Kinderarmut in der Kommune Handreichung für kommunale Mandatsträger*innen mit Konzept- und Netzwerkideen sowie Argumentationshilfen V.i.S.d.P.: & Konstantin Bender DIE LINKE. Fraktionsvorsitzendenkonferenz Weydingerstraße 1 4-1 8 1 01 78 Layout: Marten Dietrich Stand: 1 8. September 201 9 Foto: DBT/Inga Haar Liebe kommunale Mandatsträgerinnen und Mandatsträger, liebe an Kommunalpolitik Interessierte, bereits im vierten Armuts- und Reichtumsbericht regierung gestellt werden. Doch auch in den Lan- stellte die Bundesregierung im Jahr 201 3 fest, es desparlamenten und auf kommunaler Ebene kön- könne nicht darüber hinweggesehen werden, dass nen Folgen von Armut minimiert werden. Deshalb „Personen mit niedrigen Einkommenspositionen ist das vorliegende Papier vor allem für die Unter- stärker von gesundheitlichen Beeinträchtigungen stützung eurer täglichen Arbeit gedacht. Es soll betroffen sind bzw. ihren gesundheitlichen Zu- Denkanstöße, Konzeptideen und Argumentations- stand schlechter einschätzen als Menschen mit hilfen griffbereit vorhalten. mittleren oder hohen Einkommenspositionen“1 . Das ist nur eines von vielen Problemen, wenn wir Ich habe am 1 . Dezember 201 6 das „Netzwerk über die Folgen von Armut reden. Es ist wichtig, gegen Kinderarmut“ ins Leben gerufen, weil es mir dass sich DIE LINKE. als ein Kernthema die Be- persönlich wichtig ist, dass wir in unserer Gesell- kämpfung von Armut auf die Fahne geschrieben schaft vor allem den jüngsten Mitgliedern alle Tü- hat. ren öffnen und Wege ebnen. Kinder sind keine kleinen Erwachsenen und erst recht keine kleinen Armut hat viele Gesichter. Es gibt nicht die EINE Arbeitslosen. Sie müssen aus dem SGB II-System Lösung zu ihrer Bekämpfung. Natürlich werden herausgeholt und individuell mit ihren Rechten und und müssen die wesentlichen Weichen auf Bun- Bedürfnissen betrachtet werden. desebene, durch den und die Bundes-

1 Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, S. 36 Die KIGGS-Studie (Studie zur Gesundheit von Kin- politisch zu verantwortender, nachgewiesener Ge- dern und Jugendlichen in Deutschland) des Robert- sundheits- und Bildungsbenachteiligungen wird die Koch-Instituts aus dem Jahr 201 5 zeigt, dass die individuelle und soziale Entwicklung junger Men- soziale Herkunft direkte Auswirkungen auf die Ge- schen behindert. Dadurch sind Kinder weniger sundheit von Kindern und Jugendlichen hat2. So stark vor Gefahren für ihr Wohl geschützt. Kinder seien bei Kindern aus einkommensschwachen Fa- sollen eine glückliche Kindheit erleben können – milien Bewegungsmangel, Übergewicht und Rau- frei von Ängsten oder Sorgen um die finanzielle Si- chen stärker verbreitet als beim Nachwuchs in der tuation ihrer Familie. Mittel- und Oberschicht. Genau hier beginnt das Problem. Wenn eine Gesellschaft es zulässt oder Wie das gehen kann und wie das vor allem durch akzeptiert, dass die Bildungsabschlüsse der Eltern Kommunen unterstützt werden kann und wie wir und die finanziellen Mitteln eines Haushaltes, in gemeinsam es schaffen, eine Gesellschaft für alle dem ein Kind aufwächst, darüber bestimmen, wie Kinder in ihrer individuellen Lebenssituation und lange ein Neugeborenes in einem guten gesund- mit ihrer Perspektive zu sensibilisieren, wollen wir heitlichen Zustand leben kann, dann hat das mit mit der vorliegenden Publikation als Vorschlag un- der Schaffung von gleichwertigen Lebensverhält- terbreiten. nissen nichts mehr zu tun. Mehr noch: die Akzep- tanz dieses Umstandes führt zu einem Unterlassen Wir freuen uns auf Rückmeldungen aller Art! und damit zur Missachtung des im Grundgesetz verankerten Gleichbehandlungsgrundsatzes. Mit Für das »Netzwerk gegen Kinderarmut«: allen Folgen für unsere Gesellschaft; unter ande- rem ihrer Spaltung. Umgekehrt wird hieraus eine Handlungsaufforderung an uns als politische Ak- teur/innen.

Ich freue mich sehr, dass der frühere Oberbürger- Dr. meister von Dormagen und heutige Präsident des Fraktionsvorsitzender DIE LINKE. im Bundestag Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, diese Publikation nicht nur mit einem Grußwort bereichert, sondern auch seine in Dormagen um- gesetzte Idee des „Netzwerkes Frühe Hilfen“ vor- stellt. Eine Kommune ist einen mutigen und erfolgreichen Schritt gegangen: Kinder, Jugendli- che und ihre Familien profitieren in Dormagen da- von und unterm Strich wird sogar gespart. Lest selbst und macht´s nach!

Kinderarmut im reichen Deutschland ist ein Ar- mutszeugnis! Der Deutsche Kinderschutzbund spricht von unfassbaren 4,4 Millionen Kindern und Jugendlichen, die in Armut leben oder von Armut bedroht sind. Als (politisch herbeigeführte) Kin- deswohlgefährdung schränkt dies das Recht jun- ger Menschen auf Förderung ihrer Entwicklung und Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit ein. Aufgrund

2www.kiggs-studie.de/deutsch/home.html Das Netzwerk gegen Kinderarmut Ein Netzwerk der Chancengerechtigkeit

Inhaltsverzeichnis Kommt das Geld bei den Kindern an? (Eine Publikation des ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung)

Dormagener Modell (von Heinz Hilgers, Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes)

Kindergrundsicherung Kinder brauchen mehr

Armut hat ein Gesicht: Auge. Nase. Mund. (KiGGS – Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland)

Kinderarmut und Reichtum in Deutschland (Eine Studie von Prof. Dr. Michael Klundt, Hochschule -Stendal)

Wir haben die besseren gesellschaftlichen Ideen – aber wie erklären wir das verständlich? (Werkzeugkasten der Öffentlichkeitsarbeit)

Wer wir sind Die Köpfe hinter der Broschüre Das Netzwerk gegen Kinderarmut – Ein Netzwerk der Chancengerechtigkeit

Das von mir im Jahr 201 6 ins Leben gerufene · Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des „Netzwerk gegen Kinderarmut“ soll Menschen an Paritätischen Gesamtverbandes einen Tisch bringen, die sich überparteilich für die »Wer Kinderarmut duldet, vergeht sich an Interessen von Kindern und Jugendlichen in unse- Wehrlosen. Alle Kinder sind frei und gleich rem Land einsetzen. Das Netzwerk gegen Kinder- geboren, alle haben sie das gleiche Recht auf armut soll Lebensfelder und Probleme von Kindern Entfaltung ihrer Persönlichkeit und den Anspruch und Jugendlichen identifizieren, die eine gleichbe- aufeine glückliche Kindheit.« rechtigte und zukunftsfeste Entwicklung ver- oder behindern. Die Möglichkeiten eines wirklichen So- · Dr. Christoph Butterwegge, zialstaates sollen umrissen werden, um diesem Politikwissenschaftler Problem zu begegnen. Das Thema »Kampf gegen »In einer so reichen Gesellschaft wie der unseren Kinderarmut« soll stärker in das politische Be- ist die Armut von Kindern strukturelle Gewalt wusstsein der Gesellschaft und Politik gerückt gegenüber den Schwächsten. Wenn größere Teile werden und zu einem zentralen Auseinanderset- der jungen Generation auf Dauer abgehängt zungspunkt der Gegenwart und Zukunft entwickelt werden, kann sich die Bundesrepublik nicht human, werden. friedlich und demokratisch entwickeln.«

Netzwerke bieten immer die Chance, sich auszut- · Diana Golze, Sozialministerin auschen, sich gegenseitig zu stärken, sich im ei- (201 4-201 8) gentlichen Sinne zu vernetzen. Dies ist die Aufgabe »Arm zu sein, heißt, nicht dabei sein zu können, unseres und weiterer Netzwerke gegen Kinderar- heißt Mangel an Alltäglichem. Darum leiden Kinder mut. besonders stark unter Armut. Arme Kinder leben in armen Familien. Mit der Initiative ›Starke Familien – An dieser Stelle sollen zunächst noch einmal die Starke Kinder – Runder Tisch gegen Kinderarmut‹ Mitglieder des Netzwerkes kurz vorgestellt werden: wollen wir Handlungsmöglichkeiten entwickeln, die es braucht, um die Lebenssituation von Kindern zu · Dietmar Bartsch, Fraktionsvorsitzender DIE verbessern.« LINKE. im Deutschen Bundestag »Kinderarmut wirkt oft lebenslang; Knappheit · Jacqueline Bernhardt, MdL Mecklenburg- bedeutet meist eine Kindheit voller Konflikte und Vorpommern, Stellv. Fraktionsvorsitzende Angst. Eine unbeschwerte Kindheit sieht anders aus. »Edith Rimkus-Beseler sagte einmal: ›Ohne Kinder Es ist höchste Zeit, dass wieder gilt: ›Unseren gibt es keine Zukunft. Zukunft aber braucht Kindern soll es einmal besser gehen‹. Deshalb muss Verantwortung. Verantwortung tragen alle.‹ SPD alles dafür getan werden, dass kein Kind in Armut und CDU dürfen vor Kinderarmut nicht die Augen aufwachsen muss – das ist keine Utopie.« verschließen oder das Problem wegdiskutieren. Hinschauen und endlich die Verantwortung · Elke Breitenbach, Sozialsenatorin Berlin übernehmen – das ist das Wichtigste! Jetzt!« »Arme Kinder haben arme Eltern. Wenn wir Kinderarmut wirksam bekämpfen wollen, müssen wir · Eva von Angern, MdL Sachsen-Anhalt, Stellv. an die Armut generell ran. Wir gehen wichtige Fraktionsvorsitzende Schritte in diese Richtung. Dazu gehören ein »Kinderarmut ist in einer reichen Gesellschaft ein Armutsbericht und die Einrichtung einer Armutszeugnis! Kinder haben einen Anspruch auf Landeskommission gegen Kinderarmut. Wir wollen eine sorgenfreie, wohl behütete Kindheit. Diese Kinder und ihre Familien aus Armut befreien.« Selbstverständlichkeit wird unser Netzwerk klar und deutlich in die Gesellschaft tragen.« In den vergangenen Jahren haben wir uns bereits dem auch Heike Werner, die Familienministerin mit weiteren gesellschaftlichen Akteur*innen ver- des Landes Thüringen, teilnahm, deutlich, dass netzt. Sei es bei Treffen in Berlin im Bundestag Kinderarmut in Deutschland nicht oder bei verschiedenen dezentralen Veranstaltun- selbstverschuldet ist und die Gesellschaft ihre gen in Leipzig, Rostock, Magdeburg und Frankfurt/ Haltung gegenüber Kindern und Familien Oder. verändern muss. Auch das aktuelle Matthäus- Prinzip »Wer hat, dem wird gegeben« darf nicht Im Rahmen der Treffen des Netzwerkes gegen länger Bestandteil aktueller Familienpolitik sein. Kinderarmut im Bundestag tauschten wir uns unter An der Fachtagung in Magdeburg wiederum anderem mit der Bertelsmann Stiftung über ihr nahmen Spitzenvertreter*innen aller Modell des Teilhabegeldes aus. Heinz Hilgers, der demokratischen im Bundestag vertretenen Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Parteien teil und stellten sich den Forderungen des stellte sein „Dormagener Modell“ vor, mit dem Netzwerkes gegen Kinderarmut Sachsen-Anhalt. Kommunen Kinderarmut zwar nicht beseitigen, die Folgen aber deutlich abmildern können. Seit 201 5 existiert in Mecklenburg-Vorpommern (www.raus-bist-du.de) und seit 201 7 in Sachsen- Im VAMV e.V. (Verein für alleinerziehende Mütter Anhalt ein Netzwerk gegen Kinderarmut. Nicht oh- und Väter) konnten wir einen Netzwerkpartner ne Grund haben sie sich gerade in diesen beiden finden, der mit seiner Expertise andere und neue Ländern gegründet, die regelmäßig die Schluss- Sichtweisen auf das Problem von Kinderarmut lichter in der Armutslandkarte darstellen. In beiden eröffnet und vor allem die Perspektive von Ein- Netzwerken arbeiten verschiedene gesellschaftli- Eltern-Familien/ Alleinerziehenden aufzeigt. Prof. che Akteur*innen mit (Parteien, Gewerkschaft, Dr. Michael Klundt von der Fachhochschule Kirche, Vereine, Krankenkassen, Ministerien, Ein- Magdeburg-Stendal, Fachbereich Angewandte zelpersonen, Bundesagentur für Arbeit u.a.). Sie Kindheitswissenschaften bereicherte die Arbeit alle wollen daran arbeiten, dass das Schicksal ar- des Netzwerkes mit seiner Studie »Kinderarmut und Reichtum in Deutschland«. Er »Ich hoffe, es gibt in Zukunft weniger Armut, denn man kann erarbeitete eine nicht genung essen und glücklich kann man auch nicht sein.« umfassende und Antwort aus einer 4. Klasse aufdie Frage »Was ist Kinderarmut?« aufschlussreiche Evaluation zu den Sozialleistungen in Deutschland. mer Familien, armer Kinder und Jugendlichen Selbstverständlich unterstützen wir als Netzwerk wahrgenommen wird und politisch darauf reagiert auch regelmäßig thematische, wird. Dabei ist die mediale Resonanz von großer außerparlamentarische Initiativen, wie z.B. die Bedeutung. Die Netzwerke entwickeln mit unter- Familiendemo »Es reicht für uns alle!« oder halten schiedlichen Methoden und Arbeitsweisen Ideen, selbst Kongresse und Fachtagungen ab, um zu die die Folgen von Kinderarmut in den Bundeslän- sensibilisieren sowie das Wissen der einzelnen dern abmildern. Netzwerkpartner und Partnerinnen zu bündeln und in die Gesellschaft zu tragen. In Brandenburg wurde bereits im Jahr 201 5 ein So wurde auf dem Armutskongress in Leipzig, an Runder Tisch gegen Kinderarmut durch die dama- lige Sozialministerin Diana Golze (DIE LINKE) ins ten berücksichtigen. Zusammen mit Kindern als Leben gerufen (www.starke-familien-starke-kin- Expertinnen und Experten in eigener Sache, ihren der.de). In der Gründungserklärung heißt es: Eltern und mit Menschen, die im Ehrenamt oder „Brandenburg ist auf dem Weg, ein familien- und beruflich mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, kinderfreundliches Land zu werden. In vielen Be- möchten wir Ideen erarbeiten und Strategien ent- reichen haben sich in den vergangenen zwei Jahr- wickeln, die einen wirksamen Beitrag zur Bekämp- zehnten die Bedingungen eines gelingenden fung von Kinderarmut leisten.“ Aufwachsens von Kindern im Land Brandenburg gut entwickelt. Wir sehen dennoch weiteren Hand- Auf kommunaler Ebene gibt es beispielweise in lungsbedarf. Insbesondere die Zukunftschancen Frankfurt/ Oder einen Runden Tisch gegen Kin- von Kindern in Brandenburg sind ungleich verteilt. derarmut. Hier engagiert sich der Oberbürger- Jedes Kind, das in Armut aufwächst, ist eines zu meister René Wilke (DIE LINKE) und erste viel. Kinder in Armut haben es ungleich schwerer Arbeitsergebnisse werden folgen. als ihre Freundinnen und Freunde, Mitschülerinnen und Mitschüler oder Nachbarskinder in ein erfolg- Nicht vergessen wollen wir an dieser Stelle das reiches Leben zu starten. Armut birgt ein großes „Bündnis für Kindergrundsicherung“ (www.kinder- Risiko für die Entwicklung unserer Kinder. Jedes armut-hat-folgen.de). Diesem gehören u.a. die Ar- Mädchen und jeder Junge hat das gleiche Recht beiterwohlfahrt e.V., der Arbeiter Samariter Bund auf Teilhabe, Bildung und gesundes Aufwachsen. e.V., der Deutsche Kinderschutzbund, der Paritäti- Daher ist für uns die Bekämpfung und Vermeidung sche, das Deutsche Kinderhilfswerk e.V. und die von Kinderarmut und die Verbesserung der Teilha- Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft an. Sie be von Kindern ein wesentliches Anliegen. alle haben sich zum Ziel gesetzt, unter dem Motto: „Kinder brauchen mehr!“ eine Kindergrundsicherung für alle Kinder in unserem Land mehrheitsfähig zu machen. Das Ziel ist noch nicht erreicht. Sie bleiben dran und werden dabei ausdrücklich von uns un- terstützt.

Es gibt noch weitere In- itiativen, die sich gegen Kinderarmut und gegen die Folgen von Kinderarmut vor allem in den verschie- denen Kommunen stark machen. Das ist ein gutes Zeichen und zeigt, dass Podiumsdiskussion auf dem Fachtag in Magdeburg v.l.n.r.: Vera Wolfskämpf, Marcus Weinberg, Annalena Baerbock, Dietmar Bartsch, Katja Suding, Stefan Schwartze, Hagen Eichler sich unsere Gesellschaft nicht damit abfinden will, dass Kinder und Jugendli- che in unserem Land ab- Gemeinsam wollen wir in einem breiten gesell- gehängt und ihrer Zukunftschancen beraubt wer- schaftlichen Konsens tragfähige Konzepte entwi- den. ckeln, die an den Lebenslagen der Kinder orientiert sind und die regionalen und lokalen Besonderhei- Gern unterstützen wir auch eure Initiativen vor Ort!

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Dr. Dietmar Bartsch, Eva von Angern, Jacqueline Bernhardt & Konstantin Bender »Kommt das Geld bei den Kindern an?«1 (Eine Publikation des ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung)

Nehmen wir die Antwort auf die Titelfrage dieses Bemerkenswert sind im Übrigen auch so Genannte Beitrages und das Überraschungsmoment gleich „Feldexperimente“, die bisher fast ausschließlich vorweg: Ja. in einkommensschwächeren Ländern zur Wirkung von (mit Auflagen verbundenen) Geldleistungen „Eltern in einkommensschwachen Familien sehen gemacht worden, die den Nachweis erbringen, sich mitunter dem Vorwurf ausgesetzt, sie würden dass Geldleistungen gut funktionieren7. Das Mehr für die Kinder gedachte Geldleistungen zweckent- an zur Verfügung stehendem Einkommen wird fremden, etwa für Unterhaltungstechnik, Alkohol nicht in Genussmittel (Alkohol und Zigaretten) in- oder Zigaretten“2. Nicht selten wird dies, mal vestiert, sondern beispielsweise in bessere bzw. mehr, mal weniger nett im Zusammenhang mit gesündere Ernährung der Familie. Kinderarmut formuliert. Nun, und nicht zum ersten Mal, widerlegt eine Studie diesen nicht selten aus Für Deutschland greift die Studie auf die jährlich dem Bauch heraus gemachten Vorwurf. erhobenen Daten des „Sozio-ökonomischen Panel (SOEP)“8 zurück. Schon auch hier vorwegneh- Der Anspruch an die Studie war nicht mehr und mend: der Genuss von Alkohol und Zigaretten und nicht weniger, als Vorurteile auszuräumen und auch der Erwerb von Autos, Handys und Fernse- Kinderarmut zu überwinden. Die Studie entstand hern stieg nicht mit Erhöhung von staatlichen (be- im Rahmen des Projektes „Familie und Bildung. dingungslosen) Geldleistungen. Einer Politik vom Kind aus denken“3 der Bertelsmann zweckentfremdeten Verwendung des für die Kin- Stiftung. Daran beteiligt war unter anderem Dr. der gedachten Geldes kann damit widerlegt wer- Holger Stichnoth4. den. Vielmehr wird das Geld für mehr Nutzung von Angeboten für Kin- der verwendet, wie beispielsweise „Kindersport“, »Kinderarmut ist, wenn ein Kind zum Kino möchte und es hat „Frühkindliche Mu- kein Geld. Wenn Mama Geld für das Kino gibt, haben sie kein sikerziehung“ und Geld für Essen.« „Sonstige Eltern- Antwort aus einer 4. Klasse aufdie Frage »Was ist Kinderarmut?« Kind-Gruppen“9.

Uns allen ist das „Bildungs- und Teil- habepaket“1 0 be- Staatliche Geldleistungen kommen im Regelfall bei kannt. Diesem liegt vor allem Misstrauen gegen- den Kindern an bzw. werden im Sinne der Kinder über Eltern zugrunde. Familien sollen nur Geld er- ausgegeben. Die genannte Studie weist vielmehr halten, wenn sie jede Leistung einzeln beantragen nach, dass Eltern aus einkommensschwachen Fa- und die dafür erforderlichen Nachweise bringen. milien eher bei sich selbst als bei ihren Kindern Die damit eingebauten hohen bürokratischen Hür- sparen5. Hinzu kommt ihre Sorge, dass ihre Kinder den führen dazu, dass im Jahr 201 8 lediglich 30% unter der Armut und den damit verbundenen (nicht der möglichen Anspruchsberechtigten davon auch nur materiellen) Nachteilen leiden. Dabei besteht tatsächlich Gebrauch gemacht haben1 1 . Mit dem die klare Präferenz bei der Bildung. So sind die „Starke-Familien-Gesetz“ soll diese Quote auf sa- Ausgaben in absoluten Zahlen zwar geringer als im ge-und-schreibe 35% erhöht werden. Ein Offenba- Durchschnitt in anderen Familien6. Dies gilt jedoch rungseid sondergleichen! nicht im Innenverhältnis zu den gesamten Ausga- ben dieser Familie. Ein sehr positives Zeichen!

1 Kommt das Geld bei den Kindern an? 201 8 Bertelsmann Stiftung, ZEW 7Kommt das Geld bei den Kindern an? 201 8 Bertelsmann Stiftung, ZEW, S. 1 6/ 2Kommt das Geld bei den Kindern an? 201 8 Bertelsmann Stiftung, ZEW, S. 42 Überblicksstudien der OECD, 201 3 3www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/politik-vom- 8www.diw.de/soep kind-aus-denken/ 9Kommt das Geld bei den Kindern an? 201 8 Bertelsmann Stiftung, ZEW, S. 22 4Dr. Holger Stichnoth, Senior Researcher und stellv. Leiter der Forschungsgrup- 1 0www.bmas.de/DE/Themen/Arbeitsmarkt/Grundsicherung/Leistungen-zur- pe „Soziale Sicherung und Verteilung, ZEW Sicherung-des-Lebensunterhalts/Bildungspaket/bildungspaket.html 5Kommt das Geld bei den Kindern an? 201 8 Bertelsmann Stiftung, ZEW, S. 1 4 1 1 FUNDSTELLE! 6Kommt das Geld bei den Kindern an? 201 8 Bertelsmann Stiftung, ZEW, S. 1 5/ 1 2Kommt das Geld bei den Kindern an? 201 8 Bertelsmann Stiftung, ZEW, S. 42 Kirchmann, Kleimann und Schafstädt, 201 4 Problematisch ist zudem, dass „Sachleistungsge- setze“ vor allem eines kosten: erheblichen staatli- chen Verwaltungsaufwand. Beim erst genannten Gesetz sind es von den Gesamtausgaben 30% die in die Personal- und Sachkosten der Verwaltung fließen1 2.

Es ist nicht auszuschließen, dass es Fälle gibt und auch der den Beitrag jetzt Lesende oder die Le- sende Fälle kennt, in denen Familien mehr Geld für das neueste auf dem Markt befindliche Handy als für eine gesunde Ernährung ihrer Kinder ausgibt. Fakt ist jedoch, ein Großteil der Eltern tut dies nicht. Insofern kann jedem und jeder, die dieses Argument dem kommunalen Engagement gegen Kinderarmut entgegenhält, gesagt werden: Das ist falsch. Nur Mut zum Widerspruch! Liebe Leserinnen und Leser, eine deutliche Verminderung der Kinderarmut ge- schaft bis zum Eintritt in das Berufsleben reicht. lingt nur, wenn die gesamte staatliche Gemein- Sie setzt Fixpunkte aufsuchender Sozialarbeit. Alle schaft in einer konzertierten Aktion diesem Thema Hilfen werden allen Familien mit Wertschätzung Priorität einräumt. angeboten. Konsequente Hilfe zur Selbsthilfe und Der Bund kann den Familienleistungsausgleich mit Stärken stärken statt auf Schwächen herumzurei- einer Kindergrundsicherung so reformieren, dass ten sind dabei wichtige Erfolgsfaktoren. Eine Zu- er dazu beiträgt, materielle Kinderarmut zu ver- sammenarbeit auf Augenhöhe ist Voraussetzung. meiden. Die Bundesländer können ihr jeweiliges Eltern und Fachkräfte sind Erziehungspartner, die Bildungssystem inklusiv, also auch für arme Kin- sich gegenseitig schätzen. Mit einem solchen Mo- der, gestalten. Dazu müssen vor allem die Schulen dell hat die Stadt Dormagen seit 2004 nachweis- in benachteiligten Stadtteilen deutlich besser bar messbare Erfolge. Die verfügbaren Daten der ausgestattet werden. Die Kommunen können frühkindlichen Vorsorgeuntersuchungen, die Ent- einen Beitrag dazu leisten, dass Kinderarmut nicht wicklung von Schulerfolgen und Senkung der Ju- automatisch von Generation zu Generation wei- gendarbeitslosigkeit, aber auch die günstige tergegeben wird. Dabei bedarf es der Vernetzung Kostenentwicklung sind belegbare Indikatoren. von freier und öffentlicher Kinder und Jugendhilfe Das Dormagener Modell ist deshalb ein gutes Bei- mit dem Bildungssystem und dem öffentlichen spiel, an dem man sich orientieren kann. und privaten Gesundheitswesen. Auch die Ar- beitsverwaltung und die kommunale Sozialver- Herzlichst waltung sind einzubeziehen. Heinz Hilgers Eine Präventionskette, die alle Hilfen, Dienste und Präsident Einrichtungen einordnet und vernetzt, muss so Deutscher Kinderschutzbund entwickelt werden, dass sie von der Schwanger- »Kinder sind in Deutschland oft ein Armutsrisiko für Familien. Das frei verfügbare Einkommen einer Familie sinkt mit zunehmender Kinderzahl deutlich ab.«

Jugendhilfekosten mit Armutsquote

Entnommen aus der Präsentation zum Dormagener Modell, von Heinz Hilgers Präventionsstrategien

• Gerechtigkeit im Steuer- und Sozialsystem • Persönliche Hilfen und wirtschaftlich Hilfen • Die Kindergrundsicherung - Aufgabe des Bundes gehören zusammen • Bildung als Hilfe zur Selbsthilfe • Kommunen organisieren individuelle • Integrative Bildung für alle: arm und reich, Unterstützung mit Wertschätzung und Deutsche und Migranten, Behinderte und Hilfsbereitschaft Gesunde; verantwortlich: die Länder

Ziele einer kommunalen Präventionsstrategie

Entnommen aus der Präsentation zum Dormagener Modell, von Heinz Hilgers Erfolgsfaktoren

• Menschenbild • Haltung • „So früh wie möglich“ • Aufsuchende Sozialarbeit • Hilfe zur Selbsthilfe • Fachkräfte und Eltern sind Erziehungspartner • Ressourcenorientierung • Vernetzung von Bildung, Gesundheit, Kinder-, Jugend- und Familienhilfe • Dialog

»So früh wie möglich« Rendite eines in Bildung investierten Dollars über die gesamte Bildungsbiographie

Entnommen aus der Präsentation zum Dormagener Modell, von Heinz Hilgers Frühe Unterstützung für benachteiligte Familien Kommunale Präventionskette

Hilfen für werdende Hilfen von der Geburt Hilfen im Hilfen in der Mütter bis zum 3. Lebensjahr Kindergartenalter, 3. - Grundschule ab 6. 6. Lebensjahr Lebensjahr

Prävention Prävention Prävention Prävention • Infos und Hilfen • Hausbesuch mit • Betreuungsplatzgarantie • Betreuungsplatzgarantie • Ausbau Elternbildung Elternbegleitbuch • Ausbau der Elternbildung • Hausbesuch der • Ausbau Familienzentren • Betreuungsplatzgarantie • Gesundheitsförderung Erstklässler durch Lehrer • Beratungsstellen ab 4. Monat • Weiterbildung für • Weiterbildung der • Ausbau der Elternschulen Fachkräfte Pädagogen • Ausbau der U3/U2 • Sprachförderung Tagesbetreuung

Frühe Unterstützung für Frühe Unterstützung für Frühe Unterstützung für Frühe Unterstützung für benachteiligte Familien benachteiligte Familien benachteiligte Familien benachteiligte Familien • pers. Beratung durch • Babyclubs • Elternbildung • Fahrkostenerstattung Gynäkologen / • Krabbelclubs • Hausbesuch der Kinder, • Nachhilfe Geburtskliniken • Kostenl. Elternbildung die keinen Kindergarten • Integrationshilfe • Vermittlung an • Ausbau von besuchen • Familienpass Beratungseinrichtungen Familienzentren • Prokita / frühkindliche • FSJler • Beratungsstellen • Familienpass Karies • Palme • Familienpass

Individuelle Hilfe und Individuelle Hilfe und Individuelle Hilfe und Individuelle Hilfe und Unterstützung Unterstützung Unterstützung Unterstützung • Familienhebamme • Grundbedürfnisse • Grundbedürfnisse • Grundbedürfnisse • Hilfe zur Erziehung sichern sichern sichern • Grundbesdürfnisse • Hilfe zur Erziehung • Hilfe zur Erziehung • Schulmittelfreiheit sichern • Familienhebamme • Mittagsessen für 1 € • Schülerfahrtkosten • FamilienpatInnen • FamilienpatInnen • FamilienpatInnen

Entnommen aus der Präsentation zum Dormagener Modell, von Heinz Hilgers Hilfen in der Hilfen in der Hilfen in der Hilfen in der Grundschule Orientierungsstufe 5.- Mittelstufe 7.-1 0. Ausbildung 6. Klasse, Sek. I Klasse, Sek. I

Prävention Prävention Prävention Prävention • Betreuungsplatzgarantie • Betreuungsplatzgarantie • Betreuungsplatzgarantie • Praktikumsbörse • Hausbesuch der bis zum 1 4. Lebensjahr bis zum 1 4. Lebensjahr • Firmenberufsparcour Erstklässler durch Lehrer • Ausbau Ganztags • Unterstützung durch die • Weiterbildung der • Infoabend für Alle Jugendhilfe Pädagogen • Lehrersprechtag • Ausbau Ganztag • Infomaterialien • Runter Tisch • Kooperationen GS-WS Ausbildungsoffensive • Gem. Weiterbildung • Firmenberufsparcour

Frühe Unterstützung für Frühe Unterstützung für Frühe Unterstützung für Frühe Unterstützung für benachteiligte Familien benachteiligte Familien benachteiligte Familien benachteiligte Familien • OGS-Platz • Nachhilfe • Lerntrainer • Dormagener Weg • Nachhilfe • Schulbegleiter • BOP Förderprogramm • SHIFT-Schalt um auf • Integrationshilfe • Integrationshilfe • KAOA Stark • Familienpass • Elternabende zum Thema • Profilpass • FSJler Erziehung • Schulbegleitung • Pädagogische Tage • Gem. Weiterbildung

Individuelle Hilfe und Individuelle Hilfe und Individuelle Hilfe und Individuelle Hilfe und Unterstützung Unterstützung Unterstützung Unterstützung • Mittagessen 1 € • Mittagessen 1 € • Hilfen zur Erziehung • Begleitung und • Schulmittelfreiheit • Schulmittelfreiheit • Schulmittelfreiheit Unterstützung zur ARGE • Schülerfahrtkosten • Schülerfahrtkosten • Schülerfahrtkosten • Stärken im Quartier • Hilfen zur Erziehung • Hilfe zur Erziehung • FamilienpatInnen • FamilienpatInnen • Schülerhilfe • FamilienpatInnen • FamilienpatInnen

Quelle: NeFF Dormagen, Uwe Sandvoss, Stadt Dormagen Entnommen aus der Präsentation zum Dormagener Modell, von Heinz Hilgers »Im Sinne einer gerechten Auslese lautet die Prüfungsfrage für Sie alle gleich: Klettern Sie auf den Baum!«

Vernetzung

Entnommen aus der Präsentation zum Dormagener Modell, von Heinz Hilgers

Kindergrundsicherung – Kinder brauchen mehr!1

„Wir schaffen eine Kindergrundsicherung, die alle richten, Verwaltungsbehörden oder Gesetzge- Kinder vor Armut und Ausgrenzung schützt. Sie si- bungsorganen getroffen werden, ist das Wohl chert ihnen Teilhabe am gesellschaftlichen Leben des Kindes ein Gesichtspunkt, der vorrangig zu und gute Entwicklungsmöglichkeiten. (…) Für alle in berücksichtigen ist. Deutschland lebenden Kinder und Jugendlichen for- dert DIE LINKE gemeinsam mit Wohlfahrtsverbän- (2) Die Vertragsstaaten verpflichten sich, dem den und Wissenschaftlerinnen und Kind unter Berücksichtigung der Rechte und Wissenschaftlern eine eigenständige, individuelle Pflichten seiner Eltern, seines Vormunds oder Grundsicherung in Höhe von zu versteuernden 573 anderer für das Kind gesetzlich verantwortli- Euro.“ cher Personen den Schutz und die Fürsorge zu Diese Passage findet sich im Wahlprogramm der gewährleisten, die zu seinem Wohlergehen Partei DIE LINKE. zur Bundestagswahl 201 72. Das notwendig sind; zu diesem Zweck treffen sie Modell der „Kindergrundsicherung“ geht konse- alle geeigneten Gesetzgebungs- und Verwal- quent davon aus, dass Kinder und Jugendliche ei- tungsmaßnahmen. genständige Individuen sind. (3) Die Vertragsstaaten stellen sicher, dass die Aktuell fordert das Bündnis für Kindergrundsiche- für die Fürsorge für das Kind oder dessen rung eine solche in Höhe von 628,00 Euro. Schutz verantwortlichen Institutionen, Dienste Eine Forderung, die ebenfalls von Bündnis 90/ Die und Einrichtungen den von den zuständigen Grünen und zwischenzeitlich auch von der SPD Behörden festgelegten Normen entsprechen, vertreten wird. insbesondere im Bereich der Sicherheit und

der Gesundheit sowie hinsicht- lich der Zahl und »Die meisten Kinder wollen Freunde, die schöne Klamotten der fachlichen haben. Arme Kinder haben kaum Freunde. Kinder die kein Geld Eignung des Per- haben können nicht mit Freunden shoppen und ins Kino gehen sonals und des oder haben kein Geld für die Klassenfahrt.« Bestehens einer Antwort aus einer 4. Klasse aufdie Frage »Was ist Kinderarmut?« ausreichenden Aufsicht.

Dieses Vertrags- werk muss Grund- Warum unterstützen wir die Forderung auf Einfüh- lage allen politischen Handelns – gleich welcher rung einer Kindergrundsicherung? Weil wir ganz politischer Ebene sein. klar der Auffassung sind, dass Kinder keine klei- nen Arbeitslosen, sondern eigenständige Individu- Die oben genannte Kindergrundsicherung in Höhe en mit eigenen Rechten sind. Dabei erinnern wir von 628,00 Euro setzt sich aus dem verfassungs- an die UN-Kinderrechtskonvention3: rechtlich notwendigen Betrag für das sächliche Existenzminimum in Höhe von 408,00 Euro und Artikel 3: Wohl des Kindes dem Betrag für Betreuung, Erziehung oder Ausbil- dung in Höhe von 220,00 Euro zusammen. Selbst- (1 ) Bei allen Maßnahmen, die Kinder betreffen, verständlich bedarf es einer jährlichen gleich viel ob sie von öffentlichen oder priva- Anpassung/ Steigerung entsprechend des sich ten Einrichtungen der sozialen Fürsorge, Ge- ändernden Existenzminimums.

1 www.kinderarmut-hat-folgen.de 2https://www.die- linke.de/fileadmin/download/wahlen201 7/wahlprogramm201 7/die_linke_wa hlprogramm_201 7.pdf 3https://www.unicef.de/blob/9364/a1 bbed70474053cc61 d1 c64d4f82d604 /d0006-kinderkonvention-pdf-data.pdf Die Gesamtsumme erhalten aber nur jene Famili- ren Familien benötigen beides und für beides ist en, die über kein oder ein geringes Einkommen gleichermaßen Geld nötig.“ verfügen. Im Weiteren sinkt die Leistung gemäß Diesem politischen Ansatz können wir uns als Einkommenssteuertarif bis zu einem Mindestbei- „Netzwerk gegen Kinderarmut“ nur anschließen trag von 300,00 Euro ab. Der Leistungsanspruch und auch in kommunalen Gebietskörperschaften besteht bis zum 1 8. Lebensjahr und wird danach können Resolutionen an den Bundestag und die bis zum 25. Lebensjahr in Abhängigkeit von Aus- Bundesregierung beschlossen werden, die sich für bildung gewährt. BaföG und ähnliche Leistungen die Einführung einer Kindergrundsicherung aus- bleiben daneben bestehen. sprechen.

Daher ist klar: Kindergrundsicherung soll allen Kindern und Jugendlichen zu Gute kommen. Das Finanzierungsmodell für die Kindergrundsi- cherung setzt sich wie folgt zusammen:

Wegfall bisheriger Familienleistungen 49 Milliarden Euro + Rückfluss durch Steuereinnahmen 26,5 Milliarden Euro + Wegfall des Ehegattensplittings 1 1 ,5 Milliarden Euro

= 87 Milliarden Euro

Weitere Vorschläge des Bündnis- ses „Kindergrundsicherung“ sind die Wiedereinführung einer (mo- deraten) Vermögenssteuer, An- hebung der Erbschaftssteuer, Einführung einer Börsenumsatz- steuer und „Kinder-Soli“ auf große Vermögen. Abschließend stellt das Bündnis für Kindergrundsicherung fest: „Uns ist bewusst, dass der quan- titative und der qualitative Aus- bau der Bildungs- und Betreuungsinfrastruktur für Kin- der und Jugendliche eine weitere Demo »Es reicht für uns alle!«, Berlin 201 8 dringende Voraussetzung für mehr Chancengerechtigkeit ist. Geld- und Infrastrukturleistungen dürfen keinesfalls gegeneinander ausgespielt werden. Kinder und de- »Armut hat ein Gesicht: Auge. Nase. Mund.« (KiGGS – Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland1)

Im Zuge des Kinderarmutskongresses „Armut hat aus Haushalten mit hohem Einkommen einen Un- ein Gesicht: Auge – Nase - Mund“ des „Netzwerk terschied an erlebten Jahren in Gesundheit von gegen Kinderarmut“ am 2. Juni 201 8 in Leipzig 1 4,3 Jahren gibt. Bei den Mädchen sind es noch stellte Dr. Thomas Lampert vom Robert Koch Insti- 1 0,2 Jahre. Der Umstand, wieviel Geld der tut (RKI) die Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Haushalt zur Verfügung hat, in dem ein Kind von Kindern und Jugendlichen in Deutschland lebt, bestimmt wie viele Jahre eines Lebens es (KiGGS) vor. Es handelt es sich hier um eine Lang- in Gesundheit leben kann. Statistisch und im zeitstudie im Auftrag des Bundesministeriums für Durchschnitt betrachtet. Wie kann es dazu kom- Gesundheit, die einen tiefen Einblick in Lebensla- men? gen von Kindern und Jugendlichen und die Auswir- kungen politischen Handelns oder auch Klar ist zunächst einmal, dass Geld und sozialer Nichthandelns gibt. (Zum tieferen Einblick und Ver- Status allein nicht gesund machen. Sie vermitteln ständnis empfehlen wir die Gesamtstudie, die auch einerseits bestimmte Verhaltensweisen und eröff- ein differenziertes Bild über Gesamtdeutschland nen andererseits gewisse Möglichkeiten oder ver- gibt.) Die Studie hat leider dass Manko, dass keine schließen sie. Um das nachzuvollziehen ist hier Daten über die spezifische Situation von Kindern grundsätzlich zwischen den Umgebungsumstän- und Jugendlichen mit Behinderungen erfasst wur- den in denen Kinder leben und dem aktiven indivi- den. Grundsätzlich haben die Ergebnisse der Studie duellen Handeln der Kinder zu unterscheiden. es aber in sich: Beides ist sozial vermittelt und vermittelbar und damit auch beeinflussbar. Differenziert nach Geschlecht und sozialem Status der Eltern, gemessen über das verfügbare Haus- Kinder aus niedrigeren sozialen Schichten wach- sen in der Regel in un- günstigeren Wohnver- hältnissen auf, schlicht weil die Mietpreise »Arme Kinder werden gemobbt, weil sie arm sind. Die Kinder geringer ausfallen werden traurig, hungrig und durstig sein.« müssen. Ungünstig Antwort aus einer 4. Klasse aufdie Frage »Was ist Kinderarmut?« meint hierbei kleinere, beengte Wohnverhält- nisse und Wohnungen, die eher an vielbefah- renen Straßen zu fin- haltsnettoeinkommen, die berufliche Stellung der den sind. Hieraus folgen unter Anderem höhere Eltern und deren Bildungshintergrund, haben aktu- Belastungen mit Lärm und Feinstaub in den ent- ell geborene Jungen aus armen Haushalten eine Le- sprechenden Quartieren. Die Zugehörigkeit zu ei- benserwartung in guter und gesunder Verfassung nem bestimmten Quartier kann sich zudem von 56,8 Jahren und Mädchen von 60,8 Jahren. Jun- stigmatisierend auswirken. gen aus Haushalten ohne finanzielle Not können sich auf 71 ,1 Jahre in Gesundheit freuen. (Mäd- Ebenfalls vermittelt durch das Elternhaus kann es chen: 71 Jahre)2 Die geschlechtsspezifischen Un- in diesen Familien dazu kommen, dass die Unsi- terschiede sind in der zweiten Gruppe zu cherheiten oder Anspannungen der (beruflichen) vernachlässigen. Situation der Eltern sich auf die mentale Situation der Kinder auswirkt. All diese Umgebungsumstän- Das bedeutet, dass es zwischen den Jungen aus El- de finden diese Kinder als gegeben vor. Ein Aus- ternhäusern mit niedrigem Einkommen und denen bruch hieraus ist für sie kaum möglich.

1 www.kiggs-studie.de/deutsch/home.html 2www.kiggs-studie.de/deutsch/home.html Hiervon zu unterscheiden sind individuelle Verhal- zusammen so kann es zu sehr nachteiligen Kombi- tensweisen, die innerhalb dieser Umgebungsum- nationen kommen. Die Bewusstseinsbildung zu stände stattfinden. Diese werden eben- falls sozial vermittelt. Es gibt kein von Men- schen hervorge- brachtes soziales Verhalten, welches nicht durch Momente sozialer Ungleichheit beeinflusst wird oder vorhersagbar ist. Hierunter fallen Dinge wie Essverhalten, sportliche Aktivitäten, Rauchen, Bereitschaft zur körperlichen „Auseinanderset- zung“ (verbale und physische Gewalt) oder gesundheitsris- v.l.n.r.: Dietmar Bartsch, , Jacqueline Bernhardt kantes Verhalten, wie übermäßiger Alkohol- konsum, ungesunde Ernährung etc. Immer gibt es sozialvermittelte Ein- den Facetten der Droge Alkohol findet schlicht un- flussgrößen, welche Art und Umfang, aber auch die ter deutlich schlechteren Bedingungen statt. Ein Bewertung dessen durch das Umfeld, beeinflussen. Aspekt, der auch in den weiteren Punkten einen wichtigen Faktor stellt. Das Robert-Koch-Institut untersuchte bei Kindern und Jugendlichen zudem die Anfälligkeit für be- 2. Beispiel „Rauchen“ stimmte Krankheiten. Hier lassen sich ganz klare, Schaut man sich die untersuchten Jugendlichen im schichtspezifische Unterschiede feststellen. Alter von 1 1 bis 1 7 Jahren an, so gaben 1 4,8 % der Jungen und 1 3,9% der Mädchen aus Familien mit 1 . Beispiel „Alkoholkonsum“ niedrigem Sozialstatus an regelmäßig zu rauchen, In allen gesellschaftlichen Schichten kommt - punk- aber nur 1 0,3 % der Jungen und 7,5% der Mädchen tuell auch übermäßiger - Alkoholkonsum vor. Der mit hohem sozialen Status. Die Ausstattung eines Unterschied besteht darin, ob dieser über den Kon- Haushaltes mit oder das Fehlen von Bildungsab- sum eines 1 6 Jahre alten „Single Malt Whisky“ er- schlüssen und finanziellen Mittel haben also Ein- folgt oder über einen Bierkonsum. Eine Dose Bier fluss darauf, ob ein junger Mensch zur Zigarette enthält neben dem Alkohol Kohlenhydrate. Der greift oder nicht und sich den damit verbundenen Konsum von Whisky ist im Vergleich zum Dosenbier Risiken aussetzt oder nicht. zudem sozial höher angesehen. Dies soll allerdings ausdrücklich keine Werbung für Alkohol gleich wel- Noch stärker ist dieser Einfluss, wird die regelmä- cher Art sein! Nimmt man nun die Umgebungsum- ßige Passivrauchbelastung dieser Altersgruppe stände und die Individuellen Verhaltensweisen nach Geschlecht betrachtet. Hier geben 26,1 % der Jungen mit niedrigem Sozialstatus an, regelmäßiger stalteten Räumen statt. Es ist keinesfalls so, dass Passivrauchbelastung ausgesetzt zu sein, aber nur es immer nur und ausschließlich das individuelle 7,4% der Jungen mit hohem sozialem Status. Bei Verhalten ist, was zu Erkrankungen führen kann, Mädchen sind die Relationen ähnlich. 26,8% aus sondern ist mindestens ebenso stark das soziale niedrigem Sozialstatus gegenüber 9,1 % aus dem Umfeld, welches vorlebt und Möglichkeiten eröffnet hohem Status. Es herrscht ein Verhältnis von 3:1 zu oder eben auch nicht. Lasten der Menschen aus dem niedrigen sozialen Status. Gründe hierfür könnten in der finanziell an- Die hier beschrieben Sachverhalte sind nicht erst gespannten Situation, der individuellen Einschät- seit gestern so, sondern sie sind relativ stabil und zung der eigenen Lage am Arbeitsmarkt, der beständig, weil eben die gesellschaftlichen Verhält- Bewertung der eigenen Zukunft und der Tatsache nisse in denen sie stattfinden auch relativ stabil begründet liegen, dass Nikotin innerhalb weniger sind. Der Einfluss des sozialen Status der Eltern auf Augenblicke nach dem Einatmen das Gehirn er- den Gesundheitszustand der Kinder in dem Haus- reicht. Das geht mit einem unmittelbaren Wohlge- halt ist konstant und wirkt sehr stark. fühl bzw. dem Gefühl von Beruhigung einher. Nun kann argumentiert werden, dass es das Indivi- 3. Beispiel „Fettleibigkeit“ (Folgen des Mangels duelle Verhalten (z.B. Rauchen) der Menschen ist, an gesunder Ernährung) welches zu Krankheiten und Tod führen kann und Innerhalb der Gruppe der 1 4-1 7-jährigen Jungen lag dass dies doch dann selbst verschuldet ist. Diese bei 1 1 % der Kinder und Jugendlichen mit einem Argumentation unterschlägt aber vollkommen, den niedrigen sozialen Status starkes oder krankhaftes Einfluss des Umfeldes in welches das Kind hinein- Übergewicht (Adipositas) vor. Nur bei 5 % der Kin- geboren wird. Das Neugeborene kann sich das El- der aus dem sogenannten hohen sozialen Status. ternhaus nicht aussuchen. Es ist zunächst der (Verhältnis 2:1 ) Noch deutlicher fällt der Unter- Situation ausgeliefert. In der Rechtsprechung wird schied bei gleichaltrigen Mädchen aus. Hier wiesen auch vom sogenannten „Lebensrisiko“ gesprochen, 1 5% der Mädchen aus der unteren Gruppe der Ge- in das ein Kind hineingeboren wird. Politisch steht sellschaft Fettleibigkeit auf, aber nur 4 % der Mäd- jedoch die Frage, kann es gewollt sein, hier positiv chen aus dem „Penthouse“ der Gesellschaft. Zu lenkend einzugreifen? Das „Netzwerk gegen Kin- den Folgeerkrankungen einer Adipositas gehören derarmut“ bejaht diese Frage ausdrücklich. Typ-2-Diabetes mellitus, Bluthochdruck und Herz- Kreislauf-Leiden, Fettleber und Fettgewebestörun- gen. Die Ursachen hierfür können in Bewegungs- mangel, auch auf Grund von mangelnden finanziellen Mitteln für Mobilität und beispielsweise Mitgliedsbeiträgen liegen, oder auch in der Tatsa- che, dass hochkalorische Lebensmitte stellenweise billiger angeboten werden als Alternativen (Stich- wort: gesunde Ernährung). Ebenfalls sollte nicht unterschätzt werden, dass ein Sättigungsgefühl auch über angespannte Situationen kurzfristig ver- meintlich hinweg helfen kann.

Es ist also belegbar, dass bestimmte Verhaltens- weisen in bestimmten sozialen Lagen häufiger vor- kommen als in anderen. Diese Verhaltensweisen finden aber immer in durch das soziale Umfeld ge-

»Kinderarmut und Reichtum in Deutschland« (Eine Studie von Prof. Dr. Michael Klundt, Hochschule Magdeburg-Stendal)

Die durch die Fraktionsvorsitzendenkonferenz der Haushaltsmitglieder und deren Entwicklung be- Linksfraktion und die Rosa-Luxemburg-Stiftung rücksichtigende Einkommen, weniger als 987 Euro herausgegebene Studie von Michael Klundt: „Kin- im Monat betrug.“ (Ebd.) Der Anteil der Betroffe- derarmut und Reichtum in Deutschland“ belegt, nen, also die Armutsgefährdungsquote, ist von 1 5,2 dass auch und gerade das Reden über Arme (Kin- % im Jahr 2008 auf 1 6,7 % im Jahr 201 4 gestiegen der und Familien) sowie über Reichtum in Politik, (vgl. ebd.). In absoluten Zahlen sind das 1 2,5 bzw. Wissenschaft und Medien einen zentralen Faktor 1 3,3 Millionen Menschen, Tendenz also steigend. für die Umgangsweisen unserer Gesellschaft mit sozialer Spaltung beeinflusst. Damit wirkt es sich 2. Kinder von Alleinerziehenden letztlich selbst auf Ungleichheitsentwicklungen aus, Im Jahr 2008 lag der Anteil armutsgefährdeter Per- da bestimmte Maßnahmen favorisiert und andere sonen in Haushalten von Alleinerziehenden bei tabuisiert werden. 37,5% (2007: 35,9%) und damit fast dreimal so hoch wie bei Personen in Haushalten mit Kindern Die Studie liefert aber auch eine fundierte Über- insgesamt (2008: 1 3,0%; 2007: 1 3,1 %)“ (Statisti- sicht über die vorliegenden Fakten. Diese sollen sches Bundes-amt 201 1 , S. 22). Selbst der Famili- hier übersichtsartig dargestellt werden. enreport 201 1 des Bundesfamilienministeriums kommt zu ähnlichen Ergebnissen: „Gegenwärtig Die vollständige Studie findet sich auf der Home- verfügen ca. 2,5 Millionen Kinder und Jugendliche page des Netzwerkes gegen Kinderarmut. (htt- in 1 ,5 Millionen Haushalten in Deutschland über ein ps://netzwerk-gegen-kinderarmut.de/wp-content Einkommen, das unterhalb von 60 Prozent des ge- /uploads/201 7/05/Kinderarmut_stu- wichteten Medianeinkommens liegt. Die Armutsri- die_Prof._Dr._M._Klundt.pdf) sikoquote der unter 1 8-Jährigen liegt damit bei 1 9,4 Prozent“ (BMFSFJ 201 2, S. 98). Fast je- des fünfte Kind also. Kinder von Alleiner- ziehenden sind wesentlich häufiger von Armut betroffen als Kinder, die in Haus- »Wenn die Familie arm ist, sind alle traurig.« halten mit mehr Erwachsenen leben. Antwort aus einer 4. Klasse aufdie Frage »Was ist Kinderarmut?« 3. Folgen für Kinder und Jugendliche In ihrer Bertelsmann-Studie über Ar- mutsfolgen für Kinder und Jugendliche kommen Claudia Laubstein, Gerda Holz 1 . Stand und Entwicklung der Armuts- und und Nadine Seddig zu dem Ergebnis, dass die Le- Reichtumsquoten in Deutschland bensqualität und die Zukunftschancen von Kindern Laut verfügbarer Zahlen lag das Medianeinkommen durch das Aufwachsen in Armut massiv beeinflusst in Deutschland im Jahr 201 4 bei 1 9.733 Euro und werden. Überproportional oft wohnen sie unter der Schwellenwert für die Armutsgefährdung – also beengten Verhältnissen und somit meist ohne 60% dieses Werts – bei 1 1 .840 Euro für eine Per- einen ruhigen Platz für die Erledigung von Haus- son (vgl. Datenreport 201 6, S. 1 71 ). Bei einer Un- aufgaben (Laubstein/Holz/Seddig 201 6, S. 1 3ff.). terschreitung dieses verfügbaren Betrages liegt, Obgleich nicht an erster Stelle der Einschränkun- nach wissenschaftlicher Konvention, Armut vor. gen durch elterliches Sparen, seien doch immerhin ein Viertel der armen jungen Menschen von Ein- „Umgerechnet auf das monatliche Einkommen be- schränkungen beim Essen betroffen (ebd., S. 46), deutet dies, dass in Deutschland im Jahr 201 4 eine also davon, teilweise oder sogar häufig nicht aus- Person als armutsgefährdet galt, wenn ihr Nettoä- reichend bzw. zu wenig gesunde Ernährung zu er- quivalenzeinkommen, also das die Anzahl der halten. Während der permanente Mangel das Familienklima verschlechtere, seien auch die sozia- struktur – nicht nur in den Kommunen – in keinem len Netzwerke kleiner, da die Kinder überdies weni- guten Zustand ist und auf der anderen Seite die ger Freizeitangebote – seien es Musikschulen oder Reichen immer mehr und reicher werden, dann ist Fußballvereine – wahrnähmen. Nicht zuletzt auf- es an der Zeit zu handeln. Es scheint genügend grund fehlender sozialer Wertschätzung, entwickel- Geld vorhanden zu sein, nur eben nicht dort wo es ten viele arme Kinder daher ein geringeres gebraucht wird um Kindern ein sorgenfreies Auf- Selbstwertgefühl und starteten mit ungünstigeren wachsen zu ermöglichen. Es erübrigt sich an die- Voraussetzungen in die Schule, wo sie selbst bei ser Stelle, dass es genügend und differenzierte gleichen Leistungen oft schlechter bewertet wür- Vorstellungen und Vorschläge der LINKEN gibt, den als Kinder aus wohlhabenden Schichten (vgl. wie der gesellschaftliche Reichtum gerechter und ebd., S. 56 sowie Mängel 201 7, S. 1 1 ). zum Wohle aller verteilt werden kann.

Die Schere zwischen arm und reich ist so- mit auseinanderge- gangen:

Während laut Anga- ben der Bundesregie- rung die Armutsgefährdungs- quote in der Gesamt- bevölkerung von 2005 bis 201 2 von 1 4,7 % auf 1 5,2 % gestiegen ist, wuchs auch die Zahl der Millionäre um über 1 50.000 auf

892.000 an. Allein Heinz Hilgers auf dem Armutskongress in Leipzig letztere Gruppe konnte einen Vermö- genszuwachs um 406 Milliarden Euro für sich behaupten und besitzt nun 2,4 Billionen, d.h. 2.400 Milliarden Euro. Das ist mehr als die Gesamtverschuldung von Bund, Län- dern und Gemeinden von 2,1 Bio. Euro zusammen (Neue Ruhr Zeitung v. 1 9.9.201 3). Die öffentliche Armut, und damit fehlendes Geld für Investitionen in Bildung etc., geht also mit immensem privatem Reichtum einher.

Hier gilt es gesellschaftlich und politisch an zu setz- ten. Wenn auf der einen Seite 1 3,3 Mio. Menschen in Deutschland in Armut leben müssen, mit allen Auswirkungen für Lebenserwartung und Zukunfts- chancen von Menschen, wenn die Öffentliche Infra- Wir haben die besseren gesellschaftlichen Ideen – aber wie erklären wir das verständlich?

Wir sind uns im Klaren darüber, dass vielerorts be- gesellschaftlichen Druck auf politische Entschei- reits vielfältige Maßnahmen, Aktivitäten und Initia- dungsträger*innen. tiven bestehen, die sich der Bekämpfung von Kinderarmut widmen. Es gibt aber Nichts, was Analyse / Bestandsaufnahme: Mann und Frau nicht noch verbessern, konkretisie- ren und zusammenführen kann. 1 . Wie ist die Situation von Kindern und Jugend- lichen vor Ort? Dem soll diese Ideensammlung dienen, die nicht Hier sollte vor allem nach der finanziellen, ökono- statisch ist und deshalb einem kontinuierlichen mischen Situation von Kindern, Jugendlichen, Al- Prozess der Entwicklung und Fortschreibung unter- leinerziehenden und Mehrkindfamilien gefragt liegt und sehr gern vor Ort kreativ erweitert wer- werden. Allein die Statistik von Arbeitsamt und Job- den. Center reichen da nicht aus, weil u.a. auch viele Menschen mit Arbeitsplatz oder mehreren Arbeits- Neben den nun folgenden Maßnahmenvorschlägen stellen, vor allem in Niedriglohnbereich für das ge- ist es immer auch eine gute Idee ein lokales Netz- setzliche soziale Netz zu viel, aber für eine gleichberechtigte Teil- habe zu wenig verdie- nen. Zusätzlich kann hier auch mal nachge- fragt werden, welche Wirkungen tatsächlich durch das Bildungs- und Teilhabegesetz existieren und in wel- chem Umfang von An- spruchsberechtigten auch tatsächlich in Anspruch genommen werden.

2. Welche Hilfs- und Unterstützungs- struktur existiert vor Ort? v.l.n.r.: Heinz Hilgers, Eva von Angern, Dietmar Bartsch, Empfang zum 65. Geburtstag des DKSB Hier sollte die breite Angebotspalette der Wohlfahrtsverbände, Kinder- und Jugend- struktur hinterfragt werk gegen Kinderarmut zu gründen. Die Erarbei- werden. Ganz besonders auch nach der Wirksam- tung tatsächlicher und konkreter Maßnahmen zur keit der Angebote: Kommen die Angebote tatsäch- Vermeidung und Beseitigung von Kinderarmut, ist lich so an, dass sie gleichberechtigte Teilhabe gemeinsam mit einem breit aufgestellten Netzwerk ermöglichen? Darüber hinaus gilt es zu hinterfra- zielführend. Diese Netzwerke transportieren zum gen, mit welchem Erfolg bisherige Bundes- und einen die Botschaft: wir wollen und können etwas Landesmodellprojekte und -vorhaben u. ä. die Si- gegen Kinderarmut tun. Andererseits erhöht es den tuation von Kindern und Jugendlichen tatsächlich in welche Richtung verändert habe? Welche zeigten 5. Welche Indikatoren müssen zum Thema Wirkungen und welche sind verzichtbar? Ein soge- noch und wie untersucht werden? nannter „Armuts-Check“ aller Maßnahmen ist dabei Hierunter fallen zum Beispiel die Auswirkungen von sinnvoll. Armut auf die Familien: gesundheitlichen Auswir- kungen, Wohnsituation, Teilhabe an Kultur, Sport 3. Welche konkreten Maßnahmen, Beschlüsse, und Bildung Welche Einschränkungen ergeben sich Aktionen gegen Kinderarmut gibt es bereits vor für Kinder und Jugendliche? Wie ist die Situation Ort? behinderter Kinder und Jugendliche vor Ort, welche Es gab in den zurück- liegenden Jahren zahlreiche Initiativen unter dem Titel „Kin- derfreundliche Kom- »Wenn ein Kind arm ist, dann ist es traurig, weil es dann auch mune“. Hierbei ging keine Freunde hat.« es um die Teilhabe Antwort aus einer 4. Klasse aufdie Frage »Was ist Kinderarmut?« von Kindern und Ju- gendlichen an kom- munalen Entscheidungen, Kin- der- und Jugendparlamente u.ä. Wie gestaltet sich Teilhabemöglichkeiten bietet die vorhandene bei diesen Maßnahmen die Nachhaltigkeit? Was Struktur? sollte fortgeführt, konkretisiert oder verändert wer- den? Was kann vernachlässigt, abgeschafft werden? Da in der Regel die Kommunalverwaltungen Zugang zu Daten und statistischem Zahlenmaterial haben, 4. Wie konkret ist die Situation von Eltern vor macht es Sinn dieses Wissensreservoir anzuzapfen Ort? und zu nutzen. Kinderarmut bedeutet auch immer Elternarmut. Wir müssen daher in Erfahrung bringen, wie die Ein- Hier noch ein Beispiel für mögliche Anfragen auf kommenssituation der Eltern vor Ort ist, worin die kommunaler Ebene: Ursachen für die unterschiedlichen Einkommen lie- gen und wie die sich wiederum auf die Teilha- 1 . Wie viele Kinder, Jugendliche und junge Erwach- bemöglichkeiten auswirken. Dabei ist von sene in den Altersgruppen 0 - U1 8 und 1 8 - U27 wesentlicher Bedeutung, welche Integrationsange- Jahre lebten in den Jahren 201 0 bis 201 9 in (Kom- bote in den Arbeitsmarkt für Frauen und Männer mune einfügen) und wie viele von ihnen sind von bestehen. Die geschlechtsspezifische Analyse ist Armut betroffen oder bedroht? (Bitte gesondert von wesentlicher Bedeutung, da bundesweit insbe- aufführen, ob mit oder ohne Migrationshintergrund) sondere alleinerziehende Frauen im besonders ho- hen Maße von Armut betroffen sind. 2. Wie viele Kinder, Jugendliche und junge Erwach- Daraus können dann konkrete politische Schritte sene in den Altersgruppen 0 - U1 8 und 1 8 - U27 abgeleitet werden, um zum einen auf die Situation Jahre lebten in den Jahren 201 0 bis 201 9 in (Kom- aufmerksam zu machen bzw. Veränderungen zu mune einfügen) in Haushalten, die Sozialleistungen provozieren. Diese Initiativen können sich auf die (Grundsicherung nach dem SGB II, Wohngeld, kommunale Ebene aber auch im Rahmen eines Auf- Grundsicherung im Alter sowie bei Erwerbsminde- rufs an die Landesebene richten. rung) bezogen haben? (Bitte jährlich nach Familien mit zwei Erziehungsberechtigten in einem Haushalt sowie Alleinerziehenden und Anzahl der Kinder pro Familien unterscheiden sowie nach Sozialleistung gezielt zu bekämpfen. getrennt auflisten.) 8. Gibt es in (Kommune einfügen) konkrete Vorha- 3. Wie viele Kinder, Jugendliche und junge Erwach- ben, in denen (Kommune einfügen) bereits mit der sene in den Altersgruppen 0 - U1 8 und 1 8 - U27 Bundesregierung und/oder dem Land (Land einfü- Jahre lebten in den Jahren 201 0 bis 201 9 in (Kom- gen) koordiniert und abgestimmt zusammenarbei- mune einfügen) lebten in den Jahren 201 0 bis 201 9 tet, um der Kinderarmut wirkungsvoll zu begegnen? in Bedarfsgemeinschaften, in denen Arbeitslosen- Falls ja, in welcher Art und Weise und falls nein, geld II zur Aufstockung des Einkommens aus einer warum nicht? Erwerbstätigkeit zur Sicherung des Existenzmini- mums bezogen wurde? (Bitte jährlich nach Familien Konkreter Maßnahmekatalog mit zwei Erziehungsberechtigten in einem Haushalt Neben der Tatsache, dass die Gesetzgeber, hier vor sowie Alleinerziehenden und Anzahl der Kinder pro allem der Bund, sowohl mit der Höhe von Regelsät- Familien unterscheiden.) zen oder Kindergeld und dem Ändern des bisheri- gen Adressaten von Kindergeld, aber (und dies ist 4. Wie viele Kinder, Jugendliche und junge Erwach- unsere Forderung) mit der Einführung einer eigen- sene in den Altersgruppen 0 - U1 8 und 1 8 - U27 ständigen, elternunabhängigen Kindergrundsiche- Jahre lebten in den Jahren 201 0 bis 201 9 in (Kom- rung, Stellschrauben besitzt, müssen - um die akute mune einfügen) lebten in den Jahren 201 0 bis 201 9 Situation von Kindern und Jugendlichen vor Ort zu in Familien, die an und unter der Mindesteinkom- verändern - konkrete Aktionen und Maßnahmen mensgrenze lebten und keine sozialen Transferleis- gefunden werden, die Armut mildern und beseitigen tungen bezogen? (Bitte jährlich nach Familien mit und Teilhabe ermöglichen. Dies könnte dann in ei- zwei Erziehungsberechtigten in einem Haushalt so- nem konkreten Aktionsplan münden, den das je- wie Alleinerziehenden und Anzahl der Kinder pro weilige Gremium beschließt. Familien unterscheiden.) Darunter können zum Beispiel folgende Sach- 5. Wie viele Familien haben in den Jahren 201 0 bis verhalte angeschaut werden: 201 9 einen bzw. mehrere Anträge auf Kinderzu- a) Einführung eines „Kinderarmutschecks“ - Welche schlag bei der Familienkasse der Bundesagentur für Auswirkung hat welche kommunale Entscheidung Arbeit gestellt? auf Kinder

6. Wie viele Kinder, Jugendliche und junge Erwach- b) Entwicklung, Umorientierung Kinder- und Ju- sene in den Altersgruppen 0 - U1 8 und 1 8 - U27 gendhilfe vor Ort, Sicherung einer auskömmlichen Jahre lebten in den Jahren 201 0 bis 201 9 in (Kom- Finanzierung der Angebote, Netzwerk gegen Kin- mune einfügen) lebten in den Jahren 201 0 bis 201 9 derarmut als Bestandteil der Kinder- und Jugendhil- in Familien mit Bezug von Leistungen nach dem feplanung Asylbewerberleistungsgesetz? (Bitte jährlich nach Familien mit zwei Erziehungsberechtigten in einem c) Verpflegung von Kindern und Jugendlichen in den Haushalt sowie Alleinerziehenden und Anzahl der Bildungseinrichtungen gesund und kostenfrei an- Kinder pro Familien unterscheiden.) bieten (Kindertagesstätte, Hort, Schule) und eine kostenfreie Wasserversorgung mittels Trinkbrunnen 7. Welche besonderen Maßnahmen hat die Verwal- in Kitas und Schulen zur Verfügung stellen. (Hier tung in (Kommune einfügen) eingeleitet/will die können Wasserverbände um Unterstützung gebeten Verwaltung in (Kommune einfügen) und bis wann werden. einleiten, um die Armut von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in (Kommune einfügen) d) Teilhabemöglichkeiten an schulischer und außer- schulischer Bildung verbessern e) Teilhabemöglichkeiten an Kultur und Sport ent- sprechend der Interessen und

Fähigkeiten und nicht des Geldbeutels der Eltern f) AnsprechpartnerInnen für Familien bündeln g) Schulabschlusssicherung, Ausbildungsmöglich- keiten – Berufsorientierung h) Schulkrankenschwestern, Schulsozialarbeit, Ki- tasozialarbeit i) Kinderrechtekatalog, Kinderbeauftragte, Runde Tische gegen Kinderarmut, lokale Netzwerke, z.B. Netzwerk „Gesunde Kinder“

Kinderfachtag des Netzwerks gegen Kinderarmut in Magdeburg j) Netzwerke bilden: Beachte: Unterschiedliche Vorerfahrungen der Partner, man- 1 . Was ist ein Netzwerk? Wie müssen wir vorge- gelnde (persönliche und zeitliche) Ressourcen, hen, um ein Netzwerk zu gründen? Kontinuität des Prozesses, Verhandlungsmandate Netzwerk: und Handlungslogiken, Konzepte und Werte sind Strukturierte Verbindung von Knoten (Akteuren) unterschiedlich, Statuskonflikte zwischen den Pro- durch Bänder (Beziehungen) dabei können sich die fessionen und ökonomische Interessengegensätze verschiedensten Beziehungen überlagern, existie- rende Ressourcen sollten damit gebündelt werden. Wichtig sind ein Netzwerkmanagement und die Beachtet dabei: es existiert ein Spannungsfeld zwi- Schaffung von Erfolgserlebnissen! schen persönlichen und gemeinschaftlichen Inter- essen, die konkurrierend gegenüberstehen können 2. Fortschreibung/ Neuausrichtung In regelmäßigen Abständen muss innerhalb des Schritte: Netzwerkes die Arbeit hinterfragt werden, Pro- a) Feststellung der Initiativen und Prozessverant- blemlagen neu erfasst und Lösungsvorschläge ak- wortung (Kümmerer, Ressourcen) tualisiert werden. Daraus leiten sich neue Teilziele und unter Umständen auch neue Partner des Netz- b) Zielerklärung (Gründungsdokument erarbeiten, werkes ab. Handlungsbedarfe festlegen, Handlungsebenen bestimmen) 3. Partner im Prozess Grundlage hier ist die genaue Analyse der lokalen Situation vor Ort. Sowohl innerhalb der Partei selbst, als auch in ihrem Umfeld existieren ver- »Arm bedeutet bei Kindern das man keine Sachen hat und schiedene Unterstüt- kein Essen.« zungsstrategien und Antwort aus einer 4. Klasse aufdie Frage »Was ist Kinderarmut?« Unterstützungsangebote, die auf Schnittstellen zum Netzwerkziel untersucht werden sollten. Danach gezielte und konkrete An- c) Analyse Netzwerkpartner (wen gibt es, welche sprache zur erarbeiteten Zielstellung mit der Mög- Interessen stehen dahinter, welche Ressourcen lichkeit, im Diskurs diese zu konkretisieren, zu ak- kann wer einbringen, mit welchen Widerständen ist tualisieren bzw. auch zu überarbeiten. zu rechnen, welche Konsequenzen, welche Folgen sind zu erwarten) Potentielle Partner reichen hier von Wohlfahrtsver- bänden, sozial tätigen Vereinen, Kirchen, Elternini- d) Ansprache der potentiellen Netzwerkpartner: tiativen, Kommunalpolitikerinnen und Auftakt- und Arbeitsphase, Architektur des Netz- Kommunalpolitikern, als auch bekannten Persön- werkes besprechen, Klärung von Zielen, Leitprinzi- lichkeiten aus Wirtschaft und Gesellschaft (die bis- pien, Organisation und Struktur, Mitgliedschaft, her nicht angesprochen wurden, aber ihre Kommunikation, Finanzierung, Umgangskultur, Pro- Persönlichkeit für dieses Ziel einsetzen werden), wie jektarbeit und Fragen der Wertschätzung und der z.B. Kinderärzte. Hier verweisen wir auch auf das Konfliktbearbeitung und notwendiger Verhand- sogenannte „Dormagener Modell“, das an anderer lungsstrategien Stelle dieser Broschüre vorgestellt wird. Da wir in einer auch durch Medien geprägten Öf- fentlichkeit Politik in der Kommune gestalten wol- len, brauchen wir auch bei den Botschaften und Zielen immer auch Aktionen/ Akzente, die für Me- dien interessant sind.

Beim „Netzwerken“ kommt es auf Ideen, Engage- ment, Geduld und ein gemeinsames Ziel an.

Wir wünschen euch viel Spaß dabei und stehen gern unterstützend zur Verfügung!

Eva von Angern, Jacqueline Bernhardt & Konstantin Bender Wer wir sind

Eva von Angern ist stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Frak- tion DIE LINKE. im Landtag von Sachsen-Anhalt und zuständig für Rechts- und Gleichstellungspolitik. Sie ist Juristin, als Anwältin in Magdeburg tätig und hat drei Kinder. Im Ehrenamt ist sie die Vorsitzende des Landesfrauenrates Sachsen-Anhalt e.V., Mit- glied im Deutschen Kinderschutzbund LV Sachsen- Anhalt e.V. und Mitbegründerin des Netzwerkes ge- gen Kinderarmut Sachsen-Anhalt.

Jacqueline Bernhardt hat Jura an der Universität Leipzig und Wien stu- diert. Seit 201 1 ist sie Abgeordnete der Landtags- fraktion DIE LINKE Mecklenburg-Vorpommern und hier zuständig für das Thema Kinder, Jugend und Familie. 201 4 war sie im Landesverband M-V mit für die Durchführung der Kampagne gegen Kinder- armut zuständig, welche im Dezember 201 4 in ei- nem Maßnahmeplan gegen Kinderarmut der Partei DIE LINKE M-V mündete. 201 5 war sie Mitbegrün- derin des Netzwerkes gegen Kinderarmut in Meck- lenburg-Vorpommern und ist Mitglied im Netzwerk gegen Kinderarmut auf Bundesebene.

Konstantin Bender hat Soziologie an der Johannes Gutenberg-Universi- tät Mainz studiert und seine Abschlussarbeit zum "Zusammhang von Behinderung und Armut" ver- fasst. Während seines Studiums war er in Gremien der Verfassten Studierendenschaft, des fzs, des BdWi sowie LINKS/ gewerkschaftlichen Zusam- menhängen aktiv. Für DIE LINKE koordinierte er 2009 den Jugendwahlkampf, war Fraktionsge- schäftsführer der Landtagsfraktion im Landtag von Schleswig-Holstein. Seit 201 2 ist er Koordinator der LINKEN. Fraktionsvorsitzenden Konferenz und aktiv im Netzwerk gegen Kinderarmut. www.netzwerk-gegen-kinderarmut.de