Speicher Der Erinnerung
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Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg Ulm e. V. – KZ-Gedenkstätte – Mitteilungen Heft 55 / November 2011 Archive – Speicher der Erinnerung Neue Herausforderungen für NS-Archive Grünes Licht für Modellprojekt am DZOK Das Erbe der Zeitzeugen sichern Gedenkstunde in der Ulmer KZ-Gedenkstätte · So., 13. November 2011 · 11 Uhr Gedenkstunde in der Ulmer KZ-Gedenkstätte Vorwort für den Widerstand von 1933 bis 1945 und die Opfer der Liebe Leserinnen und Leser, nationalsozialistischen Gewaltherrschaft das Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg steht Sonntag, 13. November 2011, 11 Uhr in den kommenden Jahren vor großen Aufgaben und hat ein ehrgeiziges Programm entwickelt, um diesen Konzentrationslager produktiv zu begegnen. Eine zentrale Herausforderung, im Gespräch von Wehrmachtsoldaten die uns (gemeinsam mit vielen anderen Gedenkstätten) abgehört in amerikanischer umtreibt, liegt darin, das materielle Erbe der Zeitzeugen Kriegsgefangenschaft 1940-1945 für die Zukunft zu sichern und zum Sprechen zu bringen. Worum es dabei genau geht, wird im inhaltlichen Schwer- Dr. Michaela Christ bietet neue Innensichten zu punktthema „Archive der Erinnerung“ aus verschiedenen einem zentralen Thema unserer Erinnerungskultur Blickwinkeln beleuchtet. Ab 12.30 Uhr: Führung durch die Gedenkstätte Als ausgewiesener Experte stellt Thomas Lutz (Topo- graphie des Terrors) vor, wie aktuell und drängend die Arbeitsbereiche Archiv und Sammlung für die Gedenk- stätten und deren Weiterentwicklung sind. Wie diese Inhalt Arbeiten auch von kleineren, bürgerschaftlich getragenen Erinnerungsorten angegangen werden können, steht im Vorwort 2 Zentrum unseres neuen dreijährigen Bundesprojekts, dem Archive der Erinnerung: Aktuelle ich einen eigenen Artikel widme. Das Projekt zielt unter Herausforderungen und Notwendigkeiten 3 anderem darauf ab, Angehörige von Verfolgten mit neu fundierten Informationen zu versorgen. Wie eine familien- Das neue Archivprojekt am DZOK: biografische Recherche heute aussieht, schildert Gudrun Quellen der Zeitzeugen zugänglich machen 5 Lambrecht-Rauscher im Interview. Sie war im Internet auf das KZ Oberer Kuhberg gestoßen und hat online den Familienrecherche zu Kuhberghäftling Namen ihres Großvaters entdeckt. Über den verantwor- Benno Fischer 7 tungsvollen Umgang mit Opferdaten im Internet schreibt Opferdaten im Internet: Alles online? 8 Johannes Ibel (KZ-Gedenkstätte Flossenbürg). Schließlich verdeutlicht Silvester Lechner (ehemaliger Leiter) mit Archivalische Quellen – die Voraussetzung seinem persönlich gehaltenen Rückblick auf die Archivar- des Gedenkens: Kleiner Rückblick 10 beit des DZOK, welch langen Weg das Dokumentations- zentrum hierbei bis zum Bundesprojekt gegangen ist. Gedenkstunde in der Ulmer KZ-Gedenkstätte 11 Spurensuche im Zillertal: Im zweiten Teil der Mitteilungen berichten wir über unsere Jüdischer Alpinismus und Antisemitismus 12 praktische Arbeit. Zu den besonderen Veranstaltungen und Projekten gehören die kommende Gedenkfeier und Impressum 13 die Exkursionen. Einen kleinen eigenen Schwerpunkt Exkursion ins Elsass 14 bilden die Artikel rund um die Gedenkstättenpädagogik, in denen wir Neuerungen – etwa zur interkulturellen „Ferienexpress“: Was Steine Arbeit – vorstellen. Nun ist aber auch am Dokumentati- von Gefangenen erzählen 15 onszentrum nicht alles eitel Sonnenschein. Wegen des deutlichen Spendenrückgangs weist unser Vereinsvorsit- Interkulturelle Arbeit am DZOK 16 zender Wolfgang Keck auf unsere Haushaltsituation hin Zur Haushaltslage des DZOK 17 und bittet Sie, liebe Leserin und Leser, um Unterstützung. Ebenso wichtig ist Ihre freiwillige Mitarbeit. Um Sie hierzu Neuauflage der didaktischen Materialien 17 einzuladen, liegt ein Faltblatt bei. Dass wir in diesem Heft gleich drei Nachrufe aufnehmen mussten, ist ein trauriges Leserbriefe 18 Zeichen dafür, dass wir uns nun wirklich von der Genera- Nachruf auf Lotte Frenkel 19 tion der Miterlebenden verabschieden müssen, von hoch geschätzten Wegbegleitern und Zeitzeugen. Nachruf auf Roman Sobkowiak 20 Noch ein Wort in eigener Sache. Unser neues Redaktions- Nachruf auf Johannes Heinzelmann 21 mitglied Thomas Vogel hat einige grafische Vereinheitli- Rückblick 2011 22 chungen und Innovationen angestoßen. Wir freuen uns diesmal also auf Rückmeldung nicht nur zu den Inhalten, Neues in Kürze 26 sondern auch zur Gestaltung. Mein Dank geht an alle Autoren, Rezensenten und Redaktionsmitglieder sowie Neue Bücher 30 an die Fotografin Reintraud Semmler für die geleistete Veröffentlichungen des DZOK 34 Arbeit – Dank auch an das scheidende Redaktionsmitglied Uli Klemm für seine über zweijährige Mithilfe. DZOK-Veranstaltungen Winter/Frühjahr 2011/2012 35 Zum Schluss möchte ich Sie noch einmal persönlich zu unserer Gedenkveranstaltung am Sonntag, den 13. Förderer dieser Nummer 36 November einladen. Mit den besten Wünschen für Weih- Beitrittserklärung 36 nachten und das neue Jahr 2012 grüßt Sie herzlich Nicola Wenge Titelbild: R. Semmler, A-DZOK. 2 DZOK-Mitteilungen Heft 55, 2011 3 Archive der Erinnerung Aktuelle Herausforderungen und Notwendigkeiten Nach 1989 erhielten die Gedenk- stätten zur NS-Geschichte neuen Auftrieb, das historische Wissen ist seither stark angestiegen. Beson- ders kleinere Einrichtungen aber brachte die deutliche Zunahme an archivalischen Quellen deut- lich an ihre Kapazitätsgrenzen. Ein Modellprojekt am DZOK soll Lösungen erarbeiten. Thomas Lutz Zum Verständnis wie aktuell und drängend die Arbeitsbereiche Archiv und Sammlung für die Gedenk- stätten für NS-Opfer und deren Wei- terentwicklung sind, soll ein kurzer Rückblick auf die Entwicklung in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten dienen. Die kleinen westdeutschen Insti- tutionen, die in den 1980er Jahren Eine Auswahl noch nicht veröffentlichter Dokumente aus dem Archiv des DZOK. aus zivilgesellschaftlichen Initiativen Foto: R. Semmler, A-DZOK. hervor gingen, legten ihren Schwer- punkt auf die Aufklärung über die Geschichte des historischen Ortes. Die Etablierung der neuen Instituti- Mahn- und Gedenkstätten in der Seither sind bei der fortschreitenden onen vor allem durch Bildungsarbeit DDR wurden neu konzipiert und sie Etablierung der Gedenkstätten vier und das Sich-Einmischen in aktuelle wurden zu Stiftungen in Landes- und wichtige Entwicklungen zu beob- erinnerungspolitische Debatten Bundesträgerschaft umgewandelt. achten: machten einen Großteil des Sie hatten den strukturellen Vorteil, 1. Die Quellenbasis für die Gedenk- Arbeitsalltags aus. dass sie von Beginn an als zeithis- stättenarbeit ist in großem Umfang Die in den Anfangsjahren geschaf- torische Museen mit verschiedenen angewachsen. Nach dem System- fenen zeithistorischen Ausstellungen Abteilungen aufgebaut worden wechsel in Mittel- und Osteuropa als Grundlage für die Bildungsarbeit waren und über entsprechendes waren neue Einsichten in Archive, entstanden im Angesicht verschie- Personal verfügten. vor allem in der (ehemaligen) Sowjet- dener Schwierigkeiten. Das Wissen Dank des Bundesgedenkstättenkon- union möglich. Umfangreiche Doku- über die historischen Tatorte konnte zeptes konnten Gedenkstätten in mentensammlungen sind erhoben erst allmählich erarbeitet werden den alten Bundesländern im letzten und Kopien in den Gedenkstätten und die verschiedenen Gruppen Jahrzehnt eine Projektförderung gesammelt worden. der Opfer wurden häufig nur holz- erhalten, die vor allem zur Neuge- 2. In den letzten eineinhalb Jahr- schnittartig präsentiert. Den ersten staltung der Ausstellungen und zehnten wurden verstärkt biographi- Ausstellungen mangelte es zudem für Gebäudesanierungen genutzt sche Interviews mit Überlebenden an Objekten. Die Dokumentationen werden konnte. Der Dauerbetrieb des NS-Terrors geführt und zumeist mussten einfach gestaltet werden, muss jedoch angesichts des Kultur- auf Video aufgezeichnet. Überle- da wenig Geld zur Verfügung stand. pluralismus von den Körperschaften bende oder deren Angehörige haben Weder waren die Gedenkstätten in in den Bundesländern getragen außerdem in den letzten Jahren ver- der Lage, eigene Mitarbeiterinnen werden, die hier zumeist sehr stärkt Artefakte, die im Zusammen- und Mitarbeiter für das Anlegen knauserig sind. Immerhin ist 2008 hang mit der Verfolgung stehen, an von Archiven und Sammlungen ein zehn Jahre alter Bundestagsbe- die Gedenkstätten abgegeben. anzustellen, noch hatten diese Auf- schluss umgesetzt worden, nach 3. Das Wissen um die historischen gaben eine hohe Priorität. So fehlte dem die Gedenkstätten in den ehe- Stätten ist dank archäologischer und es häufig an Fachpersonal und Zeit, maligen selbständigen KZ Bergen- bauhistorischer Untersuchungen, die um die materiellen Zeugnisse in den Belsen, Dachau, Flossenbürg und auch Funde mit sich gebracht haben, Gedenkstättenarchiven fachgerecht Neuengamme auch institutionelle stark gewachsen. zu ordnen und zu sammeln sowie Bundeszuschüsse erhalten. 4. Darüber hinaus hat eine profes- digital zu verzeichnen. Für die Orte von NS-Massenverbre- sionelle Sensibilisierung für die Art chen fehlen Förderstrukturen völlig, und Weise der Präsentation von Mit der deutschen Einheit erhielt wie sie im Bereich der sowjetischen Dokumenten, Fotos und Artefakten die Entwicklung der Gedenkstätten Besatzungszeit und DDR-Diktatur mit stark zugenommen. Die im letzten in Gesamtdeutschland dann einen der Stiftung Aufarbeitung geschaffen Jahrzehnt entstandenen neuen neuen Schub: Die nationalen wurden. musealen Ausstellungen (insgesamt 2 DZOK-Mitteilungen Heft 55, 2011 3 Archivarbeit zu professionalisieren – und zwar in enger Kooperation mit den anderen Gedenkstätten. Noch ist die