Wir bewegen was 03 2009 VERKEHRS REPORT LUFTVERKEHR • SCHIFFFAHRT • SCHIENENVERKEHR • ÖPNV • HÄFEN

Zukunftsthemen Verkehrsausschuss schaltet auf grün Eine Strategie, wie Mobilität und Transport trotz steigender Ressour- cenkosten dauerhaft gesichert wer- den könne, fordert der neue Vorsit- zende des Verkehrsausschusses im © R ainer S turm / PIXELIO

Bundestag . Der Grünen-Verkehrspolitiker sieht Her- ausforderungen bei Klimaschutz und demografischem Wandel. SEITE 2

Maritimes Verkehrspolitik blau-weiss Die Lotsin geht von Bord „Niemals mit dem Rücken zur Küs- te“ solle sich Standortpolitik bewe- Schleudergefahr? gen, meint Dr. Margrit Wetzel noch immer. Die ausscheidende Lotsin

Kein ABS für Politiker: Schon nach wenigen Tagen im Amt brachten Presseberichte über die Einführung einer PKW-Maut den neuen Minister ins Schleudern. Foto: Getty Images

„Sie dürfen ja Lkw fahren!“, so der ihrer Forderung nach einer Liberali- zur inhaltlichen Ausgestaltung des erstaunte Ausruf eines Reporters, sierung des Fernbuslinienverkehrs Maritimen Bündnisses. Der Posten F oto : J ohannes S cheel der sich den Führerschein des neu- durchgesetzt. Ökologisch unsinnig, der Maritimen Koordinatorin ist nach der SPD-Küstengang kümmert sich en Bundesverkehrsministers zu In- ideologisch aber für die Marktlibera- dem Abgang von Dagmar Wöhrl va- weiter um Rückflaggung und Pro- terviewbeginn hatte zeigen lassen. len von großer Bedeutung. In die kant. Eine Neubesetzung soll zwar phylaxe gegen Piraterie. SEITE 3 Eine Steilvorlage für den gewieften Zange finanzpolitischer Sachzwänge bis März 2010 erfolgen, aber das li- CSU-Politiker: Na klar, er sei schließ- genommen wurden die Mitglieder berale Wirtschaftsministerium zeigt Luftfahrt lich gelernter Müllermeister und des Arbeitskreises Verkehr auch in keine Eile. „Der Küste dürfen wir habe zehntausende Säcke Mehl bei der Frage der dauernden Höhe ver- nicht den Rücken zudrehen. Hier Bajuwarisch-solidarisch Lieferungen aus dem Betrieb seines kehrspolitischer Investitionen. Deren wird Zukunft für die ganze Volkswirt- Die Gewerkschaftsliste wehr.di ge- Vaters in die Keller der Bäckermeis- Ansinnen, die Investitionen in Straße, schaft erschaffen“, mahnt Erhard wann bei den Betriebsratswahlen bei ter geschleppt, konstatiert der Schiene und Wasserwege auf „der- Ott. Insgesamt wird ver.di eine kriti- der Flughafen München GmbH drei 55-jährige Vater von vier Kindern zeitigem Niveau“ zu sichern, fiel dem sche, aber konstruktive Rolle in der Sitze hinzu. Die alte Betriebsrats- aus Oberbayern.­ Bodenständig, Rotstift der Finanzer zum Opfer: Verkehrspolitik der nächsten vier Jah- mehrheit, sie stand für Geheimnis- nah am ­Menschen, wie es der Slo- Im Koalitionsvertrag findet man nur re spielen. krämerei und Opportunismus, wurde gan der Christsozialen propagiert. noch die Formulierung „auf hohem „Wir hoffen, dass neben der ausgehebelt. Ein Sieg konsequenter Einer, der anpackt und Aufgaben Niveau“, was de facto den Wegfall ­finanziellen und planerischen Gestal- Interessenvertretung. SEITE 5 „unideologisch“ angeht. Dieses der Aufstockungsmittel aus den Kon- tungsmacht der Schutz von Mensch F oto : BMVBS Bild der Öffentlichkeit zu vermit- junkturprogrammen bedeutet. Nichts- und Umwelt Leitplanken Ihrer Politik ÖPNV teln, das hat sein Pressestab erfolg- destotrotz ist der Investi­tionsetat des sein werden“, mahnten Erhard Ott, Das erste Mal seit 30 Jahren reich getan. Was aber steht auf der Verkehrsministeriums der höchste Bundesfachbereichsleiter Verkehr, „Ich möchte, dass jeder Mensch in Mut bewiesen die Kolleginnen und politischen Agenda? ­aller Ministerien. Schon deshalb sieht und Andrea Kocsis, stellvertretende Deutschland spürt: Dieses Minis­ Kollegen in Unternehmen des priva- Ganz so unideologisch geht es im sich Ramsauer als „Co-Wirtschafts- ver.di-Bundesvorsitzende, in ihrem terium tut etwas für uns. Denn je- ten Omnibusgewerbes in Rheinland- verkehrspolitischen Teil des 132-seiti- minister“. Ein größeres Brüderle so- Glückwunschschreiben zum Amtsan- der Mensch wohnt und fährt. Das Pfalz, die mit zehn Streiks – das erste gen Koalitionsvertrages von CDU/ zusagen des Wirtschaftsministeri- tritt. Auch gaben sie der Hoffnung werde ich auch meinen Leuten im Mal seit 30 Jahren – einen Flächen­ CSU und FDP dann aber doch nicht. ums, das die FDP traditionell an sich Ausdruck, dass sich die bisherige Ministerium sagen. Vielleicht sind tarif für 8000 Beschäftigte erkämp- Der Staat, so kann man zwischen gebunden hat. konstruktive Zusammenarbeit, wie die dann erstaunt und sagen: Wir fen halfen. Zwar wurde noch kein den Zeilen erkennen, soll sich um In- Besorgt zeigt sich Erhard Ott, Bun- z. B. bei der Gestaltung der Master- wussten gar nicht, dass wir so grundlegender Wandel in der Lohn- frastruktur und Wettbewerbs­regeln desfachbereichsleiter Verkehr, zudem pläne, auch künftig fortsetzen lasse. wichtig sind in Deutschland.“ Bundesverkehrsminister politik erreicht, doch spezielle Rege- kümmern. Die FDP hat sich z. B. mit über die wenig konkreten Aussagen AVS Dr. lungen für Auszubildende können sich sehen lassen. SEITE 6 29.296 engagierten sich für mehr Sicherheit im ÖPNV Häfen Findet die Deneb! Wären alle Mitzeichnerinnen und E-Petition, kam auch das klassische Das war die Losung, mit der ITF-Kon- Mitzeichner der Petition des Kolle- Mittel der Unterschriftenliste in den trolltrupps während der Aktionswo- gen Jens Gröger, Landesfachsbe- Betrieben zum Einsatz. Am 12. No- che in der Ostsee nach dem Schiff reichleiter Verkehr im Bezirk Berlin- vember 2009 überreichten Andrea suchten. Hamburger Hafenarbeiter Brandenburg, zum Platz der Lieberwirth von ver.di und Rainer Republik 1 in die Hauptstadt ge- ­Döring, ehrenamtlicher Chef des reist, wären mehr als 450 Reisebus- Landesbezirks-Fachbereichsvor- se vonnöten gewesen: 29.296 Kol- standes Verkehr in Berlin-Branden- leginnen und Kollegen, Bürgerinnen burg, die Unterschriften dem stell- und Bürger unterstützen das Anlie- vertretenden Sekretariatsleiter des gen, die besondere Schutzwürdig- Petitionsausschusses Erwin Ludwig. keit des ÖPNV/Nahverkehrsberei- F oto : red D ott ches durch eine Änderung des Jetzt sind die Abgeordneten Straf­gesetzbuches zu unterstrei- dran! Danke: Euer Jens Gröger verweigerten schließlich die Bela- chen. Neben dem Online-Zeich- und Stefan Heimlich dung. Inzwischen fährt die „Deneb“ nungsverfahren, der sogenannten wieder mit Tarifvertrag. SEITE 7 Jens Gröger und Stefan Heimlich Fotos: Die hoffotografen fachbereich verkehr 03 | 2009 2 Meinung EDITORIAL Den Menschen ein Wohlgefallen, nicht dem Kapital Mit einem in weiten Teilen unbe- gen unseres Fachbereiches, insbe- und Bürger z. B. bei der Vergabepra- werden. Wichtige Impulse wird bei stimmten Koalitionsvertrag ist die sondere in der Luftfahrtpolitik, sind xis nicht durch Dumpinglöhne, son- dieser Zukunftsaufgabe auch Win- neue, schwarz-gelbe Koalition in die im Koalitionsvertrag enthalten. Auch dern durch qualitativ hochwertige fried Hermann setzen, der als erster Verantwortung für unser Land ge- das Bekenntnis Ramsauers, der Ver- und anständig bezahlte Jobs gesi- grüner Abgeordneter zum Vorsitzen- startet. Stefan Heimlich, in meinem kehrspolitik einen höheren Stellen- chert wird. Ramsauers Partei wirbt den des Verkehrsausschusses ge- Berliner Team Bundesfachgruppen- wert zu verschaffen, war lange über- mit dem Slogan „Näher am Men- wählt worden ist. leiter Straßenpersonenverkehr, hat fällig. Es kommt jedoch auf die schen“. Wir nehmen für uns in An- Eine soziale und ökologische Zu- schnell den Terminus „Vertrag mit konkrete Ausgestaltung an. Wir wer- spruch, nicht näher, sondern nah am kunft ist doch nur an eine Bedingung Licht und Schatten“ geprägt. Keine den genau darauf achten, dass die Menschen, an den Kolleginnen und geknüpft: Den Menschen ein Wohl- Frage: Der in dieser Koalition von als „EU-Angleichung“ ins Auge ge- Kollegen zu sein. Es steht deshalb zu gefallen, nicht dem Neoliberalismus. den Liberalen durchgeboxte Entsoli- nommene Novellierung des Perso- hoffen, dass die neue Mannschaft im In diesem Sinne wünsche ich Euch darisierungskurs in der Sozial- und nenbeförderungsgesetzes nicht zu Ministerium den konstruktiven Dia- und Euren Lieben frohe Feiertage, Gesundheitspolitik wird auf den Lasten der Kolleginnen und Kollegen log mit ver.di weiterführt, wie er sich persönliches Glück und Gesundheit ­erbitterten Widerstand von ver.di geht. Wir werden einfordern, dass in der Vergangenheit bei vielen The- im neuen Jahr. stoßen. In der Verkehrspolitik hat der das Bekenntnis zum ÖPNV in der Flä- men bewährt hat. neue Bundesverkehrsminister große che mit Leben erfüllt wird und dass Ökologie, Ökonomie und Verkehrs­ Aufgaben zu bewältigen. Forderun- die Mobilität für alle Bürgerinnen politik müssen in Einklang gebracht Erhard Ott

INTERVIEW Zukunft gewinnen, ohne sie mit Asphalt und Beton zu verbauen Winfried Hermann, Vorsitzender des Bundestags-Verkehrsausschusses, fordert Dienst an Umwelt und Klima

Sie sind der erste ­grüne Vorsitzende oder den demografischen Wandel schwindigkeitspersonenverkehr in- nach 33 Jahren Unionsvorsitz im Ver­ ungeheuer wichtig ist. Diese Themen vestiert. Ist das der richtige Weg? kehrsausschuss. Eine Überraschung? werden hier im Sinne einer zukunfts- Sollten nicht besser alle Strecken so Winfried Hermann | Viele waren fähigen Infrastruktur entweder ge- ertüchtigt werden, dass ein Durch- überrascht über meine Wahl, noch wonnen oder wir verbauen uns diese schnittstempo von 140 bis 180 gesi- mehr haben mir gratuliert. Offenbar Zukunft mit Asphalt und Beton. chert werden kann? Es muss ganz nehmen es Parlamentarier und Wirt- generell ein Umdenken in Deutsch- schaftsvertreter ernst, dass ich dieses Herr Ramsauer sieht sich als Investiti­ land eingeleitet werden. Amt jetzt ausübe und trauen mir zu, onsminister. dass ich in der Verkehrspolitik neue Winfried Hermann | Da hat er Auch zwischen Bund und Ländern? Akzente setze. Zwei Drittel aller Ab- vollkommen Recht. Weil sich der Ver- Winfried Hermann | Wir sollten geordneten im Ausschuss sind übri- kehrsausschuss bislang im weiten den Ländern viel mehr Verantwor- gens Neulinge. Das sehe ich auch als Feld von Bauen, Wohnen, Stadtent- tung übertragen. Der Bund soll sich Chance. Klimaschutz und demografi- wicklung und Verkehr immer etwas um überregionale Achsen kümmern. scher Wandel sind Herausforderung verloren hat, ist Konzentration wich- Aber alles, was lokal von Bedeutung genug. Ich habe den Eindruck, dass tig und es muss mehr Gestaltungs- ist, sollen die Länder entscheiden, Kollegen aus anderen Fraktionen die- macht entwickelt werden. Ich will ausführen und dafür auch das Geld se Aufgabenstellung mittragen. dafür sorgen, dass rechtzeitig infor- bekommen. miert wird, dass vorausschauend de- Ihre Wahl kommt aber nicht von un­ battiert wird. Der Verkehrsminister Umdenken auch im Luftverkehr? gefähr … hat auf die Wichtigkeit seines Res- Winfried Hermann | Mir wäre es Winfried Hermann | Wir Grünen sorts für alle Bürger des Landes hin- natürlich am liebsten, wenn der Luft- haben um diesen Ausschussvorsitz gewiesen, es wirkt im Dienste der verkehr nach dem Klimagipfel in Ko- gekämpft. Als Verkehrspolitiker der Menschen. Es muss aber auch der penhagen weltweit in den Emissions- Opposition konnten wir zum Ende Umwelt und dem Klima zu Diensten handel einginge. Wenn das nicht der letzten Legislaturperiode eine er- stehen. Da sollte Herr Ramsauer gelingt, muss zumindest die EU an folgreiche Bilanz ziehen. Es ist uns noch ein wenig hinzulernen. diesem Ziel festhalten. Die Hälfte des Neu im Amt: Winfried Hermann, B’90/Grüne Foto: Stefan Kaminski gelungen, große Themen nach vorn globalen Luftverkehrs ist europäisch. zu bringen, den Bahnskandal aufzu- Wo genauer? Die EU ist also ein großer Player. decken. Wir haben uns Kontroll- und Winfried Hermann | Klimaschutz Linie Hüter parlamentarischer Rechte mehr enthalten, zu Finanzierungsfra- Wenn allein da etwas geregelt wür- Informationsrechte mühsam erstrit- gelingt nur, wenn der Verkehrssektor und nicht Teil der Exekutive. Ich sehe gen wird lediglich eine neue Kommis- de, dürften andere unter Handlungs- ten. Ich bin überzeugt, dass der Ver- seinen Anteil an CO2-Emission mich auch als kritischen Spiegel. sion gefordert. Die Logik, dass Straße druck geraten … kehrsausschuss für Zukunftsfragen ­erbringt. Dafür braucht es eine Stra- Doch es freut mich natürlich, wenn ausschließlich Straße finanzieren soll wie Klimaschutz, Ressourcenschutz tegie, wie Mobilität und Transport ein Verkehrsminister sagt, er wolle in oder Schiene nur Schiene, ist vollkom- Schert das Emirates? Würde das ­dauerhaft bei steigenden Ressourcen­ Deutschland den Leitmarkt für Elek­ men verquer. Wenn sich die Wasser- nicht eher globale Wettbewerbsver­ IMPRESSUM kosten gesichert werden können – tromobilität schaffen. Da hat er mich straßen selbst finanzieren sollten, kann zerrungen bringen? also sozialverträglich und klima­ an seiner Seite. Allerdings: Ohne man sie gleich dichtmachen. Jeder er- Winfried Hermann | Wenn immer Verkehrsreport freundlich. Wir müssen den Strategie, ohne Konzept, ohne fahrene Spediteur sagt: Ich möchte alle zuerst schauen, ob ihnen irgend- Nr. 3, November 2009 Automobilsektor umbauen, brau- Marktanreizprogramm wird das nicht meine Güter verlässlich und schnell ein Wettbewerbsnachteil droht, wer- chen hocheffiziente Fahrzeuge, Hyb- klappen. Wer – wie die Große Koali- von A nach B haben. Dafür müssen den wir auf diesem Planeten nicht Herausgeber: ridantriebe bis hin zu Elektromobili- tion 2009 – fünf Milliarden mit der die geeigneten Transportmittel opti- überleben. Mit dieser Haltung haben Vereinte Dienstleistungs- tät. Wir müssen den ÖPNV im Sinne Abwrackprämie verbrannt hat, der mal verknüpft werden. Die Frage eines wir ihn schon ziemlich ramponiert. gewerkschaft (ver.di) der Elektromobilisierung erneuern. hätte dieses Geld längst zur Förde- kombinierten Verkehrs ist viel wichti- Deshalb bliebt nur: Wir müssen jetzt Die Deutsche Bahn muss sich sputen, rung von Elektromobilität verwenden ger als allein der Straßenverkehr … Verantwortung übernehmen. Und Bundesvorstand: V.i.S.d.P.: Frank Bsirske, Erhard Ott dass sie wegkommt vom schmutzi- können. übrigens: Wer Tickets für 9,99 Euro gen Atom- und Kohlestrom. Die heu- Das schreit nach noch mehr Finanz­ anbietet und Kerosinaufschläge von Koordination: Arne von Spreckelsen te anstehenden Investitionsentschei- Es gibt ja tatsächlich einen Investi­ mitteln? 50 Euro einführt, kann mir Kosten- dungen geben den Ausschlag tionsstau bei Brücken, Straßen, Winfried Hermann | Schwarz- probleme beim Emissionshandel Redaktionelle Bearbeitung: darüber, ob die Bahn in fünf oder ­Hafenhinterlandanbindung. Könnte Gelb wird nicht mehr Geld auszuge- nicht glaubhaft machen, wo es viel- Helma Nehrlich zehn Jahren überhaupt noch einen man den auch „grün“ auflösen? ben haben als bisher. Aber das sind leicht um 10 Euro pro Ticket geht. Da (transit berlin.pro media) Treibhausgasvorteil hat. Positiv for- Winfried Hermann | Es ist ein Sa- im Verkehrshaushalt ja bereits riesige argumentieren die Airlines nicht ehr- muliert: Die Bahn hat es jetzt in der nierungsstau bei Schienen, Straßen, Summen. Die Frage ist eher, wie sie lich. Durch ihre „Ramschtickets“ Redaktionsanschrift: Hand, die auslaufenden Kohlekraft- Brücken auf Kosten der Zukunft an- angelegt werden. Die bisherige Ver- werden vielmehr Überkapazitäten ver.di-Bundesverwaltung, werksverträge durch ökologisch gewachsen. Man hat in den letzten kehrspolitik war eine Politik der gro- deutlich. Die Leute sollen angefixt Fachbereich Verkehr, sinnvolle Alternativen zu ersetzen. Jahrzehnten immer neu gebaut, ßen Bauprojekte. Überall gab es ein werden, mehr zu fliegen. Das ist Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin Sonst wird sich ihre Ökobilanz dras- ohne ernsthaft die Folgekosten zu schlechtes Kosten-Nutzen-Verhältnis. sträflich: Man fliegt nach New York, Foto Erhard Ott: tisch verschlechtern. Praktisch be- bedenken. Mehr noch: Es ist eigent- Der gesamte Bundesverkehrswege- weil es fast nichts kostet und geht Die Hoffotografen deutet das, die Deutsche Bahn sollte lich unvertretbar, dass eine alternde plan mit weit über 1000 Projekten dort einkaufen mit dem eingesparten ihre Flächen für Windräder und So- und schrumpfende Gesellschaft wie spricht dafür. Er reicht nominell bis Geld. Aber der Planet wird ruiniert. Satzerstellung: laranlagen zur Verfügung stellen, auf die unsere Infrastrukturprojekte, die 2015, faktisch ist es ein Plan bis VH-7 Medienküche GmbH jedem Bahnsteig könnte es künftig fünfzig Jahre oder mehr halten sol- 2030, unglaublich unterfinanziert. Wo blieben bei einem EU-Alleingang Kreuznacher Straße 62, Photovoltaikanlagen geben. Wir len, heute noch so baut, als würde Man könnte auch sagen, es ist eine die sozialen Standards? 70372 Stuttgart Grünen haben bereits gefordert, die Gesellschaft wachsen. maßlose Wunschliste von prestige- Winfried Hermann | Ökologische www.vh7-m.de dass die DB bis 2020 komplett auf trächtigen Projekten der Länder, die und soziale internationale Standards erneuerbare Energien umsteigt. Sehen Sie da im Koalitionsvertrag die der Bund finanzieren soll: die Y-Tras- sind zwingend. Doch die müssen auf Druck: richtigen Weichenstellungen? se etwa oder „Stuttgart 21“, wo ein anderem Wege eingefordert werden. apm AG Darmstadt, Der Verkehrsminister hat Verständnis Winfried Hermann | Die Ausfüh- Das ist kein Argument gegen den Kleyerstraße 3, 65295 Darmstadt ganzer Bahnhof und alle Strecken www.alpha-print-medien.de und Zustimmung zu solchen Forde­ rungen zum Verkehr sind ziemlich unterirdisch geführt werden sollen, Emissionshandel, sondern sagt nur, rungen signalisiert. Macht er Sie ge­ holprig und widersprüchlich. Wichtige für mindestens fünf Milliarden Euro wir brauchen noch andere Hand- Der ver.di-Fachbereich Verkehr rade persönlich mitverantwortlich? Fragen sind ganz ausgeklammert. Kli- und mit zweifelhaftem Nutzen. Die lungsmechanismen. Die reichen bis ist auch im Internet zu finden: Winfried Hermann | Als Aus- maschutz kommt nicht vor, zum Lärm- Bahn hat in den letzten 15 Jahren hin zur Konsumentenverantwortung. www.verdi.de/verkehr schussvorsitzender bin ich in erster schutz sind konkrete Zielmarken nicht weit über 120 Milliarden in Hochge- AVS/NEH fachbereich verkehr 03 | 2009 MARITIME POLITIK 3

Im Flur stehen die Möbel und Geräte, die jeder Parlamenta- rier als „Grundausstattung“ „Den Standortvorteil Küste für das Büro gestellt be- kommt. Nun wird sie der Deutsche wieder erkennen und fördern“ abholen lassen. Dr. Margrit Wetzel macht klar Schiff: Vier Dr. Margrit Wetzel, langjährige Lotsin der SPD-Küstengang, Legislaturperioden war sie hofft auf tatkräftige Nachfolger in maritimen Standortfragen. Mit­glied des Bundestages, zuletzt elf Jahre in Folge. Nun hat sie ihren niedersächsi- schen Wahlkreis Stade-­ Rotenburg nicht mehr direkt gewinnen können. Deshalb ist für die 59-Jährige ein Le- bensabschnitt zu Ende. „Ich bin gar nicht unzufrieden“, sagt sie mit strahlendem Lä- cheln. Dem Maritimen bleibe sie auch weiter verbunden.

Sie haben im Hotel- und Gaststät­ tenwesen gelernt, sind auf dem zweiten Bildungsweg über Volks­ wirtschaftslehre und Soziologie bis zum Dr. phil. durchgestartet. Wie kamen Sie zum Maritimen? Dr. Margrit Wetzel | Ich wurde weggelobt. Als junge kämpferische Sozialdemokratin, die auf Krawall gebürstet und außerdem frauen­ politisch aktiv war, hat man mich seinerzeit nach oben durchgereicht. Und kurz, nachdem ich mein erstes Von oder an Bord? Während ihrer Amtszeit als Lotsin der SPD-Küstengang beschäftigte sich Dr. Margrit Wetzel mit Schifffahrts- und Bundestagsmandat hatte, schickte Sicherheitsfragen, Häfen, Werften, Reedern, den Arbeits- und Ausbildungsplätzen an der Küste und mit generellen Standortfragen. man mich zu einem See-Schiff- Foto: Johannes Scheel fahrtstag. Bestimmt vierzehn Tage habe ich mich eingelesen, bevor ich dort meine erste Podiumsdiskussion Airbus. Mit denen organisierten wir deutschen Kapitän. Und ich bin für und dem Bundesverkehrsminister Was genau? bestritten habe. Aber sie kam gut regelmäßige Treffen, wo sie sich aus- aus­reichende und mehrheitlich deut- Wolfgang Tiefensee wurden dafür zu Dr. Margrit Wetzel | Zunächst: Er an und so wurde ich schrittweise tauschen und arbeits- und sozial- sche Besatzungen. Das hat gar nichts wenig Mittel bewilligt. Wo zwei Mil- muss seine Schiffe mit ausreichender zur „Expertin“. rechtliche Probleme diskutieren mit falschem Nationalismus zu tun, liarden nötig gewesen wären, etwa und trainierter Besatzung auf den vor­ konnten. sondern mit Qualitätsstandards, für die enorm wichtige Y-Trasse, wur- geschrieben sicheren Routen fahren Dann hat Sie die Küste nicht mehr auch bei den Arbeitsbedingungen, den am Ende 20 Millionen in den lassen. Die Kapitäne müssen außer- losgelassen? Sie haben ihre „Lotsen-Funktion“ und mit der Bewahrung von mariti- Haushalt eingestellt. Die reichten dem angewiesen werden, so zügig Dr. Margrit Wetzel | Das stimmt. also sehr praktisch verstanden? mem Know-how. Leider liegt die Zahl ­gerade mal für die Planungskosten. wie möglich zu fahren. Dann haben Das Maritime ist mir schon ein Her- Dr. Margrit Wetzel | Ganz wört- der internationa- Die Gefahr unzu- die wegen der schweren Geschütze zensthema geworden. Und wird es lich: Ein Lotse ist ein Berater, ein len Handelsschiffe Tonnagesteuer reichender Mittel- schlecht manövrierfähigen Piraten- bleiben. Es ist ein Bereich, in dem Mittler. So wie er auf dem Schiff mit deutscher Die im Zuge der EU-Harmoni- ausstattung sehe Schnellboote viel weniger Chancen. eine Menge Wertschöpfung pas- ­zwischen Kapitän und Hafen vermit- Flagge in diesem sierung entwickelte und ab 1999 ich jetzt noch stär- Die Handelsschiffe sollten kein nied- siert, eine Menge Verkehr entsteht. telt und berät, so habe ich mich als Jahr unter 500. geltende Neuregelung der steu- ker. Man könnte riges Freibord haben und mit Schall- Das bedeutet logistische Herausfor- Mittlerin zwischen Praxis und Regie- Ziel waren 600. Es erlichen Förderung für die deut- zusätzlich sagen: kanonen ausgerüstet werden. Selbst derungen, aber auch Technologie- rung betrachtet, als jemand, der ein gibt nur wenige sche Seeschifffahrt wird als Ton- Wenn die Steue- Stacheldraht oder Ölfilme an der führerschaft ist ein Thema. Beim politisches Handwerk ausübt, um Reeder mit einem nagesteuer bezeichnet. Leider ist rung aus Bayern ­Reling sind oft wirksame Abwehrhil- Maritimen kommt vieles zusam- Entscheidungsträger mit Menschen echten Bewusst- nicht das Führen der deutschen kommt, sehe ich fen gegen eine Enterung. Außerdem men, was in wirtschaftlicher und und Problemen an der Küste zusam- sein für die deut- Flagge Maßstab, sondern die Si- schwarz für den geht es um einen wirksameren sozialer Hinsicht sehr bedeutsam ist. menzubringen. Und da ging es wahr- sche Flagge und cherung und der Ausbau von Be- Norden. Dabei ist Schutz der Besatzung gegen Geisel- lich nicht nur um die Hochseeschiff- das sind zumeist schäftigung und Wertschöpfung die Küstenregion nahmen. Dazu sollte auf den Schif- Kam es deshalb zur Gründung der fahrt. ältere, die hanse- in Deutschland. Exakt gesehen ein dringender In- fen eine sogenannte Zitadelle einge- SPD-Küstengang? atische Traditio- handelt es sich nicht um eine vestitionsschwer- richtet werden: Ein von innen Dr. Margrit Wetzel | Das mag Wann ist Ihnen das am besten ge­ nen hochhalten, Steuer, sondern um ein Verfahren punkt. Dass die abschottbarer Raum, in dem die Be- eine Rolle gespielt haben, aber das lungen? Worauf sind sie besonders auch zu Lasten zur Gewinnermittlung, das es Be- Häfen momentan satzung zwar nach außen kommuni- war vor meiner Zeit im Bundestag. stolz, wenn Sie auf Ihr Wirken von Profit. treibern ermöglicht, den Gewinn nicht im Stau er- zieren kann, aber selbst sicher ge- Gegründet wurde die Küstengang als Bundestagsabgeordnete zurück­ pauschal nach der Größe des sticken, ist eine schützt ist. Und schließlich: Die vor über 20 Jahren, wie der Arbeits- blicken? Die Tonnagesteuer Schiffes zu ermitteln. unmittelbare Fol- Niedergänge zur Brücke sollten so kreis Küste der CDU wahrscheinlich Dr. Margrit Wetzel | Das Tollste, ist ein durchaus ge des Umsatz- gebaut sein, dass sie vom Kapitän auch. was ich je erreicht habe, ist gar nichts politisches Instrument. Bietet es nicht einbruchs in der Krise. Sobald sich oder Wachhabenden im Notfall Maritimes. Ich Handlungsmöglichkeiten? die weltwirtschaftliche Lage bessert, hochgezogen werden können, wie Und wieso „Küs­ Küstengang habe die Kinder­ Dr. Margrit Wetzel | Das ist ein bekommen wir kolossale Probleme das schon die Ritter mit ihren Zug- tengang“, das Als Küstengang bezeichnet sicherungspflicht spannendes Thema. Die Tonnage- mit dem Warenabfluss. Da müsste brücken taten. So könnte mit vertret- klingt reißerisch? sich ein informeller Zusammen- im Pkw initiiert. steuer ist eine Art Förderung. Zum man jetzt gegensteuern. Eines steht barem Aufwand Safety gegen Securi- Dr. Margrit schluss von SPD-Bundestagsab- Ich bin sicher, dass Beispiel gilt sie momentan auch für für mich ganz fest: Ich möchte nicht ty eingetauscht werden. Das ist Wetzel | Soll es geordneten, die an der Nord- und die Kindersitze Bereederungsentgelte, also für die zurück in Zeiten, als Parlament und Sache der Reeder, erst dann eine auch. „Gang“ ist Ostseeküste beheimat sind und inzwischen­ vielen Einnahmen, die für die Bereederung Infrastrukturpolitiker eher mit dem staatliche oder politische Frage. aber kein krimi- sich mit Standortfragen der Küs- Kindern das Le- von Schiffen erzielt werden. Mir lag Rücken zur Küste standen. neller, sondern tenregion befassen. ben gerettet oder immer sehr daran, die Themen Ton- Die Seemannsmission ist das ganze eigentlich ein ur- sie vor schlimmen nagesteuer und Ausbildungsplätze Wie sehen Sie das in Ihrer eigenen Jahr über wichtig, rückt aber zu den alter seemännischer Begriff, eine Verletzungen bewahrt haben. Was zu koppeln. Das hat nur zum Teil ge- Partei? Wird es eine schlagkräftige Feiertagen noch mehr in den Blick … frühere Bezeichnung für Besatzung die Küste betrifft, bin ich stolz, dass fruchtet. Ich bin generell dafür, poli- neue SPD-Küstengang geben? Dr. Margrit Wetzel | … weil wir oder Crew. Insofern passt er gut. ich die Notschlepper mit durchge- tische Wege zu finden, die Wettbe- Dr. Margrit Wetzel | Die Aus- eine überaus wichtige soziale Arbeit Und natürlich weckt er mehr Auf- setzt habe, gegen den Widerstand werbssituation deutscher Reeder mit schüsse werden gerade erst besetzt, leisten, den Seeleuten ein wenig Hei- merksamkeit als „Arbeitskreis“. etlicher Verantwortlicher im Ministe- Schiffen unter deutscher Flagge zu danach wird man wissen, wer sich in mat und Halt zu bieten. Mehr und rium. stärken, aber sie auch in die Pflicht der verkleinerten Fraktion der Ver- mehr geschieht das über Bordbesu- Was haben Sie anders gemacht zu nehmen. kehrspolitik und dem Maritimen wid- che, weil die Crews oft gar nicht oder gesehen als Ihre Lotsen-Vor­ Rückflaggung und Tonnagesteuer met. Ich wünsche mir natürlich, dass mehr an Land kommen. Wir brau- gänger in der SPD-Küstengang? wären auch wichtige Stichworte … Wenn Sie den schwarz-gelben Koali­ möglichst direkt an meine bisherige chen dabei Partner und Unterstützer. Dr. Margrit Wetzel | Der Bremer Dr. Margrit Wetzel | Die Proble- tionsvertrag hinsichtlich der Ver­ Arbeit angeknüpft wird. Einfacher wird das nicht, weil die Kir- Ernst Waltemathe, hat viele Gut- matik hat mich sehr beschäftigt, sie kehrspolitik betrachten, wo liegen da chen sich immer mehr auf ihr Kern- achten initiiert, Zusammenarbeit war wichtiges The­ma der Maritimen Knackpunkte? Sie sind Vizepräsidentin der Deut­ geschäft zurückziehen und auch das mit Wissenschaftlern angestoßen, Konferenzen. Al- Dr. Margrit schen Seemannsmission, beim Nauti­ Auswärtige Amt zunehmend den das war seinerzeit richtig und wich- lerdings kann von Notschlepper Wetzel | Ich habe schen Verein und im Seeverkehrsbei­ Standpunkt einnimmt, nur für deut- tig. Ilse Janz ist dann sehr schnell einem nachhalti- Notschlepper helfen in Abwehr große Bedenken rat des Bundesverkehrsministeriums sche Staatsbürger im Ausland zu- parlamentarische­ Geschäftsführerin gen Erfolg bisher unmittelbarer Gefahren havarier- im Investitionsbe- weiter aktiv. Ganz akut beschäftigt ständig zu sein. Der Wind weht des- geworden, Reinhold Robbe hat die leider nicht die ten Schiffen, dass sie nicht auf reich. Nehmen wir Sie das Thema Piraterie … halb sehr viel kälter. Wir engagieren Zusammenarbeit mit der Marine Rede sein. Ich bin Untiefen auflaufen oder stran- nur das Problem Dr. Margrit Wetzel | Es ist mir uns dafür umso heftiger … NEH betont. Ich bin mehr zu den Men- eine energische den. Die eigentliche Schiffsber- der überfälligen wichtig – nicht nur, weil wir über die gung übernehmen dann kom- schen vor Ort gegangen, mir waren Verfechterin der Hinterlandanbin- Seemannsmission immer wieder von Die Deutsche Seemannsmission e. V. startet merzielle Bergungsunternehmen. die Arbeitnehmer in der maritimen Rückflaggung, ich dung für unsere Überfällen und ihren Folgen für die zum dritten Mal eine vorweihnachtliche Die Bundesrepublik unterhält ge- Wirtschaft und an der Küste wich- trete für die deut- Hochseehäfen, die Seeleute erfahren. Es geht um Prä- Spendenaktion für Seeleute. genwärtig acht staat­liche Not- tig. Das schloss Betriebsräte wichti- sche Sprache an ist enorm teuer. vention. Die ist oft mit einfachen Spendenkonto-Nr. 33030, schlepper, zwei moderne Neu- ger Unternehmen ein, nicht nur von Bord ein und be- Auch unter der Mitteln möglich. Ein verantwortungs­ Evang. Darlehnsgenossenschaft (EDG) Kiel, fahrzeuge gingen 2009 in Bau. Häfen und Werften, etwa auch von stehe auf einen Großen Koalition voller Reeder kann viel tun. BLZ 210 602 37 www.seemannsmission.org fachbereich verkehr 03 | 2009 4 IM FOKUS Was hilft wirksam gegen Lohndumping? Union und FDP wollen keinen Mindestlohn, aber auch keine „sozialen Verwerfungen“

widriger Löhne gesetzlich festschrei­ nordrhein-westfälischen Einzelhandel Lohnfindung, Existenzsicherung und Tarifautonomie sind Themen, ben und damit „wirksam gegen sozi­ bei 5,15 Euro. Zur Bekämpfung von an denen die neue Bundesregierung nicht vorbeikommt. In der ale Verwerfungen in einzelnen sittenwidrigen Löhnen und zur Be- Koalitionsvereinbarung stellt sie im Abschnitt „Arbeitschancen Branchen vorgehen“. Wie wurde bis­ grenzung des Niedriglohnsektors für alle“ dazu Weichen. In welche Richtungen sie leiten, fragten lang damit umgegangen? ­insgesamt ist ein verbindlicher Min- Dr. Reinhard Bispinck | Nach der destlohn erforderlich, der bei Vollzeit­ wir Dr. Reinhard Bispinck, Leiter des Tarifarchivs des Wirtschafts- bisherigen Rechtsprechung beginnen erwerbstätigkeit eine eigenständige und Sozialwissenschaftlichen Instituts in der Hans-Böckler-Stiftung. sittenwidrige Löhne erst, wenn sie Existenzsicherung ermöglicht. Die das tarif- oder ortsübliche Lohn­ Gewerkschaften fordern zurzeit min- „Einen einheitlichen gesetzlichen Mindestlohn verknüpft werden, die niveau um mehr als ein Drittel unter- destens 7,50 Euro. In unseren Nach- Mindestlohn lehnen wir ab“, steht auf jeden Fall fortgeführt werden schreiten. Um sie zu verhindern, barländern betragen gesetzliche in der Koalitionsvereinbarung von sollte. müssen die Beschäftigten individuell Mindestlöhne zwischen 8 und 9 Schwarz-Gelb. Was heißt das? dagegen vorgehen und klagen. Das Euro. Fragen: neh Dr. Reinhard Bispinck | Die neue Sind Auswirkungen auf die beste­ ist vielfach in der Praxis kaum mög- Bundesregierung nimmt nicht zur henden Mindestlöhne zu befürchten, lich. Ein Verbandsklagerecht, das es Kenntnis, dass der sich rasch ausbrei- denn die Koalition kündigt „Evaluie­ den Gewerkschaften ermöglichen Sittenwidrig? tende Niedriglohnsektor große ar- rungen“ an? würde, selbst aktiv zu werden, exis- Bei Berufskraftfahrern mit abge- beitsmarkt- und sozialpolitische Pro- Dr. Reinhard Bispinck | Ich hoffe, tiert leider nicht. schlossener Ausbildung und Fahr- bleme bereitet. Er fördert Lohn­ dass diese geplante Überprüfung praxis im nordrhein-westfälischen Foto: Hans-Böckler-Stiftung dumping, untergräbt die sozialen nicht als Einstieg in den Ausstieg aus Würde eine gesetzliche Grenzzie­ Verkehrsgewerbe wäre ein Stun- Sicherungssysteme und produziert den vereinbarten Mindestlöhnen ge- hung tatsächlich etwas nützen und Dr. Reinhard Bispinck denlohn nach bisheriger Defini­ dabei auf lange Sicht Alters­armut. dacht ist. Wichtig ist, dass die Tarif- wäre sie ein effektives Mittel gegen tion erst sittenwidrig, wenn er vertragsparteien gemeinsam gegen- Lohndumping? unter 7,14 Euro läge. In Thürin- Und was bedeutet es praktisch? über der Politik deutlich machen, Wichtig wäre eine Stabilisierung des Dr. Reinhard Bispinck | Diese gen bildeten 3,41 Euro die Gren- Dr. Reinhard Bispinck | Die Ge- welche Bedeutung Mindestlöhne nach Tarifvertragssystems beispielsweise Grenze gesetzlich festzuschreiben ze. Für den Stundenlohn eines werkschaften müssen sich darauf dem Entsendegesetz für die Stabili- durch die Einführung einer allge­ hilft nicht weiter. Legt man diese einstellen, dass sie noch stärker als sierung der Einkommen und die Ver- meinen Einkommensuntergrenze im Grenze zugrunde, begänne die Sitten­ Hamburger Arbeiters im privaten bisher aus eigener Kraft gegen Nied- hinderung von Lohndumping haben. Sinne eines Mindestlohns. Darauf widrigkeit bezogen auf die untersten Transport- und Verkehrsgewerbe riglöhne und Lohndumping vorgehen. aufbauend kann dann die Tarifpolitik Tarifvergütungen beispielsweise im dürfte ab 4,61 Euro von Sitten- Dazu gehören betriebliche Aktionen Doch CDU/CSU und FDP bekennen sich die weiteren Einkommens- und Ar- Berliner Bewachungsgewerbe bei widrigkeit gesprochen werden, ebenso wie tarifpolitische Anstren- ausdrücklich zur Tarifautonomie … beitsbedingungen gestalten. 3,66 Euro, in der Steine-Erden-Indus- für seinen Kollegen in Mecklen- gungen. Diese müssen dann mit der Dr. Reinhard Bispinck | Das allge- trie in Thüringen unterhalb von 4,55 burg-Vorpommern sogar erst bei gewerkschaftlichen Kampagne für meine Bekenntnis zur Tarifautonomie Die Regierungskoalition will die Euro, in der westdeutschen System­ weniger als 2,61 Euro. einen übergreifenden gesetzlichen im Koalitionsvertrag bleibt folgenlos. Rechtssprechung zum Verbot sitten­ gastronomie bei 4,80 Euro und im

PORTRÄT Die Widersacher(-in) Die dba ist Geschichte, Erfahrungen bleiben wichtig

Die süßen Herzchen als Schokoladen- Spezielles. Man trägt die Uniform, ­weniger Druck entfalten würde. „Be- give-away, mit denen Stewardessen man steht auf besondere Weise hin- sonders die Flugbegleiter sollten der Deutschen British Airways (dba) ter dem Produkt.“ Bei der dba ergab schlechtere Arbeitsverträge akzeptie- einst ihre Fluggäste verabschiedeten, sich daraus für sie nie ein Problem. ren. Betriebszugehörigkeiten und Be- erfreuen längst AirBerlin-Passagiere. Zweimal war die Deutsche BA Mitte zahlung waren da die eigentlichen Nicht nur diese nette Marketing- der 1990er-Jahre als günstigste und Knackpunkte“, erinnern sich Anette Idee, auch und vor allem das inner- pünktlichste Airline und vor allem als Dörrie und der Berliner ver.di-Betreu- deutsche Streckennetz und beträcht- die mit dem besten Service gekürt ungssekretär Holger Rößler. „Viele liche Marktanteile hat sich AirBerlin worden. Anette Dörrie und andere empfanden die Nichtanerkennung im Sommer 2006 einverleibt, als der Engagierte machten sich zudem ihrer Leistungen als Riesenungerech- hauptstädtische Günstigflieger den 1995 für Personalratswahlen und in tigkeit. Wir hatten unser gesamtes potenten Konkurrenten aus Mün- Verhandlungen um einen Mantel-­ Know-how eingebracht, unsere Plus- Anette Dörrie: Eiserne Lady mit viel Herz Foto: Renate Kossmann chen kaufte. Zunächst sah es – ganz Tarifvertrag stark, auch mit Streik. punkte im Passagierkontakt. Es ging Herzchen – nach einer freundlichen Später waren andere Konflikte aus- auch um unsere Würde“, erklärt die Übernahme aus. Die dba-Geschäfts- zukämpfen, etwa als der damalige 43-Jährige. Als die Beschäftigten am ment bedankt. Freilich, so steht es zudem bei Fortzahlung der Vergü- führung sollte bestehen bleiben, Eigentümer, der Textilunternehmer 14. November 2008 mit einem Streik auch in der Tarif­information, die der tungen für maximal zwölf Monate in Flugpläne wurden aufeinander ab­ Wöhrl, um die Jahrtausendwende antworteten, verfügte AirBerlin die Betreuungssekretär für die Kabinen- eine Transfergesellschaft wechseln. gestimmt. Zusammen wollte man versuchte, das Kabinenpersonal out- sofortige und vorfristige Einstellung beschäftigten der dba Ende Mai Inzwischen, so weiß Annette Dörrie, 20 Millionen Passagiere im Jahr ab- zusourcen. Doch immer habe sich die des Flugbetriebes: Ohne Maschinen 2009 herausgab, konnte das ge- sind die Kündigungen weitgehend fertigen. Für die dba-Beschäftigten Geschlossenheit der Beschäftigten kein Arbeitskampf. Die Geschassten meinsame Bemühen nicht verhin- ausgesprochen. Alle sind „unwider- schien alles beim Alten. Doch bald bewährt und die Vernunft durchge- organisierten Stammtische, Telefon- dern, dass „die endgültige Abwick- ruflich freigestellt“. Mehr als 40 ehe- betonte das Management um Joachim setzt. ketten und eine eigene Internetseite. lung der dba nunmehr vollzogen malige Kabinenmitarbeiterinnen und Hunold in seiner weiter wachsenden „Drei Demonstrationen haben wir auf wird und damit ein gelebter Teil von -mitarbeiter sind in die Transferge- AirBerlin-Familie die Unterschiede Ohne Flugzeuge funktioniert die Beine gestellt, eine am Branden- Identität untergeht“. sellschaft PEAG gewechselt, können zwischen eigenen und Stieftöchtern. eben kein Streik burger Tor in Berlin, die letzte gemein­ Teuer sei die Sache für AirBerlin die verbleibende Zeit nutzen, sich zu Es gab einen beträchtlichen ge­ sam in Düsseldorf. Wir konnten aber tatsächlich geworden, hat Rößler bewerben oder weiterzubilden. Sie werkschaftlichen Organisationsgrad, das Ruder nicht herumreißen, weil ­inzwischen „mal so überschlagen“. selbst werde sich wohl umorientie- ein sinnvolles Zusammenspiel der einfach der politische Wille der Ent- Für etwa 160 ehemalige dba-­ ren, meint Dörrie. „Die Airlines su- Kolleginnen und Kollegen an den scheider im Konzern fehlte.“ Nichts Kabinenbeschäftigte dürften etwa chen momentan kein Personal.“ dba-Standorten in Köln, Düsseldorf, sei in den Verhandlungen berechen- 20 Millionen Euro zu zahlen sein. Langjährige Erfahrung sei bei Bewer- München und Berlin – Potenziale und bar gewesen, ergänzt Rößler. Weder Kein Taschengeld. Doch der Gewerk- bungen mitunter gar hinderlich. Tugenden, die bei AirBerlin nicht habe man auf einen Rest Mensch- schafter denkt auch über Verluste „Man muss ins Profil passen.“ Und: mehr gefragt waren und mit denen lichkeit beim Management noch auf nach: So sei es nicht rechtzeitig ge- Flugbegleitung bedeute Schicht- wohl auch niemand rechnete. Seit reines wirtschaftliches Kalkül setzen lungen, genügend konzerninterne dienst und sei auf Dauer ein „wirk- dem Frühjahr 2008 wurde mit dem können. „Wenn wir die Arbeitsplätze Solidarität zu entwickeln, der gerin- lich anstrengender Job“. Noch habe Konzernmanagement die Übernahme nicht zu vernünftigen Bedingungen gen Wertschätzung, die AirBerlin sie ohnehin gut zu tun. Personalver- Spitze beim Service der dba-Beschäftigten zum Jahres­ retten können, dann soll AirBerlin den Kabinenbeschäftigten entgegen­ treter bleiben bis zu ihrem Ausschei- Schon ab April 2007 verschwand ende verhandelt. „Wir wollten, dass wenigstens dafür zahlen!“, habe sie bringe, etwas entgegenzusetzen. Es den im Amt, steht ebenfalls im Sozial­ die Marke dba. Die Boeing-Maschi- unsere Arbeits- und Entgeltbedin- von da an gedacht, so Anette Dörrie. sei künftig, da sich auch bei Airlines plan. Da laufe so manches Telefonat nen umzulackieren war das eine. Die gungen auf dem erreichten Niveau alles zunehmend in europäischen bei ihr auf, sei Rat und Hilfe bei der dba-Verwaltung aufzulösen, ließ sich transferiert werden. Und wir wollten Gelebte Identität verloren, ­Dimensionen abspiele, umso drin- Umsetzung des Sozialplans gefragt. mit Einsparmaßnahmen begründen. das über einen Tarifvertrag absichern“, wenn auch teuer für AirBerlin gender, auf Arbeitnehmerseite eine „Außerdem möchten wir noch mal Doch als und wie das fliegende erläutert die Sprecherin der Tarif- Ein Sozialplan musste her. Doch gemeinsame Kultur zu entwickeln. eine Riesenparty organisieren.“ Für ­Personal der dba von AirBerlin über- kommission. Doch das war bei der die Verhandlungen scheiterten wie alle, die bei der dba eine „tolle Zeit nommen werden sollte, das rief end- zweitgrößten deutschen Fluggesell- die vorhergegangene Tarifrunde. Respektabler Sozialplan miteinander“ hatten. Sozusagen gültig den Widerstand der Beschäf- schaft nicht gewollt. „Keinen Milli- „Auch in der verfahrensten Situation­ Freilich spricht das dba-Sozialplan- Herzenssache. Neh tigten hervor. „Wir wollten eine faire meter“, so Dörrie, habe sich die Ge- hatte Holger immer noch eine Idee“, ergebnis für sich: Bis zur Beendigung Integration“, sagt Anette Dörrie. Sie genseite bewegt, immer wieder ein so die Personalvertreterin anerken- der Arbeitsverhältnisse – in der Nach Redaktionsschluss: Ende war als Flugbegleiterin seit Grün- „Wir brauchen euch nicht“ signali- nend. „Und seine beste war die mit Mehrzahl heißt das bis Ende März November verbreitete AirBerlin dung der Deutschen BA 1992 dabei, siert, mit Insolvenz gedroht und der Einigungsstelle.“ Dort sei es mit 2010 – erhalten die Beschäftigten die überraschende Meldung, dass schätzte, wie viele ihrer Kolleginnen Ängste verbreitet. ver.di-Hilfe schließlich doch gelun- ihre Monatsvergütungen einschließ- trotz Wirtschaftskrise neues Per- und Kollegen aus der Anfangszeit, Während den dba-Piloten von Be- gen, einen Sozialplan auszuhandeln lich Flugstundenzulage weitergezahlt. sonal eingestellt werden soll. Es das „supergute“, fast familiäre Klima ginn an akzeptablere Angebote unter­ und tariflich abzusichern. Mit Stan- Es wurden respektable Abfindungen würden „ab sofort 700 Flugbeglei­ und den Zusammenhalt. „Bei Airlines breitet wurden, rechnete man wohl ding Ovations hätten sich die Betrof- für den Verlust des Arbeitsplatzes ter und 120 Copiloten gesucht“. ist das mit der Identität etwas sehr damit, dass das Kabinenpersonal fenen bei Rößler für sein Engage- ausgehandelt. Beschäftigte können fachbereich verkehr 03 | 2009 LUFTVERKEHR 5 easyJet Tariflich noch nicht in SXF gelandet Bajuwarisch-solidarisch „Die Zeit ist reif für Veränderungen“, titelten wir in der vergangen Ausga- „wehr.di“ erobert die Mehrheit am Flughafen München be. Es ging darum, dass die Beschäf- tigten der easyJet-Basis in Berlin- Schönefeld Verträge nach deutschem Recht für das fliegende Personal durchsetzen wollen. ver.di will die überfällige Umstellung tarifvertrag- lich begleiten sowie die Beschäftig- ten bei der Wahl eines Betriebsrates unterstützen. Diese Wahlen hat das Landesarbeitsgericht Berlin in zweiter Instanz nun zunächst abgebrochen. Im Unterschied zum Arbeitsgericht Cottbus verwiesen die Landesar- beitsrichter am 30. Oktober darauf, dass eine Interessenvertretung für im Flugbetrieb beschäftigte Arbeitneh- mer laut § 117 Betriebsverfassungs- gesetz nur „durch Tarifvertrag“ er- richtet werden könne.

Foto: Chr. v. Polentz / transitfoto.de

Unser Foto: Flugbegleiter Tony ­Kuschel, Rechtsanwältin Anne Weid- F oto : J ürgen E mmenegger ner und Holger Rößler von ver.di Geballte Power von links nach rechts vorne: Ralf Krüger, Orhan Kurtulan (stellv. BR-Vorsitzender), Martina Feulner, Bernd Kröll, Thomas Kruppa, Cellelatin Sari, (v. l.) nach der Verhandlung. ver.di forciert nun die Verhandlun- Michael Börries (BR-Vorsitzender), Uli Schellerer, Vahdet Kizilkaya, Alexander Randl, Hans Hartshauser, Peter Seiwert, Maria Schwab, Ibrahim Kutlu, Hayri Kaya. gen über einen Mitbestimmungs­ tarifvertrag für die etwa 300 easyJet- Die ganz große Freude wollte gar Je länger ausgezählt wurde, desto die Basis für eine breite Unterstüt- Die neu gewonnene „wehr.di!“- Beschäftigten in Schönefeld. „Wir nicht aufkommen, als das vorläufige voller wurde der „wehr.di!“-Karton. zung in der Bevölkerung gegen die Betriebsratsmehrheit schafft bessere haben der Geschäftsführung bereits Ergebnis der Betriebsratswahlen bei Der alte Betriebsratsvorsitzende be- Ausgliederung. Voraussetzungen für den nach wie vor Monaten den erforderlichen Be- der Flughafen München GmbH (FMG) gann hektisch zu telefonieren, andere vor nicht entschiedenen Kampf um triebsnormentarifvertrag zur Betriebs- bekannt gegeben wurde. Die Ge- „G“ÖD-Leute gingen ins Freie, um Kommt an und wirkt vernünftige Entlohnungs- und Ar- ratsgründung übermittelt“, erklärt werkschafts-Liste „wehr.di!“ hatte ihre Nervosität abzureagieren. Sie Der Knackpunkt aber war die Be- beitsbedingungen beim Bodenver- ver.di-Verhandlungsführer Holger im Vergleich zu den Wahlen 2006 waren so siegessicher gewesen, dass triebszeitung „wehr.di!“, die seit Mai kehrsdienst. Nach und nach merken Rößler. Inzwischen sei das Manage- zwar drei Sitze hinzugewonnen, die sie eine Niederlage überhaupt nicht 2008 zu aktuellen Themen erscheint selbst die Teile der Belegschaft, die ment noch mehrfach zu Verhandlun- absolute Mehrheit jedoch um einen ins Kalkül gezogen hatten. und der Gewerkschaftsliste auch den bisher beiseite standen, dass es auch gen aufgefordert worden, verzögere Sitz verfehlt. bajuwarischen Namen gab. Sowohl sie treffen kann. Die FMG will in den den Start aber weiter. „Auch easyJet So wurde dieser Sieg konsequen- Sitze 2009 2006 mit planmäßigen Kampagnen als auch nächsten vier Jahren eine ­halbe Mil- muss sich an die deutschen Mitbe- ter Interessenvertretung über die alte „wehr.di!“ 13 10 mit schnellen Reaktionen auf aktuel- liarde Euro einsparen. Das wird Aus- stimmungsregeln halten“, so Rößler. Mehrheit im Betriebsrat, die für le Entwicklungen konnten „wer.di!“- wirkungen auf alle haben, weit über Liste des Dies bekräftigten die Beschäftigten Geheimniskrämerei,­ Opportunismus BR-Vorsitzenden 5 10 Vertrauensleute einen ständigen Kon­ die FMG-Beschäftigten hinaus.­ geschlossen – Kabine und Cockpit – und – das kann man wohl sogar sa- Liste des „G“ÖD-­ takt zur Belegschaft herstellen. Die mit einem ersten erfolgreichen Warn­ gen – Mitarbeiterverrat stand, zu- Vorsitzenden 4 7 anfängliche Skepsis einiger Power- Gegen Lohndumping und streik unter dem Motto „Gemeinsam nächst überhaupt nicht als großer Sonstige 5 2 Point-Liebhaber, die langen zusam- sozialen Kahlschlag mehr erreichen“ am 3. Dezember. Erfolg wahrgenommen. „Arbeiten menhängend argumentierenden Texte Seit einem Jahr werden massen- Die Umstellung der seit 2004 in können sie, die ver.dianer der FMG, Der Wahlkampf hatte für ver.di würden nicht gelesen, wich schnell. weise Leiharbeitnehmer in der Abfer- Englisch und nach britischem Recht das mit dem Feiern üben wir noch“, schon lange zuvor begonnen. Seit Bereits nach dem dritten Flugblatt zur tigung eingesetzt. Aktuell fiel die abgefassten Arbeitsverträge für das gratulierte ver.di-Bundesvorstand Er- April 2008 wurde die geplante Aus- Kündigung einer menschenunwürdi- Entscheidung, als Drittanbieter bei fliegende Personal in Schönefeld war hard Ott deshalb den engagierten Kol­ gliederung der 1800 Kolleginnen gen Arbeitszeitvereinbarung brach die der Abfertigung den Billigheimer zunächst für den 1. Januar 2010 zu- leginnen und Kollegen in München. und Kollegen des Bodenverkehrs- damalige Betriebsratsmehrheit ein. Losch zu lizenzieren. Die LH hat für gesichert worden. Nun soll sie erst dienstes mit betrieblichen und außer­ Für uns ein Signal, dass das Blatt an- einen Stundenlohn von 6,55 Euro zum 1. Februar erfolgen, hat easyJet Hochmut steht vor dem Fall betrieblichen Aktionen, Berichten in kommt und wirkt – auch bei der Ge- bereits Leistungen an Losch abgege- angekündigt. red. Angetreten waren acht Listen. der regionalen Presse und öffent­ schäftsleitung, die es jedesmal mit ben und angekündigt, weitere 25 Am aussichtsreichsten: Neben der lichen Veranstaltungen begleitet. Interesse, aber nicht immer mit Be- Prozent an die Verleiherfirma zu ver- „wehr.di!“-Liste zwei von der soge- Höhepunkt war ein 6-stündiger geisterung liest. So wie „wehr.di!“ aus geben. ver.di will darauf mit einem Hapag Lloyd nannten christlichen „Gewerkschaft Streik am 19. Mai 2009, dem Mas- der Opposition heraus betriebliche Standort-­Tarifvertrag für Leiharbeit- 1000 Euro für Bildung Öffentlicher Dienst und Dienstleitun- senabmahnungen und sieben Kündi- Gewerkschaftspolitik mit entwickeln nehmer in der Abfertigung reagieren Für ihre Mitglieder bei der Hapag gen“ dominierte Listen, angeführt gungen folgten. Kurz vor der Be- half, übernimmt das Blatt jetzt die und die Auseinandersetzung durch Lloyd Fluggesellschaft (HF) hat ver.di vom amtierenden Betriebsratsvorsit- triebsratswahl fand eine fünftägige Aufgabe, die Gewerkschaftsposition ein „Bündnis gegen Lohndumping in einen entscheidenden Vorteil durch- zenden und anderen führenden durchgehende Mahnwache im flug- in den Betriebsrat einzubringen. Die der Flughafenregion“ aus dem Be- gesetzt. Sie haben Anspruch darauf, „G“ÖD-Funktionären, die bisher die hafennahen Freising statt. Mit dieser sichtbar erfolgreiche Arbeit der ver.di- trieb heraustragen. Die Zeiten wer- dass HF die Seminargebühr für Bil- absolute Mehrheit im FMG-Betriebs- Aktion „Für Streikrecht – gegen Vertrauensleute führte auch zu einer den so trotz gewonnener Betriebs- dungsurlaub erstattet, jedoch maxi- rat gestellt hatten. Von den fünf Lohndumping“ wurde die Rücknah- positiven Mitgliederentwicklung. Seit ratsmehrheit bestimmt nicht ruhiger. mal 1.000 Euro innerhalb der Zeit- ­übrigen Listen hatten zwei zuvor zu- me der Kündigungen erreicht und Beginn des Jahres 2008 wurden bei räume Juli 2009 bis Dezember 2010 sammen drei Mandate in der Interes- der Ruf der FMG als vermeintliches der FMG mehr als 300 ver.di-Mitglie- Jürgen Emmenegger und Januar 2011 bis Dezember 2012. senvertretung innegehabt. „Jobwunder“ korrigiert. Das schuf der neu aufgenommen. VER.di-Projektsekretär MUC red.

Wissen, was läuft und sagen, was ist

Flughafen Berlin-Tegel, 5.50 Uhr. Das terern im Gateway Garden und dem rat Verkehrspolitik, der auch die für Boarding für die Frühmaschine („Early zweitgrößten Hub am Flughafen das Jahr 2010 geplante Tour betreut. Bird“) der Lufthansa nach Frankfurt München steht heute die Passage in Mit einer Stunde Verspätung sitzen ist schon fast abgeschlossen, doch Frankfurt am Main auf dem Pro- dann alle wieder im Flieger. Plötzlich Foto: LFT Frank Bsirske ist spät dran. Besorgt gramm. ein lauter Knall, die Kabine vernebelt über Zeitungsmeldungen über Ein- Wie immer stehen am Anfang die innerhalb von Sekundenbruchteilen des Vertrauens von täglich zehntau- sparungen beim Personal, hatten ihn Gespräche mit den Betriebsräten und und ein Notsinkflug wird eingeleitet. senden Gästen. Sie machen den Er- auf dem Weg zum Gate zwei Flugbe- den Vertrauensleuten. Gemeinsam „Rapid Decompression“, der plötz­ folg des Unternehmens erst perfekt“,

F oto : die H offotografen gleiterinnen angesprochen und die mit Bundesfachbereichsleiter Erhard liche Druckverlust im Reiseflug, ist so der stv. Aufsichtsratsvorsitzende. Chance genutzt, persönlich mit der Ott lädt Frank Bsirske alle Teilnehmer nur eines der Übungsprogramme in Von der Attrappe geht es nun aber Nr. 1 von ver.di und Nr. 2 von Luft- zur offenen Diskussion ein: „Wir sind Deutschlands modernsten Flugsi- zurück zum echten Flugzeug. Um hansa zu sprechen. An diesem ver- gekommen, um zuzuhören und von cherheits-Trainingszentrum der LFT, 19.30 Uhr steht ein Folgetermin in regneten Oktobermorgen geht es zum Euch zu lernen. Feuer frei!“ Auch der Trainingssparte von Lufthansa. Berlin an, danach geht es mit dem Abschluss­besuch seiner 360-Grad- diese Diskussionsrunde dauert länger Jährlich trainieren hier Flugbegleiter/ Auto weiter nach Leipzig. So kann Dialog-Reise durch Deutschlands als im Programm eingeplant, aber -innen den professionellen Umgang der ver.di-Chef an diesem „Tag“ größten Aviation-Konzern. Nach Be- das ist auch gut so. „Flexibel bleiben mit Notfällen. „Die hohe Kompetenz noch vielen Kolleginnen und Kolle- suchen bei den Technikern in Ham- und Umplanen“, lautet also die Devi- aller Mitarbeiter/-innen in allen Berei- gen sagen „Hier bin ich …“. Frank Bsirske burg, der Lufthansa-Cargo, den Ca- se für Arne v. Spreckelsen vom Refe- chen des LH-Konzerns ist die Basis AVS fachbereich verkehr 03 | 2009 6 ÖPNV Amtswechsel Yes, he can Auf der Sitzung des Europäischen Sektoralen Dialogs ÖPNV am 10. No- Das erste Mal seit 30 Jahren … vember 2009 standen Neuwahlen an. Flächentarif bringt Verbesserungen für Beschäftigte privater Omnibusbetriebe in Rheinland-Pfalz Unser Kollege Stefan Heimlich, ver.di-­ Bundesfachgruppenleiter Straßenper­ sonenverkehr, wurde einstimmig zum Präsidenten gewählt. Damit geht erstmals seit der Gründung des Dia- logs 2002 die Präsidentschaft auf die Arbeitnehmerbank über. Die Amts- zeit beträgt drei Jahre.

Foto: Die hoffotografen

Gleichzeitig wurde auf der Sitzung beschlossen, eine Untersuchung zu Frauen im ÖPNV zu erarbeiten. An- hand von best-practice-Beispielen soll der Frauenanteil in der doch noch stark männerdominierten Branche ausgebaut werden. Dazu gehört auch das Prinzip der gleichen Entloh- nung und guter Arbeitsbedingun- gen. Gegebenenfalls müssen auch soziale Einrichtungen geschlechts- spezifisch erweitert werden. Der sektorale soziale Dialog ist Teil des Europäischen Sozialmodells und dient dem direkten Austausch zwi- schen Arbeitnehmern und Arbeitge- bern auf EU-Ebene. Positionen, die in diesem Dialog gemeinsam entwickelt Lesestoff für die Arbeitgeber. Dieser Draufblick bot sich zur letzten Verhandlung. Foto: Rüdiger Mosler und verabschiedet werden, haben großes Gewicht. Bislang wurden die „ver.di dankt allen Kolleginnen und eine Laufzeit bis 31. März 2011. Er gruppe für das 4. Ausbildungsjahr in legender Wandel in der Lohnpolitik Themen Qualität der Arbeit und Qua- Kollegen, die den Mut bewiesen sieht gestaffelte Entgelterhöhungen Höhe von 615 Euro eingeführt. Aus- erreicht: „Unser Ziel bleibt die An- lität der Dienstleistungen sowie Si- ­haben, für ihre Interessen einzutre- vor. Löhne, Gehälter und Ausbil- zubildende zum Berufskraftfahrer gleichung des privaten Verkehrs­ cherheit und Unsicherheit im ÖPNV ten!“. ver.di Rheinland-Pfalz infor- dungsvergütungen steigen ab Okto- ­erhalten ab dem zweiten Ausbil- gewerbes an den Nahverkehrs-Tarif- abschließend bearbeitet. Noch läuft miert über eine Tarifeinigung für die ber 2009 um 2,5 Prozent und im dungsjahr 80 Euro zusätzlich. Diese vertrag des öffentlichen Dienstes.“ das Projekt QSTP. Es befasst sich mit privaten Omnibusbetriebe, die am Sommer nächsten Jahres um ein wei- Regelungen sollen zugleich für alle Zu Redaktionsschluss war noch Qualifikationsanforderungen im ÖPNV 23. Oktober 2009 erzielt worden ist. teres Prozent. Ausgenommen sind Azubis im Bereich Speditionen und nicht klar, ob die erzielte Eckpunkte- und der Frage, wie solche Qualifika­ Die „langen und schwierigen Ge- Reisebus- und Gelegenheitsfahrer, Logistik gelten. einigung von Arbeitgeberseite nicht tionen vermittelt werden sollen. Er- spräche“, so ver.di-Fachbereichsleiter hier liegen die Steigerungen im glei- „Vor dem Hintergrund, dass die erneut in Frage gestellt wird. gebnisse sollen im Februar vorliegen. Bernd Oleynik, waren von zehn ganz- chen Zeitraum bei 1,8 und 0,2 Pro- Arbeitgeberseite vor Verhandlungs- In Rheinland-Pfalz begannen in- red. tägigen Warnstreiks und weiteren zent. Für alle Beschäftigten wurden beginn Lohn- und Gehaltssteigerun- zwischen auch Tarifverhandlungen Solidaritätsaktionen begleitet wor- zusätzlich Einmalzahlungen von 250 gen noch dauerhaft ausgeschlossen für die privaten Verkehrsunternehmen AlkoholVerbot den. Gestreikt wurde „das erste Mal Euro, für Auszubildende von 50 Euro hatte, ist das ein akzeptables Ergeb- der Rhenus Veniro- und TRANSDEV- Der „Metronom“ fährt seit 30 Jahren“ in Unternehmen in vereinbart. Es gibt außerdem neue nis. Und es ist ein Flächenabschluss, Gruppen, die weitgehend aus der ab sofort trocken Koblenz, Trier, Mainz, Bad Kreuz- Spesenregelungen für Abwesenhei- er gilt für 8000 Beschäftigte“, betont ­Tarifbindung ausgestiegen sind. ver.di nach, Neuwied und Puderbach: „Da- ten im Linienverkehr. der ver.di-Verhandlungsführer. Aller- will das Niveau des Flächentarifver- von waren über eine halbe Million Einen zentralen Punkt der Ver- dings hätten sich vor allem Aktive in trags auf diese Unternehmen über- Fahrgäste betroffen.“ Der vereinbar- handlungen bildeten Regelungen für den streikenden Unternehmen mehr tragen und für untertariflich Beschäf- te Tarifvertrag für das private Omni- Auszubildende. So wird ab Oktober erhofft. Das sei verständlich. Tatsäch- tigte erste Angleichungsschritte busgewerbe in Rheinland-Pfalz hat 2009 eine zusätzliche Vergütungs- lich werde auch noch kein grund­ vereinbaren. red.

Mittelfranken

Foto: geht neue Wege metronom Eisenbahngesellschaft mbH Bald endet die laufende Amtsperiode „metronom alkoholfrei“-Aufkleber für Betriebsräte und Vertrauensleute, zieren seit Kurzem die Türen der blau- gend aussehende Punks aus der der Weg zur betrieblichen Mitbestim- weiß-gelben Nahverkehrszüge im Busfahrer haben ­Patsche geholfen und mich vor einem­ mung, also den BR-Neuwahlen, ist norddeutschen Raum. Bei der Metro- den Blues Angriff beschützt“, erzählt eine Fah- bereits vorgezeichnet. Die Vertrau- nom-Eisenbahngesellschaft gelten ab rerin. ensleute der Verkehrs-Aktiengesell- 15. November null Promille. Voraus- Traumberuf ist anders: Busfahrer „Das Thema wurde lange von schaft Nürnberg (VAG) wollen in der gegangen war eine umfangreiche werden heute beleidigt, bespuckt, der Geschäftsleitung heruntergespielt zum Standard. Die Ausrüstung aller Betriebspolitik neue Wege beschrei- Information der Fahrgäste. Die Ak- geschlagen und zum Teil mit Waffen und ausgeblendet“, sagt Schröder. Fahrzeuge mit einer sogenannten ten. „Zum Anlass nehmen wir die an- zeptanz für die Maßnahme sei groß. bedroht. Das Schwerpunktthema von Doch seit 2003 führt die BVG Buch. „Hinterohrscheibe“, die die Fahrerin- stehenden Organisationswahlen“, Sie richtete sich vorrangig gegen Ausgabe 2/2009 (Tatort Nahverkehr: Die Statistik sieht nicht gut aus: Von nen und Fahrer vor Angriffen von erläutert Ralf Hessel, Sprecher der sturzbetrunkene Fußballfans und Die Angst fährt mit, Seite 1) war Anfang 2003 bis Ende August dieses hinten schützt, soll demnächst abge- Fahrdienst-Vertrauensleute. „Mit vie- Partygänger, die oft genug Züge ver- ­Bestandteil der ver.di-Sicherheitskon- Jahres wurden 3.858 Übergriffe ge- schlossen sein. Sehr wichtig sei der len offenen Mitgliederversammlun- müllt, Mitfahrer vergrault oder Zer- ferenz „Gewalt gegen Beschäftigte zählt, davon 1.251 schwere. Einsatz zusätzlicher Mitarbeiter auf gen in allen Betriebsteilen der VAG störungen angerichtet hätten. Zu- am Arbeitsplatz“ am 24. November, Neben körperlichen Schäden wie besonders „stressbelasteten“ Linien. wollen wir im Unternehmen wieder nächst wurden vereinzelte Verstöße organisiert vom Landesbezirksfrauen­ Prellungen und Brüchen wiegen die Auch in Sachen Öffentlichkeitsarbeit, sichtbar sein“, so Hessel. noch mit „Gelben Karten“ verwarnt, rat Berlin-Brandenburg. Im Work- seelischen Folgen schwer. „Lieber psychologischer Betreuung und De- Die Mitgliederversammlungen sol- ab Dezember soll das Alkoholkon- shop „Übergriffe in öffentlichen stecke ich eine Backpfeife ein, als eskalationstraining tut der Betrieb len genutzt werden, um neben den sumverbot auch mit Geldbußen von Verkehrsmitteln“ hatte Axel Schrö- dass ich mich anspucken lasse“, einiges. „Rund sechs Millionen Euro gewerkschaftlichen Vertrauensleute- 40 Euro oder Zugverweisen durchge- der vom Gesamtpersonalrat der BVG seufzt ein Fahrer. Die Kränkung sitzt hat die BVG bisher in die Sicherheit Wahlen mit pfiffigen Aktionen auch setzt werden. „Wir haben kein Prob- wenig Erfreuliches zu berichten: In tief, dennoch werden diese „leich- gesteckt“, so Schröder. die Wahlen zum Betriebsrat zu be- lem mit angeheiterten Fahrgästen, Berlin arbeiten bei der BVG und ihrer ten“ Übergriffe, zu denen auch das Enttäuscht ist der Gewerkschafter gleiten und die Tarifrunde Nahver- im Gegenteil, wer gefeiert hat, soll Tochter Berlin-Transport rund 4.000 Bewerfen mit Speiseresten zählt, oft vor allem von der Berliner Politik, die kehr in Bayern vorzubereiten. sein Auto stehen lassen“, wird die Fahrerinnen und Fahrer. Viele haben gar nicht festgehalten. So schätzen das Unternehmen bisher mit den Der Sprecher der Vertrauensleute Sprecherin des Unternehmens zitiert. Gewalt schon am eigenen Leib er- Experten die Dunkelziffer nicht ange- Kosten weitgehend allein lässt: Die im Werkstattbereich Rainer Lehne- Bei Metronom bestehe man jedoch lebt, alle fürchten sie – Männer wie zeigter Taten fast doppelt so hoch Bereitstellung von zusätzlichen Mit- mann ergänzt: „Die Arbeitgeber wol­ „auf angemessenes Benehmen“ und Frauen, alte Hasen wie Newcomer. ein wie die offizielle Zahl. „Die Fahrer teln sei unabdingbar. „Vier Runde len gerade im nächsten Jahr wieder verlange, auf den Genuss von Alko- Die meisten Vorfälle ereignen sich schreiben nicht gern“, erklärt Schrö- ­Tische mit der Politik hat es inzwi- an der Arbeitszeituhr drehen, dagegen hol in den Zügen zu verzichten. Man nicht etwa nachts. Richtig rund geht der, „sie scheuen die Formalitäten.“ schen dazu gegeben, gebracht ha- müssen wir uns wehren.“ Die Kraft wünsche sich „Mitstreiter und Nach- es eher mittags nach Schulschluss Was ist seit 2003 geschehen? Die ben diese Laberrunden wenig.“ So von ver.di gehe von der Basis aus. ahmer“ in anderen Nahverkehrsun- und am späten Nachmittag. Das Gros BVG hat auf die Forderungen der bleibt ihm nur zu hoffen, dass die „Und die Basis, das sind in der VAG ternehmen und Unterstützung aus der Täter ist im jugendlichen Alter bis Arbeitnehmervertretungen­ reagiert: ver.di-Petition an den Bundestag, die Mitglieder. Deshalb werden wir der Politik. Beim Nahverkehr der zu 20 Jahren und männlich – aller- Rund 57 Prozent der Busse sind in- nach der „gefährliche Eingriffe in im Januar und Februar offene Mit- Deutschen Bahn zumindest schaue dings holen die Mädchengangs auf. zwischen mit Videokameras ausge- den ÖPNV“ zum Straftatbestand gliederversammlungen durchführen.“ man interessiert auf die Vorreiter. Den typischen Täter gibt es nicht. stattet, Notrufeinrichtungen und ein ­erhoben werden sollen, Erfolg haben Termine unter: red. „Mir haben auch schon furchterre- direkter Draht zur Polizei gehören wird. ucb www.verkehr.mittelfranken.verdi.de fachbereich verkehr 03 | 2009 KÜSTE UND HÄFEN 7

Sie waren gewarnt: Schon frühzeitig ter dem rigiden, aber stets herzlichen ausreichend ist oder ob Besatzungs- Rapid reaction hatte Barbara Ruthmann, Leiterin der Kommando von Barbara Ruthmann. mitglieder medizinische Hilfe benöti- Es war kein rotes Telefon, das im ITF-Billigflaggenkampagne, die Presse Insgesamt beteiligten sich Gewerk- gen. Gerade bei Billigflaggenschiffen Hauptquartier der Aktionswoche im über die Baltic Week of Action 2009 schaften in zehn Ostsee-Anrainer- ist dies häufig ein Problem. Die jährli- Lübecker Gewerkschaftshaus klingel- informiert. Unter dem Motto „Keep staaten an der Aktionswoche. Sie che Baltic Week of Action hat jedoch te. Die Reaktionszeit auf die Nach- the Baltic clean“, standen Kontroll- kontrollierten, ob bestehende Tarif- einen weiteren wichtigen Schwer- richt, dass die MV Deneb durch das trupps der ITF nicht nur an der verträge eingehalten werden. Kon- punkt: Crews von Billigflaggen über- engmaschige Kontrollnetz geschlüpft Schleuse Kiel, sondern auch in den kret: Werden den Seeleuten nicht die haupt zu ITF-Tarifverträgen zu ver­ war, konnte sich aber durchaus mit Häfen Lübeck, Stralsund, Wismar vereinbarten Heuern gezahlt, wer- helfen. Eine Erfolgsgeschichte, da Washington, London und Berlin mes- und Mukran bereit. Über 40 Helfer- den die Forderungen geltend ge- heute fast alle auf der Ostsee verkeh- sen. „Findet die MV Deneb!“ war die innen und Helfer aus dem maritimen macht und sofort eingetrieben. Auch renden Schiffe unter ITF-Tarifverträ- klare Ansage von Barbara Ruthmann. Umfeld, gemeinsam mit den deut- die gesamten Arbeitsbedingungen gen laufen. Fast alle … Eine „Fahrerflucht“ auf hoher See ist schen ITF-Inspektoren Susan Linder- werden geprüft. So wird z. B. kon­ in Zeiten satellitengestützter Schiffs- „Wir Docker sind ein starker kamp und Ulf Christiansen – alle un- trolliert, ob die Verpflegung an Bord Deneb schlüpft durchs bewegungsmeldungen aber nahezu und solidarischer­ Teil der Nadelöhr unmöglich. So dauerte es auch nur Baltic Week of Action. Darauf „Wir sind mit den Ergebnissen Der Tag der Einsatztrupps an der wenige Minuten, bis ITF-Mitarbeite- sind wir stolz.“ der Aktionswoche sehr zufrie- Schleuse in Kiel, dem Kontrollpunkt rin Katrin Büttner die Spur der MV Bernt kamin-seggewies, am Ende des Kiel-Kanal, begann son- Deneb aufnahm. Es wurde schnell Präsident der Europäischen den. Die Herausforderung der Hafenarbeitersektion MV Deneb haben wir ange- nig. Viele der bisherigen Kontrollen klar: Kurs ! Sofort machte nommen und gemeinsam ge- verliefen äußerst positiv – teilweise sich ein Inspektorentrupp von Lübeck meistert. Wir glauben, der präsentierten die Kapitäne der Schiffe auf den Weg. führung im Hamburger Hafen half Reeder dachte, wenn er durch stolz die ITF-Verträge. Ein Schiff je- nicht. Nachdem der Kapitän verstan- den ­Kanal durch ist, stößt er doch erwischte einen günstigen Mächtig und solidarisch den hatte, dass er auch an den ande- auf keine ITF-Kräfte, weil alle ­Augenblick, um dieses Nadelöhr Erhard Ott, Bundesfachbereichs­ ren Terminals mit Verzögerungen zu im Ostseeraum beschäftigt kontrollfrei zu durchlaufen. Während leiter Verkehr, und Barabara Ruth- rechnen hatte, erklärte sich die Ree- sind. Es war uns ein Vergnü- ein Trupp mit der Kontrolle eines mann waren sich schnell einig: Die derei letztendlich bereit, nicht nur gen, ihm nach Hamburg zu fol- Chemietankers beschäftigt, ein an- MV Deneb wird solange nicht entla- den lange überfälligen Vertrag für gen und diesen Erfolg für die derer Trupp in der nötigen (gewerk- den, bis faire Tarifbedingungen mit- die MV Deneb, sondern auch gleich Besatzung zu erzwingen. Das schaftlichen!) Mittagspause war und tels ITF-Vertrag für dieses Schiff ab- für zwei weitere Schiffe der Reederei ist ­gelebte Solidarität von Ha- die Einsatzleiter in der bürokrati- geschlossen sind. In der Schifffahrt ist zu unterzeichnen, rückwirkend. fenarbeitern und Seeleuten, schen Aufarbeitung der bisher ange- das möglich, denn ohne die Docker Arne von Spreckelsen ein Paradebeispiel für gewerk- laufenen Kontrollen feststeckten, in den Häfen ist das meiste unmög- schaftliches Engagement und durchlief die „Deneb“ unter der lich. Diese starke Truppe („proud to Alle Infos und aktuelle ­ Erfolg.“ Flagge Antiguas im Eiltempo die be a docker“), durchsetzungsmäch- Meldungen zur ITF-­ Schleuse. Taktik oder nicht – man tig und solidarisch, folgte dann auch Billigflaggenkampagne Barbara Ruthmann, Leiterin der ITF-Kampagne hatte die Rechnung ohne die ITF- dem Boykottaufruf aus Lübeck. Auch finden Sie unter Trupps gemacht. das Katz-und-Maus-Spiel der Schiffs- www.billigflaggenkampagne.de

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ITF-Inspektor Ulf Christiansen Barbara Ruthmann: GPS sei Dank: Die MV Deneb Der ITF-Trupp eilt von Lübeck Mächtig solidarisch: meldet: MV Deneb auf freier „Findet die Deneb!“ wird im Hamburger Hafen nach Hamburg. Natürlich ­Entladung erst nach Vertrags- See … entdeckt. ­unter Beachtung der StVO. abschluss! fachbereich verkehr 03 | 2009 8 PAÖPNNORAV MA

UMweltfreundlich ÜBER WEIHNACHTEN UNTERWEGS Sieben Blaue Engel­ auf See Buchtipps Der Blaue Engel fährt auch zur See. „ArbeitsUnrecht“, herausgege- Seit 2002 gibt es das traditionelle Won’t Be Home for Christmas geben von Werner Ruegemer: Nicht Markenzeichen für einen umwelt- nur Niedriglöhnerei und Hartz IV sind freundlichen Schiffsbetrieb (RAL-ZU Wenn die vorweihnachtliche Hektik auf der Station London stellvertretend nen und -Mitarbeiter setzen die Stutt­ Unrechtssysteme. Auch die weiterge- 110). Sieben deutsche Hochseeschif- am 24. Dezember langsam abklingt, für alle Partner der internationalen garter Straßenbahnen SSB ein. Alle, hende Verletzung von Arbeits- und fe, die meisten von der Reederei wenn Glühwein- und Bratenduft in Seemannsmissionen Dienst. Bei den die am Weihnachtsabend ab 15 Uhr Sozialrechten wird in der neoliberal Rörd Braren, können sich nach Aus- den gemütlichen Teil der Festtage Bordbesuchen finden sich in seinen arbeiten, werden mit einem 20-Euro- orientierten Gesellschaft zur systemi- kunft des Bundesumweltministeri- hin­überleiten, Kinder der Bescherung Weihnachtspäckchen ein deutscher Gutschein für das unternehmens­ schen Praxis, in der Unrecht stetig ums inzwischen damit schmücken. entgegenfiebern, dann sind immer Christstollen, ein Weihnachtsgruß auf eigene Freizeit- und Veranstaltungs- verrechtlicht wird. Eine Sammlung Als emissionsarm betriebene Fracht- noch Schiffe, Flugzeuge, Züge, Busse CD und ein Kalender. In Durban, zentrum bedacht. Wer nach 18 Uhr von Fällen wird hier präsentiert sowie oder Forschungsschiffe tragen sie und Straßenbahnen unterwegs. Allen, Südafrika, ist Seemannsdiakon Hans- noch hinter dem Steuer sitzen muss, mögliche – und praktizierte – Arbeits­ den Blauen Engel über die Ozeane. die Dienst tun, gebührt Respekt, mit- weisen dagegen. Neuerdings wird die seit mehr als unter gibt es für sie ja auch eine klei- Sicherlich gar nicht Gesetzeskon- 30 Jahren anerkannte nationale Gü- ne Überraschung … form sind die „Lösungen“, die der te-Kennzeichnung für umwelt- kanadische Zeichner Graham Roumieu freundliche Produkte und Dienstleis- Mit Lufthansa am in seinem internationalen Bestseller tungen auch für Schiffsdesign Rio de la Plata „101 Ways to Kill Your Boss“ vergeben. Das neu eingeführte Mar- Tausende nautische Meilen von präsentiert, seit kurzem auch in Deutschland entfernt feiern auch kenzeichen (RAL-UZ 141) setzt schon Deutschland erhältlich. Wer die „Hara­ bei der Kon­struktion und dem Bau dieses Jahr wieder Lufthansa-Crews kiri-Häschen“ von Andy Riley kennt des Schiffes an, sofern dabei ambitio­ das Weihnachtsfest an ihrem Lay- – und liebt – wird eventuell (schwarze) nierter Umweltschutz technisch rea- over-Ort, z. B. in Buenos Aires. Luft- Freude an dem Titel oder wenigstens lisiert wird. Anforderungen an solche hansa zeigt sich großzügig, da jedes eine Vorahnung davon haben, was Umweltinnovationen reichen vom Crew-member einen Familienange- hier „vorgeschlagen“ wird. Wer an- Einbau einer Notschleppeinrichtung hörigen oder Freund/-in mitnehmen dererseits keine Lust auf Ideen hat, über Maßnahmen zur Reduzierung darf. Doch die Krise geht nicht spur- wie man aus dem Klapphandy des der Luftschadstoffe, Auflagen zum los an der Geberlaune des Kranichs Chefs und einem Bürotacker ein Schutz von Treibstofftanks oder für vorbei: Noch überlegt man intern, ob Mordinstrument macht, könnte viel- Kühl- und Kältemittel sowie die Be- das Budget für den Kapitän, der bis- leicht eher mit dem Erfolgsbuch aus handlung von Abfall und Abwasser her immer ein Abendessen für seine Frankreich „Das Malbuch für an Bord. Besatzung organisiert hat, gestrichen alle, die sich im Büro langwei- wird. Wir sind klar der Meinung, dass len“ von Claire Faÿ, ein nützliches dieses symbol­hafte Sparen wenig Geschenk machen. Ab 2010 im ÖPNV weihnachtlich wäre … Turnuspläne mit Leitfaden Nie Langeweile im Büro (oder un- terwegs) hat der ehemalige BKA-­ Der gerade erschienene Praxisleit­ Weihnachtsinsel: faden „Ausgestaltung der Turnusplä- 105°35’ Ost und 10°25’ Süd Beamte und Stuttgarter Privatdetek- ne“ wurde mit Bezug auf § 87 Abs. 1 Während am Heiligen Abend die tiv Georg Dengler, der in den Nr. 2 BetrVG – Verteilung der Arbeits­ eine oder andere Dampflok um die politischen Kriminalromanen von zeit auf die einzelnen Wochentage – Tanne kreist, „dampft“ manches gro- Wolfgang Schorlau die zentrale Rolle als Ergänzung bzw. Weiterführung ße Containerschiff über den Indi- spielt. Nach dem Tod des Treuhand- des Praxisleitfadens „Ausgestaltung schen Ozean. Oft mit Viel-Nationen- chefs Rohwedder, der Wasserprivati- der Dienstpläne“ für den Bereich Besatzungen: während für die sierung, oder geheimen Bundes- ÖPNV entwickelt. Ungeachtet der deutschen und die überwiegend ka- wehreinsätzen in Afghanistan, geht zwingend zu beachtenden Rechts- tholischen philippinischen Seeleute es diesmal in Denglers fünftem Fall, vorschriften werden auch hier nicht natürlich der 24. Dezember der Weih- soeben erschienen, u. a. um den die ausgetretenen Holzwege der nachtstag ist, warten ihre russisch- Bombenanschlag auf dem Ok- Rechtsinterpretationen begangen. ortho­doxen Kollegen auf Väterchen toberfest in München 1980. Dieser Leitfaden soll wirkliche Hilfe Frost bis zum 31. Trotzdem einigt Dem BKA wird alles „zu heiß“, Deng- für die Praxis bieten. Häufig stehen man sich und feiert an Bord fast wie ler ermittelt eigenständig weiter. Hier die Betriebsratsgremien bei der Aus- zu Hause – inklusive Weihnachts- entwickelt Schorlau aus wahren Ge- arbeitung von Turnusplänen den Ar- baum. Zudem sorgen die Kapitäne schehnissen, berechtigten Nachfra- gumenten der Arbeitgeberseite hilf- für die Kommunikation mit den Fami- gen und seiner Phantasie wieder ­einen los gegenüber, die wie eherne lien, denn egal, wie hart Seeleute lesenswerten politischen Krimi. Naturgesetze vorgebracht werden. sind, Feiertage fernab der Heimat Mit diesem Plakat wünscht Christine Behle, kreative und engagierte Landes­ M. Heaney Dabei gibt es sehr oft Alternativen, machen doch jeden verletzlich. fachbereichsleiterin Verkehr in Nordrhein-Westfalen, den Kolleginnen und Kolle- Werner Rügemer (Hrsg.): Arbeits- gen frohe Festtage. Erhard Ott und sein Team in der Berliner Bundesverwaltung die womöglich auch den Wünschen ­schlieSSen sich diesem guten Wunsch an. Unrecht, Anklagen und Alternativen. der Fahrer zum Verhältnis Arbeits- Britische Küste und Südafrika Verlag Westfälisches Dampfboot, zeit/Freizeit und dessen Ausgestal- Die weltweiten Stationen der Werner Casper dieses Jahr außer auf bekommt zusätzlich eine Nikolaus- 24,90 €; Graham Roumieu: 101 Ways tung besser gerecht werden. Deutschen Seemannsmission stehen Weihnachtsfeiern auch auf eine überraschung. Bei den Dresdener to Kill Your Boss. Headline Books, ca. Genau hier setzt dieser Praxisleit- zu den Feiertagen den Seeleuten of- Weihnachts-Safari eingerichtet. Verkehrsbetrieben tun am 24. De- 9,00 €; Claire Faÿ , Das Malbuch für faden an und bietet verschiedene, fen. Es werden Gottesdienste, Andach­ zember 392 Mitarbeiter Dienst, am alle, die sich im Büro langweilen. abstrakte Turnusplanmodelle, die je ten und Weihnachtsabende, teilweise Zu Hause in Stuttgart Silvestertag 490. Alle, die arbeiten, Blanvalet-Verlag, 7,95 €; Wolfgang nach Bedarf den Vorstellungen des mit anschließendem Festessen gefei- oder Dresden wenn andere zu Hause in gemütli- Schorlau: Das München-Komplott. Betriebsrates, den Wünschen der ert. An Bord werden die Seeleute be- Freilich sind auch Straßenbahnfah- cher Runde oder bei der Christvesper Kiepenheuer & Witsch, 8,95 €. Fahrer und den betrieblichen Gege- reits im Advent mit Weihnachtspäck- rer oder Buslenker im Nahverkehr vor in der Frauenkirche zusammensitzen, Versand beim Buchladen im ver.di- benheiten angepasst werden können. chen bedacht, die aus Spenden unserer Haustür am Weihnachts- erhalten „wie jedes Jahr“ kleine Prä- Haus in Berlin. Bestellungen bitte Der Praxisleitfaden ist in jedem finanziert sind. Seemannsdiakon Jörn abend und zu Silvester unterwegs: sente, diesmal Handtücher mit ein- an [email protected] ver.di-Bezirk erhältlich. Hille tut vom 24. bis 26. Dezember Jeweils 460 Fahrdienst-Mitarbeiterin- gesticktem Logo. red. Tel. 0 30/69 56-12 63, Fax -31 63.

Der Bus ist schon weg …? Die Liebe zum Detail verbindet Stefan Heimlich, Bundesfachgruppen­ Es gibt noch eine weitere Chance, den ver.di-Bus in seinen Modellfuhr- leiter Straßenpersonenverkehr, mit der Firma Rietze, deren Fahrzeug­ park aufzunehmen. Der Verkehrs­report verlost drei Busse im Rahmen modelle in limitierter Auflage hohe Sammlerwerte erreichen. Rechtzeitig ­eines Fotowettbewerbs. Das ist ganz einfach: Schickt Euer Foto zum zum Weihnachtsfest setzen wir diese Tradition mit dem Modell „ver.di- Thema „Ankommen“ per E-Mail an [email protected] und mit Gelenkbus“ fort. „Tausend Stück wurden insgesamt hergestellt. Über die ­etwas Glück seid Ihr dabei. Landesbezirke und Bezirke kann man sein Exemplar bestellen – viele Kol- leginnen und Kollegen haben vorbestellt“, freut sich Stefan Heimlich.