifendes Thema in allen drei Arbeits- kreisen behandelt worden. Die Erreichbarkeit von Einrichtungen für alle Altersgruppen und Menschen mit Handicap, sollte das Ziel einer attraktiven Region wie der Dorfregion Sielhafen- orte sein, denn nur wer mobil ist, kann ein selbstbestimmtes Leben führen. Leitbild Die Dorfregion ist eine Modellregion für eine nachhaltige Mobilität. Ergänzende Systeme und Angebote kommen zum Einsatz, damit auch Menschen ohne eigenen Pkw mobil sind. Dies gilt insbesondere für Menschen mit eingeschränkter Mobilität.  Die Dorfregion ist barrierefrei. Niederflurbusse kommen auf allen Linien zum Einsatz und die Bushaltestellen sind barrierefrei umgerüstet. Wege, Straßen und Plätze sind ebenfalls barrierefrei gestaltet.  Der ÖPNV bietet ein regelmäßig getaktetes System und bedient nachgefragte Strecken- verbindungen. Alternative Mobilitätsangebote ergänzen den ÖPNV sinnvoll und bedarfs- orientiert, insbesondere abseits der Hauptstreckenverbindungen.  Größere öffentliche Parkplätze befinden sich außerhalb der Ortskerne und Personen wer- den mit einem E-Shuttle-Service in die Ortskerne transportiert. Es gibt einen E-Shuttle zwi- schen den Orten bzw. es stehen Leih-E-Bikes zur Verfügung, um die Ortskerne zu errei- chen.  Die Orte der Dorfregion sind über den ÖPNV an den Schienenverkehr angebunden.  Es besteht ein Angebot an Nachtbussen (Nachteule) in der Dorfregion.  Für besondere Veranstaltungen stehen alternative Mobilitätsangebote zur Verfügung (Bür- gerbus, Marktbus etc.).  Es besteht, die Möglichkeit, Fahrräder im ÖPNV zu transportieren.  Die sanfte Mobilität wird in der Dorfregion stärker forciert. Durch eine sichere Wegeführung sind alle Ziele in der Dorfregion auch mit dem Fahrrad/zu Fuß gut erreichbar.  Die Fahrradwege sind ausreichend breit. Zwischen den Dörfern sind Schnellradwege vor- handen.  Die Umweltbelastungen durch den motorisierten Verkehr sind weitestgehend reduziert. Es werden alternative Motorenantriebe und Verkehrsmittel genutzt.

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Kooperation/Interkommunale Zusammenarbeit Die einzelnen Ortschaften der Dörfer stehen häufig vor den gleichen Herausforderungen. Ins- besondere vor dem Hintergrund der rückläufigen Bevölkerungszahlen bei gleichzeitig steigen- der Nachfrage nach Angeboten und Dienstleistungen gewinnt die interkommunale Zusammen- arbeit immer mehr an Bedeutung, sodass Ressourcen besser gebündelt und Funktionen aufge- teilt werden können. Aufgrund der Nähe der einzelnen Ortschaften der Dorfregion zueinander bietet sich die Funktionsteilung besonders an. Auch ergeben sich Synergien, wenn die vorhan- denen Angebote und Veranstaltungen aufeinander abgestimmt sind. Leitbild Es besteht eine dauerhafte Zusammenarbeit zwischen den Kommunalverwaltungen, öffentli- chen Einrichtungen, Vereinen und Gewerbebetrieben, um Themen gemeinsam anzugehen.  Die Orte in der Dorfregion arbeiten eng zusammen.  Nicht alle Orte müssen alle Aufgaben übernehmen. Wo es sinnvoll ist, wird eine Funktions- teilung angestrebt: Mögliche Aufteilung in Funktionsbereiche:  Familien/Kinder (-spielplätze …)  Gesundheit/Wellness (Anwendungen, Kur, Bad, Sauna etc.)  Aktiv (Sportgeräte, Sportschwimmbecken, Fitness)  Es gibt Möglichkeiten/Veranstaltungen, bei denen sich die Kooperationspartner kennenler- nen und regelmäßig austauschen können.  Die Ortschaften der Dorfregion sprechen sich bei Veranstaltungen ab, um eine mögliche Konkurrenzsituation zu vermeiden (gemeinsamer Veranstaltungskalender).

Ortsentwicklung und Ortsgestaltung

Das Ortsbild und die Gestaltung, insbesondere der Gebäude und Grundstücke, zeichnen jeden Ort für sich aus. Sie sind Ausdruck der Geschichte und individuellen Entwicklung der Ortschaf- ten und prägen die eigene Identität sowie die Identifikation mit der Heimat.

Leitbild Das Ortsbild der Sielhafenorte haben durch ihre erhaltenen typischen ländlichen und küsten- nahen Strukturen, ortsbildprägenden Bauwerken und Freiräume ihre eigene Identität und sind dadurch besonders attraktiv. Eine hohe Wohn- und Lebensqualität ist durch eine laufende orts- bildgerechte Modernisierung der Gebäude und eine Weiterentwicklung der Ortschaften gesi- chert.

 Die ortsbildprägenden Gebäude und Kulturdenkmäler (Mühle, Burgen, Kirchen etc.) sind erhalten und aufgewertet.  Die öffentlichen Bauten und Kulturgüter sind in einem sehr guten Zustand und werden für öffentliche/gemeinnütze Zwecke genutzt.  Die Denkmalschutzbehörde und Bauherren arbeiten zusammen, um die (Um-)Nutzung und Sanierung von Bau- und Kulturdenkmälern zu ermöglichen. Durch eine optimale Kommuni- kation werden innovative und Finanzierungs-, Sanierungs- und Umnutzungskonzepte ge- fördert.

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 Die Bausubstanz ist gut erhalten, gepflegt und sinnvoll genutzt. Die Grundstückseigentü- mer investieren in ihre Gebäude. Durch eine Sanierung/Modernisierung wird das Ortsbild aufgewertet.  Bei baulichen Maßnahmen wird der Energieverbrauch reduziert. Diese werden unter Be- rücksichtigung von städtebaulichen und denkmalpflegerischen Anforderungen ausgeführt.  Die Gestaltung der Ortschaften ist geregelt. Erneuerungen und Modernisierung berücksich- tigen die gewachsenen Strukturen und bei der Gestaltung ist ein Nebeneinander zwischen Moderne und Tradition möglich.  Defizite/Mängel insbesondere im Wohnumfeld und öffentlichen Freiraum sind/werden zeitig beseitigt.  Die Ortseingänge sowie die Ortsdurchfahrten sind attraktiv gestaltet und laden zum Verwei- len ein.

Ortskerne und Siedlungsentwicklung/Innenentwicklung Die Ortskerne sind das Herz einer jeden Ortschaft und dienen als zentraler Knotenpunkt der Wegenetze ebenso wie als Begegnungsstätte für die Einwohner und Gäste. Aufgrund des de- mografischen Wandels ist es heute besonders wichtig, Siedlungsentwicklung nicht mehr nur an den Ortsrändern zu betreiben, sondern durch eine gezielte Innenentwicklung auch die Infra- struktur innerhalb der Orte genutzt zu halten. Durch den demografischen Wandel und eine vermehrte Abwanderung in Städte dünnen die Siedlungsstrukturen in ländlicheren Gebieten aus. Infolgedessen verkümmert die Versorgungsinfrastruktur und begünstigt weitere Attraktivi- tätsverluste.

Leitbild Unsere Ortskerne sind belebt und attraktiv für Einheimische und auch für Besucher. Daher ist die städtebauliche Entwicklung der Ortschaften/Ortsteile durch ein abgestimmtes Entwick- lungskonzept mit entsprechender Funktionsteilung und Bauflächenentwicklung geregelt.  Die Funktion der Ortsmitten ist dauerhaft erhalten und entwickelt sich weiter. Eine vielfältige Nutzungsmischung unter besonderer Berücksichtigung der Versorgung sowie der Vitalität der Ortsmitten werden gefördert.  Die Erhaltung und angemessene Weiterentwicklung der Wohnfunktion (Dauerwohnen) in den Ortsmitten werden durch entsprechende Angebote unter Berücksichtigung einer sich verändernden Nachfrage gefördert.  Das gewachsene Nebeneinander von Wohnen und touristischen Wohnformen (Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen) trägt zur Belebung der Ortsmitte bei; die Erhaltung dieser Nutzungsmischung ist gegebenenfalls planungsrechtlich zu steuern.  In den touristisch geprägten Bereichen/Baugebieten sind Sondergebiete zur Regelung und Steuerung des Nebeneinanders von Wohnen und Ferienwohnen bzw. des jeweils ge- wünschten Nutzungsgefüges festgesetzt.  Die Nachfragekonkurrenz von Immobilien zwischen Dauer-, Zweitwohnungs- und Ferien- wohnungsnutzungen ist gelöst. Es gibt eine Regelung zur Sicherung und Steuerung von Dauerwohnen und die Bebauungspläne sind entsprechend aktualisiert.  Die Qualität der Aufenthaltsbereiche in den Ortskernen ist hoch und diese sind barrierefrei gestaltet. Es halten sich gern viele Einheimische und Gäste in den Ortsmitten auf.

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 Die Bauleitplanung fördert umweltverträgliches und flächensparendes Bauen und stärkt die Nutzung alternativer Energien.  Die Orte der Dorfregion verfügen – idealerweise außerhalb der Ortsmitten – über ange- messen viele und bedarfsgerechte Stellplätze für Einwohner und Besucher. Mit alternativen Verkehrsmitteln sind sie dennoch gut an die Zentren angebunden und eine gute Erreichbar- keit bleibt gegeben.

Freiflächen/Brachflächen und deren Nutzung (siehe auch Thema Natur) Brach- und Freiflächen können nicht nur als Zeichen einer negativ zu wertenden Siedlungs- entwicklung im Sinne leerer Bauflächen gewertet werden, sondern auch als unversiegelte Er- holungsflächen innerhalb der Ortschaften. Diese "Grünen Lungen" stellen wichtige Naherho- lungsmöglichkeiten in den Siedlungsbereichen dar.

Leitbild Die Frei- und Grünflächen in den Siedlungsgebieten tragen wesentlich zum Ortsbild bei. Sie sind attraktiv und werden aktiv gestaltet und als Erholungsraum für die Menschen genutzt.  Die öffentlichen Grünanlagen und Freiflächen sind gepflegt und aufgewertet und es gibt ein vielfältiges Angebot für alle Generationen und Bevölkerungsgruppen.  Wertvolle grüne Strukturen in den Ortskernen, zum Beispiel alte Baumbestände/Hecken, sind geschützt und in einem guten Zustand.  Die Entsiegelung von Flächen wird angestrebt. Die Klimaanpassung wird auf vorhandenen und zukünftigen Freiflächen berücksichtigt und attraktiv gestaltet.  Brachflächen werden schnellstmöglich einer Nutzung zugeführt. Dies können auch tempo- räre Nutzungen sein, zum Beispiel Grünflächen zur Heugewinnung, Aussaat für eine Insek- tenweide.

Infrastruktur und Erschließung (siehe auch Thema Mobilität) Eine gute Anbindung, Erschließung und Verkehrsinfrastruktur ist eine wichtige Voraussetzung für die Erreichbarkeit der Ortschaften und ihrer Institutionen. Das Verkehrswegenetz soll für alle Verkehrsteilnehmer sicher und gut ausgebaut sein, ohne die Umwelt mehr als notwendig zu belasten. Daher ist auch eine Reduktion des Autoverkehrs von großer Bedeutung für die Dorfregion.

Leitbild Die Sielhafenorte sind sehr gut erreichbar – auch überregional – und es bestehen gute Verbin- dungen zwischen den Ortschaften in der Region. Wir nutzen die Digitalisierung optimal, um uns miteinander und mit der Welt zu vernetzen.  Wir sind gut vernetzt und die technische Infrastruktur ist auf dem neuesten Stand. Auch Randbereiche verfügen über eine gute digitale Anbindung.  Das Straßen- und das Wegenetz sind in einem guten Zustand, weisen ein hohe Aufent- haltsqualität aus und sind ihrer Funktion angepasst.  Die Verkehrssicherheit und Verkehrsverhältnisse auf den Straßen und Wegen werden lau- fend verbessert.  In der Dorfregion gibt es ein gut ausgebautes und beschildertes Rad- und Wanderwege- netz (zwischen den Sielhafenorten, entlang des Deiches und an den Wasserläufen).

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 Die Ortsmitten der Sielhafenorte sind verkehrlich beruhigt und der motorisierte Verkehr ist reduziert. Hier haben Fußgänger und Fahrradfahrer Vorrang.  Hafenflächen, Campingplätze und größere Stellplatzanlagen werden außerhalb der Orts- mitten erschlossen. Dies führt zu einer Reduzierung des Kraftfahrverkehrs in den Ortschaf- ten.

Wirtschaft/Tourismus Der Tourismus ist wichtigster Wirtschaftsfaktor in der Region. Der Saisonalität und dem Fach- kräftemangel gilt es zu begegnen. Die Region muss sich jedoch auch um andere Wirtschafts- bereiche bemühen, um insbesondere jungen Menschen eine Perspektive in den Sielhafenorten zu bieten. Lokale Wirtschaft Leitbild Die Region ist ein attraktiver Standort für qualifizierte Arbeitskräfte und Unternehmen – sowohl für traditionelle, als auch für neue und innovative Betriebe.  Es gibt gute Bedingungen für die Ansiedlung zusätzlicher, mittelständischer Wirtschaftsbe- triebe (Handwerk). Es gibt wenige/keine industrielle Großbetriebe.  Die Dorfregion legt Wert auf fairen Handel ("faire Dörfer"). Es gibt Möglichkeiten, fair ge- handelte Produkte aus anderen Ländern zu kaufen.  Dem Fachkräftemangel wird durch entsprechende Angebote, zum Beispiel Bereitstellung von adäquatem bezahlbarem Wohnraum, begegnet.  Die digitale Infrastruktur ist flächendeckend und in ausreichender Qualität vorhanden.  Die aktiven Häfen in der Dorfregion sind modern ausgebaut und wirtschaften nachhaltig.  Das Bewusstsein hinsichtlich der Bedeutung der Fischerei, beispielsweise auch für den Tourismus, ist in der Bevölkerung und bei den Gästen vorhanden. Entsprechende Informa- tionen/Bildungsangebote bestehen.  (Vorhandenes) Expertenwissen wird innerhalb der Dorfregion gesichert/vermittelt.

Tourismus und Kulturleben Der Tourismus ist bereits der wichtigste Wirtschaftszweig in den Sielhafenorten, dennoch gibt es zahlreiche Entwicklungspotenziale, die es auszunutzen gilt, um das Angebot noch spezieller und vor allem ganzjährig attraktiv zu gestalten. Gleiches gilt für die kulturellen Angebote – für die Gäste, aber insbesondere auch für die Bevölkerung.

Leitbild Als Basis unserer Identität, Lebensqualität und Außendarstellung schützen wir unsere Natur- und Kulturlandschaft, unsere Sehenswürdigkeiten und Traditionen – für uns und unsere Gäste.  Die Landwirtschaft, die Wirtschaft, die Kultur, der Naturschutz und der Tourismus befinden sich im Einklang.  Die Dorfregion und die Orte haben ein geschärftes Profil und zeichnen sich durch ein ho- hes Maß an Authentizität aus. Die ländliche Region wird um die Urbanität der Städte Esens und Wittmund ergänzt.

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 Wir sind offen für Neues und forcieren die Integration Zugezogener als Teil der Dorfge- meinschaft.  Die Region ist bekannt für ihre nachhaltige touristische Entwicklung (Gesundheit, Natur- erlebnis im Weltnaturerbe Wattenmeer, regionaltypisch, umweltbewusst) und ist ein belieb- tes Reiseziel für unterschiedliche Zielgruppen (nicht für den Massentourismus).  Als Bestandteil des sanften Tourismus verfügen wir über ein attraktives Rad-, Wander-, Wasserwander- und Reitwegenetz mit einer zeitgemäßen Infrastruktur.  Kultur-, Sport- und Freizeiteinrichtungen sind bedarfsgerecht ausgestattet und modernisiert – für uns und unsere Gäste.  Qualität ist uns wichtig!  Bensersiel und Neuharlingersiel sind auch weiterhin Nordseeheilbad (Neuharlingersiel: Thalasso-Nordseeheilbad),  Carolinensiel ist ebenfalls Nordseeheilbad,  Werdum ist auch weiterhin Luftkurort.  Unsere Infrastruktur, insbesondere die touristische, wird fortlaufend modernisiert und ist den technologischen Möglichkeiten angepasst. Hotspots, digital verfügbare GPS-Daten- grundlagen etc. stehen uns und unseren Gästen zur Verfügung und steigern die Attraktivi- tät der Region.  Als Nachbarn und Partner sehen wir den Mehrwert in der Region und bewerben gegensei- tig unsere Veranstaltungen etc.  Die Gäste fühlen sich in der Region wohl und gut betreut  "Bei Freunden zu Gast" ist ei- nes unserer Alleinstellungsmerkmale.  Das gastronomische Angebot ist breit gefächert, hochwertig und geht auf spezielle Wün- sche ein (vegane Angebote etc.). Eine authentische und regionale Küche unterstützt das "Gesicht" der Region. Auch außerhalb der Saison (zum Beispiel an Winterabenden) sind gastronomische Betriebe geöffnet – für die Gäste, aber auch für uns Einheimische.  Es gibt ein breites Angebot an flexiblen Beherbergungsmöglichkeiten für alle Zielgruppen (Hotel, Pension, Heuhotel, Ferienwohnungen, Ferien auf dem Bauernhof, Camping, Wohnmobil(stellplätz)e, Gruppenübernachtungen etc.). Darüber hinaus wollen wir uns ver- stärkt um Gäste bemühen, die im Rahmen von Tagungen, Konferenzen, Seminaren oder eines Bildungsurlaubs in die Region kommen.  In der Region gibt es ein vielfältiges kulturelles Angebot. Zur Attraktivitätssteigerung (der Region) wollen wir uns noch stärker vernetzen, die (Kultur-)Angebote kommunizieren und Veranstaltungen abstimmen, um Überschneidungen zu vermeiden.  Die plattdeutsche Sprache wird gefördert und das Brauchtum gepflegt.  Die hier lebenden Kinder und Jugendlichen sind in das Kulturleben eingebunden. Die Schaffung und Aufrechterhaltung von Kultur-, Sport- und Freizeitangeboten für diese Ziel- gruppen sind uns wichtig.

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Fischerei und Hafenstandorte Die Häfen und die Fischerei (die aktive, wie auch die aufgearbeitete Historie) sind Teil des Alleinstellungsmerkmals der Region. Als solches gilt ihnen ein besonderes Augenmerk.

Leitbild Eine aktive Fischerei wirtschaftet auf nachhaltige Art und Weise im Weltnaturerbe Wattenmeer. Die unterschiedlichen Hafenstandorte sind ein wichtiges Standbein der lokalen Wirtschaft und haben eine herausragende Bedeutung als Wahrzeichen der Region.  Die Fischereistandorte sind gesichert und gestärkt. In den Häfen von Bensersiel und Neu- harlingersiel liegt eine moderne Fischereiflotte.  Es gibt Initiativen/Förderprogramme, um Junge/Nachwuchsfischer zu unterstützen.  Die Krabben aus der Region werden hier vermarktet/weiterverarbeitet.  Eine Modernisierung der Hafeninfrastruktur ist erfolgt, Historisches ist erhalten. Die Häfen sind den Nutzungen angepasst und weisen eine hohe Aufenthaltsqualität vor.

Landwirtschaft Die Landwirtschaft prägt die (Kultur-)Landschaft und das Ortsbild der Sielhafenorte. Was wäre die Region ohne Gulfhöfe und grasende Kühe auf den Weiden? Zudem ist sie eng mit dem Naturschutz und dem Tourismus verzahnt. Insbesondere der Strukturwandel bedingt einen Bedarf an Diversifizierung.

Leitbild Die Landwirtschaft erhält und pflegt die Kulturlandschaft. Es bestehen konkurrenzfähige Be- triebe in der Landwirtschaft. Qualitativ hochwertige landwirtschaftliche Produkte werden in der Region erwirtschaftet und lokal und auch regional vermarktet. Dies geschieht unter Berücksich- tigung und Wertschätzung der räumlichen Gegebenheiten und einer artgerechten Tierhaltung.  Regionale einheimische Produkte werden vor Ort (zum Beispiel in Hofläden, in der Gastro- nomie) und überregional vermarktet. Die Dorfregion ist bekannt für qualitativ hochwertige Produkte.  Es gibt einen Bauernmarkt in der Region.  Biohöfe und bäuerliche Familienbetriebe sind gestärkt und werden unterstützt.  Die verkehrliche Infrastruktur, darunter die Wirtschaftswege und Brücken, sind in einem guten Zustand und der Nutzung durch die Landwirtschaft angepasst.  Es gibt Anreize für die Diversifizierung in der Landwirtschaft.  Die Flächeninanspruchnahme für andere Nutzungen wie die Siedlungsentwicklung oder andere Großprojekte sollen sich auf ein Minimum beschränken. Die Landwirtschaft wird bei Planungen frühzeitig eingebunden.  Das Bewusstsein für die Leistung der Landwirtschaft ist vorhanden.  Die Landwirtschaft ist erlebbar (Kühe auf der Weide …).

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Naturschutz und Kulturlandschaft Das Weltnaturerbe Niedersächsisches Wattenmeer, aber auch die besondere Landschaft von Geest und Marsch zeichnen einen einzigartigen Naturraum und Lebensraum aus.

Leitbild Für die lokale Bevölkerung in der Region bilden der Naturhaushalt und die einzigartige Kultur- landschaft die Lebensgrundlage. Sie werden geschützt und wertgeschätzt und Nutzungen un- ter anderem durch Landwirtschaft, Tourismus, Siedlungsentwicklung, Infrastrukturprojekte o. Ä. finden weitestgehend im Einklang mit dem Naturraum statt.  Das Weltnaturerbe "Niedersächsisches Wattenmeer" wird geschützt, wertgeschätzt und als Sehenswürdigkeit vermarktet.  Das Erleben der einzigartigen Kulturlandschaft, zum Beispiel des Naturraumes Marsch und des Wattenmeers, ist durch vielfältige Umweltbildungsangebote (auch für Einheimische), u. a. "Kultur-/Geschichts"-Radwege, Naturlehrpfade etc., möglich  Das Wasserwegenetz ist für nicht motorisierte Wassersportler nutzbar/erlebbar. Die ent- sprechende Infrastruktur ist ausgebaut (Anlegestellen, Verleihe, Stellplätze etc.) auch für Trendsportarten, zum Beispiel "Stand-up-Paddling.  Die Erhaltung und Wiederherstellung von Ausbreitungs-, Wanderkorridoren und Siedlungs- biotopen tragen zu einer Verbesserung des Biotopverbundes und zur Steigerung der Bio- diversität in der Region bei.  Es wird die naturnahe Gestaltung von Gewässern angestrebt.  Wertvolle Baumbestände und Altgehölze, insbesondere Hecken und Alleen, sind erhalten und werden gepflegt.  Wo möglich, werden Lebensräume für Tiere erhalten und erschaffen, zum Beispiel durch Totholz, Nisthilfen, Ackerrandstreifen o. Ä.  Die Dauergrünlandnutzung in der Landwirtschaft sollte erhalten und gestärkt werden.

Umweltschutz/Klimaschutz/Klimafolgenanpassung Das Thema Klimaschutz, als Pflichtthema in der Dorfentwicklung, wurde übergreifend behan- delt. Gerade in einer Küstenregion wie der der Sielhafenorte haben die Auswirkungen des Kli- mawandels und die Klimafolgeanpassung einen besonderen Stellenwert. Umweltschutz ist nicht nur hinsichtlich des Wattenmeeres wesentlich.

Leitbild Die Dorfregion ist eine Vorreiter-/Modellregion für eine nachhaltige Entwicklung. Innovative

Techniken kommen zum Einsatz, um den CO2-Ausstoß zu mindern und Ressourcen zu scho- nen.

 Die Bevölkerung und die Gäste handeln ressourcenschonend (Konsum reduzieren). Die Produktion von Müll wird vermieden. Die Orte in der Dorfregion streben an, "plastikfrei" zu sein.  Die Region verfügt über eine ausgebaute Elektromobilitäts-Infrastruktur, u .a. Ladestatio- nen für Autos und E-Bikes etc.

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 Es bestehen Möglichkeiten für die Bürger, sich an den hier produzierten regenerativen Energien zu beteiligen.  Es werden neue Technologien genutzt, um die hier produzierte Energie zu speichern/ umzuwandeln (zum Beispiel durch Wasserstoffproduktion und Energiespeicher).  2030 sind alle öffentliche Gebäude/Räume und die Straßenbeleuchtung auf LED-Beleuch- tung umgestellt.  Die technische Infrastruktur ist an die Herausforderungen des Klimawandels angepasst. Die Bodenversiegelung wird vermieden.  In der Dorfregion werden Klima- und Umweltlotsen ausgebildet. Diese können in den Un- ternehmen/im öffentlichen Sektor zum Beispiel Energieeinsparungspotenziale identifizieren und entsprechende energieeffiziente Maßnahmen einleiten/vorantreiben.  Im ÖPNV und im Fährverkehr werden neue Technologien (Wasserstoff, Elektro) zum Moto- renantrieb genutzt.  Die Verwundbarkeit (Vulnerabilität) der Menschen, Tiere und Pflanzen durch die Auswir- kungen des Klimawandels wird so gering wie möglich gehalten.

4.5 Entwicklungskonzept für die Dorfregion – Ausblick

Das Entwicklungskonzept für die Dorfregion baut auf das Regionale Entwicklungskonzept (REK) der Region Nordseemarschen (2007-2013) sowie auf das darauffolgende Regionale Entwicklungskonzept für die LEADER-Region auf:

 KulturLandschaft Nordseemarschen erhalten und entwickeln,  Lebensqualität in den Nordseemarschen für Einheimische und Gäste stärken und entwi- ckeln,  Bevölkerung der Nordseemarschen zur aktiven Beteiligung mobilisieren und motivieren.

Zur Umsetzung der Entwicklungsziele wurden vier Handlungsfelder formuliert, denen konkrete Ziele, Maßnahmen und Projekte zugeordnet werden konnten:

 Tourismus und Kultur,  Landwirtschaft/Fischerei und Umwelt,  Wirtschaft, Arbeit und Bildung,  Wohnen, Soziales und Infrastruktur.

Im darauffolgenden REK hat die LEADER-Region drei Entwicklungsziele formuliert, um das Leitbild "Zukunft gemeinsam gestalten" umzusetzen:

 Den Herausforderungen des demografischen Wandels begegnen,  Schutz und Erhaltung der Kulturlandschaft Nordseemarschen in den Bereichen Klima- schutz,  Klimaanpassung, Naturschutz und Umweltschutz,  Stärkung der regionalen Wirtschaft.

Diese übergeordneten Ziele untergliedern sich in weitere Teilziele, die wiederum auf die Regio- nale Handlungsstrategie Weser-Ems (RHS) abgestimmt sind. Insbesondere werden dabei die Ziele Nr. 9 "Bewältigung der Herausforderungen des Klimawandels", Nr. 8 "Sicherstellung einer

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ausreichenden verkehrlichen und digitalen Infrastruktur" und Nr. 10 "Innovative Bewältigung der Herausforderungen des demografischen Wandels", verfolgt. Die übergeordneten Ziele der Regionalen Handlungsstrategie finden entsprechend Berücksich- tigung. Bei der Siedlungsentwicklung der Dorfregion werden die Themen Demografie, Daseinsvorsorge und Klimawandel ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Die Zielsetzungen des REKs unterstüt- zen somit die Ziele der Dorfregion, weshalb die Umsetzung gemeinsamer Projekte und Maß- nahmen in Betracht gezogen werden soll. Die Situation der Dorfregion "Sielhafenorte im Landkreis Wittmund" ist maßgeblich von der tou- ristischen Entwicklung in den Hauptorten Bensersiel, Carolinensiel/Harlesiel, Neuharlingersiel und Werdum gekennzeichnet. Die Sielhafenorte übernehmen darüber hinaus zentrale Versor- gungsaufgaben für die Inseln Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge mit der entsprechenden Hafeninfrastruktur. Mit der gemeinsamen Positionierung der Dorfregion besteht auch die Absicht, zukünftig für die Planungsfragen der Region gemeinsame Antworten zu finden und zudem lokale Fragestellun- gen auf Auswirkungen für die Dorfregion abzustimmen. Lokale Stärken und Besonderheiten, wie zum Beispiel die Ausrichtung der Häfen, des Kutterhafens in Neuharlingersiel und des Mu- seumshafens in Carolinensiel, sollten jeweils die Unterstützung der Dorfregion insgesamt finden und herausgestellt werden. Gemeinsame Fragestellungen gibt es auch in der Verkehrsabwicklung, insbesondere der sai- sonalen. Neben der Möglichkeit, die Ortschaften zu umfahren und zur Erreichbarkeit der "Insel- parkplätze" sind alle Ortschaften durch den Parksuchverkehr vor allem der Tagesgäste betrof- fen. Die Einrichtung zentral gelegener und gut erreichbarer ortskernnaher Stellplätze ist in allen Ortschaften zu bewältigen. Die Nachfrage nach diesen Stellplätzen ist dabei lokal zu lösen, soll- te aber in ein Regionskonzept und ein abgestimmtes Parkleitsystem eingebunden werden. Die Verlagerung vorhandener Stellplätze sowie die Einrichtung neuer Stellplätze an geeigneten Standorten schaffen auch neue, städtebaulich bedeutsame Entwicklungspotenziale in den Ort- schaften (zum Beispiel in Carolinensiel, Neuharlingersiel und auch Werdum). Die Ausbildung und Gestaltung eines multifunktionalen Wegenetzes in Kombination mit den Anforderungen der Freizeitnutzung (Radwander-, Bootswandernetz) sind in der Dorfregion zu entwickeln und in das umgebende Netz einzupassen. Die Konzeptbildung erfordert auch den Einbezug und die Abstimmung mit der LEADER-Region "Nordseemarschen und Mittleres Ost- friesland". Folgende Entwicklungsziele sind dabei von Bedeutung:

 Zukunfts- und bedarfsorientierte Flächenentwicklung in den Hauptorten der Dorfregion (Bensersiel, Carolinensiel/Harlesiel, Neuharlingersiel und Werdum) unter besonderer Be- rücksichtigung einer nachhaltigen Innenentwicklung sowie der Sicherung vitaler Ortskerne,

 Erhaltung und Stabilisierung der kleineren Ortschaften/Dörfer/Siedlungslagen durch be- standsorientierte Entwicklungsmaßnahmen,

 Erhaltung und Stabilisierung der Versorgungsstrukturen in den Hauptorten der Region,

 Positionierung der Sielhafenorte als Modellregion für Mobilität und Klimaanpassung.

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Abbildung 30: Entwicklungskonzept (vergrößerte Darstellung Abbildung A 19 im Anhang)

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5. PRIVATE MAßNAHMEN IM RAHMEN DER DORFENTWICKLUNG

5.1 Bedarfe Die hohe Zahl an regionaltypischen historischen und ortsbildprägenden Gebäuden und Bau- denkmalen stellt einen erheblichen Alleinstellungswert der Region dar. Viele der historischen Gebäude sind noch weitestgehend im Originalzustand erhalten. Die Gebäudetypologie ergibt, dass viele der Gebäude, insbesondere die Gulfhöfe, ein sehr gro- ßes Bauköpervolumen aufweisen und zudem in bauleitplanerischen Außenbereichen liegen. Eine Umnutzung von Leerstand landwirtschaftlicher Gebäude auf höherwertige Nutzungen ist nur bedingt möglich. Weiterhin sind eine hohe Anzahl an Leerständen und punktuelle Ansätze von ungenutzter oder mindergenutzter Bausubstanz augenscheinlich. Sie führen zu Beeinträchtigungen des gesam- ten Wohnumfeldes. Insbesondere die historischen Bestandsimmobilien erfüllen nicht oder kaum die Anforderungen an heutige Wohnansprüche (Wohnzuschnitte, Barrierefreiheit, Belichtung, energetische Stan- dards etc.). Die Auflagen des Denkmalschutzes erschweren die Sanierung und Nachnutzung der histori- schen Gebäude, insbesondere beim Umbau hinsichtlich Barrierefreiheit. Der Bedarf an einer finanziellen Förderung privater Maßnahmen wird als "außerordentlich" hoch eingestuft. Die Begründung hierfür liegt in

 der großen Zahl ortsbildprägender Gebäude und Baudenkmalen,  dem hohen Investitionsstau,  der Mindernutzungen von ehemals landwirtschaftlichen Gebäuden,  der kostspieligen Anpassung der Gebäude an heutige Wohnanforderungen,  den hohen Auflagen des Denkmalschutzes an die bauliche Umsetzung u. a. Um eine Chancengleichheit zu gewährleisten, muss sich jeder Förderantrag für eine private Baumaßnahme einem landesweiten Ranking unterziehen. Die Förderanträge werden nach be- stimmten Kriterien bewertet. Eine finanzielle Förderung wird von den Ämtern für regionale Lan- desentwicklung, hier: ArL Weser-Ems, Geschäftsstelle Aurich, nur nach ausreichender Bewer- tung ausgesprochen. Eine der Bewertungskriterien ist die Einstufung der Gebäude und Bestandsimmobilien in Bezug auf das Ortsbild. Hierfür ist eine Analyse der Gebäude notwendig.

5.2 Analyse der Gebäude Da das Dorfentwicklungsgebiet sehr groß ist, ist von einer flächendeckenden Kartierung der Gebäude abgesehen worden. Anstelle dessen wurde eine Gebäudetypologie mit den wichtigs- ten Gebäudeformen und -typen sowie deren Ausformungen, Details und Materialität erarbeitet. Die Gebäudetypologie zeigt eine Gruppierung der vorhandenen Architektur. Alle Gebäude, die unter einen der beschriebenen Gebäudetypen fallen, sind generell als ortsbildprägend zu be- werten. Ausgenommen hiervon sind die Gebäude der Gruppe "Neuere Bauten bis heute".

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Der Klassifizierung als 'ortsbildprägend' kommt in der Dorfentwicklung besondere Bedeutung zu, da dieses eine Förderungsvoraussetzung für Erhaltungsmaßnahmen ist. Gebäude, die zwar in der Typologie wiederzufinden, jedoch zu stark verändert und überformt sind, können als nicht ortsbildgerecht eingestuft werden. Hier bestehen nur geringe Chancen einer Förderung. Die Klassifizierung der ortsbildprägenden Gebäude erfolgt in drei Kategorien:

 Baudenkmal – stark ortsbildprägend,  nicht oder nur leicht überformt – ortsbildprägend,  hoher Überformungsgrad – nicht ortsbildprägend.

 Generelle Einstufung der Gebäude und teilweise auch der Freiflächen

Ortsbildprägende Hier werden Gebäude von bau- und kulturhistorischem Wert, die Gebäude teilweise auch Bedeutung hinsichtlich des Denkmalschutzes haben, erfasst. Diese Gebäude haben sowohl einen baulich-architektoni- schen als auch einen siedlungsstrukturellen Wert. Der ursprüngliche Charakter ist erhalten geblieben, bauliche Veränderungen haben nicht oder nur bedingt zu einer Beeinträchtigung der historischen Bauweise beigetragen. Nicht ortsbildprägende Hier sind die Gebäude angesprochen, die sich hinsichtlich ihrer Di- Gebäude mension (beispielsweise übergroße Baukörper) und der Gestaltung der Außenmaterialien (zum Beispiel Alu- und Wellzementplatten oder Glasbausteine etc.) sowie der Dachlandschaft nicht in das Orts- bild einfügen. Diese Gebäude sind eher von negativer Bedeutung für das Ortsbild. Baudenkmale Baudenkmale sind bauliche Anlagen, also in der Regel Gebäude, aber auch Grünanlagen. Die Einstufung als Baudenkmal ist in der Liste der Baudenkmale des Landkreises vermerkt. Für das Ortsbild haben Baudenkmale meistens eine überdurchschnittliche Bedeu- tung, sodass die Sanierung der Baudenkmale am ehesten finanziell gefördert wird.

5.3 Voraussetzungen und finanzielle Förderung privater Baumaßnahmen In der Dorfentwicklungsplanung unterscheidet man bei den geplanten Maßnahmen nur bedingt in private und öffentliche Träger. In der Umsetzung werden die öffentlichen Maßnahmen wei- testgehend von den Kommunen getragen. Die privaten Maßnahmen werden von den Eigentü- mern der Bestandsgebäude und Grundstücke finanziert.

 Förderung im Rahmen der Dorfentwicklung Entsprechend der geltenden Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung der integrierten ländlichen Entwicklung (ZILE) sind private Baumaßnahmen förderfähig. Zur Förderung privater Baumaßnahmen muss ein Antrag auf Förderung gestellt werden. Die Förderanträge sind bei den Kommunen des Dorfentwicklungsgebietes einzureichen. Die För-

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deranträge sind dem ArL Weser-Ems, Geschäftsstelle Aurich, anschließend bis zum 15. Sep- tember eines jeden Jahres vorzulegen. Die Baumaßnahme darf noch nicht begonnen worden sein. Mit der Umsetzung einer geförderten Maßnahme darf erst begonnen werden, wenn dem Antragsteller ein gültiger Bewilligungsbescheid des ArL Weser-Ems, Geschäftsstelle Aurich, vorliegt. Jedoch sind Ausnahmen in begründeten Einzelfällen möglich. Private Maßnahmen sollten frühzeitig mit der jeweiligen Kommune, dem Umsetzungsbeauftrag- ten und dem Amt für regionale Landentwicklung Aurich abgestimmt werden.

 Zuwendungsfähige Ausgaben für private Baumaßnahmen

 Die Umnutzung von Gebäuden land- und forstwirtschaftlicher Betriebe.

 Erhaltung und Gestaltung ortsbildprägender oder landschaftstypischer Gebäude sowie die Umgestaltung von Bausubstanz zu einem ortsbildprägenden oder landschaftstypischen Er- scheinungsbild einschließlich zugehöriger Hof-, Garten- und Grünflächen.

 Anpassung von Gebäuden einschließlich Hofräumen und Nebengebäuden land- und forst- wirtschaftlicher Betriebe an die Erfordernisse zeitgemäßen Wohnens und Arbeitens, um sie vor Einwirkung von außen zu schützen oder in das Ortsbild oder in die Landschaft einzu- binden.

 Umnutzung ortsbildprägender oder landschaftstypischer Gebäude sowie von Bausubstanz hin zu einem ortsbildprägenden oder landschaftstypischen Erscheinungsbild, vor allem zur Innenentwicklung, unter gestalterischer Anpassung an das Ortsbild.

 Revitalisierung (Innenausbau) ungenutzter und leer stehender, ortsbildprägender oder landschaftstypischer Bausubstanz vor allem zur Innenentwicklung, auch im Zusammen- hang mit der gestalterischen Anpassung an das Ortsbild.

 Umsetzung ortsbildprägender oder landschaftstypischer Gebäude nach Maßgabe beson- derer siedlungsstruktureller oder entwicklungsplanerischer Gründe, vor allem zur Innen- entwicklung.

 Ersatz nicht sanierungsfähiger ortsbildprägender oder landschaftstypischer Bausubstanz durch sich maßstäblich und gestalterisch in das Umfeld einfügende Neubauten.

 Abbruch von Bausubstanz einschließlich Entsiegelung nach Maßgabe eines Folgenut- zungskonzeptes.

5.4 Gestaltungsempfehlungen 5.4.1 Allgemeine Gestaltungsempfehlungen Wie die Bestandsanalyse zum Ortsbild zeigt, sind im Dorfentwicklungsgebiet etliche Gebäude- typen und Bauformen vorhanden. Jeder Gebäudetyp hat seine eigenen und speziellen Gestal- tungsmerkmale. Sie alle einzeln hier aufzuzeigen, würde den Rahmen einer Dorfentwicklungs- planung sprengen, sodass nur die übergreifend gültigen Aussagen zur Gestaltungsempfehlung an dieser Stelle zusammengefasst sind.50

50 Zu Beispielen für die Dach-, Fassaden-, Fenster- und Türgestaltung siehe Anhang (A 32 bis A 36).

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Dorfentwicklungsplanung für die Dorfregion "SIELHAFENORTE IM LANDKREIS WITTMUND"

 Fenster Der Charakter eines Gebäudes wird wesentlich durch die Gestalt seiner Fenster bestimmt. Hier werden sowohl beim Neubau als auch bei Renovierung und Umbau eines alten Gebäudes die meisten Fehler gemacht, die zur Störung der Erscheinungsform eines Hauses und der Beein- trächtigung eines ganzen Ortsbildes führen können. Die Wahl von Fenstermaßen und Fenstergestaltung ist nicht beliebig, vielmehr ergibt sie sich aus der Bauweise der Gebäude und aus dem Gesamtzusammenhang ihrer Gestalt. Die Ge- bäudetypen sind heute vorwiegend von massiven Mauerwerkswänden bestimmt, in denen die Fenster eingeschnittene Löcher darstellen (Lochfassaden). Anders als etwa bei Skelettbauwei- sen (Betonskelett, Stahl- oder Holzfachwerk) gelten für solche Lochfassaden drei Grundregeln für die Fensterausbildung:

 Der Anteil der Wandfläche ist immer größer als der Anteil der Fensterfläche insgesamt, die Fensterbreiten sind durch die Konstruktionsweise des Mauerwerkes begrenzt und die Höhe ist fast immer größer als die Breite der Fenster ('stehendes' Format) – allenfalls ist das Format quadratisch, die Fenster weisen eine Gliederung durch Unterteilung und/oder Sprossung auf. Vereinzelt gibt es auch Fensteröffnungen, die etwas breiter als hoch sind; hier wird dann immer mindestens eine Dreiteilung des Fensters erforderlich.

 Überbreite Fenster, vor allem 'liegende' Formate, die zum Beispiel bei Umbau oder Moder- nisierung älterer Häuser eingebaut werden, fallen sofort als Störung der Bauweise auf und sollten vermieden werden. An vielen Stellen sollten die großen Fensteröffnungen zuguns- ten mehrerer kleiner Öffnungen zurückgebaut werden.

 Die gestalterische Funktion der Fensterteilungen besteht darin, das 'Loch' in der Fassade gleichsam gitterartig wieder zu schließen. Gerade bei den Lochfassaden des Mauerwerks- baues leisten große Einscheibenfenster, die in jüngerer Zeit als 'moderner' üblich gewor- den sind, das nicht; sie lassen das Loch gestalterisch bestehen und führen zu einer Ver- ödung des Erscheinungsbildes. Fensterteilungen sind also unerlässlich. Dabei müssen die historischen Formen nicht zwin- gend imitiert werden. Insbesondere die älteren, sehr kleinteiligen Scheiben sind nicht un- bedingt erforderlich und bei den heutigen Doppelglasscheiben auch nur schwer zu realisie- ren, da sie in der Regel breite Profile erfordern. Profile auf große Glasscheiben 'aufzu- setzen', wie das heute vielfach üblich ist, ist eine wenig akzeptable Scheinlösung.

 Türen Die Eingangstür ist die Visitenkarte des Hauses. Viele erhaltene alte Haustüren in der Region zeigen, welche Phantasie und Gestaltungsvielfalt für dieses wichtige Element des Hauses ent- wickelt worden sind. Trotz des Formenreichtums sind dabei prinzipiell die gleichen Grundsätze des Aufbaus und der Gliederung wie bei den Fenstern angewandt worden. Im Grunde bleibt dieser Anspruch auch für die Erneuerung von Türen oder für neue Formen bestehen. Dabei sollten folgende Grundsätze eingehalten werden:

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 Die Breite der Türöffnung sollte nicht oder nur geringfügig größer sein als die Fensteröff- nungen.

 Die Türen sollten in der Vertikalen symmetrisch geteilt und horizontal untergliedert sein (bei asymmetrischen Flügeln bedeutet das immer eine gestalterische Dreiteilung).

 Es sollte immer ein Anteil verglaster Fläche in der Tür vorhanden sein (bei sehr hohen Tür- öffnungen: Verglasung mindestens im Oberlicht).

 Geschosshöhen und Dachüberstände Das städtebauliche Erscheinungsbild wird nicht nur durch Fassadengliederungen und Fenster- teilungen bestimmt, sondern auch durch die Maßverhältnisse am Baukörper. Wesentlich sind:

 Bei den eingeschossigen Gebäuden darf die Traufe nicht zu hoch liegen, um den lagern- den Charakter des Hauses nicht zu beeinträchtigen. Daher sollten die Geschosshöhe nicht mehr als 3,00 m und die Sockelhöhe nicht mehr als 30 cm betragen.

 Bei den zweigeschossigen Gebäuden spielt die Traufhöhe keine so große Rolle. Dem eher steilen Charakter des Hauses entspricht eine zulässige Sockelhöhe von maximal 1,00 m.

Charakteristisch für die Gebäudetypen sind in Teilen die sehr knappen Dachüberstände. Sie sollten bei eingeschossigen Gebäuden nicht mehr als 30 cm und bei zweigeschossigen Bau- körpern nicht mehr als 50 cm betragen. An Giebeln können die Überstände etwas größer aus- fallen.

 Die Baulücke Die Gestaltungsgrundsätze, die für Modernisierung, Umbau und Erweiterung der vorhandenen Gebäude gelten, gelten prinzipiell auch für Neubauten. Dabei kann es nicht das Ziel sein, alte Gebäude zu imitieren; die Wahl modernerer Formen ist nicht verhindert, sondern nur geordnet, wenn die aus der charakteristischen Bauweise des jeweiligen Ortes abgeleiteten Grundsätze eingehalten werden. Es gibt keine Patentlösung, die hier gezeigt werden könnte; die Aufgabe der Bebauung einer Baulücke muss vom Architekten immer neu gelöst werden. Neubauten sollten (auch Erweiterungen durch Anbauten) im Grundsatz mit geneigten Sattel- dächern ausgeführt werden. Ob die Gebäude trauf- oder giebelständig angeordnet werden, soll- te im Einzelfall entschieden werden.

 Materialien und Farben Die rote ziegelsichtige oder geputzte Fassade überwiegt und bestimmt das Ortsbild. Als Grund- satz sollte gelten, dass zukünftig alle Bauten diese Haupttendenz aufnehmen und als Ziegel- bauten oder Putzbauten ausgeführt werden. Auf keinen Fall sollten Fassaden mit Platten – wel- cher Art auch immer – verkleidet werden. Vertikalverbretterungen von seitlichen Giebeldrei- ecken oder von Seitenflächen der Dachgauben sind aber akzeptabel. Dagegen können die Fenster – soweit sie nicht klassisch weiß sind – auch helle andere Farben aufweisen.

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Die Dachdeckung zeigt heute ein sehr einheitliches Bild in der Dorfregion. Typisch sind die na- turroten und in Teilen auch schwarzen Dachpfannen. Andersfarbige Dachpfannen entstammen einer jüngeren Tendenz und sind aufgrund der 'lastenden' Erscheinung der weithin sichtbaren Dächer nicht als sinnvoll anzusehen.

5.4.2 Gestaltungsempfehlungen für Gärten und Hofumfeld

 Grundstücksgestaltung und Grundstücksränder Die privaten Gärten und privaten Grünflächen der Hofstellen nehmen einen bedeutenden Flä- chenanteil von Siedlungsbereichen ein. Entsprechend ist ihre Gestaltung für das Ortsbild mit entscheidend und sollte soweit wie möglich an die traditionellen dorftypischen Eigenheiten so- wie an ökologische Belange angelehnt sein. Generell kann gerade im privaten Bereich viel im Sinn des Natur- und Umweltschutzes und des Erscheinungsbildes im Dorfentwicklungsgebiet getan werden. Allgemein gilt, dass weniger Nut- zungs- und Pflegeintensität und Naturferne ein Mehr an Lebensraumqualität für Pflanzen, Tiere und Menschen bedeutet. Der Bauerngarten ist gekennzeichnet von einem Nebeneinander an Nutz- und Zierpflanzen, weist aber durch seine Artenkombination einen dorftypischen Charakter auf. Die Verwendung standortgerechter, heimischer Gehölze, Stauden und einjähriger Blütenpflanzen in diesen Gär- ten wirkt sich positiv auf die Qualität des Gartens als Lebensraum aus. Eine zurückhaltendere Pflege, bei der beispielsweise Wildkräuter an bestimmten Gartenecken geduldet oder verblühte Stauden nicht gleich entfernt werden, kann dazu beitragen, dass der Garten Lebensraum- nischen für wild lebende Tiere, vor allem für Vögel und Insekten, bietet, da das Artenvorkom- men wesentlich von dem vorhandenen Pflanzenbestand und der Art der Bewirtschaftung des Gartens beeinflusst wird. Um optische 'Löcher' im Straßenrand zu vermeiden, sollten die straßenseitigen Grundstücks- ränder zwischen der Bebauung und die Vorgartenflächen mit Hecken, Zäunen, Mauern und Toren geschlossen werden. Grundsätzlich jedoch ist der Übergang von öffentlichem zu pri- vatem Raum transparent und verträgt keine hohen Einfriedungselemente.

 Gärten, Grünflächen und Hofumfeld Förderfähige Maßnahmen beziehen sich auf Maßnahmen zur landschaftlichen Einbindung und die Schaffung, Vernetzung und Sicherung von Lebensräumen für die Tier- und Pflanzenwelt. Private Gärten nehmen einen bedeutenden Flächenanteil der unversiegelten Siedlungsbereiche ein. Entsprechend prägen sie das Ortsbild und erfüllen wichtige Funktionen für den Naturhaus- halt. Sie sind Rückzugs-, Überwinterungs- und Ersatzlebensraum für Tier- und Pflanzenarten und zugleich Trittsteinbiotop im Biotopverbund. Mit zunehmender Vielfalt, insbesondere an blütenreichen heimischen Gehölzen, Obstgehölzen, Gewässern und sonstigen Lebensräumen, werden diese Funktionen gefördert. Im Arbeitskreis wurden Empfehlungen zur dorfgerechten und ökologischen Pflege und Gestal- tung von Gärten und Grünflächen nachgefragt. Wenn Rücksicht genommen wird auf regions-

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typische Pflanzenarten und Materialien bei der Gestaltung von Freiflächen und Gärten, hat dies sowohl positive Effekte auf das Ortsbild als auch auf die heimische Flora und Fauna.

 Freiraumgestaltung und Pflege von Grünanlagen Einfriedung von Grundstücken und Gärten mit (Schnitt-)Hecken aus Laubgehölzen, insbeson- dere aus Rotbuche, Weißdorn, Hainbuche o. Ä. und eine Pflege, die Blüte und Frucht zulässt.

 Verwendung standortheimischer sowie dorftypischer Gehölze, Stauden und einjähriger Blütenpflanzen zur Verbesserung des Ortsbildes sowie der Qualität des Gartens als Le- bensraum für die heimische Tierwelt.

 Anlage von Bauerngärten nach älteren Mustern mit reichhaltiger Auswahl an Stauden, Obstgehölzen und Gemüse.

 Pflanzung von Obstbäumen in Gärten, auch in kleineren Gärten.

 Die Bereitstellung ungenutzter Nischen im Gartenbereich und eine zurückhaltende Pflege, bei der beispielsweise Wildkräuter an bestimmen Gartenecken geduldet, verblühte Stau- den nicht gleich entfernt und bereichsweise Teile sich selbst überlassen bleiben.

 Anlage von naturnah gestalteten Kleingewässern.

 Sparsame Flächenversiegelung und Entsiegelung von ungenutzten befestigten Flächen.

 Begrünung von Fassaden und Dächern.

 Verwendung ortsbildgerechter und hochwertiger Materialien für die Befestigung von Wegen und Plätzen, zum Beispiel rotes Klinkerpflaster, Findlingspflaster.

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6. ZUSAMMENFASSUNG DER PROJEKTSTECKBRIEFE

Die insgesamt mehr als 160 ersten Projektideen, die im Rahmen verschiedenen Veranstaltun- gen, wie den Bürgerinformationen, der VIP-Veranstaltung und nicht zuletzt in den Arbeitskreis- sitzungen gesammelt und von den beteiligten Kommunen ergänzt wurden, sind in einer ersten Projektliste erfasst und in Projektsteckbriefen erläutert worden. Die Projektliste wurde laufend aktualisiert, mit den regionalen Akteuren abgestimmt und letztlich komprimiert. Die Liste wurde nach den drei Themenfeldern der Arbeitskreise Soziales und Gesellschaftli- ches, Ortsentwicklung und Ortsgestaltung und Wirtschaft und Tourismus gegliedert. Die Projekte der Dorfentwicklungsplanung entsprechen den Förderbereichen des PFEIL-Pro- gramms Niedersachsen. Projekte sind gemäß der ZILE-Richtlinie alle konkreten Einzelprojekte, deren Förderung beantragt wird. Als Förderobjekte sind bauliche und förderfähige Anlagen ein- zustufen.

Abbildung 31: Beispielhafte Darstellung der Projektliste

Auf der Grundlage der Projektliste wurden "Sammelsteckbriefe" angelegt, in denen mehrere Projektideen gebündelt beschrieben werden. Alle Projekte sind anhand einer Bewertungsmatrix gemäß ihrer zeitlichen und räumlichen Reichweite (A 1 bis D 3, s. u.) einzustufen. Diese Krite- rien zur Auswahl der prioritären Projekte und der eigenen Prioritätensetzungen im Dorfentwick- lungsplan sind vom ArL vorgegeben.

Das Vorhaben hat und kurzfristig um- und sollte mittelfristig und sollte langfristig Bedeutung gesetzt werden umgesetzt werden umgesetzt werden über die Dorfregion hinaus A 1 A 2 A 3 für die Dorfregion B 1 B 2 B 3 für das einzelne Dorf C 1 C 2 C 3 nur für das lokale Projekt D 1 D 2 D 3

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Je umfassender die Dorfregion von einem Einzelprojekt profitiert, desto höher ist das Ranking und desto wahrscheinlicher eine schnelle Umsetzung. Projekte und Förderobjekte, die die Kommunen für sich anhand der Matrix mit besonderer Bedeutung ("Priorität") eingestuft haben, sind in separaten Projektsteckbriefen beschrieben. Dabei werden die Einzelprojekte ausführlich dargestellt und mit überschlägig ermittelten Umsetzungskosten versehen.

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THEMENFELD SOZIALES UND GESELLSCHAFTLICHES

Prio- Nr. OT Titel Projektsteckbrief Handlungsfeld rität

1. DR Optimierung der Versorgung in den Sielhafenorten DR a) Alternative Versorgungsangebote (mobiler Verkaufswagen) Daseinsvorsorge B 1 DR b) Mobile Marktplätze: In den kleineren Ortschaften der Region stehen mobile Wagen (Fisch- Infrastruktur C 1 wagen, Bäcker etc.) an einem bestimmten Tag der Woche für eine bis zwei Stunden, gege- benenfalls mit Kaffee und Kuchen DR c) Breitbandausbau in den kleinen Siedlungsbereichen, die nicht vom Bund gefördert werden wie vor B 1 DR d) Aufbau eines Hot-Spot-Systems auf öffentlichen Plätzen, ausbaufreies WLAN wie vor C 2 2. DR Optimierung der gesundheitlichen Versorgung in den Sielhafenorten NHS a) Gesundheitszentrum mit Ärztehaus und Apotheke sowie als Standort für einen Bade- Infrastruktur und Erschließung, B 1/ arzt ím Ortskern Ortsbild und Ortsgestaltung C 1 C/H b) Apotheke umsiedeln/renovieren Daseinsvorsorge C 1 B c) Apotheke ansiedeln wie vor C 2 C/H d) Kurarzt ansiedeln wie vor B 1 3. DR Mobilitätskonzept für die Dorfregion DR a) Mobilitätskonzept für die Dorfregion: zum Beispiel als Klimaschutzteilkonzept Mobilität, Mobilität B 1 Barrierefreiheit, Ziele: Verbesserung Infrastruktur für alternative Verkehrsmittel, ÖPNV etc., Verweis Nahverkehr Landkreis Wittmund DR b) Modellregion autonomes Fahren (Busse) wie vor B 3

Kursiv = von der Kommune als prioritär eingestuft, DR = Dorfregion, AHS = Altharlingersiel, B = Bensersiel, C = Carolinensiel, C/H = Carolinensiel/Harlesiel, GH = 151 Groß Holum, HW = Hartward, LK = Landkreis Wittmund, M = Marz, NHS = Neuharlingersiel, OB = Ostbense, W = Werdum

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THEMENFELD SOZIALES UND GESELLSCHAFTLICHES

Prio- Nr. OT Titel Projektsteckbrief Handlungsfeld rität

4. DR Optimierung und Ergänzung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) DR a) Verbesserung des Angebotes des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV): Taktung, Stre- Daseinsvorsorge, Demografischer A 1 ckennetz Wandel, Mobilität DR b) Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV): Ausbau der Barrierefreiheit im Mobilität A 1 ÖPNV, Bushaltestellen (Sicherheit und Barrierefreiheit), Ausstattung DR c) Pilotprojekt: Mobilitätsbänke in den Ortschaften der Dorfregion wie vor C 1 DR d) Schaffung von Einrichtungen für Elektromobilität, Mobilitätszentrale/UWV: Umwelt- Daseinsvorsorge A 2 freundliches Verkehrsangebot: zentrale Internetplattform zur Bündelung der unterschiedli- chen Mobilitätsangebote in der Region 5. DR Bürgerbus Sielhafenorte DR Einrichtung eines Bürgerbusses, Ärztebusses, Marktbusses, Anrufbusses sowie Informa- Daseinsvorsorge, Demografischer B 2 tionsveranstaltung mit erfahrenen Experten Wandel, Mobilität

6. DR Projekte zur Stärkung des Ehrenamtes DR a) Einrichtung einer Anlaufstelle für ehrenamtliche Tätigkeiten: Internetplattform auf der Vereinsleben, Ehrenamt B 1 alle Vereine darstellen können, in welchen Bereichen sie ehrenamtliche Unterstützung benö- tigen und Interessierte ihre Unterstützung anbieten können DR b) Aktionstag "Neubürger" wie vor B 1 DR c) Tag des Ehrenamtes: Ehrenamt wird honoriert durch: Bewusstseinssteigerung für die eh- wie vor B 1 renamtlichen Aufgaben und Zeit, die man für, mit der Familie "zurück"bekommt

Kursiv = von der Kommune als prioritär eingestuft, DR = Dorfregion, AHS = Altharlingersiel, B = Bensersiel, C = Carolinensiel, C/H = Carolinensiel/Harlesiel, 152 GH = Groß Holum, HW = Hartward, LK = Landkreis Wittmund, M = Marz, NHS = Neuharlingersiel, OB = Ostbense, W = Werdum

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THEMENFELD SOZIALES UND GESELLSCHAFTLICHES

Prio- Nr. OT Titel Projektsteckbrief Handlungsfeld rität

DR d) Netzwerk – Nachbarschaftsbörse: Nachbarn bieten unterschiedliche Unterstützungen wie wie vor B 1 Rasenmähen, Hilfe bei den Hausaufgaben etc. an und bekommen die Zeit auf ihrem Konto gutgeschrieben. Dafür können sie diese gegen andere Leistungen eintauschen, bei denen sie Unterstützung brauchen. 7. DR Schaffung von (bezahlbarem) Wohnraum, neue Wohnformen DR a) Erstellung eines Wohnraumkonzeptes, insbesondere für junge Menschen, für Beschäftig- Alternative Wohnformen, Ortsbild A 1 te in der Gastronomie und Ortsgestaltung DR b) Einrichtung einer Wohnungsbaugenossenschaft, Baugesellschaft, eines Bauvereins Alternative Wohnformen, Sied- B 1 oder Ähnlichem: Schaffung von günstigem, bezahlbarem Wohnraum lungsentwicklung DR c) Errichtung einer Seniorenresidenz: altersgerechtes Wohnen für die Generation 60 + (ähn- Alternative Wohnformen B 3 lich wie Wohnen am Sieltief) DR d) Bereitstellung von Grundstücken für Modulhäuser (Pachtgrundstücke): flexibel erwei- wie vor B 2 terbare Einheiten, die bei Bedarf auch an einen anderen Standort, gebracht werden können NHS e) Errichtung eines Mehrgenerationenhauses Demografischer Wandel, Touris- B 2 C mus, Kulturleben, Freizeitangebo- te f) Hofgemeinschaft mit teilweiser Selbstversorgung Alternative Wohnformen B 2 DR g) Bereitstellung von Wohnbaugrundstücken insbesondere für junge Menschen wie vor B 2 DR h) Schaffung von Mietwohnraum für Fachkräfte: Mietraum, der monatlich kündbar ist, möb- Alternative Wohnformen, Touris- A 1 lierte Wohnungen mus, Kulturleben, Freizeitangebo- te C i) Erstellung eines Wohnflächenbedarfskonzeptes Alternative Wohnformen, Sied- A 2 lungsentwicklung

Kursiv = von der Kommune als prioritär eingestuft, DR = Dorfregion, AHS = Altharlingersiel, B = Bensersiel, C = Carolinensiel, C/H = Carolinensiel/Harlesiel, GH = 153 Groß Holum, HW = Hartward, LK = Landkreis Wittmund, M = Marz, NHS = Neuharlingersiel, OB = Ostbense, W = Werdum

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THEMENFELD SOZIALES UND GESELLSCHAFTLICHES

Prio- Nr. OT Titel Projektsteckbrief Handlungsfeld rität

8. DR Aufwertung/Schaffung von Veranstaltungsräumlichkeiten und Mehrzweck- hallen NHS a) Schaffung eines neuen Kursaales (Kulturzentrum Tourismus, Kulturleben, Freizeit- C 2 angebote NHS b) Errichtung/Umgestaltung eines Mehrzweckraumes wie vor C 2 NHS c) Anlage eines gemeinsamen Grillplatzes wie vor C 1 C d) Schaffung, Aufwertung von Veranstaltungsräumlichkeiten: Bereich Museum, Pastorei wie vor C 2 W e) Errichtung einer Mehrzweckhalle am Tennisplatz (generationsübergreifend, sportliche und Vereinsleben, Ehrenamt, Touris- A 1 nicht sportliche Aktivitäten, Inklusionsangebote, Events, Flohmarkt etc.) mus, Kulturleben, Freizeitangebo- te W f) Ausbau des kirchlichen Gemeindehaus als Dorfgemeinschaftshaus und Begegnungs- wie vor C 2 zentrum B g) Aufwertungs-/Anpassungsbedarf im Bereich Strandportal wie vor B 2 9. DR Verbesserung, Erweiterung der Angebote für die Jugend und Kinder Attraktivierung der Region für die Jugend, zunächst: Klärung, Ermittlung der Bedarfe Schaffung ergänzender Angebote für die Jugend (im Bereich Tanzen, Singen, Naturerleben …) NHS a) Gestaltung des Spielplatzes, Bewegungsplätze für alle Altersgruppen Tourismus, Kulturleben, Freizeit- C 1 angebote NHS b) Schaffung einer Mountainbike-/Cross-Bike-Strecke (Cross-Parcour für Fahrräder), wie vor B 1 gegebenenfalls im Gewerbegebiet NHS c) Schaffung einer Multifunktionsfläche für Inlineskating, Skateboard, Basketball etc. wie vor B 1 und für Eislauffläche im Winter

Kursiv = von der Kommune als prioritär eingestuft, DR = Dorfregion, AHS = Altharlingersiel, B = Bensersiel, C = Carolinensiel, C/H = Carolinensiel/Harlesiel, 154 GH = Groß Holum, HW = Hartward, LK = Landkreis Wittmund, M = Marz, NHS = Neuharlingersiel, OB = Ostbense, W = Werdum

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THEMENFELD SOZIALES UND GESELLSCHAFTLICHES

Prio- Nr. OT Titel Projektsteckbrief Handlungsfeld rität

NHS d) Schaffung eines Kindertheaters für Einheimische und zur Ergänzung des Tourismus wie vor B 2 für junge Familien NHS e) Einrichtung eines Grillplatzes im Umfeld des Jugendraumes/Schützenhauses wie vor C 1 W f) Schaffung einer Skaterbahn wie vor C 1 W g) Basketballkörbe wie vor C 2 W h) Bewegungsplätze für alle Altersgruppen wie vor C 2 W i) Bolzplatz mit Bauwagen wie vor C 2 W j) Schaffung eines Kindertheaters für Einheimische und zur Ergänzung des Tourismus wie vor B 2 für junge Familien C/H k) Skaterbahn und Boulebahn wie vor C 3 C/H l) Ergänzung der Angebote/Infrastruktur für Jüngere wie vor C 2 C/H m) Einrichtung eines neuen Jugendraumes wie vor C 1 10. DR Anpassung der Grundschulen in der Region an die jeweiligen Bedarfe W a) Gestaltung des Außenbereichs: Niedrigseilgarten, öffentlich auch außerhalb der Schul- Bildung und Betreuung, Freiflä- C 3 zeiten für alle, bauliche Sanierung chen, Tourismus, Kulturleben, Freizeitangebote W b) Erweiterung/Umbau für eine Küche/Mensa wie vor C 1 W c) Erweiterung des außerschulischen Angebotes: Verbesserung des außerschulischen wie vor C 2 Angebots, zum Beispiel Vorlese-AG durch Gewinnung von Kooperationspartnern, Einrich- tung von Betreuungsmöglichkeiten während der Ferien, Spezialisierung

Kursiv = von der Kommune als prioritär eingestuft, DR = Dorfregion, AHS = Altharlingersiel, B = Bensersiel, C = Carolinensiel, C/H = Carolinensiel/Harlesiel, GH = 155 Groß Holum, HW = Hartward, LK = Landkreis Wittmund, M = Marz, NHS = Neuharlingersiel, OB = Ostbense, W = Werdum

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THEMENFELD SOZIALES UND GESELLSCHAFTLICHES

Prio- Nr. OT Titel Projektsteckbrief Handlungsfeld rität

C d) Aufwertung der Umgebungsflächen der Grundschule Ortsbild und Ortsgestaltung, Tou- C 2 rismus, Kulturleben, Freizeitan- gebote C, W e) Etablierung eines gemeinsamen Projekttages/einer Projektwoche zur Stärkung der Bildung und Betreuung, Freiflä- B 1 Kooperation zwischen den Schulen und zum Kennenlernen der Schüler untereinander chen, Tourismus, Kulturleben, Freizeitangebote 11. DR Verbesserung und Ergänzung der Betreuungsangebote DR a) Einrichtung einer Seniorenwohnanlage/Seniorenresidenz: altersgerechtes Wohnen für Betreuung A 2 die Generation 60 + DR b) Einrichtung von Tages- und Kurzzeitpflegeplätzen für Menschen mit kurzzeitigem Pfle- wie vor A 2 gebedarf oder zur temporären Entlastung der Angehörigen DR c) Zusätzliche Einrichtung von Kurzzeitpflegeplätzen wie vor A 2 DR d) "Leih-Oma"/"Leih-Opa" als alternatives Betreuungsangebot wie vor B 1 12. DR Feuerwehr und Katastrophenschutz C, W Ausrüstung der Feuerwehren mit Notstromaggregaten, Sanierung und Modernisierung der Daseinsvorsorge C 2 NHS Feuerwehrhäuser

Kursiv = von der Kommune als prioritär eingestuft, DR = Dorfregion, AHS = Altharlingersiel, B = Bensersiel, C = Carolinensiel, C/H = Carolinensiel/Harlesiel, 156 GH = Groß Holum, HW = Hartward, LK = Landkreis Wittmund, M = Marz, NHS = Neuharlingersiel, OB = Ostbense, W = Werdum

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THEMENFELD ORTSENTWICKLUNG UND ORTSGESTALTUNG

Prio- Nr. OT Titel Projektsteckbrief Handlungsfeld rität

13. DR Verkehrskonzepte DR a) Übergeordnetes Verkehrskonzept für die Region Mobilität, Ortsbild und Ortsgestal- A 3 tung DR b) Teilkonzepte zum ruhenden und fließenden Verkehr B 3 14. DR Umgestaltung und Aufwertung der Ortsdurchfahrten in der Region als Grundlage für die Ortsentwicklung und Steigerung der Aufenthaltsqualität B a) Umgestaltung der Ortsdurchfahrt mit Verkehrsberuhigung, Straßenquerung der Haupt- Infrastruktur und Erschließung, A 3 straße für Fußgänger sicherer gestalten Ortsbild und Ortsgestaltung C b) Umgestaltung der Ortsdurchfahrt und Erstellung eines Verkehrskonzeptes (Verkehrs- wie vor A 1 beruhigung) einschließlich Baumaßnahme NHS c) Gestaltung und Aufwertung der Ortsdurchfahrt wie vor A 1 W d) Gestaltung der Ortsdurchfahrt wie vor C 3 15. Maßnahmen zur Verbesserung der Park-/Stellplatzsituation B a) Neuorganisation/Ausbau/Gestaltung der Parkplätze im Ortskern Infrastruktur und Erschließung, B 2 Ortsbild und Ortsgestaltung C/H b) Neuorganisation/Ausbau/Gestaltung der Parkplätze im Ortskern wie vor B 2 C/H c) Änderung und Gestaltung am Parkplatz Kurverwaltung wie vor C 2 NHS d) Neuorganisation, Verlegung von Parkplätzen am Hafen an den Ortsrand mit Schaffung wie vor A 1 eines Park-and-Bike-Platzes außerhalb des Ortskernes mit E-Shuttle Service, Neuord- nung/Verlegung der Parkplätze weg vom Hafen NHS e) Schaffung von Parkplätzen am Ortsrand in der Nähe des Altharlinger Sieltiefs wie vor A 1 AHS

Kursiv = von der Kommune als prioritär eingestuft, DR = Dorfregion, AHS = Altharlingersiel, B = Bensersiel, C = Carolinensiel, C/H = Carolinensiel/Harlesiel, GH = 157 Groß Holum, HW = Hartward, LK = Landkreis Wittmund, M = Marz, NHS = Neuharlingersiel, OB = Ostbense, W = Werdum

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THEMENFELD ORTSENTWICKLUNG UND ORTSGESTALTUNG

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W f) Museumswiese Werdum: wie vor - Sanitäranlage A 1 - Stellplätze für Pkw und Wohnmobile A 1 - Museum in der Werdumer Mühle A 2 - Umfeldgestaltung auf der Museumswiese A 1 W g) Schaffung von innerörtlichen Parkplätzen: Ortsbildgerechte Pflasterung etc., Gestaltung wie vor A 1 Parkplatz an der Touristeninformation 16. DR Umgestaltung von Straßen und Verkehrsanlagen DR a) Erhaltung und Gestaltung von Brückenbauwerken Infrastruktur und Erschließung, A 2 Ortsbild und Ortsgestaltung B b) Kreisverkehr am Hafenzubringer "Rotzmense" wie vor B 2 C/H c) Umgestaltung der Gerhard-Tjarks-Straße wie vor B 1 C/H d) Errichtung von ortsbildgerechter Straßenbeleuchtung wie vor B 1 C/H e) Umsetzung des 2. Teils der Umgehungstraße bis zum Hafen mit Umwidmung der Orts- wie vor A 2 durchfahrt C/H f) Leuchtdisplay zur Geschwindigkeitsreduzierung an den Ortseingängen Ortsbild und Ortsgestaltung, Tou- C 2 rismus, Freizeitangebote C/H g) Umgestaltung der Straßenräume: Aufwertung, Verbesserung des Verkehrsbegleitgrüns, Infrastruktur und Erschließung, C 3 Umstellung auf standortgerechte Bepflanzung und Straßenmobiliar? Ortsbild und Ortsgestaltung NHS h) Gestaltung der Freiflächen am Seriemer Weg und in Hartward für Freizeitnutzung, Infrastruktur und Erschließung, B 1 HW Dorftreffpunkt und Wohnen Tourismus, Kulturleben, Freizeit- angebote

Kursiv = von der Kommune als prioritär eingestuft, DR = Dorfregion, AHS = Altharlingersiel, B = Bensersiel, C = Carolinensiel, C/H = Carolinensiel/Harlesiel, 158 GH = Groß Holum, HW = Hartward, LK = Landkreis Wittmund, M = Marz, NHS = Neuharlingersiel, OB = Ostbense, W = Werdum

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THEMENFELD ORTSENTWICKLUNG UND ORTSGESTALTUNG

Prio- Nr. OT Titel Projektsteckbrief Handlungsfeld rität

HW i) Anlage und Ausbau von Ausweichflächen/-buchten bei schmalen Dorfstraßen in Hart- Infrastruktur und Erschließung, B 2 M ward-Marz (Ausbau) Ortsbild und Ortsgestaltung AHS j) Gestaltung der Straße Altharlingersiel Ortskern: "die Straße als gemeinsamer Lebens- wie vor B 3 raum" GH k) Gestaltung der Straßenräume: Lampen, Beschilderung, Geschichte erlebbar machen Tourismus, Kulturleben, Freizeit- C 3 angebote 17. DR Gestaltung der Ortseingänge B a) Gestaltung der Ortseingänge mit Beschilderung A 3 Infrastruktur und Erschließung, C b) Gestaltung der Ortseingänge mit Beschilderung Ortsbild und Ortsgestaltung, Tou- B 2 GH c) Neugestaltung des westlichen Ortsrandes in Groß Holum rismus, Kulturleben, Freizeitan- C 3 gebote AHS d) Gestaltung der Ortseingänge: Beschilderung, Bepflanzung C 3 18. DR Übergeordnete Ortsbildpflege LK DR a) Erstellung einer Gestaltungsfibel für die Dorfregion: Empfehlungen zur Materialität, Ortsbild und Ortsgestaltung, Tou- A 1 LK Fensterformen etc. rismus, Kulturleben DR b) Preis für Ortsbildpflege/Architekturpreis in der Region zur Stärkung des Bewusstseins, wie vor A 3 LK schafft Anreize DR c) Aktionswoche Ortsbild: Vorträge, Ortsbegehungen, Lesungen zum Thema Ortsbild und wie vor A 3 LK Denkmalpflege LK d) Etablierung eines Denkmalpflegers für den Landkreis Wittmund zur Verbesserung des wie vor A 1 Dialogs im Zusammenhang mit dem Denkmalschutz

Kursiv = von der Kommune als prioritär eingestuft, DR = Dorfregion, AHS = Altharlingersiel, B = Bensersiel, C = Carolinensiel, C/H = Carolinensiel/Harlesiel, GH = 159 Groß Holum, HW = Hartward, LK = Landkreis Wittmund, M = Marz, NHS = Neuharlingersiel, OB = Ostbense, W = Werdum

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THEMENFELD ORTSENTWICKLUNG UND ORTSGESTALTUNG

Prio- Nr. OT Titel Projektsteckbrief Handlungsfeld rität

DR e) Gremium/Gestaltungsbeirat zur Bewertung von ortsbildprägenden Bauvorhaben: Be- wie vor A 2 LK wertung von Gestaltung von Neu- und Umbauten, Gestaltungsbeirat, Fibel als Richtlinie nut- zen, Jury für Ortsbild-Wettbewerb etc. C/H f) Entwicklung eines städtebaulichen Rahmenplans zu Nutzungsarten Ortsbild und Ortsgestaltung; Infra- A 2 struktur und Erschließung C/H g) Förderung von Projekten in enger Abstimmung mit den Inhalten des (städtebaulichen) Ortsbild und Ortsgestaltung, Tou- A 3 Denkmalschutzes rismus, Kulturleben, Freizeitange- bote C/H h) Projekt zum Thema Ortsbild: Benennung und Erhaltung alter Bausubstanz und Strukturen Ortsbild und Ortsgestaltung A 3 und Umgang mit neuer, moderner und funktionaler Architektur 19. DR Erhaltung ortsbildprägender Gebäude und Verbesserung des Ortsbildes DR a) Kleinere Verschönerungsaktionen/-projekte, um das Ortsbild gepflegter erscheinen zu Ortsbild und Ortsgestaltung, Frei- C 3 lassen flächen DR b) Vitalisierungskonzept: Revitalisierung alter (Neben-)Gebäude, Vitalisierung der Ortskerne Ortsbild und Ortsgestaltung A 1 c) Zeitgemäßer Neubau am Standort der Villa Kunterbunt wie vor C 3 C/H d) Aufwertung Deichmühle: Vermarktung, Gestaltung, Nutzungskonzept Tourismus, Kulturleben, Freizeit- B 2 angebote C/H e) Prägende Einzelbauwerke fördern Ortsbild und Ortsgestaltung, Tou- C 3 rismus, Kulturleben, Freizeitange- bote NHS f) Sanierung Glockenturm am Gemeindehaus Oll School Ortsbild und Ortsgestaltung, Bau- C 2 kultur, Denkmalschutz

Kursiv = von der Kommune als prioritär eingestuft, DR = Dorfregion, AHS = Altharlingersiel, B = Bensersiel, C = Carolinensiel, C/H = Carolinensiel/Harlesiel, 160 GH = Groß Holum, HW = Hartward, LK = Landkreis Wittmund, M = Marz, NHS = Neuharlingersiel, OB = Ostbense, W = Werdum

Dorfentwicklungsplanung für die Dorfregion "SIELHAFENORTE IM LANDKREIS WITTMUND"

THEMENFELD ORTSENTWICKLUNG UND ORTSGESTALTUNG

Prio- Nr. OT Titel Projektsteckbrief Handlungsfeld rität

NHS g) Aufwertung des Hafens durch Neugestaltung des Innenhafens und Erneuerung des Bildung, Vereinsleben, Ehrenamt, A 1 Rettungsbootschuppens Ortsbild und Ortsgestaltung,Infra- struktur und Erschließung, Tou- rismus, Kulturleben, Freizeitan- gebote W h) Sanierung der St.-Nicolai-Kirche Baukultur, Denkmalschutz, Orts- C 3 bild und Ortsgestaltung - 20. Maßnahmen aus dem Küstenschutz und künftigen Deichbaumaßnahmen

orte a) Diverse Folgeprojekte, die sich aus Deichbaumaßnahmen der kommenden Jahre er- Ortsbild und Ortsgestaltung, Infra- B 1

Küsten geben struktur und Erschließung DR b) Maßnahmen zur gestalterischen und funktionalen Anbindung an die Vordeichbereiche wie vor B 2 B c) Anpassung/Erweiterung des Schöpfwerksgebäudes und der technischen Anlagen wie vor C 3 B d) Folgemaßnahmen in Zusammenhang mit der Einrichtung einer Rechenreinigungs- wie vor C 3 anlage B e) Querungsmöglichkeiten über den Deich wie vor C 2 B f) Sanierung der veralteten Fußgängerbrücke wie vor C 3 NHS g) Gesamtanpassung der örtlichen Deiche wie vor B 3 NHS h) Deichwege und Aufgänge wie vor B 2

Kursiv = von der Kommune als prioritär eingestuft, DR = Dorfregion, AHS = Altharlingersiel, B = Bensersiel, C = Carolinensiel, C/H = Carolinensiel/Harlesiel, GH = 161 Groß Holum, HW = Hartward, LK = Landkreis Wittmund, M = Marz, NHS = Neuharlingersiel, OB = Ostbense, W = Werdum

Dorfentwicklungsplanung für die Dorfregion "SIELHAFENORTE IM LANDKREIS WITTMUND"

THEMENFELD ORTSENTWICKLUNG UND ORTSGESTALTUNG

Prio- Nr. OT Titel Projektsteckbrief Handlungsfeld rität

21. DR Aufwertung der Grün-, Frei- und Erholungsflächen sowie insbesondere der regionalen Kurparks B a) Gestaltung und Aufwertung des Kurparks Ortsbild und Ortsgestaltung, Frei- A 1 flächen, Brachflächen B b) Verbesserung der Zuwegung/Verbindung zwischen den örtlichen "Highlights": Strand, wie vor A 1 Kurpark etc., Beschilderung etc., Darstellung der Offenheit, Zuwegung zum Strand optimie- ren (Beschilderung) B c) Aufwertung der Promenade, Betriebsgelände NPorts wie vor B 3 B d) Pflege und angepasste Bepflanzung des Dorfplatzes wie vor B 3 C/H e) Neuentwicklung und Anpassung des Kurgartens an die aktuellen Ansprüche Ortsbild und Ortsgestaltung, Tou- A 1 rismus, Kulturleben, Freizeitange- bote C/H f) Beidseitige, funktionale und gestalterische Aufwertung der Promenade (Friedrichs- Infrastruktur und Erschließung, A 2 schleuse bis Yachthafen) Ortsbild und Ortsgestaltung, Tou- rismus, Kulturleben, Freizeitange- bote C/H g) Projekt zur besseren Nutzung bestehender Grünflächen (Konzept) Ortsbild und Ortsgestaltung, Tou- B 1 rismus, Kulturleben, Freizeitange- bote C/H h) Gestaltung des Strandbereiches, u. a. Seebrücke, Steg am Strand wie vor B 2 NHS i) Aufwertung im Bereich des Sielhofparks wie vor B 2 NHS j) Erneuerung der Deichpromenade wie vor B 3

Kursiv = von der Kommune als prioritär eingestuft, DR = Dorfregion, AHS = Altharlingersiel, B = Bensersiel, C = Carolinensiel, C/H = Carolinensiel/Harlesiel, 162 GH = Groß Holum, HW = Hartward, LK = Landkreis Wittmund, M = Marz, NHS = Neuharlingersiel, OB = Ostbense, W = Werdum

Dorfentwicklungsplanung für die Dorfregion "SIELHAFENORTE IM LANDKREIS WITTMUND"

THEMENFELD ORTSENTWICKLUNG UND ORTSGESTALTUNG

Prio- Nr. OT Titel Projektsteckbrief Handlungsfeld rität

NHS k) Gestaltung des Dorfplatzes für Veranstaltungen, des Areales des Regenauffangbe- Vereinsleben, Ehrenamt, Touris- B 1 HW ckens und der Ortseingänge mus, Kulturleben, Freizeitangebo- Vergrößerung des Pavillons und Trinkwasseranschluss, technische Ausstattung, Ansicht te, Ortsbild und Ortsgestaltung vom Ortseingang verbessern W l) Sanierung der Kneipphalle und Aufwertung der Außenbereiche Ortsbild und Ortsgestaltung, Tou- A 2 rismus, Kulturleben, Freizeitange- bote W m) Pflege des Dorfplatzes wie vor C 3

Kursiv = von der Kommune als prioritär eingestuft, DR = Dorfregion, AHS = Altharlingersiel, B = Bensersiel, C = Carolinensiel, C/H = Carolinensiel/Harlesiel, GH = 163 Groß Holum, HW = Hartward, LK = Landkreis Wittmund, M = Marz, NHS = Neuharlingersiel, OB = Ostbense, W = Werdum

Dorfentwicklungsplanung für die Dorfregion "SIELHAFENORTE IM LANDKREIS WITTMUND"

THEMENFELD WIRTSCHAFT UND TOURISMUS

Prio- Nr. OT Titel Projektsteckbrief Handlungsfeld rität

22. DR Eine Region mit sich ergänzenden Partnern – Profilschärfung der einzelnen Ortschaf- ten DR a) Konzepte zur touristischen Entwicklung der einzelnen Ortschaften (vor dem Hinter- Tourismus, Kulturleben, Freizeit- B 1 grund einer gemeinsamen Region) angebote B b) Projekt zur Darstellung, Schaffung einer "Identität für Bensersiel" Ortsbild und Ortsgestaltung, Frei- B 2 flächen B c) Maßnahmen zur Stärkung der Vor- und Nachsaison: Projekt zur Koordinierung, Stamm- Tourismus, Kulturleben, Freizeit- A 2 tisch mit Gastronomie, DEHOGA ... angebote 23. DR Die Vernetzung in der Region stärken und nutzen DR a) Dorfübergreifender Stammtisch für alle Altersgruppen Gesellschaftliches, Miteinander B 1 leben DR b) Aktivierung bestehender Netzwerke und Stärkung des Miteinanders, zum Beispiel durch Tourismus, Kulturleben, Freizeit- B 1 eine Internetplattform angebote DR c) Etablierung einer gemeinsamen Projektwoche/eines Projekttages der Grundschulen Bildung und Betreuung B 1 zur Stärkung der Kooperation und Vernetzung DR d) Gemeinsamer Veranstaltungskalender, gegebenenfalls in Kombination mit gemeinsamer Tourismus, Kulturleben, Freizeit- B 1 Zeitung angebote DR e) Erstellung einer Dorfzeitung für die gesamte Region: 14-tägig., Inhalte: Vereinsleben, Vereinsleben, Ehrenamt, Touris- B 1 Infos für Neubürger, Inhalte, die nicht in den Tageszeitungen auftauchen und regionsspezi- mus, Kulturleben, Freizeitangebo- fisch sind … te NHS f) Erstellung einer Dorfzeitung für Neuharlingersiel wie vor C 1

Kursiv = von der Kommune als prioritär eingestuft, DR = Dorfregion, AHS = Altharlingersiel, B = Bensersiel, C = Carolinensiel, C/H = Carolinensiel/Harlesiel, 164 GH = Groß Holum, HW = Hartward, LK = Landkreis Wittmund, M = Marz, NHS = Neuharlingersiel, OB = Ostbense, W = Werdum

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THEMENFELD WIRTSCHAFT UND TOURISMUS

Prio- Nr. OT Titel Projektsteckbrief Handlungsfeld rität

DR g) Themenreihe/Runder Tisch Dorfregion Sielhafenorte: Fortführung, Verstetigung des Ar- wie vor B 1 beitskreises Dorfentwicklung DR h) Gemeinschaftsprojekt/Einzelprojekt: Digitalisierung der Organisationsstrukturen: wie vor B 1 "statt Papier", digitale Alternative für Gästekarte, Veranstaltungen, Parken, Wattwandern, Strandkorbvermietung … 24. DR Die Region erlebbar machen – für unsere Gäste und für uns DR a) Generierung authentischer Erlebnisse: Teambildung-, Bildungsangebote in besonderem Tourismus, Kulturleben, Freizeit- A 2 Rahmen (auf einem Kutter, auf einem Bauernhof oder im Rahmen anderer spezieller Orte angebote mit entsprechender Begleitung), … DR b) Schaffung ergänzender/besonderer Urlaubsangebote: Bildungsurlaub, Bildungsregion. wie vor A 2 "Entschleunigung", "Wildgänse" vermarkten (Zugvogeltage gibt es bereits …) DR c) Nachhaltigkeit erlebbar machen, zum Beispiel anhand von Radrouten, dem Treffen "be- wie vor B 2 sonderer" Menschen der Region … DR d) Historie in die Landschaft bringen: alte Flurnamen, alte Sielhäfen … zum Beispiel durch wie vor B 1 Beschilderung, durch Infos übers Handy, Führungen zur Kultur- und Naturlandschaft ("Land- schaftslotsen") DR e) Die Entstehung der Landschaft und Orte der Harlebucht wie vor B 1 DR f) Erstellung einer Karte mit allen Freizeitangeboten, u. a. auch Spielplätze wie vor A 1 DR g) Bessere Vermarktung bestehender Angebote, insbesondere kultureller Angebote (Harle- wie vor B 1 bucht, aber auch Traditionen) DR h) Beschilderung/Hinweise dem Stand der Technik und den unterschiedlichen Zielgrup- wie vor A 2 pen anpassen: Infoschilder, Telefonguide, Apps …

Kursiv = von der Kommune als prioritär eingestuft, DR = Dorfregion, AHS = Altharlingersiel, B = Bensersiel, C = Carolinensiel, C/H = Carolinensiel/Harlesiel, GH = 165 Groß Holum, HW = Hartward, LK = Landkreis Wittmund, M = Marz, NHS = Neuharlingersiel, OB = Ostbense, W = Werdum

Dorfentwicklungsplanung für die Dorfregion "SIELHAFENORTE IM LANDKREIS WITTMUND"

THEMENFELD WIRTSCHAFT UND TOURISMUS

Prio- Nr. OT Titel Projektsteckbrief Handlungsfeld rität

25. DR Förderung des Gesundheitstourismus Tourismus, Kulturleben, Freizeit- A 2 Entschleunigung, Thalasso, Bäder, Kurorte, Angebote, natürliche Ressourcen … angebote 26. Entwicklung, Sanierung der Hafenbereiche und der entsprechenden Infra- struktur B a) Gestaltung Hafen-Ostseite, Schöpfwerk Ortsbild und Ortsgestaltung, Tou- A 1 rismus, Kulturleben, Freizeitan- gebote C/H b) Sanierung und Gestaltung der Hafenanlagen und Promenade (gegebenenfalls Gemein- wie vor A 2 schaftsprojekt), Infotafeln zu Schiffen, Gebäuden, Schilder, Mobiliar reduzieren, vereinheitli- chen NHS c) Aufwertung des Hafens durch Neugestaltung des Innenhafens sowie Erneuerung des wie vor A 1 Rettungsbootschuppens (auf der Grundlage des Masterplanes Kutterhafen Neuharlin- gersiel) - Arealbezogene Änderungen durch den Masterplan - Etablierung der Marke "Neuharlingersiel – Mein Heimathafen" 27. Verbesserung und Schaffung von Stätten für Kultur- und Freizeit B a) Aufwertung des Sportthemenparkes Vereinsleben, Ehrenamt. Touris- A 2 mus, Kulturleben, Freizeitangebo- te C b) Handlungsbedarf Sielhafenmuseum einschließlich Umfeld: (Boulebahn gegebenenfalls Tourismus, Kulturleben, Freizeit- A 1 im Kurpark) angebote NHS c) Schaffung einer Boule-Spielbahn auf dem Dorfplatz am Sielhofpark Freiflächen, Tourismus, Kulturle- C 2 ben, Freizeitangebote

Kursiv = von der Kommune als prioritär eingestuft, DR = Dorfregion, AHS = Altharlingersiel, B = Bensersiel, C = Carolinensiel, C/H = Carolinensiel/Harlesiel, 166 GH = Groß Holum, HW = Hartward, LK = Landkreis Wittmund, M = Marz, NHS = Neuharlingersiel, OB = Ostbense, W = Werdum

Dorfentwicklungsplanung für die Dorfregion "SIELHAFENORTE IM LANDKREIS WITTMUND"

THEMENFELD WIRTSCHAFT UND TOURISMUS

Prio- Nr. OT Titel Projektsteckbrief Handlungsfeld rität

C d) Bau eines öffentlichen Backhauses, gegebenenfalls in vorhandener Mühle wie vor B 2 NHS e) Schaffung einer Boule-Spielbahn auf dem Dorfplatz am Sielhofpark mit Überdachung C 2 NHS f) Verlagerung und Ausbau des Sportangebotes an den westlichen Ortsrand sowie Freiflächen, Tourismus, Kultur- C 2 Schaffung einer Sporthalle unter Einbeziehung der Jugendherberge und des örtlichen leben, Freizeitangebote Tourismus (Ortskern, Wirrenburg?) NHS g) Nutzung NV-Gebäude (alt) als Museum mit Kinder-Kunst Werkstatt Ortsbild und Ortsgestaltung, Bau- B 2 kultur, Denkmalschutz, Touris- mus, Kulturleben, Freizeitangebo- te NHS h) Umnutzung und Sanierung des Tiefhauses einschließlich Erstellung eines Nutzungskon- Ortsbild und Ortsgestaltung, Tou- B 2 AHS zept (vgl. Nennung unter Ortsbild) rismus, Kulturleben, Freizeitange- bote NHS i) Schaffung einer Swin-Golf-Anlage Tourismus, Kulturleben, Freizeit- B 2 GH angebote NHS j) Umnutzung der Seriemer Mühle als Kulturscheune: Erhaltung und Inwertsetzung der wie vor C 2 GH Scheune (vgl. Nennung unter Ortsbild) NHS k) Herstellung eines Kunstrasenplatzes (Sportanlage und Sporthalle) Vereinsleben, Ehrenamt, Touris- B 2 mus, Kulturleben, Freizeitangebo- te W l) Anpassung/Sanierung der Kneipphalle und Aufwertung der Außenbereiche wie vor A 2 W m) Aufwertung/Stärkung des Haustierparks: Einrichtung eines Audiosystems wie vor A 2

Kursiv = von der Kommune als prioritär eingestuft, DR = Dorfregion, AHS = Altharlingersiel, B = Bensersiel, C = Carolinensiel, C/H = Carolinensiel/Harlesiel, GH = 167 Groß Holum, HW = Hartward, LK = Landkreis Wittmund, M = Marz, NHS = Neuharlingersiel, OB = Ostbense, W = Werdum

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THEMENFELD WIRTSCHAFT UND TOURISMUS

Prio- Nr. OT Titel Projektsteckbrief Handlungsfeld rität

DR n) Schaffung einer Malschule Vereinsleben, Ehrenamt, Touris- B 2 mus, Kulturleben, Freizeitangebo- te DR o) Bäder in der Region – Erneuerungs- und Gestaltungsmaßnahmen Tourismus, Kulturleben, Freizeit- A 1 angebote DR p) Initiierung einer gemeinsamen Theatergruppe Vereinsleben, Ehrenamt, Touris- B 2 mus, Kulturleben, Freizeitangebo- te DR q) Masterplan zur Neuausrichtung des Sielhafenmuseums wie vor A 1 C 28. DR Machbarkeitsstudie für den Ausbau von Wegen und Beschilderungen in der Tourismus, Kulturleben, Freizeit- A 1 Dorfregion angebote 29. DR Ausbau und Verbesserung des Rad-, Reit- und Wanderwegenetzes Infrastruktur und Erschließung, DR a) Herstellung/Ausbau von Rad- und Wanderwegen Tourismus, Kulturleben, Freizeit- A 1 angebote C/H b) Beschilderung von Walking- und Inlinerouten: Vermarktung, Gestaltung etc. A 1

DR c) Herstellung und Ausbau von Reitwegen, gegebenenfalls Konzept wie vor A 1 DR d) Herstellung von Anlegestellen an Gewässern wie vor C 1 DR e) Ausbau von Radschnellwegen wie vor C 1 C/H f) Beschilderung von Walking- und Inlinerouten wie vor C 1 C/H g) Verbesserung im Radwegeangebot wie vor C 1

Kursiv = von der Kommune als prioritär eingestuft, DR = Dorfregion, AHS = Altharlingersiel, B = Bensersiel, C = Carolinensiel, C/H = Carolinensiel/Harlesiel, 168 GH = Groß Holum, HW = Hartward, LK = Landkreis Wittmund, M = Marz, NHS = Neuharlingersiel, OB = Ostbense, W = Werdum

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THEMENFELD WIRTSCHAFT UND TOURISMUS

Prio- Nr. OT Titel Projektsteckbrief Handlungsfeld rität

C/H h) Schaffung von Fuß- und Radwegen (innerorts, Rundwege) wie vor B 1 B i) Verbesserung und Ausbau von Rad- und Wanderwegen und der örtlichen Beschil- Ortsbild und Ortsgestaltung, A 1 derunge Freiflächen NHS j) Radwege: Lückenschlüsse auf den folgenden Strecken: Altharlingersiel-Schillhörn, Alt- wie vor B 1 harlingersiel-Hartward, Werdumer Altendeich-Werdum, Groß Holum-Esens, Klein Holum- Folkertshausen NHS k) Anlage eines Wanderweges von Groß Holum nach Nordwerdum sowie zum Deich wie vor C 1 NHS l) Bau eines Radwegs zwischen Hartward und Ostbense wie vor C 1 NHS m) Schaffung von Rundwegen, Wanderwegen: Sieltiefwanderweg, "Onkel-Hermanns-Padd" wie vor B 1 AHS NHS n) Bikeport mit Ladestation für E-Bikes in zentraler Lage in Neuharlingersiel wie vor C 1 AHS W o) Fahrradweg Lückenschluss zwischen Werdum und Altfunnixsiel sowie Nordwerdum wie vor B 3 und Groß Holum 30. DR Entwicklung von Themenrouten/-konzepten DR a) Aufwertung des bestehenden Museumsweges in Carolinensiel Tourismus, Kulturleben, Freizeit- A 2 angebote, Ortsbild DR b) Themenroute Kultur, zum Beispiel Skulpturenweg wie vor B 2 DR c) Historische Themenroute, Erlebnispfad Kulturlandschaft wie vor B 2 DR d) Themenroute Baukultur wie vor B 2 DR e) Themenroute Naturerlebnis wie vor B 2

Kursiv = von der Kommune als prioritär eingestuft, DR = Dorfregion, AHS = Altharlingersiel, B = Bensersiel, C = Carolinensiel, C/H = Carolinensiel/Harlesiel, GH = 169 Groß Holum, HW = Hartward, LK = Landkreis Wittmund, M = Marz, NHS = Neuharlingersiel, OB = Ostbense, W = Werdum

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THEMENFELD WIRTSCHAFT UND TOURISMUS

Prio- Nr. OT Titel Projektsteckbrief Handlungsfeld rität

DR f) Schaffung von Lehrpfaden (zum Beispiel Geschichte der Kleinbahn in Bensersiel) Ortsbild und Ortsgestaltung, Frei- B 2 flächen, Tourismus, Kulturleben, Freizeitangebote C/H g) Anlage eines Barfußpfades Tourismus, Kulturleben, Freizeit- B 2 angebote C/H h) Anlage von Terrainkurwegen Ortsbild und Ortsgestaltung, Tou- B 2 rismus, Kulturleben, Freizeitange- bote DR i) Konzept/Ausweisung/Ausbau von Reitwegen Tourismus, Kulturleben, Freizeit- A 2 angebote C/H j) Kurpromenade ausbauen und mit Themenwanderweg versehen Ortsbild und Ortsgestaltung, Tou- B 2 rismus, Kulturleben, Freizeitange- bote 31. DR Verbesserung der Infrastruktur im öffentlichen Raum, insbesondere für Rad- fahrer und Wanderer DR a) Errichtung und Verbesserung von Fahrradstellplätze in der Dorfregion Tourismus, Kulturleben, Freizeit- B 1 angebote, Mobilität DR b) Erneuerung und Schaffung von Schutzhütten in der Dorfregion wie vor B 1 NHS c) Bikeport mit Ladestation für E-Bikes in zentraler Lage wie vor B 1 NHS d) Errichtung öffentlicher Sanitär- und Toilettenhäuser, zum Beispiel auch am Anbau wie vor A 1 AHS Bootshaus in Altharlingersiel

Kursiv = von der Kommune als prioritär eingestuft, DR = Dorfregion, AHS = Altharlingersiel, B = Bensersiel, C = Carolinensiel, C/H = Carolinensiel/Harlesiel, 170 GH = Groß Holum, HW = Hartward, LK = Landkreis Wittmund, M = Marz, NHS = Neuharlingersiel, OB = Ostbense, W = Werdum

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THEMENFELD WIRTSCHAFT UND TOURISMUS

Prio- Nr. OT Titel Projektsteckbrief Handlungsfeld rität

32. DR Nutzung der Binnengewässer als Erholungsraum/zu Freizeitzwecken DR Herstellung eines Wasserwanderwegenetzes mit Anlegestellen – verbindend, inter- Tourismus, Kulturleben, Freizeit- A 1 kommunal (zunächst Konzept): Überprüfung, Machbarkeitsstudie bzgl. Kanu-, Tretboot-, …- angebote Routen, Verortung Rundkurs ist im AK erfolgt, Schaffung einer entsprechenden Infrastruktur (Anlegestellen etc.) NHS Gestaltung der Sieltiefe: Uferbefestigung, Wasser erlebbar machen, Anlegestellen etc. Ortsbild und Ortsgestaltung, Wirt- A 1 schaft, Tourismus, Kulturleben, Freizeitangebote NHS Ausbau der Infrastruktur Wassersport, Wasserwegenetz: Herstellung, Anpassung von Anle- Tourismus, Kulturleben, Freizeit- A 1 AHS gestellen angebote NHS Anlage eines Badeteiches wie vor A 1 AHS DR Paddel- und Pedalstationen für die gesamte Region wie vor A 1 C/H Ergänzung der Wassersportangebote (Stand-up-Paddling, Strand-Matschanlage Harlesiel, Tourismus, Kulturleben, Freizeit- A 1 Ausbau des Strandes …) einschließlich Werbung, Nutzung der Harle fördern angebote 33. DR Verbesserung der Infrastruktur an den Stränden/Deichen/Häfen B a) Ausweisung, Ausweitung eines Hundestrandes (Hundegelände am Wasser) Tourismus, Kulturleben, Freizeit- B 2 auch während der Hochsaison, in Bensersiel vorhanden, Ausweitung des Hundestrandes, angebote Verlängerung, Aufstellen von Mülleimern … DR b) Ausweisung von Flächen zum Drachen-steigen-Lassen wie vor B 2

Kursiv = von der Kommune als prioritär eingestuft, DR = Dorfregion, AHS = Altharlingersiel, B = Bensersiel, C = Carolinensiel, C/H = Carolinensiel/Harlesiel, GH = 171 Groß Holum, HW = Hartward, LK = Landkreis Wittmund, M = Marz, NHS = Neuharlingersiel, OB = Ostbense, W = Werdum

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THEMENFELD WIRTSCHAFT UND TOURISMUS

Prio- Nr. OT Titel Projektsteckbrief Handlungsfeld rität

DR c) Hot-Spots am Hafen und Strand Tourismus, Kulturleben, Freizeit- B 2 angebote, Infrastruktur und Er- schließung, Ortsbild und Ortsge- staltung DR d) Modernisierung und/oder Ergänzung der Wassersportangebote am Strand Tourismus, Kulturleben, Freizeit- A 2 angebote C e) Attraktivierung des Strandes Steg, Seebrücke, Anlage eines Barfußpfades Infrastruktur und Erschließung, B 2 Ortsbild und Ortsgestaltung 34. DR Landwirtschaft DR a) Erstellung eines Konzeptes zur Vermarktung von regionalen und/oder "fairen" Pro- Landwirtschaft und Fischerei, A 2 dukten (gesunde Ernährung) Tourismus, Kulturleben, Freizeit- angebote DR b) Projekte zur Bewusstseinsbildung/Imagepflege Tourismus, Kulturleben, Freizeit- B 2 angebote DR c) Schulungsbauernhof Tourismus, Kulturleben, Freizeit- B 3 angebote DR d) Projekt "Ernte der Kleikartoffel" wie vor B 2 DR e) Umnutzung ehemals landwirtschaftlicher Gebäude wie vor A 1

Kursiv = von der Kommune als prioritär eingestuft, DR = Dorfregion, AHS = Altharlingersiel, B = Bensersiel, C = Carolinensiel, C/H = Carolinensiel/Harlesiel, 172 GH = Groß Holum, HW = Hartward, LK = Landkreis Wittmund, M = Marz, NHS = Neuharlingersiel, OB = Ostbense, W = Werdum

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THEMENFELD WIRTSCHAFT UND TOURISMUS

Prio- Nr. OT Titel Projektsteckbrief Handlungsfeld rität

35. DR Schaffung eines Gründerzentrums/Start-up-Zentrums mit Schulungsbereich Wirtschaft, Landwirtschaft, Häfen, B 2 Fischerei 36. DR Naturerlebnis Sielhafenorte DR a) Gemeinschaftsobstgarten anlegen (Carolinensiel/Harlesiel) Natur und Landschaft B 2 DR b) Ergänzende Ackerrandstreifen zum Garten wie vor B 2 DR c) Aufwertung der Nationalparkhäuser wie vor A 2 DR d) Junior-Ranger einbinden wie vor B 1 DR e) Vogelbeobachtungsstellen wie vor B 1 DR f) naturnahe Gewässergestaltung, Befestigung der Siele wie vor A 1 DR g) Lehrpfade zum Beispiel Naturraum Marsch in Bensersiel, Bsp. Großes Meer wie vor A 2 DR h) weitere Angebote bzgl. Wattwandern, Wattführer werden benötigt wie vor A 2 37. DR Fischerei Sielhafenorte – aktiv und erlebbar a) Öffentlichkeitsarbeit Landwirtschaft und Fischerei A 1 b) Erlebbarmachen der Fischerei wie vor A 1 c) Ausbildungsförderung für Krabbenfischer wie vor A 1 d) Alternative Geschäfts- und Finanzierungsmodelle wie vor A 1 e) Lokale Verarbeitung und Vermarktung der Fischereiprodukte wie vor A 1

Kursiv = von der Kommune als prioritär eingestuft, DR = Dorfregion, AHS = Altharlingersiel, B = Bensersiel, C = Carolinensiel, C/H = Carolinensiel/Harlesiel, GH = 173 Groß Holum, HW = Hartward, LK = Landkreis Wittmund, M = Marz, NHS = Neuharlingersiel, OB = Ostbense, W = Werdum

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THEMENFELD WIRTSCHAFT UND TOURISMUS

Prio- Nr. OT Titel Projektsteckbrief Handlungsfeld rität

38. DR Klima- und Umweltschutz in der Region DR Gemeinschaftsprojekt Müllvermeidung: Kampagne zur Müllvermeidung, Infos zu Müll in Klimaschutz, Klimafolgenan- A 2 Weltmeeren (vgl. Ansatz in Carolinensiel), gemeinsame Müllsammelaktion in der Region, Aktio- passung, Umweltschutz nen der Junior-Ranger, Nationalparkhäuser DR Runder Tisch "Umwelt- und Klimaschutz, Klimafolgenanpassung": Verstetigung des AKs wie vor A 2 etablieren, Ziele: gemeinsame Projekte, Infoaustausch, jährliche Konferenz DR Projekte aus Klimaschutzkonzept: Lückenschluss Radwegenetz, Fußwege, E-Mobilität, Regi- wie vor A 2 onale Produkte W (Energetische) Sanierung und Modernisierung des Jugendgebäudes (am Tennisplatz) Ortsbild und Ortsgestaltung, Kli- A 2 maschutz B Erhöhung des Deiches mit Verkehrsberuhigung Klimaschutz, Klimafolgenanpas- A 2 sung, Umweltschutz DR Gründung einer Energiegenossenschaft in den Sielhafenorten wie vor A 2

Kursiv = von der Kommune als prioritär eingestuft, DR = Dorfregion, AHS = Altharlingersiel, B = Bensersiel, C = Carolinensiel, C/H = Carolinensiel/Harlesiel, 174 GH = Groß Holum, HW = Hartward, LK = Landkreis Wittmund, M = Marz, NHS = Neuharlingersiel, OB = Ostbense, W = Werdum

Dorfentwicklungsplanung für die Dorfregion "SIELHAFENORTE IM LANDKREIS WITTMUND"

7. ZUSAMMENSTELLUNG DER KOSTEN FÜR DIE WICHTIGSTEN ÖFFENTLICHEN MAßNAHMEN

TOP Betrifft Projekt Arbeitskreis Priorität Netto-Kosten Brutto-Kosten

TOP Dorfregion Dorfregion (alle) 1 Vorschlag Caroli- Erstellung einer Gestaltungsfibel für die Dorfregion OE A 1 50.000,00 € 59.500,00 € nensiel

Dorfregion (alle) Machbarkeitsstudie für den Ausbau von Wegen und 2 Vorschlag Neu- W/T A 1 80.000,00 € 95.200,00 € Beschilderungen in der Dorfregion harlingersiel

TOP Bensersiel

Anpassung, Neugestaltung und Aufwertung des 1 Bensersiel OE (W/T) A 1 166.000,00 € 197.540,00 € Kurparks

Verbesserung und Ausbau von Rad- und Wander- 2 Bensersiel WT A 1 410.000,00 € 487.900,00 € wegen und der örtlichen Beschilderung

Umgestaltung der Ortsdurchfahrt (beantragte Kos- 3 Bensersiel OE A 3 750.000,00 € 892.500,00 € ten entsprechen 25 % der Gesamtbaukosten)

TOP Carolinensiel/Harlesiel

Umgestaltung der Ortsdurchfahrt und Erstellung 1 Carolinensiel eines Verkehrskonzeptes (beantragte Kosten ent- OE A 1 586.000,00 € 697.340,00 € sprechen 25 % der Gesamtbaukosten)

Kursiv = von der Kommune als prioritär eingestuft, DR = Dorfregion, AHS = Altharlingersiel, B = Bensersiel, C = Carolinensiel, C/H = Carolinensiel/Harlesiel, GH = 175 Groß Holum, HW = Hartward, LK = Landkreis Wittmund, M = Marz, NHS = Neuharlingersiel, OB = Ostbense, W = Werdum

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TOP Betrifft Projekt Arbeitskreis Priorität Netto-Kosten Brutto-Kosten 2 Carolinensiel Entwicklung eines Wohnflächenbedarfskonzeptes SOZ A 2 50.000,00 € 59.500,00 € Neuentwicklung und Anpassung des Kurgartens an 3 Carolinensiel OE A 1 200.000,00 € 238.000,00 € die aktuellen Ansprüche

Sanierung und Gestaltung der Hafenanlagen und 4 Carolinensiel W/T A 2 2.500.000,00 € 2.975.000,00 € Promenade

Entwicklung eines städtebaulichen Rahmenplans zu 5 Carolinensiel OE A 2 55.000,00 € 65.450,00 € Nutzungsarten

TOP Neuharlingersiel

Umnutzung der Freiflächen am Seriemer Weg und in 1 Neuharlingersiel Hartward unter Berücksichtigung der Aspekte Frei- SOZ (OE) B 1 1.670.000,00 € 1.987.300,00 € zeitnutzung, Dorftreffpunkt und Wohnen

Gestaltung und Aufwertung der Ortsdurchfahrt (be- 2 Neuharlingersiel antragte Kosten entsprechen 25 % der Gesamtbau- OE A 1 2.216.162,00 € 2.736.003,00 € kosten)

Aufwertung des Hafens – Neugestaltung des Innen- 3 Neuharlingersiel hafens und Erneuerung des Rettungsbootschup- W/T (OE) A 1 4.090.000,00 € 4.867.100,00 € pens

Kursiv = von der Kommune als prioritär eingestuft, DR = Dorfregion, AHS = Altharlingersiel, B = Bensersiel, C = Carolinensiel, C/H = Carolinensiel/Harlesiel, 176 GH = Groß Holum, HW = Hartward, LK = Landkreis Wittmund, M = Marz, NHS = Neuharlingersiel, OB = Ostbense, W = Werdum

Dorfentwicklungsplanung für die Dorfregion "SIELHAFENORTE IM LANDKREIS WITTMUND"

TOP Betrifft Projekt Arbeitskreis Priorität Netto-Kosten Brutto-Kosten

Verlagerung von Parkplätzen an den Ortsrand und Schaffung von zusätzlichem Parkraum (Rückbau 4 Neuharlingersiel vorhandener Parkplätze ohne Neubebauung plus OE A 1 2.418.000,00 € 2.877.420,00 € Bau einer Verbindungsstraße zum örtlichen Ver- kehrssystem) 5 Neuharlingersiel Errichtung eines Ärzte- und Gesundheitshauses SOZ B 1/C 1 1.700.000,00 € 2.023.000,00 € Verlagerung und Ausbau des Sportangebotes an 6 Neuharlingersiel den westlichen Ortsrand sowie die Schaffung einer SOZ C 2 1.980.000,00 € 2.356.200,00 € Sporthalle

TOP Werdum 1 Werdum Schaffung einer Multifunktionshalle SOZ A 1 636.000,00 € 756.840,00 € 2 Werdum Schaffung von innerörtlichen Parkplätzen OE A 1 336.000,00 € 399.840,00 € 3 Werdum Aufwertung des Haustierparks W/T A 2 150.000,00 € 178.500,00 € Anpassung/Sanierung der Kneipphalle und Aufwer- 4 Werdum OE (W/T) A 2 60.000,00 € 71.400,00 € tung der Außenbereiche

Neugestaltung und Modernisierung der Museums- 5 Werdum OE (W/T) A 2 1.248.000,00 € 1.485.120,00 € wiese Werdum

Kursiv = von der Kommune als prioritär eingestuft, DR = Dorfregion, AHS = Altharlingersiel, B = Bensersiel, C = Carolinensiel, C/H = Carolinensiel/Harlesiel, GH = 177 Groß Holum, HW = Hartward, LK = Landkreis Wittmund, M = Marz, NHS = Neuharlingersiel, OB = Ostbense, W = Werdum

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8. VERSTETIGUNG DES PROZESSES UND EVALUIERUNG

Im Rahmen der Prozesse zur Dorfentwicklung fand eine breite Beteiligung relevanter Personen aus dem Dorfentwicklungsgebiet statt. Es gilt, diese Basis auch über die Planungsphase der Dorfentwicklung hinaus aufrechtzuerhalten und damit eine Verstetigung der gemeinsamen bzw. abgestimmten Entwicklung zu erzielen. Bei der Verstetigung geht es unter anderem darum, die Kommunikationsstrukturen zu erhalten, die angestoßenen Prozesse und Entwicklungen weiterzuführen und bei Bedarf an sich wan- delnde Rahmenbedingungen anzupassen. Der Arbeitskreis ist dabei unverzichtbar. Diese Per- sonen waren und sind die Experten vor Ort und darüber hinaus wichtige Multiplikatoren für ihre Ortschaften und die ganze Region. Zudem nahmen die Bürgermeisterin/Bürgermeister der Re- gion bzw. die entsprechenden Verwaltungsmitarbeiter an allen Arbeitskreissitzungen teil, was die Wertigkeit des Arbeitskreises auch für die Kommunen verdeutlicht. In die VIP-Veranstaltung sowie die Arbeitskreissitzungen wurden externe Experten eingebun- den. Das Hinzuziehen von Experten bei Bedarf sollte auch künftig Teil der gemeinsamen Arbeit sein. Nach Abschluss der Erstellung des Dorfentwicklungsplans schließt sich die sogenannte Umset- zungsphase an. In dieser Phase gilt es, die benannten Projektvorschläge zu realisieren und damit die formulierten Entwicklungsziele zu verfolgen. Gleichzeitig ist eine Selbstevaluierung mit einem Abgleich von geplanten und letztlich erreichten Wirkungen durchzuführen. Sich än- dernde Rahmenbedingungen sind fortlaufend zu analysieren und Anpassungen bei Bedarf vor- zunehmen. Ein Planungsbüro wird diese Umsetzungsphase begleiten. Zur Dokumentation des Umsetzungsstandes und der Benennung potenzieller Anpassungsbe- darfe werden folgende Bausteine vorgeschlagen: 1. Aufrechterhaltung der bestehenden Austausch-, Abstimmungs- und Kommunikationsstruk- turen durch - turnusmäßige Treffen der Lenkungsgruppe, - jährliches Zielvereinbarungsgespräch mit dem ArL Weser-Ems (Aurich), - mindestens jährliche Treffen des Arbeitskreises. 2. Dokumentation und Abgleich von Ergebnissen, Wirkungen und Bedarfen mit Hilfe - einer Projektdatenbank, - von Jahresberichten sowie - eines Abschlussberichtes am Ende der Umsetzungsphase.

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Zu 1: Aufrechterhaltung der bestehenden Austausch-, Abstimmungs- und Kommunikationsstrukturen Für den Fortbestand und die erfolgreiche Umsetzung der Projekte sind die Beibehaltung der Kontakte und der Kommunikationsstrukturen unabdingbar. Im Zuge des bisherigen Prozesses haben sich durch das gegenseitige Kennenlernen und die Erarbeitung gemeinsamer Projekte/ Entwicklungsziele für die Region grundlegende Beziehungen ergeben. Neben den Verwaltun- gen sind es insbesondere die persönlichen Kontakte der Bewohner des Dorfentwicklungsgebie- tes, die gemeinsam an einem Strang ziehen und ihre Region mitgestalten wollen. Die Lenkungsrunde, bestehend aus der Bürgermeisterin bzw. den Bürgermeistern und Verwal- tungsmitarbeitern der Kommunen, dem ArL Weser-Ems, Geschäftsstelle Aurich, sowie dem begleitenden Planungsbüro wird sich künftig weiter treffen. Darüber hinaus arbeitet der Arbeits- kreis auch künftig daran mit, die Region nachhaltig zu gestalten und trifft sich mindestens jähr- lich. In diesen Runden soll unter anderem erörtert werden, wie der Stand der Umsetzung ist, welche Veränderungen und Anpassungsbedarfe sich ergeben und ob zusätzliche für die Region relevante Themen betrachtet werden müssen. Einmal im Jahr sollte es auch ein Zielvereinbarungsgespräch mit dem ArL Weser-Ems, Ge- schäftsstelle Aurich, geben, um die Projektliste zu aktualisieren und sich über zukünftige För- dermaßnahmen auszutauschen.

Zu 2: Dokumentation und Abgleich von Ergebnissen, Wirkungen und Bedarfen Die Dokumentation der Inhalte in der Umsetzungsphase ist Grundlage für die weitere inter- kommunale Arbeit unter Einbezug aller relevanter Personen und Institutionen. Eine Projekt- datenbank mit allen bestehenden Projektvorschlägen soll dabei zu jeder Zeit eine Übersicht über den Umsetzungsstand und die organisatorischen Inhalte (Antragstellung, Bescheide, Fi- nanzierung, Zeitpläne etc.) ermöglichen. Mit dieser Übersicht kann beispielsweise systematisch eruiert werden, was wo bereits umgesetzt wurde oder wie viel Fördergelder insgesamt geflos- sen sind. Unter Zuhilfenahme der Projektdatenbank sollen jährlich Berichte erstellt werden, denen die Darstellung des Umsetzungs-Status-quo und Anpassungs-/Ergänzungsbedarfe zu entnehmen sind. Erfahrungen und Hinweise aus bereits umgesetzten öffentlichen Projekten mit überregio- naler Bedeutung sollen mittels Interviews mit den Projektträgern zusammengetragen und bei künftigen Projektrealisierungen berücksichtigt werden. In einem Abschlussbericht im Anschluss an die Umsetzungsphase sind zusammenfassend alle umgesetzten Projekte sowie Änderungen und Ergänzungen hinsichtlich der Entwicklungsziele zu dokumentieren. Ergebnisse der Zielvereinbarungsgespräche und der Arbeitskreissitzungen sowie die Jahresberichte und der Abschlussbericht sollten auf der Homepage der Region Siel- hafenorte (www.sielhafenorte.de) veröffentlicht und damit der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Entsprechend Ziffer 3.6.3 der ZILE-Richtlinie sind jährlich, spätestens zwei Jahre nach dem letzten Termin, der Erfolg, die Ergebnisse und die Wirkungen der Dorfentwicklung zu bewerten, zu dokumentieren und der Bewilligungsbehörde, sprich dem ArL Weser-Ems, Geschäftsstelle Aurich, vorzulegen. Eine Mustergliederung für diesen Evaluierungsbericht ist dem Anhang zu entnehmen.

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9. BETEILIGUNG DER TRÄGER ÖFFENTLICHER BELANGE

Laut ZILE-Richtlinie sind bei der Aufstellung von Dorfentwicklungsplänen "die für die Planung relevanten oder von ihr betroffenen Träger öffentlicher Belange zu beteiligen"51. In der Vergan- genheit erfolgte dies in der Regel auf postalischem oder digitalem Wege mit dem Berichtsent- wurf kurz vor Anerkennung des Dorferneuerungsplanes. Diese Dorferneuerungspläne enthiel- ten zu den Maßnahmenbereichen häufig bereits fast ausführungsreife Konzept- und Gestal- tungspläne, zu denen die Träger öffentlicher Belange, kurz TÖB, direkt Stellung bezogen. Durch die Neuausrichtung der Dorfentwicklung hin zu einem eher konzeptionellen Planwerk und erarbeitet für eine ganze Dorfregion, wurde nun ein anderer Ansatz der Trägerbeteiligung ge- wählt. Alle relevanten Träger öffentlicher Belange wurden von der federführenden Samtgemeinde Esens zu einer Trägerkonferenz am 21. März 2018 ins Haus der Begegnung in Esens eingela- den. Ziel und Inhalt der Veranstaltung waren zum einen, die Träger öffentlicher Belange über das neue, anders ausgerichtete Verfahren und die Inhalte sowie den Stand des Dorfentwick- lungsverfahrens für die Dorfregion Sielhafenorte zu informieren. Zum anderen wurden sie da- rum gebeten, ihre Anregungen zur Region und zu den ersten Projektideen sowie eigene Pro- jektideen aus ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich zu benennen, die im Rahmen der Dorf- entwicklungsplanung berücksichtigt werden können. Die klassische Trägerbeteiligung erfolgt im Rahmen der jeweiligen Umsetzung einer Maßnahme mit konkreten Projektunterlagen.

Eindrücke aus der Trägerkonferenz

Insgesamt acht Vertreter der Träger öffentlicher Belange aus den Bereichen Häfen, Landwirt- schaft, Deich- und Sielachten, des Landkreises Wittmund und des ArL Weser Ems, Geschäfts- stelle Aurich, sowie Mitglieder der Lenkungsrunde und Mitarbeiter des Planungsbüros nahmen an der Konferenz teil. Nach Vorstellung der bisherigen Arbeit und der Inhalte des Dorfentwick- lungsprozesses durch das Planungsbüro gaben die Teilnehmer Hinweise zu aktuellen Untersu- chungen und Projekten/Maßnahmen, die in ihrem Zuständigkeitsbereich in den kommenden

51 3.5.3, Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung der integrierten ländlichen Entwicklung (ZILE), RdErl. d. ML vom 01. Januar 2017

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Jahren geplant sind. In Teilen können diese Planungen in den Dorfentwicklungsplan aufge- nommen werden, zum Teil folgen aus ihnen Handlungsbedarfe, die es im Zuge der künftigen Entwicklung der Dorfregion zu berücksichtigen gilt, beispielsweise Maßnahmen, die sich aus dem Bereich des Küstenschutzes ergeben. Die frühzeitige Einbindung der Träger öffentlicher Belange beinhaltete neben dem Informations- austausch auch eine Vernetzung, interkommunal und interdisziplinär. Auch dies ist ein Baustein zur Verstetigung des Prozesses einer gemeinsam motivierten Entwicklung der Dorfregion. Entsprechend der ZILE-Richtlinie (3.5.4) ist "die Dorfentwicklungsplanung zur Einsichtnahme für die Bevölkerung nach den in der Hauptsatzung der Gemeinde geltenden Regelungen für öffent- liche Bekanntmachungen vier Wochen öffentlich auszulegen". Die Auslegung fand in der Zeit vom 19. Juni 2018 bis 19. Juli 2018 statt. Es wurden keine Anregungen zu den Themen einge- bracht.

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HINWEIS: Für die öffentliche Auslegung werden alle personenbezogenen Daten/Adressen geschwärzt dargestellt!

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