Die Edelkastanie im

mit unterstützung von land und europäischer union Vorwort Andreas Liegenfeld Landesrat für Naturschutz

Die Genussregion „Kästn und Nuss“ ist unverkennbar Zeichen für die Tradition und die hohe Qualität der Edelkastanien im Burgenland, im speziellen im Mittelburgenland. Unabhängig von der Frage, ob die Edelkastanie im Burgenland autochthon ist, ist ihre Tradition und ihre Verbreitung lange überliefert. Ihre Bestände, durch Kastanienrindenkrebs stark beeinträchtig, werden durch Pflanzaktionen, Kastanienrindenkrebsbekämpfungen, Schulungen und Öffentlichkeitsarbeit aktiv unterstützt. Zu Recht, gilt es doch eine der eindrucksvollsten und landschaftsprägenden Bäume unserer Heimat zu schützen. Mit der vorliegenden Broschüre wollen wir das Wissen über die Edelkastanie und ihre Geschichte als solche weiter geben aber auch die Standorte des Burgenlands aufzeigen und dazu animieren, den Bestand künftig zu erweitern. Eine Aufgabe von der auch in Zukunft die Genießer heimischer Spezialitäten profitieren sollen.

2 Vorwort Mag. Dr. Ernst Breitegger Obmann Naturschutzbund Burgenland

Verglichen mit anderen Baum- vor einem abbrechenden Ast und Schädlingsbefall bedroht. arten hatte es die Edelkastanie lässt die Motorsäge aufheu- Diese Broschüre gibt einen um- leicht in unseren Regionen. Sie len. Wir haben die Ehrfurcht fassenden Einblick in die mo- liebt hier saure Böden, warmes vor alten Bäumen verloren. Sie mentane Situation. Ich möchte Klima und Lagen in colliner sind lästig, werfen Schatten den Fachleuten zu ihrer Arbeit und submontaner Höhe. Kli- und das Schlimmste: sie lassen gratulieren und hoffe, dass eine matische Umbrüche verträgt im Herbst die Blätter fallen. positive Stimmung gegenüber sie ganz schlecht; genauso we- „Wer räumt das weg?“ Diese Bäumen gefördert wird. Bei den nig längere Trockenperioden Ansicht zieht sich leider durch Vorständen der LAGs nord-, oder Staunässe. Jung und Alt. Auf diesem Weg mittel- und südburgenland plus In unserem Sympathieemp- werden Dorf- und Stadtzentren sowie den Mitarbeitern der finden ist die Edelkastanie sehr baumleer, die Häuserzeilen kahl Abt. 5/III und der Abt. 4a und positiv besetzt. Sie liefert im- und öd und die Ansichten steril der Biologischen Station Neu- merhin Früchte (Nüsse), die und gleichtönig. Ist es nicht ein siedler See bedanke ich mich an kalten Herbstabenden den tolles Erlebnis, an heißen Som- für ihre Unterstützung. Großer Gaumen und die Geselligkeit mertagen im Schatten eines Dank gilt dem Projektkoordina- erfreuen. Wenn man sie lässt, Baums zu sitzen? Haben wir tor DI Dr. Anton Stefan Reiter, dann bildet sie Baumformen noch immer nicht begriffen, der Expertin für den Kastanien- mit gewaltiger Mächtigkeit. Be- dass diese komischen Zeltpla- rindenkrebs Mag. Ursula Kude- sonders das Mittelburgenland nen nur das Licht wegnehmen ra und DI Dr. Helmut Höttin- kann manche Beispiele liefern. und die Wärme durchgeht? ger, der bei der Kartierung, der Ein Hain oder eine Allee aus Der Edelkastanie geht es Projektentwicklung und bei der Edelkastanien besitzt einen be- nicht gut. Genauso wie die Öffentlichkeitsarbeit – nicht sonderen Erlebniswert. Diese Rosskastanien, die Ulmen, die nur bei diesem Thema – we- Bäume stehen aber oft jeman- Platanen und die Eichen ist sie sentlich mitgewirkt hat. dem im Weg, oder die Angst ganz schlimm von Krankheiten

3 Inhalt

Allgemeines zur Edelkastanie ...... 7 Historische Verbreitung und Nutzung ...... 8 Der Niedergang der Kastanienkultur ...... 10 Eine Baumart – zwei Nutzungsarten ...... 11 Der Stellenwert der Edelkastanie im Burgenland ...... 12 Edelkastanienprojekte des Naturschutzbundes Burgenland 2005–2013 ...... 16 Zur Situation der Edelkastanie im Burgenland ...... 18 Die Verteilung der Bestände ...... 19 Wo stehen die dicksten Bäume? ...... 20 Der Kastanienrindenkrebs – tödliche Gefahr ...... 24 Zur Situation im Burgenland ...... 28 Wehret den Anfängen! ...... 30 Behandlung von Befallsstellen ...... 31 Notfalls befallene Äste entfernen ...... 32 Einschulungen im Gebrauch der Paste gegen den Kastanienrindenkrebs ...... 33 Edelkastanien-Pflanzaktionen ...... 34 Wie eine Edelkastanie richtig pflanzen? ...... 36 Hainpflegemaßnahmen ...... 38 Hier lebe ich! ...... 40 Nicht nur bei Eulen beliebt ...... 42 Viele Schutzbemühungen – ein Ziel ...... 44 Viel ist noch zu tun! ...... 47 Ansprechpartner im Burgenland ...... 48 Literatur ...... 50 Fußnotenverzeichnis ...... 55

4 Gepflegter Hain bei Forchtenstein, Juli 2007

5 Hier saugt ein Distelfalter (Cynthia cardui) an den Blüten einer Edelkastanie.

6 Allgemeines zur Edelkastanie

ie Edelkastanie (Castanea Dsativa MILL.) gehört zur Familie der Buchengewächse (Fagaceae). Die nächsten Verwandten sind die Rotbuche und die Eichen. Die Rosskastanie hingegen, deren Früchte für den Menschen ungenießbar sind, gehört zu einer ganz anderen Pflanzenordnung und -familie, steht ihr somit verwandtschaftlich nicht nahe. Die Gattung Castanea umfasst weltweit, je nach Zuordnung, 10 bis 12 Arten – wie zum Beispiel die Amerikanische Edelkastanie (Castanea dentata), die Chinesische Edelkastanie (Castanea molissima) oder die Japanische Edelkastanie (Castanea crenata).

Aus: Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz 1904

7 nsere Edelkastanie ist Seehöhe. Bedingt durch ihre späte man jedenfalls eine andere Sorte eine Halbschattenart. Sie Blüte im Juni ist die Edelkastanie oder „wilde Edelkastanien“ als Be- bevorzugt bodensaure vor Spätfrösten sicher. fruchter. Fällt die Blüte der Weib- UStandorte. Einmal angewachsen, Die Edelkastanie ist einhäusig, chen mit der Blüte fertiler Männ- kommt sie mit Trockenheit gut das heißt, männliche und weibliche chen zusammen, sollen einzelne zurecht. Zu viel an Feuchtigkeit Blüten sind auf ein und demselben Sorten zu einem geringen Grad (z. B. Überflutungen, Staunässe) Baum. Die Blüten bilden partielle selbstfruchtbar sein, doch liefern hingegen verträgt sie nicht. Junge Blütenstände. Diese organisieren sie bei Fremdbestäubung einen Pflanzen haben eine vorwüchsige sich in Blütenständen mit verlän- deutlich höheren Fruchtertrag. Die Polwurzel („Tiefwurzler“), ältere gerter Achse, den sogenannten Bestäubung übernehmen der Wind Bäume hingegen meist ein „Herz- „Kätzchen“. Alle Blütenstände wer- und Insekten. wurzelsystem“. In der Schweiz geht den auf dem Jahrestrieb gebildet. Die Frucht ist von einer stacheli- die Edelkastanie bis auf 1.250 m Obwohl die Edelkastanie also ein- gen Hülle (Cupula) umgeben. Diese Seehöhe, obgleich die Hauptvor- häusig ist, kann sich ein Baum nicht Fruchthülle wird auch als „Igel“ be- kommen hier zwischen 400–800 m oder bloß wenig selbst befruchten. zeichnet. Die Frucht hat einen gro- Seehöhe liegen. Im Burgenland Es gibt zahlreiche (oftmals regio- ßen Nährwert. Ihr Gehalt an Stärke konzentrieren sich die Vorkommen nalspezifische) Sorten. Bei vielen und Eiweiß entspricht jenem von von Hainen, Baumgruppen und Sorten blühen die Männchen zu Getreide bzw. Erdäpfeln, ihr Zu- solitären Einzelbäumen außerhalb unpassender Zeit, sind verküm- ckergehalt ist aber deutlich höher. des Waldes zwischen 240–550 m mert oder steril – hier benötigt Kastanien haben einen geringen Fettgehalt, enthalten essenzielle Aminosäuren und wirken basisch. Ihnen fehlt das Gluten (Kleberei- weiß). Demnach können sie auch bei Zöliakie (Glutenunverträglich- keit) konsumiert werden.

Historische Verbreitung und Nutzung In Europa war die Edelkastanie bereits vor der Eiszeit weit verbrei- tet. Im Zuge der letzen Eiszeit zog sie sich auf klimatisch begünstigte Gebiete (Refugialräume) zurück. Man vermutet heute diese Rück- zugsgebiete vorrangig im Bereich des Schwarzen Meeres mit einem Schwerpunkt in der Transkaukasi- schen Region und einem zweiten in Nordwestanatolien, ferner in Reifende Edelkastanien Mittel- und Süditalien (Hinterland Ende September der Tyrrhenischen Küste sowie im

8 Kampanischen Apennin), in Ober- italien (die Region Emilia-Romagna, die Hügel im Hinterland von Vene- dig) sowie auf der Iberischen Halb- insel die Kantabrische Küste bis ins französische Baskenland. Von hier aus dürfte die nacheiszeitliche Wie- derbesiedelung Europas mit Edel- kastanien begonnen haben, wobei später der Mensch wesentlich zu ihrer Verbreitung beigetragen hat. Hatte die Edelkastanie in der alten griechischen Kultur noch eine untergeordnete Bedeutung, spielten in der Folge die Römer bei der Kultivierung und Verbreitung der Edelkastanie eine sehr wich- tige Rolle. Zum einen hatten sie viele Kolonien außerhalb Italiens, eroberten große Gebiete und glie- derten sie in ihr Reich ein, zum an- deren herrschte reger Handel. Pol- lenanalysen belegen eine Ausbrei- Junge gesunde Edelkastanie bei Marz, September 2007 tung und stärkeres Auftreten der Edelkastanie ab dem 1. Jh. n. Chr., was auf eine häufigere Verwen- für Innen- und Außenbauten, für und des raschen Zuwachses wur- dung des Baumes schließen lässt. Gebrauchsgegenstände, Fässer de die Edelkastanie bevorzugt im Man schätzte das Holz wegen sei- und bevorzugt als Steher für die Niederwaldbetrieb bewirtschaf- ner Festigkeit, Elastizität und Fäul- Reben in Weingärten verwendet. tet. War man anfangs vorrangig nisbeständigkeit. Es wurde z. B. Dank der Stockausschlagkraft am Holz interessiert, gewann mit der Selektion großfruchtiger und schmackhafter Sorten auch die Fruchtproduktion zunehmend an Bedeutung. In der Insubrischen Region (Bereich der südalpinen Seen entlang der Grenze zwischen Schweiz und Italien) entwickelte sich ein Zentrum für Edelkastani- en. Auch in Südfrankreich, in Süd- deutschland, der Nordschweiz und Teilen der Iberischen Halbinsel lassen Pollenanalysen auf eine ver- stärkte Ausbreitung und Nutzung der Edelkastanie schließen. Mit dem Niedergang des Römischen Reiches brach auch die Kastanien-

9 kultur zusammen und wurde vor im Winter zum Hauptnahrungs- In Edelkastanienhainen ver- allem auf besseren Böden wieder mittel. Die Edelkastanie ist für die breitet war auch das „jus plantan- zurückgedrängt. Selbstversorgung (Subsistenzwirt- di“ (Anrecht zum Pflanzen): Auf Die weitverbreitete und inten- schaft) hervorragend geeignet. der Allmende wurde man durch sive Nutzung der Edelkastanie Zum einen liefert der Baum, da er Pflanzung oder Veredelung Besit- in Niederwäldern und Hainen nicht spätfrostgefährdet ist, einen zer des betreffenden Edelkastani- scheint erst wieder im Mittelalter sicheren Ertrag, zum anderen gibt enbaumes, der Boden, worauf er eingesetzt zu haben, als die Edel- es viele Sorten mit unterschied- stand, gehörte aber weiterhin der kastanie eine immer größere Be- licher Reifezeit, Verwendbarkeit Gemeinschaft und wurde beweidet. deutung als „Brotfrucht“ erlangte. und vor allem auch Lagerfähigkeit. Ab einem Stichtag war dann die So begann sich z. B. in der italieni- Nach Möglichkeit war man be- Beweidung verboten. Während der schen Schweiz und auf der Schwei- strebt, selbst viele unterschiedliche Ernteperiode der Kastanie durften zer Alpennordseite die Kastanien- Sorten zu kultivieren. Die unter- nur Besitzer und berechtigte „Auf- kultur um 1000 durchzusetzen und schiedlichen Eigenschaften ihrer leser“ den Hain betreten. Ab einem selbst auf obere Alpentäler auszu- Früchte erlaubten dann verschie- bestimmten Stichtag am Ende der weiten. Dort wo die Edelkastanie dene Verwendungsmöglichkeiten. Erntezeit wurde dann der Hain für gedeihte, wurden ihre Früchte für Da die Parzellen in den Hainen alle freigegeben, sodass arme Leute weite Teile der Bergbevölkerung meist sehr schmal waren, war oft nachlesen konnten. Die Stichtage eine wesentliche Nahrungsquelle. eine enorme Sortenvielfalt auf variierten je nach Region, weil die In manchen Alpentälern wurde sie engsten Raum die Folge. Reifezeit der Kastanien (z. B. be- dingt durch unterschiedliche Hö- henlage) eine andere war.

Der Niedergang der Kastanien- kultur Mehrere Faktoren führten zu ei- nem allmählichen Niedergang der Kultur. Teilweise traten sie gleich- zeitig, teilweise in zeitlicher Abfol- ge auf. Je nach Region überwog die Bedeutung des einen oder des an- deren. Im Allgemeinen kann man sagen, dass im 18. Jh. eine Klima- verschlechterung und Spätfröste in mehreren Jahren in ganz Europa zu großen Schäden an den Edelkasta- nien führten. Abgestorbene Bäume wurden oft nicht mehr ersetzt. Im 19. Jh. begann sich der An- bau neu eingeführter Nahrungs- mittel (Erdäpfel, Mais) immer mehr durchzusetzen. Ferner ver-

10 besserten sich die Verkehrsver- bindungen, was die Mobilität der Menschen (und damit verbunden den Handel) erhöhte. Kriege und die Attraktivität der Städte führ- ten zur Entvölkerung von Land- strichen und dort in der Folge zur Aufgabe der Bewirtschaftung mancher Haine. Zwei für den Kastanienbaum tödliche Krankheiten traten auf: Die Tintenfleckenkrankheit (Phytophthora spp.) raffte z. B. im Departement Ardèche in Frank- reich ab 1875 viele Bäume dahin. Der Kastanienrindenkrebs, eine für den Kastanienbaum ebenfalls tödliche Erkrankung, trat 1938 erstmals in Europa auf und ver- breitete sich in der Folge rasch. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts bis weit ins 20. Jahrhundert wurde Tannin für die Gerbstoffprodukti- on aus der Rinde der Edelkastanie gewonnen. Durch das Fällen der Bäume und ihre Verwertung für die Tanninproduktion ließ sich ein Schön gepflegter Hain bei Vielfaches als durch den Verkauf in Frankreich reduzierte sich die Rohrbach bei Mattersburg, von Früchten verdienen. Kastanienkultur von 58.000 ha um Mai 2006 In der 2. Hälfte des 20. Jahrhun- 1860 auf heute rund 6.000 ha. derts verbesserten sich die wirt- schaftliche Situation und die Mo- bilität für viele Menschen rasant. Eine Baumart – Hainen (Selven) Früchte gewon- Vielerorts wurde der Niederwald- nen. Um die zu Boden gefallenen betrieb eingestellt. Fruchthaine zwei Früchte zu sehen und aufklauben wurden aufgegeben und verwilder- zu können, muss der Untergrund ten. Heute sind die Menschen nicht Nutzungsarten vegetationslos, -arm oder kurzra- mehr auf den „Brotbaum“ angewie- Edelkastanien werden in der Re- sig sein. Kommt Unterwuchs auf, sen. So gab es im Tessin (Schweiz) gel als Niederwald (ital.: palina) wird je nach Aufwuchshöhe der zu Beginn des 20. Jahrhunderts oder als Fruchthain (ital.: selva) Krautschicht und Gepflogenheiten 8.800 ha an Fruchthainen. Derzeit bewirtschaftet. Beide Nutzungs- die Fläche unter den Fruchtbäumen sind es bloß noch 3.400 ha Waldflä- formen sind räumlich voneinan- beweidet, gemäht oder gemulcht, che mit erkennbarer Selvenstruk- der getrennt. In der Niederwald- bei Bedarf auch mehrmals. Haine tur. Teilweise sind aber diese Haine wirtschaft wird Holz (schwaches haben durch ihr offenes, parkähnli- verwildert bzw. die Bäume abge- Bauholz für Pfähle, Stangen und ches Erscheinungsbild landschafts- storben. Im Department Ardèche Sparren sowie Brennholz), in den prägenden Charakter.

11 Der Stellenwert der Edelkastanie im Burgenland

Wegen Kastanienrindenkrebsbefalls stark ausgeschnittener kleiner Hain bei Forchtenstein, Mai 2007

12 b die Edelkastanie in OÖsterreich (und z. B. grenznah im benachbarten Ungarn) indigen ist, lässt sich nicht beweisen und die Meinungen gehen diesbe- züglich auseinander. Jeden- falls wurde sie in Waldgesell- schaften eingebürgert bzw. als Obstbaum kultiviert. In milden Klimagebieten ver- wilderte sie.

Botanische Literatur aus den 1920er Jahren beschreibt die Lage vieler Edelkastanienvorkommen in Niederösterreich und im Nord- burgenland und erwähnt dabei das häufige Auftreten der Edelkastanie bei Weingärten und Siedlungen am Rand des Leithagebirges (bei Donnerskirchen und Eisenstadt) als auch die umfangreichen Bestän- de im Rosaliengebirge (bei Sauer- brunn, Wiesen, Neustift, Forchte- nau, Forchtenstein, Mattersdorf1) und an den Ausläufern des Öden- burger Gebirges („Bandmais-Rie- gel“ – bei Marz). Ein anderer Autor2 geht auf die Edelkastanienbestände an den

13 Abhängen des Geschriebensteins hindurch, und nur wegen Mangel holz gebaut. Die einstigen Bestän- im Burgenland zwischen Rechnitz einer genauen Aufnahme ihrer de sind demzufolge schon stark und dem nun ungarischen Kőszeg Verbreitung, war die Spontanität gelichtet. Trotzdem lässt sich der (Güns3) ein: „Das schönste aber ihres Vorkommens im Gebiete vormalige, zusammenhängende an diesen Abhängen sind die aus- fraglich.“ Und weiter: „Die Häuser Gürtel heute noch mühelos fest- gedehnten Kastanienhaine mit der Ortschaften, die am Boden der stellen. Während im Koralpensto- ihren mächtigen, oft abenteuer- früheren Kastanienwälder stehen, cke die Kastanie bis fast 900 m, bei lichen Baumgestalten. Lange Zeit werden heute noch aus Kastanien- Graz bis rund 700 m hinaufreicht, verläuft ihre obere Grenze an den Abhängen des Geschriebenen Steines zwischen 400 bis 500 m.“ Bereits 18284 heißt es: „Über- haupt hat die ganze Gegend in dem schönen Gebirgszuge von Rechnitz über Poschendorf, Szerdahely und Güns5, welche mit prächtigen fort- laufenden Weingebirgen pranget, die sehr gute Weine in großen Qua- litäten geben, auch sehr viele Kas- tanien der edelsten Gattung, gan- ze Plantagen dieses Fruchtbaums, einträgliche Kastanienwälder. Die Kastanien werden hier ihrer Menge und Güte wegen weit verführt, und machen einen Handelsartikel aus.“ Weiters wird von einem überaus mächtigen Edelkastanienbaum im Dorfe Vellem6 berichtet. Sein Hauptstamm hatte 7 Klafter 2 ¼ Fuß im Umfang, also mehr als 2 Klafter im Durchmesser (das wä- ren rund 14 m Umfang bzw. 4,45 m Durchmesser). Der sehr alte Baum trug damals noch (große) Früchte. Mehrere Jahre zuvor hatte man die hohe Krone „abgestumpft“ und einen Teil des Baumes mit einem Schindeldach bedeckt. Die Grundherrschaft verpflichtete den Untertan, dem der Baum gehör- te, Sorge für dessen Erhaltung zu tragen, und erließ ihm dafür die jährlichen Bergrechtsabgaben. Die alte mächtige Edelkastanie in Királyvölgy Im Burgenland leistete die Edel- bei Kőszeg (Güns), Umfang in Brusthöhe kastanie zweifelsohne einen wich- 9,25 m. Foto aus Kaán (1931) tigen Beitrag zur Aufbesserung

14 der Ernährung und zur Verbes- 95 % der Ernte abdecken). Auf der serung der wirtschaftlichen Situ- Alpensüdseite der Schweiz exis- ation von bestimmten Regionen ges (der Raum Rechnitz über Un- tieren 56 Sorten der Edelkastanie. und Ortschaften. Konzentrierte garn bis zum burgenländischen Eine Erfassung der im Burgenland Vorkommen dürften aber stets Klostermarienberg und weiter bis vorhandenen Edelkastaniensor- relativ kleinflächig gewesen sein Rattersdorf-Liebing) gespielt ha- ten existiert nicht. Im Gespräch im Vergleich zu Vorkommen in ben. Weitere konzentrierte aber erinnerten sich einzelne der spo- gewissen Teilen Frankreichs (z. B. kleinräumige Vorkommen findet radisch befragten Ortsansässigen Departement Ardèche), der man heute noch z. B. bei am an Sortenunterschiede, konnten Schweiz (z. B. Kanton Tessin) oder Noplerberg oder bei der St.-Dona- lokale Sortenbezeichnungen aber Italiens (z. B. Provinz Cuneo). Im tus-Kapelle bei Unterpullendorf nur selten nennen. Offenbar ging Burgenland dürfte die Edelkas- (beides Bezirk ). im Burgenland bereits viel tradier- tanie die größte Bedeutung im Von der Edelkastanie gibt es tes Wissen mit dem Niedergang Rosaliengebirge, den Ausläufern allein im Departement Ardèche der hiesigen Kastanienkultur und des Ödenburger Gebirges und in 65 anerkannte regionalspezifische dem Ableben alter Ortsansässiger Teilbereichen des Günser Gebir- Sorten (von denen 19 mehr als verloren.

Der alte Edelkastanienhain bei Liebing, Mai 2006. Im Vordergrund die dickste Edelkastanie des Burgenlands.

15 Alte Edelkastanie bei Liebing, April 2007

16 Edelkastanienprojekte des Naturschutzbundes Burgenland 2005-2013

Ziele beider Projekte waren vor allem • eine Erfassung von Edelkasta- nienbäumen mit einem Brust- ls Resultat einer gestiegenen höhendurchmesser (BHD) von Wertschätzung gegenüber der mindestens 70 cm (das entspricht A einem Umfang von mindestens Edelkastanie sind unterschiedliche 220 cm in 1,3 m Höhe) außerhalb Bestrebungen angelaufen, die des geschlossenen Waldes, Edelkastanienkultur zu erhalten und • durch Öffentlichkeitsarbeit die Wertschätzung gegenüber der wieder neu zu beleben. Edelkastanie zu verbessern und Der Naturschutzbund Besitzer zur Durchführung von Baum- bzw. Hainpflegemaßnah- Burgenland führte 2005 bis 2008 ein men zu animieren und anzulei- Edelkastanienprojekt im Rahmen der ten, eine regional abgestimmte Paste „Umsetzung der sonstigen Maßnahmen • zur Bekämpfung des Kastanien- des Österreichischen Programms für die rindenkrebses zu entwickeln, Entwicklung des Ländlichen Raumes“ • Pasteneinschulungen vor Ort durchzuführen und dabei auch durch. 2010 bis 2013 wurde dieses die Paste zu verteilen, Projekt als LEADER-Projekt fortgeführt. • Hainpflegemaßnahmen einzu- leiten, zu betreuen und teilweise Auch in der projektfreien Zeit zwischen auch zu finanzieren, diesen beiden Vorhaben wurden die • Edelkastanienpflanzaktionen durchzuführen, um auch wieder Arbeiten fortgesetzt. junge Altersklassen zu haben.

In der hier vorliegenden Broschüre werden Ergebnisse aus 2005-2013 präsentiert.

17 Zur Situation der Edelkastanie im Burgenland

Die Schwerpunkte des österrei- Baumgruppen und Hainen gibt (Edelkastanie mit mehr als 30 % an chischen Vorkommens der Edel- es auch noch einige kleinflächige der Baumschicht beteiligt) kom- kastanie liegen in den drei östli- Bestände von Edelkastanien-Kul- men in Österreich nur kleinflächig chen Bundesländern Burgenland, turwäldern, welche häufig in enger vor. Niederösterreich und Steiermark. Verzahnung mit edelkastanien- Wie in vielen Vorkommensge- Neben oft imposanten und land- reichen Eichenmischwäldern auf- bieten hat auch im Burgenland die schaftsprägenden Einzelbäumen, treten. Diese Edelkastanienwälder Edelkastanie ab der Mitte des vo- rigen Jahrhunderts sehr stark an Bedeutung eingebüßt. Neu- und Nachpflanzungen fanden kaum noch statt. Die Bestände sind da- her nun oft überaltert, vielerorts fehlen junge Altersklassen zur Gänze. Erst mit dem Auftreten des Kastanienrindenkrebses und dem Absterben der Bäume rück- te die Edelkastanie wieder mehr in das Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit. Eine Bestandserfas- sung älterer freistehender Bäume, Baumgruppen und Haine gab es nicht. Nun war aber zu befürchten, dass diese Strukturen durch den Kastanienrindenkrebsbefall, man- gelnde Pflege und Schlägerungen verschwinden könnten, noch ehe überhaupt jemals eine Bestandser- fassung durchgeführt wurde. Der Kastanienrindenkrebs hat sich mittlerweile im ganzen Land verbreitet. 2001 waren in Öster- reich insgesamt 15 unterscheidbare VC-Gruppen nachgewiesen. Ver- suche, die Krankheit im Burgenland mit Hypoviren einzudämmen, sind bisher nicht von durchschlagen- dem Erfolg gekrönt gewesen. Ein wesentlicher Grund hierfür ist, dass hv-Cryphonectria parasitica weniger sporuliert, kälteempfind- licher und anfälliger gegen Pesti- Das Burgenland und angrenzende Gebiete Quelle: http://geodaten.bgld.gv.at/uploads/media/ zide ist, als jene ohne Virusinfek- Verwaltungsgrenzen_erweitert.pdf, verändert. tion, und somit deutlich weniger

18 durchsetzungskräftig ist, wodurch eine Ausbreitung der ausgebrach- Lage und Verteilung der ten hv-Cryphonectria parasitica erfassten 974 Edelkastanien im nicht weit über den behandelten Burgenland (2006-2013) Baum hinausgeht. Umso wichtiger wäre das verstärkte Ausbringen der hv-Cryphonectria parasitica mit Hilfe der Anti-Kastanienrinden- krebs-Paste.

Die Verteilung der Bestände

Bei der Kartierung der Edelkas- tanienbäumen des Burgenlands in den Jahren 2006-2013 wurden nur kartierte Edelkastanie (eng beisammen Edelkastanien abseits des geschlos- liegende Punkte überlagern sich) Gemeinde mit mehr als 15 senen Waldes mit einem Brusthö- alten Edelkastanien henumfang von mindestens 220 cm Gemeinde mit 8 bis 15 erfasst. Dabei wurden insgesamt alten Edelkastanien 7 Gemeinde mit weniger als 8 974 Bäume lokalisiert . alten Edelkastanien Die umfangreichs- Gemeinde ohne alte Edelkastanien ten und imposantesten Bestände lagen in den Bezirken Mattersburg und Oberpullendorf. Hier befanden sich 903 dieser alten Bäu- me, weitere 71 alte deutlich weniger freistehende Bäu- Edelkastanienbäume me bzw. Haine als in den Bezirken wurden im Südbur- Mattersburg und Oberpullendorf genland vorgefun- vorgefunden. den. Im Bezirk Mat- Leider wurden in der Zwischen- tersburg lagen 50,2 % zeit mindestens 43 der erfassten der erfassten Bäume alten Bäume gefällt. Die meisten (489 Ex.), im Bezirk dieser Bäume waren stark vom Kas- Oberpullendorf 42,5 % tanienrindenkrebs befallen, teilwei- (414 Ex.), im Bezirk se oder ganz abgestorben. Einzelne Oberwart 3,7 % (36 von ihnen beeinträchtigten als Fol- Ex.), in Güssing 1,2 % ge ihrer Erkrankung die Verkehrs- (12 Ex.) und in Jenn- sicherheit auf Wegen oder Straßen. ersdorf 2,5 % (24 Ex.). Manche wurden leider auch gefällt, In den südlichen Be- um Platz für eine Neupflanzung zu zirken wurden somit schaffen.

19 Wo stehen die dicksten Bäume?

Alte Edelkastanienbäume können mächtige Bäume belegt. So zeigt 500 Jahre geschätzt. Der dickste gewaltige Stammumfänge errei- eine Postkarte aus den 1930er Jah- Edelkastanienbaum Ungarns be- chen. So finden sich in der Schweiz ren einen derartigen Baumriesen in fand sich bei Velem (nahe der heu- im Kanton Tessin und im angren- Királyvölgy (Königstal – ein Flur- tigen österreichisch-ungarischen zenden Misox (Tal im Kanton name der mittelalterlichen Stadt Grenze) und hatte einen Stamm- Graubünden) auf einer Fläche von Kőszeg/Güns). Seine Krone war umfang von rund 11,7 m. Der 3.308 km2 insgesamt 315 Edelkas- aber 1961 bereits sehr stark einge- Baum wurde im Winter 1839/40 tanienbäume mit einem Umfang in kürzt (gekappt). Der Baum spross geschnitten. Heute ist in Westun- Brusthöhe von mehr als 7 Metern. 1964 das letzte Mal, stand dann garn ebenso wie im Burgenland In Ungarn stehen im heutigen dürr und wurde 1981 gefällt. Er hat- der Kastanienrindenkrebs massiv grenznahen Bereich zum Burgen- te einen Stammumfang von 10,5 m. verbreitet. Viele der Bäume sind be- land ebenfalls noch alte Edelkasta- Aufgrund der gezählten Jahresringe fallen, manche am Absterben oder nienbäume. Auch hier sind wirklich wurde sein Alter auf knapp unter bereits abgestorben. Die dicksten Bäume des Bur- genlandes, die im Zuge des Pro- jektes vermessen wurden, stehen im Bezirk Oberpullendorf, Ober-

Skizze eines Aquarells des dicksten Edelkastanienbaumes Ungarns (aus Bartha 2007)

Postkarte aus den 1930er Jahren8 mit der alten mächtigen Edelkastanie in Királyvölgy bei Kőszeg (Güns)

20 Die dickste Edelkastanie des wart und Mattersburg. Im Bezirk zwei Bäume bei Liebing mit 7,78 m Burgenlandes steht in Liebing, Mai 2006. Oberpullendorf wurden 39 Bäume bzw. 7,6 m Umfang in 1,3 m Höhe mit einem Brustumfang9 von min- bzw. ein Baum mit 7,6 m Höhe (in destens 4,5 m kartiert. Bei Liebing 55 cm Höhe; nahe der St.-Dona- befanden sich die zwei dicksten tus-Kapelle bei Unterpullendorf). Umfang als jene in Oberpullendorf. Edelkastanien des Burgenlandes Fünf Bäume wiesen einen Umfang Die dicksten sieben haben einen mit 9,8 m Umfang (in 65 cm Höhe zwischen 6-7 m (jeweils in 1,3m Umfang zwischen 4,5-5 m und gemessen) und 8,71 m Umfang (in Höhe) auf, alle bei Liebing. 13 Bäu- befinden sich in den Gemeinden 75 cm Höhe). Letzterer brach lei- me hatten einen Umfang zwischen Mattersburg (1), Forchtenstein (4), der Anfang Juli 2011 im Zuge ei- 5-6 m und 16 Bäume einen Umfang Wiesen (1) und Rohrbach bei Mat- nes Gewittersturmes auseinander. zwischen 4,5-5 m. tersburg (1). Der Baum in Wiesen Drei weitere Bäume hatten einen Die Bäume im Bezirk Mat- (4,58 m Brusthöhenumfang) stand Umfang zwischen 7,5-8 m, davon tersburg haben einen geringeren verborgen in einem Gehölz und

21 wurde erst 2012 freigestellt und er- turdenkmal. Weiter im Süden findet derösterreich und Steiermark fin- fasst. Im Südburgenland stehen die sich im Bezirk Güssing ein Baum den sich imposante Einzelbäume. drei dicksten mir bekannten Bäu- mit 4,11 m Bruthöhenumfang und So steht z. B. in Buchbach bei Pott- me in Rechnitz mit einen Umfang im Bezirk Jennersdorf ein Baum mit schach (Bezirk Neunkirchen) ein von 5,4 m10, knapp über 6 m11 und knapp unter 5 m Umfang13. Baum mit mehr als 12 m Umfang der dickste mit 7,62 m12 (in 85 cm Auch in den an das Burgenland in Brusthöhe. Höhe). Alle drei sind jeweils ein Na- angrenzenden Bundesländern Nie-

Alte mächtige Edelkastanien bei Wiesen, August 2007

22 Alter Kastanienbaum bei Liebing, Mai 2006. Der Baum brach bei einem Sturm Anfang Juli 2011 auseinander.

23 Der Kastanienrindenkrebs – tödliche Gefahr

Befallener Edelkastanienbaum bei Stoob, September 2006

24 er Kastanienrindenkrebs ist eine Erkrankung unserer Edelkastanienbäume, die rasch zu Dderen Absterben führen kann. Sie wird durch den Schlauchpilz Cryphonectria parasitica verursacht. Dieser wurde einst mit asiatischen Kastanienbäumen nach Nordamerika eingeschleppt, wo die Krankheit erstmals 1904 im Zoo von New York/Bronx festgestellt wurde.

Kastanienrindenkrebs auf jungem Stockausschlag: Typisch ist nach der Infektion die orangerote bis rotbraune Verfärbung der Rinde. Dann beginnt die Rinde aufzureißen.

Die Amerikanischen Edelkasta- in der Gegend um Genua (Itali- nienbäume (Castanea dentata) re- en) nachgewiesen. Von hier aus agieren auf den Pilzbefall überaus breitete er sich rasch aus. Auch empfindlich und sterben rasch ab. wurde er vom Menschen (z. B. Innerhalb von rund 50 Jahren war in Form von Reisern, Jungbäu- der Pilz im gesamten Verbreitungs- men) verschleppt. In Österreich gebiet der Amerikanischen Edel- entdeckte Donaubauer 1964 die kastanie anzutreffen. Man schätzt, ersten Krankheitsfälle, und zwar dass nahezu 4 Milliarden Bäume im Burgenland bei Forchtenstein dieser wirtschaftlich wichtigen Art im Bezirk Mattersburg (Donau- zu Grunde gingen oder panikartig bauer mündl.). Innerhalb weniger geschlägert wurden. Hatte im östli- Jahr verbreitete sich der Kasta- chen Nordamerika die Edelkastanie nienrindenkrebs im Burgenland in Wäldern einst die Baumschicht und anderen Teilen Österreichs. dominiert, verschwand sie als di- Dabei könnte es auch mehrere ein- rekte oder indirekte Folge der Er- geschleppte Infektionsherde gege- krankung nahezu ganz und verblieb ben haben, weil es immer wieder nur auf wenigen isolierten Stand- Kastanienbaumbesitzer gibt, die orten. Dass der Baum nicht aus- aus anderen Ländern Edelreiser starb, hat er auch seiner enormen und Jungpflanzen14 mitnehmen. Fähigkeit zu Stockausschlag zu ver- 1993 ist der größte Teil der Bestän- danken. 1983 wurde die „American de in der Steiermark durchseucht. Chestnut Foundation“ gegründet, 1996 sind, ausgenommen einen die sich das Ziel gesetzt hat, den Bestand in Unterach am Attersee Baum im Osten der U.S.A. wieder (Bezirk Vöcklabruck, Oberöster- zu verbreiten. reich), praktisch alle österreichi- In Europa wurde der Kasta- schen Bestände von der Krankheit nienrindenkrebs erstmals 1938 betroffen.

25 Der Pilz wird über Sporen ver- sowie durch den Transport von wie z. B. Wachstumsrisse, Hagel- breitet. Ihre Verfrachtung erfolgt infiziertem Holz, Setzlingen und und Sturmschäden, Verfegungen, vor allem durch den Wind, aber Edelreisern. Die Sporen können Verbiss oder menschlich beding- auch durch Tiere (Vögel, Säuge- nur über Rindenverletzungen in te Schäden. Die Sporen bilden ein tiere, Schnecken, Insekten), Ar- den Baum eindringen, doch gibt Myzel aus, welches das Rinden- beitskleidung und -werkzeug es hierfür reichlich Möglichkeiten und Kambiumgewebe durchwächst und zerstört und die Leitungsbah- nen verstopft. Sind Äste, Stamm oder Stockaus- schläge jung, ist bei Kastanienrin- denkrebsbefall eine orangerote bis rotbraune Verfärbung der Rinde typisch. In der Folge beginnt die Rinde aufzureißen. Ist sie rund um den gesamten Ast bzw. Stamm zer- stört, stirbt dieser oberhalb der Be- fallsstelle schlagartig ab. Bei älteren Bäumen reißt die Rinde ohne sich rot zu verfärben.

Edelkastanie mit Kastanienrinden- krebsbefall in Draßmarkt im August 2006 – Anfang April 2011 war dieser Baum bereits gefällt. Befallene Stellen in der Krone …

26 … an der Stammbasis und den Austrieben

Typisch ist, dass nach dem Welken das dürre Laub oft noch monatelang am Baum verbleibt. Besonders auffällig ist dies in den Wegen Kastanienrindenkrebsbefall absterbende Äste Wintermonaten, wenn der übrige Baum kahl und blattlos ist. Je nach rus hervorgerufen und verursacht spontan die Hypovirulenz auf und Lage und Anzahl der Befallsstellen nur oberflächliche ungefährliche breitete sich aus. Heute ist diese sterben einzelne Äste oder auch Krebsläsionen. Gelangt der hypo- im Tessin etabliert und die Bäume der ganze Baum ab. Der Kastani- virulente Pilz auf den aggressiven sterben hier nicht mehr am Kasta- enrindenkrebsbefall in der Krone (virulenten), kann das Virus über nienrindenkrebs. Die Konversion bedingt im Boden einen Verlust an Hyphenverwachsungen übertragen in einen hypovirulenten Pilz gelingt Feinwurzelmasse, was den Baum werden und der tödliche Pilz wird aber nur zwischen Pilzstämmen zusätzlich schwächt. in einen für den Baum nicht mehr mit der gleichen vegetativen Kom- Der Pilz bildet verschiedene tödlichen hypovirulenten Pilz um- patibilitätsgruppe (VC-Gruppe). vegetativ unverträgliche Stämme, gewandelt. Dies lässt sich auch im Labor be- so genannte VC-Gruppen, aus. So wurde z. B. im Tessin (CH) werkstelligen. Die umgewandelten Ferner tritt er in einer virulenten der Kastanienrindenkrebs erst- Pilzstämme können in Form eines (tödlichen) und einer hypovirul- mals 1948 nachgewiesen. In der Kleisters (Paste) zur Behandlung enten (nicht tödlichen) Form auf. Folge gingen zahlreiche Bäume an von erkrankten Bäumen mit über- Die verminderte Virulenz der nicht der Krankheit zu Grunde. Doch einstimmender VC-Gruppe einge- tödlichen Form wird durch ein Vi- ab Ende der 1950er Jahre trat hier setzt werden.

27 Befallene Edelkastanien bei Stoob Sept. 2007 (oben) Zur Situation im Burgenland und Mai 2011 (rechts). Der Kastanienrindenkrebs Der Kastanienrindenkrebs ist Gruppen (EU-17, EU-13, EU-1) breitet sich sukzessive aus kein Phänomen des Burgenlandes gelangen Konversionen. Die Kon- und bringt die Bäume zum Absterben. sondern tritt österreichweit und in vertanten wurden zu dickflüssigen angrenzenden Ländern auf. Laut Kleistern (= Paste) verarbeitet. Mit Kudera15 wurden im Zuge des 1. dieser Paste konnten dann Kasta- Im Rahmen des 2. Projektes Edelkastanienprojektes Proben nienrindenkrebsbefallsstellen be- wurden Proben im Südburgenland von Befallsstellen in den Bezirken handelt werden. Der fachgerechte (Rechnitz, Raum Kukmirn, Lim- Mattersburg und Oberpullendorf Gebrauch dieser Paste stellt derzeit bach, Jennersdorf, Minihof-Liebau genommen und daraus Reinkultu- die einzige Behandlungsmöglich- und Neuhaus am Klausenbach), ren gewonnen, die fünf verschiede- keit dar, die zu einem „Abheilen“ aber auch im Nord- und Mittelbur- nen VC-Gruppen (EU-17, EU-13, der Befallsstellen führen kann. genland (Wiesen, Draßmarkt, Klos- EU-28, EU-1, EU-20) zugeordnet termarienberg, Liebing) gezogen. 41 werden konnten. Von drei der verwertbare Isolate konnten sechs

28 verschiedenen VC-Gruppen zuge- ordnet werden. Die VC-Gruppen wurden nicht näher bestimmt. Kon- Hv-Cryphonectria parasiti- versionen wurden mit sieben un- ca wurde von Kudera in Liebing, garischen und fünf einheimischen Rechnitz und Minihof-Liebau vor- Isolaten durchgeführt. Für alle sechs gefunden. Dabei kann es sich um VC-Gruppen gelangen Konversio- ein natürliches Vorkommen als auch nen (jeweils sogar 2-4 verschiedene um im Zuge früherer Behandlungen Konversionstypen). Mischungen aus mit der Paste ausgebrachte und sich den Konvertanten wurden wieder nun ausbreitende hv-Cryphonectria zu dickflüssigen Kleistern (Paste) handeln. Aus angrenzenden unga- verarbeitet und bei der Bekämpfung rischen Gebieten sind natürliche des Kastanienrindenkrebses einge- Vorkommen seit längerem bekannt. setzt. Der Pilz vermehrt sich im Ge- biet auch sexuell, was eine Erhöhung An der befallenen Stelle der Anzahl der unterschiedlichen reisst die Rinde auf. VC-Gruppen mit sich bringen wird. 16

29 17 Wehret den Anfängen!

Eine vorbeugende Maßnahme ge- lichst alle am Kastanienrindenkrebs des Kastanienrindenkrebses nicht gen den Kastanienrindenkrebs ist, erkrankten Stockausschläge und frühzeitig erkannt und rechtzeitig jede Verletzung des Baumes zu ver- jüngeren Bäume mit der Anti-Kas- Gegenmaßnahmen (Entfernen des meiden. Die Sporen des Kastanien- tanienrinenkrebs-Paste behandelt erkrankten Astes, Pastenbehand- rindenkrebses dringen nämlich aus- oder entfernt und unverzüglich ver- lung) ergriffen, stirbt dieser meist schließlich über Rindenverletzun- brannt18 werden. Alte befallene Bäu- sehr rasch ab. Die (Jung-)Bäume gen ein. Pfahlstützen, Fixierungen, me sind aber unbedingt zu erhalten. sind daher einmal im Monat auf- Stamm- und Verbissschutz dürfen Hier sollte versucht werden, durch zusuchen und auf Befallsstellen hin daher keinesfalls Scheuerwunden die Pastenbehandlung erreichbarer zu kontrollieren. Bei Befall kommt verursachen. Es ist unbedingt dar- Befallsstellen die Hypovirulenz am es auf rasches Handeln an. Ist die auf zu achten, dass beim Wiesen- Baum zu etablieren. Nur extrem Krankheit zu stark fortgeschritten, mähen bzw. Mulchen der Fläche stark befallene Äste wären zu ent- kann auch die Paste gegen den vi- die Stammbasis nicht beschädigt fernen. rulenten Kastanienrindenkrebs den wird. Besteht Verbissgefahr durch Wegen der massiven Verbreitung Jungbaum nicht mehr retten. Es gilt Wild, so ist zum Schutz des Stam- des Kastanienrindenkrebses im also das Motto: „Wehret den An- mes unbedingt ein Verbissschutz zu Burgenland droht die Gefahr, dass fängen!“ verwenden. Neu- und Nachpflanzungen bald am Sollte Ihr Baum Anzeichen ei- In der näheren Umgebung von Kastanienrindenkrebs erkranken. nes Kastanienrindenkrebs-Befalls Jungbäumen sollten ferner mög- Werden am Jungbaum Befallsstellen zeigen, kontaktieren Sie den Na- turschutzbund Burgenland (s. S. 48). Sollte eine Paste zur Bekämp- fung des Kastanienrindenkrebses vorhanden sein, wird sie Ihnen zur Verfügung gestellt werden.

Verwachsener Hain bei Minihof-Liebau mit teilweise starkem Kastanienrinden- krebsbefall, Mai 2012

30 Plastikklebeband. Die Papier-Ab- deckung dient als Schutz gegen Austrocknung bzw. ein Abspülen Behandlung von Befallsstellen durch Niederschläge und ist nach zwei Wochen zu entfernen. Im Zuge unserer Edelkastani- in das Holz hinein) der Befallsstel- Will oder kann man die Befalls- enprojekte wurde eine Paste zur le mit einem Reif- oder Stanley- stelle nicht großflächig ausschnei- Behandlung von Kastanienrinden- messer nötig. Keinesfalls darf aber den, können hier mit einem Kork- krebsbefallsstellen produziert. In die Rinde rund um den gesamten bohrer mehrere Löcher gemacht die Paste wurden hypovirulente Stamm bzw. Ast durchtrennt wer- und diese mit der Paste verfüllt Pilzstämme eingearbeitet. Sie ist den, da sonst der Baum oberhalb werden. Auch da empfiehlt sich bei fachgerechter Ausbringung abstirbt. zum Schutz ein Abdecken der zur Behandlung von erkrankten Nach dem Ausschneiden ist die behandelten Stelle mit weichem Bäumen mit übereinstimmen- Paste mit Hilfe der mitgelieferten Papier. der VC-Gruppe geeignet. Gegen Spritze auf die gesamte Wunde, Achtung: Jede einzelne Befalls- Pilzstämme, deren Konversion uns insbesondere auf bzw. unter die stelle am Jungbaum muss mit der bisher nicht gelang, ist die Pas- Wundränder zu streichen. Ein Paste behandelt oder weggeschnit- te nicht wirksam. Die Paste kann Wundverschlussmittel ist nicht ten werden! derzeit noch kostenlos vom Na- zu verwenden, da es die Paste un- Nach jeder Behandlung ei- turschutzbund Burgenland bezo- wirksam macht. Die Wunde ist mit ner Befallsstelle ist das Arbeits- gen werden und wird bevorzugt einem weichen Papier (z. B. Kü- werkzeug abzuflämmen, weil die an Personen mit erkrankten Jung- chenrolle, Klopapier) abzudecken Krankheit auch durch unsauberes bäumen abgegeben. und dieses mit einem Krepppa- Werkzeug übertragen und so von Für die Behandlung ist ein fach- pier-Klebeband zu fixieren. Ge- Baum zu Baum verschleppt wer- gerechtes tiefes Ausschneiden (bis brauchen Sie kein Plastik bzw. den kann.

Reihenfolge bei der Behandlung von Befallsstellen: Tiefes Ausschneiden der Befallsstelle bis ins Holz hinein, Aufbringen der Paste und anschließendes Abdecken der Wunde mit weichem Papier.

31 Notfalls befallene Äste entfernen

Ist eine Behandlung befallener sen werden, weil hier sonst der Pilz tung des Kastanienrindenkrebses Äste mit der Paste nicht mög- weiter sporuliert – es ist unver- bei, weil sie dem Pilz keinen Le- lich oder sinnvoll, sind diese mit züglich zu verbrennen. Im Gegen- bensraum mehr bieten. Wenn es der richtigen Schnittführung zu satz dazu tragen Äste oder ganze die Sicherheit erlaubt, sollte man schneiden. Keinesfalls darf das Bäume, die länger als drei Jahre nach Möglichkeit dieses „stehen- Schnittgut unter dem Baum belas- tot sind, nicht mehr zur Ausbrei- de“ Totholz im Bestand belassen. Es ist Lebensraum für totholzbe- wohnende (xylobionte) Insekten, wie z. B. bestimmte Pracht- und Bockkäferarten oder Rossamei- sen. Alte Bäume, egal ob lebend oder tot, bieten höhlenbrütenden Vogelarten Niststätten – so z. B. im Naturpark Rosalia-Kogelberg der in Österreich vom Aussterben bedrohten Zwergohreule – und baumhöhlen-bewohnenden Fle- dermausarten Wochenstuben und Quartiere. Ein zu stammnahes Schneiden von Ästen sollte tunlichst vermie- den werden. Zum einen ist die Rindengratleiste (Rindenleiste zwi- schen Stamm- und Astholz) bzw. ein vorhandener Astkragen nicht zu verletzen (sonst unnötig starke Verletzung bzw. verletztes Stamm- gewebe – in der Folge können weit ins Stamminnere reichende Holz- fäulen entstehen), zum anderen kann bei Kastanienrindenkrebsbe- fall der Schnittstelle der Pilz rasch den Stamm/Stämmling erreichen und umwachsen. Als Folge stirbt oberhalb die gesamte Krone ab. As- tungswunden sind ferner immer auch Eintrittspforten für holzab- bauende Pilze, deren Holzabbau zu einer Bruchgefährdung des Bau- mes führen kann. Massive Schnitte Alte Edelkastanie bei Unterpullendorf mit massivem Kronenschnitt, Mai 2006. und Kronenkappungen sind nur Das Schnittgut unterm Baum wäre dann ein geeignetes Mittel, den unverzüglich zu entfernen! Edelkastanienbaum zu verjüngen,

32 wenn dieser (noch ausreichend) vital ist und der Kastanienrinden- krebs nicht oder kaum im Gebiet verbreitet ist. Sind Pflegeschnitte an einer Edelkastanie unerlässlich, sind da- für die Monate August bis Novem- ber möglich. In dieser Zeit kann der Baum Schnittmaßnahmen durch Wundholzbildung am bes- ten abschotten. Schnitte zeitig im Jahr führen allerdings zu stärkeren Austrieben als ein Schnitt im Som- mer. Gibt es hingegen auf Ihrem Jungbaum eine virulente Kastani- enrindenkrebsbefallsstelle, sollten Sie, unabhängig von der Jahreszeit, sofort handeln.

Pasteneinschulung in Loipersbach im Burgenland, April 2008

Einschulungen im Gebrauch der Paste gegen den Kastanienrindenkrebs

Die im Rahmen der Pflanzaktio- zur Behandlung der Kastanienrin- nen gesetzten Jungbäume sollen denkrebsbefallsstellen statt. Veran- möglichst lange gesund bleiben. staltungsorte waren Loipersbach Äußerst wichtig ist es, früh einen im Burgenland, Klostermarienberg, Befall mit dem Kastanienrinden- Draßmarkt, Liebing und Stoob. krebs zu erkennen, um rechtzeitig Meist wurde im an die entsprechenden Gegenmaß- die Veranstaltung gleich vor Ort nahmen setzen zu können. Im Antikastanienrindenkrebs-Paste in Zuge des Projektes wurde daher kleinen Behältern abgefüllt ausge- im Freiland das Ansprechen der geben. In mehreren Ortschaften Krankheit demonstriert und an konnten Vertrauensleute gewon- einem erkrankten jüngeren Baum nen werden, die für eine gewisse oder Stockausschlag die richtige Zeit vor Ort verstärkt auf den Kas- Behandlung einer Befallsstelle ge- tanienrindenkrebs achteten und zeigt. Insgesamt fanden zwischen sich auch um die Verteilung der Austrieb mit April 2008 und Juni 2012 fünf Ein- Paste kümmerten. Kastanienrindenkrebsbefall schulungen im Gebrauch der Paste

33 Edelkastanien- Pflanzaktionen

wischen 2007-2012 wurden insgesamt sechs Pflanzaktionen durchgeführt. Geliefert Zwurde die Ware einer steirischen Baumschule, die sich ausschließlich auf die Vermehrung von Edelkastanien spezialisiert hat. Zwei Baumqualitäten, beide mit Ballen, standen zur Verfügung: Halbstamm (Stammhöhe 120-160 cm) und Viertelstamm (Stammhöhe 80-110 cm). Im Zuge der sechs Pflanzaktionen wurden insgesamt 1.261 Jungbäume ausgegeben.

Ausgabe der jungen Edelkastanien in Klostermarienberg im Zuge einer Pflanzaktion im April 2007.

34 er Großteil der Jungbäume umfasste die Fruchtsorte D„Ecker1“. Sie hat eine frühe Reife- zeit (Raum Graz-Umgebung: Mitte bis Ende September) und mittel- große Früchte (85 Stück/kg), ist reichtragend und fällt innerhalb von einer Woche. Die Bäume die- ser Sorte können einander relativ gut befruchten19. Ferner wurden 79 Bäume der Sorte Bouche de Bétizac (2010: 6; 2011: 50; 2012: 23) und 15 der Sorte „Ecker40“ ausgegeben. Bouche de Bétizac benötigt jeden- falls eine andere Sorte oder „wilde“ Edelkastanien als Befruchter. Rund 51 % der Jungbäume wurden im Be- zirk Oberpullendorf gepflanzt, 41 % in Mattersburg. In den südlichen Bezirken Oberwart, Güssing und Jennersdorf wurden erst ab 2011 Pflanzaktionen durchgeführt. Hier fanden in Summe 7,5 % der Jung- bäume ihren Abnehmer. Auslieferungen fanden vor allem in Forchtenstein (5x), Klosterma- rienberg (5x) und Draßmarkt (3x) statt, ferner in Oberwart (2x) und je einmal in Marz, Loipersbach im Burgenland, Markt St. Martin, Rai- ding und Rudersdorf. Zum einen sind die Pflanzakti- Seltener Anblick bei Stoob onen als großer Erfolg zu werten, zum anderen muss aber auch be- – das Herunterschlagen von Edelkastanien mit einer langen rücksichtigt werden, dass ein Teil Stange, Herbst 2007. Der Bezirk Anzahl der gepflanzten Jungbäume in der Erhalt der Altbäume ist ebenso Oberpullendorf 640 Zwischenzeit aufgrund mangelnder wichtig wie das Pflanzen von Jungbäumen. Mattersburg 520 Pflege, falscher Standortwahl oder am Kastanienrindenkrebs zugrun- Oberwart 52 de gingen. Insbesondere waren die ebenso wie die Maßnahmen gegen Jennersdorf 27 Ausfälle sehr hoch, wenn trotz ho- den Kastanienrindenkrebs, auch in Güssing 15 her Wilddichte kein Verbissschutz „Natur & Umwelt im Pannonischen anderer 7 verwendet wurde. Raum“ 3/2012 publiziert. Aufgrund Summe 1.261 Bei jeder der Pflanzaktionen er- ihrer Wichtigkeit sollen diese In- Anzahl der ausgegebenen hielten die Erwerber eines Jungbau- formationen in leicht veränderter Jungbäume in den Jahren mes ein Merkblatt mit einer Pflanz- Form auch hier wiedergegeben 2007-2012 anleitung. Dieses Merkblatt wurde, werden.

35 Wie eine Edelkastanie richtig pflanzen?

Bei Bäumen mit Wurzelballen vestieren, den Kontakt zum gewach- Schatten zu lagern und sein Wur- muss vor der Pflanzung die Krone senen Untergrund herstellen und zelballen mit einem Jutesack oder eingekürzt werden, da Kronengrö- mehr Feinwurzeln ausbilden. Im ähnlichem abzudecken; bei Tro- ße und Wurzelvolumen in einem Zuge unserer Pflanzaktionen wur- ckenheit ist der Ballen auch zu Missverhältnis zueinander stehen. de bei der Ausgabe der Bäume der gießen. Die Ballenummantelung Die Kronenverkleinerung hat einen erforderliche Pflanzschnitt vor Ort aus Jute ist nicht zu entfernen. Sie geringeren Wasser- und Nährstoff- fachgerecht durchgeführt. verrottet später in der Pflanzgrube bedarf zur Folge, der Baum kann Falls der Baum nicht sofort ge- von selbst. Besteht die Umman- mehr in das Wurzelwachstum in- pflanzt wird, ist er unbedingt im telung aus einem Drahtgitter, ist dieses aber jedenfalls mehrmals mit einer Zange durchzutrennen. Das geöffnete Gitter kann aber auf dem Ballen verbleiben. Werden mehrere Edelkastanien auf einer Parzelle gepflanzt, sollte ein Pflanzabstand von rund 10 Me- tern berücksichtigt werden. Stehen die Bäume in einem geringeren Ab- stand, wird sich die Krone gegen- über einem freier stehenden Baum kleiner und schütterer entwickeln, die Bäume beschatten sich im Alter gegenseitig stark und der Ertrag an Früchten ist geringer. Damit das Pflanzloch nicht aus- trocknet, ist es erst unmittelbar vor der Pflanzung auszuheben. Der Bo- den der Pflanzgrube ist mit Spaten- stichen zu lockern. Das Pflanzloch soll zirka um ein Drittel größer als der Ballen sein und muss tüchtig eingeschlemmt werden (etliche Li- ter Wasser hineinleeren). Erst jetzt ist der Baum zu pflan- zen. Liegt die Veredelungsstelle an der Basis des Stammes, muss diese nach dem Pflanzen frei über den Erdboden herausragen. Die Bal- lenoberfläche ist daher nur mit we- nig Erde (etwa 3cm) abzudecken. Jungbaum im 5. Jahr nach der Pflanzung, leider bereits mit Kastanienrindenkrebs- Der Baumballen ist in die Mitte der befall (siehe Pfeil). Die Holzstütze reicht eingeschlemmten Grube zu stellen zu weit zur Krone. und rundum mit Erdmaterial zu

36 verfüllen. Während der Verfüllung hie und da den Baum rütteln, da- mit keine Hohlräume bleiben und spätere Sackungen entstehen. Das eingefüllte Erdmaterial von Zeit zu Zeit vorsichtig festdrücken. Zuletzt die Edelkastanie tüchtig eingießen. Bei Pflanzungen im Herbst kann es besonders im ersten und zweiten Winter nach der Pflanzung durch den Temperaturwechsel zwischen Tag und Nacht auf der Südseite des Stammes zu Frostschäden kom- men. Daher empfiehlt sich vor zu intensiver Sonneneinstrahlung ein Stammschutz aus Jute, Kar- ton oder Schilfrohrmatten. Einen Schutz kann auch ein Kalkanstrich des Stammes bringen, weil dieser Sonnenlicht verstärkt reflektiert. Pfahlstützen sind stets außerhalb des Pflanzlochs anzubringen, weil sie im gewachsenen Boden we- sentlich besser verankert sind. Am besten wäre ein 3er-Bock: Drei tief eingeschlagene Pflöcke, die oben mit einem Kant- oder halbierten Rundholz verbunden sind. Die Stützen dürfen nicht in die Krone Ungünstige Einpfahl- Stütze, obendrein des Baumes ragen und dort scheu- Stammschutz zu verwenden. Der zu lang, somit ern (Abstand zur Krone daher ca. Verbissschutz darf das Wachstum Scheuergefahr in der 40 cm). Zum Fixieren des Baumes des Baumes nicht behindern und Krone. nur weiche, breite Materialien sollte mehrere Jahre haltbar sein. (z. B. Kokosschnur, Nylonstrümpfe) Geeignet sind z. B. Stroh-, Schilf- verwenden. Die Kokosschnur ist in oder Jutematten, handelsübliche Sowohl Bäume der Frühjahrs- einer Achterschlinge um den Baum Plastikspiralen oder ein feinma- als auch der Herbstpflanzungen und Pflock zu legen und am Pflock schiges Drahtgitter, das an der müssen in den ersten eineinhalb mit Nägel oder Metallklammern zu Außenseite der drei Stützpfähle Jahren bei trockener Witterung verankern. Im Normalfall können befestigt wird. Keinesfalls darf der ausreichend gegossen werden. Dies die Pflöcke und die Fixierung nach Wildschutz an der Rinde scheuern ist als Voraussetzung notwendig, etwa drei Jahren entfernt werden. und diese verletzen (dies wäre eine damit der Baum die notwendigen Der Baum ist nun ausreichend be- Eintrittspforte für den Kastanien- Feinwurzeln ausbilden und durch wurzelt und mit dem gewachsenen rindenkrebs). Stütze, Fixierung und das Wurzelwachstum Kontakt zum Boden verbunden. Verbissschutz sind daher von Zeit gewachsenen Untergrund herstel- Bei der Gefahr von Wildverbiss zu Zeit zu kontrollieren und bei len kann. Ansonsten besteht die oder Fegeschäden ist unbedingt ein Bedarf zu verbessern. Gefahr der Vertrocknung!

37 Hainpflegemaßnahmen

m Zuge der Projekte wurden Hain- bzw. Baumpflegmaßnahmen finanziell bzw. beratend in ILoipersbach im Burgenland, Mattersburg, Draßmarkt, Liebing und in unterstützt. Wichtig waren v. a. Freistellungen von Edelkastanienbäumen sowie das Entfernen stark vom Kasta- nienrindenkrebs befallener junger Bäume und Stockausschläge.

urch das Eliminieren von geschlägert, oft weil sie am Kas- Ganz besonders bemüht um umgebenden Gehölzpflanzen tanienrindenkrebs erkrankt oder die Edelkastanien sind die Orts- Dund Stockausschlägen kamen die weitgehend abgestorben waren. In teile Klostermarienberg, Ratters- alten Edelkastanien selbst wieder drei der oben genannten Ortschaf- dorf und Liebing der Gemeinde mehr zur Geltung. Nur in Ausnah- ten (Loipersbach im Burgenland, Mannersdorf an der Rabnitz. Bei mesituationen wurden Stockaus- Draßmarkt und Liebing) wurden Liebing sind Edelkastanienhaine schläge bei Altbäumen belassen. auch Einschulungen im Gebrauch mit mehreren besonders alten und Stockausschläge veredelter Mut- der Paste zur Behandlung von Kas- mächtige Bäume erhalten geblie- terbäume stellen Basisaustriebe tanienrindenkrebsbefallsstellen ben. Eine Gruppe von fünf Bäu- aus der Veredelungsunterlage dar. durchgeführt. Nur wenn sie wieder mit einem Reiser des Mutterbaumes veredelt werden, haben sie dieselbe Frucht- qualität wie dieser. Leider wurden parallel zu unseren Pflegemaßnah- men Bäume von Besitzern auch

38 men war zwischen 1986 und 2006 erlangen. Freistellungen verbes- naturschutzfachlichen Wert von ein Naturdenkmal. Eine weitere serten den Blick auf das Ensemble Totholz vermitteln. Eine hohe Be- Anerkennung als Naturdenkmal wesentlich und Nachpflanzungen sucherfrequenz könnte allerdings wäre möglich gewesen, hätte man wurden vorgenommen. Nun soll mit der Zeit zu einer für die alten die Bäume eingezäunt. Dies hätte der Platz aufgrund seiner „positi- Bäume problematischen Bodenver- aber den Eindruck des gesamten ven Energie“ als Energiespender dichtung führen. Ensembles empfindlich gestört. für Erholungssuchende genutzt Ein einmal ausgeputzter Hain Auch hätte man dann nicht mehr werden. Ideal wäre es, könnte man muss in der Folge laufend gesäubert direkt zu den alten Bäumen gehen hier darüber hinaus den Besuchern werden, ansonsten wächst er inner- können. Im Herbst 2011 begann auch Wissen über die Edelkastanie, halb kurzer Zeit wieder zu. man intensiv Hainpflegemaßnah- den Kastanienrindenkrebs und den men durchzuführen. Bruchgefähr- dete Äste wurden entfernt, um die Verkehrssicherheit wieder zu

Gepflegter Hain bei Mattersburg, Februar 2008

39 Teil eines kleinen Edelkastanienhaines in einem Zwergohreulenrevier bei Forchtenstein im Mai 2007. Anfang April 2012 stand kein einziger dieser Bäume mehr.

40 Hier lebe ich!

lte Edelkastanienbäume haben hohen Anaturschutzfachlichen Wert. Hervorzuheben ist das burgenländische Vorkommen der Zwergohreule (Otus scops) im Naturpark Rosalia-Kogelberg und in der Gegend von Kukmirn-Zahling. In beiden Bereichen gibt es alte Edelkastanienbäume, die auf Streuobstwiesen stehen und von den Eulen genutzt werden können.

Die Zwergohreule ist in Öster- reich vom Aussterben bedroht. Das Vorkommen im Naturpark Rosalia-Kogelberg schrumpft seit Jahren bedrohlich. Einzig und allein das Kärnter Vorkommen ist zurzeit gesichert. Die Zwergohreule überwintert nicht in Österreich. Ihre Winter- quartiere liegen teilweise im südli- chen Mittelmeerraum, zum über- wiegenden Teil jedoch südlich der Sahara in den Savannen West- bis Ostafrikas. Demnach ist sie ein Langstreckenzieher. Im Brutge- biet bei uns benötigt sie kurzrasige Wiesen bzw. Streuobstwiesen, wo sie in der Nacht bevorzugt Groß- insekten fängt. Gestartet wird die Der Naturpark Rosalia- Jagd von Bäumen und anderen Kogelberg wirbt mit der Sitzwarten aus. Alte Bäume und Zwergohreule im Logo. dichtes Gebüsch werden auch als Tageseinstand benötigt. Hier findet sie ausreichend Deckung. im Mai oft hören. Er ist monoton Gebrütet wird in Höhlen. Zum und etwas schwierig zu orten. Be- einen kann sie in Höhlen alter Bäu- sonders im Gebiet des Naturparks me nisten, zum anderen brütet sie Rosalia-Kogelberg profitiert die auch in speziellen Nistkästen. Ihren Eule von den alten Edelkastanien- Gesang kann man Ende April und bäumen.

41 Das fortwährende Schlägern al- ter Bäume gefährdet das Zwergoh- reulenvorkommen, weil es massive Lebensraumänderungen mit sich bringt. Bedauerlicherweise wur- den z. B. zwischen Oktober 2011 Ende März 2012 in Zwergohreu- lenrevieren mindestens 18 alte Edelkastanienbäume (mit einem Brusthöhenumfang von mind. 220 cm) sowie weitere jüngere gefällt. Auch eine alte Edelkastanie, wo vor

Der Gefleckte Schmalbock (Rutpela maculata), ein Jahren eine Zwergohreule in einer Bockkäfer, frisst hier die Blütenpollen einer Edelkastanie. Spechthöhle nistete, wurde umge- schnitten. Der Verlust der Altbäu- me kann nicht so einfach durch das Pflanzen von Jungbäumen wett- gemacht werden, da diese ja ganz Nicht nur andere Strukturen bieten. Erst in bei Eulen beliebt mehreren Jahrzehnten können sie erste Spechthöhlen oder eingefaul- Alte Edelkastanienbäume ha- te Astungswunden für eine Brut ben selbst in Ostösterreich ei- aufweisen. nen Seltenheitswert – sie bieten, auch bedingt durch ihr Alter und ihre Mächtigkeit, verschiedenste Leberpilz an der Basis einer Edelkastanie, die schon einiges Strukturen (Spechthöhlen, einge- erlebt hat, wovon auch die faulte Astungswunden, besonntes Brandwunden zeugen. Totholz, Mulmkörper im hohlen

42 Stamm, usw.), die für viele Tierar- lich seltener waren z. B. Schwe- ten Lebensraum bzw. -requisiten felporling (Laetiporus sulphureus) darstellen. So leben z. B. die Larven Der Heldbock ist eine Käfer- und Klapperschwamm (Grifolia des Heldbockes (Cerambyx cerdo) art, die im Anhang II und IV der frondosa). Viele Baumpilze führen auch in alten (lebenden) Edelkasta- FFH-Richtlinie genannt wird, und eine sehr versteckte Lebenswei- nienbäumen. Ihre Fraßspuren sind für die strenge Schutzmaßnahmen se, sie leben im Baum, doch wir eindeutig und wurden von uns auf durchzuführen sind. können sie erst sehen, wenn sie wenigen alten Bäumen bei Liebing, Auch Baumpilze findet man oft zu gewissen Zeiten Fruchtkörper Forchtenstein, Rechnitz und im auf alten Edelkastanienbäumen und ausbilden, die dann in Erscheinung Günser Gebirge auf ungarischer -stümpfen. Sehr häufig ist der Le- treten und von uns als Pilze wahr- Seite festgestellt. berpilz (Fistulina hepatica). Deut- genommen werden.

Schwefelporling auf Edelkastanie

43 Viele Schutzbemühungen –

Zwei Edelkastanien-Naturdenkmäler in Rechnitz – im Vordergrund der dickste Kastanienbaum des Südburgenlandes, März 2013.

44 ein Ziel

Infostand des Naturschutzbundes Burgenland am Kastanienfest in Klostermarienberg 2009 n vielen Ländern laufen Bemü- hungen und Projekte, um die EdelkastanieI zu erhalten. Zum wurden, überwiegt eindeutig die einen ist man bestrebt, Haine zu Einstellung, die Edelkastanie im sanieren bzw. neu anzulegen, zum Gebiet zu erhalten. Besonders be- anderen versucht man den Kastani- müht sind die Gemeinden im Be- enrindenkrebs als oftmals tödliche reich des Naturparks Rosalia-Ko- Erkrankung der Edelkastanien in gelberg (v. a. Forchtenstein, Wiesen, den Griff zu bekommen. Exempla- Marz, Rohrbach bei Mattersburg, risch seien hier Schutzbemühun- Loipersbach im Burgenland) sowie gen in Ungarn und der Schweiz die Gemeinde Mannersdorf an der genannt. Besonders in der Schweiz Rabnitz (v. a. Ortsteile Klostermari- wurden in den letzten Jahren zahl- enberg, Rattersdorf, Liebing). Auch reiche Selvenrestaurationsprojekte die Gemeinde Stoob im Bezirk gestartet. Auch eine Inventarisie- Oberpullendorf bemüht sich sehr rung alter mächtiger Bäume im um den Erhalt ihrer Streuobstwie- Tessin wurde vorgenommen. sen, wo auch zahlreiche alte Edel- Im Burgenland bemühen sich kastanienbäume stehen. Edelkasta- neben dem Naturschutzbund zahl- nien als Naturdenkmäler befinden reiche Gemeinden und Vereine um sich zurzeit in den Gemeinden den Erhalt der Edelkastanie. Auch Mattersburg (Nordburgenland – 14 wenn in einzelnen Gemeinden lei- Edelkastanien eines Haines) und in der Schlägerungen von alten Edel- Rechnitz (nördliches Südburgen- kastanienbäumen vorgenommen land – drei Einzelbäume).

45 In Forchtenstein findet seit Jah- Viele Köstlichkeiten, hergestellt aus bemüht, sondern versucht auch die ren Anfang Oktober ein Edelkasta- den „Kaestn“, werden angeboten. lokale bzw. regionale Edelkastani- nienfest statt. In Klostermarienberg Der Verein „D’Kaestnklauba“ ist enproduktion und -vermarktung gibt es seit 1994 alljährlich, im Nor- nicht nur um den Erhalt der Edel- anzukurbeln und Wertschöpfung malfall am 26. Oktober (Staatsfei- kastanienbäume in Klostermari- für Ortschaften zu lukrieren. Am ertag)20, ein großes Kastanienfest. enberg, Rattersdorf und Liebing Kastanienfest in Klostermarienberg wurde ab 2006 dem Naturschutz- bund Burgenland dankenswer- terweise alljährlich das Betreiben eines Informationsstandes über die Edelkastanie und Naturschutz- belange ermöglicht. Regional und überregional bemüht sich auch der Verein „Genussregion Mittelbur- genländische Kaesten und Nuss“ mit Sitz in Draßmarkt, die Edel- kastanie (neben der Nuss) mehr im Bewusstsein der Bevölkerung zu verankern. Im Bezirk Oberpul- lendorf liegt die GENUSS REGION „Mittelburgenländische Kaesten und Nuss“. Sie wurde 2006 in den Genusskatalog aufgenommen und ist eine der derzeit 13 Genussregi- onen des Burgenlandes. Der Naturschutzbund Burgen- land kann mit seinen Edelkastani- en-Projekten als wichtiger Initia- tor und Förderer bei Schutzbemü- hungen fungieren. Doch nur wenn diese Schutzprojekte wesentlich von der ortsansässigen Bevölke- rung mitgetragen und unterstützt werden, können sie auf Dauer ein Erfolg sein. Mögen sich die nächsten Gene- rationen noch an alten Edelkastani- enbäumen erfreuen können!

Gepflegter Hain in Marz, August 2007

46 Viel ist noch zu tun!

Im Rahmen der beiden Projekte gelang es leider nicht, den Kasta- nienrindenkrebs im Burgenland wesentlich einzudämmen. Die Anti-Kastanienrindenkrebs-Paste bietet derzeit die einzige Mög- lichkeit, Befallsstellen heilend zu behandeln. Meiner Meinung nach wäre es wichtig, die Paste besser auf die unterschiedlichen Regionen des Burgenlandes (dem VC-Gruppen-Vorkommen ent- sprechend) anzupassen und je nach Region eine unterschiedliche Paste zum Einsatz zu bringen. Die jeweils regional abgestimm- te Paste wäre dann verstärkt einzu- setzen, insbesondere sollten auch in der Umgebung von Neu- und Nachpflanzungen bzw. natur- schutzfachlich besonders wert- voller Altbäumen möglichst viele Befallsstellen behandelt (oder ent- fernt) werden. Die Bestimmung der VC-Gruppen-Zugehörigkeit halte ich im Rahmen der Pasten- produktion für unerlässlich. Die noch verbliebenen alten Edelkastanienbäume, selbst wenn sie oft bereits sehr krank sind, wären unbedingt zu erhalten und möglichst viele ihrer Befallsstellen mit Paste zu behandeln. Zum einen Gepflegter Hain bei haben die alten Bäume einen ho- Klostermarienberg, hen naturschutzfachlichen Wert. Ungewissheit bezüglich der Eta- August 2007 Zum anderen bleibt abzuwarten, blierung der Hypovirulenz ist es ob sich die im Burgenland festge- fraglich, ob heute gepflanzte Jung- den nächsten Generationen keinen stellten hv-Vorkommen dauerhaft bäume jemals das Alter und die einzigen alten mächtigen Edelkas- etablieren bzw. ausbreiten. Mächtigkeit jetziger Baumriesen tanienbaum mehr zeigen können. Aufgrund der Aggressivität des erreichen werden. Fällt man aber Arbeiten wir gemeinsam daran, Kastanienrindenkrebses und der heute alle alten Bäume, wird man dass es nicht so weit kommt!

47 Ansprechpartner im Burgenland

Verantwortlich für die Projektleitung, Kartierung der alten Bäume, Öffentlichkeitsarbeit, Organisation von Pasteneinschulungen und der Pflanzaktionen, Beratung bei Hainpflegemaßnahen sowie Autor dieser Broschüre:

DI Dr. Anton Stefan Reiter Otto-Glöckel-Straße 25/1 2486 Pottendorf Mobil: 0699 10 52 37 70 E-Mail: [email protected]

Ständige Mitarbeiter beider Edelkastanien-Projekte:

Mag. Ursula Kudera Bahngasse 11 2721 Bad Fischau Tel.: 026 39 79 52 DI Dr. Helmut Höttinger Zuständig für die Neugasse 3, 7321 Raiding Untersuchungen über den E-Mail: [email protected] Kastanienrindenkrebs sowie für Mitarbeit bei Öffentlichkeitsarbeit die Herstellung und Verteilung (z. B. Infostand am Kastanienfest) und einer Anti-Kastanienrindenkrebs- Ausgabe der Jungpflanzen unserer Paste; führte Einschulungen im Pflanzaktionen. Er war auch z. B. Gebrauch der Paste durch und beim Vermessen der Bäume helfend half auch bei Öffentlichkeitsarbeit zur Stelle und nannte viele Standorte und Jungbaumausgaben mit. von Edelkastanien und Hainen. Auf ihn geht die Idee des Projektes zum Schutz der burgenländischen Edelkastanienbäume zurück.

48 Gepflegter Hain bei Forchtenstein, Mai 2007

Impressum: „Die Edelkastanie im Burgenland“. Darstellung von Ergebnissen aus den Projekten „Schutz und Pflege der Edelkastanien-Bestände in den Bezirken Oberpullendorf und Mattersburg (im Rahmen des „Österreichischen Pro- gramms für die Entwicklung des Ländlichen Raums – Sonstige Maßnahmen“, 2005–2008) sowie „Edelkastanienmanagement 2008–2011“ (im Rahmen des „Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER), Maß- nahme 413 – Lebensqualität/Diversifizierung, Detailmaßnahme 323a - Erhaltung und Verbesserung des ländlichen Erbes – Naturschutz“, 2010–2013). Projektträger, Eigentümer, Herausgeber und Bezugsquelle: Naturschutzbund Burgenland, Esterházystraße 15, 7000 Eisenstadt, www.naturschutzbund-burgenland.at. Projektverantwortliche: Mag. Dr. Klaus Micha- lek, Mag. Dr. Thomas Zechmeister.Urheberrechtlich geschützt, jede Form der Vervielfältigung – auch auszugsweise – zu gewerblichen Zwecken ohne Zustimmung des Herausgebers ist verboten. Autor: DI Dr. Anton Stefan Reiter. Fotoautoren: Alle Fotos A. S. Reiter mit Ausnahme folgender von H. Höttinger S. 16, 23 unten. Titelbild: Hain bei Rohrbach bei Mat- tersburg (Mai 2006), Rückseite: Alte blühende Edelkastanie bei Kölbereck (Juni 2012). Bei den Fotos bedeutet die Ortsangabe „bei“ immer „auf dem Gemeindegebiet von“. Layout und Druck im Rahmen des Projektes „Koordinationsprojekt Öffentlich- keitsarbeit“ (Ländliche Entwicklung – Sonstige Maßnahmen) mit Unterstützung von EU und Land Burgenland (2008-2013). Layout: Baschnegger & Golub, 1180 Wien. Druck: MDH-Media GmbH, 1220 Wien. März 2013. ISBN: 978-3-902632-28-9

49 Literatur21

Edelkastanienhain bei Loipersbach im Burgenland, Juni 2009

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52 Gruppe alter Edelkastanienbäume bei Liebing, Mai 2006

53 Bevor der Riese auseinanderbrach – uralter Kastanienbaum bei Liebing, Mai 2006

54 Fußnotenverzeichnis

1 heute Mattersburg 10 gemessen in 1,3 m Höhe 2 Gáyer (1929) 11 errechnet aus Durchmesser in Brust- höhe 3 Die ungarische Stadt Kőszeg (Güns) liegt am Rand des Günser Gebirges und 12 bzw. 7,9 m in 1,3 m (doch wurde hier ist ca. 11 km vom burgenländischen über eine alte Astungswunde gemessen) Rechnitz entfernt. 13 4,76 m in 0,27 m Höhe (wegen abge- 4 zitiert in „Jurende‘s vaterländischer henden Ast in 1,3 m Höhe dort 4,96 m Pilger im Kaiserstaate Oesterreichs, Ge- Umfang) schäfts- und Unterhaltungsbuch für alle 14 So wurden z. B. im Burgenland wäh- Provinzen des österreichischen Gesam- rend 2006–2013 das Pflanzen von ein- treiches“ (1830) zelnen aus Ungarn, Italien, Südtirol und 5 Poschendorf, Szerdahely und Güns lie- Frankreich stammenden Jungbäumen gen im heutigen Ungarn und sind die bekannt. Orte Bozsok, Köszegszerdahely und 15 in Reiter & Kudera 2008 Kőszeg. 16 aus Kudera 2013 6 Vellem heißt nun Velem. Es könnte sich hierbei um denselben Baum wie auf 17 aus Reiter & Kudera 2012, verändert Seite 20 rechts abgebildet und beschrie- 18 Für das Verbrennen ist eine Geneh- ben handeln. migung der Bezirkshauptmannschaft 7 Noch vorhandene Kartierungslücken erforderlich. werden sukzessive geschlossen. Eine 19 laut dem Baumschulbesitzer DI Kartierungslücke gibt es derzeit noch Ecker-Eckhofen (mündl. Mitteilung) im Ostteil des Bezirkes Güssing und im äußersten Süden des Bezirkes Jenners- 20 Nur einmal fand das Fest an einem dorf (südlich von Kalchbergen). anderen Tag statt. 8 Quelle: http://www.profila.hu/ 21 Aus der zitierten ungarischen Litera- tur wurden Bilder entnommen, auf ein 9 Im Normalfall wurde der Brusthöhen- englisches Summary (sofern vorhanden) umfang in 1,3 m Höhe gemessen. Auf zurückgegriffen oder dem Autor wurden einem Hang stehende Bäume wurden einzelne Textpassagen übersetzt. von hangaufwärts aus gemessen (was den Umfang geringfügig unterbewertet). Lag der Kronen- bzw. Astansatz eines Baumes unter 1,3 m, wurde möglichst knapp unter diesem gemessen, ehe noch ein Astansatz zu einer Verdickung des Stammes führte.

55 ISBN: 978-3-902632-28-9