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Je näher er dem Stadion kommt, eigentlich erst im Innenraum, erschließt sich dem Besucher der besondere Reiz des Bauwerks Das erste seiner Art

eit Flutlichtmasten durch die so gennante Cat- lässe, die an Fenster erinnern, obwohl kein Glas darin walk-Beleuchtung ersetzt wurden, besitzen Fuß- ist, schauen einen gespenstisch an. Eigentlich sollte Sballstadien kein Gestaltungsmerkmal mehr, das einem spätestens jetzt jede Lust auf Fußball vergangen ihren Innenraum mit der Außenansicht verbindet. Das sein, aber das Hamburger Stadion hat auch ein anderes unterscheidet Stadien von fast allen anderen Bauwer- Gesicht. ken. Meistens lässt sich draußen erahnen, wie es drinnen Spätestens wenn man sich ihm bis auf wenige Meter ausschaut. Nicht bei Stadien: Außen blaue Pfeiler, innen genähert hat, wirkt es freundlich. Eine ganz normale rote Sitze, außen uni, innen gescheckt. Beides keine Sel- Sportstätte eben. Die Umgänge nüchtern. Nicht zu tenheit. Auch bei der AOL-Arena entsteht ein merkwür- viele Kioske, die andernorts manches feine Stadion in diger Kontrast, wenn man sich dem Gebäude nur lang- eine Kirmes verwandeln. Und auch keine schützenden sam genug nähert. Aus der Ferne wirkt der Bau kompakt, Glasfassaden, die Wind und Wetter aussperren und das fast gedrungen wie eine trutzige Burg. Ein mausgrauer Stadion in eine Kuschelatmosphäre hüllen. Wer es bis Kasten mit steil aufschießenden Speerspitzen, die wie hier geschafft hat, wird begeistert sein, wer den Innen- Palisaden aussehen, an denen aber das Membrandach raum betritt, erst recht. Dort wandelt sich das Erschei- aufgehängt ist. Wenn man ein paar Schritte weiter erste nungsbild des Stadions erneut. Ein fast monochrom Details der Glasfassade erkennt, wandelt sich das Bild. HSV-blaues Meer aus 51.055 Sitzplätzen steht im Kon- Jetzt erkennt man an ihre Innenseite angelehnt einen trast zum trüben Durcheinander der Außenansicht. Im Staubsauger, alte Kartons und jede Menge Kopierpapier. Innenraum passt alles zusammen. Sogar die Sponsoren Hinter den verschmutzten Fensterscheiben ein paar haben ihre Signets blau getüncht, um das harmonische schmucklose Büros mit den Silhouetten der Angestell- Gesamtkunstwerk nicht zu gefährden. Schade nur, dass ten – wie die Rückseite eines mittelständischen Betriebs der Rasen grün ist. im Industriegebiet. Die hell- und dunkelblauen Treppen- Wie entstand dieser Innenraum ohne Makel? Anders als aufgänge zum Oberrang sind aus Beton. Ihre Lichtein- anderswo, war in Hamburg zuerst das Stadion da, erst HAMBURG 91

dann kam die WM. In Deutschland gilt es als einer der konzipierten zwei steile Ränge, von denen der obere Vorreiter unter den modernen Arenen. 1998 kaufte man noch einmal durch einen Umgang unterteilt ist. Das ver- der Stadt das Grundstück, auf dem es sich befindet, für leiht der Arena ihr kesselartiges Inneres. Als Dach wählte den symbolischen Preis von einer D-Mark ab. Dafür lie- man eine leichte Membrandachkonstruktion, die von 40 ferte der HSV das Versprechen, eine Arena zu bauen, die Pylonen getragen wird. Höhe: 35 Meter. Nicht Schwin- Hamburg die Teilnahme an der WM 2006 sichern würde. delfreie sollten die obersten Sitzreihen des FIFA WM-Sta- Doch wie sollte sie aussehen? Ende der 90er Jahre gab dions Hamburg meiden. Schreckensszenario für sie: Bei kaum etwas Vergleichbares. Fragt sich, woran sich die anhaltenden Erfolgen des HSV kann das Stadion nach Verantwortlichen beim HSV orientiert haben, als sie die- oben hinaus trotz des Dachs erweitert werden. Obwohl ses Stadion voller Innovationen planten. »Wir sind fast es lichtdurchlässig ist, wächst der Rasen schon jetzt nicht überall hingefahren, Leverkusen, München, und haben mehr so wie er sollte. »Früher hatten wir ein Sonnenstu- geschaut, wie wir es nicht machen wollen«, erläutert dio, heute eine Dunkelkammer«, sagt Reiner Reißner, der Kurt Krägel, der Stadionmanager, das eigenwillige Aus- Greenkeeper, und deutet den einzigen Vorteil des alten schlussverfahren. Die nötigen Gelder zum Bau trieb der Volksparkstadions an. Das stand bis 1998 an selber Stelle, HSV fast im Alleingang auf. Kostenpunkt: 97 Millionen inzwischen erinnern nur noch ein paar verwitterte Kas- Euro. Damit zählt die Arena zu den billigsten, was freilich senhäuschen daran. auch an den niedrigen Grundstückskosten liegt. Den- Zur WM werden die 10.000 Stehplätze, auf denen sich noch verlieh ihr die UEFA fünf Sterne, was sie für interna- bei Bundesligaspielen die Fans des HSV drängen, in Sitz- tionale Endspiele empfiehlt. Die Architekten von »mos« plätze umgewandelt. Heute ist das nichts Neues mehr.

Die Fankurve, im Bundesligabetrieb mit Stehplätzen 92 HAMBURG

Doch das Prinzip der Hamburger Variositze ist Vorbild für viele andere Arenen geblieben. »Ich möchte nicht sagen, dass wir das System der Variositze erfunden haben, aber diese Lösung ist extra für uns entwickelt worden. Da waren wir schon sehr früh mit dran«, sagt Kurt Krägel nicht ohne Stolz. Das System habe in der Fachwelt für Aufsehen gesorgt und sei oft kopiert worden. Mit den Variositzen wird das Stadion zur WM noch blauer sein. Früh dran war man beim HSV auch mit dem Stadion- museum. Das zeigt auf 560 m² weit mehr als die gewöhn- lichen Exponate von der Autogrammkarte bis zur Meis- terschale. Die multimediale Ausstellung profitiert vor allem von einem weitsichtigen Konzept. Hier geht es nicht nur darum, in chronologischer Reihenfolge alle Memorabilia der Clubgeschichte in Vitrinen zu zwängen. Immer wieder zieht das Museum die Parallele zum Welt- geschehen und überrascht durch eine detailfreudige und geschmackvolle Aufmachung sowie durch spieleri- sche Elemente. Positiv wirkt auch der erfrischend offen- sive Umgang mit den düsteren Kapiteln der Vereinsge- schichte. Stadionkatastrophen werden ebenso kritisch aufbereitet wie die Klubgeschichte in der Nazizeit. Das Museum erreicht auch Interessierte, die sich nicht unbe- Viel Potenzial für Stimmung auf durchweg steilen Rängen

Gepolsterte Velourssitze auf der Haupttribüne HAMBURG 93

von 1,7 Mio. Euro verursachte, wird vom HSV auch nach der WM genutzt. Die Betreiber betrachten die stolze Summe als Investition. Das Gros der Einrichtungen steht frühzeitig. Als unterstützendes Pressezentrum entschied man sich für die benachbarte Halle, die bullige Color Line Arena. Nur ein paar Verschönerungen sollen das Er- scheinungsbild noch aufpeppen. Die sechs Meter hohen Buchstaben des HSV-Hauptsponsors passen leider nicht in das Gefüge der FIFA-Partner. Sie sollen für die Zeit der WM runter vom Dach der Arena oder aber in Christo- Manier verhüllt werden. Das wird erst kurz vor dem An- pfiff geschehen. Eine geradezu aberwitzige logistische Herausforderung, wenn man bedenkt, dass Sponsoren eigentlich viel Geld für ihre Präsenz zahlen. So gesehen müssen die Betreiber dem Stadion sogar noch etwas wegnehmen, um es WM-tauglich zu machen.

Andreas Schulte

Viel Potenzial für Stimmung auf durchweg steilen Rängen WM-Spiele in Hamburg Vorrunde Sa., 10. Juni: C1 – C2 Do., 15. Juni: A4 – A2 Mo., 19. Juni: H4 – H2 Do., 22. Juni: E4 – E1 Endrunde Fr., 30. Juni: Viertelfinale

Eine der Logen

dingt als HSV-Kenner bezeichnen würden. So ist das Sta- dion in der Bahrenfelder Einöde zu einem Anziehungs- punkt geworden. Der HSV trainiert auf dem Nebenplatz und die Stadiongastronomie öffnet ihre Pforten, auch wenn keine Veranstaltung ansteht. Das Fanrestaurant »Raute« lohnt einen Besuch allein wegen des riesigen Panoramafensters zum Innenraum – und nebenbei: Auch die Currywurst schmeckt riesig. Für die WM muss beim FIFA WM-Stadion Hamburg, wie es während des Turniers heißen wird, nicht mehr viel nachgerüstet werden. Man baut ein paar Logen ein und pflastert einige Parkplätze. Die umfassendste Maßnah- me: Das Ticketingsystem. Die Umstellung, die Kosten Vorbildlich: das HSV-Museum 94 HAMBURG HAMBURG 95 96 HAMBURG

Blau in blau, die vorherrschende Farbgebung Anlaufstelle des HSV Supporters Club

Der Spielertunnel Mit wenigen Handgriffen ist der Stehplatzbereich umgewandelt

Die Haupttribüne mit zwei Logenebenen HAMBURG 97 Welches Dach soll es sein?

ls man in Hamburg im Juni 1998 begann, die Fun- doch das Spannen der angehobenen Seile hätte zu viel damente zu legen, waren die Planungen für das Druck auf die Tribünen ausgeübt. Die waren ja für ein Agesamte Stadion noch nicht einmal abgeschlos- anderes Dach ausgelegt. Ergo: Zwangsbaupause bis März. sen. Niemand wusste zu diesem Zeitpunkt, welche Art Erst dann erhielt das Tragspannwerk eine Festigkeit, die Dach der Arena aufgesetzt würde. Die Entscheidung fiel es erlaubte, das Membrandach mit seinen Tragebögen erst, nachdem die Osttribüne bei laufendem Spielbe- aufzubringen. Weil Hubfahrzeuge und Kräne nur schwer trieb fertig gestellt war. Die ursprüngliche Konstruktion auf Tribünen Halt finden, waren von nun an Höhenarbei- der »mos« Architekten, ein Dach aus transparenten Well- ter gefragt. Um bis zu 1.000 m² große Membranflächen platten, wurde zugunsten des Entwurfs von Schlaich, auf dem Seiltragwerk auszuziehen und zu befestigen, Bergermann und Partner verworfen. hangelten oft bis zu 20 ausgebildete Höhenarbeiter wie Die AOL-Arena entstand an der Stelle des alten Volks- eine Bergseilschaft in der Dachkonstruktion. Wegen der parkstadions. Bis auf ein paar Böschungen blieb davon Größe der Membranflächen konnte die Montage nur bei aber nichts erhalten. Das Spielfeld wurde um 90 Grad gemäßigten Windverhältnissen ausgeführt werden. Das gedreht; alle Tribünen, feuerverzinkte Stahlrahmenkons- Wetter war den Hamburgern nicht gewogen. Die Arbei- truktionen, von Grund auf neu gebaut. Nur rein rechtlich ten verzögerten sich ein weiteres Mal, diesmal bis in handelt es sich deshalb hier um einen Umbau, de facto den August 2000. Da war das Stadion offiziell schon mit wurde die Arena abschnittsweise neu errichtet. einem Konzert von eingeweiht worden. Ende Mai 1999 begannen die Stahlbauten, obwohl die Seit Dezember 2000 sind auch die Außenanlagen fertig. Tribünen noch nicht komplettiert waren. 40 Pylonen, Das war bereits für September 1999 geplant. Die längere bestehend aus einem oberen und einem unteren Ele- Bauzeit verursachte Mehrkosten. Auch die Trennung ment, wurden gesetzt, dazwischen jeweils ein Druck- vom Bauleiter und von einem Subunternehmer führte ringsegment montiert, das den entstehenden Ring aus zu einem starken Kostenanstieg. Aus den ursprünglich Pylonen horizontal stärkt. An dieser Konstruktion wurde veranschlagten 159 Millionen D-Mark wurden letztend- nun das Seiltragewerk des Dachs, sein Gerippe, befes- lich 97 Millionen Euro. Dennoch: Andere Stadienbauer tigt. Einen Großteil der Stahlseile legte man zunächst auf haben weit schlechter gewirtschaftet. die Tribüne und den Rasen, um sie dort untereinander zu verbinden. Am 14. August schließlich stieg der »Big Lift«, das Anheben des gesamten Seiltragwerks von 460 Tonnen Gewicht. Länge der Seile: Insgesamt 17 Kilome- ter. Diese Arbeiten fanden unter extremem Zeitdruck statt, um den Spielbetrieb der Saison 1999/2000 nicht zu gefährden. Eigentlich waren sie auch pünktlich beendet,

Temporäres Dach auf halber Höhe

Der Oberrang entsteht Das Ende des Volksparkstadions 98 HAMBURG

AOL-Arena Baudaten FIFA WM-Stadion Hamburg Bauzeit: Umbau bei laufendem Verein: Hamburger SV Spielbetrieb von Juni 1998 bis : 55.800 Plätze Oktober 1999; Dachausbau bis (46.840 Sitz-, 8.960 Stehplätze) August 2000 Internationale Spiele: Baukosten: 97 Mio. Euro 50.980 Sitzplätze

Flutlicht Planung & Bau Leuchten: 266 Architekten: Manfred O. Lichtstärke: 1.500 Lux Steuerwald – mos architekten Generalunternehmer: VIP Consult

Versorgung VIP-Bereich Kioske: 27 Logen: 50 Logen Toiletten: 323 mit 580 Plätzen Business-Plätze: 2.560

Anzeigetafeln AOL-Arena im Internet 2 à 47 m² www.aol-arena.de HAMBURG 99

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7 6 8 5 4 2

3 1

Haupttribüne – im Osten befinden sich Presse- 1 Tribüne, Logen und Business-Bereiche

Nordtribüne – Stehplatzkurve der HSV-Fans im 2 Unterrang, darüber zwei Ränge mit Sitzen

Gästesektoren – Stehplätze auf dem Unterrang, 3 der Südwest-Ecke, Sitze auf dem Oberrang

Gegentribüne – im Westen befindet sich eine 4 reine Sitzplatztribüne

»Die Raute« – die Stadiongastronomie ist auch 5 an Wochentagen geöffnet

Das HSV-Museum – es erhielt viel Lob für die 6 gelungene Präsentation der HSV-Historie

HSV Supporters Club – hier befindet sich die 7 Anlaufstelle der Fan-Abteilung des HSV

Vorfahrt für Busse – hier treffen die Shuttle- 8 Busse vom Bahnhof Stellingen ein

Color Line Arena – die Multifunktionshalle 9 gehört organisatorisch nicht zum Stadion 100 HAMBURG Alles begann in Altona

M in Hamburg? Das hatten wir doch schon treffen der Oberliga Nord schlägt der HSV den Lokalri- einmal. Sepp Maier liegt auf dem Rücken valen von St. Pauli mit 5:3. Da gehört Altona auch fak- Wwie eine umgedrehte Schildkröte, Berti Vogts tisch schon zu Hamburg. Dann beginnt der Ausbau zum kauert an der Seitenauslinie, als würde er sonntäglich »Hamburger « – und damit endet die Gänseblümchen pflücken, und Jürgen Sparwasser reißt Erfolgsstory der Sportstätte. jubelnd die Arme in die Höhe. Richtig. Kennt jeder: 1:0 1953 ist das weitläufige Volksparkstadion fertig. Ein cha- für die DDR gegen die Bundesrepublik bei der WM 1974. rakterloser Betonklotz mit über 70.000 Plätzen, da-von Tatort: Volksparkstadion Hamburg. Nicht nur wegen die- 20.000 Sitzplätze. Es ist das zweitgrößte Stadion der BRD. ser Szene mochten die Fans das alte Hamburger Stadion Nur das in fasst mehr Zuschauer. nicht sehr. Es hängen einfach keine guten Erinnerungen Wie bei so vielen Stadien jener Zeit errichten auch die daran. Große Erfolge wurden hier nicht gefeiert. Viel- Menschen in Hamburg mit seinem Bau ein neues Zeit- leicht hätte man bis zum Beginn der Ära AOL-Arena im alter. Das Symbol für das alte, der Kriegsschutt, wird kur- Jahr 2001 einfach im Altonaer Stadion bleiben sollen. zerhand als Fundament für die Tribünen begraben und Das stand an gleicher Stelle. Dort wohnte der Erfolg. verschwindet somit nicht nur aus dem Blickfeld, sondern 1925 beginnt seine Geschichte. Damals ist Altona noch auch aus dem Bewusstsein. Star des Stadions indes ist selbständig. Lange blicken die Hamburger argwöhnisch die neue zweistöckige Tribüne. Sie erntet in der Öffent- hinüber zum Nachbarn mit dem schmucken Gelände. lichkeit viel Lob. Dem HSV ist das egal. Er kickt weiterhin Neben dem Stadion freut sich der Altonaer über eine lieber am Rothenbaum. Nur zu Spitzenspielen bevor- Reitbahn, ein Schwimmbad, zehn Fußballfelder und eine zugt er den lukrativeren Volkspark. Das geht bis 1963 so. riesige Liegewiese. Doch schon bald bemächtigen sich Dann nötigt der DFB dem HSV im Bundesligabetrieb die die Hamburger des nachbarlichen Terrains – auf sportli- regelmäßige Nutzung der Riesenarena ab. che Weise. Ihr HSV gewinnt dort vor 50.000 Zuschauern Immerhin: Auf so ein großes Stadion möchte bei der im Jahr 1928 die deutsche Fußballmeisterschaft. Mit 5:2 WM 1974 niemand verzichten. Außerdem erfreuten schickt er Hertha BSC nach Hause. Noch ein zweites Mal, sich die ähnlichen »Schüsseln« in , Frank- 1949, erlebt das Stadion einen Höhepunkt. Beim Gipfel- furt und Düsseldorf auch nicht größerer Beliebtheit. Für

Das Volksparkstadion 1953 HAMBURG 101

Der HSV spielt 1928 im Volksparkstadion vor 50.000 Zuschauern gegen Hertha BSC um die deutsche Meisterschaft die Vorrunde setzt die FIFA drei Spiele an. Schon sind verfangen sich darin, stürzen zu Boden. Andere stoßen erste Baumaßnahmen fällig. Eine Anzeigetafel sowie die von oben nach. Eine Massenkarambolage in der nicht Umwandlung von Stehplätzen auf der Südtribüne und Autos, sondern Menschen gequetscht werden. Bilanz des ein Tribünendach verschlingen noch einmal 20 Millionen schrecklichen Szenarios: 62 zum Teil schwer Verletzte. Mark, fast zehnmal so viel wie das gesamte Stadion 1953 Bilder, die sich mindestens ebenso tief ins Gedächtnis bei seiner Fertigstellung gekostet hatte. Und alles nur, brennen, wie das 0:1 von Jürgen Sparwasser. um sich mit dem 0:1 gegen die DDR bis auf die Knochen Das Volksparkstadion ist untrennbar mit ihnen verknüpft, zu blamieren. Die beiden anderen Matches, Australien und es ist verwunderlich, dass es weitere 14 Jahre dau- – BR Deutschland 0:3, und DDR – Australien 2:0, interes- ert, bis in der Stadt Stimmen nach einem Stadionneubau sieren heute nur noch Statistiker. laut werden. In der Zwischenzeit hatte sich das Team der Sportlich ist mit der durchwachsenen WM-Vorrunde Bundesrepublik Deutschland bei der EM 1988 noch eine damit die Talsohle erreicht. Dennoch sorgt das Volks- empfindliche 1:2-Niederlage gegen den Erzrivalen aus in ganz anderer Hinsicht schon bald wieder Holland eingehandelt. Aber damit hatte man angesichts für Negativschlagzeilen. 1979 wird der HSV Deutscher des Austragungsorts ohnehin gerechnet. »In Hamburg Meister. Immerhin ein großer Erfolg im eigenen, unge- gewinnt man eben nicht«, soll Franz Beckenbauer damals liebten Stadion. nach dem Ausscheiden im Halbfinale gesagt haben. Doch die Euphorie währt nur kurz. Als wolle das Stadion Bis zum Neubau vergehen noch weitere zehn Jahre. keine Freude zulassen, sorgt es mit seinen baulichen Män- Dann, 1998, dreht man die alte Schüssel einfach auf geln für eine Katastrophe. Rund 5.000 Fans aus der West- links, oder besser, man dreht das Spielfeld um 90 Grad, kurve beginnen nach dem Spiel gegen Bayern München um das mächtige Volksparkstadion in die schlanke AOL- auf den Platz zu drängen. Der Zaun am unteren Rand Arena zu verwandeln. der Kurve gibt nach und bricht zusammen. Einige Fans Andreas Schulte