Das Archiv für Zeitgeschichte (AfZ) hat als Forschungs- und Doku- EIDGENÖSSISCHE TECHNISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH mentationsstelle des Instituts für Geschichte der ETH Zürich auch im Berichtsjahr sowohl bei seinen Dienstleistungen wie auch im Bereich Institut für Geschichte der Quellensicherung den seit Anfang der achtziger Jahre in- Archiv für Zeitgeschichte tensivierten Ausbau fortsetzen können. Insgesamt verfügt nun das Ar- ETH Zentrum chiv über eine breite Dokumentationsbasis zur neuesten, insbesondere 8092 Zürich zur schweizerischen Zeitgeschichte, deren Umfang wie inhaltliche Vielfalt die Anwendung moderner Erschliessungstechniken auch für unser Archiv unabdingbar macht. Im Berichtsjahr wurden erste Schritte zur Anwendung der EDV im AfZ eingeleitet. Bis die damit verbun- denen erheblichen Vorteile einer zentralen Quellenerschliessung mit- JAHRESBERICHT 1987 tels EDV voll genutzt werden können, erfordert diese zusätzliche Auf- gabe einen Mehraufwand, der in den nächsten Jahren einen be- trächtlichen Teil unserer Arbeitskapazitäten beanspruchen wird. Ueber DES die einzelnen Abteilungen des Archives ist für 1987 wie folgt zu berich- ten:

PRIVATNACHLASSE / SCHENKUNGEN ARCHIVS FÜR ZEITGESCHICHTE Unter den kleineren und grösseren Schenkungen, die das AfZ 1987 er- halten hat, ist ein Quellenbestand seiner internationalen Bedeutung wegen besonders hervorzuheben: der Nachlass von Avner W. Less. Avner W. Less (1916-1987) ist als jener israelische Polizeioffizier be- kannt geworden, der Ende Mai 1960 bis Anfang 1961 im Auftrag des Zürich, März 1988 Generalstaatsanwalts des Staates Israel Adolf Eichmann, den berüch- tigten Leiter des Referates IV B 4 RSHA ("Juden- und Räu- mungsangelegenheiten"), verhört hat. Diese Einvernahmen, die Less mit Eichmann alleine und in deutscher Sprache durchgeführt hat, dau- erten insgesamt 275 Stunden; die Niederschriften füllen sechs Bande von insgesamt 3564 Seiten. Zusammen mit den übrigen Unterlagen zum Eichmann-Prozess enthält der Nachlass eine in dieser umfassen- den Weise äusserst wertvolle wie in ihrem Inhalt bewegende Dokumen- tation zur Verfolgung und Vernichtung der Juden in sämtlichen vom Dritten Reich beherrschten Ländern. Die Archivierung dieses Bestan- des ist noch nicht ganz abgeschlossen und setzt sich wie folgt zusam- dem bis jetzt offen bleibt, ob wichtige Teile endgültig verloren oder men: doch noch beizubringen sind. Folgenden Donatoren danken wir für ihre Schenkungen im Berichtsjahr: - Dokumentensammlung zur Judenvernichtung (vervielfältigte Um- drucke), zusammengetragen vom 6. Bureau der israelischen Polizei aus Frau L. Bodmer; Dr.h.c. Willy Bretscher, a. Chefredaktor NZZ; Dr. allen einschlägigen Archiven der Welt; Alfred Cattani; Divisionär Gustav Däniker; Theodor Dietzi; Albert - Protokolle des Verhörs von Adolf Eichmann, 29. Mai 1960 - 16. Ja- Frei; Dr.Dr.h.c. Christian Gasser; Dr. Beat Glaus; Alexander nuar 1961, 6 Bde., 3564 S., mit zusätzlichen Unterlagen; Grossman; Dr. Daniel Heller; Melitta Hieber; Jean Hugli; Dr. Kurt - Protokolle zum Eichmann-Prozess (unvollständig); Urteil des Be- Humbel; a. Nationalrat Dr. Erwin Jaeckle; a. Botschafter Dr. Hans zirksgerichts Jerusalem sowie Protokolle der Berufungsverhandlung vor Keller; Prof. Dr.med. Huldrych Koelbing; Alon Less; Gertrud Lutz; Dr. dem Obersten Gericht März-Mai 1962; Hans Joachim Meyer-Marsilius; Prof.Dr.med. Carl Müller; Dr. Beat - Unterlagen zu Buchpublikationen, an denen Avner W. Less mitge- Näf; René Nordmann; Botschafter Remo Paolini; a. Botschafter Dr. wirkt hat (z.B. "Eichmann par Eichmann", Paris, 1970; "Das Eichmann- Fritz Real; Annemarie Reinhart-Born; a. Botschafter Dr. Paul Rueg- Protokoll", Berlin, 1982; "Schuldig. Das Urteil gegen Adolf Eichmann", ger; Christian Salvisberg; Dr. Cécile Schenk; Dr. Christian Schmid; Dr. Frankfurt a.M., 1987); Materialen zur Eichmann-Thematik in Presse, Jenny Schneider; Prof. Dr. Albert Schoop; Schweizerisches Sozi- Theater, Radio und Fernsehen. alarchiv, Zürich; Dr. Hans R. Suter; Dr.Dr.h.c. Victor Umbricht; Olga Weber; a. Divisionär Kurt Werner; Wissenschaftshistorische Sammlun- Seit seinem Ausscheiden aus dem Regierungsdienst Anfang 1968 lebte gen ETHZ; Dipl.Ing. Otto Zaugg; Zentralbibliothek Zürich; Prof. Dr. Avner W. Less in der Schweiz. Er starb am 7. Januar 1987 in Zürich. Heinrich Zollinger. Sein Nachlass war akut gefährdet und konnte, nachdem das AfZ darauf aufmerksam gemacht worden war, dank des Verständnisses der Nach- ERSCHLOSSENE QUELLENBESTÄNDE kommen intakt erhalten bleiben. Zusammen mit den vom Schweizeri- schen Israelitischen Gemeindebund überlassenen Unterlagen aus dem Bei zwei umfangreichen Privatbeständen worde die definitive Archi- Nachlass von Dr. Benjamin Sagalowitz insbesondere zu den Nürnberger vierung abgeschlossen. Dank der mit grosser Sorgfalt und Sachkunde Kriegsverbrecherprozessen liegt nun auch in der Schweiz eine einge- geleisteten Erschliessungsarbeit von Frau Dr. Marie-Claire Däniker hende Dokumentation über die vom Dritten Reich betriebene liegt nun als Ergebnis ein detailliertes Nachlassverzeichnis zum Presse- Judenvernichtungspolitik zur Benutzung bereit. Dass hier das syste- archiv von Max Nef (1899 - 1982) mit einem Umfang von 177 Seiten matische Genozid bis ins Einzelne auf Grund von Primärzeugnissen vor. Max Nef, der Verfasser des bekannten Berichtes des Bundesrates belegt wird, ist angesichts verschiedener Verdrängungs- und Relativie- an die Bundesversammlung über die schweizerische Pressepolitik 1939 - rungstendenzen trotz einer immensen Sekundärliteratur in seiner Be- 1945, nahm bis 1969 im Rahmen der schweizerischen und internatio- deutung kaum zu überschätzen. nalen Presseorganisationen zentrale, zum Teil präsidierende Funktio- Auf weitere wertvolle Schenkungen wird zurückzukommen sein, nach- nen wahr. Er hatte sich als Arbeitsdokumentation ein eigentliches, al- dem mit den ersten Ordnungarbeiten begonnen werden konnte. Dazu lerdings kaum geordnetes Archiv zu allen Fragen der Pressepolitik an- gehört der Nachlass des Berner Nationalrates und Grossrats Fritz Big- gelegt - ein Bereich, der in den an der Akutalität orientierten Re- ler (1899 - 1983) mit informativen Materialien zur Bauernheimat- daktions- und Verbandsarchiven, so weit uns bekannt, für weiter zu- bewegung - ein Bestand, der sich bereits in Auflösung befand und bei rückliegende Jahre überraschend dürftig dokumentiert ist. Um so wert- voller sind Nefs Dokumentationen zur Tätigkeit der Gemischten Pres- des Basler AZ-Redaktors Werner Hungerbühler. Auf deren Bedeu- sepolitischen Kommission des Vereins der Schweizer Presse und des tung ist bereits in früheren Jahresberichten hingewiesen worden. Schweizerischen Zeitungsverlegerverbandes, deren Arbeit von 1946 bis 1969 chronologisch nach den einzelnen behandelten Traktanden aufge- MIKROFILME zeigt wird. Nef war als erster Schweizer von 1960 - 1964 Zentral- präsident der "Fédération Internationale des Journalistes", und es Zusammen mit dem für dieses Projekt wegleitenden Centre d'Etudes kennzeichnet auch den informativen Charakter seiner Bestände, dass sur les Relations franco-suisses, Neuchâtel, und dem Schweizerischen sie zu den einzelnen Fragestellungen Vergleiche über die nationale Per- Bundesarchiv, Bern, konnten wir uns an der Verfilmung von Beständen spektive hinaus ermöglichen. Wer sich mit Themen der Pressepolitik, im Archiv des französischen Aussenministeriums in Paris beteiligen. der Presseförderung, der Informationsfreiheit, mit Urheberrechtsfragen, Unser Mitarbeiter Herr lic.phil. Theo Stich hat im Frühjahr 1987 in Pa- und anderen einschlägigen Aspekten befasst, wird hierzu im Nachlass ris einen grossen Teil der Akten zu den französisch-schweizerischen Nef ein reichhaltiges Quellenmaterial finden. Beziehungen der Jahre 1918-1940 und 1944-1955 auf 16mm-Film aufge- Ebenso konnte der Teilbestand Dr.med. (1882 - 1956), nommen. Entsprechend der mit Herrn Prof. Dr. Philippe Henry und der der ETHZ vor Jahren geschenkt und nun durch unser Archiv ge- mit Herrn Direktor Dr.Oscar Gauye getroffenen Uebereinkunft verfü- ordnet worden ist, nach Vorarbeiten dank der Mithilfe von Herrn Dr. gen wir nun auch im AfZ über folgende verfilmte Bestände, die für die Daniel Heller vollständig erschlossen werden. Bircher selbst hatte die Schweiz von Interesse sind: Aufteilung seiner Bestände veranlasst; die auch nach Umfang gewich- tigsten Teile befinden sich in der Kantonsbibliothek Solothurn sowie im Série "Guerre 1914 - 1918": vol. 792-844 AfZ, weitere Materialien haben das Schweizerische Bundesarchiv in Série "Guerre 1939 -1945": vol. 279 Bern, das Staatsarchiv des Kanton Aargau sowie die Wissen- Série "Vichy Europe": vol. 730 - 771; 773 - 782; 784 - 787; 791 - 798. schaftshistorischen Sammlungen der ETHZ erhalten. Der im AfZ er- Aus der ''Direction des Affaires politiques et commerciales", Abteilung schlossene Teilbestand enthält Materialien zu den Bereichen Medizin, Europe, entstammen folgende umfangreiche Dossiers zur Schweiz: Politik, Militär, insbesondere zur umstrittenen Ostfrontmission, sowie Série "Z": Europe/Suisse: 1918-1929; 1930-1940; 1944-1949; 1949-1955. zur publizistischen Tätigkeit Birchers. Soweit möglich waren wir be- müht, den Gesamtnachlass wenigstens durch ergänzende Findmittel zu Glücklicherweise haben die Dossiers zur Schweiz durch den Krieg nicht rekonstruieren. derartige Schäden erlitten wie sie bei anderen Länderserien festzustel- Auch der nach Umfang kleine Nachlass des verstorbenen a. Botschaf- len sind. ters Dr. Max Grässli, die Schenkung von a.Botschafter Pierre Micheli, Im italienischen Aussenministerium wurden ergänzende Verfilmungen die insbesondere hektographierte Texte von Reden unserer Aussenmi- zu den Wirtschaftsbeziehungen sowie zum Bestand "Repubblica Sociale nister umfasst, der Restbestand des deutschen Gesandten in Bern, Mi- Italiana" 1943 - 1945 durchgeführt. Aus dem "Archivio centrale dello nister Dr. Adolf Müller, der kostbare Briefe prominenter deutscher Stato" in Rom liess sich zusätzliches Quellenmaterial in Form von Ko- und schweizerischer Politiker enthält, der Bestand des Journalisten pien beibringen. Dass die schweizerisch-italienischen Beziehungen 1919 - Otto Pünter, der auch als Leiter eines antifaschistischen Nachrichten- 1950 im AfZ nunmehr vorzüglich belegt werden, verdanken wir in erster dienstes bekannt geworden ist, sowie der Nachlass von Hans Weyer- Linie dem selbstlosen Einsatz von Herrn lic.phil. Stephan Winkler. Die mann mit Materialien zur Judenverfolgung in Ungarn konnten im Be- richtsjahr geordnet und erschlossen werden; ebenso der Teilbestand meisten unserer Auslandsprojekte wären ohne derartige Hilfeleistun- Fortsetzung für die Jahre 1970 - 1975, hinzu kamen auch neue Sachge- gen für uns leider überhaupt nicht realisierbar. biete. Die Zugänge gliedern sich wie folgt: Im Public Record Office in Londen konnte ein Einzelbestand zur wirt- schaftlichen Kriegsführung der Alliierten im Zweiten Weltkrieg dank 1. Ausland: Sachgebiete u. Einzelne Länder 1970-1975 der Vermittlung von Herrn lic.phil. Oswald Inglin verfilmt werden. 2. Wirtschaft: Einzelne Länder 1924-1981 Rund achtzig Mikrofilme aus dem Bestand T-120 (Records of the 3. Wirtschaft Schweiz: Steuer- u. Finanzfragen 1924-1981 German Foreign Office received by the Department of State), die aus 4. Zweiter Weltkrieg: Einzelne Länder den National Archives in Washington stammen und die wir vor länge- 5. Militär: Einzelne Länder, ältere Dossiers 1933ff. rer Zeit erhalten haben, sind aufgearbeitet und katalogisiert worden. Es finden sich auf diesen Filmen auch aufschlussreiche Materialien zu den Die NZZ-Originalausschnittdossiers dokumentieren die gesamte Welt- deutsch-schweizerischen Beziehungen. geschichte und erweisen sich als ausserordentlich hilfreiches Informati- Erste Ergebnisse zeigt auch die Erschliessung von Dokumenten zur onsmittel sowohl für grössere Forschungen wie bei der Abklärung spe- Schweiz aus spanischen Archiven, für die sich Herr lic.phil. Daniel zifischer Fragen insbesondere zur Ereignisgeschichte. Haener eingesetzt hat und über die noch zu berichten sein wird. Eine besondere Dienstleistung unseres Archives im Bereich der Mi- HANDBIBLIOTHEK krofilme liegt in deren inhaltlicher Erschliessung, die dieses Quel- lenmaterial erst gezielt benutzbar macht, die aber arbeitsaufwendig ist Da den Originalquellen eindeutige Priorität zukommt, ist das AfZ bei und nur schrittweise erfolgen kann. der Anschaffung der neuesten Forschungsliteratur auf Grund unseres Budgets äusserst sparsam. Hingegen wurde der Ausbau unserer ZEITUNGSAUSSCHNITT - DOKUMENTATION Sammlung von ungedruckten Lizentiatsarbeiten und Dissertationen zur Zeitgeschichte mit Erfolg fortgesetzt. Dabei bemühen wir uns um den Im Rahmen unserer eigenen Dokumentationen (Biographische Samm- Einbezug aller historischer Seminare und Institute der Schweiz. Auf lung, Sammlung Geschichte, aktuelle Ausschnittdokumentation) wur- diese Weise sollen hier auch weniger bekannte in der Westschweiz ent- den die laufenden Arbeiten fortgeführt. Für die kostenlose Zustellung standene Arbeiten verfügbar gemacht werden. Es ist dies nur möglich, ihrer Organe sind wir folgenden Redaktionen zu Dank verbunden: weil die Autorinnen und Autoren dem AfZ fast stets die Erlaubnis zur Basler Zeitung, Berner Zeitung, Neue Zürcher Zeitung, Schweizeri- Anfertigung eines Kopieexemplars erteilen oder ihm ein Exemplar so- sche Handelszeitung, Sonntags-Zeitung, Weltwoche, Wochenzeitung, gar kostenlos überlassen. Bilanz, Schweizer Monatshefte, Zeit-Bild. Hinzu kommen diverse Par- tei- und Verbandspressedienste. ZENTRALER QUELLENNACHWEIS Dieser Aufgabenbereich wird von Herrn Werner Hagmann seit Jahren kontinuierlich betreut; da er aber nur für einige Stunden pro Woche Der von Frau Therese Schweizer in einer ersten Phase aufgebaute Zen- eingesetzt werden kann, zwingt die ständige Ueberlastung zur strikten tralkatalog wurde nur verlangsamt weitergeführt, nachdem von ihr Begrenzung. noch ein eingehender Leitfaden erarbeitet worden war. Als Nachfolger Eine weitere Teilablieferung erfolgte bei den Beständen aus dem Ar- hat nunmehr Herr Dr. Thomas Ehrsam den Ausbau des zentralen chiv der Neuen Zürcher Zeitung. Die Ergänzungen brachten eine Quellennachweises übernommen. Die damit verbundene grundsätzliche Standortbestimmung ergab, dass ein derartiges Arbeitsinstrumentarium nur auf EDV-Basis die durch die neuesten Entwicklungen gebotenen Dr.Dr.h.c.Victor H.Umbricht: Erfahrungen aus internationalen Mis- Optionen nutzen kann. Mit den Vorarbeiten zur Computerisierung des sionen (Bangladesh, Vietnam, Ostafrika) (25. Februar 1987); Zentralkataloges wurde begonnen. Hierzu gehört auch die Ausarbei- Arnold F.Kaech, a.Direktor EMD: Flugzeugbeschaffungen - Reminis- tung eines kontrollierten Begriffssystems zur einheitlichen Ansetzung zenzen aus 25 Jahren Militärpolitik ( 27. Mai 1987); der Schlagworte und damit zur effizienteren Benutzung des Katalogs. Dipl.Ing.ETH Otto Zaugg: Die Eidgenössische Zentralleitung der Die praktische Erprobung eines geeigneten Programms befindet sich im Heime und Lager 1940-1950 (zusammen mit Hans Pfeiffer)(15. Juli Gange. 1987); Minister Dr. Jakob Burckhardt, a.Schulratspräsident/Prof. Dr. Olivier Reverdin: Die Abteilung für Fremde Interessen im Zweiten Weltkrieg BENUTZUNG (28. Oktober 1987); Gertrud Lutz/Alexander Grossman/Dominique Junod: Der Holocaust in Ungarn 1943-1945 - die Rettungsaktionen von Carl Lutz und an- Die Bestände des AfZ werden vor allem für wissenschaftliche For- deren Schweizern (16. Dezember 1987); schungsarbeiten beigezogen. Die Beanspruchung des AfZ hat ge- genüber dem letzten Jahr eine Zunahme von über 30% erfahren und Für das Mitwirken zumeist unter Verzicht auf ein Honorar und für die erreichte mit insgesamt 199 Benutzungen die Grenzen der verfügbaren Anregungen, die aus dem Teilnehmerkreis dem Archiv zugekommen Platzkapazitäten, da bis jetzt für Archivbesucher noch kein eigener Ar- sind, sei auch an dieser Stelle gedankt. beitsraum zur Verfügung steht. Im März 1987 trat neu ein "Reglement für das Archiv für Zeitgeschichte ETHZ" sowie damit verbunden eine EMIL FRIEDRICH RIMENSBERGER-FONDS Benutzungsordnung in Kraft, die nun alle Fragen, die die Benutzung unserer Archivbestände betreffen, schriftlich regeln. Damit wird auch Aus den Erträgnissen des Emil F. Rimensberger-Fonds konnten in die- einem von Seiten der Archivbesucher geäusserten Bedürfnis entspro- sem Jahr wiederum Archivierungsarbeiten finanziert werden, die ohne chen. Wer sich hierfür interessiert, findet Reglement und Benutzungs- diese Hilfe nicht zu erbringen gewesen wären. Die umfangreiche Lizen- ordnung im Anhang abgedruckt. tiatsarbeit von Frau Ursula Bodenmann über "Die Institution des schweizerischen Sozialattaches unter spezieller Berücksichtigung des ersten Sozialattaches an der schweizerischen Gesandtschaft in KOLLOQUIEN Washington, D.C." ist im September 1987 bei Prof. Dr. Rudolf von Al- bertini in Zürich mit Erfolg abgeschlossen worden. Hierfür wurde erst- mals auch das Tagebuch von E. F. Rimensberger sowie sein Nachlass Im Rahmen des "Freundes- und Fördererkreises des Archivs für Zeit- für die Jahre nach 1940 mitausgewertet. Ein Ausbau zur Dissertation geschichte" hat das AfZ in der ETHZ wiederum Kolloquien mit Zeu- und späteren Buchpublikation bleibt vorbehalten. Der Fonds ermög- gen der Zeit durchgeführt, die für das Archiv im Sinne eines Zeugnis- licht auch die Anschaffung von Publikationen und Quellenmaterialien ses ad personam auf Tonband festgehalten worden sind: auf Mikrofilmen, die das AfZ auf Grund des ordentlichen Budgets 10 11

nicht erwerben könnte, wofür wir den Stiftern Herrn Rudolf Zehnder mit dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes so- und Frau Petronella Rimensberger sehr zu Dank verbunden sind. wie mit dem Archiv des Instituts für Zeitgeschichte. Dabei ging es darum abzuklären, in welcher Weise sich auch ein Quel- MITARBEITER lenerschliessungsprojekt zu den schweizerisch-österreichischen Bezie- hungen realisieren lässt. Das AfZ verfügt bis jetzt über keine zweite Etatstelle, weshalb es ver- Die Schulleitung der ETHZ hat im Herbst 1987 den Umzug des Insti- suchen muss, jeweils für bestimmte Aufgaben zeitlich begrenzte An- tuts für Geschichte mit samt seinem Archiv für den Herbst 1988 be- stellungen auf Stundenlohnbasis erreichen zu können. Wir hoffen, diese schlossen. Die Planung für die neuen Räumlichkeiten wurde an die für die Mitarbeiter wie für das Archiv schwierige Situation wenigstens Hand genommen. Im laufenden Jahr werden die damit verbundenen teilweise verbessern zu können. Zu unserem Bedauern haben Frau Umtriebe zum Teil zu erheblichen Einschränkungen im Leistungsange- Therese Schweizer, die die Leitung des Archivs des GTA übernahm, bot des AfZ führen. Institut und Archiv werden sich voraussichtlich ab sowie Herr lic.phil. Stephan Winkler, der sich mit seiner Aufgabe in Oktober 1988 an der Scheuchzerstrasse 68 - 70, 8006 Zürich, befinden. ganz besonderer Weise identifiziert und eine enorme Arbeit geleistet hat, das AfZ verlassen. Herr Dr. Thomas Ehrsam sowie Herr lic.phil. Theo Stich haben deren Aufgaben übernommen. Frau Dr. Marie-Claire Däniker und Herr Werner Hagmann setzten ihre bewährte Mitarbeit Zürich, 15. März 1988 Klaus Urner fort. Vom März bis Juli 1987 wurde Herr lic.phil. Daniel Heller für die Abschlussarbeiten am Nachlass Bircher beigezogen. Er löste seine Auf- gabe in dieser kurzen Zeit vorzüglich, kannte er doch den Inhalt der verschiedenen Bircher-Bestände durch seine eigene Forschungsarbeit, die inzwischen als Dissertation vorliegt, am besten.

DIVERSES

Am 31. August 1987 organisierte das Institut für Geschichte zusammen mit dem AfZ eine Tagung für die Modernisten schweizerischer Uni- versitäten zum Thema: "Zeitgeschichtliche Quellen an der ETH". Bei dieser Gelegenheit wurden neben dem Max Frisch-Archiv, den Wis- senschaftshistorischen Sammlungen der ETH-Bibüothek auch die Be- stände des AfZ ausführlicher vorgestellt im Bestreben, über die Dozen- ten auch die Studentinnen und Studenten an den Historischen Institu- ten vermehrt zur Benutzung des AfZ anzuregen. Die Teilnahme an der Tagung der Oesterreichischen Gesellschaft für Zeitgeschichte in Wien zum Problem der Handhabung von Sperrfristen in Archiven, die am 7. September 1987 in Wien stattfand, bot Gelegen- heit zur näheren Kontaktnahme mit der Stiftung Bruno Kreisky Archiv, 13 12

III Benulzungsgenehmigung

a. Ueber den Benutzungsantrag entscheidet das Archiv für Zeit- geschichte auf Grund der für die einzelnen Bestände geltenden Regelungen, die in jedem Fall verbindlich sind. b. Dient die Benutzung publizistischen oder privaten Zwecken, so REGLEMENT FÜR DAS ARCHIV FÜR ZEITGESCHICHTE kann das Archiv bei sämtlichen Beständen mit ungedruckten Ma- ETHZ terialien die Einsichtserlaubnis von der schriftlichen Zustimmung durch die Donatoren oder deren Vertreter sowie im Fall von Ko- piebeständen (Mikrofilme) durch die Besitzer der Originalbe- stände abhängig machen. c. Die Benutzungserlaubnis ist in allen Fällen mit der Verpflich- Das Archiv für Zeitgeschichte ist eine Forschungs- und tung verknüpft, die Urheber- und Persönlichkeitsschutzreehte zu Dokumentationsstelle des Instituts für Geschichte der ETH Zü- beachten. rich. Seine Bestände sind wie folgt benutzbar: d. Die Einsichtserlaubnis gilt für den im Benutzungsantrag be- zeichneten Zweck. Abgeänderte Forschungszwecke oder ander- I Benutzungszweck weitige Verwendungen der gewonnenen Erkenntnisse bedürfen eines erneuten Benutzungsantrages. a. für das Institut für Geschichte und Angehörige der ETH e. Die Benutzung erfolgt gemäss der Regelung für den Benutzer- b. für die wissenschaftliche Forschung an Universitäten (Disser- raum. Verstösse oder grober Missbrauch können zu Benutzungs- tationen, Lizentiats- und Seminararbeiten), einschränkungen oder zum Widerruf der Benutzungsgenehmi- c. für wissenschaftliche Forschungszwecke ausserhalb der Hoch- gung führen. schule, f. Von den unter Einbezug von Materialien des Archivs für Zeit- d. für publizistische Zwecke gemäss Benutzungsregelung Abs. geschichte fertiggestellten Arbeiten ist ihm kostenlos ein Be- III/b, soweit es die durch die Prioritäten eines Institutsbetriebes legexemplar zu überlassen. gesetzten Grenzen zulassen.

II Benutzungsantrag Zürich, August 1987 a. Gedruckte Materialien (Zeitungsausschnittdokumentation, Handbibliothek) sind ohne schriftlichen Antrag benutzbar. b. Der Antrag auf Benutzung von ungedruckten Materialien (Pri- vatbestände, Mikrofilme) ist unter genauer Angabe des Benut- zungszweckes schriftlich zu stellen. 14 15

BENUTZUNGSORDNUNG 8. Bei den Mikrofilmen sind für wissenschaftliche Zwecke (Archivreglement I/a-c) die amerikanischen Filmserien der National 1. Die Benutzung des Archivs für Zeitgeschichte erfolgt auf Archives, Washington, frei zugänglich und werden gemäss den mög- Voranmeldung. lichst präzisen Angaben zum Forschungsthema bereitgestellt. Mi- krofiches Publikationen, die wie der Bestand "Parteikanzlei der 2. Ein beratendes Informationsgespräch dient zur Abklärung, wel- NSDAP" im Buchhandel erhältlich sind, gelten als Veröffentlichun- che Archivbestände für den Forschungszweck unter Beachtung des gen. Im übrigen bedarf die Einsichtnahme in andere Mikrofilmbe- Archivreglements beizuziehen sind. stände der vorherigen Zustimmung durch die Archivleitung, da die Filme zum Teil nur unter bestimmten Auflagen oder als Depot dem 3. Das Archiv für Zeitgeschichte kennt keine Ausleihe. Die Benut- Archiv für Zeitgeschichte übergeben worden sind. zung erfolgt ausschliesslich am zugeteilten Arbeitsplatz im Benut- zerraum. Zürich, März 1987 4. Findmittel werden vom Archivmitarbeiter bereit gestellt, so weit diese sich auf den Benutzungszweck beziehen.

5. Bestände, die sich im Kulturgüterschutzraum befinden, müssen mindestens einen Tag im voraus bestellt werden.

6. Fotokopien können in begrenztem Masse wie folgt angefertigt werden: a. Gedruckte Materialien: Mit eingeholter Erlaubnis kann selber an einem dem Benutzer zugewiesenen Apparat im ETH-Hauptgebäude kopiert werden. b. Ungedruckte Materialien: In Form von genau bezeichneten Kopieraufträgen (Fr.0.40/Kopie, Abrechnung über das Institutssse- kretariat). soweit es die verfügbaren Arbeitskapazitäten zulassen. c. Rückvergrösserungen von Mikrofilmaufnahmen kosten Fr. 0.60 bei Selbstanfertigung und Fr. 1.- bei Kopieraufträgen.

7. Für die Anfertigung von Photos, für die Verwendung von Archi- valien (u.a.Bild- und Tondokumente) als Illustrationsmaterial für pu- blizistische und kommerzielle Zwecke sowie für spezielle Such- und Forschungsaufträge gelten Kostenvergütungen nach Absprache. EIDGENÖSSICHE TECHNISCHE HOCHSCHULE JAHRESBERICHT 1988 DES ARCHIVS FÜR ZÜRICH ZEITGESCHICHTE ETHZ Scheuchzerstrasse 68/70, 8006 Zürich Tel. (01) 256 40 03 INSTITUT FÜR GESCHICHTE

I. NEUER STANDORT

II. PRIVATNACHLÄSSE/SCHENKUNGEN

III. ERSCHLOSSENE QUELLENBESTÄNDE

JAHRESBERICHT 1988 IV. MIKROFILME V. HANDBIBLIOTHEK

VI. ZEITUNGSAUSSCHNITTDOKUMENTATION DER NZZ DES REDAKTION

VII. SPEZIALSAMMLUNGEN ARCHIVS FÜR ZEITGESCHICHTE VIII. EDV IM ARCHIV FÜR ZEITGESCHICHTE

IX. BENUTZUNG

X. KOLLOQUIEN

XI. EMIL FRIEDRICH RIMENSBERGER - FONDS

XII. MITARBEITER

XIII. SITUATIONSPLAN Das Archiv für Zeitgeschichte erbringt als Forschungs- und blieb weitgehend uns überlassen, durch eine intensive Planung Dokumentationsstelle des Instituts für Geschichte der ETH Zü- die zugewiesenen Räumlichkeiten so zu gestalten, dass sie den rich verschiedene Hilfeleistungen, die auch für einen breiteren Erfordernissen eines modernen Archivbetriebs möglichst ent- Interessentenkreis von Nutzen sind. Der Jahresbericht bietet je- sprechen. Der Umbau sowie die Einrichtung der für unsere Ar- weils die willkommene Gelegenheit, über die verschiedenen chivzwecke benötigten Installationen erforderten seit September Neuerungen, Schenkungen und Erwerbungen ausführlicher zu 1987 ein ständiges Engagement. Zahlreiche Detailprobleme informieren. Das gilt dieses Mal in besonderer Weise, erfolgten konnten erst nach dem Bezug der zum Teil noch unfertigen doch 1988 grundlegende Veränderungen, die die Arbeits- und Räume gelöst werden. Benutzungsverhältnisse im Archiv für Zeitgeschichte wesentlich verbessert haben. Der Umzug des Archivs nahm selbst mit Hilfe des Einsatzes ei- ner professionellen Zügelfirma drei volle Tage in Anspruch (5. bis 7. Oktober 1988). Kurz zuvor war das Institut für Geschichte I. NEUER STANDORT in die oberste Etage des Gebäudes eingezogen. Die Vorberei- tungen, das Ein- und Auspacken sowie die zum Teil in neuer Ordnung erfolgte Aufstellung der Bestände haben unsere laufen- Am 22. Juni 1987 hatte die Schulleitung beschlossen, im Rahmen den Arbeiten während mehr als drei Monaten blockiert. einer Reorganisation das Institut für Geschichte sowie sein Ar- chiv für Zeitgeschichte aus dem ETH-Hauptgebäude an die Rückblickend lässt sich feststellen, dass die Zielsetzung nach Scheuchzerstrasse 68/70 zu verlegen. Dieser überraschende Ent- Ueberwindung verschiedener technischer Realisierungsprobleme scheid wurde von uns zunächst vor allem deshalb bedauert, weil weitgehend erreicht worden ist, indem im vorgegebenen Rah- der bisherige Standort die eigene Tätigkeit in idealer Weise un- men eine sowohl für die Archivarbeit wie für die Benutzung ef- terstützt hatte und auch für unsere Benutzer sehr zentral gelegen fiziente Lösung verwirklicht werden konnte. war. Das Archiv für Zeitgeschichte verfügt nun über sehr zweckmäs- Alsbald zeigte sich jedoch, dass die mit dem Umzug verbundene sig gestaltete Räumlichkeiten. Hierzu gehört eine grosse elek- Neueinrichtung auch die Chance zur Lösung längst drängender trisch betriebene Kompaktusanlage, in der ein beträchtlicher Probleme bot. Für das Archiv für Zeitgeschichte waren die Teil unserer Originalbestände unter maximaler Platzausnützung Raumverhältnisse im ETH-Hauptgebäude sehr eng geworden. untergebracht ist, während eine zweite kleinere Kom- Sämtliche Platzreserven waren ausgeschöpft. Für Benutzer stan- paktusanlage die Handbibliothek und das NZZ- den nur behelfsmässige Arbeitsplätze innerhalb unserer eigenen Originalausschnittarchiv aufgenommen hat. Die Kompaktus- Büros zur Verfügung. Auch das im Kellergeschoss befindliche anlagen befinden sich auf der gleichen Ebene wie die übrigen Archivlager, das auf umständlichen Wegen zu erreichen war, Räume des Archivs im B-Geschoss, wodurch die früheren hatte die Grenzen seiner Aufnahmekapazitäten überschritten. zeitraubenden Transportwege entfallen. Für die Benutzer steht nun ein eigener Raum zur Verfügung, der mit einem Mikrofilm- Das Gebäude an der Scheuchzerstr. 68/70, worin sich zuvor die und Mikroficheslesegerät ausgestattet ist. Die sechs Ar- Dolmetscherschule befunden hatte, musste für die verschiedenen beitsplätze sind so eingerichtet, dass allenfalls auch der mitge- Zwecke der dort neu unterzubringenden ETH-Institute und brachte eigene Computer angeschlossen werden kann. Verwaltungsdienste zuerst umgebaut und renoviert werden. Es II. PRIVATNACHLÄSSE/SCHENKUNGEN Zudem wurde die Möblierung den aktuellen technischen Erfordernissen angepasst, insbesondere durch die Einrichtung von zwei EDV-Arbeitsplätzen. Ein spezielles Schliessungssystem, Um den ständigen Verlusten historisch relevanter Quellenmate- Rauchdetektoren sowie weitere Massnahmen dienen der Sicher- rialien entgegenzuwirken, bedarf es der gemeinsamen Anstren- heit, während im Untergeschoss zur Stabilisierung der dortigen gungen aller im Dienste der Quellenerschliessung stehenden In- Klimaverhältnisse eine spezielle Entfeuchtungs- und Belüf- stitutionen. Das Archiv für Zeitgeschichte setzt sich seit seinen tungsanlage eingebaut werden musste. In den drei kleinen Räu- Anfängen dafür ein, hierzu - soweit es die eigenen bescheidenen men im Untergeschoss haben wir ein Zwischenarchiv für Neuzu- Kräfte erlauben - seinen Beitrag zu leisten. Den von ihm betreu- gänge, die Apparatur zur eigenen Mikroverfilmung sowie diverse ten rund 80 kleineren und grösseren Privatbeständen misst es im Spezialdokumentationen untergebracht. In der Nähe befindet Verhältnis zu seinen übrigen zeitgeschichtlichen Do- sich die Cafeteria des Hauses, die mit einem Getränkeautomat kumentationen absolute Priorität zu. Fast ausnahmslos handelt ausgestattet ist und in der sich auch Archivbesucher erfrischen es sich um Schenkungen; unter ihnen befinden sich manche können. Unsere Zeitschriftenbestände und Teile der Bibliothek historisch bedeutende Quellenmaterialien, die von der Vernich- wurden im Dachgeschoss plaziert. tung bedroht waren. Im Berichtsjahr sind wiederum verschie- dene Neuzugänge zu verzeichnen. So positiv diese vor allem technischen Verbesserungen sind, die ohne die engagierte Unterstützung durch Herrn Prof. Dr. Jean- Eine Schenkung von hervorragender zeitgeschichtlicher Bedeu- François Bergier und Herrn Prof. Dr. Hans Werner Tobler nicht tung ist hier besonders hervorzuheben: der Nachlass des im Au- zu erreichen gewesen wären, verbinden sich damit auch gewisse gust 1988 verstorbenen a. Botschafters und ehemaligen Präsiden- Erschwernisse. Die Trennung vom zentral gelegenen Hauptge- ten des IKRK Dr. Paul Ruegger. Auch bei diesem Bestand, der bäude bedeutet sowohl für das Institut für Geschichte wie für sich in Florenz befand, war lange Zeit ungewiss, ob er nicht im sein Archiv einen Nachteil, der trotz zusätzlicher Anstrengungen Verbrennungsofen enden würde. Auf Grund eingehender Erwä- nicht ganz auszugleichen ist. Dem Archiv für Zeitgeschichte ste- gungen - unsere ersten Kontakte begannen vor zehn Jahren - hat hen am neuen Standort keine ausreichenden Platzreserven zur Botschafter Ruegger die Frage seines historischen Nachlasses Verfügung. Einige wichtige durch Verzeichnisse erschlossene mit dem Schenkungsvertrag vom 1. Oktober 1987 noch selbst ge- Bestände mussten daher in der bisherigen Kompaktusanlage im regelt. Zugleich übergab er damals dem Archiv für Zeitge- Kulturgüterschutzraum des ETH-Hauptgebäudes verbleiben. schichte einen ersten umfangreichen Teil seiner Unterlagen. Diese Zweiteilung bedingt einen -Mehraufwand, der künftig mit Nicht zuletzt dank der Unterstützung und dem grossen Ver- ständnis seiner Frau, Marchesa Isabella Rueggger-Fossi, sowie zunehmender Ausnützung der dort noch vorhandenen Reserven ansteigen wird. von Frau Ottilia Capineri-Planta blieb der gesamte Bestand in- takt erhalten und liegt nun in seiner Gesamtheit im Archiv zur Erschliessung vor. Der Nachlass von Dr. Paul Ruegger (1897-1988) enthält ein aus- serordentlich reichhaltiges historisches Quellenmaterial und er- streckt sich über nahezu sieben Jahrzehnte. 1918 begann Paul Ruegger seine berufliche Laufbahn im Völkerbundsbüro des da- maligen EPD. Seither wurde ihm die Mitwirkung der Schweiz beim Ausbau des Völkerrechts zur Lebensaufgabe. Die interna- vorliegende Quellenmaterial für eine wissenschaftliche Biogra- tionalen Institutionen und Organisationen bilden daher inner- phie wie für Einzelstudien eine vorzügliche Basis. halb dieses Bestandes gewichtige thematische Schwerpunkte. Als Präsident des IKRK (1948-1955) bot sich ihm die Möglich- Hierzu gehören seine Unterlagen aus der Zeit des Völkerbunds; keit, sich weltweit für die Ausweitung des humanitären Völker- er hat bereits an den ersten Versammlungen in Genf teilgenom- rechts (Rotkreuzkonventionen von 1949) zu engagieren. Belegt men. Mit dem Völkerrechtler Prof. Dr. Max Huber, dem Präsi- sind im Nachlass vor allem seine späteren Missionen und Bera- denten des Ständigen Internationalen Gerichtshof im Haag, des- tungen, die ihn als gesuchten Experten des Völkerrechts auswei- sen Mitarbeiter er war, blieb er bis zu dessen Tod Anfang 1960 sen. Wie die Korrespondenzen und seine Publikationen zeigen, eng verbunden. Die Anfänge ihrer langjährigen Korrespondenz, hat er sich bis zuletzt mit ungewöhnlicher Klarsicht für die von die zu beiden Persönlichkeiten Aufschlüsse vermittelt, führen bis ihm hochgehaltenen Prinzipien der internationalen Friedenssi- in das Jahr 1917 zurück. cherung und Humanität eingesetzt.

In späteren Jahrzehnten ersuchten ihn mehr und mehr interna- Frau Dr. Marie-Claire Däniker, die bereits die sachkundige tionale Institutionen und Organisationen um seine Mitarbeit. Archivierung umfangreicher Bestände wie desjenigen von Prof. Die Unterlagen zur Haager Akademie für Internationales Recht, Dr. Karl Schmid durchgeführt hat, liess sich für die Erschliessung zum Institut de Droit international, die umfangreichen Bestände dieses Nachlasses gewinnen. Der Bestand kann nach Abschluss zum Bureau international du Travail oder die Dossiers zur der Archivierungsarbeiten, die mindestens zwei Jahre be- Union international de Secours erweisen sich sowohl thematisch anspruchen, gemäss den Schenkungsbestimmungen für wis- wie unter biographischen Aspekten als ergiebig; ebenso auf- senschaftliche Forschungszwecke benutzt werden. schlussreich sind die Materialien zur Internationalen Atom- energie-Agentur und zu den Internationalen Seerechtskonferen- Für weitere Schenkungen danken wir folgenden Donatoren: Dr. zen der UNO, an denen er 1958 und 1960 als Chef der Schweizer Gérard Bauer, a. Oberrichter Fritz Baumann, Elisabeth Brun- Delegation teilnahm. ner-Gyr, Irma Dankwort, Theodor Dietzi, Prof. Dr. Pierre Du- Bois, Dr. Marco Durrer, Prof. Dr. Emil Egli, Dr. Arvéd. Grébert, Höhepunkte in der diplomatischen Laufbahn von Paul Ruegger Alexander Grossman, Dr. Ruth Guex-Vögeli (Unterlagen zu Pfr. bilden seine Jahre als Leiter der Schweizer Gesandtschaft in Arnold Knellworf), Dr. Willy Guggenheim SIG (Materialen zum Rom (1935-1942) sowie als Missionschef in London (1944-1948). Eichmann-Prozess aus dem Nachlass Dr. Benjamin Sagalowitz), Seine mutige Haltung, mit der er die schweizerischen Interessen Dr. Wolfgang Heberlein, Dr. Daniel Heller, Melitta Hieber, im faschistischen Italien vertrat, dessen Regierung schliesslich Nelly Hungerbühler, Dr. Peter Keckeis, Prof. Dr. Huldrych Ko- seine Abberufung verlangte, fand erst nach dem Krieg die volle elbing, Prof. Dr. Georg Kreis, Gertrud Lutz, lic.phil. Aram Mat- Anerkennung. Schon früh war ihm die Bedeutung einer persönli- tioli, Otto Pünter, Jacqueline Rohner-Hungerbühler, chen Dokumentation bewusst, auch wenn er sich bei seiner a.Botschafter Dr. Max Troendle, Dr.Dr.h.c. Viktor Umbricht, diplomatischen wie wissenschaftlichen Arbeit bis zuletzt auf ein lic.phil. Stephan Winkler, Dipl.Ing.ETH Otto Zaugg; Saly Mayer vorzügliches Gedächtnis verlassen durfte. Leider hat er seine Memorial Fonds (Leo Littmann), Schweizerisches Sozialarchiv, mehrfachen Ueberlegungen, eine Auswertung in Form von Zürich, Stadtarchiv Zürich (Prof. Dr. Werner Zimmermann), Erinnerungen vorzunehmen, nicht verwirklicht, doch bietet das Wissenschaftshistorische Sammlungen ETH-Bibliothek (Dr. 8

Beat Glaus), Zentralbibliothek Zürich. Einige dieser Schenkun- gen werden nach der Erschliessung näher vorgestellt. und wurde vom Dritten Reich alsbald ausgebürgert. Die Erfas- sung dieses Bestandes, der vor kurzem durch weitere Schen- Ende 1988 haben wir das Angebot geprüft, das Photoarchiv des kungen von Herrn Dr. med. Walter Abegg ergänzt wurde, er- bekannten Berner Photographen Hans Steiner käuflich zu erwer- folgte erstmals im Rahmen unseres EDV-Systems. ben. Die über 100 000 Aufnahmen zu den verschiedensten Sujets sind von hoher künstlerischer Qualität, doch fehlen bei den Bil- Der Nachlass von Hermann Büeler ist wegen der darin dern zumeist die Datierung sowie präzise Angaben zum Ort oder dokumentierten Beziehungen Büelers zum Kreis um Kaiser Karl zu den abgebildeten Personen. Zu diesen gravierenden Mängeln I, der ihm nach seiner Emigration in die Schweiz kurzfristig kam ein für uns viel zu hoher Preis. Unsere Bemühungen, für seine Hauskrone zur geheimen Aufbewahrung übergab, vor al- das Photoarchiv andere Institutionen zu interessieren, um dieses lem mentalitätsgeschichtlich interessant. gleichwohl der Oeffentlichkeit zu erhalten und so vor der Auf- teilung und möglichen Vernichtung zu bewahren, blieben ohne Im letzten Jahresbericht gaben wir unserer Befürchtung Aus- Erfolg. druck, dass der Nachlass des Berner Nationalrates und Grossrats Fritz Bigler (1899-1983), auf den wir durch Herrn Dr. Beat Näf aufmerksam gemacht worden waren, zum grössten Teil wohl als verloren gelten muss. Die weiteren Recherchen führten nunmehr III. ERSCHLOSSENE QUELLENBESTÄNDE zum überraschenden Ergebnis, dass die vermissten Nachlassteile, die beim Verkauf von Biglers Wohnsitz ihrem Schicksal überlas- sen worden waren, beim Räumen des Hauses von ver- Die mit dem Umzug verbundene Reorganisation sowie die Um- antwortungsbewussten Personen sichergestellt wurden, obwohl stellung auf EDV erforderten eine Prioritätensetzung, die die diese an den Unterlagen kein persönliches Interesse haben. Wir Erschliessung der Originalbestände im Berichtsjahr etwas zu- danken Herrn Christian Salvisberg sowie Herrn Yves Perrelt, in rücktreten liess. In der zweiten Jahreshälfte wirkte sich positiv dessen Geschäftsräumen die unförmigen Kisten während Mona- aus, dass dank der Mitarbeit von Herrn lic.phil. Aram Mattioli ten erheblichen Platz versperrten, für ihr beispielgebendes Han- die Betreuungs- und Erschliessungsarbeit im Bereich der Privat- deln. Mit ihrer Hilfe gelang die Rettung dieses für die Jung- nachlässe wieder intensiviert werden konnte. bauernbewegung wichtigen Bestandes.

Zu den Nachlässen, zu denen definitive Findmittel erstellt wer- Fritz Bigler begann schon 1929 mit dem Aufbau des Bundes den konnten, gehören die Bestände von Dr. iur. Wilhelm Abegg "Junges Bauernland", arbeitete dann eng mit Dr. Hans Müller (1876-1951) und von Dipl. Ing. ETH Hermann Büeler (1874- zusammen und gehörte zu den Protagonisten der Schweizeri- 1961). Der Restbestand des bekannten Berliner Staatssekretärs schen Bauernheimatbewegung. 1943 distanzierte er sich vom und Schweizer Doppelbürgers Dr. Wilhelm Abegg betrifft fast bisherigen Kurs; die fragwürdige Haltung Müllers gegenüber den ausschliesslich seine Zeit als Chef der Polizeiabteilung im preus- Erneuerungsbewegungen und dem im Dritten Reich propagier- sischen Innenministerium. Abegg, der mit seiner Absicht, 1932 ten "Blut- und Boden"-Mythos mündete in einen Richtungsstreit, die nationalsozialistischen Sturmtruppen in Preussen zu verbie- der zum politischen Untergang führte und in den vorliegenden ten, an der unentschlossenen Haltung von Carl Severing und Materialien ebenfalls eingehend dokumentiert ist. Der Nachlass Otto Braun scheiterte, emigrierte im März 1933 in die Schweiz ist bereits archiviert und benützbar. 11 10

IV. MIKROFILME Unter Einbezug der neu hinzugekommenen Ergänzungen liegt das Verzeichnis zum Restbestand des Antifaschisten und Basler AZ-Redaktors Werner Hungerbühler (1905-1983) jetzt in ver- Auf über 600 Mikrofilmen werden vor allem Akten aus ausländi- vollständigter Form vor. Neu erstellt wurde die Liste von schen Archiven, die für die Aussenbeziehungen der Schweiz von antisemitischen Schriften aus der Schenkung Johanna Schaller besonderem Interesse sind, zugänglich gemacht. Diese Quellen- mit erschreckenden Beispielen zur systematisch betriebenen materialien gehen über den diplomatischen Verkehr weit hinaus Hetze im Dritten Reich, die bereits bei den Kinderbüchern an- und dokumentieren neben politischen auch wirtschaftliche, kul- setzte. Die von Herrn Dr. Beat Glaus übergebenen Materialien turelle und militärische Aspekte. Da diese Filmrollen mehrere zu seiner Dissertation über "Die Nationale Front" (Zürich, hundert, die 16mm Filmen sogar über zweitausend Einzelauf- 1969), die unter anderem Inhaltsverzeichnisse zu Artikeln aus nahmen von Unterlagen aus Dossiers oft verschiedenster dem Organ "Die Front" enthalten, sind neu aufgelistet worden. Provenienz enthalten, die zu einer Vielzahl von Themen Auf- schlüsse vermitteln, ist eine rationelle Benutzung dieser Filme In summarischer Form verzeichnet wurde die Schenkung von ganz entscheidend von der Erschliessung durch entsprechende Herrn Walter Heim, der dem Achiv im November 1988 seine Findmittel abhängig. In diesem Bereich erbringt das Archiv für umfangreichen Tagebücher zunächst in überarbeiteter Form Zeitgeschichte für die Forschung zusätzliche Dienste. Vor allem übergeben hat. Diese Aufzeichnungen von mehreren Tausend für unsere Filme zu deutschen und italienischen Aktenbeständen Seiten dokumentieren nicht nur die bewegten Lebensstationen konnten eine ganze Anzahl entsprechender Hilfsmittel in Form eines Schweizer Diplomaten, der zwischen 1946 und 1980 vor von Karteien und Katalogen fertigestellt werden. allem in Osteuropa und Lateinamerika besondere Erfahrungen gewonnen hat; sie bieten durch die anschaulichen Reiseschilde- Bei der zusammen mit dem Schweizerischen Bundesarchiv und rungen sowie Anmerkungen zum Privat- und Familienleben auch dem Centre d'Etudes sur les Relations franco-suisses, Neuchâtel, sozialgeschichtlich interessante Einblicke. realisierten und von unserem Mitarbeiter Herrn lic.phil. Theo Stich in Paris durchgeführten Verfilmung einschlägiger Bestän- Nachdem Herr Henry Wasmer seinen kleinen, im Herbst 1984 den des französischen Aussenministeriums erwies sich die be- übergebenen Bestand durch weitere Materialien ergänzt hat, gonnene Detailerschliessung vorerst als zu arbeitsaufwendig. Der konnte das dazugehörige Findmittel erstellt werden. Henry nun vorliegende summarische Gesamtkatalog sowie die Wasmer war im Mai 1942 in den Dienst des IKRK getreten und beigefügten Bestandesbeschreibungen beziehen sich auf den leitete die "Division des Secours", die für die Beschaffung und Zeitraum 1914 bis 1955 und bieten zumindest für den Einstieg in richtige Lagerung, für den Transport und die Verteilung jener diese Quellenbestände eine unerlässliche Hilfe. zahllosen Hilfspakete besorgt war, die für die Kriegsgefangenen auf beiden Seiten der Konfliktparteien bestimmt waren. Der Pri- Im Mai 1988 konnten erste Abklärungen in den National Archi- vatbestand enthält einige Kostbarkeiten, so eine auf Seide ge- ves in Washington, von denen zahlreiche unserer Filme insbe- druckte Fluchtkarte, die alliierten Kriegsgefangenen zugespielt sondere zu deutschen Aktenbeständen entstammen, vorgenom- worden war, damit sie dem deutschen Herrschaftsbereich in neu- men werden. Die amerikanisch-schweizerischen Beziehungen trale Länder zu entkommen konnten. werden bei uns bis anhin durch eine Filmserie zu den Jahren 1910 bis 1939 dokumentiert, wobei sich nun zeigte, dass in den National Archives noch gewaltige Bestände zu entdecken wären, 12 13 würden die finanziellen Mittel nicht enge Grenzen setzen. Die werden kann. Pro Rückvergrösserung werden extern 60 Rappen Realisierung wenigstens eines kleineren Teilprojekts wird ge- berechnet, während Normalkopien 20 Rappen kosten, für deren prüft. Zu danken haben wir Herrn lic.phil. Johann Aeschlimann, Anfertigung ein leistungsfähiger Kopierapparat in gemeinsamer dessen Hilfe unsere Recherchen wesentlich erleichtert hat. Ein- Benutzung mit dem benachbarten Institut für Denkmalpflege zur blick genommen wurde auch in die Bestände des Archivs der Verfügung steht. Hoover Institution, Stanford University, das zahlreiche Privatnachlässe aufbewahrt. Der Kuratorin der Abteilung für Westeuropa, Frau Agnes F. Peterson, verdanken wir die Schen- V. HANDBIBLIOTHEK kung des vergriffenen vierbändigen Katalogs von George Kent, dem für die Filmserien zu den Beständen des Politischen Archi- ves des Auswärtigen Amtes in Bonn unerlässlichen Findmittel. Angesichts der absoluten Priorität unserer Originalquellen war die Handbibliothek, die auf mehrere Tausend Bücher und Da das Archiv für Zeitgeschichte nicht in der Lage ist, aufwen- Schriften angewachsen ist, lediglich nach thematischen Ge- dige Quellennachforschungen im Ausland zu finanzieren, wurde sichtspunkten ohne eingehendere Erfassung aufgestellt worden. und wird die Verwirklichung derartiger Projekte nur dank Die bisherige Ordnung hätte sich nach dem Umzug des Archivs zusätzlicher Hilfeleistungen möglich. Zur Zeit ist uns Frau nur mit grossem Zeitaufwand wiederherstellen lassen. Somit cand.phil. Claudia Hoerschelmann, Wien, bei der Erschliessung blieb nichts anderes übrig, als das bestehende systematische Ver- zu einigen Quellenbeständen in österreichischen Archiven zeichnis von Grund auf zu überarbeiten und den gesamten Bi- behilflich. Herrn lic.phil. Oswald Inglin verdanken wir Abklä- bliotheksbestand gemäss der revidierten Systematik durchzunu- rungen im Public Record Office in London, worüber nach Vor- merieren. liegen der Ergebnisse zu berichten ist. Dank dem Einsatz von Frau lic.phil. Ursula Bodenmann gelang Aus den Aktendossiers des spanischen Aussenministeriums zur es noch vor dem Umzug, sämtliche Bücher bis hin zu den Klein- Schweiz (1922-1944) wurden durch die Vermittlung von Herrn schriften mit den entsprechenden Nummern zu versehen und am lic.phil. Daniel Haener insgesamt 5900 Seiten verfilmt, wodurch neuen Ort gemäss der jetzt geltenden Ordnung aufzustellen. Ge- ein zentraler, aber noch nicht erschlossener Bestand aus dem Ar- wisse durch die veränderten Unterbringungsverhältnisse (Kom- chivo General de la Administración Civil del Estado in Madrid paktusanlage) bedingte Beschriftungs- und Bereinigungsarbeiten auch hier einsehbar wird. konnten im Berichtsjahr nicht mehr abgeschlossen werden.

Das Archivio cantonale, Bellinzona, erlaubte uns die Anfertigung Die Handbibliothek enthält zahlreiche Broschüren und Bücher von Kopien seiner Filme zur "Squilla Italica" 1923-1944, dem fa- zum Teil aus Schenkungen, die als Zeitzeugnis von Bedeutung schistischen Organ der italienischen Kolonie in der Schweiz. sind und in thematischem Zusammenhang mit den Nachlässen des Archivs stehen. Im Rahmen unseres Budgets erfolgen Das alte Rückvergrösserungsgerät, dessen Photopapier nach ei- Neuanschaffungen nur sehr zurückhaltend; sie werden mit den niger Zeit vergilbte und als zu teuer bei der EDMZ nicht mehr eigenen Erwerbungen für die Bibliothek des Instituts für Ge- erhältlich ist, wurde im Oktober 1988 durch ein modernes Lese- schichte koordiniert. und Rückvergrösserungsgerät (Canon PC-Printer 80) ersetzt, das sowohl für 35mm-, 16mm-Filme sowie für Microfiches verwendet 14 15

Von weiteren Zugängen profitierte die Sammlung von unge- 1. Ausland: Vorkriegszeit und zweiter Weltkrieg druckten Lizentiatsarbeiten und Dissertationen zur Zeitge- 1933 - 1946 schichte. Mit ihr soll der Einbezug auch weniger bekannter Ar- 2. Ausland: Sachgebiete (Konferenzen.Institutionen) beiten gefördert werden, die im Rahmen der historischen Se- 1954 - 1975 minare und Institute der Schweiz entstanden sind. 3. Ausland: Einzelne Länder 1954-1975 4. Wirtschaft: International 1924-1981 5. Wirtschaft: Einzelne Länder 1924-1981 VI. ZEITUNGSAUSSCHNITTDOKUMENTATION DER 6. Wirtschaft: Währung 1924 - 1977 NZZ - REDAKTION 7. Wirtschaft: Schweiz 1924 - 1981

Die Redaktion der "Neuen Zürcher Zeitung" hat 1980 der ETH VII. SPEZIALSAMMLUNGEN zu Händen des Archivs für Zeitgeschichte ihre vom NZZ-Archiv in immenser Arbeit angelegten Zeitungsausschnittdossiers ge- schenkt. Zusammen mit den fortlaufenden Ergänzungen leistet Das Archiv für Zeitgeschichte verfügt über eine Reihe von zu- diese einmalige Dokumentation zu einer Vielzahl von histori- sätzlichen Dokumentationen, die im Zusammenhang mit den üb- schen Fragestellungen ausgezeichnete Dienste - ein allgemein rigen Beständen ergänzende Hilfsfunktionen erfüllen. Hierzu ge- zugängliches zeitgeschichtliches Nachschlagewerk und Informati- hört die rund 6000 Personendossiers zählende "Biographische onsmittel zur gesamten Weltgeschichte. Die Dossiers enthalten Sammlung", die Zeitungsausschnitte enthält und für historische sämtliche in der NZZ erschienenen Artikel bis hin zur kleinsten Zwecke allgemein zugänglich ist. Die "Sammlung Geschichte" Meldung, in chronologischer Reihenfolge und systematisch nach umfasst vor allem Aufsätze und Artikel (Rezensionen u.a.) zur Sachgebieten und nach einzelnen Ländern geordnet. schweizerischen Zeitgeschichte. Die eigene Zeitungsaus- schnittdokumentation zur aktuellen Schweizer Politik stellt den Im Berichtsjahr war die bereits 1987 erfolgte umfangreiche Bezug zur Gegenwart her. Teilablieferung der vom NZZ-Archiv verfilmten Dossiers in den Gesamtbestand zu integrieren. Da dieser am neuen Ort in der Für diese Zwecke werden folgende Zeitungen systematisch Kompaktusanlage anders aufzustellen war, mussten sämtliche ausgewertet: Basler Zeitung, Berner Zeitung, Evangelische Wo- Schachteln auf deren Längsseiten mit den veränderten Inhaltsan- che, Neue Zürcher Zeitung, Schweizerische Handelszeitung, gaben neu beschriftet werden. Diese Arbeiten bedingten auch er- Sonntags-Zeitung, Weltwoche, Wochenzeitung; hinzu kommen hebliche Verschiebungen innerhalb der Archivschachteln selbst einige Periodika wie Bilanz, Schweizer Monatshefte, Zeit-Bild und machten eine Revision der einschlägigen Findmittel notwen- und diverse Partei- und Wirtschaftspressedienste. Den Verlagen dig. Diese Zusatzarbeit wurde von Herrn lic.phil. Uriel Gast, der und Redaktionen danken wir für die Gratisabonnemente, ohne uns während zweier Monate zur Verfügung stand, durchgeführt. die der Aufbau dieser nützlichen Arbeitsdokumentationen nicht Der Gesamtbestand gliedert sich nun in folgende grosse Ab- teilungen: denkbar wäre. In den Anfängen des Archivs wurden bedeutend mehr Presseor- gane, die aus allen Landesregionen stammten, ausgewertet. Der Benutzer beschränkt sich jedoch in der Regel auf wenige 17 16

inzwischen erfolgte Anschaffung von zwei Maschinen des Typs inhaltsreiche Hauptinformationen, weshalb es für unsere Zusatz- PS/2 Modell 70 von IBM mit je 120 MB Festplattenspeicher hof- dokumentationen genügen muss, den raschen Zugriff auf Unter- fen wir, in Verbindung mit einem Laser- und Matrixdrucker so- lagen zu einzelnen Entwicklungen und Ereignissen zu er- wie einem Streamer zur Datensicherung eine gute Lösung ge- möglichen, deren zeitliche Feststellung allein oft schon Schwie- rigkeiten bereitet. funden zu haben, die sowohl den Anforderungen für unsere Da- tenbanken wie für die Herstellung von Findmitteln und Kleinpu- blikationen, zu denen diese Informationsbroschüre einen ersten Das Archiv stützt sich in diesem Aufgabenbereich auf die lang- Versuch darstellt, Rechnung trägt. jährige Erfahrung von Herrn Werner Hagmann, dessen Mitar- beit allerdings auf einen Tag pro Woche begrenzt. Die unent- Schwieriger gestaltete sich .die Evaluation der Software, die eine geltliche Mithilfe von Herrn Dr. iur. Robert Imholz (u.a. Aus- voll funktionsfähige Kombination von Datenbank- und wertung der "Basler Zeitung") sei an dieser Stelle speziell ver- Textverarbeitungsprogramm beinhalten soll. Eine Ei- dankt; das Archiv für Zeitgeschichte darf nahezu seit seinen Ur- sprüngen auf seine Unterstützung zählen. genentwicklung kam schon aus finanziellen Gründen nicht in Frage. Ebenfalls erwies sich der Weg, Lösungen von Seiten der Datenbankspezialisten der ETH zu erwarten, als nicht gangbar, da die von uns benötigten detaillierten Informationen über die VIII. EDV IM ARCHIV FÜR ZEITGESCHICHTE aktuellen Marktverhältnisse und Programmentwicklungen of- fenbar zu spezifisch waren. Somit blieben wir auf eigene inten- sive Abklärungen angewiesen. Mehr als ein Dutzend Für den Einsatz der EDV im Archiv für Zeitgeschichte war fol- Datenbankprogramme wurden geprüft. Auskünfte über die Er- gende Zielsetzung vorgegeben: Realisierung eines EDV-Kon- zepts, das eine zentrale Erfassung und Abfrage unserer fahrungen mit dem PC-Einsatz in Archiven holten wir sowohl im In- wie Ausland ein, wobei sich auch der Informationsaustausch Originalbestände auf der Basis der vorhandenen Verzeichnisse im Rahmen der EDV-Gruppe der Schweizer Archivare als nütz- ermöglicht; EDV-Unterstützung für eine rationellere Erstellung lich erwies. der Findmittel in direktem Konnex mit der Weiterverarbeitung für den Zentralnachweis im Rahmen der Datenbank; Aufbau Von den getesteten Programmen der engeren Wahl (Swissbase, spezieller Datenbanken für die Mikrofilmerschliessung und die Handbibliothek. Cardbox, Lidos, Lars, AskSam, DataPerfect) erfüllte einzig Da- taPerfect alle Erfordernisse, indem es neben der notwendigen Die von Herrn Dr. Thomas Ehfsam schon 1987 begonnene Eva- Flexibilität zur Definierung spezifischer Datenstrukturen, der luation der für unsere Zwecke geeigneten Soft- und Hardware Relationalität und guten Editierfunktionen auch über eine di- hatte zunächst ergeben, dass ein Anschluss an ein Grosssystem, rekte Schnittstelle zu einem professionellen Textverarbeiter, zu in erster Linie an ETHICS, dem Bibliothekssystem der ETH, WordPerfect, verfügt., nicht zweckmässig war. Die Unterschiede in den Daten- strukturen, die Erfordernisse des Datenschutzes, aber auch die Die Software-Konfiguration des Archivs lautet somit wie folgt: mit einer externen Lösung verbundene Abhängigkeit gaben den WordPerfect als leistungsfähiges Textverarbeitungsprogramm, Ausschlag für eine eigene PC-Lösung. Die benötigten Abfrage- verbunden mit DataPerfect für die selbst konzipierte Datenbank und dem Manager-Programm WordPerfect Library, das die di- möglichkeiten sowie der zu erwartende Datenumfang setzen eine leistungsfähige Hardware-Konfiguration voraus. Durch die rekte Schnittstelle zwischen Datenbank und Textverarbeitung 19 18 X. KOLLOQUIEN anbietet. Dazu kommen als zweite Textverarbeitung Microsoft Word, die Norten Utilities (Advanced Edition) zur Datenverwal- tung auf der Festplatte und Crosstalk zur Kommunikation mit Im Rahmen des "Freundes- und Fördererkreis des Archivs für KOMETH und damit ETHICS (noch nicht installiert). Zum Zeitgeschichte" wurden wiederum Kolloquien mit Zeugen der Vorteil des Archivs hat unser Mitarbeiter Herr Dr. Thomas Ehr- Zeit durchgeführt, die für das Archiv im Sinne eines Zeugnisses sam auf diesem Gebiet besondere Fähigkeiten entwickelt, die ad personam auf Tonband festgehalten worden sind: nunmehr auch dem Aufbau der auf unsere spezifischen Be- dürfnisse abgestimmten Datenbanken zugute kommen. 9. 3. 1988 Dipl.Ing.ETH Jacques Pilet: Bundesrat Marcel Pilet-Golaz (1889-1958). Erinnerungen an mei nen Vater IX. BENUTZUNG 20.3. 1988 Dr.h.c. François Bondy: Ein Intellektueller in bewegter Zeit Während die Originalakten und Mikrofilme vor allem für auf- wendigere wissenschaftliche Forschungsarbeiten im Rahmen von 29.6. 1988 a.Botschafter Dr. Max Troendle: Die Wirtschafts- Seminarien oder für Lizentiatsarbeiten und Dissertationen be- beziehungen mit Osteuropa und China nachdem nutzt werden, stehen für andere Informationswünsche zu Fragen Zweiten Weltkrieg der Zeitgeschichte die rasch greifbaren gedruckten Materialien im Vordergrund. Die zunehmend unzulänglichen Platzverhält- 26.10.1988 a.Regierungsrat Max Wullschleger: Vom Revo- nisse im Hauptgebäude, die ein ungestörtes Arbeiten erschwer- luzzer zum Regierungsrat - Für die Politik ten, bis schliesslich eine Benutzung wegen des Umzuges nicht engagiert von 1929 bis in die Gegenwart mehr möglich war, Hessen die externen Besucherzahlen unter die Hälfte des Standes von 1987 absinken, der einen Höhepunkt von 21.12.1988 a.Bundesrat Dr.iur. Hans Hürlimann: Mein insgesamt 199 Benutzungen aufgewiesen hatte. Zu den Dienstlei- Dienst im eidgenössischen Föderativstaat stungen des Archives gehören auch telefonische und schriftliche (1946-1982) Auskünfte, die vor allem Quellen- und Dokumentationsfragen betreffen. Unser Dank gilt den Referenten, die zumeist unter Verzicht auf ein adäquates Honorar diese Veranstaltungen ermöglicht haben Die Bedenken, der neue Standort werde sich zunächst als sowie den Mitgliedern unseres Kolloquienkreises, denen das Ar- Hemmnis auswirken, haben sich bis jetzt nicht bewahrheitet, wie chiv für manche Anregungen verbunden ist. der Wiederanstieg der Benutzerzahlen zeigt. Die Benutzung der Bestände wird durch das Archivstatut vom März 1987 und durch die damit verbundene Benutzungsordnung geregelt, die bis anhin allen Wünschen gerecht werden konnte. 20 21 XI. EMIL FRIEDRICH RIMENSBERGER - FONDS nem Tod mitgeholfen, hierfür im Rahmen einer Teilzeitanstel- Mit dem Hinschied von Herrn Rudolf Zender (1901 - 1988) ver- lung die notwendige Arbeitsbasis zu schaffen. loren wir unseren Mentor und Mitbegründer des Emil Friedrich Rimensberger-Fonds, der zusammen mit Frau Petronella Einen gewichtigen Beitrag leistete der Emil Friedrich Rimens- Rimensberger in vorbildlichem Mäzenatentum und im Geden- berger-Fonds auch zur Finanzierung der Erschliessungsarbeiten ken an Emil Friedrich Rimensberger diese Stiftung errichtet hat. beim Nachlass von a. Botschafter Dr. Paul Ruegger. Der erste im Rudolf Zender, der sich im von ihm geliebten Paris unter gros- Oktober 1987 übernommene Teil dieses Bestandes konnte von sen Entbehrungen kompromisslos ganz in den Dienst seiner Frau Dr. Marie-Ciaire Däniker, die die arbeitsintensive Gesamt- Malkunst gestellt hat und erst nach und nach die ihm 'ge- archivierung durchführt, zunächst einmal provisorisch vor- bührende Resonanz fand, hatte selbst einige Semester Ge- geordnet und verzeichnet werden. Es handelt sich hier vor allem schichte studiert und bewahrte ihr ein stetes Interesse. Durch um Quellenmaterialien zur Zeit vor 1945. Vermittlung von Bundesrat Prof. Dr. Friedrich Traugott Wahlen mit dem Archiv für Zeitgeschichte in Verbindung gekommen, begann sein hilfreiches Wirken, für das ihm die ETH durch die XII. MITARBEITER feierliche Ernennung zum ständigen Ehrengast ihren Dank aus- gesprochen hat. Die Personalsituation war im Archiv für Zeitgeschichte seit Jah- Zu der von ihm und Frau Petronella Rimensberger errichteten ren prekär, weil mit Ausnahme der Etatstelle für den Ar- Stiftung gehört auch die Schenkung des Nachlasses von Emil chivleiter lediglich eine stundenweise Teilzeitmitarbeit möglich Friedrich Rimensberger. Dessen über 12 000 Seiten umfassendes war. Eine wesentliche Verbesserung der seit Jahren unbefriedi- Tagebuch berichtet ebenso kritisch wie spannend aus seiner be- genden Arbeitsbedingungen erfolgte nun im Berichtsjahr durch ruflichen Tätigkeit als Dolmetscher beim Internationalen Ge- die Zuteilung einer zweiten Etatstelle mit Beginn Anfang Juli werkschaftsbund 1927 bis 1940, als Redaktor beim Schweizeri- 1988. Sie wurde in zwei Halbtagsstellen aufgegliedert: zum einen schen Gewerkschaftsbund (1940-1945) sowie über seine Zeit als konnten wir uns dadurch die bewährte Mitarbeit von Herrn Dr. erster Sozialattache in Washington (1945-1957); zugleich wider- Thomas Ehrsam längerfristig sichern, während Herr lic.phil. spiegeln sich neben den historischen auch die persönlichen Zeit- Aram Mattioli aus Basel in der Nachfolge von Herrn lic.phil. stimmungen und Erlebnisse in einer Weise, die dem erweiterten Theo Stich neu hinzugekommen ist, der das Archiv Ende Juni Geschichtsverständnis der Gegenwart sehr entgegenkommt. 1988 aus Gründen beruflicher Veränderungen verlassen hat. Zu- Dank der besonderen Weitsicht der Stifter arbeitet der Fonds sammen mit Frau Dr. Marie-Ciaire Däniker, Frau lic.phil. Ur- allein mit den jährlichen Erträgnissen aus dem Grundkaptialvon sula Bodenmann und Herrn Werner Hagmann, die allerdings Fr. 200 000.-, die im Rahmen des Archivs für Zeitgeschichte nur an einzelnen Tagen mithelfen können, verfügt das Archiv für eingesetzt werden dürfen und eine langfristig angelegte Wirk- Zeitgeschichte zwar über kleines, aber engagiertes Mitarbeiter- samkeit erlauben. Als Frau lic.phil. Ursula Bodenmann ihre team, ohne das die zusätzlichen wie die laufenden und Lizentiatsarbeit über "Die Institution des schweizerischen So- zeitaufwendigen Betreuungs- und Archivierungsaufgaben nicht zialatachés" durch zusätzliche Forschungen zur Dissertation aus- zu lösen wären. bauen wollte, hat Rudolf Zender noch wenige Monate vor sei- Zürich, April 1989 Klaus Urner 22 23

XIII. SITUATIONSPLAN

ARCHIV FÜR ZEITGESCHICHTE ETHZ Der beigefügte Orientierungsplan dient zur Information, wie das Archiv für Zeitgeschichte am besten erreicht werden kann. Für EINGANG: SCHEUCHZERSTRASSE 68 eine Benutzung empfiehlt sich telefonische Voranmeldung (Tel. 01 256 40 03).

Verkehrsmittel ab Hauptbahnhof: f Tram 7 bis Ottikerstrasse -.\ vssjjfZiv* «>>-xvv\ "\^,^..,Aft> _* Tram 10 bis Seilbahnrigiviertel Von anderen Destinationen: •l r&rÀr^k^rïktr -Jkjé£ Tram 15 bis Ottikerstrasse Tram 9 bis Seilbahn Rigiblick

Bus 33 bis Scheuchzerstrasse EIDGENÖSSISCHE TECHNISCHE HOCHSCHULE Inhalt ZÜRICH

INSTITUT FÜR GESCHICHTE I. Zur Situation der Zeitgeschichtsforschung in 3 der Schweiz II. Privatnachlässe/Schenkungen 6 III. Abgeschlossene Erschliessungsprojekte zu 12 Quellenbeständen in ausländischen Archiven IV. Handbibüothek, Zeitungsausschnitt- 14 JAHRESBERICHT dokumentation, Spezialsammlungen V. EDV im Archiv für Zeitgeschichte 15 VI. Benutzung 18 DES VII. Kolloquien 19 VIII. Emil Friedrich Rimensberger - Fonds 20 ARCHIVS FÜR ZEITGESCHICHTE IX. Errichtung der Stiftung "Dialogik, Mary und 22 Hermann Levin Goldschmidt-Bollag" X. Personelles 23 1989/90 Das Archiv für Zeitgeschichte (AfZ) ist eine Forschungs- und Dokumentationsstelle des Instituts für Geschichte der ETH Zürich. Seine Dienstleistungen im Bereich der Sicherung und Erschliessung von historischen Quellenmate- rialien sind auch für einen breiteren Interessentenkreis von Nutzen. Die vorliegende Broschüre beschränkt sich daher nicht darauf, die internen Jahresberichte für 1989 und 1990 lediglich zusammenzufassen. Der Rückblick bietet den willkommenen Anlass, über einzelne thematische Schwer- punkte der Archivarbeit sowie über die verschiedenen Neuerungen und Schenkungen ausführlicher zu informieren.

I. Zur Situation der Zeitgeschichtsforschung in der Schweiz

Seit Ende des Zweiten Weltkrieges ist Zeitgeschichte wohl nie mehr derart bewusst miterlebt worden wie im Berichts- abschnitt 1989/90. In erster Linie machten die Ereignisse in Osteuropa den Umbruch sichtbar, der sich in der Gegen- wart vollzieht und der über rein politische Aspekte weit hinausreicht. Er markiert den Uebergang von der Nach- kriegszeit mit ihren ideologisch geprägten Konfliktformen zu veränderten Konstellationen, die stärker denn je von wirtschaftlichen Interessen, aber auch von der Notwendig- keit zur ökologischen Ueberlebenssicherung geprägt werden. Selbst in der Schweiz hat ein eigentlicher Ablösungsprozess Archiv für Zeitgeschichte ETHZ eingesetzt, dessen Ausmass zunächst unterschätzt wurde Scheuchzerstrasse 68/70, 8006 Zürich und für den die Anhäufung von Politaffären und Skandalen Tel. (01) 256 40 03 augenfällige Indikatoren waren. Eine zuverlässige Stand- ortbestimmung, die zur Lösung essentieller Zukunftsfragen Postadresse: ETHZ, 8092 Zürich als Orientierungshilfe dient, macht auch die Aufarbeit der veranlasst, vor den negativen Auswirkungen der beabsichtig- letzten Jahrzehnte zum vordringlichen Erfordernis und ten überhasteten Beseitigungsaktionen zu warnen ("Nach bedingt eine entsprechende Förderung der zeitgeschicht- dem Pichen- ein Vernichtungsskandal? Postulate zur lichen Forschung. Aufarbeitung der jüngsten Vergangenheit", NZZ, Nr. 64, Das Jahr 1989 bot mehrfachen Anlass zum historischen 17./18. März 1990). Rückblick: Die Friedensordnung von 1919, die keine Die Rahmenbedingungen für die Zeitgeschichtsforschung Sicherheit brachte, die Weltwirtschaftskrise, die 1929 ihren werden aber auch durch andere Entwicklungen in beun- Anfang nahm, vor allem aber der von Hitler provozierte ruhigender Weise erschwert. Die Forderungen nach einem Zweite Weltkrieg, der mit dem deutschen Angriff auf Polen extensiven Datenschutz, der ursprünglich wichtigen und am 1. September 1939 ausgelöst worden ist. Dass 1989 ein berechtigten persönlichen Schutzbedürfnissen Rechnung besonderes Gedenkjahr war, widerspiegelte sich auch in der tragen sollte, hat zu einer Verunsicherung geführt, die zu Zunahme einschlägiger Benutzerwünsche und Auskunfts- einer gravierenden Belastung der historischen Forschung zu begehren, die an das Archiv für Zeitgeschichte gerichtet werden droht. Bis anhin fehlt es an der unmissverständli- wurden. Die Gedenkanlässe zum 50. Jahrestag der Kriegs- chen Klarstellung, dass der Datenschutz nicht dazu miss- mobilmachung sowie die Initiative "für eine Schweiz ohne braucht werden darf, die Betätigung von Personen, Grup- Armee und für eine umfassende Friedenspolitik" akzentu- pierungen oder Institutionen in öffentlichen Belangen zu ierten antithetische Geschichtsauffassungen, die teilweise verschleiern. Hier muss der Vorrang des öffentlichen vor Züge eines schweizerischen "Historikerstreites" annahmen. dem privaten Interesse unbedingt gewahrt werden. Lassen Verschiedene Benutzerwünsche standen im Zusammenhang dennoch begründete Erfordernisse des Schutzes staatlicher mit der eidgenössischen 700-Jahr-Feier von 1991. und privater Interessen keine Oeffentlichkeit zu, so dient Die Zunahme des Interesses an Themen der jüngsten die historische Aufarbeitung dazu, durch eine nachträgliche Geschichte führte allerdings nicht zu grundlegenden Offenlegung eine demokratischen Verhältnissen entspre- Erleichterungen der Arbeitsbedingungen im Bereich der chende Kontrolle doch noch zu ermöglichen. Zeitgeschichtsforschung. Die Auswirkungen einer forcierten Haben sich Historiker und Archivare mit den negativen Emotionalisierung umstrittener Themen und Personen sind Folgen des verschärften Datenschutzes auseinanderzusetzen, bei der Quellensicherung besonders empfindlich spürbar. so sehen sie sich heute in vermehrtem Masse auch mit der Die Gefahr einer Vernichtung historisch relevanter Bestän- Gefahr gerichtlicher Klagen konfrontiert. Die Problematik de wächst in Phasen zunehmender Polarisation. Mit liegt nicht im gesetzlich geregelten Verfahren, eine Ehrver- Zwangsmethoden ist hier wenig auszurichten; statt dessen letzung oder eine Verletzung in den persönlichen Verhält- bedarf es einer kontinuierlichen Ueberzeugungsarbeit. Dies nissen geltend machen zu können, sondern in der zu wenig gilt in besonderem Masse bei privaten Quellenmaterialien, klaren Handhabung derartiger Klagen durch die Gerichte. aber auch - wie die Fichenaffäre zeigt - bei staatlichen Vor allem muss bei solchen Gerichtsverfahren, die sich auf Akten. Als die ersten Vernichtungsbeschlüsse bekannt historische und öffentlichkeitsrelevante Vorgänge beziehen, wurden, sah sich der Leiter des AfZ im Frühjahr 1990 die Möglichkeit zur Erbringung des Wahrheitsbeweises vollumfänglich gewahrt bleiben. Ohne diese Voraussetzung, unschätzbare Quellenmaterialien zu vielen Ländern der die 1984 in einem Urteil des Zürcher Obergerichtes in Dritten und Vierten Welt Hierzu gehören sein Mitwirken Frage gestellt worden war, ist die Zeitgeschichtsforschung beim Aufbau der Nationalbank im Kongo/Zaire im Auftrag ernsthaft gefährdet. Der Leiter des AfZ wurde in den der UNO (1960/61) sowie sein Engagement bei der FAO letzten Jahren in zwei Fällen als Gutachter beigezogen, (1966-1970). Im vom Krieg schwer getroffenen Bangladesh wobei Aufträge von Gerichtsinstanzen, aber nicht von Par- leitete er die UNO-Hilfsaktionen im Kampf gegen die teien angenommen worden sind. übergrosse Hungersnot. Die Unterlagen über seine Tätig- keit im Rahmen der Aid Group 1972-1976 sowie zu seinen Sondermissionen in Pakistan belegen die tragische Ge- schichte dieser Konfliktregion. II. Privatnachlässe/Schenkungen Eingehend dokumentiert wird die Arbeit des Mekong Rates, den Dr. Umbricht von 1972 bis 1976 präsidierte, wobei er im Auftrag der UNO und des IKRK zusätzliche Im Archiv für Zeitgeschichte kommt der Betreuung von Missionen in Süd- und Nordvietnam übernommen hatte. historisch relevanten Quellen vor allem aus Privatbesitz Nach dem Vietnahmkrieg setzte er sich für die Wieder- Priorität zu. Auch im Berichtsjahr haben die inzwischen aufbauhilfe ein. Zu Vietnam und Kambodscha finden sich rund hundert hier betreuten Privatbestände wertvollen hier sonst kaum greifbare Quellenmaterialien zum Zeitraum Zuwachs erhalten. Als wichtigste Schenkung ist für 1989 der 1968 bis 1980, die Aufschlüsse sowohl über die Versuche Nachlass von DR. IUR. DR. H.C. MUIT. VICTOR H. UM- zur Stabilisierung dieses Krisengebietes vor dem Untergang BRICHT (1915-1988) zu nennen. Er hat als bedeutendster Südvietnams wie zur Einleitung der Nachkriegshilfe ver- Schweizer Mediator während der letzten zwei Jahrzehnte im mitteln. Dienst der UNO schwierigste Missionen auf internationaler Ebene wahrgenommen. Seine schwierigste Mission übernahm er in Ostafrika, nachdem Kenya, Tansania und Uganda ihre Gemeinschaft Nach seinem Eintritt 1941 in das damalige EPD war er auf 1977 in einem Eklat aufgelöst und sich die gemeinsamen Aussenstation in Ankara, London und Washington. Aus Vermögenswerte gegenseitig blockiert hatten. Trotz nahezu dieser Zeit sowie über seine Tätigkeit als Direktor der unüberwindbaren Schwierigkeiten gelang es Umbricht 1987, Eidgenössischen Finanzverwaltung (1957-1960) finden sich nach jahrelangem unermüdlichem Engagement und einer im Nachlass kaum Unterlagen. Ebenfalls nicht dokumentiert aufreibenden Kleinarbeit die Entflechtung der "East African ist seine Tätigkeit im Dienst der Firma Ciba-Geigy AG, Community" erfolgreich abzuschliessen und dadurch die deren Verwaltungsrat er angehörte. Dieses Unternehmen Spannungen zwischen diesen Ländern zu vermindern. Die hat ihn mehr und mehr für internationale humanitäre einschlägigen Akten zur Geschichte der Ostafrikanischen Aufgaben freigestellt. Gemeinschaft umfassen mehr als 20 Schachteln und 50 Der umfangreiche Bestand enthält denn auch entsprechend Ordner mit sonst kaum auffindbarem Quellenmaterial, das den verschiedenen Hilfsmissionen von Dr. Umbricht dank dieser Schenkung der historischen Forschung zugäng- lieh gemacht werden kann. Ergänzt wird der Nachlass durch in den dreissiger Jahren wegen seiner Sympathien für das die im Archiv für Zeitgeschichte bereits vorhandenen ein- Dritte Reich auf zunehmende Ablehnung und übersiedelte schlägigen Ausschnittdossiers der NZZ-Redaktion, welche 1940 ins Zürcher "Exil", wo er in Uerikon am See völlig die internationalen Ereignisse und Entwicklungen auf isoliert starb. Im Nachlass Dominik Müllers sind dessen Grund der Presseberichterstattung dokumentieren. Bücher, Einzelschriften und Beiträge zwar weitgehend Die schweizerische Oeffentlichkeit nahm von Umbrichts vorhanden, doch fehlen fast sämtliche Manuskripte. Einige Wirken in Konfliktgebieten Afrikas, Südostasiens und wichtige Zeugnisse fanden sich zum literarischen Verein Südamerikas, wo er - wie ihn William Diamond würdigte "Basilea", dessen Aktuar er von 1887-1889 war. Ein Rarissi- - als "trouble shooter" im Dienst der UNO Hilfe unter mum ist auch die von ihm mitgegründete und redigierte, schwierigsten Verhältnisse leistete, kaum oder nur punktuell antisemitisch ausgerichtete Zeitschrift "Der Samstag", die Kenntnis. Er war Mitarbeiter von vier UNO-Generalse- 1904 bis 1914 gesellschaftskritische und literarische Beiträge kretären gewesen und erhielt sogar den offiziellen Titel brachte und 1932 bis 1934 akzentuiert politisch wieder eines "Under-Secretary-General". Dass der Beitritt der auflebte. Schweiz zur UNO ausblieb, für den er sich sehr engagiert Seit der Jahrhundertwende datiert die Freundschaft mit hatte, war für ihn eine Enttäuschung. dem spanischen Dichter Pio Baroja, zu dessen deutsch- Ein erster Teil dieses Nachlasses ist dem AfZ wegen sprachigem Uebersetzer und Vermittler Paul Schnütz Räumung eines Büros bereits am 5. Juli 1988 in Basel wurde. Den vorliegenden einschlägigen Korrespondenzbe- übergeben worden. Den zweiten Teil im Umfang von rund stand hat Catherine Haenggi für ihre Dissertation "Quaran- 900kg hat die Firma Ciba-Geigy am 1. November 1989 nach te lettres inédites de Pio Baroja, Baroja analysé à partir de einer Vorsichtung nach Zürich überbringen lassen. Der sa correspondance avec Paul Schmilz" (Meltingen/Fribourg Bestand wurde inzwischen übersichtsmässig erfasst; es wäre 1976) ausgewertet. sehr zu begrüssen, wenn sich eine detailliertere Erschlies- Die Korrespondenzen mit seiner Frau Lydia Dechanova- sung im Zusammenhang mit wissenschaftlichen Arbeiten im Schmitz (intensiv geführt von 1907 bis 1942) sowie mit universitären Bereich realisieren liesse. weiteren Familienangehörigen vermitteln zusätzliche 1989 Jahr verstarb in Richterswil der Journalist GEORG Einblicke in Lebensverhältnisse und Geisteshaltung dieses SCHMITZ. Da Angehörige fehlten, mussten in der sich selbst streitbaren wie umstrittenen Schriftstellers, dessen Antise- überlassenen Wohnung vier verschiedene völlig ungeordnete mitismus hier in besonders krasser Weise zutage tritt. Nachlässe unter Bergen von irrelevanten Papieranhäu- Auch der Nachlass von LYDIA DECHANOW-SCHMTTZ fungen rekonstruiert werden. Bei der Hinterlassenschaft (1881-1976), der zweiten Frau von Paul Schmilz, ist von befanden sich auch Unterlagen seines Vaters PAUL Interesse. Er lernte die russische Generalstochter 1906 in SCHMTTZ (1871-1953). Dieser war unter dem Pseudonym Paris kennen. Im Verlauf der Revolutionszeit kamen Dominik Müller ein bekannter Schriftsteller und gefeierter verschiedene Familienmitglieder um. Sie führte bis zu ihrem Mundartdichter seiner Heimatstadt Basel. Er stiess jedoch Tod eine langjährige Korrespondenz mit Verwandten in Riga und wehrte sich auch gegen die Enteignung ihrer sich nunmehr aus drei Ablieferungen zusammensetzt (1981, Familie. Ihr Schicksal als Russin und Schweizerin, die an 1984, 1989), wurde er überarbeitet, teilweise neu struktu- ihrer traditionellen Verwurzelung festhielt, ist Teil der riert und verzeichnet. Geschichte Osteuropas. Die beiden anderen Nachlässe, Der Nachlass des Schweizer Nationalsozialisten und darunter derjenige des Sohnes Georg Schmitz (1913-1989), Neofrontisten THEODOR FISCHER (1895-1957) war der enthielten weitgehend irrelevante Materialien. Sie wurden damaligen Arbeitsgruppe für Zeitgeschichte schon 1970 mit Ausnahme derjenigen Unterlagen ausgeschieden, die übergeben worden, konnte aber erst später zugänglich vor allem für den Lebensweg der Eltern von Bedeutung gemacht werden. Er wurde nun geordnet und durch ein sind. Bis Ende 1990 wurden die Nachlässe von Paul und Bestandesverzeichnis erschlossen. Lydia Schmitz-Dechanova geordnet und durch entspre- chende Bestandesverzeichnisse erschlossen. Weitere Schenkungen, die zum Teil Ergänzungen zu bereits im Archiv für Zeitgeschichte vorhandenen Beständen Auch der Nachlass des katholisch-konservativen Publizisten enthielten, verdanken wir folgenden Donatoren: DR. IUR. CARL DOKA (1896-1980) - darunter eine Samm- lung'von rund 50 Photos zu Bundesrat Giuseppe Motta - Dr. med. Walter Abegg, a.Oberrichter Fritz Baumann, Dr. konnte für die Benutzung zugänglich gemacht werden. Von Katharina Bretscher-Spindler, a. Divisionär Dr. Gustav Herrn Alexander Grossman wurden historisch wertvolle Däniker, Irma Dankwort, Paul David, Theodor Dietzi, Photoalben sowie weitere Unterlagen aus dem Nachlass von Marco Doka, Inès Frey-Silberschmidt, Dr. iur. Willy N. KONSUL CARL LUTZ (1895-1975) übergeben, die dessen Frick, Elias Gast, Dr. Willi Gautschi, Prof. Dr. Hermann Zeit in Palästina, aber auch die tragischen Ereignisse in Levin Goldschmidt, Dr. Arvéd Grebert, Alexander Gross- Budapest veranschaulichen, während derer Carl Lutz durch man, Dr. Daniel Heller, Paul Hofer, Dr. Max Hornberger, sein humanitäres und mutiges Wirken Tausende von a. Nationalrat Dr. Erwin Jaeckle, Dr. iur. Otto Kopp, Eva Verfolgten vor dem Tod bewahrt hat. Koralnik, Georg Lohrer, Gertrud Lutz, René Nordmann, a. Nationalrat Ing.agr. ETH Valentin Oehen, a. Staatssekretär Der Teilnachlass von DR. MED. OTTO SCHIRMER (1909- Dr. Raymond Probst, Dr. iur. Markus Redli, Sybille Rosen- 1990) dokumentiert die Arbeit dieses engagierten IKRK- baum, Brigitte Rosenbusch-Silberschmidt, Marchesa Isabella Vertreters in Berlin, dessen Hauptaufgabe die Betreuung Ruegger, Barbara Schnyder, Dr. Gerhart Schürch, Annema- der alliierten Kriegsgefangenen in den deutschen Inter- rie Vogt, Georges Wüthrich, Lucie E. Zehnder, Dip.Ing. niertenlagern war. Der Bestand umfasst verschiedene ETH Otto Zaugg.. Berichte und illustrative Einzeldokumente, wobei die Photos aus den Gefangenenlagern aus dem Zeitraum 1942-1945 Ausserdem gilt unser Dank für die Ueberlassung von überwiegen. Büchern, Schriften sowie von Belegexemplaren auch den hier nicht namentlich aufgeführten Donatoren, zu denen Der Nachlass des Flüchtlingspfarrers DR. H.C. PAUL VOGT verschiedene Institutionen gehören. (1900-1984) wurde durch umfangreichere, vermehrt private und zum Teil gesperrte Unterlagen ergänzt. Da der Bestand

10 11 III. Abgeschlossene Erschliessungsprojekte zu 2 Die "Schwarzen Listen " der Alliierten im Zweiten Weltkrieg, Quellenbeständen in ausländischen Archiven Public Record Office, London Auf Grund der Nachforschungen von Herrn Dr. Oswald Inglin, Basel, wurden im Public Record Office in London Das Archiv für Zeitgeschichte macht der Forschung in die "Schwarzen Listen" verfilmt und die darin aufgeführten Ergänzung zu seinen eigenen Beständen auch Akten aus Schweizer Firmen und Einzelpersonen nach bestimmten ausländischen Archiven in Form von Mikrofilmen zugäng- Kriterien (Wirtschaftszweige, Zeitpunkt, Gründe etc.) er- lich. Die hierfür einsetzbaren Finanzmittel entstammen fasst. Die von Herrn Dr. Inglin durchgeführte Auswertung nicht dem ordentlichen Budget und sind eng begrenzt. basiert auf einer vom Archiv für Zeitgeschichte eingerichte- Wenn dennoch Ergebnisse erzielt wurden, die weit über un- ten und vom Basler Historiker aufgebauten Datenbank, die sere eigenen Möglichkeiten hinausgehen, so ist dies in 1629 Einträge mit ergänzenden Hinweisen enthält. Sie kann erster Linie wiederum auf die dem AfZ entgegengebrachte zusammen mit den Mikrofilmen im Archiv für Zeitge- Kooperationsbereitschaft zurückzuführen. Folgende Quel- schichte für weitere Forschungszwecke benutzt werden. lenförschungsprojekte konnten entweder beendet oder in Angriff genommen werden: 3. Akten zu den schweizerisch - amerikanischen Wirtschafts- und Finanzbeziehungen (u.a. National Archives, Washing- L Quellen zu den schweizerisch - österreichischen Beziehun- ton) gen im Oesterreichischen Staatsarchiv sowie in den Bestän- den der "Stiftung Bruno Kreisky Archiv", Wien. Der Bestand von Dr. rer. pol. Marco Durrer besteht in der Hauptsache aus kopierten Akten amerikanischer und In Zusammenarbeit mit Frau M. Claudia Hoerschelmann, englischer Archive und liegt nunmehr in erschlossener Form Wien, wurden Quellenbestände des Oesterreichischen vor. Diese Forschungsunterlagen wurden im Zusammen- Staatsarchivs verfilmt, die in zentraler Weise die österrei- hang mit seiner Dissertation "Die schweizerisch - amerika- chisch - schweizerischen Beziehungen während der Jahre nischen Finanzbeziehungen im Zweiten Weltkrieg" (Bern 1918 bis 1938 dokumentieren. Erfasst wurde der Bestand 1984) zusammengetragen, reichen aber über diese Thematik "Neues politisches Archiv: 1. Republik", wobei vor allem die weit hinaus. Der Kopienbestand besitzt in der vorliegenden Akten der österreichischen Gesandtschaft in Bern in- umfassenden Form einen eigenständigen Dokumentations- teressierten. wert. Mit umfangreichen Quellenmaterialien insbesondere Die Zusammenarbeit mit der "Stiftung Bruno Kreisky der National Archives, der Library of Congress, der Frank- Archiv" in Wien führte 1989 zur Vereinbarung eines Un D. Roosevelt Library, der Harry S. Truman Library Austausches von Quellenmaterialien, der im folgenden Jahr sowie des Public Record Office in London bildet die durchgeführt worden ist. Für das Entgegenkommen danken Schenkung eine willkommene Ergänzung der im AfZ wir dem Präsidenten der Stiftung, Herrn a. Botschafter Dr. vorhandenen Bestände zur Wirtschafts- und Finanzge- Hans Thalberg, sowie Herrn Dr. Dr. Olivier Rathkolb. schichte.

12 13 Eine weitere ergänzende und abschliessende Schenkung "Inland", die vor allem aus ganzen Zeitungen, Zeitungsaus- verdanken wir Herrn Dr. Daniel Haener; dieser Bestand zu schnitten und Flugblättern bestehen und von den Redak- den schweizerisch - spanischen Beziehungen befindet sich toren Dr. Kurt Müller und Dr. Nicolo Biert angelegt in Bearbeitung. Die Kooperation mit Herrn lic.phil. Johann worden waren, wurden zusammengefasst und neu geordnet. Aeschlimann ermöglicht in den National Archives, Washing- Da in früheren Zeiten offenbar kein eigentliches NZZ- ton, ein zweites Erschliessungsprojekt, das unsere eigenen, Inlandarchiv geführt worden ist, findet der interessierte 1988 unternommenen Nachforschungen zu den Beständen Forscher in dieser Pressedokumentation ein reichhaltiges des OSS weiterführt, worüber ebenfalls nach Abschluss Material zur schweizerischen Innenpolitik, das zum Teil bis ausführlicher orientert wird. in die Zeit des Ersten Weltkrieges zurückreicht und sich bis in die sechziger Jahre erstreckt.

IV. Handbibliothek, Zeitungsausschnitt- dokumentation, SpezialSammlungen V. EDV im Archiv für Zeitgeschichte

Das Archiv für Zeitgeschichte dokumentiert durch seine Die Zielsetzung, die EDV im Archiv für Zeitgeschichte verschiedenen ergänzenden Sammlungen (systematische integral auf allen Stufen der Archivierung und Erschliessung Zeitungsausschnittdokumentation, Biographische Sammlung, einzusetzen und mit ihrer Hilfe eine zentrale und mehrere Sammlung Geschichte, Flugblätter und Photos, mündliche spezielle Datenbanken aufzubauen, konnte weitgehend Quellen in Form von Tondokumenten, Handbibliothek) ein verwirklicht werden. Es ist dies das Verdienst von Herrn weitgefasstes Themenspektrum. In diesen Bereichen wurden Dr. Thomas Ehrsam, der für alle EDV-Belange im AfZ die laufenden Arbeiten fortgeführt sowie einzelne Bereini- zuständig ist. Die mit dem Textverarbeitungsprogramm gungen wie die Neubeschriftung der Handbibliothek WordPerfect erstellten Bestandesverzeichnisse werden mit vorgenommen. Als unentbehrliche Hufe erweisen sich die einem speziell entwickelten Programm Dossier um Dossier zur Verfügung gestellten Gratisabonnements für Zeitungen automatisch in die zentrale Datenbank (DataPerfect) und Zeitschriften, die für diese Dokumentationen ausgewer- eingespiesen, ohne dass eine manuelle Eingabe in die tet werden. einzelnen Felder der speziell strukturierten Datenbank erfolgen muss. Das frühere Erstellen von Karteikärtchen Das Originalausschnittarchiv der NZZ-Redaktion, das dem entfällt; statt dessen, werden die Bestände schon kurz nach AfZ 1980 geschenkt worden ist und seither in Abständen dem Abschluss der Archivierungsarbeiten auch im Rahmen ergänzt wird, umfasst die nach Ländern und Sachgruppen der zentralen Datenbank erschliessbar. Als wesentliche Er- gegliederten, chronologisch geordneten Ausschnittdossiers leichterung kommt hinzu, dass die Beschriftung der Etiket- der Auslands- und Wirtschaftsredaktion (ab 1954 bzw. 1924). Die Sammlungen "Kommunismus/Sozialismus11 sowie

14 15 ten für die einzelnen Dossiers ebenfalls unter Verwendung Informationen in DataPerfect wesentlich vereinfacht. Da die der Datenbank über einen EDV-Ausdruck erfolgen kann. Volltextabfrage mit zunehmendem Umfang der Datenbank an Schnelligkeit einbüsst, wird die Beschlagwortung, noch Ursprünglich rechneten wir damit, die schon bestehenden Verzeichnisse mühsam von Hand eingeben zu müssen. Da mehr aber die Eingabe der für eine eingeschränkte Abfrage vorgesehenen Felder (vor allem zeitliche und geographische für diese Aufarbeitung keine zusätzlichen Hilfen verfügbar waren, blieb auch längerfristig unbestimmt, wann die älteren Eingrenzungen) vordringlich. Diese grosse Aufgabe wird nur schrittweise zu bewältigen sein. Die laufenden techni- Bestände über die Datenbank abrufbereit sein würden. Mit schen Anpassungen, aber auch die Erstellung ergänzender Hilfe des Instituts für Kommunikationstechnik der ETHZ, Datenbanken wie beispielsweise diejenige für die Mikrofil- dem wir sowie insbesondere Herrn Jan Oerum unseren verbindlichsten Dank aussprechen, konnten wir die ma- me erweisen sich als zeitaufwendig und müssen neben der kontinuierlichen Betreuungsarbeit im EDV-Bereich durch- schinengeschriebenen Verzeichnisse des AfZ (insgesamt 63) "scannen", d.h. maschinenlesbar machen. Da das Einlesen geführt werden. noch nicht fehlerfrei erfolgt, muss eine Nachbearbeitung Einen wesentlichen Fortschritt brachte zudem der Anschluss vorgenommen werden, die bis zur Transferierung in die an KOMETH, an das lokale Netzwerk der ETH. Mit dem Datenbank immer noch einen erheblichen Zeitaufwand nun installierten Programm Crosstalk können wir vor allem erfordert. Im Berichtsraum konnte ein beträchtlicher Teil die Bestände der ETH-Hauptbibliothek (ETfflCS) direkt der älteren Verzeichnisse, darunter einige der umfangreich- abfragen und auf diesem Weg auch Bestellungen aufgeben. sten, aufbereitet und in die Datenbank aufgenommen Ueber KOMETH und das NUZ ist der Anschluss an das werden. Ende 1990 umfasste sie insgesamt 37 Nachlässe mit Sibil-System möglich geworden, so dass jetzt die Daten- 9'184 Dossiers. banken der Universitätsbibliotheken in Basel, Bern sowie alternativ auch der Westschweiz abgefragt werden können. Die Einführung der EDV wurde von den Mitarbeitern und Diese Zugriffsmöglichkeiten rechtfertigen die von Anfang Mitarbeiterinnen positiv aufgenommen, obwohl die Um- an im AfZ verfolgten Richtlinie, die bescheidenen Fi- stellung zunächst eine Zusatzbelastung mit sich brachte. Mit nanzmittel ganz überwiegend nur für die ungedruckten dem Fortschreiten der EDV-Archivierung kam es an den Quellenmaterialien einzusetzen. PCfc zu Engpässen; inzwischen sind uns zwei weitere PCs zur Verfügung gestellt worden. Den steigenden Ansprüchen für'eine weitergehende EDV- Unterstützung der Arbeitsabläufe kommt die ständige Verbesserung der Programme entgegen (WP 5.1, DP 2.1, WP Office 3.0). Die Installation von WordPerfect Office 3.0 mit den neuen Programmiermöglichkeiten schuf die Voraussetzung, eine menugeführte Abfrage einzurichten, die den bisher komplizierten Zugriff zu den gewünschten

16 17 VI. Benutzung VII. Kolloquien

War zunächst ungewiss, wie sich der Umzug aus dem Das Archiv für Zeitgeschichte, das neben schriftlichen auch zentral gelegenen ETH-Hauptgebäude an den gegenwärti- mündliche Quellen erschliesst, führte im Rahmen des gen Standort auf die Benutzung auswirken würde, so liegt "Freundes- und Fördererkreis des Archivs für Zeitgeschich- die Besucherfrequenz mit über 200 Benutzungen jährlich te" wiederum Kolloquien mit Zeugen der Zeit durch, deren merklich über den früheren Zahlen (1989: 206; 1990: 224). Rückblick im Sinne eines Zeugnisses ad personam auf Ein Besuch im Archiv für Zeitgeschichte erfolgt zumeist für Tonband festgehalten wurde: wissenschaftliche Zwecke, sei es für Seminar- und Lizenti- atsarbeiten, für Dissertationen oder andere Forschungs- beiträge. Für die Einsichtnahme in ungedruckte Quellen- 8.3.1989 DR. GERHAKT M. RIEGNER: Im Kampf gegen unterlagen ist jeweils ein schriftliches Gesuch erforderlich, die "Endlösung" während die gedruckten Materialien auch für rasche 31.5.1989 PROF. DR. ROBERT JUNGK: Politische Arbeit Informationsbedürfnisse verfügbar sind. Die Bereitstellung ohne Arbeitserlaubnis. Erinnerungen an meine eines Arbeitsplatzes im Leseraum erfolgt nach Voranmel- Schweizer Emigrationsjahre 1938-1945 dung. Eine intensivere Oeffentlichkeitsarbeit würde die im 25.10.1989 A. STAATSSEKRETÄR DR. RAYMOND PROBST: AfZ vorhandenen personellen und finanziellen Möglichkei- Von der Kriegs- zur Nachkriegsdiplomatie. ten überfordern. Hingegen werden unsere erschlossenen Erinnerungen 1942-1966 Bestände vom zentralen Nachweis für die Nachlässe in schweizerischen Archiven und Bibliotheken erfasst. Der Be- 13.12.1989 DR. THEOL. H.C. ALFRED A. HÄSLER: Pietis- such der "Basler Arbeitsgemeinschaft für Zeitgeschichte" im mus - Marxismus - Humanismus der Bergpre- Februar 1989 oder die Orientierung der Redaktion Zeitge- digt. Wegstationen eines engagierten Zeitgenos- schichte TV DRS diente ebenso der Information wie die sen Veranstaltungen im Rahmen des vom AfZ initiierten 13.3.1990 DR. IUR. FRTTZ HEEB: Ein Leben in der Arbei- zeitgeschichtlichen Kolloquienkreises. Vor allem der terbewegung Nachlass von Walter Bosshard konnte für Ausstellungs- 9.5.1990 A. BOTSCHAFTER FELIX SCHNYDER: Erfahrun- zwecke fruchtbar gemacht werden*(Mongolei-Ausstellung im gen als UN-Hochkommissar für das Flüchtlings- Museum Allerheiligen, , Magnum-Ausstellung im Kunsthaus Zürich mit der Vorführung von Filmen zu wesen 1961-1965 China/Mongolei). 11.7.1990 DR. IUR. VEIT WYLER: Erinnerungen eines zionistischen Schweizer Juden

18 19 24.10.1990 A. STAATSSEKRETÄR DR. RAYMOND PROBST: Secours), zu den grossen Seerechtskonferenzen in Genfund Probleme der schweizerischen Aussenwirtschaft New York sowie zur Konferenz der IAEA für die Kodifika- und Diplomatie 1966-1984 tion einer Verantwortungskonvention gegenüber Dritten bei 12.12.1990 A. BOTSCHAFTER FELIX SCHNYDER: Wegstatio- nuklearen Zwischenfällen. nen eines Schweizer Diplomaten - Felix Schny- Weitere Arbeiten bezogen sich auf das bereinigte Ver- der im Gespräch mit Raymond Probst zeichnis der gedruckten Schriften von Herrn A. STAATS- SEKRETÄR DR. RAYMOND PROBST. Ein kleiner Bestand zu FRIEDRICH MERKER, der 1873 die Fabrik Merker AG in Baden gründete, enthält einen auch wirtschaftshistorisch Aus dem "Freundes- und Fördererkreis des Archivs für interessanten Beitrag zur Geschichte der deutschen Ein- Zeitgeschichte", dem rund 60 ständige Mitglieder angehö- wanderung in die Schweiz. Archiviert wurden auch Berichte ren, erhalten wir immer wieder wertvolle Anregungen; von ALFRED ERNST über den Offiziersbund von 1940, die gedankt sei aber auch für die Unterstützung des Ver- Herr Dr. Gerhart Schürch dem Archiv für Zeitgeschichte filmungsprojekts in Oesterreich. über Herrn Dr. Willi Gautschi zukommen üess. Die durch den Emil Friedrich Rimensberger - Fonds mit einem finanziellen Beitrag unterstützte Dissertation von Frau Dr. Ursula Akmann-Bodenmann zum Thema "Die VIII. Emil Friedrich Rimensberger - Fonds schweizerischen Sozialattaches. Ein Beitrag zur Geschichte des diplomatischen Dienstes nach dem Zweiten Weltkrieg" wurde im Dezember 1990 abgeschlossen. Das Tagebuch von Der Emil Friedrich Rimensberger - Fonds hat auch E. F. Rimensberger erwies sich für diese Arbeit als ergiebi- 1989/90 einen wesentlichen Beitrag zur Finanzierung von ge Quelle, wobei im vorliegenden Zusammenhang allerdings Quellenerschliessungsarbeiten im Archiv für Zeitgeschichte nur ein kleiner Teil der über 12*000 Seiten zählenden geleistet. Mit seiner Unterstützung konnnten die Arbeiten Aufzeichnungen ausgewertet werden konnten. Nach dem am inhaltsreichen Nachlass von BOTSCHAFTER DR. PAUL Verlust unseres Stifters, des Malers Rudolf Zender, ist Herr RUEGGER weitergeführt werden. Es handelt sich um einen Jean-Claude Zehnder 1989 als Nachfolger seines Vaters in unserer grössten und wichtigsten Bestände, der von Frau das Kuratorium des Emil Friedrich Rimensberger - Fonds Dr. Marie-Ciaire Däniker mit sachkundigem Engagement eingetreten. Wir freuen uns über die Zusammenarbeit mit geordnet wird. In der Berichtszeit wurden die Quellen- Herrn Jean-Claude Zehnder sehr und danken ihm für die materialien zum IKRK bearbeitet, dessen Präsident Paul Uebernahme dieses Mandats. Ruegger von 1948-1955 gewesen war. Insgesamt wurden 165 Dossiers inhaltlich aufgeschlüsselt und in einem Teilver- zeichnis zusammengefasst. Geordnet wurden auch die Unterlagen zum BIT und zur UIS (Union Internationale de

20 21 IX. Errichtung der Stiftung "Dialogik, Mary X. Personelles und Hermann Levin Goldschmidt-Bollag" Da die Schaffung einer zusätzlichen Etatstelle angesichts Ein höchst erfreuliches Ereignis verdankt das Archiv für rigoroser Sparmassnahmen kurzfristig nicht zu realisieren Zeitgeschichte Herrn und Frau Prof. Dr. Hermann und ist, sind wir bestrebt, über Mischfinanzierungen unter Mary Levin Goldschmidt-Bollag; sie errichteten am 9. Mai Einbezug privater Stiftungen Teilzeitanstellungen zu 1990 ein Stiftungswerk, das "der Förderung wissenschaftli- ermöglichen, welche den Beizug zusätzlicher fachlich qualifi- cher Forschung im Sinn jüdischer und schweizerischer zierter Mitarbeiter erlauben. Zugenommen haben aber Weltoffenheit dient". Die Stiftung "Dialogik, Mary und nicht nur die Bestände, die eine Aufarbeitung erfordern; die Hermann Levin Goldschmidt-Bollag" unterstützt die nicht vorausplanbaren Aufgaben, die mit der Benutzerbe- Bestrebungen des Archivs für Zeitgeschichte zur Sicherung treuung, mit schriftlichen und telefonischen Anfragen, aber und Erschliessung historisch bedeutsamer Quellenmateria- auch mit eigentlichen Sekretariatsarbeiten zusammen- lien. Wichtige thematische Schwerpunkte finden sich im hängen, erfordern von den einzelnen Teilzeitmitarbeitern historischen Bestand der Stifter vorgegeben. Zu den die gleichzeitige Wahrnehmung unterschiedlicher Funktio- geförderten Forschungsvorhaben gehören die jüdische nen. Verfolgung und Emigration seit 1933, die Geschichte des Seit Anfang August 1989 ist Herr lic.phil. Uriel Gast als Schweizer Judentums, aber auch ein breites Spektrum Nachfolger von Herrn lic.phil. Aram Mattioli für die politischer und geisteswissenschaftlicher Zeitfragen. Im Nachlassbetreuung sowie für ad hoc anfallende Aufgaben Sinne eines Grundsteins wurde die Stiftung zunächst einmal zuständig. Er und Herr Dr. Thomas Ehrsam, der in erster mit einem Gründungskapital von 50*000 Franken ausgestat- Linie die EDV betreut, teilen sich die zweite Etatstelle. tet. Neu hinzu kam im März 1990 Herr Hansruedi Hegi. Zu- In einem ersten Schritt werden die von Herrn Prof. Dr. sammen mit Frau Dr. Marie-Ciaire Däniker, Frau Dr. Hermann Levin Goldschmidt bisher übergebenen Quellen- Ursula Akmann-Bodenmann, und Herrn Werner Hagmann, materialien durch Herrn lie. phil. Uriel Gast aufgearbeitet. die allerdings nur stundenweise mitarbeiten, verfügt das Im November 1990 erschien vom Stifter die Schrift "Noch- Archiv für Zeitgeschichte zwar über ein kleines, aber mals Dialogik", die Aufschlüsse .über dessen Briefwechsel engagiertes Mitarbeiterteam, ohne das die zusätzlichen wie und die Begegnung mit Wolfgang Pauli erbringt und damit die laufenden und zeitaufwendigen Betreuungs- und eine frühe Verbindung zur ETH dokumentiert. Archivierungsaufgaben nicht zu lösen wären.

22 23 EIDGENÖSSISCHE TECHNISCHE HOCHSCHULE INHALT

ZÜRICH I. Zum Geleit 3 II. Übernahme des historischen Vorort-Archivs 4 INSTITUT FÜR GESCHICHTE III. Errichtung einer Aussensteile für unsere Bestän- de zur Wirtschaftsgeschichte 7 IV. Privatnachlässe: Schenkungen und erschlossene Bestände 9 V. Erschliessung von Quellenbeständen in ausländi- schen Archiven 13 VI. Forschungsprojekte / 16 JAHRESBERICHT VII. Handbibliothek, Zeitungsausschnittdokumenta- tion, SpezialSammlungen 18 VIII. EDV im Archiv für Zeitgeschichte 19 DES IX. Benutzung 20 X. Kolloquien 22 ARCHIVS FÜR ZEITGESCHICHTE XI. Emil Friedrich Rimensberger-Fonds 24 XII. Stiftung "Dialogik, Mary und Hermann Levin Goldschmidt-Bollag" 26 1991 XIII. Personelles 28 I. Zum Geleit

Im Berichtsjahr wurde das Archiv für Zeitgeschichte des Instituts für Geschichte der ETH Zürich sowohl im Bereich der Quellensicherung als auch bei den Benutzungsdiensten vor beträchtliche Herausforderungen gestellt. Mit der Uebernahme des historischen Archivs des Schweizerischen Handels- und Industrievereins (Vorort) im April 1991 verzeichnet das Archiv für Zeitgeschichte den grössten Zuwachs seit seinem Bestehen. Bei den umfangreichen Quellenmaterialien des Vorort-Archivs handelt es sich um einen Kernbestand zur schweizerischen Wirtschaftsgeschich- te, der für die historische Forschung zu einem breiten Themenspektrum von hervorragender Bedeutung ist. Er war bis anhin aber nicht oder nur schwer zugänglich. Um so erfreulicher ist es, dass sich der Vorort im Zusammenhang mit seinem Umzug für eine grundsätzliche Nutzbarmachung seiner historischen Bestände zugunsten der wissenschaftli- chen Forschung entschieden hat. Die Archivierung und Erschliessung hat er dem Archiv für Zeitgeschichte anver- traut, womit er dem Standort Zürich und der ETH die Präferenz gibt. Der Rückblick 1991 bietet die Gelegenheit, über die Neuzugänge, aber auch über die verschiedenen Archivtätig- keiten eingehender zu informieren. Dieser Jahresbericht möchte denjenigen, die sich mit der neuesten Geschichte befassen, die Inanspruchnahme der Dienstleistungen des Archivs für Zeitgeschichte erleichtern.

Archiv für Zeitgeschichte ETHZ Scheuchzerstrasse 68/70, 8006 Zürich Tel. (01) 256 40 03 Postadresse: ETHZ, 8092 Zürich II. Übernahme des historischen Vorort- Wochen begleitet. Die ständige Präsenz erwies sich als Archivs ausserordentlich vorteilhaft und ermöglichte die vollständige Erfassung der vorhandenen Bestände. Für die Aufnahme des Istzustandes wurden sämtliche Faszikel numeriert und Der Vorort, die Präsidialbehörde des Schweizerischen in einem Grobverzeichnis aufgelistet. Das Einpacken der Handels- und Industrievereins (SHIV), hatte schon seit Akten, Zeitschriften und Bücher (insgesamt rund 350 einiger Zeit nach einem geeigneten Ort für sein historisches Laufmeter) sowie der Transport beanspruchten knapp drei Archiv Umschau gehalten. Schliesslich fiel seine Wahl auf Tage und wurden durch die Firma Vicentini vom 16. bis 18. das Archiv für Zeitgeschichte, das seit 1978 den Nachlass April 1991 ausgeführt. von DR. HEINRICH HOMBERGER (1896-1985) betreut. Als Direktor hatte er während der Kriegs- und Nachkriegszeit Schon jetzt lässt sich die substantielle Ergiebigkeit an der die Entwicklung des Vororts massgeblich geprägt. Die Vielfalt der dokumentierten wirtschaftspolitischen Themen Schulleitung der ETH erteilte der angebotenen Uebernah- erkennen, mit denen sich der Schweizerische Handels- und me mit ihrem Entscheid vom 26. Februar 1991 die Zustim- Industrieverein seit seiner Gründung im Jahre 1870 ausein- mung. andergesetzt hat. Als älteste und umfassendste Spitzen- organisation der schweizerischen Wirtschaft übernahm der Das Archiv des Vororts befand sich im Dachgeschoss der SHIV von Anfang an die Wahrung der Interessen von Liegenschaft Börsenstrasse 26, 8001 Zürich (5. Stock), in Handel und Industrie, insbesondere im Verkehr mit den welcher sich der Vorort eingemietet hatte. Die Archivalien Bundesbehörden, und erlangte dadurch gewichtigen Einfluss waren in offenen Regalen, in Bücherschränken sowie in auf die Wirtschaftspolitik. Vertikalschränken für Hängeregistraturen untergebracht. Im Dachgeschoss herrschten klimatisch sehr ungünstige Dem Verein gehören gegenwärtig 19 kantonale Handels- Verhältnisse mit starker Verschmutzungsgefahr. Es zeigte kammern und 115 Fachverbände an. Das oberste Organ des sich, dass die alten Registraturen für die Aktenablage mit Schweizerischen Handels- und Industrievereins wird durch der Zeit ohne die erforderliche Neuordnung aufgegeben die Delegiertenversammlung dieser Sektionen gebildet. Die worden waren. Aus Platzmangel wurden die Dossiers mehr 1882 gegründete Schweizerische Handelskammer formt den und mehr nach dem Prinzip der vorhandenen Lücken in erweiterten Vorstand oder das Parlament des Vereins. Sie den Gestellen versorgt. Im Interesse eines besseren Zugriffs beurteilt Fragen von grosser wirtschafts- und staatspo- waren die Sachbearbeiter dazu übergegangen, auch ältere litischer Tragweite und beschliesst Stellungnahmen zu Bestände bei sich im Büro zu behalten. wichtigen Abstimmungsvorlagen. Die Präsidialbehörde, der sogenannte Vorort, behandelt die Sachgeschäfte; seine Erste Priorität hatte daher die Sicherung der historischen Geschäftsstelle befindet sich in Zürich. Quellen auf allen vom Vorort belegten Stockwerken. Von Seiten des Archivs für Zeitgeschichte haben Frau Dr. Zum historischen Vorort-Archiv gehören die seit 1870 Ursula Akmann-Bodenmann und Herr lie. phil. Uriel Gast vollständig erhaltenen Briefkopien. Es handelt sich um die Umzugsvorbereitungen des Vororts während mehreren insgesamt 430 Missivenbände, denen jeweils ein Register beigefügt ist und deren Ablieferung bis zum Jahr 1983 durch fortlaufende Ablieferungen ergänzt wird. Der Bestand reicht. Hinzu kommen die Sitzungsprotokolle, die Eingaben, der NZZ-Wirtschaftsredaktion ist sehr ergiebig und doku- Mitteilungen, Jahresberichte und Publikationen des Vereins. mentiert die gesamte Wirtschaftsberichterstattung der NZZ Die Geschäfts- und Handakten reichen im wesentlichen seit 1924. Die nach einzelnen Ländern und Sachgebieten jedoch nur in die dreissiger Jahre zurück und nehmen erst chronogisch angelegten Dossiers ermöglichen einen raschen nach 1945 breiteren Umfang an. Hier war es. wohl schon vor Zugriff auf Unterlagen zur gesuchten Thematik. der Verlegung der Vorort-Geschäftsräume an die Börsen- strasse 26 im Juni 1960 zu umfangreicheren Kassationen von Akten gekommen - ein bei Umzügen häufiger Vor- gang, der beim erneuten Domizilwechsel von 1991 ver- III. Errichtung einer Aussensteile für unsere mieden werden konnte. Die Integrationsbestrebungen der Schweiz in die europäische und weltweite Wirtschafts- Bestände zur Wirtschaftsgeschichte ordnung werden daher während der letzten Jahrzehnte besonders eingehend belegt. Auch die Mitwirkung des Für die Unterbringung des Vorort-Archivs konnte das Vororts in internationalen Organisationen der Privatwirt- Archiv für Zeitgeschichte mit Unterstützung der Schullei- schaft ist sehr gut dokumentiert. Dabei bilden die Unter- tung und dank dem Entgegenkommen der ETH-Hauptbi- lagen der Internationalen Handelskammer CCI (Chambre „bliothek und des Kulturgüterschutzes im Bibliotheksdepot de Commerce International), welcher der Vorort seit 1922 Hönggerberg eine Aussenstelle errichten. Die in einem angehört, einen Sonderbestand, der über die Schweiz hinaus separaten Raum installierte Kompaktusanlage bietet für von Interesse ist. In den Akten des Vorort-Archivs wider- ungefähr 550 Laufmeter Platz, so dass dort auch die spiegeln sich, wenn auch anfänglich nicht mit der gleichen übrigen ergänzenden Bestände des Archivs für Zeitge- Intensität, über 120 Jahre schweizerische Wirtschaftsge- schichte zur schweizerischen Wirtschaftsgeschichte aufge- schichte in Quellenmaterialien, deren Einbezug für die stellt und für Forschungszwecke im Leseraum des Biblio- künftige Forschung zum Erfordernis wird. theksdepots Hönggerberg zugänglich gemacht werden Auch an dieser Stelle sprechen wir der Geschäftsleitung des können. Die Einsichtnahme erfolgt gemäss Depotvertrag Schweizerischen Handels- und Industrievereins, namentlich und unserem Archivreglement. Benutzungsgesuche sind Herrn Direktor Dr. Kurt Moser für die Uebergabe der schriftlich an das Archiv für Zeitgeschichte einzureichen; sie historischen Archivbestände unseren Dank aus. Bei der werden von ihm zur Genehmigung an den Vorort wei- praktischen Durchführung der Uebernahme erwies sich die tergeleitet. Bei der Prüfung von Gesuchen gilt in der Regel, Hilfe von Herrn Dr. Quirin Weber als besonders wertvoll. dass Akten, die älter als 30 Jahre sind, zur Benutzung für wissenschaftliche Zwecke freigegeben werden, wobei in Im vorliegenden Zusammenhang sei erneut auf die Zei- letzter Instanz der Vorort entscheidet. Zunächst wird das tungsausschnitt-Dokumentation hingewiesen, welche die Ordnen sowie die Archivierung der umfangreichen Bestän- Neue Zürcher Zeitung 1980 dem Archiv für Zeitgeschichte de vorrangig vorangetrieben; ein regulärer Benutzungsdienst zum 125jährigen Jubiläum der ETH geschenkt hat und die kann voraussichtlich Anfang 1994 aufgenommen werden. Es war von Anfang an klar, dass sich mit dem ohnehin IV. Privatnachlässe: Schenkungen und schon stark ausgelasteten Personalbestand des Archivs für erschlossene Bestände Zeitgeschichte eine Betreuung und sachgemässe Erschlies- sung des Vorort-Archivs nicht bewältigen lässt. Wegen des Personalstopps war die Schaffung einer zusätzlichen Ein weiterer wertvoller Bestand zur Wirtschaftsgeschichte Etatstelle nicht möglich; die Archivierung wird nun mit wurde dem Archiv für Zeitgeschichte 1991 von Herrn Hilfe des ETH-Forschungsfonds während vorerst drei Alfred R. Sulzer als Depot übergeben: Der Nachlass von Jahren im Rahmen einer 60%-Stelle finanziert. Am 1. No- MINISTER DR. HANS SULZER (1876-1959). Die Erschlies- vember 1991 hat Herr lie. phil. Peter Scheck als Leiter der sung dieses Bestandes hat Frau Magister Claudia Hoer- Aussensteile Hönggerberg begonnen, den Vorort-Bestand schelmann im Herbst 1991 in Angriff genommen. Der nach modernen Archivierungskriterien unter Anwendung Hauptbestand (8 Archivschachteln) bezieht sich auf die Zeit von EDV zu erschliessen. von Hans Sulzers Tätigkeit als schweizerischer Gesandter in Washington (1917-1920). Seine schwierige Aufgabe war es, Dem Präsidenten der ETH Zürich, Herrn Prof. Dr. Jakob bei der Regierung der USA und den Alliierten Verständnis Nüesch, den Herren Vizepräsidenten Prof. Dr. Hütter und für die Neutralität und die prekäre wirtschaftliche Lage der Prof. Dr. Widmer, Herrn Direktor Hannes Hug und Herrn Schweiz zu wecken. Im Vordergrund standen Sulzers Be- Urs Spiess von der ETH-Hauptbibliothek sowie Herrn Rolf mühungen um Lieferungen von lebenswichtigen Rohstoffen Mörgeli danken wir für die gewährte Unterstützung bei der' und Nahrungsmitteln für die im Krieg isolierte Schweiz. Realisierung dieser Uebernahme und beim Aufbau unserer neuen Aussenstelle zur Wirtschaftsgeschichte. Bestandteil des Nachlasses sind auch die geschäftlichen Korrespondenzen, die Angelegenheiten der Firma "Gebrü- Die Sicherung und Erschliessung von Quellen zur schweize- der Sulzer", Winterthur, behandeln. Eingehender korrespon- rischen Wirtschaftsgeschichte ist eine wichtige und arbeits- dierte Hans Sulzer mit Max Huber und William Rappard. intensive Aufgabe, die einer breiten Unterstützung und Die persönlichen Unterlagen (3 Schachteln) enthalten Fa- Zusammenarbeit bedarf. Gerade in diesem Bereich drohen milienkorrespondenzen, vor allem mit den Eltern und die grössten Verluste an historisch bedeutsamem Quellen- Grosseltern. Der Depotbestand ist in erster Linie zu den gut, weil dessen Umfang an Personal und Platz hohe früheren Lebensabschnitten von Hans Sulzer aufschluss- Anforderungen stellt. Um hier wesentliche Verbesserungen reich; die Zeit nach 1920 wird im Nachlass nur noch erzielen zu können, sind wir auch in der Schweiz - wie dies rudimentär dokumentiert. Lediglich ein kleiner Teil bezieht unter anderem in den Nachbarstaaten und in den USA sich auf Materialien aus der Zeitspanne 1935-1951, längst anerkannt wird - auf eine vermehrte Unterstützung während der Hans Sulzer Präsident des Vorortes war. durch die Institutionen des Handels und der Industrie angewiesen. Hingegen liess sich zu DR. IUR. OSCAR SULZER (1888 -1967) kein Nachlass mehr auffinden. Im Sommer 1991 übergab Frau Knoll-Sulzer dem Archiv für Zeitgeschichte vereinzelte Unterlagen, darunter zwei Lebensläufe, einen Nachruf auf ihren Vater und einige Publikationen, wofür Mit dem Ende der Ära des kalten Krieges hat sich erneut auch hier gedankt sei. gezeigt, dass die Gefahr der Vernichtung historisch relevan- Frau Maja Ermatinger danken wir für die Uebergabe des ter Unterlagen in Zeiten des Uebergangs und der Neu- Nachlasses von DR. IUR. HANS LUDWIG EBRARD (1894- orientierung besonders akut ist. Hier bedarf es eines 1978). Dr. Ebrard war als Delegierter des Bundesrates für raschen Handelns, damit die Entsorgung von 'Altlasten" Handelsverträge vor allem an den Wirtschaftsverhandlungen nicht allein über das Abfuhrwesen erfolgt. Die Bemühungen mit der Sowjetunion massgeblich beteiligt. Der Bestand do- des Archivs für Zeitgeschichte, im privaten Bereich solchen kumentiert denn auch vor allem die Reise der Schweizer drohenden Verlusten entgegenzuwirken, haben zur Erweite- Delegation nach Moskau und das Wirtschaftsabkommen rung unserer gedruckten Dokumentationen geführt. vom Februar 1941 zwischen der Schweiz und der Sowjet- Aus den Archivbeständen der "SCHWEIZERISCHEN ARBEITS- union. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die Unterlagen GEMEINSCHAFT FÜR DEMOKRATIE" (SAD) sowie des "INSTI- zur Kontroverse um die Wiederaufnahme der wirtschaftli- TUTS FÜR POLITOLOGISCHE ZEITFRAGEN" (IPZ), Zürich, chen und politischen Beziehungen zur UdSSR in den Jahren wurden aus Platzgründen allerdings nur ausgewählte, für die 1943 bis 1945. verschiedenen politischen Richtungen besonders signifikante Herr Dr. Georg Hafner, dessen Dissertation über BUNDES- Periodika übernommen, in denen sich die Polarisation der RAT WALTHER STAMPFLI auch in Buchform (Ölten 1986) letzten Jahrzehnte widerspiegelt. Unter den hektogra- erschienen ist, hat Forschungsunterlagen im Archiv für phierten Materialien befinden sich vor allem Bulletins aus Zeitgeschichte deponiert, die sowohl zur Biographie der Nachkriegszeit von "Heer und Haus" sowie des schon Stampflis als auch zu einzelnen Wirtschaftsthemen von vor Jahren liquidierten "Nationalen Informations-Zentrums" Interesse sind. in Bern, das die Publikationen der Partei der Arbeit, insbesondere den "Vorwärts", intensiv ausgewertet hat. Die schweizerische Wirtschafts- und Aussenhandelspolitik Einen zweiten Schwerpunkt bildet die Dokumentation zu stand im Berichtsjahr bei den Neuzugängen zwar im der 68er- und 80er-Bewegung. Zudem wurden die Ge- Vordergrund, doch erfolgte dies nicht zu Lasten anderer schäftsakten (Sitzungsprotokolle, Jahresberichte) des IPZ, thematischer Dokumentationsbereiche. Herr A. NATIONAL- das seine Räumlichkeiten Ende 1991 aufgegeben hat, im RAT DR. ERWIN JAECKLE übergab eine weitere Ablieferung Sinne einer ersten Sicherung ins Depot übernommen. Auch zum Archiv der "Tat"-Chefredaktion, die wiederum vor der wenn sich aus diesen Materialien wohl keine grundlegend Uebergabe durch Frau Ciaire Scheuter in vorzüglicher neuen Erkenntnisse ergeben, so sind die gegen links gerich- Weise erschlossen worden ist. Dieser zur Pressegeschichte teten bürgerlichen Abwehrorganisationen ebenfalls Teil der inhaltsreiche Bestand wird im Archiv für Zeitgeschichte bis jüngsten schweizerischen Zeitgeschichte und sollten als Ende 1992 vollständig vorliegen, so dass darüber im solche für die künftige Forschung dokumentiert bleiben. nächsten Jahresbericht eingehender informiert werden kann. Einige kleinere Einzelbestände sind 1991 durch Verzeich- nisse neu erschlossen worden oder erhielten Ergänzungen. Hierzu gehören der Einzelbestand zu CARLO RlCHELMY,

10 11 der von 1929 bis 1944 in der Schweiz als Journalist lebte Fritz Baumann, Divisionär aD Denis Borel, Dr. h.c. Her- und Chefredaktor des faschistischen Parteiorgans "Squilla mann Böschenstein, Divisionär zD Dr. Gustav Däniker, Italica" war. Der Bestand bleibt rudimentär, doch ist die Paul David, Theodor Dietzi, Dr. Vincent C. Frank-Steiner, "Squilla Italica" von 1923 bis 1944 dank des Entgegenkom- Dr. Arvéd Grébert, Jenny Imhoof, a. Botschafter Dr. mens des Archivio cantonale, Bellinzona, im Archiv für Guido Keel, Kurt Lambrigger, Carola Lepping, Georg Zeitgeschichte auf Mikrofilm vollständig vorhanden und Lohrer, Gertrud Lutz, Inge Moor-Huber, Dr. H. Nietli- kann hier eingesehen werden. spach, Dipl. Ing. ETH Valentin Oehen, Fritz N. Platten, Im Zug der Aufbereitung gescannter Verzeichnisse für die Frau de Quevedo-Schulthess, Elsie Schmid-Attenhofer, Dr. EDV-Datenbank mussten einige Nachlässe teilweise neu Gerhart Schürch, Erwin Tschudi, Dr. Robert Vögeü, Dr. geordnet, bereinigt und etikettiert werden. Dies betraf die Gerhard Winterberger. Nachlässe und PAUL SCHMID-AMMANN und Gedankt sei aber auch den hier nicht namentlich aufgeführ- die Bestände NÜRNBERGER PROZESSE und WERNER ten Donatoren und Institutionen für die Schenkung von RINGS. Herr Rings hat seinem Bestand unter anderem Büchern, Schriften und Belegexemplaren. Videobänder seiner Fernsehdokumentarserie "Die Schweiz im Krieg" beigefügt. Nachdem die 113 Zeugeninterviews in alphabetischer Reihenfolge durch Kopien aus der nach Klappennummern geordneten Befragungsreihe vervoll- V. Erschliessung von Quellenbeständen in ständigt worden sind, liegen sie jetzt lückenlos und direkt zugänglich vor. ausländischen Archiven Frau Dr. Régula Beck und Frau May B. Broda vom Die von Herrn Dr. Daniel Haener in Madrid kopierten Schweizer Fernsehen DRS danken wir für die Video- Auszüge aus den Beständen des ARCHIVIO DEL MINISTERIO Dokumentation zur Fernseh-Reihe "SPUREN DER ZEIT". Für einzelne dieser Sendungen wurden auch Unterlagen aus DE ASUNTOS EXTERIORES und der ARCHIVIO-BlBLIOTECA DE LA PRESIDENCIA DEL GOBERNO wurden katalogisiert dem Archiv für Zeitgeschichte beigezogen. und in Mäppchen sowie Schachteln abgelegt und beschriftet. Mit Hufe des Armeefilmdienstes in Bern wurden sämtliche Diese Papierkopien beziehen sich vor allem auf bilaterale im Nachlass von WALTER BOSSHARD befindlichen Original- Beziehungen zwischen Drittstaaten und sind eine Ergänzung filme auf VHS-Video und Betacam-SP-Bänder kopiert, um zu den Mikrofilmen, die umfangreichere Quellenmaterialien dieses kulturhistorisch bedeutsame Bildmaterial insbesonde- aus dem spanischen Aussenministerium zur Schweiz re zu Ostasien vor Schädigungen durch das Abspielen zu (1922-1944) enthalten und die noch zu erschliessen sind. bewahren. Die vor einigen Jahren von Herrn Dr. Stephan Winkler für Für kleinere Schenkungen, die hier nicht im Einzelnen uns im ARCHIVIO DELLO STATO, ROMA, angefertigten aufgeführt werden können, danken wir folgenden Personen: umfangreichen Papierkopien aus Unterlagen zur Schweiz sind von Frau Dr. Akmann-Bodenmann geordnet und

12 13 verzeichnet worden. Zusammen mit den bereits erschlosse- die bei uns auf Grund eigener Nachforschungen in Wa- nen Mikrofilmen aus dem italienischen Aussenministerium shington seit 1988 vorliegen. werden nun die italienisch-schweizerischen Beziehungen Herr Stefan Winiger benutzte die Mikrofilme von Bestän- während der Jahre 1919 bis 1950 im Archiv für Zeitge- den der ARCHIVES DU MINISTÈRE DES RELATIONS EXTÉ- schichte eingehend dokumentiert; ein Beizug der erstellten RIEURES, PARIS, für seine Lizentiatsarbeit 'Auslandschwei- Findmittel ist für einschlägige Themen sehr zu empfehlen. zer in Frankreich 1939-1944. Ihre spezifischen Probleme Herrn lie. phil. Johann Aeschlimann, Washington, ver- vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges und der danken wir die Ueberlassung eines umfangreicheren deutschen Besetzung Frankreichs". Als Nebenergebnis Kopienbestandes zur Tätigkeit des OSS in Bern. Diese seiner bei Herrn Prof. Dr. Urs Bitterli durchgeführten Unterlagen aus den NATIONAL ARCHIVES, WASHINGTON, Lizentiatsarbeit resultierte eine Feinerschliessung der beziehen sich auf die Aktivitäten des von Allen Dulles in beiden Mikrofilme A.M.A.E. Nrn. 5783 und 5788 ("Suisses Bern geleiteten Office of Strategie Services; der amerikani- en France", aus dem Bestand "Guerre 1939-1945, Vichy- sche Auslandnachrichtendienst beobachtete während der Europe"). Es war dies zugleich ein erster Versuch zur Er- letzten Kriegsjahre von der Schweiz aus die Entwicklungen schliessung unserer Mikrofilmbestände im Rahmen der im deutschen Machtbereich und unterstützte die verschiede- speziell für diese Quellenform eingerichteten EDV-Daten- nen Widerstandsbewegungen auch in Frankreich und bank. Italien. Als hervorragende Suchhilfe erweisen sich die von Die aus der Stiftung BRUNO KREISKY-ARCHIV, WIEN, Herrn Aeschlimann überlassenen auf EDV erstellten stammenden Kopien liegen nun geordnet vor. Bei diesem Findmittel zu den OSS-Beständen, die gezielte Recherchen von Frau Mag. Claudia Hoerschelmann erschlossenen weit über die kopierten Unterlagen hinaus ermöglichen. Die Bestand handelt es sich um Quellenmaterialien zu den Daten wurden von Herrn Dr. Thomas Ehrsam konvertiert, österreichisch-schweizerischen Beziehungen während der in der Struktur unseren Bedürfnissen angepasst und in eine Jahre 1964 bis 1970, die vor allem die verschiedenen eigens erstellte Datenbank in DataPerfect importiert. Sie Besuche von Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky in der erschliesst in erster Linie OSS-Akten zum Zeitraum 1939 Schweiz belegen. Ein zentrales Thema der Gespräche waren bis 1949, die im Verkehr zwischen der Zentrale und Bern schon damals die Fragen der europäischen Integration mit entstanden waren, aber auch weitere Dokumente aus den für die neutralen Nachbarstaaten sich ergebenden anderen Beständen, insbesondere aus dem Department of spezifischen Aspekten. Für diesen Bestand gelten besondere State und dem Department of the Treasury. Der Bestand Benutzungsbestimmungen. wird voll zugänglich, sobald Herr Aeschlimann die Aus- wertung für seine eigene Arbeit beendet hat. Zu den OSS- Mit Hufe der Saly Mayer-Foundation und ihres Präsidenten Beständen können im Archiv für Zeitgeschichte auch Herrn W. Gut sowie mit Unterstützung durch Herrn diejenigen ungedruckten Findmittel eingesehen werden, die Jacques Picard wurde ein Verfilmungsprojekt zur Erschlies- intern von den National Archives erstellt worden sind und sung von Akten im Archiv des AMERICAN JEWISH JOINT DISTRIBUTION COMPTEE, NEW YORK, vorbereitet.

14 15 Im Auftrag von Frau Dr. Hadassa Ben-Itto, Tel Aviv, haben Der Schweizer Journalist Walter Bosshard gehört unter den wir aus dem Archiv des Schweizerischen Israelitischen Auslandsjournalisten zu den Pionieren, die mit ihren Gemeindebundes mit unserem Aufnahmegerät die Unter- illustrativen Reportagen und Artikeln der modernen lagen zu den bekannten Prozessen um die "PROTOKOLLE Bildberichterstattung den Weg gebahnt haben. Seit den DER WEISEN VON ZlON" verfilmt. Es handelt sich dabei im zwanziger Jahren hielt sich Bosshard vor allem in Ostasien einzelnen um die Protokolle der Prozesse in Basel und Bern auf; in den dreissiger Jahren hatte er sogar festen Wohnsitz 1933-1937 sowie um Korrespondenzen, Beweismaterial, in Peking. Seine Arbeiten erreichten unter anderem über Gutachten und Literaturhinweise im Umfang von rund 6000 die Publikationsorgane des Berliner UUstein Verlag ein Seiten. Frau Dr. Ben-Itto, die Richterin und Präsidentin der breites Publikum. In der Schweiz wurde er als Bericht- internationalen Vereinigung jüdischer Rechtsanwälte war, erstatter bekannt, der ab 1939 auf alliierter Seite den setzt sich dafür ein, zu diesem Thema Quellenmaterialien Kriegsverlauf für die Neue Zürcher Zeitung mitverfolgte. weltweit zusammenzutragen, um dieses grundlegende Der Nachlass von Walter Bosshard gliedert sich in zwei Kapitel zur Geschichte der antisemitischen Hetze im 20. Teilbestände. Im Archiv für Zeitgeschichte befindet sich Jahrhundert medienwirksam aufzuarbeiten. Die Filme zu neben Bildmaterial vor allem der umfangreiche journalisti- diesem Bestand, für den sich ohnehin eine Sicherheitsver- sche Nachlass, während die Schweizerische Stiftung für die filmung aufdrängte, sind im Archiv für Zeitgeschichte Photographie einen aus Negativen und Kontaktabzügen benutzbar. zusammengesetzten Bestand aufbewahrt, der ihr 1976 übergeben worden ist. Die beiden Institutionen haben sich daher für ein gemeinsames Erschliessungsprojekt (Hauptge- suchsteller: Dr. Hugo Loetscher) eingesetzt, das am 1. VI. Forschungsprojekte Oktober 1991 vom Schweizerischen Nationalfonds geneh- migt worden ist, allerdings gemäss linearer Kürzung vorerst Seine verschiedenen Forschungsprojekte hat das Archiv für nur für 18 Monate. Zeitgeschichte im Research Report 1989-1991, Basic Die nähere Bestimmung der Bildmaterialien (Tausende von Sciences, ed. by the Board of thé ETH Zürich (1992), p. Negativen) erweist sich als besonders zeitaufwendig. Die 324-325, dargelegt. Im Oktober 1991 wurde mit einem von Bosshard unternommenen Forschungsreisen und seine gemeinsam mit der Schweizerischen Stiftung für die im In- und Ausland publizierten Berichte sind in den Photographie, Zürich, durchzuführenden Projekt begonnen, zeitgeschichtlichen Gesamtkontext einzuordnen. Mit dem das vom Schweizerischen Nationalfonds finanziert wird. Projekt sollen die Grundlagen geschaffen werden für eine Sein Arbeitstitel lautet: "DER SCHWEIZER JOURNALIST, biographische Aufarbeitung und auch für eine Präsentation PHOTOGRAPH UND SCHRIFTSTELLER WALTER BOSSHARD in grösserem Rahmen. Bearbeitet wird der Nachlass von (1892-1975) - EIN BEITRAG ZUR MODERNEN BILDBE- Frau lie. phil. Vreni Münzer, die den Bestand im Archiv für RICHTERSTATTUNG." Zeitgeschichte betreut, und durch Frau lie. phil. Annemarie Hürlimann von der Schweizerischen Stiftung für die

16 17 Photographie. Beide sind für dieses Projekt im Rahmen VIII. EDV im Archiv für Zeitgeschichte einer knapp 25%-Anstellung tätig. Die Archivierung erfolgt im Archiv für Zeitgeschichte VII. Handbibliothek, Zeitungsausschnittdoku- integral über ein EDV-Gesamtkonzept, bei dem der mentation, Spezialsammlungen Computer für alle Schritte der Erschliessung - von der Erstellung der Verzeichnisse bis zur Beschriftung der Dossiers - eingesetzt wird. Die zentrale Datenbank er- Eine wesentliche Erweiterung erfuhr die Handbibliothek möglicht beständeübergreifende Abfragen und dient damit durch die Schenkung von Büchern und Zeitschriften aus sowohl der Benutzung wie der Erschliessung neuer Nachläs- dem Archiv des Schweizerischen Handels- und Industriever- se. Als EDV-Koordinator ist Herr Dr. Thomas Ehrsam für eins. Dieser Bestand, der statistische Nachschlagewerke, alle Belange der EDV verantwortlich. Veröffentlichungen von Firmen und weitere Publikationen Seit der Einführung der EDV im Archiv für Zeitgeschichte zur Wirtschaft enthält, befindet sich beim historischen waren wir bestrebt, auch die schon früher erstellten und vor Vorort-Archiv in der Aussenstelle Hönggerberg. einem Jahr gescannten Nachlassverzeichnisse für die Die Neuanschaffungen von Büchern und Schriften musste Datenbank aufzubereiten. Diese zeitaufwendige Arbeit sich aus Budgetgründen wieder in allzu engen Grenzen konnte nur schrittweise vorgenommen werden, doch sind halten. Die grossen dadurch entstehenden Lücken unserer nun, abgesehen von den umfangreichen Nachlässen von Bibliothek werden durch die Abfragemöglichkeiten von Prof. Dr. Karl Schmid und Dr. Ernst Schüren sowie von externen Bibliotheks-Datenbanken einigermassen über- einigen kleineren Konvoluten, alle definitv erschlossenen brückt, die inzwischen auch im Archiv für Zeitgeschichte Bestände in die Datenbank eingespeist worden. Ende Jahr verfügbar sind. waren insgesamt 61 Nachlässe und Einzelbestände mit Die Auswertung verschiedener Tages- und Wochenzeitun- H'389 Dossiers über die Datenbank abfragbar. Die Be- gen, Zeitschriften sowie Pressedienste für unsere drei schlagwortung dieser erfassten Bestände mit Personenna- Zeitungsausschnittdokumentationen (Schweiz, Geschichte, men, historischen Ereignissen, Orten, Zeiträumen und Biographische Sammlung) wurde von Herrn lie. phil. Körperschaften wird nun die nächste grosse Aufgabe sein. Werner Hagmann weitergeführt. Angesichts der Aufgaben- Der Archiv-Datenbank wurde eine Inventar-Datenbank zur erweiterung im Bereich der Originalquellen ist eine Redi- Verwaltung der im Archiv für Zeitgeschichte verwahrten mensionierungderZeitungsausschnittsammlunggeprüftund Nachlässe angegliedert. Sie enthält die spezifischen Infor- in die Wege geleitet worden. Sie bezieht sich in erster Linie mationen zu den einzelnen Nachlässen wie Umfang, Stand- auf die Dokumentation zum aktuellen schweizerischen ort, Benutzungsbedingungen und Erschliessungsstand. Zeitgeschehen. Eine definitive Regelung wird 1992 zu treffen sein. Einige Arbeitsabläufe wie die Neuformatierung gescannter Verzeichnisse, die Bearbeitung von Gesuchen und die Erstellung der Etiketten von Sammeldossiers und Ar-

18 19 chivschachteln werden nun durch neuentwickelte kleinere Vom Institut für Nutztierwissenschaften erhielten wir Programme (in der WordPerfect- bzw. WordPerfect-Office- leihweise einen alten PC (Olivetti M24), der den länger- Programmiersprache) unterstützt. fristig hier arbeitenden Benutzern zur Verfügung steht. Die Effizienz der Datenbank und auch der anderen einge- In Verbindung mit Herrn Prof. Dr. Urs Bitterli und Herrn setzten Programme konnte durch die Vergrösserung des Prof. Dr. Bruno Fritzsche wurde die Erschliessung von zwei Arbeitsspeichers unserer PC's und durch ein neues Spei- Quellenbeständen im Rahmen von Lizentiatsarbeiten an die chermanagement (mit DOS 5.0) gesteigert werden. Hand genommen. Da sich die Führung einer Datenbank auf mehreren nicht Herr Christian Föllmi bearbeitet im Rahmen einer Teiler- verbundenen Computern als unzweckmässig und à la schliessung den Nachlass von A. STAATSSEKRETÄR DR. longue undurchführbar erweist, wurde gegen Jahresende in ALBERT WEITNAUER. Die Kombination von Erschliessung Absprache mit den zuständigen Stellen der ETH der Ueber- und thematischer Aufarbeitung noch ungeordneter Materia- gang zur Arbeit mit einem Netzwerk (Local Aerea Net- lien vermittelt unmittelbare Erfahrungen im Umgang mit work) vorbereitet. Quellen; sie ist allerdings anspruchsvoll und erfordert ein entsprechendes Engagement. Herr Christian Werner ordnet im Rahmen seiner erst- maligen Auswertung den Nachlass DR. ROBERT ElBEL. IX. Benutzung Dieser Bestand war 1986 in ausserordentlich schlechtem Zustand übernommen und isoliert aufbewahrt worden. Um Auch bei den Benutzerwünschen und erbrachten Dienst- weiteren Schädigungen durch Pilzbefall zu begegnen, wurde leistungen kam es zu einer erheblichen Zunahme, die zum bei der Desinfecta AG, Dällikon, eine Begasung des Teil eine Folge war von längerfristigen wissenschaftlichen Gesamtbestandes durchgeführt. Nach Abschluss der Arbei- Arbeiten insbesondere durch Lizentianden. Waren es 1990 ten von Herrn Werner wird zu entscheiden sein, ob der noch 224, so stiegen die Benutzungen 1991 um über 50% Bestand verfilmt und teilweise vernichtet werden muss. auf 348, so dass eine eigentliche Belegungsplanung für die Zwei weitere Projekte sind mit einer längerfristigen Benut- verfügbaren Arbeitsplätze notwendig wurde. Da die räumli- zung verbunden. Frau Franziska Keller wertet den Nachlass chen Kapazitäten am gegenwärtigen Standort weitgehend von OBERST GUSTAV DÄNIKER im Rahmen einer Lizenti- erschöpft sind, ist es das Ziel unserer mittel- bis lang- atsarbeit bei Herrn Prof. Dr. Walter Schaufelberger aus. Im fristigen Planung, die Arbeitsverhältnisse und die Benut- Hinblick auf dieses Projekt wurde das Nachlassverzeichnis, zungsmöglichkeiten durch die Gewinnung zusätzlicher das durch viele Ergänzungen und Nachträge erweitert Räumlichkeiten zu verbessern. Eine telefonische Vor- worden war, neu in den Computer eingegeben und in anmeldung erweist sich daher weiterhin als unabdingbar. bereinigter Form ausgedruckt. Von einer inhaltlichen Behelfsmässig wurden zwei zusätzliche Arbeitsplätze im Veränderung wurde bewusst abgesehen, da der Nachlass Kellerraum bereitgestellt, der über Oberlichtfenster verfügt. bereits mehrfach in grösseren wissenschaftlichen Arbeiten

20 21 zitiert worden ist, so in Publikationen von Dr. Willi Gaut- 27. Feb. 1991 PROF. DR. HERMANN LEVIN GOLD- schi und a. Kkdt. Dr. Hans Senn. SCHMIDT: 15. Februar 1938 - 10. Januar Frau Dr. Sylvia Rüdin bearbeitet intensiv die umfangreiche 1963. Von der Ankunft in Zürich bis zur Korrespondenz von PROF. DR. KARL SCHMID im Hinblick Aufnahme ins Zürcher Bürgerrecht auf eine Briefedition. Auf Initiative von Herrn Dr. Ing. 7. Mai 1991 A. KKDT. DR. HANS SENN: Landesver- Herbert Wolfer wurde im Rothenhäusler-Verlag, Stäfa, der teidigung in der Nachkriegszeit - Streif- Vortrag "Geistige Grundlagen des heutigen Deutschland", lichter aus persönlicher Sicht den Karl Schmid 1954 in Winterthur gehalten hatte, aus MINISTER MAURICE JACCARD: Zur dem Nachlass veröffentlicht. Frau Irene Graf transkribierte 3. Juli 1991 Koordinationsproblematik von Aussen- hierfür die zum Teil schwer lesbaren handschriftlichen und Innenpolitik auf Grund eigener Notizen. Der Verleger Paul Rothenhäusler hat damit Erfahrungen begonnen, das vergriffene Werk von Karl Schmid erneut herauszugeben. Erschienen sind bisher zwei Bände: "Europa 6. Nov. 1991 PETER HIRSCH (PETER SURAVA): Enga- zwischen Ideologie und Verwirklichung. Psychologische gierter Journalismus - Die Tätigkeit von Aspekte der europäischen Integration", Stäfa 1990, sowie Peter Surava bei der Wochenzeitung die "Die Schweiz zwischen Tradition und Zukunft. Ansprachen "Nation" und beim "Vorwärts" und Aufsätze aus 25 Jahren", Stäfa 1991. Ein positiver 18. Dez. 1991 A. BOTSCHAFTER DR. PAUL STAUFFER: Anfang ist damit gemacht; eine vertiefte Auswertung des Erfahrungen aus drei Jahrzehnten diplo- Nachlasses steht allerdings noch aus. matischer Tätigkeit Unser Dank gilt den Referenten sowie den Mitgliedern unseres Kolloquienkreises, die dem Archiv manche Anre- gungen vermittelt und seine Bestrebungen im Rahmen der X. Kolloquien Quellenerschliessung mit einem Beitrag von Fr. 2000.- gefördert haben. Das Archiv für Zeitgeschichte, das neben schriftlichen auch Eine besonders erfreuliche Ueberraschung bereitete uns mündliche Quellen erschliesst, führte im Rahmen des Herr DR. H.C. ALFRED A. HÄSLER: Er schenkte der ETH "Freundes- und Fördererkreis des Archivs für Zeitgeschich- Ende 1991 aus Anlass seines 70. Geburtstages sowie te" wiederum Kolloquien mit Zeugen der Zeit durch, deren angesichts der 700 Jahre Eidgenossenschaft zehntausend Referate mit anschliessender Diskussion im Sinne eines Franken zugunsten des Archivs für Zeitgeschichte. Durch Zeugnisses ad personam auf Tonband festgehalten wurden: diese grosszügige Geste wird es möglich, einem bewährten Mitarbeiter die gefährdete Teilzeitstelle zu erhalten. Er wird vor allem die Erschliessung des zur Geschichte der

22 23 Judenverfolgung wichtigen Nachlasses von Avner W. Less Kommission der UNO die führende Rolle bei der Kodifizie- zu Ende führen. rung des internationalen Rechts übernommen hatte, nahm das Institut de Droit International an der Ausgestaltung des Wir haben die Schenkung zum Anlass genommen, beim Völkerrechts wesentlichen Anteil. Finanzdienst der ETH ein Spendenkonto einzurichten, damit allfällige künftige Ueberweisungen von der Steuer Paul Ruegger war 1954 zum Associé des Instituts gewählt abgezogen werden können: ETH Zürich, Finanzdienste, worden. Von 1967 bis 1969 amtierte er als erster Vize- 8092 Zürich: Postcheckkto. 30-1171-7. Im Feld Mitteilungen präsident; 1979 wurde er zum Ehrenmitglied ernannt. Das ist der Vermerk erforderlich: 114.90.330.001/9, zu Gunsten archivierte und verzeichnete Material besteht überwiegend Kto. 2-85-048-92, "Spenden Archiv für Zeitgeschichte". aus Korrespondenzen. Darin geht es einerseits um Instituts- Allfälligen Spendern sei bereits heute gedankt! wahlen, seien es Honorar-, Titularmitglieder oder Associés, in erster Linie aber um sachbezogene Fragen. Der Bestand vermittelt zusammen mit den gesondert aufgeführten Korrespondenzen zu den Kommissions- und Sessions- XI. Emil Friedrich Rimensberger-Fonds arbeiten einen vertieften Einblick in das Wirken Paul Rueggers auf dem Gebiet des Völkerrechts. Aufbewahrt werden auch seine Arbeiten, die im Rahmen dieses Instituts Im Februar 1991 ist die von Frau Ursula Akmann-Boden- publiziert worden sind. mann verfasste Dissertation "Die schweizerischen Sozialat- Zu seinem Lebenswerk gehört nicht zuletzt sein Engage- taches. Ein Beitrag zur Geschichte des diplomatischen ment für die Weiterentwicklung des Völkerrechts im Dienstes nach dem Zweiten Weltkrieg" von Herrn Prof. Dr. Dienste der Friedenssicherung. Wie seine Unterlagen zu Rudolf von Albertini angenommen worden. Um die Publi- den grossen Seerechts- und zu den Wienerkonferenzen kation dieser Arbeit zu erleichtern, bewilligte das Kuratori- ersichtlich machen, leistete er zur Ausgestaltung der um des Emil Friedrich Rimensberger-Fonds einen Druck- Schiedsgerichtsbarkeit wesentliche Beiträge. Auch auf kostenzuschuss. diesem Gebiet folgte Ruegger seinem Mentor Max Huber. Der Rimensberger-Fonds hat im Berichtsjahr insbesondere Die Verzeichnisse zu den Nachlassteilen Cour Internationa- die Erschliessung des Nachlasses von A. BOTSCHAFTER DR. le de Justice, Cour Permanente dArbitrage, Commissions PAUL RUEGGER unterstützt. Frau Dr. Marie-Claire Daniker Internationales de Conciliation, Académie Mondiale de la ordnet diesen grossen Bestand in einer immensen Fein- Paix wurden erweitert und fertiggestellt. arbeit, die sich nun ihrem Abschluss nähert. Im Frühjahr 1991 wurde das Verzeichnis zum Abschnitt "Völkerrecht, In- Die Dokumentationen zu den Menschenrechten sowie zum stitut de Droit International" fertiggestellt. Das 1873 gegrün- Verhältnis der Schweiz zu Europa und zur UNO liegen nun dete Institut war bei den Haager Friedenskonferenzen von ebenfalls erschlossen vor. Diese Fragen beschäftigten ihn 1899 und 1907 massgeblich an der Kodifizierung des jahrzehntelang und werden auch in den Korrespondenzen Kriegsrechts beteiligt. Aber auch später, als die 6. juristische

24 25 mit Pierre Micheli, Raymond Probst, Victor Umbricht und wissenschaftlicher Forschung im Sinne jüdischer und anderen Persönlichkeiten erörtert. schweizerischer Weltoffenheit! Seit November 1990 erfolgt die Uebergabe des Vorlasses an das Archiv für Zeitgeschichte sukzessiv in Teilablieferungen. Erste Erschliessungshilfen bieten die von Frau Mary XII. Stiftung "Dialogik, Mary und Hermann Goldschmidt-Bollag angelegten Karteien zu den veröffent- Levin Goldschmidt-BoIIag" lichten Arbeiten des Stifters seit 1943, die durch Dokumen- tationsmappen zur Rezeption ergänzt werden. Bis heute haben wir aus dem Originalbestand unter anderem sechs Im Berichtsjahr wurde zwischen PROF. H.C. DR. HERMANN Ordner mit Materialien zur Biographie erhalten. Darin LEVIN GOLDSCHMIDT-BOLLAG und der ETH Zürich ein befinden sich Unterlagen zum Lebenslauf des Stifters, aber Schenkungsvertrag abgeschlossen, mit dem der gesamte auch zur Geschichte seiner Vorfahren, deren Verwurzelung historische Vorlass des Stifters dem Archiv für Zeitge- in Berlin bis ins Jahr 1668 dokumentiert wird. Eingehender schichte zugesprochen wird. Am 23. Oktober 1991 erklärte belegt sind die Berliner Jugendzeit Goldschmidts und seine der Gesamtbundesrat die Annahme der Schenkung. Das Emigration nach Zürich (15. Februar 1938) bis zur Auf- Eidgenössische Departement des Innern gab hierzu ein nahme ins Zürcher Bürgerrecht am 10. Januar 1963. Communiqué mit einer kurzen Würdigung dieses Bestandes heraus, das am Radio und in der Presse eine erfreulich Die Mitarbeit in zahlreichen Institutionen zeugt von seinem weite Resonanz fand. unentwegten Engagement für die jüdische Kulturarbeit im deutschsprachigen Raum, wie auch die Unterlagen zu dem Der Stiftungsrat trat am 4. Juli zu seiner ordentlichen von ihm gegründeten Jüdischen Lehrhaus Zürich zeigen. Sitzung zusammen; die verabschiedete Jahresrechnung und der Rechenschaftsbericht 1990 wurden von der Stiftungsauf- Die vier Ordner mit Korrespondenzen enthalten Briefwech- sicht des EDI am 19. Juli 1991 zur Kenntnis genommen und sel unter anderem mit Leo Baeck, Schalom Ben-Chorin, verdankt. Herr lie. phil. Uriel Gast, Mitarbeiter des Archivs Eugen Böhler, Theodor Bovet, Max Brod, Paul Burkhard, für Zeitgeschichte, hat mit der Archivierung der ersten Walter Robert Corti, Emanuel Dejung, Walter Matthias übernommenen Materialien bereits begonnen. Diese Diggelmann, Max Ettinger, Jonas Fränkel, Eberhard Erschliessungstätigkeit erfolgt zunächst im Rahmen von vier Grisebach, Friedrich Heer, Fritz Hochwälder, Robert Jungk, Arbeitsstunden pro Woche, die durch die Stiftung finanziert Karl Kerenyi und Wolfgang Pauli. werden. Bücher und Dokumentationen zu einzelnen Persönlichkei- Besonders willkommen waren eine Reihe spontaner ten wie Fritz Hochwälder, Adrien Turel und anderen zusätzlicher Ueberweisungen, die in Anerkennung der runden den gegenwärtigen Stand der Ablieferung ab. Tätigkeit des Stifters erfolgten und die eine Ermutigung und willkommene Hilfe zur Wahrnehmung der der Stiftung Dialogik gestellten Aufgabe darstellen: Die Förderung

26 27 XIII. Personelles

Die allgemeinen Sparmassnahmen waren auch im Archiv für Zeitgeschichte spürbar und konnten nur teilweise durch Drittmittel aufgefangen werden. Insbesondere Hessen sich aus dem ordentlichen Budget keine kleineren Projekte mehr durchführen, die mit finanziell geringem Aufwand die Lösung einer bestimmten Aufgabe bezweckten. Frau Dr. Ursula Akmann-Bodenmann verliess nach ihrer, Promotion das Archiv auf Ende Juni 1991. Als ihre Nach- folgerin konnte Frau Magister Claudia Hoerschelmann gewonnen werden. Neu hinzu hinzugekommen ist am 1. November 1991 Herr lie. phil. Peter Scheck, der auch als Stadtarchivar in Stein am Rhein tätig ist. Wir freuen uns, in ihm einen versierten Mitarbeiter für die Erschliessung des Vorort-Archivs gefunden zu haben. Mein Dank gilt nicht zuletzt Herrn Prof. Dr. Jean-François Bergier als Vorsteher des Instituts für Geschichte sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Archivs für Zeitge- schichte, die ihre Aufgaben alle nur im Rahmen von Teilzeitstellen wahrnehmen können. Die stetige Zunahme der Verpflichtungen wäre ohne ihr grosses Engagement und ihre flexible Einsatzbereitschaft nicht zu bewältigen.

Klaus Urner

28 INHALT EIDGENÖSSISCHE TECHNISCHE HOCHSCHULE

ZÜRICH Zum Geleit 3 I. Schenkungen und erschlossene Bestände 4 INSTITUT FÜR GESCHICHTE II. Aussenstelle Hönggerberg: Historisches Vorort-Ar- chiv 11 III. Forschungsprojekte 13 IV. Mikrofilme, Videokassetten, Tondokumente 14 V. Dokumentation "NZZ-Archiv" 15 VI. Handbibliothek, Dokumentationen 16 VII. EDV im Archiv für Zeitgeschichte • 18 JAHRESBERICHT VIII. Benutzung 19 IX. Kolloquien 21 DES X. Stiftung Dialogik, Mary und Hermann Levin Gold- schmidt-Bollag 22 XI. Jaeckle-Treadwell-Stiftung 24 ARCHIVS FÜR ZEITGESCHICHTE XII. Emil Friedrich Rimensberger-Fonds 25 XIII. Karl-Schmid-Stiftung 26 XIV. Mitarbeiter 28 1992 Zum Geleit

Durch die weltpolitischen Veränderungen von 1989/90 ist Zeitge- schichte als Forschungsbereich näher an die Gegenwart herangerückt worden. Die historische Aufarbeitung der letzten drei Jahrzehnte wird dadurch zu einem vordringlichen Desiderat. Der Umbruch hat aber auch revisionistische und rechtsradikale Tendenzen freigesetzt, die das erneute Studium weiter zurückliegender Fehlentwicklungen nahelegen. Sie schlagen am Ende des 20. Jahrhunderts in alarmie- render Weise den Bogen zurück zu dessen Anfängen. Dass dieses aus seiner Gesamtheit zu erforschen und zu interpretieren ist, wird durch die Relativierung bisheriger Zäsuren und Segmentierungen in einzelne Zeitabschnitte deutlich. Die in der Gegenwart geforderten zukunftsorientierten Strategien laufen ohne eingehende Kenntnisse zeitgeschichtlicher Zusammenhänge Gefahr, die verhängnisvollen Irrungen der Vergangenheit erneut fortzuschreiben. Im Archiv für Zeitgeschichte hat sich das verstärkte Interesse für zeitgeschichtliche Fragestellungen in zweifacher Weise ausgewirkt: Durch die bis zur Ausschöpfung seiner bisherigen Kapazitäten an- gestiegene Benutzung sowie durch die Unterstützung, die es in erweiterter Form auch ausserhalb der ETH erhält. Zu den er- freulichen Ereignissen gehören im Archiv zwei Förderungswerke, die im Berichtsjahr ins Leben gerufen worden sind und die in Ver- bindung mit hier betreuten Beständen auch ihm zugute kommen: die Errichtung der JAECKLE-TREADWELL-STIFTUNG und der KARL- SCHMID-STIFTUNG. Angesichts der rigorosen Sparmassnahmen des Bundes wird besonders augenfällig, welch essentielle Hilfe gemein- nützige Stiftungen leisten, auch wenn sie in ihren Zweckbestimmun- Archiv für Zeitgeschichte ETHZ gen jeweils spezifisch ausgerichtet sind. Zusammen mit der STIF- Scheuchzerstrasse 68/70, 8006 Zürich TUNG DIALOGIK, MARY UND HERMANN LEVIN GOLDSCHMIDT- Tel. (01) 256 40 03 BOLLAG sowie mit dem EMIL FRIEDRICH RlMENSBERGER-FONDS verfügt das Archiv für Zeitgeschichte nun über eine zusätzliche Postadresse: ETHZ, 8092 Zürich Basis, deren Bedeutung auch im Jahresbericht zur Geltung kommt. I. Schenkungen und erschlossene Bestände ren kollidiert. Dabei sind auch deren Anliegen zu berücksichtigen, Unterlagen divergierender Provenienz gemäss dem erhofften grösst- möglichen Nutzen plazieren zu können. Das Archiv für Zeitgeschichte betreut heute rund 120 Nachlässe und Bestände zu einem breiten Themenspektrum insbesondere im Inhaltlich besonderes Gewicht kommt dem Vorlass von Herrn DR. Bereich der allgemeinen schweizerischen Zeitgeschichte. Darunter IUR. VEIT WYLER zu, der dem Archiv im Berichtsjahr einen ersten befinden sich eine ganze Reihe von historisch relevanten Quellen, grossen Teil seiner historischen Unterlagen übergeben hat. Diese die - wie der Nachlass des Flüchtlingspfarrers DR. H.C. PAUL VOGT entstammen seiner langjährigen Tätigkeit als Anwalt der Flüchtlinge - vor dem unwiderruflichen Verlust bewahrt werden konnten. Aus und dokumentieren sein Engagement zugunsten des Zionismus, der Platzgründen konzentriert sich das Archiv bei der Aufnahme jüdischen Gemeinden sowie für den Staat Israel. Im Rahmen weiterer Schenkungen auf Quellenmaterialien, die die Schwerpunkte unserer zeitgeschichtlichen Kolloquienreihe bestand bereits am 11. seiner Dokumentationen substantiell ergänzen und vertiefen. Juli 1990 die Gelegenheit, Herrn Dr. Wyler als wichtigen Zeitzeugen zur Geschichte der Juden in der Schweiz kennenzulernen. Sein Dass der Quellenwert nicht vom Umfang abhängt, illustriert die Rückblick "Erinnerungen eines zionistischen Schweizer Juden" liegt Schenkung von Frau Liselotte Hilb, die unseren Quellenbeständen im Archiv für Zeitgeschichte auch als Tondokument vor. Seine zur Judenverfolgung im Dritten Reich beigefügt wurde. Hierzu Familie war um 1630 in die Schweiz eingewandert. Den Abbau der gehören rund 50 Briefe, die MARIANNE HILB, die Tante der gesetzlichen Diskriminierung in der Schweiz hat sein Grossvater Donatorin, aus Deutschland an ihre Tochter geschrieben hatte. Die miterlebt und als Ausdruck der Integration verstanden. Dass die zunehmend ausweglose Lage der Juden in Nazideutschland wider- zugestandenen Freiheiten eine Reversibilität nicht ausschliessen, spiegelt sich in diesen Zeugnissen auf eine sehr persönliche Weise. wurde für Veit Wyler zur prägenden Erfahrung. Mit dem radikalen Sie beginnen im Juli 1939 und enden im Mai 1942, als Marianne Antisemitismus war er schon während der zwanziger Jahre in Hilb mit ihrer älteren Tochter ins Todeslager Treblinka deportiert Deutschland und dann auch in Oesterreich konfrontiert worden. In wurde, wo sie ein Jahr später den Tod erlitt. Einige dieser Briefdo- der Folge hat er sich früh für die Anliegen des Zionismus eingesetzt. kumente hat das Archiv für Zeitgeschichte dem Schweizerischen Landesmuseum für die Ausstellung "Sonderfall? - Die Schweiz Nach dem 1932 bestandenen Anwaltsexamen und einem Aufenthalt zwischen Réduit und Europa" ausgeliehen. Ebenfalls aus seinen in Paris arbeitete er im Anwaltsbüro von Wladimir Rosenbaum; seit Beständen wurden dort zwei eindrückliche kleine Gipsreliefs gezeigt, 1935 führte er seine eigene Kanzlei. Zwei Mandate, die im Bestand die das Sterben im Konzentrationslager vergegenwärtigen und die eingehend belegt sind, waren politisch von grösserer Tragweite: 1934 ein ehemaliger KZ-Häftling dem Flüchtlingspfarrer Paul Vogt nahm Dr. Wyler die Interessen des kommunistischen Reichstags- geschenkt hat. abgeordneten Heinz Neumann wahr, dem in der Schweiz keine Zuflucht gewährt wurde und der als unerwünschter Flüchtling bis zu Ihren eigenen Bestand hat Frau Liselotte Hilb schon früher dem seiner Ausweisung in der Strafanstalt Regensdorf inhaftiert war. Schweizerischen Sozialarchiv, dem Schweizerischen Bundesarchiv Internationale Beachtung erlangte Ende 1936 der Strafprozess gegen sowie dem Archiv des Roten Kreuzes in Bern übergeben. Auch hier David Frankfurter, der den Landesgruppenleiter Schweiz der Aus- zeigt sich einmal mehr, dass das Desiderat der Archivare, Nachlässe landsorganisation der NSDAP, , in Davos er- integral zu übernehmen, oft mit der Prioritätensetzung der Donato- schossen hatte. Die Verteidigung Frankfurters übernahm Eugen Goebbels mit einer gross angelegten Pressekampagne zu beein- flussen suchte. Seit dem 'Anschluss" Oesterreichs war Veit Wyler nach Kräften darum bemüht, für die Verfolgten Einreise- und Durchreisebewil- ligungen zu beschaffen, um wenigstens vorübergehend eine Zuflucht zu ermöglichen. Da die Schweizer Behörden das politische Asyl verweigerten und Flüchtlinge nur auf Zeit aufnahmen, organisierte er mit anderen Helfern Pässe und Dokumente für die Weiterreise nach Uebersee. Damit im Zweiten Weltkrieg Menschenleben vor der Vernichtung gerettet werden konnten, bedurfte es des Mutes zur Illegalität. Seine im Stillen erbrachte Hilfe ist bisher noch kaum gewürdigt worden. Dass sie nur rudimentär durch schriftliche Unterlagen überliefert wird, liegt in den damaligen schwierigen Verhältnissen begründet. Nach dem Krieg gab er während 40 Jahren die Zeitschrift "Das Neue Israel" heraus. Sie enthält sein publizisti- sches Lebenswerk im Dienst der zionistischen Bewegung, das neben seiner vollamtlichen Anwaltspraxis entstanden ist. Auch bei den Bemühungen des Archivs für Zeitgeschichte, das Wirken von KONSUL CARL LUTZ eingehender zu dokumentieren, Die Verteidiger David Frankfurters Dr. Eugen Curti und Dr. Veit sind positive Ergebnisse zu verzeichnen. Mit Hilfe von Dr. Laslö Wyler (1. u. 2. v.l.), rechts aussen sein späterer Vormund Paul Karsai wurde der vorhandene Bestand durch Kopien aus ungarischen Schmid-Ammann Archiven ergänzt. Sie beziehen sich auf die Rettungsaktionen in Budapest von 1944, mit denen Lutz tausende von Juden vor der drohenden Vernichtung bewahren konnte. Weitere Zugänge erfolgten im Schwerpunktbereich "Wirtschafts- und Curti unter Mitwirkung von Veit Wyler. Dieser stellte die im Churer Aussenwirtschaftspolitik". Herr DR. LINUS VON CASTELMUR übergab Prozess vorgelegte Dokumentation zusammen, mit welcher der Unterlagen zu seiner vor kurzem auch im Buchhandel erschienenen Uebergang von der antisemitischen Hetze zur systematischen Dissertation: "Schweizerisch-alliierte Finanzbeziehungen zwischen Entrechtung der Juden im Dritten Reich vor dem Gericht und den dem Zweiten Weltkrieg und dem Kalten Krieg. Die deutschen Vertretern der internationalen Presse in allen Einzelheiten nach- Guthaben in der Schweiz zwischen Zwangsliquidierung und Freigabe gewiesen worden ist. Unwissenheit konnte seit Ende 1936 auch im (1942-1952)". Dieser Bestand ist thematisch eng mit demjenigen von Ausland niemand mehr vorschützen. Diese Dokumentation sowie DR. MARCO DURRER verbunden und ergänzt unsere Kopienbestän- weitere Unterlagen enthalten aufschlussreiche Materialien zu einem de zu Quellen ausländischer Archive zur Schweiz. Sie enthalten das Prozess, über den sich Hitler persönlich informieren liess und den Ergebnis einer systematischen Suche nach Unterlagen, die nur mit Dossiers, darunter div. Photoalben, zum Nachlass Walter Bosshard); erheblichem Aufwand aufzuspüren sind (Bundesarchiv Koblenz, Ulrich Kägi (Pichen); a.Botschafter Dr. Guido Keel, Genf (Unter- Public Record Office London, Archives économiques et financières lagen zu seiner Tätigkeit in Bern, Rom, Prag, Warschau, Norwegen, Paris, National Archives Washington). 1943-1971); E. Niederer (NZZ-Artikelserien, Memoiren); Fritz N. Platten (u.a. Schreibmaschine mit russischen Typen); Dr. Sylvia Erst im Stadium der Quellensicherung befinden sich die Aktenüber- Rüdin ("Schweizer Illustrierte" 1939-1945); Firma Salathin Treu- gaben durch Herrn A. NATIONALRAT VALENTIN OEHEN, die im hand, Riehen (Vorort-Berichte); Elsie Schmid-Attenhofer, Bassers- Berichtsjahr fortgesetzt wurden. Sie beziehen sich vor allem auf die dorf (Ergänzungen zum Nachlass Karl Schmid); Maryse Schmidt- "Nationale Aktion" während der Jahre 1968 bis 1980 sowie auf die Surdez, Neuchâtel (Schriften zum Gotthard-Bund); Dr. theol. Theo "Ökologische Freiheitliche Partei der Schweiz" 1986 bis 1988/90. Tschuy, Tannay (Abschrift Originaltagebuch von Carl Lutz 1944/45); Zur Frühzeit der "Nationalen Aktion" ist ein wichtiger Privatbestand Dr. Stephan Winkler, Bern (div. Unterlagen); Dr. Hans Ulrich Wipf, bereits vernichtet worden. Durch die intakte Ueberlassung bleiben Stadtarchivar Schaffhausen (div. Zeitungsartikel aus NL Walther nun aber im Bestand Valentin Gehen Materialien von zentraler Bringolf). Gedankt sei aber auch den nicht namentlich aufgeführten Bedeutung erhalten, die zur Geschichte dieser "Ueberfremdungs- Donatoren und Institutionen für die Schenkungen von Büchern, bewegung" wesentliche Aufschlüsse vermitteln. Schriften und Belegexemplaren. Verschiedene Ordnungs- und Vorarbeiten wurden extern durch- Der Nutzen solcher Quellenbestände für die Forschung hängt geführt; sie betreffen Uebernahmen, die erst 1993 aktuell werden. entscheidend auch von der Erschliessung und damit von der Zugäng- Zusammen mit dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund lichkeit ab. Das Archiv für Zeitgeschichte erstellt schon bei der wurde geprüft, wie die schon seit Jahren im Archivbereich bestehen- Uebernahme ein Grobverzeichnis, das einen ersten Zugriff ermög- de Zusammenarbeit auf neuer Basis intensiviert werden kann. Auch licht. Für die Feinerschliessung, die einen erheblichen Mehraufwand über diese Ergebnisse wird noch zu berichten sein. bedeutet, gelten Prioritäten, die sich an der Bedeutung des Bestan- Für weitere zumeist kleinere Schenkungen, auf die hier nicht im des orientieren. Gleichwohl liegt der überwiegende Teil unserer einzelnen eingegangen wird, danken wir folgenden Personen: Quellendokumentationen bereits detailliert erfasst vor. Im Berichts- Dr. Régula Beck und May Broda, Schweizer Fernsehen DRS (VHS- jahr wurde der Nachlass von STAATSSEKRETÄR WILHELM ABEGG (1876-1951), über den im Jahresbericht von 1988 orientiert worden Kassetten); Dr. Karl Böhler, ETH-Hauptbibliothek (Mikrofiches- war, neu erfasst, weil inzwischen eine weitere Schenkung mit gewich- Kataloge ALK l u. 2); Divisionär zD Denis Borel, Neuchâtel (eigene Forschungsarbeiten); Dr. Edmund Bossard (Prozessakten); Gertrud tigen Briefen hinzugekommen war. Abegg war bis 1932 Staatssekre- Burkhalter, Zürich (Briefe von Karl Schmid); Dr. Vincent C. Frank- tär im Preussischen Innenministerium und Chef der Polizei. Die neu Steiner, Basel (Materialien zur "Tatgemeinschaft der Schweizer hinzugekommenen Briefe beleuchten unter anderem Abeggs Ver- Jugend 1938-1940"); Dr. Beat Glaus, Wissenschaftshistorische suche, die Machtergreifung der Nationalsozialisten zu verhindern. Im Sammlungen (Schriften); Dr. Robert Hänni, Bern (Unterlagen zur März 1933 emigrierte er nach der Wiedererlangung des schweize- Schweizerischen Korea-Mission, Zeitschriften, Photos 2. WK); Frau rischen Bürgerrechts in die Schweiz. Die Nachforschungen nach Konsulin van Heuven (Briefe); Peter Hirsch, Oberrieden (Ge- zusätzlichen Materialien im Umkreis von Verwandten und Bekann- sprächsaufzeichnung); Paul Hofer, Renens (Ablieferung von rund 60 ten Abeggs blieben leider ohne Erfolg.

8 Zu den Erschliessungs- Für das 1992 erschienene "Repertorium der handschriftlichen arbeiten, die fortgesetzt Nachlässe in den Bibliotheken und Archiven der Schweiz" hat das wurden, gehören dieje- Archiv für Zeitgeschichte insgesamt 93 Bestände angemeldet; diese nigen am Nachlass des sind bereits so weit erschlossen, dass eine Benutzung gemäss den Journalisten DR. FRITZ Uebernahmevereinbarungen möglich ist. HEBERLEIN. Da Heber- lein auch Gerichtsbe- richterstatter gewesen war, enthält sein Be- II. Aussenstelle Hönggerberg: Historisches stand zum Teil sonst kaum greifbare Unter- , Vorort-Archiv lagen zu Prozessen des gesamten politischen Das historische Vorort-Archiv des Schweizerischen Handels- und Spektrums, darunter Industrievereins ist für die schweizerische Wirtschaftsgeschichte von Strafverfahren gegen zentraler Bedeutung. Es wird seit der Uebergabe im Jahr 1991 vom Frontisten, Landesver- Archiv für Zeitgeschichte durch seine Aussenstelle Hönggerberg für räter oder auch gegen Forschungszwecke zugänglich gemacht. Im Berichtsjahr konnte mit Spanienkämpfer; die der Erschliessung begonnen werden, nachdem die neuerstellte Versuche, die Presse- Rollkorpus-Anlage bezogen und das historische Vorort-Archiv freiheit mit Hilfe der eingeräumt worden war. Gerichte einzuschrän- Die etwa 2500 Aktenbündel und 750 Bände (Missiven, Protokolle, ken, hat der langjährige Staatsserketär Wilhelm Abegg Rechnungsbücher u.a.) umfassen 266 Laufmeter; hinzu kommt die Korrespondent der Handbibliothek (Fachliteratur, Broschüren, Zeitschriften) mit rund "Basler Nationalzei- 70 Laufmetern. Der Bestand dokumentiert die Vielfalt der Themen, tung" ebenfalls doku- mentiert. Einige Nachlässe wurden neu etikettiert oder revidiert: die mit denen sich diese älteste und umfassendste Spitzenorganisation Einzelbestände zu DR. H.C. HERMANN BÖSCHENSTEIN, DR. IUR. der Wirtschaft seit ihrer Gründung im Jahre 1870 auseinandergesetzt hat. EDMUND BOSSARD, DR. FRANZ RIEDWEG sowie die Nachlässe von DR. HANS OEHLER, WERNER RINGS und DR. PAUL SCHMID- Da der ursprüngliche Aktenplan des Vororts bald nach seiner AMANN. Das Nachlassverzeichnis von HEINRICH SCHNYDER (1897- Einführung nicht mehr konsequent weitergeführt und schliesslich 1974) wurde ergänzt, nachdem Unterlagen zum Thema "Zürich baut gänzlich aufgegeben worden ist, drängte sich eine Neuordnung auf. für Vergessene (Flüchtlinge in Oesterreich)" hinzugekommen waren. Für Bestände, die wie Handakten durch den Aktenbildner geprägt Mit den Erschliessungsarbeiten am Nachlass von MINISTER DR. sind, gilt das Provenienzprinzip. Für den überwiegenden Teil der HANS SULZER wurde begonnen. Geschäftsakten aber erwies sich eine durchgehende Gliederung nach dem bereits vorgegebenen Pertinenzprinzip als sinnvoll, da die

10 11 Zuständigkeiten im Vorort häufig gewechselt haben. Der alte entspricht den fortschrittlichen Regelungen im EG-Raum. Bei der Archivplah diente dabei, so weit dies möglich war, als Grundlage. Feinerschliessung, mit der noch 1993 begonnen werden soll, wird Was historisch gewachsen ist, soll zusammenbleiben oder wieder dann das einzelne Dossier die kleinste Erfassungseinheit darstellen. zusammengeführt werden. Die auszuarbeitende systematische Ge- samtordnung hat aber auch Aktengruppen zu Sachgebieten mit einzubeziehen, die im Verlauf der letzten Jahrzehnte neu hinzuge- kommenen sind. In einem ersten Schritt wurde begonnen, die III. Forschungsprojekte einzelnen Faszikel genau zu erfassen und - ohne schon jetzt die nach dem Umzug rekonstruierte Wiederaufstellung des Archivs Zur Zeit sind neben den Arbeiten im historischen Vorort-Archiv physisch zu verändern - auf dem Papier nach Aktengruppen zwei grössere Forschungsprojekte zur Quellenerschliessung im systematisch zu ordnen. Dabei stellte sich heraus, dass die Akten- Gange, die durch Drittmittel finanziert werden: mappen zum grössten Teil ungenau und unvollständig beschriftet worden sind, so dass die Erschliessungsarbeit bereits auf mittlerer 1. DER SCHWEIZER JOURNALIST, PHOTOGRAPH UND SCHRIFT- Erfassungsebene einen beträchtlichen Verifikationsaufwand erfor- STELLER WALTER BOSSHARD (1892-1975) - EIN BEITRAG ZUR dert. Die Komplexität der Vorort-Tätigkeit, die bei der Aktenbil- MODERNEN BILDBERICHTERSTATTUNG dung zu thematischen Ueberschneidungen führt, erfordert von Fall Das gemeinsam mit der Schweizerischen Stiftung für die Photogra- zu Fall ein adäquates Studium der Materie, um eine korrekte phie, Zürich, durchgeführte Projekt umfasste ursprünglich neben der Einordnung der Dossiers in den übergeordneten Zusammenhang zu Erschliessung eine Ausstellung sowie eine Buchpublikation. Es ist in gewährleisten. seinem Umfang vom Schweizerischen Nationalfonds vorerst jedoch Fühlungnahmen unter anderem mit dem Süddeutschen Wirtschafts- nur zur Hälfte bewilligt worden. Die Aufarbeitung des Bestandes archiv sowie mit dem Deutschen Industrie- und Handelstag DIHT bleibt daher zunächst einmal auf die Erschliessung beschränkt, die bestätigten den gewählten methodischen Archivierungsansatz. Die von Frau lie. phil. Verena Münzer und von Frau lie. phil. Annemarie Ordnungs- und Erschliessungsarbeit wird von Herrn Dr. Peter Hürlimann durchgeführt wird. Scheck durchgeführt. Trotz der dargelegten Schwierigkeiten wurden 2. VERFILMUNG DES NACHLASSES VON SALY MAYER IM ARCHIV die 1992 für die Arbeitsplanung vorgegebenen Zielsetzungen weit- DES AMERICAN JEWISH JOINT DISTRIBUTION COMMITTEE IN NEW gehend erreicht. Das thematisch geordnete Verzeichnis, welches YORK UND ERSCHLIESSUNG DES FILMBESTANDES IM ARCHIV FÜR Titel und Zeitspanne sämtlicher Faszikel und gebundenen Aktenbän- ZEITGESCHICHTE de enthält, wird 1993 fertiggestellt werden. Dieses Findmittel ist das Ergebnis einer Erschliessung auf mittlerer Ebene. Dadurch wird das Saly Mayer (1882-1950), der von 1936 bis 1943 Präsident des historische Vorort-Archiv benutzbar, wobei noch die entsprechen- Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes war, nahm als den Umstellungs- und Einordnungsarbeiten im Bestand selbst vor- Vertreter des American Jewish Joint Distribution Committee (Joint) genommen werden müssen. Die im März 1992 mit dem Vorort bei der Hilfstätigkeit für die verfolgten Juden in Europa eine geführten Vertragsverhandlungen dienten der Konkretisierung der Schlüsselstellung ein. Sein unermüdliches Engagement und der Benutzungsmodalitäten; die vereinbarte 30jährige Sperrfrist Umfang dieser Hilfeleistungen verdienen es, eingehender erforscht

12 13 zu werden; Saly Mayer selbst blieb äusserst verschwiegen. Seine Bisher sind die im Archiv für Zeitgeschichte vorhandenen Mikrofil- Versuche, Juden durch Verhandlungen mit Vertretern der SS vor me der amerikanischen Filmserie T-120 (Auswärtiges Amt, Berlin, dem Tod zu retten und durch seine Zusammenarbeit mit Dr. Hein- 1920-1945) in Karteiform formal und inhaltlich erfasst worden. Die rich Rothmund, dem Chef der Polizeiabteilung des EJPD, auch auf nun von Herrn Dr. Thomas Ehrsam eingerichtete spezielle Mikro- die schweizerische Flüchtlingspolitik Einfluss zu nehmen, blieben film-Datenbank bietet wesentlich effizientere Suchmöglichkeiten. nicht ohne Kontroversen. Eine differenzierte Beurteilung wird Seit September 1992 ermöglicht es Herr Matthias Steiner durch jedoch erst durch den Beizug von Mayers eigenem Nachlass möglich. seine stundenweise Mithilfe, die Kartei in die Datenbank zu Das Archiv für Zeitgeschichte macht nun den Bestand mit Hilfe der übertragen. Bis Jahresende ist ungefähr die Hälfte der Daten unter Saly-Mayer-Memorial-Foundation in Form von Mikrofilmen auch Beizug des vierbändigen Findmittels von George O. Kent auf EDV in Europa zugänglich. Im Berichtsjahr wurde der Bestand in New erfasst worden. York verfilmt. Eine Vorstudie, die Aufschluss über den zeitlichen Veränderungen sind auch bei der kleinen Video-Sammlung zu und finanziellen Aufwand der Feinerschliessung dieser rund lO'OOO verzeichnen, die bisher aus technischen Gründen nicht benutzt Aufnahmen erbringt, steht vor dem Abschluss. Das Projekt wird von werden konnte. Die zeitgeschichtliche Reihe "Spuren der Zeit" des Herrn lie. phil. Uriel Gast durchgeführt und von der Saly-Mayer- Fernsehen DRS wird im Archiv durch eine vollständige Videokasset- Memorial-Foundation finanziert. ten-Sammlung dokumentiert. Bei verschiedenen Filmen stützen sich die Recherchen auch auf Unterlagen des Archivs für Zeitgeschichte. Weitere Videokassetten stammen von Herrn Werner Rings als Ergänzung zu seinem Vorlass (Dokumentarserie "Die Schweiz im IV. Mikrofilme, Videokassetten, Tondokumente Krieg"). Die kulturgeschichtlich wertvollen Filme aus dem Nachlass von Walter Bosshard (Asien- und Amerikareisen) liegen als Arbeits- Das Archiv für Zeitgeschichte macht seit seinen Anfängen auch und Sicherheitskopie nun auch auf Videokassetten vor. Für die Quellenbestände aus ausländischen Archiven zugänglich, die für die Benutzung steht im Archiv seit kurzem ein portables Video- Schweiz von Interesse sind. Beim Mikrofilmbestand des 'Archivio Abspielgerät zur Verfügung. Hierfür sowie für das Anhören der storico diplomatico del ministero degli affari esteri, Roma" (Ver- Tondokumente, deren Kernbestand die 93 Bänder mit persönlichen filmung durch Stefan Winkler, 1987) wurde die Serie 'Affari Erinnerungen von Zeitzeugen bilden, kann ein spezieller Raum im Economici 1940-1946, Svizzera" sowie "Repubblica Sociale Italiana Untergeschoss benutzt werden. 1943-1945, Svizzera" neu verzeichnet. Zur Feinerschliessung unserer Mikrofümserie zum Bestand "Neues Politisches Archiv (NPA), 1. Republik 1918-1939" des österreichischen Staatsarchives hat Frau Mag. Claudia Hoerschelmann einen Pilotversuch durchgeführt. Die V. Dokumentation "NZZ-Archiv" Fortsetzung dieser Arbeit wurde aus Kapazitätsgründen vorerst zurückgestellt. Das Original-Zeitungsausschnittarchiv der NZZ-Redaktion ist dem Archiv für Zeitgeschichte 1980 zum 125jährigen Jubiläum der ETH

14 15 mit der Zusage geschenkt worden, dieses durch künftige Abliefe- dem jederzeit auch der Bestand der Zentralbibliothek Zürich rungen jeweils zu ergänzen und fortzuführen. Am 10. September konsultiert werden kann. 1992 übergab das Archiv der Neuen Zürcher Zeitung eine weitere Teilablieferung von 11 Laufmetern mit Originaldossiers zu folgenden Die erforderlichen Prioritäten und der wachsende Arbeitsanfall zwangen dazu, unsere eigene gegenwartsbezogene Zeitungsaus- Sachgebieten: schnittdokumentation zur Schweiz, für die Presseorgane unter- - Ausland: Einzelne Länder (79 Länder u. Regionen, 1976- schiedlicher politischer Provenienz ausgewertet werden, drastisch zu 1981) reduzieren. Der Entscheid dazu wurde dadurch erleichtert, dass das - Inland: Sachgebiete (Aussenpolitik und Neutralität, 1962- Schweizerische Sozialarchiv in seinen Interessengebieten eine gut 1980) ausgebaute Zeitungsausschnittdokumentation führt. Seit Anfang 1992 werden nun nur noch Artikel grundsätzlicher Natur zu Sachfragen - Wirtschaft: Einzelne Länder (Deutschland, USA 1924-1982) erfasst, die über die Tagespolitik hinausreichen und die für unsere Wirtschaft International (Sachdossiers, alphabe- thematischen Schwerpunkte eine wesentliche Ergänzung darstellen tisch, 1922-1981) (Beispiel: Staatsschutzaffäre). Der Bereich Aussenpolitik wird in ver- Wirtschaft Schweiz (Sachdossiers, alphabetisch, gleichbarem Umfang wie bisher fortgeführt, da hier die Kon- 1916-1981) sultationen im Zusammenhang mit verschiedenen Nachlässen und den vom Archiv veranstalteten Kolloquien am häufigsten sind. Die Währung (Sachdossiers, alphabetisch, 1962-1982) Auswertung der uns kostenlos zugestellten Zeitungen und Zeit- Die Einordnung der Fortsetzungen in die jeweiligen Archivschach- schriften erweist sich auch auf reorganisierter Basis von grossem teln bringt erhebliche Umstellungen mit sich, die bei Jahresende Nutzen. noch im Gange waren. Die Zäsur, welche der Abschluss der Sammeltätigkeit im bisherigen Umfang nach 25 Jahren bedeutet, wurde zum Anlass genommen, die vorliegende Dokumentation bis Ende 1992 aufzuarbeiten. Herr lic.phil. Werner Hagmann hat das Zeitungsausschnittarchiv während VI. Handbibliothek, Dokumentationen der letzten zehn Jahre mit vorbildlichem Engagement betreut, wofür ihm auch hier ganz besonders gedankt sei. Dokumentiert wird ein bewegtes Vierteljahrhundert schweizerischen Zeitgeschehens (1966/ Die Sparmassnahmen sind bei der Handbibliothek besonders 67-1991). Aufgabe dieser Sammlung war und ist es, die Lücke spürbar, weil im Archiv den ungedruckten Quellen absoluter zwischen Zeit- und Gegenwartsgeschichte zu überbrücken. Sie behält Vorrang vor den Printmedien gegeben werden muss. Um so im Archiv auch deshalb ihren Nutzen, weil die übergebenen Dossiers nützlicher sind die Abfragemöglichkeiten der Bibliotheks-Daten- des NZZ-Archivs den Bereich "Innenpolitik" nicht abdecken. banken über KOMETH sowie weitere Findmittel. 1992 traf der schon früher im Rahmen eines Arrangements in Aussicht gestellte Von der Redimensionierung nicht betroffen sind die Dokumentation alphabetische Zentralkatalog der Zürcherischen Bibliotheken ein, Geschichte (u.a. Rezensionen) sowie die Biographische Sammlung, der 2'165'722 Katalogkarten auf 1357 Microfiches umfasst und mit die sich als unschätzbares Instrument bei der Erschliessung der

16 17 Nachlässe erweisen hat und für die die Presseorgane ebenfalls Um Stärken und Schwächen unserer auf DataPerfect basierenden ausgewertet werden. Datenbanklösung im Vergleich mit kommerziellen Archivdaten- banken zu überprüfen, haben wir einige dieser Produkte ausgiebig getestet (Archivar 5.1, Goliath, Augias). Dabei hat sich einmal mehr der grundsätzliche Unterschied unserer Lösung zu den meisten anderen gezeigt: Bei den Standardprodukten werden die Dossiers VII. EDV im Archiv für Zeitgeschichte direkt in die Datenbank eingegeben und automatisch nach einem bestimmten Schlüssel sortiert; die Verzeichnisse der einzelnen Im Vordergrund stand dieses Jahr die Ausarbeitung eines genauen Bestände werden dann aus der Datenbank generiert. Wir gehen den Plans und des Antrags für die Vernetzung unserer PC's im Archiv, umgekehrten Weg: Zuerst werden die Verzeichnisse erarbeitet und wobei wir der Errichtung eines LAN (Local Aerea Network) vor der zwar nach wie vor mit Hilfe der Textverarbeitung (WordPerfect) Integration in das an der ETH verbreitete UNIX-Netz den Vorzug unter Beizug der automatischen Numerierung. Die erstellten gaben. In Zusammenarbeit mit den Informatikdiensten der ETH und Verzeichnisse werden nach Abschluss der Archivierung mit einem der Firma Rohner AG, Schaffhausen, wurden die Planungen bis eigens hierfür entwickelten Programm direkt in die einzelnen Ende Oktober abgeschlossen und die erforderlichen Aufträge erteilt. Rubriken der Datenbank eingelesen. Dieses Vorgehen ist technisch Die Installation erfolgte im Januar 1993 - von den Erfahrungen mit zwar etwas aufwendiger, es bietet aber die Möglichkeit, unsere dem LAN wird im nächsten Jahresbericht die Rede sein. Bestände mehrstufig zu gliedern und die Dossiers inhaltlich präziser Das Abfragesystem der zentralen Datenbank wurde durch Herrn Dr. in ihrem Kontext zu erfassen. Die Verzeichnisse können anschlies- Ehrsam, unseren EDV-Spezialisten, wesentlich verbessert. Es send mit den leistungsstarken Gestaltungsmöglichkeiten von erlaubt nun die Abfrage nach Schlagwörtern oder Volltext in WordPerfect benutzerfreundlich ausgedruckt werden. Die sukzessive Kombination mit der Einschränkung auf einen oder mehrere Erarbeitung der Aktenstruktur fällt in einer Textverarbeitung, die Zeiträume; die Suche kann auf einen oder mehrere Nachlässe be- beliebige Umstellungen ermöglicht, leichter als in einer Datenbank, schränkt werden und umgekehrt können Nachlässe von der Suche in der die einzelnen Datensätze idealerweise gleichwertig sind. Die ausgeschlossen werden. Manuelle Eingaben für die Zeiträume neu erschlossenen Nachlässe und Einzelbestände wurden auch im werden auf syntaktische Richtigkeit geprüft. Berichtsjahr umgehend in die Datenbank aufgenommen, so dass diese jetzt 13'080 Dossiers verzeichnet. Des weiteren wurde ein Programm zur halbautomatischen Eingabe der Entstehungszeit und der von den Dossiers betroffenen Zeiträu- me erstellt; ein analoges Programm zur halbautomatischen Beschlag- wortung mit Personen-, Körperschafts- und geographischen Namen soll diesem an die Seite gestellt werden. Diese Beschlagwortung wird VIII. Benutzung die nächste grössere Aufgabe im Bereich der Datenbank sein. Sie wird nicht nur die Abfrage stark beschleunigen, sondern auch Unmittelbar im Dienst der Forschung sowie eines erweiterten Inter- Grundlage der automatischen Registererstellung der einzelnen essentenkreises stehen die Leistungen, die das Archiv für Zeitge- Verzeichnisse sein. schichte für externe Benutzer erbringt. Die nochmalige Steigerung

18 19 auf 395 Benutzungen (Vorjahr: 348) führte an die Grenze der IX. Kolloquien verfügbaren Kapazitäten. Hinzu kommen beratende oder begleitende Hilfeleistungen zu einzelnen Forschungsvorhaben und Projekten. Das Archiv für Zeitgeschichte sichert auch mündliche Quellen im Zwei Lizentiatsarbeiten sind in Verbindung mit Nachlass-Erschlies- Sinne der oral history. Es führte im Rahmen des "Freundes- und sungen fertiggestellt worden: Herr Christian Werner hat die Fördererkreises des Archivs für Zeitgeschichte" wiederum Kollo- Ordnungarbeiten beim Nachlass DR. ROBERT ElBEL praktisch bis quien mit Zeugen der Zeit durch, deren Referate mit anschliessen- zum Abschluss vorangetrieben und seine Arbeit "Feindbild Staat. der Diskussion im Sinne eines Zeugnisses ad personam auf Tonband Robert Bibel und die bürgerlichen antietatistischen Oppositions- bewegungen in der Schweiz 1930-1947" Ende 1992 vorgelegt. Herr festgehalten wurden: Christian Föllmi führte eine Teilerschliessung des Nachlasses von A. 18. März 1992 A. STAATSSEKRETÄR DR. PAUL R. TOLLES: Auf STAATSSEKRETÄR DR. ALBERT WEFTNAUER durch, die sich vor dem Weg von der bilateralen zur multilateralen allem auf den umfangreichen Korrespondenzbestand bezog. Seine Aussenhandelspolitik - Persönlicher Rückblick von Prof. Dr. Urs Bitterü betreute Studie trägt den Titel "Die 1943-1961 Schweiz, Europa und die Welt im politischen Denken Albert Weit- 13. Mai 1992 WERNER RINGS: Mein Weg zur Zeitgeschichte nauers (1960-1967)". Für ihren ausserordentlichen Einsatz spricht das Archiv für Zeitgeschichte Herrn Föllmi und Herrn Werner auch 1. Juli 1992 A. NATIONALRAT DR. ERWIN JAECKLE: Die Frei- hier seinen Dank aus. tagsrunde und die Literarische Tat 1942-1977 Aufträge zur Durchführung punktueller Forschungen für Dritte 28. Okt. 1992 GlAN CARLO FRIZZONI: In direktem Auftrag von wurden bisher weitervermittelt, da Anstellungen für einige Wochen Oberstbrigadier Masson - Nachrichtendienst verwaltungsmässig zu grosse Umtriebe erfordern. Unbefriedigend Italien 1939 bis 1945 gelöst bleibt wegen des damit verbundenen Mehraufwandes vorerst Erwin Tschudi: Nachrichtendienst und Kriegs- auch die Ausführung von Bestellungswünschen für Kopien von kartographie Photodokumenten. Eingehendere Informationen über die integrale 16. Dez. 1992 KKDT zD DR. HANS SENN: Entstehung und Reor- EDV-Archivierung sowie über unsere Archivbestände wurden im ganisation der Geheimen Dienste bis 1980 (mit a. Rahmen von Führungen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Bundesrat Dr. Georges-André Chevallaz, a. Na- Wissenschaftshistorischen Sammlungen der ETH-Bibliothek sowie tionalrat Heinrich Schalcher, a. Ständerat Franz des Stadtarchivs Schaffhausen erteilt. Muheim)

Unser Dank gilt den Referenten sowie den Mitgliedern des Freun- des- und Fördererkreises des Archivs für Zeitgeschichte; sie ermöglichen die Durchführung der Kolloquien und haben das Archiv 1992 zusätzlich mit einem Betrag von Fr. 3000.- unterstützt.

20 21 X. Stiftung Dialogik, Mary und Hermann Levin Goldschmidt-Bollag

Am 8. Dezember 1992, kurz nach ihrem 79. Geburtstag, ist unsere Stifterin Frau Mary Levin Goldschmidt-Bollag verstorben. Sie hat sich als Fürsorgerin in den Kriegsjahren für Verfolgte und Notlei- dende eingesetzt und sich auch später innerhalb der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich sowie des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes in selbstloser Weise engagiert, obwohl sie seit 1946 durch die Folgen einer schweren Krankheit behindert war. Ihr beispielhaftes Wirken hat bereits das verkörpert, was die Zielsetzung der von ihr zusammen mit ihrem Gatten gegründeten Stiftung Dialogik ist: jüdische und schweizerische Weltoffenheit. Das An- liegen der Stifterin war es, nach den leidvollen Prüfungen dieses Jahrhunderts die historische Erinnerung zu bewahren und die Arbeit des Archivs für Zeitgeschichte in wichtigen Forschungsbereichen zu fördern. Von ihrer Ausstrahlung zeugen auch die zahlreichen Spen- den, die zu ihrem Gedenken der Stiftung Dialogik zugekommen sind. Im Berichtsjahr ist der historische Vorlass von Hermann Levin Goldschmidt-Bollag durch weitere Ablieferungen ergänzt worden. Es handelt sich im wesentlichen um Materialien zum Jüdischen Lehrhaus Zürich (1951-1961) sowie um Korrespondenzen mit Dokumentationen zu Leo Baeck, Martin Buber, Simon Dubnow, Margarethe Susman, Adrien Turel und Peter Weiss. Die durch die Stiftung Dialogik geförderte Archivierung und Katalogisierung des Bestandes ist durch Herrn lie. phil. Uriel Gast im bisherigen Rah- men weitergeführt worden. Fertiggestellt wurde ein provisorisches Bestandesverzeichnis, das die bisherigen Ablieferungen erschliesst.

"Weiser Abbt Hermanus..." - Brief von Peter Weiss an Hermann Levin Goldschmidt vom 18.9.1938

22 23 Die Uebergabe dieser Archivalien erfolgte von 1986 bis 1992 in 13 Ablieferungen. Zu ihnen liegen dank der sachkundigen und selbst- XL Jaeckle-Treadwell-Stiftung losen Hufe von Frau Ciaire Scheuter eingehende Abgabever- zeichnisse vor, welche die Benutzung des 67 Schachteln umfassenden Am 30. Januar 1992 wurde von Herrn a.Nationalrat Dr. Erwin Bestandes wesentlich erleichtern. Mit dem Unterstützungsbeitrag der Jaeckle zusammen mit seiner Frau Annebeth Jaeckle die ''Jaeckle- Stiftung von Fr. 1000.- wurden diese Listen zu einem ersten ge- Treadwell-Stiftung" errichtet. Dieses in seiner Zwecksetzung viel- bundenen Findmittel im Umfang von 340 Seiten aufbereitet. seitig angelegte kulturelle Stiftungswerk wird neben anderen be- Seinen Bestand als Schriftsteller und Dichter hat Herr Dr. Jaeckle deutenden Aufgaben auch das Archiv für Zeitgeschichte der ETH mit weiteren Unterlagen dem Schweizerischen Literaturarchiv in Zürich sowie das Schweizerische Literaturarchiv in Tätigkeitsbe- Bern geschenkt. Die gute Zusammenarbeit mit dessen Leiter, Herrn reichen kontinuierlich fördern, die mit dem Vorlass sowie mit den Dr. Thomas Feitknecht, wird durch die Vertretung beider Archive weitgespannten und ganz unterschiedlichen Interessen der Stifter zu- im Stiftungsrat noch verstärkt. sammenhängen. Dies bezieht sich im Rahmen des Archivs für Zeit- geschichte vor allem auf Themenbereiche, die im journalistisch-po- litischen Bestand von Herrn Dr. Jaeckle dokumentiert sind oder die ihn als "Tat"-Chefredaktor sowie als Nationalrat beschäftigt haben. Ihm ist es zu verdanken, dass das Archiv der Chefredaktion vor der XII. Emil Friedrich Rimensberger-Fonds Vernichtung bewahrt werden konnte. Die bewegte Geschichte der Schweizerischen Unabhängigen Ta- Im Berichtsjahr wurden die Archivierungsarbeiten zum umfangrei- geszeitung "Die Tat", die Herr Dr. Jaeckle von 1943 bis 1971 geleitet chen Nachlass von Dr. Paul Ruegger (1897-1988) abgeschlossen. hat und die 1977 ein brüskes Ende fand, wird durch umfangreiche Der Schweizer Diplomat von internationalem Rang ist durch seine Korrespondenzen, durch thematisch angelegte Registraturen und standfeste Haltung im faschistischen Italien (1935-1942) bekannt Honorarkarteien belegt, die auch Aufschlüsse über ihren profilierten geworden. Als Präsident des IKRK nahm er zahlreiche schwierige Mitarbeiterkreis geben. Da "Die Tat" in vielen Sachfragen und auch Missionen wahr (z.B. 1949 bei der Berliner Blockade oder im bei innenpolitisch kontroversen Themen unter den Pressestimmen Koreakrieg). Auch später wurde er in Krisensituationen tätig ihren eigenen Standpunkt verfochten hat, ist der Beizug dieses (Kubakonflikt, Vietnam- und Biafrakriege) und wirkte an der Bestandes für die verschiedensten Fragestellungen ergiebig. Hinzu Weiterentwicklung des Völkerrechts aktiv mit. Durch das in kommen Unterlagen zum "Landesring der Unabhängigen", als deren jahrelanger Teilzeitarbeit geschaffene Findmittel macht nun Frau Dr. Vertreter Herr Dr. Jaeckle von 1947 bis 1962 dem Nationalrat Marie-Ciaire Däniker einen Bestand für die Forschung zugänglich, angehörte. Er hielt im Kolloquienkreis des Archivs für Zeitge- der mit seinen 115 Schachteln eine Vielfalt von Fragestellungen zur schichte am 21. März 1984 sowie am 1. Juli 1992 persönlichen Rück- schweizerischen und internationalen Zeitgeschichte substantiell blick, der in Ergänzung zu seinen schriftlichen Zeugnissen als dokumentiert. Ergänzende Erläuterungen zu den einzelnen Akten- Tondokument festgehalten wurde. gruppen vermitteln den Kontext, in den die jeweilige Tätigkeit Rüeggers sowie die überlieferten Akten einzuordnen sind. Der Emil

24 25 Friedrich Rimensberger-Fonds hat durch seine Unterstützung Entwürfe ausgearbeitet. Dank der Effizienz des Initiators konnte die wesentlich zur Realisierung dieses grossen Erschliessungsprojektes gemeinnützige "Karl-Schmid-Stiftung" bereits am 26. August 1992 beigetragen. ins Leben gerufen werden. Sie bezweckt die Förderung von Editio- 1992 ist die Dissertation von Frau Dr. Ursula Akmann-Bodenmann nen und Arbeiten zum wissenschaftlichen und publizistischen Werk "Die schweizerischen Sozialattaches. Ein Beitrag zur Geschichte des von Karl Schmid sowie die Bearbeitung und Auswertung seines diplomatischen Dienstes nach dem Zweiten Weltkrieg" als Buch im Nachlasses. Darüber hinaus will die Stiftung Arbeiten, Kolloquien Chronos Verlag, Zürich, erschienen. Diese von der Stiftung und weitere Veranstaltungen unterstützen, die sie im Sinne Karl unterstützte Arbeit wertet auch das Tagebuch von Emil Friedrich Schmids für förderungswürdig hält. Die Stiftung bezweckt aber auch Rimensberger im Zeitraum 1945 bis 1962 aus. Dieser hat am Aufbau gemäss Art. 3, Abs. 5: "Die Förderung der Arbeiten des Archivs für des schweizerischen Sozialattachedienstes, der nach dem Zweiten Zeitgeschichte der ETH Zürich, das den Nachlass von Karl Schmid Weltkrieg im Zeichen der Oeffnung errichtet worden war und der betreut, sowie der Forschungsstelle für Sicherheitspolitik und drei Jahrzehnte später sein Ende fand, schon bei der Konzeption Konfliktanalyse, soweit diese mit den Anliegen von Karl Schmid in und dann als Sozialattache in Washington mitgewirkt. Noch nicht Zusammenhang stehen." ausgewertet sind die viele tausend Seiten umfassenden Tagebuchein- Dem Stiftungsrat, der von Herrn a. Regierungsrat Künzi präsidiert tragungen, die bis 1927 zurückreichen und die die internationale und wird, gehören vierzehn Mitglieder an, darunter die Gattin Karl nationale Gewerkschaftsbewegung aus der Sicht dieses kritischen Schmids, Frau Elsie Schmid-Attenhofer, und sein Sohn Dr. med. und anschaulich schreibenden Insiders beleuchten. Christoph Schmid. Ein grösserer Kreis von Persönlichkeiten soll mit dem Stiftungswerk durch die Bildung eines Beirats verbunden werden. Im Vordergrund steht das Projekt, Karl Schmids Werk in einer XIII. Karl-Schmid-Stiftung erweiterten, erstmals wissenschaftlich bearbeiteten Edition zugäng- lich zu machen. Herr Dr. Thomas Sprecher hat im Auftrag der Zu einer eigentlichen Entdeckung wird der Nachlass von Prof. Dr. Stiftung mit der Erarbeitung des Gesamtkonzepts für die Edition Karl Schmid (1907-1974), der nun für eine Briefedition sowie für begonnen, die in Verbindung mit einem Nationalfondsprojekt eine wissenschaftliche Ausgabe "Gesammelte Schriften" im Archiv verwirklicht werden soll. Frau Dr. Sylvia Rüdin, die sich seit 1990 für Zeitgeschichte intensiv benutzt wird. Die auf Initiative von Herrn intensiv mit den umfangreichen Korrespondenzen Karl Schmids a. Regierungsrat Prof. Dr. Hans Künzi gegründete Karl-Schmid- befasst, zeichnet für die Herausgabe des vorgesehenen Briefbandes Stiftung leistet hierzu wegweisende Förderungsarbeit. Im Januar verantwortlich. Sie hat auch die zusätzliche Nachlieferung von 1992 hatte sich Herr Professor Künzi mit dem Bestreben an das Materialien im Umfang von 8 Schachteln, die sich noch im Familien- Archiv für Zeitgeschichte gewandt, für das Lebenswerk von Karl besitz befanden, mit Unterstützung der Karl-Schmid-Stiftung Schmid, der mit der Geschichte der ETH als hervorragender erschlossen. Da der umfangreiche Nachlass von Karl Schmid im Hochschullehrer und Rektor eng verbunden ist, eine geeignete Archiv für Zeitgeschichte bearbeitet wird, hat die ETH Zürich eine Förderungsform zu finden. Zu diesem Zweck wurden verschiedene befristete Teilzeitstelle bewilligt, so dass Frau lie. phil. Béatrice

26 27 Tschudi-Barbatti hier für die Stiftung auch administrative Arbeiten übernehmen kann.

XIV. Mitarbeiter

Die Sparmassnahmen haben auch den Personalbereich belastet, doch gelang es bisher, durch den Beizug von Drittmitteln weitgehend eine Kompensation zu erreichen. Am 31. Dezember 1992 ist Herr Hansruedi Hegi, der seit April 1990 im Archiv für Zeitgeschichte tätig war, aus dem Bundesdienst ausgeschieden. Die vorübergehend zugeteilte Etatstelle blieb dem Archiv leider nicht erhalten. Frau Béatrice Tschudi ist seit dem 1. Dezember 1992 im Rahmen von 25% im Archiv tätig. Die Anstellung von Herrn Werner Hagmann ist nach dem erfolgreichen Abschluss des Lizentiats seit Anfang April 1992 dem Umfang nach in eine Halbtagesstelle umgewandelt worden. Seit September 1992 arbeitet Herr Matthias Steiner stundenweise bei der Datenbank-Eingabe mit. Die Bewältigung des vielfältigen Arbeitspensums erforderte von den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, die ihre Aufgaben alle nur im Rahmen von Teilzeitstellen wahrnehmen können, wiederum eine grosse Einsatz- bereitschaft. Ihnen gilt mein Dank, aber auch Herrn Prof. Dr. Jean- François Bergier, der als Vorsteher des Instituts für Geschichte die Entwicklung des Archivs wegweisend unterstützt.

Klaus Urner

28 EIDGENÖSSISCHE TECHNISCHE HOCHSCHULE INHALT ZÜRICH INSTITUT FÜR GESCHICHTE Zum Geleit: Vor zwanzig Jahren — ein Rückblick 3

1. JUNA-Archiv 9 1.1 Dr. Benjamin Sagalowitz und sein Lebenswerk 9 1.2 Rettung vor dem drohenden Zerfall 11 1.3 Istzustand und erste Ergebnisse 11 2. Schenkungen und erschlossene Bestände 13 2.1 Nachlass Konsul Carl Lutz 14 2.2 Schutzmachttätigkeit, Flüchtlingsheime und Interniertenlager ... 16 2.3 Vier Jahrzehnte Aussenpolitik 20 2.4 Erschlossene Bestände 21 ARCHIV FÜR ZEITGESCHICHTE 2.5 Weitergabe von Schenkungen 23 2.6 Kleinere Neuzugänge 24 3. Historisches Vorort-Archiv 25 JAHRESBERICHT 4. Forschungsprojekte 28 4.1 Saly Mayer-Archiv 28 4.2 Walter Bosshard 29 5. Mikrofilme, Film- und Tondokumente 30 1993 5.1 Nachlass von Bundesrat Dr. Markus Feldmann (1897-1958) 31 5.2 Nachlass von Minister Dr. Hans Frölicher (1887-1961) 32 5.3 Mikrofilm-Karteien auf EDV 32 5.4 Video-Filme 33 5.5 Tondokumente 33 • 6. NZZ-Archiv . 34 7. Handbibliothek, Spezialsammlungen 34 7.1 Bibliothekskatalog auf EDV 34 7.2 Spezialsammlungen 35 8. EDV im Archiv für Zeitgeschichte 36 9. Benutzung .. 37 10. Kolloquien 38 11. Stiftung Dialogik, Mary und Hermann Levin Goldschmidt-Bollag .... 39 12. Jaeckle-Treadwell-Stiftung 41 13. Emil Friedrich Rimensberger-Fonds 42 14. Karl-Schmid-^Stiftung 42 15. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 43 Zum Geleit: Vor zwanzig Jahren — ein Rückblick

Seit zwanzig Jahren gehört das Archiv für Zeitgeschichte (AfZ) zur ETH Zürich — ein Anlass, kurz auf jene Anfangsjahre zurückzublicken und für die Unter- stützung zu danken, die es an der ETH in enger Verbindung mit dem Institut für Geschichte seit 1974 erfahren hat. Die Integration erfolgte zu einem Zeit- punkt, als die Förderung der Zeitgeschichtsforschung in der Schweiz als vordringliches Desiderat erkannt worden war, dessen Verwirklichung sich aber noch in den Anfängen befand. Die Ursprünge des Archivs reichen bis ins Jahr 1966 zurück. Damals stand eine wissenschaftliche Aufarbeitung der dreissiger und vierziger Jahre noch aus, die über den Beizug von gedruckten Materialien hinausging. Dass eine Tabuisierung nicht der richtige Weg war, sich mit einer problematischen Vergangenheit auseinanderzusetzen, hatten Akteneditionen der Alliierten mit ihren Enthüllungen deutlich gemacht. In der Schweiz erschwerten langjährige Aktensperrfristen die zeitgeschichtliche Forschung, so dass eine eigene kritische und differenzierte Urteilsbildung gar nicht möglich war. Der Auftrag des Bundesrates an Edgar Bonjour, über die Haltung der Schweiz während des Zweiten Weltkriegs zuverlässigen Aufschluss zu erbringen, illu- striert den damaligen Wissensnotstand. Selbst der Basler Historiker beklagte sich noch nach Erscheinen des Bonjour-Berichtes bitter darüber, dass ihm bei seinem ergänzenden Dokumentenband von 1974 ein Drittel des Manuskripts von der Zensur weggestrichen worden war.

Ohne entsprechende Forschungsförderung fehlten damals auch die erforderli- chen Kenntnisse und Möglichkeiten, um zeitgeschichtlich relevante Quellen im privaten und institutionellen Bereich rechtzeitig erfassen und vor der Vernich- tung bewahren zu können. Hier bedurfte es einer intensiven Aufklärungs- und Betreuungsarbeit, die es nicht irgendwelchen Zufälligkeiten überliess, ob un- widerbringliche Zeitdokumente erhalten blieben oder nicht. Auch die Sicherung mündlicher Zeugnisse im Sinne der oral history war bis dahin bei Fachhistori- kern und Archivaren noch weitgehend unbeachtet geblieben. Eigeninitiative und Archiv für Zeitgeschichte ETHZ unkonventionelle Wege waren deshalb gefordert. Es ist denn auch kein Zufall, Scheuchzerstrasse 68/70, 8006 Zürich dass ein Journalist und Autor von zeitgeschichtlichen Fernsehdokumentationen Tel. (01) 632 40 03 als Pionier der oral history hervortrat. Werner Rings, der selbst einst als Postadresse: ETHZ, 8092 Zürich Flüchtling in der Schweiz Zuflucht gefunden hatte, hielt für seine Filme die Erinnerungen zahlreicher inzwischen verstorbener Zeitzeugen in Wort und Bild EIDGENOSSISCHE TECHNISCHE HOCHSCHULE fest — über 140 Interviews, die nur zu einem kleinen Teil ausgewertet worden sind und die sich zusammen mit anderen Materialien heute im Archiv für AUSZUG AUS DEM PROTOKOLL DES PRÄSIDENTEN Zeitgeschichte befinden. DES SCHWEIZERISCHEN SCHULRATES

In dieser Situation wollte die "Arbeitsgruppe für Zeitgeschichte", die der heute noch dem AfZ vorstehende Leiter zusammen mit Hans Rudolf Humm während 14. September 1967 der Studienjahre gegründet hatte, unverzüglich und direkt den gravierenden Quellenverlusten entgegenwirken — auch wenn dazu nur die bescheidensten Eigenmittel eingesetzt werden konnten. Ein erster Erfolg zeigte sich 1967, als Entsprechend einem an die Koordlnatlonfletelle für Hoohschul- die ETH Zürich der Arbeitsgruppe durch ihren Baukoordinator Willi Maag zwei bauten der STH gerichteten Oeauch vom 21. Juni 1967 (215 Bi/wg) kleine Dachmansarden für eine Monatsmiete von fünfzig Franken zur Verfügung der Arbeitsgruppe fUr Zeitgeschichte, vlrd nach Besprechung stellte. Schon zu den damals angelegten zeitgeschichtlichen Dokumentationen mit Herrn Baukoordinator W. Kaag, gehörten neben Originalquellen auch Mikrofilme mit deutschen Akten zur Schweiz aus den Jahren der Weimarer Republik und des Dritten Reichs. Im verfugt i Exposé vom 21. Juni 1967 haben die Initianten ihre Zielsetzungen formuliert, die nicht nur für die Gründung, sondern auch für die weitere Entwicklung des 1. Der Arbeitsgruppe fltr Zeitgeschichte werden In der Liegen- Archivs wegleitend geworden sind: schaft Weinbergstrasse 3ü ab 15. September 1967 bis auf weiteres die beiden Mansardenelmmer beim Eachaufgang zur Die Tatsache, dass die schweizerische zeitgeschichtliche Forschung gegen- Verfügung cestellt. über dem Ausland weit zurückgeblieben ist, beruht nicht zuletzt auf dem 2. Der monatliche Mietzins wird auf Fr. 50.— festgesetzt. weitgehenden Fehlen eines systematischen Archivs für schweizerische Die Zimmer werden von der Arbeitsgruppe selber gereinigt. Zeitgeschichte. Wiederholt wurde die Erfahrung gemacht, dass wichtiges Aktenmaterial aus Ahnungslosigkeit und Desinteresse verloren oder 5. Der Technische Dienst vlrd gebeten, den Mietvertrag ausru- vernichtet wurde. Viele Zeugen, die durch eine sachgemässe Befragung auf ft teilen. jene Zusammenhänge hätten hinweisen können, die heute durch das 4. Kitteilung an die Arbeitsgruppe fllr Zeitgeschichte (Beoken- Aktenmaterial allein nicht mehr festzustellen sind, leben nicht mehr. Daher hofstrasae 17, 8006 Zürich), Herrn Baukoordinator V. Haag, ist es dringend notwendig, wenigstens die heute noch erreichbaren Akten- das Rektorat, den Technischen Dienet, die Kasse und die materialien und Zeugenaussagen für die Forschung sicherzustellen. Hier Haustelephonzentralo eowie Herrn Hausmeister KUenzi. ihren Beitrag zu leisten, hat sich die Arbeitsgruppe für Zeitgeschichte zum Ziele gesetzt. Für getreuen Auszug Anfang der siebziger Jahre wurde Prof. Dr. Karl Schmid auf das Archiv für Der Sekretär d^~3«^weiz. Schulrates Zeitgeschichte aufmerksam; von ihm ging der Anstoss aus, das AfZ in die ETH i.V. zu integrieren. Er hat sich auch als Präsident des Schweizerischen Wissenschafts- / IrptU'-^', rates für die Ziele des AfZ eingesetzt. Der Passus im Forschungsbericht des n Schweizerischen Wissenschaftsrates von 1973, der den Auf- und Ausbau Zwei Mansardenzimmer als Anfang: Frühestes Schriftstück der ETH zum AfZ, 14.9.1967 entsprechender Infrastrukturen als vordringlich empfiehlt, geht auch auf die Infrastrukturen zur Unterstützung der Dozenten in Lehre und Forschung. Nach damals geführten Gespräche zurück und steht in unmittelbarem Zusammenhang- der Wahl von Hans Werner Tobler als Ordinarius für Geschichte in deutscher mit dem Archiv für Zeitgeschichte. Das Postulat wurde von der Expertenkom- Sprache machte der damalige ETH-Präsident und heutige Staatssekretär Prof. mission im gesamtheitlichen Rahmen wie folgt als vordringlich begründet: Dr. Heinrich Ursprung die Anregung, an der ETH ein Institut für Geschichte zu errichten und ihm das Archiv für Zeitgeschichte als selbständige Organisations- Die Sicherung relevanten Quellenmaterials aus allen gesellschaftlichen, einheit anzugliedern — ein Vorschlag, der mit seiner Hilfe rasch verwirklicht politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Aktivitätsbereichen ist die wurde. Grundlage jeglicher Geschichtsforschung und deshalb von höchster Bedeutung und Dringlichkeit. Die ETH war mit ihrem Entschluss, das Archiv für Zeitgeschichte zu institutio- nalisieren, unter den Technischen Hochschulen wohl die erste, die über die Der Forschungsbericht führt hierzu aus (Bd. 2, S. 321): Lehre hinaus diesen Forschungsbereich gefördert hat. Neueste Geschichte hatten ihre Historiker — erwähnt sei allein Jean-Rodophe von Salis — schon früher Die Sicherung amtlicher Dokumente aus der Vergangenheit auf der Ebene gelehrt. Die ETH ist mit ihrem Schritt nicht allein geblieben. 1983 hat die des Bundes und der Kantone ist institutionalisiert. Ungeschützt sind Technische Universität Berlin in bedeutend grösserem Rahmen ein "Zentrum für hingegen immer noch die Archive der Gemeinden, Parteien, öffentlichen Antisemitismusforschung" mit einer Bibliothek errichtet, die heute eine der und privaten Körperschaften, der Massenmedien, wissenschaftlicher, umfassendsten Sammlungen zum europäischen Antisemitismus enthält. Auch kultureller und wirtschaftlicher Organisationen, privater Firmen, die diese Institution verdankt ihre Entwicklung ganz wesentlich dem engen Zusam- Nachlässe wichtiger Persönlichkeiten usw. Oft entscheidet der Zufall, ob menwirken zwischen Technischer Hochschule und privater Förderung. Eine wichtige Bestände, die zur Erhellung historischer Vorgänge beitragen analoge Institution etwa zum Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien, könnten, erhalten bleiben und der Forschung zugänglich gemacht werden. dem ebenfalls ein Archiv angegliedert worden ist, fehlt in der Schweiz an den Damit nicht — wie in vielen Fällen der Vergangenheit — weiterhin Quellen- Universitäten der Hochschulkantone. material von hohem wissenschaftlichem Interesse verlorengeht, welches sich in den Händen öffentlicher oder privater Institutionen und Personen befin- Dem neu gegründeten Institut für Geschichte wurden im Haus Auf der Mauer 2, det, sind Anstrengungen zur Rettung und allfälligen Ueberführung in 8001 Zürich, zwei Etagen zugeteilt. Dorthin zog das Archiv für Zeitgeschichte, staatliche Archive dringlich. wie fortan seine offizielle Bezeichnung lautete, Ende Januar 1974 aus den viel zu klein gewordenen Mansarden an der Weinbergstr. 38 um. Seither hat es einen Die Bereitstellung erheblicher Finanzmittel blieb aus, so dass besondere wesentlichen Ausbau erfahren, der hier nicht weiter nachgezeichnet werden Massnahmen im Sinne des Schweizerischen Wissenschaftsrates nicht zustande kann. Darüber orientieren die regelmässig vorgelegten Jahresberichte. Neben kamen. Die Archive von Bund, Kantonen und Gemeinden haben ihre An- schwierigen Phasen des Wachstums bei stagnierenden Ressourcen brachten vor strengungen zur Quellensicherung seither wesentlich verstärkt. Das Fehlen einer allem die Umzüge von Institut und Archiv ins ETH-Hauptgebäude und von dort systematischen Förderung führte dennoch zu gravierenden Folgen, die — erwähnt an die Scheuchzerstrasse 68/70 jeweils auch infrastrukturelle Verbesserungen. sei die unzulängliche Sicherung von Firmenarchiven —• bis heute spürbar sind. Das Interesse an der Zeitgeschichte ist seit Anfang der 90er Jahre durch die In erster Linie ist es Prof. Dr. Jean-François Bergier zu verdanken, dass sich das vorherrschende Orientierungskrise auch in der Schweiz neu akzentuiert worden. AfZ gleichwohl auf gesicherter Arbeitsbasis weiterentwickeln konnte. Seine Hilfe Der Dissens über die innen- und aussenpolitischen Zielsetzungen ruft nach als Mentor des Archivs und als Vorsteher des Instituts für Geschichte war und eingehenderen Erkenntnissen über den Weg zur Gegenwart. Hierzu gehören die ist von wegweisender Bedeutung. An der Abteilung XII fehlten damals eigene Aufarbeitung der Aera des kalten Krieges, aber auch Forschungsprojekte, welche die schweizerische Einbindung in das europäische und weltweite Be- 1. JUNÀ-Archiv ziehungsnetz untersuchen und deren existenzielie Bedeutung sichtbar machen. In erster Linie angesprochen ist die Aussenwirtschaft, die im Archiv für Zeitge- schichte auf Grund von Privatbeständen eingehend dokumentiert wird. Die Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) hatte dem AfZ schon in Wirtschafts- und Aussenwirtschaftspolitik bildet seit langem einen thematischen den achtziger Jahren Bestände zu den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen Schwerpunkt, der mit der Erschliessung des historischen Vorort-Archivs noch sowie zum Eichmann-Prozess in Jerusalem anvertraut. Im Februar 1993 wurde erheblich an Substanz gewinnt. zwischen dem SIG und dem AfZ eine Zusammenarbeit in Dokumentations- und Archivierungsfragen auf wesentlich erweiterter Basis vereinbart. Ihr gibt das Die alarmierende Zunahme rechtsradikaler, aggressiv nationalistischer und markanteste Ereignis des Berichtsjahrs Ausdruck: Die Uebergabe des Archivs antisemitischer Tendenzen in Europa ist eine Mahnung, sich mit den verhängnis- der Pressestelle "Jüdische Nachrichten" durch den Schweizerischen Israelitischen vollen Fehlentwicklungen und deren Folgen während der ersten Hälfte dieses Gemeindebund an das Archiv für Zeitgeschichte — ein historischer Bestand von Jahrhunderts durch erweiterte Forschungen erneut zu beschäftigen. Das Archiv gesamtschweizerischer Relevanz, dessen Entstehung in die dreissiger Jahre für Zeitgeschichte macht seit seinen Anfängen auch Quellen zugänglich zum zurückgeht. Nationalsozialismus und zu gesinnungsverwandten Bewegungen in der Schweiz, zur Geschichte des Holocaust, zur Emigration und zur schweizerischen Flüch- tlingspolitik — ein zentraler Bereich, der im Berichtsjahr durch das JUNA-Archiv 1.1 Dr. Benjamin Sagalowitz und sein Lebenswerk einen ganz wesentlichen Zuwachs erhalten hat. Im Mai 1933 beschloss die Delegiertenversammlung des SIG, einen Pressedienst In den letzten Jahren hat das Interesse an den Dienstleistungen des AfZ für ein ins Leben zu rufen. Der akuten Bedrohung durch den Nationalsozialismus, aber zeitgemässes Aktenmanagement im privaten Bereich zugenommen. Die auch durch die Frontenbewegungen und den zunehmenden Antisemitismus in Finanzmittel des AfZ waren von Anfang an äusserst bescheiden und konnten mit der Schweiz sollte mit einer Aufklärungs- und Abwehrstrategie begegnet werden. den wachsenden Aufgaben nicht Schritt halten. Begonnen wurde 1974 mit einem Ende November 1936 wurden schliesslich auch die erforderlichen Mittel bewil- ordentlichen Jahreskredit von 7000 Franken—ein Minimalbudget, das inzwischen ligt. DR. BENJAMIN SAGALOWITZ (1901-1970) hat die Pressestelle JUNA (Jü- gut auf das Vierfache angehoben worden ist, mit dem allein aber wenig dische Nachrichten) zu einem hervorragend dokumentierten Informationsdienst auszurichten wäre. Der Ausbau der personellen und räumlichen Infrastruktur auf- und ausgebaut, dessen Bulletins in deutscher und französischer Sprache wurde und wird mit zunehmendem Erfolg auch mit Hilfe von Drittmitteln ange- zahlreichen Redaktionen in der ganzen Schweiz zugestellt wurden. Er leitete die strebt, denen angesichts der rigorosen Sparmassnahmen des Bundes erhebliches JUNA von 1938 bis Mitte der sechziger Jahre und stand in der Schweiz mit an Gewicht zukommt. Einige Stiftungen sowie ein Fonds zugunsten des AfZ sind im vorderster Stelle im Kampf gegen alle rassistischen und antidemokratischen Zusammenhang mit einzelnen Beständen bereits errichtet worden. Das Tendenzen. Sagalowitz war es auch, der Dr. Gerhart Riegner, dem Vertreter des Berichtsjahr hat hier höchst erfreuliche Fortschritte gebracht. Jüdischen Weltkongresses in Genf, im Sommer 1942 die erste Meldung vom Beginn der systematischen Vernichtung aller Juden im deutschen Herrschafts- bereich übermittelt hat, die, wie heute bekannt ist, vom deutschen Industriellen Eduard Schulte stammte. Nach dem Krieg beobachtete er als Berichterstatter für die Neue Zürcher Zeitung die Kriegsverbrecherprozesse.

Sein Verdienst ist es, im Rahmen der JUNA auch ein Archiv aufgebaut zu haben, das für die Schweiz in dieser Form einzigartig ist. Es dokumentiert vor allem den Antisemitismus und war. Angesichts der weit über unser Land hinausreichenden Bedeutung des Frontismus, die schweizerische Berner Prozesses bezeichnete ihn der SIG als die 'grösste Abwehrschlacht' jener Flüchtlingspolitik, die Judenver- Jahre. folgung und den Holocaust. Hinzu kommen Dossiers über die Kriegsverbrecherprozesse, ' 12 Rettung vor dem drohenden Zerfall Dokumentationen zu Palästina und Israel sowie zur Geschichte Sagalowitz war ein gewissenhafter Journalist und Sammler, der genau wusste, wo der Juden verschiedener Länder in seinem Archiv gesuchte Unterlagen zu finden waren. Eine Pressestelle musste bis in die sechziger Jahre. auf die aktuelle Arbeit ausgerichtet sein, weshalb die archivarischen Aspekte der Neben den Sachdossiers, die Aufbewahrung sowie systematische Ordnungs- und Erschliessungskriterien den weitaus grössten Teil des weniger beachtet wurden. Dies hat sich nach dem Ausscheiden von Sagalowitz Bestandes ausmachen, sind entsprechend nachteilig ausgewirkt, als das Archiv zeitweilig nach Bern ausgela- auch Akten zur JUNA selbst gert und später wieder nach Zürich verbracht wurde. Die Bestände haben (Abdruckbelege, hektographier- darunter sehr gelitten. Der teilweise schlechte Zustand des Materials, insbeson- te Bulletins, Korrespondenzen, dere der aufgeklebten Zeitungsausschnitt-Dokumentationen, ist alarmierend. Verzeichnisse etc.) vorhanden. Zuletzt war das Archiv als Ganzes nicht mehr zugänglich und in seinem Aus dem Grundlagenmaterial Fortbestand ernsthaft gefährdet. des JUNA-Archivs zur schwei- zerischen Flüchtlingspolitik ha- Das JUNA-Archiv durfte nicht zugrunde gehen. Ziel der Vereinbarung zwischen ben schon Carl Ludwig für SIG und AfZ ist es, den Bestand langfristig zu sichern, systematisch zu ordnen, seinen vom Bundesrat vorgeleg- Dr. Benjamin Sagalowitz zu erschliessen und für die Benutzung zugänglich zu machen. Es wird im Archiv ten Bericht und auch Alfred A. für Zeitgeschichte durch bereits vorhandene Bestände ergänzt (u.a. durch den Häsler für sein Buch "Das Boot Teilbestand von Konsul Carl Lutz, durch die Nachlässe von Dr. h.c. Paul ist voll" geschöpft. Schmid-Ammann, von Pfr. Dr. h.c. Paul Vogt oder durch die Bestände von Prof. h.c. Dr. Hermann Levin Goldschmidt und Dr. Veit Wyler). Einen besonderen Schwerpunkt bildet die umfassendste Sammlung zu den Prozessen um die "Protokolle der Weisen von Zion". Dieses um die Jahrhundert- wende in Russland entstandene Machwerk über eine angebliche jüdische 13 Istzustand und erste Ergebnisse Veschwörung zur Errichtung der Weltherrschaft wurde während der dreissiger Jahre auch von frontistischen Kreisen in der Schweiz für deren antisemitische Mit der Ordnung des JUNA-Archivs wurde bereits begonnen. Der SIG finan- Hetze verwendet. Vertreter der jüdischen Gemeinschaft traten dieser Diffamie- ziert diese Arbeiten, die von Herrn lie. phil. Werner Hagmann durchgeführt rung mit rechtlichen Schritten entgegen. In einem Prozess in Bern wurden die werden, mit einer 20%-Stelle während fünf Jahren. Zuständig für den gesamten Angeklagten mangels Vorliegen eines Tatbestandes im Sinne des kantonalen Schwerpunktbereich "Jüdische Zeitgeschichte" ist Herr Dr. Uriel Gast. Gesetzes gegen die Schundliteratur 1937 in zweiter Instanz zwar freigesprochen — der Nachweis der Fälschung der 'Protokolle' konnte aber in einem aufwendi- Diejenigen Teile des JUNA-Archivs, die sich in den Räumen des SIG-Sekreta- gen Beweisverfahren erbracht werden, womit das Hauptziel der Kläger erreicht riats befanden, wurden vom AfZ am 4. Juni 1993 übernommen. Bei den im

10 11 Keller gestapelten und nur schlecht zugänglichen Akten musste ein erster llnlmrtiirk MMiat Ueberblick genügen; eine systematische Prüfung dieser Unterlagen wurde für tot JUIN" das Frühjahr 1994 vorgemerkt. Akten, die vor weniger als 25 Jahren angelegt Von Arnim Bledow worden sind, verblieben vorerst beim S1G. Der Gesamtumfang dieser ersten umfangreichen Ablieferung beträgt über 50 Laufmeter. Den eigentlichen Kern Die Suben ber „3una" flehen \n des JUNA-Archivs bilden fortlaufend numerierte Archivschachteln und eiruefnen SäQen fcrjliejjlidi foaar [o roeit, ben Ringordner, zu denen zwei unvollständige und teilweise sich widersprechende militcirifrfjen ^Sreffetf/ef au bemüfjen. unb oon t&m mit femetri[d)er£reiftiflieii ein amtHdjes Œinfâjrei- Verzeichnisse vorliegen. Von ursprünglich mindestens 430 Einheiten lassen sich ien -a.ea.en bie ifjnen unana.cnefjme 3«Huna; j« gegenwärtig rund 125 identifizieren, weitere befinden sich noch im Kellerraum »crlanßcn. Diefer lebtere ffaU trug fidj AU, 0(9 bas des SIG. Die Verifikation wird zusätzlich erschwert, weil der Inhalt nach JtTargauer Xagblatt" nor einiger 3f*t «inen ob' Jeftinen 6timmunflsberirf)t aus bem ÎBarfdjauer Gebrauch oft nicht mehr ins Originalbehältnis zurückgelegt worden war. Einiges 3ubenflft,etto Deröffentlia>te. «nein fd&on bie ïot« wird wahrschenlich bei den Umzügen des JUNA-Archivs ausgeschieden worden fa

Während sich das Archiv für Zeitgeschichte in seinen Anfängen aktiv für die Die Abwehrtätigkeit der JUNA im Kampf gegen Antisemitismus und Judenver- Sicherung gefährderter Bestände einsetzen musste, werden ihm heute die folgung blieb im Dritten Reich nicht unbemerkt. Der in der Heidelberger meisten seiner Bestände vermittelt oder direkt angeboten. Die gegenwärtigen "Volksgemeinschaft" vom 6.5.1941 erschienene Artikel (Ausschnitt) wirft ein Platzverhältnisse zwingen bei der Aufnahme zu grosser Zurückhaltung. Vorrang Schlaglicht auf die zeitweise bedenkliche Haltung einzelner Schweizer Zeitungen. erhalten Originalmaterialien, die bestehende thematische Schwerpunkte vertie- fen.

12 13 Liebe Mutter, Emma und V/alter, Ich habe eben euren Plugpostbrief erhalten. «v_ _• •* f* rp , ,rt "l T 4. */->V> ,,f^«*a*-«v- ^ l-.-...^-ïVi^v- J .. - ., i • ,*iA - i f

Im Lande herum gährt es überall. Automobile werden immer noch mit Steinen beworfen auf dem Lande draussen, in Jerusalem und vielen Orten sind die Strassen mit Nägel besäht, sodass auch Küblers Reifen gestern platzten unterwegs. Oft krachen Schüsse aus dem Hinterhalt (nur in den Landdistrikte Immer wieder werden ganze Erntefelder von jüdischen Kolonien seitens Arabern in Brand gesteckt. Die jüdische Bevölkerung in Bersheba musste nach Jerusalem verbracht werden. - Zu beiden Seiten von unserem Häuserblock sind nun J>Q Beduinenzelte dessen Bewohner nichts zu essen haben. Sie überfallen jeden (auch Araber) der mit einem Korb Esswaren in ihre Nähe kommt. Gestern hat man ihnen zum ersten Male zu essen gebracht, wahr- scheinlich vom Streikkommittee. Es sind meistens ärmere Hafen- arbeiter. v0n unserem Fenster können wir dem Treiben gut zu- schauen. In Gefahr sind wir nicht, denn bis heute ist es noch- nicht vorgekommen, dass die Araber in die Häuser eingedrungen sind.

Brief von Carl Lutz vom 6. Mai 1936 aus Palästina (Ausschnitt) Englische Wache auf dem Trümmerfeld von Jaffa, Aufnahme von Carl Lutz, 1936

2.1 Nachlass Konsul Carl Lutz Der Nachlass Carl Lutz enthält auch sehr persönliche Briefe aus den Jahren Das Archiv bemüht sich seit seit längerer Zeit darum, den verstreuten Nachlass von 1918 bis 1940, darunter Korrespondenzen mit Familienangehörigen. Der dem KONSUL CARL LUTZ (1895-1975) zu sichern und im Original oder in Form von AfZ übergebene Bestand dokumentiert vor allem die Jahrzehnte vor seiner Mikrofilmen wieder zusammenzubringen. Carl Lutz hat mit seinen Rettungsaktionen Versetzung nach Budapest Anfang 1942. Carl Lutz war zunächst an den Schwei- von 1944 Tausende von Juden in Budapest vor dem sicheren Tod bewahrt. In der zer Konsulaten in Philadelphia und St. Louis und seit 1935 in Palästina tätig. Bei Schweiz blieben seine Verdienste allzu lange ohne die gebührende offizielle Kriegsausbruch 1939 übernahm er dort auch die Vertretung der deutschen Würdigung, und auch der historische Nachlass wurde — soweit er nicht den Weg ins Interessen gegenüber der englischen Mandatsbehörde. Mit der Wahrung der Yad Vashem fand — achtlos seinem Schicksal überlassen. Es ist das Verdienst von jugoslawischen Interessen in Deutschland beschäftigte er sich 1941, nachdem er Herrn Theo Rais, dass wichtige Nachlassteile nicht vernichtet worden sind. Zugän- der Schweizer Gesandtschaft in Berlin zugeteilt worden war. Aus dem intensiven glich werden diese jedoch erst jetzt mit Hilfe von Frau Gertrud Lutz, die dem AfZ Briefwechsel wird unter anderem die tiefe Verwurzelung der Familie Lutz im die zurückgewonnenen umfangreichen Materialien sowie Film- und Fotodokumente, methodistischen Glauben ersichtlich; in ihm kommt aber auch eine traditionell insbesondere auch zu Palästina, im Frühjahr 1993 geschenkt hat. Dass mit der geprägte, von mehreren Familienmitgliedern zum Ausdruck gebrachte deutsch- Erschliessung durch Frau lie. phil. Béatrice Tschudi sogleich begonnen werden freundliche Gesinnung zum Ausdruck. Entscheidend bleibt, dass er, der von konnte, ist Frau Lutz sowie den Spenden von Herrn Dr. Alfred A. Häsler und Herrn Haus aus nicht dazu prädestiniert war, 1944 alle Bedenken und Vorurteile Dr. Veit Wyler zu verdanken. überwand und als Retter der bedrohten Juden gehandelt hat.

14 15 Sehr illustrativ sind die Filme und Fotos, welche Carl Lutz während seines Schenkung von Herrn SAMUEL JEANRlCIlARD. Am 1. Oktober 1942 war er als mehrjährigen Aufenthaltes in Palästina aufgenommen hat. Einige seiner Filme Hilfsleiter im Arbeitslager Thalheim eingestellt worden; schon wenige Tage wurden damals in der Schweiz und in Amerika an verschiedenen Kirchenveran- später wurde er stellvertretender Lagerleiter in Davesco, wo er jüngere Inter- staltungen vorgeführt. Da Carl Lutz schon damals das Gefühl hatte, von seinen nierte zu betreuen hatte. Nach einer kurzen Weiterbildung im Zentralmagazin Vorgesetzten in Bern zu wenig Anerkennung zu erhalten, erwog er, seine . in Zürich bereitete er die Eröffnung eines Heimes für Frauen im Hotel Stellung aufzugeben, um sich als Fotograf selbständig zu machen. Alle rund 80, Sonnenberg in Luzern vor. Im März 1943 wurde er Lagerleiter in St. Cergue bei zum Teil sehr kurzen Filme wurden auf Videokassetten umkopiert, so dass sie Nyon, wo 6 Hotels für Männer und Frauen gemietet worden waren, davon eines von den Benutzern des Archivs eingesehen werden können. auch für orthodoxe jüdische Flüchtlinge. Ende August 1943 übernahm er Aufgaben eines Inspektors und besuchte Flüchtlingsheime und Interniertenlager Weitere Unterlagen zu Carl Lutz sind von Herrn Alexander Grossman dem AfZ in der ganzen Schweiz. Im Frühling 1944 wurde er für den Sektor Kinder und übergeben worden, der sich als Mitglied der jüdischen Widerstandsbewegung Jugendliche zuständig und hatte in allen Lagern für die Förderung der soge- 1944 an den Rettungsaktion beteiligt hatte. Der Historiker Dr. Laszlo Karsai hat nannten Weitenvanderungsfähigkeit zu sorgen. Vermittelt wurden Berufsbil- im Auftrag des AfZ Recherchen in ungarischen Archiven durchgeführt; auch dungskurse u.a. für Schreiner, Radiomonteure und Coiffeusen. diese Kopien ungarischer Akten werden später mit weiteren Ergänzungen in einem einzigen Verzeichnis zu Carl Lutz zusammengefasst werden. Die überlieferten Rundschreiben, Mitteilungen und internen Weisungen der Zentralleitung im Zeitraum 1941-1946 sowie die Monatsberichte vom November 1943 bis Februar 1946 vermitteln einen detaillierten Einblick in die Organisation 22 Schutzmachttätigkeit, Flüchtlingsheime und Interniertenlager der verschiedenen Lager. Sie enthalten auch Anweisungen für den Lageralltag, geben Aufschluss über die Verteilung der Essensrationen, über erlaubte oder WERNER RINGS hat seinem Bestand zur Fernsehserie "Die Schweiz im Krieg", die gesperrte Urlaube, über die Gestaltung der Freizeit oder des 1. August und vor kurzem erneut ausgestrahlt worden ist, nun auch seine Unterlagen zur mehrtei- vieles andere mehr. Auch einige Listen der damaligen Lagerinsassen sind ligen Fernsehdokumentation 'Advokaten des Feindes" von 1966 beigefügt. Diese hatte vorhanden. erstmals auf breiter Basis über die globale Schutzmachttätigkeit der Schweiz während des Zweiten Weltkrieges Aufschluss gegeben. Seine Materialien enthalten Korrespon- Das AfZ hatte 1987 ein Kolloquium zur Eidgenössischen Zentralleitung der denzen mit rund 80 Zeugen der damaligen Zeit sowie etwa 40 Interviews nebst Heime und Lager durchgeführt, an der neben Otto Zaugg auch HANS PFEIFFER ausführlichen Notizen des Interviewers. Hier finden sich Briefe und Berichte zur Tä- mitwirkte. Dieser hatte in den dreissiger Jahren zum inneren Kreis der "Tatge- tigkeit des Vatikan, des IKRK und anderer diplomatischer Stellen unter anderem meinschaft der Schweizer Jugend" gehört, die sich 1938/39 vor allem gegen die über Interventionen zugunsten Verfolgter in der Slowakei und Ungarn, aber auch "Flut nationalsozialistischer Presseerzeugnisse, gegen Religions- und Ras- erschütternde Augenzeugenberichte über die Untaten der Nazis in den von ihnen sengesetze" wandte. 1942 wurde Pfeiffer zunächst Hilfsleiter und alsbald Leiter besetzten osteuropäischen Gebieten. Ein Ordner mit 102 ausgewählten Fotografien des Arbeitslagers für Emigranten in Thalheim (Aargau). Von Juni bis Ende (darunter 72 Portraitaufnahmen) runden diesen Bestand ab. Auch die Filme selbst Oktober 1942 stand er dem Arbeitslager Gordola vor, das anfänglich etwa 50 können auf Video-Kassetten im AfZ eingesehen werden. politische Flüchtlinge umfasste, darunter vor allem Anhänger der KPD. Von September bis November 1942 befand sich praktisch das gesamte Lager im Historiker und Journalisten haben den Vorlass von Herrn DIPL. ING. ETH OTTO Neuenburger Jura, wo Drainagearbeiten durchgeführt werden sollten. Die ZAUGG, dem die Eidgenössische Zentralleitung der Heime und Lager für Tätigkeit in Gordola ist leider nicht dokumentiert, obwohl diesem Lager unter Flüchtlinge und Internierte unterstand, bereits wiederholt beigezogen. Im Januar politischen Aspekten besondere Bedeutung zukam. 1993 ist ein weiterer für diese Thematik wichtiger Bestand hinzugekommen: Die

16 17 Von Februar 1943 bis Juli 1944 leitete Hans Pfeiffer das Interniertenlager Andelfingen. Es setzte sich etwa zur Hälfte aus Russen und aus Jugoslawen zusammen. Im August 1944 wurde er zum Regionalinspektor ernannt. Bis Ende Juli 1947 hatte er im Tessin und in der Innerschweiz rund 25 Flüchtlingsheime und Arbeitslager für Flüchtlinge bzw. Emigranten mit etwa 250 Mitarbeitern und 2500 Internierten zu beaufsichtigen. Neben verschiedenen Flüchtlingsheimen in Lugano und Umgebung (Brissago, Loverciano, Magliasco, Rovio, Morcote) waren auch spezielle Schulungslager und -heime und zentrale Werkstätten zu führen (Davesco, Lugano-Paradiso, Castello di Trevano für jugendliche Flücht- linge, u.a. ehemalige KZ-Häftlinge aus Buchenwald, bzw. als Vorbereitungslager der Hechaluz-Schweiz 1944-1946). Als Innerschweizer Lager sind die Schulungs- und Flüchtlingsheime in Engelberg zu erwähnen, in denen zwischen 1946 und 1947 jugendliche Flüchtlinge, ebenfalls aus dem KZ Buchenwald, betreut wurden.

Die nun erfolgte Schenkung seines Bestandes ist auch deshalb ein Gewinn, weil die Wochen- und Tätigkeitsberichte Pfeiffers zwischen dem 7. Juli 1944 und dem 5. August 1947 vollständig erhalten geblieben sind. Zusammen mit den beigefüg- Lager des Hechaluz Schweiz in Trevano, Tessin, 1946: Vorbereitung auf die ten Protokollen der jeweiligen Inspektoratsrapporte geben diese Quellenmateria- landwirtschaftliche Tätigkeit in Palästina, (oben); Essaal (unten); Bilder aus dem Vorlass Otto Zaugg lien präzise Aufschlüsse über die Tätigkeit der Kontrollorgane. Die beigefügten Dossiers zu den einzelnen Lagern und Heimen enthalten neben Beurteilungen zur Leitung auch Einzelheiten zum Lagerleben und machen die Sorgen und Probleme der Flüchtlinge ersichtlich.

Der kleine Teilbestand von GUSTY UND HERMANN BORNSTEIN-FlNK beleuchtet eine andere Seite der Flüchtlingspolitik. Er dokumentiert, dass es auch in der Schweiz mutige Helfer gab, die zur Verhütung des Schlimmsten das Risiko der illegalen Hilfe auf sich nahmen. Im Mittelpunkt steht dabei die Organisation einer äusserst schwierig verlaufenen Rettungsaktion für rund 460 Flüchtlinge, die im April 1939 vom italienischen Hafen Fiume aus mit dem Schiff "Aghia Zioni" nach dem damaligen Palästina in Sicherheit gebracht wurden. Diese Hilfs- tätigkeit sowie die individuelle Lebensgeschichte wurden durch zwei Tonband- Interviews mit Herrn und Frau Bornstein mündlich ergänzt. Sie geben über die Beschaffung von sogenannten Vorvisas, von Pässen und Geldmitteln sowie über die Aufnahme von kriegsversehrten Waisenkindern aus dem Ausland Auskunft. Rivalitäten zwischen den verschiedenen Gruppierungen und Interessen blieben auch unter den Flüchtlingshelfern selbst nicht aus.

18 19 Für die Rettung von Flüchtlingen hat sich auch DR. VEIT WYLER engagiert. Mit ständigen Themen gehörten die US Tariff-Commission, der schweizerische der Feinerschliessung seines Bestandes, den das AfZ bereits früher erhalten hat, Uhren- und Käseexport, bilaterale und allgemeine Handels- und Zollfragen wurde im Berichtsjahr begonnen. Schon jetzt erweist sich dieser als reichhaltig, sowie der Ausbau des Wirtschafts- und Handelsdienstes der schweizerischen mit zahlreichen inhaltlichen Querverbindungen zu anderen im AfZ vorhandenen Konsulate in den USA. Zunächst ging es um die Lösung schwieriger Probleme Dokumentationen. der Nachkriegszeit: Die Liquidation der Kriegsfolgen, die in verschiedenen Abkommen und Vereinbarungen geregelt wurden (z.B. die Frage der deutschen Neubearbeitet wurde der Bestand von OTTO MOLDEN, der Kopien aus 39 Vermögenswerte in der Schweiz). Bald darauf trat die Problematik des Dossiers umfasst, die sich im Archiv des Instituts für Zeitgeschichte in Wien Ost-West-Handels im Zeichen des kalten Krieges in den Vordergrund. befinden. Molden gehörte der Bundesführung des "Oesterreichischen Grauen Studentenfreikorps" an und kämpfte als Mitglied der österreichischen Wider- Zu den weiteren Stationen in der Tätigkeit Fritz Reals gehören die Zeit als Chef standsbewegung gegen die Nationalsozialisten. Er desertierte aus der deutschen der schweizerischen Delegation in der neutralen Ueberwachungskommission in und arbeitete in den Organisationen POEN (Provisorisches oester- Korea (1954-56), als schweizerischer Botschafter in Helsinki (1957-1959) sowie reichisches Nationalkomité) und 05 ("Oesterreich 1945") mit und stand in enger als residierender Vertreter des UNO-Entwicklungsprogramms in Syrien Verbindung mit seinem Bruder Fritz, dem späteren Verleger, sowie mit Hans (1963-1966). Schwierige Aufgaben hatte er als Botschafter für Nigeria, Kamerun Thalberg und Dr. Kurt Grimm (Zürich), die auch von Allen W. Dulles in und Tschad mit Sitz in Lagos (1966-1970) und auf Aussenposten in New Delhi Zusammenarbeit mit dem schweizerischen Nachrichtendienst unterstützt wurden. (1971-1974) während politisch sehr bewegter Zeit wahrzunehmen. Im indisch- pakistanischen Konflikt bewährten sich die "Guten Dienste" der Schweiz, die sich auch als Schutzmacht zur Verfügung stellte. Der Bestand, der die vorhandenen 23 Vier Jahrzehnte Aussenpolitik Dokumentationen zu den schweizerischen Aussenbeziehungen erweitert, umfasst einen Zeitraum von nahezu vier Jahrzehnten und ist gemäss den auf Bundes- Herr A. BOTSCHAFTER DR. FRITZ REAL, mit dem das AfZ 1983 die Schrift ebene geltenden Sperrfristen sowie mit Erlaubnis des Donators benutzbar. "Dreissig Jahre Schweizer Korea-Mission" herausgegeben hat, schenkte am 4. Februar 1993 seinen Vorlass mit Unterlagen zu seiner Tätigkeit in Panmunjom und zu seiner diplomatischen Laufbahn. Ein erster thematischer Schwerpunkt 2.4 Erschlossene Bestände ergibt sich aus seiner Mitarbeit an der schweizerischen Gesandtschaft in Wa- shington ab 1938, wo er mit Fragen der schweizerischen Exportförderung, mit Der Nachlass von DR. IUR. ROBERT LANG (1909-1986) ist von Frau Dr. der schweizerisch-amerikanischen "Uhrenfrage", mit Problemen der kriegswirt- Marie-Ciaire Däniker im Berichtsjahr vollständig geordnet und erschlossen schaftlichen Rechtssetzung und der Vollstreckung schweizerischer Zivilgerichts- worden. Der gebürtige Schaffhauser war Jurist und hatte an den Universitäten urteile in den USA, aber auch mit den kulturellen Beziehungen befasst war. Zürich und Paris studiert. 1934 war er Sekretär der Schweizerischen Vertrauens- stelle für Goldhypotheken geworden und betätigte sich einige Jahre als Nach dem Krieg gehörte er der Handelsabteilung des Eidgenössischen Volks- Rechtsanwalt. Seit 1937 stand er im Dienst der Schweizerischen Kreditanstalt, wirtschaftsdepartementes (Amerikadienst) an und wurde 1947 unter der Leitung deren Geschicke er seit 1953 als Direktor und von 1959 bis 1975 als General- von Minister Walter Stucki zur Teilnahme an die Konferenz von Havanna direktor mitgestaltet hat. Die wirtschaftliche Tätigkeit ist im Nachlass allerdings delegiert. Die Materialien aus dieser Zeit beziehen sich auf die schweizerischen nur vereinzelt belegt; ebenso seine Mitwirkung als Mitglied der schweizerischen Handelsprobleme im Europa der Nachkriegszeit und auf multinationale Verhandlungsdelegation, die 1952 versuchte, von den Alliierten Schweizer Organisationen wie OEEC oder GATT. Anfang 1949 kehrte er für 5 Jahre als Guthaben im besiegten Deutschland zurückzubekommen. Legationsrat und Handelsbeauftragter nach Washington zurück. Zu den

20 21 Landesverteidigung mit Atomwaffen Der 41 Schachteln umfassende Bestand enthält vor allem Papiere zu Längs mannigfaltigen militär- und rüstungspolitischen Engagements. Er dokumentiert die schweizerische Militärpolitik der späten 50er Jahre, die Armeereform 1966 und die verschiedenen grossen Rüstungsgeschäfte, die mit der Modernisierung des Schweizerischen Wehrwesens einhergingen. Bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte sich Robert Lang in der Schweizerischen Offiziersgesell- schaft, deren Vorstandsmitglied er war und deren Interessen er in verschiedenen wirtschaftlichen Gremien wahrnahm. Als Vertreter der Arbeitgeberinteressen war er langjähriges Mitglied der Rüstungskommission des EMD. Besonders intensiv arbeitete er im "Verein für die Förderung des Wehnvillens und der Wehrwissenschaft" mit; die diesbezüglichen Dossiers gehören denn auch zu den substantiell ergiebigsten dieses Bestandes. Militärisch war Robert Lang als Mot.Infanterist im FAK 4 eingeteilt und beendete seine Milizlaulbahn als Stabschef des 4. Armeekorps im Rang eines Brigadiers. Er wurde zur Organisa- tion der Landesverteidigungsübungen 1963, 1967 sowie 1970/71 berufen und förderte die Zusammenarbeit von zivilen und militärischen Behörden unter Ein- Eine in die Schweiz einbrechende feindliche Panier- bezug der wirtschaftlichen Unternehmungen. Diese Uebungen sind allerdings armee (rot) wird durch unsere Atomgeschosse auf- nur spärlich belegt; die militärischen Akten hat er bei seiner Amtsrückgabe gehalten und im Gegenangriff zurückgeworfen. zurückgegeben. Einige Beispiele der späteren Mandate und Engagements — Mit Hilfe von Atomwaffen halten selbst schwache schweizerische Kräfte einer gross, darunter die Uebernahme des Verwaltungsrats-Präsidiums bei Georg Fischer in Feindes stand. Schaffhausen — liegen im Nachlass vor.

Beim Nachlass von DR. ROBERT BIBEL (1906-1985), der von Herrn lie. phil. Christian Werner im Zusammenhang mit seiner Lizentiatsarbeit geordnet worden war, ist nach einigen Bereinigungen das Findmittel durch Frau Mag. Claudia Hoerschelmann fertiggestellt worden. Von ihr bearbeitet liegt nun auch das Verzeichnis zum Nachlass von Minister DR. HANS SULZER (1876-1959) vor.

2.5 Weitergabe von Schenkungen

Im März 1987 hatte das AfZ den Bestand von A. OBERRICHTER FRITZ BAU- MANN, Aarau, auf dessen Wunsch zur Aufbewahrung übernommen. Dabei stand das Anliegen der Sicherung im Vordergrund, während die Frage der definitiven Aufbewahrung vom AfZ offen gelassen wurde. Der Nachlass wurde im Februar Verteidungsschema aus der Broschüre "Freiheit im Atomzeitalter", die im 1993 an das Schweizerische Sozialarchiv weitergeschenkt, nachdem die Nach- Vorfeld der Atominitiaitivcn für die Atombewaffnung der Schweiz warb, ca. kommen diesem Vorschlag ihre Zustimmung gegeben hatten. Auf diese Weise 1960, Nachlass Robert Lang

22 23 konnte dort die Zusammenlegung mit einem kleineren Bestand Baumanns zur Tobias, Hannover (Gerichtsurteile, die im Nachlass HANS BERND GlSEVIUS Geschichte der Wandervogel-Bewegung ermöglicht werden. fehlten); Maria A. Verkouw, Davos; Dr. Stephan Winkler, Bern.

Den Nachlass von MAX HELD, New York, der von Frau Generalkonsulin van Heuven geschenkt worden war, hat das AfZ an das Staatsarchiv des Kantons Bern übergeben. Der Korrespondenzbestand enthält vor allem Stimmungsbe- 3. Historisches Vorort-Archiv richte aus der Region Bern. Auch hier ging es zunächst um die Sicherung eines gefährdeten Quellenbestandes, während in einem zweiten Schritt für eine zweck- mässige Unterbringung gesorgt wurde. Auf das Vorort-Archiv und seine Uebernahme durch das AfZ ist in den beiden letzten Jahresberichten ausführlich eingegangen worden. Die rund 2500 Faszikel 2.6 Kleinere Neuzugänge und 750 Bände (Missiven, Protokolle, Rechnungsbücher etc.), zu denen noch Teile der Bibliothek kommen, reichen von der Gründung im Jahr 1870 bis in die Durch die Vermittlung von Herrn Dr. Stephan Winkler wurde der Nachlass von Mitte der achtziger Jahre unseres Jahrhunderts. Das Vorort-Archiv enthält die MAX WERMELINGER (1919-1987) dem AfZ übergeben, wofür wir Frau Margrit zentrale Dokumentation der Privatwirtschaft über ihr Zusammenwirken mit den Wermelinger-Ruppmann sehr danken. Der Korrespondent der NZZ hat Institutionen des Staates auf nationaler und internationaler Ebene — ein für die während vielen Jahren die Entwicklung im Tessin mitverfolgt; in der Deutsch- Wirtschaftsgeschichte hervorragender Bestand, der allerdings während vielen schweiz gab es wohl keine vergleichbar ausführliche und kontinuierliche Jahren weitgehend sich selbst überlassen blieb und in ungeordnetem Zustand Berichterstattung über den italienischsprachigen Landesteil, für dessen Geschich- übergeben worden ist. te und Rezeption die geschenkte Dokumentation von Interesse ist. Für weitere zumeist kleinere und ergänzende Schenkungen dankt das Archiv für Entsprechend schwierig und aufwendig sind die von Dr. Peter Scheck durchge- Zeitgeschichte folgenden Personen: führten Ordnungsarbeiten. Im Berichtsjahr ist ein erstes Ziel erreicht worden, indem die Basis für die Benutzung auf mittlerer Erschliessungsebene gelegt Johannes A. Abegg, Zürich (ergänzende Unterlagen zum Nachlass DR. wurde. Zunächst waren sämtliche Faszikel mit dem Ziel erfasst worden, frühere WILHELM ABBOG); Prof. Dr. Jean-François Bergier, Zug (Bücher); Elsbeth Ordnungsstufen wieder sichtbar zu machen und zusammenzuführen, was auf Gasser, Zürich (ergänzende Materialien zum Nachlass DR. CHRISTIAN GASSER, Grund der Aktenbildung zusammengehört. 1993 ging es darum, für die neue insbesondere zum GOTTHARD-BUND); Dr. Beat Glaus, Wissenschaftshistorische Ordnung eine Systematik aufzubauen, die den gewachsenen Beständen in ihrer Sammlungen ETH Hauptbibliothek (Zeitschrift "DAS NEUE TAGEBUCH", diverse ursprünglichen Aktenbildung Rechnung trägt, die aber auch weitere in den Schriften); Dr. Daniel Heller (AERZTEMISSION); A. REDAKTOR ULRICH KÄGI letzten Jahrzehnten hinzugekommene Sachgruppen miteinbezieht. (Pichen, Manuskript, Bücher); Walther Lietha (Tagebuch-Kopien); A. BOT- SCHAFTER DR. AUGUST R. LINDT (Materialien zu "HEER UND HAUS"); Elsbeth Die Systematik liess sich nicht auf ein vorgegebenes theoretisches Klassifika- Jaag, Zürich (Dokumente zu Ständerat und Oberst HEINRICH BOLLl); Dr. tionsmodell abstützen, das für thematisch angelegte Dokumentationen eine Jacques Picard, Bern (Materialien zur jüdischen Zeitgeschichte); Dr. Markus Feingliederung ermöglicht. Auch bei den Geschäftsdossiers, die sich oft auf Redli zusammen mit Dr. Vincent C. Frank, Basel, lie. phil. Michael Heckendorn, mehrere verwandte Sachgruppen beziehen, behielt die Provenienz ihren Basel, und Hans Pfeiffer, Zürich (Unterlagen zur "TATGEMEINSCHAFF DER Vorrang. Die Systematik musste daher schrittweise auf Grund einer fortlaufen- SCHWEIZER JUGEND"); Rudolf J. Ritter, Rheineck; Marion Roemer-Spoerri den Konsultation der Bestände erarbeitet werden. Sie orientiert sich an den vom (Unterlagen zum GOTFHARD-BUND, Teilnachlass PROF. DR. THEOPHIL Vorort wahrgenommenen Aufgaben und an seinen übrigen Tätigkeiten, wobei SPOERRI); Dr. Sylvia Rüdin (Bücher); a. Botschafter Dr. Paul Stauffer; Fritz auch die Organisationsstrukturen des Schweizerischen Handels- und Industrie-

25 24 Vereins und die interne Kompetenzverteilung Berücksichtigung finden. Die Als erstes Ergebnis dieser Neuordnung wurde ein 76 Seiten umfassendes Gliederung erster Ordnung wurde in der Folge provisorisch weiter aufgeschlüs- Findmittel erstellt, das als thematisches Verzeichnis Titel und Zeitspanne selt. Mit zunehmender Erschliessungstiefe wird auch die Systematik fortlaufend sämtlicher Faszikel und gebundenen Aktenbände enthält. Am Schluss des verfeinert. Sie umfasst folgende 28 Abteilungen: jeweiligen Eintrags wurden die Laufnummern des ersten Verzeichnisses aufgeführt, das zur Erfassung des Istzustandes erstellt worden war; ebenso sind I Vereinsangelegenheiten: Geschichte und Entwicklung — soweit vorhanden — die alte Registraturnummer und die ursprüngliche Signatur II Handakten von Sekretären und Direktoren des Faszikels (Ordnung nach dem Pertinenzprinzip) beigefügt worden, um eine III Kriegswirtschaft: Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit Rekonstruktion der ursprünglichen Gliederung zu gewährleisten. Eine grosse IV Recht, Gesetzgebung Arbeit wird noch die physische Umstellung der Akten und deren Numerierung V Wirtschafts- und Konjunkturpolitik gemäss dem derzeitigen Findmittel mit sich bringen, doch sollte 1994 eine VI Fiskal-, Währungs- und Finanzpolitik Benutzung des Vorort-Archivs auf mittlerer Erschliessungsebene möglich VII Sozialpolitik / Arbeitsverhältnis / Ausländerpolitik werden. Das Einordnen der losen Materialien, die Durchführung der Fein- VIII Umweltschutz erschliessung, die auf das Notwendige begrenzt wird, sowie das Umpacken des IX Landwirtschaft und Landwirtschaftspolitik gesamten Vorort-Archivs in zeitgemässe Archivierungsmaterialien und deren X Energiewirtschaft Neubeschriftung werden bei einer 60%-Stelle noch gegen drei Jahre dauern. XI PTT XII Verkehrspolitik Das gegenwärtige Findmittel hat sich für die Benutzung des Archivs durch XIII Wissenschaft und Forschung, Forschungsförderung, Weltraumfor- Studenten und Doktoranden bereits bewährt. Die Bibliothek des Vororts ist — schung soweit sie sich im Archiv für Zeitgeschichte befindet — nun ebenfalls zugänglich. XIV Einzelne Industriezweige Das entsprechende Verzeichnis führt sämtliche Periodika und Einzelwerke nach XV Medien, Telekommunikation und Informatik Sachgebieten bzw. nach Autorennamen auf. XVI Statistik XVII Aussenwirtschaft: Zölle, Veredelungsverkehr, Import und Export- Die Sicherung und Erschliessung von Quellen zur Wirtschaftsgeschichte regelungen erfordert auch die aktive Mithilfe der Privatwirtschaft. Diese Aufgabe allein XVIII Aussenwirtschaft: Europäische Integration staatlichen Archiven zu überbinden, ist keine Lösung; wie erfolgreiche Koopera- XIX Organisationen und Institutionen der Weltwirtschaft (GATT) tionsmodelle in der Bundesrepublik und in anderen Ländern zeigen, besteht hier XX Bilaterale Aussenwirtschaftsbeziehungen: Europa in der Schweiz noch ein grosser Handlungsbedarf. Die Bestrebungen, im AfZ XXI Bilaterale Aussenwirtschaftsbeziehungen: Afrika, Naher Osten den Schwerpunktbereich "Wirtschaft- und Aussenwirtschaftspolitik" durch ein XXII Bilaterale Aussenwirtschaftsbeziehungen: Asien gemeinnütziges Förderungswerk zu verstärken, blieben vorerst ohne Ergebnis. XXIII Bilaterale Aussenwirtschaftsbeziehungen: Nordamerika XXIV Bilaterale Aussenwirtschaftsbeziehungen: Mittel- und Südamerika XXV Bilaterale Aussenwirtschaftsbeziehungen: Australien, Neuseeland, Oze- anien XXVI Handelsförderung, Investitionsrisikogarantie, Schweizerische Zentrale für Handelsförderung (SZH/OSEC) XXVII Messen und Ausstellungen XXVIII Internationale Handelskammer

26 27 4. Forschungsprojekte 42 Walter Bosshard

Walter Bosshard (1892-1975) war als Schweizer Journalist ein Pionier der Verschiedene Forschungsprojekte werden im Archiv für Zeitgeschichte durch internationalen Reportage und Bildberichterstattung. Sein umfangreicher Drittmittel ermöglicht, die längerfristig mit Hilfe von Mitarbeitern und Nachlass enthält kostbare Fotomaterialien und schriftliche Zeugnisse zu seinen Mitarbeiterinnen im Rahmen von kombinierten Teilzeitstellen durchgeführt langjährigen Aufenthalten im Fernen Osten seit 1919, darunter zu seinen werden. Expeditionen in Kaschmir, Tibet-Turkestan oder zum japanisch-chinesischen Krieg. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er als wagemutiger Korre- spondent bekannt, der auf alliierter Seite von verschiedenen Fronten für die 4.1 Saly Mayer-Archiv Neue Zürcher Zeitung tätig war. Das Archiv für Zeitgeschichte und die Schwei- zerische Stiftung für die Photographie haben gemeinsam den Nachlass Bosshard Im Archiv des American Jewish Joint Distribution Committee (Joint) in New mit Hilfe des Schweizerischen Nationalfonds zu einem grossen Teil erschlossen. York befindet sich ein für die Schweiz wichtiger Bestand, der über die während Besondere Probleme stellte die Bestimmung der oft undatierten Fotos. Der des Zweiten Weltkrieges unternommenen Aktionen zur Rettung verfolgter Juden Bestand wurde durch weitere Schenkungen ergänzt. Aufschluss gibt: Der Nachlass von SALY MAYER, dem ehemaligen SIG-Präsiden- ten und Repräsentanten des Joint in der Schweiz. Dieser Bestand wurde 1992, Die Feinerschliessung bezog sich 1993 auf folgende fotografischen Materialien: wie berichtet, mit Hilfe der Saly Mayer Memorial Foundation, Zürich, verfilmt, China 1931-1955 um ihn im Archiv für Zeitgeschichte der Forschung zugänglich zu machen. Yangtse-Reise 1935 Ferner Osten 1924-1954 (Indonesien, Siam, Philippinen, Kambodscha, Vietnam, Ziel unseres Erschliessungsprojektes ist es, jeden der 17 Mikrofilme durch ein Laos, Singapur, Burma, Korea, Japan, Macao) eigenes Findmittel aufzuschlüsseln und das darin enthaltene Aktenmaterial dem Südosteuropa 1939/40 (Rumänien, UdSSR, Türkei, Griechenland) interessierten Benutzer durch detaillierte Angaben zugänglich zu machen. Naher Osten 1940-1953 (Irak, Iran, Syrien, Palästina) Mikrofilmbestände, die mit ihren umfangreichen Materialien oft sehr unter- schiedliche Fragen dokumentieren, bleiben schlecht genutzt, wenn sie nicht Die schriftlichen Unterlagen, die detailliert verzeichnet wurden, enthalten erschlossen werden. Erleichtert wird diese Arbeit durch das vom Joint erstellte Unterlagen zur Biographie (Familiengeschichte, Lebenslauf, Schule, Ausbildung, Nachlassverzeichnis. persönliche Dokumente und Fotos), sowie zu einzelnen Auslandsaufenthalten im Fernen Osten 1919-1925 (Korrespondenzen zu Sumatra und Siam 1919-1925, Im Berichtsjahr hat Herr Dr. Uriel Gast die 17 Filme visioniert und nach der Indien 1923-1925, China und Macao 1923-1925, Japan 1923/1925, Java 1925) Qualität der Aufnahmen geprüft. Fast die Hälfte aller Filme konnte von ihm und zum erneuten Aufenthalt in China (Mandschurei 1935, Yangtse-Reise 1935, bearbeitet werden. Bereits erschlossen und durch ein EDV-Verzeichnis Beginn des chinesisch-japanischen Kriegs 1937, Yenan und Hankau 1938, Ende dokumentiert sind die Filme 1-9, darunter die Tagebuchaufzeichnungen und des China-Aufenthaltes von W.B. 1939). vermischten Notizen, die nur stichwortartig erfasst worden sind. Eine Würdigung des gesamten Bestandes aus wissenschaftlicher Sicht soll erst am Ende der Da die Finanzierung des Projekts nur zur Hälfte bewilligt worden ist, ist seine Feinerschliessung im Rahmen eines zu veröffentlichenden Artikels erfolgen. Weiterführung in Frage gestellt. Bis zur definitiven Fertigstellung des kombinier- ten Verzeichnisses zu den Bosshard-Beständen des Archivs für Zeitgeschichte (Frau lie. phil. Verena Münzer) sowie der Schweizerischen Stiftung für die Pho- tographie (Frau lie. phil. Annemarie Hürlimann) ist noch eine erhebliche Arbeit

28 29 LUIHJ

légitimation Cprtlfioa)«; P.«, <<7 >< a file

il f -i».s|7< es* auloriuért chargé de reprftseuter von de, He.latlion Lesnflrap ist, 5.1 Nachlass von Bundesrat Dr. Markus Feldmann (1897-1958) U „N'en« Zürcher XerUHM»** <(Vmi- die „N'eue X.urclit-r Xeiuiug" al» vell« Gajsett« de ) comme <*ftn-efipootla»t yurtieuiic'r. of Hic „Newc Kun^irr /ciiung . Der vom Schweizerischen Bundesarchiv erschlossene und verfilmte Bestand Non« prïoiw îeà autoritki et les per- Ail Stel- Ali aiuhoriti.-s an.) oiïîcîuU Mintvtv enthält neben Artikeln Feldmanns in der "Neuen Berner Zeitung", deren sonne cumulent«*« d» bien touloir len »«Jen lia(li,.J,si lui accorder toutes tes fm'ilUAs dans

Das AfZ hat auf eine Anfrage, ob es bei einem Editionsvorhaben mitwirken würde, seine Bereitschaft erklärt, wenigstens mitzuhelfen, für ein solches Projekt eine günstige Ausgangsbasis zu schaffen. Es schlug vor, zunächst einmal die 5. Mikrofilme, Film- und Tondokumente rechtlichen Verhältnisse zu klären, da sich Herr Dr. Hans Feldmann in seinen Besitz- und Verfügungsrechten bei den Tagebüchern seines Vaters in Frage gestellt sah. Diese Klärung ist inzwischen nach einem langwierigen Verfahren Zwei zeitgeschichtlich besonders interessante Privatbestände, die im Schweizeri- eindeutig zu seinen Gunsten erfolgt. schen Bundesarchiv Bern aufbewahrt werden, können dank des Entgegenkom- mens der Donatoren sowie von Herrn Bundesarchivar Prof. Dr. Christoph Graf In Absprache mit dem Schweizerischen Bundesarchiv hat Herr Dr. Hans Feldmann den Nachlass seines Vaters auf Mikrofilm nun auch im AfZ zugäng-

30 31 lieh gemacht. Eine erste Vorabklärung hat gezeigt, dass eine Edition vor allem dem Katalog von George O. Kent zu identifizieren und überprüfen war. Der zu den dreissiger Jahren, zum Zweiten Weltkrieg, aber auch zu Markus Bestand umfasst 148 Mikrofilmrollen mit 582 eingegebenen Karteikarten, die Feldmanns Zeit als Bundesrat von erheblichem Interesse wäre. Eine Auswahl ist jetzt über EDV abgefragt werden können. Neben der Angabe des Aktentitels, allerdings nicht unproblematisch; zudem erfordern die Erläuterungen, die zur des Zeitraums und Umfangs der Dossiers wird die Suche durch weitere Vermittlung der Zusammenhänge notwendig sind, eingehende Sachkenntnis und Hinweise zum Inhalt erleichtert. einen beträchtlichen Zeitaufwand. Für ein Editionsvorhaben bestehen nun im Schweizerischen Bundesarchiv und im AfZ günstige Voraussetzungen; die Durchführung selbst muss jedoch der künftigen wissenschaftlichen Forschung 5.4 Video-Filme überlassen bleiben. Der Bestand umfasst 18 Mikrofilme. Sie können mit Erlaubnis des Donators eingesehen werden, wobei für die Jahre als Bundesrat Die zeitgeschichtlichen Dokumentarfilme der Redaktion "Spuren der Zeit", besondere Benutzungsbestimmungen gelten. Fernsehen DRS, können im Archiv für Zeitgeschichte auf Video-Kassetten eingesehen werden. 1993 erhielt das AfZ als Fortsetzung neun weitere Video— Kopien, für die es dem Fernsehen DRS und seiner Redaktorin Frau Dr. Régula 52 Nachlass von Minister Dr. Hans Frölicher (1887-1961) Beck sowie Frau May B. Broda dankt. Geschenkt wurden von Werner Rings 4 Kassetten zur Fernsehdokumentation "Advokaten des Feindes" und von ARIBH Schon 1970 wurde der Wunsch geäussert, das Tagebuch von MINISTER DR. BENTov das autobiographische Filmdokument "Ich kann nicht länger träumen" HANS FRÖLICHER im AfZ zugänglich zu machen. Erneuten Anlass, auf dieses (Wiederbegegnung in Polen); er hat im Kolloquienkreis des AfZ schon früher Anliegen zurückzukommen, gab ein Kolloquium, welches das Archiv für über seinen Ueberlebenskampf in Auschwitz berichtet. Zeitgeschichte am 27. Oktober 1993 mit Herrn a. Botschafter Dr. Max König durchgeführt hat. Dieser hatte die Kriegsjahre an der Schweizer Gesandtschaft Im Rahmen der Erschliessung der Nachlässe von Minister Dr. Hans Sulzer und in Berlin miterlebt und war als Schwiegersohn mit deren Chef, Minister Hans Konsul Carl Lutz wurden zur Schonung der kaum vorführbaren Kleinfilme mit Frölicher, auch persönlich eng verbunden. Mit der Uebergabe des Originalbe- Hilfe des Schweizerischen Armeefilmdienstes einige Masters-Kopien und standes an das Schweizerische Bundesarchiv unter Ueberlassung eines VHS-Kopien erstellt, die sowohl der Benutzung als auch der Sicherheit dienen. Mikrofilmsatzes zu Händen des Archivs für Zeitgeschichte fand sich eine Lösung, die gemeinsame Interessen berücksichtigt und für die das AfZ sowohl Herrn Dr. Max Frölicher als auch dem Schweizerischen Bundesarchiv dankt. Die 5.5 Tondokumente Tagebuchaufzeichnungen vom 16.9.1942-23.5.1945 werden durch weitere verfilmte Unterlagen ergänzt. Die Sammlung der Tondokumente wurde durch einige Rückblicke von Zeitzeu- gen (s. Kap. 10. Kolloquien) und durch zusätzliche Interviews erweitert. 53 Mikrofilm-Karteien auf EDV

Zum Bestand "Auswärtiges Amt, Berlin" finden sich im Archiv für Zeitgeschichte zahlreiche Filme mit Aktendossiers aus den Jahren 1920 bis 1944, die der Mikrofilmserie T 120 der National Archives Washington entstammen. Bisher wurden diese Filme im AfZ durch Karteikarten erschlossen. Herr Mathias Steiner hat diese Kartei nun auf EDV übertragen, wobei jedes Dossier nach

32 33 6. NZZ-Archiv Verschiedene Neuzugänge stammen aus privaten Schenkungen oder gelangten über den Austausch ins AfZ, wofür insbesondere der Zentralbibliothek Zürich gedankt sei. In kleinerem Umfang als früher wurde auch die Beschaffung Die fünfte Teilablieferung des NZZ-Redaktionsarchivs vom 10. September 1992 ungedruckter Lizentiatsarbeiten fortgesetzt. Mit Hilfe der Stiftung Dialogik wurde in die bereits vorhandenen Bestände eingearbeitet. Inhaltliche Schwer- konnten einige interessante Werke zur jüdischen Zeitgeschichte erworben punkte der Neuzugänge bilden die Länderdossiers der Auslandredaktion aus den werden, darunter die von Israel Gutmann u.a. herausgegebene "Enzyklopädie des Jahren 1976-1981 sowie Sachdossiers zur Wirtschaft (International und Schweiz), Holocaust. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden", 3 Bde., die den Zeitraum von der Zwischenkriegszeit bis in die achtziger Jahre ab- Berlin 1993. decken. Erstmals umfasst diese Ablieferung auch Dossiers der Inland-Redaktion und zwar zum zentralen Bereich "Aussenpolitik und Neutralität" (Zeitraum: 1962-80). In früheren Jahren existierte kein systematisches und kontinuierliches 12 Spezialsammlungen Archiv der Inland-Redaktion. Einen beschränkten Ersatz bietet einzig die schon vor längerer Zeit übernommene und geordnete "Sammlung Kommunismus / Die Systematik unserer gegenwartsbezogenen Zeitungsausschnittdokumentation Sozialismus / Innenpolitik", welche sich auf die Jahre 1914-1967 bezieht und zur Schweiz, für die verschiedene Zeitungen und Zeitschriften ausgewertet deren Benutzung ein separates Verzeichnis erleichtert. Die vom NZZ-Redak- werden, liegt in überarbeiteter Form vor. Eine Einführung gibt Einblick in die tionsarchiv erstellten und vom Archiv für Zeitgeschichte teilweise ergänzten und Entstehung und Schwerpunkte dieser Sammlung und erleichtert die Benutzung. überarbeiteten Findmittel umfassen mittlerweile drei grosse Ordner, die Herr lie. Bewährt hat sich die seit Anfang 1992 geltende rigorose Beschränkung der phil. Werner Hagmann in ein Gesamtregister von 50 Seiten zusammengefasst Sammeltätigkeit aufgrundlegende Beiträge sowie Informationen zu Themen von hat, das einen raschen Zugriff auf die verschiedenen NZZ-Bestände ermöglicht. besonderem zeitgeschichtlichem Interesse. Diese Reduktion erleichtert eine kontinuierliche Ablage und verbessert damit den Zugriff auch auf aktuelles Material.

7. Handbibliothek, Spezialsammlungen Die für die Bearbeitung historischer Themen hilfreichen und häufig benutzten Dokumentationen "Geschichte" (Rezensionen, Artikel zur Zeitgeschichte) und "Biographische Sammlung" (Nachrufe, Artikel zur öffentlichen Tätigkeit) wurden im bisherigen Rahmen weitergeführt, ebenso unsere laufende Broschürensamm- 7.1 Bibliothekskatalog auf EDV lung zu Parteien, Verbänden etc.

Die Sparmassnahmen wirkten sich zuerst bei den Neuanschaffungen und ins- Die 1991 vom Institut für politologische Zeitfragen (IPZ) sowie von der besondere bei der Handbibliothek negativ aus, weil beim Mitteleinsatz des AfZ Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Demokratie (SAD) übernommenen die Originalquellen absoluten Vorrang haben. Immerhin wurde die Benutzbar- Bestände an Zeitungen und Zeitschriften wurden provisorisch inventarisiert. Sie keit der vorhandenen Bücher und Schriften durch die Umstellung auf EDV- umfassen Presseerzeugnisse linker, alternativer, anarchistischer, feministischer Erfassung verbessert. Die Titelaufnahme erfolgte mit der von Herrn Dr. Thomas oder grüner Ausrichtung, aber auch solche von rechtsbürgerlicher, reaktionärer Ehrsam mit DataPerfect erstellten Bibliotheksdatenbank; zugleich wurde auch oder rechtsextremer Tendenz, die vor allem zur Geschichte der sechziger und eine Beschlagwortung durchgeführt. Im Berichtsjahr hat Frau Dr. Marie-Ciaire siebziger Jahre von Interesse sind. Däniker zwei Drittel der Bibliothekskartei mit diesem System auf EDV aufgenommen.

34 35 8. EDV im Archiv für Zeitgeschichte Zeitbeschlagwortung und zur Personen- und Körperschaftsbeschlagwortung wurden von Herrn Dr. Ehrsam überarbeitet. Im Herbst hat Herr Steiner mit der Zeitraumbeschlagwortung begonnen, die wesentlich schnellere und genauere Die Archivierung erfolgt im AfZ integral auf EDV-Basis: Von der Erfassungs- Abfragen erlauben wird. phase mit ihren verschiedenen Ordnungsstufen über die Erstellung der Verzeich- nisse und deren Uebernahme in die Datenbank bis schliesslich zur Beschriftung In die Datenbank sind neben kleineren Beständen die Nachlässe Robert Lang der Dossiers wird mit Hilfe der EDV gearbeitet. 1993 konnte als wichtigste und Robert Eibel neu aufgenommen worden. Erfasst wurde auch der Nachlass Neuerung ein LAN (Local Aerea Network) in Betrieb genommen werden. Die Hans Bernd Gisevius in der durch einige Ergänzungen vervollständigten Form. Installation erfolgte im Januar durch die Firma Rohner, Schaffhausen, in Die Datenbank umfasst jetzt gegen 15*000 Dossiers. Die EDV-Archivierung im Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Thomas Ehrsam, dem EDV-Verantwortlichen AfZ fand auch das Interesse anderer Institutionen, die sich hier darüber näher im AfZ. Das LAN erlaubt den Zugriff von verschiedenen PC's auf dieselben informieren Hessen. Daten, was insbesondere für die Datenbanken von grösster Wichtigkeit ist — erst so ist die Benützung und insbesondere die Eingabe (Beschlagwortung!) durch verschiedene Mitarbeiter möglich. Das LAN erlaubt aber auch den gemeinsa- men Zugriff auf die Drucker und das Wechseln des Arbeitsplatzes (und damit 9. Benutzung des PC's) unter Wahrung der eigenen, individuell angepassten Programmum- gebung (Zugriffsrechte u.a.). Herzstück des LAN ist ein IBM PS/2 95XP-AHF als Fileserver (im dedicated mode, mit diskduplexing); zur regelmässigen und Die Benutzungen, deren Gesamtzahl 260 betrug, bezogen sich in unterschiedli- automatischen Datensicherung wird ein Tape Streamer Dynatek DAT2000 cher Intensität auf ganz verschiedene Themen, wobei das Interesse an den eingesetzt. Die Vernetzung erfolgt mit ETHERNET. Im Moment sind fünf PC's dreissiger Jahren sowie die Zeit des Zweiten Weltkrieges im Vordergrund an das LAN angeschlossen. Die Installation und Inbetriebnahme des LAN, die standen. Neben gedruckten Quellen und Originalakten wurden dabei vermehrt Einführung der Kollegen und Kolleginnen und die Erstellung der zugehörigen auch audiovisuelle Mittel (Mikrofilme und -fichen, Video-Filme) in Anspruch Dokumentation waren nach rund zwei Monaten abgeschlossen. genommen. 5 Forschungsvorhaben bezogen sich auf das Vorort-Archiv, bei dem erstmals die Benutzung in der Aussenstelle Hönggerberg ermöglicht wurde. Die Für den Unterhalt unserer gesamten EDV und für die Unterstüzung der Aufteilung der Bestände an 2-3 Standorten erforderte häufiger als bisher weiteren Programmierung wurde eine eigene EDV-Dokumentations-Datenbank Transporte zwischen dem Archiv im Zentrum und den Aussenlagern im erstellt, welche die für den internen Gebrauch bestimmten Dokumentationen Hauptgebäude und im Hönggerberg. Zur Benutzung gehören Beratungen bei und die im Umgang mit Hard- und Software gemachten Erfahrungen sammelt der Quellensuche sowie die Beantwortung von mündlichen und schriftlichen und bereithält. Die für die Bibliothek neu aufgebaute Datenbank hat sich bereits Anfragen. bewährt. Das Abfrageprogramm für die zentrale Datenbank wurde so modifi- ziert, dass der Benutzer nicht mehr gezwungen wird, alle Möglichkeiten der Fotoaufträge von Benutzern müssen jetzt nicht mehr extern in Auftrag gegeben Abfrage nacheinander einzugeben, bzw. zu quittieren, vielmehr kann er jetzt von werden, sondern können im AfZ selbst mit einer Aufnahmekamera erledigt einem Hauptmenu in beliebiger Reihenfolge und Kombination das (und nur das) werden, die für den gemeinsamen Gebrauch durch das Archiv und das Institut auswählen, was er wirklich braucht. für Denkmalpflege angeschafft worden ist.

Ein Programm zur automatischen Formatierung der Inventarausdrucke aus der Führungen: Am 9. Februar 1993 wurde für die Mitarbeiterinnen und Miterar- Datenbank ist neu erstellt worden. Die Programme zur halbautomatischen beiter der Forschungsstelle für Sicherheitspolitik und Konfliktanalyse (rund 20

36 37 Personen) eine Präsentation des AfZ durchgeführt; am 14. Juli Hessen sich unterstützt hat, die Frau Irene Graf im Interesse der Sicherung früherer Tondo- Mitarbeiterinnen des SIG-Sekretariats über das AfZ orientieren. Am 17. kumente mit grosser Akribie durchführt. September wurde das AfZ einer russischen Besucherdelegation vorgestellt, mit der sich auch ein interessanter Erfahrungsaustausch ergab.

11. Stiftung Dialogik, Mary und Hermann Levin 10. Kolloquien Goldschmidt-Bollag

Seit 1974 führt das Archiv für Zeitgeschichte Kolloquien mit Zeugen der Zeit Das vergangene Jahr stand im Zeichen wesentlicher Konsolidierung. Herausra- durch und sichert mündliche Quellen im Sinne der oral history. Diese Zeugnisse gendes Ereignis war die Schenkung zweier Bilder durch Herrn Prof. Dr. werden als persönliches Tondokument auf Tonband festgehalten. Folgende Hermann Levin Goldschmidt-Bollag, der damit die Ertragsbasis der Stiftung Referenten hielten im Rahmen der Veranstaltungen des "Freundes- und Dialogik gemäss den Förderungswünschen unserer verstorbenen Mitstifterin Fördererkreis des Archivs für Zeitgeschichte" Rückblick: ganz wesentlich verbreitert hat. Das am 12. Januar der Stiftung übergebene Bild "Frauenkopf ' von Pablo Picasso aus dem Jahre 1906 wurde in Zürich und Tokyo ausgestellt und erbrachte auf der Versteigerung im Mai 1993 durch Christie's in New York den Betrag von US $ 750'000. Im September konnten aus dem 17.3.1993 Kkdt. zD Jörg Zumstein, a. Generalstabschef; Dr.iur. Efrem Cattelan; a. Ständerat Franz Muheim: Geheime Dienste des EMD Verkauf des Aquarells "Les Laveuses" von Paul Cézanne 600'000 Franken gelöst im kalten Krieg (1981-1990) werden. Beide Bilder Hessen sich dank der Vermittlung von Herrn Max G. 26.5.1993 a. Botschafter Alfred Wacker: Die Beziehungen Schweiz-Deutsch- Bollag in einer Weise plazieren, die ganz der Tradition dieser bedeutenden land im ersten Nachkriegsjahrzehnt. Erfahrungen eines damals Zürcher Galerie entspricht. Für seine wertvolle Mithilfe sprechen ihm auch hier jungen Diplomaten Stiftungsrat und Archiv ihren Dank aus. 7.7.1993 Ulrich Kägi: Im Dienst der kommunistischen Bewegung 1939-1956. Im Nachlass von Frau Mary Goldschmidt-Bollag (1913-1992), der dem AfZ Fichierte und nicht fichierte Irrwege eines ehemaligen Parteiakti- visten übergeben worden ist, finden sich neben Materialien zur Biographie auch Zeugnisse von kulturhistorischem Wert. Hervorgehoben seien neben ihren 27.10.1993 a. Botschafter Dr. Max König: Kontroverse Kriegs- und Nach- Sammlungen zur allgemeinen und jüdischen Zeitgeschichte Unterlagen und kriegsjahre 1939-1951. Auf Aussenposten in Berlin - Baden-Baden - Paris Kataloge der Galerie Bollag (seit 1908), Briefe, Zeichnungen und weitere Dokumente aus dem Nachlass der Brüder Gustave und Léon Bollag sowie der 15.12.1933 a. Nationalrat Willy Sauser; a. Nationalrat Prof. Dr. Hans Oester: Privatdruck der Jugenderinnerungen von Mary Levin Goldschmidt-Bollag. Erfahrungen in der christlichen Jugendbewegung und als EVP- Politiker im Nationalrat 1933-1990 Besonderer Dank gebührt Frau Suzanne Bollag, die dem Archiv das Buchma- nuskript ihres Vaters Léon Bollag "Miss Kroko aus Kairo", Zürich 1951, mit den 52 Originalzeichnungen von Lindi geschenkt hat. Die Bearbeitung dieses Unser Dank gilt den Referenten, Korreferenten und Mitgliedern des Freundes- Nachlasses wurde von Herrn Dr. Uriel Gast unverzüglich an die Hand genom- und Fördererkreises des Archivs für Zeitgeschichte, der auch in diesem Jahr die men. Sowohl die Bestände der Mitstifterin als auch des Mitstifters können Durchführung der Kolloquien ermöglicht und die Transkriptionsarbeiten bereits benutzt werden, wofür ein vorläufiges Verzeichnis zur Verfügung steht.

38 39 An seiner Jahressitzung vom 24. Juni 1993 hat der Stiftungsrat den Jahresbericht und die Jahresrechnung 1992 genehmigt. Herrn Dr. Robert Imholz, Revisor, sowie Herrn Dr. Carlo Portner, Aktuar, sei auch hier für ihre Mitarbeit gedankt. Für die Vermögensverwaltung liess sich Herr Dr. Georg Hafner gewinnen. Der Stiftungsrat hat seinen Willen bekräftigt, sich gemäss Stiftungsstatut bei der Verwendung der Mittel auf die Förderung des Archivs für Zeitgeschichte zu konzentrieren.

Die von der Stiftung finanzierte Teilzeitstelle von Herrn Dr. Uriel Gast wurde von 10% auf 20% erhöht; zudem ermöglichte sie die Anschaffung von Neuer- scheinungen zur jüdischen Zeitgeschichte. Das Filmprojekt Surava wurde mit einem Beitrag von 500 Franken unterstützt. Abschliessend sei allen, welche der Stiftung Dialogik im Berichtsjahr auch im Gedenken an Mary Levin Gold- schmidt-Bollag Spenden zukommen Hessen, sehr herzlich gedankt.

12. Jaeckle-Treadwell-Stiflung

Das Archiv der "Tat"-Chefredaktion, das Herr a. Nationalrat Dr. Erwin Jaeckle" vor der Vernichtung gerettet hat, ist im Archiv für Zeitgeschichte benutzbar, doch erwies sich das Fehlen eines vollständigen Exemplars der von November 1935 bis August 1978 erschienenen "Schweizerischen Unabhängigen Tageszei- tung" "Die Tat" als gravierender Mangel. Dies vor allem auch deshalb, weil die Honorarkarten der "Tat"-Mitarbeiter sowie die jährlich angelegten Schlagwort- karteien ein vorzügliches Findmittel zu den in dieser Zeitung erschienenen Artikel darstellen.

Im Berichtsjahr konnten nun die vorhandenen Akten der Chefredaktion durch einen vollständigen Mikrofilmsatz der Zeitung "Die Tat" ergänzt werden. Ermöglicht wurde dies durch die grosszügige Spende von Herrn Dr. Jaeckle und von Frau Ciaire Scheuter im Betrag von 20'000 Franken, für die auch hier gedankt sei. Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Landesbibliothek (Dr. Rätus Luck) und der Zentralbibliothek Zürich realisiert, 'Süf u n T ? M °Pf ,(1906)' Dbse frÜh£ GüUache aus dem Besitz der die nun ebenfalls über vollständige Mikrofilmsätze verfügen. Die Jahrgänge 1945 Stiftung Dialogik, Mary und Herman Levin Goldschmidt-BoUag" wurde an der bis 1978 lagen bereits als käufliche Filme im Mikrofilmarchiv der deutschspra- Kunstaukfon von Christie's vom 12. Mai 1993 in New York versteuert

40 41 chigen Presse in Dortmund vor; die Zeitungsbände aus früheren Jahren mussten Eine Nachlieferung von 8 Schachteln mit über 200 Dossiers zum Nachlass von Karl jedoch neu aufgenommen werden. Der thematische Schwerpunkt "Pressege- Schmid, die wir Frau Elsie Schmid-Attenhofer verdanken, wurde von Frau Dr. Sylvia schichte" hat dadurch eine weitere wichtige Ergänzung gefunden. Rüdin verzeichnet und als Nachtrag dem publizierten Findmittel beigefügt. Für ihre Arbei- ten an der geplanten zweibändigen Edition einer Auswahl von Briefen Karl Schmids hat Der Gesamtbestand wird bis jetzt durch 13 umfangreiche Ablieferungsverzcich- sie den Bestand auch in diesem Jahr intensiv benutzt, mussten doch über IffOOO Briefe nisse erschlossen, die Frau Ciaire Scheuter erstellt hat. Die definitive Archivie- gesichtet werdea Für die Erarbeitung eines Gesamtkonzeptes zur beabsichtigten Edition rung und die Aufnahme in die Datenbank wird mit Unterstützung der Jaeckle- der "Gesammelten Werke" von Karl Schmid hat Herr Dr. Thomas Sprecher den ge- Treadwell-Stiftung schrittweise durchgeführt. Im Berichtsjahr verdankt ihr das samten Nachlass geprüft AfZ wiederum eine Zuwendung von 2000 Franken.

15. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 13. Emil Friedrich Rimensberger-Fonds

Das Jahr 1993 brachte auch einige Aenderungen im Personalbereich. Das Archiv verfügt Der Emil Friedrich Rimensberger-Fonds unterstützt die Erschliessungstätigkeit zwar nur über zwei Etatstellen, doch können über Stiftungsbeiträge, andere Drittmittel und des Archivs für Zeitgeschichte und ermöglicht die Durchführung langfristiger Spenden zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf Teilzeitbasis angestellt werden. Projekte. Er hat die Archivierung des Nachlasses von a. Botschafter Dr. Paul Ruegger gefördert, die von Frau Dr. Marie-Ciaire Däniker durchgeführt und in Seit dem 1. Juni 1993 ist Frau Béatrice Tschudi nunmehr 50% im Archiv für Zeitgeschich- einer Weise abgeschlossen wurde, die für die Findmittel im AfZ Massstäbe setzt. te tätig. Die Stelle von Herrn Werner Hagmann ist ab 1. Juni 1993 auf rund 55% Im Berichtsjahr hat sie mit Unterstützung des Emil Friedrich Rimensber- aufgestockt worden, wobei dank der Drittmittel gleichwohl die erforderlichen Einspa- ger-Fonds auch den Nachlass von Dr. iur. Robert Lang geordnet (s.Kap. 2.4). rungen beim ordentlichen Budget realisiert werden konntea Ein Teil seiner Arbeit im Umfang einer 20%-Stelle ist ausschliesslich der Erschliessung des JUNA-Archivs gewid- met.

14. Karl-Schmid-Stiftung Herr Uriel Gast hat im Juli dieses Jahres seine Doktorprüfung erfolgreich abgeschlossen und ist im Rahmen seiner halben Etat-Stelle per 1. Januar 1994 zum wissenschaftlichen Beamten der ETHZ befördert wordea Seine bisher stundenweisen Anstellungen für die Die Karf-Schmid-Säftung ist 1993 erstmals mit einer Veranstaltung an die Öffentlichkeit Stiftung Dialogik (20%) und das Erschliessungsprqjekt zum Saty Mayer-Archiv (finanziert getreten Zusammen mit dem Rektorat der ETH führte sie am 16. November 1993 im von der Saly Mayer Memorial Foundation) sind ab dem 1. Juli 1993 zu einer Festanstel- Auditorium Maximum das 1. Karl-Schmid-Symposium durch. Im Mittelpunkt der lung von insgesamt 40% umgewandelt worden. Am 31. März 1993 wurde dem Leiter des Vorträge standen Karl Schmids Gedanken und Analysen zum schweizerischen Weg im AfZ der Titel eines Professors der ETH Zürich verliehea sich wandelnden Europa, sein Wissenschaftsverständnis und die Komplementarität seines Denkens. Die Veranstaltung fand grosses Interesse — ein Erfolg, zu dem Herr a Auch Rückschläge waren zu verzeichnea Die Kreditposition für Hilfsassistenten darf auf Regierungsrat Prof. Dr. Hans Künzi durch sein engagiertes Wirken als Präsident der Grund einer neuen Definition vom AfZ nicht mehr für seine Zwecke beansprucht werdea Stiftung massgeblich beigetragen hat. Frau lie phil. Béatrice Tschudi war im AfZ an der Ende 1993 verliess Frau Mag. Claudia Hoerschelmann das AfZ, um ihre Dissertation in organisatorischen Vorbereitung beteiligt und führt das Sekretariat der Stiftung. Wien abzuschliessen. Wir danken ihr auch an dieser Stelle für die gute Zusammenarbeit.

42 43 Ihre Stelle konnte nicht mehr besetzt werden,und fiel den Sparmassnahmen zum Opfer. Die negativen Auswirkungen der allgemein schlechten Finanzlage sind somit auch im AfZ deutlich spürbar geworden.

Die gemeinsame Besichtigung des Firmenarchivs von Landis & Gyr in Zug vom 8. Juni 1993 ermöglichte einen interessanten Einblick in die von der Nestro AG unter der Leitung von Herrn Ulrich Sträub im Bereich von Archiv, Dokumentation und Information erbrachten Dienstleistungen.

Das Archiv für Zeitgeschichte darf auch nach zwanzigjähriger Aulbauarbeit trotz zeilbedingter Schwankungen positiv in die Zukunft blicken. Für die wohlwollende Förde- rung dankt es der Schulleitung, dem Institut für Geschichte und seinem Vorsteher, Herrn Prof. Dr. Jean-François Bergier, sowie Herrn Prof. Dr. Hans Werner Tobler, aber auch den mit dem Archiv verbundenen Förderungswerken und Sponsoren. Gedankt sei zum Schluss den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, die sich wiederum mit grossem Engage- ment für das Archiv für Zeitgeschichte eingesetzt haben.

Klaus Urner

44 Eidgenössische Ecole polytechnique fédérale de Zurich Technische Hochschule Politecnico fédérale dl Zurigo Zürich Swiss Fédéral Institute of Technology Zürich Inhalt

INSTITUT FÜR GESCHICHTE Zum Geleit 3

1. Das Saly Mayer-Archiv des American Jewish Joint Distribution Committee: das Verfilmungsprojekt und seine Ergebnisse 4 1. l Vom Kaufmann zum Repräsentanten des Joint 5 1.2 Das Verfilmungsprojekt 7 1.3 Zum Inhalt des Saly Mayer-Archives 9

2. Schenkungen und erschlossene Bestände 13 2.1 Vorlass Dr. h. c. Alfred A. Häsler 13 2.2 Nachlass Egon Roemer 16 ARCHIV FÜR ZEITGESCHICHTE 2.3 Bestand Dr. Robert Holzach 17 2.4 Vorlass Dr. iur Max Iklé 17 2.5 Antisemitismus-Dokumentation von Salomon Weil-Neuburger 19 JAHRESBERICHT 2.6 Neueingänge zur Geschichte von Flüchtlingen und Internierten während des Zweiten Weltkriegs 21 2.7 Nachlass Konsul Carl Lutz 22 1994 2.8 Kleinere Neuzugänge 24 3. JUNA-Archiv 27 3.1 Beginn einer systematischen Ordnung 27 3.2 Rege Benutzung 27 3.3 "Jüdische Presszentrale Zürich" — Entdeckung eines verschol- lenen Redaktionsarchivs 28

4. Historisches Vorort-Archiv 30

5. Laufende Projekte 33

6. Mikrofilme, Film- und Tondokumente 34

7. Oral history: Kolloquien zur Zeitgeschichte 35

8. Spezialsammlungen 36

9. Hand- und Präsenzbibliothek 37 10. EDV im Archiv für Zeitgeschichte 37 Zum Geleit 11. Benutzung 30

12. Stiftung Dialogik, Mary und Hermann Levin Goldschmidt-Bollag 40 Vor fünfzig Jahren endete die nationalsozialistische Terrorherrschaft — ihre Geschichte hingegen bleibt in ihrer verbrecherischen Dimension eine mahnende 13. Jaeckle-Treadwell-Stiftung 42 Herausforderung, für die es kein Ende gibt. Dass es auch in der Schweiz Anlass zur kritischen Reflexion gibt, haben die jüngsten Veranstaltungen zu den Ge- 14. Emil Friedrich Rimensberger-Fonds 42 denktagen erneut gezeigt. Die Schweiz in den Kriegsjahren und insbesondere ihre Flüchtlingspolitik waren im Archiv für Zeitgeschichte denn auch das bevor- 15. Karl-Schmid-Stiftung , 43 zugte Forschungsgebiet. Das Archiv für Zeitgeschichte sichert und erschliesst seit seinen Anfängen auch 16. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 44 Quellen zum Nationalsozialismus und Frontismus, zum Antisemistismus und Holocaust, zur Emigration und schweizerischen Flüchtlingspolitik. Leider ist die Chance, mit staatlicher Förderung eine Dokumentationsstelle zur jüdischen Zeitgeschichte auf institutioneller Basis ms Leben zu rufen, in der Nachkriegs- zeit vertan worden. Damit hätte ein weit über die Landesgrenzen hinaus- wirkendes Zeichen gesetzt werden können. Da die Schweiz von Besetzung und Zerstörung verschont geblieben war, wurde hier ein gewichtiges und vielfältiges Quellengut in die Nachkriegszeit hinüber gerettet — im kriegszerstörten Europa eine privilegierte Situation, die zu nutzen allerdings eine grundlegend andere Einstellung erfordert hätte als die Verdrängung der Vergangenheit. Schon eingetretene Verluste sind zwar irreversibel, doch bestehen heute günstigere Voraussetzungen für die Gründung einer solchen Dokumentationsstelle. In Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund sowie mit weiteren interessierten Institutionen und Personen wird sie nun im Archiv für Zeitgeschichte aufgebaut. Ein solcher Ausbau ist nur mit Hilfe von Drittmitteln realisierbar. Die Ab- stützung auf ein eigenes gemeinnütziges Förderungnetz kommt vor allem in den thematischen Schwerpunktbereichen des AfZ zum Tragen. Im Berichtsjahr wurde vorrangig auf eine grundlegende Verbesserung der Infrastruktur hin- gearbeitet, da die räumlichen und personellen Ressourcen des AfZ vollständig ausgeschöpft sind. Nach langwierigen Verhandlungen steht nun eine vorzügliche Lösung in Aussicht, welche die Arbeit des Archivs auf eine neue Basis stellt, Archiv für Zeitgeschichte ETHZ worüber hoffentlich im nächsten Jahresbericht orientiert werden kann. Scheuchzerstrasse 68/70, 8006 Zürich Tel. (01) 632 40 03 Postadresse: ETHZ, 8092 Zürich Als tragendes Förderungswerk für den Auf- und Ausbau der neuen Dokumenta- Mayer Memorial Stiftung in Zürich und dem Joint-Archiv in New York reali- tionsstelle wird die Stiftung Jüdische Zeitgeschichte ins Leben gerufen, für deren siert hat. Dies ist der gegebene Zeitpunkt, darüber ausführlicher zu informieren. Gründung im Berichtsjahr erhebliche Beiträge zugesagt worden sind. Das Es handelt sich um den schriftlichen Nachlass des St. Galler Kaufmanns SALY Budgetziel konnte aber noch nicht erreicht werden. Eine solche Stiftung sollte MAYER (1882-1950), der als.Präsident des Schweizerischen Israelitischen Ge- ein gesamtschweizerisches und nicht allein ein jüdisches Anliegen sein. Die im meindebundes (1936-1943) und als Vertreter des Joint in der Schweiz (1940- Parlament und in den Medien diskutierte Entschuldigung für die Mitverant- 1949) bei der Flüchtlingshilfe und bei verzweifelten Rettungsversuchen für wortung an der Einführung des berüchtigten J-Stempels und an der Zurückwei- Verfolgte eine verantwortungsschwere Aufgabe wahrgenommen hat. Er selbst sung von Tausenden von der Vernichtung bedrohten Flüchtlingen liesse sich gab in seine Tätigkeit auch dann noch keinen tieferen Einblick, als ihm die sowohl auf staatlicher als auch auf privater Ebene wesentlich überzeugender zunehmende Kritik an seiner gegenüber den Behörden und in der Oeffentlich- durch eine konkrete Unterstützung einer solchen Dokumentationsstelle zum keit gezeigten Haltung sehr zu schaffen machte. Vor diesem Hintergrund Ausdruck bringen. kommt seinem Nachlass, der über die von ihm im Auftrag des Joint geleistete l Hilfstätigkeit minuziösen Aufschluss gibt, eine hervorragende Bedeutung zu. Ein Für die Berichte in den nachfolgenden Abschnitten lieferten die Mitarbeite- l Kernbestand zum Kampf gegen den Holocaust und zur Geschichte der Flücht- rinnen und Mitarbeiter des AfZ die Grundlagen. Aus ihnen wird ersichtlich, lingshilfe während des Zweiten Weltkrieges wird'damit nach fünf Jahrzehnten dass schon 1994 mit dem Aufbau des Dokumentationsbereichs zur jüdischen auch in der Schweiz benutzbar. Zeitgeschichte begonnen wurde; zusammen mit den laufenden Erschliessungs- projekten brachte dies arbeitsmässig die grösste Beanspruchung mit sich.

Gleichzeitig wurden die Bestrebungen verstärkt, zur Erschliessung von Quellen 1.1 Vom Kaufmann zum Repräsen- zur schweizerischen Wirtschafts- und Aussenwirtschaftpolitik mit interessierten tanten des Joint Institutionen der Wirtschaft zusammenzuarbeiten. Das 1991 übernommene Vorort-Archiv stellt für diesen Dokumentationsbereich einen Kernbestand dar. Saly Mayer — am 3. Juni 1882 in St. Die Zielsetzung, eine Ganztagesstelle für einen Wirtschaftsarchivaren oder eine Gallen geboren—wuchs in einer bürger- -archivarin zu schaffen, konnte bis Jahresende nicht erreicht werden. lichen Familie auf, deren Vorfahren aus Süddeutschland in die Schweiz einge- wandert waren. Er wurde Stickerei- Fabrikant, verkaufte aber bereits in den dreissiger Jahren sein Geschäft und ver- 1. Das Saly Mayer-Archiv des American Jewish Joint fügte zusammen mit seiner aus Basel Distribution Committee: das Verfilmungsprojekt und seine gebürtigen Frau JEANNE EBSTEIN über eine gesicherte Existenz, auch wenn er Ergebnisse nicht so reich war, wie spätere Legen- den vorgaben. Er war praktizierender gläubiger Jude und engagierte sich Das Archiv für Zeitgeschichte bemüht sich schon seit Jahren, Akten in auslän- schon in der Vorkriegszeit in politischen dischen Archiven, die einen unmittelbaren historischen Bezug zur Schweiz Gremien und sozialen Institutionen. haben, mittels Mikroverfilmung oder als Kopien auch in der Schweiz der For- 1924, als er erneut erfolgreich für den schung zugänglich zu machen. Nunmehr steht ein grösseres Verfilmungs- und St. Galler Gemeinderat kandidierte, sah Erschliessungsprojekt vor dem Abschluss, das das AfZ zusammen mit der Saly er sich mit der rüden Kampagne der Saly Mayer (1882-1950) antisemitischen Christenwehr konfrontiert. Er gehörte zum engeren Ausschuss Interne Kontroversen und Spannungen, die durch die zwangsläufige Zusammen- der lokalen jüdischen Gemeinde, war Mitbegründer der Etania und Vorstands- arbeit mit dem Chef der schweizerischen Fremdenpolizei, Heinrich Rothmund, mitglied des Altersheims Lengnau. Als der Antisemitismus im "Frontenfrühling" verschärft wurden, führten 1943 zu seinem Rücktritt als SIG-Präsident. Danach aggressive Formen annahm, versuchte der Schweizerische Israelitische Ge- widmete er sich fast bis zum Lebensende ausschliesslich seiner Arbeit für den meindebund (SIG), dessen Geschäftsleitung Mayer als Aktuar angehörte, dieser Joint. Nach seinem Tod am 31. Juli 1950 wurde der schriftliche Nachlass ins bedrohlichen Entwicklung durch Abwehr und Information entgegenzuwirken. Archiv des Joint nach New York verbracht. Lange Zeit war der Bestand kaum 1936 wurde er als Nachfolger von JULES DREYFUS-BRODSKY Präsident des SIG. benutzbar; eine erste vertiefende Auswertung nahm der israelische Historiker Yehuda Bauer vor, und in jüngster Zeit konnte der Nachlass auch vom Berner In der Zeit von Mayers Präsidentschaft schloss sich der SIG dem Jüdischen Weltkongress an und war in den Jahren 1936-1937 aktiv an den Bestrebungen Historiker JACQUES PICARD für sein grundlegendes Werk "Die Schweiz und die Juden 1933-1945" (Zürich 1994) beigezogen werden. und Plänen der Jewish Agency zur Sicherung Palästinas als jüdische Heimstätte beteiligt. Seit dem Frühjahr 1938 sah sich der SIG durch den zunehmenden Strom von Flüchtlingen aus Oesterreich vor grosse fürsorgerische Probleme gestellt. Saly Mayer war auf für die schwierigen Verhandlungen verantwortlich, 12 Das Verfilmungsprojekt die der SIG damals und in den Kriegsjahren mit der Schweizer Regierung und Den Vorschlag, den Nachlass durch ein gemeinsames Verfilmungsprojekt auch besonders mit HEINRICH ROTHMUND, dem Chef der Polizeiabteilung und der in der Schweiz zugänglich zu machen, hatte das AfZ der Saly Mayer Memorial Fremdenpolizei führen musste. Dieser versuchte, den rund 19'000 Schweizer Stiftung 1990 unterbreitet. Diese erklärte sich in grosszügiger Weise bereit, die Juden die Hauptlast der Sorge für die jüdischen Flüchtlinge zu überbürden. So Projektfinanzierung zu übernehmen. Es ist dem persönlichen Engagement von waren 1944 beim Verband Schweizerischer Jüdischer Flüchtlingshilfen insgesamt Herrn WALTER GUT, dem Präsidenten der Saly Mayer Memorial Stiftung, zu 23'000 Emigranten und Flüchtlinge registriert, von denen fast die Hälfte teil- verdanken, dass beim Joint die Vertrauensbasis für die Verfilmung des bisher weise oder voll unterstützt werden musste und deren Aufnahme ohne die zu- schwer zugänglichen Saly Mayer Archivs geschaffen werden konnte. Der Joint sätzliche, ganz wesentliche Hilfe durch den Joint nicht möglich gewesen wäre. hat 1992 die Verfilmung durchgeführt und zeigte sich dabei sehr entgegen- Wie der Historiker YEHUDA BAUER in seiner Studie "American Jewry and the kommend, wofür auch hier Frau DENISE B. GLUCK, der Archivdirektorin des Holocaust, The American Jewish Joint Distribution Committee, 1939-1945" Joint, gedankt sei. Zudem durften wir auf die beratende Hilfe von Herrn Dr. (2Aufl., Detroit 1982) zu Recht feststellt, ist es zweifelhaft, ob es damals trotz Jacques Picard zählen. aller Bedenken eine gangbare Alternative zur Zusammenarbeit mit der Regie- rung gegeben hat. Der zweite Teil des Projektes bestand darin, die insgesamt 17 Mikrofilmrollen mit über lO'OOO Dokumentenseiten im Archiv für Zeitgeschichte zu erschliessen. Als die Niederlage Frankreichs im Mai 1940 unausweichlich wurde, drohte auch Während der Joint-Katalog den Bestand auf mittlerer Ebene teilweise über- den im Joint zusammengeschlossenen amerikanischen jüdischen Hilfsorganisa- blicksartig zusammenfasst, hat nun Herr Dr. URIEL GAST seit 1993 jeden tionen die Lahmlegung ihrer bisherigen Unterstützungsarbeit in Europa. Um einzelnen Film detailliert aufgeschlüsselt, wodurch der rasche Zugriff auf jedes diese Abschnürung zu unterlaufen, nahm der Joint über seinen Direktor MORIS angegebene Schriftstück gewährleistet ist. TROPER Verbindung zu Saly Mayer auf. Troper besuchte ihn zusammen mit JOSEPH SCHWARTE in St.Gallen und trug ihm die Aufgabe des Joint-Vertreters in der Schweiz an — eine ehrenamtliche und undankbare Tätigkeit ohne Bezah- lung. Dennoch sagte Mayer zu; seine Ernennung zum Schweizer Repräsentanten des Joint teilte Troper dem Bundesrat am 30. Mai 1940 mit. Dass es sich dabei um eine Schlüsselrolle handelte, macht der Inhalt des Nachlasses eindrücklich deutlich. y r o »~*x" o r i a am/47ll.l944,5 Uhr. 13 Zum Inhalt des Saiy Mayer-Archives 3t. Ballen, Hotel Talhalla. Anwaaandt lurt Bacher, Der Bestand umfasst Archivalien verschiedenster Art: Korrespondenzen, Memo- Barbart latlitz, Dr. Wilbela Billitz, Dr. Budolf Eaatner, randen, Sitzungsprotokolle, Diskussionsnotizen, Gedächtniszettel, allgemeine Saly Bayer. i Berichte aus den Ländern im Machtbereich der Achsenmächte mit Informatio- r •( nen zur politischen Lage, zur Behandlung der Juden, statistische Angaben, 'Bacher erklärt, da» a er Ton Baicbafuhrer Heinrich- Blamie ' r ,al\ la In Augenzeugenberichte, Finanzabrechnungen, Telegramme, Artikel und eine Fülle beauftragt iat, in dar Jadenfrage Verhandlungen zu fuhren»...Seine Vollaaohten gehen ao weit, daaa der Leiter dea Beichaaieharheita- von handschriftlichen Notizen Saly Mayers. Sie sind zum Teil in Agenden, Hauptaateet Obergruppenführer Ealtenbrunner auch aeine Anweieungen • Notiz- oder Tagebüchern überliefert; andere finden sich in Form eines kurzen in Betracht ziehen aaaa. Arbeitsvermerks, als Zusammenfassung eines Brief- oder Telefongesprächs im ganzen Bestand zerstreut. Der Beioh»führ«r hat auf.aeinen Vorschlag den Befehl erteilt, die in Bergen-Belaen gebliebenen 1300 Juden aua Ungarn sofort an die Sohweizer-Orense weiterzuleiten. Der Nachlass wurde von den Archivaren des Joint in vier Abteilungen geglie- dert: Aa 21. August - fuhr Beober fort - habe ich erklärt, ich werde aich dafür einaetzen, daaa die Vernichtung aufhört und daae in Budapaat 1. Akten der Joint-Verwaltung dar atatua quo der Jaden aufnäht erhalten wird. Seit dleaea Da tua hat keine Vernichtung •tattgefanden, abgeaehen von der Slorakei, 2. Akten Saly Mayer auf die loh nooh zuruokkoaaen will. Ich habe wiederholt bei aeinea Chef interveniert, daaa Budapeat nicht garBnat wird. Wenn dar ata- 3. Organisationen/Institutionen tua quo zwei Monate lang bewahrt wurde,ao iat daa nicht wagen den •ch8nen Augen Horthya geaehehen. Dia Budapeatar Juden haben aich aber aa 16. Oktober eehr dnaa benoaaen. Sie haben die Sterne TOB 4. Länderdossiers A-Z ihrer Bruat, ja aogar TCO den Hiuaern herunter gariaaan, aia haben an Teraohledenen feindlichen Aktionen teilgenoaaan. lein Cbaf eag- Die erste Hauptgruppe umfasst Akten, welche sich auf die Aktivitäten des Joint te air aooht "Aber dieae Bodapeatar Jaden eind ja TarrUckt gewor- in der Schweiz und in den nationalsozialistisch besetzten Ländern zwischen 1940 den l* - worauf ich iha erwiderte, dieaa Jaden wlaaea ja nlehfeTon unaaren Tarhandlungen, floht* deatoweniger kaa die Reaktion. Saala- und 1945 beziehen. Es handelt sich meistens um Korrespondenz und Notizen ai fordert« 4le Kaoaung TOB Budapeat und daa let aalt 2-3 tagen la von Saly Mayer, welche die Finanztransaktionen des Joint aus den USA in die Oange« AllardInga varia dar etrengate Befehl erteilt, daaa aaa auf Schweiz zugunsten der Flüchtlingsunterstützung in Europa dokumentieren. dieae'Juden aofpaeat, damit ihnen weder untarwaga, aoch la Keleh • etwaa ftaalart* Da« iat nicht ao einlach, ww«n Sie bedenken, daaa Fragen der Organisation, der finanziellen und Operationellen Zusammenarbeit daa Kalea jetât bandarttaoaanda, odar allMwaaa TOB KLuohtliagaa, mit den beteiligten Stellen bei der Verteilung der Gelder kommen hier zur Telkadeutachaa, Ungarn ata. aufnehmen aaaa. la Iat alao là Sa l ah Sprache, aber auch die monatlichen Budgets des Joint für Saly Mayers Arbeit. aleat aahr ao wie frtthar, wo die Arbeitekraft anbedingt gebraaekt wurde. M» eine Million la Kelch odar la dautaohen Hobeitagabiet Das ständige Problem der Geldbeschaffung und die Mittelknappheit zeigt sich befindliahaa Jaden nehaaa ebanaorial Arbalteplltae, üaterkwafte- in diesen Akten eindrücklich. Die Ueberbeanspruchung des Joint wirkte sich aOgliohkeltaa und fahrung in Anaprooh, wo aie ja wlaaaa, aaaa die gerade im kritischen Jahr 1940 verhängnisvoll aus und führte zu Kürzungen. Yerpfiegungalag* la Beleb aloht gana roalg let. Aber aaia Chef aagta, er kann den Jodan dl* Chane« bieten, aaa» aia aa Leben bleiben. Sie kOaaea aoch aoawandam. Dar laiahafuarar wünaoht nur, daae la Belob naob dea *rleg kein Jada bleibt. Blaaler Links: Pro Memoria vom 4.11.1944 zur vierten Sitzung der Freikaufverhandlung, hat nicht a dag« gen, wenn Bunde rttauaende TOB Juden au «wandern, wo- hin iaaer. Alle Völker wardea die Joden nach dea Krieg to beurteil« bei der SS-Obersturmbannßhrer Kurt Becher als Abgesandter Himmlers von Saly wie dieae »loh heute auffuhren. Mayer Waren im Wert von 20 Mio. Franken für die Rettung der Budapester Juden forderte. tir können alao - fuhr Becher fort - die jOdlaeaea loaaeatratloaa- "(î ll und Arba^talagar aaah raa«ia«bea odar naah dautaabea Vorbild elariof ' »aa. IM raMiaaJie Torbild badaatat die eyataaatiaeb« Vcralohtaag Einen gewichtigen Teil des Nachlasses machen auch die kontinuierlichen Finanzrapporte Saly Mayers an den Joint sowie die gedruckten Jahresberichte involvierten Personen wie z.B. NATHAN SCHWALB von der Hechaluz-Zentrale des SIG aus. Auch die Probleme, die sich aus dem zunehmenden Dollarzerfall oder ROSS MCCLELLAND vom War Refugee Board, Joseph Schwartz vom Joint, während der Kriegsjahre gegenüber dem Schweizerfranken und aus den er- um nur einige zu nennen. Weitere Dossiers enthalten die Berichte, die nach schwerten Bedingungen beim Geldtransfer aus den USA nach der von den dem Krieg über diese Verhandlungen geschrieben worden sind, insbesondere Achsenmächten umringten Schweiz ergaben, sind in diesen Akten fortlaufend den Bericht des jüdischen Rettungskomitees aus Budapest von Reszoe Kasztner. präsent. Dabei wirkten sich die restriktiven Bestimmungen der Schweizerischen Die nach dem Krieg aufgeflammten Kontroversen um die Rolle Kasztners, der Nationalbank bezüglich der Konvertierung von Fremdwährungen als besonders kurz vor seiner Rehabilitierung ermordet worden ist, führten in Israel zu einem erschwerend aus. Diesem Problem versuchte der Joint dadurch zu begegnen, Prozess, welcher im Nachlass ebenfalls dokumentiert ist. Abgesehen von den dass er in den einzelnen Ländern Geldgeber in lokaler Währung suchte, denen ARBA-Verhandlungen enthalten die Dossiers auch Akten zu den Verhand- er garantierte, ihre Guthaben nach dem Krieg in Form von US-Dollars oder lungen um die Rettung slowakischer Juden (u.a. von GlSI FLEISCHMANN mit Schweizer Franken zurückzuzahlen. Weitere Unterlagen beziehen sich auf die dem SS-Hauptsturmführer DIETER WlSLICZENY), zu den Verhandlungen von Bemühungen um die Ausstellung und Anerkennung von Schutzbriefen und JOËL BRAND und Kasztner mit der und zu den Verhandlungen von Zertifikaten neutraler Länder sowie von Staatsangehörigkeitszeugnissen und ISAAC STERNBUCH bzw. a. Bundesrat JEAN-MARIE MUSY mit HIMMLER und Visas südamerikanischer Konsulate für gefährdete Juden insbesondere in Un- dessen Emissären. garn 1944 und 1945. Die dritte Abteilung beinhaltet diejenigen Akten, welche die Beziehungen Saly Die zweite Abteilung dieses Nachlasses enthält neben Notizen, Tagebüchern, Mayers zu den verschiedenen amtlichen und nichtamtlichen Organisationen Agenden auch viele persönliche Materialien Saly Mayers, darunter Akten, die dokumentieren, die in irgendeiner Form an der Rettung oder an der Hilfe für Aufschluss über sein Verhältnis zum Joint und über seine Stellung innerhalb die Verfolgten beteiligt waren. Hierzu gehören das im Januar 1944 von der dieser Organisation geben. Einen grösseren Teil nehmen hier Unterlagen ein, amerikanischen Regierung gegründete "War Refugee Board" (WRB), welches die den engen schriftlichen und telefonischen Kontakt Saly Mayers mit dem sich für die Rettung von Opfern der nationalsozialistischen Herrschaft einsetzen Joint-Hauptquartier in Lissabon in der Praxis der täglichen Arbeit belegen. sollte. Dessen Vertreter in der Schweiz, Ross McClelland, wurde bald zum HERBERT KATZKI und JOSEF SCHWARTZ waren hier seine wichtigsten Partner, wichtigsten Verbindungsmann zwischen Saly Mayer und der amerikanischen mit denen er nicht nur die Finanzprobleme und die Koordination der Hilfe in Regierung. Weitere Organisationen, die vom Joint Gelder erhielten, waren das Europa und Shanghai besprach, sondern auch eine vertrauensvolle menschliche IKRK (MAX HUBER, CARL J. BURCKHARDT, J. E. VON SCHWARZENBERG u.a.) Beziehung aufbaute. und die Weltzentrale des Hechaluz in Genf. Deren Leiter Nathan Schwalb vermochte Saly Mayer zu veranlassen, auch Gelder für die Unterstützung der Besonders interessant sind die Quellenmaterialien, die sich auf die Lösegeld- landwirtschaftlichen Vorbereitungslager zur Auswanderung junger Juden nach verhandlungen mit hohen Nazi-Funktionären beziehen. In erster Linie handelt Palästina bereitzustellen und jüdische Untergrundaktivitäten mitzufinanzieren. es sich dabei um die sogenannten ARBA-Verhandlungen (August 1944-Februar Nathan Schwalb war es auch, der mit seinen vielfältigen Beziehungen manche 1945), bei denen es um die Rettung von hauptsächlich ungarischen Juden im Kontakte Saly Mayers zum besetzten Osteuropa aufrechterhielt und ihm aus den Austausch gegen Lastwagen, Güter oder Geld ging. Neben den Sitzungsproto- Ghettos und Konzentrationslagern Hilferufe und Augenzeugenberichte zu- kollen zu den mühseligen Verhandlungen, die im August 1944 auf der Grenz- kommen Hess. „ brücke zwischen St. Margrethen und Höchst begannen und bei denen es für Saly Mayer zum Bedauern von Dr. RESZOE (RUDOLF) KASZTNER keine tragfähige "Oeuvre de Secours aux Enfants" (OSE) war eine weitere effiziente Organisa- Verständigung mit dem SS-Obersturmbannführer KURT BECHER geben konnte, tion, die Hilfe vor allem in Frankreich, aber auch in Holland, Polen, Ungarn enthalten die Dossiers viele weitere Rapporte und Korrespondenzen mit den und Rumänien leistete und die ebenfalls von Saly Mayer unterstützt wurde. Ausserdem illustrieren die Akten die Beziehungen Saly Mayers zu kleineren

10 11 Organisationen, die ihr Domizil meist in Genf oder in Zürich hatten und von 2. Schenkungen und erschlossene Bestände ihm in den letzten beiden Kriegsjahren unterstützt wurden. Die vierte Hauptgruppe bilden die Länderdossiers; sie machen den grössten Teil des Gesamtbestandes aus. In diesen Dossiers sind chronologisch der ganze Mit der Aufnahme neuer Bestände wird nach Möglichkeit bis zur definitiven Werdegang der Joint-Hilfe und der Rettungsbestrebungen Saly Mayers für die .Regelung des Raumproblems zugewartet. Für Schenkungen, die schon seit einzelnen Länder festgehalten. Die nachfolgende Aufzählung zeigt die grosse längerer Zeit angekündigt und unter anderem wegen Räumungen sofort zu Reichweite der über Mayer erbrachten Hilfe: Belgien, Bulgarien, Frankreich, übernehmen waren, wurde im Zentrum durch Verschiebungen in die zwei Holland, Italien, Oesterreich, Polen, Rumänien, Schweiz, Shanghai, Slowakei, Aussenlager der erforderliche Platz geschaffen. Das AfZ erhielt auch 1994 Tschechoslowakei, Ungarn und Jugoslawien. Sie lief teils direkt, teils indirekt gewichtige Neuzugänge und Ergänzungen. Wo wegen des zeitlichen Aufwandes über verschiedene internationale jüdische und nichtjüdische Organisationen und eine vertiefte Erschliessung nicht sofort möglich ist, wird ein provisorisches Einzelpersonen in die schwer erreichbaren Zielländer. Dokumentiert wird dies Verzeichnis angelegt, damit zumindest intern der Zugriff auf die gesamten im durch die Korrespondenz Saly Mayers mit den führenden Vertretern der lokalen AfZ vorhandenen Quellenmaterialien gewährleistet ist. Judenheit, die ihn auf ihre verzweifelte Situation aufmerksam machten. Zu den einzelnen Ländern finden sich immer wieder Berichte von IKRK-Delegierten oder-anderen Helfern, die in direkten Kontakt zur jüdischen Bevölkerung 2.1 Vorlass Dr. h. c. Alfred A. Häsler gekommen waren und die über die jeweilige Lage der Juden und den dringen- den Bedarf an Geld, Medikamenten oder Nahrungsmitteln berichteten. Die Aufgabe und Räumung seines Büros am 10. März 1994 war für Herrn Dr. h. c. ALFRED A. HÄSLER der Anlass, einen grossen Teil seines Verlasses Ganz einfach präsentiert sich der Bestand dem Benutzer nicht. Die handschrift- dem Archiv für Zeitgeschichte zu übergeben. Diese Übergabe im 70. Lebensjahr lichen Notizen von Saly Mayer erfolgten oft nur stichwortartig und benötigen gehörte zum bewusst geplanten Uebergang in einen neuen Lebensabschnitt und zur Entschlüsselung einen erheblichen Zeitaufwand. Gelegentlich ist die Auf- wurde von RITA SCHWARZER zur Ueberraschung des AfZ von Radio DRS in nahmequalität der Dokumente nicht optimal. Doch dies wiegt gering im Ver- die Sendung vom ö.Dezember 1994 einbezogen. gleich zur inhaltlichen Substanz. Die Bestandesbeschreibung kann trotz der Ausführlichkeit nur einen allgemeinen Eindruck von der Vielfalt dieses reich- Die Schenkung enthält vor allem Unterlagen zu den Büchern des bekannten haltigen Archivs vermitteln. Die Intensität der Rettungsarbeit, die menschliche Publizisten, die vorher oft als Serien in Zeitungen wie "Die Tat" oder in der Tragik und die Grenzen der Hilfsmöglichkeiten erschliessen sich erst bei der "Weltwoche" erschienen sind. Zu diesen Dokumentationen gehören Manuskrip- systematischen Durcharbeitung. Jedes der Länderdossiers, jeder Bericht von te, Korrespondenzen, Rezensionen, Leserzuschriften und andere Materialien. Sie Augenzeugen, jeder Hilferuf, aber auch die Korrespondenzen oder selbst ein- sind aus zeitgeschichtlicher Sicht von unmittelbarem Nutzen, weil sich Alfred A. fache Abrechnungen über Milchpulver, Medikamente und andere Lieferungen Häsler stets mit brennenden Fragen der Zeit beschäftigt hat. Als Beispiele seien sind beredtes Zeugnis der unentwegten Bemühungen, trotz schierer Aussichts- "Das Boot ist voll", "Der Aufstand der Söhne", "Stark für die Schwachen" oder losigkeit Leben der Vernichtung zu entreissen und über diese todbringende Zeit "Das Leben der Karola Siegel" erwähnt. Weitere Archivalien beziehen sich auf hinweg zu retten. seine zahlreichen in verschiedensten schweizerischen Zeitungen und Zeitschrif- ten erschienen Beiträge, darunter Essays, Artikel zu Sachthemen, Nachrufe, Für die Benutzung dieses Bestandes ist dem AfZ ein schriftliches Gesuch biografische Artikel und Interviews. . einzureichen, das an die Saly Mayer Stiftung weitergeleitet wird. Diese ent- scheidet gemäss Absprache mit der Leitung des Joint-Archivs in New York. Wie seit längerem vereinbart, handelt es sich um eine erste Ablieferung im Umfang von rund 4 Laufnietern, die von Herrn Häsler selbst durch ein eigenes Verzeichnis so erschlossen worden ist, dass der Bestand schon jetzt benutzt

12 13 /07. Interessant sind au oh die feinen Unterschiede werden kann. Eine nächste Ablieferung wird weitere Korrespondenzen, Tonbän- der Rangfolge in den einzelnen Gruppeni der von Interwievs sowie ergänzende Originalakten von Dokumenten enthalten, Progressive c-?8i die momentan erst in Kopieform vorliegen. Vertraut Bekannt i Unbekannt../ 1. Marx 1. Alfred Nobel 26 1. B.von/Suttn«r 25 2. Frison 2. Wahlen / Curie 23 2. WartAwell.r 24 DUrrennatt 3. Oulaan/Dutweiler 22 3. Pattfr Pire 19 3. Sartre 4. Llnooln 21 4. £y«oo«evelt/ 22 Nachlass Egon Roemer 4. Hitler 5. Robeapierre/Nansen '.Inglln 17 Harauae Hooaevelt 20 G«aobw.Soholl 10 5. Lenin 6. Albert Sohweitter 19 Sohopenhauer/ Frau OLGA ROEMER übergab dem AfZ am 9. Mai den Nachlass ihres Gatten Guevara 7. Kant/Hegel/Adler/ Namen 7 EGON ROEMER (1904-1977), des ehemaligen Presseattaches an der deutschen 6. Freud Oeaohw.Soholl 18 ; '7. Alfred Adler 5 7. Luxemburg Sohopenhaue r/Jung/ 8. Llnooln 3 i » Botschaft in Bern — ein Bestand, bei dem wegen Hausräumung Verlustgefahr 8. Mao / King Stalln/Bakunin 9. Sohweitzer/Jung/ 4 9. Gotthalf 9%Qandhi/Churohill J&6 Nobel/Elnateln V bestand. Roemer war 1904 in Berlin geboren worden, begann nach einem 10. Churohlll 10.%in«teln Rooaevelt ' 2 '«; vielseitigen Studium 1928 beim Ullstein Verlag und arbeitete bald als Redaktor Linie eunabhto/tl/j 15t r bei der "Vossischen Zeitung" und der "Berliner Morgenpost". Als politischer 1 •"a 1. DUrrenaatt 15 1. Alfiid NobelJ 13 1. B.v.Suttner 14 Gegner des nationalsozialistischen Regimes und Angehöriger einer aktiven 2. Frison 14 2. RobesBierre^anaen 12 2. B.Rooaevelt 8 4 3. Sartre/Freud 13 3. Sohop«j(hau«*/0andhi 3. Warteniieller 6 Widerstandsgruppe floh er 1936 aus Deutschland, um sich dem Zugriff der 4. Qotthelf 12 RooaavtÜLtrLuxeaburg 4. SohollAnglin/ 5. Hltler/ilao/ Plr«/Waljl>n/Eln»teinll Adler 5 Gestapo zu entziehen. In Belgien erhielt er Asyl, musste aber nach der deut- Sohwetteer 11 10 5. Pater Plre/Balcu- 6. Harz/Gandhi 10 ., ar»l?Xenln/ nln 3 schen Besetzung mehrmals untertauchen. Als "Allemand non ennemi" gestattete 7. H.L.King 9 Adle« 61 Kanaan ' 2 ihm die belgische Regierung nach dem Abzug der deutschen Truppen im Jahre 8. Guevara/Jung/ 7* Robeapierre/ Duttwaller 8 a'rtenwelUr 8 Llnooln/Nobel/ 1944 das Verbleiben im Land, wo er nach 1945 als Korrespondent für ver- 9. Stalin/taarou- , holl/Inglln/J%g/ ~ Curie l ae/Gutaan 7 jev«r«/Duttw«il»r 7 schiedene deutsche Zeitungen arbeitete. Mit dem Inkrafttreten des deutschen 10. Kant/Hegel/ .RooaeveltAing \ 6 Lenin 6 ' MarB/Churohill \ t Grundgesetzes im Jahre 1949 erhielt Egon Roemer seine deutsche Staatsbürger- Kltler/Uao/Sohwe itz«t schaft zurück, die ihm die Nazis 1942 aberkannt hatten. Erst 1953 kehrte er Liberale. 101 wieder in die BRD zurück, wo er für kurze Zeit die Leitung des aussenpoliti- 1. Hitler 10. 1. Kobel/Ean t/Sohop«nh. 7 i.B.v.Suttner 2. DUrrenmatt f 2. Hegel/RooaevelvRo- schen Ressorts des "Rheinischen Merkur" übernahm. Der belgische König 3. Stalin/Frisoh/§ beeplerre/Curle/IClng 3.*tarten*eller 5 4. Lenln/Freud/ / Ein«t»In 6 4.A%er/Plre 4 verlieh ihm ein Jahr danach in Anerkennung seiner Bemühungen zur Wie- Sohweltzer/ / 3. Mari/OandblAi«««- 5 .LuS&mburg/Bakunln 3 derherstellung der deutsch-belgischen Beziehungen den Titel "Chevalier d'Ordre Wahlen/Ouls/Si/ burg/Mao/Qu «rare/ 6 .Sohdi«nhauer/Lln- Gotthelf/S^irtre7 Duttwelltr 5 ooln/flan»«n/Nob«l de la couronne". 5. Karoua« / 6 4. Llnooln/Nanaeiy'plr« SoholI/Inglin 2 6. Hanc/Jung/klao Soholl/tngl In/Jung/ 7 .Km t/Hegel/Hob«B- DuttweLCer 5 Adl«r 4 pierre/Ökndhl/ Anfangs 1955 wurde Egon Roemer ins Auswärtige Amt nach Bonn berufen und 7. Llnoolli/Nansen 5. L«nln/Sohw«ltE«r/ P.D.RooBvelt/ bald danach als Presseattache an die Deutsche Botschaft in Bern versetzt. In Gandhl/Soholl/ Churohlll/ifaroua«/ Harouae/Ou'tle IngWn/Klne/ WahleVöotthel f/War- Guevara/FrtBoh/ dieser Eigenschaft war er Initiator und Redaktor des Bulletins "Herausgegrif- Guevara 4 tenweller/Sar tre/ Freud/Jung % l 8. Hegal/Robea- Gulaan 3 fen", das in der Schweiz über aktuelle deutsche Probleme und Zeitfragen in- »lerre/Elnateln 6. Stalln/E.Rooatvolt Freud 2 formierte. Aus gesundheitlichen Gründen musste er seine Arbeit Ende 1963 aufgeben. >• Der vorliegende Bestand enthält Unterlagen zu einigen Stationen seines Lebens 'Der Aufstand der Söhne' (Zürich 1969) - Seite aus dem Typoskript von Alfred A. in unterschiedlicher Dichte. Während die journalistische Tätigkeit in der Vor- Häslermit Umfrageergebnissen zum Bekanntheistgrad bedeutender Persönlichkeiten kriegszeit (Berlin 1928-1936) nur knapp dokumentiert und die wenigen Materia- bei den Studierenden der 68-Generation.

14 15 H Sf lien zum Widerstand aus der Nachkriegszeit beschreibender Art sind, ist seine Herrn Zeit als aussenpolitischer Korrespondent deutscher Zeitungen in Belgien (1945- Saly Via 11 ZUr loh 2 1954) und als deutscher Presseattache in Bern (1955-1963) gut belegt. In diesen beiden Stationen werden die vielfältigen beruflichen und persönlichen Kontakte Todxstr. 50 und Tätigkeiten Egon Roemers durch die vorhandene Korrespondenzen, Be- richte, Zeitungsartikel und Bilder ersichtlich. Umfangreichere Zeitungsaus- Sehr *joohjM;er Herr, " Schnittdokumentationen wurden aus dem Nachlass ausgeschieden oder in die entsprechenden systematischen Sammlungen des AfZ integriert. Dieser auch zu Ihr Schreiben vom ?. dn.Mts. den schweizerisch-deutschen Beziehungen aufschlussreiche, rund 3 Laufmeter Ich bin mir kölner Judenvsrrol?;unr; bewusst. loh wende grosse Bestand wurde bisher chronologisch geordnet und vorerst durch ein mich pce^en die Aufenthaltunssbswillicun«u ; und Einbürgerung von . fremden Juden und hnlte das f r elno çanz selbstverständliche provisorisches Verzeichnis grob erschlossen. •and dringliche Gchut3mansre»:el,nachdem man sieht,-vle Überall auf der fjan'.en 'Aelt dinge Leute den Marxismus poussieren und ihn tatsächlich liberall no weit rçsbracht haben,dass er zu einer pressen Ge

2.4 Vorlass Dr. iur Max Iklé Rechtfertigungsversuch des ehemaligen Generalstabschefs vom Herr Dr. iur. MAX IKLÉ übergab dem Archiv für Zeitgeschichte aus Anlass 16.5.1933 gegenüber Salomon Weil, der ihn schon Anfang der zwanziger Jahre seines Umzuges einen Teilbestand, der sich vor allem aus gedruckten Unterla- wegen seiner antisemitischen Hetze zur Rede gestellt hatte. gen zusammensetzt. Hierzu gehören* auch autobiographische Materialien: Er- innerungen, die Max Iklé in drei hektografierten Bänden herausgegeben hat. Zur beruflichen Laufbahn liegen verschiedene Unterlagen vor. Es handelt sich Exposés und Artikel, die er seit 1969 als Direktor der eidgenössischen Bank und dabei um Reden, Aufsätze und verschiedene Schriften aus seiner Zeit als Direk- in anderen Tätigkeiten veröffentlicht hat. Einige Korrespondenzen ergänzen den tor der eidgenössischen Finanzverwaltung (1948-1956) sowie um zwei Bände mit Bestand. Durch Originalunterlagen nicht dokumentiert sind die Jahre vor 1948. Referaten zur internationalen und schweizerischen Finanzpolitik, die Dr. Iklé Der Bestand ist durch ein Verzeichnis erschlossen worden. während semer Zeit als Generaldirektor des 3. Departements der Schweizeri- schen Nationalbank (1957-1968) gehalten hat. Weitere Dossiers enthalten

16 17 2.5 Antisemitismus-Dokumentation von Salomon Weil-Neuburger Eine zur schweizerischen und jüdischen Zeitgeschichte eindrückliche Dokumen- tation schenkte Herr ERNST WEIL, Zürich, dem Archiv im November 1994. Es handelt sich um den Nachlass seines Grossvaters SALOMON WEIL-NEUBURGER (1865-1940), der als Textilfabrikant in Diessenhofen tätig gewesen war. Er hatte schon früh antisemitische Tendenzen auch in der Schweiz beobachtet, belegt und bekämpft. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland hat ihn derart alarmiert, dass er sich fast ausschliesslich mit der zunehmenden Bedrohung zu beschäftigen begann. Den Kern des Nachlasses bildet die sechsbändige Dokumentation "Die Judenverfolgungen in Deutschland 1933-1939. Zur traurigen Erinnerung", in die Salomon Weil-Neuburger neben einer systematischen Auswertung von Zeitun- gen, Broschüren und Propagandamaterial auch eigene Kommentare, Leserbriefe und Korrespondenzen mit einbezog. Sie zeugen von seinem Versuch, gegen Vorurteile und die zunehmende Diffamierung, die nicht nur in den Organen der Frontisten verstärkt hervortraten, durch Klarstellungen und Zuschriften in der Presse anzugehen. Die Sammlung enthält zudem kaum mehr auffindbare Ein- zeldokumente, die bis in die Jahre des Ersten Weltkrieges zurückreichen. Er- wähnt sei die Korrespondenz mit Generalstabschef EMILSONDEREGGER (1868- 1934), der sich später der Frontenbewegung zuwandte. Die kommentierte Quellensammlung ist vor allem auch ein seltenes Zeitzeugnis für die Gefühle und Sorgen eines aktiven Schweizer Juden, dessen Verwandte im deutsch-schweizerischen Grenzbereich die entfesselte Hasskampagne direkt zu spüren bekamen. Wie sehr sich auch Juden in der Schweiz verunsichert und gefährdet fühlten, wird in dieser Dokumentation mit ihrem persönlichen Cha- rakter besonders augenfällig. Nach dem Tod von Salomon Weil-Neuburger wurde sie 1940 als Vermächtnis von seiner Familie in die USA mitgenommen und kann nun im Archiv für Zeitgeschichte zugänglich gemacht werden, wofür wir Herrn Ernst Weil sehr danken.

Rechts: Dokument aus der Antisemitismus-Dokumentation von Salomon Weil- Neuburger.

18 An der Sdiweizer-Grenze: Reti-cteiv-eines Kaffeehauses, dessen Besitzer Jude ist. An der Türc das mittclalterlidie /cichn nir Kennzeichnun des uden: Gelber Punkt auf schw.ir.a-m Grund Aufnahme SeM. 2.6 Neueingänge zur Geschichte von Flüchtlingen und Internierten während len innerhalb der Lager, Rapporte und Arbeitsberichte. Der Nachlass Ernst des Zweiten Weltkriegs Meili bildet eine substantielle Ergänzung der Bestände Zaugg, PFEIFFER und Herr Dipl. Ing. OTTO ZAUOG, der dem Archiv vor Jahren seine Unterlagen aus JEANRICHARD. seiner Zeit als Leiter der Eidgenössischen Zentralleitung für Heime und Lager Hierzu gehört auch der kleine Nachlass von ERNST KALDECK (1902-1977). geschenkt hat, übergab nun auch den bei ihm verbliebenen Restbestand. Aus Kaideck war nach abenteuerlicher Flucht aus dem besetzen Wien über Aachen, seinem frühen Engagement in der Studentenschaft und im Arbeitsdienst wäh- Belgien und Frankreich 1942 in die Schweiz gelangt und erlebte hier eine rend der dreissiger Jahre entstammen seine Unterlagen zum Amt für Arbeits- Odysee durch verschiedene Auffang- und Arbeitslager. Er musste bei Rodungen, kolonien des Verbandes Schweizerischer Studentenschaften, zur Schweizerischen Sprengungen und Drainage-Arbeiten mithelfen und wurde schliesslich Mit- Zentralstelle für freiwilligen Arbeitsdienst, zum Technischen Arbeitsdienst arbeiter der Heimleitung Beatenberg für Verwaltung und Soziales. Erst aus Zürich und zur Gesellschaft Schweizerischer Akademiker. Wesentliche Ergän- dieser Zeit sind Unterlagen erhalten geblieben, so zur Zentralstelle für Flücht- zungen beziehen sich auf die Tätigkeit der Eidgenössischen Zentralleitung für lingshilfe oder zur Flüchtlingskonferenz von Montreux im Jahre 1945. Der Heime und Lager: Korrespondenzen, Protokolle und diverse interne Berichte Bestand wurde dem AfZ von seiner Witwe Frau TlLLY KALDECK am 16. Juni zur Führung der Lager. Das Leben und die Tätigkeit in den Heimen und Inter- 1994 geschenkt. niertenlagern werden durch einige Fotoalben veranschaulicht. Darunter befinden sich das "Campo di lavoro" Gordola, das Vorbereitungslager der "Hecha- Der kleine Teilbestand des ehemalige Freiwirtschaftlers und Nationalrats WER- luz-Schweiz" in Trevano, sowie ein Album über den zweiten fotografischen NER SCHMID (1898-1981), der ebenfalls von Herrn Dr. h. c. Alfred A. Häsler Grundkurs für Flüchtlinge in der Fotoschule Locarno während der zweiten übergeben worden ist, umfasst neben gedruckten Quellen und Hälfte 1944. Ein Album wurde Otto Zaug von der Schauspieltruppe der Zen- Zeitungsausschnitten aus den dreissiger Jahren — damals noch im Kampf gegen tralleitung der Arbeitslager im Sommer 1945 gewidmet. Auf Grund dieses DUTTWEILER — einige Akten, die das Engagement Schmids als Parlamentarier Zuwachses wurde das Findmittel überarbeitet und der Bestand neu etikettiert. in Zürich und Bern während der Nachkriegszeit zugunsten von Flüchtlingen Der Vorlass Otto Zaugg im Umfang von knapp zwei Laufmetern gehörte dokumentieren. Seine beharrlichen Interpellationen zum Umgang der eidgenös- während des Berichtsjahrs zu den am meisten benutzten Beständen des AfZ. sischen Fremdenpolizei mit den Emigranten in der Schweiz sowie seine kriti- schen Fragen zur Duldung ehemaliger Nazis und ihrer schweizerischen Sympati- Thematisch damit eng verbunden ist der durch Herrn Dr. h. c. ALFRED A. santen zwangen die Regierung zur Stellungnahme in politisch heiklen Bereichen. HÄSLER vermittelte Restnachlass des ehemaligen Lagerleiters und späteren Regionalinspektors ERNST MEILI (1908-1986) — ein Bestand, den die ursprüng- liche Nachlassgeberin, Frau ANNY SCHWYN, Beringen, durch Fotos noch ergänzt 2.7 Nachlass Konsul Carl Lutz hat. Der auf einem Bauernhof in Wädenswil aufgewachsene Ernst Meili hatte eine Lehre in der Bauwirtschaft absolviert, war in Nordafrika gewesen und Die Erschliessung des Nachlasses von Konsul CARL LUTZ, den Frau GERTRUD nahm um 1937 eine Stelle als Leiter eines Arbeitslagers in Seen (Winterthur) LUTZ 1993 dem Archiv für Zeitgeschichte übergeben hatte, wurde durch Frau an. Mit der Einrichtung von offiziellen Arbeitslagern für Flüchtlinge durch das lie. phil. BEATRICE TSCHUDI fortgesetzt. Das schriftliche Material liegt nun in FJPD ab 1940 weitete sich auch der Tätigkeitsbereich Meilis aus. Dokumentiert 'geordneter Form vor. Von den 14 Finnen zu Palästina sind stichwortartige In- sind seine Stationen als Lagerleiter für Emigranten in Sattelegg/Schwyz (1940), haltsangaben gemacht worden, ebenso von den 10 Fotoalben aus dem Zeitraum Vouvry/Wallis (1941-1942), Visp (1942-1944) und 1944 als Regionalinspektor. 1913 - 1934, die vor allem während seinen Jahren in den USA angelegt worden Der relativ kleine Bestand enthält vor allem Korrespondenzen mit der Zen- sind. Unzählige einzelne Fotos und Negative müssen jedoch noch näher be- tralleitung der Heime und Lager (O. Zaugg, O. PFISTER), Protokolle der Lager- stimmt und sortiert werden. Die Erschliessungarbeiten wurden aus Förderungs- leiter-Sitzungen, Rundschreiben der Eidg. Polizeiabteilung, Akten zu Einzelfäl- beiträgen von Herrn Dr. h. c. ALFRED A. HÄSLER und Herrn Dr. VEiT WYLER

20 21 ' mitfinanziert, wofür auch hier sehr gedankt sei. Obwohl der Nachlass noch in Joint kam Nathan Schwalb bei der operativen Umsetzung der Hilfleistungen Bearbeitung ist, kann er bereits benutzt werden. Eine erste Auswertung nahm eine Schlüsselrolle zu. Dieser übergab aus seinem Archiv in Tel Aviv eben Herr Dr. theol. THEO TSCHUY für die soeben erschienene Biographie "Carl kleinen Kopienbestand, der noch erweitert werden soll. Nur einen Teilerfolg Lutz und die Juden von Budapest" (Zürich 1995) vor. brachte die Suche nach seinen 6 in Zürich vor Jahren deponierten und ver- Das AfZ setzt sich für die Rekonstruktion des zerstreuten Nachlasses von Carl schollenen Koffern, die schliesslich zwar aufgefunden werden konnten, die aber Lutz ein. In einem nächsten Schritt wird es darum gehen, weitere Materialien nicht die gewünschten Akten enthielten. zum Nachlass Lutz, die dem Archiv von verschiedenen Seiten bereits übergeben Ebenfalls zur Flüchtlingsthematik gehören zwei Nachträge, die Frau LISELOTTE oder in Aussicht gestellt worden sind, zu ordnen und zugänglich zu machen. HlLB ihrem persönlichen Bestand beigefügt hat. Herr Dr. JACQUES PICARD Weitere Nachlassteile befinden sich im Archiv der Yad-Vashem-Gedächtnisstät- übergab dem Archiv für Zeitgeschichte bereits letztes Jahr sein Gutachten über te in Jerusalem. Dr. URIEL GAST nutzte im Sommer 1994 seinen Besuch in die in der Schweiz liegenden Vermögen verschwundener Nazi-Opfer. Auf Grund Israel, um dort mit verschiedenen Archiven Möglichkeiten für weitergehende der 1992 erfolgten Anfrage der BBC London an das Archiv für Zeitgeschichte Erschliessungsprojekte zu prüfen. übernahm Herr Dr. Picard diesen Gutachter-Auftrag und schloss ihn im Januar Die Zusammenarbeit mit dem Holocaustforscher Dr. LASZLÖ KARSAI ermög- 1993 ab. Eine englische und eine deutsche Version dieses grundlegenden Gut- licht es, Akten aus ungarischen Archiven zu Lutz und zu weiteren für die achtens ist im Archiv für Zeitgeschichte benutzbar. Durch die erneute Suche Schweiz relevanten Themenbereichen im AfZ zugänglich zu machen. Der dem nach derartigen Vermögenswerten erhält die Studie nun — wie die Presse- Archiv übergebene Kopienbestand im Umfang von 4 Schachteln enthält Akten resonanz zeigt — zusätzliche Aktualität. zur Tätigkeit des IKRK in Ungarn, aber auch zu den Aufgaben, die Carl Lutz für die Abteilung für fremde Interessen der Schweizer Gesandtschaft in Buda- pest wahrgenommen hat. Zu den schweizerisch-ungarischen Beziehungen geben 2.8 Kleinere Neuzugänge Berichte Aufschluss, welche die Ungarische Gesandtschaft in Bern nach Buda- Durch die Vermittlung von Herrn Dr. WILLI GAUTSCHI schenkte Frau BRIGIT- pest sandte. Während des mehrwöchigen Forschungsaufenthaltes von Prof. TE SCHAEFER-KORDER ein Rarissimum zur geistigen Landesverteidigung im Karsai in der Schweiz haben Frau Dr. DÄNIKER und Frau Tschudi den Bestand Zweiten Weltkrieg: die kaum bekannten "Sendschreiben aus der innern an die verzeichnet, wobei mit seiner Hilfe die in ungarischer Sprache abgefassten äussere Front", die von WILLY STOKAR aus Oberleimbach zwischen November Dokumente auch inhaltlich erschlossen worden sind. Die Arbeit ist noch nicht 1939 und Juni 1940 in hektografierter Form herausgegeben worden sind. Sie abgeschlossen; das Projekt wird mit Herrn Prof. Karsai fortgesetzt. kommentieren die Ereignisse im Dritten Reich und wollen aus schweizerischer Im Zusammenhang mit dem vom AfZ am 6. Juli 1994 durchgeführten Kollo- Sicht eine geistig-politische Orientierung geben. Nach einer längeren Pause quium zur legalen und illegalen Flüchtlingshilfe, die im Krieg von der Schweiz erschien vom gleichen Herausgeber ab November 1940 die Nachfolgeschrift aus von jüdischen Organisationen geleistet worden ist, wurden mit Herrn NA- "TABU. Private Korrespondenz für Freunde der 'Sendschreiben aus der innern THAN SCHWALB, dem ehemaligen Leiter der Hechaluz-Zentrale in Genf (1939- an die äusssere Front"', von der im Archiv für Zeitgeschichte nun die ersten 10 1946), während mehreren Tagen Erinnerungen auf Tonband festgehalten. Dass Ausgaben vorliegen. Die "Sendschreiben" befanden sich im Nachlass von Dr. er zusammen mit einem weiteren Zeitzeugen, Herrn HEINI BORNSTEIN, von PAULSCHAEFER, der ab 1939 in der Abteilung "Haus und Heer" der Schweizer Israel nach Zürich kommen konnte, sei auch hier der Saly Mayer Stiftung Armee tätig war. * verdankt. Seine Verbindungen insbesondere zu Osteuropa wurden in der Folge Frau BETTINA MÜLLER hat den 1993 übergebenen Nachlass des Tessiner eine wesentliche Voraussetzung, um Nachrichten, Geld- und Lebensmittelhilfe NZZ-Korrespondenten MAX WERMELINGER (1919-1987) während ihres Prakti- in die von den Nazis besetzten Länder zu bringen und den Ueberlebenskampf kums im AfZ geordnet. Im wesentlichen umfasst der Bestand die NZZ-Bericht- der dort verfolgten Juden zu unterstützen. Für SALY MAYER als Vertreter des

22 23 erstattung Wermelingers über das Tessin, die italienischsprachigen und romani- schen Teile Graubündens sowie die angrenzenden Gebiete Italiens aus den Jahren 1957-1984. Zur Tessiner Zeitgeschichte ist dieser Bestand auch deshalb von Interesse, weil Wermelinger damals der einzige vollamtliche Korrespondent einer deutschschweizerischen Zeitung in der italienischsprachigen Schweiz war. Frau JANINA VAN DER HOFF, die den Krieg in Polen erlebte und 1958 in die Schweiz kam, schenkte dem AfZ Fotografien zum zerstörten und wiederaufge- V1 bauten Warschau sowie einige Autographen von Persönlichkeiten wie GOLO MANN, die an die Donatorin gerichtet sind. Zum Frontismus in der Westschweiz gehört das undatierte Typoskript "Le nouveau Guillaume Tell", ein Theaterstück, das MARCEL GUINAND verfasst und dem Schweizer Faschisten gewidmet hat. Das AfZ dankt Herrn Dr. DANIEL HELLER für die Vermittlung. Marcel Guinand war Anwalt in Genf und führendes Mitglied der Fédération fasciste suisse. Eine Reihe kleinerer Schenkungen, darunter Bücher und Schriften, verdankt das Archiv für Zeitgeschichte folgenden Personen und Institutionen: RENATO ESSEIVA, Historischer Verein Winterthur (Schriften aus Nachlass ERIC REBMANN); THEODOR DIETZI; Fondazione del Centenario délia Banca délia Svizzera Italiana; Prof. Dr. GERHARD HUBER; Dr. FRITZ LENDENMANN, Stadt- archiv Zürich; Dr. SYLVIA RÜDIN; Prof. Dr. WALTER SCHAUFELBERGER; ELSIE SCHMID-ATTENHOFER; BARBARA SCHNYDER-SEIDEL (Marking Time, A Weekly Newspaper for British Troops in , Mai - Sept. 1944); Dr. ALBERT SCHOOP; Prof. Dr. URS SCHWARZ; RITA SCHWARZER, Radio DRS (Sendung CARL LUTZ); Dr. ROBERT VöGELi; Dr. CHRISTOPH WEHRLI; Dr. STEPHAN WINKLER.

Rechts: Bitte eines Lagerinsassen des Camp des Milles vom 26. Oktober 1941 um die Zusendung englischer Lehrbücher. Der schon im Camp de Gurs begonnene Schulunterricht sei in den Sommermonaten eingeschlafen, da alle damit rechneten, bald in andere Länder reisen zu können: "Doch als dann auf Juli die erschweren- den Einwanderungsbestimmungen in USA herauskamen u. uns klar wurde, dass für sehr viele von unserem Camp keine oder nur sehr schwer u. spät eine Auswan- derungschance besteht, machten wir uns daran, den Schulunterricht wieder zu organisieren." (JUNA-Archiv)

24 3. JUNA-Archiv Wanderung von Schweizer Juden nach Israel/Palästina) und ANDREA WEIBEL (Jüdische Emigranten in der Schweiz, insbesondere am Schauspielhaus Zürich). Beigezogen wurde er auch für die Dissertation von KARIN HUSER (Ein- Die Ordnung und Erschliessung des umfangreichen Archivs der Jüdischen Nach- bürgerung von Ostjuden in Zürich, 1880-1939) sowie für einen Aufsatz von richten erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Israelitischen Ge- REGINE ERICHSEN, für den Unterlagen zur Notgemeinschaft deutscher Wissen- meindebund und wird von Herrn lie. phil. WERNER HAGMANN durchgeführt. Im schafter in Zürich ausgewertet wurden. Erstmals wurden Juna-Materialien auch Februar wurde vom SIG eine zweite Ablieferung dieser zentralen Dokumentation für Ausstellungen beigezogen: Für die im Haus der Geschichte Baden-Würt- zum Rechtsextremismus und Antisemitismus in der Schweiz aus den dreissiger und temberg in Singen organisierte Ausstellung "GrenzWege - Widerstand an der vierziger Jahren übergeben — Materialien im Umfang von 15 Transportschachteln. Schweizer Grenze 1933-1945" (21. Juni bis 25. September 1994) und für die Aus Platzmangel konnte noch nicht der gesamte Bestand übernommen werden, der geplanten Ausstellungen zu "50 Jahre Kriegsende" im Kantonsmuseum Basel- —wie die Sichtung im Lagerraum des SIG ergab — weit umfangreicher sein wird, als land, Liesthal, und zum 50. Todestag von ELSE LASKER-SCHÜLER in Wuppertal dies nach der Uebernahme des ersten Teiles absehbar war. und Zürich. Angeregt durch einen Presseartikel über das Juna-Archiv, nutzte der Oltener Lehrer und Schriftsteller URS FAES Juna-Materialien zum Antise- mitismus, Frontismus und zur Flüchtlingspolitik in der Schweiz für zeitgeschicht- 3.1 Beginn einer systematischen Ordnung liche Fragestellungen im Schulunterricht. Das Juna-Archiv war auch Thema eines Artikels von BILLY MEYER im "SIG intern" (Nr. 2, Mai 1994) sowie des In den ersten Monaten 1994 wurde die schon im Vorjahr begonnene Bestim- Beitrags von VlVIANNE BERG im "Israelitischen Wochenblatt" (Nr. 31 v. mung der ungeordneten losen Materialien weitergeführt. Deren Umfang ist 5.8.1994). jedoch derart gross, dass im Interesse der steigenden Benutzung prioritär die schon vorstrukturierten Teile der Dokumentation eingehender erfasst und zugänglich gemacht werden. Für die Grobordnung dient die von Dr. BENJAMIN 33 "Jüdische Presszentrale Zürich" — Entdeckung eines verschollenen Redak* SAGALOWTTZ entworfene Gliederung als vorläufige Grundlage. Eine systemati- tionsarchivs sche Ordnung ist in dem weitgehend für den Tagesgebrauch entstandenen und zum Teil in chaotischem Zustand übernommenen Archiv allerdings nur in Schon bei der Sichtung der Archivalien beim SIG im Zusammenhang mit der Ansätzen wiederzuerkennen. Es bleibt deshalb keine andere Wahl, als in mehre- zweiten Ablieferung fielen uns zahlreiche zusammengehörende Personen- und ren Ordnungsschritten eine Systematik für den Gesamtbestand zu erarbeiten. Sachdossiers auf—grösstenteils Presseausschnitte aus der Zeit vor der Gründung Nur auf diese Weise wird eine rationelle Benutzung möglich. Da die Erfassung der Juna. Bei der Erschliessung zeigte sich zu unserer Ueberraschung, dass es mit Hilfe der EDV erfolgt, wird der rasche Zugriff auf bestimmte Sachbegriffe sich nicht, wie zunächst angenommen, um alte SIG-Dossiers handelte, sondern und Namen erleichert, auch wenn ein systematisches Findmittel noch für längere um das Redaktionsarchiv der von OSCAR GRÜN herausgegebenen "Jüdischen Zeit aussteht. Presszentrale Zürich" — eines in den Jahren 1918-1940 erschienenen Wochen- blattes, das zugleich "Offizielles Publikationsorgan der Israelitischen Cultus- gemeinde Zürich" war. Nach neuesten Aktenfunden von MANFRED ESCHERIG gehen die Anfänge der Presszentrale auf Grüns 1917 begonnene Zusammen- 3.2 Rege Benutzung arbeit mit der Deutschen, Gesandtschaft in Bern zurück, die im grösseren Obwohl der Bestand erst erschlossen wird, steht er für die Benutzung bereits Zusammenhang der damaligen deutschen Kulturpropaganda zu sehen ist. zur Verfügung. Unter den Forschungsprojekten, zu denen auch das Juna-Archiv konsultiert wurde, finden sich die Lizentiatsarbeiten von URSULA MEIER (Aus-

26 27 4. Historisches Vorort-Archiv

Auf Anregung der Handels-Kommission des Kantons Glarus wurde vor 125 Jahren, am 12. März 1870, der Schweizerische Handels- und Industrieverein Redaktion u„i Verlag Oscar Grün , . Nachdruck».,, Reproduktion *, Bilder nur ZurAFIo^a*.«, . Telephon. 37.516 <«— -*"-'"^ „ach Verembarunij mil der RedaWjon (SHIV) ins Leben gerufen. Ziel der Motionäre war es, die zahlreichen kan- AGENCE CENTRALE DE LA PRESSE JUIVE JEWISH PRESS AQENCT tonalen und lokalen Organe des Handels und der Industrie zu einem gesamt- Olllzlelles Publlhallonsorgan der Isrielllischen Cullusfjemeinüe Zürich schweizerischen Verein zusammenzufassen, um die gemeinsamen Interessen zu b»ul»noi.int:Pr.ll.-, bilbj. Pi. «.-, iUic.l|. p,. J.20, El.i.lB BII.I.OI....: SIIILI-OSTMCM Pjiubitk-KoBle : VIII S166 wahren und diese insbesondere gegenüber den eidgenössischen Behörden A..l.»a Pi. a.-. A«.ll>. I DM., oillc. la N.w-V.rt : In6 B Ttl»«rtmon: „PRBSSCBNTRA ZORICll- wirksamer vertreten zu können. Der Vorsitz sollte alle zwei Jahre wechseln, um eine vor allem von der welschen Schweiz gefürchteten Zentralisierung möglichst Zeitlich setzt das Redaktionsarchiv um die Mitte der zwanziger Jahre ein und zu vermeiden. Dabei wurde der Begriff "Vorort" für das Präsidium in Anlehnung reicht bis etwa 1935. Den inhaltlichen Schwerpunkt bildet — anders als beim an das Rotatonsprinzip im Staatenbund der Alten Eidgenossenschaft übernom- Juna-Archiv — das jüdische Leben in aller Welt. Im Vordergrund stehen biogra- men. Die Bezeichnung hat sich, obwohl das Rotationsprinzip bald einmal aufge- phische Dossiers zu jüdischen Persönlichkeiten; aber auch Sachdossiers fehlen geben wurde, bis heute erhalten. nicht. Die Sammlung besteht vorwiegend aus Zeitungs- und Zeitschriften- ausschnitten sowie hektographierten Bulletins der "Jüdischen Telegraphen- Wie ist die Frühgeschichte nun im Vorort-Archiv dokumentiert, das im AfZ von Agentur" (J.T.A.), Berlin. Vereinzelt finden sich auch Broschüren, Korrespon- Herrn Dr. PETER SCHECK für die historische Forschung erschlossen wird? Die denzen, handschriftliche Notizen und Typoskripte. Eine Besonderheit des Re- Gründung des Schweizerischen Handels- und Industrievereins wird vor allem daktionsarchivs liegt in den zahlreichen beigelegten Originalphotographien, die durch die erhalten gebliebenen Korrespondenzen überliefert. Hingegen sind wohl grösstenteils für eine Publikation in der "Presszentrale" bestimmt waren. praktisch sämtliche Geschäftsakten aus der Anfangszeit bis zum ersten Welt- Auch die Presseausschnitte sind mehrheitlich bebildert. krieg verschwunden. Hier muss man sich mit den Sitzungsprotokollen, mit den abgehenden Briefkopien, den an die Sektionen versandten Zirkularen sowie mit Die Dossiers sind alphabetisch geordnet. Hinzu kommen ungeordnete Sammel- den Jahresberichten begnügen. dossiers, deren Auflösung Aufgabe einer späteren Feinerschliessung sein wird, ebenso die zeitaufwendigen restauratorischen Massnahmen wie das Ersetzen Dass ein reichhaltiges Quellenmaterial noch zu Beginn der Zwischenkriegszeit rostender Klammern und die sachgemässe Archivierung der empfindlichen vorhanden gewesen sein muss, geht aus der Jubiläumsschrift von 1920 hervor, die Photos. Aufgrund der unterschiedlichen Provenienz ist es naheliegend, das OTTO HULFTEGGER, damals erster Sekretär des Vororts, zur Geschichte der An- Redaktionsarchiv der "Jüdischen Presszentrale Zürich" als geschlossenen Be- fangsjahre 1870 bis 1882 verfasst hatte. Einen wesentlichen Beitrag hierzu enthält die stand vom Juna-Archiv loszulösen und separat zu archivieren. Der Bestand 1985 erschienene Basler Dissertation von BENEDBCT HAUSER: Wirtschaftsverbände umfasst 3,5 Laufmeter und wurde inzwischen durch ein provisorisches Ver- im frühen schweizerischen Bundesstaat (1848-74). Unbefriedigend bleibt die Quellen- zeichnis erschlossen. lage auch bis in die dreissiger Jahre; die vorgefundenen grossen Mengen leerer Aktenhüllen zeugen von umfangreichen früheren Kassationen. Zum hundertjährigen Bestehen des Vororts hat BERNHARD WEHRU die Vereinsgeschichte, die er wäh- rend zweieinhalb Jahrzehnten im Vorort miterlebt hat, bis Ende der sechziger Jahre nachgezeichnet. Eine vertiefte historische Aufarbeitung steht allerdings nach wie vor aus, zumal die im Vorort-Archiv vorhandenen Quellenmaterialien seit den vierziger Jahren an Umfang und Substanz wesentlich zunehmen.

28 29 Das heutige Vorort-Archiv entstand in seinem ganz überwiegenden Teil wäh- rend der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts. Es widerspiegelt die Vielfalt der Sachgebiete, mit denen sich der SHIV seit dem letzten Krieg auseinandersetzte. Schwerpunkte bilden, abgesehen von den mannigfaltigen innenpolitischen The- men, die multilateralen Verhandlungen innerhalb der OECD, EWG/EG, EFTA, GATT und die Beziehungen zu weiteren für die Weltwirtschaft wichtigen Organisationen. Dieses reichhaltige und ergiebige Quellenmaterial wird bereits für Lizentiatisarbeiten und Dissertationen beigezogen, wobei hier der Aktualität entsprechend Fragen der europäischen Integration im Vordergrund stehen. Bei den fortlaufenden Erschliessungsarbeiten galt es im Berichtsjahr 1994, die zahlreichen losen Akten, die^zum Teil aus den Hängeregistraturen der Büros stammten und die bei der Übernahme zumeist nur notdürftig in Schachteln verpackt werdem konnten, in die erstellte Aktenordnung einzufügen. Dabei handelte es sich hauptsächlich um Länderdossiers zum Zeitraum ca. 1950 bis 1985., Zu ordnen waren ausserdem die neuesten Akten der internationalen Handelskammer (CCI) ab 1950, mit Dossiers zu den verschiedenen Kommissio- nen und Arbeitsgruppen sowie zum nationalen Komitee CNS. Die losen Akten, welche insgesamt 20 Laufmeter ausmachten, betrafen fast alle Gebiete der bereits erfassten Faszikel, insbesondere diejenigen zur europäischen Integration, zum GATT, zu den Ursprungsregeln und zum Rechtsschutz. Das erste Ver- zeichnis wurde entsprechend erweitert und noch einmal überarbeitet. Die Länder wurden dabei nach Kontinenten alphabetisch geordnet. Als problema- tisch erweist sich die Ordnung der Sachakten. Die zum Teil ineinander übergrei- fenden Themen und die zahlreichen Faszikel unterschiedlichen Inhalts müssen aufgeschlüsselt werden und lassen erst in einem zweiten Durchgang die Erstel- lung einer definitiven Ordnung zu.

: Der Bundesrat nimmt von der Gründung des Vororts Kenntnis (Brief vom 13, Mai 1870).

30 5. Laufende Projekte denen sich neue Bezüge zu Bosshards Tibet-Turkestan-Expedition und zum China der Dreissigerjahre ergeben, sei Herrn PAUL HOFER gedankt. Der Inhalt von 57 Archivschachteln liegt erschlossen vor; mit der Erfassung der Unterlagen Das gemeinsam mit der zur Nachkriegszeit nähert sich dieser Teil des Projekts dem Abschluss. Schweizerischen Stiftung für Um den Nachlass mit seinem reichhaltigen Bildmaterial auch einer weiteren die Photographie begonnene Oeffentlichkeit bekannt machen zu können, gelangten die Schweizerische Stif- Erschliessungs- und Auswer- tung für die Photographie und das Archiv für Zeigeschichte mit dem Gesuch an tungsprojekt zum Nachlass den SNF, nach den durch Frau Münzer erbrachten Eigenleistungen nunmehr des Journalisten und Phot- auch die Realisierung des zweiten Teils des Projektes zu unterstützen. Die oberichterstatters WALTER Ergebnisse der Auswertung sollen in Buchform veröffentlicht und Bosshards BOSSHARD (1892-1975) wäre Wirken als Pionier der internationalen Reportage und Bildberichterstattung Ende 1993 beendet gewesen, durch eine Ausstellung vorgestellt werden. weil vom Schweizerischen Nationalfonds seinerzeit nur Ein weiteres internes Projekt hat die Herausgabe eines Archivführers zu sämtli- die Hälfte der beantragten chen Beständen des Archivs für Zeitgeschichte zum Ziel (rund 150 Nachlässe Mittel bewilligt worden wa- und Einzelbestände, Ablieferungsarchive, Spezialdokumentationen, Mikrofor- ren. Mit einer kleinen ver- men, Periodika). Damit soll einem seit langem bestehenden Desiderat ent- bliebenen Restsumme und sprochen werden. Im Februar 1994 legte die vom Archivleiter zusammen mit dank dem selbstlosen Einsatz Frau Dr. MARIE-CLAIRE DÄNIKER und Dr. THOMAS EHRSAM gebildete Ar- von Frau lie. phil. VERENA beitsgruppe das Konzept fest. In der Folge sind unter Mithilfe aller Archivmit- MÜNZER konnte die Arbeit arbeiter die institutionellen und privaten Bestände und zusätzlichen Dokumenta- am Nachlass dennoch wei- tionen erfasst und beschrieben worden. Nach Vorliegen des Rohmanuskripts tergeführt werden. So sind wurde mit der weiteren Bearbeitung und ergänzenden Recherchen begonnen. nun auch die Materialien "Berichterstattung im Auftrag der Neuen Zürcher Zeitung 1939-45" erfasst worden. Bosshard war damals für die 6. Mikrofilme, Film- und Tondokumente Schweiz ein führender Walter Bosshard im Mai 1942 als Kriegsbericht- Kriegsreporter auf alliierter erstatter mit Moskitonetz und Schreibmaschine in Seite. Seine Berichterstattung Myilkyina (Nordburma) Im Februar erhielt das AfZ vom Schweizerischen Bundesarchiv 2 Mikrofilme in der NZZ aus dem Nahen, mit den Tagebuchaufzeichnungen vom 16.9.1942-23.5.1945 sowie den übrigen Mittleren und 1942 erneut auch aus dem Fernen Osten ist nahezu lückenlos erhalten gebliebenen Nachlassmaterialien von Minister Dr. HANS FRÖLICHER. dokumentiert. Die Jahre 1942-45 verbrachte er als Korrespondent der NZZ in Dem Schweizerischen Bundesarchiv sei hierfür und für das von ihm erstellte den USA. Sie waren geprägt von der Teilnahme an zahlreichen internationalen Bestandesverzeichnis sehr gedankt, ebenso Herrn Dr. Max Frölicher für seine Konferenzen, die sich bereits mit den zu erwartenden Problemen der Nach- Bereitschaft, den Nachlass auch im Archiv für Zeitgeschichte zugänglich zu kriegszeit auseinandersetzten. Für die Schenkung ergänzender Materialien, aus machen.

32 33 Die Reihe seiner zeitgeschichtlichen Dokumentarfilme, die als Video-Kassetten Auch in diesem Jahr hat der Freundes- und Fördererkreis die Arbeit des Ar- im AfZ eingesehen werden können, hat die Redaktion "Spuren der Zeit", Fern- chivs für Zeitgeschichte in wertvoller Weise unterstützt. Gedankt sei auch Frau sehen DRS, durch drei weitere Filmdokumente ergänzt, wofür wir Frau Dr. IRENE GRAF für die Fortsetzung der Transkription von Tonaufzeichnungen zu REGULA BECK und Frau MAY BRODA danken. Erinnerungen, die nun schon 20 Jahre zurückliegen. Die Sammlung der Tondokumente wurde neben den nachfolgend aufgeführten Rückblicken von Zeitzeugen durch Tonkassetten mit zwei Sendungen des Ra- dios DRS erweitert, die von Frau RITA SCHWARZER zu Konsul CARL LUTZ und zu Dr. h. c. ALFRED A. HÄSLER gestaltet wurden. 8. SpezialSammlungen

Für die thematischen Dokumentationen des AfZ werden laufend Zeitungen und 7. Oral history: Kolloquien zur Zeitgeschichte Zeitschriften ausgewertet. Die von Frau Dr. MARIE-CLAIRE DÄNIKER betreute "Sammlung Geschichte", in die Artikel und Rezensionen zu zeitgeschichtlichen Themen aufgenommen werden, umfasst die Schwerpunktbereiche Schweizer- geschichte, Beziehungen der Schweiz zu einzelnen Ländern, Ländergeschichte Die Kolloquien des Archivs für Zeitgeschichte dienen der oral history: Zeugnis- und Geschichte Deutschlands, Geschichtstheorie, methodologische Probleme, se von Zeitzeugen, deren Tätigkeit von besonderem Interesse ist, werden als Bibliographie, Institute und Kongresse. Tondokument ad personam für das Archiv auf Tonband festgehalten. Ver- anstaltet werden die Kolloquien im Rahmen des "Freundes- und Fördererkreises Die aktualitätsbezogene "Sammlung Schweiz" dokumentiert Gegenwarts- des Archivs für Zeitgeschichte", dem 77 zahlende Mitglieder sowie weitere geschichte in Form einer systematischen Zeitungsausschnittdokumentation. Die Personen angehören, die sich mit Zeitgeschichte befassen oder als Referenten "Biographische Sammlung" enthält Presseartikel zur Biographie von Persönlich- selbst schon einen Beitrag geleistet haben. Im Berichtsjahr galt eine Veranstal- keiten der Oeffentlichkeit (Würdigungen, Nachrufe etc.). Da jüdische Zeit- tung auch den Forschungsverhältnissen in russischen Archiven: geschichte sich verstärkt zu einem Schwerpunkt des Archivs entwickelt hat, wurde diesbezüglichen Presseartikeln, darunter auch den Kontroversen um das 25.5.1994 Dr. PETER HUBER, FRITZ N. PLATTEN, Dr. BRIGITTE STUDER, Antirassismusgesetz vermehrte Beachtung geschenkt. Gedankt sei den ver- DANIELE TOSATO-RIGO: Schweizerische Forschungen in Mos- schiedenen Verlagen, die ihre Zeitungen und Zeitschriften dem AfZ kostenlos kauer Archiven: Projekte und Erfahrungsberichte zur Auswertung zustellen. 6.7.1994 HEINI BORNSTEIN, NATHAN DROR SCHWALB: Die Zentrale der Die Presseauswertung, die von Herrn lie. phil. WERNER HAGMANN vorgenom- jüdischen Weltjugendorganisation Hechaluz in Genf und ihre men wird, erschöpft sich nicht im Herausnehmen, Klassieren und Ablegen der Rettungsaktionen im Kampf gegen den Holocaust 1939-1945 Artikel. Oft sind darin Hinweise für die Anschaffung von Literatur für die Handbibliothek, auf Zeitzeugen oder sogar auf bisher unbekannte Quellenmate- 26.10.1994 a. Staatssekretär Dr. PAUL R. JOLLES: Auf dem Weg zur euro- rialien enthalten, worüber jeweils die thematisch zuständigen Mitarbeiter infor- päischen Integration und zur weltweiten Zusammenarbeit 1961-1984 miert werden. Die 1991 vom Institut für politologische Zeitfragen (IPZ) und von der Schweize- 14.12.1994 a. Stadtpräsident Dr. SIGMUND WlDMER: Bewegte Jahre als rischen Arbeitsgemeinschaft für Demokratie (SAD) übergebenen Zeitungen, Zürcher Stadtpräsident 1966-1982

34 35 Zeit- und Kampfschriften linker und rechter Provenienz aus der Aera des Als Programm für unsere zentrale Datenbank hat Herr Dr. THOMAS EHRSAM, Kalten Krieges wurde von Herrn MATHIAS STEINER definitiv geordnet und der für die gesamten EDV-Anwendungen im AfZ zuständig ist, die neuste und erfasst. voraussichtlich leider letzte Version von DataPerfect (DP 2.3) installiert. Sie erlaubt die Erstellung eines Abfragemenus, das die Benutzung erleichtert und Der Bestand "NZZ-Archiv", der die chronologischen Originaldossiers der NZZ- den Zugang mit einem differenzierten Sicherheitssystem regelt, das die Daten- Ausland- und -Wirtschaftsredaktion enthält, wurde wiederum für externe und bank vor Fehlmanipulationen und Beschädigungen schützt. Das Abfragepro- interne Recherchen gewinnbringend beigezogen. gramm wurde an diese wesentliche Neuerung angepasst und um ein Modul für die Abfrage der Mikrofilmbestände erweitert. Zu diesem Zweck wurde die Struktur der Mikrofilmdatenbank derjenigen der Nachlassdatenbank angenähert. Zudem wurde eine zusätzliche Abfrageweise implementiert, die wesentlich schnellere Abfragen des Volltextes erlaubt, allerdings ohne die Möglichkeit des 9. Hand- und Präsenzbibliothek Ausdrucks. Das ganze Programm wurde mit Hilfstexten mit Benutzungserläute- rungen versehen.

Die Präsenzbibliothek besteht aus den Neuanschaffungen des AfZ. Frau Dr. Entsprechend unserer Prioritätensetzung sind jetzt fast alle alten Bestände in MARIE -CLAIRE DÄNIKER konnte die Aufnahme dieses Bestandes in die Biblio- der Datenbank erfasst, doch hatte dies den Nachteil, dass weder die neuen noch theksdatenbank abschliessen. In die von Herrn Dr. THOMAS EHRSAM bereit- die alten Bestände beschlagwortet waren. Das führte zu sehr langen Abfrage- gestellte Datenbank hat Herr STEINER auch die 230 Lizentiatsarbeiten und zeiten und ergab wegen des Fehlens eines kontrollierten Vokabulars zudem weitere nicht publizierte Forschungsstudien eingegeben, die an den verschiede- häufig ungenaue Resultate. Nachdem im Vorjahr dank der Hilfe von Herrn nen Historischen Universitätsinstituten zu zeitgeschichtlichen Themen ent- Steiner die Beschlagwortung der Dossiers nach Entstehungszeit, inhaltlich standen sind. betroffenen Zeiträumen und Ländern in Angriff genommen werden konnte, wurde im Berichtsjahr diese Arbeit zu Ende geführt. Inzwischen ist mit der Beschlagwortung der Personen, Körperschaften, der historischen Daten und der geographischen Begriffe begonnen worden. Auf eine Beschlagwortung der Sachbegriffe soll hingegen verzichtet werden. Eine solche Erfassung ist im 10. EDV im Archiv für Zeitgeschichte Rahmen der jetzigen Mittel des AfZ zu aufwendig; da für unsere speziellen Bedürfnisse ein befriedigender Thesaurus nicht vorliegt, würde eine Verfeine- rung der Systematik, für die im AfZ Ansätze bestehen, eine langfristige Weiter- entwicklungsarbeit erfordern. Allerdings decken die Abfragemöglichkeiten über Im Bereich Hardware konnte ein neuer IBM PC (486DX2/D) mit dem Be- Personen, Körperschaften und Zeiträume bereits einen breiten Suchbereich ab; triebssystem OS/2 installiert werden, der für das Archiv erstmals echtes Multi- was sich nicht direkt finden lässt, kann doch wenigstens soweit eingeschränkt tasking erlaubt (d.h. das gleichzeitige Ablaufenlassen verschiedener Prozesse wie werden, dass die Volltextabfrage effizient wird. z.B. einer Datenbankabfrage und das Arbeiten an einem Text) und der die Möglichkeit bietet, im Hinblick auf eine Modernisierung Erfahrungen mit der Aber auch die korrekte Erfassung der Körperschaftsnamen (in minderem Mass neuen Generation von Betriebssystemen zu sammeln. Seit der Behebung der auch der Personennamen) erfordert genaue Regeln für die Beschlagwortung, die ersten unerwarteten Schwierigkeiten bei der Integration der OS/2 Maschine in im Berichtsjahr erarbeitet wurden. Dabei ging es vor allem darum, die Regeln das Novell-Netz bewährt sich OS/2 sehr gut und überzeugt nicht zuletzt durch der Vereinigung Schweizerischer Bibliothekare (VSB) zu vereinfachen und seine Stabilität. unseren Bedürfnissen anzupassen, wobei auch die Regeln der Zentralbibliothek

36 37 Zürich beigezogen wurden. Allein schon diese Arbeit kommt nur schrittweise sich, die zu Lasten der Erschliessungs- und übrigen Archivarbeiten zu erbringen voran, da aus finanziellen Gründen bis jetzt nur wenige Stunden pro Woche sind. Angesichts der Personalknappheit können daher Aufträge für externe beschlagwortet werden kann. Die Datenbank umfasst heute deutlich über IS'OOO Zwecke nicht mehr kostenlos durchgeführt werden. Dossiers. Ein Vergleichstest mit den Datenbanken AUGIAS und FAUST hat keine überzeugende Alternative zur im AFZ entwickelten EDV-Lösung ge- bracht. 12. Stiftung Dialogik, Mary und Hermann Levin Gold- schmidt-Bollag 11. Benutzung Das Jahr des fünfjährigen Bestehens der Stiftung Dialogik stand im Zeichen des öffentlichen Hervortretens am 24. und 25. März in den Räumen der ETHZ. Die Benutzungen stiegen gegenüber dem Vorjahr von 260 auf 301 und bezogen Anlass war der 80. Geburtstag des Stifters Prof. h. c. Dr. HERMANN LEVIN sich auf unterschiedliche Themen, wobei das Schwergewicht auf der Erforschung GOLDSCHMIDT; seinem philosophischen Werk war das zweitägige Kolloquium der dreissiger Jahre und der Zeit des 2. Weltkrieges lag (Flüchtlingspolitik, "Dialogik als zeitgeschichtliche Herausforderung" gewidmet. Es stand unter dem Internierungen in der Schweiz, etc.). Hierzu wird auch das JUNA-Archiv mit Ehrenpatronat von Frau Bundesrätin RUTH DREIFUSS und wurde mit einem Hilfe der provisorischen Erschliessungsmittel vermehrt in Anspruch genommen Festakt und Grussworten des ETH-Präsidenten Prof. Dr. JAKOB NÜESCH und (vgl. Kap. 3.2). Intensiv wurde der Nachlass von KARL SCHMID für die von Frau des Präsidenten des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes, Dr. ROLF Dr. Sylvia Rüdin vorbereitete Briefedition beigezogen. Das Vorort-Archiv in der BLOCK, im voll besetzten grossen Hörsaal eröffnet. Am zweiten Tag folgte das Aussensteile Hönggerberg wies 20 Benutzungen zur Wirtschaft und Aussenwirt- von Dr. WILLI GOETSCHEL organisierte philosophische Kolloquium mit 12 schaftspolitik auf. Im Rahmen einer Lizentiatsarbeit wurde erstmals der Bestand von Dipl. Ing. ETH VALENTIN GEHEN mit Unterlagen zur Geschichte der "Nationalen Aktion" eingehender benutzt. KARL HEINRICH POHL hat für sein Buch "ADOLF MÜLLER, Geheimagent und Gesandter in Kaiserreich und Weimarer Republik", das 1995 im Bund-Verlag 1995 erschienen ist, auch den Nachlass ausgewertet, den Prof. Dr. med. CARL MÜLLER 1987 dem Archiv für Zeitgeschichte übergeben hat. Da die Biographie des profilierten und angesehenen Vertreters der Weimarer Republik in Bern auch für die Schweiz von Interesse ist, hatten wir uns für eine Koproduktion zwischen einem schweizerischen und deutschen Verlag eingesetzt, die leider nicht zustandekam. Ein beträchtlicher Teil der Buchillustrationen stammt aus dem Nachlass und wurde vom AfZ auf der Reproanlage erstellt. Neben der Benutzerbetreuung bringen die Beantwortung schriftlicher und Kolloquium zum 80. Geburtstag: Jubilar Prof. h. c. Dr. Hermann Levin mündlicher Anfragen, die Bewirtschaftung der Aussenlager sowie der zuneh- Goldschmidt, ETH-Präsident Prof. Dr. Jakob Nüesch, Prof. Dr. Jean- mende administrative Aufwand eine erhebliche zeitliche Beanspruchung mit François Bergier, Vorsteher des Instiuts für Geschichte ETHZ.

38 39 Referenten aus der Schweiz, den USA und Deutschland, die zu drei Themen- geführt wird. — Für die stete Unterstützung und die gute Zusammenarbeit sei bereichen sprachen: Dialog und Dialogik; Zur Gegenwart des Judentums; der Stiftung Dialogik auch an dieser Stelle herzlich gedankt. Differenz, Widerspruch und Freiheit. Dank dem grossen Engagement von Willi Goetschel,- der Goldschmidts Werke in neun Bänden herausgibt, sind die Ta- gungsbeiträge noch im gleichen Jahr in Buchform erschienen: Perspektiven der Dialogik. Zürcher Kolloquium zum 80. Geburtstag von Hermann Levin Gold- schmidt, Passagen Verlag, Wien 1994. 13. Jaeckle-Treadwell-Stiftung An der Eröffnungsveranstaltung wurde durch den Präsidenten der ETH erst- mals öffentlich auf die durch die Stiftung unterstützten Ausbaupläne hingewie- Der Erwerb der Mikrofilme zur Zeitung "Die Tat" (1935-1978) erfolgte 1993; im sen: Berichtsjahr wurden die Kosten für die Neuverfilmung der frühen Jahrgänge bis 1945 entsprechend dem mit der Schweizerischen Landesbibliothek und der Zentralbiblio- thek Zürich vereinbarten Arrangement aus dem grosszügigen Schenkungsbetrag von "Erinnerungsarbeit und die Hoffnung, durch vertiefte Kennt- Herrn a. Nationalrat Dr. ERWIN JAECKLE und Frau CLAIRE SCHEUTER zum Nutzen nisse den Herausforderungen der Zeit besser begegnen zu aller drei beteiligten Institutionen gedeckt. Der verbleibende Restbetrag, der von der können — sie führten auch zur Verbindung des Jubilars mit Jaeckle-Treadwell-Stiftung dem AfZ 1994 zugesprochene Beitrag sowie der für 1995 dem Archiv für Zeitgeschichte der ETH Zürich. Er hat 1990 in Aussicht gestellte Zuschuss schaffen die Ausgangsbasis, um mit der EDV-Archi- zusammen mit seiner Frau Mary die Stiftung Dialogik errichtet vierung des Verlasses Dr. Erwin Jaeckle, zu dem das Archiv der 'Tat"-Chefredaktion — ein grosszügiges Förderungswerk zugunsten des Archivs für gehört, beginnen zu können. Gedankt sei auch für die Schenkung eines Exemplars Zeitgeschichte, das die Forschung "im Sinn jüdischer und der drei Bände "Die Siebensilber, Gesammelte Gedichte", die zum poetischen Werk schweizerischer Weltoffenheit unterstützt" ... Beabsichtigt ist Erwin Jacckles erschienen sind. der Aufbau einer zentralen Dokumentationsstelle zur jüdischen Zeitgeschichte."

Am SOJuni 1994 hat der Stiftungsrat den Jahresbericht und die Jahresrechnung 14. Emil Friedrich Rimensberger-Fonds 1993 genehmigt, wobei Herrn Dr. GEORG HAFNER für die Vermögensver- waltung, Herrn Dr. CARLO PORTNER als Aktuar und Herrn Dr. ROBERT IM- HOLZ als Revisor auch hier für die ehrenamtliche Mitarbeit gedankt sei. Im Der Emil Friedrich Rimensberger-Fonds leistet einen wesentlichen Förderungs- Berichtsjahr finanzierte die Stiftung im AfZ einen Teil der Stelle von Dr. URIEL beitrag an die Erschliessungsarbeiten im Archiv für Zeitgeschichte. 1994 wurden GAST, der den Nachlass MARY LEVIN GOLDSCHMIDT-BOLLAG (1913-1992) nun vor allem die Arbeit von Frau Dr. MARIE-CLAIRE DÄNIKER an der Rohfassung vollständig erfasst und durch ein Verzeichnis erschlossen hat. Unterschätzt des geplanten Archivfuhrers unterstützt. Geprüft wurde, ob das umfangreiche wurde der Zeitaufwand durch die für die Stiftung neu eingeführte doppelte Tagebuch (1927-1962) von EMIL FRIEDRICH RIMENSBERGER auf EDV erfasst Buchhaltung. Auch die mit Drittmitteln finanzierten Projekte und Teilzeitstellen, und eingehender erschlossen werden kann. Bei einem Umfang von weit über Spenden, Fonds und Stiftungen erfordern neben der Kontenführung durch den lO'OOO Seiten ist der Kostenaufwand im Vergleich zum Nutzen jedoch zur Zeit ETH-Finanzdienst Kontrollen und Rechenschaftsablcgung gegenüber den zu gross. Bei der Familie von Frau Rimensberger wurde die von ihr vor Jahren Donatoren — eine Arbeit, die von Frau ESTHER FLURY seit April 1994 durch- angelegte umfangreiche Kartei gesichtet, die im wesentlichen die Jahre 1927-

40 41 1933 und 1947-1961 durch ein Sach-, Orts-/Länder- und Personenregister 16. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erschliesst. Die Frage der Ueberarbeitung und Fortführung der Kartei bleibt offen und wird erst im Zusammenhang mit einer allfälligen Uebernahme zu entscheiden sein. Das Jahr 1994 brachte kleinere Mutationen im Team des Archivs für Zeit- geschichte. Am 1. April 1994 kam neu Frau ESTHER FLURY hinzu; sie erledigt Sekretariatsarbeiten und führt die Buchhaltung zu den Drittmitteln (20%-An- stellung). Seit dem 1. Mai 1994 arbeitet Frau lie. phil. BEATRICE TSCHUDI zusätzlich im Rahmen einer vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierten 15. Karl-Schmid-Stiftung 20%- Anstellung an der Briefedition zu KARL SCHMID mit, die von Frau Dr. SYLVIA RÜDIN vorbereitetet wird. Die Anstellung von Herrn Dr. PETER SCHECK, der mit Hilfe des ETH-Forschungskredites das Vorort-Archiv er- Das von der ETH und der Stiftung gemeinsam organisierte 2. Karl-Schmid- schliesst, wurde bis Jahresende verlängert. Herr MATHIAS STEINER, der haupt- Symposium vom 22. September 1994 stand im Zeichen des 20. Todestages von sächlich im Bereich der EDV-Beschlagwortung stundenweise tätig ist, konnte ab Professor KARL SCHMID. Persönlichkeiten, die ihm beruflich oder privat nahe 15. September 1994 sein Arbeitspensum von 4 auf 8 Wochenstunden erhöhen; gestanden hatten, gedachten im vollbesetzten Auditorium Maximum in kurzen auch hier setzen die verfügbaren Finanzmittel enge Grenzen zu Lasten einer Referaten des vielseitigen Gelehrten und ehemaligen Rektors der ETH. Im An- kontinuierlichen und zügig vorangetriebenen Durchführung der Archivarbeiten. schluss an die Gedenkfeier lud Stadtpräsident JOSEF ESTERMANN zu einem Frau stud. phil. BETTINA MÜLLER absolvierte einen Volontär-Einsatz von rund kleinen Festakt ein aus Anlass der Umbenennung des oberen Teils der Künst- 6 Wochen und ordnete den Nachlass MAX WERMELINGER. lergasse in Karl Schmid-Strasse. Zum Schluss sei allen gedankt, die das Archiv für Zeitgeschichte in seiner Das Sekretariat der Karl-Schmid-Stiftung wird durch Frau lie. phil. BEATRICE Gesamtentwicklung auch 1994 wohlwollend gefördert haben: Der ETH-Schullei- TSCHUDI im Archiv für Zeitgeschichte geführt; auch hier stand die Mithilfe bei tung, dem Institut für Geschichte und seinem Vorsteher, Herrn Prof. Dr. JEAN- der Organisation des 2. Symposiums im Vordergrund, dessen Referate als FRANÇOIS BERGIER, und Herrn Prof. Dr. HANS WERNER TOBLER, Herrn Dr. NZZ-Broschüre gedruckt vorliegen. h. c. mult. BRANCO WEISS für seine vielfältige Unterstützung sowie den mit dem Archiv verbundenen Förderungswerken und Sponsoren. Im Archiv verzeichnete der Nachlass von Karl Schmid wiederum die höchste Benutzerfrequenz; gearbeitet wird sowohl an einer zweibändigen Briefedition als auch an einer sechsbändigen Edition "Gesammelte Werke". Seit Frühjahr 1994 Klaus Urner wird die Herausgabe ausgewählter Briefe durch den Schweizerischen National- fonds unterstützt; zu verdanken ist auch diese Intiative dem kreativen Prä- sidenten der Stiftung, Herrn alt Regierungsrat Prof. Dr. HANS KÜNZI. Die Mithilfe bei der Veröffentlichung der Texte zum 2. Karl-Schmid-Sympo- sium, die als NZZ-Broschüre erschienen sind, die Protokollführung bei Stif- tungsratssitzungen, Korrespondenzen und anderes mehr gehören zu der bisher von der ETH mitfinanzierten Sekretariatsarbeit.

42 43 Eidgen össi sehe Ecole polytechnique fédérale de Zurich Technische Hochschule Politecnico fédérale di Zurigo Zürich Swiss Fédéral Institute of Technology Zürich Inhalt INSTITUT FÜR GESCHICHTE Zum Geleit

1. Das Archiv der Schweizerischen Zentralstelle für Flüchtlingshilfe 5 l .1 Sechzig Jahre Schweizerische Flüchtlingshilfe 1936-1996 5 l .2 Umzugsbegleitende Rettungsmassnahmen 8

2. Schenkungen und erschlossene Bestände 9 2.1 Nachlass Peter Hirsch Surava (1912-1995) 9 2.2 Nachlass Dr. iur. Gerhart Schürch 11 2.3 Teilbestand Max Dde j 2 ARCHIV FÜR ZEITGESCHICHTE 2.4 Vorlass Dipl. Ing. ETH Valentin Gehen 12 2.5 Bestände zur Emigration, Flüchtlingshilfe und zum Holocaust 13 2.6 Kleinere Neuzugänge jg JAHRESBERICHT 2.7 Erschliessung älterer Bestände 18 3. JUNA-Archiv \% 3. l Entwicklung einer Systematik 18 1995 3.2 Unterlagen von Vorläufern der JUNA 19 3.3 «50 Jahre danach» — grosses Interesse an zeitgenössischen Quellen 19

4. Aussenstelle Hönggerberg: Historisches Vorort-Archiv 21

5. Mikrofilme, Film- und Tondokumente 22

6. Hand- und Präsenzbibliothek 22

7. Spezialsammlungen 22

8. Laufende Projekte 23

9. EDV im Archiv für Zeitgeschichte 24

10. Benutzung 24

11. Kolloquien 25

12. Stiftung Jüdische Zeitgeschichte 26 12. l Aufbau einer Dokumentationsstelle zur jüdischen Zeitgeschichte 26 Zum Geleit 12.2 Ausgangsbasis im Archiv für Zeitgeschichte der ETH Zürich 27 12.3 Erweiterung der finanziellen Grundlage 28

13. Stiftung Dialogik, Mary und Hermann Levin Goldschmidt-Bollag 29 Das Jahr 1995 stand für das Archiv für Zeitgeschichte im Zeichen des fünfzigjährigen Rückblicks auf das Ende des Zweiten Weltkrieges und der ersten Realisierung seiner 14. Emil Friedrich Rimensberger-Fonds 30 Ausbaupläne. Die letzten Zeitzeugen entschwinden; bald werden sich die folgenschwe- ren Fehlentwicklungen während der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts nur noch auf 15. Jaeckle-Treadwell-Stiftung 31 Grund der überlieferten Quellen vergegenwärtigen und erforschen lassen. Seit seinen Anfangen hat sich das Archiv für Zeitgeschichte vor allem für die Sicherung 16. Karl-Schmid-Stiftung 31 und Erschliessung historischer Quellen aus dem privaten und institutionellen Bereich eingesetzt. Unter den heute über 160 Nachlässen und Beständen, die im Archiv für 17. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 3 2 Zeitgeschichte benutzt werden können, befinden sich viele, die — wie derjenige des Flüchtlingspfarrers Dr. h. c. PAUL VOGT — vor der Vernichtung gerettet werden konn- ten. Auch heute besteht akuter Handlungsbedarf und dies vor allem bei der Sicherung von Quellenmaterialien zur Geschichte der Judenverfolgung und des Holocaust, der Emigration und Flüchtlingspolitik sowie des Rechtsextremismus und Antisemitismus. In diesem Schwerpunktbereich haben das Archiv für Zeitgeschichte und der SCHWEIZERI- SCHE ISRAELITISCHE GEMEINDEBUND ihre Zusammenarbeit in Archivierungsfragen seit Anfang der neunziger Jahre intensiviert. Die räumlichen und personellen Ressourcen des Archivs für Zeitgeschichte sind — wie im letzten Jahresbericht konstatiert werden musste — erschöpft. Das Archiv hat in- nerhalb des Instituts für Geschichte der ETH Zürich eine vorzügliche Ausgangsbasis, die aber materiell eng begrenzt ist. Es hat daher begonnen, mit Hilfe von Fonds und Stiftun- gen ein eigenes Förderungsnetz aufzubauen. Zwei erfreuliche Ergebnisse sind 1995 in diesem Zusammenhang zu verzeichnen: Im Dezember wurde die STIFTUNG JUDISCHE ZEITGESCHICHTE AN DER ETH ZÜRICH ZUR SICHERUNG UND ERSCHLIESSUNG HISTORISCHER QUELLEN IN DER SCHWEIZ mit einem Startkapital von einer Million Franken ins Leben gerufen. Prof. h. c. Dr. HERMANN LEVIN GoLDSCHMiDT-BoLLAG und seine Frau MARY haben vor gut fünf Jahren mit ihrer STIFTUNG DIALOGIK den Anstoss zur Schaffung einer Dokumentationsstelle zur jü- dischen Zeitgeschichte gegeben. Mit der Gründung der Stiftung Jüdische Zeitgeschichte erhält die Dokumentationsstelle nun eine gesamtschweizerische Basis. Unter offizieller Archiv für Zeitgeschichte ETHZ Mitwirkung des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes und der ETH Zürich Scheuchzerstrasse 68/70, CH-8006 Zürich wurde das Gründungskapital vor allem von privaten Spendern sowie durch einen Tel. (01) 632 40 03 namhaften Beitrag des Kantons Zürich aufgebracht. Da die langfristige Tätigkeit der Fax. (01)3640037 Dokumentationsstelle aus Kapitalerträgen und Zuschüssen sichergestellt werden muss, Postadresse: ETH Zentrum, 8092 Zürich wird als Ausgangsbasis ein Stiftungsvermögen von mindestens 5 Millionen Franken 1. Das Archiv der Schweizerischen Zentralstelle für Flüchtlingshilfe angestrebt Ein Anfang ist gemacht worden; der Beitrag des Bundes steht noch aus. Die denkwürdige Rede von Bundespräsident KASPAR VILLIGER zum 50. Jahrestag des Kriegsendes lässt hoffen, dass Bundesrat und Parlament das Bekenntnis zur Schuld von Ob als «Clearingstelle aller gene- damals nicht nur verbal verstehen, sondern bei der Sicherung des Gedächtnisses auch rellen Flüchtlingsprobleme» (Dr. konkrete Hilfe leisten. h. c. REGINA KAGI-FUCHSMANN) Die Lösung des Raumproblems hat sich zwar verzögert, doch sind die Verhandlungen oder als verbandspolitisches •«Konflikt- und Vorarbeiten so weit gediehen, dass einem Umzug des Archivs in eine grössere forum» (JACQUES PICARD), die Liegenschaft an zentraler Lage während des laufenden Jahres nichts mehr im Weg stehen SCHWEIZERISCHE ZENTRALSTELLE sollte. Möglich wird dies dank der jüdischen Stiftungen und Sponsoren, die sich gegen- FÜR FLÜCHTLINGSHILFE (SZF), seit über der ETH zur Leistung erheblicher Mietzuschüsse bereit erklärt haben. An der 1992 Schweizerische Flüchtlings- konzeptionellen Mitgestaltung des gesamten Archivausbaus hat Herr Dr. h.c. mult. hilfe (SFH), nimmt in der Flücht- BRANCO WEISS wesentlichen Anteil. Ihm, Herrn Dr. ROLF BLOCH, Präsident des SIG, lingspolitik der Schweiz eine Schlüs- sowie allen Gründungsmitgliedern der Stiftung Jüdische Zeitgeschichte und beteiligten selstellung ein. Seit Jahrzehnten su- Stiftungen gilt unser herzlicher Dank für die tatkräftige Unterstützung bei der Pro- chen in ihrem Schoss Flüchtlings- jekt-Realisierung. helfer und Behördenvertreter immer wieder einen neuen Ausgleich zwi- Die ETH Zürich und der SCHWEIZERISCHE HANDELS- UND INDUSTRIE-VEREIN haben im schen Humanität, Asyltradition, September 1995 vereinbart, gemeinsam eine Stelle für einen Wirtschaftsarchivaren oder Wirtschaftslage und Staatsräson •— eine Wirtschaftsarchivarin zu schaffen. Sie dient dem Ausbau des Schwerpunktbereiches mit wechselndem Erfolg, wie die be- (Quellen zur schweizerischen Wirtschafts- und Aussenwirtschaftspolitik) und ermöglicht wegte Geschichte der SZF zeigt. es, die Erschliessungsarbeit beim historischen Vorort-Archiv fortzuführen. Für ihre Hilfe, eine gedeihliche Arbeitsbasis zu ermöglichen, sei Herrn Vizepräsident Prof. Dr. RALF HÜTTER und Herrn Dr. KURT MOSER, Direktor des Vororts, sehr gedankt. 1.1 Sechzig Jahre Schweizerische Wer sich für einzelne Tätigkeitsbereiche des Archivs für Zeitgeschichte näher inter- Flüchtlingshüfe 1936-1996 essiert, findet in den folgenden Abschnitten detailliertere Informationen. Ausführlich Wir alle, die wir in den Nächfen ruhig Die 1936 auf Initiative der Schwei- vorgestellt wird diesmal das historische Archiv der SCHWEIZERISCHEN FLÜCHTLINGS- schlafen können; wir alle, die wir unsere zerischen Landeskonferenz für sozia- Eltern in Sicherheit wissen, und die wir uns HILFE (SFH) — nach Inhalt und Umfang der bedeutendste Neuzugang im Berichtsjahr. le Arbeit gegründete SZF vereinigte unserer Kinder erfreuen dürfen, wir wollen Die Akten der Dachorganisation der schweizerischen Flüchtlingshilfswerke waren zum an die Flüchtlinge denken, deren Nächte anfangs dreizehn Flüchtlingshilfs- Teil akut gefährdet, da die SFH ihren Sitz von Zürich nach Bern verlegte und bisherige dunkel und qualvoll sind, deren Herzen auf- werke der verschiedensten konfessio- schreien in Angst und Sorge um ihre ge- Lager aufgehoben werden mussten. Dieser zur schweizerischen Flüchtlingspolitik nellen, politischen und beruflichen fährdeten oder verschollenen Angehörigen. zentrale Bestand, der im Archiv für Zeitgeschichte schon vorhandene Quellen in idealer Ausrichtungen, die sich um die Ver- Weise ergänzt, wird von Herrn JONAS ARNOLD erschlossen, dessen Lizentiatsarbeit sich triebenen des Naziregimes kümmer- mit der Geschichte der SFH befasst. Er lieferte für die nachfolgende Präsentation des ten. Unter den Gründungsmitgliedern SFH-Archivs die Grundlagen. finden sich der Verband Schweizeri- scher Jüdischer Fürsorgen (VSJF), die gewerkschaftliche Flüchtlings- hilfe (heute Schweizerisches Arbeiterlnnenhilfswerk SAH), die katholische Caritas ebenso wie das spätere Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz (HEKS) oder auch kleinere Organisationen wie das Hilfswerk für Deutsche Gelehrte. In den ersten Jahren durch nebenamtliche Sekretäre in Basel geführt, entwickelte sich die SZF im Zweiten Weltkrieg unter der Präsidentschaft des Zürcher Regierungsrates Dr. ROBERT BRINER zu einer wichtigen Diskussions- und Informationsplattform für die Hilfswerke und zur bevorzugten Kontaktstelle der Behörden. Im Rahmen der Zentral- stelle erfolgten denn auch die heftigsten direkten Auseinandersetzungen rund um die Grenzschliessung vom August 1942. Als Organisatorin der Flüchtlingskonferenz von Montreux (Februar 1945) und der grossen Flüchlingsenquete von 1946 half die SZF bei der Rückführung der Kriegsvertriebenen in ihre Heimatländer. Erst ab 1947 setzte sich die Auffassung durch, dass Flüchtlinge, insbesondere die durch

Alter und Krankheit reiseunfähigen sogenannten Hard-Core-Flüchtlinge dauerhaft in der / , Schweiz bleiben dürfen. Mit der materiellen, seelischen und juristischen Betreuung dieser und neuer Flüchtlingsgruppen erwuchsen den Hilfswerken und ihrer Zentralstelle weitere Aufgaben, welche die Schweiz 1954 durch die Ratifikation der Internationalen Flüchtlingskonvention von 1951 anerkannt hat.

Durch die Flüchtlingswellen aus den Staaten des Ostblocks (Ungarn 1956/57, Tschecho- Züric h 57 , .Apri l 2';" , 195 5 slowakei 1968-70) und diverse Sonderaktionen (etwa zugunsten der Flüchtlinge aus Tibet) wurde die Flüchtlingshilfe zur Daueraufgabe. In dieser Periode entwickelte sich die SZF zu einer privilegierten Partnerin der Bundesbehörden, welche ihrerseits einen i wachsenden Teil der Hilfswerksarbeit mitfinanzierten und in den sechziger Jahren •* ^ mehreren sozialrechtlichen Forderungen der SZF für anerkannte Flüchtlinge (AHV, IV, eü ALV) entgegenkamen. H schaf t anwal t de r un d s Bund e r de PoliieiacteiTon g auskünfte n abgespiesen,di e mindesten s nichtss a - us e 6 Zentralstell e iz . fü r Flüchtlingshilf e

Seit den 70er Jahren ist die Arbeit der SZF durch das wachsende Flüchtlingselend der 2 schaf t Si e empfunden . habe n mic h deshal b auc h i n de ] er n au f grun d gemeinsame r klare r - aktenkehntnisnah re.s . z u Ihrer - umfrag e beizusteuer n li s Labe . fahrunge n sin d besondere r t ar u r i : gegenwärtig . eine s n g mi t heßssige n behörde n un d behördliche n organe n i n gegenseitige m übereinkomme n di e ü f sorg e betrie - b^ r zirkulä r vo m teil e ds. , 26 . ic h Ihne n init.das s umme-.yiele r einzelerfailrunge n i n bezu g f au di e g e löschba r komrriemje n s e dies una u : eingepräg t jähre , n e fürsorgetätigkei t al s eine n frecher / f eingrif radez u eine ' lüg e e Ein waren . solch e rg behandlun bi n Dritten Welt und durch die Schaffung bzw. mehrfache Revision des Asylgesetzes eD cd M CD M CQ -p cd •H ^H ^J CD cd ö ri.- nd CD •H fc Q) ^ •H UO W) ri 43 geprägt. Heute, im sechzigsten Jahr ihres Bestehens, sucht sie in einem schwierigen .'•\^ PfH 4^ •H' H CQ Ö ü CQ y ri a •H EH CD f f> H -H ri UO •HP fc . • £H CD -rl f> h cd H • turveränderungen durchlaufen. Aus der kleinen Zentralstelle mit einer Teilzeit- •ö cd.. P4 CD CQ fn eD 43 CD •SH I 0 a r ri i- H ri :? Q -P CD cd 'd CQ IH Ö Ö CD ^ T33 CD CD ri CD CQ ^ :"H T3 P ri 43 ri .ri ri ri a CD r -i t»o M M CO -P •H ew -H d ri •ö H -u Rechts: Erinnerungen an eine unerfreuliche Zusammenarbeit—Antwort von Pfarrer hH ä ri p - -•< "o •H cd p ::J CD ri ü -H 8* et» W •H a 4i CS) ^ f -H a W -i ri a o/ • ; £° r. 0) '. . Ç«? - o» «o u,. ( .1 o S | t. ::• V p ^ Schreibkraft ist heute eine mittelgrosse Organisation mit fast zwei Dutzend Angestellten 2. Schenkungen und erschlossene Bestände geworden. Indessen sind von den ursprünglich dreizehn, vielfach kleinen Hilfswerken nur noch fünf grössere übriggeblieben. Nachdem die SZF ihren Sitz seit ihrer Gründung im Jahre 1936 während 59 Jahren in Zürich hatte, fand sie 1995 ihr neues Domizil in der 2.1 Nachlass Peter Hirsch Surava (1912-1995) Bundeshauptstadt Bern. PETER HIRSCH hatte im Kolloquienkreis des 1.2 Umzugsbegleitendc Rettungsmassnahmen Archivs für Zeitge- schichte am 6. Novem- Bereits bei früheren Umzugsaktionen innerhalb von Zürich sind diverse Unterlagen der ber 1991 über seine SZF verloren gegangen. Im Vorfeld der Dislozierung von Zürich nach Bern bestand die Erinnerungen gespro- Gefahr, dass Teile des bis in die Anfangszeiten zurückreichenden historischen Archivs chen — zu einem Zeit- der SFH aus Platzgründen vernichtet würden. Die Sicherungstätigkeit des AfZ erstreckte punkt, als seine Reha- sich über die ganze Phase des Umzugs, so dass zusätzliche Verluste vermieden werden bilitierung noch kaum konnten. Dass das historische Archiv der Forschung zugänglich gemacht werden kann, voraussehbar war. Kurz verdanken wir dem Vorstand und Leitungsteam der SFH, insbesondere Herrn MARKUS zuvor war im Rothen- LOOSLI, Zentralsekretär, und Herrn CARLO GERBER. Gedankt sei aber auch Herrn JONAS häusler-Verlag sein ARNOLD für sein engagiertes Mitwirken bei der Sicherung des SFH-Archivs. Erinnerungsbuch gegen Hirsch und zu ehr scl), Zensurakten aus dem Zweiten Weltkrieg, und klfjllen Im gleichen Tori. diverse Korrespondenzen sowie Fotokopien der von der Bundesanwaltschaft über ihn •^ Und wenn de »In Wild crwllfern, angelegten Fichen. Einige seiner vorwiegend in der Nachkriegszeit erschienenen Publi- dann sthwelf! lieh dl« Heldenbrust kationen sind ebenfalls greifbar. Der Bestand enthält allerdings auch erhebliche Lücken. Sie schäumen, stampfen und sltlern *or froher Jtigerlusl. Weitere Unterlagen befinden sich noch bei Herrn ERICH SCHMID, dessen eindrücklicher Dokumentarfilm das Schicksal von Peter Hirsch Surava einer breiten Oeffentlichkeit Fanfarend hrtlllt Ihr Gebeut begeistert durch Wald und Wind, bekannt machte. Er und auch der Rothenhäusler-Verlag haben massgeblich dazu begel»l*it euf le die Mehrhfilt sind. Verzeichnis wird nach Ablieferung der noch ausstehenden Materialien erstellt. Dann heizen sie tos In Galoppen. Sie gönnen lieh keine Frist und sind nlchf mehr abzusteppen, bis das Opfer xerrlssen Ist. 2.2 Nachlass Dr. iur. Gerhart Schürch Sie scfieuîti nicht vor der gemeinen Verleumdung und rennen es Llsti Herr MARTIN SCHÜRCH hat uns den persönlichen Nachlass seines Vaters, a. Nationalrat Am liebsten: «Alla gegen Einen», Dr. iur. GERHART SCHÜRCH (1910-1994), als Ergänzung zum bereits vorhandenen Weil'« Unaelöhtllchpr Itt. kleinen Einzelbestand übergeben. Schürch war Mitbegründer des Gotthardbundes und Faul der Eidgenössischen Gemeinschaft. 1940 nahm er an der ««Offiziersverschwörung» teil. Er gehörte zu denjenigen jungen Kräften, die mit Blick auf die Nachkriegszeit die Zukunft der Schweiz konzeptionell zu gestalten suchten. 1949-1954 war er Zentralprä- sident der Neuen Helvetischen Gesellschaft; 1971-1979 gehörte er als Vertreter der U-w <Ä Berner FDP dem Nationalrat an. Der zeitliche Rahmen des Bestandes reicht vom Zweiten Weltkrieg über die Nach- kriegszeit bis in die achtziger Jahre. Die inhaltlichen Schwerpunkte bilden Unterlagen .. zur Armee (Widerstand im Zweiten Weltkrieg, Aktivdienst, Armeereform, Dienstver- •II 'l tv>»" weigerung), zur Eidgenössischen Gemeinschaft, zum Auslandschweizerwerk der Neuen Helvetischen Gesellschaft sowie zu seiner Nationalratstätigkeit. Dokumentiert ist ferner sein Wirken als Missionschef des KRK in Nigeria während des Biafrakrieges 1968.

Links: Solidaritätsaktion seiner damaligen PdA-Genossen für den am 16. Mai 1946 verhafteten Vorwärts »-Redaktor (NL Peter Hirsch Surava, AJZ)

11 Hinzu kommen kleinere Sachdossiers zu verschiedenen Fragen der schweizerischen 2.5 Bestände zur Emigration, Flüchtlingshilfe und zum Holocaust Politik. Der Bestand ist noch nicht erschlossen; ein Übernahmeverzeichnis vermittelt einen Überblick. An erster Stelle stehen hier der Nachlass von Konsul CARL LUTZ sowie die Quellenmate- rialien aus ungarischen Archiven. Die Zusammenführung der verschiedenen Teilbestän- de zum Nachlass von Konsul Carl Lutz und deren Erschliessung ist durch Frau lie. phil. BEATRICE TSCHUDI weitgehend abgeschlossen worden. In den vorhandenen Kernbestand, 2.3 Teilbestand Max Dde der im wesentlichen die 1993 von Frau GERTRUD LUTZ übergebenen Materialien um- Herr Dr. MAX IKLÉ hatte 1994 dem Archiv für Zeitgeschichte seine privaten Publikatio- fasst, wurden weitere Unterlagen eingearbeitet. Diese hatte Carl Lutz Herrn ALEXANDER nen, Artikel und Exposés zum tagespolitischen und wirtschaftlichen Geschehen sowie GROSSMAN übergeben, der 1944 als Mitglied der jüdischen Widerstandsbewegung an Aufzeichnungen seiner Erinnerungen geschenkt. Im November 1995 übergab er zusätz- den Rettungsaktionen in Budapest beteiligt gewesen war. Aus dieser Zeit sind wertvolle lich persönliche Notizen aus den Jahren 1948 bis 1956, als er Chef der Eidgenössischen Alben mit Fotodokumenten erhalten geblieben. Am 29. Juni 1995 ist Frau Gertrud Lutz Finanzverwaltung war und mit den Bundesräten ERNST NOBS, MAX WEBER und HANS überraschend verstorben. Aus ihrem Nachlass hat uns Frau AGNES HIRSCH! verschiedene STREULI zusammenarbeitete. Für die wissenschaftliche Forschung aufschlussreich sind Zeitungsausschnitte, Kopien und Korrespondenzen übergeben, die sich vorwiegend auf Aufzeichnungen und Notizen zu den Washingtoner Finanzverhandlungen der Schweiz geplante und erfolgte Ehrungen von Konsul Lutz beziehen. Die Integration dieser mit den Alliierten — Unterlagen, die die Bestände von HEINRICH HOMBEROER, JEAN Ergänzungen in den Nachlass steht noch aus. HOTZ, MAX GRÄSSLI und MARCO DURRER ergänzen. Ein Gesamtverzeichis der beiden Weitere Quellenmaterialien zu Carl Lutz stammen aus ungarischen Archiven, die Herr Teilablieferungen liegt vor. Dr. LASZLÔ KARSAI in Budapest für das Archiv ftlr Zeitgeschichte gesichtet und kopiert hat. Die ursprüngliche Absicht, diese Akten dem Nachlas's Lutz anzugliedern, wurde fallengelassen; die Bezüge zu Carl Lutz sind mittels Datenbank problemlos lokalisierbar. 2.4 Vorlass Dipl. Ing. ETH Valentin Oehen Dank der Mithilfe von Herrn Dr. Karsai konnten die Quellenrecherchen im Archiv des Im Berichtsjahr übergab Herr alt Nationalrat VALENTIN OEHEN weitere Ablieferungen ungarischen Aussenministeriums in der Folge thematisch ausgeweitet werden. Im zu seinem Bestand. Es handelt sich mehrheitlich um Materialien aus den siebziger und Ergebnis erfasst der Kopienbestand nun auch die schweizerisch-ungarischen Beziehun- achtziger Jahren. Neben Unterlagen zu seinen zahlreichen Vorstössen als Vertreter der gen in den Jahren 1944/45; aber auch die Tätigkeit des KRK in Ungarn zur Zeit der Nationalen Aktion in der Grossen Kammer geben Sachdossiers zu unterschiedlichen deutschen Besetzung sowie der schweizerischen Abteilung ftlr Fremde Interessen in Themen wie Asylpolitik, Freihandelsvertrag mit der EWG, «Ausverkauf der Heimat» Budapest wird dokumentiert. Eine Mitarbeiterin von Herrn Dr. Karsai hat den Inhalt der oder Landwirtschaftspolitik einen Einblick in die Tätigkeit des Politikers Valentin Oehen in ungarischer Sprache geschriebenen Dokumente in Deutsch durch Stichworte erschlos- — ein Bestand, der auch ftlr die Geschichte der NATIONALEN AKTION wesentlich ist. sen. Zum Bestand liegt ein erstes von Frau Dr. MARIE-CLAIRE DÄNKER erstelltes Find- Weitere Unterlagen stehen im Zusammenhang mit jener innerparteilichen Entwicklung, mittel vor. Noch nicht erfasst sind nachträglich eingetroffene Unterlagen aus der Politi- die schliesslich zum Austritt Oehens aus der Nationalen Aktion führte. Der Bestand liegt schen Abteilung ( 1939, 1943) und aus der Abteilung für Angelegenheiten ungarischer noch nicht vollständig vor und ist erst begrenzt zugänglich. Eine Einsichtnahme ist auf Staatsbürger im Ausland (1941/42). schriftliches Gesuch hin mit dem Einverständnis des Donators schon jetzt möglich. Der kleine Einzelbestand EDUARD SCHULTE wurde dem Archiv für Zeitgeschichte schon vor einiger Zeit durch Herrn Dr. ALFRED CATTANI vermittelt. Auch wenn kein direkter Bezug zum Holocaust vorliegt, ist Schulte selbst eine Schlüsselperson: Obwohl über- zeugter Antinationalsozialist, war er als Industrieller zum Wehrwirtschaftsftihrer ernannt worden. Durch seinen Stellvertreter in seiner Firma in Breslau, der Parteiangehöriger war, erfuhr er vom Besuch Heinrich Himmlers in Auschwitz, bei dem dieser am 17.7.1942 einer Vergasung von vierhundert Juden beiwohnte. Ueber seine Schweizer

12 13 Verweigerung der Einreise- und Aufenthaltsbewilligung hz Refus d'autorisation d'entrée et de séjour Verbindungen informierte Schulte als erster über die Anfänge des Holocaust; die Alarm- Rifiuto del permesso d'enfrata e di dimora meldung wurde über Dr. Benjamin Sagalowitz und Dr. Gerhart Riegner, den Sekretär des World Jewish Congress in Genf, an die Alliierten weitergeleitet. 1943 flüchtete Schulte in die Schweiz, wo er im Auftrag von Allen W. Dulles, dem Chef des amerika- nischen Geheimdienstes OSS, 1944 ein Gutachten zur Nachkriegswirtschaft Deutsch- lands erstellte. 1966 ist er in der Schweiz verstorben. Der Einzelbestand enthält neben Eidg. F. P./Pol. (éd. étr. Kanton / Canton Konsulat/Consulat Bern / Berne Pol. 'ed. slr. Cantone Consolato Berna dem genannten Gutachten später beigefugte Unterlagen zur Rezeption der beiden Bücher N N° NO , von Walter Laqueur über Eduard Schulte. ° 622608 Wu " IX B 7/40 24. Januar 1941, Der aus Konstanz stammende, vor dem Zweiten Weltkrieg nach Palästina und später in die USA emigrierte OTTO S. LEIB hat dem AfZ verschiedene Aufsätze und Erinnerungen Das Einreisegesuch von/für La demande d'entrée en Suisse présentée par/en laveur de überreicht. Sie beschreiben unter anderem das Schicksal der Konstanzer Juden unter La demanda d'entrala in Isvizzera presentata da /per dem Nationalsozialismus sowie die damalige Situation an der deutsch-schweizerischen Seidlitz Siegfried, geb. 15. Oktober 1872 Kaufmann, mit Ehefrau Grenze; zugleich gibt Otto S. Leib Einblick in seine eigene Familiengeschichte und seine Emigration. In den siebziger Jahren korrespondierte er mit dem ehemaligen St. Galler Toni geborene Gottachalk, geb. 24. Februar 1883, polnische Staatsangehöri- Polizeihauptmann PAUL GRÜNINGER und dessen Familie, wie einzelne Briefe belegen. ge,

Frau REINE SEIDLITZ verdankt das AfZ einen ersten Teil von persönlichen Akten, die — ist abgewiesen / est écartée / e respinta. neben älteren Dokumenten zur Familiengeschichte — vor allem das Schicksal ihrer in

Frankreich von der Gestapo verschleppten Eltern beleuchten. Das Einreisegesuch für Begründung: Die Zureise ist zurzeit nicht erwünsdit. und auch nicht notwendig. ihre Eltern wurde durch die schweizerische Fremdenpolizei abgelehnt; sie gehören zur MoTf: La venue en Suisse n'est actuellement pas désirable. Vielzahl derjenigen, die die Schweiz hätte retten können und die in der Folge deportiert Motivo: La venuta in Isvizzera non è opportuns per il momento. und in Auschwitz ermordet worden sind. Frau Seidlitz hat sich selbst als Flüchtlings- Auaserdem ist die Wiederauereiae nicht gesichert. helferin engagiert, wie einige wenige Unterlagen illustrieren. Der Bestand ist durch ein provisorisches Verzeichnis erschlossen. Herr Professor HENRI WERMUS aus Genf, der 1940 als jüdischer Angehöriger der polnischen Armee in der Schweiz interniert worden war, übergab dem AfZ ein Typos- kript mit seinen Lebenserinnerungen 1926-1946 sowie Fotokopien von persönlichen Dokumenten aus seiner Flüchtlingszeit. Darin wird eine bisher kaum erörterte, immer EIDGENÖSSISCHE FREMDENPOLIZEI noch tabuisierte Problematik angesprochen: Im Winterthurer Interniertenhochschullager POLICE FÉDÉRALE .DES ÉTRANGERS POLIZIA FEDERALE DEOLI STRANIERI litt Wermus vor allem unter dem virulenten Antisemitismus von polnischen Kadern, die jüdische Polen drangsalierten, ohne dass schweizerischerseits in gebotener Weise eingeschritten wurde.

Geht an / Communiqué a / Comunicalo a:

OesuoSsteller / Requérant / Ridiied.nte Siegfried Seidlitz, Rechts: Einreise in die Schweiz abgelehnt — Tod in Auschwitz. Schicksalsschweres Schweiz. Gesandtschaft Paria» Dokument für das Ehepaar Siegfried und Toni Seidlitz (Bestand Reine Seidlitz, AfZ) Paria zur Kenntnianahme. Kanton / Canton / Cantone Aargau zuzustellen durchGemeinde / Commune / Comune Baden' 14 Schwester Reine Seidlitz, Pflegerinnenschule, Zürich, Carmenatrasae 28, z. K. Beilagej _ l Sohr. Gewerbekasse Baden 27.12.40 aui-üok. XI, Frau LISELOTTE HILB, die in der Flüchtlingshilfe tatig war und Angehörige in deutschen Konzentrationslagern verloren hat, fügte ihrem Bestand weitere Ergänzungen bei. Darunter finden sich Kopien ihrer persönlichen Fiche, diverse Personendossiers, von ihr verfasste Berichte zur Griechenlandhilfe in den fünfziger Jahren, Fotos von ehemaligen Flüchtlingen und anderes mehr. Das Verzeichnis ist nachgefühlt worden. Dem Nachlass von Flüchtlingspfarrer Dr. h.c. PAUL VOGT wurden einige Gedichte und Predigten beigefügt, welche uns das Staatsarchiv Appenzell Ausserrhoden (Dr. P. WITSCM) überlassen hat. '^* <"'' ••*—-«..

2.6 Kleinere Neuzugänge Von Professor Dr. URS SCHWARZ erhielt das Archiv Materialien zu seiner Biographie, Aufzeichnungen zum Spanischen Bürgerkrieg und zu seinen Reisen in Südostasien sowie Dossiers zu seiner Tätigkeit in der Auslandredaktion der NZZ. Schwarz war Mitglied des Londoner Instituts für Strategische Studien und trat durch seine Bücher auch als Publizist hervor. Am Institut Universitaire de Hautes Etudes in Genf wirkte er als Professor für Strategie. Seine Publikationen wurden mehrheitlich in die Handbiblio- thek integriert. Der Bestand ist provisorisch erschlossen worden. Herr Dr. KURT MÜLLER, ehemaliger FDP-Nationalrat und Chef der Inlandredaktion der Joseph Wirth (1879-1956), ehemaliger deutscher Reichskanzler und Emigrant in NZZ, überreichte anlässlich seines Referats vor dem Freundes- und Fördererkreis des Luzern, hofft auf eine politische Rolle im Nachkriegsdeutschland — Briefkarte an Dr. Archivs für Zeitgeschichte neben seinem Vortragsmanuskript einige ungedruckte Wilhelm Abegg vom 2. 4. 1945 (NL Abegg, AfZ) Materialien und Schriften zur Aufbewahrung. Im Mittelpunkt dieses Einzelbestandes stehen die Jurafrage und die Auseinandersetzungen mit der Sozialdemokratie. Eine Reihe kleinerer Schenkungen verdankt das Archiv für Zeitgeschichte folgenden Personen und Institutionen: WALTER BINDER (Schweizerische Stiftung für Photogra- Durch Vermittlung von Frau Dr. med. SILVIA ZOLLKOFER-DE ST. JON gelangte der phie), Botschafter Dr. DIETER CHENAUX-REPOND, JULIAN DILLIER, WALTER DUPPENT- kleine Einzelbestand RUTH WEISS-CORRODI, Dienstchefin der Gemeindekriegsfürsorge HALER (Unterlagen zum Schweizerischen Holzsyndikat 1942-1946), Dr. des. URŒL von Wattwil, ins AfZ. Die Unterlagen veranschaulichen die Tätigkeit des zivilen Frauen- GAST, Dr. WILLI GAUTSCHI, GRAPHISCHE SAMMLUNG ETH ZURICH, Prof. Dr. PAUL hilfsdienstes während des Zweiten Weltkriegs am Beispiel einer toggenburgischen HUGGER, lie. phil. FLAVIO MAGGI, PESTALOZZI-BIBLIOTHEK, ZURICH, Dr. JACQUES Gemeinde. Die Aufgaben dieser Organisation lagen vorwiegend im Fürsorgebereich PICARD, FRITZ N. PLATTEN, KLAUS SORGO, Dr. ROBERT VÖGELI sowie Dr. STEFAN zugunsten der Soldaten, Internierten und Flüchtlinge. Nach Kriegsende kam die Grenz- WfNKLER. landhilfe hinzu. Ergänzungen erhielten der Nachlass von Staatssekretär WILHELM ABEGG (Original- briefe), die Einzelbestände von DENIS BOREL (Schilderung zum Aktivdienst 1939-45 der 2. Felddivision in der Ajoie), Dr. ROBERT HOLZACH (Materialien zu Korea) sowie von Dr. RUDOLF ZIPKES.

16 17 2.7 Erschliessung älterer Bestände und antisemitische Manifestationen in der Schweiz finden. Die weitaus umfangreichste Abteilung bildet mit über 30 Laufinetern die Dokumentation zur Schweiz mit Unterlagen Der schon früher übernommene Nachlass des Zürcher Romanisten Prof. Dr. THEOPHIL vor allem zum Antisemitismus und Frontismus, zu den Prozessen um das antisemitische SPOERRI (1890-1974) ist durch Frau Dr. Marie-Ciaire Däniker erschlossen worden. Im Machwerk Protokolle der Weisen von Zion>, zu Landesverratsprozessen, zur Flücht- Vordergrund stehen Materialien zum GOTTHARD-BUND, dessen Mitbegründer und erster lingspolitik und anderem mehr. Die Materialien zu Deutschland belegen die Verfolgung Präsident Spoerri während des Zweiten Weltkriegs war. Dieser Teil des Nachlasses steht und Vernichtung der europäischen Juden durch die Nationalsozialisten sowie auch in engem Zusammenhang mit dem schon seit längerer Zeit im Archiv für Zeitgeschichte Prozesse gegen NS-Kriegsverbrecher. Auch bei den Dossiers zu anderen Ländern steht zugänglichen Bestand zum Gotthard-Bund. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die der Holocaust im Vordergrund. Die letzte Hauptabteilung umfasst Unterlagen zu literarischen Publikationen Spoerris zwischen 1918 und 1971. Unterlagen zur Ox- verschiedenen internationalen jüdischen Institutionen und Vereinigungen, zum Zionis- fordbewegung belegen sein starkes religiöses Engagement. mus, zu Palästina und seit der Nachkriegszeit zu Israel. Neu gefasst und ergänzt wurde das Verzeichnis zum Einzelbestand PAUL DAVID, wel- Das provisorische Bestandesverzeichnis wurde entsprechend überarbeitet, nachgeführt cher 1942-1945 als Kanzleibeamter in der Schweizerischen Gesandtschaft Berlin tätig und mit einführenden Erläuterungen versehen. Die Übersichtlichkeit des JUNA-Archivs war. Seine eindrückliche Schilderung der letzten Kriegstage in der untergehenden und somit dessen Zugänglichkeit ist dadurch wesentlich verbessert worden. Hauptstadt des Dritten Reiches wird durch illustrative Dokumente ergänzt.

3.2 Unterlagen von Vorläufern der JUNA Der 1994 übernommene zweite Teil des JUNA-Archivs ist inhaltlich erfasst und zu 3. JUNA-Archiv einem grossen Teil in die bestehende Ordnung eingearbeitet worden. Es handelt sich dabei — abgesehen vom bereits im Vorjahr entdeckten Redaktionsarchiv der < Jüdischen Presszentrale) (vgl. Jahresbericht 1994) — weitgehend um Ergänzungen zu den bereits Das vom SCHWEIZERISCHEN ISRAELITISCHEN GEMEINDEBUND 1993 übergebene JUNA- im ersten Teil des Bestandes sichtbaren Dokumentationsschwerpunkten der JUNA. Be- Archiv gehört zu den Kembeständen der im Aufbau begriffenen Dokumentationsstelle achtenswert ist eine Sammlung aufgezogener Presseausschnitte aus den frühen dreissiger zur jüdischen Zeitgeschichte. Jahren, welche insbesondere die Anfänge der Judenverfolgung im nationalsozialisti- schen Deutschland, die damalige Palästinapolitik sowie den Berner Prozess um die (Protokolle der Weisen von Zion> (erste Instanz, 1935) dokumentiert. Das aus der Zeit 3.1 Entwicklung einer Systematik vor der JUNA-Gründung stammende Material wurde wahrscheinlich vom (Bureau d'Information) in Genf angelegt, welches innerhalb des SIG ähnliche Aufgaben wahr- Das zunehmende Interesse an Quellenmaterialien aus dem JUNA-Archiv machte eine nahm wie später die JUNA. Neu hinzugekommen sind auch Unterlagen zu den herren- vertiefte systematische Ordnung des Bestandes dringlich. Auf der Grundlage früherer und erbenlosen Vermögen in der Schweiz, welche angesichts der erneuten Aktualität Ordnungsentwürfe von Dr. BENJAMIN SAOALOWITZ sowie des vom AfZ erstellten dieser Problematik bereits Interesse fanden. Uebemahmeverzeichnisses, das den Ist-Zustand erfasste, entwickelte lie. phil. WERNER HAQMANN eine provisorische Systematik. Das ganze Material des JUNA-Archivs im Umfang von bislang rund 60 Laufmetern wird in fünf thematische Hauptbereiche 3.3 «50 Jahre danach» — grosses Interesse an zeitgenössischen Quellen gegliedert, die durch weitere Verfeinerungen systematisch strukturiert werden. Mit dem Rückblick auf das Kriegsende wurde vor allem auch der Vernichtung der Die Materialien zur eigenen Tätigkeit der JUNA beinhalten vor allem ihre Pressebulle- jüdischen Minderheit in Europa durch das nationalsozialistische Deutschland gedacht. tins, in denen sich zahlreiche Hinweise auch auf weniger bekannte rechtsextremistische Das damit verbundene wachsende Interesse an der Auseinandersetzung mit diesem

18 19 . I ch" 'm c chte, Ihne ry zur Kenntnis b-ri nge n, .d a s s 4. Aussensteile Hönggerberg: Historisches Vorort-Archiv Jahren von einen Wiener Juden grosse Vermögens- werte zur Verwaltung und zu tneuen Kanden erhalten hat. Dieser Jude ist dann im Laufe des Krieges Die Erschliessungsarbeiten im Archiv des SCHWEIZERISCHEN HANDELS- UND INDUSTRIE- verschollen, ohne das s irgendwelche Srben An- VEREINS (VORORT) wurden von DR. PETER SCHECK weitergeführt. Der Teilbestand spruch erhoben hätten. (Kriegswirtschaft, wirtschaftliche und militärische Landesverteidigung) ist nun auf Hat nun Obgenannter dieses herrenlose Vermögen Dossierebene verzeichnet; ebenso ein Teil der Handakten von Dr. HEINRICH HOM- zur Anzeige gebracht und an die Anspruchberech- BBRGER, der von 1922 bis 1965 zuerst als Sekretär, dann als Direktor und später als tigten weitergeleitet? Wieviel wurde von ihm Delegierter des Vororts wirkte. Die über hundert Faszikel, welche die Tätigkeit Hom- zurückbehalten? Cbgenannter, der in jeder Bezie- bergers dokumentieren, sind in ihrer kompakten Art einzigartig und beleuchten nicht nur hung aus sehr bescheidenen Verhältnissen stammt, die Geschichte des Vororts, sondern ebenso die Wirtschafts- und Aussenwirtschafts- politik der Schweiz vor und während des Zweiten Weltkrieges. Sie enthalten unter hat sich kurz darauf eine feudale und kostspie- anderem Hombergers stenographische Notizen während den schwierigen Verhandlungen lige Wohnungseinrichtung angeschafft l mit den Kriegsparteien, Telegramme und Berichterstattungen der Schweizerdelegation, Instruktionen und zahlreiche persönliche Briefe zur Zeit von Blockade und Gegen- Der Bankangestellte. blockade. Das umfangreiche Material diente Hornberger später für seine grundlegende 5, JÄH, 359 Arbeit über die schweizerische Handelspolitik im Zweiten Weltkrieg; diese 1970 Verborgene Spuren zu den verschwundenen jüdischen Vermögen: Anonyme Anzeige erschienene Publikation bietet einen Überblick aufgrund persönlicher Erlebnisse. Die an die ICZ1959 (JUNA-Archiv, AJ2) definitive Ordnung und Erschliessung dieses Kernbestandes wird 1996 eine Studentin der Ecole supérieure d'Information documentaire (E.S.I.D) im Rahmen einer Diplom- arbeit übernehmen. dunklen Kapitel der Zeitgeschichte schlug sich in einer regen Nachfrage nach Quellenmaterial aus dem JUNA-Archiv nieder. So waren gegen zwanzig verschiedene Die Hauptbereiche , < Veredelungsverkehr), (europäische Integration) und Benutzungen und Anfragen zu verzeichnen. Neben Forschungen für Lizentiatsarbeiten wurden klarer strukturiert und so der Forschung besser zugänglich gemacht. Die damit wurden JUNA-Materialien auch für Publikationszwecke und Ausstellungen beigezogen. zusammenhängende Überarbeitung des Findbuchs, die nächstens abgeschlossen sein wird, erforderte eine Anpassung der Signaturen und grössere physische Umstellungen im Bestand. Thematisch stand die schweizerische Flüchtlingspolitik im Vordergrund. Auch Unter- Um für das Zwischenarchiv des Vororts eine Ordnung zu schaffen, die den Bedürfhissen lagen zur Frontenbewegung wurden wiederholt verlangt, so für ein von Dr. ROLF SO- der Geschäftsstelle des SHIV entspricht, die aber auch künftige Akzessionen erleichtert, LAND zu diesem Thema an der Universität Zürich abgehaltenes Proseminar mit rund 30 wurde mit der Erarbeitung eines entsprechenden Aktenplans und Klassifizierungssystems Studenten und Studentinnen. Der Historiker lie. phil. BEAT HÄCHLER konnte für eine begonnen. vom Stapferhaus Lenzburg veranstaltete Exkursion über Frontismus im aargauisch- badischen Grenzgebiet aus den JUNA-Materialien schöpfen. Für die Ausstellung zum 50. Todestag der Schriftstellerin ELSE LASKER-SCHOLER im Museum Strauhof, Zürich, fand Dr. MANFRED ESCHERIO aus Wupperthal Informationen in den Personendossiers der JUNA und des Redaktionsarchivs der Jüdischen Presszentrale.

20 21 5. Mikrofilme, Film- und Tondokumente gründen abstossen will, hat das AfZ Ende 1995 das Angebot einer Schenkung geprüft. Vorerst geht es um eine erste Tranche von rund 110 Laufmetem zum Zeitraum 1943-1975. Bei der Uebernahme von Zeitungsausschnittdokumentationen ist das AfZ aus Platzgründen äusserst zurückhaltend; allerdings wäre eine Vernichtung dieser Vom FERNSEHEN DRS erhielt das AfZ sechs weitere Videofilme der zeitgeschichtlichen während fünfzig Jahren mit erheblichem Aufwand aufgebauten Sammlung, deren Sendereihe (Spuren der Zeit>, wofür wir Frau Dr. REGULA BECK und Frau MAY BRODA Benutzung im Raum Zürich weiterhin möglich sein sollte, ein inakzeptabler Kahlschlag. danken. Die Sammlung von Tondokumenten wurde durch aufgezeichnete Erinnerungen In Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung zeichnet sich nun eine zweckmässige von Zeitzeugen fortgesetzt, die im Rahmen des Freundes- und Fördererkreises des Lösung zur Rettung dieses Bestandes ab. Archivs für Zeitgeschichte vorgetragen wurden (s.u. Kolloquien).

8. Laufende Projekte 6. Hand- und Präsenzbibliothek

Im Anschluss an ein erstes vom Schweizerischen Nationalfonds finanziertes Teilprojekt Aus finanziellen Gründen konnten nur wenige Neuanschaffungen für die Präsenzbiblio- zu WALTER BOSSHARD, welches die Aufarbeitung von dessen Nachlass zum Ziel hatte, thek getätigt werden. Thematisch im Vordergrund standen Publikationen zur jüdischen wurde vom Schweizerischen Nationalfonds ab Mai 1995 ein zweites Projekt für eine Zeitgeschichte. Alle neuerworbenen Bücher wurden fortlaufend in die Bibliotheksdaten- Laufzeit von 18 Monaten bewilligt. Geplant ist für 1997 eine Ausstellung im Kunsthaus bank aufgenommen und beschlagwortet. Zürich und die Herausgabe eines Katalogs über das Werk dieses bedeutenden Schweizer Journalisten, Photographen und Schriftstellers. Die Durchführung des Projekts erfolgt in Zusammenarbeit mit der SCHWEIZERISCHEN STIFTUNG FUR PHOTOGRAPHIE, die mit der Realisation Herrn Dr. PETER PFRUNDER beauftragt hat. Für das AfZ wirkt Frau lie. phil. VERENA MÜNZER mit, die in der ersten Phase den umfangreichen schriftlichen Nachlass 7. SpezialSammlungen erschlossen hat Die Bestrebungen, aus anderen Quellen ergänzende Unterlagen zu dem im Nachlass enthaltenen Material zusammenzutragen, wurden intensiviert, ebenso der Aufbau von Kontakten zu Personen, die direkt mit Bosshard verkehrt hatten. Bei der Presseausschnittdokumentation standen inhaltlich die Ereignisse vor fünfzig Weitergeführt wurde das Projekt eines Archivführers, welcher sämtliche Bestände des Jahren im Vordergrund. Die zahlreichen Presseartikel zu diesen Themenkreisen gaben Archivs für Zeitgeschichte erfassen soll. Frau Dr. MARIE-CLAIRE DANTXER nimmt die denn auch den Anstoss, für eine feinere systematische Gliederung der Bereiche (Flücht- neu erschlossenen Bestände fortlaufend auf und setzt die Aktualisierung fort. Die Her- lingspolitik), (Judenverfolgung) und (Judentum allgemein) in der (Sammlung Geschich- ausgabe ist für die Zeit nach dem Archivumzug und damit für 1997 vorgesehen. te), die seit Jahren von Frau Dr. MARIE-CLAIRE DANTKER betreut wird. Für die fort- laufende Auswertung einer Reihe von schweizerischen Zeitungen und Zeitschriften, die uns verdankenswerterweise ausnahmslos unentgeltlich zugestellt werden, ist Herr lie. phil. WERNER HAGMANN zuständig. Da die GESELLSCHAFT ZUR FÖRDERUNG DER SCHWEIZERISCHEN WIRTSCHAFT ihre bis in den Zweiten Weltkrieg zurückreichende Zeitungsausschnittdokumentation aus Platz-

22 23 9. EDV im Archiv für Zeitgeschichte Vorkriegsjahre selbst ein Bild machen wollen; so bleibt — und hierfür besteht auch alle Ursache — ein besonderes Forschungsinteresse an jener tragischen Epoche bestehen. Gleichzeitig sind jetzt die jüngsten Jahrzehnte intensiviert aufzuarbeiten. Die Schnellebigkeit der EDV führt auch im AfZ dazu, dass sich sowohl hard- wie softwareseits eine Erneuerung bzw. ein Systemwechsel aufdrängt. Bei der Neuorientie- rung und der Evaluation von Datenbanksystemen wird selbstverständlich davon ausge- gangen, dass die bestehenden Daten ohne grosse Bearbeitung übernommen werden 11. Kolloquien können. Neben dieser konzeptionellen Tätigkeit, für die Dr. THOMAS EHRSAM verant- wortlich ist, ging die Arbeit an der bestehenden Installation weiter. Das System musste unterhalten, die Datenbanken und anderen Applikationen in verschiedener Hinsicht verfeinert und neuen oder zusätzlichen Bedürfnissen angepasst, die Mitarbeiter und Seit 1973 führt das Archiv für Zeitgeschichte Kolloquien mit Zeitzeugen durch und Mitarbeiterinnen unterstützt und geschult werden. 13 neue Verzeichnisse von zumeist sichert mündliche Quellen im Sinne der oral history als Tondokument ad personam. Im kleineren Nachlässen konnten in die Zentrale Datenbank übernommen werden. Die Berichtsjahr befassten sich die Kolloquien im Rahmen des FREUNDES- UND FÖRDERER- Beschlagwortung der schon früher aufgenommenen Bestände wurde mit Nachdruck KREISES DES ARCHIVS FÜR ZEITGESCHICHTE wiederum mit einem breiten Spektrum vorangetrieben, so dass heute ein Grossteil aller erfassten Nachlässe und Aktenbestände zeitgeschichtlich relevanter Themen: über die Abfrage nach Schlagworten zugänglich ist. Rund 6'000 verschiedene Schlag- 15.3.1995 Divisionär zD Dr. GUSTAV DÄNÖCER: Schweizerische Selbstbehaup- wörter (Personen- und Körperschaftsnamen sowie geographische Begriffe, jedoch keine tungsstrategien im Kalten Krieg — Erinnerungen des Stabschefs Sachbegriffe — auf eine Sachbeschlagwortung wird grundsätzlich verzichtet) mit Operative Schulung 1980-1988. Gesprächsleitung: Dr. BRUNO LEZZI insgesamt 23'000 Beschlagwortungen erlauben den direkten Zugriff auf die gesuchten Dossiers. 10.5.1995 Das Zweite Vatikanische Konzil 1962-1965 und die Schweizer Kir- chen: Prof. Dr. HEINRICH STIRNIMANN (Das Konzil in katholischer Sicht); Prof. Dr. LUKAS VISCHER (Erfahrungen als Beobachter des ökumenischen Rates der Kirchen). Gesprächsleitung: Prof. Dr. VICTOR CONZEMIUS 10. Benutzung 12.7.1995 a. Nationalrat Dr. KURT MÜLLER: Im Spannungsfeld der Innenpo- litik — Rückblick als Mitglied und Chef der NZZ-Inlandredaktion 1953-1990 Die Zahl der Benutzungen hat mit 385 im Vergleich zum Vorjahr (301) noch einmal erheblich zugenommen. Da am bisherigen Standort die Benutzung vom übrigen Bürobe- 25.10.1995 a. Botschafter Dr. ALBERT GRÜBEL: Vierzig Jahre Mitwirkung an trieb aus räumlichen Gründen nicht völlig getrennt werden kann, werden die Arbeits- Brennpunkten der schweizerischen Wirtschaftspolitik verhältnisse im zu kleinen Benutzerraum zusätzlich belastet. Am meisten Benutzungen Für die erneute finanzielle Unterstützung der Arbeit des Archivs für Zeitgeschichte wies erneut der Nachlass Prof. Dr. KARL SCHMID auf; die grosse Nachfrage steht in sowie für den Beitrag von lO'OOO Franken an die Gründung der Stiftung Jüdische Zusammenhang mit der kurz vor dem Abschluss stehenden Briefedition sowie mit einer Zeitgeschichte sei dem Freundes- und Fördererkreises an dieser Stelle sehr gedankt. Frau geplanten Herausgabe Gesammelter Werke des Germanisten und ehemaligen Rektors IRENE GRAF hat ihre Transkription von Aufzeichnungen früherer Kolloquien in ver- der ETH Zürich. dankenswerter Weise fortgeführt. Das Interesse der Besucher und Besucherinnen galt in erster Linie den dreissiger und vierziger Jahren. Jüngere Generationen rücken nach, die sich über die Kriegs- und

24 25 12. Stiftung Jüdische Zeitgeschichte

Am 14. Dezember 1995 erfolgte die Gründung der gemeinsam vom SCHWEIZERISCHEN ISRAELITISCHEN GEMEINDEBUND und der EIDGENÖSSISCHEN TECHNISCHEN HOCHSCHULE ZÜRICH initiierten STIFTUNG JÜDISCHE ZEITGESCHICHTE AN DER ETH ZÜRICH ZUR SICHERUNO UND ERSCHLIESSUNG HISTORISCHER QUELLEN IN DER SCHWEIZ . Bisher fehlte in der Schwejz eine Dokumentationsstelle für jüdische Zeitgeschichte. Nach dem Krieg sind hier vielfältige und inhaltsschwere Quellenbestände zur Geschichte der Juden in der Schweiz, der Emigration und des Holocaust, zur Flüchtlingshilfe und Flüchtlingspolitik, aber auch zum Rechtsextremismus und Antisemitismus bei Privaten und Institutionen erhalten geblieben; sie sind heute — wenn nicht schon verloren — akut gefährdet. Aufgabe der Dokumentationsstelle des Archivs für Zeitgeschichte soll es sein, gegen dieses unwiederbringliche Verschwinden historischer Zeugnisse anzugehen und einen Beitrag zur Rettung des Gedächtnisses zu leisten.

12.1 Aufbau einer Dokumentationsstelle zur jüdischen Zeitgeschichte Das zentrale Anliegen der Stiftung ist die Förderung aller Bestrebungen, historisch bedeutsame Quellen zur jüdischen Zeitgeschichte in der Schweiz im Rahmen des Gründung der Stiftung Jüdische Zeitgeschichte an der ETH Zürich — Unterzeichnung Archivs für Zeitgeschichte der ETH Zürich zu sichern und für die Forschung zugänglich der Stiftungsurkunde am 14.12.1996: von vorn nach hinten: U. Gast; Notar Wissmann; zu machea Diese allgemeine Zweckbestimmung wird in den Stiftungsstatuten wie folgt Dr. R. Bloch, Präsident SIG; Prof. R. Hütter, Vizepräsident ETHZ; Dr. h. c. mult. B. spezifiziert. Förderungswürdig sind insbesondere: Weiss; Hans J. Bär 1. Personeller und infrastruktureller Auf- und Ausbau einer Dokumentationsstelle zur jüdischen Zeitgeschichte im Archiv für Zeitgeschichte, welches seit 1974 als Teil des 5. Unterstützung von Forschungsvorhaben, Kolloquien und Publikationen, soweit diese Instituts für Geschichte an der ETH Zürich tätig ist. vom Stiftungsrat für förderungswürdig anerkannt werden. 2. Sicherungs- und Erschliessungsprojekte zu Quellenbeständen, die für die jüdische und 6. Die Zusammenarbeit mit Institutionen und Archiven, die mit den Zielsetzungen der schweizerische Zeitgeschichte relevant sind, darunter auch Verfilmungsprojekte von für Stiftung übereinstimmen. die Schweiz wichtigen Beständen in ausländischen Archiven (insbesondere in Israel und den USA). 12.2 Ausgangsbasis im Archiv für Zeitgeschichte der ETH Zürich 3. Aufbau eines zentralen Quellennachweises auf EDV für dezentralisierte Bestände, der Auskunft darüber gibt, wo in der Schweiz und allenfalls im Ausland sich welche Das Archiv für Zeitgeschichte setzt sich seit seinen Anfängen auch für die Sicherung und Quellenbestände zur jüdischen Zeitgeschichte befinden. Erschliessung gefährdeter Quellenbestände zum Zweiten Weltkrieg und zum Holocaust ein. Die dort bereits vorhandenen einschlägigen Materialien bilden eine substantielle 4. Beratung und Hilfeleistungen für jüdische Institutionen, Organisationen und Einzel- Ausgangsbasis für die künftige Dokumentationsstelle. Dazu gehören Vor- und Nachlässe personen bei Archivierungsfragen.

26 27 bekannter Persönlichkeiten, die sich für die Verfolgten engagierten; erwähnt seien die Fördererkreis des Archivs für Zeitgeschichte sowie Herrn Dr. ROLF BLOCH und der Privatbestande der Publizisten Dr. h. c. ALFRED A. HÄSLER und PETER HASCH SURAVA, CHOCOLATS CAMILLE BLOCH SA. von Konsul CARL LUTZ oder von SALY MAYER, Repräsentant der amerikanisch- jüdischen Hilfsorganisation JOINT in der Schweiz, sowie des Flüchtlingspfarrers Dr. h. c. Dem Stiftungsrat gehören an als Gründungsmitglieder Dr. SioiFEiOEL, Prof. Dr. HER- PAUL VOGT und von Dr. iur. VEIT WYLER. Auch zum Schicksal einzelner Emigranten MANN LEVIN GOLDSCHMIDT-BOLLAG, WALTER GUT, Prof. Dr. HANS GUTH, Dr. JACQUES wie Prof. h. c. Dr. HERMANN LEVIN GOLDSCHMIDT-BOLLAG oder WERNER RINOS liegen PICARD und Dr. h.c. mult. BRANCO WEISS. Auf Grund ihres Amtes im Stiftungsrat Bestände vor. vertreten sind Dr. ROLF BLOCH, Präsident des SIG und Stiftungsratspräsident, Prof. Dr. HANS WERNER TOBLER als Mitglied der Leitung des Instituts für Geschichte der ETH Eingehend dokumentiert sind die Nürnberger und weitere Kriegsverbrecherprozesse im Zürich sowie Prof. Dr. KLAUS URNER, Leiter des Archivs für Zeitgeschichte. Nachlass von Dr. BENJAMIN SAGALOWITZ, der seinerzeit als Prozessbeobachter für die NZZ und weitere Blätter diese Strafverfahren minuziös mitverfolgte. Zum Eichmann- Prozess in Jerusalem bietet der Nachlass von AVNER W. LESS, der als israelischer Polizeioffizier die Vorverhöre durchrührte, reichhaltiges Material. Ueber das vom Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund im Juni 1993 übergebene JUNA-Archiv 13. Stiftung Dialogik, Mary und Hermann Levin Goldschmidt- wird hier in einem eigenen Abschnitt orientiert. Bollag

12.3 Erweiterung der finanziellen Grundlage An seiner Sitzung vom 22. Juni 1995 hat der Stiftungsrat der STIFTUNG DIALOGK den Die vordringlichen Sicherungsmassnahmen erlaubten kein Abwarten, bis deren Notwen- Jahresbericht und die Jahresrechnung 1994 genehmigt und Herrn Dr. iur. CARLO PORT- digkeit auch in der breiten Oeffentlichkeit erkannt und entsprechende Finanzmittel von NER (Aktuar), Herrn Dr. GEORG HAFNER (Vermögensverwaltung) und Herrn Dr. iur. Bund und Kantonen bereitgestellt werden. Die ersten Schritte verlangten daher ROBERT IMHOLZ (Revisor) für ihre Mitarbeit gedankt. Der Stiftungsrat genehmigte zwei Privatinitiative. Wegbereitend ist hier die STIFTUNG DIALOGIK, MARY UND HERMANN Vereinbarungen über Verwertungsrechte mit RUTH und MARKO SLEZAK, die seit Jahren LEVIN GOLDSCHMIDT-BOLLAG, die seit 1990 die Arbeit im Archiv für Zeitgeschichte aus eigener Initiative und eigenen Mitteln die Vorlesungen, Vorträge und Voten Gold- unterstützt. Sie hat für die Schaffung der Dokumentationsstelle entscheidende Impulse schmidts mittels Bandaufnahmen dokumentieren, sowie mit LILY LINDER und MARCEL gegeben. Weiter zurück reicht auch die projektbezogene Zusammenarbeit mit dem OTT, welche Interviews mit dem Stifter durchführen und diese transkribieren. Im weite- Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund sowie mit der SALY MAYER MEMORIAL ren wurde eine Verfügung gutgeheissen, welche die Kompetenzen von Stiftungsratsmit- STIFTUNG. Erst seit 1993 Hessen sich durch die konzeptionelle Mitwirkung von Herrn glied Dr. WILLI GOETSCHEL hinsichtlich seiner Forschungs- und Editionsvorhaben nach Dr. h. c. mult BRANCO WEISS die bislang kaum realisierbaren Planungen konkretisieren. dem Ableben des Stifters regelt. Die Errichtung der Stiftung erfolgte am 14. Dezember 1995 mit einem Gründungskapital Für die Jahre 1995 bis 1997 wurde dem Archiv für Zeitgeschichte ein Rahmenkredit im von einer Million Franken. Gedankt sei Herrn HANS J. BAR, Herrn Prof. Dr. HANS GUTH, Gesamtumfang von 240'000 Franken bewilligt, die für Mitarbeitersaläre, Projektkosten, Herrn ROBERT WEIL VELAISE und Herrn Dr. BRANCO WEISS, aber auch dem KANTON Erschliessung des Archivs der Schweizerischen Zentralstelle für Flüchtlingshilfe, An- ZÜRICH, dem SCHWEIZERISCHEN ISRAELITISCHEN GEMEINDEBUND, der GENOSSENSCHAFT schauungen (u.a. Bücher) sowie für Unvorhergesehenes verwendet werden können. Im ZUM BAUGARTEN, der STIFTUNG DIALOGK für ihre namhaften Gründungsbeiträge. Berichtsjahr wurden daraus die Anstellungen von Dr. URŒL GAST, Dr. CLAUDIA Danken möchten wir auch allen weiteren Donatoren und Donatorinnen: Dr. ARIEH HOERSCHELMANN und lie. phil. BEATRICE TSCHUDI mitfinanziert. BEN-TOV, ANDREA KLEPETAR-FALLEK, MARIANNE LANG-SCHLESINGER, Dr. CHARLES Mit einem Gemälde von BARTHELEMY MENN (Porträt Mme Darier) durfte die Stiftung LIATOWITSCH, SAMUEL WYLER, den Stiftungen RAYMOND und JANINE BOLLAG-BLUM von Herrn Prof. Goldschmidt eine weitere wertvolle Zuwendung entgegennehmen; das sowie ANDRE und NICOLE BOLLAG-BLOCH, den Mitgliedern des Freundes- und Bild soll zu Gunsten der Stiftung verkauft werden. Die Hilfe der Stiftung Dialogik, die

28 29 nun voll wirksam wird, erweist sich schon jetzt für die Archiventwicklung als aussef- 15. Jaeckle-Treadwell-Stiftung ordentlich fruchtbar; dem Stifter und Stiftungsrat sei hierfür ganz herzlich gedankt. Die Stiftung Dialogik hat auch die Vorbereitungsarbeiten für die Stiftung Jüdische Zeitgeschichte, die sich über drei Jahre hinzogen, wesentlich mitfinanziert. An der Für die geplante EDV-Archivierung des Verlasses von Herrn Dr. ERWIN JAECKLE und Errichtung der gesamtschweizerischen Stiftung hat sie sich mit 40'000 Franken beteiligt. des dazugehörenden Archivs der -Chefredaktion hat die JAECKLE-TREADWELL- Die Wahl von Professor Goldschmidt in den geschäftsführenden Ausschuss bringt denn STIFTUNG dem Archiv für Zeitgeschichte einen weiteren Beitrag im Umfang von 6300 auch den Willen beider Stiftungen zum Ausdruck, Synergien zu nutzen und bei der Franken zugesprochen. Zusammen mit den noch nicht voll beanspruchten früheren Projektrealisierung eng zusammenzuarbeiten. Zuwendungen der Stiftung wird die EDV-Erschliessung dieses grossen Bestandes angestrebt. Die vorzüglichen Ablieferungverzeichnisse von Frau CLAIRE SCHEUTER Der Bernhard Lang AG wurde ein weiterer Beitrag von 500 Franken an die Kosten des bilden eine gute Ausgangsbasis für dieses zeitaufwendige Projekt, für das vorerst eine Filmes über Peter Hirsch Surava zugesprochen. Ebenso wurde das Projekt mit einer Zuwendung von 1000 Fran- zurückgestellt. Neben dem Archiv der -Chefredaktion kann auch die Zeitung eingesehen werden, die auf Mikrofilm vollständig greifbar ist. Dem Vorlass von Hermann Levin Goldschmidt wurden kleinere Ergänzungen beigefügt, die zum Teil in die bestehenden Dossiers eingeordnet wurden. Neu hinzu kamen zwei Videoaufzeichnungen von Fernsehsendungen mit dem Stifter: (Sternstunden der Phi- losophie) (Femsehen DRS, 12.2.1995) und

Aus Anlass des Kriegsendes vor fünfzig Jahren veranstaltete di7e KARL-SCHMID-STIFTUNG zusammen mit der ETH Zürich am 8. Mai eine öffentliche 14. Emil Friedrich Rimensberger-Fonds Gedenkfeier. Bereits 1945 war die Waffenruhe am 9. Mai mit einer akademischen Feier an der ETH Zürich gewürdigt worden, wo neben anderen KARL SCHMID eine Ansprache gehalten hatte. Im vollen Auditorium Maximum waren neben politischen Vertretern aus Bund, Kanton und Gemeinden auch die Genfer Philosophin JEANNE HERSCH und der Die Erträge aus dem Emil Friedrich Rimensberger-Fonds ermöglichten erneut die deutsche Physiker CARL FRIEDRICH VON WEIZSÄCKER anwesend. Nach einem Grusswort Mitfinanzierung von Teilzeitanstellungen im Archiv für Zeitgeschichte. Unterstützt des Stiftungsratspräsidenten Prof. Dr. HANS KÜNZI folgte eine Ansprache von Prof. Dr. wurde dadurch insbesondere die Arbeit von Frau Dr. MARIE-CLAIRE DÄNIKER, welche JAKOB NÜESCH, Präsident der ETH Zürich. Ein 1954 in Winterthur gehaltener Vortrag neuzugehende Bestände erfasst und erschliesst sowie das Projekt des Archivführers von Karl Schmid stand im Zentrum der Ausführungen von alt Stadtpräsident Dr. SIG- betreut Auch an die Anstellung von lie. phil. WERNER HAGMANN, der unter anderem für MUND WIDMER zum Thema

30 31 Dr. SYLVIA RÜDIN vorbereitete Briefedition und die Herausgabe gesammelter Werke (Dr. THOMAS SPRECHER, lie. phil. JUDITH NEEDERBERGER) wurden intensiv vorangetrie- ben.

17. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Das Archiv für Zeitgeschichte verfugt lediglich über zwei Etatstellen; alle übrigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen im Rahmen von Teilzeitstellen über Drittmittel finanziert werden. Im Berichtsjahr waren verschiedene Mutationen im personellen Bereich zu verzeichnen. Frau stud. phil. ESTHER FLURY arbeitete bis Ende April 1995 im AfZ mit. Nach einem studienbedingten Unterbruch, während dem sie ihre Dissertation fertigstellte und promovierte, ist Frau Dr. CLAUDIA HOERSCHELMANN im Juli 1995 als Mitarbeiterin ins AfZ zurückgekehrt. Dir obliegt im Hinblick auf den Umzug des Archivs die Durchführung einer Generalrevision, in welche sämtliche Bestände einbezogen werden. Die 50%-Anstellung wird von der Stiftung Dialogik finanziert. Herr MATHIAS STEINER, der seit September 1992 hauptsächlich für die Datenbank-Beschlagwortung stundenweise bei uns tätig war, hat seine Stelle auf Ende September 1995 aufgegeben, um Berufspilot zu werden. Für die Nachfolge liess sich Frau stud. phil. DIANA MACAGNI gewinnen. Mit einem auf anderthalb Wochentage ausgebauten Pensum soll die Beschlag- wortung forciert vorangetrieben werden. Frau lie. phil. BEATRICE TSCHUDI hat das AfZ per Ende November 1995 verlassen. Für die engagierte Mitarbeit sei ihr, aber auch allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des AfZ sehr gedankt. Dass die Enrwicklungsperspektiven positiv sind, ist nicht zuletzt auf die wohlwollende Förderung zurückzufuhren, für die ich der Schulleitung, dem Institut für Geschichte und seinem Vorsteher, Herrn Prof. Dr. Dr. h. c. JEAN-FRANÇOIS BERGŒR, und Herrn Prof. Dr. HANS WERNER TOBLER besonders danken möchte. Klaus Umer

32

Inhalt Zum Geleit 3 Von der Scheuchzerstrasse zum Hirschengraben 4 Dokumentationsstelle Jüdische Zeitgeschichte 7 JUNA-Archiv 8 Dokumentation zu nachrichtenlosen Vermögen 10 Archiv der Schweizerischen Flüchtlingshilfe (SFH) 12 Aktionsgemeinschaft für die Juden in der Sowjetunion 13 Dokumentierte Einzelschicksale 14 Projekte im Joint-Archiv, New York 17 Kontaktpflege und Präsentationen 18 Dokumentationsstelle Wirtschaft und Zeitgeschichte 19 Schenkungen zu anderen Themen 22 Laufende Projekte 27 Oral history: Kolloquien zur Zeitgeschichte 28 EDV im Archiv für Zeitgeschichte 29 Sammlungen und Präsenzbibliothek 31 Benutzung 31 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 32 Stiftungen und Fonds 33 Stiftung Dialogik, Mary und Hermann Levin Goldschmidt-Bollag 33 Stiftung Jüdische Zeitgeschichte an der ETH Zürich 34 Karl-Schmid-Stiftung , 34 Jaeckle-Treadwell-Stiftung 35 Emil Friedrich Rimensberger-Fonds 35 Öffnungszeiten 36 Zum Geleit

Das Archiv für Zeitgeschichte hat 1996 ein äusserst dynamisches Jahr erlebt. Nach einer schwierigen Phase des Umbruchs sind die intensiven Planungen zum Tragen gekommen — eine Entwicklung, die die Grundlagen für die weitere Arbeit schafft. Zwei Zielsetzungen sind verwirklicht worden: Im September wurde das Haus Hirschengraben 62 bezogen, und die Dokumenta- tionsstelle Jüdische Zeitgeschichte konnte auf erweiterter Basis ihre Tätigkeit aufnehmen. Diese Neuerungen sind zu einem Zeitpunkt erfolgt, als sich die Kontroversen um die schweizerische Vergangenheit zunehmend verschärften und Formen annahmen, deren aussen- und innenpolitische Auswirkungen unabsehbar wurden. Kaum an den Hirschengraben umgezogen, wurde das Archiv für Zeitgeschichte mit zusätzlichen Informationsbedürfnissen konfrontiert. Die Flüchtlingspolitik der Schweiz, ihr Verhalten gegenüber den jüdischen Ver- folgten, die nachrichtenlosen Vermögen, der Handel mit Raubgold, die schweizerischen Finanz- und Wirtschaftsbeziehungen während des Zweiten Weltkrieges — sie alle gaben und geben Anlass zu kritischen Fragen, mit denen Medien und weitere Interessierte an das Archiv für Zeitgeschichte gelangen. Die Anstrengungen, die zusammen mit dem SCHWEIZERISCHEN ISRAELITI- SCHEN GEMEINDEBUND zur Rettung gefährdeter Bestände unternommen werden, zeigen, dass auch bei der Sicherung von Quellen zur jüdischen Zeit- geschichte ein grosser Nachholbedarf besteht. Rasches Handeln ist erforder- lich, um wichtige Zeitdokumente vor dem endgültigen Verlust zu bewahren. Bei dieser Sicherungsarbeit darf das Archiv für Zeitgeschichte auf eine vielfältige Förderung zählen, über die einzelne Abschnitte im vorliegenden Jahresbericht näher informieren. Exponiert hatte sich die Archivleitung Ende Oktober 1996 mit dem Vor- schlag, eine Schweizerische Holocaust-Stiftung ins Leben zu rufen. Sie sollte vergangenheits-, gegenwarts- und zukunftsbezogen drei Hauptaufgaben wahrnehmen: 1. Rasche Hilfe für Überlebende, denen die Schweiz durch ihr Verhalten Schaden an Leib und Seele zugeführt hat; 2. Förderung der Bil- dungsarbeit heute, die den Holocaust als schrecklichste Folge rassistischer und antidemokratischer Entwicklungen versteht, und 3. die Unterstützung von Projekten, die auch künftig allen Formen des Völkermordes entgegen- zuwirken versuchen. Vielleicht hätte damals noch die Chance bestanden, durch Eigeninitiative und mit einer vom Ausland unabhängigen Stiftung Würde und autonomes Handeln zu bewahren. Erst nach krisenhaften innen- politischen Erschütterungen sollen nun zwei der Vorschläge in veränderter Form realisiert werden — die Opferhilfe als retrospektive Wiedergutmachung und prospektiv eine Stiftung für Solidarität. Das ursprünglich vorgeschlagene Gründungskapital für die alle Aufgaben umfassende Schweizerische Holo- caust-Stiftung von 250 Millionen Franken aus Mitteln der Nationalbank wurde damals in politischen Kreisen als völlig unrealistisch abgelehnt — heute bewegt sich die nunmehr geplante Solidaritätsstiftung konzeptionell und finanziell in ungleich grösseren Dimensionen. Im Dezember 1996 hat der Bundesrat Herrn Prof. Dr. Dr. h. c. JEAN- FRANÇOIS BERGIER, Vorsteher des Instituts für Geschichte der ETH Zürich, zum Präsidenten der unabhängigen Expertenkommission ernannt. Über diese ehrenvolle Wahl freut sich auch das Team des Archivs für Zeitgeschichte, das der Kommission und ihrem Präsidenten alles Gute für dieses im schweizeri- schen Bundesstaat einmalige Forschungsvorhaben wünscht.

Von der Scheuchzerstrasse zum Hirschengraben Der Lesesaal am Hirschengraben

Entdeckt wurde der Hirschengraben 62 als ideales Archivdomizil in einem wofür wir der ETH-Schulleitung, ihrem Präsidenten Prof. Dr. Jakob Nüesch Inserat in der Neuen Zürcher Zeitung vom 22. März 1994, wo eine Liegen- und Herrn Vizepräsident Prof. Dr. FRITZ WIDMER sehr danken. Die baulichen schaft an zentralster Lage zur Miete angeboten wurde. Da das Gebäude auch Massnahmen führten zu einer optimalen Raumausnutzung und ermöglichen über beträchtliche Lagerraumkapazitäten verfügt, entsprach es in optimaler moderne Infrastrukturen, zu denen auch Kompaktusanlagen und eine neue Weise dem Anforderungsprofil. Vom ersten Augenschein bis zum Einzug war EDV-Verkabelung gehören. Ein besonderer Glücksfall ist es, dass die Besit- es allerdings noch weit. Das Projekt ist das Ergebnis vielfältigen Zusammen- zerin der Liegenschaft, die INTERKANTONALE LANDESLOTTERIE, für die wirkens zahlreicher Personen, Stiftungen und Institutionen. Herr Dr. h. c. gemeinnützige Zwecksetzung grosses Verständnis aufbrachte, wofür den mult. BRANCO WEISS hat mit seinem Konzept eines Förderungsverbundes den Herren Präsident Dr. KOHLER und Direktor RYFFEL sehr gedankt sei. Mit Weg zur Realisierung aufgezeigt. Verschiedene jüdische Stiftungen und ihrer Beteiligung am Umbau, den die MOBAG RENOVATIONEN AG in Zu- Sponsoren beteiligen sich auch dank der Initiative der Herren Dr. SlGl FEIGEL sammenarbeit mit Herrn Architekt CHRISTIAN STELZER von der ETH, Ab- und WALTER GUT mit erheblichen jährlichen Zuschüssen an den Mietkosten. teilung Bauten, fachkundig durchgeführt hat, trug sie wesentlich zur Ver- Diese Beteiligung führte dazu, dass die ETH Zürich bereit war, neben der wirklichung dieses Mietvorhabens bei. Die am Gesamtprojekt beteiligten Miete und zusätzlichen Lasten den Betrieb des Gebäudes zu übernehmen, Stiftungen und Institutionen, unter ihnen der SCHWEIZERISCHE ISRAELITISCHE GEMEINDEBUND und die ISRAELITISCHE CULTUSGEMEINDE ZÜRICH, werden in der Dokumentationsstelle Jüdische Zeitgeschichte Informationsschrift namentlich aufge- Die Dokumentationsstelle Jüdische Zeitgeschichte nimmt Aufgaben des führt, die zur Hauseinweihung am 5. Juni Aktenmanagements und der Informationsvermittlung innerhalb des thema- 1997 erscheint und einen Überblick über tisch definierten Schwerpunktes wahr. Sie ist personell besonders dotiert und die Tätigkeit des Archivs für Zeit bezeichnet — wie auch die Dokumentationsstelle Wirtschaft und Zeitge- geschiente, über seine Dokumentations- schichte — einen der Tätigkeitsbereiche des Archivs für Zeitgeschichte. Auf stellen und Bestände gibt. die Ausformung eigenständiger Organisationseinheiten wurde bewusst ver- Mitte September 1996 endlich war es zichtet; indem die Gesamtheit aller Infrastrukturen und Bestände ein Ganzes soweit: Nach minutiöser Planung zog das bilden, können Synergien genutzt, aufwendige Parallelbewirtschaftungen Archiv in vier Tagen von der Scheuch- zerstrasse 68/70 an den Hirschengraben aber vermieden werden. Die Dokumentationsstelle bearbeitet und betreut rund 30 Bestände, die sich 62 um. Die Rückführung eines Teils des thematisch im wesentlichen wie folgt zuordnen lassen: Judenverfolgung, Aussenlagers im ETH-Hauptgebäude Holocaust, Emigration, schweizerische Flüchtlingspolitik, Rassismus, Antise- folgte im November. Bereits Ende Sep- mitismus und Geschichte der Juden in der Schweiz. Ihre Hauptarbeit besteht tember konnten die Türen für die Benut- in der Sicherung und Erschliessung gefährdeter Quellenbestände; sie fördert Kompaktusanlage im Magazin zung wieder geöffnet werden. aber auch deren Benutzung und arbeitet mit verwandten Archiven und For- Die neuen Räume erleichtern auch die Arbeitsorganisation innerhalb des Archivs: Erstmals lässt sich eine klare schungseinrichtungen im In- und Ausland zusammen. Für den Ausbau waren neben Räumlichkeiten vor allem auch Mittel für räumliche Trennung der Bereiche Magazin, Büro und Benutzung realisieren. Anstellungen und den Betrieb notwendig, die ohne ein eigenes Förderungs- Die drei Untergeschosse sind der Lagerung des Archivgutes vorbehalten; hier netz nicht aufzubringen waren. Auch hier bedurfte es vielfacher Anstrengun- wurde den Sicherheitsaspekten (Einbruch, Feuer, Wasser, Raumklima) be- gen, um zum Ziel zu kommen. Die Initiative hatte schon 1990 die Stiftung sonders Rechnung getragen. Im Erdgeschoss wurden in einem grösseren DIALOGIK, MARY UND HERMANN LEVIN GOLDSCHMIDT-BOLLAG ergriffen, Raum drei Arbeitsplätze für die Aktenerschliessung eingerichtet. Im ersten die im Archiv für Zeitgeschichte eine kontinuierliche Unterstützungsarbeit Geschoss sind die Büros des Archivleiters, der Dokumentationsstelle Jü- leistet. Im Dezember 1995 haben der SCHWEIZERISCHE ISRAELITISCHE GE- dische Zeitgeschichte und des EDV-Koordinators. Die zweite Etage sowie MEINDEBUND und die ETH Zürich die STIFTUNG JÜDISCHE ZEITGESCHICHTE zwei Büros im Erdgeschoss gehören zum Institut für Geschichte. Benutze- AN DER ETH ZÜRICH ZUR SICHERUNG UND ERSCHLIESSUNG HISTORISCHER rinnen und Benutzer des Archivs werden in der dritten Etage empfangen, wo QUELLEN IN DER SCHWEIZ ins Leben gerufen. Sie strebt eine Förderung der sich Sekretariat und Anmeldung, der neu gestaltete Lesesaal sowie die Doku- mentationsstelle Wirtschaft und Zeitgeschichte befinden. Dokumentationsstelle auf gesamtschweizerischer Ebene an, wobei die erhoff- te Unterstützung ausserhalb der ETH 1996 allerdings ausblieb. Der ETH-Rat und die Leitung der ETH Zürich haben sich bereit erklärt, mit einem Kredit von insgesamt 1,5 Millionen Franken den Basisbetrieb der Dokumentations- stelle vorerst bis zum August 2002 sicherzustellen. Grössere Übernahme- und Erschliessungsprojekte müssen jedoch über Drittmittel finanziert werden, die beizubringen nicht leicht ist. Die Anstrengungen, für dieses Kulturgut von gesamtschweizerischer und internationaler Bedeutung eine über die ETH stung durch die und jüdische Kreise hinausreichende Hilfe zu erhalten, werden fortgesetzt. Umzugsvorberei- Zum Leiter der Dokumentationsstelle wurde Herr Dr. Uriel Gast ernannt, der 6. JlHor 22-oR oöopor. tung musste sich im Archiv für Zeitgeschichte schon bisher überwiegend für diesen Bereich sau.jUpeKTOpa B-KH /PÏAHP)/ die Fortführung der tätig war. Hinzu kommen Frau Dr. Claudia Hoerschelmann, die vor allem die Feinerschliessung österreichische Emigration in der Schweiz erforscht hat, und der Basler Die alten und die neuzeitlichen Protokolle der Versammlungen der Weisen von Zion<. (JUNA-Archiv) zösischer Sprache gestaltete Ausstellung in der Synagoge von Endingen zum Themenkreis erschienenen Bulle- Zweiter Weltkrieg, Holocaust und die Schweiz beigezogen. tins der Kriegsjahre 1941 bis. 1945 belegen, was und wieviel damals in der Im Hinblick auf den Umzug wurde bisher ungeordnetes, teilweise loses Schweiz über die nationalsozialistische Judenvernichtungspolitik erfahren Material eingearbeitet und der ganze Bestand durchnumeriert, was das Auf- werden konnte und zumindest den Redaktionen bekannt war. finden einzelner Dossier wesentlich erleichtert. Mit der Aufstellung des Im November übergab der SIG einen Restbestand aus der früheren JUNA- JUNA-Archivs am neuen Standort liess sich die bereits früher erstellte Syste- Bibliothek mit Büchern und Dokumentationen zu verschiedenen Themen- matik auch physisch konsequent umsetzen. Wegen der starken Arbeitsbela- bereichen des Judentums. Eine integrale Aufbewahrung dieses Rudimentär- Bestandes ist nicht sinnvoll; hingegen werden ausgewählte Bücher und Schriften in die Handbibliothek der Dokumentationsstelle integriert.

Dokumentation zu nachrichtenlosen Vermögen

Einige Dossiers zur Suche nach dem Verbleib von jüdischen Vermögen in der Jakob l Schweiz, die aus dem Besitz von Opfern des Holocaust stammen, befanden ANTWERPEN, den 23.1lKrz '64. sich bereits seit der Übernahme im JUNA-Archiv. Weitere Ordner hierzu wurden vom SIG im Berichtsjahr übergeben, mit deren Erschliessung Herr lie. phil. Daniel Gerson sogleich begonnen hat. Diese Dossiers enthalten vor allem Anfragen von Nachkommen von Holocaust-Opfern, Korrespondenzen

der SIG-Leitung mit den Bundesbehörden (u.a mit den Bundesräten Feld- An dt« mann und von Moos), mit dem Joint und mit verschiedenen jüdischen Orga- jüdische Gemeinde« nisationen. Die Unterlagen beziehen sich auf den Zeitraum von 1945 bis 1977 und lassen sich wie folgt aufgliedern: Zürich . 1. Die Frühphase (1945 bis 1950), in der sich der SIG und die Bundesbehör- den der Problematik dieser Vermögen bewusst werden und die Presse erste Sehr geehrte Herren, Artikel dazu bringt. Mit dem >Polen-Abkommen< von 1949 zur Rückgabe von Guthaben polnischer Juden, die im Holocaust umgebracht worden sind, Ich erlaube mir an Sie diese« Schreiben zu richten mit der Bitte mich In der entsteht erstmals eine Kontroverse über die Handhabung und Verwendung nachfolgender Sache informieren zu »ollen.- solcher Vermögenswerte. 2. Eine langwierige Verhandlungsphase folgt 1951 Laut einer gestrigen Radlomeidung «ollen die Vermogensguthaben.der in der Nazizelt umgekommenen Juden, die in der Schweiz liegen zum Zwecke einer bis Anfang der sechziger Jahre, während der der SIG in seinen Gesprächen Soforthilfe für bedürftige Emigranten aus dem Osten ausgeschüttet werden.- mit Behörden und Bankiervereinigung nur mühsam vorankommt, bis Ich könne au« Rumänien und verbleibe schon seit einigen Jahren in Belgien, ohne dasa ich einen Verdiensten nachgehen kann,um meine Familie ernähren zu schliesslich der Bundesbeschluss vom 20. Dezember 1962 verabschiedet und können. Meine Frau,die von Auschwitz zurückgekehrt ist,tat nach einigen Jah- ren nach dem Krieg total erblindet. Meine 2 Kinder sind noch schulpflichtig, 1963 in Kraft gesetzt wird. 3. Die vermeintliche >Schlussphase< von 1964 bis dabei ist mein jüngeres Kind von einer Lähmung befallen,welches dazu beige- 1977, während der die angemeldeten Vermögenswerte verteilt werden. tragen hat,daas Ich nicht nach Amerika auswandern konnte.- Bis heute haben wir, ich und meine Frau,die im KZ waren, noch keinen Pfenig Im JUNA-Archiv finden sich Briefe von rund 150 Menschen, die in der von der Wiedergutmachung erreichen können.- Schweiz nach Vermögenswerten ihrer ermordeten Angehörigen gesucht Ich wHre Ihnen verbunden wenn Sie mich gefl.dahin informieren möchten,an we! ehe Institution Ich mich wenden müsste, um eine Stütze,von den oben erwähnti haben. Da der SIG im Einzelfall keine Handhabe hatte, den Sachverhalt selbst Fond, zu bekommen.-

abzuklären, wurden die Gesuche letztlich an die vom Bund eingerichtete In voraus bestens dankend, verbleibe ich Meldestelle weitergeleilet. Nicht alle der damals erfassten Guthaben konnten mit vorzüglicher Hochachtung '. den Eigentümern oder deren Erben übergeben werden. Im JUNA-Archiv findet sich eine ausführliche Korrespondenz zur Verteilung der Gelder, insbesondere mit dem JOINT und dem EUROPHAN COUNCIL OF JEWISH COM- MUNITY SERVICES. Der Bundesbeschluss vom 20.12.1962 über die in der Schweiz befindlichen Vermögen rasssich, religiös oder politisch Verfolgter Ausländer und Staatenloser ßihrte zu einer Vielzahl von Anfragen bedürftiger Opfer des Holocausts. (JUNA-Archiv) 10 11 Archiv der Schweizerischen Flüchtlingshilfe (SFH) aufweisen und die grossen Aufgaben der SFH in der Nachkriegszeit belegen Das Archiv der SCHWEIZERISCHEN FLÜCHTLINGSHILFE (SFH; vormals (Aufnahmen von Flüchtlingen aus osteuropäischen Staaten). Auf Grund der Schweizerische Zentralstelle für Flüchtlingshilfe, SZF) dokumentiert die Dokumentation, die die SFH 1955 für den Bericht von Prof. CARL LUDWIG Geschichte der Dachorganisation der Flüchtlingshilfswerke, deren Tätigkeit zusammengestellt hat, können auch die Lücken in den Beständen der Jahre über die Unterstützung von jüdischen Verfolgten weit hinausgeht. Der Be- 1936 bis 1944 teilweise geschlossen werden. Wer sich für die Sperre deut- stand wurde im Jahresbericht 1995 ausführlich vorgestellt. Im vergangenen scher Guthaben oder für nachrichtenlose Vermögen interessiert, findet hierzu Jahr konnte mit der eigentlichen Erschliessungsarbeit begonnen werden, die auch in diesem Archiv Unterlagen. Sie stammen aus der frühen Nachkriegs- durch die Stiftung Dialogik und die SFH finanziert wird. Herr Jonas Arnold, zeit und beziehen sich auf Verhandlungen der SFH mit jüdischen Organisa- der zur Tätigkeit der SFH bei Herrn Prof. Urs Altermatt eine Lizentiatsarbeit tionen und der Polizeiabteilung vor allem im Rahmen der Sachverständigen- verfasst hat, wird die Ordnung dieses Bestandes durchführen. Zunächst kommission für Flüchtlingsfragen sowie in der Gemischten Kommission für werden die Akten von 1936 bis 1955 erschlossen, wobei die ursprüngliche Fragen der Rück- und Weiterwanderung. Aus diesen Akten wird ersichtlich, Ordnung — soweit rekonstruierbar — beibehalten wird. Verschiedene Dos- wie schwierig es selbst nach dem Krieg war, die Behörden vom unerbittlichen siers wurden als Handakten jener Flüchtlingshelferinnen und -helfer identifi- Insistieren auf Weiterwanderung abzubringen und den Heimatlosen das ziert, die sich in der Nachkriegszeit besonders intensiv für die Flüchtlinge eingesetzt haben. In diesen Quellen, die für die Zeit nach 1944 praktisch Dauerasyl zu gewähren. lückenlos vorliegen, treten unter anderen folgende Persönlichkeiten der SFH durch ihre Hilfsbereitschaft hervor: Pfarrer HENRY Louis HENRIOD (Direktor Aktionsgemeinschaft für die Juden in der Sowjetunion Das Zürcher Zentralsekretariat der AKTIONSGEMEINSCHAFT FÜR DIE JUDEN IN der SZF 1945/46), Pfarrer PAUL VOGT (Direktor der SZF September DER SOWJETUNION stand 1996 vor der Auflösung; das Schicksal seiner Akten 1946/47), Rudolfe war ungewiss. Dank der Initiative von Herrn Dr. VINCENT FRANK, Basel, kam Olgiati (Präsident der es zur Anfrage an das Archiv für Zeitgeschichte. In der Folge übergab Frau SZF 1945-55), Dr. GHANA BERLOWITZ, die bisherige Präsidentin, Unterlagen im Umfang von SYLVAIN S. GUGGEN- rund 8 Laufmetern. Ergänzende Archivalien verdanken wir Frau MARTINA HEIM (Vizepräsident FRANK, der damaligen Vertreterin der Ortsgruppe Basel und heutigen Leiterin der SZF 1945-48), der Aktionsgemeinschaft. Kaum war das Archiv gesichert, stieg auch dessen Dr. ROBERT MEYER Bedeutung, regte sich doch weltweit ein Interesse an den vergessenen Opfern (Leiter des Rechts- des Holocaust in Osteuropa. 1977 hatten engagierte Schweizer Juden begon- dienstes der SZF nen, sich für die verfolgten und unterdrückten Juden in der damaligen So- 1945-50)und MILLY wjetunion einzusetzen. 1979 wurde die Aktionsgemeinschaft für die Juden in FURRER (Leiterin der der Sowjetunion gegründet. Sie machte durch Demonstrationen, öffentliche SZF 1947-55). Appelle, politische und kulturelle Aktivitäten auf das Schicksal der dortigen Aufschlussreich sind Juden aufmerksam und versuchte, sie in ihrem Kampf um die Bewahrung auch die Protokolle, ihrer Identität und bei den Bestrebungen zur Auswanderung materiell und Zusammenarbeit_ von SFH und UNHCR: Staatenlose,, „Rundschreibe . _ ,. , n ,„. und. ideell zu unterstützen. Seit der von Gorbatschow eingeleiteten Perestroika ; , . , r,,.. ... , ~- , , ,~ . Briefe, die ab 1944 ehemals russische Flüchtlinge werden am 27.3.1962n in und dem nachfolgenden Zusammenbruch der Sowjetunion konzentriert sich eine ste ende Dichte die Schweiz aufgenommen (SFH-Archiv) 'g die Arbeit dieser Schweizer Hilfsorganisation auf Weissrussland. Lebens-

12 13 mittelhilfen, Kulturförderung, Informationen zu Israel, Besuche und Reisen Satzungen des IKRK widersetzt, die eine strikt neutrale Haltung der Mitarbeiter von Kontaktgruppen gehören zu ihrer kontinuierlichen Arbeit. forderten. Als Folge seines Engagements verlor er seine Existenzgrundlage in Das übernommene Archiv enthält Materialien aus der Zeit von 1978-1994, der Schweiz. Dies veranlasste ihn, nach Wien zu ziehen. 1955 wurde er öster- darunter Protokolle der Vorstandssitzungen, Korrespondenzen mit interna- reichischer Staatsbürger, später mehrmals geehrt und 1990 seitens des IKRK tionalen Organisationen, Parlamentsmitgliedern und weiteren Personen, die rehabilitiert. Im Bestand von Louis Haefliger finden sich rudimentäre Belege zu in diesem Bereich tätig waren. Akten und Fotos zu Hilfs- und Kulturaktio- seiner Befreiungsaktion. Dazu zählen seine persönlichen Notizen, ein unvoll- nen, Berichte zur Situation in einzelnen Städten der Sowjetunion, Aufzeich- ständiger Vortrag aus dem Jahr 1950 sowie einige Korrespondenzen aus der nungen zu antisemitischen Vorfällen und Personendossiers über ausgewan- Folgezeit. Das Leben von Louis Haefliger wird durch das derzeit vorhandene derte Juden ergänzen diesen Bestand. Bei der Übernahme stand die rasche Material leider nur spärlich dokumentiert. Sicherung im Vordergrund; die archivarische Erschliessung steht noch aus. ERICH HOLLÄNDER (1919-1994), dessen Schicksal sich im übergebenen Ko- Dokumentierte Einzelschicksale pienbestand widerspiegelt, hatte sich in Wien während der 20er und 30er Jahre sozialistisch engagiert und flüchtete nach der >Kristallnacht< im November Frau Dr. SILVIA WEIMAR schenkte dem Archiv für Zeitgeschichte den Nach- 1938 nach mehreren misslungenen Versuchen in die Schweiz. Er kam in das lass des Zürcher Kaufmanns WILLY GUGGENHEIM (1906-1983), den sie Flüchtlingslager Diepoldsau und später nach Felsberg bei Chur. Nach dem anlässlich einer Versteigerung im Jahr 1985 erworben und gerettet hatte. In Krieg liess er sich als kaufmännischer Angestellter in St. Gallen nieder, wo er erster Linie enthält der Nachlass reichhaltige Korrespondenzen mit Adressa- 1994 verstarb. Der Bestand enhält Materialien zu seiner sowohl jüdisch als ten im In- und Ausland, die aus persönlicher Perspektive Einblicke in die wirtschaftlichen und politischen Probleme der dreissiger Jahre und der auch katholisch geprägten Familiengeschichte und zu seiner Zeit in schweizeri- Kriegszeit geben. Aus den Korrespondenzen mit dem US-Konsulat, mit der schen Arbeitslagern von 1940 bis 1944. Zürcher Militärdirektion und mit seinem Anwalt geht hervor, dass Guggen- OTTO S(IEGFRIED) LEIB (geb. 1909) flüchtete 1929 zum ersten Mal vor antise- mitischen Übergriffen aus Konstanz in die Schweiz. Nachdem er vorüberge- heim 1941 vergeblich versuchte, aus der hend zurückgekehrt war, musste er 1933 erneut Deutschland verlassen. Da er in unsicher gewordenen Schweiz in die USA der Schweiz nicht als Flüchtling anerkannt wurde, emigrierte er über Prag und auszureisen. Schulhefte, Zeugnisse, Ta- Triest nach Palästina. 1937 wanderte er in die USA aus. 1972 kam er nach St. gebücher, Notizbücher, Fotos und Aus- Gallen, um PAUL GRÜNINGER zu besuchen. Der Einzelbestand, der diverse weise ergänzen den Bestand. Erinnerungsschriften und Korrespondenzen enthält (u.a. mit Paul Grüninger), Durch Vermittlung von Herrn LENZIN, illustriert auch jüdische Geschichte an der deutsch-schweizerischen Grenze. Mitarbeiter des Auslandschweizer-Sekre- Aus dem Einzelbestand LUISE ROSSIER-BENES wird das engagierte Leben tariates in Bern, konnte ein kleiner Teil dieser 1910 in Budapest geborenen Schweizerin erkennbar. Nach ihrer Verhei- des Nachlasses von Louis HAEFLIGER ratung und Übersiedlung in die Schweiz erwarb sie das Primarlehrerinnendi- (1904-1993) vom Archiv übernommen plom am Evangelischen Lehrerseminar in Zürich. Sie wurde u.a. Mitbegründe- werden. Haefliger gelang es im April rin und ehemalige stellvertretende Leiterin der Heilpädagogischen Hilfsschulen 1945 durch seinen persönlichen Einsatz der Stadt Zürich sowie Leiterin des IKRK-Kinderheimes für psychisch geschä- als IKRK-Mitarbeitcr, 60'000 Internierte digte Flüchtlingskinder in Prangins VD. Sie beteiligte sich an zahlreichen des Konzentrationslagers Mauthausen vor z humanitären Einsätzen im In- und Ausland. Hervorzuheben ist der Bericht von Louis Haefliger ^em T°d u retten. Dabei hatte er sich den Pfarrer GABRIEL SZTEHLO, der hier in Übersetzung vorliegt und der

14 15 Volkswirtschafts-Departement des Kantons St.Gallen St.Gc.ilc:.'. -: ebruar 1941 Tel. Nr. 2 84 34 Sammelt ftnodjen. über seine Hilfstätigkeit zu- Amt fUr Kriegswirtschaft. fcmt'onale Senttdj'teue für 'SHiftofle unb gunsten der verfolgten unga- Kantonale Zentralstelle für teilt mit: Altstoffe und Abfälle. An die 'ßrt'Odjen fiiib ein ungemein nwtöotler 8W)* risch-jüdischen Bevölkerung Kantonale Zentralstelle des fto{j. 9lu§ einem einjißen Sfilogromm SSuodjen Budapests 1944/45 Auskunft Trauer/hilf seltenstes, ï&nnen unter aa eiä ïein ein» WEISS-CORRODI 1995 über- jißcr îhiodjen mehr ber SBerlBerUin^ öerl'oren Das Kriegs- Industrie- und Arbeits-Amt,Bern, hat die'Kantons- flehen. Sftir>jt jebc ^nn*ï>ailtung j(ityrlid) nur ein gebenen und 1996 geordne- Regierungen in diesen Tagen aufgefordert, ihre Anstrengungen Mt'loflramm ^odjen loeg, (o öerüeren ttwr ba= flir die Sammlung von Altstoffen und Abfällen zu intensivieren. ten Unterlagen entstammen mit flau je 1 000 Sonnen an atner[e^()arem aus ihrer Tätigkeit beim Zivi- Wir haben uns entschlossen, den P.H.D. des Kantons St.Gallen ©ie mft||eu SDnodjen rote zur Unterstützung unserer Bestrebungen beizuzleh^n. Am 26,5eb, len Frauenhilfsdienst in ihrer haben wir daher mit Ihrer Präsidentin, Frau Niederer-Sohoop, aufOeipalfjreu. Äiejern ©i« biefe „®ei)eine" re Wohngemeinde Wattwil die Möglichkeit des Einsatzes des F.H.D. besproctton und ihr gelmajjig ber ©aatimekiltibn ^irer GJemeinbe unsere Wünsche unterbreitet. ofe. (SO). Sie geben ein Beispiel für die vielfältigen Hilfelei- Wir ersuchen den F.H.D. um Uebernahme folgender Funktionen: Aufruf an die St. Galler Bevölkerung im 2. stungen, die engagierte Frau- 1) Vermehrte Aufklärung bei den_Hausfrauen. en in den Kriegsjahren für \Veî7mr"'ATtrs-iroYré''uAa'M8hênàbTWre"sInd aufzubewahren. Weltkrieg (undatiert, Bestand Ruth IVeiss- An wen sind sie abzuliefern. FUr was können diese Stoffe Corrodi) die Flüchtlinge und Soldaten verwendet werden. erbracht haben. Stichproben in Haushaltungen,ob Altstoffe und Abfälle rTchtfg" dem Sammeldienst abgeliefert werden oder sonst Verdankt sei hier auch der umfangreiche Kopienbestand zur Thematik >nach- eine volkswirtschaftlich richtige Verwendung finden. richtenlose Vermögem, den OLIVER HAUSER für seine Lizentiatsarbeit zu- 2) üeberwaohun^ der Sammeltatigkolt. sammengestellt hat und den er dem Archiv für Zeitgeschichte geschenkt hat. 7iTeTÎWr*auK)tt'*d"t^*pT'lTaTSh*"unf''bTfentlichen Sammlungen alle Haushaltungen und Botriebe erfasst,die Altstoffe und Abfälle Der Bestand dokumentiert den Zeitraum von 1945 bis August 1996. Neben liefern können. einer umfangreichen Zeitungsausschnittsammlung enthält er Bundesrats- Werden durch private Sammlor und Gomeindesasimlungen sämtliche beschlüsse und Botschaften des Bundesrates, Nationalratsdebatten aus den Stoffe abgeholt,fUr die die Samaolpflicht besieht. Jahren 1945 bis 1995 sowie diverse Unterlagen, die sich mit dieser Thematik Wir bitten Sie, Ihre BezirkB-ur.d Gemeinde-Leiterinnen ent- sprechend zu instruieren und uns per Ende jeden Monats,erst- befassen. mals per ?1.März 1941 Über Ihre BecbaOnTüftften JTapporf zu er- statten. Wir wurden es begrUssen, wenn Sie uns^ïetaftzeitig Ihre Anrejgungen und Vorschläge unterbreiten wltrdon. Projekte im Joint-Archiv, New York Der F.H.D. ist bestimmt,auf diese Weise eine bis Jetzt beste- Mit Unterstützung von Herrn WALTER GUT und der SALY MAYER MEMORIAL hende Lücke auszufüllen. Im Gespräche von Hausfrau zu Hausfrau FOUNDATION, ZÜRICH, und dank dem Entgegenkommen der Leitung des ergeben sich bestimmt viele Möglibhkeiteri der Aufklärung,die fUr ein Amt nioht bestehen. AMERICAN JEWISH JOINT DISTRIBUTION COMMITTEE konnte mit den Vor- Wir erwartun, dass sich der F.H.D. freudig in den Dienst dieser Links: Das Amtß'ir Kriegswirtschaft St. Gallen ersucht den F.H.D. um Mitarbeit ba grossen Arbeit stellt und die gestellte Aufgabe mit ganzem Aufklärung und Überwachung der hausfraulichen Sammeltätigkeit, 27.2.1941 Einsatz löst. Hochachtungsvoll (Bestand Ruth Weiss-Corrodi) Amt f.Kriegswirtschaft des Kts.St.Gallen Sekretariat: sig.Vetsch. arbeiten für ein zweites Verfilmungsprojekt begonnen werden. Dieses soll die den Holocaust hinaus und bezieht sich auch auf die späteren Jahre der Über- abgeschlossene Verfilmung des Nachlasses von SALY MAYER ergänzen. Frau lebenden und auf deren Lebensverhältnisse in der Schweiz. Bisher sind 20 MONIKA BUCHELI übernahm während ihres mehrmonatigen Aufenthalts in ausgefüllte Fragebogen in der Dokumentationsstelle eingetroffen. Weiterfüh- New York die Aufgabe abzuklären, welche weiteren für die Schweiz wichti- rende Interviewprojekte sind geplant; die Finanzierung ist noch offen. gen Akten im Joint-Archiv vorhanden sind. Für ihre Mitarbeit bei der Vor- Am 21. Januar 1996 stellte Dr. Uriel Gast in Bern an der Jahressitzung der bereitung dieses neuen Verfilmungsprojekts danken wir Frau Bucheli sehr. ARBEITSGEMEINSCHAFT FÜR DIE GESCHICHTE DER JUDEN IN DER SCHWEIZ die Sehr erfreulich ist das Entgegenkommen des Joint-Archivs, seine sämtlichen Zielsetzungen und Aufgaben der Dokumentationsstelle Jüdische Zeitge- Findmittel dem Archiv für Zeitgeschichte zugänglich zu machen und in schichte vor. Kopieform zu überlassen. Sie beziehen sich auf die Hilfstätigkeit dieser Am 2l. Oktober 1996 haben auf Initiative von Frau Dr. MYRTHE DREYFUSS, bedeutenden Organisation in aller Welt und enthalten eine Fülle von Hin- der ehemaligen Leiterin des VERBANDES SCHWEIZERISCHER JÜDISCHER FÜR- weisen auf auch für die Schweiz relevante Quellenmaterialien. Zu den Find- SORGEN, einige amerikanische und israelische Teilnehmer der Tagung des mitteln gehören der >Catalogue of thé Archives of thé American Jewish Joint EUROPEAN JEWISH COUNCIL in Zürich kurz das Archiv für Zeitgeschichte Distribution Committeeof thé Years, vol. l ( 1914-1918); vol. 2 ( 1919-Juli besichtigt. Dass in der Schweiz eine solche Dokumentationsstelle aufgebaut 1921); vol. 3 (August 1921-1932); vol. 4 (1933-1944); vol. 5 (1945-1964)< wird, wurde von den Teilnehmern sehr positiv aufgenommen. und der >Catalogue of thé Dominican Republic Settlement Association (Dor- Vom 24. bis 26. November 1996 fand in Paris die erste Konferenz der euro- sa), 1939-1977<. Der zuletzt genannte Katalog bezieht sich auf die Unterstüt- päischen Forschungs- und Dokumentationszentren zum Holocaust statt. Sie zungen, die der Joint für die Flüchtlinge in der Dominikanischen Republik wurde vom CENTRE DE DOCUMENTATION JUIVE CONTEMPORAINE in Paris während der Zeit von 1939 bis 1977 leistete. Die dortige Niederlassung von organisiert. Dank der Vermittlung von Vizedirektor ANDREAS KELLERHALS, Flüchtlingen lässt sich als ein positives Ergebnis der im übrigen sehr beschä- Schweizerisches Bundesarchiv, wurde auch das Archiv für Zeitgeschichte mend verlaufenen Evian-Konferenz von 1938 interpretieren, an der General eingeladen, seine Bestände zur jüdischen Zeitgeschichte und die Arbeit seiner Trujillo als einziger Staatsmann die Aufnahme von lOO'OOO europäischen soeben errichteten Dokumentationsstelle vorzustellen. Die verschiedenen Flüchtlingen angeboten hatte. Gespräche während der Tagung boten Prof. Urner und Dr. Gast die Gelegen- heit, Kontakte zu Spezialisten der Holocaustforschung aus Europa, Amerika Kontaktpflege und Präsentationen und Israel zu knüpfen. Im Oktober 1995 formierte sich in der Schweiz dank der Initiative von Herrn GABOR HIRSCH erstmals eine Kontaktstelle von Überlebenden des Holocaust. Durch die Vermittlung von Frau REINE SEIDLITZ wurde die Dokumentations- Dokumentationsstelle Wirtschaft und Zeit- stelle eingeladen, an der Zusammenkunft dieser Gruppe ihre Aufgaben und Ziele vorzustellen. Seit 1994 läuft ein weltweites Projekt der STEVEN SPIEL- geschichte BERO FOUNDATION mit dem Ziel, die Lebenserinnerungen möglichst vieler Im ersten Halbjahr 1996 standen zwei Aufgaben im Vordergrund: die Er- Holocaust Überlebender auf Video festzuhalten. Da auch die Schweiz in schliessung der Geschäftsakten des VORORT-Direktors Dr. HEINRICH HOM- dieses Projekt miteinbezogen wurde, hat sich die Dokumentationsstelle BERGER sowie die Entwicklung einer Systematik, welche die Aktenklassifika- vorerst darauf beschränkt, einen Fragebogen an die Mitglieder der Kontakt- tion an der Geschäftsstelle erleichtern soll. Frau HENRIKE HOFFMANN hat den stelle mit der Bitte abzugeben, neben Angaben zur Biographie auf die wich- Bestand Heinrich Hornberger im Rahmen einer Diplomarbeit der Ecole tigsten Wegstationen einzugehen. Dabei geht unser Interesse zeitlich über Supérieure d'Information Documentaire (E.S.I.D), Genf, mit Unterstützung

18 19 von Herrn Dr. Peter Scheck erschlossen. Kompatibilität zum historischen Vorort-Archiv problemlos gewährleist Sie arbeitete vom 25. März bis zum 14. werden könnte. Die Bereinigung der Klassifikation zuhanden der Vorort- Juni in der Aussensteile Hönggerberg, Geschäftsleitung gehörte zu den ersten Aufgaben des neuen Stelleninhabers. wo sie in einem ersten Durchlauf sämtli- Die praktische Handhabung dieses Ordnungssystems und damit zusammen- che Aktenfaszikel sichtete. Auf Dossier- hängende Fragen der EDV sowie der Mitarbeiterschulung bleiben als Proble- stufe wurde dabei der Inhalt verzeichnet, me auch künftig aktuell. Daneben wurde der Umzug der zentralen Bestände ohne zunächst die bestehende Ordnung des Vorort-Archivs an den Hirschengraben 62 vorbereitet, wo auch der zu verändern. In einem zweiten Schritt Schwerpunkt für die Weiterbearbeitung und Benutzung liegt; das Aussen- nahm die Diplomandin die Erstellung lager Hönggerberg wird als Zwischenlager beibehalten. einer Klassifikation in Angriff. Dabei Eine grosse Sorge war die langfristige Sicherung der Akten aus der Frühzeit galt es, die zufällig zusammengesetzten des Vororts, darunter handschriftliche Protokolle und Korrespondenzkopien Aktenbiindel in eine Ordnung zu bringen, mit zunehmend verblassender Schrift. Zur Rettung der gefährdetsten Quellen- ohne die Provenienz zu zerstören. Die bestände im Vorort-Archiv wurde ein grösseres Mikroverfilmungsprojekt weitgespannte Tätigkeit Hombergers durchgeführt. Unter sachkundiger Hilfe durch die Eidgenössische Drucksa- während und nach dem Zweiten Welt- chen- und Materialzentrale (EDMZ), für die wir den Herren FANKHAUSER krieg wird durch diese systematische und SCHALLER danken, wurde die Verfilmung von rund 70'000 Seiten an ein Dr. Heinrich Hornberger (1896- Gliederung transparenter und für die Be- spezialisiertes Unternehmen vergeben und innert kürzester Zeit durchgeführt. 1985) nutzung leichter erkennbar. In einem Für die Benutzung stehen nun die nach den aktuellsten technischen Standards dritten Schritt mussten die Dossiers auch verfilmten Gründungsakten und die hauchdünnen Missiven zwischen 1874 physisch entsprechend der erarbeiteten Ordnung eingereiht und in säurefreie und 1928 gut gesichert auf 16mm-Filmen zur Verfügung, während die ge- Mäppchen und Schachteln verpackt werden. Das nun vorliegende Verzeichnis bundenen Originale vor weiterer Beschädigung geschützt sind. enthält detaillierte Angaben über den zeitlichen Umfang und den Inhalt der Der Ausbau unserer Dokumentationsstelle Wirtschaft und Zeitgeschichte, der einzelnen Dossiers. lange Zeit stagniert hatte, kam durch das Interesse der GESELLSCHAFT ZUR Herr Dr. PETER SCHECK ist per Ende Juni 1996 ausgeschieden, nachdem er FÖRDERUNG DER SCHWEIZERISCHEN WIRTSCHAFT (WO wieder in Bewegung. zum Stadtarchivar von Schaffhausen gewählt worden war. Er hat sich inten- Die Wf verfügt über eine vorzügliche Zeitungsausschnittdokumentation zu siv für die Erschliessung des Vorort-Archivs in der Aussensteile Höngger- den Jahren 1943-1993, deren Erhaltung wegen Raumnot seit längerer Zeit in berg eingesetzt, wofür ihm auch hier sehr gedankt sei. Als Nachfolger wurde Frage gestellt war. Sie zeigte sich daher an einer Zusammenarbeit in Archi- Herr Dr. des. DANIEL NERLICH gewonnen', der bereits praktische Erfahrungen vierungsfragen sehr interessiert. Die Vereinbarungen standen bei Jahresende mit der Archivierung von Wirtschaftsakten hat. Herr Dr. Nerlich ist seit dem unmittelbar vor dem Abschluss; über sie wird 1997 zu berichten sein. 1. August als Leiter der Dokumentationsstelle Wirtschaft und Zeitgeschichte Weniger erfreulich ist die Archivsituation in der Privatwirtschaft. Während tätig, für die ebenfalls eine verbreiterte Basis angestrebt wird. im staatlichen Bereich seit der Senkung der Aktensperrfristen schon lange Obschon die bisherige Ordnung des Vorort-Archivs mit viel Aufwand über- intensiv geforscht wird, hielten Privatunternehmen ihre Archive — soweit arbeitet worden ist, um der Aktenbildung der Geschäftsstelle Rechnung zu vorhanden — zumeist verschlossen. Die vom Bund jetzt veranlasste Auf- tragen, zeigte sich, dass die Themen, mit denen sich der Vorort heute ausein- arbeitung ist auch eine Folge dieses durch Verdrängung entstandenen Nach- andersetzt, einem zu starken Wandel unterliegen, als dass die angestrebte holbedarfs. Empfindlich getroffen werden diejenigen Unternehmungen, die

20 21 ins Zwielicht geraten, die aber ihre frühere Geschäftstätigkeit nicht über- prüfen können, weil die eigenen Archivbestände gravierende Lücken auf- Im November 1996 wurde dem weisen. Die verbreitete Meinung, Aufwendungen für die Archivierung von Archiv der Nachlass des führen- Geschäftsakten, aus denen sich kein unmittelbarer Nutzen ziehen lässt, seien den Freiwirtschafters Dr. iur. unnütze Investitionen, erweist sich heute in jeder Beziehung als kostspielige HANS KONRAD SONDEREGGER Fehleinschätzung. Unternehmen, die ihre zurückliegende Tätigkeit nicht (1891-1944) geschenkt. Nach ei- dokumentieren können, sind und bleiben äusserst verletzlich. Eine vermehrte nigen Jahren als protestantischer Zusammenarbeit mit Archiven auf eidgenössischer, kantonaler und kommu- Pfarrer im Engadin absolvierte der naler Ebene in Archivierungsfragen ist deshalb auch im Wirtschaftsbereich gebürtige Appenzellerein Studium nur von Vorteil. der Rechtswissenschaft und wirkte danach als Rechtsanwalt in Hei- den. 1934/35 vertrat er Appenzell Schenkungen zu anderen Themen Ausserrhoden im Ständerat, 1939 bis 1943 den Kanton Baselland im Nationalrat. Daneben betätigte er Die Dokumentationsstellen bearbeiten nur einen Teil der Archivbestände. sich auch publizistisch: Von 1936 Vor allem die Privatnachlässe, aber auch die Aktenbestände aus auslän- bis 1944 war er Herausgeber und dischen Archiven (Mikrofiches, Mikrofilme) enthalten Unterlagen zu unter- Redaktor der in Heiden erschei- schiedlichen Fragestellungen und entziehen sich einer Zuordnung im engeren nenden demokratisch-freiwirt- Sinne. Sie tragen mit dazu bei, dass Forschende im Archiv für Zeitgeschichte Dr. Hans Konrad Sonderegger schaftlichen Wochenzeitung >DER zu einem breiten Themenspektrum Quellen vorfinden, wobei nicht die Voll- DEMOKRAT^ Während des Zwei- ständigkeit, sondern die Relevanz und Ergiebigkeit im Vordergrund steht. Im ten Weltkriegs wandte er sich gegen die restriktive bundesrätliche Flücht- Berichtsjahr sind einige historisch interessante Neuzugänge zu verzeichnen. lingspolitik. Seine politische Karriere wurde 1943 jäh beendet, als seine An erster Stelle steht der Vorlass, den Herr Dr. FRED LUCHSINGER übergeben Haltung im kritischen Sommer 1940 bekannt wurde. In Briefen hatte er nach hat — ein nach Umfang kleiner Bestand von bis anhin drei Archivschachteln, der Kapitulation Frankreichs eine Umbildung des Bundesrates gefordert und der mit den unmittelbaren Bezügen zum Weltgeschehen im Archiv für Zeit- gemeint, sich so mit den Achsenmächten verständigen und den Fortbestand geschichte zu den kostbaren Schenkungen gehört. Aus der Zeit als Aus- der Schweiz sichern zu können. Neben Materialien zur Biographie dokumen- landkorrespondent der Neuen Zürcher Zeitung in Bonn (1955-1963) blieben tiert der Bestand namentlich Sondereggers publizistische und politische Notizen zu Gesprächen mit führenden Politikern erhalten, darunter mit Bun- Tätigkeit. Zusammen mit dem Nachlass konnte auch ein nahezu vollständiges deskanzler Konrad Adenauer, der Fred Luchsinger besonderes Vertrauen Exemplar von Sondereggers Zeitung >DER DEMOKRAT< übernommen werden. entgegenbrachte. Als Leiter der Auslandsredaktion und als NZZ-Chef- Der kleine Nachlass von Prof. Dr. THEOPHIL SPOERRI (1890-1974) enthält redaktor (1968-1984) unternahm er zahlreiche Informationsreisen, über die Unterlagen zu seiner Tätigkeit-als Wissenschaftler, als Bürger und engagierter seine Korrespondenzen, Aufzeichnungen und weiteren Unterlagen teilweise Zeitgenosse. Spoerri arbeitete nach seiner Promotion 1916 in Bern zunächst als Aufschluss geben. Die Informationsauswertung und Analyse finden sich Gymnasiallehrer. 1922 wurde er als Professor für französische und ältere italie- jeweils in seinen Artikeln und Vorträgen. Mit der Erschliessung des Bestan- des wurde Anfang 1997 begonnen. nische Literatur an die Universität Zürich berufen. Er war Dekan der Phi- losophischen Fakultät (1932) und Rektor (1948/49). 1952 wurde ihm die

22 23 Heiden,den 22.November 1938« Ehrendoktorwürde der Universität Genf verliehen. Spoerri war aktives Mitglied der MORALISCHEN AUFRÜSTUNG und der NEUEN HELVETISCHEN GESELLSCHAFT An den lierrn Hauptschri£tleiter und zudem Mitbegründer und erster Präsident des GOTTHARD-BuNDES im dos Stuttgarter NS-Ku±±ec Zweiten Weltkrieg. Für die Schenkung danken wir Frau Dr. MARION ROE- MER-SPOERRI. Zu den Gründungsmitgliedern des GOTTHARD-BUNDES gehörte auch Dr. Sehr geehrter/ Herr Kollego, CHRISTIAN GASSER, dessen Nachlass im Juni 1996 durch weitere Materialien ich danke Ihnen herzlich für Ihren freundlichen wrief ergänzt wurde; darunter befinden sich auch die Fortsetzungsbände zur Fa- vom 14.de und die Einladung,bei einem allfälligen besuche miliengeschichte. Das Verzeichnis wurde ergänzt und neu ausgedruckt. in ^.tuttgart Ihr üaot zu sein.Ich muss gestehen,daos fUr mich die Vorauchung,oine kloino Fahft nach Deutschland zu machen Zusammen mit dem Nachlass von Theophil Spoerri und weiteren Materialien und ;;iich dabei mit doutachon Kollegen zu unterhalten,nicht liegen nun eingehende Dokumentationen zur Geschichte des Gott- tjciring iot./.ber ich verzichte vorderhand auf diese Fahrt und zv/ar auü folgenden Gründen. hard-Bundes vor. Gemäss testamentarischer Verfügung ist dem Archiv für Zeitgeschichte der Lie jUngate «Judenverfolgung verrät eine derartige Rohheit, Lr .i^eit und Proisgube aller menschlichen Regungen,daas auch dem Nachlass von BENNO HEINRICH SCHAEPPI (1911-1988) übergeben worden, wohlwollenden Ueurteiler die Lust vergeht,das Land,das Sie eine der in Deutschland verstorben ist. Schäppi wurde am 20. Dezember 1947 vom Kulturnation nennen,zu betreten. Ile i ne Tochter war damals zu- L'üllig in JUnchen;sie hat den Aufenthalt in Deutschland keine Bundesstrafgericht wegen Angriffs auf die Unabhängigkeit der Eidgenossen- Stunde länger auogehalten.Ich lehne den Vorwurf,selber "ver- schaft, wegen Verletzung militärischer Geheimnisse und militärischen und ludet" zu aein,durchaus ab und habe es von jeher augelehnt,mein politischen Nachrichtendienstes und Werbens sowie wegen Vorschubleistung jrteil über das neue Deutschland nach der weitgehend mit Recht lugolehnten sog.K Emigrantenliteratur zu bilden.Offenbar kann zu fremdem Kriegsdienst zu 16 Jahren Zuchthaus verurteilt. 1911 in St. wn in Deutschland nicht verstehen,dass es sich hier für uns Gallen geboren, war er von 1936-38 Landespropagandaleiter der Nationalen licht uia die Judenfrage,sondern um eine Frage der menochlichen Front und gehörte dort zu den schärfsten Extremisten. Sein Nachlass doku- iesittung handelt.Ich anerkenne die Berechtigung einer Judon- i'rngo, obwohl ich dio Geschichten von einer geheimnisvollen Vfolt- mentiert — wie auch derjenige von Dr. iur. HEINRICH BÜELER — den Weg reruchwürung zur Erlangngg der Weltherrschaft als .Kirchen be- vom Frontisten und Antisemiten zum überzeugten Nationalsozialisten, zum trachte. Ich anerkenne die Notwendigkeit,den Einfluss des jüdischen Mitglied und Propagandisten der Waffen-SS, für den die Zukunft der loistes im Kxtlturleben - Presse,Literatur,Theater usw - einzu- L0imaen./.ber zur Lüoung dieser Judonfrage gab es andere Mittel Schweiz im Dritten Reich lag. Schon 1939 strafbar geworden, suchte der ilfi dio von Deutschland angewandten! dor Ausplünderung,wirtschaft- Informant des Sicherheitsdienstes in Deutschland Zuflucht; 1941 meldete er ichen Vernichtung und Jloshandlung.Eo ist eine Ungeheuerlichkeit, sich zur Waffen SS. Vom Oktober 1942 bis April 1944 leitete er im Rang 'üllig unbeteiligte und wehrlose Menschen für das in Paris be- ,angone Verbrechen eines Einzelnen verantwortlich zu machen,7/cnn eines Unterscharführers das berüchtigte >Panoramaheim< in Stuttgart. Dort .ieoer morkwilrdige "Rechtsgrundsatz" vom gesamten Ausland gegen wurden Schweizer, die aus verschiedenen Gründen illegal über die Grenze eutcchland angewendet wlirde,so durfte kein Deutscher mehr seine gekommen waren, untergebracht und dann für die Waffen-SS, aber auch für .aniesgronze Üb er schrei t en. So dann kommt in diesem Vorgehen gegen eluloso eine Feigheit und Verrohung der Gesittung zum Ausdruck, den Arbeitseinsatz in der deutschen Kriegsproduktion angeworben. Schaeppi i.o uns Ausländer mit Staunen,aber auch mit Schrecken erfüllt. wurde 1943 ausgebürgert. 1956 wurde er vorzeitig aus der Strafanstalt Re- iot unendlich feige,.-nit Uebormacht gegen 1/iensohen vorzugehen, gensdorf entlassen und übernahm dann als deutschet; Staatsbürger die Ver- in uich nicht wehren künnen;das steht doch in seltsamem tfider- pruch zur heldiachon Eraiehung,de»en sich der Nationalaoziulisraua Links: Vehementer Abscheu vor den Judenpogromen trotz latentem Antisemitismus il'hüit .^-oldontum setzt zum mindesten Kampf gegen ebenbürtige Gegner — Brief Hans Konrad Sondereggers an den Redaktor des NS-Kurier Stuttgart, it gleichen V;äffen und Mitteln voraus.üodann ist eo die Verro- geschrieben einige Tage nach der >ReicliskristalInacht<. (NL H. K. Sonderegger) u.'ig selbat,die uns mit üehrocken eri'Ullt;ob sio aich ge0on Juden der Oe^en arische "Volksgenossen" riehto,spielt dabei keine ollo.ZurlO::: wissen wir,dass diese JudenverfolgTing eine vorborei- 25 ote otaats-bezv/.Purtei-AXtion war und keine "spontane l.ntrUotung" . ü i:jt geradezu ein Lichtblick,daau dng deutsche Volk selbst mit iooor hohJioit koinoowegjo einvorst.andon war;auor oo kann aoine ti..imo niant or oben. Frau LISELOTTE HILB. Auf Vermittlung von Herrn Prof. Dr. GUY P. MAR- tretung eines grossen Zeitschriftenverlages in Paris. Zuletzt lebte er in einer CHAL und Herrn PD Dr. ARAM MATTIOLI übernahm das Archiv den Einzel- norddeutschen Kleinstadt und blieb seiner Überzeugung nach ein Nationalso- bestand RUDOLF GNEVKOW. zialist, der sich von der Schweiz ungerecht behandelt fühlte. Eine Reihe kleinerer Schenkungen verdankt das Archiv für Zeitgeschichte Der Nachlass enthält vor allem Unterlagen zum Strafprozess vom Dezember folgenden Personen und Institutionen: ELSIE ATTENHOFER SCHMID, Prof. Dr. 1947 in Luzern sowie zu Schaeppis späteren Bestrebungen, eine Revision des Dr. h. c. JEAN-FRANÇOIS BERGIER, CHRONOS VERLAG Zürich, Dr. IGNAZ Urteils zu erlangen. Da das Gericht keine Wortprotokolle von Zeugenaus- CIVELLI, Dr. THOMAS EHRSAM, ETH-BIBLIOTHEK. (Mediothek, Herr Koch), sagen anfertigen liess, hat er sie selbst stenographisch festgehalten. Für seine Dr. FREYA EISNER, Dr. KATIA GUTH (Jüdisches Museum der Schweiz, Basel), Revisionsgesuche verfasste er zum Panoramaheim eine Rechtfertigungs- MARGRIT HEINIMANN, Dr. DANIEL HELLER, Dr. CLAUDIA HOERSCHELMANN, schrift von 80 Seiten und brachte diverse eidesstattliche Erklärungen von Prof. Dr. iur. ERIC HOMBURGER, MARGRIT IIONGLER, DANIEL KÜNZI, Dr. potentiellen Entlastungszeugen bei. Die Korrespondenzen mit seinen Anwäl- HEINRICH OSWALD, PESTALOZZI-BIBLIOTHEK. WIPKINGEN (Frau Durand), ten beziehen sich u. a. auf seine Revisionsgesuche sowie auf seine Bemühun- Prof. Dr. ROLAND Ris, Dr. SILVIA RÜDIN, WILLI SAUSER, LUKREZIA SEILER, gen, die deutsche Staatsbürgerschaft zu erhalten. SCHWEIZER FERNSEHEN DRS (Redaktion >Spuren der Zeit<), Prof. Dr. KURT Die im November übergebene Nachlieferung zum Nachlass Dr. SPILLMANN (Forschungsstelle für Sicherheitspolitik und Konfliktanalyse ETH (1901-1966) enthält Materialien aus der Zeit nach seinem Rücktritt als Lan- Zürich), Prof. Dr. PETER STADLER, Dr. WOLFGANG WEBER, Dr. STEPHAN desleiter der Nationalen Front und bezieht sich auf die Jahre 1938 bis 1947. WINKLER, Dr. ERNST ZIEGLER, Dr. RUDOLF ZIPK.ES. Allen Donatoren sei an Sie ergänzt damit den bisherigen Bestand, der 1938 endet. Es handelt sich um dieser Stelle für ihre Schenkungen herzlich gedankt. Manuskripte, Essays und Notizen, um Prozessakten und verschiedene Perso- nen- und Sachdossiers, um Zeitungsauschnittdokumentationen zu politischen Themen und zum Kriegsverlauf sowie um Unterlagen zu Organisationen und Personen aus dem Umfeld der frontistischen Bewegung. Laufende Projekte Von Frau CHRISTINE KÄGI-ANDERFUHREN wurde dem Archiv ein Teil des Nachlasses ihres verstorbenen Gatten, des Publizisten und Redaktors ULRICH Die OERLIKON-BÜHRLE HOLDING AG (OBH), vertreten durch Herrn Dr. KÄGI (1924-1995) mit Aufzeichnungen und Korrespondenzen übergeben. HANS WIDMER als Chairman of the Board, hat das Archiv für Zeitgeschichte Aus der Zeit vor seinem Bruch mit dem Kommunismus blieben keine Unter- 1996 angefragt, ob es bereit wäre, die Bally-Archivbestände zu sichten und lagen erhalten; seine umfangreiche Fiche enthält — wie er meinte — die festzustellen, welche Unterlagen zur Geschäftstätigkeit der Firma BALLY in wesentlichen Aktivitäten nicht. Deutschland während der Jahre 1933 bis 1945 noch vorhanden sind. Die Frau ELISABETH IMBODEN-STAHEL, Herrn Prof. Dr. DIETER M. IMBODEN und Frage, ob sich bei Bally hierzu relevante Unterlagen auffinden lassen, war seinen Geschwistern verdankt das Archiv für Zeitgeschichte die Schenkung völlig offen. Unter der Voraussetzung, dass für die Abklärungen freier Zu- des Nachlasses von Professor Dr. iur. MAX IMBODEN (1915-1969). Bis Ende gang zu allen Bally-Archivalien gewährt wird, wurde dieses Mandat über- Jahr wurde ein Teilbestand übergeben, der bisher als Depositum im Staats- nommen und die Dokumentationsstelle Wirtschaft und Zeitgeschichte mit der archiv des Kantons Zürich aufbewahrt worden ist, wofür auch Herrn Staats- Durchführung beauftragt. Die Vereinbarung ist kurz vor Jahresende unter- archivar Dr. OTTO SIGG gedankt sei. Der umfangreiche, bei der Familie zeichnet worden. Anfang 1997 begann Herr Dr. Daniel Nerlich mit der Arbeit befindliche Nachlass folgt 1997. am Vorprojekt, das sich auf die Inventarisierung der Quellen im Firmen- und Ergänzungen zum Nachlass von PETER HIRSCH SURAVA (1912-1995) schenk- Holdingbereich konzentriert. Die aufgefundenen Unterlagen werden der te Herr ERICH SCHMID. Ebenfalls eine Erweiterung erfuhr der Vorlass von

27 26 10.7.1996 a. Nationalrat Dr. SiGMUND WIDMER: Als Unabhängiger in der unabhängigen Expertenkommission zugänglich gemacht, wobei eine spätere Partei- und Bundespolitik (Nationalrat, Landesring der Un- Öffnung für weitere wissenschaftliche Forschungen angestrebt wird. abhängigen, Pro Helvetia, Armee) Das vom SCHWEIZERISCHEN NATIONALFONDS unterstützte Projekt zur Vor- 11.12.1996 Prof. Dr. WALTHER HOFER: Zeitgeschichte im Widerstreit. bereitung einer Ausstellung und eines Kataloges zum Werk von WALTER Rückblick auf ein halbes Jahrhundert engagierter Forschung: BOSSHARD (1892-1975), das gemeinsam mit der SCHWEIZERISCHEN STIFTUNG Berliner Jahre 1947-1960 FÜR DIE PHOTOGRAPHIE durchgeführt wird, konnte wesentlich vorangebracht Das letzte Kolloquium fand erstmals am Hirschengraben statt und wurde mit werden. Im Berichtsjahr sind von Frau lie. phil. VRENI MÜNZER und Herrn einer Hausbesichtigung verbunden, nach der die Stiftung Dialogik einen Be- Dr. phil. PETER PFRUNDER die Texte zum Katalog weitgehend fertiggestellt grüssungsapero offerierte. Den Mitgliedern des Freundes- und Fördererkreises worden. Zudem wurden photographische Materialien für die Publikation gesichtet und ausgewählt. des Archivs für Zeitgeschichte sei auch hier für ihre wertvolle Unterstützung der Archivarbeit herzlich gedankt. Zu danken ist aber auch Frau IRENE GRAF Das mit Hilfe von Herrn Prof. Dr. LASZLÖ KARSAI in Budapest durchgeführte für die Fortsetzung der Transkription älterer Tonbandaufzeichungen. Quellenforschungsprojekt wurde abgeschlossen. Als Ergebnis liegt nunmehr ein Aktenbestand zu den ungarisch-schweizerischen Beziehungen insbeson- dere während der kritischen Phase 1944/45 vor, und zwar in Form von Ko- pien aus dem Archiv des ungarischen Aussenministeriums; sie geben auch EDV im Archiv für Zeitgeschichte Auskunft über die mutigen Aktionen von Konsul Carl Lutz und der IKRK-Delegierten zur Rettung der Budapester Juden vor der Vernichtung. Der Umzug des Archivs war im Bereich der EDV nur der äussere Anlass für Weitergeführt wurde das Projekt eines Archivführers; Frau Dr. Marie-Ciaire den fast vollständigen Ersatz unserer alten Maschinen und der Systemsoftwa- Däniker nimmt die neu erschlossenen Bestände fortlaufend auf und setzt die re: Nach acht- und mehrjährigem Einsatz waren die meisten unserer PC's den Aktualisierung fort. Anforderungen an eine moderne Datenverarbeitung nicht mehr gewachsen; der fällige Wechsel auf ein Betriebssystem mit graphischer Oberfläche, der Fähigkeit zum Multitasking und effizienter Datenkommunikation verlangte Oral history: Kolloquien zur Zeitgeschichte auf Hardwareseite nach ganz wesentlich mehr Leistung und Speicherkapazi- tät. Der gleichzeitige und archivweite Wechsel von Hard- und Software war für den laufenden Archivbetrieb wegen der Wahrung einer einheitlichen Seit 1974 werden im Rahmen des FREUNDES- UND FÖRDERERKREISES DES EDV-Umgebung und der konzentrierten und deshalb kurzen Umstellungs- ARCHIVS FÜR ZEITGESCHICHTE (FFAfZ) Kolloquien mit Zeitzeugen durch- phase von Vorteil; für den Verantwortlichen für die EDV, Dr. Thomas Ehr- geführt, deren Tätigkeit von besonderem-Interesse ist. Diese Rückblicke sam, war er allerdings nicht ohne Tücken, eben weil (fast) alles gleichzeitig werden als Tondokument ad personam für das Archiv auf Tonband fest- zum Laufen gebracht werden musste. Ende Jahr war es schliesslich soweit: gehalten. Im Berichtsjahr wurden die Erinnerungen folgender Referenten das neue System konnte in Betrieb genommen werden. Das Archiv verfügt aufgezeichnet: jetzt über 10 sehr schnelle Dell-PCs (Optiplex Gxpro mit PentiumPro 200 MHz und je 32 MB RAM) und einen File- und Applikationsserver, ebenfalls 6.3.1996 Dr. FRED LUCHSINGER, a. Chefredaktor NZZ: NZZ- von Dell (PowerEdge SP-II), mit 2 Pentium 166 MHz-Prozessoren, 64 MB Korrespondent in Bonn während der Ära Adenauer RAM und 4x4 GB Harddisks mit hardwaremässigem RAID 5. Als Ab- 8.5.1996 a. Ständerat FRANZ MUHEIM: Aufbruch aus Uri in die schweize- teilungsdrucker wird ein Lexmark Optra RT+ Laserprinter eingesetzt; er wird rische Politik — Erinnerungen eines Ständerates 1971-1987

29 28 nichts ändern wird, möchten wir die neue (relationale) Datenbank mit einem ergänzt durch vier HP DeskJets als Tischdrucker. Als Betriebssystem war bis Information Retrieval System verbinden, das eine schnelle Volltextsuche in den Sommer 96 OS/2 von IBM vorgesehen, das auf der Seite der Work- ermöglicht. stations DOS und auf der des Servers Novell Netware ersetzen sollte. Die Marktmacht von Microsoft und die Beschaffungspolitik der ETH führten schliesslich zur Wahl von Windows NT 4.O. Die Neuheit dieser System- version, die im Herbst 1996 noch kaum jemand wirklich kannte, die zum Teil Sammlungen und Präsenzbibliothek massive Unzulänglichkeit der Dokumentation und einige schwer durch- schaubare Konzepte von NT 4.0 haben die Installation allerdings nicht er- Die Auswertung von Zeitungen und Periodika, für deren kostenlose Überlas- leichtert. sung wir den Redaktionen sehr danken, wurde durch Herrn lie. phil. Werner Als Nachfolger von WordPerfect 5.1 für DOS wird Corel WordPerfect for Hagmann fortgesetzt; sie bildet die Grundlage für die Sammlung Geschichte, Windows 6.1 eingesetzt. Dank der neuen Maschinen, des neuen Betriebs- für die Biographische Sammlung und für die systematische Dokumentation systems und der modernen Verkabelung des Hirschengrabens 62 (das Haus ist zur schweizerischen Politik. Aktualitätsbedingt wurden zusätzliche Doku- über ein Telefonstammkabel direkt mit dem ETH-Netz verbunden) sind heute mentationen angelegt, die nach Themen wie >Raubgold<, >nachrichtenlose alle Archivmitarbeiter und -mitarbeiterinnen mit e-Mail und direktem Zu- Vermögen<, >Fonds< usw. aufgegliedert wurden. Die Präsenzbibliothek wurde gang zum Internet ausgerüstet. Eine eigene Homepage des Archivs ist für das budgetbedingt nur zurückhaltend ergänzt. Aus aktuellem Anlass stand im laufende Jahr geplant. Einzig die Datenbank ist noch die alte: DataPerfect für Berichtsjahr der Ausbau der Literatur zur jüdischen Zeitgeschichte im Vor- DOS. Ihr Ersatz ist geplant, aber besonders aufwendig, weil in ihr sehr viel dergrund. Programmieraufwand steckt. Die Daten selbst und auch die Strukturen und Konzepte könnten — angepasst an neue Erfordernisse — übernommen wer- den, die Datenbankapplikation aber wird neu zu programmieren sein, da sie Benutzung sich bei DataPerfect wie bei den meisten >alten< DOS-Datenbanken nicht migrieren lässt. Als Grundlage für die Evaluation einer neuen Datenbank und Obwohl das Archiv wegen des Umzugs während vier Wochen für den Publi- für die Entwicklung der zugehörigen Applikation wurde im Frühsommer kumsbetrieb geschlossen werden musste, war im vergangenen Jahr mit 458 1996 ein detailliertes Pflichtenheft erstellt, das die bisherigen Konzepte Benutzungen erneut ein markanter Anstieg gegenüber dem Vorjahr (385) zu ebenso wie die neuen Wünsche erfasst. Bis es soweit ist, bleibt DataPerfect verzeichnen. Vermehrt wird das Archiv auch spontan von Passanten besucht; im Einsatz. Frau Diana Macagni konnte die rückwirkende Beschlagwortung grundsätzlich ist aber weiterhin eine Voranmeldung erwünscht. Der anspre- der Personen, Körperschaften und geographischen Begriffe für die Nachlass- chende Lesesaal im Dachgeschoss bietet rund 10 Arbeitspätze; Benutzerinnen datenbank im Berichtsjahr abschliessen. Heute werden ca. 15'000 Dossiers und Benutzern steht auch ein Lesegerät für Mikrofilme und Mikrofiches mit mit 8'200 verschiedenen Schlagwörtern erschlossen, die insgesamt etwa Kopiermöglichkeiten zur Verfügung. Geplant sind auch Dienstleistungen im SO'OOO mal vergeben wurden. Damit ist dieser wichtigste Teil der Datenbank Rahmen von Internet-Recherchen. in Sekunden abfragbar. Für die Sachabfrage allerdings sind wir weiterhin auf Erneut wurde der Nachlass von Prof. Dr. KARL SCHMID am regsten benutzt; die langsame Volltextsuche angewiesen, da die Beschlagwortung von Sach- die von Frau Dr. SYLVIA RÜDIN vorbereitete Briefedition wurde weitgehend begriffen wie z.B. >Flüchtlingspolitik< einen Thesaurus voraussetzen würde, fertiggestellt. Grosses Interesse gilt nach wie vor den dreissiger und vierziger den es so, wie wir ihn brauchen würden, nicht gibt, und den wir mit unseren Jahren zu den bekannten, mehrfach erwähnten Themen. Weiterführende Kapazitäten auch nicht erarbeiten können. Weil sich daran auch in Zukunft Forschungen beziehen sich auch auf die Nachkriegszeit, vor allem auf die

31 30 schweizerische Aussen- und Aussenhandelspolitik. Aus aktuellem Anlass Stiftungen und Fonds wünschten manche Medienleute aus dein In- und Ausland Statements und Interviews. Vor allem ausländische Medien (The Daily Telegraph, Dänisches Stiftung Dialogik, Mary und Hermann Levin Goldschmidt-Bollag Fernsehen, Journalisten aus Deutschland und Kanada), für die zum Teil — Für die Stiftung Dialogik hat Herr Prof. Dr. und nicht nur für sie allein — die schweizerische Vergangenheit in nebulöser HERMANN LEVIN GOLDSCHMIDT im Berichtsjahr Ferne liegt, zeigten sich an differenzierenden Informationen interessiert. ein eigenes Logo entworfen, das von Herrn MARKO SLEZAK graphisch umgesetzt wurde. Die Ellipse der Dialogik bringt mit ihren jeweils Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zwei Brennpunkten zwei selbständige Ganzhei- ten zur Geltung, die — einander ebenbürtig — Das Archiv für Zeitgeschichte verfügt auch heute noch nur über zwei Etat- einander widersprechen, sich gerade so aber auch ergänzen — im Ganzen. Stellen. Hingegen konnten dank zugesprochener Kredite und mit Hilfe von Der Stiftungsrat hatte dem Archiv für Zeitgeschichte für 1996 ein Budget von Drittmitteln Neueinstellungen vorgenommen und einige Teilzeitstellen ausge- Fr. SO'OOO bewilligt, das schonend beansprucht wurde. Für Salärzahlungen baut werden. Wie erwähnt kamen neu zum AfZ-Team Herr Dr. des. DANIEL verwendete es rund 45'000 Franken. Die Stiftung finanziert zur Hälfte die Aufarbeitung des Archivs der Schweizerischen Flüchtlingshilfe und leistet NEULICH (100%), seit dem 1. August 1997 Leiter der Dokumentationsstelle einen Beitrag an die Anstellung von Herrn Fritz Rigendinger. Dank der vom Wirtschaft und Zeitgeschichte. Im Bereich jüdische Zeitgeschichte arbeiten neu als Teilzeitangestellte: ab 1. September Herr JONAS ARNOLD (40%) und Stiftungsrat zugestandenen Flexibilität innerhalb des bewilligten Budgetrah- mens war es möglich, durch Überbrückungsfinanzierungen mit vordring- ab 1. Oktober Herr lie. phil. DANIEL GERSON (80%). Herr FRIT/ RIGENDIN- lichen Arbeiten sogleich zu beginnen, bis die Teilzeitstellen durch zugespro- GER (60%), Student der Geschichte in Zürich, übernahm im Februar 1996 die Stelle von Frau BEATRICE TSCHUDI, die Ende 1995 das Archiv verlassen hat. chene ETH-Kredite abgesichert werden konnten. Die Stiftung Dialogik leistet einen wesentlichen Beitrag dafür, dass den steigenden Ansprüchen an Herr Dr. URIEL GAST wurde per 1.9.1996 zum Leiter der Dokumentations- stelle Jüdische Zeitgeschichte ernannt. Aufgestockt wurden die Stellen von die Dienstleistungen und die Informationsvermittlung nach bestem Vermögen Herrn lie. phil. WERNER HAGMANN (80%), der seit dem 1.10.1996 zusätzlich Rechnung getragen werden kann. Dankbar ist das AfZ-Team auch für den Beitrag von rund 1500 Franken an die Einrichtung der kleinen Cafeteria die Verantwortung für die Benutzerbetreuung übernimmt, von Frau Dr. sowie für die Möglichkeit, künftig Gästen und bei besonderen Anlässen eine CLAUDIA HOERSCHELMANN (80%), die vor allem in der Quellenerschliessung tätig ist, und des EDV-Verantwortlichen Dr. THOMAS EHRSAM (60%). Das Erfrischung anbieten zu dürfen. Auch an der neuen Buchreihe Veröffentlichungen des Archivs für Zeit- Archiv für Zeitgeschichte stützt sich auf ein engagiertes Arbeitsteam, das auch im vergangenen Jahr vollen Einsatz geleistet hat. Ihm, der geschichte< wird sich die Stiftung Dialogik beteiligen. Die Reihe wird mit ETH-Schulleitung, dem Institut für Geschichte und allen mit dem Archiv dem Buch von Uriel Gast >Von der Kontrolle zur Abwehr. Die eidgenössische verbundenen Förderungswerken und Sponsoren, denen nachfolgend ein Fremdenpolizei im Spannungsfeld von Politik und Wirtschaft 1915-1933< eigener Abschnitt gewidmet ist, sei für die vielfältige Unterstützung herzlich eröffnet, das inzwischen im Chronos-Verlag Zürich erschienen ist. gedankt. Am 7. November 1996 übergab Herr Prof. Goldschmidt dem Archiv für Zeitgeschichte einen letzten Teil des Nachlasses seiner Frau MARY LEVIN GOLDSCHMIDT-BOLLAG mit Tagebüchern, Korrespondenzen und weiteren Dokumentationen. Gleichzeitig erhielt das Archiv weitere ergänzende Mate-

33 32 Edition der Gesammelten Schriften Karl Schmids mit der Bereitstellung rialien (Verlagskorrespondenz, Briefwechsel und Unterlagen zu Robert druckreifer Texte für die Bände l bis VI weitgehend abschliessen. Die bis anhin Jungk, Kursunterlagen u.a. ) aus dem Vorlass von Herrn Prof. Goldschmidt. provisorische Auswahl der Texte wurde im folgenden einer kritischen Prüfung Der Verkauf des im Jahresbericht 1995 erwähnten Bildes von Barthélémy unterzogen und schliesslich die definitive Textauswahl getroffen. Im Rahmen Menn (Portrait Mme. Darier) kam nicht zustande. Hingegen durfte die Stif- der zweiten Phase liegt das Hauptgewicht auf der Erstellung des Textkommen- tung Dialogik von Herrn Prof. Goldschmidt eine weitere Schenkung von tars, der bisher für Band I und ansatzweise für Band II erarbeitet wurde. Fr. 52'600.- entgegennehmen, die der Verkauf je einer Zeichnung von Degas Nach dem Tod von Herrn Prof. HANS WYSLING wurden neu die Herren Profes- und Cézanne erbrachte. Für die kontinuierliche Förderung des Archivs für soren GEORG KOHLER und ROLAND Ris in den Stiftungsrat gewählt. Herr stud. Zeitgeschichte durch die Stiftung Dialogik danken wir Herrn Prof. Gold- phil. Fritz Rigendinger, Mitarbeiter des Archivs für Zeitgeschichte, hat im schmidt und dem Stiftungsrat sehr herzlich. Februar die Führung des Stiftungssekretariates übernommen. Zu seiner Tätig- keit gehört die Erledigung der laufenden Korrespondenz, die Kontrolle der Stiftung Jüdische Zeitgeschichte an der ETH Zürich Finanzen sowie das Organisieren und Protokollieren der Stiftungsratssitzungen. Die >Stiftung Jüdische Zeitgeschichte an der ETH Zürich zur Sicherung und Das Archiv für Zeitgeschichte dankt dem Stiftungsrat, dem Beirat und seinem Erschliessung historischer Quellen in der Schweiz< ist am 14. Dezember 1995 Präsidenten, Herrn a. Regierungsrat Prof. Dr. HANS KÜNZI, für die gute Zu- gegründet worden. Sie beteiligt sich an der Anstellung von Herrn lie. phil. sammenarbeit. Daniel Gerson und leistet auch an die neue Publikationsreihe des Archivs für Zeitgeschichte einen Beitrag. Für die wertvolle Hilfe danken wir dem Stif- tungsrat und dessen Präsidenten, Herrn Dr. ROLF BLOCH. Jaeckle-Treadwell-Stiftung Die Stiftung konzentrierte sich 1996 auf Vorschlag ihres Vizepräsidenten, Die Unterstützungsmöglichkeiten bewegen sich allerdings noch in engem Herrn Prof. Dr. EDUARD STÄUBLE, erstmals auf die im Stiftungsstatut vor- Rahmen. Die Hoffnungen, der Bund werde nach dem bundesrätlichen Geden- gesehene Preisverleihung. Ausgezeichnet wurde am 24. Oktober 1996 der ken zum 50. Jahrestag des Kriegsendes ein konkretes Zeichen setzen und das Schriftsteller HANS BOESCH, der die Kriterien eindrücklich erfüllte, sein schrift- Stiftungsvorhaben unterstützen, blieben bisher unerfüllt. Da dadurch das stellerisches Werk neben einer vollen bürgerlichen Berufsausübung geschaffen gesamte Projekt zu scheitern drohte, haben der ETH-Rat und die Schullei- zu haben. Die Weiterbearbeitung des politischen Vorlasses von Dr. ERWIN tung der ETHZ aus eigenen Mitteln den Basisbetrieb der Dokumentations- JAECKLE und des von ihm geretteten Archivs der >TAT<-Chefredaktion bleibt stelle Jüdische Zeitgeschichte vorerst während 6 Jahren gesichert. Die Stif- pendent. tung ist bestrebt, ihr Grundkapital von einer Million Franken zu vergrössern, damit sie die Durchführung grösserer Sicherungs- und Aufarbeitungsprojekte mittragen kann. Von der MERCURY BANK.ZÜRICH und Herrn G. WEIL durfte Emil Friedrich Rimensberger-Fonds Die Erträge aus dem Emil Friedrich Rimensberger-Fonds ermöglichen weiter- die Stiftung einen Beitrag von lO'OOO Franken entgegennehmen, wofür auch hin die Mitfinanzierung von Teilzeitanstellungen im Archiv für Zeitgeschichte. hier sehr gedankt sei. Errichtet wurde das Förderungswerk durch den Maler RUDOLF ZENDER und durch Frau PETRONELLA RIMENSBERGER. Der Fonds unterstützte wiederum die Karl-Schmid-Stiftung Mitarbeit von Frau Dr. Marie-Ciaire Däniker, welche bei der dringend notwen- Die Herausgabe der von Frau Dr. SYLVIA RÜDIN vorbereiteten zwei Briefbän- digen Erschliessung mitwirkt, neu zugehende Bestände (Archiv und Bibliothek) de von KARL SCHMID steht bevor. Die Abschlussarbeiten erwiesen sich als erfasst. Das Archiv dankt dem Fonds-Kuratorium für die gewährte Hilfe. unerwartet aufwendig. Frau lie. phil. JUDITH NIEDERBEROER konnte unter der Klaus Urner Leitung von Herrn Dr. THOMAS SPRECHER die erste Phase der Arbeit an der

35 34 Öffnungszeiten

Das Archiv für Zeitgeschichte ist von Montag bis Freitag zwischen 9.00 und 17.00 geöffnet. Die Benutzung erfolgt auf Voranmeldung und gemäss gelten- dem Archivreglement; gedruckte Dokumentationen sind frei zugänglich, für die Einsichtnahme in ungedruckte Unterlagen ist ein schriftliches Gesuch erforderlich.

Adresse: Hirschengraben 62, 8001 Zürich (Tram 3, 4, 6, 7, 10, 15 Bus 32 bis Central) Postadresse: Archiv für Zeitgeschichte, ETII-Zentrum, CH-8092 Zürich Telefon: 01/632 40 03 (Benutzerdienst, Voranmeldung) Fax: 01/6321392 e-mail: [email protected]

Gedruckt mit Unterstützung der Stiftung Dialogik, Mary und Herman Levin Goldschmidt-Bollag

36