Kreis -Wittgenstein Der Landrat

Landschaftsplan Freudenberg

rechtskräftig seit 18.12.2003

Landrat des Kreises Siegen-Wittgenstein, Umweltamt, Untere Landschaftsbehörde, Koblenzer Str. 73, 57072 Siegen Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

Inhaltsverzeichnis: Seite

0. Vorbemerkungen ...... 5 0.1 Aufbau des Landschaftsplans...... 5 0.2 Rechtsgrundlagen ...... 5 0.3 Abkürzungen...... 6 0.4 Ziele und Inhalte der Landschaftsplanung ...... 7 0.5 Rechtliche Grundlagen...... 8 0.6 Entschädigungsregelung nach § 7 Landschaftsgesetz...... 11 0.6.1 Gesetzliche Grundlagen ...... 11 0.6.2 Grundsätzliche Auswirkungen...... 11 0.6.2.1 Erhalt des bisherigen Zustandes...... 11 0.6.2.2 Zeitpunkt für die Entschädigungsregelung ...... 12 0.6.2.3 Ausgleich durch anderweitige Maßnahmen ...... 12 0.6.2.4 Ausgleichszahlungen für Gebiete mit umweltspezifischen Einschränkungen ...... 13 0.6.2.5 Kulturlandschaftsprogramm...... 13 0.6.2.6 Warburger Vereinbarung ...... 14 0.6.3 Entschädigungen bei einzelnen Festsetzungsarten ...... 14 0.7 Ablauf des Verfahrens...... 16 0.8 Planbestandteile ...... 17 0.9 Allgemeine Regelungen für alle Festsetzungen...... 17 0.9.1 Pflegerhythmus bei Mahd alle 3 - 5 Jahre...... 17 0.9.2 Art der Umsetzung von Maßnahmen zur Entfernung von Nadelholzbeständen ...... 17 0.9.3 Flächen- und Längenangaben...... 18 0.9.4 Zu beachtende andere Rechtsvorschriften...... 18 0.9.4.1 Artenschutzrechtliche Verbote...... 18 0.9.4.2 FFH-Schutzgebiete ...... 19 0.9.4.3 Biotopschutz nach § 62 LG...... 20 0.9.4.4 Anpflanzungen als Gesetzlich geschützte Landschaftsbestandteile nach § 47 LG ...... 23 0.9.4.5 Schutz von Nist-, Brut-, Wohn- und Zufluchtstätten ...... 23 0.10 Außer Kraft tretende Vorschriften...... 24 Naturdenkmale und Geschützte Landschaftsbestandteile...... 24 0.11 Begriffsbestimmungen ...... 24 0.11.1 Einheimische Laubgehölzarten ...... 24 0.11.2 Regionale Obstsorten ...... 25 0.12 Statistische Zusammenfassung...... 26 0.13 Informationsmaterial ...... 27 1. Entwicklungsziele (§ 18 LG)...... 28 1.1 Entwicklungsziel 1 – Erhaltung...... 28 1.2 Entwicklungsziel 2 – Anreicherung ...... 29 1.2.1 Entwicklungsziel 2.1: Anreicherung mit gliedernden und belebenden Landschaftselementen (nur innerhalb nicht bewaldeter Bereiche) ...... 30 1.2.2 Entwicklungsziel 2.2: Anreicherung mit naturnahen Lebensräumen (nur innerhalb des Waldes)...... 30 1.3 Entwicklungsziel 3 – Wiederherstellung ...... 30 1.4 Entwicklungsziel 4 – Ausbau ...... 30 1.5 Entwicklungsziel 5 – Ausstattung / Immissionsschutz...... 30 1.6 Entwicklungsziel 6 – Rekultivierung ...... 30 1.7 Entwicklungsziel 7 – Erhaltung bis zur baulichen Nutzung...... 30

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2. Besonders geschützte Teile von Natur- und Landschaft (§§ 20 - 23 LG) ...... 32 2.0 Regelungen für alle Schutzausweisungen ...... 32 2.0.1 Allgemeines...... 32 2.0.2 Zeitlich befristete Festsetzungen...... 32 2.0.3 Bestandsschutz für bestehende Einrichtungen ...... 32 2.0.4 Wanderschäferei ...... 33 2.1 Naturschutzgebiete - NSG (§ 20 LG)...... 34 2.1.0 Allgemeine Regelungen für alle Einzelfestsetzungen ...... 34 2.1.1 N 1 - Naturschutzgebiet "Magerwiese bei Hohenhain"...... 59 2.1.2 N 2 - Naturschutzgebiet "Gambachtal"...... 66 2.1.3 N 3 - Naturschutzgebiet "Plittersche"...... 74 2.1.4 N 4 - Naturschutzgebiet "Seelbachs- und Eulenbruchswald" ...... 81 2.1.5 N 5 - Naturschutzgebiet "Asdorfer Weiher" ...... 89 2.1.6 N 6 - Naturschutzgebiet "Rödersche" ...... 97 2.1.7 N 7 - Naturschutzgebiet "Süselberg" ...... 104 2.1.8 N 8 - Naturschutzgebiet "Dirlenbachtal" ...... 112 2.1.9 N 9 - Naturschutzgebiet "Wending- und Peimbachtal"...... 119 2.1.10 N 10 - Naturschutzgebiet "Richelsbach und Alche"...... 129 2.1.11 N 11 - Naturschutzgebiet "Uebachtal" ...... 136 2.1.12 N 12 - Naturschutzgebiet "Kirrberg"...... 145 2.2 Landschaftsschutzgebiet - LSG Freudenberg (§ 21 LG) ...... 153 2.3 Naturdenkmale - ND (§ 22 LG)...... 164 2.3.1 Allgemeine Regelungen für alle Einzelfestsetzungen ...... 164 2.3.2 Einzelfestsetzungen...... 169 2.4 Geschützte Landschaftsbestandteile - LB (§ 23 LG) ...... 171 2.4.1 Allgemeine Regelungen für alle Einzelfestsetzungen ...... 171 2.4.2 Kategorie I - Gebiete mit Gesamtbestand an Landschaftsbestandteilen ...... 181 2.4.3 Kategorie II - Flächendeckende Landschaftsbestandteile...... 188 2.4.3.1 Kategorie II a - Baumreihen, Alleen, Gehölzstreifen und sonstige Baum- und Gehölzbestände ...... 188 2.4.3.2 Kategorie II b - Obstwiesen und -weiden...... 193 2.4.3.3 Kategorie II c - Quellen, Quellrinnen, Bäche und Seifen ...... 198 2.4.3.4 Kategorie II d - Stillgewässer ...... 200 2.4.3.5 Kategorie II e - Bachläufe mit Randstreifen ...... 200 2.4.3.6 Kategorie II f - Felsbiotope und Stollen...... 202 2.4.3.7 Kategorie II g - Baum- und Gehölzbestände auf felsigen Sekundär-Standorten ...... 203 3. Zweckbestimmungen für Brachflächen (§ 24 LG)...... 205 3.1 Brachflächen mit natürlicher Entwicklung ...... 206 3.2 Brachflächen mit Bewirtschaftung oder Pflege ...... 208 4. Forstliche Festsetzungen (§ 25 LG)...... 210 4.1 Wiederaufforstung mit Laubholz...... 211 4.1.1 Allgemeine Regelungen für alle Einzelfestsetzungen ...... 211 4.1.2 Kategorie I - Laubholzanteil 100 % und kein Nadelholzanteil ...... 212 4.1.3 Kategorie II - mindestens 80 % Laubholz und maximal 20 % Nadelholz...... 213 4.2 Wiederaufforstung mit Laubholz und Untersagung des Kahlschlages...... 215 4.2.1 Allgemeine Regelungen für alle Einzelfestsetzungen ...... 215 4.2.2 Kategorie I - Kahlschlagverbot, Wiederaufforstung mit 100 % Laubholz und kein Nadelholzanteil ...... 217 4.2.3 Kategorie II - Kahlschlagverbot, Wiederaufforstung mit mindestens 80 % Laubholz und maximal 20 % Nadelholzanteil...... 217

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5. Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen (§ 26 LG)...... 219 5.1 Anpflanzungen...... 219 5.2 Beseitigung von Nadelholzbeständen...... 224 5.2.1 Allgemeine Regelungen für alle Einzelfestsetzungen...... 224 5.2.2 Kategorie I - Umwandlung von Nadelholzbeständen in Grünland ...... 225 5.2.3 Kategorie II - Umwandlung von Nadel- in Laubholzbestände ...... 226 5.3 Maßnahmen an Fischteichen ...... 228 5.4 Sonstige Maßnahmen ...... 235 6. Anhang...... 237 6.1 Verzeichnis der Gesetzlich geschützten Landschaftsbestandteile nach § 47 LG...... 237 6.2 Verzeichnis der Gesetzlich geschützten Biotope nach § 62 LG ...... 238 6.3 Verzeichnis der FFH-Gebiete...... 241 7. Bestätigungen der Verfahrensschritte ...... 242 7.1 Aufstellungsbeschluss...... 242 7.2 Öffentliche Bekanntmachung ...... 242 7.3 Bürgerbeteiligung...... 242 7.4 Beteiligung der Träger öffentlicher Belange ...... 242 7.5 Offenlegungsbeschluss ...... 243 7.6 Öffentliche Auslegung...... 243 7.7 Satzungsbeschluss ...... 243 7.8 Genehmigungsvermerk der Bezirksregierung ...... 243 7.9 Öffentliche Bekanntmachung ...... 243

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0. Vorbemerkungen

0.1 Aufbau des Landschaftsplans

Dieser Landschaftsplan besteht aus diesem Textteil sowie aus 3 Karten (Entwicklungskarte, Festset- zungskarte und Karte „Gesetzlich geschützte Flächen“). Die Abschnitte dieses Textteiles sind mit unterschiedlichen Schrifttypen gekennzeichnet, die folgende Bedeutung haben: Normalschrift: Textliche Darstellungen in den Kapiteln „Vorbemerkungen“ (Abschnitt 0.) mit allgemei- nen Darstellungen, Erklärungen und Hinweisen sowie „Anhang“ (Abschnitt 6.) mit Ver- weisen auf bereits bestehende gesetzliche Regelungen. Fettdruck: Rechtsgestaltende Regelungen dieses Landschaftsplans in den Abschnitten 1. bis 5. für Entwicklungsziele und Festsetzungen, die nach dem In-Kraft-Treten des Landschafts- plans zwingend zu beachten sind. Kursivschrift: Teilweise umfangreiche Erläuterungen zu vielen Regelungen des Landschaftsplans in den Abschnitten 1. bis 5. für Entwicklungsziele und Festsetzungen, um deren Sinn zu verdeutlichen. Diese Erläuterungen haben keinen unmittelbaren Regelungscharakter, sondern sollen die Inhalte der vor- oder nachstehenden Regelungen erklären. Abweichend von diesen Vorgaben sind Überschriften aus gestalterischen Gründen vielfach fett ge- druckt, ohne dass alleine von den Überschriften Rechtswirkungen ausgehen.

0.2 Rechtsgrundlagen

BArtSchV Verordnung zum Schutz wild lebender Tier- und Pflanzenarten (Bundesartenschutzver- ordnung) vom 14.10.1999 (BGBl. I. S. 1955) in der zurzeit gültigen Fassung BauGB Baugesetzbuch vom 27.08.1997 (BGBl. I S. 2141) in der zurzeit gültigen Fassung BauO NRW Bauordnung für das Land Nordrhein-Westfalen -Landesbauordnung- in der Fassung der Bekanntmachung vom 01.03.2000 (GV. NRW. S. 256 / SGV. NRW. 232) zuletzt geän- dert am 09.05.2000 (GV. NRW. S. 439) BJG Bundesjagdgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 29.09.1976 (BGBl. I S. 2849), zuletzt geändert durch Gesetz vom 26.01.1998 (BGBl. I. S. 164, 187) BNatSchG Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz) vom 21. September 1998 (BGBl. I S. 2994) in der zurzeit gültigen Fassung DVO-LG Verordnung zur Durchführung des Landschaftsgesetzes vom 22.10.1986 (GV. NRW. S. 683/SGV. NRW. 791) in der zurzeit gültigen Fassung EEG NRW Gesetz über Enteignung und Entschädigung für das Land Nordrhein-Westfalen (Landesenteignungs- und Entschädigungsgesetz) vom 20.06.1989 (GV. NRW. S. 366, ber. S. 570 / SGV. NRW. 214) in der zurzeit gültigen Fassung FFH-Richtlinie Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Le- bensräume sowie der wild lebenden Tiere und Pflanzen (Abl. EG Nr. L 206 vom 22.07.1992, S. 7) in der zurzeit gültigen Fassung Vogelschutz-RL Richtlinie 79/409/EWG des Rates vom 2. April 1979 über die Erhaltung der wild le- benden Vogelarten (Abl. EG Nr. L 103 vom 25.04.1979, S. 1) in der zurzeit gültigen Fassung (EG-Vogelschutzrichtlinie) GG Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland vom 23.05.1949 (BGBl. S. 1) in der zurzeit gültigen Fassung KrO Kreisordnung für das Land Nordrhein-Westfalen in der Fassung der Bekanntmachung vom 14.07.1994 in der zurzeit gültigen Fassung LFischG Landesfischereigesetz für das Land Nordrhein-Westfalen in der Fassung der Bekannt- machung vom 22.06.1994 (GV. NRW. S. 516/864) in der zurzeit gültigen Fassung LFischO Ordnungsbehördliche Verordnung zum Landesfischereigesetz (Landesfischereiord- nung) vom 06.06.1993 (GV. NRW. S. 348/737) in der zurzeit gültigen Fassung

Vorbemerkungen Seite 5 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

LFoG Landesforstgesetz für das Land Nordrhein-Westfalen (Landesforstgesetz) in der Fas- sung der Bekanntmachung vom 24.04.1980 (GV. NRW. S. 546 / SGV. NRW. 790) in der zurzeit gültigen Fassung LG Gesetz zur Sicherung des Naturhaushalts und zur Entwicklung der Landschaft (Land- schaftsgesetz) in der Fassung der Bekanntmachung vom 21.07.2000 (GV. NRW. S. 568 - SGV. NRW. 791) in der zurzeit gültigen Fassung LJG-NRW Landesjagdgesetz Nordrhein-Westfalen in der Fassung vom 7. Dezember 1994 (GV. NRW. 1995 S. 2) in der zurzeit gültigen Fassung NDVO-A Ordnungsbehördliche Verordnung zur Festsetzung von Naturdenkmalen und Geschütz- ten Landschaftsbestandteilen außerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile und des Geltungsbereichs der Bebauungspläne im Kreis Siegen-Wittgenstein vom 17.02.1988 (Amtsblatt Regierung Arnsberg Seite 61) in der zurzeit gültigen Fassung NDVO-I Ordnungsbehördliche Verordnung des Kreises Siegen-Wittgenstein zum Schutze von Naturdenkmalen und Geschützten Landschaftsbestandteilen innerhalb der im Zusam- menhang bebauten Ortsteile und des Geltungsbereiches der Bebauungspläne vom 10.12.2001 OWiG Gesetz über Ordnungswidrigkeiten vom 19.02.1987 (BGBl. I. S. 602) in der zurzeit gül- tigen Fassung VwVfG Verwaltungsverfahrensgesetz für das Land Nordrhein-Westfalen (VwVfG NRW) vom 12.11.1999 (GV. NRW. S. 602) in der zurzeit gültigen Fassung WHG Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushaltes (Wasserhaushaltsgesetz) vom 12.11.1996 (BGBl. I S. 1695) in der zurzeit gültigen Fassung

0.3 Abkürzungen

A Pflege- und Entwicklungsmaßnahme mit vorgesehener Anpflanzung B Brachfläche mit Bewirtschaftung bzw. Pflege F Forstliche Festsetzung FFH Flora-Fauna-Habitat GEP Gebietsentwicklungsplan Regierungsbezirk Arnsberg, Teilabschnitt Oberbereich Siegen (Kreis Siegen-Wittgenstein und Kreis Olpe) GVE Großvieheinheit, Maß zur Einstufung der Tiere bei Beweidung Umrechnungsschlüssel: Rind von mehr als zwei Jahren 1,0 GVE Rind von 6 Monaten – 2 Jahren 0,6 GVE Mastkalb 0,4 GVE Kalb (außer Mastkalb) und Jungvieh unter 6 Monaten 0,3 GVE Pferd von mehr als 6 Monaten 1,0 GVE Pferd unter 6 Monaten 0,5 GVE Mutterschaf 0,15 GVE Schaf (außer Mutterschaf) von mehr als 1 Jahr 0,1 GVE Ziege 0,15 GVE GLB Gesetzlich Geschützter Landschaftsbestandteil KLP Kulturlandschaftsprogramm des Kreises Siegen-Wittgenstein LB Geschützter Landschaftsbestandteil LEP Landesentwicklungsplan LÖBF Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten, Recklinghausen LSG Landschaftsschutzgebiet ND Naturdenkmal nE Brachfläche mit natürlicher Entwicklung NSG Naturschutzgebiet R Herrichtung von Grundstücken (Rekultivierung)

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RL Einstufung der Gefährdung von Tier- bzw. Pflanzenarten in der "Roten Liste der in Nordrhein- Westfalen gefährdeten Pflanzen und Tiere", herausgegeben von der Landesanstalt für Öko- logie, Bodenordnung und Forsten, Recklinghausen, Schriftenreihe Band 17, 1999 Die weiteren Angaben bedeuten: 0 ausgestorben bzw. verschollen 1 vom Aussterben bedroht 2 stark gefährdet 3 gefährdet D Daten nicht ausreichend M Migrant, regelmäßiger oder sporadischer Wan- derfalter, Irrgast oder verschlepptes Tier N aufgrund von Naturschutzmaßnahmen gegenüber 1986 gleich oder geringer gefährdet oder nicht gefährdet R arealbedingt selten V zurückgehend * nicht gefährdet Soweit zwei Angaben durch das Zeichen "/" getrennt erscheinen, bezieht sich die erste Zahl auf die landesweite Einstufung und die zweite Zahl gibt die regionale Einstufung im Süder- bergland wieder. RLP Einstufung der Gefährdung von Pflanzengesellschaften in der "Roten Liste der Pflanzenge- sellschaften in Nordrhein-Westfalen", herausgegeben von der Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten, Recklinghausen, Schriftenreihe Band 5, 1995 Die weiteren Angaben bedeuten: 0 erloschen bzw. vernichtet 1 von dem Erlöschen bzw. von der Vernichtung be- droht 2 stark gefährdet 3 gefährdet N von Naturschutzmaßnahmen abhängig R von Natur aus selten * derzeit nicht gefährdet Soweit zwei Angaben durch das Zeichen "/" getrennt erscheinen, bezieht sich die erste Zahl auf die landesweite Einstufung und die zweite Zahl gibt die regionale Einstufung im Sauer- und Siegerland wieder. W Pflege- und Entwicklungsmaßnahme mit vorgesehener Wiederherstellung § Tier- bzw. Pflanzenart ist nach Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt

0.4 Ziele und Inhalte der Landschaftsplanung

Der Landschaftsplan bildet auf örtlicher Ebene die Grundlage für alle Maßnahmen des Naturschutzes, der Landschaftspflege und der Landschaftsentwicklung. Er beachtet die bestehenden Ziele und Darstel- lungen der Landes- und Regionalplanung sowie die Darstellungen und Festsetzungen der kommunalen Bauleitplanung. Folgende vorrangige Ziele sind Gegenstand der Landschaftsplanung: · Erhaltung schutzwürdiger Bereiche von Natur und Landschaft und Wiederherstellung deren ökologi- scher Stabilität · Entwicklung und Optimierung von einzelnen Teilen der gesamten Landschaft, damit trotz intensiver Nutzung die Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts, die Vielfalt der Pflanzen- und Tierwelt sowie ih- re Eigenart und Schönheit als Grundlage für das Dasein des Menschen gewährleistet ist Als das zentrale und umfassende Instrument zum Schutz und zur Verbesserung der natürlichen Le- bensgrundlagen wird der Landschaftsplan als Satzung des Kreises Siegen-Wittgenstein durch den Kreistag erlassen. Die Landschaftsplanung ist eine landesrechtlich geregelte Pflichtaufgabe der Kreise. Im Kreis Siegen-Wittgenstein werden die Landschaftspläne für jeweils eine Stadt oder Gemeinde er- stellt. Bisher sind Landschaftspläne für die Stadt und die Stadt in Kraft getreten.

Vorbemerkungen Seite 7 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

Dieser Landschaftsplan basiert auf einer umfassenden wissenschaftlichen Analyse von Natur und Landschaft. Als Planungsgrundlage wurde dafür ein ökologischer Fachbeitrag durch die LÖBF (1989), ein landwirtschaftlicher Fachbeitrag durch die Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe (1988) und ein forstlicher Fachbeitrag durch das Forstamt Siegen (2000) erstellt. Der Landschaftsplan besteht aus der Entwicklungskarte, der Festsetzungskarte, der Karte „Gesetzlich geschützte Flächen" (alle im Maßstab 1 : 10.000) sowie dem Textteil mit den textlichen Darstellungen und den Festsetzungen sowie ergänzenden Erläuterungen. Zusätzlich befinden sich im Textteil des Landschaftsplans soweit erforderlich Detailkarten (Maßstab 1 : 5.000) zu den Naturschutzgebieten, die die einzelnen Maßnahmen in den Naturschutzgebieten genauer darstellen. Der Landschaftsplan hat folgende Inhalte: 1. Entwicklungsziele für die Landschaft 2. besonders geschützte Teile von Natur und Landschaft (Naturschutzgebiete, Landschaftsschutz- gebiete, Naturdenkmale, Geschützte Landschaftsbestandteile) 3. Zweckbestimmungen für Brachflächen 4. besondere Festsetzungen für die forstliche Nutzung 5. Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen Die Inhalte des Landschaftsplans werden abgestuft wirksam. Die Entwicklungsziele (Ziffer 0, siehe Seite 27) haben den Status der "Behördenverbindlichkeit", d. h. sie sind bei allen behördlichen Ent- scheidungen, Planungen und Maßnahmen zu berücksichtigen. Gegenüber dem Bürger entfalten sie keine direkte Wirkung. Die Festsetzungen des Landschaftsplans für besonders geschützte Teile von Natur und Landschaft (Ziffer 2, siehe Seite 32), Zweckbestimmungen für Brachflächen (Ziffer 3, siehe Seite 202) und beson- dere Festsetzungen für die forstliche Nutzung (Ziffer 4, siehe Seite 210) haben für jedermann unmittel- bar gültige Wirkungen. Diese Festsetzungen enthalten eine Definition des Schutzzweckes und die hier- zu erforderlichen Ge- und Verbote, die für jeden Bürger verbindlich sind. Für die Betreuung der Schutzgebiete ist der Kreis Siegen-Wittgenstein als Untere Landschaftsbehörde zuständig. Die Über- wachung und Umsetzung der Forstlichen Festsetzungen obliegt der Unteren Forstbehörde. Das allein reicht aber oftmals nicht aus. Um bestimmte Biotope nachhaltig zu schützen und als Lebens- raum für Tiere und Pflanzen zu erhalten und zu entwickeln oder sogar erst wieder zurückzugewinnen, müssen auch Optimierungsmaßnahmen festgesetzt werden. Hierzu dienen die Pflege- und Entwick- lungsmaßnahmen (Ziffer 5, siehe Seite 219), die keine direkten Rechtswirkungen erzeugen. Diese Maßnahmen sind in erster Linie vom Kreis Siegen-Wittgenstein selbst auszuführen und werden erst nach einer konkreten Planung und einer weiteren Kontaktaufnahme mit den Betroffenen umgesetzt, vorwiegend durch vertragliche Regelungen. Diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen werden auch im Zusammenhang mit einzelnen Schutzausweisungen (z.B. Naturschutzgebieten, Geschützten Land- schaftsbestandteile) festgesetzt. Die bei der Umsetzung des Landschaftsplans entstehenden Kosten werden zu 80 % vom Land finan- ziert. Die Darstellungen in der Karte „Gesetzlich geschützte Flächen" des Landschaftsplans für FFH- Schutzgebiete (siehe Ziffer 0.9.4.2, Seite 19), Gesetzlich geschützte Biotope nach § 62 LG (siehe Ziffer 0.9.4.3, Seite 20) und Gesetzlich geschützte Landschaftsbestandteile nach § 47 LG (siehe Ziffer 0.9.4.4, Seite 23) erfolgen nur nachrichtlich. Es handelt sich hierbei um gesetzliche Schutzregelungen, die unabhängig von den Festsetzungen des Landschaftsplans bestehen. Der Landschaftsplan hat inso- weit keine eigenständigen Regelungen zum Inhalt, sondern stellt diese Flächen nur nachrichtlich dar.

0.5 Rechtliche Grundlagen

Grundlage der textlichen Darstellungen und der Festsetzungen sind die §§ 18 - 26 LG. Die rechtlichen Wirkungen des Landschaftsplans ergeben sich aus den §§ 33 - 41 LG. Weitere Einzelheiten der Land- schaftsplanung werden außerdem in den §§ 6 - 11 DVO-LG geregelt. § 16 Absatz 2 LG verpflichtet die Kreise und kreisfreien Städte als Träger der Landschaftsplanung, für ihr Gebiet Landschaftspläne aufzustellen und als Satzung zu beschließen. Dieser gesetzliche Grundsatz der flächendeckenden Landschaftsplanung, der seit 1975 gilt, verpflichtet auch den Kreis Siegen-Wittgenstein, für alle Städte und Gemeinden Landschaftspläne aufzustellen.

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Verpflichtung zur nationalen Unterschutzstellung von FFH-Gebieten Nach § 48 c LG in Verbindung mit Art. 4 Absatz 4 der FFH-Richtlinie sind alle gemeldeten FFH- Gebiete bis zum 05.06.2004 zu geschützten Teilen von Natur und Landschaft im Sinne der §§ 20 bis 23 LG zu erklären. Aufgrund der zu schützenden Lebensgemeinschaften bedeutet dies, dass die Ge- biete im weit überwiegenden Umfang als Naturschutzgebiete zu sichern sind. Weitere Informationen zu den FFH-Gebieten im Landschaftsplangebiet ergeben sich aus Ziffer 0.9.4.2 (siehe Seite 19). Planungsvorgaben für die Landschaftspläne Bei der inhaltlichen Gestaltung der Landschaftspläne ist der Kreis Siegen-Wittgenstein in seiner Ent- scheidung nicht frei, sondern hat vielfältige Vorgaben zu beachten, deren Einhaltung von der Bezirks- regierung Arnsberg im Rahmen der Genehmigung des Landschaftsplans überwacht wird. Neben den gesetzlichen Regelungen (siehe Ziffer 0.5, Seite 8) sind folgende Planungsvorgaben zu beachten: o Planungsvorgaben durch den Landes- und den Gebietsentwicklungsplan Die Darstellungen des Landesentwicklungsplanes und des Gebietsentwicklungsplanes als überge- ordnete Pläne sind in der Landschaftsplanung zu berücksichtigen. So umfasst der GEP großflächige Bereiche für den Schutz der Natur und der Landschaft und für die Erholung. Diese Bereiche neh- men den weitaus größten Teil des Kreisgebietes außerhalb der besiedelten Flächen ein. In der Landschaftsplanung sind diese Vorgaben in spezielle Schutzgebietskategorien zu fassen (LSG, NSG etc.). o Planungsvorgaben durch die Bauleitplanung Der Landschaftsplan gilt nach § 16 Absatz 1 Satz 2 LG nur für Flächen außerhalb der im Zusam- menhang bebauten Ortsteile und des Geltungsbereiches der Bebauungspläne. Die Bereiche, die sich vor allem an den Ortslagen konzentrieren, bezeichnet der Landschaftsplan als "Flächen außer- halb des räumlichen Geltungsbereiches". In dieser Darstellung liegt jedoch keine Entscheidung bau- rechtlicher Art. Ob die Flächen tatsächlich unter § 34 Baugesetzbuch fallen, ist in den hierfür gelten- den Verfahren nach den baurechtlichen Vorschriften zu klären. Nicht berücksichtigungsfähig sind bei der Aufstellung des Landschaftsplans vorliegende Planungs- konzepte von Gemeinden, die noch keinen Eingang in die konkrete Bauleitplanung gefunden haben. o Planungsvorgaben durch den Fachbeitrag nach § 15 a Absatz 2 LG Derzeit erarbeitet die LÖBF zur Vorbereitung auf die in einigen Jahren zu erwartende Änderung des GEP den in § 15 a Absatz 2 LG vorgeschriebenen Fachbeitrag des Naturschutzes und der Land- schaftspflege, der auch in der Landschaftsplanung zu berücksichtigen ist. Die in diesem Fachbeitrag enthaltenen Darstellungen für schutzwürdige Bereiche werden nach einer Abwägung in den GEP einfließen. Da derzeit noch kein fertig gestellter Fachbeitrag vorliegt und der GEP nicht geändert ist, hat dieser Fachbeitrag noch keinen Einfluss auf diesen Landschaftsplan. Für die Zukunft wäre der Fachbeitrag jedoch als Vorgabe zu beachten. o Planungsvorgaben durch europäische FFH-Gebiete Für den Aufbau und den Schutz des europäischen ökologischen Netzes „Natura 2000“ sind nach der FFH-Richtlinie entsprechende Gebiete zu ermitteln. Nach der Festlegung der Gebiete sind diese durch Schutzausweisungen (NSG, LSG, ND, LB) zu sichern und die hierzu notwendigen Ge- und Verbote sowie Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen festzusetzen. Ge- und Verbote können unter- bleiben, soweit durch vertragliche Vereinbarungen oder durch bereits bestehende Vorschriften ein gleichwertiger Schutz gewährleistet ist (siehe Ziffer 0.9.4.2, Seite 19). Ausnahmen und Befreiungen Ausnahmen Unter bestimmten Voraussetzungen, die in den jeweiligen Festsetzungen näher beschrieben sind, kann die Untere Landschaftsbehörde von den Ge- und Verboten Ausnahmen erteilen. In diesem Verfahren ist eine Beteiligung des Beirates bei der Unteren Landschaftsbehörde nach § 11 Absatz 2 LG möglich, wobei der Beirat jedoch nur eine beratende Funktion erfüllt. Befreiungen Unter den Voraussetzungen des § 69 Absatz 1 LG kann die Untere Landschaftsbehörde Befreiungen von den Festsetzungen im Landschaftsplan erteilen. Der Beirat bei der Unteren Landschaftsbehörde kann einer beabsichtigten Befreiung mit der Folge widersprechen, dass der Kreisausschuss über den

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Widerspruch zu unterrichten ist. Hält der Kreisausschuss den Widerspruch für berechtigt, muss die Untere Landschaftsbehörde die Befreiung versagen. Wird der Widerspruch für unberechtigt gehalten, darf die Befreiung nur mit Zustimmung der Höheren Landschaftsbehörde erteilt werden. Für die Befreiung von Forstlichen Festsetzungen ist nach § 69 Absatz 2 LG die Untere Forstbehörde zuständig. Sie entscheidet im Einvernehmen mit der Unteren Landschaftsbehörde. Verbandsbeteiligung Nach § 12 Absatz 5 LG ist einem nach den Vorschriften des Bundesnaturschutzgesetzes anerkannten Verband bei Ausnahmen und Befreiungen von den Ge- und Verboten zum Schutz von Naturschutzge- bieten, Geschützten Landschaftsbestandteilen, Naturdenkmalen sowie Gesetzlich geschützten Bioto- pen nach § 62 LG Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben, soweit die Besorgnis besteht, dass von der Entscheidung eine Beeinträchtigung des Schutzgebietes oder –objektes ausgehen kann. Ein zu beteiligender Verband kann nach § 12a Absatz 2 LG innerhalb einer Frist von einem Monat nach Über- sendung der Unterlagen eine Stellungnahme abgeben. Die Entscheidung ist dem Verband, der eine Stellungnahme abgegeben hat, bekannt zu geben. Gegen die Entscheidung kann der Verband gemäß § 12b LG Rechtsbehelfe einlegen. Anpassung des Landschaftsplans an neue Bauleitpläne Regelungen zur Anpassung des Landschaftsplans an neue Bauleitpläne ergeben sich aus § 29 Absatz 3 und 4 LG für Flächen, in denen der Flächennutzungsplan in der derzeitigen Fassung eine bauliche Nutzung vorsieht. Danach tritt der Landschaftsplan für die Flächen, in denen der Landschaftsplan Dar- stellungen des Entwicklungszieles 7 (siehe Ziffer 1.7, Seite 30) und dadurch befristete Darstellungen und Festsetzungen für die Bereiche enthält, außer Kraft, sobald ein Bebauungsplan, ein Vorhaben- und Erschließungsplan nach § 12 BauGB im Rahmen eines Vorhaben bezogenen Bebauungsplanes oder eine Satzung nach § 34 Absatz 4 Satz 1 Nr. 2 BauGB in Kraft tritt. Entsprechendes gilt für das Außer- Kraft-Treten von Darstellungen und Festsetzungen des Landschaftsplans bei der baurechtlichen Zulas- sung von Vorhaben innerhalb eines im Zusammenhang bebauten Ortsteils im Sinne von § 34 Absatz 1 BauGB und für Bereiche, in denen die Gemeinde durch Satzung nach § 34 Absatz 4 Satz 1 Nr. 1 BauGB die Grenzen für im Zusammenhang bebaute Ortsteile festlegt. Nach § 29 Absatz 4 LG treten bei der Aufstellung, Änderung und Ergänzung eines Bebauungsplanes mit dessen Rechtsverbindlichkeit diesem widersprechende Darstellungen und Festsetzungen des Landschaftsplans außer Kraft, soweit der Träger der Landschaftsplanung im Beteiligungsverfahren dem Bebauungsplan nicht widersprochen hat. Entsprechendes gilt für Satzungen nach § 34 Absatz 4 Satz 1 Nr. 3 BauGB. Verletzung von Verfahrens- und Formvorschriften § 30 Absatz 1 LG bestimmt, dass eine Verletzung von Verfahrens- oder Formvorschriften des LG für die Rechtswirksamkeit des Landschaftsplans nur beachtlich ist, wenn 1. die Vorschriften über die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange und die öffentliche Auslegung nach §§ 27 a, 27 c oder 29 Absatz 2 Satz 2 verletzt worden sind; unbeachtlich ist dagegen, wenn bei Anwendung der Vorschriften einzelne berührte Träger öffentlicher Belange nicht beteiligt oder bei Anwendung des § 27 c Absatz 2 Satz 2 oder des § 29 Absatz 2 Satz 1 die Voraussetzungen für die Durchführung der Beteiligung nach diesen Vorschriften verkannt worden sind, 2. ein Beschluss des Trägers der Landschaftsplanung nicht gefasst, eine Genehmigung nicht erteilt oder die Erteilung der Genehmigung nicht ortsüblich bekannt gemacht worden ist. Nach § 30 Absatz 2 LG sind Mängel im Abwägungsvorgang für die Rechtswirksamkeit des Land- schaftsplans nur erheblich, wenn sie offensichtlich und auf das Abwägungsergebnis von Einfluss gewe- sen sind. Für das Abwägungsergebnis ist die Sach- und Rechtslage im Zeitpunkt der Beschlussfassung über den Landschaftsplan maßgebend. Nach § 30 Absatz 3 LG sind unbeachtlich für die Rechtswirksamkeit des Landschaftsplans 1. eine Verletzung der in Absatz 1 Satz 1 Nr. 1 bezeichneten Verfahrens- und Formvorschriften und 2. Mängel des Abwägungsergebnisses gemäß Absatz 2, wenn sie nicht in Fällen der Nummer 1 innerhalb eines Jahres, in Fällen der Nummer 2 innerhalb von sieben Jahren seit Bekanntmachung des Landschaftsplans schriftlich gegenüber dem Träger der Land- schaftsplanung geltend gemacht worden sind; der Sachverhalt, der die Verletzung oder den Mangel begründen soll, ist darzulegen.

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0.6 Entschädigungsregelung nach § 7 Landschaftsgesetz

0.6.1 Gesetzliche Grundlagen Grundlage für alle entschädigungsrechtlichen Regelungen ist Art. 14 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland: "(1) Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet. Inhalt und Schranken werden durch die Gesetze bestimmt. (2) Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen. (3) Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig. Sie darf nur durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes erfolgen, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt. Die Entschädigung ist unter gerechter Abwägung der Interessen der Allgemeinheit und der Beteiligten zu bestimmen. Wegen der Höhe der Entschädigung steht im Streit- falle der Rechtsweg vor den ordentlichen Gerichten offen." Diese allgemeine Regelung wird durch § 7 LG für landschaftsrechtliche Maßnahmen wie folgt konkretisiert: Aufgrund von § 7 Absatz 3 LG ist eine angemessene Entschädigung in Geld zu leisten, wenn durch die o. a. Festsetzungen des Landschaftsplans · bisher ausgeübte rechtmäßige Grundstücksnutzungen aufgegeben werden müssen oder un- zumutbar eingeschränkt oder erschwert werden, · Aufwendungen wertlos werden, die für beabsichtigte, bisher rechtmäßige Grundstücksnutzun- gen in schutzwürdigem Vertrauen darauf gemacht wurden, dass diese rechtmäßig bleiben, oder · die Lasten und Bewirtschaftungskosten von Grundstücken auch in absehbarer Zukunft nicht durch deren Erträge oder sonstige Vorteile ausgeglichen werden können, und hierdurch die Betriebe oder sonstigen wirtschaftlichen Einheiten, zu denen die Grundstücke gehören, unverhältnismäßig beeinträchtigt werden. Dies gilt jedoch nur, wenn die Beeinträchti- gung nicht durch anderweitige Maßnahmen vollständig oder teilweise ausgeglichen werden kann. Nach § 7 Absatz 4 LG ist die nach Absatz 3 gebotene Entschädigung in Verbindung mit der nut- zungsbeschränkenden Maßnahme anzuordnen, wobei vorrangig vertragliche Regelungen anzu- streben sind. § 7 Absatz 5 LG bestimmt, dass der Eigentümer die ganze oder teilweise Übernahme des Grundstücks verlangen kann, wenn und soweit es ihm mit Rücksicht auf die entstandenen Nut- zungsbeschränkungen nicht mehr zumutbar ist, das Grundstück zu behalten.

0.6.2 Grundsätzliche Auswirkungen Für diesen Landschaftsplan gilt der Vorrang von vertraglichen Regelungen hinsichtlich der künf- tigen Bewirtschaftung land- und forstwirtschaftlicher Flächen. Daher beschränken sich die Fest- setzungen des Landschaftsplans in Bezug auf die Flächenbewirtschaftung - von Ausnahmen ab- gesehen - auf Ge- und Verbote zum Grundschutz. Vertragliche Vereinbarungen zur Bewirt- schaftung land- und forstwirtschaftlicher Flächen sollen für die Landwirtschaft auf der Basis des Kulturlandschaftsprogramms und für die Forstwirtschaft nach der Warburger Vereinbarung (siehe Ziffer 0.6.2.6, Seite 14) abgeschlossen werden. Da der Landschaftsplan, von Ausnahmen abgesehen, keine unmittelbar geltenden Regelungen mehr enthält, die eine Bewirtschaftungsbeschränkung land- und forstwirtschaftlicher Flächen zur Folge hätten, bestehen insoweit keine Ansprüche auf Entschädigungen im Sinne des § 7 LG. Darüber hinaus gelten die nachfolgenden Ausführungen:

0.6.2.1 Erhalt des bisherigen Zustandes Bei der Frage, ob an den Eigentümer oder Berechtigten eine Entschädigung zu zahlen ist, ist zunächst zu unterscheiden, ob durch die Regelungen des Landschaftsplans

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· der bisherige Zustand festgeschrieben wird, indem die bisherige Nutzung auch wei- terhin zulässig bleibt (Erhalt des so genannten "Status quo"), oder ob · der Landschaftsplan eine Einschränkung derzeit bestehender Bewirtschaftungsfor- men oder eine Veränderung oder Umgestaltung des Grundstücks vorsieht. Im ersten Fall ist keine Entschädigung zu zahlen, da die Regelungen des Landschafts- plans weder enteignende Wirkungen im Sinne von Art. 14 GG haben noch die Voraus- setzungen des § 7 LG für die Zahlung einer Entschädigung erfüllt sind. Die sich in diesen Fällen ergebenden Beschränkungen nehmen den Eigentümern und Nutzungsberechtigten lediglich die Möglichkeit, zukünftig denkbare Veränderungen vor- zunehmen. Diese Festsetzungen sind im Rahmen der Sozialbindung des Eigentums nicht zu entschädigen. Ausdrücklich ist darauf hinzuweisen, dass sich allein aus der Festsetzung besonders ge- schützter Teile von Natur und Landschaft - das sind Naturschutzgebiete, das Land- schaftsschutzgebiet, Naturdenkmale und Geschützte Landschaftsbestandteile - keine Entschädigungsrelevanz ergibt, sondern im Einzelfall zu prüfen ist, ob ein Verbot die bisherige Nutzung tatsächlich beschneidet.

0.6.2.2 Zeitpunkt für die Entschädigungsregelung Das LG unterscheidet hinsichtlich der Auswirkungen zwischen folgenden Arten von Re- gelungen des Landschaftsplans: · Ge- und Verbote für Naturschutzgebiete, Landschaftsschutzgebiete, Naturdenkmale und Geschützte Landschaftsbestandteile sowie für Brachflächen und Forstliche Fest- setzungen gelten sofort nach der Bekanntmachung des genehmigten Landschafts- plans für jedermann unmittelbar. Hierüber enthält der Landschaftsplan in den ent- schädigungsrelevanten Fällen entsprechende Regelungen über zu gewährende Ent- schädigungen. · Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen bedürfen dagegen eines weiteren Umset- zungsaktes nach dem In-Kraft-Treten des Landschaftsplans, in der Regel durch ver- tragliche Regelungen. Da nach § 7 Absatz 4 LG der Ausgleich in Verbindung mit der nutzungsbeschränkenden Maßnahme anzuordnen ist, bedeutet dies, dass der Landschaftsplan hinsichtlich der Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen keine konkrete Entschädigungsregelung enthält, sondern diese erst mit der Umsetzung jeder einzelnen Festsetzung entschieden wird.

0.6.2.3 Ausgleich durch anderweitige Maßnahmen Nach § 7 Absatz 3 LG ist eine Entschädigungszahlung insoweit ausgeschlossen, als eine Beeinträchtigung durch anderweitige Maßnahmen vollständig oder teilweise ausgegli- chen werden kann. Als derartige anderweitige Maßnahmen sind insbesondere zu nen- nen: · Ankauf des Grundstücks durch den Kreis Siegen-Wittgenstein, das Land NRW oder die NRW-Stiftung, Tausch gegen ein Ersatzgrundstück oder Abgabe der Fläche ge- gen Entschädigungszahlungen aufgrund bodenordnender Maßnahmen des Amtes für Agrarordnung · Ausgleichszahlungen für Gebiete mit umweltspezifischen Einschränkungen (siehe Ziffer 0.6.2.4, Seite 13) · Möglichkeit der Teilnahme am Kulturlandschaftsprogramm (siehe Ziffer 0.6.2.5, Seite 13) des Kreises Siegen-Wittgenstein und der Vereinbarung eines Bewirtschaf- tungsentgeltes, durch das die zusätzlichen Bewirtschaftungsaufwendungen und die Ertragseinbußen für alle aus Gründen des Naturschutzes erforderlichen Bewirtschaf- tungsauflagen ausgeglichen werden können · Teilnahme an forstlichen und wasserwirtschaftlichen Förderprogrammen · Anerkennung der im Landschaftsplan festgesetzten Maßnahmen als Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahmen im Sinne der §§ 4 und 5 LG für andere Eingriffe in Natur und Landschaft

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· Genehmigung von im Einzelnen vorgesehenen Ausnahmen oder Befreiungen

0.6.2.4 Ausgleichszahlungen für Gebiete mit umweltspezifischen Einschränkungen Landwirte erhalten für die Bewirtschaftung landwirtschaftlich genutzter Flächen unab- hängig von konkreten Einschränkungen ihrer derzeitigen Nutzung folgende Zuwendun- gen, wenn sich ihre Flächen innerhalb der nachfolgend genannten Schutzgebiete befin- den. Die Ausgleichszahlungen betragen je ha und Jahr · in Naturschutzgebieten und in Gesetzlich geschützten Biotopen nach § 62 LG bis zu 123 € · in FFH- oder Vogelschutzgebieten, soweit diese sich innerhalb von Landschaftsschutzgebieten befinden, bis zu 61 € · in FFH- und Vogelschutzgebieten, soweit sie nicht als Natur- oder Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen sind, bis zu 46 €

0.6.2.5 Kulturlandschaftsprogramm Für sämtliche im Landschaftsplan vorgesehenen landwirtschaftlichen Bewirtschaftungs- weisen können auf der Grundlage des Kulturlandschaftsprogramms des Kreises Siegen- Wittgenstein Verträge zwischen den bewirtschaftenden Landwirten und dem Kreis abge- schlossen werden. Allgemein können Verträge mit folgenden Bewirtschaftungsvarianten zur extensiven Grünlandbewirtschaftung abgeschlossen werden: · jährliche Beweidung mit eingeschränktem Viehbesatz (z.B. maximal 2 Stück Groß- vieh pro ha), jährliche Zuwendung: 332 €/ha bei eingeschränkter Düngung, 383 €/ha bei Verzicht auf jegliche Düngung · jährliche maschinelle Mahd, frühester Mahdzeitpunkt zwischen 15.06. und 01.09., jährliche Zuwendung je nach Biotoptyp und Mahdzeitpunkt: 409 - 511 €/ha · jährliche Mahd von Hand bzw. mit handgeführten Geräten, frühester Mahdzeitpunkt zwischen 01.07. und 01.09., jährliche Zuwendung: bis zu 817 €/ha · Erfolgt eine Mahd nicht jährlich, sondern in 2 - 5-jährigem Rhythmus, werden i.d.R. folgende jährliche Zuwendungen ausgezahlt: maschinelle Mahd Handmahd 2-jähriger Rhythmus 153 €/ha 408 €/ha 3-jähriger Rhythmus 102 €/ha 272 €/ha 4-jähriger Rhythmus 77 €/ha 204 €/ha 5-jähriger Rhythmus 61 €/ha 163 €/ha · Eine aus Naturschutzgründen erforderliche zusätzliche Entbuschung, z.B. auf ehe- maligen Grünlandbrachen, kann gegen besonderes Entgelt gefördert werden. · Für aus Naturschutzgründen notwendige Weidezäune wird eine Zuwendung von 5 € pro Meter Zaun, verteilt auf 5 Jahre, gewährt. · Für die Neupflanzung bzw. die Ergänzung vorhandener Obstbaumbestände mit Pflege- und Verjüngungsschnitt vorhandener Obstbäume beträgt die jährliche Zu- wendung

- bei Beweidung mit max. 2 GVE/ ha: 716 - 818 €/ha - bei Mahd ab 01.07.: 818 - 971 €/ha jedoch max. 63,90 € pro Obstbaum innerhalb von 5 Jahren · extensive Bewirtschaftung von Ackerrändern, jährliche Zuwendung: 357 - 511 € /ha Die für eine Fläche tatsächlich in Betracht kommende Bewirtschaftungsweise ergibt sich aus den jeweiligen Festsetzungen oder im Einzelfall auch aus der Beratung durch die Biologische Station Rothaargebirge, Hauptmühle 5, 57339 Erndtebrück, Tel. 0 27 53 / 59 83 30, bzw. durch den Kreis Siegen-Wittgenstein. Bei den Verträgen ist in Abhängigkeit vom Biotoptyp entweder eine eingeschränkte Dün- gung (betriebseigener Festmist bis 7 t/ha oder PK-Düngung) oder gar keine Düngung

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erlaubt. Ein Verzicht auf Düngung schlägt sich immer in höheren Entgelten nieder. Bei Mahd und Entbuschung ist sämtliches Mahd- und Schnittgut von der Fläche zu entfer- nen. Weitere Vertragsauflagen können bei der Biologischen Station Rothaargebirge oder beim Kreis Siegen-Wittgenstein erfragt werden. Diese Zuwendungen werden neben evtl. Förderungen der Landwirtschaftskammer für all- gemeine landwirtschaftliche Extensivierungen gewährt. Die nach dieser Förderung für die betroffenen Flächen ausgezahlten Zuwendungen von der Landwirtschaftskammer werden im Kulturlandschaftsprogramm in manchen Konstellationen allerdings ange- rechnet.

0.6.2.6 Warburger Vereinbarung Im Bereich des Waldes kann die Beeinträchtigung ebenfalls durch die Gewährung von Zuschüssen ausgeglichen werden. Aufgrund der "Vertragsvereinbarungen über Natur- schutz im Wald (Warburger Vereinbarung)" können Verträge abgeschlossen werden, die einen naturnahen Wald zum Ziel haben, der aber auch weiterhin als Wirtschaftswald seine Bedeutung hat. Ähnlich wie beim Kulturlandschaftsprogramm für landwirtschaftlich genutzte Flächen werden hier für gewisse aktive oder passive Maßnahmen Ausgleichs- zahlungen vorgesehen. Folgende ausgleichsfähige Maßnahmen kommen vor allem in Betracht: · Wiederbestockung mit Laubwald · Voranbau mit Laubgehölzen · Naturverjüngung · Erhalt von Alt- und Totholz · Erhalt von Sonderbiotopen im Wald

0.6.3 Entschädigungen bei einzelnen Festsetzungsarten Soweit in Naturschutzgebieten Festsetzungen als Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen in der Form getroffen werden, dass dem Grundstückseigentümer keine der vorhandenen rechtlich zu- lässigen privaten Verwendungsmöglichkeiten mehr verbleibt (z.B. völlige Aufgabe der Nutzung), wird eine Entschädigung gezahlt (§ 7 Absatz 3 LG). Die Festsetzung der Höhe der Entschädi- gung erfolgt allerdings erst mit der Umsetzung der jeweiligen Festsetzung (siehe Ziffer 0.6.2.2, Seite 12). Festsetzungen, die rechtmäßige Nutzungen einschränken, erschweren oder zu deren Aufgabe führen, und durch die rechtmäßige Aufwendungen wertlos werden (§ 7 Absatz 3 LG), führen zu Entschädigungszahlungen. Hinsichtlich der Extensivierung von Grünlandflächen kann die Beeinträchtigung jedoch durch an- derweitige Maßnahmen im Sinne von § 7 Absatz 3 letzte Alternative LG ausgeglichen werden, und zwar durch den Abschluss von Verträgen nach dem Kulturlandschaftsprogramm und den dadurch gewährten Bewirtschaftungsentgelten. Darüber hinaus sind in der Regel keine geson- derten Entschädigungszahlungen mehr erforderlich. Für den Bereich des Waldes wird auf die mögliche Zuschussgewährung nach der Warburger Vereinbarung hingeweisen (siehe Ziffer 0.6.2.6, Seite 14). Das Kahlschlagverbot als bestimmte Form der Endnutzung führt zu keiner unzumutbaren Ein- schränkung oder Erschwernis und auch nicht zu einer Aufgabe der forstwirtschaftlichen Boden- nutzung. Auch durch andere Formen der Bewirtschaftung (z.B. durch Nutzung einzelner Bäume, verbunden mit einer gezielten Förderung der Naturverjüngung), die kostenintensive Bestands- neubildungen vermeiden, kann die Waldentwicklung forstfachlich zweckmäßig gesteuert und zugleich ein ökologisch wertvollerer Waldbestand erreicht werden. Da bei einer derartigen Wirt- schaftsweise sich die Kosten für Wiederaufforstung sowie Schutz und Pflege der Kulturen deut- lich reduzieren, ergeben sich - wenn überhaupt - zumindest keine unverhältnismäßigen finan- ziellen Einbußen. § 7 Absatz 3 LG sieht daher hierfür keine finanzielle Entschädigung vor. Da das Nachstellen auf und das Erlegen von Wild durch die Verbote nicht eingeschränkt wird, ist mit den Verboten keine Aufgabe des Jagdrechtes verbunden. Die die jagdlichen Einrichtungen betreffenden Verbote führen auch nicht zu einer unzumutbaren Einschränkung oder Er- schwerung der Jagd, da eine Nutzung der vorhandenen und bisher ausreichenden Einrichtungen auch weiterhin zulässig ist. Daneben besteht auch weiterhin im Einzelfall die Möglichkeit, durch Ausnahmen oder Befreiungen weitere jagdliche Einrichtungen zuzulassen. Die Voraussetzungen

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des § 7 Absatz 3 LG für die Leistung von Entschädigungszahlungen liegen im jagdlichen Bereich somit nicht vor. Sinngemäß gelten diese Aussagen auch für die Fischerei. Andere Verbote, die eine Sicherung natürlich entstandener oder seit längerer Zeit ungenutzter Teile eines Naturschutzgebietes beinhalten (z.B. Bäume, Baumgruppen oder Baumreihen au- ßerhalb des Waldes, Felsen, Felswände und andere geologische Aufschlüsse, Quellen und Quellbereiche, Stollen), haben naturgemäß keine Einschränkungen bisher ausgeübter Nutzun- gen zur Folge, sodass nach § 7 Absatz 3 LG keine finanzielle Entschädigung zu leisten ist. Daneben enthält der Landschaftsplan vor allem in Naturschutzgebieten, aber auch bei anderen Festsetzungskategorien, weitere, die allgemeine Freizeitnutzung betreffende Verbote, die zwar auch für den Grundstückseigentümer gelten, sich in erster Linie aber an die Allgemeinheit rich- ten. Beispielsweise wird der Gemeingebrauch an Teilen von Natur und Landschaft, der schon durch andere gesetzliche Regelungen für Freizeitnutzungen beschränkt wird, im Hinblick auf den Schutzzweck der Naturschutzgebiete ergänzend normiert (z.B. Betretungs- und Radfahrverbot außerhalb der Wege, Verbot des Badens, des Zeltens, des Lagerns). Soweit sich derartige Ver- bote an die Allgemeinheit richten, kann keine eigentumsrechtliche Position beeinträchtigt wer- den, sodass grundsätzlich keine Entschädigungen oder sonstigen Ausgleichszahlungen in Be- tracht kommen. Soweit diese Verbote auch für den Grundstückseigentümer gelten, handelt es sich in der Regel um Konkretisierungen der Sozialbindung des Eigentums, die zur Erreichung des Schutzzweckes der Naturschutzgebiete zulässig sind. Da sich diese Verbote nicht auf land- oder forstwirtschaftliche Nutzungen beziehen und auch andere genehmigte Nutzungen im Rah- men des Bestandsschutzes zulässig bleiben, scheiden insoweit Entschädigungen nach § 7 Ab- satz 3 LG aus. In dem festgesetzten Landschaftsschutzgebiet bleibt die vorhandene Form der Grund- stücksnutzung sowie die ausgeübte land- bzw. forstwirtschaftliche Bodennutzung weiterhin zu- lässig. Regelungen zu Art und Umfang der land- bzw. forstwirtschaftlichen Nutzungsweise sind nicht vorgesehen. In einigen Teilen des Landschaftsschutzgebietes besteht ein Umbruchverbot für vorhandenes Grünland. Lediglich künftige Nutzungsänderungen und -erweiterungen, die weitgehend bereits fachgesetzlichen Regelungen unterliegen (z.B. Erstaufforstungen, Bauvorha- ben etc.), werden untersagt. Entschädigungszahlungen sind für die Regelungen im Landschafts- schutzgebiet nicht erforderlich. Bei den festgesetzten Naturdenkmalen handelt es sich in der Regel um Bäume und Baumgrup- pen, die keiner Bewirtschaftung unterliegen. Die Schutzausweisung führt daher nicht zu den nach § 7 Absatz 3 LG normierten Beschränkungen und Erschwernissen, sodass auch hier keine Entschädigungen zu leisten sind. Als Geschützte Landschaftsbestandteile sind Bachläufe und deren Uferbereiche ebenso aus- gewiesen wie Flächen, die einen besonderen Bestand an Bäumen, Hecken oder anderen Land- schaftsbestandteilen aufweisen. Da hier nur die auf den Flächen seit vielen Jahren vorhandenen und wirtschaftlich nicht genutzten Bestandteile der Landschaft dem Schutz unterliegen, wird die ausgeübte Nutzung oder Wirtschaftsweise nicht eingeschränkt, sodass nicht von den Beschrän- kungen und Erschwernissen im Sinne des § 7 Absatz 3 LG auszugehen ist. Diesbezügliche Ent- schädigungen sind somit nicht zu leisten. Uferstreifen entlang von Bächen weisen meist nur eine eingeschränkte Nutzbarkeit mit einem geringen Ertrag auf, sodass bei einer Schutzausweisung und der damit wegfallenden Nutzung in der Regel kein Entschädigungsanspruch besteht. Die Zweckbestimmungen für Brachflächen betreffen Grundstücke, deren Nutzung aufgegeben ist oder die länger als drei Jahre nicht genutzt wurden. Bei diesen Flächen ist grundsätzlich nicht von Beschränkungen oder Erschwernissen auszugehen, da bisher keine wirtschaftliche Nutzung erfolgte. Diese Festsetzung zieht somit nach § 40 Absatz 3 Satz 5 LG keine Entschädigungsver- pflichtung aufgrund von § 7 Absatz 3 LG nach sich. Wird eine Bewirtschaftung oder Pflege der Brachflächen festgesetzt, richtet sich diese Verpflich- tung an den Kreis Siegen-Wittgenstein, sodass dadurch ebenfalls keine Belastung der Eigentü- mer entsteht. Sollte der Eigentümer die Pflege der Brachflächen im Rahmen einer landwirt- schaftlichen Nutzung selbst übernehmen, ist der Abschluss eines Vertrages nach dem Kultur- landschaftsprogramm (siehe Ziffer 0.6.2.5, Seite 13) mit entsprechenden Zahlungen möglich. Die Forstlichen Festsetzungen schreiben für Wiederaufforstungen bestimmte Baumarten vor oder untersagen eine bestimmte Form der Endnutzung. Hierzu gehören z.B. der Ausschluss von Nadelholz, der Umbau von Nadelholz- in Laubholzbestockung oder das Kahlschlagverbot als be- stimmte Form der Endnutzung. Da hierfür forstliche Fördermittel gewährt werden, wird in der

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Regel ein evtl. Vermögensnachteil ausgeglichen, sodass voraussichtlich keine zusätzliche Aus- gleichszahlung erforderlich wird. Die konkrete Entscheidung über eine evtl. doch zu zahlende Entschädigung erfolgt allerdings erst mit der Umsetzung der jeweiligen forstlichen Festsetzung (siehe Ziffer 0.6.2.2, Seite 12). Der Landschaftsplan setzt außerdem Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen fest, die zur Ver- wirklichung der Ziele und Grundsätze des Naturschutzes und der Landschaftspflege oder zur Er- reichung des Schutzzwecks für die besonders geschützten Teile von Natur und Landschaft erfor- derlich sind. Die Durchführung dieser Maßnahmen obliegt nach § 36 Absatz 1 LG grundsätzlich dem Kreis Siegen-Wittgenstein als Träger der Landschaftsplanung. Die Umsetzung dieser Maßnahmen soll möglichst vertraglich geregelt werden. Sind Gemeinden oder andere Gebietskörperschaften des öffentlichen Rechts Eigentümer oder Besitzer der Flächen, obliegt ihnen nach § 37 LG die Durchführung dieser Maßnahmen. Dem Verursacher oder Eigentümer kann die Beseitigung von Landschaftsschäden im Rahmen des Zumutbaren aufgegeben werden. Anpflanzungen oder Pflegemaßnahmen zur Erhaltung oder Wiederherstellung des Landschaftsbildes sollen dem Grundstückseigentümer oder Besitzer aufgegeben werden, wenn der Aufwand gering oder die Durchführung zumutbar ist. Von der Verpflichtung, Pflegemaßnahmen zur Erhaltung oder Wie- derherstellung des Landschaftsbildes durchzuführen, kann sich der Grundstückseigentümer be- freien, wenn er das Grundstück dem Kreis Siegen-Wittgenstein in Höhe des Verkehrswertes zum Erwerb anbietet (§§ 38 - 40 LG). Die Durchführung der Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen wird grundsätzlich auf der Basis vertraglicher Regelungen zwischen dem Kreis Siegen-Wittgenstein und dem Grundstückseigen- tümer erfolgen. Im Rahmen der vertraglichen Vereinbarung wird dann auch über notwendige Entschädigungen entschieden (siehe Ziffer 0.6.2.2, Seite 12).

0.7 Ablauf des Verfahrens

Nach den Empfehlungen des Ausschusses für Umwelt- und Landschaftsschutz vom 13.05.1987, des Beirates bei der Unteren Landschaftsbehörde vom 21.05.1987 und des Kreisausschusses vom 15.05.1987 hat der Kreistag in seiner Sitzung am 25.05.1987 die Aufstellung des Landschaftsplans für den Bereich der Gemeinde Freudenberg beschlossen. Dieser Beschluss wurde gemäß § 27 Absatz 1 LG am 01.08.1987 ortsüblich bekannt gemacht. Mit Schreiben vom 14.07.1988 wurden die Träger öffentlicher Belange im Sinne von § 11 DVO-LG ge- mäß § 27 a Absatz 1 LG frühzeitig über das beginnende Planaufstellungsverfahren informiert und um Stellungnahme zu vorgesehenen und notwendigen Änderungen von Festsetzungen gebeten. Der Beirat bei der Unteren Landschaftsbehörde hat sich in seinen Sitzungen am 21.04.1997, 26.05.1998 und 26.08.2002 mit der Aufstellung des Landschaftsplans befasst. Vor der öffentlichen Auslegung des Landschaftsplans hat am 29.11.1994 in Freudenberg-Lindenberg, am 06.12.1994 in Freudenberg-Oberheuslingen und am 14.12.1994 in Freudenberg-Büschergund die nach § 27 b LG vorgeschriebene Bürgerbeteiligung stattgefunden. Weiterhin haben am 01.07.2002 in Freudenberg-, am 02.07.2002 in Freudenberg-Niederndorf, am 06.07.2002 in Freuden- berg und am 08.07.2002 in Freudenberg-Oberheuslingen erneute Bürgerbeteiligungen stattgefunden. Die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange zum Landschaftsplan Freudenberg ist gemäß § 27 a LG mit Schreiben vom 02.09.1994 erfolgt. Die Fassung des Landschaftsplanentwurfs zur Offenlegung wurde in der Beiratssitzung am 26.08.2002 erarbeitet und mit dem Ausschuss für Umwelt- und Landschaftsschutz in dessen Sitzung am 23.09.2002 abgestimmt. Der Kreistag hat in seiner Sitzung am 27.09.2002 die öffentliche Auslegung des Landschaftsplans beschlossen. Der Planentwurf hat gemäß § 27 c Absatz 1 LG nach ortsüblicher Bekanntmachung vom 23.10.2002 in der Zeit vom 04.11.2002 bis 13.12.2002 öffentlich ausgelegen. Der Landschaftsplan Freudenberg wurde nach Empfehlung des Beirates bei der Unteren Landschafts- behörde vom 26.03.2003 am 25.07.2003 durch den Kreistag als Satzung beschlossen. Der Landschaftsplan Freudenberg wurde gemäß § 28 Absatz 1 LG durch Verfügung der Bezirksregie- rung Arnsberg als Höhere Landschaftsbehörde vom 12.12.2003 genehmigt. Gemäß § 28 a LG sind die Genehmigung des Landschaftsplans durch die Bezirksregierung Arnsberg als Höhere Landschaftsbehörde am 18.12.2003 sowie Ort und Zeiten der öffentlichen Auslegung des

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Landschaftsplans ortsüblich bekannt gemacht worden. Mit dieser Bekanntmachung ist der Landschafts- plan Freudenberg in Kraft getreten.

0.8 Planbestandteile

Der Landschaftsplan besteht gemäß § 6 Absatz 1 DVO-LG aus der Entwicklungskarte (1 Kartenblatt im Maßstab 1 : 10.000), der Festsetzungskarte (1 Kartenblatt im Maßstab 1 : 10.000) und den textlichen Darstellungen und Festsetzungen mit den darin enthaltenen Erläuterungen. Nach § 6 Absatz 5 DVO- LG enthalten die Erläuterungen in knapper Form erforderliche ergänzende Ausführungen und Hinweise zu den einzelnen Darstellungen und Festsetzungen des Landschaftsplans. Außerdem stellt der Land- schaftsplan die Gesetzlich geschützten Biotope nach § 62 LG und die gesetzlich Geschützten Land- schaftsbestandteile nach § 47 LG in der Karte „Gesetzliche geschützte Flächen“ (1 Kartenblatt im Maßstab 1 : 10.000) nachrichtlich dar. Außerdem werden in dieser Karte die FFH-Gebiete dargestellt. Die in der Entwicklungskarte dargestellten Entwicklungsziele für die Landschaft sind behördenverbind- lich, die Festsetzungen in der Festsetzungskarte sind allgemein rechtsverbindlich. Die Wirkungen der Schutzausweisungen (§§ 19 - 23 LG), die Bindungen für Brachflächen (§ 24 LG), die Wirkungen der Festsetzungen für die forstliche Nutzung in Naturschutzgebieten und Geschützten Landschaftsbe- standteilen (§ 25 LG) sowie die Vorgaben für die Umsetzung der Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen (§ 26 LG) ergeben sich aus den §§ 33 bis 41 LG. Die Abgrenzung bzw. Lage der Flächen oder Landschaftsbestandteile, die durch Darstellungen oder Festsetzungen betroffen werden, ist der Entwicklungskarte, der Festsetzungskarte und der Karte „Ge- setzliche geschützte Flächen“ zu entnehmen. Sollte dennoch nicht zweifelsfrei erkannt werden, ob ein Grundstück oder ein Grundstücksteil betroffen ist oder nicht, gilt das Grundstück oder der Grund- stücksteil als nicht betroffen. Die Nummerierung der Darstellungen und Festsetzungen im Textteil entspricht jeweils derjenigen in der Festsetzungskarte. Sämtliche Festsetzungen enthalten in den textlichen Darstellungen und Festsetzungen Angaben zur Lage der betroffenen Flächen, die in der Regel einen geographischen Bezug auf den nächstgelegenen Ortsteil enthalten (z.B. südöstlich Büschergrund). Diese Angabe wird immer durch einen Hinweis auf das Planquadrat der Festsetzungskarte ergänzt, in welchem die Festsetzung in der Karte dargestellt ist (z.B. C4). Sind mehrere Bezeichnungen angegeben (z.B. C4, C5, D5), liegt die Festsetzung in mehre- ren Planquadraten. Den Bezeichnungen der Planquadrate der Festsetzungskarte des Landschaftsplans entsprechen fol- gende Bezeichnungen der Deutschen Grundkarte:

F2.. 1844 F3 .. 2044 F4...2244 F5.. 2444 E2...1842 E3...2042 E4...2242 E5...2442 E6...2642 D1...1640 D2...1840 D3...2040 D4 ..2240 D5.. 2440 D6.. 2640 C1...1638 C2.. 1838 C3 .. 2038 C4 ..2238 C5.. 2438 C6.. 2638 B3 .. 2036 B4 ..2236 B5.. 2436 A4 ..2234 A5.. 2434

0.9 Allgemeine Regelungen für alle Festsetzungen

0.9.1 Pflegerhythmus bei Mahd alle 3 - 5 Jahre Wenn bei einzelnen Festsetzungen eine Pflegemaßnahme festgesetzt ist, nach der die Fläche alle 3 - 5 Jahre zu mähen ist, ist folgender Pflegerhythmus einzuhalten: Bei der 1. Pflege wird die Hälfte der Fläche gemäht. Die 2. Pflege erfolgt 2 Jahre danach mit der Mahd der anderen Hälfte der Fläche. 3 Jahre später wird wieder die erste Hälfte gemäht und 2 weitere Jahre danach die 2. Hälfte, sodass jede Hälfte alle 5 Jahre gemäht wird.

0.9.2 Art der Umsetzung von Maßnahmen zur Entfernung von Nadelholzbeständen Bei der Durchführung von Maßnahmen zur Entfernung vorhandener Fichtenbestände, deren Ziel es ist, künftig auf dieser Fläche einen Laubholzbestand zu begründen, sind folgende Grundsätze anzuwenden:

Vorbemerkungen Seite 17 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

· Die Entfernung der Fichten soll im Hinblick auf das Bestockungsziel der Fläche und hin- sichtlich zu erwartender Auswirkungen auf benachbarte Waldbestände (z.B. Windwurfgefahr) möglichst schonend in der Weise erfolgen, dass die Entnahme der Fichten auf mehrere zeit- lich voneinander getrennte Arbeitsschritte verteilt wird, um eine natürlichere Umgestaltung zu ermöglichen. · Aufgrund der zunächst durchzuführenden starken Durchforstung und der damit verbundenen Aufhellung der Flächen soll eine Nachfolgebestockung möglichst frühzeitig begründet wer- den.

0.9.3 Flächen- und Längenangaben Alle Angaben zu den Flächengrößen einzelner Festsetzungen sind ungefähre Angaben, auch wenn die Angabe grundsätzlich ohne den Zusatz "ca." erfolgt. Entsprechendes gilt für Längenan- gaben bei Anpflanzungen. Kleinere Flächenangaben als 0,1 ha erfolgen aufgrund der begrenzten Darstellungsgenauigkeit im Maßstab 1 : 10.000 nicht, obwohl einzelne Festsetzungen tatsächlich deutlich kleiner als 0,1 ha sind.

0.9.4 Zu beachtende andere Rechtsvorschriften Neben den Festsetzungen des Landschaftsplans gelten alle anderen öffentlich-rechtlichen Ge- und Verbote unverändert weiter. Da der Landschaftsplan keine Änderungen an diesen Regelun- gen bewirkt, sind diese Ge- und Verbote weiterhin von jedermann zu beachten. Auf folgende Regelungen, die im Zusammenhang mit den Festsetzungen des Landschaftsplans von Bedeutung sein können, wird besonders hingewiesen:

0.9.4.1 Artenschutzrechtliche Verbote Nach § 61 Absatz 1 LG ist es verboten, 1. wild lebende Tiere mutwillig zu beunruhigen oder ohne vernünftigen Grund zu fangen, zu verletzen oder zu töten, 2. ohne vernünftigen Grund wild lebende Pflanzen von ihrem Standort zu entnehmen o- der zu nutzen oder ihre Bestände niederzuschlagen oder auf sonstige Weise zu ver- wüsten, 3. von Bäumen, Sträuchern oder Hecken unbefugt Schmuckreisig zu entnehmen, gleichgültig, ob ein wirtschaftlicher Schaden entsteht oder nicht, 4. ohne vernünftigen Grund Lebensstätten wild lebender Tier- und Pflanzenarten zu be- einträchtigen oder zu zerstören. Nach § 61 Absatz 2 LG ist es verboten, Beeren, Pilze und wild lebende Pflanzen nicht besonders geschützter Arten in mehr als nur geringer Menge für den eigenen Gebrauch zu sammeln. Nach § 61 Absatz 3 LG dürfen gebietsfremde Tiere und Pflanzen wild lebender und nicht wild lebender Arten nur mit Genehmigung der Höheren Landschaftsbehörde ausgesetzt oder in der freien Natur angesiedelt werden. Dies gilt nicht für den Anbau von Pflanzen in der Land- und Forstwirtschaft. Die Genehmigung ist zu versagen, wenn die Gefahr ei- ner Verfälschung der heimischen Tier- und Pflanzenwelt oder eine Gefährdung des Be- standes oder der Verbreitung heimischer wild lebender Tier- und Pflanzenarten oder von Populationen solcher Arten nicht auszuschließen ist. Nach § 42 Absatz 1 BNatSchG ist es verboten, 1. wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen, zu töten oder ihre Entwicklungsformen, Nist-, Brut-, Wohn- oder Zu- fluchtstätten der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören, 2. wild lebende Pflanzen der besonders geschützten Arten oder ihre Teile oder Entwick- lungsformen abzuschneiden, abzupflücken, aus- oder abzureißen, auszugraben, zu beschädigen oder zu vernichten, 3. wild lebende Tiere der streng geschützten Arten und der europäischen Vogelarten an ihren Nist-, Brut-, Wohn- oder Zufluchtstätten durch Aufsuchen, Fotografieren, Filmen oder ähnliche Handlungen zu stören,

Seite 18 Vorbemerkungen Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

4. Standorte wild lebender Pflanzen der streng geschützten Arten durch Aufsuchen, Fotografieren oder Filmen der Pflanzen oder ähnliche Handlungen zu beeinträchtigen oder zu zerstören. Nach § 42 Absatz 2 BNatSchG ist es ferner verboten, 1. Tiere und Pflanzen der besonders geschützten Arten in Besitz oder Gewahrsam zu nehmen, in Besitz oder Gewahrsam zu haben oder zu be- oder verarbeiten (Besitz- verbote), 2. Tiere und Pflanzen der besonders geschützten Arten im Sinne des § 10 Absatz 2 Nr. 10 Buchstabe b und c a) zu verkaufen oder zu Verkaufszwecken vorrätig zu halten, anzubieten oder zu befördern, b) zu kommerziellen Zwecken zu kaufen, zum Kauf anzubieten, zu erwerben, zur Schau zu stellen oder sonst zu verwenden (Vermarktungsverbote). Die Artikel 8 und 9 der Verordnung (EG) Nr. 338/97 bleiben unberührt. Die Besitz- und Vermarktungsverbote gelten nach § 42 Absatz 3 BNatSchG auch für 1. Waren im Sinne des Anhangs der Richtlinie 83/129/EWG, die entgegen den Artikeln 1 und 3 dieser Richtlinie nach dem 30. September 1983 in die Gemeinschaft gelangt sind, 2. Tiere und Pflanzen, die durch Rechtsverordnung nach § 52 Absatz 4 BNatSchG be- stimmt sind. Die Tiere und Pflanzen der besonders geschützten Arten ergeben sich aufgrund von § 10 Absatz 2 Nr. 10 BNatSchG und § 1 Absatz 1 Nr. 1 BArtSchV aus der der BArtSchV als Anlage 1 beigefügten Liste. Bei den Tier- und Pflanzenarten, die in diesem Landschaftsplan aufgeführt sind, ist durch die Kennzeichnung der Art mit dem Zeichen "§" jeweils angegeben, dass die BArtSchV diese Arten als besonders geschützt einstuft und somit hierfür weitergehende Verbote gelten.

0.9.4.2 FFH-Schutzgebiete Das europäische ökologische Netz "Natura 2000" soll eine repräsentative Auswahl aller Lebensräume von gemeinschaftlichem Interesse umfassen und somit allen Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse einen ausreichenden Schutz bieten, um ihren Fortbestand langfristig zu sichern. Ist ein Gebiet als Gebiet von gemeinschaftli- cher Bedeutung bezeichnet worden, so muss es als besonderes Schutzgebiet ausgewie- sen werden. Wirtschaftliche Erwägungen dürfen gemäß der FFH-Richtlinie nicht dazu führen, dass die erforderlichen Schutzgebiete nicht gemeldet werden. Grundlage der FFH-Richtlinie ist das Prinzip des nachhaltigen Wirtschaftens. Wirtschaft- liche Entwicklung, soziale Gerechtigkeit und Ökologie sollen miteinander verbunden werden. So ist in den Gebieten menschliche Nutzung in der Regel nicht untersagt. Be- stehende Nutzungen können unter Beachtung des Verschlechterungsverbotes fortgeführt werden. Solange sich also die Intensität der Nutzung nicht ändert und der Schutzzweck des betreffenden Gebietes nicht infrage gestellt wird, bleiben die Nutzungen von der Richtlinie unberührt. Im Bereich dieses Landschaftsplangebietes wurden vom Land Nordrhein-Westfalen über die Bundesregierung folgende Gebiete als FFH-Gebiete an die EU gemeldet. Die Ge- biete werden durch diesen Landschaftsplan als Naturschutzgebiete ausgewiesen.

Name FFH-Schutzgebiet FFH-Nr. Name NSG und Nr. im Landschaftsplan Eulenbruchs Wald DE-5013-301 NSG Seelbachs- und Eulenbruchswald - N 4 Heiden und Magerrasen DE-5113-301 NSG Kirrberg - N 12 Trupbach

Vorbemerkungen Seite 19 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

Bei den einzelnen Naturschutzgebieten wird in den Angaben zum Schutzzweck jeweils dargestellt, welche FFH-Lebensraumtypen von der Schutzausweisung betroffen sind. Dabei bedeutet die angegebene Bezeichnung FFH-LEBENSRAUM Folgendes: "Lebensräume von gemeinschaftlichem Interesse, die im Bereich ihres natürlichen Vor- kommens vom Verschwinden bedroht sind oder infolge ihres Rückgangs oder aufgrund ihres an sich schon begrenzten Vorkommens ein geringes natürliches Verbreitungsgebiet haben." Folgende FFH-Lebensräume nach Anhang I FFH-Richtlinie kommen im Kreis Siegen- Wittgenstein vor: · Unterwasservegetation in Fließgewässern FFH-Code-Ziffer 3260 · Europäische trockene Heiden FFH-Code-Ziffer 4030 · Schwermetallrasen FFH-Code-Ziffer 6130 · Borstgrasrasen FFH-Code-Ziffer 6230 · Pfeifengraswiesen FFH-Code-Ziffer 6410 · Feuchte Hochstaudenfluren FFH-Code-Ziffer 6430 · Magere Flachland-Mähwiesen FFH-Code-Ziffer 6510 · Berg-Mähwiesen FFH-Code-Ziffer 6520 · Übergangs- und Schwingrasenmoore FFH-Code-Ziffer 7140 · Kalkreiche Niedermoore FFH-Code-Ziffer 7230 · Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation FFH-Code-Ziffer 8220 · Pionierrasen auf Felsenkuppen FFH-Code-Ziffer 8230 · Hainsimsen-Buchenwald FFH-Code-Ziffer 9110 · Schlucht- und Hangmischwälder FFH-Code-Ziffer 9180 · Moorwälder FFH-Code-Ziffer 91D0 · Erlen- und Eschenwälder und Weichholzauen an Fließge- wässern FFH-Code-Ziffer 91E0

Die angegebene Bezeichnung PRIORITÄRER FFH-LEBENSRAUM bedeutet Folgendes: "Lebensräume nach Anhang I der FFH-Richtlinie, die vom Verschwinden bedroht sind. Die Erhaltung der natürlichen Ausdehnung dieser Lebensraumtypen ist besonders zu verfolgen." Folgende prioritäre FFH-Lebensräume nach Anhang I FFH-Richtlinie kommen im Kreis Siegen-Wittgenstein vor: · Artenreiche Borstgrasrasen auf Silikatböden FFH-Code-Ziffer 6230 · Schlucht- und Hangmischwälder FFH-Code-Ziffer 9180 · Moorwälder FFH-Code-Ziffer 91D0 · Auenwälder mit Alnus glutinosa (Schwarzerle) und Fraxi- nus excelsior (Esche) FFH-Code-Ziffer 91E0 Regelungen für die Schutzgebiete Die gemeldeten FFH-Schutzgebiete sind nach nationalem Recht unter Schutz zu stellen. Hierzu bedarf es einer Schutzausweisung gem. §§ 20 – 23 LG durch den Landschafts- plan. Die von der EU gesetzte Frist endet am 05.06.2004. Es besteht jedoch schon nach der Bekanntmachung der gemeldeten Gebiete im Bun- desanzeiger ein vorläufiger Schutz. Nach § 48 c Absatz 4 LG sind alle Handlungen un- zulässig, die zu erheblichen Beeinträchtigungen des Gebietes in seinen für die Erhal- tungsziele maßgeblichen Bestandteilen (Lebensraumtypen oder Arten) führen können. Auch noch nicht im Bundesanzeiger bekannt gemachte, aber nach fachlichen Kriterien ausgewählte Gebiete gelten als potenzielle FFH-Gebiete. Auch hierfür gilt das Ver- schlechterungsverbot und die Pflicht zur Durchführung von Verträglichkeitsprüfungen bei geplanten Maßnahmen.

0.9.4.3 Biotopschutz nach § 62 LG Nach § 62 Absatz 1 LG sind Maßnahmen und Handlungen, die zu einer erheblichen oder nachhaltigen Beeinträchtigung oder zu einer Zerstörung folgender Biotope führen kön- nen, verboten:

Seite 20 Vorbemerkungen Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

1. Natürliche oder naturnahe unverbaute Bereiche fließender und stehender Binnenge- wässer einschließlich ihrer Ufer und der dazugehörigen uferbegleitenden natürlichen oder naturnahen Vegetation sowie ihrer natürlichen oder naturnahen Verlandungsbe- reiche und regelmäßig überschwemmten Bereiche, 2. Moore, Sümpfe, Röhrichte, Riede, Nass- und Feuchtgrünland, Quellbereiche, 3. Binnendünen, natürliche Felsbildungen, natürliche oder naturnahe Blockschutt- und Geröllhalden, Höhlen und Stollen, Zwergstrauch-, Ginster- und Wachholderheiden, Borstgrasrasen, Magerwiesen und -weiden, Trocken- und Halbtrockenrasen, natürli- che Schwermetallfluren, Binnensalzstellen, Wälder und Gebüsche trockenwarmer Standorte, 4. Bruch-, Sumpf- und Auwälder, Schluchtwälder, Block- und Hangschuttwälder. Ausnahmen von diesen Verboten können nach § 62 Absatz 2 LG vom Kreis Siegen- Wittgenstein als Untere Landschaftsbehörde nur aus überwiegenden Gründen des Ge- meinwohls und nur mit einer Verpflichtung zur Durchführung von Ausgleichs- oder Er- satzmaßnahmen bzw. der Zahlung eines Ersatzgeldes zugelassen werden. Abschließende Regelungskataloge, welche Handlungen im Einzelnen unter diese Ver- bote fallen, sieht das Gesetz nicht vor. Es ist daher in jedem Einzelfall zu prüfen, welche Maßnahmen zu einer erheblichen oder nachhaltigen Beeinträchtigung der Gesetzlich ge- schützten Biotope führen. Der gesetzliche Verbotstatbestand ist jedoch bei folgenden Vorhaben in der Regel erfüllt: · Bodenveränderungen durch Aufschüttungen, Abgrabungen, Umbruch oder in ande- rer Weise sowie Lagerung (einschließlich Zwischenlagerung) von Stoffen aller Art · Versiegelungen · Einbringen oder Entnehmen von Pflanzen außerhalb der ordnungsgemäßen land- o- der forstwirtschaftlichen Nutzung · Verändern, Anlegen oder Zerstören von Gewässern und Erstellen von Uferbefesti- gungen, Verbau von Quellen · Änderungen der Grundwasserverhältnisse durch Entwässerungen, Aufstauungen, Drainierungen etc. · Neueinsaaten landwirtschaftlich genutzter Flächen · Abflämmen von Grundstücken · Mahd von Grünlandflächen vor dem 01.07. eines Jahres · intensive Beweidung von Grünlandflächen mit mehr als 2 GVE/ha vor dem 16.07. eines Jahres · Mahd von Groß- und Kleinseggenriedern vor dem 16.09. eines Jahres · Beweidung von Groß- und Kleinseggenriedern · durch einen gegenüber der langjährigen Praxis zusätzlichen Nährstoffeintrag, z.B. in Form einer Düngung der Flächen oder durch Zufütterung von Weidetieren · Veränderung von Waldflächen durch Verwendung von im Naturraum Siegerland nicht dem natürlichen Arteninventar des Biotops entsprechenden Gehölzen · forstliche Nutzung von Waldflächen, die über eine einzelstamm- oder truppweise Entnahme von Bäumen hinausgeht Die Gesetzlich geschützten Biotope nach § 62 LG wurden von der LÖBF kartiert und im Jahre 2000 mit dem Kreis Siegen-Wittgenstein abgestimmt. Die Benachrichtigung der Eigentümer wurde entsprechend den gesetzlichen Vorgaben im Dezember 2000 durch- geführt. Hierzu wurden in Freudenberg, Oberholzklau und Niederndorf Sprechtage durchgeführt, bei denen jeder interessierte Bürger die Karten einsehen und sich über den Schutz und die damit verbundenen Auswirkungen informieren konnte. Die Bekanntma- chung der Termine erfolgte in der örtlichen Presse sowie durch schriftliche Information der Landwirte und Waldgenossenschaften.

Vorbemerkungen Seite 21 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

Die im Bereich dieses Landschaftsplans bisher festgestellten Biotope können dem Ver- zeichnis der Gesetzlich geschützten Biotope nach § 62 LG (siehe Ziffer 6.2, Seite 238) entnommen werden und sind in der Karte "Gesetzlich geschützte Flächen" dargestellt. Die Aufstellung ist allerdings aus folgenden Gründen nicht abschließend: · Bei der Kartierung wurden nicht alle Biotoptypen systematisch erfasst (z.B. wurden Quellen und Quellbereiche nur in Einzelfällen aufgenommen). · Es ist nicht auszuschließen, dass die Kartierung nicht vollständig ist und weitere Bi- otope die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllen. Beispielsweise ist es möglich, dass zu der Jahreszeit, zu der die Kartierung im jeweiligen Bereich durchgeführt wurde, die Biotopeigenschaft nicht erkannt werden konnte, tatsächlich aber vorliegt. · Es ist möglich und im Laufe der Zeit sogar zunehmend wahrscheinlich, dass sich Bi- otope aufgrund einer eigendynamischen Entwicklung der Fläche, einer Veränderung der Nutzungsart oder -intensität oder einer Nutzungsaufgabe so verändern, dass die Beurteilung der Biotopeigenschaft zu einem anderen Ergebnis kommt als im Jahre 2000. Dadurch können weitere Flächen den Status von Biotopen nach § 62 LG er- halten oder kartierte Biotope können die Schutzeigenschaft verlieren. Den jeweils aktuellen Stand der Kartierung der Gesetzlich geschützten Biotope nach § 62 LG einschließlich aller eingetretenen Veränderungen kann dem Verzeichnis nach § 48 Absatz 1 LG entnommen werden, das bei der Unteren Landschaftsbehörde geführt und zu jedermanns Einsicht bereitgehalten wird. Die Verbote des § 62 Absatz 1 LG gelten - unabhängig von der Darstellung in diesem Landschaftsplan - für alle tatsächlich vorhandenen Biotope, die die Voraussetzungen des § 62 Absatz 1 LG erfüllen. Soweit in Einzelfällen zu klären ist, ob weitere Flächen dem Schutz des § 62 LG unter- liegen, wird die Untere Landschaftsbehörde in Zusammenarbeit mit der LÖBF das erfor- derliche Feststellungsverfahren durchführen. Nach § 70 Absatz 1 Nr. 11 LG handelt ordnungswidrig, wer vorsätzlich oder fahrlässig entgegen § 62 Absatz 1 LG Maßnahmen oder Handlungen vornimmt, die zu einer er- heblichen oder nachhaltigen Beeinträchtigung oder zu einer Zerstörung geschützter Bio- tope führen oder führen können. Für die landwirtschaftlich genutzten Flächen, die Gesetzlich geschützte Biotope sind, ist keine Beeinträchtigung der Flächen zu erwarten, wenn die nachfolgenden Bewirtschaf- tungsweisen eingehalten werden:

Biotoptyp Nutzung Düngung Magerwiesen Erste Mahd ab 01.07., zweite bei weniger empfindlichen Mahd oder Nachbeweidung ab Flächen: PK-Düngung 01.09. oder Düngung mit max. 7 t Festmist pro Jahr und Hektar in Abstimmung mit dem Kreis Siegen-Wittgen- stein Magerweiden Beweidung mit max. 2 GVE/ha bei Flächen mit Vorkom- zwischen dem 16.04. und 15.07., men zahlreicher Mager- Bewirtschaftung bis 15.11. ohne keitszeiger z.B. Kreuz- Auflagen, danach darf keine Be- blümchen, Waldläuse- wirtschaftung mehr erfolgen kraut, Frühlingssegge, Glattem Habichtskraut, Zittergras, Horstigem Rot- schwingel, Teufelsabbiss, Hundsveilchen: keine Düngung Arnika- und orchi- Mahd ab 01.07., 2. Mahd oder Keine deenreiche Feucht- Nachbeweidung mit 2 GVE/ha ab und Magerwiesen 16.09. möglich

Seite 22 Vorbemerkungen Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

Biotoptyp Nutzung Düngung Nassweiden Beweidung mit max. 2 GVE/ha PK-Düngung möglich vom 16.04. bis 15.11. Nass- oder Feucht- Mahd ab 01.07., ab 01.09 zweite Düngung mit Festmist bis wiesen (Sumpfdotter- Mahd, in trockenen Jahren wie max. 7 t/ha/Jahr (max. 45 blumenwiese) bisher Nachbeweidung möglich kg N-Stickstoff/ha/Jahr) möglich Übrige Nasswiesen Mahd ab 01.07., zweite Mahd ab Keine 16.09. möglich Pfeifengras- Mahd ab 16.08. Keine Streuwiesen Wacholderheiden Extensive Beweidung mit Scha- Keine Trockene Heiden fen vom 16.04. bis 15.11., max. 14 Tiere/ha oder Borstgrasrasen Mahd ab 01.07., 2. Mahd oder Silikatmagerrasen Nachbeweidung mit 2 GVE/ha ab 16.09. möglich

Bei einer Mahd ist das Mähgut zu entfernen. Maßnahmen wie Schleppen, Mulchen, Frä- sen oder Einsäen sind nur nach Absprache mit der ULB möglich. Für die forstwirtschaftlich genutzten Flächen, die Gesetzlich geschützte Biotope sind, sollte eine forstliche Nutzung, die über die einzelstammweise Entnahme von Laubgehöl- zen hinausgeht, unterlassen werden. Ebenso muss die Einbringung von nicht der natürli- chen Waldgesellschaft entsprechenden Baumarten vermieden werden.

0.9.4.4 Anpflanzungen als Gesetzlich geschützte Landschaftsbestandteile nach § 47 LG Nach § 47 LG sind Anpflanzungen außerhalb des Waldes und im baulichen Außenbe- reich im Sinne des Bauplanungsrechts, für deren Anlage öffentliche Mittel aufgewendet worden sind, und Wallhecken Gesetzlich geschützte Landschaftsbestandteile. Dies gilt nicht für Begleitgrün von Verkehrsanlagen. Einer besonderen Ausweisung gemäß §§ 19 bis 23 LG bedarf es nicht. Nach § 47 Absatz 2 LG dürfen Gesetzlich geschützte Landschaftsbestandteile nicht be- schädigt oder beseitigt werden. Insbesondere ist es verboten, sie zu roden, abzubrennen oder mit chemischen Mitteln zu zerstören. Pflegemaßnahmen und die bestimmungsge- mäße Nutzung der Anpflanzungen werden hierdurch nicht berührt. Die im Bereich dieses Landschaftsplans nach bisherigen Erkenntnissen vorhandenen Gesetzlich geschützten Landschaftsbestandteile können dem Verzeichnis der Gesetzlich geschützten Landschaftsbestandteile (siehe Ziffer 6.1, Seite 237) entnommen werden. Diese Aufstellung ist allerdings nicht abschließend. Die Verbote des § 47 Absatz 2 LG gelten darüber hinaus auch bei anderen, bisher nicht aufgeführten Gesetzlich geschütz- ten Landschaftsbestandteilen. Nach § 70 Absatz 1 Nr. 6 LG handelt ordnungswidrig, wer vorsätzlich oder fahrlässig entgegen § 47 Absatz 2 LG Gesetzlich geschützte Landschaftsbestandteile beschädigt oder beseitigt.

0.9.4.5 Schutz von Nist-, Brut-, Wohn- und Zufluchtstätten Nach § 64 LG ist es verboten, 1. die Bodendecke auf Feldrainen, Böschungen, nicht bewirtschafteten Flächen und an Straßen und Wegrändern abzubrennen, zu beschädigen, zu vernichten oder mit che- mischen Mitteln niedrig zu halten. Pflegemaßnahmen oder die bestimmungsgemäße Nutzung bleiben unberührt. 2. in der Zeit vom 1. März bis zum 30. September Hecken, Wallhecken, Gebüsche so- wie Röhricht- und Schilfbestände zu roden, abzuschneiden oder zu zerstören. Unbe- rührt bleiben schonende Form- und Pflegeschnitte zur Beseitigung des Zuwachses der Pflanzen.

Vorbemerkungen Seite 23 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

3. Bäume mit Horsten zu fällen oder Felsen oder Bäume mit Horsten oder Bruthöhlen zu besteigen. Nach § 70 Absatz 1 Nr. 12 LG handelt ordnungswidrig, wer vorsätzlich oder fahrlässig den Verbotsbestimmungen des § 64 LG zuwiderhandelt.

0.10 Außer Kraft tretende Vorschriften

Die innerhalb des Landschaftsplangebietes zurzeit geltenden ordnungsbehördlichen Verordnungen für Schutzausweisungen nach den §§ 20 - 23 LG treten in folgender Weise außer Kraft:

Naturdenkmale und Geschützte Landschaftsbestandteile Die Ordnungsbehördliche Verordnung der Bezirksregierung Arnsberg zur Festsetzung von Naturdenk- malen und Geschützten Landschaftsbestandteilen außerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile und des Geltungsbereiches der Bebauungspläne im Kreis Siegen-Wittgenstein vom 17. Fe- bruar 1988 (Abl. Reg. Abg. Nr. 9 vom 05.03.1988), geändert durch die Ordnungsbehördliche Verord- nung vom 20.04.1994 (Abl. Reg. Abg. Nr. 18 vom 07.05.1994) tritt aufgrund von § 6 Absatz 1 dieser Verordnung mit In-Kraft-Treten des Landschaftsplans für · die Naturdenkmale Nr. 1 - 3, 5, 7, 9, 12, 14 - 20, 23, 25, 27, 28 und 34 der Stadt Freudenberg und · die Geschützten Landschaftsbestandteile Nr. 4, 8, 10, 13, 24, 26, 29 - 33 und 35 - 37 der Stadt Freudenberg außer Kraft.

0.11 Begriffsbestimmungen

Die in diesem Landschaftsplan verwendeten Begriffe haben die nachfolgenden Bedeutungen:

0.11.1 Einheimische Laubgehölzarten Als einheimische Laubgehölzarten sind folgende Baum- und Straucharten zu verstehen: Bergahorn Acer pseudoplatanus Bergulme Ulmus glabra Brombeere Rubus fruticosus agg. Bruchweide Salix fragilis Buche Fagus sylvatica Efeu Hedera helix Esche Fraxinus excelsior Faulbaum Frangula alnus * Filzrose Rosa tomentosa Grauweide Salix cinerea Hainbuche Carpinus betulus Hängebirke Betula pendula Hasel Corylus avellana Heckenrose Rosa corymbifera Himbeere Rubus idaeus Holunder, Roter Sambucus racemosa Holunder, Schwarzer Sambucus nigra Holzapfel Malus sylvestris Hundsrose Rosa canina Korbweide Salix viminalis * Kratzbeere Rubus caesius Kriechweide Salix repens * Mandelweide Salix triandra Moorbirke Betula pubescens Öhrchenweide Salix aurita * Purpurweide Salix purpurea Schwarzerle (Roterle) Alnus glutinosa Salweide Salix caprea Schlehe Prunus spinosa

Seite 24 Vorbemerkungen Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

Schneeball Viburnum opulus Seidelbast Daphne mezereum Sommerlinde Tilia platyphyllos Spitzahorn Acer platanoides Stachelbeere Ribes uva-crispi Stieleiche Quercus robur Traubeneiche Quercus petraea Traubenkirsche Prunus padus Vogelbeere Sorbus aucuparia Vogelkirsche Prunus avium Waldgeißblatt Lonicera periclymenum *Weinrose Rosa rubiginosa Weißdorn, Zweigriffliger Crataegus oxyacantha Weißdorn, Eingriffliger Crataegus monogyna Wildbirne Pyrus pyraster Zitterpappel Populus tremula Sofern für diese Arten Herkunftsgebiete nach dem Forst- und Saatgutgesetz, nach anderen Rechtsvorschriften oder durch entsprechende Normen festgelegt sind oder in Zukunft festge- legt werden, sind bei Anpflanzungen ausschließlich Pflanzen mit für das Plangebiet zutreffen- den Herkünften zu verwenden. Ansonsten dürfen die genannten Arten nur dann aktiv einge- bracht werden, wenn Wildlinge verwendet werden oder für das vorgesehene Saat- oder Pflanz- gut eine geeignete deutsche Herkunft garantiert ist. Die mit einem * gekennzeichneten Arten sollten nicht für eine Anpflanzung verwendet werden, da sie sehr selten sind und daher häufig davon auszugehen ist, dass die zum Kauf angebotene Ware nicht aus einheimischen Populationen stammt.

0.11.2 Regionale Obstsorten Als regionale Obstsorten gelten: Äpfel: Luxemburger Renette Freudenberger Nützerling Freudenberger Schloßrenette Jakob Lebel James Grieve Kaiser Wilhelm Landsberger Renette Ontarioapfel Prinz Albrecht von Preußen Rheinische Schafsnase Rheinischer Bohnapfel Rheinischer Winterrambour Rote Sternrenette Roter Boskoop Schölers Erfolg Schöner aus Nordhausen Waffenschmidt´s Roter Wintergockenapfel Birnen: Alexander Lucas Clapps Liebling Conference Gute Luise Süßkirschen: Büttners rote Knorpelkirsche Große Prinzessin Große Schwarze Knorpelkirsche Hedelfinger Riesenkirsche Sauerkirschen: Heimann-Rubin Gerema Zwetschen, Pflaumen, Mirabellen: Bühler Frühzwetsche Hauszwetsche

Vorbemerkungen Seite 25 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

Mirabelle von Nancy Ontariopflaume Viktoriapflaume

0.12 Statistische Zusammenfassung

Durch die nachfolgenden Festsetzungen dieses Landschaftsplans sind folgende Flächen betroffen:

Schutzkategorie Anzahl Gesamtfläche NSG - Naturschutzgebiete 12 405,8 ha (7,4 %) LSG - Landschaftsschutzgebiet (gesamtes Landschaftsplangebiet) 1 4647 ha (85,1 %) ND - Naturdenkmale 17 - LB - Gebiete mit Gesamtbestand an Landschaftsbestandteilen 22 85,3 ha LB - Flächendeckende Landschaftsbestandteile (Flächenangabe 67 22,2 ha ohne linienförmige Elemente) nE - Brachflächen mit natürlicher Entwicklung 18 6,4 ha B - Brachflächen mit Bewirtschaftung oder Pflege 7 3,3 ha F - Forstliche Festsetzungen 50 209,9 ha A - Anpflanzungen 21 2,3 ha W - Umwandlung von Nadelholzbeständen in Grünland oder 17 11,1 ha Brachflächen W - Umwandlung von Nadelholz in Laubholz 22 11,3 ha W - Maßnahmen an Fischteichen 46 11,0 ha W - Sonstige Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen 6 2,8 ha Summe (ohne LSG) 305 771,4 ha ( 14,2 %)

Seite 26 Vorbemerkungen Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

0.13 Informationsmaterial

Zur Information über die Inhalte und die Auswirkungen des Landschaftsplans sowie den Ablauf des Aufstellungsverfahrens stehen folgende 2 Informationsbroschüren zur Verfügung: · Landschaftsplanung im Kreis Siegen-Wittgenstein · Mehr Umweltqualität durch Landschaftsplanung - 40 Fragen an die Landschaftsplanung, 40 Ant- worten Außerdem wird im Zusammenhang mit den in diesem Landschaftsplan angesprochenen Themen auf folgende Informationsblätter hingewiesen: · Kulturlandschaftsprogramm des Kreises Siegen-Wittgenstein · Geschützte Biotope nach § 62 Landschaftsgesetz Biotoptypen: · Buchenwälder im Kreis Siegen-Wittgenstein · Bruchwälder im Kreis Siegen-Wittgenstein · Niederwälder oder Hauberge · Quellen und Fließgewässer im Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftspflegemaßnahmen: · Beseitigung von Fehlbestockungen · Die Pflege von Hecken · Außen prächtig - Innen giftig: Der Riesen-Bärenklau · Landschaftliches Gestalten mit einheimischen Gehölzen und Stauden · Einheimische Gehölze und ihre Lebensraumansprüche Arten- und Biotopschutz: · Geschützte Pflanzen im Kreis Siegen-Wittgenstein · Keine Angst vor Fledermäusen · Schutz der Nist-, Brut-, Wohn- und Zufluchtstätten; Verbot des Flämmens; Verbot der Beseitigung von Hecken und Gebüschen Dieses Informationsmaterial kann kostenlos beim Kreis Siegen-Wittgenstein, Umweltamt, Untere Land- schaftsbehörde, 57069 Siegen, postalisch oder durch eine E-Mail an [email protected] an- gefordert werden. Es steht auch im Internet unter folgender Adresse bereit: www.siegen-wittgenstein.de/umweltamt/ulb und dann unter dem Menüpunkt

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1. Entwicklungsziele (§ 18 LG)

Erläuterung: Gesetzliche Vorgaben Nach § 18 Absatz 1 LG geben die Entwicklungsziele für die Landschaft über das Schwergewicht der im Plan- gebiet zu erfüllenden Aufgaben der Landschaftsentwicklung Auskunft. Als Entwicklungsziele kommen insbe- sondere in Betracht 1. die Erhaltung einer mit naturnahen Lebensräumen oder sonstigen natürlichen Landschaftselementen reich oder vielfältig ausgestatteten Landschaft, 2. die Anreicherung einer Landschaft mit naturnahen Lebensräumen und mit gliedernden und belebenden Elementen, 3. die Wiederherstellung einer in ihrem Wirkungsgefüge, ihrem Erscheinungsbild oder ihrer Oberflächenge- stalt geschädigten oder stark vernachlässigten Landschaft, 4. der Ausbau der Landschaft für die Erholung und 5. die Ausstattung der Landschaft für Zwecke des Immissionsschutzes oder zur Verbesserung des Klimas. Nach § 18 Absatz 2 LG sind bei der Darstellung der Entwicklungsziele für die Landschaft die im Plangebiet zu erfüllenden öffentlichen Aufgaben und die wirtschaftlichen Funktionen der Grundstücke, insbesondere die land-, forst-, berg-, abgrabungs-, wasser- und abfallwirtschaftlichen Zweckbestimmungen, zu berücksichtigen. Nach § 33 Absatz 1 LG sollen die gemäß § 18 LG dargestellten Entwicklungsziele für die Landschaft bei allen behördlichen Maßnahmen im Rahmen der dafür geltenden Vorschriften berücksichtigt werden. Nach § 33 Ab- satz 2 LG sind darüber hinaus begleitende Anordnungen und Maßnahmen anderer Behörden nach § 6 LG (Eingriffsregelung) mit den im Landschaftsplan festgesetzten Entwicklungs-, Pflege- und Erschließungsmaß- nahmen in Einklang zu bringen. Das Gleiche gilt für die öffentliche Förderung von Eingrünungen, Anpflan- zungen, Rekultivierungen und ähnlichen Maßnahmen. Allgemeine Erläuterungen Die Entwicklungsziele richten sich ausschließlich an die Behörden und nicht an die Grundstückseigentümer oder die Nutzungsberechtigten. Dies bedeutet, dass die Entwicklungsziele keine unmittelbaren Rechtswirkun- gen erzeugen, die von jedermann zu beachten wären. Vielmehr sind die Entwicklungsziele nur die Grundlage anderer behördlicher Planungen und Entscheidungen. Da die Entwicklungsziele keine unmittelbaren Rechtswirkungen für den Bürger erzeugen, können Beeinträchti- gungen konkreter Rechte und damit verbundene Entschädigungsforderungen durch die Darstellung der Ent- wicklungsziele nicht entstehen.

1.1 Entwicklungsziel 1 – Erhaltung Erhaltung einer mit naturnahen Lebensräumen oder sonstigen natürlichen Land- schaftselementen reich oder vielfältig ausgestatteten Landschaft (§ 18 Absatz 1 Nr. 1 LG) Im Bereich der mit dem Entwicklungsziel 1 dargestellten Landschaftsräume liegt das Schwerge- wicht der landschaftlichen Entwicklung auf der Erhaltung der typischen Struktur der Land- schaftsräume sowie der Erhaltung der gliedernden Landschaftselemente und der ökologisch bedeutsamen Flächen. Das Entwicklungsziel 1 bedeutet · die Erhaltung der derzeitigen Landschaftsstruktur · die Erhaltung, Sicherung und Entwicklung wertvoller Lebensräume · die Erhaltung der Grünlandbereiche · die Erhaltung und Vermehrung standortgerechter, aus einheimischen Laubgehölzen aufge- bauter Wälder durch naturnahe Waldwirtschaft (sukzessive Umwandlung der Fichtenbe- stände in Laubwälder)

Seite 28 Entwicklungsziele (§ 18 LG) Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

· die nachhaltige Sicherung von Altholzbeständen und die Erhaltung von Altholzgruppen · die Reduzierung von Schalenwildbeständen auf ein Maß, das Baumjungwuchs ohne Schutzmaßnahmen zulässt · die Erhaltung und Pflege von wertvollen, prägenden und gliedernden Landschaftselemen- ten (Einzelbäume, Feldgehölze etc.) · die Erhaltung von Fließgewässern und Quellen aller Art sowie von Feuchtwiesen · die Erhaltung, Pflege und Entwicklung von auetypischen Lebensräumen · die Erhaltung und Sicherung kulturhistorisch bedeutsamer Landschaftsbestandteile · die Erhaltung, Pflege und Anlage von Obstbaumwiesen · die Beseitigung von Gewässer- und Geländeverfüllungen · die Beseitigung von wilden Müll- und Schuttablagerungen · die Erhaltung der landschaftlichen Eignung für die Erholung Erläuterung: Das Entwicklungsziel 1 wird für einen großen Teil des Plangebietes dargestellt. Neben einer Erhaltung der Landschaft sollen aber auch Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen nach § 26 LG zur Verbesserung des ökologischen Zustandes und des Landschaftsbildes sowie zur Anreicherung der Landschaft festge- setzt werden. Der Landschaftsplan sieht zur Erfüllung dieses Entwicklungszieles Schutzfestsetzungen nach §§ 19 - 23 LG (NSG, LSG, LB und ND), Zweckbestimmungen für Brachflächen nach § 24 LG, Festsetzungen für die forstliche Nutzung nach § 25 LG und Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen nach § 26 LG vor.

1.2 Entwicklungsziel 2 – Anreicherung Anreicherung einer im Ganzen erhaltenswerten Landschaft mit naturnahen Lebensräu- men und mit gliedernden und belebenden Landschaftselementen (§ 18 Absatz 1 Nr. 2 LG) Das Schwergewicht der Landschaftsentwicklung liegt auf der Anreicherung der vorhandenen, jedoch an Landschaftselementen und naturnahen bzw. natürlichen Lebensräumen verarmten Landschaft. Die mit diesem Entwicklungsziel dargestellten Landschaftsräume sind durch Maß- nahmen nach § 26 LG anzureichern und in ihrem ökologischen Wirkungsgefüge zu verbessern. Das Entwicklungsziel 2 bedeutet · die Anreicherung von großflächigen Nadelholzbeständen mit Laubbaumarten · die Wiederherstellung, Anlage und Pflege naturnaher Lebensräume in den Bachauen und die Renaturierung von Bachläufen und Kleingewässern · die Pflege und Anpflanzung von Einzelbäumen, Gehölzgruppen, Feldgehölzen, Gehölz- streifen und Ufergehölzen sowie von Straßen- und Wegebegleitgrün unter Verwendung standortgerechter einheimischer Gehölzarten; bei Verwendung von Gehölzarten, die dem forstlichen Saat- und Pflanzgutgesetz unterliegen, sind Pflanzen aus anerkanntem Saat- und Pflanzgut zu verwenden · die Pflege und Ergänzungspflanzung von Obstgehölzbeständen unter Verwendung lokaler Obstsorten · die Pflege und Anlage von krautreichen Vegetationssäumen Dabei ist eine ökologisch erforderliche Intensität und räumliche Dichte der Anreicherungsmaß- nahmen zu gewährleisten. Vorhandene landschaftliche Strukturen sind zu erhalten und zu ent- wickeln. Die Anreicherungsmaßnahmen sollen der Verknüpfung mit vorhandenen Lebensräu- men und Waldbeständen in der Umgebung dienen.

Entwicklungsziele (§ 18 LG) Seite 29 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

Das Entwicklungsziel 2 wird wie folgt unterteilt:

1.2.1 Entwicklungsziel 2.1: Anreicherung mit gliedernden und belebenden Landschaftsele- menten (nur innerhalb nicht bewaldeter Bereiche)

1.2.2 Entwicklungsziel 2.2: Anreicherung mit naturnahen Lebensräumen (nur innerhalb des Waldes) Erläuterung: Der Landschaftsplan setzt zur Erfüllung dieses Entwicklungszieles insbesondere Festsetzungen für die forstliche Nutzung nach § 25 LG und Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen nach § 26 LG fest. Ersatz- maßnahmen nach § 5 LG für Eingriffe in Natur und Landschaft sind insbesondere auch in den Berei- chen des Entwicklungsziels 2 durchzuführen.

1.3 Entwicklungsziel 3 – Wiederherstellung Wiederherstellung einer in ihrem Wirkungsgefüge oder in ihrer Oberflächenstruktur ge- schädigten oder stark vernachlässigten Landschaft (§ 18 Absatz 1 Nr. 3 LG) In den Landschaftsräumen mit Darstellung dieses Entwicklungszieles sind zur Wiederherstel- lung des Wirkungsgefüges, des Erscheinungsbildes und der Oberflächenstruktur Maßnahmen durchzuführen wie z.B. Entfernung nicht standortgerechter Gehölze in Auenbereichen, Entfer- nung oder Umgestaltung von Teichanlagen, Beseitigung von Bachverrohrungen.

1.4 Entwicklungsziel 4 – Ausbau Das Entwicklungsziel 4 (Ausbau der Landschaft für die Erholung) wird im Plangebiet nicht dargestellt.

1.5 Entwicklungsziel 5 – Ausstattung / Immissionsschutz Das Entwicklungsziel 5 (Ausstattung der Landschaft für Zwecke des Immis- sionsschutzes) wird im Plangebiet nicht dargestellt.

1.6 Entwicklungsziel 6 – Rekultivierung Das Entwicklungsziel 6 umfasst die Sicherung und Wiederherstellung des Land- schaftsbildes bei größeren Eingriffen in Natur und Landschaft. Auf der Grundlage von landschaftspflegerischen Begleit- und Ausführungsplänen ist eine Re- naturierung durchzuführen. Die Inhalte dieser Pläne sind vor der endgültigen Renaturierung un- ter den dann gegebenen landschaftsräumlichen Bedingungen zu überprüfen.

1.7 Entwicklungsziel 7 – Erhaltung bis zur baulichen Nutzung Das Entwicklungsziel 7 umfasst den Erhalt von Natur und Landschaft auf Flächen, für die im verbindlichen Flächennutzungsplan eine Bebauung vorgesehen ist, bis zur Rechtskraft eines Bebauungsplanes, soweit der Bebauungsplan hierfür eine bauliche Nutzung vorsieht oder der rechtmäßigen baulichen Inanspruchnahme bzw. Erweite- rung. Für die dargestellten Flächen bedeutet dies insbesondere · die Erhaltung der prägenden, gliedernden und belebenden Landschaftsbestandteile bei der Realisierung von Bauvorhaben und · die Ein- und Durchgrünung sowie landschaftliche Einbindung der Bebauung durch Ver- wendung standortgerechter einheimischer Laubgehölze.

Seite 30 Entwicklungsziele (§ 18 LG) Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

Mit der bauleitplanerischen Qualifizierung ist keine Änderung des Landschaftsplans für diese Flächen erforderlich. Erläuterung: Das Entwicklungsziel 7 wird für Flächen dargestellt, die derzeitig außerhalb der im Zusammenhang be- bauten Ortsteile und des Geltungsbereiches der Bebauungspläne liegen, jedoch durch Bauflächendar- stellungen im Flächennutzungsplan in Zukunft einer baulichen Nutzung (Bauflächen, Erschließungsan- lagen, Sportflächen) zugeführt werden sollen. Die Grundzüge der kommunalen städtebaulichen Ent- wicklung bleiben bestehen. Bei der Realisierung der baulichen Nutzung soll eine landschaftliche Einbin- dung erfolgen, die die vorhandenen benachbarten landschaftlichen Strukturen berücksichtigt. Befinden sich innerhalb der Bauflächendarstellungen im Flächennutzungsplan gesetzlich geschützte Bi- otope nach § 62 LG, so werden diese Flächen nicht mit dem Entwicklungsziel 7 dargestellt, da die Ge- setzlich geschützten Biotope gemäß § 62 Absatz 1 LG nicht beeinträchtigt oder zerstört werden dürfen. Über eine Bebaubarkeit kann daher erst im Rahmen baurechtlicher Zulassungsverfahren (Bebauungs- plan, Abgrenzungssatzung, Baugenehmigungsverfahren) entschieden werden, in denen zunächst nach § 62 Absatz 2 bzw. § 69 LG durch die Untere Landschaftsbehörde über mögliche Ausnahmen oder Be- freiungen von diesem Verbot zu entscheiden ist. Festsetzungen in den mit dem Entwicklungsziel 7 dargestellten Flächen gelten entsprechend der Re- gelung in Ziffer 2.0.2 (siehe Seite 32) nur zeitlich befristet.

Das Entwicklungsziel 7 umfasst weiterhin den Bereich, der aufgrund der 7. Änderung des GEP vom 10.10.2000 mit der Darstellung des Gewerbe- und Industriebereiches „Wilhelmshöhe-West“ zukünftig als Gewerbe- und Industriefläche in der kommunalen Bauleitplanung festgesetzt wird. Erläuterung: Die Darstellung des GEP hat noch keinen Einfluss in die rechtskräftige Bauleitplanung der Stadt Freu- denberg gefunden. Derzeit sind jedoch Änderungsverfahren bzw. Aufstellungsverfahren des Flächen- nutzungsplanes und des Bebauungsplanes vorgesehen. Eine konkrete Abgrenzung der landesplane- risch dargestellten Fläche kann daher nicht in den Landschaftsplan übernommen werden. Es ist davon auszugehen, dass die tatsächliche Abgrenzung der Bauflächen von der großmaßstäblichen Darstellung des GEP abweichen wird.

Entwicklungsziele (§ 18 LG) Seite 31 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

2. Besonders geschützte Teile von Natur- und Landschaft (§§ 20 - 23 LG)

2.0 Regelungen für alle Schutzausweisungen

2.0.1 Allgemeines Die Festsetzung von anderen Handlungsanweisungen als den im Rahmen der einzelnen Schutzausweisungen nach den §§ 20 - 23 LG vorgesehenen Verboten erfolgt nach fol- genden Rechtsgrundlagen: · Regelungen, die keiner weiteren Umsetzung bedürfen und unmittelbar gegenüber je- dermann wirksam sind, werden aufgrund von § 19 LG als "Gebote" festgesetzt. · Regelungen, durch die Maßnahmen vorgeschrieben werden, die einer weiteren Umset- zung bedürfen, werden aufgrund von § 26 LG als "Pflege- und Entwicklungs- maßnahmen" festgesetzt. Sie sind nicht unmittelbar gegenüber jedermann wirksam. Das Verfahren zur Umsetzung dieser Festsetzungen ergibt sich aus den §§ 36 - 41 LG. · Regelungen, die inhaltlich den besonderen Festsetzungen für die forstliche Nutzung entsprechen, werden aufgrund von § 25 LG als "Forstliche Festsetzungen" festgesetzt. Alle Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen, die innerhalb von Schutzausweisungen lie- gen, werden nicht unter Ziffer 5 (siehe Seite 219) aufgenommen, sondern sind redaktio- nell den jeweiligen Schutzausweisungen zugeordnet. Hierdurch wird erreicht, dass alle eine Schutzausweisung betreffenden Regelungen zusammen dargestellt werden.

2.0.2 Zeitlich befristete Festsetzungen Festsetzungen für die Bereiche, in denen dieser Landschaftsplan Darstellungen des Ent- wicklungszieles 7 (siehe Ziffer 1.7, Seite 30) enthält, gelten in folgender Weise zeitlich be- fristet: · Bis zum In-Kraft-Treten a) eines Bebauungsplanes, b) eines Vorhaben- und Erschließungsplanes nach § 12 BauGB im Rahmen eines Vorhaben bezogenen Bebauungsplanes, c) einer Satzung nach § 34 Absatz 4 Satz 1 Nr. 2 BauGB. Dies gilt nicht, wenn durch Darstellungen in diesen Plänen (z.B. Flächen für land- o- der forstwirtschaftliche Nutzung bzw. Flächen für Ausgleichs- oder Ersatzmaßnah- men) eine nachteilige Veränderung der Festsetzungen des Landschaftsplans nicht beabsichtigt ist. · Bis zur baurechtlichen Zulassung von Vorhaben a) innerhalb eines im Zusammenhang bebauten Ortsteils im Sinne von § 34 Absatz 1 BauGB, b) innerhalb von Bereichen, in denen die Gemeinde durch Satzung nach § 34 Absatz 4 Satz 1 Nr. 1 BauGB die Grenzen für im Zusammenhang bebaute Ortsteile fest- legt.

2.0.3 Bestandsschutz für bestehende Einrichtungen Der bei den einzelnen Schutzausweisungen eingeräumte Bestandsschutz für bestehende Einrichtungen bezieht sich insbesondere auf folgende Anlagen, soweit diese rechtmäßig errichtet oder angelegt worden sind: · Sportplatzanlagen, Friedhöfe und Freizeitanlagen einschließlich der auf diesen Flä- chen stattfindenden Veranstaltungen · Fernmeldeanlagen

Seite 32 Besonders geschützte Teile von Natur- und Landschaft (§§ 20 - 23 LG) Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

· ober- und unterirdische Energieversorgungsanlagen (Gas, Elektrizität) · Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungseinrichtungen · Autobahnen, Bundes-, Land-, Kreis- und Gemeindestraßen, vorhandene und derzeit ständig genutzte Wege und Eisenbahnanlagen einschließlich Brücken- und Tunnelan- lagen · Gebäude mit deren notwendigem Umfeld, deren Benutzung und Zuwegung · Unterhaltung und Erneuerung von Einfriedungen im Bereich von Wohngrundstücken und diesen zugeordneten gärtnerischen Anlagen, soweit sie ortsüblich und der Land- schaft angepasst erstellt werden · jagdliche Einrichtungen · genehmigte Teiche und andere Anlagen an Gewässern · Drainagen · Windkraftanlagen Der Bestandsschutz umfasst den weiteren Betrieb der Anlagen, deren Unterhaltung sowie notwendige Instandsetzungen. Die Errichtung neuer Anlagen und die Inanspruchnahme weiterer Flächen werden nicht vom Bestandsschutz erfasst. Der Bestandsschutz gilt wäh- rend der Gültigkeitsdauer einer Genehmigung auch für die darin zugelassenen, aber noch nicht errichteten Anlagen. Den allgemeinen Bestandsschutzregelungen gehen spezielle Regelungen einzelner Fest- setzungen vor. Daher besteht trotz einer allgemeinen Regelung dann kein Bestands- schutz, wenn bei einer einzelnen Festsetzung konkrete Maßnahmen an eigentlich allge- mein bestandsgeschützten Rechten (z.B. Beseitigung von Fichtenbeständen, Maßnahmen an Teichen) vorgesehen sind.

2.0.4 Wanderschäferei In allen Fällen, in denen die nachfolgenden Regelungen der einzelnen Schutzausweisun- gen eine Beschränkung der Beweidungsdichte auf 14 Schafe pro Hektar vorsehen, gilt für die Durchführung der Wanderschäferei folgende Ausnahme: Im Zuge der Wanderschäferei dürfen gleichzeitig mehr als die genannte Anzahl von Scha- fen auf der Fläche weiden, wenn · Nachtpferche innerhalb der jeweiligen Schutzausweisungen nur in Absprache mit der Unteren Landschaftsbehörde oder der Biologischen Station angelegt werden, · die Beweidung in lockerer Hütehaltung erfolgt, Erläuterung: Lockere Hütehaltung ist die Form des Gehüts eines Wanderschäfers über eine kurze Zeit, die in ihrer Wirkung einer extensiven Beweidung durch Rinder mit einer Besatzstärke von 2 GVE/ha (entspricht 14 Mutterschafen pro Hektar und Jahr) nahe kommt. Dies bedeutet, dass nach einer Schafbeweidung mit einer kurzen Verweildauer kein übermäßiger Verbiss erfolgt ist, keine besonderen Trittschäden eingetreten sind und kein übermäßiger Fäkalieneintrag stattgefunden hat, jeweils im Vergleich mit einer extensiven Rinderhaltung. Ausgehend von einer ganztägigen Beweidungsdichte von 2 GVE/ha (= 14 Mutterschafe/ha) muss die Zeitdauer der Beweidung so reduziert werden, dass eine größere Anzahl von Scha- fen in der gewährten Beweidungszeit nicht mehr abweidet. Dies bedeutet für eine beispiels- weise 2 ha große Weidefläche, dass eine Beweidung mit einer Herde von 500 Mutterschafen nur ca. 40 Minuten andauern darf (2 ha x 14 Mutterschafe/ha x 12 Stunden: 500 Mutterscha- fe). · eine erneute Schafbeweidung frühestens 6 Wochen nach der letzten Beweidung durchgeführt wird.

Besonders geschützte Teile von Natur- und Landschaft (§§ 20 - 23 LG) Seite 33 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

2.1 Naturschutzgebiete - NSG (§ 20 LG)

2.1.0 Allgemeine Regelungen für alle Einzelfestsetzungen Erläuterung: Gesetzliche Vorgaben Naturschutzgebiete werden nach § 20 LG festgesetzt, soweit dies a) zur Erhaltung von Lebensgemeinschaften oder Biotopen bestimmter wild lebender Tier- und Pflanzenarten, b) aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen, landeskundlichen oder erdgeschichtlichen Gründen oder c) wegen der Seltenheit, besonderen Eigenart oder hervorragenden Schönheit einer Fläche oder eines Landschaftsbestandteils erforderlich ist. Die Festsetzung ist auch zulässig zur Herstellung oder Wiederherstellung einer Lebensgemeinschaft oder Lebensstätte im Sinne von Buchstabe a). Allgemeine Erläuterungen Naturschutzgebiete stellen die wichtigste und in ihren Regelungen weitgehendste Schutzgebiets- kategorie des Naturschutzrechts dar. Mit ihr sollen Bereiche mit besonderer Funktion für den Ar- ten- und Biotopschutz sowie mit besonderer landschaftsästhetischer oder wissenschaftlicher Be- deutung vor negativen Veränderungen geschützt und ggf. im Sinne des Naturschutzes entwickelt werden. Es gibt eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten, die durch den wirtschaftenden Menschen in ih- rer Existenz bedroht werden. Dieses gilt vor allem für Arten auf Sonderstandorten, die z.B. auf- grund ihrer Geologie, ihrer Wasserversorgung oder ihrer Nährstoffversorgung für spezialisierte Arten von großer Bedeutung sind (z.B. Moore, Niedermoore, Trockenrasen). Diese Flächen fallen teils ganz aus der landwirtschaftlichen Nutzung oder die Standorte werden nivelliert und intensi- ver genutzt. Damit entfallen die besonderen Standortbedingungen und somit für die Arten der Le- bensraum. Durch eine Unterschutzstellung soll eine weitere Vernichtung oder schleichende ökologische Wertminderung verhindert werden. Einige Arten oder auch Lebensgemeinschaften haben einen hohen wissenschaftlichen, naturge- schichtlichen oder landeskundlichen Wert, da sie Auskunft über ehemalige oder/und zukünftige Entwicklungen der Vegetation geben. Ein Schutz dieser Teile von Natur und Landschaft ist zur Sicherung des darin enthaltenen Informationsgehaltes unentbehrlich. Landschaftliche Besonderheiten und seltene Tier- und Pflanzenarten üben einen besonderen Reiz auf den Betrachter aus. Die Ausweisung als Naturschutzgebiet dient dazu, sowohl diese Be- sonderheiten zu erhalten als auch dem Erholungssuchenden deutlicher werden zu lassen. Die im Landschaftsplan getroffene Abgrenzung der Naturschutzgebiete orientiert sich im Wesent- lichen an den im ökologischen Fachbeitrag der LÖBF enthaltenen Vorschlägen zur Ausweisung von Flächen als Naturschutzgebiet. Die Naturschutzgebiete umfassen auch die FFH-Gebiete. Zudem wurden weitere Flächen als Naturschutzgebiete festgesetzt, denen im regionalen Zu- sammenhang eine besondere Bedeutung für den Naturschutz zukommt, sowie auch solche, die eine besondere Bedeutung im Rahmen des regionalen Biotopverbundes besitzen. Bei der Ent- scheidung über die Naturschutzwürdigkeit dieser Flächen wurde der im ökologischen Fachbeitrag der LÖBF dargestellte Bewertungsrahmen zugrunde gelegt. In die Abgrenzung der Naturschutzgebiete können im Einzelfall auch Flächen einbezogen sein, die aktuell keine besondere Schutzwürdigkeit aufweisen. Dies kann erforderlich sein, um die ei- gentlich schutzwürdigen Flächen der Naturschutzgebiete vor negativen Einwirkungen von außen (z.B. Düngeeinträgen) wirkungsvoll zu schützen, um einen Biotopverbund zu entwickeln oder a- ber um hier eine Beseitigung von Beeinträchtigungen zu erreichen und eine Wiederherstellung von besonderen Werten und Funktionen von Natur und Landschaft einzuleiten. In den Naturschutzgebieten hat die Erhaltung und ggf. Entwicklung von Lebensgemeinschaften und Lebensräumen bestimmter wild lebender Tier- und Pflanzenarten sowie der besonderen

Seite 34 Naturschutzgebiete - Allgemeine Regelungen für alle Einzelfestsetzungen Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

landschaftlichen Eigenart oder Schönheit grundsätzlich Vorrang vor den entgegenstehenden Nut- zungen. Allerdings stellen traditionelle extensive Landnutzungsformen in sehr vielen Fällen die Grundlage für den Erhalt und die Entwicklung dieser besonderen Werte und Funktionen dar. Von einzelnen Ausnahmen abgesehen, sollen deshalb in den Naturschutzgebieten menschliche Nut- zungs- und Bewirtschaftungsmaßnahmen nicht untersagt, sondern vielmehr nach Art und Um- fang an die Erfordernisse des Schutzzwecks angepasst werden. In vielen Fällen ist es hierfür ausreichend, wenn die bisher betriebenen Nutzungen im derzeitigen Umfang weiter fortgeführt werden. FFH-Gebiete Aufgrund der Meldungen von FFH-Gebieten durch das Land Nordrhein-Westfalen an die Euro- päische Union werden im Landschaftsplangebiet folgende Naturschutzgebiete ausgewiesen: NSG Nr. FFH-Gebiet Nr. NSG Seelbachs- und Eulen- 4 Eulenbruchs Wald DE-5013-301 bruchswald NSG Kirrberg 12 Heiden und Magerrasen Trupbach DE-5113-301 Rechtliche und finanzielle Auswirkungen In den Naturschutzgebieten kann es zur Erreichung der Schutzziele unverzichtbar sein, Festset- zungen zu treffen, die vom Eigentümer bzw. Nutzungsberechtigten Nutzungen und Handlungen in einer bestimmten Form verpflichtend verlangen (Gebote). In erster Linie handelt es sich bei den Festsetzungen aber um solche, die bestimmte Nutzungen und Handlungen ausschließen bzw. hinsichtlich Art und Zeitpunkt beschränken (Verbote). Die im Landschaftsplan festgesetzten Ge- und Verbote sind unmittelbar für jedermann bindend. Sie markieren im Regelfall jenes Schutzniveau, das zum Erhalt des derzeitigen Zustandes bzw. zur Minimierung der gravierendsten akuten Beeinträchtigungen zwingend erforderlich ist. Da es sich um unverzichtbare Mindestanforderungen zum langfristigen Erhalt der besonderen Werte und Funktionen der Gebiete für den Naturschutz handelt, kann auf diese Festsetzungen nicht verzichtet werden. Zeitlich befristete freiwillige Vereinbarungen (z.B. im Rahmen des Vertrags- naturschutzes) stellen eine wichtige Grundlage für den Naturschutz im Bereich landwirtschaftlich genutzter Flächen dar. Sie können aber nicht der einzige Bestandteil für die Sicherung der Natur- schutzgebiete sein. Grundsätzlich ist jedoch dem Vertragsnaturschutz der Vorrang vor ordnungs- behördlichen Regelungen zu geben. Sofern durch die Festsetzungen im Zusammenhang mit den Naturschutzgebieten bisher ausge- übte rechtmäßige Grundstücksnutzungen über ein zumutbares Maß hinaus eingeschränkt wer- den, kann nach § 7 LG unter bestimmten Umständen eine Verpflichtung zur finanziellen Entschä- digung durch den Kreis Siegen-Wittgenstein gegenüber dem Grundeigentümer bzw. Nutzungs- berechtigten gegeben sein. Nähere Erläuterungen hierzu sind unter Ziffer 0.6 (siehe Seite 11) dieses Landschaftsplans zu finden. Durch allgemeine und gebietsspezifische Ausnahmeregelungen werden bestimmte Nutzungen und Handlungen von den Ge- und Verboten generell ausgenommen, sofern es der Schutzzweck erlaubt. Darüber hinaus kann im Einzelfall unter bestimmten Bedingungen von den Festsetzun- gen des Landschaftsplans, insbesondere den Ge- und Verboten, abgewichen werden, wenn auf Antrag durch den Kreis Siegen-Wittgenstein als Untere Landschaftsbehörde eine im Landschafts- plan näher bestimmte Ausnahme oder eine Befreiung nach § 69 Absatz 1 LG erteilt wird. Unabhängig davon, ob durch die nutzungsbeschränkenden Festsetzungen rechtliche Ansprüche auf Entschädigung durch den Kreis Siegen-Wittgenstein entstehen, besteht im Hinblick auf die landwirtschaftliche Bodennutzung grundsätzlich die Möglichkeit einer Förderung der extensiven Bewirtschaftung durch das Kulturlandschaftsprogramm des Kreises Siegen-Wittgenstein (siehe Ziffer 0.6.2.5, Seite 13). Auf der Grundlage einer vertraglichen Vereinbarung zwischen dem Be- wirtschafter und dem Kreis Siegen-Wittgenstein werden je nach Art der Fläche und der jeweiligen Nutzungsauflagen über einen Mindestzeitraum von fünf Jahren feste Zuwendungen für die Ein- führung oder Beibehaltung einer extensiven Grünlandbewirtschaftung gewährt. Für die Forstwirtschaft bestehen zur Umsetzung von Erhaltungsmaßnahmen für die FFH- Lebensräume Fördermöglichkeiten nach der Warburger Vereinbarung (siehe Ziffer 0.6.2.6, Seite 14).

Naturschutzgebiete - Allgemeine Regelungen für alle Einzelfestsetzungen Seite 35 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

Im Gegensatz zu den Ge- und Verboten soll mit den in den Gebieten ebenfalls festgesetzten Pfle- ge- und Entwicklungsmaßnahmen eine Optimierung der Gebiete im Sinne des Schutzzwecks er- reicht werden. Diese Festsetzungen entfalten keine unmittelbare Wirkung und bedürfen vor ihrer Verwirklichung einer weiteren Umsetzung durch den Kreis Siegen-Wittgenstein. Pflege- und Ent- wicklungsmaßnahmen können also nicht sofort nach dem In-Kraft-Treten des Landschaftsplans realisiert werden. Ihre Umsetzung auf privaten Grundstücken erfolgt vielmehr erst nach vorheri- gen Verhandlungen mit dem Ziel einer vertraglichen Vereinbarung mit den Grundstückseigentü- mern bzw. Nutzungsberechtigten. Für den Fall, dass diese Vertragsverhandlungen ohne ein Ergebnis verlaufen, besteht nach § 40 LG die Möglichkeit, die Maßnahmen im Rahmen eines besonderen Duldungsverhältnisses durch- zusetzen. Dabei wäre eine angemessene (d.h. alle finanziellen Nachteile ausgleichende) Ent- schädigung zu zahlen. Von dieser Möglichkeit soll allerdings kein Gebrauch gemacht werden. Nur in Fällen ökologischer Dringlichkeit (z.B. wenn innerhalb von Naturschutzgebieten wichtige Pflege- bzw. Entwicklungsmaßnahmen festgesetzt sind und Handlungen zur aktiven Veränderung des Landschaftszustandes, z.B. Entfernen von nicht standortgemäßen Gehölzen, Umgestal- tungsmaßnahmen an Gewässern, für dringend erforderlich erachtet werden), käme eine Abwei- chung vom vertraglichen Umsetzungsgrundsatz in Einzelfällen in Betracht. Auch in diesem Fall kann der Eigentümer die Übernahme des Grundstücks durch die öffentliche Hand verlangen (§ 38 Absatz 3 LG). Die Ausführung der Maßnahmen selbst erfolgt durch den Kreis Siegen- Wittgenstein bzw. auf Kosten des Kreises Siegen-Wittgenstein. Landwirtschaftliche Nutzung Die Naturschutzwürdigkeit der Grünlandflächen in den Naturschutzgebieten ist, abgesehen von den besonderen standörtlichen Voraussetzungen, im Wesentlichen auf die jahrzehntelange ex- tensive Flächenbewirtschaftung durch die einheimischen Landwirte zurückzuführen, die diese Kulturlandschaftsbiotope entscheidend geprägt haben. Das Ziel des Landschaftsplans, diese Grünlandflächen in ihrer naturschutzwürdigen Ausprägung zu erhalten, kann nur dann erreicht werden, wenn gemeinsam mit den Landwirten ökologisch und ökonomisch verträgliche Bewirt- schaftungsweisen gefunden werden, mit denen die Flächennutzung der vergangenen Jahrzehnte fortgesetzt werden kann. Um die erforderliche Kooperation zwischen Naturschutz und Landwirtschaft auch durch die die landwirtschaftliche Nutzung betreffenden Regelungen zu fördern, verzichtet dieser Landschafts- plan weitgehend auf verbindliche Bewirtschaftungsvorgaben für die landwirtschaftliche Nutzung. Er setzt auf den Abschluss freiwilliger Verträge mit den Landwirten, um so die extensive Bewirt- schaftung fortzusetzen. Im Bereich empfindlicher Biotoptypen, die durch nachteilige Bewirtschaf- tungsmaßnahmen erheblich oder nachhaltig geschädigt werden können, sind die Bewirtschaf- tungsweisen zu den Gesetzlich geschützten Biotopen nach § 62 LG zu beachten (siehe Ziffer 0.9.4.3, Seite 20). Der Landschaftsplan sieht zur Betonung des Vertragsnaturschutzes in Ziffer 2.1.0 D n) (siehe Seite 49) unter Ausnahmen vor, dass die in vertraglichen Vereinbarungen auf der Grundlage des Kulturlandschaftsprogramms des Kreises Siegen-Wittgenstein oder sonstiger Programme des Naturschutzes getroffenen Regelungen zur Bewirtschaftung oder Pflege der Grundstücke für die Dauer der Vertragslaufzeit anstelle der jeweiligen Festsetzungen des Landschaftsplans gelten, wenn der abgeschlossene Vertrag von der Unteren Landschaftsbehörde unterzeichnet oder ge- nehmigt wurde. Dadurch besteht die Möglichkeit, individuelle Lösungen in Verträgen zu vereinba- ren, ohne dass der Landschaftsplan ein formelles Hindernis darstellt. Zu den empfindlichen Biotoptypen zählen insbesondere: · Magerwiesen und -weiden mit Vorkommen von Kreuzblümchen, Wald-Läusekraut, Frühlings- segge, Glattem Habichtskraut, Zittergras, Horstigem Rotschwingel, Teufelsabbiss, Hunds- veilchen u.a. · orchideenreiche Feuchtwiesen · Kleinseggenrieder · Großseggenrieder · Borstgrasrasen · Pfeifengraswiesen

Seite 36 Naturschutzgebiete - Allgemeine Regelungen für alle Einzelfestsetzungen Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

Diese Biotoptypen setzen sich vor allem aus Arten zusammen, die sehr konkurrenzschwach sind und die Nährstoffarmut der Böden gut vertragen. Schon nach einer einmaligen Düngung verbes- sern sich die Lebensbedingungen von anderen Arten, sodass die zu schützenden Pflanzengesell- schaften rasch überwachsen und somit verdrängt werden. So kann z.B. bereits eine einmalige Düngergabe zu einem Verschwinden eines Borstgrasrasens einschließlich der darin vorkommen- den Arten wie Arnika, Kreuzblümchen etc. führen. Ähnliche Auswirkungen können Beweidungsgänge haben, die mit mehr als den bisher üblichen Weidetieren durchgeführt werden. Die vermehrt anfallenden Exkremente führen punktuell zu ei- ner viel zu intensiven Düngung, die sich mit zunehmender Besatzdichte erhöht. Dieser Effekt würde sich noch verstärken, wenn durch eine zusätzliche Fütterung ein weiterer Nährstoffeintrag von außen erfolgt. Zusätzlich können durch einen erhöhten Besatz Trittschäden auftreten. Bei feuchtem bis nassem Grünland (Nasswiesen, Kleinseggenrieder etc.) kann eine Nutzung zur falschen Jahreszeit erhebliche und nachhaltige Schäden des Bodens mit sich bringen, die sich sehr negativ auf die Vegetation auswirken. Die Schäden stellen sich vor allem dann ein, wenn der Boden weitgehend mit Wasser gesättigt ist und die Tiere bzw. die landwirtschaftlichen Ma- schinen mehr oder weniger stark in den Boden einsinken. Es entstehen dadurch vegetationsfreie Flächen, die vor allem bei erhöhtem Viehbesatz deutlich an Ausdehnung zunehmen. Die Pflan- zenbestände benötigen für eine vollständige Regeneration mehrere Jahre. Es besteht aber dabei stets die Gefahr, dass einige typische, den Schutz bedingende Arten ausbleiben. Für die Teile der Naturschutzgebiete, die die oben genannten Biotoptypen umfassen, besteht ei- ne besondere Dringlichkeit zum Abschluss von Verträgen, durch die die landwirtschaftliche Nut- zung insbesondere hinsichtlich der Möglichkeit zur Düngerausbringung, der Zulässigkeit, des Zeitraumes und des Umfanges von Mahd und Beweidung geregelt wird. Gerade für diese im höchsten Maße für den Erhalt der einheimischen Pflanzen- und Tierwelt wichtigen Bereiche ist eine weitere extensive landwirtschaftliche Nutzung besonders wichtig. Der Kreis Siegen-Wittgenstein und das Land NRW wollen in diesen Bereichen die weitere landwirt- schaftliche Nutzung durch den Abschluss von Verträgen nach dem Kulturlandschaftsprogramm des Kreises Siegen-Wittgenstein wirksam fördern. Daher wird auch in diesen Bereichen dauer- haft der Abschluss von Bewirtschaftungsverträgen - verbunden mit der finanziellen Förderung der Landwirte - möglich sein. Im Bereich aller anderen Biotoptypen des Grünlandes werden die für die Erhaltung der natur- schutzwürdigen Bereiche erforderlichen Bewirtschaftungsweisen in die speziellen Festsetzungen zu den einzelnen Naturschutzgebieten aufgenommen. Sie dienen als Orientierung dafür, welche naturschutzfachlichen Ziele für die einzelnen Teilflächen bestehen. Die Verwirklichung dieser Ziele soll ebenfalls durch den Abschluss von Verträgen nach dem Kulturlandschaftsprogramm des Kreises Siegen-Wittgenstein erfolgen. Es wird angestrebt, innerhalb weniger Jahre für mög- lichst alle Grünlandflächen in den Naturschutzgebieten konkrete Vereinbarungen mit den Land- wirten zu treffen. Die Inhalte dieser Verträge sollen in den folgenden Jahren stetig daraufhin überprüft werden, ob sich vor Ort die erwarteten positiven Auswirkungen auf die Grünlandflächen einstellen. Erforderlichenfalls soll mit den Landwirten über notwendige Ergänzungen der Verträge verhandelt werden. Eine wichtige Funktion zur Verwirklichung dieser Kooperation soll die Biologi- sche Station Rothaargebirge übernehmen, die sämtliche Verhandlungen mit Landwirten über den Abschluss der Verträge führen wird. Die Biologische Station Rothaargebirge soll künftig die Na- turschutzgebiete regelmäßig auf positive und negative Auswirkungen hin überwachen. Falls in einzelnen Fällen das angestrebte Kooperationsprinzip nicht erfolgreich sein sollte und nach Einschätzung des Kreises Siegen-Wittgenstein und der Biologischen Station Rothaargebir- ge durch eine - gemessen an den Zielen der einzelnen Naturschutzgebiete - abweichende Nut- zung nachteilige Auswirkungen für diese zu erwarten sind oder bereits eingetreten sein sollten, ist es hier erforderlich, zur Erreichung des Schutzzweckes der Naturschutzgebiete nachträglich auch für die landwirtschaftliche Nutzung in diesen Naturschutzgebieten verbindliche Regelungen nach folgendem Verfahren festzusetzen: · Im Wege einer verschärfenden einstweiligen Sicherstellung gemäß § 42e Absatz 2 LG ver- fügt der Kreis Siegen-Wittgenstein als Untere Landschaftsbehörde für die betreffenden Na- turschutzgebiete oder deren Teilbereiche zusätzliche Ge- und Verbote. Diese Verfügung er- geht an einzelne Grundstückseigentümer und/oder Bewirtschafter als einzelner Verwaltungs- akt oder, falls es die Anzahl der Betroffenen erfordert, als Allgemeinverfügung gemäß § 35

Naturschutzgebiete - Allgemeine Regelungen für alle Einzelfestsetzungen Seite 37 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

VwVfG. Diese zusätzlichen Ge- und Verbote gelten ab deren Bekanntmachung unmittelbar für die Dauer von 4 Jahren. · Die zusätzlichen Ge- und Verbote sind innerhalb dieses Zeitraumes von 4 Jahren durch eine vereinfachte Änderung gemäß § 29 Absatz 2 LG in den Landschaftsplan Freudenberg aufzu- nehmen. Den Eigentümern der von den Änderungen betroffenen Grundstücke und den durch die Änderungen betroffenen Trägern öffentlicher Belange ist Gelegenheit zur Stellungnahme innerhalb angemessener Frist zu geben, bevor dem Kreistag die Änderung des Landschafts- plans zur Beschlussfassung vorgelegt wird. Haben die Beteiligten innerhalb der Frist den Än- derungen widersprochen, bedarf der Landschaftsplan der Genehmigung der Bezirksregierung als Höherer Landschaftsbehörde nach § 28 LG. Ordnungsgemäße landwirtschaftliche Bodennutzung im Sinne der Schutzziele Unter ordnungsgemäßer landwirtschaftlicher Bodennutzung im Sinne der Schutzziele der durch diesen Landschaftsplan festgesetzten Naturschutzgebiete wird eine Landnutzung nach guter fachlicher Praxis verstanden, die · die natürlichen Standorteigenschaften berücksichtigt, · eine möglichst schonende Bodenbearbeitung durchführt, der Bodenerosion durch geeignete Maßnahmen vorbeugt sowie die Bodenfunktionen und die natürliche Bodenfruchtbarkeit lang- fristig sichert, · die Grünlandnutzung in den empfindlichen Bereichen ohne Umbruch beibehält, · unter Berücksichtigung der naturschutzwürdigen Lebensgemeinschaften und der gesetzlich geschützten Biotope wie Magergrünland, Wacholderheiden, arnika- und orchideenreichen Feuchtwiesen auf eine Düngung, Kalkung, Ausbringung von chemischen Mitteln und auf Ent- wässerung verzichtet, · naturnahe Biotopstrukturen der Feldflur erhält und entwickelt sowie auch auf den Nutzflächen selbst zum Erhalt der typischen wild lebenden Tier- und Pflanzenarten der Agrarlandschaft beiträgt, · die Erhaltung der Lebensraumfunktion sowie der Erholungseignung der Kulturlandschaft ins- gesamt nachhaltig unterstützt, · Erkenntnisse und Methoden zur Minimierung von Umweltbelastungen umsetzt, die Betriebs- führung fachkundig und verantwortungsvoll durchführt sowie die relevanten naturschutzrecht- lichen bzw. sonstigen fachgesetzlichen Regelungen strikt beachtet. Bei einer Mahd der Grünlandfläche flüchten die Tiere in noch nicht gemähte Bereiche. Wenn eine Mahd kreisförmig von außen nach innen erfolgt, besteht die Gefahr, zum Schluss viele in die letzte Restfläche geflohene Tiere zu verletzten oder zu töten. Ein Schutz des Wildes wird auch dann erreicht, wenn unmittelbar vor der Mahd die Flächen abgegangen werden. Forstwirtschaftliche Nutzung Das LG sieht vor, dass Regelungen, die eine bestimmte Waldbewirtschaftung vorschreiben, nicht als Ge- und Verbote der jeweiligen Schutzausweisung aufgenommen werden. Hierfür sind Fest- setzungen nach § 25 LG erforderlich. Damit die zu einem Naturschutzgebiet erforderlichen Re- gelungen zusammenhängend redaktionell dargestellt werden können, sind diese Festsetzungen nicht im Kapitel „Forstliche Festsetzungen“ (siehe Ziffer 4, Seite 210) enthalten, sondern den ein- zelnen Naturschutzgebieten zugeordnet. Auf die allgemeinen Erläuterungen unter Ziffer 2.0.1 (siehe Seite 32) wird hingewiesen. Generelle Forstliche Festsetzungen für alle Waldflächen in den Naturschutzgebieten sind nicht vorgesehen. Die allgemeinen Regelungen für die Naturschutzgebiete enthalten eine Vielzahl von Verboten, die sich nicht primär an die Forstwirtschaft richten, sondern einen allgemeinen Charakter haben. Sie gelten aber grundsätzlich auch für die Waldeigentümer und -bewirtschafter. Damit die weitere Waldbewirtschaftung auch in Naturschutzgebieten künftig möglich bleibt, ist unter der Ziffer 2.1.0 D – Verbot o) (siehe Seite 51) eine allgemeine Ausnahme für die forstwirtschaftliche Bodennut- zung aufgenommen. Auf die dortigen Erläuterungen wird hingewiesen. Darüber hinaus enthalten die Verbotsregelungen für die Naturschutzgebiete einige Tatbestände, die die forstwirtschaftliche Nutzung (also Maßnahmen, die über die forstwirtschaftliche Bodennut- zung hinausgehen oder diese erst ermöglichen) reglementieren. Einige dieser Regelungen (z.B.

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Errichtung baulicher Anlagen, Aufschüttungen, Abgrabungen, Waldwegebau) betreffen Maßnah- men, die zur Errichtung bzw. zum Ausbau der forstlichen Infrastruktur zählen. Die in einzelnen Fällen erforderlichen Abweichungen von diesen Regelungen können über Ausnahmen und Be- freiungen zugelassen werden. Zusätzlich gilt für die Umsetzung von Erhaltungsmaßnahmen für die FFH-Lebensräume im Wald das Förderangebot der Warburger Vereinbarung (siehe Ziffer 0.6.2.6, Seite 14). Ordnungsgemäße forstwirtschaftliche Bodennutzung Unter ordnungsgemäßer forstwirtschaftlicher Bodennutzung im Sinne der hier getroffenen Fest- setzungen wird eine Waldnutzung verstanden, die nach LFoG als Kennzeichen der ordnungsge- mäßen Forstwirtschaft gilt. Besondere Aspekte dieser Bewirtschaftungsweise sind: · Langfristigkeit der forstlichen Produktion · Sicherung nachhaltiger Holzproduktion und Erhaltung der Waldökosysteme als Lebensraum einer artenreichen Pflanzen- und Tierwelt (durch Hinwirken auf gesunde, stabile und vielfälti- ge Wälder) · Vermeidung großflächiger Kahlhiebe · Wahl standortgerechter Baumarten unter Verwendung geeigneten Saat- und Pflanzgutes und Ausnutzung der Naturverjüngung bei Erhaltung der genetischen Vielfalt · Pflegliches Vorgehen, insbesondere bei Verjüngungsmaßnahmen, Holznutzung und Holz- transport · Anwendung von bestands- und bodenschonenden Techniken · Standortangepasster Einsatz von Pflanzennährstoffen zur Erhaltung oder Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit · Weitgehender Verzicht auf Pflanzenschutzmittel, Nutzung der Möglichkeiten des integrierten Pflanzenschutzes · Hinwirken auf Wilddichten, die den Waldbeständen und ihrer Verjüngung angepasst sind, sowie Maßnahmen zur Wildschadensverhütung · ausreichender Erhalt von Alt- und Totholzanteilen zur Sicherung der Lebensräume wild le- bender Tiere und Pflanzen Fischereiliche Nutzung Während des Jahres wird nur vereinzelt und an wechselnden Orten von wenigen Anglern (mit Berechtigungsschein) ein Gewässerrand betreten. Negative Auswirkungen sind bislang nicht be- kannt geworden. Insofern besteht hinsichtlich der Betretungsbefugnis derzeit keine Regelungs- notwendigkeit. Durch die Renaturierung von Gewässerabschnitten und die Beseitigung von Barrieren in Gewäs- sern sollen die Bedingungen für die natürlichen Gewässerlebensgemeinschaften einschließlich der Fischfauna verbessert und die natürliche Wiederbesiedlung von Gewässerbereichen ermög- licht bzw. optimiert werden. Jagdliche Nutzung Die Ausübung der Jagd, die weitere Nutzung und Erhaltung vorhandener jagdlicher Einrichtungen sowie Maßnahmen des Jagdschutzes bleiben in den Naturschutzgebieten grundsätzlich zulässig. Zur Erreichung des Schutzzwecks ist es aber erforderlich, bestimmte Formen der Jagd bzw. da- mit unmittelbar in Verbindung stehende Handlungen und Nutzungen in den Schutzgebieten be- sonders zu betrachten. So soll in den Naturschutzgebieten die Fallenjagd nur in Abstimmung mit der Unteren Landschaftsbehörde erfolgen, da hiermit eine zumindest einmal tägliche Trittbelas- tung durch den Kontrollgang mit ihren nachteiligen Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt verbunden ist. Bei der Jagd mit Greifvögeln (Beizjagd) innerhalb der NSG besteht in verstärktem Maße die Gefahr, dass – vor allem wegen des weitgehend fehlenden Niederwildes als regelmä- ßige Beute – einheimische Vögel der besonders geschützten Arten durch die Greifvögel geschla- gen werden. Auch die Beizjagd soll nur in Abstimmung mit der Unteren Landschaftsbehörde er- folgen.

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Zur Sicherung der schutzwürdigen und trittempfindlichen Vegetationsbestände ist es zudem er- forderlich, die Anlage von Futterstellen sowie die Durchführung von Fütterungen in den Schutz- gebieten grundsätzlich auszuschließen. Wildäsungsflächen (speziell angelegte Wildwiesen und Wildäcker, Anpflanzungen von Verbissgehölzen und Frucht tragenden Bäumen) sowie sonstige Futterplätze und Salzlecksteine sind für diese Flächen wesensfremd und können zu erheblichen Vegetations- und Standortveränderungen führen. Außerdem kann durch eine intensive Bewirt- schaftung eine Nährstoffanreicherung der Standorte erfolgen. Durch Fütterungen und Kirrungen können infolge unnatürlich hoher Wildkonzentrationen Schäden durch erhöhten Verbiss, Einbrin- gen biotopfremder Pflanzen und zusätzlicher Nährstoffanreicherung durch den Eintrag von Futter- mitteln und Exkrementen entstehen. Um die besondere landschaftliche Eigenart und Schönheit der Gebiete vor nachteiligen Verände- rungen zu bewahren, ist es des Weiteren erforderlich, die Anlage neuer jagdlicher Einrichtungen auf die Errichtung offener hölzerner Ansitzleitern, die an die landschaftliche Situation bestmöglich angepasst sein sollen, zu beschränken. Aufgrund der i.d.R. vergleichsweise geringen Flächen- größe der Naturschutzgebiete bzw. ihrer linearen räumlichen Ausdehnung erscheint es grund- sätzlich zumutbar, diese Anlagen und Handlungen im Rahmen der rechtmäßigen Ausübung der Jagd außerhalb der Naturschutzgebietsflächen zu errichten bzw. durchzuführen.

Unabhängig von den Regelungen der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung, forstliche, fischereili- chen und jagdlichen Nutzung enthält der Landschaftsplan diejenigen Regelungen, die zu einem wirksamen Schutz der Naturschutzgebiete vor Dritten erforderlich sind.

Die nachfolgenden allgemeinen Regelungen gelten für alle im Landschaftsplan festge- setzten Naturschutzgebiete. Weiterhin gelten jeweils für die einzelnen Festsetzungen die bei den Naturschutzgebieten aufgeführten speziellen Ge- und Verbote, die im Zweifel die- sen allgemeinen Regelungen vorgehen.

A. Abgrenzung Die Grenzen der Naturschutzgebiete sind in der Festsetzungskarte dargestellt. In den Fällen, in denen diese kartographische Darstellung nicht ausreicht, werden die Natur- schutzgebiete in den textlichen Darstellungen und Festsetzungen großmaßstäblich zeichnerisch festgesetzt. Diese Karten sind Bestandteil dieser Satzung. Zur weiteren Verdeutlichung können in den textlichen Festsetzungen zu den betreffenden Gebieten zusätzliche Angaben durch Nennung der betroffenen Flurstücke gemacht werden. Ist trotz dieser Darstellungen nicht zweifelsfrei ersichtlich, ob ein Grundstück oder ein Grundstücksteil von der Festsetzung betroffen ist, so gilt das Grundstück oder der Grundstücksteil als von der Festsetzung nicht betroffen. Soweit es sich bei Teilen des Schutzgebietes um Bäume, Baumgruppen oder Baumrei- hen außerhalb des Waldes handelt, umfasst deren besonderer Schutzbereich neben dem gesamten Baum mit Ast- und Wurzelwerk auch die gesamte Fläche unter der Baumkrone zuzüglich eines allseitig 1,50 m breiten Streifens, soweit diese Fläche nicht zur Straßendecke gehört oder überbaut ist. Erläuterung: Naturschutzgebiete, für deren Teilbereiche unterschiedliche Regelungen gelten, sind in ver- schiedene Zonen unterteilt. Dabei gelten diejenigen Regelungen, die nicht ausdrücklich einzel- nen Zonen zugewiesen sind, generell für das gesamte NSG, ansonsten jedoch nur für die Grundstücke in der jeweiligen Zone. Die Bezeichnung der Zonen erfolgt für alle NSG nach folgendem System: Zone a (Wald – Laubholzwiederaufforstung) Zone b (Wald – Kahlschlagverbot und Laubholzwiederaufforstung) Zone c (ungenutzte Naturräume) Zone d (Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen) Zone e (Sonderregelungen zur Grünlandnutzung) Zone f (Sonderregelungen zur Gewässernutzung) Zone g (Brutvogelschutz)

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Besteht ein NSG nur aus Grünland, so entfallen hier die Zonen a, b und c. Ggf. erforderliche Zonen werden dann mit d, e oder g bezeichnet. Eine Zone für Pflege- und Entwicklungsmaß- nahmen wird auch dann mit d bezeichnet, wenn in diesem NSG die Zonen a bis c nicht dar- gestellt sind.

B. Gebote In den Naturschutzgebieten ist aufgrund von § 19 LG geboten, a) bei einer Mahd der Grünlandflächen das anfallende Mähgut innerhalb von 4 Wo- chen nach der Mahd vollständig von der Fläche zu entfernen, Ausnahme: Ausgenommen von diesem Gebot ist · das Ausmähen von beweideten Flächen, um unerwünschten Bewuchs zu beseitigen, · der Abtransport von Mähgut, wenn aufgrund einer durch außergewöhnliche Wit- terungsereignisse oder durch besondere betriebsinterne Ereignisse eintretende lange Liegezeit des Mähgutes eine Verwertung betriebswirtschaftlich nicht mehr sinnvoll ist. Erläuterung: Die Abfuhr des Mähgutes soll auf einen möglichst kurzen Zeitraum nach der Mahd be- schränkt bleiben, um eine Auswaschung von Nährstoffen und eine Verfilzung der Grasnar- be zu verhindern. Die Nährstoffe führen zu einem üppigeren Wachstum groß werdender Arten und damit zu einem Ausbleiben klein bleibender und weniger Nährstoffe benötigen- der Pflanzen. Diese Tendenz wird durch die geringere Lichtzufuhr in der bodennahen Schicht bei einem Belassen des Mähgutes auf der Fläche noch deutlich verstärkt. Unter die Beseitigung unerwünschten Bewuchses fällt u.a. die Ausmahd von Disteln, Ne- ophyten (z.B. Riesenbärenklau, Japanknöterich), Brennnesseln und bultig wachsenden Gräsern. Ein Verbleib des Mähgutes aufgrund außergewöhnlicher Witterungsereignisse o- der besonderer betriebsinterner Ereignisse wird nur sehr selten eintreten, sodass eine nachhaltige Vegetationsveränderung in diesen wenigen Fällen nicht eintreten wird. b) an Teichen Netze und Drahtbespannungen zu entfernen. Erläuterung: Die an vielen Teichen angebrachten Netze und Drahtbespannungen haben zum Ziel, v. a. Fisch fressenden Vögeln wie Kormoran und Graureiher ein Landen und Ansitzen unmög- lich werden zu lassen. In vielen Fällen haben diese Anlagen zu Verletzungen (Beinbrüche etc.) bzw. zum Tod von Individuen geführt. Aus tier- und artenschutzrechtlichen Gründen ist alles zu unterlassen, was zu einer Beeinträchtigung eines Vogellebens beiträgt. Zudem stellen die Netze und Drähte landschaftsästhetisch eine deutliche Beeinträchtigung dar.

C. Allgemeine Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen Erläuterung: Im Gegensatz zu den Ge- und Verboten entfalten die im Sinne von § 26 LG festgesetzten Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen keine unmittelbare Rechtswirkung gegenüber jeder- mann, sondern sollen möglichst durch vertragliche Vereinbarungen mit den Grundeigentü- mern bzw. Nutzungsberechtigten realisiert werden. Im Regelfall werden diese Maßnahmen nicht durch den Eigentümer bzw. Nutzungsberechtigten der betreffenden Fläche, sondern durch den Kreis Siegen-Wittgenstein, die Biologische Station Rothaargebirge oder durch vom Kreis Siegen-Wittgenstein beauftragte Dritte durchgeführt. Diese Pflege- und Entwicklungs- maßnahmen richten sich also weniger an den Einzelnen, sondern stellen vielmehr einen Handlungsauftrag dar, der sich an den Kreis Siegen-Wittgenstein als Träger der Landschafts- planung richtet. Abweichend hiervon obliegt gemäß § 37 LG den Gemeinden, Gemeindeverbänden oder Ge- bietskörperschaften des öffentlichen Rechts die Durchführung der im Landschaftsplan festge-

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setzten Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen, sofern sie Eigentümer oder Besitzer der Flä- chen sind. Die vorgesehenen Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen sind zur Erreichung des jeweiligen Schutzzweckes bedeutsam. Sie umfassen neben der Beseitigung von Beeinträchtigungen des Naturhaushalts oder des Landschaftsbildes auch Maßnahmen zur Optimierung von Land- schaftsteilen und Flächen im Sinne des Naturschutzes. Aufgrund von § 26 LG wird festgesetzt, dass in allen Naturschutzgebieten folgende Maßnahmen auszuführen sind: a) Zur Erhaltung des Charakters der Naturschutzgebiete sowie zur Gewährleistung des jeweiligen Schutzzweckes sind die im Einzelfall notwendigen Pflege- und Ent- wicklungsmaßnahmen (z.B. extensive Bewirtschaftung von Grünlandflächen, na- turnahe Bewirtschaftung des Waldbestandes, Umwandlung von naturfernen Besto- ckungen, Entfernung von nicht standortgerechten bzw. nicht einheimischen Auffor- stungen und Naturverjüngungen, Wiederherstellung naturnaher Gewässerabschnit- te, Beseitigung von Abfallablagerungen, Sanierungsmaßnahmen an Bäumen, Pfle- gemaßnahmen an Hecken und Gebüschen) durchzuführen. Erläuterung: Eine "naturnahe Waldbewirtschaftung" bedeutet, dass die Flächen vor allem durch Natur- verjüngung, durch Anpflanzung von geeigneten einheimischen und standortgerechten Laubhölzern, durch Beseitigung nicht standortgerechter Hölzer, durch Kahlschlagverzicht, durch femelwaldartige Bewirtschaftung, durch Beachtung der natürlichen Waldfolge, durch boden- und bestandsschonende Arbeitsverfahren, durch Einzelstammentnahme sowie durch die Erhaltung von einzelnen älteren Bäumen und von Totholzbäumen bewirtschaftet werden. Die Beseitigung "nicht standortgerechter und nicht einheimischer Aufforstungen" bedeutet z.B. die Entfernung aller Nadelgehölze, Pappeln, Roteichen und Robinien. Eigentümer und Nutzungsberechtigte haben die Durchführung dieser Maßnahmen nach § 46 LG zu dulden, soweit dadurch die Nutzung oder Bewirtschaftung der Fläche nicht un- zumutbar beeinträchtigt wird. Die Verpflichtung zur Duldung entfällt, wenn der Eigentümer oder Besitzer die Durchführung der Maßnahme selbst übernimmt. b) Die Flächen sind mit Schildern "Natur- schutzgebiet" zu kennzeichnen. Auf zu- sätzlichen Schildern soll auf die wesentli- chen Verbote hingewiesen werden. Erläuterung: Die Beschilderung erfolgt nach § 48 Absatz 2 LG in Verbindung mit § 13 DVO-LG. Die Schil- der haben die Form eines auf der Spitze ste- henden gleichseitigen Dreiecks mit einer Sei- tenlänge von 90 cm. Die Schilder tragen einen dunkelgrünen Randstreifen auf weißem Grund. Im oberen Drittel des weißen Feldes steht in dunkelgrüner Schrift die Bezeichnung "Naturschutzgebiet". Im unteren Drittel des Schildes ist in schwarzer Farbe ein nach rechts gewendeter fliegender Seeadler dargestellt. Die Eigentümer und Nutzungsberechtigten ha- ben nach § 14 DVO-LG die Kennzeichnung der Gebiete und Objekte mit den Schildern zu dulden. c) Für die Naturschutzgebiete sind Biotopmanagementpläne oder Pflege- und Ent- wicklungspläne zu erarbeiten, die die zur nachhaltigen Erhaltung oder Wiederher- stellung von Lebensgemeinschaften oder Lebensstätten wild lebender Tier- und Pflanzenarten erforderlichen Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen nach Art, Umfang und Rangfolge im Einzelnen bestimmen. Diese Pläne sind im Bedarfs- fall zu aktualisieren. Erläuterung: Die Erarbeitung der Biotopmanagementpläne erfolgt in Abstimmung mit der Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten NRW in Recklinghausen (LÖBF), den nach § 58

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BNatSchG anerkannten Naturschutzverbänden und, soweit betroffen, mit der Landwirt- schaftskammer und der Unteren Forstbehörde. d) Die in den Biotopmanagementplänen oder den Pflege- und Entwicklungsplänen vorgeschlagenen Maßnahmen zur Erreichung des Schutzzwecks sind durch den Kreis Siegen-Wittgenstein, durch von ihm beauftragte Dritte bzw. unter Nutzung der in den §§ 38 - 41 bzw. 46 LG vorgesehenen Instrumente umzusetzen. e) Die Grundstücke in den Schutzgebieten sind ggf. durch den Kreis Siegen-Wittgen- stein anzukaufen. Erläuterung: Der Ankauf einzelner Grundstücke oder der gesamten Fläche der Schutzgebiete soll nur dann erfolgen, wenn hierdurch im Einzelfall die vorgesehenen Pflegemaßnahmen erleich- tert oder ermöglicht werden oder nur durch einen Ankauf eine festgesetzte Entwicklung der Flächen erfolgen kann. Der Ankauf soll auch dann erfolgen, wenn hierdurch Entschädi- gungsansprüche der Grundstückseigentümer abgewendet werden können. Ein umfassen- der Ankauf aller Grundstücke in allen Schutzgebieten ist nicht vorgesehen. f) Nicht mehr benötigte Überfahrten, Verrohrungen und vom Gewässer unterspülte Rohre sowie sonstige naturferne Verbauungen und Befestigungen (z.B. Sohlabstür- ze, Ufermauern, Sohlpflasterungen, Betongerinne) an und in den Fließgewässern sind zurückzubauen. g) Innerhalb der FFH-Gebiete, deren Abgrenzung sich aus der Karte "Gesetzlich ge- schützte Flächen" ergibt, sind zur Optimierung der Lebensräume für Vögel folgende Maßnahmen durchzuführen: · Laubholzanpflanzungen mit standortgerechten Baumarten · Kleinflächiges Auf-den-Stock-setzen von Niederwaldflächen · Strukturfördernde Bestandspflege · Entfernung und Freihaltung von nicht standortgemäßer Bestockung in Siepen und Feuchtbereichen mit dem Ziel der Erhaltung von natürlichen Waldgesell- schaften · Entwicklung von Waldinnenrändern · Nutzungsverzicht zur Entwicklung von kleinflächigen Sukzessionsflächen · Anreicherung mit Kätzchen tragenden Weichhölzern und Deckung bietenden Sträuchern · Nutzungsverzicht auf Sonderstandorten, z.B. in Quellbereichen, zum Erhalt von naturnaher Bestockung · Errichtung von Hordengattern und chemische Einzelschutzmaßnahmen · Gruppen- und horstweiser Erhalt von Altholz und Totholz Erläuterung: Durch die FFH-RL besteht die Verpflichtung, geeignete Maßnahmen zur Erhaltung und Optimierung der Lebensräume für die besonders geschützten Vogelarten entsprechend der Richtlinie durchzuführen, wozu die oben aufgeführten Maßnahmen dienen sollen.

D. Verbote Aufgrund der §§ 19 und 34 Absatz 1 LG und dieser Festsetzung sind in den Natur- schutzgebieten alle Handlungen verboten, die zu einer Zerstörung, Beschädigung oder Veränderung des Naturschutzgebietes oder seiner Bestandteile oder zu einer nachhal- tigen Störung führen können. Verboten ist insbesondere, a) bauliche Anlagen im Sinne des § 2 Absatz 1 BauO NRW zu errichten oder die bauli- chen Anlagen zu verändern, Abfallbeseitigungsanlagen sowie Anlagen, die der Auf-

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sicht der Bergbehörde unterliegen, zu errichten oder bestehende Anlagen oder de- ren Nutzung zu ändern, auch wenn hierfür keine Genehmigung erforderlich ist, Ausnahme: Ausgenommen ist die Errichtung von offenen Viehunterständen, soweit hierfür die nach § 6 Absatz 4 LG erforderliche Eingriffsgenehmigung durch die Untere Landschaftsbehörde erteilt wird. Erläuterung: Bauliche Anlagen sind mit dem Erdboden verbundene, aus Baustoffen und Bauteilen her- gestellte Anlagen. Eine Verbindung mit dem Erdboden besteht auch dann, wenn die An- lage durch eigene Schwere auf dem Erdboden ruht oder auf ortsfesten Bahnen begrenzt beweglich ist oder wenn die Anlage nach ihrem Verwendungszweck dazu bestimmt ist, überwiegend ortsfest benutzt zu werden. Als bauliche Anlagen gelten z.B. auch Aufschüttungen und Abgrabungen, Lager-, Abstell- und Ausstellungsplätze, Camping- und Wochenendplätze, Sport- und Spielplätze, Stell- plätze für Kraftfahrzeuge, künstliche Hohlräume unter der Erdoberfläche, Angelstege, ver- ankerte Fischzuchtanlagen, Fernmeldeeinrichtungen, Viehunterstände und jagdliche Ein- richtungen. Unter die Veränderung baulicher Anlagen fällt auch die Umgestaltung derer Außenseiten in einer das Landschaftsbild beeinträchtigenden Weise. Offene Viehunterstände ermöglichen unabhängig von ihrer Größe den Tieren immer einen Zugang zum Gebäude. Sie können eine gesamte Wand offen haben, es kann aber auch nur eine halbe Wand offen sein oder eine Türöffnung bestehen. Ställe dienen dagegen zum Wegsperren der Tiere. Sie sind verschließbar und nicht durchgehend offen. Während Ställe und Lagerräume in der Regel nicht für bestimmte Grundstücke standortgebunden sind, müssen Viehunterstände auf den beweideten Flächen errichtet werden und sind auch innerhalb der Naturschutzgebiete bevorrechtigt zulässig. Soweit Ställe und Lagerräume in- nerhalb der Naturschutzgebiete errichtet werden müssen, kann über deren Zulassung im Rahmen einer Ausnahmegenehmigung entschieden werden. Nach § 6 Absatz 4 LG bedürfen alle Eingriffe, die nach anderen Rechtvorschriften keiner behördlichen Gestattung oder keiner Anzeige an eine Behörde bedürfen, einer Genehmi- gung der Unteren Landschaftsbehörde. Alle baulichen Anlagen stellen nach § 4 Absatz 2 Nr. 4 LG Eingriffe dar, auch wenn sie keiner Baugenehmigung bedürfen. Somit ist für alle baugenehmigungsfreien baulichen Anlagen eine Genehmigung der Unteren Landschafts- behörde erforderlich. b) Wege, Pfade, Straßen, Plätze, ober- und unterirdische Ver- und Entsorgungsleitun- gen aller Art oder Zäune oder andere Einfriedungen, auch aus Gehölzen, anzulegen, zu verlegen, zu errichten, an Bäumen zu befestigen oder zu verändern, Ausnahme: Ausgenommen ist die Errichtung von ortsüblichen Weidezäunen und von Forst- kulturzäunen für die Dauer ihrer notwendigen Standzeit. Erläuterung: Ortsübliche Weidezäune ermöglichen im Gegensatz zu Knotengitterzäunen oder Zäunen aus Maschendraht sowohl kleineren als auch größeren Tieren den Durchgang bzw. Durch- flug. Sie stellen somit in der Regel kein Hindernis für die frei lebenden Tiere dar. Dagegen entsteht durch Maschendrahtzäune eine hohe Verletzungsgefahr gerade für größere und zudem noch nachtaktive Vögel wie z.B. Eulen. Über die Bauweise ortsüblicher Weidezäu- ne informiert gerne die Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe, Kreisstelle Siegen, Hauptmühle 5, 57339 Erndtebrück. c) Aufschüttungen, Verfüllungen, Abgrabungen, Ausschachtungen, Bohrungen oder Sprengungen vorzunehmen, das Bodenrelief, insbesondere von Mulden, Senken und Geländerücken, zu verändern, Flächen zu planieren, die Bodengestalt auf ande- re Weise zu verändern, Grundwasser zu entnehmen oder abzuleiten, den Grund- wasserstand zu verändern, Grundwassergewinnungsanlagen und Drainagen anzu- legen oder zu verändern sowie sonstige Entwässerungs- oder andere den Wasser- haushalt des Gebietes verändernde Maßnahmen vorzunehmen,

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Erläuterung: Hierunter fällt unabhängig von § 4 Absatz 2 Nr. 4 LG auch die geringfügige Auffüllung von Oberboden oder das Verfüllen von Seifen, Teichen, Tümpeln oder dergleichen. Vorhandene Drainagen in landwirtschaftlichen Flächen dürfen im Rahmen des Bestands- schutzes (siehe Ziffer 2.0.3, Seite 32) weiterbetrieben und im bisherigen Umfang unter- halten werden (z.B. Erneuerung beschädigter Rohre, regelmäßiger Grabenaushub, Anpas- sung an Gewässerveränderungen). Nicht zulässig ist es, an anderen Stellen Drainagen zu verlegen oder den Wirkungsgrad der Drainagen durch andere oder tiefer liegende Rohr- systeme bzw. tiefere oder breitere Gräben zu erhöhen. d) Abfälle, landwirtschaftliche und forstliche Produkte oder das Landschaftsbild oder den Naturhaushalt gefährdende oder beeinträchtigende Stoffe oder Gegenstände wegzuwerfen, zu lagern oder sich ihrer in anderer Weise zu entledigen, Lagerplätze, auch für Mist oder Kompost, anzulegen oder die Fläche auf andere Weise zu ver- unreinigen sowie Schutt oder Bodenbestandteile einzubringen, Ausnahme: Die zeitlich auf 6 Monate befristete Zwischenlagerung von im Naturschutzgebiet ge- erntetem Holz auf dafür geeigneten Flächen, z.B. am Wegesrand, ohne dass vorher Baumaßnahmen durchgeführt werden, ist ausgenommen. Ausgenommen ist die Lagerung von Heu- und Siloballen für die Zeit von der Ernte bis spätestens zum 30.04. des Folgejahres. Erläuterung: Nicht unter die Verbote fällt das Belassen des beim Ernten von im Naturschutzgebiet ge- wachsenen Bäumen anfallenden Schlagabraumes auf den jeweiligen Waldflächen. e) Bäume, Sträucher oder sonstige Pflanzen zu beschädigen, auszureißen, abzubren- nen, auszugraben oder Teile davon abzutrennen, Pilze oder Beeren abseits von We- gen zu sammeln, das Wurzelwerk oder die Rinde von Bäumen und Sträuchern zu beschädigen, Äste, Zweige, stehendes oder außerhalb von landwirtschaftlichen Flächen liegendes Totholz zu entfernen, Gehölzbestände zu beweiden oder son- stige Maßnahmen durchzuführen, die geeignet sind, das Wachstum zu beeinflus- sen, Ausnahme: Ausgenommen ist der Rückschnitt des Zuwachses von Hecken und Gebüschen in- nerhalb oder am Rande von landwirtschaftlich genutzten Flächen. Erläuterung: Nicht unter die Verbote fallen Maßnahmen im Rahmen der gesetzlichen Ver- kehrssicherungspflicht (siehe Ziffer 2.1.0 E f), Seite 55). f) Brach- und Sukzessionsflächen in eine land- oder forstwirtschaftliche Nutzung zu überführen, Bäume, Sträucher, sonstige Pflanzen oder Pflanzenteile oder Tiere ein- zubringen oder bisher nicht bewaldete Flächen aufzuforsten, Schmuckreisig- und Weihnachtsbaumkulturen oder Baumschulen anzulegen sowie Grundstücke oder Grundstücksteile flächenhaft, truppweise oder reihenförmig mit Nadelgehölzen zu bepflanzen, in Waldflächen, die sich seit dem In-Kraft-Treten des Landschaftsplans durch Sukzession gebildet haben, Gehölze einzubringen oder diese Flächen forst- wirtschaftlich zu nutzen, Ausnahme: Auf Antrag kann die Untere Landschaftsbehörde eine Ausnahme erteilen für · eine Überführung von Brach- oder Sukzessionsflächen in eine landwirtschaftli- che Nutzung und · für einen Unterbau von Sukzessionsflächen mit einheimischen und standortge- rechten Laubhölzern.

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Erläuterung: Sukzessionsflächen sind ehemalige landwirtschaftliche Flächen, die nicht mehr land- bzw. forstwirtschaftlich aktiv genutzt werden und auf denen sich auf natürliche Weise eine Ge- büsch- bzw. Gehölzvegetation eingestellt hat. Die Überführung landwirtschaftlicher Flächen in Waldflächen stellt durch eine sich völlig verändernde optische Erscheinung dieser Fläche eine erhebliche Veränderung des Land- schaftsbildes dar, auch wenn eine Aufforstung mit einheimischen Laubhölzern geplant ist. Die Erstaufforstung ist daher auf allen Flächen von einer Ausnahmegenehmigung oder Befreiung abhängig. Auch die reihenförmige oder truppweise Anpflanzung von Fichten kann das Landschaftsbild nachhaltig beeinträchtigen und fällt aus diesen Gründen unter dieses Verbot. Der Waldanteil im Kreis Siegen-Wittgenstein beträgt ca. 65 %, sodass eine weitere Ab- nahme der landwirtschaftlich genutzten Fläche (jetzt 19,6 %) wenig sinnvoll ist. Neben dem nach dem LG als Eingriff definierten Anlegen von Weihnachtsbaum- und Schmuckreisig- kulturen muss in den Naturschutzgebieten auch die Erstaufforstung verboten werden. Nur so können die für das Landschaftsbild und für viele seltene und zum Teil geschützte Arten wichtigen offenen Flächen erhalten bleiben. Brachflächen entwickeln sich im Laufe der Zeit zu Wald. Aufgrund seiner bestimmten Ent- stehungsgeschichte weist durch Sukzession entstandener Wald allerdings Bedingungen auf, die einer Vielzahl von seltenen Tier- und Pflanzenarten, die in den übrigen bewirt- schafteten Wäldern keine Überlebenschancen haben, ein Überleben ermöglichen. Aus die- sem Grund darf in solchen Fällen keine forstwirtschaftliche Bodennutzung erfolgen. Die Flächen sind einzig und allein der natürlichen Weiterentwicklung zu überlassen. Eine Überführung von Brach- oder Sukzessionsflächen in eine landwirtschaftliche Nutzung kann in bestimmten Fällen sinnvoll sein und daher auf Antrag ggf. durch eine Ausnahme- genehmigung erlaubt werden. Das Gleiche gilt für einen Unterbau von Sukzessionsflächen mit einheimischen und standortgerechten Laubhölzern. g) wild lebenden Tieren nachzustellen, sie mutwillig zu beunruhigen, zu ihrem Fang Vorrichtungen anzubringen oder aufzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten, Greifvögel in das Schutzgebiet fliegen zu lassen, Puppen, Larven, Eier, Ne- ster oder sonstige Brut- und Wohnstätten wild lebender Tiere fortzunehmen oder zu beschädigen, Säugetiere und Vögel an ihren Nist-, Brut-, Wohn- oder Zufluchtstät- ten zu fotografieren oder zu filmen, dort Tonaufnahmen herzustellen oder den Brut- ablauf oder die Aufzucht des Nachwuchses auf andere Weise zu stören, Ausnahme: Ausgenommen von dem Verbot g) ist die rechtmäßige Ausübung der Jagd gemäß § 1 BJG und des Jagdschutzes gemäß § 25 LJG in Verbindung mit § 23 BJG, soweit sie dem Schutzzweck nicht zuwiderläuft. Die Jagd mit Greifvögeln und die Durch- führung von Fallenjagden soll erst nach Abstimmung mit der Unteren Landschafts- behörde erfolgen. Ausgenommen vom Verbot a) bleibt weiterhin die Errichtung von offenen Ansitzleitern aus Holz; ausgenommen vom Verbot g) bleiben weiterhin Maßnahmen der Bisambekämpfung. Erläuterung: Durch die Ausnahmeregelung wird vor allem das Nachstellen und Erlegen von jagdbarem Wild, auch unter dem Einsatz von Jagdhunden, zugelassen. Insbesondere folgende Tätig- keiten werden durch die Ausnahmeregelung für die Ausübung der Jagd nicht zugelassen: · Errichtung jeglicher baulicher Anlagen (z.B. Hochsitze, Jagdkanzeln, Jagdstände, Fütte- rungen, Jagdhütten und sonstige Gebäude), abgesehen von offenen hölzernen Ansitz- leitern · Anlage von Wildäsungsflächen, Ausbringung und Lagerung von Futtermitteln (auch in der Notzeit), Anlage und Betrieb von Wildfutterplätzen · Aussetzen von Tieren

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· in den Verboten g) und k) genannte Tätigkeiten, die nicht unmittelbar mit der Ausübung der Jagd verbunden sind (z.B. zu zelten, Feuer zu entfachen, Fahrzeuge zu waschen) sowie die im Verbot p) aufgeführten Tätigkeiten Im Einzelfall können Ausnahmen oder Befreiungen zugelassen werden. Bei der Errichtung von offenen Ansitzleitern in den Naturschutzgebieten ist dafür Sorge zu tragen, dass diese möglichst klein, unauffällig und dem Landschaftsbild hinsichtlich Stand- ort und Bauausführung angepasst sind. Die Verbote untersagen somit nicht die eigentliche Jagdausübung und auch nicht die Aus- übung der Fischerei (siehe Ausnahmen zu dem Verbot i), Seite 47). Auf die Ausnahme zum Fahren außerhalb von Wegen im Rahmen der Jagdausübung zum Verbot k) (siehe Seite 48) wird hingewiesen. h) Stollen- und Höhleneingänge so umzugestalten oder so zu verschließen, dass sie als Lebensraum für Fledermäuse und Amphibien nicht mehr geeignet sind, i) fließende und stehende Gewässer aller Art (einschließlich Quellbereiche und Tei- che) oder deren Ufer anzulegen, zu verändern, zu beschädigen oder zu zerstören, Wasser abzuleiten oder aufzustauen, Entkrautungen oder Sohlräumungen durchzu- führen sowie Uferbefestigungen jeglicher Art zu erstellen, Uferabbrüche zu besei- tigen, Überfahrten oder Verrohrungen anzulegen, die physikalischen oder chemi- schen Eigenschaften des Wassers verändernde Maßnahmen durchzuführen, Ge- wässer zu kalken oder zu düngen, Gewässer zu befahren, in ihnen zu baden, Eis- flächen zu betreten oder zu befahren, Stege, künstliche Brut- und Nisthilfen, Netze, Drahtbespannungen und Anlagen für die fischereiliche Nutzung sowie sonstige An- lagen in oder am Gewässer zu errichten oder Fische und Vögel zu füttern, Ausnahmen: Ausgenommen von den Verboten g) und k) ist die Ausübung des Fischereirechts gemäß § 3 Absatz 1 und 2 LFischG und die amtliche Fischereiaufsicht gemäß § 54 LFischG, soweit dies dem Schutzzweck nicht zuwiderläuft, jedoch nicht das Fahren mit Kraftfahrzeugen außerhalb von Wegen. Erläuterung: Im Zuge der Ausübung der ordnungsgemäßen Fischerei ist das Betreten von Uferpartien eine unausweichliche Notwendigkeit. Die Einhaltung des Fischereigesetzes und der Pacht- verträge garantieren einen naturschutzkonformen Umgang mit den Gewässern und den darin lebenden Tieren. Fischereiliche Hegemaßnahmen einschließlich Besatzmaßnahmen im Rahmen des Fisch- artenschutzes verfolgen das Ziel, dauerhaft sich selbst reproduzierende Fischpopulationen aufzubauen. Nach § 3 Absatz 2 LFischG ist ein künstlicher Besatz nur zulässig zum Aus- gleich beeinträchtigter natürlicher Fortpflanzung einer Fischart, zur Wiederansiedlung ur- sprünglich einheimischer Fischarten und nach Fischsterben. Veränderungen am und im Gewässer führen stets zu einer hohen Belastung (erhöhte Schwebstoffe während der Baumaßnahme etc.) für die im Wasser lebenden Organismen. Zusätzlich kann durch jede noch so kleine Baumaßnahme das Gewässerregime so verän- dert werden, dass dadurch z.B. Uferabbrüche initiiert werden. Aus diesem Grund sind jeg- liche verändernden Maßnahmen im und am Gewässer (z.B. Uferveränderungen, Anlage von Stegen, Aufstauungen) verboten. Ausnahmen oder Befreiungen können von der Unte- ren Landschaftsbehörde in Abstimmung mit der Unteren Wasserbehörde zugelassen wer- den. Unter die Verbote fällt auch das Beweiden und regelmäßige Mähen von Gewässerrändern und Quellbereichen. Bei einer Beweidung besteht eine Handlungspflicht zur Sicherung der Gewässerränder jedoch nur dann, wenn durch die Viehtritte erhebliche Uferschäden ein- zutreten drohen. In diesen Fällen kommen Einzäunungen oder andere geeignete Maß- nahmen zum Schutz des Ufers in Betracht. Viehtränken an Gewässern sollten nach Möglichkeit durch landschaftsverträgliche Selbst- tränkeanlagen (keine Badewannen oder Ähnliches) ersetzt werden oder – nach Abstim-

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mung mit den Unteren Landschafts- und Wasserbehörden – an geeigneten Stellen direkt am Gewässer angelegt oder, soweit schon vorhanden, dort belassen werden. Zu vermei- den sind längere Uferabschnitte, die durchgängig als Tränke genutzt werden. Neben diesen Regelungen für die Naturschutzgebiete bedürfen sämtliche Anlagen in und an Gewässern einer wasserrechtlichen Genehmigung. Außerdem bedarf das Einsetzen gebietsfremder Arten einer Genehmigung der Höheren Landschaftsbehörde nach § 61 Ab- satz 3 LG. Weitere Beschränkungen ergeben sich aus § 18 LFischO. Nicht unter den Begriff „fließende Gewässer“ fallen künstlich angelegte Drainagegräben, sodass sich dieses Verbot darauf nicht bezieht. j) stationäre oder fahrbare Ausschank- und Verkaufsstände, -buden, -zelte oder -wa- gen, Sitzgelegenheiten, Werbeanlagen, Warenautomaten, Schilder, Plakate, Bild- oder Schrifttafeln oder sonstige Beschriftungen zu errichten, anzubringen oder zu ändern, Ausnahme: Ausgenommen sind · Schilder, die von der Unteren Landschaftsbehörde aufgestellt werden und aus- schließlich auf den Schutz des Gebietes hinweisen, · Verkehrsschilder, deren Standorte mit der Unteren Landschaftsbehörde abge- stimmt sind, · Schilder, die nach anderen öffentlich-rechtlichen Vorschriften im Einvernehmen mit der Unteren Landschaftsbehörde aufgestellt werden, · das Aufstellen von einzelnen Sitzbänken entlang von vorhandenen befestigten Wegen im direkten Wegerandbereich. k) Flächen außerhalb der Wege zu betreten, das Schutzgebiet mit Fahrzeugen aller Art außerhalb der öffentlichen Straßen und Wege zu befahren, sie dort abzustellen oder zu waschen oder außerhalb der nach §§ 51 und 54a Satz 2 LG zulässigen Wege zu reiten, Hunde im Schutzgebiet frei laufen zu lassen, im Schutzgebiet Feuer zu ent- fachen oder zu unterhalten, Flutlicht, Scheinwerfer und Lichteffekte im Schutzge- biet zu betreiben oder in das Schutzgebiet zu richten, zu lagern, zu zelten, zu lär- men, Lautsprecher, Radios oder ähnliche Geräte zu betreiben oder jegliche andere Freizeitnutzung durchzuführen, hierfür Einrichtungen wie z.B. Spiel-, Bade-, Zelt- oder Campingplätze anzulegen oder Veranstaltungen jeglicher Art im Schutzgebiet durchzuführen, zu organisieren oder hierfür zu werben, Ausnahme: Ausgenommen davon ist das Befahren von Wegen mit Fahrzeugen im Rahmen der ordnungsgemäßen land- und forstwirtschaftlichen Bodennutzung, der Jagdaus- übung und des Jagdschutzes sowie die Ausübung von Freizeitnutzungen (wie Spa- zieren gehen und Rad fahren), die sich auf vorhandene oder ausgewiesene Wege und Erholungsanlagen erstrecken und nicht veranstaltungsmäßig organisiert sind. Ausgenommen ist außerdem, Jagdhunde im jagdlichen Einsatz frei laufen zu las- sen. Erläuterung: Weitere Ausnahmen von den vorstehenden Betretungsverboten ergeben sich aus den all- gemeinen Ausnahmeregelungen für die Ausübung der Landwirtschaft (siehe Ausnahme unter Verbot n, Seite 49), der Forstwirtschaft (siehe Ausnahme unter Verbot o, Seite 51) und der Jagd (siehe Ausnahme unter Verbot r, Seite 52). l) Modelle jeglicher Art auf dem Boden, auf Wasserflächen oder im Luftraum über dem Schutzgebiet zu betreiben oder Anlagen hierfür anzulegen oder zu ändern, m) mit motorisierten und nicht motorisierten Luftfahrzeugen zu starten, das Natur- schutzgebiet in einer Höhe von weniger als 300 m zu überfliegen oder dort zu lan- den,

Seite 48 Naturschutzgebiete - Allgemeine Regelungen für alle Einzelfestsetzungen Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

Ausnahme: Ausgenommen von diesen Verboten sind Maßnahmen zur Kalkung von Waldflächen nach Zustimmung der Unteren Forstbehörde im Einvernehmen mit der Unteren Landschaftsbehörde. Erläuterung: Eine Kalkung der Waldflächen erfolgt, um die negativen Auswirkungen der Luftschadstoffe auf Waldbestände und die nicht natürliche Versauerung von Boden und Wasser sowie die damit verbundene Auswaschung von Schwermetallen und langfristig Nitraten in das Grundwasser zu kompensieren bzw. zu minimieren. Die Waldkalkung sollte jedoch nur au- ßerhalb der Nestbau-, Brut- und Nestlingszeit der Waldvögel (01.03. bis 31.08. eines Jah- res) erfolgen, um Störungen der Vögel während der Brut- und Aufzuchtzeit zu vermeiden. n) im Rahmen der landwirtschaftlichen Flächennutzung Erläuterung: Diese Allgemeinen Regelungen für alle Naturschutzgebiete enthalten nur übergeordnete Vorgaben für die landwirtschaftliche Bewirtschaftung. Darüber hinaus enthalten die spe- ziellen Festsetzungen zu den einzelnen Naturschutzgebieten individuelle Ge- und Verbots- kataloge. Die Regelungen des Landschaftsplans beschränken sich in der Regel nur auf die Erhaltung des derzeitigen Zustandes der Naturschutzgebiete, ohne konkrete Bewirtschaftungsvorga- ben zu machen. Alle darüber hinausgehenden Regelungen bleiben dem Vertragsnatur- schutz (Kulturlandschaftsprogramm) vorbehalten. Dieser Abschnitt beschränkt sich daher auf Regelungen zum Grünlandumbruch, zur Brach- flächenbewirtschaftung, zur Winterbeweidung sowie zum Einsatz von Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmitteln. (1) Grünland oder Brachflächen dauerhaft oder zur Pflege der Grasnarbe umzubre- chen, neu einzusäen, nachzusäen, in Acker umzuwandeln, abzubrennen oder Kleinstrukturen der offenen Feldflur zu beseitigen oder auf andere Weise zu be- einträchtigen, Ausnahme: Die Untere Landschaftsbehörde kann aus landwirtschaftlichen Gründen notwen- dige Maßnahmen im Einzelfall zulassen. Ausgenommen bleiben Maßnahmen zur Beseitigung von Wildschäden (Schlep- pen, Mulchen, Fräsen, Einsäen) nach Abstimmung mit der Unteren Landschafts- behörde. Ausgenommen bleibt außerdem das Nachsäen mit einer Saatgutmischung für Landschaftsrasen ohne Kräuter mit der Bezeichnung RSM 7.1.1 oder RSM 7.2.1 oder in Feuchtlagen RSM 7.3. Erläuterung: Der Umbruch einer Fläche hat weitreichende Auswirkungen auf die Vegetation. Nur re- generationsfähige und sich vegetativ (durch Ausläufer) vermehrende Arten können den radikalen Eingriff überstehen. Sie können die Fläche nach dem Umbruch als Erstes wiederbesiedeln und verdrängen somit die weniger regenerationsfreudigen Arten. Da aber die meisten der seltenen und geschützten Arten zu den Konkurrenz schwachen Arten zählen, bleiben sie je nach Intensität und Häufigkeit eines Umbruchs vermehrt aus. Verstärkt wird dieser Vorgang noch durch eine nach einem Umbruch durchge- führte Neueinsaat. Die ausgesäten rasch keimenden Arten haben einen entscheiden- den Konkurrenzvorteil und verdrängen so die vor dem Umbruch vorhandenen, oftmals seltenen Arten. Viele kleine Strukturen der offenen Feldflur wie insbesondere Gras- und Staudenraine, Geländeterrassen, einzeln stehende Sträucher und Bäume, Vernässungsstellen und Lesesteinhaufen stellen vielfältige Biotopstrukturen für eine große Anzahl von Tieren und Pflanzen dar. Aufgrund der sich kleinräumig rasch ändernden Bedingungen können

Naturschutzgebiete - Allgemeine Regelungen für alle Einzelfestsetzungen Seite 49 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

hier auf engstem Raum viele Arten überdauern, die sonst häufig im weiten Umkreis fehlen. (2) Brachflächen landwirtschaftlich zu nutzen, Ausnahme: Ausgenommen davon bleibt die im Abstand von mindestens 3 Jahren erfolgende Beweidung von Brachflächen und Hochstaudenfluren in der Zeit vom 16.07. bis 31.10. mit maximal 2 Rindern oder 14 Schafen oder 10 Ziegen pro Hektar. Ausge- nommen bleibt auch die Beweidung in Form der Wanderschäferei in lockerer Hü- tehaltung, jedoch ohne die Anlage von Nachtpferchen. Ausgenommen bleibt zu- dem eine im Abstand von mindestens 3 Jahren erfolgende Mahd von Brachflä- chen und Hochstaudenfluren ab dem 16.07. sowie von Seggen-, Simsen- und Binsensümpfen ab dem 16.09., jeweils unter Abtransport des Mäh- bzw. Mulch- gutes. Erläuterung: Brachflächen sind alle Grundstücke, deren Bewirtschaftung aufgegeben ist oder die länger als 3 Jahre nicht genutzt wurden. Die in den Naturschutzgebieten liegenden Brachen sollen sich zukünftig nicht durch ei- ne ständig fortschreitende Sukzession in Wälder verwandeln, sondern durch eine ge- wisse landwirtschaftliche Nutzung in ihrem Grünlandcharakter erhalten werden. Eine uneingeschränkte landwirtschaftliche Nutzung der Brachen würde jedoch deren Funk- tion als Rückzugsraum für viele Arten gefährden. Daher kommt auch ein Umbruch und eine Düngung dieser Bereiche künftig nicht in Betracht. Für Pflege und Bewirtschaftung der Brachflächen bietet sich ein Vertrag nach dem Kulturlandschaftsprogramm des Kreises Siegen-Wittgenstein an. Dieser Vertrag kann aufgrund der nachfolgenden Ausnahmeregelung (siehe Seite 51) auch eine Bewirt- schaftung oder Pflege in kürzeren Zeitabständen als alle 3 Jahre vorsehen. (3) Maßnahmen und Nutzungen durchzuführen, durch die eine Schädigung oder Zerstörung der Grasnarbe erfolgt, Erläuterung: Derartige Schäden können – über mechanische Einwirkungen auf die Grasnarbe hin- aus – vor allem durch folgende Nutzungen entstehen: · Beweidung der Grünlandflächen mit Tieren aller Art in der Winterzeit (vor allem vom 16.11. bis 15.04. eines Jahres) Eine Beweidung im Winterhalbjahr in der Zeit vom 16.11. - 15.04. führt in der Regel zu schwerwiegenden Schäden durch die vom Vieh verursachte Trittbelastung. Da die Gräser ihr Wachstum witterungsbedingt eingestellt haben, werden kleinere Schäden nicht sofort wieder durch das Wachstum der Pflanzen ausgeglichen. Die hohen Niederschläge und die geringere Verdunstung führen zusätzlich zu einer Vernässung der Böden, wodurch sie tiefgründiger werden. Die mit den Trittbelas- tungen verbundene Veränderung der Vegetation widerspricht dem jeweiligen Schutzzweck und darf daher nicht erfolgen. · Beweidung der Grünlandflächen mit anderen Tierarten als Rindern, Schafen oder Ziegen Bei einer Beweidung mit Pferden entsteht sowohl für die Vegetation als auch für den Boden eine deutlich höhere Trittbelastung. Diese Beeinträchtigungen können in naturschutzwürdigen Bereichen zu unerwünschten Vegetationsveränderungen füh- ren, sodass auf eine Beweidung mit Pferden verzichtet werden sollte. Eine Pferdebeweidung kann jedoch durchgeführt werden, wenn aufgrund der Be- schaffenheit der Grünlandfläche, der vorgesehenen Besatzdichte und der herr- schenden Witterungsverhältnisse keine Schäden für die Grünlandfläche zu erwar- ten sind. Die Besatzdichte darf dabei 2 Pferde pro Hektar nicht überschreiten. Von einer Pferdebeweidung ausnahmslos ausgeschlossen sind jedoch Feucht- und Nassweiden.

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Eine Geflügelhaltung würde durch die intensive Beweidung und das gerade bei Hühnervögeln intensive Bodenscharren ebenfalls eine deutliche Vegetationsbe- einträchtigung bewirken. Der Eintritt von Schäden ist bei einer ordnungsgemäßen landwirtschaftlichen Bodennut- zung in der Vegetationszeit durch Rinder, Schafe oder Ziegen nicht zu erwarten. Die da- bei aufgrund besonderer Witterungsbedingungen oder an bestimmten Stellen einer Weidefläche zeitweise oder kleinflächig eintretenden Verletzungen der Grasnarbe fallen nicht unter dieses Verbot. (4) Pflanzenschutz-, Schädlingsbekämpfungs- oder andere chemische Mittel, Gärfut- ter oder sonstige Futtermittel aufzubringen oder zu lagern sowie Dungstätten, Silagemieten oder Fahrsilos anzulegen oder Silagewasser abzuleiten. Erläuterung: Hierunter fällt nicht die ordnungsgemäße Düngung im Rahmen der landwirtschaftlichen Nutzung (z.B. Mist, Jauche, Gülle, mineralische Düngemittel). Ausnahme: Ausgenommen von den Verboten e), f) und k) ist die ordnungsgemäße landwirt- schaftliche Bodennutzung, soweit sie dem Schutzzweck nicht zuwiderläuft oder mit einer Nutzungsänderung verbunden ist, jedoch nach Maßgabe der speziellen Fest- setzungen zu den einzelnen Naturschutzgebieten. Wenn vertragliche Vereinbarungen auf der Grundlage des Kulturlandschafts- programms des Kreises Siegen-Wittgenstein oder sonstiger Programme des Natur- schutzes abgeschlossen werden, so gelten für die Dauer der Vertragslaufzeit die dort getroffenen Regelungen zur Bewirtschaftung oder Pflege der Grundstücke an- stelle der jeweiligen Festsetzungen des Landschaftsplans, wenn der abgeschlos- sene Vertrag von der Unteren Landschaftsbehörde unterzeichnet oder genehmigt wurde. Entsprechendes gilt auch für sonstige vertragliche Vereinbarungen zwi- schen dem Kreis Siegen-Wittgenstein als Untere Landschaftsbehörde und dem Grundeigentümer bzw. Nutzungsberechtigten, die der Erreichung des Schutz- zwecks dienen. Alle übrigen vertraglichen Regelungen bedürfen der Befreiung im Einzelfall. Erläuterung: Die ordnungsgemäße landwirtschaftliche Bodennutzung umfasst alle Tätigkeiten, die mit der täglichen Wirtschaftsweise auf den landwirtschaftlichen Flächen verbunden sind, also vor allem das Bestellen der Flächen und das Ernten landwirtschaftlicher Produkte. Nicht erfasst werden von dieser Ausnahme alle Maßnahmen, die erst der Vorbereitung einer Nutzungsaufnahme oder einer Nutzungsänderung dienen, konkret alle Maßnahmen zur Umwandlung einer Fläche oder zu deren Erschließung. Daher fallen nicht alle Tatbestände der Verbote, auf die in der vorstehenden Ausnahme verwiesen wird, unter die ordnungsgemäße landwirtschaftliche Bodennutzung. Da die Aus- nahme insoweit nicht gilt, sind diese Verbote auch von der Landwirtschaft weiterhin ein- zuhalten. Nicht zulässige Maßnahmen sind z.B.: · Entfernen von Bäumen und Sträuchern · Einbringen von Pflanzen, die nicht der landwirtschaftlichen Bodennutzung dienen · Errichtung landwirtschaftlich genutzter baulicher Anlagen · Anlage oder Veränderung von Wegen und Lagerplätzen · Anlage von Fischteichen im Rahmen landwirtschaftlicher Betriebe · Neuanlage von Drainagen oder Erneuerung in der Form, dass der Wirkungsgrad der Drainage durch andere oder tiefer liegende Rohrsysteme oder tiefere oder breitere Gräben erhöht wird. o) Wald zu roden, Einschlagmaßnahmen in nicht hiebsreifen Beständen durchzufüh- ren und Bäume mit Bartflechten zu entnehmen,

Naturschutzgebiete - Allgemeine Regelungen für alle Einzelfestsetzungen Seite 51 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

Ausnahme: Ausgenommen hiervon sind der Bestandesentwicklung entsprechende Durchfors- tungsarbeiten sowie Endnutzungen mit dem Ziel der Umwandlung nicht standortgerechter Bestände. Ausgenommen von den Verboten e), f) und k) ist die ordnungsgemäße forstwirt- schaftliche Bodennutzung, soweit sie dem Schutzzweck nicht zuwiderläuft, jedoch nach Maßgabe der speziellen Festsetzungen zu den einzelnen Naturschutzgebieten. Ausgenommen sind weiterhin die nach Forstsaatgutgesetz zulässige Gewinnung von forstlichem Saat- und Vermehrungsgut, Unterhaltungs- und Instandsetzungsar- beiten an Waldwegen, sofern sie geringen Umfanges sind und ohne Materialzufuhr ausgeführt werden, sowie das Aufstellen von Lockstofffallen im Rahmen des Forst- schutzes. Erläuterung: Die ordnungsgemäße forstwirtschaftliche Bodennutzung umfasst alle Tätigkeiten, die mit der täglichen Wirtschaftsweise auf den forstwirtschaftlichen Flächen verbunden sind, also vor allem das Ernten forstwirtschaftlicher Produkte. Nicht erfasst werden von dieser Aus- nahme alle Tätigkeiten, die erst der Vorbereitung einer Nutzungsaufnahme oder einer Nut- zungsänderung dienen, konkret alle Maßnahmen zur Umwandlung einer Fläche oder zu deren Erschließung. Die Verbotstatbestände sind daher auch gegenüber der Forstwirt- schaft uneingeschränkt gültig, vor allem hinsichtlich der Anlage oder Veränderung von We- gen und Lagerplätzen sowie hinsichtlich der Waldrodung. Maßnahmen zur Kalkung der Waldflächen sind aufgrund einer speziellen Ausnahme zu Verbot m) zulässig. p) Hecken und Ufergehölze in einer zusammenhängenden Länge von mehr als 50 m auf den Stock zu setzen, Erläuterung: Gehölzstrukturen, die sich überwiegend aus Straucharten zusammensetzen, bedürfen im Abstand von spätestens 10 – 15 Jahren einer Pflege, damit ihre ökologische Bedeutung langfristig erhalten bleibt. Bei diesen Schnittmaßnahmen ist aber darauf zu achten, dass größere zusammenhängende Strukturen nicht gleichzeitig “auf den Stock gesetzt” werden. Hierdurch würde die Nistmöglichkeit für Vögel in dem auf die Maßnahme folgenden Jahr deutlich gemindert. Dieses bedeutet aber nicht, dass die Gehölze im Abstand von 1 - 2 m stehen bleiben und die dazwischen liegenden “auf den Stock gesetzt” werden. Diese Vorgehensweise würde zur Verschattung und zu einem Absterben der geschnittenen Gehölze und damit langfristig zu einer Auslichtung der Hecke führen. Die Pflege sollte nicht die ganze Hecke, sondern maximal ein Drittel und höchstens 50 m von ihr umfassen, damit der Lebensraum in der Hecke unmittelbar angrenzend erhalten bleibt, solange ein Heckenteil zurückgeschnitten ist. Dadurch ist eine Wiederbesiedlung aus den benachbarten nicht zurückgeschnittenen Heckenteilen möglich. Nach der ersten Maßnahme sollte ein weiterer Heckenteil frühestens 3 Jahre später auf den Stock gesetzt werden. Unabhängig von der angegebenen Höchstlänge von 50 m werden Pflegeab- schnitte von jeweils 20 m Länge empfohlen. q) Pflanzenschutzmittel im Wald und auf Grünlandflächen flächig einzusetzen, Erläuterung: Mit Ausnahme von wenigen, nur selektiv auf einzelne Arten wirkende Mittel haben die meisten der Pflanzenschutzmittel ein breites Wirkungsspektrum. Bei der Verwendung trifft es somit durchschnittlich nicht nur die Arten, die in einer Kultur zu Problemen führen, son- dern auch andere für die Stabilisierung des Ökosystems erforderliche Organismen werden mehr oder weniger stark in Mitleidenschaft gezogen. Hierdurch können die Lebensräume Wald und Grünland langfristig geschädigt werden. In begründeten Einzelfällen können Befreiungen von diesem Verbot erteilt werden. r) Wild zu füttern, Wildfütterungen, Futtermieten und -behälter oder Wildäcker anzule- gen oder Hochsitze, Jagdkanzeln oder Jagdstände zu errichten,

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Erläuterung: Die Jagd ist auch in den Naturschutzgebieten weiterhin möglich. Auf die allgemeinen Er- läuterungen zur jagdlichen Nutzung in den Naturschutzgebieten unter Ziffer 2.1.0 (siehe Seite 39) wird besonders hingewiesen. Das Verbot der Wildfütterung erfolgt, um das Wild nicht durch Futterstellen noch zusätzlich in die Naturschutzgebiete zu locken. Hiermit soll der Verbiss an jungen Gehölzen und ein zu starker Verbiss der Krautschicht sowie Beeinträchtigungen durch Tritt durch eine zu große Wilddichte unterbunden werden. Dies gilt ebenso für das Anlegen von Wildäckern, die zudem eine Veränderung der Vegetation darstellen. Weiterhin können durch Futter- stellen Standortveränderungen durch Nährstoffanreicherungen aufgrund der Futtermittel und der Exkremente eintreten. Aufgrund der Ausnahme zum Verbot g (siehe Seite 46) ist insbesondere die Errichtung von offenen Ansitzleitern zulässig. Außerdem genießen die zum Zeitpunkt des In-Kraft-Tretens des Landschaftsplans vorhandenen Hochsitze Bestandsschutz und dürfen auch weiterhin betrieben und unterhalten werden. Neue Hochsitze sind – von im Einzelfall zu genehmi- genden Anlagen abgesehen – nicht mehr zulässig, um Beeinträchtigungen der empfindli- chen Vegetation durch Baumaßnahmen und regelmäßige Trittbelastungen im Umfeld so- wie nachteilige Auswirkungen auf das Landschaftsbild zu vermeiden. Aufgrund der überwiegend geringen Flächengröße und des Flächenzuschnitts der Natur- schutzgebiete (überwiegend schmale Täler) können erforderliche Wildfutterstellen und notwendige Hochsitze auch auf den an das NSG angrenzenden Flächen errichtet werden. Die N 7 „Süsselberg“ und N 12 „Kirrberg“ haben zwar keine linienförmige Ausdehnung, aufgrund der Flächengröße der NSG ist es aber möglich, Wildfutterstellen außerhalb der NSG so anzulegen, dass das Wild von allen Flächen innerhalb der NSG maximal 500 m zurücklegen muss, um eine außerhalb der NSG anlegbare Futterstelle zu erreichen. Eine Sonderregelung besteht für das N 4 „Seelbachs- und Eulenbruchswald“ (siehe Ziffer 2.1.4, Seite 81), dass aufgrund seiner Größe von 167 ha und seiner Flächenausdehnung von den anderen NSG deutlich abweicht. Hier ist es als Ausnahme zugelassen, kleine unauffällige und aus Holz bestehende Hochsitze zu errichten sowie Fütterungen anzulegen und durch- zuführen. s) soweit es sich bei Teilen des Schutzgebietes um Bäume, Baumgruppen oder Baum- reihen außerhalb des Waldes handelt, (1) den gesamten Baum, dessen Äste, Zweige oder Wurzeln zu entfernen oder diese Teile oder die Baumrinde zu beschädigen, am Stamm oder an den Ästen Draht- schlingen, Ketten, Bandeisen, Spielgeräte, Leitungen aller Art, Zäune oder an- dere Einfriedungen zu befestigen oder Bauklammern, Nägel, Schrauben oder Krampen einzuschlagen oder einzudrehen, Ausnahme: Ausgenommen sind Maßnahmen an Bäumen, soweit sie zur Abwehr einer gegen- wärtigen Gefahr unabweisbar notwendig sind. Diese Maßnahmen bedürfen der nachträglichen Anzeige an die Untere Landschaftsbehörde. Ausgenommen sind weiterhin Aufastungen zur Aufrechterhaltung der landwirt- schaftlichen Nutzbarkeit angrenzender landwirtschaftlicher Flächen nach Ab- stimmung mit der Unteren Landschaftsbehörde. Erläuterung: Generell untersagt ist auch das Aufasten der Bäume. (2) den Boden im Schutzbereich oder Teile davon durch Maßnahmen jeglicher Art zu verdichten oder zu versiegeln, mit Asphalt, Beton oder einer anderen wasser- oder luftundurchlässigen Decke zu befestigen, innerhalb des Schutzbereiches mit Fahrzeugen jeder Art zu fahren oder sie dort abzustellen, zu pflügen oder dort Stoffe oder Gegenstände zu lagern, (3) das Wachstum eines Baumes durch Veränderungen des Grundwasserspiegels, durch das Ausbringen oder Anwenden von Ölen, Teer, Zement, Salzen, Säuren oder sonstigen chemischen Mitteln zu beeinträchtigen oder sonstige Maßnah-

Naturschutzgebiete - Allgemeine Regelungen für alle Einzelfestsetzungen Seite 53 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

men durchzuführen, die geeignet sind, das Wachstum zu beeinflussen, (4) Weidevieh so nah an den Bäumen weiden zu lassen, dass durch Trittbelastung, Fäkalien oder Verbiss ein Baum erheblich beschädigt oder beeinträchtigt wird. Ausnahme: Ausgenommen ist das Beweiden herkömmlicher Weiden mit vorhandenen Hude- bäumen. Erläuterung: Bei der Nutzung der umgebenden Grünlandbereiche als Weide ist es sinnvoll, die ge- schützten Bäume durch Koppelzäune mit einem Abstand von 2,50 m vom Baumstamm oder Bestandesrand vor schädigenden Auswirkungen durch das Weidevieh zu sichern. Dies gilt nicht für Weidekämpe, in denen sich trotz einer dauernden Beweidung seit Jahrzehnten Hudebäume entwickeln konnten.

E. Allgemeine Ausnahmen: Von den vorstehenden Ge- und Verboten werden aufgrund von § 34 Absatz 4a LG all- gemein ausgenommen: a) Schutz-, Pflege-, Sicherungs-, Entwicklungs- und sonstige Maßnahmen, die von der Unteren Landschaftsbehörde angeordnet oder genehmigt sind oder von ihr selbst durchgeführt werden, Maßnahmen nach § 60 Absatz 3 und 4 LFoG sowie For- schungsmaßnahmen durch Fachbehörden im Einvernehmen mit der Unteren Land- schaftsbehörde, Erläuterung: Bei der Umsetzung von Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen kann es nach Prüfung durch den Kreis Siegen-Wittgenstein im Einzelfall zur Erreichung des Schutzzwecks sinnvoll sein, von den Festsetzungen abzuweichen. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die Um- setzung der für die einzelnen Gebiete noch aufzustellenden Pflege- und Entwicklungs- pläne, die detaillierte, auf Einzelflächen bezogene Aussagen treffen werden. Im Einzelfall kann es auch erforderlich sein, zur Zurückdrängung aufkommender eingeschleppter Pflan- zenarten (so genannte Neophyten wie z.B. Riesen-Bärenklau, Japan-Knöterich, Indisches Springkraut, Topinambur) und bestimmter Problemunkräuter (Ampfer, Ackerkratzdistel) geeignete Pflegemaßnahmen durchzuführen. Die Durchführung, Anordnung oder Genehmigung von Pflege- und Entwicklungsmaßnah- men im Wald erfolgt nach vorheriger Abstimmung mit der Unteren Forstbehörde. b) fachgerechte Schnittmaßnahmen an allen Obstbäumen, Erläuterung: Ein Erhaltungsschnitt ist alle drei bis fünf Jahre erforderlich, um das Vergreisen des Kro- nengerüstes zu verhindern und eine ausreichende Durchlüftung der Krone, auch zur Ver- minderung von Pilzbefall, zu gewährleisten. c) das Betreten des Naturschutzgebietes durch Personen, die mit behördlichen Über- wachungsaufgaben beauftragt sind, d) die bei In-Kraft-Treten des Landschaftsplans rechtmäßig zugelassenen Nutzungen, die ausgeübten Befugnisse sowie die Wartung und Unterhaltung bestehender An- lagen einschließlich der dem öffentlichen Verkehr gewidmeten Straßen und Wege in der bisherigen Art und im bisherigen Umfang, soweit die speziellen Festsetzungen keine anderen Regelungen treffen und für bestimmte Bereiche keine speziellen Ausnahmeregelungen bestehen, Erläuterung: Der Bestandsschutz für bisher ausgeübte Nutzungen erstreckt sich auch auf Unterhal- tungsarbeiten an bestehenden Ver- und Entsorgungsleitungen, auf die Unterhaltung und erneute Anlage von Einfriedungen der Wohngrundstücke und diesen zugeordnete gärtneri- sche Anlagen, soweit sie ortsüblich und der Landschaft angepasst erstellt werden, sowie auf vorhandene jagdliche Einrichtungen. Dabei sind die sonstigen Regelungen des Land-

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schaftsplans allerdings durch die Wahl solcher Arbeitsmethoden zu beachten, die Beein- trächtigungen umliegender Flächen so weit wie möglich ausschließen. Für die land- und forstwirtschaftliche Nutzung gelten die Ausnahmeregelungen unter den Verboten n) und o). e) die Durchführung von Maßnahmen der Gewässerunterhaltung durch die Gemeinde im Einvernehmen mit der Unteren Landschaftsbehörde und der Unteren Wasserbe- hörde, sofern sie zur Sicherstellung eines schadlosen Wasserabflusses im Sinne des § 28 Absatz 1 WHG unausweichlich sind, Erläuterung: Die Ausnahmeregelung erstreckt sich nur auf die Abwehr von akuten Gefährdungen durch einen geminderten Wasserabfluss. Für Maßnahmen, die eine bloße Gestaltung oder Mo- dellierung des Ufers zum Inhalt haben (z.B. ausschließlich auf eine Wiederherstellung des ursprünglichen Ausbauzustandes oder eines künstlich hergestellten oder auf andere Weise menschlich bewirkten naturfernen Gewässerzustandes abzielen), gilt diese Ausnahme- regelung nicht, da dies nicht Gegenstand der wasserrechtlichen Unterhaltungspflicht ist und die natürliche Entwicklung naturnaher Gewässerstrukturen dem Schutzzweck ent- spricht. f) sonstige Maßnahmen im Rahmen der gesetzlichen Verkehrssicherungspflicht, g) soweit unter den speziellen Festsetzungen zu den einzelnen Naturschutzgebieten gemäß § 25 LG als Forstliche Festsetzung die Endnutzung in Form des Kahlschla- ges und in Form einer dem Kahlschlag in der Wirkung gleichkommenden Lichthau- ung untersagt wird, bleiben davon folgende forstfachlich notwendige Endnutzun- gen ausgenommen: (1) Maßnahmen zur Beseitigung von Schäden aus Kalamitäten, (2) Maßnahmen zur Vorbeugung von Windwurfschäden, h) bei Nutzungsverboten in Uferrandstreifen im Falle einer Beweidung der angrenzen- den Flächen zur Einrichtung einer Tränke die Möglichkeit eines Zuganges des Viehs zum Gewässer in einer Länge von bis zu 5 m pro Bewirtschaftungseinheit. Erläuterung: Grundsätzlich wird empfohlen, Viehtänken außerhalb des Gewässsers anzulegen. Es soll jedoch weiterhin die Möglichkeit bestehen an geeigneter Stelle eine Viehtränke am Bach einzurichten. Hier ist die Auszäunung des Baches dann zu unterbrechen.

F. Ausnahmen und Befreiungen im Einzelfall: Von den vorstehenden Ge- und Verboten sowie den speziellen Festsetzungen zu den einzelnen Naturschutzgebieten können aufgrund von § 34 Absatz 4a LG folgende Aus- nahmen und Befreiungen im Einzelfall zugelassen werden: a) Auf Antrag kann die Untere Landschaftsbehörde von den vorstehenden Ge- und Verboten für Naturschutzgebiete sowie den speziellen Festsetzungen zu den ein- zelnen Naturschutzgebieten eine Ausnahme zulassen, wenn die beabsichtigte Handlung den Schutzzweck nicht beeinträchtigt. b) Auf Antrag kann die Untere Landschaftsbehörde von den vorstehenden Ge- und Verboten für Naturschutzgebiete sowie den speziellen Festsetzungen zu den ein- zelnen Naturschutzgebieten eine Ausnahme · für Schnittmaßnahmen an Bäumen, Hecken und Gebüschen in der Zeit von Ok- tober bis Februar zulassen, wenn dadurch der Schutzzweck langfristig nicht beeinträchtigt wird. c) Nach § 69 Absatz 1 LG kann die Untere Landschaftsbehörde von den vorstehenden Ge- und Verboten für Naturschutzgebiete sowie den speziellen Festsetzungen zu den einzelnen Naturschutzgebieten auf Antrag eine Befreiung erteilen, wenn · die Durchführung der Vorschrift im Einzelfall

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§ zu einer nicht beabsichtigten Härte führen würde und die Abweichung mit den Belangen des Naturschutzes und der Landschaftspflege zu vereinbaren ist oder § zu einer nicht gewollten Beeinträchtigung von Natur und Landschaft führen würde oder · überwiegende Gründe des Wohls der Allgemeinheit die Befreiung erfordern. Nach § 69 Absatz 2 LG ist für die Erteilung einer Befreiung von Ge- und Verboten des § 35 LG für die forstliche Bewirtschaftung abweichend von § 69 Absatz 1 LG die Untere Forstbehörde zuständig. Sie entscheidet im Einvernehmen mit der Unteren Landschaftsbehörde. d) Ausnahmen und Befreiungen können - auch nachträglich - mit Nebenbestim- mungen verbunden sowie widerruflich oder befristet erteilt werden.

G. Ordnungswidrigkeiten I. Ordnungswidrig im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 2 LG handelt, wer in Naturschutzgebie- ten entgegen den Gebotsregelungen in Ziffer 2.1.0 B (siehe Seite 41) vorsätzlich oder fahrlässig a) im Rahmen der Grünlandnutzung nicht für eine vollständige Abfuhr des bei seiner Bewirtschaftung anfallenden Mäh- bzw. Mulchgutes innerhalb von 4 Wochen nach der Mahd sorgt, b) an Teichen Netze und Drahtbespannungen nicht entfernt. II. Ordnungswidrig im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 2 LG handelt, wer in Naturschutzge- bieten entgegen den Verbotsregelungen in Ziffer 2.1.0 D (siehe Seite 43) vorsätzlich oder fahrlässig Handlungen ausführt, die zu einer Zerstörung, Beschädigung oder Veränderung des Naturschutzgebietes oder seiner Bestandteile oder zu einer nachhal- tigen Störung führen können oder wer vorsätzlich oder fahrlässig a) bauliche Anlagen im Sinne des § 2 Absatz 1 BauO NRW errichtet oder die baulichen Anlagen verändert, Abfallbeseitigungsanlagen sowie Anlagen, die der Aufsicht der Bergbehörde unterliegen, errichtet oder bestehende Anlagen oder deren Nutzung ändert, b) Wege, Pfade, Straßen, Plätze, ober- und unterirdische Ver- und Entsorgungsleitun- gen aller Art oder Zäune oder andere Einfriedungen, auch aus Gehölzen, anlegt, verlegt, errichtet, an Bäumen befestigt oder verändert, c) Aufschüttungen, Verfüllungen, Abgrabungen, Ausschachtungen, Bohrungen oder Sprengungen vornimmt, das Bodenrelief insbesondere von Mulden, Senken und Geländerücken verändert, Flächen planiert, die Bodengestalt auf andere Weise ver- ändert, Grundwasser entnimmt oder ableitet, den Grundwasserstand verändert, Grundwassergewinnungsanlagen oder Drainagen anlegt oder verändert sowie son- stige Entwässerungs- oder andere den Wasserhaushalt des Gebietes verändernde Maßnahmen vornimmt, d) Abfälle, landwirtschaftliche oder forstliche Produkte oder das Landschaftsbild oder den Naturhaushalt gefährdende oder beeinträchtigende Stoffe oder Gegenstände wegwirft, lagert oder sich ihrer in anderer Weise entledigt, Lagerplätze, auch für Mist oder Kompost, anlegt oder die Fläche auf andere Weise verunreinigt sowie Schutt oder Bodenbestandteile einbringt, e) Bäume, Sträucher oder sonstige Pflanzen beschädigt, ausreißt, abbrennt, ausgräbt oder Teile davon abtrennt, Pilze oder Beeren abseits von Wegen sammelt, das Wur- zelwerk oder die Rinde von Bäumen und Sträuchern beschädigt, Äste, Zweige, ste- hendes oder oder außerhalb von landwirtschaftlichen Flächen liegendes Totholz entfernt, Gehölzbestände beweidet oder sonstige Maßnahmen durchführt, die ge- eignet sind, das Wachstum zu beeinflussen,

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f) Brach- oder Sukzessionsflächen in eine land- oder forstwirtschaftliche Nutzung überführt, Bäume, Sträucher, sonstige Pflanzen oder Pflanzenteile oder Tiere ein- bringt oder bisher nicht bewaldete Flächen aufforstet, Schmuckreisig- und Weih- nachtsbaumkulturen oder Baumschulen anlegt sowie Grundstücke oder Grund- stücksteile flächenhaft, truppweise oder reihenförmig mit Nadelgehölzen bepflanzt, in Waldflächen, die sich seit dem In-Kraft-Treten des Landschaftsplans durch Suk- zession gebildet haben, Gehölze einbringt oder diese Flächen forstwirtschaftlich nutzt, g) wild lebenden Tieren nachstellt, sie mutwillig beunruhigt, zu ihrem Fang Vorrich- tungen anbringt oder aufstellt, sie fängt, verletzt oder tötet, Greifvögel in das Schutzgebiet fliegen lässt, Puppen, Larven, Eier, Nester oder sonstige Brut- und Wohnstätten wild lebender Tiere fortnimmt oder beschädigt, Säugetiere und Vögel an ihren Nist-, Brut-, Wohn- oder Zufluchtstätten fotografiert oder filmt, dort Tonauf- nahmen herstellt oder den Brutablauf oder die Aufzucht des Nachwuchses auf an- dere Weise stört, h) Stollen- und Höhleneingänge so umgestaltet oder so verschließt, dass sie als Le- bensraum für Fledermäuse und Amphibien nicht mehr geeignet sind, i) fließende und stehende Gewässer aller Art (einschließlich Quellbereiche und Tei- che) oder deren Ufer anlegt, verändert, beschädigt oder zerstört, Wasser ableitet oder aufstaut, Entkrautungen oder Sohlräumungen durchführt sowie Uferbefesti- gungen jeglicher Art erstellt, Uferabbrüche beseitigt, Überfahrten oder Verrohrun- gen anlegt oder sonstige die physikalischen oder chemischen Eigenschaften des Wassers verändernde Maßnahmen durchführt, Gewässer kalkt oder düngt, Gewäs- ser befährt, in ihnen badet, Eisflächen betritt oder befährt, Stege, künstliche Brut- und Nisthilfen, Netze, Drahtbespannungen oder Anlagen für die fischereiliche Nut- zung sowie sonstige Anlagen in oder am Gewässer errichtet oder Fische und Vögel füttert, j) stationäre oder fahrbare Ausschank- oder Verkaufsstände, -buden, -zelte oder -wa- gen, Sitzgelegenheiten, Werbeanlagen, Warenautomaten, Schilder, Plakate, Bild- oder Schrifttafeln oder sonstige Beschriftungen errichtet, anbringt oder ändert, k) Flächen außerhalb der Wege betritt, das Schutzgebiet mit Fahrzeugen aller Art au- ßerhalb der öffentlichen Straßen und Wege befährt, sie dort abstellt oder wäscht oder außerhalb der nach §§ 51 und 54a Satz 2 LG zulässigen Wege reitet, Hunde im Schutzgebiet frei laufen lässt, im Schutzgebiet Feuer entfacht oder unterhält, Flut- licht, Scheinwerfer und Lichteffekte im Schutzgebiet betreibt oder in das Schutz- gebiet richtet, lagert, zeltet, lärmt, Lautsprecher, Radios oder ähnliche Geräte be- treibt oder jegliche andere Freizeitnutzung durchführt, hierfür Einrichtungen wie z.B. Spiel-, Bade-, Zelt- oder Campingplätze anlegt oder Veranstaltungen jeglicher Art im Schutzgebiet durchführt, organisiert oder hierfür wirbt, l) Modelle jeglicher Art auf dem Boden, auf Wasserflächen oder im Luftraum über dem Schutzgebiet betreibt oder Anlagen hierfür anlegt oder ändert, m) mit motorisierten oder nicht motorisierten Luftfahrzeugen startet, das Naturschutz- gebiet in einer Höhe von weniger als 300 m überfliegt oder dort landet, n) im Rahmen der landwirtschaftlichen Flächennutzung (1) Grünland oder Brachflächen dauerhaft oder zur Pflege der Grasnarbe umbricht, neu einsät, nachsät, in Acker umwandelt, abbrennt oder Kleinstrukturen der offe- nen Feldflur beseitigt oder auf andere Weise beeinträchtigt, (2) Brachflächen landwirtschaftlich nutzt, (3) Maßnahmen und Nutzungen durchführt, durch die eine Schädigung oder Zerstö- rung der Grasnarbe erfolgt, (4) Pflanzenschutz-, Schädlingsbekämpfungs- oder andere chemische Mittel, Gärfut- ter oder sonstige Futtermittel aufbringt oder lagert oder Dungstätten, Silagemie- ten oder Fahrsilos anlegt oder Silagewasser ableitet,

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o) Wald rodet, Einschlagmaßnahmen in nicht hiebsreifen Beständen durchführt oder Bäume mit Bartflechten entnimmt, p) Hecken und Ufergehölze in einer zusammenhängenden Länge von mehr als 50 m auf den Stock setzt, q) Pflanzenschutzmittel im Wald und auf Grünlandflächen flächig einsetzt, r) Wild füttert, Wildfütterungen, Futtermieten und -behälter oder Wildäcker anlegt oder Hochsitze, Jagdkanzeln oder Jagdstände errichtet, s) soweit es sich bei Teilen des Schutzgebietes um Bäume, Baumgruppen oder Baum- reihen außerhalb des Waldes handelt, (1) den gesamten Baum, dessen Äste, Zweige oder Wurzeln entfernt oder diese Teile oder die Baumrinde beschädigt, am Stamm oder an den Ästen Drahtschlin- gen, Ketten, Bandeisen, Spielgeräte, Leitungen aller Art, Zäune oder andere Ein- friedungen befestigt oder Bauklammern, Nägel, Schrauben oder Krampen ein- schlägt oder eindreht, (2) den Boden im Schutzbereich oder Teile davon durch Maßnahmen jeglicher Art verdichtet oder versiegelt, mit Asphalt, Beton oder einer anderen wasser- oder luftundurchlässigen Decke befestigt, innerhalb des Schutzbereiches mit Fahr- zeugen jeder Art fährt oder sie dort abstellt, pflügt oder dort Stoffe oder Gegen- stände lagert, (3) das Wachstum eines Baumes durch Veränderungen des Grundwasserspiegels, durch das Ausbringen oder Anwenden von Ölen, Teer, Zement, Salzen, Säuren oder sonstigen chemischen Mitteln beeinträchtigt oder sonstige Maßnahmen durchführt, die geeignet sind, das Wachstum zu beeinflussen, (4) Weidevieh so nah an den Bäumen weiden lässt, dass durch Trittbelastung, Fä- kalien oder Verbiss ein Baum beschädigt oder beeinträchtigt wird.

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2.1.1 N 1 - Naturschutzgebiet "Magerwiese bei Hohenhain" Größe: 2,2 ha Lage: Westlich Hohenhain, E2 Karte: zusätzlich zur Darstellung in der Festsetzungskarte siehe auch Detailkarte auf Seite 65

Schutzzweck: Die Festsetzung des Naturschutzgebietes erfolgt zur Erhaltung und Wiederherstellung eines mageren und teils feuchten Grünlandbereiches einschließlich angrenzender Flä- chen als Pufferzone und Entwicklungszone (siehe Detailkarte auf Seite 65), insbeson- dere von · Borstgrasrasen, RLP 2/2 (stark gefährdet) · Quellen · Feuchtgrünland in Form von Pfeifengraswiese, RLP 1/1 (vor dem Erlöschen bzw. von der Vernichtung bedroht) einschließlich der Vorkommen gefährdeter Tier- und Pflanzenarten, besonders eines reichen Orchideenvorkommens und des einzigen Vorkommens von Arnika im Stadtge- biet Freudenberg.

Beschreibung des Naturschutzgebietes mit Erläuterungen zum Schutzzweck: Das Naturschutzgebiet umfasst einen am Hang gelegenen Grünlandbereich westlich Hohen- hain. Im Zentrum besteht eine extensiv genutzte, einschürige Wiese mit nur geringer Flächen- ausdehnung, die eine feucht-nasse Senke sowie randlich auch trockene Bereiche umfasst, welche teilweise mit Sträuchern und Obstbäumen bestanden sind. Sie weist das charakteristi- sche Vegetationsspektrum von Wiesen magerer sowie feuchter Standorte auf, die nur einer äußerst geringen Nutzungsintensität unterliegen (einmalige spätsommerliche Mahd, keine Düngung). Aufgrund des Vorkommens zahlreicher landesweit gefährdeter Pflanzenarten (dar- unter Orchideenarten wie Geflecktes Knabenkraut (RL 3N/*, §), Breitblättriges Knabenkraut (RL 3N/3N, §) und Großes Zweiblatt (§) sowie des einzigen Arnikavorkommens (RL 3N/3N, §) in Freudenberg) und gefährdeter Vegetationstypen sowie ihrem überdurchschnittlichen Blü- ten- und Strukturreichtum kommt der Sicherung und Entwicklung des Gebiets eine besondere Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz zu. Auswahl der bisher nachgewiesenen gefährdeten oder bemerkenswerten Pflanzenarten Ährige Teufelskralle Phyteuma spicatum Arnika Arnica montana (RL 3N/3N, §) Borstgras Nardus stricta (RL 3/*N) Breitblättriges Knabenkraut Dactylorhiza majalis (RL 3N/3N, §) Geflecktes Knabenkraut Dactylorhiza maculata (RL 3N/*, §) Gemeines Kreuzblümchen Polygala vulgaris (RL 3/3) Großes Zweiblatt Listera ovata (§) Grüne Waldhyazinthe Platanthera chlorantha (§) Heil-Ziest Betonica officinalis (RL 3/3) Hirse-Segge Carex panicea (RL 3/3) Kümmelblättrige Silge Selinum carvifolia (RL 3/3) Quendel-Kreuzblümchen Polygala serpyllifolia (RL 3/3) Wald-Läusekraut Pedicularis sylvatica (RL 3/3, §) Wiesen-Habichtskraut Hieracium caespitosum Zittergras Briza media (RL 3/3) Auswahl der bisher nachgewiesenen gefährdeten oder bemerkenswerten Tierarten Amphibien (§): Erdkröte Bufo bufo Grasfrosch Rana temporaria

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Reptilien (§): Waldeidechse Zootoca vivipara Schmetterlinge: Br. Waldvogel Aphantopus hyperanthus Großes Ochsenauge Maniola jurtina Braunkolbiger Dickkopf Adopaea thaumas (§) Schwarzkolbiger Dickkopf Adopaea lineola (§) Weiße Tageule Callistege mi (RL V/*) Braune Tageule Euclidia glyphica Gamma-Eule Phytometra gamma (RL M) Heuschrecken: Bunter Grashüpfer Omocestus viridulus Roesels Beißschrecken Metrioptera roeseli Gemeiner Grashüpfer Chorthippus parallelus Einschürige, von Düngeeinflüssen und Veränderungen des Bodenwasserhaushalts bisher weitgehend unbeeinträchtigt gebliebene Magerwiesen mit Orchideenvorkommen sind im ge- samten südwestfälischen Mittelgebirgsraum bis auf einzelne, meist kleine Restflächen ver- schwunden. Dieser Biotoptyp ist akut durch die Intensivierung der landwirtschaftlichen Nut- zung (z.B. Düngung, Entwässerung, intensive Beweidung) bzw. Aufgabe der landwirt- schaftlichen Nutzung (Brachfallen, Aufforstung mit Fichten oder Weihnachtsbaumkulturen) bedroht. Für alle verbliebenen Flächen dieses Typs besteht somit eine erhöhte Schutzbedürf- tigkeit. Der empfindliche Vegetationsbestand auf der betreffenden Fläche ist zudem speziell durch eine Aufgabe der extensiven Mahdnutzung, durch ein Vordringen der randlichen Ge- hölzbestände (zunehmende Beschattung) sowie durch Einträge von Düngestoffen von den umgebenden, intensiver genutzten Grünlandflächen bedroht. Aufgrund der festgestellten besonderen Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz erfüllt die Fläche die Voraussetzungen zur Ausweisung als Naturschutzgebiet im Sinne des § 20 a) LG. Nur durch eine solche Schutzausweisung kann im Hinblick auf die akute Schutzbedürftigkeit des Biotoptyps der Schutzzweck auf dieser Fläche dauerhaft erreicht werden. Die Abgrenzung des Naturschutzgebietes umfasst auch Bereiche außerhalb der hoch schutz- würdigen Fläche. Diese werden als Pufferzone bzw. als Entwicklungszone (siehe Detailkarte auf Seite 65) festgesetzt. Um Nährstoff- und Biozideinträge in die empfindliche Wiesenfläche zu minimieren, ist es vorgesehen, das oberhalb (südlich) gelegene Flurstück und einen 15 m breiten Streifen im Osten als Pufferzone in das Naturschutzgebiet einzubeziehen. Darüber hinaus sind die unterhalb gelegenen Grundstücke Gemarkung Hohenhain Flur 1 Flur- stücke 85 - 87, 124, 148 und 210 als Entwicklungszone (siehe Detailkarte auf Seite 65) mit einbezogen worden. Bei Einhaltung der vorgesehenen Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen in der Entwicklungszone, die hinsichtlich des Bodens und des Wasserhaushaltes die gleichen Bedingungen wie die Kernzone des NSG (siehe Detailkarte auf Seite 65) aufweist, kann sich durch eine extensive landwirtschaftliche Nutzung in wenigen Jahren eine ähnliche Vegetation wie auf der Kernfläche entwickeln. Da die Kernfläche des NSG eine Größe von weniger als 0,3 ha besitzt, bietet diese Fläche für die gefährdeten Pflanzen langfristig keine ausreichende Existenzgrundlage, vor allem, wenn es sich, wie bei der Pflanzenart Arnika, um das einzige Vorkommen in Freudenberg handelt. Aufgrund mangelnder Austauschmöglichkeiten mit an- deren Pflanzenvorkommen würde die Population genetisch verarmen und in Zukunft ausster- ben. Wenn die Art einmal ausgeblieben ist, hat sie nicht mehr die Möglichkeit, aus näherer Umgebung wieder einzuwandern und ist dann für den Freudenberger Raum unwiderbringlich verloren. Durch die Schaffung zusätzlichen Lebensraumes für die gefährdeten Pflanzen in der Entwicklungszone soll die Basis für ein Überleben entscheidend verbreitert werden. Die Ent- wicklungszone ist daher erforderlich, um den Schutzzweck langfristig wirksam erreichen zu können. Für die Durchführung der festgesetzten extensiven Grünlandbewirtschaftung bestehen für die bewirtschaftenden Landwirte grundsätzlich Fördermöglichkeiten durch den Abschluss von Verträgen im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms des Kreises Siegen-Wittgenstein, wie für die Kernzone des Gebietes bereits ein Vertrag besteht. Nähere Erläuterungen hierzu kön- nen Ziffer 0.6.2.5 (siehe Seite 13) entnommen werden.

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Biotopschutz nach § 62 LG Teile des Naturschutzgebietes sind gleichzeitig Gesetzlich geschützte Biotope nach § 62 LG, für die besondere gesetzliche Regelungen gelten (siehe Ziffer 0.9.4.3, Seite 20). Fläche der Biotope: 0,3 ha Anteil am NSG: 13,6 % Abgrenzung: Siehe zeichnerische Darstellung in der Karte "Gesetzlich geschützte Flächen“ Biotopnummern: GB-5013-649, GB-5013-650 Biotoptyp: Borstgrasrasen, Pfeifengraswiese, Quellbereich, Nass- und Feucht- grünland Verbote: Nach § 62 LG sind alle Handlungen verboten, die zu einer nachhaltigen Beeinträchtigung oder zu einer Zerstörung der Gesetzlich geschützten Biotope führen können. Die einzelnen Auswirkungen des Biotopschutzes nach § 62 LG sind in die nachfolgenden Regelungen und Erläuterungen eingearbeitet.

Zonen im NSG: Zone e (Sonderregelungen zur Grünlandbewirtschaftung) – Größe: 0,3 ha

Zusätzliche Verbote: Ergänzend zu den für alle Naturschutzgebiete geltenden Verboten unter Ziffer 2.1.0 D (siehe Seite 43) ist in diesem NSG aufgrund der §§ 19 und 34 Absatz 1 LG zusätzlich verboten, a) den Borstgrasrasen und die Pfeifengraswiesen in der Zone e zu düngen, Erläuterung: Borstgrasrasen und Pfeifengraswiesen sind sehr düngerempfindlich, sodass bereits eine einmalige Düngergabe zu einer deutlichen Artenverschiebung bzw. zum Ausbleiben der Vegetationsform führt. Daher ist dieses Verbot zur Sicherung dieser hochschutzwürdigen und nach § 62 LG Gesetzlich geschützten Biotope erforderlich. b) im Zuge der Wanderschäferei in der Zone e Nachtpferche anzulegen und Flächen anders als in lockerer Hütehaltung zu beweiden. Erläuterung: In Nachtpferchen werden die Schafe für die Nachtruhe auf einer relativ kleinen Fläche zu- sammengetrieben, die mit einem Zaun abgesteckt wird. Auf dieser Fläche wird der Auf- wuchs intensiv flach getreten und sie wird in erheblichem Umfang durch die Fäkalien mit Nährstoffen angereichert. Dieser Nährstoffeintrag führt in fast allen Fällen zu einer deutli- chen Vegetationsänderung in Richtung Fettweide. Nachtpferche in den Gesetzlich ge- schützten Biotopen würden daher zu erheblichen Vegetationsveränderungen führen. Lockere Hütehaltung ist die Form des Gehüts eines Wanderschäfers über eine kurze Zeit, die in ihrer Wirkung einer extensiven Beweidung durch Rinder mit einer Besatzstärke von 2 GVE/ha (entspricht 14 Schafen pro Hektar und Jahr) nahe kommt. Dies bedeutet, jeweils im Vergleich mit einer extensiven Rinderhaltung, dass bei einer Schafbeweidung mit einer kurzen Verweildauer kein übermäßiger Verbiss erfolgt, keine besonderen Trittschäden ein- treten und kein übermäßiger Fäkalieneintrag stattfindet.

Erläuterung: Weiterhin wird darauf hingewiesen, dass über die obigen zusätzlichen Regelungen hinaus die Allgemeinen Regelungen für alle Naturschutzgebiete (siehe Ziffer 2.1.0, Abschnitte A. bis G., Seiten 40 bis 58) auch in diesem Naturschutzgebiet zu beachten sind. Ausnahmen und Befreiungen zu den vorstehenden Regelungen sind ebenfalls im Abschnitt 2.1.0 „Naturschutzgebiete - Allgemeine Regelungen für alle Einzelfestsetzungen“ unter den

Naturschutzgebiete - N 1 - Naturschutzgebiet "Magerwiese bei Hohenhain" Seite 61 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

Ziffern E „Allgemeine Ausnahmen“ (siehe Seite 54) und h) „Ausnahmen und Befreiungen im Einzelfall“ (siehe Seite 55) enthalten.

Ordnungswidrigkeiten Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 2 LG, wer in diesem Natur- schutzgebiet entgegen den vorstehenden Verbotsregelungen vorsätzlich oder fahrläs- sig a) den Borstgrasrasen und die Pfeifengraswiesen in der Zone e düngt. b) im Zuge der Wanderschäferei in der Zone e Nachtpferche anlegt und Flächen an- ders als in lockerer Hütehaltung beweidet.

Zusätzliche Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen: Ergänzend zu den für alle Naturschutzgebiete geltenden allgemeinen Pflege- und Ent- wicklungsmaßnahmen unter Ziffer 2.1.0 C (siehe Seite 41) werden in diesem NSG auf- grund von § 26 LG folgende weitere Maßnahmen festgesetzt: a) Pflegenutzung der Grünlandflächen · jährliche Mahd der Pfeifengraswiese ab dem 15.09. und Abtransport des Mähgu- tes · Mahd der Grünlandfläche in der Entwicklungszone (siehe Detailkarte auf Seite 65 – Grundstücke Gemarkung Hohenhain Flur 1 Flurstücke 85 - 87, 124, 148, 210) 3-mal pro Jahr mit Abtransport des Mähgutes, bis sich eine deutliche Aushage- rung der Fläche zeigt, anschließend jährliche Mahd ab dem 01.09., Abtransport des Mähgutes · Nutzung sonstiger Grünlandbereiche durch - Beweidung mit maximal 2 GVE/ha oder durch Wanderschäferei in lockerer Hü- tehaltung ab 01.07. oder - zweimalige Mahd ab 01.07. bzw. 16.09. oder Nachbeweidung ab 16.09. mit max. 2 GVE/ha, Abtransport des Mähgutes Erläuterung: Diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen stellen keine Verbote oder Handlungsanwei- sungen für Eigentümer oder Bewirtschafter dar. Falls allerdings eine landwirtschaftliche Nutzung in Teilen des Schutzgebietes nicht mehr erfolgen sollte, geben diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen Vorgaben für eine durch den Kreis Siegen-Wittgenstein zu orga- nisierende Pflege der Flächen. Weder der derzeitige Nutzer noch der Eigentümer der Flä- che kann hierzu verpflichtet werden. Die Kosten für diese Pflege- und Entwicklungsmaß- nahmen, die möglichst im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms erfolgen sollten, trägt der Kreis Siegen-Wittgenstein. Diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen sind zur Erhaltung der wertvollen Grünland- flächen erforderlich. Kennzeichnendes Merkmal der schutzwürdigen Pflanzengesellschaf- ten in diesem Naturschutzgebiet sind viele seltene Pflanzenarten. Diese Pflanzen benöti- gen im Gegensatz zu den schnellwüchsigen Gräsern eine deutlich längere Entwicklungs- phase im Frühjahr und Frühsommer, um blühen und aussamen zu können. Nur dann, wenn diese Entwicklung abgeschlossen werden kann, können diese Pflanzenarten lang- fristig auf den Grünlandflächen erhalten werden. b) Sukzessive Entnahme des randlich aufkommenden Gehölzjungwuchses, Erläuterung: Die Festsetzung erfolgt, da die vorkommenden gefährdeten Pflanzenarten der Magerwie- sen auf eine Beschattung äußerst empfindlich reagieren und die Pflanzen durch die Gehöl- ze verdrängt werden können. c) Die unter Ziffer 2.1.0 C b) (siehe Seite 42) festgesetzte Aufstellung von Naturschutz- gebietsschildern soll auf den Grundstücken Gemarkung Hohenhain Flur 1 Flur-

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stücke 73 und 86 erfolgen. Auf dem Grundstück Gemarkung Hohenhain Flur 1 Flur- stück 73 soll eine Informationstafel errichtet und dauerhaft erhalten werden. Erläuterung: Die Art und Weise der Umsetzung dieser Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen ist unter Ziffer 2.1.0 C (Seite 41) sowie unter Ziffer 5 (Seite 219 und folgende Seiten) näher erläutert.

Bewirtschaftung Gesetzlich geschützter Biotope nach § 62 LG: Für die landwirtschaftlich genutzten Flächen der Gesetzlich geschützten Biotope ergeben sich nachfolgend aufgeführte Bewirtschaftungsweisen, bei denen davon ausgegangen werden kann, dass bei ihrer Einhaltung eine Gefährdung, Zerstörung oder Beeinträchtigung Gesetz- lich geschützter Biotope nicht stattfindet. Auf die Ausführungen zu den Gesetzlich geschützten Biotopen in Ziffer 0.9.4.3 (siehe Seite 20) wird ergänzend hingewiesen.

Biotoptyp Nutzung Düngung bei weniger empfindlichen Flächen: PK-Düngung oder Mahd ab 01.07., zweite Mahd oder Düngung mit max. 7 t Fest- Magerwiesen Nachbeweidung ab 01.09. mist pro Jahr und Hektar in Abstimmung mit dem Kreis Siegen-Wittgenstein bei Flächen mit Vorkommen zahlreicher Magerkeitszeiger Beweidung mit max. 2 GVE/ha zwi- z.B. Kreuzblümchen, Wald- schen dem 16.04. und 15.07., da- läusekraut, Frühlingssegge, Magerweiden nach Bewirtschaftung bis 15.11. oh- Glattem Habichtskraut, Zitter- ne Auflagen, danach darf keine Be- gras, Horstigem Rotschwin- wirtschaftung mehr erfolgen gel, Teufelsabbiss, Hundsveil- chen: keine Düngung Arnika- und orchi- Mahd ab 01.07., Nachmahd oder deenreiche Feucht- Beweidung mit 2 GVE/ha ab 16.09. Keine und Magerwiesen möglich Beweidung mit max. 2 GVE/ha vom Nassweiden PK-Düngung möglich 16.04. bis 15.11. Nass- oder Feucht- Mahd ab 01.07., ab 01.09 zweite Düngung mit Festmist bis wiesen (Sumpfdotter- Mahd, in trockenen Jahren wie bis- max. 7 t/ha/Jahr (max. 45 kg blumenwiese) her Nachbeweidung möglich N-Stickstoff/ha/Jahr) möglich Pfeifengras- Mahd ab 16.08. Keine Streuwiesen Mahd ab 01.07., zweite Mahd ab Übrige Nasswiesen Keine 16.09. möglich Extensive Beweidung mit Schafen vom 16.04. bis 15.11., max. 14 Tie- re/ha Borstgrasrasen oder: Keine Mahd ab 01.07., Nachmahd oder Beweidung mit 2 GVE/ha ab 16.09. möglich

Darüber hinaus sollten folgende Bewirtschaftungsformen eingehalten werden, um langfristig keine Verschlechterung der Gesetzlich geschützten Biotope nach § 62 LG zu erhalten. Dabei sollte vermieden werden, a) eine maschinelle Bearbeitung der Grünlandflächen (z.B. Walzen, Schleppen) im Zeitraum vom 01.04. bis 30.06. oder innerhalb von 10 Tagen nach der Schneeschmelze durchzufüh- ren,

Naturschutzgebiete - N 1 - Naturschutzgebiet "Magerwiese bei Hohenhain" Seite 63 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

Erläuterung: Da der Aufwuchs bis zum 01. April eines jeden Jahres vernachlässigbar ist und durch- schnittlich im März keine Schneebedeckung mehr vorliegt, kann die Bodenbearbeitung bis zu diesem Zeitpunkt erfolgen. Eine maschinelle Bearbeitung dieser Flächen durch Walzen oder Schleppen zu Beginn der Vegetationsperiode (April - Juni) würde die Entwicklung der Pflanzen durch mechanische Beschädigung wie Abtrennen von Pflanzenteilen oder Nie- derdrücken erheblich oder nachhaltig beeinträchtigen. b) die Flächen vor dem 01.07. eines Jahres mit mehr als 2 GVE/ha zu beweiden oder wei- denden Tieren zuzufüttern, Erläuterung: Die von 2 Rindern, 14 Schafen oder 10 Ziegen benötigte Nahrung entspricht in etwa der Pflanzenmenge, die auf einem Hektar Grünland ohne Düngung durchschnittlich wächst. Wenn mehr Tiere zur Beweidung aufgetrieben werden, kann nur dann ausreichend Nah- rung bereitgestellt werden, wenn gedüngt oder zugefüttert wird. Zusätzlich würde ein höhe- rer Viehbesatz zu vermehrten Schäden durch Tritt wie z.B. übermäßige Verletzung der Grasnarbe, Verletzung des Bodens oder mechanische Verletzung der Pflanzen führen. Das bedeutet auch, dass eine Rotationsbeweidung mit mehreren unterteilten Koppeln, durch die zeitweilig eine erhöhte Besatzstärke pro Flächeneinheit erreicht wird, nicht erfol- gen darf. Hierdurch wären negative Veränderungen des Vegetationsbestandes und der Lebensgemeinschaft der Grünlandfläche zu erwarten. Nicht untersagt ist eine Unterteilung einer Weidefläche, bei der sichergestellt ist, dass zu keiner Zeit in den einzelnen Koppeln die genannte Besatzstärke überschritten wird. c) eine Mahd der Magerweiden durchzuführen. Erläuterung: Weiden haben in weiten Teilen eine andere Artenzusammensetzung als Wiesen. Die vor- kommenden Pflanzen müssen auf einer Weide tritt- und verbissunempfindlich sein, woge- gen typische Wiesenarten (z.B. Glatthafer und Goldhafer) nach einer ungestörten Wachs- tumszeit weitgehend unempfindlich gegenüber einem Schnitt sein müssen. Dieses unter- schiedliche Verhalten gegenüber verschiedenen Beanspruchungen führt bei einem Wech- sel der Nutzung von einer Weide zu einer Wiese zu ungewollten Artenverschiebungen, die dem Schutzzweck hinsichtlich einiger Arten zuwiderlaufen. Goldhafer ist nicht ganz so empfindlich gegen Tritt und Verbiss, sodass bei Goldhaferwiesen statt des zweiten Schnitts im Herbst auch eine Nachbeweidung ab 16.09. erfolgen kann. Ordnungswidrig im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 11 LG handelt, wer in den Gesetzlich ge- schützten Biotopen nach § 62 LG entgegen § 62 Absatz 1 LG vorsätzlich oder fahrlässig Maßnahmen oder Handlungen vornimmt, die zu einer erheblichen oder nachhaltigen Beein- trächtigung oder zu einer Zerstörung der Gesetzlich geschützten Biotope führen können. Maßnahmen oder Handlungen im Rahmen der vorstehenden Bewirtschaftungsweisen ent- sprechen den Vorgaben des § 62 LG, sodass insoweit keine Ordnungswidrigkeit vorliegt.

Seite 64 Naturschutzgebiete - N 1 - Naturschutzgebiet "Magerwiese bei Hohenhain" Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

Detaildarstellung des N 1 - Naturschutzgebiet "Magerwiese bei Hohenhain" Maßstab: ca. 1 : 1.500

Zone e - Sonderregelungen zur Grünlandbewirtschaftung (0,3 ha) Teilfläche A: Kernzone (0,3 ha) Teilfläche B: Pufferzone (0,8 ha) Teilfläche C: Entwicklungszone (1,1 ha)

Naturschutzgebiete - N 1 - Naturschutzgebiet "Magerwiese bei Hohenhain" Seite 65 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

2.1.2 N 2 - Naturschutzgebiet "Gambachtal" Größe: 20,9 ha Lage: Nördlich Freudenberg, E2, E3

Schutzzweck: Die Festsetzung des Naturschutzgebietes erfolgt zur Erhaltung und Wiederherstellung der typischen Arten, Lebensgemeinschaften und Lebensräume eines überwiegend als Grünland genutzten Mittelgebirgstales, insbesondere von · Frauenmantel-Glatthaferwiesen, RLP 3N/* (gefährdet) · Magerrasen und Grubenhalden · Feuchtwiesen und -weiden sowie Nasswiesen in Form von Sumpfdotterblumen- wiesen, z.T. brachgefallen, und Waldbinsen- und Waldsimsenwiesen, RLP 3/3 · Quellen mit Quellfluren · Uferstaudenfluren und Bachröhrichten (Rohrglanzgras-Röhricht) · brachgefallenem Grünland in Form von Mädesüßfluren · Wollgrassümpfen, RLP 2/2 (stark gefährdet) · Bach-Erlen-Eschenwäldern, RLP 3/2 · Erlenbruchwald, RLP 2/2 · naturnahen Bachabschnitten einschließlich der Vorkommen gefährdeter Tier- und Pflanzenarten des Feucht- und Magergrünlandes sowie des Fließgewässers.

Beschreibung des Naturschutzgebietes mit Erläuterungen zum Schutzzweck: Das Naturschutzgebiet umfasst den von Norden nach Südosten verlaufenden, offenen, über- wiegend durch Grünlandnutzung geprägten Talzug des Gambaches zwischen den Quellbe- reichen und den Tennisplätzen nördlich des Freibades Freudenberg, vier Seitenbachtäler auf einer Breite von 10 m beidseitig des Fließgewässers sowie einen Stollen auf dem Grundstück Gemarkung Büschergrund Flur 21 Flurstück 88. Neben den feucht-nassen Bereichen im eigentlichen Talgrund, die von seggen- und binsenrei- chen Feucht- und Nasswiesen, Waldsimsenwiesen, feuchten Hochstaudenfluren, Röhrichten, Uferstaudenfluren, Mädesüßbrachen und Glatthaferwiesen eingenommen werden, schließt die Schutzgebietsabgrenzung auch höher gelegene, trockenere Bereiche ein. Im nördlichen Zipfel in Richtung der Siedlung Hühnerkamp wird die Talaue sehr schmal. Hier befinden sich historische Eisenverhüttungsplätze, ein Schmelzofen aus der La-Tène-Zeit sowie die ökolo- gisch wertvollen, mit Magerrasen und Birken bewachsenen Halden. Unterhalb der Halde be- findet sich ein schmaler Saum eines naturnahen Bach-Erlen-Eschenwaldes. Der oberste Talbereich und die Nebentäler sind als enge Kerbtäler mit naturnahen Bachläufen ausgebildet. Hier liegen Quellfluren und ein kleinflächiger Erlen-Bruchwald, der an einen grö- ßeren Teich angrenzt. Die Grünlandflächen werden als einschürige Wiesen mit überwiegend geringer Nutzungsinten- sität bewirtschaftet; in Teilbereichen findet eine extensive Beweidung statt. Große Teile im nördlichen und nordwestlichen Bereich sind seit Jahren brachgefallen, sodass die schutz- würdigen Pflanzenbestände stark zurückgehen. In diesen feuchten, zum Teil nassen Berei- chen haben sich seit Jahren auf großen Flächen Hochstaudenfluren und Weidengebüsche entwickelt. Auf einer Brache im südlichen Bereich kommen Erlen auf, die sich allmählich zu einem Erlen-Bruchwald zusammenschließen. Die Seitentäler sind seit der Aufgabe der land- wirtschaftlichen Nutzung mit Fichten bestockt. Das Haldengelände wird nicht bewirtschaftet; hier kommen einige stark gefährdete Pflanzenarten vor. Der Gambach weist in seiner Laufgestaltung, Längsentwicklung und Querschnittsgestaltung

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natürliche Strukturen auf. Die Linienführung hat der natürlichen Talausformung folgend einen leicht gestreckten bis mäandrierenden Lauf mit natürlicher Fließgewässerdynamik. Der Sohl- bereich ist stark reliefiert mit unregelmäßigen Wechseln von Flachstellen und Eintiefungen, ausgeprägter Substratvielfalt und vielfältigen geomorphologischen Strukturelementen. Die Profil- und Ufergestaltung ist vielgestaltig mit stark entwickelten Prall- und Gleitufern. Die Ufervegetation ist vielfältig strukturiert mit einem Bestand an gewässerspezifischen Pflanzen (Schwarzerlen-Weiden-Ufergehölze) und gut mit der Talaue verzahnt. Im südöstlichen Bereich treten zahlreiche Störungen am Gewässer durch sehr starke Beweidung und Viehtritt auf, so- dass dieser Bereich durch die Ausweisung als Naturschutzgebiet renaturiert werden kann. Das natürliche Vorkommen spezialisierter und gefährdeter Tierarten dokumentiert die außer- gewöhnliche Habitatqualität dieses Fließgewässersystems mit den typischen Arten und Le- bensgemeinschaften. Auswahl der bisher nachgewiesenen gefährdeten oder bemerkenswerten Pflanzenarten Blasensegge Carex vesicaria (RL 3/3) Borstige Schuppensimse Isolepes setacea Einbeere Paris quadrifolia Fieberklee Menyanthes trifoliata (RL 3/3, §) Gemeines Kreuzblümchen Polygala vulgaris (RL3/3) Grünliche Waldhyazinthe Platanthera chlorantha (§) Herbstzeitlose Colchicum autumnale (RL 3/3) Hirse-Segge Carex panicea (RL 3/3) Igelsegge Carex echinata (RL 3/*) Keulenbärlapp Lycopodium clavatum (RL 3/*, §) Kleines Wintergrün Pyrola minor (RL 3/3) Mittleres Hexenkraut Circea x intermedia Saat-Hohlzahn Galeopsis segetum (RL 3/*) Schmalblättriges Wollgras Eriophorum angustifolium (RL 3/3) Sumpf-Blutauge Potentilla palustris (RL 3/ *) Sumpfveilchen Viola palustris (RL 3/*) Wildes Stiefmütterchen Viola tricolor (RL 3/*) Zittergras Briza media (RL 3/3) Zwiebel-Binse Juncus bulbosus Auswahl der bisher nachgewiesenen gefährdeten oder bemerkenswerten Tierarten Vögel (§): Dorngrasmücke Sylvia communis (RL V/*), Gebirgsstelze Motacilla cinerea Neuntöter Lanius collurio (RL 3/3) Feldschwirl Locustella naevia (RL 3/V) Braunkehlchen Saxicola rubetra (RL 2N/2N) Schwarzspecht Dryocopus martius (RL 3/*) Eisvogel Alcedo atthis (RL 3N/3) Grauspecht Picus canus (RL 3/*) Waldohreule Asio otus (RL V/V) Sperber Accipiter nisus (RL *N/* N) Amphibien (§): Erdkröte Bufo bufo Grasfrosch Rana temporaria Reptilien (§): Ringelnatter Natrix natrix (RL 2/3) Waldeidechse Zootoca vivipara Schmetterlinge: Braune Tageule Euclidia glyphica Brauner Feuerfalter Heodes tityrus (RL 3/2) Braunflügeliger Perlmutterfalter Clossiana selene (RL 2/3, §) Jakobskrautbär Thyria jacobaeae (RL 3/*) Violetter Perlmutterfalter Brenthis ino (RL 3/3, §) Wachtelweizen-Scheckenfalter Melitaea athalia (RL 1/ 2, §)

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Weißes C Polygonia c-album Kleiner Weinschwärmer Deilephila porcellus (RL V/*) Libellen (§): Blaugrüne Mosaikjungfer Aeshna cyanea Blauflügel-Prachtlibelle Calopteryx virgo (RL 3/*) Hufeisen-Azurjungfer Coenagrion puella Hufeisen-Azurjungfer Coenagrion puella Große Pechlibelle Ischnura elegans Gemeine Binsenjungfer Lestes sponsa Plattbauch Libellula depressa Frühe Adonislibelle Pyrrhosoma nymphula Glänzende Smaragdlibelle Somathochlora metallica (RL 3/3) Becher-Azurjungfer Enallagma cyathigerum Die besondere Bedeutung des Talbereichs für den Arten- und Biotopschutz resultiert neben dem Vorkommen der o. g., teilweise überregional gefährdeten Biotoptypen und Arten insbe- sondere auch aus der kleinräumigen Verzahnung verschiedenster Biotop- und Standorttypen. Dies bewirkt eine hohe Strukturvielfalt, welches die Grundlage für ein artenreiches Tier- und Pflanzenvorkommen darstellt. Eine besondere Bedeutung für die Tierlebensgemeinschaften des Offenlandes ergibt sich darüberhinaus durch die vergleichsweise extensive Mähwiesen- nutzung, die zur Ausbildung blütenreicher, heterogen strukturierter Wiesenbestände feuchter bzw. magerer Ausprägungen führt. Der Talbereich weist zudem eine hohe visuell erlebbare landschaftliche Qualität und Eigenart auf. Zu den derzeit gravierendsten Beeinträchtigungen des Gambachtales zählen die massiven Tritt- und Erosionsschäden sowie Nährstoffanreicherungen durch Beweidung der Bachufer und die Anlage von naturfernen Teichen. Die aktuelle Bedeutung des Talzuges für den Arten- und Biotopschutz sowie seine landschaftliche Eigenart werden stellenweise durch Fischteich- anlagen beeinträchtigt. Die ziergartenähnlich gestalteten Teichgrundstücke stellen nicht nur eine Störung der visuell erlebbaren landschaftlichen Qualität des Gebietes dar, sondern wir- ken sich auch direkt und indirekt negativ auf die Qualität des Gebietes als Lebensraum für die typischen Arten und Lebensgemeinschaften aus (z.B. Beeinträchtigung des Bachsystems durch die Wasserentnahmen). Eine weitere Gefährdung der besonderen Werte und Funk- tionen des Gebietes stellt die in den letzten Jahren verstärkt zu verzeichnende Tendenz zur Aufgabe der Bewirtschaftung von Grünlandflächen auf den feuchtesten Standorten dar. Hier- durch werden die Existenzmöglichkeiten für (z.T. überregional gefährdete) Arten und Vegeta- tionstypen, die auf eine regelmäßige Bewirtschaftung angewiesen sind, eingeschränkt. Aufgrund der besonderen Bedeutung des Gambachtals für den Arten- und Biotopschutz sowie seiner in weiten Bereichen noch hohen visuell wahrnehmbaren landschaftlichen Qualität und Eigenart sind die Voraussetzungen zur Ausweisung als Naturschutzgebiet nach § 20 a) sowie c) LG erfüllt. Auch im ökologischen Fachbeitrag der LÖBF wird der Bereich als naturschutz- würdig eingestuft und daher zur Ausweisung als Naturschutzgebiet vorgeschlagen. Neben der Sicherung der noch bestehenden Werte und Funktionen dient die Ausweisung als Naturschutzgebiet im Sinne von § 20 c) LG zudem auch der Entwicklung und Wiederher- stellung der Lebensraumqualität in den beeinträchtigten Talbereichen. Hierbei kommt der Bei- behaltung bzw. Wiederaufnahme einer extensiven Grünlandnutzung eine zentrale Rolle zu. Um den Schutzzweck dauerhaft zu sichern, ist vor dem Hintergrund der akuten Gefährdung der besonderen Werte und Funktionen des Gebietes und der daraus resultierenden erhöhten Schutz- und Entwicklungsbedürftigkeit eine Ausweisung als Naturschutzgebiet unverzichtbar. Für die Durchführung einer extensiven Grünlandbewirtschaftung bestehen für die be- wirtschaftenden Landwirte grundsätzlich Fördermöglichkeiten durch den Abschluss von Ver- trägen im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms des Kreises Siegen-Wittgenstein, wie sie für Teilflächen des Naturschutzgebietes bereits bestehen. Nähere Erläuterungen hierzu kön- nen Ziffer 0.6.2.5 (siehe Seite 13) entnommen werden.

Biotopschutz nach § 62 LG Teile des Naturschutzgebietes sind gleichzeitig Gesetzlich geschützte Biotope nach § 62 LG, für die besondere gesetzliche Regelungen gelten (siehe Ziffer 0.9.4.3, Seite 20).

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Fläche der Biotope: 5,6 ha Anteil am NSG: 26,9 % Abgrenzung: Siehe zeichnerische Darstellung in der Karte "Gesetzlich geschützte Flächen“ Biotopnummern: GB-5013-625, GB-5013-626, GB-5013-627, GB-5013-628, GB-5013- 629, GB-5013-634, GB-5013-635, GB-5013-637 Biotoptyp: Naturnaher Bach, Quellbereiche, Erlenbruchwald, Bach begleitender Erlenwald, Nass- und Feuchtgrünland Verbote: Nach § 62 LG sind alle Handlungen verboten, die zu einer nachhaltigen Beeinträchtigung oder zu einer Zerstörung der Gesetzlich geschützten Biotope führen können. Die einzelnen Auswirkungen des Biotopschutzes nach § 62 LG sind in die nachfolgenden Regelungen und Erläuterungen eingearbeitet.

Zonen im NSG: Zone c (ungenutzte Naturräume) – Größe: 0,3 ha Zone e (Sonderregelungen zur Grünlandbewirtschaftung) – Größe: 3,8 ha

Zusätzliches Verbot: Ergänzend zu den für alle Naturschutzgebiete geltenden Verboten unter Ziffer 2.1.0 D (siehe Seite 43) ist in diesem NSG aufgrund der §§ 19 und 34 Absatz 1 LG zusätzlich verboten, a) entlang der Böschungsoberkanten der Bachufer einen jeweils 2 m breiten Streifen zu nutzen oder zu pflegen, Erläuterung: Das Gewässer, dessen Ufer und die angrenzenden Gewässerrandstreifen sollen sich künftig ohne jeglichen menschlichen Eingriff natürlich entwickeln können. Durch unterblei- bende Maßnahmen der Gewässerunterhaltung wird dem Bachlauf eine uneingeschränkte Eigendynamik innerhalb des Gewässerrandstreifens ermöglicht. Die im Randstreifen lie- genden Grünlandflächen sollen künftig nicht mehr landwirtschaftlich genutzt und vorhande- ne oder aufkommende Gehölze sollen nicht mehr entfernt werden. Dadurch kann sich im Uferbereich eine dem Fließgewässer entsprechende Vegetation mit zunehmend aufkom- menden Gehölzen entwickeln. In diesen Bereichen wird sich ein wertvoller Lebensraum für viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten einstellen. Da eine land- und forstwirtschaftliche Nutzung dieser feuchten bis nassen Flächen in der Nähe des Baches kaum wirtschaftlich betrieben werden kann, entsteht durch den beson- deren Schutz dieser Gewässerrandstreifen kein wirtschaftlicher Nachteil. Durch wirtschaft- liche Förderprogramme können die Landwirte, die die Flächen derzeit nutzen, sogar für bis zu 20 Jahren Stilllegungsprämien erhalten. Wenn das benachbarte Grünland beweidet werden soll, ist durch geeignete Maßnahmen (z.B. ortsüblicher Weidezaun) sicherzustellen, dass das Vieh nicht in den Gewässerrand- streifen gelangen kann. Im Rahmen des KLP kann dieser Zaun mit 5 € pro Meter Zaunlän- ge gefördert werden. Die Auszahlung dieser Förderung erfolgt in 5 jährlichen Raten. Ausnahme: 1. Ausgenommen ist die Entnahme von Nadelgehölzen und Pappeln. 2. Auf Antrag kann die Untere Landschaftsbehörde für bestimmte Grundstücke Abweichungen in der Form zulassen, dass der Uferrandstreifen nur einseitig un- genutzt bleiben muss, wenn auf der anderen Uferseite die doppelte Breite unge- nutzt bleibt. b) den Erlenbruchwald in der Zone c zu bewirtschaften

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Erläuterung: Die vorkommenden Waldgesellschaften sind für den ganzen Raum Nordrhein-Westfalen von großer Bedeutung. Sie bilden sich aufgrund der durchschnittlich nicht älter als 100 Jahre werdenden Baumarten nur dann optimal aus, wenn sich ungestört Baumhöhlen und stehendes Totholz mit den spezifischen Besiedlungsmöglichkeiten für viele seltene Tierar- ten bilden können. c) im Zuge der Wanderschäferei in der Zone e Nachtpferche anzulegen und Flächen anders als in lockerer Hütehaltung zu beweiden. Erläuterung: In Nachtpferchen werden die Schafe für die Nachtruhe auf einer relativ kleinen Fläche zu- sammengetrieben, die mit einem Zaun abgesteckt wird. Auf dieser Fläche wird der Auf- wuchs intensiv flach getreten und sie wird in erheblichem Umfang durch die Fäkalien mit Nährstoffen angereichert. Dieser Nährstoffeintrag führt in fast allen Fällen zu einer deutli- chen Vegetationsänderung in Richtung Fettweide. Nachtpferche in den Gesetzlich ge- schützten Biotopen würden daher zu erheblichen Vegetationsveränderungen führen. Lockere Hütehaltung ist die Form des Gehüts eines Wanderschäfers über eine kurze Zeit, die in ihrer Wirkung einer extensiven Beweidung durch Rinder mit einer Besatzstärke von 2 GVE/ha (entspricht 14 Schafen pro Hektar und Jahr) nahe kommt. Dies bedeutet, jeweils im Vergleich mit einer extensiven Rinderhaltung, dass bei einer Schafbeweidung mit einer kurzen Verweildauer kein übermäßiger Verbiss erfolgt, keine besonderen Trittschäden ein- treten und kein übermäßiger Fäkalieneintrag stattfindet. Erläuterung: Weiterhin wird darauf hingewiesen, dass über die obigen zusätzlichen Regelungen hinaus die Allgemeinen Regelungen für alle Naturschutzgebiete (siehe Ziffer 2.1.0, Abschnitte A. bis G., Seiten 40 bis 58) auch in diesem Naturschutzgebiet zu beachten sind. Ausnahmen und Befreiungen zu den vorstehenden Regelungen sind ebenfalls im Abschnitt 2.1.0 „Naturschutzgebiete - Allgemeine Regelungen für alle Einzelfestsetzungen“ unter den Ziffern E „Allgemeine Ausnahmen“ (siehe Seite 54) und h) „Ausnahmen und Befreiungen im Einzelfall“ (siehe Seite 55) enthalten.

Ordnungswidrigkeiten: Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 2 LG, wer vorsätzlich oder fahrlässig a) entlang der Böschungsoberkanten der Bachufer einen jeweils 2 m breiten Streifen nutzt oder pflegt, b) den Erlenbruchwald in der Zone c bewirtschaftet, c) im Zuge der Wanderschäferei in Gesetzlich geschützten Biotopen Nachtpferche anlegt oder Flächen anders als in lockerer Hütehaltung beweidet.

Zusätzliche Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen: Ergänzend zu den für alle Naturschutzgebiete geltenden allgemeinen Pflege- und Ent- wicklungsmaßnahmen unter Ziffer 2.1.0 C (siehe Seite 41) werden in diesem NSG auf- grund von § 26 LG folgende weitere Maßnahmen festgesetzt: a) Pflegenutzung der Grünlandflächen: · abschnittsweise Mahd der ehemaligen Grünlandflächen, Brachen, Hochstauden- und Riedflächen alle 2 - 3 Jahre im Herbst · Mahd der Glatthaferwiesen 1 – 2mal jährlich ab 01.07. eines Jahres bzw. 16.09., Abtransport des Mähgutes, keine Beweidung · Mahd der Waldbinsenwiesen und –sümpfe alle 2 – 3 Jahre ab dem 01.10., Ab- transport des Mähgutes, keine Beweidung · Nutzung sonstiger Grünlandbereiche durch

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- Beweidung mit max. 2 GVE/ ha oder durch Wanderschäferei in lockerer Hüte- haltung ab 01.07. oder - zweimalige Mahd ab 01.07 bzw. 16.09. oder Nachbeweidung ab 16.09. mit max. 2 GVE/ha, Abtransport des Grünlandes Erläuterung: Diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen stellen keine Verbote oder Handlungsanwei- sungen für Eigentümer oder Bewirtschafter dar. Falls allerdings eine landwirtschaftliche Nutzung in Teilen des Schutzgebietes nicht mehr erfolgen sollte, geben diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen Vorgaben für eine durch den Kreis Siegen-Wittgenstein zu orga- nisierende Pflege der Flächen. Weder der derzeitige Nutzer noch der Eigentümer der Flä- che kann hierzu verpflichtet werden. Die Kosten für diese Pflege- und Entwicklungsmaß- nahmen, die möglichst im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms erfolgen sollten, trägt der Kreis Siegen-Wittgenstein. Diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen sind zur Erhaltung der wertvollen Grünland- flächen erforderlich. Kennzeichnendes Merkmal der schutzwürdigen Pflanzengesellschaf- ten in diesem Naturschutzgebiet sind viele seltene Pflanzenarten. Diese Pflanzen benöti- gen im Gegensatz zu den schnellwüchsigen Gräsern eine deutlich längere Entwicklungs- phase im Frühjahr und Frühsommer, um blühen und aussamen zu können. Nur dann, wenn diese Entwicklung abgeschlossen werden kann, können diese Pflanzenarten lang- fristig auf den Grünlandflächen erhalten werden. Bei Brachflächen steht im Vordergrund, diese Bereiche als Offenland zu erhalten. An- sonsten würden diese Flächen zunehmend verbuschen und sich langfristig zu Wald entwi- ckeln. Zur Offenhaltung reicht es aus, jedes Jahr nur einen Teil der Brachflächen zu mä- hen, sodass jeder Teil nur alle 3 - 5 Jahre erneut bearbeitet wird. Auf diesen Brachen und in nassen Bereichen soll die Mahd erst im Herbst erfolgen, damit außerdem die erst spät fruchtenden, seltenen und zum Teil geschützten Pflanzenarten aussamen können b) Entnahme des Gehölzaufwuchses in mehrjährigem Rhythmus, Erläuterung: Da eine natürliche Sukzession auf den offenen Flächen mit einem erhaltenswerten Pflan- zenbestand nicht zugelassen werden soll, ist eine Zurückdrängung des Gehölzaufwuchses in mehrjährigem Rhythmus vorgesehen. c) Umwandlung von nicht standortgerechten Nadelholzbeständen in naturnahe Laub- wälder, in Sukzessionsflächen oder in Grünland, Erläuterung: In diesem Naturschutzgebiet befinden sich neben den oben genannten erhaltenswerten Biotoptypen an einzelnen Stellen auch Nadelholzbestände. Diese sind vergleichsweise ar- tenarm und bieten den meisten schutzwürdigen Tieren und Pflanzen keinen geeigneten Lebensraum. Die Nadelholzbestände können von einigen Arten nur schlecht überwunden werden, stellen daher Barrieren zwischen den angrenzenden naturnäheren Lebensräumen (Laubwald, Grünland) dar und bilden somit einen Fremdkörper in diesem NSG. Außerdem beeinflussen die Nadelholzbestände das Landschaftsbild negativ. Die Nadelholzbestände sollen daher in die den angrenzenden Flächen entsprechenden standorttypischen Vegetationsformen umgewandelt werden. Bei den innerhalb des Waldes gelegenen Nadelholzbeständen ist vorgesehen, diese über einen längeren Zeitraum hin- weg durch mehrere Einschlagmaßnahmen mit anschließendem Voranbau geeigneter Laubbäume in naturnahe Laubwälder zu überführen. In Grünland- und Brachflächenberei- chen sowie entlang von Gewässern sollen die Nadelgehölze entfernt und i.d.R. anschlie- ßend nicht durch Laubwälder ersetzt werden. Damit sich die künftige Vegetation möglichst schnell entwickeln kann, soll die Beseitigung der Nadelgehölze vorrangig durch eine ein- malige Maßnahme erfolgen. Entlang von Gewässern sind Initialpflanzungen geeigneter Laubgehölze (Erlen) vorgesehen. d) Herstellung der Durchgängigkeit des Gewässers ,

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Erläuterung: Naturnahe Fließgewässerbereiche sollen wiederhergestellt werden, um die Lebensbedin- gungen für die typischen Gewässerlebensgemeinschaften zu verbessern und die Durch- gängigkeit des Gewässers für die Gewässerorganismen wiederherzustellen. e) Beseitigung des im Hauptschluss des Gewässers gelegenen Teiches auf den Grundstücken Gemarkung Freudenberg Flur 3 Flurstücke 17 und 18, f) Umgestaltung von 2 Fischteichen im Nebenschluss auf dem Grundstück Gemar- kung Freudenberg Flur 3 Flurstücke 17, 18 und 49 durch Abflachung der Ufer, Be- seitigung der Zäune, der Drahtverspannungen und der Nadelgehölze sowie durch Veränderung der Wasserentnahme aus dem Fließgewässer durch Einbau neuer Wasserentnahmevorrichtungen mit Messbohlen in der Weise, dass nach der Was- serentnahme für den Teich auch bei Niedrigwasser im Bach für jeden Quadratkilo- meter dessen Einzugsgebietes ein Restabfluss von 2,0 Litern pro Sekunde ver- bleibt, Erläuterung: Diese Teiche mit ihren Nebenanlagen stören das Landschaftsbild. Darüberhinaus treten erhebliche negative Auswirkungen auf die Ökologie des Fließgewässers auf, vor allem durch eine jahreszeitlich bedingte Entnahme des gesamten Wassers, sodass der Bach tro- ckenfällt. Im derzeitigen Zustand beeinflussen die Teiche erheblich und nachteilig die Le- bensgemeinschaften des Fließgewässers und den Naturhaushalt. Durch die geplanten Maßnahmen wird die Teichanlage für das Landschaftsbild und die Ökologie verträglich um- gestaltet. Aus dem Bach soll auch bei Niedrigwasser nur noch soviel Wasser entnommen werden, dass das im Bach verbleibende Wasser ausreicht, damit die ökologischen Funktionen des Fließgewässers zu jeder Jahreszeit aufrechterhalten bleiben können. Hierzu soll die Was- serentnahme der genannten Teiche umgestaltet werden. Die bisherige fischereiliche Nutzung des Teiches auf dem Flurstück 49 darf weiterhin be- trieben werden. g) Die unter Ziffer 2.1.0 C b) (siehe Seite 42) festgesetzte Aufstellung von Naturschutz- gebietsschildern soll auf den Grundstücken Gemarkung Freudenberg Flur 1 Flurstücke 29, Gemarkung Freudenberg Flur 3 Flurstück 55, Gemarkung Freuden- berg Flur 4 Flurstück 202 und Gemarkung Büschergrund Flur 21 Flurstück 87 erfol- gen. Auf den Grundstücken Gemarkung Freudenberg Flur 1 Flurstück 8, Gemar- kung Freudenberg Flur 3 Flurstück 55 und Gemarkung Freudenberg Flur 4 Flur- stück 202 soll jeweils eine Informationstafel errichtet und dauerhaft erhalten wer- den. Erläuterung: Die Art und Weise der Umsetzung dieser Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen ist unter Ziffer 2.1.0 C (Seite 41) sowie unter Ziffer 5 (Seite 219 und folgende Seiten) näher erläutert.

Bewirtschaftung Gesetzlich geschützter Biotope nach § 62 LG: Für die landwirtschaftlich genutzten Flächen der Gesetzlich geschützten Biotope ergeben sich nachfolgend aufgeführte Bewirtschaftungsweisen, bei denen davon ausgegangen werden kann, dass bei ihrer Einhaltung eine Gefährdung, Zerstörung oder Beeinträchtigung Gesetz- lich geschützter Biotope nicht stattfindet. Auf die Ausführungen zu den Gesetzlich geschützten Biotopen in Ziffer 0.9.4.3 (siehe Seite 20) wird ergänzend hingewiesen.

Biotoptyp Nutzung Düngung Orchideenreiche Mahd ab 01.07., Nachmahd oder Feucht- und Mager- Beweidung mit 2 GVE/ha ab 16.09. Keine wiesen möglich Beweidung mit max. 2 GVE/ha vom Nassweiden PK-Düngung möglich 16.04. bis 15.11.

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Biotoptyp Nutzung Düngung Nass- oder Feucht- Mahd ab 01.07., ab 01.09 zweite Düngung mit Festmist bis wiesen (Sumpfdotter- Mahd, in trockenen Jahren wie bis- max. 7 t/ha/Jahr (max. 45 kg blumenwiese) her Nachbeweidung möglich N-Stickstoff/ha/Jahr) möglich Mahd ab 01.07., zweite Mahd ab Übrige Nasswiesen Keine 16.09. möglich

Für die forstwirtschaftlich genutzten Flächen, die Gesetzlich geschützte Biotope sind, sollte ei- ne forstliche Nutzung, die über die einzelstammweise Entnahme von Laubgehölzen hinaus- geht, unterlassen werden. Ebenso muss die Einbringung von nicht der natürlichen Waldge- sellschaft entsprechenden Baumarten vermieden werden.

Darüber hinaus sollten folgende Bewirtschaftungsformen eingehalten werden, um langfristig keine Verschlechterung der Gesetzlich geschützten Biotope nach § 62 LG zu erhalten. Dabei sollte vermieden werden, a) eine maschinelle Bearbeitung der Grünlandflächen (z.B. Walzen, Schleppen) im Zeitraum vom 01.04. bis 30.06. oder innerhalb von 10 Tagen nach der Schneeschmelze durchzufüh- ren, Erläuterung: Da der Aufwuchs bis zum 01. April eines jeden Jahres vernachlässigbar ist und durch- schnittlich im März keine Schneebedeckung mehr vorliegt, kann die Bodenbearbeitung bis zu diesem Zeitpunkt erfolgen. Eine maschinelle Bearbeitung dieser Flächen durch Walzen oder Schleppen zu Beginn der Vegetationsperiode (April - Juni) würde die Entwicklung der Pflanzen durch mechanische Beschädigung wie Abtrennen von Pflanzenteilen oder Nie- derdrücken erheblich oder nachhaltig beeinträchtigen. b) die Flächen vor dem 01.07. eines Jahres mit mehr als 2 GVE/ha zu beweiden oder wei- denden Tieren zuzufüttern, Erläuterung: Die von 2 Rindern, 14 Schafen oder 10 Ziegen benötigte Nahrung entspricht in etwa der Pflanzenmenge, die auf einem Hektar Grünland ohne Düngung durchschnittlich wächst. Wenn mehr Tiere zur Beweidung aufgetrieben werden, kann nur dann ausreichend Nah- rung bereitgestellt werden, wenn gedüngt oder zugefüttert wird. Zusätzlich würde ein höhe- rer Viehbesatz zu vermehrten Schäden durch Tritt wie z.B. übermäßige Verletzung der Grasnarbe, Verletzung des Bodens oder mechanische Verletzung der Pflanzen führen. Das bedeutet auch, dass eine Rotationsbeweidung mit mehreren unterteilten Koppeln, durch die zeitweilig eine erhöhte Besatzstärke pro Flächeneinheit erreicht wird, nicht erfol- gen darf. Hierdurch wären negative Veränderungen des Vegetationsbestandes und der Lebensgemeinschaft der Grünlandfläche zu erwarten. Nicht untersagt ist eine Unterteilung einer Weidefläche, bei der sichergestellt ist, dass zu keiner Zeit in den einzelnen Koppeln die genannte Besatzstärke überschritten wird. Ordnungswidrig im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 11 LG handelt, wer in den Gesetzlich ge- schützten Biotopen nach § 62 LG entgegen § 62 Absatz 1 LG vorsätzlich oder fahrlässig Maßnahmen oder Handlungen vornimmt, die zu einer erheblichen oder nachhaltigen Beein- trächtigung oder zu einer Zerstörung der Gesetzlich geschützten Biotope führen können. Maßnahmen oder Handlungen im Rahmen der vorstehenden Bewirtschaftungsweisen ent- sprechen den Vorgaben des § 62 LG, sodass insoweit keine Ordnungswidrigkeit vorliegt.

Naturschutzgebiete - N 2 - Naturschutzgebiet "Gambachtal" Seite 73 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

2.1.3 N 3 - Naturschutzgebiet "Plittersche" Größe: 33,2 ha Lage: Nördlich Plittershagen, E2, D2

Schutzzweck: Die Festsetzung des Naturschutzgebietes erfolgt zur Erhaltung und Wiederherstellung der typischen Arten, Lebensgemeinschaften und Lebensräume eines überwiegend als Grünland genutzten Mittelgebirgstales, insbesondere von · extensiv genutzten Feucht- und Nasswiesen u.a. in Form von Waldsimsen-Wiesen und Sumpfdotterblumenwiesen · binsenreichen Feucht- und Nassweiden · Glatthaferwiesen, RLP 3N/* (gefährdet) · feuchten Hochstaudenfluren · Seggen- und Binsensümpfen in Form von Schlankseggen-Sümpfen, RLP 3/2 (ge- fährdet/ stark gefährdet) und Braunseggensümpfen, RLP 2N/2 · Quellsümpfen, RLP 3/3 · Erlenbruchwald, RLP 2/2 · Bach begleitendem Erlenwald, RLP 3/2 · naturnahen Bachabschnitten einschließlich der Vorkommen gefährdeter Tier- und Pflanzenarten der Feuchtwälder, des Feuchtgrünlandes und der Fließgewässer.

Beschreibung des Naturschutzgebietes mit Erläuterungen zum Schutzzweck: Das Naturschutzgebiet "Plittersche" umfasst die Talflächen der von Norden nach Süden flie- ßenden Plittersche zwischen der Quelle und dem Ort Plittershagen sowie zweier von Westen zufließender Seitenbäche. Der Bachlauf selbst verläuft sehr natürlich, teilweise mäandrierend, im oberen Bereich überwiegend von Schwarzerlenforsten begleitet. Bei Mausbach besteht ein Erlenbruch, dem Eschen, Bergahorn und Salweiden beigemischt sind. In diesem Bereich be- trägt der Deckungsgrad der Krautschicht etwa 90 %. Im weiteren Talverlauf wechseln sich kleinflächige Fichtenparzellen mit Feuchtwiesen ab. Den größten Teil des Weiteren Tales nimmt Feuchtgrünland ein, welches beweidet wird. Der Talgrund ist teils so nass, dass er nicht trittfest ist. Zwei ebenfalls offene und feuchte Grünlandbereiche westlich angrenzender Seitentäler wurden mit in das Schutzgebiet einbezogen. Im nördlichen der beiden Seitentäler besteht ein Kleinseggenried. Die Talränder sind mit lückigen Gehölzreihen aus Hasel, Salweide, Eberesche, Eiche, Birke, Öhrchenweide, Schlehe, Erle, Espe und Bergahorn sowie Schwarzem und Rotem Holunder bestanden. Auswahl der bisher nachgewiesenen gefährdeten oder bemerkenswerten Pflanzenarten Bachquellkraut Montia fontana (RL 3/3) Blasen-Segge Carex vesicaria (RL 3/3) Borstige Schuppensimse Isolepis setacea Buchenfarn Thelypteris phegopteris Dreizahn Danthonia decumbens (RL 3/3) Fadenbinse Juncus filiformis (RL 2/*) Fieberklee Menyanthes trifoliata (RL 3/3, §) Gemeiner Salzschwaden Puccinellia distans (RL 2/*) Heilziest Betonica officinalis (RL 3/3) Hirse-Segge Carex panicea (RL 3/3) Igel-Segge Carex echinata (RL 3/*) Kümmelsilge Selinum carvifolia (RL 3/3)

Seite 74 Naturschutzgebiete - N 3 - Naturschutzgebiet "Plittersche" Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

Mittleres Hexenkraut Circea x intermedia Schmalblättriges Wollgras Eriophorum angustifolium (RL 3/3) Sumpf-Blutauge Potentilla palustris (RL 3/3) Sumpf-Veilchen Viola palustris (RL 3/*) Wiesen-Storchschnabel Geranium pratense (RL */3) Zittergras-Segge Carex brizoides Auswahl der bisher nachgewiesenen gefährdeten oder bemerkenswerten Tierarten Vögel (§): Eisvogel Alcedo atthis (RL 3N/3) Wasseramsel Cinclus cinclus (RL N/*) Gelbspötter Hippolais icterina (RL V/R) Bekassine Gallinago gallinago (RL 1N/1N) Amphibien (§): Grasfrosch Rana temporaria Schmetterlinge: Wachtelweizen-Scheckenfalter Melitaea athalia (RL 1/2, §) Wegerichbär Parasemia plantaginis (RL 2/3) Heuschrecken: Sumpfgrashüpfer Chorthippus montanus (RL 2/2) Libellen (§): Gebänderte Prachtlibelle Calopteryx splendens Blauflügel-Prachtlibelle Calopteryx virgo (RL 3/*) Zu den derzeit gravierendsten Beeinträchtigungen des Plitterschetales zählen die an einzelnen Stellen des Talgrundes auf ehemaligen Grünlandflächen erfolgten Fichtenaufforstungen, die die Lebensraumfunktion für die gebietstypischen Arten und Lebensgemeinschaften erheblich einschränken und die landschaftliche Eigenart gefährden. Eine ähnlich negative Wirkung geht auch von den Teichanlagen aus. Die naturfern gestalteten und ziergartenartig gepflegten Teichgrundstücke stellen nicht nur eine Störung der visuell er- lebbaren landschaftlichen Qualität des Gebietes dar, sondern wirken sich auch direkt und indi- rekt negativ auf die Qualität des Gebietes als Lebensraum für die typischen Arten und Le- bensgemeinschaften aus (z.B. Beeinträchtigung des Bachsystems durch Wasserentnahme, Veränderung der Wasserqualität, Unterbrechung der Durchgängigkeit des Gewässers). Nachteilig würde sich die dauerhafte Aufgabe der Grünlandbewirtschaftung und ein dann ein- tretendes Verbrachen der Flächen oder eine Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung auswirken. Alle an eine extensive Nutzung der Grünlandflächen angepassten Arten würden dadurch immer weniger geeignete Lebensbedingungen finden, sodass die im Rahmen des Abschnittes „Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen“ vorgesehene landwirtschaftliche Nutzung bzw. Pflege dieser Bereiche zu deren Erhalt erforderlich ist. Aufgrund der besonderen Bedeutung des Plitterschetals für den Arten- und Biotopschutz so- wie seiner in weiten Bereichen noch hohen visuell wahrnehmbaren landschaftlichen Qualität und Eigenart sind die Voraussetzungen zur Ausweisung als Naturschutzgebiet nach § 20 a) sowie c) LG erfüllt. Auch im ökologischen Fachbeitrag der LÖBF wird der Bereich als natur- schutzwürdig eingestuft und daher zur Ausweisung als Naturschutzgebiet vorgeschlagen. Ne- ben der Sicherung der noch bestehenden Werte und Funktionen dient die Ausweisung als Naturschutzgebiet im Sinne von § 20 c) LG zudem auch der Entwicklung und Wiederher- stellung der Lebensraumqualität in den beeinträchtigten Talbereichen. Hierbei kommt der Bei- behaltung bzw. Wiederaufnahme einer extensiven Grünlandnutzung eine zentrale Rolle zu. Um den Schutzzweck dauerhaft zu sichern, ist vor dem Hintergrund der akuten Gefährdung der besonderen Werte und Funktionen des Gebietes und der daraus resultierenden erhöhten Schutz- und Entwicklungsbedürftigkeit eine Ausweisung als Naturschutzgebiet unverzichtbar. Für die Durchführung einer extensiven Grünlandbewirtschaftung bestehen für die be- wirtschaftenden Landwirte grundsätzlich Fördermöglichkeiten durch den Abschluss von Ver- trägen im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms des Kreises Siegen-Wittgenstein, wie sie für weite Flächen des Plitterschetales bereits bestehen. Nähere Erläuterungen hierzu können Ziffer 0.6.2.5 (siehe Seite 13) entnommen werden.

Naturschutzgebiete - N 3 - Naturschutzgebiet "Plittersche" Seite 75 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

Biotopschutz nach § 62 LG Teile des Naturschutzgebietes sind gleichzeitig Gesetzlich geschützte Biotope nach § 62 LG, für die besondere gesetzliche Regelungen gelten (siehe Ziffer 0.9.4.3, Seite 20). Fläche der Biotope: 11,2 ha Anteil am NSG: 33,8 % Abgrenzung: Siehe zeichnerische Darstellung in der Karte "Gesetzlich geschützte Flächen“ Biotopnummern: GB-5013-840, GB-5013-844, GB-5013-845, GB-5113-682, GB-5113- 683, GB-5113-684, GB-5113-685, GB-5113-686, GB-5113-687, GB- 5113-688, GB-5113-612, GB-5113-611 Biotoptyp: Bruchwald, Erlenauwald, Nass- und Feuchtgrünland, naturnaher Bach, Quellen, Kleinseggenried, Verbote: Nach § 62 LG sind alle Handlungen verboten, die zu einer nachhaltigen Beeinträchtigung oder zu einer Zerstörung der Gesetzlich geschützten Biotope führen können. Die einzelnen Auswirkungen des Biotopschutzes nach § 62 LG sind in die nachfolgenden Regelungen und Erläuterungen eingearbeitet.

Zonen im NSG: Zone a (Laubholzwiederaufforstung) – Größe: 1,8 ha Zone c (ungenutzte Naturräume) - Größe: 0,4 ha Zone e (Sonderregelungen zur Grünlandbewirtschaftung) – Größe: 10,3 ha

Zusätzliche Verbote: Ergänzend zu den für alle Naturschutzgebiete geltenden Verboten unter Ziffer 2.1.0 D (siehe Seite 43) ist in diesem NSG aufgrund der §§ 19 und 34 Absatz 1 LG zusätzlich verboten, a) entlang der Böschungsoberkante der Bachufer einen jeweils 2 m breiten Streifen zu nutzen oder zu pflegen Erläuterung: Das Gewässer, dessen Ufer und die angrenzenden Gewässerrandstreifen sollen sich künftig ohne jeglichen menschlichen Eingriff natürlich entwickeln können. Durch unterblei- bende Maßnahmen der Gewässerunterhaltung wird dem Bachlauf eine uneingeschränkte Eigendynamik innerhalb des Gewässerrandstreifens ermöglicht. Die im Randstreifen lie- genden Grünlandflächen sollen künftig nicht mehr landwirtschaftlich genutzt und vorhande- ne oder aufkommende Gehölze sollen nicht mehr entfernt werden. Dadurch kann sich im Uferbereich eine dem Fließgewässer entsprechende Vegetation mit zunehmend aufkom- menden Gehölzen entwickeln. In diesen Bereichen wird sich ein wertvoller Lebensraum für viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten einstellen. Da eine land- und forstwirtschaftliche Nutzung dieser feuchten bis nassen Flächen in der Nähe des Baches kaum wirtschaftlich betrieben werden kann, entsteht durch den beson- deren Schutz dieser Gewässerrandstreifen kein wirtschaftlicher Nachteil. Durch wirtschaft- liche Förderprogramme können die Landwirte, die die Flächen derzeit nutzen, sogar für bis zu 20 Jahren Stilllegungsprämien erhalten. Wenn das benachbarte Grünland beweidet werden soll, ist durch geeignete Maßnahmen (z.B. ortsüblicher Weidezaun) sicherzustellen, dass das Vieh nicht in den Gewässerrand- streifen gelangen kann. Im Rahmen des KLP kann dieser Zaun mit 5 € pro Meter Zaunlän- ge gefördert werden. Die Auszahlung dieser Förderung erfolgt in 5 jährlichen Raten. Ausnahmen: 1. Ausgenommen ist die Entnahme von Nadelgehölzen und Pappeln. 2. Auf Antrag kann die Untere Landschaftsbehörde für bestimmte Grundstücke Abweichungen in der Form zulassen, dass der Uferrandstreifen nur einseitig un-

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genutzt bleiben muss, wenn auf der anderen Uferseite die doppelte Breite unge- nutzt bleibt. b) in der Zone e im Zuge der Wanderschäferei Nachtpferche anzulegen und Flächen anders als in lockerer Hütehaltung zu beweiden. Erläuterung: In Nachtpferchen werden die Schafe für die Nachtruhe auf einer relativ kleinen Fläche zu- sammengetrieben, die mit einem Zaun abgesteckt wird. Auf dieser Fläche wird der Auf- wuchs intensiv flach getreten und sie wird in erheblichem Umfang durch die Fäkalien mit Nährstoffen angereichert. Dieser Nährstoffeintrag führt in fast allen Fällen zu einer deutli- chen Vegetationsänderung in Richtung Fettweide. Nachtpferche in den Gesetzlich ge- schützten Biotopen würden daher zu erheblichen Vegetationsveränderungen führen. Lockere Hütehaltung ist die Form des Gehüts eines Wanderschäfers über eine kurze Zeit, die in ihrer Wirkung einer extensiven Beweidung durch Rinder mit einer Besatzstärke von 2 GVE/ha (entspricht 14 Schafen pro Hektar und Jahr) nahe kommt. Dies bedeutet, jeweils im Vergleich mit einer extensiven Rinderhaltung, dass bei einer Schafbeweidung mit einer kurzen Verweildauer kein übermäßiger Verbiss erfolgt, keine besonderen Trittschäden ein- treten und kein übermäßiger Fäkalieneintrag stattfindet. c) den Erlenbruchwald in der Zone c forstlich zu nutzen Erläuterung: Die vorkommenden Waldgesellschaften sind für den ganzen Raum Nordrhein-Westfalen von großer Bedeutung. Sie bilden sich aufgrund der durchschnittlich nicht älter als 100 Jahre werdenden Baumarten nur dann optimal aus, wenn sich ungestört Baumhöhlen und stehendes Totholz mit den spezifischen Besiedlungsmöglichkeiten für viele seltene Tierar- ten bilden können.

Forstliche Festsetzung: Aufgrund des § 25 LG ergeht für dieses Naturschutzgebiet folgende Forstliche Fest- setzung: a) Bei der Wiederaufforstung in Zone a dürfen nur standortgerechte und einheimische Laubbaumarten verwendet werden. Erläuterung: Auf die Allgemeinen Erläuterungen zu den Forstlichen Festsetzungen unter Ziffer 4 (siehe Seite 210) und zu "Wiederaufforstungen mit Laubholz" unter Ziffer 4.1.1 (siehe Seite 211) wird hingewiesen.

Weiterhin wird darauf hingewiesen, dass über die obigen zusätzlichen Regelungen hinaus die Allgemeinen Regelungen für alle Naturschutzgebiete (siehe Ziffer 2.1.0, Abschnitte A. bis G., Seiten 40 bis 58) auch in diesem Naturschutzgebiet zu beachten sind. Ausnahmen und Befreiungen zu den vorstehenden Regelungen sind ebenfalls im Abschnitt 2.1.0 „Naturschutzgebiete - Allgemeine Regelungen für alle Einzelfestsetzungen“ unter den Ziffern E „Allgemeine Ausnahmen“ (siehe Seite 54) und h) „Ausnahmen und Befreiungen im Einzelfall“ (siehe Seite 55) enthalten.

Ordnungswidrigkeiten Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 2 LG, wer in diesem Natur- schutzgebiet entgegen den vorstehenden Verbotsregelungen vorsätzlich oder fahrläs- sig a) einen 2 m breiten Streifen entlang der Böschungsoberkante der Bachufer nutzt oder pflegt. b) in der Zone e im Zuge der Wanderschäferei Nachtpferche anlegt und Flächen an- ders als in lockerer Hütehaltung beweidet. Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 5 LG ferner, wer in diesem Na-

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turschutzgebiet entgegen den vorstehenden Forstlichen Festsetzungen vorsätzlich o- der fahrlässig a) bei Wiederaufforstung in der Zone a andere als einheimische und standortgerechte Laubbaumarten verwendet.

Zusätzliche Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen: Ergänzend zu den für alle Naturschutzgebiete geltenden allgemeinen Pflege- und Ent- wicklungsmaßnahmen unter Ziffer 2.1.0 C (siehe Seite 41) werden in diesem NSG auf- grund von § 26 LG folgende weitere Maßnahmen festgesetzt: a) Pflegenutzung der Grünlandflächen: · Mahd der Waldbinsenwiesen und Kleinseggenrieder alle 2 - 3 Jahre ab dem 01.10., Abtransport des Mähgutes, keine Beweidung · Mahd der Glatthaferwiesen 1 - 2 mal jährlich ab dem 01.07. bzw. 16.09., Abtrans- port des Mähgutes, keine Nachbeweidung · Mahd der Sumpfdotterblumenwiesen 1 - 2 mal jährlich ab 01.07., Abtransport des Mähgutes, keine Beweidung · Nutzung sonstiger Grünlandbereiche durch - Beweidung mit maximal 2 GVE/ha oder durch Wanderschäferei in lockerer Hü- tehaltung ab 01.07. oder - zweimalige Mahd ab 01.07. bzw. 16.09. oder Nachbeweidung ab 16.09. mit max. 2 GVE/ha, Abtransport des Mähgutes Erläuterung: Diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen stellen keine Verbote oder Handlungsanwei- sungen für Eigentümer oder Bewirtschafter dar. Falls allerdings eine landwirtschaftliche Nutzung in Teilen des Schutzgebietes nicht mehr erfolgen sollte, geben diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen Vorgaben für eine durch den Kreis Siegen-Wittgenstein zu orga- nisierende Pflege der Flächen. Weder der derzeitige Nutzer noch der Eigentümer der Flä- che kann hierzu verpflichtet werden. Die Kosten für diese Pflege- und Entwicklungsmaß- nahmen, die möglichst im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms erfolgen sollten, trägt der Kreis Siegen-Wittgenstein. Diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen sind zur Erhaltung der wertvollen Grünland- flächen erforderlich. Kennzeichnendes Merkmal der schutzwürdigen Pflanzengesellschaf- ten in diesem Naturschutzgebiet sind viele seltene Pflanzenarten. Diese Pflanzen benöti- gen im Gegensatz zu den schnellwüchsigen Gräsern eine deutlich längere Entwicklungs- phase im Frühjahr und Frühsommer, um blühen und aussamen zu können. Nur dann, wenn diese Entwicklung abgeschlossen werden kann, können diese Pflanzenarten lang- fristig auf den Grünlandflächen erhalten werden. Bei Brachflächen steht im Vordergrund, diese Bereiche als Offenland zu erhalten. An- sonsten würden diese Flächen zunehmend verbuschen und sich langfristig zu Wald entwi- ckeln. Zur Offenhaltung reicht es aus, jedes Jahr nur einen Teil der Brachflächen zu mä- hen, sodass jeder Teil nur alle 3 - 5 Jahre erneut bearbeitet wird. Auf diesen Brachen und in nassen Bereichen soll die Mahd erst im Herbst erfolgen, damit außerdem die erst spät fruchtenden, seltenen und zum Teil geschützten Pflanzenarten aussamen können. b) Umwandlung von nicht standortgerechten Nadelholzbeständen in naturnahe Laub- wälder, in Sukzessionsflächen oder in Grünland, Erläuterung: In diesem Naturschutzgebiet befinden sich neben den oben genannten erhaltenswerten Biotoptypen an einzelnen Stellen auch Nadelholzbestände. Diese sind vergleichsweise ar- tenarm und bieten den meisten schutzwürdigen Tieren und Pflanzen keinen geeigneten Lebensraum. Die Nadelholzbestände können von einigen Arten nur schlecht überwunden werden, stellen daher Barrieren zwischen den angrenzenden naturnäheren Lebensräumen (Laubwald, Grünland) dar und bilden somit einen Fremdkörper in diesem NSG. Außerdem

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beeinflussen die Nadelholzbestände das Landschaftsbild negativ. Die Nadelholzbestände sollen daher in die den angrenzenden Flächen entsprechenden standorttypischen Vegetationsformen umgewandelt werden. Bei den innerhalb des Waldes gelegenen Nadelholzbeständen ist vorgesehen, diese über einen längeren Zeitraum hin- weg durch mehrere Einschlagmaßnahmen mit anschließendem Voranbau geeigneter Laubbäume in naturnahe Laubwälder zu überführen. In Grünland- und Brachflächenberei- chen sowie entlang von Gewässern sollen die Nadelgehölze entfernt und i.d.R. anschlie- ßend nicht durch Laubwälder ersetzt werden. Damit sich die künftige Vegetation möglichst schnell entwickeln kann, soll die Beseitigung der Nadelgehölze vorrangig durch eine ein- malige Maßnahme erfolgen. Entlang von Gewässern sind Initialpflanzungen geeigneter Laubgehölze (Schwarzerlen) vorgesehen. c) Rückbau von Uferbefestigungen und Sohlabstürzen, Erläuterung: Naturnahe Fließgewässerbereiche sollen wiederhergestellt werden, um die Lebensbedin- gungen für die typischen Gewässerlebensgemeinschaften zu verbessern und die Durch- gängigkeit des Gewässers für die Gewässerorganismen wiederherzustellen. d) Renaturierung des Teiches auf dem Grundstück Gemarkung Freudenberg Flur 2 Flurstück 71 und Entwicklung zu einem naturnahen Feuchtbiotop, e) Die unter Ziffer 2.1.0 C b) (siehe Seite 42) festgesetzte Aufstellung von Naturschutz- gebietsschildern soll auf den Grundstücken Gemarkung Plittershagen Flur 1 Flurstücke 366, 145, 150 und 339 (2 Schilder), Gemarkung Freudenberg Flur 2 Flurstücke 61, 183, 186 und 177, Gemarkung Freudenberg Flur 2 Flurstücke 155 (2 Schilder) und 192 (2 Schilder) und Gemarkung Freudenberg Flur 19 Flurstücke 116 und 165 erfolgen. Auf den Grundstücken Gemarkung Plittershagen Flur 1 Flurstück 366 und Gemarkung Freudenberg Flur 2 Flurstück 61 soll jeweils eine Informations- tafel errichtet und dauerhaft erhalten werden. Erläuterung: Die Art und Weise der Umsetzung dieser Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen ist unter Ziffer 2.1.0 C (Seite 41) sowie unter Ziffer 5 (Seite 219 und folgende Seiten) näher erläutert.

Bewirtschaftung Gesetzlich geschützter Biotope nach § 62 LG: Für die landwirtschaftlich genutzten Flächen der Gesetzlich geschützten Biotope ergeben sich nachfolgend aufgeführte Bewirtschaftungsweisen, bei denen davon ausgegangen werden kann, dass bei ihrer Einhaltung eine Gefährdung, Zerstörung oder Beeinträchtigung Gesetz- lich geschützter Biotope nicht stattfindet. Auf die Ausführungen zu den Gesetzlich geschützten Biotopen in Ziffer 0.9.4.3 (siehe Seite 20) wird ergänzend hingewiesen.

Biotoptyp Nutzung Düngung Beweidung mit max. 2 GVE/ha vom Nassweiden PK-Düngung möglich 16.04. bis 15.11. Nass- oder Feucht- Mahd ab 01.07., ab 01.09 zweite Düngung mit Festmist bis wiesen (Sumpfdotter- Mahd, in trockenen Jahren wie bis- max. 7 t/ha/Jahr (max. 45 kg blumenwiese) her Nachbeweidung möglich N-Stickstoff/ha/Jahr) möglich Mahd ab 01.07., zweite Mahd ab Übrige Nasswiesen Keine 16.09. möglich

Für die forstwirtschaftlich genutzten Flächen, die Gesetzlich geschützte Biotope sind, sollte ei- ne forstliche Nutzung, die über die einzelstammweise Entnahme von Laubgehölzen hinaus- geht, unterlassen werden. Ebenso muss die Einbringung von nicht der natürlichen Waldge- sellschaft entsprechenden Baumarten vermieden werden.

Darüber hinaus sollten folgende Bewirtschaftungsformen eingehalten werden, um langfristig keine Verschlechterung der Gesetzlich geschützten Biotope nach § 62 LG zu erhalten. Dabei sollte vermieden werden, a) eine maschinelle Bearbeitung der Grünlandflächen (z.B. Walzen, Schleppen) im Zeitraum

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vom 01.04. bis 30.06. oder innerhalb von 10 Tagen nach der Schneeschmelze durchzufüh- ren, Erläuterung: Da der Aufwuchs bis zum 01. April eines jeden Jahres vernachlässigbar ist und durch- schnittlich im März keine Schneebedeckung mehr vorliegt, kann die Bodenbearbeitung bis zu diesem Zeitpunkt erfolgen. Eine maschinelle Bearbeitung dieser Flächen durch Walzen oder Schleppen zu Beginn der Vegetationsperiode (April - Juni) würde die Entwicklung der Pflanzen durch mechanische Beschädigung wie Abtrennen von Pflanzenteilen oder Nie- derdrücken erheblich oder nachhaltig beeinträchtigen. b) die Flächen vor dem 01.07. eines Jahres mit mehr als 2 GVE/ha zu beweiden oder wei- denden Tieren zuzufüttern, Erläuterung: Die von 2 Rindern, 14 Schafen oder 10 Ziegen benötigte Nahrung entspricht in etwa der Pflanzenmenge, die auf einem Hektar Grünland ohne Düngung durchschnittlich wächst. Wenn mehr Tiere zur Beweidung aufgetrieben werden, kann nur dann ausreichend Nah- rung bereitgestellt werden, wenn gedüngt oder zugefüttert wird. Zusätzlich würde ein höhe- rer Viehbesatz zu vermehrten Schäden durch Tritt wie z.B. übermäßige Verletzung der Grasnarbe, Verletzung des Bodens oder mechanische Verletzung der Pflanzen führen. Das bedeutet auch, dass eine Rotationsbeweidung mit mehreren unterteilten Koppeln, durch die zeitweilig eine erhöhte Besatzstärke pro Flächeneinheit erreicht wird, nicht erfol- gen darf. Hierdurch wären negative Veränderungen des Vegetationsbestandes und der Lebensgemeinschaft der Grünlandfläche zu erwarten. Nicht untersagt ist eine Unterteilung einer Weidefläche, bei der sichergestellt ist, dass zu keiner Zeit in den einzelnen Koppeln die genannte Besatzstärke überschritten wird. Ordnungswidrig im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 11 LG handelt, wer in den Gesetzlich ge- schützten Biotopen nach § 62 LG entgegen § 62 Absatz 1 LG vorsätzlich oder fahrlässig Maßnahmen oder Handlungen vornimmt, die zu einer erheblichen oder nachhaltigen Beein- trächtigung oder zu einer Zerstörung der Gesetzlich geschützten Biotope führen können. Maßnahmen oder Handlungen im Rahmen der vorstehenden Bewirtschaftungsweisen ent- sprechen den Vorgaben des § 62 LG, sodass insoweit keine Ordnungswidrigkeit vorliegt.

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2.1.4 N 4 - Naturschutzgebiet "Seelbachs- und Eulenbruchswald" Größe: 167,2 ha (2 Flächen) Lage: Westlich Freudenberg, D2, D3, E2, E3

Schutzzweck: Die Festsetzung des Naturschutzgebietes erfolgt zur Erhaltung und Wiederherstellung der typischen Arten und Lebensgemeinschaften eines großen, zusammenhängenden Waldgebietes, insbesondere von · naturnahen, gestuften, reich strukturierten, krautreichen Buchenwäldern mit aus- geprägter Naturverjüngung in Form von Hainsimsen-Buchenwald (bodensaurer Buchenwald), FFH-Lebensraum · Laubwaldflächen mit hohen Anteilen von Traubenkirsche und z.T. auch Bergahorn · naturnahen Bachabschnitten mit Erlen-Eschenwäldern, RLP 3/2 (gefährdet / stark gefährdet), prioritärer FFH-Lebensraum, und Weichholzsaum · Quellbereichen (Quellsümpfe) · Feucht- und Nassgrünland in Form von Sumpfdotterblumenwiese einschließlich der typischen Tier- und Pflanzenarten sowie Lebensgemeinschaften. Die Festsetzung des Naturschutzgebietes erfolgt außerdem zur Erhaltung und Wieder- herstellung der oben genannten FFH-Lebensräume sowie der Vorkommen von Mittel- specht, Schwarzspecht, Grauspecht und Rotmilan als Arten von gemeinschaftlichem Interesse nach FFH-Richtlinie. Dieser Schutzweck entspricht auch den Schutzzielen für das FFH-Gebiet „Eulenbruchs Wald“ mit der Kennziffer DE-5013-301. Außerdem soll die landschaftliche Schönheit und Vielfalt des Gebietes erhalten und entwickelt werden.

Beschreibung des Naturschutzgebietes mit Erläuterungen zum Schutzzweck: In diesem Schutzgebiet ist das Schutzziel die Erhaltung und Vermehrung der noch vorhande- nen Buchenwälder mit ihrem gebietstypischen Arteninventar auf großen Flächen. Das Natur- schutzgebiet "Seelbachs- und Eulenbruchswald" umfasst von zahlreichen kleinen, naturnahen Bachläufen durchflossene, zusammenhängende Buchen- und Mischwaldbestände westlich bzw. nordwestlich von Freudenberg. Es handelt sich um großflächige Buchen-Altholzbestände mit sehr gut ausgeprägtem und stufig aufgebautem Unterwuchs und entspricht insoweit der ursprünglich einheimischen Vegetation. Einzelne ältere Fichten und Eichen sind beigemischt. Eine sehr gute Naturverjüngung ist vorhanden. Im Wald sind an mehreren Stellen quellige Be- reiche und natürlich mäandrierende Bachläufe mit einzelnen Erlen und Bergahorn. Das Natur- schutzgebiet wird von der L 562 zwischen Freudenberg und Mausbach und der K 21 zwischen Freudenberg und Hohenhain zerschnitten. Im Raum Freudenberg findet man ansonsten kein derart großes Laubmischwaldgebiet. Der Faktor "Flächengröße" hat eine herausragende Bedeutung für die Artenvielfalt, die Dynamik der Entwicklung und die Stabilität des Waldökosystems. Eine dauerhafte Sicherung der viel- fältigen Buchenwaldgesellschaften ist nur in derart großen, zusammenhängenden Waldge- bieten möglich. Dieser Waldkomplex ist aufgrund seiner Flächenausdehnung, der Geschlos- senheit und des Erhaltungszustandes von besonderer Bedeutung für den Raum. Naturnahe Buchenwälder sind besonders wertvolle Ökosysteme, weil sich hier das natürliche Potenzial in seinem standörtlichen Optimum auf relativ großer Fläche erhalten konnte Der Er- haltung, Vermehrung und Entwicklung ökologisch intakter Buchenwälder kommt ein besonde- rer Stellenwert zu. Dabei ist den Begleitbaumarten wie Esche, Bergahorn, Wildkirsche, Eber- esche, Stiel- und Traubeneiche je nach Standort, ein angemessener Anteil zu sichern. Um die sehr gut ausgebildeten, meist mehrstufigen und altersmäßig gemischten Waldbestän-

Naturschutzgebiete - N 4 - Naturschutzgebiet "Seelbachs- und Eulenbruchswald" Seite 81 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

de zu schützen und zu optimieren, ist der natürlichen Verjüngung der Waldbestände der Vor- rang zu geben, soweit die sich verjüngende Baumart dem langfristigen Bestockungsziel ent- spricht. Weichlaubhölzer wie Birke, Eberesche, Weide und Aspe stellen erwünschte Begleit- baumarten dar; die Fichte sollte nur in Einzelexemplaren eingestreut sein. Darüberhinaus ist es sinnvoll, Starkholz zu erziehen bzw. die Althölzer zu erhalten, wobei besonders Totholz und Höhlenbäume zum Schutz der im Gebiet vorkommenden Spechtarten stehen bleiben sollen. Durch eine naturnahe Waldbewirtschaftung soll der gestufte Altersaufbau sowie der Struktur- reichtum in dem Gebiet erhalten werden. Damit wird auch die hohe Lebensraumfunktion z.B. für Waldvögel aufrechterhalten. Die im Gebiet vorhandenen, kleinflächigen Nadelholzbestände sollen langfristig in Laubholzbestände mit standortgerechten, einheimischen Arten umgewan- delt werden. Eine Regulierung des Wildbestandes ist erforderlich, um eine gute Laubholz- Naturverjüngung zu erreichen. Gradmesser für einen ökologisch und waldbaulich tragbaren Wildbestand sind das Aufkommen der Naturverjüngung der Hauptbaumarten und ihrer Be- gleitbaumarten sowie der tatsächliche Verbiss und die Rindenschälung. Die im Naturschutz- gebiet vorkommenden Baumarten sollen sich ohne Schutzmaßnahmen verjüngen können. Die standorttypische Flora darf durch den Verbiss nicht wesentlich beeinträchtigt werden. Im Ge- biet selber kommen typische, laubwaldbegleitende Pflanzenarten vor. Auswahl der bisher nachgewiesenen gefährdeten oder bemerkenswerten Pflanzenarten Kleines Wintergrün Pyrola minor (RL 3/3) Waldmeister Galium odoratum Waldzwenke Brachypodium sylvaticum Auswahl der bisher nachgewiesenen gefährdeten oder bemerkenswerten Tierarten Vögel (§): Schwarzspecht Dryocopos martius (RL 3/*) Kleinspecht Dendrocopos minor (RL 3/2) Mittelspecht Dendrocopos medius (RL 2/3) Buntspecht Dendrocopos major Grauspecht Picus canus (RL 3/*) Grünspecht Picus viridis (RL 3/1) Dohle Corvus monedula (RL V/2) Rauhfußkauz Aegolius funereus (RL RN/*N) Rotmilan Milvus milvus (RL 2N/3N) Waldohreule Asio otus (RL V/V) Waldschnepfe Scolopax rusticola (RL V/3) Amphibien (§): Erdkröte Bufo bufo Feuersalamander Salamandra salamandra Grasfrosch Rana temporaria Schmetterlinge: Großer Schillerfalter Apatura iris Kaisermantel Argynnis paphia (RL 3/*, §) Das Gebiet selbst ist durch intensive anthropogene Einflüsse, d. h. durch Freizeitaktivitäten wie z.B. Reitsport, stark beeinträchtigt. Weiterhin besteht eine Gefährdung durch eine Um- wandlung der Buchenwälder in Nadelholzbestände bzw. in Mischbestände aus Laub- und Na- delholz. Aufgrund der Einzigartigkeit des Gebietes im Freudenberger Raum, seiner besonderen Be- deutung für den Arten- und Biotopschutz und seiner hohen visuell wahrnehmbaren land- schaftsästhetischen Qualität und Eigenart sind die Voraussetzungen zur Ausweisung als Na- turschutzgebiet nach § 20a) und c) LG erfüllt. Das Gebiet ist unter der Bezeichnung „Eulenbruchs Wald“ mit der Kennziffer DE-5013-301 als FFH-Gebiet gemeldet. Nähere Informationen zu FFH-Gebieten können Ziffer 0.9.4.2 (siehe Seite 19) entnommen werden. Neben der Sicherung der noch bestehenden Werte und Funktionen dient die Ausweisung als Naturschutzgebiet im Sinne von § 20 a) LG in erster Linie der Verbesserung und Wiederher- stellung seltener Biotoptypen, wie den im Raum Freudenberg in dieser Größenordnung sonst nicht mehr vorhandenen Buchenhochwäldern.

Seite 82 Naturschutzgebiete - N 4 - Naturschutzgebiet "Seelbachs- und Eulenbruchswald" Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

Um den Schutzzweck dauerhaft zu sichern, ist vor dem Hintergrund der akuten Gefährdung der besonderen Werte und Funktionen des Gebietes und der daraus resultierenden erhöhten Schutz- und Entwicklungsbedürftigkeit eine Ausweisung als Naturschutzgebiet unverzichtbar.

Biotopschutz nach § 62 LG Teile des Naturschutzgebietes sind gleichzeitig Gesetzlich geschützte Biotope nach § 62 LG, für die besondere gesetzliche Regelungen gelten (siehe Ziffer 0.9.4.3, Seite 20). Fläche der Biotope: 1,6 ha Anteil am NSG: 1 % Abgrenzung: Siehe zeichnerische Darstellung in der Karte "Gesetzlich geschützte Flächen“ Biotopnummern: GB-5013-830, GB-5013-831, GB-5013-832, GB-5013-833, GB-5013- 846, GB-5013-847, GB-5013-848, GB-5013-849, GB-5013-850, GB- 5013-851, GB-5013-852, GB-5113-609 Biotoptyp: Quellbereiche, Fließgewässer, Bach begleitender Erlenwald Bach be- gleitender Eschenwald, Erlenbruchwald, Nass- und Feuchtgrünland, Verbote: Nach § 62 LG sind alle Handlungen verboten, die zu einer nachhaltigen Beeinträchtigung oder zu einer Zerstörung der Gesetzlich geschützten Biotope führen können. Die einzelnen Auswirkungen des Biotopschutzes nach § 62 LG sind in die nachfolgenden Re- gelungen und Erläuterungen eingearbeitet.

Zonen im NSG: Zone a (Laubholzwiederaufforstung) – Größe: 1,6 ha Zone b (Kahlschlagverbot und Laubholzwiederaufforstung) – Größe: 56,3 ha Zone c (ungenutzte Naturräume) – Größe: 0,3 ha Zone e (Sonderregelungen zur Grünlandbewirtschaftung) - Größe: 0,4 ha

Zusätzliche Verbote: Ergänzend zu den für alle Naturschutzgebiete geltenden Verboten unter Ziffer 2.1.0 D (siehe Seite 43) ist in diesem NSG aufgrund der §§ 19 und 34 Absatz 1 LG zusätzlich verboten, a) im Wald liegende waldfreie Flächen wie Wiesentäler, Quellnischen und Sukzessi- onsflächen zu verändern oder zu zerstören. Erläuterung: Auch diese Flächen prägen das Landschaftsbild, bereichern den Naturhaushalt und sind wertvolle Biotope. Zu einer Veränderung gehören auch die Anpflanzung von Gehölzen, vor allem also auch die Kultivierung für forstliche Zwecke. b) den Erlenbruchwald in der Zone c forstlich zu nutzen Erläuterung: Die vorkommenden Waldgesellschaften sind für den ganzen Raum Nordrhein-Westfalen von großer Bedeutung. Sie bilden sich aufgrund der durchschnittlich nicht älter als 100 Jahre werdenden Baumarten nur dann optimal aus, wenn sich ungestört Baumhöhlen und stehendes Totholz mit den spezifischen Besiedlungsmöglichkeiten für viele seltene Tierar- ten bilden können. c) in der Zone e im Zuge der Wanderschäferei in den Gesetzlich geschützten Biotopen Nachtpferche anzulegen und Flächen anders als in lockerer Hütehaltung zu bewei- den. Erläuterung: In Nachtpferchen werden die Schafe für die Nachtruhe auf einer relativ kleinen Fläche zu-

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sammengetrieben, die mit einem Zaun abgesteckt wird. Auf dieser Fläche wird der Auf- wuchs intensiv flach getreten und sie wird in erheblichem Umfang durch die Fäkalien mit Nährstoffen angereichert. Dieser Nährstoffeintrag führt in fast allen Fällen zu einer deutli- chen Vegetationsänderung in Richtung Fettweide. Nachtpferche in den Gesetzlich ge- schützten Biotopen würden daher zu erheblichen Vegetationsveränderungen führen. Lockere Hütehaltung ist die Form des Gehüts eines Wanderschäfers über eine kurze Zeit, die in ihrer Wirkung einer extensiven Beweidung durch Rinder mit einer Besatzstärke von 2 GVE/ha (entspricht 14 Schafen pro Hektar und Jahr) nahe kommt. Dies bedeutet, jeweils im Vergleich mit einer extensiven Rinderhaltung, dass bei einer Schafbeweidung mit einer kurzen Verweildauer kein übermäßiger Verbiss erfolgt, keine besonderen Trittschäden ein- treten und kein übermäßiger Fäkalieneintrag stattfindet.

Zusätzliche Gebote: Ergänzend zu den für alle Naturschutzgebiete geltenden Geboten unter Ziffer 2.1.0 B (siehe Seite 41) ist in diesem NSG aufgrund des § 19 LG zusätzlich geboten, a) je Hektar Laubwaldfläche oder Waldfläche mit überwiegendem Laubholzanteil, in denen auch Laubbäume mit einem Alter von mehr als 120 Jahren vorhanden sind, 5 bis 10 starke Bäume des Oberbestandes für die Zerfallsphase zu erhalten und ste- hendes und liegendes Totholz nicht zu entfernen. Erläuterung: Gerade Altholzbäume, insbesondere Horst- und Höhlenbäume, und stehendes Totholz bieten einer Vielzahl von Lebewesen geeignete Existenzmöglichkeiten. Direkt gefördert werden Höhlen bewohnende Arten wie Spechte, Fledermäuse und zum anderen Holz zer- setzende Arten wie Bockkäfer und viele Pilze. Aus Gründen der Verkehrssicherheit kann stehendes Totholz entlang von Waldwegen ge- fällt werden, wobei das anfallende Holz im Bestand zu belassen ist (siehe auch Ziffer 2.1.0 E f), Seite 55). Das Forstamt kann den durch dieses Gebot vorgegebenen dauerhaften Erhalt von Altholz- bäumen fördern.

Forstliche Festsetzung: Aufgrund des § 25 LG ergeht für dieses Naturschutzgebiet folgende Forstliche Fest- setzung: a) Bei der Wiederaufforstung in Zone a dürfen nur standortgerechte und einheimische Laubbaumarten verwendet werden, b) bei der Wiederaufforstung in der Zone b dürfen nur einheimische und standortge- rechte Laubbaum- und -straucharten verwendet werden. Außerdem ist in der Zone b die Endnutzung in Form des Kahlschlags und in Form einer dem Kahlschlag in der Wirkung gleichkommenden Lichthauung untersagt, die innerhalb eines Zeitraumes von 3 Jahren mehr als 15 % der Fläche der Zone b umfasst oder mehr als 0,3 ha in- nerhalb der Zone b einnimmt. Erläuterung: Von den beiden Flächenangaben zur Kahlschlagregelung (15 % oder 0,3 ha) ist immer die Begrenzung zugrundezulegen, die eine geringere Flächengröße beinhaltet. Daraus folgt, dass bei Flächen über 2 ha Größe maximal 0,3 ha kahl geschlagen werden dürfen, bei Flächen unter 2 ha ist der Kahlschlag auf 15 % einer Fläche begrenzt. Nicht betroffen von dieser Re- gelung sind Pflegemaßnahmen in Nadelholzbeständenn im Rahmen von Biotopverbesse- rungsmaßnahmen. Auf die Allgemeinen Erläuterungen zu den Forstlichen Festsetzungen unter Ziffer 4 (siehe Seite 210) und zu "Wiederaufforstungen mit Laubholz" unter Ziffer 4.1.1 (siehe Seite 211) wird hingewiesen.

Weiterhin wird darauf hingewiesen, dass über die obigen zusätzlichen Regelungen hinaus die

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Allgemeinen Regelungen für alle Naturschutzgebiete (siehe Ziffer 2.1.0, Abschnitte A. bis G., Seiten 40 bis 58) auch in diesem Naturschutzgebiet zu beachten sind. Ausnahmen und Befreiungen zu den vorstehenden Regelungen sind ebenfalls im Abschnitt 2.1.0 „Naturschutzgebiete - Allgemeine Regelungen für alle Einzelfestsetzungen“ unter den Ziffern E „Allgemeine Ausnahmen“ (siehe Seite 54) und h) „Ausnahmen und Befreiungen im Einzelfall“ (siehe Seite 55) enthalten.

Ordnungswidrigkeiten Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 2 LG, wer in diesem Natur- schutzgebiet entgegen den vorstehenden Verbots- und Gebotsregelungen vorsätzlich oder fahrlässig a) im Wald liegende waldfreie Flächen wie Wiesentäler, Quellnischen und Sukzessi- onsflächen verändert oder zerstört. b) den Erlenbruchwald in der Zone c forstlich nutzt. c) im Zuge der Wanderschäferei in den Gesetzlich geschützten Biotopen Nachtpfer- che anlegt und Flächen anders als in lockerer Hütehaltung beweidet. Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 2 LG ferner, wer in diesem Na- turschutzgebiet entgegen den vorstehenden Gebotsregelungen vorsätzlich oder fahr- lässig a) je Hektar Laubwaldfläche oder Waldfläche mit überwiegendem Laubholzanteil, in denen auch Laubbäume mit einem Alter von mehr als 120 Jahren vorhanden sind, 5 bis 10 starke Bäume des Oberbestandes für die Zerfallsphase nicht erhält und ste- hendes und liegendes Totholz entfernt. Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 5 LG ferner, wer in diesem Na- turschutzgebiet entgegen den vorstehenden Forstlichen Festsetzungen vorsätzlich o- der fahrlässig a) bei Wiederaufforstung in der Zone a andere als einheimische und standortgerechte Laubbaumarten verwendet, b) bei der Wiederaufforstung in der Zone b andere als einheimische und standortge- rechte Laubbaum- und -straucharten verwendet und eine Endnutzung in Form des Kahlschlags und in Form einer dem Kahlschlag in der Wirkung gleichkommenden Lichthauung durchführt, die innerhalb eines Zeitraumes von 3 Jahren mehr als 15 % der Fläche der Zone b umfasst oder mehr als 0,3 ha innerhalb der Zone b einnimmt.

Zusätzliche Ausnahmen: Von den für alle Naturschutzgebiete geltenden allgemeinen Ge- und Verboten unter Ziffer 2.1.0 B (siehe Seite 41) und D (siehe Seite 43) wird zusätzlich zu den Allgemeinen Ausnahmen unter 2.1.0 E (siehe Seite 54) für dieses NSG aufgrund von § 34 Absatz 4a LG ausgenommen, a) Pilze oder Beeren nicht besonders geschützter Arten nach dem 15.08. eines Jahres abseits von Wegen in geringer Menge für den eigenen Gebrauch zu sammeln und das NSG zu diesem Zweck zu betreten, Erläuterung: Diese Regelung entspricht im Wesentlichen § 61 Absatz 2 LG. b) im Rahmen der Ausübung der Jagd kleine, unauffällige und aus Holz bestehende und dem Landschaftsbild hinsichtlich Standort und Bauausführung angepasste Hochsitze zu errichten sowie Fütterungen anzulegen oder durchzuführen. Erläuterung: Die Ausübung der Jagd durch das Nachstellen auf Tiere, die Errichtung von Hochsitzen, die Anlage von Fütterungen sowie die weitere Nutzung vorhandener jagdlicher Einrichtun- gen bleibt im Naturschutzgebiet nahezu uneingeschränkt zulässig. Untersagt bleibt durch

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die allgemeinen Verbote jedoch, andere jagdliche Einrichtungen anzulegen, weil dadurch deutliche Veränderungen des Schutzgebietes zu erwarten wären. Vor allem Wildäsungs- flächen (speziell angelegte Wildwiesen und Wildäcker, Anpflanzungen von Verbissgehöl- zen und Frucht tragenden Bäumen) sind für natürliche Lebensräume wesensfremd und führen in diesem floristisch bedeutsamen Gebiet zu einer Veränderung der schutzwürdigen Vegetation.

Zusätzliche Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen: Ergänzend zu den für alle Naturschutzgebiete geltenden allgemeinen Pflege- und Ent- wicklungsmaßnahmen unter Ziffer 2.1.0 C (siehe Seite 41) werden in diesem NSG auf- grund von § 26 LG folgende weitere Maßnahmen festgesetzt: a) Überführung von Beständen nicht einheimischer Waldbaumarten (z.B. Douglasie, Lärche, Fichte, amerikanischer Roteiche, Pappel) in Laubholzbestände aus stand- ortgerechten, einheimischen Laubgehölzarten, Erläuterung: Nicht standortgemäße und nicht einheimische Laubholzbestände sowie Nadelholzbestände sollen beseitigt werden, damit sich standorttypische Vegetationstypen, z.B. durch Vor- anbau bzw. Unterbau mit Buche oder durch Sukzession, wieder entwickeln können. Die nicht einheimischen Laubgehölzarten bieten den einheimischen Insekten und in der Regel auch den einheimischen Vogelarten weder Nahrungsquelle noch Lebensraum. Die Fichte kann stellenweise in Einzelexemplaren bzw. trupp- bis gruppenweise erhalten bleiben, u. a. zur Erhaltung des Schwarzspecht-Lebensraumes. b) Beseitigung der Naturverjüngung von nicht standortgemäßen und nicht einheimi- schen Baumarten, Erläuterung: Hierunter fällt vor allem die Beseitigung von Fichtennaturverjüngung. c) Umwandlung von nicht standortgerechten Nadelholzbeständen in Tallagen, an na- turnahen Fließgewässern und in Quellbereichen in naturnahe Laubwälder- oder in Sukzessionsflächen, Erläuterung: In diesem Naturschutzgebiet befinden sich neben den oben genannten erhaltenswerten Biotoptypen auch Nadelholzbestände. Diese sind vergleichsweise artenarm und bieten den meisten schutzwürdigen Tieren und Pflanzen keinen geeigneten Lebensraum. Die Na- delholzbestände können von einigen Arten nur schlecht überwunden werden und stellen daher Barrieren zwischen den angrenzenden naturnäheren Lebensräumen (Laubwald, Grünland) dar. Sie bilden somit einen Fremdkörper in diesem NSG. Außerdem beeinflus- sen die Nadelholzbestände das Landschaftsbild negativ. Die Nadelholzbestände sollen daher in die den angrenzenden Flächen entsprechenden standorttypischen Vegetationsformen umgewandelt werden. Bei den innerhalb des Waldes gelegenen Nadelholzbeständen ist vorgesehen, diese über einen längeren Zeitraum hin- weg durch mehrere Einschlagmaßnahmen mit anschließendem Voranbau geeigneter Laubbäume in naturnahe Laubwälder zu überführen, wie es in Teilflächen bereits erfolgt ist. Entlang von Gewässern sollen die Nadelgehölze entfernt und i.d.R. anschließend der Sukzession überlassen werden. Damit sich die künftige Vegetation möglichst schnell ent- wickeln kann, soll die Beseitigung der Nadelgehölze hier, soweit möglich, durch eine ein- malige Maßnahme erfolgen. d) Alt- und Totholz zu erhalten, Erläuterung: Gerade Altholz und stehendes Totholz bietet einer Vielzahl von Lebewesen geeignete E- xistenzmöglichkeiten. Direkt gefördert werden Höhlen bewohnende Arten wie Spechte, Fledermäuse und zum anderen Holz zersetzende Arten wie Bockkäfer und viele Pilze e) Umwandlung von Waldwegen zu Furten bei Querung von Gewässern, Erläuterung:

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Zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit der Gewässer sollen bei Wegequerungen die Durchlässe zurückgebaut und stattdessen Furten angelegt werden. f) landschaftstypische Laubwaldbestockungen (z.B. Buchenwald) und seltene Laub- waldgesellschaften (z.B. Bach begleitende Erlenwälder) zu erhalten und wie- derherzustellen, g) funktionsgerechte natürliche, mehrstufige Waldränder neu aufzubauen und vor- handene zu entwickeln, soweit möglich durch natürliche Sukzession, Erläuterung: Der Pflege der vorhandenen Waldränder, besonders im Süden zum Tal der Plittersche und im Norden zum Tal des Gambaches hin, kommt besondere Bedeutung zu. h) Pflegenutzung der Grünlandflächen: · Mahd der Sumpfdotterblumenwiesen 1 - 2 mal jährlich ab 1.07., Abtransport des Mähgutes, keine Beweidung · Nutzung sonstiger Grünlandbereiche durch - Beweidung mit maximal 2 GVE/ha oder durch Wanderschäferei in lockerer Hü- tehaltung ab 01.07. oder - zweimalige Mahd ab 01.07. bzw. 01.09. oder Nachbeweidung ab 16.09. mit max. 2 GVE/ha, Abtransport des Mähgutes Erläuterung: Diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen stellen keine Verbote oder Handlungsanwei- sungen für Eigentümer oder Bewirtschafter dar. Falls allerdings eine landwirtschaftliche Nutzung in Teilen des Schutzgebietes nicht mehr erfolgen sollte, geben diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen Vorgaben für eine durch den Kreis Siegen-Wittgenstein zu orga- nisierende Pflege der Flächen. Weder der derzeitige Nutzer noch der Eigentümer der Flä- che kann hierzu verpflichtet werden. Die Kosten für diese Pflege- und Entwicklungsmaß- nahmen, die möglichst im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms erfolgen sollten, trägt der Kreis Siegen-Wittgenstein. Diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen sind zur Erhaltung der wertvollen Grünland- flächen erforderlich. Kennzeichnendes Merkmal der schutzwürdigen Pflanzengesellschaf- ten in diesem Naturschutzgebiet sind viele seltene Pflanzenarten. Diese Pflanzen benöti- gen im Gegensatz zu den schnellwüchsigen Gräsern eine deutlich längere Entwicklungs- phase im Frühjahr und Frühsommer, um blühen und aussamen zu können. Nur dann, wenn diese Entwicklung abgeschlossen werden kann, können diese Pflanzenarten lang- fristig auf den Grünlandflächen erhalten werden. Bei Brachflächen steht im Vordergrund, diese Bereiche als Offenland zu erhalten. An- sonsten würden diese Flächen zunehmend verbuschen und sich langfristig zu Wald entwi- ckeln. Zur Offenhaltung reicht es aus, jedes Jahr nur einen Teil der Brachflächen zu mä- hen, sodass jeder Teil nur alle 3 - 5 Jahre erneut bearbeitet wird. Auf diesen Brachen und in nassen Bereichen soll die Mahd erst im Herbst erfolgen, damit außerdem die erst spät fruchtenden, seltenen und zum Teil geschützten Pflanzenarten aussamen können. i) Die unter Ziffer 2.1.0 C b) (siehe Seite 42) festgesetzte Aufstellung von Natur- schutzgebietsschildern soll auf den Grundstücken Gemarkung Freudenberg Flur 1 Flurstück 76 und 31, Gemarkung Freudenberg Flur 2 Flurstück 188 (3 Schilder), Gemarkung Freudenberg Flur 2 Flurstück 192 und Gemarkung Freudenberg Flur 5 Flurstück 386 erfolgen. Auf dem Grundstück Gemarkung Freudenberg Flur 2 Flur- stücke 188 und 192 sollen 3 Informationstafeln errichtet und dauerhaft erhalten werden. Erläuterung: Die Art und Weise der Umsetzung dieser Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen ist unter Ziffer 2.1.0 C (Seite 41) sowie unter Ziffer 5 (Seite 219 und folgende Seiten) näher erläutert.

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Bewirtschaftung Gesetzlich geschützter Biotope nach § 62 LG: Für die landwirtschaftlich genutzten Flächen der Gesetzlich geschützten Biotope ergeben sich nachfolgend aufgeführte Bewirtschaftungsweisen, bei denen davon ausgegangen werden kann, dass bei ihrer Einhaltung eine Gefährdung, Zerstörung oder Beeinträchtigung Gesetz- lich geschützter Biotope nicht stattfindet. Auf die Ausführungen zu den Gesetzlich geschützten Biotopen in Ziffer 0.9.4.3 (siehe Seite 20) wird ergänzend hingewiesen.

Biotoptyp Nutzung Düngung Nass- oder Feucht- Mahd ab 01.07., ab 01.09 zweite Düngung mit Festmist bis wiesen (Sumpfdotter- Mahd, in trockenen Jahren wie bis- max. 7 t/ha/Jahr (max. 45 kg blumenwiese) her Nachbeweidung möglich N-Stickstoff/ha/Jahr) möglich

Für die forstwirtschaftlich genutzten Flächen, die Gesetzlich geschützte Biotope sind, sollte ei- ne forstliche Nutzung, die über die einzelstammweise Entnahme von Laubgehölzen hinaus- geht, unterlassen werden. Ebenso muss die Einbringung von nicht der natürlichen Waldge- sellschaft entsprechenden Baumarten vermieden werden.

Darüber hinaus sollten folgende Bewirtschaftungsformen eingehalten werden, um langfristig keine Verschlechterung der Gesetzlich geschützten Biotope nach § 62 LG zu erhalten. Dabei sollte vermieden werden, a) eine maschinelle Bearbeitung der Grünlandflächen (z.B. Walzen, Schleppen) im Zeitraum vom 01.04. bis 30.06. oder innerhalb von 10 Tagen nach der Schneeschmelze durchzufüh- ren, Erläuterung: Da der Aufwuchs bis zum 01. April eines jeden Jahres vernachlässigbar ist und durch- schnittlich im März keine Schneebedeckung mehr vorliegt, kann die Bodenbearbeitung bis zu diesem Zeitpunkt erfolgen. Eine maschinelle Bearbeitung dieser Flächen durch Walzen oder Schleppen zu Beginn der Vegetationsperiode (April - Juni) würde die Entwicklung der Pflanzen durch mechanische Beschädigung wie Abtrennen von Pflanzenteilen oder Nie- derdrücken erheblich oder nachhaltig beeinträchtigen. b) die Flächen vor dem 01.07. eines Jahres mit mehr als 2 GVE/ha zu beweiden oder wei- denden Tieren zuzufüttern, Erläuterung: Die von 2 Rindern, 14 Schafen oder 10 Ziegen benötigte Nahrung entspricht in etwa der Pflanzenmenge, die auf einem Hektar Grünland ohne Düngung durchschnittlich wächst. Wenn mehr Tiere zur Beweidung aufgetrieben werden, kann nur dann ausreichend Nah- rung bereitgestellt werden, wenn gedüngt oder zugefüttert wird. Zusätzlich würde ein höhe- rer Viehbesatz zu vermehrten Schäden durch Tritt wie z.B. übermäßige Verletzung der Grasnarbe, Verletzung des Bodens oder mechanische Verletzung der Pflanzen führen. Das bedeutet auch, dass eine Rotationsbeweidung mit mehreren unterteilten Koppeln, durch die zeitweilig eine erhöhte Besatzstärke pro Flächeneinheit erreicht wird, nicht erfol- gen darf. Hierdurch wären negative Veränderungen des Vegetationsbestandes und der Lebensgemeinschaft der Grünlandfläche zu erwarten. Nicht untersagt ist eine Unterteilung einer Weidefläche, bei der sichergestellt ist, dass zu keiner Zeit in den einzelnen Koppeln die genannte Besatzstärke überschritten wird. Ordnungswidrig im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 11 LG handelt, wer in den Gesetzlich ge- schützten Biotopen nach § 62 LG entgegen § 62 Absatz 1 LG vorsätzlich oder fahrlässig Maßnahmen oder Handlungen vornimmt, die zu einer erheblichen oder nachhaltigen Beein- trächtigung oder zu einer Zerstörung der Gesetzlich geschützten Biotope führen können. Maßnahmen oder Handlungen im Rahmen der vorstehenden Bewirtschaftungsweisen ent- sprechen den Vorgaben des § 62 LG, sodass insoweit keine Ordnungswidrigkeit vorliegt.

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2.1.5 N 5 - Naturschutzgebiet "Asdorfer Weiher" Größe: 5,8 ha Lage: Südlich Freudenberg, C3

Schutzzweck: Die Festsetzung erfolgt zur Erhaltung und Wiederherstellung eines im Freudenberger Raum einzigartigen Verlandungsbereiches bzw. einer Sumpfzone mit Feuchtgebü- schen und Auwaldresten sowie eines Weihers, insbesondere von · Pionierfluren auf periodisch trockenfallenden schlammig-steinigen Rohbodenbe- reichen · Komplexen aus Zweizahn-Fluren mit der Reisquecken-Gesellschaft, RLP 2/0 (stark gefährdet) · Großseggenriedern, RLP 3/3 (gefährdet) · Rohrglanzgrasröhrichten (z.T. mit Arten der Nass- und Feuchtwiesen) · feuchten Hochstaudenfluren · Strauchweidengebüschen

Beschreibung des Naturschutzgebietes mit Erläuterungen zum Schutzzweck: Der "Asdorfer Weiher" befindet sich südlich von Freudenberg. Er wurde 1473 im Mündungs- bereich des Mausbachs in die Weibe durch Anstau angelegt und wies ursprünglich eine Grö- ße von 10 ha auf. Durch den Bau eines querenden Eisenbahndamms wurde er in einen west- lichen und einen östlichen Teilbereich geteilt. Für den Bau der Freudenberger Kläranlage wur- de der östliche Teilbereich in den 70er Jahren beansprucht, sodass heute nur noch der westli- che nach Plittershagen gelegene Teil des Weihers besteht. Im Anschluss an den heute noch ca. 1 ha großen Weiher hat sich eine ausgedehnte Sumpf- und Verlandungszone ausgebildet. Der ältere Teil des Verlandungsbereiches besteht aus vorwaldähnlichen Gehölzstrukturen und Staudenfluren des Nass- und Feuchtgrünlandes. Westlich eines querenden Weges sind weite- re Feuchtbrachen im Gebiet ausgebildet. Im Teilbereich östlich des Eisenbahndamms, also im ehemaligen Teil des Asdorfer Weihers, verläuft der Asdorfer Bach weitgehend naturnah, von Weiden- und Erlengehölzen gesäumt. Daneben sind Röhrichtbestände ausgebildet. Vegetationskundlich und floristisch sind insbesondere jene Bereiche westlich des Weihers gelegenen Verlandungsbereiches unterhalb des Rohrglanzgrasröhrichts interessant, die ver- gleichsweise stark durch die Wasserstandsdynamik geprägt sind (hier auch Bestände der Reisquecke). Entlang des Baches stockt ein weitgehend dichtes Erlen-Weiden-Ufergehölz. Eine typische Ufervegetation ist im Weiher als schmaler Saum ausgebildet, Wasser- und Schwimmblattpflanzen fehlen. Der Wasserhaushalt ist charakterisiert durch deutliche Wasserstandsschwankungen, die den Witterungsverhältnissen folgen. Schon ein kurzer Gewitterregen kann ausreichen, weite Flä- chen des flachen Verlandungsbereichs für einen bis mehrere Tage flach zu überfluten. Wäh- rend gelegentlich auftretender starker Hochwasserereignisse wird von der Plittersche und den einmündenden Gräben Bodenmaterial angeschwemmt und im Bereich der Feuchtwiese und der Verlandungszone abgesetzt. So erfolgt im Verlandungsbereich immer wieder Sedimentati- on und es entstehen neue Schlammflächen, die bald darauf erneut besiedelt werden. Diese Schlammflächen bieten der landesweit sehr seltenen und im Süderbergland extrem gefähr- deten Reisquecke (Leersia oryzoides) einen Lebensraum. Die typischen Standortbedingungen dieser im Siegerland und Wittgenstein ansonsten nicht mehr nachweisbaren Pflanze sind sehr nährstoff- und basenreiche, meist jedoch kalkarme, humose Schlammböden von Gewässern mit meist schwankendem Wasserstand, die im Sommer kurzzeitig trockenfallen. Das Reis- queckenried braucht während der gesamten Vegetationszeit Wasser und zur optimalen Ent- wicklung eine lang anhaltende Überschwemmungsphase. Besonders wichtig sind me- chanische Störungen durch Überschlickung, sodass immer wieder offene Bodenbereiche ent- stehen. Bleibt dies durch eine Regulierung des Wasserstandes aus, siedeln sich bald andere, konkurrenzstärkere Arten an und verdrängen sehr rasch die Reisquecke.

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Von überregionaler Bedeutung ist die sehr breite Verlandungszone des Weihers, in der neben der Reisquecke auch weitere, zahlreiche gefährdete Tier- und Pflanzenarten im sehr vielfältig ausgeprägtem Vegetationsmosaik vorkommen. Die westlich anschließenden Feuchtbrachen übernehmen auch eine Funktion als terrestrischer Lebensraum für Amphibien. Die Erdkröten legen ihren Laich überwiegend in den Gräben und in den Kleingewässern im Verlandungsbe- reich ab und nicht im Asdorfer Weiher. Auswahl der bisher nachgewiesenen gefährdeten oder bemerkenswerten Pflanzenarten Ampfer-Knöterich Polygonum lapathifolium Blasen-Segge Carex vesicaria, (RL 3/3) Gemeiner Froschlöffel Alisma plantago-aquatica Reisquecke Leersia oryzoides (RL 2/1) Rotgelber Fuchsschwanz Alopecurus aequalis (RL 3/*) Schlank-Segge Carex gracilis Schnabelsegge Carex rostrata (RL 3/*) Sumpf-Reitgras Calamagrostis canescens Sumpfquendel Peplis portula Tausendgündelkraut Centaurium erythraea (§) Vierkantiges Weidenröschen Epilobium adnatum Wasserhahnenfuß Ranunculus aquatilis Auswahl der bisher nachgewiesenen gefährdeten oder bemerkenswerten Tierarten Vögel (§): Dorngrasmücke Sylvia communis (RL V) Eisvogel Alcedo atthis (RL 3) Gebirgsstelze Motacilla cinerea Wasseramsel Cinclus cinclus Amphibien (§): Erdkröte Bufo bufo (Laichpopulation von ca. 1800 Tieren) Grasfrosch Rana temporaria Wasserfrosch Reptilien (§): Ringelnatter Natrix natrix (RL 2/3) Libellen (§): Blauflügel-Prachtlibelle Calopteryx virgo (RL 3/*) Fledermaus-Azurjungfer Coenagrion pulchellum (RL 3/0) Gemeine Smaragdlibelle Cordulia aena (RL 3/3) Plattbauch Libellula depressa Große Pechlibelle Ischnura elegans Becher-Azurjungfer Enallagma cyathigerum Hufeisen-Azurjungfer Coenagrion puella Frühe Adonislibelle Pyrrhosoma nymphula Federlibelle Platycnemis pennipes (RL */R) Das Gebiet ist durch die nördlich angrenzende gewerbliche Nutzung und die davon ausge- henden permanenten Müllablagerungen und Anschüttungen erheblich gefährdet. Zum Schutz der wertvollen Sumpfzone und des südlich des Gewerbegebietes liegenden Tausendgülden- krautbestandes ist es insbesondere geboten, keinerlei Bewirtschaftung der Weidenauwaldre- ste und Feuchtgebüsche durchzuführen, sondern diese Bereiche der natürlichen Entwick- lungsdynamik zu überlassen. Der Damm des Asdorfer Weihers hat seit Jahrzehnten einige undichte Stellen. Er wird daher durchsickert. Weiterhin erfolgt durch einen Eintrag von Schwemmmaterial eine starke Verlan- dung des Weihers, die sich in geringerem Umfang auch nach Errichtung des Sandfanges o- berhalb des Weihers fortsetzt. Hinsichtlich der Sicherung des Weihers wird von der Stadt Freudenberg die Planung verfolgt, den Damm zu sanieren. Hierbei sollen durch geeignete Maßnahmen auch künftig wechselnde Wasserstände simuliert werden, um den Lebensraum der darauf angewiesenen Reisquecke zu erhalten. Über die Zulassung der geplanten Maß- nahmen kann nach der derzeitigen Rechtslage nur in einem wasserrechtlichen Zulassungs- verfahren entschieden werden, in dem weitere Einzelheiten geregelt werden.

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Aufgrund der besonderen Bedeutung des Plitterschetals für den Arten- und Biotopschutz so- wie seiner in weiten Bereichen noch hohen visuell wahrnehmbaren landschaftlichen Qualität und Eigenart sind die Voraussetzungen zur Ausweisung als Naturschutzgebiet nach § 20 a) sowie c) LG erfüllt. Neben der Sicherung der noch bestehenden Werte und Funktionen dient die Ausweisung als Naturschutzgebiet im Sinne von § 20 c) LG zudem auch der Entwicklung und Wiederherstellung der Lebensraumqualität in den beeinträchtigten Talbereichen. Um den Schutzzweck dauerhaft zu sichern, ist vor dem Hintergrund der akuten Gefährdung der besonderen Werte und Funktionen des Gebietes und der daraus resultierenden erhöhten Schutz- und Entwicklungsbedürftigkeit eine Ausweisung als Naturschutzgebiet unverzichtbar. Für die Durchführung einer extensiven Grünlandbewirtschaftung bestehen für die be- wirtschaftenden Landwirte grundsätzlich Fördermöglichkeiten durch den Abschluss von Ver- trägen im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms des Kreises Siegen-Wittgenstein. Nähere Erläuterungen hierzu können Ziffer 0.6.2.5 (siehe Seite 13) entnommen werden.

Biotopschutz nach § 62 LG Teile des Naturschutzgebietes sind gleichzeitig Gesetzlich geschützte Biotope nach § 62 LG, für die besondere gesetzliche Regelungen gelten (siehe Ziffer 0.9.4.3, Seite 20). Fläche der Biotope: 2,7 ha Anteil am NSG: 46 % Abgrenzung: Siehe zeichnerische Darstellung in der Karte "Gesetzlich geschützte Flächen“ Biotopnummern: GB-5113-628, GB-5113-629, GB-5113-630 Biotoptyp: Nass- und Feuchtgrünland, Röhrichte, Auwälder, Fließgewässer, Seg- genrieder Verbote: Nach § 62 LG sind alle Handlungen verboten, die zu einer nachhaltigen Beeinträchtigung oder zu einer Zerstörung der Gesetzlich geschützten Biotope führen können. Die einzelnen Auswirkungen des Biotopschutzes nach § 62 LG sind in die nachfolgenden Regelungen und Erläuterungen eingearbeitet.

Zonen im NSG: Zone c (ungenutzte Naturräume) – Größe 1,3 ha Zone e (Sonderregelungen zur Grünlandbewirtschaftung) – Größe: 1,2 ha Zone f (Sonderregelungen zur Gewässernutzung) – Größe 0,6 ha

Zusätzliche Verbote: Ergänzend zu den für alle Naturschutzgebiete geltenden Verboten unter Ziffer 2.1.0 D (siehe Seite 43) ist in diesem NSG aufgrund der §§ 19 und 34 Absatz 1 LG zusätzlich verboten, a) entlang der Böschungsoberkante der Bachufer einen jeweils 2 m breiten Streifen zu nutzen oder zu pflegen, Erläuterung: Das Gewässer, dessen Ufer und die angrenzenden Gewässerrandstreifen sollen sich künftig ohne jeglichen menschlichen Eingriff natürlich entwickeln können. Durch unterblei- bende Maßnahmen der Gewässerunterhaltung wird dem Bachlauf eine uneingeschränkte Eigendynamik innerhalb des Gewässerrandstreifens ermöglicht. Die im Randstreifen lie- genden Grünlandflächen sollen künftig nicht mehr landwirtschaftlich genutzt und vorhande- ne oder aufkommende Gehölze sollen nicht mehr entfernt werden. Dadurch kann sich im Uferbereich eine dem Fließgewässer entsprechende Vegetation mit zunehmend aufkom- menden Gehölzen entwickeln. In diesen Bereichen wird sich ein wertvoller Lebensraum für viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten einstellen. Da eine land- und forstwirtschaftliche Nutzung dieser feuchten bis nassen Flächen in der

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Nähe des Baches kaum wirtschaftlich betrieben werden kann, entsteht durch den beson- deren Schutz dieser Gewässerrandstreifen kein wirtschaftlicher Nachteil. Durch wirtschaft- liche Förderprogramme können die Landwirte, die die Flächen derzeit nutzen, sogar für bis zu 20 Jahren Stilllegungsprämien erhalten. Wenn das benachbarte Grünland beweidet werden soll, ist durch geeignete Maßnahmen (z.B. ortsüblicher Weidezaun) sicherzustellen, dass das Vieh nicht in den Gewässerrand- streifen gelangen kann. Im Rahmen des KLP kann dieser Zaun mit 5 € pro Meter Zaunlän- ge gefördert werden. Die Auszahlung dieser Förderung erfolgt in 5 jährlichen Raten. Ausnahmen: 1. Ausgenommen ist die Entnahme von Nadelgehölzen und Pappeln. 2. Auf Antrag kann die Untere Landschaftsbehörde für bestimmte Grundstücke Abweichungen in der Form zulassen, dass der Uferrandstreifen nur einseitig un- genutzt bleiben muss, wenn auf der anderen Uferseite die doppelte Breite unge- nutzt bleibt. b) im Rahmen der fischereilichen Nutzung und Hege des Asdorfer Weihers andere als einheimische Kleinfische einzusetzen, Ausnahme: Ausgenommen ist der Besatz von 50 einjährigen Karpfen und 50 zweijährigen Schleien je Kalenderjahr. Erläuterung: Um die Lebensraumbedeutung des Gewässers für die in ihm gedeihenden Lebensgemein- schaften zu erhalten und zu entwickeln, dürfen im Rahmen der fischereilichen Hege die ge- nannten Besatzmengen nicht überschritten werden. c) die Weidengebüsche zu nutzen, d) Regulierungen der Wasserstände für den Asdorfer Weiher so vorzunehmen, dass die periodischen Schwankungen des Wasserspiegels nachhaltig vermindert oder unterbunden werden, Erläuterung: Der Erhalt der periodisch schwankenden Wasserstände ist zum Erhalt der besonders schutzwürdigen Vegetationsbestände im Verlandungsbereich am Westufer unverzichtbar. e) im Zuge der Wanderschäferei in Gesetzlich geschützten Biotopen nach § 62 LG Nachtpferche anzulegen und Flächen anders als in lockerer Hütehaltung zu bewei- den, Erläuterung: In Nachtpferchen werden die Schafe für die Nachtruhe auf einer relativ kleinen Fläche zu- sammengetrieben, die mit einem Zaun abgesteckt wird. Auf dieser Fläche wird der Auf- wuchs intensiv flach getreten und sie wird in erheblichem Umfang durch die Fäkalien mit Nährstoffen angereichert. Dieser Nährstoffeintrag führt in fast allen Fällen zu einer deutli- chen Vegetationsänderung in Richtung Fettweide. Nachtpferche in den geschützten Bioto- pen würden daher zu erheblichen Vegetationsveränderungen führen. Lockere Hütehaltung ist die Form des Gehüts eines Wanderschäfers über eine kurze Zeit, die in ihrer Wirkung einer extensiven Beweidung durch Rinder mit einer Besatzstärke von 2 GVE/ha (entspricht 14 Schafen pro Hektar und Jahr) nahe kommt. Dies bedeutet, jeweils im Vergleich mit einer extensiven Rinderhaltung, dass bei einer Schafbeweidung mit einer kurzen Verweildauer kein übermäßiger Verbiss erfolgt, keine besonderen Trittschäden ein- treten und kein übermäßiger Fäkalieneintrag stattfindet. f) die Zone c zu bewirtschaften

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Erläuterungen Der Verlandungsbereich des Asdorfer Weihers soll als Lebensraum für Tiere und Pflanzen einer ungestörten Entwicklung unterliegen. Hier bestehen schutzwürdige Pflanzengesell- schaften, die erhalten bleiben sollen. Sie bedürfen weitgehend keiner Bewirtschaftungs- und Pflegemaßnahmen (Großseggenrieder).

Zusätzliche Gebote: Ergänzend zu den für alle Naturschutzgebiete geltenden Geboten unter Ziffer 2.1.0 B (siehe Seite 41) ist in diesem NSG aufgrund des § 19 LG zusätzlich geboten, a) den schwankenden Wasserspiegel zu erhalten. Erläuterung: Weiterhin wird darauf hingewiesen, dass über die obigen zusätzlichen Regelungen hinaus die Allgemeinen Regelungen für alle Naturschutzgebiete (siehe Ziffer 2.1.0, Abschnitte A. bis G., Seiten 40 bis 58) auch in diesem Naturschutzgebiet zu beachten sind. Ausnahmen und Befreiungen zu den vorstehenden Regelungen sind ebenfalls im Abschnitt 2.1.0 „Naturschutzgebiete - Allgemeine Regelungen für alle Einzelfestsetzungen“ unter den Ziffern E „Allgemeine Ausnahmen“ (siehe Seite 54) und h) „Ausnahmen und Befreiungen im Einzelfall“ (siehe Seite 55) enthalten.

Ordnungswidrigkeiten Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 2 LG, wer in diesem Natur- schutzgebiet entgegen den vorstehenden Verbotsregelungen vorsätzlich oder fahrläs- sig a) entlang der Böschungsoberkante der Bachufer einen jeweils 2 m breiten Streifen nutzt oder pflegt, b) im Rahmen der fischereilichen Nutzung und Hege des Asdorfer Weihers andere als einheimische Kleinfische einsetzt, c) die Weidengebüsche nutzt, d) Regulierungen der Wasserstände für den Asdorfer Weiher so vornimmt, dass die periodischen Schwankungen des Wasserspiegels nachhaltig vermindert oder unter- bunden werden, e) im Zuge der Wanderschäferei in Gesetzlich geschützten Biotopen nach § 62 LG Nachtpferche anlegt und Flächen anders als in lockerer Hütehaltung beweidet, f) die Zone c zu bewirtschaften. Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 2 LG ferner, wer in diesem Na- turschutzgebiet entgegen den vorstehenden Gebotsregelungen vorsätzlich oder fahr- lässig a) den schwankenden Wasserspiegel nicht erhält.

Zusätzliche Ausnahmen: Von den für alle Naturschutzgebiete geltenden allgemeinen Ge- und Verboten unter Ziffer 2.1.0 B (siehe Seite 41) und D (siehe Seite 43) wird zusätzlich zu den Allgemeinen Ausnahmen unter 2.1.0 E (siehe Seite 54) für dieses NSG aufgrund von § 34 Absatz 4a LG ausgenommen, a) auf dem in der Teilfläche f liegenden östlichen Teil des Asdorfer Weihers auf dem Eis zu laufen, Erläuterung: Die Verbote des Eis laufens und Badens sind erforderlich, um naturschutzwürdige Berei- che des Weihers vor Veränderungen durch vom Menschen verursachte Einwirkungen zu

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schützen. Das Eis laufen in der östlichen Hälfte des Weihers verursacht jedoch voraus- sichtlich keine Schäden, da in den Wintermonaten – vor allem bei strengem Frost – auch die Vegetation in diesem Naturschutzgebiet ruht. Durch das Eis laufen auf einer dicken Eisschicht sind keine Beeinträchtigungen der Natur zu erwarten. Diese Ausnahme erlaubt das Eis laufen nur im Hinblick auf das landschaftsrechtliche Betretungsverbot. Andere öf- fentlich-rechtliche Regelungen und die privaten Rechte sind weiterhin zu beachten.

Zusätzliche Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen: Ergänzend zu den für alle Naturschutzgebiete geltenden allgemeinen Pflege- und Ent- wicklungsmaßnahmen unter Ziffer 2.1.0 C (siehe Seite 41) werden in diesem NSG auf- grund von § 26 LG folgende weitere Maßnahmen festgesetzt: a) Wiederherstellung naturnaher Uferbereiche durch Abflachung der nordöstlichen, östlichen und südöstlichen Ufer des Weihers, b) Beseitigung übermäßigen Gehölzaufwuchses im Bereich von Röhricht- und Ried- flächen, Erläuterung: Die schutzwürdigen Röhricht- und Riedflächen benötigen als optimalen Lebensraum be- sonnte Flächen ohne Wurzeldruck. Daher muss konkurrierender Gehölzaufwuchs aus Bir- ken, Salweiden etc. regelmäßig beseitigt werden. c) Beseitigung des Gehölzaufwuchses durch Entbuschung der mit Tausendgülden- kraut bestandenen Fläche auf dem Grundstück Gemarkung Freudenberg Flur 21 Flurstück 193, d) besucherlenkende Maßnahmen durch Beschilderungen und Absperrungen am As- dorfer Weiher, e) Reduzierung des Graskarpfenbestandes, z.B. durch gezieltes Beangeln, Erläuterung: Die großschuppigen und bis zu einem Meter langen Graskarpfen ernähren sich bei einer ausreichenden Wassertemperatur von großen Mengen an Wasserpflanzen und beeinträch- tigen dadurch den Bestand von z.B., Froschlöffel und Laichkraut. Da diese Pflanzen Nah- rungsgrundlage, Lebensraum und Brutstätte für zahllose Kleinlebewesen des Teiches und darüberhinaus auch für Kleinfische, Molche und andere Amphibien von Bedeutung sind, beeinträchtigt der Graskarpfenbestand das ökologische Gleichgewicht im Asdorfer Weiher. Bei geringeren Wassertemperaturen ernähren sich Graskarpfen von Fischbrut, Kaulquap- pen, Kleinlebewesen etc. Eine Reduzierung des Bestandes soll vor allem durch gezieltes Beangeln erfolgen. f) Pflegenutzung der Grünlandflächen: · Mahd der Sumpfdotterblumenwiesen 1 - 2 mal jährlich ab 1.07., Abtransport des Mähgutes, keine Beweidung · Nutzung sonstiger Grünlandbereiche durch - Beweidung mit maximal 2 GVE/ha oder durch Wanderschäferei in lockerer Hü- tehaltung ab 1.07. oder - zweimalige Mahd ab 1.07. bzw. 16.09. oder Nachbeweidung ab 16.09. mit max. 2 GVE/ha, Abtransport des Mähgutes Erläuterung: Diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen stellen keine Verbote oder Handlungsan- weisungen für Eigentümer oder Bewirtschafter dar. Falls allerdings eine landwirtschaftliche Nutzung in Teilen des Schutzgebietes nicht mehr erfolgen sollte, geben diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen Vorgaben für eine durch den Kreis Siegen-Wittgenstein zu orga- nisierende Pflege der Flächen. Weder der derzeitige Nutzer noch der Eigentümer der Flä- che kann hierzu verpflichtet werden. Die Kosten für diese Pflege- und Entwicklungsmaß- nahmen, die möglichst im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms erfolgen sollten, trägt der Kreis Siegen-Wittgenstein.

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Diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen sind zur Erhaltung der wertvollen Grünland- flächen erforderlich. Kennzeichnendes Merkmal der schutzwürdigen Pflanzengesellschaf- ten in diesem Naturschutzgebiet sind viele seltene Pflanzenarten. Diese Pflanzen benöti- gen im Gegensatz zu den schnellwüchsigen Gräsern eine deutlich längere Entwicklungs- phase im Frühjahr und Frühsommer, um blühen und aussamen zu können. Nur dann, wenn diese Entwicklung abgeschlossen werden kann, können diese Pflanzenarten lang- fristig auf den Grünlandflächen erhalten werden. Bei Brachflächen steht im Vordergrund, diese Bereiche als Offenland zu erhalten. An- sonsten würden diese Flächen zunehmend verbuschen und sich langfristig zu Wald ent- wickeln. Zur Offenhaltung reicht es aus, jedes Jahr nur einen Teil der Brachflächen zu mä- hen, sodass jeder Teil nur alle 3 - 5 Jahre erneut bearbeitet wird. Auf diesen Brachen und in nassen Bereichen soll die Mahd erst im Herbst erfolgen, damit außerdem die erst spät fruchtenden, seltenen und zum Teil geschützten Pflanzenarten aussamen können. g) Die unter Ziffer 2.1.0 C b) (siehe Seite 42) festgesetzte Aufstellung von Naturschutz- gebietsschildern soll auf den Grundstücken Gemarkung Plittershagen Flur 2 Flur- stücke 258 und 299 sowie Gemarkung Freudenberg Flur 21 Flurstück 193 erfolgen. Auf dem Grundstück Gemarkung Plittershagen Flur 2 Flurstück 258 soll eine Infor- mationstafel errichtet und dauerhaft erhalten werden. Erläuterung: Die Art und Weise der Umsetzung dieser Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen ist unter Ziffer 2.1.0 C (Seite 41) sowie unter Ziffer 5 (Seite 219 und folgende Seiten) näher erläutert.

Bewirtschaftung Gesetzlich geschützter Biotope nach § 62 LG: Für die landwirtschaftlich genutzten Flächen der Gesetzlich geschützten Biotope ergeben sich nachfolgend aufgeführte Bewirtschaftungsweisen, bei denen davon ausgegangen werden kann, dass bei ihrer Einhaltung eine Gefährdung, Zerstörung oder Beeinträchtigung Gesetz- lich geschützter Biotope nicht stattfindet. Auf die Ausführungen zu den Gesetzlich geschützten Biotopen in Ziffer 0.9.4.3 (siehe Seite 20) wird ergänzend hingewiesen.

Biotoptyp Nutzung Düngung Beweidung mit max. 2 GVE/ha vom Nassweiden PK-Düngung möglich 16.04. bis 15.11. Nass- oder Feucht- Mahd ab 01.07., ab 01.09 zweite Düngung mit Festmist bis wiesen (Sumpfdotter- Mahd, in trockenen Jahren wie bis- max. 7 t/ha/Jahr (max. 45 kg blumenwiese) her Nachbeweidung möglich N-Stickstoff/ha/Jahr) möglich Mahd ab 01.07., zweite Mahd ab Übrige Nasswiesen Keine 16.09. möglich

Für die forstwirtschaftlich genutzten Flächen, die Gesetzlich geschützte Biotope sind, sollte ei- ne forstliche Nutzung, die über die einzelstammweise Entnahme von Laubgehölzen hinaus- geht, unterlassen werden. Ebenso muss die Einbringung von nicht der natürlichen Waldge- sellschaft entsprechenden Baumarten vermieden werden.

Darüber hinaus sollten folgende Bewirtschaftungsformen eingehalten werden, um langfristig keine Verschlechterung der Gesetzlich geschützten Biotope nach § 62 LG zu erhalten. Dabei sollte vermieden werden, a) eine maschinelle Bearbeitung der Grünlandflächen (z.B. Walzen, Schleppen) im Zeitraum vom 01.04. bis 30.06. oder innerhalb von 10 Tagen nach der Schneeschmelze durchzufüh- ren, Erläuterung: Da der Aufwuchs bis zum 01. April eines jeden Jahres vernachlässigbar ist und durch- schnittlich im März keine Schneebedeckung mehr vorliegt, kann die Bodenbearbeitung bis zu diesem Zeitpunkt erfolgen. Eine maschinelle Bearbeitung dieser Flächen durch Walzen oder Schleppen zu Beginn der Vegetationsperiode (April - Juni) würde die Entwicklung der Pflanzen durch mechanische Beschädigung wie Abtrennen von Pflanzenteilen oder Nie- derdrücken erheblich oder nachhaltig beeinträchtigen.

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b) die Flächen vor dem 01.07. eines Jahres mit mehr als 2 GVE/ha zu beweiden oder wei- denden Tieren zuzufüttern, Erläuterung: Die von 2 Rindern, 14 Schafen oder 10 Ziegen benötigte Nahrung entspricht in etwa der Pflanzenmenge, die auf einem Hektar Grünland ohne Düngung durchschnittlich wächst. Wenn mehr Tiere zur Beweidung aufgetrieben werden, kann nur dann ausreichend Nah- rung bereitgestellt werden, wenn gedüngt oder zugefüttert wird. Zusätzlich würde ein höhe- rer Viehbesatz zu vermehrten Schäden durch Tritt wie z.B. übermäßige Verletzung der Grasnarbe, Verletzung des Bodens oder mechanische Verletzung der Pflanzen führen. Das bedeutet auch, dass eine Rotationsbeweidung mit mehreren unterteilten Koppeln, durch die zeitweilig eine erhöhte Besatzstärke pro Flächeneinheit erreicht wird, nicht erfol- gen darf. Hierdurch wären negative Veränderungen des Vegetationsbestandes und der Lebensgemeinschaft der Grünlandfläche zu erwarten. Nicht untersagt ist eine Unterteilung einer Weidefläche, bei der sichergestellt ist, dass zu keiner Zeit in den einzelnen Koppeln die genannte Besatzstärke überschritten wird. Ordnungswidrig im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 11 LG handelt, wer in den Gesetzlich ge- schützten Biotopen nach § 62 LG entgegen § 62 Absatz 1 LG vorsätzlich oder fahrlässig Maßnahmen oder Handlungen vornimmt, die zu einer erheblichen oder nachhaltigen Beein- trächtigung oder zu einer Zerstörung der Gesetzlich geschützten Biotope führen können. Maßnahmen oder Handlungen im Rahmen der vorstehenden Bewirtschaftungsweisen ent- sprechen den Vorgaben des § 62 LG, sodass insoweit keine Ordnungswidrigkeit vorliegt.

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2.1.6 N 6 - Naturschutzgebiet "Rödersche" Größe: 9,5 ha Lage: Nordwestlich Dirlenbach, C3

Schutzzweck: Die Festsetzung des Naturschutzgebietes erfolgt zur Erhaltung und Wiederherstellung der typischen Arten, Lebensgemeinschaften und Lebensräume eines überwiegend als Grünland genutzten Mittelgebirgstales, insbesondere von · Feuchtwiesen und -weiden z.T. in Form von Sumpfdotterblumenwiesen und Wald- simsenwiesen · Glatthaferwiesen, RLP 3N/* (gefährdet) · Feuchtbrachen in Form von Mädesüß-Hochstaudenfluren · Magerwiesen · Kleinseggenried in Form von Braunseggensumpf, RLP N2/2 (stark gefährdet) · Uferstaudenfluren · Bachröhrichten · naturnahen Bachabschnitten einschließlich der Vorkommen gefährdeter Arten des Feucht- und Magergrünlandes sowie des Fließgewässers.

Beschreibung des Naturschutzgebietes mit Erläuterungen zum Schutzzweck: Das Naturschutzgebiet umfasst die von Norden nach Süd-Osten verlaufenden Talflächen zwi- schen der ursprünglichen Quelle und dem westlichen Ortsrand des Dorfes Dirlenbach. Der durch das flache Muldental verlaufende Bach ist bis auf den Oberlauf weitgehend unverbaut und teils mit einem lückigen Erlen-Ufergehölz bestockt. Daran grenzen feuchte bis nasse, meist magere und binsenreiche Wiesen und Weiden an. In den besonders feuchten und auch nassen Bereichen des Talgrundes wurde die landwirtschaftliche Bewirtschaftung teilweise aufgegeben, sodass sich hier auf kleinen Flächen Hochstaudenfluren entwickelt haben. An den Hängen bestehen teils magere Bereiche. Das Tal wird weiterhin durch verschiedene Baumgruppen und Gehölze gegliedert. Neben Er- len und Strauchweiden handelt es sich hierbei vorwiegend um Eichen und Birken. Vereinzelt bestehen kleinere Parzellen mit Fichten am Bach. Besonders schutzwürdig sind die Feucht- wiesen und -weiden. Auswahl der bisher nachgewiesenen gefährdeten oder bemerkenswerten Pflanzenarten Betonie Betonica officinalis (RL 3/3) Geflecktes Knabenkraut Dactylorhiza maculata (RL 3N/*, §) Fieberklee Menyanthes trifoliata (RL 3/3, §) Sumpf-Veilchen Viola palustris (RL 3/*) Die Besonderheit des Talbereichs für den Arten- und Biotopschutz resultiert aus der kleinräu- migen Verzahnung verschiedener Biotop- und Standorttypen und der nahezu natürlichen Aus- prägung des Fließgewässerbiotops mit seinen ökologisch spezialisierten und gefährdeten Ar- ten. Eine besondere Bedeutung für die Tierlebensgemeinschaften des Grünlandes ergibt sich darüber hinaus aus der vergleichsweise extensiven Mähwiesen- und Weidenutzung, die zur Ausbildung blütenreicher, heterogen strukturierter Grünlandbestände feuchter bzw. magerer Ausprägungen führt. Hier kommen auch einige der im N 8 - Naturschutzgebiet "Süselberg" (siehe Ziffer 2.1.8, siehe Seite 112) beschriebenen Schmetterlingsarten vor. Eine Wanderung der gefährdeten Schmet- terlinge zwischen den beiden Gebieten ist anzunehmen. Zu den derzeit gravierendsten Beeinträchtigungen des Tales zählen die Bachverrohrung im

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Oberlauf sowie die an einer Stelle des Tälchens errichtete Gartenanlage mit Hütte, deren Ein- friedung mit nicht einheimischen Gehölzen und die Nadelholzaufforstungen. Sie stellen nicht nur Störungen der visuell erlebbaren landschaftlichen Qualität des Gebietes dar, sondern wir- ken sich auch direkt und indirekt negativ auf die Qualität des Gebietes als Lebensraum für die typischen Arten und Lebensgemeinschaften aus. Im Bereich der Bachverrohrung bietet der Bach keinen Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Nachteilig würde sich die dauerhafte Aufgabe der Grünlandbewirtschaftung und ein dann ein- tretendes Verbrachen der Flächen bzw. eine Intensivierung der Nutzung auswirken. Alle an eine extensive Nutzung der Grünlandflächen angepassten Arten würden dadurch immer weni- ger geeignete Lebensbedingungen finden, sodass die im Rahmen des Abschnittes „Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen“ vorgesehene landwirtschaftliche Nutzung bzw. Pflege dieser Bereiche zu deren Erhalt erforderlich ist. Aufgrund der insgesamt festgestellten besonderen Bedeutung des Wiesentales für den Arten- und Biotopschutz sowie seiner in weiten Bereichen noch hohen visuell wahrnehmbaren land- schaftlichen Qualität und Eigenart sind die Voraussetzungen zur Ausweisung als Naturschutz- gebiet nach § 20 a) sowie c) LG erfüllt. Neben der Sicherung der noch bestehenden Werte und Funktionen dient die Ausweisung als Naturschutzgebiet im Sinne von § 20 c) LG zudem aber auch der Entwicklung und Wiederherstellung der Lebensraumqualität auf den beein- trächtigten Flächen. Hierbei kommt der extensiven Grünlandnutzung auf diesen Flächen eine zentrale Rolle zu. Um den Schutzzweck dauerhaft zu sichern, ist vor dem Hintergrund der aku- ten Gefährdung der besonderen Werte und Funktionen des Gebietes und der daraus resultie- renden erhöhten Schutz- und Entwicklungsbedürftigkeit eine Ausweisung als Naturschutz- gebiet unverzichtbar. Für die Durchführung einer extensiven Grünlandbewirtschaftung bestehen für die be- wirtschaftenden Landwirte grundsätzlich Fördermöglichkeiten durch den Abschluss von Ver- trägen im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms des Kreises Siegen-Wittgenstein. Nähere Erläuterungen hierzu können Ziffer 0.6.2.5 (siehe Seite 13) entnommen werden.

Biotopschutz nach § 62 LG Teile des Naturschutzgebietes sind gleichzeitig Gesetzlich geschützte Biotope nach § 62 LG, für die besondere gesetzliche Regelungen gelten (siehe Ziffer 0.9.4.3, Seite 20). Fläche der Biotope: 1,6 ha Anteil am NSG: 17,3 % Abgrenzung: Siehe zeichnerische Darstellung in der Karte "Gesetzlich geschützte Flächen“ Biotopnummern: GB-5113-634, GB-5113-635, GB-5113-636 Biotoptyp: Naturnaher Bach, Feuchtgrünland, Kleinseggenried, Magerwiesen und Magerweiden Verbote: Nach § 62 LG sind alle Handlungen verboten, die zu einer nachhaltigen Beeinträchtigung oder zu einer Zerstörung der Gesetzlich geschützten Biotope führen können. Die einzelnen Auswirkungen des Biotopschutzes nach § 62 LG sind in die nachfolgenden Regelungen und Erläuterungen eingearbeitet.

Zonen im NSG: Zone a (Laubholzwiederaufforstung) – Größe: 0,2 ha Zone e (Sonderregelungen zur Grünlandbewirtschaftung) – Größe: 1,6 ha

Zusätzliche Verbote: Ergänzend zu den für alle Naturschutzgebiete geltenden Verboten unter Ziffer 2.1.0 D (siehe Seite 43) ist in diesem NSG aufgrund der §§ 19 und 34 Absatz 1 LG zusätzlich verboten,

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a) entlang der Böschungsoberkante der Bachufer einen jeweils 1 m breiten Streifen zu nutzen oder zu pflegen, Erläuterung: Das Gewässer, dessen Ufer und die angrenzenden Gewässerrandstreifen sollen sich künftig ohne jeglichen menschlichen Eingriff natürlich entwickeln können. Durch unterblei- bende Maßnahmen der Gewässerunterhaltung wird dem Bachlauf eine uneingeschränkte Eigendynamik innerhalb des Gewässerrandstreifens ermöglicht. Die im Randstreifen lie- genden Grünlandflächen sollen künftig nicht mehr landwirtschaftlich genutzt und vorhande- ne oder aufkommende Gehölze sollen nicht mehr entfernt werden. Dadurch kann sich im Uferbereich eine dem Fließgewässer entsprechende Vegetation mit zunehmend aufkom- menden Gehölzen entwickeln. In diesen Bereichen wird sich ein wertvoller Lebensraum für viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten einstellen. Da eine land- und forstwirtschaftliche Nutzung dieser feuchten bis nassen Flächen in der Nähe des Baches kaum wirtschaftlich betrieben werden kann, entsteht durch den beson- deren Schutz dieser Gewässerrandstreifen kein wirtschaftlicher Nachteil. Durch wirtschaft- liche Förderprogramme können die Landwirte, die die Flächen derzeit nutzen, sogar für bis zu 20 Jahren Stilllegungsprämien erhalten. Wenn das benachbarte Grünland beweidet werden soll, ist durch geeignete Maßnahmen (z.B. ortsüblicher Weidezaun) sicherzustellen, dass das Vieh nicht in den Gewässerrand- streifen gelangen kann. Im Rahmen des KLP kann dieser Zaun mit 5 € pro Meter Zaunlän- ge gefördert werden. Die Auszahlung dieser Förderung erfolgt in 5 jährlichen Raten. Ausnahmen: 1. Ausgenommen ist die Entnahme von Nadelgehölzen und Pappeln. 2. Auf Antrag kann die Untere Landschaftsbehörde für bestimmte Grundstücke Abweichungen in der Form zulassen, dass der Uferrandstreifen nur einseitig un- genutzt bleiben muss, wenn auf der anderen Uferseite die doppelte Breite unge- nutzt bleibt. b) in der Zone e im Zuge der Wanderschäferei Nachtpferche anzulegen und Flächen anders als in lockerer Hütehaltung zu beweiden, Erläuterung: In Nachtpferchen werden die Schafe für die Nachtruhe auf einer relativ kleinen Fläche zu- sammengetrieben, die mit einem Zaun abgesteckt wird. Auf dieser Fläche wird der Auf- wuchs intensiv flach getreten und sie wird in erheblichem Umfang durch die Fäkalien mit Nährstoffen angereichert. Dieser Nährstoffeintrag führt in fast allen Fällen zu einer deutli- chen Vegetationsänderung in Richtung Fettweide. Nachtpferche in den geschützten Bioto- pen würden daher zu erheblichen Vegetationsveränderungen führen. Lockere Hütehaltung ist die Form des Gehüts eines Wanderschäfers über eine kurze Zeit, die in ihrer Wirkung einer extensiven Beweidung durch Rinder mit einer Besatzstärke von 2 GVE/ha (entspricht 14 Schafen pro Hektar und Jahr) nahe kommt. Dies bedeutet, jeweils im Vergleich mit einer extensiven Rinderhaltung, dass bei einer Schafbeweidung mit einer kurzen Verweildauer kein übermäßiger Verbiss erfolgt, keine besonderen Trittschäden ein- treten und kein übermäßiger Fäkalieneintrag stattfindet.

Forstliche Festsetzung: Aufgrund des § 25 LG ergeht für dieses Naturschutzgebiet folgende Forstliche Fest- setzung: a) Bei der Wiederaufforstung in Zone a dürfen nur standortgerechte und einheimische Laubbaumarten verwendet werden. Erläuterung: Auf die Allgemeinen Erläuterungen zu den Forstlichen Festsetzungen unter Ziffer 4 (siehe Seite 210) und zu "Wiederaufforstungen mit Laubholz" unter Ziffer 4.1.1 (siehe Seite 211) wird hingewiesen.

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Es wird darauf hingewiesen, dass über die obigen zusätzlichen Regelungen hinaus die Allge- meinen Regelungen für alle Naturschutzgebiete (siehe Ziffer 2.1.0, Abschnitte A. bis G., Sei- ten 40 bis 58) auch in diesem Naturschutzgebiet zu beachten sind. Ausnahmen und Befreiungen zu den vorstehenden Regelungen sind ebenfalls im Abschnitt 2.1.0 „Naturschutzgebiete - Allgemeine Regelungen für alle Einzelfestsetzungen“ unter den Ziffern E „Allgemeine Ausnahmen“ (siehe Seite 54) und h) „Ausnahmen und Befreiungen im Einzelfall“ (siehe Seite 55) enthalten.

Ordnungswidrigkeiten Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 2 LG, wer in diesem Natur- schutzgebiet entgegen den vorstehenden Verbotsregelungen vorsätzlich oder fahrläs- sig a) einen Streifen von 1 m Breite entlang der Böschungsoberkante der Bachufer nutzt oder pflegt. b) im Zuge der Wanderschäferei in Gesetzlich geschützten Biotopen nach § 62 LG Nachtpferche anlegt und Flächen anders als in lockerer Hütehaltung beweidet. Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 5 LG ferner, wer in diesem Na- turschutzgebiet entgegen den vorstehenden Forstlichen Festsetzungen vorsätzlich o- der fahrlässig a) bei Wiederaufforstung in der Zone a andere als einheimische und standortgerechte Laubbaumarten verwendet.

Zusätzliche Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen: Ergänzend zu den für alle Naturschutzgebiete geltenden allgemeinen Pflege- und Ent- wicklungsmaßnahmen unter Ziffer 2.1.0 C (siehe Seite 41) werden in diesem NSG auf- grund von § 26 LG folgende weitere Maßnahmen festgesetzt: a) Pflegenutzung der Grünlandflächen: · Mahd der Waldbinsenwiesen und Kleinseggenrieder alle 2 - 3 Jahre ab dem 01.10., Abtransport des Mähgutes, keine Beweidung · Mahd der Glatthaferwiesen 1 - 2 mal jährlich ab dem 1.07. bzw. 16.09., Abtrans- port des Mähgutes, keine Beweidung · Mahd der Sumpfdotterblumenwiesen 1 - 2 mal jährlich ab 1.07., Abtransport des Mähgutes, keine Beweidung · Nutzung sonstiger Grünlandbereiche durch - Beweidung mit maximal 2 GVE/ha oder durch Wanderschäferei in lockerer Hü- tehaltung ab 1.07. oder - zweimalige Mahd ab 1.07. bzw. 16.09. oder Nachbeweidung ab 16.09. mit max. 2 GVE/ha, Abtransport des Mähgutes Erläuterung: Diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen stellen keine Verbote oder Handlungsanwei- sungen für Eigentümer oder Bewirtschafter dar. Falls allerdings eine landwirtschaftliche Nutzung in Teilen des Schutzgebietes nicht mehr erfolgen sollte, geben diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen Vorgaben für eine durch den Kreis Siegen-Wittgenstein zu orga- nisierende Pflege der Flächen. Weder der derzeitige Nutzer noch der Eigentümer der Flä- che kann hierzu verpflichtet werden. Die Kosten für diese Pflege- und Entwicklungsmaß- nahmen, die möglichst im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms erfolgen sollten, trägt der Kreis Siegen-Wittgenstein. Diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen sind zur Erhaltung der wertvollen Grünland- flächen erforderlich. Kennzeichnendes Merkmal der schutzwürdigen Pflanzengesellschaf- ten in diesem Naturschutzgebiet sind viele seltene Pflanzenarten. Diese Pflanzen benöti- gen im Gegensatz zu den schnellwüchsigen Gräsern eine deutlich längere Entwicklungs-

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phase im Frühjahr und Frühsommer, um blühen und aussamen zu können. Nur dann, wenn diese Entwicklung abgeschlossen werden kann, können diese Pflanzenarten lang- fristig auf den Grünlandflächen erhalten werden. Bei Brachflächen steht im Vordergrund, diese Bereiche als Offenland zu erhalten. An- sonsten würden diese Flächen zunehmend verbuschen und sich langfristig zu Wald entwi- ckeln. Zur Offenhaltung reicht es aus, jedes Jahr nur einen Teil der Brachflächen zu mä- hen, sodass jeder Teil nur alle 3 - 5 Jahre erneut bearbeitet wird. Auf diesen Brachen und in nassen Bereichen soll die Mahd erst im Herbst erfolgen, damit außerdem die erst spät fruchtenden, seltenen und zum Teil geschützten Pflanzenarten aussamen können. b) Umwandlung von nicht standortgerechten Nadelholzbeständen in Sukzessionsflä- chen oder in Grünland, Erläuterung: In diesem Naturschutzgebiet befinden sich neben den oben genannten erhaltenswerten Biotoptypen an einzelnen Stellen auch Nadelholzbestände. Diese sind vergleichsweise ar- tenarm und bieten den meisten schutzwürdigen Tieren und Pflanzen keinen geeigneten Lebensraum. Die Nadelholzbestände können von einigen Arten nur schlecht überwunden werden, stellen daher Barrieren zwischen den angrenzenden naturnäheren Lebensräumen (Laubwald, Grünland) dar und bilden somit einen Fremdkörper in diesem NSG. Außerdem beeinflussen die Nadelholzbestände das Landschaftsbild negativ. Die Nadelholzbestände sollen daher in die den angrenzenden Flächen entsprechenden, standorttypischen Vegetationsformen umgewandelt werden. Bei den innerhalb des Waldes gelegenen Nadelholzbeständen ist vorgesehen, diese über einen längeren Zeitraum hin- weg durch mehrere Einschlagmaßnahmen mit anschließendem Voranbau geeigneter Laubbäume in naturnahe Laubwälder zu überführen. In Grünland- und Brachflächenberei- chen sowie entlang von Gewässern sollen die Nadelgehölze entfernt und i.d.R. anschlie- ßend nicht durch Laubwälder ersetzt werden. Damit sich die künftige Vegetation möglichst schnell entwickeln kann, soll die Beseitigung der Nadelgehölze hier vorrangig durch eine einmalige Maßnahme erfolgen. c) Entfernung der Bachverrohrung im Bachoberlauf, Gemarkung Flur 1 Flurstücke 40, 41, 260 und 261 und Entwicklung eines naturnahen Bachlaufs, Erläuterung: Die Bachverrohrung im Oberlauf soll entfernt werden, um hier wieder ein offenes naturna- hes Gewässer zu entwickeln, das einen Lebensraum für Tiere und Pflanze bietet, und die Durchgängigkeit des Gewässers wiederherzustellen. d) Rückbau von Uferbefestigungen und Sohlabstürzen, Erläuterung: Naturnahe Fließgewässerbereiche sollen wiederhergestellt werden, um die Lebensbedin- gungen für die typischen Gewässerlebensgemeinschaften zu verbessern und die Durch- gängigkeit des Gewässers für die Gewässerorganismen wiederherzustellen. e) Beseitigung der Gartenanlage mit Hütte und der Einfriedung aus nicht einheimi- schen Gehölzen auf dem Grundstück Gemarkung Dirlenbach Flur 1 Flurstück 78, Erläuterung: Das Gartengrundstück mit seiner intensiven gärtnerischen Nutzung stellt nicht nur eine Störung der visuell erlebbaren landschaftlichen Qualität des Gebietes dar, sondern wirkt sich auch direkt und indirekt negativ auf die Qualität des Gebietes als Lebensraum für die typischen Arten und Lebensgemeinschaften aus. f) Die unter Ziffer 2.1.0 C b) (siehe Seite 42) festgesetzte Aufstellung von Naturschutz- gebietsschildern soll auf den Grundstücken Gemarkung Freudenberg Flur 10 Flur- stück 61, Gemarkung Dirlenbach Flur 1 Flurstück 89 und Gemarkung Dirlenbach Flur 5 Flurstück 662 erfolgen. Auf dem Grundstück Gemarkung Dirlenbach Flur 5 Flurstück 662 soll eine Informationstafel errichtet und dauerhaft erhalten werden. Erläuterung:

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Die Art und Weise der Umsetzung dieser Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen ist unter Ziffer 2.1.0 C (Seite 41) sowie unter Ziffer 5 (Seite 219 und folgende Seiten) näher erläutert.

Bewirtschaftung Gesetzlich geschützter Biotope nach § 62 LG: Für die landwirtschaftlich genutzten Flächen der Gesetzlich geschützten Biotope ergeben sich nachfolgend aufgeführte Bewirtschaftungsweisen, bei denen davon ausgegangen werden kann, dass bei ihrer Einhaltung eine Gefährdung, Zerstörung oder Beeinträchtigung Gesetz- lich geschützter Biotope nicht stattfindet. Auf die Ausführungen zu den Gesetzlich geschützten Biotopen in Ziffer 0.9.4.3 (siehe Seite 20) wird ergänzend hingewiesen.

Biotoptyp Nutzung Düngung bei weniger empfindlichen Flächen: PK-Düngung oder Mahd ab 01.07., zweite Mahd oder Düngung mit max. 7 t Fest- Magerwiesen Nachbeweidung ab 01.09. mist pro Jahr und Hektar in Abstimmung mit dem Kreis Siegen-Wittgenstein bei Flächen mit Vorkommen zahlreicher Magerkeitszeiger Beweidung mit max. 2 GVE/ha zwi- z.B. Kreuzblümchen, Wald- schen dem 16.04. und 15.07., da- läusekraut, Frühlingssegge, Magerweiden nach Bewirtschaftung bis 15.11. oh- Glattem Habichtskraut, Zitter- ne Auflagen, danach darf keine Be- gras, Horstigem Rotschwin- wirtschaftung mehr erfolgen gel, Teufelsabbiss, Hundsveil- chen: keine Düngung Orchideenreiche Mahd ab 01.07., Nachmahd oder Feucht- und Mager- Beweidung mit 2 GVE/ha ab 16.09. Keine wiesen möglich Beweidung mit max. 2 GVE/ha vom Nassweiden PK-Düngung möglich 16.04. bis 15.11. Nass- oder Feucht- Mahd ab 01.07., ab 01.09 zweite Düngung mit Festmist bis wiesen (Sumpfdotter- Mahd, in trockenen Jahren wie bis- max. 7 t/ha/Jahr (max. 45 kg blumenwiese) her Nachbeweidung möglich N-Stickstoff/ha/Jahr) möglich Mahd ab 01.07., zweite Mahd ab Übrige Nasswiesen Keine 16.09. möglich

Darüber hinaus sollten folgende Bewirtschaftungsformen eingehalten werden, um langfristig keine Verschlechterung der Gesetzlich geschützten Biotope nach § 62 LG zu erhalten. Dabei sollte vermieden werden, a) eine maschinelle Bearbeitung der Grünlandflächen (z.B. Walzen, Schleppen) im Zeitraum vom 01.04. bis 30.06. oder innerhalb von 10 Tagen nach der Schneeschmelze durchzufüh- ren, Erläuterung: Da der Aufwuchs bis zum 01. April eines jeden Jahres vernachlässigbar ist und durch- schnittlich im März keine Schneebedeckung mehr vorliegt, kann die Bodenbearbeitung bis zu diesem Zeitpunkt erfolgen. Eine maschinelle Bearbeitung dieser Flächen durch Walzen oder Schleppen zu Beginn der Vegetationsperiode (April - Juni) würde die Entwicklung der Pflanzen durch mechanische Beschädigung wie Abtrennen von Pflanzenteilen oder Nie- derdrücken erheblich oder nachhaltig beeinträchtigen. b) die Flächen vor dem 01.07. eines Jahres mit mehr als 2 GVE/ha zu beweiden oder wei- denden Tieren zuzufüttern, Erläuterung: Die von 2 Rindern, 14 Schafen oder 10 Ziegen benötigte Nahrung entspricht in etwa der Pflanzenmenge, die auf einem Hektar Grünland ohne Düngung durchschnittlich wächst. Wenn mehr Tiere zur Beweidung aufgetrieben werden, kann nur dann ausreichend Nah-

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rung bereitgestellt werden, wenn gedüngt oder zugefüttert wird. Zusätzlich würde ein höhe- rer Viehbesatz zu vermehrten Schäden durch Tritt wie z.B. übermäßige Verletzung der Grasnarbe, Verletzung des Bodens oder mechanische Verletzung der Pflanzen führen. Das bedeutet auch, dass eine Rotationsbeweidung mit mehreren unterteilten Koppeln, durch die zeitweilig eine erhöhte Besatzstärke pro Flächeneinheit erreicht wird, nicht erfol- gen darf. Hierdurch wären negative Veränderungen des Vegetationsbestandes und der Lebensgemeinschaft der Grünlandfläche zu erwarten. Nicht untersagt ist eine Unterteilung einer Weidefläche, bei der sichergestellt ist, dass zu keiner Zeit in den einzelnen Koppeln die genannte Besatzstärke überschritten wird. c) eine Mahd der Magerweiden durchzuführen. Erläuterung: Weiden haben in weiten Teilen eine andere Artenzusammensetzung als Wiesen. Die vor- kommenden Pflanzen müssen auf einer Weide tritt- und verbissunempfindlich sein, woge- gen typische Wiesenarten (z.B. Glatthafer und Goldhafer) nach einer ungestörten Wachs- tumszeit weitgehend unempfindlich gegenüber einem Schnitt sein müssen. Dieses unter- schiedliche Verhalten gegenüber verschiedenen Beanspruchungen führt bei einem Wech- sel der Nutzung von einer Weide zu einer Wiese zu ungewollten Artenverschiebungen, die dem Schutzzweck hinsichtlich einiger Arten zuwiderlaufen. Goldhafer ist nicht ganz so empfindlich gegen Tritt und Verbiss, sodass bei Goldhaferwiesen statt des zweiten Schnitts im Herbst auch eine Nachbeweidung ab 16.09. erfolgen kann. Ordnungswidrig im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 11 LG handelt, wer in den Gesetzlich ge- schützten Biotopen nach § 62 LG entgegen § 62 Absatz 1 LG vorsätzlich oder fahrlässig Maßnahmen oder Handlungen vornimmt, die zu einer erheblichen oder nachhaltigen Beein- trächtigung oder zu einer Zerstörung der Gesetzlich geschützten Biotope führen können. Maßnahmen oder Handlungen im Rahmen der vorstehenden Bewirtschaftungsweisen ent- sprechen den Vorgaben des § 62 LG, sodass insoweit keine Ordnungswidrigkeit vorliegt.

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2.1.7 N 7 - Naturschutzgebiet "Süselberg" Größe: 45,9 ha (2 Flächen) Lage: Nördlich Niederndorf, B3, B4

Schutzzweck: Die Festsetzung des Naturschutzgebietes erfolgt zur Erhaltung und Wiederherstellung eines südexponierten strukturreichen Grünlandhangbereiches , insbesondere von · mageren Glatthaferwiesen, RLP 3N/* (gefährdet) · Heckenzügen · mageren Hangkanten und Böschungen · Brachflächen · Felsböschungen einschließlich der darin vorkommenden Lebensgemeinschaften sowie gefährdeter Tier- und Pflanzenarten.

Beschreibung des Naturschutzgebietes mit Erläuterungen zum Schutzzweck: Das Naturschutzgebiet umfasst den offenen, teilweise mit Fichten bestandenen, süd- bis süd- ostexponierten, mageren Hangbereich nordwestlich von Niederndorf. Die zum Teil steilen Hangbereiche des Süselberges sind von morgens bis abends besonnt und reich strukturiert. Die Mager- und Fettwiesen werden durch zahlreiche Heckenzüge, Waldränder, Böschungen und Einzelbäume gegliedert, sodass ein sehr abwechslungsreiches Bild entsteht. Die kleinflächigen Parzellen werden überwiegend extensiv genutzt; einzelne Flä- chen sind brachgefallen. Neben der Wiesennutzung werden auch Flächen beweidet, im west- lichen Bereich durch Wanderschäferei. Auch einzelne Ackerflächen mit interessanten Acker- wildkräutern sind eingestreut. Auf der Kuppe des Naturschutzgebietes befinden sich einzelne Eichen-Birken-Niederwälder. Die besondere Bedeutung dieses durch zahlreiche Hecken und Einzelstrukturen aufgelocker- ten Hangbereichs für den Arten- und Biotopschutz resultiert neben dem Vorkommen der teil- weise überregional gefährdeten Biotoptypen und Arten insbesondere auch aus der mosaikar- tigen, sehr kleinräumigen Verzahnung verschiedenster Biotop- und Standorttypen. Eine be- sondere Bedeutung für die Tierlebensgemeinschaften des Magergrünlandhanges ergibt sich darüberhinaus aus der vergleichsweise extensiven Grünland- und Ackernutzung und Nichtbe- wirtschaftung der Böschungen, die zur Ausbildung blütenreicher, heterogen strukturierter Wie- sen- und Böschungsbestände magerer Ausprägungen führten. Der Hangbereich weist zudem eine hohe visuell erlebbare landschaftliche Qualität und Eigen- art auf. Das Gebiet ist aufgrund seiner südexponierten Hanglage und dem Vorhandensein von mage- ren Wiesen- und Weideflächen besonders wertvoll. So finden sich hier nicht nur seltene Pflan- zen, sondern insbesondere auch zahlreiche, stark gefährdete Tierarten. Hervorzuheben sind besonders ein großes Schlingnattervorkommen im südlichsten Bereich auf den vorstehenden Felsnasen zur Straße hin und sehr viele, stark gefährdete Schmetter- lingsarten, deren Raupen auf den Magerwiesen und -weiden optimale Lebensbedingungen finden. Gerade für diese Schmetterlinge ist der Strukturreichtum des Süselberges von größter Bedeutung, da sie auch auf einzelne Gehölze und Wegrandpflanzen als Nahrungsquelle an- gewiesen sind. Von diesen Schmetterlingsarten leben wiederum einige Vogelarten wie z.B. der Raubwürger und verschiedene Spechte wie der Grünspecht und der Buntspecht, der Neuntöter sowie der Wendehals. Die mageren, teilweise felsigen Untergründe der einzelnen Flächen sind für Rep- tilien von großer Bedeutung. Aufgrund des großen Anteils blühender Stauden und Kräuter am Süselberg leben dort zahl-

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reiche Insektenarten, u. a. das Große grüne Heupferd, der Sandlaufkäfer, diverse Wanzen und Käfer, viele Spinnen, Bienen und Wespen. Auf den mageren, teilweise brachgefallenen Wiesenflächen gibt es viele Wiesenameisennester. Auswahl der bisher nachgewiesenen gefährdeten oder bemerkenswerten Pflanzenarten Ackertrespe Bromus arvensis (RL 2/1) Alpenziest Stachys alpina (RL 3/3) Eisenhut Aconitum napellus (RL 3/3, §) Gefleckter Schierling Conium maculatum (RL 3/2) Hundsveilchen Viola canina (RL 3/3) Kleines Wintergrün Pyrola minor (RL 3/3) Mannsknabenkraut Orchis mascula (RL 3/3, §) Rapunzenglockenblume Campanula rapunculus Roter Zahntrost Odontites rubra Sandthymian Thymus serpyllum (RL 2/*) Sprossender Bärlapp Lycopodium annotinum (RL 3/*) Tannenbärlapp Huperzia selago (RL 3/3) Auswahl der bisher nachgewiesenen gefährdeten oder bemerkenswerten Tierarten Reptilien (§): Schlingnatter Coronella austriaca (RL 2/3) Amphibien (§): Grasfrosch Rana temporaria Erdkröte Bufo bufo Bergmolch Triturus alpestris Vögel (§): Braunkehlchen Saxicola rubetra (RL 2N/2N) Dorngrasmücke Sylvia communis (RL V/*) Feldschwirl Locustella naevia (RL 3/V) Gartenrotschwanz Phoenicurus phoenicurus (RL 3/2) Grünspecht Picus viridis (RL 3/1) Mittelspecht Dendrocopos medius (RL 2/3) Neuntöter Lanius collurio (RL 3/3) Rebhuhn Perdix perdix (RL 2N/2) Tagfalter: Ca. 60 bis 70 Tagfalterarten kommen im Schutzbereich vor. Davon sind folgende Arten be- sonders bemerkenswert: Aurorafalter Anthocharis cardamines Brauner Feuerfalter Heodes tityrus (RL 3/2, §) Dukatenfalter Heodes virgaueae (RL 2/*, §) Eichenspinner Lasiocampa quercus (RL 3/D) Goldene Acht Colias hyale (RL 3/2 §) Großer Schillerfalter Apatura iris Kleiner Ampferfeuerfalter Paleochrysophanus hippothoe (RL 2/2, §) Kleiner Feuerfalter Lycaena phlaeas (§) Kleiner Heufalter Coenonympha pamphilus (RL V/V §) Malvenwürfelfalter Pyrgus malvae (RL 2/2, §) Nierenfleck Thecla betulae (RL 3/3) Perlgras-Wiesenvögelein Coenonympha arcania (RL 3/2, §) Pflaumenzipfelfalter Strymonidia pruni (RL 2/2) Schachbrettfalter Melanargia galathea (RL */3, §) Schwarzblauer Bläuling Maculinea nausithous (RL 2N/2N, §) Violetter Perlmutterfalter Brenthis ino (RL 3/3, §) Violetter Waldbläuling Polyommatus samiargus (RL 2/2) Wachtelweizen-Scheckenfalter Melitaea athalia (RL 1/2, §) Weißes C Polygonia c-album (§) Nachtfalter(§): Grünwidderchen Procris statices (RL 3/3N) Jacobskrautbär Thyria jacobaea (RL 3/*)

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Klee-Widderchen Huebneriana trifolii (RL 3/3) Kleines Nachtpfauenauge Saturnia pavonia Nagelfleck Aglia tau Rotrandbär Diacrisia sannio (RL 3/*) Das komplexe Öko-System des Süselberges ist nicht hauptsächlich durch intensive anthropo- gene Einflüsse gefährdet, im Gegenteil, die Gefährdung erfolgt überwiegend durch das Auf- geben der landwirtschaftlichen Nutzung, sowie durch das Brachfallen der Magerwiesen und - weiden. Zu den gravierendsten Beeinträchtigungen des Süselberges zählen die an verschie- denen Stellen vorgenommenen Aufforstungen mit nicht standortgerechten und das Land- schaftsbild sowie die Besonnung der Magerwiesen störenden Fichten und einzelnen Weih- nachtsbaumkulturen. Die nach bereits durchgeführten Pflegemaßnahmen im NSG noch vor- handenen Nadelgehölze sollten ebenfalls kurzfristig beseitigt werden. Bei einigen Flächen be- steht eine Beeinträchtigung durch eine ganzjährige Pferdebeweidung. Die Trittbelastung führt insbesondere im Winterhalbjahr zu Verletzungen der Vegetationsdecke und zu offenen Bo- denbereichen. Nach Angaben des Geologischen Landesamtes ist an der Felsböschung der L 280 eine sehr gut aufgeschlossene Gesteinsabfolge mit Sedimentstrukturen und Fossilien zu erkennen. Die- ser Bereich stellt geologisch einen ungestörten Übergangsbereich von zwei bedeutenden geologischen Einheiten dar; die Faltung ist ebenfalls aufgeschlossen. Es handelt sich um Auf- schlüsse des Unterdevons, und zwar um den Übergangsbereich von den Mittleren Siegener Schichten zu den Oberen Siegener Schichten (Alter ca. 400 Millionen Jahre). Aufgrund der insgesamt festgestellten besonderen Bedeutung des Gebietes für den Arten- und Biotopschutz sowie seiner in weiten Bereichen noch hohen visuell wahrnehmbaren land- schaftlichen Qualität und Eigenart sind die Voraussetzungen zur Ausweisung als Naturschutz- gebiet nach § 20 a) sowie c) LG erfüllt. Auch im ökologischen Fachbeitrag der LÖBF wird der Bereich als naturschutzwürdig eingestuft und daher zur Ausweisung als Naturschutzgebiet vorgeschlagen. Neben der Sicherung der noch bestehenden Werte und Funktionen dient die Ausweisung als Naturschutzgebiet im Sinne von § 20 a) LG in erster Linie der Verbesserung und Wiederherstellung sehr seltener Biotoptypen, wie den im östlichen Siegerland in dieser Größenordnung kaum vorhandenen Magergrünlandkomplexen. Um den Schutzzweck dauerhaft zu sichern, ist vor dem Hintergrund der akuten Gefährdung der besonderen Werte und Funktionen des Gebietes und der daraus resultierenden erhöhten Schutz- und Entwicklungsbedürftigkeit eine Ausweisung als Naturschutzgebiet unverzichtbar. Für die Durchführung einer extensiven Grünlandbewirtschaftung bestehen für die be- wirtschaftenden Landwirte grundsätzlich Fördermöglichkeiten durch den Abschluss von Ver- trägen im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms des Kreises Siegen-Wittgenstein, wie sie für Teilflächen des Süselbergs bereits bestehen. Nähere Erläuterungen hierzu können Ziffer 0.6.2.5 (siehe Seite 13) entnommen werden.

Biotopschutz nach § 62 LG Teile des Naturschutzgebietes sind gleichzeitig Gesetzlich geschützte Biotope nach § 62 LG, für die besondere gesetzliche Regelungen gelten (siehe Ziffer 0.9.4.3, Seite 20). Fläche der Biotope: 0,3 ha Anteil am NSG: 0,7 % Abgrenzung: Siehe zeichnerische Darstellung in der Karte "Gesetzlich geschützte Flächen“ Biotopnummern: GB- 5113-649, GB-5113-650 Biotoptyp: Magerwiesen und -weiden Verbote: Nach § 62 LG sind alle Handlungen verboten, die zu einer nachhaltigen Beeinträchtigung oder zu einer Zerstörung der Gesetzlich geschützten Biotope führen können. Die einzelnen Auswirkungen des Biotopschutzes nach § 62 LG sind in die nachfolgenden Re- gelungen und Erläuterungen eingearbeitet.

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Zonen im NSG: Zone a (Laubholzwiederaufforstung) – Größe: 7,9 ha Zone e (Sonderregelungen zur Grünlandbewirtschaftung) – Größe: 0,3 ha

Zusätzliche Verbote: Ergänzend zu den für alle Naturschutzgebiete geltenden Verboten unter Ziffer 2.1.0 D (siehe Seite 43) ist in diesem NSG aufgrund der §§ 19 und 34 Absatz 1 LG zusätzlich verboten, a) im Zuge der Wanderschäferei in der Zone e Nachtpferche anzulegen und Flächen anders als in lockerer Hütehaltung zu beweiden. Erläuterung: In Nachtpferchen werden die Schafe für die Nachtruhe auf einer relativ kleinen Fläche zu- sammengetrieben, die mit einem Zaun abgesteckt wird. Auf dieser Fläche wird der Auf- wuchs intensiv flach getreten und sie wird in erheblichem Umfang durch die Fäkalien mit Nährstoffen angereichert. Dieser Nährstoffeintrag führt in fast allen Fällen zu einer deutli- chen Vegetationsänderung in Richtung Fettweide. Nachtpferche in den Gesetzlich ge- schützten Biotopen würden daher zu erheblichen Vegetationsveränderungen führen. Lockere Hütehaltung ist die Form des Gehüts eines Wanderschäfers über eine kurze Zeit, die in ihrer Wirkung einer extensiven Beweidung durch Rinder mit einer Besatzstärke von 2 GVE/ha (entspricht 14 Schafen pro Hektar und Jahr) nahe kommt. Dies bedeutet, jeweils im Vergleich mit einer extensiven Rinderhaltung, dass bei einer Schafbeweidung mit einer kurzen Verweildauer kein übermäßiger Verbiss erfolgt, keine besonderen Trittschäden ein- treten und kein übermäßiger Fäkalieneintrag stattfindet.

Forstliche Festsetzung: Aufgrund des § 25 LG ergeht für dieses Naturschutzgebiet folgende Forstliche Fest- setzung: a) Bei der Wiederaufforstung in Zone a dürfen nur standortgerechte und einheimische Laubbaumarten verwendet werden. Erläuterung: Auf die Allgemeinen Erläuterungen zu den Forstlichen Festsetzungen unter Ziffer 4 (siehe Seite 210) und zu "Wiederaufforstungen mit Laubholz" unter Ziffer 4.1.1 (siehe Seite 211) wird hingewiesen.

Weiterhin wird darauf hingewiesen, dass über die obigen zusätzlichen Regelungen hinaus die Allgemeinen Regelungen für alle Naturschutzgebiete (siehe Ziffer 2.1.0, Abschnitte A. bis G., Seiten 40 bis 58) auch in diesem Naturschutzgebiet zu beachten sind. Ausnahmen und Befreiungen zu den vorstehenden Regelungen sind ebenfalls im Abschnitt 2.1.0 „Naturschutzgebiete - Allgemeine Regelungen für alle Einzelfestsetzungen“ unter den Ziffern E „Allgemeine Ausnahmen“ (siehe Seite 54) und h) „Ausnahmen und Befreiungen im Einzelfall“ (siehe Seite 55) enthalten.

Ordnungswidrigkeiten Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 2 LG, wer in diesem Natur- schutzgebiet entgegen den vorstehenden Verbotsregelungen vorsätzlich oder fahrläs- sig a) in der Zone e im Zuge der Wanderschäferei Nachtpferche anlegt und Flächen an- ders als in lockerer Hütehaltung beweidet. Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 5 LG ferner, wer in diesem Na- turschutzgebiet entgegen den vorstehenden Forstlichen Festsetzungen vorsätzlich o- der fahrlässig

Naturschutzgebiete - N 7 - Naturschutzgebiet "Süselberg" Seite 107 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

a) bei Wiederaufforstung in der Zone a andere als einheimische und standortgerechte Laubbaumarten verwendet.

Zusätzliche Ausnahmen: Von den für alle Naturschutzgebiete geltenden allgemeinen Ge- und Verboten unter Ziffer 2.1.0 B (siehe Seite 41) und D (siehe Seite 43) wird zusätzlich zu den Allgemeinen Ausnahmen unter 2.1.0 E (siehe Seite 54) für dieses NSG aufgrund von § 34 Absatz 4a LG ausgenommen, a) Pilze oder Beeren nach dem 15.08. eines Jahres abseits von Wegen zu sammeln und das NSG zu diesem Zweck zu betreten. Erläuterung: Außerdem ist zu beachten, dass nach § 61 Absatz 2 LG nur nicht besonders geschützte Arten von Pilzen und Beeren und auch nur in nicht mehr als nur geringer Menge für den eigenen Gebrauch gesammelt werden dürfen.

Zusätzliche Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen: Ergänzend zu den für alle Naturschutzgebiete geltenden allgemeinen Pflege- und Ent- wicklungsmaßnahmen unter Ziffer 2.1.0 C (siehe Seite 41) werden in diesem NSG auf- grund von § 26 LG folgende weitere Maßnahmen festgesetzt: a) Pflegenutzung der Grünlandflächen: · Nutzung sonstiger Grünlandbereiche durch - Beweidung mit maximal 2 GVE/ha oder durch Wanderschäferei in lockerer Hü- tehaltung ab 01.07. oder - zweimalige Mahd ab 1.07. bzw. 16.09. oder Nachbeweidung ab 16.09. mit max. 2 GVE/ha, Abtransport des Mähgutes Erläuterung: Diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen stellen keine Verbote oder Handlungsanwei- sungen für Eigentümer oder Bewirtschafter dar. Falls allerdings eine landwirtschaftliche Nutzung in Teilen des Schutzgebietes nicht mehr erfolgen sollte, geben diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen Vorgaben für eine durch den Kreis Siegen-Wittgenstein zu orga- nisierende Pflege der Flächen. Weder der derzeitige Nutzer noch der Eigentümer der Flä- che kann hierzu verpflichtet werden. Die Kosten für diese Pflege- und Entwicklungsmaß- nahmen, die möglichst im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms erfolgen sollten, trägt der Kreis Siegen-Wittgenstein. Diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen sind zur Erhaltung der wertvollen Grünland- flächen erforderlich. Kennzeichnendes Merkmal der schutzwürdigen Pflanzengesellschaf- ten in diesem Naturschutzgebiet sind viele seltene Pflanzenarten. Diese Pflanzen benöti- gen im Gegensatz zu den schnellwüchsigen Gräsern eine deutlich längere Entwicklungs- phase im Frühjahr und Frühsommer, um blühen und aussamen zu können. Nur dann, wenn diese Entwicklung abgeschlossen werden kann, können diese Pflanzenarten lang- fristig auf den Grünlandflächen erhalten werden. Bei Brachflächen steht im Vordergrund, diese Bereiche als Offenland zu erhalten. An- sonsten würden diese Flächen zunehmend verbuschen und sich langfristig zu Wald entwi- ckeln. Zur Offenhaltung reicht es aus, jedes Jahr nur einen Teil der Brachflächen zu mä- hen, sodass jeder Teil nur alle 3 - 5 Jahre erneut bearbeitet wird. Auf diesen Brachen und in nassen Bereichen soll die Mahd erst im Herbst erfolgen, damit außerdem die erst spät fruchtenden, seltenen und zum Teil geschützten Pflanzenarten aussamen können. b) Zurückdrängung des Gehölzaufwuchses (insbesondere Schlehen und Ginster) in mehrjährigem Rhythmus, Erläuterung: Da eine natürliche Sukzession auf den Flächen mit einem erhaltenswerten Pflanzenbe- stand nicht zugelassen werden soll, ist eine Zurückdrängung des Gehölzaufwuchses in

Seite 108 Naturschutzgebiete - N 7 - Naturschutzgebiet "Süselberg" Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

mehrjährigem Rhythmus vorgesehen. c) Umwandlung von nicht standortgerechten Nadelholzbeständen in Sukzessionsflä- chen oder in Grünland, Erläuterung: In diesem Naturschutzgebiet befinden sich neben den oben genannten erhaltenswerten Biotoptypen an einzelnen Stellen auch Nadelholzbestände. Diese sind vergleichsweise ar- tenarm und bieten den meisten schutzwürdigen Tieren und Pflanzen keinen geeigneten Lebensraum. Die Nadelholzbestände können von einigen Arten nur schlecht überwunden werden, stellen daher Barrieren zwischen den angrenzenden naturnäheren Lebensräumen (Laubwald, Grünland) dar und bilden somit einen Fremdkörper in diesem NSG. Außerdem beeinflussen die Nadelholzbestände das Landschaftsbild negativ. Zugleich bewirken die Nadelholzbestände eine Beschattung des angrenzenden Magergrünlandes. Die Nadelholzbestände sollen daher in die den angrenzenden Flächen entsprechenden standorttypischen Vegetationsformen umgewandelt werden, wie dies bei einigen Flächen bereits erfolgte. Sollte sich ein Bewirtschafter für die Flächen finden, so ist eine Beweidung oder später auch Mahd in extensiver Form durchzuführen. Kleinere Flächen können aber auch der Sukzession überlassen bleiben, sodass sich hier magere Hochstaudenfluren ent- wickeln. d) punktuelle Anpflanzung von Feldgehölzen, Erläuterung: Zur Schaffung strukturreicher Übergänge bzw. Vernetzungsstrukturen zwischen Wald und Offenland sollen punktuell Feldgehölze angepflanzt werden. e) Die unter Ziffer 2.1.0 C b) (siehe Seite 42) festgesetzte Aufstellung von Naturschutz- gebietsschildern soll auf den Grundstücken Gemarkung Niederndorf Gemarkung Niederndorf Flur 4 Flurstücke 128, 357 und 968 erfolgen. Auf den Grundstücken Gemarkung Niederndorf Flur 4 Flurstücke 128 und 357 sollen 2 Informationstafeln errichtet und dauerhaft erhalten werden. Erläuterung: Die Art und Weise der Umsetzung dieser Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen ist unter Ziffer 2.1.0 C (Seite 41) sowie unter Ziffer 5 (Seite 219 und folgende Seiten) näher erläutert. Ausnahme vom allgemeinen Bestandsschutz Von der allgemeinen Bestandsschutzregelung für alle Naturschutzgebiete unter Ziffer 2.1.0 E d) (siehe Seite 54) ist in diesem NSG ausgenommen, a) die weitere Nutzung der Grundstücke Gemarkung Niederndorf Flur 4 Flurstücke 163 und 164 als Modellfluggelände; Ausgleich nach § 7 LG durch Herrichtung eines vom Betreiber des bisherigen Modellfluggeländes bereitgestellten anderen Grund- stücks für eine Modellflugnutzung. Erläuterung: Der Modellflugplatz stört das ökologische Gesamtgefüge, weil die natürliche Flora und Fauna auf diesen Flächen durch die häufige Mahd verschwunden sind. Dadurch können weder Vögel noch Schmetterlinge diese Fläche als Rast-, Nahrungs- oder Brutgebiet in Anspruch nehmen. Auch der zielgerichtete, sporadisch auch in Brutzeiten auftretende Au- toverkehr und der vom Flug- und Flugplatzbetrieb selbst ausgehende Lärm stellen Beein- trächtigungen dar, die im Umkreis seltene Tierarten vertreiben. Das für alle NSG geltende allgemeine Verbot, mit Modellflugzeugen zu fliegen, ist daher auch für dieses NSG zur Er- reichung des Schutzzweckes erforderlich, sodass hierfür kein Bestandsschutz gelten kann. Die von der Bezirksregierung Münster erteilte luftrechtliche Genehmigung dieses Modell- flugplatzes erlischt gemäß den Bestimmungen der Genehmigung mit dem In-Kraft-Treten des Landschaftsplans, der diese Fläche als NSG festsetzt. Der Modellflugplatz muss daher aufgegeben und die errichteten Einrichtungen (z.B. Schutzzaun, Podest) sollen abgebaut werden. Da mit der Nutzung dieser Fläche als Modellfluggelände eine bisher ausgeübte rechtmäßi- ge Grundstücksnutzung aufgegeben werden muss und dadurch Aufwendungen wertlos

Naturschutzgebiete - N 7 - Naturschutzgebiet "Süselberg" Seite 109 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

werden, wäre ein finanzieller Ausgleich nach § 7 Absatz 3 LG zu leisten. Der Kreis Siegen- Wittgenstein ist jedoch bereit, die für dieses Grundstück erbrachten Aufwendungen in der Weise auszugleichen, dass auf Kosten des Kreises auf einem anderen Grundstück, auf dem ein neuer Modellflugplatz angelegt werden kann, die entsprechenden Vorbereitungs- arbeiten (z.B. Fräsen und Neueinsäen der Start- und Landefläche, Errichtung eines Schutzzaunes und eines Podestes) ausgeführt werden. Durch diesen vollständigen Aus- gleich der wertlos werdenden Aufwendungen entfällt derzeit die Anordnung der Zahlung einer finanziellen Entschädigung.

Bewirtschaftung Gesetzlich geschützter Biotope nach § 62 LG: Für die landwirtschaftlich genutzten Flächen der Gesetzlich geschützten Biotope ergeben sich nachfolgend aufgeführte Bewirtschaftungsweisen, bei denen davon ausgegangen werden kann, dass bei ihrer Einhaltung eine Gefährdung, Zerstörung oder Beeinträchtigung Gesetz- lich geschützter Biotope nicht stattfindet. Auf die Ausführungen zu den Gesetzlich geschützten Biotopen in Ziffer 0.9.4.3 (siehe Seite 20) wird ergänzend hingewiesen.

Biotoptyp Nutzung Düngung bei weniger empfindlichen Flächen: PK-Düngung oder Mahd ab 01.07., zweite Mahd oder Düngung mit max. 7 t Fest- Magerwiesen Nachbeweidung ab 01.09. mist pro Jahr und Hektar in Abstimmung mit dem Kreis Siegen-Wittgenstein bei Flächen mit Vorkommen zahlreicher Magerkeitszeiger Beweidung mit max. 2 GVE/ha zwi- z.B. Kreuzblümchen, Wald- schen dem 16.04. und 15.07., da- läusekraut, Frühlingssegge, Magerweiden nach Bewirtschaftung bis 15.11. oh- Glattem Habichtskraut, Zitter- ne Auflagen, danach darf keine Be- gras, Horstigem Rotschwin- wirtschaftung mehr erfolgen gel, Teufelsabbiss, Hundsveil- chen: keine Düngung

Darüber hinaus sollten folgende Bewirtschaftungsformen eingehalten werden, um langfristig keine Verschlechterung der Gesetzlich geschützten Biotope nach § 62 LG zu erhalten. Dabei sollte vermieden werden, a) eine maschinelle Bearbeitung der Grünlandflächen (z.B. Walzen, Schleppen) im Zeitraum vom 01.04. bis 30.06. oder innerhalb von 10 Tagen nach der Schneeschmelze durchzufüh- ren, Erläuterung: Da der Aufwuchs bis zum 01. April eines jeden Jahres vernachlässigbar ist und durch- schnittlich im März keine Schneebedeckung mehr vorliegt, kann die Bodenbearbeitung bis zu diesem Zeitpunkt erfolgen. Eine maschinelle Bearbeitung dieser Flächen durch Walzen oder Schleppen zu Beginn der Vegetationsperiode (April - Juni) würde die Entwicklung der Pflanzen durch mechanische Beschädigung wie Abtrennen von Pflanzenteilen oder Nie- derdrücken erheblich oder nachhaltig beeinträchtigen. b) die Flächen vor dem 16.07. eines Jahres mit mehr als 2 GVE/ha zu beweiden oder wei- denden Tieren zuzufüttern, Erläuterung: Die von 2 Rindern, 14 Schafen oder 10 Ziegen benötigte Nahrung entspricht in etwa der Pflanzenmenge, die auf einem Hektar Grünland ohne Düngung durchschnittlich wächst. Wenn mehr Tiere zur Beweidung aufgetrieben werden, kann nur dann ausreichend Nah- rung bereitgestellt werden, wenn gedüngt oder zugefüttert wird. Zusätzlich würde ein höhe- rer Viehbesatz zu vermehrten Schäden durch Tritt wie z.B. übermäßige Verletzung der Grasnarbe, Verletzung des Bodens oder mechanische Verletzung der Pflanzen führen. Das bedeutet auch, dass eine Rotationsbeweidung mit mehreren unterteilten Koppeln, durch die zeitweilig eine erhöhte Besatzstärke pro Flächeneinheit erreicht wird, nicht erfol-

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gen darf. Hierdurch wären negative Veränderungen des Vegetationsbestandes und der Lebensgemeinschaft der Grünlandfläche zu erwarten. Nicht untersagt ist eine Unterteilung einer Weidefläche, bei der sichergestellt ist, dass zu keiner Zeit in den einzelnen Koppeln die genannte Besatzstärke überschritten wird. c) eine Mahd der Magerweiden durchzuführen. Erläuterung: Weiden haben in weiten Teilen eine andere Artenzusammensetzung als Wiesen. Die vor- kommenden Pflanzen müssen auf einer Weide tritt- und verbissunempfindlich sein, woge- gen typische Wiesenarten (z.B. Glatthafer und Goldhafer) nach einer ungestörten Wachs- tumszeit weitgehend unempfindlich gegenüber einem Schnitt sein müssen. Dieses unter- schiedliche Verhalten gegenüber verschiedenen Beanspruchungen führt bei einem Wech- sel der Nutzung von einer Weide zu einer Wiese zu ungewollten Artenverschiebungen, die dem Schutzzweck hinsichtlich einiger Arten zuwiderlaufen. Goldhafer ist nicht ganz so empfindlich gegen Tritt und Verbiss, sodass bei Goldhaferwiesen statt des zweiten Schnitts im Herbst auch eine Nachbeweidung ab 16.09. erfolgen kann. Ordnungswidrig im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 11 LG handelt, wer in den Gesetzlich ge- schützten Biotopen nach § 62 LG entgegen § 62 Absatz 1 LG vorsätzlich oder fahrlässig Maßnahmen oder Handlungen vornimmt, die zu einer erheblichen oder nachhaltigen Beein- trächtigung oder zu einer Zerstörung der Gesetzlich geschützten Biotope führen können. Maßnahmen oder Handlungen im Rahmen der vorstehenden Bewirtschaftungsweisen ent- sprechen den Vorgaben des § 62 LG, sodass insoweit keine Ordnungswidrigkeit vorliegt.

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2.1.8 N 8 - Naturschutzgebiet "Dirlenbachtal" Größe: 16,2 ha Lage: Nördlich Dirlenbach, D3, D4, C3, C4

Schutzzweck: Die Festsetzung des Naturschutzgebiets erfolgt zur Erhaltung und Wiederherstellung eines überwiegend als Grünland genutzten Mittelgebirgstales, insbesondere von · extensiv genutzten Feuchtwiesen in Form von Sumpfdotterblumenwiesen · seggen- und binsenreichen Nasswiesen und –weiden · Glatthaferwiesen, RLP 3N/* (gefährdet) · Großseggenrieden, RLP 3/3 und Waldsimsensümpfen · feuchten Hochstaudenfluren · Seggenrieder in Form von Blasenseggenried, RLP 3/2 (gefährdet/ stark gefährdet) · Bach begleitenden Erlenwaldbereichen, RLP 3/3 · naturnahen Bachabschnitten · Quellen einschließlich der Vorkommen gefährdeter Arten des Feucht- und Magergrünlandes (u. a. Orchideen) sowie der Fließgewässer. Zudem soll der Erhalt und die Entwicklung der besonderen landschaftlichen Eigenart und Schönheit des Talbereichs erreicht werden.

Beschreibung des Naturschutzgebietes mit Erläuterungen zum Schutzzweck: Das Naturschutzgebiet umfasst den offenen, überwiegend durch Grünlandnutzung geprägten Abschnitt des Dirlenbachtales nördlich der Ortslage Dirlenbach einschließlich seiner im Wald liegenden Quellläufe. Neben den feucht-nassen Bereichen im eigentlichen Talgrund, die von seggen- und binsenreichen Feucht- und Nasswiesen, Seggen- und Binsensümpfen, feuchten Hochstaudenfluren sowie Weidengebüschen eingenommen werden, schließt die Abgrenzung auch höher gelegene, trockenere Bereiche an der westlichen Talseite ein. Die Grünlandflächen am Hang werden als zweischürige Wiesen mit überwiegend geringer Nutzungsintensität bewirtschaftet. Die Flächen im Talgrund werden im Rahmen des Kultur- landschaftsprogramms als Weide bewirtschaftet. Aufgrund dieser bis heute anhaltenden, ver- gleichsweise extensiven Bewirtschaftung weisen die Grünlandflächen im Allgemeinen eine bemerkenswerte Vegetationsausprägung auf und beherbergen zahlreiche überregional ge- fährdete Pflanzenarten. In den besonders feuchten, zum Teil auch nassen Bereichen des Talgrundes besteht aber die Tendenz zu einer Aufgabe der Bewirtschaftung, sodass sich hier auf größeren Flächen Hochstaudenfluren und Weidengebüsche entwickelt haben. Nördlich des offenen Talraumes bestehen ehemalige Grünlandflächen, die teils brach gefallen sind, teils aufgeforstet wurden. Bei einzelnen Grundstücken erfolgt eine Freizeitnutzung (z.B. Fischteichanlage). Im nördlich anschließenden Waldbereich entlang des Dirlenbaches und der Quellläufe bestehen sowohl Fichtenbestände im Oberlauf als auch ein Bach begleitender Er- lenwald. Der Dirlenbach weist noch überwiegend eine naturnahe Gerinne- und Uferstruktur auf, ist aber nur an wenigen Stellen mit einem lückigen Schwarzerlen-Ufergehölz bestanden. Das Vorkommen ökologisch spezialisierter und gefährdeter Fließgewässerlibellenarten wie der Blauflügel-Prachtlibelle sowie Fischarten wie der Bachforelle und der Elritze dokumentiert die besondere Habitatqualität dieses Fließgewässersystems für die typischen Arten und Lebens- gemeinschaften.

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Auswahl der bisher nachgewiesenen gefährdeten oder bemerkenswerten Pflanzenarten Blasensegge Carex vesicaria (RL 3/3) Breitblättriges Knabenkraut Dactylorhiza majalis (RL 3N/3N, §) Fieberklee Menyanthes trifoliata (RL 3/3, §) Heil-Ziest Betonica officinalis (RL 3/3) Hirse-Segge Carex panicea (RL 3/3) Sumpf-Veilchen Viola palustris (RL 3/*) Auswahl der bisher nachgewiesenen gefährdeten oder bemerkenswerten Tierarten Vögel (§): Wasseramsel Cinclus cinclus (RL *N/*) Fische: Bachforelle Salmo trutta fario (RL 3/*) Elritze Phoxinus phoxinus (RL 3/3, §) Libellen (§): Blauflügel-Prachtlibelle Calopteryx virgo (RL 3/*, §) Schmetterlinge: Violetter Perlmutterfalter Brenthis ino (RL 3/3, §) Schachbrett Melanargia galathea (RL */3, §) Reptilien (§): Ringelnatter Natrix natrix (RL 2/3) Amphibien (§): Grasfrosch Rana temporaria Der besondere Wert des Talbereichs für den Arten- und Biotopschutz resultiert neben dem Vorkommen der o. g., teilweise überregional gefährdeten Biotoptypen und Arten insbesondere auch aus der kleinräumigen Verzahnung verschiedenster Biotop- und Standorttypen. Eine wichtige Bedeutung für die Tierlebensgemeinschaften des Offenlandes ergibt sich dar- überhinaus aus der vergleichsweise extensiven Weide- und Wiesennutzung, die zur Aus- bildung blütenreicher, heterogen strukturierter Grünlandbestände feuchter bzw. magerer Aus- prägungen führt. Der Talbereich weist zudem eine hohe visuell erlebbare landschaftliche Qualität und Eigenart auf. Zu den derzeit gravierendsten Beeinträchtigungen des Dirlenbachtals zählen die an einzelnen Stellen des Talgrundes, insbesondere im Norden, auf ehemaligen Grünlandflächen erfolgten Fichtenaufforstungen, die die Lebensraumfunktion für die gebietstypischen Arten und Lebens- gemeinschaften erheblich einschränken und die landschaftliche Eigenart gefährden. Eine ähn- lich negative Wirkung geht von der bestehenden Teichanlage aus. Die naturfern gestalteten und ziergartenartig gepflegten Teichanlagen auf dem Grundstück Gemarkung Dirlenbach Flur 3 Flurstück 5 stellen nicht nur eine Störung der visuell erlebbaren landschaftlichen Qualität des Gebietes dar, sondern wirken sich auch direkt und indirekt negativ auf die Qualität des Gebietes als Lebensraum für die typischen Arten und Lebensgemeinschaften aus (z.B. Beein- trächtigung des Bachsystems durch die Wasserentnahme). Eine weitere Gefährdung der be- sonderen Werte und Funktionen des Gebietes stellt die in den letzten Jahren verstärkt zu ver- zeichnende Tendenz zur Aufgabe der Bewirtschaftung von Grünlandflächen auf den feuchte- sten Standorten und damit einhergehende Verbrachung der Flächen dar. Alle an eine extensi- ve Nutzung der Grünlandflächen angepassten Arten würden dadurch immer weniger geeigne- te Lebensbedingungen finden, sodass die im Rahmen des Abschnittes „Pflege- und Entwick- lungsmaßnahmen“ vorgesehene landwirtschaftliche Nutzung bzw. Pflege dieser Bereiche zu deren Erhalt erforderlich ist. Aufgrund der insgesamt festgestellten besonderen Bedeutung des Dirlenbachtals für den Ar- ten- und Biotopschutz sowie seiner in weiten Bereichen noch hohen visuell wahrnehmbaren landschaftlichen Qualität und Eigenart sind die Voraussetzungen zur Ausweisung als Natur- schutzgebiet nach § 20 a) sowie c) LG erfüllt. Neben der Sicherung der noch bestehenden Werte und Funktionen dient die Ausweisung als Naturschutzgebiet im Sinne von § 20 c) LG zudem aber auch der Entwicklung und Wiederherstellung der Lebensraumqualität in den be- einträchtigten Talbereichen. Hierbei kommen der Beibehaltung bzw. Wiederaufnahme einer

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extensiven Grünlandnutzung und der Umwandlung der Nadelholzbestände in Bach begleiten- de Schwarzerlenwälder eine zentrale Rolle zu. Um den Schutzzweck dauerhaft zu sichern, ist vor dem Hintergrund der akuten Gefährdung der besonderen Werte und Funktionen des Ge- bietes und der daraus resultierenden erhöhten Schutz- und Entwicklungsbedürftigkeit eine Ausweisung als Naturschutzgebiet unverzichtbar. Für die Durchführung einer extensiven Grünlandbewirtschaftung bestehen für die be- wirtschaftenden Landwirte grundsätzlich Fördermöglichkeiten durch den Abschluss von Ver- trägen im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms des Kreises Siegen-Wittgenstein, wie sie für Teilflächen des Dirlenbachtales bereits bestehen. Nähere Erläuterungen hierzu können Ziffer 0.6.2.5 (siehe Seite 13) entnommen werden.

Biotopschutz nach § 62 LG Teile des Naturschutzgebietes sind gleichzeitig Gesetzlich geschützte Biotope nach § 62 LG, für die besondere gesetzliche Regelungen gelten (siehe Ziffer 0.9.4.3, Seite 20). Fläche der Biotope: 2 ha Anteil am NSG: 12,2 % Abgrenzung: Siehe zeichnerische Darstellung in der Karte "Gesetzlich geschützte Flächen“ Biotopnummern: GB-5113-035 , GB-5113-641, GB-5113-642 GB-5113-643, GB-5113- 644 Biotoptyp: Naturnaher Bach, Quellen, Nass- und Feuchtgrünland, Bach begleiten- der Erlenwald, Verbote: Nach § 62 LG sind alle Handlungen verboten, die zu einer nachhaltigen Beeinträchtigung oder zu einer Zerstörung der Gesetzlich geschützten Biotope führen können. Die einzelnen Auswirkungen des Biotopschutzes nach § 62 LG sind in die nachfolgenden Regelungen und Erläuterungen eingearbeitet.

Zonen im NSG: Zone e (Sonderregelungen zur Grünlandbewirtschaftung) – Größe: 1,1 ha

Zusätzliche Verbote: Ergänzend zu den für alle Naturschutzgebiete geltenden Verboten unter Ziffer 2.1.0 D (siehe Seite 43) ist in diesem NSG aufgrund der §§ 19 und 34 Absatz 1 LG zusätzlich verboten, a) entlang der Böschungsoberkanten der Bachufer einen 1 m breiten Streifen zu nut- zen oder zu pflegen, Erläuterung: Das Gewässer, dessen Ufer und die angrenzenden Gewässerrandstreifen sollen sich künftig ohne jeglichen menschlichen Eingriff natürlich entwickeln können. Durch unterblei- bende Maßnahmen der Gewässerunterhaltung wird dem Bach eine uneingeschränkte Ei- gendynamik ermöglicht. Die im Randstreifen liegenden Grünlandflächen sollen künftig nicht mehr landwirtschaftlich genutzt und vorhandene oder aufkommende Gehölze sollen nicht mehr entfernt werden. Dadurch kann sich im Uferbereich eine dem Fließgewässer ent- sprechende Vegetation mit zunehmend aufkommenden Gehölzen entwickeln. In diesen Bereichen wird sich ein wertvoller Lebensraum für viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten einstellen. Da eine land- und forstwirtschaftliche Nutzung dieser feuchten bis nassen Flächen in der Nähe des Baches kaum wirtschaftlich betrieben werden kann, entsteht durch den beson- deren Schutz dieser Gewässerrandstreifen kein wirtschaftlicher Nachteil. Durch wirtschaft- liche Förderprogramme können die Landwirte, die die Flächen derzeit nutzen, sogar für bis zu 20 Jahren Stilllegungsprämien erhalten. Wenn das benachbarte Grünland beweidet werden soll, ist durch geeignete Maßnahmen

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(z.B. ortsüblicher Weidezaun) sicherzustellen, dass das Vieh nicht in den Gewässerrand- streifen gelangen kann. Im Rahmen des KLP kann dieser Zaun mit 5 € pro Meter Zaunlän- ge gefördert werden. Die Auszahlung dieser Förderung erfolgt in 5 jährlichen Raten. Ausnahmen: 1. Ausgenommen ist die Entnahme von Nadelgehölzen und Pappeln. 2. Auf Antrag kann die Untere Landschaftsbehörde für bestimmte Grundstücke Abweichungen in der Form zulassen, dass der Uferrandstreifen nur einseitig un- genutzt bleiben muss, wenn auf der anderen Uferseite die doppelte Breite unge- nutzt bleibt. b) in der Zone e im Zuge der Wanderschäferei Nachtpferche anzulegen und Flächen anders als in lockerer Hütehaltung zu beweiden. Erläuterung: In Nachtpferchen werden die Schafe für die Nachtruhe auf einer relativ kleinen Fläche zu- sammengetrieben, die mit einem Zaun abgesteckt wird. Auf dieser Fläche wird der Auf- wuchs intensiv flach getreten und sie wird in erheblichem Umfang durch die Fäkalien mit Nährstoffen angereichert. Dieser Nährstoffeintrag führt in fast allen Fällen zu einer deutli- chen Vegetationsänderung in Richtung Fettweide. Nachtpferche in den Gesetzlich ge- schützten Biotopen würden daher zu erheblichen Vegetationsveränderungen führen. Lockere Hütehaltung ist die Form des Gehüts eines Wanderschäfers über eine kurze Zeit, die in ihrer Wirkung einer extensiven Beweidung durch Rinder mit einer Besatzstärke von 2 GVE/ha (entspricht 14 Schafen pro Hektar und Jahr) nahe kommt. Dies bedeutet, jeweils im Vergleich mit einer extensiven Rinderhaltung, dass bei einer Schafbeweidung mit einer kurzen Verweildauer kein übermäßiger Verbiss erfolgt, keine besonderen Trittschäden ein- treten und kein übermäßiger Fäkalieneintrag stattfindet. Erläuterung: Weiterhin wird darauf hingewiesen, dass über die obigen zusätzlichen Regelungen hinaus die Allgemeinen Regelungen für alle Naturschutzgebiete (siehe Ziffer 2.1.0, Abschnitte A. bis G., Seiten 40 bis 58) auch in diesem Naturschutzgebiet zu beachten sind. Ausnahmen und Befreiungen zu den vorstehenden Regelungen sind ebenfalls im Abschnitt 2.1.0 „Naturschutzgebiete - Allgemeine Regelungen für alle Einzelfestsetzungen“ unter den Ziffern E „Allgemeine Ausnahmen“ (siehe Seite 54) und h) „Ausnahmen und Befreiungen im Einzelfall“ (siehe Seite 55) enthalten.

Ordnungswidrigkeiten Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 2 LG, wer in diesem Natur- schutzgebiet entgegen den vorstehenden Verbotsregelungen vorsätzlich oder fahrläs- sig a) entlang der Böschungsoberkante der Bachufer einen Streifen von 1 m nutzt oder pflegt b) in der Zone e im Zuge der Wanderschäferei Nachtpferche anlegt und Flächen an- ders als in lockerer Hütehaltung beweidet

Zusätzliche Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen: Ergänzend zu den für alle Naturschutzgebiete geltenden allgemeinen Pflege- und Ent- wicklungsmaßnahmen unter Ziffer 2.1.0 C (siehe Seite 41) werden in diesem NSG auf- grund von § 26 LG folgende weitere Maßnahmen festgesetzt: a) Pflegenutzung der Grünlandflächen: · Mahd der Waldbinsenwiesen und Kleinseggenrieder alle 2 - 3 Jahre ab dem 01.10., Abtransport des Mähgutes, keine Beweidung · Mahd der Glatthaferwiesen 1 - 2 mal jährlich ab dem 01.07. bzw. 16.09., Abtrans- port des Mähgutes, keine Beweidung

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· Mahd der Sumpfdotterblumenwiesen 1 - 2 mal jährlich ab 01.07., Abtransport des Mähgutes, keine Beweidung · Nutzung sonstiger Grünlandbereiche durch - Beweidung mit maximal 2 GVE/ha oder durch Wanderschäferei in lockerer Hü- tehaltung ab 01.07. oder - zweimalige Mahd ab 01.07. bzw. 16.09. oder Nachbeweidung ab 16.09. mit max. 2 GVE/ha, Abtransport des Mähgutes Erläuterung: Diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen stellen keine Verbote oder Handlungsanwei- sungen für Eigentümer oder Bewirtschafter dar. Falls allerdings eine landwirtschaftliche Nutzung in Teilen des Schutzgebietes nicht mehr erfolgen sollte, geben diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen Vorgaben für eine durch den Kreis Siegen-Wittgenstein zu orga- nisierende Pflege der Flächen. Weder der derzeitige Nutzer noch der Eigentümer der Flä- che kann hierzu verpflichtet werden. Die Kosten für diese Pflege- und Entwicklungsmaß- nahmen, die möglichst im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms erfolgen sollten, trägt der Kreis Siegen-Wittgenstein. Diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen sind zur Erhaltung der wertvollen Grünland- flächen erforderlich. Kennzeichnendes Merkmal der schutzwürdigen Pflanzengesellschaf- ten in diesem Naturschutzgebiet sind viele seltene Pflanzenarten. Diese Pflanzen benöti- gen im Gegensatz zu den schnellwüchsigen Gräsern eine deutlich längere Entwicklungs- phase im Frühjahr und Frühsommer, um blühen und aussamen zu können. Nur dann, wenn diese Entwicklung abgeschlossen werden kann, können diese Pflanzenarten lang- fristig auf den Grünlandflächen erhalten werden.. Bei Brachflächen steht im Vordergrund, diese Bereiche als Offenland zu erhalten. An- sonsten würden diese Flächen zunehmend verbuschen und sich langfristig zu Wald entwi- ckeln. Zur Offenhaltung reicht es aus, jedes Jahr nur einen Teil der Brachflächen zu mä- hen, sodass jeder Teil nur alle 3 - 5 Jahre erneut bearbeitet wird. Auf diesen Brachen und in nassen Bereichen soll die Mahd erst im Herbst erfolgen, damit außerdem die erst spät fruchtenden, seltenen und zum Teil geschützten Pflanzenarten aussamen können. b) Zurückdrängung des Gehölzaufwuchses (insbesondere Schlehen) in mehrjährigem Rhythmus, Erläuterung: Bei Aufgabe der landwirtschaftlichen Nutzung soll durch diese Pflege- und Entwicklungs- maßnahmen sichergestellt werden, dass durch geeignete Formen der Grünlandbewirt- schaftung die Lebensräume für die gefährdeten Tier- und Pflanzenarten erhalten bleiben können. Bei Brachflächen steht im Vordergrund, diese Bereiche als Offenland zu erhalten. An- sonsten würden diese Flächen zunehmend verbuschen und sich langfristig zu Wald entwi- ckeln. Zur Offenhaltung reicht es aus, jedes Jahr nur einen Teil der Brachflächen zu mä- hen, sodass jeder Teil nur alle 3 - 5 Jahre erneut bearbeitet wird. Abweichend von dem all- gemeinen Mahdbeginn in naturschutzwürdigem Grünland am 01.07. eines Jahres soll auf diesen Brachen und in nassen Bereichen die Mahd erst später erfolgen, damit außerdem die erst spät fruchtenden seltenen und zum Teil geschützten Pflanzenarten aussamen können. Eine Übernahme dieser Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen durch landwirtschaftliche Betriebe im Rahmen eines Vertrages mit dem Kreis wäre wünschenswert. Hierzu bietet sich ein Vertrag auf der Basis des Kulturlandschaftsprogramms (siehe Ziffer 0.6.2.5 (siehe Seite 13) an. c) Umwandlung von nicht standortgerechten Nadelholzbeständen in naturnahe Laub- wälder, in Sukzessionsflächen oder in Grünland, Erläuterung: In diesem Naturschutzgebiet befinden sich neben den oben genannten erhaltenswerten Biotoptypen auch Nadelholzbestände. Diese Flächen sind vergleichsweise artenarm und bieten den meisten schutzwürdigen Tieren und Pflanzen keinen geeigneten Lebensraum.

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Die Nadelholzbestände können von einigen Arten nur schlecht überwunden werden, stellen daher Barrieren zwischen den angrenzenden naturnäheren Lebensräumen (Laubwald, Grünland) dar und bilden somit einen Fremdkörper in diesem NSG. Außerdem beeinflus- sen die Nadelholzbestände das Landschaftsbild negativ. Die Nadelholzbestände sollen daher in die den angrenzenden Flächen entsprechenden standorttypischen Vegetationsformen umgewandelt werden. Bei den innerhalb des Waldes gelegenen Nadelholzbeständen ist vorgesehen, diese über einen längeren Zeitraum hin- weg durch mehrere Einschlagmaßnahmen mit anschließendem Voranbau geeigneter Laubbäume in naturnahe Laubwälder zu überführen. In Grünland- und Brachflächenberei- chen sowie entlang von Gewässern sollen die Nadelgehölze entfernt und i.d.R. anschlie- ßend nicht durch Laubwälder ersetzt werden. Damit sich die künftige Vegetation möglichst schnell entwickeln kann, soll die Beseitigung der Nadelgehölze hier vorrangig durch eine einmalige Maßnahme erfolgen. d) Wiederherstellung der Durchgängigkeit des Gewässers Erläuterung: Die Wiederherstellung der Durchgängigkeit des Gewässers, z. B. durch Rückbau von U- ferbefestigungen und Sohlabstürzen, soll erfolgen, um die Lebensbedingungen für die typi- schen Gewässerorganismen zu verbessern. e) Beseitigung der Fischteiche auf dem Grundstück Gemarkung Dirlenbach Flur 3 Flurstück 5, Erläuterung: Der Rückbau der Fischteiche soll erfolgen, um die Habitatbedingungen für die typischen Gewässerlebensgemeinschaften zu verbessern und die Durchgängigkeit des Gewässers für die Gewässerorganismen wiederherzustellen. f) Die unter Ziffer 2.1.0 C b) (siehe Seite 42) festgesetzte Aufstellung von Naturschutz- gebietsschildern soll auf den Grundstücken Gemarkung Dirlenbach Flur 5 Flur- stücke 296 und 352 erfolgen. Auf dem Grundstück Gemarkung Dirlenbach Flur 5 Flurstück 296 soll eine Informationstafel errichtet und dauerhaft erhalten werden. Erläuterung: Die Art und Weise der Umsetzung dieser Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen ist unter Ziffer 2.1.0 C (Seite 41) sowie unter Ziffer 5 (Seite 219 und folgende Seiten) näher erläutert.

Bewirtschaftung Gesetzlich geschützter Biotope nach § 62 LG: Für die landwirtschaftlich genutzten Flächen der Gesetzlich geschützten Biotope ergeben sich nachfolgend aufgeführte Bewirtschaftungsweisen, bei denen davon ausgegangen werden kann, dass bei ihrer Einhaltung eine Gefährdung, Zerstörung oder Beeinträchtigung Gesetz- lich geschützter Biotope nicht stattfindet. Auf die Ausführungen zu den Gesetzlich geschützten Biotopen in Ziffer 0.9.4.3 (siehe Seite 20) wird ergänzend hingewiesen.

Biotoptyp Nutzung Düngung Arnika- und orchi- Mahd ab 01.07., Nachmahd oder deenreiche Feucht- Beweidung mit 2 GVE/ha ab 16.09. Keine und Magerwiesen möglich Beweidung mit max. 2 GVE/ha vom Nassweiden PK-Düngung möglich 16.04. bis 15.11. Nass- oder Feucht- Mahd ab 01.07., ab 01.09 zweite Düngung mit Festmist bis wiesen (Sumpfdotter- Mahd, in trockenen Jahren wie bis- max. 7 t/ha/Jahr (max. 45 kg blumenwiese) her Nachbeweidung möglich N-Stickstoff/ha/Jahr) möglich Mahd ab 01.07., zweite Mahd ab Übrige Nasswiesen Keine 16.09. möglich

Für die forstwirtschaftlich genutzten Flächen, die Gesetzlich geschützte Biotope sind, sollte ei- ne forstliche Nutzung, die über die einzelstammweise Entnahme von Laubgehölzen hinaus-

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geht, unterlassen werden. Ebenso muss die Einbringung von nicht der natürlichen Waldge- sellschaft entsprechenden Baumarten vermieden werden.

Darüber hinaus sollten folgende Bewirtschaftungsformen eingehalten werden, um langfristig keine Verschlechterung der Gesetzlich geschützten Biotope nach § 62 LG zu erhalten. Dabei sollte vermieden werden, a) eine maschinelle Bearbeitung der Grünlandflächen (z.B. Walzen, Schleppen) im Zeitraum vom 01.04. bis 30.06. oder innerhalb von 10 Tagen nach der Schneeschmelze durchzufüh- ren, Erläuterung: Da der Aufwuchs bis zum 01. April eines jeden Jahres vernachlässigbar ist und durch- schnittlich im März keine Schneebedeckung mehr vorliegt, kann die Bodenbearbeitung bis zu diesem Zeitpunkt erfolgen. Eine maschinelle Bearbeitung dieser Flächen durch Walzen oder Schleppen zu Beginn der Vegetationsperiode (April - Juni) würde die Entwicklung der Pflanzen durch mechanische Beschädigung wie Abtrennen von Pflanzenteilen oder Nie- derdrücken erheblich oder nachhaltig beeinträchtigen. b) die Flächen vor dem 01.07. eines Jahres mit mehr als 2 GVE/ha zu beweiden oder wei- denden Tieren zuzufüttern, Erläuterung: Die von 2 Rindern, 14 Schafen oder 10 Ziegen benötigte Nahrung entspricht in etwa der Pflanzenmenge, die auf einem Hektar Grünland ohne Düngung durchschnittlich wächst. Wenn mehr Tiere zur Beweidung aufgetrieben werden, kann nur dann ausreichend Nah- rung bereitgestellt werden, wenn gedüngt oder zugefüttert wird. Zusätzlich würde ein höhe- rer Viehbesatz zu vermehrten Schäden durch Tritt wie z.B. übermäßige Verletzung der Grasnarbe, Verletzung des Bodens oder mechanische Verletzung der Pflanzen führen. Das bedeutet auch, dass eine Rotationsbeweidung mit mehreren unterteilten Koppeln, durch die zeitweilig eine erhöhte Besatzstärke pro Flächeneinheit erreicht wird, nicht erfol- gen darf. Hierdurch wären negative Veränderungen des Vegetationsbestandes und der Lebensgemeinschaft der Grünlandfläche zu erwarten. Nicht untersagt ist eine Unterteilung einer Weidefläche, bei der sichergestellt ist, dass zu keiner Zeit in den einzelnen Koppeln die genannte Besatzstärke überschritten wird. Ordnungswidrig im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 11 LG handelt, wer in den Gesetzlich ge- schützten Biotopen nach § 62 LG entgegen § 62 Absatz 1 LG vorsätzlich oder fahrlässig Maßnahmen oder Handlungen vornimmt, die zu einer erheblichen oder nachhaltigen Beein- trächtigung oder zu einer Zerstörung der Gesetzlich geschützten Biotope führen können. Maßnahmen oder Handlungen im Rahmen der vorstehenden Bewirtschaftungsweisen ent- sprechen den Vorgaben des § 62 LG, sodass insoweit keine Ordnungswidrigkeit vorliegt.

Seite 118 Naturschutzgebiete - N 8 - Naturschutzgebiet "Dirlenbachtal" Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

2.1.9 N 9 - Naturschutzgebiet "Wending- und Peimbachtal" Größe: 22,7 ha Lage: Östlich Büschergrund, E4 Karte: zusätzlich zur Darstellung in der Festsetzungskarte siehe auch Detailkarte auf Seite 128

Schutzzweck: Die Festsetzung des Naturschutzgebietes erfolgt zur Erhaltung und Wiederherstellung eines überwiegend als Grünland genutzten Mittelgebirgstales, insbesondere von · Verlandungsbereichen stehender Gewässer · extensiv genutzten Feuchtwiesen in Form von Sumpfdotterblumenwiesen · seggen- und binsenreichen Nasswiesen u.a. in Form von Waldbinsenwiesen · feuchten Hochstaudenfluren in Form von Mädesüß-Hochstaudenfluren · Großseggenriedern mit Schlankseggenried, RLP 3/2 (gefährdet/ stark gefährdet) · naturnahen Bachabschnitten und Quellbereichen · Bach begleitendem Erlenwald, RLP 3/3 · Glatthaferwiesen, RLP 3N/* einschließlich der Vorkommen gefährdeter Tier- und Pflanzenarten der Sumpfzone, des Feuchtgrünlandes sowie der Fließgewässer. Zudem soll der Erhalt und die Entwicklung der besonderen landschaftlichen Eigenart und Schönheit des Talbereichs erreicht werden.

Beschreibung des Naturschutzgebietes mit Erläuterungen zum Schutzzweck: Das Naturschutzgebiet umfasst den "Büscher Weiher" und einen offenen, überwiegend durch Grünlandnutzung geprägten Abschnitt des Wending- und Peimbachtales. Neben den feucht- nassen Bereichen im eigentlichen Talgrund, die von seggen- und binsenreichen Feucht- und Nasswiesen, Seggensümpfen und feuchten Hochstaudenfluren eingenommen werden, schließt die Abgrenzung auch Fichtenaufforstungen, einen großen, nicht mehr genutzten Fischteich im Oberlauf sowie die Quellläufe mit ein. Die Grünlandflächen werden als ein- bis zweischürige Wiesen mit überwiegend geringer Nut- zungsintensität bewirtschaftet. Eine Weidenutzung erfolgt im Sommer nach der Mahd. Auf- grund dieser bis heute anhaltenden, überwiegend vergleichsweise extensiven Bewirtschaftung weisen die Grünlandflächen im Allgemeinen eine bemerkenswerte Vegetationsausprägung auf und beherbergen zahlreiche überregional gefährdete Pflanzenarten. In den besonders feuch- ten, zum Teil nassen Bereichen des Talgrundes besteht insbesondere im Peimbachtal die Tendenz zu einer Aufgabe der Bewirtschaftung, sodass sich hier auf kleinen Flächen Hoch- staudenfluren, Seggenriede und Weidengebüsche entwickelt haben. Wending- und Peimbach weisen noch überwiegend naturnahe Gerinne- und Uferstrukturen auf; der Wendingbach ist abschnittsweise mit einem lückigen Schwarzerlen-Ufergehölz be- standen. Das natürliche Vorkommen ökologisch spezialisierter und gefährdeter Fließge- wässerlibellenarten wie der Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo RL 3/*), Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens) sowie einheimischer Fischarten dokumentiert die beson- dere Qualität dieses Fließgewässersystems für die typischen Arten und Lebensgemeinschaf- ten. Die besondere Bedeutung des Talbereichs für den Arten- und Biotopschutz ergibt sich außer aus dem Vorkommen der o. g. teilweise überregional gefährdeten Biotoptypen und Arten ins- besondere auch aus der kleinräumigen Verzahnung verschiedenster Biotop- und Standortty- pen. Die Tierlebensgemeinschaften der Verlandungszone werden durch keine direkte Nutzung beeinträchtigt. Die Bedeutung des Offenlandes ergibt sich aus der überwiegend extensiven

Naturschutzgebiete - N 9 - Naturschutzgebiet "Wending- und Peimbachtal" Seite 119 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

Mähwiesennutzung, die zur Ausbildung blütenreicher, heterogen strukturierter Wiesen- bestände feuchter Ausprägungen geführt hat. Der Talbereich und der Weiher weisen zudem eine hohe visuell erlebbare landschaftliche Qualität und Eigenart auf. Das Gebiet weist auch eine hohe Bedeutung für die Naherholung auf. Beeinträchtigungen durch die Erholung sind jedoch nicht festzustellen, da dies sich auf die Nutzung der umlaufenden Wege beschränkt. Die aktuelle Bedeutung des Talzuges für den Arten- und Biotopschutz sowie seine landschaftliche Eigenart werden stellenweise durch Fichten- und Pappelaufforstungen beeinträchtigt. Mit den Festsetzungen soll hier eine behut- same Entwicklung bzw. Wiederherstellung der beeinträchtigten Werte und Funktionen einge- leitet werden. In den übrigen Bereichen stehen im Rahmen der Naturschutzgebietsaus- weisung der Erhalt des naturnahen Baches insbesondere in den Waldbereichen, die Siche- rung der extensiven Grünlandbewirtschaftung und der Erhalt der ausgedehnten Verlandungs- zone sowie der Sumpf- und Hochstaudenbereiche im Vordergrund. Auswahl der bisher nachgewiesenen gefährdeten oder bemerkenswerten Pflanzenarten Ähriges Tausendblatt Myriophyllum spicatum (RL 3/3) Bach-Nelkenwurz Geum rivale (RL 3/3) Blasen-Segge Carex vesicaria (RL 3/3) Faden-Binse Juncus filiformis (RL 2/*) Fieberklee Menyanthes trifoliata (RL 3/3, §) Herbstzeitlose Colchicum autumnale (RL 3/3) Hirse-Segge Carex panicea (RL 3/3) Sumpf-Blutauge Potentilla palustris (RL 3/3) Sumpf-Veilchen Viola palustris (RL 3/*) Wiesen-Kümmel Carum carvi Auswahl der bisher nachgewiesenen gefährdeten oder bemerkenswerten Tierarten Amphibien (§): Erdkröte Bufo bufo Grasfrosch Rana temporaria Libellen (§): Blauflügel-Prachtlibelle Calopteryx virgo (RL 3/*) Gebänderte Prachtlibelle Calopteryx splendens Zu den derzeit gravierendsten Beeinträchtigungen des Büscher Weihers zählt die intensive Böschungsmahd am Südufer. Beeinträchtigungen des Wending- und Peimbachtales sind die an einzelnen Stellen des Talgrundes auf ehemaligen Grünlandflächen erfolgten Fichten- aufforstungen, die die Lebensraumfunktion für die gebietstypischen Arten und Lebensgemein- schaften erheblich einschränken und die landschaftliche Eigenart gefährden. Eine ähnlich ne- gative Wirkung geht von den bestehenden Teichanlagen aus. Die naturfern gestalteten, zum Teil mit Fichten bestockten und ziergartenartig gepflegten Teichgrundstücke im Peimbachtal stellen nicht nur eine Störung der visuell erlebbaren landschaftlichen Qualität des Gebietes dar, sondern wirken sich auch direkt und indirekt negativ auf die ökologische Qualität des Ge- bietes aus (z.B. Beeinträchtigung des Bachsystems durch Wasserentnahmen und Teilverroh- rungen). Eine weitere Gefährdung der besonderen Werte und Funktionen des Gebietes stellt die in den letzten Jahren verstärkt zu verzeichnende Tendenz zur Aufgabe der Bewirtschaf- tung von Grünlandflächen auf den feuchtesten Standorten dar, da dadurch die Existenzmög- lichkeiten für überregional gefährdete Arten und Vegetationstypen, die auf eine regelmäßige Bewirtschaftung angewiesen sind, eingeschränkt werden. Aufgrund der insgesamt festgestellten besonderen Bedeutung des Wending- und Peimbach- tals für den Arten- und Biotopschutz sowie seiner in weiten Bereichen noch hohen visuell wahrnehmbaren landschaftlichen Qualität und Eigenart sind die Voraussetzungen zur Auswei- sung als Naturschutzgebiet nach § 20 a) sowie c) LG erfüllt. Neben der Sicherung der noch bestehenden Werte und Funktionen dient die Ausweisung als Naturschutzgebiet im Sinne von § 20 c) LG zudem aber auch der Entwicklung und Wiederherstellung der Lebensraumqualität in den beeinträchtigten Talbereichen. Hierbei kommt der Beibehaltung bzw. Wiederaufnahme einer extensiven Grünlandnutzung eine zentrale Rolle zu. Um den Schutzzweck dauerhaft zu sichern, ist vor dem Hintergrund der akuten Gefährdung der besonderen Werte und Funktio- nen des Gebietes und der daraus resultierenden erhöhten Schutz- und Entwicklungsbedürftig- keit eine Ausweisung als Naturschutzgebiet unverzichtbar.

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Für die Durchführung der festgesetzten extensiven Grünlandbewirtschaftung bestehen für die bewirtschaftenden Landwirte grundsätzlich Fördermöglichkeiten durch den Abschluss von Verträgen im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms des Kreises Siegen-Wittgenstein, wie sie für Teilflächen des Tales bereits bestehen. Nähere Erläuterungen hierzu können Ziffer 0.6.2.5 (siehe Seite 13) entnommen werden.

Biotopschutz nach § 62 LG Teile des Naturschutzgebietes sind gleichzeitig Gesetzlich geschützte Biotope nach § 62 LG, für die besondere gesetzliche Regelungen gelten (siehe Ziffer 0.9.4.3, Seite 20). Fläche der Biotope: 4,5 ha Anteil am NSG: 20 % Abgrenzung: Siehe zeichnerische Darstellung in der Karte "Gesetzlich geschützte Flächen“ Biotopnummern: GB-5013-638, GB-5013-639, GB-5013-640, GB-5013-641, GB-5013- 642, GB-5013-643, GB-5013-646, GB-5013-647, GB-5013-657, GB- 5013-717 Biotoptyp: Naturnaher Bach, Quellen, Nass- und Feuchtgrünland, Großseggen- ried, Röhricht, Erlenbruchwald, Bach begleitender Erlenwald Verbote: Nach § 62 LG sind alle Handlungen verboten, die zu einer nachhaltigen Beeinträchtigung oder zu einer Zerstörung der Gesetzlich geschützten Biotope führen können. Die einzelnen Auswirkungen des Biotopschutzes nach § 62 LG sind in die nachfolgenden Regelungen und Erläuterungen eingearbeitet.

Zonen im NSG: Zone a (Laubholzwiederaufforstung) – Größe: 0,6 ha Zone c (ungenutzte Naturräume) - Größe: 0,8 ha Zone e (Sonderregelungen zur Grünlandbewirtschaftung) – Größe: 2,3 ha Zone f (Sonderregelungen zur Gewässerbenutzung) – Größe: 0,9 ha

Zusätzliche Verbote: Ergänzend zu den für alle Naturschutzgebiete geltenden Verboten unter Ziffer 2.1.0 D (siehe Seite 43) ist in diesem NSG aufgrund der §§ 19 und 34 Absatz 1 LG zusätzlich verboten, a) den in der Zone c liegenden Teil des Büscher Weihers im Rahmen der fischereili- chen Nutzung zu betreten, Erläuterung: Der östliche Teil des Büscher Weihers weist eine besonders empfindliche Vegetation auf. Es handelt sich um den nassen Verlandungsbereich. Hier soll eine ungestörte Entwicklung der Vegetation ermöglicht werden und Beeinträchtigungen durch Tritt sollen unterbleiben. b) im Rahmen der fischereilichen Nutzung und Hege des Büscher Weihers andere als einheimische Kleinfische einzusetzen, Ausnahme: Ausgenommen ist der Besatz von 50 einjährigen Karpfen und 50 zweijährigen Schleien je Kalenderjahr. Erläuterung: Um die Lebensraumbedeutung des Gewässers für die im Wasser lebenden Arten zu er- halten und zu entwickeln, dürfen im Rahmen der fischereilichen Hege die genannten Be- satzmengen nicht überschritten werden, sowie andere als die genannten Fischarten im Rahmen der fischereilichen Hege nicht eingesetzt werden.

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c) die Uferbereiche des Büscher Weihers innerhalb eines Streifens von 3 m Breite ab der Böschungsoberkante zu pflegen, zu mähen oder zu beweiden, Ausnahme: Ausgenommen bleiben Pflegemaßnahmen in Abstimmung mit der Unteren Land- schaftsbehörde. d) die Weiden- und Erlengehölzbestände im Verlandungsbereich am Ostufer des Bü- scher Weihers in der Zone c zu nutzen oder zu pflegen, Ausnahme: Ausgenommen bleiben Pflegemaßnahmen in Abstimmung mit der Unteren Land- schaftsbehörde. e) die Stauhöhe des Büscher Weihers zu verändern, Erläuterung: Für die im Gewässerrandbereich und in der Sumpfzone lebenden Tier- und Pflanzenarten würde eine Veränderung der Stauhöhe des Weihers eine erhebliche und nachteilige Ver- änderung ihres Lebensraumes bedeuten. f) auf den in der Detailkarte dargestellten Wegen in der Zeit vom · 01.03. bis 31.03. eines Jahres von 19.00 Uhr bis 06.00 Uhr und · 01.04. bis 30.04. eines Jahres von 20.30 Uhr bis 06.00 Uhr mit Fahrzeugen aller Art zu fahren. Erläuterung: Der Büscher Weiher ist ein Laichgewässer für eine Vielzahl vom Amphibien, die zur Fort- pflanzung jedes Frühjahr über die angrenzenden Wege zum Weiher wandern. Viele der wandernden Amphibien werden jedes Jahr durch Fahrzeuge, die die Wege befahren, ge- tötet. Zum Schutz der gefährdeten Tiere muss in der Hauptwanderzeit ein Befahren der von den Amphibien am meisten frequentierten Wege untersagt werden. Da die Wanderung hauptsächlich während der Dunkelheit erfolgt, beschränkt sich die Sperrung auf die ange- gebenen Zeiten. Nachteilige Auswirkungen für die Benutzung dieser Wege für land- und forstwirtschaftliche Zwecke und zum Anfahren des Friedhofes während der Tagesstunden sind damit nicht verbunden. Der östlich des NSG liegende Sportplatz kann über den as- phaltierten Hauptzufahrtsweg auch nach wie vor erreicht werden. Zur Umsetzung dieses Verbotes sollen die Wege in der betreffenden Zeit durch Verkehrsschilder gesperrt werden. g) entlang der Böschungsoberkante der Bachufer einen Streifen von 1 m Breite zu nutzen oder zu pflegen, Erläuterung: Das Gewässer, dessen Ufer und die angrenzenden Gewässerrandstreifen sollen sich künftig ohne jeglichen menschlichen Eingriff natürlich entwickeln können. Durch unterblei- bende Maßnahmen der Gewässerunterhaltung wird dem Bachlauf eine uneingeschränkte Eigendynamik innerhalb des Gewässerrandstreifens ermöglicht. Die im Randstreifen lie- genden Grünlandflächen sollen künftig nicht mehr landwirtschaftlich genutzt und vorhande- ne oder aufkommende Gehölze sollen nicht mehr entfernt werden. Dadurch kann sich im Uferbereich eine dem Fließgewässer entsprechende Vegetation mit zunehmend aufkom- menden Gehölzen entwickeln. In diesen Bereichen wird sich ein wertvoller Lebensraum für viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten einstellen. Da eine land- und forstwirtschaftliche Nutzung dieser feuchten bis nassen Flächen in der Nähe des Baches kaum wirtschaftlich betrieben werden kann, entsteht durch den beson- deren Schutz dieser Gewässerrandstreifen kein wirtschaftlicher Nachteil. Durch wirtschaft- liche Förderprogramme können die Landwirte, die die Flächen derzeit nutzen, sogar für bis zu 20 Jahren Stilllegungsprämien erhalten. Wenn das benachbarte Grünland beweidet werden soll, ist durch geeignete Maßnahmen (z.B. ortsüblicher Weidezaun) sicherzustellen, dass das Vieh nicht in den Gewässerrand- streifen gelangen kann. Im Rahmen des KLP kann dieser Zaun mit 5 € pro Meter Zaunlän- ge gefördert werden. Die Auszahlung dieser Förderung erfolgt in 5 jährlichen Raten.

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Ausnahmen: 1. Ausgenommen ist die Entnahme von Nadelgehölzen und Pappeln. 2. Auf Antrag kann die Untere Landschaftsbehörde für bestimmte Grundstücke Abweichungen in der Form zulassen, dass der Uferrandstreifen nur einseitig un- genutzt bleiben muss, wenn auf der anderen Uferseite die doppelte Breite unge- nutzt bleibt. h) im Zuge der Wanderschäferei in der Zone e Nachtpferche anzulegen und Flächen anders als in lockerer Hütehaltung zu beweiden, Erläuterung: In Nachtpferchen werden die Schafe für die Nachtruhe auf einer relativ kleinen Fläche zu- sammengetrieben, die mit einem Zaun abgesteckt wird. Auf dieser Fläche wird der Auf- wuchs intensiv flach getreten und sie wird in erheblichem Umfang durch die Fäkalien mit Nährstoffen angereichert. Dieser Nährstoffeintrag führt in fast allen Fällen zu einer deutli- chen Vegetationsänderung in Richtung Fettweide. Nachtpferche in den geschützten Bioto- pen würden daher zu erheblichen Vegetationsveränderungen führen. Lockere Hütehaltung ist die Form des Gehüts eines Wanderschäfers über eine kurze Zeit, die in ihrer Wirkung einer extensiven Beweidung durch Rinder mit einer Besatzstärke von 2 GVE/ha (entspricht 14 Schafen pro Hektar und Jahr) nahe kommt. Dies bedeutet, jeweils im Vergleich mit einer extensiven Rinderhaltung, dass bei einer Schafbeweidung mit einer kurzen Verweildauer kein übermäßiger Verbiss erfolgt, keine besonderen Trittschäden ein- treten und kein übermäßiger Fäkalieneintrag stattfindet.

Zusätzliche Gebote: Ergänzend zu den für alle Naturschutzgebiete geltenden Geboten unter Ziffer 2.1.0 B (siehe Seite 41) ist in diesem NSG aufgrund des § 19 LG zusätzlich geboten, a) den ungenutzten Fischteich auf dem Grundstück Gemarkung Büschergrund Flur 13 Flurstück 29 als ungenutzten Feuchtbiotop im derzeitigen Zustand zu erhalten. Erläuterung: Da der Teich seit vielen Jahren nicht mehr fischereilich genutzt wurde, hat sich in der Sumpfzone des Teiches ein flächiges Igelkolbenröhricht entwickelt. Maßnahmen zur Be- seitigung von Zu- und Ablaufrohren würden erhebliche Eingriffe in diesen Pflanzenbestand bedeuten und sollen daher unterbleiben.

Forstliche Festsetzung: Aufgrund des § 25 LG ergeht für dieses Naturschutzgebiet folgende Forstliche Fest- setzung: a) Bei der Wiederaufforstung in Zone a dürfen nur standortgerechte und einheimische Laubbaumarten verwendet werden. Erläuterung: Auf die Allgemeinen Erläuterungen zu den Forstlichen Festsetzungen unter Ziffer 4 (siehe Seite 210) und zu "Wiederaufforstungen mit Laubholz" unter Ziffer 4.1.1 (siehe Seite 211) wird hingewiesen.

Weiterhin wird darauf hingewiesen, dass über die obigen zusätzlichen Regelungen hinaus die Allgemeinen Regelungen für alle Naturschutzgebiete (siehe Ziffer 2.1.0, Abschnitte A. bis G., Seiten 40 bis 58) auch in diesem Naturschutzgebiet zu beachten sind. Ausnahmen und Befreiungen zu den vorstehenden Regelungen sind ebenfalls im Abschnitt 2.1.0 „Naturschutzgebiete - Allgemeine Regelungen für alle Einzelfestsetzungen“ unter den Ziffern E „Allgemeine Ausnahmen“ (siehe Seite 54) und h) „Ausnahmen und Befreiungen im Einzelfall“ (siehe Seite 55) enthalten.

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Ordnungswidrigkeiten Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 2 LG, wer in diesem Natur- schutzgebiet entgegen den vorstehenden Verbotsregelungen vorsätzlich oder fahrläs- sig a) den in der Zone c liegenden Teil des Büscher Weihers im Rahmen der fischereili- chen Nutzung betritt, b) im Rahmen der fischereilichen Nutzung und Hege des Büscher Weihers andere als einheimische Kleinfische einsetzt, c) die Uferbereiche des Büscher Weihers innerhalb eines Streifens von 3 m Breite pflegt, mäht oder beweidet, d) die Weiden- und Erlengehölzbestände im Verlandungsbereich am Ostufer des Bü- scher Weihers in der Zone c nutzt oder pflegt, e) die Stauhöhe des Büscher Weihers verändert, f) auf den in der Detailkarte dargestellten Wegen in der Zeit vom 01.03. bis 31.03. ei- nes Jahres von 19.00 Uhr bis 06.00 Uhr und in der Zeit vom 01.04. bis 30.04. eines Jahres von 20.30 Uhr bis 06.00 Uhr mit Fahrzeugen aller Art fährt, g) entlang der Böschungsoberkante der Bachufer einen 1 m breiten Streifen nutzt oder pflegt, h) im Zuge der Wanderschäferei in der Zone e Nachtpferche anlegt und Flächen an- ders als in lockerer Hütehaltung beweidet. Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 2 LG ferner, wer in diesem Na- turschutzgebiet entgegen den vorstehenden Gebotsregelungen vorsätzlich oder fahr- lässig a) den ungenutzten Fischteich auf dem Grundstück Gemarkung Büschergrund Flur 13 Flurstück 29 nicht als ungenutztes Feuchtbiotop im derzeitigen Zustand erhält. Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 5 LG ferner, wer in diesem Na- turschutzgebiet entgegen den vorstehenden Forstlichen Festsetzungen vorsätzlich o- der fahrlässig a) bei Wiederaufforstung in der Zone a andere als einheimische und standortgerechte Laubbaumarten verwendet.

Zusätzliche Ausnahmen: Von den für alle Naturschutzgebiete geltenden allgemeinen Ge- und Verboten unter Ziffer 2.1.0 B (siehe Seite 41) und D (siehe Seite 43) wird zusätzlich zu den Allgemeinen Ausnahmen unter 2.1.0 E (siehe Seite 54) für dieses NSG aufgrund von § 34 Absatz 4a LG ausgenommen, a) im und am Rande des der Zone f liegenden Teils des Büscher Weihers zu baden, zu lagern und eiszulaufen. Erläuterung: Der bisherige Badebetrieb im westlichen Teil des Weihers hat in der Vergangenheit zu kei- nen erheblich nachteiligen Auswirkungen für die Natur geführt, sodass das Baden und La- gern hier weiterhin zugelassen werden können. In den Wintermonaten ruht – vor allem bei strengem Frost – auch die Vegetation in diesem Naturschutzgebiet. Durch das Eis laufen auf einer dicken Eisschicht sind keine Beeinträchtigungen der Natur zu erwarten. Diese Ausnahme erlaubt das Eis laufen nur im Hinblick auf das landschaftsrechtliche Be- tretungsverbot. Andere öffentlich-rechtliche Regelungen und die privaten Rechte sind wei- terhin zu beachten.

Zusätzliche Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen: Ergänzend zu den für alle Naturschutzgebiete geltenden allgemeinen Pflege- und Ent-

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wicklungsmaßnahmen unter Ziffer 2.1.0 C (siehe Seite 41) werden in diesem NSG auf- grund von § 26 LG folgende weitere Maßnahmen festgesetzt: a) Pflegenutzung der Grünlandflächen: · Mahd der Waldbinsenwiesen und Kleinseggenrieder alle 2 - 3 Jahre ab dem 01.10., Abtransport des Mähgutes, keine Beweidung · Mahd der Glatthaferwiesen 1 - 2 mal jährlich ab dem 01.07. bzw. 16.09., Abtrans- port des Mähgutes, keine Beweidung · Mahd der Sumpfdotterblumenwiesen 1 - 2 mal jährlich ab 01.07., Abtransport des Mähgutes, keine Beweidung · Nutzung sonstiger Grünlandbereiche durch - Beweidung mit maximal 2 GVE/ha oder durch Wanderschäferei in lockerer Hü- tehaltung ab 01.07. oder - zweimalige Mahd ab 01.07. bzw. 16.09. oder Nachbeweidung ab 16.09. mit max. 2 GVE/ha, Abtransport des Mähgutes Erläuterung: Diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen stellen keine Verbote oder Handlungsanwei- sungen für Eigentümer oder Bewirtschafter dar. Falls allerdings eine landwirtschaftliche Nutzung in Teilen des Schutzgebietes nicht mehr erfolgen sollte, geben diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen Vorgaben für eine durch den Kreis Siegen-Wittgenstein zu orga- nisierende Pflege der Flächen. Weder der derzeitige Nutzer noch der Eigentümer der Flä- che kann hierzu verpflichtet werden. Die Kosten für diese Pflege- und Entwicklungsmaß- nahmen, die möglichst im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms erfolgen sollten, trägt der Kreis Siegen-Wittgenstein. Diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen sind zur Erhaltung der wertvollen Grünland- flächen erforderlich. Kennzeichnendes Merkmal der schutzwürdigen Pflanzengesellschaf- ten in diesem Naturschutzgebiet sind viele seltene Pflanzenarten. Diese Pflanzen benöti- gen im Gegensatz zu den schnellwüchsigen Gräsern eine deutlich längere Entwicklungs- phase im Frühjahr und Frühsommer, um blühen und aussamen zu können. Nur dann, wenn diese Entwicklung abgeschlossen werden kann, können diese Pflanzenarten lang- fristig auf den Grünlandflächen erhalten werden. Bei Brachflächen steht im Vordergrund, diese Bereiche als Offenland zu erhalten. An- sonsten würden diese Flächen zunehmend verbuschen und sich langfristig zu Wald entwi- ckeln. Zur Offenhaltung reicht es aus, jedes Jahr nur einen Teil der Brachflächen zu mä- hen, sodass jeder Teil nur alle 3 - 5 Jahre erneut bearbeitet wird. Auf diesen Brachen und in nassen Bereichen soll die Mahd erst im Herbst erfolgen, damit außerdem die erst spät fruchtenden, seltenen und zum Teil geschützten Pflanzenarten aussamen können. b) Umwandlung von nicht standortgerechten Nadelholz- und Pappelbeständen in na- turnahe Laubwälder, in Sukzessionsflächen oder in Grünland, Erläuterung: In diesem Naturschutzgebiet befinden sich neben den oben genannten erhaltenswerten Biotoptypen auch Nadelholz- und Pappelbestände. Diese sind vergleichsweise artenarm und bieten den meisten schutzwürdigen Tieren und Pflanzen keinen geeigneten Lebens- raum. Die Nadelholzbestände können von einigen Arten nur schlecht überwunden werden, stellen daher Barrieren zwischen den angrenzenden naturnäheren Lebensräumen (Laub- wald, Grünland) dar und bilden somit einen Fremdkörper in diesem NSG. Außerdem be- einflussen die Nadelholzbestände das Landschaftsbild negativ. Die Nadelholzbestände sollen daher in die den angrenzenden Flächen entsprechenden standorttypischen Vegetationsformen umgewandelt werden. Bei den innerhalb des Waldes gelegenen Nadelholzbeständen ist vorgesehen, diese über einen längeren Zeitraum hin- weg durch mehrere Einschlagmaßnahmen mit anschließendem Voranbau geeigneter Laubbäume in naturnahe Laubwälder zu überführen. In Grünland- und Brachflächenberei- chen sollen die Nadelgehölze entfernt und i.d.R. anschließend nicht durch Laubwälder er- setzt werden. Damit sich die künftige Vegetation möglichst schnell entwickeln kann, soll die

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Beseitigung der Nadelgehölze hier vorrangig durch eine einmalige Maßnahme erfolgen. Für die Pappelbestände gilt die Maßnahme entsprechend. Die Nadelgehölze um den Teich auf dem Grundstück Gemarkung Büschergrund, Flur 22 Flurstück 155 sollen entfernt werden. Hier soll sich durch Sukzession eine standortge- rechte Vegetation entwickeln. Dies gilt auch für die Uferbereiche. c) Rückbau von Uferbefestigungen, Verrohrungen, Staustufen und Sohlabstürzen, Erläuterung: Naturnahe Fließgewässerbereiche sollen wiederhergestellt werden, um die Lebensbedin- gungen für die typischen Gewässerlebensgemeinschaften zu verbessern und die Durch- gängigkeit des Gewässers wiederherzustellen. d) besucherlenkende Maßnahmen durch Beschilderungen und Absperrungen der Zo- ne c im östlichen Teil des Büscher Weihers, e) Rückentwicklung des Fischteiches auf dem Grundstück Gemarkung Büschergrund Flur 11 Flurstück 10 zu einem Feuchtbiotop, Erläuterung: Der Fischteich soll zu einem ungenutzten Feuchtbiotop entwickelt werden. Der als Zier- teich genutzte Tümpel mit Springbrunnen, steilen Ufern und Fichteneinfriedung soll in eine flache Mulde umgewandelt werden. Alle Wasserzu- und -ableitungsvorrichtungen sollen entfernt werden. Ein Fischbesatz soll künftig nicht mehr erfolgen. f) Entfernung von Entwässerungsgräben Erläuterung: Durch die Anlage der Entwässerungsgräben werden feuchte Bereiche trocken gelegt. Da- durch verändern sich die typischen Standortbedingungen und der Lebensraum für die auf feuchte Bereiche angewiesene Pflanzenarten entfällt. g) Beseitigung übermäßigen Gehölzaufwuchses im Bereich von Röhricht- und Ried- flächen, Erläuterung: Die schutzwürdigen Röhricht- und Riedflächen brauchen als optimalen Lebensraum be- sonnte Flächen ohne Wurzeldruck. Daher muss bei Bedarf konkurrierender Gehölzauf- wuchs aus Birken, Salweiden etc. regelmäßig beseitigt werden. h) Die unter Ziffer 2.1.0 C b) (siehe Seite 42) festgesetzte Aufstellung von Natur- schutzgebietsschildern soll auf den Grundstücken Gemarkung Büschergrund Flur 10 Flurstück 254, Gemarkung Büschergrund Flur 13 Flurstücke 208 und Gemarkung Büschergrund Flur 22 Flurstück 156 erfolgen. Auf den Grundstücken Gemarkung Büschergrund Flur 10 Flurstück 254 und Gemarkung Büschergrund Flur 13 Flur- stück 208 sollen 2 Informationstafeln errichtet und dauerhaft erhalten werden. Erläuterung: Die Art und Weise der Umsetzung dieser Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen ist unter Ziffer 2.1.0 C (Seite 41) sowie unter Ziffer 5 (Seite 219 und folgende Seiten) näher erläutert.

Bewirtschaftung Gesetzlich geschützter Biotope nach § 62 LG: Für die landwirtschaftlich genutzten Flächen der Gesetzlich geschützten Biotope ergeben sich nachfolgend aufgeführte Bewirtschaftungsweisen, bei denen davon ausgegangen werden kann, dass bei ihrer Einhaltung eine Gefährdung, Zerstörung oder Beeinträchtigung Gesetz- lich geschützter Biotope nicht stattfindet. Auf die Ausführungen zu den Gesetzlich geschützten Biotopen in Ziffer 0.9.4.3 (siehe Seite 20) wird ergänzend hingewiesen.

Biotoptyp Nutzung Düngung Orchideenreiche Mahd ab 01.07., Nachmahd oder Feucht- und Mager- Beweidung mit 2 GVE/ha ab 16.09. Keine wiesen möglich

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Biotoptyp Nutzung Düngung Beweidung mit max. 2 GVE/ha vom Nassweiden PK-Düngung möglich 16.04. bis 15.11. Nass- oder Feucht- Mahd ab 01.07., ab 01.09 zweite Düngung mit Festmist bis wiesen (Sumpfdotter- Mahd, in trockenen Jahren wie bis- max. 7 t/ha/Jahr (max. 45 kg blumenwiese) her Nachbeweidung möglich N-Stickstoff/ha/Jahr) möglich Mahd ab 01.07., zweite Mahd ab Übrige Nasswiesen Keine 16.09. möglich

Für die forstwirtschaftlich genutzten Flächen, die Gesetzlich geschützte Biotope sind, sollte ei- ne forstliche Nutzung, die über die einzelstammweise Entnahme von Laubgehölzen hinaus- geht, unterlassen werden. Ebenso muss die Einbringung von nicht der natürlichen Waldge- sellschaft entsprechenden Baumarten vermieden werden.

Darüber hinaus sollten folgende Bewirtschaftungsformen eingehalten werden, um langfristig keine Verschlechterung der Gesetzlich geschützten Biotope nach § 62 LG zu erhalten. Dabei sollte vermieden werden, a) eine maschinelle Bearbeitung der Grünlandflächen (z.B. Walzen, Schleppen) im Zeitraum vom 01.04. bis 30.06. oder innerhalb von 10 Tagen nach der Schneeschmelze durchzufüh- ren, Erläuterung: Da der Aufwuchs bis zum 01. April eines jeden Jahres vernachlässigbar ist und durch- schnittlich im März keine Schneebedeckung mehr vorliegt, kann die Bodenbearbeitung bis zu diesem Zeitpunkt erfolgen. Eine maschinelle Bearbeitung dieser Flächen durch Walzen oder Schleppen zu Beginn der Vegetationsperiode (April - Juni) würde die Entwicklung der Pflanzen durch mechanische Beschädigung wie Abtrennen von Pflanzenteilen oder Nie- derdrücken erheblich oder nachhaltig beeinträchtigen. b) die Flächen vor dem 01.07. eines Jahres mit mehr als 2 GVE/ha zu beweiden oder wei- denden Tieren zuzufüttern, Erläuterung: Die von 2 Rindern, 14 Schafen oder 10 Ziegen benötigte Nahrung entspricht in etwa der Pflanzenmenge, die auf einem Hektar Grünland ohne Düngung durchschnittlich wächst. Wenn mehr Tiere zur Beweidung aufgetrieben werden, kann nur dann ausreichend Nah- rung bereitgestellt werden, wenn gedüngt oder zugefüttert wird. Zusätzlich würde ein höhe- rer Viehbesatz zu vermehrten Schäden durch Tritt wie z.B. übermäßige Verletzung der Grasnarbe, Verletzung des Bodens oder mechanische Verletzung der Pflanzen führen. Das bedeutet auch, dass eine Rotationsbeweidung mit mehreren unterteilten Koppeln, durch die zeitweilig eine erhöhte Besatzstärke pro Flächeneinheit erreicht wird, nicht erfol- gen darf. Hierdurch wären negative Veränderungen des Vegetationsbestandes und der Lebensgemeinschaft der Grünlandfläche zu erwarten. Nicht untersagt ist eine Unterteilung einer Weidefläche, bei der sichergestellt ist, dass zu keiner Zeit in den einzelnen Koppeln die genannte Besatzstärke überschritten wird. Ordnungswidrig im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 11 LG handelt, wer in den Gesetzlich ge- schützten Biotopen nach § 62 LG entgegen § 62 Absatz 1 LG vorsätzlich oder fahrlässig Maßnahmen oder Handlungen vornimmt, die zu einer erheblichen oder nachhaltigen Beein- trächtigung oder zu einer Zerstörung der Gesetzlich geschützten Biotope führen können. Maßnahmen oder Handlungen im Rahmen der vorstehenden Bewirtschaftungsweisen ent- sprechen den Vorgaben des § 62 LG, sodass insoweit keine Ordnungswidrigkeit vorliegt.

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Detaildarstellung: Wege innerhalb des N 9 - Naturschutzgebiet "Wending- und Peim- bachtal", die zeitweise nicht befahren werden dürfen Maßstab: 1 : 5.000

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2.1.10 N 10 - Naturschutzgebiet "Richelsbach und Alche" Größe: 13,8 ha (3 Flächen) Lage: Nördlich und westlich Bühl, F5, E4, E5

Schutzzweck: Die Festsetzung des Naturschutzgebietes erfolgt zur Erhaltung und Wiederherstellung der typischen Arten, Lebensgemeinschaften und Lebensräume eines überwiegend als Grünland genutzten Mittelgebirgstales, insbesondere von · extensiv genutzten Feucht- und Nasswiesen in Form von Sumpfdotterblumenwie- sen, Waldsimsensümpfen und Waldbinsenwiesen, RLP 3/3 (gefährdet) · feuchten Hochstaudenfluren in Form von Mädesüß-Hochstaudenfluren · naturnahen Bachabschnitten · Glatthaferwiesen, RLP 3N/* · Quellen einschließlich der Vorkommen gefährdeter Arten des Feuchtgrünlandes sowie der Fließgewässer. Zudem soll der Erhalt und die Entwicklung der besonderen landschaftlichen Eigenart und Schönheit des Talbereichs erreicht werden.

Beschreibung des Naturschutzgebietes mit Erläuterungen zum Schutzzweck: Das Naturschutzgebiet umfasst den offenen, überwiegend durch Grünlandnutzung geprägten Abschnitt des Richelsbachtales und der Alche einschließlich der im Wald liegenden Quellläufe nördlich und östlich von Bühl. Im Talgrund bestehen in den feucht-nassen Bereichen am Bach Waldsimsensümpfe, feuchte Hochstaudenfluren, ein Rohrkolbenröhricht und Feuchtwiesen in Form von Sumpfdotterblumenwiesen. Hieran grenzen am trockeneren Talrand Glatthaferwie- sen, die in höher gelegenen Bereichen an der nördlichen Talseite des Richelsbachtales auch magere Wiesen einschließen. Die Grünlandflächen werden als ein- bis zweischürige Wiesen mit überwiegend geringer Nut- zungsintensität bewirtschaftet, eine Weidenutzung erfolgt nur auf einer Parzelle bzw. als Nachweide im Sommer. Aufgrund dieser bis heute anhaltenden, vergleichsweise extensiven Bewirtschaftung weisen die Grünlandflächen im Allgemeinen eine bemerkenswerte Vegeta- tionsausprägung auf und beherbergen zahlreiche überregional gefährdete Pflanzenarten. In den besonders feuchten und nassen Bereichen des Talgrundes wurde seit einigen Jahren die Bewirtschaftung aufgegeben, sodass sich hier auf einer größeren Fläche ein Rohrkolbenröh- richt entwickelt hat. Im mittleren Abschnitt des Naturschutzgebietes östlich von Bühl umfasst die Abgrenzung nur den Bach mit einem beidseitigen Uferrandstreifen, der die direkten feuchten Flächen ein- schließt. Die angrenzenden außerhalb des NSGs gelegenen Flächen werden derzeit intensi- ver landwirtschaftlicher genutzt. Im südlichen Naturschutzgebiet besteht im Bereich Bornwiese eine besonders artenreiche und schutzwürdige Wiese, die im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms bewirtschaftet wird. Hier wachsen verschiedene landesweit gefährdete und seltene Pflanzenarten. Der Richelsbach weist noch überwiegend eine naturnahe Gerinne- und Uferstruktur auf. Die besondere Bedeutung des Talbereichs für den Arten- und Biotopschutz resultiert neben dem Vorkommen der o. g., teilweise überregional gefährdeten Biotoptypen und Arten, insbesonde- re auch aus der kleinräumigen Verzahnung verschiedenster Biotop- und Standorttypen. Eine besondere Bedeutung für die Tierlebensgemeinschaften des Offenlandes ergibt sich dar- überhinaus aus der vergleichsweise extensiven Mähwiesennutzung, die zur Ausbildung blü- tenreicher, heterogen strukturierter Wiesenbestände feuchter bzw. magerer Ausprägungen führt. Der Talbereich weist zudem eine hohe visuell erlebbare landschaftliche Qualität und Eigenart

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auf. Auswahl der bisher nachgewiesenen gefährdeten oder bemerkenswerten Pflanzenarten Blasen-Segge Carex vesicaria (RL 3/3) Fadenbinse Juncus filiformis (RL 2/*) Fieberklee Menyanthes trifolia (RL 3/3, §) Igel-Segge Carex echinata Hirse-Segge Carex panicea (RL 3/3) Sumpf-Blutauge Potentilla palustris (RL 3/3) Sumpf-Veilchen Viola palustris (RL 3/*) Zittergras Briza media (RL 3/3) Auswahl der bisher nachgewiesenen gefährdeten oder bemerkenswerten Tierarten Amphibien (§): Grasfrosch Rana temporaria Schmetterlinge: Violetter Perlmutterfalter Brenthis ino (RL 3/3, §) Brauner Feuerfalter Heodes tityrus (RL 3/2, §) Das Richelsbachtal ist neben dem Uebachtal das einzige Tal im Raum Freudenberg, das nicht durch Fichtenaufforstungen im offenen Talraum beeinträchtigt wird. Unterhalb des Natur- schutzgebietes befinden sich an der Alche bereits wieder Fichtenaufforstungen, sodass eine Erhaltung dieses offenen Talraumes zu sichern ist. Als derzeit gravierendste Beeinträchtigung ist die Intensivierung der Landwirtschaft, insbeson- dere das Mähen und Düngen bis an den Bachlauf, zu nennen. Hierdurch werden die Existenz- möglichkeiten für zum Teil überregional gefährdete Arten und Vegetationstypen, die auf eine extensive Bewirtschaftung angewiesen sind, eingeschränkt. Eine ähnlich negative Wirkung geht von der bestehenden Teichanlage aus. Das naturfern gestaltete Teichgrundstück mit ei- ner sehr langen Gewässerverrohrung stellt nicht nur eine Störung der visuell erlebbaren land- schaftlichen Qualität des Gebietes dar, sondern wirkt sich auch direkt und indirekt negativ auf die Qualität des Gebietes als Lebensraum für die typischen Arten und Lebensgemeinschaften aus (z.B. Beeinträchtigung des Bachsystems durch die Wasserentnahme). Ebenso nachteilig würde sich die dauerhafte Aufgabe der Grünlandbewirtschaftung und ein dann eintretendes Verbrachen der Flächen auswirken. Alle an eine extensive Nutzung der Grünlandflächen angepassten Arten würden dadurch immer weniger geeignete Lebensbedin- gungen finden, sodass die im Rahmen des Abschnittes „Pflege- und Entwicklungsmaßnah- men“ vorgesehene landwirtschaftliche Nutzung bzw. Pflege dieser Bereiche zu deren Erhalt erforderlich ist. Aufgrund der insgesamt festgestellten besonderen Bedeutung des Richelsbachtals für den Arten- und Biotopschutz sowie seiner im gesamten Bereich noch hohen visuell wahrnehmba- ren landschaftlichen Qualität und Eigenart sind die Voraussetzungen zur Ausweisung als Na- turschutzgebiet nach § 20 a) sowie c) LG erfüllt. Neben der Sicherung der noch bestehenden Werte und Funktionen dient die Ausweisung als Naturschutzgebiet im Sinne von § 20 c) LG zudem aber auch der Entwicklung und Wiederherstellung der Lebensraumqualität in den be- einträchtigten Talbereichen. Hierbei kommt der Rückführung zu einer extensiven Grünlandnutzung eine zentrale Rolle zu. Um den Schutzzweck dauerhaft zu sichern, ist vor dem Hintergrund der akuten Gefährdung der besonderen Werte und Funktionen des Gebietes und der daraus resultierenden erhöhten Schutz- und Entwicklungsbedürftigkeit eine Ausweisung als Naturschutzgebiet unverzichtbar. Für die Durchführung einer extensiven Grünlandbewirtschaftung bestehen für die bewirtschaf- tenden Landwirte grundsätzlich Fördermöglichkeiten durch den Abschluss von Verträgen im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms des Kreises Siegen-Wittgenstein. Nähere Erläute- rungen hierzu können Ziffer 0.6.2.5 (siehe Seite 13) entnommen werden.

Biotopschutz nach § 62 LG Teile des Naturschutzgebietes sind gleichzeitig Gesetzlich geschützte Biotope nach § 62 LG, für die besondere gesetzliche Regelungen gelten (siehe Ziffer 0.9.4.3, Seite 20).

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Fläche der Biotope: 4,7 ha Anteil am NSG: 34,06 % Abgrenzung: Siehe zeichnerische Darstellung in der Karte "Gesetzlich geschützte Flächen“ Biotopnummern: GB-5013- 815, GB-5013-816, GB-5013-817, GB-5013-818, GB-5013- 819, GB-5013-820 Biotoptyp: Naturnaher Bach, Quellen, Feuchtgrünland Verbote: Nach § 62 LG sind alle Handlungen verboten, die zu einer nachhaltigen Beeinträchtigung oder zu einer Zerstörung der Gesetzlich geschützten Biotope führen können. Die einzelnen Auswirkungen des Biotopschutzes nach § 62 LG sind in die nachfolgenden Regelungen und Erläuterungen eingearbeitet.

Zonen im NSG: Zone b (Kahlschlagverbot und Laubholzwiederaufforstung) – Größe: 0,2 ha Zone e (Sonderregelungen zur Grünlandbewirtschaftung) – Größe: 3,6 ha

Zusätzliche Verbote: Ergänzend zu den für alle Naturschutzgebiete geltenden Verboten unter Ziffer 2.1.0 D (siehe Seite 43) ist in diesem NSG aufgrund der §§ 19 und 34 Absatz 1 LG zusätzlich verboten, a) entlang der Böschungsoberkante der Bachufer einen Streifen von 1 m Breite zu nutzen oder zu pflegen, Erläuterung: Das Gewässer, dessen Ufer und die angrenzenden Gewässerrandstreifen sollen sich künftig ohne jeglichen menschlichen Eingriff natürlich entwickeln können. Durch unterblei- bende Maßnahmen der Gewässerunterhaltung wird dem Bachlauf eine uneingeschränkte Eigendynamik innerhalb des Gewässerrandstreifens ermöglicht. Die im Randstreifen lie- genden Grünlandflächen sollen künftig nicht mehr landwirtschaftlich genutzt und vorhande- ne oder aufkommende Gehölze sollen nicht mehr entfernt werden. Dadurch kann sich im Uferbereich eine dem Fließgewässer entsprechende Vegetation mit zunehmend aufkom- menden Gehölzen entwickeln. In diesen Bereichen wird sich ein wertvoller Lebensraum für viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten einstellen. Da eine land- und forstwirtschaftliche Nutzung dieser feuchten bis nassen Flächen in der Nähe des Baches kaum wirtschaftlich betrieben werden kann, entsteht durch den beson- deren Schutz dieser Gewässerrandstreifen kein wirtschaftlicher Nachteil. Durch wirtschaft- liche Förderprogramme können die Landwirte, die die Flächen derzeit nutzen, sogar für bis zu 20 Jahren Stilllegungsprämien erhalten. Wenn das benachbarte Grünland beweidet werden soll, ist durch geeignete Maßnahmen (z.B. ortsüblicher Weidezaun) sicherzustellen, dass das Vieh nicht in den Gewässerrand- streifen gelangen kann. Im Rahmen des KLP kann dieser Zaun mit 5 € pro Meter Zaunlän- ge gefördert werden. Die Auszahlung dieser Förderung erfolgt in 5 jährlichen Raten. Ausnahmen: 1. Ausgenommen ist die Entnahme von Nadelgehölzen und Pappeln. 2. Auf Antrag kann die Untere Landschaftsbehörde für bestimmte Grundstücke Abweichungen in der Form zulassen, dass der Uferrandstreifen nur einseitig un- genutzt bleiben muss, wenn auf der anderen Uferseite die doppelte Breite unge- nutzt bleibt. b) im Zuge der Wanderschäferei in der Zone e Nachtpferche anzulegen und Flächen anders als in lockerer Hütehaltung zu beweiden. Erläuterung: In Nachtpferchen werden die Schafe für die Nachtruhe auf einer relativ kleinen Fläche zu-

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sammengetrieben, die mit einem Zaun abgesteckt wird. Auf dieser Fläche wird der Auf- wuchs intensiv flach getreten und sie wird in erheblichem Umfang durch die Fäkalien mit Nährstoffen angereichert. Dieser Nährstoffeintrag führt in fast allen Fällen zu einer deutli- chen Vegetationsänderung in Richtung Fettweide. Nachtpferche in den Gesetzlich ge- schützten Biotopen würden daher zu erheblichen Vegetationsveränderungen führen. Lockere Hütehaltung ist die Form des Gehüts eines Wanderschäfers über eine kurze Zeit, die in ihrer Wirkung einer extensiven Beweidung durch Rinder mit einer Besatzstärke von 2 GVE/ha (entspricht 14 Schafen pro Hektar und Jahr) nahe kommt. Dies bedeutet, jeweils im Vergleich mit einer extensiven Rinderhaltung, dass bei einer Schafbeweidung mit einer kurzen Verweildauer kein übermäßiger Verbiss erfolgt, keine besonderen Trittschäden ein- treten und kein übermäßiger Fäkalieneintrag stattfindet.

Forstliche Festsetzung: Aufgrund des § 25 LG ergeht für dieses Naturschutzgebiet folgende Forstliche Fest- setzung: a) bei der Wiederaufforstung in der Zone b dürfen nur einheimische und standortge- rechte Laubbaum- und -straucharten verwendet werden. Außerdem ist in der Zone b die Endnutzung in Form des Kahlschlags und in Form einer dem Kahlschlag in der Wirkung gleichkommenden Lichthauung untersagt, die innerhalb eines Zeitraumes von 3 Jahren mehr als 15 % der Fläche der Zone b umfasst oder mehr als 0,3 ha in- nerhalb der Zone b einnimmt. Erläuterung: Von den beiden Flächenangaben zur Kahlschlagregelung (15 % oder 0,3 ha) ist immer die Begrenzung zugrundezulegen, die eine geringere Flächengröße beinhaltet. Daraus folgt, dass bei Flächen über 2 ha Größe maximal 0,3 ha kahl geschlagen werden dürfen, bei Flächen unter 2 ha ist der Kahlschlag auf 15 % einer Fläche begrenzt. Nicht betroffen von dieser Re- gelung sind Pflegemaßnahmen in Nadelholzbeständenn im Rahmen von Biotopverbesse- rungsmaßnahmen. Auf die Allgemeinen Erläuterungen zu den Forstlichen Festsetzungen unter Ziffer 4 (siehe Seite 210) und zu "Wiederaufforstungen mit Laubholz" unter Ziffer 4.1.1 (siehe Seite 211) wird hingewiesen.

Weiterhin wird darauf hingewiesen, dass über die obigen zusätzlichen Regelungen hinaus die Allgemeinen Regelungen für alle Naturschutzgebiete (siehe Ziffer 2.1.0, Abschnitte A. bis G., Seiten 40 bis 58) auch in diesem Naturschutzgebiet zu beachten sind. Ausnahmen und Befreiungen zu den vorstehenden Regelungen sind ebenfalls im Abschnitt 2.1.0 „Naturschutzgebiete - Allgemeine Regelungen für alle Einzelfestsetzungen“ unter den Ziffern E „Allgemeine Ausnahmen“ (siehe Seite 54) und h) „Ausnahmen und Befreiungen im Einzelfall“ (siehe Seite 55) enthalten.

Ordnungswidrigkeiten: Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 2 LG, wer vorsätzlich oder fahrlässig a) einen Streifen von 1 m Breite entlang der Böschungsoberkante der Bachufer nutzt oder pflegt, b) im Zuge der Wanderschäferei in der Zone e Nachtpferche anlegt und Flächen anders als in lockerer Hütehaltung beweidet. Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 5 LG ferner, wer in diesem Na- turschutzgebiet entgegen den vorstehenden Forstlichen Festsetzungen vorsätzlich o- der fahrlässig a) bei der Wiederaufforstung in der Zone b andere als einheimische und standortge- rechte Laubbaum- und -straucharten verwendet und eine Endnutzung in Form des Kahlschlags und in Form einer dem Kahlschlag in der Wirkung gleichkommenden

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Lichthauung durchführt, die innerhalb eines Zeitraumes von 3 Jahren mehr als 15 % der Fläche der Zone b umfasst oder mehr als 0,3 ha innerhalb der Zone b einnimmt.

Zusätzliche Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen: Ergänzend zu den für alle Naturschutzgebiete geltenden allgemeinen Pflege- und Ent- wicklungsmaßnahmen unter Ziffer 2.1.0 C (siehe Seite 41) werden in diesem NSG auf- grund von § 26 LG folgende weitere Maßnahmen festgesetzt: a) Pflegenutzung der Grünlandflächen: · Mahd der Waldbinsenwiesen und Kleinseggenrieder alle 2 - 3 Jahre ab dem 01.10., Abtransport des Mähgutes, keine Beweidung · Mahd der Sumpfdotterblumenwiesen 1 - 2 mal jährlich ab 01.07., Abtransport des Mähgutes, keine Beweidung · Nutzung sonstiger Grünlandbereiche durch - Beweidung mit maximal 2 GVE/ha oder durch Wanderschäferei in lockerer Hü- tehaltung ab 01.07. oder - zweimalige Mahd ab 01.07. bzw. 16.09. oder Nachbeweidung ab 16.09. mit max. 2 GVE/ha, Abtransport des Mähgutes Erläuterung: Diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen stellen keine Verbote oder Handlungsanwei- sungen für Eigentümer oder Bewirtschafter dar. Falls allerdings eine landwirtschaftliche Nutzung in Teilen des Schutzgebietes nicht mehr erfolgen sollte, geben diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen Vorgaben für eine durch den Kreis Siegen-Wittgenstein zu orga- nisierende Pflege der Flächen. Weder der derzeitige Nutzer noch der Eigentümer der Flä- che kann hierzu verpflichtet werden. Die Kosten für diese Pflege- und Entwicklungsmaß- nahmen, die möglichst im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms erfolgen sollten, trägt der Kreis Siegen-Wittgenstein. Diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen sind zur Erhaltung der wertvollen Grünland- flächen erforderlich. Kennzeichnendes Merkmal der schutzwürdigen Pflanzengesellschaf- ten in diesem Naturschutzgebiet sind viele seltene Pflanzenarten. Diese Pflanzen benöti- gen im Gegensatz zu den schnellwüchsigen Gräsern eine deutlich längere Entwicklungs- phase im Frühjahr und Frühsommer, um blühen und aussamen zu können. Nur dann, wenn diese Entwicklung abgeschlossen werden kann, können diese Pflanzenarten lang- fristig auf den Grünlandflächen erhalten werden. Bei Brachflächen steht im Vordergrund, diese Bereiche als Offenland zu erhalten. An- sonsten würden diese Flächen zunehmend verbuschen und sich langfristig zu Wald entwi- ckeln. Zur Offenhaltung reicht es aus, jedes Jahr nur einen Teil der Brachflächen zu mä- hen, sodass jeder Teil nur alle 3 - 5 Jahre erneut bearbeitet wird. Auf diesen Brachen und in nassen Bereichen soll die Mahd erst im Herbst erfolgen, damit außerdem die erst spät fruchtenden, seltenen und zum Teil geschützten Pflanzenarten aussamen können. b) Entnahme des Gehölzaufwuchses in mehrjährigem Rhythmus, Erläuterung: Da eine natürliche Sukzession auf diesen Flächen mit einem erhaltenswerten Pflanzenbe- stand nicht zugelassen werden soll, ist eine Zurückdrängung des Gehölzaufwuchses in mehrjährigem Rhythmus vorgesehen. c) Rückbau von Uferbefestigungen, Verrohrungen und Sohlabstürzen, Erläuterung: Naturnahe Fließgewässerbereiche sollen wiederhergestellt werden, um die Habitatbedin- gungen für die typischen Gewässerlebensgemeinschaften zu verbessern und die Durch- gängigkeit des Gewässers wiederherzustellen. Insbesondere soll eine Gewässerverroh- rung im Bereich der Viehtränke beseitigt und die Viehtränke so umgestaltet werden, dass von ihr keine beeinträchtigende Wirkung auf den Lebensraum Bach ausgeht.

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d) Renaturierung der Teichanlage auf dem Grundstück Gemarkung Bühl Flur 1 Flur- stück 111, e) Anlage einer Furt und einer neuen Viehtränke anstelle der Gewässerverrohrung und des Betonringes auf den Grundstücken Gemarkung Bühl Flur 1 Flurstücke 111, 112 und 119, f) Entfernung der Nadelholzbestände an den Bachoberläufen Erläuterung: Nicht standortgerechte und nicht einheimische Nadelholzaufforstungen entlang des Baches sollen beseitigt werden, damit sich im Gewässerrandstreifen standortgemäße Vegetati- onstypen wieder entwickeln und die typischen Tierarten ansiedeln können. g) Die unter Ziffer 2.1.0 C b) (siehe Seite 42) festgesetzte Aufstellung von Naturschutz- gebietsschildern soll auf den Grundstücken Gemarkung Bühl Flur 1 Flurstücke 47, 67 und Gemarkung Bühl Flur 3 Flurstück 103 erfolgen. Auf den Grundstücken Ge- markung Bühl Flur 1 Flurstück 67 und Gemarkung Bühl Flur 3 Flurstück 103 soll jeweils eine Informationstafel errichtet und dauerhaft erhalten werden. Erläuterung: Die Art und Weise der Umsetzung dieser Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen ist unter Ziffer 2.1.0 C (Seite 41) sowie unter Ziffer 5 (Seite 219 und folgende Seiten) näher erläutert.

Bewirtschaftung Gesetzlich geschützter Biotope nach § 62 LG: Für die landwirtschaftlich genutzten Flächen der Gesetzlich geschützten Biotope ergeben sich nachfolgend aufgeführte Bewirtschaftungsweisen, bei denen davon ausgegangen werden kann, dass bei ihrer Einhaltung eine Gefährdung, Zerstörung oder Beeinträchtigung Gesetz- lich geschützter Biotope nicht stattfindet. Auf die Ausführungen zu den Gesetzlich geschützten Biotopen in Ziffer 0.9.4.3 (siehe Seite 20) wird ergänzend hingewiesen.

Biotoptyp Nutzung Düngung Arnika- und orchi- Mahd ab 01.07., Nachmahd oder deenreiche Feucht- Beweidung mit 2 GVE/ha ab 16.09. Keine und Magerwiesen möglich Beweidung mit max. 2 GVE/ha vom Nassweiden PK-Düngung möglich 16.04. bis 15.11. Nass- oder Feucht- Mahd ab 01.07., ab 01.09 zweite Düngung mit Festmist bis wiesen (Sumpfdotter- Mahd, in trockenen Jahren wie bis- max. 7 t/ha/Jahr (max. 45 kg blumenwiese) her Nachbeweidung möglich N-Stickstoff/ha/Jahr) möglich Mahd ab 01.07., zweite Mahd ab Übrige Nasswiesen Keine 16.09. möglich

Für die forstwirtschaftlich genutzten Flächen, die Gesetzlich geschützte Biotope sind, sollte ei- ne forstliche Nutzung, die über die einzelstammweise Entnahme von Laubgehölzen hinaus- geht, unterlassen werden. Ebenso muss die Einbringung von nicht der natürlichen Waldge- sellschaft entsprechenden Baumarten vermieden werden.

Darüber hinaus sollten folgende Bewirtschaftungsformen eingehalten werden, um langfristig keine Verschlechterung der Gesetzlich geschützten Biotope nach § 62 LG zu erhalten. Dabei sollte vermieden werden, a) eine maschinelle Bearbeitung der Grünlandflächen (z.B. Walzen, Schleppen) im Zeitraum vom 01.04. bis 30.06. oder innerhalb von 10 Tagen nach der Schneeschmelze durchzufüh- ren, Erläuterung: Da der Aufwuchs bis zum 01. April eines jeden Jahres vernachlässigbar ist und durch- schnittlich im März keine Schneebedeckung mehr vorliegt, kann die Bodenbearbeitung bis zu diesem Zeitpunkt erfolgen. Eine maschinelle Bearbeitung dieser Flächen durch Walzen oder Schleppen zu Beginn der Vegetationsperiode (April - Juni) würde die Entwicklung der

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Pflanzen durch mechanische Beschädigung wie Abtrennen von Pflanzenteilen oder Nie- derdrücken erheblich oder nachhaltig beeinträchtigen. b) die Flächen vor dem 01.07. eines Jahres mit mehr als 2 GVE/ha zu beweiden oder wei- denden Tieren zuzufüttern, Erläuterung: Die von 2 Rindern, 14 Schafen oder 10 Ziegen benötigte Nahrung entspricht in etwa der Pflanzenmenge, die auf einem Hektar Grünland ohne Düngung durchschnittlich wächst. Wenn mehr Tiere zur Beweidung aufgetrieben werden, kann nur dann ausreichend Nah- rung bereitgestellt werden, wenn gedüngt oder zugefüttert wird. Zusätzlich würde ein höhe- rer Viehbesatz zu vermehrten Schäden durch Tritt wie z.B. übermäßige Verletzung der Grasnarbe, Verletzung des Bodens oder mechanische Verletzung der Pflanzen führen. Das bedeutet auch, dass eine Rotationsbeweidung mit mehreren unterteilten Koppeln, durch die zeitweilig eine erhöhte Besatzstärke pro Flächeneinheit erreicht wird, nicht erfol- gen darf. Hierdurch wären negative Veränderungen des Vegetationsbestandes und der Lebensgemeinschaft der Grünlandfläche zu erwarten. Nicht untersagt ist eine Unterteilung einer Weidefläche, bei der sichergestellt ist, dass zu keiner Zeit in den einzelnen Koppeln die genannte Besatzstärke überschritten wird. Ordnungswidrig im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 11 LG handelt, wer in den Gesetzlich ge- schützten Biotopen nach § 62 LG entgegen § 62 Absatz 1 LG vorsätzlich oder fahrlässig Maßnahmen oder Handlungen vornimmt, die zu einer erheblichen oder nachhaltigen Beein- trächtigung oder zu einer Zerstörung der Gesetzlich geschützten Biotope führen können. Maßnahmen oder Handlungen im Rahmen der vorstehenden Bewirtschaftungsweisen ent- sprechen den Vorgaben des § 62 LG, sodass insoweit keine Ordnungswidrigkeit vorliegt.

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2.1.11 N 11 - Naturschutzgebiet "Uebachtal" Größe: 16,9 ha Lage: Südöstlich Niederndorf, B4, B5, A5

Schutzzweck: Die Festsetzung des Naturschutzgebietes erfolgt zur Erhaltung und Wiederherstellung der typischen Arten, Lebensgemeinschaften und Lebensräume eines überwiegend als Grünland genutzten Mittelgebirgstales, insbesondere von · extensiv genutzten Feuchtweiden · Feuchtwiesen in Form von Sumpfdotterblumenwiese · Glatthaferwiesen, RLP 3N/* · feuchten Hochstaudenfluren in Form von Mädesüß-Hochstaudenfluren · Seggen- und Binsensümpfen in Form von Waldbinsensümpfen (RLP 3/3) und Waldsimsensümpfen · Bachröhrichten · Quellbereichen und naturnahen Bachoberlaufabschnitten einschließlich der Vorkommen gefährdeter Pflanzenarten der Feuchtstandorte. Zudem soll der Erhalt und die Entwicklung der besonderen landschaftlichen Eigenart und Schönheit des Talzuges erreicht werden.

Beschreibung des Naturschutzgebietes mit Erläuterungen zum Schutzzweck: Das Naturschutzgebiet umfasst den von Südosten nach Nordwesten verlaufenden offenen, überwiegend durch Grünlandnutzung geprägten Talzug des Uebaches zwischen den Quell- bereichen im Wald und der Ortslage Niederndorf unter Einschluss zweier Seitentäler. Die Tal- bereiche werden größtenteils durch Grünlandnutzung geprägt, wobei eine extensive bis mit- telintensive Weidenutzung vorherrschend ist. Neben intensiver beweideten Flächen an den trockeneren Talrändern werden größere Flächen im feuchten, stellenweise nicht trittfesten Talgrund inzwischen nur mehr sporadisch oder auch gar nicht mehr genutzt. Hier haben sich neben feuchten Hochstaudenflächen und Waldsimsen- bzw. Binsensümpfen auch Weidenge- büsche ausgebildet. Der Uebach und seine Seitenbäche weisen noch überwiegend naturnahe Gerinne- und Ufer- strukturen auf und sind auf weiten Strecken mit lückigen Ufergehölzen aus Schwarzerlen so- wie Baum- und Strauchweiden bestanden. In den oberen Talbereichen existieren zudem eine Reihe von ungefassten, naturnahen Sickerquellen und Quellsümpfen. Die besondere Bedeu- tung des Talzuges für den Arten- und Biotopschutz resultiert neben dem Vorkommen der o.g., teilweise überregional gefährdeten Biotoptypen und Arten, insbesondere auch aus der beson- ders kleinräumigen Verzahnung verschiedenster Biotop- und Standorttypen sowie dem hohen Reichtum an Saumbiotopen. Der Talzug weist zudem v.a. dort, wo sein offener Charakter er- halten geblieben ist, und er seitlich durch (teilweise noch immer niederwaldartig genutzte) Laubwälder und strukturreiche Hecken begrenzt wird, eine hohe visuell erlebbare landschaftli- che Qualität und Eigenart auf. Die aktuelle Bedeutung des Talzuges für den Arten- und Biotopschutz sowie seine landschaft- liche Eigenart werden aber stellenweise durch mehrere Fischteichanlagen und Fichtenauffor- stungen insbesondere in den Quellbereichen beeinträchtigt. Hier soll mit den Festsetzungen eine behutsame Entwicklung bzw. Wiederherstellung der beeinträchtigten Werte und Funk- tionen eingeleitet werden. Auswahl der bisher nachgewiesenen gefährdeten oder bemerkenswerten Pflanzenarten Blasensegge Carex vesicaria (RL 3/3) Borsten-Moorbinse Isolepis setacea Igelsegge Carex echinata (RL 3/*)

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Herbstzeitlose Colchicum autumnale (RL 3/3) Schnabelsegge Carex rostrata (RL 3/*) Sumpfschachtelhalm Equisetum palustre Sumpfveilchen Viola palustris (RL 3/*) Zwiebel-Binse Juncus bulbosus Auswahl der bisher nachgewiesenen gefährdeten oder bemerkenswerten Tierarten Vögel (§): Wasseramsel Cinclus cinclus (RL *N/ *) Reptilien (§): Bergeidechse Lacerta vivipara Ringelnatter Natrix natrix (RL2/3) Amphibien: Grasfrosch Rana temporaria Fische: Bachforelle Salmo trutta fario (RL 3) Elritze Phoxinus phoxinus (RL 3) Schmetterlinge: Aurorafalter Anthocharis cardamines Kleiner Heufalter Coenonympha pamphilus (RL V/V, §) Rapsweißling Pieris napi Weiße Tageule Callistege mi (RL V/*) Zu den derzeit gravierendsten Beeinträchtigungen des Uebachtals zählen die an verschiede- nen Stellen des Tales angelegten Fischteichanlagen, die die Lebensraumfunktion des Bachsy- stems erheblich einschränken. Die hohen Wasserentnahmemengen führen abschnitts- bzw. zeitweise zu einem Trockenfallen von Bachabschnitten. Zudem kommt es unterhalb der Wie- dereinleitungsstellen der Teichabläufe zu nachhaltigen Beeinträchtigungen der Gewässergüte. Auch werden die Gewässerlebensgemeinschaften durch die stellenweise im Bereich der Teichgelände vorgenommenen Gewässerverbauungen und -verrohrungen sowie durch künst- liche Gewässerstaus an den Wasserentnahmestellen erheblich beeinträchtigt. Zu den negati- ven Wirkungen der Teichanlagen zählen auch Eingriffe in das Geländerelief (z.B. dammartige Aufschüttungen über den gesamten Talgrund hinweg) sowie die ziergärtnerische Gestaltung der Teichgrundstücke, wodurch die landschaftliche Qualität und Eigenart des Talzuges stel- lenweise erheblich gemindert wird. Weitere akute Beeinträchtigungen resultieren teilweise aus der in den letzten Jahren deutlich intensivierten Nutzung durch Entwässerung, Düngung, erhöhte Viehdichten und intensive Mahd ehemals magerer Grünlandflächen. In solchen Bereichen sind typische Pflanzenarten des mageren Grünlandes inzwischen vielfach verschwunden. An den Gewässerufern ist es stellenweise zu Vegetationsschäden durch Viehtritt gekommen. Neben der Aufgabe der Bewirtschaftung in den feuchtesten Talbereichen stellen dar- überhinaus Aufforstungen von Grünlandflächen (vor allem mit Fichten) eine akute Gefährdung der landschaftlichen Qualität und Lebensraumfunktion des Uebachtals dar. Aufgrund der insgesamt festgestellten besonderen Bedeutung des Uebachtales für den Arten- und Biotopschutz sowie seiner in weiten Bereichen noch hohen visuell wahrnehmbaren land- schaftlichen Qualität und Eigenart sind die Voraussetzungen zur Ausweisung als Naturschutz- gebiet nach § 20 a) sowie c) LG erfüllt. Auch im ökologischen Fachbeitrag der LÖBF wird der Bereich als naturschutzwürdig eingestuft und daher zur Ausweisung als Naturschutzgebiet vorgeschlagen. Neben der Sicherung der noch bestehenden Werte und Funktionen dient die Ausweisung als Naturschutzgebiet im Sinne von § 20 c) LG zudem aber auch der Entwicklung und Wiederherstellung der Lebensraumqualität in den beeinträchtigten Talbereichen. Um den Schutzzweck dauerhaft zu sichern, ist vor dem Hintergrund der akuten Gefährdung der be- sonderen Werte und Funktionen des Gebietes und der daraus resultierenden erhöhten Schutz- und Entwicklungsbedürftigkeit eine Ausweisung als Naturschutzgebiet unverzichtbar. Für die Durchführung einer extensiven Grünlandbewirtschaftung bestehen für die bewirt- schaftenden Landwirte grundsätzlich Fördermöglichkeiten durch den Abschluss von Verträgen im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms des Kreises Siegen-Wittgenstein, wie sie für

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Teilflächen des Uebachtales bereits bestehen. Nähere Erläuterungen hierzu können Ziffer 0.6.2.5 (siehe Seite 13) entnommen werden.

Biotopschutz nach § 62 LG Teile des Naturschutzgebietes sind gleichzeitig Gesetzlich geschützte Biotope nach § 62 LG, für die besondere gesetzliche Regelungen gelten (siehe Ziffer 0.9.4.3, Seite 20). Fläche der Biotope: 3,4 ha Anteil am NSG: 20,3 % Abgrenzung: Siehe zeichnerische Darstellung in der Karte "Gesetzlich geschützte Flächen“ Biotopnummern: GB-5113-656, GB-5113-657, GB-5113-658, GB-5113-659, GB-5113- 660, GB-5113-668, GB-5113-669 Biotoptyp: Naturnaher Bach, Quelle, Nass- und Feuchtgrünland Verbote: Nach § 62 LG sind alle Handlungen verboten, die zu einer nachhaltigen Beeinträchtigung oder zu einer Zerstörung der Gesetzlich geschützten Biotope führen können. Die einzelnen Auswirkungen des Biotopschutzes nach § 62 LG sind in die nachfolgenden Re- gelungen und Erläuterungen eingearbeitet.

Zonen im NSG: Zone e (Sonderregelungen zur Grünlandbewirtschaftung) – 2,8 ha

Zusätzliche Verbote: Ergänzend zu den für alle Naturschutzgebiete geltenden Verboten unter Ziffer 2.1.0 D (siehe Seite 43) ist in diesem NSG aufgrund der §§ 19 und 34 Absatz 1 LG zusätzlich verboten, a) entlang der Böschungsoberkante der Bachufer einen 1 m breiten Streifen zu nutzen oder zu pflegen, Erläuterung: Das Gewässer, dessen Ufer und die angrenzenden Gewässerrandstreifen sollen sich künftig ohne jeglichen menschlichen Eingriff natürlich entwickeln können. Durch unterblei- bende Maßnahmen der Gewässerunterhaltung wird dem Bachlauf eine uneingeschränkte Eigendynamik innerhalb des Gewässerrandstreifens ermöglicht. Die im Randstreifen lie- genden Grünlandflächen sollen künftig nicht mehr landwirtschaftlich genutzt und vorhande- ne oder aufkommende Gehölze sollen nicht mehr entfernt werden. Dadurch kann sich im Uferbereich eine dem Fließgewässer entsprechende Vegetation mit zunehmend aufkom- menden Gehölzen entwickeln. In diesen Bereichen wird sich ein wertvoller Lebensraum für viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten einstellen. Da eine land- und forstwirtschaftliche Nutzung dieser feuchten bis nassen Flächen in der Nähe des Baches kaum wirtschaftlich betrieben werden kann, entsteht durch den beson- deren Schutz dieser Gewässerrandstreifen kein wirtschaftlicher Nachteil. Durch wirtschaft- liche Förderprogramme können die Landwirte, die die Flächen derzeit nutzen, sogar für bis zu 20 Jahren Stilllegungsprämien erhalten. Wenn das benachbarte Grünland beweidet werden soll, ist durch geeignete Maßnahmen (z.B. ortsüblicher Weidezaun) sicherzustellen, dass das Vieh nicht in den Gewässerrand- streifen gelangen kann. Im Rahmen des KLP kann dieser Zaun mit 5 € pro Meter Zaunlän- ge gefördert werden. Die Auszahlung dieser Förderung erfolgt in 5 jährlichen Raten. Ausnahmen: 1. Ausgenommen ist die Entnahme von Nadelgehölzen und Pappeln. 2. Auf Antrag kann die Untere Landschaftsbehörde für bestimmte Grundstücke Abweichungen in der Form zulassen, dass der Uferrandstreifen nur einseitig un- genutzt bleiben muss, wenn auf der anderen Uferseite die doppelte Breite unge-

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nutzt bleibt. b) im Zuge der Wanderschäferei in der Zone e Nachtpferche anzulegen und Flächen anders als in lockerer Hütehaltung zu beweiden. Erläuterung: In Nachtpferchen werden die Schafe für die Nachtruhe auf einer relativ kleinen Fläche zu- sammengetrieben, die mit einem Zaun abgesteckt wird. Auf dieser Fläche wird der Auf- wuchs intensiv flach getreten und sie wird in erheblichem Umfang durch die Fäkalien mit Nährstoffen angereichert. Dieser Nährstoffeintrag führt in fast allen Fällen zu einer deutli- chen Vegetationsänderung in Richtung Fettweide. Nachtpferche in den geschützten Bioto- pen würden daher zu erheblichen Vegetationsveränderungen führen. Lockere Hütehaltung ist die Form des Gehüts eines Wanderschäfers über eine kurze Zeit, die in ihrer Wirkung einer extensiven Beweidung durch Rinder mit einer Besatzstärke von 2 GVE/ha (entspricht 14 Schafen pro Hektar und Jahr) nahe kommt. Dies bedeutet, jeweils im Vergleich mit einer extensiven Rinderhaltung, dass bei einer Schafbeweidung mit einer kurzen Verweildauer kein übermäßiger Verbiss erfolgt, keine besonderen Trittschäden ein- treten und kein übermäßiger Fäkalieneintrag stattfindet. Erläuterung: Weiterhin wird darauf hingewiesen, dass über die obigen zusätzlichen Regelungen hinaus die Allgemeinen Regelungen für alle Naturschutzgebiete (siehe Ziffer 2.1.0, Abschnitte A. bis G., Seiten 40 bis 58) auch in diesem Naturschutzgebiet zu beachten sind. Ausnahmen und Befreiungen zu den vorstehenden Regelungen sind ebenfalls im Abschnitt 2.1.0 „Naturschutzgebiete - Allgemeine Regelungen für alle Einzelfestsetzungen“ unter den Ziffern E „Allgemeine Ausnahmen“ (siehe Seite 54) und h) „Ausnahmen und Befreiungen im Einzelfall“ (siehe Seite 55) enthalten.

Ordnungswidrigkeiten Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 2 LG, wer in diesem Natur- schutzgebiet entgegen den vorstehenden Verbotsregelungen vorsätzlich oder fahrläs- sig a) einen Streifen von 1 m Breite entlang der Böschungsoberkante der Bachufer nutzt oder pflegt, b) im Zuge der Wanderschäferei in der Zone e Nachtpferche anlegt und Flächen an- ders als in lockerer Hütehaltung beweidet.

Zusätzliche Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen: Ergänzend zu den für alle Naturschutzgebiete geltenden allgemeinen Pflege- und Ent- wicklungsmaßnahmen unter Ziffer 2.1.0 C (siehe Seite 41) werden in diesem NSG auf- grund von § 26 LG folgende weitere Maßnahmen festgesetzt: a) Pflegenutzung der Grünlandflächen: · Mahd der Waldbinsenwiesen und Kleinseggenrieder alle 2 - 3 Jahre ab dem 01.10., Abtransport des Mähgutes, keine Beweidung · Mahd der Sumpfdotterblumenwiesen 1 - 2 mal jährlich ab 01.07., Abtransport des Mähgutes, keine Beweidung · Nutzung sonstiger Grünlandbereiche durch - Beweidung mit maximal 2 GVE/ha oder durch Wanderschäferei in lockerer Hü- tehaltung ab 01.07. oder - zweimalige Mahd ab 01.07. bzw. 16.09. oder Nachbeweidung ab 16.09. mit max. 2 GVE/ha, Abtransport des Mähgutes

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Erläuterung: Diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen stellen keine Verbote oder Handlungsanwei- sungen für Eigentümer oder Bewirtschafter dar. Falls allerdings eine landwirtschaftliche Nutzung in Teilen des Schutzgebietes nicht mehr erfolgen sollte, geben diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen Vorgaben für eine durch den Kreis Siegen-Wittgenstein zu orga- nisierende Pflege der Flächen. Weder der derzeitige Nutzer noch der Eigentümer der Flä- che kann hierzu verpflichtet werden. Die Kosten für diese Pflege- und Entwicklungsmaß- nahmen, die möglichst im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms erfolgen sollten, trägt der Kreis Siegen-Wittgenstein. Diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen sind zur Erhaltung der wertvollen Grünland- flächen erforderlich. Kennzeichnendes Merkmal der schutzwürdigen Pflanzengesellschaf- ten in diesem Naturschutzgebiet sind viele seltene Pflanzenarten. Diese Pflanzen benöti- gen im Gegensatz zu den schnellwüchsigen Gräsern eine deutlich längere Entwicklungs- phase im Frühjahr und Frühsommer, um blühen und aussamen zu können. Nur dann, wenn diese Entwicklung abgeschlossen werden kann, können diese Pflanzenarten lang- fristig auf den Grünlandflächen erhalten werden. Bei Brachflächen steht im Vordergrund, diese Bereiche als Offenland zu erhalten. An- sonsten würden diese Flächen zunehmend verbuschen und sich langfristig zu Wald entwi- ckeln. Zur Offenhaltung reicht es aus, jedes Jahr nur einen Teil der Brachflächen zu mä- hen, sodass jeder Teil nur alle 3 - 5 Jahre erneut bearbeitet wird. Auf diesen Brachen und in nassen Bereichen soll die Mahd erst im Herbst erfolgen, damit außerdem die erst spät fruchtenden, seltenen und zum Teil geschützten Pflanzenarten aussamen können. b) Beseitigung einer als Einfriedung angelegten Fichtenhecke und Umwandlung von nicht standortgerechten Nadelholzbeständen im Quellbereich bzw. am Quellbach in naturnahe Laubwälder, in Sukzessionsflächen oder in Grünland mit anschließender punktueller Initialpflanzung von Schwarzerlen am Bach, Erläuterung: In diesem Naturschutzgebiet befinden sich neben den oben genannten erhaltenswerten Biotoptypen an einzelnen Stellen auch Nadelholzbestände. Diese sind vergleichsweise ar- tenarm und bieten den meisten schutzwürdigen Tieren und Pflanzen keinen geeigneten Lebensraum. Die Nadelholzbestände können von einigen Arten nur schlecht überwunden werden, stellen daher Barrieren zwischen den angrenzenden naturnäheren Lebensräumen (Laubwald, Grünland) dar und bilden somit einen Fremdkörper in diesem NSG. Außerdem beeinflussen die Nadelholzbestände das Landschaftsbild negativ. Die Nadelholzbestände sollen daher in die den angrenzenden Flächen entsprechenden standorttypischen Vegetationsformen umgewandelt werden. Bei den innerhalb des Waldes gelegenen Nadelholzbeständen ist vorgesehen, diese über einen längeren Zeitraum hin- weg durch mehrere Einschlagmaßnahmen mit anschließendem Voranbau geeigneter Laubbäume in naturnahe Laubwälder zu überführen. In Grünland- und Brachflächenberei- chen sowie entlang von Gewässern sollen die Nadelgehölze entfernt und i.d.R. anschlie- ßend nicht durch Laubwälder ersetzt werden. Damit sich die künftige Vegetation möglichst schnell entwickeln kann, soll die Beseitigung der Nadelgehölze hier vorrangig durch eine einmalige Maßnahme erfolgen. Die Fichtenhecke beschattet zunehmend eine Magerwiese, wodurch unerwünschte Vege- tationsveränderungen zu erwarten sind. c) Rückbau von Uferbefestigungen und Sohlabstürzen; Wiederherstellung eines na- turnahen Bachbettes Erläuterung: Naturnahe Fließgewässerbereiche sollen wiederhergestellt werden, um die Habitatbedin- gungen für die typischen Gewässerlebensgemeinschaften zu verbessern und die Durch- gängigkeit des Gewässers für die Gewässerorganismen wiederherzustellen. Auf einem Abschnitt verläuft der Bach über einen Wirtschaftsweg (nördlich Flur 10, Flur- stück 163). Hier soll wieder ein naturnahes Bachbett geschaffen werden, um dem Bach ei- ne natürliche Entwicklung zu ermöglichen und Lebensmöglichkeiten für Pflanzen und Tiere zu schaffen.

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d) Beseitigung von Viehunterständen im Bereich der "Weiherwiese" auf dem Grund- stück Gemarkung Niederndorf Flur 10 Flurstück 784, e) Entfernung einer Teichanlage auf dem Grundstück Gemarkung Niederndorf Flur 10 Flurstücke 694, 695 und 696 durch Beseitigung der Erdanschüttung und der Ein- friedungen aus Maschendraht und Fichten, Erläuterung: Die Teichanlage liegt naturfern in einer durch eine Anschüttung gegenüber den angrenzen- den Grundstücken deutlich erhöhten Fläche. Der offene Talraum wird dadurch erheblich beeinträchtigt und das Landschaftsbild verunstaltet, wozu auch die Fichten und der Ma- schendraht beitragen. Die Anschüttung stellt zudem eine Barriere im Talraum dar, durch die das schutzwürdige Grünland unterbrochen wird. Darüberhinaus treten erhebliche nega- tive Auswirkungen auf die Ökologie des Baches auf, vor allem durch eine jahreszeitlich be- dingte Entnahme einer großen Wassermenge, sodass kaum noch Wasser im Bachlauf verbleibt, was zu langfristigen ökologischen Schäden der Fließgewäs- serlebensgemeinschaften führt. f) Entfernung einer Teichanlage auf dem Grundstück Gemarkung Niederndorf Flur 10 Flurstück 681 mit Gewässerverrohrung, Reiherdraht und Freizeiteinrichtungen, Erläuterung: Die 5 x 8 m große Teichanlage verursacht ökologische Schäden, weil das gesamte Was- ser aus dem Fließgewässer entnommen wird und der Bachlauf mit den darin vorkommen- den Lebensgemeinschaften vollkommen trockenfällt. Außerdem beeinträchtigt die Fisch- teichanlage das Landschaftsbild erheblich. g) Entfernung einer Teichanlage auf dem Grundstück Gemarkung Niederndorf Flur 10 Flurstücke 60 und 61, Erläuterung: Das Fließgewässer wurde durch die Teiche geleitet und zu diesem Zweck mit Beton und Holz verbaut. Eine Teichnutzung erfolgt nur sporadisch. Auf dem Grundstück befinden sich etliche Freizeiteinrichtungen wie z.B. Schuppen, Bänke, Zäune aller Art, die das Land- schaftsbild erheblich und nachhaltig beeinträchtigen. h) Umgestaltung einer Fischteichanlage auf dem Grundstück Gemarkung Niederndorf Flur 10 Flurstück 58 durch Beseitigung der Holzgerüste und Veränderung der Was- serentnahme aus dem Fließgewässer durch Einbau neuer Wasserentnahmevorrich- tungen mit Messbohlen in der Weise, dass nach der Wasserentnahme für den Teich auch bei Niedrigwasser im Bach für jeden Quadratkilometer dessen Einzugsgebie- tes ein Restabfluss von 2,0 Litern pro Sekunde verbleibt, Erläuterung: Diese Teiche stören auch durch ihre Nebenanlagen das Landschaftsbild. Darüberhinaus treten erhebliche negative Auswirkungen auf die Ökologie des Baches auf, vor allem durch eine jahreszeitlich bedingte Entnahme des gesamten Wassers, sodass der Bach trocken- fällt. Im derzeitigen Zustand beeinflussen die Teiche erheblich und nachteilig die Lebens- gemeinschaften des Fließgewässers und den Naturhaushalt. Durch die geplanten Maß- nahmen wird die Teichanlage für das Landschaftsbild und die Ökologie verträglich umge- staltet. Aus dem Bach soll auch bei Niedrigwasser nur noch soviel Wasser entnommen werden, dass das im Bach verbleibende Wasser ausreicht, damit die ökologischen Funktionen des Fließgewässers zu jeder Jahreszeit aufrechterhalten bleiben können. Hierzu soll die Was- serentnahme der genannten Teiche umgestaltet werden. i) Umgestaltung einer Fischteichanlage auf dem Grundstück Gemarkung Niederndorf Flur 10 Flurstück 716 durch Abflachung der Ufer, Beseitigung der Zäune und der Fichten sowie durch Veränderung der Wasserentnahme aus dem Fließgewässer durch Einbau neuer Wasserentnahmevorrichtungen mit Messbohlen in der Weise, dass nach der Wasserentnahme für den Teich auch bei Niedrigwasser im Bach für jeden Quadratkilometer dessen Einzugsgebietes ein Restabfluss von 2,0 Litern pro Sekunde verbleibt,

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Erläuterung: Diese Teiche stören das Landschaftsbild, auch durch ihre Nebenanlagen. Darüberhinaus treten erhebliche negative Auswirkungen auf die Ökologie des Fließgewässers auf, vor al- lem durch eine jahreszeitlich bedingte Entnahme des gesamten Wassers, sodass der Bach trockenfällt. Im derzeitigen Zustand beeinflussen die Teiche erheblich und nachteilig die Lebensgemeinschaften des Fließgewässers und den Naturhaushalt. Durch die geplanten Maßnahmen wird die Teichanlage für das Landschaftsbild und die Ökologie verträglich um- gestaltet. Dazu ist auch eine Abflachung der Ufer sowie eine Beseitigung der Fichten und der Zäune mit Metallpfosten, Maschen- und Stacheldraht erforderlich. Aus dem Bach soll auch bei Niedrigwasser nur noch soviel Wasser entnommen werden, dass das im Bach verbleibende Wasser ausreicht, damit die ökologischen Funktionen des Fließgewässers zu jeder Jahreszeit aufrechterhalten bleiben können. Hierzu soll die Was- serentnahme der genannten Teiche umgestaltet werden. j) Umgestaltung einer aus 3 Teichen bestehenden Fischteichanlage auf dem Grund- stück Gemarkung Niederndorf Flur 10 Flurstücke 783-787 durch Beseitigung des Bachverbaus mit Aufstau und der nicht für die Wasserzuführung zum Teich benutz- ten Rohre und Leitungen sowie durch Veränderung der Wasserentnahme aus dem Fließgewässer durch Einbau neuer Wasserentnahmevorrichtungen mit Messbohlen in der Weise, dass nach der Wasserentnahme für den Teich auch bei Niedrigwasser im Bach für jeden Quadratkilometer dessen Einzugsgebietes ein Restabfluss von 2,0 Litern pro Sekunde verbleibt, Erläuterung: Diese Teichanlage, die aus 3 Teichen mit Größen von 4 x 6 m, 5 x 7 m und 15 x 20 m be- steht, stört das Landschaftsbild, auch durch ihre Nebenanlagen. Darüberhinaus treten er- hebliche negative Auswirkungen auf die Ökologie des Fließgewässers auf, vor allem durch eine jahreszeitlich bedingte Entnahme des gesamten Wassers, sodass der Bach trocken- fällt. Im derzeitigen Zustand beeinflussen die Teiche erheblich und nachteilig die Lebens- gemeinschaften des Fließgewässers und den Naturhaushalt. Durch die geplanten Maß- nahmen wird die Teichanlage für das Landschaftsbild und die Ökologie verträglich umge- staltet. Dazu ist auch eine Beseitigung des Bachverbaus mit Aufstau und der nicht für die Wasserzuführung zum Teich benutzten Rohre und Leitungen einschließlich Wasserhahn erforderlich. Aus dem Bach soll auch bei Niedrigwasser nur noch soviel Wasser entnommen werden, dass das im Bach verbleibende Wasser ausreicht, damit die ökologischen Funktionen des Fließgewässers zu jeder Jahreszeit aufrechterhalten bleiben können. Hierzu soll die Was- serentnahme der genannten Teiche umgestaltet werden. k) Umgestaltung einer Fischteichanlage auf dem Grundstück Gemarkung Niederndorf Flur 10 Flurstücke 207 und 208 durch Beseitigung von Leitplanke, Draht- verspannungen, Betonwehr im oberen Bachabschnitt und quergestellten Brettern sowie durch Veränderung der Wasserentnahme aus dem Fließgewässer durch Ein- bau neuer Wasserentnahmevorrichtungen mit Messbohlen in der Weise, dass nach der Wasserentnahme für den Teich auch bei Niedrigwasser im Bach für jeden Qua- dratkilometer dessen Einzugsgebietes ein Restabfluss von 2,0 Litern pro Sekunde verbleibt, Erläuterung: Diese Teiche stören das Landschaftsbild, auch durch die Anlagen am Fließgewässer. Dar- überhinaus treten erhebliche negative Auswirkungen auf die Ökologie des Fließgewässers auf, vor allem durch eine jahreszeitlich bedingte Entnahme des gesamten Wassers, so- dass der Bach trockenfällt. Im derzeitigen Zustand beeinflussen die Teiche erheblich und nachteilig die Lebensgemeinschaften des Fließgewässers und den Naturhaushalt. Durch die geplanten Maßnahmen wird die Teichanlage für das Landschaftsbild und die Ökologie verträglich umgestaltet. Dazu ist auch eine Beseitigung der Bachverbauungen erforderlich. Aus dem Bach soll auch bei Niedrigwasser nur noch soviel Wasser entnommen werden, dass das im Bach verbleibende Wasser ausreicht, damit die ökologischen Funktionen des Fließgewässers zu jeder Jahreszeit aufrechterhalten bleiben können. Hierzu soll die Was- serentnahme der genannten Teiche umgestaltet werden.

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l) Umgestaltung einer Fischteichanlage auf dem Grundstück Gemarkung Niederndorf Flur 10 Flurstücke 201 und 202 durch Beseitigung der Zufahrt über den verrohrten Bachlauf, der Drahtverspannungen, des Betonwehres im oberen Bachabschnitt, der quergestellten Bretter und des Längsverbaus des mit Bordsteinen gefaßten Tei- cheinlaufs sowie durch Veränderung der Wasserentnahme aus dem Fließgewässer durch Einbau neuer Wasserentnahmevorrichtungen mit Messbohlen in der Weise, dass nach der Wasserentnahme für den Teich auch bei Niedrigwasser im Bach für jeden Quadratkilometer dessen Einzugsgebietes ein Restabfluss von 2,0 Litern pro Sekunde verbleibt, Erläuterung: Diese Teichanlage stört das Landschaftsbild, auch durch die Anlagen am Fließgewässer. Darüberhinaus treten erhebliche negative Auswirkungen auf die Ökologie des Fließgewäs- sers auf, vor allem durch eine jahreszeitlich bedingte Entnahme des gesamten Wassers, sodass der Bach trockenfällt. Im derzeitigen Zustand beeinflussen die Teiche erheblich und nachteilig die Lebensgemeinschaften des Fließgewässers und den Naturhaushalt. Durch die geplanten Maßnahmen wird die Teichanlage für das Landschaftsbild und die Ökologie verträglich umgestaltet. Dazu ist auch eine Beseitigung der Bachverbauungen erforderlich. Aus dem Bach soll auch bei Niedrigwasser nur noch soviel Wasser entnommen werden, dass das im Bach verbleibende Wasser ausreicht, damit die ökologischen Funktionen des Fließgewässers zu jeder Jahreszeit aufrechterhalten bleiben können. Hierzu soll die Was- serentnahme der genannten Teiche umgestaltet werden. m) Umgestaltung einer Fischteichanlage auf dem Grundstück Gemarkung Niederndorf Flur 10 Flurstücke 82 - 92 durch Beseitigung der Drahtverspannungen und der Pap- peln sowie durch Veränderung der Wasserentnahme aus dem Fließgewässer durch Einbau neuer Wasserentnahmevorrichtungen mit Messbohlen in der Weise, dass nach der Wasserentnahme für den Teich auch bei Niedrigwasser im Bach für jeden Quadratkilometer dessen Einzugsgebietes ein Restabfluss von 2,0 Litern pro Se- kunde verbleibt, Erläuterung: Diese Teiche stören das Landschaftsbild. Darüberhinaus treten erhebliche negative Aus- wirkungen auf die Ökologie des Fließgewässers auf, vor allem durch eine jahreszeitlich bedingte Entnahme des gesamten Wassers, sodass der Bach trockenfällt. Im derzeitigen Zustand beeinflussen die Teiche erheblich und nachteilig die Lebensgemeinschaften des Fließgewässers und den Naturhaushalt. Durch die geplanten Maßnahmen wird die Teich- anlage für das Landschaftsbild und die Ökologie verträglich umgestaltet. Dazu ist auch ei- ne Beseitigung der Drahtverspannung und der Pappeln erforderlich. Aus dem Bach soll auch bei Niedrigwasser nur noch soviel Wasser entnommen werden, dass das im Bach verbleibende Wasser ausreicht, damit die ökologischen Funktionen des Fließgewässers zu jeder Jahreszeit aufrechterhalten bleiben können. Hierzu soll die Was- serentnahme der genannten Teiche umgestaltet werden. n) Die unter Ziffer 2.1.0 C b) (siehe Seite 42) festgesetzte Aufstellung von Naturschutz- gebietsschildern soll auf den Grundstücken Gemarkung Niederndorf Flur 11 Flur- stück 293 und Gemarkung Niederndorf Flur 10 Flurstücke 67, 231, 388, 678 und 753 erfolgen. Auf dem Grundstück Gemarkung Niederndorf Flur 11 Flurstück 293 soll eine Informationstafel errichtet und dauerhaft erhalten werden. Erläuterung: Die Art und Weise der Umsetzung dieser Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen ist unter Ziffer 2.1.0 C (Seite 41) sowie unter Ziffer 5 (Seite 219 und folgende Seiten) näher erläutert.

Bewirtschaftung Gesetzlich geschützter Biotope nach § 62 LG: Für die landwirtschaftlich genutzten Flächen der Gesetzlich geschützten Biotope ergeben sich nachfolgend aufgeführte Bewirtschaftungsweisen, bei denen davon ausgegangen werden kann, dass bei ihrer Einhaltung eine Gefährdung, Zerstörung oder Beeinträchtigung Gesetz- lich geschützter Biotope nicht stattfindet. Auf die Ausführungen zu den Gesetzlich geschützten Biotopen in Ziffer 0.9.4.3 (siehe Seite 20) wird ergänzend hingewiesen.

Naturschutzgebiete - N 11 - Naturschutzgebiet "Uebachtal" Seite 143 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

Biotoptyp Nutzung Düngung Orchideenreiche Mahd ab 01.07., Nachmahd oder Feucht- und Mager- Beweidung mit 2 GVE/ha ab 16.09. Keine wiesen möglich Beweidung mit max. 2 GVE/ha vom Nassweiden PK-Düngung möglich 16.04. bis 15.11. Nass- oder Feucht- Mahd ab 01.07., ab 01.09 zweite Düngung mit Festmist bis wiesen (Sumpfdotter- Mahd, in trockenen Jahren wie bis- max. 7 t/ha/Jahr (max. 45 kg blumenwiese) her Nachbeweidung möglich N-Stickstoff/ha/Jahr) möglich Mahd ab 01.07., zweite Mahd ab Übrige Nasswiesen Keine 16.09. möglich

Für die forstwirtschaftlich genutzten Flächen, die Gesetzlich geschützte Biotope sind, sollte ei- ne forstliche Nutzung, die über die einzelstammweise Entnahme von Laubgehölzen hinaus- geht, unterlassen werden. Ebenso muss die Einbringung von nicht der natürlichen Waldge- sellschaft entsprechenden Baumarten vermieden werden. Darüber hinaus sollten folgende Bewirtschaftungsformen eingehalten werden, um langfristig keine Verschlechterung der Gesetzlich geschützten Biotope nach § 62 LG zu erhalten. Dabei sollte vermieden werden, a) eine maschinelle Bearbeitung der Grünlandflächen (z.B. Walzen, Schleppen) im Zeitraum vom 01.04. bis 30.06. oder innerhalb von 10 Tagen nach der Schneeschmelze durchzufüh- ren, Erläuterung: Da der Aufwuchs bis zum 01. April eines jeden Jahres vernachlässigbar ist und durch- schnittlich im März keine Schneebedeckung mehr vorliegt, kann die Bodenbearbeitung bis zu diesem Zeitpunkt erfolgen. Eine maschinelle Bearbeitung dieser Flächen durch Walzen oder Schleppen zu Beginn der Vegetationsperiode (April - Juni) würde die Entwicklung der Pflanzen durch mechanische Beschädigung wie Abtrennen von Pflanzenteilen oder Nie- derdrücken erheblich oder nachhaltig beeinträchtigen. b) die Flächen vor dem 01.07. eines Jahres mit mehr als 2 GVE/ha zu beweiden oder wei- denden Tieren zuzufüttern, Erläuterung: Die von 2 Rindern, 14 Schafen oder 10 Ziegen benötigte Nahrung entspricht in etwa der Pflanzenmenge, die auf einem Hektar Grünland ohne Düngung durchschnittlich wächst. Wenn mehr Tiere zur Beweidung aufgetrieben werden, kann nur dann ausreichend Nah- rung bereitgestellt werden, wenn gedüngt oder zugefüttert wird. Zusätzlich würde ein höhe- rer Viehbesatz zu vermehrten Schäden durch Tritt wie z.B. übermäßige Verletzung der Grasnarbe, Verletzung des Bodens oder mechanische Verletzung der Pflanzen führen. Das bedeutet auch, dass eine Rotationsbeweidung mit mehreren unterteilten Koppeln, durch die zeitweilig eine erhöhte Besatzstärke pro Flächeneinheit erreicht wird, nicht erfol- gen darf. Hierdurch wären negative Veränderungen des Vegetationsbestandes und der Lebensgemeinschaft der Grünlandfläche zu erwarten. Nicht untersagt ist eine Unterteilung einer Weidefläche, bei der sichergestellt ist, dass zu keiner Zeit in den einzelnen Koppeln die genannte Besatzstärke überschritten wird. Ordnungswidrig im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 11 LG handelt, wer in den Gesetzlich ge- schützten Biotopen nach § 62 LG entgegen § 62 Absatz 1 LG vorsätzlich oder fahrlässig Maßnahmen oder Handlungen vornimmt, die zu einer erheblichen oder nachhaltigen Beein- trächtigung oder zu einer Zerstörung der Gesetzlich geschützten Biotope führen können. Maßnahmen oder Handlungen im Rahmen der vorstehenden Bewirtschaftungsweisen ent- sprechen den Vorgaben des § 62 LG, sodass insoweit keine Ordnungswidrigkeit vorliegt.

Seite 144 Naturschutzgebiete - N 11 - Naturschutzgebiet "Uebachtal" Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

2.1.12 N 12 - Naturschutzgebiet "Kirrberg" Größe: 51,5 ha Lage: Östlich Alchen, D6, E6

Schutzzweck: Die Festsetzung des Naturschutzgebietes erfolgt zur Erhaltung und Wiederherstellung der typischen Arten, Lebensgemeinschaften und Lebensräume überregional gefährde- ter Tier- und Pflanzenarten einschließlich landesweit gefährdeter Biotoptypen sowie Lebensräumen von gemeinschaftlichem Interesse nach FFH-Richtlinie insbesondere von · Trockenen Heiden in Form von Calluna-Heiden, Ginster-Heiden, RLP 3/2, (gefähr- det/ stark gefährdet), FFH-Lebensraum · Borstgrasrasen RLP 2/2, prioritärer FFH-Lebensraum · Magerwiesen- und weiden in Form von Glatthaferwiesen RLP 3N/*, Glatthafer- und Wiesenknopf-Silgenwiesen als FFH-Lebensraum · Niederwäldern · Stillgewässern/ temporären Kleingewässern Die Festsetzung des Naturschutzgebietes erfolgt zusätzlich zur Erhaltung und Wieder- herstellung der oben genannten FFH-Lebensräume sowie der Vorkommen von Wie- senpieper, Wendehals, Heidelerche, Neuntöter, Kranich (Rastvogel) und Wespenbus- sard als Arten von gemeinschaftlichem Interesse nach der FFH-Richtlinie. Außerdem soll der Erhalt und die Entwicklung der besonderen landschaftlichen Ei- genart und Schönheit des Landschaftskomplexes erreicht werden.

Beschreibung des Naturschutzgebietes mit Erläuterungen zum Schutzzweck: Der ehemalige Truppenübungsplatz Trupbach ist ein ca. 300 ha großes Gelände, von dem etwa 50 ha im Freudenberger Stadtgebiet liegen, die weiteren 250 ha befinden sich im Stadt- gebiet Siegen. Das Gebiet, das seit 1993 größtenteils ohne militärische Nutzung ist, hat sich auf dem mageren Standort zu einem artenreichen Biotopkomplex entwickelt. Auf den flachen bis mäßig geneigten Hochflächen bestehen neben offenen Magergrünlandbereichen Vorwald- stadien sowie Waldbereiche aus Niederwäldern (z.T. durchgewachsen) und Fichtenforsten. Entlang der Grenze zu Siegen besteht eine lückige Reihe aus ca. 180 jährigen Eichen. In den ehemals intensiver militärisch genutzten Bereichen hat sich ein Komplex aus verschiedenen Biotoptypen gebildet: Borstgrasrasen, Calluna- und Besenginster-Heiden, Trittrasen, Mager- wiesen und -weiden, Vorwälder. Weiterhin sind durch Bodenverdichtungen eine Vielzahl klei- ner stehender, teils temporärer Gewässer entstanden, an denen sich Zwergbinsen- Gesellschaften entwickelt haben. Die Gewässer dienen auch als Laichgewässer für verschie- dene Amphibienarten und zur Eiablage von Libellen. Die mageren Grünlandbereiche und Hei- den mit seltenen Pflanzenarten haben auch eine große Bedeutung als Lebensraum und Nah- rungshabitat für zahlreiche Vogelarten und eine Vielzahl von Insekten (insbesondere Schmet- terlinge, Heuschrecken). Durch die in den letzten Jahren durchgeführten Pflegemaßnahmen wie Entbuschungen von Teilbereichen hat sich der Bestand an Heiden und Borstgrasrasen noch optimiert. Zudem wird in Freudenberg der überwiegende Bereich der Magerweiden von Rindern extensiv beweidet (KLP-Vertrag). Dies trägt ebenfalls zum Offenhalten der Flächen bei und sollte langfristig fort- gesetzt werden. Aufgrund seines besonderen Arteninventars mit einem hohen Anteil an RL-Arten ist das Ge- biet im Kreis einzigartig und von überregionaler Bedeutung. Dies gilt sowohl für die Pflanzen- als auch für die Tierwelt. So besteht im Bereich des ehemaligen Truppenübungsplatz die ein- zige dauerhaft überlebensfähige Heidelerchen-Population im Regierungsbezirk Arnsberg, bei der in den letzten Jahren noch ein Zuwachs der Population zu verzeichnen war (ältere Anga- ben 4 - 5 Brutpaare, 1997 15 Brutpaare, 1999 > 20 Brutpaare). Die Heidelerche findet in den

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vegetationsarmen, kurzrasigen Bereichen des Truppenübungsplatzes ihren Lebensraum. Auswahl der bisher nachgewiesenen gefährdeten oder bemerkenswerten Pflanzenarten (Angaben beziehen sich nur auf den Bereich Freudenberg) Besenheide Calluna vulgaris Österreichische Sumpfsimse Eleocharis austriaca (RL 2/3) Berg-Sandköpfchen Jasione montana (RL 3/3) Schlammkraut Limosella aquatica Borstgras Nardus stricta (RL 3/ *N) Ginster-Sommerwurz Orobanche rapum-genistae Wald-Läusekraut Pedicularis sylvatica (RL 3N/3N, §) Sumpfquendel Peplis portula Quendel-Kreuzblümchen Polygala serpyllifolia (RL 3/3) Gewöhnliches Kreuzblümchen Polygala vulgaris (RL 3/3) Triften-Knäuel Scleranthus polycarpos (RL 3/3) Bauernsenf Teesdalia nudicaulis (RL 3/2) Auswahl der bisher nachgewiesenen gefährdeten oder bemerkenswerten Tierarten Vögel (§): Baumpieper Anthus trivialis (RL V/*) Dorngrasmücke Sylvia communis (RL V/*) Feldlerche Alauda arvensis (RL V/V) Heidelerche Lullula arborea (RL 2/1) Kranich Grus grus Neuntöter Lanius collurio (RL 3/3) Wendehals Jynx torquilla (RL 1/1N) Wiesenpieper Anthus pratensis (RL 3/3) Amphibien (§): Bergmolch Triturus alpestris Fadenmolch Triturus helveticus Teichmolch Triturus vulgaris Grasfrosch Rana temporaria Schmetterlinge: (Angaben beziehen sich auf den gesamten ehemaligen Truppenübungsplatz) Brauner Feuerfalter Heodes tityrus (RL 3/2, §) Dukatenfalter Heodes virgaureae (RL 2/*, §) Eichenzipfelfalter Thecla quercus Gemeiner Bläuling Lycaena icarus Großer Schillerfalter Apatura iris Kleiner Feuerfalter Lycaena phlaeas (§) Kaisermantel Argynnis paphia (RL 3/*) Perlgrasfalter Coenonympha arcania (RL 3/2, §) Pflaumenzipfelfalter Strymonidia pruni (RL 2/2) Schachbrett Melanargia galathea (RL */3, §) Schwalbenschwanz Papilio machaon (RL 3/*) Violetter Waldbläuling Polyommatus semiargus (RL 2/2) Wachtelweizen-Scheckenfalter Melitaea athalia (RL1/2, §) Adopaea sylvester (§) Celastrina argiolus Auf dem gesamten ehemaligen Truppenübungsplatz einschließlich des Siegener Bereiches ist das Vorkommen von 89 Brutvogelarten, 42 Tagfalterarten und 397 verschiedene Pflanzen- arten bekannt. Es ist davon auszugehen, dass daher auch Arten die bislang nicht im Freudenberger Bereich festgestellt wurden, dort zumindest zeitweise vorkommen bzw. durch Ausbreitung vorkommen werden. Die Unterschutzstellung des Siegener Bereiches des ehemaligen Truppenübungsplatzes Trupbach erfolgt durch den Landschaftsplan Siegen. Weiterhin weist der ehemalige Truppenübungsplatz auch eine hohe Bedeutung für die Erholungsnutzung auf, so wird er regelmäßig von Spaziergängern aufgesucht. Der hohe ökologische Wert des Gebietes droht bei ausbleibender Nutzung in Form von Beweidung und Mahd oder regelmäßiger Pflegemaßnahmen abzunehmen, da sich dann eine

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Verbuschung und damit einhergehend ein Artenverlust einstellen würde. Weiterhin sind die offenen Flächen des Truppenübungsplatzes durch eine Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung gefährdet.. Das Gebiet ist unter der Bezeichnung "Heiden und Magerrasen Trupbach" mit der Kennziffer DE-5113-301 als FFH-Gebiet gemeldet. Nähere Informationen über FFH-Gebiete können Ziffer 0.9.4.2 (siehe Seite 19) entnommen werden. Aufgrund seiner herausragenden Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz sowie seiner in weiten Teilen hohen visuell wahrnehmbaren Qualität und Eigenart sind die Vorraussetzungen zur Ausweisung als Naturschutzgebiet gem. § 20 LG Buchstaben a) und c) erfüllt. Im ökologischen Fachbeitrag der LÖBF wird das Gebiet als naturschutzwürdig vorgeschlagen. Der als Entwurf vorliegende Fachbeitrag des Naturschutzes und der Landschaftspflege weist dem Gebiet eine herausragende Bedeutung für den Biotopverbund zu Neben der Sicherung der noch bestehenden Werte und Funktionen dient die Ausweisung als Naturschutzgebiet auch der Entwicklung und Wiederherstellung der Lebensraumqualität in den beeinträchtigten Bereichen. Hierbei kommt der Offenhaltung weiter Bereiche und der extensiven Nutzung des Gebietes eine zentrale Rolle zu. Um den Schutzzweck dauerhaft zu sichern und der sich daraus ergebenden erhöhten Schutz- und Entwicklungsbedürftigkeit ist eine Ausweisung als Naturschutzgebiet unverzichtbar. Für die Durchführung einer extensiven landwirtschaftlichen Grünlandnutzung bestehen für die bewirtschaftenden Landwirte grundsätzlich Fördermöglichkeiten durch den Abschluss von Verträgen im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms des Kreises Siegen-Wittgenstein. Nähere Erläuterungen hierzu können der Ziffer 0.6.2.5 (siehe Seite 13) entnommen werden.

Biotopschutz nach § 62 LG Teile des Naturschutzgebietes sind gleichzeitig Gesetzlich geschützte Biotope nach § 62 LG, für die besondere gesetzliche Regelungen gelten (siehe Ziffer 0.9.4.3, Seite 20). Fläche der Biotope: 23,3 ha Anteil am NSG: 45,4 % Abgrenzung: Siehe zeichnerische Darstellung in der Karte "Gesetzlich geschützte Flächen“ Biotopnummern: GB-5013-605, GB-5013-606, GB-5013-608, GB-5013-616 Biotoptyp: Borstgrasrasen, Silikattrockenrasen, Kleingewässer, Magerwiesen und Magerweiden, Calluna-Heiden, Besenginster-Heiden Verbote: Nach § 62 LG sind alle Handlungen verboten, die zu einer nachhaltigen Beeinträchtigung oder zu einer Zerstörung der Gesetzlich geschützten Biotope führen können. Die einzelnen Auswirkungen des Biotopschutzes nach § 62 LG sind in die nachfolgenden Regelungen und Erläuterungen eingearbeitet.

Zonen im NSG: Zone e (Sonderregelungen zur Grünlandbewirtschaftung) - Größe: 14,5 ha Zone g (Brutvogelschutz) - Größe: 22,2 ha

Zeitliche Befristung

Die Festsetzung dieses gesamten Naturschutzgebietes oder für Teile dieses Natur- schutzgebietes erfolgt zeitlich befristet bis zum In-Kraft-Treten eines zur Umsetzung der 7. Änderung des Gebietsentwicklungsplanes aufgestellten Bebauungsplanes, so- weit hierdurch für Flächen innerhalb des Naturschutzgebietes eine Bebaubarkeit vor- gesehen wird. Erläuterung: Das Gebiet ist vom Land NRW unter der Bezeichnung "Heiden und Magerrasen Trupbach" mit der Kennziffer DE-5113-301 als FFH-Gebiet gemeldet. Seitens der Städte Freudenberg

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und Siegen bestehen Planungen auf dem Gelände des ehemaligen Truppenübungsplatzes ein Industrie- und Gewerbegebiet zu errichten. Der gültige Gebietsentwicklungsplan sieht derzeit noch die Ausweisung „Sondergebiet für militärische Nutzung“ vor, das Verfahren zur 7. Ände- rung wird aber derzeit von der Bezirksregierung Arnsberg durchgeführt. Um diesen regionalplanerischen Entscheidungen nach einer für das Vorhaben durchzuführen- den FFH-Verträglichkeitsprüfung und der ggf. anschließend erfolgenden Änderung des Flä- chennutzungsplanes sowie der Aufstellung eines Bebauungsplanes durch Festsetzungen die- ses Landschaftsplans nicht vorzugreifen, einer erforderlichen nationalen Unterschutzstellung eines gemeldeten FFH-Gebietes dennoch fristgerecht nachkommen zu können, erfolgt die Fesetzung des NSG mit der vorstehenden zeitlichen Befristung. Unabhängig von der Darstellung der Fläche als NSG in diesem Landschaftsplan ist die Eigen- schaft der Flächen als Teil des FFH-Gebietes DE-5113-301 "Heiden und Magerrasen Trup- bach" und zum Teil als gesetzlich geschütztes Biotop nach § 62 LG. Im Zuge der ggf. durch- zuführenden Änderung des GEP und des Flächennutzungsplanes sowie der Aufstellung des Bebauungsplanes ist ein Verfahren zur FFH-Verträglichkeitsprüfung sowie ein Verfahren zur Entscheidung über eine Ausnahme bzw. Befreiung von den Verboten nach § 62 LG durchzu- führen. Auf diese Verfahren hat die hier geregelte zeitliche Befristung keinen Einfluss.

Zusätzliche Verbote: Ergänzend zu den für alle Naturschutzgebiete geltenden Verboten unter Ziffer 2.1.0 D (siehe Seite 43) ist in diesem NSG aufgrund der §§ 19 und 34 Absatz 1 LG zusätzlich verboten, a) den Borstgrasrasen zu düngen, Erläuterung: Borstgrasrasen sind sehr düngerempfindlich, sodass bereits eine einmalige Düngergabe zu einer deutlichen Artenverschiebung bzw. zum Ausbleiben der Vegetationsform führt. Daher ist dieses Verbot zur Sicherung dieser hochschutzwürdigen und nach § 62 LG Gesetzlich geschützten Biotope erforderlich. b) im Zuge der Wanderschäferei in der Zone e Nachtpferche anzulegen und Flächen anders als in lockerer Hütehaltung zu beweiden, Erläuterung: In Nachtpferchen werden die Schafe für die Nachtruhe auf einer relativ kleinen Fläche zu- sammengetrieben, die mit einem Zaun abgesteckt wird. Auf dieser Fläche wird der Auf- wuchs intensiv flach getreten und sie wird in erheblichem Umfang durch die Fäkalien mit Nährstoffen angereichert. Dieser Nährstoffeintrag führt in fast allen Fällen zu einer deutli- chen Vegetationsänderung in Richtung Fettweide. Nachtpferche in den geschützten Bioto- pen würden daher zu erheblichen Vegetationsveränderungen führen. Lockere Hütehaltung ist die Form des Gehüts eines Wanderschäfers über eine kurze Zeit, die in ihrer Wirkung einer extensiven Beweidung durch Rinder mit einer Besatzstärke von 2 GVE/ha (entspricht 14 Schafen pro Hektar und Jahr) nahe kommt. Dies bedeutet, jeweils im Vergleich mit einer extensiven Rinderhaltung, dass bei einer Schafbeweidung mit einer kurzen Verweildauer kein übermäßiger Verbiss erfolgt, keine besonderen Trittschäden ein- treten und kein übermäßiger Fäkalieneintrag stattfindet. c) in der Zeit vom 20.03. bis 20.06. die Fläche in der Zone g zu mähen, zu schleppen, zu walzen oder in anderer Weise maschinell zu bearbeiten oder mit mehr als 2 GVE/ha zu beweiden. Erläuterung: Im Bereich des ehemaligen Truppenübungsplatzes besteht die größte Heidelerchen- Population in Südwestfalen. Die Heidelerchen beginnen ihre Brut schon recht früh im Jahr (März/April). Die Brutzeit endet, falls nicht eine zweite Brut erfolgt, durchschnittlich im Juni. Zum Schutz der Gelege ist es daher erforderlich diese Flächen zu dieser Zeit landwirt- schaftlich nicht maschinell zu nutzen oder zu bearbeiten. Eine Beweidung mit einer gerin- gen Viehbesatzdichte von bis zu 2 GVE/ha führt auch aufgrund der Größe der Weideflä- chen nicht zu einer erheblichen Störung des Brutgeschäftes.

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Erläuterung: Weiterhin wird darauf hingewiesen, dass über die obigen zusätzlichen Regelungen hinaus die Allgemeinen Regelungen für alle Naturschutzgebiete (siehe Ziffer 2.1.0, Abschnitte A. bis G., Seiten 40 bis 58) auch in diesem Naturschutzgebiet zu beachten sind. Ausnahmen und Befreiungen zu den vorstehenden Regelungen sind ebenfalls im Abschnitt 2.1.0 „Naturschutzgebiete - Allgemeine Regelungen für alle Einzelfestsetzungen“ unter den Ziffern E „Allgemeine Ausnahmen“ (siehe Seite 54) und h) „Ausnahmen und Befreiungen im Einzelfall“ (siehe Seite 55) enthalten.

Ordnungswidrigkeiten: Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 2 LG, wer vorsätzlich oder fahrlässig a) den Borstgrasrasen düngt, b) im Zuge der Wanderschäferei in der Zone e Nachtpferche anlegt und Flächen anders als in lockerer Hütehaltung beweidet, c) in der Zeit vom 20.03. bis 20.06. die Fläche in der Zone g zu mäht, schleppt, walzt oder in anderer Weise maschinell bearbeitet oder mit mehr als 2 GVE/ha beweidet.

Zusätzliche Ausnahmen: Von den für alle Naturschutzgebiete geltenden allgemeinen Ge- und Verboten unter Ziffer 2.1.0 B (siehe Seite 41) und D (siehe Seite 43) wird zusätzlich zu den Allgemeinen Ausnahmen unter 2.1.0 E (siehe Seite 54) für dieses NSG aufgrund von § 34 Absatz 4a LG ausgenommen, a) Pilze oder Beeren nach dem 15.08. eines Jahres abseits von Wegen zu sammeln und das NSG zu diesem Zweck zu betreten. Erläuterung: Außerdem ist zu beachten, dass nach § 61 Absatz 2 LG nur nicht besonders geschützte Arten von Pilzen und Beeren und auch nur in nicht mehr als nur geringer Menge für den eigenen Gebrauch gesammelt werden dürfen.

Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen: Ergänzend zu den für alle Naturschutzgebiete geltenden allgemeinen Pflege- und Ent- wicklungsmaßnahmen unter Ziffer 2.1.0 C (siehe Seite 41) werden in diesem NSG auf- grund von § 26 LG folgende weitere Maßnahmen festgesetzt: a) Entfernung nicht einheimischer und standortgerechter Gehölze (Nadelbäume) und Ersatz durch einheimische und standortgerechte Laubgehölze b) Umwandlung der Nadelholzforste in einheimische und standortgerechte Laubholz- bestände Erläuterung: Nicht standortgemäße und nicht einheimische Nadelholzaufforstungen sollen beseitig wer- den, damit die standorttypischen Vegetationstypen wieder entwickelt und die Beeinträchti- gungen des Landschaftsbildes behoben werden können. c) Erhalt von Althölzern und stehendem Totholz Erläuterung: Gerade Altholz und stehendes Totholz bietet einer Vielzahl von Lebewesen geeignete Existenzmöglichkeiten. Direkt gefördert werden Höhlen bewohnende Arten wie Spechte, Fledermäuse und zum anderen Holz zersetzende Arten wie Bockkäfer und viele Pilze. d) Entfernung zu stark aufkommender Gebüsche (Ginster, Brombeeren) im Bereich von Grünlandbrachen sowie der Kleingewässer, Abtransport des Schnittgutes

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Erläuterung: Im Bereich der Offenlandbiotope breiten sich in Teilflächen aufkommende Gebüsche aus Brombeeren oder Ginster stark aus. Hierdurch werden typische, oft schützenswerte Pflan- zenarten der offenen Bereiche verdrängt. Zugleich entfällt der Lebensraum für offenland- bewohnende Tierarten wie z.B. Heidelerche oder auch verschiedene Falterarten. Ebenso ist der Borstgrasrasen als prioritärer Biotop gem. FFH-Richtlinie durch eine Verbuschung gefährdet. Auch an den Kleingewässern sollen die Gehölze entfernt werden, wenn eine zu starke Be- schattung des Gewässers eintritt und die hier lebenden Tiere und Pflanzen verdrängt wer- den. So brauchen einige Amphibien- und Libellenarten besonnte Gewässer. e) Pflegenutzung der Grünlandflächen: · Beweidung der Borstgrasrasen durch Schafe oder Rinder mit maximal 1 GVE/ha in der Zeit vom 16.04. bis 30.04. und ab dem 16.07. oder jährliche Mahd ab 01.07., Abtransport des Mähgutes Erläuterung: Nur diese Form der Nutzung garantiert langfristig den Erhalt der typischen Vegetation mit Arten, die auf nährstoffarme Standorte angewiesen sind, wie Borstgras, Heidekraut und verschiedenen Moosen. · Mahd der Glatthaferwiesen 1 - 2 mal jährlich ab dem 01.07. bzw. 16.09., Abtrans- port des Mähgutes, keine Nachbeweidung · Nutzung sonstiger Grünlandbereiche durch - Beweidung mit maximal 2 GVE/ha oder durch Wanderschäferei in lockerer Hü- tehaltung ab 01.07. oder - zweimalige Mahd ab 01.07. bzw. 16.09. oder Nachbeweidung ab 16.09. mit max. 2 GVE/ha, Abtransport des Mähgutes Erläuterung: Diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen stellen keine Verbote oder Handlungsanwei- sungen für Eigentümer oder Bewirtschafter dar. Falls allerdings eine landwirtschaftliche Nutzung in Teilen des Schutzgebietes nicht mehr erfolgen sollte, geben diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen Vorgaben für eine durch den Kreis Siegen-Wittgenstein zu orga- nisierende Pflege der Flächen. Weder der derzeitige Nutzer noch der Eigentümer der Flä- che kann hierzu verpflichtet werden. Die Kosten für diese Pflege- und Entwicklungsmaß- nahmen, die möglichst im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms erfolgen sollten, trägt der Kreis Siegen-Wittgenstein. Diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen sind zur Erhaltung der wertvollen Grünland- flächen erforderlich. Kennzeichnendes Merkmal der schutzwürdigen Pflanzengesellschaf- ten in diesem Naturschutzgebiet sind viele seltene Pflanzenarten. Diese Pflanzen benöti- gen im Gegensatz zu den schnellwüchsigen Gräsern eine deutlich längere Entwicklungs- phase im Frühjahr und Frühsommer, um blühen und aussamen zu können. Nur dann, wenn diese Entwicklung abgeschlossen werden kann, können diese Pflanzenarten lang- fristig auf den Grünlandflächen erhalten werden. Bei Brachflächen steht im Vordergrund, diese Bereiche als Offenland zu erhalten. An- sonsten würden diese Flächen zunehmend verbuschen und sich langfristig zu Wald entwi- ckeln. Zur Offenhaltung reicht es aus, jedes Jahr nur einen Teil der Brachflächen zu mä- hen, sodass jeder Teil nur alle 3 - 5 Jahre erneut bearbeitet wird. Auf diesen Brachen und in nassen Bereichen soll die Mahd erst im Herbst erfolgen, damit außerdem die erst spät fruchtenden, seltenen und zum Teil geschützten Pflanzenarten aussamen können. f) Niederwaldbewirtschaftung der jüngeren Waldbestände Erläuterung: Die aus einer ehemaligen Haubergsnutzung hervorgegangenen Niederwälder sollen in ei- nem Turnus von 25 - 30 Jahren auf den Stock gesetzt werden, um so diese alte Kulturform der Waldnutzung mit ihrem besonderen Lebensraumangebot und der Flora und Fauna zu erhalten.

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g) Erhalt der vorhandenen und Anlage zusätzlicher Kleingewässer Erläuterung: Die Kleingewässer dienen als Lebensraum für zahlreiche gefährdete Pflanzenarten und wassergebundene Tierarten wie z.B. Amphibien und Libellen. Die vorhandenen meist durch die ehemalige militärische Nutzung entstandenen Gewässer sollen in ihrer Vielge- staltigkeit und unterschiedlich weit fortgeschrittenen Sukzessionsstadien erhalten bleiben. Zusätzlich sollen an geeigneten Standorten noch neue Kleingewässer angelegt werden. h) Die unter Ziffer 2.1.0 C b) (siehe Seite 42) festgesetzte Aufstellung von Naturschutz- gebietsschildern soll auf den Grundstücken Gemarkung Alchen Flur 4 Flurstück 110 und, 308, Flur 6 Flurstück 6 erfolgen. Auf dem Grundstück Gemarkung Alchen Flur 4 Flurstück 110 soll eine Informationstafel errichtet und dauerhaft erhalten werden. Erläuterung: Die Art und Weise der Umsetzung dieser Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen ist unter Ziffer 2.1.0 C (Seite 41) sowie unter Ziffer 5 (Seite 219 und folgende Seiten) näher erläutert.

Bewirtschaftung Gesetzlich geschützter Biotope nach § 62 LG: Für die landwirtschaftlich genutzten Flächen der Gesetzlich geschützten Biotope ergeben sich nachfolgend aufgeführte Bewirtschaftungsweisen, bei denen davon ausgegangen werden kann, dass bei ihrer Einhaltung eine Gefährdung, Zerstörung oder Beeinträchtigung Gesetz- lich geschützter Biotope nicht stattfindet. Auf die Ausführungen zu den Gesetzlich geschützten Biotopen in Ziffer 0.9.4.3 (siehe Seite 20) wird ergänzend hingewiesen.

Biotoptyp Nutzung Düngung bei weniger empfindlichen Flächen: PK-Düngung oder Mahd ab 01.07., zweite Mahd oder Düngung mit max. 7 t Fest- Magerwiesen Nachbeweidung ab 01.09. mist pro Jahr und Hektar in Abstimmung mit dem Kreis Siegen-Wittgenstein bei Flächen mit Vorkommen zahlreicher Magerkeitszeiger Beweidung mit max. 2 GVE/ha zwi- z.B. Kreuzblümchen, Wald- schen dem 16.04. und 15.07., da- läusekraut, Frühlingssegge, Magerweiden nach Bewirtschaftung bis 15.11. oh- Glattem Habichtskraut, Zitter- ne Auflagen, danach darf keine Be- gras, Horstigem Rotschwin- wirtschaftung mehr erfolgen gel, Teufelsabbiss, Hundsveil- chen: keine Düngung Orchideenreiche Mahd ab 01.07., Nachmahd oder Feucht- und Mager- Beweidung mit 2 GVE/ha ab 16.09. Keine wiesen möglich Extensive Beweidung mit Schafen vom 16.04. bis 15.11., max. 14 Tie- Wacholderheiden/ re/ha Trockene Heiden/ oder: Keine Borstgrasrasen/ Silikatmagerrasen Mahd ab 01.07., Nachmahd oder Beweidung mit 2 GVE/ha ab 16.09. möglich

Für die forstwirtschaftlich genutzten Flächen, die Gesetzlich geschützte Biotope sind, sollte ei- ne forstliche Nutzung, die über die einzelstammweise Entnahme von Laubgehölzen hinaus- geht, unterlassen werden. Ebenso muss die Einbringung von nicht der natürlichen Waldge- sellschaft entsprechenden Baumarten vermieden werden.

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Darüber hinaus sollten folgende Bewirtschaftungsformen eingehalten werden, um langfristig keine Verschlechterung der Gesetzlich geschützten Biotope nach § 62 LG zu erhalten. Dabei sollte vermieden werden, a) eine maschinelle Bearbeitung der Grünlandflächen (z.B. Walzen, Schleppen) im Zeitraum vom 01.04. bis 30.06. oder innerhalb von 10 Tagen nach der Schneeschmelze durchzufüh- ren, Erläuterung: Da der Aufwuchs bis zum 01. April eines jeden Jahres vernachlässigbar ist und durch- schnittlich im März keine Schneebedeckung mehr vorliegt, kann die Bodenbearbeitung bis zu diesem Zeitpunkt erfolgen. Eine maschinelle Bearbeitung dieser Flächen durch Walzen oder Schleppen zu Beginn der Vegetationsperiode (April - Juni) würde die Entwicklung der Pflanzen durch mechanische Beschädigung wie Abtrennen von Pflanzenteilen oder Nie- derdrücken erheblich oder nachhaltig beeinträchtigen. b) die Flächen vor dem 01.07. eines Jahres mit mehr als 2 GVE/ha zu beweiden oder wei- denden Tieren zuzufüttern, Erläuterung: Die von 2 Rindern, 14 Schafen oder 10 Ziegen benötigte Nahrung entspricht in etwa der Pflanzenmenge, die auf einem Hektar Grünland ohne Düngung durchschnittlich wächst. Wenn mehr Tiere zur Beweidung aufgetrieben werden, kann nur dann ausreichend Nah- rung bereitgestellt werden, wenn gedüngt oder zugefüttert wird. Zusätzlich würde ein höhe- rer Viehbesatz zu vermehrten Schäden durch Tritt wie z.B. übermäßige Verletzung der Grasnarbe, Verletzung des Bodens oder mechanische Verletzung der Pflanzen führen. Das bedeutet auch, dass eine Rotationsbeweidung mit mehreren unterteilten Koppeln, durch die zeitweilig eine erhöhte Besatzstärke pro Flächeneinheit erreicht wird, nicht erfol- gen darf. Hierdurch wären negative Veränderungen des Vegetationsbestandes und der Lebensgemeinschaft der Grünlandfläche zu erwarten. Nicht untersagt ist eine Unterteilung einer Weidefläche, bei der sichergestellt ist, dass zu keiner Zeit in den einzelnen Koppeln die genannte Besatzstärke überschritten wird. c) eine Mahd der Magerweiden durchzuführen. Erläuterung: Weiden haben in weiten Teilen eine andere Artenzusammensetzung als Wiesen. Die vor- kommenden Pflanzen müssen auf einer Weide tritt- und verbissunempfindlich sein, woge- gen typische Wiesenarten (z.B. Glatthafer und Goldhafer) nach einer ungestörten Wachs- tumszeit weitgehend unempfindlich gegenüber einem Schnitt sein müssen. Dieses unter- schiedliche Verhalten gegenüber verschiedenen Beanspruchungen führt bei einem Wech- sel der Nutzung von einer Weide zu einer Wiese zu ungewollten Artenverschiebungen, die dem Schutzzweck hinsichtlich einiger Arten zuwiderlaufen. Goldhafer ist nicht ganz so empfindlich gegen Tritt und Verbiss, sodass bei Goldhaferwiesen statt des zweiten Schnitts im Herbst auch eine Nachbeweidung ab 16.09. erfolgen kann. Ordnungswidrig im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 11 LG handelt, wer in den Gesetzlich ge- schützten Biotopen nach § 62 LG entgegen § 62 Absatz 1 LG vorsätzlich oder fahrlässig Maßnahmen oder Handlungen vornimmt, die zu einer erheblichen oder nachhaltigen Beein- trächtigung oder zu einer Zerstörung der Gesetzlich geschützten Biotope führen können. Maßnahmen oder Handlungen im Rahmen der vorstehenden Bewirtschaftungsweisen ent- sprechen den Vorgaben des § 62 LG, sodass insoweit keine Ordnungswidrigkeit vorliegt.

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2.2 Landschaftsschutzgebiet - LSG Freudenberg (§ 21 LG)

Erläuterung: Gesetzliche Vorgaben Landschaftsschutzgebiete werden nach § 21 LG festgesetzt, soweit dies a) zur Erhaltung oder Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts oder der Nutzungs- fähigkeit der Naturgüter, b) wegen der Vielfalt, Eigenart und Schönheit des Landschaftsbildes oder c) wegen ihrer besonderen Bedeutung für die Erholung erforderlich ist. Allgemeine Erläuterungen Der Gebietsentwicklungsplan Regierungsbezirk Arnsberg, Teilabschnitt Oberbereich Siegen (Kreis Sie- gen-Wittgenstein und Kreis Olpe), stellt fast den gesamten Außenbereich im Landschaftsplangebiet als Bereich für den Schutz der Landschaft dar. Nur wenige, vor allem siedlungsnahe Flächen werden hier- durch nicht erfasst. Der Gebietsentwicklungsplan sieht in diesem Bereich vor, dass die natürlichen Le- bensgrundlagen als Basis der räumlichen Entwicklung verstärkt zu schützen und zu pflegen sind. Dabei soll die Funktionsfähigkeit der Landschaft nachhaltig gesichert und entwickelt werden. Hierzu sollen nach dem Gebietsentwicklungsplan die Bereiche für den Schutz der Landschaft in ihren wesentlichen Teilen als LSG festgesetzt werden, um den Naturhaushalt zu erhalten oder wiederherzustellen, das Landschaftsbild zu sichern und die besondere Erholungsfunktion zu bewahren. Das gesamte Plangebiet wird als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Die Kulturlandschaft im Landschaftsplangebiet hat wie überall im Kreisgebiet in den letzten Jahrzehnten einen ungewöhnlich raschen Wandel erlebt. Naturnahe Flächen mussten neuen Siedlungen und Ver- kehrswegen weichen oder haben durch die intensivere Landbewirtschaftung an ökologischem Wert verloren. Zahlreiche Pflanzen- und Tierarten sind wie in vielen Gegenden Nordrhein-Westfalens auch hier selten geworden oder ganz verschwunden. Das vertraute Landschaftsbild hat sich zunehmend ver- ändert. Die einheimische Flora und Fauna kann nur erhalten werden, wenn ihre Lebensräume geschüt- zt, verbessert und neu geschaffen werden (Erhaltung oder Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts). Die strukturelle Vielfalt und landschaftliche Schönheit des Landschaftsplangebietes wird insbesondere durch die zahlreichen extensiv landwirtschaftlich genutzten Fluss- und Bachtäler bestimmt. Gerade die offenen Bachtäler tragen ganz wesentlich zum hohen ästhetischen Wert der Landschaft bei. Für den Er- holungssuchenden ist der Wechsel von Wald und Freiflächen, das Vorhandensein von Bächen und an- deren Gewässern sowie die Vielfältigkeit der Landschaft durch Einzelstrukturen wie Hangkanten, Mul- den, Hecken, Bäumen, Obstwiesen etc. sowie Farbaspekte durch Blütenreichtum besonders wichtig. Da die vorhandene Landschaft sehr vielfältig gestaltet ist, trifft für sie das Kriterium "Vielfalt" des § 21 LG besonders zu. Diese Landschaftsstrukturen sollen durch das Landschaftsschutzgebiet erhalten wer- den. Die besondere Eigenart des Raumes besteht darin, dass die Bachtäler überwiegend unbewaldet sind und als Grünland genutzt werden. Hangaufwärts schließen sich Wälder an, die zu einem überwiegen- den Teil noch als Laubwälder ausgebildet sind. Um dieses Bild zu erhalten, sollen landschaftsverän- dernde Eingriffe wie Erstaufforstungen, die Anlage von Weihnachtsbaumkulturen, das Errichten von Gebäuden (Häuser, Nebengebäude, Hütten, Unterstände usw.), Anschüttungen, Verfüllungen und Ab- grabungen oder der Bau von Wegen, Straßen, Freileitungen untersagt werden, um die derzeit vor- handene Kulturlandschaft langfristig zu erhalten. Neben diesen vorwiegend ästhetischen Aspekten dient der Erhalt von Landschaftselementen als Le- bensräume gefährdeter Tier- und Pflanzenarten auch den naturschutzfachlichen Zielsetzungen der Schutzausweisung. So sollen hier gravierende Veränderungen der Ökologie ausgeschlossen werden, z.B. die Beseitigung von Einzelelementen der Landschaft (Feld- und Ufergehölze, Einzelbäume, He- cken, offene Stollen und Höhlen u.a.) und Eingriffe in fließende oder stehende Gewässer. Die Ausweisung des Landschaftsschutzgebietes ist erforderlich, um den zunehmenden Beeinträchtigun- gen der Lebensgemeinschaften wirkungsvoll und vorbeugend begegnen zu können. Eingriffe in die

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Landschaft, die heute nachhaltiger, großräumiger und in ihrer Abfolge rascher erfolgen, sollen abge- wehrt werden. Naturnahe Bereiche sollen erhalten und die Strukturvielfalt und somit die Lebensmög- lichkeiten für wild wachsende Pflanzen und wild lebende Tiere verbessert werden. Dies ist nur durch ei- ne langfristige Sicherung der Freiflächen außerhalb der bebauten Ortslagen und den Erhalt eines in- takten Naturhaushalts möglich. Grundsätzlich steht der Natur- und Landschaftsschutz im Konflikt mit nahezu allen Nutzungsansprüchen in der freien Landschaft, die vorwiegend ökonomisch orientierte Produktionen und Leistungen zum Ziel haben. So bestehen nicht nur unterschiedliche Nutzungsinteressen zwischen Naturschutz und Siedlung, Industrie, Gewerbe und Verkehr, sondern es bestehen oftmals auch Zielkonflikte im Bereich land- und forstwirtschaftlich genutzter Flächen. Während die Ausweisung von Siedlungs-, Industrie- und Gewer- beflächen in der Regel bereits weniger naturnahe und demnach kaum naturschutzrelevante Flächen er- fassen sollte, trifft die intensive Flächennutzung von Land- und Forstwirtschaft noch verhältnismäßig intakte und somit für den Natur- und Landschaftsschutz bedeutsame Bereiche. Das Landschaftsschutzgebiet umfasst die meisten Waldbereiche des Plangebietes, den größten Teil des Grünlandes und einige Ackerflächen. Durch die Unterschutzstellung soll die Land- und Forstwirt- schaft nicht unterbunden werden, denn für einen langfristigen Erhalt der Landschaft ist eine weitere land- und forstwirtschaftliche Nutzung unerlässlich. Daher wird die land- und forstwirtschaftliche Boden- nutzung grundsätzlich von den Verboten des LSG ausgenommen, d.h., dass alle Tätigkeiten, die un- mittelbar mit der Bestellung und Ernte in der derzeitigen Nutzungsart verbunden sind, zulässig bleiben. Maßnahmen des Wechsels der Bewirtschaftungsart (z.B. Aufforstungen, Weihnachtsbaumkulturen) und der Vorbereitung einer land- und forstwirtschaftlichen Nutzung (z.B. Drainagen, Wegebau, bauliche An- lagen), die sich landschaftsverändernd auswirken können, werden allerdings von diesem Ausnahmetat- bestand nicht erfasst. Derartige Maßnahmen sind zum großen Teil auch außerhalb eines LSG nach an- deren Rechtsvorschriften genehmigungspflichtig. Es hängt daher vor allem von den Landwirten ab, dass eine Nivellierung der natürlichen Landschafts- vielfalt durch Entwässerungen und Flurbereinigungsmaßnahmen (Zusammenlegung kleiner Felder, Be- seitigung von Hangkanten und anderen kleinräumigen Landschaftsstrukturen, Feldrainen, Hecken, Ein- zelbäumen etc.) unterbleibt. Gerade diese Elemente sind sowohl für das typische Erscheinungsbild der hiesigen Landschaft als auch für die Lebensräume gefährdeter Tier- und Pflanzenarten bedeutsam. Sie machen in ihrer Gesamtheit den schutzwürdigen Lebensraum aus. Wegen der langen Umtriebszeit des Produktes Holz und der auf die langfristigen Wirtschaftsziele aus- gerichteten Nachhaltigkeit als wesentliches Prinzip der forstlichen Nutzung erweist sich der Wald als verhältnismäßig stabiles Ökosystem. Ziel des Naturschutzes und der Landschaftspflege ist es, in Zu- kunft vielfältigere Waldbestände aufzubauen, die mit naturnahen Bewirtschaftungsmethoden bearbeitet werden. Dazu gehören u. a. der Verzicht auf Kahlschlag, die Förderung der Naturverjüngung, die ver- mehrte Berücksichtigung von standortgerechten einheimischen Laubholzarten bei der Wieder- aufforstung sowie die bewusste Pflege und der Aufbau natürlicher und naturnaher Bestände und der weitgehende Verzicht auf den Einsatz chemischer Mittel. Von den vorgesehenen Verboten ist die Forstwirtschaft außer durch das Erstaufforstungsverbot nur durch die Untersagung der Neuanlage und der Erweiterung von Forstwegen betroffen, mit der eine übermäßige Erschließung des Waldes durch Forstwege zu Lasten natürlicher Lebensräume verhindert werden soll. Untersagung des Umbruches von Grünlandflächen in Talauen Der Umbruch von Grünland und die Umwandlung der Grünlandflächen in Acker ist im Bereich des Landschaftsschutzgebietes grundsätzlich nicht verboten. Auf den nachfolgenden Teilflächen wird die landwirtschaftliche Nutzung jedoch in der Weise beschränkt, dass innerhalb dieser Zonen der Grün- landumbruch sowie die Überführung des Grünlandes in Ackerflächen untersagt wird. Diese Regelung gilt in folgenden Bereichen: · Ein Umbruch darf in folgenden 5 Talauen nicht durchgeführt werden: Holzklaubachtal, Heis- bergbachtal, Bottenbachtal, Heuslingbachtal und Hasenborntal. Diese bisher als Grünland bewirt- schafteten Talbereiche dürfen auch künftig nur als Grünland genutzt werden. Die Grundwassernähe bzw. die Überschwemmungsgefahr schließen eine vernünftige Ackernutzung vollkommen aus. Ein Umbruch würde einen gravierenden Eingriff in die Auenlandschaft darstellen und wird daher für die- se eng begrenzten Bereiche ausgeschlossen.

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Rechtliche und finanzielle Auswirkungen Da mit den Verboten das Ziel verfolgt wird, Veränderungen in der Landschaft zu unterbinden, bleibt es in allen Fällen zulässig, bisherige Bewirtschaftungen sowie zulässige Nutzungen weiterzuführen. Beson- dere Belastungen sind daher nicht zu erwarten, da bestehende Nutzungsrechte nicht angetastet wer- den. Außerdem ist keine starre Regelung getroffen worden, da in vielen Fällen Ausnahmen oder Befrei- ungen von den Verboten vorgesehen sind, durch die Einzelfälle zugelassen werden können. Finanzielle Auswirkungen durch Entschädigungsansprüche sind daher nicht zu erwarten.

A. Abgrenzung Die Grenzen des Landschaftsschutzgebietes sind in der Festsetzungskarte dargestellt. Ist trotz dieser Darstellungen nicht zweifelsfrei ersichtlich, ob ein Grundstück oder ein Grund- stücksteil von der Festsetzung betroffen ist, so gilt das Grundstück oder der Grund- stücksteil als von der Festsetzung nicht betroffen. Das gesamte Plangebiet wird als Landschaftschutzgebiet festgesetzt. Für die Grundstücke, für die Festsetzungen nach den §§ 20 und 23 LG (Naturschutzgebiete, Geschützte Land- schaftsbestandteile) gelten, gehen die Regelungen dieser Festsetzungen den nachfolgenden Regelungen für das Landschaftsschutzgebiet vor. Außer dem umfassenden Landschaftsschutzgebiet „Freudenberg“ setzt die Festsetzungs- karte folgende Teilflächen besonders fest: Teilfläche A: Holzklaubachtal Größe: 20,0 ha Lage: zwischen Oberholzklau und Niederholzklau, F5, E5, E6 Teilfläche B: Heisbergbachtal Größe: 10,0 ha Lage: zwischen Heisberg und Oberfischbach, C5, B4, B5 Teilfläche C: Bottenbachtal Größe: 5,0 ha Lage: zwischen Bottenberg und Oberheuslingen, D4 Teilfläche D: Heuslingbachtal Größe: 7,2 ha Lage: zwischen Niederheuslingen und Oberfischbach, C4 Teilfläche E: Hasenborntal Größe: 6,0 ha Lage: Nordwestlich Plittershagen, C2 Erläuterung: Für diese Teilflächen wird durch das Verbot m) zusätzlich der Umbruch des Grünlandes und die Um- wandlung in Acker untersagt. Im Übrigen unterscheiden sich die für diese Teilflächen festgesetzten Regelungen nicht von denen für das sonstige Landschaftsschutzgebiet. Im Übrigen wird auf die weiteren Erläuterungen auf Seite 154 zu dieser Regelung verwiesen.

B. Schutzzweck Die Ausweisung des Landschaftsschutzgebietes dient der Erhaltung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts, der Sicherung der Vielfalt, Eigenart und Schönheit des Landschafts- bildes sowie der Bewahrung des im Interesse des Erholungsverkehrs überregional bedeut- samen Gebietes.

C. Allgemeine Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen Erläuterung: Im Gegensatz zu den Verboten entfalten die im Sinne von § 26 LG festgesetzten Pflege- und Ent- wicklungsmaßnahmen keine unmittelbare Rechtswirkung gegenüber jedermann, sondern sollen

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möglichst durch vertragliche Vereinbarungen mit den Grundeigentümern bzw. Nutzungsberechtigten realisiert werden. Im Regelfall werden diese Maßnahmen nicht durch den Eigentümer bzw. Nut- zungsberechtigten der betreffenden Fläche, sondern durch den Kreis Siegen-Wittgenstein, die Biolo- gische Station Rothaargebirge oder durch vom Kreis Siegen-Wittgenstein beauftragte Dritte durch- geführt. Diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen richten sich also weniger an den Einzelnen, sondern stellen vielmehr einen Handlungsauftrag dar, der sich an den Kreis Siegen-Wittgenstein als Träger der Landschaftsplanung selbst richtet. Die vorgesehenen Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen sind zur Erreichung des Schutzzweckes unverzichtbar. Sie umfassen neben der Beseitigung von Beeinträchtigungen des Naturhaushalts oder des Landschaftsbildes auch Maßnahmen zur Optimierung von Landschaftsteilen und Flächen im Sinne des Naturschutzes. Abweichend hiervon obliegt gemäß § 37 LG den Gemeinden, Gemeindeverbänden oder Gebietskör- perschaften des öffentlichen Rechts die Durchführung der im Landschaftsplan festgesetzten Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen, sofern sie Eigentümer oder Besitzer der Flächen sind. Aufgrund von § 26 LG wird festgesetzt, dass im Landschaftsschutzgebiet folgende Maßnah- men auszuführen sind: a) Die im Einzelfall notwendigen Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen (z.B. extensive Be- wirtschaftung von Grünlandflächen, naturnahe Bewirtschaftung des Waldbestandes, Um- wandlung von naturfernen Bestockungen, Entfernung von nicht standortgerechten bzw. nicht einheimischen Aufforstungen und deren Naturverjüngungen, Wiederherstellung na- turnaher Gewässerabschnitte, Renaturierung von Teichen, Beseitigung von Abfallablage- rungen, Sanierungsmaßnahmen an Bäumen, Pflegemaßnahmen an Hecken und Gebü- schen) sind durchzuführen. Erläuterung: Eine „naturnahe Waldbewirtschaftung" bedeutet, dass die Flächen vor allem durch Naturverjün- gung, durch Anpflanzung von geeigneten einheimischen und standortgerechten Laubhölzern, durch Beseitigung dieser Hölzer, durch Kahlschlagverzicht, durch femelwaldartige Bewirtschaf- tung, durch Beachtung der natürlichen Waldfolge, durch Bewirtschaftung in schonender Arbeits- weise anstatt erheblichem technischen Mitteleinsatz, durch Einzelstammentnahme sowie durch Erhaltung von einzelnen älteren Bäumen und von Totholzbäumen bewirtschaftet werden. Die Be- seitigung „nicht standortgerechter bzw. nicht einheimischer Aufforstungen" bedeutet z.B. die Ent- fernung aller Nadelgehölze, Pappeln, Roteichen und Robinien, insbesondere in Quellbereichen und Bachtälern. b) Die Flächen sind mit Schildern "Landschafts- schutzgebiet" zu kennzeichnen; auf zusätzlichen Schildern soll auf die wesentlichen Verbote hinge- wiesen werden. Erläuterung: Die Beschilderung erfolgt nach § 48 Absatz 2 LG in Verbindung mit § 13 DVO-LG. Die Schilder haben die Form eines auf der Spitze stehenden gleichseitigen Dreiecks mit einer Seitenlänge von 90 cm. Die Schilder tragen einen dunkelgrünen Randstreifen auf weißem Grund. Im oberen Drittel des weißen Feldes steht in dunkelgrüner Schrift die Bezeichnung "Landschafts- schutzgebiet". Im unteren Drittel des Schildes ist in schwarzer Farbe ein nach rechts gewendeter fliegender Seeadler dargestellt. Die Eigentümer und Nutzungsberechtigten haben nach § 14 DVO-LG die Kennzeichnung des Gebietes mit den Schildern zu dulden.

D. Verbote Aufgrund der §§ 19 und 34 Absatz 2 LG und dieser Festsetzung sind in dem Landschafts- schutzgebiet alle Handlungen verboten, die den Charakter des Landschaftsschutzgebietes verändern können, dessen Schutzzweck zuwiderlaufen oder die zu einer nachhaltigen Schä- digung des Naturhaushalts oder zur Verunstaltung des Landschaftsbildes führen können. Verboten ist insbesondere,

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a) bauliche Anlagen im Sinne des § 2 Absatz 1 BauO NRW zu errichten oder die baulichen Anlagen oder der Außenseiten in einer das Landschaftsbild beeinträchtigenden Weise zu ändern, öffentliche Verkehrsanlagen, Abfallbeseitigungsanlagen sowie Anlagen, die der Aufsicht der Bergbehörde unterliegen, zu errichten oder bestehende Anlagen oder deren Nutzung zu ändern, auch wenn hierfür keine Genehmigung erforderlich ist, Ausnahme: Ausgenommen sind baugenehmigungsfreie Vorhaben im Bereich landwirtschaftlicher Hofstellen und auf Wohngrundstücken sowie das Errichten von Schranken an Forstwirt- schaftswegen. Ausgenommen ist weiterhin die Errichtung von offenen Viehunterständen, soweit hierfür die nach § 6 Absatz 4 LG erforderliche Eingriffsgenehmigung durch die Untere Landschaftsbehörde erteilt wird. Erläuterung: Bauliche Anlagen sind mit dem Erdboden verbundene, aus Baustoffen und Bauteilen hergestellte Anlagen. Eine Verbindung mit dem Erdboden besteht auch dann, wenn die Anlage durch eigene Schwere auf dem Erdboden ruht oder auf ortsfesten Bahnen begrenzt beweglich ist oder wenn die Anlage nach ihrem Verwendungszweck dazu bestimmt ist, überwiegend ortsfest benutzt zu werden. Als bauliche Anlagen gelten z.B. auch Aufschüttungen und Abgrabungen, Lager-, Abstell- und Ausstellungsplätze, Camping- und Wochenendplätze, Sport- und Spielplätze, Stellplätze für Kraft- fahrzeuge, künstliche Hohlräume unter der Erdoberfläche, Landungs-, Boots- und Angelstege, Wohn- und Hausboote, verankerte Fischzuchtanlagen, Fernmeldeeinrichtungen, Windkraftanla- gen und jagdliche Einrichtungen. Unter die Veränderung baulicher Anlagen fällt auch die Um- gestaltung derer Außenseiten in einer das Landschaftsbild beeinträchtigenden Weise. Offene Viehunterstände ermöglichen unabhängig von ihrer Größe den Tieren immer einen Zu- gang zum Gebäude. Sie können eine gesamte Wand offen haben, es kann aber auch nur eine halbe Wand offen sein oder eine Türöffnung bestehen. Ställe dienen dagegen zum Wegsperren der Tiere. Sie sind verschließbar und nicht durchgehend offen. Während Ställe und Lagerräume in der Regel nicht für bestimmte Grundstücke standortgebunden sind, müssen Viehunterstände auf den beweideten Flächen errichtet werden und sind auch innerhalb des Landschaftsschutzge- bietes zulässig. Soweit Ställe und Lagerräume innerhalb des Landschaftsschutzgebietes errichtet werden müssen, kann über deren Zulassung im Rahmen einer Ausnahmegenehmigung ent- schieden werden. Nach § 6 Absatz 4 LG bedürfen alle Eingriffe, die nach anderen Rechtvorschriften keiner behörd- lichen Gestattung oder keiner Anzeige an eine Behörde bedürfen, einer Genehmigung der Unte- ren Landschaftsbehörde. Alle baulichen Anlagen stellen nach § 4 Absatz 2 Nr. 4 LG Eingriffe dar, auch wenn sie keiner Baugenehmigung bedürfen. Somit ist für alle baugenehmigungsfreien bau- lichen Anlagen eine Genehmigung der Unteren Landschaftsbehörde erforderlich. b) Wege, Pfade, Straßen, Plätze, ober- und unterirdische Ver- und Entsorgungsleitungen al- ler Art oder Zäune oder andere Einfriedungen, auch aus Gehölzen, anzulegen, zu ver- legen, zu errichten, an Bäumen zu befestigen oder zu verändern, Ausnahme: Ausgenommen ist die Errichtung von ortsüblichen Weidezäunen und Forstkulturzäunen für die Dauer ihrer notwendigen Standzeit. Erläuterung: Ortsübliche Weidezäune ermöglichen im Gegensatz zu Knotengitterzäunen oder Zäunen aus Ma- schendraht sowohl kleineren als auch größeren Tieren den Durchgang bzw. Durchflug. Sie stel- len somit in der Regel kein Hindernis für die frei lebenden Tiere dar. Dagegen entsteht durch Ma- schendrahtzäune eine hohe Verletzungsgefahr gerade für größere und zudem noch nachtaktive Vögel wie z.B. Eulen. Über die Bauweise ortsüblicher Weidezäune informiert gerne die Landwirt- schaftskammer Westfalen-Lippe, Kreisstelle Siegen, Hauptmühle 5, 57339 Erndtebrück. c) Aufschüttungen, Verfüllungen, Abgrabungen, Ausschachtungen, Bohrungen oder Spren- gungen vorzunehmen, die Bodengestalt auf andere Weise zu verändern, Grundwasser zu

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entnehmen oder abzuleiten, den Grundwasserstand zu verändern, Grundwassergewin- nungsanlagen und Drainagen anzulegen oder zu verändern sowie sonstige Entwässe- rungs- oder andere, den Wasserhaushalt des Gebietes verändernde Maßnahmen vor- zunehmen, Erläuterung: Hierunter fällt unabhängig von § 4 Absatz 2 Nr. 4 LG auch die geringfügige Auffüllung von Ober- boden oder das Verfüllen von Seifen, Teichen, Tümpeln oder dergleichen. Vorhandene Drainagen in landwirtschaftlichen Flächen dürfen im Rahmen des Bestandsschutzes (siehe Ziffer 2.0.3, Seite 32) weiterbetrieben und im bisherigen Umfang unterhalten werden (z.B. Erneuerung beschädigter Rohre, regelmäßiger Grabenaushub, Anpassung an Gewässerverän- derungen). Nicht zulässig ist es, an anderen Stellen Drainagen zu verlegen oder den Wirkungs- grad der Drainagen durch andere oder tiefer liegende Rohrsysteme bzw. tiefere oder breitere Gräben zu erhöhen. d) Abfälle oder das Landschaftsbild oder den Naturhaushalt gefährdende oder beeinträchti- gende Stoffe oder Gegenstände zu lagern, wegzuwerfen oder sich ihrer in anderer Weise zu entledigen, Lagerplätze anzulegen oder die Fläche auf andere Weise zu verunreinigen sowie Schutt oder Bodenbestandteile einzubringen, e) Hecken, Feld- oder Ufergehölze, Einzelbäume, Baumreihen, Baumgruppen oder Röhrichte zu beseitigen, zu beschädigen, abzubrennen oder auszugraben, Ausnahme: Ausgenommen sind erforderliche Schutz-, Pflege- und Sicherungsmaßnahmen an den Gehölzen. Ausgenommen sind ferner Maßnahmen an Bäumen außerhalb des Waldes, so- weit sie zur Abwehr einer gegenwärtigen Gefahr unabweisbar notwendig sind. Erläuterung: Als Beschädigung gilt auch das Verletzen des Wurzelwerkes und jede andere Maßnahme, die geeignet ist, das Wachstum nachhaltig zu beeinflussen. Die fachgerechte Pflege der Hecken, Feld- und Ufergehölze ist unter Beachtung von § 64 Absatz 1 Nr. 2 LG nur in der Zeit vom 01.10. bis 28.02. zulässig. Das Auf-den-Stock-Setzen darf jedoch nur in 12- bis 15-jährigem Rhythmus und auch nur abschnittsweise auf mehrere Jahre verteilt erfolgen, sodass jederzeit noch intakte Gehölzabschnitte vorhanden sind. f) in Waldflächen, die sich seit dem In-Kraft-Treten des Landschaftsplans auf landwirt- schaftlichen Flächen oder Brachflächen durch Sukzession gebildet haben, Gehölze ein- zubringen oder diese Flächen forstwirtschaftlich zu nutzen, Brach- und Sukzessionsflä- chen in eine land- oder forstwirtschaftliche Nutzung zu überführen, Flächen aufzuforsten (Erstaufforstung), Schmuckreisig- und Weihnachtsbaumkulturen oder Baumschulen an- zulegen sowie Grundstücke oder Grundstücksteile flächenhaft, truppweise oder reihen- förmig mit Nadelgehölzen zu bepflanzen, Erläuterung: Eine Überführung von Brach- oder Sukzessionsflächen in eine landwirtschaftliche Nutzung kann in bestimmten Fällen sinnvoll sein und kann daher auf Antrag ggf. durch eine Ausnahmegenehmi- gung erlaubt werden. Das Gleiche gilt für einen Unterbau von Sukzessionsflächen mit einheimi- schen und standortgerechten Laubhölzern. Die Überführung landwirtschaftlicher Flächen in Waldflächen stellt durch eine sich völlig verän- dernde optische Erscheinung dieser Fläche eine erhebliche Veränderung des Landschaftsbildes dar, auch wenn eine Aufforstung mit einheimischen Laubhölzern geplant ist. Die Erstaufforstung ist daher auf allen Flächen von einer Ausnahmegenehmigung abhängig. Auch die reihenförmige oder truppweise Anpflanzung von Fichten kann das Landschaftsbild nachhaltig beeinträchtigen und fällt aus diesen Gründen unter dieses Verbot. g) Stollen- und Höhleneingänge so umzugestalten oder so zu verschließen, dass sie als Le- bensraum für Fledermäuse und Amphibien nicht mehr geeignet sind, h) fließende und stehende Gewässer aller Art (einschließlich Quellbereiche und Teiche) oder deren Ufer anzulegen, zu verändern, zu beschädigen oder zu zerstören, Wasser abzulei- ten und aufzustauen, Entkrautungen und Sohlräumungen durchzuführen sowie Uferbefe-

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stigungen jeglicher Art zu erstellen und Uferabbrüche zu beseitigen, Überfahrten und Ver- rohrungen anzulegen, Gewässer zu kalken, zu düngen oder sonstige, die physikalischen oder chemischen Eigenschaften des Wassers verändernde Maßnahmen durchzuführen, Erläuterung: Unter die Verbote fällt auch das Beweiden und regelmäßige Mähen von Gewässerrändern und Quellbereichen. Bei einer Beweidung besteht eine Handlungspflicht zur Sicherung der Gewässer- ränder jedoch nur dann, wenn durch die Viehtritte erhebliche Uferschäden einzutreten drohen. In diesen Fällen kommen Einzäunungen oder andere geeignete Maßnahmen zum Schutz des Ufers in Betracht. Viehtränken an Gewässern sollten nach Möglichkeit durch landschaftsverträgliche Selbsttränke- anlagen (keine Badewannen oder Ähnliches) ersetzt werden oder – nach Abstimmung mit den Unteren Landschafts- und Wasserbehörden – an geeigneten Stellen direkt am Gewässer ange- legt oder, soweit schon vorhanden, dort belassen werden. Zu vermeiden sind längere Uferab- schnitte, die durchgängig als Tränke genutzt werden. Soweit in Einzelfällen durch Uferabbrüche in größerem Umfang erhebliche Schäden für angren- zende Grundstücke drohen, können in Abstimmung mit den Unteren Landschafts- und Wasser- behörden und der Stadt Freudenberg notwendige Gewässerunterhaltungsmaßnahmen durchge- führt werden. i) stationäre oder fahrbare Ausschank- und Verkaufsstände, -buden, -zelte oder -wagen, Werbeanlagen, Warenautomaten, Schilder, Plakate, Bild- oder Schrifttafeln oder sonstige Beschriftungen zu errichten, anzubringen oder zu ändern, Ausnahme: Ausgenommen sind · Schilder, die von der Unteren Landschaftsbehörde aufgestellt werden und aus- schließlich auf den Schutz des Gebietes hinweisen, · Verkehrsschilder, Ortshinweise und Warntafeln, · Schilder, die nach anderen öffentlich-rechtlichen Vorschriften aufgestellt werden. j) auf Flächen außerhalb der Wege mit Fahrzeugen aller Art zu fahren, zu reiten, zu zelten, zu lärmen, Einrichtungen für die Freizeitnutzung wie z.B. Spiel-, Bade-, Zelt- oder Cam- pingplätze zu errichten oder zu ändern oder Veranstaltungen außerhalb von geschlosse- nen Gebäuden oder dafür angelegten Plätzen oder Einrichtungen durchzuführen, zu or- ganisieren oder hierfür zu werben, Ausnahme: Ausgenommen sind Veranstaltungen im Rahmen der Dorfgemeinschaft, die Errichtung von bis zu 3 Kleinzelten für jeweils maximal 4 Personen und die Ausübung von Freizeit- nutzungen (wie Spazierengehen, Wandern, Reiten und Rad fahren), die sich auf vorhan- dene oder ausgewiesene Wege und Erholungsanlagen erstrecken und nicht veranstal- tungsmäßig organisiert sind. Darüber hinaus kann die Untere Landschaftsbehörde weite- re Ausnahmen zulassen. k) auf nicht öffentlichen Straßen und Wegen mit Kraftfahrzeugen zu fahren, auf Flächen au- ßerhalb der befestigten Straßen und Wege, der Hofräume sowie der eingerichteten Park- und Stellplätze Kraftfahrzeuge, Mobilheime oder Wohnwagen abzustellen, l) Plätze und Einrichtungen für den Motorsport-, Flug- oder Modellbetrieb anzulegen oder zu ändern, derartige Veranstaltungen durchzuführen, jeglichen Motorsport auszuüben, Seilwinden zum Start von Fluggeräten zu betreiben, mit Ultraleichtflugzeugen zu starten oder zu landen oder motorisierte Fahrzeugmodelle außerhalb von Wegen oder befestigten Flächen oder Flugmodelle zu betreiben, Erläuterung: Nicht betroffen von diesen Verboten sind Hubschrauberflüge zu forstlichen Zwecken sowie Ein- satzflüge im Rahmen der Luftrettung. m) die Grünlandflächen in den Teilflächen A, B, C, D, E des Landschaftsschutzgebietes um-

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zubrechen oder in Ackerland umzuwandeln. Ausnahme: Ausgenommen sind Maßnahmen zum Grünland-Pflegeumbruch nach vorheriger Abstim- mung mit der Unteren Landschaftsbehörde. Erläuterung: Auf die Erläuterungen unter Ziffer 2.2 A (siehe Seite 155) zu dieser Regelung wird verwiesen.

E. Allgemeine Ausnahmen: Von den vorstehenden Ge- und Verboten werden aufgrund von § 34 Absatz 4a LG allgemein ausgenommen: a) die Verbote j) und k) im Rahmen der ordnungsgemäßen land- und forstwirtschaftlichen Bodennutzung und die Errichtung von Viehtränken (die allerdings nicht aus Badewannen bestehen dürfen), Bienenständen und von nach Art und Größe ortsüblichen Weidezäu- nen, Forstkulturzäunen während ihrer notwendigen Standzeit, die Zwischenlagerung von geerntetem Holz (z.B. am Wegesrand, ohne dass vorher Baumaßnahmen durchgeführt werden müssen), die vorübergehende Lagerung von Produkten der Landwirtschaft (bei der Flächen- oder Ballensilage jedoch nur bei Verwendung von in der Landschaft unauf- fälligen Folien), die auf 6 Monate befristete Zwischenlagerung von Stallmist auf oder an- grenzend an hiermit zu düngenden Flächen, Erläuterung: Die ordnungsgemäße land- und forstwirtschaftliche Bodennutzung umfasst alle Tätigkeiten, die mit der täglichen Wirtschaftsweise auf den land- und forstwirtschaftlichen Flächen verbunden sind, also vor allem das Bestellen der Flächen und das Ernten land- und forstwirtschaftlicher Produkte. Nicht erfasst werden von dieser Ausnahme alle Maßnahmen, die erst der Vorbereitung einer Nutzungsaufnahme oder einer Nutzungsänderung dienen, konkret alle Maßnahmen zur Um- wandlung einer Fläche oder zu deren Erschließung. Daher fallen nicht alle Verbotstatbestände, auf die in der vorstehenden Ausnahme verwiesen wird, unter die ordnungsgemäße land- und forstwirtschaftliche Bodennutzung. Da die Ausnahme insoweit nicht gilt, sind diese Verbote auch von der Land- und Forstwirtschaft weiterhin einzuhal- ten. Nicht zulässig sind z.B.: · Entfernung und Beschädigung von Bäumen und Sträuchern im Rahmen der landwirtschaftli- chen Bodennutzung · Errichtung land- und forstwirtschaftlich genutzter baulicher Anlagen · Anlage von Fischteichen im Rahmen landwirtschaftlicher Betriebe · Erstaufforstungen · land- und forstwirtschaftlicher Wegebau · Neuanlage oder Veränderung von Drainagen, Gräben oder sonstigen Wasserzu- und -abfüh- rungseinrichtungen (dem Bestandsschutz unterliegen nur reine Unterhaltungsmaßnahmen, die der Aufrechterhaltung der bestehenden Funktionsfähigkeit dienen) · Lagerung von Stallmist unter Verletzung wasserrechtlicher Vorgaben oder innerhalb von Bio- topen nach § 62 LG Die Flächen- oder Ballensilagen sind der landwirtschaftlichen Bodennutzung zuzuordnen. Da sie jedoch bei einer auffälligen Abdeckung durch helle oder reflektierende Farben zu einer Beein- trächtigung des Landschaftsbildes und der Erholungseignung des Gebietes führen können und damit dem Schutzzweck zuwiderlaufen, ist eine allgemeine Ausnahme nur bei Verwendung un- auffälliger Folien (z.B. in dem Farbton RAL 6021 oder dunkler) möglich. b) die zeitlich begrenzte Aufstellung fahrbarer Waldarbeiterschutzhütten, die nicht bauge- nehmigungspflichtig sind, c) die bloße Instandsetzung vorhandener Forstwirtschaftswege mit standortgerechtem Ma- terial innerhalb der bisherigen Trassenbreite,

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Erläuterung: Wegebaumaßnahmen, bei denen Abfallstoffe verwendet werden oder die einen Neubau zum In- halt haben oder die eine Verbreiterung des Weges, eine Verschiebung der Trasse oder Abgra- bungen und Anschüttungen zur Folge haben, sind verboten und unterliegen der Genehmigungs- pflicht. d) die Verbote j) und k) im Rahmen der rechtmäßigen Ausübung der Jagd und der Fischerei sowie die Errichtung von Wildfutterstellen, Erdsitzen, offenen hölzernen Ansitzleitern und Hochsitzen mit einer Grundfläche von bis zu 1,5 m², Erläuterung: Insbesondere folgende Tätigkeiten werden durch die Unberührtheitsklausel für die Ausübung der Jagd nicht zugelassen: · Errichtung von sonstigen baulichen Anlagen (z.B. Jagdhütten und sonstige Gebäude) · in den Verboten j) und k) genannte Tätigkeiten, die nicht unmittelbar mit der Ausübung der Jagd verbunden sind (z.B. Reiten, Zelten, Musik machen, Fahrzeuge waschen) Neben diesen Regelungen für das Landschaftsschutzgebiet bedürfen sämtliche Anlagen in und am Gewässer einer wasserrechtlichen Genehmigung. Außerdem bedarf das Einsetzen gebiets- fremder Arten einer Genehmigung der Höheren Landschaftsbehörde nach § 61 Absatz 3 LG. e) die bei In-Kraft-Treten des Landschaftsplans durch behördliche Einzelentscheidung rechtmäßig zugelassenen Nutzungen, ausgeübten Befugnisse sowie bestehende Anlagen und Betriebe einschließlich ihrer Unterhaltung, dem öffentlichen Verkehr gewidmeten Straßen und Wege, Friedhöfe, Kinderspielplätze, Sportplätze, Badeanstalten und Klein- gärten in der bisherigen Art und im bisherigen Umfang sowie Maßnahmen der Gewässer- unterhaltung; die land- und forstwirtschaftliche Nutzung jedoch nur im Rahmen der vor- stehenden Regelungen unter a), Erläuterung: Der Bestandsschutz für bisher ausgeübte Nutzungen erstreckt sich auch auf Unterhaltungsar- beiten an bestehenden Ver- und Entsorgungsleitungen, auf die Unterhaltung und Neuanlage von Einfriedungen der Wohngrundstücke und angrenzenden gärtnerischen Anlagen, soweit sie orts- üblich und der Landschaft angepasst erstellt werden, sowie auf vorhandene jagdliche Einrichtun- gen (siehe auch Ziffer 2.0.3, Seite 32). f) erforderliche Schutz-, Pflege- und Sicherungsmaßnahmen an Gewässern, jedoch nur nach vorheriger Abstimmung mit der Unteren Landschaftsbehörde, Erläuterung: Schnittmaßnahmen sind unter Beachtung von § 64 Absatz 1 Nr. 2 LG nur in der Zeit vom 01.10. bis 28.02. zulässig. Das Auf-den-Stock-Setzen darf jedoch nur in 12- bis 15-jährigem Rhythmus und auch nur abschnittweise auf mehrere Jahre verteilt erfolgen, sodass jederzeit noch intakte Gehölzabschnitte vorhanden sind. g) Maßnahmen an Bäumen außerhalb des Waldes, soweit sie zur Abwehr einer gegenwärti- gen Gefahr unabweisbar notwendig sind.

F. Ausnahmen und Befreiungen im Einzelfall: Von den vorstehenden Ge- und Verboten können aufgrund von § 34 Absatz 4a LG folgende Ausnahmen und Befreiungen im Einzelfall zugelassen werden: a) Auf Antrag kann die Untere Landschaftsbehörde von den vorstehenden Ge- und Verboten für das Landschaftsschutzgebiet eine Ausnahme zulassen, wenn die beabsichtigte Hand- lung den Schutzzweck nicht beeinträchtigt. b) Die Untere Landschaftsbehörde hat für das Errichten oder Ändern baulicher Anlagen im Sinne von § 35 Absatz 1 Nr. 1 und 3 sowie Absatz 4 BauGB auf Antrag eine Ausnahme zu- zulassen, wenn das Vorhaben hinsichtlich seiner Gestaltung und seinem Standort der Landschaft und dem Naturhaushalt angepasst wird und das Vorhaben dem Schutzzweck nicht entgegensteht.

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c) Die Untere Landschaftsbehörde kann auf Antrag eine Ausnahme für die Unterhaltung, die angemessene Erweiterung oder Ersatzerrichtung von öffentlichen Anlagen und Einrich- tungen an gleicher Stelle zulassen, wenn das Vorhaben in seiner Gestaltung der Land- schaft angepasst wird. d) Nach § 69 Absatz 1 LG kann die Untere Landschaftsbehörde von den vorstehenden Ge- und Verboten für das Landschaftsschutzgebiet auf Antrag eine Befreiung erteilen, wenn · die Durchführung der Vorschrift im Einzelfall § zu einer nicht beabsichtigten Härte führen würde und die Abweichung mit den Be- langen des Naturschutzes und der Landschaftspflege zu vereinbaren ist oder § zu einer nicht gewollten Beeinträchtigung von Natur und Landschaft führen würde oder · überwiegende Gründe des Wohls der Allgemeinheit die Befreiung erfordern. e) Ausnahmen und Befreiungen können - auch nachträglich - mit Nebenbestimmungen ver- bunden sowie widerruflich oder befristet erteilt werden.

G. Ordnungswidrigkeiten: Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 2 LG, wer im Landschaftsschutzge- biet entgegen den Verbotsregelungen in Ziffer 2.2 D (siehe Seite 156) vorsätzlich oder fahr- lässig Maßnahmen ausführt, die den Charakter des Landschaftsschutzgebietes verändern können, dessen Schutzzweck zuwiderlaufen oder die zu einer nachhaltigen Schädigung des Naturhaushalts oder zur Verunstaltung des Landschaftsbildes führen können oder wer vor- sätzlich oder fahrlässig a) bauliche Anlagen im Sinne des § 2 Absatz 1 BauO NRW errichtet oder die baulichen Anla- gen oder der Außenseiten in einer das Landschaftsbild beeinträchtigenden Weise ändert, öffentliche Verkehrsanlagen, Abfallbeseitigungsanlagen sowie Anlagen, die der Aufsicht der Bergbehörde unterliegen, errichtet oder bestehende Anlagen oder deren Nutzung än- dert, b) Wege, Pfade, Straßen, Plätze, ober- und unterirdische Ver- und Entsorgungsleitungen al- ler Art oder Zäune oder andere Einfriedungen, auch aus Gehölzen, anlegt, verlegt, er- richtet, an Bäumen befestigt oder verändert, c) Aufschüttungen, Verfüllungen, Abgrabungen, Ausschachtungen, Bohrungen oder Spren- gungen vornimmt oder die Bodengestalt auf andere Weise verändert, Grundwasser ent- nimmt oder ableitet, den Grundwasserstand verändert, Grundwassergewinnungsanlagen oder Drainagen anlegt oder verändert sowie sonstige Entwässerungs- oder andere den Wasserhaushalt des Gebietes verändernde Maßnahmen vornimmt, d) Abfälle oder das Landschaftsbild oder den Naturhaushalt gefährdende oder beeinträchti- gende Stoffe oder Gegenstände lagert, wegwirft oder sich ihrer in anderer Weise entledi- gt, Lagerplätze anlegt oder die Fläche auf andere Weise verunreinigt sowie Schutt oder Bodenbestandteile einbringt, e) Hecken, Feld- oder Ufergehölze, Einzelbäume, Baumreihen, Baumgruppen oder Röhrichte beseitigt, beschädigt, abbrennt oder ausgräbt, f) in Waldflächen, die sich seit dem In-Kraft-Treten des Landschaftsplans auf landwirt- schaftlichen Flächen oder Brachflächen durch Sukzession gebildet haben, Gehölze ein- bringt oder diese Flächen forstwirtschaftlich nutzt, Brach- oder Sukzessionsflächen in ei- ne land- oder forstwirtschaftliche Nutzung überführt, Flächen aufforstet, Schmuckreisig- oder Weihnachtsbaumkulturen oder Baumschulen anlegt oder Grundstücke oder Grund- stücksteile flächenhaft, truppweise oder reihenförmig mit Nadelgehölzen bepflanzt, g) Stollen- oder Höhleneingänge so umgestaltet oder so verschließt, dass sie als Lebens- raum für Fledermäuse und Amphibien nicht mehr geeignet sind, h) fließende und stehende Gewässer aller Art (einschließlich Quellbereiche und Teiche) oder deren Ufer anlegt, verändert, beschädigt oder zerstört, Wasser ableitet oder aufstaut, Ent- krautungen oder Sohlräumungen durchführt oder Uferbefestigungen jeglicher Art erstellt

Seite 162 Landschaftsschutzgebiet - LSG Freudenberg (§ 21 LG) Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

oder Uferabbrüche beseitigt, Überfahrten oder Verrohrungen anlegt, Gewässer kalkt, düngt oder sonstige die physikalischen oder chemischen Eigenschaften des Wassers verändernde Maßnahmen durchführt, i) stationäre oder fahrbare Ausschank- oder Verkaufsstände, -buden, -zelte oder -wagen, Werbeanlagen, Warenautomaten, Schilder, Plakate, Bild- oder Schrifttafeln oder sonstige Beschriftungen errichtet, anbringt oder ändert, j) auf Flächen außerhalb der Wege mit Fahrzeugen aller Art fährt, reitet, zeltet, lärmt, Ein- richtungen für die Freizeitnutzung wie z.B. Spiel-, Bade-, Zelt- oder Campingplätze er- richtet oder ändert oder Veranstaltungen außerhalb von geschlossenen Gebäuden oder dafür angelegten Plätzen oder Einrichtungen durchführt, organisiert oder hierfür wirbt, k) auf nicht öffentlichen Straßen oder Wegen mit Kraftfahrzeugen fährt, auf Flächen außer- halb der befestigten Straßen oder Wege, der Hofräume sowie der eingerichteten Park- oder Stellplätze Kraftfahrzeuge, Mobilheime oder Wohnwagen abstellt, l) Plätze oder Einrichtungen für den Motorsport-, Flug- oder Modellbetrieb anlegt oder än- dert, derartige Veranstaltungen durchführt, jeglichen Motorsport ausübt, Seilwinden zum Start von Fluggeräten betreibt, mit Ultraleichtflugzeugen startet oder landet oder motori- sierte Fahrzeugmodelle außerhalb von Wegen oder befestigten Flächen oder Flugmodelle betreibt, m) die Grünlandflächen in den Teilflächen A, B, C, D und E des Landschaftsschutzgebietes umbircht oder in Ackerland umwandelt.

Landschaftsschutzgebiet - LSG Freudenberg (§ 21 LG) Seite 163 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

2.3 Naturdenkmale - ND (§ 22 LG)

2.3.1 Allgemeine Regelungen für alle Einzelfestsetzungen Erläuterung: Gesetzliche Vorgaben Als Naturdenkmale werden Einzelschöpfungen der Natur nach § 22 LG festgesetzt, soweit ihr be- sonderer Schutz a) aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen, landeskundlichen oder erdgeschichtlichen Gründen oder b) wegen ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit erforderlich ist. Die Festsetzung kann auch die für den Schutz des Naturdenkmals notwendige Umgebung einbeziehen. Allgemeine Erläuterungen Bei den durch diesen Landschaftsplan festgesetzten Naturdenkmalen handelt es sich um Schutz- objekte aus einem oder mehreren markanten Einzelbäumen sowie um geologische Objekte. Besonders markante Einzelbäume werden ausgewiesen, da sie der Landschaft ein unverwech- selbares Bild geben und somit einen hohen Beitrag zur optischen Gestaltung des Freiraumes leisten. Markante Einzelbäume befinden sich in der offenen Landschaft, in Siedlungen oder auch als herausragende, weithin sichtbare Überhälter im Wald. An markanten Einzelbäumen existieren im Landschaftsplangebiet überwiegend Eichen, aber auch Linden und Buchen. Oft stehen die Bäume an topographisch exponierten Stellen und ande- ren Standorten, die schwierig zu bewirtschaften sind, ferner als Hofbäume auf Bauernhöfen oder bei Wohnhäusern. Neben dem ästhetischen Wert als gliederndes Element in der Landschaft hat ein Solitärbaum auch eine erhebliche ökologische Bedeutung: · Verbesserung des Lokalklimas im Baumschatten (Hof- und Hausbäume) · Nahrungs- und Brutplatz für verschiedene Tiere, z.B. Vögel · abhängig von der Baumart und dem Baumalter sowie vom Totholzanteil besonderer Wert für viele Insekten- und Fledermausarten (in sonnenexponierten, morschen Ästen an Eichen lebt zum Beispiel der Bockkäfer) Gefährdet sind die Solitärbäume in der Regel durch Beseitigung, nicht fachgerechte Schnittmaß- nahmen, Wurzelbeeinträchtigungen, Nutzungen des Kronentraufbereiches (Bereich unter der Baumkrone) oder Bodenversiegelungen. Die Ausweisung geologischer Objekte wie z.B. Felsen oder offene Felswände in ehemaligen Steinbrüchen erfolgt aus erdgeschichtlichen und wissenschaftlichten Gründen, wenn sie einen guten Einblick in den Aufbau und die Entwicklung des geologischen Untergrundes ermöglichen. Rechtliche und finanzielle Auswirkungen Mit den Regelungen für Naturdenkmale wird das Ziel verfolgt, das jeweilige Objekt ohne jegliche nachteilige Veränderungen zu erhalten. Es handelt sich daher in der Regel um einen Totalschutz. Da sich diese geschützten Bäume bereits über viele Jahrzehnte nahezu unbeeinträchtigt entwi- ckeln konnten, wird durch eine Unterschutzstellung nur der derzeitige Zustand gesichert. Unzu- mutbare Beeinträchtigungen für den Grundstückseigentümer treten nicht auf, da keinerlei Verän- derungen erfolgen sollen. Da auch ggf. notwendige Pflege- und Sicherungsarbeiten an den Bäu- men vom Kreis Siegen-Wittgenstein ausgeführt werden, sind für den Eigentümer keinerlei Kosten mit der Unterschutzstellung verbunden. Die mit der Unterschutzstellung der Bäume als Naturdenkmal verbundenen Verbote bewirken im Wesentlichen einen vollständigen Schutz. Dem Grundstückseigentümer ist es daher nicht mehr erlaubt, an den Bäumen entstehende Gefahren durch geeignete Maßnahmen abzuwehren. Da der Grundstückseigentümer mit der Unterschutzstellung seine Einwirkungsmöglichkeiten auf den Baum vollständig verliert, obliegt ihm insoweit auch keine Verkehrssicherungspflicht mehr. Da notwendige Sicherungsmaßnahmen nur noch vom Kreis Siegen-Wittgenstein als Untere Land-

Seite 164 Naturdenkmale - ND (§ 22 LG) Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

schaftsbehörde ausgeführt werden können, fällt dem Kreis Siegen-Wittgenstein auch die Ver- kehrssicherungspflicht zur Last. Der Eigentümer hat allerdings auch weiterhin eine Beobachtungs- und Meldepflicht, d.h. er muss den Baum gelegentlich besichtigen und optisch erkennbare Veränderungen, Schäden und dro- hende Gefahren an den Kreis Siegen-Wittgenstein melden. Hierdurch und durch die vom Kreis Siegen-Wittgenstein sicherzustellende regelmäßige Kontrolle aller Naturdenkmale soll gewähr- leistet werden, dass notwendige Maßnahmen rechtzeitig ergriffen werden können. Tritt dennoch durch unterlassene Maßnahmen am Naturdenkmal ein Schaden ein, so ist der Kreis Siegen-Wittgenstein dafür im Rahmen seines Verschuldens haftbar. Zur Deckung der ent- stehenden Kosten hat der Kreis Siegen-Wittgenstein eine entsprechende Versicherung abge- schlossen. Der Grundstückseigentümer haftet allerdings dann mit dem Kreis Siegen-Wittgenstein gemeinsam, wenn er seiner Beobachtungs- und Meldepflicht nicht nachgekommen ist. Entsteht ein Schaden aufgrund eines unabwendbaren Ereignisses oder aus höherer Gewalt (z.B. Sturm, Überschwemmung oder Erdbeben), für die niemand ein Verschulden trifft, so ist eine Haftung ausgeschlossen. Eine Haftung des Kreises Siegen-Wittgenstein ist auch in den Fällen ausgeschlossen, wenn ein Schaden auf bestimmte Handlungen Dritter zurückzuführen ist, z.B. wenn durch Bauarbeiten oder andere Maßnahmen Gefahrensituationen geschaffen werden. Dies gilt vor allem auch für im Einwirkungsbereich eines Baumes geschaffene Anlagen wie z.B. Sitz- bänke oder andere Erholungsanlagen. Die nachfolgenden allgemeinen Regelungen gelten für alle im Landschaftsplan festge- setzten Naturdenkmale. Weiterhin gelten jeweils für die einzelnen Festsetzungen die dort aufgeführten speziellen Ge- und Verbote, die im Zweifel diesen allgemeinen Regelungen vorgehen.

A. Abgrenzung: Die Standorte der Naturdenkmale sind in der Festsetzungskarte dargestellt. Der Schutzbereich bei den Naturdenkmalen, die aus Bäumen, Baumgruppen oder Baum- reihen bestehen, umfasst neben dem gesamten Baum mit Ast- und Wurzelwerk auch die gesamte Fläche unter der Baumkrone (Kronentraufbereich) zuzüglich eines allsei- tig 1,50 m breiten Streifens (Wurzelbereich), soweit diese Fläche nicht zur Straßen- decke gehört oder überbaut ist.

B. Schutzzweck: Sofern bei den nachfolgenden Naturdenkmalen unter "Schutzzweck" nichts anderes aufgeführt ist, handelt es sich um dominante Einzelelemente mit landschaftsbeleben- der Bedeutung, deren Schutz · aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen, landeskundlichen und erdge- schichtlichen Gründen und · wegen ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit erfolgt.

C. Allgemeine Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen Aufgrund von § 26 LG werden für alle Naturdenkmale folgende Maßnahmen festge- setzt: a) Die im Einzelfall notwendigen Pflegemaßnahmen (z.B. Sanierungsmaßnahmen, Ver- besserungen im Schutzbereich, Optimierung des Umfeldes, Beseitigung von Abfall- stoffen, Schutz vor Weidevieh durch Errichtung von Zäunen) zur Erhaltung der Na- turdenkmale sind durchzuführen.

Naturdenkmale - ND (§ 22 LG) Seite 165 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

b) Die Objekte sind mit Schildern "Naturdenkmal" zu kennzeichnen. Erläuterung: Die Beschilderung erfolgt nach § 48 Absatz 2 LG in Verbindung mit § 13 DVO-LG. Die Schilder haben die Form eines auf der Spitze stehenden gleichseitigen Dreiecks mit einer Seitenlänge von 15 cm. Die Schilder tragen einen dunkelgrünen Randstreifen auf weißem Grund. Im oberen Drittel des weißen Feldes steht in dunkelgrüner Schrift die Bezeichnung "Naturdenkmal". Im unteren Drittel des Schildes ist in schwarzer Farbe ein nach rechts gewendeter fliegender Seeadler dargestellt. Die Eigentümer und Nutzungsberech- tigten haben nach § 14 DVO-LG die Kennzeichnung der Objekte mit Schildern zu dulden. c) Die Naturdenkmale sind von konkurrierendem Bewuchs durch benachbarte Baum- bestände freizustellen.

D. Verbote Aufgrund der §§ 19 und 34 Absatz 3 LG und dieser Festsetzung sind die Beseitigung eines Naturdenkmals sowie alle Handlungen, die zu einer Zerstörung, Beschädigung, Veränderung oder nachhaltigen Störung eines Naturdenkmals oder seines Schutzbe- reiches führen können, verboten. Erläuterung: Verboten sind auch solche Maßnahmen, die außerhalb des Schutzbereiches erfolgen, die aber Einfluss auf das Naturdenkmal haben. Soweit es sich bei den Schutzobjekten um Bäume, Baumgruppen oder Baumreihen handelt, ist insbesondere verboten, a) den gesamten Baum, dessen Äste, Zweige oder Wurzeln zu entfernen oder diese Teile oder die Baumrinde zu beschädigen, am Stamm oder an den Ästen Draht- schlingen, Ketten, Bandeisen, Spielgeräte, Leitungen aller Art, Zäune oder andere Einfriedungen zu befestigen oder Bauklammern, Nägel, Schrauben oder Krampen einzuschlagen oder einzudrehen oder im Baum zu klettern, b) den Boden im Schutzbereich oder Teile davon durch Maßnahmen jeglicher Art zu verdichten oder zu versiegeln, mit Asphalt, Beton oder einer anderen wasser- oder luftundurchlässigen Decke zu befestigen, innerhalb des Schutzbereiches mit Fahr- zeugen jeglicher Art zu fahren oder sie dort abzustellen, den Schutzbereich umzu- brechen, in Acker umzuwandeln, zu pflügen oder in eine andere Nutzungsart zu überführen, dort Stoffe oder Gegenstände zu lagern sowie Dungstätten, Silage- mieten oder Fahrsilos anzulegen, c) das Wachstum eines Baumes durch Veränderungen des Grundwasserspiegels, durch das Ausbringen oder Anwenden von Ölen, Teer, Zement, Salzen, Säuren, Pflanzenschutz-, Schädlingsbekämpfungs- oder sonstigen chemischen Mitteln oder organischen oder mineralischen Düngemitteln, Gülle, Jauche, Stallmist, Klär- schlamm, Kalk, Gärfutter oder sonstigen Futtermitteln zu beeinträchtigen oder sonstige Maßnahmen durchzuführen, die geeignet sind, das Wachstum zu beein- flussen, d) bauliche Anlagen, Wege, Pfade, Straßen, Plätze, ober- und unterirdische Ver- und Entsorgungsleitungen aller Art anzulegen, zu verlegen, zu errichten oder zu verän- dern, Aufschüttungen, Verfüllungen, Abgrabungen, Ausschachtungen, Bohrungen oder Sprengungen vorzunehmen oder die Bodengestalt auf andere Weise zu ver- ändern, e) Abfälle, landwirtschaftliche und forstliche Produkte oder das Landschaftsbild oder den Naturhaushalt gefährdende oder beeinträchtigende Stoffe oder Gegenstände wegzuwerfen, zu lagern oder sich ihrer in anderer Weise zu entledigen oder den

Seite 166 Naturdenkmale - ND (§ 22 LG) Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

Schutzbereich auf andere Weise zu verunreinigen, f) Bäume, Sträucher, sonstige Pflanzen oder Pflanzenteile einzubringen oder den Schutzbereich aufzuforsten oder Schmuckreisig- und Weihnachtsbaumkulturen oder Baumschulen anzulegen, g) stationäre oder fahrbare Ausschank- und Verkaufsstände, -buden oder -wagen, Sitzgelegenheiten, Werbeanlagen, Warenautomaten, Schilder, Inschriften, Plakate, Bild- oder Schrifttafeln oder sonstige Beschriftungen zu errichten, anzubringen oder zu ändern; ausgenommen sind Schilder, die von der Unteren Landschafts- behörde aufgestellt werden und ausschließlich auf den Schutz des Naturdenkmales hinweisen, h) Feuer zu entfachen, zu lagern, zu zelten oder hierfür Einrichtungen wie z.B. Spiel-, Zelt- oder Campingplätze anzulegen, i) Wild zu füttern, Wildfütterungen oder Wildäcker anzulegen oder zu betreiben oder Ansitzleitern, Hochsitze, Jagdkanzeln, Jagdstände oder andere Jagdeinrichtungen zu errichten, j) Weidevieh so nah an den geschützten Bäumen weiden zu lassen, dass durch Tritt- belastung, Fäkalien oder Verbiss ein Baum beschädigt oder beeinträchtigt wird. Erläuterung: Bei der Nutzung der umgebenden Grünlandbereiche als Weide ist es sinnvoll, die ge- schützten Bäume durch Koppelzäune mit einem Abstand von 2,50 m vom Baumstamm oder Bestandesrand vor schädigenden Auswirkungen des Weideviehs zu schützen. Soweit es sich bei den Naturdenkmalen um andere Objekte als um Bäume handelt, gel- ten die für die Naturschutzgebiete unter Ziffer 2.1.0 D (siehe Seite 43) aufgeführten Verbote entsprechend.

E. Allgemeine Ausnahmen: Von den vorstehenden Ge- und Verboten werden aufgrund von § 34 Absatz 4a LG all- gemein ausgenommen: a) Maßnahmen an Bäumen, die zur Abwendung einer gegenwärtigen Gefahr unabweis- bar notwendig sind. Diese Maßnahmen bedürfen der nachträglichen Anzeige an die Untere Landschaftsbehörde. b) Schutz-, Pflege-, Sicherungs- und sonstige Maßnahmen, die von der Unteren Land- schaftsbehörde angeordnet oder genehmigt sind oder von ihr selbst durchgeführt werden sowie Maßnahmen nach § 60 Absatz 3 und 4 LFoG. Erläuterung: Bei der Umsetzung von Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen kann es nach Prüfung durch den Kreis Siegen-Wittgenstein im Einzelfall sinnvoll sein, zur Erreichung des Schutzzwecks von den Festsetzungen abzuweichen. Die Durchführung, Anordnung oder Genehmigung von Pflege- und Entwicklungsmaßnah- men im Wald erfolgt nach vorheriger Abstimmung mit der Unteren Forstbehörde. c) an Naturdenkmalen, die aus Gesteinsformationen bestehen, das Entfernen loser und im Falle gegenwärtiger Gefahren auch abbruchgefährdeter Steine. Das Lösen von Steinmaterial mit Hilfe von Geräten und Maschinen bedarf der vorherigen An- zeige an die Untere Landschaftsbehörde. d) Forschungsmaßnahmen durch Fachbehörden an Naturdenkmalen, bei denen es sich nicht um Bäume handelt, im Einvernehmen mit der Unteren Landschaftsbehör- de. F. Ausnahmen und Befreiungen im Einzelfall: Von den vorstehenden Ge- und Verboten können aufgrund von § 34 Absatz 4a LG fol- gende Ausnahmen und Befreiungen im Einzelfall zugelassen werden: a) Auf Antrag kann die Untere Landschaftsbehörde von den Verboten eine Ausnahme

Naturdenkmale - ND (§ 22 LG) Seite 167 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

zulassen, wenn die beabsichtigte Handlung den Schutzzweck nicht beeinträchtigt. b) Nach § 69 Absatz 1 LG kann die Untere Landschaftsbehörde von den vorstehenden Ge- und Verboten für Naturdenkmale auf Antrag eine Befreiung erteilen, wenn · die Durchführung der Vorschrift im Einzelfall § zu einer nicht beabsichtigten Härte führen würde und die Abweichung mit den Belangen des Naturschutzes und der Landschaftspflege zu vereinbaren ist oder § zu einer nicht gewollten Beeinträchtigung von Natur und Landschaft führen würde oder · überwiegende Gründe des Wohls der Allgemeinheit die Befreiung erfordern. c) Ausnahmen und Befreiungen können - auch nachträglich - mit Nebenbestimmun- gen verbunden sowie widerruflich oder befristet erteilt werden.

G. Ordnungswidrigkeiten: Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 2 LG, wer entgegen den Ver- botsregelungen in Ziffer 2.3.1 D (siehe Seite 166) vorsätzlich oder fahrlässig ein Natur- denkmal beseitigt oder Handlungen ausführt, die zu einer Zerstörung, Beschädigung, Veränderung oder nachhaltigen Störung eines Naturdenkmals oder seines Schutzbe- reiches führen können oder, soweit es sich bei den Schutzobjekten um Bäume, Baum- gruppen oder Baumreihen handelt, wer vorsätzlich oder fahrlässig a) den gesamten Baum, dessen Äste, Zweige oder Wurzeln entfernt oder diese Teile oder die Baumrinde beschädigt, am Stamm oder an den Ästen Drahtschlingen, Ket- ten, Bandeisen, Spielgeräte, Leitungen aller Art, Zäune oder andere Einfriedungen befestigt oder Bauklammern, Nägel, Schrauben oder Krampen einschlägt oder ein- dreht oder im Baum klettert, b) den Boden im Schutzbereich oder Teile davon durch Maßnahmen jeglicher Art ver- dichtet oder versiegelt, mit Asphalt, Beton oder einer anderen wasser- oder luftun- durchlässigen Decke befestigt, innerhalb des Schutzbereiches mit Fahrzeugen jeg- licher Art fährt oder sie dort abstellt, den Schutzbereich umbricht, in Acker umwan- delt, pflügt oder in eine andere Nutzungsart überführt, dort Stoffe oder Gegenstän- de lagert sowie Dungstätten, Silagemieten oder Fahrsilos anlegt, c) das Wachstum eines Baumes durch Veränderungen des Grundwasserspiegels, durch das Ausbringen oder Anwenden von Ölen, Teer, Zement, Salzen, Säuren, Pflanzenschutz-, Schädlingsbekämpfungs- oder sonstigen chemischen Mitteln oder organischen oder mineralischen Düngemitteln, Gülle, Jauche, Stallmist, Klär- schlamm, Kalk, Gärfutter oder sonstigen Futtermitteln beeinträchtigt oder sonstige Maßnahmen durchführt, die geeignet sind, das Wachstum zu beeinflussen, d) bauliche Anlagen, Wege, Pfade, Straßen, Plätze, ober- und unterirdische Ver- oder Entsorgungsleitungen aller Art anlegt, verlegt, errichtet oder verändert, Auf- schüttungen, Verfüllungen, Abgrabungen, Ausschachtungen, Bohrungen oder Sprengungen vornimmt oder die Bodengestalt auf andere Weise verändert, e) Abfälle, landwirtschaftliche oder forstliche Produkte oder das Landschaftsbild oder den Naturhaushalt gefährdende oder beeinträchtigende Stoffe oder Gegenstände wegwirft, lagert oder sich ihrer in anderer Weise entledigt oder den Schutzbereich auf andere Weise verunreinigt, f) Bäume, Sträucher, sonstige Pflanzen oder Pflanzenteile einbringt oder den Schutz- bereich aufforstet oder Schmuckreisig- oder Weihnachtsbaumkulturen oder Baum- schulen anlegt, g) stationäre oder fahrbare Ausschank- oder Verkaufsstände, -buden oder -wagen, Sitzgelegenheiten, Werbeanlagen, Warenautomaten, Schilder, Inschriften, Plakate, Bild- oder Schrifttafeln oder sonstige Beschriftungen errichtet, anbringt oder än- dert, h) Feuer entfacht, lagert, zeltet oder hierfür Einrichtungen wie z.B. Spiel-, Zelt- oder

Seite 168 Naturdenkmale - ND (§ 22 LG) Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

Campingplätze anlegt, i) Wild füttert, Wildfütterungen oder Wildäcker anlegt oder betreibt oder Ansitzleitern, Hochsitze, Jagdkanzeln, Jagdstände oder andere Jagdeinrichtungen errichtet, j) Weidevieh so nah an den geschützten Bäumen weiden lässt, dass durch Trittbela- stung, Fäkalien oder Verbiss ein Baum beschädigt oder beeinträchtigt wird. Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 2 LG, wer, soweit es sich bei den Naturdenkmalen um andere Objekte als um Bäume handelt, entgegen den entspre- chend geltenden Verbotsregelungen für Naturschutzgebiete unter Ziffer 2.1.0 D (siehe Seite 43) vorsätzlich oder fahrlässig die Tatbestände der unter Ziffer 2.1.0 G (siehe Sei- te 56) aufgeführten Ordnungswidrigkeitentatbestände verwirklicht.

2.3.2 Einzelfestsetzungen ND 1 Stieleiche Beschreibung: Einzelbaum Lage: Nordwestlich Büschergrund, E3 ND 2 Felsanschnitt an der Hühnertränke Beschreibung: Felsenböschung an der L 512 Geologie: Unterdevon, Mittlere Siegen-Schichten, gute Ausbildung eines gefla- serten Gesteinsverbandes, Flaserung in Richtung der Schieferung eingeregelt Größe: 0,2 ha Lage: Nördlich Büschergrund, E3 ND 3 2 Winterlinden Beschreibung: Baumgruppe Lage: Nördlich Bühl, E5 ND 4 Bäreneiche Beschreibung: Einzelbaum Lage: Südöstlich Oberholzklau, E5 ND 5 Stieleiche Beschreibung: Einzelbaum Lage: Östlich Niederholzklau, E6 ND 6 ehemaliger Steinbruch Anstoß Beschreibung: Felswände eines ehemaligen Steinbruches Geologie: Unterdevon, Mittlere Siegen-Schichten, Gosenbach-Schichten mit hervorragend ausgebildeten Strömungs- und Wellenrippeln auf den Schichtflächen Größe: 0,1 ha Lage: Nordwestlich Bottenberg, D4 ND 7 Steinbruch Titt Beschreibung: Felswände eines ehemaligen Steinbruches an der L 562 Geologie: Unterdevon, Obere Siegen-Schichten, Übergangsbereich von den Uebach-Schichten zu den Klafeld-Schichten, hervorragende, groß- räumige Einblickmöglichkeit in die Ausbildung des Übergangsberei- ches Größe: 0,4 ha Lage: Südöstlich Lindenberg, D5 ND 8 Rotbuche Beschreibung: Einzelbaum Lage: Östlich Oberstöcken, C1

Naturdenkmale - ND (§ 22 LG) Seite 169 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

ND 9 Steinbruch Asdorfer Straße Beschreibung: Gesteinsformationen an einer Straßenböschung und Felswände eines ehemaligen Steinbruches an der L 512 Geologie: Unterdevon, Mittlere Siegen-Schichten, Typuslokalität der Freuden- berger Schichten Größe: 0,2 ha Lage: Südlich Freudenberg, C3 ND 10 Felsböschung Asdorfer Straße Beschreibung: Felsanschnitt an der L 512 Freudenberg-Kirchen am Asdorfer Weiher Geologie: Unterdevon, Mittlere Siegen-Schichten, Übergangsbereich von den Freudenberger Schichten zu den Gosenbach-Schichten, Gebirgsfal- tung Größe: 0,3 ha Lage: Südlich Freudenberg, C3 ND 11 Rotbuche Beschreibung: Einzelbaum Lage: Nördlich Oberasdorf, C3 ND 12 Stieleiche Beschreibung: Einzelbaum Lage: Nördlich Dirlenbach, C3 ND 13 Stieleiche Beschreibung: Einzelbaum Lage: Nördlich Dirlenbach, C3 ND 14 Stieleiche Beschreibung: Einzelbaum Lage: Nördlich Dirlenbach, C3 ND 15 3 Stieleichen "Im Bruch" Beschreibung: Baumgruppe Lage: Nördlich Dirlenbach, C3 ND 16 Steinbruch Quateln Hardt Beschreibung: Felswände eines ehemaligen Steinbruches Geologie: Unterdevon, Obere Siegen-Schichten, Übergangsbereich von den Uebach-Schichten zu den Klafeld-Schichten mit für die Grenzziehung wichtiger "Grenzsandsteinbank" Größe: 0,1 ha Lage: Östlich Oberfischbach, C5 ND 17 Felsnase Niederndorf Beschreibung: Klippen am Weg und im Hang Geologie: Unterdevon, Obere Siegen-Schichten, Niederndorf-Schichten, gute Einblickmöglichkeit in den Schichtenaufbau Größe: 0,1 ha Lage: Südlich Niederndorf, B4

Seite 170 Naturdenkmale - ND (§ 22 LG) Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

2.4 Geschützte Landschaftsbestandteile - LB (§ 23 LG)

2.4.1 Allgemeine Regelungen für alle Einzelfestsetzungen Erläuterung: Gesetzliche Vorgaben Als Geschützte Landschaftsbestandteile werden Teile von Natur und Landschaft nach § 23 LG festgesetzt, soweit ihr besonderer Schutz a) zur Sicherstellung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts, b) zur Belebung, Gliederung oder Pflege des Orts- und Landschaftsbildes oder c) zur Abwehr schädlicher Einwirkungen erforderlich ist. Der Schutz kann sich in bestimmten Gebieten auf den gesamten Bestand an Bäu- men, Hecken oder anderen Landschaftsbestandteilen erstrecken. Allgemeine Erläuterungen Die Festsetzung der Geschützten Landschaftsbestandteile soll zum Erhalt der ästhetisch wirksa- men Einzelbestandteile der einheimischen Landschaft beitragen. Außerdem erfüllen die einzelnen Objekte eine wichtige Funktion für den Naturhaushalt als Lebensraum für viele seltene und ge- fährdete Tier- und Pflanzenarten und zusätzlich auch eine wichtige Rolle im Biotopverbund. Bei den Geschützten Landschaftsbestandteilen handelt es sich nicht um flächenhaft geschützte Gebiete, sondern um einzelne Elemente der Landschaft (z.B. Hecken, Gebüsche, Feldgehölze, Baumreihen, Gehölzstreifen, Alleen, Ufergehölze, Obstbaumbestände, Quellen, Quellrinnen, Bä- che, Seifen, Bachuferstreifen, Stollen, Stolleneingänge, Felsanschnitte, Steinbrüche, Böschun- gen). Die nachfolgenden Festsetzungen unterscheiden bei den Geschützten Landschaftsbestandteilen zwei verschiedene Kategorien. Die Kategorie I "Gebiete mit Gesamtbestand an Landschaftsbe- standteilen" enthält Festsetzungen für größere Bereiche, die landschaftlich reich strukturiert sind und viele, auch einzeln schutzwürdige Landschaftsbestandteile enthalten. Durch diese Festset- zung erstreckt sich der Schutz auf alle im Gebiet vorhandenen Landschaftsbestandteile, ohne je- des einzelne Landschaftselement gesondert aufzuzählen. Die Verbotsregelungen gelten in Fest- setzungen der Kategorie I allerdings nicht für Grünlandflächen, die zwischen den einzelnen ge- schützten Landschaftselementen liegen. Es handelt sich also um einen Pauschalschutz be- stimmter Einzelobjekte in einem größeren Gebiet, ohne das Gebiet insgesamt flächenhaft zu schützen. Die Kategorie II "Flächendeckende Landschaftsbestandteile" setzt nur die speziell ge- nannten Einzelobjekte als Geschützte Landschaftsbestandteile fest. Diese Festsetzungen umfas- sen i.d.R. kleinere Gebiete als die der Kategorie I und sind auf ein bestimmtes Objekt in der Landschaft bezogen. Die nachfolgenden Verbote gelten für die Festsetzungen der Kategorie II flächendeckend. Nähere Erläuterungen zu den einzelnen Schutzkategorien und zu den verschiedenen Arten von Geschützten Landschaftsbestandteilen sind den speziellen Festsetzungen zu entnehmen. Rechtliche und finanzielle Auswirkungen Die Regelungen für Geschützte Landschaftsbestandteile sollen sicherstellen, dass die hierdurch geschützten Elemente der Landschaft in ihrer typischen Ausprägung, die naturgemäß Verände- rungen unterliegt, erhalten werden. Menschliche Eingriffe sollen sich auf sachgerechte Pflege- maßnahmen beschränken. Da es sich bei den Schutzobjekten um über längere Zeiträume durch natürliche Entwicklungen entstandene Teile von Natur und Landschaft handelt, stehen hier menschliche Nutzungen nicht im Vordergrund. Ein Erhalt dieser Objekte stellt daher keine unzumutbare Beeinträchtigung der Eigentümer dar, sodass mit wirtschaftlichen Nachteilen nicht zu rechnen ist. Uferstreifen entlang von Bächen weisen meist nur eine eingeschränkte Nutzbarkeit mit einem geringen Ertrag auf, teils werden sie bereits nicht genutzt, sodass bei einer Schutzausweisung und der damit entfal- lenden Nutzungsmöglichkeit in der Regel kein Entschädigungsanspruch besteht. Die nachfolgenden allgemeinen Regelungen gelten für alle im Landschaftsplan festge- setzten Geschützten Landschaftsbestandteile. Weiterhin gelten jeweils für die einzelnen

Geschützte Landschaftsbestandteile - LB (§ 23 LG) Seite 171 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

Festsetzungen die dort aufgeführten speziellen Ge- und Verbote, die im Zweifel diesen allgemeinen Regelungen vorgehen.

A. Abgrenzung: Die Abgrenzung der Geschützten Landschaftsbestandteile ist in der Festsetzungskarte dargestellt. Ist trotz dieser Darstellungen nicht zweifelsfrei ersichtlich, ob ein Grund- stück oder ein Grundstücksteil von der Festsetzung betroffen ist, so gilt das Grund- stück oder der Grundstücksteil als von der Festsetzung nicht betroffen. Der Schutzbereich bei den Geschützten Landschaftsbestandteilen, die aus Bäumen, Baumgruppen oder Baumreihen bestehen, umfasst neben dem gesamten Baum mit Ast- und Wurzelwerk auch die gesamte Fläche unter der Baumkrone (Kronentraufbe- reich) zuzüglich eines allseitig 1,50 m breiten Streifens (Wurzelbereich), soweit diese Fläche nicht zur Straßendecke gehört oder überbaut ist.

B. Schutzzweck: Sofern bei den nachfolgenden Geschützten Landschaftsbestandteilen für die jeweilige Festsetzung kein spezieller Schutzzweck angegeben wird, erfolgt die Unterschutzstel- lung als Geschützter Landschaftsbestandteil, weil die Objekte das Landschaftsbild in besonderem Maße beleben, gliedern und prägen und eine besondere Bedeutung für die Pflanzen und Tiere als Bestandteile des Naturhaushalts besitzen.

C. Allgemeine Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen: Erläuterung: Im Gegensatz zu den Ge- und Verboten entfalten die im Sinne von § 26 LG festgesetzten Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen keine unmittelbare Rechtswirkung gegenüber jeder- mann, sondern sie sollen möglichst durch vertragliche Vereinbarungen mit den Grundeigentü- mern bzw. Nutzungsberechtigten realisiert werden. Im Regelfall werden diese Maßnahmen nicht durch den Eigentümer bzw. Nutzungsberechtigten der betreffenden Fläche, sondern durch den Kreis Siegen-Wittgenstein, die Biologische Station Rothaargebirge oder durch vom Kreis Siegen-Wittgenstein beauftragte Dritte durchgeführt. Diese Pflege- und Entwicklungs- maßnahmen richten sich also weniger an den Einzelnen, sondern stellen vielmehr einen Handlungsauftrag dar, der sich an den Kreis Siegen-Wittgenstein als Träger der Landschafts- planung selbst richtet. Die vorgesehenen Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen sind zur Erreichung des jeweiligen Schutzzwecks unverzichtbar. Sie umfassen neben der Beseitigung von Beeinträchtigungen des Naturhaushalts oder Landschaftsbildes auch Maßnahmen zur Optimierung von Land- schaftsteilen und Flächen im Sinne des Naturschutzes. Abweichend hiervon obliegt gemäß § 37 LG den Gemeinden, Gemeindeverbänden oder Ge- bietskörperschaften des öffentlichen Rechts die Durchführung der im Landschaftsplan festge- setzten Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen, sofern sie Eigentümer oder Besitzer der Flä- chen sind. Aufgrund von § 26 LG wird festgesetzt, dass in allen Geschützten Landschafts- bestandteilen folgende Maßnahmen auszuführen sind: a) Zur Erhaltung des Charakters der Geschützten Landschaftsbestandteile sowie zur Gewährleistung des jeweiligen Schutzzweckes sind im Einzelfall notwendige Pfle- gemaßnahmen (z.B. Sanierungsmaßnahmen an Bäumen, Schnittmaßnahmen an Hecken und Gebüschen, Beseitigung von Abfallstoffen, Wiederherstellung natur- naher Gewässerabschnitte, Erhaltung des Grünlandes, Entfernung von nicht stand- ortgerechten Aufforstungen) durchzuführen.

Seite 172 Geschützte Landschaftsbestandteile - LB (§ 23 LG) Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

b) Die Flächen sind mit Schildern "Geschützter Landschaftsbestandteil" zu kennzeichnen. Erläuterung: Die Beschilderung erfolgt nach § 48 Absatz 2 LG in Verbindung mit § 13 DVO-LG. Die Schil- der haben die Form eines auf der Spitze ste- henden gleichseitigen Dreiecks mit einer Sei- tenlänge von 90 cm. Die Schilder tragen einen dunkelgrünen Randstreifen auf weißem Grund. Im oberen Drittel des weißen Feldes steht in dunkelgrüner Schrift die Bezeichnung "Ge- schützter Landschaftsbestandteil". Im unteren Drittel des Schildes ist in schwarzer Farbe ein nach rechts gewendeter fliegender Seeadler dargestellt. Die Eigentümer und Nutzungsberechtigten haben nach § 14 DVO-LG die Kennzeichnung der Gebiete und Objekte mit den Schildern zu dulden. In Einzelfällen kann auch das gleiche Schild in einer verkleinerten Form mit einer Seitenlänge von 15 cm ver- wendet werden. c) Die Grundstücke in den Schutzgebieten sind ggf. durch den Kreis Siegen-Wittgen- stein anzukaufen. Erläuterung: Der Ankauf einzelner Grundstücke oder der gesamten Fläche der Schutzgebiete soll nur dann erfolgen, wenn hierdurch im Einzelfall die vorgesehenen Pflegemaßnahmen erleich- tert oder ermöglicht werden oder nur durch einen Ankauf eine festgesetzte Bewirtschaftung der Flächen erfolgen kann. Der Ankauf soll auch dann erfolgen, wenn hierdurch Entschädi- gungsansprüche der Grundstückseigentümer abgewendet werden können. Ein umfassen- der Ankauf aller Grundstücke in allen Geschützten Landschaftsbestandteilen ist nicht vor- gesehen.

D. Verbote Aufgrund der §§ 19 und 34 Absatz 4 LG und dieser Festsetzung sind die Beseitigung eines Geschützten Landschaftsbestandteils sowie alle Handlungen, die zu einer Zer- störung, Beschädigung oder Veränderung eines Geschützten Landschaftsbestandteils führen können, verboten. Verboten ist insbesondere, a) bauliche Anlagen im Sinne des § 2 Absatz 1 BauO NRW zu errichten oder bauliche Anlagen zu verändern, Abfallbeseitigungsanlagen sowie Anlagen, die der Aufsicht der Bergbehörde unterliegen, zu errichten oder bestehende Anlagen oder deren Nutzung zu ändern, auch wenn hierfür keine Genehmigung erforderlich ist, Erläuterung: Bauliche Anlagen sind mit dem Erdboden verbundene, aus Baustoffen und Bauteilen her- gestellte Anlagen. Eine Verbindung mit dem Erdboden besteht auch dann, wenn die Anla- ge durch eigene Schwere auf dem Erdboden ruht oder auf ortsfesten Bahnen begrenzt beweglich ist oder wenn die Anlage nach ihrem Verwendungszweck dazu bestimmt ist, überwiegend ortsfest benutzt zu werden. Als bauliche Anlagen gelten z.B. auch Aufschüttungen und Abgrabungen, Lager-, Abstell- und Ausstellungsplätze, Camping- und Wochenendplätze, Sport- und Spielplätze, Stell- plätze für Kraftfahrzeuge, künstliche Hohlräume unter der Erdoberfläche, Angelstege, ver- ankerte Fischzuchtanlagen, Fernmeldeeinrichtungen und jagdliche Einrichtungen. Unter den Begriff "Verändern baulicher Anlagen" fällt auch die Umgestaltung derer Außenseiten in einer das Landschaftsbild beeinträchtigenden Weise. b) Wege, Pfade, Straßen, Plätze, ober- und unterirdische Ver- und Entsorgungsleitun- gen aller Art oder Zäune oder andere Einfriedungen, auch aus Gehölzen, anzulegen, zu verlegen, zu errichten, an Bäumen zu befestigen oder zu verändern,

Geschützte Landschaftsbestandteile - LB (§ 23 LG) Seite 173 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

Ausnahme: Ausgenommen ist die Errichtung von ortsüblichen Weidezäunen und von Forst- kulturzäunen für die Dauer ihrer notwendigen Standzeit. Erläuterung: Ortsübliche Weidezäune ermöglichen im Gegensatz zu Knotengitterzäunen oder Zäunen aus Maschendraht sowohl kleineren als auch größeren Tieren den Durchgang bzw. Durch- flug. Sie stellen somit in der Regel kein Hindernis für die frei lebenden Tiere dar. Dagegen entsteht durch Maschendrahtzäune eine hohe Verletzungsgefahr gerade für größere und zudem noch nachtaktive Vögel wie z.B. Eulen. Über die Bauweise ortsüblicher Weidezäu- ne informiert gerne die Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe, Kreisstelle Siegen, Hauptmühle 5, 57339 Erndtebrück. c) Aufschüttungen, Verfüllungen, Abgrabungen, Ausschachtungen, Bohrungen oder Sprengungen vorzunehmen, die Bodengestalt auf andere Weise zu verändern, Grundwasser zu entnehmen oder abzuleiten, den Grundwasserstand zu verändern, Grundwassergewinnungsanlagen und Drainagen anzulegen, zu erneuern oder zu verändern sowie sonstige Entwässerungs- oder andere den Wasserhaushalt des Gebietes verändernde Maßnahmen vorzunehmen, Erläuterung: Hierunter fällt unabhängig von § 4 Absatz 2 Nr. 4 LG auch die geringfügige Auffüllung von Oberboden (z.B. in Feuchtwiesen) oder das Verfüllen von Seifen, Teichen, Tümpeln oder dergleichen. d) Abfälle, landwirtschaftliche und forstliche Produkte oder das Landschaftsbild oder den Naturhaushalt gefährdende oder beeinträchtigende Stoffe oder Gegenstände wegzuwerfen, zu lagern oder sich ihrer in anderer Weise zu entledigen, Lagerplätze anzulegen oder die Fläche auf andere Weise zu verunreinigen sowie Schutt oder Bodenbestandteile einzubringen, e) Bäume, Sträucher oder sonstige Pflanzen zu beschädigen, auszureißen, abzubren- nen, auszugraben oder Teile davon abzutrennen, das Wurzelwerk oder die Rinde von Bäumen und Sträuchern zu beschädigen, Äste, Zweige oder Totholz zu entfer- nen, Gehölzbestände zu beweiden oder sonstige Maßnahmen durchzuführen, die geeignet sind, das Wachstum zu beeinflussen, Ausnahme: Ausgenommen sind weiterhin Aufastungen zur Aufrechterhaltung der landwirt- schaftlichen Nutzbarkeit angrenzender landwirtschaftlicher Flächen nach Abstim- mung mit der Unteren Landschaftsbehörde. Erläuterung: Diese Regelung verbietet auch das Aufasten von Gehölzen auf oder an landwirt- schaftlichen Nutzflächen. f) Bäume, Sträucher, sonstige Pflanzen oder Pflanzenteile oder Tiere einzubringen oder bisher nicht bewaldete Flächen aufzuforsten oder Schmuckreisig- und Weih- nachtsbaumkulturen oder Baumschulen anzulegen, g) wild lebenden Tieren nachzustellen, sie mutwillig zu beunruhigen, zu ihrem Fang Vorrichtungen anzubringen oder aufzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten, Puppen, Larven, Eier, Nester oder sonstige Brut- und Wohnstätten solcher Tiere fortzunehmen oder zu beschädigen, Säugetiere und Vögel am Bau- oder Nestbereich zu fotografieren oder zu filmen, dort Tonaufnahmen herzustellen oder den Brutablauf oder die Aufzucht des Nachwuchses auf andere Weise zu stören, h) Stollen- und Höhleneingänge so umzugestalten oder so zu verschließen, dass sie als Lebensraum für Fledermäuse und Amphibien nicht mehr geeignet sind, i) fließende und stehende Gewässer aller Art (einschließlich Quellbereiche und Tei- che) oder deren Ufer anzulegen, zu verändern, zu beschädigen oder zu zerstören, Wasser abzuleiten und aufzustauen, Entkrautungen oder Sohlräumungen durch-

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zuführen sowie Uferbefestigungen jeglicher Art zu erstellen und Uferabbrüche zu beseitigen, Überfahrten oder Verrohrungen anzulegen, Gewässer zu kalken, zu düngen oder sonstige, die physikalischen oder chemischen Eigenschaften des Wassers verändernde Maßnahmen durchzuführen, Gewässer zu befahren, in ihnen zu baden, Eisflächen zu betreten oder zu befahren, Stege, künstliche Brut- und Nist- hilfen, Netze, Drahtbespannungen und Anlagen für die fischereiliche Nutzung sowie sonstige Anlagen in oder am Gewässer zu errichten oder Fische und Vögel zu füt- tern, Ausnahmen: Ausgenommen von dem Verbot g) ist die Ausübung des Fischereirechts gemäß § 3 Absatz 1 und 2 LFischG und die amtliche Fischereiaufsicht gemäß § 54 LFischG, soweit dies dem Schutzzweck nicht zuwiderläuft, jedoch nicht das Fahren mit Kraft- fahrzeugen außerhalb von Wegen. Erläuterung: Im Zuge der Ausübung der ordnungsgemäßen Fischerei ist das Betreten von Uferpartien eine unausweichliche Notwendigkeit. Die Einhaltung des Fischereigesetzes und der Pacht- verträge garantieren einen naturschutzkonformen Umgang mit den Gewässern und den darin lebenden Tieren. Fischereiliche Hegemaßnahmen einschließlich Besatzmaßnahmen im Rahmen des Fisch- artenschutzes verfolgen das Ziel, dauerhaft sich selbst reproduzierende Fischpopulationen aufzubauen. Nach § 3 Absatz 2 LFischG ist ein künstlicher Besatz nur zulässig zum Aus- gleich beeinträchtigter natürlicher Fortpflanzung einer Fischart, zur Wiederansiedlung ur- sprünglich einheimischer Fischarten und nach Fischsterben. Veränderungen am und im Gewässer führen stets zu einer hohen Belastung (erhöhte Schwebstoffe während der Baumaßnahme etc.) für die im Wasser lebenden Organismen. Zusätzlich kann durch jede noch so kleine Baumaßnahme das Gewässerregime so verän- dert werden, dass dadurch z.B. Uferabbrüche initiiert werden. Aus diesem Grund sind jeg- liche verändernden Maßnahmen im und am Gewässer (z.B. Uferveränderungen, Anlage von Stegen, Aufstauungen) verboten. Unter die Verbote fällt auch das Beweiden und regelmäßige Mähen von Gewässerrändern und Quellbereichen. Bei einer Beweidung besteht eine Handlungspflicht zur Sicherung der Gewässerränder jedoch nur dann, wenn durch die Viehtritte erhebliche Uferschäden ein- zutreten drohen. In diesen Fällen kommen Einzäunungen oder andere geeignete Maß- nahmen zum Schutz des Ufers in Betracht. Viehtränken an Gewässern sollten nach Möglichkeit durch landschaftsverträgliche Selbst- tränkeanlagen (keine Badewannen oder Ähnliches) ersetzt werden oder – nach Abstim- mung mit den Unteren Landschafts- und Wasserbehörden – an geeigneten Stellen direkt am Gewässer angelegt oder, soweit schon vorhanden, dort belassen werden. Zu vermei- den sind längere Uferabschnitte, die durchgängig als Tränke genutzt werden. Neben diesen Regelungen für die Geschützten Landschaftsbestandteile bedürfen sämtli- che Anlagen in und an Gewässern einer wasserrechtlichen Genehmigung. Außerdem be- darf das Einsetzen gebietsfremder Arten einer Genehmigung der Höheren Landschafts- behörde nach § 61 Absatz 3 LG. Weitere Beschränkungen ergeben sich aus § 18 LFischO. Nicht unter den Begriff „fließende Gewässer“ fallen künstlich angelegte Drainagegräben, sodass sich dieses Verbot darauf nicht bezieht. j) stationäre oder fahrbare Ausschank- und Verkaufsstände, -buden oder -wagen, Sitz- gelegenheiten, Werbeanlagen, Warenautomaten, Schilder, Inschriften, Plakate, Bild- oder Schrifttafeln oder sonstige Beschriftungen zu errichten, anzubringen oder zu ändern,

Geschützte Landschaftsbestandteile - LB (§ 23 LG) Seite 175 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

Ausnahme: Ausgenommen sind · Schilder, die von der Unteren Landschaftsbehörde aufgestellt werden und aus- schließlich auf den Schutz des Gebietes hinweisen, · Verkehrsschilder, deren Standorte mit der Unteren Landschaftsbehörde abge- stimmt sind, · Schilder, die nach anderen öffentlich-rechtlichen Vorschriften im Einvernehmen mit der Unteren Landschaftsbehörde aufgestellt werden. k) mit Fahrzeugen aller Art außerhalb der öffentlichen Straßen und Wege zu fahren, sie abzustellen oder zu waschen oder außerhalb der dafür zugelassenen Wege zu rei- ten, Hunde frei laufen zu lassen, Feuer zu entfachen oder zu unterhalten, zu lagern, zu zelten, zu lärmen, Lautsprecher, Radios oder ähnliche Geräte zu betreiben oder jegliche andere Freizeitnutzung durchzuführen, hierfür Einrichtungen wie z.B. Spiel-, Bade-, Zelt- oder Campingplätze anzulegen oder Veranstaltungen jeglicher Art durchzuführen, zu organisieren oder hierfür zu werben, Ausnahme: Ausgenommen davon ist das Befahren von Wegen mit Fahrzeugen im Rahmen der ordnungsgemäßen land- und forstwirtschaftlichen Bodennutzung, der Jagdaus- übung und des Jagdschutzes sowie die Ausübung von Freizeitnutzungen (wie Spa- zieren gehen und Rad fahren), die sich auf vorhandene oder ausgewiesene Wege und Erholungsanlagen erstrecken und nicht veranstaltungsmäßig organisiert sind. Ausgenommen ist außerdem, Jagdhunde im jagdlichen Einsatz frei laufen zu las- sen. l) Modelle jeglicher Art auf dem Erdboden oder auf Wasserflächen zu betreiben oder Anlagen hierfür anzulegen oder zu ändern, m) mit motorisierten und nicht motorisierten Luftfahrzeugen zu starten oder zu landen, n) den Schutzbereich landwirtschaftlich zu nutzen, zu walzen oder zu schleppen, Grünland oder Brachen im Schutzbereich umzubrechen, nachzusäen, in Acker um- zuwandeln oder in eine andere Nutzungsart zu überführen, o) Pflanzenschutz-, Schädlingsbekämpfungs- oder andere chemische Mittel, organi- sche oder mineralische Düngemittel, Gülle, Jauche, Stallmist, Klärschlamm, Kalk, Gärfutter oder sonstige Futtermittel auf die geschützten Bereiche aufzubringen oder zu lagern, in deren Umfeld so auszubringen, dass eine Beeinträchtigung der ge- schützten Bereiche entsteht, sowie Dungstätten, Silagemieten oder Fahrsilos an- zulegen oder Silagewasser abzuleiten, Erläuterung: Hierunter fällt auch die ordnungsgemäße Düngung im Rahmen der landwirtschaftlichen Nutzung (z.B. Mist, Jauche, Gülle). p) Wald zu roden oder Einschlagmaßnahmen in nicht hiebsreifen Beständen durchzu- führen, Ausnahme: Ausgenommen sind Einschlagmaßnahmen mit dem Ziel der Umwandlung nicht standortgerechter bzw. nicht einheimischer Bestände. q) Wild zu füttern, Wildfütterungen, Futtermieten und -behälter oder Wildäcker anzu- legen oder zu betreiben oder Ansitzleitern, Hochsitze, Jagdkanzeln, Jagdstände oder andere Jagdeinrichtungen zu errichten, r) soweit es sich bei den Schutzobjekten oder Teilen davon um Bäume, Baumgruppen oder Baumreihen handelt, (1) den gesamten Baum, dessen Äste, Zweige oder Wurzeln zu entfernen oder diese Teile oder die Baumrinde zu beschädigen, am Stamm oder an den Ästen Draht-

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schlingen, Ketten, Bandeisen, Spielgeräte, Leitungen aller Art, Zäune oder an- dere Einfriedungen zu befestigen oder Bauklammern, Nägel, Schrauben oder Krampen einzuschlagen oder einzudrehen, Ausnahme: Ausgenommen sind Maßnahmen an Bäumen, soweit sie zur Abwehr einer gegen- wärtigen Gefahr unabweisbar notwendig sind. Diese Maßnahmen bedürfen der nachträglichen Anzeige an die Untere Landschaftsbehörde. Erläuterung: Generell untersagt ist auch die Aufastung der Bäume. (2) den Boden im Schutzbereich oder Teile davon durch Maßnahmen jeglicher Art zu verdichten oder zu versiegeln, mit Asphalt, Beton oder einer anderen wasser- oder luftundurchlässigen Decke zu befestigen, innerhalb des Schutzbereiches mit Fahrzeugen jeder Art zu fahren oder sie dort abzustellen, zu pflügen oder dort Stoffe oder Gegenstände zu lagern, (3) das Wachstum eines Baumes durch Veränderungen des Grundwasserspiegels, durch das Ausbringen oder Anwenden von Ölen, Teer, Zement, Salzen, Säuren oder sonstigen chemischen Mitteln zu beeinträchtigen oder sonstige Maßnah- men durchzuführen, die geeignet sind, das Wachstum zu beeinflussen, (4) Weidevieh so nah an den geschützten Bäumen weiden zu lassen, dass durch Trittbelastung, Fäkalien oder Verbiss ein Baum beschädigt oder beeinträchtigt wird. Erläuterung: Bei der Nutzung der umgebenden Grünlandbereiche als Weide ist es - von herkömmli- chen Weiden mit Hudebäumen abgesehen - sinnvoll, die geschützten Bäume vor schä- digenden Auswirkungen des Weideviehs durch geeignete Vorrichtungen zu schützen.

E. Allgemeine Ausnahmen: Von den vorstehenden Verboten werden aufgrund von § 34 Absatz 4a LG allgemein ausgenommen: a) Maßnahmen an Bäumen, die zur Abwendung einer gegenwärtigen Gefahr unabweis- bar notwendig sind. Diese Maßnahmen bedürfen der nachträglichen Anzeige an die Untere Landschaftsbehörde. b) An Geschützten Landschaftsbestandteilen, die aus Gesteinsformationen bestehen, das Entfernen loser und im Falle gegenwärtiger Gefahren auch abbruchgefährdeter Steine. Das Lösen von Steinmaterial mit Hilfe von Geräten und Maschinen bedarf der vorherigen Anzeige an die Untere Landschaftsbehörde. c) Hinsichtlich der Verbote g) und k) die rechtmäßige Ausübung der Jagd gemäß § 1 BJG und des Jagdschutzes gemäß § 25 LJG in Verbindung mit § 23 BJG, und Maß- nahmen der Bisambekämpfung, soweit sie dem Schutzzweck nicht zuwiderlaufen, jedoch nicht das Fahren mit Kraftfahrzeugen außerhalb von Wegen. Erläuterung: Durch diese Ausnahmeregelung wird vor allem das Nachstellen und Erlegen von jagdba- rem Wild, auch unter dem Einsatz von Jagdhunden, zugelassen. Insbesondere folgende Tätigkeiten werden durch die Ausnahmeregelung für die Ausübung der Jagd nicht zuge- lassen: · Errichtung von baulichen Anlagen (z.B. Hochsitze, Jagdkanzeln, Ansitzleitern, Jagd- stände oder andere Jagdeinrichtungen, Fütterungen, Jagdhütten und sonstige Gebäu- de) · Anlage von Wildäsungsflächen, Ausbringung und Lagerung von Futtermitteln (auch in der Notzeit), Anlage und Betrieb von Wildfutterplätzen · Aussetzen von Tieren

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· In den Verboten g) und k) genannte Tätigkeiten, die nicht unmittelbar mit der Ausübung der Jagd verbunden sind (z.B. zu zelten, Feuer zu entfachen, Fahrzeuge zu waschen) d) Die Durchführung von fachgerechten Schnittmaßnahmen an allen Obstbäumen. Erläuterung: Ein Erhaltungsschnitt ist alle drei bis fünf Jahre erforderlich, um das Vergreisen des Kro- nengerüstes zu verhindern und eine ausreichende Durchlüftung der Krone, auch zur Ver- minderung von Pilzbefall, zu gewährleisten. e) Schutz-, Pflege-, Sicherungs-, Entwicklungs- und sonstige Maßnahmen, die von der Unteren Landschaftsbehörde angeordnet oder genehmigt sind oder von ihr selbst durchgeführt werden, Maßnahmen nach § 60 Absatz 3 und 4 LFoG sowie For- schungsmaßnahmen durch Fachbehörden im Einvernehmen mit der Unteren Land- schaftsbehörde, Erläuterung: Bei der Umsetzung von Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen kann es nach Prüfung durch den Kreis Siegen-Wittgenstein im Einzelfall sinnvoll sein, zur Erreichung des Schutzzwecks von den Festsetzungen abzuweichen. Die Durchführung, Anordnung oder Genehmigung von Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen im Wald erfolgt nach vorheriger Abstimmung mit der Unteren Forstbehörde. Nach § 60 Absatz 3 und 4 LFoG führen die Forstbehörden die forstliche Standortkartierung durch und erheben die forstlichen Grunddaten nach dem Agrarstatistikgesetz. f) Entnahme von Nadelgehölzen und Pappeln innerhalb der geschützten Uferrand- streifen. Erläuterung: Nadelgehölze und Pappeln gehören nicht zu den standortgerechten und einheimischen Vegetation entlang der Gewässerläufe und können daher entfernt werden.

F. Ausnahmen und Befreiungen im Einzelfall: Von den vorstehenden Ge- und Verboten können aufgrund von § 34 Absatz 4a LG fol- gende Ausnahmen und Befreiungen im Einzelfall zugelassen werden: a) Auf Antrag kann die Untere Landschaftsbehörde von den vorstehenden Verboten für Geschützte Landschaftsbestandteile eine Ausnahme zulassen, wenn die beab- sichtigte Handlung den Schutzzweck nicht beeinträchtigt. b) Auf Antrag kann die Untere Landschaftsbehörde von den vorstehenden Verboten für Geschützte Landschaftsbestandteile eine Ausnahme · für Schnittmaßnahmen an Bäumen, Hecken und Gebüschen in der Zeit vom 01. Oktober bis zum 28. Februar zulassen, wenn dadurch der Schutzzweck langfristig nicht beeinträchtigt wird. c) Nach § 69 Absatz 1 LG kann die Untere Landschaftsbehörde von den vorstehenden Verboten für Geschützte Landschaftsbestandteile auf Antrag eine Befreiung ertei- len, wenn · die Durchführung der Vorschrift im Einzelfall § zu einer nicht beabsichtigten Härte führen würde und die Abweichung mit den Belangen des Naturschutzes und der Landschaftspflege zu vereinbaren ist oder § zu einer nicht gewollten Beeinträchtigung von Natur und Landschaft führen würde oder · überwiegende Gründe des Wohls der Allgemeinheit die Befreiung erfordern. d) Ausnahmen und Befreiungen können - auch nachträglich - mit Nebenbestimmun- gen verbunden sowie widerruflich oder befristet erteilt werden.

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G. Ordnungswidrigkeiten: Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 2 LG, wer in Geschützten Landschaftsbestandteilen entgegen den Verbotsregelungen in Ziffer 2.4.1 D (siehe Sei- te 173) vorsätzlich oder fahrlässig Handlungen ausführt, die zu einer Beseitigung eines Geschützten Landschaftsbestandteils oder zu einer Zerstörung, Beschädigung oder Veränderung eines Geschützten Landschaftsbestandteils führen können oder wer vor- sätzlich oder fahrlässig a) bauliche Anlagen im Sinne des § 2 Absatz 1 BauO NRW errichtet oder bauliche An- lagen verändert, Abfallbeseitigungsanlagen sowie Anlagen, die der Aufsicht der Bergbehörde unterliegen, errichtet oder bestehende Anlagen oder deren Nutzung ändert, b) Wege, Pfade, Straßen, Plätze, ober- oder unterirdische Ver- und Entsorgungsleitun- gen aller Art oder Zäune oder andere Einfriedungen, auch aus Gehölzen, anlegt, verlegt, errichtet, an Bäumen befestigt oder verändert, c) Aufschüttungen, Verfüllungen, Abgrabungen, Ausschachtungen, Bohrungen oder Sprengungen vornimmt, die Bodengestalt auf andere Weise verändert, Grundwas- ser entnimmt oder ableitet, den Grundwasserstand verändert, Grundwassergewin- nungsanlagen oder Drainagen anlegt, erneuert oder verändert sowie sonstige Ent- wässerungs- oder andere den Wasserhaushalt des Gebietes verändernde Maß- nahmen vornimmt, d) Abfälle, landwirtschaftliche oder forstliche Produkte oder das Landschaftsbild oder den Naturhaushalt gefährdende oder beeinträchtigende Stoffe oder Gegenstände wegwirft, lagert oder sich ihrer in anderer Weise entledigt, Lagerplätze anlegt oder die Fläche auf andere Weise verunreinigt sowie Schutt oder Bodenbestandteile ein- bringt, e) Bäume, Sträucher oder sonstige Pflanzen beschädigt, ausreißt, abbrennt, ausgräbt oder Teile davon abtrennt, das Wurzelwerk oder die Rinde von Bäumen und Sträu- chern beschädigt, Äste, Zweige oder Totholz entfernt, Gehölzbestände beweidet oder sonstige Maßnahmen durchführt, die geeignet sind, das Wachstum zu beein- flussen, f) Bäume, Sträucher, sonstige Pflanzen oder Pflanzenteile oder Tiere einbringt oder bisher nicht bewaldete Flächen aufforstet oder Schmuckreisig- oder Weihnachts- baumkulturen oder Baumschulen anlegt, g) wild lebenden Tieren nachstellt, sie mutwillig beunruhigt, zu ihrem Fang Vorrich- tungen anbringt oder aufstellt, sie fängt, verletzt oder tötet, Puppen, Larven, Eier, Nester oder sonstige Brut- oder Wohnstätten solcher Tiere fortnimmt oder beschä- digt, Säugetiere oder Vögel am Bau- oder Nestbereich fotografiert oder filmt, dort Tonaufnahmen herstellt oder den Brutablauf oder die Aufzucht des Nachwuchses auf andere Weise stört, h) Stollen- oder Höhleneingänge so umgestaltet oder so verschließt, dass sie als Le- bensraum für Fledermäuse und Amphibien nicht mehr geeignet sind, i) fließende und stehende Gewässer aller Art (einschließlich Quellbereiche und Tei- che) oder deren Ufer anlegt, verändert, beschädigt oder zerstört, Wasser ableitet oder aufstaut, Entkrautungen oder Sohlräumungen durchführt oder Uferbefestigun- gen jeglicher Art erstellt oder Uferabbrüche beseitigt, Überfahrten oder Verrohrun- gen anlegt, Gewässer kalkt, düngt oder sonstige, die physikalischen oder chemi- schen Eigenschaften des Wassers verändernde Maßnahmen durchführt, Gewässer befährt, in ihnen badet, Eisflächen betritt oder befährt, Stege, künstliche Brut- und Nisthilfen, Netze, Drahtbespannungen und Anlagen für die fischereiliche Nutzung sowie sonstige Anlagen in oder am Gewässer errichtet oder Fische und Vögel füt- tert, j) stationäre oder fahrbare Ausschank- und Verkaufsstände, -buden oder -wagen, Sitz- gelegenheiten, Werbeanlagen, Warenautomaten, Schilder, Inschriften, Plakate, Bild- oder Schrifttafeln oder sonstige Beschriftungen errichtet, anbringt oder ändert,

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k) mit Fahrzeugen aller Art außerhalb der öffentlichen Straßen oder Wege fährt, sie abstellt oder wäscht oder außerhalb der dafür zugelassenen Wege reitet, Hunde frei laufen lässt, Feuer entfacht oder unterhält, lagert, zeltet, lärmt, Lautsprecher, Ra- dios oder ähnliche Geräte betreibt oder jegliche andere Freizeitnutzung durchführt, hierfür Einrichtungen wie z.B. Spiel-, Bade-, Zelt- oder Campingplätze anlegt oder Veranstaltungen jeglicher Art durchführt, organisiert oder hierfür wirbt, l) Modelle jeglicher Art auf dem Erdboden oder auf Wasserflächen betreibt oder Anla- gen hierfür anlegt oder ändert, m) mit motorisierten oder nicht motorisierten Luftfahrzeugen startet oder landet, n) den Schutzbereich landwirtschaftlich nutzt, walzt oder schleppt, Grünland oder Bra- chen im Schutzbereich umbricht, nachsät, in Acker umwandelt oder in eine andere Nutzungsart überführt, o) Pflanzenschutz-, Schädlingsbekämpfungs- oder andere chemische Mittel, organi- sche oder mineralische Düngemittel, Gülle, Jauche, Stallmist, Klärschlamm, Kalk, Gärfutter oder sonstige Futtermittel auf die geschützten Bereiche aufbringt oder la- gert, in deren Umfeld so ausbringt, dass eine Beeinträchtigung der geschützten Be- reiche entsteht, sowie Dungstätten, Silagemieten oder Fahrsilos anlegt oder Silage- wasser ableitet, p) Wald rodet oder Einschlagmaßnahmen in nicht hiebsreifen Beständen durchführt, q) Wild füttert, Wildfütterungen, Futtermieten oder -behälter oder Wildäcker anlegt oder betreibt oder Ansitzleitern, Hochsitze, Jagdkanzeln, Jagdstände oder andere Jagdeinrichtungen errichtet, r) soweit es sich bei den Schutzobjekten oder Teilen davon um Bäume, Baumgruppen oder Baumreihen handelt, (1) den gesamten Baum, dessen Äste, Zweige oder Wurzeln entfernt oder diese Teile oder die Baumrinde beschädigt, am Stamm oder an den Ästen Drahtschlingen, Ketten, Bandeisen, Spielgeräte, Leitungen aller Art, Zäune oder andere Einfrie- dungen befestigt oder Bauklammern, Nägel, Schrauben oder Krampen ein- schlägt oder eindreht, (2) den Boden im Schutzbereich oder Teile davon durch Maßnahmen jeglicher Art verdichtet oder versiegelt, mit Asphalt, Beton oder einer anderen wasser- oder luftundurchlässigen Decke befestigt, innerhalb des Schutzbereiches mit Fahr- zeugen jeder Art fährt oder sie dort abstellt, pflügt oder dort Stoffe oder Ge- genstände lagert, (3) das Wachstum eines Baumes durch Veränderungen des Grundwasserspiegels, durch das Ausbringen oder Anwenden von Ölen, Teer, Zement, Salzen, Säuren oder sonstigen chemischen Mitteln beeinträchtigt oder sonstige Maßnahmen durchführt, die geeignet sind, das Wachstum zu beeinflussen, (4) Weidevieh so nah an den geschützten Bäumen weiden lässt, dass durch Tritt- belastung, Fäkalien oder Verbiss ein Baum beschädigt oder beeinträchtigt wird.

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2.4.2 Kategorie I - Gebiete mit Gesamtbestand an Landschaftsbestandteilen

Abgrenzung: Die vorstehenden allgemeinen und die nachstehenden speziellen Regelungen gelten bei Festsetzungen dieser Kategorie nur für folgende tatsächlich vorhandene Einzelelemente: · Bäume, Baumgruppen, Baumreihen, Baumbestände, Obstbäume, Hecken, Gebüsche, Waldsäume, Gehölzstreifen, Ufergehölze, Quellen, Quellrinnen, Bäche, Seifen und Rin- nen, sonstige Gewässer, nicht bewirtschaftete und brachliegende Böschungen Der Schutzbereich von Bachläufen ist innerhalb der Geschützten Landschaftsbestandteile jeweils die Wasserfläche und die Ufer mit den Böschungsbereichen, soweit nicht bei den einzelnen Festsetzungen anders angegeben. Der Schutzbereich kann bei einzelnen Geschützten Landschaftsbestandteilen abwei- chend angegeben sein. Erläuterung: Bei der Festsetzung dieser Gebiete ist kein flächenhafter Schutz in dem gesamten Bereich beab- sichtigt, sondern die vorgesehenen Verbote beziehen sich nur auf die genannten Einzelelemente. In den Teilen des zeichnerisch abgegrenzten Gebietes, in dem sich keine derartigen Einzelele- mente befinden, gelten keinerlei Verbote. Dies bedeutet vor allem auch, dass eine Einschränkung der landwirtschaftlichen Nutzung auf den Freiflächen grundsätzlich nicht erforderlich ist, soweit keine Beeinträchtigung der genannten Einzelelemente zu erwarten ist. Einige der geschützten Einzelelemente (z.B. Quellen, Bäche) sowie besonders feuchte oder magere Grünlandflächen können außerdem aufgrund von § 62 LG als Biotope gesetzlich geschützt sein (weitere Erläute- rungen siehe Ziffer 0.9.4.3, Seite 20, kartenmäßige Darstellung der Biotope siehe auf der Karte „Gesetzlich geschützte Flächen“). Die Darstellung von Gebieten mit Gesamtbestand an Landschaftsbestandteilen erfolgt dort, wo eine Vielzahl von schutzwürdigen Einzelelementen in räumlichem Zusammenhang erhalten wer- den soll und eine Darstellung im Einzelfall aus zeichnerischen Gründen schwierig oder nicht mög- lich wäre. Die in diesen Gebieten vorkommenden schutzwürdigen Einzelelemente entsprechen den Objek- ten, die in den nachfolgenden Kategorien Geschützter Landschaftsbestandteile ausführlich be- schrieben und charakterisiert werden. Hierzu wird auf die entsprechenden Erläuterungen verwie- sen. Als zusätzliches geschütztes Element kommt in dieser Kategorie noch die brachliegende Böschung hinzu. Bei diesem Element handelt es sich um weitgehend gehölzfreie Grenzsäume an Wegen, Feldgrenzen, Gräben und Hangkanten. Früher fand man hier artenreiche und bunte Pflanzenbestände. Viele dieser Säume wurden durch Umwandlung in Nutzflächen vernichtet. Die verbliebenen Bestände sind verarmt: Schädliche Einträge aus den benachbarten Flächen (Dün- gemittel, Schädlingsbekämpfungsmittel, Abgase usw.), aber auch gezielte chemische Unkrautbe- kämpfung und zu häufige Mahd haben sie artenarm werden lassen. Dennoch existieren noch ei- nige erhaltenswerte Feld- und Wegraine, die nicht bewirtschaftet oder meist nur sporadisch ge- mäht werden. Sie zeichnen sich durch eine sehr große Standortvielfalt aus, beherbergen sehr verschiedene Pflanzengesellschaften, beispielsweise Pioniergesellschaften aus einjährigen Kräu- tern, trockene Magerrasen, bunte Wiesengesellschaften oder Hochstaudenfluren. Sie sind vielge- staltige Lebensstätten für Pflanzen und Tiere, welche hier Biotopstrukturen und Nahrungsquellen finden, die dem kultivierten Umfeld fehlen, z.B.: · winzige Verstecke für die Anlage der Nester und zur Aufzucht der Jungen (Hase, Rebhuhn, Lerche, Hummel usw.) · Nektar und Pollen vom Frühjahr bis in den Herbst für Blüten besuchende Insekten (Wildbie- nen, Hummeln, Schmetterlinge, Schwebfliegen usw.) · Ausweichmöglichkeiten z.B. bei Mahd · Überwinterungsquartiere in Hohlräumen abgestorbener Halme und Stengel für Insekten und Spinnen · Samen vertrockneter Blütenstände als Herbst- und Winternahrung für Vögel

Geschützte Landschaftsbestandteile - LB (§ 23 LG) Seite 181 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

· Lebensraum für natürliche Feinde von Schädlingen Neben der oben aufgeführten ökologischen Bedeutung der Feldraine und brachliegenden Bö- schungen kommt ihnen eine hohe ästhetische Bedeutung zu: Sie verringern die Eintönigkeit der bewirtschafteten Feldflur, gliedern so die Landschaft und bereichern das Landschaftsbild. Feldraine und brachliegende Böschungen sind wichtige Elemente für die kleinräumige Vernet- zung von naturnahen Biotopen und sollen daher in den Gebieten mit Gesamtbestand an Land- schaftsbestandteilen die verschiedenen Biotopstrukturen verknüpfen. Die Schutzausweisung soll einen dauerhaften Erhalt dieser wichtigen und selten gewordenen Strukturen ermöglichen. Dabei ist besonders wichtig, dass Raine weitgehend sich selbst überlassen bleiben und dass kein Ein- trag von Pflanzenschutz- oder Düngemitteln von den angrenzenden Nutzflächen aus erfolgt. Eine Mahd kann durchaus eine empfehlenswerte Pflegemaßnahme an Rainen und Säumen sowie Bö- schungen sein, wenn sie im Spätsommer nach dem Blühen und Fruchten der Pflanzen erfolgt. Um die Ziele des Arten- und Biotopschutzes zu erreichen, sind punktuelle Nachpflanzungen ab- sterbender Bäume und Sträucher erforderlich.

Zusätzliche Verbote für Obstwiesen und -weiden: Ergänzend zu den für alle Geschützten Landschaftsbestandteile geltenden Verboten unter Ziffer 2.4.1 D (siehe Seite 173) wird für die nachfolgenden Geschützten Landschaftsbe- standteile aufgrund der §§ 19 und 34 Absatz 1 LG zusätzlich verboten, soweit sie aus Obstwiesen und -weiden bestehen, a) bei Nachpflanzungen andere Obstbäume als Hochstämme und andere als in Ziffer 0.11.2 (siehe Seite 25) aufgeführte regionale Obstsorten zu verwenden.

Zusätzliche Gebote für Quellen, Quellrinnen, Bäche und Seifen: Für alle Geschützten Landschaftsbestandteile dieser Kategorie, soweit sie aus Quellen, Quellrinnen, Bächen und Seifen bestehen, wird aufgrund des § 19 LG zusätzlich geboten, a) einzelne ältere Bäume für die Zerfallsphase zu erhalten und stehendes Totholz nicht zu entfernen, Erläuterung: Gerade Altholzbäume, insbesondere Horst- und Höhlenbäume, und stehendes Totholz bieten einer Vielzahl von Lebewesen geeignete Existenzmöglichkeiten. Direkt gefördert werden Höhlen bewohnende Arten wie Spechte, Fledermäuse und zum anderen Holz zersetzende Arten wie Bockkäfer und viele Pilze. b) Waldflächen naturnah zu bewirtschaften. Erläuterung: Eine "naturnahe Waldbewirtschaftung" bedeutet, dass die Flächen vor allem durch Naturver- jüngung, durch Anpflanzung von geeigneten einheimischen und standortgerechten Laubhöl- zern, durch Beseitigung nicht standortgerechter Hölzer, durch Kahlschlagverzicht, durch fe- melwaldartige Bewirtschaftung, durch Beachtung der natürlichen Waldfolge, durch boden- und bestandsschonende Arbeitsverfahren, durch Einzelstammentnahme sowie durch Erhaltung von einzelnen älteren Bäumen und von Totholzbäumen bewirtschaftet werden. Die Beseiti- gung "nicht standortgerechter und nicht einheimischer Aufforstungen" bedeutet z.B. die Ent- fernung aller Nadelgehölze, Pappeln, Roteichen und Robinien.

Zusätzliche Ausnahme: Von den für alle Geschützten Landschaftsbestandteile geltenden allgemeinen Verboten unter Ziffer 2.4.1 D (siehe Seite 173) wird zusätzlich zu den Allgemeinen Ausnahmen unter Ziffer 2.4.1 0 (siehe Seite 177) für die nachfolgenden Geschützten Landschaftsbestand- teile, soweit sie aus Obstwiesen und -weiden bestehen, aufgrund von § 34 Absatz 4a LG ausgenommen, a) die Grünlandflächen ab dem 15.06. eines Jahres zu mähen und zu beweiden,

Seite 182 Geschützte Landschaftsbestandteile - LB (§ 23 LG) Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

b) abgestorbene Obstbäume zu fällen, wenn auf einem Grundstück insgesamt mehr als 10 % der vorhandenen Obstbäume abgestorben sind; Voraussetzung ist jedoch, dass 10 % des Baumbestandes als Totholzbäume erhalten bleiben und für jeden gefällten Baum eine Nachpflanzung am gleichen Standort erfolgt, c) Obstbäume mit ansteckenden Krankheiten zu fällen.

Ordnungswidrigkeiten Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 2 LG, wer in diesen Geschützten Landschaftsbestandteilen entgegen den vorstehenden Verbotsregelungen vorsätzlich oder fahrlässig a) bei Nachpflanzungen andere Obstbäume als Hochstämme und andere als lokale Sor- ten verwendet. Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 2 LG ferner, wer in diesen Ge- schützten Landschaftsbestandteilen entgegen den vorstehenden Gebotsregelungen vor- sätzlich oder fahrlässig a) einzelne ältere Bäume nicht für die Zerfallsphase erhält oder stehendes Totholz ent- fernt, b) Waldflächen nicht naturnah bewirtschaftet.

Einzelfestsetzungen:

LB 1 LB Oberholzklau Beschreibung: Gewässer und Gehölzbestand am Gemeindehaus Größe: 0,8 ha Lage: in Oberholzklau, F5, E5

LB 2 gestrichen (vorher LB Hischpfad-Tal)

LB 3 LB Wildenburger Bach Beschreibung: Talbereich mit Teichen (Amphibiengewässer: Kammmolch, Kleiner Wasserfrosch u.a.), brachliegender Fläche und Gewässer Größe: 0,7 ha Lage: Nördlich Hohenhain, E5

LB 4 LB Walbertal und Hube Beschreibung: Hangbereich mit Gebüschen und Gehölzbeständen Größe: 10,5 ha Lage: Östlich Niederndorf, B4

LB 5 gestrichen (vorher LB Gerhardseifen)

LB 6 LB Altenfelds Kopf Beschreibung: Hangbereich nördlich des Altenfelds Kopf mit markanten Einzelbäumen, Feldgehölzen und Heckenzügen Größe: 11,2 ha Lage: Südlich Bühl, E5

Zusätzliche Pflege- und Entwicklungsmaßnahme: Ergänzend zu den für alle Geschützten Landschaftsbestandteile geltenden allge- meinen Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen unter Ziffer 2.4.1 C (siehe Seite 172) wird für diesen Geschützten Landschaftsbestandteil aufgrund von § 26 LG folgen- de weitere Maßnahme festgesetzt: · Anpflanzung von einheimischen, standortgerechten Laubgehölzen entlang der Wege

Geschützte Landschaftsbestandteile - LB (§ 23 LG) Seite 183 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

LB 7 LB Alcher Berg Beschreibung: Hangbereich mit markanten Einzelbäumen, Baumgruppen und einer Ei- chenreihe sowie einem Bach begleitenden Gehölzbestand Größe: 13, 1 ha Lage: Südlich Bühl, E5, D5

Zusätzliche Pflege- und Entwicklungsmaßnahme: Ergänzend zu den für alle Geschützten Landschaftsbestandteile geltenden allge- meinen Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen unter Ziffer 2.4.1 C (siehe Seite 172) wird für diesen Geschützten Landschaftsbestandteil aufgrund von § 26 LG folgen- de weitere Maßnahme festgesetzt: · Entfernung der Nadelgehölze im Bereich des Bach begleitenden Gehölzbe- standes · Anpflanzung von einheimischen, standortgerechten Laubgehölzen

LB 8 LB Oberer Eschenbach Beschreibung: flach geneigte Unterhänge mit markanten Einzelgehölzen Größe: 1,7 ha Lage: Südlich Oberholzklau, E5

LB 9 LB Scheuerwiese Beschreibung: Talzug und Hangbereich mit Hecken, Einzelgehölzen, Hangkanten und Uferrandstreifen Größe: 3,8 ha Lage: Westlich Niederholzklau, E5 Abgrenzung: zusätzlich ein Uferrandstreifen von je 1 m Breite beidseits der Bö- schungsberkante des Gewässers

Zusätzliches Verbot: Ergänzend zu den für alle Geschützten Landschaftsbestandteile geltenden Verbo- ten unter Ziffer 2.4.1 D (siehe Seite 173) wird für diesen Geschützten Landschafts- bestandteile aufgrund der §§ 19 und 34 Absatz 1 LG zusätzlich verboten, a) die Fläche innerhalb des Uferrandstreifens zu nutzen oder zu pflegen.

Ordnungswidrigkeiten: Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 2 LG, wer in diesem Ge- schützten Landschaftsbestandteil entgegen der vorstehenden Verbotsregelung vorsätzlich oder fahrlässig a) die Flächen innerhalb des Uferrandstreifens nutzt oder pflegt.

Zusätzliche Ausnahme: Von dem vorstehenden Verbot wird zusätzlich zu den Allgemeinen Ausnahmen unter Ziffer 2.4.1 0 (siehe Seite 177) aufgrund von § 34 Absatz 4a LG ausgenom- men: a) Bei einer Beweidung der angrenzenden Flächen darf zur Einrichtung einer Tränke ein Zugang des Viehs zum Gewässer in einer Länge von bis zu 5 m pro Bewirtschaftungseinheit erfolgen.

Seite 184 Geschützte Landschaftsbestandteile - LB (§ 23 LG) Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

Erläuterung: Grundsätzlich wird empfohlen Viehtränken außerhalb des Gewässsers anzulegen. Es soll jedoch weiterhin die Möglichkeit bestehen an geeigneter Stelle eine Viehtränke am Bach einzurichten. Hier ist die Auszäunung des Baches dann zu unterbrechen. b) Ausgenommen sind Maßnahmen zur vegetativen oder generativen Beerntung der Erlenzuchtbäume. c) Auf Antrag kann die Untere Landschaftsbehörde für bestimmte Grundstücke Abweichungen in der Form zulassen, dass der Uferrandstreifen nur einseitig ungenutzt bleiben muss, wenn auf der anderen Uferseite die doppelte Breite ungenutzt bleibt. Erläuterung: Außerdem ist es nach der allgemeinen Ausnahme unter Ziffer 2.4.1 0 f) (siehe Seite 178) generell erlaubt, Nadelgehölze und Pappeln innerhalb der geschützten Uferrandstreifen zu entnehmen.

LB 10 LB Am Trünningersberg Beschreibung: Hangbereich mit markanten Einzelbäumen und Baumgruppen aus über- wiegend Stieleichen Größe: 2,6 ha Lage: Südwestlich Niederholzklau, E5

LB 11 LB Gambachsweiher Beschreibung: Talbereich des Gambaches und Hangbereich an der Fließenhardt mit Laubgehölzen, Obstbäumen, brachliegenden Böschungen, Brach- und Grünlandflächen und dem Gambachsweiher Größe: 7,2 ha Lage: Nordöstlich Freudenberg, D3

LB 12 LB Am Bruch Beschreibung: Hangbereich mit Obstbaumbeständen, Magerwiesen, nicht bewirt- schafteten, brachliegenden Böschungen, Gehölzstreifen und Einzel- bäumen Größe: 0,9 ha Lage: Südlich Oberheuslingen, C4, D4

LB 13 LB Lindenbergerhöh Beschreibung: Hangbereich mit Gehölzstreifen, Gebüschen und Obstbäumen (2 Flä- chen) Größe: 1,4 ha Lage: Südlich Lindenberg, D5

LB 14 LB Lederbach-Tal Beschreibung: Talbereich mit Bach, Uferrandstreifen, Waldsäumen, Erlenbestand und nicht bewirtschafteten, brachliegenden Böschungen Größe: 9,0 ha Lage: Südwestlich Alchen, D5 Abgrenzung: zusätzlich ein Uferrandstreifen von je 1 m Breite beidseits der Bö- schungsberkante des Gewässers

Zusätzliches Verbot: Ergänzend zu den für alle Geschützten Landschaftsbestandteile geltenden Verbo- ten unter Ziffer 2.4.1 D (siehe Seite 173) wird für diesen Geschützten Landschafts- bestandteile aufgrund der §§ 19 und 34 Absatz 1 LG zusätzlich verboten, a) die Fläche innerhalb des Uferrandstreifens zu nutzen oder zu pflegen.

Geschützte Landschaftsbestandteile - LB (§ 23 LG) Seite 185 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

Ordnungswidrigkeiten: Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 2 LG, wer in diesem Ge- schützten Landschaftsbestandteil entgegen der vorstehenden Verbotsregelung vorsätzlich oder fahrlässig a) die Flächen innerhalb des Uferrandstreifens nutzt oder pflegt.

Zusätzliche Ausnahme: Von dem vorstehenden Verbot wird zusätzlich zu den Allgemeinen Ausnahmen unter Ziffer 2.4.1 0 (siehe Seite 177) aufgrund von § 34 Absatz 4a LG ausgenom- men: a) Bei einer Beweidung der angrenzenden Flächen darf zur Einrichtung einer Tränke ein Zugang des Viehs zum Gewässer in einer Länge von bis zu 5 m pro Bewirtschaftungseinheit erfolgen. Erläuterung: Grundsätzlich wird empfohlen Viehtränken außerhalb des Gewässsers anzulegen. Es soll jedoch weiterhin die Möglichkeit bestehen an geeigneter Stelle eine Viehtränke am Bach einzurichten. Hier ist die Auszäunung des Baches dann zu unterbrechen. b) Auf Antrag kann die Untere Landschaftsbehörde für bestimmte Grundstücke Abweichungen in der Form zulassen, dass der Uferrandstreifen nur einseitig ungenutzt bleiben muss, wenn auf der anderen Uferseite die doppelte Breite ungenutzt bleibt. Erläuterung: Außerdem ist es nach der allgemeinen Ausnahme unter Ziffer 2.4.1 0 f) (siehe Seite 178) generell erlaubt, Nadelgehölze und Pappeln innerhalb der geschützten Uferrandstreifen zu entnehmen.

Zusätzliche Pflege- und Entwicklungsmaßnahme: Ergänzend zu den für alle Geschützten Landschaftsbestandteile geltenden allge- meinen Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen unter Ziffer 2.4.1 C (siehe Seite 172) wird für diesen Geschützten Landschaftsbestandteil aufgrund von § 26 LG folgen- de weitere Maßnahme festgesetzt: · Entfernung der Nadelholzbestände im Talraum und anschließende Entwicklung zu Grünland oder Hochstaudenflur

LB 15 LB Kesselholz Beschreibung: Tälchen mit Quelle, Seifenrinne, Laubbaumbestand und Obstbäumen Größe: 0,4 ha Lage: Westlich Alchen, D5

LB 16 LB Fahrseifen Beschreibung: Hangbereich mit Obstbäumen und Gebüschen Größe: 3,7 ha Lage: Südwestlich Alchen, D5

LB 17 LB Zimmert Beschreibung: Seifenrinne mit Obstbäumen, Eichenbestand Größe: 0,3 ha Lage: Nördlich Alchen, D5, D6

LB 18 LB Faule Wiese Beschreibung: Tälchen der Alche mit Gehölzbeständen, Gebüschen, Einzelbäumen, Bach mit Uferrandstreifen

Seite 186 Geschützte Landschaftsbestandteile - LB (§ 23 LG) Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

Größe: 1,8 ha Lage: Südlich Alchen, D6 Abgrenzung: zusätzlich ein Uferrandstreifen von je 1 m Breite beidseits der Bö- schungsberkante des Gewässers

Zusätzliches Verbot: Ergänzend zu den für alle Geschützten Landschaftsbestandteile geltenden Verbo- ten unter Ziffer 2.4.1 D (siehe Seite 173) wird für diesen Geschützten Landschafts- bestandteile aufgrund der §§ 19 und 34 Absatz 1 LG zusätzlich verboten, a) die Fläche innerhalb des Uferrandstreifens zu nutzen oder zu pflegen.

Ordnungswidrigkeiten: Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 2 LG, wer in diesem Ge- schützten Landschaftsbestandteil entgegen der vorstehenden Verbotsregelung vorsätzlich oder fahrlässig a) die Flächen innerhalb des Uferrandstreifens nutzt oder pflegt.

Zusätzliche Ausnahme: Von dem vorstehenden Verbot wird zusätzlich zu den Allgemeinen Ausnahmen unter Ziffer 2.4.1 0 (siehe Seite 177) aufgrund von § 34 Absatz 4a LG ausgenom- men: a) Bei einer Beweidung der angrenzenden Flächen darf zur Einrichtung einer Tränke ein Zugang des Viehs zum Gewässer in einer Länge von bis zu 5 m pro Bewirtschaftungseinheit erfolgen. Erläuterung: Grundsätzlich wird empfohlen Viehtränken außerhalb des Gewässsers anzulegen. Es soll jedoch weiterhin die Möglichkeit bestehen an geeigneter Stelle eine Viehtränke am Bach einzurichten. Hier ist die Auszäunung des Baches dann zu unterbrechen. b) Auf Antrag kann die Untere Landschaftsbehörde für bestimmte Grundstücke Abweichungen in der Form zulassen, dass der Uferrandstreifen nur einseitig ungenutzt bleiben muss, wenn auf der anderen Uferseite die doppelte Breite ungenutzt bleibt. Erläuterung: Außerdem ist es nach der allgemeinen Ausnahme unter Ziffer 2.4.1 0 f) (siehe Seite 178) generell erlaubt, Nadelgehölze und Pappeln innerhalb der geschützten Uferrandstreifen zu entnehmen.

LB 19 LB Trubergseifen Beschreibung: Talbereich mit nicht bewirtschafteten, brachliegenden Böschungen, Bäu- men, Hecken, Gehölzstreifen, Obstbäumen und Seifenrinne Größe: 4,4 ha Lage: Südwestlich Plittershagen, C2

LB 20 LB Asdorfbachtal Beschreibung: Talbereich mit Gewässer und Weidenbestand Größe: 1,5 ha Lage: Westlich Dirlenbach, C3, B3

LB 21 LB An der Hundschlade Beschreibung: Gehölzbestand, markante Einzelbäume und brachgefallene Hangkanten Größe: 3,4 ha Lage: Westlich Niederheuslingen, C4

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Zusätzliche Pflege- und Entwicklungsmaßnahme: Ergänzend zu den für alle Geschützten Landschaftsbestandteile geltenden allge- meinen Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen unter Ziffer 2.4.1 C (siehe Seite 172) wird für diesen Geschützten Landschaftsbestandteil aufgrund von § 26 LG folgen- de weitere Maßnahme festgesetzt: · Entfernen von Nadelgehölzen

LB 22 LB An der Brache Beschreibung: Gehölzbestand, markante Einzelbäume und brachgefallene Hangkanten Größe: 1,9 ha Lage: Südlich Niederheuslingen, C4

LB 23 LB Schinde Beschreibung: Hangbereich mit Obstbaumbeständen und Weißdornhecke Größe: 1,2 ha Lage: Östlich Heisberg, C5

LB 24 LB Ortsberg Beschreibung: Hangbereich mit Gehölzstreifen, Gebüschen und Einzelbäumen Größe: 3,8 ha Lage: Südwestlich Niederndorf, B4

2.4.3 Kategorie II - Flächendeckende Landschaftsbestandteile Abgrenzung: Die vorstehenden allgemeinen und die nachstehenden speziellen Regelungen gelten bei Festsetzungen dieser Kategorie und allen Unterkategorien flächendeckend.

2.4.3.1 Kategorie II a - Baumreihen, Alleen, Gehölzstreifen und sonstige Baum- und Gehölzbe- stände Erläuterung: Es handelt sich hier um Feldgehölze, Baumreihen, Gehölzstreifen, Alleen, Ufergehölze, Gebüsche und Hecken. Seit Jahrhunderten sind Hecken und Feldgehölze Bestandteile der bäuerlichen Kulturlandschaft von Siegerland und Wittgenstein. Sie wachsen auf Hangkanten, an Bachufern und Wegeinschnitten oder säumen die Grenzraine. Der Mensch nutzte die Gehölze in der Vergangenheit in vielfältiger Weise (z.B. Einfriedung, Brenn- und Werkholz, Laubheu). Heute haben die Flurgehölze ihre frühere wirtschaftliche Bedeutung verloren; mehr und mehr verschwinden sie aus der Landschaft und sollen da- her erhalten werden. Hecken sind reich strukturierte, von Sträuchern beherrschte Gehölzstreifen. In einer gut ausgeprägten Hecke wird eine dichte, lichtarme Kernzone aus höheren Sträuchern (z.B. Weißdorn, Hasel) und vereinzelt eingestreuten Bäumen (Hainbuche, Eberesche, Obstge- hölze u. ä.) beidseitig von kleineren, lichtbedürftigeren Sträuchern und Kletterpflanzen (z.B. Heckenrose, Brombeere) abgeschlossen. Hecken verbessern das lokale Klima, sta- bilisieren den Wasserhaushalt, verhindern Wind- und Wassererosionen und filtern Stäube und Schadstoffe aus der Luft. Sie sind häufig von einem blütenreichen Saum aus Wild- kräutern und Gräsern umgeben, sodass sie eine ganz erhebliche ökologische Bedeutung für eine große Zahl von Pflanzen- und Tierarten als Restflächen in der Landschaft auf- weisen: · Eine große Zahl von Pflanzenarten findet hier die geeigneten Lebensbedingungen; auf kleinem Raum wechseln Feuchtigkeit, Lichtverhältnisse und Temperatur. · Den Tieren steht vielfältige Nahrung wie Blätter, Knospen, Jungtriebe, Früchte, Rinde, Holz, Wurzeln, Pollen und Nektar zur Verfügung. Die Pflanzen fressenden Tiere sind wiederum die Nahrungsbasis für eine große Zahl weiterer Tierarten.

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· Feldgehölze und Hecken bieten zu allen Jahreszeiten Nahrung. Insekten haben hier beispielsweise eine Reserve auch für die Zeiten, in denen auf den umliegenden Wie- sen und Feldern Engpässe bestehen. · Flurgehölze bieten Schlafplätze und Versteckmöglichkeiten (Erdkröte, Igel, Wiesel etc.), Nist- und Brutplätze (Vögel, Wildbienen, Hummeln etc.), Spähplätze (Greifvögel, Neuntöter) und Singwarten (Singvögel, Laubheuschrecken). Sie sind deshalb für viele Tierarten Basis für Streifzüge in die benachbarte Feldflur. · Flurgehölze bieten Tierarten auch Schutz vor ungünstiger Witterung und vor Feinden, Ausweichmöglichkeiten bei Mahd und Feldbearbeitung sowie Winterquartiere. · Feldgehölze und Hecken verringern die Naturferne der bewirtschafteten Feldflur. Sie sind wichtige Elemente für die kleinräumige Vernetzung von naturnahen Biotopen. Nicht zuletzt haben Hecken auch einen hohen ästhetischen Wert. Sie prägen das Gesicht einer Landschaft. Charakter und Strukturreichtum der Hecken und Feldgehölze bleiben nur erhalten, wenn die Gehölze regelmäßig verjüngt werden. Überalterte Bestände verlieren ihre Dichte; sie werden von unten her kahl. Früher wurde die Pflege der Hecken und Feldgehölze mit de- ren Nutzung zu Brennholzzwecken sozusagen nebenbei durchgeführt. Heute soll eine Pflege nach der althergebrachten Methode des abschnittsweisen "Auf-den-Stock- Setzens" erfolgen. Dabei werden alle 3 - 5 Jahre Abschnitte von 1/5 bis 1/4 der Hecke ca. 10 - 30 cm über dem Boden abgesägt, sodass die einzelnen Gehölze alle 12 - 15 Jahre auf den Stock gesetzt werden. Da sie schnell wieder ausschlagen, bleibt aufgrund der entstehenden Altersstufen ein vielfältiger Lebensraum bestehen. Den Baumreihen kommt eine ähnliche ökologische Bedeutung zu. Die Schutzauswei- sung erfolgt in erster Linie wegen ihres ästhetischen Wertes. Bei den Baumreihen sind keinerlei Pflegemaßnahmen erforderlich.

Einzelfestsetzungen:

LB 25 LB Käsbachtal Beschreibung: Ufergehölz aus Strauchweiden am Käsbach Größe: 100 m Lage: Südlich Niederndorf, B4

LB 26 LB In den Wilden Weibern Beschreibung: Gehölzbestand am Friedhof aus Eichen (Altholz), Hasel, Holun- der und Vogelbeere sowie Ufergehölz aus Erle, Bergahorn und Weide Größe: 0,5 ha Lage: Nördlich Oberholzklau, F5

LB 27 LB Schlade Beschreibung: Laubgehölzbestand an Hangkante aus Eiche, Birke, Zitterpappel, Holunder, Kirsche und Weide Größe: 0,2 ha Lage: Nördlich Hohenhain, E2

LB 28 LB Hohler Seifen Beschreibung: Eichenreihe Länge: 100 m Lage: Östlich Hohenhain, E2

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LB 29 LB An der Alten Kölner Straße Beschreibung: Gehölzstreifen an Geländekante aus Eiche, Birke, Hasel, Weiß- dorn und Weide Größe: 0,2 ha Lage: Westlich Büschergrund, E3

LB 30 LB Gehölzbestand Osterberg Beschreibung: Laubgehölzbestand Größe: 0,2 ha Lage: Östlich Büschergrund, E4

LB 31 LB 2 Baumreihen im Weidekampen Richelsbach Beschreibung: 2 Baumreihen aus Sandbirke und Stieleiche Länge: 800 m Lage: Nördlich Bühl, E4

LB 32 LB Siebelsau Beschreibung: Laubgehölzstreifen Größe: 0,7 ha Lage: Westlich Bühl, E4

Zusätzliches Gebot: Ergänzend zu den für alle Geschützten Landschaftsbestandteile geltenden Regelungen ist für diesen Geschützten Landschaftsbestandteil aufgrund des § 19 LG zusätzlich geboten, · die Müllablagerungen zu beseitigen. Ordnungswidrigkeiten: Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 2 LG ferner, wer in diesem LB entgegen der vorstehenden Gebotsregelung vorsätzlich oder fahrlässig · die Müllablagerungen nicht beseitigt.

Zusätzliche Pflege- und Entwicklungsmaßnahme: Ergänzend zu den für alle Geschützten Landschaftsbestandteile geltenden allgemeinen Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen unter Ziffer 2.4.1 C (sie- he Seite 172) wird für diesen Geschützten Landschaftsbestandteil auf- grund von § 26 LG folgende weitere Maßnahme festgesetzt: · Beseitigung der Blechschuppen

LB 33 LB Ochsenwiese Beschreibung: mehrere locker stehende Gehölzgruppen aus Eiche, Birke, Hain- buche, Silberbuche und Hasel (2 Flächen) Größe: 0,9 ha Lage: Südwestlich Bühl, E4, E5

LB 34 LB Zum Kirchenwald Beschreibung: wegbegleitender Laubgehölzbestand aus Eiche, Holunder, Hasel und Wildkirsche Größe: 0,2 ha Lage: Nördlich Bühl, E5

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LB 35 LB Über der Höhe Beschreibung: Baumgruppe aus Bergahorn, Vogelkirsche und Zitterpappel Größe: 0,03 ha Lage: Östlich Bühl, E5

LB 36 LB Alter Wieserwald Beschreibung: Gehölzbestand aus Eiche, Eberesche und Birke Größe: 0,2 ha Lage: Nördlich Alchen, E5

LB 37 LB An der alten Wiese Beschreibung: Laubgehölzbestand Größe: 0,1 ha Lage: Südwestlich Niederholzklau, E5

LB 38 LB Am Löhberg Beschreibung: Eichengehölz am Reitplatz Größe: 0,2 ha Lage: Nördlich Niederholzklau, E5

LB 39 LB Trünningersberg Beschreibung: Eichenbestand Größe: 0,3 ha Lage: Südlich Niederholzklau, E5, E6

LB 40 LB Mummelsgrube Beschreibung: Baumreihe östlich der K 22 aus 5 Traubeneichen und wegbeglei- tendem Heckenzug Größe: 0,7 ha Lage: Östlich Niederholzklau, E6

LB 41 LB östliches Holzklaubachtal Beschreibung: Gehölzstreifen an Geländekante südlich der Olper Straße aus Eiche, Birke, Zitterpappel, Hasel und Birke Länge: 200 m Lage: Östlich Niederholzklau, E6

LB 42 LB Am Hainchen Beschreibung: Birkenreihe Länge: 200 m Lage: Westlich Mausbach, D2

LB 43 LB 18 Linden Beschreibung: Baumreihe aus 18 Linden Länge: 150 m Lage: Westlich Freudenberg, D3

LB 44 LB Aspen Beschreibung: Gehölzgruppe aus 4 Wildkirschen, 1 Rotbuche und 1 Eiche Größe: 0,1 ha Lage: Westlich Freudenberg, D3

LB 45 LB Bruch Beschreibung: Baumreihe aus Eichen beidseitig des Weges Länge: 500 m Lage: Südlich Oberheuslingen, D4

Geschützte Landschaftsbestandteile - LB (§ 23 LG) Seite 191 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

LB 46 LB Bottenbach Beschreibung: Gehölzstreifen Größe: 0,2 ha Lage: Nördlich Oberheuslingen, D4

LB 47 LB Am Höhwäldchen Beschreibung: Laubholzbestand östlich des Zeitenbaches aus Rotbuche, Stiel- eiche und Eberesche Größe: 0,2 ha Lage: Westlich Lindenberg, D4

Zusätzliches Gebot: Ergänzend zu den für alle Geschützten Landschaftsbestandteile geltenden Regelungen ist für diesen Geschützten Landschaftsbestandteil aufgrund des § 19 LG zusätzlich geboten, · den Laubholzbestand nur in Form der einzelstammweisen Entnahme von Bäumen zu bewirtschaften. Ordnungswidrigkeiten: Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 2 LG ferner, wer in diesem LB entgegen der vorstehenden Gebotsregelung vorsätzlich oder fahrlässig · bei einer Bewirtschaftung den Laubholzbestand nicht in Form der ein- zelstammweisen Entnahme von Bäumen bewirtschaftet.

LB 48 LB Drostenborn Beschreibung: Laubgehölzstreifen Größe: 0,3 ha Lage: Nördlich Oberstöcken, C1

LB 49 LB Oberstöcken Beschreibung: Haselstrauch-Hecke an der Straße nach Niederstöcken Länge: 150 m Lage: Westlich Oberstöcken, C1

LB 50 LB Niederstöcken Beschreibung: Erlengehölz mit Bachlauf Größe: 0,2 ha Lage: bei Niederstöcken, C2

LB 51 LB Im Hasenborntal Beschreibung: Böschungsbegleitender Gehölzbestand Größe: 0,3 ha Lage: Nördlich Plittershagen, C2

LB 52 LB Haselnußgebüsch im Hasenborntal Beschreibung: Haselnußgebüsch Größe: 0,1 ha Lage: Nordwestlich Plittershagen, C2

LB 53 LB Zum Stöcker Hof Beschreibung: Gehölzbestand Größe: 0,3 ha Lage: Westlich Plittershagen, C2

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LB 54 LB Weiherwiese im Hasenborntal Beschreibung: Gehölzbestand an einer Steilböschung Größe: 0,02 ha Lage: Nördwestlich Plittershagen, C2

LB 55 LB Vor der Hellen Beschreibung: Eichengehölz und Schlehengebüsche Größe: 0,4 ha Lage: Nördlich Plittershagen, C2

LB 56 LB Hätzelchen im Hasenborntal Beschreibung: Gehölzbestand an einer Steilböschung Größe: 0,4 ha Lage: Nördlich Plittershagen, C2

LB 57 LB Neue Wiese Beschreibung: Gehölzreihe aus Eiche, Birke und Hasel Länge: 150 m Lage: Nordwestlich Dirlenbach, C3

LB 58 LB Quateln Hardt Beschreibung: 1 Eichenreihe im Fichtenwald Länge: 200 m Lage: Südlich Heisberg, C5

2.4.3.2 Kategorie II b - Obstwiesen und -weiden Erläuterung: Seit Jahrhunderten gehören Obstwiesen zu den landschaftsprägenden Elementen unse- rer Kulturlandschaft. Obstbäume waren schon immer ein unverzichtbarer Kulturbegleiter des Menschen. Höfe und Siedlungen wurden von Grüngürteln aus Obstbäumen umge- ben und damit um einen wertvollen Lebensraum bereichert. Obst-Reihenpflanzungen an Straßen und in der Feldflur gliedern und beleben das Landschaftsbild. Der Begriff "Obstwiese" umfasst alle Anpflanzungen von hochstämmigen, großkronigen Obstbäumen - von dem block- oder gruppenartig bepflanzten Obstbestand bis zur Obst- baumreihe entlang einer Straße - deren Unterwuchs als Mähwiese oder Viehweide ge- nutzt wird. Typische Obstwiesen werden im Gegensatz zum Plantagenobstanbau nur ex- tensiv gepflegt und bewirtschaftet, dabei vor allem für den Eigenbedarf an Obst genutzt. Ein solcher Obstanbau leistete bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts immer einen wichtigen Beitrag zur Versorgung der Bevölkerung mit Frischobst und Obstprodukten. Modernisierung und Intensivierung der Landwirtschaft sowie die sich auch im Obstanbau durchsetzenden modernen Anbauverfahren (Obstplantagen mit Buschobst) führen seit mehreren Jahrzehnten zu einem starken Rückgang der Obstwiesen. Durch Ausweitung von Siedlungs- und Industrieflächen gingen besonders viele Obstwiesen in Ortsrandlagen verloren. Außerdem fielen viele Obstalleen dem Ausbau der Verkehrswege zum Opfer. Die noch übrig gebliebenen Obstwiesen sind zudem oft überaltert und aufgrund fehlender Betreuung in einem ungepflegten Zustand. Viele von ihnen sind außerdem durch Nut- zungsaufgabe, Baumaßnahmen oder andere Eingriffe gefährdet. Aus diesen Gründen wurden Obstwiesen in die "Vorläufige Rote Liste der in Nordrhein-Westfalen gefährdeten Biotope" aufgenommen. Schutz- und Hilfsmaßnahmen sind dringend geboten, um diese insbesondere für Dörfer typische Lebensgemeinschaft zu erhalten und eine weitere Ver- armung unserer Kulturlandschaft zu verhindern. Der Streuobstanbau im Kreisgebiet hat, gemessen am zu erwirtschaftenden Ertrag bzw. Gewinn, heute jegliche ökonomische Bedeutung verloren. Hervorzuheben ist insbesondere die große ökologische Bedeutung extensiv be- wirtschafteter Obstbaumbestände. Aufgrund ihrer mehrschichtigen, vom Grünland bis zum lichten "Wald" reichenden Struktur bieten sie einer besonders artenreichen Tierle-

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bensgemeinschaft Raum. Bis zu 3.000 verschiedene Tierarten können in Obstwiesen be- obachtet werden. Von besonderer Bedeutung ist der Höhlenreichtum alter Obstbäume für zahlreiche Vogelarten wie Grünspecht oder Gartenrotschwanz und Säugetiere wie z.B. Siebenschläfer oder Fledermäuse. Mit ihren umfangreichen Blütenangeboten sind die Obstwiesen darüber hinaus eine besonders bedeutsame Bienenweide. Als gliedernde und belebende Elemente sind unsere Obstwiesen kaum mehr aus dem Landschaftsbild wegzudenken. Obstbaumbestände sorgen für eine harmonische Einbin- dung von Siedlungen in die Landschaft und tragen in der Feldflur zur Gliederung und Bio- topvernetzung bei. Mit der Ernte und Vermarktung der ungespritzten Früchte wird ein Beitrag zur gesunden Ernährung geleistet. Für die Produktion von hochwertigen Obstsäften und -produkten sind die Früchte der Obstwiesen bestens geeignet. Von großer Bedeutung für die Most- herstellung ist besonders die Sortenvielfalt des aus Obstwiesen angelieferten Obstes. Obstwiesenschutz trägt dazu bei, diese Sortenvielfalt und damit ein altes Kulturgut sowie eine wirtschaftliche Nutzung zu erhalten. Bei der Entwicklung von Obstbäumen unterscheidet man drei Entwicklungsperioden, die insbesondere für die Pflege- bzw. Schnittmaßnahmen von großer Bedeutung sind. In der Jugendperiode bildet der Baum kräftige lange, recht steil nach oben gerichtete Triebe mit seitlichen Blattknospen. Zu Beginn der Ertragsperiode senken sich die mehrjährigen Zweige mehr und mehr ab, bilden dabei Kurztriebe mit Blütenknospen. Im Laufe der nächsten Jahre lässt der Zuwachs an den Leittrieben nach, die Krone entwickelt sich zur maximalen Größe und der Baum bringt in dieser Zeit seinen besten Ertrag. Mit Beginn der Altersperiode lässt das Wachstum aller Triebe stark nach, es werden auch nur noch sehr schwache Fruchttriebe gebildet. In diesem Zustand befinden sich die meisten ge- schützten Obstbaumbestände. Nahezu alle Leittriebe einschließlich der Stammverlänge- rung hängen stark nach unten, Blätter und Früchte bleiben klein und besonders im Kro- neninneren sterben einzelne Astpartien und Zweige ab. Von dieser Phase bis zum Ab- sterben erreicht der Baum seine größte Bedeutung für den Arten- und Naturschutz. Hochstamm-Obstbäume können ein Alter von 80 bis 100 Jahren, Birnbäume sogar ein Alter von bis zu 300 Jahren erreichen. Bei einer Verwendung von Halbstamm-Obstbäumen und Obst-Büschen (Pflanzenformen des intensiven Obstanbaues) können sich aufgrund der ständigen und weitgehenden Pflegemaßnahmen keine ökologisch wertvollen Lebensräume für gefährdete Tiere und Pflanzen ausbilden. Intensive Pflege- und Schnittmaßnahmen zur Ertragssteigerung füh- ren zu einer geringen Wuchshöhe der Obstgehölze und auch zu einem relativ niedrigen Lebensalter der Obstgehölze. Dadurch ergibt sich weder eine nennenswerte Bereiche- rung des Landschaftsbildes noch stellen sich Lebensräume für auf Totholz angewiesene Arten ein. Die Bodenflächen im Bereich dieser Obstgehölze müssen häufig gemäht wer- den, da hochwachsende Gräser und Kräuter den Wuchs der Obstgehölze und deren Er- trag beeinträchtigen können. Dadurch kann sich als Bodenvegetation nur eine artenarme, häufig gemähte und somit ökologisch weniger bedeutsame Wiese ausbilden. Eine normale Baumentwicklung und das gewünschte hohe Alter von Obstbäumen hän- gen entscheidend von den durchgeführten Pflegemaßnahmen ab. Zur künftigen Pflege des "Kulturlebensraumes Obstwiese" sind insbesondere der Schnitt von Bäumen und die Mahd oder Beweidung der Wiesen unverzichtbar. Um die Ziele des Natur- und Arten- schutzes zu erreichen, muss bei der Pflege Folgendes beachtet werden: · Kein Einsatz chemischer Mittel und keine Düngung · Absterbende Bäume und Totholz als bedeutsame Lebensstätten bedrohter Tiere mög- lichst erhalten · Kein Umbruch von Wiesen oder Weiden unter Obstbäumen · Landwirtschaftliche Nutztung erst nach dem 15.06. eines Jahres · Maximal zweimal jährlich Mahd der Wiesen und Abräumen des Mähgutes · Verzicht auf intensive Beweidung · Erziehungs- und Erhaltungsschnitt der Obstbäume

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· Nachpflanzungen Diese Regelungen zur extensiven landwirtschaftlichen Nutzung bzw. Pflege sollen sicher- stellen, dass sich unter den ökologisch wertvollen Obstbäumen auch eine ökologisch wertvolle Grünlandfläche erhalten oder entwickeln kann, die zusammen mit den Bäumen einen artenreichen Lebensraum bildet. Schwierigkeiten bereitet immer wieder die Beurteilung der Notwendigkeit von Schnitt- maßnahmen bei überalterten Bäumen. Aus der Sicht des Naturschutzes handelt es sich hierbei um besonders wertvolle Bäume. Astlöcher und Höhlungen dienen seltenen Tier- arten wie z.B. Fledermäusen und Siebenschläfern als Unterschlupf; auf Alt- und Totholz sind viele bedrohte Tierarten wie z.B. Bockkäfer oder Wildbienen angewiesen. Aus wirt- schaftlicher Sicht ist es wünschenswert, dem Baum ein optimales Wachstum durch den evtl. Rückschnitt stärkerer Äste zur Bildung neuen Fruchtholzes zu ermöglichen und mög- lichst viel Obst zu ernten und deshalb Alt- und Totholz vollständig zu entfernen. Bei den geschützten Obstwiesen steht der ökologische Aspekt im Vordergrund und erfordert eine Zurückhaltung bei den Schnittmaßnahmen. Obstwiesen werden heute vor allem als bedrohte Lebensräume erhalten. Unbestritten ist, dass sich diese Naturschutzziele nur mit einem Mindestmaß an gärtnerischer Pflege er- halten lassen. Solchen Pflegemaßnahmen dürfen aber keineswegs die letzten Zuflucht- stätten bedrohter Arten zum Opfer fallen. Besitzer bzw. Betreuer von Obstwiesen sollten bei überalterten Beständen also zunächst sehr sorgfältig prüfen, welche Erhaltungs- maßnahmen notwendig und zweckmäßig sind. Die Pflege älterer Bäume sollte aus öko- logischer Sicht wie folgt durchgeführt werden: · Astquirle und Schlitze sollten am Stamm belassen werden, · Höhlungen und Öffnungen sollten nicht verschlossen und ein gewisser Totholzanteil sollte toleriert werden, · Ein Teil des Schnittholzes sollte am Rand der Wiese zu Reisighaufen aufgeschichtet werden, um Tieren als Unterschlupf zu dienen; vorher müssten jedoch Holzteile, die von Obstbaumkrebs, gefährlichen Pilzen oder anderen Krankheitserregern befallen sind, unbedingt entfernen werden, · Absterbende Bäume sollten nicht sofort entfernt und durch neue Bäume ersetzt wer- den, sondern es sollten auch ältere Totholzbäume, soweit sie keine Krankheiten auf- weisen, auf der Obstwiese verbleiben (bis zu 10 % eines Bestandes). Umfangreichere Auslichtungs- und Rückschnittmaßnahmen bei alten, vergreisten, jahre- lang nicht mehr gepflegten Bäumen sind meist nicht mehr sinnvoll. Jeder Verjüngungs- schnitt erfordert, sofern der Baum überhaupt darauf reagiert, ein intensives Nachschnei- den, zumindest in den nächsten 5 Jahren. Vor solchen Maßnahmen ist zu prüfen, ob die weitere intensive Pflege zweckmäßig ist oder ob nicht die verfügbaren Mittel stattdessen auf den Erhalt jüngerer Bäume und auf Nachpflanzungen konzentriert werden sollten. Für die Durchführung einer extensiven Grünlandbewirtschaftung, verbunden mit fachge- rechten Pflegeschnitten an den Obstbäumen, bestehen für Landwirte grundsätzlich För- dermöglichkeiten durch den Abschluss von Verträgen im Rahmen des Kulturlandschafts- programms des Kreises Siegen-Wittgenstein. Nähere Erläuterungen hierzu können Ziffer 0.6.2.5 (siehe Seite 13) entnommen werden. Auswahl der bisher nachgewiesenen gefährdeten oder bemerkenswerten Tierarten Wirbeltiere: Säugetiere, z.B. Zwergfledermaus (RL *N, §), Braunes Langohr (RL 3, §), Mausohr (RL 2, §), Gartenschläfer (§), Haselmaus (§), Iltis, Wiesel, Eichhörnchen (§), Igel (§) Vögel (§), z.B. Neuntöter (RL 3/3), Raubwürger (RL 1N/2N), Wendehals (RL 1/1N), Grünspecht (RL 3/1), Gartenrotschwanz (RL 3/2), Grauschnäpper, Gartengrasmücke, Gartenbaumläufer Lurche und Kriechtiere (§), z.B. Grasfrosch, Erdkröte, Waldeidechse, Blindschleiche, Ringelnatter (RL 2/3)

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Wirbellose, Insekten: Schmetterlinge, z.B. Großer Fuchs (RL 2/1, §), Nierenfleck (RL 3/3), Abendpfauenauge (RL V/*), Goldafter (RL */R), Schwammspinner (RL */D), Schlehenspinner, Ringelspinner, Blausieb, Weidenbohrer, Apfelbaumglasflügler, Kapuzenbärchen (RL */3, §), C-Falter, Admiral (RL M/M) Käfer, z.B. Bock- und Blattkäfer (zum Teil §), Rüsselkäfer Hautflügler, z.B. diverse Arten von Hornissen (§), Hummeln (§), Schlupf- und Falten- wespen (§) sowie Ameisen (zum Teil §) Andere Insekten, z.B. Raub-, Rinden-, Leder- und Blumenwanzen, Fliegen, Netzflügler (§), Ohrwürmer, Laubheuschrecken

Zusätzliche Verbote: Ergänzend zu den für alle Geschützten Landschaftsbestandteile geltenden Verbo- ten unter Ziffer 2.4.1 D (siehe Seite 173) wird für die nachfolgenden Obstwiesen und -weiden aufgrund der §§ 19 und 34 Absatz 1 LG zusätzlich verboten, a) bei Nachpflanzungen andere Obstbäume als Hochstämme und andere als in Ziffer 0.11.2 (siehe Seite 25) aufgeführte regionale Obstsorten zu verwenden.

Zusätzliche Ausnahme: Von den für alle Geschützten Landschaftsbestandteile geltenden allgemeinen Ver- boten (Ziffer 2.4.1 D, siehe Seite 173) wird zusätzlich zu den Allgemeinen Ausnah- men unter Ziffer 2.4.1 E (siehe Seite 177) für die nachfolgenden Obstwiesen und - weiden aufgrund von § 34 Absatz 4a LG ausgenommen, a) die Grünlandflächen ab dem 15.06. eines Jahres zu mähen und zu beweiden, b) abgestorbene Obstbäume zu fällen, wenn auf einem Grundstück insgesamt mehr als 10 % der vorhandenen Obstbäume abgestorben sind; Voraussetzung ist jedoch, dass 10 % des Baumbestandes als Totholzbäume erhalten bleiben und für jeden gefällten Baum eine Nachpflanzung am gleichen Standort erfolgt, c) Obstbäume mit ansteckenden Krankheiten zu fällen.

Ordnungswidrigkeiten: Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 2 LG, wer in diesen Ge- schützten Landschaftsbestandteilen entgegen den vorstehenden Verbotsregelun- gen vorsätzlich oder fahrlässig a) bei Nachpflanzungen andere Obstbäume als Hochstämme und andere als lo- kale Sorten verwendet.

Einzelfestsetzungen:

LB 59 LB Vor der Hellen Beschreibung: Obstbäume Größe: 0,2 ha Lage: Nordwestlich Plittershagen, C2

LB 60 LB Sang Beschreibung: Obstbäume Größe: 0,1 ha Lage: Westlich Büschergrund, E3

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LB 61 LB Breitscheid Beschreibung: Obstbäume Größe: 0,6 ha Lage: Südwestlich Büschergrund, E3

LB 62 LB In der Krumm Beschreibung: Obstbäume Größe: 0,2 ha Lage: Nördlich Büschergrund, E3

LB 63 LB In der Keller Beschreibung: Obstbäume Größe: 0,2 ha Lage: Östlich Büschergrund, E4

LB 64 gestrichen (früher LB Osterberg)

LB 65 LB Kurzseifen Beschreibung: Obstbäume Größe: 0,2 ha Lage: Nördlich Bühl, E5

LB 66 LB Bruchberg Beschreibung: Obstbäume an der L 908 (2 Flächen) Größe: 0,5 ha Lage: Südlich Oberholzklau, E5

LB 67 LB Schlüchter Beschreibung: Obstbäume nördlich des Denkmals Größe: 0,3 ha Lage: Südlich Mausbach, D2

LB 68 LB Schlagsberg Beschreibung: Obstbäume an der K 21 Größe: 0,6 ha Lage: Nördlich Freudenberg, D3

LB 69 LB Seelbachseck Beschreibung: Obstbäume Größe: 0,9 ha Lage: Nördlich Freudenberg, D3

LB 70 (gestrichen)

LB 71 LB Hühnerberg Beschreibung: Obstbäume Größe: 0,8 ha Lage: Nordwestlich Lindenberg, D4

LB 72 LB Am Höhwäldchen Beschreibung: Obstbäume Größe: 0,5 ha Lage: Westlich Lindenberg, D4

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LB 73 LB Zimmert Beschreibung: Obstbäume Größe: 0,2 ha Lage: Nördlich Alchen, D5

LB 74 LB Silberhard Beschreibung: Obstbäume Größe: 0,8 ha Lage: Nördlich Niederstöcken, C2

LB 75 LB Obstwiese Oberes Hasenborntal Beschreibung: Obstbäume Größe: 0,2 ha Lage: Nordwestlich Plittershagen, C2

2.4.3.3 Kategorie II c - Quellen, Quellrinnen, Bäche und Seifen Erläuterung: In Siegerland und Wittgenstein existieren viele Sickerquellen (Helokrenen), welche kleine Quellsümpfe bilden, in denen Wasser flächig durch das Erdreich hervorsickert. Der Was- seraustritt erfolgt aufgrund wasserstauender Schichten im Unterboden. Typisch sind die ganzjährig fast konstante Temperatur sowie die Sauerstoff- und Nährstoffarmut des Quellwassers. Die Quellen sind auch in strengen Wintern eisfrei. Quellen sind der Rück- zugsraum für zahlreiche Tierarten nährstoffarmer (oligotropher) Gewässer. In den Quel- len findet man Strudelwürmer, Quellschnecken und einige Krebsarten. Typische Pflan- zenarten sind Bitteres Schaumkraut, Milzkräuter und Sumpfsternmiere. Zudem sind alle Quellen sowie viele angrenzende Fließgewässer aufgrund von § 62 LG als Biotope gesetzlich geschützt (weitere Erläuterungen siehe Ziffer 0.9.4.3, Seite 20). Bei den als Geschützter Landschaftsbestandteil festgesetzten Bereichen handelt es sich um komplexe Lebensräume, die aus natürlich ausgebildeten Quellbereichen und sich daran anschließenden Fließgewässern bestehen. Nicht Gegenstand dieser Festsetzungskategorie ist ein Rückbau gefasster und beein- trächtigter Quellen. Derartige Maßnahmen sind - soweit erforderlich - im Abschnitt "Pfle- ge- und Entwicklungsmaßnahmen" (siehe Ziffer 5, Seite 219) festgesetzt.

Zusätzliche Gebote: Ergänzend wird aufgrund des § 19 LG für alle Geschützten Landschaftsbestand- teile dieser Kategorie zusätzlich geboten, a) einzelne ältere Bäume für die Zerfallsphase zu erhalten und stehendes Totholz nicht zu entfernen, Erläuterung: Gerade Altholzbäume, insbesondere Horst- und Höhlenbäume, und stehendes Totholz bieten einer Vielzahl von Lebewesen geeignete Existenzmöglichkeiten. Direkt gefördert werden Höhlen bewohnende Arten wie Spechte, Fledermäuse und zum an- deren Holz zersetzende Arten wie Bockkäfer und viele Pilze. b) Waldflächen naturnah zu bewirtschaften. Erläuterung: Eine "naturnahe Waldbewirtschaftung" bedeutet, dass die Flächen vor allem durch Naturverjüngung, durch Anpflanzung von geeigneten einheimischen und standortge- rechten Laubhölzern, durch Beseitigung nicht standortgerechter Hölzer, durch Kahl- schlagverzicht, durch femelwaldartige Bewirtschaftung, durch Beachtung der natürli- chen Waldfolge, durch boden- und bestandsschonende Arbeitsverfahren, durch Ein- zelstammentnahme sowie durch Erhaltung von einzelnen älteren Bäumen und von Totholzbäumen bewirtschaftet werden. Die Beseitigung "nicht standortgerechter und

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nicht einheimischer Aufforstungen" bedeutet z.B. die Entfernung aller Nadelgehölze, Pappeln, Roteichen und Robinien.

Ordnungswidrigkeiten: Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 2 LG, wer in diesen Ge- schützten Landschaftsbestandteilen entgegen den vorstehenden Gebotsre- gelungen vorsätzlich oder fahrlässig a) einzelne ältere Bäume nicht für die Zerfallsphase erhält oder stehendes Totholz entfernt, b) Waldflächen nicht naturnah bewirtschaftet.

Einzelfestsetzungen:

LB 76 LB Bach mit Gehölzen am Bleimberg Beschreibung: Kerbtal mit Quelle und Bach mit angrenzendem Eichenbestand Größe: 1,5 ha Lage: Östlich Büschergrund, E4

LB 77 LB Schweizer Bläcke Beschreibung: Seifen mit naturnahem Bachlauf, Quelle und Erlenufergehölz Größe: 1,4 ha Lage: Nordwestlich Büschergrund, E3

Zusätzliche Pflege- und Entwicklungsmaßnahme: Ergänzend zu den für alle Geschützten Landschaftsbestandteile geltenden allgemeinen Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen unter Ziffer 2.4.1 C (sie- he Seite 172) wird für diesen Geschützten Landschaftsbestandteil auf- grund von § 26 LG folgende weitere Maßnahme festgesetzt: · Entfernung der Nadelgehölze

LB 78 LB Unter der Heide Beschreibung: Kerbtal an der L 908 mit Quelle, Quellrinne und artenreichem Gehölzbestand Größe: 0,4 ha Lage: in Bühl, E5

Zusätzliches Gebot: Ergänzend zu den für alle Geschützten Landschaftsbestandteile geltenden Regelungen ist für diesen LB aufgrund des § 19 LG zusätzlich geboten, · Müll zu beseitigen.

Ordnungswidrigkeiten: Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 2 LG ferner, wer in diesem LB entgegen der vorstehenden Gebotsregelung vorsätzlich oder fahrlässig · Müll nicht beseitigt.

LB 79 LB Stöckerseifen Beschreibung: Bach begleitender Laubgehölzbestand Größe: 0,3 ha Lage: Östlich Niederstöcken, C2

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2.4.3.4 Kategorie II d - Stillgewässer Erläuterung: Die als Geschützter Landschaftsbestandteil festgesetzten naturnahen Teiche haben ei- nen hohen ökologischen Wert, weil sie meist ausgedehnte Flachwasserzonen und eine vielgestaltige Uferlinie besitzen. Sie haben neben den einheimischen Fischarten in der Regel keinen Nutzfischbesatz bzw. weisen nur einen geringen Fischbestand auf, sodass sich dort die typischen Teichbewohner (z.B. zahlreiche Schneckenarten, Libellen und Amphibien, wie Gras- und Grünfrösche, Molche und Erdkröten) ansiedeln konnten. Die menschliche Nutzung erfolgte bisher sehr zurückhaltend, sodass sie eine hohe ökologi- sche Bedeutung gewinnen konnten.

Einzelfestsetzungen:

LB 80 LB Teich Oberes Hasenborntal Beschreibung: Teich mit Laubgehölzen Größe: 0,2 ha Lage: Nordwestlich Plittershagen, C2

Zusätzliche Pflege- und Entwicklungsmaßnahme: Ergänzend zu den für alle Geschützten Landschaftsbestandteile geltenden allgemeinen Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen unter Ziffer 2.4.1 C (sie- he Seite 172) wird für diesen Geschützten Landschaftsbestandteil auf- grund von § 26 LG folgende weitere Maßnahme festgesetzt: · Kontrolle des Amphibienbestandes (Grün-, Grasfrosch, Erdkröte), Dammabdichtung

LB 81 LB Rotherseifen Beschreibung: Kleingewässer mit Bachlauf Größe: 0,6 ha Lage: Südlich Bottenberg, C4

Zusätzliche Pflege- und Entwicklungsmaßnahme: Ergänzend zu den für alle Geschützten Landschaftsbestandteile geltenden allgemeinen Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen unter Ziffer 2.4.1 C (sie- he Seite 172) wird für diesen Geschützten Landschaftsbestandteil auf- grund von § 26 LG folgende weitere Maßnahme festgesetzt: · Vegetationskontrolle, Entschlammung

LB 82 LB Nüsselwiese Beschreibung: naturnaher Teich an der K 20 mit randlichem Gehölzbestand Größe: 0,2 ha Lage: Nordwestlich Oberheuslingen, D4

LB 83 LB Auf dem Berge Beschreibung: naturnaher Teich beim Friedhof mit Baumgruppen Größe: 0,04 ha Lage: Nördlich Oberheuslingen, D4

2.4.3.5 Kategorie II e - Bachläufe mit Randstreifen Abgrenzung: Der Schutzbereich umfasst in der kartenmäßig dargestellten Länge jeweils die Wasserfläche, die Ufer mit den Böschungsbereichen und einen 2,0 m breiten Ge- wässerrandstreifen beidseitig der Böschungsoberkanten des Baches, soweit nicht bei den einzelnen Festsetzungen eine andere Breite angegeben ist.

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Zusätzliche Verbote: Ergänzend zu den für alle Geschützten Landschaftsbestandteile geltenden Verbo- ten unter Ziffer 2.4.1 D (siehe Seite 173) wird für die nachfolgenden Geschützten Landschaftsbestandteile aufgrund der §§ 19 und 34 Absatz 1 LG zusätzlich verbo- ten, a) die Flächen zu nutzen oder zu pflegen.

Ordnungswidrigkeiten: Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 2 LG, wer in diesen Ge- schützten Landschaftsbestandteilen entgegen den vorstehenden Verbotsre- gelungen vorsätzlich oder fahrlässig a) die Flächen nutzt oder pflegt.

Zusätzliche Ausnahme: Von dem vorstehenden Verbot wird zusätzlich zu den Allgemeinen Ausnahmen unter Ziffer 2.4.1 0 (siehe Seite 177) aufgrund von § 34 Absatz 4a LG ausgenom- men: a) Bei einer Beweidung der angrenzenden Flächen darf zur Einrichtung einer Tränke ein Zugang des Viehs zum Gewässer in einer Länge von bis zu 5 m pro Bewirtschaftungseinheit erfolgen. Erläuterung: Grundsätzlich wird empfohlen Viehtränken außerhalb des Gewässsers anzulegen. Es soll jedoch weiterhin die Möglichkeit bestehen an geeigneter Stelle eine Viehtränke am Bach einzurichten. Hier ist die Auszäunung des Baches dann zu unterbrechen. b) Auf Antrag kann die Untere Landschaftsbehörde für bestimmte Grundstücke Abweichungen in der Form zulassen, dass der Uferrandstreifen nur einseitig ungenutzt bleiben muss, wenn auf der anderen Uferseite die doppelte Breite ungenutzt bleibt. Erläuterung: Außerdem ist es nach der allgemeinen Ausnahme unter Ziffer 2.4.1 0 f) (siehe Seite 178) generell erlaubt, Nadelgehölze und Pappeln innerhalb der geschützten Uferrandstreifen zu entnehmen.

Die Unterschutzstellung dieser typischen Mittelgebirgsbäche erfolgt, um den Gewässerle- bensraum, vorhandene Gehölzstrukturen und gewässerbegleitende Hochstaudensäume langfristig zu sichern oder zu entwicklen. Es soll verhindert werden, dass durch die an- grenzende intensive landwirtschaftliche Nutzung das Gewässerufer und die Vegetation der Gewässerrandstreifen beeinträchtigt oder verändert werden. Ziel ist es auch, das Gewässer und einen beidseitig Uferstreifen als linienförmiges Ver- netzungselement zu erhalten oder wiederherzustellen. In diesen Uferstreifen sollen sich die typischen gewässerbegleitenden Stauden wie Mädesüß, Blut- und Gilbweiderich, Rohrglanzgras, Pestwurz, Binsen sowie andere Kräuter und Gräser und auch einzelne Gehölze, wie die hier einheimische Erle, wieder ansiedeln können. Der Erhalt der Uferstreifen dient auch der Vernetzung unterschiedlicher Elemente in der freien Landschaft und der Renaturierung der Fließgewässer. Durch die Entwicklung typi- scher Krautsäume und einzelner Gehölzgruppen können sich dort wieder die Lebewesen ansiedeln, die ursprünglich im Fließgewässer beheimatet waren und die durch die auch in den unmittelbaren Uferbereich drängende intensive landwirtschaftliche Nutzung erheb- lich in ihrem Lebensraum gestört wurden. Die Beschattung durch einzelne Ufergehölze ist für die Lebewesen im Fließgewässer von großer Bedeutung. Die Uferrandstreifen dienen des Weiteren dem Schutz der Gewässerufer, welche oftmals durch Viehtritt oder andere landwirtschaftliche Maßnahmen gefährdet sind, sodass ihre

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Ufer abbrechen und unnatürlich steil werden. Künftig soll eine natürliche Entwicklung der Ufer innerhalb des Uferrandstreifens ohne in die Gewässermorphologie eingreifende künstliche Gewässerunterhaltungsmaßnahmen erfolgen. Zudem sind viele Bäche einschließlich der angrenzenden Ufervegetation aufgrund von § 62 LG als Biotope gesetzlich geschützt (weitere Erläuterungen siehe Ziffer 0.9.4.3, Seite 20).

Einzelfestsetzungen:

LB 84 LB Uferstreifen Heisberg-Bach Beschreibung: Teilabschnitt des Heisberg-Baches mit Gewässerrandstreifen in einer Breite von 1 m beidseitig der Böschungsoberkante Länge: 1.000 m Lage: von Oberfischbach bis Heisberg, C5

LB 85 LB Uferstreifen Holzklaubachtal Beschreibung: Holzklaubach mit beidseitigem Gewässerrandstreifen Länge: 2.500 m Lage: von Oberholzklau bis Niederholzklau, F5, E5, E6

LB 86 LB Uferstreifen Seelbachtal Beschreibung: Seelbach mit beidseitigem Gewässerrandstreifen Länge: 800 m Lage: Nördlich Freudenberg, E3, D3

2.4.3.6 Kategorie II f - Felsbiotope und Stollen Erläuterung: Zahlreiche Stollen, Stolleneingänge und Steinbrüche zeugen von früheren bergbaulichen Nutzungen. Diesen Stollen und Stolleneingängen fehlt die Sonneneinstrahlung, der Ta- ges- und Jahresgang der Witterung sind nicht oder kaum zu spüren. Die Temperatur ist das ganze Jahr über konstant, das Mikroklima ist kühl und feucht. Organische Substanz als Nahrungsgrundlage für Tiere und Pflanzen ist nur in sehr geringem Umfang vorhan- den, sodass sich eine sehr spezialisierte Flora (Algen, Moose, Pilze) und eine hochgradig spezialisierte Fauna aus Würmern, Weichtieren, Spinnen, Krebsen, Tausendfüßlern und Insekten ansiedeln konnte. Stollen sind im hiesigen Raum das wichtigste Winterquartier für Fledermäuse (Bartfledermaus, Mausohr, Braunes Langohr), aber auch für Feuersa- lamander, Molche, Erdkröten und einige Schmetterlingsarten. Auf den Felsanschnitten entlang der Straßen haben sich ganz besondere Pflanzengesell- schaften mit seltenen Farnen und Moosen angesiedelt. Bei diesen Objekten handelt es sich um Extrembiotope, die zwar erst durch die menschli- che Nutzung entstanden sind, aber seit vielen Jahrzehnten die oben genannten Tier- und Pflanzenarten beherbergen.

Einzelfestsetzungen:

LB 87 LB Dornwiese Beschreibung: Felswände eines Steinbruches Größe: 0,1 ha Lage: Südöstlich Bühl, E5

LB 88 LB Herlinger Wald Beschreibung: Stollen Größe: 0,1 ha Lage: Nördlich Dirlenbach, C3

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LB 89 LB Wellersbergsfeld Beschreibung: Stolleneingang Größe: 0,06 ha Lage: Nordwestlich Dirlenbach, C3

LB 90 LB Am Hüls Beschreibung: Stollen Größe: 0,03 ha Lage: Östlich Dirlenbach, C4

Zusätzliche Pflege- und Entwicklungsmaßnahme: Ergänzend zu den für alle Geschützten Landschaftsbestandteile geltenden allgemeinen Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen unter Ziffer 2.4.1 C (sie- he Seite 172) wird für diesen Geschützten Landschaftsbestandteil auf- grund von § 26 LG folgende weitere Maßnahme festgesetzt: · Sicherung der Durchgängigkeit des Stollenmundloches für Fledermäu- se und Amphibien

2.4.3.7 Kategorie II g - Baum- und Gehölzbestände auf felsigen Sekundär-Standorten Erläuterung: Bei den Bahneinschnitten handelt es sich um Extrembiotope, welche durch eine mensch- liche Nutzung entstanden sind und seit vielen Jahrzehnten seltene Tier- und Pflanzenar- ten beherbergen. Die Baum- und Gehölzbestände auf felsigen Sekundär-Standorten der stillgelegten Bahneinschnitte sollen langfristig mit den seitlichen Extrembiotopen, wie Hal- den und Felsnasen, die ansonsten im Landschaftsplangebiet nicht natürlich vorkommen, gesichert werden.

Einzelfestsetzungen:

LB 91 LB Bahneinschnitt Hohenhain Beschreibung: Felsenportal des ehemaligen Eisenbahntunnels mit Gehölzbe- stand aus Schwarzerle, Vogelkirsche, Eiche, Feldahorn, Weiß- dorn und Holunder sowie mit südlich exponierten felsigen Quell- bereichen und den beiden zumindest teilweise wasserführenden Seitengräben, auf beiden Böschungsseiten auf 200 m Länge vor dem Portal Geologie: Unterdevon, Übergangsbereich Untere Siegen-Schichten / Mittle- re Siegen-Schichten, sehr gute, ungestörte Einblickmöglichkeit in den lithologischen Aufbau beider Schichten und den Grenzbe- reich Größe: 0,8 ha Lage: Nordwestlich Hohenhain, E2

LB 92 LB Bahneinschnitt am Buchenborn Beschreibung: 90 m lange beidseitige Felsenböschungen vor dem Nordportal des ehemaligen Eisenbahntunnels mit Gehölzbestand aus Rot- buche, Eberesche, Vogelkirsche u. a. sowie mit Felswand und Quellaustritten Geologie: Unterdevon, Untere Siegen-Schichten, durchgehend aufge- schlossene Schichtenfolge mit Sandsteinen und geschieferten Tonsteinen, die Fossilien führen, wahrscheinlich auch Panzerfi- sche (Agnatken). Größe: 0,5 ha Lage: Nördlich Hohenhain, E2

Geschützte Landschaftsbestandteile - LB (§ 23 LG) Seite 203 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

LB 93 LB Bahneinschnitt am Seelbachseck Beschreibung: Fels- und Böschungsbereiche mit Laubgehölzstreifen aus Rotbu- che, Eberesche, Stieleiche, Sandbirke, Roteiche, Trauben- Holunder, Schwarzem Holunder, Hasel, Silberweide, Ginster Größe: Größe: 2,7 ha Lage: bei Freudenberg, E3, D3

Zusätzliche Pflege- und Entwicklungsmaßnahme: Ergänzend zu den für alle Geschützten Landschaftsbestandteile geltenden allgemeinen Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen unter Ziffer 2.4.1 C (sie- he Seite 172) wird für diesen Geschützten Landschaftsbestandteil auf- grund von § 26 LG folgende weitere Maßnahme festgesetzt: · Auf-den-Stock-Setzen von Bäumen und Sträuchern

Seite 204 Geschützte Landschaftsbestandteile - LB (§ 23 LG) Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

3. Zweckbestimmungen für Brachflächen (§ 24 LG)

Erläuterung: Gesetzliche Vorgaben Der Landschaftsplan kann nach Maßgabe der Entwicklungsziele (§ 18 LG) eine Zweckbestimmung für Brach- flächen in der Weise festsetzen, dass diese entweder der natürlichen Entwicklung überlassen oder in be- stimmter Weise genutzt, bewirtschaftet oder gepflegt werden müssen. Bei der Festsetzung sind die wirt- schaftlichen Absichten des Eigentümers oder Nutzungsberechtigten angemessen zu berücksichtigen. Als Brachflächen gelten nach § 24 Absatz 2 LG Grundstücke, deren Bewirtschaftung aufgegeben ist oder die länger als drei Jahre nicht genutzt sind, es sei denn, dass eine Nutzung ins Werk gesetzt ist. Allgemeine Erläuterungen Die aufgeführten Brachflächen wurden dem landwirtschaftlichen Fachbeitrag zum Landschaftsplan entnom- men oder ergänzend dazu ermittelt. Diese Flächen haben eine unterschiedliche Ausprägung, je nach ihrer La- ge an einer Hangkante, auf einer Kuppe oder in einem Tal. Auch ihr Erscheinungsbild ist recht unter- schiedlich; es gibt Flächen, auf denen sich Hochstaudenfluren, Mädesüßbrachen oder auch Gebüsche ent- wickelt haben. Sehr häufig werden feuchte Böden von Mädesüßbrachen oder Hochstaudenfluren eingenommen. Dort be- fanden sich früher regelmäßig bewirtschaftete Feuchtwiesen. Die Bedeutung der Mädesüßbrachen liegt vor allem in ihrer artenreichen Vegetation mit Sumpf-Baldrian, Mädesüß, Sumpfziest, Blut- und Gilbweiderich, Sumpfhornklee, Sauerampfer, Sumpfschachtelhalm, Rohrglanzgras etc. Besonders zur Hauptblütezeit im Ju- ni / Juli kann eine sehr vielfältige Fauna mit ca. 3.000 verschiedenen Arten und vielen Blütenbesuchern aus angrenzenden Lebensräumen nachgewiesen werden. Neben unzähligen Insekten kommen dort auch Vögel, Amphibien und Säugetiere vor. Außerhalb der Talräume findet man viele Grünland-Brachen, die in den ersten Jahren nach der Nutzungs- aufgabe noch weitgehend aus den Arten der ehemals genutzten Wiesenflächen bestehen. Auf ehemaligen Weiden breiten sich vom Vieh gemiedene Arten aus wie z.B. Disteln, Binsen, Brennesseln, Krauser und Stumpfblättriger Ampfer. Der ökologische Wert steigt zunächst mit zunehmendem Alter der Brache. Insbeson- dere sind die Brachflächen durch die ganzjährig geschlossene strukturreiche Krautschicht, durch abge- storbene Pflanzenstängel als Überwinterungsquartier für Insekten und durch einen besonderen Blütenreich- tum gekennzeichnet. 500 bis 700 Tierarten, davon etwa 100 Vogelarten, leben in oberirdischen Pflanzenteilen der Brachflächen. Sehr wichtig sind derartige Flächen für die Schmetterlingsfauna. Brachflächen sind durch Wiederaufnahme der landwirtschaftlichen Nutzung oder - noch stärker - durch eine Aufforstung mit Nadelhöl- zern oder anderen Forstpflanzen gefährdet. Der Landschaftsplan sieht den Erhalt der Grünland-Brachen durch eine Mahd im Abstand von 3 - 5 Jahren oder auch durch den Verzicht auf jegliche Bewirtschaftungs- maßnahmen vor. Bei einigen Flächen soll eine Verbuschung (die Entwicklung über einzelne Sträucher und Bäume bis hin zu ei- ner waldartigen Vegetation) verhindert werden. Zum Erhalt ihrer wertvollen Biotopstruktur sollen diese Brach- flächen bewirtschaftet und gepflegt werden. Rechtliche und finanzielle Auswirkungen Durch diese Zweckbestimmungen für Brachflächen wird der zumindest seit einigen Jahren bestehende Zu- stand dieser Flächen festgeschrieben. Veränderungen oder andere Nutzungen der Flächen sind daher künftig nicht mehr zulässig. Da die Eigentümer oder Bewirtschafter kein Interesse an der Nutzung der Fläche mehr gezeigt haben, ist da- von auszugehen, dass eine Wiederaufnahme einer Nutzung derzeit konkret nicht beabsichtigt ist. Finanzielle Auswirkungen durch Nutzungsausfälle bzw. Entschädigungsansprüche sind daher nicht zu erwarten.

Zweckbestimmungen für Brachflächen (§ 24 LG) Seite 205 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

3.1 Brachflächen mit natürlicher Entwicklung

A. Brachflächenregelung: Für die nachfolgenden brachgefallenen Flächen wird aufgrund von § 24 Absatz 1 LG als Zweckbestimmung festgesetzt, dass diese der natürlichen Entwicklung überlassen werden. B. Verbote: Nutzungen der Flächen, Pflegemaßnahmen oder sonstige Maßnahmen, die die natürliche Entwicklung beeinträchtigen oder verhindern können, sind aufgrund von § 34 Absatz 6 LG verboten. C. Befreiungen im Einzelfall: Von der vorstehenden Brachflächenregelung und den Verboten können aufgrund von § 69 Absatz 1 LG folgende Befreiungen im Einzelfall zugelassen werden: a) Nach § 69 Absatz 1 LG kann die Untere Landschaftsbehörde von den Zweckbestimmun- gen für Brachflächen des Landschaftsplans auf Antrag eine Befreiung erteilen, wenn · die Durchführung der Vorschrift im Einzelfall § zu einer nicht beabsichtigten Härte führen würde und die Abweichung mit den Be- langen des Naturschutzes und der Landschaftspflege zu vereinbaren ist oder § zu einer nicht gewollten Beeinträchtigung von Natur und Landschaft führen würde oder · überwiegende Gründe des Wohls der Allgemeinheit die Befreiung erfordern. b) Befreiungen können - auch nachträglich - mit Nebenbestimmungen verbunden sowie wi- derruflich oder befristet erteilt werden. D. Ordnungswidrigkeiten: Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 3 LG, wer vorsätzlich oder fahrlässig die nachfolgenden Flächen nicht der natürlichen Entwicklung überlässt, sie bewirtschaftet oder Pflegemaßnahmen oder sonstige Maßnahmen durchführt, die die natürliche Entwick- lung beeinträchtigen oder verhindern können.

Einzelfestsetzungen: nE 1 Beschreibung: Grünland- und Mädesüßbrache Größe: 0,6 ha Lage: Südwestlich Alte Heide, D2 nE 2 Beschreibung: Grünlandbrache Größe: 0,2 ha Lage: Nordwestlich Bottenberg, D4 nE 3 Beschreibung: Grünlandbrache (3 Flächen) Größe: 0,7 ha Lage: Westlich Alchen, D5 nE 4 Beschreibung: Grünlandbrache Größe: 0,6 ha Lage: in Alchen, D5 nE 5 Beschreibung: Grünlandbrache Größe: 0,1 ha Lage: Nordwestlich Plittershagen, C2 nE 6 Beschreibung: Grünlandbrache Größe: 0,4 ha Lage: Westlich Plittershagen, C2 nE 7 Beschreibung: Grünlandbrache Größe: 0,2 ha Lage: Westlich Dirlenbach, C3

Seite 206 Zweckbestimmungen für Brachflächen (§ 24 LG) Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

nE 8 Beschreibung: Grünlandbrache (2 Flächen) Größe: 0,7 ha Lage: Nördlich Dirlenbach, C3, C4 nE 9 Beschreibung: Grünlandbrache Größe: 0,5 ha Lage: Nördlich Dirlenbach, C4 nE 10 Beschreibung: Mädesüßbrache Größe: 0,3 ha Lage: Östlich Dirlenbach, C4 nE 11 Beschreibung: Grünlandbrache Größe: 0,1 ha Lage: Nordöstlich Oberfischbach, C4 nE 12 Beschreibung: Grünlandbrache Größe: 0,5 ha Lage: Nördlich Heisberg, C5 nE 13 Beschreibung: Mädesüßbrache Größe: 0,1 ha Lage: Nordöstlich Heisberg, C5 nE 14 Beschreibung: Mädesüßbrache Größe: 0,5 ha Lage: Nordöstlich Heisberg, C5 nE 15 Beschreibung: Mädesüßbrache Größe: 0,1 ha Lage: Südöstlich Heisberg, C5 nE 16 Beschreibung: Mädesüßbrache Größe: 0,4 ha Lage: Südwestlich Niederndorf, B4 nE 17 Beschreibung: Grünlandbrache Größe: 0,1 ha Lage: Westlich Oberfischbach, B4 nE 18 Beschreibung: Grünlandbrache Größe: 0,3 ha Lage: Südöstlich Oberfischbach, B5

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3.2 Brachflächen mit Bewirtschaftung oder Pflege

A. Brachflächenregelung: Für die nachfolgenden brachgefallenen Flächen wird aufgrund von § 24 Absatz 1 LG als Zweckbestimmung festgesetzt, dass sie in folgender Weise genutzt, bewirtschaftet oder ge- pflegt werden müssen, soweit bei den einzelnen Festsetzungen keine abweichenden Bewirt- schaftungs- oder Pflegeregelungen aufgeführt sind: · Abschnittsweise Mahd alle 3 - 5 Jahre im Herbst, Entfernung des Mähgutes, keine Dün- gung, kein Einsatz chemischer Mittel Wenn vertragliche Vereinbarungen auf der Grundlage des Kulturlandschaftsprogramms (siehe Ziffer 0.6.2.5, Seite 13) des Kreises Siegen-Wittgenstein oder sonstiger Programme des Naturschutzes abgeschlossen werden, so gehen für die Dauer der Vertragslaufzeit die dort getroffenen Regelungen zur Bewirtschaftung oder Pflege der Grundstücke der vorste- henden Regelung des Landschaftsplans vor, wenn der abgeschlossene Vertrag von der Un- teren Landschaftsbehörde unterzeichnet oder genehmigt wurde. Entsprechendes gilt auch für sonstige vertragliche Vereinbarungen zwischen dem Kreis Siegen-Wittgenstein als Unte- rer Landschaftsbehörde und dem Grundeigentümer bzw. Nutzungsberechtigten, die der Er- reichung des Schutzzwecks dienen. Alle übrigen vertraglichen Regelungen bedürfen der Be- freiung im Einzelfall. B. Verbote: Nutzungen der Flächen, Pflegemaßnahmen oder sonstige Maßnahmen, die den Regelungen unter A. widersprechen, sind aufgrund von § 34 Absatz 6 LG verboten. C. Befreiungen im Einzelfall: Von der vorstehenden Brachflächenregelung und den Verboten können aufgrund von § 69 Absatz 1 LG folgende Befreiungen im Einzelfall zugelassen werden: a) Nach § 69 Absatz 1 LG kann die Untere Landschaftsbehörde von den Zweckbestimmun- gen für Brachflächen des Landschaftsplans auf Antrag eine Befreiung erteilen, wenn · die Durchführung der Vorschrift im Einzelfall § zu einer nicht beabsichtigten Härte führen würde und die Abweichung mit den Be- langen des Naturschutzes und der Landschaftspflege zu vereinbaren ist oder § zu einer nicht gewollten Beeinträchtigung von Natur und Landschaft führen würde oder · überwiegende Gründe des Wohls der Allgemeinheit die Befreiung erfordern. b) Befreiungen können - auch nachträglich - mit Nebenbestimmungen verbunden sowie wi- derruflich oder befristet erteilt werden. D. Ordnungswidrigkeiten: Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 3 LG, wer vorsätzlich oder fahrlässig die nachfolgenden Flächen anders als unter Buchstabe A oder bei den nachfolgenden Fest- setzungen aufgeführt nutzt, bewirtschaftet oder pflegt oder Pflegemaßnahmen oder sonstige Maßnahmen durchführt, die die vorgesehenen Maßnahmen ausschließen oder verhindern können.

Einzelfestsetzungen: B 1 Beschreibung: Mädesüßbrache Größe: 0,1 ha Lage: Westlich Büschergrund, E3 B 2 Beschreibung: Mädesüßbrache Größe: 0,2 ha Lage: Nördlich Freudenberg, D3

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B 3 Beschreibung: Mädesüßbrache (5 Flächen) Größe: 1,0 ha Lage: Nördlich Oberheuslingen, D4 B 4 Beschreibung: Mädesüßbrache Größe: 0,3 ha Lage: Nördlich Lindenberg, D5 B 5 Beschreibung: Grünland- und Mädesüßbrache Größe: 1,0 ha Lage: Nördlich Oberstöcken, C2, C1, D2 B 6 Beschreibung: Grünlandbrache Größe: 0,5 ha Lage: Westlich Dirlenbach, D4 B 7 Beschreibung: Mädesüßbrache (2 Flächen) Größe: 0,2 ha Lage: Südlich Niederheuslingen, D4

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4. Forstliche Festsetzungen (§ 25 LG)

Erläuterung: Gesetzliche Vorgaben Aufgrund der Übergangsregelung in Artikel II des Gesetzes zur Änderung des LG vom 19.06.1994 (GV. NW. S. 418) ist für diesen Landschaftsplan § 25 LG in der Fassung vor In-Kraft-Treten dieses Änderungsgesetzes anzuwenden, da die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange bereits vor dem 20.09.1994 erfolgt ist. § 25 LG (Besondere Festsetzungen für die forstliche Nutzung) hatte früher folgenden Inhalt: "Der Landschaftsplan kann nur nach Maßgabe des Fachbeitrages gemäß § 27 Absatz 2 Nr. 2 LG für Erstauf- forstungen und für Wiederaufforstungen bestimmte Baumarten vorschreiben oder ausschließen sowie eine bestimmte Form der Endnutzung untersagen." Allgemeine Erläuterungen Forstliche Festsetzungen sind waldbauliche Vorgaben für einzelne, ökologisch bedeutsame bzw. ökologisch optimierbare Waldflächen, die bei der künftigen forstlichen Bewirtschaftung zu beachten sind. Der Landschaftsplan sieht Forstliche Festsetzungen für folgende Waldtypen vor: 1. Buchenwald Der große, zusammenhängende Bereich des Staatswaldes Freudenberg und andere, kleine Waldflächen sind mit Buchenwald mit einer Beimischung von Eichen bestockt. Im Freudenberger Raum stellt der Hainsimsen- Buchenwald die natürliche Vegetationsform dar. Durch den in früheren Jahrzehnten auf großen Flächen voll- zogenen Umbau des Buchenwaldes in Fichtenmonokulturen ist insgesamt gesehen der Buchenwald sehr selten geworden. Die noch vorhandenen Reste sollten als Buchenwald langfristig erhalten bleiben. Für diese Flächen sehen die Forstlichen Festsetzungen zum Erhalt der Buchenwälder vor, dass bestimmte Baumarten bei einer Wiederaufforstung nicht verwendet werden dürfen. Hiermit soll vor allem verhindert werden, dass Nadelgehölze in diese Bestände eingebracht werden. Dieses ist deswegen wichtig, weil Nordrhein-Westfalen und die benachbarten Bundesländer die Schwerpunkte des noch vorhandenen Buchenwaldes in Europa bil- den. Diese Länder haben deshalb eine besondere Verantwortung für die Erhaltung dieser Waldgesellschaften auf möglichst großen zusammenhängenden Flächen und in möglichst naturnaher Form, zumal Buchenwald- gesellschaften nur noch ein Fünftel der derzeitigen Waldfläche in Deutschland einnehmen. Der bei diesen Flächen zum Teil ebenfalls festgesetzte Ausschluss einer Kahlschlagwirtschaft erfolgt, um die Lebensgemeinschaft Wald mit ihren Tieren und Pflanzen über einen möglichst langen Zeitraum ohne gravie- rende Eingriffe erhalten zu können. Eine plötzliche Lichtstellung des Waldbodens würde zu einer tief- greifenden Änderung des Artengefüges auf der kahl geschlagenen Fläche führen. Je größer diese Fläche ist, desto längere Zeiträume benötigen die typischen Waldarten für eine Wiederbesiedlung. Abgesehen davon führen Kahlschläge wieder zu artenärmeren Altersklassenbeständen, die auch aus forstlicher Sicht nicht er- wünscht sind. Eine Bewirtschaftung des Bestandes durch Förderung der Naturverjüngung hat bei unterblei- bendem Kahlschlag auch den Vorteil, dass eine Verjüngung der Buchen unter einem Schirm alter Bäume problemloser durchzuführen ist, weil Gefahren durch Austrocknung, Frostschäden und Mäuse minimiert wer- den können. 2. Niederwald Im Landschaftsplangebiet werden zurzeit noch viele ehemalige Hauberge als Niederwälder genutzt. Gerade die Niederwälder zeigen einen ausgesprochen üppigen Krautwuchs. Dieser ist Lebensraum für eine große An- zahl an Tierarten, vor allem für Insekten (Schmetterlinge). Insbesondere in großen zusammenhängenden, in regelmäßigen Abständen genutzten Niederwaldkomplexen kommt sporadisch das Haselhuhn (RL 1) vor. Auf- grund der in weiten Bereichen zurückgehenden Niederwaldwirtschaft ist die besiedelbare Fläche für das Ha- selhuhn in den letzten Jahrzehnten deutlich geschrumpft. Von daher sollten aus ökologischer Sicht die noch bestehenden sehr hochwertigen Waldbereiche möglichst uneingeschränkt erhalten bleiben. Die sich verändernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen führten in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr dazu, dass viele Bestände in Hochwald, oft in Fichtenmonokulturen, umgewandelt wurden. Eine Auf- rechterhaltung der Niederwaldwirtschaft ist auch auf den verbliebenen Restflächen unter den heutigen Bedin- gungen mit wirtschaftlichen Verlusten verbunden und deshalb häufig nicht mehr praktikabel. Um die Lebens- raumbedingungen jedoch weitgehend zu erhalten, soll eine Umwandlung oder Überführung in Hochwald unter Verwendung von einheimischen und standortgerechten Laubbaum- und -straucharten und unter Belassung

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eines Schirmes vollzogen werden. In derartig behandelten Beständen haben auch die sehr seltenen Hasel- hühner eine Überlebenschance. 3. andere Laubholzbestände Das Ziel der Forstlichen Festsetzungen ist die Erhaltung folgender besonders seltener und ökologisch wertvol- ler Waldflächen: - Bach begleitende Wälder, in denen vor allem die Schwarzerle, daneben aber auch Arten wie die Esche und die Stieleiche gedeihen, - Waldflächen auf Sonderstandorten, die aufgrund ihrer Standortansprüche bereits sehr selten sind, und die vor allem aus Edellaubhölzern (insbesondere Sommerlinde, Bergahorn und Bergulme) bestehen. Letztere gedeihen nur auf feinerdearmen, von mehr oder weniger großen Basaltblöcken geprägten Böden (Blockschuttwald und Schluchtwald). 4. Fichtenbestände Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist die Fichte auf immer größeren Flächen zumeist in Einheitsbeständen ein- gebracht worden. In erster Linie waren es die weit von den Ortschaften entfernt liegenden Niederwälder in den Höhenlagen, die in Fichtenmonokulturen umgewandelt wurden. Im Laufe der Zeit wurden immer größere Bereiche mit der Fichte bestockt, sodass die Fichte heute vereinzelt bis in die ehemals offenen Talungen hin- ein vorkommt. Dabei ist die Fichte im Kreis Siegen-Wittgenstein sehr wahrscheinlich nicht einheimisch. Nach pollenanalytischen Untersuchungen kann sie höchstens in feuchten, kalten Lagen (ab ca. 600 m ü. NN) spo- radisch eingestreut gewesen sein. Für den Kreis Siegen-Wittgenstein wird die Fichte erstmals für das Jahr 1722 in Wittgenstein erwähnt. Im Sie- gerland trat sie erst ca. 50 Jahre später auf. Aufgrund des raschen, geraden Wachstums und hervorragender Eigenschaften des Holzes hat die Fichte in den letzten Jahrzehnten sehr rasch vielseitige Verwendungsmöglichkeiten gefunden und ist heute als preis- wertes Bauholz von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Die guten Verwendungs- und damit Absatzmöglichkei- ten für Fichtenholz führten dazu, dass auch Flächen mit Fichten aufgeforstet wurden, auf denen sie sowohl aus ökologischer als auch aus forstlicher Sicht wenig sinnvoll sind (z.B. feuchte Talungen). Die Verteilung von ca. 50 % Laubholz zu 50 % Nadelholz im Siegerland ist das heutige Ergebnis dieser Entwicklung. Die Fichte und in den letzten Jahrzehnten auch verstärkt die Douglasie sowie die Lärche werden fast aus- nahmslos in einförmigen Reinbeständen angepflanzt. Diese zeichnen sich vor allem durch ihre Artenarmut hinsichtlich der Bodenvegetation aber auch der Tierwelt aus. Zudem haben die Fichtenmonokulturen auch negative Auswirkungen auf den Boden. So versauern die im Großteil des Plangebietes anstehenden, ohnehin schon sehr sauren, schwach gepufferten Böden durch die Nadelstreu noch zusätzlich. Aus ökologischer / landschaftlicher Sicht sollten daher die reinen Nadelholzbestände in Mischbestände oder reine Laubholz- bestände umgewandelt werden. Zusätzlich können die Altersklassenbestände in vielschichtig strukturierte Be- stände umgewandelt werden. Dieses kann z.B. durch die Festlegung oder den Ausschluss bestimmter Baum- arten bei der Wiederaufforstung und auch durch Verzicht auf Kahlschlag bei der Endnutzung der Bestände erfolgen. Erläuterungen zu den Festsetzungen Die Forstlichen Festsetzungen erstrecken sich nicht auf alle im Landschaftsplangebiet vorkommenden wertvollen Laubwälder, sondern beschränken sich auf Waldbestände, die innerhalb der nächsten 20 Jahre aus wirtschaftlichen oder ökologischen Gründen wahrscheinlich einer Nutzung unterliegen werden. In den Forstlichen Festsetzungen sind für einzelne Gebiete bei Wiederaufforstungen mit Laubholz Anteile von 10 oder 20 % Nadelholz möglich. Als einzige Nadelholzbaumart kommt innerhalb der Festsetzungsflächen in der Regel nur die Fichte infrage, da alle anderen Nadelbäume nicht lebensraumtypisch sind.

4.1 Wiederaufforstung mit Laubholz

4.1.1 Allgemeine Regelungen für alle Einzelfestsetzungen A. Regelung Für die nachfolgend aufgeführten Waldflächen wird nach § 25 LG die Wiederauffor- stung mit einheimischen und standortgerechten Laubbaum- und -straucharten festge- setzt. Wenn es bei den einzelnen Festsetzungen angegeben ist, können bei der Wie-

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deraufforstung Teilflächen mit Nadelbäumen bepflanzt werden, soweit der dafür je- weils vorgesehene flächenhafte Anteil der Nadelbäume an dem Baumbestand nicht überschritten wird. Erläuterung: Die Festsetzung erfolgt nach Maßgabe des forstlichen Fachbeitrags des Forstamtes Siegen in der Fassung von November 1999. Die einheimischen Laubbaum- und -straucharten sind in Ziffer 0.11.1 (siehe Seite 24) genau festgelegt. Standortgerecht sind auf einem bestimmten Grundstück diejenigen Arten, die die Produktionskraft des Standortes nachhaltig, risikofrei und bestmöglich nach Masse und Wert des produzierten Holzes ausnutzen. Die Wiederaufforstung hat gemäß § 44 Absatz 1 LFoG zu erfolgen. Die Festsetzung regelt keine Handlungspflicht des Waldeigentümers zur Beseitigung von Na- turverjüngungen, die entgegen den Festsetzungen ohne menschliches Handeln eintreten. Die durch Naturverjüngungen eingetretenen Änderungen der Baumarten sind jedoch bei der Wie- deraufforstung zu berücksichtigen, da der flächenhafte Anteil einer Naturverjüngung aus Na- delholz auf den maximal zulässigen Nadelholzanteil angerechnet wird. In Einzelfällen kann es passieren, dass durch die sich sehr gut einstellende Naturverjüngung der Nadelbäume größere prozentuale Anteile mit dieser Baumart bestockt sind als das Mi- schungsverhältnis vorgibt. Eine Verpflichtung zur Beseitigung dieser Bäume besteht nicht. Zusätzliche Pflanzungen von Nadelgehölzen sind dann aber nicht mehr möglich. B. Befreiungen a) Nach § 69 Absatz 2 LG kann die Untere Forstbehörde im Einvernehmen mit der Un- teren Landschaftsbehörde von den vorstehenden Ge- und Verboten auf Antrag eine Befreiung erteilen, wenn · die Durchführung der Vorschrift im Einzelfall § zu einer nicht beabsichtigten Härte führen würde und die Abweichung mit den Belangen des Naturschutzes und der Landschaftspflege zu vereinbaren ist oder § zu einer nicht gewollten Beeinträchtigung von Natur und Landschaft führen würde oder · überwiegende Gründe des Wohls der Allgemeinheit die Befreiung erfordern. b) Befreiungen können mit Nebenbestimmungen verbunden sowie widerruflich oder befristet erteilt werden. C. Ordnungswidrigkeiten Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 5 LG, wer vorsätzlich oder fahrlässig bei der Wiederaufforstung oder sonstigen Anpflanzungen auf den nachfol- gend aufgeführten Flächen andere als einheimische und standortgerechte Laubbaum- oder -straucharten oder über den bei den einzelnen Festsetzungen genannten Prozent- satz hinaus Nadelholz oder dabei andere als standortgerechte Nadelbaumarten ver- wendet.

4.1.2 Kategorie I - Laubholzanteil 100 % und kein Nadelholzanteil Regelung: Es dürfen ausschließlich einheimische und standortgerechte Laubbaum- und -strauchar- ten verwendet werden. Die Verwendung von Nadelbaumarten ist nicht zulässig.

Einzelfestsetzungen: F 1 Beschreibung: Birkenbestand Größe: 1,3 ha Lage: Nordwestlich Büschergrund, E3

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F 2 Beschreibung: Eichen-Birken-Niederwald Größe: 6,6 ha Lage: Nördlich Büschergrund, E3, E4 F 3 Beschreibung: Fichtenbestand Größe: 0,5 ha Lage: Südlich Freudenberg, D3 F 4 Beschreibung: Schwarzerlenbestand Größe: 0,3 ha Lage: Südlich Büschergrund, D3 F 5 Beschreibung: Fichtenbestand Größe: 0,9 ha Lage: Südlich Büschergrund, D3 F 6 Beschreibung: Fichtenbestand (2 Flächen) Größe: 1,1 ha Lage: Nordöstlich Lindenberg, D5 F 7 Beschreibung: Eichen-Birken-Niederwald Größe: 9,9 ha Lage: Westlich Plittershagen, C2 F 8 Beschreibung: Fichtenbestand mit Sturmlücken am Rabenberg Größe: 10,2 ha Lage: Südlich Freudenberg, C3 F 9 siehe Ziffer 4.1.3 (siehe Seite 214) F 10 Beschreibung: Eichen-Birken-Niederwald Größe: 1,5 ha Lage: Nordöstlich Dirlenbach, C4 F 11 Beschreibung: kahl geschlagene Niederwaldfläche Größe: 0,3 ha Lage: Nordöstlich Dirlenbach, C4 F 12 Beschreibung: Eichen-Birken-Niederwald (2 Teilflächen) Größe: 3,7 ha Lage: Östlich Niederheuslingen, C4, C5 F 13 Beschreibung: Eichen-Birken-Niederwald Größe: 4,0 ha Lage: Südlich Niederndorf, A4 F 14 Beschreibung: Eichen-Birken-Niederwald Größe: 13,5 ha (Teilfläche bereits mit Buchen-Voranbau) Lage: Südöstlich Niederndorf, B5, A5 F 50 Beschreibung: Eichen-Birken-Niederwald Größe: 2,4 ha Lage: Östlich Bottenberg, D4

4.1.3 Kategorie II - mindestens 80 % Laubholz und maximal 20 % Nadelholz Regelung: Die Wiederaufforstung muss auf mindestens 80 % der zu bestockenden Fläche mit ein- heimischen und standortgerechten Laubbaum- und -straucharten erfolgen. Daneben dür- fen auf höchstens 20 % der zu bestockenden Fläche standortgerechte Nadelbäume in trupp- oder gruppenweiser Beimischung verwendet werden. Erläuterung: Der Flächenanteil der Nadelholzbeimischung bestimmt sich nach der forstüblich hergeleiteten ideellen Anteilfläche der Nadelhölzer an der Bestandesgrundfläche (siehe auch "Vorschrift über Bewirtschaftungsgrundsätze im Staats- und Gemeindewald sowie mittelfristige Betriebsplanun- gen durch die Unteren Forstbehörden im Lande Nordrhein-Westfalen (BePla 97) mit Arbeitsan-

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weisungen für die Forstplaner, Teil I"). Der Flächendurchmesser eines "Trupps" beträgt maximal 15 m und der einer "Gruppe" 15 - 30 m (siehe BePla 97).

Einzelfestsetzungen: F 9 Beschreibung: Eichen-Birken-Niederwald Größe: 10,8 ha Lage: Südwestlich Dirlenbach, C3, B3, B4 F 15 Beschreibung: Eichen-Birken-Niederwald Größe: 3,5 ha Lage: Östlich Oberholzklau, F5, E5 F 16 Beschreibung: Eichen-Birken-Niederwald Größe: 9,5 ha Lage: Westlich Oberholzklau, F5, E5 F 17 Beschreibung: Fichtenbestand Größe: 0,8 ha Lage: Nordöstlich Hohenhain, E2 F 18 Beschreibung: Eichen-Birken-Niederwald (2 Flächen) Größe: 18,2 ha Lage: Östlich Büschergrund, E4 F 19 Beschreibung: Eichen-Birken-Niederwald Größe: 1,8 ha Lage: Nordöstlich Bottenberg, E4, D4 F 20 Beschreibung: Eichen-Birken-Niederwald Größe: 3,0 ha Lage: Nordwestlich Niederholzklau, E5 F 21 Beschreibung: Eichen-Birken-Niederwald (2 Flächen) Größe: 3,0 ha Lage: Westlich Niederholzklau, E5 F 22 Beschreibung: Fichtenbestand Größe: 0,6 ha Lage: Südlich Niederholzklau, E5 F 23 Beschreibung: Eichen-Birken-Niederwald Größe: 4,0 ha Lage: Nördlich Lindenberg, E5, D5 F 24 Beschreibung: Eichen-Birken-Niederwald Größe: 11,4 ha Lage: Nördlich Lindenberg, E5, D5 F 25 Beschreibung: Eichen-Birken-Niederwald Größe: 4,3 ha Lage: Nordöstlich Bottenberg, D4 F 26 Beschreibung: Eichen-Birken-Niederwald Größe: 5,4 ha Lage: Östlich Bottenberg, D4 F 27 Beschreibung: Eichen-Birken-Niederwald Größe: 8,4 ha Lage: Südlich Lindenberg, C5, D5 F 28 Beschreibung: Eichen-Birken-Niederwald Größe: 11,6 ha Lage: Südwestlich Alchen, D5 F 29 Beschreibung: Fichtenbestand Größe: 1,4 ha Lage: Südöstlich Plittershagen, C3

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F 30 Beschreibung: Eichen-Birken-Niederwald Größe: 16,1 ha Lage: Südlich Freudenberg, C3 F 31 Beschreibung: Fichtenbestand Größe: 0,9 ha Lage: Südlich Freudenberg, C3 F 32 Beschreibung: Fichtenbestand Größe: 3,7 ha Lage: Südlich Freudenberg, C3 F 33 Beschreibung: Fichtenbestand mit ca. 50 % Buchen-Voranbau Größe: 0,4 ha Lage: Nordwestlich Oberfischbach, C4 F 34 Beschreibung: Fichtenbestand mit ca. 50 % Buchen-Voranbau Größe: 1,2 ha Lage: Nordwestlich Oberfischbach, C4 F 35 Beschreibung: Fichtenbestand mit teilweisem Buchen-Voranbau Größe: 1,6 ha Lage: Östlich Oberfischbach, B5 F 36 Beschreibung: Eichen-Birken-Niederwald (2 Flächen) Größe: 9,0 ha Lage: Östlich Niederndorf, B5 F 37 Beschreibung: Eichen-Birken-Niederwald Größe: 5,6 ha Lage: Südlich Niederndorf, B4 F 38 Beschreibung: Eichen-Birken-Niederwald Größe: 4,9 ha Lage: Nördlich Oberholzklau, F5

4.2 Wiederaufforstung mit Laubholz und Untersagung des Kahlschlages

4.2.1 Allgemeine Regelungen für alle Einzelfestsetzungen A. Regelung Für die nachfolgend aufgeführten Waldflächen wird nach § 25 LG 1. die Endnutzung in Form des Kahlschlages und in Form einer dem Kahlschlag in der Wirkung gleichkommenden Lichthauung untersagt, die innerhalb eines Zeitraumes von 3 Jahren mehr als 15 % der Fläche einer forstlichen Festsetzung umfasst oder innerhalb der Fläche einer forstlichen Festsetzung mehr als 0,3 ha einnimmt, und 2. die Wiederaufforstung mit einheimischen und standortgerechten Laubbaum- und -straucharten festgesetzt. Wenn es bei den einzelnen Festsetzungen angegeben ist, können bei der Wiederaufforstung Teilflächen mit Nadelbaumarten bepflanzt wer- den, soweit der dafür jeweils vorgesehene flächenhafte Anteil der Nadelbäume an dem Baumbestand nicht überschritten wird. Erläuterung: Die Festsetzung erfolgt nach Maßgabe des forstlichen Fachbeitrags des Forstamtes Siegen in der Fassung von November 1999. Eine dem Kahlschlag in der Wirkung gleichkommende Lichthauung ist in der Regel dann erreicht, wenn der Bestockungsgrad der Fläche auf weni- ger als 0,3 abgesenkt wird, d.h., dass der tatsächliche Holzvorrat auf der Fläche gegenüber dem nach den forstlichen Ertragstafeln normalerweise möglichen Holzvorrat durch Ein- schlagmaßnahmen auf unter 30 % abgesenkt wird. Nicht als Kahlschlag gelten flächige End- nutzungen in Form von saum- und femelartigen Hieben zur gezielten Anlage kleiner Verjün- gungsflächen innerhalb oder streifenförmig an Waldrändern von hiebsreifen Beständen bei weitgehender Erhaltung des Bestandesgefüges über möglichst mehrere Jahrzehnte.

Forstliche Festsetzungen (§ 25 LG) Seite 215 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

Die einheimischen Laubbaum- und -straucharten sind in Ziffer 0.11.1 (siehe Seite 24) genau festgelegt. Standortgerecht sind auf einem bestimmten Grundstück diejenigen Arten, die die Produktionskraft des Standortes nachhaltig, risikofrei und bestmöglich nach Masse und Wert des produzierten Holzes ausnutzen. Die Wiederaufforstung hat gemäß § 44 Absatz 1 LFoG zu erfolgen. Die Festsetzung regelt keine Handlungspflicht des Waldeigentümers zur Beseitigung von Na- turverjüngungen, die entgegen den Festsetzungen ohne menschliches Handeln eintreten. Die durch Naturverjüngungen eingetretenen Änderungen der Baumarten sind jedoch bei der Wie- deraufforstung zu berücksichtigen, da der flächenhafte Anteil einer Naturverjüngung aus Na- delholz auf den maximal zulässigen Nadelholzanteil angerechnet wird. Eine plötzliche Lichtstellung des Waldbodens führt zu einer tiefgreifenden Änderung des Ar- tengefüges auf der kahl geschlagenen Fläche. Je größer diese Fläche ist, desto längere Zeit- räume benötigen die typischen Waldarten für eine Wiederbesiedlung. Abgesehen davon füh- ren Kahlschläge wieder zu artenarmen Altersklassenbeständen, die auch aus forstlicher Sicht (Instabilität) unerwünscht sind. Von den beiden Flächenangaben zur Kahlschlagregelung (15 % oder 0,3 ha) ist immer die Begrenzung zugrundezulegen, die eine geringere Flächengröße beinhaltet. Daraus folgt, dass bei Flächen über 2 ha Größe maximal 0,3 ha kahl geschlagen werden dürfen, bei Flächen unter 2 ha ist der Kahlschlag auf 15 % einer Fläche begrenzt. Nicht betroffen von dieser Re- gelung sind Pflegemaßnahmen in Nadelholzbeständenn im Rahmen von Biotopverbesse- rungsmaßnahmen. B. Ausnahmen Ausgenommen vom Kahlschlagverbot bleiben folgende forstfachlich notwendigen Endnutzungen: a) Maßnahmen zur Beseitigung von Schäden aus Kalamitäten, b) Maßnahmen zur Vorbeugung von Windwurfschäden. C. Befreiungen a) Nach § 69 Absatz 2 LG kann die Untere Forstbehörde im Einvernehmen mit der Un- teren Landschaftsbehörde von den vorstehenden Ge- und Verboten auf Antrag eine Befreiung erteilen, wenn · die Durchführung der Vorschrift im Einzelfall § zu einer nicht beabsichtigten Härte führen würde und die Abweichung mit den Belangen des Naturschutzes und der Landschaftspflege zu vereinbaren ist oder § zu einer nicht gewollten Beeinträchtigung von Natur und Landschaft führen würde oder · überwiegende Gründe des Wohls der Allgemeinheit die Befreiung erfordern. b) Befreiungen können mit Nebenbestimmungen verbunden sowie widerruflich oder befristet erteilt werden. D. Ordnungswidrigkeiten Ordnungswidrig handelt im Sinne von § 70 Absatz 1 Nr. 5 LG, wer vorsätzlich oder fahrlässig a) Endnutzungen in Form des Kahlschlages und in Form einer dem Kahlschlag in der Wirkung gleichkommenden Lichthauung durchführt, die innerhalb eines Zeitraumes von 3 Jahren mehr als 15 % der Fläche einer forstlichen Festsetzung umfasst oder innerhalb der Fläche einer forstlichen Festsetzung mehr als 0,3 ha einnimmt, b) bei der Wiederaufforstung oder bei der Ergänzung des Baumbestandes auf den nachfolgenden Flächen andere als einheimische und standortgerechte Laubbaum- oder -straucharten oder über den bei den einzelnen Festsetzungen genannten Pro- zentsatz hinaus Nadelholz oder dabei andere als standortgerechte Nadelbaumarten verwendet.

Seite 216 Forstliche Festsetzungen (§ 25 LG) Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

4.2.2 Kategorie I - Kahlschlagverbot, Wiederaufforstung mit 100 % Laubholz und kein Nadel- holzanteil Regelungen: · Kahlschläge und dementsprechende Lichthauungen sind untersagt. · Zur Wiederaufforstung dürfen ausschließlich einheimische und standortgerechte Laubbaum- und -straucharten verwendet werden. Die Verwendung von Nadelbaumar- ten ist nicht zulässig.

Einzelfestsetzungen: F 39 Beschreibung: Buchen-Eichen-Mischbestand Größe: 0,3 ha Lage: Westlich Oberholzklau, F5 F 40 Beschreibung: Fichtenbestand Größe: 2,8 ha Lage: Nördlich Hohenhain, E2 F 41 Beschreibung: Eichenbestand Größe: 0,2 ha Lage: Nordöstlich Büschergrund, E4 F 42 Beschreibung: Schwarzerlen-Eschen-Mischbestand Größe: 0,4 ha Lage: Nordwestlich Niederholzklau, B5 F 43 Beschreibung: Buchen-Eichen-Mischbestand Größe: 0,6 ha Lage: Westlich Freudenberg, D2 F 44 Beschreibung: Schwarzerlenbestand Größe: 0,2 ha Lage: Nordwestlich Plittershagen, C2 F 45 Beschreibung: Eichenbestand Kirchenwald Oberfischbach Größe: 1,4 ha Lage: Nordöstlich Oberfischbach, C5 F 46 Beschreibung: Buchen-Eichen-Mischbestand Größe: 1,7 ha Lage: Östlich Niederndorf, B4

4.2.3 Kategorie II - Kahlschlagverbot, Wiederaufforstung mit mindestens 80 % Laubholz und maximal 20 % Nadelholzanteil Regelungen: · Kahlschläge und dementsprechende Lichthauungen sind untersagt. · Die Wiederaufforstung muss auf mindestens 80 % der zu bestockenden Fläche mit ein- heimischen und standortgerechten Laubbaum- und -straucharten erfolgen. Daneben dürfen auf höchstens 20 % der zu bestockenden Fläche standortgerechte Nadelbäume in trupp- oder gruppenweiser Beimischung verwendet werden. Erläuterung: Der Flächenanteil der Nadelholzbeimischung bestimmt sich nach der forstüblich hergeleiteten ideellen Anteilfläche der Nadelhölzer an der Bestandesgrundfläche (siehe auch "Vorschrift über Bewirtschaftungsgrundsätze im Staats- und Gemeindewald sowie mittelfristige Betriebsplanun- gen durch die Unteren Forstbehörden im Lande Nordrhein-Westfalen (BePla 97) mit Arbeitsan- weisungen für die Forstplaner, Teil I"). Der Flächendurchmesser eines "Trupps" beträgt maximal 15 m und der einer "Gruppe" 15 - 30 m (siehe BePla 97).

Einzelfestsetzungen:

Forstliche Festsetzungen (§ 25 LG) Seite 217 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

F 47 Beschreibung: Fichtenbestand, Blöße mit Birkenanflug Größe: 3,3 ha Lage: Südwestlich Mausbach, D1, D2 F 48 Beschreibung: Fichtenbestand Größe: 1,6 ha Lage: Nördlich Plittershagen, C2 F 49 Beschreibung: Eichenbestand mit vereinzelten Buchen Größe: 0,1 ha Lage: Südöstlich Freudenberg, C3

Seite 218 Forstliche Festsetzungen (§ 25 LG) Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

5. Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen (§ 26 LG)

Erläuterung: Gesetzliche Vorgaben Der Landschaftsplan hat nach § 26 LG die Entwicklungs-, Pflege- und Erschließungsmaßnahmen festzuset- zen, die zur Verwirklichung der Ziele und Grundsätze nach den §§ 1 und 2 LG, der Entwicklungsziele nach § 18 LG sowie zur Erreichung des Schutzzweckes der nach den §§ 19 bis 23 LG besonders zu schützenden Teile von Natur und Landschaft erforderlich sind. Hierunter fallen insbesondere die 1. Anlage, Wiederherstellung oder Pflege naturnaher Lebensräume (Biotope), einschließlich der Maßnahmen zum Schutz und zur Pflege der Lebensgemeinschaften sowie der Tiere und Pflanzen wild lebender Arten, insbesondere der geschützten Arten im Sinne des Fünften Abschnittes des Bundesnaturschutzgesetzes, 2. Anlage, Pflege oder Anpflanzung von Flurgehölzen, Hecken, Bienenweidegehölzen, Schutzpflanzungen, Alleen, Baumgruppen und Einzelbäumen, 3. Herrichtung von geschädigten oder nicht mehr genutzten Grundstücken einschließlich der Beseitigung verfallener Gebäude oder sonstiger störender Anlagen, die auf Dauer nicht mehr genutzt werden, 4. Pflegemaßnahmen zur Erhaltung oder Wiederherstellung des Landschaftsbildes, insbesondere zur Erhal- tung von Tal- und Hangwiesen sowie von Grünflächen in Verdichtungsgebieten und 5. Anlage von Wanderwegen, Parkplätzen, Liege- und Spielwiesen. Nach § 33 Absatz 2 LG sind begleitende Anordnungen und Maßnahmen anderer Behörden nach § 6 LG (Ein- griffsregelung) mit den im Landschaftsplan festgesetzten Entwicklungs-, Pflege- und Erschließungsmaßnah- men in Einklang zu bringen. Das Gleiche gilt für die öffentliche Förderung von Eingrünungen, Anpflanzungen, Rekultivierungen und ähnlichen Maßnahmen. Allgemeine Erläuterungen Mit den festgesetzten Maßnahmen soll eine Optimierung des betroffenen Natur- und Landschaftsraumes er- reicht werden, die bei den einzelnen Kategorien näher erläutert wird. Da in diesem Landschaftsplan keine Er- schließungsmaßnahmen nach § 26 LG festgesetzt sind, werden die nach § 26 LG getroffenen Festsetzungen im Allgemeinen als "Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen" bezeichnet. Sämtliche Festsetzungen entfalten keine unmittelbare Rechtswirkung, sondern bedürfen vor ihrer Verwirkli- chung einer weiteren Umsetzung durch den Kreis Siegen-Wittgenstein. Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen können also nicht sofort nach dem In-Kraft-Treten des Landschaftsplans realisiert werden. Ihre Umsetzung auf privaten Grundstücken erfolgt vielmehr erst nach vorherigen Verhandlungen mit den Grundstückseigentü- mern bzw. Nutzungsberechtigten mit dem Ziel einer vertraglichen Vereinbarung. Nur wenn diese Vertragsverhandlungen ohne ein Ergebnis verlaufen und wenn nach nochmaliger Prüfung die vorgesehenen Pflege- bzw. Entwicklungsmaßnahmen und damit Handlungen zur aktiven Veränderung des Landschaftszustandes für erforderlich erachtet werden, die ein für den Eigentümer bzw. Nutzungsberechtigten zumutbares Maß übersteigen, sieht § 40 LG die Begründung eines besonderen Duldungsverhältnisses unter Zahlung einer angemessenen (d.h. einer alle finanziellen Nachteile ausgleichenden) Entschädigung vor. Der Eigentümer kann in diesem Fall die Übernahme des Grundstücks durch die öffentliche Hand zum Verkehrs- wert verlangen (§ 38 Absatz 3 LG). Die Ausführung der Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen selbst erfolgt durch bzw. auf Kosten des Kreises Siegen-Wittgenstein. Neben den nachstehenden Festsetzungen werden Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen ebenfalls zu den einzelnen Schutzfestsetzungen nach den §§ 20 - 23 LG (NSG, LSG, ND und LB) festgesetzt (siehe auch Ziffer 2.0.1 Hinweis Seite 32).

5.1 Anpflanzungen

Regelung: Für die nachfolgend beschriebenen Standorte werden Anpflanzungen nach § 26 Absatz 1 Ziffer 2 LG festgesetzt. Die einzelnen Anpflanzungen sollen in folgender Weise erfolgen: Laubbaumreihe: Anpflanzung von großkronigen Laubgehölzen der Baumarten Esche, Som- merlinde, Bergahorn, Stiel- und Traubeneiche oder von Frucht tragenden

Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen (§ 26 LG) Seite 219 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

Laubgehölzen der Baumarten Eberesche und Wildkirsche mit einem Pflanzab- stand von ca. 12 m zueinander Strauchreihe: Anpflanzung einer dreireihigen Hecke aus den nachfolgend aufgeführten Straucharten mit einem Pflanzabstand von 1 m zueinander: Faulbaum Frangula alnus Hasel Corylus avellana Heckenrose Rosa corymbifera Holunder, Roter Sambucus racemosa Holunder, Schwarzer Sambucus nigra Holzapfel Malus sylvestris Hundsrose Rosa canina Salweide Salix caprea Schlehe Prunus spinosa Schneeball Viburnum opulus Traubenkirsche Prunus padus Vogelbeere Sorbus aucuparia Vogelkirsche Prunus avium Weinrose Rosa rubiginosa Weißdorn, Zweigriffliger Crataegus oxyacantha Weißdorn, Eingriffliger Crataegus monogyna Wildbirne Pyrus pyraster Erläuterungen Die in der Karte dargestellten Anpflanzungen sind jeweils in dem landschaftlichen Bereich dargestellt, in dem Anreicherungen durch Hecken, Feldgehölze und Einzelbäume aus den nachfolgend aufgeführten Gründen erfolgen sollen. Im Rahmen der Realisierung dieser Festsetzungen wird der jeweilige Standort je nach örtlicher Gegebenheit einvernehmlich mit den Eigentümern festgelegt. Dabei kann auch von dem in der Festsetzungskarte dargestellten Standort abgewichen werden. Neben optischen, d.h. gliedernden und belebenden Funktionen für das Landschaftsbild und die dadurch entstehende positive Wirkung für Erholungsuchende in der freien Landschaft (Wandern im Bereich gro- ßer Bäume oder unter Baumalleen, Verweilen im Baumschatten) kommt den geplanten Anpflanzungen eine hohe ökologische Bedeutung zu. Dies trifft insbesondere auf die geplanten Anpflanzungen an Weg- gabelungen, auf Rainen und an Fließgewässern zu. In der kulturhistorisch geprägten Landschaft des Kreises Siegen-Wittgenstein gehören seit Jahrhunder- ten Hecken und Feldgehölze sowie Einzelbäume als charakteristische Bestandteile zur bäuerlichen Kulturlandschaft. Sie wachsen auf Hangkanten, an Bachufern und Wegeinschnitten oder säumen die Grenzraine. Der Mensch nutzte früher die Gehölze in vielfältiger Weise (z.B. Einfriedung, Brenn- und Werkholz, Laubheu). Heute haben die Flurgehölze ihre frühere wirtschaftliche Bedeutung verloren; mehr und mehr verschwinden sie aus der Landschaft. Durch diese Festsetzungen sollen in ausgeräumten Bereichen der Landschaft neue Gehölzstrukturen geschaffen werden. Die Anpflanzung der Hecken soll mit einheimischen Laubgehölzen wie z.B. Weiß- dorn, Hasel, Schlehe und Salweide erfolgen und durch einzelne großkronige Einzelbäume ergänzt wer- den. Die natürliche Entwicklung führt bei diesen Anpflanzungen zu einem blütenreichen Saum aus Wildkräutern und Gräsern, in dem zahlreiche Insekten existieren können. Hecken und Feldgehölze sind oftmals die letzten naturnahen Rückzugsräume für Tiere und Pflanzen. Auf kleinstem Raum wechseln Feuchtigkeit, Lichtverhältnisse und Temperatur. Hecken stellen den Tieren vielfältige Nahrung wie Blät- ter, Knospen, Jungtriebe, Früchte, Rinde, Holz, Wurzeln, Pollen und Nektar zur Verfügung. Auch Nutz- insekten wie Schlupfwespen, Schwebfliegen und Raubwanzen finden hier Nahrung und Lebensraum. Flurgehölze und Einzelbäume bieten Schlafplätze und Versteckmöglichkeiten (Erdkröte, Igel, Wiesel etc.), Nist- und Brutplätze (Vögel, Hummel, Wildbienen etc.), Spähplätze (Raubwürger, Neuntöter, Greife) und Singwarten (Singvögel, Laubheuschrecken). Sie sind deshalb für viele Arten Basis für Streifzüge in die benachbarte Feldflur. In den Flurgehölzen finden auch Tierarten, die auf Wiesen und Äckern leben, Schutz vor ungünstiger Witterung und vor Feinden, Ausweichmöglichkeiten bei Mahd- und Feldbearbeitung sowie Winterquartiere. Ganz besonders wichtig ist die Biotop vernetzende Funkti- on der Hecken und Feldgehölze, da sie isolierte Lebensräume miteinander verbindet. Ufergehölze übernehmen zusätzliche Funktionen für das Gewässer. Sie tragen zu einer Beschattung des Gewässers bei und verhindern somit einen starken Temperaturanstieg im Gewässer und eine da- mit einhergehende Verminderung des Sauerstoffgehalts im Wasser. Zugleich wird durch die Beschat-

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tung ein zu starkes Pflanzenwachstum im Wasser verhindert. Das Laub der Gehölze, insbesondere das Laub der Schwarzerlen, dient vielen Wasserorganismen als Nahrung und wird schnell zersetzt. Das Wurzelwerk der Schwarzerlen stellt eine gute Uferbefestigung dar. Neben diesen speziellen Funktionen markieren Ufergehölze den Lauf des Gewässers in der Landschaft und stellen eine wichtige Bereiche- rung des Landschaftsbildes dar. Viele Tiere nutzen die Ufergehölze als Ganz- oder Teillebensraum. Durch die geplanten Neuanpflanzungen sollen die in der Vergangenheit entstandenen Lücken wieder geschlossen und der vorhandene Bestand an Hecken und Einzelbäumen ergänzt werden. Nach Realisierung dieser Festsetzungen stellen die Anpflanzungen Gesetzlich geschützte Landschafts- bestandteile gemäß § 47 LG dar, ohne dass es hierzu einer besonderen Ausweisung bedarf (siehe auch Ziffer 0.9.4.4, Seite 23). Diese Gesetzlich geschützten Landschaftsbestandteile dürfen nicht be- schädigt oder beseitigt werden, sie sind somit dauerhaft zu erhalten. Insbesondere ist es verboten, sie zu roden, abzubrennen oder mit chemischen Mitteln zu zerstören. Pflegemaßnahmen an den Anpflan- zungen bleiben allerdings zulässig. Als Beschädigung der Anpflanzung gilt auch das Verletzen des Wurzelwerkes und jede andere Maß- nahme, die geeignet ist, das Wachstum nachhaltig zu beeinflussen. Eine fachgerechte Pflege darf unter Beachtung von § 64 Absatz 1 Nr. 2 LG nur in der Zeit vom 01.10. bis 28.02. erfolgen. Das "Auf-den- Stock-Setzen" der Hecken darf jedoch nur in 12 - 15-jährigem Rhythmus und auch nur abschnittsweise auf mehrere Jahre verteilt erfolgen, sodass jederzeit noch intakte Gehölzabschnitte vorhanden sind. Nach § 70 Absatz 1 Nr. 6 LG handelt ordnungswidrig, wer entgegen § 47 Absatz 2 LG Gesetzlich ge- schützte Landschaftsbestandteile beschädigt oder beseitigt.

Einzelfestsetzungen: A 1 Beschreibung: Anpflanzung einer Baumreihe (Laubholz) Länge: 150 m Lage: Westlich Hohenhain, E2 Erläuterung: Diese Anpflanzung soll in exponierter Lage vorgenommen werden, um die über die Hammerhöhe verlaufende Straße zu markieren und die nördlich davon liegenden, monotonen landwirtschaftli- chen Nutzflächen optisch zu beleben. A 2 Beschreibung: Anpflanzung einer Baumreihe (Laubholz) Länge: 400 m Lage: Westlich Büschergrund, E3 Erläuterung: Die westlich von Büschergrund gelegene Feldflur wird durch große zusammenhängende, recht monotone landwirtschaftliche Nutzflächen geprägt. Durch die Anpflanzung einer Baumreihe ent- lang eines Weges soll das Landschaftsbild bereichert werden. A 3 Beschreibung: Anpflanzung einer Baumreihe (Laubholz) Länge: 230 m Lage: Westlich Büschergrund, E3 Erläuterung: Die westlich von Büschergrund gelegene Feldflur wird durch große zusammenhängende, recht monotone landwirtschaftliche Nutzflächen geprägt. Durch die Anpflanzung einer Baumreihe ent- lang eines Weges soll das Landschaftsbild bereichert werden. A 4 Beschreibung: Anpflanzung einer Baum- und Strauchgruppe aus großkronigen Laubbäumen und Sträuchern der Arten Salweide, Hasel, Schlehe und Weißdorn Lage: Westlich Büschergrund, B3 Erläuterung: An einer markanten Wegegabelung soll zur Belebung des Landschaftsbildes und zur Untergliede- rung der Feldflur diese Gehölzgruppe angepflanzt werden. A 5 Beschreibung: Anpflanzung einer Baum- und Strauchgruppe aus großkronigen Laubbäumen und den Sträuchern der Arten Salweide, Hasel, Schlehe und Weißdorn Lage: Nordöstlich Büschergrund, E4

Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen (§ 26 LG) Seite 221 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

Erläuterung: Nördlich des Osterberges liegen größere Bereiche landwirtschaftlich genutzter Flächen, die zur- zeit wenig untergliedert sind. Die Anpflanzung dient hier der Belebung des Landschaftsbildes und bietet darüberhinaus eine Vielzahl ökologischer Vorteile für die Tierwelt. A 6 Beschreibung: Anpflanzung eines großkronigen Einzelbaumes Lage: Nordöstlich Büschergrund, E4 Erläuterung: Nördlich des Osterberges liegen größere Bereiche landwirtschaftlich genutzter Flächen, die zur- zeit wenig untergliedert sind. Die Anpflanzung dient hier der Belebung des Landschaftsbildes und bietet darüberhinaus einen Lebenesraum für die Tierwelt. A 7 Beschreibung: Anpflanzungen von Einzelbäumen (Ebereschen, Obsthochstämmen, Wildkir- schen etc.) oder lockerer Hecke aus Salweide, Hasel, Schlehe, Weißdorn Länge: 180 m Lage: Östlich Büschergrund, E4 Erläuterung: Die Anpflanzung dient zur optischen Gliederung der freien und recht intensiv genutzten landwirt- schaftlichen Flächen südlich des Osterberges. A 8 Beschreibung: Anpflanzung eines großkronigen Einzelbaumes Lage: Nordwestlich Bühl, B4 Erläuterung: Die nordwestlich von Bühl gelegene Feldflur wird durch große, zusammenhängende, recht mono- tone landwirtschaftliche Nutzflächen geprägt. Durch die Anpflanzung eines markanten Einzel- baumes an einer Wegegabelung soll das Landschaftsbild bereichert werden. A 9 Beschreibung: Anpflanzung eines großkronigen Einzelbaumes Lage: Nordwestlich Bühl, E4 Erläuterung: Die nordwestlich von Bühl gelegene Feldflur wird durch große, zusammenhängende, recht mono- tone landwirtschaftliche Nutzflächen geprägt. Durch die Anpflanzung eines markanten Einzel- baumes an einer Wegegabelung soll das Landschaftsbild bereichert werden. A 10 Beschreibung: Anpflanzung von 2 Baumreihen (Laubholz) Länge: 290 m Lage: Nordwestlich Bühl, E4 Erläuterung: Die nordwestlich von Bühl gelegene Feldflur wird durch große zusammenhängende, recht mono- tone landwirtschaftliche Nutzflächen geprägt. Durch die Anpflanzung eines markanten Einzelbau- mes an einer Wegegabelung soll das Landschaftsbild bereichert werden. A 11 Beschreibung: gruppenweise Anpflanzung von Schwarzerlen Länge: 700 m Lage: Südwestlich Bühl, E4, E5 Erläuterung: Diese Anpflanzung am Lederbach dient neben der Gliederung und Belebung des Landschafts- bildes in erster Linie der Optimierung des in diesem Teil recht intensiv genutzten und begradigten Fließgewässers, sodass von diesen Anpflanzungen erhebliche ökologische Verbesserungen des Baches zu erwarten sind. A 12 Beschreibung: Anpflanzung eines großkronigen Einzelbaumes Lage: Südwestlich Bühl, E4 Erläuterung: Die Anpflanzung an einer markanten Wegegabelung soll zur Gliederung der recht großen land- wirtschaftlichen Nutzflächen dienen.

Seite 222 Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen (§ 26 LG) Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

A 13 Beschreibung: gruppenweise Anpflanzung von Schwarzerlen Länge: 150 m Lage: bei Freudenberg, D3 Erläuterung: Die Anpflanzung des Schwarzerlen-Ufergehölzes dient der Bereicherung des Landschaftsbildes im Talraum. Außerdem werden dadurch die ökologischen Verhältnisse im Fließgewässer erheb- lich verbessert. A 14 Beschreibung: Anpflanzung mehrerer Baumreihen (Laubholz) Länge: 1000 m Lage: Nördlich Oberheuslingen, D4 Erläuterung: Die Anpflanzung einer Baumreihe in exponierter Lage entlang von Wegen soll das große, zusam- menhängende Gebiet landwirtschaftlicher Nutzflächen untergliedern und einen weithin sichtbaren Akzent in der Landschaft setzen. Darüberhinaus bieten Baumreihen Ansitzwarten für verschiede- ne einheimische Vogelarten. A 15 Beschreibung: Anpflanzung von Hecken mit eingestreuten Einzelbäumen Länge: 410 m Lage: Nördlich Oberheuslingen, D4 Erläuterung: Die Anpflanzung einer Hecke in exponierter Lage entlang von Wegen soll das große, zusammen- hängende Gebiet landwirtschaftlicher Nutzflächen untergliedern und einen weithin sichtbaren Ak- zent in die Landschaft setzen. Darüberhinaus bieten Hecken Ansitzwarten für verschiedene ein- heimische Vogelarten. A 16 Beschreibung: Anpflanzung eines großkronigen Einzelbaumes Lage: Westlich Lindenberg, D5 Erläuterung: An exponierter Stelle entlang eines Haupterschließungsweges ist die Anpflanzung des großkroni- gen Einzelbaumes geplant. Die Stelle ist weithin einsehbar und liegt am Rande der landwirt- schaftlichen Nutzflächen. A 17 Beschreibung: Anpflanzung einer Baum- und Strauchgruppe aus großkronigen Laubbäumen und den Sträuchern der Arten Salweide, Hasel, Schlehe und Weißdorn Lage: Westlich Lindenberg, D5 Erläuterung: An einer markanten Wegegabelung sollen die Anpflanzungen aus Bäumen und Sträuchern erfol- gen, die der Belebung und Gliederung des Landschaftsbildes dienen und eine ökologische Be- deutung, insbesondere für die Vogelwelt, erhalten soll. A 18 Beschreibung: Anpflanzung eines großkronigen Einzelbaumes Lage: Westlich Oberfischbach, C4 Erläuterung: Die Anpflanzung ist zur Gliederung und Belebung des Landschaftsbildes an einer markanten We- gekreuzung geplant. A 19 Beschreibung: Anpflanzung mehrerer Baumreihen (Laubholz) Länge: 650 m Lage: Westlich Heisberg, C4, C5 Erläuterung: Westlich von Heisberg liegen größere Bereiche landwirtschaftlich genutzter Flächen, die zurzeit wenig untergliedert sind. Die Anpflanzung dient hier der Belebung des Landschaftsbildes und bietet darüberhinaus eine Vielzahl ökologischer Vorteile für die Tierwelt.

Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen (§ 26 LG) Seite 223 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

A 20 Beschreibung: Anpflanzung von Hecken mit eingestreuten Einzelbäumen Länge: 170 m Lage: Westlich Heisberg, C5 Erläuterung: Westlich von Heisberg liegen größere Bereiche landwirtschaftlich genutzter Flächen, die zurzeit wenig untergliedert sind. Die Anpflanzung dient hier der Belebung des Landschaftsbildes und bietet darüber hinaus eine Vielzahl ökologischer Vorteile für die Tierwelt. A 21 Beschreibung: Anpflanzung einer Baumreihe (Laubholz) Länge: 220 m Lage: Westlich Oberfischbach, B4 Erläuterung: Der Bereich des Kirberges ist durch zahlreiche kleine landwirtschaftliche Nutzflächen geprägt, die von diversen Wegen unterbrochen werden. Entlang eines Hauptverbindungsweges soll zur Glie- derung und Belebung des Landschaftsbildes und zur Betonung des Weges eine Laubbaumreihe gepflanzt werden. Da das Gebiet weithin einsehbar ist, kommt dieser Baumreihe eine ganz er- hebliche optische Bedeutung zu, die nicht zuletzt den Erholungsuchenden auf diesem Weg leiten will.

5.2 Beseitigung von Nadelholzbeständen

5.2.1 Allgemeine Regelungen für alle Einzelfestsetzungen Regelung: Für die nachfolgend beschriebenen Standorte werden Maßnahmen zur Beseitigung der Nadelholzbestände nach § 26 Absatz 1 Ziffer 4 LG festgesetzt. Erläuterung: Durch diese Festsetzungen sollen Fichten- und sonstigen Nadelholzaufforstungen beseitigt werden. Außerhalb des Waldes wurden häufig solche Flächen aufgeforstet, die sich landwirtschaftlich schlecht bewirtschaften ließen und so bei einer Aufgabe der landwirtschaftlichen Nutzung als Erstes entbehrlich waren. Dies hat dazu geführt, dass optisch störende Fichten- und sonstige Nadelholzanpflanzungen in der freien Feldflur angelegt wurden. Diese Flächen stellen, vor allem wenn sie mit Blaufichten bestockt sind, einen Fremdkörper in den überwiegend landwirtschaftlich genutzten Bereichen dar. Gegenüber den an brachliegenden Böschungen von Natur aus ent- standenen Wildgehölzen und -staudensäumen wirken die aus Nadelgehölzen bestehenden Kunstforste, zumal wenn sie bis unmittelbar an die Grundstücksgrenze bestockt sind und keiner- lei Übergang zur Nachbarfläche aufweisen, in der ansonsten durchgängigen Feldflur sehr unna- türlich. Auch in Bachtälern und an Unterhängen wurden Flächen aufgeforstet. Innerhalb des Waldes beziehen sich diese Maßnahmen vor allem auf Bachtäler und Quellberei- che. Um höhere Holzerträge zu erwirtschaften, wurden Forste mit meist nur einer Baumart angelegt, vor allem mit der Fichte, aber auch mit Douglasie und Lärche. Diese Nadelbaumarten kommen im Kreis Siegen-Wittgenstein außerhalb ihrer natürlichen Verbreitungsgebiete vor. Dies gilt im Prinzip auch für die Fichte, die heute in fast allen Landschaften zu den wichtigsten Forstbäumen gehört. Durch die Nadelstreu versauern die ohnehin sauren, schwach gepufferten Böden noch mehr, sodass sich die standörtlichen Bedingungen weiter verschlechtern. Somit haben die Nadel- holzanpflanzungen nachteilige Auswirkungen auf den Boden und auch auf angrenzende Lebens- räume wie Quellbiotope, Fließgewässer (die Wasserqualität wird nachweislich schlechter). Außerdem werden benachbarte Wiesenflächen zunehmend beschattet, was zu einer Verdrän- gung lichtbedürftiger - zum Teil gefährdeter - Pflanzenarten führt. Der Nadelholzforst weist eine sehr geringe Artenzahl auf. Eine Bodenvegetation fehlt fast völlig, meist kommen durch den hohen Schattendruck und die Versauerung des Bodens neben einigen Moosen keine weiteren Pflanzenarten vor. Nur sehr wenige angepasste Tierarten wie Fichten-

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gallwespe, Borkenkäfer-Arten, Sommer- und Wintergoldhähnchen, Hauben- und Tannenmeise sowie Fichtenkreuzschnabel leben dort. Die Vielzahl einheimischer Tierarten meidet den Fichtenforst; in Bachtälern und Quellbereichen hindert er natürlich vorkommende Tier- und Pflanzenarten an ihrer Verbreitung, sodass eine Be- seitigung des Nadelholzbestandes an diesen Standorten aus ökologischer Sicht zwingend not- wendig ist. Die Art und Weise der Entfernung nicht standortgerechter Fichten wird im Landschaftsplan nicht im Einzelnen geregelt, sondern später individuell festgelegt.

5.2.2 Kategorie I - Umwandlung von Nadelholzbeständen in Grünland Regelung: Die Beseitigung der Nadelholzbestände soll in einem Pflegeeingriff durch Kahlschlag er- folgen und die Fläche soll anschließend als Grünland genutzt werden. Erläuterung: Nadelholzflächen, die zukünftig nicht mehr mit Wald bestockt werden sollen (z.B. inselartige Be- stände im Bereich der landwirtschaftlichen Nutzfläche), sollen i.d.R. durch eine einmalige Nut- zung des Bestandes entfernt und in Grünland umgewandelt werden, damit sich die nachfolgende Vegetation möglichst umgehend ausbilden bzw. eine landwirtschaftliche Nutzung möglichst schnell aufgenommen werden kann. Da eine Entfernung der Wurzelstöcke nicht erfolgen soll, kommt als landwirtschaftliche Nutzungsform vornehmlich die Beweidung in Betracht. Zusätzlich sind Anpflanzungen von Obstbäumen möglich. Bei Flächen an Gewässern bietet sich zusätzlich die punktuelle Anpflanzung von Schwarzerlen entlang der Ufer an.

Einzelfestsetzungen: W 1 Beschreibung: Fichtenbestand im Tal des Gerhardsseifen Größe: 0,1 ha Lage: Nördlich Büschergrund, E3 W 2 Beschreibung: Fichten an einem Grünlandhang Größe: 0,4 ha Lage: Westlich Büschergrund, E3 W 3 Beschreibung: Nadelgehölze am Talhang Größe: 0,1 ha Lage: Westlich Büschergrund, E3 W 4 Beschreibung: Nadelgehölze im Bachtal und am Talhang (2 Flächen) Größe: 1,0 ha Lage: Nordöstlich Büschergrund, E4 W 5 Beschreibung: Fichtenbestand im Wendingbachtal (5 Flächen) am Hang des Osterbergs Größe: 1,2 ha Lage: Westlich Büschergrund, E4 W 6 Beschreibung: Fichtenbestand "Zogbrähm" Größe: 0,2 ha Lage: Westlich Büschergrund, E3 W 7 Beschreibung: Nadelgehölze bei Mausbach Größe: 0,1 ha Lage: Östlich Mausbach, C2 W 8 Beschreibung: Nadelgehölze am Talhang (2 Flächen) Größe: 1,0 ha Lage: Östlich Mausbach, C2 W 9 Beschreibung: Fichtenbestände im Bottenbachtal (3 Flächen) Größe: 0,4 ha Lage: Nordwestlich Oberheuslingen, C4

Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen (§ 26 LG) Seite 225 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

W 10 Beschreibung: Fichtenbestände im Bottenbachtal (3 Flächen) Größe: 0,3 ha Lage: Nordwestlich Oberheuslingen, C4 W 11 Beschreibung: Fichtenbestände am Hang und am Quellbach (2 Flächen) Größe: 0,9 ha Lage: Nördlich Oberheuslingen, C4 W 12 Beschreibung: Fichtenbestände im Hangbereich des "Zimmert" (5 Flächen) Größe: 0,5 ha Lage: Nördlich Alchen, C5 W 13 Beschreibung: Fichtenbestand "In der Rödersche" Größe: 1,2 ha Lage: Nordwestlich Dirlenbach, D3 W 14 Beschreibung: Fichtenbestände am Dirlenbach und oberhalb der Stockfeldstraße (4 Flä- chen) Größe: 0,4 ha Lage: Östlich und westlich Dirlenbach, D4 W 15 Beschreibung: Fichtenbestände in der Hundsschlade und im Hasennest (3 Flächen) Größe: 1,2 ha Lage: Westlich Niederheuslingen, D4 W 16 Beschreibung: Fichtenbestände im Heusling-Bachtal und entlang der K10 (2 Flächen) Größe: 1,0 ha Lage: Nördlich Oberfischbach, D4 W 17 Beschreibung: Fichtenbestände im Alchetal (4 Flächen) Größe: 0,9 ha Lage: zwischen Alchen und Bühl

5.2.3 Kategorie II - Umwandlung von Nadel- in Laubholzbestände Regelung: Die Umwandlung in Laubholz soll durch mehrere, zeitlich gestaffelte Pflegeeingriffe in die Nadelholzbestände erfolgen. Die durch die Eingriffe lückigen Bestände sollen frühzeitig mit dem neuen Laubholz unterpflanzt werden. Für alle nachfolgenden Einzelfestsetzungen gelten folgende Maßnahmen: · Entfernen des Nadelholzbestandes · Punktuelle Initialpflanzung von Schwarzerlen Erläuterung: Als Initialpflanzung gilt die punktuelle Einbringung von einheimischen und standortgerechten Laubgehölzen, die durchschnittlich nicht mehr als ca. 10 % der Fläche bedecken. · Natürliche Weiterentwicklung Erläuterung: Bei Nadelholzflächen, die künftig mit Laubholz bepflanzt werden sollen (z.B. innerhalb des Wal- des oder in engen Bachtälern), soll die Beseitigung der Nadelbäume möglichst abschnittsweise und verteilt über mehrere Jahre erfolgen. In der Zeit zwischen dem ersten Eingriff in den Bestand und der abschließenden Entnahme der Nadelbäume sollen schon Laubhölzer angepflanzt wer- den, sodass keine totale Freistellung der Fläche, sondern ein stufenweiser Umbau des Waldbe- standes erfolgt. An Bachläufen ist vielfach geplant, punktuell Erlen anzupflanzen, um den hier ursprünglich behei- mateten Bach begleitenden Erlenwald wiederherzustellen. Diese natürliche Waldgesellschaft im periodischen Überschwemmungsgebiet der Bäche ist regional und überregional selten geworden und vielfach in Fragmente zersplittert, welche nur unzureichend mit- und untereinander verbun- den sind. Typische Pflanzen sind Hainsternmiere, Waldziest, Giersch, Springkraut, Winkelsegge und Milzkraut; als typische Tierarten sind verschiedene auf die Schwarzerle spezialisierte Insek- tenarten und bei vorhandenen Totholzanteilen auch Kleinspecht und Weidenmeise anzutreffen.

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Einzelfestsetzungen: W 18 Beschreibung: Fichtenbestand im Bachtal Größe: 0,1 ha Lage: Nordwestlich Büschergrund, E3 W 19 Beschreibung: Fichtenbestände an einem Quellbach (2 Flächen) Größe: 0,6 ha Lage: Nördlich Büschergrund, E3 W 20 Beschreibung: Fichtenbestand im Pfaffenseifen Größe: 0,3 ha Lage: Westlich Büschergrund, E3 W 21 Beschreibung: Fichtenbestand im Eschenbachtal Größe: 1,4 ha Lage: Östlich Bühl, E5 Maßnahmen: · Wiederaufforstung mit standortgerechten einheimischen Laubge- hölzen W 22 Beschreibung: Fichtenbestand im Lederbachtal Größe: 0,6 ha Lage: Westlich Bühl, E4 W 23 Beschreibung: Fichtenbestand an einer Quelle mit Quellbach Größe: 0,3 ha Lage: Südwestlich Freudenberg, D2, D3 W 24 Beschreibung: Fichtenbestand an einem Bachlauf Größe: 0,3 ha Lage: Östlich Freudenberg, D3 W 25 Beschreibung: Fichtenbestand an einem Bachlauf Größe: 0,1 ha Lage: Westlich Bottenberg, D3 W 26 Beschreibung: Fichtenbestand an einem Quellbach Größe: 0,2 ha Lage: Südlich Bottenberg, D4 W 27 Beschreibung: Fichtenbestand an einem Quellbach Größe: 1,3 ha Lage: Nordwestlich Oberheuslingen, D4 W 28 Beschreibung: Fichtenbestand an einem Quellbach Größe: 0,1 ha Lage: Nördlich Lindenberg, D5 W 29 Beschreibung: Fichtenbestand an einem Quellbach Größe: 0,6 ha Lage: Südlich Freudenberg, C3 W 30 Beschreibung: Fichtenbestand im Bachtal Größe: 0,9 ha Lage: Nordöstlich Dirlenbach, C4 W 31 Beschreibung: Fichtenbestand im Bachtal Größe: 0,6 ha Lage: Nordöstlich Dirlenbach, C4 W 32 Beschreibung: Fichtenbestände im Quellgebiet des Wettelbaches (2 Flächen) Größe: 0,8 ha Lage: Nordwestlich Heisberg, C5 W 33 Beschreibung: Fichtenbestand an einem Quellbach Größe: 0,2 ha Lage: Nordöstlich Heisberg, C5

Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen (§ 26 LG) Seite 227 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

W 34 Beschreibung: Fichtenbestände in einem Seitental des Heisberg-Baches Größe: 0,1 ha Lage: Südöstlich Heisberg, C5 W 35 Beschreibung: Fichtenbestand im Bachtal Größe: 0,4 ha Lage: Südlich Niederndorf, B4 W 36 Beschreibung: Fichtenbestände an einem Quellbach (2 Flächen) Größe: 0,8 ha Lage: Südlich Niederndorf, A4 Maßnahmen: · Wiederaufforstung mit standortgerechten einheimischen Laubge- hölzen am Hang W 37 Beschreibung: Fichtenbestand südwestlich "Alte Burg" (2 Flächen) Größe: 1,3 ha Lage: Südöstlich Niederndorf, B5, A5 Maßnahmen: · Wiederaufforstung mit standortgerechten einheimischen Laubge- hölzen W 38 Beschreibung: Fichtenbestand an einem Bach Größe: 0,1 ha Lage: Nordöstlich Mausbach, C2 W 39 Beschreibung: Fichtenbestand an Quellbach Größe: 0,2 ha Lage: zwischen Plittershagen und Freudenberg Maßnahmen: · Anpflanzung von standortgerechten einheimischen Laubgehölzen

5.3 Maßnahmen an Fischteichen

Regelung: Für die nachfolgend beschriebenen Standorte werden die einzelnen Maßnahmen an den Teich- anlagen und deren Umfeld nach § 26 Absatz 1 Ziffer 1 LG festgesetzt. Erläuterung: Im Landschaftsplangebiet wurden viele Fischteiche angelegt. Diese Stillgewässer unterschiedlicher Größe und Tiefe sind überwiegend durch Aufstau von Fließgewässern oder durch Ableitung von Was- ser aus dem Fließgewässer entstanden. Sie werden teilweise intensiv genutzt, besitzen steile Ufer, oft einen sehr hohen Fischbesatz und in der Regel fehlt eine Ufer- und Bodenvegetation. Häufig werden sie im Winter abgelassen, sodass weder natürlicher Pflanzenbewuchs noch Tiere vorhanden sind. Durch den Aufstau des Fließgewässers besitzen Fischteiche eine stark negative Wirkung auf den Nähr- stoff- und Temperaturhaushalt des unterhalb liegenden Bachabschnittes. Das Wasser in den Teichen erwärmt sich sehr stark, wird durch Düngemittel und Kalk in seiner Zusammensetzung stark verändert und ist vom Kot der Fische sowie durch die Futtermittel stark verschmutzt. In den unterhalb des Tei- ches liegenden Bachabschnitten können die ursprünglich einheimischen Tierarten nach dem Zufluß des verschmutzten Teichwassers nicht mehr existieren. Häufig werden die Teiche schwallartig entleert, so- dass sich größere Wassermengen, zum Teil stark mit Sedimenten beladen, plötzlich in die Fließge- wässer ergießen, wodurch deren Ufer und Sohlen abgeschwemmt bzw. abgetragen werden. Einige Fischteiche sind von so genanntem Reiherdraht umgeben. Häufig verfängt sich der Graureiher bei der Nahrungssuche in solchen Drähten und geht elendig zugrunde. Die Umgestaltung der Teiche ist nicht zuletzt für diese Tierart von großer Bedeutung. Naturnahe Teiche mit ausgedehnten Flachwasserzonen, einer vielgestaltigen Uferlinie und ohne Nutz- fischbesatz bilden anders als intensiv genutzte Fischteiche wertvolle Biotope für einheimische Tier- und Pflanzenarten wie z.B. Schwimmkäfer, Stichling, Moderlieschen, Schneider und andere Fischarten so- wie zahlreiche einheimische Schneckenarten. Sie stellen vielfach die wichtigsten Laichgewässer für Amphibien, vor allem für die einheimischen Molcharten wie Berg- und Kammmolch, die Erdkröte und den Grasfrosch, dar. Auch diverse Vogelarten sind auf naturnahe Teiche angewiesen.

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Als Maßnahme ist entweder die Beseitigung eines Fischteiches oder dessen Umwandlung in einen un- genutzten Feuchtbiotop vorgesehen. Die Beseitigung soll immer dann erfolgen, wenn ein Fischteich sehr naturfern angelegt wurde oder im Hauptschluss des Gewässers liegt, sodass das Fließgewässer erheblich und nachhaltig belastet wird. Eine Umwandlung in ungenutzte Feuchtbiotope kann dann erfol- gen, wenn der Fischteich neben dem Fließgewässer liegt und sich durch Maßnahmen wie Abflachung der Ufer oder Anlegung einer buchtigen Uferlinie mit geringem Aufwand zu einem ökologisch wertvollen Bereich umgestalten lässt. Die Wasserentnahme ist so zu verändern, dass auch bei Niedrigwasser die Hauptwassermenge im Bach verbleibt, sodass ggf. der Zufluss zum Teich unterbrochen wird. Weiterhin soll ein evtl. vorhandener künstlicher Fischbestand entnommen und es sollen nicht einheimische Gehöl- ze und Nadelbäume entfernt werden. Zu den geplanten Renaturierungsmaßnahmen gehört auch das Beseitigen von Freizeiteinrichtungen wie Hütten, Grillplätzen, Zaunanlagen, Pflasterflächen usw. Auch Beton- und Metallteile im Wasser sowie Teichfolien und Rohre sollen entfernt werden, selbst wenn das Wasser dann periodisch versickert. Ziel ist es nicht, gut nutzbare Teiche zu erhalten, sondern ökologisch sinnvolle Kleingewässer zu schaf- fen. Dabei können durchaus auch nur periodisch wasserführende Tümpel entstehen. Dauernde Pfle- gemaßnahmen sind nicht geplant. Vor einer Umsetzung der Maßnahmen ist sicherzustellen, dass andere öffentliche Belange nicht beein- trächtigt werden. Dies gilt vor allem für die Sicherung einer ausreichenden Löschwasserversorgung. Soweit in einzelnen Bereichen keine anderen ausreichenden Löschwasserreserven vorhanden sind, kann anstelle eines Schleifens der Dämme auch ein Rückbau des Teiches zu einem ungenutzten Still- gewässer erfolgen, in dem aber weiterhin ein ausreichendes Wasservolumen verbleibt. Ebenfalls ist die Hochwasserrückhaltefunktion einzelner Teiche zu beachten. Hierzu wird die Stadt Freudenberg vor der Planung der einzelnen Umsetzungsmaßnahmen beteiligt. Die nachfolgenden Maßnahmen werden unabhängig davon festgesetzt, ob für die bestehende Teich- anlage eine wasserrechtliche Genehmigung vorliegt oder ob sie ungenehmigt ist. Bei nicht genehmigten Anlagen besteht nach wasserrechtlichen Vorschriften unter Umständen bereits eine Verpflichtung zur Entfernung bzw. Umgestaltung der Anlage, sodass in diesen Fällen eine Entschädigungszahlung in der Regel nicht erfolgen wird. Genehmigte Teiche und ältere Teichanlagen, für die ein Bestandsschutz an- zunehmen ist, können dagegen nur auf der Grundlage eines Vertrages entfernt bzw. umgestaltet wer- den, der auch Entschädigungszahlungen regelt.

Einzelfestsetzungen: W 40 Beschreibung: Fischteich an einem Quellbach Größe: 0,1 ha Lage: Nordwestlich Büschergrund, F3 Maßnahmen: · Rückentwicklung des Fischteiches zu ungenutztem Feuchtbiotop · Schleifung und Abtragung der Fischteichdämme W 41 Beschreibung: zwei Fischteiche im Seelbachtal und Nadelholzbestand (2 Flächen) Größe: 0,2 ha Lage: Nordwestlich Freudenberg, E3, D3 Maßnahmen: · Schleifung und Abtragung der Fischteichdämme · Rückentwicklung des Fischteicher zu ungenutzten Teichgewässern mit Röhrichten · Entfernung der Nadelgehölze · Entfernung der Holzhütte W 42 Beschreibung: Fischteich und angestaute Quelle im Pfaffenseifen und Nadelholzbestand Größe: 0,1 ha Lage: Westlich Büschergrund, E3 Maßnahmen: · Entfernung der Stauvorrichtungen · Rückentwicklung zu ungenutzten Feuchtbiotopen · Entfernung der Nadelgehölze W 43 Beschreibung: Feuchtbiotop in der "Hommeswiese" Größe: 0,2 ha Lage: Nordwestlich Büschergrund, E3 Maßnahmen: · Rückentwicklung zu einem ungenutzten Feuchtbiotop

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· Wiederherstellung eines naturnahen Bachbettes auf 2 Bachabschnit- ten · Entfernung der Drainage · Entfernung der Freizeitanlagen · natürliche Entwicklung der Laubgehölze W 44 Beschreibung: Fischteich und Fichtenbestand im Gerhardseifen Größe: 0,2 ha Lage: Nördlich Büschergrund, E3 Maßnahmen: · Entfernung des Fichtenbestandes im Tal · Anpflanzung von Schwarzerlen als einseitige, das Ufer wechselnde, gruppenweise Bepflanzung, natürliche Weiterentwicklung · Rückentwicklung von Fischteichen zu ungenutzten Feuchtbiotopen und Entfernung der Einzäunungen W 45 Beschreibung: zwei Quellen Größe: 0,1 ha Lage: Östlich Büschergrund, E3 Maßnahmen: · Renaturierung der als Teich umgestalteten Quelle · Entfernung der Uferbefestigungen · Schutz des Quellbereichs vor Beweidung durch Zäune W 46 Beschreibung: 3 Fischteiche beim Hof Hoffnungssiepen (2 Flächen) Größe: 0,2 ha Lage: Nordöstlich Büschergrund, E4 Maßnahmen: · Rückentwicklung der Fischteiche zu ungenutzten Feuchtbiotopen · Schleifung und Abtragung der Fischteichdämme W 47 Beschreibung: zwei Fischteiche Größe: 0,1 ha Lage: Südwestlich Bühl, E4 Maßnahmen: · Rückentwicklung von Fischteichen zu ungenutzten Feuchtbiotopen · Entfernung der Nadelgehölze · Entfernung der Grillstelle und des Holzunterstandes W 48 Beschreibung: Teich Größe: 0,1 ha Lage: Südlich Bühl, B5 Maßnahmen: · Rückentwicklung zu ungenutztem Teichgewässer mit Röhrichten W 49 Beschreibung: Fischteich im Lederbachtal und Nadelholzbestand Größe: 0,3 ha Lage: Nördlich Lindenberg, B5 Maßnahmen: · Wiederherstellung der natürlichen Oberfläche und eines naturnahen Bachbettes · Schleifung und Abtragung der Fischteichdämme · Entfernung von Nadelgehölzen W 50 Beschreibung: Fischteich im Holzklau-Bachtal Größe: 0,1 ha Lage: Östlich Niederholzklau, E6 Maßnahmen: · Schleifung und Abtragung der Fischteichdämme · Rückentwicklung des Fischteichs zu ungenutztem Feuchtbiotop W 51 Beschreibung: Fischteich und Fichtenbestand an einem Quellbach Größe: 0,5 ha Lage: Südöstlich Niederholzklau, E6 Maßnahmen: · Schleifung und Abtragung der Fischteichdämme · Abflachung der Ufer · Rückentwicklung des Fischteichs zu ungenutztem Feuchtbiotop

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· Entfernung der Fichten im Quellbereich / am Quellbach · Anpflanzung von Schwarzerlen als einseitige, das Ufer wechselnde, gruppenweise Bepflanzung, natürliche Weiterentwicklung W 52 Beschreibung: angestaute Quelle Größe: 0,1 ha Lage: Nördlich Mausbach, D2 Maßnahmen: · Entfernung von Stauvorrichtungen, · Entfernung von Müllablagerungen W 53 Beschreibung: zwei Fischteiche im Bachtal bei "Hähnerhain" Größe: 0,2 ha Lage: Nördlich Mausbach, D2 Maßnahmen: · Rückentwicklung der Fischteiche zu ungenutzten Teichgewässern mit Röhrichten · Entfernung des Fichtenbestandes im Tal · Anpflanzung von Schwarzerlen als einseitige, das Ufer wechselnde, gruppenweise Bepflanzung, natürliche Weiterentwicklung auf der nördlichen Fläche · natürliche Sukzession auf der südlichen Fläche W 54 Beschreibung: drei Fischteiche und Fichtenbestand in einem Seitental der Plittersche Größe: 0,5 ha Lage: Östlich Mausbach, D2 Maßnahmen: · Rückentwicklung von Fischteichen zu ungenutzten Feuchtbiotopen · Entfernung der Zaunanlage am Teichufer · Beseitigung der Staustufen am Bach · Entfernung der Fichtenbestände im Bachtal W 55 Beschreibung: zwei Fischteiche im Quellbereich und Nadelholzbestand Größe: 0,1 ha Lage: Südöstlich Mausbach, D2 Maßnahmen: · Rückentwicklung der Fischteiche zu ungenutzten Teichgewässern mit Röhrichten · Entfernung der Nadelgehölze W 56 Beschreibung: Fischteiche beim Forsthaus Freudenberg (3 Flächen) Größe: 0,1 ha Lage: Westlich Freudenberg, D2 Maßnahmen: · Rückentwicklung von Fischteichen zu ungenutzten Teichgewässern mit Röhrichten · Abflachung der Ufer W 57 Beschreibung: zwei Fischteiche, verrohrter Bachabschnitt und Nadelholzbestand Größe: 0,2 ha Lage: Westlich Freudenberg, D3 Maßnahmen: · Schleifung und Abtragung der Fischteichdämme · Wiederherstellung der natürlichen Oberfläche und eines naturnahen Bachbettes · Entfernung der Nadelgehölze W 58 Beschreibung: Fischteiche und Fichtenanpflanzung im Seelbachtal (2 Flächen) Größe: 0,3 ha Lage: Nördlich Freudenberg, D3 Maßnahmen: · Schleifung und Abtragung der Fischteichdämme · Wiederherstellung der natürlichen Oberfläche und eines naturnahen Bachbettes · Entfernung der Nadelgehölze · Entfernung der Holzhütte, Schuppen

Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen (§ 26 LG) Seite 231 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

W 59 Beschreibung: Fischteich, verrohrter Bachabschnitt und Fichtenaufforstung im Rotherseifen (2 Flächen) Größe: 0,5 ha Lage: Südlich Bottenberg, D4 Maßnahmen: · Rückentwicklung des Fischteiches zu ungenutztem Feuchtbiotop · Renaturierung des Bachs · Entfernung der Fichten · Anpflanzung von Schwarzerlen als einseitige, das Ufer wechselnde, gruppenweise Anpflanzung, natürliche Weiterentwicklung W 60 Beschreibung: verfüllter Quellbereich und Fischteiche im Bachtal Größe: 0,2 ha Lage: bei Bottenberg, D4 Maßnahmen: · Renaturierung des Quellbereiches · Schleifung und Abtragung der Fischteichdämme · Wiederherstellung der natürlichen Oberfläche und eines naturnahen Bachbettes W 61 Beschreibung: Fischteich und Fichtenbestand an der Quelle des Zeitenbaches und Nadelholz- bestand Größe: 0,1 ha Lage: Östlich Bottenberg, D4 Maßnahmen: · Rückentwicklung des Fischteichs zu ungenutztem Feuchtbiotop · Entfernung der Fichten · Anpflanzung von Schwarzerlen als einseitige, das Ufer wechselnde, gruppenweise Anpflanzung, natürliche Weiterentwicklung W 62 Beschreibung: Fischteich im Zeitenbachtal und Nadelholzbestand Größe: 0,2 ha Lage: Östlich Bottenberg, D4 Maßnahmen: · Schleifung und Abtragung der Fischteichdämme · Wiederherstellung der natürlichen Oberfläche und eines naturnahen Bachbettes · Entfernung der Nadelgehölze W 63 Beschreibung: Fischteich im Zeitenbachtal und Fichtenanpflanzung Größe: 0,1 ha Lage: Östlich Bottenberg, D4 Maßnahmen: · Rückentwicklung des Fischteichs zu ungenutztem Feuchtbiotop · Entfernung der Fichten W 64 Beschreibung: Fischteichanlage im Zeitenbachtal Größe: 0,4 ha Lage: Nördlich Oberheuslingen, D4 Maßnahmen: · Schleifung und Abtragung der Fischteichdämme · Wiederherstellung der natürlichen Oberfläche und eines naturnahen Bachbettes · Entfernung der Nadelgehölze W 65 Beschreibung: Fischteichanlagen im Trausterbachtal (2 Flächen) Größe: 0,1 ha Lage: Östlich Oberheuslingen, D4, D5 Maßnahmen: · Wiederherstellung der natürlichen Oberfläche und eines naturnahen Bachbettes · Schleifung und Abtragung der Fischteichdämme · Entfernung des Schuppens · Entfernung der Fichten

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W 66 Beschreibung: Fischteiche und Fichtenaufforstung im Alchebachtal (4 Flächen) Größe: 0,5 ha Lage: Nördlich Alchen, D5 Maßnahmen: · Schleifung und Abtragung der Fischteichdämme · Rückentwicklung von Fischteichen zu ungenutzten Feuchtbiotopen · Entfernung der Fichtenbestände im Tal W 67 Beschreibung: zwei Fischteiche und Fichtenaufforstung im Bachtal Größe: 0,3 ha Lage: Südlich Lindenberg, D5 Maßnahmen: · Rückentwicklung der Fischteiche zu ungenutzten Feuchtbiotopen · Entfernung der Fichtenbestände im Tal · Anpflanzung von Schwarzerlen als einseitige, das Ufer wechselnde, gruppenweise Bepflanzung, natürliche Weiterentwicklung W 68 Beschreibung: Teich und Fichtenaufforstung am Trausterbach Größe: 0,1 ha Lage: Östlich Oberheuslingen, D5 Maßnahmen: · Rückentwicklung des Teichs zu ungenutztem Feuchtbiotop · Entfernung der Fichtenbestände im Tal · Anpflanzung von Schwarzerlen als einseitige, das Ufer wechselnde, gruppenweise Bepflanzung, natürliche Weiterentwicklung W 69 Beschreibung: Fischteiche mit Fichtenbestand am Löcherbacher Weg Größe: 0,7 ha Lage: Südwestlich Plittershagen, C2 Maßnahmen: · Schleifung und Abtragung der Fischteichdämme · Wiederherstellung der natürlichen Oberfläche und eines naturnahen Bachbettes · Entfernung des Fichtenbestandes im Tal W 70 Beschreibung: Fischteichanlage (2 Flächen) Größe: 0,1 ha Lage: Nördlich Dirlenbach, C4 Maßnahmen: · Schleifung und Abtragung der Fischteichdämme · Wiederherstellung der natürlichen Oberfläche und eines naturnahen Bachbettes W 71 Beschreibung: vier Fischteiche Größe: 0,5 ha Lage: Östlich Dirlenbach, C4 Maßnahmen: · Schleifung und Abtragung der Fischteichdämme · Wiederherstellung der natürlichen Oberfläche und eines naturnahen Bachbettes W 72 Beschreibung: Bachaufstau und Fischteich im Heusling-Bachtal Größe: 0,1 ha Lage: Südlich Niederheuslingen, C4 Maßnahmen: · Entfernung der Stauvorrichtung im Bach · Schleifung und Abtragung der Fischteichdämme · Rückentwicklung von Fischteichen zu ungenutzten Feuchtbiotopen W 73 Beschreibung: zwei Fischteichanlagen im Heusling-Bachtal (2 Flächen) Größe: 0,1 ha Lage: Südlich Niederheuslingen, C4 Maßnahmen: · Schleifung und Abtragung der Fischteichdämme · Rückentwicklung der Fischteiche zu ungenutztem Feuchtbiotop · Entfernung der nicht standortgerechten Gehölze

Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen (§ 26 LG) Seite 233 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

W 74 Beschreibung: Fischteichanlage im Heusling- / Wetterbachtal Größe: 0,2 ha Lage: Nördlich Oberfischbach, C4 Maßnahmen: · Rückentwicklung der Fischteiche zu ungenutzten Teichgewässern mit Röhrichten · Entfernung der nicht standortgerechten Gehölze W 75 Beschreibung: Fischteichanlage und Fichtenbestand im Wetterbachtal Größe: 0,9 ha Lage: Nördlich Oberfischbach, C4, C5 Maßnahmen: · Schleifung und Abtragung der Fischteichdämme · Wiederherstellung der natürlichen Geländeoberfläche, der Quelle und eines naturnahen Bachbettes · Entfernung der Fichten · Anpflanzung von Schwarzerlen als einseitige, das Ufer wechselnde, gruppenweise Anpflanzung, natürliche Weiterentwicklung W 76 Beschreibung: Teich und Fichtenaufforstung am Trausterbach Größe: 0,3 ha Lage: Östlich Niederheuslingen, C5 Maßnahmen: · Schleifung und Abtragung der Teichdämme · Wiederherstellung der natürlichen Oberfläche und eines naturnahen Bachbettes · Entfernung der Fichtenbestände im Tal · Gestaltung des unteren Teiches als Feuchtbiotop · Anpflanzung von Schwarzerlen als einseitige, das Ufer wechselnde, gruppenweise Bepflanzung, natürliche Weiterentwicklung W 77 (gestrichen) W 78 Beschreibung: Fischteich im Gerhardsseifen Größe: 0,2 ha Lage: Westlich Niederndorf, B4 Maßnahmen: · Rückentwicklung des Fischteichs zu ungenutztem Feuchtbiotop W 79 Beschreibung: Fischteichanlage am Käsbach Größe: 0,1 ha Lage: Südlich Niederndorf, B4 Maßnahmen: · Schleifung und Abtragung der Fischteichdämme · Wiederherstellung der natürlichen Oberfläche und eines naturnahen Bachbettes · Entfernung der Fichten W 80 Beschreibung: zwei Fischteiche am Käsbach (2 Flächen) Größe: 0,5 ha Lage: Südlich Niederndorf, B4 Maßnahmen: · Rückentwicklung der Fischteiche zu ungenutzten Feuchtbiotopen W 81 Beschreibung: zwei Fischteiche Größe: 0,1 ha Lage: Südöstlich Niederndorf, B4 Maßnahmen: · Schleifung und Abtragung der Fischteichdämme · Rückentwicklung der Fischteiche zu ungenutzten Feuchtbiotopen · Entfernung des Schuppens W 82 Beschreibung: Fischteiche und Fichtenaufforstung in einem Seitental des Heisberg-Baches Größe: 0,4 ha Lage: Östlich Oberfischbach, B5 Maßnahmen: · Rückentwicklung der Fischteiche zu ungenutzten Feuchtbiotopen · Entfernung der Fichtenbestände im Tal

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· Anpflanzung von Schwarzerlen am Bach, natürliche Weiterentwick- lung W 83 Beschreibung: Fischteich und Nadelholzanpflanzung an einem Seitenbach der Plittersche Größe: 0,1 ha Lage: Östlich Mausbach, D2 Maßnahmen: · Rückentwicklung der Fischteiche zu ungenutzten Feuchtbiotopen, Rückbau der Uferbefestigungen und Sohlabstürze am Bach · Entfernung der Nadelholzbestände · Initialpflanzung von Schwarzerlen am Bachufer, natürliche Weiterent- wicklung W 84 Beschreibung: kleiner Teich im Hauptschluss, nicht mehr genutzt Größe: 0,1 ha Lage: Seitenbach des Dirlenbachs, C4 Maßnahmen: · Entfernung des Teichdammes · Entfernung der Rohre sowie des Geländers als Einzäunung W 85 Beschreibung: zwei Fischteiche im Alchetal Größe: 0,1 ha Lage: zwischen Alchen und Bühl, E5 Maßnahmen: · Rückentwicklung der Fischteiche zu ungenutzten Feuchtbiotopen · Entfernung von Nadelgehölzen W 86 Beschreibung. Fischteichanlage im Alchetal Größe: 0,3 ha Lage: zwischen Alchen und Bühl, E5 Maßnahmen: · Umgestaltung der Wasserentnahme zur Reduzierung der entnomme- nen Wassermenge · Entfernung der Nadelgehölze und nicht einheimischer Laubgehölze · Beseitigung der Hütten

5.4 Sonstige Maßnahmen Regelung: Für die nachfolgend beschriebenen Standorte werden die einzelnen Maßnahmen nach § 26 LG festgesetzt.

Einzelfestsetzungen: W 87 Beschreibung: verbaute Quelle, Aufstau unterhalb der Quelle Größe: 0,1 ha Lage: Westlich Oberholzklau, F5 Maßnahmen: · Renaturierung der Quelle, Entfernung der Staueinrichtung Erläuterung: Quellen sind hochwertige Bereiche, die einer Vielzahl schutzwürdiger Tier- und Pflanzenarten Le- bensraum bieten. Die Wiederherstellung des verschütteten Quellbereiches und des angren- zenden Bachlaufes soll durchgeführt werden, um die Lebensbedingungen für die typischen Ge- wässerlebensgemeinschaften zu verbessern und die Durchgängigkeit des Gewässers für die Gewässerorganismen wiederherzustellen. W 88 Beschreibung: Tiergehege mit altem Bachaufstau Größe: 1,1 ha Lage: Östlich Büschergrund, E4 Maßnahmen: · Renaturierung des Bachlaufs, · Entfernung des Aufstaus und des Betonverbaus · Entfernung der nicht standortgerechten Gehölze Erläuterung:

Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen (§ 26 LG) Seite 235 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

Naturnahe Fließgewässerbereiche sollen wiederhergestellt werden, um die Lebensbedingungen für die typischen Gewässerlebensgemeinschaften zu verbessern und die Durchgängigkeit des Gewässers für die Gewässerorganismen wiederherzustellen. W 89 Beschreibung: Bachlauf "Im Winkel" Größe: 0,2 ha Lage: Südlich Bühl, E5 Maßnahmen: · Renaturierung des Bachlaufs · Entfernung naturferner Baustoffe Erläuterung: Naturnahe Fließgewässerbereiche sollen wiederhergestellt werden, um die Lebensbedingungen für die typischen Gewässerlebensgemeinschaften zu verbessern und die Durchgängigkeit des Gewässers für die Gewässerorganismen wiederherzustellen. W 90 Beschreibung: Naturfern verbauter Bachabschnitt im Tiergehege im Lederbachtal Größe: 0,9 ha Lage: Nördlich Lindenberg, E5 Maßnahmen: · Renaturierung des Bachlaufs, Entfernung des Betonverbaus, · Entfernung von Fichten im Bachtal Erläuterung: Naturnahe Fließgewässerbereiche sollen wiederhergestellt werden, um die Lebensbedingungen für die typischen Gewässerlebensgemeinschaften zu verbessern und die Durchgängigkeit des Gewässers für die Gewässerorganismen wiederherzustellen. Nicht standortgemäße und nicht einheimische Nadelholzaufforstungen sollen beseitigt werden, damit die standorttypischen Vegetationstypen wiederentwickelt und die Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes beseitigt werden können. W 91 Beschreibung: verfüllter Quell-/Talbereich, naturfern verbauter Bachabschnitt und teilflächige Fichtenaufforstung Größe: 0,4 ha Lage: Nördlich Oberfischbach, C4 Maßnahmen: · Wiederherstellung der natürlichen Geländeoberfläche, der Quelle und eines naturnahen Bachbettes, · Entfernung des Fichtenbestandes im Tal Erläuterung: Quellen sind hochwertige Bereiche, die einer Vielzahl schutzwürdiger Tier- und Pflanzenarten Le- bensraum bieten. Die Wiederherstellung des verschütteten Quellbereiches und des angren- zenden Bachlaufes soll durchgeführt werden, um die Lebensbedingungen für die typischen Ge- wässerlebensgemeinschaften zu verbessern und die Durchgängigkeit des Gewässers für die Gewässerorganismen wiederherzustellen. Nicht standortgemäße und nicht einheimische Nadelholzaufforstungen sollen beseitigt werden, damit die standorttypischen Vegetationstypen wiederentwickelt und die Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes beseitigt werden können. W 92 Beschreibung: Lagerplatz im Käsbachtal Größe: 0,1 ha Lage: Südlich Niederndorf, B4 Maßnahmen: · Entfernung von Geräten und Materialien Erläuterung: Die Lagerung von Baustoffen, Düngemitteln, Maschinen und Geräten unmittelbar am Fließge- wässer verursacht auch durch geringfügigen Eintrag von Ölen und anderen umweltgefährdenden Stoffen in den Bachlauf Schäden für die Gewässerorganismen. Gefahren für den Bach und des- sen Durchgängigkeit bestehen auch durch die Gefahr von in den Bach rutschenden Gegenstän- den aufgrund der direkten Lagerung an der Uferoberkante.

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6. Anhang

6.1 Verzeichnis der Gesetzlich geschützten Landschaftsbestandteile nach § 47 LG

Im Gebiet des Landschaftsplans sind derzeit folgende Gesetzlich geschützte Landschaftsbestandteile nach § 47 LG bekannt, die nachfolgend nachrichtlich angegeben werden: Nr. Bezeichnung Gemarkung Lage GLB 1 Obstbäume Oberholzklau F5 GLB 2 Obstbäume Hohenhain E2 GLB 3 Obstbäume Lindenberg D5 GLB 4 Obstbäume Niederheuslingen C4 GLB 5 Obstbäume Lindenberg D5 GLB 6 Obstbäume Freudenberg D3 GLB 7 Obstbäume Lindenberg D4 GLB 8 Obstbäume Büschergrund E3 GLB 9 Obstbäume Lindenberg D4 GLB 10 Obstbäume Büschergrund E3 GLB 11 Obstbäume Büschergrund E3 GLB 12 Obstbäume Alchen D5 GLB 13 Hecken Büschergrund E3 GLB 14 Hecken Büschergrund E3 GLB 15 Hecken Büschergrund E3 GLB 16 Obstbäume Hohenhain E2 GLB 17 Obstbäume Freudenberg D3 GLB 18 Obstbäume Büschergrund E3 GLB 19 Obstbäume Büschergrund E3 GLB 20 Hecken Freudenberg D3 GLB 21 Hecken Bühl E5 GLB 22 Hecken Oberholzklau F5 GLB 23 Obstbäume, Bachbepflanzung Bühl E5 GLB 24 Obstbäume Freudenberg D3 GLB 25 Obstbäume Freudenberg D3 GLB 26 Obstbäume Freudenberg D3 GLB 27 Hecken Niederndorf B4 GLB 28 Hecken Bottenberg D4 GLB 29 Obstbäume Lindenberg D4 GLB 30 Obstbäume Freudenberg D3 GLB 31 Hecken Büschergrund E4 GLB 32 Hecken Büschergrund E4 GLB 33 Obstbäume Niederndorf B4 GLB 34 Obstbäume Plittershagen E3 GLB 35 Obstbäume Oberholzklau F5 GLB 36 Obstbäume Niederndorf B4 GLB 37 Obstbäume Niederndorf B4 GLB 38 Laubbäume Niederholzklau E6 GLB 39 Obst- und Laubbäume Niederholzklau E6 GLB 40 Obst- und Laubbäume Niederholzklau E5 GLB 41 Laubgehölze Büschergrund E4 GLB 42 Laubbäume Büschergrund D3 GLB 43 Obstbäume Hohenhain E2 GLB 44 Hecken Hohenhain E2 GLB 45 Laubgehölze Hohenhain E2 GLB 46 Fassadenbegrünung Hohenhain E2 GLB 47 Laubbäume Mausbach D2 GLB 48 Laubgehölze Plittershagen C2 GLB 49 Laubgehölze Plittershagen C2 GLB 50 Laubbaum Plittershagen C2 GLB 51 Obstbäume Plittershagen C2 GLB 52 Laubgehölze Plittershagen C2

Anhang Seite 237 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

GLB 53 Laubbäume Plittershagen C2 GLB 54 Laubgehölze Plittershagen C2 GLB 55 Laubbäume Plittershagen C2 GLB 56 Laubbäume Freudenberg D2 GLB 57 Laubbäume Bottenberg D4 GLB 58 Laubbäume Bottenberg D4 GLB 59 Laubbäume Oberheuslingen D4 GLB 60 Laubbäume Oberheuslingen D4 GLB 61 Laubbäume Niederheuslingen C4

Die Gesetzlich geschützten Landschaftsbestandteile sind in der Karte „Gesetzlich geschützte Flächen“ zeichnerisch dargestellt.

6.2 Verzeichnis der Gesetzlich geschützten Biotope nach § 62 LG

Die Kartierung der Gesetzlich geschützten Biotope nach § 62 LG wurde für das Landschaftsplangebiet durch die LÖBF und den Kreis Siegen-Wittgenstein im Herbst 1999 abgeschlossen. Die Kartierung ist flächendeckend erfolgt. Quellbereiche, die ebenfalls Gesetzlich geschützte Biotope nach § 62 LG dar- stellen, wurden nicht systematisch untersucht, sodass diese Biotope nicht vollständig erfasst sind. Im Gebiet des Landschaftsplans sind derzeit folgende Biotope mit einer Gesamtfläche von ca. 102 ha, das sind 1,9 % der Gemeindefläche, nach § 62 LG bekannt, die nachfolgend nachrichtlich angegeben werden: LÖBF-Nr. Größe Gemarkung Lage GB-5013-090 0,11 ha Oberheuslingen D4 GB-5013-091 0,25 ha Büschergrund E3 GB-5013-605 8,3 ha Alchen D6, E6 GB-5013-606 1,91 ha Alchen D6 GB-5013-607 3,31 ha Alchen D6 GB-5013-608 9,02 ha Alchen D6 GB-5013-616 0,83 ha Alchen D6 GB-5013-619 9,39 ha Alchen D6 GB-5013-622 0,71 ha Niederholzklau E6 GB-5013-625 0,05 ha Freudenberg E2 GB-5013-626 0,02 ha Freudenberg E2 GB-5013-627 0,01 ha Büschergrund E2 GB-5013-628 0,34 ha Freudenberg E2 GB-5013-629 0,14 ha Freudenberg E2 GB-5013-630 0,33 ha Büschergrund E3 GB-5013-631 0,43 ha Büschergrund E3 GB-5013-632 0,43 ha Büschergrund E3 GB-5013-633 0,17 ha Büschergrund E3 GB-5013-634 3,59 ha Freudenberg E3 GB-5013-635 0,22 ha Freudenberg E3 GB-5013-636 0,03 ha Freudenberg E3 GB-5013-638 0,33 ha Büschergrund E4 GB-5013-639 0,16 ha Büschergrund E4 GB-5013-640 1,32 ha Büschergrund E4 GB-5013-641 0,32 ha Büschergrund E4 GB-5013-642 0,02 Büschergrund E4 GB-5013-643 0,42 ha Büschergrund E4 GB-5013-644 0,58 ha Büschergrund E4 GB-5013-645 0,03 ha Bühl E4 GB-5013-646 0,41 ha Büschergrund E4 GB-5013-647 0,08 ha Büschergrund E4 GB-5013-648 0,06 ha Büschergrund E4 GB-5013-649 0,04 ha Hohenhain E2 GB-5013-650 0,26 ha Hohenhain E2 GB-5013-651 0,22 ha Hohenhain E2 GB-5013-653 0,35 ha Büschergrund E4 GB-5013-654 0,21 Büschergrund E4

Seite 238 Anhang Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

LÖBF-Nr. Größe Gemarkung Lage GB-5013-655 0,12 ha Büschergrund E4 GB-5013-656 0,002 Büschergrund E4 GB-5013-657 0,03 Büschergrund E4 GB-5013-658 0,68 ha Oberholzklau F5 GB-5013-697 0,85 ha Lindenberg D5 GB-5013-717 0,62 ha Büschergrund E4 GB-5013-718 0,14 ha Büschergrund E4 GB-5013-719 0,1 ha Lindenberg D5 GB-5013-720 0,23 ha Alchen D5 GB-5013-723 0,12 ha Lindenberg D5 GB-5013-810 0,02 ha Niederholzklau E5 GB-5013-811 0,37 ha Niederholzklau E5 GB-5013-812 0,47 ha Niederholzklau E5 GB-5013-813 0,15 ha Niederholzklau E5 GB-5013-814 0,005 ha Oberholzklau E5 GB-5013-815 2,22 ha Bühl E5 GB-5013-816 0,39 ha Bühl E5 GB-5013-817 0,16 ha Bühl E4 GB-5013-818 0,52 ha Bühl E5 GB-5013-819 0,32 ha Bühl E5 GB-5013-820 1,1 ha Bühl E5 GB-5013-821 0,45 ha Alchen E5 GB-5013-822 0,26 ha Alchen E5 GB-5013-823 0,22 ha Alchen E5 GB-5013-824 0,13 ha Bottenberg D4 GB-5013-825 0,13 ha Bottenberg D4 GB-5013-826 0,16 ha Bottenberg D4 GB-5013-827 0,13 ha Bottenberg D4 GB-5013-828 0,02 ha Freudenberg D4 GB-5013-829 0,04 ha Freudenberg D3 GB-5013-830 0,33 ha Freudenberg E2 GB-5013-831 0,17 ha Freudenberg E2 GB-5013-832 0,01 ha Freudenberg E2 GB-5013-833 0,23 ha Freudenberg E2 GB-5013-834 0,41 ha Freudenberg D3 GB-5013-835 0,13 ha Freudenberg D3 GB-5013-836 0,47 ha Freudenberg D3 GB-5013-837 0,38 ha Freudenberg D3 GB-5013-838 0,12 ha Freudenberg D3 GB-5013-839 0,15 ha Freudenberg D3 GB-5013-840 0,34 ha Freudenberg E2 GB-5013-841 0,16 ha Mausbach D2 GB-5013-842 0,17 ha Mausbach D2 GB-5013-843 0,26 ha Mausbach D2 GB-5013-844 0,43 ha Freudenberg D2 GB-5013-845 0,23 ha Freudenberg, Mausbach D2 GB-5013-846 0,01 ha Freudenberg D2 GB-5013-847 0,12 ha Freudenberg D2 GB-5013-848 0,02 ha Freudenberg D2 GB-5013-849 0,10 ha Freudenberg D2 GB-5013-850 0,13 ha Freudenberg D2 GB-5013-851 0,34 ha Freudenberg D2 GB-5013-852 0,10 ha Freudenberg D2 GB-5113-022 1,16 ha Oberfischbach C5 GB-5113-023 0,005 ha Niederheuslingen C5 GB-5113-024 0,005 ha Heisberg C5 GB-5113-025 0,005 ha Heisberg C5 GB-5113-026 0,005 ha Heisberg C5 GB-5113-027 - Lindenberg C5 GB-5113-028 3,31 ha Heisberg C5 GB-5113-032 0,79 ha Oberfischbach C4

Anhang Seite 239 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

LÖBF-Nr. Größe Gemarkung Lage GB-5113-033 0,005 ha Dirlenbach C4 GB-5113-034 0,005 ha Dirlenbach C4 GB-5113-035 1,17 ha Dirlenbach C4 GB-5113-036 0,22 ha Oberheuslingen D4 GB-5113-037 0,37 ha Oberheuslingen D4 GB-5113-038 0,33 ha Oberheuslingen D4 GB-5113-039 0,94 ha Oberheuslingen D4 GB-5113-607 3,72 ha Alchen D6 GB-5113-609 0,34 ha Freudenberg D2 GB-5113-610 0,43 ha Freudenberg D2 GB-5113-611 0,17 ha Plittershagen C2 GB-5113-612 0,42 ha Plittershagen D2 GB-5113-613 0,26 ha Plittershagen D2 GB-5113-614 0,09 ha Freudenberg D2 GB-5113-615 0,05 ha Plittershagen D2 GB-5113-616 0,20 ha Plittershagen C2 GB-5113-617 0,15 ha Plittershagen, Freudenberg C2 GB-5113-618 0,2 ha Plittershagen C2 GB-5113-619 0,49 ha Plittershagen C2 GB-5113-620 0,57 ha Plittershagen C2 GB-5113-621 0,23 ha Plittershagen C2 GB-5113-622 0,70 ha Plittershagen C2 GB-5113-623 0,41 ha Plittershagen C2 GB-5113-624 0,18 ha Plittershagen C2 GB-5113-625 0,14 ha Plittershagen C2 GB-5113-626 0,20 ha Plittershagen C2 GB-5113-627 0,08 ha Plittershagen C2 GB-5113-628 0,26 ha Plittershagen C3 GB-5113-629 0,75 ha Plittershagen C3 GB-5113-630 1,66 ha Plittershagen C3 GB-5113-631 0,05 ha Plittershagen C3 GB-5113-632 0,04 ha Plittershagen C3 GB-5113-633 0,06 ha Plittershagen C3 GB-5113-634 0,75 ha Dirlenbach C3 GB-5113-635 0,71 ha Dirlenbach C3 GB-5113-636 0,18 ha Dirlenbach C3 GB-5113-637 0,73 ha Dirlenbach C3 GB-5113-638 0,12 ha Dirlenbach C4 GB-5113-639 - Dirlenbach C3 GB-5113-640 0,20 ha Dirlenbach C4 GB-5113-641 0,10 ha Dirlenbach C4 GB-5113-642 0,46 ha Freudenberg, Oberheuslingen D4 GB-5113-643 0,13 ha Freudenberg D3 GB-5113-644 0,12 ha Freudenberg D4 GB-5113-645 0,001 ha Bottenberg D4 GB-5113-646 0,11 ha Bottenberg D4 GB-5113-647 0,11 ha Bottenberg D4 GB-5113-648 0,25 ha Oberheuslingen D4 GB-5113-649 0,12 ha Niederndorf B4 GB-5113-650 0,18 ha Niederndorf B4 GB-5113-651 0,31 ha Niederndorf B4 GB-5113-652 0,15 ha Niederndorf B4 GB-5113-653 0,66 ha Oberfischbach C5 GB-5113-655 0,21 ha Niederndorf A4 GB-5113-656 0,29 ha Niederndorf B5 GB-5113-657 1,25 ha Niederndorf B5 GB-5113-658 1,03 ha Niederndorf B5 GB-5113-659 0,34 ha Niederndorf B5 GB-5113-660 0,11 ha Niederndorf B5 GB-5113-661 0,14 ha Niederndorf B5 GB-5113-662 0,16 ha Niederndorf B5

Seite 240 Anhang Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

LÖBF-Nr. Größe Gemarkung Lage GB-5113-668 0,27 ha Niederndorf B5 GB-5113-669 0,15 ha Niederndorf B5 GB-5113-670 0,17 ha Niederndorf B5 GB-5113-672 0,16 ha Niederndorf B5 GB-5113-680 1,92 ha Lindenberg D5 GB-5113-683 1,16 ha Freudenberg D2 GB-5113-684 2,12 ha Freudenberg D2 GB-5113-685 0,76 ha Freudenberg D2 GB-5113-686 2,92 ha Freudenberg D2 GB-5113-687 2,02 ha Freudenberg, Plittershagen D2 GB-5113-688 0,52 ha Plittershagen C2 GB-5113-689 0,29 ha Plittershagen C3 GB-5113-690 0,06 ha Freudenberg D3 GB-5113-691 0,05 ha Freudenberg D3 GB-5113-692 - Plittershagen C1 GB-5113-693 0,27 ha Plittershagen C2 GB-5113-694 0,39 ha Plittershagen C2 GB-5113-695 0,07 ha Lindenberg D5 GB-5113-696 0,001 ha Lindenberg D5 GB-5113-697 0,67 ha Lindenberg D5 Die Gesetzlich geschützten Biotope nach § 62 LG sind in der Karte „Gesetzlich geschützte Flächen“ nachrichtlich zeichnerisch dargestellt. Auf die Erläuterungen unter Ziffer 0.9.4.3 (siehe Seite 20) wird hingewiesen.

6.3 Verzeichnis der FFH-Gebiete

Im Landschaftsplangebiet sind zwei gemeldete FFH-Gebiete vorhanden. Die Auswahl erfolgte gemäß FFH-Richtlinie aus Gründen des Artenschutzes sowie zum Aufbau und Schutz eines europäischen Net- zes von Gebieten mit natürlichen Lebensräumen für Tiere und Pflanzen von gemeinschaftlichem Inte- resse. Die Gebiete sind in der Karte „Gesetzlich geschützte Flächen“ nachrichtlich dargestellt.

Nr. Gebiets-Nr. Name Größe Gemarkung Lage 1 DE-5013-301 Eulenbruchs Wald 167 ha Freudenberg D2, D3, E2, E3 Heiden und Magerra- 2 DE-5113-301 23,5 ha Alchen D6, E6 sen Trupbach

Anhang Seite 241 Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

7. Bestätigungen der Verfahrensschritte

7.1 Aufstellungsbeschluss

Der Kreistag des Kreises Siegen-Wittgenstein hat in der Sitzung am 25.05.1987 gemäß § 27 Absatz 1 LG die Aufstellung des Landschaftsplans Freudenberg für das gesamte Plangebiet beschlossen. Siegen, den 25.05.1987

gezeichnet gezeichnet gezeichnet

(Nienhagen) (Wilhelm Hofius) (Haepp) Landrat Kreistagsabgeordneter Schriftführer

7.2 Öffentliche Bekanntmachung

Der Beschluss des Kreistages des Kreises Siegen-Wittgenstein vom 25.05.1987 zur Aufstellung des Landschaftsplans Freudenberg wurde gemäß § 27 Absatz 1 LG am 01.08.1987 ortsüblich bekannt ge- macht. Siegen, den 31.08.1987

gezeichnet

(Forster) Oberkreisdirektor

7.3 Bürgerbeteiligung

Die Bürgerbeteiligung zum Landschaftsplan Freudenberg hat gemäß § 27 b LG am 29.11.1994 in Freudenberg-Lindenberg, am 06.12.1994 in Freudenberg-Oberheuslingen und am 14.12.1994 in Freu- denberg-Büschergrund stattgefunden. Am 01.07.2002 hat in Freudenberg-Oberholzklau, am 02.07.2002 hat in Freudenberg-Niederndorf, am 06.07.2002 hat in Freudenberg und am 08.07.2002 hat in Freudenberg-Oberheuslingen eine erneute Bürgerbeteiligung stattgefunden. Siegen, den 20.12.1994 Siegen, den 10.07.2002

gezeichnet gezeichnet (Forster) (Schneider) Oberkreisdirektor Landrat

7.4 Beteiligung der Träger öffentlicher Belange

Die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange zur Aufstellung des Landschaftsplans Freudenberg ist gemäß § 27 a Absatz 1 LG durch Schreiben vom 02.09.1994 erfolgt. Siegen, den 20.12.1994 gezeichnet (Forster) Oberkreisdirektor

Seite 242 Bestätigungen der Verfahrensschritte Kreis Siegen-Wittgenstein Landschaftsplan Freudenberg

7.5 Offenlegungsbeschluss

Der Kreistag des Kreises Siegen-Wittgenstein hat in der Sitzung am 27.09.2002 gemäß § 27 c Absatz 1 LG die Offenlegung des Entwurfs des Landschaftsplans Freudenberg beschlossen. Siegen, den 30.09.2002

gezeichnet gezeichnet (Schneider) (Brenner) Landrat Schriftführer

7.6 Öffentliche Auslegung

Der Entwurf des Landschaftsplans Freudenberg hat gemäß § 27 c Absatz 1 LG nach ortsüblicher Be- kanntmachung vom 23.10.2002 in der Zeit vom 04.11.2002 bis 13.12.2002 öffentlich ausgelegen. Siegen, den 18.12.2002

gezeichnet (Bender) Kreisdirektor

7.7 Satzungsbeschluss

Der Landschaftsplan Freudenberg ist gemäß § 16 Absatz 2 LG i. V. m. § 5 Absatz 1 und § 26 Absatz 1 Buchstabe f) KrO am heutigen Tage durch den Kreistag als Satzung beschlossen worden. Dabei wur- den die aufgrund der Entscheidung über die während der öffentlichen Auslegung eingegangenen Anre- gungen und Bedenken notwendigen Änderungen der Satzung berücksichtigt. Siegen, den 25.07.2003

gezeichnet gezeichnet (Breuer) (Brenner) Landrat Schriftführer

7.8 Genehmigungsvermerk der Bezirksregierung Arnsberg

Der Landschaftsplan Freudenberg ist gemäß § 28 Absatz 1 LG mit Verfügung vom heutigen Tage ge- nehmigt worden. Arnsberg, den 12.12.2003

gezeichnet (Drewke) Regierungspräsidentin

7.9 Öffentliche Bekanntmachung

Gemäß § 28 a LG sind die Genehmigung des Landschaftsplans Freudenberg durch die Bezirksregie- rung Arnsberg am 18.12.2003 sowie Ort und Zeiten der öffentlichen Auslegung des Landschaftsplans ortsüblich bekannt gemacht worden. Mit dieser Bekanntmachung ist der Landschaftsplan Freudenberg in Kraft getreten. Siegen, den 18.12.2003

gezeichnet (Klinkert) Baudezernentin

Bestätigungen der Verfahrensschritte Seite 243