ahlprüfsteine + W zur Bundestagswahl

Zeitung des Deutschen Kulturrates

Nr. 05/05 • Sept. - Okt. 2005 www.kulturrat.de 3,00 € • ISSN 1619-4217 • B 58 662

Wahlprüfsteine Kulturpolitik Länder Europa Kulturgroschen Europa Kultur Stadt Welche Schwerpunkte die im Deut- Wie künftig die Kulturpolitik in Nord- Wie geht es weiter mit Europa, wie Am 22. Juni dieses Jahres hat der Welche Bedeutung hat der kulturel- schen vertretenen Partei- rhein-Westfalen und Schleswig-Hol- kann der Einigungsprozess vorange- Deutsche Kulturrat seinen Kulturgro- le Austausch in Grenzstädten, kann en in der Kulturpolitik in der nächs- stein wahrgenommen werden wird, hen, welchen Stellenwert muss Kultur schen an Bundespräsident a.D. Jo- Kultur einen Beitrag zu guter Nach- ten Legislaturperiode setzen wollen, welche kulturpolitischen Akzente ge- einnehmen, damit die EU mehr ist als hannes Rau verliehen. In ihrer Lau- barschaft leisten. Am Beispiel von das fragte der Deutsche Kulturrat die plant sind, darüber geben Minister- eine Wirtschaftsgemeinschaft? Diese datio würdigt Kulturstaatsministerin Grenzstädten wird deutlich, wie ein Parteien. Die Gemeinsamkeiten und präsident und Fragen sowie die Chancen eines ab- Christina Weiss die Verdienste von Jo- einiges Europa vor Ort gelebt werden die Unterschiede der Positionen Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich gestimmten Verhaltens stehen im Mit- hannes Rau um Kunst und Kultur so- kann und dass Europa erst durch die werden herausgearbeitet. Grosse-Brockhoff Auskunft. telpunkt in dieser Rubrik. wie besonders kulturelle Bildung. Menschen erfahrbar wird. Seiten 5 bis 24 Seiten 26 bis 30 Seiten 31 bis 34 Seiten 38 bis 41 Seiten I bis VIII

Editorial Projekt Europa Offenheit Kulturpolitik – normal, und noch nie dagewesen • Von Adolf Muschg

er Millionendeal des Sammlers Die öffentliche Hand hat in vielen Europa – das politisch vereinigte Aber es ist da nicht minder wirksam. als hätte es ausgesorgt. Dabei hat es, D Hans Grothe, der jüngst den Museen für zeitgenössische Kunst Europa – ist ein kulturelles Projekt. Das Nein der Franzosen und Nieder- als kulturelles Projekt, erst recht be- größten Teil seiner Sammlung an das den Ankaufsetat gegen Null gefah- Was heißt das? länder zur europäischen Verfassung gonnen, und eine Wachstumskrise Ehepaar Ströher verkauft hat, zeigt ren. Wenn die Museen den Anschluss mochte politische und wirtschaftli- könnte als normal gelten, wären die die Verletzlichkeit und die Nützlich- an die zeitgenössische Kunstentwick- ultur ist nicht, was bleibt, wenn che Gründe – und zwar entgegenge- Normen dafür nur beweglich genug. keit der deutschen Museumsland- lung nicht verlieren wollen, müssen K man die soliden Tätigkeiten ei- setzte – für sich geltend machen; im Dann könnte es, zum Beispiel, schaft. sie die Hilfe von engagierten Samm- ner Gesellschaft abgehakt hat. Um- Kern war es kulturell motiviert. Der die Frage sein, welches Wachstum Grothe hatte „seine“ Sammlung lern in Anspruch nehmen. Doch wie gekehrt wird ein Schuh draus: wie Verfassungsentwurf hatte die „Iden- wir denn wollen, und ob die globale günstig erwerben können, da die weit dürfen Museen dabei gehen? Menschen wirtschaften, wie viel sie tität“ dieser Länder herausgefordert, Zwangsvorstellung, es müsse sich Künstler und ihre Galeristen ein In- Der Direktor des Bonner Kunstmu- neben persönlichen Interessen für sie trat ihrem Selbstverständnis zu ökonomisch definieren lassen, auch teresse an der Platzierung der Kunst- seums Dieter Ronte sagte zur Beru- Politik übrig haben, aber auch: wie nahe. Dabei war die Absage nicht in unserem feingliedrigen Erdteil das werke in Museen hatten und deshalb higung: „Solange ich in Bonn bin, sie ihre Privatsphäre möblieren: das anti-europäisch: sie galt dem unsen- letzte Wort behält. Das aber ist eine großzügige Rabatte einräumten. Die bleiben wir ein autonomes Muse- sind kulturelle Entscheidungen – siblen Europa der eigenen „Classe Frage der Kultur; und von der euro- Museen, allen voran das Kunstmuse- um“. In Wirklichkeit ist diese Äuße- darin stecken bestimmte Muster, politique“, und in ihr einem „Brüs- päischen Antwort hängt für die Mit- um Bonn, haben Grothes Sammlung rung zutiefst beunruhigend. Ein öf- auch, wenn ihre Ausführenden glau- sel“, das sich mit Regulieren über- bewohner unseres Planeten aller- gehegt und gepflegt, wissenschaftlich fentliches Museum hat immer ein ben, nur für sich selbst zu handeln schlug – und mit Deregulieren noch hand ab. Viele blicken auf Europa in aufgearbeitet, ausgestellt und in Ka- „autonomes“ Museum zu sein. Die oder: ohnehin nichts entscheiden zu mehr. Für die „Osterweiterung“ hat- der Hoffnung, daß in der Europäi- talogen publiziert. Aus den Schnäpp- Großzügigkeit von Kunstsammlern können. Der kulturelle Boden einer te es sich an der wirtschaftlichen schen Union, und durch sie, in einer chen aus den Künstlerateliers wurden wird dringend gebraucht, damit die Gesellschaft kommt immer dann, Raison genügen lassen; aber sie hat- gleichzeitig zu eng und zu weit ge- so in den Jahren wertvolle Kunst- Museen gerade auch in der Zukunft und selten vorteilhaft, zum Vor- te durchaus nicht genügt, um – an- wordenen Zivilisation etwas normal schätze, die jetzt gewinnbringend zeitgenössische Kunstwerke präsen- schein, wenn es um die Akzeptanz läßlich des Irakkriegs – eine erschre- werde, was in ihrer Geschichte noch veräußert wurden. Neben Grothe hat tieren können. Aber das Sagen im einer erkennbar anderen Kultur geht ckende Spaltung Europas zu verhin- nie dagewesen ist – aber einmal ge- besonders der Großsammler Erich Museum darf nicht der Sammler, son- – etwa bei der Frage der Aufnahme dern. Die Franzosen haben mit ih- lingen muß, wenn Menschen nicht Marx, der den öffentlich finanzierten dern muss die öffentlich bestellte der Türkei in die EU. Dann wird „eu- rem Nein das europäische Defizit an einer gemeinschaftlichen Zu- „Hamburger Bahnhof“ in Berlin als Museumsleitung haben. Ob der ropäische Identität“ selbst für Leu- nicht geschaffen, sondern unüber- kunft verzweifeln sollen. eine Art Privatgalerie für seine Kunst- „Hamburger Bahnhof“ in Berlin, das te, die unfähig wären oder sich aus sehbar gemacht – und können für Normal, und – in der Geschichte sammlung betrachtet, Maßstäbe in Kunstmuseum in Bonn und andere gutem Grund hüten würden, sie zu sich immerhin beanspruchen, die (fast) noch nie dagewesen: eine Kul- der Verbindung von Mäzenatentum Museen in Deutschland wirklich definieren, plötzlich zur kleinen abgelehnte Verfassung zur Kenntnis tur der Gerechtigkeit, die nicht nur und Geschäftssinn gesetzt. noch „autonome“ Institutionen sind, Münze, die um so mehr gilt, je weni- – und ernst – genommen zu haben. weiß, daß Gleiches gleich, sondern Kunstwerke sind (auch) eine kann nur beurteilt werden, wenn ger sie bei Licht besehen wird. Dann Davon war (und ist) das deutsche auch, daß Ungleiches ungleich zu be- Handelsware, das ist nicht anstößig alle Leihverträge, Vereinbarungen zeigt sich, daß Grundsätze, deren Publikum weit entfernt, und es wur- handeln ist. Eine Kultur des Lasten- – anstößig ist aber, wenn öffentliche und Absprachen zwischen den Mu- wirtschaftliche oder politische Ver- de weder von seinen Politikern dazu ausgleichs, der die Schwächeren be- Museen sich von Sammlern, die in seen und den Sammlern veröffent- nunft nicht zu bestreiten wäre, vor ermutigt noch von seinen Medien vorteilt und Minderheiten eher etwas Wirklichkeit eigentlich Kunsthändler licht werden. Ohne diese Offenheit „kulturell“ genannten Vorentschei- dringlich dazu eingeladen. Europa- mehr zu geben bereit ist, als ihnen sind, missbrauchen lassen, um die wird das Museumswesen in Deutsch- dungen – oder Vorurteilen – zurück- politische Nachrichten sind, außer numerisch zusteht. Normal, und Sammlungswerte in die Höhe zu land dauerhaft beschädigt werden. treten. Plötzlich zeigt sich das Be- im Krisenfall, no news. noch nie dagewesen: eine Kultur, für treiben. Marx in Berlin, Grothe in dürfnis nach Abgrenzung unver- Auch das ist, in seiner Substanz, die Vielfalt kein Lippenbekenntnis, Bonn und jüngst auch Bock in Frank- Olaf Zimmermann, blümt, das innerhalb des Bündnis- ein kultureller Sachverhalt – und daß sondern ein Grund zum Stolz ist; die furt sind nur drei Beispiele einer ge- Geschäftsführer des Deutschen ses korrekterweise unter Verschluß er niemanden erschüttert, ebenfalls. den Anderen nicht nur toleriert, son- fährlichen Entwicklung. Kulturrates gehalten wird. Auf das deutsche Ja zu „Europa“ war dern ihm mit Neugier und Interesse zu lange und zu blind Verlaß; der Re- begegnet; die überhaupt Differenz – spekt vor der repräsentativen Demo- auch die unbequeme – eher als Ge- kratie, zugleich eine Form politi- winn betrachtet denn als Hypothek. schen Selbstmißtrauens, ließ nicht Normal und noch nie dagewesen: Kultur-Mensch zu, dieses Ja durch ein Plebiszit zu eine Kultur, für die es selbstverständ- prüfen. Aber der Wirt, ohne den man lich ist, daß diejenigen, die von einer Hilmar Hoffmann die europäische Rechnung gemacht Entscheidung betroffen sind, an ihr hat, weiß die Politik auf ganz eigene beteiligt sein müssen, und dass der Stadtteilkulturarbeit und das Museumsufer in rankfurt, die örde- Art zu strafen. Heute ignoriert der Staat, wo immer möglich, für die Lö- rung der Bibliotheken und der Aufbau der Alten Oper, die Internatio- deutsche Wähler alles, was sich im sung von Problemen auf seiner un- nalen Kurzfilmtage in und die Gründung des kommuna- Wahlkampf nicht gewissermaßen tersten Ebene ansetzen muß – in len Kinos in rankfurt, die örderung der Verständigung und des auf Greifnähe reduzieren läßt, und größter möglicher Nähe zu den Men- kulturellen Austausches, das hartnäckige Werben für die Leseförde- seine Politiker müssen die Fiktion schen, die sie am eigenen Leib erfah- rung, das Eintreten für den ilm und immer wieder für den ilm; dies aufrechterhalten, daß sich grenz- ren. Subsidiaritätsprinzip, Bürgerbe- alles sind nur wenige Stationen im kulturpolitischen Wirken von Hil- überschreitende Probleme im natio- teiligung, föderalistische Rücksicht: mar Hoffmann. Am 25. August feierte Hilmar Hoffmann seinen 80. nalen Rahmen lösen lassen. So wird all das steht in der europäischen Ver- Geburtstag. Er gehört zu den profiliertesten Protagonisten deutscher sich die Unlust an der eigenen Lage fassung, aber die real existierenden Kulturpolitik. zuverlässig nicht ändern. Der Blick Bürger spüren zu wenig davon. Es ist Begonnen hat es in Oberhausen, hier hat Hoffmann die Volkshoch- auf die Nachbarn wird nicht einmal diese Kluft zwischen Vorsatz und schule geleitet und besondere Akzente in der kulturellen Bildung zur eigenen Entlastung wirksam: Praxis, zu der sie Nein gesagt haben, gesetzt. Mit Kultur einen Beitrag zur Demokratisierung der Gesell- Auch diese deutsche Depression ist denn mit 500 Seiten Papier ist sie schaft zu leisten, war sein Anliegen. Die Gründung der Oberhause- ein kultureller Befund: wer gar kei- nicht zu stopfen. Angesichts die- ner ilmfesttage, sein Amt als Kulturdezernent in Oberhausen, der ne Kräfte mehr frei zu haben glaubt, ses Kulturdefizits – wie anders soll Wechsel in die Geld- und Bürgerstadt rankfurt und schließlich die erspart sich auch die Mühe, sie für man es nennen? – erscheint auch das Präsidentschaft des Goethe-Instituts sind Stationen eines Lebens ein Ziel aufzuwenden, das ganz neue für die Kultur. Wesentlich ist dabei, dass für Hilmar Hoffmann stets Kräfte freimachen könnte. Was den Weiter auf Seite 2 beides zusammengehört, örderung der Künstler und die Vermitt- Deutschen unter katastrophalen Ver- lungsarbeit. Dass er dabei auch noch ein genialer „Schnorrer“ von hältnissen, wie nach 1945, möglich -oto: Wolf-Dieter Köhler Geld für seine kulturpolitischen Anliegen ist, gehört dazu. war, scheint unter normal beschwer- lichen unerschwinglich. Europa ist in der Krise – und seine Politiker 4:l;v handeln und markten immer noch, KULTURPOLITIK BUND politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 2

sein, nach ihnen zu handeln. In Eur- schmälerte Wirtschaftsmacht der eu- tungen, am liebsten als Sündenbock grenzüberschreitend beizukommen Fortsetzung von Seite 1 opa, dem ehemaligen Schlachtfeld, ropäischen Verlierer – und das waren für nationale Defizite in Anspruch. ist. Aber muß es gleich mit dem Tot- will Grenzüberschreitung als hohe sie alle – langfristig wieder aufzubau- Wie soll aus einem überdimensio- schläger der „Globalisierung“ sein? Projekt Europa Kunst geübt sein: Völker überwinden en, um sich in den Verteilungskämp- nierten Lückenbüßer ein starker Dar- Sind nicht europäische Sozial-, Agrar- ihre Fremde nicht durch Last minu- fen der Zukunft besser zu positionie- steller gemeinsamer Werte werden , Migrationspolitiken denkbar, die für Zelebrieren europäischer Kulturstäd- te-Reisen, sondern durch die Beherr- ren. Nein: die europäische Pionier- – oder gar der symbolstarke Träger die Definition von Profit neue Maß- te und -denkmäler wie ein Alibi, und schung der Fremdsprache; Städte Generation war entschlossen, die eines historisch neuen Verfassungs- stäbe setzen und für die Zivilisation Kulturpolitik im engeren Sinn als zwei- verschwistern sich am nachhaltigs- Konsequenzen aus der Katastrophe Patriotismus? des Planeten verfügbar machen? ten Ranges: Europa ist nicht nur ein tendurch gemeinsame Projekte; der zweier europäischer Bürgerkriege Natürlich tut die Optik der Ge- Ob die Politik – als Wählbarkeit Erdteil für Touristen und Künstler. beste Generationenvertrag beruht gemeinschaftlich zu ziehen, und was ringschätzung auch „Brüssel“ Un- des eigenen Schicksals – ihren Vor- Gewiß: es wiegt nicht gering, ob auf gegenseitigem Respekt. Das kul- sie einigte, war die weltbürgerliche recht – um so dringender müßte eine rang über den wirtschaftlichen Sach- es jene gut zu bedienen, diese zu för- turelle Europa beginnt in einer Schu- Perspektive dieses Projekts. ernst zu nehmende Kulturpolitik der zwang zurückgewinnt, ist eine emi- dern und sozial zu sichern weiß. Es le, die nicht nur Zivilisationstechni- Dieser Kosmopolitismus ist dem Gliedstaaten Europas darin beste- nent kulturelle Frage. Sogar, um sich sollte Gedichte und Filme ebenso- ken trainiert, sondern Verhaltensfor- vereinigten Europa, über der Ge- hen, Europa die zentrale Position, vorstellen zu können, was zur Wahl wenig schutzlos den Marktgewalten men kultiviert, intellektuelle Neugier schichte seines Erfolgs, in aller Stil- die ihm gerade für die Pflege seiner steht, bedarf es der Vorstellungskraft ausliefern, wie Boden, Wasser und ermutigt, historisches Gedächtnis le abhanden gekommen. Die Stelle Vielfalt zukommt, zuerst bei sich – also einer Kultur gebildeter Men- Luft. Was sich nicht rechnen läßt, aufbaut. Aus diesen Wurzeln muß des Gemeingeists wurde von „Brüs- selbst, bei den eigenen Wählern zu schen. Das europäische Bündnis ist und nicht rechnen soll, muß in ei- das europäische Bündnis genährt sel“ besetzt, einer Verwaltung, die vertreten – und ihnen gerade im ein lebenswichtiger Fall von Kultur- nem kultivierten Gemeinwesen Ge- werden; sonst könnte es vom Kopf von allen mehr oder minder gleich- Wahlkampf bewußt zu machen, daß politik. Sie darf sich auch in der wicht und Stimme haben. Es muß her – einem Brüsseler Wasserkopf – mäßig murrend ertragen, von nie- ihre Wahl auch die Bürger Estlands, Buchpreisbindung zeigen, oder in sogar das „Kerngeschäft“ des Staates absterben. Es war ein kultureller Im- mandem wirklich getragen wird. Portugals und Zyperns berührt. der Behandlung des Urheberrecht bleiben, einem Wettbewerb zu steu- puls, der – in der Aufbauphase der Man überläßt die europäische Zen- Dafür muß man etwas von ihnen zeigen. Aber sie geht ein wenig ern, der von allem nur noch den Union – das Beste auch zu ihrem trale, in gebührender Entfernung, wissen (wollen). Aber im deutschen darüber hinaus – gerade Künstler Preis kennt, und von nichts mehr wirtschaftlichen Erfolg getan hatte. weitgehend sich selbst, beklagt sich Wahlkampf ist von ihnen keine Rede können das wissen. den Wert. Die Römer Verträge, schon die Mon- dafür über ihre bürokratische Ei- – dafür müssen die Parteien sich zu Aber gerade weil an diesen tanunion wären nie zustande ge- genmacht – und nimmt sie außer sehr für ihre Kompetenz empfehlen, Der Verfasser ist Schriftsteller Grundsätzen nichts spezifisch euro- kommen, wäre es den Mitgliedstaa- für penibel ausgehandelte und im- Probleme im „nationalökonomi- und Präsident der Akademie der päisch ist, sollten Europäer die ersten ten allein darum gegangen, die ge- mer noch undurchsichtigen Leis- schen“ Rahmen lösen, denen nur Künste in Berlin Politische Kultur, Kulturpolitik und die Zivilgesellschaft Grenzen der Wirksamkeit des Staates neu bestimmen • Von Max "uchs

Zeiten des Wahlkampfes sind kei- genommen markiert dieser kleine funktionierenden Demokratie demo- kratie“ positiv auf Rechtmäßigkeit, rückgreifen. Die letzten Wochen ha- ne guten Zeiten für die Moral. Ins- Unterschied in den Formulierungen kratiefeindliche Personen in Ämter Gleichbehandlung und Zuverlässig- ben auch in Deutschland gute Mo- besondere ist es die Wahrheit, mit vor und nach der Wahl durchaus den gewählt werden. Italien leistet sich keit bezieht und geradezu Qualitäts- dellstudien zu „Macht“ und ihrer Aus- der man es – augenzwinkernd, ver- Unterschied zwischen Wahrhaftig- etwa einen Regierungschef, der offen merkmal eines funktionierenden übung durch die Parlamentarier ge- steht sich – nicht so genau nimmt. keit und Lüge. Doch wer nimmt dies nicht bloß das Recht beugt, sondern Staatswesens und seiner Verwaltung liefert. In der Selbsteinschätzung fällt Die Rede ist von vollmundigen Ver- schon so genau? Wir verdienen es ja sogar mit seinen Mehrheiten im Par- wird. Nur braucht es eine starke de- es etwa vielen Abgeordneten schwer sprechungen, an die man sich vor auch nicht besser. Wir, das Wahlvolk, lament neues „Recht“ schafft, das sei- mokratische Kontrolle, damit die – sofern sie nicht wichtige Funktions- allem im "alle eines Wahlsieges aber auch wir, die Verbände und ne Machenschaften im nachhinein Legitimität dieses Handelns nicht stellen in der Fraktion haben –, ihren nicht mehr so gerne erinnern lässt. Lobby-Organisationen. Natürlich „legal“ werden lässt. Natürlich weiß verloren geht. Kontrolle stört jedoch, politischen Einfluss zu spüren. Nicht haben auch wir unsere Wunschzet- dies jeder. Der Skandal besteht näm- weil sie sich einmischt. Kontrolle ist zuletzt hat das verfassungsrechtlich in schönes Beispiel ist die Wahl tel wieder ausgepackt mit all den lich darin, dass noch nicht einmal lästig. Ein hoher Ministerialbeamter durchaus problematische Spiel um Ein Nordrhein-Westfalen. Nicht Dingen, die so viel Geld kosten, dass mehr die Notwendigkeit zur Geheim- aus einem Landesministerium er- die neue Wahl die ohnehin prekäre dass in der Bildung- und Kulturpoli- wir sie selbst in internen Kreisen haltung gesehen wird: Verfassungsor- klärte mir kürzlich, dass der eigentli- Machtbalance zwischen Parlament tik nunmehr alles anders gemacht kaum noch erwähnt haben. Als Kul- gane nehmen diese Manipulationen che Garant für ordnungsgemäßes und Regierung erneut deutlich ge- wird als vorher angekündigt. Aber turrat haben wir unsere Wünsche in hin, beteiligen sich sogar daran, fast Staatshandelns die Ministerialbüro- fährdet. wo es vor der Wahl noch hieß: Wir einen Fragenkatalog verpackt, „Wahl- mit einer Freude an der Selbstzerstö- kratie sei, auch und gerade gegenü- Diese Situation, sollte sie denn so machen dies oder jenes! Heißt es prüfsteine“ genannt. Jeder halbwegs rung der Demokratie. ber der wechselnden politischen zutreffen, ist durchaus gefährlich. jetzt: Wir machen es im Laufe der Le- informierte Beobachter liest un- Ein Trend, der immer häufiger als Spitze. Denn diese politische Spitze Denn das im Grundgesetz wohl ab- gislaturperiode oder sogar erst in- schwer aus den Fragen ein veritables Ursache dieser Selbstdemontage ge- sei doch zu offen gegenüber Wün- gewogene Verhältnis der Verfas- nerhalb der nächsten zehn Jahren. kulturpolitisches Programm heraus. sehen wird, ist eine Machtverschie- schen aus der Gesellschaft. Funktio- sungsorgane untereinander gerät ins Und diese zeitliche Relativierung Wir spielen also das Spiel mit Lüge bung nicht nur in Richtung Exekuti- niert schon die politische Steuerung Trudeln. Man erinnere sich an die be- wird zudem mit der zusätzlichen fi- und Wahrheit durchaus mit, verlei- ve, sondern innerhalb der Exekutive der Apparate durch gewählte Regie- kannten rechtskonservativen Staats- nanzpolitischen Einschränkung ver- ten vielleicht sogar erst zu der Lüge, in Richtung Verwaltung. Der admi- rungen immer weniger, so steht es und Verfassungsrechtler Carl Schmitt sehen: Sofern es die Haushaltslage die später keiner wirklich bereut. nistrative Apparat der Ministerialbü- um die Kontrolle und Steuerung der oder Ernst Forsthoff, die in ihrer Ab- zulässt. Nicht dass man es nicht auch Auch das ist also ein Teil der politi- rokratie mit all den nachgeordneten Exekutive durch das Parlament noch lehnung der parlamentarischen De- schon vorher gewusst hätte, dass schen Kultur, mit der wir alle gele- Behörden kann Garant für funktio- schlechter. Dabei muss man noch mokratie (zur Weimarer Zeit) ständig große Sprünge kaum möglich sein gentlich etwas schlampig umgehen. nierende Abläufe des politischen nicht einmal auf das an dieser Stelle die Rolle der Exekutive und vor allen würden – denn dann hätte die Vor- Doch gibt es sicherlich größere Handelns sein. Max Weber be- häufig erwähnte schlechte Beispiel Dingen der Verwaltung in den Vor- gängerregierung auch schon selbst Gefahren als die beschriebene. So ist schreibt präzise diese Form bürokra- der Europäischen Union mit ihrem dergrund geschoben haben. „Die tiefer in die Kassen gegriffen. Streng es offenbar möglich, dass in einer tischer Regelung, wobei sich „Büro- chronischen Demokratiedefizit zu- Souveränität hat, wer den Ausnah- mezustand erklären kann“, so Carl Schmitt. Und dies ist in dieser Denk- weise niemals das Parlament oder gar die Justiz, sondern stets die Exe- kutive. Verstärkt wird dieser Trend noch dadurch, dass Verfassungsor- gane oder Mitglieder von solchen ihren Zuständigkeitsbereich wis- sentlich überschreiten. Eine Exeku- tive, die die Legislative nicht ernst nimmt, ist eine Gefahr für die Demo- kratie. Mitglieder der Legislative, die zu viel Spaß am operativen Geschäft der Exekutive entwickeln, sind es ebenso. Letzteres ist etwa rund um die beiden großen Kulturstiftungen zu beobachten, in denen sich inzwischen einvernehmlich Parla- mentarier und Regierungsvertreter in wichtige Entscheidungspositionen gesetzt haben, in denen sie sich sicht- lich wohl fühlen. Erst kommt der Staat, so die praktizierte Leitlinie. Dass international diese Debat- te um die Rolle des Staates und die Erhaltung beziehungsweise Wieder- gewinnung von Legitimität auch ge- führt wird, allerdings in eine völlig andere Richtung geht, konnte man kürzlich im Kontext der Vereinten Nationen erleben. Dort hat nämlich eine vom Generalsekretär im Febru- ar 2003 eingesetzte Gruppe von „eminent Persons“, also weltweit an- gesehenen Personen, die hohe Äm- ter in Politik und Gesellschaft inne-

Weiter auf Seite 3 Akademie der Künste in Berlin: Neubau am Pariser Platz Foto: Olaf Zimmermann KULTURPOLITIK BUND politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 3

Fortsetzung von Seite 2 hatten, ihren Bericht „We the Peoples: Civil Society, the United Nations and Global Governance“ (A/58/817) vor- gelegt. Vorsitzender war der ehemali- ge Präsident Brasiliens, der Soziologe und Entwicklungstheoretiker Fernan- do H. Cardoso. Es ging um ein ent- scheidendes Grundproblem der Ver- einten Nationen: Als Zusammen- schluss von Staaten sitzen in der Re- gel ausschließlich Regierungsvertre- ter zusammen. Man möge sich nur einmal überlegen, wie viele der etwa 200 Staaten der Welt Regierungen ha- ben, die demokratisch zustande ge- kommen sind und in denen Mindest- standards der Menschenrechte zum Alltag gehören. Vor diesem Hinter- grund ist es durchaus überraschend, wie offen dieses Demokratie- und Le- gitimitätsdefizit in den Vereinten Na- tionen diskutiert wird. Der Bericht des Panels der eminent persons geht dabei ausgesprochen weit: Vor dem Hintergrund der Erkenntnis, dass ohne Organisationen der Zivilgesell- schaft, dass ohne internationale und internationale Nicht-Regierungsor- ganisationen Probleme wie Armut, Umweltzerstörung, Menschenrechts- Eingangsbereich der Akademie der Künste Berlin Foto: Olaf Zimmermann verletzungen etc. erst gar nicht auf die Tagesordnung gekommen wären, arbeit mit den Nichtregierungsorga- neben Allmachtphantasien stehen. bandstätigkeit. Die Zeiten sind of- re Vorstellung einer universellen wird ein wichtiger, vielleicht sogar der nisationen hat. Ein Trend zumindest wird deutlich: fenbar nicht günstig für organisier- staatlichen Regelung sind akzeptab- wichtigste Schritt einer erfolgreichen Auch Deutschland hat mit sei- Je offensichtlicher die Grenzen staat- tes Vorgehen. Doch bietet die Einbe- le Antworten auf dieses drängende Politik in einer breiten Partizipation nem spezifischen Verständnis von licher Regulierung werden, umso ziehung der Verbände ein Stück Problem. Die Herausforderung, aber der betroffenen Menschen gesehen. Subsidiarität in der Zusammenar- stärker versucht der Staat (und sei- mehr von dem, was offensichtlich auch die Chance besteht dabei da- Und hierbei spielen die Organisatio- beit von staatlichen und nichtstaat- ne Vertreter), noch verbleibende Ein- zunehmend zur Mangelware gewor- rin, dass die Bestimmung der Grenzen nen der Zivilgesellschaft eine ent- lichen Organisationen beste Erfah- flusszonen zu erhalten. Dies gilt den ist: nämlich von Legitimität durch des Staates wesentlich durch den Staat scheidende Rolle: mit ihrer Kompe- rungen gemacht. In einzelnen Poli- auch und gerade für die Kulturpoli- Partizipation der Menschen. Ein zwei- selbst vorgenommenen werden muss, tenz, Probleme zu erkennen, zu be- tikfeldern – etwa in der Jugend- oder tik, vermutlich das am wenigsten ter Wilhelm von Humboldt während weil dieser stets die Möglichkeit hat, nennen und zu kommunizieren, Lö- Sozialpolitik – ist eine solche part- geeignete Feld, um „Staatsmacht“ zu also nötig, der – immerhin preußi- jede Grenze zu überschreiten. sungen vorzuschlagen und für diese nerschaftliche Zusammenarbeit praktizieren. Verbände haben dabei scher Staatssekretär – seinerzeit Im ureigensten Interesse einer zu werben, divergierende Einzelinte- sogar bindend vorgeschrieben. Doch nicht gerade einen leichten Stand- darüber nachdachte, die „Grenzen funktionierenden Demokratie wäre ressen unter einen Hut zubringen. gibt es in den letzten Jahren eine punkt. Eher findet man – selbst un- der Wirksamkeit des Staates“ neu zu es daher dringend zu wünschen, dass Entscheiden müssen auch weiterhin starke Verunsicherung darüber, was ter denen, die von der Tätigkeit der bestimmen. Weder der neoliberale sich ein zweiter Humboldt fände. die Regierungen. Die Qualität dieser Aufgabe des Staates ist. Das Parado- Interessensorganisationen profitie- totale Rückzugs verbunden mit der Entscheidungen hängt jedoch davon xe dieser Debatte besteht darin, dass ren – Zustimmung für jede noch so Hoffnung auf die Selbstregulierungs- Der Verfasser ist Vorsitzender des ab, welche Qualität die Zusammen- oft Rückzugsstrategien unvermittelt dumme Qualifizierung der Ver- kräfte des Marktes noch die totalitä- Deutschen Kulturrates KULTURPOLITIK BUND politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 4

Baustopp wegen Geschäftsaufgabe Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ zieht Zwischenbilanz angesichts der Auflösung des Deutschen Bundestags • Von

Just zu dem Zeitpunkt, als die En- die empfangenen Gelder bis zum quete-Kommission ihr erstes Zwi- Ablauf des jeweiligen Haushaltsjah- schenziel erreichte und Bundes- res auszugeben, Hindernisse für grö- tagspräsident Thierse einen Zwi- ßere Projekte, die eine mehrjährige schenbericht ihrer Arbeit vorlegte, Vorlaufzeit erfordern, entfielen, Kul- wurde vom Bundeskanzler ein vor- turinstitutionen hätten eine mittel- zeitiges Ende der Wahlperiode an- fristige Planungssicherheit. Maß- gekündigt. nahmen zum Bürokratieabbau, etwa das Wegfallen der doppelten Buch- ie Enquete-Kommission hat prüfungspflicht für Eigenbetriebe, D sich in dem Zwischenbericht sollen flankierend hinzukommen. einstimmig dafür ausgesprochen, Geht es hier um die Verschlan- Kultur als Staatsziel in das Grundge- kung eines zu starren Regelwerks, so setz aufzunehmen. Wir werden dem treten wir beim System der Künstler- Selbstverständnis Deutschlands als sozialversicherung für eine Erhal- Kulturstaat nur gerecht, wenn wir tung ein. Die in Europa einmalige neben den natürlichen Lebens- Künstlersozialkasse (KSK) ist durch grundlagen auch unsere kulturellen die starke Wachstumsdynamik der Wurzeln schützen. Diese Zielbestim- Kulturberufe in den letzten Jahren mung wird in verwaltungsrechtliche und den erheblichen Anstieg an Ver- Ermessens- und gerichtliche Abwä- sicherten unter Druck geraten. Die gungsentscheidungen einfließen; Kommission hat daher mögliche Re- die Kultur steht damit besser da als formansätze diskutiert, z.B. die Ver- zuvor. breiterung der Anzahl der Abgabe- Das Staatsziel Kultur bildet pflichtigen, eine verstärkte Überprü- sozusagen den Überbau für alle fung der Eingangsvoraussetzungen staatliche Ebenen. Die Verantwor- oder Reformen innerhalb der Ver- tung des Staates für die Kultur reicht waltung der KSK. Daneben sind in aber weiter: Die zum Schutz und zur unseren Augen ergänzende Modelle, Förderung von Kultur zu gestalten- wie private Zusatzversicherungen, den Rahmenbedingungen sind ein eine Riester-Rente für Künstler oder Leere Ränge vor den Neuwahlen: Der Plenarsaal des aufgelösten Deutschen Bundestages Foto: Furcas weites Feld, das es politisch und ge- eine selbst verwaltete Altersvorsorge, setzgeberisch zu bestellen gilt. Fol- die sich durch eine Verbindung mit qualitätvolle Anbieter und an- Nicht zu vergessen sind natürlich die Delegationsreisen nach Großbri- gende Aspekte wurden in der Kom- Kooperationspartnern aus der Wirt- spruchsvolle, kundige Nachfrager auch die besonderen Belange der tannien, in die Niederlande und die mission schwerpunktartig behan- schaft sowie Stiftungen, Vereinen und von Kunst und Kultur gleichermaßen. Neuen Länder und die Bundes- USA, haben gezeigt, dass der Einset- delt: privaten Kulturträgern auszeichnet, Wir empfehlen, dass die Schüler in hauptstadtkultur. zungsauftrag, der sich ganz auf nati- Öffentlich geförderte Kulturinsti- Optionen für die Zukunft. jedem Schuljahr der Sekundarstufe Auf allen diesen Feldern sind wir onale Themen beschränkte, mögli- tutionen brauchen mehr Flexibilität Der kulturellen Bildung haben I Anspruch auf beide Fächer, Musik mit der Bestandsaufnahme inzwi- cherweise zu eng formuliert war. bei der Verwendung ihrer Mittel. Wir wir besondere Aufmerksamkeit ge- und Kunst, haben und nicht zu einer schen nahezu fertig. Was noch fehlt, Kulturpolitik findet vielfach auf eu- wollen vom Jährlichkeitsprinzip widmet, denn auf keinem Feld ist die Auswahl zwischen beiden Fächern ist der entscheidende Schritt, die Aus- ropäischer Ebene statt; wichtige wegkommen und stellen uns anstel- Verantwortung des Staates für die gezwungen sind. Freie Träger der wertung und, daraus abgeleitet, die Rahmenbedingungen werden in le eines jahresbezogenen Zuwen- Förderung von Kunst und Kultur grö- kulturellen Bildung müssen wir in politische Bewertung in der Formu- Brüssel und Straßburg gesetzt. Das dungsbescheids einen mehrjährigen ßer. Wenn die Weichen v.a. in der Zukunft besser stellen, bei öffentlich lierung von Handlungsempfehlun- hat sich deutlich an der EU-Dienst- Zuwendungsvertrag als Förderinst- kulturellen Kinder- und Jugendbil- geförderten Kultureinrichtungen gen. Diese Zeit scheint, aufgrund der leistungsrichtlinie gezeigt. Das Pro- rument vor. Der Zuwendungsemp- dung richtig gestellt sind, dann darüber nachdenken, ob wir nicht in Aussicht gestellten Neuwahlen, blem der Sicherung von Urheber- fänger wäre nicht mehr verpflichtet, schaffen wir die Voraussetzungen für einen Teil der bewilligten Mittel nicht mehr gegeben. Insofern fühlt rechten bspw. kann nur im internati- zweckgebunden für kulturelle Bil- man sich wie ein Bauarbeiter, der onalen Rahmen gelöst werden. Eine dungsangebote vergeben. das Arbeiten am Haus der Kultur im neue Enquete-Kommission zur Kul- Außerdem haben wir großen Rohbau abbrechen muss, weil die turpolitik wird nicht umhin können, Wert darauf gelegt, die Arbeit der Firma Insolvenz anmelden muss. sich auch mit den internationalen Enquete-Kommission „Zukunft des Die einzig vernünftige Schluss- Herausforderungen für nationale Bürgerschaftlichen Engagements“ folgerung kann daher nur sein: Die Kulturbelange auseinanderzuset- für die Kultur fortzusetzen. Es gilt, Enquete-Kommission muss nach zen. den Stiftungsboom der letzten Jahre der Wahl für einen begrenzten Zeit- Im Übrigen ist von der Kommis- gesetzlich weiter zu befördern und raum erneut eingesetzt werden, um sion zu konstatieren, dass der Kultur v.a. den Anteil von Kulturstiftungen die angefangene Arbeit zu vollen- die Ansiedlung der bundespoliti- zu steigern. Das Stiftungsprivatrecht den. Ich bin sicher, auch die Kultur- schen Kompetenzen in der Nähe des gehört dabei besonders auf den szene erwartet das von uns. Umso Bundeskanzlers gut getan hat. Prüfstand. Bürgerstiftungen bedür- mehr freue ich mich, dass sich der Allerdings sollte der zukünftige fen der weiteren intensiven Förde- amtierende Bundestagspräsident Staatsminister oder die zukünftige rung, um die besondere bürgerge- und die Kanzlerkandidatin der CDU/ Staatsministerin die Kultur nicht nur sellschaftliche Dynamik dieser Form CSU ebenfalls für eine mit schönen Worten unterstützen, Mit Sonderkonditionen des Stiftens fruchtbar zu machen. Als Wiedereinsetzung nach der Wahl sondern diesen auch Taten folgen Brandneu Verdienst unserer Arbeit würde ich es ausgesprochen haben. Das ist ein lassen, nämlich konkrete gesetzge- auch bezeichnen, das Bewusstsein für sehr ermutigendes Zeichen, auch berische Maßnahmen. die Belange der Breitenkultur, spezi- wenn selbstverständlich der souve- ell im ländlichen Raum, gestärkt zu ränen Entscheidung des neu ge- Die Verfasserin ist Vorsitzende der haben. Die Vielfalt der Bürgerkultur wählten Deutschen Bundestages Enquete-Kommission des Deut- muss gestärkt werden, damit gilt: „Kul- nicht vorgegriffen werden kann. Die schen Bundestags „Kultur in tur für alle“ und „Kultur von allen“! bisherige Arbeit, nicht zuletzt auch Deutschland“ Das SonderAbo für Studierende

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Zur Bundestagswahl im September 2005 Vorwort

s ist bereits zu einer guten Tra- ren. Anfang des Jahres 2006 soll- det, musste ebenfalls in dieser re- heblichen Zeitdruck, um so mehr gen der Parteien genau auswer- E dition geworden, dass der ten die fertigen 1ragen dann vorlie- lativ unsicheren Situation die 1ragen freue ich mich, dass die 1ragen so ten, die Regierungsparteien bei Deutsche Kulturrat vor einer Bun- gen, so dass die Parteien ausrei- debattieren und verabschieden. präzise beantwortet wurden. möglichen Koalitionsverhandlun- destagswahl oder Wahl des Euro- chend Zeit zur Antwort hätten. Mein Dank gilt den Mitgliedern der Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass gen an ihre Zusagen erinnern und päischen Parlaments die im Deut- Die Ankündigung von Bundeskanz- Gremien des Deutschen Kulturrates, Kultur wieder zu einem wichtigen im Verlauf der Legislaturperiode schen Bundestag vertretenen Par- ler Schröder vom 20. Mai dieses die in sehr kurzer 1rist konsensori- Thema im Bundestagswahlkampf immer wieder auf die Aussagen teien fragt, welche kulturpoliti- Jahres noch in diesem Jahr den Weg entiert die 1ragen erstellt haben. werden wird. Alle Parteien haben aus den Wahlprüfsteinen zurück- schen Strukturen sie erhalten oder zu Neuwahlen zu suchen, brachte Die 1ragen des Deutschen Kultur- sich klar positioniert. Neben einer kommen. Die Wahlprüfsteine sind schaffen wollen und wie sie die alle unsere Planungen durcheinan- rates wurden den im Deutschen Reihe an Gemeinsamkeiten sind damit mehr als eine Gegenüber- Rahmenbedingungen für Kunst der. Zu einem Zeitpunkt als noch Bundestag vertretenen Parteien auch die Unterschiede deutlich zu stellung von kulturpolitischen Po- und Kultur gestalten wollen. offen war, ob das geplante Miss- Ende Juni, also in der gleichen unsi- erkennen. Ich bin mir sicher, dass sitionen vor der Wahl, sie sind für Der Deutsche Kulturrat hatte ei- trauensvotum tatsächlich scheitert, cheren Situation, mit der Bitte um die Antworten der Parteien von den den Deutschen Kulturrat ein wich- gentlich geplant, im Herbst dieses mussten die 1ragen an die Parteien Beantwortung zugesandt. Sehr herz- im Kulturbereich Aktiven, den Ver- tiges Arbeitsmittel in der dann 16. Jahres mit der Auswertung der von den Ausschüssen des Deut- lich danken möchte ich den Partei- bänden und der kulturpolitischen Legislaturperiode des Deutschen Zusagen aus den Wahlprüfsteinen schen Kulturrates bereits erstellt en für die zügige Beantwortung der Öffentlichkeit sehr genau gelesen Bundestags. des Jahres 2002 zu beginnen und werden. Der Sprecherrat des Deut- 1ragen des Deutschen Kulturrates. und wahrgenommen werden. auf dieser 1olie die 1ragen für die schen Kulturrates, der als politi- Alle Parteien stehen bei diesem ver- Der Deutsche Kulturrat wird wie in Max uchs, Vorsitzender des Bundestagswahl 2006 zu formulie- sches Organ, die 1ragen verabschie- kürzten Wahlkampf unter einem er- den vergangenen Jahren die Aussa- Deutschen Kulturrates

Klare Fragen, klare Antworten Die im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien antworten auf die 1ragen des Deutschen Kulturrates • Von Olaf Zimmermann und Gabriele Schulz

ur diesjährigen Bundestags- Alle immer einer Meinung on Kultur eingesetzt wird, dennoch Im Gegensatz dazu bekennen sich Gestaltung der Rahmen- Z wahl hat der Deutsche Kultur- ist das Votum der Parteien in den Die Linkspartei.PDS, die FDP und bedingungen rat wie bereits zu den Bundestags- Zu den weit verbreiteten – und von Wahlprüfsteinen bereits ein Signal, die SPD zur bildungspolitischen Ver- wahlen 1994, 1998 und 2002 so- Kulturpolitikern im Deutschen Bun- ob diese Einsetzung erfolgen soll antwortung des Bundes und zum Die vornehmliche Aufgabe der Bun- wie zur Wahl des Europäischen destag auch immer wieder genähr- oder nicht. Zusammenwirken von Bund und deskulturpolitik besteht darin, die Parlaments 2004 1ragen an die im ten – Vorurteilen gehört, dass die Ebenfalls prüfen will die Union, ob Länder im Rahmen der Bund-Län- Rahmenbedingungen für Kunst Deutschen Bundestag vertretenen Kulturpolitiker sich meistenteils ei- Kultur als Staatsziel im Grundgesetz der-Kommission für Bildungspla- und Kultur zugestalten. Das Steu- Parteien gerichtet. Insgesamt 29 nig sind und es daher in erster Linie verankert werden soll. Die laufende nung und Forschungsförderung errecht, das Urheberrecht und das 1ragen wurden in sieben 1ragen- sehr oft darum geht, sich gegenüber Enquete-Kommission des Deutschen (BLK). Die SPD plant den Förder- Sozialversicherungsrecht sind ori- komplexen den Parteien vorgelegt. den anderen Ressortpolitikern durch- Bundestags „Kultur in Deutschland“ schwerpunkt kulturelle Bildung bei ginäres Bundesrecht. Die so ge- Die 1ragen stammen aus den The- zusetzen. Dass dieses ein Vorurteil hatte die Empfehlung, Kultur als der BLK zu stärken. nannte Kulturhoheit der Länder menbereichen: ist, zeigen die Antworten auf die Fra- Staatsziel im Grundgesetz zu veran- Hinsichtlich der Bundesstiftung wird also nicht tangiert, wenn der gen des Deutschen Kulturrates zur kern, einstimmig verabschiedet und Baukultur, deren Errichtung in der zu Bund in diesen Politikfeldern sei- I. Kulturpolitik auf bundespoliti- Bundestagswahl 2005. Auf nur drei den Diskussionsprozess einschließ- Ende gehenden 15. Legislaturperio- nen kulturpolitischen Gestaltungs- scher Ebene der gestellten 29 Fragen wurde ein- lich verfassungsrechtlicher Einschät- de am Einspruch von Ministerpräsi- aufgaben nachkommt. II. Kultur- und Medienpolitik im mütig geantwortet: so wollen alle Par- zungen sowie eines Vergleichs mit denten unionsgeführter Länder ge- Sehr erfreulich ist es, dass sich internationalen Kontext teien am Ausschuss für Kultur und europäischen Nachbarstaaten in ih- scheitert ist, sprechen sich Bündnis alle Parteien für den Erhalt der be- III. Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik Medien des Deutschen Bundestags rem Zwischenbericht dargelegt. Bis 90/Die Grünen, Die Linkspartei, die stehenden Umsatzsteuerermäßi- IV. Steuerpolitik festhalten, alle wollen nach einer Ver- auf die Union sprechen sich die an- FDP und die SPD für Errichtung der gungen und -befreiungen ausge- V. Urheberrechtspolitik abschiedung der Konvention zum deren im Deutschen Bundestag ver- Stiftung aus. Die Union erinnert da- sprochen haben. Das heißt der er- VI. Kulturelle Bildung Schutz der kulturellen Vielfalt durch tretenen Parteien für das Staatsziel ran, dass sich die CDU/CSU-Bun- mäßigte Umsatzsteuersatz für Bü- VII. Bürgerschaftliches Engagements die UNESCO diese schnell im Deut- Kultur im Grundgesetz aus. Dabei destagsfraktion für die Bundesstif- cher, Zeitungen, Bildende Kunst schen Bundestag ratifizieren und wird auch deutlich gemacht, dass aus tung Baukultur ausgesprochen hat, usw. scheint nicht in Gefahr zu Die Antworten der Parteien auf die alle unterstreichen die Bedeutung dem Staatsziel Kultur keine Förderan- lässt aber offen, ob sie in der Zukunft sein. Die SPD will sich zusammen Fragen des Deutschen Kulturrates der kulturellen Bildung. sprüche abgeleitet werden können. bei dieser Entscheidung bleiben mit anderen Mitgliedsstaaten der sollen im Folgenden kurz vorge- Demgegenüber sind selbst bei Das Staatsziel Kultur wird als Aus- wird. Europäischen Union für eine Aus- stellt sowie Unterschiede und Ge- der Frage, die noch vor einigen Wo- druck des Selbstverständnisses der Die Kulturverträglichkeitsprü- weitung des ermäßigten Mehr- meinsamkeiten herausgearbeitet chen als unstreitig erschien, nämlich Bundesrepublik als Kulturstaat ange- fung von Gesetzen wird von allen wertsteuersatz auf Tonträger, werden. Die CDU und die CSU ha- der erneuten Einsetzung einer En- sehen. Parteien als wichtig erachtet. Die künstlerische Fotografie usw. ein- ben die Fragen gemeinsam beant- quete-Kommission des Deutschen Vage bleibt bei der Union eben- Linkspartei.PDS, die FDP und die setzen. Hier sind vor einer mögli- wortet. Bundestags „Kultur in Deutschland“ falls wie nach einem möglichen Sieg SPD verweisen auf die bestehende chen nationalen Regelung europa- Vor die Beantwortung der Fra- bereits Unterschiede erkennbar. Die bei der Bundestagwahl die Verant- Praxis, die sie als bewährt ansehen. rechtliche Regelungen erforderlich. gen haben die CDU/CSU und die Enquete-Kommission hat einen er- wortung für Kulturpolitik im Bundes- Die Union kritisiert, dass es sich bei Das klare Votum für die bestehen- Linkspartei.PDS eine Vorbemer- heblichen Teil ihrer Arbeit bereits ge- kabinett aussehen soll. Sie spricht der bestehenden Kulturverträglich- den Umsatzsteuerbefreiungen be- kung gestellt, in der das jeweilige leistet. Es haben sich daher kurz nach lediglich von einer personell heraus- keitsprüfung lediglich um eine Res- ziehungsweise -ermäßigungen ist Verständnis von Kulturpolitik er- Bekanntwerden der geplanten Neu- gehobenen Verantwortung. Ebenso sortabstimmung handelt, macht besonders von der Union wichtig, läutert wird. CDU/CSU machen wahlen alle im Deutschen Bundes- unklar bleiben Bündnis 90/Die Grü- aber keine Vorschläge wie das Instru- da hier eine Erhöhung des regulä- dabei deutlich, dass sie „Kultur tag vertretenen Parteien für die Wie- nen, die lediglich aussagen, dass sich ment weiterentwickelt und gestärkt ren Umsatzsteuersatzes geplant ist. stärker im Bewusstsein der Men- dereinsetzung der Enquete-Kom- das Amt bewährt hat aber keinen werden soll. Offenheit besteht bei allen Par- schen“ verankern wollen. Sie sehen mission ausgesprochen, damit die Blick in die Zukunft wagen. Demge- Insgesamt ist mit Blick auf die teien für eine Reform des Gemein- daher ein Missverhältnis zwischen geleistete Bestandsaufnahme der genüber sprechen sich Die Links- Strukturfragen zur Bundeskulturpo- nützigkeitsrechts. Die SPD hat hier- den vom Deutschen Kulturrat ge- Enquete-Kommission zu konkreten partei.PDS, die FDP und die SPD für litik festzustellen, dass die Union für konkreten Handlungsbedarf be- stellten Fragen – so u.a. nach mög- Handlungsempfehlungen geführt das Amt eines Bundeskulturminis- sich teilweise verhaltener als die an- nannt. lichen Ressortzuschnitten – und werden kann. Auch Spitzenpolitiker ters aus. Die SPD plädiert dafür, die deren im Deutschen Bundestag ver- Breiten Raum nehmen die Ant- der Arbeit der Millionen Menschen wie die Vorsitzende der CDU und Auswärtige Kulturpolitik diesem tretenen Parteien positioniert, teil- worten zum Urheberrecht ein. Hier im Kulturbereich. Die Union resü- Kanzlerkandidatin der Union Ange- Bundeskulturminister zu zuordnen. weise einem Erhalt der bestehenden sind wiederum deutliche Unter- miert ihr kulturpolitisches Ver- la Merkel oder Bundestagspräsident Hinsichtlich der Bildungspolitik bundespolitischen Kompetenz wie schiede erkennbar. Bündnis 90/Die ständnis folgendermaßen: „Ziel der (SPD) haben sich vertritt die Union ebenfalls eine Ein- zum Beispiel bei der gemeinsamen Grünen plädieren eindeutig dafür, Kulturpolitik der Union ist mehr dafür stark gemacht, eine erneute zelmeinung. Sie sagt klipp und klar, Bildungsplanung von Bund und Län- die Rechte der Verbraucher und der Kultur, nicht mehr Politik“. Die Enquete-Kommission einzuberufen. dass sie die Gemeinschaftsaufgabe dern eine Absage erteilt. Hier scheint Wissenschaft sowie der Bibliothe- Linkspartei.PDS unterstreicht, dass In ihren Antworten auf die Frage des Bildungsplanung, mithin ein wichti- größere Rücksicht auf die besonders ken zu stärken. Das heißt bestehen- Kulturpolitik für sie einen wichti- Deutschen Kulturrates nach einer er- ges Standbein der Bund-Länder- selbstbewusst auftretenden unions- de Beschränkungen des digitalen gen Stellenwert hat und darauf ab- neuten Einsetzung der Enquete- Kommission für Bildungsplanung geführten Länder genommen zu Angebots von Inhalten sollen über- zielen muss, im Sinne von Gesell- Kommission haben Bündnis 90/Die und Forschungsförderung (BLK), werden. Demzufolge wird die kultur- prüft und abgeschafft werden. Im schaftspolitik zur Teilhabe aller an Grünen, die Linkspartei.PDS, die nicht fortführen will. Bildungspla- politische Verantwortung des Bun- Mittelpunkt der urheberrechtli- Bildung und Kultur beizutragen. FDP und die SPD sich eindeutig für nung soll künftig alleine in die Zu- des nicht so deutlich dargestellt. Wie chen Ausführungen von Bündnis Die Linkspartei.PDS will an parla- eine Fortführung der Arbeit der En- ständigkeit der Kultusministerkonfe- sich diese Zurückhaltung bei einem 90/Die Grünen stehen nicht die mentarische Initiativen aus der 14. quete-Kommission ausgesprochen, renz und damit der Länder fallen. möglichen Regierungswechsel aus- Urheber und Rechteinhaber son- Legislaturperiode – also der vor- wohingegen die Union dieses noch Bündnis 90/Die Grünen nähern sich wirken wird, ob es tatsächlich zu ei- dern die Verbraucher sowie Bil- letzten Legislaturperiode –, in der prüfen will. Nun ist es unbestreitbar dieser Position an, wenn sie auf die nem Rückzug des Bundes aus zum dung und Wissenschaft. Das heißt sie in Fraktionsstärke im Deut- Aufgabe des nächsten Deutschen Frage antworten, dass sie in der Bil- Beispiel aus bildungspolitischen Fra- schen Bundestag vertreten war, an- Bundestags darüber zu entscheiden, dungspolitik vor allem die lokale gen kommen wird, bleibt abzuwar- Weiter auf Seite 6 knüpfen. ob erneut eine Enquete-Kommissi- Ebene in der Verantwortung sehen. ten. WAHLPRÜSTEINE politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 6

sieht ebenfalls Handlungsbedarf zur künftig in Pauschalvergütung einbe- Modellen einer Bürgerversicherung Kulturwirtschaft noch der übrige Fortsetzung von Seite 5 Stärkung der urheberrechtlichen Po- zogen werden. Damit soll der Ent- bis hin zur vollständigen Umstellung Kulturbereich eingeschränkt wer- sition Bildender Künstler und will wicklung Rechnung getragen wer- auf die private Krankenversicherung. den dürfen. Klare 1ragen, klare Ausstellungsvergütungen einführen. den, dass beispielsweise Drucker – Es wird von allen versichert, dass bei Hinsichtlich der Auswärtigen Antworten Sehr klar macht die SPD, dass hin- auf denen eine Abgabe liegt – immer einer möglichen Umstellung die Kulturpolitik beklagen CDU/CSU, sichtlich der Vergütung der Nutzung billiger werden und das eigentliche Künstlersozialversicherung entweder Die Linkspartei.PDS und die FDP das Urheberrecht als Recht, um die urheberrechtlich geschützter Werke „Geschäft“ mit den wesentlich teu- erhalten bleibt, integriert wird oder die stattgefundenen Kürzungen Urheber und die Rechteinhaber – die Pauschalvergütung nach wie vor reren nicht abgabebelegten Dru- die Versicherten ansonsten nicht und plädieren für eine Stärkung der also die Verlage, Tonträgerherstel- eine wesentliche Rolle spielt, da die ckerpatronen gemacht wird. Die schlechter gestellt werden. Auswärtigen Kulturpolitik als dritter ler und andere Verwerter – zu Digital-Right-Management-Syteme Union macht klipp und klar deutlich, Säule der Kulturpolitik. Die SPD ver- schützen und ihnen einen ökono- (DRM-Systeme) hinsichtlich daten- dass aus ihrer Sicht die Höhe der Kulturpolitik im spricht zwar keine Etaterhöhungen mischen Ertrag aus der Verwertung schutzrechtlicher Fragen und mit Abgabesätze sich an den wirtschaft- internationalen Kontext aber strukturelle Veränderungen in der kreativen Leistungen zu ermög- Blick auf die Übertragungssicherheit lichen Realitäten orientieren muss der Mittelzuweisung. Auffallend ist, lichen, soll deutlich verschoben noch nicht ausgereift sind. Die Uni- und daher die Urheberrechtsabgabe Kulturpolitik ist längst keine natio- dass bis auf die FDP alle Parteien die werden zu Gunsten der Nutzer ur- on und die FDP plädieren demge- nicht dazu führen darf, Geräte im nale Angelegenheit mehr. Die Be- Auswärtige Kulturpolitik als Mittel heberrechtlich geschützter Werke. genüber für eine Stärkung der DRM- Ausland zu beschaffen. Die FDP strebungen den EU-Binnenmarkt sehen, um andere Ziele zu erreichen Die Position der Urheber und Systeme. Die Pauschalvergütung soll spricht sich ebenfalls dafür aus, die und den Welthandel weiter zu libe- und zwar den Dialog der Kulturen Rechteinhaber wird mithin ge- nur noch begrenzt gelten. Urheberrechtsabgabe den wirt- ralisieren, wirken sich auch auf den (Bündnis 90/Die Grünen, Die schwächt. Da der urheberrechtli- Mit Blick auf die gesetzlichen Ver- schaftlichen Gegebenheiten anzu- Kulturbereich aus. In diesem Zusam- Linkspartei.PDS, SPD) oder die che Teil in der Antwort von Bünd- gütungssätze fordert Die Linkspar- passen und macht sich an dieser menhang standen Fragen nach Aus- außenwirtschaftlichen Beziehun- nis 90/Die Grünen breiten Raum tei.PDS eine Erhöhung der gelten- Stelle für die DRM-Systeme stark. nahmeregelungen für den Kultur- gen (CDU/CSU). Allein die FDP einnimmt und einem Paradigmen- den Sätze, deren Höhe bereits 1988 Demgegenüber hält die SPD die An- und Medienbereich von der EU- stellt in den Mittelpunkt der wechsel in der Urheberrechtspoli- – also vor nunmehr 17 Jahren – als hebung der Vergütungssätze allge- Dienstleistungsrichtlinie und dem Schwerpunktsetzung die Künste. tik nahe kommt, ist diesem Politik- unzureichend angesehen wurde. mein für wünschenswert und will GATS-Abkommen. feld besondere Aufmerksamkeit zu Bündnis 90/Die Grünen plädieren das Verfahren von deren Festlegung Eine klare Position nehmen Gegenüberstellung der schenken. Die genau gegenteilige dafür, dass künftig die Vergütungs- von einem gesetzlichen in ein Ver- hierzu Bündnis 90/Die Grünen, Die Antworten Position zu Bündnis 90/Die Grünen sätze zwischen den Branchenver- ordnungsverfahren umändern. Linkspartei und die SPD ein. Sie nimmt Die Linkspartei.PDS ein. bänden und den Verwertungsgesell- Alle Parteien sprechen sich ein- unterstreichen den Doppelcharakter Um die Gemeinsamkeiten aber auch Hier stehen die Urheber im Mittel- schaften ausgehandelt werden. Die- mütig für die Künstlersozialversiche- von Kultur als Kultur- und als Wirt- die Unterschiede in den Antworten punkt der Antworten. Es wird da- ses entspricht dem Vorschlag im Re- rung aus und stellen ihre kultur- und schaftsgut und plädieren für eindeu- deutlich zu machen, wurden in der her eine stärkere Durchsetzung des ferentenentwurf des Bundesminis- sozialpolitische Bedeutung heraus. Bis tige Ausnahmeregelungen. Die Uni- nachfolgenden Tabelle in Stichwor- Urhebervertragsrechts, die Einfüh- terium der Justiz zum so genannten auf Die Linkspartei.PDS will keine Par- on geht davon aus, dass auf Grund ten die Antworten zusammenge- rung von Ausstellungsvergütungen Korb II Urheberrecht in der Informa- tei den Bundeszuschuss erhöhen. Pri- des in den europäischen Verträgen fasst. Diese Tabelle soll den Vergleich und die Einführung des Künstler- tionsgesellschaft. Dieser Vorschlag orität hat für die Parteien die bessere verankerten Subsidiaritätsprinzips der kulturpolitischen Positionen er- gemeinschaftsrechts gefordert. Für wurde von den beteiligten Parteien Erfassung der Verwerter und – bis auf dem Kultur- und dem Medienbereich leichtern, ersetzt in ihrer Kürze aber einen gerechten Ausgleich der un- bereits im November 2004 auf einem die Linkspartei.PDS – die bessere nicht passieren wird, da hier nationa- nicht die sorgfältige Lektüre der Ant- terschiedlichen Interessen von Ur- Symposion des Instituts für Urhe- Überwachung der Versicherten. le Regelungen Vorrang besitzen. Die worten. Die Antworten der Parteien hebern, Rechteinhabern und den berrecht als nicht zielführend abge- Ebenso wollen alle Parteien das Kran- FDP unterstreicht, dass sie eine Libe- werden in der Tabelle und nachfol- Anforderungen der Wissensgesell- lehnt. Weiter fordert Bündnis 90/Die kenversicherungssystem ändert. Das ralisierung des Handels mit Dienst- gend in Gänze in alphabetischer Rei- schaft setzt sich die SPD ein. Sie Grünen das Verbrauchsmaterialien Spektrum reicht von den geplanten leistungen begrüßt und weder die henfolge wiedergegeben.

1ragen (stichpunktartig) Bündnis 90/Die Grünen CDU/CSU Die Linkspartei.PDS 1DP SPD

I. Kulturpolitik auf bundespo- litischer Ebene

1. Verankerung Staatsziel im Ja Vor- und Nachteile des Staats- Ja, zusätzlich soll das Staatsziel Ja Ja Grundgesetz ziels Kultur sollen unvoreinge- Kultur in allen Landesverfassun- nommen geprüft werden gen und Gemeindeordnungen verankert werden

2. ortführung Amt Amt war erfolgreich es wird eine personell und insti- Einführung eines Bundeskultur- Aufwertung der Zuständigkeit für Notwendigkeit des Amtes hat sich Kulturstaatsministers bzw. tutionelle herausgehobene Ver- ministers mit Kabinettsrang; Kultur und Medien; Schaffung erwiesen; Einbeziehung weiterer Einrichtung antwortung für Kultur geben; Auf- Bundeskulturminister soll auch eines Amtes mit Kabinettsrang; Aufgabengebiete wünschenswert; Bundeskulturministerium gabenzuschnitt noch offen; Ver- für Auswärtige Kulturpolitik und Bündelung weiterer Zuständig- Argumente für Einrichtung eines hältnis von nationaler und aus- Medienpolitik zuständig sein keiten Ministeriums oder bei weiterer wärtiger Kulturpolitik muss neu Ansiedlung beim Bundeskanzler justiert werden Rang eines Bundesministers

3. ortsetzung Ja Ja Ja Ja Kulturausschuss im Ja Deutschen Bundestag

4. ortsetzung Enquete- Ja, schnellst möglicher Prüfung, ob Enquete-Kommissi- Ja, darüber hinaus ist umfassen- Ja Ja Kommission Kultur Abschluss der Arbeit on wieder einsgesetzt wird de Untersuchung zur sozialen und wirtschaftlichen Lage der Künstler erforderlich

5. Einsetzung öderalismus- Kulturhoheit der Länder wird öderalismusreform erforderlich; - - Zügige Neuauflage der öderalis- kommission; deren nicht in rage gestellt; Kultur soll Rahmenbedingungen für Kultur muskommission; weitere Aufwer- Bedeutung für die Kultur kein Thema der öderalismusde- sollen unter Beachtung der Zu- tung der Bundeskulturpolitik in batte werden ständigkeiten der Länder weiter- Ergänzung und Unterstützung der entwickelt werden; Abbau der Kulturhoheit der Länder; Bundes- Mischfinanzierungen wird abge- kulturminister soll auch für Reprä- lehnt sentanz in Europa und Auswärti- ge Kulturpolitik zuständig sein

6. Kulturverträglichkeitsprüfung Idee wird als positiv bewertet Bisherige Kulturverträglichkeits- Ja Kulturverträglichkeitsprüfung bisherige Praxis der Kulturverträg- von Gesetzen prüfung erschöpft sich in Ressort- wird von jetziger Regierung prak- lichkeitsprüfung im Rahmen der abstimmung; Staatsministerin tiziert; Praxis soll beibehalten Gemeinsamen Geschäftsordnung konnte Verschlechterungen im werden der Bundesministerien hat sich Kulturbereich nicht stoppen bewährt

7. Einbeziehung der Offen für Beteiligung aller Demo- Abbau bürokratischer Hürden für Einbeziehung des Sachverstands Abstimmung mit zivilgesell- Vereine, Gruppen und Verbände Zivilgesellschaft in kraten an Meinungsbildungspro- Ehrenamt und Bürgerschaftliches aus den Verbänden bei der Ent- schaftlichen Gruppen und Rat- sind der Humus des kulturellen Beratungen zessen Engagement; Verbesserung der wicklung von parlamentarischen gebern für parlamentarische Ar- Lebens; künstlerische Entschei- Rahmenbedingungen für Stiftun- Initiativen ist bereits Praxis und beit unerlässlich; Stellungnah- dungen sollen staatsfern fallen, gen und Zustiftungen; Reform wird fortgeführt men und Gutachten aus der Zi- Vergabe von ördermittel kann nur des Gemeinnützigkeitsrechts; vilgesellschaft für parlamentari- unter Mitwirkung der Exekutive Organisationen werden in Bera- sche Arbeit erforderlich erfolgen tungsverfahren einbezogen

8. Errichtung der Ja Bundestagsfraktion hatte Errich- Ja, Stiftung muss mit ausrei- Ja; bei erneutem Anlauf soll Stif- Ja Bundesstiftung Baukultur tung zugestimmt chend Kapital ausgestattet wer- tung bürgerlichen Rechts gegrün- den, um Arbeit aus dessen Er- det werden, nur so ist Einbindung trägen zu leisten der Zivilgesellschaft und breite Beteiligung gesellschaftlicher Gruppen möglich; angemessene inanzausstattung erforderlich hierzu sollen der Bund, die Kam- WAHLPRÜSTEINE politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 7

1ragen (stichpunktartig) Bündnis 90/Die Grünen CDU/CSU Die Linkspartei.PDS 1DP SPD

mern und Verbände des Pla- nungs- und Bauwesens, der Bau- schaffenden und die Zivilgesell- schaft beitragen

9. Einrichtung Bibliotheks Positive Beispiele aus Nachbar- Trägerstruktur muss nach Maß- Unterstützung der Bibliotheks- Weiterentwicklung des Biblio- BibliotheksEntwicklungsAgentur EntwicklungsAgentur ländern werden angeführt; keine gabe der rechtlichen Zuständig- EntwicklungsAgentur; ressort- thekswesens erforderlich; Aufla- könnte wichtige unktion haben; Aussage zur Errichtung keiten geprüft werden übergreifender Ansatz erforder- ge eines Bibliothekssonderpro- Bibliotheken fallen in die Zustän- lich gramms; noch keine abschlie- digkeit der Länder, daher ist Ein- ßende Meinung zur Bibliotheks- richtung nur sinnvoll, wenn Län- EntwicklungsAgentur der einverstanden sind

II. Kultur- und Medienpolitik im internationalen Kontext

1. Ausnahme für Kultur und Leistungen der Daseinsvorsorge Besondere Belange des Kultur- Herausnahme des Kultur- und EU-Dienstleistungsrichtlinie wird Ausschluss des Kultur- und Me- Medien von EU-Dienstleistungs- wie Kultur und Medien sollen von und Medienbereiches müssen Medienbereiches aus der EU- grundsätzlich begrüßt; Herkunfts- dienbereichs vom Anwendungs- richtlinie Dienstleistungsrichtlinie ausge- berücksichtigt werden; Gestal- Dienstleistungsrichtlinie landprinzip fördert den Wettbe- bereich der Richtlinie; dies gilt für nommen werden; Daseinsvorsor- tungsmöglichkeiten der Mit- werb; Kultur und Medien dürfen Bildung, Rundfunk, nationale ör- ge heißt ein breit gefächertes, be- gliedsstaaten dürfen nicht einge- nicht wie andere Dienstleistun- dersysteme im Bereich ilm und zahlbares und flächendeckendes schränkt werden; besondere Be- gen behandelt werden; bei Um- Kultur, Verwertungsgesellschaf- Kulturangebot verschiedenster rücksichtigung des Subsidiari- setzung in nationales Recht müs- ten Richtungen und Stile; Tätigkeiten tätsprinzips im Kulturbereich sen vorhandene Spielräume der der Verwertungsgesellschaften EU-Dienstleistungsrichtlinie ge- dürfen nicht erfasst werden nutzt werden

2. Ausnahme für den Kultur- EU-Kommission muss strikt auf Liberalisierung durch GATS wird Keine Einbeziehung von Kultur Liberalisierung des Welthandels Beibehaltung des Status quo, und Medienbereich bei den Kulturverträglichkeit der Ergeb- grundsätzlich begrüßt; keine An- und Medien in GATS-Verhandlun- wird begrüßt; Kultur- und Medi- d.h. keine Angebote der EU-Kom- GATS-Verhandlungen nisse achten; Kunst und Kultur gebote im Kultur- und Medien- gen enbereich soll nicht gänzlich aus- mission im Kultur- und Medien- sind keine beliebige Dienstleis- bereich; Verweis auf das Subsi- genommen werden; Sicherstel- bereich tung diaritätsprinzip lung, dass dem Doppelcharakter von Kultur (Kultur- und Wirt- schaftsgut) Rechnung getragen wird

3. Ratifizierung der UNESCO- Ja Ja Ja Ja Ja Konvention für kulturelle Vielfalt

4. Rücknahme von Haushalts- Nein, da alle Ressorts zur Haus- AKP muss wieder dritte Säule der Rücknahme der Haushaltskür- AKP muss wieder dritte Säule der Rücknahme von Haushaltskür- kürzungen im Bereich der haltskonsolidierung beitragen Außenpolitik werden; Schwer- zungen in der AKP; Schwerpunk- Außenpolitik werden; inanzaus- zungen nicht möglich; Verhinde- Auswärtigen Kulturpolitik (AKP); müssen; Verbesserungen sollen punkte AKP: Stärkung der Kultur- te AKP: Dialog der Kulturen, stattung muss den Anforderun- rung weiterer Pauschalkürzun- Schwerpunkte der Auswärtigen durch Umstrukturierungen erzielt beziehungen, Dialog der Kultu- Schaffung von Begegnungen; gen wieder angepasst werden; gen; AKP soll neu konzipiert wer- Kulturpolitik werden; Schwerpunkte AKP: Di- ren, örderung außenwirtschaft- orderung nach der Entwicklung Schwerpunkte AKP: Vermittlung den; Schwerpunktbereiche sollen alog mit der islamischen Welt; licher und politischer Interessen einer europäischen Kulturpolitik positiven Deutschlandbild, ör- mit inanzmitteln gestärkt wer- Kulturpolitik als riedenspolitik derung der deutschen Sprache, den; stärkere Eigenverantwortung örderung der Zusammenarbeit der Mittler für Mittelverwendung und des Austausches in den Be- (Budgetierung), Stärkung öffent- reichen Kultur, Kunst, Musik, Li- lich-privater Partnerschaften; teratur, Bildung und Wissen- Schwerpunkte AKP: Dialog mit schaft, örderung der Auslands- der islamischen Welt, Zusam- schulen und des Jugendaus- menarbeit mit anderen europäi- tauschs schen Kulturinstituten, verstärk- te Präsenz in Mittelosteuropa, Stärkung des Wissenschafts- und Studienstandorts; Einbindung der Auswärtigen Kulturpolitik in das eines Bundeskulturministers

III. Arbeitsmarkt- und Sozial- politik

1. Beibehaltung der Ein-Euro- Hartz IV war ein richtiger Schritt; Umsetzung Hartz IV soll optimiert Hartz IV soll zurückgenommen Hartz IV richtiger Weg, Ausgestal- Hartz-Reformen werden von un- Jobs; besondere Berücksichti- im Rahmen der allgemeinen Eva- werden, dabei soll der Kulturbe- werden tung weist Mängel auf; bei Eva- abhängigen orschungsinstituten gung des Kulturbereiches bei luierung werden auch Auswirkun- reich im Blick behalten werden luation des Gesetzes muss Ar- begleitet; Kulturbereich wird in der Evaluierung des Gesetzes gen auf den Kulturbereich unter- beitsmarkt Kultur berücksichtigt den Blick genommen; Experten- sucht werden anhörungen der Enquete-Kom- mission “Kultur in Deutschland” geben Hinweise auf Handlungs- optionen

2. Zukunft der Künstlersozialver- KSV ist ein wichtiges Anliegen; KSV hat sich bewährt; Weiterent- KSV zu den wichtigsten kultur- KSV wichtiges Instrument der KSV in Europa einzigartige kul- sicherung (KSV); Anhebung des keine Anhebung des Bundeszu- wicklung ist erforderlich und sozialpolitischen Errungen- Kulturförderung und der sozialen tur- und sozialpolitische Errun- Bundeszuschuss aus 25% schusses; alle Verwerter sollen besonders mit Blick auf Alterssi- schaften; Erhöhung des Bundes- Sicherung der Künstler; bei Re- genschaft; Reformen der 14. Le- erfasst werden; Prüfung der Ver- cherung der Versicherten; alle zuschuss auf 25%; Erfassung al- formen muss fairer Ausgleich zwi- gislaturperiode haben KSV ver- sicherten soll intensiviert werden, Verwerter sollen erfasst werden; ler Verwerter; Verbesserung der schen Interessen der Verwerter bessert; aktuell Ziel Verwerter auf das gesamte Einkommen Versichertenkreis soll genauer Altersabsicherung der Versicher- und der Versicherten gesucht vollständig zu erfassen, bessere sollen Beiträge gezahlt werden, definiert werden; zusätzliche Al- ten werden; Reformvorschläge aus Überprüfung der Versicherten, “Riester-Rente” soll stärker ge- tersvorsorge soll höheren Stel- der 15. Wahlperiode sollen dazu Personal der KSK wurde hierfür nutzt werden; mit Verbänden der lenwert erhalten beitragen, eine Erhöhung des erhöht; Riester-Rente soll stärker Versicherten und der Verwerter Bundeszuschusses zu vermeiden Künstlern nahegebracht werden, soll künftige Entwicklung analy- Runder Tisch des Gesundheitsmi- siert werden nisterium mit Deutschem Kultur- rat zur weiteren Entwicklung der KSV wurde eingesetzt; Deutsche Künstlerhilfe beim Bundespräsi- denten wurde um 20% erhöht; Zweckbindung des Bundeszu- schusses an den Selbstvermark- tungsanteil wurde aufgegeben

3. Planung von Veränderungen Einführung einer Bürgerversiche- Einführung eines grundlegend Einführung einer Solidarischen Systemwechsel zu privater Kran- Einführung einer Bürgerversiche- in der Krankenversicherung; rung, die alle Bürger unabhän- anderen Krankenversicherungs- Bürgerversicherung, die alle Be- kenversicherung; keine negativen rung, in die alle Bürger einbezo- mögliche Auswirkungen dieser gig vom Erwerbsstatus einbe- systems; Prüfung inwieweit KSV rufsgruppen und Einkommensar- Auswirkungen auf in der Künst- gen werden; mittelfristige Einbe- Veränderung auf die Künstlerso- zieht; Diskussion über Erhalt von einbezogen werden kann ten in gesetzliche Kranken- und lersozialkasse Versicherte ziehung der Sondersysteme wie zialversicherung Sondersystemen unter dem Pflegeversicherung einbezieht; der KSV in Bürgerversicherung Dach der Bürgerversicherung prinzipiell weitere Existenz der muss geprüft werden; Bestand muss geführt werden; erreichte KSV unter dem Dach der Solida- der KSV ist sichergestellt Stand der sozialen Absicherung rischen Bürgerversicherung mög- für Künstler und Publizisten soll lich erhalten bleiben WAHLPRÜSTEINE politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 8

1ragen (stichpunktartig) Bündnis 90/Die Grünen CDU/CSU Die Linkspartei.PDS 1DP SPD

IV. Steuerpolitik

1. Umsatzsteuerbefreiung und Erhalt der Umsatzsteuerbefreiung Umsatzsteuerbefreiungen und er- Umsatzsteuerbefreiungen und - Keine Pläne zur Änderung der Bestehende Regelungen der Um- ermäßigter Umsatzsteuersatz und des ermäßigten Umsatzsteu- mäßigter Umsatzsteuersatz von ermäßigungen sollen auf natio- Umsatzsteuerbefreiungen und – satzsteuerbefreiung und -ermä- ersatzes auf nationaler Ebene; 7% bleiben erhalten naler und europarechtlicher Ebe- ermäßigungen ßigung auf nationaler Ebene sol- keine Aussagen zur europäischen ne erhalten bleiben len beibehalten bleiben; mit Blick Ebene auf die Erweiterung (künstleri- sche otografie, Tonträger, CD usw.) besteht auf Grund europa- rechtlicher Vorgaben kaum Spiel- raum; eine Ausweitung der Um- satzsteuerermäßigungen ist nur als europäische Initiative möglich

2. so genannte Ausländersteu- Einfachere und effizientere grenz- Insgesamt Reform des Einkom- Weiterer Reformbedarf besteht, Grundlegende Reform des Ein- Beschränkte Steuerpflicht aus- er; reistellungsverfahren von überschreitende Besteuerung; menssteuerrechts, davon wird Ausgang der diesbezüglichen kommenssteuerrechts erforder- ländischer Künstler wurde in 14. Abzugssteuern Beibehaltung der bestehenden auch Kulturbereich profitieren beim Europäischen Gerichtshof lich, in diesem Zusammenhang Legislaturperiode verbessert; wei- Vergünstigungen (gestaffelte anhängigen Verfahren soll abge- Überprüfung der Verfahren bei tere Verbesserungen müssen ge- Steuersätze); Reform des Kultur- wartet werden der beschränkten Steuerpflicht prüft werden, diese dürfen aber orchestererlasses nicht zu einer Benachteiligung in- ländischer Künstler führen

3. Reform des Gemeinnützig- Offen gegenüber Reform des Ge- Anpassungen mit Blick auf Trans- Einsatz für Reform des Gemein- Reform des Gemeinnützigkeits- Stiftungsrecht, Stiftungssteuer- keitsrechtes meinnützigkeitsrechts mit dem parenz und bessere Handhabbar- nützigkeitsrechts im Sinne von rechts wichtiges Thema für recht und Spendenrecht wurden Ziel der Vereinfachung und Trans- keit erforderlich mehr Transparenz und Publizität; nächste Legislaturperiode in 14. Wahlperiode verbessert; parenz darüber hinaus orderung nach Reform des Gemeinnützigkeits- Umsetzung der Vorschläge der recht erforderlich, hierzu Aus- Enquete-Kommission Zukunft tausch mit Wissenschaft, Verbän- des Bürgerschaftlichen Engage- den und Organisationen des Drit- ments aus der 14. Legislaturpe- ten Sektors; Schwerpunkte: riode Überarbeitung des Katalogs der gemeinnützigen Zwecke, Trans- parenz und Rechnungslegung, Mittelverwendungspflicht bzw. Vermögensbindung

4. Stärkung des privaten Wichtiger als steuerliche Ver- Abbau bürokratischer Hürden für Privates Engagement sinnvolle Privates Engagement wichtigstes Siehe Reform des Gemeinnützig- Engagements günstigungen ist der Abbau von das Ehrenamt, Verbesserung der Ergänzung öffentlicher örde- Element der kulturellen Vielfalt; keitsrechts; Vorschläge der bürokratischen Hemmnissen Rahmenbedingungen für ge- rung; Anknüpfen an parlamenta- weitere Reform des Stiftungs- Enquete-Kommission “Kultur in meinnützige Stiftungen und Zu- rische Initiativen aus der 14. Le- rechts geplant Deutschland” sollen abgewartet stiftungen gislaturperiode werden, die hierzu Gutachten er- stellen lässt

V. Urheberrechtspolitik

1. weitere Reform des Urheber- Weitere Reform ist erforderlich; Stärkere Einschränkung bei Di- Weiterer Reformbedarf vorhan- Starkes Urheberrecht erforder- Genaue Abwägung der Interessen rechts; welche Schwerpunkte besonders Belange von Bildung, gitalkopie erforderlich; Rechtein- den; Stärkung der Urheber erfor- lich; weiterer Reformbedarf mit der Urheber- und Rechteinhaber sind geplant Wissenschaft, orschung und Ver- haber brauchen bessere Mittel, derlich; Harmonisierung des Ur- Blick auf Verbesserung des und den Anforderungen einer brauchern müssen stärker be- um gegen Urheberrechtsverlet- heberrechts auf europäischer Rechtsschutzes bei illegalen Nut- modernen Wissens- und Informa- rücksichtigt werden; Schwerpunk- zungen vorzugehen; Aufnahme und globaler Ebene mit Blick auf zungen, Überarbeitung des Ab- tionsgesellschaft; weitere Zuläs- te: keine Einschränkung der Pri- eines zivilrechtlichen Auskunfts- Urhebervertragsrecht und Urhe- gabesystems, Nutzung von Ar- sigkeit von Privatkopien; beson- vatkopie, da diese Rechte der Ver- anspruchs gegen Internet-Ser- berpersönlichkeitsrecht; Veran- chivbeständen derer Schutz des ilms vor ille- braucher beschränken würde; kei- vice-Provider kerung des Rechtsanspruchs auf galer Vervielfältigung; Einführung ne Kriminalisierung der Verbrau- Ausstellungsvergütung; Einfüh- von Möglichkeiten zur Übertra- cher stattdessen Einführung einer rung des Künstlergemeinschafts- gung der Rechte aus unbekann- Bagatellklausel bei unerlaubter rechts; Erhöhung der gesetzli- ten Nutzungsarten unter Berück- Verwertung von geschützten Wer- chen Vergütungssätze sichtigung der Anforderungen des ken; gerechtes Nebeneinander Urhebervertragsrecht; Einführung von Pauschalvergütung und DRM, einer Ausstellungsvergütung für Kopierschutz bei Vergütungsabga- Bildende Künstler; Novellierung be berücksichtigen; Einführung ei- des olgerechts nes Bibliotheksprivilegs für öffent- liche Zugänglichmachung von di- gitalen Inhalten; Erhalt des Kopi- enversand auf Bestellung durch Universitäten; Abschaffung der Befristung des § 52a UrhG (öf- fentliche Zugänglichmachung für Unterricht und orschung)

2. Beibehaltung der Schranke für durchsetzungsstarke digitale Weitere Einschränkungen der di- Beibehaltung der Schranke der Schranke soll beibehalten wer- Privatkopie für sog. Privilegierte der Privatkopie; Sicherstellung Privatkopie im privaten Bereich; gitalen Privatkopie wie zahlenmä- Privatkopie im digitalen Bereich; den; Abgabensystem bleibt un- Zwecke soll erhalten bleiben; est- der angemessenen Vergütung wenn verstärkt Kopierschutzmaß- ßige Beschränkung der Kopien Umsetzung des Urhebervertrags- erlässlich, sofern technische halten am pauschalen Vergütungs- für Urheber und Leistungs- nahmen getroffen werden, sind und die Kopie nur vom Original; rechts Schutzmaßnahmen und individu- system so lange DRM-Systeme schutzberechtigte Konsequenzen bei Leermedien- verstärkte Einführung von DRM- elle Vergütung keine Anwendung noch nicht ausgereift sind (Daten- abgabe erforderlich; Vergütungs- Systemen finden schutz, Übertragungssicherheit); pflicht nur noch für Geräte, die problematisch aus kulturpolitischer tatsächlich und in nennenswer- Sicht, wenn Abgabesätze an Preis- tem Unfang für Kopien genutzt niveau der Speichermedien gekop- werden pelt werden; bei komplexen Sys- temen muss trotzdem Gesamtge- räteabgabe im angemessenen Ver- hältnis zum Endpreis stehen

3. Konsequenzen aus den Einführung gemeinsamer Vergü- Orientierung der Höhe der Ver- Erhöhung der gesetzlichen Ver- Reform des Vergütungsrechts Anhebung der Vergütungssätze Vergütungsberichten der tungsregeln durch Verhandlungen gütungssätze an wirtschaftlichen gütungssätze erforderlich; Vergütungssätze wünschenswert; künftig Regelung Bundesregierungen aus den der Branchenverbände und der Realitäten; Urheberrechtsabgabe müssen den wirtschaftlichen über Rechtsverordnung Jahren 1998 und 2002 Verwertungsgesellschaften; Erhö- darf nicht so hoch sein, dass Be- Rahmenbedingungen und Ver- hung der bestehenden Vergütung schaffung im Ausland erfolgt vielfältigungsmöglichkeiten ange- auf Grund der Einbeziehung von passt werden; Anreize für Sys- mehr Geräten; Gebrauchsmateri- temwechsel zu DRM-Systemen alien sollen in Pauschalvergütung müssen im Urheberrecht gesetzt eingebunden werden werden

4. Einführung der doppelten Nein Aufnahme ist bedenkenwert Ja Nein, allerdings soll geprüft wer- muss noch geprüft werden Lizenzgebühr als Schadenser- den inwieweit die Bezifferung und satz bei Urheberrechts- Durchsetzung urheberrechtlicher verletzungen Schadensersatzansprüche er- leichtert werden kann WAHLPRÜSTEINE politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 9

1ragen (stichpunktartig) Bündnis 90/Die Grünen CDU/CSU Die Linkspartei.PDS 1DP SPD

VI. Kulturelle Bildung

1. Kulturelle Bildung als Kulturelle Bildung ist ein wichti- Kulturelle Bildung hat wichtigen Kulturelle Bildung ist wichtiges Kulturelle Bildung ist ein wichti- Kulturelle Bildung ist wichtiges Aufgabenschwerpunkt der ges Thema; Bildungspolitik ist in Stellenwert Thema; muss als Querschnitts- ges Anliegen Anliegen; Kulturelle Bildung wich- Kulturpolitik erster Linie Ländersache, daher thema behandelt werden; orde- tig in Ganztagsschule muss verstärkt an Länder appel- rung nach gesetzlichen Regelun- liert werden gen zur örderung von Musik- schulen, Bibliotheken und ande- ren kulturellen Einrichtungen in den Landesverfassungen

2. ortsetzung der gemeinsa- Stärkere Übertragung von Rege- Gemeinschaftsaufgabe Bildungs- Plädoyer für kooperativen öde- BLK relativ erfolgreich, Problem Zusammenarbeit von Bund und men Bildungsplanung von Bund lungskompetenzen an die kom- planung wird abgelehnt; Koordi- ralismus im Bildungsbereich; der sind zähe Entscheidungsprozes- Ländern in BLK funktioniert; BLK und Ländern munale Ebene sowie die Schu- nierung der Bildungsplanung ist Bund soll sich in Abstimmung mit se; Zusammenwirken von Bund ist unverzichtbare Plattform; ör- len Aufgabe der Kultusministerkon- den Ländern stärker bildungspo- und Ländern nötig; Thema muss derschwerpunkt kulturelle Bil- ferenz litisch engagieren im Rahmen einer öderalismus- dung in BLK soll beibehalten und reform zügig angegangen werden ausgebaut werden

3. Bedeutung der Kinder- und Kinder- und Jugendbildung ist ein Kinder- und Jugendbildung ist ein Kinder- und Jugendplan ist wich- Kinder- und Jugendplan ist wich- Kinder- und Jugendplan wesent- Jugendbildung mit Blick auf den wichtiges Anliegen; keine weite- wichtiges Anliegen; Kinder- und tiges Anliegen; Mittel sollen er- tiges örderinstrument liches örderinstrument; kulturel- Kinder- und Jugendplan des ren Kürzungen; statt Eigenheim- Jugendplan ein wichtiges Instru- höht werden le Kinder- und Jugendbildung soll Bundes zulage Investition in Bildung ment im Rahmen des Kinder- und Ju- gendplans gestärkt werden

VII. Bürgerschaftliches Engagement

1. Reform des Zuwendungs- Haushaltsrecht öfter Hindernis Verantwortung der Träger soll Reformbedarf im Gemeinnützig- Änderungen im Zuwendungs- Gespräche des Bundesnetzwerk rechts für sinnvollen Einsatz von Steu- gestärkt werden, dafür muss Zu- keits- und Zuwendungsrecht; Ei- recht sind erforderlich; Eigenini- Bürgerschaftliches Engagement ermitteln bietet aber Schutz vor wendungsrecht unbürokratisch geninitiative und Eigenerwirt- tiative und Engagement dürfen mit dem Bundesverwaltungsamt willkürlicher Vergabe von Steuer- sein schung von Mitteln sollen nicht nicht bestraft werden und dem Bundesministerium mitteln bestraft werden des Innern zum Zuwendungs- recht sollen abgewartet werden; Budgetierung wichtiges Instru- ment besserer Haushaltssteue- rung und Stärkung von Eigenin- itiative

2. Umsetzung der Empfehlun- Mit Umsetzung bereits begon- Ausbau der Angebote des SJ Stärkung des SJ Kultur Ausbau des SJ Kultur Stärkung des SJ Kultur erfolgte gen Impulse für die Zivilgesell- nen, soll fortgeführt werden; Aus- Kultur bereits; Ausbau der generatio- schaft bau des SJ Kultur nenübergreifenden reiwilligen- dienste

Fragen des Deutschen Kulturrates an die Parteien

Kulturpolitik auf bundespoli- des deutschen Bibliothekswesens 3.2 Wie sehen Sie die Zukunft der perschaften) Die Reform des gelten- 1 . tischer Ebene fachlich unterstützt, in Form einer Künstlersozialversicherung? Wollen den Gemeinnützigkeitsrechts ist 66.Kulturelle Bildung Stiftung aus Bundesmitteln? Sie den Bundeszuschuss wieder auf nach vorherrschender Auffassung 1.1 Sprechen Sie sich für die Ver- 25% anheben? Sehen Sie Handlungs- dringend geboten und deshalb erfor- 6.1 Werden Sie das Zukunftsthema ankerung von Kultur als Staatsziel Kultur- und Medienpolitik bedarf bei der Alterssicherung von derlich (z.B. Systematisierung des Bildung auch zu einem Aufgaben- im Grundgesetz aus? 22.im internationalen Kontext Künstlern und Publizisten Gemeinnützigkeitsrechts; Entbüro- schwerpunkt der Kulturpolitik ma- kratisierung; Flexibilisierung). Wer- chen und welche Vorstellungen ha- 1.2 Wollen Sie das Amt eines Kul- 2.1 Werden Sie sich dafür einsetzen, 3.3 Planen Sie eine grundlegende den Sie sich für eine grundlegende ben Sie, kulturelle Bildungspolitik als turstaatsministers/einer Kultur- dass der Kultur- und Medienbereich Veränderung in der Krankenversi- Reform des Gemeinnützigkeitsrech- Aufgabe des Bundes auszugestalten? staatsministerin fortführen? Wollen bei der Überarbeitung der EU-Dienst- cherung? Welche Auswirkungen hät- tes einsetzen? Wenn ja, nennen Sie Sie ein Bundeskulturministerium leistungsrichtlinie ausgenommen te eine solche Veränderung auf die die Grundzüge der beabsichtigten 6.2 Sprechen Sie sich für eine ge- einrichten? Wenn ja, was sind nach wird? in der Künstlersozialkasse Versicher- Reform. meinsame Bildungsplanung von Ihrer Auffassung die vordringlichs- ten sowie die Künstlersozialabgabe- Bund und Ländern aus? Wollen Sie ten Aufgaben dieser Struktur? 2.2 Werden Sie sich dafür einsetzen, pflichtigen? 4.4 Privates Engagement die bestehenden Strukturen der ge- dass der Kultur- und Medienbereich Welche steuerlichen Regelungen meinsamen Bildungsplanung erhal- 1.3 Treten Sie für die Fortsetzung in die GATS-Verhandlungen nicht streben Sie an, um Bürger- und Ei- ten oder streben Sie eine Verände- des Ausschusses für Kultur und Me- einbezogen wird und im Bildungsbe- 44. Steuerpolitik geninitiative (z.B. Selbsterwirtschaf- rung an? Werden Sie den Schwer- dien im Deutschen Bundestag ein? reich keine weitere Zugeständnisse tung; Fundraising; Sponsoring; pri- punkt kulturelle Bildung in der För- in Richtung Liberalisierung oder De- 4.1 Umsatzsteuerbefreiung und -er- vate Sammlungen) zu stärken und derpolitik der Bund-Länder-Kom- 1.4 Sprechen Sie sich für eine er- regulierung mehr gemacht werden? mäßigung spielen im Bereich Kunst die Bereitschaft zum Engagement mission für Bildungsplanung und neute Enquete-Kommission des und Kultur eine wesentliche Rolle. attraktiver zu gestalten? Forschungsförderung (in Verbindung Deutschen Bundestags „Kultur in 2.3 Werden Sie sich im Falle der Ver- Wollen Sie dieses Instrument der in- mit dem Bundesministerium für Bil- Deutschland“ aus? abschiedung des UNESCO-Überein- direkten Kulturförderung auf natio- dung und Forschung) beibehalten? kommens zum Schutz und zur För- naler und europarechtlicher Ebene 55.Urheberrechtspolitik 1.5 Planen Sie die erneute Einset- derung der Vielfalt kultureller Aus- beibehalten? 6.3 Welche Bedeutung messen Sie zung einer Kommission zur Reform drucksformen auf der Generalver- 5.1 Sehen Sie die Notwendigkeit für speziell der kulturellen Kinder- und des Föderalismus? sammlung der UNESCO im Oktober 4.2 Beschränkte Steuerpflicht aus- eine weitere Reform des Urheber- Jugendbildung insbesondere im 2005 für eine Ratifizierung im Deut- ländischer Künstler (sog. Ausländer- rechts? Wenn ja, welche Schwer- Hinblick auf ihre Förderung im Und wenn ja, welche Akzente wer- schen Bundestag einsetzen? steuer) punkte wollen Sie setzen? Rahmen des Kinder- und Jugend- den Sie in der Kulturpolitik setzen? a) Nach dem geltenden Recht wer- plan des Bundes zu? 2.4 Werden Sie die Haushaltskür- den Einkünfte von im Ausland ansäs- 5.2 Werden Sie die Schranke der Pri- 1.6 Wollen Sie eine verbindliche zungen in der Auswärtigen Kultur- sigen Künstlern, die in Deutschland vatkopie im digitalen Bereich beibe- Bürgerschaftliches Kulturverträglichkeitsprüfung von und Bildungspolitik zurücknehmen? tätig sind, unterschiedlichen Ab- halten? Wie wollen Sie die verfas- 77.Engagement Gesetzen einführen? Welche Schwerpunkte soll Auswär- zugsteuersätzen unterworfen (z.B. sungsrechtlich gebotene angemesse- tige Kultur- und Bildungspolitik zu- Staffelfreigrenze; Differenzierung ne Vergütung für Urheber und Leis- 7.1 Der Vollzug der Haushaltsord- 1.7 In welcher Weise wollen Sie die künftig verfolgen? nach selbständig und nichtselbstän- tungsschutzberechtigte sicherstellen? nung im Zuwendungsbereich be- organisierte Zivilgesellschaft im dig tätigen Künstlern). Wollen Sie hindert bürgerschaftliches Engage- Kulturbereich in Ihre Beratungen Arbeitsmarkt- dies beibehalten? 5.3 Welche Konsequenzen wollen ment und Eigeninitiative (z.B. Jähr- und Entscheidungen einbeziehen? 3.und Sozialpolitik b) Das Verfahren bei der Freistel- Sie aus den beiden Vergütungsbe- lichkeitsprinzip, Fehlbedarfsfinan- lung von Abzugsteuer erfordert ei- richten der Bundesregierungen aus zierung, zuwendungsfähige Ausga- 1.8 Setzen Sie sich für die Errich- 3.1 Werden Sie die bestehenden nen hohen Verwaltungsaufwand den Jahren 1988 und 2000, die sich ben, Rücklagenbildung, Besserstel- tung einer Bundesstiftung Baukul- Regelungen zum Arbeitslosengeld II (z.B. Verkauf von Kunstwerken aus- übereinstimmend für eine Erhöhung lungsverbot). Sehen Sie hier Re- tur ein? Beabsichtigen Sie, diese einschließlich der Arbeitsgelegen- ländischer Künstler; Kulturorches- der gesetzlichen Vergütungssätze formbedarf? Stiftung finanziell solide auszustat- heiten mit Mehraufwandsentschädi- tererlass). Planen Sie eine Vereinfa- ausgesprochen haben, ziehen? ten? gung (so genannte Ein-Euro-Jobs) chung des Verfahrens der Freistel- 7.2 Werden Sie die Empfehlungen beibehalten? Werden Sie bei der Eva- lung von Abzugsteuern? 5.4 Befürworten Sie die Einführung der Kommission Impulse für die Zi- 1.9 Unterstützen Sie die Schaffung luation des Gesetzes die Auswirkun- der doppelten Lizenzgebühr als vilgesellschaft (z.B. im Hinblick auf einer BibliotheksEntwicklungs- gen auf den Arbeitsmarkt Kultur 4.3 Gemeinnützigkeitsrecht (Steu- Schadensersatz bei Urheberrechts- eine Stärkung des Freiwilligen So- Agentur, die die Weiterentwicklung besonders in den Blick nehmen? errecht der steuerbegünstigten Kör- verletzungen? zialen Jahres Kultur) umsetzen? WAHLPRÜSTEINE politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 10

Antwort von Bündnis 90/Die Grünen

vices für die Nutzer können damit die GATS-Verhandlungen nicht einbe- ist 1998 mit dem Ziel angetreten, auch mittelfristig Kosten reduziert zogen wird und im Bildungsbereich diese Verschuldung aktiv zu be- werden. keine weitere Zugeständnisse in Rich- kämpfen und zurück zu führen. tung Liberalisierung oder Deregulie- Aufgrund der Blockadepolitik der Kultur- und Medienpolitik rung mehr gemacht werden? unionsregierten Bundesländer im 22.im internationalen Kontext Bundesrat bei zahlreichen zustim- Von den gegenwärtig laufenden mungspflichtigen Gesetzesände- 2.1 Werden Sie sich dafür einsetzen, GATS-Verhandlungen zur weiteren rungen konnte als Kompromiss nur dass der Kultur- und Medienbereich bei Liberalisierung des Welthandels sind die Strategie der globalen Minder- der Überarbeitung der EU-Dienstleis- auch die Bereiche Kultur und audio- ausgabe erreicht werden. Alle Res- tungsrichtlinie ausgenommen wird? visuelle Dienstleistungen massiv be- sorts sind von dieser Minderausga- troffen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN be betroffen, so dass auch im Be- Bei den Verhandlungen zur EU- fordern die EU-Kommission auf, bei reich der auswärtigen Kulturpolitik Dienstleistungsrichtlinie müssen un- den Verhandlungen strikt auf die (AKP) Einsparungen durchgeführt ter Berücksichtigung des Subsidiari- Kulturverträglichkeit der Ergebnisse werden mussten. tätsprinzips die notwendigen Schutz- zu achten. Kunst und Kultur sind kei- Aus unserer Sicht wurde hier belange für den kulturellen und au- ne beliebige Dienstleistung und dür- besonders deutlich, dass durch diovisuellen Dienstleistungsbereich fen es auch nicht werden. Die Hand- Umstrukturierungen sowohl Ein- Kulturpolitik auf bundespoli- 1.5 Planen Sie die erneute Einset- sichergestellt sein. Besonders pro- lungsfähigkeit von Kulturpolitik und spareffekte als auch Verbesserun- 1 . tischer Ebene zung einer Kommission zur Reform blematisch ist aus Sicht von BÜND- die Kulturschaffenden darf durch in- gen erzielt werden können. So wird des Föderalismus? Und wenn ja, wel- NIS 90/DIE GRÜNEN, dass im Richt- ternationale Abkommen nicht be- beispielsweise der Dialog mit isla- 1.1 Sprechen Sie sich für die Veran- che Akzente werden Sie in der Kultur- linienentwurf nicht eindeutig zwi- schränkt, sondern im Gegenteil, sie mischen Kulturen besonders im kerung von Kultur als Staatsziel im politik setzen? schen wirtschaftlichen Dienstleis- muss durch sie gefördert werden. Ausland sehr positiv bewertet, der Grundgesetz aus? tungen und Dienstleistungen der Bei der so genannten Uruguay-Run- maßgeblich durch Goetheinstitut Die Kulturhoheit der Länder wird Daseinsvorsorge – zu denen auch de geriet auch der audiovisuelle Sek- oder Internetportal qantara.de ge- BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN verfol- von uns nicht in Frage gestellt. Aus Kultur und Medien zählen – unter- tor verstärkt ins Blickfeld der globa- führt wird. Diese Strategien gilt es gen das Ziel, in der kommenden diesem Grund sollte die Kultur nicht schieden wird. len Handelspolitik. Eine grundsätz- fortzuführen, wenn Kulturpolitik Wahlperiode die Staatszielbestim- zum Gegenstand weiterführender Wir Grünen wollen daher den An- liche Ausnahme des Kulturbereichs Friedenspolitik sein soll, so wie es mung zu Schutz und Förderung der Debatten im Zusammenhang mit wendungsbereich der Richtlinie mit- und des audiovisuellen Sektors aus in unserem Wahlprogramm formu- Kultur in das Grundgesetz aufzu- der Föderalismusfrage gemacht wer- tels einer Positivliste definieren, die den Verhandlungen konnte von Sei- liert ist. nehmen. Wir wollen damit die Be- den. genau festlegt, welche Dienstleistun- ten der EU leider nicht erreicht wer- deutung der Kultur für unsere Ge- gen unter die Richtlinie fallen – und den, jedoch konnten Ausnahmere- Arbeitsmarkt- sellschaft verdeutlichen und weite- 1.6 Wollen Sie eine verbindliche Kul- dies dürfen nach unserer Auffassung gelungen durchgesetzt werden. 3. und Sozialpolitik re Kürzungen der Kulturetats ver- turverträglichkeitsprüfung von Ge- ausschließlich kommerzielle sein. Für den Kulturbereich und den au- hindern. setzen einführen? Leistungen der Daseinsvorsorge wie diovisuellen Sektor wurden Befrei- 3.1 Werden Sie die bestehenden Re- kulturelle und audiovisuelle Dienst- ungen vom Grundsatz der Meistbe- gelungen zum Arbeitslosengeld II 1.2 Wollen Sie das Amt eines Kultur- Die Idee der Kulturverträglichkeit leistungen sollen grundsätzlich aus- günstigung vereinbart und es wur- einschließlich der Arbeitsgelegen- staatsministers/einer Kulturstaats- von Gesetzen und politischen Vorha- genommen werden. Unter kulturel- den von Seiten der EU keinerlei spe- heiten mit Mehraufwandsentschä- ministerin fortführen? Wollen Sie ben wird von BÜNDNIS 90/DIE ler Daseinsvorsorge verstehen wir in zifische Verpflichtungen hinsichtlich digung (so genannte Ein-Euro-Jobs) ein Bundeskulturministerium ein- GRÜNEN positiv bewertet. Mit der diesem Zusammenhang ein breit ge- der so genannten Inländerbehand- beibehalten? Werden Sie bei der richten? Wenn ja, was sind nach Ih- Aufnahme einer Schutzklausel für fächertes, bezahlbares und flächen- lung und des Marktzugangs zuge- Evaluation des Gesetzes die Auswir- rer Auffassung die vordringlichsten die Kultur im Grundgesetz wäre ein deckendes Kulturangebot verschie- standen. Somit können die Mit- kungen auf den Arbeitsmarkt Kul- Aufgaben dieser Struktur? Schritt in diese Richtung gemacht. denster Richtungen und Stile. Auch gliedsstaaten der Europäischen Uni- tur besonders in den Blick nehmen? die Tätigkeit der Verwertungsgesell- on die nationalen Fördermaßnah- Die Einrichtung einer Beauftragten 1.7 In welcher Weise wollen Sie die schaften zur Wahrung der Interessen men zu Gunsten des kulturellen und Hartz 4 war ein richtiger und not- für Kultur und Medien hat sich als organisierte Zivilgesellschaft im Kul- der Urheber darf nicht von der audiovisuellen Dienstleistungssek- wendiger Schritt. Die Zusammen- erfolgreiche politische Maßnahme turbereich in Ihre Beratungen und Dienstleistungsrichtlinie erfasst sein. tors weiterführen und den Marktzu- legung von Arbeitslosenhilfe und der rot-grünen Bundesregierung Entscheidungen einbeziehen? Gerade auch Audiovisuelle Dienst- gang auf diesem Gebiet teilweise be- Sozialhilfe war überfällig. In der erwiesen. Im Rahmen der Haupt- leistungen, insbesondere die Berei- schränken. Mindestens dieser Status Vergangenheit gab es zwei Klassen stadtkulturförderung können einer- Grundsätzlich sind wir offen für die che Rundfunk und Filmförderung, Quo muss nach Ansicht von BÜND- von Langzeitarbeitslosen. Sozial- seits international stark beachtete Beteiligung aller DemokratInnen an haben eine über den wirtschaftlichen NIS 90/DIE GRÜNEN unbedingt er- hilfeempfänger hatten keine An- Projekte finanziert werden, ande- unseren Meinungsbildungs- und Aspekt hinausgehende weit reichen- halten bleiben. sprüche auf die Hilfestellungen der rerseits hat sich die Vertretung kul- Entscheidungsfindungsprozessen, de kulturelle Bedeutung. Diesen kul- aktiven Arbeitsmarktpolitik, sie wa- tureller Staatsinteressen durch eine unabhängig von der Mitgliedschaft turellen Aspekten muss die Gemein- 2.3 Werden Sie sich im Falle der Ver- ren nicht sozial versichert. Diese Beauftragte der Bundesregierung in unserer Partei. Darüber hinaus schaft umfassend Rechnung tragen. abschiedung des UNESCO-Überein- Zweiteilung wurde mit Hartz 4 be- im Range einer Staatsministerin im werben wir z.B. im Internet aktiv um Zur Wahrung und Förderung der kul- kommens zum Schutz und zur För- endet. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Ausland sehr bewährt. die Beteiligung an Diskussionen turellen Vielfalt verbietet der Vertrag derung der Vielfalt kultureller Aus- wollen das Arbeitslosengeld II über politische Streitfragen. zur Gründung der Europäischen Ge- drucksformen auf der Generalver- durch grüne Grundsicherungsele- 1.3 Treten Sie für die Fortsetzung meinschaft deshalb auch Harmoni- sammlung der UNESCO im Oktober mente schrittweise ergänzen und des Ausschusses für Kultur und 1.8 Setzen Sie sich für die Errichtung sierungen in diesem Bereich. Die Si- 2005 für eine Ratifizierung im Deut- zu einem Sicherungssystem ma- Medien im Deutschen Bundestag einer Bundesstiftung Baukultur ein? cherung von Medien- und Meinungs- schen Bundestag einsetzen? chen, das armutsfest ist, die Inte- ein? Beabsichtigen Sie, diese Stiftung fi- pluralismus, die Frequenzknappheit gration in den Arbeitsmarkt fördert nanziell solide auszustatten? oder auch die Belange des Jugend- In internationalen Verhandlungen und die Autonomie der Empfänge- Folgerichtig bewerten wir auch die und Verbraucherschutzes rechtferti- haben sich führende grüne Politiker- rInnen achtet. Dazu gehört auch Einrichtung des Ausschusses für Wir haben uns von Anbeginn des gen im Rundfunkbereich besondere Innen in den vergangenen Jahren der Vorrang von echten Integrati- Kultur und Medien rundweg posi- Entstehungsprozesses stets hinter Zulassungssysteme durch die Mit- nachdrücklich für eine Sonderrege- onsjobs und nachhaltiger Förde- tiv. Fraktionsübergreifend wird hier die Bundesstiftung für Baukultur ge- gliedstaaten. Hier müssen auch lung bei Kulturgütern und kulturel- rung in Erwerbsarbeit vor Ein- die Bedeutung der Kultur für die stellt. Die Stiftung wird die kulturel- weiterhin nationalstaatliche Zustän- len Dienstleistungen eingesetzt. Euro-Zusatzjobs. gesamtstaatliche Repräsentation le und gesellschaftspolitische Be- digkeiten gegeben sein, es darf nicht BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vertre- Mit den Hartz-Gesetzen ist zum ebenso wie ihre Botschafterfunkti- deutung des Bauens stärker als aus reinen Binnenmarktsgesichts- ten die Einschätzung, dass Kunst ersten Mal eine umfassende Evalu- on für Demokratie und Vielfalt un- bisher vermitteln und gute Architek- punkten zu einer Verlagerung auf die und Kultur nicht mit Gütern des frei- ierung der Auswirkung von Geset- terstrichen. tur bekannter machen. Diese Vorga- europäische Gemeinschaft kommen. en Warenhandels vergleichbar sind. zen festgeschrieben worden. Erste be ist uns ein wichtiges Anliegen. Die Richtlinie „Fernsehen ohne Kunst und Kultur sind für uns Gegen- Ergebnisse zu Hartz 1 bis 3 werden 1.4 Sprechen Sie sich für eine er- Die Verzögerung der Gründung der Grenzen“ garantiert bereits eine aus- stand und Ausdruck gesellschaftli- im Herbst vorliegen. Im Arbeitslo- neute Enquete-Kommission des Baukulturstiftung durch die Inter- reichende Koordinierung auf ge- chen Lebens und unterstehen dem sengeld II sorgt eine laufende Wir- Deutschen Bundestags „Kultur in vention von Hessens Ministerpräsi- meinschaftsrechtlicher Ebene für Schutz und der besonderen Förde- kungsforschung für die notwendi- Deutschland“ aus? dent Koch im Bundesrat ist ein er- den Fernsehbereich. Die Harmoni- rung durch den Staat. ge Kontrolle und Überprüfung. neutes Beispiel für die Blockadepo- sierung von Werberegelungen, die Für diese Politik werden wir uns Dabei werden auch relevante As- Aus Sicht von BÜNDNIS 90/DIE litik CDU-geführter Bundesländer, Förderung diskriminierungsfreier auch in Zukunft einsetzen, selbstver- pekte für Kulturschaffende wie z.B. GRÜNEN sollte die Kommission deren alleiniges Ziel die Profilierung Standards sowie die Sicherstellung ständlich auch wenn es darum geht, die Auswirkungen von Zusatzjobs schnellst möglich ihre Arbeit zu des jeweiligen Ministerpräsidenten einer ausreichenden Anzahl europä- entsprechende Verhandlungsergeb- und der Umfang und die Erfolgs- Ende führen. Die Bestandsaufnah- ist. ischer Produktionen und die Garan- nisse der internationalen Ebene in quote der Förderung von Existenz- me der kulturellen Institutionen tie der medialen Teilhabe der Bevöl- nationales Recht aufzunehmen. Im gründungen im Arbeitslosengeld II und ihrer gesetzlichen Rahmenbe- 1.9 Unterstützen Sie die Schaffung kerung an gesellschaftlichen Groß- Übrigen bestand in diesem Punkt untersucht werden. Eine gesonder- dingungen, die Situation der Künst- einer BibliotheksEntwicklungsAgen- ereignissen wie zum Beispiel den ein fraktionsübergreifender Konsens te Evaluierung der Auswirkungen lerInnen und die Bedeutung von tur, die die Weiterentwicklung des Olympischen Spielen sind Eckpfei- im Ausschuss für Kultur und Medi- auf den Arbeitsmarkt der Kultur- Kulturangeboten und kultureller deutschen Bibliothekswesens fach- ler einer pluralistischen Medienge- en des Deutschen Bundestages. schaffenden ist gesetzlich bislang Bildung und Vermittlung sind lich unterstützt, in Form einer Stif- sellschaft. Darüber hinaus gehenden nicht vorgesehen. bereits erfasst. In kurzer Zeit wäre tung aus Bundesmitteln? Regulierungen sind unter Berück- 2.4 Werden Sie die Haushaltskür- ein Abschlussbericht erstellt, der sichtigung regionaler und lokaler zungen in der Auswärtigen Kultur- 3.2 Wie sehen Sie die Zukunft der Handlungsempfehlungen für die Beispiele unserer europäischen Aspekte am besten durch die Insti- und Bildungspolitik zurücknehmen? Künstlersozialversicherung? Wollen identifizierten Probleme ausweisen Nachbarn veranschaulichen, dass tutionen und Instrumente der ein- Welche Schwerpunkte soll Auswärti- Sie den Bundeszuschuss wieder auf soll. Deshalb sind wir sicher, dass eine übergeordnete Einrichtung für zelnen Mitgliedsstaaten zu regeln. ge Kultur- und Bildungspolitik zu- 25% anheben? Sehen Sie Hand- auch die zukünftigen Bundestags- Bibliotheken zur Beratung und Qua- Eine darüber hinausgehende Har- künftig verfolgen? lungsbedarf bei der Alterssicherung fraktionen einer zeitnahen Fort- lifizierung des Personals und zur Ver- monisierung ist nicht erforderlich. von Künstlern und Publizisten? setzung der Enquete-Kommission netzung der Medienangebote für alle Die rotgrüne Bundesregierung hat „Kultur in Deutschland“ zustimmen Beteiligten von großem Nutzen ist. 2.2 Werden Sie sich dafür einsetzen, die höchste Staatsverschuldung aller Weiter auf Seite 11 werden. Neben der Verbesserung des Ser- dass der Kultur- und Medienbereich in Zeiten aus der Kohl-Ära geerbt und WAHLPRÜSTEINE politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 11

erermäßigungen für Kunst und Kul- 4.4 Privates Engagement cherrecht in der Informationsgesell- und Forschungsbetrieb kommen. Fortsetzung von Seite 10 tur erhalten. Schon bei unserem An- Welche steuerlichen Regelungen stre- schaft. Dafür benötigen wir den Paragra- satz im Rahmen des Steuervergüns- ben Sie an, um Bürger- und Eigenin- · Kriminalisierung von Verbraucher- phen 52a. Seit dem „1. Korb“ ist es Die soziale Absicherung der Künst- tigungsabbaugesetzes im Frühjahr itiative (z.B. Selbsterwirtschaftung; innen und Verbrauchern verhindern für Unterrichts- und Forschungs- ler und Publizisten ist der Koaliti- 2003 haben wir die Bereiche Kunst Fundraising; Sponsoring; private – Bagatellklausel einführen zwecke zulässig, kleine Teile eines on ein wichtiges Anliegen. Die Leis- und Kultur vom Abbau der Steuer- Sammlungen) zu stärken und die Be- Die im Referentenentwurf zum 2. Werks und einzelne Beiträge aus tungsfähigkeit der Künstlersozial- vergünstigungen ausgenommen. reitschaft zum Engagement attrakti- Korb vorgesehene Bagatellklausel Zeitungen für den Gebrauch in kasse ist einer Probe ausgesetzt. ver zu gestalten? wird von BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Schule und Wissenschaft zugäng- Das nehmen wir sehr ernst. Mit der 4.2 Beschränkte Steuerpflicht auslän- NEN begrüßt. Von einer strafrechtli- lich zu machen. Dieses Schranken- Forderung, den Bundeszuschuss discher Künstler (sog. Ausländersteuer) Auch hier gilt: Gerechte Besteue- chen Verfolgung würde im Fall einer privileg ist allerdings bis Ende 2006 wieder zu erhöhen, macht man es a) Nach dem geltenden Recht wer- rung, keine neuen Steuersparmög- unerlaubten Verwertung urheber- befristet worden, weil eine mögli- sich aber etwas zu einfach. Der den Einkünfte von im Ausland ansäs- lichkeiten und angemessene auch rechtlich geschützter Werke dann che Auswirkung der Vorschrift auf Bundeszuschuss ist im Zuge der sigen Künstlern, die in Deutschland steuerliche Anerkennung von priva- abgesehen, wenn nur eine geringe Fach- und Wissenschaftsverlage letzten Reform gesenkt worden ist, tätig sind, unterschiedlichen Abzugs- tem Engagement für das Gemein- Zahl von Werken ausschließlich zum beobachtet werden sollte. Diese weil ein Gutachten gezeigt hat, dass teuersätzen unterworfen (z.B. Staffel- wohl müssen in Einklang gebracht privaten Gebrauch betroffen wäre. Evaluation hat jedoch bisher nicht der Bundeszuschuss zu hoch di- freigrenze; Differenzierung nach selb- werden. Grundsätzlich sind deshalb Zivilrechtliche Ansprüche der Rech- stattgefunden, die Regelung hat mensioniert war. ständig und nichtselbständig tätigen auch direkte Zuschüsse zielführen- teinhaber blieben aber weiterhin sich allerdings als notwendig und Unsere Bundestagsfraktion unter- Künstlern). Wollen Sie dies beibehal- der und transparenter als verdeckte möglich. Damit wollen wir einer un- produktiv für den Wissenschafts- stützt von daher das Anliegen die ten? steuersparende Abzugsmöglichkei- nötigen und gefährlichen „Krimina- und Forschungssektor erwiesen, abgabepflichtigen Verwerter voll- ten, deren Entlastungswirkungen er- lisierung der Schulhöfe“ entgegen auch wenn es hier unbedingt noch ständig zu erfassen, die Maßnah- Wir würden uns wünschen, dass die heblich von der Höhe der individu- wirken und die Akzeptanz und zu umfassenden Vergütungsrege- men zur Überprüfung der Zugehö- grenzüberschreitende Besteuerung ellen Einkommenssituation desjeni- Durchsetzbarkeit des Urheberrechts lungen kommen muss. Daher set- rigkeit der Versicherten zur Künst- einfacher und effizienter durchge- gen abhängen, der sich privat für das in einen realistischen Kontext stel- zen sich BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- lersozialversicherung zu intensi- setzt werden könnte und dass jeder Gemeinwohl engagiert. Viele wich- len. NEN für eine feste Verankerung des vieren und sicher zu stellen, dass Steuerpflichtige die im Ausland er- tiger als steuerliche Vergünstigungen · Gerechtes Nebeneinader von Pau- „52a“ zur Sicherstellung eines mo- auf das gesamte Einkommen Bei- zielten Einkünfte entsprechend in sind hier die Überprüfung und ggf. schalvergütung- und Individualver- dernen Lehrbetriebs unter effekti- träge gezahlt werden. Wir werden dem Land versteuert, welches das Beseitigung bürokratischer Hemm- gütung schaffen – Kopierschutz bei ver Einbeziehung der neuen Medi- uns dafür einsetzen, dass die Akti- Besteuerungsrecht hat. Trotz Dop- nisse. Vergütungsaufkommen berücksichti- en ein. vitäten zur Verbreitung der Riester- pelbesteuerungsabkommen gibt es gen Rente verstärkt werden. allerdings immer noch Erschwernis- Wir wollen an dem bewährten und 5.2 Werden Sie die Schranke der Unseres Erachtens sollte die Gele- se wie auch Besteuerungslücken, die 55.Urheberrechtspolitik intelligenten System der Pauschal- Privatkopie im digitalen Bereich genheit genutzt werden, gemein- schwer zu überbrücken sind. Gleich- vergütung festhalten, allerdings die beibehalten? Wie wollen Sie die ver- sam mit den Verbänden der Versi- zeitig haben wir gerade den auslän- 5.1 Sehen Sie die Notwendigkeit für Individualvergütung zukünftig ange- fassungsrechtlich gebotene ange- cherten und Verwerter eine Analy- dischen Künstlern mit geringeren Ein- eine weitere Reform des Urheber- messener berücksichtigen. Grundla- messene Vergütung für Urheber und se der zukünftigen Entwicklung der künften in Deutschland Steuererleich- rechts? Wenn ja, welche Schwerpunk- ge eines modernen Urheberrechts Leistungsschutzberechtigte sicher- finanziellen Lage der Künstlersozi- terungen eingeräumt. Erstmals gibt es te wollen Sie setzen? muss ein austariertes Nebeneinan- stellen? alversicherung zu erstellen. eine Freigrenze pro Auftritt und Künst- der von Individual- und Pauschal- ler von 250 Euro. Es folgt eine gestaf- Eine weitere Reform des Urheber- vergütung sein. Dies bedeutet z.B. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen 3.3 Planen Sie eine grundlegende felte Besteuerung von 251 Euro bis 500 rechts ist unbedingt notwendig, dass ein Werk, welches mittels Digi- sich für eine durchsetzungsstarke Veränderung in der Krankenversi- Euro zu 10 Prozent, von 501 Euro bis insbesondere vor dem Hintergrund tal Rights Management geschützt digitale Privatkopie im Sinne des cherung? Welche Auswirkungen 1000 Euro zu 15 Prozent und über 1000 der fortschreitenden Digitalisierung. angeboten wird, einer neutralen Verbraucherschutzes ein. Mit der hätte eine solche Veränderung auf Euro zu dem pauschalen Steuersatz Außerdem werden vom geltenden Stelle anzuzeigen ist, welche dann derzeit geltenden Regelung wird die in der Künstlersozialkasse Ver- von 20 Prozent. Diese Vergünstigun- Urheberrecht insbesondere die Be- die Ansprüche aus dem Pauschalauf- das Recht auf Privatkopie im sicherten sowie die Künstlersozial- gen wollen wir beibehalten. lange von Bildung, Wissenschaft und kommen für dieses Werk entspre- Grundsatz zwar nicht angetastet, abgabepflichtigen? Forschung sowie die Interessen der chend kürzt. Dieses Anliegen wird sofern aber technische Schutzmaß- 4.2 b Das Verfahren bei der Freistel- Verbraucherinnen und Verbraucher im Referentenentwurf auch grund- nahmen vorhanden sind, wird den Wir wollen die gesetzliche Kran- lung von Abzugsteuer erfordert einen nicht ausreichend erfasst. Auch die sätzlich berücksichtigt – insgesamt Nutzerinnen und Nutzern nicht kenversicherung zu einer Bürger- hohen Verwaltungsaufwand (z.B. Leermedien- und Geräteabgaben handelt es sich daher um eine aus gleichzeitig die Möglichkeit einge- versicherung weiterentwickeln. Verkauf von Kunstwerken ausländi- müssen dringend angepasst werden, unserer Sicht weitgehend gelungene räumt, dieses Recht auch tatsäch- Dass bisher ausgerechnet die Bevöl- scher Künstler; Kulturorchesterer- da seit 1985 keine Anpassung der Neugestaltung des Systems der Ur- lich auszuüben. Wir sind mit die- kerungsgruppen mit den höchsten lass). Planen Sie eine Vereinfachung Vergütungstarife für die Urheber er- hebervergütung. Wir begrüßen die ser faktischen Ungleichbehand- Einkommen und der durchschnitt- des Verfahrens der Freistellung von folgt ist. Beibehaltung des dualen Vergü- lung von analoger und digitaler Pri- lich auch besten Gesundheit nicht Abzugsteuern? Wir wollen deshalb die Verhandlun- tungssystems mit dem Nebeneinan- vatkopie unzufrieden und wün- an der Finanzierung der solidari- gen zum so genannten 2. Korb der der von Individual- und Pauschal- schen uns eine stärkere Durchsetz- schen Krankenversicherung betei- Wir stehen sinnvollen und wirksa- Reform des digitalen Urheberrechts vergütung, da weiter zu vergüten ist, barkeit der digitalen Privatkopie. ligt sind, halten wir für falsch. In die- men Vereinfachungsvorschlägen of- so schnell wie möglich wieder auf- was nicht geschützt werden kann Sollte es aber bei der „faktischen“ sem Rahmen wollen wir auch die fen gegenüber. Hier gilt es, den Ziel- nehmen. bzw. sollte. Abschaffung der Privatkopie blei- Beitragspflicht auf alle Einkunftsar- konflikt zwischen effektiver Besteu- Folgende Schwerpunkte wollen · Interessen von Wissenschaft und For- ben oder diese sogar noch weiter ten ausweiten. Bisher müssen die erung und Vereinfachung zu beach- BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN dabei schung umfassend berücksichtigen – eingeschränkt werden, stellt sich ganzen Solidarlasten nur über die ten. Vereinfachung von Verfahren setzen: Bibliotheksprivileg einführen, Kopien- auch die Frage, welche Konsequen- Erwerbseinkommen finanziert wer- darf nicht dazu führen, dass sich · Rechte der Verbraucherinnen und versanddienst durch Universitäten zen dies auf Dauer für die Leerme- den. Steuerpflichtige einer gerechten Be- Verbraucher umfassend berücksich- erhalten, Befristung des § 52a („Öf- dienabgaben hat – zusätzliche Ein- Darüber hinaus wollen wir mit der steuerung auf illegalem Wege entzie- tigen: Einschränkungen bei der Pri- fentliche Zugänglichmachung für nahmen für Urheber und Verwert- Bürgerversicherung unser Kran- hen können. Den Kulturorchesterer- vatkopie verhindern Unterricht und Forschung“) streichen er über diese Quellen könnten zu- kenversicherungssystem auf die lass vom 20. Juli 1983 wollen wir re- Hauptbestandteil der bereits erfolg- Generell gilt: Der 2. Korb darf nicht künftig verloren gehen. veränderten Arbeitsmarktverhält- formieren. Insbesondere sollten Kul- ten Urheberrechtsnovellierung ist zum Spielball der Interessen der Eine angemessene Vergütung der nisse ausrichten. Heute sind nicht turveranstaltungen, die mit erhebli- ein umfassendes Umgehungsverbot Unterhaltungsindustrie werden. Fra- Urheberinnen und Urheber wollen nur selbstständige Künstlerinnen chen öffentlichen Mitteln von Kom- von so genannten technischen gen des Zugangs für Wissenschaft wir nicht zuletzt auch dadurch si- und Künstler besonders schutzbe- munen finanziert werden, steuerfrei Schutzmaßnahmen. Dies bedeutet, und Forschung zu digitalen Werken cherstellen, dass wir ihre Verhand- dürftig, sondern auch viele andere behandelt werden, und zwar unab- dass das Umgehen eines Kopier- haben bei diesem Reformvorhaben lungspositionen gegenüber den Selbstständige, die häufig als Ein- hängig davon, ob sie direkt seitens schutzes bei digital vorliegenden daher für BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Verwertern stärken. Personen-Unternehmen tätig sind. der Kommune organisiert und finan- Werken auch für private Zwecke NEN höchste Priorität. Nach dem Referentenentwurf sol- Die Abgrenzung von abhängig Be- ziert werden oder indirekt z. B. mit nicht mehr erlaubt ist. Privatkopien Zu begrüßen sind in diesem Zusam- len zukünftig auch im Voraus Ver- schäftigten und Selbstständigen Hilfe einer Agentur. Außerdem soll- sind damit theoretisch weiter zuläs- menhang die im Referentenentwurf einbarungen zwischen Rechtever- wird immer schwieriger. Wir halten ten die Länder dazu aufgefordert sig, praktisch aber gegen den Kopier- vorgesehen neuen Schrankenrege- wertern und Urhebern über noch deshalb ein Krankenversiche- werden, den Kulturorchestererlass schutz kaum noch möglich, da lungen für Wissenschaft und For- nicht bekannte Nutzungsarten – in- rungssystem, dass alle Bürgerinnen im Hinblick auf die Steuerfreiheit inzwischen in Deutschland fast alle schung. So soll es durch die Einfüh- klusive möglicher neuer Technolo- und Bürger – unabhängig von ih- von Gruppen nach einheitlichen Top-10-Singles und etwa 40 Prozent rung des so genannten Bibliotheks- gien - möglich sein. Der Urheber rem Erwerbsstatus – einbezieht, für Gruppengrößen anzuwenden. aller Neuerscheinungen über einen privilegs zukünftig zulässig sein, ver- soll an dieser neuen Nutzung ein notwendig. Kopierschutz verfügen. Diese Rege- öffentlichte Werke in Bibliotheken, Widerrufsrecht erhalten, solange In diesem Zusammenhang wird 4.3 Gemeinnützigkeitsrecht (Steuer- lung der zu Grunde liegenden EU- Museen und Archiven an elektroni- die neue Nutzung noch nicht be- auch darüber diskutiert werden recht der steuerbegünstigten Körper- Richtlinie musste zwingend umge- schen Leseplätzen zur Forschung gonnen hat oder solange sich die müssen, ob die Sondersysteme für schaften) Die Reform des geltenden setzt werden – hier gab es keinen und für private Studien zugänglich betroffenen Parteien nicht auf eine bestimmte Berufsgruppen unter Gemeinnützigkeitsrechts ist nach Spielraum für den nationalen Ge- zu machen. Vergütung geeinigt haben. Proble- dem Dach der Bürgerversicherung vorherrschender Auffassung drin- setzgeber. Allerdings besteht die Bei den vorgesehenen Regelungen matisch erscheint vor allem das Wi- erhalten bleiben sollen. Erhalten gend geboten und deshalb erforder- Möglichkeit zur Schaffung einer des Kopienversands auf Bestellung derrufsrecht bei schon begonnener bleiben muss aber auf jeden Fall, lich (zum Beispiel Systematisierung des Schrankenregelung zur Durchsetz- durch die öffentlichen Bibliotheken Nutzung. Deshalb setzen wir uns der mit der Künstlersozialkasse er- Gemeinnützigkeitsrechts; Entbürokra- barkeit von Kopien zu privaten Zwe- ist aus unserer Sicht sehr problema- dafür ein, vor dem Beginn einer reichte Stand der sozialen Absiche- tisierung; Flexibilisierung). Werden Sie cken. Dafür setzen sich BÜNDNIS tisch, dass die Berechtigung zum neuen Nutzungsart eine obligato- rung für Künstler und Publizisten. sich für eine grundlegende Reform des 90/DIE GRÜNEN ein: elektronischen Kopienversand nur rische Vorab-Benachrichtigung der Gemeinnützigkeitsrechtes einsetzen? Es muss auch zukünftig weiterhin den Verlagen zusteht, sofern sie die- Urheber zu verankern. Wenn ja, nennen Sie die Grundzüge der möglich sein, Musik oder Filme für se vertraglich anbieten. Damit ist u.a. Für den Filmbereich sind darüber 44. Steuerpolitik beabsichtigten Reform. private Zwecke zu kopieren. Verbrau- das bewährte Kopienversandsystem hinaus gesonderte Regelungen vor- Wir stehen einer Reform des Ge- cherinnen und Verbraucher wollen SUBITO der Unibibliotheken in sei- gesehen, welche die Position der 4.1 Umsatzsteuerbefreiung und - meinnützigkeitsrechts offen gegen- ein erworbenes Produkt umfassend ner Existenz gefährdet. Weil die Prei- Filmurheber insgesamt schwächen ermäßigung spielen im Bereich über. Diese Reform muss Vereinfa- nutzen und nicht durch technische se für den elektronischen Kopienver- würden. Auf keinen Fall darf es aus Kunst und Kultur eine wesentliche chungen und Transparenz bringen, Restriktionen eingeschränkt werden. sand durch die Verlage – gerade für Sicht von BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Rolle. Wollen Sie dieses Instrument sie muss die Erfordernisse der Hand- Die Akzeptanz von digitalen Medien Studierende – häufig sehr hoch sind, NEN hier zu der im Referentenent- der indirekten Kulturförderung auf habbarkeit und der Praxistauglich- hängt auch davon ab, wie einfach ist eine Streichung oder Begrenzung wurf ursprünglich noch vorgesehe- nationaler und europarechtlicher keit erfüllen, sie muss für eine ge- und uneingeschränkt die entspre- dieses „Verlagsprivilegs“ notwendig. nen „Cessio Legis“ – also dem au- Ebene beibehalten? rechte Besteuerung sorgen und darf chenden Medien und Formate ge- Es darf durch neue Vorschriften im Ja, wir wollen diese umsatzsteuer- nicht neue Steuersparmodelle ent- nutzt werden können, die Privatko- Urheberrecht keineswegs zu Ein- lichen Steuerbefreiungen und Steu- stehen lassen. pie ist daher ein wichtiges Verbrau- schränkungen beim Wissenschafts- Weiter auf Seite 12 WAHLPRÜSTEINE politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 12

zum anderen aber auch an den Die kulturelle Bildung ist bereits in blick auf ihre Förderung im Rahmen gerschaftlichen Engagements“ un- Fortsetzung von Seite 11 schmerzhaften Kompromissen aus den 80er Jahren von BÜNDNIS 90/ des Kinder- und Jugendplan des Bun- ter unserer Mithilfe befasst. der Endphase des Gesetzgebungs- DIE GRÜNEN in die Bildungsdebat- des zu? Mit der Fraktionsübergreifenden Antwort von Bündnis 90 / verfahrens. So entfielen unter ande- ten gebracht worden. Wir sind dabei Verabschiedung der Drucksache Die Grünen rem der ursprünglich vorgesehene davon ausgegangen, dass positive Kinder- und Jugendbildung kann gar 15/ 4395 vom 01.12.2004 „Zukunft Rechterückfall an die Urheberinnen Wechselwirkungen zwischen musi- nicht wichtig genug genommen wer- der Freiwilligendienste – Ausbau tomatischen Zufallen sämtlicher und Urheber nach 30 Jahren sowie schem Ausdruck und intellektuellen den. Deutschland wird sowohl öko- der Jugendfreiwilligendienste und Nutzungsrechte an den Produzen- die endgültige Verbindlichkeit des Fähigkeiten bestehen. Inzwischen nomisch als auch gesellschaftspoli- der generationsübergreifenden ten – kommen. Gerade für die Ur- Schiedsspruchs bei der Aufstellung bestätigen neurologische For- tisch von der Welt als Bildungsnati- Freiwilligendienste als zivilgesell- heber an Filmwerken sollten unbe- gemeinsamer Vergütungsrichtlinien schungsergebnisse diese Beobach- on („Land der Dichter und Denker“) schaftlicher Generationenvertrag dingt identische Regelungen wie zwischen den zuständigen Verbän- tungen. angesehen. Für eine immer älter wer- für Deutschland“ wurden die ers- für alle anderen Urheber auch gel- den. Unabhängig von humanmedizini- dende Gesellschaft ist es schlicht ten Weichen gestellt, insbesondere ten, da gerade im Filmbereich Nur ein effektives Zusammenspiel schen Betrachtungen halten wir überlebensnotwendig, alles für eine die Jugendfreiwilligendienste wie durch neue Nutzungsarten – z.B. zwischen einer angemessenen Ver- künstlerische Fertigkeiten, sei es das sehr gut ausgebildete Jugend zu tun. das FSJ Kultur weiter auszubauen. über UMTS – Filme zukünftig ver- gütung der Urheber durch die Ver- Spielen eines Instruments, der Um- Ihre Produktivität, ihre ökonomische Der Deutsche Bundestag fordert stärkt in bearbeiteter und verkürz- werter in Verbindung mit einer Auf- gang mit Zeichenmaterialien oder Leistungsfähigkeit ist in einer moder- darin die Bundesregierung auf, im ter Form verwertet werden – dies stellung gemeinsamer Vergütungsre- die Rezeption von Literatur für Ba- nen Industrienation die Grundlage Rahmen der verfügbaren Haus- bedarf in jedem Falle der Zustim- geln durch die Branchenverbände siskenntnisse einer menschenwür- für Wohlstand und ermöglicht die Fi- haltsmittel verbesserte Rahmenbe- mung der Urheber. und eine angemessene Erhöhung digen Existenz. Nur wer die Anstren- nanzierung der Kultur. dingungen für die Freiwilligen- Zu einer angemessenen Vergütung des Vergütungsaufkommens bei der gungen und Denk- und Fühlprozes- Neben ökonomischen Gesichts- dienste zu schaffen, die die klassi- für die Urheberinnen und Urheber Leermedien- und Gerätevergütung se bei der Produktion eines Kunst- punkten steht für BÜNDNIS 90/DIE schen, gesetzlich geregelten Frei- zählt auch ein austariertes Neben- kann Maßstab für einen angemessen werks oder bei der Interpretation ei- GRÜNEN die individuelle Entwick- willigendienste und den Europäi- einander von Individual- und Pau- Ertrag der Urheber sein. Durch die ner Komposition oder eines Schrift- lung von Kindern und Jugendlichen schen Freiwilligendienst nachhal- schalvergütung. Wir erachten es als wahrscheinliche Einbeziehung zu- werks selbst erfahren hat, kann im Mittelpunkt der Betrachtung. Wir tig weiterentwickeln, ausbauen grundsätzlich sinnvoll, die Vergü- sätzlicher Geräte in das Pauschalauf- künstlerische Leistungen im Muse- sprechen uns mit aller Deutlichkeit und sichern und generationsüber- tungspflicht an die tatsächliche kommen und durch eine schnellere um oder im Konzerthaus schätzen dafür aus, endlich mit den Kürzun- greifende Freiwilligendienste zu er- Nutzung zu knüpfen, die durch em- Beilegung von Rechtsstreitigkeiten und als Bereicherung des Lebensall- gen für die Jungen in unserer Gesell- proben durch: pirische Studien allerdings genau- im Rahmen der vorgesehenen Neu- tags erkennen. schaft Schluss zu machen. Wir wol- · die Weiterentwicklung und den estens und umfassend festgestellt regelung des Pauschalvergütungs- Die rotgrüne Bundesregierung hat len beispielsweise seit langem die Ausbau der klassischen Jugend- werden muss. Bislang gilt, dass sich systems gehen wir von einer Erhö- mit ihrem Ganztagsschulprogramm staatliche Mitfinanzierung des Ei- freiwilligendienste und die An- die Vergütungshöhe nach dem hung der bestehenden Vergütung Anreize gesetzt, die Bildungspolitik genheims ersatzlos streichen und passung des Fördervolumens an „wahrscheinlichen“ Nutzungsum- aus. Dabei darf es zu keiner unange- zu reformieren. Bildungspolitik die Gelder komplett für Bildung und die aktuellen Bewerberzahlen des fang berechnet. Zukünftig sollen messenen Einschränkung der Ver- steht im Wesentlichen unter Län- Forschung einsetzen. Für uns ist Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ), nun Geräte und Speichermedien, gütungssätze durch starre Ober- derhoheit. Das Bundesverfassungs- klar: Investitionen in Köpfe statt in des Freiwilligen Ökologischen deren Typen tatsächlich und in grenzen bei einzelnen Gerätetypen gericht hat dies in dieser Legislatur- Beton bedeuten eine sinnvolle Poli- Jahres (FÖJ) und der Auslands- nennenswertem Umfang für zuläs- kommen. Vielmehr sollten auch Ge- periode mehrfach unterstrichen. tik für die Zukunft Deutschlands. dienste unter Einbeziehung des sige Privatkopien benutzt werden, brauchsmaterialien effektiv in die Der Bund hat auf diesem Feld nur Europäischen Freiwilligendiens- vergütungspflichtig sein. Dies Pauschalvergütung eingebunden bedingte inhaltliche Kompetenz. tes (EFD), entsprechend dem Trä- macht das System aus unserer Sicht werden. Wichtig ist sicher der Appell an die Bürgerschaftliches gerangebot auf 30 000 Plätze zu flexibler und verhindert Abgren- Länder, die kulturelle Bildung in 77. Engagement erhöhen; zungsschwierigkeiten. 5.4 Befürworten Sie die Einführung den Lehrplänen der Schulen zu ver- · die Einrichtung von Modellpro- Von Urheberseite wird zu Recht der doppelten Lizenzgebühr als Scha- stärken. Für den regulären wie für 7.1 Der Vollzug der Haushaltsord- jekten zum Aufbau generations- kritisiert, dass im Entwurf ein wirt- densersatz bei Urheberrechtsverlet- Projektunterricht erscheint es uns nung im Zuwendungsbereich behin- übergreifender Freiwilligendiens- schaftlich angemessenes Verhältnis zungen? Grünen überfällig, KünstlerInnen an dert bürgerschaftliches Engagement te; der Vergütungshöhe zum Preisni- die Schulen zu holen, die durch und Eigeninitiative (z.B. Jährlich- · die Einrichtung von Modellprojek- veau des Geräts und des Speicher- Nein. Dies liegt zum einen an der Fachkenntnisse und persönliche keitsprinzip, Fehlbedarfsfinanzie- ten zur Prüfung neuer Einsatzge- mediums eingefordert wird – im Ge- grundsätzlichen Ausrichtung des Leidenschaft die Kreativität fördern rung, zuwendungsfähige Ausgaben, biete für alle Freiwilligendienste spräch ist ein Vergütungssatz von deutschen Schadensersatzrechts, und zu persönlichem Kunstschaffen Rücklagenbildung, Besserstellungs- im gemeinwohlorientierten Be- unter 5 Prozent. Die Kritik an einer welches auf Kompensation und anregen. verbot). Sehen Sie hier Reformbedarf? reich; solchen „Deckelung“ ist vollkommen nicht auf Bestrafung beruht. Außer- · die Verbesserung der öffentlichen nachvollziehbar, da seit 1985 keine dem könnte die Einführung der dop- 6.2 Sprechen Sie sich für eine gemein- Es trifft zu, dass das formelle Haus- Wahrnehmung der Freiwilligen- Anpassung der Vergütungstarife für pelten Lizenzgebühr als Schadenser- same Bildungsplanung von Bund und haltsrecht öfters ein Hindernis für ei- dienste durch Öffentlichkeits- die Urheber erfolgt ist. satz bei Urheberrechtsverletzungen Ländern aus? Wollen Sie die bestehen- nen sinnvollen Einsatz von Steuermit- und Informationsinitiativen; auch einen unbedarften Homepage- den Strukturen der gemeinsamen Bil- teln ist – nicht nur im Zuwendungs- · die Unterstützung der Träger und 5.3 Welche Konsequenzen wollen betreiber treffen, der vielleicht unab- dungsplanung erhalten oder streben bereich. Hier bemühen wir uns um Einsatzstellen bei der Konzeption Sie aus den beiden Vergütungsbe- sichtlich einen Ausschnitt aus einem Sie eine Veränderung an? Werden Sie mehr Flexibilität. Allerdings darf man von Qualitätsstandards. richten der Bundesregierungen aus urheberrechtlich geschützten Stadt- den Schwerpunkt kulturelle Bildung auch nicht verkennen, dass insbeson- Ferner wurde die Bundesregierung den Jahren 1988 und 2000, die sich plan veröffentlicht hat; dies hielten in der Förderpolitik der Bund-Län- dere angesichts knapper Kassen Zu- aufgefordert zu prüfen und darüber übereinstimmend für eine Erhö- wir für unangemessen. Festzuhalten der-Kommission für Bildungspla- wendungen von Steuermitteln der zu berichten, inwieweit ein Bun- hung der gesetzlichen Vergütungs- bleibt aber in jedem Fall: Urheber- nung und Forschungsförderung (in BürgerInnen unter einem zuneh- desfreiwilligendienstplan und ein sätze ausgesprochen haben, ziehen? rechtsverletzungen sind kein Kava- Verbindung mit dem Bundesministe- menden Legitimationsdruck stehen. Freiwilligendienstgesetz die Frei- liersdelikt, dürfen aber in keinem rium für Bildung und Forschung) Das formelle Haushaltsrecht bietet in- willigendienste nachhaltig sichern Vergütungsregelungen für Geräte ungemessenen Verhältnis zur erfolg- beibehalten? soweit einen gewissen Schutzmecha- und fördern können. und Leermedien verschaffen den ten Rechtsverletzung stehen, des- nismus gegen willkürliche Vergabe Bei der Konversion des Zivildiens- Urhebern eine wichtige zusätzliche halb halten wir einen Schadenersatz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vertre- von Steuergeldern. Diese Funktion tes setzen wir auf den Dreiklang Einnahmequelle, um sie für die ge- in Höhe der üblichen Lizenzgebühr ten grundsätzlich die Auffassung, der Haushaltsordnung darf nicht aus von sozialversicherungspflichtigen sellschaftlich sinnvolle Nutzung ih- grundsätzlich für angemessen. In dass Politik effektiver handeln kann, dem Blick geraten. Arbeitsverhältnissen, dem Ausbau rer geschützten Werke im Rahme Einzelfällen – dies betrifft insbeso- wenn sie „von unten“ getragen als der Jugendfreiwilligendienste und der gesetzlichen Schrankenrege- ndere die GEMA – ist durch die deut- „von oben“ diktiert wird. Deshalb 7.2 Werden Sie die Empfehlungen die Stärkung des Bürgerschaftli- lungen zu kompensieren. Dies sche Rechtssprechung ohnehin die wollen wir nicht die gemeinsame der Kommission Impulse für die Zi- chen Engagements. Die Stärkung reicht jedoch bei weitem nicht aus. Zahlung der doppelten Lizenzge- Bildungsplanung zugunsten des vilgesellschaft (z.B. im Hinblick auf und den weiteren Ausbau der Ju- Mit der notwendigen Reform des bühr vorgesehen, eine weitere Ver- Bundes umbauen, sondern plädie- eine Stärkung des Freiwilligen Sozi- gendfreiwilligendienste haben wir Urhebervertragsrechts im Jahre schärfung halten wir nicht für ange- ren für eine stärkere Übertragung alen Jahres Kultur) umsetzen? in unser Wahlprogramm mit auf- 2002 wurde darüber hinaus die ver- bracht. von Regelungskompetenzen an die genommen. tragliche Stellung von Urhebern Orte der Bildung, also vor allem für Wir haben mit der Umsetzung der und ausübenden Künstlern von eine stärkere Finanz- und Planungs- Empfehlungen der Kommission „Im- uns nachträglich gestärkt. Leider verantwortung der Schulen. Dies ist pulse für die Zivilgesellschaft“ im sind die erhofften Folgen bis jetzt 66.Kulturelle Bildung jedoch, wie bereits ausgeführt Lan- Bereich der Freiwilligendienste im Wesentlichen ausgeblieben, despolitik, also kein Gegenstand der bereits aktiv begonnen und werden auch wenn es mittlerweile verein- 6.1 Werden Sie das Zukunftsthema Wahlentscheidung für die anstehen- dies auch in Zukunft weiter voran- zelt zu Abschlüssen gekommen ist. Bildung auch zu einem Aufgaben- de Bundestagswahl. treiben. Schon jetzt ist der Unteraus- Dies liegt zum einen sicherlich an schwerpunkt der Kulturpolitik machen schuss Bürgerschaftliches Engage- den wirtschaftlichen Umwälzun- und welche Vorstellungen haben Sie, 6.3 Welche Bedeutung messen Sie ment unter anderem mit der Umset- gen, in denen sich auch die Kultur- kulturelle Bildungspolitik als Aufgabe speziell der kulturellen Kinder- und zung der Beschlüsse der Enquete- und Medienwirtschaft befindet, des Bundes auszugestalten? Jugendbildung insbesondere im Hin- Kommission zur „Zukunft des Bür-

Antwort der CDU/CSU

Die Union hat ein umfassendes schen und der Kreativität von Künst- Die Union sieht daher in den Fragen gegebenen Antworten nur zu den zung auch für die Wertschätzung Verständnis von Kulturpolitik und lern, deren Voraussetzung die Frei- des Deutschen Kulturrates nur einen gestellten Fragen Stellung nehmen anderer Kulturen –zu ermöglichen. einen weiten Kulturbegriff, der ge- heit der Kunst ist. Der Staat ist nicht kleinen Ausschnitt des großen ge- und Auskunft geben. Der Union ist So mögen Fragen nach Ressortzu- stützt wird von der Überzeugung, für Kunst und Kultur zuständig, wohl sellschaftlichen Anliegens des es ein großes Anliegen, die Kultur schnitten und Zuständigkeiten für dass Deutschland eine Kulturnati- aber für die Bedingungen, unter de- Schutzes und der Förderung der Kul- stärker im Bewusstsein der Men- die Millionen Aktiven im Kulturbe- on ist. Kunst und Kultur sind un- nen sie sich entwickeln können. Die tur abgebildet. Diese Förderung ist schen zu verankern und das Interes- reich und für ihre Zuschauer und trennbar mit der Identität der Union bekennt sich zur Förderung aber viel umfassender zu verstehen se an Kunst und Kultur bei jedem Zuhörer in einem gewissen Miss- Deutschen als Nation verbunden. von Kunst und Kultur als öffentliche als das, was Politik und Geld dazu Menschen immer neu zu wecken Kunst und Kultur erwachsen aus Aufgabe, an der Kommunen, Länder beitragen können. Es ist uns wichtig, und die Wertschätzung unserer Kul- Weiter auf Seite 13 dem Gestaltungswillen von Men- und Bund mitwirken. darauf hinzuweisen, dass die hier tur –eine unverzichtbare Vorausset- WAHLPRÜSTEINE politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 13

zender Arbeitsmarkt. Die Potentiale fung“ der rot-grünen Bundesregie- kömmlichen Sinne, vielmehr muss kommens zum Schutz und zur För- Fortsetzung von Seite 12 dieses Bereiches müssen deutlicher rung ist nicht mehr als eine einfa- dem Doppelcharakter von Kunst, derung der Vielfalt kultureller Aus- herausgestellt und die Rahmenbe- che Ressortabstimmung und somit Kultur und Medien als Wirtschafts- drucksformen auf der Generalver- verhältnis zu ihrer täglichen Arbeit dingungen optimiert werden. Nicht kein Garant für eine besondere Be- und Kulturgüter Rechnung getragen sammlung der UNESCO im Oktober und Wahrnehmung stehen. nur die Kultur im engeren Sinne, rücksichtigung der Kultur. Der Be- werden. Besonders Dienstleistungen 2005 für eine Ratifizierung im Deut- Ziel der Kulturpolitik der Union ist sondern auch der Medienbereich auftragten der Bundesregierung für im Bereich der Kultur und der Medi- schen Bundestag einsetzen? mehr Kultur, nicht mehr Politik. und das ganze Gebiet der Kulturwirt- Kultur und Medien ist es bei einer en gestalten sich in verschiedenen schaft gewinnen für einen Medien- Vielzahl von Vorhaben der Bundes- Mitgliedsländern der EU sehr unter- Die Union unterstützt die Ziele der Kulturpolitik auf bundespoli- und Kulturstandort Deutschland regierung nicht gelungen, Ver- schiedlich und müssen weiterhin internationalen Konvention zum 1 .tischer Ebene immer mehr an Bedeutung. Daher schlechterungen im kulturellen Be- der nationalen Zuständigkeit unter- Schutz der kulturellen Vielfalt und tritt die Union auch in der kommen- reich zu stoppen, zuletzt bei den liegen. spricht sich für eine Verabschie- 1.1 Sprechen Sie sich für die Veran- den Legislaturperiode für einen Aus- Filmfonds. Die Bewahrung und Förderung der dung der entsprechenden Initiati- kerung von Kultur als Staatsziel im schuss für Kultur und Medien ein, kulturellen Vielfalt zählt zu den ve in der 33. Generalversammlung Grundgesetz aus? um die Rahmenbedingungen für 1.7 In welcher Weise wollen Sie die Grundwerten der Europäischen Ge- der UNESCO aus. Die Union hat vor Medien, Kultur und Kulturwirtschaft organisierte Zivilgesellschaft im Kul- meinschaft. Neben ihrer Festschrei- allen anderen politischen Parteien in Seit längerem werden Für und Wi- zu verbessern und weiterzuentwi- turbereich in Ihre Beratungen und bung in Artikel 151 EG-Vertrag sind Deutschland schon im Januar 2003 der einer neuen Staatszielbestim- ckeln. Entscheidungen einbeziehen? sie in Artikel 22 der Charta der solch ein völkerrechtliches Abkom- mung zum Bereich Kultur disku- Grundrechte der EU verankert. Die men als Referenzgröße zum Schutz tiert. Deutschland ist eine Kultur- 1.4 Sprechen Sie sich für eine erneu- CDU und CSU werden bürokratische Union wird sich daher dafür einset- der kulturellen Vielfalt gefordert. nation. Kunst und Kultur sind un- te Enquete-Kommission des Deut- Hürden für das Ehrenamt und für zen, die Diskussionen über die EU- trennbar mit der Identität der schen Bundestags „Kultur in Deutsch- bürgerschaftliches Engagement ab- Dienstleistungsrichtlinie auf den 2.4 Werden Sie die Haushaltskür- Deutschen als Nation verbunden. land“ aus? bauen. Gleichzeitig werden die Rah- verschiedenen politischen Ebenen zungen in der Auswärtigen Kultur- menbedingungen für gemeinnützi- unter besonderer Berücksichtigung und Bildungspolitik zurückneh- ge Stiftungen und Zustiftungen ver- der Belange der Kultur und Medien men? Welche Schwerpunkte soll bessert. Auch wird die Union im zu führen. Auswärtige Kultur- und Bildungs- Rahmen einer großen Steuerreform Ferner werden CDU und CSU dafür politik zukünftig verfolgen? eine grundsätzliche Änderung des eintreten, dass die Gestaltungsmög- Gemeinnützigkeitsrechts prüfen. lichkeiten der Mitgliedsstaaten im Kaum ein Politikbereich wurde von Organisationen – wie etwa die Kul- Kulturbereich nicht eingeschränkt der rot-grünen Bundesregierung turpolitische Gesellschaft e.V. (Bonn) werden, da die Europäische Union im derart vernachlässigt wie die Aus- – werden selbstverständlich in den Kulturbereich nach Artikel 151 EG- wärtige Kultur- und Bildungspolitik. Aus diesem Grund hat die CDU/ Die Enquête-Kommission hat bisher Beratungsverfahren wie üblich ein- Vertrag nur subsidiär handeln darf. Die Auswärtige Kultur– und Bil- CSU-Fraktion im Deutschen Bun- im Rahmen einer Bestandsaufnah- bezogen. Schließlich spricht sich die Union dungspolitik muss wieder die „drit- destag schon immer das Ziel unter- me wichtige Daten und Fakten ge- mit Blick auf eine mögliche Modifi- te Säule“ der Auswärtigen Politik stützt, der Kultur auf allen staatli- sammelt sowie zahlreiche Sachver- 1.8 Setzen Sie sich für die Errichtung zierung der EU-Richtlinie dafür aus, werden. Sie dient über die Stärkung chen und nichtstaatlichen Ebenen ständige gehört. Durch die vorgezo- einer Bundesstiftung Baukultur ein? den Bereich der Kultur und der au- der Kulturbeziehungen und den Di- einen größeren Stellenwert einzu- genen Neuwahlen konnten die im Beabsichtigen Sie, diese Stiftung fi- diovisuellen Medien einem beson- alog der Kulturen hinaus der Förde- räumen. Einsetzungsbeschluss des Deut- nanziell solide auszustatten? deren Schutz zu unterwerfen und rung ureigenster politischer und Die Enquête-Kommission des schen Bundestages geforderte Pro- somit von einer weiteren Liberalisie- außenwirtschaftlicher Interessen. Deutschen Bundestages „Kultur in blemanalyse sowie die entsprechen- Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion rung der Dienstleistungen in diesen Für CDU und CSU ist die Verant- Deutschland“ hat diese Entwick- den Handlungsempfehlungen nicht hat im Deutschen Bundestag der Er- Bereichen abzusehen. Der Dienst- wortung des Bundes für die aus- lung aufgenommen und ein ein- vollständig abgearbeitet werden. richtung einer „Bundesstiftung Bau- leistungsrichtlinie der EU kommt wärtige Kulturpolitik von besonde- stimmiges Votum für eine kulturel- Deshalb ist zu prüfen, ob eine En- kultur“ zugestimmt. Darüber hinaus auch deshalb besondere Bedeutung rer Bedeutung. Die CDU/CSU- le Staatszielbestimmung gegeben. quête-Kommission in der nächsten ist aber privates finanzielles Engage- zu, weil die EU schlechterdings nach Bundestagsfraktion hat deshalb die Die Kanzlerkandidatin von CDU Legislaturperiode wieder einzuset- ment, wie es auf dem Kongress zur innen keine Liberalisierung forcie- Bundesregierung mehrfach aufge- und CSU, Frau Dr. Angela Merkel zen ist. Baukultur versprochen wurde, ren kann, die sie nach außen bei den fordert, die auswärtige Kulturpoli- MdB, setzt sich deshalb dafür ein, weiterhin wichtig, um auch auf die- GATS-Verhandlungen glaubhaft ab- tik in institutioneller, struktureller Vor- und Nachteile eines solchen 1.5 Planen Sie die erneute Einset- sem Wege Verantwortung zu doku- lehnen will. und finanzieller Hinsicht zu stär- Staatsziels unvoreingenommen zung einer Kommission zur Reform mentieren. Dies wird sich zeigen, so- ken und hierfür konkrete Vorschlä- und sorgsam zu prüfen. des Föderalismus? Und wenn ja, wel- bald das geplante Stiftungsgesetz auf 2.2 Werden Sie sich dafür einsetzen, ge unterbreitet. Unabhängig von einer Staatszielbe- che Akzente werden Sie in der Kultur- den Weg gebracht worden ist. dass der Kultur- und Medienbereich in stimmung im Grundgesetz sollte politik setzen? die GATS-Verhandlungen nicht einbe- Arbeitsmarkt- bewusst bleiben, dass die Aufgabe 1.9 Unterstützen Sie die Schaffung zogen wird und im Bildungsbereich 3. und Sozialpolitik der Kulturpolitik der Erhalt und die Unser derzeitiges föderales System einer BibliotheksEntwicklungsAgen- keine weitere Zugeständnisse in Rich- Förderung kultureller Vielfalt sind. ist geprägt von langwierigen und tur, die die Weiterentwicklung des tung Liberalisierung oder Deregulie- 3.1 Werden Sie die bestehenden Re- Die Lebendigkeit von Kunst und komplizierten Entscheidungspro- deutschen Bibliothekswesens fach- rung mehr gemacht werden? gelungen zum Arbeitslosengeld II Kultur hängt auch und gerade von zessen. Statt klar abgegrenzter Kom- lich unterstützt, in Form einer Stif- einschließlich der Arbeitsgelegen- dem konkreten Engagement im All- petenzen haben wir einen Beteili- tung aus Bundesmitteln? Die Union unterstützt, dass die EU- heiten mit Mehraufwandsentschä- tag ab, die Sicherung und Pflege gungsföderalismus, der Bund und Mitglieder mit GATS die grundsätz- digung (so genannte Ein-Euro-Jobs) von Kunst und Kultur bleibt ge- Ländern immer weniger eigene Ge- Die gegenwärtige Lage zeigt, dass liche Verpflichtung zur Liberalisie- beibehalten? Werden Sie bei der meinsame Verpflichtung und ge- staltungsspielräume lässt und nach Schließung des Deutschen Bi- rung des Dienstleistungssektors Evaluation des Gesetzes die Aus- meinsame Aufgabe. schnelle Entscheidungen blockiert. bliotheksinstituts eine zentrale Ein- übernommen haben. Sie setzt sich wirkungen auf den Arbeitsmarkt Deutschland braucht eine Moderni- richtung mit überregionalen Aufga- aber dafür ein, dass keine Angebote Kultur besonders in den Blick neh- 1.2 Wollen Sie das Amt eines Kul- sierung der bundesstaatlichen Ord- ben für das gesamte deutsche Bibli- im Bereich der audiovisuellen und men? turstaatsministers/einer Kultur- nung. CDU und CSU setzen sich des- othekswesen fehlt. Einzelne Biblio- staatsministerin fortführen? Wollen halb für eine Föderalismusreform theken haben wichtige Funktionen Sie ein Bundeskulturministerium ein, die Deutschland auch im inter- übernommen, dabei aber nur Teil- einrichten? Wenn ja, was sind nach nationalen Modernisierungswettbe- bereiche abgedeckt. Das Kompe- Ihrer Auffassung die vordringlichs- werb handlungsfähiger macht. tenznetzwerk Bibliotheken wurde ten Aufgaben dieser Struktur? Dabei sollen die Machtverschrän- ins Leben gerufen, allerdings mit kungen entzerrt und gegenseitige wenig Bezug zu den öffentlichen Bi- Es wird mit Sicherheit eine perso- Blockademöglichkeiten abgebaut bliotheken. nell und institutionell herausgeho- werden. CDU und CSU werden Eine gut aufgebaute Bibliotheks- bene Verantwortung für Kultur ge- gleichzeitig die Rahmenbedingun- Entwicklungs-Agentur mit strategi- ben. Der Aufgabenzuschnitt wird gen für die Kultur –unter Beachtung schen, innovativen und qualitätssi- im Rahmen der Ressortabgrenzung besonderer Zuständigkeiten der chernden Zielsetzungen sowie der kulturellen Dienstleistungen ge- Empfänger von Arbeitslosengeld II der künftigen Bundesregierung zu Länder – weiterentwickeln. Ein Ab- Betreibung von Lobbyarbeit für Bi- macht werden, die eine souveräne erhalten neue Chancen. CDU und entscheiden sein. Nach den Erfah- bau von Mischfinanzierungen im bliotheken sollte alle Kompetenzträ- Gestaltung dieser Bereiche durch die CSU schaffen zusätzliche Anreize, rungen der Vergangenheit wird ins- Kulturbereich wird von der Union ger einbeziehen, inhaltlich und or- Nationalstaaten beeinträchtigen. ALG-II-Empfänger einzustellen: besondere das Verhältnis zwischen abgelehnt. ganisatorisch. Insbesondere sollten Die Union spricht sich dafür aus, die Für sie kann das Arbeitsentgelt in nationaler und auswärtiger Kultur- doppelte Aufgabenzuweisungen Diskussionen über eine weltweite den ersten zwei Jahren bis zu 10 politik und damit zugleich die ori- 1.6 Wollen Sie eine verbindliche Kul- und Reibungsverluste vermieden Liberalisierung und Deregulierung Prozent unter Tarif liegen. Ergän- ginären Aufgaben des Bundes in turverträglichkeitsprüfung von Ge- werden. Eine geeignete Trägerstruk- von Dienstleistungen auf den ver- zende Sozialleistung soll ein ange- der Kulturpolitik neu zu justieren setzen einführen? tur wäre nach Maßgabe der rechtli- schiedenen politischen Ebenen mit messenes Auskommen von Arbeit- sein. chen Zuständigkeiten zu prüfen. dem Ziel zu führen, diese auf Grund nehmern sichern. CDU und CSU Sicherung und Pflege von Kunst und der damit verbundenen Gefahren für werden die Umsetzung von Hartz 1.3 Treten Sie für die Fortsetzung Kultur bleibt gemeinsame Verpflich- Kultur- und Medienpolitik einzelne Bereiche der Kultur und der IV optimieren. Dabei wird vor allem des Ausschusses für Kultur und tung und gemeinsame Aufgabe. 22.im internationalen Kontext audiovisuellen Medien aus überregi- die Organisationsstruktur überprüft Medien im Deutschen Bundestag CDU und CSU setzten auf weniger onalen Verpflichtungen auszuklam- und allen Kommunen die Option ein? Bürokratie und mehr Freiheit und 2.1 Werden Sie sich dafür einsetzen, mern. eingeräumt, die Betreuung von Ar- Wettbewerb. Kultur braucht eine dass der Kultur- und Medienbereich bei Die Union ist dem Subsidiaritäts- beitslosen zu übernehmen. Bei die- CDU und CSU wissen, dass der starke Stimme, die sich bei den Pla- der Überarbeitung der EU-Dienstleis- prinzip bei der Kulturpolitik und der ser Neujustierung werden wir auch Staat nicht für Kunst und Kultur zu- nungen des Bundes und der Länder tungsrichtlinie ausgenommen wird? Kulturförderung in der Europäi- den Bereich der Kultur im Blick be- ständig ist, wohl aber für die Bedin- auch tatsächlich Gehör verschaffen schen Union verpflichtet. Kultur- halten. gungen, unter denen sie sich ent- und mit ihren Anliegen frühzeitig Der Kunst- und Kulturbereich ist wie und Medienpolitik sowie Kulturför- Eine Anhörung in der Enquête- wickeln können. Deshalb werden einbezogen werden kann. Wenn Be- andere Sektoren auch von der EU- derung sind Aufgabe der National- Kommission ‚Kultur in Deutsch- die Rahmenbedingungen für die lange der Kultur gerade nicht früh- Dienstleistungsrichtlinie unmittel- staaten. Eine intensive Wahrneh- land’ hat gezeigt, dass von vielen Kultur weiterentwickelt. Rund zeitig im Gesetzgebungsverfahren bar betroffen. Nach dem Entwurf der mung dieser Aufgabe kommt der Kulturverbänden und Kulturschaf- 780.000 Beschäftigte in den Kultur- berücksichtigt, sondern am Ende Kommission sollen Kultur und audi- kulturellen Vielfalt in Europa und fenden die Hartz-Reformen durch- berufen leisten mit ihrer Arbeit ei- aufwändig „nachgebessert“ werden ovisuelle Dienste nicht ausgeschlos- darüber hinaus zugute. gängig abgelehnt werden. In der nen wichtigen Beitrag für Deutsch- müssen, kann dies nachteilig wir- sen werden. Kultur und audiovisuel- land. Der Arbeitsmarkt Kultur ist ken. Die mit großer Geste angekün- le Dienstleistungen sind jedoch kei- 2.3 Werden Sie sich im Falle der Ver- ein wichtiger, nicht zu unterschät- digte „Kulturverträglichkeitsprü- ne Dienste oder Produkte im her- abschiedung des UNESCO-Überein- Weiter auf Seite 14 WAHLPRÜSTEINE politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 14

· Wir stärken den Wettbewerb unter Deutschland braucht einen steuer- eine weitere Reform des Urheber- teile befürchten zu müssen. Daher Fortsetzung von Seite 13 den Leistungsanbietern. politischen Neuanfang –einfach und rechts notwendig. Es war politischer ist die Aufnahme einer derartigen Das solidarische Gesundheitsprä- gerecht. Der Umbau des Steuersys- Konsens, die Punkte, die zunächst Regelung ins Gesetz bedenkens- Antwort der CDU/CSU mie-Modell gilt für die gesetzliche tems ist in mehreren Schritten zu nicht zwingend nach der EU-Infor- wert; allerdings sollte sie eingebet- Krankenversicherung. Da die Künst- erreichen. CDU und CSU werden die mationsrichtlinie umzusetzen wa- tet in das System des deutschen jetzigen Form werden die Hartz- lersozialversicherung Teil der gesetz- Ausnahmen weitestgehend beseiti- ren, in einem so genannten Zweiten Schadensersatzrechtes erfolgen. Reformen den Anforderungen im lichen Krankenversicherung ist, wird gen und im Gegenzug die Grundfrei- Korb in das Gesetzgebungsverfahren Kulturbereich nicht gerecht. Vor al- bei der Umstellung auf die solidari- beträge erhöhen und die Steuersät- einzubringen. Die digitale Heraus- lem handwerkliche Defizite bei der sche Gesundheitsprämie zu prüfen ze absenken. Für eine Netto-Entlas- forderung markiert auch die Schwer- 66.Kulturelle Bildung Umsetzung sind es, die gravieren- sein, inwieweit das Prämienmodell tung besteht angesichts der Krise der punktsetzung bei der Novellierung de Hemmungen auf den Kulturbe- auch dort Anwendung finden kann. öffentlichen Haushalte vorerst kein des Urheberrechts. 6.1 Werden Sie das Zukunftsthema reich zur Folge haben. Die speziel- Dabei werden die besonderen Rah- Spielraum. Es gilt: Vereinfachung vor Die digitale Privatkopie ist anders zu Bildung auch zu einem Aufgaben- le Situation der Kunst-, Film-, Mu- menbedingungen dieser Versiche- Entlastung. Von dieser Vereinfa- behandeln als die analoge Kopie. schwerpunkt der Kulturpolitik ma- sik- oder Museumsbranche ist of- rung zu berücksichtigen sein. chung werden selbstverständlich War die analoge Kopie noch tatsäch- chen und welche Vorstellungen haben fensichtlich nicht bedacht worden. Die von SPD und Grünen propagier- auch Künstler und Beschäftigte im lich als Kopie kenntlich, ist die digi- Sie, kulturelle Bildungspolitik als Auf- So ist zum Beispiel die regelmäßi- te „Bürgerversicherung“ ist keine Kulturbereich profitieren. tale Kopie eher ein Klon des Origi- gabe des Bundes auszugestalten? ge Meldepflicht von kurzzeitig Be- geeignete Alternative zur solidari- nals und erreicht damit eine andere schäftigten im Filmbereich höchst schen Gesundheitsprämie. Wenn 4.3 Gemeinnützigkeitsrecht (Steuer- Qualität. Daher sind stärkere Ein- Für CDU und CSU ist die Teilhabe problematisch, da dieser Bereich alle Bürger in eine einheitliche recht der steuerbegünstigten Körper- schränkungen bei der Digitalkopie aller an Bildung und Ausbildung fast ausnahmslos von Kurzzeit- Zwangsversicherung einzahlen müs- schaften) Die Reform des geltenden vorzunehmen. Gleichzeitig müssen die zwingende Voraussetzung Werkverträgen lebt. Modelle aus sen, findet Wettbewerb nicht mehr Gemeinnützigkeitsrechts ist nach vor- die Rechteinhaber bessere Mittel an dafür, dass keine Begabung unge- der Schweiz oder Frankreich zeigen statt. Die Bürgerversicherung führt herrschender Auffassung dringend ge- die Hand bekommen, um Urheber- nutzt bleibt. Niemand darf zum angemessenere Lösungen. nicht zur Entkoppelung von Arbeits- boten und deshalb erforderlich (z.B. rechtsverletzungen selbstständig Modernisierungsverlierer werden, und Gesundheitskosten; steigen die Systematisierung des Gemeinnützig- verfolgen zu können. Ein zivilrecht- und keiner soll seine Talente ver- 3.2 Wie sehen Sie die Zukunft der Aufwendungen für die Gesundheit, keitsrechts; Entbürokratisierung; Flexi- licher Auskunftsanspruch gegen In- stecken müssen. CDU und CSU Künstlersozialversicherung? Wollen steigen wie bisher auch die Arbeits- bilisierung). Werden Sie sich für eine ternet-Service-Provider ist daher in bekennen sich zur Förderung von Sie den Bundeszuschuss wieder auf kosten. Die Bürgerversicherung gibt grundlegende Reform des Gemeinnüt- das Urheberrecht aufzunehmen. Kunst und Kultur als öffentliche 25% anheben? Sehen Sie Hand- keine Antwort auf die Probleme der zigkeitsrechtes einsetzen? Wenn ja, nen- Der Schutz geistigen Eigentums Aufgabe, an der Kommunen, Län- lungsbedarf bei der Alterssicherung Bevölkerungsentwicklung. Diese nen Sie die Grundzüge der beabsichtig- muss im Bewusstsein der Bevölke- der und Bund mitwirken. Der Ge- von Künstlern und Publizisten? Form der Versicherung wirkt wie eine ten Reform. rung stärker verankert werden. Eine sprächskreis Kultur der CDU Sondersteuer für kleine und mittlere strafrechtliche Bagatellklausel, so Deutschlands hat in seinen Thesen Die Künstlersozialversicherung hat Einkommen. Sie werden durch die Im Zuge der Neuorganisation des wie sie der Referentenentwurf der zur kulturellen Bildung ausgeführt, sich als Grundlage der sozialen Si- Beitragsbemessungsgrenze gegenü- Steuerrechts ist davon auszugehen, rotgrünen Koalition vorsah, ist dafür dass kulturelle Bildung ein unver- cherung der Künstler bewährt. Sie ber höheren Einkommen wesentlich dass insbesondere in den steuerre- der falsche Weg. zichtbarer Bestandteil des öffent- muss weiterentwickelt und auf neue stärker belastet. Das ist ungerecht. levanten Bereichen des Gemeinnüt- lich verantworteten oder geförder- Herausforderungen eingestellt wer- Die Union bringt mit der grundle- zigkeitsrechts Anpassungen im Sin- 5.2 Werden Sie die Schranke der Pri- ten Bildungssystems ist. Dies muss den, z.B. durch eine konsequentere genden Reform der Gesundheitsfür- ne von mehr Transparenz und bes- vatkopie im digitalen Bereich beibe- für Bund, Länder und Kommunen Erfassung der abgabepflichtigen Ver- sorge wieder Verlässlichkeit in dieses serer Handhabbarkeit erforderlich halten? Wie wollen Sie die verfas- in ihren jeweiligen, unterschiedli- werter und eine genauere Definition System und schafft durch die Abkop- werden. sungsrechtlich gebotene angemessene chen Aufgabenfeldern grundsätz- des Versichertenkreises. Dabei muss pelung von den Arbeitskosten zu- Vereine sind auf die Zahlungen von Vergütung für Urheber und Leis- lich in gleicher Weise gelten. der Bundeszuschuss Ausdruck der gleich die Voraussetzung für mehr Mitgliedsbeiträgen angewiesen. Das tungsschutzberechtigte sicherstellen? Kultur, Bildung und Wissenschaft besonderen sozial- und kulturpoliti- Arbeit. erkennt auch das Steuerrecht an, in- sind das Eigenkapital Deutsch- schen Verantwortung des Bundes für dem es Mitgliedsbeiträge grundsätz- Die Schranke der digitalen Privatko- lands in der globalen Konkurrenz, eine angemessene soziale Sicherung lich als abziehbare Zuwendungen pie soll weiterhin beibehalten wer- Deutschland muss mangels Boden- der Künstler sein. Besonderer Hand- 44. Steuerpolitik definiert, wenn sie für bestimmte den. Aber es sollte über weitere Ein- schätzen in die Kreativität investie- lungsbedarf besteht hinsichtlich der Zwecke erbracht werden. Ausge- schränkungen nachgedacht werden. ren. Bildung ist dabei der unab- oftmals unzureichenden Alterssiche- Vorbemerkung: schlossen sind hingegen Zuwendun- Als Möglichkeiten ständen hierfür dingbare Rohstoff zur Entwicklung rung der Künstler. Wir wollen der zu- Deutschland braucht einen steuer- gen an Empfänger, die überwiegend unter anderem die Beschränkung neuer Ideen und Produkte. Die sätzlichen Altersvorsorge einen hö- politischen Neuanfang. Deshalb ist Leistungen gegenüber ihren Mitglie- der Kopien in zahlenmäßiger Hin- Union widmet dem Wert kreativer heren Stellenwert geben, weil die ein neues, zukunftsfähiges Steuer- dern erbringen. Dies ist sachgerecht, sicht und die Kopie nur vom Origi- Leistungen daher große Aufmerk- staatliche Förderung gerade Men- recht eines der zentralen Ziele von weil nur unentgeltliche Leistungen nal als Vorlage zur Verfügung. Die samkeit. Kulturelle Bildung ist die schen mit niedrigem Einkommen CDU und CSU. Es muss erkennbar steuerlich anerkannt werden sollen. Pauschalabgaben führen zwangs- Schlüsselkompetenz zur Persön- den Aufbau einer ergänzenden Vor- sein, dass es bei den Steuern gerecht Für einfachere Methoden bei der läufig zu Ungerechtigkeiten auch lichkeitsentwicklung. Kulturelle sorge ermöglicht. zugeht. Im Mittelpunkt steht die Ver- Aufteilung zwischen entgeltlicher beim Urheber als Empfänger der Bildung kommt nicht ohne werte- einfachung und mit ihr die Leis- und unentgeltlicher Leistung ist die Zahlungen. Um dem Urheber seine orientierte Erziehung aus. Dazu 3.3 Planen Sie eine grundlegende tungsgerechtigkeit. Union offen. Denkbar wäre, beim angemessene Vergütung sicherzu- gehört nach Auffassung der Union Veränderung in der Krankenversi- Gemeinnützigkeitsrecht auf Model- stellen, ist daher vermehrt auf DRM- auch der Religionsunterricht. Kul- cherung? Welche Auswirkungen 4.1 Umsatzsteuerbefreiung und -er- le zurückzugreifen, wie sie derzeit Systeme zu setzten. Sie führen zu ei- turelle Bildung muss in der Fami- hätte eine solche Veränderung auf mäßigung spielen im Bereich Kunst bei der Parteienfinanzierung üblich nem gerechten System der Vergü- lie beginnen und darf mit der Schu- die in der Künstlersozialkasse Ver- und Kultur eine wesentliche Rolle. sind, um so bis zu einer Höchstgren- tung, da der Verbraucher für seine le nicht aufhören. Kinder und Ju- sicherten sowie die Künstlersozial- Wollen Sie dieses Instrument der in- ze auch Menschen ohne hohe Steu- individuelle Nutzung zahlt und der gendliche haben ein Recht auf Be- abgabepflichtigen? direkten Kulturförderung auf natio- ersätze zu Spenden anzuregen. Urheber für diese Nutzung direkt teiligung am kulturellen und künst- naler und europarechtlicher Ebene entlohnt wird. lerischen Leben. Wenn bei Kindern CDU und CSU werden ein grund- beibehalten? 4.4 Privates Engagement und Jugendlichen das Interesse an legend neues, zukunftssicheres Welche steuerlichen Regelungen stre- 5.3 Welche Konsequenzen wollen Sie Kunst und Kultur nicht nachwächst, System der gesetzlichen Kranken- Umsatzsteuerbefreiung und ermä- ben Sie an, um Bürger- und Eigenin- aus den beiden Vergütungsberichten dann vermindern sich unvermeid- versicherung schaffen, das eine ßigter Mehrwertsteuersatz von 7 itiative (z.B. Selbsterwirtschaftung; der Bundesregierungen aus den Jah- licherweise in Zukunft sowohl das qualitativ hochwertige Gesund- Prozent bleiben erhalten. Fundraising; Sponsoring; private ren 1988 und 2000, die sich überein- Angebot wie die Nachfrage für die heitsvorsorge für alle sichert, das Sammlungen) zu stärken und die Be- stimmend für eine Erhöhung der ge- künstlerischen Berufe sowie die gro- besser auf die Veränderungen im 4.2 Beschränkte Steuerpflicht aus- reitschaft zum Engagement attrakti- setzlichen Vergütungssätze ausge- ßen und kleinen Kultureinrichtun- Bevölkerungsaufbau reagieren ländischer Künstler (sog. Ausländer- ver zu gestalten? sprochen haben, ziehen? gen, deren Bestand keineswegs nur kann, das eine weitere Belastung steuer) durch aktuelle Haushaltsprobleme des Faktors Arbeit vermeidet und a) Nach dem geltenden Recht werden Für den Kulturbereich ist ein Staat Die Höhe der Vergütungssätze muss ihrer Träger gefährdet ist. Schulen, das die erheblichen Wachstums- Einkünfte von im Ausland ansässigen wichtig, der ermuntert und aktiviert, sich an den wirtschaftlichen Realitä- Kulturinstitutionen und Künstler chancen der Gesundheitsbranche Künstlern, die in Deutschland tätig sind Unternehmen wichtig, die ge- ten orientieren. Die Urheberrechts- müssen die Teilhabe von Kindern ausschöpft: die solidarische Ge- sind, unterschiedlichen Abzugsteuer- sellschaftliche Verantwortung ernst abgabe darf keineswegs so teuer und Jugendlichen am künstleri- sundheitsprämie. sätzen unterworfen (z.B. Staffelfrei- nehmen, und ist eine aktive Bürger- werden, dass die Verbraucher sich schen Leben ermöglichen und för- · Die Krankenkassen erhalten für grenze; Differenzierung nach selb- schaft wichtig, die von sich aus Auf- die Geräte im Ausland beschaffen. dern, Kindertagesstätten neben ih- jeden erwachsenen Versicherten ständig und nichtselbständig tätigen gaben übernimmt. Es geht um die Hiermit wäre auch keinem Urheber rer Betreuungsaufgabe auch als Bil- eine Gesundheitsprämie als kos- Künstlern). Wollen Sie dies beibehal- stärkere Entwicklung von ehrenamt- geholfen. Andererseits darf der Wert dungseinrichtungen begriffen wer- tendeckenden Beitrag. ten? lichem, freiwilligem Engagement, der geistigen Leistung nicht aus- den. Besonders wichtig ist die ele- · Die Gesundheitsprämie wird b) Das Verfahren bei der Freistellung von Mäzenatentum, privaten Stif- schließlich durch Preiskämpfe der mentare Musik- und Kunsterzie- erstens gespeist aus der persönli- von Abzugsteuer erfordert einen ho- tungen und jüngst den Bürgerstif- Leermedien- oder Gerätehersteller hung. Der Ausbau von Ganztags- chen Prämie jedes Versicherten. hen Verwaltungsaufwand (z.B. Ver- tungen. CDU und CSU werden bü- determiniert werden. schulen bietet eine Chance, um Für Versicherte mit niedrigem kauf von Kunstwerken ausländischer rokratische Hürden für das Ehren- auch Kinder und Jugendliche mu- Einkommen greift automatisch Künstler; Kulturorchestererlass). Pla- amt und für bürgerschaftliches Enga- 5.4 Befürworten Sie die Einführung sikalisch und künstlerisch zu för- ein sozialer Ausgleich. Dabei ist nen Sie eine Vereinfachung des Ver- gement abbauen und auch die Rah- der doppelten Lizenzgebühr als Scha- dern, die zum Beispiel aufgrund klar: Niemand zahlt bei Einfüh- fahrens der Freistellung von Abzug- menbedingungen für gemeinnützige densersatz bei Urheberrechtsverlet- ihres sozialen oder familiären Hin- rung der solidarischen Gesund- steuern? Stiftungen und Zustiftungen verbes- zungen? tergrundes keinen individuellen heitsprämie mehr als bisher. sern. In anderen Rechtskreisen ist eine Zugang hierzu finden. Kulturelle · Die Gesundheitsprämie wird Schon die Frage beweist einmal Verdoppelung oder Verdreifachung Bildung hat aber auch Einfluss auf zweitens gespeist aus der Arbeitge- mehr: Das deutsche Steuerrecht steht des eigentlichen Schadens als Straf- die zukünftigen Besucherzahlen in berprämie. Dieser Anteil des Ar- wie nirgendwo sonst auf der Welt für 55.Urheberrechtspolitik zahlung durchaus üblich. Im deut- Museen, Theatern, Opern- und beitgebers wird festgeschrieben. Er Komplexität, Unübersichtlichkeit, schen Zivilrecht hingegen wäre eine Konzerthäusern. Wer die großen bleibt dauerhaft begrenzt und da- überhöhte Steuersätze und verfes- 5.1 Sehen Sie die Notwendigkeit für derartige Rechtsfolge ein Fremdkör- Werke der Klassik und Moderne mit von der Entwicklung der Krank- tigte Besitzstände. Es wirkt leistungs- eine weitere Reform des Urheber- per. Der Schadensersatz dient zum nicht kennt, wird kaum für die not- heitskosten abgekoppelt. Bei Rent- hemmend und lenkt die wirtschaft- rechts? Wenn ja, welche Schwerpunk- Ausgleich der materiellen Einbußen wendige „Nachfrage“ sorgen. Ohne nern zahlen die Rentenversiche- liche Leistungskraft der Menschen te wollen Sie setzen? und hat keine Straffunktion. Besucher wird es aber immer schwe- rungsträger den Arbeitgeberanteil. fehl. Seine Unübersichtlichkeit führt Allerdings bietet so der Schadenser- rer, solche Einrichtungen dauerhaft · Kinder werden beitragsfrei versi- zu Ungerechtigkeit und Staatsver- Das Urheberrecht steht im digitalen satzanspruch für den Schädiger we- zu erhalten und ausreichend zu fi- chert; die dafür erforderlichen Be- drossenheit bei Bürgern und Betrie- Zeitalter vor neuen Herausforderun- nig Abschreckung, der es im Zweifel träge werden aus Steuermitteln fi- ben, Arbeitnehmern, Unternehmern gen, denen auch der Gesetzgeber auf einen Prozess ankommen lassen Weiter auf Seite 15 nanziert. und auch Künstlern im Besonderen. Rechnung tragen muss. Daher ist kann, ohne größere finanzielle Nach- WAHLPRÜSTEINE politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 15

te schon eine untergeordnete Rolle lung in Deutschland würdigt und Bürgerschaftliches blick auf eine Stärkung des Freiwil- Fortsetzung von Seite 14 und beinhaltet überwiegend entsprechend unterstützt. 77. Engagement ligen Sozialen Jahres Kultur) umset- lediglich Modellprojekte. Der büro- In der kleinen Anfrage zur Entwick- zen? nanzieren. Kulturelle Bildung ist kratische Aufwand für den Abstim- lung der Zuwendungen im Rahmen 7.1 Der Vollzug der Haushaltsord- vielleicht der wesentlichste Beitrag mungsprozess ist höher als der Er- des Kinder- und Jugendplans aus nung im Zuwendungsbereich behin- Unsere Gesellschaft lebt von der zum Substanzerhalt der Kulturna- trag. Die Koordinierung der Bil- Mitteln des Einzelplans 17 des Bun- dert bürgerschaftliches Engagement freiwilligen Mitwirkung und Mitge- tion Deutschland. dungspolitik ist in erster Linie eine deshaushalts (2004) hat die CDU/ und Eigeninitiative (zum Beispiel staltung ihrer Bürgerinnen und Aufgabe der Kultusministerkonfe- CSU-Bundestagsfraktion darauf hin- Jährlichkeitsprinzip, Fehlbedarfsfi- Bürger. Sich aus freien Stücken für 6.2 Sprechen Sie sich für eine ge- renz (KMK). gewiesen, dass im Zusammenwirken nanzierung, zuwendungsfähige Aus- die Allgemeinheit einzusetzen, ist meinsame Bildungsplanung von Davon unberührt bleibt die in der von haupt- und ehrenamtlichen gaben, Rücklagenbildung, Besserstel- Ausdruck von Verantwortungsbe- Bund und Ländern aus? Wollen Sie Antwort zur Frage IV.1 ausgeführte Funktionsträgern die Übernahme von lungsverbot). Sehen Sie hier Reform- reitschaft und Solidarität für die die bestehenden Strukturen der ge- besondere Bedeutung kultureller Verantwortung in der Gesellschaft bedarf? Gemeinschaft. Es muss unsere ge- meinsamen Bildungsplanung erhal- Bildung. ebenso eingeübt wie sinnvolle Frei- sellschaftspolitische Pflichtaufgabe ten oder streben Sie eine Verände- zeitgestaltung für Kinder und Jugend- Die Bemühungen zu mehr Mitein- sein, die Bereitschaft des Einzelnen, rung an? Werden Sie den Schwer- 6.3 Welche Bedeutung messen Sie liche angeboten wird. Im Bereich der ander müssen vor Ort ansetzen, dort, sich über die eigenen Interessen hi- punkt kulturelle Bildung in der För- speziell der kulturellen Kinder- und außerschulischen Bildung haben die wo ehrenamtliches Engagement statt- naus auch für andere zu engagieren derpolitik der Bund-Länder-Kom- Jugendbildung insbesondere im Hin- Jugendverbände und Träger der frei- findet. Die öffentliche Hand sollte den und dadurch das Gemeinwohl zu mission für Bildungsplanung und blick auf ihre Förderung im Rahmen en Jugendhilfe die Aufgabe übernom- Bürgern helfend zur Seite stehen, da- fördern, stärker anzuerkennen, zu Forschungsförderung (in Verbin- des Kinder- und Jugendplan des Bun- men, zur Kompetenzerweiterung und mit diese sich freiwillig für ihre Stadt, würdigen und zu unterstützen. Dies dung mit dem Bundesministerium des zu? damit zur Qualifizierung der Kinder ihr Quartier oder ihre Nachbarschaft ist gerade in der Jugendarbeit für Bildung und Forschung) beibe- und Jugendlichen beizutragen. Sie le- einsetzen. CDU und CSU setzen sich besonders wichtig, da hier durch eh- halten? Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion gen damit u. a. die Basis für ausbil- dafür ein, bürokratische Hürden für renamtliches Engagement zentrale hat sich in den Verhandlungen zum dungsrelevante Schlüsselqualifikatio- das Ehrenamt und für bürgerschaftli- Grundlagen für das Miteinander in Deutschland braucht eine Moder- Bundeshaushalt 2005 für die Stär- nen, wie sie von PISA und im Zusam- ches Engagement abzubauen. Dabei unserer Gesellschaft schon in frühen nisierung der bundesstaatlichen kung der Jugendverbandsarbeit ein- menhang mit der OECD-Bildungsstu- ist Eigenverantwortung statt Staats- Jahren geschaffen oder gefestigt wer- Ordnung. Gerade in Schule und gesetzt. Damit hat die CDU/CSU- die gefordert werden. gläubigkeit zu stärken. Auch die Trä- den können. Hochschule müssen die besonde- Bundestagsfraktion die von der Bun- Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion ger müssen mehr Verantwortung Das gesellschaftliche Engagement ren Chancen genutzt werden, die desregierung geplante Kürzung von 1 ist deshalb davon überzeugt, dass es übernehmen können. Dazu brauchen von Jugendlichen im Rahmen des der Wettbewerbsföderalismus in Million Euro in der Jugendverbands- richtig und wichtig ist, wenn die öf- sie langfristig verlässliche Zusagen „Freiwilligen Sozialen Jahres“, des Deutschland bietet. arbeit verhindert. Dies zeigt, dass die fentliche Hand aus Mitteln des Bun- und ein unbürokratisch gestaltetes „Freiwilligen Ökologischen Jahres“, Die Gemeinschaftsaufgabe „Bil- CDU/CSU-Bundestagsfraktion die deshaushalts über institutionelle Zuwendungsrecht. des „Europäischen Freiwilligen- dungsplanung“ ist deshalb abzu- von Jugendverbänden und Trägern und Projektförderung einen Beitrag dienstes“ und des „Freiwilligen lehnen. Die bisherige gemeinsame der freien Jugendhilfe verlässlich ge- zur wirtschaftlichen Existenz von 7.2 Werden Sie die Empfehlungen Kulturellen Jahres“ ist zu unterstüt- Bildungsplanung in der Bund-Län- leistete Arbeit als wesentlichen Bei- Jugendverbänden und Trägern in der Kommission Impulse für die Zi- zen. Die Angebote sind auszubau- der-Kommission (BLK) spielt heu- trag zur gesellschaftlichen Entwick- der Jugendhilfe leistet. vilgesellschaft (zum Beispiel im Hin- en und zu erweitern.

Antwort der Linkspartei.PDS

Wir wollen Kulturpolitik wieder in Absage an den neoliberalen Zeit- Wir treten für die Fortsetzung der die Offensive bringen und ihren Ge- geist. Kulturpolitische Ziele erhalten Tätigkeit des Ausschusses für Kul- staltungsspielraum erweitern. Soll damit einen höheren Stellenwert tur und Medien im Deutschen Bun- dies auch im europäischen Maßstab auch im Vergleich zu anderen Poli- destag und seine weitere Aufwer- gelingen, bedarf es einer weiteren tikzielen. tung ein. Positive Wirkungen im Stärkung der Bundeskulturpolitik. Wir stellen auch an Länder und Sinne eines Bedeutungszuwachses Vorbemerkung nigen wichtigen Reformschritten, Bei unseren Vorhaben knüpfen wir Kommunen die Forderung, dass sie für Kulturpolitik, einer intensiveren Kulturpolitik hat für uns einen ho- insbesondere in der ersten Legisla- an die parlamentarischen Initiativen – sofern noch nicht geschehen - ent- Beschäftigung mit kulturellen Be- hen Stellenwert. Die Lebenschan- turperiode, haben sich die Erwar- der PDS in der 14. Legislaturperiode sprechende Verpflichtungen in ihre langen und daraus folgende Schrit- cen einer und eines jeden hängen tungen von KünstlerInnen und Kul- an. Eine ganze Reihe unserer Forde- Landesverfassungen bzw. Gemein- te zur Verbesserung der Rahmen- heute mehr denn je vom freien Zu- turschaffenden auf einen Bedeu- rungen sind bis heute nicht einge- deordnungen aufnehmen. Eine sol- bedingungen sind nicht zu überse- gang zu Informationen und Wissen tungsgewinn und eine nachhaltige löst. Insbesondere bei der Künstler- che Festlegung kann dem Kulturbe- hen – wenn wir auch meinen, dass und von der Möglichkeit ab, sich zu Verbesserung der Rahmenbedin- sozialversicherung, im Urheberrecht reich in der Konkurrenz mit anderen sie noch nicht ausreichen. Wir wün- bilden und mit den Künsten wie gungen leider nicht erfüllt. Im euro- sowie im Stiftungs- und Gemeinnüt- Aufgabenfeldern nutzen, reicht aber schen uns, dass das Zusammenspiel den Medien umzugehen. Das Recht päischen und globalen Rahmen be- zigkeitsrecht sehen wir weiteren allein nicht aus. Weitere Schritte zur mit den anderen politischen Res- auf eigene Kultur, auf Bildung, In- drohen Liberalisierungsbestrebun- Handlungsbedarf zur Verbesserung Verbesserung der Rahmenbedin- sorts weiter verbessert und Kultur- formationsfreiheit, Spiel und Frei- gen im Dienstleistungsbereich auch der Rahmenbedingungen des künst- gungen sind notwendig, vor allem politik auf Bundesebene insgesamt zeit ist im Range eines Menschen- die Kultur. Was ist in dieser Situati- lerischen und kulturellen Schaffens eine andere Finanz- und Steuerpo- politischer wird, stärker den Blick rechts zu sehen (so z. B. in der UN- on zu tun – ist weitere Reduktion, gar und der sozialen Situation von Künst- litik, die die Ausgaben des Staates auf die Gesamtpolitik und dort not- Kinderrechtskonvention seit 1989 ein Rückzug aus der öffentlichen lerinnen und Künstlern. sichern hilft und mehr Geld in die wendige Veränderungen richtet. festgeschrieben). Die Linkspartei. Förderung unausweichlich? Wir sa- Unsere Partei hat ihre kulturpoliti- Kassen der Länder und Kommunen Stärker als bisher sollten von der PDS reklamiert dieses Recht für alle gen nein, es wäre der falsche Weg. schen Positionen in den letzten Jah- bringt. Bundesebene auch inhaltliche Im- – unabhängig von ihrer Nationali- Die Linkspartei.PDS hält auch unter ren im Zusammenhang mit der De- pulse für die gesellschaftliche De- tät, Geschlechtszugehörigkeit, so- den veränderten Bedingungen am batte um das neue, 2003 verabschie- 1.2 Wollen Sie das Amt eines Kultur- batte um Kultur ausgehen. Die zialen Lage und je besonderen kör- Anspruch einer „Kultur für alle“ fest. dete Parteiprogramm präzisiert und staatsministers/einer Kulturstaats- Linkspartei.PDS wird sich in diese perlichen und geistigen Verfasst- Kultureller Selbstausdruck und Teil- in den Antworten auf die Wahlprüf- ministerin fortführen? Wollen Sie ein Debatte mit eigenen Vorschlägen heit. Sie wendet sich gegen jede habe an Kultur sollen nicht Vorrecht, steine des Deutschen Kulturrates zur Bundeskulturministerium einrich- für eine soziale und demokratische Form kultureller Ausgrenzung und sondern Möglichkeit für alle sein. Bundestagswahl 2002 und zur Euro- ten? Wenn ja, was sind nach Ihrer Kultur- und Gesellschaftspolitik „struktureller Demütigung“. Es Dies einzufordern wird angesichts pawahl 2004 ausführlich dargestellt. Auffassung die vordringlichsten Auf- einbringen. geht um gleiche Entwicklungsmög- zunehmender sozialer Ungleichheit Zwei Aspekten wollen wir uns künf- gaben dieser Struktur? lichkeiten für alle durch gleiche und der Ausgrenzung einer wach- tig noch stärker stellen: 1.4 Sprechen Sie sich für eine er- Teilhabe aller an Bildung und Kul- senden Anzahl von Menschen von · den Herausforderungen an Kultur- Wir setzen uns für eine weitere Stär- neute Enquete-Kommission des tur. Diese Möglichkeiten entschei- der Teilhabe am materiellen und kul- politik im Einwanderungsland kung der Bundeskulturpolitik durch Deutschen Bundestags „Kultur in den nicht nur über die individuelle, turellen Reichtum dieser Gesell- Deutschland als einer zunehmend die Einführung des Amtes eines Bun- Deutschland“ aus? sondern auch über die gesellschaft- schaft immer dringlicher. multikulturellen und multiethni- deskulturministers/einer Bundeskul- liche Zukunft und stehen deshalb Kulturelle Vielfalt und gleiche Teilha- schen Gesellschaft und damit ver- turministerin mit Kabinettsrang ein Die Arbeit der Enquetekommission im Zentrum unserer Forderungen. be sind ohne staatliche Intervention, bunden und wollen seine/ihre Kompetenzen „Kultur in Deutschland“ muss drin- Kulturpolitik ist für uns Gesell- ohne sozialen Ausgleich und Förde- · den neuen Anforderungen an (in- und Einflussmöglichkeiten erwei- gend fortgesetzt werden. Bislang schaftspolitik und wir widmen uns rung durch die öffentliche Hand ter-)kulturelle Bildung, Wertever- tern. Wir plädieren für eine Bünde- liegt als Zwischenergebnis ein Be- dieser Aufgabe mit ressortübergrei- nicht möglich. Deshalb setzen wir mittlung und Medienbildung. lung der verschiedenen Aufgabenfel- richt zum Staatsziel Kultur vor, der fendem Ansatz als Aufgabe der ge- uns – auch im europäischen Maß- der in einem Kulturministerium, um zweifellos wichtig ist, mit dem der samten Partei. Dabei sehen wir stab – für die Bewahrung und Wei- Kulturpolitik auf bundespoli- die Belange der Kultur gegenüber an- Auftrag der Kommission aber nicht insbesondere Kultur und Bildung in terentwicklung der Kernelemente 1 . tischer Ebene deren Ressorts wirksamer vertreten als erfüllt angesehen werden kann. engem Zusammenhang. des Sozialstaats wie der bestehen- zu können und eine stärkere Hand- Die Ergebnisse der Anhörungen und PolitikerInnen aller Parteien stim- den Systeme öffentlicher Förderung 1.1 Sprechen Sie sich für die Veran- lungsfähigkeit auf europäischer Ebe- Expertenbefragungen sollten unbe- men in der Wertschätzung von Kul- von Kultur ein. Öffentliche Kulturför- kerung von Kultur als Staatsziel im ne zu erreichen. Auch die Auswärtige dingt ausgewertet und Schluss- tur überein. Gleichwohl werden in derung sollte durch privates und Grundgesetz aus? Kultur- und Bildungspolitik und die folgerungen für gesetzgeberisches den Ländern und Kommunen bun- wirtschaftliches Engagement er- Medienpolitik sollten in Verantwor- Handeln auf Bundesebene gezo- desweit immer weniger Mittel für gänzt (nicht ersetzt) und möglichst Die Linkspartei.PDS unterstützt die tung dieses Ministeriums liegen. Die gen werden. Wir möchten auch Kultur zu Verfügung gestellt, Ein- staatsfern organisiert werden. gegenwärtigen Bemühungen, Kultur vordringlichste Aufgabe dieser Struk- daran erinnern, dass die von Kul- richtungen geschlossen und Ange- Pflege und Förderung der Kultur ist als Pflichtaufgabe gesetzlich zu ver- tur besteht darin, den Gestaltungs- turverbänden wie von unserer Par- bote reduziert. In kaum einem Po- eine Gemeinschaftsaufgabe von ankern. Kultur als Staatsziel gehört spielraum für öffentliche Kulturpoli- tei in den letzten Jahren immer litikfeld klaffen Anspruch und Bund, Ländern und Kommunen. Zur ins Grundgesetz. Wir sind dafür, in tik im nationalen wie europäischen wieder nachdrücklich eingefor- Wirklichkeit so weit auseinander Kooperation von Bund und Ländern einem neuen Artikel 20b des Grund- Rahmen nicht nur schlechthin zu er- derte umfassende Untersuchung wie im Bereich der Kulturpolitik. bei der Förderung von Kultur gibt es gesetzes die Formulierung „Der Staat halten, sondern zu erweitern, dafür der sozialen und wirtschaftlichen Engagierte KulturpolitikerInnen al- keine Alternative. Sie ist notwendiger schützt und fördert die Kultur“ auf- Vorschläge zu entwickeln und Koope- Situation von KünstlerInnen und ler Ebenen haben es immer schwe- denn je. Die Linkspartei.PDS spricht zunehmen, wie von der Enquete- rationen zu stiften. PublizistInnen immer noch aus- rer, ihr Anliegen zu legitimieren sich nach wie vor für einen koopera- Kommission „Kultur in Deutsch- steht. und durchzusetzen. tiven Kulturföderalismus aus und tritt land“ vorgeschlagen. Wir sehen da- 1.3 Treten Sie für die Fortsetzung des Nach hoffnungsvollem Beginn von für seine zeitgemäße Fortentwick- rin ein wichtiges Signal zur bundes- Ausschusses für Kultur und Medien Weiter auf Seite 16 Rot-Grün auf Bundesebene und ei- lung im europäischen Rahmen ein. weiten Stärkung der Kultur und eine im Deutschen Bundestag ein? WAHLPRÜSTEINE politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 16

nierungsaufgaben wahrnehmen – so strument, um im globalen wie im ten? Werden Sie bei der Evaluation 3.2 Wie sehen Sie die Zukunft der Fortsetzung von Seite 15 die Erarbeitung von Entwicklungs- nationalen Rahmen die Vielfalt kul- des Gesetzes die Auswirkungen auf Künstlersozialversicherung? Wollen und Rahmenplänen, die Initiierung turellen Lebens erhalten zu können. den Arbeitsmarkt Kultur besonders in Sie den Bundeszuschuss wieder auf Antwort der und Durchführung von Förderpro- den Blick nehmen? 25% anheben? Sehen Sie Hand- Linkspartei.PDS grammen und weitere Aufgaben, wie 2.4 Werden Sie die Haushaltskür- lungsbedarf bei der Alterssicherung im Ergebnis von „Bibliothek 2007“ zungen in der Auswärtigen Kultur- Die Linkspartei.PDS sieht die mit von Künstlern und Publizisten? 1.6 Wollen Sie eine verbindliche von den Bibliotheksverbänden vorge- und Bildungspolitik zurücknehmen? Hartz IV vollzogenen Neuregelungen Kulturverträglichkeitsprüfung von schlagen. Sie sollte eine sehr innova- Welche Schwerpunkte soll Auswärti- außerordentlich kritisch und wird sie Die Künstlersozialversicherung ge- Gesetzen einführen? tive Einrichtung sein, neue wegwei- ge Kultur- und Bildungspolitik zu- nicht beibehalten. Sie haben sich hört zu den wichtigsten kultur- und sende Praktiken im Lande fördern, künftig verfolgen? auch im kulturellen Bereich verhee- sozialpolitischen Errungenschaften Die Linkspartei.PDS wird sich vorhandene Initiativen zusammen- rend ausgewirkt. Wenn die soge- der Bundesrepublik. Wir engagieren dafür engagieren, dass die Kultur- führen, Kommunikation und Koope- Die Linkspartei.PDS wird sich dafür nannten „Ein-Euro-Jobs“ auch man- uns aktuell für ihren Erhalt und for- verträglichkeit aller Gesetzesvorha- ration befördern und Perspektiven einsetzen, dass die in dieser Legisla- chen Arbeitslosen als Ausweg aus dern, dass der Bundeszuschuss ben auf Bundesebene geprüft wird geben, aber nicht selbst wieder Auf- turperiode vorgenommenen Haus- dem sozialen Abseits erscheinen, wieder auf 25% angehoben wird. und die entsprechenden Vorausset- gaben durchführen, die schon von haltskürzungen in der Auswärtigen ihnen Hoffnung auf einen Wieder- Gleichzeitig drängen wir darauf, zungen dafür geschaffen werden. anderen geleistet werden bzw. geleis- Kultur- und Bildungspolitik zurück- einstieg in die Erwerbssphäre geben dass der Bund dafür Sorge trägt, Ein wichtiger Schritt dahin wäre die tet werden können. Zur Sicherung genommen werden. Die finanzielle und wenn auch freien Trägern und dass eine größere Zahl der abgabe- Aufnahme des Staatsziels Kultur ins und Entwicklung des Bibliothekswe- Ausstattung dieses Bereiches muss kommunalen Einrichtungen dies als pflichtigen Verwerter ihrer Aufgabe Grundgesetz. Die kulturelle Di- sens halten wir einen ressortübergrei- seiner gewachsenen Bedeutung ent- eine Möglichkeit erscheint, ihre fi- auch tatsächlich nachkommt. Län- mension und die Folgen für Kultur fenden Ansatz und ein Zusammen- sprechen. Die auswärtige Kulturpo- nanzielle und personelle Not zu min- gerfristig wollen wir eine „Solidari- würden damit zum zwingend zu wirken der verschiedenen staatlichen litik muss einen ständig wachsenden dern, so ist doch deutlich, dass dies sche Bürgerversicherung“ einfüh- beachtenden Ermessenskriterium Ebenen und öffentlichen Träger für Beitrag zur Sicherung des Friedens, keine dauerhafte Lösung ihrer Pro- ren, die auch diese Berufsgruppen bei allen Gesetzgebungsvorhaben dringend notwendig. Der Bund hat zur Konfliktverhütung, zur Verwirk- bleme bringt, sie teilweise noch ver- einschließt und ihnen mehr Sicher- und müssten auch in verwaltungs- hier eine besondere Verantwortung lichung der Menschenrechte und zur schärft. Wir wollen Arbeit statt Ar- heit bietet (siehe III.3.). rechtliche Ermessens- und Abwä- und sollte diese auch wahrnehmen. partnerschaftlichen Zusammenar- beitslosigkeit finanzieren und nach- Wir sehen dringenden Handlungs- gungsentscheidungen einfließen. beit leisten. Dies kann sie nur im Zu- haltige strukturelle Lösungen für die bedarf bei der Alterssicherung von Kultur- und Medienpolitik sammenwirken mit anderen Politik- Probleme im Kulturbereich. KünstlerInnen und PublizistInnen. 1.7 In welcher Weise wollen Sie die 22.im internationalen Kontext feldern. Um an Glaubwürdigkeit und Die Linkspartei.PDS streitet an der Viele Künstlerinnen und Künstler organisierte Zivilgesellschaft im Durchsetzungskraft zu gewinnen, Seite der Gewerkschaften für exis- erhalten so niedrige Renten, dass sie Kulturbereich in Ihre Beratungen 2.1 Werden Sie sich dafür einsetzen, sollte sie entsprechend ihrer dekla- tenzsichernde Arbeit und soziale Si- zusätzlich auf Sozialhilfe und ande- und Entscheidungen einbeziehen? dass der Kultur- und Medienbereich bei rierten Ziele auch stärker auf ande- cherung. Wir wenden uns gegen ei- re Unterstützungsmaßnahmen an- der Überarbeitung der EU-Dienstleis- re Politikfelder wie z.B. die Einwan- nen weiteren Abbau öffentlicher Be- gewiesen sind. Ursache sind die Es gehört zu unseren Arbeitsprin- tungsrichtlinie ausgenommen wird? derungspolitik einwirken. schäftigung in wichtigen Bereichen niedrigen Einkommen, die die zipien, parlamentarische Initiati- Angesichts zunehmender auch kul- der Daseinsvorsorge – so auch im Mehrzahl der freiberuflich tätigen ven und andere Vorhaben in engem Die Linkspartei.PDS wird sich dafür tureller Konflikte in der Welt und in Kultur- und Bildungsbereich. Der KünstlerInnen und PublizistInnen Kontakt mit VertreterInnen von Ver- einsetzen, dass der Kultur- und Me- unserer Gesellschaft kommt es dar- vollzogene Personalabbau hat schon erzielt. Dort muss aus unserer Sicht einen und Verbänden aus dem Kul- dienbereich bei der Überarbeitung auf an, den Dialog der Kulturen be- jetzt dazu geführt, dass die öffentli- auch angesetzt werden. Wir wollen turbereich zu entwickeln und uns der EU-Dienstleistungsrichtlinie aus- fördern und vielfältige Möglichkeiten che Hand in den Ländern und Kom- für angemessene Einkommen sor- vor kulturpolitischen Entscheidun- genommen wird. Unser Anliegen ist, der Begegnung und des Austauschs munen immer weniger ihrer Verant- gen, die die Grundlage für spätere gen breit zu informieren und zu be- dass die Möglichkeit zur öffentlichen zu schaffen – sowohl in den auswär- wortung für die Daseinsvorsorge Renten sind (z.B. durch die Zahlung raten. So werden wir dies auch bei Förderung im Kultur- und Medien- tigen Beziehungen als auch innerhalb nachkommen kann. Eine ungesi- von Ausstellungshonoraren für bil- anstehenden Vorhaben unserer bereich erhalten bleibt – um auch des Landes. Wir wollen, dass der Kul- cherte „Projektekultur“ und kurzfris- dende KünstlerInnen und die Siche- Fraktion im Bundestag tun. Wich- weiterhin kulturelle und mediale turaustausch auch über die EU hin- tige Maßnahmen der Arbeitsförde- rung einer angemessenen Vergü- tig ist uns, dass ein solcher Aus- Vielfalt und sozial gleichen Zugang aus weiter gefördert und intensiviert rung können dafür kein Ausgleich tung für alle Kreativen durch weite- tausch kontinuierlich stattfindet. sichern zu können. Kulturelle Güter wird, und zwar im Sinne einer „Zwei- sein. Mit der Einführung von Ein- re Reformen im Urheberrecht). Mit der Ständigen Kulturpoliti- und Leistungen sind auch Waren – sie bahnstraße“ und des Austauschs „auf Euro-Jobs besteht gegenwärtig die Aus unserer Sicht steht jedem Men- schen Konferenz haben wir ein sind in die marktwirtschaftlichen Zu- Augenhöhe“. Wir wollen, dass noch Gefahr einer weiteren Verdrängung schen im Alter ein würdevolles Le- Gremium geschaffen, in dem sich sammenhänge einbezogen. Als Mo- mehr getan wird, um die Protagonis- von festen Stellen im kulturellen Be- bens zu. Wir setzen uns deshalb für die KulturpolitikerInnen unserer ment der Identität und des Selbstbe- tInnen anderer Kulturen nach reich. Dem wollen wir durch die Sta- eine Existenz sichernde Rente mit Partei regelmäßig mit parlamenta- wusstseins von Ländern und Regio- Deutschland herein zu holen und den bilisierung der öffentlichen und frei- einem Grundbetrag von gegenwär- risch und außerparlamentarisch nen sind sie zugleich öffentliche Gü- Kulturbetrieb für sie zu öffnen. gemeinnützigen Träger und die Ent- tig monatlich 800 Euro ein. Das Aktiven der verschiedenen Ebenen ter der Völker und die Teilhabe an ih- Einen wesentlichen Schwerpunkt wicklung der kulturellen Potentiale derzeitige Rentensystem aber ist zu den aktuellen Problemen wie nen ein Menschenrecht. Sie dürfen der Auswärtigen Kultur- und Bil- in den Regionen und Kommunen gefährdet. Die Linkspartei.PDS auch zu kulturpolitischen Grund- nicht allein nach marktwirtschaftli- dungspolitik innerhalb von Europa auch durch den privatwirtschaftli- schlägt daher vor, die gesetzliche satzfragen verständigen. Dort wer- chen Kriterien betrachtet und be- sehen wir darin, zur Herausbildung chen kulturellen Sektor entgegen- Rentenversicherung längerfristig in den auch die Vorhaben auf Bundes- handelt werden und bedürfen des einer europäischen kulturellen Iden- wirken. Darüber hinaus streben wir eine „Erwerbstätigenversicherung“ ebene beraten. Schutzes und der öffentlichen Förde- tität und zur Verwirklichung von die Einrichtung eines öffentlich ge- umzuwandeln, in die alle Berufs- rung. Wir setzen uns dafür ein, dass Werten und Zielen wie Menschen- förderten Beschäftigungssektors auf gruppen, Freiberufler, Selbststän- 1.8 Setzen Sie sich für die Errich- dieser von der UNESCO-Konferenz würde, sozialer Gleichheit, Freiheit, sozialen und kulturellen Tätigkeits- dige, Abgeordnete und in einem tung einer Bundesstiftung Baukul- bei der Diskussion um die Konventi- Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, feldern an. längeren Prozess auch Beamtinnen tur ein? Beabsichtigen Sie, diese on zur kulturellen Vielfalt aufgezeig- Wahrung der Menschenrechte und Hartz IV kommt letztlich alle teuer und Beamte einbezogen werden. Stiftung finanziell solide auszu- te Doppelcharakter kultureller Güter strikte Einhaltung des Völkerrechts zu stehen. Mit Milliarden Euro wird Dabei müssen sämtliche Einkom- statten? auch bei der Überarbeitung der beizutragen. der dauerhafte Ausschluss von Mil- men berücksichtigt werden, das Dienstleistungsrichtlinie und bei den Die Linkspartei.PDS betrachtet die lionen Menschen aus der Erwerbs- heißt auch Zinseinnahmen. Die Die Linkspartei.PDS setzt sich für GATS-Verhandlungen Berücksichti- Vielfalt der Kulturen, Religionen und arbeit finanziert. Unser Alternativ- Beitragsbemessungsgrenze soll an- die Errichtung einer Bundesstif- gung findet. Sprachen in Europa als unverzicht- vorschlag ist einfach und – wie wir und später aufgehoben werden. tung Baukultur ein. Die Notwen- baren Wert. Sie engagiert sich dafür, meinen – auch machbar. Wir wollen Menschen mit höheren Einkom- digkeit, Baukultur zu fördern, ist 2.2 Werden Sie sich dafür einsetzen, eine europäische Kulturpolitik zu mit denselben finanziellen Mitteln men sollen also in größerem Umfang unstrittig. Das Parlament hatte sich dass der Kultur- und Medienbereich in entwickeln, die die Vielfalt und die und durch ihre Kombination mit an- für die solidarische Finanzierung der nach anfänglichen kontroversen die GATS-Verhandlungen nicht einbe- Unterschiede in den einzelnen Län- deren Fonds reguläre, versiche- Renten herangezogen werden, ohne Debatten einstimmig für die Errich- zogen wird und im Bildungsbereich dern positiv bewertet und nutzt – rungspflichtige und Existenz si- dass ihre Ansprüche in gleichem tung einer Bundesstiftung Baukul- keine weitere Zugeständnisse in Rich- auch als Chance zur Lösung von chernde Arbeitsplätze schaffen. Wir Maße steigen. Wenn alle Einkom- tur ausgesprochen. Wir bedauern, tung Liberalisierung oder Deregulie- Konflikten. Wir plädieren für eine fordern, dass Langzeitarbeitslose men herangezogen werden, können dass dieses zentrale Projekt der Bau- rung mehr gemacht werden? Kulturpolitik, die das verbindende das Geld, dass sie als ALG II plus Kos- die Beitragssätze gesenkt werden. kulturpolitik durch den Bundesrat und gemeinsame Erbe aufgreift und ten der Unterkunft und als Zuver- Darüber hinaus plädieren wir für im Juni zum Scheitern gebracht Aus den unter 1. genannten Gründen zugleich auf ein Europa gerichtet ist, dienst aus „Ein-Euro-Jobs“ in der Ta- eine „Bedarfsorientierte soziale wurde. Wir werden das Thema in werden wir uns dafür einsetzen, dass das für Weltoffenheit, Toleranz und sche haben, als Nettolohn, also im Ar- Grundsicherung“. Wer wegen Ar- der neuen Legislaturperiode erneut der Kultur- und Medienbereich in die Ausgleich steht. beitnehmerstatus mit Arbeitsvertrag, beitslosigkeit, zu geringem Einkom- auf die Tagesordnung setzen und GATS-Verhandlungen nicht einbezo- Eine wichtige Aufgabe der Bildungs- ausgezahlt bekommen – ohne die men, Ausbildung sowie aus anderen uns für eine Verbesserung des Ge- gen wird und im Bildungsbereich kei- politik liegt darin, einen Beitrag zur Zwänge und Demütigungen, die ih- sozialen, gesundheitlichen oder al- setzentwurfs engagieren. Auch wir ne weiteren Zugeständnisse in Rich- Erhöhung des Wissens über die un- nen bei ALG II und Ein-Euro-Jobs zu- tersbedingten Gründen arm oder halten es für notwendig, die zukünf- tung Liberalisierung oder Deregulie- terschiedlichen Kulturen und zu ei- gemutet werden. Kommen ein Teil von Armut bedroht ist, soll An- tige Stiftung mit einem ausreichen- rung mehr gemacht werden. nem Bewusstsein über die Potenzen des durch ein gerechteres Steuersys- spruch auf eine Bedarfsorientierte den Kapital auszustatten, damit sie der europäischen kulturellen Vielfalt tem, etwa durch Wiedererhebung der soziale Grundsicherung haben. Für ihre Aufgaben von dessen Erträgen 2.3 Werden Sie sich im Falle der Ver- beizutragen. Vermögensteuer, erzielbaren Steuer- eine solche Grundsicherung müs- finanzieren kann und von den jähr- abschiedung des UNESCO-Überein- Außerhalb Europas besteht die aktu- aufkommens und Gelder aus vorhan- sen die Regelleistungen in den steu- lichen Haushaltsentscheidungen kommens zum Schutz und zur För- elle Herausforderung darin, gemein- denen Förderfonds von Ländern, erfinanzierten Sicherungssystemen des Deutschen Bundestages unab- derung der Vielfalt kultureller Aus- sam mit den Institutionen Auswär- Bund und Europäischer Union dazu, auf ein Niveau angehoben werden, hängig wird. Auch über den Sitz der drucksformen auf der Generalver- tiger Kulturpolitik anderer Mitglieds- dann treten an die Stelle von Arbeits- das sich am Bedarf der Betroffenen Stiftung wäre neu zu entscheiden. sammlung der UNESCO im Oktober länder der Europäischen Union zu losigkeit und Ein-Euro-Jobs regulä- orientiert. Diese soziale Grundsi- 2005 für eine Ratifizierung im Deut- einer stärkeren Koordinierung von re, sozialversicherungspflichtige Ar- cherung soll als Individualrecht je- 1.9 Unterstützen Sie die Schaffung schen Bundestag einsetzen? Programmen bis hin zu einer ge- beitsplätze. Solche Arbeitsplätze sol- der und jedem zustehen. einer BibliotheksEntwicklungs- meinsamen Auswärtigen Kulturpoli- len zusätzlich dort entstehen, wo für Agentur, die die Weiterentwicklung Im Falle der Verabschiedung des tik zu gelangen. die Privatwirtschaft Dienstleistun- 3.3 Planen Sie eine grundlegende des deutschen Bibliothekswesens UNESCO-Übereinkommens zum gen für Einzelne oder für das Ge- Veränderung in der Krankenversi- fachlich unterstützt, in Form einer Schutz und zur Förderung der Viel- meinwesen nicht rentabel sind. Das cherung? Welche Auswirkungen Stiftung aus Bundesmitteln? falt kultureller Ausdrucksformen 3. Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik ist möglich außerhalb des Wettbe- hätte eine solche Veränderung auf durch die Generalversammlung der werbs mit Privatunternehmen durch die in der Künstlersozialkasse Ver- Wir unterstützen die Schaffung ei- UNESCO im Oktober 2005 werden 3.1 Werden Sie die bestehenden Re- einen Einstieg in öffentlich geförder- sicherten sowie die Künstlersozial- ner „BibliotheksEntwicklungsA- wir uns für eine Ratifizierung im gelungen zum Arbeitslosengeld II ein- te gemeinnützige Beschäftigungssek- abgabepflichtigen? gentur“ in Form einer Stiftung aus Deutschen Bundestag einsetzen. Wir schließlich der Arbeitsgelegenheiten toren zwischen Privatwirtschaft und Bundesmitteln. Sie sollte dringend sehen in diesem Übereinkommen mit Mehraufwandsentschädigung (so Staat, für die die spezifischen Bedin- notwendige Planungs- und Koordi- ein wichtiges völkerrechtliches In- genannte Ein-Euro-Jobs) beibehal- gungen tariflich auszuhandeln sind. 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scher Künstler; Kulturorchesterer- sondern auch auf europäischer und Die Konsequenz aus den Vergü- zial gleichen Zugang für alle zu si- Fortsetzung von Seite 16 lass). Planen Sie eine Vereinfachung globaler Ebene. Wir sehen hier wei- tungsberichten ist für uns eindeutig: chern, sehen wir als eine der we- des Verfahrens der Freistellung von teren Reformbedarf, um den Schutz Die gesetzlichen Vergütungssätze sentlichen Aufgaben und als ein Die Linkspartei.PDS plant eine Abzugsteuern? des geistigen Eigentums auch unter müssen erhöht und den veränderten Querschnittsthema, das neben der grundlegende Veränderung in der den neuen Bedingungen zu gewähr- Bedingungen, insbesondere den ge- Kulturpolitik vor allem die Bil- Krankenversicherung. Seit langem Bei der Besteuerung ausländischer leisten und ein vielfältiges kulturel- stiegenen Lebenshaltungskosten der dungspolitik, Medienpolitik, Ju- laufen die „Reformen“ des Gesund- Künstlerinnen und Künstler sehen les Leben zu ermöglichen. UrheberInnen und KünstlerInnen gendpolitik und Kommunalpolitik heitswesens darauf hinaus, Pati- wir aus kulturpolitischer Sicht wei- Es geht uns um einen Ordnungsrah- angepasst werden. berührt. Auch in der Bildungspoli- entinnen und Patienten stärker zu teren Reformbedarf und werden uns men, der Kreativität und Innovation tik ist dies ein Thema für alle Ver- belasten und den Leistungskatalog dazu mit den SteuerpolitikerInnen im Bereich der geistigen Produktion 5.4 Befürworten Sie die Einführung antwortlichen – von den Kinderta- der gesetzlichen Krankenversiche- verständigen. Dabei ist auch der fördert und damit auch zu Erhalt und der doppelten Lizenzgebühr als Scha- gesstätten, über die Schulen bis zu rung einzuschränken. Dem stellen Ausgang mehrerer Verfahren einzu- Wachstum der nationalen und euro- densersatz bei Urheberrechtsverlet- den Hochschulen und zur Weiter- wir unsere Idee einer Bürgerversi- beziehen, die gegenwärtig beim Eu- päischen Kulturproduktion beiträgt. zungen? bildung. cherung von allen für alle gegenü- ropäischen Gerichtshof anhängig Unseres Erachtens ist dafür eine Bildung sollte unserer Auffassung ber. Die Linkspartei.PDS will eine sind, bei denen es um die Vereinbar- Stärkung der Rechte und Wirkungs- Ja, wir befürworten die Einführung nach alle Kulturtechniken, alle Aus- „Solidarische Bürgerversicherung“, keit der deutschen Praxis bei der Be- möglichkeiten der KünstlerInnen, der doppelten Lizenzgebühr als drucksformen und Verständigungs- die alle Berufsgruppen und Ein- steuerung ausländischer KünstlerIn- PublizistInnen, WissenschaftlerIn- Schadensersatz bei Urheberrechts- formen umfassen und zu ihrer Ver- kommensarten in die gesetzliche nen mit dem EU-Recht geht. nen und weiterer Kulturschaffender verletzungen. mittlung beitragen. Das ist schon Krankenversicherung und in die dringend notwendig. Die Links- lange mehr als Lesen, Schreiben, Pflegeversicherung einbezieht. Ge- 4.3 Gemeinnützigkeitsrecht (Steuer- partei.PDS setzt sich deshalb für Rechnen. Das sind Verhaltens-, Be- rade die Einkommensstärkeren recht der steuerbegünstigten Körper- eine Harmonisierung des Urheber- 66.Kulturelle Bildung wegungsformen und Rituale, das sollen sich an der Finanzierung ei- schaften) Die Reform des geltenden rechts auf europäischer und globa- sind die künstlerischen Ausdrucks- nes solidarischen Gesundheitssys- Gemeinnützigkeitsrechts ist nach vor- ler Ebene ein, insbesondere hin- 6.1 Werden Sie das Zukunftsthema formen und die Sprachen und tems beteiligen und nicht in die herrschender Auffassung dringend ge- sichtlich des Urhebervertragsrechts Bildung auch zu einem Aufgaben- Möglichkeiten der Medien – vom privaten Kassen ausweichen kön- boten und deshalb erforderlich (z.B. und der Urheberpersönlichkeits- schwerpunkt der Kulturpolitik machen Buch bis zum Internet. Medienbil- nen. Die Beitragsbemessungsgren- Systematisierung des Gemeinnützig- rechte. Wir engagieren uns für die und welche Vorstellungen haben Sie, dung ist deshalb ein unverzichtba- ze soll in einem ersten Schritt auf keitsrechts; Entbürokratisierung; Flexi- Durchsetzung der verfassungs- kulturelle Bildungspolitik als Aufgabe rer Bestandteil von Bildung. 5.100 Euro angehoben werden. Wir bilisierung). Werden Sie sich für eine rechtlich gebotenen angemessenen des Bundes auszugestalten? Wir halten es für dringend notwen- halten am Grundsatz der paritäti- grundlegende Reform des Gemeinnüt- Vergütung für Urheber und Leis- dig, die Voraussetzungen für die schen Finanzierung fest. zigkeitsrechtes einsetzen? Wenn ja, nen- tungsschutzberechtigte. Kultur und Bildung stehen in enger künstlerische Bildung breiter Ein Konzept mit diesen Grundlini- nen Sie die Grundzüge der beabsichtig- Wir wollen den Rechtsanspruch auf Korrelation, in individueller wie in Schichten und für das Nachwach- en würde auch vielen im Rahmen ten Reform. eine Ausstellungsvergütung für bil- gesellschaftlicher Hinsicht. Bildung sen des Publikums zu erhalten und der 1983 gegründeten Künstlerso- dende Künstlerinnen und Künstler ist für uns deshalb ein wichtiges The- zu verbessern – und zwar in allen zialversicherung (KSV) Versicher- Wir werden uns für eine grundlegen- durch eine Neuregelegung im Urhe- ma und ein Schwerpunkt von Kultur- Genres und Sparten. Wir setzen uns ten erhebliche Vorteile und mehr de Reform des Gemeinnützigkeits- berrecht sichern. Es ist an der Zeit, politik, wie wir andersereits in der deshalb für die Erarbeitung von Sicherheit bieten, vor allem jenen, rechtes einsetzen. Es geht uns darum, dass diese nunmehr schon Jahr- Bildungspolitik auch kulturelle Ab- Entwicklungskonzepten und die die Nutznießer einer möglichen bürgerschaftliches Engagement wirk- zehnte alte berechtigte Forderung sichten und Ziele verfolgen und Verankerung von entsprechenden Beitragssatzsenkung der Kranken- samer zu fördern, bürokratische endlich Wirklichkeit wird. Und wir künftig stärkere Akzente in Hinsicht gesetzlichen Regelungen zur För- versicherung im Ergebnis des statt- Hemmnisse abzubauen und insge- setzen uns für die Umsetzung des auf „Kulturelle Bildung“ im engeren derung von Musikschulen, Biblio- findenden Umverteilungsprozes- samt mehr Transparenz und Publizi- Vorschlags der IG Medien aus dem Sinne setzen wollen. Bildung als Zu- theken und anderen kulturellen ses wären. Die KSV könnte aber vor tät herzustellen. Jahre 1998 zur Einführung eines mo- kunftsthema erfordert eine Stärkung Einrichtungen in den Landesver- allem langfristig finanziell stabili- Die Enquetekommission zum bür- dernen Künstlergemeinschafts- beider Politikfelder, wie auch vor al- fassungen ein. Wir erhoffen uns siert und als wichtige soziale Errun- gerschaftlichen Engagement hat in rechtsgesetzes (auch Goethe-Gro- lem der Kinder- und Jugendpolitik, hier einen deutlichen Impuls genschaft erhalten werden, auch der 14. Legislaturperiode wichtige schen genannt) ein. Dessen Grund- und eine deutlich bessere Abstim- durch die Verankerung des Staats- als selbständige Einrichtung. Die Empfehlungen gegeben, die bislang gedanke besteht darin, die jeweils mung zwischen allen Politikfeldern, ziels Kultur im Grundgesetz. Passfähigkeit der KSV beziehungs- noch nicht umgesetzt wurden. So lebende und schaffende Generation die Bildung mitgestalten und Ein- Kulturelle Bildung ist unverzicht- weise der Künstlersozialkasse stehen z.B. Reformen im Vereins- der UrheberInnen und ausübenden fluss auf deren Rahmenbedingungen barer Bestandteil des öffentlich (KSK) zu einer künftigen Gesetzli- recht, bei der Vereinsbesteuerung KünstlerInnen durch die Einführung haben – von der Schul- und Hoch- verantworteten Bildungssystems in chen Krankenversicherung (GKV) und im Zuwendungsrecht immer einer Urhebernachfolgevergütung schulpolitik über die Jugendpolitik Bund, Ländern und Kommunen. in Gestalt der Solidarischen Bür- noch aus, die wir für die Stabilisie- an der Verwertung nicht mehr ge- und Kommunalpolitik bis zur Wirt- Den Kommunen kommt als den gerversicherung wäre gewährleis- rung der freien Szene und der sozio- schützter (gemeinfreier) Werke und schafts- und Sozialpolitik. Wir be- Hauptträgern dabei eine besonde- tet, zumal grundlegende Prinzipi- kulturellen Einrichtungen und Pro- Darbietungen zu beteiligen. handeln auch dieses Thema also als re Verantwortung zu. Real aber kön- en von GKV und KSK im Wesentli- jekte für dringend erforderlich hal- Die Linkspartei.PDS tritt für die Er- Querschnittsaufgabe der Partei auf nen sie dieser Aufgabe aufgrund chen übereinstimmen. So befinden ten. höhung der gesetzlichen Vergü- den verschiedenen Ebenen. der Krise der öffentlichen Haushal- sich selbständige KünstlerInnen tungssätze z.B. bei der Geräteabga- Bildung ist ein Menschenrecht und te immer weniger gerecht werden. und PublizistInnen größtenteils in 4.4 Privates Engagement be ein (siehe V.3.). Wir engagieren gehört ins Grundgesetz. Wir setzen Notwendig ist die Stärkung ihrer Fi- einer ähnlichen wirtschaftlichen Welche steuerlichen Regelungen stre- uns dafür, dass die laut § 36 des UrhG uns für die Verankerung des Rechts nanzkraft über eine Kommunalfi- und sozialen Situation wie Arbeit- ben Sie an, um Bürger- und Eigenin- zur Durchsetzung des Rechts auf auf Bildung in der Verfassung ein. nanzreform, wie wir sie schon lan- nehmerInnen und sie zahlen wie itiative (z.B. Selbsterwirtschaftung; eine angemessen Vergütung vorge- Wir fordern die Verwirklichung die- ge fordern. diese auch den halben Beitrag. Fundraising; Sponsoring; private sehenen gemeinsamen Vergütungs- ses Rechtes, wie auch des Rechtes Im Entwurf der „Bildungspoliti- Prinzipiell stehen einer selbständi- Sammlungen) zu stärken und die Be- regeln von UrheberInnen und Wer- auf eigene Kultur, Informationsfrei- schen Leitlinien der PDS“ und in gen Existenz der KSV, sofern sie die reitschaft zum Engagement attrakti- knutzerInnen verstärkt abgeschlos- heit, Spiel und Freizeit, für alle. Wir der „Weimarer Erklärung“, verab- Krankenversicherung betrifft, un- ver zu gestalten? sen werden (siehe V.2.). wollen eine demokratische, sozial schiedet auf der 9. Bildungspoliti- ter dem Dach einer Solidarischen gerechte und emanzipative Bildung schen Konferenz der PDS im Juni Bürgerversicherung u. E. keine un- Privates Engagement ist eine sinn- 5.2 Werden Sie die Schranke der Pri- für alle – von Anfang an und ein Le- diesen Jahres, haben wir unsere überwindlichen Hindernisse volle Ergänzung öffentlicher Förde- vatkopie im digitalen Bereich beibe- ben lang. Es geht darum, jeden in Vorschläge für eine Reform des ge- entgegen. rung. Eine Privatisierung öffentli- halten? Wie wollen Sie die verfas- seiner Verschiedenheit zu akzeptie- samten Bildungswesens wie seiner cher Aufgaben aber lehnen wir ab. Es sungsrechtlich gebotene angemesse- ren und sozial wie kulturell beding- Rahmenbedingungen dargelegt. In geht uns um Regelungen, die priva- ne Vergütung für Urheber und Leis- te Nachteile im gesamten Lebens- einer Arbeitsgruppe zum Thema 44. Steuerpolitik te Initiative für gemeinwohlorien- tungsschutzberechtigte sicherstel- prozess immer wieder auszuglei- „Kultur. Macht. Bildung“ haben wir tierte Zwecke erschließen und die len? chen. Deshalb treten wir für eine uns auch über notwendige Schrit- 4.1 Umsatzsteuerbefreiung und - Wirtschaft stärker an der Finanzie- grundlegende Veränderung des Bil- te zur Stärkung der kulturellen Bil- ermäßigung spielen im Bereich rung des öffentlichen Lebens betei- Wir wollen, dass die Schranke der Pri- dungswesens ein. Unser wesentli- dung verständigt. In den „Thesen Kunst und Kultur eine wesentliche ligen. Zum konkreten Regelungsbe- vatkopie im digitalen Bereich beibe- ches Anliegen ist, den nachgewiese- zur Kulturellen Bildung“ der Stän- Rolle. Wollen Sie dieses Instrument darf werden wir uns mit unseren halten wird. Privatkopien sollten nen engen Zusammenhang von so- digen Kulturpolitischen Konferenz der indirekten Kulturförderung auf SteuerpolitikerInnen verständigen. weiterhin zulässig sein, sofern sie aus- zialer Herkunft, Lebenslage und Bil- sind unser Grundverständnis von nationaler und europarechtlicher Wir knüpfen dabei an unsere parla- schließlich für den privaten Gebrauch dungserfolg aufzubrechen und der kultureller Bildung und unser jet- Ebene beibehalten? mentarischen Initiativen zur weite- auf beliebigen Trägern bestimmt sind Zunahme sozialer Ungleichheit im ziger Stand der Überlegungen zu- ren steuerlichen Förderung von Stif- und weder direkt noch indirekt Er- jetzigen Bildungssystem gegenzu- sammengefasst. Wir werden uns Die Linkspartei.PDS wird sich tungen aus der 14. Legislaturperio- werbszwecken dienen. steuern. auf dieser Grundlage über konkre- dafür einsetzen, dass die Umsatz- de an. Die steuerlichen Vergünsti- Im „Gesetz zur Stärkung der vertrag- Der gewachsene Stellenwert kultu- te notwendige Schritte in der neu- steuerbefreiung und -ermäßigung gungen für Stifter und Stiftungen lichen Stellung der Urheber und aus- reller Bildung ist für uns unstrittig. en Legislaturperiode verständigen. als Instrument indirekter Kulturför- müssen dringend durch eine Reform übenden Künstler“, das am 1. Juli Vor dem Hintergrund der europäi- derung auf nationaler und europa- der zivilrechtlichen Rahmenbedin- 2002 in Kraft trat, wurde in § 32 UrhG schen Einigung und der globalen 6.2 Sprechen Sie sich für eine ge- rechtlicher Ebene beibehalten gungen ergänzt werden, die dem ein gesetzlicher Anspruch auf ange- Herausforderungen gewinnt sie meinsame Bildungsplanung von wird. Stiftungswesen größtmögliche messene Vergütung festgelegt. Was noch eine besondere Bedeutung. Bund und Ländern aus? Wollen Sie Rechtssicherheit, Transparenz und eine angemessene Vergütung ist, soll Kulturelle Bildung fördert die kultu- die bestehenden Strukturen der ge- 4.2 Beschränkte Steuerpflicht aus- Öffentlichkeit verleihen. laut § 36 UrhG von den Vereinigun- relle Identität von Gruppen wie von meinsamen Bildungsplanung erhal- ländischer Künstler (sog. Ausländer- gen der Urheber und den Vereini- einzelnen und kann neugierig auf ten oder streben Sie eine Verände- steuer) gungen der Werknutzer in Verhand- das Andersartige und Fremde ma- rung an? Werden Sie den Schwer- a) Nach dem geltenden Recht wer- 55.Urheberrechtspolitik lungen festgelegt werden. Nun chen. In einer zunehmend pluralen, punkt kulturelle Bildung in der För- den Einkünfte von im Ausland an- kommt es darauf, dass diese Ver- multikulturellen und multiethni- derpolitik der Bund-Länder-Kom- sässigen Künstlern, die in Deutsch- 5.1 Sehen Sie die Notwendigkeit für handlungen auch tatsächlich statt- schen Gesellschaft wird interkultu- mission für Bildungsplanung und land tätig sind, unterschiedlichen eine weitere Reform des Urheber- finden und zu einem Ergebnis füh- relle Bildung, die Vermittlung von Forschungsförderung (in Verbin- Abzugsteuersätzen unterworfen rechts? Wenn ja, welche Schwerpunk- ren. Wissen über die eigene Kultur, die dung mit dem Bundesministerium (z.B. Staffelfreigrenze; Differenzie- te wollen Sie setzen? Unterschiede zu anderen und über für Bildung und Forschung) beibe- rung nach selbständig und nicht- 5.3 Welche Konsequenzen wollen Sie gemeinsam anzuerkennende Werte halten? selbständig tätigen Künstlern). Wol- Für die Linkspartei.PDS zählt die aus den beiden Vergütungsberichten immer wichtiger. Sie ist Vorausset- len Sie dies beibehalten? Anpassung des Urheberrechts an die der Bundesregierungen aus den Jah- zung für Akzeptanz und Toleranz ge- Wir sprechen uns auch im Bil- b) Das Verfahren bei der Freistellung veränderten Bedingungen einer di- ren 1988 und 2000, die sich überein- genüber Anderem, für friedliches dungsbereich für einen kooperati- von Abzugsteuer erfordert einen ho- gitalen, globalisierten Welt zu den stimmend für eine Erhöhung der ge- Zusammenleben. hen Verwaltungsaufwand (z.B. Ver- entscheidenden Aufgaben von Kul- setzlichen Vergütungssätze ausge- Die Voraussetzungen für kulturelle Weiter auf Seite 18 kauf von Kunstwerken ausländi- turpolitik nicht nur auf nationaler, sprochen haben, ziehen? Bildung zu verbessern und einen so- WAHLPRÜSTEINE politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 18

künftig im föderalen System wahrge- zuständigkeit im Gesetzesbereich der Handlungsempfehlungen der En- · einer Machtabgabe von öffentli- Fortsetzung von Seite 17 nommen werden sollen, dazu gibt es Kinder- und Jugendhilfe (SGB VIII) er- quetekommission zum bürgerschaft- chen Verwaltungen, Parlamenten auch unter uns noch Verständigungs- halten bleibt. Wir setzen uns dafür lichen Engagement ausgesprochen. und politischen Parteien, Antwort der bedarf. ein, dass das Programm zur Förde- Die Linkspartei.PDS wird den Stand · einer Stärkung des Dritten Sektors Linkspartei.PDS rung der kulturellen Bildung in Ver- der Realisierung prüfen und dieses und einer Stabilisierung der viel- 6.3 Welche Bedeutung messen Sie antwortung des Bundes fortgesetzt Anliegen weiter verfolgen. fältigen Szene gemeinnütziger ven Kulturföderalismus aus. Eine speziell der kulturellen Kinder- und wird. Es sollte mit dem Ziel der För- Uns ist über diese Empfehlungen freier Träger, sozial gerechte Bildung für alle Jugendbildung insbesondere im Hin- derung neuer bundeszentraler Infra- hinausgehend wichtig, dass das Ver- · einer weitaus stärkeren ökonomi- kann nur in gesellschaftlicher Ver- blick auf ihre Förderung im Rahmen strukturen ausgebaut und der Mittel- ständnis von bürgerschaftlichem schen, sozialen und politischen antwortung bei umfassender För- des Kinder- und Jugendplan des Bun- umfang dafür erhöht werden. Engagement erweitert wird. Das be- Unterstützung, einer verbesser- derung und ausreichender Finan- des zu? trifft insbesondere jene Formen, die ten öffentlichen Infrastruktur und zierung durch die öffentliche Hand Bürgerschaftliches sich in der Stärkung der Volkssouve- eines weiteren Abbaus von Enga- gewährleistet werden. Wir sehen Zweifelsfrei kommt es auch in der 77.Engagement ränität über repräsentative Formen gementhindernissen. darin eine gemeinsame Aufgabe kulturellen Bildung auf den Anfang hinaus im aktiven Eingreifen in das von Bund, Ländern und Kommu- an. Wir halten es deshalb für not- 7.1 Der Vollzug der Haushaltsord- politische Geschehen äußern – von 7.2 Werden Sie die Empfehlungen nen. Angesicht der neuen Heraus- wendig, auch auf Bundesebene Wei- nung im Zuwendungsbereich behin- Bürgerbegehren über soziale Bewe- der Kommission Impulse für die Zi- forderungen ist die Kooperation chen für die Stärkung der kulturel- dert bürgerschaftliches Engagement gungen und Bürgerproteste bis hin vilgesellschaft (zum Beispiel im zwischen Bund und Ländern in Bil- len Kinder- und Jugendbildung zu und Eigeninitiative (zum Beispiel zur Selbsthilfe und Übernahme von Hinblick auf eine Stärkung des Frei- dungsfragen notwendiger denn je. stellen. Das ist zum Teil ja auch Jährlichkeitsprinzip, Fehlbedarfsfi- vormals öffentlichen Aufgaben. willigen Sozialen Jahres Kultur) Die Linkspartei.PDS tritt dafür ein, schon geschehen. Dabei ist vor allem nanzierung, zuwendungsfähige Aus- Bürgerengagement soll mehr sein umsetzen? dass sich der Bund in Abstimmung der Kinder- und Jugendplan des gaben, Rücklagenbildung, Besserstel- als nur eine gelegentliche Ergän- mit den Ländern stärker bildungs- Bundes zu nennen, der einen eige- lungsverbot). Sehen Sie hier Reform- zung repräsentativer Politik und Die Kommission Impulse für die Zi- politisch engagiert, um in ganz nen Fördertitel für die „kulturelle Bil- bedarf? weder als Alibi noch als wohlfeiler vilgesellschaft hat wichtige Hand- Deutschland mehr Chancengleich- dung“ vorsieht. Dieses Projekt droh- Lückenbüßer missbraucht werden, lungsempfehlungen zur Stärkung heit und soziale Gerechtigkeit für te im Zusammenhang mit den „Ent- Wir sehen in den genannten Punk- wenn öffentliche Leistungen gestri- der Zivilgesellschaft und für den alle im Bildungswesen zu gewähr- flechtungsdebatten“ im Rahmen der ten weiteren Reformbedarf im Steu- chen werden. Um eine solche Stär- Aufbau generationenübergreifen- leisten. Unter diesem Gesichts- Föderalismuskommission ins Wan- er- und Gemeinnützigkeitsrecht wie kung des Bürgerengagements zu er- der und generationsoffener Frei- punkt sprechen wir uns auch für ken zu geraten. Mit Bestrebungen, auch im Zuwendungsrecht (wie un- möglichen bedarf es aus unserer willigendienste auch im kulturel- eine gemeinsame Bildungsplanung die Kinder- und Jugendhilfe in die ter IV.3. dargestellt). Eigeninitiative Sicht len Bereich gegeben. Wir werden von Bund und Ländern aus. Wir Zuständigkeit der Länder zu geben, und Anstrengungen zur Eigenwirt- · eines entsprechenden politischen uns für die Umsetzung ihrer Emp- plädieren auch dafür, dass kulturel- war auch die Gefahr verbunden, schaftung von Mitteln sollten be- Gestaltungsraums, der gegenwär- fehlungen zum Beispiel im Hin- le Bildung ein Schwerpunkt in der dass der Bund seine Förderkompe- lohnt und nicht bestraft werden. tig durch Privatisierung und den blick auf eine Stärkung des Freiwil- Förderpolitik bleibt. Wie und in tenz verliert. Die Linkspartei.PDS en- Die PDS hat sich in der 14. Legisla- neoliberalen Rückzug der Politik ligen Sozialen Jahres Kultur enga- welchen Strukturen diese Aufgaben gagiert sich dafür, dass die Bundes- turperiode für die Umsetzung der eher geschrumpft wird, gieren.

Antwort der FDP

Telekommunikation und des Inter- nicht die Absicht, darauf in Zukunft zu zu einem Scheitern der Stiftungs- Bildung, Fort- und Weiterbildung nets das Wirtschaftsministerium. verzichten. gründung in der 15. Wahlperiode sowie Forschung und Lehre in Während also die Verantwortung für führten, teilen wir nicht. Unserer Deutschland. die „konventionellen“ Medien, wie 1.7 In welcher Weise wollen Sie die Ansicht nach liegt es in der Kompe- Gute Bibliotheken sind eine wich- etwa für den Film und das Fernse- organisierte Zivilgesellschaft im Kul- tenz des Bundes, eine Stiftung zur tige Voraussetzung für einen exzel- hen, im Kultur- und Medienbereich turbereich in Ihre Beratungen und Förderung der Baukultur zu errich- lenten Hochschul- und For- angesiedelt ist, liegt sie für die neu- Entscheidungen einbeziehen? ten. schungsstandort. Wenn aktuelle, en Medien im Wirtschaftsbereich. Bei einem erneuten Anlauf zur Er- den internationalen Stand reflek- Diese Trennung hat angesichts der Die organisierte Zivilgesellschaft richtung einer Bundesstiftung Bau- tierende Materialien in den Biblio- zunehmenden Konvergenz der Me- spielt in der Kulturpolitik eine große kultur wird sich die FDP dafür ein- theken nicht mehr vorhanden sind, dien keinen Sinn. Rolle. Fast alle unserer parlamenta- setzen, dass die Stiftung als Stiftung hat das Auswirkungen auf die Stu- rischen Initiativen entstehen in en- bürgerlichen Rechts und nicht als dienqualität, die Studienzeiten und 1.3 Treten Sie für die Fortsetzung des ger Abstimmung mit zivilgesell- Stiftung des öffentlichen Rechts ge- die Attraktivität des Hochschul- Kulturpolitik auf bundespoli- Ausschusses für Kultur und Medien schaftlichen Gruppen und Ratge- gründet wird. Diese Auffassung ha- standortes für ausländische Studie- 1 . tischer Ebene im Deutschen Bundestag ein? bern. Nicht zuletzt die Arbeit der ben wir auch per Entschließungsan- rende und die Forschung. Der oft Enquete-Kommission „Kultur in trag in den Deutschen Bundestag beschworene Lösungsansatz, die 1.1 Sprechen Sie sich für die Veran- Ja. Die Arbeit des Ausschusses für Deutschland“ hat auf anschauliche eingebracht. Nutzung des Internets und der da- kerung von Kultur als Staatsziel im Kultur und Medien des Deutschen Weise gezeigt, wie wertvoll und un- Wir sind der Überzeugung, dass es mit verbundene Zugriff auf die Grundgesetz aus? Bundestages hat sich bewährt und verzichtbar die Unterstützung der nur bei einer Stiftung bürgerlichen elektronischen Medien, verschlei- wird fortgesetzt werden. Zudem Zivilgesellschaft bei der Gestaltung Rechts gelingen wird, die notwendi- ert das eigentliche Problem der Bi- Ja, die FDP spricht sich für die Ver- wäre es sinnvoll, analog zu einer der Rahmenbedingungen für die ge Einbindung der Zivilgesellschaft bliotheken. Ein konsequenter Auf- ankerung der Kultur als Staatsziel Bündelung der Zuständigkeiten für Kultur ist. Ohne die vielfältigen Bei- und eine breite Beteiligung aller ge- bau eines elektronischen Zugangs im Grundgesetz aus. Wir sind Kultur und Medien im Bundeskabi- träge der organisierten Zivilgesell- sellschaftlichen Gruppen zu errei- der Nutzer auf die jeweiligen Bibli- davon überzeugt, dass die Ergän- nett, auch dem Ausschuss für Kultur schaft in Anhörungen und Gesprä- chen. Darüber hinaus sind wir der otheken ist zusätzlich sinnvoll, be- zung eines Artikels 20 b GG mit und Medien eine größere Bedeutung chen, durch Stellungnahmen und Auffassung, dass der Konvent, so wie deutet für diese aber, bedingt durch dem Wortlaut „Der Staat schützt zukommen zu lassen. Gutachten wäre die parlamentari- er im Gesetzentwurf der 15. Wahlpe- anfallende Lizenzverträge und da- und fördert die Kultur“ ein deutli- sche Arbeit nicht zu leisten gewesen riode vorgesehen war, viel zu groß mit verbundenen Zahlungsmoda- ches und wirkungsvolles Zeichen 1.4 Sprechen Sie sich für eine erneu- und wird auch in Zukunft nicht zu ist, als dass er zu einer vernünftigen litäten, auch Mehrkosten. Das In- gegen den Abbau von Kulturausga- te Enquete-Kommission des Deut- leisten sein. Arbeit fähig wäre. Eine angemesse- ternet unterstützt die wissen- ben auf allen staatlichen Ebenen schen Bundestags „Kultur in Deutsch- ne und solide Finanzausstattung ist schaftliche Information, führt aber ist. In unserem Wahlprogramm ha- land“ aus? 1.8 Setzen Sie sich für die Errichtung für den Erfolg der Stiftungsarbeit nicht zu Spareffekten für die Bibli- ben wir dies klar und deutlich zum einer Bundesstiftung Baukultur ein? unabdingbar. Für diese Finanzaus- otheksetats. Ausdruck gebracht. Ja. Die FDP spricht sich für eine er- Beabsichtigen Sie, diese Stiftung fi- stattung zu sorgen ist eine gemein- Die FDP sieht in einem Bibliothe- neute Einsetzung der Enquete-Kom- nanziell solide auszustatten? same Aufgabe des Bundes und der kensonderprogramm, verbunden 1.2 Wollen Sie das Amt eines Kul- mission „Kultur in Deutschland“ aus. Allgemeinheit, der Kammern und mit dem Ziel, die deutschen Lan- turstaatsministers/einer Kultur- Die Arbeit der Enquete-Kommission Die FDP setzt sich für die Errichtung Verbände des Planungs- und Bauwe- des- und Hochschulbibliotheken staatsministerin fortführen? Wollen wurde in einer Phase unterbrochen, einer Bundesstiftung Baukultur ein sens, der Bauschaffenden und der finanziell in die Lage zu versetzen, Sie ein Bundeskulturministerium als die meisten Daten und Informa- und hat dies auch mit ihrem Abstim- Zivilgesellschaft. einen dauerhaften Zugang zu allen einrichten? Wenn ja, was sind nach tionen bereits auf dem Tisch lagen mungsverhalten im Deutschen Bun- Formen der Publikation wissen- Ihrer Auffassung die vordringlichs- und wir dabei waren, die daraus re- destag deutlich gemacht. Das Ziel, 1.9 Unterstützen Sie die Schaffung schaftlicher Informationen zu si- ten Aufgaben dieser Struktur? sultierenden Handlungsempfehlun- welches die Bundesstiftung Baukul- einer BibliotheksEntwicklungsAgen- chern, einen geeigneten Ansatz. gen zu diskutieren und zu formulie- tur verfolgen soll, nämlich das Be- tur, die die Weiterentwicklung des Hierfür sollten bis zum Jahre 2010 Die Kultur und die Medien benöti- ren. Nachdem wir schon weit über wusstsein für Baukultur bei Bau- deutschen Bibliothekswesens fach- beginnend mit dem Haushalt 2007 gen eine starke Vertretung inner- die Hälfte des Weges gegangen sind, schaffenden und in der Bevölkerung lich unterstützt, in Form einer Stif- den Bundesländern finanzielle halb des Bundeskabinetts sowie ge- wäre ein Abbruch der Arbeit unsin- zu stärken und die Qualität, Nachhal- tung aus Bundesmitteln? Mittel in Höhe von 60 Mio. € pro genüber der Öffentlichkeit und der nig. Daher werden wir uns nach der tigkeit und Leistungsfähigkeit des Pla- Jahr aus dem Bundeshaushalt, Ein- europäischen Ebene. Daher setzt Bundestagswahl für eine Fortset- nungs- und Bauwesens in Deutsch- Die FDP tritt seit Jahren für eine Stär- zelplan 30 (BMBF), zur Verfügung sich die FDP dafür ein, dass die Zu- zung der Arbeit der Kultur-Enquete land national wie international her- kung und Weiterentwicklung der gestellt werden. Eine Vernetzung ständigkeit für Kultur und Medien einsetzen. auszustellen, halten wir für eine Landes- und Hochschulbibliotheken der Landes- und Hochschulbiblio- aufgewertet wird und künftig Kabi- wichtige Aufgabe. ein. Leider haben diese in den ver- theken in einem deutschen Infor- nettsrang erhält. Darüber hinaus 1.6 Wollen Sie eine verbindliche Kul- Der Blick in europäische Nachbar- gangenen Jahren durch überpro- mations- und Wissensnetzwerk mit halten wir eine Bündelung der Zu- turverträglichkeitsprüfung von Ge- länder, in denen ein weitaus größe- portionale Anstiege der Zeitschrif- Zugangsberechtigung für Lernen- ständigkeiten für die Kultur und die setzen einführen? res Bewusstsein für den Wert einer tenpreise hohe Kaufkraftverluste hin- de, Lehrende, Studierende, Hoch- Medien für sinnvoll. Gegenwärtig qualitativ hochwertigen gebauten nehmen müssen. Hinzu kommt, dass schullehrer und Wissenschaftler sind die Zuständigkeiten für einzel- Die Überprüfung von Gesetzen auf Umwelt vorhanden ist, zeigt, dass die 7%-ige Mehrwertsteuer unnötig wird angestrebt. ne Bereiche der Kultur und der Me- ihre Kulturverträglichkeit ist eine ein Bewusstseinswandel möglich die Etats der Bibliotheken belastet. Mit dem Gedanken einer Stiftungs- dien über viele Ministerien verteilt. wichtige Aufgabe, die idealerweise ist. Der Blick in unsere vielfach ver- Die Folgen sind ein stetiger Abbau initiative „BibliotheksEntwick- So ist derzeit beispielsweise das bereits in der üblichen Abstimmung bauten Städte und Dörfer zeigt, dass beim Neuzukauf von Büchern und lungsAgentur“ hat sich die FDP Auswärtige Amt für die Auswärtige von Gesetzentwürfen zwischen den ein stärkeres Bewusstsein für Bau- Monographien sowie bei Zeitschrif- noch nicht abschließend befasst. Kultur- und Bildungspolitik zustän- einzelnen Ministerien erfolgt. Die Kul- kultur in Deutschland vonnöten ist. tenabonnements. Letztendlich führt dig, für die Baukultur das Baumi- turverträglichkeitsprüfung wird Die vom Bundesrat geäußerten ver- eine solche Entwicklung zu einer nisterium und für den Bereich der derzeit bereits praktiziert. Die FDP hat fassungsrechtlichen Bedenken, die ernsthaften Beeinträchtigung von Weiter auf Seite 19 WAHLPRÜSTEINE politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 19

ßenpolitik werden. Dieser wichtigen 3.3 Planen Sie eine grundlegende rife auch die Vereinfachung des Steu- pien muss jedoch auch künftig un- Fortsetzung von Seite 18 Bedeutung muss die finanzielle Aus- Veränderung in der Krankenversi- errechts. Dabei werden natürlich ter dem Vorbehalt stehen, dass der stattung, die unter der rot-grünen Re- cherung? Welche Auswirkungen hät- auch die Verfahren bei der be- Rechteinhaber keine technischen Kultur- und Medienpolitik gierung stark zurückgefahren wurde, te eine solche Veränderung auf die in schränkten Steuerpflicht überprüft. Schutzmaßnahmen (Kopierschutz 22.im internationalen Kontext wieder angepasst werden. Schwer- der Künstlersozialkasse Versicherten Was die sog. Ausländersteuer anbe- usw.) einsetzt. Das Verbot der Um- punkte in der Auswärtigen Kultur- sowie die Künstlersozialabgabe- langt, sehen wir einen Veränderungs- gehung von Kopierschutzmaßnah- 2.1 Werden Sie sich dafür einsetzen, und Bildungspolitik sollten unserer pflichtigen? bedarf. Die bestehende Regelung ist men ist ein zentrales Element des dass der Kultur- und Medienbereich Ansicht nach sein: die Vermittlung nicht nur zu kompliziert und unver- digitalen Urheberrechtsschutzes bei der Überarbeitung der EU-Dienst- eines positiven Bildes von der Kul- Die FDP schlägt im Bereich der ständlich, sondern stellt mit der und darf nicht in Frage gestellt wer- leistungsrichtlinie ausgenommen tur und dem Leben in Deutschland, Krankenversicherung einen System- Höhe des Steuersatzes auch einen den. Die Berechtigung zur Herstel- wird? die Förderung der deutschen Spra- wechsel vor: den privaten Kranken- nicht zumutbaren und unnötigen lung von Privatkopien ist ferner un- che im Ausland, die Förderung der versicherungsschutz mit sozialer Wettbewerbsnachteil gegenüber den ter die Voraussetzung der Nutzung Grundsätzlich begrüßen wir die Zusammenarbeit und des Austau- Absicherung für alle. Jeder Bürger ist europäischen Nachbarn dar. rechtmäßig hergestellter und in Dienstleistungsrichtlinie, da sie zu sches in den Bereichen Kultur, Kunst, verpflichtet, einen Mindestumfang Verkehr gebrachter Kopiervorlagen einer Liberalisierung der Märkte Musik, Literatur, Bildung und Wis- an Leistungen, die so genannten Re- 4.3 Gemeinnützigkeitsrecht (Steuer- – legale Quellen – zu stellen. Hier und damit zu niedrigeren Preisen senschaft sowie die Förderung des gelleistungen, für den Krankheitsfall recht der steuerbegünstigten Körper- besteht gesetzgeberischer Hand- und zu einer höheren Nachfrage Jugendaustausches und der deut- abzusichern. Der Verpflichtung, sich schaften) Die Reform des geltenden Ge- lungsbedarf, denn die bei der Um- führen. Das Herkunftslandprinzip schen Auslandsschulen. zu versichern, kann er dabei bei ei- meinnützigkeitsrechts ist nach vorherr- setzung der Informationsgesell- fördert den Wettbewerb und führt nem Versicherer seiner Wahl nach- schender Auffassung dringend geboten schafts-Richtlinie in § 53 Abs. 1 zum Abbau bürokratischer Hemm- Arbeitsmarkt- kommen. Er ist frei darin, seinen und deshalb erforderlich (z.B. Systema- UrhG im Vermittlungsverfahren ge- nisse. 3. und Sozialpolitik Versicherungsschutz so zu gestalten, tisierung des Gemeinnützigkeitsrechts; fundene Kompromissformel (Ver- Ebenso sind wir aber auch der Auf- wie es seinen Bedürfnissen ent- Entbürokratisierung; Flexibilisierung). bot der Kopie von „offensichtlich fassung, dass Dienstleistungen im 3.1 Werden Sie die bestehenden Re- spricht. Jeder Bürger hat bei Geburt Werden Sie sich für eine grundlegende rechtswidrig“ hergestellten Quel- Bereich der Kultur und der Medien gelungen zum Arbeitslosengeld II ein- und beim Versicherungswechsel ei- Reform des Gemeinnützigkeitsrechtes len) ist gut gemeint, aber nicht gut nicht wie andere Dienstleistungen schließlich der Arbeitsgelegenheiten nen Anspruch darauf, im Umfang einsetzen? Wenn ja, nennen Sie die gemacht. behandelt werden können. Dies mit Mehraufwandsentschädigung (so der Regelleistungen unabhängig von Grundzüge der beabsichtigten Reform. Dort, wo technische Schutzmaß- schlägt sich z.B. in der Fernseh- genannte Ein-Euro-Jobs) beibehal- seinem Gesundheitszustand ohne nahmen und individuelle Vergü- richtlinie der EU nieder, die durch ten? Werden Sie bei der Evaluation Risikozuschläge versichert zu wer- Das Gemeinnützigkeitsrecht ist an tungsmodelle keine Anwendung die Dienstleistungsrichtlinie nicht des Gesetzes die Auswirkungen auf den. vielen Stellen unübersichtlich und finden können, bleibt auch in Zu- angetastet wird. Zum Schutz der den Arbeitsmarkt Kultur besonders in Der soziale Ausgleich erfolgt nicht unsystematisch. Es ist Aufgabe der kunft das urheberrechtliche Anga- kulturellen Vielfalt muss es den Blick nehmen? mehr wie bisher unkoordiniert und Politik in der nächsten Legislaturpe- bensystem für die Gewährleistung weiterhin nationale Kompetenzen mit teilweise ungerechten Auswir- riode, sich mit dem Thema zu befas- einer angemessenen Vergütung un- in diesen Bereichen geben. Die Mit der Zusammenlegung von Ar- kungen in der Gesetzlichen Kran- sen. Konkrete Pläne für steuerliche verzichtbar (dazu unten Ziffer 3). Dienstleistungsrichtlinie lässt bei beitslosenhilfe und Sozialhilfe hat kenversicherung, sondern über das Veränderungen gibt es in der FDP Die pauschalen Abgaben dienen der Umsetzung in nationales Recht die Bundesregierung einen im an den einheitlichen Kriterien der derzeit noch nicht. bereits nach geltendem Recht viel Spielraum. Es kommt darauf Grundsatz richtigen Weg beschrit- Leistungsfähigkeit und Bedürftig- allerdings nicht zur Kompensation an, diesen Spielraum zugunsten ten. Die derzeitige Ausgestaltung des keit ausgerichtete Steuer- und 4.4 Privates Engagement rechtswidriger Vervielfältigungen; des Schutzes einer vielfältigen Kul- Hartz IV-Gesetzes (SGB II) weist aber Transfersystem. Ein entsprechender Welche steuerlichen Regelungen stre- daran ist festzuhalten. Soweit die tur- und Medienlandschaft zu nut- viele Mängel auf. Die erzwungene Pauschalbetrag als Bestandteil des ben Sie an, um Bürger- und Eigenini- Möglichkeit zur privaten Vervielfäl- zen. Kooperation zwischen der Bundes- liberalen Bürgergeldes sorgt dafür, tiative (z.B. Selbsterwirtschaftung; tigung dem Nutzer (durch DRM- agentur für Arbeit und den Kommu- dass auch Bürger, die nur über ge- Fundraising; Sponsoring; private Systeme o.ä.) vertraglich gestattet 2.2 Werden Sie sich dafür einsetzen, nen funktioniert nicht, organisatori- ringe oder gar keine finanziellen Sammlungen) zu stärken und die Be- wird, richten sich Art und Umfang dass der Kultur- und Medienbereich sche Mängel und unklare Verant- Mittel verfügen, eine Krankenversi- reitschaft zum Engagement attrakti- der Vergütung für diese Vervielfälti- in die GATS-Verhandlungen nicht wortlichkeiten haben zu dem beste- cherung abschließen können. ver zu gestalten? gungen nach der individuellen Ver- einbezogen wird und im Bildungsbe- henden Kompetenzgerangel geführt. Die FDP sieht in der Privatisierung einbarung und sind damit Gegen- reich keine weitere Zugeständnisse in Die Anreize für einen Hinzuver- des gesamten Krankenversiche- Das wichtigste Element der kulturel- stand des Urhebervertragsrechts. Richtung Liberalisierung oder Dere- dienst auf dem ersten Arbeitsmarkt rungssystems, die sozial flankiert len Vielfalt in unserem Land sind die gulierung mehr gemacht werden? sind zu gering. wird, den besten Garanten dafür, privaten Initiativen und Stiftungen 5.3 Welche Konsequenzen wollen Nach unserer Überzeugung dürfen dass die Herausforderungen an ein der Bürgerinnen und Bürger. Daher Sie aus den beiden Vergütungsbe- Ein gänzlicher Ausschluss des Kul- die Ein-Euro Jobs nur zur Überprü- zukunftsfestes Gesundheitssystem werden wir uns bei einer liberalen richten der Bundesregierungen aus tur- und Medienbereichs aus den fung der Arbeitsbereitschaft und zur erfolgreich bewältigt werden kön- Regierungsbeteiligung für eine wei- den Jahren 1988 und 2000, die sich GATS-Verhandlungen erscheint Wiedererlangung verlorener Arbeits- nen. tere Reform des Stiftungsrechtes ein- übereinstimmend für eine Erhöhung uns überzogen, da eine Liberalisie- tugenden dienen. Andernfalls be- Auf die in der Künstlersozialkasse setzen. Die FDP-Bundestagsfraktion der gesetzlichen Vergütungssätze rung des Welthandels grundsätz- steht die Gefahr von Verdrängungs- Versicherten hätte dieses Modell hat hierfür einen konkreten Gesetz- ausgesprochen haben, ziehen? lich zu begrüßen ist und kulturelle effekten und Wettbewerbsverzer- keine negativen Auswirkungen – im entwurf erarbeitet, um das bürger- und mediale Dienstleistungen rungen auf dem ersten Arbeitsmarkt. Gegenteil, auch die Künstlerinnen schaftliche Engagement für kulturel- Obwohl die rot-grüne Bundesregie- nicht nur, aber eben auch Wirt- Ziel darf nicht eine Ausweitung des und Künstler würden von diesem le Stiftungen weiter zu fördern. Mit rung in ihrem Vergütungsbericht schaftsgüter sind. Allerdings muss zweiten Arbeitsmarktes, sondern gerechteren und leistungsfähigeren einem einfachen und steuerlich at- bereits im Jahr 2000 hinsichtlich auch bei GATS sichergestellt sein, muss eine Integration Langzeitar- Krankenversicherungssystem profi- traktiven Stiftungsrecht wollen wir der gesetzlichen Vergütungssätze dass kulturelle und mediale Dienst- beitsloser in den ersten Arbeitsmarkt tieren. die Errichtung von Stiftungen er- Handlungsbedarf festgestellt hat, leistungen nicht ausschließlich als sein. leichtern und zusätzliche Anreize für ist es bei Absichtserklärungen ge- Wirtschaftsgüter gesehen werden Bei der Evaluation des Gesetzes spie- Zuwendungen schaffen. blieben. Die Reform des Vergü- und ihrem Doppelcharakter Rech- len die Auswirkungen auf den Ar- 44. Steuerpolitik tungsrechts ist deshalb überfällig. nung getragen wird. beitsmarkt Kultur natürlich eine Wo die Pauschalvergütung auch wichtige Rolle, schließlich ist der 4.1 Umsatzsteuerbefreiung und -er- 55.Urheberrechtspolitik künftig das Mittel der Wahl ist, 2.3 Werden Sie sich im Falle der Kulturbereich neben allen anderen mäßigung spielen im Bereich Kunst muss sie angemessen sein, und die Verabschiedung des UNESCO- Bedeutungen auch eine wirtschaft- und Kultur eine wesentliche Rolle. 5.1 Sehen Sie die Notwendigkeit für Vergütungssätze sind deshalb an Übereinkommens zum Schutz und lich bedeutsame Branche. Darüber Wollen Sie dieses Instrument der in- eine weitere Reform des Urheber- die heutigen wirtschaftlichen Rah- zur Förderung der Vielfalt kulturel- hinaus bestehen im Kulturbereich – direkten Kulturförderung auf natio- rechts? Wenn ja, welche Schwerpunk- menbedingungen und Vervielfälti- ler Ausdrucksformen auf der Gene- die Diskussionen um die Ein-Euro- naler und europarechtlicher Ebene te wollen Sie setzen? gungsmöglichkeiten anzupassen. ralversammlung der UNESCO im Jobs in Bibliotheken belegen dies – beibehalten? Die Überarbeitung des Vergütungs- Oktober 2005 für eine Ratifizierung auch besondere Verdrängungsgefah- Auch die digitale Welt braucht ein star- rechts darf sich jedoch nicht in ei- im Deutschen Bundestag einsetzen? ren von Arbeitsplätzen aus dem ers- In der FDP gibt es keine Pläne zur kes Urheberrecht, denn erst ein wirk- ner Betrachtung der Vergütungssät- ten in den zweiten Arbeitsmarkt, die Veränderung der Umsatzsteuerbe- samer Schutz des geistigen Eigentums ze erschöpfen. Es müssen auch wei- Die Unesco-Konvention zum durch eine angemessene finanzielle freiung und -ermäßigung im Bereich durch das Urheberrecht schafft die tere strukturelle Änderungen erfol- Schutz der kulturellen Vielfalt bil- Ausstattung der betroffenen Institu- Kunst und Kultur. notwendigen Anreize für kreative Tä- gen. Im Zentrum dieser Überlegun- det ein notwendiges und wirksa- tionen gemildert werden können. tigkeit und für Investitionen in deren gen muss die Identifizierung sach- mes Gegengewicht zu den GATS- 4.2 Beschränkte Steuerpflicht aus- wirtschaftliche Verwertung. gerechter Kriterien für die Vergü- Verhandlungen. Daher würden wir 3.2 Wie sehen Sie die Zukunft der ländischer Künstler (sog. Ausländer- Die FDP setzt sich dafür ein, dass die tungspflicht von Geräten und Gerä- eine Verabschiedung des Unesco- Künstlersozialversicherung? Wollen steuer) Modernisierung des Urheberrechts tekombinationen stehen. Außer- Übereinkommens begrüßen und Sie den Bundeszuschuss wieder auf a) Nach dem geltenden Recht werden („Zweiter Korb“) fortgesetzt wird. dem muss das Urheberrechtsgesetz uns auch für eine Ratifizierung im 25% anheben? Sehen Sie Handlungs- Einkünfte von im Ausland ansässi- Notwendig sind dabei vor allem eine klare Anreize für einen System- Deutschen Bundestag einsetzen. bedarf bei der Alterssicherung von gen Künstlern, die in Deutschland weitere Verbesserung des Rechts- wechsel setzen, die den verstärkten Voraussetzung dafür ist allerdings, Künstlern und Publizisten? tätig sind, unterschiedlichen Abzugs- schutzes gegen die illegale Nutzung Einsatz individueller Lizenzierung dass die Handelbarkeit von Kultur- teuersätzen unterworfen (z.B. Staffel- geschützter Werke, eine zeitgemäße (DRM) fördern. Dieser Ansatz ent- gütern und Dienstleistungen gesi- Wir bekennen uns zur Künstlersozi- freigrenze; Differenzierung nach Überarbeitung des urheberrechtli- spricht auch den gemeinschafts- chert bleibt, die Konvention keine alversicherung als einem wichtigen selbständig und nichtselbständig tä- chen Abgabensystems (s.u.) sowie rechtlichen Vorgaben der Informa- neuen Hürden für Kulturaustausch Instrument der Kulturförderung und tigen Künstlern). Wollen Sie dies bei- eine sachgerechte Erleichterung der tionsgesellschafts-Richtlinie. Das und Informationsfluss schafft und der sozialen Sicherung der Künstle- behalten? Nutzung von Archivbeständen in hergebrachte System der pauscha- Marktmechanismen ebenso aner- rinnen und Künstler. Bei der not- b) Das Verfahren bei der Freistellung neuen Nutzungsarten. len Vergütung durch Abgaben auf kannt werden wie staatliche Inter- wendigen Reform der Künstlersozi- von Abzugsteuer erfordert einen ho- Vervielfältigungsgeräte und Spei- ventionen. alkasse muss es zu einem fairen Aus- hen Verwaltungsaufwand (z.B. Ver- 5.2 Werden Sie die Schranke der Pri- chermedien ist auf die Bereiche zu gleich der Interessen von Versicher- kauf von Kunstwerken ausländischer vatkopie im digitalen Bereich beibe- beschränken, für die Schutzmaß- 2.4 Werden Sie die Haushaltskür- ten und den derzeit über Gebühr be- Künstler; Kulturorchestererlass). Pla- halten? Wie wollen Sie die verfas- nahmen (noch) nicht zur Verfügung zungen in der Auswärtigen Kultur- lasteten Verwertern kommen. nen Sie eine Vereinfachung des Ver- sungsrechtlich gebotene angemessene stehen. Das gilt zum Beispiel für äl- und Bildungspolitik zurückneh- Die FDP-Fraktion hat in der 15. Wahl- fahrens der Freistellung von Abzug- Vergütung für Urheber und Leistungs- tere Werkstücke (CDs etc.), die nicht men? Welche Schwerpunkte soll periode einen Antrag mit konkreten steuern? schutzberechtigte sicherstellen? mit technischen Schutzmaßnah- Auswärtige Kultur- und Bildungs- Reformvorschlägen in den Deut- men ausgerüstet sind und weiterhin politik zukünftig verfolgen? schen Bundestag eingebracht. Diese Die FDP wird bei einer möglichen Ein generelles Verbot digitaler Ver- als Quelle für Vervielfältigungen ge- Maßnahmen zur Reform der Künst- Regierungsbeteiligung auf eine vielfältigungen zum privaten Ge- nutzt werden können. Die Auswärtige Kultur- und Bil- lersozialkasse sind unserer Ansicht grundlegende Reform des Einkom- brauch ist nach Auffassung der FDP dungspolitik muss wieder die tra- nach geeignet, eine Erhöhung des mensteuerrechts drängen. Ziel ist nicht erforderlich. Die Befugnis zur Weiter auf Seite 20 gende dritte Säule deutscher Au- Bundeszuschusses zu vermeiden. neben der Absenkung der Steuerta- Herstellung von (digitalen) Privatko- WAHLPRÜSTEINE politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 20

Die FDP hat sich in ihrem Wahlpro- Die Bund-Länder-Kommission für Rücklagenbildung, Besserstellungs- rigkeits- und Wohlfahrtsstaat ablö- Fortsetzung von Seite 19 gramm klar und deutlich zum The- Bildungsplanung und Forschungs- verbot). Sehen Sie hier Reformbedarf? sen, damit Verantwortung für das ma Kulturelle Bildung geäußert: „Die förderung (BLK) war aus unserer Gemeinwohl dorthin zurückkehrt, Antwort der 1DP kulturelle Bildung vor allem von Kin- Sicht relativ erfolgreich, litt aber un- Die Rahmenbedingungen für das das wo sie hingehört: zu den Bürger- dern und Jugendlichen zu fördern, ter zähen Entscheidungsprozessen. bürgerschaftliche Engagement und innen und Bürgern. 5.4 Befürworten Sie die Einführung ist eine grundlegende Verpflichtung Ein geeignetes Zusammenwirken die Eigeninitiative in allen Bereichen Wir wollen neue Anreize zur Er- der doppelten Lizenzgebühr als des Staates. Sie vermittelt kulturelle von Bund und Ländern in der Bil- der Gesellschaft sind alles andere als schließung der vorhandenen Po- Schadensersatz bei Urheberrechts- Fähigkeiten und Werte und bringt dung ist aus FDP-Sicht nötig. Dabei optimal. In vielen Bereichen, wie tentiale für ehrenamtliche Tätig- verletzungen? eigenständige und verantwortungs- darf die grundsätzliche Länderkom- zum Beispiel den Theatern gibt es keiten schaffen. Zu den Aufgaben volle Persönlichkeiten hervor. Die petenz für die allgemein bildenden bürokratische und obrigkeitsstaatli- zur Stärkung des Ehrenamts gehört Das deutsche Schadensersatzrecht Förderung der kulturellen Bildung Schulen nicht in Frage gestellt wer- che Hemmnisse, die die eigenver- neben dem Abbau von Verwal- basiert auf dem Konzept der Resti- ist eine der wichtigsten Investition in den. Im Rahmen der Föderalismus- antwortliche Planung und einen ef- tungshemmnissen auch eine Re- tution. Pönale Elemente sind ihm – die Zukunft überhaupt.“ debatte muss dieses Thema im Inte- fizienten Einsatz der vorhandenen form des an vielen Stellen unüber- anders als etwa dem US-amerikani- Kulturelle Bildung ist neben ihrem resse der Fortentwicklung des Bil- Mittel erschweren. Es kann nicht sichtlichen und unsystematischen schen Recht – grundsätzlich fremd. Selbstzweck und allen positiven un- dungsstandorts Deutschland und sein, dass viele Theater im 21. Jahr- Gemeinnützigkeitsrechts. Das gilt auch für den urheberrecht- mittelbaren Effekten auch eine der seiner Einbettung in den europäi- hundert aufgrund des Zuwendungs- lichen Schadensersatzanspruch. wichtigsten Grundlagen der Persön- schen Bildungsraum zügig angegan- und öffentlichen Haushaltsrechts 7.2 Werden Sie die Empfehlungen Dort, wo die Rechtsprechung lichkeitsentwicklung. Sie stärkt all gen werden. wie nachgeordnete Behörden des öf- der Kommission Impulse für die Zi- ausnahmsweise einen sog. „Verletz- die positiven Eigenschaften, auf die fentlichen Zuwendungsgebers be- vilgesellschaft (z.B. im Hinblick auf erzuschlag“ in Höhe von 100 Prozent wir angewiesen sind und die das Le- 6.3 Welche Bedeutung messen Sie spe- handelt werden. Hier besteht Ände- eine Stärkung des Freiwilligen Sozi- der eigentlich als Schadensersatz zu ben bereichern: Kreativität, Aus- ziell der kulturellen Kinder- und Ju- rungsbedarf. alen Jahres Kultur) umsetzen? zahlenden tariflichen Lizenzgebühr drucksfähigkeit, Konzentration, gendbildung insbesondere im Hin- Darüber hinaus ist es vollkommen anerkannt hat, ist dieser ebenfalls Selbstvertrauen, Selbständigkeit und blick auf ihre Förderung im Rahmen kontraproduktiv, wenn Kulturein- Die vorhandenen Potentiale für nicht als Strafe angelegt (vgl. BGHZ vieles mehr. des Kinder- und Jugendplan des Bun- richtungen oder auch andere Initia- bürgerschaftliches Engagement in 17, 376, 383 – „Betriebsfeiern“; BGHZ Auch im Hinblick auf unser kulturel- des zu? tiven, die „fehlbedarfsfinanziert“ der Gesellschaft müssen noch bes- 59, 286, 291 f. – „Doppelte Tarifge- les Erbe ist die kulturelle Bildung von werden, jeden Cent, den sie von pri- ser erschlossen werden. Ein gutes bühr“). Die FDP möchte an dem unschätzbarer Bedeutung. Es reicht Der außerschulischen kulturellen vaten Sponsoren einwerben, von der Beispiel für ausbaufähiges, freiwil- hergebrachten Grundsatz im Inter- nicht aus, die künstlerischen und Kinder- und Jugendbildung misst die öffentlichen Hand abgezogen be- liges Engagement sind die Freiwil- esse einer klaren Abgrenzung zwi- baulichen Zeugnisse der Vergangen- FDP eine große Bedeutung zu. Viele kommen. Dies bestraft Eigeninitia- ligendienste. Die Nachfrage, ein schen (privaten) Ersatzansprüchen heit zu bewahren und dafür Sorge zu Untersuchungen, vor allem aber tive, Kreativität und Engagement – Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) / und (öffentlichem) Strafanspruch tragen, dass es Spielstätten für alle auch praktische Erfahrungen haben das Gegenteil muss der Fall sein. Ökologisches Jahr (FÖJ) abzuleis- auch im Urheberrecht festhalten. Sparten des Theaters gibt. Wir müssen gezeigt, dass ein motivierendes Die Förderung des bürgerschaftli- ten, ist schon heute höher als die Zu prüfen bleibt allerdings, ob und auch die Voraussetzungen dafür schaf- künstlerisch-musisches Angebot chen Engagements ist ein zentrales vorhandenen Plätze. Des Weiteren inwieweit die Bezifferung und die fen, dass die zugrunde liegenden entscheidend zu sozialer Integration Anliegen der FDP. Bürgerschaftliches fordert die FDP eine Aufwertung Durchsetzung urheberrechtlicher Ideen weitergegeben und die Aus- und schließlich auch zur Verbesse- Engagement und die ehrenamtliche und einen Ausbau des Freiwilligen Schadensersatzansprüche erleich- drucksformen verstanden werden. rung der Berufsfähigkeit von Jugend- Erfüllung gesellschaftlicher Aufga- Sozialen / Ökologischen Jahres – tert werden können. Die Diskussion lichen beiträgt. Der Kinder- und Ju- ben sind die Grundlagen einer libe- und damit natürlich auch des Frei- hierüber wird im Rahmen der Um- 6.2 Sprechen Sie sich für eine gemein- gendplan des Bundes muss dies in ralen Bürgergesellschaft. Für die willigen Sozialen Jahres Kultur – aus. setzung der so genannten „Enforce- same Bildungsplanung von Bund und Zusammenwirken mit den Kommu- FDP bedeutet weniger Staat nicht Die FDP spricht sich für eine Anpas- ment-Richtlinie“ zu führen sein. Ländern aus? Wollen Sie die bestehen- nen entsprechend berücksichtigen. nur mehr Markt, sondern auch mehr sung des Fördervolumens der Frei- den Strukturen der gemeinsamen Bil- Zivilgesellschaft. Selbstorganisation, willigendienste an die aktuellen Be- dungsplanung erhalten oder streben Selbstverantwortung sind typisch li- werberzahlen und die Erhöhung der 66.Kulturelle Bildung Sie eine Veränderung an? Werden Sie 77.Bürgerschaftliches Engagement berale Begriffe. Plätze entsprechend dem Trägeran- den Schwerpunkt kulturelle Bildung Wir brauchen eine aktive Zivilgesell- gebot auf 30.000 Plätze aus. Darüber 6.1 Werden Sie das Zukunftsthema in der Förderpolitik der Bund-Länder- 7.1 Der Vollzug der Haushaltsord- schaft, die für Bürger- und Men- hinaus soll geprüft werden, ob über Bildung auch zu einem Aufgaben- Kommission für Bildungsplanung nung im Zuwendungsbereich behin- schenrechte kämpft, Bildung neu einen Bundesfreiwilligendienstplan schwerpunkt der Kulturpolitik ma- und Forschungsförderung (in Verbin- dert bürgerschaftliches Engagement organisiert, Menschen in Not hilft. und ein Bundesfreiwilligendienst- chen und welche Vorstellungen haben dung mit dem Bundesministerium und Eigeninitiative (z.B. Jährlich- Freiwilligkeit und Partizipation kön- gesetz die Freiwilligendienste nach- Sie, kulturelle Bildungspolitik als für Bildung und Forschung) beibe- keitsprinzip, Fehlbedarfsfinanzie- nen Berge versetzen! Der ermögli- haltig gesichert und gefördert wer- Aufgabe des Bundes auszugestalten? halten? rung, zuwendungsfähige Ausgaben, chende Staat muss endlich den Ob- den können.

Antwort der SPD

dern. Der Erhalt der Kultur und ihre Bundesministers. Wobei wir wissen, Ansprechpartner für diesen wichti- konnte die Enquête-Kommission Förderung würde als gemeinsame dass Kabinettszuschnitte und insti- gen Querschnittsbereich seine Fort- ihre Arbeit nicht beenden. Die Mit- Aufgabe des Bundes, der Länder und tutionelle Zuständigkeiten immer setzung finden. glieder der Enquête-Kommission der Kommunen neu belebt, Kultur auch weiteren Kriterien unterliegen. haben sich einstimmig dafür aus- als öffentliches Gut geschützt. 1.4 Sprechen Sie sich für eine erneu- gesprochen, bis Ende Oktober 2005 1.3 Treten Sie für die Fortsetzung des te Enquete-Kommission des Deut- einen Tätigkeitsbericht zu erarbei- 1.2 Wollen Sie das Amt eines Kultur- Ausschusses für Kultur und Medien schen Bundestags „Kultur in Deutsch- ten, um auf der Grundlage dieser staatsministers/einer Kulturstaats- im Deutschen Bundestag ein? land“ aus? Materialien sehr bald nach der ministerin fortführen? Wollen Sie ein Konstituierung des 16. Deutschen Bundeskulturministerium einrich- Gemeinsam mit dem Amt des Beauf- Die Enquête-Kommission „Kultur in Bundestages in einer neuen Enquê- ten? Wenn ja, was sind nach Ihrer tragten für Kultur und Medien wur- Deutschland“ hatte auf der Grund- te-Kommission an die bisherigen Auffassung die vordringlichsten Auf- de der Ausschuss für Kultur und Me- lage eines einstimmigen Einset- Ergebnisse anzuknüpfen und mit gaben dieser Struktur? dien im Deutschen Bundestag ein- zungsbeschlusses aller Parteien des einem neuen Auftrag die Arbeit zu gesetzt. Ebenso wie das 1998 neu Deutschen Bundestages im Herbst den gewünschten Ergebnissen zu Kulturpolitik auf bundespoli- Das nach dem Regierungswechsel geschaffene Amt hat sich der Aus- 2003 ihre Arbeit aufgenommen. Sie führen. Dieses Vorhaben wird von 1 . tischer Ebene 1998 neu geschaffene Amt eines Be- schuss bewährt und gezeigt, wie hatte sich ein detailliertes Arbeits- der SPD unterstützt und nach der auftragten für Kultur und Medien hat wertvoll eine solche Vertretung von programm gegeben, dessen Ziel eine Wahl zielführend verfolgt. 1.1 Sprechen Sie sich für die Veran- sich als Notwendigkeit erwiesen. Die Kunst und Kultur, von Künstlerinnen umfassende Untersuchung und Be- kerung von Kultur als Staatsziel im Beauftragte für Kultur und Medien und Künstlern auf Bundesebene ist. standsaufnahme der Kulturland- 1.5 Planen Sie die erneute Einset- Grundgesetz aus? ist Impulsgeberin, Ansprechpartne- Kulturpolitik wurde auf die Bundes- schaft in Deutschland sowie daraus zung einer Kommission zur Reform rin und Interessenvertreterin der ebene gehoben und durch viele neue resultierende Handlungsempfeh- des Föderalismus? Und wenn ja, Kultur ist eine unentbehrliche Kultur wie auch der Medien in Impulse auch aus dem parlamenta- lungen beinhaltet. Themenfelder welche Akzente werden Sie in der Grundlage unseres Zusammenle- Deutschland und Europa. rischen Raum belebt. Der öffentliche wie „die öffentliche und private För- Kulturpolitik setzen? bens und besitzt einen wichtigen Die Praxis der vergangenen sieben Diskurs zu kulturpolitischen Fragen derung von Kunst und Kultur“, „die Stellenwert innerhalb unserer Ge- Jahre hat aber auch gezeigt, dass die wurde um eine ganz wesentliche wirtschaftliche und soziale Lage der Wir setzen uns für eine zügige Neu- sellschaft. Kultur stiftet Identität, Einbeziehung weiterer Aufgabenge- Ebene erweitert und intensiviert. Künstlerinnen und Künstler“ und auflage der Kommission zur Mo- vermittelt Werte und besitzt politi- biete wünschenswert wäre, um die Die SPD spricht sich für eine weite- „Kulturlandschaft Deutschland – Kul- dernisierung der bundesstaatli- sche Integrationskraft. Kultur kann Ressourcen innerhalb der Bundesre- re Stärkung der Kultur in der kom- tur als Standortfaktor“ wurden von chen Ordnung ein. Bund und Län- nicht als Ware oder Dienstleistung gierung effektiver zu konzentrieren. menden Legislaturperiode aus. elf Abgeordneten und elf Sachver- der müssen wieder in größerem wie jede andere betrachtet werden, Im Hinblick auf die sich vertiefenden Kernstück dieser Stärkung ist die ständigen untersucht und bearbei- Umfang als bisher autonom hand- sondern bedarf eines besonderen Beziehungen innerhalb der EU hat Benennung eines Bundeskulturmi- tet. Die Kommission gab Gutachten lungsfähig sein. Wir brauchen zu Schutzes und des Erhaltes als öf- es sich als unabdingbar herausge- nisters. Mit dieser Forderung ist in Auftrag, führte Anhörungen und lange, bis sich der Bund und sech- fentliches Gut. stellt, dass Deutschland einheitlich selbstverständlich die Fortsetzung Expertengespräche durch, unter- zehn Länder geeinigt haben. In Die SPD tritt dafür ein, Kultur als nach außen auftritt. Dies trifft auch der Arbeit des Kulturausschusses nahm Reisen, um sich vor Ort über Brüssel spricht Deutschland nicht Staatsziel in das Grundgesetz auf- für die Kultur- und Medienpolitik zu. verbunden, mit dann erweiterten erfolgreiche Projekte zu informieren. mit einer Stimme. Das geht zu Las- zunehmen. Damit würden kultu- Eine eigene kultur- und medienpo- Aufgaben und Zuständigkeiten. Die Enquête-Kommission hat in den ten unseres Landes und schadet relle Aufgaben des Staates gleich- litische Zuständigkeit des Beauftrag- Gleichfalls bewährt hat sich der Quer- fast zwei Jahren ihrer Tätigkeit einen unserer Position in Europa und in gewichtig neben sozialen und um- ten für Kultur und Medien auf EU- schnittsausschuss für Neue Medien erheblichen Teil ihrer Arbeit geleis- der Welt. weltbezogenen im Grundgesetz Ebene ist daher notwendig. Aus kul- beim Bundestagsausschuss für Kul- tet. Vor allem ist sie mit der Be- Die Zuständigkeiten zwischen verankert. Auch wenn sich daraus turpolitischer Sicht ergeben sich aus tur und Medien. Diese Bündelung ist standsaufnahme weit fortgeschrit- Bund und Ländern müssen neu keine rechtlichen Ansprüche zur dieser Erweiterung des Aufgaben- sinnvoll, da Medien- und Kommuni- ten. Die Auswertung der Gutachten geordnet werden. Wir wollen, dass Förderung der Kultur ableiten las- spektrums Argumente für die Grün- kationspolitik ebenso Kultur- und und Anhörungen sowie die Erarbei- in den Regelungsbereichen mit sen, so wird auf Verfassungsebene dung eines eigenen Ministeriums Gesellschaftspolitik wie auch Teil ei- tung von Handlungsempfehlungen überregionalem oder europäi- die Verantwortung des Staates un- bzw. – bliebe die Beauftragte für Kul- ner modernen Wirtschafts- und So- stehen noch aus. Aufgrund des vor- terstrichen, das kulturelle Erbe zu tur und Medien beim Bundeskanz- zialpolitik ist. Daher sollte auch der zeitigen Endes der 15. Legislaturpe- bewahren, zu schützen und zu för- ler angesiedelt – für den Rang eines Unterausschuss Neue Medien als riode des Deutschen Bundestages Weiter auf Seite 21 WAHLPRÜSTEINE politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 21

1.8 Setzen Sie sich für die Errichtung Dienstleistungen im EU-Binnen- SPD auch in Bezug auf die laufenden Eine Verbesserung bzw. Rücknah- Fortsetzung von Seite 20 einer Bundesstiftung Baukultur ein? markt (EU-Dienstleistungsrichtlinie) GATS-Verhandlungen ein. Wir treten me der Haushaltskürzungen er- Beabsichtigen Sie, diese Stiftung fi- erfasst horizontal übergreifend alle ganz entschieden für die Beibehal- scheint angesichts der aktuellen schem Bezug die Kompetenz des nanziell solide auszustatten? „entgeltlichen Tätigkeiten“, d.h. alle tung des Status quo ein, von Seiten Haushaltslage mittelfristig schwer Bundes gestärkt wird. Bereiche mit „gegen Entgelt“, auch grenzüber- des Verhandlungsführers EU-Kom- zu realisieren. Es ist jedoch unser überwiegend regionalem Bezug Ja, mit Nachdruck. Die rot-grüne schreitend erbrachten Dienstleis- mission im Bereich Kultur und Me- Ziel, weitere Pauschal-Kürzungen wollen wir in die Kompetenz der Bundesregierung hat im März 2005 in tungen. Damit sind auch audiovisu- dien keine Liberalisierungsforderun- in diesem Bereich zu verhindern. Länder legen. der Konsequenz der bereits zuvor be- elle und kulturelle Dienstleistungen gen an Drittländer zu stellen und Neben den auch in der kommen- Die eingesetzte Föderalismuskom- gonnenen Initiative „Architektur und vom Anwendungsbereich der Richt- keine dementsprechenden Angebo- den Legislaturperiode erforderli- mission hatte dazu bereits gute Er- Baukultur“ einen Gesetzentwurf zur linie erfasst. Dieser primär marktbe- te zu unterbreiten. Für den Kultur- chen Umstrukturierungen im Zuge gebnisse erzielt. Die meisten der zu Errichtung einer Bundesstiftung Bau- zogene und horizontale Ansatz wi- bereich und den audiovisuellen Sek- der Neukonzeption der Auswärti- klärenden Fragen waren konsens- kultur eingebracht (Bundestags- derspricht dem Bereich Kultur und tor konnten Befreiungen vom gen Kultur- und Bildungspolitik, fähig. Dass die Gespräche ausge- Drucksache 15/4998 -neu-). Als Ziel Medien, welcher sich gerade dadurch Grundsatz der Meistbegünstigung werden wir wichtige Schwerpunkt- rechnet am Thema Bildung schei- hat sie darin formuliert, „das Bewusst- auszeichnet, dass nicht nur Güter und durchgesetzt werden und es wurden bereiche auch mit Finanzmitteln terten, ist tragisch. Denn wir wis- sein für die Belange der Baukultur in Dienstleistungen als Waren bereitge- keinerlei Verpflichtungen hinsicht- weiter stärken. Daher werden wir sen, Bildung, Hochschule, Wissen- Deutschland bei Bauschaffenden und stellt werden, sondern weit darüber lich der Inländerbehandlung und uns dafür einsetzen, die Haushalts- schaft werden die Zukunft unseres in der Bevölkerung zu stärken und die hinaus durch kreatives Schaffen kul- des Marktzugangs zugestanden. So- mittel für die Auswärtige Kultur- Landes maßgeblich mit entschei- Qualität (…) des Architektur- und In- turelle Identität und Wahrnehmung mit können die Mitgliedsstaaten der und Bildungspolitik nachhaltiger den. Es ist deshalb politisch unver- genieurwesens in Deutschland natio- bieten. Die Kosten für die Erbringung Europäischen Union weiterhin nati- zu gestalten, dabei neue Steue- nünftig und nicht vermittelbar, nal wie international herauszustel- kultureller Dienstleistungen werden onale Fördermaßnahmen zu Guns- rungsinstrumente anzuwenden dass sich der Bund gerade hieraus len“. Der Deutsche Bundestag hat im häufig nicht in vollem Umfang vom ten des kulturellen und audiovisuel- und leistungsbezogene Budgets in völlig zurückziehen soll. Es geht Mai 2005 den Gesetzentwurf einstim- Endverbraucher bzw. -nutzer getra- len Dienstleistungssektors aufrecht- der Auswärtigen Kulturpolitik mo- uns um Qualität und um gleiche mig verabschiedet. Leider opferten gen. Jedoch werden diese, von öf- erhalten und den Marktzugang dellhaft einzuführen. Die Abkehr Bildungschancen. Deshalb werden CDU/CSU das dringend notwendige fentlich geförderten oder in Träger- teilweise beschränken (Status quo). von der kameralen Steuerung gibt wir auch künftig alles dafür tun, um Gesetz im Bundesrat im Juni 2005 ih- schaft der öffentlichen Hand er- In dem zuvor genannten Entschlie- den Mittlerorganisationen einen eine zeitgemäße Organisation un- rer notorischen Blockadepolitik und brachten Leistungen in der Richtli- ßungsantrag der Fraktionen von SPD zusätzlichen Spielraum für den ef- serer föderalen Struktur zu errei- torpedierten mit dieser Entscheidung nie wie jede andere rein wirtschaft- und Bündnis 90/Die Grünen (Bun- fizienten Einsatz ihrer Mittel. chen. gleichzeitig die langjährige Arbeit vie- liche Dienstleistung behandelt, ohne destags-Drucksache 15/5865) wurde Zudem gilt es, durch enge Koope- Wir wollen in Ergänzung und Un- ler, auch ehrenamtlich Beteiligter. Als dabei deren kulturelle Sonderstel- ebenfalls eine Klarstellung dahinge- rationen mit staatlichen und nicht- terstützung der Kulturhoheit der Vorwand hatte der Föderalismusstreit lung zu berücksichtigen, wie sie im hend getroffen, dass Liberalisie- staatlichen Organisationen im Be- Länder die Bundeskulturpolitik herhalten müssen. Kulturartikel 151 zum EG-Vertrag rungsvereinbarungen im Rahmen reich Kultur, Entwicklungszusam- weiter aufwerten: durch das Amt Der Streit um eine stärkere Veranke- verankert ist. Zudem liegt die Zu- der EU-Dienstleistungsrichtlinie nur menarbeit, Wirtschaft, Bildung und eines Bundeskulturministers im rung der Bedeutung von Architektur ständigkeit im Bereich Kultur und für EU-Mitglieder gelten und keiner- Forschung im Ausland auch im Sin- Kanzleramt, in dessen Zuständig- und Baukultur als Identifikations- Medien bei den Mitgliedstaaten, die lei Auswirkungen auf Vereinbarun- ne von „öffentlich-privaten Part- keit auch die handlungsfähige Re- merkmal im Bewusstsein unserer EU verfügt in diesem Bereich gen im Rahmen internationaler nerschaften“ Synergieeffekte zu präsentanz in Europa und im Be- Gesellschaft und die daraus folgen- lediglich über ergänzende Zustän- Übereinkommen, insbesondere nutzen und den Veränderungen in reich der auswärtigen Kulturpolitik de politische und gesellschaftliche digkeit. GATS, haben. Diese klare Abgren- der Auswärtigen Kultur- und Bil- fallen soll. Unterstützung der Baukultur wird in Ein weiterer, sehr wesentlicher An- zung zwischen den beiden Ebenen dungspolitik Rechnung zu tragen. der nächsten Legislaturperiode fort- satz der EU-Dienstleistungsrichtli- ist neben den unterschiedlichen Li- Auf diese Weise können systema- 1.6 Wollen Sie eine verbindliche geführt. Die SPD wird das Vorhaben nie ist das sog. Herkunftslandprin- beralisierungsansätzen auch des- tisch extrabudgetäre Ressourcen Kulturverträglichkeitsprüfung von zur Errichtung einer Bundesstiftung zip, wonach Dienstleistungserbrin- halb notwendig, um nicht in einen erschlossen werden, die auch über Gesetzen einführen? Baukultur weiterverfolgen. ger lediglich den Bestimmungen ih- Wertungswiderspruch zu geraten eine verstärkte Beteiligung der Kul- Eine Stiftung ist nur dann sinnvoll, res Herkunftslandes unterliegen und und eine Aufweichung des Verhand- turnutzenden aus dem Ausland an Die Gemeinsame Geschäftsord- wenn sie mit ausreichenden Mitteln von diesem zu kontrollieren sind. lungsmandats der Europäischen den Kosten der Auswärtigen Kul- nung der Bundesministerien ausgestattet ist. Die rot-grüne Initi- Für den Kultur- und Medienbereich Kommission bei den GATS-Verhand- turpolitik ergänzt werden könnten. (GGO) regelt verbindlich das Zu- ative hatte eine Anschubfinanzie- könnte die Einführung des Her- lungen zu gestatten. Die Auswärtige Kultur- und Bil- sammenwirken der Ressorts bei rung in den Jahren 2005 bis 2008 von kunftslandprinzips noch nicht ab- dungspolitik vervollständigt wich- Gesetzgebungsvorhaben. § 45 Ab- insgesamt 5,25 Millionen Euro aus sehbare Folgen haben. 2.3 Werden Sie sich im Falle der Ver- tige innenpolitische Arbeitsfelder satz 1, § 75 Absatz 4 in Verbindung dem Etat des Bundesministeriums Die SPD-geführte Bundesregierung abschiedung des UNESCO-Überein- und ist ein unverzichtbarer Be- mit Anlage 8 Nr. 15 GGO schreibt Verkehr, Bau- und Wohnungswesen hat sich in den Verhandlungen über kommens zum Schutz und zur För- standteil deutscher Außenpolitik. verpflichtend die Beteiligung der vorgesehen. eine EU-Dienstleistungsrichtlinie derung der Vielfalt kultureller Aus- Zu den Schwerpunkten der Aus- Beauftragten für Kultur und Medi- dafür eingesetzt, die Besonderheit drucksformen auf der Generalver- wärtigen Kultur- und Bildungspo- en vor, wenn Belange der Kultur 1.9 Unterstützen Sie die Schaffung des Bereiches Kultur und Medien zu sammlung der UNESCO im Oktober litik wird daher auch in Zukunft der oder Medienpolitik berührt sind. einer BibliotheksEntwicklungsAgen- berücksichtigen und ihn entspre- 2005 für eine Ratifizierung im Deut- Dialog mit der islamischen Welt als Die Regelung hat sich als effizient tur, die die Weiterentwicklung des chend aus dem Anwendungsbereich schen Bundestag einsetzen? Instrument der Krisenprävention und durchsetzungsstark bewährt. deutschen Bibliothekswesens fach- der Richtlinie auszuschließen. In ei- und -bewältigung durch zwischen- Hierdurch hat die Bundesregierung lich unterstützt, in Form einer Stif- nem am 30. Juni 2005 von den Frak- Ein Abkommen zum Schutz der kul- staatlichen Austausch stehen. gewährleistet, dass die Kulturver- tung aus Bundesmitteln? tionen SPD und Bündnis 90/Die turellen Vielfalt, die UNESCO-Kon- Zudem gilt es die Zusammenarbeit träglichkeitsprüfung regelmäßig Grünen verabschiedeten Entschlie- vention zum Schutz der Vielfalt kul- mit anderen europäischen Institu- stattfindet, dass alle Gesetzge- Die Bedeutung der Bibliotheken als ßungsantrag zur EU-Dienstleis- tureller Inhalte und künstlerischer ten wie dem British Council und bungsvorhaben darauf hin unter- moderne Dienstleister für unser Bil- tungsrichtlinie (Bundestags-Druck- Ausdrucksformen, ist nach Ansicht dem Institut Français auszubauen. sucht und bewertet werden. So dungssystem, aber auch für Wissen- sache 15/5865) wird die Bundesre- der SPD nach wie vor besonders Regionale Schwerpunktsetzung der konnte z.B. die im Koch/Stein- schaft und Wirtschaft in der Infor- gierung aufgefordert, insbesondere wichtig. Auswärtigen Kultur- und Bildungs- brück-Papier vorgesehene Strei- mations- und Wissensgesellschaft ist „… Bildungs- und kulturelle Dienst- Nicht nur in den laufenden GATS- politik in Regionen wie Mittel- und chung des ermäßigten Mehrwert- unbestritten, eine BibliotheksEnt- leistungen, audiovisuelle Dienstleis- Verhandlungen könnte die UNESCO- Ost-Europa (MOE), Ostasien und steuersatzes durch die Beauftragte wicklungsAgentur (BEA) könnte hier tungen einschließlich Fernseh- Konvention von großer Bedeutung dem Nahen und Mittleren Osten für Kultur und Medien erfolgreich bundesweit koordinierende und dienstleistungen, wie sie in der sein, folgt doch aus der Unterzeich- verfolgt den gezielten Aufbau von abgewehrt werden. Es konnte sogar steuernde Funktionen haben. Je- Richtlinie Fernsehen ohne Grenzen nung dieser Konvention für die Un- Netzwerken mit kompetenten An- über den konkreten Fall hinaus die doch sei darauf hingewiesen, dass geregelt sind, sowie Hörfunk- und terzeichnerstaaten die Verpflich- sprechpartnern und Multiplikato- Überzeugung durchgesetzt wer- die Zuständigkeit für die Bibliothe- Mediendienstleistungen.“ vom Gel- tung, nationale Politiken zum Schutz ren vor Ort, um im Dialog mit den den, dass staatliche Ausgaben für ken ebenso wie Bildung und Wissen- tungsbereich der Richtlinie auszu- und zur Förderung von kulturellen Menschen das Verständnis zwi- Kultur keinen Subventionscharak- schaft in die Zuständigkeit der Län- nehmen. Damit soll klargestellt wer- Aktivitäten anzuerkennen. Der schen ihrer und unserer Welt zu be- ter haben. der fällt. Der auf die koordinierende den, dass neben dem Bildungsbe- Schutz und die Förderung der kultu- fördern. und steuernde Funktion bezogene reich auch der Rundfunk, nationale rellen Vielfalt wären damit auch in- Priorität besitzt ebenfalls die Stär- 1.7 In welcher Weise wollen Sie die Teil der Aufgaben, die dieser Agen- Fördersysteme im Bereich Film und ternational ein rechtlich geschütztes kung der Auswärtigen Kulturpolitik organisierte Zivilgesellschaft im tur zugewiesen werden könnte, wur- Kultur, aber auch die nationalen Re- Interesse und müssten beachtet wer- in der Europäischen Union. Die Er- Kulturbereich in Ihre Beratungen de früher einmal im Rahmen der ge- gelungen zur kollektiven Wahrneh- den. Ein solches Instrument böte weiterung der Europäischen Union und Entscheidungen einbeziehen? meinsamen Forschungsförderung mung von Urheber- und Leistungs- eine kulturpolitische Berufungs- erfordert ein verstärktes Bemühen über eine Einrichtung der Blauen schutzrechten durch Verwertungsge- grundlage, in der nicht unterschreit- um die Weiterentwicklung einer Die SPD begrüßt die Bildung von Liste (Deutsches Bibliotheksinstitut, sellschaften nicht dem Anwendungs- bare Prinzipien der Kulturverträg- kulturellen europäischen Identität organisierter Zivilgesellschaft. Ver- heute abgewickelt) durch das Bun- bereich der EU-Dienstleistungsricht- lichkeit festgeschrieben wären. Da- durch die gemeinsame Pflege und eine, Gruppen und Verbände sind desministerium für Bildung und For- linie unterliegen dürfen. Die SPD rum werden wir uns weiterhin deut- Bewusstmachung der kulturellen der Humus auf dem das kulturelle schung mitgefördert. Die Aufgaben wird sich mit dieser klaren Position lich dafür einsetzen. Nach dem be- Vielfalt Europas. Eine verstärkte Leben in Deutschland wächst und konnten aber aufgrund eines Wider- auch in den weiteren Verhandlungen sonderen Engagement für das Zu- kultur- und bildungspolitische Prä- sich entfaltet. spruchs auf Länderseite nicht fort- zur EU-Dienstleistungsrichtlinie auf standekommen einer UNESCO- senz gerade in Mittelosteuropa re- Die SPD hält ausdrücklich an dem geführt werden. Daher ist eine sol- europäischer Ebene für eine Ausnah- Konvention zum Schutz der kulturel- sultiert daraus. Ebenfalls gehört die Grundsatz fest, dass künstlerische che Agentur nur sinnvoll, wenn von me für kulturelle und audiovisuelle len Vielfalt unter anderem innerhalb Stärkung der internationalen Stel- Entscheidungen, insbesondere in Länderseite die Blockadepolitik im Dienstleistungen vom Anwendungs- der bundesweiten Koalition zum lung des Wissenschafts- und Studi- Gremien und Jurys für Kunst- und Föderalismusstreit aufgegeben und bereich einsetzen und eine dahinge- Abkommen in Deutschland sind wir enstandortes Deutschland zu den Kulturförderung, staatsfern zu er- ihr ein eindeutiger Auftrag für diese hende Überarbeitung der EU-Dienst- zuversichtlich, dass nun auch auf in- wesentlichen Schwerpunkten der folgen haben, das heißt hier sind Aufgaben und klare Kompetenzen leistungsrichtlinie anstreben. ternationaler Ebene abschließend nächsten Jahre. Experten und Verbände genuine eingeräumt werden. ein positives Ergebnis erreicht wird. Im Zeitalter der Globalisierung Entscheidungsträger. Da jedoch 2.2 Werden Sie sich dafür einsetzen, Die SPD wird sich im Falle der Ver- muss die internationale Wettbe- jede Behörde für die Vergabe und Kultur- und Medienpolitik dass der Kultur- und Medienbereich in abschiedung eines Übereinkom- werbsfähigkeit des Bildungs- und Verwendung von Steuergeldern 22.im internationalen Kontext die GATS-Verhandlungen nicht einbe- mens für eine Ratifizierung im Deut- Forschungsstandortes Deutsch- eine haushaltsrechtliche Verant- zogen wird und im Bildungsbereich schen Bundestag einsetzen. land durch die weitere Steigerung wortung trägt, kann die Vergabe 2.1 Werden Sie sich dafür einsetzen, keine weitere Zugeständnisse in Rich- der Zahl ausländischer Studieren- von Fördermittel und ihrer Verwen- dass der Kultur- und Medienbereich bei tung Liberalisierung oder Deregulie- 2.4 Werden Sie die Haushaltskür- der in Deutschland und die damit dung letztlich nur unter Mitwir- der Überarbeitung der EU-Dienstleis- rung mehr gemacht werden? zungen in der Auswärtigen Kultur- verbundene Internationalisierung kung der Exekutive erfolgen. Da- tungsrichtlinie ausgenommen wird? und Bildungspolitik zurücknehmen? von Studiengängen in Deutsch- mit besteht eine gestufte Verant- Eine ebenso deutliche Position wie Welche Schwerpunkte soll Auswärti- wortung, zu der sich die SPD be- Der Vorschlag der Europäischen in den Verhandlungen über eine EU- ge Kultur- und Bildungspolitik zu- Weiter auf Seite 22 kennt. Kommission für eine Richtlinie über Dienstleistungsrichtlinie nimmt die künftig verfolgen? WAHLPRÜSTEINE politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 22

Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Beauftragten für Kultur und Me- tragssatzunterschiede geben, jedoch Sportler) mit ausländischem Wohn- Fortsetzung von Seite 21 in Nürnberg durchgeführt. dien ein Runder Tisch als positive nicht mehr Unterschiede der Be- sitz von den Regierungsfraktionen Grundsätzlich sind so genannte Ein- Maßnahme zur Beobachtung der handlungsmöglichkeiten und Finan- CDU/CSU und FDP von 15 % auf Antwort der SPD Euro-Jobs unter den allgemeinen künftigen Entwicklung der Künstler- zierungsquellen. 25 % heraufgesetzt. Diese Regelung Voraussetzungen auch im Kulturbe- sozialversicherung eingesetzt. Die Landwirte und Künstler sind derzeit ist von der derzeitigen Regierung land, aber auch das Angebot von Stu- reich denkbar. Da die Ausgestaltung Fortsetzung der Aktivitäten für einen in eigenständigen gesetzlichen Kran- bereits mit Wirkung zum 1.1.2002 diengängen im Ausland und der Auf- der konkreten Rahmenbedingungen besseren Kenntnisstand über die kenkassen versichert, die nicht in den wieder wesentlich abgemildert bau von Netzwerken von ehemali- und die Bewilligung durch die jewei- „Riester-Rente“ soll zudem die Ver- Finanzausgleich des übrigen GKV- worden. Im Rahmen des Steuerän- gen und jetzigen Studierenden und lige Arbeitsagentur vor Ort erfolgt, ist breitung der zusätzlichen privaten Systems eingebunden sind. Eine derungsgesetzes (StÄndG) wurde Auszubildenden aus dem Ausland, der SPD bisher keine bundesweite Altersversorgung in dieser Personen- Übertragung der Bürgerversicherung 2001 für Künstlerinnen und Künst- die ihre Ausbildung in Deutschland Statistik o.ä. bekannt, aus der grund- gruppe ausweiten. auf diese Gruppen ist möglich und ler mit ausländischem Wohnsitz absolviert haben, sichergestellt sätzlich Rückschlüsse auf den Kultur- Mit der Erhöhung des Ansatzes für auch sinnvoll. Sie setzt jedoch erheb- eine Stufenregelung für geringver- werden. Als Orte der Begegnung sektor gezogen werden können. Die die beim Bundespräsidenten beste- liche Strukturveränderungen, insbe- dienende KünstlerInnen einge- und des Interkulturellen Dialogs bisherigen Regelungen müssen aber hende „Deutsche Künstlerhilfe“ um sondere im Hinblick auf die Beitrags- führt und von 2003 an den Höchst- gilt es ebenfalls, die internationale nach der entsprechenden Anfangs- 20 % setzte die Bundesregierung bemessung und die Finanzierungs- steuersatz von 25% auf 20% ge- Wettbewerbsfähigkeit der deut- zeit in ihren Auswirkungen auf die 2002 zudem ein wichtiges Zeichen grundlagen, voraus. Daher wird eine kürzt. Nach der Neuregelung gem. schen Auslandsschulen zu stärken, Kultur untersucht und bewertet wer- für die Unterstützung für Künstler, mittelfristige Einbeziehung der Son- § 50a Abs. 4 Einkommensteuerge- beispielsweise durch die Internati- den. Daher werden wir bestrebt sein, die in Not geraten sind. dersysteme zunächst zu prüfen sein. setz kann seitdem jeder ausländi- onalisierung ihrer Abschlüsse und die Ergebnisse des gesetzlich vorge- Der Bundeszuschuss zur Künstlerso- Der Erhalt der Künstlersozialversi- sche Künstler bei Darbietungen in ihre Einbindung in die Werbung für schriebenen Monitoring-Prozesses zialversicherung wurde 1999 im cherung, zu der es keine Alternative Deutschland eine Freigrenze bis den Wissenschafts- und Hoch- schnellstmöglich auszuwerten und Rahmen des Haushaltsgrundsätze- gibt, ist durch die eingeleiteten Maß- 250 Euro und bis 1000 Euro nach- schulstandort Deutschland. Ganz auch basierend auf Ergebnissen und gesetzes (HGrG) von 25 Prozent auf nahmen sichergestellt. stehende gestaffelte Besteuerung wesentlich trägt die Förderung der möglichen Empfehlungen der En- 20 Prozent abgesenkt. Durch die Re- in Anspruch nehmen: deutschen Sprache im Ausland zur quête-Kommission „Kultur in form des Künstlersozialversiche- Der Steuersatz beträgt bei Brutto- positiven Wahrnehmung Deutsch- Deutschland“, welche sich ausführ- rungsgesetzes (KSVG) im Jahr 2001 44. Steuerpolitik einnahmen: lands im Ausland bei und gehört lich mit diesem Themenkomplex be- erfolgte eine Änderung des § 14 · bis 250 Euro 0 % deshalb zu den Schwerpunkten der schäftigt hat, mögliche Handlungs- KSVG und damit die Aufgabe der 4.1 Umsatzsteuerbefreiung und -er- · über 250 Euro bis 500 Euro 10 % Auswärtigen Kultur- und Bildungs- optionen entwickeln. Zweckbindung des Bundeszuschus- mäßigung spielen im Bereich Kunst · über 500 Euro bis 1 000 Euro 15 % politik. ses. Ursprünglich sollte der Bundes- und Kultur eine wesentliche Rolle. · Werden diese Beträge überschrit- Im Bereich der Auswärtigen Kultur- 3.2 Wie sehen Sie die Zukunft der zuschuss nur den Anteil abdecken, Wollen Sie dieses Instrument der in- ten, gilt die Normalbesteuerung, politik muss Deutschland seinem Künstlersozialversicherung? Wollen der dadurch entsteht, dass die ver- direkten Kulturförderung auf natio- die seit 2003 von 25 Prozent auf 20 Anspruch und seiner Verpflichtung Sie den Bundeszuschuss wieder auf sicherten Künstler und Publizisten naler und europarechtlicher Ebene Prozent abgesenkt ist. als europäische Kulturnation ge- 25% anheben? Sehen Sie Handlungs- ihre Honorare nicht ausschließlich beibehalten? Die Milderungsregelung (Stufenre- recht werden. Die Einbindung der bedarf bei der Alterssicherung von von abgabepflichtigen Unterneh- gelung) gilt grundsätzlich pro Auf- Zuständigkeit im Bereich der Aus- Künstlern und Publizisten? mern, sondern auch von Endabneh- Die von CDU und CSU angekündig- trittstag (bei Auftritten mit ver- wärtigen Kulturpolitik in das Amt mern erhalten (Private Kunstsamm- te Erhöhung der Umsatzsteuer wäre schiedenen Veranstaltern an einem eines Bundeskulturministers im Die soziale Absicherung von Kultur- ler, Gagen für Auftritte bei Vereins- Gift für die Konjunktur und ein An- Tag ist auch eine entsprechende Bundeskanzleramt entspricht die- schaffenden ist das Verdienst sozial- feiern oder sonstigen privaten Fes- reiz für mehr Schwarzarbeit. Wir mehrfache Anwendung der Milde- sem Anspruch und schüfe eine demokratisch geführter Regierun- ten etc.). Diese Endabnehmer sind wollen die indirekte Kulturförderung rungsregelung möglich) und pro handlungsfähige Repräsentanz auf gen. Die Anfang der 80er Jahre durch keine „Verwerter“ von Kunst und durch das Instrument aus Umsatz- Künstler, kann also bei kleineren internationaler und europäischer die damalige sozial-liberale Regie- Publizistik und können deshalb auch steuerbefreiung und -ermäßigung Ensembles, z.B. einer Band, von je- Ebene für den gesamten Bereich rungskoalition geschaffene Künst- nicht zu einer Abgabe herangezogen beibehalten. Der um sieben Prozent dem Mitglied in Anspruch genom- Kultur und Medien. lersozialversicherung ist in nur zwei werden. Die Absenkung des Bundes- ermäßigte Mehrwertsteuersatz, der men werden. Bei Zufluss der Vergü- Jahrzehnten zu einer Institution ge- zuschusses 1999 stimmt überein mit momentan für viele Kulturgüter gilt tung an mehrere Personen ist Arbeitsmarkt- worden, ohne die kreatives, künstle- dem Ergebnis einer vom Bundesmi- (u.a. für Bücher, Zeitungen und Ge- grundsätzlich eine gleichmäßige 3. und Sozialpolitik risches und publizistisches Schaffen nisterium für Gesundheit und Sozi- mälde), hat eine große Bedeutung Verteilung nach Köpfen vorzuneh- in Deutschland kaum noch möglich ale Sicherung in Auftrag gegebenen für Kunst und Kultur, für Künstlerin- men. 3.1 Werden Sie die bestehenden Re- wäre. Die Künstlersozialversiche- Studie, die ergab, dass der Selbstver- nen und Künstler. Diese Regelungen Zudem wurde eine weitere Verbes- gelungen zum Arbeitslosengeld II rung ist eine in Europa einzigartige marktungsanteil bei ca. 20 Prozent sind in jedem Fall beizubehalten. Im serung vorgenommen: Nach der einschließlich der Arbeitsgelegen- kultur- und sozialpolitische Errun- liegt und sich damit der aktuell gel- Bezug auf eine Erweiterung des er- neuen Vorschrift des § 13b Ziffer 1 heiten mit Mehraufwandsentschä- genschaft, die Ausdruck der Solida- tende Bundeszuschuss im entspre- mäßigten Mehrwertsteuersatzes auf Umsatzsteuergesetz gilt ganz allge- digung (so genannte Ein-Euro-Jobs) rität zwischen den Künstlern, Publi- chenden Rahmen befindet. neue Kunstformen wie Fotografie mein bei „Werklieferungen und beibehalten? Werden Sie bei der zisten und ihren Verwertern im So- Jetzt sollten die bereits eingeleiteten und Videokunst oder die neuen Me- sonstigen Leistungen eines im Aus- Evaluation des Gesetzes die Auswir- zialstaat ist. Im Jahr 2001 wurde die Schritte für eine bessere Erfassung dien und elektronische Verlagser- land ansässigen Unternehmers“ kungen auf den Arbeitsmarkt Kul- Künstlersozialversicherung mit ei- der abgabepflichtigen Verwerter und zeugnisse bleibt dem deutschen Ge- der Leistungsempfänger (Veran- tur besonders in den Blick nehmen? ner Reform weiter ausgebaut und der damit verbundenen finanziellen setzgeber auf Grund der auf europä- stalter) als Steuerschuldner. Es beispielsweise der Zugang älterer Stärkung der Künstlersozialversiche- ischer Ebene weitgehend harmoni- schuldet also nicht mehr der aus- Die gesamten „Hartz-Reformen“ Künstler und Publizisten zur gesetz- rung vorangetrieben werden. Eine sierten Regelungen kaum Hand- ländische Künstler die Umsatz- werden von unabhängigen For- lichen Renten- und Krankenversi- Evaluierung der Ergebnisse der Maß- lungsspielraum. Vielmehr wird er steuer, sondern der inländische schungsinstituten begleitet, wel- cherung erleichtert. Die Vorausset- nahmen zur Stabilisierung der darauf achten müssen, dass die Veranstalter. Deshalb fließt die che die Auswirkungen der Gesetze zungen für den Versicherungsschutz Künstlersozialversicherung ist für bisher im sog. Anhang H der 6. EG- Umsatzsteuer nicht mehr in die überprüfen, um bei Fehlentwick- wurden auf Grund der bei Künstlern das Jahr 2007 bereits fest eingeplant. Richtlinie zur Harmonisierung der Bemessungsgrundlage des Steuer- lungen schnell nachbessern zu und Publizisten häufigen Einkom- Neben der erheblichen Verbesse- Umsatzsteuern aufgeführten Güter abzugs für ausländische Künstle- können. Im § 55 SGB II haben wir mensschwankungen flexibler gestal- rung der Alterssicherung von Künst- mit ermäßigtem Mehrwertsteuer- rinnen und Künstler ein. Damit er- uns verpflichtet, die Grundsiche- tet. Die Abgabepflicht für Chorleiter lern und Publizisten durch die Ein- satz in diesem Umfang dort weiter folgte eine weitere Entlastung; eine rung für Arbeitssuchende ebenfalls und Dirigenten von Musik- und Ge- führung der Künstlersozialversiche- aufgeführt werden. Bestrebungen „Steuer auf der Steuer“ wird nicht zu evaluieren. sangsvereinen wurde gestrichen. rung sehen wir in der Verbesserung für eine Ausdehnung des ermäßigten mehr erhoben. Auch dem Ombudsrat und den lo- Auch fiel bei Honoraren nebenberuf- der Rahmenbedingungen von Mehrwertsteuersatzes im Kulturbe- Die durch den gemeinsamen Ein- kalen Beiräten kommt eine Kon- lich tätiger Künstler (z.B. an Musik- Künstlerinnen und Künstlern die reich können nur gemeinsam mit satz der Kultur- und Finanzpoliti- trollfunktion zu. Dass eine so gro- schulen und Volkshochschulen) bis beste Möglichkeit, eine ausreichen- anderen europäischen Mitgliedstaa- ker der jetzigen Regierungskoaliti- ße Reform wie die Zusammenle- zur Höhe der sogenannten steuer- de Altersabsicherung dieser sozialen ten, d.h. als europäische Initiative on erreichte deutliche Entlastung gung von Arbeitslosen- und Sozial- freien Übungsleiterpauschale von Gruppe zu ermöglichen. zum Erfolg führen. Kultur ist Lebens- beim Steuerabzug für ausländische hilfe unter der Beteiligung vieler 1.840 Euro die Künstlersozialabgabe mittel. Deshalb bedürfen Kulturgü- Künstlerinnen und Künstler korri- Akteure nicht ohne Reibungen ver- weg. Zudem wurde das Verwaltungs- 3.3 Planen Sie eine grundlegende ter wie die Waren des täglichen Be- giert eine Fehlentscheidung der laufen kann, ist allen klar gewesen. verfahren vereinfacht. Die Reform Veränderung in der Krankenversiche- darfs der umsatzsteuerlichen Bevor- früheren Bundesregierung und Es ist uns wichtig, dass Betroffene trug damit den existenziellen Inter- rung? Welche Auswirkungen hätte zugung, sollen sie doch allen als geis- stärkt den internationalen Kultur- ihre Beschwerden artikulieren kön- der Künstler und Publizisten eine solche Veränderung auf die in tige Nahrung dienen. austausch. Die getroffene Regelung nen und sie Gehör finden. in vollem Umfang Rechnung. der Künstlersozialkasse Versicherten und Kurskorrektur war auch ein be- Der Ombudsrat hat im Juni 2005 Die Zahl derer, die in der Künstler- sowie die Künstlersozialabgabe- 4.2 Beschränkte Steuerpflicht aus- wusstes Signal zugunsten eines seinen ersten Zwischenbericht vor- sozialkasse (KSK) versichert sind, ist pflichtigen? ländischer Künstler (sog. Ausländer- kulturell weltoffenen Deutsch- gelegt. Die darin geäußerten Kritik- in den letzten Jahren ständig gestie- steuer) lands, nachdem die 1996 einge- punkte prüfen wir und werden gen (gegenwärtig 140 000). Deshalb Die SPD hat sich klar für das Modell a) Nach dem geltenden Recht werden führte übermäßige Besteuerung dementsprechend nachbessern bedarf die Versicherung einer struk- der Bürgerversicherung ausgespro- Einkünfte von im Ausland ansässigen ausländischer Künstlerinnen und bzw. haben es bereits getan. turellen Anpassung und einer weite- chen, weil wir es für gerechter, ein- Künstlern, die in Deutschland tätig Künstler zu einem Rückgang des Auch die Arbeitsgelegenheiten mit ren finanziellen Stärkung. Dieser facher und zukunftssicherer halten sind, unterschiedlichen Abzugsteuer- internationalen Kulturaustauschs Mehraufwandsentschädigung, ein Aufgabe wurden die Koalitionsfrak- als die von CDU/CSU vorgeschlage- sätzen unterworfen (z.B. Staffelfrei- um ein Drittel geführt hatte. Zu- Instrument, mit dem vor allem tionen mit einem Antrag „Stärkung ne Kopfpauschale. Außerdem sind grenze; Differenzierung nach selb- künftig wird zu prüfen sein, ob eine schwer vermittelbare Langzeitar- der Künstlersozialversicherung“ wir davon überzeugt, dass wir mit ständig und nichtselbständig tätigen weitere Absenkung der Steuer bzw. beitslose wieder an den Arbeits- (Bundestags-Drucksache 15/5119) der Bürgerversicherung eher in der Künstlern). Wollen Sie dies beibehal- Vereinfachung des Verfahrens an- markt herangeführt werden sollen im Frühjahr 2005 gerecht. Darin wer- Lage sind, die drängenden Probleme ten? gebracht ist. Hierbei müssen aber und die Verfügbarkeit von Leis- den notwendige Maßnahmen zur unseres Gesundheitssystems zu lö- b) Das Verfahren bei der Freistellung die Interessen der inländischen tungsempfängern für eine Er- vollständigen Erfassung der abgabe- sen. Der Kern des Modells besteht von Abzugsteuer erfordert einen ho- Künstler beachtet werden, die werbstätigkeit überprüft werden pflichtigen Verwerter und zur inten- aus einer Versicherungspflicht für hen Verwaltungsaufwand (z.B. Ver- nicht benachteiligt werden dürfen. kann, werden evaluiert. Die bishe- sivierten Überprüfung der Zugehö- alle Bürger, d.h. auch Beamte, Selb- kauf von Kunstwerken ausländischer rigen Erfahrungen in der Praxis mit rigkeit der Versicherten zur Künstler- ständige und Bezieher hoher Ein- Künstler; Kulturorchestererlass). Pla- 4.3 Gemeinnützigkeitsrecht (Steu- den derzeit bundesweit 217.000 Ar- sozialversicherung festgelegt. Die kommen, die sich heute aus der So- nen Sie eine Vereinfachung des Ver- errecht der steuerbegünstigten Kör- beitsgelegenheiten fallen, insbeson- dazu notwendige schrittweise Erhö- lidargemeinschaft verabschieden fahrens der Freistellung von Abzug- perschaften) Die Reform des gelten- dere in Arbeitsgemeinschaften mit hung des Personaleinsatzes bei der können. In der Praxis bedeutet die steuern? den Gemeinnützigkeitsrechts ist nach Beiräten, fast durchweg positiv aus. KSK wurde bereits eingeleitet. Bürgerversicherung somit, dass alle vorherrschender Auffassung drin- Mit den ersten wissenschaftlichen Zudem wurde beim Bundesministe- Bürger in einem solidarischen Kran- Im Jahr 1996 wurde der pauschale gend geboten und deshalb erforder- Ergebnissen ist bis Jahresmitte bzw. rium für Gesundheit und Soziale Si- kenversicherungssystem, nicht je- Steuersatz in § 50a Abs. 4 EStG. auf Jahresende 2006 zu rechnen. Die cherung gemeinsam mit dem Deut- doch in einer Krankenkasse, versi- Einnahmen für selbstständig tätige Weiter auf Seite 23 Untersuchung wird vom Institut für schen Kulturrat unter Beteiligung chert sind. Es wird weiterhin Bei- Künstlerinnen und Künstler (und WAHLPRÜSTEINE politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 23

Stärkung der Bürger- und Eigenini- Film aufgrund der zeitlich und wirt- allem deshalb vorangetrieben, weil währenddessen die Lebenshal- Fortsetzung von Seite 22 tiative und deren Engagement zum schaftlich sehr engen Verwertungs- eines der bedeutendsten Kunst- tungskosten deutlich gestiegen sind Ziel haben, spielen auch Möglichkei- kette ein. Er bedarf eines besonde- händlerländer, Großbritannien, ein – alles zum Nachteil der Urheber. lich (z.B. Systematisierung des Ge- ten zur Vereinfachung des Steuer- ren Schutzes gegen illegale Verviel- Folgerecht bisher nicht eingeführt Auch die im zweiten Vergütungsbe- meinnützigkeitsrechts; Entbürokrati- rechts eine wesentliche Rolle. Die fältigung. und dementsprechend die Umset- richt der Bundesregierung vorge- sierung; Flexibilisierung). Werden Sie SPD wird die Ergebnisse unter- Auch muss künftig die Möglichkeit zung einer europaweiten Regelung schlagene Festsetzung von Min- sich für eine grundlegende Reform des schiedlicher Vorschläge, die auch im eröffnet werden, vertraglich zu re- immer wieder zu blockieren ver- destvergütungen in einer Rechts- Gemeinnützigkeitsrechtes einsetzen? Rahmen des Unterausschusses Bür- geln, wie ein Werk in Nutzungsarten sucht hat. Im Rahmen der parlamen- verordnung erscheint aus unserer Wenn ja, nennen Sie die Grundzüge gerschaftliches Engagement behan- verwendet werden kann, die zum tarischen Beratungen zur Umset- Sicht praktikabel und sollte als ent- der beabsichtigten Reform. delt wurden, auswerten und ent- Zeitpunkt des Vertragsschlusses noch zung dieser Richtlinie werden wir sprechende Rechtsverordnung im sprechende rechtliche Änderungen unbekannt sind. Dies kann aber nur uns dafür einsetzen, die für die Mit- Rahmen der noch ausstehenden Die SPD-geführte Bundesregierung und Neuerungen vorschlagen. in Verbindung mit einem nicht aus- gliedstaaten bei der Umsetzung vor- Verabschiedung des sog. Zweiten und die Fraktion der SPD im Deut- Ebenso bleiben konkrete Hand- hebelbaren Anspruch auf eine ange- handenen Spielräume vor allem im Korbes der Urheberrechtsnovelle schen Bundestag haben für eine lungsempfehlungen der zumindest messene Vergütung eingeführt wer- Interesse der bildenden Künstlerin- Berücksichtigung finden. Durch wachsende öffentliche Anerken- vorläufig beendeten Enquête-Kom- den, damit der oft strukturell schwä- nen und Künstler und auch des deut- diese Form der Festlegung könnten nung gemeinnützigen Handelns mission „Kultur in Deutschland“ ab- chere Urheber bei Vertragsabschluss schen Kunsthandels zu nutzen, wel- Vergütungssätze auch bei Abwei- gesorgt und ein Gesetz zur verbes- zuwarten, die sich in verschiedenen nicht mehr oder weniger unentgelt- cher durch ein bisher fehlendes Fol- chungen, beispielsweise im Rah- serten steuerlichen Förderung von Gutachten und einer Anhörung mit lich seine Rechte verliert (total buy gerecht in einigen Ländern Europas men von Gesamtverträgen, als Stiftungen verabschiedet. Das Ge- den konkreten Fragestellungen out). Der eigentümerähnlichen Po- im Wettbewerb des europäischen Richtwerte dienen und bedürften setz bietet den Bürgern einen er- Fundraising, Sponsoring und priva- sition des Urhebers entspricht auch Kunsthandels deutlich benachteiligt bei Veränderungen keiner aufwen- höhten Anreiz zum Spenden an und te Sammlungen im Kulturbereich ein befristetes Widerspruchsrecht ist. digen Rechtsanpassung. Die zur Errichtung von Stiftungen. Dies befasst hat. gegen die Nutzung in einer bisher ebenfalls im zweiten Vergütungs- beruht insbesondere auf der steuer- unbekannten Nutzungsart (nach de- 5.2 Werden Sie die Schranke der Pri- bericht der Bundesregierung ange- lichen Abzugsfähigkeit laufender ren bekannt werden). Auch hinsicht- vatkopie im digitalen Bereich beibe- sprochene Ausweitung der Betreib- Zuwendungen von bis zu 20.450 55.Urheberrechtspolitik lich der Sonderrolle des Films wird halten? Wie wollen Sie die verfas- ervergütung auf die gewerbliche Euro jährlich sowie einer Einrich- zu prüfen sein, welche konkreten sungsrechtlich gebotene angemessene Wirtschaft und die öffentliche Ver- tungsdotierung von bis zu 307.000 5.1 Sehen Sie die Notwendigkeit für Fristen und rechtliche Formen die- Vergütung für Urheber und Leis- waltung wäre nur dann notwendig, Euro innerhalb von 10 Jahren. eine weitere Reform des Urheber- se Widerspruchsmöglichkeiten und tungsschutzberechtigte sicherstellen? wenn in erheblichem Umfang ur- Auch das Spendenrecht ist durch rechts? Wenn ja, welche Schwerpunk- entsprechende Übergangsfristen für heberrechtlich geschütztes Materi- die Bundesregierung bereits in der te wollen Sie setzen? Altverträge annehmen müssen, um Wie bereits in der Antwort auf Frage al vervielfältigt würde. Da aller- 14. Legislaturperiode grundlegend den Rechten der Urheber und den 1 – Urheberrechtspolitik erwähnt, dings in diesen Bereichen überwie- überarbeitet wurden und bietet vor Die Umsetzung der EG-Richtlinie Interessen der Verwerter gleicher- wollen wir die Privatkopie für sog. gend Duplikate eigenproduzierter allem für die Kultur spürbare Ver- vom 22. Mai 2001 zur Harmonisie- maßen zu entsprechen. privilegierte Zwecke erhalten. Sie Schriftstücke angefertigt werden, besserungen. In diesem Zusam- rung bestimmter Aspekte des Urhe- Um die mit den neuen Technologi- soll weiterhin zulässig sein: könnte die Erhebung einer Betreib- menhang wurde auch der Abzug berrechts und der verwandten en der Informations- und Kommu- · für eine natürliche private Person ervergütung gemäß § 54d Abs. 2 von Mitgliedsbeiträgen für viele Schutzrechte in der Informationsge- nikationstechnik verbundenen Mög- zum privaten Gebrauch, wenn „sie UrhG – wenn überhaupt – nur in Zwecke, vor allem Fördervereine sellschaft (Urh-RiL, 2001/29/EG, EG- lichkeiten beispielsweise auch im weder unmittelbar noch mittelbar deutlich verminderter Höhe erfol- erstmals zugelassen. Amtsblatt vom 22.06.2002) macht Bildungs- und Forschungsbereich Erwerbszwecken dient“, nicht gen. Diese Einschränkung wird in Wir wollen zusammen mit der Wis- die Novellierung des Urheberrechts nutzen zu können, bedarf es Rege- rechtswidrig hergestellt und nicht gleicher Weise im zweiten Vergü- senschaft, den Verbänden und Or- hinsichtlich der technologischen lungen, die moderne, elektronisch (zwar legal hergestellt, aber) rechts- tungsbericht der Bundesregierung ganisationen des Dritten Sektors Entwicklungen im Informations- gestützte Unterrichtsverfahren, die widrig öffentlich zugänglich ge- dargestellt. das Gemeinnützigkeitsrecht refor- und Kommunikationsbereich (IuK) öffentliche Zugänglichmachung und macht ist mieren. Eine moderne Bürgerge- notwendig. Im Mittelpunkt dieser den elektronischen Versand urhe- · zum eigenen wissenschaftlichen 5.4 Befürworten Sie die Einführung sellschaft braucht starke Organisa- Entwicklungen stehen die Trends der berrechtlich geschützter Werke zu Gebrauch der doppelten Lizenzgebühr als tionsformen gemeinnütziger Ar- zunehmenden Digitalisierung, der privilegierten Zwecken (nicht-kom- · für die Aufnahme in Archive, wel- Schadensersatz bei Urheberrechts- beit, deren Finanzierung nicht nur Konvergenz und der weltweiten Ver- merziell, Bildungszwecke) ermögli- che im „öffentlichen Interesse tä- verletzungen? durch öffentliche Mittel transpa- netzung. Bei der Umsetzung sind chen. Diese Nutzung muss selbstver- tig“ sind. renter, verlässlicher und stabiler spezifische regionale Anforderungen ständlich grundsätzlich vergütungs- Die SPD hält am Recht auf Privatko- In bestimmten Fällen ist die dop- gemacht werden muss. Mögliche zu beachten, jedoch eröffnen die ge- pflichtig bleiben. pie und am pauschalen Vergütungs- pelte Lizenzgebühr im Bereich der Ansatzpunkte könnten u.a. eine meinschaftsrechtlichen Vorgaben Die Einführung einer Ausstellungs- system fest, solange nicht wesentli- GEMA durch die Rechtssprechung Überarbeitung des Katalogs der ge- auch Raum für Gestaltungsmöglich- vergütung ist seit nunmehr fast 30 che Fragen der Digital Rights Ma- des Bundesgerichtshofes bereits meinnützigen Zwecke in §§ 52, 53 keiten auf nationaler Ebene. Aus po- Jahren eine ständige Forderung der nagementsysteme geklärt sind (ins- vorgesehen. Im Zuge der Umset- AO, Transparenz und Rechnungsle- litischer Sicht geht es um eine ge- maßgeblichen Verbände im Bereich bes. Datenschutz und Übertragungs- zung der sog. „Enforcement-Richt- gung von gemeinnützigen Körper- naue Abwägung der legitimen Inter- der Bildenden Kunst. Bildende sicherheit). Eine mögliche Koppe- linie“, welche Verfahren und schaften sowie eine engagement- essen der Urheber und Rechteinha- Künstler erhalten in Deutschland, lung von Abgabesätzen an das Preis- Rechtsbehelfe der Durchsetzung freundliche Ausgestaltung der Mit- ber sowie den Anforderungen einer wenn ihre verkauften Werke später niveau der Geräte und Speicherme- der Rechte des geistigen Eigentums telverwendungspflicht bzw. der modernen Wissens- und Informati- öffentlich ausgestellt werden, d.h. im dien wird aus kulturpolitischer Per- auf europäischer Ebene harmoni- Vermögensbindung sein. onsgesellschaft und einer zeitgemä- rechtlichen und wirtschaftlichen spektive als problematisch angese- siert, wird auch über die Frage ei- ßen Kulturpolitik. Sinne genutzt werden, hierfür keine hen, da diese rein wirtschaftliche ner gesetzlichen Festschreibung 4.4 Privates Engagement Das Urheberrecht ist durch das Ge- Vergütung. Darin sehen die Kultur- Betrachtung nicht der Angemessen- der doppelten Lizenzgebühr als Welche steuerlichen Regelungen setz zur Regelung des Urheberrechts politiker der SPD eine Ungleichbe- heit der Vergütung für eine konkre- Schadensersatz zu diskutieren streben Sie an, um Bürger- und Ei- in der Informationsgesellschaft (sog. handlung gegenüber anderen Spar- te, urheberrechtlich relevante Nut- sein. Diese Richtlinie umfasst nicht geninitiative (z.B. Selbsterwirt- Erster Korb) am 13. September 2003 ten wie Musik, Theater oder Litera- zung entspricht. Konsens besteht nur das Urheberrecht, sondern schaftung; Fundraising; Sponsoring; novelliert in Kraft getreten. Es setzte tur, bei denen das Urheberrecht dem darin, dass bei komplexen Systemen darüber hinaus auch das Patent- private Sammlungen) zu stärken vor allem die Bestandteile der EU- Künstler eine Vergütung für jede öf- mit mehreren zur Vervielfältigung und Markenrecht. Die Vor- und und die Bereitschaft zum Engage- Richtlinie „Urheberrecht in der In- fentliche Verwertung seines Werkes geeigneten Komponenten, beispiels- Nachteile einer doppelten Lizenz- ment attraktiver zu gestalten? formationsgesellschaft“ um, die ver- zusichert. Durch die Verankerung ei- weise PCs, die Gesamtgeräteabgabe gebühr werden im Zusammenhang bindlich und terminlich gebunden ner Ausstellungsvergütung im Urhe- in einem angemessenen Verhältnis mit der Umsetzung der sog. Bereits in der 14. Legislaturperio- in nationales Recht aufzunehmen berrecht würde ein gesetzlicher An- zum Endpreis der Geräte stehen „Enforcement-Richtlinie“ geprüft, de wurden grundlegende Vereinfa- waren. spruch auf eine angemessene Vergü- muss (Akkumulationsproblem). eine abschließende Position dazu chungen und Verbesserungen im Insbesondere haben wir den Urhe- tung für bildende Künstlerinnen und kann daher zurzeit noch nicht for- Rahmen des neuen Stiftungssteu- bern das ausschließliche Recht ein- Künstler geschaffen, deren Werke in 5.3 Welche Konsequenzen wollen Sie muliert werden. errechts vorgenommen. Die SPD geräumt, ihre Werke in elektroni- öffentlichen Ausstellungen gezeigt aus den beiden Vergütungsberichten versteht Stiftungen als Ausdruck schen Netzwerken öffentlich zu- werden. Nachdem die parlamenta- der Bundesregierungen aus den Jah- einer aktiven und selbstbewussten gänglich zu machen. D.h. sie allein rischen Beratungen zur Einführung ren 1988 und 2000, die sich überein- 66.Kulturelle Bildung Bürgergesellschaft. Die Reform des entschieden über das ob, wann und einer Ausstellungsvergütung in die- stimmend für eine Erhöhung der ge- Stiftungssteuerrechts im Juli 2000 wie der Einstellung urheberrechtlich ser Legislaturperiode nicht zum Ab- setzlichen Vergütungssätze ausge- 6.1 Werden Sie das Zukunftsthema verbesserte in einem ersten Schritt geschützter Werke etwa in das Inter- schluss gekommen sind, werden wir sprochen haben, ziehen? Bildung auch zu einem Aufgaben- die Möglichkeiten des Steuerab- net oder in die Intranets zur Online- dieses Thema in der kommenden schwerpunkt der Kulturpolitik ma- zugs, wodurch ein Stiftungsgrün- Nutzung. Dieses Recht der öffentli- Legislaturperiode erneut auf die Ta- Zunächst einmal sei darauf hinge- chen und welche Vorstellungen haben dungsboom ausgelöst wurde, der chen Zugänglichmachung wird mit- gesordnung setzen. wiesen, dass beide Vergütungsbe- Sie, kulturelle Bildungspolitik als Auf- vor allem im Bereich der Kultur telfristig das zentrale Recht der Ur- Große Bedeutung messen wir eben- richte der Bundesregierungen sich gabe des Bundes auszugestalten? deutliche Zuwächse an Stiftungen heber und Kreativen in einer digita- falls der bevorstehenden Novellie- nicht übereinstimmend für eine Er- bedingte. len und vernetzten Informationsge- rung des Folgerechts aufgrund der höhung, wohl aber für eine Verände- Der Bildung kommt in der heutigen In einem zweiten Schritt wurden sellschaft darstellen. Im geplanten notwendigen Umsetzung der EU- rung der gesetzlichen Vergütungs- und in der zukünftigen Informati- im Sommer 2002 im Rahmen der zweiten Gesetz zur Regelung des Ur- Richtlinie zum Folgerecht bei. Die sätze ausgesprochen haben. Wurden ons- und Wissensgesellschaft eine Reform des Stiftungszivilrechts die heberrechts in der Informationsge- Schaffung eines europaweit einheit- die im ersten Vergütungsbericht der herausragende Rolle zu. Für rechtlichen Anforderungen für eine sellschaft (sog. Zweiten Korb) sollten lichen Rechtsrahmens bietet für eine Bundesregierung vorgeschlagenen Deutschland ist Bildung die zentra- Stiftungsgründung modernisiert, alle Themen behandelt werden, für durchsetzungsfähige (durch Verwer- Maßnahmen zur Verbesserung des le Ressource in der Gesellschaft des bundeseinheitlich festgelegt und die die EU-Richtlinie keine zwingen- tungsgesellschaften) und erfolgrei- Inkasso-Verfahrens teilweise aufge- 21. Jahrhunderts. Bildung und Chan- damit transparenter. Die Reformen den Vorgaben enthält sowie die che Wahrnehmung des Folgerechts griffen und weitgehend umgesetzt cengleichheit ermöglichen den In- zeigen ihre Wirkung, da die Stif- Überarbeitung des urheberrechtli- die nötigen Voraussetzungen, An- (Verbesserung Auskunftsanspruch dividuen die Partizipation am ge- tungsidee nun auch für Bürger- chen Vergütungssystems. sprüche geltend zu machen und ggf. und Kennzeichnung für vergütungs- sellschaftlichen Zusammenleben. innen und Bürger mit kleinem und Wesentliche Fragen eines modernen vor Gericht einzuklagen. Großes In- pflichtige Waren), so fand die Emp- In unserem Wahlmanifest wird die mittlerem Vermögen attraktiv und Urheberrechts sind weiterhin die teresse an einer solchen Harmoni- fehlung zur Erhöhung der Fotoko- besondere Bedeutung von Bildung ihnen über Stiftungen neue Mög- Fragen nach dem Recht auf eine di- sierung der Regelungen der einzel- piervergütung (die Vergütungssätze explizit unterstrichen. Dort heißt lichkeiten des Engagements im gitale Privatkopie bzw. deren Unter- nen Mitgliedstaaten haben vor allem bei Bild- und Tonwerken wurden als es: „Bildung ist der Schlüssel zu ge- kulturellen Bereich eröffnet wer- bindung durch Vervielfältigungs- die etablierten und leistungsfähigen angemessen erachtet) bisher keine sellschaftlicher Teilhabe“. Bildung den. schutzvorrichtungen. Die SPD spricht Kunstmärkte, wie zum Beispiel Berücksichtigung. Trotzdem er- erschöpft sich für uns nicht nur im In den Überlegungen für eine grund- sich dafür aus, dass Privatkopien Frankreich und Deutschland, die scheint eine Anhebung dieser sog. Aneignen von Wissen und be- legende Reform des Gemeinnützig- weiter zulässig bleiben sollen, wenn bereits über nationale Regelungen Betreibervergütung wünschenswert, keitsrechts (siehe auch die Antwort sie privilegierten Zwecken dienen. des Folgerechts verfügen. Eine euro- zumal seit 1985 keine Veränderung Weiter auf Seite 24 auf Frage 3 - Steuerpolitik), die eine Eine besondere Stellung nimmt der paweite Harmonisierung wird vor der Vergütungssätze erfolgte und WAHLPRÜSTEINE politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 24

den musikalischen Bereich bestäti- Rahmen der Reform der bundes- gaben, Rücklagenbildung, Besserstel- sich ist, bei der derzeitigen Haus- Fortsetzung von Seite 23 gen. Das Tagesbetreuungsausbauge- staatlichen Ordnung. Als Beleg dafür lungsverbot). Sehen Sie hier Reform- haltslage die Platzzahlen zu halten, setz (TAG) der Bundesregierung kann die Einigung von Bund und bedarf? wurde die Gesamtzahl der aus Bun- Antwort der SPD setzt bei der Früherziehung an. Bis Länder auf einen gemeinsamen Vor- desmitteln bezuschussten Freiwil- 2010 werden rund 230.000 zusätzli- schlag zur Exzellenzinitiative für die Auflagen und Kontrollen im Zuwen- ligenplätze seit 2002 weiter gestei- stimmten berufsqualifizierenden che Kindergarten-, Krippen- und Ta- Förderung der Spitzenforschung gel- dungsbereich sind unverzichtbar, gert. Im Jahr 2005 wurde der Haus- Inhalten, sondern erfordert einen gespflegeplätze entstehen. Erzieher- ten. Damit ist es der Bund-Länder- um eine sparsame und nachvollzieh- haltsansatz um 130.000 Euro er- ganzheitlichen Bildungsansatz, der innen und Erzieher sollen gerade im Kommission für Bildungsplanung bare Verwendung von Steuergeldern höht und die Zahl der Plätze im ästhetische Erfahrungen und sozi- Hinblick auf kulturelle Bildung bes- und Forschungsförderung (BLK) er- gemäß Haushaltsrecht zu gewähr- FSJ/FÖJ entsprechend um rund ale Kompetenzen sowie ethische ser qualifiziert werden, um die Kin- neut gelungen, wichtige Innovatio- leisten. Eine pauschale bzw. flexibi- 150 gesteigert. Zudem konnte ein Reflexion und Wertvermittlung be- der möglichst früh in eine vorschu- nen insbesondere für das Bildungs- lisierte Vergabe hätte zur Folge, dass wichtiger Beitrag zur Förderung inhaltet und damit zur Herausbil- lische Ausbildungsphase zu integrie- system auf den Weg zu bringen. Die Maßstäbe für Prioritätensetzungen des Weltjugendtages geleistet wer- dung einer selbstständigen Persön- ren. Neben dem kognitiven Bereich SPD ist von der Notwendigkeit die- zwischen Zuwendungsempfängern den. lichkeit beiträgt. soll, spielerisch anregend, die ästhe- ser wichtigen Bund-Länder-Koope- verloren gingen. Die Zuwendung aus Kontinuierlich ausgebaut wurde Kunst und Kultur beschreiben und tische Erziehung erfolgen. Nach dem ration grundlegend überzeugt. Die öffentlichen Haushaltsmitteln muss auch das FSJ Kultur. Im September erfordern diese Aspekte wie kaum Vorbild der Ganztagsschule können BLK ist eine unverzichtbare Platt- auf der Grundlage transparenter und 2001 startete die Bundesvereini- ein anderer Bereich. Je früher der praktizierende Künstler bereits in form für Diskussionen und Mei- nachvollziehbarer Kriterien erfolgen gung Kulturelle Jugendbildung ge- Mensch mit Kunst und Kultur in Be- Kindergärten Neugierde wecken und nungsbildungsprozesse über Zu- und ganz bestimmten Zwecken die- meinsam mit einigen Landesverei- rührung kommt, desto zugängli- Talente fördern. kunftstrends und langfristige Strate- nen, die durch die Übernahme von nigungen Kulturelle Jugendbildung cher ist er für die Aneignung dieser Die Vernetzung von Bildungsinstitu- gien in der Bildungspolitik sowie zur Bürgschaften, Garantien oder sons- in dem dreijährigen Bundesmo- beschriebenen Schlüsselkompe- tionen mit außerschulischen, kultu- Verständigung auf eine konsistente tigen Gewährleistungen nicht er- dellprojekt „Rein ins Leben!“ das tenzen. Der gleichberechtigte Zu- rellen Einrichtungen resultiert aus deutsche Position in der internatio- reicht werden können. Freiwillige Soziale Jahr in der Kul- gang für Kinder und Jugendliche zu dem Verständnis einer ganzheitli- nalen Bildungspolitik. Die Berichte Darüber hinaus sind konkrete Hin- tur. In fünf Bundesländern wurden Kunst und Kultur leitet sich aus chen Bildung und muss als ein wich- und Empfehlungen der BLK bilden weise hinsichtlich einer Vereinfa- Einsatzplätze für freiwilliges Enga- unserem sozialdemokratischen tiges Ziel sozialdemokratischer Kul- eine wertvolle Grundlage für voraus- chung des Zuwendungsrechts aus gement Jugendlicher in der Kultur Kultur- und Bildungsverständnis tur- und Bildungspolitik weiter aus- schauende Bildungspolitik. Wir wer- den aktuell stattfindenden Gesprä- geschaffen. Erst nach der Gesetzes- ab. Wir bekennen uns ausdrücklich gebaut werden. Hierfür sehen wir den an dieser wichtigen Kooperati- chen zwischen dem Bundesnetz- novellierung vom Juli 2002 konnte zu Art. 31 der UN-Kinderrechts- auch im kulturpolitischen Umfeld on von Bund und Ländern im Rah- werk Bürgerschaftliches Engage- das neue Einsatzfeld Kultur des konvention, die das „Recht auf weiterhin Handlungsbedarf. Außer- men der BLK festhalten, zumal - wie ment (BBE) und dem Bundesminis- Freiwilligen Sozialen Jahres fester Kunst und Spiel“ für Kinder und Ju- schulische kulturelle Orte sind als von einigen CDU-Ministerpräsiden- terium des Innern bzw. dem Bundes- Bestandteil des FSJ werden. Damit gendliche festschreibt. Lernorte zu verstehen. Gerade in ten immer wieder gefordert - die Ver- verwaltungsamt abzuwarten. finden die für das Freiwillige Sozi- In einem ganzheitlichen Bildungs- überwiegend staatlich geförderten lagerung der alleinigen Verantwor- Im Kulturbereich haben wir schon ale Jahr geltenden Regelungen verständnis schreiben wir der kul- Einrichtungen müssen attraktive tung für die Bildungspolitik auf die mehrfach festgestellt, dass eine von (zum Beispiel Arbeitslosen- und turellen Bildung eine herausragen- kulturelle Angebote für Kinder- und Länderebene ein Rückschritt in eine der bisherigen Zuwendungspraxis Sozialversicherung, Bescheinigung de Rolle zu, weil sie Qualifikationen Jugendliche bereitgehalten werden. Zeit der fehlenden Kooperations- abweichende Finanzierung mittels und Zeugnis zum Nachweis gegen- fördert, die über das Verständnis Kinder und Jugendliche müssen als strukturen und einer damit verbun- Budgetierung sinnvoll und vielver- über Behörden, Flexibilisierung von Kunst und Kultur hinausgehen. Besucher kultureller Orte genauso denen Stagnation des Bildungssys- sprechend sein kann. Diese Ände- des freiwilligen Dienstes hinsicht- Kulturelle Bildung versetzt den ernst genommen werden wie Er- tems in Deutschland wäre. Und die- rung bietet sich besonders bei den lich Dauer und dem Einsatz im Menschen in die Lage, in komple- wachsene. Dies geschieht nicht nur se Zeit fand immerhin schon 1969 Mittlerorganisationen an, die im nichteuropäischen Ausland) auch xen Zusammenhängen zu denken im Interesse der „Nachwuchsförde- ihr Ende, als nämlich die BLK ge- Rahmen der Auswärtigen Kultur- auf Tätigkeiten in kulturellen Ein- und schärft so den „Sinn für das rung“, sondern ist Teil einer ganz- gründet wurde. und Bildungspolitik in unserem Auf- richtungen Anwendung. Zudem Mögliche“, der die Voraussetzung heitlichen Bildungs- und Kulturpo- In jedem Falle wird sich die SPD trag im Ausland agieren. Mittels der werden Freiwilligenagenturen für Innovation, Kreativität und Fan- litik. dafür einsetzen, den Schwerpunkt Budgetierung kann der eigene Haus- nach einer allgemeinen Verwal- tasie bildet. Im Sinne der sozialen Die Medienkompetenz von Kindern kulturelle Bildung in der Förderpo- halt flexibel an den Zielvereinbarun- tungsanweisung des Bundesminis- Gerechtigkeit ist es ein zentrales und Jugendlichen stellt gerade ange- litik nicht nur beizubehalten, son- gen ausgerichtet werden, wodurch teriums für Finanzen im Einverneh- Anliegen sozialdemokratischer Po- sichts von zunehmender Gewalt, dern aufgrund seiner besonderen die Möglichkeiten, die Eigeninitiati- men mit den obersten Finanzbehör- litik, jedem, unabhängig von sozi- Rechtsradikalismus und Frauen- Bedeutung innerhalb eines ganz- ve und das Engagement derjenigen den der Länder vom 15. September aler Herkunft, Geschlecht oder Ein- feindlichkeit in Filmen, Videos und heitlichen Bildungsverständnisses befördert werden, die vor Ort tat- 2003 in der Regel als gemeinnützig kommen, kulturelle Bildung zu- Computerspielen und des damit weiter auszubauen (siehe Antwort sächlich mit den Finanzen arbeiten. behandelt und damit die ehrenamt- gänglich zu machen. steigenden Aggressionspotenzials auf Frage 1 - Kulturelle Bildung). Demzufolge verspricht die Budgetie- liche Tätigkeit auch im Bereich der Bildung ist die beste Starthilfe, die eine wichtige Herausforderung an rung eine Optimierung der Resulta- Kultur weitergehender steuerlich wir unseren Kindern geben kön- die Jugend-, Bildungs- und Kulturpo- 6.3 Welche Bedeutung messen Sie te, für die wir Finanzmittel einset- gefördert. nen. Im Sinne unseres ganzheitli- litik des Bundes dar. Mit der Reform speziell der kulturellen Kinder- und zen. Nach dem erwarteten erfolgrei- Neben der 3-jährigen Modellförde- chen Bildungsansatzes betrachten des Jugendmedienschutzes wurden Jugendbildung insbesondere im Hin- chen Test bei den Goethe-Instituten rung des FSJ Kultur erfolgte ab Sep- wir kulturelle Bildung als staatliche erste Schritte unternommen, den blick auf ihre Förderung im Rahmen in Italien werden wir uns im kultur- tember 2002 eine schrittweise Pflichtaufgabe und setzen uns gewandelten Anforderungen des des Kinder- und Jugendplan des Bun- politischen Rahmen dafür engagie- Übernahme der Bundesvereini- dafür ein, „kulturelle Bildung (…) in Kinder- und Jugendschutzes, des zu? ren, auch in anderen Bereichen die gung Kulturelle Jugendbildung als allen Schulformen zu fördern“. Die insbesondere der Weiterentwicklung Vorteile der Finanzierung durch eine bundeszentrale Trägerin in die Stärkung kultureller Bildung für der neuen Medien, Rechnung zu tra- Der Kinder- und Jugendplan des Budgetierung zu nutzen. pauschalierte Regelförderung für Kinder und Jugendliche erfordert gen. Kinder und Jugendliche müssen Bundes bildet einen ganz wesentli- die pädagogische Begleitung der die Zusammenarbeit unterschied- durch eine entsprechende Medien- chen Bestandteil der Jugendpolitik 7.2 Werden Sie die Empfehlungen Jugendlichen nach dem Kinder- licher Politikbereiche. Auf Bundes- kompetenz befähigt werden, die der Bundesregierung, in deren Rah- der Kommission Impulse für die Zi- und Jugendplan des Bundes. Im ebene wurden in den letzten Jah- ständig wachsenden Möglichkeiten men die kulturelle Kinder- und Ju- vilgesellschaft (zum Beispiel im Hin- Förderjahrgang 2002/2003 wurden ren viele Ansätze zur Förderung der der Medien kritisch zu nutzen, sie gendbildung besondere Bedeutung blick auf eine Stärkung des Freiwilli- 30 Plätze, 2003/2004 80 Plätze und kulturellen Bildung umgesetzt. Im selbstständig kreativ und produktiv besitzt. Sie befähigt Kinder und Ju- gen Sozialen Jahres Kultur) umset- 2004/2005 werden 205 Plätze geför- Bildungsbereich sind besonders anzuwenden und den kompetenten gendliche, sich mit Kunst, Kultur und zen? dert. die kulturelle Bildung in der Schu- Umgang mit ihnen in einem Umfeld Alltag phantasievoll auseinander zu Für den Förderjahrgang 2005/2006 le und die kulturelle Bildung in der des sozialen und kulturellen Mitein- setzen. Sie soll das gestalterisch-äs- Der Auftrag der Kommission „Impul- ist es gelungen, eine Förderung für Früherziehung hervorzuheben. anders zu erleben. Damit verbunden thetische Handeln in den Bereichen se für die Zivilgesellschaft“ bestand alle beantragten 300 Plätze zu bewil- Mit dem Ganztagsschulprogramm sind die Medienverantwortung der Bildende Kunst, Film, Fotografie, Li- darin, Vorschläge zur Weiterentwick- ligen und damit das Fördervolumen stellen wir den Ländern bis 2008 Eltern und die Kontrollmöglichkei- teratur, elektronische Medien, Mu- lung der gesetzlichen, individuellen erneut erheblich auszuweiten. Eine rund 4 Mrd. Euro für die Einrich- ten im Rahmen des Jugendschutzes. sik, Rhythmik, Spiel, Tanz, Theater, und institutionellen Rahmenbedin- Stärkung des FSJ Kultur hat also tung von ca. 10.000 Ganztagsschu- Da gerade die neuen Medien vor na- Video u.a. fördern“ (Richtlinien vom gungen für bürgerschaftliches Enga- bereits in nennenswertem Umfang len zur Verfügung. Mit der Einfüh- tionalen Grenzen nicht halt machen, 19. Dezember 2000 Kinder- und Ju- gement zu unterbreiten. Als beson- stattgefunden. rung der Ganztagsschule werden wollen wir die Schaffung europa- gendplan des Bundes). Die kulturel- dere Form des bürgerschaftlichen Als Ergänzung zu den klassischen somit im schulischen Bildungsbe- und weltweiter Mindeststandards le Bildung von Kindern und Jugend- Engagements stärken Freiwilligen- Freiwilligendiensten FSJ und FÖJ reich (sowohl zeitliche als auch fi- des Kinder- und Jugendschutzes er- lichen muss eine Pflichtaufgabe wer- dienste den Zusammenhalt der de- hat die zentrale Kommissionsemp- nanzielle) Ressourcen bereitge- reichen, um Rassismus und Gewalt- den, weswegen Kommunen, Länder mokratischen Gesellschaft und stel- fehlung, generationsübergreifende stellt, die zur Erprobung und Imp- verherrlichung im Internet zu ver- und Bund auf der einen, aber auch len einen Lernort für Selbstorganisa- Freiwilligendienste zu stärken, lementierung von kulturellen Bil- hindern und andererseits die Frei- Elternhäuser, Kultur- und Bildungs- tion, öffentliche Teilhabe und Eigen- bereits Eingang in die Politik der dungsangeboten prädestiniert heit der Medien nicht zu beeinträch- träger auf der anderen Seite aufge- verantwortung dar. Zu den Empfeh- Bundesregierung gefunden. Im sind. Kulturelle Praxis gehört in den tigen. fordert sind, die kulturelle Bildung lungen der Kommission gehörten April 2005 sind die ersten Projekte Schulalltag. Künstler sollen mit von Kindern und Jugendlichen in ih- unter anderem die Erweiterung der des neuen Modellprogramms ge- Schülerinnen und Schülern zusam- 6.2 Sprechen Sie sich für eine gemein- rer dargestellten Bedeutung für un- Aufgabenfelder für Freiwilligen- startet. Mit über 50 Projekten wer- men Kunstwerke diskutieren und same Bildungsplanung von Bund und sere Gesellschaft zu verteidigen und dienste, Schutz und soziale Absiche- den generationsübergreifende, für kreative Arbeiten begleiten. Pilot- Ländern aus? Wollen Sie die bestehen- konsequent auszubauen. rung, spezifische Bildungs- und alle Generationen offene, Freiwilli- projekte dieser Art existieren den Strukturen der gemeinsamen Bil- Die SPD wird sich dafür einsetzen, Qualifizierungsangebote und ein- gendienste erprobt. In diesem Rah- bereits. Sie sollen auf das gesamte dungsplanung erhalten oder streben bei der Umsetzung der Förderziele heitliche Qualitätsstandards und men ist der Bereich Kultur zum Bei- Bundesgebiet ausgedehnt und er- Sie eine Veränderung an? Werden Sie und -maßnahmen des Kinder- und Verfahren zur Qualitätssicherung spiel durch das Projekt „kek“ der weitert werden. den Schwerpunkt kulturelle Bildung Jugendplanes des Bundes die Bedeu- der Freiwilligendiensten. Bundesvereinigung kulturelle Ju- Kulturelle Bildung fängt bereits in in der Förderpolitik der Bund-Län- tung der kulturellen Kinder- und Ju- Die beiden gesetzlich geregelten gendbildung vertreten. Die wis- der frühkindlichen Erziehung an. der-Kommission für Bildungspla- gendbildung verstärkt zu berück- Freiwilligendienste Freiwilliges Sozi- senschaftliche Begleitung wird von Im Kindergartenalter sind sozialer nung und Forschungsförderung (in sichtigen. ales Jahr (FSJ) und Freiwilliges Öko- der Kontaktstelle für praxisorien- und kultureller Hintergrund sowie Verbindung mit dem Bundesministe- logisches Jahr (FÖJ) wurden kontinu- tierte Forschung e.V. an der Evan- die persönlichen Begabungen noch rium für Bildung und Forschung) ierlich ausgebaut. Wurden 1993 noch gelischen Fachhochschule Frei- keine gefestigten Merkmale. Kultu- beibehalten? 77.Bürgerschaftliches Engagement 7.100 Plätze im Freiwilligen Sozialen burg – Zentrum für zivilgesell- relle Bildung ermöglicht Kindern, Jahr aus Bundesmitteln mitfinan- schaftliche Entwicklung - unter der unabhängig von ihrer Herkunft, die Die Zusammenarbeit von Bund und 7.1 Der Vollzug der Haushaltsord- ziert, so werden derzeit rund 15.600 Leitung von Prof. Dr. Thomas Klie Ausprägung ihrer Begabungen und Ländern in der Bildungs- und For- nung im Zuwendungsbereich behin- Plätze in den Freiwilligendiensten übernommen. Wenn die Erkennt- Talente und die Aktivierung ihrer schungspolitik funktioniert nach dert bürgerschaftliches Engagement FSJ und FÖJ und rund 3.500 Plätze nisse und Erfahrungen aus den Mo- kreativen Fähigkeiten. Die moder- unserer Auffassung ausgezeichnet, und Eigeninitiative (zum Beispiel als Ersatz für den Zivildienst geför- dellprojekten vorliegen, können ne Gehirnforschung konnte die ungeachtet der politisch inspirierten Jährlichkeitsprinzip, Fehlbedarfsfi- dert, insgesamt also rund 19.100 weitere Schritte geplant und ge- Entwicklung dieser Fähigkeiten für Debatten über Zuständigkeiten im nanzierung, zuwendungsfähige Aus- Plätze. Obwohl es schon ein Erfolg an gangen werden. KULTURELLE BILDUNG politik und kultur • Sept. –Okt. 2005 • Seite 25

Konzeption Kulturelle Bildung III liegt vor Ergebnisse der Konzeption kulturelle Bildung in konkrete Politik umsetzen • Von Olaf Zimmermann

Bildungspolitik hat in den vergan- Bei allen Erfolgen dieses bildungs- dass die Bundesländer untereinander Chancen für deutsche Schülerinnen Kunst und Kultur über die unmittel- genen Jahren in der politischen Dis- politischen Aufbruchs wird dem in Konkurrenz treten. Als könnten und Schüler beziehungsweise Hoch- bare Verwertbarkeit hinaus einen Wert kussion wieder an Stellenwert ge- deutschen Schulwesen in internati- sich Eltern ihren Arbeitsplatz und schulabsolventinnen und -absolven- für jeden Einzelnen und die Gesell- wonnen. Wird die heutige Diskussi- onalen Studien ein eher schlechtes damit ihren Wohnort und daraus fol- ten im internationalen Vergleich, schaft insgesamt haben, erscheinen on mit dem bildungspolitischen Auf- Zeugnis ausgestellt. Den Anfang gend den Schulstandort ihrer Kinder sondern allein um den Ausbau eines schwach gegenüber dem – auch in bruch der 70er Jahre des letzten machte die TIMSS-Studie Anfang der nach der jeweiligen Bildungspolitik eigenen politischen Handlungsfel- der Bildungspolitik verbreiteten – Jahrhunderts verglichen, sind gra- 90er Jahre, bei der deutsche Schüler- eines Landes aussuchen. In diesem des. Die kulturelle Bildung ist von Wettbewerbsargument. vierende Veränderungen festzustel- innen und Schüler relativ schlecht Kontext ist auch der zweite Diskus- dieser Entwicklung in mehrfacher Kulturelle Bildung muss sich die- len. abschnitten, fortgeführt wurde die- sionsstrang der aktuellen bildungs- Hinsicht betroffen. Zum einen ge- sen Diskussionen stellen und kann, se Reihe durch die PISA-Studie. De- politischen Diskussion zu sehen, der hört sie, im Schnittfeld zwischen betrachtet man die Vielfalt an Ange- n den 70er Jahren ging es vor al- ren Veröffentlichung rüttelte die Streit um den Föderalismus. Jetzt Kultur-, Bildungs- und Jugendpolitik boten kultureller Bildung, diese be- I lem darum, so genannten bil- deutsche Bevölkerung und beson- zeigt sich, dass ein zusammenwach- angesiedelt, zu jenen Politikfeldern, stehen. Kulturelle Bildung bietet die dungsfernen Schichten den Zugang ders die Bildungspolitikerinnen und sendes Europa, die Verlagerung der die ein Zankapfel zwischen Bund Chance, den Diskurs um Teilhabe an zu höherer Schulbildung und an- -politiker erneut wach. Warnungen, Kompetenzen auf die europäische und Ländern sind. Zum zweiten, und der Gesellschaft erneut in den Fokus schließendem Studium zu ermögli- die die Stiftung Lesen bereits seit Ebene zu einer Aushöhlung der dieses ist vielleicht sogar noch be- zu rücken. Gerade vor dem Hinter- chen. Ein wichtiger Bestandteil die- Jahren ausgesprochen hatte, dass Kompetenzen der Länder – ganz drohlicher, haben es all jene Bil- grund des demografischen Wandels, ses bildungspolitischen Aufbruchs nämlich im Bereich der Lesekompe- besonders der Landesparlamente – dungsbereiche, die nicht direkt ver- der Zuwanderung, eines zusammen- war die Gründung von Universitä- tenz und des Spracherwerbs große geführt hat. In den unterschiedlichs- wertbar sind, deren Nutzen nicht auf wachsenden Europas wird es umso ten, Gesamthochschulen und Fach- Lücken bestehen, wurden endlich ten Politikbereichen wird der Rah- den ersten Blick erkennbar sind, in wichtiger, kulturelle Kompetenzen zu hochschulen. Dem Zusammenwir- wahrgenommen. men für politisches Handeln durch denen kein direkter Vergleich mit an- erwerben und auszubilden. Kulturel- ken von Bund und Ländern wurde Bund und Länder nahmen ihre die europäischen Richtlinien vorge- deren Nationen gesucht wird, le Bildung ist dafür der Schlüssel. Das eine wichtige Bedeutung beigemes- Verantwortung an und sehr schnell geben. Deutschland ist zwar an die- besonders schwer. Problematisch ist heißt zugleich, dass die Träger kultu- sen und so ist es kein Zufall, dass die wurden Programme zur Verbesse- ser Richtlinienpolitik beteiligt, kann in diesem Zusammenhang, dass in reller Bildung ihre gesellschaftlichen Bund-Länder-Kommission für Bil- rung des Bildungswesen aufgelegt. aber auf Grund der erforderlichen einigen Bereichen keine einheitli- Verantwortung noch stärker wahr- dungsplanung und Forschungsför- Die Ganztagsschule wurde ganz Rückkopplung mit den Bundeslän- chen Berufsstandards existieren, was nehmen und sich öffnen müssen. derung in diesem Zeitraum ins Le- besonders in den Fokus gerückt, da dern oftmals nicht so schnell ent- dazu führt, dass die erforderliche Eine so verstandene kulturelle Bil- ben gerufen wurde. In den Bundes- sich im Vergleich zeigte, dass Länder scheiden wie andere Mitgliedsstaa- Professionalität angezweifelt wird. dung kann der bildungspolitischen ländern wurden, sofern noch nicht mit einem Ganztagsschulsystem in ten der Europäischen Union. Auf Auch ist nicht zu leugnen, dass das Diskussion wichtige Impulse geben. vorhanden, Weiterbildungsgesetze der Regel in der PISA-Studie besser Grund der weiter wachsenden Rele- Nebeneinander von hauptamtlicher In der nunmehr dritten Konzep- verabschiedet. Über all dem stand abgeschnitten hatten, als Deutsch- vanz europäischer Entscheidungen und ehrenamtlicher Kulturvermitt- tion Kulturelle Bildung des Deut- die – teilweise geschrieben, teilweise land mit seiner Tradition der pochen die Länder umso mehr auf lung sowie der zur Zeit sich abzeich- schen Kulturrat wird verdeutlicht, ungeschriebene – Überschrift einer Halbtagsschule. ihre Hoheit im Kultur- und Bildungs- nende vermehrte Einsatz von ehren- welches Potenzial in der kulturellen verbesserter Teilhabe und Partizipa- Der wesentliche Unterschied bereich als Kern ihrer Eigenstaatlich- amtlich Aktiven in Ganztagsschulen Bildung liegt. Es wird zugleich deut- tion an Bildung. Auch die kulturelle zum angeführten bildungspoliti- keit. Die Föderalismuskommission, die Frage nach der Professionalität lich gemacht, dass der Stellenwert Bildung konnte an diesem bil- schen Aufbruch in den 70er Jahren bei der es darum ging, die Zahl der kultureller Vermittlungsarbeit immer der kulturellen Bildung in der Bil- dungspolitischen Aufbruch, wenn des letzten Jahrhunderts besteht da- zustimmungspflichtigen Bundesge- wieder provoziert. In diesem Zusam- dungs-, Jugend- und Kulturpolitik auch mit zeitlicher Verzögerung, par- rin, dass die bildungspolitische Dis- setze zu reduzieren, um den Deut- menhang wundert es nicht, dass von gestärkt werden muss. tizipieren. Der soziokulturelle Be- kussion heute v.a. unter dem Leitbild schen Bundestag wieder handlungs- den Vertreterinnen und Vertretern Es kommt nun darauf an, die Er- reich mit seinen Bildungswerken des Wettbewerbs und nicht der Teil- fähiger zu machen und im Gegenzug der kulturellen Bildung verstärkt kul- kenntnisse und Ergebnisse aus der steht in der Tradition der Verbreite- habe geführt wird. Es geht darum, den Bundesländern mehr Spielräu- turferne Argumente angeführt wer- Konzeption Kulturelle Bildung in rung der allgemeinen Weiterbil- dass deutsche Schülerinnen und me für eigene Entscheidungskompe- den, um kulturelle Bildung zu recht- konkrete Politik umzusetzen. Der dung. Die Etablierung museums- Schüler wieder mit denen anderer tenzen zu geben, ist letztlich am Bil- fertigen. So steht aktuell die Neuro- Deutsche Kulturrat wird in ausge- und theaterpädagogischer Hand- Länder konkurrieren können, lebens- dungsbereich gescheitert, weil die wissenschaft hoch im Kurs, mit de- wählten Handlungsfeldern Umset- lungsfelder wäre ohne eine allge- langes Lernen soll dazu dienen, dass Bundesländer diesen Bereich allein ren Hilfe belegt werden soll, dass zungsmöglichkeiten aufzeigen und mein gesellschaftliche Debatte um der Produktionsstandort Deutsch- für sich beanspruchen wollten. dank kultureller Bildung die Ent- hierbei besonders den Dialog mit Teilhabe an Bildung kaum möglich land erhalten werden kann. Der Wett- Dabei ging es nicht um gesamtstaat- wicklung des Gehirns und des Den- den anderen Akteuren in der Bil- gewesen. bewerb wird sogar so weit getrieben, liche Verantwortung oder bessere kens verbessert wird. dungs- und Kulturpolitik suchen. Argumente, dass Kunst und Kul- tur ein wesentlicher Bestandteil Der Verfasser ist Geschäftsführer des PISA kein Wahlkampfthema? menschlichen Daseins sind, dass Deutschen Kulturrates Kultusministerkonferenz stellt Ergebnisse von PISA 2003 vor • Von Gabriele Schulz

Am 14. Juli dieses Jahres stellte die on für Bildungsplanung und For- zur Beschaffung von Büchern und Kultusministerkonferenz (KMK) die schungsförderung (BLK) SINUS hat die Kooperation mit Bibliotheken ersten Ergebnisse der PISA-Studie genau dieses zum Ziel, den Unter- muss verbessert werden. Die Stif- 2003 in Berlin vor. Doch erst im No- richt in Mathematik und den Natur- tung Lesen, die Bibliotheksverbände vember dieses Jahres sollen im wissenschaften zu verbessern. Ein- aber auch andere Kulturvermittler Rahmen einer 8achkonferenz die mal mehr ein Beweis, welche Impul- bemühen sich bereits seit Jahren um tiefergehenden Analysen vorgelegt se die Zusammenarbeit von Ländern stärkere Aufmerksamkeit für das Le- werden, die Rückschlüsse auf den und dem Bund in den Schulen vor sen. Sie gilt es zu stärken und ihre Zusammenhang von sozialer Her- Ort setzen kann. Erfahrungen deutlicher herauszu- kunft und dem Abschneiden bei den Wesentlich schlechter ist es nach stellen. Dieses gilt auch mit Blick auf PISA-Tests erlauben. Die Kultusmi- wie vor um die Lesekompetenz be- die Integration von Kindern mit Mi- nisterkonferenz begründete das stellt, obwohl gerade sie der Schlüs- grationshintergrund. Gute Deutsch- Vorziehen der Bekanntgabe des sel für den Erwerb weiterer Kompe- kenntnisse und Lesekompetenz sind deutschen Abschneidens bei der tenzen ist. Die Kultusministerkonfe- der Schlüssel für Schulerfolg und PISA-Studie damit, dass die Studie renz macht in ihrer Stellungnahme Partizipation. Der Deutsche Kultur- kein Wahlkampfthema werden soll- zu PISA-2003 deutlich, dass sie für rat unterstreicht in der gerade er- te. Dennoch blieb die 8rage zurück, die Vermittlung der Kompetenzen in schienenen Konzeption Kulturelle warum das Ganze jetzt. Mathematik und den Naturwissen- Bildung III die Bedeutung der früh- schaften vornehmlich die Schule in kindlichen Bildung und die Heraus- ie ersten Auswertungen zur der Verantwortung sieht, wohinge- forderung zu vernetztem Arbeiten. D PISA-Studie werfen auf die gen Lesekompetenz laut KMK im Zu- Das Rad muss nicht jedes Mal neu meisten Länder ein positives Licht. sammenspiel von Elternhaus, Nach- erfunden werden, von den Erfahrun- Fast alle Länder konnten sich ver- barschaft und Schule erworben wird. gen der Leseförderer und Literatur- bessern, einige konnten in die Spit- D.h. im Klartext für die Vermittlung vermittler kann gelernt werden. zengruppe aufrücken und auch die von Lesekompetenz sind neben der Unter Wahlgesichtspunkten war Länder, die von einem ungünstigen Schule weitere Akteure zuständig. besonders interessant zu beobachten, Platz aus gestartet sind, wie etwa Dieses ist mit Blick auf die frühkind- wie die baden-württembergische Kul- , arbeiten sich langsam aber liche Förderung zwar richtig und tusministerin Anette Schavan, anson- stetig nach vorne. wichtig, dass in diesem Zusammen- sten eine starke Verfechterin des Wett- ConBrio Zeitschriften Besonders auffällig ist das besse- hang die Bibliotheken als wichtige bewerbsföderalismus, die besonders re Abschneiden deutscher Kinder in Leseförderer von Ort nicht genannt auf die hervorragende Position ihres Mathematik und Naturwissenschaf- werden, ist mehr als zu bedauern. Bundeslandes verwies, als designier- ten. Hier scheinen die Maßnahmen, Die Aussagen zur Lesekompe- te Bildungsministerin in einer CDU- die nach dem schlechten Abschnei- tenz unterstreichen, wie notwendig Bundesregierung auf einmal sehr ver- Oper&Tanz den deutscher Schülerinnen und es ist, Kinder frühzeitig zu fördern. mittelnd auftrat und lobte, dass alle Zeitschrift der VdO für Schüler in der TIMSS-Studie (Unter- Die Vermittlung von Lese- und Länder sich verbessert haben. Dieses Opernchor und Bühnentanz suchung zu den Kompetenzen in Sprachkompetenz ist eine wesentli- lässt hoffen, dass von der Bundesebe- Mathematik und den Naturwissen- che Aufgabe des vorschulischen Be- ne aus sich die Perspektiven eben schaften) in den 90er Jahren einge- reiches. Hier sind besonders die Kin- doch verändern und manche Vorha- leitet wurden, zu greifen. Dieses gilt dertagesstätten gefordert. Erzieher- ben, wie etwa die angekündigte Ab- besonders – wie der Leiter des deut- innen und Erzieher müssen ihre schaffung der gemeinsamen Bil- schen PISA-Konsortiums betonte – Kompetenzen in der Vermittlung von dungsplanung im Rahmen der BLK, mit Blick auf die Verbesserung des Lese- und Sprachkompetenz aus- bei einem möglichen Regierungs- ConBrio Verlagsgesellschaft, Brunnstr. 23, 93053 Regensburg, Unterrichts. Das große Modellpro- weiten und vertiefen, die Einrichtun- wechsel in einem anderen Licht gese- Tel. 0941/945 93-0, Fax 0941/945 93-50, gramm der Bund-Länder-Kommissi- gen benötigen ausreichend Mittel hen und nicht umgesetzt werden. E-Mail: [email protected], www.conbrio.de KULTURPOLITIK LÄNDER politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 26

Kulturpolitik in den Ländern

Ende des Jahres 2004 pochten die terpräsident Peter Harry Carstensen ist sekretär für Kultur. Die Abschaffung des darüber geben schleswig-holsteinische tion Bündnis 90/Die Grünen Oliver Länder in den Verhandlungen der ö- nicht nur Chef der Regierung, sondern Ausschusses für Kultur im Landtag Ministerpräsident Peter Harry Carsten- Keymis beschreiben als Parlamenta- deralismuskommission auf die allei- gleichzeitig auch Kulturminister. Im Nordrhein-Westfalen konnte in letzter sen und der nordrhein-westfälische Kul- rier die Anforderungen an die Kultur- nige Zuständigkeit im Bereich der Bil- Juni dieses Jahres folgte die frischge- Minute verhindert werden. turstaatssekretär Hans-Heinrich Gros- politik der Länder. dungs- und Kulturpolitik als Kern ih- wählte ebenfalls CDU-geführte Lan- Warum die genannten CDU-geführten se-Brockhoff Auskunft. Der Vorsitzen- Die kulturpolitische Sprecherin der rer Eigenstaatlichkeit. Im April die- desregierung in Nordrhein-Westfalen Landesregierungen das Kulturressort de des Kulturausschuss im nordrhein- DP-Landtagsfraktion von NRW An- ses Jahres löste die CDU-geführte diesem Beispiel, das Kulturressort jeweils in der Staatskanzlei angesiedelt westfälischen Landtag ritz Behrens gela reimuth konnte aus Zeitgrün- Landesregierung in Schleswig-Holst- gehört ebenfalls nicht mehr einem Mi- haben, welche eigenen Akzente sie (SPD), der kulturpolitische Sprecher der den keinen Beitrag verfassen. ein die Zuständigkeit für Kultur aus nisterium an, sondern ist in in die damit setzen wollten, wie dieses mit CDU-raktion im Landtag von Nord- einem Ministerium heraus und ord- Staatskanzlei eingegliedert. Der Chef dem Beharren auf die so genannte Kul- rhein-Westfalen Thomas Sternberg und nete sie der Staatskanzlei zu. Minis- der Staatskanzlei ist zugleich Staats- turhoheit der Länder übereingeht, der kulturpolitische Sprecher der rak- Die Redaktion

Kein Rückzug aus der staatlichen Förderung Kulturpolitik – in Schleswig Holstein jetzt „Chefsache“ • Von Peter Harry Carstensen

Mit der Neubildung der schleswig- zu vertiefen und konkrete Projekt- Im Übrigen bedeutet unser Bemü- holsteinischen Landesregierung partnerschaften anzubahnen. hen um vermehrtes Sponsoring und sind die Angelegenheiten der Kul- Dass ein flächendeckendes, dif- aktives mäzenatisches Engagement tur in meinen unmittelbaren Ge- ferenziertes, qualitätsvolles und all- keinen Rückzug aus der staatlichen schäftsbereich übergegangen. Der gemein zugängliches Kulturangebot Kulturförderung, zu der wir uns viel- Kulturbereich ist damit politisch allen zugute kommt, muss seinen mehr ausdrücklich bekennen, son- aufgewertet und zur „Chefsache“ Ausdruck – deutlicher als bisher – dern eine Verbesserung der Entwick- geworden. Ein deutlicheres Signal, auch darin finden, dass es von allen lungschancen der Kultur. Erfolgreich die Kulturpolitik als öffentliche Auf- gesellschaftlichen Kräften getragen eingeworbene Drittmittel sollen bis- gabe nicht in 5rage zu stellen, kann wird. Es bleibt Aufgabe der öffentli- her gewährte staatliche Zuwendun- es wohl kaum geben. Befürchtun- chen Hand, für ein bedarfsgerechtes gen zur Förderung der Kultur ergän- gen, durch diese Organisationsent- Angebot (auch) von Bildungs- und zen, nicht aber ersetzen. Regierungs- scheidung könnten inhaltliche Be- Kultureinrichtungen vor Ort Sorge zu intern werden wir eine Arbeitsgrup- rührungen und bewährte 5ormen tragen. Das heißt aber nicht, dass pe bilden mit dem Ziel, die Instru- der Kooperation zwischen dem Bil- Städte und Länder dieses Angebot mente und die Mittel der Wirtschafts- dungs-, dem Wissenschafts- und auch künftig in vollem Umfang selbst förderung und der Kulturförderung dem Kultursektor verloren gehen, vorhalten müssen. Deren Funktion besser zu verzahnen, um insbeson- sind gänzlich unbegründet. Es geht wird in Zukunft eher die der Mode- dere den wachsenden Sektor der vielmehr darum, der Kultur zusätz- ration und der Konsensstiftung sein, Kulturwirtschaft und des Kulturtou- liche, stärkere Verbindungen zu er- um im Sinn der Bürgergesellschaft rismus weiter zu stärken. möglichen, etwa zum Tourismus, zur eine neue Verantwortungspartner- Ich bin davon überzeugt, dass Der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Peter Harry Carstensen. Wirtschaft oder zu Europa. schaft aller gesellschaftlichen Kräfte insbesondere unser reiches kultur- Foto: Frank Ossenbrink herbeizuführen. touristisches Potential noch längst ulturförderung war nie allein Die Kulturszene befindet sich im nicht ausgeschöpft ist. Schleswig- nen, erhalten bleibt. Wir werden das amtliche Tätigkeit erbracht werden K eine Angelegenheit der öffent- Wandel, das erfordert neue Formen Holstein ist das „Land zwischen den Unsere dazu tun, dass die in Deutsch- kann) voraus. lichen Hand. Ihre führende Rolle der Kooperation und Arbeitsteilung. Meeren“, aber es bietet weit mehr als land traditionell gute und dichte kul- Wir werden außerdem prüfen, ob wird sie weiter wahrzunehmen ha- Die Nutzung von Kooperationsmög- die Strände an Nord- und Ostsee. Es turelle Infrastruktur – die örtliche bestimmte Förderaufgaben weiter- ben, aber stärker als bisher auf pri- lichkeiten zwischen Wirtschaftsunter- wird daher – eine weitere gemeinsa- Musikschule, die Volkshochschule, hin auf ministerieller Ebene wahrge- vate Unterstützung angewiesen sein. nehmen und den von der öffentlichen me Aufgabe für die Wirtschaft, die öf- das (Heimat-) Museum, die öffentli- nommen werden müssen oder ob sie Public-Private-Partnership bedeutet Hand getragenen Kulturinstitutionen fentliche Hand und alle Beteiligten – che Bibliothek – intakt bleibt und wir auf geeignete Dachverbände oder In- Kooperation und Arbeitsteilung und setzt allerdings weitere Reformen in darauf ankommen, unsere Attraktio- appellieren an die Kommunen und stitutionen verlagert werden können. verlangt auch eine offene Diskussi- der Trägerschaft, in der inneren Orga- nen noch besser zu vermarkten, auch Kreise, sich ihrer primären Verant- Dabei darf allerdings nicht die gebo- on über kulturpolitische Ziele und nisation und in der Wirtschaftsfüh- in einfallsreichen Paketangeboten: wortung dafür nicht zu entziehen. tene Objektivität der Antragsprüfung Prioritäten. Wir werden vorrangig rung bei diesen Instituten voraus: kon- Schlösser und Herrenhäuser, Kirchen Aber wir können und werden als und -bewilligung verloren gehen ein Konzept entwickeln, wie öffent- sequente Budgetierung bei Flexibili- und Klöster, die Eider und den Kanal Land nicht einspringen, wenn sie und es muss sichergestellt sein, dass liche Projekte verstärkt in dieser sierung des öffentlichen Dienstrechts und unser reiches maritimes Erbe. diesem Auftrag nicht mehr gerecht die staatlichen Fördermittel weiter- Form finanziert werden können. Wir und des Haushaltsrechts (bis hin zur Wir werden insbesondere unsere werden. Der hier seit längerem zu be- hin in voller Höhe ihrem eigentli- werden Kontakte zu den Industrie- Lockerung zu enger Vorschriften der Markenzeichen weiter stärken: das obachtende Erosionsprozess (insbe- chen Zweck zugute kommen und und Handelskammern und zu ein- Landeshaushaltsordnung), Stärkung Schleswig-Holstein Musik-Festival, sondere bei den öffentlichen Büche- nicht etwa für zusätzlichen Personal- zelnen Unternehmen aufnehmen, der unternehmerischen Eigenverant- die Stiftung Schloss Gottorf, die Nor- reien und Musikschulen) erfüllt uns aufwand bei den Mittlerorganisati- um sie gezielt für die Übernahme ge- wortung, Einführung eines effektiven dischen Filmtage, die Kunsthalle zu mit großer Sorge. onen verwendet werden. meinsamer Trägerschaften oder för- Kulturmanagements, mehr professio- Kiel und das Schloss Eutin. In all die- Wir haben bereits – angeregt Im Übrigen: Die neue Landesre- dernder Partnerschaften für kultu- nelles Marketing, ggf. auch die Über- sen „Flaggschiffen“ steckt noch er- durch unser Nachbarland Hamburg gierung ist nicht angetreten, auf kul- relle Institutionen oder Veranstal- führung in private und gemeinnützi- hebliches Entwicklungspotential – – eine Initiative zur Stärkung der turpolitischem Feld das Rad neu zu tungen zu gewinnen. Mindestens ge Rechtsformen. Das alles wird nicht ein Feld, das sich für mäzenatisches Kinder- und Jugendkultur gestartet. erfinden. An den bewährten Grund- einmal jährlich werde ich künftig Ver- abgehen ohne einen mentalen Wan- Engagement geradezu anbietet. Wir wollen die bisher weitgehend sätzen werden wir festhalten: treter aus Kultur und Wirtschaft zu del, ohne ein neues Selbstverständnis: Genauso wichtig ist es uns aber, unkoordinierten Aktivitäten der Es ist nicht Sache der öffentli- einem Gesprächsabend einladen, um als Serviceeinrichtung für die Bürger- dass das Kulturangebot in der Flä- verschiedenen Ressorts zusammen- chen Hand, das zu fördern, was mit die persönlichen Kontakte zwischen innen und Bürger, nicht als hehrer che, die Breitenkultur, ohne die Spit- führen und intensivieren, um auch dem Strom schwimmt und sich aus Unternehmen und Kulturinstituten Musentempel. zenleistungen nicht entstehen kön- auf diesem Feld mehr Transparenz eigener Kraft durchsetzen kann. Die und eine bessere Vernetzung der vor- visionäre, mitunter auch verstörende handenen Ressourcen für schulische Kraft der Produkte von Kunst und und außerschulische Kulturangebo- Kultur zur Wirkung kommen zu las- te zu schaffen. Dafür wollen wir auch sen, verlangt, auch das, vielleicht ge- die kommunalen Träger und Anbie- rade das zu fördern, was es schwer ter in privater Trägerschaft gewinnen. hat, weil es gewohnte Bahnen verlässt Die Kulturförderung des Landes und noch nicht auf breite Akzeptanz ist in den letzten Jahren einer umfas- trifft, also der Vermittlung bedarf. senden Evaluierung unterzogen wor- Es ist weiterhin die Aufgabe des den. In der Folge ist eine Reihe bisher Staates, für eine gewisse Angleichung institutioneller Förderungen in pro- der Lebensverhältnisse, hier also der jektbezogene Unterstützungen über- kulturellen Teilhabemöglichkeiten in führt worden. Mit den geförderten den verschiedenen Regionen zu sor- Einrichtungen bzw. Verbänden sind gen. Dazu gehört auch eine gerechte Zielvereinbarungen abgeschlossen Beteiligung des Umlandes an den In- worden, die die im kulturpolitischen frastrukturaufwendungen der zen- Interesse des Landes liegenden Auf- tralörtlichen Gemeinden. Unser Ziel gaben und Leistungen definieren und ist es nach wie vor, möglichst vielen dafür staatliche Fördermittel in Aus- Menschen einen möglichst barriere- sicht stellen. Diesen Prozess werden freien Zugang zu allen Formen von wir fortsetzen und die leistungsbezo- Kunst und Kultur zu ermöglichen und genen Komponenten der Förderung Rahmenbedingungen zu schaffen verstärken. Staatliche Förderung setzt bzw. zu erhalten, die der künstleri- die Bereitschaft zur Programmab- schen Produktion günstig sind. Wir stimmung, zur Kooperation bei der werden deshalb unser Augenmerk gemeinsamen Nutzung von Ressour- auch darauf richten, neue Gesetze, cen, zur Profilierung und zum Ver- Verordnungen etc. auf ihre „Kultur- zicht auf Doppelangebote sowie er- verträglichkeit“ hin zu prüfen. kennbare Bemühungen um die Ein- werbung von Drittmitteln und einen Der Verfasser ist Ministerpräsident Akademie der Künste in Berlin: Blick auf das Brandenburger Tor Foto: Olaf Zimmermann Eigenanteil (der auch durch ehren- des Landes Schleswig-Holstein KULTURPOLITIK LÄNDER politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 27

Kultur als Grundlagenarbeit Neuordnung der Ressorts schafft Chancen für die Kultur • Von Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff

In Nordrhein-Westfalen wird die Kul- men Ziel und müssen sich daran mit Blick darauf, dass möglichst vie- turabteilung des bisherigen Minis- messen lassen. Auch die Wirtschaft le von ihnen als Besucher, Sponso- terium für Städtebau und Wohnen, kann ein guter Partner sein, wie mei- ren oder ehrenamtlich Engagierte Kultur und Sport künftig als Abtei- ne Erfahrungen in Düsseldorf und gewonnen werden sollen. Unter ih- lung der Staatskanzlei arbeiten. Die- Neuss gezeigt haben. Allerdings müs- nen sind auch spätere Künstlerinnen se Neuordnung eröffnet für Kunst sen Spielregeln vereinbart werden, und Künstler, die Ideengeber und und Kultur im Land beträchtliche die die Freiheit der Kunst, Qualität Erfinder von morgen und wir kön- Chancen. Ministerpräsident Dr. Jür- und nachhaltige Wirkung von Ange- nen es uns nicht leisten, ihre Bega- gen Rüttgers hat gewissermaßen die boten sicherstellen. Ich setze mich bungen zu vernachlässigen. Aufgaben des Kulturministers selbst seit vielen Jahren – praktisch und Kunst für und mit Kindern und übernommen und damit den hohen durch Überzeugungsarbeit – dafür Jugendlichen ist ihrerseits eine „gro- Stellenwert von Kulturpolitik für die ein, die Bereitschaft der öffentlichen ße Kunst“. Ich weiß, dass es Institu- neue Landesregierung unterstri- Hand für neue Formen der Kulturfi- tionen manchmal nicht leicht fällt, chen. Als Chef der Staatskanzlei und nanzierung zu erhöhen. Das werde ich sich für Kulturelle Bildung zu öffnen. Staatssekretär für Kultur werde ich auch in meiner neuen Rolle fortsetzen. Kinder und Jugendliche bringen Un- ihn unterstützen, die kreativen Kräf- Wir wollen nach Klärung der rechtli- ruhe, andere Vorstellungen, andere te des Landes zu fördern und ihre chen Voraussetzungen Modelle für Bedürfnisse mit. Sie wollen die Spra- Ausstrahlung – auch über die Lan- Public-Private-Partnership (PPP) ent- che der Kunst auch selbst erschlie- desgrenzen hinaus – zu stärken. wickeln und unterstützen. ßen, mithilfe ihrer Neugierde, ihrer Das Subsidiaritätsprinzip gilt Kreativität und ihren alltäglichen ine wichtige Voraussetzung dafür auch – und besonders – in der Kul- Erfahrungen im Umgang mit Musik, E ist die Verdoppelung der Kultur- turpolitik. Der Staat soll tun, was sei- Symbolen und ‚Storys’. Sie haben es fördermittel, die die Landesregie- ne Aufgabe ist, aber nicht mehr. We- verdient, dass man die Türen weit für rung trotz aller Sparzwänge mittel- der Engagement der Wirtschaft noch sie öffnet. Ich werde mich dafür ein- fristig umsetzen wird. Das Land der Bürgerinnen und Bürger sind setzen, dass Nordrhein-Westfalen in Nordrhein-Westfalen hatte bei den eine ‚Notlösung’, wenn die öffentli- diesem Handlungsfeld einen Sprung Kulturausgaben im Ländervergleich chen Hand nichts mehr zu verteilen nach vorn macht und bin sicher, bei nie einen Spitzenplatz inne, doch hat. Gerade in der Kultur kann das den Städten und Gemeinden dafür nach den Kürzungen der letzten Jah- Verhältnis von Bürgern, Gesellschaft Partner zu finden. re muss zunächst ein Niveau herge- und Staat zum Nutzen aller neu aus- Nur ehrgeizige Ziele entfalten stellt werden, das eine realistische tariert werden. Eine aktive Bürgerge- spürbare Wirkungen. Es gilt, den kul- Ausgangsbasis zur Förderung der sellschaft ist Basis und Herausforde- turellen Reichtum und die beispiel- vielfältigen und lebendigen Kultur- rung für den Kulturstaat, aber kein hafte Dichte der Kulturlandschaft in Der Chef der Nordrhein-Westfälischen Staatskanzlei, Hans-Heinrich Grosse- landschaft im Land darstellt. Ersatz für ihn. Nordrhein-Westfalen in der Substanz Brockhoff. Foto: Landtag NRW Wesentlich ist aber nicht allein Jede Gesellschaft erneuert sich zu sichern und weiter zu entwickeln. die Verbesserung der finanziellen Si- u.a. durch Kunst und Kultur. Sie er- Dafür ist viel zu tun: Kulturförderung wird von der Landesregierung unter- rhein-Westfalen im nationalen und tuation. Es gilt, die Kulturpolitik ge- öffnen noch nicht beschrittene in Nordrhein-Westfalen muss trans- stützt. Spitzenereignisse wie die Ruhr- internationalen Vergleich schon bald nerell zu überdenken und an einigen Wege, um sich mit Grundfragen der parenter, unbürokratischer und ziel- Triennale, ebenso wie die lebendige wieder den Platz einnehmen wird, Stellen grundsätzlich neu auszurich- Existenz auseinander zu setzen. Sie gerechter werden. Die Entwicklungs- freie und soziokulturelle Szene bele- der ihm gebührt. ten. Von zentraler Bedeutung ist bilden Traditionen aus, ohne dabei chancen für Freie- und Breitenkultur gen die hohe Qualität des kulturellen dabei die Beziehung zu den Kommu- je zum Stillstand zu kommen. Kunst sollen durch mehr Planungssicher- Lebens im Ruhrgebiet. Der Verfasser ist Chef der Staats- nen, die kulturpolitisch die wichtigs- ist eine Einladung, über Ungewohn- heit verbessert werden. Die Bewer- Ich freue mich auf den kollegialen kanzlei und Staatssekretär für te Handlungsebene darstellen. Sie tes – auch Unerhörtes, Provozieren- bung Essens für das Ruhrgebiet um Wettstreit mit den anderen Bundes- Kultur von NRW. Er war zuvor vor allem tragen die Kultureinrich- des, Anstößiges – nachzudenken. den Titel der Kulturhauptstadt 2010 ländern und bin sicher, dass Nord- Kulturdezernent in Düsseldorf tungen, unterstützen Kulturinitiati- Der Landesregierung ist es ein An- ven und ehrenamtliches Engage- liegen, möglichst vielen Menschen ment der Bürgerinnen und Bürger. zu ermöglichen, dieser Einladung zu Das Land unterstützt durch Schlüs- folgen. Das setzt Interesse, aber auch selzuweisungen und Projektmittel, Kenntnisse voraus. Für unsere Kul- „Kultur für alle“ setzt aber auch eigene Schwerpunk- turpolitik hat deshalb das Thema Den Bürgern Teilhabe an Kunst und Kultur ermöglichen • Von 5ritz Behrens te. Ich halte es für nötig, den Partner- Kulturelle Bildung oberste Priorität. schaftsgedanken zwischen Land und Die Vernachlässigung der musischen „Entfremdet und entwürdigt ist nicht schaffen, die ihr gebührt. Schließlich fürstliches Mäzenatentum anknüp- Kommunen deutlicher als bisher zu Bildung im schulischen Bereich, vor nur der, der kein Brot hat, sondern ist Kultur ein grundlegender Be- fen, um darauf eine zentralistische betonen. Die nordrhein-westfälische allem der Unterrichtsausfall in die- auch der, der keinen Anteil an den standteil unseres Zusammenlebens. Kulturförderung zu begründen. Bei Landesverfassung sagt ausdrücklich: sem Feld muss beendet werden. großen Gütern der Menschheit hat.“ Sie ist Lebensgrundlage. Dies muss uns liegen deshalb die Wurzeln von „Kultur, Kunst und Wissenschaft sind Wir wollen aber auch darüber auch in der parlamentarischen Arbeit Kunst und Kultur und damit der durch Land und Gemeinden zu pfle- hinaus die künstlerisch-musische ieser Satz von Rosa Luxemburg deutlich werden. Es ist daher gut, Schwerpunkt der Kulturförderung in gen und zu fördern.“ Es besteht also Grundbildung in Schulen, Kinderta- D markiert den entscheidenden dass wir uns entgegen den ursprüng- Städten, Gemeinden und Regionen. eine gleichwertige Verantwortung, gesstätten und Hochschulen verstär- Ausgangspunkt jeglicher Kulturpoli- lichen Absichten der CDU-Fraktion So gibt es nur wenige repräsentative die durch gegenseitige Transparenz, ken. Erfahrungen zeigen, dass die tik. Diese hat nämlich allen Men- jetzt doch darauf verständigt haben, Kultureinrichtungen, die sich in der Verständigung und auch durch ge- frühe Begegnung mit Künstlerinnen schen die Teilhabe an Kunst und Kul- den Kulturausschuss des nordrhein- Trägerschaft und Finanzierungsver- meinsames Handeln wahrgenom- und Künstlern oft wie eine ‚Initial- tur zu ermöglichen. „Kultur für alle“ westfälischen Landtags zu erhalten. antwortung des Landes befinden. men werden soll. Die Verdoppelung zündung’ wirkt, die zur Auseinan- bleibt die Leitidee auch vor dem Alles andere hätte eine fatale Signal- Vielmehr sind es die Kommunen, die des Kulturetats ist nicht zuletzt ein dersetzung mit künstlerischen Wer- Hintergrund der auf absehbare Zeit wirkung gehabt. Bedauerlich bleibt, die öffentliche kulturelle Infrastruk- Signal an die Kommunen, dass wir ken und eigener Kreativität moti- fortdauernden Finanzkrise der öf- dass es keinen Kulturminister und da- tur vorhalten und dabei vom Land mit ihnen zusammen die Kultur- viert. Deshalb werden wir Modelle fentlichen Haushalte. Der Zugang zu mit keine genuine Verantwortlichkeit unterstützt werden. Wir verstehen landschaft Nordrhein-Westfalens ge- entwickeln, Künstlerinnen und Kultur darf nicht vom Geldbeutel ab- für Kulturpolitik in der neuen Landes- Kulturpolitik als eine Gemeinschafts- stalten wollen. Viele Ziele der Lan- Künstler auf unbürokratische Weise hängig sein. Auch für den Bereich regierung mehr gibt. Es gilt aber, po- aufgabe von Kommunen und Land, deskulturpolitik können nur in Zu- in die Gestaltung des Unterrichts und der Kultur muss das Konzept der sitive Signale zu setzen, die ein klares aber auch von zivilgesellschaftli- sammenarbeit mit den Städten, Ge- die Angebote der Offenen Ganztags- Daseinsvorsorge gelten. Hier meint Bekenntnis des Staates zur Kultur chem Engagement. Nordrhein- meinden, Kreisen, Landschaftsver- grundschule einzubeziehen. Das glei- es ein flächendeckendes Kulturange- deutlich machen. Ein solches Signal Westfalen zeichnet sich aus durch bänden und Freien Trägern umge- che gilt für die Museen und anderen bot, das zu erschwinglichen Preisen wäre übrigens die Verankerung der eine lebendige und aktive Partner- setzt werden. Denn wo „spielt die Kultureinrichtungen. Ich weiß aus und niedrigen Zugangsschwellen Kultur als Staatsziel im Grundgesetz. schaft aller Kulturverantwortlichen. Musik“? In den Häusern der Kom- meiner Tätigkeit in Düsseldorf, dass breiten Teilen der Bevölkerung zur In Nordrhein-Westfalen finden Unsere Stärke liegt in einer Vielzahl munen und der freien Träger – wo dabei besondere Sorgfalt auf die Qua- Verfügung steht. Nicht zuletzt steht wir eine vielgestaltige Kulturland- von unverwechselbaren Kulturregi- denn sonst? Ich wünsche mir, dass litätssicherung zu legen ist. Auch Kulturpolitik vor der Aufgabe, auch schaft vor, die in Europa keinen Ver- onen. In der Vergangenheit ist die wir Formen einer Zusammenarbeit Fortbildungsprogramme und fach- jenen Menschen Zugang zu kulturel- gleich zu scheuen braucht, mit einer regionale Kulturpolitik breitflächig finden, die über den jeweiligen Ein- kundige Begleitung können eine Hil- len Angeboten zu verschaffen, die bemerkenswerten Dichte von Thea- ausgebaut worden. Auch zukünftig zelfall hinausgeht und strukturell fe sein, denn nicht jede Künstlerin, unter dem Druck der Globalisierung tern und Museen, von Chören und müssen die Regionen nachhaltig ge- wirkt. Schon jetzt gibt es zahlreiche jeder Künstler ist von heute auf mor- an Einkommen, sozialer Anerken- Orchestern, einer breiten soziokul- fördert werden, damit durch eine Kopperationsformen und Zusam- gen imstande, sich auf Kinder und nung und Selbstwertgefühl verlieren. turellen Szene und einer lebendigen umfassende Kulturversorgung auch menschlüsse von Städten, die – ihre Alltagskultur einzustellen. Auch Die öffentliche Förderung von Kunst Migrantenkultur. Die Tatsache, dass in diesem Bereich gleiche Lebens- durch das Land unterstützt – eine hier sehe ich ein Handlungsfeld, das und Kultur bleibt eine Kernaufgabe wir in NRW eine der dichtesten Kul- verhältnisse hergestellt werden. Qualität in ihren Kulturangeboten wir mit den Kommunen gemeinsam unseres demokratischen Gemeinwe- turlandschaften der Welt haben, die Die regionale Kulturförderung entwickeln, die jeder für sich nicht bestellen können. Das gilt in gleicher sens. Dabei darf der Staat weder Vor- neben New York und Paris bestehen muss ein Schwerpunkt der Landes- erreichen könnte. Die beiden Kultur- Weise für den außerschulischen Be- mund von Kunst und Kultur sein noch kann, verdient es, in Zukunft durch kulturpolitik bleiben. Die nordrhein- sekretariate in Wuppertal und Gü- reich, der ein ebenso wichtiges kul- ein Monopol auf sie erheben. Er muss verstärkte Anstrengungen und neue westfälische Kulturpolitik sieht sich tersloh zum Beispiel sind erfolgrei- turelles Sozialisationsfeld ist. Kultu- vielmehr Garant anspruchsvoller pfiffige Ideen stärker ins nationale von jeher in einer komplementären che Impulsgeber für gemeinsame relle Bildung ist gemeinsame Aufga- Vielfalt sein, was Gesellschaftskritik und internationale Bewusstsein ge- Funktion zur Kulturpolitik der Kom- Projekte auf hohem Niveau. Sie tra- be vieler Geschäftsbereiche der Lan- und Widerspruch ausdrücklich ein- rückt zu werden. Die Dichte, die Viel- munen als den zentralen Trägern gen damit zur Profilierung von Nord- desregierung. Die Doppelfunktion als schließt. Für ein lebendiges kulturel- falt und die kreativen Milieus sind kulturpolitischer Leistungen. Vor rhein-Westfalen als Kulturland bei. Staatssekretär für Kultur und Chef der les Leben ist sowohl die Bewahrung Kennzeichen für das kulturelle Le- dem Hintergrund der bedrohlichen Das Land gibt Geld, um diese Arbeit Staatskanzlei erlaubt es mir, die Ar- und Pflege des Bestehenden sowie ben in Nordrhein-Westfalen. Es gilt, finanziellen Lage der Kommunen zu befördern. Hier könnte ich mir ein beit der Ministerien für diese wichti- die Förderung neuer künstlerischer die Substanz zu schützen und die und des sich verstärkenden Drucks intensiveres Miteinander vorstellen. ge Aufgabe künftig besser zu vernet- Ausdrucksformen erforderlich. darin enthaltenen Entwicklungspo- auf ihre Kulturhaushalte brauchen Darüber werde ich den Dialog mit zen. Dabei trägt die Politik eine be- tenziale zu fördern. wir neue Denkansätze und Überle- den Kommunen suchen. Es ist unerlässlich, Kinder und Ju- deutende Verantwortung dafür, der Als 1946 das Land Nordrhein- Partnerschaften sind kein Selbst- gendliche als Publikum und Produ- Kultur die Beachtung und den Stel- Westfalen entstand, konnte die Lan- Weiter auf Seite 28 zweck. Sie dienen einem gemeinsa- zenten ernst zu nehmen. Nicht nur lenwert in der Gesellschaft zu ver- despolitik nicht an ein traditionelles KULTURPOLITIK LÄNDER politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 28

Gezielte Anreize sind zu setzen und forderungen, die gerade in der Kul- trennen und welche neue Wege in te über die Neupositionierung der Kul- Fortsetzung von Seite 27 Hilfen anzubieten, damit die Ziele turpolitik allen Akteuren neue An- der Kulturpolitik wir gemeinsam ge- turpolitik in Nordrhein-Westfalen ge- der Landeskulturpolitik vor Ort ver- strengungen abverlangen, um das hen können. Wir brauchen eine Be- nannt. „Kultur für alle“ wirklicht werden, partnerschaftlich kulturelle Profil unseres Landes zu stimmung der Kernaufgaben der Lan- Eingedenk der Mahnung von und kooperativ. Aktivierende Kultur- erhalten und zu schärfen. Dabei deskulturpolitik, programmatisch de- Friedrich Nietzsche, dass Kultur nur gungen. Um der existenzbedrohen- politik beschränkt sich nicht auf die kann die Krise der öffentlichen För- finierte Förderziele, eine regelmäßige ein dünnes Apfelhäutchen über ei- den Finanzkrise der Kommunen ab- Gewährung staatlicher Zuwendun- derung von Kunst und Kultur auch Evaluierung der Zielsetzungen, eine nem glühenden Chaos sei, bleibt es zuhelfen, ist zunächst eine ein- gen. Sie hilft vielmehr, neue Partner eine Chance sein, die wir kreativ transparente Struktur der Fördermit- verpflichtende Aufgabe der Politik, schneidende Gemeindefinanzre- für die Kultur zu gewinnen und das nutzen sollten. Um auch weiterhin tel, Kulturförderung statt Antragsför- auch in schwierigen Zeiten die Kul- form notwendig. Hier sollten sich die Engagement in der Bürgerschaft zu Vielfalt und Qualität des Kulturan- derung und eine Weiterentwicklung tur zu schützen und zu fördern. Kulturpolitiker stärker als bisher ein- wecken und zu stärken. gebots für alle Menschen zu si- der Regionalen Kulturpolitik. Damit mischen. Das Konzept einer aktivie- Nordrhein-Westfalen steht auf- chern, brauchen wir eine landes- sind einige wesentliche Stichworte der Der Verfasser ist Vorsitzender des renden Kulturpolitik muss fortge- grund der Finanznot der öffentli- weite Debatte darüber, was wir fort- anstehenden und dringend notwendi- Kulturausschusses im Landtag von setzt und weiter entwickelt werden. chen Haushalte vor neuen Heraus- führen und erneuern, wovon wir uns gen gesamtgesellschaftlichen Debat- NRW Kultur in NRW nicht nur für Freizeit und Markt Thesen zu Kunst und Kultur • Von Thomas Sternberg

Wer wir sind und wie wir künftig le- Deutschland an der Spitze (Kulturfi- führen. Nur 0,7% der Finanzzuwei- tur“ meint nicht „kulturelle Grund- eine lebendige Kulturlandschaft ben wollen, wird in Kunst und Kultur nanzbericht 2003), aber auf seine sungen des Landes an die Kommu- versorgung“ - ein unglücklicher Be- ebenso wichtig wie die Breitenkul- zum Thema. „Es handelt sich um ei- über 18 Millionen Einwohner be- nen fallen zweckgebunden auf den griff, der von einer staatlichen Ver- turarbeit – aber sie werden vor allem nen Themenbereich von rapide zu- rechnet (75,4 €) unter dem bundes- Kulturbereich. sorgung ausgeht, wo doch gewach- dadurch gefördert, dass man Vor- nehmender Bedeutung. Kultur drängt deutschen Durchschnitt (88,9 €). In sene und wachsende Aktivitäten zu handenes weiterentwickelt und dem ins Zentrum aller Diskurse.“ (Gerhard Nordrhein-Westfalen ist die Kultur- Erhalt, Sicherung, sichern sind. Eine der großen Aufga- Gelungenen zur angemessenen öf- Schulze). Kunst und Kultur sind mehr förderung vor allem eine kommuna- Weiterentwicklung ben der neuen Regierung ist die Sub- fentlichen Bekanntheit verhilft. Pro- als ein 5reizeitvergnügen eines be- le Angelegenheit. Nirgends sind die stanzsicherung dieser Infrastruktur fessionelle künstlerische Arbeit auf stimmten Anteils der Gesellschaft, Anteile des Landes auch nur annä- Kulturförderung soll ermöglichen, gemeinsam mit Kommunen und höchstem Niveau in internationa- deren Interessen wie die anderer hernd so gering, der Kommunalsie- was im innerkünstlerischen und öf- Trägern. lem Wettbewerb ist unabdingbar für Gruppen zu bedienen wären. rungsgrad in keinem Land höher. fentlichen Diskurs als wichtig und Kulturpolitik soll nicht primär die Entwicklung der Standards, an Über drei Viertel (78,5%) der öffent- qualitativ gut anerkannt wird. Sie von den politischen Ebenen aus die denen sich andere messen und mo- enn über 70% der Bundesbür- lichen Mittel für Kultur in NRW sind kann nicht allein nach Kriterien der kulturelle Landschaft wahrnehmen, tivieren lassen. Wger gelegentlich oder öfter ein Kommunalausgaben. Wirtschaftlichkeit beurteilt werden; sondern konsequent aus der Sicht Ergänzend und in Beziehung Museum besuchen und ebenso vie- Eine bedeutende Rolle spielt die die Qualitätsfrage muss gestellt wer- der Nutzer und der Produzenten. Die dazu steht die breite künstlerische le ins Theater gehen wie Sportveran- Kulturarbeit der zwei Landschafts- den – aber nicht durch die Politik, Frage wird zu stellen sein: was ist in Tätigkeit der Nicht-Professionellen staltungen besuchen, zeigen bereits verbände. Hinzu kommen freie Trä- sondern durch die Künste selbst be- den einzelnen künstlerischen Spar- auf allen Ebenen und Feldern, ob diese Zahlen, dass Kunst längst nicht ger und bürgerschaftliches Engage- antwortet werden. Selbstbestim- ten und den Handlungsfeldern der man sie nun „Soziokultur“ oder mehr Sache einer bestimmten ge- ment. mung und Selbstverantwortung, Kultur im Lande in welcher Verfas- „Laienkultur“ bezeichnet. Sie sind sellschaftlichen Schicht ist. Die sog. Die Gesetzgebungskompetenz zentrale Begriffe der neuen Politik in sung vorhanden ist und wie es fort- Teil einer modernen Bürgergesell- „bürgerlichen Kultur“, dessen Träger und damit die Verantwortung für das NRW, werden auch die Kulturpolitik entwickelt werden kann. schaft, deren Unterstützung durch das sog. „Bildungsbürgertum“ war, kulturelle Leben liegt auch in NRW bestimmen. Die Finanzierung der gute Rahmenbedingungen dringlich ist längst als polemisches Konstrukt beim Land. In der momentanen Fö- Kultur ist keine „Subventionierung“, Kulturelle Bildung bleibt. Wie das Innovationspotenti- obsolet. deralismusdiskussion mit erhebli- sondern eine öffentliche Aufgabe, al der zum Teil auf hohem Niveau ar- Nordrhein-Westfalen ist ein Kul- chen zentralistischen Sogwirkungen die obwohl freiwillig nicht ins Belie- Grundlage aller kulturellen Aktivität beitenden sog. „freien Szenen“ er- turland mit einer außergewöhnli- auch auf kulturellem Gebiet sind ben gestellt ist. In der Verfassung des ist die kulturelle Bildung in allen Al- halten werden kann und wie sie ne- chen Dichte an kulturellen Einrich- diese Ansprüche durch Engagement Landes ist sie verankert: Artikel 18 terstufen. In den Kindergärten und ben der Finanzierung „klassischer“ tungen, Aktivitäten und Initiativen. zu untermauern. formuliert: „Kultur, Kunst und Wis- Grundschulen sollte gemeinsames kultureller Einrichtungen gestützt In seinem Reichtum und seiner Viel- Die finanzielle Belastbarkeit der senschaft sind durch Land und Ge- Singen wieder eine Selbstverständ- werden kann, wird eine wichtige falt verdient es eine bessere nationa- Kommunen hat Grenzen erreicht. meinden zu fördern“. lichkeit sein – was Schulung und Aufgabe bleiben. In ihrer Pluralität le und internationale Wahrnehmung. Sie können ihre oberzentralen Auf- Es geht um Erhalt, Sicherung und Fortbildung erfordert. wird nicht immer alles finanziert Mit über 1,5 Milliarden € öffentlichen gaben nur noch mit kaum nennens- Weiterentwicklung der kulturellen In den Schulen müssen Kunst- werden können, wird aber durch Ausgaben für Kultur liegt NRW in werten Landeszuschüssen durch- Infrastruktur des Landes. „Infrastruk- und Musikunterricht wieder einen Profilierung und Professionalisie- höheren Stellenwert erhalten – in rung gestützt. praktischer und theoretischer Hin- Im Bereich der Neuorientierung sicht. Nach Artikel 8 der Landesver- der wissenschaftlichen Ausbildung fassung muss das Schulwesen den wird das Land auf die Eigengesetz- „kulturellen und sozialen Bedürfnis- lichkeiten der Kunst- und Musik- sen des Landes entsprechen“ – wie hochschulen stärker als bislang ach- weit dies der Fall ist, sei als Frage ge- ten. stellt. Die Streichung des kleinen Ti- tels „Schulkultur“ 2004/5 gefährdet Regionale Kulturarbeit die Theater- und Ensemblearbeit an den Schulen. Der Fehlbetrag von Eine der wichtigen Aufgaben der Le- ganzen 10.000 € verhinderte die Wei- gislaturperiode sind die Vorbereitun- terführung der regionalen und Lan- gen zur europäischen Kulturhaupt- desausscheidungen für Schulmusik- stadt, die nach der Entscheidung ensembles 2005! Das Interesse der hoffentlich 2010 Essen und das Ruhr- Kinder bestimmt das künftige kultu- gebiet in seinem kulturellen Reich- relle Leben. Nicht allein die von der tum präsentieren wird. Die Festivals neuen Regierung geplanten echten des Ruhrgebiets sollen erhalten wer- Ganztagsschulangebote bieten neue den – allerdings ist nach einer noch Möglichkeiten; die außerschuli- engeren Verzahnung mit der Region schen Angebote der Musikschulen und untereinander zu fragen. und Jugendkunstschulen dürfen Neben kulturellen Zentren des nicht aus dem Blick fallen. Landes hat sich die regionale Kultur- Kulturelle Bildung endet jedoch arbeit entwickelt. Die regionale Kul- nicht mit der Schulentlassung. Ge- turpolitik soll gestärkt werden. Die rade in höherem Lebensalter werden Kultursekretariate und regionalen die Potentiale der Kunst oft erst ent- Kulturräte sind wichtige Gesprächs- deckt. Die Streichung der Förderbar- partner. Sie sind mehr als öffentlich keit der kulturellen Erwachsenenbil- geförderte Agenturen für die Ver- dung im Weiterbildungsgesetz NRW, mittlung kultureller Ereignisse. wie sie von der alten Landesregie- Kunst in ländlichen Regionen wird rung im Zuge der Fokussierung auf auch durch die Landestheater und die berufliche Fortbildung für den Landesorchester gewährleistet. 1.1.2006 beschlossen wurde, ist ein Es gilt, in Nordrhein-Westfalen Skandal und muss rückgängig ge- ein reiches künstlerisches Erbe zu macht werden. bewahren: über die Museen, Archi- ve und Bibliotheken hinaus auch im Solide Basis für Stadtbild: in der Qualität neuer und Leuchttürme dem Erhalt alter Architektur. Kultur als vorrangiges Element des Erin- In einer durch Medienberichterstat- nerns geschieht dort und in den Ge- tung dominierten öffentlichen Wahr- denkstätten, die ihre Bildungsaufga- nehmung schleicht sich die Gefahr be wahrnehmen. der Konzentration auf eine Kultur Bürokratieabbau ist eine der wich- der Events und Top-Institutionen tigsten Ziele der neuen Landesregie- ein. „Leuchttürme“ müssen aber auf rung. Dies gilt auch für die Förderpra- solider Basis stehen und dürfen xis: das Zuwendungsrecht wird ver- nicht dazu dienen, die Finsternis zu überstrahlen. Spitzenleistungen, Weiter auf Seite 29 Außenansicht des Gasometers in Oberhausen Foto: Raimond Spekking auch kulturelle Ereignisse, sind für KULTURPOLITIK LÄNDER politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 29

standen und verdienen unter Ge- strophal. Das Land steht vor der Not- Spielzeit 2003 um -17% zusammen Staatskanzlei macht sich Minister- Fortsetzung von Seite 28 sichtspunkten der Wirtschafts- wie wendigkeit radikaler Einsparungen, gestrichen. präsident Rüttgers die Aufgaben der der Kulturförderung eine größere Be- ohne die die Verschuldung vollends Wenn man die föderale Kulturkom- Kulturpolitik zu eigen. Die Mehr- einfacht und transparenter gestaltet. achtung. Seit 1990 sind vier Berichte unbeherrschbar wird. Die Kulturaus- petenz der Länder erhalten will, heitsfraktion CDU wird ihn in ihrer Festbetragsförderung und Options- zur Kulturwirtschaft in NRW erschie- gaben sind in den letzten Jahren der muss sie im gesetzlichen und finan- parlamentarischen Arbeit unterstüt- förderung über mehrere Jahre sind nen. Diese Berichterstattung gilt es rot-grünen Regierung drastisch zu- ziellen Handeln der Landesregie- zen – auf dass Künstlerinnen, Künst- im Koalitionsvertrag genannt und fortzusetzen. sammengestrichen worden: Die Lan- rung wirksam deutlich werden. Die ler, im Kulturbereich Tätige und kul- werden umgesetzt werden. desförderung der Bibliotheken wur- neue Regierung in NRW wird sich turell Engagierte den Spitzenplatz Noch nicht gesprochen wurde von Kulturfinanzierung den allein 2003 mit -41,6%, Musik- trotz der Finanzsituation stärker en- Nordrhein-Westfalens im kulturellen der Kulturwirtschaft (Verlage, Film- pflege und Musikerziehung -12,8%, gagieren: der Kulturförderetat wird Leben Deutschlands behaupten und wirtschaft etc.), die eine immer wich- Die neue Regierung sieht sich vor ei- kommunale Orchester -24%,Laien- mittelfristig verdoppelt. Kulturpoli- ausbauen können. tigerer Arbeitsmarkt- und Wirtschafts- ner gewaltigen Erblast: Die Lage der musik gar mit -90% gekürzt. Die tik ist als wichtiges Politikfeld der faktor mit hoher Dynamik geworden öffentlichen Finanzen ist mit 110 ohnehin geringen Betriebskostenzu- Landespolitik Nordrhein-Westfalens Der Verfasser ist Kulturpolitischer ist. Über 280.000 Arbeitsplätze in Milliarden Schulden und allein über weisungen für die kommunalen erkannt: sie ist zur Chefsache ge- Sprecher der CDU-Fraktion im etwa 50.000 Betrieben sind hier ent- 13 Mio. Schuldzinsen pro Tag kata- Theater wurden in der laufenden macht – durch ihre Verortung in der Landtag von NRW Kulturpolitik ist Freiheitspolitik Bildung ist in – aber was ist Bildung? • Von Oliver Keymis

In Nordrhein-Westfalen wurde am 22. und Marx, im Lande von Bert Brecht, Mai 2005 eine neue, schwarz-gelbe Thomas Mann und Günter Grass! Regierungskoalition in die Verantwor- Aber im Ernst: wen hat das Ergebnis tung gestellt, das größte Bundesland der PISA-Studie eigentlich überrascht mit rund 18 Millionen Einwohnern nun im Lande der Benchmarker und zu regieren. CDU und 5DP haben viel Preisvergleicher, der Börsengurus und versprochen – nun müssen sie es Verkaufsanalysten. Waren etwa die halten. Die CDU hat über eine Million „Focus-Fetischisten“ überrascht, die Stimmen hinzugewonnen, die so ge- jeden Montag gierig an die Kioske nannten „Liberalen“ wurden als 5rak- klopfen, um schon auf dem Titelblatt tion glatt halbiert. Mancher (Wahl-) zu erheischen, wo der beste Arzt, das Sieg schmeckt verdammt bitter. billigste Krankenhaus, die zweitbeste Uni, die dümmsten Professoren in ie Kultur, so hat es der neue Mi- unserem Lande anzutreffen sind? D nisterpräsident Dr. Jürgen Oder die Spritpreisvergleicher: „Fah- Rüttgers versprochen, soll unter den ren Sie lieber 15 km weiter, denn da enormen Sparanstrengungen der kostet der Liter Benzin exakt 1,5 Cent nächsten fünf Jahre in NRW nicht weniger“ – der Umweg ist kostenlos. leiden. Im Gegenteil, er will – ge- Rechnen mangelhaft, seit PISA wissen meinsam mit seinem Kulturstaatsse- jetzt alle Bescheid. Jeder noch so kretär Hans-Heinrich Große-Brock- dummdreiste Vergleich wird heute – hoff, der gleichzeitig auch Chef der im Zeitalter des Benchmarking- Staatskanzlei ist – den Kulturetat des Wahns – herangezogen, um den un- Landes NRW „mittelfristig“ sogar endlich währenden Tanz um das gol- verdoppeln. dene Kalb zu rechtfertigen. In der Koalitionsvereinbarung Und jetzt PISA: Der Turm steht heißt es dazu u. a. auf Seite 41 wört- schief und alle haben es gewusst. lich: „Wir wollen die Kulturförderung Bildung ist „in“, aber niemand weiß, des Landes mittelfristig verdoppeln. was das ist. Ich zitiere aus der Süd- Angesichts der derzeitigen Geringfü- deutschen Zeitung vom 4. Dezember gigkeit des Kulturhaushalts (0,2 bis 2001: „Aus der Bildung (aber) wird in 0,3 Prozent des Gesamthaushalts) ist Deutschland nichts mehr, weil sie Das Dach des Aufzuges im Landtag NRW. Foto: Landtag NRW/B. Schaelte dies eine Frage der richtigen Priori- schon von vorneherein unter der Prä- tätensetzung.“ Ich habe mich gefreut. misse der Zensur behandelt wird. (...) chen Einrichtungen, So habe ich es seit Jahren – leider Wissen wird zum Zweck des Wettbe- · 7,5 Millionen für fünf NRW-Medi- Abonnieren oder empfehlen Sie puk vergeblich – gefordert: Angesichts werbs geschaffen und erlischt damit, enkompetenz-Zentren mit speziel- von rund 48 Mrd. EURO NRW-Ge- was auch erklärt, warum die sozia- len Angeboten für Kinder und Ju- und Sie erhalten ein ganz samthaushalt beträgt der von mir len Unterschiede im deutschen Bil- gendliche und schließlich immer wieder genannte 0,27 %-An- dungswesen immer größer werden.” · 7,5 Millionen für eine NRW-Initia- besonderes Dankeschön! teil für den NRW-Kulturhaushalt Und weiter: „Man kann Bildungsin- tive „Schulen ans Kulturnetz“, wie rund 126 Mio. EURO. Diesen Etat will stitutionen zwar marktwirtschaftlich sie der NRW-Kulturrat bereits vor- DEUTSCHE ORCHESTER man nun verdoppeln. Gut so. Leider organisieren. Der innere Motor der geschlagen hat. aber wurde diese Aussage nun schon Bildung, das Schwungrad aus Er- Wir müssen nicht über unsere Zwischen Bilanz und wieder relativiert. Man wolle kenntnis und Interesse lässt sich in- Kinder reden, sondern mit ihnen. Die Perspektive lediglich die reine Kulturfördersum- des nur bedingt mit dem Kraftstoff Kinder müssen nicht für die Schule Herausgegeben von der Jungen me (rund 70 Mio. EURO) verdop- des Wettbewerbs betreiben. Die Vor- lernen, sondern für’s Leben. Und Le- Deutschen Phiharmonie, mit Beiträgen peln, nicht den Etatanteil, so, wie er aussetzungen dafür sind, wie jede ge- ben heißt eben nicht nur Marktwirt- von Wolfram Goertz, Heiner Gembris, in der Koalitionsvereinbarung noch lungene Bildung zeigt, nicht markt- schaft, sondern hat vor allem mit dem , Gerald Mertens u.a. mit Zahlen benannt ist: 0,2 bis 0,3 % wirtschaftlich, sondern nur lebens- Beherrschen der wichtigsten Kultur- ConBrio Verlagsgesellschaft des NRW-Gesamtetats. Schade. weltlich zu schaffen.“ Damit hat der techniken wie Lesen und Schreiben Anlässlich ihres 30. Geburtstages zieht Hoffentlich bleibt es bei dem Verein- Autor Thomas Steinfeld den Nagel zu tun, mit Wissen und Erkenntnis, die Junge Deutsche Philharmonie Bilanz barten und kommt nicht nur zum auf den Kopf getroffen und deshalb Einblick und Einsicht in die vielen und zeigt Perspektiven für die nun Verlautbarten. haben wir als Kulturpolitiker eine hochinteressanten, aber auch hoch- Orchesterlandschaft in Deutschland auf. Wir leben weiter in Zeiten des große Aufgabe, die der Unterstüt- komplexen Zusammenhänge unserer 160 Seiten, Paperback, Terrors, des Umbruchs, der Stagnati- zung aller gesellschaftlichen Akteur- Zivilisation. Bildung ist viel mehr, als CB 1166 on und immer neuer PISA-Hiobsbot- innen und Akteure bedarf: die Summe des Nützlichen. ISBN 3-932581-66-0 schaften. Deshalb erinnere ich mich Wir müssen, neben den Sicher- Das wäre ein Freiheitspaket nach an eine Rede, die ich in vom Terror heitspaketen auch Freiheitspakete meinem Geschmack. Kulturpolitik ...... des 11. September hoch bewegten schnüren! Ich höre Sie lachen, aber ist Freiheitspolitik, ist Friedenspolitik # Ich möchte politik und kultur (puk) abonnieren Zeiten, anlässlich der NRW-Etatbera- es ist doch verdammt ernst: Sicher- und ist vor allem die Investition in eine (€ 18,00/6 Ausgaben im Jahr, inkl. Porto) und erhalte als tungen im Dezember 2001 gehalten heit ist ohne Freiheit nicht zu haben, gedeihliche Zukunft in Frieden und Geschenk das Buch: habe und in der ich schon damals Freiheit nicht ohne Sicherheit. Frei Freiheit, in eine Wissensgesellschaft Deutsche Orchester – zwischen Bilanz und Perspektive aktuell beschrieb, was ich mir (für sein in Sicherheit: ja. Sicher sein in geprägt von Geist und Verstand, Ge- NRW) kulturpolitisch wünsche: Freiheit: zweimal ja! Das Freiheitspa- schmack und Vernunft. In diesem Meine Adresse (=Rechnungsanschrift) „Immer, wenn ich in diesen Ta- ket in NRW umfasst 200 Mio. EURO wohlverstandenen Sinne ist Kulturpo- gen unseren Innenminister sehe, in vier Jahren, also 50 Mio. EURO pro litik auch Wirtschaftspolitik. Wissen Ich abonniere puk freue ich mich und denke an einen Jahr, die wie folgt einzusetzen wären: macht frei und Freiheit braucht Ver- englischsprachigen Schlager mit · 2,5 Millionen für die Freie Theater- antwortung. Kultur braucht Nachhal- dem Titel “Babe, you’ve got it”. Denn szene, tigkeit und wenn wir unsere Anstren- Name er hat es: das Sicherheitspaket: 180 · 2,5 Millionen für’s Kinder- und Ju- gungen in Nordrhein-Westfalen in Mio. EURO in vier Jahren, ca. 45 Mio. gendtheater, diesem Sinne erheblich verstärken, EURO per anno! Und das trotz der · 2,5 Millionen für die ca. 60 soziokul- dann lässt sich, da bin ich sicher, Straße angespannten Haushaltslage! Und turellen Zentren in unserem Land, sogar PISA noch ein Stück weit gera- was ist mit PISA? Fest steht, es gibt · 5 Millionen für die Musikschulen, de rücken. Frei nach Ernesto Che Schieflagen: 15jährige Schülerinnen · 7,5 Millionen für die öffentlichen Guevara: Das Sicherheitspaket ist ge- PLZ Ort und Schüler können nicht lesen und Bibliotheken, schnürt, schnüren wir nun das Frei- schreiben, Platz 21, setzen. Und das · 5 Millionen für ein neues NRW-Kin- heitspaket: “Seien wir realistisch, for- Unterschrift/Datum ausgerechnet – mit Mathe steht es ja der- und Jugendtheaterzentrum, dern wir das Unmögliche!” auch nicht viel besser – und das aus- · 5 Millionen für Jugendkunstschu- gerechnet im Lande der Dichter und len, Der Verfasser ist Kulturpolitischer Coupon einsenden/faxen an: ConBrio Verlagsgesellschaft mbH, Denker, im Lande von Schiller und · 5 Millionen für Kinder- und Ju- Sprecher der NRW-Landtagsfrakti- Brunnstraße 23, 93053 Regensburg, 5ax: 0941/945 93 50 Goethe, Lessing und Herder, Heine gend-Kultur-Aktionen an öffentli- on von Bündnis 90/DIE GRÜNEN KULTURPOLITIK LÄNDER / SCHWEIZ politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 30

Neue Phase in der Kulturpolitik Über die Arbeit des Landeskulturrats NRW • Von Gerhart Rudolf Baum

Der Kulturrat Nordrhein-Westfalen Deutsche Kulturrat auf Bundesebe- chen. Es handelt sich um allgemei- realisieren. Er beträgt zur Zeit nur sollte auch für Medien zuständig begeht im nächsten Jahr sein zehn- ne. Wir haben ja in den 70er Jahren ne Zielvorstellungen und es wird 0,2-0,3 % des Gesamthaushalts, ist sein und die Medienpolitik der Lan- jähriges Jubiläum. Er hat mich vor vom Bundesinnenministerium aus, jetzt sehr darauf ankommen, wie sie also beschämend niedrig. Vor allen desregierung stärker mit kulturpo- kurzem zu seinem neuen Vorsitzen- dem damaligen „Bundeskulturmi- im Einzelnen durchgesetzt werden. Dingen die regionale Kulturförde- litischen Interessen verknüpfen. den gewählt und meinen Vorgänger, nisterium“, diese Gründung des Wir haben uns an die politisch Ver- rung ist in den letzten Jahren ausge- Die Konstruktion, die Kulturpolitik Dr. Hans-Georg Bögner, der den Deutschen Kulturrates nachhaltig antwortlichen in Düsseldorf ge- trocknet. Das Land muss sich gegen- in der Staatskanzlei anzusiedeln, ist Kulturrat von Anfang an erfolgreich unterstützt und institutionell abge- wandt, um dazu Gesprächsverhält- über der wachsenden Konkurrenz kritisiert worden. Wir teilen diese Kri- geleitet hatte, zu seinem Ehrenvor- sichert, weil wir gegenüber den an- nisse aufzubauen. Ich nenne einige zwischen den Ländern behaupten tik nicht, sondern wollen abwarten, sitzenden. Bögner hatte wegen deren politischen Interessen eine ei- dieser Zielvorstellungen: Die künst- und die Standortbedingungen für wie sich die neue Konstruktion be- Übernahme anderer Aufgaben, un- gene Lobby dringend nötig hatten. lerisch-musische Grundbildung in Kultur verbessern. Die Landesregie- währt. Staatssekretär Grosse-Brock- ter anderem als Kultursprecher der Ein Kulturrat auf Landesebene Schulen und Kindertagesstätten soll rung will sich weder auf das Profes- hoff ist ein in Kultur- und Verwal- SPD-5raktion in Köln, nicht erneut ist durchaus sinnvoll. Man wundert ausgebaut werden – eine elementa- sionelle noch auf das Spektakuläre tungsfragen sehr erfahrener Mann. Er kandidiert. Die stellvertretenden sich, dass er hier erst vor 10 Jahren re Forderung aus unserer Sicht, um beschränken, sie möchte auch zur gilt in NRW, wie die Frankfurter All- Vorsitzenden Ursula Theißen und gegründet worden ist. Sehr viele ein Gegengewicht zu der dominie- Profilierung der freien Szene beitra- gemeine Zeitung geschrieben hat, als Reinhard Knoll wurden in ihren Äm- kulturpolitische Entscheidungen renden Denkweise in unserer Ge- gen. Mit Leuchttürmen wie der Ruhr- „erstklassige Wahl“. Durch die An- tern bestätigt. werden auf Landes- und Kommu- sellschaft zu bilden, die vordergrün- Triennale ist es nicht getan. Die be- siedlung beim Ministerpräsidenten nalebene getroffen – auch durch die dig auf ökonomische Effizienz und währten erfolgreichen Kulturaktivitä- möchte er die Kultur zur Quer- ch habe diese Aufgabe sehr gerne Landesrundfunkanstalt WDR. Der Quote abstellt. Die Förderpolitik ten müssen gepflegt werden. Ein Mo- schnittsaufgabe und wie er sagt zur I übernommen, weil ich sehe, dass Kulturrat NRW hat sich in den letz- des Landes soll entbürokratisiert dernisierungsprogramm für Kultur- „Chefsache“ des Ministerpräsiden- die Kultur immer stärker in die De- ten Jahren als ein kritischer Partner und transparenter gemacht werden. bauten hat Vorrang vor Neubauten. ten machen. Wir werden sehen, ob fensive gerät. Ich habe mich in den der politischen Entscheidungsträ- Der Förderdschungel muss ent- Substanzerhaltung und Sanierung das gelingt; auch in Berlin sind wir letzten Jahren immer wieder kultur- ger verstanden und kontinuierlich flochten werden. Es soll ein syste- der kulturellen Infrastruktur stehen ohne ein eigenes Kulturministerium politisch engagiert und sehe mich mit zahlreichen Vorschlägen und In- matischer Bericht zur Kulturförde- auf der Tagesordnung. Dies ist nur ein nicht schlecht gefahren. ausschließlich den Kulturinteressen itiativen an der kulturpolitischen rung weiterentwickelt werden. beispielhafter Ausschnitt eines Regie- Der Kulturrat NRW versteht sich verpflichtet und nicht meiner Par- Diskussion beteiligt, unter anderem Künstlerinnen und Künstler selbst rungsprogramms, das durchaus von auch als Partner des Kulturrats im tei, in der ich kein Amt mehr beklei- durch Wahlprüfsteine. sollen wieder in den Mittelpunkt ge- kulturpolitischer Verantwortung ge- Bund. Er wird sich an der kulturpo- de. Die Kulturpolitik in NRW ist mit rückt, Experimente leichter ermög- prägt ist. Auseinandersetzungen wird litischen Diskussion auf Bundese- Der Kulturrat ist ein unabhängi- der neuen Landesregierung in eine licht werden. Der Kulturrat hat an- es sicherlich über die Modalitäten der bene beteiligen. Wir sollten alle ger Zusammenschluss von Verbän- neue Phase eingetreten, die Hoff- geregt, einen „Impulsfonds Kultur“ Umsetzung geben und über Forde- Möglichkeiten nutzen, um in diesen den aus den Bereichen Kunst und nung auf eine Neuorientierung be- zu schaffen, aus dem innovative An- rungen, die nicht aufgenommen wur- schwierigen Zeiten durch gemein- Kultur Nordrhein-Westfalen. Er hat gründet und hohe Erwartungen sätze zusätzlich gefördert werden den. same Anstrengungen die Kultur das Ziel, Kunst und Kultur angemes- weckt. In der Koalitionsvereinba- können. Wir werden versuchen, die- Es wäre ein absolut negatives Si- stärker zu machen. sen Geltung zu verschaffen. Er ist rung sind eine ganze Reihe von ses Ziel im Rahmen der von der Lan- gnal gewesen, wenn kein Kulturaus- also im Lande Nordrhein-Westfalen Punkten enthalten, die den Forde- desregierung angestrebten Verdopp- schuss im Landtag eingerichtet wor- Der Verfasser ist Vorsitzender des eine Lobby für Kultur, so wie der rungen des Kulturrates entspre- lung des Landeskulturhaushalts zu den wäre. Dies ist nun geschehen. Er Kulturrates NRW Kunst Macht Freiheit Das Kunstprojekt „kulturministerium.ch“ • Von Beat Mazenauer

„...und sie redete immerfort vom und fördert die Kultur“ (vgl. politik Was aber ist ein Ministerium, und sei Kulturdebatten zu nehmen und ei- In der Form ist das kulturminis- Ministerium, als ob es der Olymp und kultur 4/2005) als zentrale Er- es ein virtuelles, ohne Minister oder gene Initiativen zu ergreifen. Ergän- terium.ch ein Spiel, zugleich ist es wäre“ (Marcel Proust, Auf der Su- gänzung zu begrüßen. Die offene Ministerin? zend wird er oder sie aber auch an Ernst: seine Kandidaten, seine Be- che nach der verlorenen Zeit) kulturpolitische Auseinanderset- Als erste Aufgabe stellte sich dem Kulturveranstaltungen als Gast und treiber und die von ihm ausgelösten zung ist Voraussetzung für eine funk- kulturministerium.ch bei seiner Gesprächspartner in Erscheinung Diskussionen sind echt. Auch wenn Präambel tionierende demokratische Zivilge- Gründung vor rund einem Jahr so- treten. Diesbezüglich wird er oder die Befugnisse eines solchen Minis- sellschaft. Dabei darf nicht verges- mit die Wahl einer Persönlichkeit, sie über einigen Spielraum verfü- teriums zwangsläufig virtuell blei- ie Franzosen haben es leicht. sen gehen, dass der kulturelle Sek- die diesem Kompetenzzentrum vor- gen. ben, sind sie geerdet in der kultur- D Von Paris aus, der unbestritte- tor in der Freizeit- und Konsumge- steht und es nach außen hin vertritt. politischen Realität und eröffnen nen Kapitale, werden seit je her die sellschaft auch eine erhebliche öko- Deshalb haben wir öffentlich Per- Zwischenepisode: Die doch die Möglichkeit, sich in die ak- Fäden gezogen, um das Land zu bil- nomische Potenz entwickelt (vgl. sönlichkeiten gesucht, die Ideen für Freiheit der Kunst tuellen Diskussionen einzumischen. den und zu formen. Davon mit be- http://www.kulturpolitik.de). die kulturelle Zukunft der Schweiz Wesentliche Unterstützung er- troffen ist selbstredend auch die Kul- entwickeln und Lust an der kultur- In unsere Vorbereitungsarbeiten fiel fährt kulturministerium.ch durch tur. Das „Ministère de la culture et de Kompetenzzentrum und politischen Auseinandersetzung ver- der erwähnte währschafte „Kultur- verschiedene Kunstverbände der la communication“ in Paris verteilt Wahlplattform spüren. Insgesamt 32 Kunst- und Skandal“. Auf durchaus kritisierbare Schweiz, die sich momentan bereit laut Budgetplan im Jahr 2005 annäh- Kulturschaffende haben sich Weise setzte sich Thomas Hirsch- halten für zentrale kulturpolitische rend 2,8 Milliarden Euro. Ein stolze Während in Deutschland die Wünsch- schließlich als Kandidaten einge- horn in einer Ausstellung in Paris mit Weichenstellungen. So steht auf Bun- Summe, die in den deutschsprachi- barkeit eines Kulturministeriums noch schrieben, um sich bis zum 8. Sep- dem Thema „Demokratie“ ausein- desebene einerseits ein (erstes!) „Kul- gen Ländern ihresgleichen sucht. diskutiert wird, haben wir in der tember der Wahl zum Kulturminis- ander, was freilich nicht mit Dank- turförderungsgesetz“ zur Diskussion, Die Gründe dafür liegen freilich Schweiz handstreichartig ein solches ter / zur Kulturministerin zu stellen. barkeit, sondern mit aufgeregter und andererseits soll der Status der nicht (nur) darin, dass die Kultur in gegründet: www. Kulturministerium. Die gewählte Persönlichkeit wird Empörung entlöhnt wurde. Es ent- Schweizer Kulturstiftung Pro Helve- Deutschland oder der Schweiz einen ch. Dieses virtuell betriebene, dem- danach für zwei Jahre die Kultur in spann sich eine Auseinanderset- tia gesetzlich neu geregelt werden. geringeren Stellenwert besäße, son- nach administrativ ausgesprochen der Schweiz repräsentieren – bevor zung, bei der es einerseits darum Darin verbirgt sich politischer Zünd- dern primär in einer anders definier- schlanke Ministerium dient als Platt- 2007 neuerlich gewählt werden wird. ging, die Kunst (auch finanziell) in stoff, der in den nächsten Monaten ten Verteilstruktur der Kulturförde- form für kulturpolitische Auseinan- Für diese Wahl hat kulturminis- ihre Schranken zu weisen, und und Jahren höchste Aufmerksamkeit rung. dersetzungen und Reflexionen, de- terium.ch auf die Hilfe eines erfah- anderseits, die künstlerische Unab- von Seiten der Kunstverbände wie Artikel 69 der Schweizer Bundes- ren Selbstverständnis vier Punkte renen Wahlhelfers zählen können. hängigkeit zu verteidigen. Die eher der Künstlerschaft erfordert. Aus verfassung hält fest: „Für den Be- umfasst. smartvote.ch ist eine Gruppe von lamentable Demonstration der Dis- diesem Grund sind Ort und Zeit der reich der Kultur sind die Kantone 1. Das kulturministerium.ch ist das unabhängigen Politikwissenschaft- kursunfähigkeit erreichte ihren Hö- feierlichen Vorstellung des Wahlsie- zuständig“. Ähnlich hält es auch das Sprachrohr aller, die sich für eine lern, deren Dienste sich bereits bei hepunkt, als ein Parlamentarier den gers oder der Wahlsiegerin am 18. deutsche Grundgesetz mit der Kul- lebhafte, farbige, aktuelle Kultur (wirklichen) National- und Regie- Autor Franz Hohler aufforderte, er September in Biel kein Zufall. tur. Dennoch ist im Gefolge einer in der Schweiz engagieren. rungsratswahlen bewährt haben. solle doch mit seinem „Geschwafel“ Kulturministerium.ch steht in en- Ausstellung des Künstlers Thomas 2. Das kulturministerium.ch ist be- Mit ihrer Hilfe ist ein Kulturfragebo- aufhören. Hohler demonstrierte vor gem organisatorischem Kontext mit Hirschhorn die Kulturpolitik im sorgt um eine kritische Auseinan- gen erarbeitet worden. Anhand von dem Parlament mit einem Plakat, dem FORUM DES ARTISTES BIEN- Schweizer Nationalrat heftig debat- dersetzung mit der Kultur in der insgesamt 74 Sach- und Einstel- auf dem er Art. 21 der Bundesverfas- NE (http://www.forumdesartistes tiert worden. Und dennoch ist die Schweiz. Es soll mithelfen, die lungsfragen werden die kulturpoliti- sung: „Die Freiheit der Kunst ist ge- bienne.ch). Dieses Forum der Künst- Frage, ob Deutschland ein Bundes- Kultur in Gesellschaft und Politik schen Profile der Kandidierenden währleistet“ in Erinnerung rief. Blo- ler hat für drei Tage nach Biel einge- ministerium für Kultur braucht, in zu verankern und das Ansehen erfasst und in einer Datenbank ge- ßes Geschwafel? laden. Projektiert als zweijährlich den letzten Monaten zum nationa- der Kultur zu stärken. Das kultur- speichert. Wählerinnen und Wähler Der „Fall Hirschhorn“ zeigte, wie wiederkehrender und interdiszipli- len Wahlkampfthema avanciert. ministerium.ch fördert die kultu- können anschließend dieselben Fra- schwer Kulturschaffenden und Poli- närer Treffpunkt der Künstler und Was immer von diesen Debatten relle Vielfalt in der Schweiz. Es gen beantworten, worauf die Daten- tikern die Auseinandersetzung um Künstlerinnen der Schweiz soll es zu halten ist, und wie viel immer von entwickelt Ideen und Visionen für bank eine Wahlempfehlung aufgrund Form und Funktion von Kunst oft die Möglichkeit zum Ideen- und Er- diesem Wahlkampfgetöse nach be- die kulturelle Zukunft. der größten Übereinstimmung her- fällt. Diese Einsicht hat uns sehr be- fahrungsaustausch bieten. 2005 wird endigter Wahl übrigbleibt, die Kultur 3. Das kulturministerium.ch setzt ausgibt. Das politische wie das kul- stärkt und bestätigt im Aufbau von die Veranstaltung noch ohne minis- vermag die politischen Gemüter sich dafür ein, dass die im kultu- turelle Profil der Kandidierenden kulturministerium.ch. teriale Gäste aus Deutschland über doch über die Regionsgrenzen hin- rellen Sektor Werktätigen frei und wird zudem in einem Spiderdia- die Bühne gehen, doch wer weiß, weg zu erregen. Neue Ideen und An- unabhängig arbeiten und sich gramm dargestellt. Das Projekt: vielleicht werden schon 2007 die ers- stöße sind daher zweifellos er- entfalten können. Die virtuelle Verfassung des Spiel und Ernst ten bilateralen Gespräche zwischen wünscht, wenngleich es in keiner 4. Das kulturministerium.ch wacht kulturministerium.ch zieht natürlich dem kulturministerium.ch und dem Weise darum gehen darf, die föde- darüber, dass Art. 21 der Bundes- eine eingeschränkte Wirkmacht www.kulturministerium.ch funktio- deutschen Kulturministerium mög- ralistische Kulturorganisation auszu- verfassung: „Die Freiheit der nach sich. Daraus leitet sich ab, dass niert als virtuelles Kompetenz- und lich sein. hebeln. Diese hat unzweifelhaft ihre Kunst ist gewährleistet“ uneinge- die Aufgaben des Kulturministers / Diskussionszentrum für Fragen der Stärken. In der Substanz geht es um schränkt Gültigkeit hat. Das kul- der Kulturministerin in allererster Kultur und Kulturpolitik. Im Zen- Der Verfasser ist Projektleiter von die Anerkennung der Kultur als turministerium.ch steht im Dienst Linie repräsentativer Natur sein wer- trum stehen dabei Fragen der aktu- kulturministerium.ch. Er lebt als Kernkompetenz des Staates. In dem der Kultur und arbeitet eng mit den. Er oder sie verfügt über ein vir- ellen kulturpolitischen Rahmenbe- freier Autor und Netzwerker in Sinn wäre der diskutierte Zusatz 20b den Kunstverbänden der Schweiz tuelles Kommunikationsforum, das dingungen und deren mögliche Wei- Luzern (Schweiz). Website: zum Grundgesetz: „Der Staat schützt zusammen. es erlaubt, Stellung zu aktuellen terentwicklung. www.kat.ch/bm/ EUROPA politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 31

Quo vadis Europa – Traum oder Albtraum? Die Anerkennung des Anderen ist die Grundvoraussetzung für „die sanfte Weltmacht Europa“ • Von Karin Junker

Der Balsam für die wunde europäi- spätestens der Vertrag von Maastricht sche Seele kommt von Übersee: der mit dem Bekenntnis zur Subsidiari- amerikanische Traum war gestern, tät ausräumt. Was freilich die Ausein- für heute und morgen ist der euro- andersetzung im Detail, was der ge- päische Traum angesagt. So Jere- samteuropäischen Regelung bedarf my Rifkin, der Präsident der Orga- und was nicht, keineswegs aus- nisation für ökonomische Trends in schließt. Im föderalismuserprobten Washington. Mit seiner Sympathie Deutschland ist das ja ein vertrauter für das einmalige Gebilde Europäi- Vorgang. sche Union und seiner Wertschät- Zur Verwirklichung des europäi- zung für Europa als Hort der kultu- schen Traums gehört die Vermittlung rellen Vielfalt steht er nicht allein. einer kulturellen Identität mit Euro- pa als einem sich einigenden Raum. usan Sonntag, die leider verstor- Umfragen ergeben immer wieder, S bene amerikanische Schriftstel- dass ältere Menschen die europäi- lerin, die 2003 mit dem Friedens- sche Integration vor allem als Frie- preis des Deutschen Buchhandels denssicherung schätzen und die Jun- ausgezeichnet wurde, formulierte es gen sich in ihrer überwiegenden so: „Die Vielfalt, der Ernst, der hohe Mehrheit mehr als Europäer/innen Anspruch, die Dichte der europäi- denn als Angehörige ihrer National- schen Kultur bilden zusammen ei- staaten fühlen, was aber vor allem nen archimedischen Punkt, von dem für die Bürgerinnen und Bürger des aus sich die Welt bewegen kann.“ In Europa der 15 und (noch) nicht für der europäischen Lebenswirklich- das Europa der 25, erst recht nicht keit dominieren gegenwärtig aller- für den Europarat der 46, gilt und in dings Kleinmut und Nabelschau. Wo- jedem Fall noch eher ziemlich diffus hin bewegt sich also Europa – in Rich- ist. tung Traum oder Albtraum? Dies ist auch ein Schwachpunkt „Viele unserer Bürger und Bür- der Rifkin’schen Vision vom europä- gerinnen betrachten die Europäi- ischen Traum. Es gibt (noch) keine sche Union nach wie vor als eine In- umfassende gemeinsame kulturelle Eingangsbereich der Akademie der Künste in Berlin Foto: Olaf Zimmermann stitution ohne jegliche Relevanz und Identität. Manche der zehn Neuen Legitimität für ihre echten Alltags- kämpfen überhaupt erst um eine in alle Richtungen hat begonnen. zu seiner Grundlage macht.“ Damit geben, ungeheuer aufwendig und probleme,“ stellt der Parteirat der nationale Identität, was, wie in den Der europäische Erinnerungsraum ist Beck nah bei Rifkin. kostenträchtig ist. Sogar maltesisch Sozialdemokratischen Partei Euro- baltischen Staaten, auch zu Repres- nähert sich an. Gewalt als nationale Auf diesem Weg sind wir zu weit ist als Amtssprache anerkannt. Ob pas (SPE) bei seiner Tagung im Juni sionen gegenüber Minderheiten politische Option ist überwunden gekommen, als dass die Bildung ei- sich das bis in alle Zeiten, sprich: mit 2005 in Wien nüchtern fest, „sie wird führen kann, die es mit europäischer zugunsten einer Europäisierung von nes Europäischen Superstaats noch zunehmender Erweiterung, durch- noch nicht als demokratischer Raum Hilfe zu überwinden gilt. Hier Gewalt ausschließenden Perspekti- eine Chance hätte, wenn auch diese gängig aufrecht erhalten lässt, ist wahrgenommen, in dem Abstim- kommt eine These von Ulrich Beck, ven. Dies ist der Kitt zwischen den Horrorvision noch in einigen Hirnen eine andere Frage. Bestehen bleibt mungen zählen und Parteien um dem Direktor des Soziologischen In- Partnern aus unterschiedlichen Wel- herumspukt und als (Be-)Drohung aber gewiss der Grundsatz der größt- ihre Vision, ihre Werte und ihre poli- stituts der Universität München, ins ten auf dem Weg zum europäischen eingesetzt wird. Aber auch die ro- möglichen Gleichbehandlung als tischen Konzepte kämpfen können“ Spiel, die da lautet „Europäisierung Traum, dessen wichtigste Grundla- mantischen Vorstellungen von Mul- Gegenkonzept zu Majorisierung. – was natürlich nicht nur eine Her- setzt eine grenzüberschreitende Er- ge die Einigkeit, nicht die Einheit- tikulturalität sind nicht wirklich- Diese auch konstitutionelle Tole- ausforderung für Parteien ist. „Es sei innerungskultur voraus.“ lichkeit (!), ist. Dies schließt auch den keitstauglich. Wer sich je im europä- ranz ist schließlich Voraussetzung darauf hingewiesen,“ heißt es weiter, Das ist der Haken. Es gibt, grob Umgang mit den Zuwanderern auf ischen Kontext bewegt hat, weiß: der und Garantie dafür, dass die europä- „daß die europäische Dimension die gesagt, eine unterschiedliche Erin- gleicher Augenhöhe ein. europäische Traum ist die diskrimi- ische kulturelle Identität in ihrer gan- nationale ergänzt und diese nicht er- nerungskultur in Ost und West, was „Es ist gerade diese besondere nierungsfreie Anerkennung von Dif- zen Vielfalt nicht auf dem Weltmarkt setzt. Mitgliedstaaten werden wei- wir ja selbst in der deutschen Alltäg- Form einer sanften Weltmacht, die ferenz einerseits und die Integration nach den identitätslosen WTO-Re- terhin ihre nationalen Prioritäten ver- lichkeit immer wieder neu erfahren. eine besondere Ausstrahlung und des Verschiedenen andererseits. Das geln verhökert wird. Denn der euro- folgen, aber Koordinierung könnte Daran hat niemand „Schuld“. Die Attraktivität entfaltet, die in natio- ist kein Widerspruch, sondern ein päische Traum bedarf der besonders einen nicht zu unterschätzenden jahrzehntelange unterschiedliche nalstaatlich geprägtem Europaden- Erfolgsrezept, das sich auch als „Ex- intensiven Pflege und Mehrung des Mehrwert bringen.“ Was heißt könn- politische Sozialisation hat ein un- ken ebenso oft unterschätzt wird wie portmodell“ eignet. kulturellen Tafelsilbers. Dies ist eine te? Sie kann! terschiedliches „historisches Ge- in den Machtprojektionen amerika- Die oft kritisierte Sprachenpoli- wichtige Voraussetzung dafür, dass Ein Albtraum wäre es – von Eu- dächtnis“ bewirkt. Viele Menschen nischer Neokonservativer,“ sagt Ul- tik der europäischen Institutionen zusammen bleibt/kommt, was zu- ropagegnern gern an die Wand ge- spüren dies instinktiv. Auch das ist rich Beck, denn es handelt sich „ um ist ein Beispiel dafür. Alle sollen z.B. sammen gehört. malt – in der Tat, wenn die europäi- ein Grund für die Vorbehalte gegen etwas völlig Neues in der Geschich- im Europäischen Parlament ihre sche Integration darauf abzielte, die eine von nicht wenigen als zu schnell te der Menschheit, nämlich um die Sprache sprechen können und Do- Die Verfasserin ist freie nationale – übrigens auch regionale und zu unbegrenzt empfundene Er- Zukunftsvision eines Staatengebil- kumente in ihrer Sprache vorfinden, Journalistin und gehörte – Dimension gänzlich zu unterdrü- weiterung der Europäischen Union. des, das nach innen und außen die wenn es um gemeinsame Beratungs- von 1989 bis 2004 dem cken, ein Verdacht, den allerdings Dennoch: das Zusammenwachsen Anerkennung des kulturell Anderen gegenstände geht, obwohl es, zuge- Europäischen Parlament an Die EU Ver„fassungslos“? Warum es nach den Abstimmungen in Holland und ;rankreich weitergehen muss • Von Die Zukunft hat viele Namen. ;ür die Reflexion und Diskussion Verfassung kann und muss der EU tum dort lag in den letzten zehn Jah- sprächspartnern wurde die Frage Schwachen ist sie das Unerreichba- mit 25 und mehr Mitgliedstaaten ren kontinuierlich zwischen 7,2 und geäußert, in welche Richtung die Eu- re. ;ür die ;urchtsamen ist sie das Die Reflexion wird nötig sein, um zu Handlungsfähigkeit verleihen. Sie ist 9,5 Prozent. Ein Ende des Booms ist ropäische Union sich weiter entwi- Unbekannte. ;ür die Tapferen ist sie evaluieren, was zum Scheitern der nötig, um den Herausforderungen nicht in Sicht. ckeln wird. Man will wissen, ob die die Chance. Referenden in beigetragen hat. Auf unserer Zeit zu begegnen. Einer solch geballten Wirtschafts- EU in Zukunft ein starkes wirtschaft- Victor Hugo die Verfassungsentscheidung wur- kraft kann die EU dauerhaft nur ge- liches und politisches Zentrum in den sowohl nationale Konflikte wie Herausforderung durch genübertreten, wenn sie in der Lage einer multipolaren Welt wird, oder eit den negativen Referenden in globale Ängste projiziert. Hier bedarf Globalisierung ist, die in der Lissabonstrategie ver- ob sie sich auf die Funktion einer rei- S Frankreich und den Niederlan- es vor allem Aufklärung. Auch muss folgten Ziele umzusetzen. Bis zum nen wirtschaftlichen Freihandelszo- den über die Annahme der Europäi- überlegt werden, wie in der Zeit bis Zu diesen Herausforderungen zäh- Jahr 2010 wollte die EU der wettbe- ne zurückziehen wird. schen Verfassung wird europaweit zu einem, nun verzögerten Inkraft- len zweifelsohne der Prozess der werbsfähigste und dynamischste Meine feste Überzeugung ist: die von der schwersten Krise der Euro- treten der Verfassung die Hand- Globalisierung und der zunehmen- wissensbasierte Wirtschaftsraum Rolle der EU kann und darf sich nicht päischen Union gesprochen. Die Ab- lungsfähigkeit der EU gewährleistet de Wettbewerb. Der Wettbewerbs- der Welt werden. Für mich ist klar: auf Freihandelspolitik beschränken, lehnung der Verfassung durch die werden kann. druck steigt nicht zuletzt dadurch, nur mit dem Ziel von Lissabon kön- der Weg der Integration ist hierfür Bevölkerung von zwei Gründungs- Die derzeitige Handlungsgrund- dass sich in bestimmten Regionen nen wir uns gegenüber diesen auf- auch viel zu weit fortgeschritten. Die staaten der Europäischen Union hat lage auf europäischer Ebene ist der dieser Welt eine unglaubliche Dyna- strebenden Nationen und Wirt- oben genannte Lissabonstrategie vor allem die Gegner einer europäi- Vertrag von Nizza. Abgesehen davon, mik entwickelt hat. Beispielhaft sol- schaftsräumen erfolgreich aufstel- zeigt bereits einen anderen schwie- schen Verfassung triumphieren las- dass bereits dieser Vertrag ernstzu- len hier Lateinamerika und China len. rigeren, aber realistischeren Weg auf. sen. nehmende Schwierigkeiten hatte, in genannt werden. Gleichzeitig benötigen wir dazu Doch unsere Aufgabe und Heraus- Tatsächlich befindet sich die Eu- Kraft zu treten, sind die darin enthal- Sämtliche lateinamerikanische eine erfolgreiche Fortführung des Ei- forderung bleibt es, die Risiken der ropäische Union in einer schwieri- tenen Regelungen für eine Union mit Staaten, bis auf Haiti, erzielten in nigungsprozesses, der zunächst Ver- Liberalisierung zu minimieren. Die- gen Phase. Doch Krisen sind dazu 25 souveränen Mitgliedstaaten un- 2004 ein positives Wirtschaftswachs- tiefung bedeutet, und durch die Klar- se zeigen sich etwa im Verlust von da, zu bereinigen, zu korrigieren und zureichend ausgestaltet. Die Abstim- tum. Die sechs wirtschaftsstärksten heit einer Verfassung gefördert wür- Arbeitsplätzen in nicht wettbewerbs- neu zu beginnen. Dies sollten wir mungsmodalitäten werden den Länder der Region erreichten alle de. fähigen Sektoren (Beispiel: Landwirt- uns auch in der Europäischen Uni- Handlungsnotwendigkeiten auf eu- Zuwächse von über drei Prozent. Ei- schaft) aber auch in zunehmendem on bewusst machen. Der luxembur- ropäischer Ebene nicht gerecht. Zu nige Länder, in denen eine Krise zu Wohin? – fragt die Welt Druck auf hohe Lohnniveaus. gische Premier Jean-Claude Juncker viele Fälle, in denen das Einstimmig- überstehen war, wuchsen über- Die geplante europäische Verfas- sprach nach den Abstimmungsnie- keitsvotum eine Blockade einzelner durchschnittlich, z.B. Argentinien Insbesondere bei Besuchen in Süd- sung kann einen Beitrag dazu leis- derlagen davon, dass es keine Neu- Mitgliedstaaten möglich macht. Zu um 8,2 Prozent. amerika und Asien habe ich die Er- ten, dass die Negativfolgen von Glo- verhandlung, sondern eine „Phase wenige Mitsprachemöglichkeiten Beeindruckender noch sind die fahrung gemacht, dass generell ein der Reflexion und der Diskussion“ ge- bei der Rechtsetzung für die natio- Zahlen der drittgrößten Handelsna- großes Interesse an der Europäi- Weiter auf Seite 32 ben wird. nalen Parlamente. Die Europäische tion China. Das Wirtschaftswachs- schen Union besteht. Von vielen Ge- EUROPA politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 32

gliedstaaten hingewiesen, die es zu Fortsetzung von Seite 31 erhalten und entwickeln gilt. Zu die- ser Vielfalt zählt auch die der Religi- Die EUVer„fassungslos“? onen und Sprachen (Art. 22). In der Verfassung sind gemein- balisierung und Liberalisierung re- same Rechte und Pflichten festge- duziert werden. Sie kann außerdem legt, die zwar bereits in Teilen schon dafür sorgen, dass die EU als starke heute existent sind, wie etwa die Gemeinschaft globale Trends und Unionsbürgerschaft oder das aktive Strömungen gestalten kann. Das Eu- und passive Wahlrecht der EU-Bür- ropäische Sozialmodell erhält in der ger in jedem Mitgliedstaat. Den eu- Verfassung eine feste Verankerung ropäischen Bürgern steht jedoch und führt damit manche Polemiken bislang kein umfassendes Doku- der Verfassungsgegner ad absurdum. ment zur Verfügung, um sich dau- Soziale Werte sind auch kulturelle erhaft mit den darin enthaltenen Werte. Werten und Regeln identifizieren zu können. EU und Kultur Der Verfassung wird dabei eine besondere Bedeutung im Prozess In der Verfassung ist neben der Sozi- der europäischen Integration zu- alstaatlichkeit auch die Bedeutung kommen. Dass in der europäischen kultureller Werte besonders heraus- Vielfalt kulturelle Identität mit hete- gestellt. Immer wieder wird eine rogenen Problemstellungen verbun- mangelnde gemeinsame Europäi- den sind, zeigt die Sprachfrage. Die sche Identität beklagt. Doch die ge- „lingua franca“ unserer Zeit ist im meinsame europäische Kultur ist Globalen wie in der europäischen stärker und umfassender als den Realität die englische Sprache. Trotz- meisten von uns bewusst ist. In der dem ist die nationale Sprache Aus- Verfassung wird dies an verschiede- druck der europäischen Vielfalt und nen Stellen deutlich. Die Einbindung damit auch Teil der europäischen der europäischen Grundrechtechar- Kultur. Dies gilt vor allem für die ta in die Verfassung bringt dies poin- neuen Mitgliedstaaten der EU-25. tiert zu Ausdruck. Bisher ein Doku- Aber auch Deutsch als Sprache, die ment von vor allem symbolischer immerhin von fast einem Viertel der Akademie der Künste in Berlin: Zugang zum Ausstellungsbereich Foto: Olaf Zimmermann Bedeutung, verleiht ihr die Veranke- europäischen Bürger (24%) als Mut- rung in der europäischen Verfassung tersprache gesprochen wird, besitzt stets geprägt von gemeinsamen Wer- lich der darin enthaltenen Grund- zweiten Runde erfolgreicher Ratifi- Rechtskraft. Jeder einzelne der 350 ihren klaren Stellenwert. Europa ist ten. Sie hat dazu beigetragen, dass rechtecharta stützt diesen Wertebe- kationen ist gegeben. Millionen EU-Bürger kann sich dann eben auch stark durch seine Vielfalt. wir seit über 50 Jahren im Kern- zug. vor europäischen Gerichten auf sei- europa in Frieden leben können. Entgegen aller Unkenrufe, ist der Der Verfasser ist Mitglied des Bundes- ne Einhaltung berufen. Diese Ge- Einigung und Integration Eine Berufung auf Gemeinsamkeiten Prozess der Verfassungsgebung nicht tages und stellvertretender Vorsitzen- meinsamkeit schafft eine reale wie und deren Verankerung in der Ver- unterbrochen worden. Er ist ins Sto- der des Ausschusses für die Angele- justitiable europäische Identität. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass fassung ist heute wichtiger denn je. cken geraten. Dies führt positiv dazu, genheiten der Europäischen Union Die Grundrechtecharta veran- eine Europäische Verfassung den Ei- Die Bedrohung durch den internati- dem Dokument endlich die notwen- im Deutschen Bundestag. Weiter ist er kert neben einer verbesserten Recht- nigungs- und Integrationsprozess onalen Terrorismus wird aktuell dige europaweite Aufmerksamkeit Leiter der Deutschen Delegation in stellung der Bürger jedoch auch die vorantreibt. Seit der Gründung der durch die Anschläge in Großbritan- zukommen zu lassen. Nur sechs Wo- der COSAC (Versammlung der EU- kulturelle Vielfalt in der EU. Schon in Europäischen Gemeinschaft für Koh- nien deutlich. Ein Grund mehr, dass chen nach dem Scheitern der Verfas- Ausschüsse der EU-Mitgliedstaaten), der Präambel wird auf die Achtung le und Stahl 1957 hat sich die Ge- sich die europäischen Bevölkerung sung in Frankreich und den Nieder- Mitglied in der gemeinsamen Arbeits- dieser Vielfalt von Kulturen und Tra- meinschaft zu einer leistungsstarken mit ihrer Kultur und den gemeinsa- landen haben die Luxemburger gruppe Kultur von Assemblee Natio- ditionen der Völker Europas sowie und integrierten Institutionengebil- men Werten identifiziert. Eine ge- durch ein klares „Ja“ zu erkennen nale und Deutschem Bundestag, Mit- der nationalen Identität der Mit- de entwickelt. Die Entwicklung war meinsame Verfassung einschließ- gegeben: Ein neuer Auftakt für eine glied im Lissabonnetzwerk der SPE Vor der Entscheidung 191 UNESCO-Staaten stimmen über Kulturkonvention ab • Von Verena Metze-Mangold

Es gibt solche Tage, da blickt man internationalen Systems handelt es handele sich nicht um Kultur-, son- über die Vielfalt der Sprachen notier- on für Bildung und Kultur und jene zugleich zurück und nach vorn. Der sich bei dem Entstehungsprozess dern um Handelspolitik, hierfür sei te. Kulturelle Produkte stiften Iden- für Handel der Europäischen Kom- 5. Oktober in Paris wird solch ein um nichts geringeres als einen Para- die UNESCO nicht zuständig. Der tität und das Selbstverständnis einer mission Hand in Hand und bildeten Tag sein. Beethovens 9. Sinfonie er- digmenwechsel. weit überwiegende Teil der Staaten, Gemeinschaft. Über die Bedeutung das Kernteam für die Verhandlungen klingt, ein Geschenk des Hessi- Doch es ist alles andere als sicher, auch Deutschland, bewertet den der Medien etwa für die Demokratie bei der UNESCO. Erstmals sieht schen Rundfunks, zweier öffentli- dass der größte Kultur- und Medien- Entstehungsprozess hingegen als herrscht unter allen EU-Mitgliedern auch ein UNESCO-Vertrag – Artikel cher und zweier privater Stifter: Die exporteur – und der größte Beitrags- „internationale Erfolgsgeschichte“. Konsens. 27 – vor, dass regionale Wirtschafts- UNESCO begeht ihren 60. Geburts- zahler der UNESCO, vor zwei Jahren Für sie sind kulturelle Produkte – An dieser Erfolgsgeschichte hat gemeinschaften wie eben die EU der tag. Horst Köhler und Hamid Karsei erst in die Kulturorganisation der Güter und Dienstleistungen – nicht die Europäische Gemeinschaft einen Konvention beitreten können. Die 25 sprechen als Vertreter der 191 Mit- Vereinten Nationen zurückgekehrt – nur Angebote am Markt, sondern erheblichen Anteil. Erstmals sprach Ständigen Vertreter der Europäi- gliedsstaaten. Es wird von ;rieden dem Vertrag die Zustimmung erteilt. auch „vehicles of values“, wertgestal- der Kontinent durch das Mandat des schen Union bei der UNESCO haben unter den Bedingungen des 21. In der letzten zwischenstaatlichen tender Teil der Gesellschaft weit Europäischen Rates an die Kommis- bei zwei Treffen sowohl unter luxem- Jahrhunderts die Rede sein und den Verhandlungsrunde hat die US-ame- mehr als reine Transportmittel, wie sion in multilateralen Kulturver- burgischer als auch unter britischer Aufgaben der Kulturorganisation rikanische Delegation noch scharf Alexander von Humboldt bei seinen handlungen mit einer Stimme. Erst- Präsidentschaft die europäische Po- der Vereinten Nationen. Und die Ge- gegen den Entwurf protestiert. Es Amerikareisen schon emphatisch mals arbeiteten die Generaldirekti- sition bekräftigt, wonach der am 3. danken vieler Delegierter werden Juni 2005 verabschiedete Text für sich dabei auf den letzten Tag der weitere Verhandlungen nicht mehr eben begonnenen Generalkonfe- geöffnet werden soll. Eine Position, renz, den 21. Oktober, richten. An für die aktiv diplomatisch geworben diesem Tag fällt die Entscheidung wird. über die Kulturkonvention. Nikolas van der Pas, Generaldi- rektor für Bildung und Kultur der wei Jahre hat die Welt über eine Europäischen Kommission, lobt den Z„Magna Charta für internationa- Entwurf der Konvention für kulturel- le Kulturpolitik“ verhandelt. Die jetzt le Vielfalt im Juli 2005 als „bestmög- vorliegende Fassung des Vertrags- lichen denkbaren Kompromiss“ und entwurfs, auf deren Grundlage die bewertet das erreichte Ausmaß an 33. Generalkonferenz debattieren Unterstützung durch die Delegatio- wird, stärkt nicht nur die Legitimität nen als „hervorragend“. Allen Staa- der Kulturförderung, sondern ten, die ein kulturpolitisches Instru- schützt auch den Bestand des öffent- ment zur Entwicklung ihres Landes lich-rechtlichen Rundfunks als Teil wünschten, biete der Vertragsent- einer berechtigten nationalen Kul- wurf die Option zur Förderung der turpolitik. Achtzig Prozent der Staa- kulturellen Vielfalt im eigenen Land ten könnten den Rechtsrahmen nach und die Option einer effektiven in- Lage der Dinge zeichnen, vermuten ternationalen Zusammenarbeit im Beobachter. Es wäre ein Durchbruch. kulturellen Bereich mit dem Ziel des Ein noch größerer Erfolg wäre der Aufbaus neuer und wenn möglich Konsens aller Staaten. Denn das „All- tragfähiger Kulturmärkte. Die Qua- gemeine Übereinkommen zum lität des Entwurfs mache das Über- Schutz und zur Förderung kulturel- einkommen zu einem vollwertigen ler Ausdrucksformen“, kurz: die Stützpfeiler im internationalen Konvention für kulturelle Vielfalt, Rechtssystem. Artikel 20 unter- bietet eine erste Antwort auf die Glo- streicht seiner Meinung nach die balisierung im völkerrechtlichen Normsetzungsbereich, so die FAZ Akademie der Künste in Berlin: Blick auf den Reichstag, davor Dresdner Bank und Französische Botschaft Weiter auf Seite 33 am 4. Juli. Für manche Analysten des Foto: Olaf Zimmermann EUROPA politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 33

richtlinie, dem europäischen Pen- Bedrohung der Grundbedürfnisse ge Niklas Luhmann über Wahrheit für die Organisation menschlicher Fortsetzung von Seite 32 dant zum GATS-Vertrag. Sie steht im aus einer Mischung aus globalen und Lüge in den Massenmedien, Bedürfnisse und die Kultur nur ein Zentrum eines universellen Diskur- Druck und zunehmender Vernach- strukturierten das Begehren in der Anwendungsfall unter anderen. Im Gleichrangigkeit des künftigen Ver- ses , der in dem Maße an Bedeutung lässigung auf nationaler Ebene wuchs „feinen Unterwäsche des Bewusst- Gegenzug – und das vertritt derzeit trags mit bereits bestehenden inter- gewonnen hat, in dem die Erfahrun- als Erfahrung ebenso wie auch jene seins“ und „begießen das gleiche offenbar die Mehrheit der UNESCO- nationalen Verpflichtungen und for- gen der globalen Welt konkret wur- der globalen Kommerzialisierung Beet, aus dem nach Bedarf geerntet Mitgliedsstaaten – ist Kultur der In- dere die künftigen Vertragspartner den – in nur zehn Jahren. Besorgnis öffentlicher Kommunikation mit der werden kann“. Heute ist die Branche begriff menschlicher Verhaltenswei- auf, das Ziel der kulturellen Vielfalt über die Folgen der Kapitalmobilität enervierenden Logik hochtouriger auf vier globale Konglomerate, Dis- sen, der damit auch den Kapitalis- bei der Wahrnehmung bestehender und des internationalen Steuersen- Weltmarktproduktionen. In ihrer ney, Murdochs, Fox, Time Warner mus und seine Gebräuche ein- Verpflichtungen als auch bei künfti- kungs-Wettbewerbs auf die Innova- Marktmacht spotteten sie der sym- und Viacom zusammengeschnurrt. schließt – ohne diesem freilich eine gen Verhandlungen zu berücksichti- tionskraft des Landes, die Finanzie- bolischen Dimension kultureller Dass allein der Markt die kultu- führende, alles regulierende Rolle gen. Und das gelte auch für die Ver- rung des Sozialstaates und der Da- Produkte und gefährdeten ihren na- relle Produktion und Verteilung zu einzuräumen. Der 21. Oktober könn- einbarungen im Rahmen der Welt- seinsvorsorge beschleicht nicht nur tionalen Fortbestand. Das amerika- steuern vermag, es ist eine Illusion, te insofern tatsächlich in die Ge-

Akademie der Künste in Berlin Fotos: Olaf Zimmermann handelsorganisation (WTO), wie Ju- Wissenschaftler, sie beschleicht die nische Magazin „Variety“ persiflier- wie jeder begreift, der die Mediabud- schichte der Internationalen Ge- lien Guerrier von der Generaldirek- politische Elite wie Unternehmer. te die Entwicklung vor 15 Jahren mit gets der Verlagsholdings und Medi- meinschaft als ein Tag des Paradig- tion Handel im Rahmen eines „EU- Angesichts massiver Konzentrati- der Vermutung, ganze fünf Anbieter enmultis kennt, manche sind größer menwechsels in den internationalen briefings“ am 4. Juli ergänzte. Ent- onsprozesse auf dem Weltmarkt von würden es vermutlich sein, die im als das Bruttoinlandsprodukt Frank- Beziehungen eingehen. scheidend sei, dass die Staaten kon- Medien und Kultur geht es im Kern Jahre 2006 mehr als die Hälfte aller reichs. Kenner der Materie sprechen krete Vorstellungen darüber entwi- um die Frage der Vielfalt: der Bedin- Programme in das digitale Weltnetz von der „bizarren Ökonomie der Kul- Die Verfasserin ist ckelten, wie sie die Elemente der gungen ihres Erhalts und der Mög- einspeisten. Die Bilder, räsonierte tur“. Für die Verfechter des Freihan- Vizepräsidentin der Deutschen Konvention in Politik umsetzen woll- lichkeiten ihrer Förderung. zeitgleich der konservative Soziolo- dels bleibt die Ökonomie der Modus UNESCO-Kommission ten. Das gelte auf nationaler Ebene Die Realität einer weltweiten aber auch in der Nord-Süd-Koope- Vielfalt kultureller Prägungen und ration, um dem Liberalisierungs- die oft mangelnde politische Bereit- druck konstruktive Modelle der re- schaft, kulturinternen Pluralismus gionalen Zusammenarbeit entge- zuzulassen, geschweige denn zu för- Europa und die Kultur gensetzen zu können. dern, wurde in dem 1995 vorgeleg- Nach der Sommerpause: welche Agenda? • Von Barbara Gessler So gelähmt ist die EU also offen- ten Bericht der Weltkommission für bar nicht. Es ist im Übrigen kein Ge- Kultur und Entwicklung – „Unsere Wesentliches Augenmerk wird nach um ein weiteres Thema mit wirt- Generalkonferenz der UNESCO ab heimnis, dass die Bundesrepublik Kreative Vielfalt“ – erstmals ebenso der Sommerpause vermutlich einer- schaftlicher Relevanz kümmern, das Oktober über den Konventionsent- Deutschland und die Deutsche aufregend genau beschrieben wie seits auf der Politik im audiovisuel- bereits in den vergangenen Jahren wurf zum Schutz der kulturellen Viel- UNESCO-Kommission an dieser Er- die Gefährdungen durch einen glo- len Bereich und andererseits auf der immer wieder auf europäischer Ebe- falt verhandelt. Die bisher sehr erfolg- folgsgeschichte des weithin kon- bal konzentrierten Medienmarkt. internationalen Ebene liegen. ne angesprochen worden war und reiche Kooperation unter einem euro- sensfähigen Konventionsentwurfs in Der Bericht forderte eine globale dem nun verstärkt Follow-up geleis- päischen Schirm und unter Einbezie- nur zwei Jahren einen kaum zu über- Ethik, die dem Begriff der Differenz is Anfang kommenden Jahres tet werden soll, nämlich der Bedeu- hung der Europäischen Kommission schätzenden Anteil haben – von der der Kulturen die notwendige Bedin- B will die Europäische Kommissi- tung der Kulturwirtschaft für die wird auch in dieser und den kommen- Entstehung des Entwurfs unter deut- gung des Austauschs zur Seite stellt, on einen Vorschlag für die Revision Schaffung von Jobs und Wohlstand. den Präsidentschaften weiter getrie- scher Beteiligung durch die 15 vom ebenso wie sie übrigens das Recht der Richtlinie „Fernsehen ohne Gren- In diesem Sinne gibt auch die Euro- ben werden. Für die Europäische Uni- Generaldirektor beauftragten juristi- auf Zurückweisung sich kulturell de- zen“ vorlegen und die britische Prä- päische Kommission eine Studie in on selbst stehen für die Tätigkeiten schen Experten über die drei zwi- finierender Zumutungen verbrieft, sidentschaft hat sich eine intensive Auftrag, die die Rolle, die die „krea- von Diensten von allgemeinem Inter- schenstaatlichen Verhandlungsrun- die individuelle Freiheiten und die Beratung damit verbundener The- tiven Industrien“ für die Initiative für esse etwa auch die anzuwendenden den bis zum erfolgreichen Aufbau Menschenrechte verletzen: „Finally, men vorgenommen. Dazu gehört be- Wachstum und Beschäftigung spie- Wettbewerbsregeln auf dem Prüf- einer „Bundesweiten Koalition für freedom is central to culture, and in reits diesen Monat September eine len könnnen, untersuchen sollen. So stand: für die Filmförderung per se kulturelle Vielfalt“, die als beispiel- particular the freedom to decide Expertenanhörung in Liverpool zur sehr dieser Ansatz zu begrüßen ist, wird es einen entsprechenden Vor- haft für die heute als notwendig er- what we have reason to value, and Neufassung der Fernsehrichtlinie. muss doch ständig im Hinterkopf schlag der Kommission geben. Bei der achtete Kooperation von Regierung, what lives we have reason to seek. Die von dem zuständigen Kommis- behalten werden, dass Kultur und Neuordnung der Wettbewerbsrege- Parlament und Zivilgesellschaft gel- One of the most basic needs is to be sionsmitglied Viviane Reding ange- Kreativität nicht in den Dienst die- lungen an sich wird dem in der Ver- ten kann. Forderungen der Koalition left free to define our own basic kündigte Anpassung der entspre- ser Überlegungen gestellt werden fassung formulierten Ziel der kulturel- als Ergebnis von nur vier eintägigen needs. This need is being threatened chenden Regeln bezüglich des Pro- dürfen. len Vielfalt auch ohne das formelle In- Konferenzen – zuletzt im Bundes- by a combination of global pressu- duct Placement an die technologi- Im Metakontext steht hier natür- krafttreten des Verfassungstextes kanzleramt und im Deutschen Bun- res and global neglect”. schen Entwicklungen wird in diesem lich generell auch die Diskussion um Rechnung getragen weden. destag – wurden von den deutschen Es ist kein Zufall, dass der Perez Zusammenhang insbesondere in die finanzielle Vorausschau für die Die parlamentarische Befassung Experten international erfolgreich de Cuellar-Bericht der Weltkommis- Deutschland mit großer Aufmerk- Jahre 2007 bis 2013 und mit wieviel des Vorschlags für eine Dienstleis- verhandelt. Sie sind heute Gegen- sion für Kultur und Entwicklung im samkeit beobachtet und begleitet Geld man auf europäischer Ebene tungsrichtlinie wiederum wird ab stand der Konvention, die der 33. selben Jahr erschien, in dem auch werden. Es steht dabei außer Frage, bereit ist, sich für die Stärkung der Herbst in Form des Berichts von Generalkonferenz im Oktober vor- der GATS-Vertrag in Kraft trat, das dass ein kohärenter und verlässlicher europäischen Kultur auch mit ent- Evelyne Gebhardt in die heiße Pha- liegt. Das betrifft nicht zuletzt den Abkommen, mit dem die internati- Regelungsrahmen die Voraussetzun- sprechenden Haushaltsmitteln zu se eintreten. Auch zukünftig gilt es, öffentlich-rechtlichen Rundfunk als onale Dynamik von Deregulierung gen für eine grenzüberschreitende engagieren. Die britische Präsident- wie auch die Deutsche UNESCO- Teil einer berechtigten nationalen und Liberalisierung auf den Bereich Fernsehtätigkeit bieten muss. Dabei schaft folgt hier nicht unerwarteter- Kommission in ihrer Resolution vom Kulturpolitik, das Ziel der Medien- der Dienstleistungen ausgedehnt müssen jedoch die gerechtfertigten weise dem Ansatz, bevor man eine 7. Juli 2005 zum Ausdruck bringt, in- pluralität und das Prinzip der Tech- und damit öffentliche Investitionen Ansprüche der privaten Rundfunkan- Größenordnung festlege, müsste der tensiv zu prüfen, welche Auswirkun- nologieneutralität im Blick auf die zur Förderung und Belebung der na- bieter in Einklang mit der auch im Ver- Wunsch an das Programm und sei- gen diese Richtlinie für den Kultur- Zielsetzungen der Konvention. tionalen Kulturlandschaft zur Ver- fassungsentwurf sanktionierten be- ne genaue Zielsetzung, also seine bereich haben würde. Die Wahlen in Die Frage kulturverträglicher handlungsmasse im Rahmen der sonderen Stellung des öffentlich- Substanz, geklärt werden. Auch auf Deutschland und die Position der Gestaltung globaler Prozesse liegt Welthandelsorganisation wurden. rechtlichen Rundfunks und seinem der internatioalen Bühne wird die Parteien zu einem Staatsziel Kultur nicht nur im Herzen der europäi- Die möglichen Auswirkungen des Kultur- und Informationsauftrag in Bedeutung, die in Europa und seinen können hier eine Rolle spielen. schen Auseinandersetzung über un- GATS-Vertragswerks auf die nationa- Einklang gebracht werden. Mitgliedstaaten einer eigenständi- sere Zukunft aus Anlass von Verfas- len Kulturentwicklungen lagen zwar Im Oktober werden sich Exper- gen Kulturförderung gegeben wird, Die Verfasserin ist Leiterin der EU- sungsvertrag und Dienstleistungs- noch völlig im Dunkeln, doch die ten auf Einladung Großbritanniens im Rampenlicht stehen, wenn die Vertretung in Bonn EUROPA politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 34

Es geht um Entwürfe des guten Lebens Die Krise der EU – Chancen für ein „kulturelles Projekt Europa“? • Von Gottfried Wagner

Die Krise der Politik und des EU-In- Die Friedensdividende der Nach- tegrationsprozesses nach den Re- kriegs- und Gründerjahre der Ge- ferenden in ;rankreich und den Nie- meinschaft ist nahezu aufgezehrt. Die derlanden ist auch eine Chance für Selbstverständlichkeit wirtschaftli- das kulturelle Projekt Europa. Die chen Fortschritts und steigenden Referenden haben erreicht, dass Wohlstands hat sich erschöpft. Im die Bürger vieler EU-Länder sich in nächsten Jahrzehnt wird sich die noch nie dagewesener Intensität in Konkurrenz zwischen den globalen europäischen Debatten engagieren. „players“ wie zwischen den reichen Europa und die EU sind echte The- und den armen EU Mitgliedsstaaten men geworden. Diskussionen über unweigerlich vergrößern. die Stärken und Schwächen Euro- Angst hat starken Einfluss auf das pas boomten in den letzten Mona- EU-Projekt. Viele EU-Bürger sehen ten in allen Medien des Kontinents, das wachsende Europa als eine Be- und zwar erstaunlich vielschichtig. drohung. Die Stimmung ist in vielen Doch das Europa der „Eliten“ ver- Mitgliedstaaten gedrückt: hohe Ar- zweifelt fast an der Widersprüch- beitslosenquoten, Reformen beste- lichkeit der Bürger: zu viel oder zu hender Sozialmodelle, wirtschaftli- wenig Europa, zu viel Kapitalismus, che Konkurrenzen im Globalisie- oder zu wenig Marktwirtschaft, zu rungsprozess; Themen, die viele Fra- rasch, oder zu langsam... gen und Ängste aufwerfen. Es gibt keine einfachen Antwor- bseits jeweiliger nationaler ten, obwohl Populisten aller Schat- A Denkzettel kristallisieren sich tierungen die Gelegenheit nutzen, eine Reihe von wesentlichen Fragen diese Ängste zu instrumentalisieren. heraus: Die Zukunft der National- In dieser Situation werden kluge staaten in Zeiten der Globalisierung; demokratische und sozial sensible Diversität und Uniformität; die Zu- Politik, zivilgesellschaftliches Enga- kunft der europäischen Sozialmo- gement sowie die öffentliche Debat- delle; Fremdheit und Eigenart; die te über die Grenzen hinweg die Mög- Rolle Europas in der Welt – Fragen lichkeit zur Begegnung, zum Aus- nach der Demokratie, dem Wohl- tausch und zur Zusammenarbeit Akademie der Künste Berlin: Terrasse Foto: Olaf Zimmermann stand, dem Frieden und der Solida- schaffen und Europa als kulturelles rität. Projekt begründen müssen. Die Europäische Kulturelle Stiftung gemeinsames Projekt mit Unicef Derzeit stehen nur 34 Millionen Euro Eigenart und Vielfalt zu bewah- (European Cultural Foundation, und dem Sandberg Institut sowie pro Jahr für das EU-Kulturprogramm Was hat das alles mit europäischer ren, Partizipation zu stärken, Krea- ECF) ist eine unabhängige, nicht- vielen nationalen Fernsehanstalten zur Verfügung: 0,03% des gesamten Kulturpolitik zu tun? tivität und Innovation zu fördern, staatliche, europaweit agierende Or- – ist ein Programm für Jugendliche EU-Haushalts; das bedeutet 7 Cents Wohl mehr als es den Politikern auf heißt heute mehr denn je, grenzü- ganisation, deren Aktivität genau aus ganz Europa, die Videos mit ho- pro EU-Bürger pro Jahr. Ein beschä- europäischer und nationaler Ebene berschreitend auf vielen Ebenen zu- darin besteht, Europa als kulturelles hem künstlerischem Anspruch mend kleiner Betrag. Hans-Gert Pöt- bewusst ist. Es geht um Entwürfe des sammenzuarbeiten. Projekt zu fördern. produzieren und ihre unverfälsch- tering, Vorsitzender der (größten) „guten Lebens“, um Identitäten der Dies bedeutet, dass die Mitglied- Seit ihrer Gründung 1954 macht ten Botschaften auf Internet und Fraktion des Europäischen Parla- Einzelnen und der Gemeinschaften, staaten der EU gemeinsam in die sich die ECF für ein vereintes, offe- im TV zugänglich machen. ments, der EVP, konstatierte, dass „die um das Eigene und das Andere, um Zukunft der Union investieren müs- nes, demokratisches Europa stark, · Medien: Das Programm Zona ist EU ermutigt werden muss, mehr Geld die Würde der Menschen in komple- sen: in ihre Zivilgesellschaft, in sub- wo Menschenrechte und kulturelle ein Reportagewettbewerb in dem für den interkulturellen Austausch xen, schwer zu durchschauenden stantielle Kultur- und Bildungsko- Diversität die Grundpfeiler bilden, der Einfluss von Grenzen auf Ju- und die Durchführung von Kulturpro- Prozessen. operation sowie in Jugendarbeit. auf denen Zusammenarbeit gedei- gendliche an beiden Seiten der öst- jekten bereit zu stellen, die tatsächli- hen kann. lichen EU-Grenze dokumentiert che Änderungen herbeiführen“. Für die ECF ist die kulturelle und wird. Der Prix Europa fördert die Die Kampagne wurde von Abge- kulturpolitische Dimension des In- Kooperation europäischer Medien- ordneten der vier größten Fraktionen tegrationsprozesses Europas ein macher und prämiert das beste eu- im Europaparlament unterstützt, von maßgeblicher Baustein für dessen ropäische Radio-, Fernseh- oder In- vielen kulturellen Netzwerken in Erfolg. Der ECF ist wichtig, alle wich- ternetprogramm. Weiter investiert ganz Europa und Dachorganisatio- tigen Akteure in diesem Prozess zu die ECF (mit starken Partnern) in nen aus anderen Bereichen wie der identifizieren, sich mit ihnen auszu- die Zusammenarbeit europäischer Wirtschaft, sowie von europäischen tauschen und sie zu fördern. Darum Tageszeitungen mit dem Ziel, der Persönlichkeiten, Künstlern, Exper- kooperiert die ECF mit Künstlern Schaffung eines „Public European ten und Politikern, unter ihnen Prin- und Kulturschaffenden, mit Journa- Space“. zessin Margriet der Niederlande, listen, mit Jugendlichen und mit Po- · Kulturpolitische Entwicklung: Die Richard von Weizsäcker, Pedro Alm- litikern. ECF ist aktiv am Prozess der Ent- odóvar, Jean-Jacques Beineix, Betrand Sie stimuliert und fördert inter- wicklung der europäischen Kultur- Tavernier, Patrice Chereau, Jacques JOURNALISTENPREIS 2005 disziplinäre europäische Zusammen- politik beteiligt. Innovative Projek- Delors, Günter Grass, Catherine Lalu- arbeit aus der Überzeugung heraus, te in öffentlich-privater Träger- mière und Pierre Moscovici. Die Me- dass das Projekt Europa in seiner schaft wie das Laboratorium für dien haben europaweit berichtet politik und kultur, die Zeitung des Deutschen Kulturrates schreibt den Komplexität diese vielschichtige europäische Kulturzusammenar- (mehr Informationen: www.eurocult. „politik und kultur Journalistenpreis 2005“ aus. Damit wird zum zwei- Auseinandersetzung und Ver- beit (das LAB) ermöglichen euro- org oder www.efah. org). ten Mal die allgemeinverständliche Vermittlung kulturpolitischer ständigung braucht – die von der paweite Information und Service Im Rahmen des informellen Tref- Themen in den Medien ausgezeichnet werden. ECF initiierten Projekte Art for Social für Künstler. Enlargement of Minds fen der europäischen Kulturminister Change und Policies for Culture sind (EoM) ist das Konzept, auf dem die am 27. Juni 2005 in Luxemburg, prä- Der Preis wird an einzelne Journalisten oder Redaktionen vergeben. gute Beispiele für dieses Bestreben. ECF ihre Aktionen aufbaut – ein sentierten die ECF und EFAH gemein- Es werden einzelne deutschsprachige Beiträge oder auch Themen- Eine Kernkompetenz der ECF ist nicht-nationalistisches Europa för- sam ihr Anliegen und legten die Un- schwerpunkte ausgezeichnet. Eine Eigenbewerbung ist möglich. Alle natürlich auch ihr Subventionspro- dernd, wo Zugehörigkeit und Ver- terschriftenliste des Kampagne-Mani- Medien, d.h. sowohl Print- als auch Hörfunk-, .ernseh- und Internet- gramm. Sie finanziert wichtige klei- antwortlichkeit in einem kosmopo- festos vor. Diese Intervention wurde beiträge sind zugelassen. Das Erscheinungsdatum bzw. der Sende- ne und mittelgroße, vielfältig grenz- liltischen Kontext stehen. sehr positiv aufgenommen. Aber noch termin muss zwischen dem 01.10.2004 und dem 30.10.2005 lie- überschreitend operierende Kultur- Die europäische „Identitätskrise“ ist nichts gewonnen. Selbst wenn das gen. Der undotierte Preis wird am 23. November 2005 im Rahmen organisationen, die in dem wachsen- hat auch die ECF stimuliert über den Europaparlament den Vorschlag ge- eines Konzertes von DeutschlandRadio Kultur in der Berliner Philhar- den Europa sehr geringe Finanzie- Einfluss und die Relevanz ihrer eige- macht hat, das Budget für Kultur mä- rungschancen haben; aus Überzeu- nen Aktivitäten im kulturellen und ßig zu erhöhen, so liegt die endgül- monie verliehen. gung, dass solche Projekte die Sub- kulturpolitischen Bereich zu reflek- tige Entscheidung, wieviel Geld stanz der kulturellen Dimension in tieren und zu adaptieren. Die ECF schließlich für die Kultur investiert Der Jury des politik und kultur Journalistenpreises 2005 gehören an: einem kosmopolitischen und vielfar- möchte durch die Förderung grenz- wird, bei den EU Mitgliedstaaten Gitta Connemann, Vorsitzende der Enquete-Kommission des Deut- bigen Europa bilden. überschreitender Kulturpolitik den (dem Rat). Das kulturelle Projekt Eur- schen Bundestags „Kultur in Deutschland“; Ernst Elitz, Intendant In ihren eigenen Programmen europäischen Integrationsprozess opa kann nur dann dauerhaft und er- DeutschlandRadio; Prof. Dr. Max ;uchs, Vorsitzender des Deutschen fördert die ECF die europäische Zu- unterstützen. folgreich gestaltet werden, wenn bei Kulturrates; Theo Geißler, Herausgeber der neuen musikzeitung und sammenarbeit: den Mitgliedstaaten das Bewusstsein von politik und kultur; Prof. Dr. h.c. Klaus-Dieter Lehmann, Präsi- · Mobilität: Step Beyond fördert über Ein starkes Europa benötigt eine und der Mut wachsen, die nötigen fi- dent der Stiftung Preußischer Kulturbesitz; Staatsminister a.D. Dr. die Grenzen der EU hinaus (z.B. starke und demokratische Kultur- nanziellen Mittel bereitzustellen. h.c. Hans Zehetmair; Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deut- Ukraine, Türkei und Kaukasus) die politik Die politische Krise Europas kann schen Kulturrates, Herausgeber von politik und kultur. Mobilität von Künstlern und damit Das jüngste Beispiel kulturpolitischen zweifellos nicht durch noch so viele innovative kulturelle Projekte. Clo- Engagements der ECF ist die „70 und gute kulturelle Projekte kom- Vorschläge für den politik und kultur Journalistenpreis 2005 können ser Look ermöglicht jungen Journa- Cents für die Kultur“ Kampagne. pensiert werden. Aber sie benötigt bis zum 04.11.2005 (Einsendeschluss) gesendet werden an: listen aus Ost-, Zentral- und Süd- Sie wurde im März 2005 von der dringend die Entwicklung einer kul- Osteuropa größere Bewegungsfrei- Europäischen Kulturstiftung und turellen Dimension des Integrations- heit in ihrer Arbeit dem Europäischen Forum für die prozesses, um konstruktiv bewältigt politik und kultur · Kunst: das Almost Real Programm Kunst und das Kulturerbe (EFAH) im zu werden. Das kulturelle Projekt Deutscher Kulturrat fördert die interdisziplinäre Zu- Europäischen Parlament initiiert. Ziel Europa ist ein wesentlicher Beitrag Chausseestraße 103 sammenarbeit von Künstlern in der ist es, das Budget des EU Kulturpro- zur Demokratisierung der Union. 10115 Berlin Exploration dessen, was interkultu- gramms zu erhöhen und zu dem Pro- relle Kompetenz heute heissen gramm konkrete inhaltliche Vorschlä- Der Verfasser ist Direktor der kann. The One Minutes Movies – ein ge zu machen. Europäischen Kulturstiftung AUS DEN KULTURBRANCHEN politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 35

Das Buch als Leitmedium der Gesellschaft Über die besonderen Rahmenbedingungen des Buchmarktes • Von Dieter Schormann

Bücher vermitteln und bewahren zungen liegt er bei rund 9,1 Milliar- Büchern Geschäfte machen kann. das Niveau von 1975 gesunken. Insbe- lisierungsmotor der Branche haben Wissen. Sie sind unverzichtbar für den Euro. Die Talfahrt ist – zumin- Bestes Beispiel sind die Sonderaus- sondere die Übersetzung schwieriger die Barsortimente in den vergange- die Entwicklung unserer Gesell- dest vorläufig – zum Stillstand ge- gaben, durch die große Zeitungsver- Sprachen wird von den Verlagen nen Jahren wesentlich zur Moderni- schaft. Deshalb sind Bücher nicht bracht worden. lagshäuser im vergangenen Jahr den immer häufiger gemieden. Der Kauf sierung der Buchbranche beigetra- nur ein Wirtschaftsgut, sondern vor Markt prägten und damit immerhin von Lizenzen und zusätzlich das gen und viele Arbeitsabläufe erleich- allem auch ein Kulturgut und Bü- Buchhandel: rund vier Prozent vom Belletristik- Übersetzungshonorar schaffen einen tert. Durch ein verändertes Bestell- chermenschen wie Verleger, Buch- Vielfalt erhalten Umsatz erwirtschafteten. Für Ver- Kostendruck, auf den die Verlage mit verhalten der Sortimentsbuchhänd- händler oder Autoren Kulturschaf- druss sorgte das insbesondere bei weniger Ankäufen reagieren – eine für ler, die aus wirtschaftlichen Gründen fende. Die Leidtragenden der wirtschaftli- manchen Taschenbuchverlagen, die die deutsche Literaturlandschaft be- das Besorgungsgeschäft über Nacht chen Flaute in Deutschland sind im die Leidtragenden der gut verkäufli- denkliche Entwicklung, die auch der Lagerhaltung vorziehen, hat sich ie Versorgung der Bevölkerung Buchhandel vor allem die kleinen chen Fünfeurotitel waren. nicht damit gelöst wird, dass das die Bedeutung der Zwischenbuch- D mit Literatur ist in Deutschland und mittleren Unternehmer. Knapp deutsche Urhebervertragsrecht seit händler enorm gesteigert – insbe- der einzige Kulturbereich, der ohne 5,1 Milliarden Euro Umsatz hat das Konzentration im 2002 für Übersetzer „angemessene“ sondere für die kleinen und mittle- staatliche Subventionen auskommt. Sortiment im vergangenen Jahr ge- Verlagswesen Honorare vorsieht, über deren Höhe ren Buchhandlungen. Eine Entwick- Deshalb braucht der Buchmarkt aber macht, etwa 30 Prozent davon erwirt- jedoch bislang keine Einigung erzielt lung, die kleinere Verlage wiederum auch besondere Rahmenbedingun- schafteten die zehn größten Buch- Zwar haben die Verlage insgesamt im werden konnte. misstrauisch beobachten. gen. Ganz wichtig war in diesem Zu- handlungen. Die Gründe für diese vergangenen Jahr mit 0,5 Prozent sammenhang das 2002 in Kraft getre- Konzentration sind vielfältig: Können Zuwachs wieder den Sprung ins Elektronische Entwicklung Börsenverein: direkter tene Gesetz zur Buchpreisbindung, sich manche kleinere Buchhandlun- Umsatzplus geschafft, doch insbe- als große Herausforderung Draht zu Kultur und Politik das langfristig das Fortbestehen eines gen nicht mehr wirtschaftlich halten, sondere die Großen der Branche do- pluralistischen Verlags- und Buch- so fehlt bei anderen schlicht die Nach- minieren den Markt immer stärker. Eine der größten Herausforderungen Der Börsenverein vermittelt als Ver- handelsmarkts sichert. Ähnlich wich- folgeregelung. Haben kleinere Buch- Ganz außerordentlich verändert wur- für die Verlage ist die elektronische band zwischen diesen teilweise ge- tig ist auch ein starkes Urheberrecht, handlungen oft nicht die Marketing- de die deutsche Verlagslandschaft im Entwicklung im Netz. Eng damit ver- gensätzlichen Interessen der Bran- das zu den grundlegenden Freiheits- Macht der größeren Filialen am glei- Jahr 2003, als Random House die Ver- knüpft ist die Forderung der Verlage chenteilnehmer. Im Mittelpunkt sei- rechten kreativ tätiger Menschen ge- chen Ort, so werden sie sicher auch lage Ullstein Heyne List und die bri- nach einem starken Urheberrecht, ner Arbeit steht das Buch als Leitme- hört und derjenigen, die diese Schöp- genau deshalb beispielsweise für die tischen Investmenthäuser Cinven das die Rechte-Inhaber vor Miss- dium der Gesellschaft, dort finden fungen weiter entwickeln. Verleger, Flächenvergabe in großen Einkaufs- und Candover den deutschen Verlag brauch gerade auch im Internet Geist und Kultur ihren Niederschlag. Buchhändler und Autoren sind sich zentren von den Investoren erst gar Springer übernahmen. Derartige schützt. Leidtragende dieser techni- Mit all seinen Möglichkeiten fördert in diesem Punkt einig: Ohne das nicht gefragt. Große Konkurrenz für Konzentrationsmechanismen zei- schen Möglichkeiten sind schon der Börsenverein deshalb die Entste- Recht auf geistiges Eigentum, seine die Buchhändler ist die direkte und gen sich auch im kaufmännischen heute in großem Maße die wissen- hung, Vervielfältigung und Verbrei- Bewahrung und seine Fortentwick- gezielte Bestellung über das Internet Bereich: Etwa 86.000 Neuerschei- schaftlichen Verleger – eine generel- tung von Büchern. Als bedeutende lung wäre eine freie Literatur gerade geworden. Zwar ist der Sortiments- nungen gab es im vergangenen Jahr le Durchsetzung von kostenlosen Kulturinstitution hat der Verband den in der heutigen Informationsgesell- buchhandel mit fast 56 Prozent am – knapp sieben Prozent mehr als Publikations- und Downloadporta- Anspruch, das geistige und kulturel- schaft nicht möglich. Der Börsenver- Gesamtumsatz immer noch der größ- 2003 –, gleichzeitig erwirtschaften len für Aufsätze und Artikel le Leben Deutschlands als wichtige ein hat deshalb intensiv an dem ge- te und wichtigste Vertriebskanal für immer weniger Titel immer mehr beispielsweise würde die Zukunft Rahmenbedingung für die Buchbran- planten Zweiten Gesetz zur Regelung Bücher, die Steigerungsrate des Inter- Umsatz. Das betrifft vor allem die dieser Fachverlage gefährden. Aktu- che mitzugestalten, er veranstaltet des Urheberrechts in der Informati- nethandels von rund 27 Prozent im Produktion der Publikumsverlage, ell beschäftigen sich Verleger und die Frankfurter Buchmesse, verleiht onsgesellschaft mitgearbeitet, in dem vergangenen Jahr dürfte jedoch insbesondere die Belletristik. Das auch Buchhändler mit den Chancen jährlich den Friedenspreis des Deut- Themen wie das urheberrechtliche größtenteils zulasten der stationären bewährte Prinzip der Mischkalkula- und Risiken, Nutzer im Netz in Voll- schen Buchhandels und organisiert Vergütungssystem, die Privatkopie, Buchhändler gegangen sein. Durch tion wackelt hier, der Druck für die texten suchen zu lassen. Das formu- Leseförderungswettbewerbe. Als der elektronische Pressespiegel und diese dauerhaft strukturellen Proble- Verlage, Bestseller zu produzieren, lierte Ziel ist, die Inhalte nicht frem- Berufsverband leistet der Börsenver- der digitale Dokumentenversand vor me werden die kleineren und mittle- steigt. Vor dem Hintergrund dieser den Anbietern zu überlassen, son- ein für die brennenden Themen der dem Hintergrund neuer technischer ren Buchhandlungen anfälliger bei Entwicklung ist es um so erfreulicher, dern selbst zu bestimmen, wie die Buchbranche wie Preisbindung und Möglichkeiten und Standards gere- wirtschaftlichen Flauten, denn gleich- dass es mittlerweile wieder einige Bedingungen aussehen, zu denen Urheberrecht auf allen politischen gelt werden sollen. Durch die politi- zeitig verschärfen sich Rahmenbedin- neue, junge Kleinverleger aus Köln, man Nutzern Zugang zu bestimmten Ebenen Überzeugungsarbeit mit dem schen Entwicklungen auf Bundese- gungen außerhalb der Branche, wie Berlin und München gibt, die Auf- Texten verschaffen will. Deshalb ar- Ziel, das Kulturgut Buch zu schützen. bene ist diese überfällige Arbeit leider beispielsweise eine immer restriktive- bruchstimmung in der deutschen Li- beitet der Börsenverein zusammen Er wird gehört, wenn die rechtlichen ins Stocken geraten. Für die Verlage re Kreditvergabe durch die Basel-II- teraturszene verbreiten. Steigende mit Branchenvertretern derzeit an Grundlagen der modernen Informa- und Buchhandlungen bleibt die Wei- Regelungen der Banken. Umsätze und Aufbruchstimmung einer Plattform zur Volltextsuche, tionsgesellschaft gelegt werden und terentwicklung dieser und anderer melden auch die Hörbuchverlage, ein prüft, ob eine dezentrale Lösung für macht seinen Einfluss über die Mit- Regelungen dennoch eine der wich- Buchhändler als junges Segment, das zu den offensi- die Verlage möglich ist und entwi- gliedschaft in internationalen Ver- tigsten Aufgaben in den nächsten Kulturvermittler vor Ort ven Wachstumsmärkten im Bereich ckelt ein Szenario für eine branchen- bänden weltweit geltend. Treten Jahren. Nur ein starkes Urheberrecht der Verlage gehört. eigene Suchmaschine. Fehlentwicklungen auf, dann initi- sichert die freie Literatur und damit Was können die Betroffenen dagegen iert der Verband auch Musterverfah- die kulturelle Arbeit von Verlagen und tun? Die Chance gerade auch des klei- Deutsche Bücher im Modernisierungsschub ren, mit denen er beispielsweise für Buchhandlungen. nen und mittleren Buchhandels liegt Ausland gefragt durch Barsortimente eine Stärkung des Urheberrechts in der Konzentration auf seine Tugen- kämpft. Der Börsenverein unter- Abwärtstrend in den, denn der Buchhändler ist die Erstmals seit vielen Jahren wurden Als flexibles Bindeglied zwischen stützt seine Mitglieder, sich den in Buchbranche gestoppt „Elke Heidenreich“ vor Ort: Er ist ein 2004 wieder mehr deutsche Titel ins den Verlagen und Buchhandlungen die Zukunft gerichteten Fragen und kompetenter Leser, dessen Empfeh- Ausland lizensiert als fremdsprachli- ist über die Jahre die Marktmacht der Aufgaben zu stellen und sie aktiv zu Flächen deckend und vielfältig – so lungen man vertraut, kann seine Kun- che Bücher ins Deutsche übersetzt. Barsortimente gestiegen. Sie haben gestalten – damit das Buch das Leit- stellt sich die Buchhandels- und Ver- den fundiert beraten und präsentiert Das ist einerseits erfreulich, denn sich zu hoch spezialisierten Logistik- medium unserer Gesellschaft bleibt. lagslandschaft in Deutschland im als Kulturvermittler die Titel mit an- insbesondere Kinder- und Jugendbü- ern mit einer ausgefeilten Datenver- Jahr 2005 dar. Im Börsenverein orga- spruchsvollen und animierenden Ak- cher sind begehrte Titel, andererseits waltung entwickelt, die auch Lösun- Der Verfasser ist Vorsteher nisiert sind rund 4.400 Buchhand- tionen rund um Bücher und das Le- ist die Branche mit gerade noch 5400 gen für einzelne Häuser und zu spe- im Börsenverein des Deutschen lungen, 80 Zwischenbuchhändler sen. Viele Buchhändler verwirklichen Übersetzungen in diesem Bereich auf ziellen Themen liefern. Als Rationa- Buchhandels e.V. und 1.800 Verlage, die jedes Jahr das schon seit langer Zeit. Nicht etwa 70.000 bis 80.000 Neuerschei- zuletzt deshalb ist die Buchhandels- nungen publizieren und an die Le- landschaft in Deutschland so vielfäl- ser bringen. Fast eine Million ver- tig, sorgen Buchhandlungen auch in schiedene Buchtitel sind in Deutsch- den entlegensten Winkeln Deutsch- land lieferbar – dazu gehören die lands dafür, dass das gesamte deut- Belletristik, Kinder- und Jugendlite- sche Buchangebot einer breiten Öf- ratur, Ratgeber, Schulbücher und fentlichkeit zugänglich ist. Nur weil Sach- und Fachbücher aller Wissens- ein Buch überall zum selben Preis er- gebiete. Es gibt keine andere Bran- hältlich ist, bleiben wir von Rabatt- che mit einem ähnlich breit gefä- schlachten verschont, die zu einer cherten Angebot. Gerade weil das Uniformierung der Bücher- und Geschäft mit dem Kulturgut Buch Buchhandelslandschaft führen wür- über die Jahre hinweg so gut florier- den. Welchen Schaden eine derarti- te, traf es die Buchhändler, Verleger ge Rabattschlacht anrichtet, zeigt in und Zwischenbuchhändler hart, als diesem Sommer wieder der Preis- von vier Jahren erstmals ein Umsatz- kampf, den sich deutsche Buchhand- minus verkündet werden musste. lungen mit der nicht preisgebunde- Eingebettet in den Binnenmarkt nen englischen Ausgabe von Harry wurde die Buchbranche mit sinken- Potter Band VI liefern. Der für die der Nachfrage der Konsumenten, Unternehmen notwendige Ertrag Sparmaßnahmen an Schulen, Uni- wird mit diesem Band nicht mehr er- versitäten und Bibliotheken und reicht. steigenden Lohnnebenkosten kon- frontiert. Seit 2001 drei Jahre Um- Sonderausgaben: satzrückgänge in Folge – das be- Marketing mit Büchern drückt vor allem viele kleinere Buch- handlungen und Verlage. Im Juli Doch trotz Buchpreisbindung ist der 2005 meldet die Branche erstmals Preis als Marketing-Instrument für wieder einen Stopp des Abwärts- die Branche ein Thema. So suchen trends: Der Gesamtumsatz hat sich insbesondere branchenfremde Ni- 2004 etwa auf dem Vorjahresniveau schen, wie man über einen beson- eingependelt, nach Branchenschät- ders günstigen Preis in der Masse mit Teil des Standes des Aufbau-Verlages auf der Buchmesse Leipzig 2005. Foto. Conrad Nutschan ARBEITSMARKT KULTUR politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 36

Kreativer Kern der Kulturwirtschaft Zur Einkommenssituation und Karrierechancen von Künstlern • Von Olaf Zimmermann

Wird über den Arbeitsmarkt Kultur nicht erfüllten – Hoffnungen auf den und Artisten genommen. Zum Ver- Vorbereitung auf neue Rollen durch te, sie streben nach Öffentlichkeit. In gesprochen, war in den vergangenen Arbeitsmarkt Kultur wurden an ver- gleich sei darauf hingewiesen, dass die ihnen zustehende Arbeitslosen- wohl kaum einem anderen Beruf Jahren vor allem von den Wachs- schiedenen Universitäten und bei anderen Selbstständigen das Ver- hilfe überbrücken. Da Film- und wird die Suche nach öffentlicher tumspotenzialen dieser Branche die künstlerischen Hochschulen Auf- hältnis genau umgekehrt ist. Hier Fernsehschauspieler auch bei kur- Anerkennung so positiv sanktioniert Rede. Das Land Nordrhein-Westfa- baustudiengängen im Kulturma- erwirtschaftet die Mehrzahl, näm- zen Engagement von wenigen Dreh- wie bei Künstlerinnen und Künst- len hat mit seinen Kulturwirtschafts- nagement eingerichtet und lich 61%, einen Umsatz, der über tagen stets sozialversicherungs- lern. Da der innere Schaffensdruck berichten bereits am Ende der 90er zwischenzeitlich kann an Fachhoch- 16.617 Euro liegt. pflichtig beschäftigt werden, ent- so immens ist, lassen sich Künstler- Jahre des letzten Jahrhunderts das schulen Kulturmanagement auch Betrachtet man die Einkom- stand ein Anspruch auf Arbeitslo- innen auch nicht von düsteren Ver- Signal gesetzt, dass der Kunst- und grundständig studiert werden. Der menssituation der in der Künstlerso- senhilfe. Ab dem 01.02.2006 entsteht dienstaussichten und einer schwie- Kulturbereich nicht allein von öffent- Arbeitsmarkt Kultur ist ein großer zialkasse Versicherten, so verdichtet dieser Anspruch erst, wenn für die rigen Marktsituation abhalten. Wer lichen Mitteln lebt, sondern auch ein Bereich und wächst in seiner Attrak- sich das Bild der niedrigen Einkom- letzten zwei Jahre eine sozialversi- Kunst macht, muss besessen sein, Markt ist, in dem Umsätze erwirt- tivität. Dazu tragen sicherlich auch men von selbstständigen Künstlerin- cherungspflichtige Beschäftigung ansonsten kann dieser – oftmals – schaftet werden und der Arbeitsplät- Fernsehsendungen wie „Deutschland nen und Künstler. Am 1. Januar 2005 von zwölf Monaten nachgewiesen schwierige Weg kaum beschritten ze bietet. Bezeichnenderweise wur- sucht den Superstar“ und andere bei, lag das Durchschnittseinkommen wurde. Bislang sind die letzten drei werden. den diese Kulturwirtschaftsberichte die suggerieren, jeder könne den Auf- der in der Künstlersozialkasse Versi- Jahre maßgeblich. In der Branche Ich denke, dass auch ausübende vom Wirtschaftsministerium des stieg in den Starhimmel schaffen cherten bei 11.091 Euro im Jahr. wird davon ausgegangen, dass die Künstlerinnen und Künstler – also Landes in Auftrag gegeben, nicht und dabei unterschlagen, dass die Trotz dieser eher trüben Einkom- Mehrzahl der Beschäftigten in der Musiker, Tänzer und Schauspieler – zuletzt um unter Beweis zu stellen, meisten Künstlerinnen und Künstler mensaussichten wächst die Zahl der Film- und Fernsehbranche die neu- diese innere Überzeugung haben dass der Kultur- und Medienbereich einen eher steinigen Berufsweg ge- Versicherten stetig. Zum 30. Juni en Voraussetzungen nicht erfüllen müssen. Dennoch haben sie oftmals den Strukturwandel dieses Bundes- hen. 2005 wurde erstmals die Marke von wird. einen anderen Berufseinstieg und landes unterstützen kann. Teilweise Bei all der Aufmerksamkeit, die 140.000 Versicherten überschritten. Nach diesen düsteren Aussagen einen anderen Berufalltag. Musiker entstand eine richtige Euphorie der Kulturwirtschaft und damit ver- Ein Ende des Zuwachses an Versi- zum Arbeitsmarkt Kultur stellt sich und Tänzer fangen bereits als kleine über die Potenziale dieses Arbeits- bunden dem Arbeitsmarkt Kultur zu cherten ist nicht abzusehen. die Frage, was junge Menschen dazu Kinder mit der Berufsvorbereitung marktsegmentes. teil wird, wird der so genannte krea- Auch in jenen Berufsgruppen, in bewegt, einen Beruf zu ergreifen, der an. Was als Spiel und Freizeitbe- tive Kern dieses Bereiches, die Künst- denen bis vor einigen Jahren der Sta- die Aussicht auf Unsicherheit, Un- schäftigung beginnt und für die o ist es nicht verwunderlich, dass lerinnen und Künstler, oftmals ver- tus als Angestellter üblich war, nimmt stetigkeit, harte Arbeit bei geringem Mehrzahl auch bleibt, mündet bei S andere Bundesländer mit Kultur- gessen. Dabei sind sie es die künst- die Tätigkeit von Selbstständigen zu, Verdienst bietet. Was fasziniert die einigen in eine Berufslaufbahn als wirtschaftsberichten nachzogen und lerische Produkte erschaffen bezie- was wiederum einen Anstieg der in vielen tausend jungen Menschen, Musiker, Tänzer oder Schauspieler. sich einige Länder Wachstumsschü- hungsweise interpretieren und erst der Künstlersozialversicherung Ver- die jährlich einen Studienplatz an Der wesentliche Unterschied zu Bil- be von diesem Marktsegment er- dann können diese vermarktet wer- sicherten nach sich ziehen wird. Die einer Kunst- und Musikhochschulen denden Künstlern, Schriftstellern hofften. Berlin beispielsweise setzte den. Deutsche Orchestervereinigung, die anstreben und es auch nach einer oder Komponisten besteht darin, vor der großen Krise der Tonträger- Der bereits erwähnten Studie Gewerkschaft der Orchestermusi- vergeblichen Bewerbung ein zweites dass die ausübenden Künstler ein industrie darauf, Musikhauptstadt „Kulturberufe in Deutschland“, die kerinnen und -musiker, weist bereits und ein drittes Mal versuchen. bereits bestehendes Werk interpre- Deutschlands zu werden. Die An- vom Arbeitskreis Kulturstatistik im seit einigen Jahren darauf hin, dass Ich bin der festen Überzeugung, tieren, wohingegen die Urheber erst siedlung der Branchenriesen Sony Auftrag der Kulturstaatsministerin die Zahl der Absolventen an Musik- dass zum Künstlerberuf so etwas wie das Werk schaffen. Und aus dem und Universal Music wurde ebenso erstellt wurde, ist zu entnehmen, hochschulen deutlich über der der eine „Berufung“ gehört. Künstlerin- Nichts heraus eine Symphonie, ein gefeiert wie der Umzug des Musik- dass ein erheblicher Teil, nämlich freiwerdenden Stellen in Orchestern nen und Künstler insbesondere die Lied, einen Schlagertext, ein Bild, senders MTV nach Berlin. Und noch insgesamt 63%, der Kulturberufler liegt. Nicht berücksichtigt ist dabei, Schöpfer künstlerischer Werke müs- einen Roman, eine Skulptur oder im Herbst des vergangenen Jahres einen Jahresumsatz erwirtschaften, dass sich längst nicht nur Absolven- sen diese Arbeit machen. Ihre Krea- anders zu schaffen, dazu gehört ne- lobte Kulturstaatsministerin Weiss der unter 16.617 Euro liegt. Sie wer- ten einer deutschen Musikhoch- tivität, ihre Ideen suchen den künst- ben dem unabdingbaren Hand- bei der Vorstellung der Studie „Kul- den von der Umsatzsteuerstatistik schule auf die wenigen freien Stellen lerischen Ausdruck. Dabei ist der werkszeug auch der innere Druck turberufe in Deutschland“ den Ar- nicht erfasst. Als Untersuchungsba- bewerben, sondern es sich selbstver- künstlerische Schaffensprozess oft schöpferischer Tätigkeit. beitsmarkt Kultur als Vorreiter für sis wurden Lehrer für musische Fä- ständlich um einen internationalen schmerzlich, von Irrwegen und Miss- Kunst- und Musikhochschulen den Strukturwandel in der Arbeits- cher, Architekten und Raumplaner, Arbeitsmarkt handelt. erfolgen gekennzeichnet. Die Erfolge versuchen bereits bei den Aufnah- welt, da hier Flexibilität, Mobilität, Fotografen, Bühnen-, Film- und Und auch bei den Fernseh- und und die öffentliche Anerkennung meprüfungen herauszukristallisie- Offenheit im Denken und im Han- Rundfunkkünstler, Schriftsteller und Filmschauspielern sind Veränderun- wiegen dieses auf. Künstlerinnen und ren, ob das Potenzial für eine schöp- deln gefordert sind. Parallel zu die- Journalisten, Bildende Künstler und gen unverkennbar. Bislang konnten Künstler wollen sich exponieren, sie ferische oder ausübende Künstler- sen – teilweise erfüllten, teilweise Restauratoren, Designer, Musiker sie engagementlose Zeiten oder die suchen die Anerkennung durch Drit- tätigkeit vorhanden. Nur ein kleiner Teil der Bewerber wird aufgenom- men. So bewerben sich für die Auf- nahmeprüfung als Schauspieler oftmals 1000 junge Menschen und es erhalten schließlich 10 bis 15 den begehrten Studienplatz. Während des Studiums ist es die Aufgabe der Hochschullehrer immer wieder die Frage aufzuwerfen, ob eine künst- lerische Laufbahn der richtige Weg ist. Und danach muss jeder Einzel- ne seinen Weg suchen, ein Allein- stellungsmerkmal, das die eigene Arbeit gegenüber der anderer aus- zeichnet, ausgebildet haben und zugleich immer wieder etwas Neues produzieren. Für die Gesellschaft ist Kunst mehr als das Produkt eines Einzel- nen. Kunst ist Reflektion der Gesell- schaft, Kunst verweist auf einen tran- szendenten Sinn, Kunst ist schön – und zwar auch in ihrer Hässlichkeit, Kunst berührt die Sinne und die See- le des Menschen. Weil Kunst etwas anderes ist als die Herstellung von Staubsaugern, Bügeleisen oder anderem besteht die Verpflichtung des Staates zur Kunst- und Kulturförderung. Für die Künst- lerinnen und Künstler ist neben der direkten Förderung in Form von Auf- trägen oder Stipendien die Künstler- sozialversicherung ein wichtiges In- strument der Künstlerförderung. Sie ermöglicht den Künstlerinnen und Künstlern die Mitgliedschaft in der gesetzlichen Kranken-, Pflege und Rentenversicherung und ist damit ein wichtiger Teil der sozialen Sicherung. Die Stärkung und Sicherung der Künstlersozialversicherung ist daher eine wesentliche kultur- und sozial- politische Aufgabe.

Der Verfasser ist Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates und Sachverständiges Mitglied der Enquete-Kommission des Deut- schen Bundestags „Kultur in Beleuchtung des Veranstaltungsraums der Akademie der Künste in Berlin Foto: Olaf Zimmermann Deutschland“ KULTUR UND RECHT politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 37

Wünsche für die nächste Legislaturperiode Notwendige Änderungen im Steuerrecht, die der Kultur helfen und dem Binanzminister nichts kosten • Von Peter Raue und Briedhelm Klinkertz

Das Engagement der Bundesregie- begrüßen, wenn der Höchstbetrag rung und des Parlamentes für ein le- des § 10b Abs. 1a Einkommensteu- bendiges, konkurrenzfähiges kultu- ergesetz deutlich erhöht würde. relles Leben in Deutschland schlägt sich ja nicht nur in der Kompetenz 3. Reform des der Staatsministerin für Kultur und ihrer oft hochmotivierten Mitarbei- Gemeinnützigkeitsrechts terinnen und Mitarbeiter nieder, – die Dringend erforderlich ist die Reform Ernsthaftigkeit aller Kultur-Bekennt- des geltenden Gemeinnützigkeits- nisse der Politiker wird auch und rechtes. Sei es im Bereich der Bil- gerade im Steuerrecht ersichtlich. dung von Rücklagen aus Erträgen Das Steuerrecht ist eben auch ein erfolgreicher kultureller Veranstal- Steuerungs-Recht, – und hier wer- tungen zur Finanzierung zukünftiger den oft Entscheidungen von großer anderer Projekte, sei es im Bereich Bedeutung für das kulturelle Leben der Besteuerung von Erträgen aus getroffen, gefällt, denen man Kultur- Nebenleistungen – in all diesen Be- Akademie der Künste in Berlin: Kopffragment eines Marmorstandbildes Kurfürst Friedrichs III. (um 1697); Kurfürst feindlichkeit (ebenso wenig wie Kul- reichen zeigt sich das geltende Ge- Friedrich III. begründete die Akademie der Künste. Foto: Olaf Zimmermann turfreundlichkeit) auf den ersten meinnützigkeitsrecht oftmals als zu Blick nicht anmerkt. Auf den zwei- waltungen von Kulturinstituten fin- sprochen – wer das in einem Land 2. Förderung von Bürger- bürokratisch und zu wenig flexibel. ten Blick allerdings erkennt man, den die bisherige Regelung unnötig, erzielte Steueraufkommen für im und Eigeninitiative welche Bedeutung steuerliche Rege- kompliziert, unübersichtlich und Ausland ansässige Künstler kassieren 4. Klarheit bei der lungen in diesem Bereich haben. Vier hemmend bürokratisch. darf. Keine Doppelbesteuerungsab- In Zeiten knapper Kassen ist eine le- Umsatzsteuer Wünsche an die nächste Bundesre- kommen bestehen zu den so genann- bendige Kultur- und Kunstszene gierung, ob es eine neue oder die- a) Einheitlicher Abzugssteuersatz ten Steueroasen, wie zum Beispiel mehr denn je auf mehr Bürger- und Bei der Umsatzsteuer wäre es wün- selbe ist, und zwar in den Bereichen: Während es in allen anderen Län- Monaco oder die Cayman Islands. Eigeninitiative angewiesen. Die schenswert, wenn auch hier Klarheit 1. Ausländersteuer, 2. Steuerrecht- dern der Europäischen Union für die Dort sind zwar überdurchschnittlich steuerlichen Rahmenbedingungen einziehen könnte. Dass Regisseure, liche Rahmenbedingungen von Bür- Besteuerung ausländischer Künstler viele Tennisspieler, Rennfahrer oder sollten dieses notwendige bürgerli- wie Schauspieler, umsatzsteuerfreie ger- und Eigeninitiative, 3. Gemein- einen einheitlichen Abzugssteuer Investmentgesellschaften ansässig, che Engagement dabei nicht nur künstlerische Einzelleistungen er- nützigkeitsrecht und 4. Umsatzsteu- satz gibt, meint der deutsche Fiskus nicht aber Künstler. nicht behindern, sondern im Ideal- bringen, sollte ebenso klargestellt er. Auf der Wunschliste stehen kei- drei Abzugssteuersätze zu benöti- Vor dem Hintergrund, dass auslän- fall fördern helfen. werden, wie endlich anerkannt wer- ne tektonischen, aber wesentliche gen: 20Prozent für ausländische dische Künstler also nahezu aus- a) Vor diesem Hintergrund ist es drin- den sollte, dass Foto- und Video- Änderungen und Vereinfachungen, Künstler, die selbständig tätig sind, nahmslos in Staaten ansässig sind, mit gend notwendig, wenn die trotz kunst – mit triumphalen Auftritten die ausnahmslos der Kultur helfen der einkommensabhängige Tarif- denen die Bundesrepublik Doppelbe- Sponsoring- und AO-Anwendungser- bei jeder Kunstmesse, auf der Bien- und den Binanzminister nichts kos- steuersatz für langfristig tätige und steuerungsabkommen geschlossen lass bestehenden Unsicherheiten im nale in Venedig und der Documenta ten. Dennoch ist die Erfüllung die- 25% für kurzfristig tätige nichtselb- hat, ist es eigentlich unfassbar, dass es Bereich des Sponsoring durch klare in – endlich gleichbehandelt ser Wünsche keineswegs selbstver- ständige Künstler. Der deutsche Kul- ganze Bereiche in der Kultur gibt, in und im Zweifel großzügigere Rege- wird mit anderen Werken der bilden- ständlich, vielleicht deshalb, weil turveranstalter hat aufgrund dieser denen die Bundesrepublik auch lungen beseitigt werden. So ist es zum den Kunst: der ermäßigte Steuersatz. man damit nicht spektakulären Er- Verkomplizierung mit einem dop- dann Ausländerabzugssteuer kas- Beispiel nicht nachvollziehbar und Hier freilich gilt es, besondere folg, sondern nur leise Nachhaltig- pelten Problem zu kämpfen: mit siert, wo die künstlerischen Leistun- auch nicht mehr zeitgemäß, dass Wachsamkeit zu üben: Die Erhö- keit erzielen würde. dem Unverständnis des von ihm en- gen nach den Doppelbesteuerungs- Sponsoringgelder bei den oftmals hung der Umsatzsteuer auf 18 Pro- gagierten ausländischen Künstlers abkommen nur im Ausland versteu- gemeinnützigen Kultureinrichtun- zent scheint auf uns zuzukommen. 1. Vereinfachung der und der ständigen Sorge, sich in dem ert werden müssen. Gegenwärtig gen deswegen zu ertragsteuerpflich- Dabei haben die Politiker, die dieses Ausländersteuer Wust der Abgrenzung von selbstän- lässt sich auch in solchen Bereichen tigen Einnahmen führen sollen, weil Konzept verfolgen, zugleich Kund dig, kurzfristig nichtselbständig und der Steuerzugriff der Bundesrepub- dem Sponsor auf der website der getan, dass sie die Liste derer, die in Der sich im Bild der viel zitierten Bier- langfristig nichtselbständig zu verhed- lik nur durch ein mühsames, zeitauf- Kultureinrichtung ein link gestattet die Gunst des ermäßigten Steuersat- deckel-Steuererklärung manifestier- dern und Jahre später vom Finanz- wendiges Verfahren vermeiden: dem wird. zes kommen, genau „hinterfragen“ te Wunsch nach einem einfacheren, amt als Haftungsschuldner in An- Freistellungsverfahren. Ein Verfah- b) Eine weitere kultur- (und gemein- wollen; hier sei Restriktion geboten. verständlicheren und möglichst un- spruch genommen zu werden. ren, das den Staat nur Geld kostet nützigkeits-)fördernde Sammelme- Erfreulicherweise wird gleich eine bürokratischen Steuerrecht ist im Hier ist eine gesetzliche Ände- und ihm keine Mehreinnahmen thode ist das aus Amerika kommen- Beruhigungspille dem besorgten Bür- Kulturbereich besonders stark bei rung dringend erforderlich und zwar bringt. Das muss schleunigst ent- de Fundraising, wie es Förderverei- ger verabreicht: Lebensmittel genie- der Abzugsbesteuerung für im Aus- in Gestalt eines einheitlichen Ab- schlackt, vereinfacht, sachgerecht ne und Wohltätigkeitsorganisatio- ßen nach wie vor die Vergünstigung land ansässiger Künstler – der so ge- zugssteuersatzes von 20%. Wenn es gelöst werden. Deshalb gehört in der nen immer häufiger praktizieren. des ermäßigten Steuersatzes! Und nannten Ausländersteuer. dem deutschen Gesetzgeber, anders nächsten Legislaturperiode die Fra- Hier sollten wir Mut zu einer Anglei- hier hoffen wir auf Konsequenz, dass Bei der Ausländersteuer sind in als anderen Nationen, noch nicht ge des Verfahrens zur Freistellung chung an die steuerliche Behand- die Politiker erkennen: der Mensch der nächsten Legislaturperiode im mal gelingt, einen so übersichtlichen von der Abzugssteuer in allen Kultur- lung derartiger Veranstaltungen in lebt nicht allein vom Brote, sondern wesentlichen zwei Änderungen drin- Bereich wie die Besteuerung auslän- bereichen auf den Prüfstand. Wenn den USA haben. Wer heute € genau so lebenswichtig ist die Teilha- gend geboten: discher Künstler endlich verständ- das Doppelbesteuerungsabkommen 1.000,00 für einen Fundraising- be am kulturellen Leben. Deshalb Die Einführung eines einheitlichen lich und überschaubar zu gestalten, für bestimmte Bereiche festlegt, dass Abend zugunsten der Weimarer Kul- bleibt es die dringendste Forderung, Abzugssteuersatzes von 20 Prozent, dann sollte kein Finanzminister der deutsche Fiskus kein Besteue- turtage zahlt, kann diesen Betrag dass der ermäßigte Satz etwa für den unabhängig davon, ob ein ausländi- mehr behaupten, ihm ginge es wirk- rungsrecht hat, wie zum Beispiel der auch dann nicht absetzen, wenn der Verkauf von Kunstwerken erhalten scher Künstler selbständig oder lich darum, das Steuerrecht zu ver- Bereich der bildenden Künste, muss Gegenwert (Konzert, Imbiss) nur bleibt. Gerade diejenigen, die eine nichtselbständig tätig ist, und die Ver- einfachen. Solange selbst das Ein- dieser Bereich komplett aus dem bei €100,00 liegt. Die gegenwärtige Vereinheitlichung der Umsatzsteuer einfachung des Verfahrens der Frei- fachste noch unverständlich kompli- Steuerabzugstatbestand des § 50a Alles-oder-Nichts-Haltung der Fi- fordern und bereit sind, auch das stellung. ziert geregelt ist, hat die Behaup- EStG herausgenommen werden. nanzverwaltung verhindert bürger- Kunstprivileg anzutasten, setzen sich Beide Änderungen wären effek- tung, das Steuerrecht vereinfachen Wenn der Staat glaubt, bei dieser liches Engagement. Eine Änderung dafür ein, die Aufnahme der Kultur als tiv, hilfreich und würden endlich zu wollen, nur noch den Charakter Regelung zu wenig Kontrollen zu schlägt sich finanziell gegenüber Staatsziel in das Grundgesetz zu er- einmal die Lippenbekenntnisse vie- einer Farce! haben, so muss er das Freistellungs- den Einnahmen des Finanzminis- wirken. Es bleibt nur zu hoffen, dass ler Politiker zur Kultur durch Taten verfahren jedenfalls deutlich verein- ters kaum zu Buche, würde aber die der Treppenwitz nicht real wird: Der unterlegen. Gerade die bisherige b) Vereinfachung des Freistellungs- fachen, etwa ein vereinfachtes Kon- Teilhabelust der Bürger deutlich ermäßigte Steuersatz für die bilden- Regelung der Ausländersteuer führt verfahrens trollmeldeverfahren einführen. Das motivieren. de Kunst fällt weg und statt dessen zu Konfusion, Verärgerung und Ver- Der Bundesrepublik hat mit fast al- begünstigt die Künstler und das c) Die steuerlichen Anreize für Zu- wird die Kultur als Staatsziel in das unsicherung bei Theatern und Film- len Europäischen Staaten (seien sie chronisch überlastete Bundesamt wendungen an Stiftungen sind zu Grundgesetzt aufgenommen. Davor produzenten, Museen und Galerien. Mitglieder der Europäischen Union für Finanzen. Man fragt sich und fin- verbessern: So richtig es war und ist mögen uns Götter und Politiker be- Wir haben im Rahmen eines Gutach- oder nicht), mit Russland, den übri- det keine Antwort auf die Frage: Wa- die Neugründung von Stiftungen zu wahren. tens für die Enquete-Kommission gen Staaten der ehemaligen UdSSR, rum ist das nicht längst geändert fördern, Zuwendungen in das Ver- des Deutschen Bundestags „Kultur China, Japan, Korea, Malaysia, Thai- worden? Um es klarzustellen, was mögen bereits bestehender Stiftun- Peter Raue ist Vorsitzender des in Deutschland“ im vergangenen land, Vietnam, Indonesien, Indien, offensichtlich ist: Diese hier gefor- gen sind nicht minder wichtig für Fachausschusses Steuern des Jahr sämtliche deutsche Orchester, Iran, Türkei, Israel, nahezu sämtli- derte Regelung würden den Staat den Gemeinwohlnutzen. Deshalb Deutschen Kulturrates und Rechts- Musik- und Sprechtheater befragt, chen afrikanischen und südamerika- keinen Cent kosten, im Gegenteil: sollten zukünftig Zuwendungen an anwalt der Sozietät Hogan & wie diese Institutionen mit der Aus- nischen Staaten, Kanada und den Kräfte freisetzen, weil sich nicht ge- bestehende Stiftungen im gleichen Hartson Raue, Berlin. Friedhelm ländersteuer umgehen. Die einge- USA so genannte „Doppelbesteue- zählte Beamte mit der Durchführung Maße steuerlich abzugsfähig sein Klinkertz ist Rechtsanwalt der gangenen Antworten waren einheit- rungsabkommen“ (DBA) geschlos- des jetzt bestehenden Zustandes wie Zuwendungen an neu gegründe- Sozietät Hogan & Hartson Raue, lich: Alle Kulturschaffenden, alle Ver- sen. Diese regeln – vereinfacht ge- befassen müssten. te Stiftungen. Daneben wäre es zu Berlin.

CONBRIO Capriccio für Siegfried Palm Henriette Zehme: ConBrio Verlagsgesellschaft Ein Gesprächsporträt Zeitgenössische Musik und ihr Publikum Brunnstraße 23 93053 Regensburg von Michael Schmidt Eine soziologische Untersuchung im Tel. 0941/945 93-0 Unter Mitwirkung von Theo Geißler, Rahmen der Dresdner Tage der Fax 0941/945 93-50 NEUHEITEN Juan Martin Koch, Brigitte Palm und zeitgenössischen Musik www.conbrio.de [email protected] 2005 Ludwig Harig ZeitMusikSchriften Band 1(Hellerauer Paperback, 200 Seiten Beiträge zur zeitgenössischen Musik) € 14,80 Paperback, 228 Seiten CB 1171, ISBN 3-932581-71-7 € 14,80, CB 1151, ISBN 3-932581-51-2 KULTURPOLITIK AKTUELL politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 38

Kulturgroschen an Deutscher Kulturrat ehrt Altpräsident Rau im Max Liebermann Haus • Von Monika Grütters

Als Hausherrin habe ich ja immer Maler und den jüdischen Akademie- das Vergnügen, bei derartigen Ver- präsidenten gezeigt haben. Dessen anstaltungen das erste Wort zu ha- Auseinandersetzungen mit dem Kai- ben – und Sie alle hier im Namen ser sind in teilweise humorvoll anmu- der Stiftung „Brandenburger Tor“ tenden Anekdoten überliefert – aber begrüßen zu dürfen. es ging um viel: nicht nur um das Ate- lierdach – sondern eben auch um das ies ist nun schon die vierte Ver- Grundverständnis, welche Rolle die D leihung des Kulturgroschens Kultur in der Gesellschaft spielt, um durch den Deutschen Kulturrat hier den Kulturbegriff generell halt. im Max Liebermann Haus. Diese Diskussion ist zur Zeit (zum Im vorletzten Jahr haben wir hier Glück) einmal wieder sehr aktuell. Da einen Künstler, den Tänzer William geht es um die Verankerung der Kul- Forsythe, ausgezeichnet, im Jahr davor tur als Pflichtaufgabe des Staates – war es der Kulturförderer Dr. von Löf- das heißt der Kommunen und der felholz, und die erste Verleihung des Länder. Da geht es aber auch, hier in Kulturgroschens an diesem Ort galt Berlin zum Beispiel, um die Begrün- der Politikerin und vormaligen Bun- dung für die Kulturausgaben – nicht destagspräsidentin Rita Süßmuth. nur vor dem Hintergrund eines ver- Und angesichts dieser Mischung fassungswidrigen Haushalts. der Preisträger kann ich nur fragen: Oder es geht um das Verhältnis von Welcher Ort würde sich mehr eignen Bund und Ländern, liebe Frau Staats- für diese Auszeichnung der Kultur ministerin, zur Kultur. Sie, sehr verehr- als das Liebermann Haus mit seinem ter Herr Bundespräsident Rau, haben Bezug zur Kunst-Geschichte, also zur sich auch als Ministerpräsident und Geschichte des Malers Max Lieber- überzeugter Föderalist immer zur För- mann, aber auch mit seiner heutigen derung der Kultur als Kernaufgabe al- Ausrichtung, die ihm die Stiftung ler staatlichen Ebenen eingesetzt. „Brandenburger Tor“ gibt? Liebermann hat sich in seiner Aus- Schon Thomas Mann gab einmal einandersetzung mit dem Kaiser ei- zu erkennen, er fühle sich hier im nen Namen und nicht immer nur Hause Max Liebermanns „in seinem Freunde gemacht hat. Liebermann Haus am Pariser Platz im Brenn- und war es so aber auch, der den Künst- Die Hausherrin der Stiftung Brandenburger Tor, Monika Grütters, bei der Begrüßung Foto: Elisabeth Niehues Sammelpunkt erheiternder und lerkollegen damit eine Orientierung mächtiger Charakterkräfte, an reprä- gegeben hat und der der Kunst und despräsident Dr. Rau, auch kulturpo- unterstreichen, die Unternehmen die These eines Ihrer Vorgänger an- sentativ-symbolischem Ort, in der der Kultur eine Stimme gab – zeitweise litisch eine Vorbildfunktion einge- und ihre Stiftungen in der Bürgerge- zutreten, lieber Dr. Rau: Bundesprä- Residenz des genius loci“. auch gegenüber am Platz, als Präsi- nommen haben, so hat sich auch die sellschaft tragen. sident Theodor Heuss meinte: „Mit Auch heute ist der genius loci dent der Akademie der Künste. Diese Stiftung „Brandenburger Tor“, für die Zur Zeit nehmen wir mit der Aus- Politik kann man keine Kultur ma- wieder „Sammelpunkt erheiternder alte Achse des Geistes über den Pari- ich hier stehe, vorgenommen, „Men- stellung „Max Slevogt – die Berliner chen, aber vielleicht mit Kultur Poli- und mächtiger Charakterkräfte“. Max ser Platz ist nun endlich wieder belebt schen mit einer Vorbildfunktion für Jahre“ einmal mehr Bezug auf das tik.“ Liebermann selber verkörperte dabei – dank des Engagements des Bundes. die Allgemeinheit“ zu fördern. Wirken unseres Namensgebers. Nach Es ist mir, die ja neben dem Stif- genau den Typus des Künstlers, der Wie nah also Kunst und Kultur, Seit nunmehr sieben Jahren ver- beinahe 80 Jahren ist es nämlich die tungswirken auch ein wenig Kultur- seine Kunst auch gesellschaftlich/ Kunst und Kultur-Politik sich sind, das folgen wir dieses Ziel. Wir sind ope- erste Würdigung des Impressionisten politik macht, eine Ehre, diese Preis- politisch einzusetzen wusste. kann man nicht nur an Max Lieber- rativ in den Bereichen Bildung, Wis- Max Slevogt in Berlin, nachdem sein verleihung an einen großen Kulturpo- Mit unserer Ausstellung „Im Streit mann studieren, sondern auch an senschaft und Kultur tätig. Mehr als Freund und Förderer Max Lieber- litiker in diesen Räumen Max Lieber- um die Moderne“ haben wir hier am Bundestagspräsidentinnen wie Rita 200.000 Menschen haben seit unse- mann 1928 genau gegenüber in der manns und der Stiftung „Branden- authentischen Ort den Künstler und Süßmuth und Bundespräsidenten wie rem Einzug Mitte 2000 dieses Haus Akademie der Künste zum damals 60. burger Tor“ vornehmen zu können. Namensgeber Max Liebermann ge- Johannes Rau. Vorsitzender unseres besucht, 25 Publikationen, acht gro- Geburtstag Slevogts die bis dato letz- Ihnen und uns allen einen ange- ehrt – nicht mit nur einer affirmati- Stiftungskuratoriums ist übrigens Ihr ße Ausstellungen, Wissenschafts- te Ausstellung seiner Bilder in der nehmen und erfolgreichen Abend! ven Annäherung an sein Lebenswerk Amtsvorgänger, Bundespräsident Pro- workshops und sieben bundesweite Stadt seiner größten künstlerischen haben wir das getan, sondern indem fessor Dr. Roman Herzog. Jugendwettbewerbe sollen eben Triumphe eröffnet hatte. Die Verfasserin ist Vorstand wir den Weltbürger, den Avantgarde- So wie Sie, sehr verehrter Herr Bun- auch die kulturelle Verantwortung So versuchen wir, einen Beweis für der Stiftung Brandenburger Tor Weiche Rahmenbedingungen der Macht Über den Begriff der politischen Kultur im Alltagsgeschäft • Von Max 7uchs

Im Namen des Deutschen Kulturra- nen Willen. Damit meine ich nicht, wanderungsgesetzes und insbe- tion, in die sehr wahrscheinlich vier bers, aber nicht die eines Mitwirken- tes begrüße ich Sie ganz herzlich. dass natürlich der Bundespräsident sondere während seiner Beratung Verfassungsorgane einbezogen wer- den an den Entscheidungen. Aber Ich freue mich, dass wir heute Herrn jedes vom Bundestag und Bundesrat und Abstimmung im Bundesrat – den. Der ehemalige Präsident des ein Vorgang wie der aktuelle zeigt, Bundespräsident Rau den Kultur- verabschiedete Gesetz prüfen und man hat hierfür den Begriff des Bundesverfassungsgerichtes, Ernst dass es Situationen gibt, in denen groschen 2004 des Deutschen Kul- unterzeichnen muss, damit es rechts- „Theaters“ verwendet, was uns als Benda, sagt hierzu in einem Inter- der Bundespräsident eine zentrale turrates überreichen dürfen. Unse- kräftig werden kann. Ich meine hier Kulturmenschen nicht sonderlich view in der heutigen „Welt kom- Rolle spielt. Denn die Auswirkungen re Entscheidung dafür ist bereits im solche Situationen, in denen unsere gut gefallen hat – haben Sie, Herr pakt“: „Viele haben bisher wohl das seiner Entscheidung sind in jeder Spätsommer 2004 gefallen. Sie, Verfassungsorgane nicht sonderlich Bundespräsident, deutliche Worte Gefühl gehabt, die Funktion des Hinsicht für das weitere Schicksal Herr Bundespräsident, haben damals pfleglich miteinander und mit sich dazu gesagt. Im Moment haben wir Bundespräsidenten sei eher eine re- der Politik von großer Bedeutung.“ den Preis angenommen. Es ist kein selbst umgehen. Im Kontext des Zu- wieder eine solch schwierige Situa- präsentative und die eines Ratge- Meine Damen und Herren, Sie Geheimnis, dass gesundheitliche wundern sich vielleicht, dass ich bei Probleme dazwischen kamen, den der Begrüßung zur Verleihung des Preis überreichen zu können. Umso Kulturgroschens auf solche allge- mehr freuen wir uns darüber, dass meinen politischen Fragen rund um heute die Überreichung stattfinden das Amt des Bundespräsidenten zu kann. Das Amt des Bundespräsiden- sprechen komme und noch nichts zu ten kostet eben einiges an Kraft und den Gründen für die Verleihung des Energie. Kulturgroschens gesagt habe. Nun haben wir dafür zum einen eine nsere Verfassung sieht nicht vor, bestens geeignete Laudatorin gefun- U dass der Bundespräsident sich den, die dies gleich tun wird. Zum in das politische Alltagsgeschäft von anderen haben diese allgemeinen Exekutive und Legislative im Nor- politischen Fragen natürlich auch malfall einmischt. Bekanntlich hat mit Kulturpolitik zu tun. Nicht Konrad Adenauer, als er noch Kanz- umsonst hat in den politischen Wis- ler war, eruieren lassen, ob sich die- senschaften und im Alltagsgeschäft ses Amt nicht doch ein wenig in der Begriff der politischen Kultur Richtung exekutiver Macht auswei- geradezu einen Siegeszug angetre- ten ließe. Denn dann wäre es für eine ten. Mit diesem Konzept werden ge- Zeit nach seiner Kanzlerschaft für rade die weicheren und komplexeren ihn durchaus interessant geworden. Rahmenbedingungen der Machtge- Das Grundgesetz, so musste er sich winnung, der Machtausübung und belehren lassen, gibt diese Auswei- auch der Machtübergabe zum The- tung in Richtung Exekutive nicht her. ma. Es geht dabei um Anerkennung Trotz dieser – wenn man so will – und Respekt, es geht um Formen, in „Freistellung“ vom alltäglichen Re- denen Meinungsunterschiede aus- gierungs- oder Gesetzgebungshan- getragen werden, es geht um eine deln wird der Bundespräsident gele- gentlich in das Alltagsgeschäft ein- Vor der Preisübergabe: Kulturstaatsministerin Christina Weiss, Max Fuchs, Vorsitzender des Deutschen Kulturrates, Weiter auf Seite 39 bezogen – und dies meist gegen sei- Bundespräsident a.D. Johannes Rau Foto: Elisabeth Niehues KULTURPOLITIK AKTUELL politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 39

Fortsetzung von Seite 38 zivilisatorische Qualität des politi- schen Diskurses. Es geht dabei auch und entschieden um Form- und Stil- fragen, also um solche Kategorien, die zur Kunst und Kultur und ihren Wissenschaften gehören. All die oben angesprochenen Probleme und The- men sind auch relevant für die Kul- turpolitik im engeren Sinne. Insofern der Bundespräsident – so habe ich es zumindest immer verstanden – Sach- walter einer angemessenen politi- schen Kultur ist, ist er immer auch in diesem Sinne der oberste nationale Kulturpolitiker in Deutschland. Darüber hinaus gibt es natürlich auch ein engeres Arbeitsfeld von Kul- turpolitik. Hierbei geht es ganz hand- fest um Gesetze und um Rahmenbe- dingungen, damit Künstlerinnen und Künstler, Kultureinrichtungen und die Kulturwirtschaft vernünftig arbei- ten können. Auch in diesem engeren Bereich der Kulturpolitik haben Sie, verehrter Herr Bundespräsident, uns und der Kultur in Deutschland sehr geholfen. Ohne Frau Weiss vorgreifen zu wollen, will ich nur zwei Themen hier anführen: Zum einen Ihre nachhaltige The- matisierung von Bildung insgesamt, speziell von kultureller Bildung. Ihre geniale Kurzformel zur Aufgabe von Bildungspolitik und des Erziehungs- wesens im Anschluss an PISA hat sehr prägnant die aktuelle Herausforde- v.l.n.r.: Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, Manfred Stolpe; Christina Rau; Bundespräsident a.D. Johannes Rau; Max Fuchs, Vorsitzender des rung auf den Punkt gebracht: „Die Deutschen Kulturrates; Kulturstaatsministerin Christina Weiss; Christian Höppner, Stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Kulturrates. Stärken zu stärken und die Schwächen Foto: Elisabeth Niehues zu schwächen“. Zusammen mit dem Leitprinzip von Comenius – keine Weiss auch die vielleicht unsichtbaren meine vielmehr die Begehrlichkeit auf alle Existenzbereiche des Men- Lösung der Aufgabe helfen, mit der schlechte Gesellschaft auch für einen 11/12, die bei einem Eisberg gewöhn- der Welthandelsorganisation WTO, schen ausgedehnt werden sollen. in Griechenland einst die Philoso- Bundespräsidenten – nämlich „Bil- lich unter Wasser liegen, beschreiben. Kultur und Medien, aber auch Ge- Wir merken im Kulturbereich daher, phie begonnen hat: nämlich mit der dung für Alle“, ergibt dies ein an- Im Namen des Deutschen Kul- sundheit (auch zu der Zumutung, dass wir wieder einmal sehr gute Realisierung der Aufforderung „Er- spruchsvolles Programm, dem sich turrates bedanke ich mich ganz Gesundheit ausschließlich als Ware Gründe für diese Sonderrolle von kenne dich selbst“. Hierfür brauchen der Deutsche Kulturrat anschließen herzlich für Ihr großes kulturpoliti- zu betrachten, haben Sie kürzlich die Kunst und Kultur brauchen. Die wir einen Kulturbereich, der ein gro- kann. sches Interesse und Engagement. richtigen Worte gefunden) oder so- immer noch gerne verwendete Argu- ßes Publikum erreicht, der aber nicht Das zweite wichtige und kompli- Wir sind sicher, Herr Bundespräsi- ziale Leistungen vollständig unter mentation, Kultur sei Wirtschaftsfak- nur daran gemessen werden darf, zierte Thema ist Ihr Engagement für dent, dass dieses nicht mit dem Ende das Diktat des ökonomischen Den- tor, ist zwar nicht falsch, aber gera- dass er sich rechnet. tragfähige Strukturen im Kulturbe- Ihrer Amtszeit abgeschlossen ist. Wir kens zu stellen. Als Deutscher Kul- de im Kontext der Debatte mit der Das Wuppertaler Kultursekretari- reich, speziell bei den Theatern. freuen uns daher darauf, dass wir turrat vertreten wir dabei keine Fun- Welthandelsorganisation wenig hilf- at – und hiermit nenne ich eine Stadt, Mit jedem einzelnen dieser bei- auch in Zukunft immer wieder zu- damentalopposition gegen die Wirt- reich. Wir müssen vielmehr überzeu- die Ihnen nicht völlig unbekannt ist den Themen und der Art und Weise, sammen arbeiten können. Denn wir schaft schlechthin. Ich darf in die- gend zeigen, dass menschliches Le- – hat hierfür das schöne Motto ge- wie Sie sie angepackt haben, hätten brauchen Sie. Wir erleben zur Zeit sem Zusammenhang an unseren ben ohne Kunst ein unvollständiges funden: „Fördern, was es schwer hat“. Sie bereits einen Anspruch auf Dank- die vielleicht größte Herausforde- Kulturgroschenpreisträger von vor Leben ist. Wir müssen zeigen, dass Verehrter Herr Bundespräsident, barkeit und Anerkennung des Deut- rung für eine nationale Kulturpolitik, drei Jahren, Herrn von Löffelholz, und wie die Künste uns helfen, un- in diesem Sinne hoffe ich auch in Zu- schen Kulturrates erworben. Dabei die es nach dem Zweiten Weltkrieg erinnern. Allerdings sind wir strikt sere unglaubliche Produktivität in kunft auf Ihre Unterstützung und handelt es sich nur um die Spitze ei- gegeben hat. Damit meine ich nicht dagegen, dass dieselbe ökonomi- den Wissenschaften und in der Tech- Mitarbeit und ich freue mich darauf. nes Eisberges Ihres kulturellen und die Knappheit der öffentlichen sche Handlungslogik, die im Bereich nik auch kulturell zu bewerten und kulturpolitischen Interesses. Ausführ- Haushalte, die natürlich auch für die der Versorgung mit Gütern und anzuwenden. Wir müssen zeigen, Der Verfasser ist Vorsitzender des licher wird Frau Staatsministerin Kulturpolitik ein Problem ist. Ich Dienstleistungen ihren Sinn hat, nun wie Kultur und Kunst uns bei der Deutschen Kulturrates Vorzügliche Währung an der Börse des Geistes Laudatio für Altbundespräsident Johannes Rau • Von Christina Weiss

Wenn man es recht bedenkt, ist verstanden, hängt auch Kulturpoli- eine bedeutende, bewegende und einer Wertschätzung gegenüber den Wie nur wenige lebt Johannes Rau doch ein Groschen eine viel zu klei- tik im engeren Sinne ab: Verstanden vor allem eine einende und befruch- Künsten. Die Kraft der Kultur ist die Tugenden der Demokratie vor. ne Münze, um Johannes Rau etwas als Ressortpolitik zählt die Kultur zu tende Kraft. Es hängt viel, sehr viel besonders auf ein Klima angewiesen, Sein politisches Wirken ist auf Ver- für seine Verdienste zurückzuzah- den zarten Pflanzen im großen Gar- vom Atmosphärischen ab, von ver- das nicht den Lauttönern und Mata- ständigung angelegt. Nicht im Sinne len. Dennoch ist der Kulturgroschen ten. Als Realpolitik ist sie allerdings trauensbildenden Maßnahmen, von doren des Plakativen überlassen darf. eines harmonisierenden Zuklei- des Deutschen Kulturrates eine so sterns real existierender Konflikte – vorzügliche Währung an der Börse für die hat er sehr wohl einen schar- des Geistes, dass man den Preis- fen Blick. Ihm war vielmehr immer träger ohne Zögern dazu beglück- bewusst, wie sehr eine demokratisch wünschen kann. Und die Jury verfasste Res Publica davon abhängt, ebenfalls. Denn diese Auswahl ist dass wir uns des dialogischen Cha- von exzellenter Note, weil sie ein rakters in Politik und Gesellschaft kulturpolitisches Lebenswerk aner- bewusst sind, dass wir ihn ernst neh- kennt und sich keineswegs nur auf men. Von diesem Bewusstsein zeugt die Amtszeit des Bundespräsiden- nicht zuletzt Raus sorgsamer, über- ten Johannes Rau beschränkt. legter Umgang mit Sprache. Diese Ernsthaftigkeit schließt den entwaff- lles, was der Mensch treibt, kul- nenden Witz nicht aus – auch dies A tiviert ihn“, schreibt Goethe gehört zu den vielen Dingen, die und formt damit einen Kulturbegriff, man von Johannes Rau lernen kann. der auf die Lebens-, Haltungs- und In einer Rede vor dem Verband Deut- Geistesfragen eines Volkes abzielt. scher Schriftsteller hat Johannes Rau Wer die kulturellen und kulturpoli- einmal die besondere Kompetenz tischen Verdienste Johannes Raus charakterisiert, mit der Schriftsteller rühmen will, muss hier ansetzen. sich öffentlich einmischen können. Es ist eben zuvorderst die Kultur Die Beschreibung lautete wie folgt: in der Lebensweise einer freien Ge- „Sie schauen, bevor sie schrei- sellschaft, die ihn antreibt, empor ben, genauer hin als die meisten – reißt und die zu predigen er nicht bei sich und anderen. müde wird. Sein Anliegen ist die Kul- Sie achten genauer auf die Töne tur des Zusammenlebens in einem und auf die Untertöne der Sprache. Gemeinwesen, die politische Kultur in all ihren Erscheinungsformen. Weiter auf Seite 40 Und von dieser Kultur, umfassend Kulturstaatsministerin Christina Weiss bei der Laudatio Foto: Elisabeth Niehues KULTURPOLITIK AKTUELL politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 40

Fortsetzung von Seite 39

Laudatio für Johannes Rau

Sie spüren sensibler, wohin sich die Menschen orientieren, woran sie sich halten und wovon sie sich ab- wenden. Sie entdecken oft als erste, nach welchen Werten die Menschen sich richten, wem sie vertrauen, wem sie nicht mehr glauben, was sie hassen und was sie lieben.“ Dem Buch war Johannes Rau immer besonders eng verbunden. Schriftsteller ist er allerdings nicht geworden, sondern Politiker, und dies mit Leib und Seele. Die zitierten Eigenschaften je- doch machen auch seine besondere Autorität aus. Als Bundespräsident hat Rau große, schwierige Themen gewählt und dabei immer die richti- gen Worte gefunden. Ich denke hier an seine „Berliner Reden“ zur bio- medizinischen Ethik, zur Globalisie- rung, zu Deutschlands Rolle in der Welt nach dem 11. September. Ich denke vor allem aber auch an die Rede zum Thema Migration aus dem Jahr 2000 – gehalten im Haus der Kulturen der Welt. Diese Reden sind ausgewogen, das mag zum Amt des Präsidenten gehören. Aus ihnen spricht aber auch eine besondere Offenheit, eine Nachdenklichkeit und Herzensbildung, und diese Ei- genschaften erwirbt man nicht qua Amt; sie sind Eigenschaften der Per- son Johannes Rau. v.l.n.r.: Christina Rau; Bundespräsident a.D. Johannes Rau; Max Fuchs, Vorsitzender des Deutschen Kulturrates Foto: Elisabeth Niehues Mit der Berliner Rede zur Migra- tion zum Beispiel hat Rau gleich zu Als Ministerpräsident hat er sich in sikalische Versteppung“ Deutsch- Einen strukturellen Impuls hat Jo- Konsequent hat er auch sein kultu- Beginn seiner Amtszeit verdeutlicht, zwanzig weiteren Jahre mit Nach- lands hat Wirkung gezeigt: Dass es hannes Rau auch mit seinem Plädo- relles Engagement als Bundespräsi- dass der kulturelle Dialog zu seinen druck für Bildung, Wissenschaft und heute eine ganze Reihe von Initiati- yer für Kultur als Pflichtaufgabe und dent nicht allein den institutionellen zentralen Anliegen gehört. Jenseits Kultur eingesetzt. Und es ist nicht ven für die kulturelle Bildung gibt, die Niederschrift im Grundgesetz Fragen gewidmet. Eine besondere einer naiven multikulturellen Ro- zuletzt sein Verdienst, dass das Ruhr- verdanken wir nicht zuletzt seinem gegeben. Herzensangelegenheit war ihm im- mantik plädiert er eindringlich und gebiet heute als Kulturregion wahr- Anstoß. Denn, und hier zitiere ich Seinen Vorstoß hat er einmal in mer ein Instrument der individuellen zugleich für die offene Gesellschaft, genommen wird und die Schätze gern meinen Kabinettskollegen Otto der ihm eigenen Art auf den Punkt Hilfestellung, die Deutsche Künstler- zu der es gehört, sich für den Rang nicht nur aus dem Erdinnern, son- Schily: Wer Musikschulen schließt, gebracht: „Wenn ich mir etwas wün- hilfe, die Künstlerinnen und Künst- der Kultur in anderen Ländern zu dern auch in den Köpfen gehoben gefährdet die innere Sicherheit. schen könnte, dann wäre es die Ver- ler in Not unterstützt. Mit Sensibili- interessieren. Nur durch diese Neu- werden. Umso schmerzhafter ist es, Johannes Rau – Sie wissen es alle ankerung von Kultur als Pflichtaufga- tät und Energie zugleich hat Johan- gier und Offenheit lässt sich lernen, wenn jetzt, wie es aus Düsseldorf – hat sich aber auch in diffizile be auf allen staatlichen Ebenen. Ich nes Rau dieses Instrument genutzt. Unterschiede gelten zu lassen, herüberdringt, die Kultur keinen ei- Strukturfragen eingemischt. Mit weiß, dass das der Kultur noch keinen Dafür möchte ich ihm ganz beson- Gleichgültigkeit abzubauen und re- genen Vertreter mehr am Kabinetts- dem „Bündnis für Theater“ berief er Euro mehr bringt. Aber nur wenn die ders danken. spektvoll miteinander umzugehen. tisch haben sollte. Auch in Schles- einen hochkarätigen Kreis, dessen Kultur und die für sie Verantwortli- Kultur ist kein Tummelplatz für Voraussetzung dafür ist und bleibt wig-Holstein wurde das Kulturres- Beratungen auf einen „neuen Kon- chen auf einer, auf der gleichen Stufe Eingeweihte, sondern das Maß unse- – auch darauf wies Johannes Rau sort verzwergt. Eine Kulturhoheit der sens“ ausgerichtet waren, auf die mit anderen wichtigen Aufgaben ste- res Umgangs miteinander. Johannes immer wieder hin – eine umfassen- Länder stelle ich mir anders vor. Frage, wie wir das Theater so erhal- hen, rücken sie dahin, wo sie hinge- Rau hat dafür gesorgt, dass wir mit de Bildung. Wer stolz sein kann auf Dass Bildung Verstand und Sin- ten können, dass es auch künftig hören, in die erste Reihe.“ Auch in Kultur behelligt werden. Es geht eben Wissen und Kompetenz, der kann ne ansprechen muss, dass sie über- eine herausragende Rolle in unse- diese Debatte ist inzwischen Bewe- nicht nur um ökonomische Schwie- auch stolz sein auf seine Mündigkeit. greifend und umfassend gedacht rer Gesellschaft spielt. Und wer hier gung gekommen, auch hier war Jo- rigkeiten, es geht auch um die Proble- Eine Demokratie braucht fähige werden muss, hat Johannes Rau in ein „Kaffeekränzchen im Bellevue“ hannes Rau der bewegte Beweger. me, die dieses Land mit sich und sei- Denker und die kreative Energie des seiner Zeit als Bundespräsident vermutet, liegt gänzlich falsch: Das Als jemand, der lange Zeit hohe ner Selbstwahrnehmung hat. Die Kul- Geistes, um seine eigene Freiheit zu immer wieder betont. Nicht ohne „Bündnis für Theater“ hat alle zen- politische Verantwortung getragen turnation Deutschland hat sich am garantieren. Johannes Rau wusste das Hintergrund und nicht nur mit Wor- tralen Probleme des Theaters aus- hat, weiß Rau um die Bedeutung von Ganzen zu orientieren und sich gegen als Wissenschaftsminister in Nord- ten: Mit der Initiative „Musik für Kin- führlich diskutiert und zum Teil Strukturen. Als jemand, der darüber die Reduktion auf den rein wirtschaft- rhein-Westfalen sehr genau. der“ hat er sich aktiv in die kultur- sehr konkrete Vorschläge erarbeitet. nie das Maß des Menschen aus den lichen Nutzen zu wenden. Er hat in acht Jahren eine ganze politische Debatte eingebracht und Sie bilden eine zentrale Basis für die Augen verloren hat, weiß er aber Die Kultur ist das notwendig emo- Reihe von Hochschulgründungen den Stellenwert der ästhetischen Bil- Theaterdebatte insgesamt, aber genauso, dass Politik sich letztlich tional motivierende Gemeinschafts- initiiert, realisiert und begleitet, da- dung, der kulturellen Bildung ins- auch für die Arbeit der Bundestags- immer am Individuum orientieren runter die bis heute in Deutschland gesamt anschaulich unterstrichen. Enquete zur „Kultur in Deutsch- muss, und zwar auch abseits des singuläre Fernuniversität in Hagen. Sein Signal gegen die drohende „mu- land“. Rampenlichts. Weiter auf Seite 41

Bundespräsident a.D. Johannes Rau bei seiner Dankesrede Fotos: Elisabeth Niehues KULTURPOLITIK AKTUELL politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 41

mehrfach, nicht ohne Witz und doch noch Nutzen und Präferenzen im hannes Rau, haben uns beigebracht, lands Bürgerpräsident, sie sind der Fortsetzung von Seite 40 mit voller Überzeugung verwendet Kopf hat, dann wird er zum rationa- dass Bildung der größte Besitz des Deutschen Erster Bildungsbürger. hat. Es handelt sich um einen Satz len Trottel“. Bürgers ist. Und obwohl der Begriff Herzlichen Glückwunsch! bildende, das die Summe aller regi- des Philosophen, Ökonomen und Seit der Französischen Revoluti- des Bildungsbürgers noch immer onalen Einheiten nationstauglich zu Nobelpreisträgers für Wirtschafts- on unterschied man zwischen dem unter Generalverdacht steht, haben Die Verfasserin ist Staatsministerin machen vermag. wissenschaften Amartya Sen: „Wenn citoyen und dem bourgeois, zwi- Sie uns bewiesen, dass dieses Verdikt beim Bundeskanzler, Beauftragte In diesem Zusammenhang fällt der Mensch nur noch als Homo oe- schen dem gebildeten und dem be- der Achtundsechziger kein Bestand der Bundesregierung für Kultur mir ein Zitat ein, das Johannes Rau conomicus daherkommt und nur sitzenden Bürger. Sie, verehrter Jo- hat. Im Gegenteil. Sie waren Deutsch- und Medien

Das Lusatia Saxofon Quartett (Preisträger “Jugend musiziert“ 2005) Bundespräsident a.D. Johannes Rau, seine Frau Christina und Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe im Gespräch Foto: Elisabeth Niehues KULTURPOLITIK / AUS DEN GREMIEN politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 42

Kultur als Subvention oder Investition Abwehr des Subventionsberichts des Kieler Institut für Weltwirtschaft einmal mehr erforderlich • Von Gabriele Schulz

Am 17. August dieses Jahres legte zu wirtschaftlich schwächelnden ge- sitz. Als Grenzfall wird die Jugendhil- tung ausmacht, dass sie nämlich von Grünen und SPD im Deutschen Bun- das Kieler Institut für Weltwirtschaft rechnet werden, wie Niedersachsen fe eingeordnet, da sie einerseits über den Nutzerinnen und Nutzern ange- destag für einen Ausnahmetatbe- seinen Subventionsbericht unter und Schleswig-Holstein, gehören zu die Förderung Kosten verursacht, nommen wird und von möglichst stand für Kultur und Medien bei der dem Titel „-inanzhilfen der Bundes- denen mit den geringsten Subventi- auf der anderen Seite – so das Bei- breiten Bevölkerungsschichten in Dienstleistungsrichtlinie eingesetzt, länder in den Jahren 2000-2004: onen. Die Rechnung, dass Subventi- spiel – durch die Verhinderung von Anspruch genommen wird, sich nun doch macht eine Einbeziehung von Eine empirische Analyse“ vor. Damit onen wirtschaftliche Aktivität verhin- Jugendkriminalität auch Kosten ein- als Nachteil erweisen soll. Kultur in den Subventionsbericht, ist einer erneuten Diskussion, ob die dern, ist so einfach also nicht. spart. Im Gegensatz zu Schule und Gefährlich ist, dass Kultur so pro- wie es vom Institut für Weltwirt- Kulturfinanzierung den Subventio- Das Kieler Institut für Weltwirt- Hochschule wird die Elementarer- minent und so häufig in diesem Be- schaft gemacht wurde, nicht leichter, nen oder den Investitionen zuzurech- schaft versteht unter Subventionen ziehung in Kindertagesstätten und richt genannt wird und vor allem, diese Ausnahmetatbestände auch nen ist, Tür und Tor geöffnet. Finanzhilfen des Staates, die in das Kindergärten unter den Subventi- dass kulturpolitische Argumentatio- tatsächlich durchzusetzen. Dieses Marktgeschehen eingreifen. Das In- onsbegriff gefasst, da die Zuschüsse nen von vorneherein gar nicht zuge- gilt ebenfalls mit Blick auf die GATS- ereits ein Mal im Jahr 2003 ha- stitut greift damit die Theorie der der Gemeinden unterschiedlich lassen werden. Dieses ist mehr als Verhandlungen. Hier darf nicht ver- Bben zwei Ministerpräsidenten öffentlichen und der privaten Güter hoch sind und Tagesmütter diskri- eine Arroganz gegenüber der Politik, gessen, dass – wie in der letzten Aus- unter dem Eindruck des Subventi- auf. Öffentliche Güter sind solche, miniert würden. Es wird weiter auf- es ist eine Wertung über gesellschaft- gabe von politik und kultur be- onsbegriffs des Kieler Instituts für die nicht dem Marktgeschehen un- geführt, dass Zuschüsse an Kinder- liche Wohlfahrt. schrieben – Verhandlungen zu Er- Weltwirtschaft Vorschläge für einen terliegen und von deren Nutzung gärten und an Kultureinrichtungen Problematisch ist der Bericht vor gänzenden Regelungen zum Dienst- so genannten radikalen Subventi- niemand ausgeschlossen werden breiten Bevölkerungsgruppe zugute allem deshalb, weil es sich eben leistungssektors im Rahmen der onsabbau, der die Kultur einschließt, kann. Demgegenüber sind private kommen und sie daher als Subven- nicht um einen rein akademischen GATS-Verhandlungen geführt wer- unterbreitet. Das so genannte Koch- Güter solche, die zum einen dem tionen gewertet werden, anders als Diskurs handelt. Es wurde eingangs den. Hier geht es explizit um den Steinbrück-Papier erarbeitet von Marktgeschehen unterliegen, d.h. sozialpolitische Maßnahme wie ein bereits ausgeführt, dass sich die Au- Abbau von Subventionen. Zwar ver- den Ministerpräsidenten Ronald privatwirtschaftlich erbracht werden Asylbewerberheim, welches nur ei- toren des so genannten Koch-Stein- harren die Verhandlungen in die- Koch (Hessen) und Peer Steinbrück oder erbracht werden können und ner kleinen Bevölkerungsgruppe brück-Papiers den bereits zuvor be- sem Bereich bereits seit Jahren, eine (Nordrhein-Westfalen) enthielt um- bei denen ein Ausschluss z.B. über zugute kommt. stehenden Subventionsbegriff des Entwarnung kann aber nicht gege- fassende Vorschläge wie Subventio- den Preis des Gutes erfolgt. Es könnten noch viele Beispiele Kieler Instituts für Weltwirtschaft zu ben werden. nen abgebaut werden können. Mit Direkt als erstes Beispiel für ein einer fragwürdigen Anwendung des eigen gemacht hatten und einen ra- Es verbleibt als Aufgabe für den im Blick: die Kulturförderung im In- nicht-öffentliches Gut werden in der Subventionsbegriffs im Bericht des dikalen Abbau der Kulturfinanzie- gesamten Kulturbereich, sich gegen land und die Auswärtige Kulturpoli- genannten Studie die Theater ange- Kieler Instituts für Weltwirtschaft rung forderten. So ist es eine Frage die Subsumierung unter den Sub- tik. Es war zuerst Kulturstaatsmini- führt. Sie können laut Institutsbe- angeführt werden, zentral ist die Fra- der Zeit bis sich erneut jemand be- ventionsbegriff zu wehren und die sterin Weiss zu verdanken, dass bei richt auch privatwirtschaftlich ge- ge, welche Wirkungen dieser Bericht rufen fühlt, auf Grund des aktuellen Klassifikation der Subventionen als den Haushaltsverhandlungen des führt werden und es findet ein Aus- haben kann und was ihm entgegen Subventionsberichtes massive Kür- solche in Frage zu stellen. Es bleibt Bundes die Kulturförderung im In- schlussmechanismus über den Preis gesetzt werden muss. zungen in der Kulturfinanzierung zu zu hoffen, dass die Kulturpolitiker- land aus dem vorgelegten Subventi- statt. Nicht jeder kann sich eine The- Wesentlich ist, dass hier einmal fordern. innen und Kulturpolitiker im Deut- onsbegriff ausgenommen und als aterkarte leisten, daher ist es auch mehr Kultur ausschließlich unter Darüber hinaus darf nicht ver- schen Bundestag ebenfalls wachsam Investition betrachtet wurde. kein öffentliches Gut. marktwirtschaftlichen Gesichtspunk- gessen werden, dass weder die EU- sind und opponieren. Dieses gilt Danach gelang dieses auch für die In der gesamten Argumentation ten betrachtet wird. Es wird nicht die Dienstleistungsrichtlinie vom Tisch gleichermaßen für die Kulturstaat- Auswärtige Kulturpolitik. Droht nun des Subventionsberichtes werden Frage aufgeworfen, welche Bedeu- ist, noch die aktuelle GATS-Verhand- ministerin beziehungsweise nach dasselbe Spiel noch einmal? immer wieder Beispiele aus dem Kul- tung Kultur für eine Gesellschaft hat. lungsrunde zu einem Ende geführt der Bundestagswahl einem mögli- Festzuhalten ist zunächst, dass turbereich angeführt. So wird klipp Es erscheint geradezu als absurd, wurde. Zwar haben sich die Regie- chen Bundeskulturminister oder ei- Subventionsabbau als Vokabel posi- und klar formuliert, dass Zuschüsse dass das, was eine gute Kultureinrich- rungsfraktionen Bündnis 90/Die ner Bundeskulturministerin. tiv besetzt ist. Es hat sich inzwischen an Volkshochschulen, Stadtbibliothe- die Meinung verfestigt, Subventio- ken, Museen und Theater als Subven- nen seien schädlich, halten marode tionen gewertet werden. Ebenso un- Wirtschaftszweige am Leben und missverständlich wird geschrieben: Aus den Gremien verhindern den ehrlichen Wettbe- „Kulturpolitische Ziele einer Subven- werb. Ein Abbau an Subventionen tionierung solcher Institutionen kön- Der Fachausschuss Urheberrecht Juni 2005 unter der Leitung des Vor- des Vorsitzenden des Deutschen scheint die logische Schlussfolge- nen keinen Ausnahmetatbestand be- des Deutschen Kulturrates traf sich sitzenden Heinrich Bleicher-Na- Kulturrates Prof. Dr. Max Fuchs die rung daraus zu sein, die allzu schnell gründen.“ D.h. die bisherige Argu- am 31. Mai 2005 unter der Leitung gelsmann die Stellungnahme des Wahlprüfsteine des Deutschen Kul- gezogen wird. Doch wie es bei mentation, dass es sich bei der För- des Vorsitzenden Prof. Dr. Ferdinand Deutschen Kulturrates zur Aufga- turrates. Die Stellungnahme des Deut- Schnellschüssen so ist, gehen diese derung von Kultureinrichtungen um Melichar. Im Mittelpunkt stand die benplanung der Deutschen Welle schen Kulturrates zur Aufgabenpla- oftmals auch ins Leere. Investitionen handelt, verfängt nicht, Erarbeitung der urheberrechtlichen (siehe politik und kultur 4/2005). nung der Deutschen Welle wurde Noch ohne weitere Auseinander- sondern wird direkt im Bericht zu- Fragen der Wahlprüfsteine des Deut- Ebenfalls wurden die Grundzüge diskutiert und verabschiedet. setzung mit dem Subventionsbegriff rückgewiesen. schen Kulturrates. einer medienpolitischen Stellung- fällt bei der Lektüre des o.g. Berichtes Ausgenommen von den Anwen- nahme des Deutschen Kulturrates Am 29. Juni 2005 trafen die Stellver- des Instituts für Weltwirtschaft auf, dung des Subventionsbegriff im Bil- Der Vorsitzende des Deutschen Kul- erörtert. tretenden Vorsitzenden des Deut- dass gerade jene Bundesländer, die als dungs- und Kulturbereich werden turrates Prof. Dr. Max Fuchs und der schen Kulturrates Christian Höpp- Sinnbild für wirtschaftliche Prosperi- einerseits Schulen, Hochschulen Geschäftsführer Olaf Zimmermann Der Fachausschuss Steuern des ner und Dr. Claudia Schwalfenberg tät in Deutschland gelten, nämlich und auch Hochschulbibliotheken. trafen sich am 1. Juni 2005 mit dem Deutschen Kulturrat trat am 15. Juni sowie der Geschäftsführer des Deut- Bayern, Baden-Württemberg und Andererseits die Pflege des kulturel- Ministerpräsidenten des Landes 2005 unter der Leitung des Vorsit- schen Kulturrates Olaf Zimmer- Hessen, besonders viele Subventio- len Erbes wie namentlich genannt Schleswig-Holstein Peter Harry zenden Prof. Dr. Peter Raue zusam- mann den Vorsitzenden der FDP Dr. nen gewähren. Jene Länder aber, die die Stiftung Preußischer Kulturbe- Carstensen zum Meinungsaus- men. Im Mittelpunkt der Beratungen und den kultur- tausch. Im Mittelpunkt stand die stand der steuerpolitische Teil der und medienpolitischen Sprecher Frage nach der Wahrnehmung kul- Wahlprüfsteine des Deutschen Kul- der FDP-Bundestagsfraktion Hans- turpolitischer Verantwortung in turrates. Joachim Otto. Im Zentrum des Ge- Neuerscheinung August 2005 Schleswig-Holstein. spräches standen die kulturpoliti- Der Sprecherrat des Deutschen Kul- schen Vorhaben der FDP für die Der Fachausschuss Medien des turrates beriet und verabschiedete nächste Legislaturperiode. (siehe KULTURELLE BILDUNG IN DER Deutschen Kulturrates beriet am 14. am 22. Juni 2005 unter der Leitung Foto unten) BILDUNGSRE-ORMDISKUSSION – Konzeption Kulturelle Bildung III

Hg. v. Deutschen Kulturrat Redaktion: Gabriele Schulz und Olaf Zimmermann Berlin 2005, ca. 450 Seiten, 22,80 Euro

„Kulturelle Bildung in der Bildungsre- formdiskussion – Konzeption Kulturel- le Bildung III“ schlägt den Bogen von KULTURELLE BILDUNG den Einflüssen internationaler Handels- IN DER abkommen auf die kulturelle Bildung BILDUNGSREFORMDISKUSSION vor Ort bis hin zu den Bildungsplänen für die frühkindliche Erziehung, die Konzeption Kulturelle Bildung III Schulreform der Länder, die Europäi- sierung der Hochschulbildung bis zur Weiterbildung gespannt. Das Buch ver- schafft einen Überblick über die Struk-

turen kultureller Bildung, Anforderun- Hrsg. vom Deutschen Kulturrat gen an die Politik zur Verbesserung der Max Fuchs Rahmenbedingungen werden formu- Gabriele Schulz Olaf Zimmermann liert und an praktischen Beispielen deutlich gemacht, welche Potenziale die kulturelle Bildung für die gesamte Bildungsreform bietet.

Bestelladresse: v.l.n.r.: Hans-Joachim Otto, Kultur- und medienpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion; Guido Westerwelle, Deutscher Kulturrat, Chausseestraße 103, 10115 Berlin Vorsitzender der FDP; Christian Höppner, Stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Kulturrates; Claudia Schwal- -ax: 030/24 72 12 45, Email: [email protected] fenberg, Stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Kulturrates; Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates Foto: Matthias Hummelsiep BUNDESTAGSDRUCKSACHEN politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 43

Bundestagsdrucksachen

Im Folgenden wird auf Bundestags- drucksachen mit kulturpolitischer Relevanz hingewiesen. Berücksich- tigt werden Kleine und Große Anfra- gen, Anträge, Entschließungsanträ- ge, Beschlussvorlagen sowie Bun- destagsprotokolle. Alle Drucksachen können unter folgender Adresse aus dem Internet heruntergeladen wer- den: http://dip/bundestag.de/par- fors/parfors.htm.

Berücksichtigt werden Drucksachen zu folgenden Themen:

· Auswärtige Kulturpolitik, · Bildung, · Bürgerschaftliches Engagement, · Daseinsvorsorge, · Erinnern und Gedenken, · Europa, · Informationsgesellschaft, · Internationale Abkommen mit kultureller Relevanz, · Kulturelle Bildung, · Kulturfinanzierung, · Kulturförderung nach § 96 Bun- desvertriebenengesetz, · Kulturpolitik allgemein, · Kulturwirtschaft, · Künstlersozialversicherungs- Deutscher Bundestag im Reichstagsgebäude Fotonachweis: Deutscher Bundestag gesetz, · Medien, Gesetz zur Errichtung einer „Bun- Drucksache 15/5894 (05.07.2005) Drucksache 15/5798 (20.06.2005) (Drucksache 15/5259) · Soziale Sicherung desstiftung Baukultur“ (Drucksa- Antwort der Bundesregierung auf die Beschlussempfehlung und Bericht Die Chancen der jungen Generation · Steuerrecht mit kultureller Rele- chen 15/4998 (neu), 15/5485) Kleine Anfrage der Fraktion der des Rechtsausschusses (6. Aus- in Deutschland durch Bildung und vanz, Anrufung des Vermittlungsausschus- CDU/CSU schuss) zu dem Antrag der Fraktion Ausbildung verbessern · Stiftungsrecht, ses (Drucksache 15/5763) der FDP (Drucksache 15/2419) · Urheberrecht. Bewertung der öffentlichen Wei- Rücknahme der Vorbehaltserklä- Europa Drucksache 15/5880 (30.06.2005) terbildungsberatung durch die Stif- rung Deutschlands zur Kinder- Beschlussempfindung und Bericht tung Warentest rechtskonvention der Vereinten Na- Drucksache 15/5491 (11.05.2005) Kulturpolitik allgemein des Ausschusses für Kultur und Me- tionen Beschlussempfehlung und Bericht dien (21.06.2005) Drucksache 15/5616 (01.06.2005) des Ausschusses für die Angelegen- Drucksache 15/5560 (01.06.2005) a) zu dem Antrag der Fraktion der Zweite Beschlussempfehlung und Drucksache 15/5623 (01.06.2005) heiten der Europäischen Union (20. Zwischenbericht der Enquete-Kom- CDU/CSU (Drucksache 15/4261) zweiter Bericht des Ausschusses für Entschließungsantrag der Fraktion Ausschuss) mission „Kultur in Deutschland“ Klarheit für eine einheitliche Recht- Familie, Senioren, Frauen und Ju- der FDP zu dem Gesetzentwurf der Bundes- Kultur als Staatsziel schreibung gend (12. Ausschuss) zu dem Gesetz- zu der dritten Beratung des Gesetz- regierung (Drucksachen 15/4900, b) zu dem Antrag der Abgeordneten entwurf der Bundesregierung entwurfs der Bundesregierung 15/4939) Drucksache 15/5278 (14.04.2005) Hans-Joachim Otto (), Vera (Drucksachen 15/3676, 1573986, 15/ (Drucksachen 15/3676, 15/3986, 15/ Entwurf eines Gesetzes zu dem Ver- Antwort der Bundesregierung auf die Lengsfeld, Dr. , Dietrich 4045) 4045, 15/5616) trag vom 29. Oktober 2004 über eine Große Anfrage der Fraktion der FDP Austermann, Dr. , Dr. Entwurf eines Gesetzes zum quali- Entwurf eines Gesetzes zum quali- Verfassung für Europa (Drucksache 15/4208) , Rainer Brüder- tätsorientierten und bedarfsgerech- tätsorientierten und bedarfsgerech- Kulturfinanzierung des Bundes in le, Dr. Uschi Eid, Jörg van Essen, ten Ausbau der Tagesbetreuung und ten Ausbau der Tagesbetreuung und Drucksache 15/5675 (14.06.2005) Berlin (Lübeck), Dirk Fischer zur Weiterentwicklung der Kinder- zur Weiterentwicklung der Kinder- Antrag der Fraktion der SPD und der (Hamburg), Axel E. Fischer (Karlsru- und Jugendhilfe (Tagesbetreuungs- und Jugendhilfe (Tagesbetreuungs- Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Drucksache 15/5627 (31.05.2005) he-Land), Ulrike Flach, Rainer Fun- ausbaugesetz – TAG) gestz – TAG) NEN Kleine Anfrage der Fraktion der ke, Dr. , Dr. Wolf- Beschlussempfehlung und Bericht Für ein integriertes EU-Bildungs- CDU/CSU gang Götzer, Joachim Günther des Ausschusses für Familie, Senio- Drucksache 15/5622 (01.06.2005) rahmenprogramm – Mobilität und Zukunft des Hauses der Kulturen (Plauen), Karl-Theodor Freiherr von ren, Frauen und Jugend (12. Aus- Entschließungsantrag der Fraktion Austausch für ein zusammenwach- der Welt und zu Guttenberg, Dr. Karlheinz schuss) der CDU/CSU sendes, innovatives und wettbe- Guttmacher, Klaus Haupt, Klaus- 1. zu dem Gesetzentwurf des Bun- zu der dritten Beratung des Gesetz- werbsfähiges Europa Drucksache 15/5626 (31.05.2005) Jürgen Hedrich, Ulrich Heinrich, desrates (Drucksache 15/4532) entwurfs der Bundesregierung Kleine Anfrage der Fraktion der Uda Carmen Freia Heller, Birgit Entwurf eines Gesetzes zur Entlas- (Drucksachen 15/3676, 15/3986, 15/ Drucksache 15/5492 (11.05.2005) CDU/CSU Homburger, Dr. Egon Jüttner, Stef- tung der Kommunen im sozialen 4045, 15/5616) Beschlussempfehlung und Bericht Einrichtungen für deutsche Künst- fen Kampeter, Hellmut Königshaus, Bereich (KEG) Entwurf eines Gesetzes zum quali- des Ausschusses für die Angelegen- ler im Ausland Dr. Heinrich L. Kolb, Gudrun Knopp, 2. zu dem Gesetzentwurf des Bun- tätsorientierten und bedarfsgerech- heiten der Europäischen Union (20. Dr. Günter Krings, , desrates (Drucksache 15/4158) ten Ausbau der Tagesbetreuung und Ausschuss) Drucksache 15/5667 (14.06.2005) Harald Leibrecht, Walter Link (Diep- Entwurf eines Gesetzes zur Ände- zur Weiterentwicklung der Kinder- 1. zu dem Gesetzentwurf der Frakti- Beschlussempfehlung und Bericht holz), Eberhard Otto (Godern), Dr. rung des Achten Buches Sozialge- und Jugendhilfe (Tagesbetreuungs- on BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (15/ des Ausschusses für Tourismus (19. Peter Paziorek, Beatrix Phillipp, Cor- setzbuch ausbaugesetz – TAG) 4925) Ausschuss) nelia Pieper, Dr. , Jo- Entwurf eines Gesetzes über die Zu dem Antrag der Fraktion BÜND- hannes Singhammer, Dr. Hermann Drucksache 15/5806 (22.06.2005) Drucksache 15/5619 (02.06.2005) Ausweitung und Stärkung der Rech- NIS 90/DIE GRÜNEN (Drucksache Otto Solms, , Max Beschlussempfehlung und Bericht des Antwort der Bundesregierung auf die te des Bundestages und des Bundes- 15/5120) Straubinger, Dr. Dieter Thomae, Jür- Ausschusses für Familie, Senioren, Kleine Anfrage der Fraktion der rates in Angelegenheiten der Euro- Die vielfältigen Potentiale des Wirt- gen Türk, Dr. Guido Westerwelle, Dr. Frauen und Jugend (12. Ausschuss) CDU/CSU (Drucksache 15/5503) päischen Union schaftsfaktors Kulturtourismus Claudia Winterstein, Dr. Volker Wis- 1. zu dem Antrag der Fraktion Ergebnisse der Pisa-Studie (2003) 2. zu dem Gesetzesentwurf der Frak- weiter erschließen sing (Drucksache 15/4249) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (Druck- tion der CDU/CSU (Drucksache 15/ Die Einheit der deutschen Sprache sache 15/5341) Drucksache 15/5592 (01.06.2005) 4716) Drucksache 15/5485 (11.05.2005) bewahren Die Zukunft unseres Landes sichern Beschlussempfehlung und Bericht Entwurf eines Gesetzes zur Aus- Beschlussempfindung und Bericht – Ein kindgerechtes Deutschland des Ausschusses für Bildung, For- weitung der Mitwirkungsrechte des Ausschusses für Verkehr, Bau- Bildung schaffen schung und Technikfolgenabschät- des Deutschen Bundestages in An- und Wohnungswesen (14. Ausschuss) 2. zu dem Antrag der Fraktion der zung (17. Ausschuss) gelegenheiten der Europäischen Gesetzentwurf der Bundesregierung Drucksache 15/5883 (29.06.2005) SPD und der Fraktion BÜNDNIS 90/ Zu dem Antrag der Fraktion der Union (Drucksache 15/4998 (neu)) Kleine Anfrage der Fraktion der FDP DIE GRÜNEN CDU/CSU (Drucksache 15/4931) 3. zu dem Antrag der Fraktionen SPD Entwurf eines Gesetzes zur Errich- Zur Akzeptanz des Lebenslangen Kinderrechte in Deutschland stär- Konsequenzen aus dem Studienge- und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN tung einer „Bundesstiftung Baukul- Lernens ken – Erklärung zur UN-Kinder- bührenurteil für die Bildungs- und (Drucksache 15/4936) tur“ rechtskonvention zurücknehmen Hochschulfinanzierung des Bundes Stärkung der Rolle des Deutschen Drucksache 15/5884 (29.06.2005) 3. zu dem Entschließungsantrag der Bundestages bei der Begleitung, Drucksache 15/5490 (11.05.2005) Kleine Anfrage der Fraktion der FDP Fraktion der CDU/CSU (Drucksache Drucksache 15/5580 (01.06.2005) Mitgestaltung und Kontrolle euro- Bericht des Haushaltsausschusses Zur Finanzierung der Weiterbildung 15/5348) Antwort der Bundesregierung auf die päischer Gesetzgebung (8. Ausschuss) gemäß § 96 der Ge- in Deutschland zu der Unterrichtung der Bundesre- Kleine Anfrage der Fraktion der 4. zu dem Antrag der Fraktion der schäftsordnung zu dem Gesetz-ent- gierung (Drucksache 15/4970) CDU/CSU (Drucksache 15/5521) FDP (Drucksache 15/4937) wurf der Bundesregierung (Drucksa- Drucksache 15/5868 (29.06.2005) Nationaler Aktionsplan für ein kin- Durchlässigkeit der Bachelor- und Für mehr Mitsprache des Deut- che 15/4998 (neu)) Entschließungsantrag der Fraktion dergerechtes Deutschland 2005 bis Master-Studiengänge schen Bundestages bei der Recht- Entwurf eines Gesetzes zur Errich- der FDP 2010 setzung der Europäischen Union tung einer „Bundesstiftung Baukul- zu der Beratung der Unterrichtung 4. zu der Unterrichtung durch die Drucksache 15/5874 (29.06.2005) nach In-Kraft-Treten des Verfas- tur“ durch die Bundesregierung (Druck- Bundesregierung (Drucksache 15/ Beschlussempfindung und Bericht sungsvertrags sache 15/4970) 4970) des Ausschusses für Bildung, For- Drucksache 15/5805 (21.06.2005) Nationaler Aktionsplan für ein kin- Nationaler Aktionsplan für ein kin- schung und Technikfolgenabschät- Unterrichtung durch den Bundes- dergerechtes Deutschland 2005 bis dergerechtes Deutschland 2005 bis zung (17. Ausschuss) rat 2010 2010 Zu dem Antrag der Fraktion der FDP DAS LETZTE politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite 44

Zeichnung: Dieko Müller

Kurz-Schluss Impressum Die Ent-Proletarisierung des Steuer-Mehrwertes durch die Gebets-Mühle

Ist Ihr heimischer Videosignal-Volks- Hochwillkommen ist diese Schuldzu- wusstseins nur mehrfach unterstrei- empfänger neuerdings auch von so weisung an die nachgewiesener- chen. Denn Hand aufs Herz: Hat der einer kreisförmigen, gülden schim- maßen antichristlichen Bolschewi- Mann nicht im Grunde genommen Zeitung des Deutschen Kulturrats mernden Aureole gekrönt? Kein ken und Stalinisten in den neuen völlig recht? Ist sein differenziertes Wunder. Wir sind schließlich Papst. Bundesländern auch deshalb, weil Psychogramm der entarteten ost- Deutscher Kulturrat Benedikt im Ersten, Benedictus im damit endlich eine schlüssige Erklä- deutschen Volksseele nicht ein erster Bundesgeschäftsstelle Zweiten und Ben the Hero auf allen rung für die aktuellen Proletarisie- Schritt zur Heilung? Die schonungs- Chausseestraße 103 Privatkanälen: Wir sind berufen, die rungstendenzen in unserer schönen lose Diagnose eben? Das tödliche Vi- 10115 Berlin Ausgestaltung unseres gesellschaft- Tel: 030/24 72 80 14, ax: 030/24 72 12 45 Bundesrepublik vorliegt. Ob Zerfall rus des dialektischen Materialismus Internet: www.kulturrat.de, E-Mail: [email protected] lichen Wertesystems durch die mul- der Zivilgesellschaft, Bildungsnot- und des Antikapitalismus in all seinen timediale Gegenaufklärungs-Wind- stand, Arbeitslosigkeit, Kulturabbau ideologischen und rationalen Aus- Herausgeber Olaf Zimmermann und Theo Geißler maschine mitzuerleben. Einen Mega- oder Verslummung der Städte: Der prägungen samt seiner fürchterli- Rave rund um den goldenen Pontifex Kommunismus wars. Die Kommu- chen Frustrations-Symptomatik kann Redaktion maximus samt integrierter Ablass- nisten und die Sozialisten rührten leider nur durch konsequente Gegen- Olaf Zimmermann (verantwortlich), Gabriele Schulz, Andreas Kolb Automatik aus Dreikönigs-Knochen. dieses Unheil an. Ganz zu schweigen aufklärung ausgerottet werden. Anzeigenredaktion Und -ürstin Gloria zu Thurn und Taxis von der Klima-Katastrophe. Rasche Konsequenzen im Sinne Martina Wagner, Tel: 0941/945 93 35, ax: 0941/945 93 50 erläutert uns im Stil der „Bunten“ bei Da kann man die bedachten Sät- und im Dienste unseres gesunden E-Mail: [email protected] ntv, was das echte Christsein aus- ze unseres Bayerischen Ministerprä- Volksempfindens sind unumgänglich. Verlag macht. Da dürfen die spirituell erfüll- sidenten zum Zu- Wir fordern die sofortige Aussetzung ConBrio Verlagsgesellschaft mbH ten Youngster schon mal auf den Köl- stand des ostdeutschen Wählerbe- des Wahlrechtes für die Bürger der Brunnstraße 23, 93053 Regensburg ner Domstufen schnaxeln. neuen Bundesländer bis zur nach- E-Mail: [email protected] weislichen Wirkung folgender Umer- Herstellung ie modern! Und welch will- ziehungs-Maßnahmen: Pflicht-Wall- Petra Pfaffenheuser, ConBrio Verlagsgesellschaft W kommene Abwechslung mit- fahrt für alle Ossis auf eigene Kosten Druck ten im Wahlkampf, bei dem es – wie nach Altötting und anschließender Der Neue Tag Druck- und Verlagshaus GmbH, Weiden Sie wissen – vornehmlich auch um zweimonatiger Ernteeinsatz oder Win- Erscheinungsweise die Ausgestaltung unseres gesell- terdienst unter christlich-sozialer Su- 6 Ausgaben im Jahr schaftlichen Wertesystems geht. Aus pervision. Monatliche Pflicht-Speku- tiefster westdeutscher Männerbrust lation an deutschen Börsen bei Ver- Preis/Abonnement 3,00 Euro, im Abonnement 18,00 Euro, incl. Porto im Jahr in fast schon urchristlicher Manier wendung wenigstens des halben Ge- hat Brandenburgs Innenminister haltes – ersatzweise der Sozial-Zuwen- Aboverwaltung/Bestellmöglichkeit: Jörg Schönbohm die Wurzel allen dungen. Täglicher Fernseh-Konsum PressUP GmbH, Postfach 70 13 11, 22013 Hamburg Tel. 040/414 48-466 Übels hierzulande festgemacht: Der nicht unter acht Stunden, wobei „Ver- [email protected] Beelzebub des real existiert haben- stehen Sie Spaß?“, die „Ziehung der den Sozialismus in der ehemaligen Lottozahlen“ und das „Wort zum puk ist in Bahnhofsbuchhandlungen sowie an -lughäfen erhältlich. DDR proletarisierte die Arbeiter und Sonntag“ zu Pflicht-Sendungen mit Bäuerinnen derartig, dass an die Stel- halbjährlicher Überprüfung des in- Alle Ausgaben von politik und kultur können von der Homepage des Deut- le des Tischgebetes zwangsläufig der haltlichen Verständnisses durch die schen Kulturrates (http://www.kulturrat.de) heruntergeladen werden. multiple Kindsmord trat. Da merkt Marianische Kongregation erhoben Ebenso kann der kostenlose Newsletter des Deutschen Kulturrates man erst, wie weit seinerzeit die CDU werden. Es wäre doch gelacht, wenn (2-3mal die Woche) unter http://www.kulturrat.de abonniert werden. vorausdachte, als sie das grenzenlose wir unsere Brüder und Schwestern im ür unaufgefordert eingesandte Manuskripte und otos übernehmen wir Privatfernsehen in unserem freiheit- Osten mit viel Geduld nicht auf das keine Haftung. Alle veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich ge- lich-demokratischen Lande einführte Theo Geißler, Herausgeber der „neuen gleiche Niveau heben könnten, das schützt. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die musikzeitung“ und „Jazzzeitung“ so- und so die im Menschen nun mal an- unsere westdeutsche Zivilgesellschaft Meinung des Deutschen Kulturrates e.V. wieder. wie Mitherausgeber der puk, Modera- gelegten niederen Triebe in Stellver- so erkennbar auszeichnet. tor der Radiomagazine „taktlos“ (BR/ Gefördert aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur treter-Manier der Glotze zwecks Sub- nmz) und „contrapunkt“ (BR) und Medien limierung übertrug. Foto: Barbara Haack Theo Geißler Europa Kultur Stadt

Sept. – Okt. 2005 Beilage des Deutschen Kulturrates und der Kulturstiftung des Bundes in politik und kultur Ausgabe VI

Inhalt Deutschland liegt in der Mitte Europas. Sechzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und fünfzehn Jahre nach den umstürzenden Veränderungen in den Staaten des ehemaligen Warschauer Paktes ist Deutschland umgeben von guten Nachbarn. Wie sich diese gute Nachbarschaft im alltäglichen Leben der Grenzstädte auswirkt, damit befasst sich diese Aus- gabe von Europa Kultur Stadt. Die Oberbürgermeister dreier Städte, die an unsere westlichen Nachbarstaaten grenzen, Aachen, Flens- burg und Kehl, beschreiben, wie sich in den vergan- genen Jahrzehnten die Nachbarschaft und vor allem der grenzüberschreitende Austausch entwickelt hat. Aachen liegt im Dreiländereck von Deutschland, Nie- derlande, Belgien, Kehl grenzt an Frankreich, Flens- burg an Dänemark. Allen drei Städten ist gemeinsam, dass sie erst im 19. Jahrhundert im Zuge der Ausbil- dung der Nationalstaaten in Europa und der Abgren- zung untereinander diese Rolle als Grenzstädte erhiel- ten. In allen drei Städten erweist sich der europäische Einigungsprozess, die Zugehörigkeit zur Europäischen Union als verbindendes Element und damit sehr posi- tiv. Europa wird vor Ort gelebt und entsteht damit ein anderer Blick auf die europäische Einigung. Als vierte Stadt stellt sich Frankfurt/Oder dar. Sie ist insofern besonders, als dass Slubice die Nachbarstadt auf der anderen Oderseite vor dem Zweiten Weltkrieg ein Stadtteil von Frankfurt/Oder war. In Slubice wur- den von der polnischen Regierung vor allem Polen an- gesiedelt, die aus dem ehemaligen Osten Polens stamm- ten. Der Beitritt Polens zur Europäischen Union hat auch Blick von Frankfurt/Oder auf das Collegium Polonicum in Slubice Foto: Klaus Baldauf View of the Collegium Polonicum in Slubice from Frankfurt/Oder hier viele neue Kräfte freigesetzt, die Annäherung zwi- schen den Bewohnern und den Austausch befördert. Kultur ist auf der einen Seite das verbindende Element zwischen den Nachbarn diesseits und jenseits der Gren- Die Suche nach der verlorenen Stadt zen und befördert den Austausch untereinander. So gibt es gemeinsame kulturelle Veranstaltungen und einen engen Austausch. Von Karl Schlögel Welche Entwicklung die osteuropäischen Städte bis zum Beginn des Transformationsprozesses genommen ha- Die Abwesenheit des Cafés. Ich habe – man mag haupten und neu erfinden müssen, verläuft ganz wo sie sich beginnend in den Stadtrepubliken bis in die ben und an welcher Stelle sie heute stehen, damit setzt darüber lächeln – die Abwesenheit des Cafés immer anders, irgendwo dort, wo die reißenden Ströme der Hochzeit des bürgerlich-liberalen Systems herausge- sich Karl Schlögel auseinander. Neben den Besonder- als den unmittelbarsten und stärksten Ausdruck von Globalisierung auf die eher stationären Zustände tra- bildet hat. Abgesehen davon, dass diese Öffentlich- heiten osteuropäischer Städte befasst er sich auch mit Nicht-Urbanität im ehemaligen Ostblock empfunden. Es ditioneller Verhältnisse treffen und gefährliche Wir- keit selbst eine Abstraktion, eine Norm ist, die es „so“ Ähnlichkeiten dieser mit westeuropäischen. fehlte jener Punkt des Rückzugs aus dem Getriebe der bel produzieren. nicht gegeben hat, ist die Frage, ob es nicht ganz ver- Stadt, jener Aussichtspunkt, von dem man auf die Be- schiedene Formen von Öffentlichkeit gegeben hat jen- wegungen des Verkehrs blicken konnte, jene Kontaktzo- Öffentlichkeit als Idealtyp und konkrete Geschichte seits dieser idealtypischen Konstruktion. Hat es im „to- ne, in der sich das Öffentliche und das Private mühelos – das Letnyj Kafe auf dem Roten Platz. Zentral für talitären System“ andere Formen der Öffentlichkeit Content trafen. Das Verschwinden der Cafés – zum Beispiel des Urbanität ist offensichtlich eine bestimmte Vorstel- gegeben, wenn ja, welche? Rodtschenkos Photo vom is located in the middle of Europe. Sixty ye- Nord in Petersburg, der Alpenrose in Moskau – war für lung von Öffentlichkeit: bürgerliche Öffentlichkeit, wie Weiter auf Seite II ars after the end of World War II and fifteen years mich historisch immer eines der stärksten Indizien für after the revolutionary changes in the countries of Desurbanisierung, für Verlust von Urbanität. Freilich: es the former Warsaw Pact, Germany is surrounded by ist nur ein Symptom unter vielen. Umgekehrt ist die Wie- good neighbours. This issue of “Europa Kultur Stadt” derkehr des Cafés für mich eines der Symptome für die In Search of Lost Urbanity concentrates on how this good neighbourhood influ- Regeneration einer städtischen Öffentlichkeit. By Karl Schlögel ences everyday life in the border towns. The mayors of three cities, Aachen, Flensburg and Kehl, Das Verschwinden des Flaneurs, der Flaneuse. Die The absence of cafés. It might raise something of a permanent and stable than political systems. What has bordering on our neighbouring countries in the west, bürgerliche Stadt hat eine spezifische Bewegungsform smile, but I have always felt the absence of cafés in Odessa got to do with Magnitogorsk, or Tallinn and describe the development of the relationship and es- hervorgebracht, wie sie – bis zum Mythos – stilisiert, the former East Bloc was the strongest and most di- Riga with Minsk, Totma with Warsaw, or Doneck with pecially the cross-border exchange during the past ja verkitscht worden ist. Bei Baudelaire, Simmel, Ben- rect expression of non-urbanity. That point of retreat Prague – yet these are all cities in the former East Bloc. from the hectic of the city was lacking, that observati- And, vice versa, how much similarity is there between decades. Aachen is situated in the border triangle of jamin. Nichtsdestotrotz hat es ihn/sie gegeben. Er/sie on post where one could watch the movement of the Rotterdam and Nabereshnye Tschelny, between the Germany, Belgium and the Netherlands. Kehl is close sind nur denkbar in einem spezifischen Milieu. Wenn traffic, that contact zone where the public and private post-war residential development in Berlin’s Märkische to the French border, Flensburg to Denmark’s. All three dieses Milieu verschwindet, ist auch die Bewegungs- effortlessly meet. In my view, in historical terms the Viertel district and the sea of housing blocks in Kolpi- cities have in common, that they did not become bor- form und der Typ erledigt. Auf der „Chaussee der En- disappearance of the café – for example, the Nord in no, near Leningrad. der towns until the 19th century, in the course of the thusiasten“ gibt es so wenig einen Flaneur wie auf dem Petersburg, the Alpenrose in Moscow - has always been In the „East“ there are just as many different cities and formation of nation-states and the establishment of Freeway in Santa Monica. Die Entwicklung der Stadt one of the strongest signs of de-urbanisation, of the diverse degrees of urbanity as in the „West“. These are boundaries. In all three cities the process of European im 20. Jahrhundert hat in einer Art Zangenbewegung – loss of urbanity. Admittedly, it is only one symptom abstractions that dissolve on closer examination. They among many. And, vice versa, the café’s return is one belong to the past and only create confusion. Today’s unification and the membership in the European Uni- zwischen Moskau und Los Angeles – den Flaneur als symptom of the regeneration of urban public space. urbanities have to rediscover and assert themselves by on has become a connecting and, as such, a positive die Zentralfigur des urbanen Raums abgemurkst. pursuing a movement in quite another direction, in factor. Europe is a local reality and changes the pers- The disappearance of the flaneur. The prosperous some location where the powerful currents of globali- pective on the European unification. Ost und West – Hilfsbegriffe, kaum brauchbar. Mit middle-class city produced one particular kind of mo- sation encounter the rather stationary conditions in Frankfurt/Oder is the fourth city to present itself. It Ost und West meinen wir die Welt von gestern und vement that has not only been stylised and accorded traditional relations, producing hazardous squalls. stands out, since the neighbouring town Slubice on the vorgestern: die Teilung der Welt im Kalten Krieg, in mythic status, but even become kitsch – and found in other side of the river Oder was a district of Frankfurt/ Kapitalismus und Sozialismus, in Demokratie und Dik- Baudelaire, Simmel, and Benjamin. Nonetheless, the idle Publicness as an ideal and concrete history – Café Oder before World War II. The Polish government spe- tatur usf. Er ist sehr ungefähr und man merkt rasch, rich, strolling about town, really existed. But such a Letnyj on Red Square. It seems as if one central ele- figure is only conceivable in a specific milieu; the ment of urbanity is a definite notion of publicness: ci- cifically resettled Poles from the former east of Poland dass man nicht weit kommt. Stadttypen sind dauer- milieu’s disappearance kills off both this kind of move- vic publicness, as it evolved from its origins in the city to Slubice. Poland’s entry into the European Union has hafter und stabiler als politische Systeme. Was hat ment and, with it, the figure. There are no more people republics to the flowering of the prosperous middle- released a lot of new energies here and promoted the Odessa mit Magnitogorsk zu tun, was Tallinn und Riga merely strolling down „Enthusiasts’ Avenue“ than down class liberal system. Apart from this publicness itself exchange between and closeness of the inhabitants. mit Minsk, was Totma mit Warschau, was Doneck mit the freeway in Santa Monica. In the 20th century, ur- being an abstraction, a norm that did not exist „like On the one hand, culture is the connecting element Prag – sie alle sind Städte des ehemaligen Ostblocks. ban development powered a kind of pincher movement this“, the question of whether there were not quite between neighbours on this and the other side of the Und umgekehrt: wie viel Verwandtschaften gibt es – between Moscow and Los Angeles – that wiped out diverse forms of publicness transcends this ideal cate- borders and can promote the exchange between peo- zwischen Rotterdam und Nabereshnye Tschelny, zwi- the idle flaneur as the main figure in urban space. gorical construct. Were there different forms of pu- blicness in a „totalitarian system“ - and if yes, which ple. There are joint cultural events and close communi- schen Berlin-Märkischem Viertel und den Plattenbau- East and West – handy terms, hardly applicable. East ones? Rodchenko’s photo of a summer café on Red cation. Karl Schlögel looks into the subject of the de- gebirgen von Leningrad-Kolpino. and West refer to yesterday’s, and yesteryear’s, world: Square shows, for example, that the Red Square of the velopments in the Eastern European Cities up to the Es gibt im „Osten“ so viele verschiedene Städte und the world split in the Cold War, into capitalism and 1930s had not yet become that sacral place we know, beginning of the transformation process and where unterschiedliche Grade an Urbanität wie im „Westen“. socialism, into democracy and dictatorship, etc. Such a with its smoking ban and missile parades. But, in a pe- they stand today. Besides the particularities of Eas- Das sind Abstraktionen, die sich bei näherem Hinse- categorisation is extremely rough and, one soon reali- riod of omnipresent state control, which places and tern European cities, he also focuses on the similari- hen auflösen. Sie sind von gestern und führen in die ses, does not take us very far. Types of cities are more Continued on page II ties with Western European cities. Irre. Die Linie, an der heute die Urbanitäten sich be- Europa Kultur Stadt politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite II

Fortsetzung von Seite I gen des frühen 19. Jahrhunderts, an den Flugsand- Gesellschaften Lateinamerikas und Asiens geschulten Suche nach der verlorenen Stadt Blick auf die Städte der sozialen Revolution in Ost- und Mitteleuropa zurückblicken. („Learning from Me- Sommercafé auf dem Roten Platz zeigt z.B., dass in xico City, Learning from Magnitogorsk“!) den 30er Jahren der Rote Platz noch nicht jener sa- kralisierte Ort war, als den wir ihn kennen: mit Rauch- Die Stadt als Schauplatz für „1989“. Kraftprobe. Was verbot und Raketenaufmarsch. Die Frage ist, über wel- „um 1989“ herum in den Städten des alten Ostblocks che Örte und Räume sich die Stadt verständigt hat in geschah, war in vieler Hinsicht die Rückgewinnung Zeiten allseitiger staatlicher Kontrolle. Da wären zu von Bürgerlichkeit, Weltoffenheit, Urbanität – mit al- nennen: Clubs, Parks, Bahnhöfe, Reisen im Waggon, len Gefährdungen, die damit verbunden sind: Druck Arbeiter-Wohnheime, Zusammensein bei Feiertagen, der Kommerzialisierung, neue gated communities usf. Sanatoriums-Aufenthalte usf. Wir haben bis heute Unter dem Strich bleibt indes – jedenfalls für mich: keine Analyse der anthropologischen Örter und Un- die Stadt als Ort der Vergesellschaftung, der Selbstdar- Örter des Sozialismus im Sinne Marc Auges. stellung, des Engagements, des offenen (und verste- Ludwig Forum für Internationale Kunst Aachen Foto: Schaefer Ludwig Forum for International Art Aachen cken) Konfliktaustrags. Das hat sich in jeder Hinsicht Privateigentum und Nicht-Privateigentum. Vielleicht niedergeschlagen: in der Umkodierung des öffentlichen probte, ziemlich starke Städte aus dem Rennen und bla- che zu überstehen und gesellschaftliche Synthesis ist es am besten, Urbanität als eine bestimmte Quali- Raums, in der Formensprache der Architektur, in der sen kleine Nicht-Orte zu neuen Relais-Stationen der immer wieder aufs Neue ins Werk zu setzen: Stadtbil- tät des Lebens und der Verkehrsformen anzusehen, die Vielfalt der Funktionen und ihrer Vermischung, in einer internationalen Ströme auf. In diesem Prozess gibt es dung Tag für Tag. auf Vermittlung, Vielfalt, Zwanglosigkeit beruht, als eine Entmusealisirung und Entpolitisierung des Raumes. keine Privilegien, keine Schutzmauern. Alles ist offen. Lebensform, in der der Reichtum und die Komplexität Sakrale Plätze sind „entweiht“, „profaniert“, „desakra- Oft erkennt man Orte nach fünf Jahren nicht wieder, Urbane Vigilanz: Ulica Gurjanova 19, World Trade des städtischen Organismus zur Geltung kommen kann. lisiert“ worden. Ich habe auf dem Lenin-Mausoelum eine entweder weil sie inzwischen zu den metropolitan cor- Center. Den stärksten Eindruck, den Moskau und New Dies kann auf verschiedene Weise erreicht werden. Die zerdrückte Cola-Dose gesehen. Es gab vor einigen Jah- ridors gehören oder weil sie aus ihnen herausgefallen York in den letzten Jahren auf mich gemacht haben, Erfahrung scheint mir zu zeigen, dass die Existenz des ren ein internationales Zirkustreffen vis-a-vis vom sind. Das eine bedeutet: auf der Höhe der Zeit zu sein, war während der Attentate: zum ersten Mal begriffen Privateigentums, die die Entwicklung der Stadt so sehr Mausoleum. Die alte Mischung löst sich auf, neue ent- das andere, aus ihr abzustürzen. Es hat sich eine inter- die Bewohner, was auf dem Spiel steht. Die alte Gleich- behindern kann, zugleich der beste Garant für Urbanität stehen. Innerstädtische Migrationen von erheblicher national-globale Sprache herausgebildet: e-mail, fax, gültigkeit und Indifferenz der bloßen Stadtbewohner ist: der kräftige Egoismus der Parzelle und ihres Eigentü- Bedeutung sind in Gang gekommen. The city in flux. handy, dot.com-Verkehrsformen, Börsenkurse, Logos, war dahin. Sie blieben die Nacht über auf, sie halfen mers, die Rivalität und Konkurrenz der möglichst vielen, Die Umkodierung ging unter aller Augen vor sich. Sie internationaler Tourismus. Die Städtelandschaft ändert sich gegenseitig. Sie achteten auf das, was in der Stadt, die Zusammenballung, Monumentalismus und Hierar- hat alle fasziniert, aber sie ist kaum irgendwo künstle- sich komplett, die Urbanitäten ändern sich rapide. in ihrem Viertel, in ihrem Haus geschah. Sie richteten chie mildern oder verhindern; die Existenz von Subjekt/ risch fixiert und „festgehalten“ worden – bis auf weni- memorial sites ein. Ein neuen Verantwortungsbewusst- Eigentümer in einer Welt, die kein Subjekt mehr hat au- ge Ausnahmen. Jede Stadt auf ihre Weise die „Trans- Die Frage nach dem Subjekt – ratlos. Man möchte sein, ein neuen ziviles Pathos, dem sich auch das po- ßer grandiosen Apparaten und Bürokratien. Die eigen- formation“ hinter sich gebracht. Man müsste das alles gerne wissen, wie es weitergeht, wo die Kraft für die litische Führungspersonal nicht entziehen konnte. Es tumslose Stadt ist schutzloser als die Stadt der Eigentü- analysieren, denn es ist viel interessanter als nur eine Bildung eines konstitutiven Zentrums zu finden wäre. gibt Fragen, auf die es keine Antwort gibt: Die Selbst- mer. Die verheerendsten Zerstörungen von Stadt sind – McDonaldisierung oder MacWorldisierung. Während Viele Antworten scheinen überholt und romantisch: verteidigung der Städte als dem Verletztlichsten un- abgesehen von Krieg – jene durch Gleichgültigkeit, Ver- „im Westen“ alle über Amerikanisierung, Absterben der der Staat, die Polizei, das Bürgertum. Sie alle gibt es serer Kultur gegen einen neuen Feind, eine neue Alli- wahrlosung zustande gekommenen, erleichtert durch Innenstädte usf. klagten, erlebten die Städte des östli- in der kompakten, verlässlichen Form nicht mehr. Und anz der Wachsamkeit und des zivilen Engagements, Subjektlosigkeit und Widerstandslosigkeit. Die Rückkehr chen Europas einen Vitalisierungsschub. was kann man mit der „Masse“ oder „Menge“, die uns für das uns bisher die Phantasie fehlt. des Subjekts, in welcher Gestalt auch immer, ist in vielen Antonio Negri als neues mythisches Subjekt empfiehlt, Fällen die erste Bedingung für Reurbanisierung. Scharzenegger statt Lenin an der Wolga. Die Ikonen schon anfangen. Das einzige, was mich nicht nur be- Die Thesen wurden vorgetragen auf den 4. Potsdamer der globalen Welt. Es gibt keinen letzten Winkel mehr, ruhigt, sondern beeindruckt, ist die spontane, von un- Begegnungen vom 1.-4.September 2002 in Moskau, die Sozialistische Stadt, kapitalistische Stadt – Phäno- in den die Ikonen der Globalisierung nicht vorgedrun- bändigem Lebens- und Überlebenswillen, jedesmal unter dem Thema „Urbanität in Ost und West“ standen. menologie. Es gibt ins Auge springende Unterschiede. gen wären. Das ist wohltuend und bedrohlich, vor al- aufs Neue produzierte Anfangssituation der Stadt: der Sozgorod, die sozialistische Musterstadt, braucht keine lem aber ist es eine Tatsache. Die Ströme der Globali- Basar. Er ist für mich der sichtbarste Index für die Fä- Der Verfasser ist Professor an der Europa Universi- Banken, keinen financial district, kein Presseviertel, nicht sierung folgen ihren eigenen Gesetzen. Sie werfen er- higkeit der menschlichen Rasse, alle Zusammenbrü- tät Viadrina die Ameisenhaufen von konkurrierenden Kleinhändlern und Kleinunternehmern, sie braucht keinen Individual- verkehr, keine Einzelhäuser, keine Villen, vielleicht nicht Continued from page I einmal individuelle Küchen. Sozgorod ist nicht eine An- In Search of Lost Urbanity sammlung von Waren, sondern rationell organisierte sozialer und ökonomischer Raum. Das eine wie das an- spaces had the city reached an agreement on? Here, the old city centres, already weakened by revolution, ex- the inner city, and so on, the cities in eastern Europe dere hat Folgen. Das eine ist so etwas wie der Sitz des one might cite clubs, parks, stations, train journeys, propriations, emigration, epidemics, hunger, and civil war. are experiencing a new burst of vitality. Gelben Teufels (Maxim Gorki), Dschungel, Chaos, Bür- workers residential hostels, gatherings for public holi- The Moscow of the 1930s was, to use David Hoffmann’s gerkrieg in Latenz, das andere vernünftige angelegte days, stays in sanatoriums, and so on. As yet, though, term, a „peasant metropolis“. The process of urban deve- Scharzenegger instead of Lenin on the Volga. Icons Natur, Menschenpark, Arrangement und soziales En- we still do not have any analysis of socialism’s anthro- lopment, forcefully underway, was constantly and brutally of a global world. There are no last vestiges of the pological places and non-places, in the sense used by broken off and revised. The main factors here are the world where the icons of globalisation may not have semble. Es gibt zweifellos einige Züge, die sich heraus- Marc Auge. First World War, revolution, collectivising measures, ur- spread. That is, in itself, a relief and a threat but, first präparieren lassen. Aber man kommt nicht sonderlich ban deportations, the Second World War, etc., constant- and foremost, it is a fact. The currents of globalisation weit. Die Geschichte ist weitaus krummer und kompli- Private and non-private property. It may be best to ly interrupting the „organic“ urbanisation process. For follow their own laws. They throw proven, rather strong zierter. Wer von Urbanität „im Osten“ redet, soll von den view urbanity as a specific quality of life and modes of decades, the dominant tendency was not urbanising the cities out of the race and inflate little non-places into Urbanisierungsprozessen im Osten Europas sprechen. communication, based on mediation, diversity, and countryside but, as Moshe Lewin pointed out, ruralising the new relay stations along the international highways. informality, rather than a way of life in which the wealth the city. Russia provides the most glaring and clearest There are no privileges or protective walls to stop the „Peasant Metropolis“. Hyperurbanisierung und Zu- and complexity of the urban organism can effectively example, but this pattern can also be found in a less pro- process. Everything is in flux. After five years, one often sammenbruch der Urbanität im 20. Jahrhundert: be employed. This can be achieved in a variety of ways. nounced form elsewhere too. Even in an already urba- does not recognise a place again, either because it now As I see it, experience has shown that private property, nised western Europe, the 20th century also witnessed a belongs to the metropolitan corridors or because it has Ruralisierung und Krieg. Das dünne und feine Netz which can prove so great an obstacle to urban develop- major process of de-urbanisation, a de-urbanising regres- ceased to. In one case, a city is at the cutting edge of städtischer Zentren und Subzentren im östlichen Eu- ment, is simultaneously the best guarantee for urbani- sion, first due to war, dissolution of cities, resettlement, developments; in the other, it has lost pace with them. ropa ist im 20. Jahrhundert unter dem Druck der sozi- ty: the forceful egotism of plots of land and their ow- displacement, and evacuation – and then caused by the An international and global language has emerged: Email, alen Aufstiegsbewegungen zusammengebrochen. Die ners, rivalry and competition between as many as pos- more civil forms of „car-friendly“ cities and so on. In eas- fax, cell phone, dot.com communication forms, share pri- politischen Revolutionen haben dies nur bekräftigt, sible who weaken or prevent concentration, moumen- tern Europe, it was above all this mix of ruralisation, de- ces, logos, international tourism. The city landscape chan- nicht hervorgerufen. Die stärksten Schübe erfolgten talism and hierarchy; the existence of the subject/ow- urbanisation and eradication of the prosperous middle- ges totally, urbanities change rapidly. in der Industrialisierungs- und Modernisierungsbewe- ner in a world that no longer has any subject except a classes in war and through genocide that led to a regres- grandiose apparatus and vast bureaucracies. The unow- sion of a size that can hardly be accurately gauged. Hence, Asking about the subject – at a loss. One would like gung um 1900 und in der Industrialisierung der 30er ned city is less protected than a city of owners. The most it rather betrays a lack of reflection to always only talk of to know how it will carry on, where the energy to cre- und 40er Jahre. Es sind Jahrzehnte, in denen die alten devastating destruction cities suffer from – apart from „socialism“ as destroying the cities. In fact, the quite stan- ate a constitutive centre might be found. Many ans- städtischen Zentren, die durch Revolution, Enteignung, war – is that dilapidation generated by indifference and dard mobile Einsatzkommando squads, implementing their wers seem out-dated and romantic: state, police, civil Emigration, Epidemien, Hunger, Bürgerkrieg ge- neglect, facilitated by subjectlessness and passivity. In agenda of mass murder and ethnic cleansing, played a key society. None of them exist any longer in a compact, schwächt waren, unter den Wellen von bäuerlichen many cases, the subject’s return, in whichever form it role in destroying eastern Europe’s cities (e.g., Minsk, Smo- reliable form. And what are we supposed to do with Migration begraben worden sind. Moskau wurde in takes, is the initial condition for re-urbanisation. lensk, Vitebsk, Vilnius, etc.). One needs to look back at the the „multitudes“ or „mass“, which Antonio Negri has den 30er Jahren eine „Peasant Metropolis“ (David cities of social revolution in eastern and central Europe proposed as the new mythic subject? The only thing Hoffmann). Der Stadtbildungsprozess, der vehement Socialist city, capitalist city – phenomenology. There with an eye familiar with British industrial towns of the which not only reassures me but impresses me is the are immediately obvious and crucial differences. Soz- early 19th century, or the migratory societies in Latin spontaneous roots of the city, always recreated anew, eingesetzt hatte, ist immer wieder brutal unterbro- gorod, socialist model city, does not need banks, a fi- America and Asia. („Learning from Mexico City, Learning driven by the boundless will to live and survive: the chen und revidiert worden. Die Hauptdaten sind: Ers- nancial district, a Fleet Street, nor a mass of compe- from Magnitogorsk“!) bazaar. In my view, this is the most visible marker of ter Weltkrieg, Revolution, Kollektivierung, Deportati- ting small companies, merchants and traders, nor any the capacity of the human race to survive all radical onen aus den Städten, Zweiter Weltkrieg usf. Der „or- individual means of transport, nor detached houses or The city as the backdrop of „1989“. A test of strength. breaks and repeatedly evolve and establish social syn- ganische“ Urbanisierungsprozess ist immer wieder villas, and may not even need separate kitchens. Rat- In many respects, what happened in the cities of the thesis again: daily cityscaping. abgebrochen worden. Die dominierende Tendenz war her than just being a collection of goods, Sozgorod is former East Bloc „around 1989“ was the recovery of civil für Jahrzehnte nicht die Urbanisierung des Landes, rationally organised social and economic space. But society, cosmopolitanism, urbanity – with all the hazards Urban vigilance: Ulica Gurjanova 19, World Trade both the former and the latter have their consequences. associated with it: pressure of commercialisation, new Center. Over the last years, the strongest impression sondern die Ruralisierung der Stadt (Moshe Lewin). The former is something like the City of the Yellow Devil gated communities, and so on. On balance, what remains Moscow and New York have made on me was during Russland ist der klare und krasse Fall, in milderer Form (as Maxim Gorky put it), jungle, chaos, latent civil war, – at least, for me – is the city as the location of sociali- the attacks: for the first time, the residents there gras- hat es sich auch anders so abgespielt. Selbst im schon while the latter is sensibly structured nature, a park zation, the presentation of self, commitment, and open ped what was at stake. The old indifference and disin- urbanisierten Westeuropa hat es im 20. Jahrhundert designed for human beings, arrangement and social (and concealed) conflicts. In any case, though, this has terest found among mere urban residents had gone. gravierende Desurbanisierungsprozesse, eine desurba- ensemble. Although, no doubt, certain lines of reaso- had an impact on recoding public space, architectural They stayed up all night, helping each other. They nisierende Regression gegeben: durch Krieg, Auflösung ning could be evolved here, they would not lead to very language, the diversity of functions and their mix, and noticed what was happening in their city, in their dis- von Städten, Umsiedlung, Vertreibung, Evakuierung – much. History is far more complicated and twisted. space being de-musealised and de-politicised. Sacral trict, in their own building. They set up memorial sites. dann auch durch zivilen Formen der „autogerechten Anyone discussing urbanity „in the East“ ought to be places have become „deconsecrated“, „profaned“, „de- A new awareness of responsibility, a new civil pathos, talking of the urbanisation process in eastern Europe. sacralised“. I saw a crushed Coke can on the Lenin Mau- which even the leading political figures were not able Stadt“ u.ä. Im Osten Europas ist es vor allem dieses soleum. Some years ago, there was a meeting of inter- to avoid. For some questions, there are no answers: the Zusammenspiel von Ruralisierung und Desurbanisie- „Peasant Metropolis“. Hyper-urbanisation and the national circuses opposite the Mausoleum. The old mix self defence of cities, as our culture’s most vulnerable rung und Entbürgerlichung durch Krieg und Völker- collapse of urbanity in the 20th century: ruralisati- dissolves and new mixes are created. Crucially signifi- aspect, against a new enemy, a new alliance of watch- mord, das eine kaum genau messbare Regression be- on and war. In the course of the 20th century, under cant inner city migrations are now underway. The city in fulness and civic commitment for which we have pre- wirkt hat. Es ist also ziemlich gedankenlos, immer nur the pressure of the shifts towards social advancement, flux. Recoding occurred directly under everyone’s eyes. viously lacked the imagination. „vom Sozialismus“, der die Städte zugrundegerichtet the thinly-spread, fine network of urban centres and It fascinated all who saw it, yet is hardly artistically fixed, habe, zu reden. Es waren die ganz gewöhnlichen Ein- sub-centres in eastern Europe collapsed - a process that „captured“, somewhere – with a few exceptions. Each These theses were presented at the 4th Potsdamer Be- satzkommandos mit ihren Massenmorden und Säu- political revolutions confirmed but did not cause. The city has passed through a „transformation“ in its own gegnungen held from 1-4 September 2002 in Moscow most intense pressures emerged from the shifts to in- way. One needs to analysis all these processes since, af- and dedicated to the topic of „Urbanity in East and West“. berungsaktionen, die eine zentrale Rolle bei der Zer- dustrialisation and modernisation around 1900 and the ter all, they are far more interesting than just a McDo- störung der Städte des östlichen Europa gespielt ha- industrialisation process in the 1930s and 40s. These naldization or a MacWorldization. While everyone „in The author is Professor at the European University ben (s. Minsk, Smolensk, Vitebsk, Vilnius usf.). Man are decades when waves of peasant migration buried the West“ is lamenting Americanisation, the death of Viadrina muss mit einem an den britischen Industriesiedlun- Europa Kultur Stadt politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite III Wo kommunale Grenzen auch nationale sind Porträt Aachen · Von Jürgen Linden

Aachen ist seit langem schon eine Grenzstadt – heute lassen sich gleichsam ablesen an den Karlspreisträ- mit einer gemeinsamen Grenze von jeweils mehr als gern. Darunter sind die „Architekten“ der Integration 20 Kilometern sowohl zu den Niederlanden, als auch genauso zu finden wie Hoffnungsträger, die sich um zu Belgien. Damit dürfte Aachen eine der wenigen die Einheit des Kontinents in ihrer jeweiligen Zeit und Großstädte sein, deren kommunale Grenzen zugleich in ihrem Umfeld verdient gemacht haben. Der Karls- nationale sind. preis hat politisch, wirtschaftlich und kulturell die europäischen Gemeinsamkeiten gestärkt, manchmal Oftmals werden durch die politischen Grenzziehun- auch Entwicklungen kritisch hinterfragt. Aus beschei- gen Sprach- und Kulturräume voneinander getrennt. denen Anfängen, die sich einer Initiative Aachener Für das Grenzland um Aachen traf dies nicht immer Bürger verdankte, wurde die wichtigste Auszeichnung, zu. Die nationalstaatlichen Grenzen konnten ihre tren- die Europa zu vergeben hat und die bedeutendste po- nende Wirkung erst in den letzten zwei Jahrhunder- litische Ehrung für den Einsatz um die europäische ten entfalten, doch wirken sie manchmal bis in unse- Einigung. re Gegenwart hinein nach. Das europäische Einigungsprojekt muss sich allerdings Der trennende Charakter der Grenzen ist erst spät in auch im Alltag bewähren. Jede Grenzstadt ist exis- der europäischen Geschichte entstanden. Im histori- tenznotwendig auf eine Zusammenarbeit mit den schen Längsschnitt betrachtet können wir feststel- Nachbarn angewiesen, natürlich auch Aachen. Denn: len, dass jenseits aller regionalbedingten Besonder- Luft und Wasser fragen ohnehin nicht nach national- heiten und verschiedener Sprachen die europäische staatlichen Grenzen. Auch der Boden richtet sich in Kultur vieles gemeinsam hatte. Eine ihrer Wurzeln liegt seiner topographischen Form nicht nach Landkarten sicherlich in der karolingischen Renaissance, die von oder Atlanten. Aachen ausging. Über das ganze Mittelalter hinweg Die Menschen in unserer Grenzregion fragen schon hat sich das Bewusstsein von den gemeinsamen kul- lange nicht mehr danach, wo sie einkaufen, arbeiten turellen Grundbeständen in Europa erhalten. In der oder wohnen, wo sie die Freizeit verbringen oder wel- einheitlichen christlichen Glaubensüberzeugung, in che Nationalität die Person hat, mit der man gerne den Kunststilen, Literaturgattungen und Architektur- ausgehen will. formen können wir ablesen, was die Europäer über Grenzüberschreitendes Zusammenwirken ist längst ein Jahrhunderte hinweg miteinander teilten. Teil des Lebens der Menschen geworden. Mit ihnen Der im Grenzraum um Aachen entstandene und be- überschreiten Verkehrsmittel und Strom, Wasser und heimatete maasländische Aachen-Lütticher Barock- Telekommunikation die Grenze. stil ist nur ein Beispiel für die europäischen Gemein- Vieles in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit samkeiten, die sich nicht durch Sprach- oder politi- muss formell geregelt werden. Die Regelungen brau- sche Grenzen aufhalten ließen. chen Strukturen. Eine davon ist die Euregio Maas- Die Entwicklung der Nationalstaaten unterbrach die Rhein, zu der auf deutscher Seite auch Aachen zählt. lange Periode europäischer Zusammengehörigkeit. Ihre Dieser Zusammenschluss hat eine zentralistische Legitimation suchten die entstehenden Nationalkul- Struktur, ist staatlich organisiert und umfasst neben turen häufig in Mythen, die sich von anderen abgrenz- der Aachener Region die niederländische Provinz Lim- ten. Heute müssen wir – teilweise mühsam – wieder burg sowie die belgischen Provinzen Lüttich und Lim- neu das Zusammenwachsen lernen. Hierzu gilt es, die burg. Das wichtigste Entscheidungsorgan der Euregio gemeinsame Wurzel der Zivilisation unseres Konti- Maas-Rhein ist die Gouverneurskonferenz, die durch nents zu entdecken. Besser noch sollte man von ver- die obersten Entscheidungsträger der Provinzen und schiedenen Wurzeln sprechen, denn Europa gründet den Kölner Regierungspräsidenten besetzt ist. Seitens sich im römischen Recht, es wird gespeist von den der kommunalen Ebene wurde in der Vergangenheit Impulsen der antiken und der klassischen Philosophie, viel Druck gemacht, um zu einer besseren demokrati- Karlsbrunnen mit dem Standbild Karls des Großen auf dem „Karls-Fountain“ with a statue of Charlemagne on the der Glaubenswelt des Christentums und des Juden- schen Legitimation zu kommen. Ziel wäre es, dem- Marktplatz Foto: Stadt Aachen/Andreas Herrmann town square tums sowie der Tradition der Aufklärung. nächst ein euregionales Parlament zu haben. Ob das Die Wiederentdeckung dieser Wurzeln als des die ver- Ziel aber erreicht werden kann, steht noch in den Ster- gemeinsame Raumordnung, die Zusammenarbeit der Amateuren, Studenten und Professionellen. Die Konzer- schiedenen Völker verbindenden Elementes für die nen. sieben Hochschulen hin zur grenzüberschreitenden te finden im niederländischen Kerkrade und Aachen statt. Zukunft Europas steht noch aus. Auch darin liegt ein Neben diesen Gremien gibt es aber vor allem die der Arbeitsvermittlung, zur Kooperation der Polizei-, Feu- Das InFront-Festival ist ein Euregionales Forum für Jazz, Grund, dass eine europäische Identität sich bislang direkten kommunalen Zusammenarbeit: Regelmäßi- erwehr-, Sanitäts- und Rettungsdienste. Improvisation und Neue Musik. Das Festival eröffnet noch nicht ausbilden konnte. Die gescheiterten Ver- ge Treffen der fünf Bürgermeister der wichtigsten Es gibt mithin eine facettenreiche Kultur der grenzüber- Gelegenheiten über vermeintliche Grenzen zu schau- fassungsreferenden in Frankreich und den Niederlan- Großstädte, der Verwaltungen und auch der politischen schreitenden Zusammenarbeit. Ein Kernstück hierbei ist en, fordert aber auch auf, künstlerische Grenzen zu den haben dies noch einmal eindrucksvoll bestätigt. Gremien, darüber hinaus die Zusammenarbeit der In- natürlich die Kooperation auf dem Gebiet der Kultur. Die überschreiten. Es ist ein Platz für die kreative Entwick- Aachen als Stadt an der Grenze hat nach den großen dustrie- und Handelskammern, der Arbeitsverwaltun- Kommunalverwaltungen und die Politik haben hierzu viele lung musikalischer Nischen, ein Raum für aktuelle Strö- Katastrophen des 20 Jahrhunderts immer wieder die gen und der Hochschule. Impulse gegeben, einige gemeinsame Projekte seien hier mungen der Zeitkunst, ein Platz für Experimente. europäische Einigung als einzige Hoffnung für Frie- Es gibt vielfältige Beispiel für konkrete Zusammenar- exemplarisch aufgeführt: Sprach ich eingangs vom maasländischen oder Aachen- den, Stabilität und Wohlstand gesehen. Hellsichtige beitsformen in diesem Miniatur-Europa der Euregio Das Orlando Kamermusikfestival hat seine Wurzeln in Lütticher Barockstil, so gibt es Baumeister, an dessen Bürger schufen schon 1950 mit dem Internationalen Maas-Rhein mit ihren fünf Kulturen und drei Amts- den Niederlanden. Zu diesem berühmten Kammer-Mu- Beispiel sich ein gemeinsames kulturelles Erbe festma- Karlspreis einen repräsentativen Ansporn für die Be- sprachen. Der Bogen spannt sich von einem grenzü- sik-Festival treffen sich jedes Jahr Musiker und Liebha- chen lässt: Hermann-Joseph Couven, (1701 - 1763) ein förderung des Vorhabens einer europäischen Einigung. berschreitenden Gewerbegebiet der Städte Heerlen ber, um auf diesem Festival zu musizieren. Inspirierend Architekt, der wie kein anderer diesem Dreiländereck Die verschiedenen Etappen des Einigungsprozesses und Aachen über die Euregionale Sprachenakademie, ist dabei die einzigartige Wechselwirkung zwischen Weiter auf Seite IV

Where communal borders equal national ones By Jürgen Linden

Aachen has long been a border city, and today it shares was stimulated by ancient and classical philosophy, by their free time or to ask the nationality of the people employment agencies and cooperation on police, fire, borders with the Netherlands and with Belgium that Christianity and Judaism, and by the tradition of the whose company they enjoy. ambulance, and rescue services. exceed 20 kilometres. That makes Aachen one of the Enlightenment. Cross-border cooperation has long been part of the lives A richly facetted culture of cross-border cooperation has few large cities whose communal borders are also na- The rediscovery of these roots as the element that binds of the people here. And along with the people, public since emerged. Cultural cooperation is of course a cen- tional ones. different peoples together for Europe’s future is some- transport and electricity, water and telecommunication trepiece of this. The communal administrations and po- thing that must still take place. That is another reason cross the border as well. litics have provided many stimuli, and the joint projects Linguistic and cultural regions are often separated by why a European identity has yet to form. The failure of Many things have to be regulated formally in any cross- mentioned here are merely examples. political borders. That has not always been the case for the referenda in France and the Netherlands confirmed border cooperation. Regulations need structures. One The Orlando Kamermusikfestival has its roots in the Ne- the region around Aachen. It was only in the last two this strikingly yet again. such structure is the Euregio Meuse-Rhine, and Aachen therlands. At this famous festival for chamber music, centuries that borders based on nation-states began to After the great catastrophes of the twentieth century, is a member on the German side. This alliance has a cen- professional and amateur musicians perform. It is inspi- be effective partitions, but sometimes that effect is still the border city Aachen has always seen European unity tralist structure, is organised by the state, and includes ring to see this unique interaction of amateurs, students felt today. as the only hope for peace, stability and prosperity. As- the Aachen region, the Dutch province of Limburg and and professionals. The concerts are held in Kerkrade in The partitioning nature of borders is a late development tute citizens founded the International Charlemagne the Belgian provinces of Liège and Limbourg. The most the Netherlands and in Aachen. in European history. Examining the longitudinal section Prize in 1950 to provide incentive to promote the pro- important decision-making body of the Euregio Meuse- The InFront-Festival is a Euregional forum for jazz, im- of history, we see that despite all the regional particula- ject of European unity. The various stages in the process Rhine is the governors’ conference, whose membership provisation and contemporary music. The festival provi- rities and various languages, European cultures had much of unification can almost be read from the list of recipi- is made up of the highest-ranking decision-makers from des opportunities to look beyond supposed borders, en- in common. One such root certainly lay in the Carolingi- ents of the Charlemagne Prize. It includes the ‘architects’ each of the provinces and by the Regierungspräsident of couraging the crossing not only of national borders but an Renaissance, which began in Aachen. The awareness of integration as well as the great sources of hope who Cologne. In the past, there was a good deal of pressure artistic ones as well. It is a place to develop musical ni- of shared basic cultural elements in Europe survived th- served the cause of the unity of the continent in their on the communal level to achieve greater democratic ches creatively, a place for current trends in art, a place roughout the Middle Ages. In the shared Christian faith, time and in their surroundings. The Charlemagne Prize legitimation. The goal was to have a Euregional parlia- for experiments. artistic styles, literary genres and architectural forms, has strengthened common European interests political- ment in the near future. It remains to be seen whether In the beginning I spoke of the Meuse River or Aachen- we can read what Europeans shared over centuries. ly, economically and culturally, and sometimes it has that goal can be achieved. Liège Baroque style, and there are architects whose work The so-called Meuse River or Aachen-Liège Baroque style questioned developments as well. From its modest be- In addition to such committees, however, there is also provides examples of a shared cultural legacy: Hermann- emerged in the border region around Aachen and is at ginnings in an initiative by citizens of Aachen, it has direct communal collaboration: regular meetings of the Joseph Couven (1701–1763) is one such architect, a man home there, but that is just one example of shared Euro- become the most important award that Europe grants mayors of the five most important cities, of the admi- who left his imprint like no other on this triangle of na- pean traits that could not be stopped by linguistic or and the most significant political honour for commit- nistrations, and of the political committees, as well as tions. He held dual titles as municipal architect of the political borders. ment to European unity. collaboration among chambers of industry and commer- free imperial city of Aachen and as architect to the prin- The development of nation-states interrupted the long The project of European unity has to prove its worth in eve- ce, of labour administrations, and of universities. ce-bishop of Liège, and in all five regions of the Euregio period with a sense of European unity. The emerging ryday life as well. Every border city depends for its very exis- There are many examples of concrete forms of collabo- Meuse-Rhine he built buildings that are still admired national cultures frequently sought legitimation in myths tence on the cooperation of neighbours, and of course Aa- ration within this mini Europe of the Euregio Meuse- and that preserve a great deal of the culture of the lives that separated one culture from another. Today we must, chen is no exception. Air and water do not concern them- Rhine, with its five cultures and three official languages. of the people here. sometimes at great effort, learn to grow together anew. selves with the borders of nation-states. Nor does the soil The arc spans from a cross-border trade zone for the ci- The Couven Route not only brings together a number of To that end we need to discover the shared root of our alter its topographic form to follow maps or atlases. ties of Heerlen and Aachen by way of Euregional langu- museums but also, and above all, historical and cultural continent’s civilisation. Better still, we should speak of The residents of our border region have long since ceased age academies, joint regional planning, and collaborati- associations, reinforcing contact across borders. various roots, for Europe was founded on Roman law; it to ask where they shop, work or live, where they spend on among the seven universities and on to cross-border Continued on page IV Europa Kultur Stadt politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite IV

und dies nicht erst mit der Einführung des Euros, son- haben sie uns gelehrt, dass wir zu ihrer Vermeidung dern schon seit Ende des zweiten Weltkrieges. auf die Menschen zugehen müssen, wir, die wir in der Man kann also als Aachener durchaus selbstbewusst Kommunalverwaltung oder in der Kommunalpolitik sagen, dass Aachen damit Einfluss auf die europäi- politische Verantwortung tragen. Wir können nicht er- sche Einigung nimmt und genommen hat. Und mit warten, dass Menschen, die sich gegenüber den Nach- dem geschichtlichen Hintergrund kann man mit Fug barn unsicher fühlen, die Zweifel oder auch Ängste und Recht behaupten, dass Aachen im wahrsten Sin- haben, zu uns kommen. Wir müssen den Weg zu ih- ne des Worts eine historisch-moderne europäische nen finden. In den Diskotheken und auf den Straßen, Stadt ist. vor allem aber in den Schulen und Freizeitstätten Der große Nutzen der europäischen Zusammenarbeit müssen wir demonstrieren, dass Europa Alltag ist und besteht in der Vertrauensbildung, in der Erfahrung des dass dieser Alltag ohne Spannungen existieren kann. Europa im Kleinen, vor allem aber in den Erleichte- Dieser Frieden im Kleinen ist das große Ziel, ist der rungen des Alltags. große Nutzen, den wir aus der Zusammenarbeit über Ich will nicht verhehlen, dass es auch immer wieder die Grenze hinweg ziehen. Am Gelingen dieses Frie- Fortsetzung von Seite III Vorurteile und Spannungen gibt. Nicht nur bei Sport- dens im Kleinen bewährt sich Europa. ereignissen wie dem Fußball zeigt sich dies, sondern Überschrift fehlt noch auch in Diskotheken, auf der Straße oder im Schnell- Der Verfasser ist Oberbürgermeister der Stadt Aa- imbiss. Doch die Spannungen nehmen ab. Trotzdem chen

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Where communal borders equal national ones

Whether it is theatre in Aachen, the Opéra Royale de Wal- European cooperation lies in building trust, in the expe- Karlsbrunnen im Herzen von Aachen Charlemagne Fountain in the center of Aachen lonie in Lüttich, the Theater Vrijthof in Maastricht, the Jazz rience of Europe on a small scale, but above all in ma- Foto: Stadt Aachen/Andreas Herrmann Days in Düren, Francofolies in Spa, the Belgian-Dutch-Ger- king everyday life easier. man Film Days in Hückelhoven – this is all just a small ex- I do not wish to conceal the fact that prejudices and Fortsetzung von Seite III Deutschen Filmtage in Hückelhoven: dies alles ist nur cerpt of the cross-border cultural programme. People are tensions do come up. They are not limited to sporting ein kleiner Ausschnitt des grenzüberschreitenden Kul- often asking: Where should I go out tonight? In Belgium? events like football but also occur in discos, on the street Wo kommunale Grenzen... turprogramms. Für die Menschen stellt sich oft die In the Netherlands? In Germany? It is not the borders that or at snack bars. Frage: Wo gehe ich heute Abend aus – In Belgien? In provide orientation but inclinations and tastes. Such tensions are on the wane. Nevertheless, they have EU grants have been very important in this context. They seinen Stempel aufgedrückt hat. Er, der sich „Stadt- den Niederlanden? In Deutschland? – Dabei orientie- taught us that avoiding them means going to the peo- compel partners to prepare joint applications for subsidies. ple, to the people we represent politically in the com- baumeister der freien Reichsstadt Aachen“, sowie „Ar- ren sie sich nicht an Grenzen, sondern an ihren Nei- Unfortunately, that is not enough to create long-term net- munal administration or in communal politics. chitecte du Prince Evêque de Liège“ nennen durfte, schuf gungen und Geschmäckern. working and structures, because the impetus to collabora- We cannot expect people who feel uncertain about their in allen fünf Teilregionen der Euregio Maas-Rhein Bau- Sehr wichtig sind in diesem Zusammenhang die För- te lies primarily in controlling the funding and not (yet) in a neighbours or who have doubts or fears to come to us. ten, die noch heute zu bewundern sind und vieles über dermittel der EU. Sie zwingen die Partner, gemeinsam truly European attitude among the parties involved. We have to find our way to them. In the discos and on Lebenskulturen der Menschen beinhalten. Anträge auf Bezuschussung zu stellen. Eine dauer- Aachen, as a border city to the Netherlands and Belgi- the streets, but above all in the schools and recreation Die Couven-Route führt daher nicht nur die unterschied- hafte Vernetzung und Struktur wird leider damit noch um, stands for a successful integration process, and not centres we have to demonstrate that Europe is part of lichen Museen, sondern auch vor allem die Geschichts- nicht erreicht, weil der Anreiz zur Zusammenarbeit just since the introduction of the euro but since the end everyday life, and that this daily life can exist without of the Second World War. tensions. This peace on the small scale is the great goal, und Kulturvereine zusammen und verstärkt damit den primär in der monetären Steuerung liegt und (noch) As an Aachener one can certainly say with pride that the great utility that our collaboration can achieve across grenzüberschreitenden Kontakt untereinander. nicht in der wirklich europäischen Grundeinstellung Aachen has influenced and continues to influence Euro- borders. Europe will prove itself in terms of the success Ob Theater in Aachen, Opéra Royale de Wallonie in der handelnden Personen. pean unity. Against the historical backdrop, one can justly of this small-scale peace. Lüttich, Theater Vrijthof Maastricht, die Dürener Jazz- Aachen als Grenzstadt zu den Niederlanden und Belgi- claim that Aachen is a European city that is both histo- tage, Francofolies in Spa, die Belgisch-Niederländisch- en steht für einen erfolgreichen Integrationsprozess, ric and modern in the truest sense. The great utility of The author is Lord Mayor of the City of Aachen Integration in kleinen Schritten Porträt Frankfurt/Oder · Von Martin Patzelt

Im kommenden Monat treten die Stadtverordne- und Nachbarschaft enger zu gestalten, schwierig. Ich alles viel leichter, wir wechseln spontan mehrmals am Grenzbürgermeister, um die besondere Situation von tenversammlungen von Frankfurt (Oder) und Slu- mache es an einem einfachen Beispiel deutlich: Bis Tag die Flussseiten. Wir haben – unsichtbar- gemein- „Zwillingsstädten“ an Oder und Neiße zu beraten. bice wieder zu einer gemeinsamen Sitzung zusam- zum 30. April 2004 mussten wir uns gut überlegen, same europäische gesetzliche Vorschriften und Nor- Die damals verabschiedete Resolution zeigt die Chan- men. Die gemeinsamen Tagungen beider Stadtpar- auf die andere Seite des Flusses zu gehen oder zu fah- men, die ein Zusammenwachsen wesentlich erleich- cen und Risiken, die uns gemeinsam bewegten und lamente finden seit der gesellschaftlichen Wende ren. Beim Passieren unserer Stadtbrücke gab es vier tern, gar beschleunigen. auch noch bewegen: jährlich statt. Ihnen voraus gehen regelmäßige Tref- Kontrollstationen: deutscher und polnischer Grenz- Das sehen wir nicht nur in Frankfurt (Oder) und Slu- „Die deutsch-polnische Grenzregion rückt vom Rand fen gemeinsamer kommunaler Ausschüsse. Diese schutz, deutscher und polnischer Zoll. Das bedeutete bice so. Wenige Tage vor dem 1. Mai 2004 trafen sich in die Mitte Europas und fordert für sich besondere Veranstaltungen sind Ausdruck und Begleitung des manchmal stundenlanges Warten. Seit dem 1. Mai ist auf meine Veranlassung polnische und deutsche Weiter auf Seite V Zusammenwachsens der beiden Städte links und rechts der Oder.

In der kommenden gemeinsamen Sitzung beider Stadt- parlamente gibt es diesmal einen besonderen Tages- ordnungspunkt – wir begehen das 30-jährige Beste- hen der Städtepartnerschaft von Frankfurt (Oder) und Slubice. Dieses Ereignis gibt Anlass, darüber nachzu- denken, wie sehr sich Städtepartnerschaften gewan- delt haben und wie dynamisch sich seit 1990 aus der einst mehr deklatorisch gemeinten und mehr verord- neten Partnerschaft inzwischen eine gewollte und gelebte Nachbarschaft entwickelt hat. Das hat mit Politik zu tun, das hat aber auch mit den Menschen zu tun, es ist natürlich auch unserer einmaligen geo- graphischen Lage geschuldet und auch der wechsel- vollen und oft tragischen gemeinsamen Geschichte. Frankfurt (Oder) hat heute, mit leider weiter sinken- der Tendenz wie alle ostdeutschen und mittlerweile ja auch westdeutschen Städte, rund 64.000 Einwoh- ner. Slubice hat ziemlich konstant rund 19.000 Ein- wohner. Beide Städte waren einmal eine Stadt, das heutige polnische Slubice wurde, eine Folge des un- seligen Zweiten Weltkrieges mit seinen Millionen von Toten, Millionen von Heimatvertriebenen und Grenz- verschiebungen, vor 60 Jahren gegründet. Heimatver- triebene Menschen aus dem einstigen Ostpolen wur- den in der einstigen „Dammvorstadt“ von Frankfurt (Oder) angesiedelt. Viele Jahre war die Oder nicht nur ein Wasserlauf, der zwischen zwei Städten floss, viele Jahrzehnte war, den offiziellen Beteuerungen zum Trotz, der „Strom des Friedens“ Grenze. Die gesellschaftlichen Veränderungen in Polen und Deutschland und der dann folgende neuerliche euro- päische Einigungsprozess schufen aber erst tragfähi- ge Grundlagen, über eine gemeinsam gestaltete Zu- kunft beider Städte nachzudenken, zu beraten und auch zu beschließen. Der Titel „Europastadt“ allein besagt wenig, es sind die Fakten und der Alltag, die zum Tragen des Titel berechtigen. Solange eine Außengrenze der Europäischen Gemein- schaft zwischen Frankfurt (Oder) und Slubice existier- te, gestalteten sich alle Bemühungen, Gemeinsamkeit Die Stadtbrücke: Verbindung zwischen den Schwesterstädten Fotos: Klaus Baldauf The city bridge: connection between the twin-towns Europa Kultur Stadt politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite V

Fortsetzung von Seite IV

Rahmenbedingungen. Die Grenzbürgermeister sind übereinstimmend der Auffassung, · dass ihre Regionen beiderseits der Grenze schnellstens einheitliche Wirtschaftsgebiete werden und als sol- che anerkannt werden sollten. Das bedeutet die Er- möglichung eines gemeinsamen Arbeitsmarktes, für den die bis zu sieben Jahre festgeschriebenen Rest- riktionen gemäß zwischenstaatlichen Vereinbarungen zweckmäßigerweise überhaupt nicht und wenn, dann höchst flexibel angewendet werden dürfen. Selbstver- ständlich dürfe durch die unbürokratische Einstellung von Arbeitskräften aus dem jeweiligen Nachbarland keine Freisetzung vorhandener Beschäftigten erfolgen. Die flexible Öffnung des Arbeitsmarktes kann die vor- handene Wirtschaft stützen und Neuansiedlungen erleichtern. Beides ist notwendig, damit einer drohen- den Abwanderung von qualifizierten Kräften nicht Vorschub geleistet wird. Die inzwischen aufgekom- mene Diskussion über „Sonderwirtschaftszonen“ wird von den Grenzbürgermeistern aufgegriffen. Spezielle Formen staatlicher Förderung für Investoren in den Grenzbieten sollten im Sinne der Entwicklung „loka- ler Ökonomien“ schnellstens entwickelt werden. · dass ebenso, wie es einen einheitlichen Arbeitsmarkt geben sollte, auch in den urbanen Grenzregionen ein einheitlicher Wohnungsmarkt erstrebenswert und auch notwendig ist. Angesichts bestehender Woh- nungsnot in polnischen Grenzstädten erscheint es volkswirtschaftlich, politisch und auch moralisch ge- boten, in den von zunehmenden Wohnungsleerstand bedrohten deutschen Grenzstädten polnischen Fami- lien Wohnungen anzubieten. Die deutschen Grenzbür- germeister kamen überein, nach eigener Markterkun- dung in Polen ein Pilotprojekt zu starten, das den Er- werb von Wohnblöcken und seine Vermietung an pol- nische Familien ermöglicht. · dass unter den neuen und gleichen europäischen Rah- menbedingungen die betroffenen Kommunen in die Lage versetzt werden, einen grenzüberschreitenden öffentli- chen Personennahverkehr über die Städte hinaus in die Region einzurichten. Dies muss aus den entsprechenden Fördertöpfen für die Verbesserung der Infrastruktur der Europäischen Union finanziert sowie durch rechtliche Rahmenbedingungen gesichert werden. Blick auf die Marienkirche und den Oderturm in Frankfurt/Oder von Slubice aus gesehen View of the Marienkirche and Oderturm in Frankfurt/Oder as seen from Slubice · die Infrastrukturförderung aus europäischen Mitteln Foto: Klaus Baldauf abgestimmt auf den tatsächlich vorhandenen Bedarf unter dem Blick einer Region stattfindet.“ Für die über 100 polnischen Kinder, die unsere Schu- nische Familien als Mieter einziehen lassen: Das durch- Jahren erstmals Straßenbahnen in Frankfurt (Oder) fuh- Jetzt haben wir seit fast anderthalb Jahren die „neu- len oder Kindereinrichtungen besuchen, ist der tägli- schnittliche Einkommen polnischer Familien reicht ren, auch über die Oder in die „Dammvorstadt“ waren en“ Verhältnisse – sie bekommen uns gut. Vielmehr che Weg zur Schule nur noch ein schlichter Spazier- nicht aus, die deutlich höheren Miet- und Mietneben- nur technische Probleme zu lösen gewesen. Im zwi- Menschen als früher passieren unsere Stadtbrücke, gang über eine Brücke, ohne Wartezeiten. kosten zu bezahlen. Rein rechtlich dürfen sie dies als schenstaatlichen Bereich gestaltet sich dies heute beleben die Geschäfte auf beiden Seiten der Oder. Auch unsere Kulturangebote werden intensiver ge- EU-Nachbarn seit dem 1. Mai letzten Jahres. schwieriger, aber die Menschen wollen es. Noch ein Wobei natürlich der Tank- und Zigarettentourismus nutzt, ebenfalls eine Folge weggefallener Kontrollzei- Ganz konkret, und das ist eigentlich erst durch das ge- Beweis für unsere immer engere Nachbarschaft dank ganz klar West-Ost-Richtung hat. ten an der Stadtbrücke. Aber nach wie vor räumen meinsame Europa ermöglicht, oder zumindest erleich- des vergrößerten Europas: Erstmals feiern deutsche und Über 50 Gewerbetreibende aus Polen haben sich in wir Besuchern aus Polen Nachlässe beim Kauf von Ein- tert worden, planen wir gegenwärtig eine grenzüber- polnische Schüler ein gemeinsames Schulsportfest. Und Frankfurter (Oder) angemeldet, trotz der gegenwärtig trittskarten zum Besuch von Kulturveranstaltungen schreitende Straßenbahn zwischen Frankfurt (Oder) und um beim Sport zu bleiben: Unser neuer Frankfurter einschränkenden Übergangsbestimmungen, sie bieten ein. Das gebietet die nachbarschaftliche Rücksicht auf Slubice. Auf Wunsch unserer polnischen Nachbarn. Vom Golfplatz liegt in Slubice und wird von einem Dänen überwiegend Dienstleistungen bei der Erschließung des das nach wie vor deutliche Einkommensgefälle. Willen zur Tat müssen aber noch viele, heute noch un- betrieben. Europa im Kleinen und in kleinen Schritten. polnischen Marktes an. Aber auch – das erste polni- Und exakt dies hat bisher auch vereitelt, den sich dra- geahnte, juristische, technische und finanzielle Einzel- sche Ladengeschäft, das bei uns öffnete war ein – Kü- matisch entwickelnden Leerstand in unseren Platten- heiten geklärt werden. Der (bürokratische) Teufel steckt Der Verfasser ist Oberbürgermeister der Stadt Frank- chenstudio. bauten teilweise dadurch zu verringern, dass wir pol- hier im wahrsten Sinne im Detail. Als vor rund 100 furt (Oder)

Integration in small steps: Frankfurt (Oder) – Slubice By Martin Patzelt

In the coming month the city councils of Frankfurt says very little, the facts and every-day life are what teract the imminent movement of qualified labour. The here was a store for kitchen furniture. For the more (Oder) and Slubice are going to convene again in a qualifies us for it. discussion which has arisen on the issue of “special eco- than 100 Polish children that visit our schools and day joint session. The joint sessions of both municipal As long as the external border of the European Communi- nomic zones” will be taken up by the mayors of border care centres, the way to school has merely become a councils have been held every year since the societal ty existed between Frankfurt (Oder) and Slubice, all ef- towns. Special forms of government aid for investors in simple stroll across a bridge – without delays. change. They are anticipated by regular meetings of forts to create closer relations and common ground were the borderland should be developed as fast as possible Our cultural offers are being taken advantage of more joint municipal committees. These events are an ex- difficult. I want to make this clear by a simple example: to further “local economies”. intensely, also a result of the cease of the checkpoints pression and the accompaniment of the coalescence until April 30, 2004, we had to think carefully about wal- - that, just as we aim towards a common job market, a on the bridge. But we still offer visitors from Poland of the two cities on the left and right of the Oder. king or driving over to the other side of the river. In pas- common housing market in the urban borderland is desi- discounts for the purchase of tickets for cultural events. sing the city bridge there were four checkpoints: German rable and necessary. In the face of the existing housing It is a requisite of neighbourly consideration for the In the upcoming joint session of both city councils there and Polish border police, German and Polish customs. This shortage in the Polish border towns, it is economically, still distinctly lower income level. will be a special item on the agenda: the 30-year exis- sometimes meant hour-long waiting. As of the 1st of May politically and morally requisite to offer Polish families And exactly this has thwarted the attempts at partial- tence of the town twinning of Frankfurt (Oder) and this has all become much easier, we spontaneously change apartments in the German border Towns, which are in- ly reducing the dramatically developing vacancy in our Slubice. This occasion gives cause for thought about river sides several times a day. We – invisibly – have com- creasingly threatened by housing vacancy. The mayors concrete tower blocks by letting Polish families move how the partnerships between towns have changed and mon European laws and standards, which greatly facilita- of the German border towns have agreed, after doing in as tenants: the average income of Polish families is how dynamically this one has developed since 1990 te and even accelerate coalescence. some market research of their own, to start a pilot pro- insufficient to cover the markedly higher rents and re- from a rather declaratory and decreed partnership into This is not only the perspective here in Frankfurt (Oder) ject in Poland, that enables the acquisition of apartment lated costs. On a purely legal level, however, they are volitional and living neighbourly relations. This has to and Slubice. A few days before May 1st 2004 mayors of buildings and their lease to Polish families. allowed to do so since the first of May 2004. do with politics, but also with the people and is also Polish and German border towns met at my instigation, - that under the new and consistent European standards Concretely, and this has only been made possible – or at based on our unique geographical location and our to confer on the special situation of “twin-towns” along the concerned municipalities should be enabled to in- least facilitated - through a united Europe, we are cur- changeful and often tragic common history. the Oder and Neiße. stall cross-border public transportation not only in the rently planning a cross-border trolley line between Frank- Currently Frankfurt (Oder) has, unfortunately with a The resolution, passed on that date, shows the chances cities but for the whole region. It has to be financed furt (Oder) and Slubice. At the request of our Polish neigh- continual downward drift, as in all eastern German and and risks that affected us then and affect us now: through the respective funds for the improvement of bours. But on the way from intent to action many, still by now also western German cities, a population of “The German-Polish border area has moved from the edge infrastructure of the European Union and secured th- unimagined, legal, technical and financial details have to 64.000. Slubice has a fairly constant population of into the middle of Europe and calls for special parame- rough legal framework. be resolved. The (bureaucratic) devil is truly in the detail. 19.000. Both cities used to be one. The present-day ters. - the promotion of infrastructure through European funds When, roughly 100 years ago, the first trolleys ran th- Slubice was founded 60 years ago in the course of the The mayors of the border towns are in agreement, should be attuned to the actual demand, based on the rough Frankfurt (Oder) and also over the Oder into the disastrous 2nd World War with its million of dead and - that their regions on both sides should become inte- perspective of the entire region.” “Dammvorstadt”, the only problems there were to sol- expellees and the redrawing of borders. Expellees from grated economic areas and be recognized as such. This We have been living under these „new“ circumstances ve were technical ones. On a cross-national level this the former east of Poland were resettled to the former includes the facilitation of a common job market, to for nearly one and a half years now – and they agree is more difficult nowadays, nevertheless the people “Dammvorstadt” of Frankfurt (Oder). For many years which the restrictions, stipulated for up to seven years with us. Many more people than before cross our town want it. A further proof of our intensifying neighbourly the Oder was not only a river flowing between the two in compliance with intergovernmental agreements, bridge, stimulate business on both sides of the Oder. Even relations due to the expanded Europe: for the first time cities. For many decades – in spite of the official pro- should appropriately not apply or if so, with a high de- though the expenditures for gasoline and cigarettes Polish and German pupils are celebrating an joint school nouncements – the “stream of peace” was the border. gree of flexibility. It is understood that by the un-bu- clearly take a west-east direction. sports meeting. And speaking of sports: our new Frank- The societal changes in Poland and Germany and the reaucratic employment of work force from the respecti- More than 50 manufacturers and tradesmen from Po- furt golf course is located in Slubice and is run by a following renewed process of European integration laid ve neighbouring country there should be no discharge of land have registered here in Frankfurt (Oder), in spite of Dane. Europe in the details and in small steps. a sustainable basis for considerations, deliberations and present labour. The flexible opening of the job market the current restrictions of the temporary arrangements. resolutions for a mutually shaped future for both ci- can support the existing economy and facilitate the sett- Mostly they offer services in the development of the The author is the mayor of the city of Frankfurt ties. The title “Europastadt” (“City of Europe”) in itself ling of new businesses. Both are of importance to coun- Polish marketplace. But the first Polish shop that opened (Oder) Europa Kultur Stadt politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite VI Kehl im zusammenwachsenden Europa Von Günther Petry

Am 8. April jährte sich zum 52. Male der Tag, an Recht. Nach französischem hätte nämlich zwangsläu- dem der letzte französische Stacheldraht aus Kehl fig der Entwurf des ersten Preisträgers gebaut wer- verschwand. Seit diesem Tag ist die Stadt wieder den müssen, nach deutschem Recht waren die Ge- fester Bestandteil der Bundesrepublik Deutschland. meinderäte diesseits und jenseits des Rheins nach der Für Kehl ging damit ein fast vierjähriger zäher Pro- Jury-Entscheidung relativ frei. So übernahm die Stadt zess zu Ende, nachdem 1949 im Washingtoner Ab- Kehl die Bauherrschaft für die Passerelle des deux kommen festgelegt worden war, dass Kehl zu Deutsch- Rives, die Doppelbrücke, welche die beiden Parkteile land gehören solle. Die nationalsozialistische Staats- über den Rhein hinweg verbindet und dies obwohl verwaltung hatte Kehl 1942 zu einem Stadtteil der Straßburg mit 59 Prozent den größeren Anteil der besetzten Stadt Straßburg erklärt und Frankreich Baukosten trug. Auf dem französischen Verfahrens- hielt zunächst an dieser Entscheidung fest – jetzt wege wäre eine rechtzeitige Fertigstellung zur Eröff- allerdings unter umgekehrten Vorzeichen. Die Stadt nung der Gartenschau nicht mehr zu schaffen gewe- Kehl hatte damit einmal mehr erfahren, was es be- sen. deutet, Grenzstadt zu sein. Auf diese Weise ist es den beiden Partnern gelungen, juristische Hindernisse zu umschiffen und ein Festi- Heute liegt der Garten der zwei Ufer auf einem Ge- val auf die Beine zu stellen, das den Beifall der 1,4 biet, das noch vor so kurzer Zeit Grenzraum und Ort Millionen Besucher von beiden Rheinseiten fand. Die der Zwietracht zwischen Deutschland und Frankreich Organisatoren erstaunte es nicht, dass sich die fran- war. Der Bunker am Straßburger Rheinufer, die Ge- zösischen Nachbarn vom traditionellen deutschen denktafel für die in den letzten Kriegstagen von Deut- Gartenschaukonzept stärker angesprochen fühlten als schen ermordeten französischen Widerstandskämp- von der künstlerisch verspielten bis avantgardistischen fer auf der Kehler Seite geben Zeugnis von einer durch Gartengestaltung auf der französischen Rheinseite. Bei Auseinandersetzung geprägten Vergangenheit. den deutschen Besuchern war es genau umgekehrt. Auch wenn die Aussöhnung zwischen Deutschland und Und das machte den Reiz der grenzüberschreitenden Frankreich in beispielhafter Weise gelungen und heu- Gartenschau aus: Sowohl deutsche als auch französi- te kein Thema mehr ist, so trägt dieser Ort dennoch sche Gäste entdeckten für sie Neues – das galt sowohl zu einem von Öffnung geprägten Zusammenwachsen für die Bepflanzung als auch für das Kulturprogramm. bei, ist Zeichen der Hoffnung für künftige Generatio- Das Beispiel Gartenschau zeigt deutlich, dass grenzü- nen. Er ist ein Ort der Begegnung, ein Geflecht ge- berschreitende Zusammenarbeit nichts mit Gleichma- meinsamer Interessen und Ziele. Mit dem Garten der cherei zu tun hat. Zwar haben gerade die kulturellen zwei Ufer und der Passerelle des deux Rives wird der Unterschiede nicht selten Missverständnisse und Er- Rhein vom trennenden Grenzfluss zum integralen Be- schwernisse beim Bau des Gartens, der Brücke und standteil eines neuen Parks, zum Bindeglied zwischen der Vorbereitung des Festivals verursacht, doch hat Straßburg und Kehl. Während Kehl schon immer die deren Überwindung jedes Mal zu einem besseren Ver- Stadt am Rhein war, suchte Straßburg seine Entwick- ständnis des Nachbarn und seiner Kultur geführt. Denn lung zuerst im Norden, dann im Süden und später im Probleme entstehen weniger durch die unterschiedli- Westen. Mit dem Garten der zwei Ufer als Endpunkt che politischen Struktur, die verschiedenen Hierarchie- einer städtebaulichen Entwicklungsachse wendet sich Systeme, die andere Arbeitsweise oder die Sprachbar- die Europastadt zum ersten Mal in ihrer Geschichte riere, sie wurzeln vielmehr in einer von einer anderen dem Rhein zu. Kultur geprägten Denkweise. Im Sommer 2004 haben Kehl und Straßburg den Gar- Geöffnete Grenzen, freier Warenverkehr und Freizü- ten der zwei Ufer mit der ersten deutsch-französi- gigkeit bei der Wahl des Wohnortes diesseits oder jen- schen Landesgartenschau eingeweiht und damit das seits der Grenze bedeuten nicht (etwa 5000 Deutsche größte Projekt grenzüberschreitender Zusammenar- leben in Straßburg, mehr als 1000 Franzosen in Kehl), beit am Oberrhein zu einem erfolgreichen Abschluss dass diese Unterschiede ausgelöscht werden. Zwar ist gebracht. das Elsass durch seine (leidvolle) Geschichte ein be- Der Weg dorthin hatte 1995 begonnen. Der Fall der sonderer Teil Frankreichs, aber eben genauso wenig Berliner Mauer und die Grenzöffnung im Zuge des der deutsche Teil Frankreichs wie Kehl durch seine Schengener Abkommens bildeten den Hintergrund für französische Besiedlung nach dem Zweiten Weltkrieg Turm auf dem Gelände der Landesgartenschau in Kehl Tower on the grounds of the state garden fair in Kehl die Überlegungen des Straßburger Künstlers und eine französische Stadt in Deutschland ist. Dies an- Foto: Wikipedia/AlterVista Stadtrats Michel Krieger, im Grenzraum am Rhein ein zuerkennen, ist wichtig für die Zukunft der grenzü- Symbol für die Einigung Europas zu schaffen. Seine berschreitenden Zusammenarbeit. Deshalb sieht die seite genauso wie mit Kaufland in der deutschen Nach- stadt Straßburg eine Kleinstadt ist, so ist sie für die Vision von einem „Jardin des deux Rives“, einem Park Stadt Kehl ihre Zukunft darin, dass die Türen nach barstadt. Während das Einkaufen im Nachbarland französischen Nachbarn dennoch die erste Stadt nach entlang beider Ufer, war so überzeugend wie kühn: Frankreich stets weit geöffnet sind, das Mittelzentrum inzwischen Routine geworden ist, wünschen sich die der Grenze, das Tor zu Deutschland, zu Baden-Würt- Der geschichtsträchtige Strom sollte einen Bedeu- als drittgrößte Stadt aber in der Ortenau verankert Menschen, die an der Grenze wohnen, weitere Erleich- temberg, zur Ortenau. In einem zusammenwachsen- tungswandel erfahren, sollte nicht länger trennen, bleibt. terungen für ihr Alltagsleben: dass die Briefe nicht den Europa werden Deutschland und Frankreich sich sondern verbinden. Dass inzwischen mehr als 40 Prozent der Kunden in über Frankfurt und Paris nach Straßburg transpor- immer näher kommen – vor allem an ihrer gemeinsa- 1996 bewarben sich Kehl und Straßburg gemeinsam den Geschäften der Kehler Innenstadt aus Frankreich tiert werden, dass der Anruf in Straßburg ein Orts- men Grenze. Hier, wo Grenzüberschreitung zum All- um die Ausrichtung der Landesgartenschau 2004; kommen, hat sicher mit der Einführung des Euro zu und kein Auslandsgespräch ist, dass ihre Kranken- tag gehört, arbeiten die politisch Verantwortlichen 1997 erteilte die Stuttgarter Landesregierung den tun, der die Preise direkt vergleichbar macht, mit dem kasse den Arztbesuch jenseits der Grenze ebenso er- daran, dass die politischen Gegensätze und die admi- Zuschlag. Kaum dass es an die Realisierung ging, wur- grundsätzlich niedrigen Preisniveau in der badischen stattet, dass sie als Grenzgänger bei Verlust des Ar- nistrativen Hemmnisse kleiner werden, hier zeigt sich, den rasch die juristischen Stolpersteine und bürokra- Mittelstadt im Vergleich zur Europa-Metropole, aber beitsplatzes beim Arbeitslosengeld nicht benachtei- ob die Gesetze und Regelungen der Europäischen Uni- tischen Hindernisse offenbar. Doch die beiden Grenz- eben auch damit, dass es in Kehl andere Produkte zu ligt werden und Ähnliches mehr. Die Grundlage für on in der Praxis Bestand haben. In diesem zusammen- städte ließen sich von den unterschiedlichen politi- kaufen gibt als in Straßburg. Aus dem gleichen Grund solche Verbesserungen soll eine Kooperationsverein- wachsenden Europa findet sich die Stadt Kehl nicht schen und administrativen Systemen nicht abschre- fahren Kehler zum Einkauf nach Straßburg – einer hö- barung zum Eurodistrikt bilden, die im September in einer deutschen Randlage, sondern in einer euro- cken, sondern machten sie sich im Gegenteil zu nut- heren Umsatzsteuer zum Trotz. von Lokalpolitikern beider Rheinseiten unterzeich- päischen Zentrallage. In Kehl wird Europa erlebbar. ze, indem sie sich von Fall zu Fall das Rechtssystem Dass sich dadurch Konkurrenzsituationen ergeben, net werden wird. Die Stadt baut darauf, dass grenzübergreifende Zu- aussuchten, mit dem ihr Ziel leichter zu erreichen war. versteht sich von selbst. Allerdings stehen hier in ers- Zusammengefasst bedeutet all dies: Die Grenzlage, die sammenarbeit zu einer friedlichen Zukunft in Europa So wurde der landschaftsplanerische und städtebau- ter Linie nicht Städte in Konkurrenz, sondern Unter- so oft Schicksal der Stadt Kehl war, die in der Vergan- beiträgt. liche Wettbewerb für den Garten der zwei Ufer euro- nehmen – Edeka oder Minimal konkurrieren mit genheit meist Zerstörung bedeutete, ist heute die paweit ausgeschrieben – und zwar nach deutschem Auchan und Intermarché auf der französischen Rhein- Chance für Kehl. Auch wenn Kehl gegenüber der Groß- Der Verfasser ist Oberbürgermeister der Stadt Kehl

The Border City of Kehl in a Europe that is Growing Ever Closer By Günther Petry

April 8th, 2005 was the 52nd anniversary of the day a topic of debate, this city nevertheless contributes to a cil member Michel Krieger to create a symbol of Euro- both side of the Rhine were relatively free to make any on which the barbed wire of the French military ad- growing closeness between the two countries that is pean unification in the border area of the Rhine. His vi- necessary changes. As a result, the city of Kehl assumed ministration disappeared from the city of Kehl. Since characterised by openness and represents a sign of hope sion of a ”Garden of Two Shores“, a park straddling both responsibility for the construction of the Passerelle des that day, the city has once again become an essential for future generations. It is a meeting place, a meshwork sides of the river, was as convincing as it was bold: the deux Rives, the bicycle and pedestrian bridge that con- part of the Federal Republic of Germany. For Kehl, that of common interests and goals. With the Garden of Two river, so full of history, was to experience a change in nect both parts of the park over the river, even though day in 1953 represented the end of a four-year-long Shores and the Passerelle des deux Rives, the Rhine is no significance, no longer separating the two sides, but con- it was Strasbourg which bore 59% of the construction process that began when it was established in the longer a river forming the border between two cities, necting them. costs. Following the French procedures would have Washington Accord of 1949 that Kehl would belong but an integral component of a new park, the connec- In 1996 Kehl and Strasbourg jointly applied to be host made it impossible to complete the project in time for to Germany. In 1942 the National Socialist state ad- ting link between Strasbourg and Kehl. Whereas Kehl the state festival of landscape art in 2004. In 1997 the opening of the show. ministration had declared Kehl to be a district of the has always been a city on the Rhine River, Strasbourg the state government in Stuttgart awarded the con- In this way, both partners were able to navigate the occupied city of Strasbourg. After the Allied victory, first looked to the north, then to the south, and later to tract. However, the realisation of the project had hardly legal obstacles and put together a festival that met France kept to this decision, but this time the conditi- the west as part of its development. With the Garden of begun when the first legal stumbling blocks and bu- with the approval of 1.4 million visitors on both sides ons were reversed. Once again, the city of Kehl had Two Shores as the last stop on this journey of urban de- reaucratic hurdles became apparent. The two border of the Rhine. The organisers were not surprised that learned what it meant to be a border town. velopment, this European city is now turning to the Rhi- cities, however, were not deterred by the different the traditional German horticultural show design ap- ne for the first time in its history. political and administrative systems. Instead, they used pealed to our French neighbours more than the artisti- Today the ”Garden of Two Shores“ occupies an area that, In the summer of 2004, Kehl and Strasbourg inaugura- these obstacles to their advantage, choosing, on a case cally fanciful, even avant-garde style on the French side. not long ago, was a border region and a source of dis- ted the Garden of Two Shores as part of the first Ger- by case basis, the legal system most suitable to their Amongst the German visitors, however, it was the French cord between Germany and France. The bunker on the man-French state horticultural show, bringing the lar- goals. design that proved most popular. And that is what is so Strasbourg side of the Rhine, with a plaque commemo- gest cross-border collaboration project on the Upper Thus, although the landscape and urban planning com- appealing about a horticultural show that takes place rating the French resistance fighters murdered on the Rhine to a successful conclusion. petition for the Garden of Two Shores was tendered across borders: both the German and French visitors Kehl side during the last days of the war bears witness The journey towards this collaboration began in 1995. on a Europe-wide basis, it was done according to Germ- discovered something new, both in terms of the plant to a history marked by conflict. The fall of the Berlin wall and the opening of borders an law. French law would have required that the design and landscaping style and the accompanying cultural Even though the reconciliation of Germany and France that followed the Schengen Agreement served as the of the first place winner be built without exception; ac- programme. has been an unequivocal success and today is no longer backdrop for the idea of Strasbourg artist and city coun- cording to German law, however, the local councils on Continued on page VII Europa Kultur Stadt politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite VII

Continued from page VI The horticultural show is the perfect example of how cross-border collaboration need not entail mediocrity. To be sure, on more than one occasion cultural diffe- rences did lead to misunderstandings and difficulties in the construction of the garden and bridge, and in the preparations for the festival. Nevertheless, overcoming these problems always led each neighbour to a better understanding of the other and his culture—not least because problems do not arise so much as a result of different political structures or systems of hierarchy, nor in different ways of working or language barriers, but tend to be the result of different ways of thinking inher- ent in each culture. Open borders and the free movement of people and goods on both sides of the Rhine (about 5000 German citizens live in Strasbourg and more than 1000 French citizens live in Kehl) do not mean that these differences simply disappear. It is true that Alsace, due to its (painful) his- tory, is a special part of France. But it is no more the German part of France than Kehl, in spite of having been settled by the French following the Second World War, is a French city in Germany. Recognising this is impor- tant for the future of cross-border collaboration. This is why the city of Kehl sees its future in keeping its doors to France always wide open, while remembering that it is the third-largest city in Ortenau. The fact that more than 40% of the consumers who shop in Kehl’s town centre come from France is certainly rela- ted to the introduction of the euro, which makes it pos- sible to compare prices directly; after all, the price level in this mid-sized town in Baden is generally lower than in the Strasbourg, one of Europe’s key cities. But another reason is simply that shoppers can buy different pro- ducts in the two cities. For the very same reason, the citizens of Kehl travel to Strasbourg to go shopping— despite the higher VAT. Clearly this leads to competition—not primarily between the cities, but rather between their businesses—Edeka and Minimal compete with Auchan and Intermarché on the French side of the Rhine, just as these do with Kauf- land on the German side. Although shopping in our neigh- bouring country has become a matter of routine, the people who live in the border region desire further im- provements in their everyday cross-border activities: for example, that their letters are sent directly to Strasbourg and not via Frankfurt or Paris; that their phone calls to Strasbourg are counted as local and not international Fußgängerbrücke Kehl-Straßburg bei Nacht Foto: Wikipedia/AlterVista Pedestrian bridge Kehl-Strassbourg by night calls; that their health insurance allows them to visit a doctor on the other side of the border; and that commu- In summary, it can now be said that being a border-city, berg, to Ortenau. In a Europe that is growing together, wing together, the city of Kehl is not located in the out- ters across the border who lose their jobs are not placed which has so often determined the fate of the city of Germany and France will become ever closer, especially at skirts of Germany, but rather in the centre of Europe. In at a disadvantage when it comes to unemployment be- Kehl in a way that has caused hardship to the city and their common border. Here, where crossing the border is Kehl, the European project can truly be experienced. The nefits. The basis for such improvements is to be a coope- its residents is now a great source of opportunity. Even if part of citizens’ everyday lives, the politicians are working city is building on the premise that cross-border collabo- ration agreement creating a ”Euro District“, which is due Kehl is a small town in comparison to Strasbourg, for our on reducing the political and administrative hurdles. Here ration contributes to a peaceful future in Europe. to be signed in September by local politicians on both French neighbours it is nevertheless the first town after we can see whether the laws and regulations of the Euro- sides of the Rhine. the border, the gate to Germany, to Baden-Württem- pean Union work in practice. In this Europe which is gro- The author is Lord Mayor of the City of Kehl Ist Flensburg eine europäische Stadt? Von Thomas Frahm, Torge Korff, Broder Schwensen

Die weitaus längste Spanne ihrer über 700jährigen Geschichte war die Stadt Flensburg Teil eines dy- nastisch-supranational organisierten Territorialver- bundes. Von 1460 bis 1863/64, also während 400 Jahren, fungierte Flensburg als nordeuropäisches Seehandelszentrum, später als regionales Zentrum im dänischen Gesamtstaat, das als rechtseigene Teile neben den jütisch-inseldänischen Kernlanden auch das Herzogtum Schleswig-Holstein mit Dithmar- schen und Lauenburg, aber auch Westschweden (bis 1658), Norwegen (bis 1814), Island (bis 1944) und Grönland (bis 1979) umfasste, sich also vom Nord- kap bis zur Elbe erstreckte und zudem überseeische Kolonien in der Karibik, Westafrika und Indien un- terhielt.

Der Alltag der zahlreichen, ihr Auskommen durch See- fahrt verdienenden Flensburger war von frühen Ju- gendjahren an – ganz anders als heute – vom realen Erleben dieses weitgestreckten (See-)Raums und den damit verbundenen vielfältigen kulturellen Erfahrun- gen geprägt. Entsprechend verbreitet waren Sprach- und Kultur- kompetenzen. Vor allem in den führenden Kaufmanns- kreisen verkehrte man, je nach Bedarf und Gegenü- ber, in (Mittel-)Niederdeutsch, Dänisch, Hochdeutsch, Sønderjysk, Englisch oder Friesisch. Flensburg hat von dieser multi-ethnischen Staatsor- ganisation und deren Handelsbezüge in Ost- und Nordsee, im Eismeer und Atlantik sowie im Mittel- meergebiet sehr profitiert. Nicht von ungefähr lautet der Wahlspruch auf dem Flensburger Nordertor „Frie- de ernährt. Unfriede verzehrt“. Erst die europäische Tragik nach 1800, als das libe- ral-demokratische Verfassungsbestreben zumeist der Westseite des Flensburger Hafens Foto: Stadt Flensburg Western end of the Flensburg harbour ab- und ausgrenzenden Nationalstaatsbildung geop- fert wurde, hat die nationale Mischregion Schleswig schloss durch die strikte Entscheidungsvorgabe, ent- bis heute negativ nach. Erst mit der wiederum ge- Heute ist Flensburg eine Stadt, die durch einen gro- (Deutsche, Dänen, Friesen) sodann zu einer europäi- weder für „Deutschland“ oder für „Dänemark“ zu stim- meinsamen supranationalen Einbindung Dänemarks ßen kulturellen Reichtum gekennzeichnet ist. Die schen Krisen- und schließlich Kriegsregion mutieren men, eine Internationalisierung oder ein Völkerbunds- und (West-) Deutschlands in die NATO, später in die deutsch-dänische Geschichte und die Bonn-Kopen- lassen (Erster Schleswigscher Krieg 1848-1851, Zwei- Mandat aus. Die seit 1920 beiderseits der neuen Gren- EWG/EG/EU, und der politischen Klärung der Minder- hagener Erklärung haben dafür gesorgt, dass Flens- ter Schleswigscher Krieg 1864), wobei jedoch in Flens- ze zurückbleibenden Minderheiten waren zunächst heitenbelange (Kieler Erklärung 1949/ Bonn-Kopen- burg mehr Kultur aufzuweisen hat als eine Stadt ohne burg lange am tradierten „Gesamtsstaatspatriotismus“ rechtlos und ohne politische Repräsentation, wodurch hagener-Erklärungen 1955) konnte in Flensburg in kulturelle Grenzlage. So gibt es in Flensburg neben festgehalten wurde. auf beiden Seiten illoyal-irredentistische „Vorposten“- mühsamer Arbeit in den jüngsten Jahrzehnten nach der Stadtbücherei auch die Dansk Centralbibliotek for Auch die vom Gedanken des nationalen(!) Selbstbe- Mentalitäten geschürt wurden. Die deutsche Beset- einem Gegeneinander zum Nebeneinander und zuneh- Sydslevig, Theaterinteressierte können die Vorstellun- stimmungsrechts geprägte Volksabstimmung 1920 zung Dänemark (und Norwegens) 1940-1945 wirkt mend zum Miteinander zurückgefunden werden. Weiter auf Seite VIII Europa Kultur Stadt politik und kultur • Sept. – Okt. 2005 • Seite VIII

Fortsetzung von Seite VII Deutsch den Rang abzulaufen. Hier wäre es wün- schenswert, wenn Deutsch in Zukunft wieder mehr Ist Flensburg eine europäische Beachtung fände, denn Sprache ist die Brücke, die eine Stadt? kulturelle Verständigung überhaupt erst ermöglicht. Seit 1997 existiert die Euroregion Sønderjylland- gen im Schleswig-Holsteinischen Landestheater, in der Schleswig mit den Kreisen Schleswig-Flensburg, Nord- Theaterwerkstatt Pilkentafel und im Lille Teater besu- friesland, der Stadt Flensburg und dem Amt (Kreis) chen. Der Kulturverein der dänischen Minderheit, Syds- Sønderjylland. Neben Kontakten auf politischer Ebe- lesvig Forening (SSF), organisiert eine Vielzahl an Ver- ne und der Einrichtung eines Regionskontors gehört anstaltungen im Bereich Musik, Literatur, Theater, Film auch eine Kooperation auf kultureller Ebene in Form und Kunst. regelmäßiger Arbeitstreffen von Vertretern der Kul- Flensburger Kindern stehen zudem zwei Bildungswe- turfachabteilungen. Zur Förderung von grenzüber- ge offen: Sie können in den deutschen Kindergarten schreitenden Kulturprojekten wurde ein gemeinsamer und auf die deutsche Schule gehen oder aber auf die Pool eingerichtet, der heute als Interregprojekt zur durch den dänischen Schulverein getragenen Einrich- Hälfte aus Brüssel finanziert wird. Ziel ist es, grenzü- tungen. Hier wird der Vorteil der Bonn-Kopenhagener berschreitende Projekte zu initiieren und zu fördern, Erklärung deutlich: jedem steht es offen, sich für den bei denen deutsche und dänische Partner aktiv zu- Weg zu entscheiden, der ihm kulturell näher steht. sammenarbeiten. Neben dem Finanziellen hat auch Gerade die dänischen Kindergärten und Schulen öff- die Information, Beratung und Moderation eine zen- nen den Zugang zur dänischen Kultur auch für Bür- trale Bedeutung. Denn immer noch ist die deutsch- ger, die ursprünglich einen deutschen Hintergrund dänische Grenze auch eine Kulturgrenze. Hier galt es haben, also zur so genannten Mehrheitsbevölkerung in den vergangenen Jahren Brücken zu bauen, Koope- gehören. Dänische Sprachkenntnisse der Eltern sind rationen zu vermitteln und Projekte anzuschieben. Vor keine Bedingung für den Besuch des dänischen Kin- diesem Hintergrund konnten in den vergangenen Jah- dergartens. Gleichwohl und völlig zurecht wird von ren eine ganze Reihe Kulturprojekte in der Grenzregi- den Eltern erwartet, dass sie sich die dänische Spra- on durchgeführt werden, in denen teilweise auch In- Die Dänische Zentralbibliothek für Südschleswig in Flensburg The Danish Central Library for Southern Schleswig in che aneignen – erleichtert wird dieses durch speziell stitutionen der deutschen und dänischen Minderheit Foto: Brigit List Flensburg für die Eltern organisierte Kurse. So ist das dänische beteiligt waren. Die Zusammenarbeit umfasst alle Erziehungssystem einer der entscheidenden Motoren, künstlerischen Bereiche: vom Kunstsymposium in ei- on, welches Musik rund um die Ostsee präsentiert. Selbstverständlichkeit ist, sondern vielmehr aktiv und welcher es ermöglicht, dass dänische und deutsche ner alten Ziegelei, einem Jazzprojekt mit jungen Mu- 2005 wurde es mit großem Erfolg zum ersten Mal mit Augenmaß gepflegt werden muss, hat insbeson- Kultur in Flensburg stärker zusammenwachsen. sikern aus der Region, einer Messingbläserakademie, durchgeführt und soll nun jedes Jahr stattfinden. Auch dere die Diskussion nach der diesjährigen schleswig- Dänisch als Sprache ist in Flensburg ständig präsent einem Kurzfilmfestival, Zusammenarbeit der Bibliothe- hier arbeiten Einrichtungen von Mehrheitsbevölkerung holsteinischen Landtagswahl gezeigt. Flensburg ist und es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten, diese Spra- ken und Jugendkulturprojekten. Seit drei Jahren exis- und Minderheiten zusammen. aber auch die Stadt, in der die Frage kultureller Min- che zu lernen. Dabei darf aber nicht vergessen wer- tiert das Orgelfestival Sønderjylland-Schleswig, das die Trotz aller Fortschritte in den vergangenen Jahren gibt derheiten in Europa eine besondere Rolle spielt. So den, dass es durchaus noch erheblichen Nachholbe- einmalige Orgellandschaft der Region präsentiert. Auch es immer noch Bereiche in denen kaum eine Zusam- haben beispielsweise das European Centre for Mino- darf bei den Dänischkenntnissen der Flensburger Bür- zwischen Theatern ist eine regelmäßige Zusammenar- menarbeit erkennbar ist. Erstaunlicherweise ist dies rity Issues (ECMI, www.ecmi.de) und die Federal Uni- ger mit Deutsch als Muttersprache gibt. Auf den an- beit entstanden. Das Teatret Møllen aus Haderslev und gerade der Bereich der Soziokultur. Zwischen den Ein- on of Minority Issues (FUEN, www.fuen.org) ihren Sitz deren Seite nimmt das Interesse in Dänemark an dem die Theaterwerkstatt Pilkentafel aus Flensburg organi- richtungen in der Region gibt es bisher kaum Berüh- in Flensburg. Im Juli diesen Jahres trafen sich 180 jun- Unterrichtsfach Deutsch – welches bis vor einigen sierten bisher zwei deutsch-dänische Kindertheaterfes- rungsflächen. ge Menschen aus Minderheitenregionen in ganz Eur- Jahren noch unbestritten zum dänischen Bildungska- tivals. Das dritte ist mit Teilnehmern aus Skandinavien Das Zusammenleben von deutscher Mehrheits- und opa, um im Rahmen der Konferenz Cultures in Dia- non gehörte – deutlich ab. Vermeintlich attraktivere und dem Baltikum für Anfang 2006 geplant. dänischer Minderheitsbevölkerung in Flensburg kann logue über europäische Minderheitenpolitik zu spre- – da für den mediterranen Urlaub zu verwendende – folkBaltica (www.folkbaltica.de) ist ein grenzüber- als Beispiel für gelungene Integration gelten. Dass die- chen. Im August 2005 findet erstmals das Minority Sprachen wie Spanisch oder Italienisch scheinen schreitendes Folk-Festival von europäischer Dimensi- ses friedliche Miteinander keine hinzunehmende Filmfestival statt, welches ein Forum für Filme natio- naler Minderheiten in Europa bietet. In Flensburg zeigt sich das Europäische vor allem durch die deutsch-dänische Zusammenarbeit, denn schließlich Is Flensburg a European City? muss ein europäisches kulturelles Miteinander durch By Thomas Frahm, Torge Korff, Broder Schwensen konkrete kulturelle Aktivitäten gefüllt werden. Die deutsch-dänische Geschichte der Stadt generiert aber Flensburg was founded more than 700 years ago and, Today, Flensburg is a town distinctive for its vast wealth operation and to initiate projects. Against this back- Ansätze, die grenzüberschreitende Kooperationen auch for the far longest part of its history, the city belon- of culture. The course of German-Danish history and the ground, it has proved possible, over the last years, to in einem europäischen Kontext ermöglichen. ged to a supranational dynastic territorial associati- Bonn-Copenhagen Declarations have ensured Flensburg implement a whole series of cultural projects in the on. For slightly over 400 years, from 1460 to 1863/ can draw on more culture than a city not located in such border region also involving, in part, German and Da- Thomas Frahm ist im Kulturbüro der Stadt Flens- 64, Flensburg served as a main north European mari- a cultural borderland. For example, Flensburg does not nish minority institutions. This cooperation embraces time port and, later, a regional centre in a consolida- only have a town library but is also home to the Dansk all areas of artistic endeavour, including an art sympo- burg u.a. für grenzüberschreitende Projekte verant- ted Danish state that, in addition to the core lands of Centralbibliotek for Sydslevig, and theatre fans can choo- sium held in an old brickworks, a jazz project with young wortlich. Torge Korff ist Leiter des Kulturbüros der Jutland and the Danish islands, also incorporated the se between performances in the Landestheater, Schles- musicians from the Region, a brass instrument acade- Stadt Flensburg. Dr. Broder Schwensen ist Histori- legally distinct areas of the Duchy of Schleswig-Holst- wig-Holstein’s main regional theatre, the Pilkentafel my, a short film festival, and cooperation between li- ker und Leiter des Flensburger Stadtarchivs. ein with Dithmarschen and Lauenburg, West Sweden Theatre Workshop and the Lille Teater. In addition, the braries and youth culture projects. Three years ago, the (until 1658), Norway (until 1814), Iceland (until 1944) Danish minority cultural association Sydslesvig Forening Sønderjylland-Schleswig Organ Festival was establis- and Greenland (until 1979), i.e., stretched from the (SSF) organises a whole range of events, covering art, hed to present the unique organ landscape in the Re- North Cape to the River Elbe, with overseas colonies music, literature, theatre and film. gion. Theatres, too, have begun a programme of regu- in the Caribbean, West Africa and India. Moreover, children in Flensburg can elect to follow one lar cooperation, with the Teatret Møllen from Haders- of two educational programmes, either opting to attend lev and Flensburg’s Pilkentafel Theatre Workshop or- Impressum In contrast to today, the immediate experience of this a German kindergarten and German school or those run ganising two German-Danish Children’s Theatre Festi- vast (maritime) space and the diversity of cultural en- by the Danish school association. Here, the advantage of vals. The third festival, scheduled for the start of 2006, Europa Kultur Stadt counters it entailed was decisive in coining, from early the Bonn-Copenhagen Declaration becomes obvious: has been designed to include groups from Scandinavia childhood on, the everyday life of the city’s numerous people are free to choose the route closest to them cul- and the Baltic states. Eine Beilage des Deutschen inhabitants who then earned a living from seafaring. turally. For those residents originally from a German back- folkBaltica (www.folkbaltica.de) is a cross-border Folk Kulturrates und der These contacts meant language skills and cultural com- ground, i.e., belonging to, as it is termed, the majority Festival of European stature, showcasing music from Kulturstiftung des Bundes petences were widespread; above all, in the leading population, Danish kindergartens and schools, in parti- around the Baltic. The Festival, first held in 2005, was in politik und kultur merchants’ circles, depending on need and business cular, provide access to Danish culture. Although the an outstanding success and is now planned as an an- partner, the languages spoken included (Central) Low parents of children attending Danish kindergartens do nual event. Here too, majority and minority population Herausgeber and High German, Friesian, Sønderjysk (South Juttish), not have to speak Danish, they are nonetheless, quite institutions work closely together. Deutscher Kulturrat e.V. Danish and English. rightly, expected to learn Danish – a process facilitated Yet despite all the successes of the past years, there Kulturstiftung des Bundes Flensburg profited considerably from this multi-ethnic by courses organised especially for them. In this way, are still areas where there are hardly any signs of coo- state structure and its trade links in the Baltic and North the Danish educational system is a decisive factor in peration. Surprisingly, this is especially true in the area Deutscher Kulturrat Sea, the Artic Ocean, the Atlantic, and the Mediterra- generating the impetus to enable the Danish and Ger- of socio-culture, where there are few points of con- Chausseestraße 103, 10115 Berlin nean. Hence, it is no coincidence that the motto on man cultures in Flensburg to grow together even more. tact between the Region’s institutions. Tel.: 030/ 24 72 80 14 Flensburg’s Nordertor (Northern Gate) is „Friede ernährt. The Danish language is constantly present in Flensburg, The way the German majority and Danish minority live $ax: 030/ 24 72 12 45 Unfriede verzehrt“ (Peace nourishes. Discord consumes). and there are many opportunities to learn it. Here, one together in Flensburg can stand as an example of suc- Internet: www.kulturrat.de It was only in the course of the post-1800 European should also remember that among those Flensburg in- cessful integration. The public debate after this year’s E-Mail: [email protected] tragedy, with the efforts to introduce a liberal-demo- habitants with German as their mother tongue there is Schleswig-Holstein Land elections is indicative of just cratic constitution largely sacrificed in the process of certainly still a significant backlog of demand for Da- how much this peaceful cooperation cannot simply be Kulturstiftung des Bundes forming a demarcating and marginalizing national sta- nish. On the other hand, the interest of students in Den- taken as a matter of course. Instead, it needs active $ranckeplatz 1 te, that Schleswig, a mixed national region, (Germans, mark in learning German has declined significantly – alt- and appropriate measures to nurture it. But Flensburg Danes, Friesens) mutated into a crisis location in Euro- hough, until some years ago, German enjoyed an un- is also a city where the concerns of cultural minorities 06110 Halle an der Saale pe and, finally, into a theatre of war (First Schleswig challenged place in the Danish curricula. It seems that in Europe have a special role to play – for example, Tel.: 030/ 24 72 80 14 War 1848-1851, Second Schleswig War 1864) – alt- German has lost ground to languages such as Spanish with both the headquarters of European Centre for $ax: 030/ 24 72 12 45 hough Flensburg would still long adhere to the traditi- and Italian, supposedly more attractive – since they can Minority Issues (ECMI, www.ecmi.de) and the Federal Internet: www.kulturstiftung-bund.de on of „overarching state patriotism“. be used on Mediterranean holidays. Here, with language Union of Minority Issues (FUEN, www.fuen.org) located E-Mail: [email protected] The strict form of the 1920 referendum too, characte- the bridge facilitating any kind of cultural understan- here. This year in July saw 180 young people from mi- rised by ideas of a right to national(!) self-determina- ding, it would be desirable if, in future, German were to nority regions all across Europe meeting here under Redaktion tion and requiring a vote either for „Germany“ or for regain some of the ground it has lost. the umbrella of the Cultures in Dialogue conference to Olaf Zimmermann (verantwortlich) „Denmark“, precluded a League of Nation’s mandate or The European Region of Sønderjylland-Schleswig was set discuss European minority policy issues. The first Mi- $riederike Tappe-Hornbostel, any shift to internationalisation. Initially, the minori- up in 1997 and comprises the counties of Schleswig- nority Film Festival is taking place in August 2005, pro- Theo Geißler, Gabriele Schulz, ties remaining either side of the new post-1920 bor- Flensburg and , the town of Flensburg and, viding a forum for films produced by national minori- Andreas Kolb ders found themselves devoid of any rights or political on the Danish side, the county of Sønderjylland. In addi- ties in Europe. representation, fomenting, on both sides, an „outpost“ tion to contacts on the political level and the founding In Flensburg, the essence of Europe is apparent, first Produktion und Layout: mentality and disloyal irredentist tendencies. of a Regional Office, cooperation also takes place on the and foremost, in German-Danish cooperation, since ul- ConBrio Verlagsgesellschaft The German occupation of Denmark (and Norway) from cultural front with regular meetings between represen- timately European cultural cooperation must be based Brunnstraße 23, 93053 Regensburg 1940-1945 continues to have a negative impact, even tatives from specific cultural areas. To promote cross- on concrete cultural activities. The city’s German-Da- Tel: 0941/ 945 93 0 today. border cultural projects a joint pool was set up – now nish history too has generated impulses that facilitate $ax: 0941/ 945 93 50 Over the recent decades, on the other hand, after the classed as an INTERREG project, receiving half its fun- cross-border cooperation in a European context. Internet: www.conbrio.de joint supra-national integration of Denmark and (West) ding from Brussels. The overarching goal is to initiate E-Mail: [email protected] Germany in NATO, and later in the EEC/EC/EU, and the and promote cross-border projects involving the active Thomas Frahm works for the City of Flensburg Cul- political efforts to clarify the minority issue (Kiel De- participation of German and Danish partners. Aside from tural Office; his areas of responsibility include cross- Übersetzungen: claration of 1949/ Bonn-Copenhagen Declarations the financial aspect, information, advice and moderati- border projects. Torge Korff is Director of the City of 1955), sustained efforts in Flensburg have paved the on all have a key role to play – since, after all, the Germ- Flensburg Cultural Office. Dr. Broder Schwensen is a Andrew Boreham, Elizabeth Boshold, way for confrontation to shift to coexistence, and in- an-Danish border is also a cultural border. Over the last historian and the Director of the Flensburg City Ar- Matthew Gaskins, Steven Lindberg creasingly, back to cooperation. years, the aim has been to build bridges, to mediate co- chive.