Stadion-Porträt

AOL Arena außen: klar und transparent Foto: Stadionwelt Mehr Fußball als Business Die AOL Arena in bietet die richtige Mischung aus Bodenständigkeit und Moderne.

s ist doch immer dasselbe. Kaum Stadt das Grundstück des alten Volks- ren und die tiefen Baugruben, in denen ist ein neues Stadion eingeweiht, parkstadions für den symbolischen Preis schon bald die automatischen Ticket-Le- Esind alle voll des Lobes: Journa- von einer D-Mark ab. Dafür lieferte er ser installiert werden, erinnern noch an listen schwadronieren vom schönsten das Versprechen, eine Arena zu bauen, die lästigen Bunker eines Golfplatzes. Stadion Deutschlands, Spieler äußern die die Hamburg die Teilnahme an der WM Macht aber nichts, denn eigentlich ist These, die neue Arena sei mindestens für 2006 sichern würde. Die nötigen Gelder es ganz egal, aus welcher Richtung man drei Punkte gut, und Präsidenten beto- trieb der HSV fast im Alleingang auf. sich der Arena nähert, viel Freude wird nen ihre wirtschaftliche Bedeutung für Das Unternehmen gelang. Kritiker indes man angesichts des tristen Stadionum- den Klub. Das war bei der AOL Arena behaupten, der HSV hätte sich mit sei- felds bei der Anreise nicht emp nden. nicht anders, als sie im Jahr 2000, damals ner Gewährleistung eine allzu schwere An einer Seite Industriegebiet, an der noch als , endgültig Hypothek aufgebürdet, die ihn jetzt ge- zweiten Brachland, in dem noch die fertig gestellt wurde. Das smarte Stadion genüber der FIFA in eine aussichtslose Kassenhäuschen des alten Volkspark- hätte freilich originellere Kommentare Verhandlungsposition bringt. Um seine stadions verwittern, an der dritten die verdient, denn es bildete den Auftakt zu Verp ichtungen der Stadt gegenüber ein- bullige Veranstaltungshalle Color Line einer ganzen Serie moderner Neubauten, zuhalten, müsse er jetzt bedingungslos Arena. Da passt es nur zu gut ins Bild, die halfen, die WM 2006 ins eigene Land alle Au agen der FIFA erfüllen. Zuvor dass an der grünen, der Volksparkseite, zu holen. So gesehen markiert es den ausgebootete Rivalen wie Bremen und ausgerechnet der Friedhof ans Stadion Wendepunkt in der Geschichte deutscher Düsseldorf wären beim Poker um den grenzt. Tot ist auch die Kneipenszene Stadien: weg von der unpersönlichen Be- Spielort nur zu gerne eingesprungen. ringsum. Die nahe gelegenen „Pick- tonschüssel mit Laufbahn, hin zum en- Wie dem auch sei, bis zur WM gibt nick“ und „Stadion-Eck“ zählen nicht gen Geviert, in dem vornehmlich Fußball es noch einiges zu tun. Die Vorberei- gerade zur Premium-Gastronomie. gespielt wird. tungen laufen auf Hochtouren. Vor al- „Der Standort des Stadions ist histo- Auch die Finanzierung von 97 Mio. lem um das Stadion herum gilt es noch risch bedingt“, entschuldigt sich Are- Euro stellte in gewisser Weise eine Pio- einige Löcher zu stopfen. Derzeit erhält na-Manager Kurt Krägel für das, wofür nierleistung dar. Der HSV kaufte der ein neuer Parkplatz asphaltene Kontu- er nichts kann.

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052-055_aol-arena.indd Abs1:52 24.05.2005 15:13:31 Stadion-Porträt Stadion-Porträt

AOL Arena außen: klar und transparent Foto: Stadionwelt AOL Arena innen: das homogenste Bundesligastadion Foto: Stadionwelt

Das Stadion selbst, das Schätzungen die Ränge betreten hat, be ndet sich Supporters Club bei. Der ein ussreiche zufolge 4 Mio. Euro jährlich im laufen- im wohl homogensten Innenraum aller Fanclub, dessen Mitglieder gleichzei- Mehr Fußball als Business den Betrieb erfordert, wirkt von außen Bundesligastadien. Trumpfkarte bei der tig auch eine Abteilung des Vereins bil- Die AOL Arena in Hamburg bietet die richtige Mischung aus Bodenständigkeit und betrachtet merklich lebhafter. Wenn die Gestaltung war das Verdienst des HSV, den, besaß von Planungsbeginn an ein Durchblicke der AOL-blauen Treppen- allen Werbepartnern ein folgenreiches Mitspracherecht bei der Gestaltung der Moderne. aufgänge auch etwas  nster dreinschau- Zugeständnis abzuringen. Die verzichten Arena. Ursprünglich waren nämlich ver- en, insgesamt besitzt die Arena einen nämlich in der Arena bei den fest instal- schiedenfarbige Sitze für die Bestuhlung s ist doch immer dasselbe. Kaum Stadt das Grundstück des alten Volks- ren und die tiefen Baugruben, in denen stimmigen Charakter. Der Gesamtein- lierten Banden auf die gewohnten Farben vorgesehen. Die haben den Vorteil, ein ist ein neues Stadion eingeweiht, parkstadions für den symbolischen Preis schon bald die automatischen Ticket-Le- druck ist klar und transparent. Vor allem ihrer Logos. Deshalb prangt in der AOL spärlich besetztes Stadion in den Objekti- Esind alle voll des Lobes: Journa- von einer D-Mark ab. Dafür lieferte er ser installiert werden, erinnern noch an die Dachkonstruktion macht die Spielstät- Arena ausschließlich weiße Schrift auf ven der Fernsehkameras ein wenig voller listen schwadronieren vom schönsten das Versprechen, eine Arena zu bauen, die lästigen Bunker eines Golfplatzes. te unverwechselbar. Wie Palisaden ragen blauem Grund. Und das steht eher für erscheinen zu lassen. Einige dieser Papa- Stadion Deutschlands, Spieler äußern die die Hamburg die Teilnahme an der WM Macht aber nichts, denn eigentlich ist die 40 tragenden Pylonen stachelartig gen den HSV als für AOL & Co. So vermied geien-Sitze waren schon montiert, „die These, die neue Arena sei mindestens für 2006 sichern würde. Die nötigen Gelder es ganz egal, aus welcher Richtung man Himmel und verdeutlichen – gewollt oder die HSV-Betreibergesellschaft den an- anderen standen hier schon alle vor der drei Punkte gut, und Präsidenten beto- trieb der HSV fast im Alleingang auf. sich der Arena nähert, viel Freude wird ungewollt – dies ist die Festung des HSV. dernorts üblichen Gemischtwarenladen Tür“, erzählt Kurt Krägel, als der Sup- nen ihre wirtschaftliche Bedeutung für Das Unternehmen gelang. Kritiker indes man angesichts des tristen Stadionum- Zum authentischen Gesamtbild trägt vor in puncto Bandenwerbung erfolgreich porters Club kräftig zu maulen begann. den Klub. Das war bei der AOL Arena behaupten, der HSV hätte sich mit sei- felds bei der Anreise nicht emp nden. allem auch das Alter der Arena bei. Wäh- und sorgte für ein außergewöhnliches Mit Rücksicht auf die Fans installierte nicht anders, als sie im Jahr 2000, damals ner Gewährleistung eine allzu schwere An einer Seite Industriegebiet, an der rend in vergleichbaren Stadien der jüngs- Identi kationsmerkmal plus eine dezen- der HSV schließlich doch ausschließlich noch als Volksparkstadion, endgültig Hypothek aufgebürdet, die ihn jetzt ge- zweiten Brachland, in dem noch die ten Generation stets auch der Geruch von te Kaschierung des Mauerwerks. Zum Blaue – mit einigen wenigen Ausnahmen. fertig gestellt wurde. Das smarte Stadion genüber der FIFA in eine aussichtslose Kassenhäuschen des alten Volkspark- Plastik und Beton wohnt, beherrscht in monochromen Erscheinungsbild des Sta- Die entdeckt der aufmerksame Betrachter hätte freilich originellere Kommentare Verhandlungsposition bringt. Um seine stadions verwittern, an der dritten die den Umgängen der AOL Arena wirkliche dioninneren trug freilich auch der HSV heute in den Arena-Ecken und in einigen verdient, denn es bildete den Auftakt zu Verp ichtungen der Stadt gegenüber ein- bullige Veranstaltungshalle Color Line Fußball-Atmosphäre, durchdrungen von scheinbar beliebig angeordneten roten einer ganzen Serie moderner Neubauten, zuhalten, müsse er jetzt bedingungslos Arena. Da passt es nur zu gut ins Bild, einem zarten Bier- und Pommesbuden- Sitzreihen. Auch ein paar hellblaue Scha- die halfen, die WM 2006 ins eigene Land alle Au agen der FIFA erfüllen. Zuvor dass an der grünen, der Volksparkseite, duft, die Szene. Wetterschützende Glas- lensitze sind auf der Osttribüne übrig ge- zu holen. So gesehen markiert es den ausgebootete Rivalen wie Bremen und ausgerechnet der Friedhof ans Stadion fassaden, die zwangsläu g Hallencharak- blieben – nur ein kleiner Schönheitsfehler Wendepunkt in der Geschichte deutscher Düsseldorf wären beim Poker um den grenzt. Tot ist auch die Kneipenszene ter vermitteln,  ndet der Fan hier nicht. in der feinen Arena. Wer’s einfarbig mag, Stadien: weg von der unpersönlichen Be- Spielort nur zu gerne eingesprungen. ringsum. Die nahe gelegenen „Pick- Auch keine unnötigen Fernseher, die ihn richtet seinen Blick einfach in eine der tonschüssel mit Laufbahn, hin zum en- Wie dem auch sei, bis zur WM gibt nick“ und „Stadion-Eck“ zählen nicht dazu bringen, das Spiel mit der Wurst in drei anderen Himmelsrichtungen. Dort gen Geviert, in dem vornehmlich Fußball es noch einiges zu tun. Die Vorberei- gerade zur Premium-Gastronomie. der Hand ab Minute 46 doch lieber von verschwimmt nur das Beton-Grau der gespielt wird. tungen laufen auf Hochtouren. Vor al- „Der Standort des Stadions ist histo- hier aus zu verfolgen. großzügigen Stehplatzbereiche im Meer Auch die Finanzierung von 97 Mio. lem um das Stadion herum gilt es noch risch bedingt“, entschuldigt sich Are- „Je drinner desto besser“ lautet die blauer Sitzreihen. Und selbst die können Euro stellte in gewisser Weise eine Pio- einige Löcher zu stopfen. Derzeit erhält na-Manager Kurt Krägel für das, wofür Formel beim Besuch der AOL-Arena. die HSV-Farbe annehmen. Nämlich dann, nierleistung dar. Der HSV kaufte der ein neuer Parkplatz asphaltene Kontu- er nichts kann. Denn wer einmal vom Umgang aus HSV Supporters Club: setzt Zeichen Foto: Stadionwelt wenn sie für internationale Spiele mit �

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052-055_aol-arena.indd Abs1:52 24.05.2005 15:13:31 052-055_aol-arena.indd Abs1:53 24.05.2005 15:13:52 Stadion-Porträt

nach individuellen Vorstellungen ein- richten. Sie können mit aller Kommodität speisen, aber einen gepolsterten Kinoses- sel erhalten sie vor ihrer Loge nicht. Dies- bezüglich sind alle HSV-Fans gleich, sieht man mal von der Tatsache ab, dass Busi- ness-Seats eine Getränkehalterung besit- zen. Die großzügigen VIP-Bereiche indes bestechen durch einen spröden, geradezu sozialistischen Charme – zumindest im nicht eingedeckten Zustand. Das spar- tanische Ambiente wirkt dabei allemal sympathischer als das geklonte Interieur der Systemgastronomie, von dem fast alle Stadionbetreiber annehmen, es ge ele ih- ren Gästen. Es ist die Mischung aus notwendi- gem Komfort und einem gewissen Maß an Ursprünglichkeit, die die AOL-Arena zu einer unvergleichlichen Sportstätte macht. Im Bau der mos Architekten ist al- Exklusive Logen: auf Wunsch nach individuellen Vorstellungen eingerichtet Foto: Stadionwelt les vorhanden, was ein modernes Stadion braucht, um konkurrenzfähig zu bleiben. Variositzen bestückt werden. „Ich möch-  äche ihre Pforten schließt, wird sie von Aber nichts erscheint übertrieben. Ob te nicht sagen, dass wir das System der „Der HSV im Dritten Reich“ abgelöst sich dies ausschließlich aus dem Alter Variositze erfunden haben, aber diese Lö- werden. Den Erfolg des Museums bestä- der Arena erklärt, oder von den Verant- sung ist extra für uns entwickelt worden. tigt Ideengeber und Leiter Dirk Mansen: wortlichen weiterhin so gewollt ist, sei Da waren wir schon sehr früh mit dran“, „Im letzten Jahr hatten wir 40.000 Besu- einmal dahin gestellt. Freilich nicht nur sagt Krägel nicht ohne Stolz. Das System cher.“ Die enorme Zahl spricht für sich. mit dem HSV-Museum setzt die Arena hat in der Fachwelt für Aufsehen gesorgt Das Museum erreicht auch Interessierte, Maßstäbe. Auch die Enge des Stadions, und wird inzwischen in ähnlicher Form die sich nicht unbedingt als HSV-Kenner der Erhalt zahlreicher Stehplätze – üb- in vielen anderen Stadien angewendet. bezeichnen. rigens auch ein Verdienst des HSV Sup- Auch die Logen und VIP-Bereiche porters Clubs – und die lichtdurchlässige Auch das Museum setzt Maßstäbe. der AOL Arena erfreuen sich großer Be- Konstruktion des Membrandachs seien liebtheit. Während auf der Ostseite alles zur Nachahmung empfohlen. Nur im Fragt sich, woran sich die Verantwort- ausgebucht ist, können Wichtige für die Stadionumfeld gilt es nachzubessern. lichen beim HSV orientiert haben, als sie Gegentribüne Tageskarten lösen. Die Darauf aber hat der HSV leider nur be- dieses Stadion voller Innovationen plan- Annehmlichkeiten dieser Bereiche sind grenzten Ein uss. Sollte sich also irgend- ten. Schließlich gab es Ende der Neun- längst nicht so plüschig, wie man dies jemand mit dem Gedanken tragen, eine ziger kaum etwas Vergleichbares. „Wir erwarten würde. Auch hier zeigt sich ein gemütliche Pinte zu eröffnen, Hamburg- sind fast überall hingefahren, Leverku- Unterschied zu den nagelneuen Arenen. Bahrenfeld sei an dieser Stelle als Stand- sen, München, und haben geschaut, wie Natürlich, ihre Logen dürfen die Mieter ort empfohlen.���Andreas Schulte wir es nicht machen wollen“, erläutert Kurt Krägel das eigenwillige Ausschluss- verfahren. So werden sie es auch mit dem heimlichen Star des FIFA-Fünf-Sterne- Stadions gemacht haben, dem HSV-Mu- seum. Das zeigt auf 560 m² weit mehr als die gewöhnlichen Exponate von der Autogrammkarte bis zur Meisterschale. Die multimediale Ausstellung pro tiert vor allem von einem weitsichtigen Kon- zept. Hier geht es nicht nur darum, in chronologischer Reihenfolge alle Memo- rabilia der Clubgeschichte in Vitrinen zu platzieren. Immer wieder zieht das Mu- seum die Parallele zum Weltgeschehen und überrascht durch eine detailfreudige und geschmackvolle Aufmachung so- wie durch spielerische Elemente. Posi- tiv wirkt auch der erfrischend offensive Umgang mit den düsteren Kapiteln der Vereinsgeschichte. Stadionkatastrophen  nden ebenso Berücksichtung wie die Klubgeschichte der Nazi-Zeit. Wenn die WM-Ausstellung 2006 in der Wechsel- Fast 10.000 Stehplätze: Verdienst der HSV Supporters Foto: Stadionwelt

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052-055_aol-arena.indd Abs1:54 24.05.2005 15:14:33 Stadion-Porträt Stadion-Porträt nach individuellen Vorstellungen ein- richten. Sie können mit aller Kommodität speisen, aber einen gepolsterten Kinoses- sel erhalten sie vor ihrer Loge nicht. Dies- bezüglich sind alle HSV-Fans gleich, sieht man mal von der Tatsache ab, dass Busi- ness-Seats eine Getränkehalterung besit- zen. Die großzügigen VIP-Bereiche indes bestechen durch einen spröden, geradezu sozialistischen Charme – zumindest im nicht eingedeckten Zustand. Das spar- tanische Ambiente wirkt dabei allemal sympathischer als das geklonte Interieur der Systemgastronomie, von dem fast alle Stadionbetreiber annehmen, es ge ele ih- ren Gästen. Es ist die Mischung aus notwendi- gem Komfort und einem gewissen Maß Nicht nur auf der Ost-Tribüne: Geworben wird nur in weiß auf blau. Alle Fotos: Stadionwelt an Ursprünglichkeit, die die AOL-Arena zu einer unvergleichlichen Sportstätte macht. Im Bau der mos Architekten ist al- AOL Arena in Zahlen Exklusive Logen: auf Wunsch nach individuellen Vorstellungen eingerichtet Foto: Stadionwelt les vorhanden, was ein modernes Stadion Adresse: Sylvesterallee, 22525 Hamburg braucht, um konkurrenzfähig zu bleiben. Betreiber / Inhaber: Variositzen bestückt werden. „Ich möch-  äche ihre Pforten schließt, wird sie von Aber nichts erscheint übertrieben. Ob HSV-Stadiongesellschaft te nicht sagen, dass wir das System der „Der HSV im Dritten Reich“ abgelöst sich dies ausschließlich aus dem Alter Architekten: mos architekten Variositze erfunden haben, aber diese Lö- werden. Den Erfolg des Museums bestä- der Arena erklärt, oder von den Verant- Bauherr: DDP – Deuteron Development sung ist extra für uns entwickelt worden. tigt Ideengeber und Leiter Dirk Mansen: wortlichen weiterhin so gewollt ist, sei Baukosten: 97 Mio. Euro Da waren wir schon sehr früh mit dran“, „Im letzten Jahr hatten wir 40.000 Besu- einmal dahin gestellt. Freilich nicht nur Eröffnung: 23.8.98 erstes Heimspiel sagt Krägel nicht ohne Stolz. Das System cher.“ Die enorme Zahl spricht für sich. mit dem HSV-Museum setzt die Arena des HSV hat in der Fachwelt für Aufsehen gesorgt Das Museum erreicht auch Interessierte, Maßstäbe. Auch die Enge des Stadions, Mixed Zone: Sponsoren im Nacken Anzahl Plätze: 55.800 Karge Gästekabine: HSV-Raute im Visier und wird inzwischen in ähnlicher Form die sich nicht unbedingt als HSV-Kenner der Erhalt zahlreicher Stehplätze – üb- Sitzplätze: 46.840 in vielen anderen Stadien angewendet. bezeichnen. rigens auch ein Verdienst des HSV Sup- Stehplätze: 8.516 Auch die Logen und VIP-Bereiche porters Clubs – und die lichtdurchlässige Logen: 50 Auch das Museum setzt Maßstäbe. der AOL Arena erfreuen sich großer Be- Konstruktion des Membrandachs seien Business Seats: 2.600 liebtheit. Während auf der Ostseite alles zur Nachahmung empfohlen. Nur im Restaurantplätze im VIP-Bereich: 2.500 Fragt sich, woran sich die Verantwort- ausgebucht ist, können Wichtige für die Stadionumfeld gilt es nachzubessern. Parkplätze: 11.000 lichen beim HSV orientiert haben, als sie Gegentribüne Tageskarten lösen. Die Darauf aber hat der HSV leider nur be- Kioske: 27 dieses Stadion voller Innovationen plan- Annehmlichkeiten dieser Bereiche sind grenzten Ein uss. Sollte sich also irgend- Fan-Shops: 7 ten. Schließlich gab es Ende der Neun- längst nicht so plüschig, wie man dies jemand mit dem Gedanken tragen, eine Ränge: 3 ziger kaum etwas Vergleichbares. „Wir erwarten würde. Auch hier zeigt sich ein gemütliche Pinte zu eröffnen, Hamburg- Neigung Oberrang: 35° sind fast überall hingefahren, Leverku- Unterschied zu den nagelneuen Arenen. Bahrenfeld sei an dieser Stelle als Stand- Kleinster Abstand zum Anstoßpunkt: sen, München, und haben geschaut, wie Natürlich, ihre Logen dürfen die Mieter ort empfohlen.���Andreas Schulte Herzstück der Osttribüne: Spielereingang 45 m HSV-Kabine: Eintritt nur für Befugte wir es nicht machen wollen“, erläutert Höhe der Daches: 45 m Kurt Krägel das eigenwillige Ausschluss- Videowände: 2 verfahren. So werden sie es auch mit dem Überwachungskameras: 23 heimlichen Star des FIFA-Fünf-Sterne- Flutlichter: 266 Stadions gemacht haben, dem HSV-Mu- Leistung des Flutlichts: 1.500 lx seum. Das zeigt auf 560 m² weit mehr Stadionführungen: 90-minütige Tour als die gewöhnlichen Exponate von der Start: werkstags jeweils um 17.00 Uhr Autogrammkarte bis zur Meisterschale. Treffpunkt: Fanstore in der AOL Arena Die multimediale Ausstellung pro tiert (Nord/Ost-Eingang); vor allem von einem weitsichtigen Kon- Preise: Erwachsene: 5 Euro, Kinder/ zept. Hier geht es nicht nur darum, in Jugendliche/Rentner: 3 Euro chronologischer Reihenfolge alle Memo- HSV-Museum: lehrreich und unterhaltsam Restaurant „Die Raute“: Currywurst empfohlen rabilia der Clubgeschichte in Vitrinen zu platzieren. Immer wieder zieht das Mu- seum die Parallele zum Weltgeschehen und überrascht durch eine detailfreudige NEU: Fotogalerie und geschmackvolle Aufmachung so- wie durch spielerische Elemente. Posi- zur AOL Arena tiv wirkt auch der erfrischend offensive Umgang mit den düsteren Kapiteln der unter Vereinsgeschichte. Stadionkatastrophen  nden ebenso Berücksichtung wie die www.stadionwelt.de Klubgeschichte der Nazi-Zeit. Wenn die WM-Ausstellung 2006 in der Wechsel- Fast 10.000 Stehplätze: Verdienst der HSV Supporters Foto: Stadionwelt Fan-Store: Ein Herz für den HSV Aufgänge mit leeren Fenstern: wie ausgehöhlt

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052-055_aol-arena.indd Abs1:54 24.05.2005 15:14:33 052-055_aol-arena.indd Abs1:55 24.05.2005 15:14:54 s056-057_Poster AOL Arena.indd 56 23.05.2005 23:11:01 AOL Arena

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„Wir streben ein Stadion ohne Zäune an“ Interview mit Kurt Krägel, dem Leiter des Arenamanagements in der AOL Arena und der OK-Außenstelle Hamburg

Die wird es begutachten. Bestimmt werden Stadionwelt: Aber sie werden sicher zumin- wir dann noch über den einen oder andern dest die Spiele in der AOL-Arena sehen. Punkt zu diskutieren haben. Krägel: Ich gehe davon aus, von der FIFA Stadionwelt: Stimmt es, dass die FIFA ei- eine Arbeitskarte zu bekommen. nen weiträumigen Zaun um das Stadion Stadionwelt: Wie können Sie die von der fordert? FIFA verlangte Werbefreiheit rund um das Krägel: Ja, das ist richtig. Er wird die ganze Stadion gewährleisten? Ihr Hallennachbar, Zeit während der WM niemand in Stadion- die Color Line Arena, hat langfristige Ver- nähe lassen, der kein Ticket besitzt. Wir träge mit Werbepartnern, die nicht zum beim HSV streben eigentlich ein Stadion Sponsorenpool der FIFA gehören. ohne Zäune an. Auch weil wir der Meinung Krägel: Mit der Color Line Arena haben wir Kurt Krägel Foto: Stadionwelt sind, dass Zäune Aggressionen eher schü- bereits einen Konsens gefunden. Da klappt ren. Ich möchte jetzt nicht wieder den 11. die Zusammenarbeit sehr gut. Wir sind Stadionwelt: Herr Krägel, ist die AOL Are- September anführen, aber man muss auch sehr froh, dass sie überhaupt hier sind, na für die WM gerüstet? Verständnis für die FIFA haben. So etwas weil es Leben in diese Gegend bringt. Krägel: Wir sind auf einem guten Wege. darf sich natürlich nicht wiederholen. Dann Sehen Sie die Baustellen an den Ecken muss man eben mit Rücksicht auf die der Arena? Dort entsteht gerade beispiels- Sicherheit auch einen solchen Zaun akzep- weise das Ticketsystem. Wir legen dazu tieren. auch gleichzeitig neue Kabel für unsere Stadionwelt: So etwas schreckt die Fans Kioske. Die brauchen wir zwar zunächst natürlich ab. Wegen der vielen Sicherheits- nicht für die WM, aber es bietet sich jetzt maßnahmen im Stadion hat der eine oder an, dies in einem mitzumachen. andere schon gar keine Lust mehr, ins Stadionwelt: Dann werden Sie das Ticket- Stadion zu gehen. Glauben Sie, dass die system weiter für den HSV benutzen? WM der Fans – oder die des Volkes – eher Krägel: Ja, auch unsere Investitionen in außerhalb des Stadions bei anderen öf- die Infrastruktur sind dauerhaft angelegt. fentlichen Events wie dem Public Viewing Gerade wird ein neuer Parkplatz fertig. Ich stattfi ndet? sehe unsere Investitionen durchweg posi- Krägel: Ich würde sagen, beides. Wobei ich tiv. Die WM gibt den Anlass, Dinge dauer- nicht glaube, dass es Fans erster und zwei- Bundesligaspielbetrieb nur mit Zäunen haft zu verbessern. ter Klasse gibt. Es war doch schon immer Foto: Stadionwelt Stadionwelt: Wie unterscheiden sich die so, auch ’74, dass es Leute gab, die Karten Sicherheitsmaßnahmen von - hatten, und andere, die keine hatten. Auch Stadionwelt: Sie werden die 6,5 m hohen spielen von denen bei der WM? das mit der Ticketverlosung habe ich nicht Buchstaben AOL über Arena abmontieren Krägel: Die Aufl agen des DFB sind schon so dramatisch gesehen. Alle hatten die müssen, um die von der FIFA verlangte sehr hoch. Darauf aufbauend haben wir gleichen Chancen. Das einzige, was mich Werbefreiheit zu garantieren... gerade ein Konzept für die WM entwickelt, dabei gestört hat, war, dass ich selber kei- Krägel: Ja, das ist kein Geheimnis. das wir der FIFA jetzt vorlegen müssen. ne bekommen habe. Stadionwelt: Wie werden Sie das bewerk- stelligen? Krägel: Wie wir technisch vorgehen, wer- den wir entscheiden, wenn es soweit ist. Stadionwelt: Wo könnten Sie noch nach- bessern? Krägel: Bei der Verkehrsanbindung. Eine Straßenanbindung würde Vorteile bringen. Aber die wäre natürlich mit enormen Kos- ten verbunden. Und wir könnten hier aus Platzgründen nur eine Art Sackbahnhof realisieren, der nicht alle entscheidenden Vorteile hätte. Stadionwelt: Gibt es Probleme, wenn gleichzeitig Veranstaltungen in der Halle und in der AOL Arena stattfi nden? Krägel: Nicht wenn sie gleichzeitig statt- fi nden, aber wenn die eine Veranstaltung gerade beginnt, während die andere zu Ende ist. Sie können sich das vorstellen. Alle Ampeln sind in die eine Richtung auf Durchfahrt gestellt. Dann geht in die an- dere nicht mehr viel. Ja, das ist ein Pro- Für die WM: Neue Parkplätze, ein werbefreies Dach und eine weiträumige Abzäunung Foto: Stadionwelt blem.

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058_interview aol-arena.indd Abs1:58 24.05.2005 15:17:54 Stadion-Porträt Stadion-Porträt

„Wir streben ein Stadion ohne Zäune an“ Interview mit Kurt Krägel, dem Leiter des Arenamanagements in der AOL Arena und der OK-Außenstelle Hamburg Kampf den Trampelpfaden

Die wird es begutachten. Bestimmt werden Stadionwelt: Aber sie werden sicher zumin- Hamburg stimmt sich auf die Weltmeisterschaft 2006 ein. wir dann noch über den einen oder andern dest die Spiele in der AOL-Arena sehen. Punkt zu diskutieren haben. Krägel: Ich gehe davon aus, von der FIFA eit einigen Wochen hat Werner Preuß formationen als Plattform für gemeinsame Stadionwelt: Stimmt es, dass die FIFA ei- eine Arbeitskarte zu bekommen. (62) eine neue Aufgabe. Der Land- Aktivitäten. Zentraler Treffpunkt für alle nen weiträumigen Zaun um das Stadion Stadionwelt: Wie können Sie die von der Sschaftsarchitekt von der Gartenbau- Fußballfans in Hamburg wird das Hei- fordert? FIFA verlangte Werbefreiheit rund um das abteilung des Bezirksamtes in Hamburg- ligengeistfeld sein, wo auf einer großen Krägel: Ja, das ist richtig. Er wird die ganze Stadion gewährleisten? Ihr Hallennachbar, Altona soll die Umgebung rund um die Leinwand alle 64 WM-Spiele live übertra- Zeit während der WM niemand in Stadion- die Color Line Arena, hat langfristige Ver- AOL-Arena in weltmeisterliche Form gen werden. Größtes Problem beim Projekt nähe lassen, der kein Ticket besitzt. Wir träge mit Werbepartnern, die nicht zum bringen. Das ist nicht gerade wenig Arbeit. „Public Viewing“ ist die Finanzierung. Ge- beim HSV streben eigentlich ein Stadion Sponsorenpool der FIFA gehören. Volksparkgänger wissen, dass sich rund schätzte 360.000 Euro kommen wohl durch ohne Zäune an. Auch weil wir der Meinung Krägel: Mit der Color Line Arena haben wir um das Stadion in den verbleibenden gut die Großsponsoren der FIFA zusammen, Kurt Krägel Foto: Stadionwelt sind, dass Zäune Aggressionen eher schü- bereits einen Konsens gefunden. Da klappt 13 Monaten vor Beginn der WM noch eini- Modell des umgebauten S-Bahnhofs Stellingen tatsächlich aber kostet das Projekt nach ren. Ich möchte jetzt nicht wieder den 11. die Zusammenarbeit sehr gut. Wir sind ges tun muss. Bild: Architekten Gössler ersten Hochrechnungen mindestens drei Stadionwelt: Herr Krägel, ist die AOL Are- September anführen, aber man muss auch sehr froh, dass sie überhaupt hier sind, Vor allem die Fußwege wurden seit auch während der kommenden Bundes- Mio. Euro. Ein ziemlicher Brocken. na für die WM gerüstet? Verständnis für die FIFA haben. So etwas weil es Leben in diese Gegend bringt. seligen Weltmeisterschaftszeiten von 1974 liga-Saison abgewickelt werden. Preuß: Auf die ,,Fazination Fußball“ setzt das Krägel: Wir sind auf einem guten Wege. darf sich natürlich nicht wiederholen. Dann nicht mehr erneuert. Wie in einem Natur- ,,Das wird sehr schwer.“ Völkerkundemuseum Hamburg. Dort Sehen Sie die Baustellen an den Ecken muss man eben mit Rücksicht auf die park wuchern auf dem 1,6 Kilometer lan- wird von April bis November 2006 zu der Arena? Dort entsteht gerade beispiels- Sicherheit auch einen solchen Zaun akzep- gen Trampelpfad zwischen dem Stadion Leinwand auf dem Heiligengeistfeld sehen sein, was die Fußballwelt bewegt. weise das Ticketsystem. Wir legen dazu tieren. und dem nächstgelegenen S-Bahnhof Stel- Broder-Jürgen Trede, der im Sportwissen- auch gleichzeitig neue Kabel für unsere Stadionwelt: So etwas schreckt die Fans lingen noch Knöterich, Giersch, Gras und In Hamburg stehen gut ein Jahr vor der schaftlichen Institut arbeitet, stieß einen Kioske. Die brauchen wir zwar zunächst natürlich ab. Wegen der vielen Sicherheits- Brombeersträucher. Das wird sich bis 2006 Weltmeisterschaft aber noch weitere, es- dreitägigen Fachkongress vor der WM- nicht für die WM, aber es bietet sich jetzt maßnahmen im Stadion hat der eine oder ändern. Insgesamt 1,3 Mio. Euro stellt der senzielle Punkte auf der Agenda. Zum Bei- Eröffnung am 9. Juni zum Zusammenwir- an, dies in einem mitzumachen. andere schon gar keine Lust mehr, ins Bezirk Altona für die Sanierung zur Verfü- spiel die öffentliche Live-Übertragung auf ken von Fußball, Medien und Politik an. Stadionwelt: Dann werden Sie das Ticket- Stadion zu gehen. Glauben Sie, dass die gung. „Wir werden viel auslichten und die Großbildleinwänden. Bei der WM 2002 in Der aktive Teil des Kulturprojektes wird system weiter für den HSV benutzen? WM der Fans – oder die des Volkes – eher Büsche am Wegesrand niedrig halten. Der Asien sahen allein auf dem Spielbuden- auch rund um das Museum und auf dem Krägel: Ja, auch unsere Investitionen in außerhalb des Stadions bei anderen öf- Weg soll heller und vor allem übersicht- platz in St. Pauli über 50.000 Menschen das Sportplatz der Uni Hamburg durch fuß- die Infrastruktur sind dauerhaft angelegt. fentlichen Events wie dem Public Viewing licher werden“, erklärt Werner Preuß im Finale zwischen Deutschland und Brasili- ballbegeisterte Köpfe gestaltet. So können Gerade wird ein neuer Parkplatz fertig. Ich stattfi ndet? HAMBURGER ABENDBLATT. Den Kern en, weitere Leinwände gab es in der Ha- im Innenhof Fußballakrobaten ihr Kön- sehe unsere Investitionen durchweg posi- Krägel: Ich würde sagen, beides. Wobei ich bildet vor allem die Runderneuerung der fen-City und am Rathausmarkt. Insgesamt nen unter Beweis stellen und deutsche tiv. Die WM gibt den Anlass, Dinge dauer- nicht glaube, dass es Fans erster und zwei- Bundesligaspielbetrieb nur mit Zäunen Beschilderung. Mit einem völlig neuen drängt sich dem Beobachter derzeit der Fankulturen mit anderen verglichen wer- haft zu verbessern. ter Klasse gibt. Es war doch schon immer Foto: Stadionwelt System sollen die Besucher zu den Park- Eindruck auf, dass in Hamburg mit einer den. „Die Eröffnung der Ausstellung wird Stadionwelt: Wie unterscheiden sich die so, auch ’74, dass es Leute gab, die Karten plätzen, zur S-Bahn und zu anderen Zielen gewissen Gemächlichkeit am WM-Rah- im April 2006 sein, spätestens ab Anfang Sicherheitsmaßnahmen von Bundesliga- hatten, und andere, die keine hatten. Auch Stadionwelt: Sie werden die 6,5 m hohen geführt werden. Zudem werden verschie- menprogramm gebastelt wird. „Erst im nächsten Jahres wird man daher wohl spielen von denen bei der WM? das mit der Ticketverlosung habe ich nicht Buchstaben AOL über Arena abmontieren dene Trampelpfade und wilde Autostell- Dezember nach der Gruppenauslosung Genaueres über die Umsetzung sagen Krägel: Die Aufl agen des DFB sind schon so dramatisch gesehen. Alle hatten die müssen, um die von der FIFA verlangte  ächen zugemacht, die Zuführungen zu kann man in die Detailplanung gehen“, können. Klar ist aber schon, dass es keine sehr hoch. Darauf aufbauend haben wir gleichen Chancen. Das einzige, was mich Werbefreiheit zu garantieren... den of ziellen Parkplätzen besser und sagt Dr. Hariolf Wenzler (36) von der Ham- Fußball-Devotionalien-Schau sein wird, gerade ein Konzept für die WM entwickelt, dabei gestört hat, war, dass ich selber kei- Krägel: Ja, das ist kein Geheimnis. repräsentativer gestaltet werden. Da der burg Marketing GmbH. Während andere die nur den Hardcore-Fan anspricht“, das wir der FIFA jetzt vorlegen müssen. ne bekommen habe. Stadionwelt: Wie werden Sie das bewerk- Weg von der S-Bahn bis zum Stadion lang WM-Städte wie Berlin und München mit sagt Ralf Bockmann vom Völkerkunde- stelligen? ist, verrichten Ungeduldige im Volkspark teilweise sehr ungewöhnlichen Projekten museum. ��Carsten Germann Krägel: Wie wir technisch vorgehen, wer- auch gern die Notdurft. Dem wollen die die Werbetrommel rühren, hält man sich den wir entscheiden, wenn es soweit ist. Planer entgegenkommen, indem mehr in Hamburg noch bedeckt. Stadionwelt: Wo könnten Sie noch nach- Wenzler & Co. arbeiten seit dem letz- bessern? ten Jahr an der Bündelung der Aktivi- Krägel: Bei der Verkehrsanbindung. Eine täten. Für ein „gastfreundliches, offenes Straßenanbindung würde Vorteile bringen. Konzept“ sprach sich Frank Steiner vom Aber die wäre natürlich mit enormen Kos- WM-FanOf ce Hamburg aus: „Die Stadt ten verbunden. Und wir könnten hier aus hat als Metropole und vor allem durch die Platzgründen nur eine Art Sackbahnhof Vereine HSV und St. Pauli eine besondere realisieren, der nicht alle entscheidenden Anziehungskraft. Es werden viele Fans Vorteile hätte. auch ohne Karten anreisen. Dafür muss Stadionwelt: Gibt es Probleme, wenn Verbesserungsfähige Zugangswege Foto: hamburg.de es ein faires Sicherheitskonzept geben.“ gleichzeitig Veranstaltungen in der Halle Je attraktiver das Angebot sei, umso klei- und in der AOL Arena stattfi nden? Toilettencontainer aufgestellt werden. ner sei das Gewaltpotenzial der Fans „Das Krägel: Nicht wenn sie gleichzeitig statt- Wichtigster Punkt bei der Sanierung der Zauberwort heißt ,Fanlenkung‘ und nicht fi nden, aber wenn die eine Veranstaltung Wege zur Arena ist jedoch die Beseitigung ,Fantrennung‘. Man kann Rahmenbedin- gerade beginnt, während die andere zu von Relikten aus Uralt-Zeiten. So sollen gungen schaffen, die 80 bis 90 Prozent Ende ist. Sie können sich das vorstellen. Teile der ehemaligen Schnackenburgallee der Fans ansprechen“, sagte Steiner. Das Alle Ampeln sind in die eine Richtung auf und der Baumbestand einer ehemaligen WM-FanOf ce wird die zentrale Schnitt- Durchfahrt gestellt. Dann geht in die an- Badeanstalt in Stadionnähe verschwinden. stelle für alle geplanten und angedachten dere nicht mehr viel. Ja, das ist ein Pro- Größtes Problem für Werner Preuß und Fanangebote im Rahmen der WM 2006 Für die WM: Neue Parkplätze, ein werbefreies Dach und eine weiträumige Abzäunung Foto: Stadionwelt blem. seine Mitarbeiter: Die Umgestaltungsar- sein. Darüber hinaus dient es durch seine beiten, die im Sommer beginnen, müssen Erfahrungen, Kontakte und fundierten In-

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058_interview aol-arena.indd Abs1:58 24.05.2005 15:17:54 059_wm-standort hamburg.indd 59 24.05.2005 15:19:17 Stadion-Porträt

Foto: Stadionwelt Stimmen und Meinungen zur AOL Arena Das Stadion des HSV gilt unter den eigenen Fans wie auch denen der Gegner als eine der beliebtesten Adressen in Deutschland.

Die Gästefans Der Stehplatzblock ist allerdings ein aber der Ordnungsdienst ist nicht besser bisschen zu klein geraten, für den kön- und nicht schlechter als sonstwo. Hamburg ist für mich mit das schöns- nen wir nur 1.100 Karten verkaufen. Im Peter Schmidt te Bundesliga-Stadion (nach dem Ost- Gegensatz wiederum zu Dortmund, Fanbeauftragter des FC Hansa Rostock seestadion natürlich), es ist zehnmal wo es extrem teuer ist, werden aber die schöner als das alte Volksparkstadion Gäste-Sitzplätze immer noch preiswert Es ist für mich eines der schönsten und gefällt mir viel besser als zum Bei- angeboten. Am Eingang gibt es die üb- Stadien in Deutschland, das auf jeden spiel Dortmund – auch wenn die Flure lichen Kontrollen, viele müssen pusten, Fall unter die Top 3 gehört. Weil die Rei- zu den Gästeblöcken seit der Eröffnung se nach Hamburg nicht weit ist, haben immer noch nicht angestrichen wurden wir beim HSV immer ziemlich viele Fans Aber drinnen ist es richtig gut, es ist dabei, im Schnitt 3.000 Leute oder mehr. schön steil, das ist ein gutes Gucken. Dabei wird es im Gästebereich arg eng. Wir haben in Hamburg nicht oft ge- Über die Security gibt es eigentlich nichts wonnen, aber das war für uns die kür- Nennenswertes zu berichten. zeste Auswärtsfahrt, sodass immer vie- Auf jeden Fall funktioniert aber die le Hansa-Fans mitkamen. Hier hatten Zusammenarbeit mit den Hamburger wir jedes Mal gute Stimmung, haben Kollegen sehr gut. Das ist eines der Stadi- Hamburg zumindest auf diese Weise en, wo die Fans Fahnen und Choreo-Ma- beherrscht. Letztens waren es trotz un- terial mitbringen können. serer sportlichen Situation wieder einmal Donato Melillo 12.000 Rostocker in Hamburg. 12.000 Rostocker in Hamburg Foto: Suptras Fanbeauftragter Hertha BSC

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060-061_stimmen und meinungen HH.indd Abs1:60 24.05.2005 21:00:08 Stadion-Porträt Stadion-Porträt

„Ich wäre gerne Gästefan bei uns.“ Jojo Liebnau (23) ist stellvertretender Abteilungsleiter beim HSV-Suppor- ters Club und einer der Köpfe der CFHH (Chosen Few Hamburg). Stadionwelt: Welche Stimmung herrsch- terbreitet, ein Gebot für den Kauf des te bei den HSV-Fans vor, als sie in das Stadionnamens. Aber man muss es neue Stadion einzogen? wohl mehr als symbolische Handlung Liebnau: Eine gewisse Wehmut war verstehen. natürlich vorhanden. Das alte Volks- Stadionwelt: Wie zufrieden seid ihr ins- parkstadion war mit vielen Titeln und gesamt mit eurem Stadion, wie seht ihr Erfolgen verknüpft, es war auch auch es im Vergleich? nie ungeliebt. Von der Qualität her war Liebnau: Viele halten es für das schönste es mit dem Neubau, zu dem es keine Stadion Europas, sind hellauf begeistert. kritischen Töne gab, überhaupt nicht Es ist wirklich vieles optimal gelöst. Der zu vergleichen. Man sah ja die Chancen Supporters Club hat seine Büros in der mit diesem Klasse-Stadion. Kurve, wir haben Lagerräume, wo die Stadionwelt: Gab es Dinge, die im Neu- aktiven Fans die Choreos vorbereiten. bau-Konzept erst durch Ein ussnahme Das Museum ist sehr gut gelungen, es der Fans geändert wurden, und ist das gibt eine Stadionkneipe… in der Folge noch vorgekommen? Ich fürchte aber, dass sich eine Sache zur Liebnau: Ja, das waren zunächst zwei WM hin ändern wird – das hat vor zwei, Punkte. Erstens sollte das Stadion nach drei Monaten schon angefangen –, aber den Plänen des HSV und des Vermark- ein ganz großer Pluspunkt war immer ters ursprünglich ein All Seater werden. die Tatsache, dass die Sektoren nicht Der Supporters Club hat sich für Steh- abgetrennt sind. Ich kann mich rundum plätze stark gemacht und diese auch frei bewegen, auch mal mit Verwandten bekommen. Zweitens befanden sich und Freunden auf der West „schnacken“ auf der Gegentribüne ursprünglich die- – oder zu den Gästen rüber, wenn ich da se bunten „Smarties-Sitze“, wodurch jemanden treffen will. die Plätze für die TV-Kameras immer Stadionwelt: A propos Gästeblock: Ihr gut gefüllt aussehen sollten. Das war kennt ja selbst alle anderen „Away-Sek- fürchterlich, und wir haben uns dafür toren“. Wie beurteilst du den in eurem Foto: Stadionwelt eingesetzt, dass es geändert wird. Stadion? Gästeblöcke in der AOL Arena Foto: Stadionwelt Neulich konnten wir erreichen, dass die Liebnau: Die Security ist überall pro- Zäune zwischen den großen drei Blö- blematisch. Choreotechnisch ist aber HSV-Fans Stimmen und Meinungen cken in den Stehplätzen auf der Nord- fast alles möglich, dafür machen wir tribüne auf einen Meter Höhe reduziert uns vom Supporters Club auch stark, Ich bin 36 Jahre alt und seit 27 Jahren wurden. und die Möglichkeiten werden von den beim HSV, bin also im alten Stadion mit Stadionwelt: Und die Umbenennung Gästen oft genutzt. Hinzu kommt, dass groß geworden. Da gibt es viele Erinnerun- zur AOL Arena in AOL Arena? Wie waren die anfäng- ich die Lage und Sicht sehr gut  nde. gen – gute wie schlechte. Das Stadion des HSV gilt unter den eigenen Fans wie auch denen der Gegner als eine lichen Reaktionen, und wie geht man Ich wäre gerne Gästefan bei uns, würde Als feststand, dass das neue Stadion mitterweile damit um? gerne mal mit 5.000 hierher kommen. gebaut wird, war ich eher ungläubig, dass der beliebtesten Adressen in Deutschland. Liebnau: Der Verkauf des Namens stieß Wir sind vom Gästeblock immer wie- ausgerechnet in Hamburg der erste große anfänglich auf starkes Unverständnis der mal in Grund und Boden gesungen Neubau entstehen sollte. Die Gästefans Der Stehplatzblock ist allerdings ein aber der Ordnungsdienst ist nicht besser und hat immer noch viele Gegner. Der worden. Das spricht dafür, dass auch Die Infos darüber waren ziemlich gut, bisschen zu klein geraten, für den kön- und nicht schlechter als sonstwo. drastische Protest ist aber abge aut. die Akustik sehr gut ist. und so herrschte eine positiv-freudige Hamburg ist für mich mit das schöns- nen wir nur 1.100 Karten verkaufen. Im Peter Schmidt Man boykottiert den Namen, indem Stimmung. Es war klasse, dass dieses gro- te Bundesliga-Stadion (nach dem Ost- Gegensatz wiederum zu Dortmund, Fanbeauftragter des FC Hansa Rostock man ihn einfach nicht verwendet und ße Stehplatzkontingent ermöglicht wurde, seestadion natürlich), es ist zehnmal wo es extrem teuer ist, werden aber die geht halt „zum HSV“, wie im Grunde und die Nordtribüne hatte sich bald als schöner als das alte Volksparkstadion Gäste-Sitzplätze immer noch preiswert Es ist für mich eines der schönsten schon immer. neue Heimat etabliert. und gefällt mir viel besser als zum Bei- angeboten. Am Eingang gibt es die üb- Stadien in Deutschland, das auf jeden Ich bin allerdings der Meinung, der Ein generelles Hamburger Problem spiel Dortmund – auch wenn die Flure lichen Kontrollen, viele müssen pusten, Fall unter die Top 3 gehört. Weil die Rei- HSV verkauft den Stadionnamen un- ist wohl die sehr dürftige Stimmung bei zu den Gästeblöcken seit der Eröffnung se nach Hamburg nicht weit ist, haben ter Wert. So weit ich es überschauen Heimspielen. Aber es gab selbstverständ- immer noch nicht angestrichen wurden wir beim HSV immer ziemlich viele Fans kann, bekommen wir dafür zwar mehr lich große Momente. Absolutes Highlight Aber drinnen ist es richtig gut, es ist dabei, im Schnitt 3.000 Leute oder mehr. Geld als einige andere, aber der enor- war für mich die Stimmung beim 4:4 gegen schön steil, das ist ein gutes Gucken. Dabei wird es im Gästebereich arg eng. me Werbe-Effekt wäre mehr wert. Ein Turin im Jahr 2000. Da hat sich sogar der Wir haben in Hamburg nicht oft ge- Über die Security gibt es eigentlich nichts Beispiel: Die meisten „Normalos“ ge- VIP-Bereich von der Leistung der Mann- wonnen, aber das war für uns die kür- Nennenswertes zu berichten. hen heutzutage eben nicht mehr „zum schaft mitreißen lassen. Gigantisch! Im zeste Auswärtsfahrt, sodass immer vie- Auf jeden Fall funktioniert aber die HSV“, sondern „in die AOL Arena“. alten Stadion waren Spannung und Stim- le Hansa-Fans mitkamen. Hier hatten Zusammenarbeit mit den Hamburger Das ist wirklich in den allgemeinen mung beim 2:1 gegen San Sebastian 1983 wir jedes Mal gute Stimmung, haben Kollegen sehr gut. Das ist eines der Stadi- Sprachgebrauch übergegangen. unvergesslich. Wir gewannen 2:1, und alle Hamburg zumindest auf diese Weise en, wo die Fans Fahnen und Choreo-Ma- Jetzt, wo der Namensgeber-Vertrag Tore  elen zwischen der 76. und der 82. beherrscht. Letztens waren es trotz un- terial mitbringen können. ausläuft, hat der Supporters Club üb- Minute. serer sportlichen Situation wieder einmal Donato Melillo rigens dem Vorstand ein Angebot un- Jojo Liebnau Foto: Stadionwelt Volker Knut 12.000 Rostocker in Hamburg. 12.000 Rostocker in Hamburg Foto: Suptras Fanbeauftragter Hertha BSC HSV-Fanzine 1887

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060-061_stimmen und meinungen HH.indd Abs1:60 24.05.2005 21:00:08 060-061_stimmen und meinungen HH.indd Abs1:61 24.05.2005 21:00:28 Stadion-Porträt

Volksparkstadion, 1928: Der HSV spielt vor 50.000 Zuschauern gegen Hertha BSC um die deutsche Meisterschaft. Foto: HSV-Museum Deutschlands gefährlichstes Stadion Aus dem Altonaer Stadion und dem Volksparkstadion entstand die AOL Arena.

wei Bilder aus dem Volksparksta- ist. Die Hamburger schauen deshalb ein mehr daran, denn schon bald hinterlässt dion haben auch Nicht-Fußballfans wenig neidisch auf den kleinen Nachbarn der Krieg deutliche Spuren. Dennoch ist Zvor Augen: Da wären zum einen mit dem großen Stadion. Sie selbst haben das Stadion 1949 noch einmal Austra- Sepp Maier und Jürgen Sparwasser, wie dem Sportpark, der neben dem Stadion gungsort des Endspiels um die deutsche sie mit unterschiedlichen Emp ndungen auch eine Reitbahn, ein Schwimmbad, Meisterschaft, bevor hier 1951 der Aus- jenem Schuss des DDR-Stürmers hinter- zehn Fußballfelder und eine riesige Lie- bau zum Volksparkstadion beginnt. her schauen, der die historische 0:1-Nie- gewiese beheimatet, nichts entgegenzu- Mit dieser Lösung ist der HSV ganz derlage der BRD bei der WM ’74 besie- setzen. Ein Entwurf jener Tage, auf dem und gar nicht zufrieden. Er kämpft lan- gelt. Zum andern erinnern sie sich an die Heiligengeistfeld eine Arena für 80.000 zu ge um ein englisches Stadion mitten in immer wieder gezeigten Fernsehbilder errichten, wird nie verwirklicht, obwohl der Stadt an seinem Traditionsspielort von einem verzweifelten Knäuel HSV- der visionäre Plan sogar ein verschließba- Rothenbaum. 65.000 sollen hineinpas- Anhänger, das droht, von der nachrü- res Dach vorsieht. So aber bleibt das Al- sen, aber der alternde Bürgermeister Max ckenden Menge am Fuße der Westkurve tonaer Stadion für 40.000 Zuschauer die Brauer goutiert die Idee nicht: „Sportplät- zerquetscht zu werden. Sportstätte Nr. 1 im Norden. ze gehören auf billigen Boden, nicht aber Diese Ereignisse haben das Volkspark- an die Rothenbaumchaussee, den künfti- stadion, den Vorgänger der AOL Arena, Als Altona noch „Auswärts“ war gen Kurfürstendamm von Hamburg“, ar- geprägt. Sonst ist nicht viel hängen ge- gumentiert der SPD-Politiker kategorisch. blieben von einem Betonklotz, der sich 1928 erobert Hamburg es – freilich auf Der Senat lehnt das knapp 10 Mio. DM nur unwesentlich von all den charakterlo- sportliche Weise. Als der HSV dort das schwere Vorhaben ab. sen Stadien jener Ära unterschied. Dabei Endspiel um die deutsche Meisterschaft 1953 ist das Volksparkstadion fertig. ist das Volksparkstadion nur bedingt ein gegen Hertha mit 5:2 gewinnt, säumen Mit weit über 70.000 Plätzen, davon 20.000 Kind der Nachkriegszeit. Seine Geschich- angeblich 50.000 Zuschauer die naive Ab- Sitzplätze, ist es das zweitgrößte Rund der te beginnt schon 1925, als an gleicher sperrung. 1938 erobert Hamburg es auch BRD. Nur das von Berlin Stelle das Altonaer Stadion entsteht, das politisch. Mit der Eingemeindung Altonas fasst mehr. Wie bei so vielen Stadien jener nicht einmal zu Hamburg gehört, weil geht das Stadion in den Besitz der Ham- Zeit errichten auch die Menschen in Ham- Altona zu jener Zeit noch selbstständig burger über. Doch viel Spaß hat niemand burg mit seinem Bau ein neues Zeitalter.

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Volksparkstadion, 1953 Foto: HSV-Museum

Das Symbol für das Alte, der Kriegsschutt, Schon zur WM ’74 werden wieder wesen, denn schon kurze Zeit später gilt wird kurzerhand als Fundamentierung für erste Baumaßnahmen fällig. Eine An- das Stadion als „gefährlichste Sportstät- die Tribünen begraben und verschwindet zeigetafel sowie die Umwandlung von te Deutschlands“. Und das nicht, weil somit nicht nur aus dem Blickfeld, son- Stehplätzen auf der Südtribüne und ein die bundesdeutsche Nationalmannschaft dern auch aus dem Bewusstsein. Star des Tribünendach verschlingen noch einmal hier ganz gerne auf die Mütze kriegt, so Stadions indes ist die neue zweistöckige 20 Mio. D-Mark, fast zehnmal so viel wie wie beim 0:1 gegen Jürgen Sparwasser. Tribüne. Sie erntet in der Öffentlichkeit das gesamte Stadion 1953 bei seiner Fer- viel Lob. Dem HSV ist das egal. Er kickt tigstellung gekostet hatte. Gut, dass das Tragische Ereignisse weiterhin lieber am Rothenbaum. Nur zu Volksparkstadion dieses Schicksal in den Spitzenspielen bevorzugt er den lukrative- Siebzigern ereilte. Denn bei der heutigen Was war geschehen? 1977 wird ein Fünf- ren Volkspark. Das geht bis 1963 so. Dann Bauwut hätten Renovierungen bereits zehnjähriger in der Menge zu Tode getram- nötigt der DFB dem HSV für den Bundes- den Grund für einen kompletten Neubau pelt, als ein Handgemenge die Westkurve ligabetrieb die regelmäßige Nutzung der darstellen können. Aber vielleicht wäre in Aufruhr versetzt. Nur zwei Jahre später Riesen-Arena ab. auch das genau die richtige Lösung ge- kommt es zu jener Begebenheit, die allem Anschein nicht tragisch genug ist, um die spätere Katastrophe im Heyselstadion zu verhindern. Die Umstände beider Desaster weisen Parallelen auf, und es stellt sich die Frage, warum die Verantwortlichen von Heysel nicht aus dem Hamburger Drama gelernt hatten: Der HSV ist gerade Deut- scher Meister geworden. Rund 5.000 Fans aus der Westkurve beginnen nach dem Spiel gegen Bayern München auf den Platz zu drängen. Der Zaun am unteren Rand der Kurve gibt nach und bricht zusammen. Einige Fans verfangen sich darin, stürzen zu Boden. Andere stoßen von oben nach. Eine Massenkarambolage in der nicht Au- tos, sondern Menschen gequetscht werden. Bilanz des schrecklichen Szenarios: 62 zum Teil schwer Verletzte. Das Ereignis hat zahlreiche Sicherheits- au agen zur Folge, sodass das Volkspark- stadion auch wieder dabei ist, als 1988 die Europameisterschaft in Deutschland aus- Nur noch im Museum zu sehen: Das Stadion am Rothenbaum wurde abgerissen. Foto: Stadionwelt getragen wird. Erneut erweist sich �

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Würdigung des Volksparkstadions im HSV-Museum Foto: Stadionwelt

Hamburg für die deutsche Elf als schwie- neuen Stadions die Runde machten. Bis man drehte das Spielfeld um 90 Grad, riges P aster. Jürgen Sparwasser heißt es soweit war vergingen allerdings noch um das mächtige Volksparkstadion in diesmal Marco van Basten. Mit seinem fünf Jahre. Dann drehte man die gute alte die schlanke AOL Arena zu verwandeln.� entscheidenden 2:1 schießt er Holland ins Schüssel einfach auf links, oder besser, ��Andreas Schulte Finale und Deutschland aus allen Wolken. Die dumme Niederlage gegen die Nieder- länder bedeutet den letzten Höhepunkt im Ausgewählte sportliche Höhepunkte Volksparkstadion, dass zu diesem Zeit- im Altonaer Stadion und im Volksparkstadion punkt noch 61.000 Zuschauer fasst. So richtig warm wurden sie in Ham- 1927 1953 burg mit ihrer kargen Schüssel nie. Kein Erstes Länderspiel im Altonaer Stadion: Das erste Länderspiel im Volksparkstadi- Wunder, denn auch andernorts mochte Deutschland besiegt Norwegen vor 28.500 on, Deutschland gegen Norwegen, endet kaum jemand die vergleichbaren Are- Zuschauern mit 6:2. vor 80.000 Zuschauern mit 5:1. nen in , Düsseldorf oder . Breite Laufbahn und fehlende 1928 1954 Dächer waren auch im Volksparkstadi- Im Endspiel um die deutsche Meister- Deutsche Leichtathletikmeisterschaften on Stimmungskiller Nr. 1, obwohl immer schaft schlägt der HSV Hertha BSC mit wieder davon berichtet wird, dass auch 5:2 vor offi ziell 40.000 Zuschauern. 1954 der Volkspark zum Hexenkessel mutie- Endspiel um die deutsche Meisterschaft: ren konnte. Berichte über das sensatio- 1949 Hannover 96 – 1. FC Kaiserslautern 5:1 nelle 5:1 des HSV gegen Real Madrid im Das Endspiel um die norddeutsche Mei- Europapokal 1980 belegen dies und die sterschaft gewinnt der HSV gegen den FC 1961  iegenden Sitzkissen vor den Objektiven St. Pauli mit 5:3. Einweihung der Flutlichtanlage mit dem der starren Sportschaukamera zeugen Spiel Altona 93 gegen Gremio Porto Alegre zumindest von guter Laune, wenn nicht 1953 von rauschenden Festen. Auch der Blick Einweihung des Volksparkstadions mit ei- 1974 vom höchsten Punkt der Westkurve hin- nem Freundschaftsspiel des HSV gegen WM-Gruppenspiel DDR – BRD 1:0 weg über die zigtausend Köpfe auf der eine Stadtauswahl Birmingham einrangigen Tribüne wird immer wie- 1988 der als imposant geschildert. Dennoch 1953 EM-Halbfi nale: Bundesrepublik Deutsch- trauerte dem Betonklotz 1993 niemand Deutsches Turnfest land – Niederlande 1:2 nach, als erste Gerüchte zum Bau eines

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