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Preisträger Ottfried Fischer, RTL-Moderatorinnen 2013 A M M U L

WÜRDIGUNGEN Oscar von Ossendorf Der Deutsche Fernsehpreis war eine Qual – für Zuschauer, Preisträger und zunehmend auch für die Stifter. Nun setzen die ausrichtenden Sender dem Elend ein Ende: Die diesjährige Verleihung wird die letzte sein.

an kann nach all den Jahren gar Pocher nicht einmal die Namen der prä - tenden Sender, die offensichtlich ihre ei - nicht mehr sagen, was eigentlich mierten Sendungen parat hatte? gene Feier nicht mehr ertragen können. Mdas Peinlichste war am Deut - Nach der Show im Kölner Coloneum Eine Show, die jedes Jahr zwei Millionen schen Fernsehpreis. jedenfalls seufzte einer der verantwort - Euro kostet und ihnen nur Häme ein - Kategorien wie „Beste Kochshow“? lichen Senderbosse erleichtert: „Wir ha - bringt, wollen sie sich nicht länger an - Die Moderation von RTL-Ansager Mar - ben es hinter uns!“ tun. co Schreyl 2011? Bald sogar für immer. Die vier Ausrich - Der Cindy-Pocher-Schmerz saß noch Wie die Veranstalter den greisen Marcel ter ARD, ZDF, RTL und Sat.1 wollen dem tief, als die Vertreter der vier Sender sich Reich-Ranicki 2008 stundenlang in der ers - lahmen Gaul Fernsehpreis endlich den am 20. November zur gemeinsamen Sit - ten Reihe schmoren ließen, bis ihm der Gnadenschuss geben. Die gemeinsamen zung trafen. Am Ende waren sich alle ei - Kragen platzte? Verträge sind gekündigt, die 16. Verlei - nig, dass der Preis in dieser Form nicht Dass Fernsehgrößen wie hung am 3. Oktober wird die letzte sein. zu retten sein würde. die Veranstaltung zuletzt ignorierten und Es ist die Konsequenz eines jahrelangen Noch vor Weihnachten kündigten RTL selbst Preisträger über die Gala bloß noch Niedergangs. und Sat.1 deshalb den Gesellschaftsver - lästerten? Schon heute steht fest, dass kaum je - trag, Anfang Februar schloss sich das ZDF Oder war der Tiefpunkt doch die Mo - mand diesem Preis nachtrauern wird. Die an. Mitte des Monats schließlich folgte deration von und Cindy Zuschauer nicht. Die Fernsehbranche der WDR, der in der Runde für die ARD aus Marzahn im vorigen Jahr, bei der nicht. Und schon gar nicht die ausrich - spricht. Die Entscheidung wurde still und

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leise getroffen. Bis zur Preisverleihung kennern. Doch die Stifter wussten ihre In - Meist rutschte das Publikum im Saal im Oktober wollen die Sender nun dar - teressen stets zu wahren: Damit die Pri - unruhig auf seinen Sitzen herum. Auch über nachdenken, wie es weitergehen soll. vatsender auch mal Preise bekamen, wur - die Zuschauer zu Hause interessierten Man sei sich einig, heißt es in einer „in - den immer kuriosere Kategorien erfunden. sich immer weniger für die Show. Schau - ternen Sprachregelung“, die nach der Kri - Etwa „Bester TV-Coach“ oder die „Beste ten bei der Premiere noch mehr als fünf sensitzung Ende November verabschiedet Daily Soap/Telenovela“. Harald Schmidt, Millionen Menschen zu, waren es im vo - wurde, „dass es weiterhin eine Form ge - damals noch bei Sat.1, lästerte: Irgend - rigen Jahr 960 000. ben muss, in der die hervorragenden Leis - wann werde wohl auch der Preis für die „Das Kunststück muss man erst einmal tungen für das Fernsehen gewürdigt wer - „Beste Harald-Schmidt-Show“ ausgelobt. hinbekommen: einen Preis, der weder den“ können. Zuletzt gab es Ärger, weil das erfolg - von der Branche noch vom Publikum, An diesem Punkt war man schon mal reiche Vox-Format „Shopping Queen“ noch von den Sendern akzeptiert wird“, vor 15 Jahren, als der Deutsche Fernseh - leer ausging. Den Preis für das „Beste sagt ein ProSiebenSat.1-Manager. preis geschaffen wurde. Dokutainment“ erhielt stattdessen das Nun stehen die Beteiligten vor den Bis dahin hatte RTL jedes Jahr seinen umstrittene ZDFneo-Experiment „Auf Scherben ihrer gläsernen Trophäe. Klar „Goldenen Löwen“ verliehen und ARD der Flucht“, das Halbpromis wie das Mo - ist nur: Man will gemeinsam weiterma - und ZDF den „Telestar“. Man wolle dieser del Mirja du Mont auf afrikanische Flücht - chen – was auch immer. „Es macht keinen „Preistreiberei“ ein Ende bereiten, sagte linge losließ. Selbst ZDF-Mitarbeitern im Sinn, dass jetzt etwa die öffentlich-recht - der damalige RTL-Chef Gerhard Zeiler Saal war das peinlich. lichen Sender allein einen eigenen Preis und pries das Zusammenrücken als „Bünd - Weil jedes Jahr ein anderer Sender die ausrichten“, sagt ZDF-Intendant Thomas nis für mehr Qualität im Programm“. Gala ausrichtete, fehlte auch eine durch - Bellut, „es muss eine Veranstaltung der Es sollte etwas ganz Großes werden. gehende Handschrift. Manchmal blitzte gesamten Branche sein.“ Man träumte von einem deutschen Fern - zwar tatsächlich geistreiche Unterhaltung Doch da endet das Einvernehmen of - seh-Oscar. Ein Hauch von Hollywood soll - auf. 2009, als Anke Engelke und Bastian fenbar schon. Noch bevor feststeht, wie te durch Köln-Ossendorf wehen, doch Pastewka als „Wolfgang & Anneliese“ in gutes deutsches Fernsehen künftig gewür - herein kam dann nur der Mief der Trachtenmontur moderierten. Oder 2012 digt werden soll, wird um die Standort - bundesrepublikanischen Abendunterhal - mit Oliver Welke und Olaf Schubert. frage gerungen. Im elfseitigen Gesell - tung. Aber das waren eher Glückstreffer. schaftsvertrag der Deutschen Fernseh - Bereits nach der Premiere ätzte preis GmbH ist gleich unter Pa - die „Süddeutsche Zeitung“, es ragraf 2 festgelegt, dass der Preis handle sich um „eine der zähesten jedes Jahr in Köln zu vergeben sei. Veranstaltungen, die das deutsche Dort sitzen zwei der Stifter: RTL Fernsehen je gesehen“ habe. 200 und WDR. Minuten hatte jeder jedem ge - Zwar haben sich die vier Sender dankt, in 29 Kategorien waren nun auf die Formulierung geeinigt, Preise abgeworfen worden. So viel für den Fall einer weiteren Zu- Preistreiberei war nie. sammenarbeit werde die „Bei- Beim Fernsehpreis kam zusam - behaltung des Standortes Köln an - men, was nicht zusammengehörte. gestrebt“. Das aber dürfte vor Auf der Bühne wurden große allem ein Zugeständnis an RTL Schauspieler wie Matthias Brandt und den WDR sein, die es sich und Götz George geehrt, im Publi - mit dem Land Nordrhein-West- kum saßen Jenny Elvers und Sylvie falen politisch nicht verderben van der Vaart. Dazu Ex-Kandida - wollen. tinnen von Heidi Klum und der Va - Für den Münchner Konzern Pro - ter von Heidi Klum. Auf der an - SiebenSat.1 steht dagegen fest: Mit schließenden Party erklärte einem der Kündigung ist die Ortsfrage dann Regisseur Dieter Wedel, er wieder offen, am liebsten sähe habe wie immer am Rand gesessen, man es, wenn die Branchensause um schnell flüchten zu können. nach Berlin umzöge – so wie zu - Der Fernsehpreis wollte alles letzt der „Bambi“. Auch das ZDF sein und war nichts. Er war einge - ist seit längerem überzeugt, dass quetscht zwischen dem „Bambi“, ein Neustart im Kölner Gewerbe - der bei aller Absurdität immerhin gebiet Ossendorf nicht machbar noch internationalen Glamour ver - wäre, schon aus Image-Gründen. strömt, und dem etwas drögen, Die heikle Aufgabe, im Oktober ) . U

aber hochseriösen Grimme-Preis. ( die Abschiedsgala auszurichten,

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Dessen Ruf gründet sich auch kommt nun turnusgemäß dem /

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darauf, dass er nicht von Sendern R WDR zu. Dessen neuer Intendant E B

ins Leben gerufen wurde, sondern R Tom Buhrow war zur Preisverlei - E V I L

vom Verband der Deutschen O hung 2013 als einer von wenigen

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Volkshochschulen. ( im Smoking erschienen, wie in der

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Der Fernsehpreis hingegen war D Einladung erbeten. Damals nahm E M O

von vornherein inzestuös. Zwar C er sich vor, dafür zu sorgen, dass C U S

gibt es eine Jury, bestehend aus beim nächsten Mal noch mehr /

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Fernsehkritikern und Branchen- C Männer Smoking tragen. Für eine C U S Beerdigung vielleicht nicht ganz F L A

R der richtige Dresscode. * Oben: Moderatoren Oliver Pocher, Cindy aus Marzahn 2013; unten: Gastgeber Thomas Gott - TV-Prominenz bei Fernsehpreis-Verleihungen* M'#)( B')#, I( $$ H*$( %, schalk, Kritiker Marcel Reich-Ranicki 2008. „Wir haben es hinter uns“ A$ +% ' K*!%

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