Schlussbericht Der Unabhängigen Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg Schlussbericht Der Unabhängigen Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg

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Schlussbericht Der Unabhängigen Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg Schlussbericht Der Unabhängigen Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg Schlussbericht der Unabhängigen Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg Schlussbericht der Unabhängigen Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg Rapport final de la Commission Indépendante d'Experts Suisse – Seconde Guerre Mondiale Rapporto finale della Commissione Indipendente d'Esperti Svizzera – Seconda Guerra Mondiale Final report of the Independent Commission of Experts Switzerland – Second World War Mitglieder: Jean-François Bergier, Präsident Wladyslaw Bartoszewski Saul Friedländer Harold James Helen B. Junz (seit Februar 2001) Georg Kreis Sybil Milton (gestorben am 16. Oktober 2000) Jacques Picard Jakob Tanner Daniel Thürer (seit April 2000) Joseph Voyame (bis April 2000) Unabhängige Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg Die Schweiz, der Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg Schlussbericht PENDO Generalsekretär/-in: Linus von Castelmur (bis März 2001), Myrtha Welti (seit März 2001) Wissenschaftliche Projektleitung: Stefan Karlen, Martin Meier, Gregor Spuhler (bis März 2001), Bettina Zeugin (seit Februar 2001) Wissenschaftlicher Berater: Marc Perrenoud Datenbank: Entwicklung – Administration: Martin Meier, Marc Perrenoud Schlussbericht Redaktion / Koordination: Mario König, Bettina Zeugin Produktionsassistenz: Estelle Blanc, Regina Mathis Mitarbeit: Barbara Bonhage, Lucas Chocomeli, Annette Ebell, Michèle Fleury, Gilles Forster, Marianne Fraefel, Stefan Frech, Thomas Gees, Frank Haldemann, Peter Hug, Stefan Karlen, Blaise Kropf, Rodrigo López, Hanspeter Lussy, Sonja Matter, Philipp Müller, Kathrin Ringger, Sandra Ryter, Christian Ruch, Gregor Spuhler, Stephanie Summermatter, Esther Tisa Francini, Ursula Tschirren Lektorat: Christina Koch Korrektorat: Edgar Haberthür Übersetzungen: Tony Häfliger, Sabine Kraut, Ingrid Trigo Trindade Originaltext deutsch Zusätzliche Informationen: www.uek.ch, www.pendo.de © Pendo Verlag GmbH, Zürich 2002 ISBN 3-85842-601-6 Vorwort Dieses Buch handelt von der Schweiz während der nationalsozialistischen Herr- schaft in Deutschland und allgemein in der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Als historische Untersuchung stellt es zugleich die Frage nach dem Umgang mit dieser Vergangenheit in der Nachkriegszeit. Damit ist auch die Gegenwart angesprochen, denn diese Geschichte wirkt weiter, sei es in aktuellen Diskus- sionen und Entscheiden oder in Vorstellungen über die Zukunft. Auf den folgenden 550 Seiten werden die Forschungsergebnisse, zu welchen die Unabhängige Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg (UEK) wäh- rend ihres fünfjährigen Bestehens gelangt ist, zusammengefasst und in einen internationalen Kontext gestellt. In den Monaten vor der Einsetzung der UEK Ende 1996 hatte sich die Diskussion um die Fragen der Goldtransaktionen zwi- schen der Schweizerischen Nationalbank und dem nationalsozialistischen Deutschland und um die nachrichtenlosen Vermögen auf Schweizer Banken unerwartet zugespitzt. Angesichts der zunehmenden Kritik von aussen ent- schieden Parlament und Bundesrat damals, den Vorwürfen, die während der ganzen Nachkriegszeit nie verstummt waren, auf den Grund zu gehen. Die UEK wurde mit dem Auftrag eingesetzt, eine historische Untersuchung der umstrittenen Vorgänge und inkriminierten Sachverhalte zu leisten. Unter Arti- kel 1, «Gegenstand», hält der von den beiden Kammern des Parlaments – dem National- und dem Ständerat – einstimmig verabschiedete Bundesbeschluss vom 13. Dezember 1996 fest: «Untersucht werden Umfang und Schicksal von Vermögenswerten aller Art, die von Banken, Versicherungen, Anwälten, Nota- ren, Treuhändern, Vermögensverwaltern oder anderen natürlichen oder juristi- schen Personen oder Personengemeinschaften mit Wohnsitz oder Sitz in der Schweiz erworben, diesen zur Verwahrung, Anlage oder Übermittlung an Drit- te übergeben oder von der Schweizerischen Nationalbank entgegengenommen wurden.»1 Die Einsetzung einer solchen Kommission war ein präzedenzloser Schritt. In einer Situation, die man weithin als innen- und aussenpolitische Krise erfuhr, waren seit dem Frühjahr 1996 weitere Massnahmen getroffen worden: Erstens kam das Memorandum of Understanding zustande, das die Grundlage für den Auftrag an das Independent Committee of Eminent Persons (Volcker Commit- tee) schuf; zweitens finanzierten Banken, Industrieunternehmen und die Schweizerische Nationalbank den «Schweizer Fonds zugunsten bedürftiger Opfer von Holocaust/Shoah»; drittens kündigte der damalige Bundespräsident Arnold Koller am 5. März 1997 die «Stiftung solidarische Schweiz» an, deren Realisierung allerdings zum Zeitpunkt des Erscheinens dieser Publikation noch ungewiss ist. Die Einsicht, dass die Schweiz einige mutige Schritte machen müsse, um sich den Problemen der Vergangenheit zu stellen und innovative Ideen für Gegen- wart und Zukunft zu entwickeln, zeigte sich insbesondere bei der Ausgestal- tung des UEK-Bundesbeschlusses. Dieser Parlamentsentscheid stellte einen entscheidenden Durchbruch dar, blieben doch die Archive der Privatunterneh- men – der Banken, Versicherungen und Industriefirmen, aber auch natürlicher Personen – bisher für die historische Forschung weitgehend verschlossen. Ein vergleichbarer Eingriff des öffentlichen Rechts in das Privatrecht war seit 1945/46, als die Schweiz sich auf alliierten Druck hin um eine Blockierung sowie Registrierung deutscher Vermögen und um eine Restitution von Raub- gütern zu bemühen hatte, nicht mehr vorgekommen. Weder das Bankgeheim- nis noch andere den Archivzugang betreffende rechtliche Bestimmungen durf- ten die Arbeit der Kommission und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einschränken. An alle schweizerischen Unternehmen, die im fraglichen Zeit- raum aktiv waren, erging ein Verbot der Aktenvernichtung in den für die UEK relevanten Bereichen. Im Gegenzug wurden alle am Forschungsprojekt Betei- ligten dem Amtsgeheimnis und der damit verbundenen Schweigepflicht unter- stellt. Um Transparenz zu gewährleisten, verpflichtete sich die Regierung, die Untersuchungsergebnisse der Kommission integral zu publizieren.2 Diese Bestimmung erleichterte es der UEK, politischem Druck zu widerstehen und nach ihrem eigenen Ermessen frei zu forschen. Mit dem Bundesratsbeschluss vom 19. Dezember 1996 wurden die neun Mit- glieder der Kommission bestimmt. Wladislaw Bartoszewski, Saul Friedländer, Harold James, Georg Kreis, Sybil Milton, Jacques Picard, Jakob Tanner und Joseph Voyame erhielten den Auftrag, sich unter dem Vorsitz von Jean-Fran- çois Bergier selbständig zu konstituieren, das Mandat in ein Forschungspro- gramm umzusetzen und die historisch-rechtliche Untersuchung durchzufüh- ren.3 Linus von Castelmur nahm die Stellung des Generalsekretärs ein. Im Frühjahr 2000 wurde Joseph Voyame durch den Staats- und Völkerrechtler Daniel Thürer abgelöst. Wladislaw Bartoszewski wurde im Juni 2000 zum pol- nischen Aussenminister ernannt und konnte so – obwohl weiterhin Mitglied der UEK – nicht mehr aktiv an der Koordination der Forschungsarbeiten mit- wirken. Im Herbst 2000 verstarb Sybil Milton. Mit ihr hat die Kommission eine wissenschaftlich hochkompetente, anregende und liebenswürdige Persön- lichkeit verloren. Im Februar 2001 ernannte der Bundesrat die Ökonomin Helen B. Junz zur Nachfolgerin. Im April 2001 trat Myrtha Welti auf dem Generalsekretariat die Nachfolge von Linus von Castelmur an. Was die inhaltliche Präzisierung des Forschungsprogramms betrifft, ging die Regierung bereits 1996 weiter als das Parlament und erklärte auch zusätzliche sensitive Untersuchungsbereiche wie Wirtschaftsverflechtungen, Rüstungspro- duktion, «Arisierungen», Währungssystem und Flüchtlingspolitik zu sachlo- gisch zu behandelnden Problemen für die Rolle der Schweiz während der Zeit von 1933 bis 1945. Die Kommission ging davon aus, dass sie darüber hinaus auch die erneut aktuell gewordene Frage der Beschäftigung von Zwangsarbei- tern durch Schweizer Firmen in Deutschland und im nationalsozialistischen Machtbereich zu untersuchen habe. Der Untersuchungsauftrag zielte dabei explizit auch auf die Nachkriegszeit und insbesondere auf die Fragen der Resti- tution von Vermögenswerten, des Umgangs mit Eigentumsproblemen und – allgemeiner – des Umgangs mit Vergangenheit und Erinnerung. Im Frühjahr 1997 erhöhte das Parlament den zunächst vorgesehenen Betrag von 5 Mio. Franken auf Begehren der UEK substantiell und sprach einen Ver- pflichtungskredit von 22 Mio. Franken. Mit diesen finanziellen Ressourcen wurde unter der Leitung von Jacques Picard eine Forschungsorganisation auf- gebaut und ein Forschungskonzept entwickelt.4 In Bern und Zürich arbeiteten verschiedene Teams an der Sichtung und Auswertung von Quellenbeständen, die in privaten und öffentlichen Archiven liegen. Gleichzeitig mandatierte die Kommission mehrere Spezialisten mit spezifischen Problemstellungen; zu erwähnen sind insbesondere Marc Perrenoud, dem die wissenschaftliche Bera- tung der verschiedenen Teilprojekte oblag, und Benedikt Hauser, der die Recherchen in den Privatarchiven koordinierte. Forschungsteams arbeiteten auch in Archiven in Deutschland, in den USA und anderen Ländern; in Italien, Israel, Österreich, Polen und Russland beschäftigte die UEK einzelne For- schungsbeauftragte auf Mandatsbasis. Insgesamt arbeiteten in den beiden intensivsten Jahren über vierzig Forscherinnen und Forscher – weitgehend auf Teilzeitbasis – in schweizerischen und ausländischen Archiven (vergleiche Liste der Forscherinnen und Forscher im Anhang). 1998 veröffentlichte die UEK auf Wunsch des Bundesrats zunächst einen Zwischenbericht zu den Goldtransaktionen der schweizerischen Geschäftsban- ken sowie der Schweizerischen
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