aussprache unter männern »ICH SUCHTE UND FAND FAST NUR SEXFür alle, die ihn vermissen: Deutsch- lands klügster, fiesester und brillantes- ter TV-Mann ist wieder in Hochform. HARALD SCHMIDT über deutsche Männer, zu allem bereite Frauen, seine Deutungsmacht als Late-Night-König « und die Deutungsmacht des Playboy LIEBE über Intimfrisuren

INTERVIEW alexander neumann-delbarre und philip wolff Fotos Dieter MAYR

er VIP-Wing am Flughafen München, eine Art Privat-Terminal für die gediegenere Klientel. Große Bar, Lounge-Bereich, Besprechungsräume mit Namen wie „Suite Nymphenburg“ – ein guter Ort, um Harald Schmidt, 56, zu treffen. Denn an diesem Vormittag geht es hier ähnlich zu wie in seiner Late-Night-Show auf Sky: ein Talkmaster in bester Lästerlaune, kaum Publikum, alles sehr stilvoll und exklusiv.

Playboy: Herr Schmidt, wie viele Zuschau- Schmidt: Das ist ja nicht der Fall, denn er hatten Sie zuletzt? ich habe ja jeden Abend die Situation Schmidt: Keine Ahnung. Was ich gelesen meines Studios. Die ist seit 18 Jahren die- habe, glaube ich, gar keine. Super Ant- selbe. Eine Theatersituation, die eben in wort, oder? Da hätten Sie jetzt so eine unterschiedlichen Kanälen läuft. Und ich Entschuldigungsantwort erwartet, oder selber spüre keinen Unterschied, ob da „Wir messen das nicht“ oder so was. Aber zehn Millionen Zuschauer draußen sitzen das ist für den Pöbel von ARD und ZDF. oder zwei. Die müssen solche Antworten geben. Wir Playboy: Aber Sie bekommen die Resonanz im Elitezentrum von Sky denken in ganz mit. Und wenn keine kommt . . . anderen zukunftsweisenden Kategorien: Schmidt: Falsch. Der Zuschauer reagiert Abonnenten, Verbreiterung der Basis und mit einer Verzögerung von zehn Jahren. natürlich Qualität, Qualität, Qualität. Das heißt: Ich fahre auf der Rolltreppe im D Playboy: Weniger Zuschauer bedeutet ja: Frankfurter Flughafen, da bittet mich ein geringere Deutungshoheit. Vermissen Sie Pilot um ein Autogramm und sagt: „Das Ihre alte Relevanz als deutscher Letterman? war der Hammer, als Sie den Feuerstein als Schmidt: Nein. Bettvorleger benutzt haben.“ Das ist ein Playboy: Anders gefragt: Wie viel Spaß Sketch aus „Schmidteinander“-Zeiten, 500 macht Lästern noch, wenn keiner zuhört? Jahre her! Es ist ein Irrglaube zu denken,

Interview I Harald Schmidt

Tablet

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Glücklich in der Nische: Seit 2012 ist Harald Schmidt exklusiv im Bezahlsender Sky zu sehen. Seiner Popularität tut das keinen Abbruch. Sagt zumindest er

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Interview I Harald Schmidt der Zuschauer reagiere auf das, was Atomkraftwerke, schmelzende Pol- vor drei Tagen passiert ist. Meine kappen . . . Wahrnehmung als Fernsehfigur Playboy: Waldsterben . . . speist sich aus 30 Jahren: „Schmidt­ Schmidt: Robbenschlachten, Tscher- einander“, „Verstehen Sie Spaß?“, nobyl, das Ozonloch. Ich freue „Traumschiff“ . . . Das hat nichts mich natürlich, dass es Internet- mit aktuellen Ereignissen zu tun. Seiten gibt, wo ich umsonst al- Ich wünschte, Sie könnten sehen, le 15 Minuten eine hysterische auf wen der Zuschauer reagiert, Schlagzeile abrufen kann, die ich wenn aktuelle Megastars von ARD dann abends verwerte. Aber das ist und ZDF mit mir übern Flughafen nichts, was mich tatsächlich be- gehen. schäftigt. Playboy: Freuen Sie sich dann? Playboy: Was beschäftigt Sie tat- Schmidt: Nein, dazu leiste ich 1 sächlich? ja keinen Beitrag, das Schmidt: Na, das Prakti- ist einfach der Lauf der 3 sche. Alltag, Verdauung, Wahrnehmung. Man darf Wagen tanken nicht ver- nicht vergessen, ich habe gessen, bevor man auf die in einer Zeit angefangen, Autobahn fährt. Urlaub da war die große Medien- planen fürs nächste Jahr. diskussion: Hast du VHS Wann trinke ich, dass es oder Beta? Ein völlig an- 2 meinen Schlaf nicht be- deres Medienzeitalter. Es einträchtigt? So was. gibt ja eigentlich nur noch zwei, Playboy: Sehen Sie einen die so lange wie ich dabei sind: Jauch und König Harry würdigen Nachfolger von sich heran- Gottschalk. Und die leben jetzt schon da- wachsen? 1 Groß rauskommen: Das wollte von, dass sie sich gegenseitig stützen. Also Schmidt schon als Kind. Nach Schau- Schmidt: Es wird keinen Nachfolger geben, zumindest Thommy. spielschule und drei Jahren am weil es dieses Format nicht mehr geben Theater beginnt er seine Playboy: Der Schmidt vor der Kamera Kabarett-Laufbahn am Düsseldorfer wird. und der hinter der Kamera: Gibt es da Kommödchen, wo er u. a. mit Playboy: Nach Ihnen stirbt Late Night in Unterschiede in der Haltung, mit der er Hugo-Egon Balder (l.) auftritt. Deutschland aus? 2 Krönung: Durch die Kultsendung Menschen begegnet? „Schmidteinander“, die er mit Herbert Schmidt: Mit Sicherheit, ja. Sie sehen ja, Schmidt: Nein, überhaupt nicht. Feuerstein (r.) moderiert, wird Schmidt wo die Kollegen heute sind: Neo, Eins­ Anfang der 90er zum TV-Star. Playboy: Können Sie diese Haltung be- 3 Von 1992 bis 1995 übernimmt er die Plus, Pipifax, ich weiß gar nicht, wie die schreiben? Samstagabend-Show „Verstehen Sie Spartenkanäle alle heißen. Da kann sich ja Schmidt: Große negativistisch fundierte Spaß?“. Nicht nur modisch eine eher nichts mehr durchsetzen. Der Trend geht durchwachsene Phase seiner Karriere. Lebensfreude. 4 Der deutsche Letterman: Mit der heute in die Wiederbelebung von „Dalli Playboy: Über wen oder was können Sie „Harald Schmidt Show“ etabliert er Dalli“. Das ist, glaube ich, die Zukunft lachen? 1995 das Late-Night-Format in des deutschen Fernsehens. Und ob das jetzt Deutschland und sich selbst als Schmidt: Ich lache natürlich nicht über Lästerer mit der spitzesten Zunge der Pflaume, Pilawa oder Opdenhövel macht, sogenannte lustige Sendungen. Ich lache Republik. Nach Late-Night-Stationen ist völlig egal. Da holt man einfach einen bei der ARD und SAT.1 talkt er heute über Sendungen wie „37 Grad“. Ich la- beim Bezahlsender Sky aus dem Schrank, der das passend aufsagt, che über Sendungen, die „Men- und fertig ist das Format. schen hautnah“ heißen. Ich lache Playboy: Sie haben mal gesagt, dass 4 über Menschen, die sich emotional Sie vor allem deshalb ein Star wer- hochkochen auf Grund von zwei den wollten, um willkürlich auf Tagen Zugausfall in Mainz. Ich Frauen zugreifen zu können. Ihr lache über das, was gemeinhin be- Fazit nach 30 Jahren Showbusiness: zeichnet wird als „Menschen, die Funktioniert das? noch Dinge ernst nehmen“. Schmidt: Selbstverständlich funk- Playboy: Sie nehmen Dinge nicht tioniert das. Aber man merkt, ernst? dass es besser ist, wenn man nicht Schmidt: Es spielt keine Rolle, ob willkürlich zugreift. Frauen sind ich Dinge ernst nehme. Es passiert ja zu allem bereit, wenn sie einem ja sowieso, oder es passiert nicht. überragenden Künstler gegenüber- Worüber hat man sich nicht alles stehen. Aber nach einer gewissen

aufgeregt: Nato-Doppelbeschluss, Zeit merkt man einfach: Das ist ja Fotos: action press(2), pr(2)

52 Dezember 2013 / Playboy

Der Mann, dem die Frauen vertrauen: Ins Bett gespaßt hat Schmidt noch keine. Seine Masche: ein guter Zuhörer sein höllisch anstrengend. Dann überlegt man das Gefühl, nicht ausgenutzt zu werden. sich, ob es nicht besser wäre, schwul zu Playboy: Finden Sie Humor bei Frauen sein. Aber das ist noch anstrengender. Und sexy? dann sagt man: Am besten hat es eigentlich »Dieser Satz: Schmidt: Kommt drauf an, ob da auch doch so jemand wie Professor Ratzinger in wirklich Humor vorhanden ist. Aber der den Griff bekommen, und nimmt sich das Frauen wollen Humor der Frauen unterscheidet sich dann als Denkmodell. Das ist die Entwicklung, lachen. Das habe von meinem wahrscheinlich doch. wie ich sie erlebt habe. Playboy: Weil Ihrer ein eher männlicher Playboy: Der Ex-Papst als Vorbild für den ich noch nie erlebt. Humor ist? Umgang mit Frauen? Schmidt: Nein, aber meiner ist vielleicht Schmidt: Ja. Vier Nonnen, die einen betü- Ich nehme an, bei vielen Frauen zu böse, zu schwarz. tern und ansonsten in einem fantastischen mir war es einfach Playboy: Mit wem gucken Sie eigentlich römischen Bau in Ruhe lesen. am liebsten Fußball? Playboy: Als Mittfünfziger vielleicht inte- der Body« Schmidt: Alleine. ressant, aber mit 35? Playboy: Warum? Schmidt: Es bleibt jedem offen, sich den Harald Schmidt Schmidt: Weil ich kein Geschwätz neben Freuden hinzugeben, aber kommen Sie mir haben will und vor allem nicht so mir nicht in 20 Jahren, wenn Sie auf der einen angetäuschten Enthusiasmus. Ich Couch im Gästezimmer schlafen, weil Ihre möchte auch nichts erklären. Wenn es Lebensgefährtin von einem Kollegen auf geht, höre ich es auch ohne Reporter, nur der Fanmeile der WM geschwängert wurde mit Stadion-Ton. Moderatoren müssen ja und Sie eine zweite Wohnung nicht bezah- mich aber natürlich eine bittere Erfahrung permanent Spannung reinbringen. Das len können. Was ich da gerade in Journa- war: Ich suchte Sex und fand fast nur Lie- Spiel ist völlig anders, wenn Sie es nur mit listenkreisen erlebt habe, schlimm. be. Aber da hat man sich dann halt darauf Stadion-Ton gucken. Playboy: Warum? eingestellt im Laufe der Jahre. Playboy: Guardiola oder Mourinho? Schmidt: Diese Diskrepanz aus hormo- Playboy: Kann ein Mann eine Frau ins Bett Schmidt: Mourinho. Der ist mir sympa- nellem Druck und überschaubarem Ein- spaßen? thisch in seiner Art. kommen treibt wirklich auch Edelfedern Schmidt: Nein. Also, dieser Satz: Frauen Playboy: Sie sind ja auch so etwas wie der ins Gästezimmer. Ich kann keine Namen wollen lachen, das habe ich noch nie erlebt. Mourinho des deutschen Fernsehens: ge- nennen, aber glauben Sie es mir einfach. Ich nehme an, bei mir war es einfach der fürchtet, geachtet, respektiert – aber nicht Playboy: Gibt es willkürliche Zugriffe, die Body. Und die Fähigkeit zuzuhören. Ich so geliebt wie manch anderer. Sie bereut haben? habe halt immer sehr schnell das Vertrau- Schmidt: Das sind Kategorien, mit de- Schmidt: Nein. Es war alles toll. Was für en der Frauen gewonnen, und sie hatten nen ich mich nicht beschäftige. Wer soll

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Interview I Harald Schmidt

einen denn fürchten, achten, lieben? Ich Schmidt: Das ist individuell. Wenn Sie Playboy: Das müssen Sie erklären. habe immer schöne Momente, wenn mir ein Vollidiot sind, nutzen Ihnen auch Schmidt: Moralisch wäre es, sich so zu nachts um zehn einer auf dem Bahnhof 100 Millionen nichts. Gefährlich wird’s, verhalten, dass Sie das schlechte Gewissen zuruft: Eh, Schmidtchen, Arschloch, ich wenn Sie so ein Milliönchen haben, dann gar nicht haben müssen. Bingo! Aber das guck dich nicht mehr! Den muss ich dann geht der Ruin los. Wohnungskauf, Super- ist jetzt für Ihr Tittenmagazin wirklich zu immer enttäuschen, wenn ich sage: Du Kreditbedingungen, größeres Auto, Feri- kompliziert. auch nicht? Der denkt ja, er hätte mir was enhaus. Die Leute sollten kapieren, dass Playboy: Sie unterschätzen unsere Leser. ganz Brutales an den Kopf geschmissen. es nicht erstrebenswert ist, immer mehr Schmidt: Ja, aber trotzdem. Haben Sie ei- Ich werde den ganzen Tag mit so vielen zu haben. Das sind alles Belastungen, die gentlich nur noch rasierte Mösen im Blatt? Meinungsäußerungen konfrontiert, wenn Stress bedeuten. Ich habe noch kein Su- Viele Theatergänger sind ja empört, weil ich mir das alles reinziehen würde, käme perhirn erlebt, das von mehr Geld redet. sie nur noch rasierte Mösen sehen, wenn ich zu nichts anderem mehr. Die Superhirne sitzen alle in Harvard im die Schauspielerinnen sich auf der Bühne Playboy: Was nervt an deutschen Männern Keller mit Pullunder und dicker Brille und ausziehen. Das haben mir wirklich seriöse am meisten? gucken sich den ganzen Tag Ameisen an. Theatergänger schon gesagt. Man wünsch- Schmidt: Ich mag den deutschen Mann. Und den Rest sehen Sie auf der Wiesn. te sich mal wieder so einen „Bär Royal“, Er ist verunsichert. Vor allem der junge Playboy: Haben Sie jemals ein schlechtes wie Hugo Egon Balder das genannt hat. deutsche Mann Anfang 30 ist jetzt eigent- Gewissen gehabt, weil Sie zu viel Geld ver- Oder haben Sie da keinen Einfluss? lich die neue deutsche Frau: Vom Kinder- dient haben? Playboy: Das ist tatsächlich der Geschmack spielplatz gar nicht mehr runterzukriegen, Schmidt: Natürlich nicht. Was soll denn der Frauen, die sich fotografieren lassen. nimmt Elternzeit, möchte nicht mehr in zu viel Geld sein? Ich bin ja nie mit einer Schmidt: Ach, man ist also dem Diktat . . . leitende Positionen als Arzt, sondern mehr Maschinenpistole unterwegs gewesen. Ich Playboy: Man ist Moden unterworfen. Quality-Time mit der Familie verbringen. habe einfach gesagt: Ich kann Witze erzäh- Schmidt: Der Playboy hat die Deutungs- Das gefällt mir sehr gut. Dann gefällt mir len. Was kostet das? Eine Million DM pro hoheit verloren zu sagen: Hör mal zu, ich auch, wenn der deutsche Mann sich mo- Satz. Gut, zahlen wir. Was ist daran falsch? bring dich ins Blatt, aber komm mir nicht disch kleidet. Das ist im Fußball auf den Das ist unser System. mit ner rasierten Möse! Wie leben Sie da- Haupttribünen gut zu sehen, häufig zu en- Playboy: Leute wie Bill Gates oder Warren mit? Früher wäre so eine Muschi hochkant ge Höschen, zu braune Schuhe. Also ich Buffett spenden große Teile ihres Vermö- rausgeschmissen worden, wenn die da ra- mag den deutschen Mann sehr. Ich mag gens . . . siert um die Ecke gekommen wäre. Heu- die Deutschen überhaupt. Schmidt: Mag sein. Aber: schlechtes Gewis- te muss man froh sein für jede, die noch Playboy: Der Rest der Welt auch. Haben sen? Da kommen wir in ganz hohe Gefil- blankzieht. In so eine Situation möchte ich Sie eine Erklärung, warum uns jetzt auf de. Ein schlechtes Gewissen zu haben ist nie kommen (lacht). einmal alle toll finden? unmoralisch. Playboy: Was bevorzugen Sie: rasiert oder Schmidt: Weil wir ein Volldampfvolk sind. unrasiert? Erst mit Volldampf rein in den National- Schmidt: Ich möchte da niemanden mit sozialismus, dann mit Volldampf rein in meiner persönlichen Vorliebe, sagen wir, den Wiederaufbau. Ist dieselbe Begeiste- belehren. Ich gehöre ja zu den wenigen rung. Immer Volldampf. Und ich glaube, im modernen Deutschland, die beim Ge- man mag uns auch, weil wir im Grunde »Ich gehöre schlechtsverkehr überhaupt noch auf eine unsere Geschichte doch ziemlich aufgear- zu den wenigen Vagina angewiesen sind. beitet haben. Und weil wir jetzt natürlich Playboy: Ein schöner Satz. Aber man ver- auch großzügig wirtschaften: Wir bauen im modernen steht ihn nicht. tolle Autos, tolle Maschinen, haben tolle Schmidt: (lacht) Ja, aber der muss schon Ingenieure, und mit dem Geld, das wir Deutschland, die so kommen. dadurch verdienen, unterstützen wir groß- beim Geschlechts- Playboy: Bleiben wir beim Belehren: Sind zügig Länder, die auf einem guten Weg Sie ein strenger Vater? dahin sind. Friedlich sind wir auch. Was verkehr überhaupt Schmidt: Ja! will man mehr? Playboy: Warum? Woher kommt das? Playboy: Sie sind ja selbst auch Unterneh- noch auf Schmidt: Ich möchte einfach nicht, dass mer, haben Sie einen Leitsatz, dem Sie eine Vagina meine Kinder so ein verwahrlostes Pack folgen? werden, das hinterher der Gesellschaft auf Schmidt: Ja, immer einen Euro mehr ein- angewiesen sind« die Nerven geht. nehmen als ausgeben. Den hat mir Eber- Playboy: Finden Ihre Kinder Sie eigentlich hard von Brauchitsch – selig – noch auf Harald Schmidt lustig? dem 60. Geburtstag von Dr. Kohl mit­ Schmidt: Ich glaube, dass meine Kinder geteilt. froh sind über jeden Witz, den ich nicht Playboy: Ab welchem Kontostand ist das mache, weil sie eh schon außerhalb damit Leben entspannter? konfrontiert werden, dass ich ja im Fern-

54 Dezember 2013 / Playboy

sehen als lustig angestellt bin. Da ist es wegen. Man braucht ja eigentlich nur eine wesentlich entspannender für eine Fami- Bar und Essen. Und Fernseher. lie, wenn man sich zu Hause ein bisschen Playboy: Und welche drei Männer? zurückhält. Schmidt: Drei kriege ich fast nicht zu- Playboy: Worauf legen Sie bei der Erzie- Selbstgenügsam: sammen. Wir hatten eine extrem lustige hung Ihrer Kinder Wert? Partys mag Harald Schmidt Männerwoche bei den Olympischen Spie- nicht allzu sehr, und Männer- Schmidt: Selbstständigkeit, Zuverlässigkeit runden auch nur mit Kolle- len in Turin mit Fred Kogel und Waldi und im weitesten Sinn ein katholisches gen. Seine Idee von einem Hartmann. Also, es müsste eine berufli- schönen Samstag: Fußball- Weltbild. Konferenz, Stadion-Ton und che Gemeinsamkeit vorhanden sein. Weil Playboy: Hat das katholische Weltbild er allein auf der Couch dieses Männerzeug, Fischen, Jagen oder Vorteile gegenüber dem protestantischen? so, das mache ich nicht. Und ich wüsste Schmidt: Eindeutig. gar nicht, worüber ich sonst Playboy: Welche? reden soll. Schmidt: Protestanten sind, ich Playboy: Als über den Beruf? zitiere einen Geistlichen aus der Schmidt: Zu meinem Beruf ge- allerersten Reihe des Vatikans, hört ja alles. Und ich will mir morsches Holz. Ich wiederhole: nicht von jemandem anhören, morsches Holz. So wurde das dass er ein Haus plant am Te- gesagt (lacht). Und mit Protes- gernsee . . . Es sei denn, er hat tanten kann man das machen, es in 30 Sekunden pointiert weil, die sind ja sozusagen Teil und fängt mit einer schönen von uns. Mit vielen anderen Katastrophe beim Hausbau Weltreligionen könnten Sie das an. Aber mit den Kollegen, das nicht machen. Die haben nicht sind schöne Runden. Ich habe den Humor. Aber ich finde, wir erlebt, wie der frühere ARD- Katholen und die kurzzeitig ab- Programmdirektor bei der Nen- gefallenen Brüder, wir sollten nung des Namens Jörg Pilawa da schon ein bisschen zusam- einfach vom Stuhl fiel um zwei menarbeiten. Uhr morgens. Das müssen Sie Playboy: Gerade Töchter ha- erst mal toppen. Und ansonsten ben ja eine Phase, in der sie gucke ich lieber Fußball-Konfe- ihren Vater peinlich finden. renz. 15.30 Uhr, Stadion-Ton, Kennen Sie das von Ihrer älte- Bingo. ren Tochter? Playboy: Sie allein vorm Fern- Schmidt: Nein, noch nicht. Ich seher. warte aber auch nicht mit Aber- Schmidt: Familie draußen im crombie & Fitch-Kapuzenpulli Garten. Und ich sage: Ich hol vor der Schule. Oder mit fre- mal Getränke. chen Turnschuhen. Und ich Playboy: Muss man sich so den gehe nicht bei der Party in die Garage und Beckmann-Doktrin. Auch als mein Va- Rentner Schmidt vorstellen? Sie sagten äußere mich zur Musik. ter gestorben ist, hat man nicht verstan- mal, Sky sei Ihre letzte Station. Playboy: Sie mögen sowieso keine Partys. den, dass ich den Schmerz, den man mir Schmidt: Ich mache die Sendung, bis Sky sie Warum eigentlich nicht? angeboten hat im Umfeld, nicht wollte. einstellt. Von mir aus höre ich nicht auf. Ist Schmidt: Doch. Ich gehe nur nicht gern „Na? Schnief . . .“ – „Du, er war 90 und mir zu anstrengend, mich zu entscheiden.

hin. Aber ich freue mich für jeden, der eine schwer krank, man kann nicht sagen, dass Ich möchte, dass Sky sagt: Schluss, vielen platis arita Party macht. es überraschend war.“ Wahrscheinlich stört Dank, war großartig. Und danach bin ich g : mar : Playboy: Warum gehen Sie nicht gern hin? mich, dass es schon überall so eine Wein- Lesender und Reisender. Mit leichter Bör- z Schmidt: Gore Vidal hat gesagt: „Die zwei Checkliste gibt, wie so eine Weinprobe, senspekulationstätigkeit nebenher. A Gründe für Partys sind Sex oder Business. da ist so eine Art Emotions-Sommelier, Beides suche ich nicht auf Partys, warum der mir ständig sagt: Wein mal hier, wein Joe, Jack, und der in sollte ich also hingehen?“ mal da. Und es wird ja ständig dauernd der Mitte ist Averell? Fotoassisten mann, k Playboy: Wann haben Sie zum letzten Mal geweint. Nein, das sind nicht die Daltons, sondern geweint? Playboy: Wenn Sie ein Männerwochen- die Interviewer Schmidt: (verschluckt sich fast an seinem ende in der Toskana vor sich hätten . . . Philip Wolff (r.) und orinna Bec Wasser vor Lachen) Das weiß ich echt Schmidt: Nie in der Toskana, viel zu weit . . . Alexander Neumann- tion: C tion:

Delbarre mit k Playboy: u nicht. Es herrscht heute ja Weinzwang. Wo dann? dem überragenden d ro

Der größte bei Geburten, das ist die Schmidt: Irgendwo mit kurzen Anreise­ Harald Schmidt P

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