Landkreis Lindhooper Straße 67, 27283 Verden

FFH-Basiserfassung des FFH-Gebietes Lehrde und Eich, Teilbereich Landkreis Verden sowie des so genannten Agreementgebietes südlich von Neddenaverbergen

Oktober 2008

Auftragnehmer: FFH-Basiserfassung des FFH-Gebietes Lehrde und Eich im Landkreis Verden - 2008 0-2 ______

Projektbearbeitung

JOCHEN PURPS, Dipl.-Forstwirt

Dr. THOMAS KAISER, Landschaftsarchitekt u. Dipl.-Forstwirt

Karten-Bearbeitung

YEN-MY VUONG, Bauzeichnerin

GERRIT SCHEFFLER, technischer Angestellter

Fotos

JOCHEN PURPS, Dipl.-Forstwirt

Beedenbostel, den 23.10.2008 Dr. Kaiser

Titelfoto: Die Lehrde begleitender Erlen- und Eschenwald der Talniederungen. FFH-Basiserfassung des FFH-Gebietes Lehrde und Eich im Landkreis Verden - 2008 0-3 ______

Inhalt

Seite ______

1. Allgemeiner Teil 1-1 1.1 Aufgabenstellung 1-1 1.2 Untersuchungsgebiet 1-1 1.3 Methodisches Vorgehen 1-3 1.4 Datengrundlagen 1-4 1.5 Kurzbeschreibung der naturräumlichen Situation 1-4

2. Biotoptypenausstattung 2-1 2.1 Flächenbilanz 2-1 2.2 Kurzbeschreibung und Bewertung der Biotoptypenausstattung 2-4 2.2.1 Wälder 2-4 2.2.2 Gehölze außerhalb des Waldes 2-8 2.2.3 Fließgewässer 2-10 2.2.4 Stillgewässer 2-11 2.2.5 Grünland 2-12 2.2.6 Gehölzfreie Biotope der Sümpfe, Niedermoore und Ufer 2-14 2.2.7 Magerrasen 2-15

3. Lebensraumtypen des Anhangs I der FFH-Richtlinie 3-1 3.1 Flächenbilanz 3-1 3.2 Kurzbeschreibung und Bewertung der FFH-Lebensraumtypen 3-2

4. Floristische Artenerfassung 4-1

5. Zusammenfassende Bewertung des Gebietes 5-1

6. Hinweise zur Entwicklung des Gebietes 6-1

7. Quellenverzeichnis 7-1

8. Fotoanhang 8-1 FFH-Basiserfassung des FFH-Gebietes Lehrde und Eich im Landkreis Verden - 2008 0-4 ______

Verzeichnis der Tabellen Seite ______

Tab. 2-1: Flächengrößen und -anteile der Biotoptypen im Untersuchungsgebiet. 2-1 Tab. 3-1: Lebensraumtypen des Anhangs I der FFH-Richtlinie im Untersuchungsgebiet. 3-1 Tab. 4-1: Übersicht zu den Nachweisen von Pflanzensippen der niedersächsischen Roten Liste. 4-2 Tab. 4-2: Fundorte der Pflanzensippen der Roten Liste. 4-2 Tab. 4-3: Verteilung der nachgewiesenen Pflanzensippen auf die Gefährdungsgrade der Roten Listen. 4-3

Verzeichnis der Abbildungen Seite ______

Abb. 1-1: Lage des FFH-Gebietes „Lehrde und Eich“ innerhalb der FFH-Gebietskulisse Niedersachsens. 1-2 Abb. 1-2: Gebietspolitische Zugehörigkeit des Untersuchungsgebietes. 1-3 Abb. 1-3: Landschaftsschutzgebiete im Betrachtungsraum. 1-6

Verzeichnis der Karten in der Anlage

______

Karte 1: Biotoptypen (Maßstab 1 : 5 000). Karte 2: FFH-Lebensraumtypen einschließlich Entwicklungsflächen (Maßstab 1 : 5 000). Karte 3: Erhaltungszustand der FFH-Lebensraumtypen (Maßstab 1 : 5 000). Karte 4: Aufnahmepunkte der Fotos (Maßstab 1: 10 000). Kap. 1: Allgemeiner Teil - 2008 1-1 ______

1. Allgemeiner Teil

1.1 Aufgabenstellung

Im Rahmen der sich aus der FFH-Richtlinie ergebenden Monitoring-Aufgaben (ver- gleiche RÜCKRIEM &ROSCHER 1999, FARTMANN et al. 2001) sind Bestandsaufnah- men der Lebensraumtypen sowie der Flora des FFH-Gebietes Nr. 276 „Lehrde und Eich“ (DE 3022-331) durchzuführen.

Der Landkreis Verden hat das Büro Dr. Kaiser (Arbeitsgruppe Land & Wasser) im März 2008 mit der Durchführung entsprechender Erhebungen beauftragt. Die Be- standsaufnahme erfolgt in einer vereinfachten Herangehensweise gegenüber der vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Natur- und Küstenschutz durchgeführten FFH-Basiserfassung. Auftragsgemäß wurde auf die Dokumentation der Kartierergebnisse auf Basis der Geländebögen der Fachbehörde für Naturschutz und damit auch auf die Eingabe der Daten mit dem Programm der Fachbehörde für Naturschutz verzichtet. Weiterhin erfolgte im Vorfeld keine Auswertung des Artka- tasters der Fachbehörde für Naturschutz.

1.2 Untersuchungsgebiet

Das FFH-Gebiet Nr. 276 „Lehrde und Eich“ liegt etwa im Zentrum Niedersachsens (Abb. 1-1).

Das Untersuchungsgebiet hat in der in Abb. 1-2 dargestellten Abgrenzung eine Flä- chengröße von etwa 562 ha, von denen etwa 207 ha außerhalb des FFH-Gebietes lie- gen. Gebietspolitisch ist das Untersuchungsgebiet dem Landkreis Verden mit der Ge- meinde Kirchlinteln zuzuordnen (Abb. 1-2). Unmittelbar östlich grenzt der Landkreis Soltau-Fallingbostel mit der Stadt Walsrode an. Ganz im Norden stößt der Landkreis Rotenburg (Wümme) mit der Stadt Visselhövede an das Untersuchungsgebiet an. Kap. 1: Allgemeiner Teil - 2008 1-2 ______

Abb. 1-1: Lage des FFH-Gebietes „Lehrde und Eich“ innerhalb der FFH-Gebietsku- lisse Niedersachsens (Maßstab 1 : 3 000 000, eingenordet). Kap. 1: Allgemeiner Teil - 2008 1-3 ______

Gemeinde Kirchlinteln Landkreis Verden

Landkreis Soltau-Fallingbostel

Stadt Walsrode

Abb. 1-2: Gebietspolitische Zugehörigkeit des Untersuchungsgebietes (grüne Fläche) (Maßstab 1 : 70 000, eingenordet).

1.3 Methodisches Vorgehen

Auf Basis einer Luftbildvorauswertung des Landkreises Verden wurde eine flächende- ckende Kartierung Biotoptypen einschließlich der Untereinheiten und Zusatz- merkmale gemäß dem Kartierschlüssel für Biotoptypen in Niedersachsen (V. DRA- CHENFELS 2004) im Maßstab 1 : 5 000 durchgeführt. Die Bestandsaufnahme erfolgte anhand von flächendeckenden Geländebegehungen während der Vegetationsperiode 2008 mit einem Schwerpunkt im Mai und Juni.

Darüber hinaus wurden die Lebensraumtypen des Anhangs I der FFH-Richtlinie an- hand der Kartierschlüssel der Fachbehörde für Naturschutz (V. DRACHENFELS 2004, 2007a, vergleiche auch EUROPEAN COMMISSION 2007, SSYMANK et al. 1998 und BALZER et al. 2004) erfasst und in ihrem Erhaltungszustand nach den Vorgaben von V. DRACHENFELS (2007b) bewertet. Nach den Vorgaben des Kartierschlüssels erfolgte die Bewertung des Erhaltungszustandes der Flächen in den Stufen Kap. 1: Allgemeiner Teil - 2008 1-4 ______

A = sehr gut, B = gut, C = mäßig bis schlecht, E = aktuell kein FFH-Lebensraumtyp, aber besonders gutes Entwicklungspotenzial.

Im Rahmen der Biotopkartierung wurden die Wuchsorte der Farn- und Blütenpflanzen der niedersächsischen Roten Liste (GARVE 2004) entsprechend den Vorgaben des „RLG-Kartierprogrammes“ der Fachbehörde für Naturschutz (SCHACHERER 2001) erfasst. Die Bestandsgrößen der Vorkommen wurden im Rahmen der Erfassung wie folgt skaliert:

1 = 1 Spross/Horst, 5 = 51 - 100 Sprosse/Horste, 2 = 2 - 5 Sprosse/Horste, 6 = 101 - 1.000 Sprosse/Horste, 3 = 6 - 25 Sprosse/Horste, 7 = 1.001 - 10.000 Sprosse/Horste, 4 = 26 - 50 Sprosse/Horste, 8 = über 10.000 Sprosse/Horste.

Die Wuchsorte der Pflanzensippen der Roten Liste wurden punktgenau ermittelt und sind in Karte 1 dargestellt. Die Nomenklatur der Farn- und Blütenpflanzen folgt GARVE (2004).

Die Biotop- und Lebensraumtypen wurden durch Fotos dokumentiert (siehe Kap. 8). Die Aufnahmepunkte der Fotos sind in Karte 4 dargestellt.

Auf Basis der Deutschen Grundkarte wurden die Ergebnisse der Geländeerhebungen im Maßstab 1 : 5 000 mit dem Programm ArcView digitalisiert.

1.4 Datengrundlagen

Zur Vorbereitung der Geländeerhebungen wurden Vorinformationen gesichtet und ausgewertet, insbesondere der Standard-Datenbogen, die Ergebnisse der landesweiten Biotopkartierung der Fachbehörde für Naturschutz, historische Kartenwerke (Kurhan- noversche Landesaufnahme) und die bodenkundliche Übersichtskarte 1 : 50 000 (BÜK 50 - NLFB 1997).

1.5 Kurzbeschreibung der naturräumlichen Situation

Das naturräumlich größtenteils zur Achim-Verdener Geest als Teil der Stader Geest gehörende Untersuchungsgebiet nimmt Teile der Stellichter Niederungen und der Lehrdeniederung ein. Im Unterlauf bildet es dann die Grenze zwischen dem Verdener Kap. 1: Allgemeiner Teil - 2008 1-5 ______

Wesertal mit der -Aller-Aue und der Aller-Talsandebene mit der Rethemer Tal- aue und den Südkampener Mooren (MEISEL 1959).

Das Untersuchungsgebiet wird großflächig von Podsol-Gleyen und Gley-Podsolen eingenommen. Südlich von Neddenaverbergen stehen Gleye mit Niedermoorauflage und Niedermoorböden an. In der Allerniederung werden die vorgenannten Bodentypen von Auenböden abgelöst. Randlich ragen Braunerde-Podsole in das Untersuchungsge- biet hinein (NLFB 1997).

Die heutige potenzielle natürliche Vegetation des Untersuchungsgebietes besteht nach KAISER &ZACHARIAS (2003) auf den Gley-Standorten aus dem Stieleichen-Auwald- komplex, auf den Gley-Standorten mit Niedermoorauflage aus einem feuchten Birken- Eichenwald und auf den Moorstandorten aus einem feuchten Birken-Eichenwald im Übergang zu Bruch- und Auwäldern der Niedermoore. Die Auenböden der Allerniede- rung werden potenziell natürlich vom Eichen-Hainbuchen- und Eichen-Ulmen-Au- waldkomplex bestanden, die randlichen Gley-Podsole und Braunerde-Podsol von ei- nem Drahtschmielen-Buchenwald.

Das Untersuchungsgebiet wird größtenteils von Grünland geprägt. Vereinzelt sind Wälder und sonstige Gehölze sowie Sumpfbiotope und halbruderale Gras- und Stau- denfluren sowie Äcker eingestreut. Es ist zum größten Teil Bestandteil des Land- schaftsschutzgebietes „Lehrdetal im Landkreis Verden“ (LSG VER 51) (Abb.1-3). Kap. 1: Allgemeiner Teil - 2008 1-6 ______

Das Untersuchungsgebiet ist mit grüner Farbe hinterlegt, Landschaftsschutzgebiete sind durch rote senkrechte Schraffur gekennzeichnet. Abb. 1-3: Landschaftsschutzgebiete im Betrachtungsraum (Maßstab 1 : 70 000, einge- nordet). Kap. 2: Biotoptypenausstattung (Karte 1 im Kartenteil) - 2008 2-1 ______

2. Biotoptypenausstattung

2.1 Flächenbilanz

Die Biotoptypenausstattung des Untersuchungsgebietes ist in Karte 1 dargestellt. Eine Übersicht zum Flächenanteil der insgesamt festgestellten 76 Biotoptypen innerhalb und 54 Biotoptypen außerhalb des FFH-Gebietes liefert die Tab. 2-1.

Tab. 2-1: Flächengrößen und -anteile der Biotoptypen im Untersuchungsgebiet. a) Lage im FFH-Gebiet

Biotoptyp Code Umfang Flächen- Anteil am größe [ha] Gesamt- gebiet [%] Mooracker AM 2,3 0,6 Sandacker AS 18,1 5,1 typisches Weiden-Auengebüsch BAT < 0,1 < 0,1 sumpfiges Weiden-Auengebüsch BAS < 0,1 < 0,1 Einzelstrauch BE < 0,1 < 0,1 feuchtes Weidengebüsch nährstoffreicher Standorte BFR 0,7 0,2 mesophiles Weißdorn- oder Schlehengebüsch BMS 0,7 0,2 Rubus-Gestrüpp BRR 0,3 0,1 sonstiges Sukzessionsgebüsch BRS 0,2 0,1 Ruderalgebüsch BRU 0,1 < 0,1 Brombeer-Faulbaumgebüsch BSF 0,1 < 0,1 sandiger Offenbodenbereich DOS 0,1 < 0,1 landwirtschaftliche Lagerfläche EL 0,2 0,1 naturnaher sommerkalter Geestbach FBG 10,0 2,8 nährstoffreicher Graben FGR 1,6 0,5 sonstiger Graben FGZ 2,1 0,6 mäßig ausgebauter Bach FXM 3,6 1,0 stark ausgebauter Bach FXS 0,3 0,1 Grünland-Einsaat GA 5,9 1,7 sonstiger Flutrasen GFF 23,9 6,7 Intensivgrünland der Auen GIA 19,4 5,5 artenarmes Extensivgrünland GIE 54,3 15,3 sonstiges feuchtes Intensivgrünland GIF 67,5 19,0 Intensivgrünland auf Niedermoorstandorten GIN 8,0 2,3 sonstiges mesophiles Grünland, artenärmer GMZ 42,3 11,9 seggen-, binsen- oder hochstaudenreicher Flutrasen GNF 13,3 3,7 nährstoffreiche Nasswiese GNR 2,4 0,7 magere Nassweide GNW 19,0 5,3 sonstige Weidefläche GW 0,5 0,1 Allee/Baumreihe HBA 4,4 1,2 Einzelbaum/Baumgruppe HBE 1,3 0,4 Baum-Hecke HFB 0,7 0,2 Kap. 2: Biotoptypenausstattung (Karte 1 im Kartenteil) - 2008 2-2 ______

Biotoptyp Code Umfang Flächen- Anteil am größe [ha] Gesamt- gebiet [%] Strauch-Baum-Hecke HFM 1,9 0,5 Strauch-Hecke HFS 0,2 0,1 naturnahes Feldgehölz HN 1,1 0,3 sonstiger standortgerechter Gehölzbestand HPS 0,5 0,1 sonstige Pioniervegetation (wechsel-)nasser Standorte NPZ 1,0 0,3 Rohrglanzgras-Landröhricht NRG 1,0 0,3 Wasserschwaden-Landröhricht NRW 0,2 0,1 Binsen- und Simsenried nährstoffreicher Standorte NSB 3,0 0,8 nährstoffreiches Großseggenried NSG 3,1 0,9 Hochstaudensumpf nährstoffreicher Standorte NSS 0,3 0,1 Bach-Uferstaudenflur NUB 4,5 1,3 landwirtschaftliche Produktionsanlage ODP 0,1 < 0,1 kleiner Müll- und Schuttplatz OSM 0,1 < 0,1 Bahnanlage OVE 0,2 0,1 Straße OVS 0,8 0,2 befestigter Weg OVW 3,4 1,0 Freizeitgrundstück PHF < 0,1 < 0,1 Obst- und Gemüsegarten PHO < 0,1 < 0,1 Adlerfarn-Flur magerer Standorte RAA 0,2 0,1 sonstige Grasflur magerer Standorte RAG 0,1 < 0,1 sonstiger Sand-Magerrasen RSZ 0,2 0,1 kleines naturnahes Altwasser SEF 0,1 < 0,1 sonstiges naturnahes nährstoffreiches Kleingewässer natürlicher SEN < 0,1 < 0,1 Entstehung sonstiges naturnahes nährstoffreiches Kleingewässer SEZ 0,9 0,3 Wiesentümpel STG < 0,1 < 0,1 halbruderale Gras- und Staudenflur feuchter Standorte UHF 2,6 0,7 halbruderale Gras- und Staudenflur mittlerer Standorte UHM 3,7 1,0 Erlen-Bruchwald nährstoffreicher Standorte WAR 1,8 0,5 mesophiler Eichen- und Hainbuchen-Mischwald feucher, basenärme- WCA 1,4 0,4 rer Standorte Traubenkirschen-Erlen- und Eschenwald des Talniederungen WET 6,6 1,9 Laubwald-Jungbestand WJL 0,8 0,2 Nadelwald-Jungbestand WJN 0,1 < 0,1 bodensaurer Buchenwald armer Sandböden WLA 0,9 0,3 bodensaurer Buchenwald lehmiger Böden des Tieflandes WLM 0,1 < 0,1 Birken- und Zitterpappel-Pionierwald WPB 1,6 0,5 sonstiger Pionier- und Sukzessionswald WPS 0,3 0,1 Eichen-Mischwald feuchter Sandböden WQF 1,5 0,4 Eichen-Mischwald armer, trockener Sandböden WQT 0,1 < 0,1 Waldrand magerer, basenarmer Standorte WRA 0,2 0,1 sonstiger Waldrand feuchter bis nasser Standorte WRS 0,1 < 0,1 Hybridpappelforst WXP 0,9 0,3 Douglasienforst WZD 0,1 < 0,1 Fichtenforst WZF 5,7 1,6 Kiefernforst WZK 0,5 0,1

Summe 355,2 100,1* * Abweichungen von 100 % sind rundungsbedingt. Kap. 2: Biotoptypenausstattung (Karte 1 im Kartenteil) - 2008 2-3 ______b) Lage außerhalb des FFH-Gebietes (so genanntes Agreementgebiet südlich von Neddenaver- bergen)

Biotoptyp Code Umfang Flächen- Anteil am größe [ha] Gesamt- gebiet [%] Mooracker AM 6,6 3,2 Sandacker AS 5,1 2,5 feuchtes Weidengebüsch nährstoffreicher Standorte BFR 0,1 < 0,1 mesophiles Haselgebüsch BMH 0,2 0,1 Weiden-Sumpfgebüschs nährstoffreicher Standorte BNR 0,2 0,1 Ruderalgebüsch BRU < 0,1 < 0,1 torfiger/humoser Offenbodenbereich DOT 0,3 0,1 landwirtschaftliche Lagerfläche EL 0,2 0,1 nährstoffreicher Graben FGR 0,9 0,4 sonstiger Graben FGZ 1,3 0,6 sonstiger Flutrasen GFF 9,1 4,4 Intensivgrünland der Auen GIA 3,2 1,5 artenarmes Extensivgrünland GIE 11,1 5,4 sonstiges feuchtes Intensivgrünland GIF 20,9 10,1 Intensivgrünland auf Niedermoorstandorten GIN 92,7 44,7 sonstiges mesophiles Grünland, artenärmer GMZ 5,6 2,7 seggen-, binsen- oder hochstaudenreicher Flutrasen GNF 9,0 4,3 magere Nassweide GNW 1,0 0,5 artenarmer Scherrasen GRA 0,1 < 0,1 artenreicher Scherraesn GRR 0,1 < 0,1 sonstige Weidefläche GW 2,2 1,1 Allee/Baumreihe HBA 5,9 2,8 Einzelbaum/Baumgruppe HBE 0,4 0,2 Strauch-Baum-Hecke HFM 1,4 0,7 naturnahes Feldgehölz HN 0,5 0,2 standortfremdes Feldgehölz HX 0,2 0,1 Wasserschwaden-Landröhricht NRW 0,1 < 0,1 Binsen- und Simsenried nährstoffreicher Standorte NSB 1,0 0,5 sonstiger nährstoffreicher Sumpf NSR 0,2 0,1 Bach-Uferstaudenflur NUB 0,3 0,1 ländlich geprägtes Dorfgebiet ODL 0,1 < 0,1 landwirtschaftliche Produktionsanlage ODP 0,4 0,2 sonstige Deponie OSS 0,1 < 0,1 Bahnanlage OVE 1,1 0,5 Straße OVS 1,4 0,7 befestigter Weg OVW 5,3 2,6 Freizeitgrundstück PHF 0,8 0,4 Garten mit Großbäumen PHG 0,3 0,1 Obst- und Gemüsegarten PHO 0,2 0,1 Adlerfarn-Flur magerer Standorte RAA 0,0 0,0 naturnahes nährstoffreiches Abbaugewässer SEA 3,5 1,7 sonstiges naturnahes nährstoffreiches Kleingewässer SEZ 0,4 0,2 halbruderale Gras- und Staudenflur feuchter Standorte UHF 0,9 0,4 halbruderale Gras- und Staudenflur mittlerer Standorte UHM < 0,1 < 0,1 Erlen-Bruchwald nährstoffreicher Standorte WAR 1,3 0,6 mesophiler Eichen- und Hainbuchen-Mischwald feucher, basenärme- WCA 0,8 0,4 rer Standorte mesophiler Eichen- und Hainbuchen-Mischwald feucher, WCA 1,0 0,5 Kap. 2: Biotoptypenausstattung (Karte 1 im Kartenteil) - 2008 2-4 ______

Biotoptyp Code Umfang Flächen- Anteil am größe [ha] Gesamt- gebiet [%] Erlen- und Eschen-Sumpfwald WNE < 0,1 < 0,1 Birken- und Zitterpappel-Pionierwald WPB 0,8 0,4 Eichen-Mischwald feuchter Sandböden WQF 2,7 1,3 Waldrand magerer, basenarmer Standorte WRA 0,1 < 0,1 Hybridpappelforst WXP 0,3 0,1 Fichtenforst WZF 5,0 2,4 Kiefernforst WZK 1,0 0,5

Summe 207,4 99,6* * Abweichungen von 100 % sind rundungsbedingt.

2.2 Kurzbeschreibung und Bewertung der Biotoptypenausstattung

2.2.1 Wälder

Bodensaurer Eichen-Mischwald

Bodensaure Eichen-Mischwälder sind nur kleinflächig in Restbeständen in unmittelba- rer Nähe zur Lehrde als auch in Randbereichen der morphologischen Lehrdeaue vor- handen. Die Bestände sind inselartig in das von linearen Gehölzbeständen und Einzel- bäumen gegliederte Offenland eingestreut, wobei mehrere Bestände in unmittelbarere Nähe der Einzelgehöfte der Ortslage Lehringen besonders erwähnenswert sind. Die Mischwälder sind in der Baumschicht durch das Auftreten von Stiel-Eiche (Quercus robur), Eberesche (Sorbus aucuparia), Sand-Birke (Betula pendula), Fichte (Picea abies) sowie einzelnen Exemplaren der Wald-Kiefer (Pinus sylvestris) und Rot-Buche (Fagus sylvatica) gekennzeichnet. In der Strauchschicht ist der Faulbaum (Frangula alnus) nicht selten. Es treten im Gebiet neben wenigen mittelalten Beständen vor allem ältere Bestände auf, die aufgrund ihres Alters, ihrer Baumartenzusammensetzung und ihrer Mehrschichtigkeit naturnahe Strukturen aufweisen. In den älteren Beständen ist nennenswertes starkes Totholz vereinzelt zu finden.

Aufgrund der Kleinflächigkeit der Bestände ist die ohnehin artenarme Krautschicht oft nur fragmentarisch ausgebildet. Anspruchslose Säurezeiger wie Draht-Schmiele (De- schampsia flexuosa), Dorniger Wurmfarn (Dryopteris carthusiana), Heidelbeere (Vac- cinium myrtillus), Zweiblättriges Schattenblümchen (Maianthemum bifolium), Wald- Sauerklee (Oxalis acetosella) oder Wald-Geißblatt (Lonicera periclymenum) bilden die zumeist spärlich entwickelte Krautschicht. Des weiteren treten Kleines Springkraut (Impatiens parviflora), Brombeere (Rubus fruticosus agg.) und Himbeere (Rubus idaeus) besonders in Bestandeslücken und an Waldrändern hinzu. Kap. 2: Biotoptypenausstattung (Karte 1 im Kartenteil) - 2008 2-5 ______

Die Bestände sind überwiegend als Eichen-Mischwälder feuchter Sandböden (WQF) ausgebildet. Zur oben beschriebenen Krautschicht kommen hier zusätzlich vereinzelt Feuchtezeiger wie Pfeifengras (Molinia caerulea) hinzu.

Mesophiler Eichen- und Hainbuchen-Mischwälder

Auch die Typengruppe der mesophilen Eichen-Hainbuchenwälder (WC) ist im Unter- suchungsgebiet nur in relativ kleinflächigen Einzelvorkommen verbreitet. Ein Verbreitungsschwerpunkt der mesophilen Eichen- und Hainbuchen-Mischwälder liegt an den ehemaligen Mergelkuhlen südöstlich der Ortlage Neddenaverbergen zwischen Lehringen und Grafel. Anklänge an mesophile Eichenmischwälder finden sich auch entlang der Lehrde in enger Verzahnung mit Erlen-Eschenauwäldern (siehe unten).

Die Baumschicht wird von älteren Stiel-Eichen (Quercus robur) dominiert, zu denen sich vereinzelt Hainbuchen (Carpinus betulus), Vogel-Kirschen (Prunus avium) und Sand-Birken (Betula pendula) gesellen. Die Bestände sind meist mehrschichtig aufge- baut und weisen eine ausgeprägte Strauchschicht auf, in denen die Hasel (Corylus avellana) dominiert. Als weitere Arten treten Eingriffeliger Weißdorn (Crataegus mo- nogyna), Schlehe (Prunus spinosa) und vereinzelt Gewöhnlicher Schneeball (Vibur- num opulus) hinzu. Die Bestände werden von Altholz dominiert, vereinzelt findet sich auch stärkeres Totholz.

Die Vegetation setzt sich sowohl aus anspruchsvolleren Arten wie Wald-Frauenfarn (Athyrium filix-femina) und Große Sternmiere (Stellaria holostea) als auch aus Säure- zeigern wie Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella), Dorniger Wurmfarn (Dryopteris carthusiana) und Wald-Geißblatt (Lonicera periclymenum) zusammen. Weitere hoch- stete Arten sind Kleines Springkraut (Impatiens parviflora) und Brombeere (Rubus fruticosus agg.).

In den im Gebiet verbreiteten mesophilen Eichen-Hainbuchenwäldern feuchter basen- ärmerer Standorte (WCA) sind außerdem Feuchtezeiger wie Rasen-Schmiele (De- schampsia cespitosa), Wald-Ziest (Stachys sylvatica) und Schwarz-Erle (Alnus gluti- nosa) vertreten. Hinzu kommen vereinzelt Nässezeiger wie Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea). An den bereits erwähnten Mergelkuhlen weisen einzeln beigemischte Eschen (Fraxinus excelsior) als auch das Vorkommen des Großen Zweiblattes (Listera ovata) auf Übergänge zu nasseren (WCN) beziehungsweise basenreicheren Ausprä- gungen (WCR) hin. Vermutlich anthropogen bedingte Reliefwechsel führen hier zu einem kleinflächigen Standortmosaik. Nördlich der Ortslage Stemmen tritt sehr klein- flächig in Waldrandlage ein Übergang zu einem Eichen-Mischwald mittlerer, mäßig basenreicher Standorte (WCE) an einem kleinem Steilhang des Lehrdeufers auf, der Kap. 2: Biotoptypenausstattung (Karte 1 im Kartenteil) - 2008 2-6 ______durch zurückhaltenden Wuchs der Stiel-Eiche und floristisch durch Fazies des Mai- glöckchen (Convallaria majalis) gekennzeichnet ist.

Buchenwälder

In den im Gebiet ebenfalls seltenen und nur kleinflächig vorkommenden Buchenwäl- dern dominiert die Rot-Buche (Fagus sylvatica) und es kommen Nebenbaumarten wie Stiel-Eiche (Quercus robur), Sand-Birke (Betula pendula) und Eberesche (Sorbus au- cuparia) sowie vereinzelt Fichte (Picea abies) vor. Eine Strauchschicht fehlt weitge- hend. Die Bestände sind durch Altholzvorkommen und nennenswertes starkes Totholz infolge langjähriger Nutzungsruhe geprägt.

Bodensaurer Buchenwald armer Sandböden (WLA) kommt nur an der Lehrde nahe der Hofstelle Grafel vor. Aufgrund der schlechten Lichtverhältnisse am Boden besit- zen diese Wälder eine spärliche Krautschicht, die vor allem aus Säurezeigern wie Draht-Schmiele (Deschampsia flexuosa) und Dornigem Wurmfarn (Dryopteris carthu- siana) besteht. Des weiteren treten hier Hagermoose wie Gabelzahn (Dicranum scopa- rium) und Wald-Frauenhaarmoos (Polytrichum formosum) auf.

In den bodensauren Buchenwäldern (WLM) auf den etwas besser versorgten Sanden gesellen sich zu den oben genannten Säurezeigern etwas anspruchsvollere Arten wie Hain-Rispengras (Poa nemoralis) sowie Vielblütige Weißwurz (Polygonatum mul- tiflorum) und Große Sternmiere (Stellaria holostea) hinzu.

Auwälder

Erlen-Eschenauenwälder der Talniederungen (WET) begleiten die Lehrde über weite Strecken des Untersuchungsgebietes. Es kommen nur selten flächige Bestände vor. Größtenteils ist der Biotoptyp als ein- bis zweireihiger Galeriewald entlang der Lehrde ausgebildet. Übergänge zu Erlen-Bruchwäldern sind im Norden des Untersuchungsge- bietes zu verzeichnen. Die Galeriewälder sind aufgrund eines kleinräumigen Stand- ortmosaiks im Uferbereich nicht selten mit Fragmenten der Eichen-Hainbuchenwälder verzahnt, als Baumart tritt in diesen Beständen vor allem Stiel-Eiche (Quercus robur) hinzu.

Es überwiegen insgesamt ältere Bestände, die eine vertikale Strukturvielfalt aufweisen. Durch Stockausschlag sind die Schwarz-Erlen (Alnus glutinosa) häufig mehrstämmig entwickelt, Eschen (Fraxinus excelsior) kommen in beachtlichen Dimensionen (Durchmesser in 1,3 m Höhe über 60 cm) vor. Jüngere Altersklassen treten nördlich Kap. 2: Biotoptypenausstattung (Karte 1 im Kartenteil) - 2008 2-7 ______der Autobahn und südlich der Gehöfte von Lehringen auf. Bei letztgenannten Vor- kommen ist die Vitalität des uferparallelen Erlensaumes sichtlich gemindert, so dass schüttere Kronen zu verzeichnen sind. Teilweise sind die an den Ufersaum angrenzen- den - ohnehin kleinflächigen - Bestände durch Weidegang beeinträchtigt. Unterhalb der Hofstelle Grafel bis zur Ortslage von Stemmen treten vermehrt alte Schwarz-Pap- pel-Hybriden (Populus xcanadensis) entlang des Lehrdeufers auf. Insgesamt ist jedoch die Überformung der Auwälder durch nichtheimische Gehölze und Neophyten entlang der Lehrde im Vergleich zu anderen Fluss- und Bachauen als relativ gering zu be- zeichnen.

Der Wasserhaushalt der Bestände ist sehr unterschiedlich ausgeprägt. Es existieren sowohl Abschnitte mit Wäldern in einer Lage nur wenige Dezimeter über der Mittel- wasserlinie der Lehrde als auch Vorkommen an Steilufern in ein bis über zwei Meter Höhe über der Mittelwasserlinie und auf schwach ausgeprägten Uferwällen.

Typische Auwaldarten, die regelmäßig vorkommen, sind Gundermann (Glechoma he- deracea), Hopfen (Humulus lupulus), Winkel-Segge (Carex remota) und Hain-Stern- miere (Stellaria nemorum). Letztere kennzeichnet die Wälder als dem Hainsternmie- ren-Erlenwald (Stellario nemorum-Alnetum glutinosae) zugehörig, der auch in anderen Teilen der südlichen Lüneburger Heide im Übergang zur Allerniederung auftritt (KAISER 1991). Weitere Feuchtezeiger wie Frauenfarn (Athyrium filix-femina), Wald- Ziest (Stachys sylvaticas), Scharbockskraut (Ranunculus ficaria), Große Brennnessel (Urtica dioica), Flatterbinse (Juncus effusus), Echtes Mädesüß (Filipendula ulmaria), Riesen-Schwingel (Festuca gigantea) und Giersch (Aegopodium podagraria) vervoll- ständigen das Artenspektrum. Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea) bildet stellen- weise Dominanzbestände.

Oftmals weisen die Bestände eine gut entwickelte Strauchschicht auf, in der Europäi- sches Pfaffenhütchen (Euonymus europaea), Stachelbeere (Ribes uva-ursi), Rote Jo- hannisbeere (Ribes rubrum), Gewöhnlicher Schneeball (Viburnum opulus), Frühe Traubenkirsche (Prunus padus), Grau-Weide (Salix cinerea) sowie auf höheren Ufer- abschnitten Schlehe (Prunus spinosa) und Hasel (Corylus avellana) die Grundaus- stattung bilden.

Abschnitte mit steilen Uferböschungen, die gegenwärtig keiner weiteren Erosion un- terliegen, werden durch üppige Vorkommen des Breitblättriger Dornfarnes (Dryopte- ris dilatata) charakterisiert. Auf höher gelegen Uferanschnitten treten stellenweise Entwässerungszeiger wie Himbeere (Rubus idaeus), Brombeere (Rubus fruticosus agg.) sowie Arten des Wirtschaftsgrünlands wie Kriechende Quecke (Elymus repens) hinzu. Kap. 2: Biotoptypenausstattung (Karte 1 im Kartenteil) - 2008 2-8 ______

Übergänge zu Erlenbruchwäldern (WAR) treten östlich der Hofstelle Ihden auf, wo Ausläufer eines Quell-Bruchwaldes bis zum Beginn der Flussaue reichen.

Erlenbruchwald und deren Entwässerungsstadien

Erlen-Bruchwälder nährstoffreicherer Standorte (WAR) und ihre Entwässerungssta- dien (WU) finden sich kleinflächig im nördlichen Untersuchungsgebiet als auch in einem kleinen Einzelbestand zwischen der Hofstelle Grafel und Stemmen. Östlich der Hofstelle Ihden befindet sich in Hanglage ein Komplex von Erlenbruchwäldern unter- schiedlichen Alters mit einem gut ausgeprägten Quell-Bruchwald mit Bitterem Schaumkraut (Cardamine amara) im Zentrum. Im Quellbereich treten als typische Arten der Bruchwälder Walzen-Segge (Carex elongata) und Sumpf-Haarstrang (Peu- cedanum palustre) auf. Der Nährstoffreichtum der Bruchwaldstandorte wird durch das Vorkommen von anspruchsvolleren Arten wie Rispen-Segge (Carex paniculata) und Sumpfdotterblume (Caltha palustris) unterstrichen. Darüber hinaus bestimmen unspe- zifische Feuchtezeiger wie Flatter-Binse (Juncus effusus), Gewöhnlicher Gilbweide- rich (Lysimachia vulgaris), Sumpf-Kratzdistel (Cirsium palustre), Kriechender Hah- nenfuß (Ranunculus repens) und Wald-Simse (Scirpus sylvaticus) zumeist den Aspekt.

In den entwässerten Erlenbruchwäldern (WU) treten die oben genannten Nässezeiger zurück, vereinzelt tritt Fichte (Picea abies) in der Baumschicht hinzu und die Kraut- schicht wird von Entwässerungszeigern wie Himbeere (Rubus idaeus), Brombeere (Rubus fruticosus agg.) und Dornigem Wurmfarn (Dryopteris carthusiana agg.) be- herrscht.

Die Stammdurchmesser der meisten Bruchwälder sind gering. Nennenswerte Totholz- anteile sind nur selten vorhanden, außerdem ist das Totholz meist nur schwach (unter 20 cm Stammdurchmesser in 1,3 m Höhe). Das geringe Alter, der homogene Al- tersaufbau sowie das häufige Fehlen von starkem Totholz führt zu einer insgesamt nur mäßig ausgebildeten Strukturierung.

2.2.2 Gehölze außerhalb des Waldes

Das Landschaftsbild im Untersuchungsgebiet wird in auffälliger Weise von Gehölz- elementen bestimmt, die das landwirtschaftlich genutzte Offenland gliedern. Eine Vielzahl von Gehölzreihen (HBA) und Einzelbäumen (HBE) prägen neben zahlrei- chen Feldhecken (HF) und naturnahen Feldgehölzen weite Teile des Gebietes. Außer- dem treten stellenweise mesophile Gebüsche (BMS, BMH) sonstige Feuchtgebüsche (BF) auf. Kap. 2: Biotoptypenausstattung (Karte 1 im Kartenteil) - 2008 2-9 ______

Markante Einzelbäume (HBE) finden sich in allen Teilen des Untersuchungsgebietes, Bruchhöhendurchmesser von 70 bis 100 cm treten nicht selten auf. Neben zahlreichen Stiel-Eichen (Quercus robur), die sowohl als Solitäre wie in kleiner Gruppen im Grünland vorkommen, sind nicht wenige markante Schwarz-Erlen (Alnus glutinosa) und Eschen (Fraxinus excelsior) bemerkenswert. Vereinzelt sind auch Vorkommen der Sand-Birke (Betula pendula) in starken Dimensionen zu verzeichnen.

Stellenweise sind die Gehölze durch den Weidebetrieb beeinträchtigt, sei es durch das Anbringen von Weidezäune oder durch Beschädigungen der Rinde an Stamm und Wurzelanläufen durch die Weidetiere.

Als lineare Gehölzelemente kommen zahlreiche Baumreihen (HBA) und Feldhecken (HF) vor, wobei die Übergänge häufig fließend sind. Hauptbestandsbildner sind Stiel- Eiche (Quercus robur) und Schwarz-Erle (Alnus glutinosa). In den Strauch-Baumhe- cken (HFM) treten als Baumarten Esche (Fraxinus excelsior), Eberesche (Sorbus au- cuparia), Zitter-Pappel (Populus tremula), Sand-Birke (Betula pendula) und vereinzelt Vogel-Kirsche (Prunus avium) hinzu. Die Strauchschicht ist artenreich und wird in je nach Standort wechselnder Zusammensetzung vor allem aufgebaut von Eingriffeligem Weißdorn (Crataegus monogyna), Schlehe (Prunus spinosa), Hasel (Corylus avel- lana), Europäischem Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus), Gewöhnlichem Schnee- ball (Viburnum opulus), Früher Traubenkirsche (Prunus padus), Grau-Weide (Salix cinerea) und Faulbaum (Frangula alnus). Seltener bauen diese Arten auch Strauchhe- cken (HFS) ohne die oben genannten Baumarten auf. Sowohl bei den Baumreihen wie den Hecken überwiegen ältere Stadien.

Die Feldhecken sind meistens geschlossen, wogegen die Baumreihen häufig Lücken aufweisen. Nachpflanzungen jüngerer Baume sind selten.

Daneben kommen vereinzelt naturnahe Feldgehölze (HN) vor, die vielschichtig aufge- baut sind und in ihrer Gehölzzusammensetzung den Feldhecken ähneln. Vereinzelt tritt hier noch die Wald-Kiefer (Pinus sylvestris) hinzu.

Kleinflächig haben sich zumeist angrenzend an vorhandene Gehölzstrukturen me- sophile Gebüsche entwickelt, die entweder als Weißdorn- und/oder Schlehengebüsch (BMS) oder als mesophiles Haselgebüsch (BMH) ausgeprägt sind. Ferner sind klein- flächig feuchte Weidengebüsche nährstoffreicher Standorte (BFR) entwickelt, in de- nen die Grau-Weide (Salix cinerea) dominiert. Kap. 2: Biotoptypenausstattung (Karte 1 im Kartenteil) - 2008 2-10 ______

2.2.3 Fließgewässer

Hauptfließgewässer im Untersuchungsgebiet ist die Lehrde. Aufgrund ihrer Breite ist die Lehrde ein naturnaher sommerkalter Geestbach (FBG), unterhalb der Mündung des Vethbaches ein mäßig ausgebauter Bach (FXM). Durch die relativ reiche Struktur ist die gesamte Lehrde mehr oder weniger naturnah. Ihr Verlauf ist meist geschwungen bis mäandrierend, selten nur gestreckt. Das Substrat ist sandig bis kiesig, kaum schlammig. Die Morphologie der Ufer ist vielgestaltig. Prall- und Gleithänge, zwei bis selten drei Meter hohe Steilufer, unterschiedliche Tiefen, Kolkbildungen, Wurzel- und Totholz, Unterspülungen sowie unterschiedliche Fließgeschwindigkeiten sind vorhan- den. Anthropogene Strukturveränderungen sind häufig zu beobachten, vermutlich ist die Gewässersohle zum Zwecke der Entwässerung benachbarter landwirtschaftlicher Flächen durch Sedimententnahmen tiefer gelegt worden. Stellenweise finden sich auch größere Gesteinsblöcke im Bachbett, bei denen es sich vermutlich um künstliche Sohl- gleiten handelt. Im Umfeld von Brücken sind die Ufer mit Holzverschalungen und Fa- schinen abgestützt oder mit Steinblöcken befestigt. Querbauwerke fehlen bis auf das Mühlenwehr in Stemmen, das die Lehrde über einen Abschnitt von mehreren hundert Metern aufstaut.

Im unteren Abschnitt vor der Mündung in die Aller handelt es sich um einen mäßig ausgebauten Bach (FXM), der ein mit Steinen befestigtes Regelprofil aufweist und durch Deiche als Längsbauwerke nahe der Uferlinie beeinträchtigt ist.

Mit Ausnahme des letzten Abschnittes unterhalb der Ortslage von Wittlohe bis zur Mündung in die Aller ist die Lehrde meistens beschattet. Sie fließt stellenweise durch Waldbereiche oder wird im Offenland von einem schmalen Gehölzsaum (siehe Kap. 2.2.1) begleitet.

Weite Strecken der Lehrde weisen eine mehr oder weniger gut entwickelte flutende Wasservegetation auf. Ausnahmen bilden der ausgebaute Abschnitt vor der Mündung in die Aller und stark beschattete Abschnitte. Die häufigsten Arten der flutenden Ve- getation sind größere Bestände des Einfachen Igelkolben (Sparganium emersum) und der Kanadischen Wasserpest (Eleodea canadensis) sowie flutende Wassermoose (Fontinalis spec.).

Weitere Fließgewässer im Untersuchungsgebiet sind der Vethbach und der Bevern- bach als Zuflüsse der Lehrde. Beide Gewässer durchfließen das Gebiet nur in einem kurzen Abschnitt und können als mäßig ausgebaute Bäche (FXM) eingestuft werden. Der Vethbach ist stark begradigt und fließt als langsamer Wiesenbach nur wenige hundert Meter durch das Untersuchungsgebiet. Einfacher Igelkolben (Sparganium Kap. 2: Biotoptypenausstattung (Karte 1 im Kartenteil) - 2008 2-11 ______emersum) und Schwimmendes Laichkraut (Potamogeton natans) sind aspektbestim- mend.

Im Untersuchungsgebiet befinden sich zahlreiche Gräben (FGZ, FGR). In den von in- tensiver Grünland- und Ackernutzung geprägtem Bereichen sind die Gräben etwa 1,5 m tief ausgebaut und dienen der Entwässerung der drainierten landwirtschaftlichen Flächen.

2.2.4 Stillgewässer

Über das gesamte Untersuchungsgebiet verteilt liegt eine Reihe von kleinen, meist künstlich angelegten Stillgewässern. Besonders hervorzuheben sind mehrere ehema- lige Mergelkuhlen zwischen Neddenaverbergen und Lehringen.

Entlang der Lehrde befinden sich mehrere kleine Gewässer, die als kleine naturnahe Altwässer (SEF) beziehungsweise sonstige naturnahe Kleingewässer natürlicher Ent- stehung (SEN) eingestuft worden sind. Nördlich von Lehringen befinden sich zwei flache Gewässer im Nassgrünland, die den Charakter von Wiesentümpeln haben, je- doch ganzjährig Wasser führen und daher als sonstige naturnahe Kleingewässer natür- licher Entstehung (SEN) zugeordnet sind. Sie werden durch einen artenreichen Ver- landungsbereich mit Tauchblattpflanzen (VET) geprägt. Hauptbestandsbildner ist die Wasserfeder (Hottonia palustris), zu der sich Wasserschlauch (Utricularia vulgaris agg.), Gewöhnlicher Froschlöffel (Alisma plantago-aquatica), Kleine Wasserlinse (Lemna minor) und Vielwurzelige Teichlinse (Spirodela polyrhiza) gesellen. Die Ver- landungszone ist mit kleinflächigen Seggenröhrichten, die von Schnabel-Segge (Carex rostrata), Schlanker Segge (Carex acuta), Zweizeiliger Segge (Carex disticha), Wie- sen-Segge (Carex nigra) und Rispen-Segge (Carex paniculata) aufgebaut werden, verzahnt.

Östlich der Hofstelle Grafel liegt ein nährstoffreiches Kleingewässer (SEZ) mit einem Verlandungsbereich aus wurzelnden Schwimmblattpflanzen (VES). Neben Gelber Teichrose (Nuphar lutea) und Schwimmendem Laichkraut (Potamogeton natans) wächst hier die vermutlich angesalbte Glänzende Seerose (Nymphaea candida), sub- mers tritt Zwerg-Laichkraut (Potamogenton pusillus agg.) auf.

Weitere nährstoffreiche Kleingewässer (SEZ) sind im gesamten Untersuchungsgebiet verbreitet. Nur einige Teiche weisen mit sporadischem Vorkommen von Kleiner Was- serlinse (Lemna minor) und Vielwurzeliger Teichlinse (Spirodela polyrhiza) eine fragmentarisch entwickelte Wasserlinsengesellschaft auf. Die Uferbereiche weisen naturnahe Strukturen auf und besitzen einen mehr oder weniger schmalen Saum aus Kap. 2: Biotoptypenausstattung (Karte 1 im Kartenteil) - 2008 2-12 ______

Gewöhnlichem Schilf (Phragmites australis), Flatter-Binse (Juncus effusus), Sumpf- Schwertlilie (Iris pseudacorus), Gewöhnlichem Froschlöffel (Alisma plantago-aqua- tica), Rispen-Segge (Carex paniculata) und einzelnen Gehölzen wie Schwarz-Erle (Alnus glutinsa) und Grau-Weide (Salix cinerea).

Die ehemaligen Mergelkuhlen östlich Neddenaverbergens sind als naturnahe nähr- stoffreiche Abbaugewässer (SEA) entwickelt. Die Ufer werden überwiegend von na- turnahen Gehölzbeständen geprägt. Teilweise ist auch eine Nutzung als Freizeitgrund- stück zu verzeichnen. Aufgrund der Beschattung und Tiefe der Gewässer ist eine Ver- landungsvegetation kaum entwickelt, nur in einem Gewässer kommen artenarme Be- stände aus dem vermutlich angesalbten Zarten Hornblatt (Ceratophyllum submersum) und der Kleinen Wasserlinse (Lemna minor) vor.

2.2.5 Grünland

Artenreiches Grünland kommt nur noch in mehr oder weniger großen Restbeständen im Gebiet vor, in weiten Teilen überwiegt intensiv genutztes artenarmes Grünland. Das artenreiche Grünland ist mit unterschiedlichen Feuchte- und Nährstoffgraden so- wie Nutzungsintensitäten ausgeprägt. Verbreitet sind Übergänge zu artenarmem Inten- sivgrünland zu beobachten. Eine reine Wiesennutzung ist auf Intensivgrünland be- schränkt, verbreitet sind Standweiden mit Rinder- und Pferdehaltung sowie Mähwie- sen mit Nachbeweidung.

Mesophiles Grünland

Vereinzelt ist im Untersuchungsgebiet mesophiles Grünland (GM) zu finden. Sein Artenreichtum ist sehr unterschiedlich. Meist sind Kennarten des mesophilen Grünlan- des mit breiter Standortamplitude wie Gewöhnliche Schafgarbe (Achillea millefolium), Spitz-Wegerich (Plantago lanceolata), Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris), Gro- ßer Sauerampfer (Rumex acetosa), Gamander-Ehrenpreis (Veronica chamaedrys), Gänseblümchen (Bellis perennis), Gras-Sternmiere (Stellaria graminea), Rot-Schwin- gel (Festuca rubra agg.), Gewöhnliches Ruchgras (Anthoxanthum odoratum) und Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis) neben weithin verbreiteten Grünlandarten wie Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis) und Wolligem Honiggras (Holcus lanatus) vorherrschend. Seltener sind Kriechender Günsel (Ajuga reptans) und Vogel- Wicke (Vicia cracca). Diese Arten bilden den Grundstock für alle mesophilen Grün- landtypen. Im Untersuchungsgebiet tritt nur das sonstige mesophile Grünland (GMZ) auf. Kuckucks-Lichtnelke (Silene flos-cuculi), Sumpf-Hornklee (Lotus pedunculatus) und Wiesen-Segge (Carex nigra) sind typische Feuchtezeiger auf einigen Flächen. Kap. 2: Biotoptypenausstattung (Karte 1 im Kartenteil) - 2008 2-13 ______

Seggen-, binsen- oder hochstaudenreiche Nasswiese

Nasswiesen sind im gesamten Untersuchungsgebiet verbreitet. Der Artengrundstock setzt sich vor allem aus Flatter-Binse (Juncus effusus), Wiesen-Segge (Carex nigra), Großer Sauerampfer (Rumex acetosa), Gewöhnliches Ruchgras (Anthoxanthum odo- ratum), Knick-Fuchsschwanz (Alopecurus geniculatus), Wiesen-Schaumkraut (Car- damine pratensis), Kriechender Hahnenfuß (Ranunculus repens), Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris), Schlank-Segge (Carex acuta) und vereinzelt Spitzblütiger Binse (Juncus acutiflorus) zusammen.

Magere Nassweiden (GNW) sind kleinflächig im gesamten Untersuchungsgebiet ver- breitet. Den Aspekt in diesem meist wenig artenreichen Nassgrünland bilden Flatter- Binse (Juncus effusus), Wiesen-Segge (Carex nigra) oder Spitzblütige Binse (Juncus acutiflorus). Weit verbreitete Grünlandarten wie Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus ac- ris), Großer Sauerampfer (Rumex acetosa) und Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis) sind stetige Begleiter.

Auf den nährstoffreicheren Standorten treten die oben erwähnten anspruchslosen Ar- ten weitestgehend zurück und es kommen vermehrt Hochstauden, Großseggen oder anspruchsvollere Nässezeiger auf. Teilweise bilden sie Dominanzen aus. Typische Arten der nährstoffreichen Nasswiesen (GNR) sind Echtes Mädesüß (Filipendula ul- maria), Gewöhnlicher Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris), Wald-Simse (Scirpus syl- vaticus), Gewöhnlicher Wolfstrapp (Lycopus europaeus) und Sumpfdotterblume (Caltha palustris).

Seggen-, binsen- oder hochstaudenreiche Flutrasen (GNF) sind überall verbreitet. Flut- rasenarten wie Kriechender Hahnenfuß (Ranunculus repens), Brennender Hahnenfuß (Ranunculus flammula), Weißes Straußgras (Agrostis stolonifera), Knick-Fuchs- schwanz (Alopecurus geniculatus) und Flutender Schwaden (Glyceria fluitans) sind hier häufig. Im Untersuchungsgebiet treten vorwiegend Gewöhnliche Sumpfsimse (Eleocharis palustris agg.), Schlank-Segge (Carex acuta) und Wiesen-Segge (Carex nigra) hinzu. Hochstauden sind dagegen nur selten vertreten. Vereinzelt sind Vor- kommen der Sumpfdotterblume (Caltha palustris) eingestreut.

Sonstige Flutrasen (GFF) sind im Untersuchungsgebiet ebenfalls nicht selten. In die- sem eher artenarmen Grünlandtyp mit häufigem Übergang zum Intensivgrünland kommen die oben genannten typischen Flutrasenarten vor. Binsen und Seggen fehlen jedoch weitestgehend. Kap. 2: Biotoptypenausstattung (Karte 1 im Kartenteil) - 2008 2-14 ______

Einige Gründlandbereiche werden nur noch mehr oder weniger extensiv als Mähwei- den genutzt oder liegen brach und sind als artenarmes Extensivgrünland (GIE) einge- stuft worden. Sie treten unter anderem südlich der Lehrde als Uferstreifen bei Grafel auf. Es handelt sich um relativ artenarme Bestände, in denen Wolliges Honiggras (Holcus lanatus), Ruchgras (Anthoxanthum odoratum), Großer Sauerampfer (Rumex acetosa) und in feuchten Bereichen auch Rasen-Schmiele (Deschampsia cespitosa) auftreten. In einem Bestand im nördlichen Untersuchungsgebiet konnte zusätzlich Wiesen-Kammgras (Cynosus cristatus) festgestellt werden.

2.2.6 Gehölzfreie Biotope der Sümpfe, Niedermoore und Ufer

Seggen-, Binsen- und Staudensumpf

Nährstoffreiche Großseggenriede (NSG) finden sich zumeist kleinflächig im gesamten Untersuchungsgebiet. Häufig handelt es sich um Dominanzbestände einzelner Seggen- arten, in denen weitere Sumpfpflanzen eingestreut sein können. An einigen Stellen sind Übergänge zu den anderen Sumpfgesellschaften festzustellen. Die häufigsten be- standsbildenden Großseggen sind Schlank-Segge (Carex acuta), Blasen-Segge (Carex vesicaria) und Rispen-Segge (Carex paniculata).

Binsen- und Simsenriede nährstoffreicher Standorte (NSB) sind im gesamten Gebiet anzutreffen. Es lassen sich sowohl Dominanzbestände als auch Mischbestände mit Flatter-Binse (Juncus effusus) und Wald-Simse (Scirpus sylvaticus) unterscheiden. Auch hier zeigt das Vorkommen weiterer Sumpfpflanzen Übergänge zu anderen Sumpfpflanzengesellschaften.

Nur als Einzelbestand wurde ein Hochstaudensumpf nährstoffreicher Standorte (NSS) festgestellt. Es handelt sich um einen Mischbestand aus Hochstauden und sonstigen Sumpfpflanzen. Typische Hochstauden sind hier Echtes Mädesüß (Filipendula ulma- ria), Wasserdost (Eupatorium cannabinum), Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris) und Gewöhnlicher Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris). In größeren Anteilen sind Störzeiger wie Große Brennnessel (Urtica dioica) und Brombeere (Rubus fruticosus agg.) beigemischt.

Ebenfalls nur kleinflächig kommt bei Neddenaverbergen am Rand des Untersu- chungsgebietes ein Mischbstand aus Binsen, Hochstauden, Röhrichtarten und sonsti- gen Feuchtezeigern vor. Dieser ist daher als sonstiger nährstoffreicher Sumpf (NSR) angesprochen worden. Hier wachsen unter anderem Flatter-Binse (Juncus effusus), Wald-Simse (Scirpus sylvaticus), Gewöhnlicher Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris), Gewöhnlicher Wolfstrapp (Lycopus europaeus), Sumpf-Labkraut (Galium palustre), Kap. 2: Biotoptypenausstattung (Karte 1 im Kartenteil) - 2008 2-15 ______

Kuckucks-Lichtnelke (Silene flos-cuculi), Wasser-Minze (Mentha aquatca), Wald-En- gelwurz (Angelica sylvestris) und Sumpf-Kratzdistel (Cirsium palustre).

Landröhricht

Schilf-Landröhrichte (NRS) sind nur kleinflächig im Untersuchungsgebiet entwickelt. Gewöhnliches Schilf (Phragmites australis) ist die dominante Art, zu der sich nur we- nige weitere Arten hinzugesellen.

Im Uferbereich der Lehrde sowie auf Grünlandbrachen haben sich kleinflächig Rohr- glanzgras-Landröhrichte (NRG) und Wasserschwaden-Landröhrichte (NRW) entwi- ckelt. Diese Uferstreifen an der Lehrde sehr schmal (1 bis 3 m) und mit weiteren Arten der Sümpfe und Hochstauden, aber auch mit Ruderalarten durchsetzt.

Uferstaudenflur

Uferstaudenfluren (NU) kommen kleinflächig als schmale Streifen entlang der Lehrde und von Gräben häufig im Gebiet vor. Die Bestände sind sehr unterschiedlich aufge- baut. Typische Hochstauden und Feuchtezeiger sind Wasserdost (Eupatorium canna- binum), Gewöhnlicher Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris), Sumpf-Ziest (Stachys palustris), Gelbe Wiesenraute (Thalictrum flavum), Wald-Engelwurz (Angelica syl- vestris) und Blut-Weiderich (Lythrum salicaria). Dazu kommen Arten der Fettwiesen wie Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris). Es handelt sich um Bach- und sonstige Uferstaudenfluren (NUB). Überwiegend sind die Bestände nur fragmentarisch mit ho- hen Anteilen von Brennnessel (Urtica dioica) ausgebildet.

2.2.7 Magerrasen

Sandmagerrasen

Sehr kleinflächig treten im Gebiet sonstige Sandmagerrasen (RSZ) auf. Hier sind Ro- tes Straußgras (Agrostis capillaris), Rot-Schwingel (Festuca rubra), Kleines Ha- bichtskraut (Hieracium pilosella), Sparrige Binse (Juncus squarrosus), Gewöhnliches Ferkelkraut (Hypochaeris radicata) und Vielblütige Hainsimse (Luzula multiflora) die bestandsbildenden Arten. Kap. 3: Lebensraumtypen des Anhangs I der FFH-Richtlinie (Karten 2 und 3 im Kartenteil) - 2008 3-1 ______

3. Lebensraumtypen des Anhangs I der FFH-Richtlinie

3.1 Flächenbilanz

Die Verbreitung der FFH-Lebensraumtypen des Untersuchungsgebietes ist in Karte 2 dargestellt, die Bewertung des Erhaltungszustandes der Lebensraumtypen in Karte 3. Eine Übersicht zum Flächenanteil der einzelnen Lebensraumtypen liefert die Tab. 3-1.

Tab. 3-1: Lebensraumtypen des Anhangs I der FFH-Richtlinie im Untersuchungsge- biet.

Erhaltungszustand: A = sehr gut, B = gut, C = mäßig bis schlecht, E = aktuell kein FFH-Lebensraum- typ, aber besonders gutes Entwicklungspotenzial. a) Lage im FFH-Gebiet

Kür- Lebensraumtyp Flächenausdehnung nach Erhaltungszustand Sum- Anteil der zel 100 % me Summe am ohne Gebiet E A A B B C C E [ha] ohne mit [ha] [%] [ha] [%] [ha] [%] [ha] E [%] E [%] 3150 Natürliche eutrophe Seen mit 0,0 0 < 0,1 100 0,0 0 0,0 < 0,1 < 0,1 < 0,1 einer Vegetation des Magnopota- mions oder Hydrocharitions 3260 Flüsse der planaren bis monta- 0,0 0 9,7 72 3,8 28 0,0 13,5 3,8 3,8 nen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und Cal- litricho-Batrachion 6430 Feuchte Hochstaudenfluren der 0,0 0 0,0 0 4,0 100 0,1 4,0 1,1 1,2 planaren und montanen bis alpi- nen Stufe 6510 Magere Flachland-Mähwiesen 0,0 0 4,4 12 32,7 88 21,6 37,1 10,4 16,5 (Alopecurus pratensis, Sangui- sorba officinalis) 9110 Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo- 0,0 0 1,0 100 0,0 0 0,0 1,0 0,3 0,3 Fagetum) 9160 Subatlantischer oder mitteleuro- 0,0 0 0,5 36 0,9 64 1,4 < 0,1 < 0,1 < 0,1 päischer Stieleichenwald oder Eichen-Hainbuchenwald (Carpi- nion betuli) 9190 Alte bodensaure Eichenwälder 0,0 0 1,2 75 0,4 25 0,0 1,6 0,5 0,5 mit Quercus robur auf Sandebe- nen 91E0 Auenwälder mit Alnus glutinosa 0,0 0 3,4 52 3,1 48 1,3 6,5 1,8 2,2 und Fraxinus excelsior (Alno-Pa- dion, Alnion incanae, Salicion al- bae)

Summe 0,0 0 20,2 30 44,9 70 24,4 63,7 17,9 24,8 Kap. 3: Lebensraumtypen des Anhangs I der FFH-Richtlinie (Karten 2 und 3 im Kartenteil) - 2008 3-2 ______b) Lage außerhalb des FFH-Gebietes (so genanntes Agreementgebiet südlich von Neddenaver- bergen)

Kür- Lebensraumtyp Flächenausdehnung nach Erhaltungszustand Sum- zel 100 % me ohne E A A B B C C E [ha] [ha] [%] [ha] [%] [ha] [%] [ha] 6430 Feuchte Hochstaudenfluren der 0,0 0 0,0 0 0,3 100 0,0 0,3 planaren und montanen bis alpi- nen Stufe 6510 Magere Flachland-Mähwiesen 0,0 0 1,1 22 3,8 78 10,0 4,9 (Alopecurus pratensis, Sangui- sorba officinalis) 9160 Subatlantischer oder mitteleuro- 0,0 0 0,5 56 0,4 44 0,0 0,9 päischer Stieleichenwald oder Eichen-Hainbuchenwald (Carpi- nion betuli) 9190 Alte bodensaure Eichenwälder 0,0 0 0,4 19 1,7 81 0,5 2,1 mit Quercus robur auf Sandebe- nen

Summe 0,0 0 2,0 24 6,2 76 10,5 8,2

3.2 Kurzbeschreibung und Bewertung der FFH-Lebensraumtypen

Insgesamt treten auf knapp 18 % des FFH-Gebietes Lebensraumtypen des Anhangs I der FFH-Richtlinie auf. Entwicklungsflächen existieren darüber hinaus auf knapp 7 %. Die Lebensraumtypen verteilen sich über das gesamte Gebiet mit Verbreitungs- schwerpunkten ganz im Norden, nordöstlich von Stemmen und nördlich Wittlohe. Es überwiegt mit 70 % ein mäßiger bis schlechter Erhaltungszustand. 30 % der Flächen weisen einen guten Erhaltungszustand auf. Ein sehr guter Erhaltungszustand wurde auf keiner Fläche festgestellt. Im so genannten Agreementgebiet südlich von Neddenaver- bergen ist der Anteil an FFH-Lebensraumtypen deutlich geringer als im eigentlichen FFH-Gebiet.

Es wurden acht verschiedene Lebensraumtypen im FFH-Gebiet festgestellt. Davon treten vier auch im so genannten Agreementgebiet auf. Der mit deutlichem Abstand häufigste Lebensraumtyp ist mit knapp 17 % Flächenanteil am Gebiet der Typ 6510 (Magere Flachland-Mähwiesen [Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis]), ge- folgt von den Lebensraumtypen 3260 (Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Ve- getation des Ranunculion fluitantis und Callitricho-Batrachion) mit knapp 4 % und 91E0 (Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior [Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae]) mit gut 2 %.

Im Standard-Datenbogen für das FFH-Gebietes werden die Lebensraumtypen 3150, 3260, 4010, 6430, 6510, 7140, 7150, 9110, 91D0 und 91E0 genannt. Neu nachgewie- sen wurden somit die beiden Lebensraumtypen 9160 und 9190. Die Lebensraumtypen Kap. 3: Lebensraumtypen des Anhangs I der FFH-Richtlinie (Karten 2 und 3 im Kartenteil) - 2008 3-3 ______

4010, 7140, 7150 und 91D0 wurden nicht bestätigt, weil diese vermutlich in den nicht zum Landkreis Verden gehörenden Teilen des FFH-Gebietes nachgewiesen wurden.

Da die floristische Ausstattung der entsprechenden Biotoptypen bereits in Kap. 2.2 beschrieben wurde, wird nachfolgend schwerpunktmäßig auf die Einstufung der Er- haltungszustände der Lebensraumtypen eingegangen.

3150-Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions

Nur einzelne eutrophe Stillgewässer aus dem Untersuchungsgebiet können diesem Le- bensraumtyp zugeordnet werden, in den übrigen fehlt die lebensraumtypische Verlan- dungsvegetation. Die so angesprochenen Gewässer weisen eine gut ausgebildete Was- serlinsendecke auf. Diese setzt sich aus Arten wie Kleiner Wasserlinse (Lemna minor), Vielwurzeliger Teichlinse (Spirodela polyrhiza) und Gewöhnlichem Wasserschlauch (Utricularia vulgaris agg.) zusammen und wird durch weitere in Kap. 2.2 genannte Arten ergänzt. Aufgrund fehlender Beeeinträchtigungen, aber Defiziten bei der Arten- zusammensetzung, werden die Vorkommen mit gutem Erhaltungszustand (B) einge- stuft.

3260 - Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und Callitrichio- Batrachion

Der größte Teil der Lehrde erfüllt durch das Vorkommen flutender Wasservegetation sowie durch die naturnahen Strukturen die Einstufungskriterien des FFH-Lebens- raumtyps 3260. Der größte Teil dieses Fließgewässers weist einen guten Erhaltungszu- stand (B) auf. Aufgrund fehlender naturnaher Strukturen und fragmentarisch ausgebil- deter Wasservegetation werden einige Abschnitte auch nur mit mäßig bis schlecht (C) bewertet.

6430 - Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe

Die meisten Bach-Uferstaudenfluren (NUB) können nur mit einem mäßigen bis schlechten Erhaltungszustand (C) bewertet werden, da das typische Arteninventar nur unvollständig vorhanden ist. Bis auf einzelne Vorkommen von Gelber Wiesenraute (Thalictrum flavum) fehlen nicht allgemein verbreitete Arten. Kap. 3: Lebensraumtypen des Anhangs I der FFH-Richtlinie (Karten 2 und 3 im Kartenteil) - 2008 3-4 ______

6510 - Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis)

Mesophiles Grünland (GMZ, GMR und GMF) des Untersuchungsgebietes lässt sich bei Vorkommen von Mähwiesenarten den Mageren Flachland-Mähwiesen (Lebens- raumtyp 6510) zuordnen. Aufgrund der verbreiteten Weidenutzung sind die meisten Flächen jedoch arm an typischen Arten der Mähwiesen (Arrhenatherion). Außerdem fehlen seltene Arten und auch Magerkeitszeiger sind kaum vorhanden. Der Erhal- tungszustand ist daher vorwiegend mäßig bis schlecht (C). Nur eine vergleichsweise artenreiche Wiese konnte einem guten Erhaltungszustand (B) zugerechnet werden.

9110 - Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum)

Alle bodensauren Buchenwälder (WLA, WLM) entsprechen dem Lebensraumtyp Hainsimsen-Buchenwald (9110). Die meisten Bestände zeigen einen guten Erhal- tungszustand (B), da die Baumartenzusammensetzung und die Strukturen naturnah entwickelt sind. Geringe Defizite sind im Anteil von Alt- und Totholz zu verzeichnen.

9160 - Subatlantischer oder mitteleuropäischer Stieleichenwald oder Eichen-Hainbuchenwald (Carpinion betuli)

Die feuchten Eichen-Hainbuchen-Mischwälder (WCA) auf mehr oder weniger basen- reichen Standorten sind dem Lebensraumtyp 9160 zuzurechnen. Ihre Baumartenzu- sammensetzung und die Waldstruktur ist meist gut bis sehr gut, die Beeinträchtigun- gen höchstens gering. Nur starkes Totholz und auch Altholz sind kaum vertreten. Meh- rere dieser Flächen zeigen einen guten Erhaltungszustand (B). Wenige Bestände wer- den aufgrund ihrer Strukturarmut mit einem mäßig bis schlechten Erhaltungszustand (C) eingestuft.

9190 - Alte bodensaure Eichenwälder auf Sandebenen mit Quercus robur

Der Lebensraumtyp 9190 ist im Untersuchungsgebiet durch die Biotoptypen Eichen- Mischwald armer, trockener Sandböden (WQT) und Eichenmischwald feuchter Sand- böden (WQF) vertreten. Da es sich zumeist um ältere Bestände ohne nennenswerte Beeinträchtigungen handelt, ist ihr Erhaltungszustand mit gut (B) anzusprechen. Strukturärmere Bestände und solche mit Beeinträchtigungen aufgrund randlicher Ein- flüsse (sporadische Störungen durch Vieh bis hin zu teilweiser Beweidung, kleine Kap. 3: Lebensraumtypen des Anhangs I der FFH-Richtlinie (Karten 2 und 3 im Kartenteil) - 2008 3-5 ______

Pfade in hofnaher Lage) besitzen jedoch nur einen mäßigen bis schlechten Erhaltungs- zustand (C).

91E0 - Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae)

Erlenauenwälder (WET) sind im Untersuchungsgebiet weit verbreitet. Flächen mit zahlreichen Vorkommen von typischen Auwaldarten und Feuchtezeigern, struktur- und artenreicher Baumschicht, Vorkommen von Habitatbäumen und Totholz werden mit gutem Erhaltungszustand (B) bewertet. Bei gestörten Wasserverhältnisse und jün- geren strukturärmeren Beständen erfolgte eine Abwertung, so dass die Bestände nur mit dem Erhaltungszustand C (mäßig bis schlecht) eingestuft werden können. Be- stände mit vorherrschenden Schwarzpappelhybriden (Populus xcanadensis), aber be- reits vorhandenem Arteninventar der Erlen-Eschen-Auwälder wurden als Entwick- lungsfläche (E) eingestuft. Kap. 4: Farn- und Blütenpflanzen - 2008 4-1 ______

4. Farn- und Blütenpflanzen

Die aktuell nachgewiesenen Wuchsorte der Farn- und Blütenpflanzen der niedersäch- sischen Roten Liste (GARVE 2004) des Untersuchungsgebietes sind in Karte 1 darge- stellt. Eine Übersicht über die nachgewiesenen Sippen liefert die Tab. 4-1. Die an den in Karte 1 dargestellten Fundpunkten nachgewiesenen Sippen können der Tab. 4-2 entnommen werden.

Insgesamt konnten im Untersuchungsgebiet aktuell elf Sippen der niedersächsischen Roten Liste nachgewiesen werden, die sich auf 40 Einzelwuchsorte verteilen. Daraus ergibt sich für das Untersuchungsgebiet eine Vorkommensdichte von 0,07 Wuchsorten pro Hektar. Eine Übersicht über die Verteilung der Sippen auf die Gefährdungskatego- rien der Roten Liste liefert die Tab. 4-3.

Mit 25 Einzelnachweisen ist die Sumpfdotterblume (Caltha palustris) mit Abstand die am weitesten verbreitete Sippe der Roten Liste, gefolgt von der Gelben Wiesenraute mit fünf Fundorten. Acht Sippen sind nur an jeweils einem Wuchsort nachgewiesen worden.

Nachweise aus dem Landkreis Verden lagen mit Ausnahme der Glänzenden Seerose (Nymphaea candida) für alle Sippen bereits vor (FEDER & WITTIG 2000, WITTIG et al. 2000, GARVE 2007). Die Vorkommen der Glänzenden Seerose (Nymphaea candida) und des nicht auf der Roten Liste verzeichneten Zarten Hornblattes (Ceratophyllum submersum) beruhen mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Ansalbungen. Die Fundorte sind nur bedingt typisch für die Arten und passen nicht zum allgemeinen Verbrei- tungsbild (vergleiche GARVE 2007).

Farn- und Blütenpflanzen der Anhänge II, IV oder V der FFH-Richtlinie wurden nicht festgestellt. Kap. 4: Farn- und Blütenpflanzen - 2008 4-2 ______

Tab. 4-1: Übersicht zu den Nachweisen von Pflanzensippen der niedersächsischen Roten Liste. Gef.-grad T / Nds.: Gefährdungsgrad für das niedersächsische Tiefland (T) beziehungsweise Nieder- sachsen (Nds.) nach GARVE (2004): 0 = ausgestorben oder verschollen, 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, R= extrem selten, G = Gefährdung anzunehmen. max. Einzelbest.-größe: Maximale Bestandsgröße eines Einzelvorkommens: a1 = 1, a2 = 2 - 5, a3 = 6 - 25, a4 = 26 - 50, a5 = 51 - 100, a6 = 101 - 1.000, a7 = 1.001 - 10.000, a8 > 10.000 Exemplare. (S) = Status synanthrop. max. Gesamtbest.-größe: Geschätzte Gesamtbestandsgröße im Untersuchungsgebiet: a1 = 1, a2 = 2 - 5, a3 = 6 - 25, a4 = 26 - 50, a5 = 51 - 100, a6 = 101 - 1.000, a7 = 1.001 - 10.000, a8 > 10.000 Exem- plare.

wissenschaftlicher deutscher Gef.- Gef.- max. Ein- Gesamt- Anzahl Sippenname Sippenname grad grad zelbest.- best.- Fund- T Nds. größe größe orte Caltha palustris Sumpfdotterblume 3 3 a6 a7 25 Carex elata ssp. elata Steife Segge 3 3 a2 a2 1 Carex elongata Walzen-Segge 3 3 a4 a4 2 Juncus filiformis Faden-Binse 3 3 a2 a2 1 Listera ovata Großes Zweiblatt 3 a3 a3 1 Myrica gale Gagelstrauch 3 3 a3 a3 1 Nymphaea candida Glänzende Seerose 3 3 a6 (S) a6 1 Primula elatior Hohe Schlüsselblume 3 a3 a3 1 Rhinanthus angustifolius Großblütiger Klappertopf 3 V a3 a3 1 Thalictrum flavum Gelbe Wiesenraute 3 3 a5 a6 5 Utricularia vulgaris agg. Gewöhnl. Wasserschlauch 3 3 a5 a5 1

Tab. 4-2: Fundorte der Pflanzensippen der Roten Liste (zu Karte 1). Häufigkeit: a1 = 1, a2 = 2 - 5, a3 = 6 - 25, a4 = 26 - 50, a5 = 51 - 100, a6 = 101 - 1.000, a7 = 1.001 - 10.000, a8 > 10.000 Exemplare.

Fundpunkt Pflanzensippe Häufigkeit in Karte 1 1 Caltha palustris a3 2 Caltha palustris a3 3 Caltha palustris a2 4 Carex elongata a3 5 Caltha palustris a4 6 Primula elatior a3 7 Caltha palustris a5 8 Caltha palustris a4 9 Caltha palustris a3 10 Caltha palustris a4 11 Caltha palustris a4 12 Caltha palustris a3 13 Caltha palustris a4 14 Caltha palustris a4 15 Caltha palustris a6 16 Thalictrum flavum a4 Kap. 4: Farn- und Blütenpflanzen - 2008 4-3 ______

Fundpunkt Pflanzensippe Häufigkeit in Karte 1 17 Thalictrum flavum a4 18 Thalictrum flavum a5 19 Caltha palustris a3 20 Listera ovata a3 21 Caltha palustris a3 22 Caltha palustris a3 23 Caltha palustris a3 24 Caltha palustris a3 25 Carex elata a2 26 Caltha palustris a2 27 Carex elongata a4 28 Caltha palustris a6 29 Caltha palustris a5 30 Myrica gale a3 31 Caltha palustris a5 32 Caltha palustris a4 37 Juncus fifliformis a2 33 Thalictrum flavum a5 34 Caltha palustris a3 35 Thalictrum flavum a5 36 Rhinanthus angustifolius ssp. grandiflorus a3 38 Caltha palustris a5 39 Utricularia vulgaris a5 40 Nymphaea candida a6

Tab. 4-3: Verteilung der nachgewiesenen Pflanzensippen auf die Gefährdungsgrade der Roten Listen. Gefährdungsgrad für das niedersächsische Tiefland nach GARVE (2004): 0 = ausgestorben oder ver- schollen, 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, R= extrem selten, G = Ge- fährdung anzunehmen.

Gefährdungsgrad Sum- 0 1 2 3 R G me aktuelle Nachweise 0 0 0 11 0 0 11 2008 Kap. 5: Zusammenfassende Bewertung des Gebietes - 2008 5-1 ______

5. Zusammenfassende Bewertung des Gebietes

Die Biotoptypen weisen im untersuchten FFH-Gebiet größtenteils eine durchschnittli- che Ausprägung auf. Biotoptypen der Roten Liste (V. DRACHENFELS 1996) bezie- hungsweise solche mit besonderer Bedeutung für den Naturschutz (Bewertung nach BIERHALS et al. 2004) nehmen etwa 40 % des FFH-Gebietes und damit einen im Ver- gleich mit anderen Gebieten vergleichsweise hohen Anteil ein. Im so genannten Agreementgebiet liegt der Anteil wertvoller Flächen dagegen nur bei 18 %.

Mit etwa einem Viertel bewegt sich der Flächenanteil mit Vorkommen von Lebens- raumtypen des Anhangs I der FFH-Richtlinie im FFH-Gebiet im üblichen Rahmen. Allerdings ist der Erhaltungszustand im Vergleich zu anderen FFH-Gebieten ver- gleichsweise ungünstig.

Eine detaillierte Analyse bestehender Beeinträchtigungen des Untersuchungsgebietes erfolgte auftragsgemäß nicht. Besonders augenscheinliche Beeinträchtigungen lassen sich jedoch bereits aus der Biotopkartierung ableiten.

Hier ist auf die sowohl die Wälder wie auch das Grünland betreffende Standortentwäs- serung hinzuweisen. Weiterhin ist auffällig, dass das vorhandene Grünland zum größe- ren Teil aus artenarmem Intensivgrünland besteht, die landwirtschaftliche Nutzungs- intensität also zu hoch ist. Das Ackerland stellt auf den Niederungsstandorten, beson- ders auf Moorböden, einen erheblichen Störfaktor dar.

Die Baumartenzusammensetzung der Wälder ist mit Ausnahme der Nadelholzbestände weitgehend naturnah. Besonders störend sind die nicht standortgemäßen Fichtenforste in der Niederung.

Die Lehrde befindet sich von der Fließgewässerstruktur her größtenteils in einem ver- gleichsweise naturnahen Zustand, wenngleich auch stärker ausgebaute Abschnitte vor- handen sind. Kap. 6: Hinweise zur Entwicklung des Gebietes - 2008 6-1 ______

6. Hinweise zur Entwicklung des Gebietes

Die Ableitung von Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen war nicht Bestandteil der beauftragten Leistungen. Grundsätzlich können die von KAISER &WOHLGEMUTH (2002) formulierten Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen für Biotoptypen auf die Flächen des Untersuchungsgebietes übertragen werden, wobei es allerdings im Einzelfall erforderlich sein kann, abweichende Maßnahmen zu ergreifen.

Von besonderer Bedeutung ist im Untersuchungsgebiet die Nutzungsextensivierung auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen. Außerdem sollte die Wiederherstellung naturnäherer hydrologischer Verhältnisse angestrebt werden, wenngleich die FFH-Le- bensraumtypen davon kaum profitieren, weil nährstoffreiche Nassbiotope wie Nass- grünland, Erlenbruchwälder und Sümpfe unverständlicherweise (vergleiche V. DRA- CHENFELS 2001) nicht im Anhang I der FFH-Richtlinie verzeichnet sind.

Wälder mit standortfremder Bestockung sollten in eine naturnahe Laubwaldbesto- ckung überführt werden. Die naturferneren Abschnitte der Lehrde sollten renaturiert werden. Kap. 7: Quellenverzeichnis - 2008 7-1 ______

7. Quellenverzeichnis

BALZER,S.,SCHRÖDER,E.,SSYMANK, A., ELLWANGER, G., KEHREIN, A., ROST, S. (2004): Ergänzung der Anhänge zur FFH-Richtlinie auf Grund der EU-Osterweiterung: Beschreibung der Lebensraumtypen mit Vorkommen in Deutschland. - Natur und Landschaft 79 (8): 341- 349; Stuttgart. BIERHALS,E.,DRACHENFELS, O. V.,RASPER, M. (2004): Wertstufen und Regenerationsfähig- keit der Biotoptypen in Niedersachsen. –Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 24 (4): 231-240; Hildesheim. DRACHENFELS, O. V. (1996): Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen in Niedersachsen. - Na- turschutz und Landschaftspflege in Niedersachsen 34: 146 S.; Hannover. DRACHENFELS, O. V. (2001): Welchen Beitrag kann die FFH-Richtlinie zur Sicherung der Biotopvielfalt leisten? –Naturschutz und Landschaftsplanung 33 (7): 205-212. DRACHENFELS, O. V. (2004): Kartierschlüssel für Biotoptypen in Niedersachsen. - Natur- schutz und Landschaftspflege in Niedersachsen A/4: 240 S.; Hildesheim. DRACHENFELS, O. V. (2007a): Hinweise zur Definition und Kartierung der Lebensraumtypen von Anh. I der FFH-Richtlinie in Niedersachsen auf der Grundlage des Interpretation Manuals der Europäischen Kommission (Version EUR 25 vom April 2003). - Niedersächsisches Lan- desbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, 46 S.; Hannover. DRACHENFELS, O. V. (2007b): Tabellen zur Bewertung des Erhaltungszustandes der Lebens- raumtypen. - Niedersächsisches Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Natur- schutz, 98 S.; Hannover. EUROPEAN COMMISSION DG XI (2007): Interpretation Manual of Europaean Union Habitats – EUR 27. –142 S.; Brüssel. FARTMANN,T.,GUNNEMANN, H., SALM,P.,SCHRÖDER, E. (2001): Berichtspflichten in Na- tura 2000-Gebieten. - Angewandte Landschaftsökologie 42: 725 S. + Anhang; Bonn - Bad Godesberg. FEDER, J., WITTIG, B. (2000): Die Gefäßpflanzenflora des Landkreises Verden. - Drosera 2000 (1-2): 29-52; Oldenburg. FFH-Richtlinie –Richtlinie 92/43/EWG des Rates zur Erhaltung der natürlichen Lebensräu- me sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen vom 21. Mai 1992 (ABl. EG Nr. L 206 S. 7), zuletzt geändert durch Richtlinie 2006/105/EG des Rates vom 20. November 2006 (ABl. EG Nr. L 363 S. 368). GARVE,E. (2004): Rote Liste und Florenliste der Farn- und Blütenpflanzen in Niedersachsen und Bremen, 5. Fassung, Stand 1.3.2004. –Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 24 (1): 1-76; Hildesheim. GARVE, E. (2007): Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen in Niedersachsen und Bre- men. –Naturschutz und Landschaftspflege in Niedersachsen 43: 507 S.; Hannover. KAISER,T. (1991): Der Hainsternmieren-Erlenwald (Stellario nemori-Alnetum glutinosae) (Kästner 1938) Lohm. 1957 im ostniedersächsischen Flachland. - Tuexenia 11: 345-354; Göt- tingen. Kap. 7: Quellenverzeichnis - 2008 7-2 ______

KAISER,T.,WOHLGEMUTH, J.O. (2002): Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen für Biotoptypen in Niedersachsen. - Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 22 (4): 169- 242; Hildesheim. KAISER,T., ZACHARIAS, D. (2003): PNV-Karten für Niedersachsen auf Basis der BÜK 50 - Arbeitshilfe zur Erstellung aktueller Karten der heutigen potenziellen natürlichen Vegetation anhand der Bodenkundlichen Übersichtskarte 1:50.000. - Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 23 (1): 1-60; Hildesheim. MEISEL, S. (1959): Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 72 Nienburg-Weser. - Geographi- sche Landesaufnahme 1 : 200 000, Naturräumliche Gliederung Deutschlands, Bundesanstalt für Landeskunde und Raumforschung; Bad Godesberg. NLFB - Niedersächsisches Landesamt für Bodenforschung (1997): Böden in Niedersachsen - Digitale Bodenkarte 1:50.000 und Bodenübersichten. - CD-ROM; Hannover. RÜCKRIEM, C., ROSCHER, S. (1999): Empfehlungen zur Umsetzung der Berichtspflicht gemäß Artikel 17 der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. - Angewandte Landschaftsökologie 22: 456 S.; Bonn - Bad Godesberg. SCHACHERER, A. (2001): Das Niedersächsische Pflanzenarten-Erfassungsprogramm. - Infor- mationsdienst Naturschutz Niedersachsen 21 (5 - Supplement Pflanzen): 20 S.; Hildesheim. SSYMANK, A., HAUKE, U., RÜCKRIEM, C., SCHRÖDER,E. (1998): Das europäische Schutzge- bietssystem NATURA 2000. - Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz 53: 560 S.; Bonn - Bad Godesberg. WITTIG, B., FEDER, J., ARKENAU,T.,SCHNEIDER-HÖKE, D., V. BARGEN, D. (2000): Rote und Blaue Liste der im Landkreis Verden gefährdeten Gefäßpflanzen 2000. –Landkreis Verden, Broschüre, 23 S.; Verden. Kap. 8: Fotoanhang - 2008 8-1 ______

8. Fotoanhang

Die Fotostandorte sind der Karte 4 zu entnehmen.

Foto 1: Magere Nassweide (GNW).

Foto 2: Naturnahes nährstoffreiches Kleingewässer mit Verlandungsvegetation aus Schwimmblattpflanzen (SEZ/VES). Kap. 8: Fotoanhang - 2008 8-2 ______

Foto 3: Graben mit sonstiger Uferstaudenflur (FGR/NUB) –Lebensraumtyp 6430. Kap. 8: Fotoanhang - 2008 8-3 ______

Foto 4: Lehrde mit flutender Wasservegetation (FBG f) –Lebensraumtyp 3260.

Foto 5: Kleines naturnahes Altwasser mit Tauchblatt-Verlandungsvegetation (VET) –Lebensraumtyp 3150. Kap. 8: Fotoanhang - 2008 8-4 ______

Foto 6: Beweideter Erlenwald der Talniederungen (WET) –Lebensraumtyp 91E0.

Foto 7: Bach-Uferstaudenflur (NUB) an der Lehrde –Lebensraumtyp 6430. Kap. 8: Fotoanhang - 2008 8-5 ______

Foto 8: Galeriewaldartig die Lehrde begleitender Erlenwald der Talniederungen (WET) –Lebensraumtyp 91E0.

Foto 9: Sonstiger Sand-Magerrasen (RSZ). Kap. 8: Fotoanhang - 2008 8-6 ______

Foto 10: Eichen-Gruppe (HBE Ei) mit deutlichen Baumschäden. Kap. 8: Fotoanhang - 2008 8-7 ______

Foto 11: Mesophiles Haselgebüsch (BMH). Kap. 8: Fotoanhang - 2008 8-8 ______

Foto 12: Seggenreicher Flutrasen (GNF).

Foto 13: Sonstiges mesophiles Grünland mit Mähwiesenarten (GMZ m) –Lebens- raumtyp 6510. Kap. 8: Fotoanhang - 2008 8-9 ______

Foto 14: Nährstoffreiches Großseggenried (NSG).

Foto 15: Sonstiger Flutrasen (GFF). Kap. 8: Fotoanhang - 2008 8-10 ______

Foto 16: Mesophiles Eichen- und Hainbuchen-Mischwald feuchter, basenärmerer Standorte (WCA) –Lebensraumtyp 9160. Kap. 8: Fotoanhang - 2008 8-11 ______

Foto 17: Eichen-Mischwald feuchter Sandböden (WQF) –Lebensraumtyp 9190. Kap. 8: Fotoanhang - 2008 8-12 ______

Foto 18: Quelliger Erlenbruchwald nährstoffreicher Standorte (WAR). Kap. 8: Fotoanhang - 2008 8-13 ______

Foto 19: Bodensaurer Buchenwald lehmiger Böden des Tieflandes (WLM) –Le- bensraumtyp 9110.

Foto 20: Beweidetes sonstiges mesophiles Grünland mit Mähwiesenarten (GMZ c) – Lebensraumtyp 6510. Kap. 8: Fotoanhang - 2008 8-14 ______

Foto 21: Einzeln stehende Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) (HBE Er). Kap. 8: Fotoanhang - 2008 8-15 ______

Foto 22: Baumreihe aus Stiel-Eichen (Quercus robur) (HBA Ei). Kap. 8: Fotoanhang - 2008 8-16 ______

Foto 23: Wasserschwaden-Landröhricht (NRW).

Foto 24: Bodensaurer Buchenwald armer Sandböden (WLA) an der Lehrde –Le- bensraumtyp 9110. Kap. 8: Fotoanhang - 2008 8-17 ______

Foto 25: Einzeln stehende Birke (HBE Bi). Kap. 8: Fotoanhang - 2008 8-18 ______

Foto 26: Naturnahes nährstoffreiches Abbaugewässer (SEA).

Foto 27: Binsenried nährstoffreicher Standorte (NSB). Kap. 8: Fotoanhang - 2008 8-19 ______

Foto 28: Die Lehrde begleitender Erlen- und Eschenwald der Talniederungen (WET) –Lebensraumtyp 91E0.

Foto 29: Mesophiles Eichen- und Hainbuchen-Mischwald feuchter, basenärmerer Standorte (WCA) –Lebensraumtyp 9160.