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Editorial Amerikanische Revolution Nichts war gewöhnlich an diesem Wahlkampf. Und wenig wird gewöhnlich sein an der Präsidentschaft Donald J. Trumps. Ein Außenseiter, belächelt und zu Beginn wenig ernst genommen, gewinnt nicht trotz, sondern wegen des Bruchs aller bisheriger Regeln. Was für andere Kandidaten hoch toxisch gewesen wäre – offene Frauenfeindlichkeit, Kuscheln mit der rassistischen Alt-Right-Bewegung, trotziges Lügen – erwies sich für „The Donald“ als Er- folgsrezept. Er gewinnt die Stimmen der Globalisierungsverlierer, weil er ih- nen verspricht, die Jobs „aus Mexiko und China zurückzuholen“. Aber in sein Kabinett holt er Milliardäre, Steuern will er für die Reichen senken, und der Protektionismus, mit dem er Amerika „wieder groß“ machen will, dürfte in erster Linie seinen Wählern Jobs kosten. Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg stellt der neu gewählte Präsi- dent das transatlantische Bündnis und die von den USA selbst so erfolgreich errichtete internationale Architektur infrage. Europa, so sehr daran gewöhnt, die amerikanische Schutzmacht im Rücken zu wissen, wird wohl alles daran setzen müssen, den neuen Präsidenten vom Wert des Bündnisses zu überzeu- gen. Ob dies gelingt, sei dahingestellt. Denn diese Wahl war eine amerikani- sche Revolution – eine Revolution, die die liberale Ordnung des Westens viel- leicht nicht sofort zerstören, aber durch gezielte Vernachlässigung erodieren lassen könnte. Und damit eine Ordnung, die maßgeblich die Sicherheit und den Wohlstand (nicht nur) der westlichen Welt hervorgebracht hat. Nichts war gewöhnlich an dieser Wahl. Und dazu gehört auch die von sämt- lichen US-Geheimdiensten bestätigte Tatsache einer massiven Beeinflussung durch russische Hacker. Der hybride Krieg ist längst in den westlichen Gesell- schaften angekommen. Gezielte, hauptsächlich über soziale Medien gestreute Desinformation, die allein der Verwirrung und Verunsicherung dient, wird in diesem Jahr der Wahlkämpfe auch in Frankreich, den Niederlanden und Deutschland eine Rolle spielen. Der offene Diskurs in einer Gesellschaft wird gezielt auch durch Algorithmen, so genannte Social Bots, beeinflusst. Wer diese programmiert und zu welchem Zweck, ist nicht immer offensichtlich. Es wird Zeit zu verstehen: Kritische Infrastruktur, die es gegen Cyberattacken zu ver- teidigen gilt, das sind nicht „nur“ Smart Grids. Das ist die offene Gesellschaft selbst. DR. SYLKE TEMPEL Chefredakteurin IP • Januar / Februar 2017 1 Inhalt Bild nur in Printausgabe verfügbar 5 IP-Forsa-Frage: Zukunft der transatlantischen Beziehungen SCHWERPUNKT 8 Nutzensbemessung Amerikanische Revolution Donald Trump richtet seine Außenpolitik in erster Linie 8 Daniela Schwarzer danach aus, was gut für Neue Deals für den Amerika ist Alten Kontinent Die EU sollte nicht abwarten, was Trump außenpolitisch will, sondern initiativ werden 14 Nikolaus Piper Kurzer Boom mit Langzeitschäden Womit wir rechnen müssen: Amerikas Wirtschaftspolitik unter Donald Trump Artwork DominikHerrmann Bild nur in 20 Julianne Smith Trumps transatlantische Agenda ; Seite3: Printausgabe Wie sich das amerikanisch-europäische dpa verfügbar Verhältnis bewahren lässt , unten© 23 Ali Vaez Die Kunst des iranischen Atomdeals Die EU könnte zusammen mit Russland 50 Schadensbegrenzung und China das Abkommen schützen Wir müssen die freiheitliche Grundordnung gegen 28 Evan Osnos Manipulationen von außen REUTERS/Carlo Allegri/FilePhoto Trumps erste Amtszeit verteidigen Das Programm steht schon lange fest 43 Sylke Tempel REUTERS/Shannon Stapleton Der Glanz der Ignoranz Die Methode Trump und wie man ihre weitere Ausbreitung verhindern kann Fotos Titel: © Titel: Fotos Inhalt:Seite 2 oben: © Fotos 2 IP • Januar / Februar 2017 Bild nur in Printausgabe verfügbar 120 Populistenbekämpfung In der Auseinandersetzung mit dem Neoautoritarismus hilft uns Hegels Prämisse nicht weiter, wonach das, was wirklich ist, auch vernünftig sei – Selbstbewusstsein und Festhalten an unseren Werten dagegen schon Digitale Attacke 50 Tobias Bunde Wehret den Anfängen Die liberale Demokratie ist kritische Infrastruktur, die es zu schützen gilt 57 Andreas Rinke Falsch, einseitig und 106 Jan Gaspers und Helena Legarda einschüchternd Die globale Social Bots sind einflussreiche digitale Volksbefreiungsarmee Stimmungsmacher in Wahlkämpfen Chinas Militär wird im Ausland aktiver – Europa muss sich darauf einstellen Gegen den Strich 62 Daniel Gros Klimaschutz Globalisierung 111 Sybille Röhrkasten et al. Sieben Thesen auf dem Prüfstand Werben für die Wende Deutschland sollte seinen G20-Vorsitz Frankreich klima- und finanzpolitisch nutzen 68 Georg Blume Das große Durcheinander 116 Sven Titz Wer könnte im kommenden Frühjahr Die große Kluft beim Klima Marine Le Pen stoppen? Mehr Redlichkeit täte der Debatte gut Russland Essay 74 Vladislav Inozemtsev 120 Richard Herzinger Vernarrt in die Vergangenheit Die Macht des Unerklärlichen Die Wurzeln des Putinismus reichen bis Was im Wettstreit mit dem in die neunziger Jahre zurück Neoautoritarismus hilft – und was nicht 128 Brief aus Ho-Chi-Minh-Stadt | M. Martin 84 Ellie Geranmayeh und Kadri Liik Partner oder arrangierte Ehe? Unter dem Pflaster – die Repression Russland und der Iran kooperieren so eng wie nie zuvor 130 Internationale Presse | Andrea Affaticati China Italien: Das Land, wo die Reformen versanden 98 Jonathan Fenby Endloser Einkaufszettel 134 Buchkritik | Aylin Matlé, Luisa Seeling Der Fall Aixtron wirft ein Schlaglicht auf Nicht-ganz-so-Vereinigte Chinas Investitionen im Ausland Staaten 102 Falk Hartig 144 Schlusspunkt Spiderman in Tränen Annus horribilis Pekings Propagandisten setzen auf Videos, insbesondere im Internet 142 Impressum IP • Januar / Februar 2017 3 IP-Forsa-Frage Die Zukunft der transatlantischen Beziehungen IP|01 / 02|17 Mit den USA weiterhin zusammenarbeiten? 80 73% 70 59% 60 59% 50 40 36 % 32 % 30 A weiter eng mit den USA kooperieren B militärische Kooperation verstärken 20 C andere Partner suchen D politisches und militärisches 10 Engagement verstärken 0 E Militärhaushalt aufstocken ABCDE A B C D E CDU/CSU 80% 63% 55 % 40% 38% SPD 73 % 59 % 54 % 42% 31 % Linke 73 % 64% 69 % 38% 9 % Grüne 75% 65% 65 % 23% 13 % FDP 82% 79 % 56 % 52% 58 % AfD 57 % 43% 56 % 26% 40 % Datenbasis: 1003 Befragte in Deutschland. Erhebungszeitraum: 7. und 8. Dezember 2016. Statistische Fehlertoleranz: + / – 3 Prozentpunkte. Quelle: Forsa. Auch mit einem Präsidenten Donald Trump durch dick und dünn: Eine gro- ße Mehrheit von 73 Prozent der Befragten spricht sich dafür aus, dass die EU auch dann eine enge Kooperation mit den USA suchen sollte, falls Washington sein weltweites Engagement zurückfährt oder an Bedingungen knüpft. Jeweils 59 Prozent meinen, dass die EU in diesem Fall die militärische Zusammen- arbeit untereinander verstärken und die Beziehungen zu anderen Ländern ausbauen sollte. Für ein stärkeres EU-Engagement in der Welt sprechen sich dagegen 36 Prozent, für höhere Verteidigungsausgaben nur 32 Prozent aus. Anhänger von FDP und Union sind die überzeugtesten Transatlantiker, Wäh- ler der Grünen, SPD und Linken liegen knapp über oder genau im Schnitt. Bei Parteigängern der AfD ist die Unterstützung am schwächsten ausgebildet. IP • Januar / Februar 2017 5 Bild nur in Printausgabe verfügbar Bild nur in Printausgabe verfügbar AmerikanischeEnde einer Revolution Ordnung WenigSubhead spricht Aufschlag dafür, dass Ic tem US-Präsident voluptat laborae Donald eos Trump net ariam, eine andere sed ex Politikelenisquides verfolgen maion wird, pos als sie Kandidataspe conserum Trump im Wahlkampfquod ut hario. angekündigt Comniminctem hat. Das quis bedeutet vent ma aber imil nicht,eat mo dass id quid Europa earibus und der Restque dercor Weltmo blautzu ohnmächtigen audipic te volorior Zuschauern si voluptati werden: reius, Rezepte consed für quatque die Ära Trump.estiur? Amerikanische Revolution Neue Deals für den Alten Kontinent Statt abzuwarten, was Trump außenpolitisch will, sollte Europa Initiative zeigen Daniela Schwarzer | Mit einem Präsidenten Donald Trump erwartet Europa ein Amerika, das Außenpolitik danach bemisst, was den eigenen Interessen dient und mit wem es zu vorteilhaften Abkommen gelangen kann. Doch nicht reak- tive Schadensbegrenzung ist das Gebot der Stunde. Die EU muss ihr Schick- sal in die Hand nehmen und sich wieder in eine Position der Stärke bringen. Europa geht in das Jahr 2017 mit einer kräftigen Portion Ratlosigkeit. Innere Krisen und Druck von außen haben die EU und ihre noch 28 Mitgliedstaaten tief gespalten. Die Sorge vor einem weiteren Erstarken der Populisten wächst, zumal 2017 in vier Gründerstaaten gewählt wird. „Postfaktische“ Politik und Desinformationskampagnen erschweren diesseits wie jenseits des Atlantiks das Geschäft derer, die verantwortungsvolle und langfristig orientierte Poli- tik betreiben wollen. Russland destabilisiert die EU durch Einflussnahme im Inneren. Krisen in der unmittelbaren und weiteren Nachbarschaft werden migrations- und sicherheitspolitisch für weitere Spannungen sorgen und den Zusammenhalt in der EU auf die Probe stellen. In unsicheren und unberechenbaren Zeiten wächst die Zahl derer, die ver- meintlich einfache Lösungen propagieren: Renationalisierung, Schwächung Europas, Abschottung von der Welt. Sie fordern die westlich liberale Grund- ordnung, auf der die europäische Integration fußt, von innen wie von außen heraus. Je lauter ihre Töne werden, desto schwächer verhallt die Stimme derje- nigen, die sich für liberale Gesellschaften, westliche Werte und die gemeinsa- me Weiterentwicklung europäischer, westlicher und