LATIUM Kunst Und Kultur Im Mittelalter
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Otto Lehmann-Brockhaus LATIUM Kunst und Kultur im Mittelalter herausgegeben von Gerhard Wiedmann Bibliotheca Hertziana Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte INHALT VORWORT DES HERAUSGEBERS 4 Editorische Notiz 5 Die Provinzen in Latium 5 I. GESCHICHTE UND GEOGRAPHIE 6 Der Name Latium im Wandel der Geschichte 6 Geographie 9 Die Gebirge 9 · Die Ebenen und ihre Umgestaltung 17 II. BEVÖLKERUNG UND BILDUNG 26 Die Gesellschaft im Wandel der Geschichte 26 Bevölkerung 26 · West- und Ostgoten 27 · Langobarden (568 – 774) 27 · Sarazenen 29 · Das fortschreitende Mittelalter 32 · Neuzeit 33 · Juden 35 · Diözesen 39 · Latiale Päpste im 1. Jahrtausend 41 Bildung und Kultur in Latium 42 Bildung und Persönlichkeiten 42 · Bibliotheken und Akademien 52 · Dichtung und Musik 58 · Buchdruck 59 III. DIE KUNST IM 1. JAHRTAUSEND 62 Katakomben 62 Architektur 75 Krypten 88 · Urbanistik und Stadtbefestigungen 89 Plastik 92 Frühchristliche Sarkophage 93 · Weitere Reliefplastik 100 Malerei 121 Einzelstücke von Kunstwerken 126 IV. DIE KUNST IM MITTELALTER NACH DEM JAHRE 1000 129 Architektur der Kirchen und Klöster 133 11. Jahrhundert und Beginn des 12. Jahrhundert 133 · 12. Jahrhundert und Übergang zum 13. Jahrhundert 161 · 13. Jahrhundert und Übergang zum 14. Jahrhundert 241 · 14. Jahrhundert 279 Die Baukunst des Zisterzienserordens 290 Krypten 309 Kreuzgänge bis zum Jahre 1500 329 Weltliche Architektur im Mittelalter 339 Burgen, Stadtbefestigungen, Türme 345 Paläste 366 Hospitäler, Brücken, Gefängnisse 381 Wohnbau 383 Plastik 388 Grabmonumente 402 Arbeiten mit Marmorsteinchen (Cosmaten arbeiten) 411 11. bis 14. Jahrhundert 411 Malerei 427 11. Jahrhundert 427 · 12. Jahrhundert und Übergang zum 13. Jahrhundert 442 · 13. Jahrhundert und Übergang zum 14. Jahrhundert 464 · 14. Jahrhundert und Übergang zum 15. Jahrhundert 518 BIBLIOGRAPHIE 554 (Verzeichnis der im Text abgekürzt zitierten Literatur) VORWORT DES HERAUSGEBERS Otto Lehmann-Brockhaus (2. März 1909 – 14. März 1999) widmete sich seit seiner Emeritierung als Direktor an der Bibliotheca Hertziana – Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte in Rom im Jahr 1977 bis zu seinem Tod vorrangig der Erforschung der Kunst des Mittelalters in Latium. Das Ergebnis dieser Arbeit war ein fast 700 Seiten umfassender maschinenschriftlicher Text mit zahlreichen handschriftlichen Ergän- zungen. Der Umfang und die ausgewogene Darstellung lassen kaum Zweifel daran, dass das überkommene Manuskript als abgeschlossene Fassung anzusehen ist. Wir sind daher Frau Ursula Lehmann-Brockhaus zu besonderem Dank dafür verpflichtet, dass sie dieses Werk aus dem Nachlass der Bibliotheca Hertziana zur Veröffentlichung übergeben hat und es damit einem größeren Publikum zugänglich gemacht werden kann. Bereits von 1938 bis 1943 machte Lehmann-Brockhaus zunächst als Stipendiat und dann als Assistent der Bibliotheca Hertziana in Rom »allwöchentliche Ausflüge in Latium«, die dazu dienten, Material für eine Kunstgeschichte dieser Region zu sammeln, wie er in seinem 1961 verfassten Lebenslauf (Bibliotheca Hertziana, Archiv) aufzeigt. Aus dieser Quelle erfahren wir ebenfalls, dass er seine Wanderungen in zahlreichen Aufzeichnungen festgehalten hat, jedoch diese »Manu- skriptenbündel«, wie viele andere, durch die Kriegswirren zerstört wurden: »Erhalten ist nur die photographische Ausbeute, die heute das Photoinstitut des Kunstgeschichtlichen Seminars der Universität Mar- burg besitzt«. (Originalabzüge von den Negativen, bzw. Digitalisate von den Microfiches dieses Bestands sind später von der Fotothek der Bibliotheca Hertziana erworben worden.) Der vorliegende Text ist so- mit das Ergebnis einer Beschäftigung mit der Kunst Latiums über ei- nen Zeitraum von fast 60 Jahren. Das Besondere der Arbeit liegt darin, dass sie erstmals das gesamte Umland Roms zum Gegenstand einer umfangreichen Untersuchung macht. Lehmann-Brockhaus schrieb im vorliegenden Text einleitend: »Noch vor der Mitte des 20. Jahrhunderts wäre es unmöglich gewesen, an eine Zusammenfassung der latialen Kunstwerke des 1. Jahrtausends außerhalb von Rom zu denken«. Diese vor etwa zwei Jahrzehnten geäußerte Feststellung hat nichts von ihrer Aktualität verloren und ist auch auf die nachfolgende Zeit zu erwei- tern. Denn trotz mancher, auch in deutscher Sprache verfasster Stu- dien, die zumeist der Kunst einzelner Zeiträume, wie dem frühen Mittelalter oder der Romanik, gewidmet sind, hat es niemand gewagt, eine um fassende Darstellung der Kunst über die gesamte Region ver- teilt (unter Ausschluss Roms) von den Anfängen bis zum ausgehenden Mittel alter in Angriff zu nehmen. Das von Lehmann-Brockhaus ge- schaffene Kompendium ist daher bis heute einzigartig und verdient es, 4 Otto Lehmann-Brockhaus: Latium. Kunst und Kultur im Mittelalter ♦ https://doi.org/10.17617/1.2X Vorwort veröffentlicht zu werden, auch wenn die Endfassung 17 Jahre zurück- liegt. Der Text umfasst vier Kapitel, von denen die beiden ersten den kulturellen Grundlagen der Kunst in Latium gewidmet sind, während die beiden folgenden die Kunstgeschichte von etwa tausend Jahren aufarbeiten. Mit der frühchristlichen Kunst beginnend reicht der zeit- liche Rahmen der Beschreibung bis zum frühen 15. Jahrhundert. Aufgrund historischer Bedingungen, wie sie im ersten Kapitel dargestellt werden, bildet Latium keine einheitliche Kunstlandschaft. Die Festlegung der Grenzen der Region ist erst spät erfolgt – nach 1920 und endgültig erst 1934 – durch die Einbeziehung der Provinz Littoria, heute Latina. Daher ist zu berücksichtigen, dass die Kunst in den Randzonen in anderen historischen Zusammenhängen entstanden ist: Die östlichen Teile der Provinz Rieti sind künstlerisch dem Ein- flussbereich der Abruzzen zuzurechnen; die südlichen Landschafts- räume hingegen, die heute zur Provinz Latina gehören, waren in der Vergangenheit Teile des Königreichs Neapel und sind von süditalieni- schen Künstlern bestimmt. Editorische Notiz Der Text bedurfte nur weniger Korrekturen, die vor allem die Ver- einheitlichung der Orthographie betrafen. Dazu gehört auch die nach deutschen Regeln standardisierte Schreibung der Namen von Hei- ligen, antiken Persönlichkeiten, Herrschern und Päpsten. Um den Lesefluss zu erleichtern, wurden Wortwiederholungen gestrichen. Den mangelnden Nachweisen der Zitate und dem Fehlen einer vom Autor erstellten Bibliographie versucht eine Liste der im Text erwähnten Autoren und ihrer Schriften abzuhelfen. Der Text wird in elektronischer Form herausgegeben. Dies er- leichtert das Suchen und das rasche Auffinden einzelner Orte und ihrer Kunstwerke, die je nach Gattung an verschiedenen Stellen behandelt werden. Die Provinzen in Latium Um die geographische Orientierung zu erleichtern, hat Lehmann- Brockhaus den weniger bekannten Orten die Namen ihrer jeweils zugehörigen Provinz hinzugefügt. Diese Angaben folgen in der Re daktion den in Italien üblichen offiziellen Abkürzungen der fünf Provinzen in Latium: Frosinone (FR), Latina (LT), Rieti (RI), Rom (RM), Vi terbo (VI). Nicht abgekürzt sind die Provinzen der im Text genannten Orte anderer Regionen. Gerhard Wiedmann 5 Otto Lehmann-Brockhaus: Latium. Kunst und Kultur im Mittelalter ♦ https://doi.org/10.17617/1.2X I GESCHICHTE UND GEOGRAPHIE Der Name Latium im Wandel der Geschichte Die Landschaft Latium, deren Name schon im 8. Jahrhundert v. Chr. überliefert ist, bedeutet das Breite, das Flachland. Sie war ursprünglich von geringer Ausdehnung, in der sich die Stadt Rom als Zentrum ent- wickelte. Das Gelände liegt am linken Ufer des unteren Tiberlaufes, während die rechte Seite von den Etruskern besiedelt war. Latium er- streckte sich in der Ebene bis hin zu den Hügeln von Tivoli, wobei Tivoli selbst anfänglich nicht zum alten Latium gehörte. Nach Süden reichte das alte Latium bis zu den ersten Erhebungen der Albanerberge. Dieses Territorium bildete ein unregelmäßiges Viereck mit Seiten- längen von ca. 30 bis 40 km. Es war die Wiege des antiken Römer- reiches, dessen Sprache die der Latiner, der Einwohner von Latium wurde, die sich von den übrigen italischen Stämmen unterschied. Das von den Römern Latium Vetus genannte Gebiet umgaben sechs Völkerschaften mit eigenen Kulturen. Neben den schon genann- ten Etruskern siedelten am rechten Lauf des Tibers bis zum See von Bracciano und zum Lago di Vico hin die Falisker, gegenüber am linken Ufer die Sabiner, rechts vom Flußlauf des Aniene die Aequer, südlich von ihnen die Herniker, im Bergland hinter Anagni und zum Tyrrhe- nischen Meer hin die Volsker. Mit der Zunahme der Macht Roms ging Hand in Hand die Aus- dehnung des alten Latiums. Die Vergrößerung erfolgte zunächst nach Süden längs des Tyrrhenischen Meeres und erstreckte sich auf die Stämme der Volsker und Aurunker bis zum Flußlauf des Liri und des Garigliano. In einer späteren Zeit kam südlich von Rom das gebirgige Hin- terland zu Latium, das von Aequern und Hernikern bewohnt war. Da- mit gehörte die Landschaft, die das Flüßchen Sacco durchläuft, zu La- tium. Man bezeichnete die Erweiterung des Latium Vetus als Latium Novum oder als Latium Adiectum. Von Latium getrennt blieb noch lange Zeit das Sabinerland. Kaiser Augustus (63 v. Chr. – 14 n. Chr.) teilte Italien in Regionen auf. Latium Vetus und Latium Adiectum bil- deten eine Einheit und wurde mit dem südlichen Kampanien verei- nigt, während das Gebiet rechts des Tibers eine eigene Region bildete unter dem Namen Etruria oder Tuscia. Diese administrative Einteilung änderte sich auch nicht unter dem Kaiser Diokletian (Abdankung 305 n. Chr.), der eine Neuordnung Italiens vornahm. Der antike Name Latium war schon zur Zeit Theoderichs