Appenzellische Jahrbücher

Herausgegeben von der Appenzellischen Gemeinnützigen Gesellschaft H.140 2013 Appenzellische Jahrbücher 2013 Heft 140

Herausgegeben von der Appenzellischen Gemeinnützigen Gesellschaft

Redigiert von Heidi Eisenhut und Hanspeter Spörri Mit Unterstützung der Lotteriefonds der Kantone Appenzell Ausser- und Innerrhoden

Umschlag Werner Meier, Trogen Konzept/Redaktion Heidi Eisenhut, Hanspeter Spörri Bildredaktion Heidi Eisenhut («Freiwillig und uneigennützig»), Chronisten Gestaltung/Layout Rolf Egger Druck Appenzeller Medienhaus, Herisau © 2013 Appenzellische Gemeinnützige Gesellschaft AGG Inhaltsverzeichnis

7 Vorwort

1. Freiwillig und uneigennützig

12 Engagement macht glücklich Hans Altherr

23 Die zweite Tischrunde Hanspeter Spörri

44 Im Leben etwas Grosses vollbringen. Carl Lutz rettete mehrere Zehntausend ungarische Jüdinnen und Juden Heidi Eisenhut

66 «Der Sinn des Lebens ist, […] dass wir Bedeutsames nur zusammen und gemeinsam lösen können.» Arthur Bill und das Kinderdorf Pestalozzi in Trogen Martina Walser 2. Chroniken und Nekrologe

74 Landeschronik von Appenzell Ausserrhoden für das Jahr 2012 Jürg Bühler

Gemeindechronik von Appenzell Ausserrhoden für das Jahr 2012 91 Hinterland, René Bieri 92 Urnäsch 94 Herisau 99 Schwellbrunn 100 Hundwil 101 Stein 102 Schönengrund 103 Waldstatt

105 Mittelland, Martin Hüsler 106 Teufen 108 Bühler 110 Gais 116 Speicher 119 Trogen

122 Vorderland, Hanspeter Strebel 122 Rehetobel 125 Wald 126 Grub 128 Heiden 132 Wolfhalden 134 Lutzenberg 135 Walzenhausen 137 Reute

139 Landeschronik von Appenzell Innerrhoden für das Jahr 2012 Rolf Rechsteiner

156 Bevölkerungs- und Finanzstatistik 2012 der Gemeinden Aus serrhodens und der Bezirke Innerrhodens Martin Frei und Silvan Wüst Nekrologe: 158 Markus Auer, 1938–2012, Trauerfamilien Auer 159 Martin Brülhart, 1960–2012, Hansruedi Elmer 160 Hans-Ulrich Doerig, 1940–2012, Rolf Rechsteiner 161 Louise Dörig-Neff, 1922–2013, Rolf Rechsteiner 162 Gerhard Falkner, 1933–2013, Heidi Eisenhut 163 Ernst Kuhn-Ramser, 1920–2012, Johannes Matthias Schläpfer-Wochner 164 Leo Mittelholzer-Lehmann, 1923–2013, Rolf Rechsteiner 165 Max Schläpfer-Niederer, 1931–2013, Peter Eggenberger 166 Otto Dagobert Schoch, 1934–2013, Hans-Rudolf Merz 167 Peter Spörri, 1921–2013, Hans Höhener 169 Paul Zeller-Streule, 1924–2012, Rolf Rechsteiner

3. Appenzellische Gemeinnützige Gesellschaft (AGG)

172 Protokoll der 180. Jahresversammlung der AGG 177 Jahresrechnungen 2012 der AGG 182 Revisorenbericht 183 Jahresberichte der dem Patronat der AGG unterstehenden Institutionen 202 Verzeichnis der Mitglieder der verschiedenen Kommissionen und der Rechnungsrevisoren 205 Mitgliederverzeichnis der AGG 228 Mitgliederbestand nach Gemeinden 229 Verzeichnis der mit der AGG im Schriftenaustausch stehenden Institutionen

4. Anhang

232 Appenzeller Publikationen 2012/13 245 Bildnachweis 246 Autorinnen und Autoren, Chronisten sowie Redaktion des Jahrbuches

Vorwort 7

Vorwort

«Engagement macht glücklich» – Ständeratspräsident Hans Alt- herr lockte mit der Ankündigung seines Vortrags viele Interes- sierte an die 180. Jahresversammlung der Appenzellischen Ge- meinnützigen Gesellschaft in den Lindensaal nach Teufen. In seiner Rede, die wir im vorliegenden Jahrbuch auf S.12–22 ab- drucken, zeigt er auf, dass uns ein sozialer Instinkt angeboren sei und wir situativ uneigennützig handeln würden. Wir seien besser als unser Ruf. Gerade in der Schweiz habe sich während Jahrhunderten eine Gesellschaftsform entwickelt, die auf Wer- ten wie Gleichheit, Ausgleich, Solidarität, Demokratie und Ge- genseitigkeit beruhe. Unsere Vereinslandschaft sei vielfältig; von unten nach oben hätten Bürgerinnen und Bürger jeden Al- ters die Möglichkeit, einen Beitrag zum Funktionieren der Ge- sellschaft zu leisten. «Eintreten für das, was uns wichtig ist, für unsere Werte also, stiftet Sinn», hält Altherr am Schluss seiner Ausführungen fest und plädiert dafür, gerade in einer Zeit zu- nehmender Individualisierungstendenzen nicht aus den Augen zu verlieren, dass am Ende die Freude das Leben lebenswert mache: die Freude und das Glück – das einzige, was sich ver- dopple, wenn man es teile (Albert Schweitzer). Auf der Basis dieser Vorlage gingen wir im Thementeil des Jahrbuchs den Motiven und Formen des freiwilligen und unei- gennützigen Engagements zugunsten der Gesellschaft auf die Spur. Nach 2012 erfanden wir eine zweite patriotische Tisch- runde und luden Irene Bruderer (Heiden), Hans Sprecher (Wald), Marlen Menet-Frei (Hundwil), Anneliese Looser- Hummler (Stein), Bruder Ephrem Bucher (Appenzell/Luzern), Rosmarie Nüesch-Gautschi (Teufen), Franz Fässler (Appenzell), Susanne Sonderegger (Speicher), Agathe Nisple (Appenzell) und Markus Gmür (Rehetobel) zum Gespräch ein (S.23–43). Die Fragen waren kurz und einfach: Was tun Sie freiwillig und wes- halb? In den beiden weiteren Beiträgen werden zwei Persönlich- keiten aus der Appenzeller Geschichte, deren humanitäres En- gagement Menschenleben rettete (Carl Lutz, S.44–67) sowie den Schwächeren eine Entwicklungsmöglichkeit bot und der Förderung des friedlichen Zusammenlebens verschiedener Kulturen, Nationen und Religionen diente (Arthur Bill, S.68–72), in Erinnerung gerufen. Der Walzenhauser Methodist Carl Lutz handelte aus tiefster religiöser Überzeugung. Er sah seine Auf- gabe auf dieser Welt darin, etwas Grosses zu vollbringen. Der in 8 Vorwort

Wabern (BE) als Sohn von ehemaligen Verdingkindern gebo- rene Arthur Bill hatte sich schon früh in seiner Jugend zum Ziel gesetzt, sich als Reaktion auf die Ungerechtigkeiten, die seinen Eltern widerfuhren, für die Schwachen einzusetzen. Das Schick- sal verschlug den einen mitten im Zweiten Weltkrieg als Vize- konsul und Leiter der Abteilung für Fremde Interessen nach Budapest und den anderen 1946 für 26 Jahre als Vorsteher und Erzieher ins neugegründete Kinderdorf Pestalozzi nach Trogen. Beide wurden in ihrem Engagement unterstützt durch ihre Frauen, die je mit Überzeugung ebenso Beeindruckendes leiste- ten und leider nicht zuletzt der Quellenlage wegen auch in un- seren Beiträgen im Schatten ihrer berühmten Männer stehen. Es ist uns bewusst, dass die Reihe der Persönlichkeiten aus der Appenzeller Geschichte, die sich freiwillig und uneigennüt- zig und bisweilen gegen bürokratische Vorschriften verstossend aus je unterschiedlichem Antrieb zugunsten einer gerechten Gesellschaft einsetzten und einsetzen, noch um viele Namen ergänzt werden könnte. Auf ein Beispiel möchten wir kurz ein- treten: Im Appenzeller Vorderland hat eine Gruppe Freiwilliger den Appenzeller Friedensweg (www.appenzeller-friedensweg.ch) konzipiert. Auf diesem Weg zwischen Heiden und Walzenhau- sen wird an verschiedenen Stationen an Personen erinnert, de- ren Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit nicht vergessen wer- den darf. Derzeit sind neben Carl und Gertrud Lutz die folgen- den Personen Wegmarken: Theodosius Florentini, Schweizer Kapuzinerpater und Sozialreformer, Henry Dunant, Mitgründer des Roten Kreuzes und erster Friedensnobelpreisträger, Catha- rina Sturzenegger, Lehrerin, ehemalige Posthalterin und Mitar- beiterin von Henry Dunant, Jakob und Anna Katharina Künzler- Tobler, die mehrere Tausend Armenierinnen und Armenier vor dem Völkermord bewahrten, Carl Böckli, «Nebelspalter»-Re- daktor, der dezidiert gegen Nationalsozialismus, Faschismus und Kommunismus Stellung bezog, Paul Vogt, Gründer des Hilfswerks für die Arbeitslosen in Appenzell Ausserrhoden und später Mitgründer der Schweizerischen Zentralstelle für Flücht- lingshilfe und Flüchtlingspfarrer, Gertrud Kurz-Hohl, die als Mitglied der internationalen Friedensorganisation der Kreuzrit- ter zugunsten der (jüdischen) Flüchtlinge im Zweiten Weltkrieg, u.a. durch persönliche Interventionen bei Behörden, und nach 1945 im Rahmen der internationalen Friedensarbeit unermüd- lichen Einsatz leistete, und Willi Kobe, Präsident des Deutsch- schweizer Zweiges des Internationalen Versöhnungsbundes IFOR, Pazifist, Pfarrer, der zusammen mit seiner Frau Margrit Besmer Kobe im Rahmen des Dienstes für Frieden und Gerech- tigkeit SERPAJ für Solidaritätsarbeit zuständig war. Henry Dunant ist Heft 137/2009/10 (2010) der Appenzellischen Jahr- bücher gewidmet. Das Werk von Jakob Künzler, Gertrud Kurz- Hohl und Carl Lutz wird unter dem Titel «Appenzeller im Vorwort 9

Dienste der Menschlichkeit» in einem Jahrbuchartikel von Hans Amann vorgestellt (AJb 123/1995 (1996), S.5–48). Die AGG verkörpert als Institution private, nicht-staatlich or- ganisierte Gemeinnützigkeit, getragen und organisiert durch die Einwohnerinnen und Einwohner beider Appenzell. Mit den beiden jüngsten Heften der Appenzellischen Jahrbücher haben wir der Wichtigkeit privater Initiativen und Engagements zu- gunsten der Gemeinschaft eine Plattform gegeben. Inspiriert durch das Beispiel des patriotischen Tisches planen wir weitere Gespräche und dadurch das Kennenlernen gemeinnützig han- delnder Personen unserer beiden Kantone.

Der zweite und dritte Teil des Jahrbuchs enthalten die Landes- und Gemeindechroniken beider Appenzell, die AGG-Berichter- stattungen, das Mitgliederverzeichnis der AGG und weitere An- hänge, so den Verweis auf die Appenzeller Bibliografie 2012 mit Kurzbesprechungen zu aktuellen Appenzeller Publikationen. Jürg Bühler feiert mit seiner aktuellen Chronik das 30-Jahr-Jubi- läum als Landeschronist. Ihm und den Gemeindechronisten René Bieri (Hinterland), Martin Hüsler (Mittelland) und Hans- peter Strebel (Vorderland) sowie dem Innerrhoder Landeschro- nisten Rolf Rechsteiner danken wir herzlich für die treuen Dienste zugunsten der Geschichtsschreibung unserer Kantone.

Seit dem 27. September 2012 besteht die Möglichkeit, via http:// retro.seals.ch im gesamten Bestand der Jahrbücher (1854->) zu blättern. Die digitalisierten Jahrbücher sind ein hervorragender Fundus für die Arbeit an Themen zur Appenzeller Geschichte; der Zugriff via Volltext- und Titelrecherche ist komfortabel, die einzelnen Artikel sind mit einem Digital Object Identifier (DOI), einem eindeutigen und dauerhaften digitalen Identifikator, ver- sehen und lassen sich als PDF-Dokumente lokal speichern. Über 25000 Seiten umfasst das Jahrbuch-Archiv.

Wir danken allen Autorinnen und Autoren und den zahlreichen Personen, die das Jahrbuch 2013 mit ihren Berichten, Statistiken, Protokollen und Fotografien angereichert haben. Beim Appen- zeller Medienhaus, insbesondere bei Rolf Egger, bedanken wir uns für die seit Jahren reibungslos funktionierende gute Zusam- menarbeit. Den Leserinnen und Lesern wünschen wir viel Freude und bereichernde neue Erkenntnisse.

Trogen und Teufen, im September 2013

Heidi Eisenhut, Leiterin Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden Hanspeter Spörri, Journalist, Vorstandsmitglied AGG

1. Freiwillig und uneigennützig 12 Freiwillig und uneigennützig

Engagement macht glücklich

Referat anlässlich der 180. Jahresversammlung der Appenzellischen Gemeinnützigen Gesellschaft AGG vom 24. November 2012 im Hotel Restaurant zur Linde, Teufen Hans Altherr, Ständeratspräsident

Einleitung Vielleicht haben Sie bereits vom Reptiliengehirn gehört. Nun, 1 Das Referat entstand dank Mit- ich meine nicht das Gehirn eines Krokodils oder das einer hilfe von Karin Burkhalter Fritschi, Schlange, sondern jenes im Kopf von uns Menschen – wenn- Mitarbeiterin der Parlaments- dienste, Bern. gleich wir es von fernen Vorfahren aus dem Tierreich geerbt ha- ben. Das Reptiliengehirn2 wird dann aktiv, wenn wir moralische 2 Hirnstamm. Siehe z.B. URL: Entscheidungen treffen. Es steuert Emotionen und das Trieble- www.gehirnlernen.de/gehirn/der- ben.3 Begriffe wie «Gerechtigkeitsempfinden» und «Mitgefühl» hirnstamm-oder-das-reptilienge- hirn (diese und die folgenden URLs heissen nicht zufälligerweise so. Wissenschaftlerinnen und Wis- kontrolliert am 11.07.2013). senschaftler unterschiedlicher Disziplinen kommen je länger je öfter zum Schluss, dass der Mensch nicht einzig nach dem Prin- 3 Stefan Klein: Wie kommt das Gute in die Welt? In: Zeit online, zip Eigennutz funktioniert. Nr. 53, 22.12.2009, URL: www.zeit. Das lässt sich bereits am Verhalten von 18-monatigen Klein- de/2009/53/DOS-Altruismus, kindern ablesen. Beobachteten sie, dass sich ein Erwachsener S. 1–9, hier S. 4. mit vollen Händen abmühte, eine Schranktüre zu öffnen, ka- men sie zu Hilfe und öffneten die Tür. Stellten sie hingegen fest, dass die Person durchaus in der Lage war, sich selbst zu helfen, liessen sie sich nicht vom Spielen abhalten. Offensichtlich er- warteten die kleinen Versuchspersonen auch keine Belohnung für ihr Verhalten. Als die Forscher die Kinder mit einem attrakti- ven Spielzeug «bezahlten», sank deren Hilfsbereitschaft. Das Resultat war übrigens in allen Kulturen das Gleiche. Und da wir alle wissen, wie aufwändig es ist, Kindern soziales Verhalten bei- zubringen, ist die Studie des Leipziger Max-Planck-Instituts ziemlich verblüffend. Im Resultat sehen die Forscher den Nach- weis erbracht, dass die Neigung zu helfen nicht anerzogen, son- dern eben angeboren ist.4 4 Klein, Das Gute (wie Anm. 3), Die Wissenschaft kommt anscheinend einem Altruismus- S. 8. Gen auf die Spur.5 Das sind gute Neuigkeiten. Der Mensch ist 5 Stefan Klein: Die Gene des Guten. doch nicht so schlecht, wie wir bislang angenommen haben. Et- Ein Streitgespräch mit dem Dar- was, das bereits Charles Darwin vermutet haben musste. Er win-Anhänger Richard Dawkins. In: Zeit online, Nr. 38, 16.9.2010, stellte sich die Frage, wo die Moral und das Gerechtigkeitsemp- URL: www.zeit.de/2010/38/Die- finden herkommen, die er während seines Aufenthalts auf Feu- Gene-des-Guten. erland bei isolierten Inselbewohnern erlebte.6 Nach der Evolutionstheorie müssten selbstlose Menschen 6 Stefan Klein: Der Sinn des Ge- bens. Warum Selbstlosigkeit in der nämlich längst ausgestorben sein, da uneigennütziges Verhal- Evolution siegt und wir mit Egois- ten die Überlebenschancen des eigenen Nachwuchses schmä- mus nicht weiterkommen. lert. Sie sind aber nicht ausgestorben. Altruistinnen und Altruis- Frankfurt/M 2010, S. 38f. Freiwillig und uneigennützig 13

ten gibt es immer noch. Das Prinzip «Fressen oder gefressen werden» hat nicht gesiegt. In seinem Alterswerk «Die Abstam- 7 Charles Darwin: Die Abstam- mung des Menschen»7 folgerte Darwin, die geistigen Fähigkei- mung des Menschen und die ge- ten und Vorlieben hätten sich im Lauf der Evolution ebenso ent- schlechtliche Zuchtwahl. 2 Bde. wickelt wie der Körperbau. Er sprach davon, dass vielen Tieren 1871 (Originaltitel: The descent of man, and selection in ein «sozialer Instinkt» angeboren sei. Und bei einem geistig so relation to sex. London 1871). hoch entwickelten Wesen wie dem Menschen führe dieser Ins- tinkt «unausweichlich» zu einem angeborenen Sinn für Gerech- tigkeit und Moral. Die angeborene Neigung zum Miteinander zwinge den Menschen, zeitweilig selbstlos zu sein. Erklären konnte der britische Naturforscher den sozialen Instinkt und was ihn ausmacht nicht. Darwin war mit seiner Erkenntnis je- doch seiner Zeit um mehr als ein Jahrhundert voraus, ist der deutsche Wissenschaftsjournalist Stefan Klein überzeugt. Klein hat das bemerkenswerte Buch «Der Sinn des Gebens» geschrie- ben. Daraus möchte ich Ihnen einen kurzen Abschnitt zitieren: «Erst heute beginnen wir zu verstehen, wie sehr selbstlose Im- pulse unsere Gedanken und Handlungen prägen, wie sie entste- hen und wie sie uns langfristig nützen. Ein neues Menschenbild zeichnet sich ab, das den Homo sapiens viel freundlicher als bis- her zeigt. Diese Einsichten werden die Spielregeln unseres Zu- 8 Klein, Sinn des Gebens (wie sammenlebens verändern.»8 Anm. 6), S. 39. Auch wenn wir nun wissen, dass in uns allen ein guter Kern schlummert und wir an das Gute im Menschen glauben dürfen, so ist dies nicht bei allen gleichermassen ausgeprägt. Fairness, Hilfsbereitschaft und Moral sind uns auch anerzogen und von unserem Umfeld, von Umständen und unserer Kultur geprägt. Auch hierzu gibt es ein interessantes Forschungsresultat, das der US-Anthropologe Joseph Henrich zu Tage förderte und das ich Ihnen nicht vorenthalten will. In seiner weltweiten Vergleichs- studie zum Thema «Egoismus» zeigte Henrich auf, dass Men- schen in Industrienationen sowie in Städten von Entwicklungs- ländern ähnlich grosszügig sind, dass es jedoch signifikante Un- 9 Nathalie Henrich und Joseph terschiede bei Stammesvölkern gibt.9 Am grosszügigsten waren Henrich: Why humans cooperate. die Lamalera, Walfänger aus Indonesien. Sie gaben zwei Drittel A cultural and evolutionary expla- eines Geschenkes ab, das sie im Rahmen des Ultimatumspiels nation. New York 2007. erhalten hatten, während die Machiguenga aus dem Regenwald Perus Dreiviertel der Summe für sich behielten. Der Grund für die Unterschiede liegen in den Lebensumständen beider Völ- ker: Die Lamalera können in ihrem Lebensraum keine Land- wirtschaft betreiben. Sie leben am Fusse eines Vulkans. Beim Walfang sind sie nur dann erfolgreich, wenn sie kooperieren und Regeln befolgen. Die peruanischen Indianer hingegen sind Individualisten. Jede Familie lebt und ernährt sich allein und kümmert sich nicht um die anderen. Gemeinsame Aktivitäten 10 Klein, Das Gute (wie Anm. 3), sind rar.10 Das Fazit dieser Studie ist offensichtlich: Notwendig- S. 9. keit macht altruistisch. 14 Freiwillig und uneigennützig

Arten von Philanthropie Meine Damen und Herren – ich habe mir diesen kleinen Exkurs über Altruismus erlaubt, um beim nächsten Fremdwort zu lan- den: bei der Philanthropie. Das Wort stammt aus dem Griechi- schen und bedeutet «Menschenfreundlichkeit». Ein Philanth- rop möchte mit seinem Engagement, dass anderen Menschen Gutes wiederfährt. Wer philanthropisch handelt, handelt folg- lich immer auch aus altruistischen Motiven. Bis vor 150 Jahren verstand man unter Philanthropie in erster Linie Almosenspen- den zur Linderung der Not von armen Leuten. Philanthropen von damals waren z.B. verschiedene Mitglieder der Familien Zellweger in Trogen oder der Familien Merian in Basel. Gemäss dem Zentrum für philanthropische Studien der Universität Ba- sel (CEPS)11 hat sich die Bedeutung von Philanthropie längst 11 Georg von Schnurbein und Stef- weiterentwickelt. Philanthropie ist heute unabhängig davon, fen Bethmann: Philanthropie in der wie viel Geld ein Mensch besitzt.12 Der Begriff steht heute in ei- Schweiz. Basel 2010 (CEPS For- schung und Praxis 1). URL: http:// nem umfassenderen gesellschaftlichen Kontext: Wir verstehen ceps.unibas.ch/fileadmin/ceps/re- darunter gesellschaftliche Solidarität und bürgerschaftliches daktion/Downloads/Forschung/ Engagement: in Form von Spenden, von zeitlichem Engage- Philanthropie_in_der_Schweiz_ ment, von Stiftungsgründungen und auch von Legaten.13 In den Final.pdf. USA, dem Ursprungsland der modernen Philanthropie, hat sich 12 Ebd., S. 2. das Verständnis entwickelt, dass private Initiativen den Staat 13 Ebd., S. 3. unterstützen und teilweise entlasten können. Philanthropie be- inhaltet Aktivitäten, welche die Lebensumstände Dritter verbes- sern. Sie ist privat, gemeinnützig – die AGG könnte demnach ganz gut auch «Philanthropische Gesellschaft» heissen – und freiwillig; wobei die Freiwilligkeit manchmal von einem gewis- sem Erwartungsdruck getrübt wird. Denken Sie zum Beispiel an die Kollekte während des Gottesdienstes. Philanthropisches Handeln ist nichts anderes als eine Variation der Spende: Geld, Sachwert, Zeit. Eine Person überlässt oder teilt etwas mit ande- ren, ohne dafür eine gleichwertige Gegenleistung zu erhalten.14 14 Ebd., S. 4f.

Motive, Gutes zu tun Wie ich vorhin erwähnt habe, handelt philanthropisch, wer an- deren Gutes tun will. Aber er tut es nicht nur deswegen: Unter- schiedliche Gründe führen zu gemeinnützigem Engagement. Die Forschung spricht von fünf Motivationsgruppen15: 15 Ebd., S. 12. – Altruistische Motive (Pflichterfüllung und Gemeinwohlorientierung) – Gemeinschaftsbezogene Gründe (Kommunikation und soziale Integration) – Gestaltungsorientierte Gründe (aktive Partizipation und Mitbestimmung) – Problemorientierte Gründe (Veränderung gesellschaftlicher Missstände) – Entwicklungsbezogene Gründe (Selbstverwirklichung, Kompetenzen erwerben) Freiwillig und uneigennützig 15

Welche Motivation steckt hinter freiwilligem Engagement? (Quelle: :LUGHUZDUWHW %HUXIOLFKH/DXIEDKQ SGG, Freiwilligen-Monitor 2009). 3UREOHPHLQGLH+DQGQHKPHQ *ODXEH $QHUNHQQXQJ %HVVHUHV,PDJHIU7lWLJNHLW 1HW]ZHUN 9HUDQWZRUWXQJWUDJHQ 0lQQHU (UIDKUXQJHQVDPPHOQ )UDXHQ $QGHUQKHOIHQ .RQWDNW (WZDVEHZHJHQ 6SDVV  

Selbstverwirklichung und gemeinnütziges Engagement müssen 16 Ebd. also nicht im Widerspruch zueinander stehen.16 Natürlich kom- men diese Beweggründe selten isoliert voneinander vor, son- dern sie treten gebündelt in verschiedenen Kombinationen auf. Das Basler Zentrum für Philanthropische Studien kommt zum Schluss, dass altruistische Motive und problemorientierte Gründe zentrale und wichtige Auslöser für philanthropisches Tun sind. Interessant ist auch folgende Erkenntnis: Wer Geld spendet, handelt primär aus altruistischen und problemorien- tierten Motiven und erwartet keinen Vorteil oder Nutzen. Bei der Freiwilligenarbeit hingegen sind altruistische, reziproke (d.h. gegenseitige) und egoistische Gründe eng miteinander verknüpft. Unter den Motiven mit mehr als 50 Prozent Zustim- mung sind mehrere, die einen unmittelbaren Nutzen für die ei- gene Person bewirken. Aber es ist vor allem auch der Spass, die Freude an der Tätigkeit, die Schweizerinnen und Schweizer mo- 17 Ebd., S. 29 (Motive der formell tivieren, sich für andere einzusetzen17. Freiwilligen, Mehrfachnennungen möglich). Das ist nicht nur hierzulande so. Eine internationale Studie der Charities Aid Foundation kommt zu folgendem Ergebnis: Wo Hilfe für den anderen einen hohen Stellenwert hat, da fühlen sich die Menschen besser. Auf die Freude, die Geben bereitet, komme ich später nochmals zurück. 18 World Giving Index. A global Der so genannte World Giving Index18, der seit 2010 jährlich view of giving trends. Hrsg. Chari- erhoben wird und einen interessanten Überblick über Wohltä- ties Aid Foundation. Kings Hill, tigkeit im internationalen Vergleich gibt, zeigt aber auch: Die Kent (UK) 2011. URL: www.cafon- line.org/pdf/World_Giving_In- Menschen spenden lieber Geld als Zeit für gemeinnützige Zwe- 19 dex_2011_191211.pdf. cke. Wieso ist das so? Geldspenden werden als eine Art «Frei- kauf» von gemeinnütziger Tätigkeit verstanden. Personen, die 19 World Giving Index (wie Anm. 18), S. 13. nur ungern Freizeit opfern, aber sich dennoch engagieren möchten, spenden lieber einen Geldbetrag als Zeit. Hier haben wir eine Antwort auf die Frage, warum die Menschen nach wie vor altruistisch sind, aber nicht in einem Gemeinderat oder in einem Vereinsvorstand mitwirken möchten. Sie geben lieber Geld als Zeit. 16 Freiwillig und uneigennützig

In anderen Studien konnte aber auch nachgewiesen werden, dass engagierte Bürgerinnen und Bürger häufiger bereit sind, Geld zu spenden, als der Durchschnitt der Bevölkerung. Interes- sant ist auch, dass Wohlstand und Wohltätigkeit nicht immer Hand in Hand gehen. Nur fünf der 20 Länder mit dem höchsten Bruttoinlandprodukt figurieren unter den 20 grosszügigsten Ländern des World Giving Index. Die Schweiz ist nicht mehr da- bei: Vor zwei Jahren noch auf Platz 5, ist sie abgerutscht auf Rang 21. Über die Gründe sind sich die Autorinnen und Autoren nicht ganz schlüssig: Möglicherweise liege es am gravierenden Erdbeben in L’Aquila im Jahr 2009, das zu einer höheren Spen- denbereitschaft in den Nachbarländern der Schweiz und auch Österreichs geführt haben könnte – auch Österreich rutschte auf dem Index nach hinten. Denn die Daten für 2010 wurden unmit- telbar nach dem Erdbeben erhoben.20

Der Wert für die Schweiz deckt sich nicht ganz mit den For- schungsergebnissen des gfs-Instituts21 in Zürich. Dieses geht zwar auch von einem verminderten Spendenvolumen aus, je- 20 World Giving Index (wie doch nicht im gleichen Ausmass. Die gesamte Summe sank von Anm. 18), S. 39. Die Tabelle zeigt geschätzten 1,3 Mrd. Franken 2010 auf 1,27 Mrd. Franken 2011. die Länder West- und Südeuropas. Ich finde das beachtlich: Es bedeutet nämlich, dass jeder Haus- 21 Spendenmonitor 2011. Hrsg. halt durchschnittlich 684 Franken gespendet hat, oder anders von der Markt- und Sozialfor- ausgedrückt, dass die Schweizerinnen und Schweizer etwa 0,25 schung gfs-Zürich. 26.04.2012. PURL: www.gfs-zh.ch/content. Prozent des Bruttoinlandprodukts auf freiwilliger Basis spenden. php?pid=278. Ganz offensichtlich wollen die Leute angesichts der vielen Kri- sennachrichten rund um die Schweiz andere unterstützen, de- nen es weniger gut geht als ihnen.

5DQJ *HVDPW *HOG =HLW +LOIHDQ 5DQJ 9HUlQGHUXQJ  )UHPGHQ  ,UODQG  (QJODQG  1LHGHUODQGH  ,VODQG       

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Eine Nation von Freiwilligen In der Schweiz gibt es eine historisch tief verwurzelte Tradition, öffentliche Aufgaben nebenberuflich auszuüben. Bekanntestes Beispiel ist das Milizsystem bei unserer Armee. Auch die politi- schen Ämter werden grösstenteils nebenamtlich ausgeübt. Ein Vertreter dieser Spezies steht vor Ihnen. Gestatten Sie mir in die- sem Zusammenhang eine Anekdote. Als ich 1981 Gemeinde- hauptmann von Trogen wurde, erhielt ich als Entschädigung pauschal 9000 Franken im Jahr. Zusätzliche Spesen oder Sit- zungsgelder gab es nicht. Als die Geschäftsprüfungskommis- sion nach zwei oder drei Jahren eine Erhöhung auf 13000 Fran- ken beantragte, wurde das von der Rechnungskirchhöri ohne Opposition angenommen. Einer meiner Amtsvorgänger be- merkte aber doch ganz trocken: «Auf das 13. Monatsgehalt hätte man verzichten können…» Nun, Militär und Politik sind beides wichtige Pfeiler unseres Staatswesens. Aber sie sind längst nicht die einzig tragenden. Und sie waren vor allem nicht die ersten Stützpfeiler, die errich- tet wurden. Über Jahrhunderte entwickelte sich in der Schweiz eine Gesellschaftsform, die auf Werten wie Gleichheit, Aus- gleich, Solidarität, Demokratie und Gegenseitigkeit beruht. Der Lebensraum und die harten Lebensbedingungen prägten un- sere Vorfahren stark. Sie mussten sich in Voraussicht und Be- scheidenheit üben, die teils beschränkten Ressourcen haushäl- terisch nutzen. Der Alltag war hart, denn das Land musste fort- während intensiv bewirtschaftet werden. Gemeinsam ging das eben viel leichter. In Zusammenschlüssen versuchten sie das Beste aus den Weiden, den Alpwirtschaften, den Gewässern oder dem Wald zu holen. Es ist nicht erstaunlich, dass aus dem 18 Freiwillig und uneigennützig

Verbund der Kantone kein Schweizerland oder ein Helvetien wurde, sondern eine Eid-Genossenschaft, dass wir ein reiches Vereinsleben pflegen und dass viele gemeinnützige Gesellschaf- ten entstanden. Die Schweiz ist von unten nach oben aufgebaut: Gemeinden sind mit grosser Verantwortung und Autonomie ausgestattet, damit sie Projekte auf kommunaler Ebene mög- lichst in Eigenregie umsetzen können. Ohne Freiwilligenarbeit kann kein Land existieren. Unvor- stellbar sind die finanziellen Folgen, die unsere Volkswirtschaft bewältigen müsste, gäbe es keine kostenlosen Dienstleistungen von engagierten Bürgerinnen und Bürgern. Die enorme Bedeu- tung der Freiwilligenarbeit lässt sich am besten mit einer Frage sichtbar machen: Was wäre, wenn es keine Freiwilligenarbeit gäbe? Unser Sozialstaat würde kollabieren, das politische Sys- tem würde auseinanderbrechen, die Sport- und Musikvereine verschwänden und das kulturelle Leben läge darnieder. Kurzum: Es herrschte das Chaos. Nur nebenbei gesagt: Das Bruttoinland- produkt bildet alle diese Leistungen nicht ab. Es hat deshalb nur sehr beschränkt zu tun mit der Lebensqualität in einem Land. Aber eigentlich müsste ich Ihnen das gar nicht erklären: Die Ap- penzellische Gemeinnützige Gesellschaft existiert ja bereits seit 180 Jahren, und seit ihrer Gründung befasst sie sich mit genau diesen Themen. Lassen Sie mich nun ein paar Zahlen und Fakten zum freiwil- ligen Engagement in der Schweiz nennen. Dieses wird in zwei Bereiche gegliedert: Zur formellen Freiwilligenarbeit gehören die unbezahlte Arbeit in Vereinen, in sozial-karitativen Organi- sationen und kirchlichen Institutionen, in Interessensvereini- gungen, öffentlichen Diensten sowie in politischen Parteien und Ämtern. Von informeller Freiwilligenarbeit spricht man un- ter anderem bei der Nachbarschaftshilfe und anderen Hilfeleis- tungen aus persönlichem Antrieb.22 22 Freiwilligenarbeit in der Insgesamt sind in der Schweiz 33 Prozent der Wohnbevölke- Schweiz 2010. Hrsg. vom Bundes- rung ab 15 Jahren freiwillig aktiv23. In ihrer Freizeit engagieren amt für Statistik. Neuchâtel 2011. URL: www.bfs.admin.ch/bfs/por- sich die Menschen hierzulande für soziale Initiativen, trainieren tal/de/index/news/publikationen. Document.149968.pdf, S. 6. 23 Ebd., S. 4. 6SRUWYHUHLQH

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.LUFKOLFKH,QVWLWXWLRQHQ 0lQQHU ,QWHUHVVHQYHUHLQLJXQJHQ )UDXHQ gIIHQWOLFKH'LHQVWH Wer engagiert sich wo? (Quelle: 3ROLWLN3DUWHLHQ Schweizerische Arbeitskräfteerhe-  bung (SAKE): Unbezahlte Arbeit; BFS) Freiwillig und uneigennützig 19

jugendliche Unihockey-Spieler, helfen der Nachbarin beim Ein- kauf, sammeln Unterschriften für eine verkehrsberuhigte Strasse im Quartier oder präsidieren eine Gemeindeversamm- lung. Für die in der Freiwilligenarbeit aktiven Personen bedeu- tet dies einen Zeitaufwand von beinahe einem halben Arbeits- tag pro Woche: Das ergibt 13,7 Stunden pro Monat für unbe- zahlte Arbeit in Vereinen oder Organisationen (institutionali- sierte Freiwilligenarbeit) und 15,5 Stunden für informelle Frei- willigenarbeit. So kommen in der Schweiz jährlich 640 Mio. Ar- 24 Ebd., S. 5. beitsstunden zusammen.24 Menschen in unserer Gesellschaft haben also nach wie vor ein starkes Interesse, sich zu engagie- ren. Die Freiwilligenarbeit ist kein Auslaufmodell. Vor Ort wol- len Menschen in ihrem Wohnviertel, in der direkten Nachbar- schaft etwas erreichen. Allerdings wird oft ein Rückgang des Engagements, vor allem des Engagements auf Dauer, beklagt. Leider ist es wahr: Egois- mus und Individualismus scheinen zuzunehmen, die Bereit- schaft, sich auf mittlere und lange Frist zu verpflichten, nimmt jedenfalls ab. In Gemeinden wird es zunehmend schwierig, Ge- meinderäte zu rekrutieren, Vereine finden keine Vorstandsmit- glieder mehr. Dem gegenüber steht die Beobachtung, dass sich viele engagieren, wenn es um zeitlich befristete Projekte geht wie z.B. um einen Workshop über Raumentwicklung oder um eine spezielle Aufführung eines Chores. Die Schweiz ist noch immer eine «Nation von Freiwilligen», 25 Unbezahlte Arbeit. Hrsg. vom die Bereitschaft für ein freiwilliges und uneigennütziges Enga- Bundesamt für Statistik. Neuchâtel 2013. URL: www.bfs.admin.ch/bfs/ gement ist jedoch in den vergangenen Jahren gesunken. Im Jahr portal/de/index/themen/20/04. 2000 waren es fast 40,8 Prozent der Wohnbevölkerung, zehn html, hier v.a. Daten, Indikatoren. Jahre später waren es nur noch 32,9 Prozent.25 Wir befinden uns 20 Freiwillig und uneigennützig an einem Punkt, wo freiwilliges Engagement stärker ins Be- wusstsein gerückt werden muss. Vor uns stehen viele komplexe Aufgaben – national und weltweit: die demografische Entwick- lung unserer Gesellschaft, die Individualisierung der Gesell- schaft und die damit verbundene Anonymität, der Klimawandel, die steigende Ressourcenknappheit, die wachsende Schere zwi- schen Arm und Reich, die weltweite Migration, … Die Liste lässt sich fortsetzen. Tatsächlich hat der bereits zitierte Stefan Klein recht, wenn er schreibt: «Altruistisches Verhalten ist nie so not- wendig wie heute. Nie zuvor haben Menschen so viel und über Kontinente hinweg gehandelt, haben so viel Austausch gepflegt und gemeinsam versucht, weltumspannende Probleme zu lö- sen, wie in unserer globalisierten und vernetzten Welt. Nie zuvor war jeder Einzelne so sehr von anderen, oft weit entfernten Menschen abhängig.»26 Auf der kommunalen Ebene liegt eine Lösung vielleicht darin, dass wir vermehrt Projekte definieren, die zeitlich befristet sind, und dass wir so weniger Menschen benötigen, die sich während Jahren und Jahrzehnten engagieren. Auch das Internet wird 26 Klein, Das Gute (wie Anm. 3), neue Formen der Mitwirkung ermöglichen, und nicht auszu- S. 9. schliessen ist, dass wir uns in Zukunft wieder mehr auf unsere lokalen Wurzeln besinnen, weniger an Mobilität konsumieren und uns dort engagieren, wo wir zuhause sind.

Die Freude am Engagement In der Freiwilligenarbeit steckt ein hohes, zum Teil noch unge- nutztes Potenzial. Ich bin aber zuversichtlich. Die Bedeutung der Freiwilligenarbeit rückt immer mehr ins Zentrum – und zwar auch in der Wissenschaft, in der Politik und der Wirtschaft: Zunehmend gehört es auch bei Unternehmen zum guten Ton, sich gemeinnützig oder karitativ zu engagieren. In Bewerbungs- gesprächen schauen Personalverantwortliche und Firmenchefs vermehrt auf die sogenannten «weichen» Faktoren. Das ist ein begrüssenswerter Trend aus den USA, wo das Volunteering in jedes Curriculum gehört. Meine Tochter hat z.B. einzig wegen ihres freiwilligen Engagements in einem Hilfsprojekt in Costa Rica ein Stipendienjahr an einer renommierten US-Universität erhalten. Etwas Weiteres wird m.E. vollkommen unterschätzt. Es ist die Netzwerkkomponente: Freiwillige Arbeit zusammen mit Mit- menschen schafft ein tragfähiges Netzwerk mit vielen positiven Effekten, von denen ich hier beispielhaft einen einzigen kurz be- leuchten will: denjenigen der sozialen Kontrolle, wenn es um die Sauberkeit unserer Umwelt geht. In funktionierenden über- blickbaren Gemeinschaften wird weniger fortgeworfen, die Menschen verhalten sich sorgsamer, bewusster. Kurz: es braucht weniger Staat. So ist durch viele Studien erwiesen worden, dass Freiwillig und uneigennützig 21

überschaubare Gemeinschaften weniger Polizei brauchen. Die zunehmende rechtliche Regulierung unserer Gesellschaft kann durchaus als Folge der abnehmenden gegenseitigen Hilfsbereit- 27 Vielleicht ist es aber auch um- schaft verstanden werden.27 Es lohnt sich, darüber nachzuden- gekehrt: Die zunehmende Regulie- ken und Gegensteuer zu geben. rung führt zu einer Abnahme der Das stärkste Argument für ein freiwilliges Engagement ist für Hilfsbereitschaft nach dem Motto: 28 «Weshalb soll ich mich engagieren; mich aber die Freude, die es bereitet. Schauen Sie sich die dafür ist der Staat da.» Werte an (Mehrfachnennungen möglich): 86,9 Prozent der be- fragten Personen haben Spass an der Tätigkeit, 76,6 Prozent en- 28 Siehe oben Tabelle S.15. gagieren sich, um mit anderen etwas bewegen zu können, und 63,9 Prozent geben an, dass ihre Motivation für Freiwilligenar- beit darin bestehe, mit Menschen zusammenzukommen. Diese hohen Zahlen sind kein Phänomen der Schweiz, sie bewegen sich in anderen Ländern auf ähnlichem Niveau. Dass Geben glücklich machen kann, lässt sich mit Erkennt- nissen aus der Hirnforschung erklären. Die «Spiegelneuronen» in unserem Gehirn lassen uns die Gefühle anderer Menschen mitfühlen. Der österreichische Glücksforscher Herbert Laszlo (1940–2009) warnte jedoch davor, auf der Jagd nach dem Glück der nächstbesten Organisation Geld zu spenden. Der unmittel- bare Kontakt von Geber und Nehmer sei erforderlich, um die Spiegelneuronen zu aktivieren. Unsere Spiegelneuronen funkti- onieren nur, wenn wir direkt in ein glückliches Gesicht blicken können. Wir werden mit dem Gefühl des anderen «angesteckt». Wenn das kein Argument ist! Eintreten für die eigenen Werte stiftet Sinn im Leben und zeigt, wie wirkungsvoll wir einzeln und in der Gruppe sein kön- nen. Das ist befriedigend und ermöglicht einen wichtigen Lern- prozess in unserer materialistischen, individualisierten Gesell- 22 Freiwillig und uneigennützig schaft. Das – nach wie vor – ausgeprägte Engagement in der Schweiz ist ein Zeichen einer starken Zivilgesellschaft. Es schweisst unsere Gesellschaft zusammen, schafft Gemeinsinn und bewirkt soziale Integration. Das stimmt positiv und lässt hoffen. Gemäss dem ersten «World Happiness Report»29, der im Auf- 29 World Happiness Report. Hrsg. trag der UNO 2012 erstellt worden ist, gehört die Schweiz zu den von John Helliwell et al. Columbia zehn glücklichsten Nationen dieser Erde – nach Dänemark, University. New York 2012. URL: www.earth.columbia.edu/sitefiles/ Norwegen, Finnland, den Niederlanden und Kanada. Laut den file/Sachs%20Writing/2012/ Forscherinnen und Forschern der New Yorker Columbia Uni- World%20Happiness%20Report.pdf, versität ist der materielle Wohlstand zwar der wichtigste ein- insbesondere die Tabelle 2.3 im zelne Glücksfaktor. Ausschlaggebend ist am Schluss aber die Anhang. richtige Mischung aus persönlicher Freiheit, starker gesell- schaftlicher Vernetzung, körperlicher und geistiger Gesundheit, Sicherheit des Arbeitsplatzes und stabilen Familien. Bei uns in der Schweiz scheint das alles offenbar noch der Fall oder zumin- dest möglich zu sein. Das Glück wird den Kindern also sozusa- gen in die Wiege gelegt. Für die hohe Zufriedenheit der Schwei- zerinnen und Schweizer gibt es weitere Gründe: Es sind dies die guten politischen Verhältnisse, die direkte Demokratie, der Fö- deralismus.30 Bei uns werden viele Entscheide auf lokaler und 30 Das steht zwar so nicht im regionaler Ebene getroffen, die Menschen können mitbestim- World Happiness Report (siehe men und haben dadurch eine Beziehung zum Staat. Anm. 29), lässt sich aber unschwer aus den Länderranglisten ableiten. Wenn wir es schaffen, noch mehr Bürgerinnen und Bürger für die Freiwilligenarbeit zu motivieren, werden wir ein besonders glückliches Land sein. Denn: «Glück ist das einzige, was sich verdoppelt, wenn man es teilt», sagte einst Albert Schweitzer (1875–1965). Wenn das kein Ansporn ist! Lassen Sie mich zusammenfassen: Freiwilliges Engagement ist in der Krise. Zu Unrecht, denn es verschafft Befriedigung und Glück. Sich zu engagieren, lohnt sich, für die Gesellschaft, aber auch für jeden Einzelnen. Eintreten für das, was uns wichtig ist, für unsere Werte also, stiftet Sinn, und das ist es, was letztlich zählt! Freiwillig und uneigennützig 23

Die zweite Tischrunde

Interviews und Einleitung: Hanspeter Spörri Fotos: Martina Bašista

«Engagement macht glücklich» – diese These Wer sich engagiert, geht den Weg oft über weite bestätigt sich empirisch. Die Interviews auf den Strecken alleine. Aber eigentlich ist es kein ein- folgenden Seiten führten wir mit Appenzelle- samer Weg, sondern ein Weg zum Du. «Der rinnen und Appenzellern, die sozial, gesell- Mensch wird am Du zum Ich», stellte Buber schaftlich, kulturell und/oder politisch aktiv fest.3 Und wer sich engagiert, hat nicht den Ei- sind. Sie beklagen sich kaum über die hohe gennutz im Blick, sondern das Wohl des Nächs- zeitliche Belastung, erleben in ihrem Engage- ten, der Gemeinschaft. Wie dieses zu erreichen ment Momente des Glücks, finden darin Sinn ist, bleibt allerdings umstritten. Immer wieder und Befriedigung. Allerdings scheinen sie auch haben sich einzelne Rezepte, Ideen und Ideo- angetrieben zu sein von einer gewissen Unzu- logien als irrig oder gar gefährlich erwiesen. friedenheit mit den herrschenden Zuständen. Auch da kann Bubers «dialogisches Prinzip» Sie engagieren sich gegen Armut, für Gerech- eine Hilfe sein: «Ich habe keine Lehre, aber ich tigkeit, gegen Gleichgültigkeit, für Mitgefühl, führe ein Gespräch».4 Die folgenden Interviews gegen Passivität, für gesellschaftlichen und po- verstehen sich als Teil eines grossen Gesprächs litischen Dialog, gegen Erstarrung, für Offen- über das, was nottut. Und nottut wohl viel eher heit. Ihnen gelingt es, andere zum Mitmachen das Gespräch selbst als das Ziehen eines allfäl- zu animieren. Sie haben meistens die ganze ligen Fazits. Das nie endende Gespräch stellt Gesellschaft im Blick, jene Gesellschaft, die es einen Wert an sich dar, denn es überbrückt die laut Margaret Thatchers Wort gar nicht gibt.1 Unterschiede, überwindet die Differenzen. In Wie dem auch sei: «Alles wirkliche Leben ist diesem Sinn sind die Texte wohl auch eine Begegnung.»2 Das schrieb der jüdische Religi- Fortsetzung der Gespräche am «patriotischen onsphilosoph, Sozial- und Sprachdenker Mar- Tisch», die für das letztjährige Appenzellische tin Buber. Zum schönen Wort Begegnung schuf Jahrbuch geführt wurden. Damals ging es um er als Gegenbegriff die «Vergegnung». In ihr, die Res Publica, die öffentliche Sache. Auch bei der missglückten, verpassten, missbrauchten dieser ist das Engagement der Bürgerinnen Begegnung, im gescheiterten Dialog, liegt die und Bürger gefragt. Ursache vieler Frontbildungen und ausarten- der Konflikte. 1 http://en.wikiquote.org/wiki/Margaret_Thatcher, Die Frauen und Männer, deren Aussagen auf Abfrage vom 25.07.2013: «‹They're casting their prob- den folgenden Seiten zitiert sind, verzweifeln lem on society. And, you know, there is no such thing as society. There are individual men and women, and allerdings nicht ob all der Widrigkeiten, mit de- there are families. And no government can do anything nen sie konfrontiert sind, ob allem Desinteresse, except through people, and people must look to them- ob der in vielen Weltgegenden eher zu- als ab- selves first...› Interview 23 September 1987, as quoted nehmenden Gleichgültigkeit und Ungerechtig- in by Douglas Keay, Woman's Own, 31 October 1987, keit. Sie packen dort an, wo es nötig ist, wo ihre pp. 8–10.» Kenntnisse und Fähigkeiten gefragt sind. 2 In «Ich und Du» (1922) von Martin Buber, zit. bei: Manchmal gleicht ihr Beitrag einem Tropfen Gerhard Wehr: Martin Buber. In Selbstzeugnissen und auf dem heissen Stein. Das ist ihnen bewusst. Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg 1968 (Ro- wohlts Monographien 147), S. 82. Aber auch diese Einsicht lässt sie nicht resignie- ren, sondern stachelt sie weiter an, denn sie 3 Ebd. wissen: Viele Tropfen ergeben ein Meer. 4 Ebd., S. 9.

Die Teilnehmenden an der zweiten Tischrunde haben für ihr Porträt einen Ort ausgewählt, der für sie von besonderer Bedeutung ist. 24 Freiwillig und uneigennützig Irene Bruderer 1955, Heiden Leitung Labor und Blutspendedienst im Spital Heiden (seit 1978) Mitgründerin des Trauercafés in der Region Vorderland

Sie engagieren sich seit langem in einem Bereich, Sie haben sich nebenberuflich intensiv weiter- um den viele gerne einen Bogen machen: Behin- gebildet in sogenannter Körperpsychotherapie derung, Krankheit, Sterben. und in Palliativ-Pflege, dann auch in der spiritu- Mein Vater war Landarzt in Walzenhausen. Als ellen Begleitung von Kranken und Sterbenden. Kind habe ich ihn oft bei Hausbesuchen beglei- Einerseits habe ich mich fachlich und wissen- tet und wurde früh auch mit den Fragen von schaftlich weitergebildet. Anderseits beschäf- Leben und Tod konfrontiert. tigte ich mich intensiv mit Fragen des Seins. Für mich gehört das zusammen. Darüber spricht man nicht gern. Es gibt viele Themen, über die wir wenig – und Was ist für Sie persönlich die wesentliche manchmal zu wenig – reden. In den 1980er- Einsicht? Jahren arbeitete ich beim Aufbau der Aids- Dass wir nicht immer etwas «machen» können Hilfe St.Gallen/Appenzellerland mit. Damals oder müssen für Menschen, die wir begleiten; wurde mir bewusst, wie viel Unausgesproche- dass es in manchen Fällen reicht, einfach nur nes zwischen den Menschen steht, wie gross da zu sein. Manchmal bewirkt eine einfache der Einfluss von Ängsten und Vorurteilen ist. Berührung eine grosse Erleichterung. Wenn Diese können zur Ausgrenzung von Menschen man das weiss, fühlt man sich weniger hilflos. führen. Es gibt aber schon Dinge, die zu beachten sind. Sie haben auch persönlich schwere Zeiten Zum Beispiel die Selbstbestimmung des Pati- erlebt, als Ihr Partner an Alzheimer erkrankte enten, der Patientin. Vielleicht ist es nötig, und schliesslich daran starb. selbst etwas zurückzustehen. Als Begleiter dür- Über Demenz wurde damals in der Öffentlich- fen wir keine Bedingungen stellen. Das musste keit ebenfalls kaum gesprochen. Später enga- ich selbst lernen als Begleiterin meines Part- gierte ich mich deshalb in der Öffentlichkeits- ners. Er hat manchmal komische Dinge getan, und Aufklärungsarbeit und schilderte meine zum Beispiel im Restaurant aus der Flasche ge- Erfahrungen in Vorträgen. trunken. Er konnte das nicht ändern. Nur ich kann meine Haltung zu ihm ändern, kann ler- Was lehrten Sie diese Erfahrungen? nen, einen Menschen so zu akzeptieren, wie er Dass unsere Gefühle nicht dement werden. Die ist. Emotionen schwinden auch dann nicht, wenn unsere kognitiven Fähigkeiten abnehmen, Wie uneigennützig ist uneigennütziges Handeln wenn die Sprache verloren geht. Sie werden oft eigentlich? sogar stärker. Deshalb ist es so wichtig, dass Es entstehen tiefe Beziehungen. Ich kann dabei diese Menschen Zuwendung und Achtung er- auftanken und gewinne Erfahrungen. Unei- fahren. gennützigkeit gibt es so gesehen eigentlich gar nicht. Es geht aber nicht um Nutzen, sondern um Beziehung. Manchmal scheint es mir, als ob ich im Leben dahin geführt würde, wo ich lernen kann, innerlich wachsen darf.

26 Freiwillig und uneigennützig Hans Sprecher 1946, Wald Pensionierter Meisterlandwirt alt Kantonsrat

Als Bauer sind Sie pensioniert, aber Sie haben Die Bedingungen sind ganz anders als in der sich unentgeltlich für ein Kinderdorf in den süd- Schweiz. Konnten Sie dem Gärtner des Dorfes amerikanischen Anden engagieren lassen, sin- dennoch etwas zeigen? gen im Wäldler Chor, transkribieren für die Aus- Der Stiftungsrat wollte von mir wissen, ob bei serrhoder Kantonsbibliothek Briefe aus dem der Landwirtschaft Verbesserungsmöglichkei- 19. Jahrhundert und beschäftigen sich mit ten bestünden. Ich merkte gleich, dass der ein- Botanik und Naturschutz. Warum machen Sie heimische Gärtner über Fachwissen verfügte. das alles? Er beeindruckte mich beispielsweise durch die Mich hat eben immer schon vieles interessiert. Art, wie er drei Maiskörner und zwei Bohnen Die Freude an der Botanik hat mir mein Lehrer ins gleiche Loch setzte. Die Kletterbohnen Rudolf Widmer an der Kanti Trogen vermittelt, rankten sich an den Maispflanzen hoch. Zu- die ich besuchte, bevor ich entschied, Bauer zu gleich düngten sie diese, denn Bohnen rei- werden. Und die alte Schrift lesen lernte ich in chern den Boden dank der Knöllchenbakterien Kursen beim früheren St.Galler Stadtarchivar mit Stickstoff an. Das wusste ich seit meiner Ernst Ziegler. Eine landwirtschaftliche Zeitung landwirtschaftlichen Ausbildung. Ich lernte hatte in den 1970er-Jahren uns Bauern aufge- also eine äusserst intelligente Art der Nah- fordert, der Geschichte des eigenen Hofes und rungsmittelproduktion kennen, die auf Erfah- der regionalen Landwirtschaft nachzugehen, rung basiert. Allerdings konnte ich dem ecua- was ich mit Interesse tat. Deshalb musste ich dorianischen Gärtner ebenfalls etwas zeigen: auch lernen, die alten Dokumente zu entzif- das Kompostieren. Bis dahin hatte er die orga- fern. nischen Abfälle einfach verbrannt. Ich war ihm also sicher eine Hilfe bei der Verbesserung der Hat dies Ihr Leben als Bauer verändert? Bodenfruchtbarkeit. Das ist schwierig zu sagen. Mich interessierte vor allem, wie die Leute in früheren Jahrhun- Solche Kontakte nützen also beiden Seiten? derten lebten. Ich sah beispielsweise in alten In Ecuador hat man beispielsweise ein ganz an- Kaufverträgen, dass die Stickmaschine im Kel- deres Gefühl für die Zeit. Wenn man etwas ver- ler Eigentum des Fabrikanten blieb. Das zeigte einbarte, hiess es immer: ahora. Das heisst auf mir, wie abhängig die Leute einst waren. Spanisch eigentlich jetzt oder gleich. Aber es konnte auch heissen: in zwei Stunden oder in Und wie kamen Sie auf das Kinderheim in zwei Tagen. Das war für mich eine wesentliche Südamerika? und gute Erfahrung. In der Schweiz leiden wir Nach Afrika oder Südamerika wäre ich schon in ja unter der allgegenwärtigen Hektik. Mich be- jungen Jahren gerne gereist. Ich konnte den eindruckte auch, wie in Ecuador technische Hof aber nicht so lange allein lassen. Als nach Geräte mit einfachen Mitteln repariert werden. meiner Pensionierung ein Freund, der sich in Kaum etwas wird fortgeworfen. Das praktiziere der Stiftung «Pueblos de Niños» engagierte, mir ich nun so weit wie möglich auch zuhause. vorschlug, mich etwas um den Gartenbau des Kinderdorfs in den Anden zu kümmern, sagte ich zu.

28 Freiwillig und uneigennützig Marlen Menet-Frei 1946, Hundwil Gründerin und Präsidentin der gemeinnützigen, internationalen Stiftung Apoyo mit Sitz in Hundwil

Wie kamen Sie als Lehrerin dazu, sich in Peru zu Das ist mit Glücksgefühlen verbunden? engagieren? Die Leute sind mir ans Herz gewachsen. Es Durch eine Reihe von Zufällen. Eigentlich macht mich glücklich und stolz, wenn ich plante ich 1987 eine Reise zur Osterinsel, die heute die Frauen und Männer im Alter zwi- aber abgesagt wurde. Stattdessen empfahl mir schen 20 und 30 sehe, die damals Kinder in das Reisebüro, nach Peru zu gehen. Aus Neu- ärmsten Familien waren und heute als Koch, gierde liess ich mich darauf ein. In Peru machte Schreiner, Reiseleiterin, Ingenieur, Jurist, Ärz- mich die Reiseleiterin auf die Möglichkeit zu tin oder Lehrerin arbeiten. Meine Stiftung hat Patenschaften für arme Familien aufmerksam. ihre Ausbildung finanziert, dafür unterstützen Am Anfang stand die Frage eines Hotelportiers, sie mich jetzt, wenn immer ich in ihrem Fach- ob ich die Patenschaft für eines seiner vier Kin- gebiet Hilfe vor Ort brauche. der übernehmen wolle, ohne die es gar nicht zur Schule gehen könne. So wurde ich Patin Gab es auch Misserfolge und Enttäuschungen? seiner einzigen Tochter – vielleicht, weil mir Die gab es selten – und zwar deshalb, weil ich Frauen in der peruanischen Gesellschaft be- die Leute eigenständig machen lasse. Aller- nachteiligt schienen. dings verfolge ich genau, was geschieht, und kontrolliere ganz streng den Ablauf und die Re- Sie haben noch Kontakt zu ihr? sultate. Selbstverständlich. Sie hat vor einem Jahr an einer Universität in Cuzco ihr Medizin-Stu- Entwicklungshilfe wird oft kritisiert, weil sie dium abgeschlossen und will sich nun als Kin- lediglich ein Tropfen sei und nichts an den un- derärztin spezialisieren. genügenden Strukturen ändere. In Ihrem Fall haben sich diese aber anscheinend wirklich ver- Wissen Sie eigentlich, was die Gründe und bessert. Motive Ihres Engagements sind? Sie haben sich gewaltig verändert – aber natür- Ich bin über diese erste Schulpatenschaft ein- lich ist auch diese Hilfe ein winziger Tropfen im fach hineingeraten, traf dann immer mehr Meer. Weil die Stiftung so klein ist, ist es sinn- Leute, die mich um Unterstützung baten. Eine voll, dass ich mich nur auf wenige, dafür ganz- solche Bitte habe ich eigentlich nie abschlägig heitliche Projekte – im Moment das Andendorf beantwortet. Ich habe immer nach Wegen ge- Tambo Machay – konzentriere. Schon bald wird sucht, wie man helfen könnte. Das war die Ba- dieses Dorf aber «abgenabelt» werden, ein an- sis zur Gründung des Hilfswerks Apoyo. deres Projekt wird folgen. Es gibt Hunderte von Dörfern mit einer vergleichbaren Ausgangs- Hat dieses Engagement Ihnen persönlich etwas lage und Tausende von Indios in den peruani- gebracht? schen Anden, die ein menschenwürdigeres Le- Das überlege ich mir nie. Ich komme mir vor ben verdienen würden. wie eine Mutter mit einer riesigen Familie. Als Mutter fragt man nicht, ob es etwas bringt, eine Familie zu haben. Ich sehe aber die grosse Zu- neigung dieser Menschen, ihr Vertrauen. In mich setzen sie ihre ganze Hoffnung.

30 Freiwillig und uneigennützig Anneliese Looser-Hummler 1986, Stein Familienfrau Geschäftsführerin Vertriebs AG der J.S. Bach-Stiftung

Sie engagieren sich politisch als Vorstandsmit- schränken oder zur Erhaltung der Freiheit nö- glied der Jungfreisinnigen. Was sind Ihrer tig sind. Uns Jungfreisinnigen geht es in erster Meinung nach Motive, um sich für eine Partei Linie um die Erhaltung der persönlichen Frei- einzusetzen und politische Freiwilligenarbeit zu heit und der Eigenverantwortung. leisten? Ich setze mich für meine Überzeugungen ein Dies kann aber auch zu einer eingeschränkten und bin froh, wenn ich etwas bewirken kann. Sichtweise führen. Allerdings ist ein derartiges gesellschaftliches Deshalb braucht es in der Politik den Diskurs. Engagement nicht mit einem tatsächlich ge- Unsere Vorfahren haben für die Freiheit der meinnützigen und gänzlich uneigennützigen Meinungsäusserung gekämpft. Dieses Privileg Einsatz gleichzusetzen, wie ihn etwa meine müssen wir nutzen. Aber nötig ist auch die Be- Mutter erbringt, wenn sie freiwillig und unbe- reitschaft, Kompromisse zu schliessen, denn zahlt im Kinderspital arbeitet – oder wie viele am Ende entscheidet die Mehrheit. Und das ist Leute ihn erbringen. zu akzeptieren.

Auch in der politischen Arbeit geht es um gesell- Können Sie sich vorstellen, ein politisches Amt schaftliche Fragen. zu übernehmen? Ich habe eine Vorstellung, in welche Richtung Ich weiss nicht, ob ich dazu geeignet wäre. In sich die Gesellschaft entwickeln sollte, und ver- der Privatwirtschaft ist man viel weniger auf die suche, diese umzusetzen. Dabei habe ich aber Meinung anderer angewiesen und hat kürzere nicht den Anspruch, nur meine Ideen seien die und deshalb schnellere Entscheidungswege. richtigen. In einer Demokratie hat man die Das liegt mir vermutlich mehr. Am ehesten Möglichkeit, an Entscheidungsprozessen mit- könnte ich mir deshalb ein politisches Engage- zuwirken. Ich empfinde das nicht nur als ein ment noch auf Gemeindeebene vorstellen, Recht, sondern auch als eine Pflicht. sind wir doch schliesslich alle daran interes- siert, dass sich das Dorf gesund weiterentwi- Deshalb haben Sie sich einst auch für die Ein- ckeln kann. führung einer modernisierten Form der Lands- gemeinde eingesetzt? Die Gemeinden stehen heute unter Druck – Damals ging es um die Frage, welche Form der auch unter dem Druck zu fusionieren. direkten Demokratie die Mitwirkung der ein- Genau mit diesen Fragen habe ich mich bereits zelnen Bürgerin, des einzelnen Bürgers am in meiner Maturaarbeit auseinandergesetzt. ehesten fördert. Mein persönliches Ziel war es Und dann wieder in meiner Bachelorarbeit. immer, die Partizipation zu stärken – und damit Meiner Meinung nach macht eine Fusion dann die persönliche Freiheit. rational Sinn, wenn einerseits die Steuern für die Bürger gesenkt und die Minimalleistungen Was die einen als Stärkung der Freiheit empfin- der Gemeinden – wieder – erbracht werden den, erleben andere als Einschränkung. können. Auf emotionaler Ebene sind Fusionen Zur Freiheit gehört, dass man darüber disku- ein anderes Thema. Jedes Dorf hat seine Eigen- tiert, was Freiheit ist. Es geht immer um die Fra- art. Und Eigenarten zu erhalten, ist aus meiner gen, ob Regeln und Gesetze die Freiheit ein- Sicht ebenfalls ein wichtiges politisches Ziel.

32 Freiwillig und uneigennützig Bruder Ephrem Bucher 1944, Luzern Provinzial der Schweizer Kapuziner 1978–1984 Lehrer für Philosophie und Religion am Gymnasium Appenzell, 1984–2001 Rektor

Wer in einen Orden eintritt, muss mehr als nur Der Kapuzinerorden erlebt wohl schwierige engagiert sein. Zeiten? Man bindet sich dauerhaft, verspricht Armut, Es fehlt an Nachwuchs. Einst waren wir rund Keuschheit und Gehorsam. Das bedeutet in 800 Kapuziner in der Schweiz. In den Klöstern heutiger Sprache in erster Linie vollständige stand man sich fast auf den Füssen. Heute sind Verfügbarkeit. wir nur noch rund 200. Dadurch haben die äl- teren Brüder heute den Eindruck, sie würden Sie werden eingesetzt, wo der Orden es für gebraucht, was sie motiviert. Aber wir sind richtig hält? auch zu Umstellungen gezwungen, müssen Einst trat ich in den Kapuzinerorden ein, ohne Schwerpunkte setzen. Unser Kloster in Luzern zu wissen, was passiert, wo ich hingestellt z.B. wird gegenwärtig umgebaut. Ein Teil soll werde. Nach dem Studium der Theologie und weiterhin spirituelles Zentrum für die Umge- anschliessend der Philosophie hatte ich von bung bleiben, einen Teil vermieten wir an Men- der Universität Heidelberg das Angebot, zu schen, welche die Nähe zum Kloster suchen. bleiben. Aber der Orden entschied, dass in der Ein weiterer Teil wird so vermietet, dass Geld Schweiz jemand mit meiner Ausbildung benö- generiert wird – wir müssen uns selber finan- tigt werde. Damals hätte ich das Kollegium zieren. Stans vorgezogen. Stattdessen sandte man mich nach Appenzell, das mir vollkommen Ist das für Sie als Provinzial eine schwierige fremd war. Als Philosophielehrer fand ich mich Situation? jedoch schnell zurecht. Aber schon bald wurde Psychologisch ist es nicht schwierig. Es herrscht entschieden, dass ich das Rektorat überneh- sogar eine gewisse Euphorie in der Provinz. men müsse. In diesem Amt blieb ich 17 Jahre, Aber man muss gute Ideen haben, um das zu bis man mich 2001 zum Provinzial der Schwei- tun, was heute notwendig ist. zer Kapuziner wählte. Drei Jahre später erfolgte die Wahl zum Generalrat in Rom. Das Klosterleben wirkt für viele Menschen anziehend – wenn nur die lebenslange Verpflich- Man hat Sie aber jeweils schon gefragt? tung nicht wäre. Meine Antwort war: Ich gehe, wohin man mich Deshalb haben wir eine neue Institution ge- schickt. schaffen: «Bruder auf Zeit». Man kann also zu- nächst für drei Jahre zu uns kommen, lebt dann Hatten Sie immer das Gefühl, am richtigen Ort aber so wie wir und gibt das Einkommen in die zu sein? Klosterkasse. Möglich ist einmalig eine Verlän- Im Ganzen gesehen ja. Die neuen Aufgaben er- gerung um weitere drei Jahre. Nachher muss schienen mir jeweils wie ein leeres Blatt, das zu man den Orden verlassen oder ganz eintreten. beschreiben ist. Ich nahm sie als Herausforde- rung wahr. Das persönliche Engagement ent- Sie reagieren so auf die Bindungsangst in unserer steht, wenn man sich einlässt, eine Sache an- Gesellschaft. packt. Wer sich immer einen Ausweg offen hält, rennt nie den Kopf ein, bekommt aber auch nicht richtig Boden unter die Füsse.

34 Freiwillig und uneigennützig Rosmarie Nüesch-Gautschi 1928, Teufen Gründerin Grubenmann-Museum Langjähriges Vorstandsmitglied und Obmann Heimatschutz Appenzell Ausserrhoden Kulturpreisträgerin des Kantons Appenzell Ausserrhoden 2013

Viel ist über Sie geschrieben und gesagt worden, Dabei sah ich auch oft Dinge, die Hilfe und Auf- über Ihr Engagement im Heimatschutz und für merksamkeit brauchten. Das war der Grund, die Teufner Grubenmänner. Wissen Sie selbst weshalb ich im Heimatschutz aktiv wurde. eigentlich, warum Sie das alles einst angepackt haben? Wie ist es Ihnen gelungen, Einfluss zu nehmen? Wohl aus Zufall. Das meiste, was ich tat, kam Indem ich in Gesprächen versuchte, den Leu- meinen Talenten entgegen. Ich bin ein Augen- ten die Augen zu öffnen. Vielfach kam es da- mensch, habe einen Blick für Bauten und Land- durch zu besseren Lösungen. Das motivierte schaft. Erziehung und Ausbildung verstärkten mich dann zusätzlich. Ich sah, dass es etwas dies. bringt, wenn man sich engagiert. Das hat mich sehr befriedigt. Oft waren Bauherren und Aber das meiste, was Sie unternahmen, hatte ei- Handwerker, die ich beraten und mit denen ich nen gemeinnützigen Aspekt. Sie sind also nicht manchmal auch gestritten habe, mir später bloss Ihren Talenten gefolgt. wohlgesinnt und räumten unumwunden ein, Wer von einem Thema etwas versteht, ist be- dass es zu einer besseren Lösung gekommen troffen, wenn sich die Dinge in eine falsche sei. Mancher Bauer, der mich zunächst bei- Richtung bewegen. So ging es mir, wenn schöne nahe mit dem Hund vom Hof jagen wollte, lud historische Gebäude vernachlässigt wurden mich später zum Kaffee ein. oder neue Bauprojekte nicht befriedigten. Auch das, was ich von zu Hause mitbekommen Gut streiten können – das ist wohl auch ein habe, spielte eine Rolle. Die protestantische Er- wichtiges Talent? ziehung hat mir ein gewisses Verantwortungs- Ich finde wohl manchmal den richtigen Ton. gefühl vermittelt. Mein Vater war im Geschäft der Patron. Die Verantwortung für die Ange- Sie blieben immer gewissermassen protestan- stellten, die er an den Tag legte, war prägend für tisch-nüchtern. mich. Von aussen gesehen sind wir ja heutzutage nicht mehr so aktive Christen. Aber das protes- Was stand im Mittelpunkt dieser Erziehung? tantische Element ist doch prägend. Das fällt Ging es um Selbstdisziplin? einem besonders auf, wenn man in einer Ge- Folgen musste ich schon. Aber ich war als Mäd- gend aufgewachsen ist, in der beide Bekennt- chen auch sehr behütet, wurde gleichwohl ge- nisse verbreitet sind. Es ist gar nicht so einfach, fördert und konnte alles ausprobieren – auch den Unterschied in Worte zu fassen. Als Protes- das, was in jener Zeit eigentlich den Buben vor- tanten waren wir vielleicht etwas freier, weniger behalten war. Ich durfte oft mit auf die Baustel- abhängig vom Pfarrer. Der Unterschied spie- len, hatte mein eigenes Maurerwerkzeug. Auch gelt sich auch im Baulichen. Man vergleiche Zeichnen brachte mein Vater mir bei. einmal Gais und Appenzell: Gais, wenn es ge- pflegt ist, wirkt zurückhaltend, vornehm, fast Ihr Engagement ging aber über das Übliche ein wenig langweilig. Appenzell dagegen ist hinaus. War auch der Ärger eine Triebkraft? bunt, lebendig, ein typischer Kurort, mit der Ich hatte sehr früh den Auftrag, für die Kunst- dazugehörigen Betriebsamkeit. denkmäler-Bände Zeichnungen anzufertigen.

36 Freiwillig und uneigennützig Franz Fässler 1963, Appenzell Metzgermeister Präsident Kolpingfamilie Appenzell, Grossrat

Sie sind politisch engagiert, waren Bezirksrat, Mit der Kolpingfamilie vertreten Sie Werte, die sind heute noch Grossrat. Aktiv waren Sie früher in der Konsumgesellschaft in den Hintergrund auch in der Feuerwehr, präsidierten den Metz- gerückt sind. germeisterverband und den Gewerbeverband Früher hatte der Gesellenverein eine andere Appenzell. Und seit 2011 sind Sie Präsident der Funktion als heute. Adolph Kolping, der vor 200 Kolpingfamilie Appenzell. Hat dies alles Platz Jahren geboren wurde, war ein sozial engagier- neben Ihrem beruflichen Engagement? ter katholischer Priester. Er holte einst die Wan- Man findet immer Zeit dafür, wenn man will. dergesellen von der Strasse, bot ihnen für we- Für mich ist es ein Ausgleich zum Beruf, eine nig Geld ein Dach über dem Kopf, vermittelte Horizonterweiterung. ihnen Bildung, formte sie sozusagen zu einer Familie. Es ist eine Art von sozialem Netzwerk, Die Bereitschaft, sich langfristig in der Politik welches er damals aufbaute und das heute oder in Vereinen zu binden, nimmt allgemein ab. weltweit in mehr als 60 Ländern aktiv ist. Heute Das spüren wir auch in Appenzell. Für mich haben die Leute ganz andere Bedürfnisse. Die persönlich ist ein solches Engagement aber meisten können sich ihr Feierabendbier prob- eine Bereicherung. Ich bin gern unter Leuten – lemlos leisten. Aber im Hinterkopf haben wir auch unter ganz anderen Leuten, als ich sie im natürlich immer noch unser Ziel: das Gesellige Berufsalltag treffe. Und ich rede gerne über an- und den Zusammenhalt zu pflegen. dere Themen. In der Politik und im Gesellen- verein komme ich mit Fragen in Berührung, Zu Ihrem persönlichen Engagement: wissen Sie, um die ich mich sonst nicht zu kümmern hätte. warum Sie das machen, was Sie machen? Miteinander reden und lachen – wenn das Ich glaube, dass man in der Gesellschaft Ver- nicht wäre, würde mir mit der Zeit die Decke antwortung tragen muss. Sie funktioniert nur, auf den Kopf fallen. wenn alle ihren Beitrag leisten. Für mich ist es eine Herausforderung, den Gesellenverein zu Der Gesellenverein – wie Sie die Kolpingfamilie führen in einer Zeit abnehmenden Engage- auch nennen – ist in vielen Bereichen aktiv, reli- ments. Ich will etwas Gegensteuer geben. giös, gesellschaftlich, kulturell. Sie als Präsident Adolph Kolping war ein Zeitgenosse und Ge- halten die Fäden zusammen? genspieler von Karl Marx. Er reagierte auf die Ich bin die Anlaufstelle. Allerdings haben wir gleichen Missstände, die auch Marx empörten, den Vorstand so organisiert, dass die Aufgaben empfahl aber ganz andere Lösungswege, die verteilt sind. Ich führe gern und freue mich, das Religiöse und Soziale miteinschliessen. Ich wenn es uns gelingt, ein attraktives Programm glaube, er war seiner Zeit weit voraus. Für mich zusammenzustellen, das allen etwas bietet. ist er in gewisser Weise ein Vorbild, oft überlege ich, wie er gehandelt hätte, und versuche dann, Was heisst für Sie führen? es ihm gleichzutun. Ich will wissen, was läuft, will aber nicht die ganze Arbeit alleine machen. Wenn man die Belastung auf verschiedene Schultern verteilen und für alle in Grenzen halten kann, sind alle motiviert.

38 Freiwillig und uneigennützig Susanne Sonderegger 1960, Speicher Schulische Heilpädagogin Unterwegs für Menschenrechte mit Peace Watch (Weltkirchenrat, Heks)

Sie waren drei Monate als Menschenrechts- so, wie sich radikalisierte Araber verhalten, beobachterin in einem palästinensischen Dorf im führt das zu einer weiteren Verhärtung auf isra- Westjordanland im Einsatz – ganz ohne Bezah- elischer Seite. Ich glaube, dass die israelische lung. Gesellschaft durch den Konflikt in ihrem In- Man kommt dennoch reicher zurück von ei- nersten Schaden nimmt. Oft habe ich die jun- nem derartigen Engagement – reich an Erfah- gen israelischen Soldaten beobachtet, noch rungen, Eindrücken und Begegnungen. Das er- fast Kinder, sensible junge Männer und auch fuhr ich schon als Teenager. Nach dem Militär- einige Frauen, die mit Waffen im Feindesland putsch 1973 in Chile kamen Flüchtlinge in die stehen. Viel zu früh prägt die Gewalt, die sie Schweiz. Sie waren verstört und eingeschüch- ausüben und der sie ausgesetzt sind, ihr Den- tert. Wir wollten helfen, versuchten sie mit ken und ihre Haltung. Weihnachtsliedern aus ihrer Heimat aufzuhei- tern. Allerdings erkannten sie diese gar nicht; Man neigt dazu, Partei zu ergreifen. Man ist wir spielten sie viel zu langsam und schlep- entweder für oder gegen Israel. pend. Erst nach und nach lernten wir, wie süd- Ich wurde schon als Antisemitin beschimpft, amerikanische Lieder klingen müssen: rhyth- wenn ich öffentlich meine Erlebnisse und Er- misch und schwungvoll. fahrungen schilderte. Manche Christen stellen sich vorbehaltlos hinter Israel. Aber ich bin Ein Einsatz mitten im israelisch-palästinensischen keine Antisemitin. Der Holocaust darf sich nie Konflikt ist aber viel schwieriger und sicher nicht mehr wiederholen. Das steckt auch tief im Be- ganz ohne Risiko. wusstsein der Israeli. Mein Motiv aber ist das gleiche: Ich bin privile- giert. Mir geht es gut im Leben. Ich will deshalb Es ist ein Konflikt, in dem vielfach absolute einen Beitrag für jene leisten, die nicht so viel Positionen vertreten werden. Glück haben. Wenn man in der Schweiz auf- Zwei Völker beanspruchen ein Land. Eigentlich wächst, ist es aus meiner Sicht zudem wichtig, wären sie deshalb auf Zusammenarbeit und dass man andere Lebensweisen kennen lernt. Dialog angewiesen. Aber radikale Positionen Als ich in Kontakt mit den chilenischen Flücht- sind populär. Was mir besonders aufgefallen lingen kam und später dann eine Zeit lang in ist: In der arabischen Gesellschaft sind die einem Kinderdorf in Brasilien arbeitete, war Frauen zwar äusserst wach und politisch inter- die Gesellschaft in der Schweiz noch sehr rigid. essiert, aber sie haben kaum Rechte in der Öf- fentlichkeit. Ganz ähnlich ist es in der orthodo- Was heisst das? xen jüdischen Gesellschaft. Dennoch setzen Man hat dazu geneigt, alles abzulehnen, was sich viele Frauen für Menschenrechte und anders war, als man es kannte. Frieden ein. Beispielsweise die israelischen Frauen von Machsom Watch, die an den Über- Die gegenseitige Ablehnung prägt vermutlich gängen zu den Palästinensergebieten stehen auch den israelisch-palästinensischen Konflikt? und auf die Einhaltung der Menschenrechte In der Tat. So, wie die Palästinenser behandelt durch die Armee achten. werden, kann es keinen Frieden geben. Das Re- sultat ist nur eine weitere Radikalisierung. Und

40 Freiwillig und uneigennützig Agathe Nisple 1955, Appenzell Kunsthistorikerin und Kunstvermittlerin

Zeitgenössische Kunst und appenzellische mus wurde erst in den Jahren des wachsenden Tradition – Sie haben zu deren Versöhnung bei- Wohlstands nach 1960 sozusagen erfunden – getragen. eine seltsame, beengende Entwicklung, die wie Wenn dem so ist, dann nicht, weil ich es mir als eine Käseglocke wirkte. Sie erfasste nicht nur strategisches Ziel vorgenommen habe. Die Be- Appenzell, sondern die ganze Schweiz. Des- schäftigung mit Kunst ist für mich lebensnot- halb auch der Titel eines Buches von Paul Ni- wendig. Ebenfalls wichtig ist in meinem Leben zon: «Diskurs in der Enge.» Appenzell, von dem ich nie länger als drei Wo- chen weg war. Schon im Alter von zwanzig Jah- Was treibt Sie an, immer wieder neue Künstle- ren zeichnete es sich ab, dass ich meine Zeit rinnen und Künstler zu entdecken? hier verbringen würde. Der Gwonder. Mich interessiert das Vergan- gene, der Weg, den wir gekommen sind; ebenso Sie übernahmen 1987 in St.Gallen eine Galerie, bin ich neugierig auf das, was die Gegenwart aber Ihr Herz schlug immer in Appenzell? bereithält. Die Zusammenarbeit mit Kunst- Erst durch die Galerietätigkeit konnte ich mir schaffenden ist bereichernd. ein Beziehungsnetz aufbauen und kam in per- sönlichen Kontakt mit Kunstschaffenden. Ap- Suchen Sie also den Dialog? penzell war damals kulturell besetzt durch die Ich selbst kann nur im Dialog produzieren und Tradition. Daneben gab es noch die Kunst von kreativ sein. Die Kunst ist eine Art von Katalysa- Vater und Sohn Liner. Mit Gleichgesinnten tor für den Austausch. Sie erschöpft sich nie, fand ich, dass eine Ausweitung des Blicks nötig wird immer noch interessanter, je länger man sei. sich mit ihr befasst.

Wollten Sie das kulturelle Klima ändern? Sie sind auch gerne Gastgeberin, führen eine Art Uns beschäftigte die Frage: Wieso ist es so, wie von «Salon». es ist? So lähmend eng? Das erste Ausstellungs- Eine Schulfreundin, die heute als Klosterfrau projekt der IG «Art & Appenzell» trug deshalb lebt, entwickelte für mich einst diese Vision. den Titel: «Von der Notwendigkeit der Kunst.» Damals konnte ich mir darunter nichts vorstel- Anfänglich wurde gespottet. Auch in der Regie- len. Aber ich bringe gerne unterschiedliche rung herrschte Skepsis. Eines der Rahmenpro- Menschen zusammen, habe gern ein offenes jekte trug den Titel «Äpfoch – Kunscht». Ziel Haus. war es, die kulturelle Situation zu verstehen. Und das einst fehlende Frauenstimmrecht? Es war schon eine Art von Pionierarbeit, die Sie Ich bin keine politische Kämpferin, wollte ein- in den 1990er-Jahren geleistet haben. Sie führen fach herausfinden, weshalb es so schwierig war, gerne unterschiedliche Denkweisen zusammen. darüber auch nur zu reden. Die letzten Gründe Ich habe grossen Respekt vor dem, was man werden sich uns wohl nie erschliessen, aber ich landläufig als Tradition bezeichnet. Sie ist das denke, dass auch unreflektierte Ängste eine Resultat eines während Jahrhunderten gepfleg- Rolle spielten. Die Entwicklung nach der er- ten kulturellen Austausches über Grenzen hin- zwungenen Einführung zeigt, dass es längst weg. Der sich selbst genügende Traditionalis- überfällig war.

42 Freiwillig und uneigennützig Markus Gmür 1955, Rehetobel Leiter Pro Senectute Appenzell Ausserrhoden 2011 Masterarbeit zum Thema bezahlte Freiwilligenarbeit an der Universität Fribourg

Besteht eine klare Grenze zwischen bezahlter chen Veränderungen zu tun: Wer heute ein sol- Arbeit und sogenannter Freiwilligenarbeit? ches Amt bekleidet, spürt wenig davon, dass es Klar ist nur, dass es keine klare Grenze gibt. Ver- ein Ehrenamt ist, sondern steht häufig in der richtet bezahlte Arbeit, wer ein Sitzungsgeld Kritik. oder eine Jahrespauschale erhält? Oder leistet Freiwilligenarbeit, wer für einen Stundenlohn Wer pensioniert wird, ist heute häufig noch ge- von unter zehn Franken eine gemeinnützige sund und fit und könnte gut Freiwilligenarbeit Aufgabe erfüllt? leisten. Aber gerade in der Rentnergeneration hat die Laut Benevol Schweiz, der Dachorganisation der Bereitschaft dafür abgenommen. Ich höre in Fach- und Vermittlungsstellen für Freiwilligen- Gesprächen oft, dass man nach der Pensionie- arbeit, wird diese unentgeltlich und zeitlich be- rung zunächst etwas Luft haben möchte und fristet geleistet. sich nicht schon wieder verpflichten will. Das ist richtig. Aber rund 30 Prozent der Orga- nisationen, die auf Freiwilligenarbeit angewie- Man weicht langfristigen Verpflichtungen aus? sen sind, bezahlen mehr als nur Spesen, das ist Für einmalige und kurzfristige Einsätze findet die Realität. man leichter jemanden. Und auch dann, wenn es sich offensichtlich um einen Notfall handelt, Geht man aber nicht davon aus, dass Freiwilli- ist die Hilfsbereitschaft nach wie vor gross. Man genarbeit aus anderen als finanziellen Gründen scheut aber die Übernahme langfristiger Ver- geleistet wird? pflichtungen und die Verantwortung, die damit Das ist sicher so. Frühere Untersuchungen las- verbunden ist. sen sogar den Schluss zu, dass die Motivation durch die finanzielle Entschädigung reduziert Immerhin beschäftigt Ihre Organisation, die Pro wird. Allerdings sind das tendenziell ältere Un- Senectute Appenzell Ausserrhoden, rund 180 tersuchungen, oft im studentischen Milieu. Ich freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. habe persönlich eher den Eindruck, dass es nö- Kennen Sie deren Motive? tig ist, für professionelle Arbeit ein kleines Ent- Oft höre ich Aussagen in der Art: «Ich hatte ein gelt als Wertschätzung zu entrichten – auch gutes Leben und möchte etwas von dem Guten, wenn es sich um Freiwilligenarbeit handelt. das ich erfahren durfte, weitergeben.» Die Dankbarkeit ist also ein wichtiges Motiv. Hat die Bereitschaft, Freiwilligenarbeit zu leisten, Ebenso der Sinn, der in der Freiwilligenarbeit abgenommen? liegt: Man wird gebraucht, und das tut einem Es ist schwieriger als noch vor zehn Jahren, gut. Die freiwillig Arbeitenden wissen auch: Sie Leute zu finden, die freiwillig und ohne Bezah- erhalten zwar keinen grossen Lohn, aber sie lung eine Aufgabe übernehmen – vor allem, finden soziale Kontakte. Auch das ist in einem wenn es um ein langfristiges Engagement geht. gewissen Sinn ein Gegenwert. Beispielsweise in der Politik: Immer mehr klei- nere Gemeinden haben Mühe, Kandidatinnen und Kandidaten für den Gemeinderat zu fin- den. Das hat auch mit anderen gesellschaftli-

44 Freiwillig und uneigennützig

Im Leben etwas Grosses vollbringen

Carl Lutz rettete mehrere Zehntausend ungarische Jüdinnen und Juden1

Heidi Eisenhut

«Ich glaube daran, dass sowohl auf wirtschaftlichem wie auf po- 1 Der Beitrag wurde inspiriert litischem und kulturellem Gebiet friedliche und humanitäre Be- durch ein Gespräch zwischen strebungen letztlich die Oberhand gewinnen werden»,2 hielt der Agnes Hirschi-Grausz (*1938), der einzigen Stieftochter von Carl Lutz Schweizer Diplomat Carl Lutz (1895–1975) am Ende seines Le- (1895–1975), Hanspeter Spörri und bens fest. Jene denkwürdigen Wochen und Monate der Jahre H.E. am 5. Dezember 2012 in Mün- 1944/45, in denen er in Ungarn in die Rolle des Judenretters hi- chenbuchsee. Vom 16. bis 31. Au- neingeraten war, lagen 30 Jahre zurück. Lutz haderte mit sich gust 2013 wurde im «Sonneblick» selbst, mit der Welt. Er hatte den Eindruck, von der offiziellen Walzenhausen die Wanderausstel- lung der «Carl Lutz-Stiftung Buda- Schweiz nie eine angemessene Würdigung erhalten zu haben. pest» erstmals gezeigt. Sie wird in Seine diplomatisch-humanitäre Heldentat von 1944 bewahrte der Folge an verschiedenen Orten mehrere Zehntausend Jüdinnen und Juden in Budapest vor im deutschsprachigen Raum zu dem sicheren Tod. «Es war seine grosse Zeit. Jeden Tag hat er sehen sein. darüber gesprochen», sagt seine Stieftochter Agnes Hirschi und 2 Zit. bei: Hans Amann: Appenzel- ergänzt: «Hätte ich nur etwas besser zugehört.»3 ler im Dienste der Menschlichkeit. Am 1. August 1963, im Rahmen der 450-Jahr-Feierlichkeiten Jakob Künzler, Gertrud Kurz-Hohl, der Aufnahme Appenzells in den Bund der Eidgenossen, wurde Carl Lutz. In: Appenzellische Jahr- bücher 123/1995 (1996), S. 5–48, Carl Lutz vom Gemeinderat Walzenhausen, vertreten durch den hier S. 48, DOI: http://dx.doi. Gemeindehauptmann, den späteren Regierungsrat Ernst Vitz- org/10.5169/seals-283344 (Zugriff thum (1910–1991), zum Ehrenbürger von Walzenhausen er- am 29.07.2013; dies gilt auch für nannt: «Sehr geehrter Herr Generalkonsul!», schloss Vitzthum alle nachfolgenden Weblinks). seine Ansprache. «Auch Ihre Heimatgemeinde dankt Ihnen. Sie 3 Agnes Hirschi über ihren Stief- haben für unser Land und unsere Gemeinde durch Ihr ent- vater Carl Lutz, 05.12.2012. schlossenes und mutiges Handeln grosse Ehre eingelegt. Ganz speziell aber danken wir Ihnen, dass Sie im Namen der Mensch- lichkeit ohne Weisung und Hilfe einzig der Stimme Ihres Gewis- sens folgend, das grosse Rettungswerk vollbracht haben. Ihr Handeln geht als Ruhmesblatt in die Annalen schweizerischer Hilfsbereitschaft ein.»4 4 Rede von Gemeindehauptmann Im nachfolgenden Beitrag, der unter der Leitfrage steht, wes- Ernst Vitzthum vom 01.08.1963, halb sich Menschen freiwillig für andere Menschen einsetzen S. 3 (Privatbesitz Agnes Hirschi). – Die letzten beiden Sätze sind dem und Gutes tun, soll erläutert werden, wie der Appenzeller Carl ganzseitigen NZZ-Artikel vom Lutz zu seiner Rolle als Retter Tausender Jüdinnen und Juden 30.06.1961 entnommen, der im kam. Mit welcher Situation sahen sich der Schweizer Vizekonsul, Kontext des Eichmann-Prozesses seine Frau Gertrud Lutz-Fankhauser (1911–1995) und seine und der Pensionierung von Carl Mitarbeitenden konfrontiert, nachdem die deutsche Wehr- Lutz die Rettungsaktion von 1944/45 umfassend dokumentiert macht am 19. März 1944 Ungarn besetzt hatte? In einem mittle- und würdigt. ren Teil wird ein Blick auf die Person Lutz, deren Prägung und Werdegang geworfen. Wer war er? Was war sein Antrieb, sich für die Rettung von Menschenleben einzusetzen, wohl wissend, dass er dabei ohne die Rückendeckung der offiziellen Schweiz Freiwillig und uneigennützig 45

seine diplomatische Laufbahn aufs Spiel setzte? Was machte er konkret in Budapest? In einem kurzen letzten Teil wird versucht, einige Schlussfolgerungen zu formulieren.

Mit dem Einmarsch der Deutschen änderte sich alles

Leiter der Schutzmachtabteilung Am Vorabend des 19. März 1944 war das Ehepaar Lutz bereits seit zwei Jahren und zweieinhalb Monaten in Budapest. Der Vi- zekonsul leitete die sogenannte «Schutzmachtabteilung» der Schweizer Gesandtschaft. Er hatte die Interessen der Staatsbür- gerinnen und Staatsbürger von zwölf Staaten – darunter Gross- britannien, das gleichzeitig Mandatsmacht für Palästina war, und die USA –, die sich seit 1941 im Kriegszustand mit Ungarn befanden und deshalb keine Botschaft mehr im Land unterhiel- ten, zu vertreten. Die zwischen die Fronten geratenen Men- schen benötigten von ihm «Papiere, Ausweise, Bewilligungen, Pässe oder Passbescheinigungen, finanzielle Hilfe, juristischen Beistand, Nachrichten von fernen Angehörigen – zumeist aber 5 Theo Tschuy: Carl Lutz und die ein freundliches Anhören ihrer Sorgen und Aufmunterung.»5 Es Juden von Budapest. Vorwort von hatte sich herumgesprochen, dass Lutz ein geduldiger Zuhörer Simon Wiesenthal. Zürich 1995, und guter Fürsprecher war. Seit 1942 leistete er auf Anregung S. 22. des Jewish Council of Palestine, in enger Zusammenarbeit mit dessen Vertreter in Budapest, Miklós Moshe Krausz, für jüdi- sche Kinder, junge ungarische Zionisten und Pioniere, die ein sogenanntes Palästina-Zertifikat, ein britisches Zertifikat zur Ausreise nach Palästina, besassen, Transportbeihilfe. Schnell hatte sich daraus ein zentraler Dienstzweig von Lutz’ «Abteilung für Fremde Interessen» entwickelt: Mit dem Einmarsch der deutschen in Ungarn wurde der Besitz eines sol- chen Palästina-Zertifikats mit einem Schlag überlebensnotwen- 6 Ebd., S. 110–112. dig.6

«Der Jude ist der Feind Nr. 1» Die dunkle Zeit für Ungarn begann 1942/43, nachdem sich das Kriegsglück des Grossdeutschen Reiches in Stalingrad gewen- det hatte und die Vernichtung der jüdischen Bevölkerung Euro- pas durch die Nationalsozialisten ihrem Höhepunkt zustrebte. 1943 schickte Adolf Hitler «eine der unangenehmsten und un- 7 Ebd., S. 126. – Zu Veesenmayer heimlichsten Gestalten des nationalsozialistischen Regimes»7 siehe auch Igor-Philip Matic´: Ed- nach Ungarn: SS-Brigadeführer Edmund Veesenmayer (1904– mund Veesenmayer. Agent und Di- 1977) aus Kempten im Allgäu. Bevor der promovierte National- plomat der nationalsozialistischen Expansionspolitik. Diss. München ökonom an die Donau kam, hatte er 1938 die Regierungen von 2000. München 2002 (Südosteuro- Österreich und der Tschechoslowakei «sturmreif geschossen», päische Arbeiten 114). durch die Organisation von «Zwischenfällen» und Sabotageak- ten bei Danzig zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs beigetra- gen und 1941 die Spannungen zwischen Serben und Kroaten 46 Freiwillig und uneigennützig ausgenutzt, um den Zerfall des jugoslawischen Königreichs her- beizuführen. Resultat seiner Ungarnmissionen im März/April und Dezember 1943 war eine umfassende Lagebeurteilung des Landes, das seit November 1940 an der Seite der Achsenmächte stand und seit April 1942 mit über 200000 Mann in den Krieg gegen die Sowjetunion verstrickt war. Psychologisch geschickt verpackte Veesenmayer Berlins Ängste um die Wende des Kriegsglücks im «Raum Südost» in eine Dolchstosslegende: «Der Jude ist der Feind Nr. 1. Diese 1,1 Millionen Juden sind in gleicher Zahl Saboteure am Reich und eine mindest ebenso grosse, wenn nicht doppelte Anzahl von Ungarn als Trabanten der Juden sind Hilfstruppen und äussere Tarnung, um den grossangelegten Plan der Sabotage und Spionage zu realisie- ren.»8 Nachdem die Sowjetunion Widerstand geleistet hatte, 8 Zit. bei: Tschuy, Lutz (wie könnten auch im Raum Südost Bolschewisten und Juden Gross- Anm. 5), S. 129f. deutschland aus dem Hinterhalt angreifen und in Gefahr brin- gen. Die Mär von einem 1,1 Millionen starken und organisierten ungarischen Judentum passte herausragend in die Strategie zur Vernichtung der jüdischen Bevölkerung Europas: In Ungarn lebte noch die grösste Gruppe europäischer Juden einer Nation. Durch kluges Vorgehen konnten diese Juden «konzentriert», nach Auschwitz-Birkenau deportiert und in kürzester Zeit «aus- gemerzt» werden. Die seit 1942 perfektionierte Vernichtungs- maschinerie in Auschwitz konnte täglich 12000 Personen zum Verschwinden bringen.9 Die Veesenmayer’sche Mär vom orga- 9 Zahlen und Beispiele bei Danuta nisierten ungarischen Judentum bedeutete das Todesurteil für Czech: Kalendarium der Ereignisse die jüdische Bevölkerung des Landes. im Konzentrationslager Auschwitz- Birkenau 1939–1945. Reinbek b. Hamburg 1989, hier S. 764. Zit. bei Es ging alles blitzschnell www.holocaust-chronologie.de/ Nachdem die deutsche Wehrmacht am 19. März 1944 in Ungarn chronologie/1944/mai/01-07.html. einmarschiert war, wurde Edmund Veesenmayer als «Bevoll- mächtigter des Grossdeutschen Reiches und Gesandter in Un- garn» dem greisen ungarischen Reichsverweser Admiral Miklós Horthy (1868–1957) vor die Nase gesetzt. Sofort kamen die Nürnberger Gesetze zur Anwendung. Im ganzen Land wurden die jüdischen Organisationen aufgelöst. Am 21. März wurde in Budapest ein achtköpfiger Judenrat gebildet, dessen Aufgabe es war, die deutschen Massnahmen innerhalb der jüdischen Ge- meinde durchzusetzen. Ende März verabschiedete die Regie- rung sechs antijüdische Dekrete, darunter das Verbot der Be- schäftigung von Nicht-Juden in jüdischen Haushalten, die Ent- lassung der jüdischen Beamten und Rechtsanwälte und der Ausschluss der Juden aus der Presse- und aus der Theaterkam- mer. Das kam einem Berufsverbot gleich, denn bereits um 1900 10 Randolph L. Braham: The Poli- tics of Genocide. The Holocaust in waren rund die Hälfte aller Juristen und rund 48 Prozent der Hungary. Bde. 1 und 2. New York Ärzte Juden. Viele Journalisten, Zeitungsbesitzer und Schau- 1981, hier Bd. 1, S. 8. Tschuy, Lutz spieler waren jüdischer Abstammung.10 Ab dem 5. April war das (wie Anm. 5), S. 48. Freiwillig und uneigennützig 47

Tragen des gelben Judensterns Pflicht. Am 16. April nahm die Ghettoisierung der jüdischen Bevölkerung in den Provinzen Ungarns ihren Anfang. Zwischen dem 27. April und dem 9. Juli wurden nach Angaben von Veesenmayer 437402 Jüdinnen und 11 Veesenmayer an das Auswärtige Juden deportiert11 – 95 Prozent nach Auschwitz. Die Massen- Amt vom 11.07.1944, IfZ, Eich 849. transporte in das grösste und «effizienteste» Vernichtungslager Zit. bei: Matic´, Veesenmayer (wie begannen am 15. Mai. Am 25. Juni, während die Deportationen Anm. 7), S. 259f. in vollem Gange waren, wandte sich der Basler Theologe Karl Barth in einem persönlichen Schreiben an Bundesrat Ernst Nobs, mit der dringenden Bitte, dass die offizielle Schweiz aktiv werden und – unter anderem – Carl Lutz schnellstmöglich mit weiteren Vollmachten ausstatten möge. Die Beilage dieses Schreibens war das seit Ende April 1944 sich verbreitende Auschwitz-Protokoll der beiden jungen slowakischen jüdischen Ingenieure Walter Rosenberg (später Rudolf Vrba) und Alfred Wetzler (später Josef Lanik), denen eine Flucht aus dem Kon- zentrationslager gelungen war. Ihre Aussagen gelten als erster detaillierter Bericht der Massenvernichtungsmaschinerie in 12 Schweizerisches Bundesarchiv Auschwitz-Birkenau.12 (=CH-BAR) E 2001(D)1968/74/ 14 Schreiben von Karl Barth an Bun- Vorsprechen bei Veesenmayer und Eichmann desrat Ernst Nobs, 25.06.1944, PURL: www.dodis.ch/11978. – Bereits wenige Tage nach der Besetzung Ungarns durch die Siehe auch Tschuy, Lutz (wie deutsche Wehrmacht war Veesenmayer erstmals «Verhand- Anm. 5), S. 155–157, 168. lungspartner» von Vizekonsul Carl Lutz. Der Grund für Lutz’ Vorsprechen beim Reichsbevollmächtigten war die Bitte um die Freilassung einer von den Deutschen verhafteten jüdischen Fa- milie, die der schweizerischen Gesandtschaft ausserhalb von Budapest ein Haus zur Verfügung gestellt hatte, das im Falle ei- ner Bombardierung der Hauptstadt Rückzugsort für die Ge- sandtschaft sein konnte. Lutz nahm die Gelegenheit wahr, auch sein zweites und weit grösseres Anliegen vorzutragen, die Deut- schen möchten ihn doch bei der weiteren Ausreise von jüdi- schen Kindern und Pionieren nicht behindern. Bis zum 19. März hätten sich 7000 Einzelpersonen aus den Staaten, deren Interessen er vertrat, für die Auswanderung nach Palästina ein- geschrieben. Hinzu kämen noch 1000 Kinder unter 16 Jahren. Veesenmayer soll dem Vizekonsul «verständnisvoll» zugehört und ihn anschliessend zu SS-Obersturmbannführer Adolf Eich- mann (1906–1962) geschickt haben. Dessen «Sondereinsatz- kommando» war mit der Vernichtung der ungarischen Juden 13 Landgericht Frankfurt/M Ks direkt beauftragt.13 Auch Eichmann sei freundlich, beruhigend 1/63, S. 71. Zit. bei: Kerstin Freudi- und «erklärend» gewesen, ohne jedoch auf Lutz’ Anliegen ein- ger: Die juristische Aufarbeitung zutreten; beide Herren sollen davon gesprochen haben, dass der von NS-Verbrechen. Tübingen 2002, S. 100. jüdische Bevölkerungsteil Ungarns «konzentriert» werden müsse, um den kämpfenden Truppen nicht «in den Rücken zu 14 Tschuy, Lutz (wie Anm. 5), fallen».14 Was mit «Konzentrieren» gemeint war, hatte der IKRK- S. 145–148. Delegierte Jean de Bavier, der seit Ende 1943 in Budapest mit 48 Freiwillig und uneigennützig

Lutz und Minister Maximilian Jaeger, dem ranghöchsten Schweizer Diplomaten in Ungarn, die Ausreise von jüdischen Kindern und Erwachsenen mit Palästina-Zertifikaten beschleu- nigen half, bereits im Februar 1944 in aller Deutlichkeit nach Genf geschrieben und um dringende Hilfe gebeten. Ohne auf Gehör zu stossen. Im Gegenteil: de Bavier wurde abberufen.15 15 Tschuy, Lutz (wie Anm. 5), S. 116f. Wohin mit so vielen jüdischen Menschen? Der Willkür und dem Zynismus seiner «Verhandlungspartner» stand der Schweizer Vizekonsul machtlos gegenüber. Er berief sich auf das Völkerrecht und den menschlichen Anstand. Es wäre ein Leichtes gewesen, jede seiner Bemühungen zunichte zu machen. Der «verständnisvolle» Veesenmayer und der «freundliche» Eichmann blieben während der zahlreichen Ver- handlungen, die Lutz und dessen Vertraute auf ungarischer wie deutscher Seite führten, indifferent. Die Aktionen der Schweizer Gesandtschaft störten ihre Pläne zunächst nicht. Irgendwann, zu einem günstigen Zeitpunkt, wären dann auch die Budapester Juden an der Reihe. Und es war ja ganz praktisch, dass schon Bestrebungen im Gange waren, sie in klar bezeichneten Häu- sern zu «konzentrieren». Ausreisen konnten sie nicht, das wuss- ten auch die Deutschen, denen die Zurückhaltung aller verfein- deten Staaten in Bezug auf die jüdische Bevölkerung nicht ent- gangen war: Kein Land war bereit, Tausende (ost-)europäischer Jüdinnen und Juden auch nur vorübergehend aufzunehmen. Tatsächlich hätte es im Winter 1944 nicht mehr allzu lange dau- ern dürfen, bis die sowjetische Rote Armee kam und die Priori- täten sich verschoben: Lutz sowie weitere Judenretterinnen und -retter wie der Schwede Raoul Wallenberg hatten immer grös- sere Schwierigkeiten, die Jüdinnen und Juden, die sich in Buda- pest aufhielten, zu schützen. Die Nichtanerkennung der ungari- schen faschistischen Pfeilkreuzler-Regierung durch die offizi- elle Schweiz nach dem Sturz der Horthy-Regierung im Oktober 1944 führte dazu, dass auch die Legitimation einer Schweizer Gesandtschaft in Budapest plötzlich in Frage gestellt wurde. Mi- nister Jaeger verliess Ungarn im November. Von den 720000 Jüdinnen und Juden, die im März 1944 im Land gelebt haben sollen, löschte die deutsche Vernichtungsin- dustrie in Auschwitz 440000 aus. 61000 Menschen sollen durch 16 Zahlen bei Tschuy, Lutz (wie die faschistischen Pfeilkreuzler-Horden ermordet worden sein. Anm. 5), S. 333–335. Exakte Tabel- Sie wurden Opfer willkürlicher Aktionen in Budapest – etwa der len auch bei Alexander Grossman: berüchtigten Erschiessungsaktionen am Donauufer –, oder sie Nur das Gewissen. Carl Lutz und kamen auf dem grausamen Fussmarsch auf der Wiener Land- seine Budapester Aktion. Ge- strasse nach Hegyeshalom im November 1944 ums Leben. Un- schichte und Porträt. Wald ZH 1986, Anhang 10, S. 267f., und Anhang 11, ter den 501000 Ermordeten befanden sich rund 100000 Kinder. S. 269f. In beiden Werken auch die Nur gerade 219000 Personen der jüdischen Bevölkerung Un- Begründung der Zahl «62000» für garns sollen den Holocaust überlebt haben.16 die durch Lutz geretteten Personen. Freiwillig und uneigennützig 49

Lebensstationen von Carl Lutz

Walzenhausen Als zweitjüngstes von zehn Kindern der Familie Johannes und Anna Ursula Lutz-Künzler wurde Carl am 30. März 1895 in Wal- zenhausen unweit der Post Platz geboren (Abb. 1–2). Mit seinem jüngsten Bruder Walter und seiner Schwester Emma verband ihn zeit seines Lebens eine innige Freundschaft. Emma blieb le- dig und war in der Schweiz Haushälterin von Carl. Die engste Bezugsperson für Carl Lutz bis zu deren Tod im hohen Alter war 17 Agnes Hirschi über ihren Stief- seine Mutter Anna Ursula (1849–1941).17 Von seinem Vater, dem vater Carl Lutz, 05.12.2012. Steinbruchbesitzer, sprach er nie, ausser, dass er Sandstein für 18 Tatsächlich wurde granitischer den Neubau des Bundeshauses in Bern geliefert habe.18 Er war Sandstein von Walzenhausen für früh verstorben, als Carl 14-jährig war. Die Mutter hielt die Fä- den oberen Teil der Kuppelhalle, den der grossen Familie zusammen. Die ganze Familie war Mit- vom Boden des ersten Stockes bis und mit dem dorischen Trigly- glied der methodistischen Kirche, die Mutter seit ihrem 17. Al- phengesims, verwendet. Siehe Toni tersjahr. Sie war während über 40 Jahren Sonntagsschullehrerin. P. Labhart und Felix Thierstein: Die Wohl weil sie in Rheineck im Gottesdienst die Opfergaben ein- Steine des Parlamentsgebäudes. In: zusammeln hatte, trug die Familie im Dorf den Übernamen Mitteilungen der Naturforschenden «sSäckliheber-Lutzes».19 Gesellschaft in Bern 44 (1987), S. 204–235, hier S. 231, DOI: http:// Die methodistische Lebenshaltung mit ihrer Nähe zum Pie- dx.doi.org/10.5169/seals-318527. tismus ist im Appenzeller Vorderland bei den vielfach in der Heimarbeit tätigen Unterschichten auf fruchtbaren Boden ge- 19 Amann, Im Dienste der Menschlichkeit (wie Anm. 2), S. 34. stossen. Stubengemeinschaften und Sonntagsschulen gaben den sozialen und geistlichen Rahmen für «tägliches Bibellesen, Beten, Singen, gottesdienstliche Gemeinschaftlichkeit, gegen- seitige Hilfsbereitschaft und eine durchwegs puritanische Le- benshaltung», wie Lutz-Biograph Theo Tschuy, dessen Vater 20 Tschuy, Lutz (wie Anm. 5), S. 27. Prediger der Rheinecker Methodistengemeinde war, festhielt.20 Die tätige Nächstenliebe, das Dasein für alte und kranke Men- 21 Ebd., S. 28. schen, lebte Ursula Lutz ihren Kindern vor.21 Sie war eine Ge- rechte – und sie war als solche Vorbild für Carl Lutz. Bei ihm soll sich schon früh ein starkes Streben nach Vollkommenheit be- merkbar gemacht haben. Er wollte immer das «Richtige» tun. Schon als Kind hatte er den Wunsch, «etwas Grosses» zu werden 22 1. Tagebuch 1914–17, S. 8, und und dass sein Herz wäre «wie des zwölfjährigen Jesus».22 Seine 2. Tagebuch 1917–20, S. 58. Zit. bei: Stieftochter erzählt: «Er war sehr sensibel und mitfühlend. Er Tschuy, Lutz (wie Anm. 5), S. 28. war freundlich, wollte alle stets verwöhnen und beschenken.» Und sie ergänzt: «Als er Jahre später in Budapest die Not der Ju- 23 Agnes Hirschi über ihren Stief- 23 vater Carl Lutz, 05.12.2012. den sah, war er davon überzeugt, dass er etwas tun musste.»

24 CH-BAR E 2500(-)1982/120/61 24 Carl Lutz: Curriculum vitae. Typo- Amerika skript. Bregenz 31.01.1958, PURL: Nach einer kaufmännischen Lehre bei der Stickerei-Export- www.dodis.ch/14316. firma Heinrich Peter in St.Margrethen, die vor allem nach Eng- 25 Auswanderungsbescheinigung land und in die USA lieferte, wanderte «Carl Robert Lutz» am 24. 25 der Gemeinde Walzenhausen im Juni 1913 nach St.Louis (Missouri) aus. Das «Land der unbe- Privatbesitz von Agnes Hirschi. grenzten Möglichkeiten» enttäuschte den jungen Suchenden 50 Freiwillig und uneigennützig

Abb. 3: Weihnachtsfest mit der Fa- milie in Washington D.C., ca. 1923, handkoloriert und signiert. In der Mitte der Fotograf Carl Lutz mit seiner Mutter Anna Ursula. Ganz rechts Bruder Emil, im Hintergrund Bruder Walter. Die drei Frauen sind Schwestern, darunter Emma, die unverheiratet geblieben war und Carl Lutz in der Schweiz den Haus- halt führte. Jedes Detail auf dem Bild wirkt komponiert: der Weih- nachtsbaum in der Raummitte, die beiden Bilder an der Wand, die Ge- schenke, die Blickrichtungen der Fa- milienmitglieder. Das Steife, bewusst Inszenierte, ist ein Kennzeichen der unzähligen Bilder, die vom Fotogra- 1 fen Carl Lutz überliefert sind.

Abb. 1: Wohnhaus der Familie Lutz Carl Lutz bis ins hohe Alter sehr Abb. 4: Weihnachtsfest mit der Fa- in der Wilen 404 in Walzenhausen, wichtig. Er hat sich nach diesem Ort milie in Bern, ca. 1952. In der Mitte ca. 1907. Die abgebildeten Personen gesehnt, wie seine Stieftochter Agnes der Fotograf Carl Lutz. Links seine sind v.l.n.r. Vater Johannes und Hirschi sagt: «Das war sein Para- zweite Frau Magda Grausz-Csányi, Mutter Ursula Lutz-Künzler, drei dies.» Als einem der nordöstlichsten die «schöne Ungarin», die er ältere Schwestern von Carl und im Punkte der Schweiz liegen der Meld- 1944/45 in Budapest kennenlernte Vordergrund der jüngste Bruder egg das Rheintal und das Vorarlberg und mit in den Bunker nahm. Das Walter. mit Bregenz zu Füssen. Der Weit- kinderlose Ehepaar Lutz-Fankhau- blick über den Rhein und den Bo- ser liess sich Ende 1946 scheiden. Abb. 2: Der Aussichtspunkt Meldegg densee mit den Alpen im Rücken Die Heirat mit Magda erfolgte 1949. unweit des Weilers Wilen in Walzen- sind bezeichnend für ein Appenzel- Sie brachte ihre Tochter Agnes hausen, ca. 1900, Postkarte, Litho- ler Vorderländer Lebensgefühl. (rechts) in die Ehe mit. Auch Agnes grafie, koloriert. Der Ort war für war im Bunker: Carl Lutz verehrte

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sie genauso wie Magda, die bereits 1968 verstarb. Neben seinen Ge- schwistern Emma und Walter wa- ren seine Stieftochter und ihre bei- den Söhne Daniel und Michel die einzigen engen Bezugspersonen für Carl Lutz bis zu seinem Tod 1975. Zum Weihnachtsbild kommentiert Agnes Hirschi: «Das war eines der mühsamen … Onki [sie nannte ihren Stiefvater so] wollte immer Weihnachten feiern. Das war für ihn ganz wichtig. Er hatte ein Harmo- nium, auf dem er zwar falsch aber mit Inbrunst spielte. Ich spielte schlecht Violine und hatte ihn zu begleiten…»

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Abb. 5: Letztes Foto mit der Mutter in deren Zimmer in Zürich-Seebach, vor August 1941. An der Wand hängt die Heiratsurkunde von Johannes Lutz und Ursula Künzler, rechts das Foto des ältesten Bruders von Carl Lutz.

Abb. 6: Beispiel eines Schutzbriefs mit Datum «23. Oktober 1944». Nachdem die ungarischen faschis- tischen Pfeilkreuzler Mitte Oktober die Macht übernommen hatten, wurde die Schutzbriefproduktion nochmals intensiviert. Jede Möglich- keit, Menschenleben zu retten, wurde wahrgenommen. Längst waren die Briefe nicht mehr durch Eintragungen in Kollektivpässe geschützt.

Abb. 7: In «Landsgemeindestärke» versammelten sich die von Panik und Todesangst gezeichneten unga- rischen Jüdinnen und Juden ab Frühling 1944 bis im Oktober vor den Schweizer Gesandtschaftsge- bäuden im Stadtteil Pest am Frei- heitsplatz (ehemalige amerika- nische Gesandtschaft) und an der Jäger-Gasse (Glashaus), dem Büro für Auswanderung von Carl Lutz’ Abteilung für Fremde Interessen, das Ende Juli 1944 im Geschäftshaus des Fabrikanten Arthur Weiss eingerich- tet worden war und bis Kriegsende 6 im Januar 1945 ca. 4000 Personen Unterschlupf bot. Heute hat die Carl Lutz Stiftung Budapest im Glashaus ein Gedenkzimmer für Carl Lutz eingerichtet. – Das Bild wurde von Lutz vor dem Glashaus aufgenom- men.

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Abb. 8: Der Ausgang aus dem Luft- Versuche, bis er den Eindruck hatte, schutzkeller der britischen Gesandt- dass das Bild gut war. «Tote Pferde schaft in Buda, in der Carl Lutz und lagen am Boden, es stank, Bomben seine Nächsten sowie einige Mitar- lagen auf der Strasse und Haus- beitende wohnten und zwischen trümmer», erzählt sie. dem 24. Dezember 1944 und dem 12. Februar 1945 eingeschlossen wa- ren. Aufnahme mit Selbstauslöser, ca. Mitte Februar 1945. Agnes Hir- schi erinnert sich gut daran, wie ihr Stiefvater Carl Lutz das Bild aufge- nommen hat. Er machte mehrere Freiwillig und uneigennützig 55

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Abb. 9: Carl Lutz in seinem zerstör- ten Badezimmer im Gebäude der britischen Gesandtschaft. Die Auf- nahme mit Selbstauslöser entstand anlässlich des Besuches von Lutz in Budapest ca. 1947, allenfalls auch erst anlässlich der Hochzeit mit sei- ner zweiten Frau 1949. In der Ruine des Gebäudes wächst Gras. Erneut handelt es sich um eine bewusste Inszenierung, die einerseits den hin- tergründigen Humor des Appenzel- lers, die Absurdität des Krieges, zum Ausdruck bringt. Andererseits aber auch den «kleinen Mann in grossen Ruinen» (Georg Kreis) zeigt, den Mann, der Grosses geleistet und unter Einsatz seines Lebens vielen Menschen das Leben gerettet hatte – und später dann sehr viel dafür tat, dass er selbst gewürdigt wurde.

Abb. 10: Carl und Magda Lutz an- lässlich der Verleihung der Ehren- bürgerschaft von Walzenhausen, 1. August 1963. 10 56 Freiwillig und uneigennützig zunächst: Heimweh plagte ihn. Er arbeitete im Büro der Gross- firma «National Enameling and Stamping Co.». Ab 1918 be- suchte er das «Central Wesleyan College» in Warrenton, eine methodistische Bildungsanstalt, in der er sich besonders dem Studium der Ökonomie, des Bankwesens, der Handelsfächer und der englischen Rhetorik widmete. Agnes Hirschi erzählt, dass er sein ganzen Leben darunter gelitten hatte, kein guter Redner gewesen zu sein. Vielleicht war das der Grund, weshalb er die theologische Schiene nicht weiterverfolgte. Noch wäh- rend seiner Warrenton-Zeit nahm er an Gospel Teams, evange- listischen Predigtgruppen, teil. Zusammen mit anderen Mitstu- denten leiteten die jungen Männer Gottesdienste in Land- und Dorfgemeinden in der Umgebung von Warrenton.26 1920 erhielt 26 Tschuy, Lutz (wie Anm. 5), er die Möglichkeit, als Korrespondent für Deutsch und Englisch S. 36f. und als Leiter der Passabteilung in der Gesandtschaft in Wa- shington in den Konsulardienst einzutreten. Bald wechselte er in die diplomatische Abteilung und begann parallel dazu, an der George Washington Universität Vorlesungen zu besuchen. Seine Studien schloss er mit einem Bachelor of Arts ab. In dieser Zeit übersiedelten auch seine Mutter und seine Schwester Emma nach Washington und bewohnten mit ihm zusammen in nächster Nähe zur Gesandtschaft ein eigenes Haus. 1926 wurde er als Kanzleisekretär nach Philadelphia versetzt. Gesundheitli- che Probleme, darunter eine Nierenentzündung, vor allem je- doch ein psychisches Hadern mit sich selbst und seiner Aufgabe auf dieser Welt bewogen ihn dazu, 1931 eine Versetzung nach Europa zu beantragen. Er erhielt aber zunächst 1933–34 noch- mals einen Posten in St.Louis, wo er auch seine spätere Frau, die Bernerin Gertrud Fankhauser, kennenlernte. Am Beispiel seines handkolorierten und signierten Weih- nachtsfotos aus Washington (Abb. 3) und seines Werdegangs in Amerika lassen sich einige charakterliche Wesenszüge des jun- gen Diplomaten ablesen. Ein ganz zentrales Element war das bereits erwähnte Streben nach Vollkommenheit und als solches nach Perfektion. «Er war ein Ästhet», sagt seine Stieftochter. Carl Lutz liebte schöne Interieurs, schöne Kleidung war ihm wichtig, seine weissen Golfschuhe waren Kult. Die Brille, die Frisur, alles war streng, korrekt: «wie aus dem Truckli».27 Auch das Familien- 27 Agnes Hirschi über ihren Stief- leben sollte so sein, geordnet, geregelt. Das Weihnachtsfest als vater Carl Lutz, 05.12.2012. Auch das zentrale Fest im methodistischen Kirchenjahr war beson- die folgenden Zitate sind diesem Gespräch entnommen. ders wichtig. An diesem Fest wollte er seine Familie versammelt haben, jedes Jahr (Abb. 4). Er fotografierte immer selbst, leiden- schaftlich gern und häufig mit Selbstauslöser, um auch auf dem Bild zu erscheinen. «Man musste lang stillhalten – anstatt Ge- schenke auszupacken, musste man stillhalten», erinnert sich Agnes Hirschi. «Vielleicht deshalb ist er immer so steif auf allen Fotos», ergänzt sie. Seine RolleiFlex war ein Heiligtum, nieman- Freiwillig und uneigennützig 57

den liess er an diesen Fotoapparat heran. Er liess auch nieman- den mit seinem Auto fahren. Die Strenge gegen sich selbst über- trug er auf sein Umfeld. Was er von sich selbst erwartete, erwar- tete er auch von anderen. So lässt sich erklären, dass er später immer wieder mit Vorgesetzten in Konflikt geriet, von denen er den Eindruck hatte, sie würden ihre Aufgabe zu wenig ernst nehmen. In Berichterstattungen aus seiner Feder fällt auf, dass er häufig schreibt, dass er zuerst aufräumen musste, liegen ge- bliebene Post zu beantworten hatte, dass er zu reorganisieren und für Ordnung zu sorgen hatte. Seine Texte haben oft einen wehleidigen Unterton, seine schriftlichen Äusserungen über 28 Eine Anklage wegen übler Dritte sind scharf und nicht selten verletzend.28 «Er war kein Nachrede hatte 1946/47 ein un- fröhlicher Mensch», sagt Agnes Hirschi. «Aber er war nicht hu- schönes juristisches Nachspiel. morlos, nein, er hatte einen trockenen, hintergründigen Humor. Siehe Hanna Zweig-Strauss: Zum Verhältnis von Juden zu ‹Judenret- Er hat ein Büchlein über die Misthaufen von Walzenhausen ge- tern› unmittelbar nach Kriegsende: schrieben.» Sie ergänzt: «Kinder mochte er sehr. Mich hat er als Loyalität um jeden Preis oder Rück- seine Tochter erzogen – und als Methodistin. Ich durfte als Teen- kehr zur ‹gewöhnlichen› Ethik? ager keinen Lippenstift auftragen, das wollte er nicht.» In: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 54 (2004), S. 306–313, DOI: http://dx.doi.org/10.5169/ Palästina seals-81374. Anfang 1935 wurde in Palästina dringend ein routinierter Be- amter mit guten Englischkenntnissen benötigt. «Die Wahl fiel leider auf mich», hielt Carl Lutz 1958 in seinem Curriculum vitae 29 Lutz, Curriculum vitae (wie fest.29 Seine Reise nach Jaffa im Januar 1935 zusammen mit Ger- Anm. 24), S. 3. trud Fankhauser, die er eben erst geheiratet hatte, wurde zur 30 Zit. bei: Glashaus 1944. Gedenk- Hochzeitsreise. «Sei ein Beschützer meiner Heimat Israel!»30, zimmer. Hrsg. von der Carl Lutz- wünschte seine bald 90-jährige Mutter, die am Ende ihres Le- Stiftung, Budapest. Budapest [2012], bens bei ihrem jüngsten Sohn Walter in Zürich-Seebach wohnte S. 40. (Abb. 5). Im November 1944 war ihm dieser Satz Leitsatz und Stärke, als er den Entscheid gefällt hatte, in Budapest zu bleiben: «Ich gehorchte einer höheren Stimme, die mir sagte, dass ich die 31 CH-BAR E 2800(-)1982/120/ 60 vielen tausend Menschen in den geschützten Häusern […] nicht Carl Lutz: Bericht der Schutz- machtabteilung der schweizeri- im Stich lassen und preisgeben dürfe», hielt er in einem Bericht schen Gesandtschaft, Budapest, vom 1. Juli 1945, in dem er seine Aktion zur Rettung der jüdi- über ihre Aktion zur Rettung der jü- schen Bevölkerung im Kriegswinter 1944 beschreibt, fest.31 Ne- dischen Bevölkerung im Kriegswin- ben der «höheren Stimme» war aber auch ein weiteres Motiv ter 1944, 01.07.1945, S. 5, PURL: von zentraler Bedeutung, dass Carl und Gertrud Lutz Budapest www.dodis.ch/14327. nicht verliessen. Die beiden hatten sich in ihrer Palästina-Zeit in 32 CH-BAR E 2800(-)1982/120/ 60 deutschen diplomatischen Kreisen einen guten Ruf erworben, Aufzeichnungen über die Rettungs- aktion im Kriegswinter 1944 durch was dazu führte, dass Gerhart Feine (1894–1959), deutscher Le- Konsul C. Lutz, Chef der Schutz- gationssekretär in Budapest und ab September 1944 heimlich machtabteilung der schweizeri- Kooperationspartner von Lutz, den faschistischen ungarischen schen Gesandtschaft, Budapest, Pfeilkreuzlern aufgetragen hatte, die unter Schweizer Schutz 24.02.1949, S. 8f., PURL: www.dodis. stehenden Juden nicht anzurühren, solange Carl Lutz in Buda- ch/14325. Zu Feine siehe auch 32 Tschuy, Lutz (wie Anm. 5), S. 148 pest bleiben und sich um diese kümmern würde. und 257, sowie Grossman, Gewis- Wie kam es nun aber dazu, dass sich das Ehepaar Lutz diesen sen (wie Anm. 16), S. 62–70. Ruf erwerben konnte? Bei Kriegsausbruch im Herbst 1939, als 58 Freiwillig und uneigennützig das britische Mandatsgebiet Palästina für das deutsche Reich Feindesland wurde, übernahm der zum Vizekonsul ernannte Lutz in Tel-Aviv im Auftrag des Schweizer Konsulats die Wahr- nehmung der deutschen Interessen. In seinem Curriculum vi- tae von 1958 räumte Lutz der Schilderung dieser kurzen, aber prägenden Episode in seinem Diplomatenleben viel Platz ein. Der Umfang bestand aus «ein[em] Generalkonsulat nebst zwei Konsulaten, fünf Interniertenlager[n] mit 2500 Insassen, 5 Milli- onen Pfund Grundeigentum (Firmen, Banken, Missionsanstal- ten, Viktoriastiftung auf dem Oelberg, landwirtschaftliche Sied- lungen, etc.)[,] dazu 70.000 Juden mit deutschen Pässen.»33 Er 33 Lutz, Curriculum vitae (wie beschrieb in der Folge die Schwierigkeit dieser Aufgabe – «ara- Anm. 24), S. 3. bisches Land mit zahlreicher jüdischer Bevölkerung, englische Verwaltung, schweizerische Schutzmacht und deutsche Interes- sen» –, erwähnte aber mit keinem Wort, dass er schon am 22. September 1939, also drei Wochen nach Kriegsbeginn, via Tele- gramm davon Kenntnis erhalten hatte, dass Deutschland Spa- nien gebeten hatte, seine Interessenvertretung in Palästina zu übernehmen. Lutz hatte an der neuen Aufgabe eben erst Gefal- len gefunden: «Endlich durfte er etwas Grosses leisten», schrieb sein Biograph Theo Tschuy.34 Tatsächlich war es ihm gelungen, 34 Tschuy, Lutz (wie Anm. 5), S. 78. alle 40 deutschen Konsularbeamten ohne Zwischenfall ausser Landes zu bringen; indem er selbst mitfuhr und den Konvoi zu- sätzlich von vier britischen Panzerwagen begleiten liess. Diese Aktion wurde in Berlin vermerkt. Auch sein Einsatz zugunsten der Internierten wurde vermerkt. Gertrud Lutz, die in den Be- richten ihres Ehemannes kaum je Erwähnung findet, unter- stützte Carl Lutz nicht nur intensiv, sie fand in der Betreuung von deutschen Frauen, Betagten und Kindern in den abgeson- derten Siedlungen, Gefängnissen und Lagern eine Aufgabe, die sie voll und ganz erfüllte. Nachdem die Übertragung der Wahr- nehmung der deutschen Interessen mit Verzögerung an Spa- nien übergegangen war, begab Lutz sich 1940 auf Heimaturlaub. Von diesem kehrte er nicht mehr zurück, sondern erhielt im Frühjahr 1941 eine neue Aufgabe: Er wurde mit der Vertretung der jugoslawischen Interessen in Berlin betraut. Diese Episode endete aber schnell: Noch im April hatte Berlin das jugoslawi- sche Königreich für aufgelöst erklärt. In der Zwischenzeit war Gertrud Lutz in Palästina geblieben. Der Kriegsgeschehnisse wegen konnte sie nicht zurückkehren. In ihrem Diplomaten- auto mit Schweizerkreuz setzte sie ihre humanitären Einsätze zugunsten der internierten deutschen Frauen und Kinder jüdi- scher und nicht-jüdischer Herkunft fort und verärgerte damit den Schweizer Generalkonsul, dessen Mahnungen sie mehr- mals ignorierte. Sie war der Meinung, dass sie als freie Schwei- zerin «Wohltaten» ausüben durfte. Tschuy resümierte, dass ihr die Erfahrung, sich mit etwas «Unverfrorenheit» und nötigen- Freiwillig und uneigennützig 59

falls gegen obrigkeitliche Vorgaben zugunsten der Benachteilig- 35 Tschuy, Lutz (wie Anm. 5), ten einzusetzen, auch in Ungarn zugute kam.35 S. 92–95. Die Palästinazeit hinterliess auf das Ehepaar Lutz auch inso- fern einen prägenden Eindruck, als sie beide aus nächster Nähe in der arabisch dominierten Stadt Jaffa mitverfolgen mussten, wie im Rahmen der arabischen Aufstände im Jahre 1935 Juden auf offener Strasse gelyncht wurden. In der Folge erlebten sie immer wieder grundlose Tötungsdelikte, die an der jüdischen Bevölkerung in Palästina verübt wurden. In einem Brief an seine Familie in Zürich-Seebach hielt Carl Lutz fest, er habe den To- desopfern, als die Hiebe und Messerstiche auf sie hereinfielen, 36 Ebd., S. 63 (Brief vom gelobt, für sie eines Tages das Wort zu ergreifen.36 06.05.1936). Budapest Dieser Tag war gekommen, als Carl Lutz am 19. März 1944 spät- nachts den abgesetzten ungarischen Ministerpräsidenten Mik- lós Kallay, der in der Schweizer Gesandtschaft im amerikani- schen Gesandtschaftsgebäude am Freiheitsplatz in Budapest Unterschlupf gesucht hatte, mit seinem Wagen zur türkischen Botschaft fuhr. Kallay war empört, er liess seiner Wut über die «deutschen Banditen» freien Lauf. Für Ungarn sah er keine 37 Ebd., S. 124. Chance mehr: «Wir sind verloren.»37 Vielleicht erkannte Lutz zu diesem Zeitpunkt, dass – ein zweites Mal nach Palästina – etwas Grosses auf ihn zukommen würde? Spätestens am frühen Mor- gen des 20. März, als ungarische Jüdinnen und Juden von Todes- 38 Lutz, Curriculum vitae (wie panik ergriffen in «Landsgemeindestärke»38 das Gesandt- Anm. 24), S. 5. schaftsgebäude in Pest belagerten, war ihm bewusst, dass er vor einer grossen Herausforderung stand. Die Herausforderung dürfte ihn, der in der Vergangenheit bewiesen hatte, dass er in ausserordentlichen Situationen Ausserordentliches leisten konnte, dass er eine pragmatische und unbürokratische Wen- digkeit besass, zum Handeln angestachelt, ja geradezu angetrie- ben haben. Sein Engagement trug am 24. Juni 1944 erstmals auf diploma- tischer Ebene Früchte, als der ungarische Ministerrat der Aus- wanderung der bereits im ersten Gespräch mit Veesenmayer und Eichmann im März ins Spiel gebrachten Personen, deren Zahl lautete nun «7800», die zur Ausreise nach Palästina einge- 39 Abdruck und Übersetzung des schrieben waren, zustimmte.39 Der positive Entscheid der unga- Protokolls der Sitzung des Minister- rischen Regierung ist u.a. auch den zahlreichen schriftlichen rats in: Glashaus 1944 (wie und mündlichen Interventionen des päpstlichen Nuntius An- Anm. 30), S. 7–20. gelo Rotta, der sich gegen die Verschleppung getaufter Jüdinnen und Juden zur Wehr setzte, zu verdanken. Ferner hatte sich das Schwedische Rote Kreuz zu Wort gemeldet und darum gebeten, wenigstens einige Hundert Juden mit Bezug zu Schweden in Un- garn zu retten. Angesichts der Deportationen ungarischer Jü- dinnen und Juden aus den Provinzen, die zu diesem Zeitpunkt 60 Freiwillig und uneigennützig in vollem Gange waren, hatte vor allem Reichsverweser Admiral Miklós Horthy erkannt, dass die ungarische Regierung sich durch ihre passive Haltung in dieser Sache international ins Ab- seits manövrierte, und vom Ministerpräsidenten Döme Sztójay (1883–1946) gefordert, dass einzelne «Kategorien» von Juden von den antijüdischen Massnahmen ausgenommen werden sollten.40 Einige Tage später – zum gleichen Zeitpunkt, als Karl 40 Braham, Politics of Genocide 2 Barth Bundesrat Ernst Nobs die Auschwitz-Protokolle zur (wie Anm. 10), S. 746. Kenntnis gab –, kontaktierten Papst Pius XII. und der schwedi- sche König den Reichsverweser Horthy persönlich. Der ameri- kanische Aussenminister Cordel Hull liess via Radioansprache verlautbaren, dass die Mitglieder der ungarischen Regierung wegen der Judenverfolgungen zur Rechenschaft gezogen wür- den. Anfang Juli wurden die Deportationen eingestellt. Die 7800 Personen, deren Auswanderung die Ungarn zuge- stimmt hatten, waren noch immer im Land. Um diese Zahl zu erhöhen, hatte Carl Lutz im Mai die Behauptung in die Welt ge- setzt, dass er mit den Deutschen, die immer von «Einheiten» sprachen, nicht über 7000 Einzelpersonen, sondern über 7000 Familien, also gut 40 000 Personen, verhandelt hätte. Veesen- mayer beschwerte sich über das dreiste Vorgehen des Vizekon- suls. Da aber kein Land so viele auswandernde Jüdinnen und Juden aufnehmen wollte, verschwand die Zahl vom Tisch. Und noch mehr: Grossbritannien erlaubte lediglich die Anfertigung von 5000 Palästina-Zertifikaten.41 Immerhin war es Lutz gelun- 41 Tschuy, Lutz (wie Anm. 5), gen, den Schutzbrieftext durch Grossbritannien wie durch das S. 201f. Eidgenössische Politische Departement ratifizieren zu lassen. Am 24. Juli konnte eigens zum Zwecke der Abwicklung der Aus- wanderung mit dem Einverständnis der ungarischen Regierung unweit des Freiheitsplatzes in der Jäger-Gasse 29 im sogenann- ten Glashaus, dem Geschäftshaus des Fabrikanten Arthur Weiss, das Büro für Auswanderung der Schweizerischen Gesandt- schaft, Abteilung für Fremde Interessen, eröffnet werden.42 Hier 42 Vgl. u.a. Glashaus 1944 wurden denjenigen Personen, die in einem Schweizer Kollektiv- (wie Anm. 30), S. 21. pass à 1000 Personen – einer klugen Erfindung von Carl Lutz – als ausreiseberechtigt eingetragen waren, Schutzbriefe ausge- stellt (Abb. 6). Jüdische Pioniere halfen bei der Beschaffung von Fotografien und Daten und beim Ausstellen der begehrten Do- kumente. Mitglieder der ungarisch-jüdischen Widerstandsbe- wegung, die ebenfalls vom Glashaus aus ihre Tätigkeit entfalte- ten, profitierten von der diplomatischen Immunität der Schwei- zer Gesandtschaft. Das Kollektivpass- und Schutzbriefsystem wurde in der Folge auch von Raoul Wallenberg (1912–nach 1947) für Schweden, aber auch vom IKRK-Delegierten Friedrich Born (1903–1963) und anderen eingesetzt. Am 29. August gab es auf Seite der Ungarn einen erneuten Regierungswechsel. General Géza Lakatos (1890–1967) kam an Freiwillig und uneigennützig 61

die Macht. Seine Militärregierung stellte sich gegen die Depor- tation der ungarischen Jüdinnen und Juden. Die vermeintlich ruhigere Zeit nahm am 15. Oktober 1944 ein abruptes Ende: Reichsverweser Horthy kündigte via Radioansprache an, Un- garn aus dem Krieg zurückziehen zu wollen, mit den Deutschen zu brechen und den Juden die Menschenrechte zurückzuge- 43 Tschuy, Lutz (wie Anm. 5), ben.43 Der hilflose Kapitulationsversuch von Horthy war zum S. 215. Scheitern verurteilt: Die Stunde der Pfeilkreuzler, der ungari- schen Faschisten, hatte damit geschlagen. Mit Hilfe der Deut- schen übernahmen sie die Macht, Ferenc Szálasi (1897–1946) wurde unter der Bezeichnung «Führer der Nation» Regierungs- chef. Gegen ihre Willkür und ihren Terror war kaum etwas auszu- richten. Erschwerend kam hinzu, dass die Schweiz die Pfeil- kreuzlerregierung nicht anerkannte, womit der diplomatische Status des Schweizer Vizekonsuls in Frage gestellt war. Carl Lutz und seine Verbündeten waren sich all dieser Probleme bewusst und erhöhten die Schutzbriefproduktion nochmals deutlich 44 Siehe v.a. Lutz: Bericht Kriegs- (Abb. 7).44 Es ging um die Rettung von Menschenleben, alles an- winter 1944 (wie Anm. 31). dere war sekundär. Längst waren die Schutzbriefe durch die von der britischen Regierung kontrollierten Palästina-Zertifikate nicht mehr gedeckt. So wurden auch Briefe für Personen ausge- stellt, die bereits zur Zwangsarbeit eingeteilt und damit direkt vom Tod bedroht waren. Parallel dazu tauchten immer mehr ge- fälschte Schutzbriefe auf. Mit dieser Tatsache konfrontiert, mussten Gertrud und Carl Lutz in den Sammlungsstätten für den Abmarsch der zur Zwangsarbeit Eingeteilten persönlich er- scheinen und die Inhaberinnen und Inhaber von echten bzw. gefälschten Schutzbriefen trennen. Diese Selektionen im No- vember bei Eis und Schnee in der Ziegelei Obuda und während des Fussmarsches der verängstigten «Zwangsarbeitskandida- ten» auf der Wiener Landstrasse in Richtung österreichischer Grenze waren «eine seelische Tortur» für das Ehepaar Lutz: «Noch heute muss ich mich fragen, wie viele wir vielleicht ins Verderben geschickt haben, nebst denen[,] die wir retten konn- 45 Ebd., S. 3. ten», hielt Lutz in seinem Bericht von 1945 fest.45 Vom 10. bis 15. November wurde das internationale Ghetto in Pest eröffnet. Dieses umfasste 72 Wohnhäuser, die unter dem Schutz der Schweiz standen. Die Personen, die in diesen Häu- sern untergebracht waren, hatten schwedische, vatikanische, spanische, portugiesische und schweizerische Schutzpapiere. Obwohl auch in diesen Häusern und in den Gesandtschaftshäu- sern der internationalen Vertretungen Übergriffe durch Pfeil- kreuzler vorkamen, waren die Menschen in den Schweizerhäu- sern besser geschützt als der übrige Teil der jüdischen Bevölke- 46 Tschuy, Lutz (wie Anm. 5), rung Budapests, der im neu geschaffenen grossen Ghetto bei der S. 258, 268f. et al. Synagoge in Pest eingeschlossen wurde.46 Es dürfte Gerhart 62 Freiwillig und uneigennützig

Feine47, dem deutschen Legationssekretär, zu verdanken sein, 47 Siehe oben Anm. 32. dass dieser es fertigbrachte, die Pfeilkreuzler davon zu überzeu- gen, dass die schweizerischen Schutzhäuser nicht anzutasten seien, solange Carl Lutz, der sich als Diplomat in Palästina für deutsche Interessen eingesetzt hatte, vor Ort diese Häuser be- treue. Diese Fürsprache war nicht nur überlebensnotwendig für die vom 16. bis 18. Januar 1945 durch die Rotarmisten in Pest befreiten Jüdinnen und Juden, sie war mit ein Grund dafür, wes- halb Carl Lutz und die Mitarbeitenden seiner Abteilung Buda- pest nicht verliessen und am 24. Dezember, an Weihnachten, im Bunker der britischen Gesandtschaft im Stadtteil Buda unter- tauchen mussten, bis sie 50 Tage später am 12. Februar 1945 die- sen erstmals wieder verlassen konnten (Abb. 8–9).48 Die Men- 48 Amann, Im Dienste der schen im grossen Ghetto, die nicht wegen Hunger, Krankheit, Menschlichkeit (wie Anm. 2), S. 40f. Kälte oder Quälereien und Erschiessungen durch Pfeilkreuzler- horden ihr Leben lassen mussten, durften ihre Befreiung am 18. Januar erleben.

Schlussbetrachtungen In einem Aufsatz über die Bedeutung von Helden in der Schweiz und in der schweizerischen Geschichtsschreibung analysierte der Historiker Georg Kreis den Werdegang von Carl Lutz. Er hielt fest: «Das Besondere am ‹Fall Lutz› liegt möglicherweise […] in der Tatsache, dass sich ein vielleicht recht gewöhnlicher Mensch nach einem ziemlich gewöhnlichen Werdegang plötzlich vor eine ausserordentliche Herausforderung gestellt sieht, diese an- 49 Georg Kreis: Carl Lutz – oder: nimmt, ja sie geradezu sucht, und dass der Rest seines Lebens die Bedeutung von «heroes». In: 49 Ders.: Vorgeschichten zur Gegen- dann von dieser besonderen Erfahrung geprägt ist.» Tatsäch- wart. Ausgewählte Aufsätze. Bd. 4. lich lässt sich Lutz’ Leben in die drei Abschnitte «vor Budapest», Basel 2008, S. 521–535, hier S. 523. «Budapest» und «nach Budapest» einteilen. Auf besondere 50 Bildergalerie unter http://col- Weise war sein Leben immer mit Jüdinnen und Juden und mit lections.yadvashem.org/photosar- Palästina – oder wie seine Mutter es ausdrückte mit «Israel» – chive > Suchbegriff: Karl Lutz. Der verbunden: von den biblischen Geschichten seiner Kindheit, Biograph Theo Tschuy führte zu- über seine Predigerversuche in Amerika, die Besuche der Heili- dem im Quellenverzeichnis eine 50 Reihe von Fotoalben auf, die mehr- gen Orte in Palästina während der 1930er-Jahre, die arabi- heitlich im Archiv für Zeitge- schen Aufstände und die Morde an den Juden auf offener Strasse, schichte (AfZ) den NL Carl Lutz bis hin zum Schicksal der ungarischen Jüdinnen und Juden in und Alexander Grossman angeglie- Budapest. Ab 1945 erhielt er von vielen jüdischen Organisatio- dert sind. nen Dank und Anerkennung für seine Leistungen, 1964 wurde 51 Holocaust-Stiftung Yad Vashem, er als erster Schweizer in Yad Vashem in die Allee der Gerechten URL: www.yadvashem.org > Ge- unter den Völkern aufgenommen.51 1949 heiratete Carl Lutz rechte. Gertrud Lutz wurde diese eine jüdische Ungarin, Magda Grausz-Csányi, die Mutter von Ehre erst 1978 zuteil. Agnes Hirschi-Grausz, in die er sich während des Krieges ver- 52 Agnes Hirschi über ihren Stief- liebt hatte und die als Haushälterin zusammen mit ihrer damals vater Carl Lutz, 05.12.2012. Die 52 Schweizer Illustrierte (Nr. 39, sechsjährigen Tochter ebenfalls im Luftschutzkeller war. Von 28.09.1949, S. 12) berichtete über Gertrud Lutz-Fankhauser hatte er sich Ende 1946 getrennt. Kreis die «Traumhochzeit» der beiden in vermutete in seinem Aufsatz sogar, dass einem Teil des Enthu- Budapest. Freiwillig und uneigennützig 63

siasmus und des Antriebs für Lutz’ Aktivitäten im Jahr 1944 «ganz gewöhnliche Verliebtheit» zugrunde gelegen haben 53 Kreis, Lutz (wie Anm. 49), S. 535. könnte.53 Später war es der engagierte Zionist Alexander Gross- man, der als erster eine Monographie über die «Budapester Ak- 54 Grossman, Gewissen (wie tion» veröffentlichte.54 Anm. 16). Die Zeit «nach Budapest», nach Vollendung seines grossen, erinnerungs- und anerkennungswürdigen Einsatzes zugunsten der bedrängten Mitmenschen, war für den Perfektionisten mit narzisstischen Tendenzen, dem Publizität und Anerkennung schmeichelten, eine Last. Seine altbekannten körperlichen und seelischen Leiden setzten wieder ein. «Er war in Ungarn ein Halbgott», sagt Agnes Hirschi. Die Residenz der britischen Ge- sandtschaft in Buda, nahe der Fischerbastei, die ihm als Wohn- haus diente, war luxuriös, Lutz hatte zahlreiches Personal und immer viele gewichtige Gäste zu Besuch. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz 1945 war dies alles plötzlich vorbei. Lutz hatte den Eindruck, nicht verstanden zu werden. Er wollte Gerechtig- keit – und diese stellte sich für ihn nicht ein, bevor nicht seine grosse Leistung in Budapest von Bern anerkannt worden war. Genauso wie er früher Vorgesetzte, die in seinen Augen zu wenig Einsatz für die Sache gezeigt hatten, Dritten gegenüber scharf verurteilte, liess er nicht ab, die offizielle Schweiz dafür zu ta- 55 Tschuy, Lutz (wie Anm. 5), deln, sie würde seine Berichte nicht zur Kenntnis nehmen.55 S. 384–389. Anstelle eines Dankes stiess er auf Unverständnis und kleinliche Bürokratie. So wurde er dafür getadelt, dass er auf seiner Spe- senrechnung bei der Rückreise aus Budapest einen Orangenjus aufgeführt hatte, den er in Istanbul mit seiner Frau getrunken 56 Agnes Hirschi über ihren Stief- hatte.56 Gerade in Geldangelegenheiten (Lohnerhöhungen, vater Carl Lutz, 05.12.2012. Spesenrechnungen, Reisekosten, zusätzliches Personal, Fonds- gelder für Unterstützungsmassnahmen) pflegte er während sei- ner gesamten Laufbahn gegenüber den Vorgesetzten immer wieder laut zu werden, was den Eindruck hinterlässt, dass er in dieser Sache kleinbürgerlich-krämerisch war. Auch verletzte ihn, dass Raoul Wallenberg in Schweden schon früh als Held ge- feiert, ja gar als der Judenretter und Erfinder der Schutzbriefe bezeichnet wurde, während er in der schweizerischen Öffent- lichkeit kaum bekannt war. Für einen grossen NZZ-Artikel an- lässlich seiner Pensionierung 1961, die zeitlich mit dem Eich- mann-Prozess zusammenfiel, lieferte er Materialien in extenso. Dass er viele Ehrungen von verschiedensten Seiten, darunter auch von den Regierungen Ungarns, den USA (1960), Deutsch- 57 Zusammenfassend Rolf Stü- lands (1962) und Israels57, sowie bereits 1963 die Ehrenbürger- cheli: Art. «Carl Lutz». In: Histori- schaft von Walzenhausen (Abb. 10) entgegennehmen durfte sches Lexikon der Schweiz (HLS), und 1978 ebendort eine Gedenktafel erhielt, schien für ihn se- PURL: www.hls-dhs-dss.ch/ textes/d/D14866.php. kundär gewesen zu sein, solange der offizielle Dank der Schwei- zer Regierung ausblieb. Eine lobende Erwähnung im Parlament anlässlich der Behandlung des Berichts des Bundesrates zur 64 Freiwillig und uneigennützig

Flüchtlingspolitik der Schweiz im Zweiten Weltkrieg (Ludwig- Bericht) 1958 durch Bundesrat Markus Feldmann (EJPD) war die erste und einzige öffentliche Anerkennung, die er zu Lebzei- ten von Bern erhielt.58 1960, kurz vor seiner Pensionierung, 58 Online unter www.eda.admin. wurde er vom Eidgenössischen Politischen Departement zum ch > Dokumentation > Parlamenta- Titular-Generalkonsul befördert. In den 1960er-Jahren schlug er rische Vorstösse > Zweiter Welt- krieg –Thematischer Index > Be- sich als Friedensnobelpreisträgerkandidat vor, ganz nach sei- richt Ludwig (1957). Der Bericht nem Motto, selbst aktiv zu werden, wenn er den Eindruck hatte, trägt das Datum 21.09.1957. Er dass die offizielle Seite ungerecht handelte. wurde am 30.01.1958 im Parlament Die Würdigung durch die offizielle Schweiz erfolgte 20 Jahre behandelt (1958 N 16-39). Die Ak- nach seinem Tod im Zusammenhang mit dem Gedenken an sei- tion von Carl Lutz findet ganz am Schluss, S. 67f., Erwähnung. nen 100. Geburtstag am 30. März 1995 durch den damaligen Aussenminister Flavio Cotti, dessen Rede vom 3. April im 123. Heft der Appenzellischen Jahrbücher im Wortlaut abgedruckt ist.59 Nur gerade einen Monat später, am 7. Mai, erfolgte anläss- 59 Amann, Im Dienste der lich der 50-Jahr-Feierlichkeiten zum Ende des Zweiten Welt- Menschlichkeit (wie Anm. 2), kriegs auch durch den damaligen Bundespräsidenten Kaspar S. 46–48. Villiger eine Würdigung. Dass Lutz’ runder Geburtstag, das Er- scheinen der umfangreichen Biographie von Theo Tschuy und die Feierlichkeiten zum Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs mit der Aufarbeitung der Rolle der Schweiz zur Zeit des Nationalsozialismus in den 1990er-Jahren zusammenfielen, hat dazu beigetragen, dass Carl Lutz auch hierzulande allmäh- lich Eingang ins kollektive Gedächtnis fand. In dieser Zeit, in der die Schweiz von aussen mit unrühmlichen Fakten ihrer Vergan- genheit konfrontiert wurde, waren Judenretter wie Carl Lutz oder der St. Galler Polizeikommandant Paul Grüninger plötzlich höchst willkommen. Gerade dieser Umstand zeigt, dass kollek- tives Erinnern auch oder ganz besonders mit dem zu tun hat, was erinnert werden will. Carl Lutz’ grossartige Rettungsaktion wäre in den Jahren nach 1945 ein allzu deutlicher Kontrapunkt gegen die offizielle «Das-Boot-ist-voll-Politik» gewesen. Dass kollektives Erinnern auch der Pflege bedarf, erfährt Ag- nes Hirschi im Rahmen ihrer Einsätze gegen das Vergessen täg- lich. Sie initiiert und begleitet Ausstellungen, gibt Interviews, eröffnet Gedenkstätten, übersetzt Broschüren und sogar ein 60 György Vámos: Carl Lutz (1895– Buch vom Ungarischen ins Deutsche60 und redet vor Filmkame- 1975). Schweizer Diplomat in Buda- ras, etwa im Film «Carl Lutz – keine Hölle im Herzen» von Daniel pest 1944. Ein Gerechter unter den von Aarburg, der Anfang 2014 je nach den finanziellen Möglich- Völkern. Genf 2012 (Schweizer in keiten als Fernseh-Dokumentarfilm oder als Kino-Spielfilm der Welt 9). Erscheint im Oktober dem Publikum vorgestellt wird.61 2013. Bei all diesen Einsätzen gegen das Vergessen, gilt es auch da- 61 Im Juni 2013 hat das Bundesamt ran zu denken, dass Carl Lutz nicht alleine war: Ohne seine Frau, für Kultur 60000 Franken zur Un- ohne seine unzähligen Helferinnen und Helfer, ohne die Rü- terstützung dieses Filmes bewilligt. Siehe www.bak.admin.ch > Kultur- ckendeckung des Schweizer Gesandten Maximilian Jaeger, schaffen > Film > Förderung : Filme, ohne den Sekretär des Palästina-Amtes, Moshe Krausz, den Auswertung und Promotion > Fach- deutschen Legationssekretär Gerhart Feine, die jüdischen Pio- kommission Resultate. Freiwillig und uneigennützig 65

niere, die im Glashaus arbeiteten, den Schweden Raoul Wallen- berg, das IKRK mit Friedrich Born, die Spanier, Portugiesen und den Vatikan, die alle die Schutzbriefmethode einsetzten, und unzählige weitere Menschen, die hier keine namentliche Er- wähnung finden, hätte das grossartige humanitäre Unterneh- men in diesem Umfang nie umgesetzt werden können. «Die Rettung der Juden von Budapest [ist] das Gemeinschaftswerk von vielen gewesen […], auch wenn Einzelne hervorragende 62 Tschuy, Lutz (wie Anm. 5), Rollen gespielt haben.»62 S. 336. 66 Freiwillig und uneigennützig

«Der Sinn des Lebens ist, [...] dass wir Bedeutsames nur zusammen und gemeinsam lösen können.» Arthur Bill und das Kinderdorf Pestalozzi1 in Trogen Martina Walser

Im August 1944 erschien in der kulturellen Monatsschrift «Du» 1 Das Kinderdorf wurde nach dem ein Artikel von Walter Robert Corti (1910–1990), der Arthur Bills Pädagogen und Erzieher Johann Leben entscheidend beeinflussen sollte. In diesem Artikel be- Heinrich Pestalozzi (1746–1827) benannt. Einer seiner wichtigsten schreibt Corti die tiefgreifenden psychischen und ideologischen pädagogischen Grundsätze galt der Gräben, die der Krieg hinterlassen hat und meint: «Man wird «häuslichen Erziehung», die auch einen grotesken Friedhof von Systemtrümmern, Lehrwracken, durch die öffentliche Erziehung Weltanschauungsruinen aufräumen müssen. Es ist vorauszuse- nachgeahmt werden sollte. Am hen, dass der ideologische Machtkampf weitergeht. Die Macht- «Wohnstubengedanken» orientier- ten sich auch die Pädagogen im willigen des Geistes werden das Feld nicht freiwillig räumen, Kinderdorf. Neben diesem Erzie- auch ein Meer von Blut und Tränen konnte sie nicht überzeu- hungsgrundsatz trug aber sicher- gen.»2 Um diese Trümmer wieder aufzubauen und der neuen, lich auch der 200. Geburtstag von zutiefst erschütterten Generation ein friedliches Leben zu er- Pestalozzi 1946 dazu bei, ihn als möglichen, rief Corti dazu auf, ein Dorf für die unter dem Krieg Namensgeber für das neue Kinder- dorf auszuwählen. Siehe «Stiftung leidenden Kinder zu bauen: Das Kinderdorf sollte eine Lander- Kinderdorf Pestalozzi», Rubrik «Wer 3 ziehungssiedlung für die Ärmsten der Armen werden , für die wir sind»/«Geschichte». URL: www. «Waisenkinder, Krüppelkinder, Kinder, die der völligen Ver- pestalozzi.ch/de/wer-wir-sind/ge- wahrlosung und dem Tode entgegengehen».4 Die Idee war, ein schichte/johann-heinrich-pesta- Dorf nach dem Familienprinzip aufzubauen und dort vor allem lozzi (Abfrage vom: 11.07.2013; gilt auch für alle folgenden Weblinks). karitativ-ärztlich tätig zu sein, aber auch immer eine Offenheit zu zeigen für alle pädagogischen, sozial-ethischen und völker- 2 Walter Robert Corti: Ein Dorf für verbindenden Elemente.5 die leidenden Kinder. In: Du 4/8 (1944), S. 51. DOI: http://dx.doi. 6 Diese Idee Cortis, die er selber als «freundliche Anregung» org/10.5169/seals-305196. bezeichnete, fand in der Schweiz und im Ausland ein grosses, 3 Ders.: Kinderdorf Pestalozzi. In: positives Echo. Unter all jenen, die von Cortis Aufruf sofort be- Du 4/11 (1944), S. 35. DOI: http:// geistert waren und zum Handeln animiert wurden, war auch dx.doi.org/10.5169/seals-305249. Arthur Bill. 4 Ders., Dorf (wie Anm. 2), S. 52. Arthur Bill († 5. April 2011) wurde am 31. August 1916 in Wa- bern BE geboren und wuchs mit drei Brüdern im Kanton Bern 5 Ders., Kinderdorf (wie Anm. 3), S. 35. auf. Seine Eltern waren beide Verdingkinder gewesen und vor allem der Vater hatte als solches ein sehr hartes Schicksal zu er- 6 Ders., Dorf (wie Anm. 2), S. 52. tragen gehabt. Die Geschichten des Vaters, der jeweils Angst 7 Interview von Hanspeter Spörri hatte, zu spät zur Schule zu kommen, da er vorher vier Stunden mit Arthur Bill, 27.05.2007. Insge- lang auf dem Feld arbeiten musste, haben den jungen Arthur samt 63 Minuten Gespräch, mp3, Kantonsbibliothek Appenzell Aus- Bill stark geprägt und den Grundstein für sein lebenslanges hu- serrhoden (KBAR). manitäres Engagement gelegt. Gegen die Ungerechtigkeiten, die seinen Eltern widerfahren waren, wollte er sich wehren und sich für die Schwachen einsetzen. Er wählte dazu den Beruf des Primarlehrers und betreute in seiner ersten eigenen Klasse 16 Verdingkinder.7 Freiwillig und uneigennützig 67

Arthur Bill, ca. 2002. An seiner Aufgabe als Lehrer war Bill vor allem die erzieherische Tätigkeit wichtig, und er wollte sich für benachteiligte Kinder Arthur Bill und seine Schulklasse einsetzen. Wie er selber sagte, lag in der Lehrertätigkeit der An- in Gondiswil in den frühen 1940er- 8 Jahren. fang seiner humanitären Verpflichtungen. Doch Ende der 1930er-Jahre waren im Kanton Bern viele Lehrer erfolglos auf der Suche nach einer festen Stelle, auch Arthur Bill gehörte dazu. 8 Arthur Bill – Abschied von einem Diese Stellenlosigkeit ärgerte den jungen Lehrer, der voller Ta- grossen Schweizer. In: Zeit-Fragen tendrang war, enorm, und er schwor sich, wenn er einmal Arbeit 2011/16f. (20.04.2011). URL: www. hätte, sich nie über zu viel Arbeit zu beklagen.9 zeit-fragen.ch/index.php?id=162. 9 Interview Spörri/Bill Eine Verteidigung der humanitären Schweiz (wie Anm. 7). Dann brach der Zweite Weltkrieg aus. Wie für die meisten jun- gen Männer seiner Generation war auch für Arthur Bill klar, dass es nun die Schweiz zu verteidigen galt. 1940 trat Arthur Bill nach zweijährigem Dienst als Infanterieoffizier die Ausbildung zum Militärpilot an und blieb der Fliegerei 32 Jahre lang treu. Dieses militärische Engagement mag als Widerspruch zum friedliebenden, humanitären Geist Arthur Bills erscheinen. Doch für den jungen Bill lag auch in seiner Aufgabe als Militär- pilot durchaus ein humanitärer Gedanke: «Wir hatten vor die- sen Deutschen wirklich Angst, wir fürchteten, dass sie uns über- fallen, und wir jungen Leute von damals hatten – mit wenigen Ausnahmen – alle das Gefühl, wir müssten uns zur Verfügung stellen. […] Ich wollte mich eigentlich einsetzen – auch durch die Fliegerei – für die Freiheit und ein humanitäres Leben in der 10 Ebd. Schweiz. Es war eine Verteidigung.»10 In seiner Rolle als Militär- pilot sah der junge Arthur Bill also einen wichtigen Beitrag zur Verteidigung der schweizerischen Neutralität, der Freiheit und der humanitären Tradition der Schweiz, wobei er aber auch durch eine gewisse Abenteuerlust und den Drang nach Selbstbehaup- tung geleitet wurde. Obwohl er während seines Aktivdienstes immer wieder gefährliche Situationen zu meistern hatte, 1944 beispielsweise in einem Luftkampf auf Leben und Tod mit ei- 68 Freiwillig und uneigennützig

Arthur Bill als Militärpilot in den 1940er-Jahren.

nem wohl verirrten amerikanischen Mustang-Piloten, packte ihn das Fliegervirus, das ihn sein Leben lang nicht mehr losliess. Er wurde Staffelkommandant, Regimentskommandant und Unter- stabschef.11 Seine Leidenschaft für das Fliegen gab Arthur Bill 11 Charles Ott: Arthur Bill: Militär- nach dem Krieg auch immer wieder die Möglichkeit, während pilot und Milizoffizier. Nachruf. In: einiger Tage von seiner nicht immer einfachen Aufgabe zwischen Allgemeine Schweizerische Militär- zeitschrift 177/8 (2011), S. 46. Kindern und Pädagogen im Kinderdorf Abstand zu nehmen und PURL: http://retro.seals.ch/digbib/ neue Kraft dafür zu tanken. Und es hat ihn auch immer daran er- view?rid=asm-004:2011:177::958. innert, dass das Leben endlich ist: «Dieses Erinnern daran, dass 12 Interview Spörri/Bill (wie das Ganze ein Ende haben kann, früher als man meint, das hat Anm. 7). mir […] geholfen, wenn ich dann wieder [im Kinderdorf] war, ver- 12 13 Arthur Bill: Einleitung. In: Guido tieft und sorgfältig und sinnvoll den Dingen nachzugehen.» Schmidlin (Hrsg.): Ein Dorf für die leidenden Kinder. Bern 2002, Was kann es Sinnvolleres geben? S. 7–10, hier S. 7. Während der Aktivdienstzeit waren Arthur Bill und seine Flie- 14 Dass das Kinderdorf in Trogen gerkameraden immer wieder in Situationen verwickelt, die für aufgebaut wurde und nicht in ir- einige tödlich endeten. Auf manchem Heimflug zum Stützpunkt gendeinem anderen Ort der gelobte sich Bill daher im Stillen, dass er, würde er selbst mit sei- Schweiz, hat u.a. auch mit Pfarrer ner kleinen Familie den Krieg heil überstehen, nach dem Krieg Josef Böni zu tun. Auch er hatte den Artikel von Corti im «Du» gelesen 13 eine sinnvolle Aufbauarbeit leisten wollte. Und hier tritt Cortis und sich danach dafür stark ge- Aufruf, ein Kinderdorf zu gründen, auf Bills Lebensbühne: Als macht, dass Trogen sich als Stand- der Militärpilot von einem Einsatz nach Hause zu seiner Frau ort beworben und Land für das Berta zurückkehrte, las er den wegweisenden Artikel im «Du». Kinderdorf zu Spezialkonditionen Die Idee Cortis von einem Kinderdorf passte auf ideale Weise zu abgetreten hat. Laut Böni galt dem Kinderdorf stets das «Verständnis Bills Wunsch nach einer sinnstiftenden Arbeit, nach einer Wie- und [die] Liebe des frohen und deraufbauarbeit, die den Frieden und das friedliche Zusam- freien Appenzellervolkes». Siehe Jo- menleben fördern sollte. Bill sammelte alle Publikationen, die sef Böni: Das Kinderdorf Pestalozzi, zur Kinderdorf-Idee veröffentlicht wurden, studierte architekto- Trogen. In: AJb 74 (1946), S. 61–66. nische Skizzen und nahm auch von den sich verändernden DOI: http://dx.doi.org/10.5169/ seals-277399. Grundzielen Kenntnis: Anstatt 8000 Kinder wollte man bald nur 15 Arthur Bill: Helfer unterwegs. noch einige hundert Waisen im Kinderdorf beherbergen. Neu- Geschichten eines Landschulmeis- jahr 1945 bewarb sich Bill schliesslich zusammen mit seiner ters, Kinderdorfleiters und Katas- Frau für einen Posten in Trogen14 im neuen Kinderdorf15: «Wir trophenhelfers. Bern 2002, S. 52f. Freiwillig und uneigennützig 69

sagten uns: ‹Was kann es heute Dringenderes, Besseres und Sinnvolleres geben, als die Waisen jenes Krieges, deren Väter sich bekämpft hatten, in einem Dorf des Friedens so zu be- treuen, aufwachsen zu lassen und zu unterweisen, dass sie spä- ter auf Grund eigener Erfahrungen im übernationalen Zusam- menleben zu jungen Botschaftern der Völkerverständigung 16 Bill, Einleitung (wie Anm. 13), werden können?›»16 S. 7. Dass in einem Dorf Kriegswaisenkinder zusammengebracht würden, deren Väter einander noch bis aufs Blut bekämpft hat- ten, überzeugte Bill zutiefst: «Wir konnten nun diese Kinder […] im Geiste der friedlichen Zusammenarbeit erziehen. Und da war natürlich ein grosser, tiefer Sinn drin, der mich und auch 17 Interview Spörri/Bill viele andere vollständig erfasst hat.»17 Dass das Kinderdorf auch (wie Anm. 7). einen Einfluss auf die Erwachsenen hatte, darunter auch auf die Väter, die im Krieg gegeneinander gekämpft hatten, beschrieb Bill in einer berührenden Geschichte: Als das Kinderdorf im Entstehen war, lud Arthur Bill die ersten Hausväter, alle ehema- lige Kriegsteilnehmer, zum Fondue ein. Über den Krieg haben die Männer im Kinderdorf nicht oder nur sehr ungern gespro- chen. Der zum Fondue ausgeschenkte Wein machte die Gesell- schaft aber gesprächig und so sah Bill, wie sich plötzlich zwei der anwesenden Hausväter in die Arme fielen. Die zwei Männer, ein Italiener und ein Engländer, hatten beide 1941 in der Schlacht bei Tobruk gekämpft, auf gegnerischen Seiten. Sie hatten erbar- mungslose Kämpfe erlebt und mussten Tausende von Kamera- den sterben sehen. An diesem Abend in Trogen hatten beide voneinander erfahren, dass sie sich geschworen hatten, wenn sie diese grausame Schlacht in der libyschen Hafenstadt überle- ben würden, etwas Sinnvolles, etwas Menschliches tun zu wol- len. Und so waren beide im Kinderdorf in Trogen gelandet. Die- ser tiefe Sinn, der Arthur Bill in der Arbeit im Kinderdorf sah, war auch für viele andere Mitarbeitende die wichtigste Antriebs- 18 Ebd. kraft.18

«Weckung und Stärkung der friedwilligen Kräfte» Für den Primarlehrer Arthur Bill war natürlich im Kinderdorf insbesondere auch die Erziehungsarbeit ein sehr wichtiges Thema. Auch andere Lehrkräfte waren von dem Plan, ein Kin- derdorf zu gründen, begeistert. So publizierte die Schweizer Lehrerinnenzeitung etwa immer wieder Artikel von Walter Ro- bert Corti oder der Pädagogin Elisabeth Rotten (1882–1964), die ebenfalls am Aufbau des Kinderdorfes massgeblich beteiligt war. Rotten war der Meinung, dass mit dem Kinderdorf Pestalozzi endlich eine Lücke im Schweizer Erziehungswesen geschlossen werden könnte, die nämlich einer praktischen Erziehungsstätte, wo theoretische pädagogische Ansätze auch tatsächlich einge- setzt werden könnten: «Wissende Liebe und von Liebe durch- 70 Freiwillig und uneigennützig pulstes ärztliches, psychologisches und erzieherisches Wissen dürften hier unter gegenseitiger Bereicherung in Ruhe und mit den Hilfsmitteln, die eine grosse, gesunde Naturumgebung spendet, an und mit der leidenden und leiblich und seelisch ge- nesenden Jugend üben, erfahren und anderen glaubwürdig ma- chen, was kaum anderswo in der Welt unter so günstigen Vorbe- dingungen geschehen könnte.»19 Die Schweizerische Lehrerin- 19 Elisabeth Rotten: Der geistige nenzeitung berichtete in einer eigens geschaffenen Rubrik Ort des Kinderdorfes. In: Schweize- «Kinderdorf Pestalozzi» über die laufenden Entwicklungen des rische Lehrerinnenzeitung 49/17 20 (1944–1945), S. 268f. DOI: http:// Kinderdorfes, rief beispielsweise zu Mitarbeit beim Aufbau dx.doi.org/10.5169/seals-314926. oder zu Spenden von Bäumen auf, um dem Kinderdorf Nutz- und Brennholz zu beschaffen21 und ermunterte ihre Kollegin- 20 Junge Pioniere für das Kinder- dorf Pestalozzi gesucht! In: Schwei- nen, das Projekt zu unterstützen: «Steht, wo ihr könnt, für das zerische Lehrerinnenzeitung 50/14 geplante Kinderdorf ein und stellt, wo es euch möglich ist, eure (1945–1946), S. 221f. DOI: http:// Kraft zur Verfügung. Ein Kinderdorf wird nicht bestehen können dx.doi.org/10.5169/seals-315066. ohne die Mithilfe der verstehenden, mütterlichen Frau. Darum 21 Hölzerne Bausteine. In: Schwei- schon, und weil wir zudem Erzieherinnen der Jugend sind, geht zerische Lehrerinnenzeitung 50/24 uns dieses Kinderdorf Pestalozzi etwas an. Geht jede von uns (1945–1946), S. 375f. DOI: http:// etwas an und ruft jede von uns auf.»22 dx.doi.org/10.5169/seals-315120. Auf Arthur Bills Anregung hin wurde 1947 dann eine erste 22 Kinderdorf Pestalozzi. In: Formulierung der Grundziele der Erziehungsarbeit im Kinder- Schweizerische Lehrerinnenzei- dorf definiert. Unter der Leitung von Elisabeth Rotten erarbeite- tung 49/4 (1944–1945), S. 57f. PURL: http://retro.seals.ch/digbib/ ten die Lehrkräfte des Kinderdorfes fünf Grundziele, die für die view?rid=sle-001:1944-1945:49::356. damalige Zeit sehr fortschrittlich waren und von vielen Pädago- gen in der Schweiz begrüsst wurden23: 23 Bill, Helfer (wie Anm. 15), S. 185. 1. Die Sicherung der leiblichen Existenz und der bestmöglichen geistig-seelischen Entwicklung der Kinder mindestens bis zur abgeschlossenen Volksschulbildung, wenn möglich bis zur vollendeten Berufslehre und Überleitung in ein entspre- chendes Milieu im Ursprungsland. 2. Schaffung einer Familien-Atmosphäre in den einzelnen Häu- sern unter Wahrung und Pflege der sprachlichen, national- kulturellen und konfessionellen Eigenheiten. 3. Aufbau einer Schulgemeinde im Geiste der Toleranz, der Achtung und Bejahung der Unterschiede, der Zusammenge- hörigkeit und der gegenseitigen Hilfe. 4. Nützung der Bedingungen im Kinderdorf und der Zusam- menarbeit von Pädagogen aus unterschiedlichen Ländern zu erzieherischen Einsichten, die einen bescheidenen, aber po- sitiven Beitrag zur Lösung der Zeitprobleme von der erziehe- rischen Seite her ermöglichen sollen. 24 Guido Schmidlin: Grundziele 5. Weckung und Stärkung der friedwilligen Kräfte.24 und Grundsätze der Erziehungsar- Mit diesen Zielen wollte man die Kinder im Kinderdorf zu Mit- beit. In: Ders. (Hrsg.), Dorf (wie menschen erziehen, die ohne Beeinträchtigung durch Ethnie, Anm. 13), S. 11–14, hier S. 11f. Stand, Geschlecht und Konfession einander achteten und respek- (Grundziele leicht gekürzt und ab- tierten und die nach Möglichkeit an dieser auf Achtung beruhen- geändert von M.W.). den Welt- und Völkerordnung auch in Zukunft mitarbeiteten.25 25 Ebd., S. 12. Freiwillig und uneigennützig 71

Das Kinderdorf Pestalozzi zog jähr- lich viele Besucher an, die sich über die Anliegen des einzigartigen Wer- kes informieren liessen. 1958 be- suchte die griechische Königsfamilie das Dorf (vorne: Königin Friederike, Arthur Bill; 2. Reihe v.l.n.r: Prinzes- sin Sophia (heutige Königin von Spanien), König Paul II. und Pfarrer Josef Böni).

Bills humanitäres Wirken nach dem Kinderdorf Arthur Bill leitete das Kinderdorf als Hausvater und Lehrer zu- sammen mit seiner Frau Berta von 1946 bis 1972. Seine Erfah- rungen und Ziele im Erziehungswesen waren für ihn auch in seinen späteren Tätigkeiten von grosser Wichtigkeit. So sagte er einmal: «Nicht die Schwächen suchen, sondern die Stärken an- erkennen, ist im Erziehungsbereich wie auch auf dem Felde der 26 Guido Schmidlin, Erkenntnisse. internationalen Beziehungen ein vielversprechender Weg».26 Aphorismen von Arthur Bill. In: Nach 26 Jahren im Dienste des Kinderdorfes traten Arthur Bill Ders. (Hrsg.), Dorf (wie Anm. 13), und seine Frau nach reichlichen Überlegungen die an sie vom S. 337–341, hier S. 337. Bundesrat herangetragene Aufgabe des Aufbaus des Schweize- rischen Katastrophenhilfskorps (heute: Schweizerisches Korps für Humanitäre Hilfe SKH) an. Bill war bereits während seiner Zeit als Kinderdorfleiter verschiedentlich in Krisen- und Kriegs- gebieten auf der ganzen Welt tätig gewesen und hatte dort Er- fahrungen zur humanitären Arbeit gesammelt. Sein Weggang vom international bekannten und geachteten Kinderdorf mit mittlerweile 25 Häusern und rund 350 Bewohnerinnen und Be- 27 Zahlen von 1970. In: Bill, Helfer wohnern27 fiel ihm nicht leicht, und er blieb bis zu seinem Le- (wie Anm. 15), S. 206. bensende mit Trogen eng verbunden. Insbesondere schmerzte ihn, dass auf Grund vieler Wechsel in der Dorfleitung nach sei- nem Weggang der grösste Teil jener Informationen und Erfah- rungen verloren ging, die er mit grossem Aufwand im Interesse des Kinderdorfes und seiner Bewohner an seinen ersten Nach- 28 Bill, Helfer (wie Anm. 15), folger hatte weitergeben wollen.28 S. 211f. Von 1972 bis 1981 und von 1986 bis 1988 widmete sich Arthur Bill dem Aufbau des Katastrophenhilfskorps. Unter der Devise «Neutralité et solidarité» war es das Ziel, durch Wiederaufbau, Transporte und Nahrung kriegsversehrten, unter Armut leiden- den und von Naturkatastrophen heimgesuchten Ländern zu helfen. Das Konzept für dieses Korps war von Bill in umsichtiger 72 Freiwillig und uneigennützig

Arthur Bill und Dominik Langen- bacher, Schweizer Botschafter in Äthiopien, im Rahmen einer SKH- Hilfsaktion 1947 in Gewani, Äthio- pien.

und sorgfältiger Weise erstellt worden und basierte auf dem schweizerischen Milizprinzip, das auf viele freiwillige Einsatz- kräfte zählen konnte.29 29 Arthur Bill – Abschied (wie Nach seiner Pensionierung wurde Arthur Bill als Sonderbe- Anm. 8). auftragter des EDA nach Namibia entsandt, um dem Land auf seinem Weg in die Unabhängigkeit beiseite zu stehen. Auch am- tete Bill als Präsident des Kinderhilfswerkes «Enfants du monde» und war von 1992 bis 1996 für ein Hilfswerk in Albanien tätig.30 30 Bill, Helfer (wie Anm. 15), Mit 74 Jahren trat Arthur Bill schliesslich in seinen verdienten S. 264–284. Ruhestand, und 80-jährig begann er seine Lebensgeschichte in drei Büchern aufzuschreiben, denn er habe «eigentlich ein paar hochinteressante Sachen erlebt».31 Für diese «hochinteressan- 31 Interview Spörri/Bill (wie ten Sachen», die ein Stück Schweizer Geschichte massgeblich Anm. 7). mitgeprägt haben, ist Arthur Bill mit zahlreichen Ehrungen im In- und Ausland ausgezeichnet worden, unter anderem wurde er von der Universität Bern und dem amerikanischen Lake Erie College in Ohio zum Ehrendoktor ernannt.32 32 Arthur Bill: Von Menschen und Für Arthur Bill waren die Gemeinschaft, der Einsatz für die Orten. Bern 2006, S. 200. Schwächeren und das Fördern des friedlichen Zusammenle- bens verschiedener Kulturen, Nationen und Religionen zentrale Punkte in seinem Leben. Im Versuch, diese Ziele zu erreichen, sah er eine Aufgabe, die für ihn den Sinn des Lebens ausmacht: «Ich glaube, dass es eben der Sinn des Lebens ist, […] dass wir Bedeutsames nur zusammen und gemeinsam lösen können. Dass der andere auch ein Stück der Weisheit hat und dass wir diese Weisheit suchen müssen und gemeinsam den Weg gehen. Das bezieht sich auch auf unsere Kinder. Ich meine, [die Men- schen], denen wir am ehesten etwas weitergeben können, das sind ja unsere Kinder, obschon wir wissen, dass sie mit dem, was sie erlebt haben, auch ihr Eigenes produzieren, zu eigenen Er- kenntnissen kommen, einiges anders, vielleicht sogar besser machen können.»33 33 Interview Spörri/Bill (wie Anm. 7). 2. Chroniken und Nekrologe 74 Landeschronik Appenzell Ausserrhoden

Landeschronik von Appenzell Ausserrhoden für das Jahr 2012 Jürg Bühler, Herisau

Das Jahr 2012 ist für Appenzell Ausserhoden men (Abb. 1). – Landammann Hans Diem ohne herausragende Ereignisse verlaufen. musste im Frühjahr wegen einer beidseitigen Trotzdem gibt es einiges zu rapportieren. Die Lungenembolie mehrere Wochen aussetzen. Entwicklung von Bevölkerung, Wirtschaft, Le- Im Dezember gab er seinen Rücktritt aus ge- bensraum und der öffentlichen Haushalte gehe sundheitlichen Gründen auf Ende des Amts- in die richtige Richtung. Das stellt der Moni- jahres 2012/13 bekannt. – Schliesslich bleibt toringbericht 2012 fest, der von der Firma eco- noch der Wechsel im Amt des Ratschreibers zu pol ag im Auftrag des Regierungsrats verfasst vermerken: Nach sieben Jahren trat Martin wurde. Ausserrhoden hat zwar an Kraft gewon- Birchler von seiner Funktion zurück, um sich nen, das Bevölkerungswachstum und die Dy- einer neuen Herausforderung zu stellen. Zu namik im Bereich Wirtschaft sind im gesamt- seinem Nachfolger wählte der Regierungsrat schweizerischen Vergleich allerdings unter- den 39-jährigen Roger Nobs, den bisherigen durchschnittlich. – Einen Blick in die Zukunft Leiter der Kanzleidienste der Kantonskanzlei. erlaubt auch die Analyse der Gemeindestruk- Er trat sein Amt am 1. Oktober an. turen des Kompetenzzentrums für Public Ma- nagement, welche ebenfalls im Auftrag des Re- gierungsrates erstellt wurde. Deren Fazit: Noch Eidgenössische Abstimmungen geht es allen Ausserrhoder Gemeinden gut, Auf eidgenössischer Ebene hatten die Stimm- mittelfristig prognostiziert die Studie aber berechtigten 2012 über insgesamt zwölf eidge- Handlungsbedarf. Der Regierungsrat ist gewillt, nössische Sachvorlagen, darunter sieben in Zukunft in dieser Sache eine aktivere Rolle Volksinitiativen, zu entscheiden. Mit einer Aus- zu übernehmen. – In die Zukunft weist auch die nahme (Ja zur Initiative für sicheres Wohnen vom Regierungsrat in die Vernehmlassung ge- im Alter) deckte sich der Abstimmungsausgang gebene Teilrevision der Kantonsverfassung, in Ausserrhoden mit dem gesamtschweizeri- die als wichtigste Punkte die Organisation von schen Resultat. Kantons- und Regierungsrat umfasst und u.a. eine Reduktion der Zahl der Regierungsmit- 11. März Ja Nein glieder von sieben auf fünf zur Diskussion stellt. Bundesgesetz über die Buchpreisbindung 5 586 10 211 –| Erwähnenswert ist zudem der gegen Ende Bundesbeschluss über die Regelung Jahr erfolgte etappenweise Bezug des umge- der Geldspiele 13 601 2 297 nutzten Zeughauses in Herisau (Abb. 6). Dieses Initiative zur Einschränkung des beherbergt nun rund 100 Mitarbeitende der Zweitwohnungsbaus 9 207 7 242 Initiative sechs Wochen Ferien für alle 4 290 12 321 Kantonspolizei, der kantonalen Notrufzentrale, Initiative für steuerlich begünstigtes der Staatsanwaltschaft, des Departementsse- Bausparen 6 996 9 127 kretariats Sicherheit und Justiz, des Amts für Militär und Bevölkerungsschutz sowie des Der Ausgang der Abstimmungen in Ausserrho- Staatsarchivs. – Bemerkenswert ist der Ausgang den deckte sich bei allen eidgenössischen Vor- einer kantonalen Urnenabstimmung im März: lagen mit den Ergebnissen auf gesamtschwei- Die von der SP lancierte Volksinitiative zur Ab- zerischer Ebene, bei der Zweitwohnungsinitia- schaffung der Pauschalbesteuerung von Aus- tive lag die Zustimmung deutlich über dem ländern wurde mit grossem Mehr angenom- nationalen Mittel. Landeschronik Appenzell Ausserrhoden 75

Die von der SP lancierte Initiative zur Abschaf- 17. Juni Ja Nein Gesetz über Krankenversicherung fung der Pauschalbesteuerung für Ausländer (Managed Care) 4 692 9 828 wurde deutlich angenommen. Der Gegenvor- Initiative Staatsverträge vors Volk 3 926 10 266 schlag des Kantonsrats, der für Pauschalbe- Initiative Eigene vier Wände dank steuerte ein Mindesteinkommen von 600000 Bausparen 4 422 10 077 Franken und ein Mindestvermögen von 12 Mio. In Ausserrhoden wurden alle drei eidgenössi- Franken vorsah, wurde hingegen nur knapp schen Vorlagen mit einem ähnlichen Stimmen- angenommen. In der Stichfrage obsiegte die verhältnis abgelehnt, wie dies auf eidgenössi- SP-Initiative deutlich. scher Ebene der Fall war. 25. November Ja Nein Totalrevision Finanzhaushaltsgesetz 7 694 3 096 23. September Ja Nein Bundesbeschluss über die Das Finanzhaushaltsgesetz wurde mit einer Ja- Jugendmusikförderung 10 739 6 408 Mehrheit von 71 Prozent gutgeheissen. Abge- Initiative Schutz vor Passivrauchen 5 504 11 983 lehnt wurde die Vorlage lediglich in Wald, des- Initiative Sicheres Wohnen im Alter 8 767 8 416 sen Gemeindepräsident einer der Hauptoppo- Der Bundesbeschluss über die Jugendmusik- nenten war, und in Schönengrund. Alle übri- förderung war in Ausserrhoden ebenso unbe- gen Gemeinden hiessen die Vorlage mit Mehr- stritten wie in der übrigen Schweiz. Die Initia- heiten zwischen 50,2 und 91,6 Prozent Ja-Stim- tive für den Schutz vor Passivrauchen wurde men gut. auch in Ausserrhoden im Verhältnis zwei Drit- tel zu einem Drittel verworfen. Unterschiedlich Kantonale Wahlen war dafür das Ergebnis bei der Initiative für ein Einziges kantonales Wahlgeschäft war 2012 sicheres Wohnen im Alter: Während in Aus- eine Ersatzwahl ins Obergericht. Christian serrhoden eine knappe Mehrheit für ein Ja vo- Nänny, Bühler, musste altershalber aus dem tierte, wurde die Initiative gesamtschweize- höchsten kantonalen Gericht ausscheiden. Ge- risch mit 52,6 Prozent Nein abgelehnt. wählt wurde der von der FDP vorgeschlagene Hanspeter Blaser, Herisau, mit 11 908 Stimmen, 25. November Ja Nein auf Vereinzelte entfielen 281 Stimmen. Die Änderung des Tierseuchengesetzes 6 316 5 206 Stimmbeteiligung lag bei lediglich 35,6 Prozent. Die Änderung des Tierseuchengesetzes wurde gesamtschweizerisch ebenfalls angenommen. Kantonsrat In Ausserrhoden lag die Zustimmung mit 55 Der Kantonsrat hat sich 2012 an sieben Sit- Prozent Ja aber deutlich unter dem nationalen zungstagen getroffen und dabei 71 Geschäfte Ergebnis mit 68 Prozent Ja-Stimmen. behandelt (Abb. 2). Diese Zahl liegt im Rahmen der letzten Jahre. Es waren vor allem grössere Kantonale Abstimmungen Gesetzesvorlagen, die den Rat forderten. So Die Ausserrhoder Stimmberechtigten mussten etwa das neue Kindes- und Erwachsenen- 2012 an der Urne lediglich über zwei kantonale schutzrecht, die Totalrevision des Finanzhaus- Vorlagen abstimmen. haltsgesetzes und das Gesetz über Informatik und eGovernment. Am 1. Oktober hat Roger 11. März Ja Nein Nobs als Nachfolger von Martin Birchler das Initiative Abschaffung der Ratschreiber-Amt übernommen und ist damit Pauschalbesteuerung 9 169 5 829 auch Leiter der Parlamentsdienste. Im Verlaufe Gegenvorschlag zur Initiative Pauschalbesteuerung 7 077 6 917 des Jahres ist der Kantonsratssaal mit einem Stichfrage Initiative 8 339 drahtlosen Netzwerk für den Zugang zum In- Stichfrage Gegenvorschlag 6 325 ternet (WLAN) ausgerüstet worden. 76 Landeschronik Appenzell Ausserrhoden

An der Sitzung vom 20. Februar hat sich der Das teilrevidierte Tourismusgesetz wurde vom Ausserrhoder Kantonsrat in erster Lesung ge- Kantonsrat am 26. März ausgiebig diskutiert gen eine Milderung des Rauchverbots in Res- und schliesslich in erster Lesung verabschiedet. taurants ausgesprochen und der Totalrevision Die vom Rat initiierte Parlamentsreform wurde des Finanzhaushaltsgesetzes in erster Lesung hingegen auf später verschoben. – Aufgrund deutlich zugestimmt. – Beim Nichtraucher- des Tourismusgesetzes förderte der Kanton bis- schutz hielt der Kantonsrat an der bisherigen her mit jährlich rund 100000 Franken Projekte Regelung fest und lehnte die Volksinitiative des von Gastronomiebetrieben, sofern die Förder- Wirteverbands ab. Dieser wollte, dass Restau- würdigkeit und die Förderbedürftigkeit gege- rants, die kleiner als 80 m2 sind, als Raucherlo- ben waren. Die Förderbedürftigkeit soll künftig kale geführt werden dürfen. Der Kantonsrat kein Kriterium mehr sein. Bei der Beratung des entschied damit gegen den Antrag des Regie- teilrevidierten Tourismusgesetzes erntete der rungsrats. Dieser hatte zwar die Schädlichkeit Regierungsrat Kritik am Entwurf. SP und die des Passivrauchens betont, weil aber die klei- Parteiunabhängigen bemängelten die Umstel- nen Beizen zum Kanton gehörten, sprach er lung auf das «Giesskannenprinzip». Ein Rück- sich für die Lockerung aus. Unterstützung er- weisungsantrag der SP wurde abgelehnt. Die hielt diese Position von der SVP und den Par- Vorsteherin des Volkswirtschaftsdepartements, teiunabhängigen. Gegen die Lockerung votier- Regierungsrätin Marianne Koller, hatte zuvor in ten SP, FDP, CVP/EVP sowie die parlamentari- Aussicht gestellt, die Totalrevision Anfang 2013 sche Kommission. Sie werteten den Schutz der an die Hand zu nehmen. Letztlich genehmigte Gesundheit höher. – Im Weiteren befasste sich der Kantonsrat die Teilrevision in erster Lesung der Rat mit der Totalrevision des Finanzhaus- mit 42:12 Stimmen bei 7 Enthaltungen. – Nicht haltsgesetzes. Kernpunkt ist das neue harmo- eingetreten ist das Parlament auf die von ihm in nisierte Rechnungsmodell (HRM2). Dieses soll Auftrag gegebene Parlamentsreform. Trotzdem für Transparenz, Vergleichbarkeit und besseres ist diese nicht vom Tisch. Die Arbeit der vorbe- Verständnis von Rechnung und Voranschlag ratenden parlamentarischen Kommission (PK) der öffentlichen Hand sorgen. Speziell an der soll in ein Parlamentsgesetz einfliessen. Die Ausserrhoder Vorlage ist, dass sie sowohl auf Parlamentsreform hätte den Kantonsrat stärken den Kanton wie auch auf die Gemeinden Aus- sollen. Unter anderem schlug die PK die Schaf- wirkungen hat. Für alle gelten nun die gleichen fung von zusätzlich fünf ständigen Fachkom- Regeln. Angesichts der komplexen Materie missionen zu den bestehenden drei vor. Der Re- hielten sich die Diskussionen in Grenzen. Das gierungsrat sprach sich gegen die Teilrevision Ergebnis der Endabstimmung war deutlich: aus. Er kritisierte, die Vorlage sei nicht auf die 62 Ja, 1 Nein und keine Enthaltungen. – Auch Staatsleitungsreform abgestimmt. Jetzt soll das anlässlich der zweiten Lesung des Gesetzes Parlamentsgesetz parallel zur Staatsleitungsre- über das Kindes- und Erwachsenenschutz- form erarbeitet werden. – Mit deutlicher Mehr- recht war die Regionalisierung der Fachdienste heit überwies der Kantonsrat eine Motion von ein Diskussionspunkt. Der Rat folgte jedoch Willi Rohner (pu), mit der dieser eine Mehr- dem Regierungsrat und hielt an der Zentralisie- wertabschöpfung von 20 Prozent verlangt, rung der Fachdienste in Herisau fest. In der wenn private Grundbesitzer Gewinne erzielen, Schlussabstimmung wurde das Gesetz mit weil ihr Landwirtschaftsland als Bauland einge- 51 Ja, 8 Nein und 2 Enthaltungen gutgeheissen. zont wird. – Im Weiteren bewilligte der Rat zwei – Das Gesetz über eGovernement und Informa- Kredite im Rahmen des Regierungsprogramms tik stiess im Rat grundsätzlich auf Zustimmung. von insgesamt 3,5 Mio. Franken für Bauen und Nach einer längeren Diskussion über Details Wohnen bzw. Arealentwicklung. In zweiter Le- wurde die Vorlage mit 60 Ja, 1 Nein und 2 Ent- sung verabschiedet wurde das Geoinformati- haltungen verabschiedet. onsgesetz. Landeschronik Appenzell Ausserrhoden 77

Zwei finanzpolitische Brocken prägten die Staatswirtschaftlichen Kommission (StwK) Kantonsratssitzung vom 30. April. Den Auftakt wurde angeregt, dass dieser künftig etwas kriti- machte die Staatsrechnung 2011, und dann be- scher ausfallen und mehr Rechenschafts- als fasste sich der Rat auch mit dem Finanzplan für nur Tätigkeitsbericht sein dürfe. die Jahre 2013 bis 2016. Es droht ein strukturel- An der Sitzung am 4. Juni wählte der Kan- les Defizit. Mittelfristig fehlen jährlich 16 Mio. tonsrat den Speicherer SP-Politiker Ivo Müller Franken. Grund dafür sind Mehrausgaben ins- zum neuen Kantonsratspräsidenten (Abb. 4). besondere im Zusammenhang mit der KVG- Er trat die Nachfolge des Herisauers Köbi Meier Revision und mit der Umsetzung des Kindes- (FDP) an. Im Mittelpunkt standen in der Folge und Erwachsenenschutzrechts. – Die Staats- die Teilrevision des Steuergesetzes sowie der rechnung 2011 schloss zwar mit einem Defizit Bericht über die Wirkung des Finanzausgleichs. von 5,3 Mio. Franken ab, doch mehrere Fakto- –| Eine FDP-Motion hatte die Teilrevision des ren sorgten dafür, dass die Fraktionen die Rech- Steuergesetzes ausgelöst, welche die Abschaf- nung durchwegs positiv bewerteten und sie mit fung der kalten Progression zum Ziel hat. Das nur einer Gegenstimme annahmen. Wegen der Grundanliegen war bei allen Fraktionen unbe- Rekordinvestitionen (netto über 50 Mio. Fran- stritten: Die Revision soll vor allem unteren ken) war mit einem Minus von 12 Mio. Franken Einkommen und dem Mittelstand zugute kom- gerechnet worden. Höhere Steuereinnahmen men. Trotzdem kam es zu einer angeregten De- bei den natürlichen Personen führten jedoch batte. Der Regierungsrat hatte die Gelegenheit zu einem besseren Rechnungsabschluss. Zu- genutzt, um anstehende Anpassungen an das dem flossen 3,3 Mio. Franken durch einen Bundesgesetz vorzunehmen. Den Abzug von Nachtragskredit in den Energiefonds. Ferner Fremdbetreuungskosten für Kinder empfand nahm der Regierungsrat Rückstellungen von 5 die Mehrheit der Fraktionen als ungerecht, da Mio. Franken vor. Für die Entwicklung der Per- die Selbstbetreuung auch nicht abzugsfähig sei. sonalkosten erhielt der Regierungsrat Lob. – Der Antrag der FDP für eine Gleichbehandlung Der Finanzplan 2013 bis 2016 rechnet mit we- aller Familienmodelle wurde knapp abgelehnt. niger Steuereinnahmen als Folge der wirt- In der Schlussabstimmung passierte die Steu- schaftlichen Entwicklung. Auch fliessen weni- ergesetz-Teilrevision mit 59 Ja bei 4 Enthaltun- ger Mittel aus dem nationalen Finanzausgleich. gen. – Beim kantonalen Finanzausgleich rich- Ebenfalls rückläufig ist der Anteil an der Ge- tete sich die Aufmerksamkeit vor allem auf die winnausschüttung der Schweizerischen Natio- Mindestausstattung, die finanzschwache Ge- nalbank. Finanzdirektor Köbi Frei regte einen meinden für die Erfüllung der elementaren Steuerfussausgleich zwischen den 20 Gemein- Aufgaben erhalten. Die Regierung und das Par- den und dem Kanton an: Die kommunalen lament waren sich einig, dass dieser Topf struk- Steuern sollen um 0,2 Einheiten sinken, jene turerhaltend wirke und deshalb moderat anzu- des Kantons um denselben Wert steigen – für passen sei. Die Kenntnisnahme des Berichts die Steuerzahlenden sozusagen kostenneutral. war eine Formsache. – Bevor es am Abend zur Gegen dieses Ansinnen baute sich indessen so- Feier für den neuen Kantonsratspräsidenten gleich breiter Widerstand unter den Kantons- Ivo Müller nach Speicher ging, verabschiedete rätinnen und -räten auf. Bedenken wurden im der Rat in zweiter Lesung das Finanzhaushalts- Rat vor allem deshalb geäussert, weil viele Kan- gesetz sowie das eGovernment-Gesetz. tonsräte die traditionell starke Autonomie der Die Kantonsratssitzung vom 24. September Ausserrhoder Gemeinden in Gefahr sahen. – stand im Zeichen von verschiedenen parla- Der Rat nahm in der letzten Sitzung des Amts- mentarischen Vorstössen. Daneben wählte der jahres 2011/12 im Weiteren von verschiedenen Rat den bisherigen Leiter der Kanzleidienste, Rechenschaftsberichten zustimmend Kennt- Roger Nobs, als neuen Ratschreiber (Abb. 5). nis. Bei den Diskussionen über den Bericht der Nobs übernahm am 1. Oktober die Nachfolge 78 Landeschronik Appenzell Ausserrhoden

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des nach sieben Jahren abtretenden Martin wurde bei der Disziplinarbusse bis 1000 Fran- Birchler. In zweiter Lesung genehmigte der ken gefunden. Der Regierungsrat setzte sich Kantonsrat die Teilrevisionen des Tourismus- durch: Die Busse bleibt im Gesetz. Diskutiert gesetzes (43:18, 1 Enthaltung) und des Geset- wurde auch über eine Änderung der liberalen zes über die Wirtschaftsförderung (62 Ja, 1 Ent- Zulassungspraxis an ausserkantonale Mittel- haltung). Trotz der Zustimmung zu beiden Ge- schulen. Weil die Schülerzahlen sinken und setzen war die Unzufriedenheit unter den Par- sich die Kantonsschule Trogen der «kritischen lamentarierinnen und Parlamentariern un- Grösse» nähert, könnten künftig strenge Regeln überhörbar. Angeregt wurde die gemeinsame angewendet werden. Als Alternative wurde Überprüfung beider Gesetze im Rahmen einer eine gemeinsame Mittelschule beider Appen- Totalrevision, allenfalls wären die beiden Ge- zell angeregt. Das neue Gesetz bietet grosse setze auch in einem Erlass zusammenzufassen. Flexibilität. Zum Schulangebot gehört zwin- – Bei den parlamentarischen Vorstössen wurde gend das Gymnasium, hingegen verzichtete eine Motion der CVP-Fraktion überwiesen, der Rat darauf, andere Angebote im Gesetz welche die Regierung beauftragte, zu prüfen, festzuschreiben. Auf die zweite Lesung hin ob die kommunalen Ortsbildschutzzonen ab- müssen noch viele Fragen geklärt werden, und geschafft und durch andere Instrumente er- der Kantonsrat hat bereits eine dritte Lesung setzt werden könnten. Einen Beitrag an die angesetzt. – In zweiter Lesung, mit 62 Ja, einem Standortattraktivität wollte ein SVP-Kantonsrat Nein und einer Enthaltung, gutgeheissen hat leisten. Seine Motion verlangte, den Abzug bei der Rat die Teilrevision des Steuergesetzes. der Besteuerung des Eigenmietwerts von zehn Diese bringt vor allem eine Eliminierung der auf 40 Prozent zu erhöhen. Der Kantonsrat gab kalten Progression. dem Begehren jedoch nicht statt. Abgelehnt Das klare Ja zum Kredit für die Durchmes- wurde auch eine SVP-Motion, die verlangte, serlinie der Appenzeller Bahnen prägte die dass in Ausserrhoden wie im Kanton St. Gallen Kantonsratssitzung vom 26. November. Dane- alle Einbürgerungsdossiers öffentlich aufgelegt ben wurde das Budget 2013 nach längeren Dis- werden. kussionen ebenfalls mit grossem Mehr ange- Der Ausserrhoder Kantonsrat hat an seiner nommen. – Mit der Durchmesserlinie (DML) Sitzung vom 29. Oktober das neue Gesetz für werden die beiden bestehenden Streckenab- Mittel- und Hochschulen in erster Lesung mit schnitte St.Gallen–Appenzell und St.Gallen– 44 Ja bei 18 Enthaltungen gutgeheissen. Die Trogen zusammengehängt. Damit könnte von parlamentarische Kommission hatte zahlrei- Appenzell über St. Gallen direkt nach Trogen che Änderungsanträge gestellt, mit denen sich gefahren werden. Der dem Kantonsrat dafür der Regierungsrat teilweise einverstanden er- unterbreitete Kredit von 23,5 Mio. Franken klären konnte. Kein gemeinsamer Nenner stiess im Vorfeld und im Rat kaum auf Opposi- Landeschronik Appenzell Ausserrhoden 79

3 4 5 tion. Alle Fraktionen und Kommissionen spra- rat hiess den Voranschlag 2013 mit 55 Ja- zu 7 chen sich für das Projekt aus. Die vorberatende Nein-Stimmen bei einer Enthaltung gut. – Die Kommission strich den hohen Nutzen hervor. Volksinitiative «Für gleich lange Spiesse beim Mit dem verbesserten ÖV-Angebot steige die Nichtraucherschutz» lehnte der Kantonsrat mit Attraktivität Ausserrhodens als Wohnort. Die 33:27 ab. Jetzt liegt der Entscheid bei den Finanzkommission lobte den betriebswirt- Stimmberechtigten. schaftlichen Nutzen. Auch die SVP fand lo- bende Worte, ihr Widerstand richtete sich ge- Staatsrechnung 2012 gen den Verteilschlüssel. Ausserrhoden be- Die Staatsrechnung 2012 von Appenzell Aus- zahlt am meisten, Innerrhoden mit 7 Mio. serrhoden schloss bei Gesamterträgen von Franken am wenigsten – das ist weniger, als es 488,1 Mio. Franken und Gesamtaufwendungen der übliche Verteilschlüssel bei Infrastruktur- von 510 Mio. Franken mit einem Aufwandüber- projekten der Appenzeller Bahnen verlangt. schuss von 21,9 Mio. Franken ab. Die Nettoin- Regierungsrätin Marianne Koller verteidigte vestitionen betrugen 42 Mio. Franken. Die we- die Aufteilung der Kosten. – Die Debatte über sentlichen Gründe für das schlechte Ergebnis den Voranschlag 2013 mit einem Aufwand von liegen in tieferen Steuererträgen. Nachdem in 454 Mio. Franken stand angesichts eines bud- den letzten Jahren die Steuererträge in der Re- getierten Defizits in der Höhe von 17,22 Mio. gel immer besser ausfielen, fehlten im Rech- Franken ganz im Zeichen des Sparens. Obwohl nungsjahr 2012 gegenüber dem Budget bei den der Finanzplan mit einem Defizit rechnete, Natürlichen Personen 4,4 Mio. Franken, bei hatte es die Regierung bisher unterlassen, eine vom Kantonsrat wiederholt geforderte Aufga- benverzichtsplanung anzugehen. Finanzdirek- Abbildungen März bis September 2012 tor Köbi Frei machte im Verlauf der Debatte 1 An der Urne haben die Stimmberechtigen die SP-Ini- mehrmals klar: Die politische Lösung des Aus- tiative zur Abschaffung der Pauschalbesteuerung deut- serrhoder Finanzproblems sieht er in Ausga- lich angenommen. (Bild: APZ) benkürzungen und nicht in der Erhöhung der 2 Der Kantonsrat hatte auch 2012 eine Vielzahl von Steuern (Abb. 3). Zwei Kürzungsanträge der Fi- wichtigen Geschäften zu erledigen. (Bild: APZ) nanzkommission stiessen im Rat auf unter- 3 Finanzdirektor Köbi Frei präsentierte dem Kantonsrat schiedliche Resonanz: Während die Kürzung die nicht gerade erfreuliche Finanzlage des Kantons. des Investitionsvolumens für den Strassenbau (Bild: APZ) um 2 Mio. Franken mit einem hauchdünnen 4 Ivo Müller, SP, Speicher, wurde für das Amtsjahr Mehr angenommen wurde, fiel der zweite An- 2012/13 zum höchsten Ausserrhoder gewählt. (Bild: APZ) trag, der das Geld für individuelle Lohnerhö- 5 Der neue Ratschreiber Roger Nobs (rechts) mit seinem hungen halbieren wollte, durch. Der Kantons- Vorgänger Martin Birchler. (Bild: zVfg.) 80 Landeschronik Appenzell Ausserrhoden

678 den Juristischen Personen 0,7 Mio. Franken Volkswirtschaft und bei der Erbschafts- und Schenkungssteuer Die Euro-Krise und ihre Auswirkungen sorgten 1,3 Mio. Franken. Demzufolge fiel auch der An- im Berichtsjahr für Verunsicherung auf dem teil an den Direkten Bundessteuern um 1,5 Mio. Arbeitsmarkt. Die im Frühjahr erwartete Zu- Franken tiefer aus. Nicht realisierte Erträge aus nahme der Arbeitslosigkeit blieb vorerst aus. Verkäufen von Liegenschaften und Grundstü- Erst im letzten Quartal verschlechterte sich die cken (3,3 Mio. Franken) und tiefere Erträge bei Lage; 179 Personen mussten sich neu bei der der Vermögensverwaltung (2,9 Mio. Franken) Arbeitslosenversicherung einschreiben. Bezo- trugen zum hohen Defizit bei. Nebst den tiefe- gen auf die Zahl der Stellensuchenden Ende ren Einnahmen waren auch höhere Kosten zu September 2012 entspricht dies einer Zunahme verzeichnen. So schlugen Mehrkosten bei aus- von 23 Prozent. Die Entwicklung der Jugendar- serkantonalen Schulen der Tertiärstufe (2 Mio. beitslosigkeit (15- bis 24-Jährige) verlief etwa Franken), höhere Ausgaben bei Prämienverbil- analog. Von Massenentlassungen blieb der ligungen der Krankenkassenversicherungen Kanton im Berichtsjahr verschont. Hinsichtlich (1,1 Mio. Franken) und höhere Beiträge an die der Branchen oder des Qualifikationsniveaus sozialen Einrichtungen (1,4 Mio. Franken) ne- waren keine Tendenzen erkennbar. Die Unsi- gativ zu Buche. cherheit auf dem Arbeitsmarkt war teilweise Nach den Rekordinvestitionen im Rech- dafür verantwortlich, dass dem RAV gegenüber nungsjahr 2011 lag das Investitionsvolumen dem Vorjahr 40 Prozent weniger offene Stellen mit Nettoinvestitionen von 42 Mio. Franken gemeldet wurden. – Die Kurzarbeit hat 2012 wieder auf tieferem Niveau. Den Bruttoinvesti- mit durchschnittlich 185 Bezügerinnen und tionen von 53,5 Mio. Franken standen Einnah- Bezügern pro Monat um ca. 50 Prozent zuge- men in der Höhe von 11,5 Mio. Franken gegen- nommen (Vorjahr 118). Das Winterhalbjahr über. Zu den wichtigsten Investitionsprojekten (Oktober bis März) war mit durchschnittlich gehörten nebst dem Strassenbau die Umset- 155 Bezügern (2011) und 255 Bezügern (2012) zung der kantonalen Informatikstrategie, die gegenüber dem Sommerhalbjahr (April bis Umnutzung des Zeughauses Herisau und die September) mit durchschnittlich 81 Bezügern Renovation des Psychiatrischen Zentrums Ap- (2011) und 116 Bezügern (2012) stärker von penzell Ausserrhoden. Das aktuelle Eigenkapi- Kurzarbeit betroffen. tal war Ende 2012 auf 47,8 Mio. Franken gesun- ken; dagegen stieg das abzuschreibende Ver- Wirtschaftsförderung. Auch im Jahr 2012 war waltungsvermögen auf 48,1 Mio. Franken, wor- die Bestandespflege eine wichtige Aufgabe der aus erstmals wieder eine leichte Verschuldung Wirtschaftsförderung. Insgesamt 20 Firmen von 0,4 Mio. Franken resultierte. wurden besucht und so der direkte Kontakt zu Unternehmerinnen und Unternehmern vor Landeschronik Appenzell Ausserrhoden 81

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Ort gepflegt. Zur Netzwerkpflege organisierte und Infrastrukturvorhaben stehen 1,5 Mio. die Wirtschaftsförderung wiederum verschie- Franken A-fonds-perdu-Beiträge und 4,0 Mio. dene Veranstaltungen wie z.B. «Beste Köpfe» Franken Darlehen zur Verfügung; das sind (David Bosshart, CEO Gottlieb Duttweiler Ins- leicht mehr Bundesmittel als im Zeitraum 2008 titute/Michael Näf, Doodle AG). – Zur verbes- bis 2011. serten Wahrnehmung der Ostschweiz in der in- ternationalen Standortpromotion haben die Landwirtschaft. Im Jahr 2012 haben 658 Be- Kantone St.Gallen, Thurgau, Appenzell Aus- triebe, davon 106 Biobetriebe, den ökologi- serrhoden und Appenzell Innerrhoden die Zu- schen Leistungsnachweis erfüllt. Im Berichts- sammenarbeit in der St.GallenBodenseeArea jahr hat das Landwirtschaftsamt 34,4 Mio. verstärkt. Mit einer Bevölkerung von rund Franken an Direktzahlungen ausgerichtet. We- 800 000 Menschen und 30 000 Firmen bilden gen der Nichteinhaltung von Auflagen mussten die vier Kantone die drittgrösste Schweizer Re- 31 Landwirte Kürzungen von insgesamt rund gion. – Die schwierige wirtschaftliche Lage 100000 Franken hinnehmen. – Trotz anhalten- machte sich bei den Ansiedlungen bemerkbar. den Unruhen auf dem Milchmarkt und tiefen Das Interesse an Appenzell Ausserrhoden mit Milchpreisen kamen nicht mehr Kühe zur der vorteilhaften Unternehmensbesteuerung und der interessanten Lage im Dreiländereck ist zwar nach wie vor vorhanden; aufgrund der Abbildungen November bis Dezember 2012 politischen Lage ist die Situation im Hauptziel- markt Deutschland aber angespannt. Ansied- 6 Das umgenutzte Zeughaus mit dem Erweiterungsbau lungen aus diesem Markt sind merklich zu- für das Staatsarchiv wurde im November bezogen. (Bild: zVfg.) rückgegangen. Für eine Ansiedlung sind neben tiefen Steuern auch Kriterien wie die Verfüg- 7 Sie haben 2012 Werkbeiträge der Ausserrhodischen Kulturstiftung erhalten: Lukas Meier und Karin Bühler barkeit von Industrie- und Gewerbebauland, (hinten) sowie Miriam Sturzenegger, Nora Rekade, zeitgemässer Wohnraum, hochwertige Büro- Lorenz Langenegger und Philip Amann (vorne v.l.). flächen, Verkehrsinfrastruktur, schnelle Inter- (Bild: APZ) netverbindung, Betreuungsmöglichkeiten für 8 Die Realisierung der Durchmesserlinie Appenzell– Kinder etc. ausschlaggebend. Deshalb besteht St.Gallen–Trogen kann nach dem Ja zur Finanzierung in diesen Bereichen auch in Zukunft erhöhter angegangen werden. (Bild: APZ)

Handlungsbedarf. – Nach Ablauf der ersten 9 Die Alpsteinstrasse in Herisau wird voraussichtlich An- Umsetzungsperiode der Neuen Regionalpolitik fang 2014 in den Besitz des Bundes übergehen. (Bild: APZ) hat Ausserrhoden eine neue Programmverein- 10 Die Gaiserin Sandra Graf holte sich an den Paralym- barung für 2012 bis 2015 mit dem Bund abge- pics in London eine Gold- und eine Bronzemedaille. schlossen. Für innovative regionale Projekte (Bild: APZ) 82 Landeschronik Appenzell Ausserrhoden

Schlachtbank. Der Kälbermarkt präsentierte infrastrukturmässig eine markante Verbesse- sich genau so unruhig wie im Vorjahr. Die rung erreicht werden. Preise blieben unter Druck. – Das Wetter war 2012 sehr wechselhaft. Der Januar war zu warm, Gerichtswesen. Im Erwachsenenstrafrecht hat der Februar dafür umso kälter. In den ersten die Zahl der neu eingegangenen Verfahren beiden Februarwochen erlebte die Schweiz nochmals spürbar zugenommen. Neben eini- eine Kältewelle, wie sie letztmals im Januar gen umfangreichen Verfahren aus dem Bereich 1985 aufgetreten war. Die Temperaturen san- der Wirtschaftskriminalität waren keine beson- ken unter minus 20 Grad. Danach folgte ein ders spektakulären oder medienträchtigen Ver- sonniger, trockener Frühling. Im Sommer blie- fahren zu registrieren. Nebst den Wirtschafts- ben längere Schönwetterperioden fast ganz delikten waren auch viele Delikte aus dem Be- aus. Die regelmässigen Niederschläge und die reich des Schuld- und Betreibungsrechts zu milden Temperaturen förderten den Gras- verzeichnen. Im Zusammenhang mit den Straf- wuchs. Der Futterertrag war überdurchschnitt- taten rund um das Zentrum für Asylsuchende lich. Der Herbst war durchschnittlich, das Vieh Landegg ist ein Mitglied der Staatsanwaltschaft konnte bis Ende Oktober geweidet werden. als Sonderermittler eingesetzt worden. Jene Dann folgte ein drastischer Wintereinbruch mit Delikte sind nach wie vor störend und verbun- Schnee vom Bodensee bis zum Säntis. – Am den mit politischem Druck. Anlass zu Sorge 12. September 2012 berichtete das Schweizer gab die massive Zunahme der Zahl der Ein- Fernsehen über sechs Stunden live von der bruchdiebstähle durch unbekannte Täter- Alpabfahrt in Urnäsch. Die gelebte Tradition, schaft. Weiterhin hoch ist die Zahl von Straf- die Freude am Brauchtum und das Engage- verfahren mit Beschuldigten, die psychisch ment für das Wohl der Tiere wurden spürbar – auffällig sind. Inzwischen ist diese Problematik beste Werbung also für den Bauernstand und seitens des PZA erkannt worden. Mit der An- das Appenzellerland. stellung eines Forensikers sind dort die Voraus- setzungen geschaffen worden, um die Betreu- Sicherheit und Justiz ung von Straftätern sowohl im Strafuntersuch 2012 stand einerseits im Zeichen der Anpas- als auch im Strafvollzug zu gewährleisten. sungen, die seit der Einführung der Schweize- Im Jugendstrafverfahren ist die Zahl der rischen Strafprozessordnung erforderlich ge- Neueingänge gesunken, allerdings nicht die worden waren. Andererseits war das Jahr aber Zahl jener Straftäter, die präventiv betreut wer- auch geprägt vom Umzug der Staatsanwalt- den müssen, schon massnahmebedürftig sind schaft von Trogen nach Herisau. In den vergan- oder eine Massnahme absolvieren. Die Anstel- genen zwei Jahren konnten die Anpassungen, lung einer Sozialarbeiterin hat sich in diesem welche durch die neuen strafprozessualen Vor- Zusammenhang bestens bewährt. Nun ist eine gaben erforderlich waren, fortlaufend vorge- engmaschige Betreuung auch jener Jugendli- nommen werden. Es hat sich dabei bestätigt, chen möglich, die mit gezielten Massnahmen was bereits von Anfang an offensichtlich war: wieder in die Gesellschaft integriert werden Die formellen Anforderungen an den Strafpro- können, ohne dass sie in eine geschlossene In- zess haben sowohl im Erwachsenenstrafrecht stitution eingewiesen werden müssen. als auch im Jugendstrafverfahren zugenom- In den letzten Jahren ist ein massiver Anstieg men. – Landammann und Sicherheitsdirektor von Verfahren beim Vollzug von Ersatzfrei- Hans Diem fiel wegen gesundheitlicher Prob- heitsstrafen für nicht bezahlte Bussen und leme während längerer Zeit aus. Für einen Geldstrafen festgestellt worden. Immer mehr Grossteil des Departements fand der Umzug Verurteilte bezahlen Bussen oder Geldstrafen von Trogen nach Herisau statt. Damit konnte gar nicht oder erst im letzten Moment. Nach sowohl in organisatorischer Hinsicht als auch einer Verdreifachung in den Vorjahren konsoli- Landeschronik Appenzell Ausserrhoden 83 dierte sich die Fallzahl auf hohem Niveau. So 34 Prozent zugenommen. Die Widerhandlun- wurden 328 Fälle erledigt. In 28 Fällen musste gen gegen das Betäubungsmittelgesetz sind die Ersatzfreiheitsstrafe vollzogen werden, was um 11 Prozent auf 268 Tatbestände angestie- zu Kosten von 58000 Franken führte. In den gen. Die Aufklärungsquote liegt im Vergleich restlichen Fällen ging die Busse oder Geldstrafe zur nationalen Statistik (26,5 Prozent) bei ho- noch ein. hen 59,4 Prozent. Die Kriminalitätsbelastung in Ausserrhoden bewegt sich weiterhin unter dem Strafanstalt Gmünden. Die Auslastung der schweizerischen Durchschnitt. Dieser beträgt Strafanstalt Gmünden im offenen Strafvollzug 78,9 Delikte pro 1000 Einwohner. In Ausserrho- war im Berichtsjahr mit 102 Prozent über- den sind es 53,0 Delikte (2011: 39,9). Trotz ei- durchschnittlich hoch. Zeitweise lag die Bele- nem Anstieg in der Kriminalstatistik ist Aus- gung bei 112 Prozent. Die Kapazitätsgrenze serrhoden weiterhin ein Kanton mit ausgewie- wurde kurzfristig um sieben Haftplätze erhöht. sener Sicherheit. Die Anzahl Straftaten gegen Grössere Zimmer wurden in Doppelzellen um- das Vermögen hat gegenüber dem Vorjahr um gerüstet. Im kantonalen Gefängnis wurden 46 Prozent zugenommen. Bei den Diebstählen zeitweise vermehrt Freiheitsstrafen vollzogen. ist insgesamt ein Anstieg um 43 Prozent und Die geschlossene Spezialvollzugsabteilung, die bei Einbruchdiebstählen im Speziellen ein An- als Übergangsstation mit erhöhtem Sicher- stieg um 115 Prozent (142 Delikte) zu verzeich- heitsstandard für Gefangene bestimmt ist, nen, wobei im Vorjahr mit 66 Einbrüchen ein reichte über längere Zeit nicht aus. Immer wie- absoluter Tiefstand festzustellen war. Dank der der mussten Gefangene im offenen Vollzug aus guten Zusammenarbeit mit anderen Polizei- Sicherheitsgründen ins kantonale Gefängnis korps konnten im Verlauf des Jahres verschie- versetzt werden. Die Schäden an Gebäuden dene Personen wegen Verdachts auf Einbruch- und Infrastruktur haben durch renitente und diebstähle festgenommen werden. schwierige Klienten weiter zugenommen. Be- lastend für das Personal war neben der hohen Unfallstatistik. In Ausserrhoden ist im Jahr 2012 Belegung die zunehmende Respektlosigkeit, die Gesamtzahl der polizeilich registrierten teilweise verbunden mit massiven Drohungen Unfälle auf 465 (Vorjahr 477) leicht gesunken. und aggressivem Verhalten der Inhaftierten. Auf dem Kantonsgebiet erlitten drei Personen Die Auftragslage in den Werkstätten war sehr bei Verkehrsunfällen tödliche Verletzungen. gut, weniger hingegen deren Wirtschaftlichkeit. Bei den schwerverletzten Verkehrsteilnehmern Als erfreulich ist zu vermerken, dass der Bericht ist ein Rückgang um 60 Prozent zu verzeichnen. der Delegation der Nationalen Kommission zur Mussten 2011 noch 40 Personen mit schweren Verhütung der Folter festgestellt hat, dass im Verletzungen ins Spital eingeliefert werden, Ausserrhoder Strafvollzug sehr gut gearbeitet waren es 2012 noch 16 Menschen. Die Anzahl wird. Die Strafanstalt und das Kantonale Ge- an Leichtverletzten erhöhte sich mit 103 um fängnis Gmünden konnten zudem die Einfüh- eine Person. Hauptursache der Verkehrsun- rung des Qualitätsmanagements ISO Norm fälle ist nichtangepasste oder überhöhte Ge- 9001:2008 mit der Zertifizierung abschliessen. schwindigkeit. Im Jahr 2012 waren dies 81 Un- fälle, ein Unfall mehr als im Vorjahr. An zweiter Kriminalstatistik. Die in der Kriminalstatistik Stelle liegen Verkehrsunfälle mit Wildtieren erfassten 3188 Straftaten im Jahr 2012 liegen 27 (2011: 54 / 2012: 66). Ein eigentlicher Unfall- Prozent über jenen von 2011, mit damals 2509 schwerpunkt wurde nicht festgestellt. Auf Straftaten. Die Gesamtzahl der Straftaten ver- Grund der Verkehrsfrequenzen haben sich im teilt sich auf insgesamt 1534 Straffälle. Die An- Hinterland mit 224, davon 122 in Herisau, je- zahl Delikte nach Schweizerischem Strafge- doch die meisten Verkehrsunfälle ereignet. setzbuch (StGB) mit 2823 Straftaten haben um 84 Landeschronik Appenzell Ausserrhoden

Asylwesen. Im Jahr 2012 hat der Bund Appenzell bare Energie zu ersetzen, haben die beiden Ap- Ausserrhoden insgesamt 224 Asylsuchende zur penzeller Kantone eine Windpotenzialstudie Unterbringung und Betreuung zugewiesen in Auftrag gegeben. Die Grobauswertung zeigte, (+42 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Zuge- dass die Hochalp das vielversprechendste nommen haben auch die abgeschlossenen Windgebiet ist. Ab Mitte 2013 werden dort wäh- Asylverfahren (166 Personen, +37 Prozent) so- rend eines Jahres die Windverhältnisse gemes- wie die Zahl der Asylsuchenden, welche den sen. Ob im Kanton aber je Windkraftanlagen Kanton bzw. die Schweiz verlassen haben (123 gebaut werden, ist noch offen. Personen, +76 Prozent). Ende Jahr lebten in Ausserrhoden 228 Asylsuchende und 70 vor- Im Hochbau herrschte 2012 wie bereits im Vor- läufig Aufgenommene aus 24 Herkunftslän- jahr eine äusserst rege Bautätigkeit. Im Entste- dern. 15 abgewiesene Asylsuchende bezogen hen sind vor allem zeitgemässe Wohnbauten im Berichtsjahr Nothilfe. In dem vom Kanton zum Verkauf oder zur Miete. Die vielfältigen Be- St. Gallen geführten Zentrum für Asylsuchende mühungen für mehr zeitgemässe Familienwoh- (Durchgangszentrum Landegg, Eggersriet/ nungen in Appenzell Ausserrhoden scheinen Lutzenberg) stehen Ausserrhoden 40 Plätze zur Früchte zu tragen. Man ist gespannt, ob die Be- Verfügung. Die effektive Belegung des Zent- völkerungszahl dadurch merklich wachsen wird rums lag im Durchschnitt unter der vertraglich oder ob der steigende Bedarf nach Wohnfläche festgelegten Höchstgrenze von 85 Prozent. Die des Individuums der Hauptgrund für die derzei- Zusammenarbeit der Kantone mit den umlie- tige Wohnungsbau-Hausse im Kanton ist. Für genden Gemeinden ist eng und konstruktiv. Eigentümerinnen und Eigentümer von älteren Regelmässig finden Informations- und Koordi- Liegenschaften mit einem nicht mehr stark nationstreffen statt. nachgefragten Wohnungsangebot wird es wohl immer schwieriger werden, Mieter zu finden. – Bauen und Umwelt Bei den kantonalen Hochbauten ist vor allem Die Herausforderungen und Aufgaben waren der Abschluss der Umnutzung des Zeughauses im Bereich Bauen und Umwelt auch 2012 sehr in Herisau zu erwähnen. Die Bauarbeiten waren vielfältig. So muss bis Ende 2018 der Gewässer- umfang- und kostenmässig sehr intensiv. Nach raum von den Kantonen festgelegt werden. Bis anfänglichen Schwierigkeiten im Bereich der dieser Schritt erfolgt ist, gelten restriktive Über- statischen Massnahmen im Kopfbau ist der Um- gangsbestimmungen. Der Regierungsrat hat bau im Laufe des Jahres termin- und kostenge- für die Einführung eine vorläufige Verordnung recht erstellt worden. Nach dem «Tag der offe- erlassen und den Gewässerraum innerhalb der nen Tür» Anfang November wurde das Zeug- Bauzone festgelegt. Auf dieser Basis ist das Tief- haus schrittweise durch die Verwaltungsstellen bauamt in der Lage, innerhalb der Bauzonen bezogen. Der Umzug der Kantonspolizei er- und auf aktuellen Grundlagen Baubewilligun- folgte Ende November. Gleichzeitig erfolgte in gen und Ausnahmen zu erteilen. – Die Umnut- der Kantonalen Notrufzentrale (KNZ) die auf- zung des Zeughauses auf dem Ebnet in Herisau wändige Implementierung des Einsatzleit- konnte abgeschlossen werden. Das in einein- systems. Nach dem Umzug der Polizei nach He- halb Jahren realisierte Bauprojekt wurde zu risau wurde in Trogen fristgerecht mit dem Um- den vorgegebenen Kosten termingerecht um- bau des Rathauses begonnen. – Wie immer in gesetzt. Die Aufnahme der N25 ins National- den letzten Jahren wurden in den kantonseige- strassennetz ist für Ausserrhoden ein wichtiger nen Liegenschaften diverse Erneuerungsarbei- Meilenstein: Der heutige Hauptstrassenab- ten ausgeführt. Sei es, um die Räumlichkeiten schnitt Winkeln–Herisau–Appenzell wird vom einer veränderten Nutzung anzupassen oder Bund definitiv übernommen. – Mit dem Ziel, um diese zu sanieren. die nukleare Stromproduktion durch erneuer- Landeschronik Appenzell Ausserrhoden 85

Im Tiefbau ist Erfreuliches zu vermelden: Nach eine Windpotenzialstudie durchgeführt, und jahrelangem Ringen verabschiedete der Bun- mögliche Standorte für die Erstellung von desrat am 18. Januar 2012 die Botschaft zur An- Grosswindanlagen wurden grob beurteilt. Die passung des Bundesbeschlusses über das Nati- Hochalp, der Hochhamm und der Suruggen onalstrassennetz und zu dessen Finanzierung sind vielversprechende Gebiete in Appenzell zuhanden des Parlaments. Darin enthalten ist Ausserrhoden. In diesen könnte theoretisch die von den Appenzeller Kantonen geforderte Strom für gut 8000 Haushalte produziert wer- neue Nationalstrasse Winkeln–Herisau–Ap- den, was rund zwölf Prozent des gesamten kan- penzell als A25 (Abb. 9). Es ist vorgesehen, dass tonalen Stromverbrauchs ausmacht. Zur Ab- die Netzergänzung und die damit verbundene klärung der effektiven Windverhältnisse auf der Eigentumsübertragung per 1. Januar 2014 statt- Hochalp wurde die Durchführung einer Jahres- finden. – Im Sommer wurde das Agglomera- messung in Auftrag gegeben. tionsprogramm St.Gallen/Arbon–Rorschach beim Bund eingereicht. Darin enthalten sind Gesundheit drei Ausserrhoder Strasseninfrastrukturpro- Das Ausserrhoder Gesundheitswesen war 2012 jekte: die neue Verkehrsdrehscheibe Bahnhof geprägt vom Spannungsfeld zwischen der Um- Herisau, der Radweg Winkeln–Herisau und die setzung von Bundesgesetzen auf der einen Sanierung der Ortsdurchfahrt Waldstatt. – We- Seite und der Gestaltung der kantonalen Ge- niger erfreulich verlief die Entwicklung beim sundheitspolitik auf der anderen Seite. Die Projekt «Sanierung Ortsdurchfahrt Hundwil». Umsetzung von übergeordneten bundesrecht- Bereits im Vorfeld der Planauflage regte sich lichen Vorgaben lassen immer weniger Hand- Widerstand gegen die «Verschandelung» des lungsspielraum für die kantonale Gestaltung Kirchenumfeldes. Auch der Gemeinderat der Gesundheitsversorgung offen. Die neue Hundwil distanzierte sich in Teilen vom ge- Spitalfinanzierung machte dies besonders meinsam erarbeiteten Projekt. Somit ist die deutlich. Neben dem Spitalverbund Appenzell Chance vergeben worden, dem Bund – als zu- Ausserrhoden (SVAR) mussten neu auch für künftigem Eigentümer der Durchfahrtsstrasse fünf somatische oder rehabilitative Privatklini- – ein konsensfähiges Projekt zu übergeben. – Im ken die Spitalplanung, der Erlass der Spitalliste, Vorderland wurden der Abschnitt Gruenholz– die Tarifgenehmigung bzw. Festsetzung der Ta- Ortseingang Wald fertiggestellt und der Ab- rife, die Rechnungsverarbeitung sowie die Auf- schnitt Oberstall–Gruenholz in Angriff genom- sicht bewältigt werden. Insgesamt kann die men. In Reute konnte die erste Etappe des Aus- Umsetzung der neuen Spitalplanung und -fi- baus Steingocht–Knollhusen erstellt werden. – nanzierung im ersten Jahr als gut bewertet wer- Im Mittelland verlief der Bau der ersten Etappe den. – Das Projekt für einen gemeinsamen Spi- des Abschnitts Egg–untere Rüti zwischen Büh- talverbund der beiden Kantone Appenzell Aus- ler und Trogen problemlos; die zweite Etappe serrhoden und Appenzell Innerrhoden hat folgt 2013. Die zweite Instandstellungsetappe eine besondere gesundheitspolitische Bedeu- der Gmündertobelbrücke konnte ohne beson- tung und gehört zu den erfreulichen Ereignis- dere Schwierigkeiten abgewickelt werden. sen. Nachdem die beiden Regierungen Anfang Jahr den Projektstart beschlossen hatten, ha- Im Bereich Energie fördert der Kanton seit 2009 ben sie Ende Jahr der Gründung eines Spital- Photovoltaikanlagen mit einem Investitions- verbundes Appenzellerland im Grundsatz zu- beitrag. Da sich die Kosten für solche Anlagen gestimmt. – Im erstmals erarbeiteten Gesund- innerhalb kurzer Zeit halbiert haben und sehr heitsbericht wird die Gesundheitsversorgung viele Beitragsgesuche eingingen, wurde eine in Ausserrhoden sowohl qualitativ als auch Halbierung des Förderbeitrages notwendig. – quantitativ als gut beurteilt. Zusammen mit Appenzell Innerrhoden wurde 86 Landeschronik Appenzell Ausserrhoden

Spitalwesen. Der Spitalverbund Appenzell Aus- wird u.a. auch ein Teilprojekt «Zusammenar- serrhoden (SVAR) ist erfolgreich in die Selbst- beit mit dem Gymnasium Appenzell» bearbei- ständigkeit gestartet. Im ersten Jahr unter der tet. Angesichts der abnehmenden Schülerzah- neuen Spitalfinanzierung hat sich gezeigt, dass len geht es für die Zukunft darum, eine verläss- der SVAR mit seinen in der Bevölkerung fest liche Organisation der Schulen zu vertretbaren verwurzelten Spitälern und seinem anerkannt Kosten zu gewährleisten und die Qualität zu si- hohen Qualitätsniveau sehr gut gerüstet ist, um chern. Ein Vorschlag war, die Zahl der Sekun- dem erhöhten wirtschaftlichen Druck und dem darschulen zu senken und deren Führung dem verstärkten Wettbewerb im Gesundheitswesen Kanton zu übertragen. Dies wurde mehrheit- standzuhalten. Mit der Überführung des SVAR lich abgelehnt, insbesondere auch von vielen in eine selbstständig wirtschaftende öffentlich- Schulträgern. Die weiteren Abklärungen haben rechtliche Anstalt hat der Kanton seine Aufga- Wege aufgezeigt, wonach auch in kleinen Se- ben als Planer, Leistungseinkäufer und Auf- kundarschulen die Qualität zu vertretbaren sichtsbehörde konsequent von derjenigen des Kosten gesichert werden kann. Voraussetzung Spitalbetreibers getrennt. Die Umsetzung die- ist allerdings, dass geeignete Modelle gewählt ses wichtigen Schrittes erwies sich als an- werden. Für acht von 13 Schulen wird ein Mo- spruchsvoll und verlangte vom neuen Verwal- dellwechsel nötig sein, die Führung jedoch bei tungsrat, der Geschäftsleitung und den Chef- den Gemeinden verbleiben. ärzten ebenso wie von den Mitarbeitenden auf allen Stufen ein hohes persönliches Engage- Kantonsschule (siehe auch Gemeindechronik ment. Mit dem Ziel, den Verbund weiter zu Trogen). Auf Wunsch der Gemeinden Reheto- stärken und eine optimale Aufgabenteilung bel, Trogen und Wald wurde ein neuer Vertrag zwischen den Standorten sicherzustellen, zur Weiterführung der gemeinsamen Sekun- wurde darüber hinaus eine umfassende Über- darschule an der Kanti Trogen abgeschlossen. prüfung und Überarbeitung der Angebotsstra- Damit kann eine langjährige Tradition weiter- tegie eingeleitet. Dank der erfolgreichen Tätig- geführt und die Infrastruktur der Kantons- keit aller Betriebe des SVAR und einem hohen schule gut ausgelastet werden. Träger der Se- Kostenbewusstsein konnte 2012 mit einem Jah- kundarschule sind die drei Gemeinden. – Am resergebnis von 4,15 Mio. Franken auch finan- Ende des Schuljahres 2011/12 haben 85 Matu- ziell erfreulich abgeschlossen werden. Dieser randinnen und Maturanden den gymnasialen Ertragsüberschuss wird den Pflichtreserven zu- Maturitätsausweis erhalten (Vorjahr 94). Ein gewiesen, um den notwendigen Spielraum für Kandidat erfüllte die Anforderungen nicht künftige Investitionen zu schaffen. (Vorjahr 2). Aus der Berufsfachschule Wirt- schaft waren 15 Lernende zu den Prüfungen Bildung angetreten; 14 durften das Diplom entgegen- Die abnehmenden Schülerzahlen waren im nehmen (Vorjahr 16). Das Berufsmaturitäts- Jahr 2012 eine ständige Herausforderung und zeugnis, welches nach einem erfolgreich abge- bildeten einen Schwerpunkt in der kantonalen schlossenen Praxisjahr erworben werden kann, Schulpolitik. Für die Volksschule wurden die konnte 17 Kandidatinnen und Kandidaten aus- Arbeiten auf Stufe Departement und Regie- gehändigt werden (Vorjahr 12). 19 Kandidatin- rungsrat weitgehend abgeschlossen. Die Schu- nen und Kandidaten legten die Abschlussprü- len sind gefordert, die Rahmenbedingungen fung zur Erlangung des Fachmittelschulaus- der Sekundarschulen wenn nötig anzupassen. weises erfolgreich ab (Vorjahr 16). Die Schule Mit einer entsprechenden Verzögerung wird händigte zudem sieben Fachmaturitätsaus- der Schülerrückgang auch in den Mittelschul- weise Soziale Arbeit, einen für Pädagogik sowie abteilungen der Kantonsschule Trogen spür- drei für Gesundheit aus. – Beim Start zum bar werden. Was deren Entwicklung angeht, Schuljahr 2012/2013 waren an der Kantons- Landeschronik Appenzell Ausserrhoden 87 schule insgesamt 693 Lernende eingeschrie- Kirchen ben (Vorjahr 681). Davon besuchten 388 das Die evangelisch-reformierte und die römisch- Gymnasium (Vorjahr 373), 43 die Berufsfach- katholische Kirche erbringen in Appenzell Aus- schule Wirtschaft (Vorjahr 44), 83 die Fachmit- serrhoden und Innerrhoden vielfältige kirchli- telschule (Vorjahr 61), 160 die Sekundarschule che und gesellschaftlich-soziale Leistungen für (Vorjahr 186) und 19 das rein schulische Brü- die unterschiedlichsten Anspruchsgruppen. ckenangebot (Vorjahr 17). Die Schülerzahlen Neben der bezahlten Mitarbeit in Kirchge- sind in allen Mittelschulabteilungen gestiegen, meinden und Pfarreien – rund 90 Vollstellen – während die Schülerzahlen der Sekundarstufe kommt der ehrenamtlichen Tätigkeit mit 12 700 stark rückläufig waren. – Der Regierungsrat hat Arbeitstagen pro Jahr grosse Bedeutung zu. Der Michael Zurwerra zum neuen Rektor der Kan- Gegenwert der von den Kirchen im gesell- tonsschule Trogen gewählt. Er übernimmt die schaftlich-sozialen Bereich erbrachten Leis- neue Aufgabe im August 2013 von Vorgänger tungen wird auf rund 4 Mio. Franken beziffert. Willi Eugster, der in den Ruhestand treten wird. Das Angebot kann in Zukunft nur durch ein noch grösseres ehrenamtliches Engagement Berufsbildungszentrum. Die Zahl der Lernen- aller Beteiligten aufrechterhalten werden. Dies den am Berufsbildungszentrum in Herisau hat ist das Fazit einer Studie, welche von Studieren- im Berichtsjahr mit 1045 einen weiteren den der Fachhochschule St.Gallen (FHS) im Höchststand erreicht (Schuljahr 2011/12: 1033). Rahmen eines Praxisprojekts erarbeitet wor- Das Rezertifizierungsaudit des Qualitätsma- den ist. Die Studie zeigt, dass die Kirchgemein- nagementsystems ISO 9001:2008 durch die den und Pfarreien viele Aufgaben übernehmen, Firma SQS war erfolgreich. Die strategischen die nicht ausschliesslich auf kirchlich-seelsor- Ziele des Berufsbildungszentrums wurden An- gerischem Gebiet liegen, sondern vielmehr im fang Jahr durch die Fachschaftsvorsitzenden gesellschaftlich-sozialen Bereich anzusiedeln auf ihren Bereich heruntergebrochen und in sind. Das Angebot der Kirchgemeinden und die Planung übernommen. Der Zielsetzungs- Pfarreien ist beeindruckend. Die Liste umfasst prozess wurde so komplettiert. Erstmals wurde insgesamt 1172 Leistungen für die unterschied- im Sommer eine Klasse des Berufsattests Ge- lichsten Zielgruppen. – An der Synode der sundheit und Soziales unterrichtet. Diese Aus- Evangelisch-reformierten Landeskirche beider bildung ergänzt das bestehende Angebot der Appenzell gaben vor allem die neue Kirchen- Fachangestellten Gesundheit (FAGE). Die ordnung sowie das Reglement über Anstellung kaufmännische Grundbildung wird seit dem und Besoldung zu ausgiebigen und kontrover- Sommer ebenfalls gemäss neuer Bildungsver- sen Diskussionen Anlass. Eine definitive Verab- ordnung geführt. Die herausfordernde Umset- schiedung soll erst nach der beschlossenen zung des Bildungsplans erfolgt laufend. Nebst dritten Lesung erfolgen. Der vom Kirchenrat klaren Promotionsbedingungen sind die über- initiierte Zukunftsprozess unter dem Motto fachlichen Kompetenzen, das Vertiefen und «Zuekunft zöösle» wurde von den Synodalen das Vernetzen neue Unterrichtsgefässe, welche vorerst zurückgewiesen, dies vor allem wegen vor allem die Bereiche Methoden-, Sozial- und der vorgesehen Finanzierung. Generell bleibt Selbstkompetenzen fördern. – Im Angebot Brü- festzustellen, dass die Kirche vermehrt mit fi- cke AR konnte für mehr als 80 Prozent der Ju- nanziellen Problemen und entsprechenden gendlichen bis zum Abschluss des Schuljahres Diskussionen konfrontiert ist. eine Anschlusslösung gefunden werden. Da- mit wurden die gesteckten Ziele erreicht. Dies Tourismus und Bahnen nicht zuletzt dank dem persönlichen Coaching Tourismus. Die Übernachtungszahlen waren der Lernenden durch Lehrpersonen der Brü- auch im Jahre 2012 erneut rückläufig. Total cke AR. wurden rund 181700 Übernachtungen regist - 88 Landeschronik Appenzell Ausserrhoden r iert, im Vorjahr waren es noch rund 198000 geren Beiträge der öffentlichen Hand jedoch Übernachtungen gewesen. Die Zahl der Über- erfreulich. Der Betriebsaufwand betrug damit nachtungsbetriebe sank von 61 auf 56 Hotels, rund 41,8 Mio. Franken. Deutlich höher fiel nur damit reduzierte sich die Zahl der gesamthaft der Personalaufwand mit über 19,7 Mio. aus. verfügbaren Gästebetten auf 1571. Die Auslas- Im Geschäftsjahr 2012 resultierte ein operativer tung der Zimmer blieb mit 29,5 Prozent im Ver- Gewinn von 348000 Franken. Der Kostende- gleich zum Vorjahr praktisch konstant. – Nach ckungsgrad lag bei den Hauptlinien bei über 50 knapp acht Jahren verliess Sandro Agosti als Prozent. Das Kundeninformationssystem an Geschäftsführer die Appenzellerland Touris- den Haltestellen und in den Fahrzeugen der Li- mus AG. Aus einer grossen Zahl von Bewer- nie St.Gallen–Trogen ist erfolgreich gestartet bungen hat der Verwaltungsrat mit Stefan Stei- worden. Mit Hochdruck wird die Sanierung der ner einen erfahrenen Fachmann der Touris- Bahnübergänge vorangetrieben. Die AB sind musbranche als neuen Geschäftsführer ge- zuversichtlich, einen Grossteil der Bahnüber- wählt. Mit der vom Verwaltungsrat verabschie- gänge bis Ende 2014 saniert zu haben. Im No- deten Strategie 2013 bis 2019 setzt die Touris- vember 2012 wurden die Kreditzusagen der musregion Appenzell Ausserrhoden einen Kantone Appenzell Ausserrhoden und St. Gal- Schwerpunkt auf die Gestaltung von neuen An- len zur Finanzierung der Durchmesserlinie Ap- geboten für Individual-Gäste. Zudem soll der penzell–St.Gallen–Trogen (DML) in ihren je- Bereich Seminare und Geschäftskunden ge- weiligen Parlamenten verabschiedet (Abb. 8). stärkt werden. – Appenzellerland Tourismus Ende April hat die Innerrhoder Landsgemeinde AG ist auch im Jahr 2012 mit einem kantonalen die letzte Tranche an die Finanzierung der Förderbeitrag von 990000 Franken unterstützt DML zugesagt. Damit gelangt das Jahrhundert- worden. Dieser Beitrag bildet zusammen mit projekt der Appenzeller Bahnen in die Umset- den Gemeindebeiträgen (240000 Franken), zungsphase. den Beiträgen der touristischen Leistungsträ- ger sowie den eigenerwirtschafteten Mitteln Säntis-Schwebebahn. Die Säntisbahn schloss die finanzielle Basis für das Tourismusmarke- das Jahr 2012 als «durchschnittliches» ab. Der ting in Ausserrhoden. Der Kantonsanteil deckt Gesamtumsatz der Säntis-Schwebebahn be- rund die Hälfte der Ausgaben der Organisation. trug im vergangenen Geschäftsjahr 13,3 Mio. Franken. Davon erwirtschaftete die Schwebe- Appenzeller Bahnen. Die Appenzeller Bahnen bahn gut 5,1 Mio. Franken und transportierte haben im Geschäftsjahr 2012 mehr als fünf Mio. insgesamt 390988 Gäste. Trotz ungünstigen Fahrgäste befördert, das sind gleich viele wie Wetterbedingungen liegt dieser Wert lediglich im Vorjahr. Weil die Appenzeller Bahnen das drei Prozent unter dem Durchschnittswert der operative Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr letzten fünf Jahre. Der Ertrag der Gastronomie- deutlich verbessern konnten, wurden die Leis- betriebe liegt bei gut 7,2 Mio. Franken, und mit tungen der öffentlichen Hand deutlich redu- Infrastrukturleistungen wurde ein Umsatz von ziert – um 1,6 Mio. Franken nämlich. Der Be- 1 Mio. Franken erwirtschaftet. Demgegenüber triebsertrag aus dem Reiseverkehr stieg um betrug der Betriebsaufwand insgesamt 11,2 knapp 1 Mio. Franken auf über 12,2 Mio. Fran- Mio. Franken. Davon entfielen 6,2 Mio. Fran- ken. Auch der Nebenertrag stieg um fast 500000 ken auf den Personalaufwand und 5 Mio. Fran- Franken auf über 6,7 Mio. Franken. Zusammen ken auf den Material- und Sachaufwand. So re- mit dem Abgeltungsbeitrag von knapp unter 23 sultierte ein Betriebsergebnis von 2,1 Mio. Mio. resultierte ein totaler Betriebsertrag von Franken oder 16 Prozent des Umsatzes. Investi- über 41,9 Mio. Franken. Dieser ist zwar über tionen für Betriebserneuerungen wurden für 130000 Franken niedriger als 2011, unter Be- 1,8 Mio. Franken getätigt, davon 1,18 Mio. Fran- rücksichtigung der um 1,6 Mio. Franken niedri- ken für das Neubauprojekt. Mit der Aktienkapi- Landeschronik Appenzell Ausserrhoden 89 talerhöhung konnte zusätzliches Eigenkapital nommen werden und wird seither systema- von 20,7 Mio. Franken entgegengenommen tisch erschlossen. – Wie in den Vorjahren hat werden. Die flüssigen Mittel betrugen per Ende das Amt für Kultur wiederum drei Ausgaben Jahr 21,4 Mio. Franken und die Eigenkapital- von «Obacht Kultur» herausgegeben; die erste quote belief sich auf 94 Prozent. Mit den durch Ausgabe des Jahres enthält jeweils die Jahres- die Kapitalerhöhung beigebrachten 20,7 Mio. berichte von Kulturförderung, Denkmalpflege, Franken konnte das Unternehmen einen ent- Kantonsbibliothek und Staatsarchiv. Seit Früh- scheidenden Anteil der Finanzierung des Neu- ling ergänzt eine Webversion (www.obacht.ch) bauprojektes Schwägalp sichern. Der Verwal- die gedruckte Ausgabe. Ein längeres Interview tungsrat ist bestrebt, mit dem Neubau nicht nur mit der Amtsleiterin in der Sendung «Reflexe» die Bedürfnisse der Gäste, sondern auch der von Radio DRS 2 hat viele positive Echos ausge- Nachbarn, von Alp- und Forstwirtschaft sowie löst und u.a. auch über 60 neue Abonnentin- der Umwelt zu berücksichtigen. nen und Abonnenten von «Obacht Kultur» ge- bracht. – Im Jahr 2012 sind 180 Gesuche (Vor- Kultur jahr 179) behandelt worden; 130 davon wurden Nach einer positiven Bilanz des ersten Kultur- positiv beurteilt (72 Prozent gegenüber 76 Pro- konzeptes von Appenzell Ausserrhoden ist im zent im Vorjahr) und mit einem Beitrag unter- Frühling 2012 ein neues Kulturkonzept er- stützt. Insgesamt wurden rund 697200 Fran- schienen. Dieses umfasst einen Rückblick und ken an Förderbeiträgen gesprochen, das ent- in grossen Teilen eine Fortschreibung der be- spricht einer durchschnittlichen Beitrags- währten Grundlagen und Grundsätze der Kul- summe von 5363 Franken (Vorjahr 4714 Fran- turförderung und legt sieben neue Ziele für die ken). Der Kulturrat hat dabei u.a. 22 Gesuche nächsten Jahre vor. – Am 1. April nahm die behandelt und bei 18 Projekten eine Unterstüt- neue Museumskoordinatorin Isabelle Chap- zung empfohlen. Der Regierungsrat ist diesen puis ihre Tätigkeit auf. Als erstes besuchte sie Empfehlungen gefolgt. – Mit insgesamt 1,093 die rund ein Dutzend musealen Institutionen Mio. Franken wurden 26 Institutionen (Mu- im Kanton und verschaffte sich einen Über- seen, Regionalbibliotheken und Kulturinstitu- blick über die Projekte, Probleme, Bedürfnisse tionen von kantonaler und überregionaler Be- und Wünsche. – Am ersten Maiwochenende deutung) mittels Leistungsvereinbarungen mit fand die Kulturlandsgemeinde 2012 zum jährlichen Betriebsbeiträgen unterstützt. Für Thema «Ich bin so frei» statt. Sie war im Alpen- die kantonale Kunstsammlung wurden neun blick in Wienacht-Tobel und in der Schule Gitz- Werke angekauft. büchel in Lutzenberg zu Gast; mit 27 Mitwir- kenden aus dem In- und Ausland. Die Kultur- Kulturstiftung. Die Ausserrhodische Kulturstif- landsgemeinde ist ein Gemeinschaftsprojekt tung hat 2012 sieben Werkbeiträge vergeben. zwischen Kulturstiftung und Kanton und seit Im Bereich Bildende Kunst und Architektur er- 2012/13 eine Genossenschaft. – Anlässlich des hielt Karin Bühler (1974), Trogen, zum zweiten kulturellen Begegnungsabends am letzten Mal einen Werkbeitrag. In der gleichen Sparte Mittwoch im November, an dem aktuelle The- ausgezeichnet wurden Nora Rekade (1977), men des kulturellen Lebens diskutiert werden aufgewachsen in Speicher, sowie Miriam Stur- und der als Plattform für Kunstschaffende wie zenegger (1983), Bürgerin von Trogen, in Lu- für Institutionen aus dem Kulturbereich dient, zern zu Hause. In den Sparten Literatur, Thea- wurde die Collectio Magica et Occulta CMO, ter und Tanz erhielt Philip Amann (1981), ein die das Archiv und die Bibliothek der Psycho- Herisauer Bürger, der in Berlin lebt, einen sophischen Gesellschaft der Schweiz mit Sitz in Werkbeitrag. Lorenz Langenegger (1980), Bür- Stein umfasst, vorgestellt. Die Sammlung ger von Gais mit Lebensmittelpunkt in Wien, konnte 2009 durch die Kantonsbibliothek über- wurde in der Sparte Literatur ausgezeichnet. 90 Landeschronik Appenzell Ausserrhoden

Mit dem Schlagzeuger Lukas Meier (1981), er Start der neuen Ausserrhoder Kindes- und Er- ist in Herisau aufgewachsen und lebt in St. Gal- wachsenenschutzbehörde vorbereitet. Diese len, und dem Pianisten Reto Staub (1979) mit übernimmt ab Januar 2013 die Aufgaben im Geburtsort Herisau, wurden zwei Musiker erst- Kindes- und Erwachsenenschutz, die bis anhin mals mit einem Werkbeitrag geehrt (Abb. 7). – von den 20 Vormundschaftsbehörden in den Die in Gais lebende Künstlerin Birgit Widmer Ausserrhoder Gemeinden besorgt wurden. Die- hat das erste «Artist in Residence»-Stipendium ser Wechsel wurde notwendig, weil die neue erhalten. Dieses ist vom Amt für Kultur und der Bundesgesetzgebung verlangt, das bisherige Ausserrhodischen Kulturstiftung initiiert wor- Vormundschaftsrecht durch ein zeitgemässes den. Die bildende Künstlerin hat sich als Zeich- Kindes- und Erwachsenenschutzrecht zu erset- nerin und Holzbildhauerin einen Namen ge- zen. – Der Verkehr auf den Ausserrhoder Stras- macht. Ihr Projekt im Rahmen des «Artist in sen ist 2012 um 1,5 Prozent zurückgegangen. Residence»-Stipendiums führte Birgit Widmer Wegen des überdurchschnittlichen Wachstums nach Finnland. 2011 sind die absoluten Zahlen aber noch im- mer höher als im Jahr 2010. Im Verkehrsraum Verschiedenes Herisau wurden 1,2 Prozent weniger Fahrzeuge Der Regierungsrat hat die Förderung von Fami- gezählt, einzig im Vorderland wurde ein leichter lien, Gleichstellung und Integration durch eine Anstieg registriert. – Auch 2012 machten wieder Optimierung der internen Strukturen gestärkt. verschiedene Ausserrhoder Sportlerinnen und Die drei Fachstellen Familie und Gleichstellung, Sportler durch aussergewöhnliche Leistungen Asyl und Integration sowie Bürgerrecht und Zi- von sich reden. So gewann der Speicherer Ex- vilstand wurden im Amt für Gesellschaft zu- tremvelofahrer Reto Schoch das Race Across sammengelegt. – Einen mittleren Sturm der America RAAM in 8 Tagen, 6 Stunden und 29 Empörung ausgelöst hat der Regierungsrat mit Minuten. Der Schwellbrunner Bobpilot Beat seinem Beschluss, dass die Zivilstandsnach- Hefti sicherte sich den Sieg im Gesamtweltcup richten nicht mehr publiziert werden dürfen. im Zweierbob und der aus Stein stammende Nach heftigen Reaktionen in der Bevölkerung Alex Baumann gewann im Viererbob von Pilot machte die Regierung einen Rückzieher und Gregor Baumann den Schweizer-Meister-Titel. stellte den Gemeinden die Veröffentlichungen Die Gaiserin Sandra Graf erkämpfte sich an den frei; von dieser Kompetenz machten die Ge- Paralympics in London eine Gold- und eine meinden rege Gebrauch. – Während mehrerer Bronzemedaille und ist damit die erste Olym- Monate haben die verantwortlichen Stellen den piasiegerin des Kantons (Abb. 10). Gemeindechronik Hinterland 91

Gemeindechronik von Appenzell Ausserrhoden für das Jahr 2012

Hinterland zum Ramsen. 26 Kilometer mussten die Män- ner zurücklegen, und abends waren sie fit zur René Bieri, Herisau Versteigerung des Blochs. Der Brauch soll in Zukunft jährlich stattfinden, im Gegensatz zum Urnäscher Erwachsenenbloch, das nur alle zwei Jahre auf Tour geht. – Herisau feierte – das Der Chronist hat in der Berichtsperiode Ereig- kann man wohl sagen – ein «Jahrhundertereig- nisse aus den sieben Hinterländer Gemeinden nis»: Am 1. Dezember zog die Feuerwehr mit notiert, die auch über die Ortsgrenzen hinaus einem Fahrzeugcorso in den neuen Kombi- Beachtung fanden. – So bewegte die Zukunft Werkhof an der St.Gallerstrasse. Damit gehö- der Poststelle Urnäsch im Dorf die Bevölke- ren die Zeiten engster Verhältnisse im Feuer- rung wochenlang. Höhepunkt der Auseinan- wehrhaus an der Kasernenstrasse und der Ver- dersetzung zwischen Gemeinderat und Volk teilung auf mehrere Standorte definitiv der Ver- war eine Volksbefragung aufgrund einer einge- gangenheit an. Der Umzug des Tiefbauamtes reichten Petition. Überaus deutlich sprachen und Werkhofs hingegen erfolgte erst im zwei- sich die Stimmberechtigten schliesslich an der ten Quartal 2013. Während Jahrzehnten such- Urne gegen die Einverständniserklärung des ten die Gemeindebehörden einen neuen Gemeinderates zur Schaffung einer Postagen- Standort für Feuerwehr und Werkhof. Das Volk tur im geplanten Mercato-Shop der AB aus. verhinderte die lang ersehnte Lösung an der Nach dem erheblichen Widerstand aus der Be- St.Gallerstrasse mit seinem positiven Ent- völkerung beschloss die Firma, den Bahnhofki- scheid an der Urne nicht. – Mit einem Angehö- osk nicht zu erweitern. Das gemeinsame Pro- rigennachmittag feierte in Schwellbrunn die jekt Postagentur/Shop von AB und Post wurde Stiftung Risi im gleichnamigen Alters- und Be- damit hinfällig. – Ein Hinterländer Fasnachts- treuungszentrum ihr 10-Jahr-Jubiläum. Die thema fand ebenfalls Beachtung. Am Bloch- Stiftung machte dabei ihre Zukunftsplanung montag erlebte nämlich Herisau eine Premiere publik: Sie zieht ins ehemalige Kurhaus Son- bzw. das Wiederaufleben des alten Brauchs nenberg ein. Ab Herbst 2013 erhält die Alters- nach 99 Jahren. Letztmals 1913 führte ein betreuung der Gemeinde somit einen zweiten Bloch-Umzug vom Aussenbezirk Ramsen ins Standort. – Anfang Februar hat ein Komitee auf Dorfzentrum und wieder zurück. Während des der Kantonskanzlei in Herisau eine von 605 Ersten Weltkriegs wurde das Blochziehen vorü- auch auswärts wohnenden Hundwilerinnen bergehend verboten. Danach liessen sich die und Hundwilern unterzeichnete Petition ein- Herisauer nicht mehr für den Brauch «einspan- gereicht. Diese richtet sich gegen die geplante nen». Bis 2012: Es sei kein Problem gewesen, Ortsdurchfahrt. Sie nimmt nach Ansicht der die 45 Männer für die Blochgesellschaft zu ge- Petitionäre zu wenig Rücksicht auf die Fussgän- winnen, bis auf wenige hätten alle Bezug zu He- gerinnen und Fussgänger und die Dorfbevöl- risau, sagte Koni Dietrich, Präsident der Bloch- kerung. Auch fordern die Petitionäre, dass die gesellschaft. Die Umzugsroute führte von He- Einrichtung einer Zone «Tempo 30» nicht von risau über Waldstatt nach Schönengrund, am vornherein ausgeschlossen werde. Ob wie vor- Nachmittag hinauf zur Risi Schwellbrunn und gesehen die Bauarbeiten für das geplante Pro- zurück nach Herisau, mit einem Abstecher jekt im Laufe des Jahres beginnen, ist aufgrund 92 Gemeindechronik Hinterland der neuen Entwicklung fraglich. – Dann hat der URNÄSCH Chronist noch drei Begebenheiten aus der Gas- tronomie notiert, die seiner Ansicht nach be- dauerlich sind, denn es schlossen drei traditi- Wahlen und Abstimmungen onsreiche Gasthäuser. Eine Nachricht kam Die Stimmberechtigten haben am 11. März ei- Ende September 2012 für viele überraschend. nen Kredit von 610000 Franken für die Sanie- Hansueli und Marie-Louise Schrepfer melde- rung und Umnutzung der Turnhalle Feld mit ten die Aufgabe ihres Gasthofs zur Brauerei in 542 Ja gegen 242 Nein gutgeheissen. Vor allem Stein per Ende 2012. Die «Braui Stein», seit Kreise aus Sport und Jugend machten sich für über 50 Jahren im Besitz der Familie Schrepfer, die Vorlage stark. Das Projekt sieht u.a. zwei Ju- gehörte fraglos zu den Aushängeschildern in gendräume vor. In einem von ihnen wird eine der appenzellischen Gastronomie mit überre- Disco entstehen. Die Turnhalle wurde vor rund gionaler Ausstrahlung. Hansueli und Marie- 75 Jahren dank privater Bemühungen und gros- Louise Schrepfer erwarben den Landgasthof sem Engagement einer Turnhallekommission zur Brauerei in zweiter Generation im Frühjahr der Männerriege eingeweiht. Es war die erste 1992, nachdem der Sohn schon einige Jahre zu- Turnhalle im Dorf. – Die Zukunft der Poststelle vor nach Wanderjahren in den elterlichen Be- im Dorf bewegte die Bevölkerung seit Wochen trieb eingetreten war. – Erika und Kurt Sturzen- (Abb. 6). Verliert Urnäsch seine Poststelle? An- egger wirteten mehr als 40 Jahre im Restaurant fang Jahr wurde publik, dass die Poststelle in Löwen in Schönengrund. Nun ist Schluss da- eine Postagentur mit einem geringeren Leis- mit: Das Ehepaar verkaufte das stattliche Haus tungsangebot umgewandelt werden soll. Nach hinter der Kirche an alt Regierungsrat Gebi Bi- Umbauarbeiten am Bahnhof sollte dort ein schof und Partner. Der Ort wird neu ein Reha- grosser Mercato Shop mit integrierter Post- bilitationszentrum für Menschen mit psychi- agentur eingerichtet werden. Gründe für die schen Beeinträchtigungen. – Ende April 2012 Veränderungen sind zum einen die Absicht der mussten Elisabeth und Jean Bänziger schweren Mercato Shop AG, des Tochterunternehmens Herzens die Schliessung ihres Restaurants Lö- der Appenzeller Bahnen, einen grösseren La- wen in Urnäsch bekanntgeben, weil sich für die den mit breiterem Angebot zu realisieren. An- Führung keine Regelung finden liess. Vom Ent- derseits musste die Post einen permanenten scheid nicht betroffen ist die Metzgerei; sie Nachfragerückgang nach Postdienstleistungen wird vom Sohn Jean betrieben. Die Schliessung hinnehmen. Nach der Ankündigung wurde aus des Gasthauses bedeutete einen einschneiden- der Bevölkerung Kritik geäussert, was sich auch den Schnitt in der 145-jährigen «Löwen»-Ge- in den Leserbriefspalten der Appenzeller Zei- schichte der Familien Bänziger. – Schliesslich tung niederschlug. Der Druck auf die Behörden aber doch noch ein positives Zeichen aus dem wurde derart gross, dass der Gemeinderat be- Gastwirtschaftsleben: 40-Jahr-Jubiläen in der schloss, das Volk über die Zukunft der Post ent- Gastronomie sind eher selten, vor allem auch scheiden zu lassen. – Höhepunkt der Ausein- in der Gemeinde Waldstatt, die in den letzten andersetzung zwischen Gemeinderat und Volk Jahren doch einige Schliessungen registrieren war eine auf den 15. April angesetzte Volksbe- musste. 1972 lösten Hans und Doris Schiess im fragung aufgrund einer eingereichten, von 840 «Winkfeld» die erste Generation ab. Die Wirtin Leuten unterzeichneten Petition. Mit 624 zu hielt mit ihren vier Kindern tapfer durch, nach- 295 Stimmen sprachen sich die Stimmenden dem 1991 ihr Ehemann verstorben war. schliesslich an der Urne gegen die Einverständ- niserklärung des Gemeinderates zur Schaffung einer Postagentur im geplanten Mercato Shop der AB aus. Hierauf beschloss die Firma, den Bahnhofkiosk nicht zu erweitern. Das gemein- Gemeindechronik Hinterland 93 same Projekt Postagentur/Shop von AB und die Führung keine Regelung finden liess. Vom Post wurde damit hinfällig. Ende September Entscheid nicht betroffen ist die Metzgerei; sie liess die Post dann die Katze aus dem Sack. In wird vom Sohn Jean betrieben. Die Schliessung einer Mitteilung machte sie bekannt, dass sie des Gasthauses bedeutet einen einschneiden- per 1. Oktober die Öffnungszeiten ändern bzw. den Schnitt in der 145-jährigen «Löwen»-Ge- drastisch kürzen würde. Begründet wurde dies schichte der Familien Bänziger. mit einer rückläufigen Nachfrage. – Neben der umstrittenen Postvorlage standen auch Wah- Kultur und Vereine len an. Im Gemeinderat nahm Markus Notter An der 159. Hauptversammlung des Musikver- den freien Sitz ein. Er erhielt 495 Stimmen bei eins Urnäsch ist es zu einem Wechsel an der einem absoluten Mehr von 340. 184 Stimmen Vorstandsspitze gekommen. Tonina Monaco entfielen auf nicht offiziell Kandidierende. wurde als Nachfolgerin von Rosmarie Zellwe- Zwei Sitze waren überdies in der RGPK neu zu ger als neue Präsidentin gewählt. bestellen. Dabei wurden Peter Kürsteiner mit 773 und Fritz Brunner mit 751 Stimmen ge- Verschiedenes wählt. Die Beteiligung lag aufgrund des Interes- Anfang Jahr haben Monika und Daniel Sutter ses an der Post-Frage bei rund 50 Prozent. – An das Schützenhaus in Urnäsch für 50000 Fran- der Budgetversammlung vom 11. Dezember ken erworben. Die 300-m-Schiessanlage war fand der Voranschlag 2013 mit gleich bleiben- schon einige Monate früher stillgelegt worden, dem Steuerfuss klare Zustimmung. – Eine An- und der Gemeinderat hatte das Objekt darauf- kündigung sorgte im Dorf für Diskussionen: hin zum Verkauf ausgeschrieben. Die Ur- Stefan Frischknecht kündigte im Herbst die näscher Schützen üben ihren Sport und ihr Demission als Gemeindepräsident per Ende Hobby neu in Gonten aus. – Am 9. März feierte Amtsjahr 2013/2014 an. Zu diesem Zeitpunkt Ueli Alder, Mitglied der bekannten Urnäscher wird er 16 Amtsjahre absolviert haben. Streichmusik Alder, seinen 90. Geburtstag. Am Streichmusiktag 2009 war ihm das Ehrenbür- Kirche gerrecht seiner Heimatgemeinde Urnäsch ver- Sibylle Blumer trat nach vier Jahren als Kir- liehen worden. Er ist bisher der einzige, dem chenpräsidentin zurück. An der Frühjahrsver- diese hohe Ehre zuteil geworden ist. sammlung wurde Käthi Diem zur Nachfolgerin gewählt. Angesichts des guten Rechnungsab- Totentafel schlusses 2011 und des Budgets 2012 bean- Am 14. Februar 2012 starb die langjährige tragte die Kivo eine Steuerfusssenkung um 0,05 «Taube»-Wirtin Emmi Frischknecht im 82. Al- Einheiten auf neu 0,7 Einheiten; dagegen gab tersjahr. Sie stand ihrem Gatten während Jah- es an der Versammlung keine Einwände. ren im Doppelbetrieb Restaurant/Metzgerei zur Seite und war mit ihrem heiteren Wesen Industrie und Gewerbe eine Dorfpersönlichkeit. Sie half auch im Mu- Ende April mussten Elisabeth und Jean Bänzi- seum, beim Mahlzeitendienst der Spitex, beim ger schweren Herzens die Schliessung ihres Mittagstisch und war auch Mitglied des Ge- Restaurants Löwen bekanntgeben, weil sich für mischten Chors. 94 Gemeindechronik Hinterland

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Abstimmungssonntag wurde an der Urne der HERISAU Voranschlag 2013 mit 635 Ja gegen 92 Nein gut- geheissen. Wahlen und Abstimmungen Die Herisauer Stimmberechtigten geben die Industrie und Gewerbe Budgetkompetenz an den Einwohnerrat ab. Sie Die Brauerei Schützengarten AG, St. Gallen, hiessen am 11. März eine entsprechende Ände- trat auf Ende März 2012 die Nachfolge des He- rung der Gemeindeordnung mit 1991 Ja zu risauer Getränkehandels-Unternehmens von 1589 Nein deutlich gut. Hansueli und Barbara Remund an. Am bisheri- gen Standort an der Schützenstrasse 16 in He- Kirchen risau wurde ein Getränkemarkt eröffnet. Bar- Am 29. April genehmigten die Mitglieder der bara Remund leitet den Getränkeverkauf und Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde an auch die weiteren Arbeitsplätze bleiben erhal- der Urne die Jahresrechnung, die einen Vor- ten. Hansueli und Barbara Remund führten seit schlag von knapp 49000 Franken ausweist, mit 1988 den Getränkehandelsbetrieb. Zusammen 525 Ja gegen 24 Nein. Die Stimmbeteiligung lag mit drei Mitarbeitenden organisierten sie ei- bei 10,7 Prozent. – Walter Bach ist an der Früh- nen Rampenverkauf mit Getränken und belie- jahrsversammlung der Katholischen Pfarrei fern die Gastronomie, Privatkunden und Ver- Peter und Paul zum neuen Präsidenten gewählt anstaltungen mit Bier, alkoholfreien Getränken, worden. Der frühere Präsident der CVP AR Wein und Spirituosen. – Mitte Februar gaben füllte damit diese Vorstandslücke, die nach Astrid und Guido Birchmeier die Schliessung dem Tod von Christoph Ledergerber vor zwei des Radio-TV-Geschäftes Dürmüller an der Jahren entstanden war. – Karin Koller reichte Schmiedgasse 5 bekannt. 1970 hatten sie das im Mai den Rücktritt aus der Kirchenvorsteher- seit 1949 bestehende Geschäft von Arthur Dür- schaft der Evangelisch-reformierten Kirchge- müller, dem Schwager von Astrid Birchmeier, meinde Herisau ein. – Am 17. Juni fand in der übernommen. Es darf damit gut und gerne als evangelisch-reformierten Kirche der Einset- über 60-jähriges Familienunternehmen gelten, zungsgottesdienst von Pfarrer Peter Solentha- dessen Tradition nun zu Ende ging. – Ende Juni ler statt. Vor seinem Wechsel ins Appenzeller- schloss nach 12 erfolgreichen Jahren das Fach- land amtete er 22 Jahre lang als Pfarrer in der geschäft von Katrin Dussex «Art form» an der Kirchgemeinde Gossau-Andwil. – Am 26. No- Bahnhofstrasse 16. Die Inhaberin ging in Pen- vember wählten die reformierten Kirchbürge- sion und eine Nachfolge war nicht in Sicht. Für rinnen und -bürger Claudia Fischer-Loosli mit die Gemeinde ist die Schliessung des weit he- 720 der gültigen 722 Stimmen als neuntes Mit- rum bekannten Ladens mit seinen originellen glied der Kirchenvorsteherschaft. Am gleichen und trendigen Geschenkprodukten ein Verlust. Gemeindechronik Hinterland 95

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–| Die Schloss-Metzg feierte Anfang Mai mit autor mit. – Ein Jahr nach dem Jubiläum «25 Kunden den 40. Geburtstag. Als Toni und Ma- Jahre Müllener Touristik AG» erfolgte 2012 der rion Scheiwiller Ende 1971 die Quartiermetz- Generationenwechsel. Firmengründer Helmut gerei von Robert Höhener übernommen hat- Müllener verkaufte das Touristikunternehmen ten, gab es in der Gemeinde noch 13 Metzge- an Nadja und Martin Rechsteiner-Müllener so- reien. Im Jubiläumsjahr waren es noch 3. Heute wie an die langjährige Mitarbeiterin Sabine wird die Metzgerei in zweiter Generation von Nyffeler. Neben dem Hauptgeschäft in Herisau Patrik und Nicole Scheiwiller geführt. – Per führt die Müllener Touristik AG Niederlassun- Mitte Juli schloss die Schwizer Haustechnik AG gen in Unterägeri (seit 1989) und Appenzell ihre 2003 eröffnete Herisauer «BadeWelten»- (seit 2010). Helmut Müllener arbeitete in den Boutique an der Poststrasse 1: Die Firmen- ersten Jahren bei HeriTour und später für das gruppe mit Hauptsitz in Gossau hält indessen Reisebüro Neff, ehe er sich 1986 selbständig an der Niederlassung Herisau fest, zügelte den machte. Sitz aber an die Obere Sonnenbergstrasse 13. – An der Oberdorfstrasse 4 eröffnete Elektro Ul- mann im Juni einen zweiten Laden. Das Haupt- geschäft befindet sich in Appenzell. Das Ge- schäft besteht bereits in dritter Generation; das Label «ULMO»-Leuchten ist zum Markenzei- Abbildungen Januar bis März 2012 chen der Firma geworden. – Im Sommer 1 Hundwil Die neue und die ehemalige Altersheimleitung schloss im Säge-Bezirk das Restaurant Senke. in Hundwil, v.l.n.r.: Frieda Knöpfel, Rösli Schiess, Chris- tian Auer-Schiess und Marianne Zellweger, hinten Das Gasthaus an der Alpsteinstrasse 29 war Hansueli Blattner von der Heimkommission. (Bild: APZ) über viele Jahre einer der gesellschaftlichen Treffpunkte. Insbesondere auch der Saal wurde 2 Schönengrund Alt Regierungsrat Gebi Bischof vor dem Restaurant Löwen, das 2012 ein Reha-Zentrum gewor- für Sitzungen und Versammlungen gerne ge- den ist. (Bild: APZ) nutzt. Die Gastroräume werden in eine Woh- nung umgenutzt. Die angegliederte Metzgerei, 3 Schönengrund Erika und Kurt Sturzenegger standen am 1. Februar zum letzten Mal im «Löwen» im Einsatz. zuletzt von Besitzer Konrad Diem geführt, (Bild: APZ) schloss bereits 2007. – Vor 25 Jahren eröffnete 4 Herisau Nach 1913 gab es erstmals wieder ein Heris- Toni Küng in Herisau das Studio für Fotografie. auer Bloch, das am letzten Fasnachtstag durch das Doch nicht erst seit 1987 hat der gebürtige Aar- Appenzeller Hinterland zog. (Bild: APZ, Martina BaŠista) gauer die Liebe zum Appenzellerland gefun- 5 Herisau Am 3. März brannte die Liegenschaft Mühle- den. Er arbeitete schon vorher bei Foto Windler, bühl 2 in Herisau. Im «Chaplin’s Pub» kehrte vor allem dem Schwager, und wirkte seit seiner berufli- die jüngere Generation ein. Früher war hier das be- chen Selbständigkeit bei 23 Büchern als Bild- kannte Gasthaus «Bierhof». (Bild: René Bieri) 96 Gemeindechronik Hinterland

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Kultur und Vereine lass Ehrengast (Abb. 10). – Nach 26 Amtsjahren Im Vorstand des Harmonika-Orchesters Heris- trat Marianne Danuser als Präsidentin des Mi- au gab es auf das neue Vereinsjahr keine Rück- litär-Sanitätsverbandes Herisau zurück. Die tritte. Dennoch ist eine gewichtige Mutation zu Hauptversammlung wählte Victor Graf jun. vermelden: Präsidentin Susanne Bruderer zum Nachfolger. – Zu seinem 100-Jahr-Jubi- konnte an der Hauptversammlung die neue Di- läum liess der Turnverein Säge Herisau den rigentin Sandra Bommeli vorstellen. Diese ATV-Spieltag wieder aufleben. Letztmals hatte übernahm den Taktstock von Marianne Bänzi- der Anlass drei Jahre vorher stattgefunden. Neu ger. – Anfang Jahr löste Urs Widmer den frühe- wird nebst Faustball auch Volleyball gespielt. ren Herisauer Gemeindehauptmann Walter 1912 gründeten «einige stramme Männer mit Nyffeler als Präsidenten des Verbandes für Se- Schnäuzen» den Turnverein Säge Herisau, wie niorenfragen Herisau ab. Die Sektion mit rund es in einer Broschüre heisst. – Anfang Septem- 200 Mitgliedern gehört zum Verband St.Gallen- ber wurde im Gewerbezentrum Hölzli ein Kul- Appenzell bzw. zum Schweizer Verband für Se- turclub eröffnet. «Pontem» heisst er und soll niorenfragen (SVS). – Mit einer Hommage an regionalen Künstlern als Plattform dienen. – die 2011 verstorbene Autorin Lina Hautle-Koch Ende Oktober beging der Jodlerclub Al- feierte die «Alte Stuhlfabrik» an der Kasernen- peblueme Herisau das 75-Jahr-Jubiläum mit strasse ihre Eröffnung. Mit «Wüescht tue chont zwei Festanlässen (Abb. 11). 1937 war das Jod- derzue» führten Laiendarsteller Lina Hautles lerchörli des Arbeiter-Turnverbandes gegrün- erstes Theaterstück auf. Auf Anfrage des Jodler- det worden. 1951 erfolgte die Umbenennung. clubs Alpeblueme hatte sie es 1967 an einem Bruno Inauen präsidiert den Verein seit 2007. – einzigen Nachmittag geschrieben. Die Premi- Die Männerriege des TV Säge Herisau führte ere war zugleich auch Premiere für das neue Ende Jahr die 100. Hauptversammlung durch. Herisauer Kleintheater. Mitbetreiber ist Marcel Der bisherige Präsident Peter Stüdli führt nun Steiner, Geschäftsleiter der Appenzeller Me- die Riege ins zweite Jahrhundert. dienhaus AG. Dessen Appenzeller Verlag hatte die Rechte an den Bühnenstücken der verstor- Verschiedenes benen Autorin erworben. – Ein weiterer Höhe- Die Stiftung Dorfbild Herisau hat einen neuen punkt in der «Alten Stuhlfabrik» folgte Ende Präsidenten. Werner Frischknecht, bisher Mit- September. Der Appenzeller Verlag stellte die glied, löste Anfang Jahr Reto Moggi ab. Letzte- von Philippe Reichen verfasste Biografie von alt rer wiederum wurde 2005 Nachfolger von Bundesrat Hans-Rudolf Merz vor; dies im Rah- Gründungspräsident Otto Schoch, alt Stände- men der neu ins Leben gerufenen «Buch- rat. Die Stiftung ist über 20 Jahre alt. Dem neuen Bühne», welche die traditionellen Bücher- Vorsitzenden schwebt vor, eine Vision zu Papier Nächte ersetzt. Hans-Rudolf Merz war am An- zu bringen und aufzuzeigen, wie Herisau in 20 Gemeindechronik Hinterland 97

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Jahren aussehen könnte. – Am Blochmontag Siedlungs- und Baugenossenschaft Hemetli ist erlebte Herisau eine Premiere bzw. das Wie- die «Ära Giezendanner» zu Ende gegangen. deraufleben des alten Brauchs nach 99 Jahren. Heini Giezendanner erklärte nach 16-jähriger Letztmals 1913 führte ein Bloch-Umzug vom Präsidialzeit den Rücktritt. Er war erst der vierte Aussenbezirk Ramsen ins Dorfzentrum und Präsident in der langen Geschichte der Genos- wieder zurück. Während des Ersten Weltkriegs senschaft. Nachfolger wurde der bisherige Bei- wurde das Blochziehen vorübergehend verbo- sitzer Fredi Züst. – Die CVP Herisau gibt es nun ten. Danach liessen sich die Herisauer nicht schon seit 75 Jahren. Dieses Jubiläum nahm die mehr für den Brauch «einspannen». Bis 2012: Partei Mitte Mai zum Anlass für einen Rück- Es sei kein Problem gewesen, die 45 Männer für blick. In ihrer Geschichte stellte sie 14 Kantons- die Blochgesellschaft zu gewinnen, sagte Koni räte, 8 Gemeinderäte und 4 Einwohnerratsprä- Dietrich, Präsident der Blochgesellschaft. Die sidenten. Im 1975 gegründeten Herisauer Ge- Umzugsroute führte von Herisau über Wald- meindeparlament war Rosmarie Bänziger von statt nach Schönengrund, am Nachmittag hin- auf zur Risi Schwellbrunn und zurück nach He- risau, mit einem Abstecher zum Ramsen. 26 Kilometer mussten die Männer zurücklegen, und abends waren sie fit zur Versteigerung des Abbildungen April bis September 2012 Blochs, eines rund 2,4 Kubikmeter grossen und 6 Urnäsch Die Zukunft der Poststelle in Urnäsch bleibt rund sechs Meter langen Baumstamms. Spon- auch nach der Abstimmung ungewiss. (Bild: APZ) sor des Blochs war die Gemeinde Herisau. Der 7 Schwellbrunn Die Feldschützen Schwellbrunn im Mai Brauch soll in Zukunft jährlich stattfinden, im anlässlich des 250-Jahr-Jubiläums. (Bild: APZ)

Gegensatz zum Urnäscher Erwachsenenbloch, 8 Schwellbrunn Das ehemalige Kurhaus Sonnenberg wird das nur alle zwei Jahre auf Tour geht (Abb. 4). – ab Herbst 2013 zum zweiten Standort der Stiftung Risi, Am 3. März wurde das Objekt Mühlebühl 2 ein die seit zehn Jahren im Alters- und Betreuungszentrum Raub der Flammen (Abb. 5). Im Parterre war Risi beheimatet ist. (Bilder: APZ) das «Chaplin’s Pub» untergebracht. Nach dem 9 Stein Das Gasthaus zur Brauerei in Stein, ein Treff- Brand bestätigte der Besitzer, dass das Haus mit punkt mit grosser Tradition, schloss Ende 2012. (Bild: Bestimmtheit ohne Wirtschaft saniert oder neu APZ) erstellt wird. Die Gaststätte hatte eine lange 10 Herisau Zum ersten Mal veranstaltete der Appenzeller Wirtshaustradition. Sie trug den Namen «Bier- Verlag anstelle der früheren Büchernächte im Kleinthea- hof». Fritz Stocker führte sie mit seiner Frau als ter Alte Stuhlfabrik eine «BuchBühne». Am Anfang der Serie stand die Präsentation der Biografie von alt Bun- ein gutbürgerliches Quartierrestaurant. Damit desrat Merz. Marcel Steiner (rechts) leitete das Gespräch verlor Herisau seit 1900 das ungefähr 140. Gast- mit Hans-Rudolf Merz (Mitte) und Buchautor Philippe haus. – An der 69. Generalversammlung der Reichen. (Bild: APZ, Urs Jaudas) 98 Gemeindechronik Hinterland

11 12 der CVP die erste Präsidentin in der Parla- Nachträglich gutgeheissene Gelder für Projekt- mentsgeschichte. – Die Gaswerk Herisau AG ist verbesserungen (u.a. zusätzliche Parkplätze) verkauft. Nach zweijährigen Verhandlungen und die Erneuerung der kantonalen Notrufzen- wurde der Betrieb per 1. Januar 2013 von der trale waren die Gründe für die Mehrausgaben Erdgas Zürich AG übernommen. 99 Prozent der (Abb. 12). – Am 1. Dezember zog die Feuerwehr Aktionärsstimmen hiessen den Verkauf für ei- mit einem Fahrzeugcorso in den neuen Kombi- nen Betrag von 23,2 Mio. Franken gut. Die Ar- Werkhof an der St. Gallerstrasse. Damit gehö- beitsplätze in Herisau blieben erhalten. Die ren die Zeiten engster Verhältnisse im Feuer- Dorferkorporation Herisau als Hauptaktionä- wehrhaus an der Kasernenstrasse und der Ver- rin stimmte dem Verkauf bereits Mitte August teilung auf mehrere Standorte definitiv der Ver- zu. – Nach fünfjähriger Vakanz hat die Lehrer- gangenheit an. Der Umzug des Tiefbauamtes Ortskonferenz Herisau wieder eine Führungs- und Werkhofs hingegen erfolgte erst im zwei- spitze: Nelly Mühlemann, die neue Präsidentin, ten Quartal 2013. 125 Jahre diente das Haus an ist somit auch Mitglied der Schulkommission. der Kasernenstrasse 7 als Depot der örtlichen Die Organisation wurde in der vakanten Zeit Feuerwehr. Zuvor war die Feuerwehr während von einem Gremium geleitet. – Neue Heimat 25 Jahren vis-à-vis untergebracht, beim heu- für die Kantonspolizei: Die Ausserrhoder Kan- tigen Standort des Gutenberg-Zentrums tonspolizei zog im Laufe des Novembers von (Abb. 14). – Vor zehn Jahren wurde der Win- Trogen nach Herisau ins Zeughaus um. Dieses Win-Markt in Herisau gegründet. Mittlerweile bietet auch Raum für die Justiz und für das ist er das grösste Secondhand-Warenhaus der Staatsarchiv. Der Bund war Eigentümerin des Ostschweiz. Ein Unternehmen, das soziale, Zeughauses. Ein Projekt sah einst vor, im Heris- ökologische und ökonomische Aspekte verbin- auer Zeughaus Ebnet die Busa (Berufsunterof- det – das war bereits vor zehn Jahren das Ziel fiziersschule der Armee) einzuquartieren. Aus des WinWin-Marktes. 2002 wurde der Betrieb Kostengründen entschied sich der Bund aber, in einem ehemaligen Bürogebäude der Firma die Busa mit der Rekrutenschule in der Ka- Cilander in Herisau eröffnet. Dieser spezielle serne Herisau unterzubringen. So erwarb der «Markt» gehört zur Stiftung Tosam, die sozial- Kanton das vom Bund nicht mehr benötigte therapeutische Einrichtungen unterstützt. So Zeughaus. Dann ging alles sehr rasch. Das aus- bietet sie Menschen mit den unterschiedlichs- gearbeitete Projekt nahm die parlamentari- ten Problemen Wohn- und Arbeitsmöglichkei- schen Hürden, und das Volk genehmigte im ten, wie die Betreiber in einer Mitteilung schrei- März 2010 mit grossem Mehr den beantragten ben. Das Unternehmen führt im Leistungsauf- Baukredit von 18,5 Mio. Franken. Es gab kaum trag der Gemeinde Herisau auch die offizielle Kritik daran, dass sich die Baukosten schliess- Wertstoff-Sammelstelle. Täglich werden bis zu lich brutto auf rund 24 Mio. Franken beliefen. elf Tonnen Waren angeliefert (Abb. 15). Gemeindechronik Hinterland 99

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Pfarramt der Gemeinde mit Pfarrerin Verena SCHWELLBRUNN Hubmann zu je 50 Prozent teilen. Hubmann ist zusätzlich mit einem 50-Prozent-Pensum als Wahlen und Abstimmungen Pfarrerin von Teufen tätig. Drei Vakanzen im Gemeinderat galt es am 15. April an der Urne zu besetzen. Auch das Präsi- Industrie und Gewerbe dium war neu zu bestellen. Hansueli Reutegger Der Gewerbeverein Schwellbrunn feierte an wurde mit 339 Stimmen (absolutes Mehr 181) der Hauptversammlung das 30-jährige Beste- zum neuen Gemeindepräsidenten gewählt. Er hen. Präsidiert wird er von Peter Sturzenegger. löste Ulrich Nef ab, der das Amt seit 2001 be- Unumstrittene Höhepunkte der letzten 30 kleidet hatte. Bei der Gemeinderatswahl erhielt Jahre bildeten die Gewerbeausstellungen «Bi Gabriela Brunner-Bleiker 363 Stimmen, Hans- üs z Schwellbronn» im Jahre 1989, die «Schwega ulrich Schweizer kam auf 340 und Ulrich 99» und wiederum zehn Jahre später die Frischknecht auf 307 Stimmen. – Am 17. Juni «Gwerb 09». – Die Firma Kurt Schmid AG zog genehmigten die Stimmberechtigten die Jah- aus Platzgründen von Appenzell nach Schwell- resrechnung 2011 mit 297 gegen 30 Stimmen. brunn. Mitte Juli erfolgte im Industriegebiet Das Budget 2013 mit einem Steuerfuss von 4,0 Eisigeli der Spatenstich für das neue Betriebs- Einheiten fand an der Einwohnerversammlung Mitte November klare Zustimmung.

Kirche An der Frühjahrsversammlung der Evange- Abbildungen Oktober bis Dezember 2012 lisch-reformierten Kirchgemeinde gab es ei- 11 Herisau Der Jodlerclub Alpeblueme im Jubiläumsjahr. nen Wechsel an der Spitze der Vorsteherschaft. (Bild: Applaus)

Marcel Steiner löst Rainer Aegerter ab, der nach 12 Herisau Vom Bundes-Zeughaus zum modernen kanto- drei Amtsjahren seinen Rücktritt eingereicht nalen Justiz- und Polizeigebäude. Im Herbst wurden die hatte. An der gleichen Versammlung mussten Räumlichkeiten in Herisau bezogen. (Bild: APZ) die Anwesenden vom Rücktritt von Pfarrer 13 Waldstatt Doris Schiess wirtet seit 40 Jahren im Mark Schwyter Kenntnis nehmen. Er nimmt «Winkfeld» Waldstatt. (Bild: APZ) nach 12-jährigem Wirken eine neue Herausfor- 14 Herisau Angeführt vom Alten Dodge und dem Musik- derung im Kanton Zürich an. – Schwellbrunns verein Herisau fuhren die Fahrzeuge der Feuerwehr Kirchgemeinde hat seit dem 18. November ei- Herisau durch das Dorfzentrum an den neuen Standort nen neuen Wegbegleiter: Pfarrer Flurin Batta- an der St. Gallerstrasse. (Bild: APZ) glia. Im Rahmen eines feierlichen Gottesdiens- 15 Herisau Der WinWin-Markt feierte 2012 das 10-Jahr- tes wurde er in sein Amt eingesetzt. Er wird das Jubiläum. (Bild: APZ) 100 Gemeindechronik Hinterland

gebäude des Maschinenbau-Unternehmens. Verschiedenes Dieses wird ausgestattet mit zwei Krananlagen Die Geschichte aus den Chroniken und den Ar- für je 50 Tonnen Nutzlast. Kurt Schmid grün- chivräumen herausholen und erfahrbar ma- dete das Unternehmen 1985; heute beschäftigt chen: Danach strebt die Standortförderungs- es neun Mitarbeitende. – Am 1. November kommission der Gemeinde. Dafür wurde Mitte durften Vreni und Ernst Alder das Jubiläum «25 Juni eigens ein 3,5 Kilometer langer Kulturweg Jahre Berggasthaus Sitz» feiern. Sie übernah- eingeweiht. Er beginnt bei der Kirche. Herz- men das bekannte Ausflugsrestaurant 1987 in stück des Weges bilden die 13 Informationsta- vierter Generation. – Seit dem 1. Dezember feln, die einiges über die Geschehnisse in hauchen Ida Moriasy-Steinmann und Richard Schwellbrunn verraten. – Mit einem Angehöri- Steinmann der Dorfbäckerei wieder neues Le- gennachmittag feierte die Stiftung Risi im ben ein. Nachdem die Backstube und der La- gleichnamigen Alters- und Betreuungszent- den vorübergehend geschlossen waren, steigt rum ihr 10-Jahr-Jubiläum. Die Stiftung machte jetzt wieder feiner Duft aus den Räumen der dabei ihre Zukunftsplanung publik: Sie zieht ehemaligen Bäckerei Nocker. ins ehemalige Kurhaus Sonnenberg ein. Ab Herbst 2013 erhält die Altersbetreuung der Ge- Kultur und Vereine meinde somit einen zweiten Standort (Abb. 8). Aufatmen Anfang Jahr bei den Mitgliedern der – An der 42. Generalversammlung der Skilift AG Musikgesellschaft Schwellbrunn: Nach einjäh- Schwellbrunn standen die Wahlen im Vorder- riger interimistischer Direktion durch Philippe grund. Verschiedene Vakanzen mussten be- Coradi konnte der Verein Walter Rütsche als setzt werden, namentlich jene des Präsidenten. neuen Dirigenten verpflichten. Es sei nicht ein- Der bisherige Armin Fuchs wurde durch Walter fach gewesen, diesen Posten zu besetzen, hiess Gantenbein ersetzt. es in einer Mitteilung. Der Markt ist ziemlich ausgetrocknet und trotz intensiver Suche dau- erte es ein ganzes Jahr, bis ein Nachfolger ver- HUNDWIL pflichtet werden konnte. Walter Rütsche wohnt in Flawil und dirigiert seit einigen Jahren auch die Musikgesellschaft Lutzenberg. – Beim Da- Wahlen und Abstimmungen menturnverein Schwellbrunn mussten ver- Am 15. April war an der Urne nach den Rück- schiedene Posten neu besetzt werden, darun- tritten von Walter Nef, Werner Steingruber ter auch die Spitze: Janine Wehrlin trat nach (Bauherr) und Michael Friedrich fast der halbe vierjähriger Präsidialzeit zurück. Sie wurde er- Gemeinderat zu ersetzen. Dabei gab es vier setzt durch Brigit Eigenmann. – Im Frühjahr Kandidaturen für die drei vakanten Sitze. Die blickte die Bibliothek Schwellbrunn auf ihre Wahl kam im ersten Anlauf zustande. Klar am 20-jährige Tätigkeit zurück. Im März 1992 war meisten Stimmen erhielt Heimo Brülisauer die Jugendbibliothek eröffnet worden. Ende (253). Dahinter folgten Katharina Brotschi August 2008 zog die Institution vom ehemali- (193) und der kurzfristig portierte Hansjakob gen Schulhaus Rank in die neuen Räumlichkei- Meier (153). Unter dem absoluten Mehr von ten im Neubau Schulhaus Sommertal um. Prä- 127 Stimmen blieb mit 92 Stimmen Eliane sidiert wird die Bibliothek von Barbara Büsser. Steingruber. In die Baukommission gewählt – In Schwellbrunn wird seit 250 Jahren geschos- wurde Willi Schläpfer mit 210 Stimmen, der sen. Jedenfalls feierten die einheimischen auch neuer Bauherr (Baupräsident) wurde. Für Feldschützen im Mai mit einem fünf Tage dau- dieses Amt erhielt er 202 der 270 abgegebenen ernden Jubiläumsschiessen den 250. Geburts- Stimmen. Schliesslich galt es noch, über die tag ihres Bestehens als Verein. Über 1000 Schüt- Jahresrechnung abzustimmen. Diese passierte zen erschienen zum Jubiläumsanlass (Abb. 7). mit 260 Ja gegen elf Nein. – Die Gemeinde kann Gemeindechronik Hinterland 101 das neue Jahr mit einem deutlich genehmigten STEIN Budget angehen. An der Abstimmung vom 25. November standen 207 Ja 22 Nein gegenüber. Der Kredit von 230 000 Franken für die Sanie- Wahlen und Abstimmungen rung des Postplatzes wurde mit 167 gegen 65 Stein ist eine der wenigen Gemeinden, die über Stimmen gutgeheissen. die Jahresrechnung noch obligatorisch an der Urne befinden. Mit 268 zu 5 Stimmen wurde Industrie und Gewerbe am 15. April die Rechnung abgesegnet. Die Be- Das Restaurant Harmonie samt Coiffeursalon teiligung betrug 27,2 Prozent. – Am 25. Novem- am Landsgemeindeplatz bleibt erhalten. And- ber hatte das Stimmvolk zu zwei Vorlagen Stel- rea Casanova-Schüle entschied sich, den vor 50 lung zu beziehen. Es hiess den Voranschlag Jahren von ihren Eltern Anna und Franz Schüle 2013 mit 405 Ja gegen 38 Nein überdeutlich gut. erworbenen Doppelbetrieb weiterzuführen. Mit etwas weniger klaren 273 Ja zu 178 Nein be- Bereits 2006 übernahm sie den Salon, und im willigten die Stimmberechtigten den Kredit Laufe des Jahres 2012 kam nun auch das sanft von knapp 4 Mio. Franken für Umbau und Er- renovierte Restaurant dazu. weiterung der Mehrzweckanlage Schachen- weid. Verschiedenes Nach elf Jahren zogen sich Rösli Schiess (Leite- Industrie und Gewerbe rin) und Frieda Knöpfel (Stellvertreterin) aus Die Nachricht kam Ende September 2012 für der Führung des Altersheims Pfand zurück. Die viele überraschend. Hansueli und Marie-Lou- Nachfolger Marianne Zellweger und Christian ise Schrepfer informierten über die Aufgabe ih- Auer-Schiess wollen die Institution im gleichen res Gasthofs zur Brauerei per Ende 2012. Ge- Stil weiterführen. Die neuen Führungskräfte sundheitliche Gründe wie Ausgebranntheit, sind im Altersheim Pfand keine Unbekannten. Erschöpfung und Antriebslosigkeit hätten zu Marianne Zellweger arbeitet seit neun Jahren diesem für sie schweren Entscheid geführt, so als Pflegerin im Heim und Christian Auer- die Wirtefamilie. Die «Braui Stein», seit über 50 Schiess stiess vor zwei Jahren zum Team Jahren im Besitz der Familie Schrepfer, gehörte (Abb. 1). – Anfang Februar hat ein Komitee auf fraglos zu den Aushängeschildern in der ap- der Kantonskanzlei in Herisau eine von 605 penzellischen Gastronomie mit überregionaler auch auswärts wohnenden Hundwilerinnen Ausstrahlung. Doch nicht zuletzt auf ärztlichen und Hundwilern unterzeichnete Petition ein- Rat hin und nach Diskussionen in der Familie gereicht. Diese richtet sich gegen die geplante sei jetzt der Entschluss gereift, ihre Tätigkeit mit Ortsdurchfahrt. Sie nimmt nach Ansicht der Wehmut aufzugeben: Hansueli und Marie- Petitionäre zu wenig Rücksicht auf die Fussgän- Louise Schrepfer hatten den Landgasthof zur gerinnen und Fussgänger und die Dorfbevöl- Brauerei in zweiter Generation im Frühjahr kerung. Auch fordern die Petitionäre, dass die 1992 erworben, nachdem der Sohn schon ei- Einrichtung einer Zone «Tempo 30» nicht von nige Jahre zuvor nach Wanderjahren in den el- vornherein ausgeschlossen werde. Ob die Bau- terlichen Betrieb eingetreten war (Abb. 9). – arbeiten für das geplante Projekt wie vorgese- Während Werner Ammann im Herbst mit sei- hen im Laufe des Jahres beginnen, ist aufgrund ner Ammann Partner AG das 25-Jahr-Jubiläum der neuen Entwicklung fraglich. feierte, will Tochter Esmeralda ihr eigenes Un- ternehmen für Innenarchitektur etablieren. Die GmbH für Innenarchitektur wurde in den Steiner Standort der Firmengruppe integriert. – Ende Jahr traten Ruth und Hansueli Meier, die über 20 Jahre den Dorfladen geführt hatten, in 102 Gemeindechronik Hinterland den Ruhestand. Die Bevölkerung überraschte rechnung 2011 wurde mit 124 zu 14 Stimmen die Inhaber am letzten Arbeitstag mit einem angenommen. – Seit dem 23. September ist «Flash Mob». Ziel war es, die Besitzer am letz- Schönengrunds Gemeinderat wieder komplett. ten Öffnungstag zu überraschen und den La- Die FDP konnte mit Thomas Nussbaumer «in den leer zu kaufen. Das Echo war gross. Die letzter Minute» einen Kandidaten portieren. Er Schlange an der Kasse war teilweise so gross, wurde denn auch mit 52 Stimmen gewählt. – dass man über eine halbe Stunde anstehen 101 Stimmzettel wurden am 25. November für musste. – Spatenstich bei der Frifrench Gmbh das Budget 2013 eingelegt. Auf 73 Zetteln stand Ende April. Die Herstellerin von Fertigsaucen ein Nein. baut ihre Produktionsanlage aus und schafft zusätzliche Arbeitsplätze. Gegründet wurde Kirche die mittlerweile international tätige Firma 1994. Am Muttertagsonntag wurden in der evange- Die Geschäftsführung teilen sich die Gesell- lisch-reformierten Kirche die beiden an der schafter Urs Helfenstein und Marcel Tiziani. Frühjahrsversammlung neugewählten Urs Frei (GPK-Mitglied) und Margrit Näf (Kivo-Mit- Kultur und Vereine glied) in einem feierlichen Gottesdienst in ihr An der Hauptversammlung des Samariterver- neues Amt eingesetzt. eins Stein gab es einen Wechsel an der Vereins- spitze. Die langjährige Präsidentin Doris Hald- Industrie und Gewerbe ner wurde von Susanne Scheuss abgelöst. – Erika und Kurt Sturzenegger wirteten mehr als Ebenfalls Anfang Jahr meldete die Musikgesell- 40 Jahre im Restaurant Löwen in Schönen- schaft Stein, dass Isabelle Gschwend zur neuen grund. Nun ist Schluss damit: Das Ehepaar ver- musikalischen Leiterin gewählt wurde. kaufte das stattliche Haus hinter der Kirche an alt Regierungsrat Gebi Bischof und Partner Verschiedenes (Abb. 2–3). Der Ort wird neu ein Rehabilitati- Die Genossenschaft «Appenzeller Volkskunde- onszentrum für Menschen mit psychischen Museum» hat eine neue Führung. Simone Beeinträchtigungen. Trägerin des Rehazent- Tischhauser löste Jörg Schoch ab. Schoch war rums ist eine AG, die je zur Hälfte Gebi Bischof während sechs Jahren Präsident. und Gustav Kaufmann gehört. Doch zurück zu den scheidenden Wirtsleuten: Im April 1968 zog Kurt Sturzenegger von der bekannten Schwellbrunner «Ochsen»-Familie ins Nach- SCHÖNENGRUND bardorf Schönengrund und baute sich im «Lö- wen» zusammen mit seiner Gattin Erika eine Wahlen und Abstimmungen Existenz auf. Die jungen Besitzer setzten in In der Ersatzwahl für den Gemeinderat vom erster Linie auf die Gastronomie. Sie erwarben 15. April wurde Elisabeth Dudli-Preisig gewählt, die Nachbarliegenschaft, bauten zeitgemässe die 64 Stimmen erreichte und damit das abso- Fremdenzimmer, und auf der gegen Westen ge- lute Mehr von 45 übertraf, während auf Verein- richteten Parzelle entstand ein grosser Park- zelte 24 Stimmen entfielen. Allerdings musste platz. 1987 stellten die Sturzeneggers die Metz- wenige Tage nach dem Wahlsonntag vom so- gerei ein und konzentrierten sich fortan auf fortigen Rücktritt von Gemeinderat Heiri Knöp- den Hotel- und Gasthausbetrieb. Als ehemali- fel aus gesundheitlichen Gründen Kenntnis ge- ger Turner und Schwinger sowie als passionier- nommen werden. Er war erst seit Juni 2011 Mit- ter Jäger verschaffte sich der Wirt einen grossen glied des Gremiums. – Der vakante Sitz blieb Bekanntenkreis. Von 1990 bis 1996 politisierte am Abstimmungssonntag vom 17. Juni unbe- er im Kantons- und Gemeinderat. Die Leiden- setzt, weil es an Kandidaten fehlte. Die Jahres- schaft Jagd führte auch zu einem zweiten Gemeindechronik Hinterland 103

Standbein. Der gelernte Metzger begann schon ins Gremium gewählt worden waren. Präsidiert im Jahr 1988 mit der Wildverwertung. Mit der wird es nach wie vor von Andrea Langenegger- Produktion von Fleischspezialitäten wird Kurt Roth. Die Rechnung 2011 schloss mit einem Sturzenegger auch in Zukunft weiter seinem Gewinn von 15000 Franken, dies trotz Sanie- Hobby frönen. – Schönengrund-Wald hat An- rung der Kirchenfassade und eines Vandalen- fang März ein neues Geschäftshaus erhalten. akts an der Kirchenuhr während der Bauphase. Es ist ein Neubau der Landi Säntis AG. Das An- – Die Stimmberechtigten der Evangelisch-refor- gebot umfasst neu Brot und Backwaren von der mierten Kirchgemeinde genehmigten an der Bäckerei Kuhn, Fleisch und Wurstwaren von Herbstversammlung das Budget 2013 sowie der Ochsen-Metzg, frische Lebensmittel vom den unveränderten Steuerfuss von 0,75 Einhei- Spezialisten «frisch, nah & günstig (FNG)» und ten. Nach den offiziellen Traktanden kündigte Kolonialwaren sowie Garten- und Landwirt- Andrea Langenegger-Roth ihren Rücktritt als schaftsartikel von der Landi. Mit der Eröffnung Präsidentin zuhanden der Frühjahresver- konnten zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen sammlung 2013 an. werden. – Die Zimmerei Roth ist in neuen Hän- den: Rolf Wickli übernahm den Betrieb per 1. Industrie und Gewerbe September von Werner Roth. Fabienne Hauri eröffnete Mitte Februar an der Herisauerstrasse 1 das «Fotostudio Fabienne». Das Angebot der in Herisau wohnhaften Fach- frau umfasst Studioaufnahmen wie Aufträge WALDSTATT ausser Haus. – Die Fritz Wyss AG Getränke fei- erte im Frühjahr ihr 30-Jahr-Jubiläum. Dieses Wahlen und Abstimmungen Ereignis ist verbunden mit einem Stück Ge- In der Gemeinde blieb nach dem Wahlsonntag schichte. Beim Bad Säntisblick ist früher Bier vom 15. April das Amt des Gemeindepräsiden- gebraut worden, zuletzt unter Anton Walz. 1923 ten nach dem Rücktritt von Hans-Peter Rams- wurde die Brauerei stillgelegt und verkauft. auer erwartungsgemäss nur interimistisch be- Vom gleichen Standort aus sind dann verschie- setzt. Vizepräsidentin Monika Bodenmann, die dene Restaurants, Feste und zahlreiche durs- sich für die Übergangslösung zur Verfügung tige Seelen mit Bier versorgt worden. Das Bier- stellte, aber eine Wahl abgelehnt hätte, erhielt depot und das Restaurant Bad Säntisblick mit 50 Stimmen bei einem absoluten Mehr von 40. Saal wurden viele Jahre durch die Familie Wyss Neu im Gemeinderat Einsitz nahm Hansruedi geführt. 1968 wurde dann unter der Führung Keller mit 352 Stimmen. Relativ knapp – mit von Dorli und Fritz Wyss am heutigen Standort 245:184 Stimmen – wurde die Jahresrechnung an der Schönengrundstrasse 10 ein neues Bier- angenommen. – Am 25. November standen depot gebaut. Später wurde die Einzelfirma in drei Vorlagen zur Abstimmung. Das Budget die Fritz Wyss AG umgewandelt. Inhaber und 2013 wurde mit 321 zu 149 recht deutlich ange- Betreiber sind seit Anfang 1989 Brigitte und nommen. Der Kaufrechtsvertrag zur «Über- Willi Krüsi. – Anfang Mai öffneten Alois und bauung Leuewies» wurde mit 332 zu 140 Stim- Erika Gerig die Türen ihrer Bäckerei. Anlass men abgesegnet und noch klarer – mit 338 zu dazu bot das 25-Jahr-Jubiläum. Am 1. Mai 1987 121 Stimmen – das Abwasserreglement. traten sie die Nachfolge der Bäckerfamilie Thoma an. Im Jubiläumsjahr beschäftigte die Kirche Bäckerei Gerig fünf Angestellte. – Zum ersten Die fünfköpfige Kivo Waldstatt ist erstmals Mal verlieh die St. Galler Kantonalbank den komplett in Frauenhand, dies nachdem an der Jungunternehmerpreis «Startfeld Diamant». Frühjahrsversammlung mit Hildegard Huber Der mit 30000 Franken dotierte Hauptpreis und Tatjana Frischknecht zwei Neumitglieder ging an die Waldstätter Firma Weibel CDS AG. 104 Gemeindechronik Hinterland

Ludwig Weibel verkörpere den «Prototyp des Roth verkaufte im Herbst seinen Autogewerbe- Jungunternehmers», hiess es an der Preisüber- betrieb in Waldstatt nach 36 Jahren seinem gabe am 27. Juni. Den Anstoss für die Idee zu langjährigen Mitarbeiter Martin Neff. Dieser seinen Produkten erhielt der Sieger durch ei- führt das Geschäft unter dem Namen «Wink- nen Schicksalsschlag. Eine Verwandte hatte feld Garage GmbH» weiter. – 40-Jahr-Jubiläen sich im Spital bei der Injektion einer Spritze mit in der Gastronomie sind eher selten, vor allem einer Krankheit infiziert. Mit einem Aufsatz will auch in der Gemeinde Waldstatt, die in den Ludwig Weibel Spritze und Medikamenten- letzten Jahren doch einige Schliessungen regis- fläschchen verbinden und so solche Infektio- trieren musste. 1972 lösten Hans und Doris nen verhindern helfen. Das Echo bei den zu- Schiess im «Winkfeld» die erste Generation ab. künftigen Partnerfirmen sei gross, hiess es. – Im Die Wirtin hielt mit ihren vier Kindern tapfer Juni übernahm Cécile Zehnder die Podologie- durch, nachdem 1991 ihr Ehemann verstorben Praxis von Kathrin Hefti-Bösch. Sie hatte das war (Abb. 13). Geschäft acht Jahre früher eröffnet. – Bernhard Gemeindechronik Mittelland 105

Mittelland Martin Hüsler, Speicher

Die Einweihung des renovierten Zeughauses ihren Anfang genommen hatte. Der Umbau Teufen und die damit verbundene neue Nut- wurde nach einem Konzept der Architekten zung des Hauses als Kulturstätte war fraglos Ruedi Elser und Felix Wettstein vollzogen das bedeutendste Mittelländer Ereignis im Jahr (Abb. 8–11). – Vermeldenswert unter dem 2012. Es strahlte weit über die Gemeindegren- Stichwort «Mittelland» ist im Weiteren die in zen hinaus. Die auf Anfang Juni angesetzten Bühler durchgeführte Hauptversammlung der Einweihungsfestivitäten liessen nebst Polit- SP Rotbach, an der das Präsidium neu besetzt und anderer Prominenz auch viel Volk zusam- werden musste. Dies, weil die amtierende Prä- menströmen und zur Erkenntnis gelangen, sidentin Yvonne Wick im Januar 2012 nach dass mit der neuen Ausrichtung des Zeughau- schwerer Krankheit verstorben war. Neu ge- ses ein markanter Akzent im kulturellen Leben wählt wurde Bea Weiler aus Teufen. – An der des Appenzellerlandes gesetzt werden konnte. Delegiertenversammlung der Musikschule Ap- Das von 1853 bis 1855 nach Plänen von Archi- penzeller Mittelland (MSAM) vollzog sich ein tekt Felix Wilhelm Kubly erstellte Gebäude Wechsel im Präsidium der Musikschulkommis- wurde einerseits zur Bleibe für die bisher in den sion. Ueli Sager, Bühler, gab das Amt an Tho- Räumlichkeiten der Dorfbibliothek domiziliert mas Schumann, Trogen, weiter. Das MSAM- gewesene Grubenmann-Sammlung sowie für Schlusskonzert des Schuljahrs 2011/12 fand eine Anzahl Bilder des Teufner Malers Hans gegen Ende Juni im Teufner Lindensaal statt Zeller. Andererseits konnte Raum geschaffen und bot der Zuhörerschaft einen bunten Melo- werden für Wechselausstellungen und weitere dienstrauss, dargeboten von den Lehrkräften Veranstaltungen mit kultureller oder gesell- und der Schülerschaft. – Mit verschiedenen schaftlicher Ausrichtung, ganz im Sinne des Konzerten beging der Gospelchor Appenzeller Kurators Ulrich Vogt, der an der Einweihung Mittelland im November das Jubiläum seines sagte, das Zeughaus solle kein Elfenbeinturm 20-jährigen Bestehens. Dem unter der Leitung sein, «vielmehr soll es in seiner Funktion und von Birgit Steiner singenden Chor gehören mit seinen Inhalten offen sein und verschie- rund vierzig Frauen und Männer an (Abb. 23). dene Menschen erreichen». Und Regierungsrat –| Ende Dezember unterzeichneten die fünf Jürg Wernli bezeichnete in seiner Eigenschaft Mittelländer Gemeinden vor dem Hintergrund als Ausserrhoder Kulturminister das Zeughaus einer weiteren Regionalisierung eine Vereinba- als ein Vorzeigeobjekt in Sachen Denkmal- rung zur Fusion der Sozialämter. Dazu gehörte pflege. Es sei geeignet, Teufen zum kulturellen auch die Überführung der regionalen Berufs- Mittelpunkt des Kantons zu machen. Möglich beistandschaft in die Sozialen Dienste Appen- gemacht hatte den Umbau vom einstigen mili- zeller Mittelland mit Sitz in Speicher. Die Stel- tärischen Lagerhaus in ein multifunktionales lenleitung übernahmen Béatrice Thoma (Spei- Begegnungszentrum die Zustimmung des cher) und Corinne Künzler (bisher Trogen). In Teufner Souveräns zu einem Kredit von 6,88 Teufen wurde eine Zweigstelle eingerichtet. Mio. Franken, der im November 2009 zur Ab- stimmung gelangte. Diesem Urnenentscheid war eine lange Planungsphase vorausgegan- gen, die mit der Verabschiedung eines Grob- konzepts durch den Gemeinderat im Jahr 2002 106 Gemeindechronik Mittelland

Wahlen und Abstimmungen TEUFEN Mitte April wählte der Souverän in einer Ersatz- wahl Markus Bänziger in den Gemeinderat. Auf Gemeinde den von der FDP portierten einzigen Kandida- Die Kunstschaffende Gret Zellweger, die sich ten entfielen 1241 Stimmen. Die Wahlbeteili- auch in der Politik und im gewerblichen Be- gung lag bei 30,4 Prozent. – Bei einer Stimmbe- reich engagiert hatte, erhielt Anfang März den teiligung von 43,3 Prozent hiess die Stimmbür- zum vierten Mal vergebenen «Tüüfner Bär», gerschaft im Juni zwei Vorlagen gut, bei denen eine Auszeichnung für besondere Verdienste es darum ging, kantonale Gesetze in den Berei- um die Gemeinde (Abb. 4). – Die im März 2011 chen Gefahren-Zonenplan, Grünzonen, Ver- gegründete Genossenschaft «Schiesssportzen- kehrsflächenausscheidung, Waldfeststellungen trum Teufen» (SSZ), unter deren Federführung sowie weitere Kleinanpassungen auf Gemein- die Schiessanlage Gremm saniert wurde, er- deebene nachzuvollziehen. – Am letzten No- hielt vom Schweizer Schiesssportverband das vember-Wochenende hiessen die Teufnerin- Label als Leistungszentrum. Die Anlage in Teu- nen und Teufner das Budget 2013 mit 1243 Ja fen stelle für das Leistungsschiessen einen gegen 84 Nein gut. Quantensprung dar, wurde die Auszeichnung begründet. Allerdings offenbarten sich bei der Industrie und Gewerbe SSZ einige Monate später Zahlungsschwierig- Definitiv abgeschrieben werden musste im Ja- keiten. Weil die Anlage statt der budgetierten nuar die Hoffnung, das ehemalige Café Spörri 1,85 Mio. Franken 3,15 Mio. kostete und davon werde doch noch gastwirtschaftlich genutzt. erst 2,1 Mio. finanziert waren, machte sich die Der neue Besitzer Reto Camen von der Im- SSZ auf die Suche nach zusätzlichen Mitteln in moInvest AG plante den Ausbau der Liegen- der Höhe von 1,2 Mio. Franken. – Zwischen schaft ohne Restaurationsbetrieb. – Im März Hinterhaslen und Teufen konnte Anfang Juli konnte nach einer Totalsanierung das Hotel- beim Strom, wo Sitter und Rotbach sich verei- Restaurant Anker wieder eröffnet werden. Bar- nigen, ein neuer Steg eingeweiht werden. Teu- bara Ehrbar-Sutter hatte 2007 mit dem Kauf der fens Gemeindepräsident Walter Grob und Has- Breitenmoser Fleischspezialitäten AG auch die lens Bezirkshauptmann Hans Brülisauer Anker-Metzgerei erworben. Später ging dann durchschnitten das obligate Band. Der Neubau auch die restliche Liegenschaft in ihren Besitz war nötig geworden, weil beim alten Steg die über. Mit der gelungenen Renovation konnte Zwischenstützen unterspült worden waren Teufens Angebot im Gastwirtschaftssektor er- und der Aufbau einige Schwachstellen aufge- heblich verbessert werden. – Auf dem Areal des wiesen hatte. – Gewissermassen in voller Fahrt ehemaligen Gasthauses Ochsen an der Haupt- erreichten die Jugendlichen des Jahrgangs 1994 strasse konnte im Juni nach anderthalbjähriger ihre Volljährigkeit. Die Jungbürgerfeier führte Bauzeit ein Spar-Supermarkt eröffnet werden. sie über Herisau, wo der Kantonsratssaal be- – Nach einem gelungenen Umbau wurde das an sichtigt wurde, auf den Fünfländerblick. Dort der Hauptstrasse domizilierte ehemalige Pizza- starteten sie zu einer Schussfahrt auf Moun- restaurant Panorama zum Erststock-Lokal tainboards hinunter nach Rorschach. Den Tag «Trilogie». – Das mehr als 100-jährige Sanitär- liessen sie in der «Waldegg» ausklingen. – Im und Heizungsunternehmen Oskar Fässler AG November erhielt Teufen das Unicef-Label konnte im Spätsommer den vor 50 Jahren er- «Kinderfreundliche Gemeinde», das schweiz- folgten Herzug nach Teufen feiern. Gegründet weit erst acht Gemeinden schmückt. Die Aus- worden war der Familienbetrieb in Appenzell. zeichnung wurde im Rahmen einer Feier im –| Im Dezember eröffnete die Bäckerei Koller in Zeughaus verliehen. Niederteufen, in unmittelbarer Nähe zur Bahn- haltestelle, eine Filiale mit integriertem Café. Gemeindechronik Mittelland 107

Kultur und Vereine Urs Rudolf gab das Amt an der Hauptversamm- Die Harmoniemusik Teufen konnte 2012 ihr lung seiner Gattin Brigitta weiter. – Einen be- 100-jähriges Bestehen feiern. Sie tat dies mit merkenswerten Auftritt hatte Mitte März Ban- zwei Anlässen, von denen der erste Mitte März kier Konrad Hummler in der katholischen Kir- in Szene ging. Im Lindensaal bot sie ein Jubilä- che. Im Rahmen der «Gespräche an der Kan- umskonzert in dreifacher Ausführung. Das zel» sprach er, der kurz zuvor als Hauptteilha- grosse Jubiläumsfest stieg dann am 8./9. Sep- ber der St.Galler Privatbank Wegelin deren tember. Bei bestem Wetter zog die jubilierende Verkauf an die Raiffeisenbank in die Wege ge- Musik, der weitere Korps aus dem In- und Aus- leitet hatte, zu Werten in der internationalen land die Reverenz erwiesen, in einem Umzug Finanzwelt. – Mitte März wählte eine ausser- mit 500 Mitwirkenden durchs Dorf auf den ordentliche Kirchgemeindeversammlung der Zeughausplatz, wo nebst anderen Aktivitäten Evangelischen Kirchgemeinde Teufen Andrea ein eindrückliches Gesamtkonzert das Publi- Anker einstimmig als dritte Pfarrerin in einer kum begeisterte (Abb. 19). – Die Frauenge- 60-Prozent-Anstellung. Ihre Arbeit an der Seite meinschaft Teufen/Bühler wählte im März von Marilene Hess und Verena Hubmann Irene Neff zur neuen Präsidentin. Ihre Vorgän- nahm sie im August auf. – An der ordentlichen gerin Margrit Brunnschweiler hatte dem Verein Kirchgemeindeversammlung der Evangeli- sechs Jahre lang vorgestanden. – Die seit 35 schen Kirchgemeinde Ende April wurde be- Jahren bestehende Guggenmusik «Tüüfner kanntgegeben, dass sich die Kirchgemeinde Südwörscht» erkor an ihrer Generalversamm- von Jugendseelsorger Thomas Ortlieb trenne. lung im August mit Carmen Spreiter eine neue Grund dafür waren «unterschiedliche Auffas- Präsidentin. Sie folgte auf Sandra Eugster. – Im sungen über die Aufgabenerfüllung». – Die Kol- September beging die Schafzuchtgemeinschaft pingfamilie Teufen-Bühler feierte am letzten Teufen und Umgebung ihr 50-Jahr-Jubiläum. August-Sonntag mit einem festlichen Gottes- Sie führte auf dem Zeughausplatz eine Schaf- dienst in der katholischen Kirche und an- schau durch, zu der die Tiere – rund 220 an der schliessendem Zmittag ihr 50-jähriges Beste- Zahl – von Niederteufen aus durch das Dorf ge- hen. führt wurden (Abb. 17). – Anfang Oktober eröff- nete Roman Brülisauer eine Hackbrett-Schule, Schule die er nebst seiner Tätigkeit als freischaffender Mitte Juni gab der Gemeinderat bekannt, dass Musiker führt. – An der Battenhusstrasse in der sich die Gemeinde in gegenseitigem Einver- Lustmühle eröffnete Anfang Dezember die nehmen von Cornelia Egger, Schulleiterin des Syntharp Instruments AG von Rolf Krieger ein Schulkreises Landhaus, trenne. Als Grund gab neues Atelier. In dessen Mittelpunkt steht die er unterschiedliche Auffassungen über die Syntharp, ein von Rolf Krieger entwickeltes In- Wahrnehmung der Aufgaben an. Ihr Nachfol- strument. Es ermöglicht, automatisch oder live, ger wurde Oliver Menzi, der sein Amt am 1. De- die Einspielung von Tönen, die mittels Saiten zember antrat. – Für die Heilpädagogische wiedergegeben werden (Abb. 24). Schule Roth-Haus bestand im September An- lass zum Feiern. Ihr 40-jähriges Bestehen fand Kirchen seinen Niederschlag in einem gediegenen Fest, Im Februar erfolgte die Einsetzung von Pfarre- zu dem die Schülerinnen und Schüler Wesent- rin Verena Hubmann in ihr Amt. Sie war im De- liches beitrugen (Abb. 21). zember 2011 für ein 50-Prozent-Pensum von der Kirchgemeindeversammlung gewählt wor- Verschiedenes den (Abb. 1). – Beim Kirchenchor der Pfarrei Am 28. Februar wurde im Gebiet Holz, ober- Teufen-Bühler-Stein Nord gab es im Februar ei- halb der Umfahrungsstrasse, ein Hangrutsch nen familieninternen Wechsel im Präsidium. registriert. Aus Sicherheitsgründen blieb die 108 Gemeindechronik Mittelland

Umfahrungsstrasse für einige Zeit gesperrt, so BÜHLER dass der Verkehr durch das Dorf umgeleitet werden musste. – Im Herbst übernahm Anna Regula Maurer die Leitung des Bildungshauses Gemeinde Fernblick. Sie wurde damit Nachfolgerin von Bei der SVP Bühler erfolgte anlässlich der Theres Bleisch. Hauptversammlung im Februar ein Wechsel im Präsidium. Jakob Schweizer übernahm das Totentafel Amt von Stefan Freund. – Mit einem herzlichen In einem Gedenkgottesdienst ehrte die Pfarrei Dank wurde im Mai Jakob Wetter als Mitglied Teufen-Bühler-Stein Nord Pater Bruno Fürer, der Baukommission verabschiedet. Er gehörte ihren im Februar verstorbenen ehemaligen diesem Gremium nicht weniger als 34 Jahre an. Seelsorger. Ab 1997 versah Pater Bruno den Von einem Mitwirken in der Baukommission seelsorgerlichen Dienst in der Pfarrei sowie in liess er sich auch nicht abbringen, als ihn 2004 der Pfarrei Gais, ehe er 2010 ins Missionshaus ein Schicksalsschlag in den Rollstuhl zwang. – Immensee zurückkehrte. Nach einem Theolo- Im unseligen, seit Sommer 2010 schwelenden giestudium und einem Studium in Naturwis- Adress-Streit schien sich allmählich eine senschaften war Pater Bruno über 20 Jahre lang Wende zum Guten abzuzeichnen. Doch im in Zimbabwe tätig gewesen. Danach über- Juni zerschlugen sich die Hoffnungen einstwei- nahm er im Auftrag der Schweizerischen Bi- len wieder, als sich einer der Rekurrenten ge- schofskonferenz das Justinuswerk mit Studen- gen die Neubezeichnung der Strassen weigerte, tenhäusern in Genf, Freiburg und Zürich. Mit seine Unterschrift unter eine Einigungserklä- 70 Jahren verlegte er schliesslich seinen Wir- rung zu setzen. Die Angelegenheit landete wie- kungskreis ins Appenzeller Mittelland. der beim Obergericht. – Mitte August gab die 2011 nach heftigem Wahlkampf in den Ge- Am 31. Mai schloss sich der Lebenskreis von meinderat gewählte Elsbeth Weiss ihren sofor- Architekt Henri Wagner. Er wurde 1927 in tigen Rücktritt aus der Gemeinde-Exekutive Frankreich geboren und kam 1944 zusammen bekannt. Ihren überraschenden Schritt be- mit seiner Mutter und seinem Bruder in die gründete sie mit mangelnder Basis «für eine Schweiz. Nach einer Bauzeichnerlehre absol- gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit, vierte er das Technikum Winterthur und arbei- insbesondere mit der Gemeindepräsidentin», tete im namhaften Architekturbüro Danzeisen wie sie in einem Schreiben darlegte. Gemein- und Voser und in der Folge bei den Hochbau- depräsidentin Ingeborg Schmid replizierte, sie ämtern von Stadt und Kanton St.Gallen. 1961 habe die Diskussionen stets als sachlich emp- übersiedelte er in ein eigenes Haus in Teufen funden. – Der Wärmeverbund Bühler konnte und eröffnete ein Architekturbüro. Einen Teil Ende Oktober die Holzschnitzel-Heizzentrale seiner Zeit verbrachte Henri Wagner, der auch in der Edelgrueb in Betrieb nehmen und damit der Musik, der Literatur, der Kunst und der Na- den Verbund seiner Bestimmung übergeben. tur eng verbunden war, in St-Saturnin-d’Apt in Eine fünfjährige Realisierungsphase, in der der Provence. Im Frühjahr 2001 publizierte die nicht alles reibungslos verlief, war der Einwei- Ortsgruppe Ostschweiz des Schweizerischen hung vorausgegangen (Abb. 22). – Zu seinem Werkbundes SWB zu Ehren von Henri Wagner grossen Bedauern musste der Gemeinderat im einen Band über sein Leben und Werk. November mitteilen, dass die Poststelle Bühler ab dem zweiten Quartal 2013 geschlossen werde. Als Ersatz werde im Denner eine Post- agentur eingerichtet, bei der einige Postdienst- leistungen angeboten würden. Ende November trat dann nach 26 Jahren im Dienste der Bühle- Gemeindechronik Mittelland 109 rer Postkundinnen und -kunden Poststellenlei- Industrie und Gewerbe ter Kurt Etter in den Ruhestand. Insgesamt war Im Januar eröffnete Claudia Alves an der Dorf- er 47 Jahre lang für die Schweizerische Post tä- strasse einen Coiffeursalon namens Diverti- tig gewesen. – Im Dezember gab der Gemein- mento. – Ein halbes Jahr nach dem Bekannt- derat die Anstellung von Bernadette Signer als werden der tiefgreifenden und für Bühler mit neuer Heimleiterin im Altersheim am Rotbach einem grossen Verlust an Arbeitsplätzen ver- bekannt. Sie trat die Nachfolge von Oliver Hof- bundenen Umstrukturierung der Christian mann an, der sein Mandat Ende Januar 2013 Eschler AG ging die Firma im Juni eine Zusam- abgab. menarbeit mit der Schoeller Textil AG in Seve- len ein. Die Kooperation umfasst die techni- Wahlen und Abstimmungen schen Textilien sowie die Sport- und Arbeitsbe- Mit einem deutlichen Ergebnis ging im Juni die kleidung. Die Schoeller Textil AG übernahm Abstimmung über die Zukunft des Altersheims das weiterhin von Matthias Eschler geführte am Rotbach aus. 372 Ja-Stimmen standen 141 Eschler-Werk im deutschen Balingen mit sei- Nein-Stimmen gegenüber. Mit dem aus einer nen 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und komplexen Vorlage herausgekommenen Ja-Vo- die Verkaufsorganisation für Sport und Spit- tum erklärte sich der Souverän einverstanden, zensport. In Bühler verblieb die Verkaufsorga- dass das Altersheim-Grundstück vom Verwal- nisation für Stickböden und Lingerie, geführt tungs- ins Finanzvermögen übergeführt und von Peter Eschler. an die Genossenschaft Altersheim Bühler ver- kauft werden konnte. Dieser Genossenschaft Kultur und Vereine trat die Gemeinde selbst bei und sprach einen Bei der Musikgesellschaft Bühler übergab Mo- Baubeitrag von einer Million Franken, der zur nika Giger nach fünfjähriger Präsidialzeit das Hälfte durch bereits zugesagte Kantonssubven- Zepter an Jacqueline Bruderer. Dies wenige tionen gedeckt war. Ausserdem erteilten die Tage vor einem Konzert in der evangelischen Stimmbürgerinnen und -bürger ihr Einver- Kirche, das unter dem Motto «British Music» ständnis, dass die Gemeinde das Altersheim stand. – Beim Bluesclub Bühler reihte sich weiterhin selber betreibt und es zu diesem Be- auch im Jahr 2012 ein Konzert ans andere. Im huf für jährlich 280 000 Franken von der Genos- Januar war die Gruppe «D.Biters» zu Gast, im senschaft mietet. Und schliesslich bedeutete Februar machte der Australier Richie Pavledis das Ja auch die Zustimmung zu einmaligen seine Aufwartung im Bogenkeller und im März Kosten von 500 000 Franken. Ein klares Verdikt begeisterte das Duo «Blues’n Guitars». – Muta- gab es auch bei der Abstimmung über die Jah- tionen gab es an der Hauptversammlung des resrechnung 2011. 430 Ja standen hier 51 Nein Rotbach-Chörlis von Anfang Februar. Koni Ei- gegenüber. Die Stimmbeteiligung lag bei rund senhut übernahm von Jürg Höhener das Amt 50 Prozent (Abb. 12). – Am letzten November- des Präsidenten. Neuer Dirigent und damit Wochenende sagte der Bühlerer Souverän Nachfolger von Kurt Koch wurde Christoph deutlich Ja zur Vereinbarung über eine ge- Wüthrich. – Bei der Lesegesellschaft Bühler re- meinsame Oberstufe Gais/Bühler. Das Stim- ferierte Ende Februar der frühere Steiner Ge- menverhältnis betrug 365 Ja zu 58 Nein. Das meindepräsident Fritz Leirer zur Geschichte Budget 2013 wurde mit 275 Ja gegen 146 Nein der sogenannten Ganggelibrogg zwischen angenommen. Die Ortsplanungsrevision ver- Stein und St.Gallen-Haggen. – Beim Bluesclub einigte 301 Ja-Stimmen auf sich, denen 146 gastierte am ersten Freitag im Mai das deut- Nein-Stimmen gegenüberstanden. Die Stimm- sche Blues-Rock-Trio «Johnny Rieger-Band». – beteiligung lag bei 43 Prozent. Im Atelier Dorf 4 waren im Juni Bilder von ein- dringlicher Intimität und harmonische Skulp- turen aus der Hand von Gisela Pantow zu einer 110 Gemeindechronik Mittelland

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Ausstellung vereinigt. – Auf den «Erlebnisweg Verschiedenes Honigbienen» begab sich die Lesegesellschaft Am 7. Januar brach im Restaurant Kriegers- Bühler im Juni. In Rehetobel liess sie sich von mühle ein Brand aus. Er machte den Einsatz Imker Emanuel Hörler in die Welt der fleissigen von über 100 Feuerwehrleuten der Stützpunkt- Insekten einführen. – Die Schaffhauserin feuerwehr Teufen-Bühler-Gais nötig. Die drei Yvonne Moore mit ihrer Band machte Ende im Haus sich befindenden Personen konnten Juni dem Bluesclub ihre Aufwartung und prä- gerettet werden; der Sachschaden war be- sentierte dabei ihre neue CD «Blue Wisdom». trächtlich. Ende März konnte die «Kriegers- Und zwei Wochen danach hatte der Bluesclub mühle» wieder eröffnet werden. – Schaden von für sein Blues-/Rock-Openair den Wettergott rund 140 000 Franken entstand am 5. März bei auf seiner Seite. Der achten Auflage des Festi- einem Brand in einer Neubauliegenschaft an vals auf dem Areal der Fabrik am Rotbach war der Dorfstrasse. Die Feuerwehren aus Bühler ein toller Erfolg beschieden. Nach der Som- und Gais brachten den Brand rasch unter Kon- merpause setzten die Bands «Biscuit Jack» und trolle. – Bühler war am zweitletzten April- «Harry Bischofberger & Band» den Reigen der Wochenende Durchführungsort der Freizeitar- Konzerte fort. – Auch die dritte, Anfang Okto ber beiten-Ausstellung. In der Mehrzweckanlage im Gemeindesaal durchgeführte Country- Herrmoos zeigten gut 200 Lernende aus über Night wurde zu einem Erfolg. Sie war ergänzt 40 Berufen Kostproben ihres Könnens. Im Rah- worden mit Rock’n’Roll-Klängen. – Elvira und men der Ausstellung wurde auch ein Schrei- Nick Tischhauser nahmen Ende Oktober die nerwettbewerb durchgeführt, bei dem in den Mitglieder der Lesegesellschaft mit auf eine beiden Kategorien mit Jenny Harb, Heiden, Reise nach Südamerika. Sie hatten den Konti- und mit Manuela Brander, Nassen, je eine Frau nent 2009 längere Zeit bereist und davon viele den ersten Platz belegte (Abb. 5). Impressionen zurück in die Schweiz genom- men. – Die Band «Shuffleboggs» liess Ende No- vember im Bogenkeller die vom Bluesclub GAIS Bühler organisierte Konzertreihe ausklingen.

Kirche Gemeinde Pfarrerin Regula Menges-Bachmann vertrat In der SVP-Ortssektion kam es an der Haupt- vier Monate lang Pfarrer Lars Syring, der som- versammlung im Februar zu einem Eklat. Die mersüber einen Studienurlaub bezog. Mitglieder wählten den bisherigen Präsidenten Beat Diethelm wegen Unstimmigkeiten im Vor- stand ab, worauf sich Aktuar Willi Höhener für eine Wiederwahl nicht mehr zur Verfügung Gemeindechronik Mittelland 111

45 6 stellte. Neu in den Vorstand gewählt wurden gut 50 Prozent. Der Verkauf, der einen Erlös von Andreas Schefer und Pascal Toggweiler. Das rund 800000 Franken generierte, wurde rück- Präsidentenamt konnte zunächst noch nicht wirkend auf den 1. Januar 2012 rechtsgültig. besetzt werden. – Im Juni konnte die Sanierung Die Bürgerschaft hatte 1972 der Erstellung und des 126 Jahre alten Wasserreservoirs Gerstern dem Betrieb einer Gemeinschafts- und Einzel- abgeschlossen werden. Möglich geworden war antennenanlage für Fernsehen und UKW-Ste- sie dank eines Kredites von einer Million Fran- reo-Empfang zugestimmt. – Im September ken, den der Gemeinderat auf Antrag der Kom- hiess der Gaiser Souverän mit 809 Ja gegen 198 mission Bau und Umwelt im Jahr 2011 gespro- Nein den Teilzonenplan Rotbach II gut. Die chen hatte. – Am 1. Juli hatte Walter Zähner Stimmbeteiligung betrug knapp 47 Prozent. – seinen letzten Arbeitstag als Gaiser Gemeinde- Im Stimmenverhältnis von 765:164 votierten schreiber. Nach 20 Jahren in diesem Amt er- die Gaiserinnen und Gaiser am letzten Novem- reichte er das Pensionsalter und trat in den Ru- ber-Wochenende für die Vereinbarung über hestand. Walter Zähner war 1992 von Hemberg, eine gemeinsame Oberstufe Gais/Bühler. Im wo er die gleiche Funktion ausgeübt hatte, nach Weiteren passierte das Budget 2013 mit 880 Ja Gais gekommen. Sein Nachfolger wurde Ro- land Lussmann, der bisher als Sekretär der Schulgemeinde Appenzell tätig gewesen war Abbildungen Februar bis April 2012 (Abb. 7). – Nach rund 30-jähriger Tätigkeit für 1 Teufen Pfarrerin Verena Hubmann bei der Amtseinset- die Gemeinde Gais trat Bauamtsverwalter Ge- zung. (Bild: APZ, Lukas Pfiffner) org Palancon Ende Juni in den Ruhestand. Sein 2 Gais Grosse Ehre für Martin O. aus Gais. Er erhielt den Nachfolger wurde Dominik Schregenberger. – renommierten Deutschen Kleinkunstpreis 2012 in der Besichtigung des Ausserrhoder Kantonsrats- Sparte Chanson/Lied/Musik. (Bild: APZ, Martina Basista) saals in Herisau und Runden drehen auf der 3 Speicher Im Museum für Lebensgeschichten erhielten Kartbahn in Montlingen: Die Gaiser Jungbür- die Ausstellungsbesucherinnen und -besucher Einblick gerinnen und Jungbürger des Jahrgangs 1994 in die Welt Peter Morgers. (Bild: APZ, David Scarano) begingen den Eintritt in die Volljährigkeit an- 4 Teufen Als eine «Fachfrau für alle Fälle» wurde die mit lässlich der Feier im September mit unter- dem «Tüüfner Bär» ausgezeichnete Gret Zellweger in der schiedlichen Aktivitäten. Würdigung bezeichnet. (Bild: APZ)

5 Bühler 200 Lernende aus über 40 Berufen gaben an der Wahlen und Abstimmungen Freizeitarbeiten-Ausstellung Kostproben ihres Könnens. Im März stimmten die Gaiserinnen und Gaiser (Bild: APZ) dem Verkauf der Grossantennenanlage Gais an 6 Speicher Seit den 1950er-Jahren hat sich der 125-jährige die upc Cablecom im Verhältnis von 788 Ja ge- Musikverein Speicher dem Brass-Band-Sound verschrie- gen 244 Nein zu. Die Stimmbeteiligung lag bei ben. (Bild: applaus) 112 Gemeindechronik Mittelland

7 8 9 gegen 57 Nein. Der Verkauf eines Teils der Lie- IG in einen Verein umzuwandeln. Erster Präsi- genschaft Friedberg wurde mit 505 Ja gegen 431 dent wurde Pius Neuländner. – In der Biblio Nein angenommen. Gut 41 Prozent der Stimm- Gais war im Januar Catalin Dorian Florescu zu berechtigten beteiligten sich am Urnengang. Gast. Der Gewinner des Schweizer Buchpreises 2011 las vor einer überaus grossen Zahl Litera- Industrie und Gewerbe turinteressierter aus seinen Werken. Ein paar Mit Katrin von Borzyskowski als neuer Pächte- Tage später fand im Museum Gais eine weitere rin konnte im Februar das Bistro Alpstein am Lesung statt, diesmal mit dem Ethnologen, Dorfplatz wieder eröffnet werden. Katrin von Journalisten und Schriftsteller David Signer. – Borzyskowski war zuvor im mittlerweile ge- In der evangelischen Kirche war im Januar der schlossenen Restaurant Bierhaus tätig gewe- Gospelchor «Singing 4 You» aus Altstätten zu sen. – Im Juli wurde bekannt, dass Jörg Kachel- Gast. Vor einem grossen Publikum brachte er manns Meteomedia AG ihren bisherigen neue und traditionelle Gospelsongs zu Gehör. Standort auf dem Schwäbrig verlasse und im – Ende Februar erhielt der in Gais wohnhafte Herbst 2013 nach Appenzell umziehe. – Mitte Martin Ulrich, alias Martin O., den Deutschen September konnte die UBS-Geschäftsstelle Kleinkunstpreis in der Sparte Chanson/Lied/ nach einer baulichen Erneuerung wieder eröff- Musik. Die Übergabe der renommierten Aus- net werden. – Im September verkauften Alice zeichnung ging im Mainzer Forum-Theater un- und Johannes Schefer das Hotel Krone am terhaus vonstatten (Abb. 2). – Nachdem sie sich Dorfplatz an Susanne und Hans Heim-Inauen, Anfang März im Schulhaus Dorf einen Tag lang die ihre Wirtetätigkeit – nebst dem Landwirt- intensiv auf das Projekt vorbereitet hatten, ga- schaftsbetrieb im Schachen – Anfang 2013 auf- ben am Abend sieben Formationen der «Expe- nahmen. – Die Raiffeisenbank Appenzell eröff- rimentierfreudigen Volksmusik» dem mit zahl- nete Ende Dezember am Dorfplatz Gais eine reichen Oscars gekrönten Stummfilm «The Ar- Beratungs-Geschäftsstelle. Das Angebot um- tist» ein neues musikalisches Gewand. Die Idee fasst die Beratung der Kundschaft nach vorhe- dazu stammte von Margrit Bürer, Leiterin des riger Terminabsprache. Ausserrhoder Amtes für Kultur, und vom Mu- sikrat SG-AR-AI. – An der Hauptversammlung Kultur und Vereine der Neuen Lesegesellschaft Gais entführte Ro- Anfang Januar fand die Gründung des Vereins bert Schmid die Anwesenden im Anschluss an Eisbahn Gais statt, nachdem zuvor eine Inter- die statutarischen Geschäfte mit Text und Bild essengemeinschaft Eisbahn Gais jeweils für in die Anden. – Präsidentinnenwechsel beim das Bestellen eines Eisfeldes in der Gaiserau Frauenchor Frohsinn Gais: Die Hauptver- gesorgt hatte. Sicherheits- und Haftungsfragen sammlung wählte Denise Hauser zur Nachfol- liessen es schliesslich geraten erscheinen, die gerin von Margrith Heim, die den Chor sechs Gemeindechronik Mittelland 113

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Jahre lang geführt hatte. – Beim Verein Ludo- USA ein Konzert. – Dem Thema «Nachhaltiges thek Gais gab es an der Hauptversammlung Moormanagement» war eine Sonderschau im von Mitte März einen Wechsel an der Spitze. Singsaal des Dorfschulhauses gewidmet. Die Eliane Bachmann löste Li Wüthrich ab, die das vom Trägerverein Walderlebnisraum Gais mit- Präsidium vier Jahre lang ausgeübt hatte. – Am organisierte Ausstellung war während einiger ersten Mai-Sonntag gab der in Gais wohnhafte Juli- und Augustwochen zu besichtigen. – In Klarinettist Charly Baur, Mitglied des Sinfonie- der evangelischen Kirche trat Ende Juli das Ko- orchesters St.Gallen, in der evangelischen Kir- sakenensemble Vladimir Ciolkovitch auf. Zu che zusammen mit vier Kolleginnen und Kolle- hören war russischer Chorgesang. – Die in Gais gen ein auf traditioneller Volksmusik basieren- wohnhafte Zeichnerin und Holzbildhauerin des Konzert. – Für den Reitverein Gais begann Birgit Widmer erhielt das vom Amt für Kultur im Mai eine neue Ära. Nach langem «Exil» in und von der Ausserrhodischen Kulturstiftung Bühler verlegte er seine Aktivitäten nach Gais, erstmals vergebene Artist-in-Residence-Sti- wo er auf einem Privatgrundstück einen Wie- pendium. Sie erhielt damit die Möglichkeit, in senreitplatz hatte finden können. – Im Juni Finnland die Arbeits- und Lebensbedingungen wurde die Neue Lesegesellschaft Gais an der in in der Papierfabrik Stora Enso zu recherchieren. Herisau durchgeführten Generalversammlung – Die Sonntagsmatinée in der Biblio Gais be- der Appenzeller Kulturkonferenz als Mitglied stritt am ersten September-Sonntag der in Gais in die Institution aufgenommen. Ein paar Tage später schlossen die Mitglieder anlässlich einer Exkursion nach Niederteufen Bekanntschaft mit der faszinierenden Welt der Bienenzucht, Abbildungen Juni und Juli 2012 in die sie der Imker und Augenarzt Florian Sut- 7 Gais Gemeindeschreiber Walter Zähner trat Mitte Jahr ter-Adler einführte. – Auf dem Bauernhof Bom- in den Ruhestand. (Bild: APZ, Johannes Wey) mes gastierte Mitte Juli das Hoftheater. Zur Auf- 8 Speicher Rote Rosen für Kantonsratspräsident Ivo Mül- führung brachte es «Annas Afrika», worin der ler bei seinem Empfang im Speicherer Buchensaal. (Bild: APZ, Patrik Kobler) Briefwechsel zwischen Albert Schweitzer und einer Emmentaler Dorfschullehrerin zur Dar- 9 Teufen Das Zeughaus Teufen erstrahlt in neuem Glanz. stellung gebracht wird. Allerdings machte das (Bild: APZ, David Scarano) Wetter insofern einen Strich durch die Rech- 10 Teufen Bei der Eröffnung waren unter anderem Arbei- nung, als das Stück statt im Freien im Stall ge- ten von Roman Signer zu sehen. (Bild: APZ, David Scarano) spielt werden musste. – Einen hochkarätigen 11 Teufen Kurator Ulrich Vogt ist der Hausherr des reno- Ragtime-Pianisten hatte die Neue Lesegesell- vierten Zeughauses. (Bild: APZ, David Scarano) schaft Anfang Juli zu Gast. Im Singsaal des 12 Bühler Das Altersheim am Rotbach kann saniert wer- Dorfschulhauses gab Adam Swanson aus den den. (Bild: APZ, Timo Züst) 114 Gemeindechronik Mittelland

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aufgewachsene Albert Mehr mit einer Lesung verliess Pfarrer Albin Rutz die Seelsorgeeinheit aus seinem Buch «Spuren», worin er Episoden Gäbris, um in seiner angestammten Heimat im aus seinem Leben, das ihn im konsularischen Alttoggenburg die Leitung der Seelsorgeeinheit Dienst um die halbe Welt führte, verarbeitet hat. Bazenheid-Gähwil-Kirchberg zu übernehmen. – Der Chor Gais gab im November zusammen In seiner gut zweieinhalbjährigen Wirkungszeit mit dem Männerchor Heiden und den «Kanti in der Seelsorgeeinheit Gäbris hatte Albin Rutz am Brühl Singers» unter der Leitung von Mi- vor allem die Pfarrei Gais betreut. chael Schläpfer in der evangelischen Kirche Gais ein begeistert aufgenommenes Konzert Schule mit Schweizer Volksliedern. – Veri, mit bürger- Gais war im Juni aus besonderem Anlass Ta- lichem Namen Thomas Lötscher und aus dem gungsort des Lehrerverbandes von Appenzell Entlebuch stammend, gab im November bei Ausserrhoden (LAR). Im Oberstufenzentrum der Neuen Lesegesellschaft seine Visitenkarte Gaiserau beging der LAR im Beisein von 700 als Kabarettist ab. In seinem im Hotel Krone Lehrkräften seinen 100. Geburtstag. – Die dargebotenen Programm «Ab- und Zufälle» Schülerinnen und Schüler der 3. Sekundar- zog er allerhand Register aus der Welt des Tief- klasse traten zum Ende ihrer Schulzeit auf die und Abgründigen. – Im Museum am Dorfplatz Bühne des Oberstufenzentrums und brachten zeigte Lilly Langenegger ab Ende November äl- eine selbst ausgedachte Geschichte zur Auf- tere Gaiser Ansichten, die sie in den Jahren führung. – Gemeinsam mit Klassen aus Genf, 1975 bis 2004 gefertigt hatte. – Der St.Galler Or- Neuenburg, Amriswil und Baar nahm Ende Ok- ganist Martin Schläpfer gab im Dezember in tober die Klasse 3E der Gaiser Oberstufe am der evangelischen Kirche ein Rezital mit Wer- Projekt «Schulen nach Bern» teil. Ziel dieses ken aus verschiedenen Stilepochen. Projektes ist es, den Schülerinnen und Schü- lern die politischen Abläufe in unserem Land Kirchen zu verdeutlichen. Anhand einer Initiative wird Bei der Katholischen Kirchgemeinde Gais gab der Weg aufgezeigt, den der Vorstoss von des- es anlässlich der Kirchgemeindeversammlung sen Formulierung in einer Partei über die Dis- im März einen Wechsel an der Spitze. Für den kussion darüber in Fraktion und Kommission demissionierenden Präsidenten Markus Weder bis hin zur Debatte und zur Abstimmung im wählte die Versammlung den bisherigen Ak- Nationalrat nimmt, wobei die Schülerinnen tuar Manfred Hutter. Neues Mitglied der Kir- und Schüler die Rolle von Parlamentsmitglie- chenverwaltung wurde Ruth Zwicker, die das dern einnehmen. – Dem Thema «Medienkom- Aktuariat übernahm. Für den zurückgetrete- petenz» waren im November die alljährlich an nen Beisitzer Markus Schmid konnte noch kein der Sekundarschule durchgeführten chili-Kon- Ersatz gefunden werden. – Ende November flikttrainingstage gewidmet. Sie gaben den Gemeindechronik Mittelland 115

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Schülerinnen und Schülern Hilfestellung, um ges verschiedenartigste Tänze dar. – Ein Un- sich in der überbordenden Datenflut zurecht- wetter bescherte Gais am 5. Juli unliebsame zufinden. Überraschungen. Aus etlichen Garagen und Kellern musste das reichlich heruntergekom- Klinik mene Wasser gepumpt werden. Im Strahlholz In der Klinik Gais erhielt Lothar Walser, im riss der Wissbach ein Auto mit, das später in Hauptberuf St.Galler Kantonspolizist, von Ja- Bühler aus dem Rotbach geborgen werden nuar bis März Gelegenheit, seine Werke auszu- musste. – Einen herzlichen Empfang bereitete stellen. Zu sehen waren stimmungsvolle Soft- Gais am 10. September der Rollstuhlsportlerin pastellbilder. – Im Januar konnte die Leitung Sandra Graf. Mit einer Gold- und einer Bronze- der Klinik Gais AG die Zertifizierung nach ISO- medaille kehrte sie von den Paralympics 2012 Norm-9001 entgegennehmen. Der Übergabe in London zurück und wurde in einem Umzug des Zertifikats war eine zweijährige Begutach- tung der Systemabläufe vorausgegangen. – Pir- min Breu, ein Kunstschaffender mit Appenzel- Abbildungen Juli bis September 2012 ler Wurzeln, stellte im April und im Mai unter dem Titel «Fremde Heimat» eine Auswahl sei- 13 Speicher Reto Schoch aus Speicherschwendi: Sieger des «Race Across America», des härtesten Radrennens der ner Arbeiten aus, eine Mischung aus Pop und Welt. Seine Mutter trägt ihn auf Armen. (Bild: APZ) Street Art. – Mit Fredy Hersche erhielt som- mersüber ein weiterer Kunstschaffender Gele- 14 Speicher Einfahrt in die heikelste Kurve bei der Seifen- kisten-Schweizer-Meisterschaft in Speicher. genheit, in der Klinik Bilder zu präsentieren. (Bild: APZ, Guido Berlinger-Bolt) Ein beträchtlicher Teil seiner Arbeiten zeigt 15 Trogen Ernst Tanner, Ehrenpräsident der Stiftung Heli- Landschaften im Alpstein. – Dem zum neunten mission, wurde von der Pro Aero geehrt. Mal durchgeführten Herzpatienten-Seminar (Bild: APZ, Ostschweiz) von Ende Juni wohnten rund 400 Personen bei. 16 Trogen Das Duo «Bildhübsch» bereicherte mit seinen Thema der Veranstaltung war die bestmögliche Pantomimen die Trogner Kulturtage. Versorgung durch das Herz-Team. – Im Oktober (Bild: APZ, Markus Fässler) begann eine Ausstellung mit Aquarellen der 17 Teufen Seit 50 Jahren steht die Schafzuchtgemein- Gaiserin Christel Eggenberger. In ihren Arbei- schaft Teufen im Dienste der Rassenerhaltung. ten setzt sie meist Landschaften ins Bild um. (Bild: applaus, Martina Basista)

18 Gais Olympiasiegerin Sandra Graf nahm die Ehrung Verschiedenes durch Regierungsrat Rolf Degen entgegen. Ausgiebigst getanzt wurde Anfang Mai (Bild: APZ, Roman Hertler) beim Gaiser Frühlingsmarkt-Spektakel. Sieben 19 Teufen Die jubilierende Harmoniemusik Teufen beim Gruppen boten fast während eines ganzen Ta- Festumzug durchs Dorf. (Bild: applaus, Karin Christen) 116 Gemeindechronik Mittelland

20 21 13 22 durchs Dorf ins Oberstufenzentrum begleitet, mat. Nach einem Schlaganfall war er bis zu sei- wo auch Regierungsrat Rolf Degen eine Ehrung nem Tod an den Rollstuhl gebunden. der Olympiasiegerin vornahm (Abb. 18). – Ein Im 87. Lebensjahr starb im Januar der in von einem Herd in einer Holzbeige ausgehen- Gais wohnhaft gewesene Heinz Schmidgall. Als der Brand in der Buechstuden in der Nacht auf Unternehmer war er eng verbunden mit ver- den 11. Oktober erforderte einen Grosseinsatz schiedenen Firmen und Firmengruppen aus der Feuerwehr Teufen-Bühler-Gais. Der Scha- der Pharmabranche, so etwa mit der Hedoga den belief sich nach ersten Schätzungen auf AG, der Iromedica AG oder der Parcopharm AG, 400000 Franken. – Die Stiftung ComViva, die die alle pharmazeutische, chemisch-techni- Menschen mit einer Behinderung ein Zuhause sche, nahrungsergänzende und kosmetische bietet, erweiterte im Sommer ihr Angebot, in- Produkte herstellen oder vertreiben. Den Na- dem sie nebst fixen Wohnplätzen auch Ferien- men Heinz Schmidgalls brachte man vor allem plätze anbietet. – Aus sportlicher Sicht hohen auch mit der bekannten Fleckenpaste K2r in Besuch erhielt Gais Mitte Dezember. Zur Ein- Verbindung, die in mehr als fünfzig Ländern weihung der erneuerten Eisbahn gastierte Sa- verkauft wird. rah Meier, ihres Zeichens Europameisterin im Eiskunstlaufen und Schweizer Sportlerin des Jahres 2011, im Dorf am Fuss des Gäbris. Trotz SPEICHER ungünstiger äusserer Bedingungen legte sie vor rund 500 Zuschauerinnen und Zuschauern ausdrucksstarke Proben ihres Könnens aufs Eis. Gemeinde Anfang März kam es bei der FDP Speicher zu einem Wechsel an der Spitze. Nach sechs Jah- Totentafel ren als Präsident hatte Richard-Oliver Krayss Im Juni verstarb in Florenz der 1935 in Gais ge- seine Demission eingereicht. Die Hauptver- borene Kunstmaler Hermann Fitzi. Er war in sammlung wählte Roland Fischer zu seinem jungen Jahren aus dem Appenzellerland, in Nachfolger. – Freudentag für die Gemeinde am dem es ihm nach eigenem Bekunden zu eng 5. Juni: Der Kantonsrat wählte den Speicherer war, weggezogen. In Zürich und Neuenburg Ivo Müller zu seinem Präsidenten. Die Ge- bildete er sich weiter. Studien in Florenz und in meinde bereitete dem für ein Jahr höchsten Paris liessen ihn immer tiefer in die Kunstszene Ausserrhoder, der 1999 in den Kantonsrat ein- finden. 1961 wurde er für das Schweizer Bun- gezogen war, einen herzlichen Empfang im desstipendium ausgewählt. Er liess sich Buchensaal (Abb. 8). – Anlässlich der Volksver- schliesslich in der Toscana nieder, verfolgte sammlung vom 3. September wurde der vor aber stets auch das Geschehen in seiner Hei- Jahresfrist angekündigte und kurz darauf bestä- Gemeindechronik Mittelland 117

23 24 25 tigte Umzug der Berit-Klinik von Teufen nach ten Steuerfuss basierende Budget 2013 mit 851 Speicher und der Herzug der Augenklinik Bel- Ja gegen 172 Nein guthiess. Gut ein Drittel der lavista konkretisiert. Danach besteht ein Stimmberechtigten bemühte sich an die Urne. 60-Millionen-Projekt mit zwei dominanten Bauten beidseits der Vögelinsegg-Krete. Die Kultur und Vereine beiden Kliniken generieren über 200 Arbeits- Im Pfarreizentrum Bendlehn gelangte im Fe- plätze. An der Volksversammlung hiess es, bruar die kleine Volksoper «Elisabeth von Thü- nach Abschluss des Planauflageverfahrens ringen» von Peter Oberholzer zur Aufführung. werde die Baubewilligung Ende 2012 erwartet. 26 Mitwirkende gestalteten das im Mittelalter – Die Jungbürgerinnen und Jungbürger des angesiedelte Werk, in dessen Mittelpunkt die Jahrgangs 1994 vollzogen ihren Eintritt in die mildtätige Landgräfin Elisabeth steht. – Ab Fe- bürgerlichen Rechte und Pflichten Ende Okto- bruar konnte das Jodelchörli Speicher auf die ber mit einer Besichtigung der Gemeindever- Dienste von Katrin Breitenmoser als Dirigentin waltung, einem Abstecher auf die Kartbahn in zählen. Die St.Gallerin löste Werner Falk ab, Montlingen und einem Nachtessen im Bu- der an der Hauptversammlung 2011 seinen chensaal.

Wahlen und Abstimmungen Abbildungen September bis Dezember 2012 In einer Kampfwahl um den nach dem Rück- 20 Trogen 40 Jahre als Wirtepaar im gleichen Restaurant tritt von Eugen Bischof frei gewordenen Sitz in tätig: Sylvia und Ueli Schläpfer vom «Sand». der Geschäftsprüfungskommission schwang (Bild: APZ, René Bieri) Mitte April der vom Handwerker- und Gewer- 21 Teufen Produktionen der Kinder zum Jubiläum beverein portierte Armin Bundi obenaus. Er er- «40 Jahre Heilpädagogische Schule Roth-Haus» gaben hielt 714 Stimmen, wogegen auf Gegenkandi- der Feier das Gepräge. (Bild: APZ, Mea McGhee) dat Anick Reto Volger von der SVP 122 Stim- 22 Bühler Die neue Fernwärmezentrale in der Bühlerer men entfielen. 29,1 Prozent der Berechtigten Edelgrueb. (Bild: APZ, Martina Basista) gingen zur Urne. – Ein deutliches Ja ergab im 23 Mittelland Seit 20 Jahren pflegt der Gospelchor Mittel- September die Abstimmung über den Beitritt land eine sich ständig grösserer Beliebtheit erfreuende Speichers zum Abwasserverband Altenrhein Gesangssparte. (Bild: applaus) (AVA). 1346 Stimmbürgerinnen und Stimm- 24 Teufen Rolf Krieger mit der von ihm geschaffenen bürger hiessen den Beitritt gut, 164 lehnten ihn Syntharp. (Bild: APZ, Markus Fässler) ab. Dies bei einer Stimmbeteiligung von knapp 25 Trogen Am 11. Dezember hat der Regierungsrat 50 Prozent. – Ja zu einer Steuersenkung von Michael Zurwerra aus Brig VS zum neuen Kanti-Rektor 0,1 Einheiten sagte der Souverän Speichers, in- gewählt. Er hat seine Stelle am 1. August 2013 angetre- dem er Ende November das auf dem veränder- ten. (Bild: zVg.) 118 Gemeindechronik Mittelland

Rücktritt gegeben hatte, längere Zeit aber nicht durchgeführten Grümpelturniers sein 50-jäh- ersetzt werden konnte. – Das Museum für Le- riges Bestehen. In dem von Patrick Bundi prä- bensgeschichten erwies von Mitte Februar bis sidierten Verein frönten im Jubiläumsjahr 60 Ende August Peter Morger mit einer Ausstel- Aktive und 125 Junioren ihrem Hobby. – «Kul- lung die Reverenz. Unter dem Titel «Ich baue tour auf Vögelinsegg» wurde im September von mir meine eigenen Regeln» waren Briefe, Bil- den Leserinnen und Lesern des «applaus», der der und Fotos des im Jahr 2002 freiwillig aus Vereins-Beilage zur Appenzeller Zeitung, zum dem Leben geschiedenen Schriftstellers zu se- Verein des Jahres in der Sparte Kultur gekürt. – hen (Abb. 3). Der Nachlass Morgers befindet «Malen statt Reden» war das Motto einer Aus- sich in der Kantonsbibliothek. – Mit zahlrei- stellung im Museum für Lebensgeschichten. chen Veranstaltungen wertete «Kul-tour auf Zu sehen gab es Werke von künstlerisch tätigen Vögelinsegg» auch im Jahr 2012 das Speicherer Menschen mit einer Behinderung. – In der Ga- Kulturleben auf. Produktionen verschiedenster lerie Speicher zeigte Hansjörg Rekade im No- Art aus der Kleinkunstszene, aus dem Klassik- vember in Acryl gemalte neue Arbeiten auf Pa- und dem Jazzbereich sowie literarische An- pier und Leinwand, surreale Spielereien, in de- lässe gaben dem Kalender Profil. Den Auftakt nen der Spass an Farbigkeit sichtbar wird. – Zu machte im Januar der weltbekannte Jazzpianist Gast bei der Sonnengesellschaft war im No- Claude Diallo. – Beim Handwerker- und Ge- vember der St.Galler Lyriker Ivo Ledergerber. werbeverein erfolgte anlässlich der Hauptver- In den Räumen der Bibliothek Speicher-Trogen sammlung ein Wechsel im Präsidium. Thomas las er aus seinen Gedichtbänden. Einen Monat Klingele gab das Amt an Fritz Wüthrich weiter, später las Janine Spirig, Witwe des 1999 einem der den Verein bereits einmal präsidiert hatte. Mord zum Opfer gefallenen St.Galler Lehrers – Das von Laienschauspielerinnen und -spie- Paul Spirig, aus ihrem Buch «Asche und Blü- lern neu gegründete «isaz-theater speicher» ten», in dem sie das traumatische Erlebnis lite- trat Ende März erstmals an die Öffentlichkeit. rarisch verarbeitet hatte. – Beim Feuerwehrver- Im Buchensaal gab es zwei Aufführungen des ein Speicher erfolgte ein Wechsel im Präsidium. Stücks «S Rösli öbernimmt s Komando», die Bruno Huber gab das Amt wegen Wegzugs aus beim Publikum grossen Anklang fanden. – Der der Gemeinde ab. Zu seinem Nachfolger wählte Frauenchor Speicher organisierte am ersten die Hauptversammlung Reto Kast, bisher Ak- Mai-Samstag den Singsamstag des Appenzelli- tuar. schen Chorverbandes. – Der Musikverein Spei- cher beging 2012 mit verschiedenen Aktivitä- Kirchen ten sein 125-jähriges Bestehen. Einen ersten Im Januar verabschiedete die Pauluspfarrei Akzent setzte er Anfang Juni mit einem Jubilä- Speicher-Trogen-Wald Mesmer Willy Büchel umskonzert in der evangelischen Kirche, bei nach mehr als 40-jähriger Tätigkeit in den Ru- dem die Zuhörerschaft auf eine Reise durch die hestand. Gleichzeitig begrüsste sie den neuen Vereinsgeschichte mitgenommen wurde. Im Mesmer Mauro Callegari. – Beim Frauechreis Dezember folgte ein weiteres Konzert in der Speicher-Trogen-Wald ging das Präsidium an- evangelischen Kirche, diesmal zusammen mit lässlich der Hauptversammlung im März von dem Engel-Chörli aus Appenzell. Gleichzeitig Doris Schnider interimistisch auf Andrea Brun- präsentierte der Verein eine von Martin Hüsler ner über. – An der Kirchgemeindeversamm- verfasste Festschrift mit dem Titel «Die Blech- lung der Katholischen Kirchgemeinde Spei- Pioniere» (Abb. 6). – Mit schwarzem Humor cher-Trogen-Wald im April wurde Benno Jud und leisen Tönen begeisterte der Schweizer Ka- aus Trogen als Kassier in den Kirchenverwal- barettist Philipp Galizia sein Publikum im Juni tungsrat gewählt. Er hatte das Amt bereits von bei «Kul-tour auf Vögelinsegg». – Der Fussball- 2005 bis 2011 inne. – Die Kirchgemeindever- club Speicher feierte im Rahmen des Ende Juni sammlung von Ende April wählte Natalia Bez- Gemeindechronik Mittelland 119 zola zur Präsidentin der Evangelischen Kirch- hens hat die Galerie Speicher rund 120 Ausstel- gemeinde Speicher. Damit konnte die einjäh- lungen durchgeführt und dabei namentlich rige Vakanz im Präsidium, die sich nach dem Ostschweizer Künstlerinnen und Künstlern Rücktritt von Hansjörg Müller im Jahr 2011er- eine Plattform geboten. – Einen warmherzigen geben hatte, beendet werden. – An der Kirchge- Empfang bereitete Speicher und namentlich meindeversammlung der Evangelischen Kirch- Speicherschwendi Ende Juni dem Ultracyclis- gemeinde von Mitte Dezember gab das vom ten Reto Schoch. Er hatte am «Race Across Gemeinderat im Oktober verordnete Abstellen America», einem über 4800 Kilometer führen- des 6-Uhr-Läutens viel zu reden. Die an der den Radrennen durch die USA, den Sieg errun- Versammlung anwesenden Kirchbürgerinnen gen. Acht Tage und sechs Stunden benötigte er und -bürger erteilten der Kirchenvorsteher- für die Mammutstrecke (Abb. 13). – Im Juli war schaft, die vom Gemeinderat nicht in den Ent- Speicher Austragungsort der Seifenkisten- scheid miteinbezogen worden war, einstimmig Schweizer-Meisterschaft. Auf der Rennstrecke den Auftrag, beim Gemeinderat zu intervenie- im Kalabinth gingen bei bestem Wetter an die ren und auf eine Wiederaufnahme des Frühläu- hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die tens, wenn unter Umständen auch eine Stunde sich in über zwanzig Ausscheidungsrennen später, hinzuwirken. Seitens des Gemeindera- hatten qualifizieren müssen, an den Start tes hiess es, man habe die Reaktionen aus der (Abb. 14). Bevölkerung unterschätzt, und es sei ein Fehler gewesen, die Kivo nicht einzubeziehen. Man stellte aber auch fest, dass die rechtliche Situa- TROGEN tion rund um das Läuten nicht in allen Punkten klar sei und einer Überprüfung bedürfe. An- lässlich eines Gesprächs am Runden Tisch Gemeinde wurde hierauf beschlossen, das Frühläuten um In den Frühlings- und Sommermonaten beein- 6 Uhr ab Januar 2013 wieder einzuführen. trächtigten umfangreiche Bauarbeiten rund Überdies kam ein unabhängiges Gutachten um den Landsgemeindeplatz die Ortsdurch- zum Schluss, das Läuten falle in den Zuständig- fahrt in erheblichem Masse. Zeitweise mussten keitsbereich der Kivo. die Zufahrtsstrassen gesperrt werden, und der Verkehr konnte jeweils nur mit Umleitungen Schule durchs Dorf geschleust werden. Nach 40-jährigem Wirken an der Sekundar- schule Speicher trat Jörg Klaus auf Ende des Wahlen und Abstimmungen Schuljahrs 2011/12 in den Ruhestand. Er hatte Im September wurden die Trognerinnen und die Stelle unmittelbar nach dem Abschluss der Trogner Stimmberechtigten zur Urne gerufen, Sekundarlehramtsschule angetreten und der um über die Totalrevision des Wasserregle- Schule Speicher die Treue gehalten. Jörg Klaus ments zu befinden. 51 Prozent folgten dem Ruf war, nebst anderen Engagements in der Öffent- und sprachen sich mit 396 Ja gegen 189 Nein lichkeit, viele Jahre lang auch Präsident der deutlich dafür aus. – Ende November stimmten Sonnengesellschaft Speicher. die Trognerinnen und Trogner dem Budget 2013 mit 327 Ja gegen 80 Nein zu. Verschiedenes Der zum vierten Mal vergebene Förderpreis der Industrie und Gewerbe Ersparniskasse Speicher ging an die von Ger- Im Februar eröffnete Annelis Leopold eine Ki- traud und Jules Kaeser 1978 gegründete Gale- nesiologiepraxis. Die Grundlagen dazu holte rie Speicher. Die Übergabe der Auszeichnung sie sich in einer dreijährigen berufsbegleiten- erfolgte im Juni. In den 34 Jahren ihres Beste- den Ausbildung. – Ein Beispiel für das im Gast- 120 Gemeindechronik Mittelland gewerbe immer seltener werdende Behar- ausgestellt. An der Vernissage las Kunstthera- rungsvermögen lieferten Sylvia und Ueli peutin Eva Hensel Texte, die auf Gesprächen Schläpfer vom Restaurant Sand. Im September mit Marguerithe Hauser basieren. – In einer konnten sie das 40-Jahr-Jubiläum begehen von Maren Brauner kuratierten Ausstellung (Abb. 20). – Anfang November gab die Spar- verlieh die aus dem Wallis stammende Künstle- kasse Trogen, die kleinste Bank der Schweiz, rin Angela Werlen der achten Folge der Ausstel- das Einstellen ihrer Geschäftstätigkeit auf Ende lungsreihe «LeLieu» im Palais Bleu Prägnanz. Jahr und die Übergabe des Kundengeschäftes Zu sehen war sie ab Mitte September. – Anläss- an die Regionalbank Acrevis in St.Gallen be- lich des 27. Trogener Adventsmarktes, der ein- kannt. Der Verkaufserlös wurde in eine ge- mal mehr viel Volk anlockte, wurde zum achten meinnützige Stiftung überführt. Auslöser für Mal auch der Trogener Kunstpreis verliehen. diesen Vorgang war die Kündigung des in der Die Auszeichnungen gingen an Nadia Forsthu- Poststelle Trogen betriebenen Bankschalters ber, Arsénio Ferraz de Melo, Rolf Freiburghaus durch die Post. Die Sparkasse Trogen war 1821 und Georges Preisig, die alle einen Holzstuhl gegründet worden. geschenkt bekamen. Zudem durften sie ihre Werke im Café Ruckstuhl ausstellen. Im Haus Kultur und Vereine Vorderdorf bestand ausserdem Gelegenheit, Im Kulturhaus Trogen präsentierten Anfang sich Kurzfilme zum Thema «Behinderung» an- Februar Nina Dimitri und Silvana Gargiulo ihr zusehen. mit «Concerto Rumoristico» betiteltes Bühnen- programm, eine Mischung aus Konzert und Kirchen Komik. – Dem musikalischen Schaffen von Die in Trogen beheimatete und von Hugo Welz Clara Schumann, Fanny Hensel-Mendelssohn, massgeblich geprägte «Gemeinde für Christus» Elisabeth von Herzogenberg und Ethel Smyth konnte im September ihr 50-jähriges Bestehen galt ein von der Kronengesellschaft im Februar feiern. Sie tat dies mit einem Jubiläums-Gottes- veranstaltetes literarisches Hauskonzert im dienst im Versammlungsraum an der Bühler- Haus Vorderdorf. Pianist Fréderic Fischer strasse. spielte Ausschnitte aus Werken der vier Frauen, derweil Simone Flury-Rova und Melanie Krejci Schule anhand von Briefen und Zitaten aus deren Le- Für die 180 Schülerinnen und Schüler der Se- ben erzählten. – Anfang Mai bereicherten zwei kundarschule gab es im Juni einen grossen Auf- Anlässe im Kulturhaus den Trogner Veranstal- tritt. In der Aula der Kantonsschule führten sie tungskalender. Zunächst machte sich das Duo ihr Gemeinschaftsprojekt «Zrogg i d Zuekunft» zwergenHAFT auf tiefgründig-humorvolle Art auf, ein Musical, das sich zu grossen Teilen an Gedanken zum Älterwerden. Tags darauf gas- den Kinoklassiker «Back to the future» an- tierte das Gilbert-Tinner-Quintett zusammen lehnte. Die Vorbereitungen für die beiden Auf- mit Sängerin Brigitte Wullimann. – Die im Sep- führungen währten rund ein Jahr. tember zum dritten Mal durchgeführten Trog- ner Kulturtage vermochten eine Tausendschaft Kantonsschule an Besucherinnen und Besuchern anzulocken. Im Januar fand in der Aula die Uraufführung Im Kulturhaus kamen sie in den Genuss eines des Musicals «True Passion» statt. Geschrieben, reichhaltigen Programms aus mancherlei Kul- komponiert und choreographiert wurde es von tursparten (Abb. 16). – Marguerithe Hauser, der Kantonsschülerin Kim Lemmenmeier im 2010 verstorben, hinterliess einen reichen foto- Zuge ihrer Matura-Arbeit. – An der Hauptver- grafischen und anderweitigen Fundus. Ein Teil sammlung des Kantonsschulvereins KVT im davon wurde im September im Haus Vorder- Mai wurde Nina Vlajic aus Teufen zur Präsiden- dorf, wo sie ihren Lebensabend verbracht hatte, tin gewählt. Sie folgte auf Matthias Rhiner, Gemeindechronik Mittelland 121

Oberegg. Nach Elisabeth Pletscher ist Nina Vla- Didier Burkhalter und seine Gattin Friedrun jic erst die zweite Frau an der KVT-Spitze. – Ab- beantworteten im vollbesetzten Kronensaal schlussfeiern an der Kantonsschule: Die 57 Ab- die von Dorle Vallender und Hans Altherr ge- solventinnen und Absolventen der Fachmittel- stellten Fragen. – Per 1. April übernahm die ge- schule, der Berufsfachschule, der Berufsmatu- meinnützige Stiftung «Herberge zum kleinen rität und der Fachmaturität erhielten ihre Di- Glück» die Liegenschaft «Im Güetli» in Trogen. plome am letzten Freitag im Juni. Die Festrede Damit konnte das Angebot mit dem Ferienhaus in der Kirche Trogen hielt alt Bundesrat Hans- für Menschen mit Beeinträchtigungen auf eine Rudolf Merz, zu Zeiten selber Schüler der Kanti feste Basis gestellt und langfristig gesichert Trogen. Ein paar Tage später konnten 84 Matu- werden. – In der Nacht auf den 21. Mai brach in randinnen und Maturanden im Rahmen einer der Liegenschaft Obere Neuschwendi 3, einem ebenfalls in der Kirche durchgeführten Feier vor noch nicht allzu langer Zeit renovierten ihre Fähigkeitszeugnisse in Empfang nehmen. Wohnhaus für Jugendliche, ein Brand aus. Die – Ein weiteres Mal erhielten Schülerinnen und sich im Haus befindenden sechs Personen Schüler der Kantonsschule im Rahmen der konnten sich unverletzt in Sicherheit bringen. im September durchgeführten Wirtschaftswo- Der Gebäudeschaden wurde auf rund 700000 chen realitätsnahen Einblick in wirtschaftliche Franken geschätzt. Hinterher stellte sich her- Belange. Zu leiten hatten sie fiktive Unterneh- aus, dass der Brand von den fünf jugendlichen men. – Brücken zwischen dem Appenzeller- Bewohnern gelegt worden war. Nach ihren Aus- land und Belgien schlug auch heuer wieder der sagen wollten sie der Heimleitung damit einen traditionelle Schüleraustausch. Im September Denkzettel verpassen, weil ihnen die Zustände weilte eine Klasse aus dem ostflandrischen im Heim nicht genehm waren. – Die Stiftung Buggenhout in Trogen, nachdem eine Trogner Pro Aero verlieh Ende Juli Ernst Tanner von der Kanti-Klasse im März nach Belgien gereist war. Helimission Trogen den Anerkennungspreis – Anfang Dezember gründeten Schülerinnen für besondere Leistungen in der Luftfahrt. Die und Schüler im Schwerpunktfach Wirtschaft & Auszeichnung, die in früheren Jahren Leuten Recht wiederum fiktive Unternehmungen, die wie dem Ballonfahrer-Duo Bertrand Piccard/ sie ein Jahr lang zu führen hatten. – Im Dezem- Brian Jones oder dem Astronauten Claude Ni- ber gab der Regierungsrat die Wahl von Mi- collier zuerkannt worden war, erhielt der Trog- chael Zurwerra, bisher Rektor des Gymnasi- ner Helipilot im Pro-Aero-Jugendlager im En- ums Brig, zum neuen Rektor der Kantons- gadin (Abb. 15). – Der Trogner Lehrling Linus schule Trogen bekannt. Der gebürtige Walliser Bächler, der bei der Walser+Co. AG in Wald den trat sein Amt am 1. August 2013 an und wurde Beruf eines Konstrukteurs erlernte, erhielt im damit Nachfolger des in den Ruhestand treten- November den von der Firma Pestalozzi aus den Willi Eugster (Abb. 25). Dietikon verliehenen «Stiftepriis 2012» für sein vorzügliches Abschneiden bei der Lehrab- Kinderdorf Pestalozzi schlussprüfung. – Die Generalversammlung In gediegenem Rahmen feierte die Stiftung der Skilift Trogen–Breitenebnet AG wählte im Kinderdorf Pestalozzi im September das November Caspar Auer zum neuen Verwal- 30-Jahr-Jubiläum der teilweisen Neuausrich- tungsratspräsidenten. In dieser Funktion löste tung ihrer Hilfe, indem sie seit 1982 Kinder in er Hansruedi Laich ab, der das Amt zwölf Jahre Entwicklungsländern vor Ort unterstützt. lang versehen hatte und davor bereits zehn Jahre im Verwaltungsrat tätig gewesen war. Verschiedenes Im Februar war weitere Prominenz aus Bun- desbern bei dem vor zehn Jahren ins Leben ge- rufenen Trogner Gespräch zu Gast. Bundesrat 122 Gemeindechronik Vorderland

Vorderland Hanspeter Strebel, St.Gallen

Wer nach gemeinsamen Themen der Vorder- tät unter den Vorderländer Gemeinden spürte länder Gemeinden im Jahr 2012 sucht, der fin- der Verein Kindertagesstätte, der zusätzlich det diese am ehesten im Energiebereich. So zum Standort Heiden in Wolfhalden eine wurden in Wolfhalden heftigste Debatten über zweite Kita «Wirbelwind» eröffnet hatte. Um eine geplante Photovoltaikanlage auf dem die Finanzierung längerfristig zu sichern, war Dach der Kirche geführt, und das Volk legte beabsichtigt, mit allen Gemeinden Verträge ab- schliesslich das Veto ein. In Heiden konnte die zuschliessen. In Walzenhausen und Wald so- Photovoltaik-Anlage auf der katholischen Kir- wie Oberegg gelang dies nicht. – Finanziell lief che dagegen installiert und in Betrieb genom- es im Vorderland in der Berichtsperiode gut. men werden. In Lutzenberg ist ein Projekt auf Dies vorab aufgrund höherer Steuererträge. dem Dach des Schulhauses Gitzbüchel in Pla- Eine Ausnahme bildete Rehetobel, wo die lau- nung. In Rehetobel suchte der «Verein Solar- fende Rechnung negativ und etwas schlechter dorf» intensiv nach Möglichkeiten, seine Ideen als budgetiert abschloss. – Das Betreuungszen- zu verwirklichen und legte ein Geschäftsmo- trum Heiden, das am 1. Juni 2013 sein 20-Jahr- dell für den Betrieb eigener Solaranlagen vor. Jubiläum begehen konnte, legte ebenfalls er- Der «Verein Appenzellerland über dem Boden- freuliche Zahlen vor und hatte eine fast see» (AüB) lancierte ein später von allen Ge- 100-prozentige Belegung zu verzeichnen. An- meinden mitgetragenes Projekt mit dem lang- stelle von Hanspeter Eugster (Reute) wurde der fristigen Ziel, die energetische Autonomie der Rehetobler Gemeindepräsident Ueli Graf in Vorderländer Gemeinden (inklusive des In- den Vorstand gewählt. – Die meisten Vorder- nerrhoder Bezirks Oberegg) zu erreichen. Da- länder Gemeinden beschlossen nach dem bei war man zur Eile gezwungen, weil der Bund Rückzieher des Regierungsrats, ab 2013 wieder für zehn ausgewählte Energieregionen kosten- alle Zivilstandsereignisse zu publizieren, falls lose professionelle Beratung in Aussicht stellte. die Angehörigen nicht vom Sperrrecht Ge- Konkrete Massnahmen gab es noch keine, und brauch machen. man wollte auch keine kleineren Interessenge- meinschaften oder Projekte gefährden. Ziel der Aktion war es, zunächst einmal ein Bewusst- REHETOBEL sein für die Energieproblematik zu schaffen. Im Herbst konnte der Verein zusammen mit Ver- tretern der Gemeinden und der lokalen Ener- Gemeinde gieversorgungsunternehmen bekannt geben, Das umstrittenste kommunale Sachgeschäft dass er für den grössten Teil des Vorderlandes des Jahres war die Umzonung der Gebiete Kro- (14000 von 18000 Einwohnerinnen und Ein- nenbüel Süd und Ost in die Wohnzone, um wohnern) ab 2013 zu 100 Prozent auf Schweizer eine Überbauung mit Einfamilien- und Terras- Wasserkraft setzen könne. Das ist indes gleich- senhäusern zu ermöglichen. Ein Komitee bedeutend mit höheren Strompreisen. An eige- kämpfte gegen dieses Vorhaben. Stark bemän- nen Anlagen in der Region steht nur der Gstal- gelt wurde unter anderem, die neue Ortspla- denbach zur Verfügung, was lediglich für die nungskommission sei nicht einbezogen wor- Versorgung der Bürgerinnen und Bürger von den und der Verkauf von Land sei der falsche Schachen bei Reute reicht. – Weniger Solidari- Weg, um Schulden zu tilgen. Die Stimmberech- Gemeindechronik Vorderland 123 tigten lehnten das Umzonungsbegehren über- werbeausstellung unter dem Motto «s Rechtob- deutlich ab. – Martin Schoch und Rosmarie ler Gwerb rondom zwäg», bei der sich 32 Be- Friemel-Brun kündigten ihren Rücktritt aus triebe präsentierten. Es war erst die dritte Aus- dem Gemeinderat auf das nächste Amtsjahr an. stellung in der langjährigen Geschichte des Ge- – Die Gemeinde legte als einzige beim Aus- werbevereins. Die erste fand 1953 statt und die serrhoder Obergericht eine Beschwerde gegen zweite 1995. Auch örtliche Institutionen wie den neuen Verteilschlüssel der Kosten des Öf- die Stiftung Waldheim oder das Altersheim fentlichen Verkehrs ein, deren Auslöser die ge- Krone waren vertreten. Das OK unter der Lei- plante Durchmesserlinie (DML) der Appenzel- tung von Beat Wenk zeigte sich rundum zufrie- ler Bahnen von Teufen nach Trogen war. Rehe- den. – Ebenfalls im März eröffnete Volg nach tobel hätte einen einmaligen Beitrag von einem Umbau in den Räumlichkeiten der Post 200 000 Franken leisten müssen. Die Gemeinde seine Filiale am neuen Standort. Für die Ende argumentierte, sie verfüge über keinen Meter Januar geschlossene Post war es eine Art Wie- Schiene und profitiere nicht von der DML. Zu- dereröffnung, denn der Dorfladen führt einen sätzlich zu diesem Beitrag soll Rehetobel ge- Teil der Dienste als integrierte Postagentur wei- mäss neuem ÖV-Schlüssel 47000 Franken ter (Abb. 2). – Die Zukunft des Restaurants und mehr bezahlen. – Als erste Ausserrhoder Ge- Hotels Löwen war lange Zeit ungewiss, nach- meinde erhielt Rehetobel im Berichtsjahr ein dem im Vorjahr Verkaufsabsichten geäussert von der Urnäscher Firma Jawin entwickeltes worden waren. Daraufhin wurde aus privaten allwettertaugliches Kunstrasen-Mini-Spielfeld Kreisen die Idee der Gründung einer Genos- und weihte dieses im November mit einem senschaft zur Rettung und Sanierung des Tra- Spielturnier ein. Das kantonale Amt für Volks- ditionslokals laut. Im März wurde bekannt, schule und Sport hatte das Projekt massgeblich dass vorderhand alles beim Alten bleibe. Die finanziell unterstützt. Verkaufsabsichten hatten sich zerschlagen. Die Bemühungen, eine Genossenschaft zu grün- Wahlen und Abstimmungen den und Kapital zu sammeln, wurden gar nicht Bei den Ergänzungswahlen im April ging es nur erst aufgenommen. Die Tochter des Besitzers um einen vakanten GPK-Sitz. Dieser ging an den und ihr Partner führten das Haus zunächst wei- Bankfachmann Roger Kast, der bei einem abso- ter, entschlossen sich aber Ende Oktober, das luten Mehr von 140 Stimmen 271 erhielt. – Im Lokal zu schliessen. – Das Bluemehüsli im Dorf September hiessen die Stimmberechtigten den schloss Ende Juni seine Tore für immer. Der La- Beitritt zum Zweckverband «Abwasserverband den befand sich ursprünglich in der früheren Altenrhein» (AVA) mit 503 Ja gegen lediglich 27 Dorf-Bibliothek und seit Herbst 2008 im frühe- Nein gut. – Im November wurde der mit einer ren Landwirtschaftlichen Depot. schwarzen Null abschliessende Voranschlag samt gleichbleibendem Steuerfuss mit 513 Ja Kultur und Vereine gegen 171 Nein angenommen. Auch der Teilzo- Nach der Schliessung der Galerie «Kronen- nenplan «Waldheim» wurde mit 559 Ja gegen 144 bühl», viele Jahre betreut von Pfarrer Carl Nein deutlich gutgeheissen. Fast ebenso klar Nein Haegler, gibt es in Rehetobel weiterhin eine sagten die Stimmberechtigten dagegen zum Kunstgalerie. Die Kunstschaffende sowie Kunst- Teilzonenplan «Kronenbüel Süd und West». 192 und Farbtherapeutin Nicole Tolle konnte sich nahmen die Vorlage an, 516 lehnten sie ab. Dies in den Räumlichkeiten des landwirtschaft- bei einer hohen Beteiligung von 57,5 Prozent. lichen Vereins mitten im Dorf einmieten und dort ihre eigene Galerie «Tolle – Art & Weise» Industrie und Gewerbe eröffnen. Neben eigenen Werken gibt sie auch Höhepunkt des gewerblichen Lebens war im Gästen eine Plattform. Sie arbeitet mit der Kul- März bei herrlichem Frühlingswetter die Ge- turkommission Rehetobel zusammen. – Vor- 124 Gemeindechronik Vorderland läufig Schluss war dagegen nach 18 Jahren für serrhoder Obergericht korrigierte das Urteil das Rehetobler Velomuseum «im Gaden». Die des Kantonsgerichts im viel Aufsehen erregen- Suche nach einem neuen Standort der privaten den Fall der «Schläger von Rehetobel». Drei Sammlung zur Entwicklung des Fahrrads ver- serbische Staatsangehörige waren verurteilt lief zunächst ergebnislos. Seit Anfang 2013 worden, weil sie 2010 einen Landwirt im Auf- steht jedoch fest, dass das Museum im ehema- trag eines Nachbarn brutal verprügelt hatten. ligen Feuerwehrhaus an der Heidenerstrasse Die Attacke wurde von der Berufungskammer neu eingerichtet werden kann. – Der Verein als qualifizierte Körperverletzung gewertet und «Schule und Elternhaus» konnte sein 10-jähri- die teilbedingte Freiheitsstrafe von 22 Monaten ges Bestehen feiern. Seit der Gründung wirkten für den Haupttäter auf vier Jahre unbedingte Gabriela Gehr-Huber und Esther Baumann im Gefängnisstrafe erhöht. – Der Verein Solardorf Vorstand mit. Im Spätherbst wurde dann aber Rehetobel war weiterhin an der Arbeit für sein die Auflösung angekündigt, da sich zu wenig ambitiöses Ziel und konnte die erste Mitglie- Engagierte aus der aktuellen Elternschaft für derversammlung einberufen. Der Bevölkerung ein Weitermachen finden liessen. Für einzelne wurde ein Geschäftsmodell präsentiert, bei Aufgaben wurden neue Träger gesucht und ge- dem Darlehen erwartet werden, um eigene So- funden. Bei Bedarf könnte der Verein leicht larstromanlagen zu erstellen und den Strom an wieder reaktiviert werden. – Auch die über das EW und die Endverbraucher zu verkaufen. 140-jährige Vereinsgeschichte des Männer- – Mit der offiziellen Einweihung des Hangsteges chors Rehetobel ging zu Ende. Er war aus dem auf dem von Unwetter beschädigten Wander- Männerchor Harmonie entstanden und ver- weg der Goldach entlang konnte im Mai der band sich 1936 mit dem Männerchor Frohsinn. Weg von Zweibrücken zum Chastenloch wie- Zuletzt litt er unter starkem Mitgliederschwund der eröffnet werden. Zur Kostendeckung beige- und bildete vor 20 Jahren eine Chorgemein- tragen hatten nebst Sponsoren auch die Ge- schaft mit dem Männerchor Oberegg, wahrte meinden Rehetobel, Speicher, Trogen und aber die Eigenständigkeit. Im Februar 2012 Wald. Ein erstes Projekt war an den Kosten ge- mussten sich aber beide Männerchöre auflö- scheitert. sen wegen Überalterung der Sänger, die es mit sich brachte, dass nicht mehr alle Stimmlagen Totentafel besetzt werden konnten. Dem Männerchor Im Alter von 90 Jahren verschied der hochge- hatten zuletzt noch sechs aktive Sänger mit ei- schätzte ehemalige Dorfarzt Slobodan Brzako- nem Durchschnittsalter von 72 Jahren ange- vic (1922–2012). 1973 hatte der in Belgrad gebo- hört. Die letzten zehn Jahre hatte Kathrin rene und von Kriegserfahrungen im Zweiten Pfändler Kehl die Chorgemeinschaft geleitet. Weltkrieg geprägte Arzt, der zuvor als Facharzt für Lungenkrankheiten in Davos gewirkt hatte, Verschiedenes die Praxis seines legendären Vorgängers Hans Die Stiftung Waldheim gab ihre Pläne bekannt, Walter Kanzler in Rehetobel übernommen und das «Neue Wohnheim» durch einen Neubau zu 20 Jahre geführt. Auch später blieb der passio- ersetzen, weil man keine Möglichkeiten sah, nierte Musiker und Schachspieler bis zu sei- die betrieblichen Mängel zu beheben. Inves- nem Hinschied Arzt mit Leib und Seele und tiert werden 25 Mio. Franken. Das neue Wohn- übernahm immer wieder Stellvertretungen. heim wird den Namen «Sonne» tragen und soll ab 2016 64 Bewohnerinnen und Bewohnern mit Behinderungen eine Heimat bieten. Das zweite Wohnheim der Stiftung im Dorf, das «Soldanella», soll verkauft, das Gründerhaus dagegen weiter genutzt werden. – Das Aus- Gemeindechronik Vorderland 125

Stimmen. Dem Gemeinderat wurde die Kom- WALD petenz erteilt, weiter zu planen. Im Herbst gab dieser bekannt, dass nach Kostenreduktionen Gemeinde gesucht werde. – Trotz einer Steuerfusssen- Als einziger und leidenschaftlicher Verfechter kung im Vorjahr und ausserordentlichen Ab- eines Neins zum neuen kantonalen Finanz- schreibungen schloss die Gemeinderechnung haushaltsgesetz, der das Referendum gegen 2011 positiv ab. – Rege diskutiert wurde auch den Kantonsratsentscheid lancierte und an un- das neue Strassenreglement, vor allem was die zähligen Veranstaltungen bei Parteien und Or- Kosten für die Schneeräumung von öffentli- ganisationen sowie im Wäldler Anzeiger chen Strassen im privaten Eigentum betraf. Zur «Wanze» für die Verwerfung der Vorlage warb, Kenntnis gebracht hat der Gemeinderat, dass brachte sich Gemeindepräsident Jakob Egli in die Namensgebung und Nummerierung von die Schlagzeilen (Abb. 6). Seine Hauptargu- Strassen und Häusern bevorstehe, die andern- mente gegen «HRM2» (Harmonisiertes Rech- orts zu heissen Köpfen geführt hatte. nungslegungsmodell 2) waren der befürchtete Verlust von Gemeindeautonomie und die Kom- Abstimmungen und Wahlen plexität der Materie, die einen aus Laien beste- Im September kamen zwei unbestrittene Sach- henden Gemeinderat überfordere. Seine Ge- vorlagen an die Urne. Beim Strassenreglement meinderatskollegen trugen den Widerstand und dem Teilzonenplan kamen so auch stattli- während der Vernehmlassung noch mit, ver- che Ja-Mehrheiten zustande. Das Strassenreg- weigerten Egli aber nach dem einstimmigen Ja lement erreichte 208 Ja gegen 48 Nein, der Teil- des Kantonsrats die Gefolgschaft zum Sam- zonenplan Baugebiet und Verkehrsflächen meln von Unterschriften für das Referendum. samt Zonenplan Gefahren 201 Ja gegen 52 Nein. Daraufhin kündigte er seinen Rücktritt als Ge- – Das Budget 2013 wurde im November bei ei- meindepräsident für die nächste Amtsperiode ner relativ hohen Stimmbeteiligung von 41,7 an. Eglis Aussage «er fühle sich wie John Wayne Prozent mit 221 Ja gegen 31 Nein angenommen. alleine in der Wüste ohne Pferd» wurde zum viel zitierten Spruch in der Abstimmungskam- Industrie und Gewerbe pagne. Nachdem in Wald alleine über 150 Stim- Die Käserei Messmer im Neuret ging nach men für das Referendum gesammelt worden 25 Jahren Führung durch Fritz und Jolanda waren, relativierte Jakob Egli seinen Rücktritt, Messmer an die dritte Generation mit Philipp machte aber klar, dass er sich sicher nicht auf und Eveline Messmer über und wird in ge- eine Kampfwahl einlasse, aber allenfalls wieder wohntem Rahmen weitergeführt. zur Verfügung stelle. Eglis uneigennütziges En- gagement brachte ihm trotz der hohen Abstim- Kirchen mungsniederlage sogar eine Nomination zum Im Mai 1667 war die Kirche von Wald feierlich «Appenzeller des Jahres» ein. – Weitere Diskus- eingeweiht worden. Das markante Wahrzei- sionen löste das schon länger zur Debatte ste- chen des Dorfes konnte also das 325-jährige hende Dorfzentrums-Projekt aus. Die Kosten Bestehen feiern. Trotz verschiedener Renovati- für einen Bau mit Dorfladen, Gemeindekanzlei, onen ist das Äussere noch weitgehend erhalten. Bauamt, Wohnungen, Dorfplatz und Pausen- Nur der Turm war 1902 um sechs Meter erhöht platz waren auf bis zu 8,5 Mio. Franken beziffert, worden. was wohl nicht ohne Steuererhöhung hätte umgesetzt werden können. An einer Gemein- Kultur und Vereine deversammlung im März, an der Rückmeldun- Das von Gabi Müller-Gloor betriebene Pup- gen zum Projekt gefragt waren, gab es zwar penmuseum konnte sein 30-Jahr-Jubiläum mit viele skeptische, aber auch aufmunternde einer neuen Kunsthandwerker-Ausstellung er- 126 Gemeindechronik Vorderland

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öffnen. – Der Gemischte Chor Wald führte in GRUB der zweiten Novemberhälfte zusammen mit dem Appenzeller Kammerorchester das Re- quiem KV 626 von W. A. Mozart auf. Die Lei- Gemeinde tung hatte Jürg Surber. Mit über siebzig Sänge- Die Gemeinde soll ein neues Gesicht bekom- rinnen und Sängern aus fast allen Vorderländer men. An der öffentlichen Budgetversammlung Gemeinden sowie aus Trogen, Speicher, Teu- im November wurde über ein Vorprojekt für die fen und St. Gallen und 30 Mitwirkenden und Gestaltung eines neuen Dorfkerns mit zwei Projektzuzügern im Kammerorchester war die Neubauten für Wohn- und Gewerberaum ori- Aufführung ein Appenzeller Grossprojekt. Ne- entiert. Sie sollen an die Stelle des ehemaligen ben Rüti ZH und St.Fiden/St.Gallen kam man Postgebäudes und einer baufälligen Nachbar- in Ausserrhoden in den evangelischen Kirchen liegenschaft treten. Auch die Gemeindekanzlei von Rehetobel und Herisau in den Genuss des soll darin Platz finden. Die Gemeinde will aber berühmten und berührenden Werks. nicht selber als Investor auftreten, sondern die benötigten Räume im Stockwerkeigentum er- Verschiedenes werben. Der Kanton hat, gestützt auf das Pro- Die Ostermontagsfeier, andernorts längst ver- jekt «Bauen und Wohnen» im laufenden Regie- gessen gegangen, ist wieder zu einem traditio- rungsprogramm, 20000 Franken an die Pla- nellen Anlass im Wäldler Kalender geworden, nungskosten gesprochen. – Nach dem positiven wie der Gemeinderat nach der gelungenen Rechnungsabschluss dank mehr Steuereinnah- Durchführung anerkennend mitteilte. Die men für das Jahr 2011 wird für 2013 ein leicht diesjährige Auflage stand unter dem Motto defizitäres Budget mit einer Senkung des Steu- «Mini Familie». – Auf dem Spielplatz beim Kin- erfusses um 0,1 auf 4,1 Einheiten aufgestellt dergarten konnte ein selbst gebautes Spiel- und von den Stimmberechtigten genehmigt. Es hüttli eingeweiht und damit eine ältere Idee handelte sich um die fünfte Steuersenkung in aus dem Dornröschenschlaf geweckt werden. – den letzten sieben Jahren. – Gemeinderats-Vi- Das von der Kulturkommission initiierte Kel- zepräsident Werner Schläpfer kündigte nach 17 lerfest konnte trotz miserabler Witterung im Jahren Amtstätigkeit seinen Rücktritt an. Auch August stimmungsvoll über die Bühne gehen. Guido Bischofberger kündigte an, sich 2013 nicht mehr zur Verfügung stellen zu wollen.

Wahlen und Abstimmungen Ergänzungswahlen standen keine an. Das Bud- get mit Steuersenkung wurde Ende November mit 198 gegen 37 Stimmen bei einer Stimmbe- Gemeindechronik Vorderland 127

34 teiligung von 32,6 Prozent angenommen. Die Schule geplante Abstimmung über das neue Strassen- Die Schule Grub feierte im Juni das 50-jährige reglement musste mit einem Fristverlänge- Bestehen des Zentralschulhauses. Es gab am rungsgesuch beim Departement Bau und Um- ersten Wochenende Aktivitäten für Ehemalige welt hinausgeschoben werden. und die ganze Gruber Bevölkerung. Integriert war auch ein Projekt mit dem Zirkus Bengalo. Industrie und Gewerbe Schulkinder und Lehrpersonen lernten im Das Heilbad Unterrechstein konnte im Sep- Rahmen einer Sonderwoche allerlei Kunststü- tember das 30-Jahr-Jubiläum feiern. Dies aller- cke und Tricks und präsentierten abschlies- dings nicht ganz sorgenfrei, kündigte sich doch send der Bevölkerung eine temperamentvolle ein juristisches Nachspiel wegen des verwehr- Show. ten Zutritts einer Behindertengruppe an, was im März landesweit für Empörung gesorgt Verschiedenes hatte. Der Verwaltungsrat hatte sich im Nach- Die traditionell von der FDP verliehene «Gol- hinein allerdings entschuldigt, und die betrof- dene Rose» ging an Dorf-Fotograf Bernhard fene Heilpädagogische Schule Heerbrugg Lutz, der seit 20 Jahren das Leben in und um nahm diese Geste an. Trübend im Jubiläums- Grub in Bildern festhält und auch einen Kalen- jahr war auch die Situation beim geplanten Wellnesspark Appenzellerland, wo für das Ho- telprojekt ein Investor fehlt. Neu in den Verwal- Abbildungen Januar bis April 2012 tungsrat gewählt wurde Sandro Agosti, der ehe- 1 Walzenhausen Der langjährige Gemeindeschreiber malige Geschäftsführer von Appenzellerland Remo Ritter wechselte nach Reute. Das Amt wurde von Tourismus. Die Besucherzahl lag mit rund der jungen Rheintalerin Nathalie Cipolleta übernom- 72000 im Durchschnitt der letzten Jahre, men. (Bild: APZ) ebenso der Umsatz mit knapp 1,9 Mio. Franken. 2 Rehetobel In den alten Räumlichkeiten der Post eröff- – Im Landgasthof Bären stellte die in Rehetobel nete Volg eine neue Filiale. Integriert ist auch eine Post- wohnhafte Rosavita Düring vielfältige Kreide- agentur, die für die Bevölkerung den Vorteil längerer Öffnungszeiten mit sich bringt. (Bild: APZ) kunstwerke aus. Zusammen mit Besuchern schuf sie auch zwei originelle Bärenbilder aus 3 Wolfhalden Das geplante und schliesslich von den Stimmberechtigten verhinderte Solardach auf der Kirche Anlass des Bärenfestes im Landgasthof, wo Wolfhalden liess Emotionen hochgehen. Dietmar Wild sein 10-Jahr-Gastgeberjubiläum (Bild: APZ, David Scarano) feierte. Wild führt den Landgasthof neu zusam- 4 Heiden Mit Werner Meier, Lutzenberg, trat nach einer men mit Jeannette Pufahl, die vorher im «Ro- spannenden beruflichen und politischen Karriere der sengarten» in Heiden und in der «Blume» in wohl bekannteste, wenn auch nicht langjährigste Teufen Gastgeberin war. Gemeindeschreiber ab. (Bild: APZ, Timo Züst) 128 Gemeindechronik Vorderland

56 der herausgibt. – Nach über 28 Jahren Tätigkeit HEIDEN als Schulbuschauffeur erklärte Paul Nauer sei- nen Rücktritt; gemeinsam mit seiner Frau Lydia, die als Hauswartin tätig war. Allein wäh- Gemeinde rend seiner Tätigkeit für die Schule umrundete Ein bekanntes Gesicht unter den Gemeinde- er die Erde kilometermässig rund 62 Mal, ins- schreibern verschwand nicht nur in Walzen- gesamt in seinem Chauffeurberufsleben sicher hausen, sondern auch in Heiden. Der frühere 87 Mal. – Der aus Grub stammende Nationalrat Kantonsratspräsident und Lutzenberger Ge- Andrea Caroni hat neben seinem politischen meindehauptmann Werner Meier, der auf eine Amt in Bern ein Weiterbildungsstudium an der wechselvolle berufliche und politische Karriere berühmten Harvard University in Boston abge- zurückblickt, übergab das Gemeindeschreiber- schlossen und darf künftig den Titel MPA (Mas- amt im Vorderländer «Hauptort» an Rita Tobler ter oft Public Administration) tragen. Caroni (Abb. 4). Meier hatte dieses Amt zehn Jahre hatte bereits das Lizentiat in Rechtswissen- inne. Ihren Rücktritt aus dem Gemeinderat an- schaften und den Doktortitel mit einer völker- gekündigt hat nach siebenjähriger Amtszeit Ju- rechtlichen Dissertation erreicht sowie das dith Kantor. – Mitte Juni hiessen die Stimmbe- Ausserrhoder Rechtsanwaltspatent erworben. rechtigten die Schaffung eines befristeten Ju- gendtreffpunkts in der Liegenschaft «Alte Mi- Totentafel gros» gut, die dafür sanft saniert wurde. Die Ge- Im Alter von 86 Jahren verstarb der früher in meinde hatte das Gebäude Anfang Jahr gekauft. Heiden wohnhafte Paul Spalinger-Rotach Zusätzlich wurde ein Notfallzimmer für Sozial- (1925–2012). Der Diplomingenieur war lange fälle eingerichtet. – Bereits im November wurde in den damaligen Flug- und Fahrzeugwerken bekannt, dass der Jahresabschluss nach drei- Altenrhein (FFA) tätig und an der Entwicklung maliger Steuersenkung in Serie negativ ausfal- des für die Schweizer Luftwaffe gedachten le- len und zu einer Abnahme des Eigenkapitals gendären P16 beteiligt. Das Projekt wurde aber führen wird. Auch für 2013 droht ein Negativab- nach dem zweiten Absturz eines Prototyps ab- schluss. Dennoch wollte man den Steuerfuss gebrochen. Experten bezeichnen dies noch nicht sofort erhöhen. Sobald aber entschieden heute als Fehlentscheid. Spalinger war später sein wird, wie viel die Gemeinde in ihre Sport- auch an der Konstruktion des Geschäftsreise- anlagen zu investieren gedenkt, wird sich das flugzeugs «Learjet», des Schulflugzeugs wohl ändern, wie Gemeindepräsident Norbert «Bravo» und des Segelflugzeugs «Diamant» be- Näf klar machte. – Bei einem weiteren lange dis- teiligt. kutierten Projekt ging es vorwärts. Ende Okto- ber verlief das Auflageverfahren für die Gestal- tung des Kirchplatzes ohne Einsprachen. Ein Gemeindechronik Vorderland 129

7 erstes Baugesuch war 2009 zurückgezogen wor- derte sich nichts. Sie profitieren weiterhin von den. – Unklar blieb im Berichtsjahr, wie es mit einem Vorzugspreis, wie versichert wurde. – An dem Altersheim Quisisana weitergehen würde. der Generalversammlung der Hotel Heiden AG Zunächst wurde eine Analyse in Auftrag gege- wurden Regierungsrat Köbi Frei und Universi- ben, die eine saubere Angebotsplanung zusam- tätsprofessor Christian Laesser in den Verwal- men mit möglichen Partnern zum Ziele hat. – tungsrat gewählt. Die Rechnung schloss nach Mit dem Thema der Belebung des Orts beschäf- den aufwändigen Sanierungsarbeiten wieder tigte sich auf Initiative des Handwerker- und einmal gut ab. Um dies längerfristig zu sichern Gewerbevereins eine ganztägige Ideenwerk- und damit Heiden wieder zu einem Tourismus- statt im Juni, an der über 50 Personen teilnah- ort zu machen, schlossen sich die Hotel Heiden men. Sie trug den Titel «Heiden 2025». AG und die Park Heiden AG zur Interessen- gemeinschaft «IG Avanti» zusammen. – Ein re- Wahlen und Abstimmungen nommierter Betrieb, das Aussichts- und Fisch- Im Juni wurde dem Kauf der Liegenschaft «Alte spezialitäten-Restaurant Weid, erhielt mit den Migros» bzw. dem Übertrag vom Finanz- ins Rheintaler Gastronomen Silvia und Günther Verwaltungsvermögen und dem Umbau für Ju- Rüscher ein neues Pächterpaar, das die Tradi- gend- und Sozialzwecke mit 646 Ja zu 433 Nein tion fortsetzen will. – Die Pläne für ein neues zugestimmt. Die Stimmbeteiligung war mit Café im Ortskern in der ehemaligen Buchhand- 41 Prozent relativ hoch. Gleichentags wurde lung Libresso konnten nur beschränkt verwirk- das Strassenreglement mit 770 Ja gegen 263 licht werden, weil der Nachbar auf der Liegen- Nein gutgeheissen. Die Beteiligung lag bei über schaft «Krone» sich auf eine 17 Jahre alte, im 40 Prozent. – Im November hiessen die Stimm- Grundbuch verbriefte Gewerbebeschränkung berechtigten das defizitäre Budget mit einem stabilen Steuerfuss mit 582 Ja gegen 158 Nein gut, bei einer Beteiligung von rund 28 Prozent. Abbildungen August bis Dezember 2012 5 Heiden Einen Verlust für den Wohn- und Tourismusort Industrie und Gewerbe Heiden stellt die definitive Schliessung des Libresso Buch- und Textladens am Kirchplatz dar. Nach etwas Ruhe nach der Renovation wieder (Bild: APZ, Johannes Wey) Neuigkeiten vom Kursaal: Nachdem der Kur- 6 Wald Gemeindepräsident Jakob Egli kämpfte bis zu- verein diesen im Auftrag der Gemeinde geführt letzt gegen das neue Finanzhaushaltsgesetz des Kantons hatte, übernahm die Hotel Heiden AG den Be- und fühlte sich «wie John Wayne alleine in der Wüste trieb. Gastgeberin Sibylle Kündig verliess den ohne Pferd». (Bild: APZ, Johannes Wey) Kursaal Ende Juli. Das öffentliche Restaurant 7 Lutzenberg Der malerische Weihnachtsmarkt in Wie- wurde Ende September geschlossen. Für Ver- nacht-Tobel lockte auch bei der 20. Ausgabe viel Publi- eine und einheimische Nutzer des Saales än- kum an. (Bild: APZ, Martina BaŠista) 130 Gemeindechronik Vorderland

berief, obwohl das Restaurant seit längerem ge- Kirchen schlossen war. Schliesslich wurde doch noch Ende September wurde auf dem Dach der ka- eine teilweise Einigung erzielt. Initiant Gerhard tholischen Kirche Heiden zum ersten Mal Rohner von der gleichnamigen Bäckerei darf Strom produziert. Die Photovoltaikanlage nun acht bediente Sitzplätze anbieten, jedoch deckt umgerechnet den Energiebedarf von kein Aussencafé betreiben. – Abschiednehmen zehn Einfamilienhäusern. Für die Finanzie- hiess es für Paul und Madeleine Girsberger nun rung und den Betrieb war eine einfache Gesell- auch vom Restaurant Häädler Stube gegenüber schaft «Strom vom Kirchendach» gegründet dem Bahnhof, nachdem schon ein Jahr zuvor worden. Partner der Katholischen Kirchge- das «Kurhaus Sunnematt» verkauft und ge- meinde ist die Einwohnergemeinde Heiden, schlossen worden war. Girsbergers hatten dort und die stromtechnische Verantwortung liegt seit 1992 gewirtet. Die «Häädler Stube» kam in beim EW Heiden. Nach längerer Vakanz konnte neue Hände und wird nun von Simone Heller für den Verwaltungsrat mit dem früheren Poli- geführt, als Patentinhaber steht ihr Beat Steiger zeikommandanten und OK-Präsidenten des zur Verfügung. – Die Klinik Hirslanden Rosen- Dunant-Jubiläums, Hansjörg Ritter, ein promi- berg AG konnte im Juni ihr 30-jähriges Beste- nenter Ersatz gefunden werden. Für Pfarreilei- hen feiern und weiterhin ein Wachstum auf ter Niklaus Züger, der noch teilzeitlich verfüg- allen Ebenen vermelden. Erneut wurde auch bar ist, konnte Albert Kappenthuler eingesetzt investiert, in eine Erweiterung des Operations- werden, der auch für Rehetobel zuständig ist. – trakts und den Einbau eines zweiten Bettenlifts. Die Bauabrechnung für die Innenrenovation – Die Generalversammlung des Elektrizitäts- der reformierten Kirche schloss günstiger ab werks Heiden beschloss ein Aktiensplitting im als erwartet. Die Nettokosten für die Kirchge- Verhältnis von eins zu vier. Ziel ist es, mittelfris- meinde nach Abzug verschiedener Beiträge be- tig den Kreis der Aktionäre zu verjüngen und zu liefen sich noch auf 550000 Franken. Diskus- vergrössern. Gleichzeitig wurde die Sanierung sionen löste an der Kirchgemeindeversamm- des Wasserkraftwerks Gstaldenbach in einer lung die Abdankungshalle aus, die als kalt und Projektpartnerschaft mit den SAK beschlossen. unwürdig bezeichnet wurde. Die Versamm- Dafür sind drei Mio. Franken Investitionskos- lung war der Ansicht, eine Verbesserung wäre ten vorgesehen. Ebenfalls zusammen mit die- Sache der Einwohnergemeinde. Die Abdan- sem Unternehmen ist die Erstellung eines kungshalle stehe allen Konfessionen offen. Ver- Glasfasernetzes für das bebaute Gebiet von zichtet hat man entgegen früherer Absichten Heiden geplant. – Die Papeterie Inauen an der auf den Verkauf des Pfarrhauses und schloss Poststrasse konnte auf das 30-jährige Bestehen mit der Kita einen fünfjährigen Mietvertrag ab. anstossen. – Cécile Huber löste den in Pension Nach 14 Jahren trat Claudia Gebert aus der Kivo gehenden Arthur Sturzenegger als Poststellen- zurück. Sie wurde durch Claudia Häseli ersetzt. leiter ab. – Die stark gewachsene Kern Textilrei- nigung fand im Gebäude der aufgegebenen Kultur und Vereine Niederer Eisenwarenhandlung neue Räum- Einen kulturellen Verlust hatte Heiden Ende lichkeiten. – Seit 40 Jahren existiert das Radio-, August mit der definitiven Schliessung des Lib- TV- und Multimedia-Geschäft Kurt Buschor resso Buch- und Textladens zu verkraften, den und Niklaus Dahinden, das seit seiner Grün- Judith Hauptlin während 15 Jahren geführt dung viele technische Schritte von der Schall- hatte (Abb. 5). Die Hoffnungen, das Geschäft platte bis zum 3D-Fernseher mitgemacht und fortan als Genossenschaft zu betreiben, hatten sich einen guten Namen erarbeitet hat. 2009 sich zerschlagen. Dies allerdings nicht wegen war die Buschor + Dahinden AG vom gelernten des Geldes, sondern weil zu wenig Leute gefun- Multimedia-Elektroniker Daniel Bandel über- den werden konnten, die sich im Vorstand en- nommen worden. gagiert hätten. – Aufrüsten konnte dagegen das Gemeindechronik Vorderland 131

Kino Rosental, das künftig auf die Digitaltech- Verschiedenes nik setzt. Damit kommt man schneller an aktu- Im April ist ein Fussgänger-Leitsystem in Be- elle Filme, kann den Saal aber auch für externe trieb genommen worden. Informationstafeln Anlässe mit ihren modernen technischen Be- an elf Standorten im Dorf sollten zu einer bes- dürfnissen nutzen. Die neue Apparatur kostete seren Orientierung beitragen. Sie bilden einen rund 120000 Franken und wurde durch den Rundweg. – Auf privater Basis wurde mit dem Kanton mitfinanziert. Auch in der Geschäftslei- «Haus zur Bergulme» ein neuer Begegnungsort tung gab es einen Wechsel: Auf Monika Frei geschaffen, der vorab Armutsbetroffenen, letzt- folgte Rosie Bühler. – Die Vorderländer Konzert- lich aber der ganzen Bevölkerung offen steht, reihe «Appenzeller Winter» feierte ihr 20-Jahr- Brücken baut und Hilfe bietet. Initiant ist Hein- Jubiläum mit einem Auftritt des Appenzeller rich van der Wingen. Die Gründer verstehen Kammerorchesters unter der Leitung von Jürg das Projekt nicht als Konkurrenz, sondern als Surber im vollbesetzten Kursaal. Die Reihe Ergänzung zu bereits bestehenden Organisati- wird laut dem Organisationsteam mit Jessica onen. Vorerst gilt eine dreijährige Pilotphase. – und Othmar Kehl-Lauff sowie Christina und Am Freihof konnte eine neue Gedenktafel ent- Ernst Waidelich-Peter nicht mehr weiterge- hüllt werden. Sie zeigt den Berliner Augenarzt führt. – Unter dem Patronat des Historisch-An- Albrecht von Graefe (1828–1870), der im 19. tiquarischen Vereins und des Museums Hei- Jahrhundert jeweils in den Sommermonaten den wurde Ende Jahr die Bö-Stiftung gegründet, Hunderte von Augenpatienten aus ganz Eu- an der sich auch die Gemeinde beteiligt. Damit ropa behandelte und zum Aufstieg Heidens als sollen die Erinnerung an den Karikaturisten Kurort beitrug. Graefe gilt als Begründer der und «Nebelspalter»-Redaktor Carl Böckli, alias modernen Augenheilkunde und operierte erst- Bö», und dessen geistiges Erbe erhalten blei- mals erfolgreich den Grünen Star. – 3200 Seni- ben. Im Museum wurde eine Bö-Dauerausstel- orinnen und Senioren aus der ganzen Schweiz lung eingerichtet. – Zum Angebot des Hotels wurden zwischen Mai und Oktober zu einem Heiden gehören nun auch vier Textilzimmer Ausflug nach Heiden eingeladen. Dies auf Ver- mit exklusiven Stoffen der St.Galler Firma Ja- anlassung der Hatt-Bucher-Stiftung, die sich kob Schlaepfer. Es ist dies ein Beitrag, um die für die Lebensqualität der älteren Menschen Ostschweiz als «Textilland» bekannt zu ma- einsetzt. Der Kurverein begrüsste die Gäste mit chen. – Mit dem dritten Heft über die refor- einer Aktion, indem er spezielle Dunant-Duka- mierte Kirche wurde die Reihe der Kunstführer ten im Wert von 60 Franken anfertigen liess. für Heiden abgeschlossen. Schon länger doku- Diese wurden von den meisten Leistungsträ- mentiert sind der Kursaal und das Schwimm- gern als Zahlungsmittel angenommen. Die Ak- und Sonnenbad. – Unter dem Titel «Kultur im tion wurde vom Kurverein als positiver Beitrag Kursaal» wurde im Januar eine neue Veranstal- zur Belebung des Dorfes gewertet. – Die tungsreihe mit überregionaler Ausstrahlung Schwimmbad-Genossenschaft konnte ihr angekündigt. Sie sollte die ganze Bandbreite 80-jähriges Bestehen feiern. Das als Schmuck- der Kleinstkunstszene umfassen. Eröffnet stück geltende Bad war 1932 nach sehr kurzer wurde die Reihe von Helga Schneider (ex Aca- Bauzeit von weniger als neun Monaten eröffnet pickels). worden. 132 Gemeindechronik Vorderland

zienz wolle sich die Gemeinde hingegen selber WOLFHALDEN engagieren. – Gegen Ende des Jahres konnte nach fünfjähriger Planung endlich der Spaten- Gemeinde stich für die Wohnüberbauung Kronenwiese Dominierendes Thema in der öffentlichen Dis- im Dorfzentrum vorgenommen werden. Das kussion des Wolfhäldler Jahres 2012 war die lokale Bau- und Baunebengewerbe soll mass- vom Stimmvolk schliesslich verhinderte Mon- geblich an der Investition von 13 Mio. Franken tage einer vollflächigen Photovoltaik-Anlage beteiligt sein. Auch der Architekt Hubert Bi- auf dem Kirchendach (Abb 3). Im April hatte schoff ist ein Einheimischer. Der Generalunter- der Gemeinderat eine entsprechende Absicht nehmer Schertler Alge AG kommt aus St.Mar- kundgetan und die Abstimmung auf den grethen. Gebaut werden sollen drei Mehrfami- 17. Juni angesetzt. Die Projektkosten waren auf lienhäuser mit insgesamt 20 Wohnungen. – Die 220000 Franken veranschlagt. Doch dem als Jahresrechnung 2011 schloss erneut mit «ökologisches Zeichen» gedachten Vorhaben schwarzen anstelle der budgetierten roten erwuchs rasch Widerstand, vorab von Seiten Zahlen ab und lag, dank markant höheren Heimatschutz und der Mehrheit der kantona- Steuereinnahmen, trotz zusätzlichen Abschrei- len Denkmalpflegekommission. Der Gemein- bungen und Fondszuweisungen weit über dem derat wollte das Projekt selber an die Hand Budget. Dies erlaubte auch eine weitere Steuer- nehmen, da er so keine Kompromisse bei der senkung für das Jahr 2013, womit ein leichtes Optik eingehen müsse. Auch die Gegner spra- Defizit veranschlagt wurde, das aber gemäss chen sich grundsätzlich für Solarenergie aus, Gemeindebehörden vor dem Hintergrund ei- wollten als Standort aber andere, weniger ex- nes Eigenkapitals von 2,4 Mio. Franken ver- ponierte Objekte wie etwa Schulhaus- oder In- kraftbar sei. – Mit der sofortigen Auflösung der dustriedächer nutzen. Private Projekte wären 1853 gegründeten Lesegesellschaft Dorf Wolf- zudem billiger, wurde argumentiert. Der Ab- halden, die ihre Ämter nicht mehr besetzen stimmungskampf war emotional und teilweise konnte, verschwand die älteste derartige Insti- polemisch. Auch überzeugte Befürworter einer tution im Dorf, das nun noch drei Lesegesell- solchen Vorreiterrolle, die der Gemeinderat schaften zählt. – Das Betriebsreglement für die einnehmen wollte, meldeten sich zu Wort, blie- Benutzung des Kronensaals hatte in der prakti- ben aber gemäss Abstimmungsergebnis deut- schen Handhabung nicht mehr befriedigt. Die lich in der Minderheit. Der Gemeinderat legte Aufgaben der von einem Mitglied des Gemein- nach der Niederlage an der Urne das Thema derats präsidierten fünfköpfigen Betriebskom- Energie aber nicht einfach ad acta. Im Novem- mission bezüglich der Saalbelegung wurden ber präsentierte Gemeindepräsident Max Koch gänzlich auf den jeweiligen Pächter übertragen. ein gemeindeeigenes Förderprogramm für Der Vertrag mit Markus Steger wurde im Übri- Photovoltaik, in dem private Anlagen finanziell gen im Berichtsjahr verlängert. Der bauliche unterstützt werden sollen, weil man es als Wink Unterhalt des Saals wird künftig vollständig von der Bürgerinnen und Bürger empfunden habe, der Hochbaukommission überwacht und aus- nicht mehr selbst als Investor aufzutreten. Mit geführt. Damit konnte die Betriebskommission der IG Naturstrom Genossenschaft wurde eine aufgehoben werden. Nutzungsvereinbarung für das Schulhausdach unterzeichnet. Als drittes Handlungsfeld in Sa- Wahlen und Abstimmungen chen Energie wurde der Firma Swiss Contrac- Der Kredit von 220000 Franken für die Erstel- ting der Auftrag erteilt, die Möglichkeiten eines lung einer Solaranlage auf dem Kirchendach Wärmeverbundes aufzuzeigen, weil man hier wurde am 17. Juni mit 248 Ja gegen 364 Nein nicht über das nötige Know-how verfüge. In relativ klar verworfen. Bei der Ersatzwahl für den Bereichen Energiesparen und Energieeffi- Irène Keller in die Geschäftsprüfungskommis- Gemeindechronik Vorderland 133 sion setzte sich der von der Lesegesellschaft meinde und Verkehrsverein veranlasst. Der Tanne portierte René Bänziger in einer Kampf- Verein empfand die ihm zugewiesenen Aufga- wahl gegen den ehemaligen Kantonsrat Jürg ben als «Diktat», sprach von fehlender Wert- Messmer mit 454 Stimmen bei einem absolu- schätzung und störte sich am «ultimativen ten Mehr von 256 klar durch. Die Stimmbeteili- Ton». Der Vorstand verweigerte die Zustim- gung bei dieser Abstimmung im Juni lag bei mung. Die Auflösung des Vereins und die Neu- 51,1 Prozent. – Im November wurde das Budget ausrichtung unter verändertem Namen wurde 2013 mit 255 Ja gegen 81 Nein bei einer Beteili- in Aussicht gestellt, die eigentliche Beschluss- gung von lediglich 28,9 Prozent gutgeheissen. fassung aber noch auf das Folgejahr vertagt.

Schule Verschiedenes Einigen Wirbel löste im April der Entscheid des Zur Freude der Kinder wurde beim Aussen- Gemeinderats aus, auf das Schuljahr 2014/15 schulhaus Zelg der Spielplatz grosszügig ge- in der Oberstufe vom kooperativen auf das staltet und rechtzeitig auf den Beginn des ADL-Modell (Altersdurchmischtes Lernen) Schuljahrs mit neuen Geräten bestückt. – Zwei- umzustellen. Der Gemeinderat, in dessen allei- mal beschäftigte sich das Bundesgericht in niger Kompetenz diese Umstellung steht, er- Lausanne mit Streitfällen, die Einwohner der klärte sich überzeugt, ADL sei pädagogisch Gemeinde betrafen. So muss die Einwohnerge- sinnvoll und auch bezahlbar. Hingewiesen meinde sich gegen ihren Willen an den Kosten wurde auf die Abnahme der Schülerzahlen und einer Privatstrasse beteiligen. Der Rekurs ge- damit die sinkenden Kantonsbeiträge. Die gen den Entscheid der kantonalen Behörden Partnergemeinde Grub, die ADL von der Unter- hatte keinen Erfolg. Recht gab das Bundesge- und Mittelstufe her bereits kennt, war einver- richt dagegen der kantonalen Gebäudeversi- standen. Unzufrieden zeigte sich vor allem die cherung, die nach dem Brand in einer Geflü- Lesegesellschaft Aussertobel bzw. deren Ar- gelbrüterei Leistungen an den Eigentümer ge- beitsgruppe Schule. Sie kritisierte vorab, die kürzt hatte, weil das Feuer auf grobfahrlässige Bürgerschaft sei zu wenig involviert worden. – Weise verursacht worden sei. Ein elektrisch be- Mit ihrem Einsatz für die Integration von Son- triebener Kompressor war zwecks Lärmdäm- derschülern in Regelklassen haben Lehrerin- mung mit Glaswollmatten verkleidet gewesen nen und Lehrer des Oberstufenschulhauses und hatte den Brand ausgelöst. – Das traditio- Wolfhalden den Wettbewerb «im Scheinwer- nelle, dem Ferienkolonie-Verein Töss (Winter- ferlicht» von Pro Infirmis gewonnen. thur) gehörende Heim «Schönenbühl» (ehe- mals Gasthaus Ochsen) wurde von der Träger- Kultur und Vereine schaft aufgegeben und zum Verkauf ausge- Das Museum Wolfhalden beging das Jubiläum schrieben. Die Nachfrage nach entsprechen- seines 30-jährigen Bestehens mit einer Sonder- den Ferienplätzen war eingebrochen. Zudem ausstellung über Rideaux-Stickerei und ermög- hätte man ein neues Hauswart-Paar suchen lichte damit Einblicke in einen für etliche Vor- müssen. – Nach neun Jahren schloss die Chrab- derländer Gemeinden einst wichtigen Wirt- belgruppe «Luftibus» ihr Angebot. Die Reso- schaftszweig. Bei der Kettenstich-Stickerei, ei- nanz hatte zuletzt markant nachgelassen, oft ner uralten Heimindustrie, wurden in reiner blieben die beiden Leiterinnen während der Handarbeit mit Baumwollgarn auf Mousselin- Öffnungszeit alleine. oder Tüllstoffe Ornamente gestickt. – Die struk- turellen Veränderungen in der Tourismusför- derung haben auch Wolfhalden erreicht und den Gemeinderat zur Ausarbeitung einer Lei- stungsvereinbarung zwischen Einwohnerge- 134 Gemeindechronik Vorderland

gekündigt, dass die briefliche Stimmabgabe LUTZENBERG künftig kostenlos sein wird.

Gemeinde Wahlen und Abstimmungen Nach dem Rücktritt von Gemeinderat Karl Al- Im April wurde der Architekt Werner Schluch- der konnte an der öffentlichen Wählerver- ter mit 105 von 113 gültigen Stimmen in den sammlung Anfang März nur mit Mühe und Gemeinderat gewählt. Im November wurde der nach eindringlichen Worten des Gemeinde- Voranschlag für das Jahr 2013 bei einer Stimm- präsidenten, sich zu engagieren, eine Kandida- beteiligung von fast 40 Prozent mit 208 Nein tur gefunden und portiert werden. Zur Verfü- gegen 127 Ja verworfen. gung stellte sich Architekt Werner Schluchter. Er wurde denn auch problemlos gewählt. – Industrie und Gewerbe Nachdem die Rechnung 2011 mit einem Er- Höhepunkt des gewerblichen Jahres war im tragsüberschuss abgeschlossen hatte, kam es Mai die erfolgreiche Durchführung der «Gwerb Ende November bei der Volksabstimmung zum 12» unter dem Motto «Nägel mit Köpfen». Eine Budget zu einer kleineren Überraschung. Es re- solche Ausstellung war letztmals acht Jahre sultierte ein relativ deutliches Nein. Verant- vorher durchgeführt worden. – Seit der Eröff- wortlich dafür war kaum der Voranschlag der nung des Kurhotels Seeblick 1989 ist die Zahl laufenden Rechnung mit positiven Zahlen und der Logiernächte gesunken. Dies wie übrigens einer Steuerfusssenkung um 0,1 Einheiten, im ganzen Kanton. Deshalb entschlossen sich sondern der Investitionsplan. Dieser sah eine Verwaltungsrat und Geschäftsleitung, den Ho- Zunahme der Verschuldung von gut zwei Mio. telbetrieb aufzugeben und das Haus ab 2012 als Franken vor. Stolpersteine waren wohl die Auf- Bed-and-Breakfast weiterzuführen. Alle Bun- schüttung des Steinbruchs in Wienacht-Tobel, galows und ein Teil der Gästezimmer wurden die dort geplanten Parkplätze und schliesslich überdies fest vermietet. Dank des neuen Kon- die Investitionspläne an der Gebäudehülle und zepts konnten wieder schwarze Zahlen ge- Umgebung des Gemeindehauses. Die Oppo- schrieben werden. Im Vordergrund steht aber nenten sprachen von einer «Verschandelung» weiterhin der Verkauf der ganzen Liegenschaft. des Ortsteils. So musste Lutzenberg ohne ge- – Der weit über die Region hinaus berühmte nehmigtes Budget ins neue Jahr. – Nach der Wienachtsmarkt im Weiler Wienacht-Tobel Schliessung des Hauses Alpenblick in Wie- konnte am ersten Adventssonntag mit rund nacht, das über 20 Jahre als kantonales Durch- 65 Ausstellern das 20-jährige Bestehen feiern gangsheim gedient hatte, und dem Bezug der (Abb. 7). Die Zeitschrift «Beobachter» verglich Liegenschaft Landegg in Eggersriet als Unter- den Markt mit seinen handgefertigten und kunft für Asylsuchende, erwarb die Gemeinde hausgemachten Produkten gar mit den Weih- den «Alpenblick» für 400 000 Franken vom nachtsmarktklassikern von , Strass- Kanton. Das Gebäude wurde in der Folge zu- burg und Nürnberg. – Nach einer grösseren nächst einer Hausanalyse unterzogen. – Der Umbauphase und einem Wirtewechsel wurde etappenweise Umbau des Gemeindehauses das Aussichtsrestaurant Treichli in Wienacht ging so voran, dass nun die Innenrenovation wieder eröffnet. samt Treppenhaus und Eingangsbereich abge- schlossen ist. Nun steht noch die Fassadenre- Kultur und Vereine novation des als kommunales Schutzobjekt Die Kulturlandsgemeinde 2012 zum Thema geltenden Gebäudes bevor. – Im Ortsteil Hau- «Ich bin so frei» fand im «Alpenblick» in Wie- fen-Brenden konnten neue Begrüssungstafeln nacht-Tobel und in der Schule Gitzbüchel in am Ortseingang eingeweiht werden: als Teil der Lutzenberg statt. Die künstlerische Interven- Corporate Identity. – Der Gemeinderat hat an- tion unter dem Namen «Transit» stammte von Gemeindechronik Vorderland 135 der in Leipzig wohnhaften Annina Frehner von wurde sie vom Gemeinderat und nicht mehr Urnäsch und setzte sich in einem Spiel von «In- vom Volk gewählt, wie dies bisher der Fall war. nen» und «Aussen» mit dem Thema «Freiheit» Allerdings gab es Kritik, man habe das Volksbe- und der Geschichte des «Alpenblicks» zum ei- gehren über ein Jahr liegen lassen, bis es zur nen und zum andern mit der Landschaft, die Abstimmung kam. Damit werde dieses nun un- im Norden den Blick freigibt über den Boden- gewollt mit dem Namen einer Kandidatin ver- see und im Süden in die Hügel mündet, ausein- knüpft. Die Kompetenzverschiebung wurde im ander. Einbezogen in die Ausführungsarbeiten März durch die Stimmberechtigten klar gutge- der Installation waren auch Asylsuchende – heissen, und damit entfiel eine nachträgliche das ehemalige Hotel hatte 20 Jahre als kantona- Abstimmung. – Noch einmal gab es Unmut les Durchgangsheim gedient. über das Ausbleiben einer Abstimmung. Dies- mal war es die SP, die kritisierte, das revidierte Verschiedenes Baureglement hätte im September zur Abstim- Zum 30. Mal wurde bei hitzigem Wetter das mung gebracht werden müssen. Das führe zu Dorfturnier auf dem Gitzbüchel ausgetragen. Unsicherheiten und nähre den Verdacht, dass Das Grümpeli mit verschiedenen Spezialatt- man noch vor Inkrafttreten Bauprojekte im In- raktionen war gewohnheitsgemäss mehr Spass teresse Privater durchwinken möchte. Bestärkt als sportlicher Ehrgeiz. So gab es einen Ballon- werde diese Vermutung noch durch den und Fotowettbewerb sowie Gratis-Apéros. Aus «Schildbürgerstreich», Baugesuche nicht mehr dem Sportanlass wurde ein kleines Dorffest. – in den amtlichen Publikationsorganen zu ver- Ein Jubiläum konnte auch der Senioren-Mit- öffentlichen, womit auch der Kanton nicht ein- tagstisch feiern. Er besteht seit 20 Jahren und verstanden sei. Ende Jahr kündigte der Ge- wurde im Frühling zum 250. Mal in der «Hohen meindepräsident dann eine Korrekturauflage Lust» durchgeführt. für den Zonenplan an, dessen Revision seit 2006 läuft. Es geht vor allem um die Zukunft des freien Baulands. Die Baulandreserven sind viel zu hoch, doch Auszonungspläne stossen auf WALZENHAUSEN starken Widerstand der Grundeigentümer. – Ein heikles Thema war auch das neue Entschä- Gemeinde digungsreglement des Gemeinderates, über Nach den Wirren um den Gemeinderat im Vor- das Ende Jahr abgestimmt wurde. Die Behörde jahr gestaltete sich das Berichtsjahr recht ruhig. musste zugeben, in dieser Sache schlecht kom- Im März konnte sich die IG «Pro Walzenhau- muniziert zu haben, vor allem, was die Defini- sen», auf deren Vorschlag der komplett neu ge- tion einer Spesenpauschale betreffe. – Finan- wählte Gemeinderat zusammengestellt wor- ziell verlief das Berichtsjahr unproblematisch. den war, auflösen. Das Ziel sei erreicht, das Im März konnte Kenntnis genommen werden, Feld wieder frei für die politischen Gruppierun- dass die Jahresrechnung 2011 aufgrund höhe- gen, hiess es. Einer der neuen Gemeinderäte, rer Steuererträge mit einem Überschuss von Marcel Stillhard, hat bereits seine Demission gut zwei Mio. Franken abgeschlossen hatte. Für auf das nächste Amtsjahr angekündigt. – Einen 2013 wird mit einem kleinen Aufwandüber- Wechsel gab es bei der Führung der Gemeinde- schuss gerechnet, wobei der Steuerfuss gleich verwaltung. Der langjährige Amtsinhaber bleibt. – In zwei Infrastrukturbereichen gab es Remo Ritter hat das Amt des Gemeindeschrei- negative Meldungen. Das Projekt einer Holz- bers nun in Reute inne. Neue Gemeindeschrei- schnitzelheizung im Werkhof Almendsberg berin ist Nathalie Cipolletta, die aus Diepold- wird nicht umgesetzt, da das Interesse an Fern- sau zuzog (Abb. 1). Nach der Annahme einer wärme als zu gering eingestuft wird. – Bei der von den Ortsparteien lancierten Initiative Inspektion des kantonalen Labors zeigten sich 136 Gemeindechronik Vorderland

Mängel beim baulichen Zustand des Wasserre- betrug lediglich 10 Prozent. Nicht begehrt war servoirs und der Quellenschächte Sommerau. auch das Präsidentenamt. Im ersten Wahlgang Grösstenteils fielen die Tests über die Wasser- erreichte keiner der in die Urne gelegten Na- qualität aber gut aus. – Im Rahmen des Walzen- men das absolute Mehr. Es kam zu einer stillen hauser Weihnachtsmarkts wurden zum letzten Wahl, in der Urs Walser als gewählt erklärt Mal Ehrungen für spezielle Leistungen durch- wurde. Zu neuen Mitgliedern der GPK gewählt geführt, 15 an der Zahl. Der Gemeinderat be- wurden Anita Stricker mit 93 und Alexandra gründete die Abschaffung damit, man habe Schmid mit 91 Stimmen. Mühe, faire Spielregeln für solche Auszeich- nungen aufzustellen. Es wird nun nach einer Industrie und Gewerbe neuen Lösung gesucht. Seit 50 Jahren wird von der Familie Meyerhans im Dorf Brot gebacken, seit 1962 in zweiter Ge- Abstimmungen und Wahlen neration und seit 1996 in der dritten. Die Bä- Mitte März wurde die Initiative, welche die ckerei mit ihren traditionellen Spezialitäten Wahl des Gemeindeschreibers oder der Ge- und das Restaurant Bahnhof haben sich inzwi- meindeschreiberin durch den Gemeinderat schen weit über die Gemeindegrenzen hinaus statt durch das Volk forderte, mit 400 zu 140 Bekanntheit erworben. Bereits seit 1901 und Stimmen bei einer Stimmbeteiligung von 1920 bestehen eine Bäckerei bzw. ein Restau- knapp 40 Prozent deutlich angenommen. – rant in diesem Haus. Seit 1998 ist der Familien- Walzenhausen stimmt über die Rechnung betrieb eine Aktiengesellschaft. Immer wieder noch immer an der Urne ab. Die Verwaltungs- wurde er modernisiert, beispielsweise mit ei- rechnung 2011 wurde Mitte Mai mit 215 gegen nem beliebten Wintergarten. lediglich 18 Neinstimmen gutgeheissen. Dass das Thema einer Absegnung von getätigten Schule Ausgaben kaum mehr interessiert, zeigte die Die Schule Walzenhausen wird 2014 erstmals Stimmbeteiligung von 16,7 Prozent. – Interes- Pfingstferien einführen. Dies zwischen Auf- santer ist der Voranschlag, über den im No- fahrt und Pfingsten. Durch die Neuerung dau- vember abgestimmt wurde. Hier gab es mit 276 ern die Herbstferien nur noch zwei Wochen. Ja gegen 184 Nein ein deutlich knapperes Er- Man passt sich dabei Lutzenberg an, dem Ver- gebnis, und die Beteiligung lag doch etwas über tragspartner von Walzenhausen für die Ober- einem Drittel. Der gleich bleibende Steuerfuss stufe. Die meisten Vorderländer Gemeinden wurde mit 350 zu 117 Stimmen vom Volk gutge- kennen diese Ferienregelung. Damit ist auch heissen. Ein Ja gab es mit 324 gegenüber 135 eine gemeinsame Ferienplanung mit Familien Nein auch bei der Revision des Baureglements, aus Nachbargemeinden möglich. Zudem kön- und schliesslich wurden am selben Abstim- nen die Ferien während des Jahres so besser mungswochenende auch zwei Teilzonenpläne verteilt werden. für rechtskräftig erklärt. Derjenige über die Ver- kehrsfläche passierte mit 306 zu 128, jener über Kultur und Vereine Gefahrenzonen mit 325 zu 105 Stimmen. Die Walzehuser Bühni konnte ihr 30-jähriges Wuchtig abgelehnt wurde hingegen gleichen- Bestehen feiern. Dafür wurde im März mit dem tags die Revision des Entschädigungsregle- Clown Dimitri einer der ganz grossen Namen ments. 147 Ja standen 337 Nein gegenüber. Die der Kleinkunstszene verpflichtet. – Im Septem- Beteiligung war hier mit knapp 35 Prozent die ber konnte in der Mehrzweckanlage eine neue, höchste des Abstimmungsmarathon-Wochen- moderne Bühne eingeweiht werden. Die Kos- endes. – Ersatzwahlen gab es im Berichtsjahr ten beliefen sich auf 550000 Franken, die über nur in der Geschäftsprüfungskommission. Das das Budget 2012 bewilligt worden waren. Die Interesse daran war ausgesprochen mager und alte Bühne hatte den Sicherheitsvorschriften Gemeindechronik Vorderland 137 nicht mehr genügt und war sanierungsbedürf- aktive LED-Textanzeigen mit Touchscreen an tig. Die Bühnenwand wurde vom Sekundar- den Ortseinfahrten und beim Bahnhof instal- schüler Josia Brändli künstlerisch gestaltet: das liert. – Im Februar konnte die ehemalige Weiss- Ergebnis eines Schülerwettbewerbs. – Der Sa- näherin Emma Rohner-Rohner bei guter Ge- mariterverein Walzenhausen löste sich auf, sundheit ihren 106. Geburtstag feiern. Sie galt und das verbliebene Vereinsvermögen wurde als älteste Ausserrhoderin, verstarb aber rund guten Zwecken zugesprochen. Er wurde fast vier Monate nach ihrem Geburtstag. – Das 100 Jahre alt. – Die Historikerinnen Heidi Eisen- Wohnheim Bellevue der Stiftung Waldheim, hut und Iris Blum haben mit dem Buch «Von das 42 Frauen und Männern mit geistiger und Tür zu Tür» ein Werk zur Geschichte des Fami- teilweise körperlicher Behinderung ein Zu- lienunternehmens Just und zum Thema «Han- hause bietet, konnte im Sommer sein 50-jähri- delsreisende in Kunst, Literatur und Film» her- ges Bestehen feiern. ausgegeben. Neun Autorinnen und Autoren haben mitgewirkt. – Der Jodlerklub «Echo vom Kurzenberg», dem 20 aktive Sängerinnen und REUTE Sänger angehören, konnte sein 60-jähriges Be- stehen mit einem von Gästen bereicherten Konzert feiern. Gemeinde Mit Remo Ritter, der viele Jahre in der Nachbar- Verschiedenes gemeinde Walzenhausen in diesem Amt ge- Der «Sonneblick» ob Walzenhausen beschloss wirkt hatte, erhielt Reute einen neuen, überaus den Umbau seiner beiden Gästehäuser und der erfahrenen Gemeindeschreiber. Ruedi Rech- Zufahrtsstrasse für zwei Mio. Franken. Lange steiner füllte die Vakanz im Gemeinderat. – war die Zukunft des Gastgruppen aus sozialen, Trotz der Aussicht auf eine Steuerfussreduktion gemeinnützigen und kirchlichen Kreisen interessierten sich gerade einmal ein Dutzend Raum bietenden Hauses ungewiss gewesen. Gemeindeeinwohnerinnen und -einwohner Gebaut worden war die Anlage 1933 als evan- für die Darlegungen anlässlich der Orientie- gelisches Sozial- und Heimatlosenheim von rungsversammlung über die finanziellen Be- Pfarrer Paul Vogt (1900–1984). Sie diente zuerst lange. Die Steuern konnten um 0,1 auf 4,1 Ein- für Arbeitslosenkurse und später für die Auf- heiten gesenkt werden. Der budgetierte Auf- nahme von Flüchtlingen. – Der 55-jährige Poli- wandüberschuss von 36 000 Franken entspricht zeiwachtmeister Peter Frei konnte sein 25-Jahr- ziemlich genau dem Ausfall durch diese Mass- Jubiläum auf dem Polizeiposten Walzenhausen nahme. – Nach 17 Jahren musste das Rüütiger feiern und wurde entsprechend geehrt. Er Alters- und Pflegeheim Watt mit seinen Bewoh- wechselte für seine letzten Berufsjahre zum Re- nerinnen und Bewohnern Abschied von Heim- gionalpolizeiposten Heiden. – Ein heutzutage leiterin Helen Nessensohn nehmen. Die Nach- nicht mehr alltägliches Arbeitsjubiläum in ei- folge trat die gebürtige Innerrhoderin Rita ner Position, in der es häufige Wechsel gibt, Manser an. – Gegen Jahresende hat die Ge- konnte auch Dieter Geuter feiern. Er leitete im meinde ihre Homepage www.reute.ch aufge- Januar seit einem Jahrzehnt das Alterswohn- frischt und technisch angepasst. Sie wurde da- heim und hatte das Haus in diesem Jahrzehnt mit benutzerfreundlicher und übersichtlicher. professionalisiert und weiter renoviert. – Die Viehschau fand erstmals auf dem Schauplatz Wahlen und Abstimmungen Almendsberg statt, direkt an der Strasse von Die Kampfwahl um den vakanten Gemeinde- Walzenhausen nach Rheineck. – Die moderne ratssitz entschied Ruedi Rechsteiner klar für Informationstechnologie hat auch in Walzen- sich. Er erhielt 114 Stimmen, auf seinen Kon- hausen Einzug gehalten. So wurden drei inter- kurrenten Walter Breu entfielen lediglich 12 138 Gemeindechronik Vorderland

Stimmen. Die Beteiligung betrug exakt ein wie im Bodenseeraum, aber auch in der Stadt Drittel. – Das Budget 2013 mit Steuerfusssen- St.Gallen vertrieben. Die verarbeitete Tages- kung wurde im November mit 131 Ja gegen milch beträgt auch dank Zukaufs von weiteren 26 Nein gutgeheissen. Käsereien in der näheren Umgebung bis zu 3800 Liter. Kirchen Mit Martina Tapernoux-Tanner aus Trogen Kultur und Vereine konnte die Evangelisch-reformierte Kirchge- Die Gemeinde stellte dem einheimischen meinde Reute Oberegg eine neue Pfarrerin Künstler Silvan Köppel an der Durchgangs- wählen und im Herbst in ihr Amt einsetzen. Sie strasse temporär öffentlichen Raum für sechs wirkt in einem 60-Prozent-Pensum. Als Nach- Skulpturen aus der Reihe «Avantus» (zu über- folgerin von Marion Giglberger hat die Kirchge- tragen mit «vorwärts» oder wörtlich «a Wand meinde damit erneut eine Frau Pfarrerin einge- duss», siehe www.avantus.ch) zur Verfügung. setzt. Die Kirchenvorsteherschaft wurde durch Die Reaktionen fielen zum Teil negativ aus, was eine Reglementsänderung von sechs auf fünf wohl auf fehlende Information seitens der Be- Mitglieder verkleinert. hörden zurückzuführen war.

Industrie und Gewerbe Verschiedenes Die seit 1901 bestehende Käserei Tobler in Der frühere langjährige Gemeindepräsident Schachen-Reute konnte im Juni mit einem Tag Arthur Sturzenegger, der beruflich fast 30 Jahre der offenen Tür ihre neuen Produktionsräume die Posthalterstelle Schachen bei Reute geführt in Betrieb nehmen. Die hergestellten Produkte hatte und nach deren Schliessung noch zehn des in vierter Generation geführten Familien- Jahre als Poststellenleiter von Heiden wirkte, betriebs werden im Vorderland, im Rheintal so- konnte Ende April in Pension gehen. Landeschronik Appenzell Innerrhoden 139

Landeschronik von Appenzell Innerrhoden für das Jahr 2012 Rolf Rechsteiner, Oberegg

In Appenzell Innerrhoden herrschte im vergan- ten, ihre Meinung zu äussern. Das deutlichste genen Jahr Aufbruchstimmung. Zukunftwei- Nein der Nation legten sie ein zur Ferien-Initi- sende Grossprojekte wurden in Angriff genom- ative, die sechs Wochen Ferien für alle forderte. men, so die Projektierung eines neuen Alters- 82,2 Prozent verwarfen die Vorlage. Haarscharf und Pflegezentrums und die Planung für einen angenommen wurde hingegen die Zweitwoh- Hallenbad-Neubau. Auch die Umnutzung des nungsinitiative von Franz Weber, die 50,63 Pro- Kapuzinerklosters wurde angedacht: Die Schaf- zent Ja erzielte. Klar negativ – mit 59,8 Prozent fung einer Jugendherberge, die Zusammenle- Nein – beantworteten die Stimmenden die gung der Bibliotheken und die Ansiedlung von Bauspar-Initiative, und die Rückkehr zur Buch- Teilen der Verwaltung in den Räumen des ehe- preisbindung erhielt nur 38,3 Prozent Zustim- maligen Klosters wurden evaluiert. Frei ge- mung. Einzig die Neuregelung der Geldspiele macht wurde der Weg für einen gemeinsamen wurde mit 82,15 Prozent Ja deutlich angenom- Spitalverbund mit Ausserrhoden, und übers men. – Auf wenig Interesse stiess der Urnen- Jahr liefen intensive Vorbereitungen für ein gang vom 17. Juni. Mit einer Stimmbeteiligung grenzüberschreitendes Jubiläumsprogramm von etwas über 26 Prozent belegte Innerrhoden zur 500-jährigen Mitgliedschaft beider Appen- den zweitletzten Platz der Tabelle aller Schwei- zell im Kreis der dreizehn Alten Orte der Eidge- zer Kantone. Die hart erarbeitete Managed- nossenschaft. – Die Landsgemeinde wählte Care-Vorlage zur Gesundheitsreform erlitt Carlo Schmid-Sutter zum letzten Mal für ein Schiffbruch. Schweizweit lehnten 76 Prozent Jahr als Regierenden Landammann; Daniel der Stimmenden ab, Innerrhoden stimmte mit Fässler trat turnusgemäss ins zweite Glied zu- 69,33 Prozent Nein im Konzert der Ostschweiz rück. Martin Bürki aus Oberegg wurde anstelle mit. Die Schweiz hat auch die Volksinitiative von Melchior Looser zum Landesfähnrich ge- der SVP «Staatsverträge vor das Volk» mit 75,25 wählt, sein Zwillingsbruder Stephan Bürki hielt Prozent Nein-Anteil abgestraft. Innerrhoden Einzug im Kantonsgericht. – Zwei Sportanlässe votierte im Gleichklang mit der Deutsch- im Grossformat prägten das touristische Jahr: schweiz: Nur 28,4 Prozent legten ein Ja ein. Die Rund 1100 Athletinnen und Athleten traten auf Bauspar-Vorlage wurde mit 72,5 Prozent Nein- der Sandgrube zur Tauzieh-Weltmeisterschaft stimmen bachab geschickt. – Am 23. Septem- an (Abb. 25). Den Gontnerinnen gelang zum ber schwamm Innerrhoden für einmal «mit Auftakt der Kategoriensieg bei den «Damen dem Strom». Mit 76 Prozent deutlich über dem 540 kg» – Goldmedaille! Erstmals trafen sich schweizerischen Mittel wollten die Innerrho- auch OL-Eliteläufer aus aller Welt in Appenzell. derinnen und Innerrhoder das Rauchen nicht Sie bestritten einen Weltcuplauf im Gebiet Kau- komplett aus den Restaurants verbannen. wald, das eigens für diesen Anlass neu kartiert Ebenso wie Volk und Stände lehnten sie die In- wurde. Keine Goldmedaille, aber den Eintrag itiative «Sicheres Wohnen im Alter» des Haus- ins Guinness-Buch der Rekorde erlangte die eigentümerverbandes ab, ebenfalls deutlicher Kronbergbahn mit der längsten Bank der Welt. als der Schweizer Durchschnitt mit 55 Prozent. Einzig der Bundesbeschluss über die Jugend- Eidgenössische Abstimmungen musikförderung fand bei 57 Prozent der Stimm- Der erste Urnengang des Jahres am 11. März berechtigten Zustimmung. – Beim vierten eid- veranlasste 36,6 Prozent der Stimmberechtig- genössischen Urnengang am 25. November 140 Landeschronik Appenzell Innerrhoden wurde die Änderung des Tierseuchengesetzes barung. Als Aufsichtsbehörde genehmigte die knapp abgelehnt. Während die Schweizerin- Standeskommission im Berichtsjahr 20 Vorla- nen und Schweizer mit 68 Prozent zustimmten, gen, darunter fünf Quartierpläne, zwei Ände- lehnten die Innerrhoderinnen und Innerrho- rungen an Quartierplänen und drei Zonenpla- der die Vorlage mit 55,3 Prozent Nein ab. Die nungen – Ausdruck der ungebrochen regen Stimmbeteiligung betrug tiefe 22,8 Prozent. Bautätigkeit. An Stiftungsgeldern wurden 458000 Franken freigegeben. Der Grosse Rat Bund und Mitstände behandelte in den regulären Sessionen insge- Einmal mehr wurde einem Ausbildungskurs samt 66 Vorlagen (Vorjahr 53). – Im Brenn- für UNO-Militärbeobachter im Raum Appen- punkt des Politfrühlings stand die Frage, ob die zell Gastrecht gewährt. 36 Teilnehmende aus fünf Bezirke des inneren Landesteils fusioniert der ganzen Welt übten sich in Krisenmanage- werden sollen. Am 13. März fand im Restaurant ment und Deeskalation. – Krisenmanagement Alpstein ein überparteiliches Podium statt, das war auch gefragt im Bereich der Seuchenbe- aufzeigte, wie emotional und kontrovers das kämpfung, als in mehreren Betrieben der Ost- Thema war. Gut besucht war auch ein Podium schweiz die Schweinekrankheit «Porcines re- zum revidierten Baugesetz, das schöneres produktives und respiratorisches Syndrom Bauen im Sinne einer neu formulierten «Ap- (PRRS)» festgestellt wurde (Abb. 28). In Zusam- penzeller Baukultur» anstrebt. – Guten Grund, menarbeit mit dem Bundesamt für Veterinär- seinen Sitz im Kantonsgericht zur Verfügung zu wesen wurde das Vorgehen koordiniert. In In- stellen, hatte Beda Eugster: Er wurde im Sep- nerrhoden musste ein ganzer Bestand durch tember zum Verwaltungsgerichtspräsidenten externe Fachkräfte eliminiert werden; für die des Kantons St.Gallen gewählt. Mit dem ehren- Dekontamination des Stalles kam die Tierseu- vollen Amt ist Wohnsitzpflicht verbunden. – chengruppe SG/AR/AI/FL zum Einsatz. Sie be- Für einigen Wirbel sorgte eine Einzelinitiative währte sich tadellos in dieser Aufgabe. – In al- von alt Säckelmeister Sepp Moser, eingereicht len Teilen grenzüberschreitend war die Erneu- anlässlich der Landsgemeinde mit kurzem erung der amtlichen Vermessung. Appenzell Kommentar auf dem Stuhl. Er regte an, die Innerrhoden hat das gigantische Werk als erster Amtszeit für Mitglieder der Standeskommis- Kanton abgeschlossen. Sämtliche Schnittstel- sion auf zwölf Jahre zu beschränken. Der len wurden so ausgelegt, dass sie von Kantons- Grosse Rat befasste sich in der Herbstsession und Bundesstellen genutzt werden können. – mit dem Thema und beschloss, die Initiative Die Stabschefs der Territorial-Region 4 trafen ohne Gegenvorschlag und in ablehnendem Absprachen für mögliche Einsätze der Armee Sinn vor die Landsgemeinde 2013 zu bringen. – in ausserordentlichen Lagen. Auch die Zivil- Nach dem Ja der Landsgemeinde zum Baukre- schutzstäbe arbeiten zunehmend vernetzt. dit für ein neues Alters- und Pflegezentrum in Das Innerrhoder Polizeikorps beteiligte sich Appenzell wurde Mitte Oktober der erforderli- mit 128 Arbeitstagen an Einsätzen zu Gunsten che Quartierplan «Spitalguet» aufgelegt. Er ver- Bund, Kantone und Polizeischule Ostschweiz deutlicht den Bauperimeter, regelt die Er- in Amriswil. schliessung und die erforderlichen Lärm- schutzmassnahmen. Definiert wurden auch Kantonale Politik die Baulinien für das polygone Gebäude, wel- Die Standeskommission traf sich zu 26 ordent- ches maximal vierzehn Meter Höhe erreichen lichen Sitzungen und behandelte 1349 Ge- darf. Das bereinigte Vorprojekt mit dem Titel schäfte, was sich in 3223 Protokollseiten nie- «Findling» wurde dem Grossen Rat in der Ses- derschlug. Zudem wurden Delegationen an sion vom 3. Dezember zur Kenntnis gebracht. 42 Anlässe entsandt. Nicht weniger als 78 Ver- Schon zu diesem Zeitpunkt war klar, dass die nehmlassungen verlangten nach einer Verlaut- von der Landsgemeinde eingeräumte Bauher- Landeschronik Appenzell Innerrhoden 141 renreserve ausgeschöpft werden muss. Ge- Stephan Bürki (Abb. 10) hielt Einzug ins Kan- rechnet wurde ab diesem Zeitpunkt mit Ge- tonsgericht. Bei der Besetzung des Regierungs- samtkosten von 24,8 Mio. Franken. – In Angriff amts wurde zweimal ausgemehrt, denn Cor- genommen wurde die Frage der Umnutzung minboeuf hatte einen klaren Achtungserfolg des mittlerweile leer stehenden Kapuziner- erzielt. Die Mitglieder der Standeskommission klosters (Abb. 13). Ein Tag der offenen Tür An- wurden mit einer Ausnahme ohne Gegenvor- fang Juni diente einer ersten Übersicht; drei schlag im Amt bestätigt. Einzig Landammann Lösungsansätze wurden vorgestellt: eine Zu- Daniel Fässler musste einen Ruf aus dem Ring sammenlegung der öffentlichen Bibliotheken hinnehmen, der aber keine Wellen warf: Der mit der Kapuzinerbibliothek, die Schaffung wilde Kandidat erhielt vereinzelte Stimmen. von Büros für Teile der kantonalen Verwaltung Carlo Schmid-Sutter trat ein letztes Mal als Re- und die völlig alternative Nutzung als Jugend- gierender Landammann an – nur für ein Jahr, herberge mit 120 Betten. – In der Junisession denn seine Demission per 2013 war längst an- bestieg Josef Schmid aus Weissbad das Präsi- gekündigt (Abb. 8). dentenpodium des Grossen Rates (Abb. 14); er Das heisse Eisen der Landsgemeinde 2012 löste Alfred Inauen ab, der dem Gremium wei- war die geplante Strukturreform (Abb. 11). Die terhin als Mitglied erhalten bleibt. Fefi Sutter Bezirke des inneren Landesteils sollten nach stieg zum Vizepräsidenten auf; ins Büro ge- dem Willen der Projektgruppe sowie der Mehr- wählt wurden neben dem bisherigen Thomas heit des Grossen Rates – aber gegen den Willen Mainberger der Oberegger Pius Federer als der Standeskommission – zu einem einzigen zweiter und Martin Breitenmoser, Appenzell, Bezirk Appenzell fusioniert werden. Ein Ja des als dritter Stimmenzähler. Drei neue Grossräte Souveräns hätte bedeutet, dass sämtliche De- nahmen in den Bankreihen Platz: Andreas Ei- tails in einer Vorlage zusammengefasst und ei- senhut für Oberegg, Monika Rüegg-Bless und ner neuerlichen Abstimmung hätten zugeführt Christoph Keller für Appenzell (Abb. 15). – werden müssen. Bereits in den Vorversamm- Schon im Sommer konnten die Arbeiten für die lungen entbrannten zu diesem Thema hitzige Erstellung des neuen Rank-Kreisels in Angriff Diskussionen. Der Grosse Rat sah sich veran- genommen und dank eines gestrafften Baupro- lasst, den Abstimmungsmodus zu verfeinern. gramms bereits Ende Oktober abgeschlossen Es wurde ein Bezirksvorbehalt eingeräumt, der werden, und dies erst noch im bewilligten Kos- besagte, dass der allfällige Landsgemeindebe- tenrahmen von 1,7 Mio. Franken. Auf der Stre- schluss nur gelten soll, wenn alle Bezirksge- cke blieb hingegen eine Verkehrsplanung zur meinden eine Woche später ebenfalls eine Ja- Entlastung des Dorfkerns in Appenzell. Einzig Mehrheit erzielen würden. Nicht weniger als elf für eine Erschliessungsverbindung vom Süd- Redner, unter ihnen zwei Frauen, meldeten quartier über den Gringel zum Rank wurde im sich zu Wort. Die einen sahen im Bezirksvorbe- Richtplan ein Freihaltekorridor reserviert. halt eine Abwertung der Landsgemeinde als oberste Instanz im Kanton. Die andern wehr- Landsgemeinde ten sich gegen eine «von oben verordnete» Fu- «Martin Bürki neuer Landesfähnrich – Bezirks- sion. Sie zitierten Bundesrecht, das besagt, fusion gescheitert», titelte der Appenzeller dass kein Stand ohne Einwilligung zu einer Fu- Volksfreund am 30. April, dem Tag nach einer sion gezwungen werden könne. Carlo Schmid- sonnigen Landsgemeinde. Erstmals in der Ge- Sutter wagte sich auf dünnes Eis, indem er schichte Innerrhodens wurden Zwillingsbrü- sagte: «Wer nicht will, dass Innerrhoden und der in kantonale Ämter gewählt. Der 47-jährige Ausserrhoden zusammengehen müssen, weiss, Martin Bürki (Abb. 9) schlug seine Konkurren- was er hier zu stimmen hat!». – Zuerst wurde tin Ruth Corminboeuf-Schiegg im Rennen um der Bezirksvorbehalt bereits im ersten Aus- den Sitz des Landesfähnrichs, und sein Bruder mehren abgeschmettert. Dann scheiterte ein 142 Landeschronik Appenzell Innerrhoden

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Rückweisungsantrag zum Fusionsbeschluss. nommen, meinte etwa Sepp Koch aus Gonten Die Zusammenlegung der Bezirke blieb nach und stellte einen Rückweisungsantrag, der aber zweimaligem Ausmehren auf der Strecke; die chancenlos blieb. Am Ende stimmte die Mehr- Entscheidung war knapp. Am Ende resultierte heit der Auffassung zu, dass das offen formu- eine Ja-Mehrheit für ein recht unverbindliches lierte Baugesetz ohne Vereinheitlichung der Fusionsgesetz, das es einzelnen Gemeinden er- Baubehörde nicht tauglich sei. Die Vorlage möglicht, Fusionen «von unten her» vorzube- wurde «mit grossem Mehr» angenommen. – reiten. Wer fusionieren will – seien es unter- Problemlos passierten bescheidenere Revisio- schiedliche oder wesensverwandte Körper- nen des Schul- und des Steuergesetzes, die Re- schaften – muss einen Grundsatzentscheid gelung der Spitalfinanzierung und das Gesetz herbeiführen, Verhandlungen führen, einen über die Familienzulagen. Genehmigt wurde Vertrag aushandeln und das Ergebnis zum zudem ein Kredit von 1,7 Mio. Franken für den Volksentscheid vorlegen. – Das zweite grosse Bau eines Kreisels beim Hirschberg-Rank. – Zu und gleichermassen umstrittene Geschäft war den Gästen der Landsgemeinde zählten Bun- die Totalrevision des Baugesetzes. Darin ist ein desrätin Simonetta Sommaruga, Ständerats- markanter Strategiewechsel enthalten, näm- präsident Hans Altherr und der Regierungsrat lich die Abkehr vom Verunstaltungsverbot zum des Kantons Tessin, angeführt von Regierungs- Gestaltungsgebot. Bauwillige sollen bereits in präsident Marco Borradori. der Planungsphase Beratung in Anspruch neh- men, um an allenfalls heikler Stelle eine mög- Bezirke und Feuerschau lichst gute Einpassung des Bauwerks in die Am ersten Sonntag im Mai fanden die Bezirks- Umgebung zu erzielen. Zweitens ist im neuen gemeinden im inneren Landesteil und der Ur- Baugesetz die Pflicht zur Schaffung einer ge- nengang in Oberegg statt. Hannes Bruderer meinsamen Baukommission für den inneren wurde daselbst im ersten Anlauf deutlich Landesteil enthalten und drittens die Auswei- zum neuen Regierenden Hauptmann gewählt tung der «Landwirtschaft mit besonderer Nut- (Abb. 12); er ersetzte Martin Bürki. Andreas Ei- zung», was Gegner auf den Plan rief. Weiter senhut beliebte als neuer Grossrat, Bruno Wild wurden Massnahmen gegen Baulandhortung wurde neuer Vertreter Obereggs im fusionier- formuliert und in eher administrativer Art die ten Bezirksgericht. Mit einem Stimmenverhält- Vereinheitlichung der Baubegriffe umgesetzt. – nis von 7:4 wurde ein Kreditbegehren von 1,44 Als Stolperstein erwies sich die Schaffung einer Mio. Franken zur Übernahme eines Stockwerks gemeinsamen Baukommission. Vertreter der des in Planung befindlichen Neubaus Dorf- Aussenbezirke sahen ihre Kompetenzen ge- strasse 13 verworfen. Der Bezirksrat hatte es fährdet; der attraktivste Teil der bezirksrätli- unterlassen, sein Vorhaben frühzeitig der chen Aufgaben werde dem Gremium wegge- Volksdiskussion zuzuführen. – Im Bezirk Landeschronik Appenzell Innerrhoden 143

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Schwende wurden Mike Manser neu in den Be- Mio. Franken getätigt werden. Nach Rückstel- zirksrat und Anna Assalve Inauen ins Bezirks- lungen von 365000 Franken resultierte ein Ge- gericht gewählt. Man konnte sich eine Steuer- winn von 213 000 Franken. Das Nettovermögen senkung um zwei auf 22 Prozent leisten. – Im nahm um 1,25 Mio. Franken zu. Der Stromab- Bezirk Appenzell waren zwei neue Mitglieder satz lag bei knapp 75 Mio. kWh, wovon 9,7 Pro- in den Grossen Rat zu wählen. Monika Rüegg- zent selber erzeugt werden konnten. Die Trink- Bless und Christoph Keller machten das Ren- wasserabgabe erreichte im inneren Landesteil nen. Michael Manser beliebte als Mitglied im 838000 m3; weitere 103000 m3 wurden an die Bezirksgericht. Trotz eines ausgezeichneten Wasserversorgung Appenzell Mittelland ver- Jahresergebnisses wollte eine klare Mehrheit kauft (Abb. 29). – Mit der Auflage eines Teilzo- den Weg des Schuldenabbaus zu Ende gehen, nenplans Mettlen-Ost setzte die Feuerschau- weshalb der Steuerfuss bei 28 Punkten belas- gemeinde gleich zu Jahresbeginn einen ersten sen wurde. – In Gonten beliebte Amerei Motzer Akzent. Ermöglicht wird ein Umzug der gesam- als Vertreterin im Bezirksgericht. Genehmigt ten Produktion der Brauerei Locher ins Indus- wurde eine Kostenbeteiligung von 53570 Fran- triegebiet. Die Bautätigkeit war insgesamt rege: ken an die Erneuerung der Trefferanzeige im Die Summe der bewilligten Projekte betrug Schützenstand und die Übernahme eines 33,8 (Vorjahr 20,0) Mio. Franken. – Im Sommer Strassenstücks ins Bezirksstrassennetz. – Der wurde das Vorhaben, die Blattenheimat («Blat- Bezirk Rüte wählte Patrik Koster als Ersatz für tenkarljokes») gegen den Willen der Besitzerfa- Ruedi Grob zum neuen Baupräsidenten. Das gute Rechnungsergebnis erlaubte eine Steuer- Abbildungen Januar bis April 2012 senkung um zwei auf 23 Prozent. Im Wider- spruch zur Empfehlung des Bezirksrates wurde 1 Die alba-Gruppe verlegte Anfang Jahr einen Teil der die Schwarzeneggstrasse ins Bezirksstrassen- Produktion nach Ägypten. netz aufgenommen. – In Schlatt-Haslen wur- 2 Das Projekt «Findling» soll zum Alters- und Pflege- den Stefan Rötheli und Gerhard Leu in den Be- zentrum Appenzell werden. zirksrat gewählt. Sie ersetzten Walter Inauen 3 Die Josephskirche in Schlatt feierte am 18. März ihr und Thomas Keller. Die Versammlung hiess ei- 100-jähriges Bestehen mit einem Begegnungsfest. nen Beitrag von 90000 Franken an die Flurge- 4 Bischof Markus Büchel mischte sich anlässlich des nossenschaft Kirche-Brosis gut. Begegnungsfestes unter die Festgemeinde.

5 Maurizio Vicini löste Ottilia Dörig-Heim als Schul- Feuerschau: Die Feuerschaugemeinde stand ratspräsident von Appenzell ab. einmal mehr ausgezeichnet da: Bei einem Auf- 6 Schulpräsident Hanspeter Inauen von Eggerstanden wand von gut 17 Mio. Franken konnten Ab- löste Migg Inauen (rechts) ab; links der neue gewählte schreibungen in Höhe von 3,43 (Vorjahr 2,84) Schulrat Hannes Manser. (Bilder: AV) 144 Landeschronik Appenzell Innerrhoden

798 milie unter Denkmalschutz zu stellen, dem Re- für einen Selbstfinanzierungsgrad von 115 Pro- ferendum unterstellt (Abb. 20). Dieses wurde zent. nicht ergriffen. Wohnhaus und Scheune stam- men aus dem 16. Jahrhundert, wurden aber Kantonalbank erst 1901 am jetzigen Standort zusammenge- Die Appenzeller Kantonalbank (Abb. 30) wies führt. für 2012 ein hervorragendes Ergebnis aus. Ein Reingewinn von 12,238 Mio. Franken machte Finanzen und Steuern es möglich, insgesamt 7,62 Mio. Franken an Die Innerrhoder Staatsrechnung 2012 präsen- die Staatskasse abzuliefern. Die Bilanzsumme tierte sich um 9 Mio. Franken besser als budge- stieg um 7,7 Prozent auf über 2,5 Mrd. Franken. tiert. Die laufende Rechnung schloss bei einem Das Eigenkapital erfuhr einen Zuwachs um 4,9 Aufwand von 148 Mio. Franken mit einem Prozent und bezifferte sich per Jahresende auf Überschuss von 295000 Franken ab. Die Bes- 218,6 Mio. Franken. Das Ergebnis liess aufhor- serstellung ergab sich durch höhere Erträge chen angesichts rekordtiefer Zinsen, die sich bei den Einkommens- und Vermögenssteuern negativ auf die Margen auswirkten. – Dank ste- (+ 3,5 Mio. Franken) und bei den Grundstück- tiger Zunahme der Bilanzsumme blieb die Ap- gewinnsteuern (+ 2,8 Mio. Franken). Auch eine penzeller Kantonalbank vor Ertragseinbussen nicht erwartete Gewinnausschüttung der verschont. Die Bilanzsumme erhöhte sich im Schweizerischen Nationalbank spülte zusätz- Berichtsjahr markant um 179,4 Mio. Franken lich 1,3 Mio. Franken in die Staatskasse. Auf der (+7,7 Prozent) auf 2,508 Mrd. Franken. Im Ausgabenseite schlugen vor allem höhere Bei- Kerngeschäft, der Finanzierung von Liegen- träge an die Fachhochschulen und Mehrkosten schaften, agierte die Bank sehr erfolgreich. Die für gemeinwirtschaftliche Leistungen am Spi- Hypothekarforderungen stiegen um satte 120,4 tal mit rund 2 Mio. Franken zu Buche. Der Mio. Franken. Die übrigen Forderungen gegen- Überschuss konnte dem Eigenkapital zugewie- über Kunden reduzierten sich hingegen um 6,2 sen werden, das mittlerweile auf 51 Mio. Fran- Mio. Franken. Insgesamt beliefen sich die Kun- ken angewachsen ist. – Die Nettoinvestitionen denausleihungen per 31. Dezember 2012 auf von 14,6 Mio. Franken konnten zu 80 Prozent 2,116 Mrd. Franken. Ein starker Zuwachs wurde aus eigenen Mitteln finanziert, der Restbuch- auch bei den Kundengeldern verzeichnet, wel- wert auf 6 Mio. Franken abgeschrieben werden. che der Bank zur Refinanzierung ihrer Ver- In den drei Spezialrechnungen Abwasser, Stras- pflichtungen dienen. Netto flossen ihr 180 Mio. sen und Abfall, die ausgeglichen gestaltet wer- Franken zu; der Bestand stieg auf 2,034 Mrd. den, konnten Abschreibungen von 6,45 Mio. Franken. Allein die Spar- und Anlagegelder Franken getätigt werden. Bei Nettoinvestitio- verzeichneten einen Zuwachs um 122,7 Mio. nen von 5,7 Mio. Franken reichten die Mittel Franken. – Das erzielte Geschäftsergebnis er- Landeschronik Appenzell Innerrhoden 145

10 11 12 möglichte der Appenzeller Kantonalbank eine herrschte schwülwarmes Wetter mit täglichen substanzielle Stärkung der Eigenmittel. Die ge- Schauern. Die Kühe konnten kaum auf die setzlichen Reserven und die Reserven für allge- durchnässten Weiden gelassen werden. Erst der meine Bankrisiken wurden um 10,2 Mio. Fran- August brachte sonniges Sommerwetter mit ken erhöht. Das Eigenkapital stieg damit erneut Temperaturen bis 36 Grad. Der September fiel deutlich auf 218,6 Mio. Franken, was einem buchstäblich ins Wasser mit 10 Grad Celsius Verhältnis von 8,7 Prozent zur Bilanzsumme und 60 Litern Regen pro Quadratmeter am ers- entspricht. – Der Geschäftsaufwand sank um ten Wochenende. Trotz der vorherrschenden 0,7 auf knapp 18,0 Mio. Franken. Insbesondere Nässe erwiesen sich die Alpweiden als wüchsig, durch den Wegfall von ausserordentlichen das Vieh konnte gar überdurchschnittlich Kosten für IT-Projekte resultierten beim Sach- lange im Berggebiet verweilen. Doch be- aufwand Einsparungen von 900000 Franken. stimmte die Nässe auch die zweite Jahreshälfte. Der Personalaufwand erhöhte sich hingegen Bereits am 29. Oktober fielen bis zu 30 cm um 200000 Franken. Die wichtigste Kenn- Schnee, und es war frostig kalt. Oktoberschnee marke, an der sich die Branche orientiert, die in dieser Menge wurde letztmals 1956 verzeich- Kosten-/Ertrags-Relation, wurde auf 47 Pro- net. Die Kühe mussten eingestallt werden. zent verbessert. – Der Reingewinn stieg um Ende November brach endgültig der Winter he- 0,4 auf 12,2 Mio. Franken. Die Gesamtabliefe- rein; in den ersten beiden Dezemberwochen rung an den Kanton fiel um 170000 Franken fiel ergiebig Schnee. – Bei den Tierbeständen höher aus als im Vorjahr und belief sich auf war mit Ausnahme des Geflügels ein leichter total 7,62 Mio. Franken. – In die Wege geleitet wurde auch die Ablösung von Vizedirektor Al- Abbildungen April bis Mai 2012 bert Dörig, der 2014 ausscheiden will. Als Nachfolger wurde sein langjähriger Stellvertre- 7 Der erste Schulleiter in Appenzell Innerrhoden, Matthias Schriebel (links), mit Silvia Boutellier und ter Alfred Inauen vorgestellt. Kurt Schibli.

Wetter und Landwirtschaft 8 Carlo Schmid-Sutter leistete letztmals den Lands- gemeindeeid als Regierender Landammann. Dem frostigen Winter mit Temperaturen bis –25 Grad und erheblichen Schneemengen folgte 9 Martin Bürki wurde zum Landesfähnrich gewählt. ein sehr milder März. Am Ostersonntag kehrte 10 Sein Zwillingsbruder Stephan Bürki hielt Einzug ins kurz der Winter zurück, doch konnte vor Mitte Kantonsgericht. Mai die Heuernte beginnen. Bei knapp 30 Grad 11 Das Stimmvolk am 29. April an der Landsgemeinde resultierte sehr gutes Futter, doch brachten die in Appenzell. Eisheiligen einen Rückschlag, instabiles Wetter 12 Hannes Bruderer wurde am ersten Sonntag im Mai hielt sich bis Mitte Juni. Zur Jahresmitte zum neuen Oberegger Hauptmann gewählt. (Bilder: AV) 146 Landeschronik Appenzell Innerrhoden

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Rückgang festzustellen. Im Vergleich mit dem Richter oder eine Richterin, der Präsident wird Vorjahr ergab sich folgendes Bild: Rindvieh vom Grossen Rat gewählt. Verzeichnet wurden 14051 (14770); Schweine 24797 (25322); vom Einzelrichter insgesamt 241 Neuzugänge, Schafe 2940 (3465). Die Ziegen blieben in der welche zu beurteilen waren. – Der Einzelrichter Anzahl (900) stabil, die Pferde (215/+18) ver- des Kantonsgerichts sah sich mit 44 Neuein- zeichneten Zuwachs. Auf den Innerrhoder Al- gängen konfrontiert, davon 26 Rechtshilfever- pen wurden 1708 (Vorjahr 1691) Milchkühe ge- fahren. Die Abteilung Zivil- und Strafgericht sömmert, dazu rund 2700 Rinder, 760 Schafe nahm zwei neu eingegangene Berufungsver- und 580 Ziegen. Die Bienenzüchter verzeich- fahren entgegen, das Verwaltungsgericht er- neten ein durchschnittliches Honigjahr. 67 Im- hielt 21 Geschäfte zugewiesen, davon 12 im ker hielten insgesamt 700 Völker. – Nahezu aus- Bereich des Sozialversicherungsrechts. – Die geschöpft wurde das ordentliche Kreditkontin- Staatsanwaltschaft sammelte erste Erfahrun- gent des Bundes für genehmigte Meliorations- gen mit dem abgekürzten Verfahren nach projekte. Es wurden Beitragszusicherungen im neuer Strafprozessordnung. Es kommt dort Umfang von 676 000 (Vorjahr 531000) Franken zum Tragen, wo die Sachverhalte klar und un- gesprochen, die ein Bauvolumen von 6,324 bestritten sind und das Bezirksgericht sich mit Mio. Franken auslösten. Der Nutzen verteilte dem in der Anklageschrift vorgeschlagenen sich auf fünf Güterstrassen und acht landwirt- Strafmass einverstanden erklärt. Das erlaube schaftliche Hochbauten. – Die Oberegger Vieh- einen beschleunigten Verfahrensabschluss, schau mit 430 aufgefahrenen Tieren lockte am nicht jedoch ein bedeutend einfacheres und letzten Samstag im September trotz feucht- schnelleres Strafverfahren, so eine erste Bilanz. kühler Witterung eine ansprechende Publi- 2012 gingen 431 (490) Strafklagen ein, zum Teil kumskulisse an. Bereits am Dienstag darauf mit mehreren oder schweren Straftatbestän- fand die Grossviehschau in Appenzell mit 600 den. Bis Jahresende waren noch 90 Straffälle Tieren statt. Nicht nur die Zahl der teilnehmen- pendent. den Viehzüchter, sondern auch jene der Besu- cher steigt von Jahr zu Jahr. Polizei: Die Kantonspolizei wies per Jahresende einen Korpsbestand von 32 Festangestellten Justiz und Polizei aus, davon eine einzige Frau. Gross war der Das Justiz-, Polizei- und Militärdepartement Aufwand in Sachen Strassenverkehr: 120 Ge- erhielt mit Landesfähnrich Martin Bürki einen schwindigkeitskontrollen wurden durchge- neuen Vorsteher. Ebenfalls als Folge der Lands- führt, 179 Verzeigungen an die Strafverfol- gemeinde wurde ab dem 30. April nur mehr ein gungsbehörden ausgestellt und 3801 Ord- Bezirksgericht als erste Instanz für den ganzen nungsbussen verhängt. Dazu waren 1149 Kanton gebildet. Jeder Bezirk entsendet einen Rechtshilfeersuchen zu bearbeiten, und es Landeschronik Appenzell Innerrhoden 147

16 17 18 wurden 217 Mängelrapporte ausgestellt. Aus- ment des täglichen Bedarfs angegliedert. – Die gerückt wurde zu 128 Verkehrsunfällen, davon UBS baute ihre Niederlassung an der Haupt- 81 ausserorts. Glücklicherweise mussten keine gasse 11 in Appenzell nach neuesten Massstä- Todesopfer beklagt werden, jedoch wurden bei ben der Kundenfreundlichkeit aus. Neue Bera- 20 Ereignissen insgesamt 24 Personen verletzt. terzimmer mit technischer Infrastruktur und Zwecks Verbesserung der Verkehrssicherheit ein Indoor-24-Stunden-Bereich zählen zu den wurden 287 Lektionen Verkehrsinstruktion er- Kernpunkten der umfassenden Sanierung. – teilt. Es wurden total 403 Ambulanzeinsätze ge- Anfang März war der Krone-Neubau in Appen- fahren, davon 161 ins Spital Appenzell und 207 zell fertiggestellt. Mit der Eröffnung des Lokals in umliegende Spitäler. Für die Bergrettung fie- «Gass 17» wurde der öffentliche Teil des Gebäu- len 15 Einsätze mit dem Spezialfahrzeug an, des in Betrieb genommen. Das neue Gastrono- und die Rega musste 34 Mal zur Hilfe gerufen mieangebot hat sich inzwischen gut etabliert. – werden. – Im Bereich der Ermittlungsverfahren Nur Tage danach feierte man die Eröffnung des dominierten 240 Personen- und Sachfahndun- neuen Golfrestaurants in Gonten. Der betont gen über 92 Diebstähle und 82 Sachbeschädi- moderne Bau bietet rund 120 Sitzplätze im In- gungen. 37 Betäubungsmittel- und 24 Umwelt- nern und weitere 100 auf der Terrasse; die Kü- delikte waren zu untersuchen. Insgesamt fünf- che ist auf Bankette ausgelegt. – Die Mineral- zig Vorfälle ergaben sich in den Bereichen Tät- quelle Gontenbad investierte rund 3 Mio. Fran- lichkeiten/Körperverletzung, Drohung/Nöti- ken in eine neue PET-Blas- und Füllmaschine. gung und häusliche Gewalt.

Gewerbe und Industrie Abbildungen Mai bis Juni 2012 Eine Hiobsbotschaft publizierte die alba- 13 Die Umnutzung des Kapuzinerklosters erforderte Gruppe gleich nach dem Jahreswechsel: Sie vorerst «geistiges Turnen». sah sich gezwungen, einen Teil ihrer Produk- 14 Mit Beginn des Amtsjahrs 2012/13 wurde Josef tion nach Ägypten auszulagern, was mit einem Schmid Grossratspräsident. Stellenabbau in Appenzell einherging (Abb. 1). 15 Andreas Eisenhut, Monika Rüegg-Bless und Chris- Am Firmenstandort verblieb eine Produktions- toph Keller (v.l.) traten als neue Grossräte an. kapazität von 2,5 Mio. Meter Gewebe. Verlagert 16 Valentin Podolsky, Laila Bellorti und Rino Vicini wurde das unrentabel gewordene mittlere (v.l.) waren die besten Maturi am Gymnasium Preissegment. – Mitte Januar konnte Metzger- Appenzell. meister Philipp Fässler die Umsetzung seiner 17 Letztmals an der Maturafeier dabei: Emil Nisple, Allianz mit der Volg-Gruppe feiern. Dem tradi- Carlo Schmid-Sutter und Ivo Bischofberger (v.l.). tionellen Metzgereibetrieb in Steinegg wurde 18 Der OL-Weltcuplauf am 23. Juni führte durch den eine Verkaufsstelle für ein umfassendes Sorti- Kauwald. (Bilder: AV) 148 Landeschronik Appenzell Innerrhoden

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Mit ihrer Hilfe können über 200 Lastenzug- der Sortenorganisation Appenzeller Käse Fahrten mit leeren Flaschen eingespart wer- GmbH vorgestellt. Der studierte Lebensmittel- den; die Rohlinge nehmen nur einen Bruchteil ingenieur ETH sieht eine seiner wichtigsten des Volumens ein. Auf der Strecke blieb hinge- Aufgaben darin, die internationale Präsenz der gen das Quartierplanprojekt, das ein 23,5 m ho- führenden Marke weiter auszubauen. Vincze hes Gebäude in Gemeinschaft zwischen Mine- ist Herr über rund sechzig zuliefernde Käserei- ralquelle und Altersheim Gontenbad hätte er- betriebe, die ihre Qualitätsprodukte optimal möglichen sollen. Die Standeskommission be- vermarkten wollen. – Einen mutigen Schritt schied den Planern im Juni, dass die maximale wagten die Verantwortlichen der Holzin AG Gebäudehöhe auf 17,5 m zu beschränken sei. – Appenzell mit dem Neubau einer Heizzentrale, Nägel mit Köpfen machte die IG Appenzeller die – praktisch vollständig unter Boden ange- Naturstrom in Oberegg. Die GV vom 20. April siedelt – einen Wärmeverbund im westlichen gab grünes Licht für den Bau neuer Photovolta- Dorfteil Appenzells ermöglichen soll. Ausge- ikanlagen auf den Süddächern des Oberstufen- legt wird die Anlage auf eine Maximalleistung schulhauses und der Turnhalle (Abb. 21). Die von 1,65 Megawatt pro Jahr. – Die Sägerei Fäss- Schule stellte diese Flächen gratis zur Verfü- ler in Gonten kündigte Ende November die gung. Für das Jahr 2012 waren Neuinvestitio- Einstellung der Rundholz-Sägerei an. Damit nen im Umfang von 400 000 Franken geplant. – geht ein Traditionsbetrieb mit einer langen Fa- Von sich reden machte auch die thomas sutter miliengeschichte verloren: Die Hofersäge in ag in Haslen mit einem Erweiterungsbau der Appenzell war 1973 nach Gonten verlegt wor- Gewerbeliegenschaft Oberbüel 2. Es wurden den. 1991 übernahm Urban Fässler den Betrieb neue Arbeitsplätze geschaffen. Allerdings ha- nach dem plötzlichen Tod seines Vaters Walter. gelte es auch Kritik, weil eine markante Ände- Der Unternehmer will den Bereich Holzhandel, rung am Bauprojekt vom Bezirksrat im «klei- bisher das zweite Standbein, ausbauen. nen Verfahren» ohne öffentliche Ausschrei- bung bewilligt worden war. – Der Bücherladen Bevölkerungsbewegung und Gesundheit Appenzell feierte sein 20-jähriges Bestehen mit Der Einwohnerbestand Innerrhodens blieb mit einem beeindruckenden Angebot an kulturel- 15 789 Personen auf den Punkt genau stabil. Im len und literarischen Anlässen in der Zeit vom inneren Landesteil wohnten 13893 (+7), in 17. August bis 15. September. Mit von der Partie Oberegg 1896 (–7) Personen. 12 269 Einwohne- waren Schriftstellerinnen und Schriftsteller wie rinnen und Einwohner (77,5 Prozent) gehörten Thomas Hürlimann, Urs Widmer, Peter Weber, der römisch-katholischen Konfession an. Der Ruth Schweikert, Anne Cuneo und Dorothee Bestand der ständigen ausländischen Wohn- Elmiger, die hier ein Heimspiel hatte. – David bevölkerung, zusammengesetzt aus Angehöri- Vincze wurde im September als neuer Direktor gen von 64 Nationen, betrug Ende Dezember Landeschronik Appenzell Innerrhoden 149

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1575 (1581) Personen. Unverändert blieb die nicht mehr möglich war. Die Schaffung eines Zahl der Eheschliessungen; 82 Paare wurden von Hebammen geführten Geburtshauses getraut, bei 59 Beurkundungen hatten beide scheiterte in der politischen Diskussion; der Partner das Schweizer Bürgerrecht. Es wurden Grosse Rat versenkte das gut gemeinte Verle- keine eingetragenen Partnerschaften regis- genheitsprojekt in der Junisession. Mit der triert. Infolge Schliessung der Geburtsabtei- Schliessung der Abteilung ging eine Reduktion lung im Spital Appenzell ging die Zahl der Ent- des Notfallbetriebs auf die Zeit zwischen 07.00 bindungen innerhalb der Kantonsgrenzen auf und 22.00 Uhr einher; nachts steht kein Pikett- 79 (43 Mädchen und 36 Knaben) zurück. 55 OP-Team mehr zur Verfügung. Einen Erfolg Frauen und 48 Männer wurden zu Grabe getra- vermeldete im Gegenzug die Tagesklinik des gen. Spitals Appenzell, die Ende November den 1000. Patienten des Jahres vermelden konnte. Spital: Mit der Festlegung auf das Projekt «Find- Sie ist spezialisiert auf Eingriffe am Auge, auf ling» der Bob Gysin + Partner BGP Architekten, Gastroenterologie und allgemeine Kleinchirur- Zürich, schlug die Projektgruppe für den Bau gie. – Insgesamt schloss das Spital im Berichts- eines neuen Alters- und Pflegezentrums auf jahr mit 1089 (1347) stationären und 2682 dem Spitalguet in Appenzell einen wichtigen (2729) ambulanten Behandlungen schlechter Pflock ein (Abb. 2). Für den Wettbewerb im Ein- ab als budgetiert. Das Spital verzeichnete 6320 ladungsverfahren war eine Preissumme von (7963) Pflegetage, wovon 66 Prozent auf allge- 140 000 Franken eingesetzt; 19 Projekte wurden mein Versicherte entfielen. Bei Halbprivat- und fristgerecht eingereicht, fünf wurden prämiert. – Nur wenige Tage später platzte eine Bombe: Frau Statthalter Antonia Fässler und der Aus- Abbildungen Juni bis August 2012 serrhoder Gesundheitsdirektor Matthias Weis- 19 Im OL-Zielgelände herrschte internationales Flair. haupt verkündeten am 25. Januar den Grund- satzentscheid beider Kantonsregierungen, ei- 20 Die Blattenheimat wurde Ende Juni unter Schutz gestellt. nen gemeinsamen Spitalverbund einzugehen, der die Spitäler Herisau, Heiden, Appenzell 21 Die IG Naturstrom baute im Juli Photovoltaik- und das Psychiatrische Zentrum Appenzell Anlagen auf die Oberegger Schulhausdächer. Ausserrhoden unter einem Dach vereinen soll. 22 Roman Walker trat Anfang August seine neue Stelle – Eine bittere Pille hatte Innerrhoden per Ende als Rektor des Gymnasiums Appenzell an. Juni zu schlucken: Die ärztlich betreute Geburt 23 Joe Manser trat als Geschäftsführer des «Roothuus» konnte im Spital Appenzell nicht weiter ange- Gonten in den Ruhestand. boten werden, weil eine Versorgung rund um 24 Die SP Schweiz, Sektion Appenzell Innerrhoden, die Uhr mangels diplomierter Gynäkologen wurde am 17. August offiziell gegründet. (Bilder: AV) 150 Landeschronik Appenzell Innerrhoden

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Privatversicherten konnte ein Zuwachs von je in Singapur. 270 Teilnehmende aus 59 Ländern vier Prozent erzielt werden. Markant zugenom- hatten sich in einem straffen Prüfungspro- men haben die Pflegetage im Pflegeheim: Ge- gramm gemessen. zählt wurden 19027 (16642) Einheiten. Die Bettenbelegung stieg hier auf 93 Prozent. Schulen: Auch 2012 stand im Zeichen des Schü- lerrückgangs. Beschult wurden im Kanton total Bildung 2181 (2241) Kinder und Jugendliche in 122 Per Anfang August trat Roman Walker die (128) Abteilungen. An der Volksschule waren Nachfolge von Ständerat Ivo Bischofberger als 167 (173) Lehrkräfte beschäftigt, am Gymna- Rektor des Gymnasiums Appenzell an (Abb. 22). sium 48 (54). – Der Kanton richtete erneut Er bringt pädagogische Erfahrung auf der Se- grosse Summen aus für Schulgelder und Studi- kundar- und Tertiärstufe mit, ist Katechet und enbeiträge: An eigene und ausserkantonale akademisch ausgebildeter Sänger und Chorlei- Schulen der Sekundarschule II flossen 1,413 ter. Zuletzt war er weltlicher Stiftskapellmeister Mio. Franken, an Fachhochschulen 2,873 Mio. an der Stiftsschule und am Kloster Engelberg. Franken. An Universitäten wurden 127 Studie- Ihm zur Seite steht als Prorektor Ilija Kuhac, rende registriert, die Beitragszahlungen von Gymnasiallehrer für Wirtschaft und Recht. Ivo 1,873 Mio. Franken auslösten. Den grössten Zu- Bischofberger hat sein Pensum in Bern ausge- wachs verzeichnete der Kanton bei Beiträgen weitet. Er hat Einsitz genommen im Büro des an Fachhochschulen. Das Total wuchs gegen- Ständerates und ist Mitglied verschiedener über dem Vorjahr um 209000 auf 850000 Fran- Kommissionen. – Ende Juni konnte am Gymna- ken an. An Stipendien wurden insgesamt sium gefeiert werden. Alle 49 Kandidatinnen 788000 Franken ausbezahlt. – An Berufsfach- und Kandidaten hatten die Matura erfolgreich schulen zählte man 511 (519) Lernende, die bestanden. Jahrgangsbester war Rino Vicini Kosten von 3,862 Mio. Franken auslösten. Von aus Appenzell (5,42), vor Laila Bellorti (5,31) 161 zur Lehrabschlussprüfung Angetretenen und Valentin Podolsky (5,27), beide aus Ur- schlossen 153 (95 Prozent) erfolgreich ab. Auf- näsch (Abb. 16). Die Feier stand unter dem Zei- fallend hoch war mit 34 (19) die Auflösung von chen des Abschieds: Landammann und Erzie- Lehrverträgen. hungsdirektor Carlo Schmid-Sutter, Rektor Ivo Bischofberger und Emil Nisple als Präsident Schulgemeinden: Maurizio Vicini wurde von der Maturitätskommission hatten ihren letzten der Schulgemeinde Appenzell zum neuen Auftritt in dieser Runde (Abb. 17). – Gefeiert Schulratspräsidenten gewählt (Abb. 5). Er er- wurde zudem Mitte Juli ein ungewöhnlicher setzte Ottilia Heim-Dörig, die dem Gremium Erfolg: Rino Vicini gewann eine Silbermedaille zwölf Jahre lang vorgestanden war. Am Steuer- an der 23. Internationalen Biologie-Olympiade fuss wurde festgehalten. – Die Schulgemeinde Landeschronik Appenzell Innerrhoden 151

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Haslen sah sich in der Lage, die Steuern um Kirchen 2 auf 63 Punkte zu senken. – Steinegg senkte Von der Schaffung einer Regionalkirchge- seine Steuern gar um 4 auf neu 74 Prozent- meinde wollten die Innerrhoder im Jahr 2007 punkte. Für Gerlinde Neff wurde René Moser in nichts wissen. Die Autonomie der einzelnen den Schulrat gewählt. – Meistersrüte meldete Pfarreien wurde höher gewertet als praktische nach einem Verlust von 200 000 Franken in der Erwägungen für eine gemeinsame Zukunft. Der Jahresrechung zusätzlichen Finanzbedarf an markante Rückgang an Priestern zwang in der und musste die Steuern um 5 auf neu 61 Pro- Zwischenzeit das Bistum, die Schaffung einer zent erhöhen. – Schlatt wählte Albert Mazen- Seelsorgeeinheit im inneren Landesteil voran- auer in Abwesenheit als neuen Beisitzer in den zutreiben. Der Pfarrer von Appenzell, Stephan Schulrat; er ersetzte Pius Neff. Wie in Haslen Guggenbühl, übernahm die Führung, alle Mit- konnten auch hier die Steuern um 2 Prozent arbeitenden des Pastoralteams sorgen gemein- gesenkt werden auf neu 85 Punkte. – In Egger- sam für die Seelsorge und ein angemessenes standen wurde Hanspeter Inauen für Migg In- Gottesdienst-Angebot auch in den Aussenpfar- auen zum Schulpräsidenten, Hannes Manser reien. – Sebastian Wetter vom «Gfell» in Gon- neu in den Schulrat gewählt (Abb. 6). – Eine tenbad empfing am 15. September von Bischof grosse Neuerung hatte Oberegg zu vermelden: Markus Büchel die Priesterweihe in der Kathe- Nicht nur wurde Kurt Schibli für Silvia Boutel- drale St.Gallen. Tags darauf feierte er Primiz in lier, die das Amt elf Jahre lang ausgeübt hatte, der Pfarrkirche St.Verena in Gonten, um an- zum Schulpräsidenten gewählt. Oberegg ist schliessend weitere Studien in Rom aufzuneh- auch die einzige Schulgemeinde Innerrhodens, die eine geleitete Schule führen darf. Hinter- Abbildungen September bis Dezember 2012 grund für die Anstellung von Schulleiter Mat- thias Schriebel waren disziplinarische und pä- 25 Die Tauzieh-WM auf der Sandgrube war das Ereignis des Jahres. dagogische Probleme, die infolge räumlicher Distanz zum Schulamt Appenzell nicht befrie- 26 Die «Bahn zum Säntis» feierte ihr 100-jähriges Bestehen. digend zu lösen waren (Abb. 7). – Brülisau wählte Karin Ulmann anstelle von Edith In- 27 Willi Keller ist der Innerrhoder Kulturpreisträger auen in den Schulrat. Die Versammlung be- 2012. schloss, das bisherige Heizsystem der Schulan- 28 PRRS: Wegen Seuchengefahr musste in Eggerstanden lagen durch einen Wärmeverbund mit der ein ganzer Schweinebestand eliminiert werden. Wasserkorporation Rüte zu ersetzen; als Ener- 29 Die Feuerschau im inneren Landesteil lieferte mehr giequelle wird Quellwasser genutzt, dem mit- als 900000 Kubikmeter Trinkwasser. tels Wärmetauscher wenige Zehntelgrad ent- 30 Die Appenzeller Kantonalbank erzielte 2012 ein her- nommen werden. vorragendes Ergebnis. (Bilder: AV) 152 Landeschronik Appenzell Innerrhoden men. Sein Interesse gilt dem Kirchenrecht. – Aufgaben, um den fünf verbliebenen Nonnen «Es geschehen noch Zeichen und Wunder», das Leben im Konvent zu erleichtern. – Für ei- war man am 16. August versucht zu sagen, als nigen Aufruhr vorab in konservativen Kreisen zwei Novizinnen im Kloster Leiden Christi in sorgte die nationale Pfarrei-Initiative, weil sie Jakobsbad ihre Bereitschaft erklärten, die letzte auch von Teilen des Seelsorgeteams der Mauri- Stufe auf dem Weg zum Ewigen Gelübde anzu- tius-Pfarrei, allen voran Standespfarrer Ste- treten. Im neuen Ordenskleid präsentierten phan Guggenbühl, mitunterzeichnet worden sich Sr. Chiara (Hedwig Eicher) und Sr. Elisa- war. Das Hauptanliegen der Initianten sei es, beth (Angela Pustelnik) am Altar. – Ihren 100. Bedürfnisse einer neuzeitlichen Gemeinde mit Geburtstag feierte die Kirche St.Joseph und den teils überholten Regeln der Kirche in Ein- Maria in Schlatt (Abb. 3), ein neubarockes Spät- klang zu bringen, sagte Guggenbühl. Gesucht werk von August Hardegger, mit einem grossen werde in erster Linie der Dialog. Begegnungsfest am 18. März. Bischof Markus Büchel (Abb. 4) zelebrierte den Festgottes- Tourismus dienst. – Die Kirchgemeinde Appenzell verab- Der Innerrhoder Tourismus blickte erneut auf schiedete ihren Präsidenten Josef Cajochen ein gutes Jahr zurück. Die längste Bank der Welt nach acht Amtsjahren mit Applaus und gros- auf dem Kronberg machte die Destination in sem Dank. In seine bewegten Amtsjahre fielen 66 Ländern bekannt, und mit der Seilzieh-WM die Bestrebungen zur Schaffung einer Regio- geriet die grösste je in Innerrhoden durch- nalkirche im inneren Landesteil und die Wir- geführte Sportveranstaltung zum Grosserfolg. ren um den Neubau der Kirchengalerie, die Über 1100 Seilzieher aus 24 Nationen machten Ende Oktober nach halbjähriger Bauzeit fertig- nicht nur am Wettkampf mit – sie mussten auch gestellt werden konnte. An seine Stelle wurde untergebracht und verpflegt werden. Eine lo- Damiana Vicini-Weishaupt gewählt. – Pfarrer gistische Herausforderung, die an die Grenzen Johann Kühnis feierte in Oberegg am 1. Juli des Möglichen heranreichte. Viel wurde auch seine Goldene Primiz. Eine prachtvoll ge- getan für das Winterangebot. Die Ausweitung schmückte und vor allem volle Kirche, eine Or- von Schneeschuh- und Winterwanderstrecken chestermesse seiner Wahl und ein Apéro für und die Beschneiung des Skilifts Horn zeigten die ganze Gemeinde mit Ständchen der Ju- positive Wirkung. Sehr gefragt waren touristi- gendmusik Heiden sorgten für einen unver- sche Gruppenangebote, wurden doch weit gesslichen Tag. Bis zum Jahresende nicht ge- über tausend Führungen und Events gebucht. klärt war seine Idee einer Photovoltaikanlage Der Jahresumsatz im Tourismus belief sich auf auf dem nicht einsehbaren Süddach der Kirche. rund 3 Mio. Franken. Bei den Logiernächten Heimatschutz und Denkmalpflege erhoben wurde ein leichter Rückgang von 0,9 Prozent Einspruch. – Hohe Ehre für Brülisau: Die Voll- verzeichnet. Bis Ende 2012 wurden 160538 versammlung des Rates der Europäischen Bi- Gästeübernachtungen in den Hotels und Berg- schofskonferenzen machte Ende September gasthäusern des Kantons erfasst. In Anbetracht einen Abstecher ins Innerrhodische und hielt des starken Schweizer Frankens, des schlech- einen Gottesdienst in der Sebastianskirche. ten wirtschaftlichen Umfelds und insbeson- Rund sechzig Würdenträger, unter ihnen die dere auch angesichts der ungünstigen Wetter- Kardinäle aus Ungarn, Irland und Litauen und verhältnisse während des ganzen Jahres musste mehrere Erzbischöfe, waren dabei. – Das Klos- mit einem höheren Rückgang gerechnet wer- ter Wonnenstein erhielt im Dezember uner- den. – Die Kronbergbahn vollzog bezüglich wartete Unterstützung in seinem Überlebens- Winterangebot eine klare Kehrtwende: Der Ski- kampf. Die Altherrenschaft der St.Galler Stu- betrieb wurde zu Gunsten der längsten Schlit- dentenverbindung Bodania übernahm aus telbahn der Ostschweiz aufgegeben. Die freien Stücken weltliche und verwalterische Zweckmässigkeit dieses strategischen Ent- Landeschronik Appenzell Innerrhoden 153 scheids zeigte sich eindrücklich: Bereits am den. Auch die Gaststube hat ein neues Flair mit 15. Januar wurden 1579 Bergfahrten registriert, gelungener Kombination von Alt und Neu. was Saisonrekord bedeutete. Die total verreg- Gastwirt Charly Gmünder lobte die klimati- nete Sommersaison hinterliess dann aber ihre sierte Küche als Quantensprung bezüglich Ar- Spuren. Mit 3,956 Mio. Franken wurde der Um- beitsplatzqualität. Ermöglicht und finanziert satz des Vorjahres beinahe egalisiert. Der Cash- wurde der Umbau durch den langjährigen flow von rund 600000 Franken wurde für Ab- Mäzen und neuen Besitzer des Hauses, Hans- schreibungen eingesetzt. – Die Ebenalpbahn Ulrich Doerig. erlitt bei den Frequenzen eine Einbusse von sechs Prozent, bezogen auf das fünfjährige Mit- Kultur tel. Die Sommersaison war stark unterdurch- Der Innerrhoder Kulturpreis 2012 ging an den schnittlich; der Skibetrieb florierte, und es wur- Bauernmaler Willi Keller (Abb. 27). Der 70-Jäh- den knapp 352000 Liftfahrten (+100000) ge- rige gilt als einer der erfolgreichsten Bauernma- zählt. Bei einem Umsatz von 1,684 Mio. Fran- ler des Kantons. Er ist ein Schüler des legen- ken resultierte nach Abschreibungen ein Ge- dären Johann Baptist Zeller (1877–1955) und winn von knapp 75 000 Franken. – Für Luftseil- stellte in den 1960er-Jahren erstmals eigene bahn und Drehrestaurant Hoher Kasten war die Werke aus. Inzwischen hat er in ganz Europa, Saison erstmals auf zehn Monate ausgedehnt aber auch in China und Kanada, seine Liebha- worden, doch 22 Föhntage, davon vier an Sonn- ber. – Erneut war erfolgreicher Musikanten- tagen und drei in den Herbstferien, drückten nachwuchs zu feiern: Die Kapelle Weissbad den Erfolg. Total wurden 157 288 Gäste beför- siegte im Final des Schweizer Folklorenach- dert, ein Viertel weniger als im Vorjahr. Der wuchs-Wettbewerbs. Manuel Müller, Daniel Umsatz bezifferte sich mit 2,380 Mio. Franken, Fässler, Marcel und Kornel Dörig reihten sich der Cashflow von 870000 Franken erlaubte Ab- damit in eine beeindruckende Liste von Preis- schreibungen im Umfang von 812 000 Franken. trägern aus Innerrhoden ein. Schliesslich wurde Als Jahresgewinn wurden 58600 Franken aus- die 80-jährige Handstickerin Lydia Koller mit gewiesen. – Im Bergrestaurant Alter Säntis be- dem Anerkennungspreis der Stiftung Pro In- gann die Saison mit neuen Infrastrukturen. Der nerrhoden für ihre langjährige Tätigkeit als Abbruch und Neubau des Osttraktes war recht- Stickkünstlerin und -lehrerin geehrt. – Das zeitig fertiggestellt. Ein grosszügiger, stützen- neue Jahr wurde nach allen Regeln der Kunst freier Saal, moderne Gästezimmer, mehr Platz besungen. Das Engel-Chörli und das Appenzel- in der Küche und eine Neuordnung der sanitä- ler Echo erhielten stehende Ovationen in der ren Anlagen samt Erweiterung der Wasserspei- Pfarrkirche zu Appenzell. Das mehrfach ausge- cher bildeten den Kern des Projektes. Ein Stahl- zeichnete Jugendchörli Appenzell, die Forma- dach schützt das Gebäude fortan vor Eiswurf. – tion Tritonus und der Organist Nicola Cittadin Die 39. Generalversammlung der Hallen- begeisterten in Oberegg. Und wenige Tage spä- schwimmbad Appenzell AG stellte die Weichen ter war Wiener Schmäh angesagt in der Kunst- für einen Neubau per 2016. Leo Sutter, der halle Ziegelhütte, wo das Johann Strauss En- Guido Buob als Präsident ablöste, wurde mit semble Wien gastierte. Auch die Appenzeller der Aufgabe betraut, die notwendigen Vorar- Kantonalbank setzte mit der vierfachen Auflage beiten mit dem Lenkungsausschuss voranzu- ihres Neujahrskonzerts einen Akzent, diesmal treiben. – Der Bären Gonten erhielt ein neues mit geistlichen Werken. Als Stars erwiesen sich Gesicht. Der ganze Anbau West wurde grund- Linda Campanella (Sopran) und Aldo Bertolo legend saniert. Nicht nur die Hotelzimmer er- (Tenor); der Chor Gais entpuppte sich als Über- hielten einen gehobenen Standard – im glei- raschungsgast. – Die 13. Appenzeller Kabarett- chen Zug konnten ein grosszügiger Seminar- tage sorgten für Lachsalven in Folge. Den Auf- raum und die Gästeterrasse neu gestaltet wer- takt machte der Musikkabarettist Willy Astor 154 Landeschronik Appenzell Innerrhoden mit drei Stunden Albernheit. «Massimo erklärt Aufgaben übernahm Florian Walser. – Ende Ok- die Schweiz» – so titelte Massimo Rocchi, der in tober klinkten sich Sylvia und Alois Rechsteiner rasendem Tempo tausend Jahre Geschichte offiziell aus der Kulturszene Innerrhodens aus. Revue passieren liess. «De goldig Biberflade» Dreissig Jahre lang galt ihr «Rössli» an der durfte der Vorarlberger Markus Linder nach Weissbadstrasse dank ungezählter Sonntags- Hause tragen. Er hatte sich gegen Clara Buntin konzerte als Hochburg der Volksmusik. Die Tra- und das Duo Oliver Hepp und Eva Stephan dition wird weitergeführt in Form von Freitag- durchgesetzt. – Das 8. A-cappella-Festival nahm abend-Konzerten. – Der Konzertzyklus in Ober- Anfang Mai Fahrt auf mit der Schweizer Gruppe egg wurde mit einem Auftritt der Dombläser «Bliss» und «L’BrAND» aus Russland. Am zwei- St.Gallen und dem Organisten Willibald Gug- ten Tag brillierten die Sängerinnen von Latvian genmos im Konzert zum Maien stilvoll fortge- Voices mit dem Beatboxer Lytos. Die fünf Sänger setzt. Im September wurde die Trilogie mit der von Viva Voce standen ihnen in nichts nach be- «Messe der Kinder» (Mass of the Children) von züglich Klangfarben. Das Frauenduo «famm» John Rutter stilvoll abgeschlossen. Unter Mar- und als Kontrastprogramm «Vocal Sampling» kus Leimgruber konzertierten die Kantorei Tog- (zwei Männerstimmen) sorgten zum Abschluss genburg und der Kinderchor «Singbox» aus Wil. der Trilogie für einhellige Begeisterung. – Am 19. Postplatz Openair floss während zwei Tagen Museen: Das Museum Liner wartete zu Jahres- der Schweiss in Strömen. «Django 3000» boten beginn auf mit einer Ausstellung unter dem Ti- einen fulminanten Auftakt, und das Jugend- tel «Work-Work-Work» – mit Exponaten der chörli Appenzell profitierte von der bereits auf- hauseigenen Sammlung, die sich dem Erarbei- geheizten Stimmung, die der Percussionist ten von Kunst widmete. Das Winterhalbjahr ge- Enrico Lenzin anschliessend weiter förderte. hörte der Ausstellung «Von Hans Arp bis Victor Das Zürcher Quartett «The Raveners» liess sich Vasarely». Der Vernissage ging die Enthüllung von einsetzendem Regen nicht unterkühlen. der Skulptur «Pliage C54» von Gottried Honeg- Stargäste waren Uwe Ochsenknecht und die ger – einer Schenkung von Michael Hilty – vor- mexikanische Ska-Band «Panteón Rococó» so- aus. – Die Kunsthalle Ziegelhütte widmete der wie «The Tarantinos», ein äusserst spielfreudi- deutschen Malerin Anja Ganster im zweiten ges Septett aus London. – Auch das 16. Appen- Quartal eine Sonderausstellung mit 30 Gemäl- zeller Ländlerfest war ein voller Erfolg. Über den. Es folgte eine Sonderausstellung des deut- vierzig Musik-Formationen, Ländlerkapellen schen Bildhauers und Konzeptkünstlers Otto und Jodelchöre gaben sich ein Stelldichein auf Hörl, der 96 Matterhörner aufstellte und zur Tat drei Festplätzen und in sieben Lokalen. Rund animierte unter dem Titel «Berge versetzen». – 3000 Gäste genossen bei herrlichem Sommer- Das Museum Appenzell ehrte den Bauernma- wetter das Angebot. – Miserable Bedingungen ler und Innerrhoder Kulturpreisträger (2009) hatte hingegen das ausverkaufte Clanx-Festival. Dölf Mettler von Februar bis April mit einer viel 1200 zahlende Gäste, 200 Helfer und 18 Bands beachteten Retrospektive. Zum Höhepunkt des trotzten der unbeständigen Witterung am letz- Berichtsjahres geriet die Ziegen-Ausstellung ten Wochenende im August. Das Festgelände unter dem Titel «Chomm giz giz giz» in Zusam- versank schon am Samstag im Morast. – Bewe- menarbeit mit den Ziegenprodukte-Verarbei- gung entstand im «Roothuus» in Gonten, wo tern und der Stiftung Pro Specie Rara. Im Som- Joe Manser (Abb. 23) seinen Abschied als Ge- mer wurde das «Brüechli» als besonderes Ele- schäftsführer des Zentrums für Appenzellische ment der Frauentracht zelebriert, und im Win- Volksmusik in die Wege leitete. Er wurde im No- terhalbjahr fand die Schürze – einst Ausdruck vember zum ersten Ehrenmitglied des Gönner- für Sauberkeit, aber auch Statussymbol vieler vereins «Roothuus Gonten» gewählt und mit Berufsgruppen – eine gut besuchte Plattform Abschiedskonzerten gebührend gefeiert. Seine unter dem Titel «Schürzen | Schoosse». Landeschronik Appenzell Innerrhoden 155

Sport Dies und das Schon im Januar konnte Appenzell einen Dop- Eisige Kälte bescherte den Feuerwehren ein pel-Olympiasieger feiern: Der Curler Michael heisses Februar-Wochenende. In Jakobsbad Brunner erkämpfte sich an der Jugend-Olympi- brannte ein Bauernhaus samt leer stehendem ade in Innsbruck als Skip mit seinem Team eine Stall vollständig nieder. In Eggerstanden und Goldmedaille und eine zweite im Double Büriswilen machten weitere Feuersbrünste je Mixed. – Am letzten Juniwochenende ging erst- ein Haus unbewohnbar. – Die Feuerwehren mals in der Geschichte ein OL-Weltcuplauf in von Rüte und Schwende konnten ihr 100-jähri- Appenzell über die Bühne (Abb. 18). Er führte ges Bestehen feiern. Sie taten es publikums- über eine eigens für diesen Anlass erschlos- wirksam mit Zeitreisen und Löschparcours, auf sene Strecke durch den Kauwald. Im Zielge- denen Interessierte sich selber aktiv betätigen lände bei der Aula Gringel konnten die Aktivi- konnten. – Hundert Jahre alt wurde auch die täten der Läuferinnen und Läufer dank GPS auf «Säntisbahn», das heisst die Strecke von Ap- einem grossflächigen Monitor verfolgt werden penzell nach Wasserauen als Fragment der ur- (Abb. 19). Zuoberst auf dem Podest standen die sprünglichen Projektidee (Abb. 26). Geplant Schweizer Matthias Kyburz und Simone Niggli- war einst, die Gleisanlagen über die Meglisalp Luder. – Das Appenzeller Kantonalschwingfest bis hinauf zum Säntisgipfel zu führen. – Am fand am 1. Juli in Haslen statt. Als Sieger ging 15. Mai wurde im Mittelpunkt des Kantons ein vor rund 2000 Zuschauern souverän der Bünd- Baum gepflanzt zum 100-jährigen Bestehen ner Beat Clopath hervor. Er setzte sich im der amtlichen Vermessung. Als richtiger Ort Schlussgang relativ rasch gegen Marcel Kuster wurde die Liegenschaft Hautlissepes hoch über durch. Michael Bless und Raphael Zwyssig dem Unterrain ermittelt. – Die Elektra Oberegg wurden infolge Punktgleichheit beide zweit- feierte am 25. April ihr 100-jähriges Bestehen. platziert. Die Appenzeller sicherten sich elf In den ersten Jahren war sie primär für die Be- Kränze. Bereits am Samstag war guter leuchtung der Dorfstrasse zuständig. Inzwi- Schwingsport zu sehen, nachdem der Nach- schen versorgt sie die Haushalte und die Indus- wuchs in die Hosen gestiegen war. 47 Zweig- trie- und Gewerbebetriebe im ganzen Bezirk auszeichnungen blieben innerhalb der Ver- mit Energie. – Die Linke Innerrhodens hat sich bandsgrenzen. – Das Jungtalent Fiona Signer im Berichtsjahr stark gewandelt. Martin Pfister (16) gewann an der Schweizer Meisterschaft im und Beat Ottiger sind aus dem Vorstand der Team-OL die Goldmedaille. Franziska Dörig GFI ausgetreten, der langjährige frühere Präsi- wurde dem Elite-B-Kader zugeteilt. – Anfang dent Josef Manser aus Gonten sah sich veran- Dezember ehrte der Kanton seine erfolgreichs- lasst, erneut die Führung zu übernehmen. Ver- ten Sportlerinnen und Sportler in der Kunst- selbständigt hat sich auch die GFI-Kultur- halle Ziegelhütte. Erwähnt seien an dieser gruppe, die unter neuem Namen weiterarbei- Stelle die Erstplatzierten: Michael Brunner, ten will. – Martin Pfister seinerseits gründete 1. Rang Team und Mixed Curling an den Olym- eine SP-Kantonalpartei (Abb. 24). Die offizielle pischen Jugend-Winterspielen in Innsbruck; Gründungsversammlung fand am 17. August Michael Hänggi, 1. Rang Riesenslalom an der im Centro Italiano statt. In der Folge verschärfte Junioren-SM; Hans Rusch, 1. Rang im Eidg. er den Ton im Kampf um linke Positionen deut- Veteranen-Sportschiessen; Domenic Senn, lich. 1. Rang in Super-G und Kombination an der Grasski-SM; Mario Broger und Pius Dähler, Tauzieh-Nationalmannschaft Junioren, 1. Rang Kat. U23 an der WM; Seilziehclub Gonten Da- men, 1. Rang SM Damen 520 kg; 1. Rang Offene Clubweltmeisterschaften Damen 540 kg. 156 Finanzstatistik

Bevölkerungs- und Finanzstatistik 2012 der Gemeinden Ausserrhodens und der Bezirke Innerrhodens Martin Frei und Silvan Wüst

Appenzell Ausserrhoden Absolute Zahlen Anzahl Ergebnis Einwohner Gemeinde- Brutto- Eigen- der Jahres- 31.12.2012 Steuerfuss Vermögen Verschuldung kapital rechnung Gemeinde in TFr. in TFr. in TFr. in TFr. Bühler 1 723 4,30 13 166 9 783 2 679 –211 Gais 3 038 3,80 16 683 11 643 4 042 – Grub 1 012 4,20 7 783 5 206 1 343 19 Heiden 4 033 3,70 19 865 13 196 3 703 –827 Herisau 15 290 4,10 100 820 81 197 8 258 –1 986 Hundwil 977 4,30 7 015 5 454 756 –127 Lutzenberg 1 267 3,90 9 096 1 233 2 702 339 Rehetobel 1 714 4,10 16 137 14 739 555 –121 Reute 675 4,20 5 803 3 497 1 403 302 Schönengrund 494 3,70 3 307 788 1 699 –77 Schwellbrunn 1 481 4,00 10 143 7 554 1 397 –46 Speicher 4 196 3,70 30 403 27 140 1 768 40 Stein 1 358 3,70 7 055 1 591 3 281 –99 Teufen 5 997 3,00 47 310 35 350 6 306 775 Trogen 1 684 4,30 12 293 10 710 1 258 89 Urnäsch 2 250 4,30 15 190 11 559 3 038 –147 Wald 844 4,20 2 621 1 870 452 52 Waldstatt 1 781 4,20 14 948 14 576 233 –485 Walzenhausen 2 121 3,80 12 802 5 478 4 577 666 Wolfhalden 1 725 4,20 9 574 5 481 2 855 442 Summe 53 660 4.0 362 014 268 045 52 305 –1 402 Durchschnitt Appenzell Innerrhoden Einwohner Steuerfuss Finanz- Verwaltungs- Ausgaben Einnahmen 31.12.2012 o/Kirchgem. vermögen vermögen Bezirk in % in TFr. in TFr. in TFr. in TFr. Appenzell 5 726 86 1 154 2 966 5 606 7 720 Schwende 2 132 100 701 1 451 1 809 2 261 Rüte 3 452 101 1 107 1 281 3 453 3 848 Schlatt-Haslen 1 135 94 1 045 0 893 852 Gonten 1 448 84 1 347 0 909 859 Oberegg 1 896 95 6 510 2 134 3 414 3 029 Summe 15 789 11 864 7 832 16 084 18 569 Finanzstatistik 157

1) Fremdkapital ohne Verhältniszahlen Spezialfinanzierungen in % des Finanzertrages Brutto- Brutto- Steuerertrag Verschuldung Verschuldungs- Investitions- 2) Bruttoinvestitionen je Einwohner je Einwohner anteil 1) anteil 2) in % der gesamten Aus- gaben Gemeinde in Fr. in Fr. in % in % Detaillierte Kennzahlen Bühler 2 563 5 678 92,5 9,6 2012 sind unter www.ar.ch, Gais 3 110 3 832 74,1 17,4 Rubrik Departemente/ Grub 2 624 5 144 94,2 10,2 Departement Finanzen/ Heiden 3 198 3 272 65,9 8,6 Finanzausgleich/ Kennzahlen der Herisau 3 098 5 310 105,4 19,6 Gemeindefinanzen Hundwil 1 776 5 582 88,1 9,9 abrufbar. Lutzenberg 2 962 973 17,4 17,5 Rehetobel 3 015 8 599 161,0 16,3 Reute 3 087 5 181 81,4 9,9 Schönengrund 1 909 1 595 33,7 10,6 Schwellbrunn 2 227 5 101 86,4 13,0 Speicher 3 511 6 468 126,6 6,5 Stein 2 912 1 172 20,1 6,8 Teufen 5 058 5 895 67,3 14,2 Trogen 3 134 6 360 119,7 21,4 Urnäsch 2 234 5 137 87,7 9,6 Wald 2 840 2 216 33,8 7,2 Waldstatt 2 990 8 184 163,8 3,8 Walzenhausen 3 397 2 583 41,6 10,4 Wolfhalden 3 659 3 177 57,4 10,6 Durchschnitt 3 249 4 995 86,7 13,9

Aufwand- Ertrags- Abzuschr. Pro-Kopf- überschuss überschuss Investitionen Verschuldung Bezirk in TFr. in TFr. in TFr. in Fr. Appenzell 2 114 2 966 265 Schwende 452 1 451 529 Rüte 395 1 281 95 Schlatt-Haslen 41 0 Gonten 50 0 Oberegg 385 2 134 688 Summe 476 2 961 7 832 158 Nekrologe

Markus Auer (Herisau / Umbrien (I), 1938–2012) Trauerfamilien Auer

Nach der Realschule in Herisau und dem Lateingymnasium in St.Gallen entschloss sich Markus Auer zum Architekturstudium an der ETH Zürich. Im Juni 1961 reiste er nach Brüssel (Bild: zVfg.) und kam im Juli 1962, begleitet von seiner spä- teren Ehefrau Nanou Thienpont, wieder zurück. schwende in Herisau für die Familie, gemein- Nach dem ETH-Schlussexamen mit Diplomar- sam mit Peter Möhrle und dessen Familie. beit 1963 arbeitete er im Architekturbüro Hans Märk war mehr oder weniger dauernd unter- Ulrich Hohl, war dann kurzzeitig in einem klei- wegs, die Kinder flügge geworden. Die Ehe von neren Büro selbständig tätig und fand in seinem Märk und Nanou scheiterte und sie liessen sich Studienkollegen Peter Möhrle einen kundigen scheiden. Nanou ging zurück in ihre Heimat Fachmann und Partner, mit dem er am 1. Januar Belgien, und Märk heiratete im Jahr 2002 seine 1967 ein grösseres Büro eröffnen konnte, in dem langjährige Lebenspartnerin Ruth Pfäffli. er bis Ende 1998 tätig war. Im Laufe der Zeit Anfang 1999 trennte Märk sich von seinem fand Märk Gefallen an der Öffentlichkeitsarbeit. Partner Peter Möhrle und war fortan wieder So war er während Jahren Gemeinderat, dann selbständig tätig. In dieser Zeit konnte er unter Kantonsrat und später Spitalpräsident. Dies anderem das Wohnheim Schönenbühl Teufen nebst seinem enormen Engagement für die Mu- für die Stiftung Waldheim sowie den Rosengar- sik. Die Musik bedeutete ihm schon in der Ju- ten der Stiftung Steinegg in Herisau realisieren, gendzeit sehr viel und begleitete ihn durch das er fand im Rotary-Club viele gute Freunde, ganze Leben: im Kantonsschulorchester St.Gal- musste aber leider aus gesundheitlichen Grün- len, auf Auslandreisen mit dem Orchester Pro den immer kürzer treten, da ihm unter ande- Musica und in privaten Streichquartetten. Da rem auch eine frühere schwere Darmoperation an klassischen Streich-Bassisten ein Mangel zu schaffen machte. So verkaufte er 2005 das herrschte, lernte er neben dem Cello auch das Haus in der Wittenschwende und beschloss, Spiel dieses Instruments. Gefragter Bassist war nach Umbrien auszuwandern, in die Nähe sei- er im Herisauer Kammerorchester, das er in sei- ner Tochter Eva. Er freute sich über Besuche, ner Präsidialzeit mit Charme und Musikalität kam noch ab und zu in die Schweiz und be- prägte. Seiner Initiative sind die Kirchenkon- tonte immer wieder, dass sein Auswandern für zerte in Urnäsch zu verdanken, die er während ihn die richtige Lösung gewesen war. Trotzdem über drei Jahrzehnten mit grossem Engagement spielte er mit dem Gedanken, wieder nach He- organisierte und betreute. Dazu war er während risau zurückzukehren. Diese Heimkehr konnte vielen Jahren auch Mitglied der Harmoniemu- Märk nun leider nicht mehr antreten. Nach ei- sik Appenzell. Seine charmante Art erleichterte nem kleinen Hüftknochenriss, der ihn zu ver- ihm den Zugang zu allen Menschen, was ihm mehrtem Liegen und damit zur Untätigkeit auch im Militär viel Sympathie brachte. Vom zwang, musste er im Spital von Orvieto operiert Infanterie-Rekruten bis hinauf zum Komman- werden. Als er vom Spital nach Hause in Alle- danten der Kompanie I/84 war er ein beliebter rona gebracht und seiner Unbeweglichkeit und Kamerad und Vorgesetzter. Schwäche wegen im Bett liegen musste, ver- Seiner Ehe mit Nanou entsprossen die drei schlechterte sich sein Zustand rapide. Er erlag Kinder Matthias, Eva und Fabian. Im Jahr 1975 nach wenigen Tagen am 27. August 2012 einer baute Märk sein Traumhaus in der Witten- Lungenembolie. Nekrologe 159

Martin Brülhart (Herisau, 1960–2012) Hansruedi Elmer, Herisau

Am 10. April 2012 ist Martin Brülhart gestorben, erst 52-jährig. Die Gemeinde Herisau, der Kan- ton Appenzell Ausserrhoden und die Sozialde- mokratische Partei (SP) haben einen profilier- (Bild: zVfg.) ten, gradlinigen und eigenständigen Menschen und Politiker verloren. lantes Votum im Rahmen einer Teilrevision des «Sali Hansruedi, ich bi de Martin Brülhart, Steuergesetzes, in dem er nachwies, dass die en Sozi us em Kanton Züri, wo jetzt z Herisau vom Regierungsrat kritisierte «steuerliche Dop- wohnt und sich politisch engagiere wott.» Diese pelbelastung» von Personengesellschaften in schnörkellose Einleitung eines längeren Tele- Wirklichkeit in einigen Fällen eine «steuerliche fongesprächs im Frühjahr 1989 erwies sich als Doppelbevorzugung» sei. Beginn des eindrücklichen politischen Engage- Eine herbe Enttäuschung war die Nieder- ments eines schnellen Denkers, scharfen Ana- lage im Wahlkampf 2003 um einen Sitz im Re- lytikers, entschlossenen Machers. Ihm waren gierungsrat. Trotz starker beruflicher Belas- Werte wie soziale Gerechtigkeit oder Demokra- tung hat es sich Martin Brülhart nicht nehmen tie stets wichtiger als persönliche Vorteile und lassen, Hunderte von Briefen persönlich zu un- harmonische Beziehungen zu politischen terschreiben, Plakate im ganzen Kanton aufzu- Freunden und Gegnern. Davon zeugen seine hängen und bei eisiger Kälte in allen Gemein- pointierten Leserbriefe, in denen er immer den mit dem roten Mobility-Auto – auch für die wieder schonungslos auf Missstände und Fehl- Idee des Autoteilens hat er sich stark engagiert entwicklungen hingewiesen und sich damit –| vorzufahren und mit der Bevölkerung zu dis- auch oft unbeliebt gemacht hat. kutieren. Dabei hat es ihm wenig ausgemacht, Martin Brülhart hat die Politik der Aus- dass sich in einigen kleinen Gemeinden kaum serrhoder SP stark mitgeprägt, von 1990–1998 jemand blicken liess. Viele politische Gegner als Vorstandsmitglied der Sektion Herisau haben ihm attestiert, dass er bei seinen Auftrit- (1992–1997 als Präsident) und von 2003–2005 ten in den Medien und auf Podien überzeugt als Mitglied des Kantonalvorstands. Er war Mit- habe, aber leider der falschen Partei angehöre initiator der von den Stimmberechtigten abge- und halt kein Einheimischer sei… lehnten Proporzinitiative, und er hat den An- Martin Brülhart hat alles, was er angepackt stoss zur erfolgreichen Initiative für die Abschaf- hat, auf seine eigene humorvolle Art konse- fung der Pauschalbesteuerung gegeben. Von quent und ohne Schonung seiner gesundheitli- 1996–2007 war er Mitglied des Herisauer Ein- chen Ressourcen durchgezogen. Er war stets zu- wohnerrats, den er von 2001–2003 präsidierte. vorkommend und hilfreich und immer klar in Er hat in dieser Zeit nicht nur die damals oft zi- seinen Aussagen: Ja hiess Ja und Nein hiess Nein. tierte Diagnose gestellt, dass sich Herisau in Er war kein Freund von politischen Ritualen, einer kollektiven Depression befinde, sondern kein Festbruder und Beizenhocker. Obschon ich auch viel zu deren Überwindung beigetragen. Hunderte von Stunden mit ihm an Sitzungen, Auf kantonaler Ebene hat Martin Brülhart Parteitagen und Standaktionen verbracht habe, von 2006–2009 seine politische Erfahrung und hat er nur wenig Privates von sich preisgegeben. sein Fachwissen als Organisator und Informa- «Es sind die Starken im Leben, | die unter tiker in den Kantonsrat eingebracht. In bester Tränen lachen, | ihr eigenes Leid verbergen | Erinnerung behalte ich sein wie gewohnt bril- und andere glücklich machen.» (Zitat aus der Todesanzeige) 160 Nekrologe

Hans-Ulrich Doerig (Zumikon, 1940–2012) Rolf Rechsteiner, Oberegg

Er war ein bekannter Innerrhoder, der es bis an die Schweizer Wirtschaftsspitze geschafft hat. Und er hat seine Innerrhoder Wurzeln nie auf- (Bild: Archiv gegeben: Hans-Ulrich Doerig, der ehemalige Appenzeller Volksfreund) Verwaltungsratspräsident und Vizechef der Grossbank Credit Suisse (CS). Während 38 Jah- rich und wurde 1998 auch in den Universitäts- ren war er für das Schweizer Finanzunterneh- rat gewählt. Zudem sass er in diversen Auf- men tätig. Er starb am 25. November 2012 im sichtsgremien, unter anderem präsidierte er Alter von 72 Jahren. «Sein Arbeitswille, seine seit 2002 den Verwaltungsrat des Zürcher Ho- Entschlossenheit, seine Disziplin, seine Loyali- tels Savoy Baur en Ville. tät und nicht zuletzt sein verschmitzter trocke- Hans-Ulrich Doerig wuchs in Rotmonten ner Humor haben ihm zu einer souveränen auf. Sein Vater war Johann Anton Doerig-Koch, Ausstrahlung und zu Akzeptanz weit über das ein an der HSG äusserst angesehener Professor Unternehmen hinaus verholfen», würdigte ihn für Spanisch und Portugiesisch. Seine Mutter die Bank. Cécile, die Schwester von alt Landeshaupt- Hans-Ulrich Doerig bekleidete in seiner mann Johann Koch von der «Loos» in Gonten, Karriere die wichtigsten Führungspositionen war hauptverantwortlich für seinen engen Be- bei der CS. Nach seinem Studium an der Uni- zug zum Innerrhoder Hochtal. Die Familie war versität St. Gallen sammelte er zuerst Erfahrun- jederzeit gern gesehener Gast im Hotel Bären, gen bei JP Morgan in New York und begann und es war kein Zufall, dass er sich 2008 zum 1973 bei der Schweizerischen Kreditanstalt Kauf des traditionsreichen Hauses entschied. (SKA), der heutigen CS. 1982 stieg er zum Ge- Doerig investierte grosszügig, um der Region neraldirektor der SKA auf, welcher er 1996 auch ein «Flaggschiff der Innerrhoder Gastronomie» kurz vorstand. Eine eigentliche Herkulesauf- zu erhalten. Wenige Tage vor seinem Hinschied gabe war die Restrukturierung der Credit hat er versichert, dass für den Fortbestand des Suisse Gruppe in den 1990er-Jahren. Doerig Hauses in allen Teilen gesorgt sei. Durch den war massgeblich an der Fusion der früheren CS «Bären Gonten» zieht sich konsequent ein De- International und der CS First Boston beteiligt. kor in den Farben Rot-Gelb-Schwarz in Anleh- Er wurde dann Chef des Investment Banking. nung an die Sennentracht. Die gelbe Krawatte 1998 ernannte ihn die Geschäftsleitung zum Ri- war Hans-Ulrich Doerigs Markenzeichen – aus sikochef und Vizepräsidenten der Gruppe. eben diesem Grund: Sie zeichnete ihn aus als 2003 trat er in den Verwaltungsrat ein, den er «Appenzeller durch und durch». 2009–2011 präsidierte. Lange galt Hans-Ulrich Doerig als Mann im Schatten, dem die Bank wichtiger war als sein Ego und der sich darum nicht vordrängte. Beispielsweise wurde 1993 Josef Ackermann und nicht er Präsident der SKA, 1996 wurde Lukas Mühlemann Konzern- chef der neuen CS und 2003 Walter Kielholz Präsident des CS-Verwaltungsrats. Doerig war neben seiner Tätigkeit bei der Bank Lehrbeauftrager an der Universität Zü- Nekrologe 161

Louise Dörig-Neff (Gonten, 1922–2013) Rolf Rechsteiner, Oberegg

Wer hätte gedacht, dass die 90-jährige Louise Dörig mit ihrer Berichterstattung über die Be- zirksgemeinde von Gonten am 1. Sonntag im (Bild: Archiv Mai den letzten Beitrag für lokale Medien Appenzeller Volksfreund) schreiben würde! Sie war eifrig bei der Arbeit wie eh und je. Die journalistische Tätigkeit Tod im Jahr 1995 war ein schwerer Schlag für halte sie frisch, pflegte sie, die erst im Alter von sie. Doch sie besann sich auf Dankbarkeit für rund 60 Jahren in dieses Metier eingestiegen alles, was sie mit ihm hatte erleben dürfen. war, zu sagen. Es war ihr fortan ein wachsendes Anliegen, Die kleine Louise war das jüngste von sieben dass Gonten nicht im Alltäglichen verhaftet Kindern, geboren am Weihnachtstag 1922. Ihre blieb. Louise Dörig profilierte sich als Kämpfe- Eltern waren Franz Anton August und Maria rin in allen Dingen, die sie für notwendig und Theresia Neff, ihr Elternhaus das «Alpenheim» erstrebenswert hielt. Ihr grosses und bisweilen beim Bahnhof, das sie in ihren letzten Jahren kompromissloses Engagement für die Erhal- wieder bewohnte. Der Schule entwachsen, tat tung des «Roothuus» etwa trug ihr den Aner- sie sich – wie viele Mädchen in der ersten Hälfte kennungspreis der Innerrhoder Kulturstiftung des 20. Jahrhunderts – schwer mit dem Einstieg ein. Landammann Carlo Schmid-Sutter attes- ins Berufsleben. Sie konnte zunächst keine tierte der «liebenswerten alten Dame» eine Lehre beginnen, weshalb sie als Näherin für Kraft und Aufsässigkeit, die man ihr eigentlich ihre älteste Schwester, die Schneiderin war, ar- kaum zugetraut hätte. Sie hatte nicht nur die beitete. Auch im Welschland nähte sie, aller- Werbetrommel für das «Roothuus» gerührt, dings mit wenig Begeisterung. Schliesslich ab- sondern dem Zentrum auch zahlreiche wich- solvierte sie in Basel eine Bürolehre und wech- tige Musikarchivalien wie etwa das Liederbuch selte dann in ein Büro nach Appenzell, um ne- der Maria Josepha Barbara Brogerin (1730) und benbei gemeinsam mit ihrer Schwester die El- die Originale der beliebten Sammlung «Alt- tern umsorgen zu können. Den Zugang zur frentsch» vermittelt. weiten Welt verschaffte ihr eine langjährige Tä- Den Zeitungsleserinnen und -lesern wird tigkeit als Sekretärin bei der Swissair in Kloten. Louise Dörig im Gedächtnis bleiben als freie Sie erwarb sich in Eigenregie beachtliche Journalistin, die es verstand, das Wichtigste ei- Fremdsprachenkenntnisse und konnte sich nes Anlasses, sei er politischer oder kultureller schliesslich in Englisch, Spanisch, Portugie- Natur gewesen, «kurz und bündig» weiterzuge- sisch, Französisch und Italienisch verständi- ben. Ihr sass auch der Schalk im Nacken, und gen. sie brachte bisweilen mit spitzer Feder auf den Die Heirat mit Karl Dörig im Jahr 1970 gab Punkt, wo der Schuh drückte. Das macht sie der Innerrhoderin, die sie aus Überzeugung ge- unvergesslich. blieben ist, ein neues Heimatgefühl. Die bei- den lebten zunächst in Trogen, wo Karl auf dem Dorfplatz eine Anwaltskanzlei betrieb, während sie die Kantonalbank führte. Die Be- ziehung erweiterte ihren Horizont und prägte sie. 1976 erfolgte der Umzug nach Gonten, wo sie für ihren Gatten das Sekretariat führte. Sein 162 Nekrologe

Gerhard Falkner (Trogen, 1933–2013) Heidi Eisenhut, Rehetobel

Er war 28 und eben im Begriff, seinen Doktorti- tel zu erlangen, als er mit Schuljahresbeginn 1961 einen Lehrauftrag an der Kantonsschule (Bild: Archiv Trogen übernahm: Gerhard Falkner. Vier Jahre Appenzeller Zeitung) später heiratete er Lydia, die Krankenschwester, die er in St.Gallen anlässlich eines Spitalauf- seines Lebens umgetrieben hat. Ingeborg Bach- enthalts kennen gelernt hatte. Während ihres mann und die Gruppe 47, überhaupt die Litera- 48-jährigen gemeinsamen Weges blieben Falk- tur seiner Generation, machten seinen Unter- ners Trogen treu. Im Fünfeckhaus wohnhaft, richt an der Kantonsschule lebendig. Dieser Un- gründeten sie eine Familie mit drei Töchtern. terricht war frontal: Der Lehrer sass vorne und Im Unterbach, am Nordabhang der Hohen Bu- redete. Jeder Satz war druckreif, das Niveau war che mit Sicht über den Bodensee, bauten sie hoch, die Äusserungen waren tiefsinnig, hinter- gemeinsam ein Haus. Im Süden, im Puschlav gründig. Der Lehrer war der Massstab, seine wa- und während der letzten Jahre in Caprino am chen Augen funkelten hinter den dicken Bril- Ostufer des Lago di Lugano, pflegten sie ihre lengläsern, im Gestus und Habitus war Humor, Refugien. Bis 1999 war Gerhard Falkner Gym- listiger Humor. Und immer war da auch nach- nasiallehrer für Deutsch, anfänglich auch für denklich Stimmendes, ein Seufzen über Unge- Geschichte, in der Niederen. Jahrelang war er rechtigkeiten auf dieser Welt, ein Seufzen ab Leiter der Theatergruppe der Schule und führte und an auch über sich selbst. Gerhard Falkner Regie bei über 40 Produktionen – darunter ei- redete häufig davon, dass es Autorinnen und gene, experimentelle, in Kombination mit Mu- Autoren gebe, die nie etwas publizieren würden, sik, mit Tanz, im Zusammenspiel mit dem Dorf: weil das, was sie publizieren wollten, den durch die beiden Kantaten zum hundertfünfzigjähri- sie selbst gestellten Anforderungen an ihren gen Bestehen der Kantonsschule Trogen (1971) sprachlichen Ausdruck nie genügen würde: «Sie und «Die Ausfahrt der Arche» zur Einweihung setzen sich die Latte zu hoch.» des Schulhausneubaus Arche (1995) oder «Jeder- «In der Alltäglichkeit bin ich daheim» (1997), mann» (1982) und «Die Vereinbarung» (2002). «Auf dem Sprung» (1998), «Beiläufigkeiten und Geboren in St.Gallen, machte Gerhard Falk- Nachträge» (1999), «Hypo Chonders Kummer- ner eine Schauspielausbildung am Bühnenstu- buch» (2002), «En Passant III, oder, VorSichten dio Zürich. An der Universität studierte er Ger- des Alters» (2005), «Wahrnehmungen» (2005– manistik und Allgemeine Geschichte. Sein Leh- 2007), «Alltagsgrau» (2008), «Verschreibungen» rer war Emil Staiger, einer der bekanntesten (2010) oder «Im Alter» (2012) heissen einige deutschsprachigen Literaturwissenschaftler der der Titel, die Gerhard Falkner als Schriftsteller Nachkriegszeit. Staigers Maxime, es gelte «das hinterlassen hat. Mit Ausnahme von «Alltags- Wort des Dichters, das Wort um seiner selbst grau» sind es Typoskripte geblieben, schmalere willen, nichts, was irgendwo dahinter, darüber oder umfassendere Bände, sorgfältig aufberei- oder darunter liegt», hat Falkners Leben und tet, in kleiner Auflage produziert, mit vielen Schaffen geprägt. Das, was gemeint ist, zur Dar- Kurztexten, Auseinandersetzungen mit dem stellung zu bringen, das verstand er als seine Heute im Nahen wie im Fernen, mit dem Fort- Aufgabe im Hier und Jetzt: «Wir müssen wahre schreiten der Zeit, mit dem, was unvermeidlich Sätze finden», heisst der Titel eines Buches von kommt: dem Alter, dem Zerfall. Wahre Sätze zu Ingeborg Bachmann. Eine Aussage, die ihn zeit Wahrem. Treffende Sätze, präzise, punktgenau. Nekrologe 163

Sätze, die stumm machen. Gerhard Falkner hat Gerhard Falkner hat herausragend fotografiert Peter Morger gefördert, Pjotr Kraska, Sabine und seine Fotos selbst entwickelt. In allem, was Wen-Ching Wang. Gerhard Falkner hat begabte er tat, war er perfekt. Seine Kleidung, seine Uh- Schauspielerinnen im Schultheater, Simone ren, seine Taschen, alles war perfekt. Auffällig Eisenring, Doris Schefer, Jeanne Devos, geför- vielleicht, weil im Rhythmus der Zeit, modebe- dert, sie zu Regieassistentinnen gemacht und wusst, überhaupt bewusst, jung. Und irgend- sie motiviert, Schauspielschulen zu besuchen. wie unerreichbar. So bleibt er in Erinnerung.

Ernst Kuhn-Ramser (Trogen, 1920–2012) Johannes Matthias Schläpfer-Wochner, Trogen

Am 14. September 2012 schloss sich einen Tag vor seinem 92. Geburtstag der Lebenskreis von alt Rektor Ernst Kuhn. Als Sohn eines früh ver- storbenen Bäckers und Bauern wuchs er zu- (Bild: zVfg.) sammen mit vier Geschwistern in Speicher auf. Vielseitig interessiert und aufgeweckt, trat er die Lösung diverser Folgeprobleme bedingte. 1933 in die Klasse 1b der Kantonsschule Trogen So galt es beispielsweise, Trogen verkehrstech- ein, um von 1939–1945 an der ETH Zürich Ma- nisch besser zu erschliessen, um damit den thematik und Physik studieren und die Lehrbe- Lernenden aus möglichst allen Ausserrhoder fähigung für die Sekundarstufe II erlangen zu Gemeinden Zugang zur eigenen Kantons- können. Die Jahre in Zürich waren geprägt von schule zu ermöglichen. Die auf den Stunden- äusserst bescheidener Lebensart und einem plan abgestimmten Postautokurse wurden Mix zwischen Studium und Aktivdienst bei der 1974 in Kraft gesetzt. Die folgende – unvollstän- Artillerie. Nach seinem Studium wirkte er ein dige – Aufzählung verdeutlicht die Vielfalt der Jahr lang als Assistent am Institut für Geophysik wegweisenden Veränderungen während Ernst der ETH. Seine praktische Lehrtätigkeit nahm Kuhns Rektorat: er 1946 am Lyceum Alpinum Zuoz auf, wo er – Einführung von regelmässigen Informati- zusätzlich als Internatsleiter waltete. Mit Be- onsveranstaltungen für Maturandinnen und ginn des Wintersemesters des folgenden Jahres Maturanden über das politische Geschehen übernahm er als Hauptlehrer den Mathematik- sowie aktuelle Probleme unserer Gesell- unterricht an der Kantonsschule Trogen und schaft. Referenten waren Vertreter der Par- führte, zusammen mit seiner Gattin, von 1948– teien sowie Wirtschaftsfachleute. 1977 zudem eine Schülerpension, in der zeit- – Einführung des Informatikunterrichts an weise bis gegen zwei Dutzend Zöglinge ihr vor- der Oberrealschule, Typus C, sowie der übergehendes Zuhause gefunden hatten. Wirtschaftswoche für alle Gymnasialtypen 1971 wählte ihn der Regierungsrat zum Rek- A, B und C. tor der Kantonsschule. Diese Funktion übte er – Vereinbarungsabschluss mit dem Kanton bis Dezember 1985 aus. In seiner Amtszeit voll- St.Gallen zur Zusammenarbeit mit der aka- zog sich an der Schule ein entscheidender demischen Berufsberatung. Strukturwandel, indem aus der Internatsschule – Ergänzung des neuen Sportplatzes durch eine Ausserrhoder Mittelschule entstand, was Hartplatz und Tartanbahn. 164 Nekrologe

– Einführung von Musikunterricht als Maturi- – Volle Integration der Informatik in den Lehr- täts-Wahlfach und Turnen für Mädchen plan, für die Typen A und B als Freifach. auch in den Klassen 5 bis 7. – Beginn der Planung für eine neue Turnhalle Nebenher leistete Ernst Kuhn als militärischer und weitere Raumbedürfnisse der Schule. Kommandant verschiedener Stufen Hunderte – Einführung eines Wirtschaftsgymnasiums, von Diensttagen, und er fand stets auch Zeit zur Typus E. Pflege seiner Hobbies. Er war ein passionierter – Beteiligung der Kantonsschule an der Mu- Bergsteiger, reiste gerne und frönte bis ins fort- sikschule Appenzeller Mittelland. geschrittene Alter dem Motorradfahren.

Leo Mittelholzer-Lehmann (Appenzell, 1923–2013) Rolf Rechsteiner, Oberegg

Am 3. April 2013 wurde Leo Mittelholzer, der bekannte Tierarzt und Landammann der Jahre 1964–1974, im engsten Familienkreis zu Grabe (Bild: Archiv getragen. Er sei am 25. März von seinen Alters- Appenzeller Volksfreund) beschwerden erlöst worden, heisst es in der Todesanzeige. gewesen war, musste er sich in grossen Fuss- Leo Mittelholzer starb am Tag nach seinem stapfen bewegen. 90. Geburtstag. Bekannt wurde Leo Mittelhol- Ein Jahrzehnt später sagte der langjährige zer in Appenzell zunächst als Tierarzt. Er absol- Sanitätsdirektor, sein Rücktrittsschreiben kom- vierte 1948 in Zürich das Staatsexamen als Ve- mentierend, es sei ihm leider nie möglich ge- terinär und bildete sich in praktischer Tätigkeit wesen, einen sinnvollen Einklang zwischen in Dänemark, dann bei seinem Vater, dem Tier- Amt und Beruf zu finden. Deshalb sehe er sich arzt und vormaligen Zeugherrn Johann Baptist gezwungen, sein Amt zur Verfügung zu stellen. Mittelholzer-Breu, weiter. 1957 eröffnete er in Als letzte Amtshandlung nahm er die Wahl sei- Appenzell eine eigene, erfolgreiche Praxis und nes Nachfolgers Raymond Broger vor, der nun wurde als geschätzter Ratgeber 1964 zum Kan- unbestritten war. Dieser lobte Leo Mittelholzer, tonstierarzt gewählt. Auch der Armee stellte er er habe das Vertrauen und die Erwartungen sein Wissen als Veterinärhauptmann zur des Volkes voll und ganz erfüllt. Er sei bereit ge- Verfügung. wesen, grossen persönlichen Einsatz selbst auf In Appenzell bekleidete er ab 1959 das Amt Kosten seines Berufes zu leisten. Er sei «ein des Schulrats-Vizepräsidenten, und 1962 er- Landammann nach dem Herzen des Volkes» folgte seine Wahl ins Kantonsgericht. Schon gewesen. zwei Jahre später rief ihn die Landsgemeinde auf den grossen Stuhl. Leo Mittelholzer wurde aus fünf Vorgeschlagenen – unter ihnen der nachmalige Landammann und Ständerat Ray- mond Broger – direkt zum stillstehenden Land- ammann gewählt. Als Nachfolger von Landam- mann Albert Broger, der dreissig Jahre im Amt Nekrologe 165

Max Schläpfer-Niederer (Wolfhalden, 1931–2013) Peter Eggenberger, Walzenhausen

Als zweites Kind der Wolfhäldler Dorfpolizis- tenfamilie Eugen und Emma Schläpfer-Gallus- ser erblickte Max am 25. August 1931 das Licht der Welt. Mit seinen drei Brüdern erlebte er (Bild: zVfg.) eine unbeschwerte Jugendzeit. Schon früh er- wachte in ihm die Liebe zur Landwirtschaft, Dazu kam sein unermüdlicher Einsatz für die und nach der entsprechenden Grundausbil- kommunale, kantonale und schweizerische dung absolvierte er als einer der ersten Appen- Landwirtschaft, wo sein Fachwissen in unzäh- zeller die eidgenössische Meisterprüfung. ligen Gremien gefragt war. Während 30 Jahren 1955 heiratete er Rösli Niederer vom Hasli in war er als versierter Viehschauexperte tätig. Wolfhalden, und das junge Ehepaar bewährte In seiner knapp bemessenen Freizeit wid- sich jetzt auf verschiedenen bäuerlichen Ver- mete er sich seiner Familie. Von wachsender walterposten der Kantone Zürich und Schwyz. Bedeutung wurde nun der Schwingsport, nach- Nach der Geburt der Kinder Ernst, Rosmarie, dem seine Söhne schon bald zu den erfolg- Eugen und Regula konnten Schläpfers 1964 reichsten dieser Sparte gehörten. Dass in die- den stattlichen Bauernhof auf Buchen in Wolf- sem Bereich später auch seine Enkel mehr und halden erwerben. Mit Beat wurde dem Ehepaar mehr von sich reden machten, erfüllte ihn mit 1969 ein weiterer Sohn geschenkt. besonderer Freude. Als fortschrittlicher Landwirt war Max Als Sohn Eugen und Schwiegertochter And- Schläpfer gegenüber Neuerungen stets aufge- rea 1987 den Hof Buchen übernahmen, wurde schlossen. Parallel zum Ausbau des Betriebs Max und Rösli Schläpfer das verdiente Kürzer- und zur Einführung zeitgemässer Verbesserun- treten möglich. Später verlegte das Ehepaar gen begann er sich auch für die Öffentlichkeit seinen Wohnsitz nach Heiden, blieb aber mit zu engagieren. Nach dem Einsatz in verschie- der alten Heimat eng verbunden. Nach dem denen Kommissionen erfolgte 1971 die Wahl in Tod der Gattin im Jahre 2011 kehrte Max in den den Gemeinderat von Wolfhalden, dem er bis Hof Buchen zurück, wo er bei Sohn und Schwie- 1977 angehörte. 1981 berief ihn die Stimmbür- gertochter liebevolle Aufnahme fand. Immer gerschaft erneut in die kommunale Exekutive, wieder freute er sich über Besuche seiner fünf um ihm nun auch das Hauptmannamt anzu- Kinder, 19 Gross- und 18 Urgrosskinder sowie vertrauen. In seine arbeitsintensive Amtszeit zahlreicher Freunde. Am 7. Mai schloss sich fielen unter anderem der Ausbau des gemein- sein Lebenskreis. Bleiben aber wird die Erinne- deeigenen Landgasthofs «Krone» sowie der rung an eine verdiente Persönlichkeit, der das Bau des Feuerwehr- und Oberstufenschulhau- Gemeinwohl zeitlebens ein tiefes Anliegen war. ses. Als Verfechter einer ausgewogenen Wald- nutzung übernahm er ferner das Präsidium der Forstkorporation Appenzeller Vorderland, und als es Anfang der 1980er-Jahre um die Erhal- tung des Kulturguts «Alte Mühle Wolfhalden» ging, die als schönste Mühle im Appenzeller- land gilt, engagierte sich Max Schläpfer kurz- entschlossen als Präsident des entsprechen- den neu gegründeten Trägervereins. 166 Nekrologe

Otto Dagobert Schoch (Herisau, 1934–2013) Hans-Rudolf Merz, Herisau

Was seit einiger Zeit im Angesicht schwinden- der Kräfte zu befürchten war, ist mit dem Able- ben von alt Ständerat Otto Schoch eingetroffen. (Bild: Archiv Es ist typisch für den Verstorbenen, dass man Appenzeller Zeitung) ihn bis zuletzt in seinen geliebten Bergen und an zahlreichen Veranstaltungen angetroffen beherrscht. Er war tapfer. Das grossmütige Er- hat. Er ist gerne unter die Leute gegangen; er tragen seiner Krankheit und das disziplinierte ging auf sie zu, er nahm sich ihrer Sorgen an Durchstehen seines Schicksals sind dafür und packte helfend zu, wo er gerufen wurde, berührende Beweise. Otto Schoch ist in Le- oder wenn es Probleme zu lösen galt; und er bensstil und Auftreten immer bescheiden ge- teilte auch ihre Freuden. blieben. Protz und Prunk waren ihm zuwider. Das ist der Grund, weshalb ihn sehr viele Der Inhalt wog alles, die Verpackung wenig bis Menschen aus sehr verschiedenen Blickwin- gar nichts. Dennoch: Er war pedantisch. Er dul- keln gekannt und hochgeschätzt haben. Sie dete keine Halbheiten. Die Formen mussten sind ihm nämlich begegnet in seinem Alltag als stimmen, die Strukturen sitzen. Anders wäre Anwalt, im Militärdienst, im Hochgebirge, im der Aufbau der äusserst angesehenen Anwalts- ausdauernden Lauf- und Skipatrouillensport, kanzlei mit Partner Eugen Auer nicht möglich in Konzert und Theater, im Verwaltungsrat des gewesen. Sein strukturiertes Denken hatte in- Herisauer Sportzentrums, in Wirtschafts- und dessen nichts mit beharrendem Bewahren zu Sozialgremien, in der Stiftung Ortsbild Herisau tun. Im Gegenteil: Auf dem gelegentlich be- oder im Ausserrhoder Kantonsrat. Mit dem schwerlichen Weg zwischen Frage und Ant- Ausscheiden aus dem Ständerat wandte er sich wort, zwischen Problem und Lösung, zwischen zudem karitativen und medizinischen Stiftun- Heute und Morgen ist er öfters als unbequemer, gen unter anderem im Rahmen des Schweize- nonkonformer und, wenn man ihn reizte, gar rischen Roten Kreuzes zu. widerborstiger Debattierer erschienen. Aber Viele Menschen hatten also das Vergnügen, nie verbissen. Denn sein trefflicher Humor mit ihm zusammenzuarbeiten, anregende Dis- sprühte in allen Schattierungen von Warmher- kussionen zu führen oder gesellige Stunden zu zigkeit bis zur ironischen, trockenen Stichelei. verbringen. Singen in fröhlicher Runde oder Er liess seinen liberalen, freien Geist nicht in Zauren bereiteten ihm grösstes Behagen. Am Stiefel schnüren. meisten bedeutete ihm seine Familie. Und am Im Kern der Persönlichkeit Otto Schoch bekanntesten war er in der Öffentlichkeit als stand ein markantes Gefüge von Werten. Von Standesvertreter des Kantons Appenzell Aus- diesem aus ist er als unabhängiger, eigenständi- serrhoden und als Präsident des Ständerates. ger und origineller Denker seinen Weg gegan- Mit diesem hohen Amt krönte er eine intensive gen. Kritik hat ihn nicht irritiert, sondern unter- politische Laufbahn im Jahr 1996. wegs stets noch stärker gemacht. Und er hat Eine Annäherung an die Persönlichkeit Otto dabei immer auch gleichgesinnte Begleiter ge- Schoch gelingt am besten über seine mentalen funden. Am schönsten zeigte sich dies am Bei- Stärken und sodann über sein Erscheinungs- spiel seiner Haltung gegenüber der Armee und bild. Otto Schoch war zäh, ja leidensfähig, er im Rahmen des neuen Krankenversicherungs- konnte auf die Zähne beissen. Im Angesicht gesetzes (KVG), dessen Expertenkommission er grösster Anstrengungen blieb er gefasst und präsidierte. In beiden Fällen hat man ihn – mit Nekrologe 167 teils kritisierendem Unterton – als progressiv jeweils eng verbunden mit der Verantwortung, bezeichnet und nach seinem Verantwortungs- und zwar mit der Verantwortung für sich selbst, bewusstsein hinterfragt. Heute stellen wir fest, der Verantwortung für den Mitmenschen und dass seine Visionen bezüglich Armee und Sozi- mit der inneren Stimme für die Kreatur. alversicherungen Realität geworden sind. Sein liberales Credo galt alsdann dem priva- Im durch und durch von der traditionellen ten Eigentum. Er setzte diesem aber Schranken, Landsgemeinde als Wehrhaftigkeitssymbol ge- etwa zugunsten unumstrittener sozialer An- prägten Kanton für das Frauenstimmrecht ein- sprüche. Und letztlich beruhte sein Credo auf zustehen, das brauchte anfangs ebenfalls mehr der Toleranz. Er setzte aber auch dieser Schran- Mut, als von aussen vermutet. Das Vorhaben ken, jene der Gerechtigkeit und jene der guten gelang 1989. Es hielt ihn aber selbst später nicht Sitte. Kurzum: Otto Schoch verkörperte den davon ab, den Selbstgerechten als Ständerats- freisinnig-liberalen Geist des freiheitslieben- präsident einen schalkhaften Spiegel vorzuhal- den Appenzellers nahezu in Reinkultur. Im ten, indem er die Session 1996 mit der Bemer- Ständerat verfocht er eine liberal-kritische Po- kung eröffnete, der Einzug der Frauen in den litik als Ersatz für alte Ideologien. Er half zudem Ständerat habe zwar lange gedauert, sei aber mit, beschädigte Solidaritäten wieder zu bele- bereits nicht mehr zu bremsen. Seine Bemer- ben. Er tat dies in einem erfinderischen, dialo- kung veranschaulicht, wie er meist fadenge- gischen, rhetorisch geschliffenen Stil und rade auf die Sache zuging, in medias res peilte durchaus in einem Zeitgeist, wie ihn Anthony und dass er sich fast unerbittlich klar ausdrückte. Giddens in seinem Buch «Jenseits von Links Sie zeigt aber auch, dass er seine Gegner nie- und Rechts» beschrieben hat. Gegenüber Lob- mals gedemütigt zurückliess. Die Sorge um den byisten jedwelcher Art ist er immun geblieben. Verlierer war ihm stets Teil der Konfliktbewälti- Mit dem Hinschied von Otto Schoch ist eine gung und der Problemlösung. vertraute, kraftvolle und wohl gehörte Stimme Otto Schochs liberales Credo fusste nament- verstummt. Eine Persönlichkeit hat uns verlas- lich auf den Freiheiten der Bürger und auf der sen, der wir in Familie, Staat und Gesellschaft Selbstbestimmung des einzelnen. Er sah beide sehr vieles verdanken.

Peter Spörri (Teufen, 1921–2013) Hans Höhener, Teufen

Er hat Teufen einen Namen gegeben: Peter Spörri. Am 4. Juli ist der weit über unsere Re- gion hinaus bekannte Cafetier und Confiseur im 93. Altersjahr gestorben. Peter Spörri war (Bild: zVfg.) wohl über Jahrzehnte eine der prägendsten Persönlichkeiten des Appenzellerlandes. Das Peter Spörri wurde am 11. Januar 1921 in St.Gal- Café Spörri und seine Konditorei wurden zum len geboren. Seine Eltern, Jakob und Emma Inbegriff appenzellischer Qualität und Gast- Spörri, führten einst das «Kräzerli» (unter der lichkeit. Wer vom «Spörri» sprach, wusste über Passhöhe Schwägalp), übernahmen dann das das Was, Wer und Wo Bescheid. «Spörri» war Restaurant Peter auf dem Rosenberg in St. Gal- Teufen! len. 1931 erwarben sie die Konditorei im Dorf- 168 Nekrologe zentrum von Teufen vom früheren Gemeinde- Einheimischen, zu denen natürlich auch die hauptmann Ernst Tanner und gliederten ihr vielen Stadt-Sankt-Galler zu zählen sind. Hier ein Café an. 1953 übernahm Peter Spörri den begegnete man dem «Chrömer Zellweger», Betrieb von seinem Vater und schuf mit dem aber auch Bundesräten wie Kurt Furgler oder Umbau 1959 die Grundlage für eine einmalige Arnold Koller, dem deutschen SPD-Politiker Erfolgsgeschichte. Das Café wurde – wie es der Peter Glotz oder Vico Torriani, wenn er auf «Säntis», die damalige Teufner Lokalzeitung, Arztbesuch war. Und sie alle wurden begrüsst, schrieb – «zum Ort der Entspannung und Erho- wenn möglich mit Namen. lung», und der neue Laden war sozusagen das Was Peter Spörri anpackte, tat er mit Leiden- verführerische Entree in ein appenzellisch ur- schaft. Er war der Konditor, ein geschätzter banes «Café-Konditorei-Erlebnis» mit einem «Chef» und Arbeitgeber. Und er gab sein Kön- zarten Duft der grossen, weiten Welt – mitten in nen weiter, als Fachlehrer und Kollege in den Teufen. Berufsorganisationen. Vor allem aber war er Über allem und vor allem stand jedoch die Gastgeber, Gastgeber in seinem «Spörri». Man Qualität bei den Produkten und in deren Prä- spürte förmlich seine Freude an den Gästen, so sentation. Dieses gekonnte Zusammenspiel unterschiedlich sie auch sein mochten. Für sie des Innern und des Äussern, von Inhalt und war er da: tagtäglich, morgens und abends, Verpackung, getragen von immer wieder neuen empfing sie, führte sie hin zu den Plätzen: an Ideen, war letztlich aber auch das Ergebnis ei- den samstäglichen Piano Cocktails, bei den nes ganz anderen Zusammenspiels, nämlich Modeschauen, an den Konzerten mit der desjenigen von Peter und Helen Spörri. In sei- Streichmusik Alder, den klassischen Lieder- ner Frau, Helen Sigrist, hatte der Konditormeis- abenden. Im «Spörri» erlebte das Cabaret ABC ter Peter Spörri seine geradezu ideale Ergän- mit Roman Brunschwiler seine ganz besonde- zung gefunden. Sie zusammen machten «es», ren Höhepunkte, wenn es die St.Galler High das «Spörri», aus. Sie zusammen bauten es um Society auf die Schippe nahm. Hier im «Spörri» und auf, prägten das Ambiente, kümmerten trafen wir uns, die damals jungen Teufner, hat- sich auch um jene Kleinigkeiten, die letztlich ten unsern wöchentlichen Jugileiter-Stamm, jedem Erfolg zugrunde liegen. Und dann war organisierten vom «English-Club» über Silves- da die stete Diskussion um die Qualität der Pro- ter-Parties mit dem TV Teufen, die Diskussi- dukte. Die begann bei der Butter, und wer Spör- onsabende bis hin zum spontanen Fest fast ris «Buttergipfeli» liebte, sehnt sich noch heute alles, auch das beinahe Undenkbare, die Stun- danach! den nach Mitternacht, wenn Peter Spörri sich Sohn Hanspeter Spörri schrieb einmal in ei- verabschiedete, die Schlüssel hinlegte und uns nem Rückblick auf seine Kindheit im «Spörri»: noch viel Spass wünschte. Das Haus war zwar «Inspiriert waren meine Eltern von den Wiener nobel, doch es blieb, hielt man ein paar einfa- Kaffeehäusern. […] Die unvergleichliche Atmo- che Regeln ein, stets durchlässig – im wahrsten sphäre dieser Häuser, die Toleranz und Weltof- Sinne des Wortes. Hier waren immer alle will- fenheit, die in ihnen zu herrschen schien, wa- kommen! ren […] höchstes Vorbild.» Ja, Helen und Peter Spörri haben sie gelebt. Im Café Spörri fühlte man sich wohl, es war ein Ort der Begegnung, ein Stück – leider ver- gangener – Teufner Lebensqualität. Hier beob- achtete und traf man auch nationale und inter- nationale Grössen. Bekannte Politiker, Wirt- schaftsführer, Wissenschaftler, Künstler und Schauspieler sassen neben Ausflüglern und Nekrologe 169

Paul Zeller-Streule (Appenzell, 1924–2012) Rolf Rechsteiner, Oberegg

Am Freitag vor Pfingsten starb alt Landesfähn- rich Paul Zeller-Streule im 89. Altersjahr. Sein Tod kam trotz seines hohen Alters überra- (Bild: Archiv schend, war er doch als vital und vielseitig inte- Appenzeller Volksfreund) ressiert bekannt. Noch zwei Wochen vor sei- nem Ableben war er anlässlich der TCS-Sek- und es war kein Wunder, dass er schon fünf tions-Delegiertenversammlung in Balgach an- Monate nach seiner ehrenvollen Wahl Präsi- zutreffen, deren verdientes Ehrenmitglied er dent der TCS-Regionalgruppe Appenzell I.Rh. war. wurde. In dieser Funktion nahm er Einsitz im Paul Zeller wurde am 29. April 1979 von der Vorstand der TCS-Sektion St.Gallen-Appenzell Landsgemeinde in die Standeskommission ge- I.Rh., die er als Nachfolger von Raymond Bro- wählt. Er hatte sich einer Kampfwahl mit nicht ger über Jahre präsidierte. Von 1991–1999 war weniger als fünf weiteren Vorgeschlagenen zu Paul Zeller auch schweizerischer TCS-Dele- stellen, unter ihnen der damalige Nationalrat gierter. Ein besonderes Anliegen war ihm die und spätere Bundesrat Arnold Koller, der aber Verkehrserziehung der Kinder und Jugend- unter Berufung auf seine aktuelle Arbeitsbelas- lichen, aber auch die Verkehrs sicherheit im All- tung den Verzicht erklärte. Im ersten Ausmeh- gemeinen. ren fielen vier Vorgeschlagene aus der Wahl. In vielen hitzigen Debatten bewährte er sich Der Schwendner Hauptmann, Paul Zeller, ob- in seiner ruhigen und besonnenen Art als mäs- siegte schliesslich über seinen Appenzeller sigende Kraft. Dieses Talent machten sich auch Amtskollegen Emil Neff. andere öffentliche Körperschaften zunutze: Als Landesfähnrich amtete er bis 1990 als Paul Zeller war langjähriger Präsident der Polizeidirektor und – im Gegensatz zu seinen OSKA-Krankenkasse, der Korporation Wilder Vorgängern – auch als Justizdirektor. Die Ver- Bann und der Appenzell-Innerrhodischen kleinerung der Standeskommission von neun Winkelriedstiftung. Sein Einsatz für Innerrho- auf sieben Mitglieder hatte ihm diese Aufgabe den war beispielhaft. beschert, die vorher in den Händen von Land- ammann und Ständerat Raymond Broger lag. Paul Zeller war insgesamt 26 Jahre lang in öffentlichen Ämtern tätig. Aufbauend auf sei- ner militärischen Laufbahn – er war Oberleut- nant des Füs Bat 83 und in der Folge Komman- dant des Hipo Det 71 im Range eines Haupt- manns – avancierte der gelernte Malermeister nach drei Jahren im Schwendner Bezirksge- richt im Jahre 1967 zum regierenden Haupt- mann des Bezirks Schwende. Dieses Amt be- kleidete er bis zu seiner Wahl in die Standes- kommission. Paul Zeller war ein unermüdlicher Schaffer. In seiner Funktion als Polizeidirektor kam er umgehend in Berührung mit Verkehrsfragen,

3. Appenzellische Gemeinnützige Gesellschaft (AGG) 172 Protokoll

Protokoll der 180. Jahresversammlung der Appenzellischen Gemeinnützigen Gesellschaft

Samstag, 24. November 2012, 10.15 Uhr Ihren Jahresbericht stellt die Präsidentin der Hotel zur Linde, Teufen AGG unter das Thema «Hat die Gemeinnützig- keit ausgedient?». Er folgt hier im Wortlaut: Vorsitz: Vreni Kölbener-Zuberbühler Protokoll: Caius Savary Laut Statuten bezweckt die Appenzellische Ge- meinnützige Gesellschaft AGG «…die Förde- rung sozialer und/oder kultureller Anliegen 1. Eröffnung und Jahresbericht der Präsidentin und unterstützt in diesen Bereichen Personen, Die Präsidentin Vreni Kölbener begrüsst die Projekte und Institutionen in beiden Halbkan- Mitglieder der AGG und die Gäste der Jahres- tonen und übt das Patronat aus über die von ihr versammlung 2012. Besonders willkommen geschaffenen Institutionen.» heisst sie die Damen und Herren in politischen Ist die Förderung der Volkswohlfahrt noch Ämtern und den Gemeindepräsidenten von eine zeitgemässe Aufgabe? Oder ist in einem Teufen, Walter Grob. Nach der Begrüssung er- reichen Land, in dem die Sozialwerke und So- wähnt die Präsidentin die Entschuldigungen zialversicherungen gut ausgebaut sind, die Ge- verschiedener Mitglieder der AGG. meinnützigkeit überholt? Vorstandsmitglied Gaby Bucher bedankt Mit solchen oder ähnlichen Fragen wurde sich bei Ueli Vogt (Kurator Zeughaus Teufen) ich vor einem Jahr nach meiner Wahl oft kon- und Rosmarie Nüesch-Gautschi (Gründerin frontiert. Fragen, die auch mich beschäftigten: Grubenmann-Museum) für die direkt vor der Was sind unsere Kernaufgaben? Sind unsere Jahresversammlung durchgeführten sachkun- Prioritäten richtig gesetzt? Sind wir auf dem digen Führungen durch Museum und Zeug- richtigen Weg? Wie bedeutsam ist unser gesell- haus. schaftspolitischer Beitrag? Anschliessend richtet Walter Grob Gruss- Gemeinnützigkeit wird wie folgt definiert: worte an die Versammlung. Er stellt die Ge- «Das alte Wort Gemeinnützigkeit meint private meinde Teufen als attraktiven Standort vor, un- Gemeinnützigkeit, getragen und organisiert ter anderem auch als grösste Arbeitgeberin. durch die Bürgerinnen und Bürger des Lan- Die Einladung durch die Gemeinde Teufen zu des.» In der Gründerzeit der AGG ab den Kaffee und Gipfeli sowie die Worte des Ge- 1830er-Jahren standen laut den alten Jahrbü- meindepräsidenten werden mit Applaus ver- chern und Vortragsthemen folgende Hauptauf- dankt. gaben im Vordergrund: Die Gründung von Ret- tungsanstalten für so genannte verwahrloste Leute. Bei der Lektüre stiess ich auch auf fol- genden Satz: «Noch heute befinden sich in un- seren Armenanstalten fast ohne Ausnahmen Streitsüchtige, Vagabunden, Trunkenbolde, ja in manchen Anstalten auch noch Waisen.» Ein weiteres Thema war damals wichtig: «Was kann gegen die Schäden des überwuchernden Wirtshausbesuchs getan werden?» Protokoll 173

Sodann ging es unter anderem um: jekten könnte man sich tatsächlich die Frage – den Kampf um Öffentlichkeit für bessere stellen, ob auch sie unterstützungswürdig sind. Schulen und Meinungsfreiheit; Doch in unseren beiden Kantonen, wo die Kul- – die Gründung einer «Irrenanstalt für die ar- tur eine wichtige und eine identitätsstiftende men Geisteskranken»; Bedeutung hat, darf – oder nach meiner Mei- – die Gründung einer «Anstalt für schwach- nung muss – auch die AGG Beiträge leisten. sinnige Kinder»; Wie viel ärmer wäre doch das Appenzellerland, – die Schutzaufsicht für entlassene Sträflinge wenn die kulturelle Vielfalt nicht mehr ermög- (in der Bewährungshilfe leisten wir auch licht würde. heute noch einen Beitrag). Auch im sozialen Bereich fehlt es oft an fi- nanziellen Mitteln. Diese Gesuche stehen für Auch politisch nahm die AGG Einfluss, indem Projekte, die vor allem Menschen zugutekom- sie eine Eingabe an die «hohe Regierung», be- men, die auf der Schattenseite des Lebens ste- treffend geeignete Bestimmungen über den hen. Sie finden in diversen Einrichtungen Un- Kindesschutz im appenzellischen Einfüh- terstützung, um für ihr Leben wieder neue Per- rungsgesetz zum schweizerischen Zivilgesetz- spektiven zu finden. buch, machte. Ebenso setzte sie sich für Für- Der neue Armutsbericht des Bundesamts sorge und Versicherung für Wöchnerinnen- für Statistik (BFS) vom Oktober 2012 zeigt auf, schutz ein. dass in der Schweiz 600000 Armutsbetroffene Heute hat sich nicht nur die Sprache verän- leben. Armut hat viele Gesichter. In der reichen dert. Auch der Aufgabenbereich der AGG ist Schweiz ist Armut immer noch ein Tabu, aber nicht mehr ganz gleich. Verschiedene staatli- sie existiert – mitten unter uns. Trotz verbreite- che, aber auch privatrechtliche Institutionen tem Wohlstand ist es offenbar nicht möglich, übernehmen wichtige Aufgaben für Menschen Kinderarmut zu verhindern. In den Städten le- mit Beeinträchtigungen. Doch immer noch ben fast zehn Prozent der Kinder unter 18 Jah- sind wir der Gemeinnützigkeit verpflichtet – ren von Sozialhilfe. Rund 118000 Menschen der Menschlichkeit also. Institutionen, die gehören – laut BFS – zu den sogenannten Wor- heute noch unter unserem Patronat stehen, king Poor, können also trotz einem Vollzeitpen- setzen sich genau für derartige Aufgaben ein. sum ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten. Ich freue mich, dass ich heute einige Verant- Die psychischen Erkrankungen scheinen wortliche dieser Institutionen in unserem Kreis sich auszubreiten. Viele Menschen verlieren begrüssen kann. Euch allen gebührt ein herzli- durch sie ihren Arbeitsplatz und damit auch cher Dank für Euren elementaren Einsatz zu- den Anschluss an die Gesellschaft. Mit relativ gunsten Benachteiligter. Vergölt’s Gott! wenig Geld können wir diesen Menschen wie- der etwas Menschenwürde und hoffentlich ein An sieben Sitzungen hat der Vorstand die an- Stück Zuversicht und Lebenssinn zurückgeben. stehenden Aufgaben erledigt. Ein wichtiger Teil Leider ist es oft so, dass sich diese Bedürftigen der Arbeit ist die Prüfung der Gesuche. Die 13 zurückziehen und aus Scham auf den Gang eingegangenen Gesuche des Berichtsjahres zum Sozialamt verzichten. Auffallend viele von haben bestätigt, dass die Bedeutung der Ge- ihnen sind Alleinerziehende und Familien mit meinnützigkeit nach wir vor gross ist. Einige mehreren Kindern. Sind Kinder ein Armutsri- Gesuche müssen wir ablehnen, da sie nicht siko?! den Statuten entsprechen. Auch im kleinräumigen Appenzellerland Viele Projekte, sei es im sozialen oder kultu- gibt es Armutsbetroffene – meist nicht sofort rellen Bereich, wären nicht oder kaum möglich, ersichtlich, sondern eher im Verborgenen. Da wenn nicht Stiftungen oder eben die AGG ei- gibt es eine alleinerziehende Mutter, die für nen Beitrag leisten würden. Bei kulturellen Pro- eine Woche Ferien mit den Kindern noch 100 174 Protokoll

Franken zu Verfügung hat. Eine andere berufs- nehmen. Sie ist Ausdruck eines umfassenden tätige Mutter mit vier halbwüchsigen Buben Verantwortungsgefühls des Einzelnen, sich ak- kann die Brille für einen ihrer Söhne nicht er- tiv für das allgemeine Wohl einzusetzen.» setzen, weil schlichtweg das Geld fehlt, obwohl Fazit aus meinen Ausführungen: Ich bin sie beim Einkauf jeden Rappen zweimal um- überzeugt, dass die Gemeinnützigkeit noch dreht. Ein junger Mann sitzt wegen seiner Gut- lange nicht ausgedient hat. Obwohl sich der gläubigkeit auf einem riesigen Schuldenberg; Aufgabenbereich verschoben hat, ist sie wich- nun reicht es kaum noch für die Gründung ei- tig, um etwas mehr Menschenwürde in unsere ner Familie. In Familien mit Kindern bringen Gesellschaft zu bringen. oft unvorhergesehene Rechnungen das Famili- enbudget in ein empfindliches Minus. Hochgeachteter Herr Landammann, Für unsere AGG gilt nach wie vor: unbüro- geschätzte Damen und Herren kratisch zu helfen, zu unterstützen und zu för- Zum Schluss bleibt mir noch zu danken: dern, wo Not ausgewiesen ist oder wo voraus- meiner Vorstandskollegin und meinen Vor- schauende Hilfe geleistet werden kann, damit standskollegen, die mich in meinem ersten ein Leben in Würde möglich ist. Damit wir die- Jahr als Präsidentin tatkräftig und wohlwollend sen Ansprüchen genügen können, sind wir auf unterstützt haben und mit ihrer AGG-Erfah- Ihre Unterstützung angewiesen, sei es materi- rung unserer Arbeit zu Kontinuität verholfen ell, aber auch ideell. In diesem Sinne danke ich haben. Ebenso geht ein aufrichtiger Dank und Ihnen allen dafür, dass sie uns durch ihre Mit- ein grosses Kompliment an das Redakti- gliedschaft unterstützen. Und natürlich auch onsteam des Appenzellischen Jahrbuchs – al- jenen, die uns grosszügig Testate oder Spenden len voran an Heidi Eisenhut und Hanspeter zukommen liessen. Spörri, aber auch an die fünf Chronisten. Sie Kinder sind auf ein solidarisches Gemein- haben einmal mehr ein wunderbares, span- wesen angewiesen. Sie brauchen reale Pers- nendes Buch geschaffen. Ich bin stolz, dass wir pektiven, wenn sie den Schritt aus der Armut damit unseren Mitgliedern Jahr für Jahr ein schaffen sollen. So sagt z.B. der indische Wirt- wahres Zeitzeugnis übergeben können. Nicht schaftswissenschaftler und Nobelpreisträger weniger danke ich allen ehrenamtlich Tätigen Amartya Sen: «Mehr noch als materielle Güter und allen Verantwortlichen in unseren Patro- fehlen Armutsbetroffenen Verwirklichungs- natsorganisationen für ihre wichtige und nach- chancen. Die Fähigkeiten und Freiheiten, ein haltige Arbeit. Leben nach eigenen Lebensplänen zu führen.» Eine Gesellschaft kommt nur vorwärts, Die Finanzkraft einer Familie ist nur ein Fak- wenn sie auch ihren schwächsten Mitgliedern tor, der die Entwicklungschancen von Kindern würdevoll begegnet und eine Perspektive bie- beeinflusst. Genauso wichtig sind stabile emo- tet. tionale Beziehungen und ein Umfeld, das die Werte Anwesende, halten wir uns an An- Entfaltung fördert. Leider gibt es das eine sehr toine de Saint-Exupéry, der sagte: «Man kann oft nicht ohne das andere. Von sozialer Aus- nicht in die Zukunft schauen, aber man kann grenzung bedroht sind in hohem Masse Perso- den Grund für etwas Zukünftiges legen – denn nengruppen, die entweder über eine unter- Zukunft kann man bauen.» Geschätzte Damen durchschnittliche Bildung verfügen oder Kin- und Herren, ich kann Ihnen versichern, die der zu versorgen haben. AGG wird weiterhin an der Zukunft bauen. Es tönt hoffnungsvoll, wenn einleitend in der Jubiläumsschrift zum 200-jährigen Beste- In diesem Sinne erkläre ich die Jahresversamm- hen der Schweizerischen Gemeinnützigen Ge- lung 2012 als eröffnet. sellschaft steht: «Soziale Verantwortung gilt heute als Erfolgsfaktor für Wirtschaftsunter- Protokoll 175

Vizepräsident Caius Savary stellt den Jahresbe- 5. Finanzkompetenz richt der Präsidentin zur Diskussion. Ohne Der Vorstand beantragt, dessen Finanzkompe- Wortmeldung wird der Bericht einstimmig ge- tenz unverändert auf 50000 Franken zu belas- nehmigt und verdankt. sen. Ohne Wortmeldung wird der Antrag ein- Die Einladung zur Jahresversammlung 2012 stimmig angenommen. wurde den Mitgliedern der AGG fristgemäss zugestellt, zusammen mit dem Heft 139 (2012) 6. Subventionen der Appenzellischen Jahrbücher. Bezüglich Der Vorstand beantragt die auf Seite 2 der Ein- Traktandenliste werden weder Änderungen ladung aufgelisteten Subventionen an fünf Ins- noch Ergänzungen vorgeschlagen; sie wird ein- titutionen zu sprechen. Ohne Wortmeldung stimmig genehmigt. Es sind 106 stimmberech- wird der Antrag einstimmig angenommen. tigte AGG-Mitglieder anwesend, das absolute Mehr beträgt somit 54. Es werden drei Stim- 7. Wahlen menzähler einstimmig gewählt. Es liegen keine Rücktrittsgesuche vor. Alle bis- herigen Amtsinhaber werden ohne Wortmel- 2. Protokoll der Jahresversammlung 2011 dung einstimmig wieder in ihre Funktionen ge- Das Protokoll der 179. Jahresversammlung wählt. vom 26. November 2011 in Appenzell ist im Jahrbuch auf den Seiten 176–178 abgedruckt. 8. Beitragsbegehren Filmdokumentation Ohne Wortmeldung wird das Protokoll ein- ARoAI 500 stimmig genehmigt und der Aktuarin Annette Der Regierungsrat von Appenzell Ausserrho- Joos-Baumberger verdankt. den und die Standeskommission von Appen- zell Innerrhoden haben beschlossen, ihr 3. Rechnungsablage 500-Jahr-Jubiläum der Zugehörigkeit zur Eid- Die Jahresrechnung 2011 ist im Jahrbuch auf genossenschaft gemeinsam zu feiern. Franz den Seiten 179–183 abgedruckt. Kassier Michel Breitenmoser, Projektleiter des Jubiläums Peter erläutert die Rechnungen und bedankt ARoAI 500, stellt die Filmdokumentation als au- sich bei allen Mitgliedern und Spendern für die diovisuelles Zeitzeugnis von unschätzbarem Unterstützung. Es werden keine Fragen zur Wert über die Feierlichkeiten der beiden Kan- Rechnung gestellt. tone vor, welche jedoch im Jubiläumsbudget Der Revisorenbericht ist im Jahrbuch auf nicht vorgesehen sei. Der begehrte Beitrag von Seite 184 abgedruckt und wird von Revisor 75000 Franken für die Filmkosten wird ohne Emil Bischofberger verlesen. Antragsgemäss Wortmeldung, bei einigen Gegenstimmen und wird die Jahresrechnung der AGG einstimmig Enthaltungen, grossmehrheitlich angenom- gutgeheissen und dem Kassier bzw. der Kassie- men. Franz Breitenmoser bedankt sich na- rerin unter Dank für die Arbeit ebenso einstim- mens der Steuergruppe ARoAI 500 für die gross- mig Entlastung erteilt. zügige Unterstützung.

4. Bestimmung des Mitgliederbeitrages 9. Wünsche und Anregungen Der Vorstand beantragt, die bisherigen Mitglie- Es liegen keine Wünsche und Anregungen vor. derbeiträge grundsätzlich unverändert zu be- lassen, mit Ausnahme des Betrages «Mitglied- Roland Bieri, Präsident der Stiftung Schule schaft auf Lebenszeit» nach Art. 23 lit. c der Roth-Haus, Teufen, bedankt sich für die gross- Statuten, welcher von 700 auf 2000 Franken zu zügige Unterstützung der 40-Jahr-Jubiliäums- erhöhen sei. Ohne Wortmeldung und Gegen- feierlichkeiten im September 2012 durch die stimme wird der Antrag, bei einer Enthaltung, AGG und die Einladung zur Jahresversamm- angenommen. lung. Vreni Kölbener-Zuberbühler bedankt 176 Protokoll sich für die Teilnahme an der Jahresversamm- Im Anschluss an die Jahresversammlung lung. Einen speziellen Dank richtet sie an Joe spricht Ständeratspräsident Hans Altherr zum Manser, den «Mister Roothuus», der durch Thema «Engagement macht glücklich». Das seine langjährige und unermüdliche Tätigkeit Referat bildet die Basis des vorliegenden Jahr- als ehemaliger Geschäftsführer der Stiftung buchs. Zentrum für Appenzellische Volksmusik einen unschätzbaren Fundus zusammengetragen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. Jahresrechnungen 177

Jahresrechnungen 2012 der AGG

Einnahmen CHF CHF

Kapitalzinsen ...... 30 409.97

Spenden, Vergabungen, Vermächtnisse Vergabungen zum Andenken an: Alfred Sigrist, Rosmarie Manser, Elsa Gräflein-Bänziger, Valentin Inauen, Elsy Tobler-Aemisegger, Martin und Marianne Beck, Oskar Heiniger, Bruno Schneiter, Klara Inauen-Krähenbühl, Christoph Gsell, Liz Eisenhut, Sarah Biser, Ernst Schefler, Dora Langenauer-Tobler, Emmeli Frischknecht, Slobodan Brzakovic, Gabriela Bischofberger, Markus Auer, Paul Sonderegger, Paul Walti-Keller, Diverse ungenannt ...... 2 335.11

Unterstützungsbeiträge ab Fr. 200.— Patria Versicherungen, Basel ...... 10 000.— Brauerei Schützengarten AG, St.Gallen ...... 300.— Huwa Finanz- und Beteiligungs AG, Appenzell ...... 5 000.— Evangelische Kirchgemeinde, Speicher ...... 200.— Ernst Jüstrich-Stopp, Walzenhausen ...... 1 000.— Tisca Tiara Stiftung, Bühler ...... 1 000.— Sepp Reichmuth, Appenzell ...... 200.— 17 700.— an Direkthilfefonds ...... – 15 300.— 2 400.—

Mitgliederbeiträge ...... 66 955.—

Druckkostenbeiträge Appenzell Innerrhoden ...... 1 500.— Appenzell Ausserrhoden ...... 3 000.— 4 500.—

Sozialverzeichnis Einnahmen ...... 16.—

Diverse Erträge Kursdifferenzen ...... – 282.74

Total Einnahmen ...... 106 333.34 178 Jahresrechnungen

Ausgaben CHF CHF

Subventionen gemäss Beschluss der Jahresversammlung 2012 ...... 21 000.—

Ausserordentliche Beiträge Projekt «Mozart», Chorkreis St.Gallen ...... 1 000.— Projekt Verein Kindertagesstätte Appenzeller Vorderland ...... 3 000.— Projekt Genossenschaft SoFi Herisau ...... 2 947.95 Projekt Jubiläum, Bücherladen Appenzell ...... 2 500.— Projekt «Bergwald», Gymnasium Appenzell ...... 1 112.35 Projekt Videodokumentation ARoAI 500 (akonto) ...... 15 000.— Projekt TanzRaum Herisau ...... 1 000.— Projekt «E Hammpfle Originaal» ...... 5 000.— 31 560.30

Jahrbuch Druck / Versand ...... 33 709.55 Honorare...... 23 318.70 57 028.25

Verwaltung Diverse Aufwendungen ...... 2 747.— Jahresversammlung ...... 3 660.90 Depotgebühren, Bankspesen 1) ...... 24 615.61 Homepage AGG ...... 598.90 Sachversicherung Mineralien ...... 123.70 31 746.11

Beiträge Vorstand ...... 100.—

Total Ausgaben ...... 141 434.66

1) Verbuchungsart von Mandatsspesen angepasst Jahresrechnungen 179

Vermögen am 31.12.2011 ...... 1 510 690.56 Einnahmen 2012 ...... 106 333.34 1 617 023.90 Ausgaben 2012 ...... – 141 434.66 Vermögen am 31.12.2012 ...... 1 475 589.24

Vermögensausweis

Aktiven CHF CHF Wertschriften ...... 1 565 976.90 Geldmarkt ...... 13 539.64 Obligationen ...... 1 218 815.00 Aktien ...... 454 668.00 Fonds ...... 119 941.00 Immobilien ...... 143 073.00 übrige Anlagen ...... 0.— 1 950 036.64 Konten Postcheck ...... 6 675.88 UBS AG, Herisau ...... 1 523.34 Appenzeller Kantonalbank ...... 130 091.06 Appenzeller Kantonalbank, Euro-Konto ...... 13 286.71 151 576.99 Verrechnungssteuern ...... 14 079.70 Aktive Rechnungsabgrenzungen ...... 71 150.00

Antiquitäten ...... 20 000.— Mineralien ...... 1.—

Total Aktiven ...... 1 822 784.59

Passiven Kreditoren ...... 40 985.05 Behindertenhilfe ...... 3 941.55 Passive Rechnungsabgrenzung ...... 0.—

Fondsgelder Direkthilfefonds ...... 60 442.— Besondere Aufgaben ...... 241 826.75

Total Passiven ...... 347 195.35

Vermögen am 31.12.2012 ...... 1 475 589.24 180 Jahresrechnungen

Rechnung Fondsgelder CHF CHF

Direkthilfefonds Bestand 31.12.2011 ...... 50 972.60 Übertrag Unterstützungsbeiträge ...... 15 300.— 66 272.60 Unterstützungen (6) ...... –5 830.60 Bestand 31.12.2012 ...... 60 442.—

Besondere Aufwendungen Bestand 31.12.2011 ...... 241 826.75 241 826.75 Unterstützungen (0) ...... 0.— Bestand 31.12.2012 ...... 241 826.75

Fonds Behindertenhilfe Bestand 31.12.2011 ...... 229 628.02 Zinsertrag ...... 4 239.95 Spenden ...... 0.— Rückzahlung Zedel ...... 20 000.— Kursgewinn ...... 1 242.— 255 109.97

Verwaltung ...... –609.77 Unterstützungen ...... –972.30 –1 582.07

Bestand 31.12.2012 ...... 253 527.90 Jahresrechnungen 181

Vermögensausweis CHF

Aktiven UBS AG, Herisau ...... 54 321.45 Guthaben AGG ...... 3 941.55 Wertschriften ...... 173 294.25 Darlehen Verein VHPG ...... 20 000.— Verrechnungssteuer ...... 1 970.65

Total Aktiven ...... 253 527.90

Passiven Kreditoren ...... 0.—

Total Passiven ...... 0.—

Vermögen am 31.12.2012 ...... 253 527.90

Bestand am 31.12.2011 ...... 229 628.02 Bestand am 31.12.2012 ...... 253 527.90

Gewinn 2012 ...... 23 899.88 182 Revisorenbericht

Revisorenbericht

Sehr geehrte Damen und Herren Wir beantragen der Hauptversammlung 2013:

Auftragsgemäss haben die unterzeichneten Re- 1. Die Jahresrechnungen 2012 der Appenzelli- visoren die Jahresrechnung 2012 der AGG ge- schen Gemeinnützigen Gesellschaft seien prüft. Die Einnahmen- und Ausgabenbelege zu genehmigen. wurden stichprobenweise mit den Buchun gen 2. Dem Kassier, Herrn Michel Peter, sei Entlas- verglichen. Die Ergebnisse der Buchhaltungen tung zu erteilen. stimmen mit den Zahlen der Jahresrechnungen 3. Dem ganzen Vorstand der AGG sei für die überein. Die per 31.12.2012 aufgeführten Ver- geleistete Arbeit herz lich zu danken. mögenswerte sind durch entsprechende De- pot- und Kontoauszüge ausgewiesen. Die ordentliche Gesellschaftsrechnung schliesst mit einem Ausgabenüberschuss von Appenzell, 13. Juni 2013 35 101.32 Franken ab, wodurch sich das Vermö- gen auf 1 475 589.24 Franken vermindert. Die Jahresrechnung 2012 des Behinderten- hilfe-Fonds weist einen Ertragsüberschuss von 23899.88 Franken aus. Das Vermögen per 31. Die Revisoren: Dezember 2012 beträgt 253 527.90 Franken. Die Buchhaltungen sind sauber geführt und Alfred Lämmler ordnungsgemäss abgeschlossen. Emil Bischofberger Institutionen 183

Jahresberichte der dem Patronat der AGG unterstehenden Institutionen

Appenzellischer Hilfsverein für Psychischkranke lich allein, dazu braucht es hilfreiche soziale Bezie- hungen. www.hilfsverein-appenzellerland.ch Von diesem Respekt für Menschen mit psycho- sozialen Schwierigkeiten ist das «Begleitete Woh- Das griechische Wort «Stigma» bezeichnet einen nen» und das «Arbeits- und Kreativatelier» seit den «Stich, ein Wundmal und (entehrendes) Kennzei- Anfängen geleitet. Es ist die tägliche Arbeit von Klien- chen, ein Brandmal», wie es Sklaven eingebrannt ten und Begleitpersonen dieser Institutionen. wurde. Heute bedeutet Stigmatisierung «jemandem Der Bereich der ambulanten Psychiatrie ist im bestimmte, von der Gesellschaft als negativ bewer- Umbruch begriffen. War das «Begleitete Wohnen» tete Merkmale zuzuordnen, jemanden in diskrimi- vor wenigen Jahren noch ein Pionierprojekt, so bie- nierender Weise zu kennzeichnen» (Duden, Goff- ten heute auch andere Institutionen wie die Spitex mann). Viele psychisch kranke Menschen fühlen die Betreuung von Menschen mit psychischen Prob- sich in unserer Gesellschaft auf diese Weise gebrand- lemen an. Das ist an sich ein erfreulicher Vorgang markt und in ihrer sozialen Identität beschädigt wie und zeigt, dass die ambulante Begleitung im eigenen kaum bei einer anderen körperlichen Krankheit. Das Umfeld ein hilfreicher und zielführender Dienst ist Leiden unter Vorurteilen, Diffamierungen und und einem echten Bedarf entspricht. Vorstand und Schuldzuweisungen wird so zur zweiten Krankheit. Ausschuss der Sozialbegleitung Appenzellerland se- Zudem haben sie mit weiteren Folgen ihrer Grunder- hen es darum nicht als Bedrohung, vertrauen der krankung zu kämpfen – mit gefährdeten Beziehun- Grundphilosophie ihrer Angebote und sind über- gen, bedrohter Arbeitssituation, den Gefühlen des zeugt, damit eine wichtige Nische auch unter ande- Ausgeliefert-Seins an Psychiatrie und Behörden und ren Anbietern abzudecken. Diese Philosophie ist für gesellschaftlichen Tabus. Das alles ist oft schwerwie- das «Begleitete Wohnen»: (1) Von der Eigenverant- gender als die «eigentliche» Krankheit und verunsi- wortung der Klienten auszugehen und diese zu för- chert sie tief in ihrer Persönlichkeit. Stigmatisierung dern. (2) Nicht krankheitsorientiert, sondern res- ist ein gesellschaftlicher Prozess und muss darum sourcenorientiert zu arbeiten. (3) Die Kontinuität auch auf der gesellschaftlichen Ebene durch Aufklä- der Begleitpersonen als langfristige Chance für die rung, durch soziale und kulturelle Impulse und das Betroffenen zu sehen. gesellschaftliche Gespräch bekämpft werden, wie es Kooperation und Vernetzung mit anderen Insti- z.B. das Bündnis gegen Depression versucht. tutionen ist dabei eine wichtige Aufgabe, die die Lei- Auf der ebenso wichtigen individuellen Ebene ist tung der Sozialbegleitung Appenzellerland sehr be- es grundlegend, dass in solcher Art verletzte Men- wusst wahrnimmt. schen als Persönlichkeit ernst und wichtig genom- men werden und als eigenes Subjekt respektiert sind. Es stärkt ihre Persönlichkeit, wenn sie Achtung in ih- Ausschuss Sozialbegleitung Appenzellerland: Erfreuli- rer Eigenverantwortung und in ihrer Lebensleistung cherweise hat Dr. med. Hansueli Schläpfer zugesagt, erfahren und nicht nur Hilfe, die sie möglicherweise im Ausschuss des Vorstandes an Stelle von Albert noch mehr entmutigt. Und es stärkt ihre Identität, Wassmer mitzuwirken. Dazu gekommen ist auch wenn ihre Schönheit, ihr Humor, ihre Fähigkeiten, Isabel Germann. Zusammen mit Ursula Weibel bil- Erfindungsgaben und Liebenswürdigkeiten wahrge- den sie nun ein kompetentes Team gegenüber der nommen werden, wie bei allen Menschen. Wenn operativen Leitung. Sie sind von weiteren Aufgaben Stigmatisierung sich gesellschaftlich nicht so leicht im Vorstand entlastet. Das bewährte Team von Mo- zum Verschwinden bringen lässt, so ist es umso nique Roovers und Michael Higi hat die Sozialbeglei- wichtiger, persönliches Stigma zu bewältigen und tung durch alle Umbruchsituationen und Neustruk- vielleicht zu versöhnen und verletzte Identität zu turierungen hindurch getragen. Ihnen allen gehört stützen und zu ermutigen. Dies kann man schwer- mein aufrichtiger Dank. 184 Institutionen

Finanzielle Situation: Ursula Weibel hat sich sehr Pro Senectute Appenzell Ausserrhoden verdienstvoll um finanzielle Mittel für die Sozialbe- www.ar.pro-senectute.ch gleitung Appenzellerland bemüht. So hat sie zu den zugesagten 50000 Franken der Ebnet-Stiftung noch- Vorwort der Präsidentin mals 40609 Franken von weiteren Stiftungen erhal- Das Alter als Thema ist 2012 definitiv angekommen ten. Sie sehen die Zusammenstellung bei der Jahres- in der gesellschaftspolitischen Diskussion. Je nach rechnung der Sozialbegleitung. An dieser Stelle Blickwinkel ist die ältere Bevölkerung eine Belastung möchte ich allen Stiftungen für ihre wertvollen Bei- oder eine Bereicherung, eine demografische Zeit- träge danken und Ursula Weibel für ihre grossartige bombe oder eine neue Chance im Zusammenspiel Arbeit. der Generationen. – Pro Senectute Appenzell Aus- Trotz dieser Anstrengungen resultiert im «Beglei- serrhoden setzt sich für einen respektvollen Umgang teten Wohnen» ein Defizit von 31141 Franken und mit der an sich positiven Situation, dass die Men- im Arbeitsatelier von 21939 Franken, die der Hilfs- schen heute länger gesund, selbstbestimmt und ak- verein trägt. Vor allem im «Begleiteten Wohnen» ha- tiv leben, ein. Pensionierte erbringen in Familie und ben sich ein Einbruch bei der Hilflosenentschädi- Freiwilligentätigkeit unbezahlte Leistungen, deren gung bemerkbar gemacht, aber auch Korrekturbu- Wert in die Milliarden geht. Das gehört auch in die chungen bei den Sozialleistungen. Da die Einnah- Waagschale, wenn über die Lasten des Alters disku- men des Hilfsvereins nicht entsprechend gestiegen tiert wird. Wir wehren uns gegen eine einseitige Be- sind, schliesst die Gesamtrechnung mit einem Defi- trachtung. – Pro Senectute Appenzell Ausserrhoden zit von 26650.12 Franken. Rückläufig waren dabei blickt zurück auf ein intensives Jahr. Die Dienstleis- die Einnahmen aus Mitgliederbeiträgen und «Diver- tungen stiessen auf reges Interesse. Es gelang uns, sen Spenden», diejenigen von Kirchgemeinden und Mitarbeitende, die in Pension gingen, mit fähigen politischen Gemeinden stagnierten. Darum liegt Nachfolgern zu ersetzen. Wir erfuhren aber auch, auch auf Seiten des Hilfsvereins Handlungsbedarf dass Krankheit und Tod unvermittelt und schmerz- vor. Ziel ist weiterhin, die Defizitbeiträge des Vereins lich in eine Organisation einbrechen und ein kleines für die Projekte auf einem Niveau von rund 30000 Team aufs Äusserste fordern können. – Unsere tägli- Franken jährlich stabilisieren zu können. Dies ent- che Arbeit wurde unterstützt durch den Bund, den bindet aber den Verein nicht vor weiteren Anstren- Kanton, die Gemeinden und Pro Senectute Schweiz. gungen. Die Bevölkerung ihrerseits würdigte unsere Tätigkeit mit Spenden und Legaten. – Ich bedanke mich für Dank: Mein Dank gilt allen treuen Mitarbeiterinnen diese grossartigen Zeichen der Wertschätzung und und Mitarbeitern der Sozialbegleitung Appenzeller- schliesse in meinen Dank auch den Stiftungsrat, un- land und allen engagierten Vorstandsmitgliedern. ser Team unter der Leitung von Markus Gmür, un- Danken möchte ich allen Mitgliedern und Gönnerin- sere Freiwilligen und unsere Kursleiterinnen und nen, ebenso danke ich für die Gemeindebeiträge -leiter ein. Sie alle engagieren sich mit Herzblut. und Kirchenkollekten, besonders auch allen Stiftun- Alice Scherrer, Präsidentin gen im Appenzellerland, die den Hilfsverein unter- stützt haben, oder besser: die Arbeit und das Leben Beratungen von Menschen, die an einer psychischen Krankheit Informationsvermittlung: Als Fachstelle für Altersfra- leiden. Wir hoffen auch in Zukunft auf Ihre Unter- gen geben wir täglich telefonische Kurzauskünfte. stützung. Vermehrt wird dazu auch unsere Homepage genutzt, Norbert Hochreutener, Präsident wo unter dem Menüpunkt «Infothek» viele nützliche Details und Links abgerufen werden können. Sozialberatung: Im Berichtsjahr haben wir 464 Fachkommission Mineraliensammlung Beratungen durchgeführt, 26 weniger als im Vorjahr. Als Grund dafür sehen wir die personellen Verände- Für das Jahr 2012 sind keine Neuigkeiten zu vermel- rungen, vor allem im Mittelland. Inzwischen sind die den. neuen Beraterinnen und Berater gut eingearbeitet Dr. Peter Kürsteiner, Präsident und wir erwarten, dass die Anzahl Beratungsgesprä- che wieder zunehmen wird. – Eine Rekordhöhe hat die individuelle Finanzhilfe erreicht. So wurden total Institutionen 185

89162 Franken (Vorjahr 80494) ausbezahlt. – Wenn durch verbesserte Gesundheit ist besonders wichtig jemand nicht mehr mobil ist, finden unsere Beratun- für die Selbständigkeit im Alter. Wir freuen uns, dass gen häufig anlässlich von Hausbesuchen statt. – Die die Anzahl Lektionen (2325, Vorjahr 2317) trotz gros- Informations- und Beratungsstelle für Altersfragen ser Konkurrenz gehalten werden konnte. – Erfreulich Teufen, welche wir im Auftrag der Gemeinde führen, ist die Zunahme bei den Bildungskursen (798 Lekti- wurde 2012 weniger benützt. Wir haben bei der Neu- onen, Vorjahr 587); dies vor allem als Folge des Prä- gründung des Vereins «Seniorissimo» sowie bei der ventionsprojekts «Zwäg is Alter». Dafür sinkt die Organisation der 66er-Feier der Gemeinde Teufen Nachfrage nach Computerkursen, und die Englisch- mitgewirkt. – Das Pilotprojekt in Herisau für das Füh- gruppen bräuchten dringend neue Interessenten. – ren von Beistandschaften wurde Ende 2012 abge- Im Jahr 2012 konnten wir wiederum vier Kurse zur schlossen. Vorbereitung auf die Pensionierung durchführen. – Das Angebot «Tanzcafé Herisau» wurde 9 Mal (Vor- Zwäg is Alter jahr 9) durchgeführt. Das Reprisenkino «KINOmol» Seit dem Projektstart im Jahr 2010 haben bereits weit in Heiden zeigte 15 Filme (Vorjahr 15). über 1000 Personen die Angebote von «Zwäg is Alter» benützt. Auf Wunsch sind verschiedene neue Kurs- Freiwilligenarbeit angebote wie z.B. Gleichgewichtstraining oder Unsere 178 freiwilligen Helferinnen und Helfer ha- «Spielen fürs Gedächtnis» entwickelt worden. Allein ben 2012 total 11597 (Vorjahr 11977) Stunden geleis- 2012 haben knapp 700 Personen an Vorträgen (8) tet, dies entspricht rund sechs Vollzeitstellen. Ohne und Kursangeboten (28) teilgenommen. – Aufgrund diese Mitarbeit wären unsere Dienstleistungen wie des breiten und guten Echos, welches das Projekt in Sport, administrative Begleitungen, Steuerklärungs- der Bevölkerung hat, beschloss der Stiftungsrat, das dienst und die Gratulationen nicht möglich. Projekt ab Sommer 2012 bis Ende 2012 aus eigenen Mitteln weiterzuführen. Erfreulicherweise über- In eigener Sache nimmt der Kanton ab 2013 wieder die Kosten, und so Organisationsentwicklung: Der Stiftungsrat hat die konnte das Angebot auf den ganzen Kanton ausge- Überarbeitung der Stiftungsstrategie abgeschlossen. weitet werden Zusätzlich wurden das Organisationsreglement, die Organisationsstruktur sowie die Zeichnungsberech- Hilfen zu Hause tigungen überarbeitet. Ziel unserer Anpassungen Unsere Freiwilligen unterstützen Seniorinnen und war die Erfüllung der Vorgaben von Corporate Senioren beim selbständigen Wohnen zu Hause, Governance. dies in Ergänzung zur Spitex. Neue Dienstleistungen: Trotz vieler existierender Administrative Begleitung: Die monatlichen Be- Angebote für ältere Menschen stellen wir Lücken im suche der Helferinnen und Helfer und deren Unter- bestehenden Angebot fest. Für Bereiche wie Besu- stützung bei administrativen Belangen werden sehr che, Begleitungen, einfache Handreichungen usw. geschätzt. Die Nachfrage ist als Folge der überdurch- ist niemand oder nur sehr umständlich jemand zu schnittlich vielen Todesfälle von Kundinnen und finden. Deshalb entwickeln wir eine neue Dienstleis- Kunden leicht gesunken. tung, die «Alltagshilfe». Die Mitarbeitenden dieses Steuererklärungsdienst: Unsere Helferinnen und Angebots sollen schnell und unbürokratisch ein- Helfer füllen bei Seniorinnen und Senioren zu Hause springen können. – Aufgrund der Erfahrungen im Steuererklärungen aus. 2012 waren es 448 (Vorjahr Pilotprojekt «Beistandschaften» in Herisau sollen 462) Einsätze. solche im Rahmen des neuen Kinder- und Erwach- Gratulationsdienst: Wiederum gratulierten un- senenschutzrechts durch Pro Senectute geführt wer- sere Ortsvertreterinnen und -vertreter zu runden Ge- den. Voraussetzung dafür ist, dass wir eine kostende- burtstagen und informierten bei dieser Gelegenheit ckende Entschädigung erhalten. über unsere Angebote. Pensionierung: Unsere langjährige Mitarbeiterin, Annemarie Bächler, wurde pensioniert. Sie hat 20 Impuls Jahre lang unsere Beratungsstelle in Heiden mit viel Unter dem Titel «Impuls» fassen wir unsere Ange- Fachwissen geführt. Zudem hat sie den Haushilfe- bote aus den Bereichen Sport, Bildung, Gruppen und und Mahlzeitendienst bis Ende 2007 geleitet, den Veranstaltungen zusammen. – Sport bzw. die da- Hilfsmitteldienst betreut und die Demenzberatungs- 186 Institutionen stelle aufgebaut. Wir danken ihr herzlich für das gement für die ältere Generation in Europa stellt den grosse Engagement zugunsten der älteren Men- gesunden, rüstigen und leistungsfähigen älteren schen und Pro Senectute. Menschen ins Zentrum. Damit wird jedoch ein Al- Abschied: Tief betroffen nahmen wir Abschied tersbild vermittelt, welches nicht für alle Menschen von Helen Niedermann, die kurz vor ihrer Pensionie- Gültigkeit haben kann. Was ist, wenn die geistige und rung und nach vielen Jahren bei Pro Senectute ver- körperliche Leistungsfähigkeit nachlässt? Wenn storben ist. Sie fehlt uns und den Menschen, die sie plötzlich gesundheitliche Probleme auftauchen, betreut hat, sehr. sich zunehmend Altersbeschwerden bemerkbar ma- Unsere Mitarbeitenden: Buchli Marianne, Sozial- chen oder Pflegeunterstützung notwendig wird? arbeiterin FH, Beratungsstelle Herisau, seit 2011; Werden diese älteren Menschen von der Gesellschaft Cioce Silvana, Kauffrau, Sekretariat Geschäftsstelle ausgeschlossen? Hoffentlich nicht, denn niemand Herisau, seit 2013; Gavrani Jacqueline, Sozialarbeite- kann ewig jung und aktiv sein, niemand weiss, wie rin FH, Beratungsstellen Speicher und Teufen, seit lange er gesund bleiben darf. 2011; Gmür Markus, Geschäftsleiter, Geschäftsstelle Deshalb unterstützt Pro Senectute Appenzell In- Herisau, seit 1994; Hablützel Silvia, Dipl. Pflegefach- nerrhoden das Engagement von Pro Senectute frau HF/BScN, Projekt «Zwäg is Alter», seit 2010; Schweiz, welches nicht auf das aktive, sondern auf Schmidhauser Theo, Service, Sport, Bildung (Im- ein «gutes Altern» ausgerichtet ist. Dies schliesst alle puls), Geschäftsstelle Herisau, seit 2007; Signer Lis- mit ein. Im Zentrum stehen die älteren Menschen beth, Finanz- und Rechnungswesen, Geschäftsstelle mit unterschiedlichsten Lebensentwürfen und Le- Herisau, seit 1994; Wild Jürg, Sozialarbeiter FH, Bera- benssituationen. Der Mensch kann dann gut altern, tungsstelle Heiden, seit 2012 wenn er erfährt, dass er auch mit Einschränkungen nicht ausgeschlossen wird, wenn er Unterstützung, Finanzen, Organisation Anteilnahme und Wertschätzung im Alltag erlebt. Die Jahresrechnung schliesst mit einem Einnahmen- Für Pro Senectute Appenzell Innerrhoden steht wei- überschuss von 2153.75 Franken ab (Vorjahr terhin der ältere Mensch mit seiner individuellen Le- –| 12190.35). Das Vermögen beträgt Ende 2013 benssituation und den persönlichen Lebensumstän- 1624353.41 Franken (1411730.96 Franken). Die Aus- den im Zentrum. Wir wollen einen Beitrag dazu leis- gaben betrugen 1235688.75 Franken (1249354.15). ten, dass Lebensqualität in jeder Lebenssituation Der Anteil an Administrativkosten, gerechnet nach möglich ist, was auch die Teilhabe am sozialen, ge- der ZEWO-Methodik, beträgt 13,6 Prozent (13,1). sellschaftlichen und kulturellen Leben einschliesst. Der Personalbestand der Festangestellten betrug Ende Jahr 8 Personen (9), welche sich 590 Stellenpro- Bildung zente teilen. Neben den Festangestellten arbeiten Etwas Neues lernen, sich auf Fremdes einlassen, rund 180 Freiwillige mit, als Sportleiterinnen und kann bisher unbekannte Interessen wecken und Sportleiter, im Steuererklärungsdienst, bei den ad- neue Horizonte eröffnen. In den Angeboten wurde ministrativen Begleitungen, im Entlastungsdienst neues Wissen vermittelt, es wurden Fertigkeiten er- oder als Ortsvertreterinnen und Ortsvertreter. Wir lernt oder Bekanntes wurde neu aufgefrischt. Ebenso möchten allen für ihre Mitarbeit herzlich danken. legten wir viel Wert auf den Austausch in der Gruppe Markus Gmür, Geschäftsleiter und auf die Pflege von Kontakten. Unsere Kursteil- nehmenden schätzen das Lernen in überschauba- ren Gruppengrössen, mit angepasstem Tempo und Pro Senectute Appenzell Innerrhoden ohne Leistungsdruck. Neben Bewährtem wie Yoga www.ai.pro-senectute.ch und Computerkursen ist auch Neues auf Interesse gestossen. Frauen waren eingeladen zur Gesichts- Das Jahr 2012 wurde von der EU zum «Europäischen pflege ab 60 und erhielten bedeutende Informatio- Jahr des aktiven Alterns und der Solidarität zwischen nen zum eigenen Hauttyp und zur Hautveränderung den Generationen» erklärt. Ziel war es, mit der Beto- im Alter. Der Zugang zur Familienforschung und nung des «aktiven Alterns» deutlich zu machen, dass Wappenkunde interessierte die Teilnehmenden Menschen sich auch im fortgeschrittenen Alter im beim Thema Ahnen- und Familienforschung. Der Beruf, im sozialen Leben, in der Gesellschaft und in Kurs «Wie fahre ich» vermittelte aktuelle Verkehrs- der Politik engagieren. Dieses an sich löbliche Enga- kenntnisse in Theorie und Praxis. Erstmals wurde Institutionen 187

zum Boulespiel Pétanque eingeladen. Beliebt waren weiterhin hoch. Oftmals belasten mehrere Themen, die Kochkurse für Männer, zu welchen in Appenzell und die Zusammenarbeit mit weiteren Fachstellen und erstmals auch in Oberegg eingeladen wurde. Die ist notwendig für eine zielgerichtete Beratung. Fi- Veranstaltungen zur Sicherheit im Alter waren sehr nanzielle Sorgen beschäftigten viele Ratsuchende. gut besucht. Die Infoveranstaltung zur Bedienung Neben finanziellen Notlagen betraf dies auch Fragen des neuen Billettautomaten und zum Tarifverbund und Unsicherheiten zu Heim- und Pflegekosten, Er- «Ostwind» hat viele ältere Menschen auf den Bahn- gänzungsleistungen und zu den Sozialversicherun- hof gelockt. gen. Ältere Menschen wurden unterstützt bei admi- nistrativen Fragen, im Kontakt mit Amtsstellen und Sport beim Ausfüllen von Steuererklärungen. Im Zentrum Wer Sport treibt und sich bewegt, ist kräftiger, aus- der Beratung stehen dabei stets das Selbstbestim- dauernder und weniger krankheitsanfällig. Manche mungsrecht und die Autonomie des Einzelnen. Das wissenschaftliche Untersuchungen zum Sport im heisst, nur so viel aktive Hilfe wie nötig und die Un- Rentenalter bestätigen weiter, dass sportliche Aktivi- terstützung von persönlichen Ressourcen fördern. tät sich auch positiv auf das Gedächtnis auswirkt. Die Beratungsstelle ist ein niederschwelliges Ange- Das Gehirn profitiert, man bleibt geistig leistungsfä- bot und für alle Ratsuchenden kostenlos. Zwei Drit- higer und fühlt sich dadurch auch agiler und sicherer. tel der Ratsuchenden waren Frauen. – Die Bera- Selbstverständlich eignen sich viele unserer Aktivitä- tungsgespräche finden in der Geschäfts- und Bera- ten auch sehr gut für Menschen mit körperlichen tungsstelle in Appenzell und im Lindensaal am Einschränkungen. Regelmässig trafen sich 14 Grup- Kirchplatz 4 in Oberegg statt. Die Sozialberatung von pen zu den wöchentlichen Turnlektionen. Das Ange- Pro Senectute bietet sich allen Ratsuchenden ab dem bot wird in allen Bezirken, in den Altersheimen und 60. Altersjahr und deren Bezugspersonen an. Ange- neu auch im Pflegeheim Appenzell angeboten. In hörige von demenzkranken Menschen trafen sich Oberegg trifft sich die einzige Männerturngruppe einmal im Monat zum Erfahrungsaustausch auf der wöchentlich zu Bewegung und Spiel. Die beiden Beratungsstelle. Aquafitness-Gruppen trafen sich wöchentlich im Hilfen zu Hause: Die Anfragen zum Entlastungs- Hallenbad Appenzell zu den Wasserstunden. Die dienst für Angehörige haben 2012 stark zugenom- beiden Wandergruppen in Oberegg und Appenzell men. Der Entlastungsdienst wurde in vielen Notsitu- waren regelmässig in der Region unterwegs. Ge- ationen beansprucht. Fünf Frauen haben insgesamt meinsam mit Pro Senectute Thurgau wurde ein 146 Einsätze geleistet. Die Einsätze werden jeweils Wandertag im Thurgau und danach in Appenzell an- vom Beratungsteam begleitet. – Das Tageszentrum geboten. Zu Kraft- und Ausdauertraining liessen sich ist für Menschen mit altersbedingten Krankheiten viele ältere Menschen informieren. Danach starteten ein wichtiger Ort der Begegnung. Die Gäste werden zwei Gruppen mit regelmässigem Training. Insge- oftmals erst nach fortgeschrittener Erkrankung für samt wurden 664 Sportlektionen durchgeführt, an den Besuch im Tageszentrum angemeldet, die Ver- welchen durchschnittlich elf Personen teilnahmen. weildauer hat sich dadurch verkürzt. Dies hat zur Unsere Kurse finden ab fünf Teilnehmenden statt. Folge, dass im Betriebsjahr viele Aus- und Eintritte Für Pro Senectute waren 28 Sportleiterinnen und zu verzeichnen waren und die Gästestruktur sich Sportleiter im Einsatz. Diese bildeten sich regelmäs- täglich ändern konnte. Das Tageszentrum konnte sig in Fortbildungskursen weiter, um ein zeitgemäs- 777 Besuchstage verzeichnen. Diese Tage verteilten ses und attraktives Training zu ermöglichen. sich auf 26 Gäste (11 Frauen und 15 Männer). Im Be- triebsjahr nahmen 13 Personen das Angebot erst- Soziale Unterstützung mals in Anspruch. Verlassen haben das Tageszent- Hilfe im Alter hat viele Gesichter: Im vergangenen rum 12 Personen. – Unsere täglich frisch zubereite- Jahr hat die Nachfrage nach Sozialberatung weiter ten Mahlzeiten berücksichtigen die Ernährungs- zugenommen. Neben Direktbetroffenen nutzten empfehlungen für ältere Menschen. Für die tägliche auch immer wieder Angehörige und weitere Bezugs- Bedienung unserer Kundschaft sind zehn Mitarbei- personen das Angebot. Es wurden 148 Dossiers ge- tende im Einsatz. Diese sind für viele ältere Men- führt (Vorjahr 121). Die Angst vor Abhängigkeit und schen wichtige Kontaktpersonen und erkennen psy- dem Verlust der Eigenständigkeit ist in vielen Bera- chische Belastungen und soziale Isolation frühzeitig. tungen spürbar. Die Komplexität der Probleme ist In Appenzell Innerrhoden wurden 11450 Mahlzeiten 188 Institutionen ausgeliefert. Alleine im Bezirk Oberegg waren es Publikum und wurden auch von Pensionären aus 2298 Mahlzeiten. Gekocht werden die Mahlzeiten für dem Bürgerheim und Pflegeheim besucht. Jassen ist das Innere Land im Altersheim Gontenbad, für äusserst beliebt, und so überrascht es nicht, dass Oberegg im Alters- und Pflegeheim Watt. – Unsere wiederum viele Jassbegeisterte am fröhlichen «Jass freiwilligen Mitarbeiterinnen des Besuchsdienstes mit Spass» teilgenommen haben. Tanzen in unge- besuchen und begleiten ältere Menschen. Sie haben zwungener Atmosphäre und den Auftritt des Senio- im Betriebsjahr 18 Personen insgesamt 215 Mal be- renchors geniessen: Diese Stobete, umrahmt von der sucht. In Oberegg wurden die 80- und mehr als Musikformation «Dewiisli», haben im vollen Alp- 90-jährigen Jubilare und Jubilarinnen am Geburts- stein-Saal viele ältere Menschen an einem Novem- tag von unserer Ortsvertreterin mit einem Besuch bersonntag genossen. – Jede Woche trafen sich ge- überrascht. gen 80 Sängerinnen und Sänger vom Seniorenchor Freiwillige Renten- und Finanzverwaltung: Ist die Appenzell zur Probe. Bei verschiedenen Vereinsakti- Mobilität eingeschränkt und lassen die geistigen und vitäten geniessen die Sängerinnen und Sänger auch persönlichen Kräfte nach, so wird das fristgerechte die Gemeinschaft in gemütlicher Runde. Höhepunkt Bezahlen von Rechnungen oftmals zur fast unüber- waren die verschiedenen Konzerte im Altersheim windbaren Aufgabe. In diesen Situationen kann die und am Weihnachtsgottesdienst in der Pfarrkirche. freiwillige Renten- und Finanzverwaltung viel zur Der erstmals in der Stobete vorgetragene Liederrei- Entspannung beitragen. Im abgelaufenen Betriebs- gen «Appezöll rondomm» sorgte für viel Begeiste- jahr haben 18 Personen Pro Senectute mit der Ren- rung. – Essen in gemütlicher Runde und dabei über ten- und Finanzverwaltung betraut. Zusätzlich wur- Gott und die Welt diskutieren, dies sind wichtige den fünf vormundschaftliche Mandate geführt. Es Ziele am Mittagstisch in Appenzell und Oberegg. wurden 45 Steuererklärungen von Personen in über- Viele Teilnehmende freuten sich nach dem Mittages- schaubaren finanziellen Verhältnissen ausgefüllt. sen auf einen Jass oder auf einen Spielnachmittag. Die Kostenbeteiligung richtet sich nach den Vermö- Bis zu 30 Personen trafen sich jeden Monat dazu in gensverhältnissen. Viele Kundinnen und Kunden einem Restaurant der näheren Umgebung. – Der täg- wurden zusätzlich von der Sozialberatung in persön- lich geöffnete Seniorentreff im Bürgerheim Appen- lichen und sozialen Angelegenheiten begleitet. zell und Altersheim Gontenbad wird von Bewohne- Finanzielle Unterstützung: Wer bereits im Er- rinnen und Bewohnern und von den Gästen ge- werbsleben mit knappen finanziellen Mitteln aus- schätzt. Die engagierten freiwilligen Mitarbeiterin- kommen musste, hat auch nach der Pensionierung nen sorgen für das leibliche Wohl und fördern die kaum die Möglichkeit, seine finanzielle Lebenssitua- Gemeinschaft mit zusätzlichen Angeboten wie Spiel- tion zu verbessern. Unser Ziel ist es, den von finanzi- und Filmnachmittagen. – Geselligkeit wird auch in ellen Nöten betroffenen Menschen die Teilnahme den verschiedenen Sportgruppen grossgeschrieben. am sozialen Leben zu ermöglichen, um damit Isola- Fasnachtsaktivitäten, Ausflüge, Grillhöck, Spiel- tion und Vereinsamung älterer Menschen zu verhin- nachmittage und Chlaushöck sind nur einige der dern. Diese Finanzhilfe wird aus der AHV-Kasse des vielfältigen Aktivitäten, zu welchen unsere innovati- Bundes (Art. 10 ELG) und wenn nötig zusätzlich ven Leiterinnen und Leiter einladen. durch Spenden geleistet. Das Reglement zur Indivi- duellen Finanzhilfe und das Fondsreglement der Pro Finanzierung Senectute Appenzell Innerrhoden klären die Aus- Die Buchführung von Pro Senectute Appenzell In- richtung der bedarfsorientierten Leistung. Zur Un- nerrhoden wird im Auftragsverhältnis vom Alters- terstützung in Notsituationen wurden 7730.00 Fran- heim Gontenbad geführt. Die Jahresrechung schloss ken ausbezahlt. mit einem Einnahmenüberschuss von 14196.02 Gemeinschaft pflegen und geniessen: Sich erin- Franken. Ende 2012 betrug das Organisationskapital nern und erzählen ist das Motto im Erzählcafé. Ne- 1537326.10 Franken. Die Jahresrechnung (Bilanz ben den öffentlichen Anlässen im Gesellenhaus und Betriebsrechnung) 2012 wurde von der Revisi- wurde auch im Bürgerheim und im Tageszentrum onsgesellschaft KPMG AG, St. Gallen, geprüft und zum Austauschen von Erinnerungen angeregt. Zum am 27. Februar 2013 für richtig befunden. Der Be- Kino ab 60 hat das Kino-Team viermal eingeladen. richt bestätigt die Übereinstimmung mit Swiss GAAP Das Filmschaffen aus der Region ist weiterhin sehr FEER 21 und die Einhaltung der Bestimmungen der beliebt. Die Filmnachmittage erreichten ein grosses Stiftung ZEWO. Institutionen 189

Zusammenarbeit und Vernetzung Mitarbeit zur Strategieentwicklung der Pro Senec- Pro Senectute hat Einsitz in den Kommissionen des tute Schweiz, Regionale Zusammenarbeit der Pro Bürgerheims Appenzell und des Altersheims Torf- Senectute-Organisationen. Vertreter des Stiftungsra- nest in Oberegg. Mahlzeitendienst und Tageszent- tes nahmen teil an Tagungen und Sitzungen der Re- rum werden vom Altersheim Gontenbad unterstützt. gionalkonferenz Ostschweiz und von Pro Senectute Von der Mitarbeit im Spitex-Vorstand und von der Schweiz. Zusammenarbeit im Alltag konnten verschiedene Edi Ritter-Rufer, Geschäftsleiter Klientinnen und Klienten profitieren. In der Arbeits- gruppe Palliative Care Appenzell arbeiten wir aktiv mit weiteren Organisationen zusammen. Gemeinsa- Schule Roth-Haus, Teufen mes Ziel ist die Vernetzung und die Förderung der www.roth-haus.ch palliativen Grundversorgung im Kanton. Die un- komplizierten Kontakte mit dem Sozial- und Vor- Im September durften wir zusammen mit vielen mundschaftsamt ermöglichten es, in anspruchsvol- Gästen ein fröhliches und farbiges Fest zum 40-jähri- len Situationen positive Lösungen zu finden. Die gen Bestehen der Schule Roth-Haus feiern. Am ein- Treffen mit Mitarbeitenden der beiden Landeskir- drücklichsten waren für mich die grosse Begeiste- chen und die Mitarbeit im Innerrhoder Bündnis ge- rung unserer Schülerinnen und Schüler und das gen Depression sicherten den gegenseitigen Erfah- hohe Engagement unserer Mitarbeitenden. Das rungsaustausch. Die Aktivitäten in Oberegg werden ganze Jubiläumsfest war ein Springbrunnen von Kre- in Zusammenarbeit mit unserer Ortsvertreterin or- ativität und Freude, was den Stiftungsrat mit Stolz ganisiert. Regional arbeiten wir im Vorstand des erfüllt. Schweizerischen Roten Kreuzes beider Appenzell Im Jubiläumsjahr wurde nicht bloss Rückschau mit. An den ostschweizerischen und schweizeri- gehalten auf die grossartigen Leistungen unserer schen Konferenzen von Pro Senectute Schweiz wur- Vorgänger, sondern der Stiftungsrat hat auch seine den die Anliegen der älteren Bevölkerung und des eigene Rolle als Schulträger einer kritischen Betrach- Kantons vertreten. Als Trägerorganisation unter- tung unterzogen. In Zusammenarbeit mit unseren stützt Pro Senectute Appenzell Innerrhoden die Un- Partnern vom Departement Bildung des Kantons Ap- abhängige Beschwerdestelle für das Alter Ostschweiz penzell Ausserrhoden wurde eine Arbeitsgruppe ge- (OBA) und die Alzheimervereinigung St.Gallen-Ap- bildet mit dem Auftrag, die Trägerschaft unserer Ins- penzell. titution zu hinterfragen. Unter der Leitung von Wal- ter Klauser, Leiter des Amtes für Volksschule und Organisation Sport, wurde das Thema in mehreren Sitzungen be- Geschäftsstelle Pro Senectute Appenzell Innerrhoden: handelt. Als aussenstehender Projektleiter wurde Die Geschäftsstelle wird von Edi Ritter-Rufer, dipl. Roger Sonderegger beigezogen, der seine Erfahrung Sozialarbeiter FH, geleitet. Gemeinsam mit Ingrid auf dem Gebiet von Methodik und Systematik ein- Albisser, Sozialarbeiterin FHS, und Esther Wyss-Dö- brachte. Nach einer eingehenden Analyse der beste- rig, Kauffrau und Sachbearbeiterin, teilt sich das henden Lösung hat die Arbeitsgruppe verschiedene Team 200 Stellenprozente. Zahlreiche weitere Mitar- andere Varianten geprüft und deren Vor- und Nach- beiterinnen und Mitarbeitern engagieren sich frei- teile bewertet. Dabei kam sie zum Schluss, dass die willig oder mit bezahlten Stundenpensen in unter- heutige Trägerschaft in Form einer öffentlich-recht- schiedlichen Bereichen der Organisation. Ihr Enga- lichen Stiftung unseren Gegebenheiten am besten gement geht oft weit über das Entgelt hinaus und entspricht und auch für die Zukunft beibehalten wird überaus geschätzt. Wir bedanken uns bei allen werden soll. Der Schlussbericht der Projektgruppe Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die gute Zu- wurde Ende Dezember 2012 den zuständigen Gre- sammenarbeit und für die wertvollen Dienste zu- mien unterbreitet. Aufgrund dieser Erkenntnisse gunsten der älteren Bevölkerung. wurde zum 1. Januar 2013 eine neue Leistungsver- Stiftungsrat: Der Stiftungsrat traf sich zu vier offi- einbarung zwischen dem Departement Bildung und ziellen Sitzungen. Die wichtigsten Geschäfte betra- der Stiftung Schule Roth-Haus abgeschlossen. Im fen: Genehmigung von Jahresrechnung und Budget, Wesentlichen wurden die Anhänge zur Schulqualität aktuelle Themen aus den Fachbereichen, Leistungs- und zum Finanzierungsmodell angepasst bzw. ver- auftrag mit Bund und Kanton, Zusammenarbeit und einfacht sowie einzelne Kompetenzen zwischen den 190 Institutionen beiden Partnern neu geregelt. Damit steht die Schule Stiftung Ostschweizerisches Wohn- und Roth-Haus finanziell und organisatorisch auf einem Altersheim für Gehörlose, Trogen gut abgesicherten Fundament, wofür wir dem De- www.hausvorderdorf.ch partement Bildung in Herisau dankbar sind. Ende August 2012 hat Norbert Eugster sein Man- Bericht des Stiftungsrats und der Heimkommission dat als Stiftungsrat niedergelegt. Seit 1992 amtete er Präsident Bruno Schlegel, der erstmals unserem Gre- als Vertreter des Standes Appenzell Innerrhoden, mium vorsitzt, durfte Susanne Spring, Steckborn, und er war mit Abstand der dienstälteste Stiftungsrat neu im Stiftungsrat begrüssen. Sie ist als Nachfolge- im Roth-Haus. Norbert Eugster hat mit seiner um- rin von Leo Hoffmann, Kreuzlingen, von der Ge- sichtigen und ruhigen Art viele wichtige Entschei- meinnützigen Gesellschaft des Kantons Thurgau in dungen geprägt und massgeblich zur hohen Aner- den Stiftungsrat delegiert worden. Herzlich willkom- kennung unserer Schule beigetragen. Auch über- men! Aus der Heimkommission ist Hanspeter Son- nahm er als Vizepräsident 2009/2010 die Führung deregger, Arzt aus Trogen, zurückgetreten. Er war des Stiftungsrates. Seine integre Persönlichkeit zu- viele Jahre Mitglied der Kommission und kannte sammen mit einem breiten Fachwissen hat ihm nicht nur die Institution sehr gut. Er ist mit dem Dorf hohe Achtung verschafft. Im Namen des Stiftungsra- Trogen und mit dem Heim sehr vertraut. Wir danken tes danke ich Norbert Eugster für seinen Einsatz ganz ihm für die langjährige Treue und seine Arbeit. herzlich. Seinen Sitz als Vertretung von Appenzell Erfreuliche Heimrechnung: Dank Vollbesetzung Innerrhoden übernahm Frau Ottilia Dörig-Heim. Als während des ganzen Jahres und dem haushälteri- ehemalige Schulpräsidentin ergänzt sie uns im Stif- schen Einsatz der vorhandenen Mittel durch die tungsrat mit wertvollen Kompetenzen. Heimleitung konnte Kassier Christian Rohrer von ei- Das im Jahre 2010 beschlossene Sanierungspro- nem sehr guten Rechnungsabschluss berichten. gramm unserer Liegenschaft wird plangemäss um- Dem Bau- und Renovationsfonds konnte wiederum gesetzt. So konnte mit den Arbeiten für die Erdson- ein namhafter Betrag zugewiesen werden. denheizung im Herbst 2012 begonnen werden. Par- Spenden und Vermächtnisse: Im vergangenen Jahr allel dazu wurden auf der Nordseite vom Altbau alle sind uns ganz beachtliche Spenden und Vermächt- 64 Fenster ersetzt und die Fassaden-Renovation am nisse zugekommen. Marguerite Hauser, ehemalige Schulhaus durchgeführt. Dank umsichtiger Planung Bewohnerin, hat ihren gesamten Nachlass dem Haus ist es gelungen, die Arbeiten ohne nennenswerte Vorderdorf vermacht. Eine überaus grosse Spende Störung des Schulbetriebes durchzuführen. Roman hat uns die Teamco Foundation Schweiz zugewiesen. Stöckli und sein Team vom Hausdienst verdienen ein Statt Blumenspenden bei Todesfällen kommen uns besonderes Dankeschön. immer wieder Barbeträge zu. Alljährlich wiederkeh- Unsere Schulleiterin Elisabeth Zecchinel war rende Beträge für unsere verschiedenen Projekte er- auch im Jahre 2012 auf verschiedenen Ebenen gefor- möglichen uns die Aufrechterhaltung gezielter Akti- dert. Zusammen mit allen Mitarbeitenden der vitäten zugunsten unserer Bewohnenden: so Ferien- Schule Roth-Haus gelang es ihr, die anstehenden aufenthalte, Projekte wie «Brückenschlag Jung und Aufgaben anzupacken und zusammen mit ihrem en- Alt gemeinsam», allgemeine Animation, interne und gagierten Team für alle Situationen gute Lösungen externe Veranstaltungen, Kleintierhaltung usw. Wir zu finden. Ihnen allen sowie meinen Kolleginnen danken ganz herzlich für jede Spende und versi- und Kollegen vom Stiftungsrat darf ich für den gros- chern, dass wir die Mittel zweckmässig und gezielt sen Einsatz zum Wohl der uns anvertrauten Kinder verwenden. herzlich danken. Bauliches: Das Fernwärmeprojekt Speicher-Tro- Roland Bieri, Präsident Stiftungsrat gen ist auch für unsere Institution eine willkommene Alternative zur bisherigen Ölheizung. Der Zubrin- gerkanal ist von Speicher bis zum Haus Vorderdorf durchgehend gelegt, und der Anschluss unserer Bauten an die Fernwärme dürfte in Kürze erfolgen. Leider hatten wir uns weiterhin wegen eines Wasser- schadens mit der Ursacheneruierung und mögli- chen Gegenmassnahmen zu befassen. Wir hoffen, mit einer Flachdachsanierung, die im Zwischentrakt Institutionen 191

Walmdachhaus-Haus Veranda vorgesehen ist, end- nicht zuletzt an die freiwilligen und ehrenamtlich lich gegen unerwünschte Nässe alle möglichen Mitarbeitenden, die unsere Arbeit ganz wesentlich Lecks abgedichtet zu haben. unterstützen. Dank der Spende aus der TEAMCO FOUNDA- Emil Hersche, Präsident Heimkommission TION SCHWEIZ konnte das Haus Waldblick (frühe- res Personalhaus) als Haus für selbständige ältere Bericht der Heimleitung Bewohner umgebaut und zweckmässig eingerichtet Bewegung in Selbstbestimmung: Das Altern beginnt werden. Der Baukosten-Voranschlag konnte einge- mit der Geburt und endet mit dem Tod. Der Mensch halten werden und die Bewohnenden erfreuen sich ist auf seinem Lebensweg in ständiger geistiger und inzwischen eines heimeligen neuen Zuhauses. körperlicher Bewegung, Entwicklung und Verände- Zukunftsstrategie: Der Stiftungsrat macht sich an rung. Aber mit zunehmendem Alter nimmt die Mo- die Arbeit, für die künftigen Jahre die nötige strategi- bilität ständig ab, bis vielleicht eine Hilfe in den all- sche Basis zu schaffen. Eine Arbeitsgruppe ist daran, täglichen Bedürfnissen notwendig wird. Dies be- Vorbereitungen zu treffen für ein neues Organisati- dingt in keiner Weise, dass dadurch der Wunsch onsreglement und eine notwendige Revision der nach Selbstbestimmung abnimmt. Stiftungsurkunde. Selbstbestimmtes Leben ist im Haus Vorderdorf Haus Vorderdorf auch weiterhin für Gehörlose of- sehr erwünscht und wird gefördert. Zur Förderung fen: Wir berichten immer wieder, wie wichtig uns die der Lebensqualität sollen die geistigen und körperli- Zufriedenheit und die Geborgenheit unserer älteren chen Ressourcen täglich trainiert und aktiviert wer- Bewohnerinnen und Bewohner ist. Der Bedarf an den. In unseren drei miteinander verbundenen Häu- Wohn- und Altersheimplätzen allein für Gehörlose sern bieten sich viele Möglichkeiten für Mobilität hat bei uns dank entsprechender Früherfassung, und «Tapetenwechsel». Kein Haus ist wie das andere, medizinischer Massnahmen, Schulung, Ausbildung jeder Aufenthaltsraum hat seinen eigenen Charakter. und gesellschaftlicher Integration der Hörbehinder- Doch am schönsten ist es sicher in der freien Natur. ten in den letzten Jahren stetig abgenommen. Für die Unser neuer Spaziergarten lädt zum Flanieren ein. verbliebenen Gehörlosen bleiben wir aber das ver- Die ganze Anlage ist dezent mit einem Lebhag um- traute Seniorenheim mit ganzer Aufmerksamkeit schlossen. Wir verzichten bewusst auf unnötige be- und Zuwendung. Die hörenden Gäste profitieren in wegungseinschränkende Massnahmen. mancherlei Hinsicht von unserem Know-how in der Familie und Angehörige gehören dazu: Angehö- Gehörlosenbetreuung. Es wird langsam und deut- rige begleiten in den meisten Fällen ihren Vater oder lich gesprochen, mit Geduld und nötiger Zuwen- ihre Mutter beim Eintritt. Diese erste Begegnung mit dung wird auf den älteren Menschen in jeder Hin- den Angehörigen ist der Anfang einer Zusammenar- sicht Rücksicht genommen. Den Gehörlosen wird beit, welche wir als Partnerschaft betrachten. Es ist durch die Aufnahme von Hörenden mehr Abwechs- unser Wunsch, dass die Angehörigen in den Heim- lung geboten: Animation, Besucherkontakte, Projekt prozess miteingebunden werden. Ihre Begleitung ist «Brückenschlag Jung und Alt gemeinsam», Begeg- für das Wohlbefinden der Bewohnenden meistens nungszonen im Haus und im Garten. All diese Akti- von hoher Bedeutung. Die Wünsche und Anregun- vitäten und die Öffnung für Begegnungen mit Gehör- gen der Angehörigen fliessen in den Pflegeprozess losen von auswärts für verschiedenste Veranstaltun- mit ein und werden, wenn immer möglich, umge- gen in unserer Cafeteria als Mehrzweckraum sind setzt. mehr als Genugtuung im Gehörlosenwesen. Das Generationenprojekt wird ergänzt: In unserer Ge- Taubstummenheim war früher ein Heim für über sellschaft lösen sich die Beziehungen zwischen En- fünfzig Gehörlose, dann war es Gehörlosenheim für keln und Grosseltern nicht selten mehr oder weniger immer weniger Hörbehinderte und nun sind wir das auf. Wir erachten aber die Begegnung der älteren mit Haus Vorderdorf mit einer neuen herausfordernden der jüngeren Generation für alle Teile als sehr wich- Tätigkeit für Gehörlose wie für Hörende. Ein Haus, tig und fruchtbar und verfolgen unser Projekt «Brü- das allen Gästen ein Heim in Geborgenheit sein will. ckenschlag Jung und Alt gemeinsam» erfolgreich An alle, die dazu beitragen, richten wir unseren herz- weiter. lichsten Dank, vorab an die Heimleitung, Ilir und Sa- Dank einer grosszügigen Spende der TEAMCO bine Selmanaj-Kreis, an ihre Mitarbeitenden, an die FOUNDATION SCHWEIZ und einer Privatperson vielen grosszügigen Spenderinnen und Spender und kann dieses Jahr eine Zwergziegenanlage zwischen 192 Institutionen

Spaziergarten und Spielplatz eingerichtet werden. Es willkommen. – Den Bedürfnissen entsprechend wer- ist erwiesen, dass Tiere im Heim für das Wohlbefin- den intern regelmässig Weiterbildungen für das ge- den der Bewohnenden viel beitragen können. Die samte Personal organisiert und durchgeführt. Einige regelmässigen Begegnungen zwischen Jung und Alt seien genannt: Arbeitssicherheit, Angehörigenparti- im Haus Vorderdorf werden mit dieser Kleintierhal- zipation, Service, elektronischer Personaleinsatz- tung nochmals gefördert. Der psychosoziale Gewinn plan. zwischen den Generationen dürfte nicht ausbleiben. Wohnen mit Service im Haus «Waldblick»: Den Lebensfreude durch Aktivität: Die Bewohnerin- wachsenden Bedürfnissen nach Alterswohnungen nen und Bewohner teilen uns immer wieder mit, konnten wir mit einem weiteren Schritt in diese dass ohne Freude das Leben nicht lebenswert sei. Richtung entsprechen. Im März konnten Drei- und Die Freude am Leben soll sich mit dem Eintritt in un- Zwei-Zimmerwohnungen mit Dusche und Kleinkü- sere Institution nicht verringern, denn persönliche chen im ehemaligen Personalhaus bezogen werden. Gewohnheiten und Bedürfnisse sollen weitergelebt Leider bleibt das Haus wegen der vorhandenen Bau- werden. Wir stellen fest, dass Bewohnerinnen und substanz nicht rollstuhlgängig. Diese neue Wohn- Bewohner bei uns in hohem Alter trotz Leiden ihre form sieht vor, dass die Bewohnenden nur die Leis- Lebensfreude behalten und sich manchmal sogar tung beziehen, die sie zur Unterstützung ihres All- Neuem zuwenden und Ungewohntes ausprobieren. tags benötigen. Das Haus hat durch einen Mitarbei- Wiederum konnten wir – den Bedürfnissen unse- terwettbewerb den Namen «Haus Waldblick» erhal- rer Bewohnerinnen und Bewohner entsprechend – ten. eine Ferienwoche im Tessin durchführen. Anfäng- Der Zahnarzt im Haus erspart den Weg zu ihm: lich wurde die Ferienplanung mit Skepsis hinterfragt. Der Gang zum Zahnarzt wird mit zunehmendem Al- Durch die gute Vorbereitung und Aufklärung des Ak- ter immer beschwerlicher. Diesem Umstand haben tivierungsteams sind die Vorbehalte bald verflogen, wir uns mit der Einrichtung einer mobilen Zahnarzt- und die Ferien waren ein grosser Erfolg. Auch dieses praxis im Haus angenommen. Das Behandlungsteam Angebot ist dank einer grosszügigen Spende zu- besteht aus Zahnarzt, einer Prophylaxe-Assistentin stande gekommen. Auf diesem Weg danken wir und einem Zahntechniker. Es versorgt unsere Be- nochmals herzlich im Namen der Bewohnerinnen wohnerinnen und Bewohner optimal. und Bewohner für diese nicht selbstverständliche Die Umgebung beeinflusst uns: Unsere Bewohne- Geste. Der regelmässige Gang ins Heilbad, die be- rinnen und Bewohner sollen ihren Bedürfnissen ent- gleiteten Einkaufstouren ins Dorf, Grillplausch mit sprechend Betreuungsangebote erhalten, in denen kleiner Wanderung sind nur einige Beispiele dafür, sie sich wohl und geborgen fühlen. Wir haben ver- dass der Eintritt ins Haus Vorderdorf nicht mit einem schiedene mögliche Aufenthaltsräume geplant, wel- Verlust von Hobbies, Abwechslung und Freizeitge- che mit und ohne Fachpersonal funktionieren. Der staltung einhergehen muss. zentrale Aufenthaltsraum vor der Küche, das Unser Personal bildet sich weiter: Aus- und Wei- «Plätzli», erfordert einen kleineren internen Umbau, terbildung des Personals sind für uns unabdingbar. der im Frühling 2013 bereits abgeschlossen wurde. Elisabeth Maissen hat ihren Abschluss als Bereichs- Dank an viele: Mit vielen Menschen verbindet leiterin Hotellerie/Hauswirtschaft erhalten. Ihre uns der gemeinsame Kontakt zu den Bewohnerin- Aufgabe hat sie am 1. Juli übernommen. Sandra nen und Bewohnern. Diese Kontakte und Gespräche Wehrle, Fachfrau Gesundheit, hat ihre Zusatzausbil- helfen uns, die Bedürfnisse, Sorgen und Freuden dung zur Fachperson «Schmerzmanagement» er- noch besser wahrzunehmen und sie zum Wohle der folgreich abgeschlossen. Wir sind stolz, diese neues- im Haus Vorderdorf lebenden Menschen einzuset- ten Ansätze in den Pflegeprozess zum Wohle des zen. Unseren Dank richten wir an die Mitarbeiten- Menschen einsetzen zu können. Jeanette Hasslinger den, die Angehörigen, die Spender, an die freiwillig hat ihre Ausbildung zur Fachfrau Gesundheit erfolg- Helfenden und an die Mitglieder der Heimkommis- reich abgeschlossen. Allen Absolventen gratulieren sion und des Stiftungsrates. Mit viel Rat und Tat un- wir herzlich zu ihrem Abschluss und wünschen ih- terstützen sie uns alle während des ganzen Jahres. nen, dass sie ihr erworbenes Wissen zum Wohle un- Ilir und Sabine Selmanaj-Kreis, Heimleitung serer Bewohnenden und zur Erreichung ihrer per- sönlichen Ziele einsetzen können. Die neuen Mitar- beitenden heissen wir auch an dieser Stelle herzlich Institutionen 193

Säntisblick – andergesetzt. Wir haben nun eine Prozessabbildung Sozialpsychiatrische Angebote, Herisau sowie einen vereinsinternen Leitfaden «Umgang mit Grenzverletzungen», in dem unsere Haltung, die www.saentisblick.org Meldestellen und die Verfahren klar geregelt sind. Bericht der Vereinspräsidentin Wiederum war die Auslastung unserer Angebote höchst erfreulich. Dies zeigt uns, dass wir mit stetiger «Zu unserer Natur gehört die Bewegung. Die voll- Bewegung offensichtlich erfolgreich versuchen, Be- kommene Ruhe ist der Tod.» (Blaise Pascal, franzö- dürfnisse von Zuweisern sowie Klientinnen und Kli- sischer Mathematiker und Philosoph) enten aufzunehmen und ihnen mit der Anpassung Das Jahr 2012 war in unserem Verein geprägt von viel bestehender bzw. der Entwicklung neuer Angebote Bewegung. Unsere Geschäftsstelle musste zwei Mal zu begegnen. zügeln, einmal in eine Übergangslösung und im An- Wir durften 2012 viele neue und engagierte Mitar- schluss in die neu umgebauten und eingerichteten beiterinnen und Mitarbeiter in unserem Verein will- Räumlichkeiten an der Sonnenfeldstrasse 9. Ich freue kommen heissen. Ich wünsche ihnen an dieser Stelle mich, dass unser Team Geschäftsstelle (Geschäftslei- viel Freude und Befriedigung in ihrer anspruchsvol- tung und deren Stellvertretung, die Bereichsleitun- len Tätigkeit in einem dynamischen internen und gen und die Administration) nun über moderne und externen Umfeld. ansprechende Räumlichkeiten verfügt, um die an- Der Vorstand hat sich 2012 zu fünf ordentlichen spruchsvolle Steuerung der operativen Tätigkeiten in Vorstandssitzungen getroffen, die operative Bewe- unserer Organisation erfolgreich umzusetzen. gung unserer Organisation strategisch begleitet und Mit der Anmietung des Restaurants Öchsli an der – wo nötig – entsprechende Entscheidungen gefällt. Schmiedgasse in Herisau durften wir unseren lange An der Hauptversammlung 2012 haben wir unser gehegten Traum, ein der Öffentlichkeit zugängliches langjähriges Vorstandsmitglied Ilse Schläpfer verab- Restaurant an zentraler Lage in Herisau zu betreiben, schiedet. Sie hat die Geschicke unseres Vereins weit realisieren. Seit Juni 2012 wird in der Küche des Res- über ein Jahrzehnt lang wesentlich mitgeprägt. An taurants für einen Teil der Bewohner/-innen vom dieser Stelle gebührt ihr meinerseits ein grosses Säntisblick das Mittagessen zubereitet und im Saal Dankeschön für ihren jahrelangen engagierten und des Restaurants im Buffetbetrieb angeboten. Seit Ja- unentgeltlichen Einsatz. Neu im Vorstand durften nuar 2013 ist das Restaurant auch für die Öffentlich- wir Bea Costa, Psychologin, Gais, begrüssen. keit zugänglich. Die Zusammenarbeit mit der Geschäftsleitung Das Tageszentrum durfte an die Poststrasse 6a und deren Stellvertretung war auch im vergangenen in Herisau zügeln, wo endlich genügend Raum für Jahr von gegenseitiger Wertschätzung, Respekt und diverse Beschäftigungsmöglichkeiten zur Verfügung Vertrauen geprägt. Dank der personellen Konstanz steht. auf Geschäftsleitungsebene war es möglich, auch in An der Harfenbergstrasse konnten wir infolge durch viel Bewegung gekennzeichneten Zeiten für Wegzugs des Tageszentrums zwei zusätzliche Zim- eine sichere Rahmung besorgt zu sein. mer für Bewohner/-innen umbauen und einrichten. Ich danke allen, die sich 2012 in irgendeiner Form An der Gossauerstrasse konnten wir infolge Umzugs materiell oder ideell für die Visionen und Ziele unse- der Geschäftsstelle die frei werdende Wohnung in res Vereins eingesetzt haben. eine neue Trainings-Wohngruppe mit drei Plätzen Rosmarie Kühnis, Vereinspräsidentin umfunktionieren. Mit der Abschaffung unseres vereinseigenen Ser- Bericht der Leitung vers und der Anmietung von Serverkapazität in ei- «Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die nem externen Rechenzentrum haben wir ein höhe- Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.» res Mass an Datensicherheit realisiert und sparen (Albert Einstein) viel Energie für den Betrieb und die Kühlung eines eigenen Servers. Nach der Beschreibung der Bewegung unserer Orga- Die Arbeitsgruppe «Charta» hat sich, wie im letz- nisation im Jahr 2012 durch die Vereinspräsidentin ten Jahresbericht angekündigt, mit unseren Grund- wage ich an dieser Stelle einen Ausblick auf das Jahr sätzen zur Prävention von sexueller Ausbeutung, 2013, welches zum Zeitpunkt des Drucks dieses Jah- Missbrauch und anderen Grenzverletzungen ausein- resberichts bereits schon mehrere Monate alt ist. 194 Institutionen

Das Wachstum unserer Organisation hat eine Anpas- wo nicht bereits erfolgt – mit entsprechenden Cont- sung des Organigramms notwendig gemacht. Mit der rolling-Mechanismen zu hinterlegen. Wir werden Einführung der Funktionen Bereichsleitung Wohnen, 2013 ein internes Kontrollsystem IKS einführen, wel- Arbeit und Dienste haben wir die fachliche und per- ches die Minimierung von Risiken und das Control- sonelle Zuständigkeit für die einzelnen Bereiche ge- ling von besonders risikobehafteten Prozessen un- klärt und sind mit dieser neuen Struktur bereits sehr terstützt. Das entsprechende Reporting wird für die gut und effizient in das Jahr 2013 gestartet. strategische Ebene des Vereins sowie die Revisions- Der bestehende Tarifvertrag mit dem Bundesamt stelle strukturierte Transparenz herstellen. für Sozialversicherungen BSV wurde durch das BSV Mit der definitiven Einführung von bereichs- und per 31.12.2012 gekündigt, da die Zuständigkeit für organisationsübergreifender Intervision (kollegiale die Finanzierung sämtlicher Abklärungs- und Ein- Beratung) unter dem vom Säntisblick als Kooperati- gliederungsmassnahmen beruflicher Art ab dem onspartner mitgeführten label «Denkgenuss» (www. 01.01.2013 bei den IV-Stellen der Kantone liegt. Stell- denkgenuss.ch), ermöglichen wir 2013 unseren Mit- vertretend für die IV-Stelle des Kantons Appenzell arbeitenden einen Perspektivenwechsel, der über Ausserrhoden hat die Contracting-Stelle der Sozial- den eigenen Tellerrand hinausgeht. versicherungsanstalt St. Gallen mit uns Verhandlun- Eine weitere Ergänzung unseres Angebots ist in gen für eine neue Leistungsvereinbarung geführt. Planung. Ab Herbst 2013 wird unser Projekt «Woh- Die Verhandlungen waren nicht einfach, konnten je- nen auf dem Bauernhof» realisiert. Wir möchten für doch im März 2013 erfolgreich abgeschlossen wer- Menschen, für die eine betreute Wohngemeinschaft den. Nebst dem Umstand, dass uns für bestehende nicht die geeignete Wohnform darstellt, individuelle Angebote, die via Leistungsvereinbarung finanziert Wohn- und/oder Arbeitsplätze bei Bauernfamilien werden, in Zukunft weniger finanzielle Mittel zur in den Kantonen Appenzell Ausser- und Innerrho- Verfügung stehen, können wir aber auch neue Ange- den anbieten. Die entsprechenden Abklärungen mit bote, wie z.B. Abklärungs- und Eingliederungsmass- dem Gesundheitsdepartement des Kantons Appen- nahmen im Restaurant Öchsli (Ausbildungen EBA/ zell Ausserrhoden sowie der Kinder- und Erwachse- EFZ in der Küche bzw. Restauration) oder ambulante nenschutzbehörde KESB laufen derzeit noch. Wohnbegleitung im Anschluss an einen stationären So wird uns das Jahr 2013 wiederum fordern, in Aufenthalt bei uns anbieten. Bewegung und hellhörig dafür zu bleiben, welche Die Finanzierung unserer Wohnplätze im IVSE- Angebote in Zukunft gefragt sein werden und wie wir Bereich (Personen mit Anspruch auf eine IV-Rente diesen neuen Anforderungen an unsere Organisa- und Ergänzungsleistungen) läuft 2013 noch wie ge- tion begegnen. wohnt, wird sich aber ab 2014 dahingehend verän- An dieser Stelle gebührt mein Dank und mein Re- dern, dass auch hier abgestufte Finanzierungsmo- spekt allen Mitarbeitenden unseres Vereins, die sich delle zur Anwendung kommen werden. Der indivi- professionell und engagiert – immer mit dem Fokus duelle Betreuungsbedarf (analog dem BESA-System auf unseren Kernauftrag – für die Bedürfnisse der von im Altersbereich) muss pro Person ermittelt werden uns betreuten bzw. begleiteten Personen einsetzen. und hat dadurch Einfluss auf die Höhe der zu ver- Sebastian Reetz-Spycher, Geschäftsleitung rechnenden Tagestaxe. 2013 muss die Heizung an der Sonnenfeldstrasse 7/9 erneuert werden. Die entsprechenden Planun- gen sind im Gang. Die Heizung wird auf Gas umge- Verein dreischiibe. Betriebe für berufliche stellt und so konzipiert, dass eine Gewinnung von Rehabilitation von Menschen mit psychischen Strom bzw. Wärme auf dem noch zu sanierenden Beeinträchtigungen Dach der Liegenschaft zu einem späteren Zeitpunkt www.dreischiibe.ch in das bestehende Heizungskonzept integriert wer- den kann. Die Feinplanung des anstehenden neuen Bericht der Vereinspräsidentin Innenausbaus an der Harfenbergstrasse haben wir Fritz Lüdi übernahm am 01.01.2012 die Geschäfts- aus Kostengründen auf das Jahr 2014 verschoben. führung auf interimistischer Basis bis Juli 2012. Der Mit einer Budgetsumme 2013 in der Höhe von ca. Vorstand bedankt sich herzlich bei Herrn Lüdi für 3,5 Mio. Franken ist es an der Zeit, finanzielle und seinen spontanen und sehr geschätzten Einsatz. andere Risiken zu identifizieren, zu bewerten und – Kaspar Niederberger wurde zum neuen Geschäfts- Institutionen 195

führer der dreischiibe gewählt und trat seine Stelle Herausforderungen und benötigen neben der erfor- im Juli 2012 an. Leider hat er sich bereits nach kurzer derlichen Energie auch eine gehörige Portion Aus- Zeit aus persönlichen Gründen entschlossen, seine dauer. Ich bin mir sicher, dass es uns mit vereinten Leitungsstelle wieder aufzugeben. Herr Niederber- Kräften gelingen wird, die dreischiibe auch in Zu- ger wird noch bis März 2013 für die dreischiibe tätig kunft zu einem markt- und wettbewerbsfähigen Un- sein. Er hat in seiner kurzen Anstellungszeit insbe- ternehmen weiterzuentwickeln. Die dreischiibe sondere in strategischer Hinsicht einiges erreicht. möchte ein kompetenter Ansprechpartner für ver- Seine Nachfolge darf eine Organisation mit motivier- schiedene Zielgruppen bleiben und weiter wachsen. ten Teammitgliedern antreten, die sich mit grossem Ich beziehe mich an dieser Stelle auf ein afrikani- Elan an die Umsetzung der erarbeiteten Organisati- sches Sprichwort, das sagt: «Arbeit und Ruhe gehö- onsstrategie machen. Der Vorstand dankt Kaspar ren zusammen wie die Wurzel und die Blüte.» In die- Niederberger herzlich für sein intensives Engage- sem Sinne hoffe ich, dass es uns gelingt, einerseits ment zugunsten der dreischiibe. – Die Wechsel der die erforderliche Ruhe und Stabilität in die Organisa- Geschäftsführer haben in der Organisation verständ- tion zu bringen und andererseits mit weiterem Elan licherweise auch zu Verunsicherungen geführt, und die auf uns wartenden Herausforderungen anzuneh- der Vorstand ist bestrebt, die Stelle der Geschäftsfüh- men. rung nun nachhaltig zu besetzen. Yvonne Varan-Koopmann, Präsidentin

Strategieentwicklung Bericht des Geschäftsführers An mehreren Strategietagen haben Vorstand, Ge- Rückblick auf das Jahr 2012 – Herausforderungen der schäftsleitung und alle Bereichsleitungen in Beglei- Zukunft tung von Klaus Haake eine Strategie für die drei- schiibe entwickelt, die im Dezember 2012 vom Vor- Die dreischiibe blickt auf ein intensives und von Ver- stand verabschiedet worden ist. änderung geprägtes Jahr 2012 zurück. Neben dem an sich anspruchsvollen Tagesgeschäft nahm Mitte des Wechsel im Vorstand Jahres der neue Geschäftsführer seine Tätigkeit auf. An der Mitgliederversammlung wurden im Mai 2012 Zusammen mit dem Vorstand, der Geschäftsleitung zwei langjährige Vorstandsmitglieder unter grossem und dem Kader wurde die neue strategische Ausrich- Applaus verabschiedet. Kurt Schläpfer hat während tung der dreischiibe erarbeitet. Einzelne Schritte 20 Jahren aktiv mitgearbeitet, und Theres Engeler hat wurden bereits umgesetzt. Die Verhandlungen mit sich während elf Jahren engagiert. Wir danken bei- der SVA und den Kantonen zeigten deutlich auf, dass den herzlich für die langjährige ehrenamtliche Mit- sich für die dreischiibe eine massive Verschärfung arbeit im Vorstand der dreischiibe. Neu in den Vor- des Umfeldes ergibt. Dieser Aspekt musste auch in stand gewählt worden sind Flurina Meisen Zannol die Erarbeitung der neuen Strategie einfliessen, um für das Ressort Rehabilitation, Josef Jacober für das auch in Zukunft auf dem Markt bestehen zu können. Ressort Recht, Urs Huber für das Ressort Finanzen und Urs Schneider für das Ressort Infrastruktur. Die Lernende Organisation neuen Vorstandsmitglieder heissen wir herzlich will- Als «lernende Organisation» hat der Vorstand in sei- kommen. ner Funktion als strategisches und die Geschäftslei- tung als verantwortliches Gremium in der operati- Wechsel in der GPK ven Umsetzung zu Recht erkannt, dass sich die drei- Ebenfalls an der Mitgliederversammlung verab- schiibe für die kommenden und bereits bestehen- schiedeten wir Pia Truttmann und André Brugger den Herausforderungen weiterentwickeln muss. Un- mit einem herzlichen Dankeschön für die mehrjäh- ter Einbezug möglichst aller internen und auch ex- rige Tätigkeit aus der GPK. Als neues GPK-Mitglied ternen Ressourcen wurde der Prozess der Strategie- wurde Martina Signer gewählt. erarbeitung initiiert. Innerhalb kurzer Zeit wurden die Potentiale erkannt, benannt und die neuen dar- Aussichten aus abzuleitenden strategischen Stossrichtungen Sowohl die strategische als auch die operative Ebene ausgearbeitet. Diese werden nun für die kommen- wird uns noch einige Zeit beschäftigen. Insbeson- den Jahre handlungsweisend und auf die sich weiter dere die Teammitglieder stehen vor verschiedenen verändernden Umfeldbedingungen adaptierbar sein. 196 Institutionen

Veränderungsprozesse Ende Oktober mussten wir die Kündigung unseres Die Benennung und Schärfung der Hauptaufgabe Betriebsleiters Godi Trachsler entgegennehmen, der dreischiibe, die abzuleitenden organisatori- welcher die stääg während 29 Jahren geführt hatte. Er schen und notwendigen kulturellen Veränderungen hatte im Januar 1984 unmittelbar nach der Grün- haben bereits eingesetzt. In Veränderungsprozessen dung der «Werkstätte und Wohnheim Steig» die Ver- wie diesen ist es notwendig, dass sich jedes Team- antwortung als Betriebsleiter übernommen. An- mitglied bewusst werden muss, ob die zukünftige fangs galt es, die Werkstätte aufzubauen und ein Entwicklung der Organisation übereinstimmt mit Wohnheim für Menschen mit Behinderung einzu- den persönlichen Zielen. Auch in der dreischiibe richten. Es folgten der Neubau der Werkstätte (2002) wurde dieser Prozess bewusst angestossen. Unter und des Wohnheims (2005) sowie die Einführung anderem, indem die gesamte Belegschaft kontinu- des Qualitätsmanagements als wichtige Meilen- ierlich und transparent über die strategischen Not- steine. Vom Einstellen der ersten Mitarbeiter bis zum wendigkeiten informiert wurde und wird. Die daraus Ausbau zu einem Betrieb mit 27 Mitarbeitenden be- resultierenden personellen Veränderungen bedeu- gleitete Godi Trachsler die stääg durch drei bewegte ten einerseits den Verlust von liebgewonnenen Jahrzehnte. Per Februar 2013 ergriff er nun die Arbeitskolleginnen/-kollegen und auch von wertvol- Chance, für die letzten Jahre im Arbeitsprozess bei lem Know-how. Andererseits ist es eine Chance, der katholischen Kirchgemeinde Appenzell noch- neue Teammitglieder mit neuem Wissen, Erfahrun- mals eine neue Herausforderung anzupacken. Der gen und unbelastet von der Vergangenheit in der Vorstand der stääg dankt Godi Trachsler für seine dreischiibe begrüssen zu dürfen. langjährige Treue und umsichtige Betriebsführung. Als neuer Geschäftsführer konnte der 52-jährige Dank Heinz Brander aus Herisau engagiert werden. Er tritt Ich möchte mich bei allen Teammitgliedern bedan- seine neue Stelle Mitte Juni 2013 an. In der Zwischen- ken für das grosse Engagement im vergangenen Jahr. zeit wird die stääg durch die beiden Bereichsleiter Das Potential, welches in der dreischiibe vorhanden Heinz Hollenstein (Werkstätte) und Patrizia Schär und auch erkannt worden ist, soll nun genutzt und (Wohnheim) geführt. In ihrer interimistischen Lei- zur Bewältigung der kommenden Herausforderun- tung werden sie durch Fefi Sutter (Vizepräsident und gen erfolgreich eingesetzt werden. Kassier der stääg) und mich begleitet. Kaspar Niederberger, Geschäftsführer Im Frühling 2012 wurde von verschiedener Seite her die Besorgnis an den Aufsichtsrat herangetragen, die Qualität der Betreuung im Wohnheim habe sich Verein Werkstätte und Wohnheim für verschlechtert. Um dieser Besorgnis nachzugehen Behinderte Steig, Appenzell und um sie im Gesamtrahmen richtig einordnen zu www.steig.ch können, entschieden wir uns dafür, bei den Angehö- rigen unserer Betreuten und bei den Mitarbeitenden In betrieblicher Hinsicht zeigte sich 2012 auf der der stääg eine Zufriedenheitsumfrage durchzufüh- stääg ein eher durchzogenes Bild: Gegenüber dem ren. Damit wollten wir ein klares Bild erhalten, wie Vorjahr gingen die Erlöse aus externen Arbeiten in unsere Betreuung in der Breite wahrgenommen wird, der Werkstätte um rund 12 Prozent zurück. Zwar war und so eine fundierte Grundlage schaffen, um allfäl- die Auftragslage während des ganzen Jahres durch- lige Problemfelder korrekt zu beurteilen und wo nö- aus ausreichend, hingegen gerieten die Margen stark tig wirksame, verhältnismässige Massnahmen ein- unter Druck. Konnte während Jahren ein Teil der ak- leiten zu können. – Der Aufsichtsrat als unabhängi- quirierten Aufträge an andere Institutionen weiter- ges fachliches Organ der stääg erarbeitete die Um- gegeben werden, so musste diese Tradition nach den frage zusammen mit der darauf spezialisierten Firma Sommerferien aufgegeben werden; die eingehenden QUALIS evaluation, Zürich. Mit dem Beizug der Aufträge konnten durch die stääg selber laufend be- Firma QUALIS sollten die Anonymität der Rückmel- wältigt werden. Die Aufenthaltstage im Wohnheim dungen sowie die professionelle und neutrale Aus- verharrten auf dem Niveau des Vorjahres. Der Auf- wertung sichergestellt werden. – Ende Januar 2013 wand pro Betreuungstag konnte aber sowohl in der erhielten wir von der Firma QUALIS evaluation die Werkstätte als auch im Wohnheim wiederum leicht detaillierte Auswertung der beantworteten Fragebo- gesenkt werden. gen. Der Rücklauf betrug bei den Mitarbeitenden Institutionen 197

hervorragende 92 Prozent; auch 55 Prozent der An- lichkeiten für Angehörige und ein jährlicher Tag der gehörigen und Bezugspersonen beantworteten die offenen Tür gehören zu den Massnahmen im Be- Umfrage. reich Kommunikation. Die wichtigsten Kernaussagen aus den Rückmel- Andere Massnahmen zielen darauf ab, die Zufrie- dungen lassen sich wie folgt zusammenfassen: (1) denheit der Mitarbeitenden zu verbessern: Dazu ge- Die Mitarbeitenden identifizieren sich mit dem Be- hören die Schaffung flexibler Arbeitszeitmodelle, die trieb und beurteilen ihre Arbeit als erfüllend. Sie sind Transparenz betreffend Grundsätzen der Entlöh- aber mit den Anstellungsbedingungen und mit der nung, die Neuregelung der Aus-, Weiterbildung und Führung teilweise unzufrieden. Insbesondere die Schulung sowie die Verbesserung des Fehlerma- Kommunikation innerhalb des Betriebs erachten sie nagements im Betrieb. als verbesserungsfähig. (2) Ein überwiegender Teil Die stetige, weitere Verbesserung der Betreu- der Angehörigen und Bezugspersonen beurteilt die ungsleistung soll unter anderem sichergestellt wer- Betreuung als gut oder sehr gut. Allerdings sind aus den, indem das Schaffen von Betreuungserlebnissen unserer Sicht mit 17 Prozent zu viele nicht oder eher ein Leitmotiv der Betreuung bildet. Die Betreuung nicht zufrieden. Nicht nur die Betreuung (vor allem soll sich noch vermehrt an den individuellen Bedürf- in den Bereichen Grundbedürfnisse und Freizeit) nissen der Behinderten orientieren. Die stufenge- kann verbessert werden, sondern auch die Kommu- rechte fachliche Kompetenz unserer Mitarbeitenden nikation aller Stellen der stääg mit den Angehörigen. soll ständig überprüft und nötigenfalls angepasst Im Februar 2013 analysierte der Aufsichtsrat die werden (Aus- und Weiterbildung, Rekrutierung). Auswertungsresultate im Detail. Er zog auf der Basis Wir sind überzeugt, mit den festgelegten Mass- der obigen Kernaussagen seine Schlussfolgerungen nahmen in den zehn identifizierten Handlungsfel- und formulierte Empfehlungen in zehn Handlungs- dern Wirkung zu erzielen und damit die Betreuungs- feldern: 1. Betriebsleitung, Organisation, Organi- leistung und letztlich die Zufriedenheit von Betreu- gramm, 2. Wertschätzung der Mitarbeitenden, An- ten, Angehörigen und Mitarbeitenden zu steigern. stellungsbedingungen, 3. Aus- und Weiterbildung Mit einer Wiederholung der Zufriedenheitsumfra- der Mitarbeitenden, 4. Information, Kommunika- gen soll schliesslich die Wirkung und damit die ste- tion und Fehlerkultur innerhalb des Betriebs, 5. tige Verbesserung unserer Leistung und deren Wahr- Kenntnisse der Betreuten, 6. Kommunikation und nehmung überprüft werden. Zusammenarbeit mit den Angehörigen, 7. Leben in Zusammen mit dem gesamten Vorstand des Ver- der stääg, 8. Förderung der Betreuten, 9. Zufrieden- eins Werkstätte und Wohnheim für Behinderte Steig heit der Betreuten, 10. Messung der Qualität. danke ich allen Vereinsmitgliedern, Spendern und Im März 2013 hat der Vorstand einen Massnah- Kunden für die Treue und für jede wertvolle Unter- menkatalog beschlossen, welcher die Handlungs- stützung ganz herzlich. empfehlungen des Aufsichtsrats mit rund vier Dut- Jakob Signer, Präsident zend Massnahmen wirksam angehen soll. Erste Massnahmen wurden bereits ab Februar umgesetzt; weitere folgten laufend, wo dies möglich und sinn- Wohnheim Kreuzstrasse Herisau voll war. Etliche Massnahmen werden aber unter der www.wohnheim-kreuzstrasse.ch Ägide des neuen Geschäftsführers Heinz Brander ge- startet, der seine Arbeit am 17. Juni 2013 aufnimmt. Mit Federico Fellinis «Proba d'orchestra» aus dem Viele der Massnahmen sollen die Kommunika- Jahr 1978 feierten Vorstand, Wohnheim-Team und tion nach innen und nach aussen verbessern; so bei- zahlreiche mit dem Wohnheim seit langem eng ver- spielsweise das stääg-Blättli, dessen erste Ausgabe bundene Gäste das 30-Jahr-Jubiläum der Präsiden- wir Mitte April versenden konnten und das künftig tin. Das Orchester ist im Film die Metapher einer quartalsweise Betreute, Mitarbeitende, Angehörige, Welt, die im selber geschaffenen Chaos unterzuge- Vereinsmitglieder, Kunden der Werkstätte und wei- hen droht. Bezogen auf das Wohnheim Kreuzstrasse tere Anspruchsgruppen gleichermassen über das ist das Orchester indes ein Sinnbild dafür, dass jede Leben auf der stääg auf dem Laufenden halten will. und jeder einen Part spielt und erst zusammen ein Weiter soll die jährliche Standortbestimmung eines dynamisches Ganzes entsteht, das lebt und sich ent- jeden Betreuten auch mit seinem Vertreter und den wickelt. Das dreissigste Jahr seines Bestehens stand Angehörigen diskutiert werden. Auch Besuchsmög- im Zeichen des Zusammenwirkens, der Kontinuität 198 Institutionen und der Entwicklung. Einen wichtigen Stellenwert konnten gleich zwei neue Vorstandsmitglieder ge- haben dabei die Info-Abende mit den Wohnenden. wonnen werden. – Nachdem letztes Jahr ein Sitz im Beispielhaft hervorgehoben sei der gemeinsam ge- Aufsichtsrat vakant war, haben auch für dieses Gre- troffene Entscheid, das ganze Haus als rauchfrei zu mium zwei Persönlichkeiten ihre Zusage gemacht: erklären. Der Vorstand erklärte sich darauf bereit, Monika Schiess und Pascal Heuberger wurden der den einzigen verbliebenen Raucherraum im Keller Mitgliederversammlung zur Wahl vorgeschlagen. – in einen «Rauchsalon» (mit adäquater Lüftung) um- Bei meiner Wahl zur Präsidentin dieses Vereins hätte bauen zu lassen. ich mir nie vorgestellt, dass ich einmal meinen dreis- Dem Anliegen der Kontinuität entspringt auch sigsten Jahresbericht schreiben würde. Nächstes Jahr die Absicht der Heimleiterin, bei Wechseln im Team wird es der letzte sein. Wir haben im Vorstand ein eine Verjüngung anzustreben. Das Wohnheim ist in- Anforderungsprofil für das Präsidium formuliert und zwischen auch als Ausbildungsstätte anerkannt. werden der nächsten Mitgliederversammlung eine Überaus positiv bewertet wurde das Wohnheim Nachfolgerin oder einen Nachfolger vorschlagen. – auch dieses Jahr von der Leiterin der Fachstelle Die letztjährige Statutenänderung hat die Rolle des Heimaufsicht und -beratung: «Die Stärke oder das Aufsichtsrates präzisiert und bewährt sich auch in Besondere im Wohnheim Kreuzstrasse liegt im An- der Praxis. bieten von Rahmenbedingungen, die es den Bewoh- nerinnen und Bewohnern ermöglichen, ihre eige- Statistisches nen Ressourcen zu entdecken und zu entwickeln. Im Jahr 2012 haben 20 Menschen vorübergehend Dabei sind sie es, die das Tempo bestimmen und die oder auf Dauer im Wohnheim Kreuzstrasse gelebt, Richtung angeben. Dies erfordert vom Personal viel vier Frauen und 16 Männer. Es gab einen Austritt und Prozesskompetenz und die Fähigkeit des Aushaltens, einen Eintritt. – 13 Wohnende stammen aus dem wenn gar nichts geschieht. Die Art und Weise, wie im Kanton St. Gallen, sechs Wohnende aus dem Kanton Wohnheim Kreuzstrasse gearbeitet wird, ist auch ein Appenzell Ausserrhoden und ein Bewohner aus dem Beispiel dafür, dass sich Rollenbewusstsein und Pro- Kanton Zürich. – Mit 6512 Belegungstagen (Vorjahr: fessionalität mit Menschlichkeit und Toleranz kom- 6916) war das Wohnheim zu 93,6 Prozent ausgelastet binieren lassen.» (Vorjahr 99,7 Prozent). Obwohl der Kanton keine Zertifizierung mehr verlangt, haben Vorstand und Heimleitung entschie- Finanzen den, an der jährlichen Auditierung auf der Grund- Die Betriebsrechnung schliesst – trotz konsequenter lage von «Wege zur Qualität» festzuhalten. Im Be- Kostenkontrolle – wieder mit einem Defizit ab. Was richt zum Zwischenaudit bestätigt auch die Audito- auf den ersten Blick bedrohlich erscheint, hängt rin, dass das Wohnheim «als institutionelle, fachli- auch mit dem neuen Finanzierungsmodus zusam- che und menschliche Einheit erlebbar» ist. men. Wir gehen davon aus, dass die Lücke von den Herkunftskantonen der Wohnenden weitgehend ge- Vorstand und Aufsichtsrat deckt werden wird. Das Erfassen des Individuellen Auch der Vorstand ist bestrebt, Kontinuität zu ge- Betreuungs-Bedarfs (IBB) der Wohnenden nach währleisten. In einer Aussprache über die persönli- dem von den Ostschweizer Kantonen entwickelten chen Perspektiven jedes einzelnen Mitglieds kamen System ist für die Heimleitung mit grossem zeitli- wir zum überaus erfreulichen Ergebnis, dass ein chem Aufwand und erheblichen IT-Kosten verbun- langjähriges Engagement für alle selbstverständlich den. Wir hoffen, dass dieser Umbau bald abgeschlos- ist. Nach acht Jahren Einsitz im Vorstand hat Guido sen sein wird und das zuständige Amt den Institutio- Kolb auf die Mitgliederversammlung 2013 seinen nen die notwendige Unterstützung bietet, damit sich Rücktritt erklärt. Er habe Einblicke erhalten in eine die Heimleitung wieder auf ihre wichtigste Aufgabe, Welt, die ihm bisher völlig unbekannt gewesen war, die Betreuung und Begleitung der Wohnenden, kon- und eine grosse Hochachtung bekommen für die zentrieren kann. Leute, die in diesem Bereich arbeiten, betont er in seinem Rücktrittsschreiben. Wir danken ihm herz- Ausblick lich für das Dabeisein und seine wohlwollende und Es besteht kein Zweifel. Das Wohnheim ist in 30 Jah- wohltuende Unterstützung. Mit Hans-Ulrich Stur- ren zu einer weit herum anerkannten und geschätz- zenegger und Silvia Taisch Dudli, beide aus Herisau, ten Institution geworden. Das Fundament ist stark Institutionen 199

und bereit für die nächsten 30 Jahre. Das soll natür- Anlässe, Veranstaltungen und Publikationen lich gefeiert werden. Wir wollen aber nicht nur feiern, sondern Konzept und Leitidee des Wohnheims auch Musikantentreffen am Berchtoldstag 2. Januar: Wie einem Fachpublikum vorstellen bzw. von Fachleu- bereits in den Vorjahren trafen sich tagsüber unter ten würdigen lassen. Weil wir überzeugt sind, dass der Leitung von Matthias Weidmann zahlreiche Mu- Konzept und Idee auch die Fachleute überzeugen, sikerinnen und Musiker, um neu erforschtes Noten- und weil eine fachliche Auseinandersetzung immer material zum KIingen zu bringen. Vor Jahren hatte wieder Anstösse gibt zur Weiterentwicklung: uns man einmal den Grundsatz gefasst, dass jeweils im und anderen. In diesem Sinn ist das Jubiläum nicht Anschluss daran ein Neujahrsempfang mit Stobede nur Anlass zum Rückblick, sondern auch zum Aus- durchgeführt werde, allerdings nur, wenn der 2. Ja- blick in die nächsten Jahre und Jahrzehnte. Herzli- nuar auf einen Freitag, Samstag oder Sonntag fiele. chen Dank allen, die zum Erfolg beigetragen haben So wurde die Stobede dieses Jahr nicht durchgeführt, und beitragen werden. was von mehreren Stammgästen bedauert wurde. Dr. Anita Dörler, Präsidentin Experimentierfreudige Volksmusik zum Film, 2./3. März: Das Roothuus Gonten war wiederum Dreh- scheibe für die zweite Auflage der «Experimentier- freudigen Volksmusik». Bereits im Jahre 2007 hatte das Roothuus für die Internationale Bodenseekonfe- Zentrum für Appenzellische Volksmusik renz (IBK) die Künstlerbegegnung organisiert. Die- www.zentrum-appenzellermusik.ch ses Mal wurde der Anlass im Auftrag des Musikrates St.Gallen-Appenzell ausgeführt. Sieben Musikfor- Ausstellung Carl Emil Fürstenauer im 2. Stock, mationen aus dem In- und Ausland erhielten die 1891–1975 Aufgabe, einen Teil Filmmusik zu «The artist» auszu- Wie von Ausstellungsbesuchern zu erfahren war, ist hecken, einzustudieren und live vor Publikum am dieser bedeutende Appenzeller Musikant weitge- 3. März vorzuspielen. Eine Besucherschaft von über hend in Vergessenheit geraten. Dabei war und ist er 300 Personen war begeistert vom Experiment, das für die Appenzeller Musik von grosser Bedeutung: unter der künstlerischen Leitung von Noldi Alder, Bereits in der Kindheit erlernte er das Geigenspiel, Urnäsch, stand. zunächst bei Joseph Anton Fässler (1828–1898; Leh- Fünf Jahre Zentrumsbetrieb im Roothuus: Am 15. rer in Schwende 1875–1883), später bei Josef Peterer Mai 2012 waren es auf den Tag genau fünf Jahre, seit «Gehrseff» (1872–1945) und Anton Moser (1853– das restaurierte Roothuus eröffnet worden war. Dies 1921) in Appenzell. – Inspiriert von seinen Lehrmeis- war Grund genug für eine Einladung an die Mitglie- tern gründete er vor 1915 eine eigene Streichmusik, der des Stiftungsrates, Vorstand und Mitglieder des selbstverständlich in Originalbesetzung. Ab 1933 Gönnervereins, Persönlichkeiten, Geldspender und war er wohnhaft in Gais. Von hier aus bediente er allgemein Volksmusikfreunde. Nach einem kurzen seine Kundschaft mit Klavierstimmen, betrieb No- Fünfjahresrückblick und Dankesworten im Festsaal ten- und Musikalienhandel, schrieb Noten und begab man sich zu Konzert und Stobede in die Root- spielte in folgenden Ensembles: «Streichmusik Fürs- huusstube, wo manch einer bis über Mitternacht tenauer» AR, «Edelweiss» Trogen, Streichmusik verweilte. Schmid Wolfhalden, Streichmusik Bänziger Herisau, Musikantenstobede Toggenburg-Appenzell im See- Streichmusik Franzsepp Inauen und Josef Dobler güetli: Bereits zum zweiten Mal fand man sich am «Hornsepp» AI; er war als Ausserrhoder auch Mit- 3. Juni zu einer gemeinsamen Stobede. Initiant war glied im Innerrhoder Tanzmusikantenverband. – Walter Märki, seitens des Roothuus war Matthias Nur wenige Eigen-Kompositionen von Fürstenauer Weidmann aktiv. Der Sonntagnachmittag wurde vor sind bekannt. Er legte aber eine Sammlung mit tradi- allem zu einer guten Auftrittsmöglichkeit für Jung- tioneller Appenzeller Musik an und trug auch alles musikanten; gestandene Mannen und Frauen grif- Musikalische, was «damals» auf einen Tanzplatz ge- fen aber ebenso zu den Instrumenten. hört, zusammen. In all seinen Büchern, die zum Schlääzig ond löpfig: Nach über einjähriger Vor- grossen Teil im Zentrum für Appenzellische Volks- bereitungszeit liegen nun 25 Stücke gedruckt vor: musik archiviert sind (teils Originale, teils Kopien), Die Ausgabe 106 wurde am 26. September im Root- finden sich über 10 000 Stücke notiert. huus der Öffentlichkeit vorgestellt. Über 60 Personen 200 Institutionen füllten Stube und Nebenstube und genossen die mu- Besonderes sikalischen Vorträge zweier Streichmusikformatio- Das Projekt Naturjodel im Appenzellerland und Tog- nen: Roothuus Musig und Nachwuchsformation, genburg wurde wiederum ein Stück vorangetrieben. beide unter der Leitung von Matthias Weidmann. Unter der Leitung ZAV arbeiten Noldi Alder AR, Joe Fünfte Singlosi in den Gaststätten von Gonten, 5. Manser AI, Erwin Sager (Datenbank), Willi Valotti SG Oktober: Die Singlosi findet jährlich am ersten Frei- mit. Das Projekt soll 2015 abgeschlossen sein. Neu tag des Monats Oktober statt. Gut 200 singfreudige besteht das Projekt aus dem theoretischen Modul 1 Personen aller Altersklassen besuchten den Anlass (Forschungsprojekt) und dem praktischen Modul 2 im Gasthaus Bären, Restaurant Mühleggli und Krone (Solojodelprojekt 2014–2015). sowie im Café Rössli. In jeder Gaststätte waren Chor- Im September erhielt das Roothuus von Hans oder Jodelgruppen anwesend mit dem Auftrag, die Hürlemann ein Cello geschenkt: Es handelt sich da- singwilligen Gäste zu unterstützen, tote Punkte zu bei um das ehemalige Instrument von Jock Alder, das überbrücken und den Abend mit Eigendarbietungen von ihm im «Edelweiss» lange Jahre gespielt worden aufzulockern: Jodelgruppe Hirschberg Herisau/Ap- war. Es weist eine Besonderheit auf: Es ist fünfsaitig penzell; Bindli-Schuppel Gonten/Urnäsch; Büel- (zusätzliche obere E-Saite). bänkli-Schuppel Urnäsch; Bergwaldchörli Enggen- Bild Emil Zimmermann: Am 15. Dezember haben hütten AI. Das Goofechörli Gonten unter der Leitung Roman und Maria Fässler-Graf dem Roothuus ge- von Susanna Wettstein teilte sich an diesem Abend mäss dem Willen ihres Vaters Werner Fässler ein Öl- in zwei Gruppen auf und besuchte nacheinander die gemälde (1965) von Hans Zeller geschenkt. Das Bild vier Gaststätten. Dabei trat der Nachwuchs mit kind- zeigt den legendären Hackbrettler Emil Zimmer- licher Unbeschwertheit und erfrischendem Jodelge- mann (1910–1993) aus Urnäsch. Es hat in der Stube sang auf – und auch mit Witzeinlagen. In zwei der des Roothuus einen würdigen Platz gefunden. Fast Gaststätten soll es wiederum bis 3 Uhr früh gedauert scheint es, als ob die schöne Stube erst jetzt fertig haben. eingerichtet sei… Abschiedskonzert 23. Oktober 2012: In der Kirche St.Verena Gonten wurde an diesem Abend für Joe Gönnerverein FZAV Manser, Geschäftsführer von 2003 bis 2012, ein Kon- Am 16. November führte der Gönnerverein FZAV im zert organisiert. Dabei traten bedeutende Musiker Roothuus seine Jahreshauptversammlung durch. Er der Schweizer Volksmusikszene und Sängerin Nadja umfasst über 300 Mitglieder, 44 davon konnten vom Räss auf: Helvetic Fiddlers, Töbi Tobler, Wolfgang Vereinspräsidenten Erwin Sager zur HV im Roothuus Sieber, Florian Walser und Noldi Alder. Die Kirche begrüsst werden. Auf Antrag Sagers wurde der Vor- war vollbesetzt, der Stiftungspräsident Carlo Schmid stand verkleinert auf Minimum drei Personen. Mar- richtete auserlesene Dankesworte an den abtreten- grit Aeberhard, Rolf Lenz, Hansueli Wälte und Bar- den Geschäftsführer; das Publikum war vom gebote- bara Giger traten zurück. Gewählt wurden Erwin Sa- nen Konzert allseits begeistert. ger (Präsident), Brigitte Schmid (Kassierin), Albert Abschiedsstobede Joe Manser im Roothuus, 3. No- Graf und Erika Koller (neu). Der scheidende Ge- vember: Unter der Leitung von Matthias Weidmann schäftsführer Joe Manser wurde zum Ehrenmitglied fanden sich von 14 bis 2 Uhr zwölf verschiedene Mu- ernannt. Als Hommage erklang die Uraufführung sikgruppen im Roothuus ein, um das Wirken von Joe des Walzers «Vergelt’s Gott» von Erwin Sager. Im An- Manser zu feiern. Über 100 Zuhörerinnen und Zuhö- schluss an die HV spielt das Ensemble «Fragula». rer erfreuten sich an der äusserst abwechslungsrei- chen Veranstaltung. Viele Musikanten trafen sich Präsenz in Zeitschriften auch spontan zum Musizieren. Für Verpflegung und In den Zeitschriften «Alpenrosen» sowie «Schweizer Service sorgten nochmals Moni Manser und Famili- Volksmusik» (VSV) ist der Stiftung ZAV und dem enangehörige. Allen Beteiligten wird dieser lange Roothuus Gonten pro Ausgabe (6x jährlich) eine und reiche Tag in Erinnerung bleiben. Doppelseite reserviert. Neben aktuellen Ereignissen, Musigstobede im Rest. Churfirsten, Scherrer-Hei- Hinweisen auf unsere Tätigkeiten, Veranstaltungen terswil, 11. November: Diese gemütliche Sonntag- und Publikationen erschienen auch dieses Jahr re- nachmittags-Stobede am Übergang vom Appenzel- gelmässig Beiträge zu historischen Themen oder lerland ins Toggenburg brachte Musikanten aller Al- Forschungsergebnissen unseres Zentrums. tersstufen der beiden Regionen zusammen. Institutionen 201

Präsenz an Veranstaltungen – Volksmusik Festival Altdorf: 18.–20. Mai – Stubete am See: 25./26. August in der Tonhalle Zürich

Roothuus-Betrieb Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag, 9.00 bis 11.30 Uhr. – 256 Einzelpersonen (Vorjahr 136) und 23 Gruppen (davon 1 Schulklasse) mit insgesamt 528 Teilnehmenden (Vorjahr 18/413) statteten dem Root huus einen Besuch ab, oft verbunden mit Apéro oder Kleinkonzert. Überdies wurden die Räumlich- keiten auch mehrmals an Drittpersonen vermietet. Florian Walser, Geschäftsführer 202 Kommissionen und Revisoren

Verzeichnis der Mitglieder der verschiedenen Kommissionen und der Rechnungsrevisoren

1. Mitglieder der Kommissionen gierter AGG; Heinz Buchhold, Bernhardzell; Hans Künzle, Herisau; Ernst Lehmann, Herisau; Mario Appenzellische Gemeinnützige Gesellschaft Piredda, Herisau Gesellschaftsvorstand: Vreni Kölbener-Zuberbühler, Appenzell Steinegg, Präsidentin; Caius Savary-Te- Pro Senectute Appenzell Ausserrhoden kenbroek, Appenzell, Aktuar und Vizepräsident; Mi- Stiftungsrat: Alice Scherrer-Baumann, Grub, Präsi- chel Peter, Herisau, Kassier; Dölf Biasotto-Keller, Ur- dentin; Hanspeter Müller, Trogen, Vizepräsident; näsch; Gaby Bucher-Germann, Teufen; Ueli Widmer, Georg Amstutz, Herisau; Rodolphe Dettwiler, Teu- Trogen; Hanspeter Spörri, Teufen fen; Elisabeth Eschler-Sutter, Teufen; Susanne Loo- Redaktionskommission: Dr. phil. Heidi Eisenhut, Re- ser, Herisau; Barbara Schittli, Speicher; Birgit hetobel, Leiterin Kantonsbibliothek Appenzell Aus- Schwenk, Gais serrhoden; Hanspeter Spörri, Teufen Geschäftsleitung: Markus Gmür, Rehetobel

Appenzellischer Hilfsverein für Psychischkranke Pro Senectute Appenzell Innerrhoden Vorstand: Norbert Hochreutener, Herisau, Klinik- Stiftungsrat: lic. iur. Emil Nisple, Appenzell, Präsi- seelsorger, Präsident; Rita Paolucci, Herisau, Aktua- dent; Melchior Looser, Oberegg; Maria Dörig, Ap- rin; lic. iur. Pia Trutmann Rüesch, Herisau; Dr. phil. penzell; Albert Fässler, Appenzell; Dr. med. Kurt Eb- Matthias Weishaupt, Teufen, Regierungsrat; Dr. med. neter, Appenzell Hansueli Schläpfer, Herisau, Führungsausschuss So- Leitung Geschäfts- und Beratungsstelle: Edi Ritter, zialbegleitung; Ursula Weibel, Waldstatt, Führungs- Gais ausschuss Sozialbegleitung; Isabel Germann, He- risau, Führungsausschuss Sozialbegleitung; Axel Schule Roth-Haus, Teufen Weiss MaHM, Gais, Fachausschuss; Heinz Frisch- Stiftungsrat: Roland Bieri, Teufen, Präsident; Dölf Bi- knecht, Herisau, Fachausschuss; Martin Weidmann, asotto-Keller, Urnäsch, Vizepräsident, Delegierter Appenzell, Sozialberatung Appenzell Innerrhoden; AGG; Gaby Bucher-Germann, Lustmühle, Delegierte Dr. med. Nico Schwarzenbach, Herisau; AGG; Ursula von Burg, Niederteufen, Delegierte Ge- Kassierin ad interim: Christa Berger, Herisau meinde Teufen; Ottilia Dörig-Heim, Appenzell, De- Leitung Sozialbegleitung Appenzellerland: Michael legierte Appenzell Innerrhoden; Roman Reuteler, Higi, Grub; Monique Roovers Deriks, Herisau Appenzell, Delegierter Insieme; Dr. Alexandra Schu- bert, Herisau, Delegierte Appenzell Ausserrhoden; Katharina Sturzenegger-Nänny, Trogen, Delegierte Kantonalkommission Pro lnfirmis AGG; Elisabeth Zecchinel, Amriswil, Schulleiterin St. Gallen/Appenzell (mit beratender Stimme) lic. iur. Manfred Dähler, St. Gallen, Präsident; Dr. Thomas Bodenmann, Urnäsch; Leo Coray, Bad Ra- Stiftung Ostschweizerisches Wohn- und Alters- gaz; Monika Eugster-Sutter, Appenzell; Emil Zeller, heim für Gehörlose, Trogen (Haus Vorderdorf) Oberriet; Fredi Züst, Herisau Stiftungsrat: Bruno Schlegel, Degersheim SG, Präsi- dent; lic. oec. Alexander Rohner, Heiden, Vizepräsi- Fachkommission Mineraliensammlung dent; Christian Rohrer, St. Gallen, Kassier; lic. iur. Dr. Peter Kürsteiner, Uzwil, Präsident; Dr. Hans Annette Joos-Baumberger, Herisau; Emil Hersche, Aeschlimann, Trogen, Vizepräsident und Protokoll- Appenzell; Werner Ebneter, Appenzell; Alice Scher- führer; Hans A. Bischof-Egger, Grub AR, Kassier/De- rer-Baumann, Grub AR; Ruth Scherrer, Niederurnen, legierter AGG; Dölf Biasotto-Keller, Urnäsch, Dele- GL; Dr. theol. Heinz Külling, Amlikon, TG; Susanne Kommissionen und Revisoren 203

Spring, Steckborn TG; Dr. med. Jakob Brunner, Mit- Geschäftsführer: Godi Trachsler, Appenzell [bis lödi GL; Katharina Germann-Rüsch, Aktuarin (nicht 31.01.2013]; Heinz Brander, Herisau [ab 01.07.2013] Mitglied des Stiftungsrates), Gais Heimkommission: Emil Hersche, Appenzell, Präsi- Wohnheim Kreuzstrasse, Herisau dent; Katharina Germann-Rüsch, Gais, Aktuarin; Vorstand: Dr. Anita Dörler, St. Gallen, Präsidentin; Christian Rohrer, St. Gallen, Kassier; lic. iur. Willy Patricia Stöppler-Cadonau, Trogen, Vizepräsidentin; Graf, Teufen; Pfr. Dr. theol. Josef Manser, Speicher; Fidel Cavelti, Herisau, Aktuar; Fredi Züst, Herisau, Hann-Ursi Schiltknecht, Speicher; Ilir und Sabine Kassier; Helmut Rottach, Herisau; Max Eugster, He- Selmanaj-Kreis, Trogen, Heimleitung risau; Hans-Ulrich Sturzenegger, Herisau; Silvia Taisch Dudli, Herisau Säntisblick – Sozialpsychiatrische Angebote, Aufsichtsrat: Marie Luisio, Herisau; Albert Heule, He- Herisau risau; Dr. med. Douglas Puccini, Wil; Dr. med. And- Vereinsvorstand: Rosmarie Kühnis, Schachen bei He- reas Quarella, St. Gallen; Monique Roovers, Herisau; risau, Präsidentin; Mirjam Kramer, Herisau, Vizeprä- Monika Schiess, St. Gallen; Pascal Heuberger, He- sidentin; Richard Hartmann, Herisau, Kassier; Bea risau Costa, Gais; Urs Bösch, Grub Heimleiterin: Barbara Auer, Herisau Geschäftsleitung: Sebastian Reetz-Spycher, Speicher Stiftung Zentrum für Appenzellische Volksmusik Stiftungsrat: Roland Inauen, Landammann, Appen- Verein dreischiibe. zell, Präsident; Kurt Rusch, alt Hauptmann, Gonten, Betriebe für berufliche Rehabilitation von Vizepräsident; Margrit Bürer, Amt für Kultur AR, He- Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen risau; Jakob Freund, alt Nationalrat, Bühler; Annette Vorstand: Yvonne Varan-Koopmann, St. Gallen, Prä- Joos-Baumberger, Delegierte AGG, Herisau; Niklaus sidentin; Barbara Auer, Herisau; Urs Huber, St. Gal- Ledergerber, Denkmalpfleger der Stadt St. Gallen, len; lic. iur. Josef Jacober, St. Gallen; Flurina Meisen Gonten; Katrin Meier, Amt für Kultur SG, St. Gallen; Zannol, Degersheim; Urs Schneider, Diepoldsau; Nadja Räss, Intendantin KlangWelt, Ebnat Kappel Dr. med. Urs Stillhard, St. Gallen Geschäftsführer: Florian Walser, Gonten/Wald ZH Geschäftsführer: Kaspar Niederberger, Winterthur [ab 1.7.12]; Christoph Härter, Herisau [ab 1.6.13] Appenzellische Volksschriftenkommission Geschäftsprüfungskommission: Benno Giger, St. Gallen; Walter Klauser, Trogen; Kurt Sallmann, Gais Martina Signer, St. Gallen; Andreas Wagner, Zürich

Verein Werkstätte und Wohnheim für Behinderte Steig, Appenzell Vorstand: Jakob Signer, Appenzell, Präsident; Fefi Sutter-Weishaupt, Appenzell, Vizepräsident/Kas- sier; Sappho Wieser-Bosshard, Arbon, Aktuarin; An- tonia Fässler, Frau Statthalter, Appenzell [bis 20.06.2013]; Beda Eugster, Appenzell [bis 31.12.2012]; Katharina Sturzenegger-Nänny, Trogen, Delegierte AGG; Barbara Fässler, Appenzell Neu ab 21.06.2013: Maria Harksen-Hörler, Steinhau- sen; Barbara Wettmer, Appenzell Aufsichtsrat: Dr. med. Andreas King, Gonten, Präsi- dent; Fridolin Hungerbühler, Bad Ragaz; Moni Man- ser-Sutter, Appenzell; Max Rickenbacher, Aarau [bis 20.06.2013]; Lucia Ledergerber, Gonten; Katja Todt, Weissbad [ab 21.06.2013] 204 Kommissionen und Revisoren

2. Rechnungsrevisoren

Appenzellische Gemeinnützige Gesellschaft Säntisblick – Sozialpsychiatrische Angebote, Revisoren der Gesellschaftsrechnung: Emil Bischof- Herisau berger, Bankverwalter, Oberegg; Alfred Lämmler, Die TreuhandExperten AG, Herisau Buchhalter, Schönengrund Verein dreischiibe. Appenzellischer Hilfsverein für Psychischkranke Betriebe für berufliche Rehabilitation von Helmut Rottach, Herisau; Othmar Ammann, Herisau Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen Die TreuhandExperten AG, Herisau Pro Senectute Appenzell Ausserrhoden Ostschweizerische Treuhandgesellschaft Herisau AG Verein Werkstätte und Wohnheim für Behinderte Steig, Appenzell Pro Senectute Appenzell Innerrhoden Dr. Heinrich Schwägler, St. Gallen; Urs Büchel, KPMG AG, St. Gallen Appenzell; Hans Heierli, Teufen

Schule Roth-Haus, Teufen Wohnheim Kreuzstrasse, Herisau Altrimo AG, Appenzell Die TreuhandExperten AG, Herisau

Stiftung Ostschweizerisches Wohn- und Stiftung Zentrum für Appenzellische Volksmusik Altersheim für Gehörlose, Trogen BBT Guido Koller AG, Gais OBT AG, St. Gallen Mitgliederverzeichnis 205

Mitgliederverzeichnis der AGG Jahreszahlen = Eintrittsdatum

APPENZELL AUSSERRHODEN

Bühler Gais

Bänziger Andreas, Oberer Roggenhalm 351 2004 Altherr Hans, Hebrig 1989 Bänziger-Ulmann Marie-Theres, Rähn 376 1991 Bodenmann-Müller H.J., Stein Rietli 1960 Bänziger-Ulmann Ueli, Rähn 376 1991 Bruderer Kurt, Rösslistrasse 1 2000 Bruderer-Näf Theo, Nöggel 182 1988 Brugger-Glinz Jacques, Zung 9 1980 Eisenhut-Anderes Johannes, Steinleuten 868 2000 Dätwyler Christian, Schwantlernegg 12 1964 Eisenhut-Anderes Martina, Steinleuten 868 2000 Dätwyler Simone, Schwantlernegg 12 1964 Freund Jakob, Dorfstrasse 93 1980 Eisenhut Urs Walter, Mühlweg 11 1989 Früh-Bösch Hans-Rudolf, Schützenberg 536 1976 Eisenhut-Knöpfel Mathias, Dorfplatz 4 1976 Furter-Berner Ulrich, Böhl 584 1976 Enz-Eisenhut Margaretha, Gäbrisstrasse 33 2000 Gamp Syring Regula, Oberdorf 32 2003 Fuchs Erny Hansueli, Brunnenau 416 2006 Guyer-Hunger René, Rosenberg 105 1974 Fuchs Mäddel, Sommersberg 2003 Hunziker Walter und Hilde, Mempfel 25 1974 Fuchs Marisa, Sommersberg 2003 Klauser-Grieder Urs, Oberdorf 29 1996 Germann-Rüsch Katharina, Langgasse 41 1989 Kriemler-Hofstetter Edi, Egg 677 1974 Hermann Koller AG, Lochmühlestrasse 5 1950 Lesegesellschaft Bühler, Hilfiker Hansueli, Obere Rotenwies 17 1969 Miryam Leuzinger, Oberes Grüt 772 1916 Hochuli Jürg, Schwantlern 10 2001 Leuzinger-Maissen Gilgian, Oberes Grüt 772 2008 Hofstetter-Zeller Daniel, Gaiserau 10 1960 Leuzinger-Maissen Miryam, Oberes Grüt 772 2008 Höhener-Marx Rudolf, Gäbrisstrasse 4 1988 Longatti-Rhyner Ernst, Mempfel 599 1976 Klauser-Gubler Hans-Peter, Rösslistrasse 25 2005 Meier Alfred, Weid 321 1993 Klauser-Gubler Marianne, Rösslistrasse 25 2005 Müller Emil, Mempfel 740 1976 Knechtli Rosa, Lanzen 403 1979 Naef Hans, Weissegg 379 1974 Koller Edith, Riesern 7 1973 Nänny-Eisenhut Annemarie, Scheienhaus 1991 Koller Guido, Zwislenstrasse 15 2012 Nänny-Eisenhut Christian, Scheienhaus 1989 Koller Hedy, Riesern 7 1972 Sager-Lauchenauer Erwin, Städeli-Steinleuten 1974 Koller Willy, c/o Willy Koller & Co., Strahlholz 1969 Schmid Ingeborg, Hohe Buche 2008 Künzle-Brander Hanspeter, Rotenwies 60 1980 Schöpfer-Roth Josef, Felsen 114 1987 Landolt-Weibel Andrea, Schwantlern 41 2010 Schreinerei J. Widmer AG 1955 Landolt-Weibel Beat, Schwantlern 41 2010 Steiner Rudolf, Oberer Mempfel 581 1974 Mösli-Bösch Martin, Obere Rotenwies 18 1989 Syring-Gamp Lars, Oberdorf 32 2003 Rohner-Bösch Hans, Langgasse 40 1959 Tisca-Tiara / Stiftung 1969 Sallmann-Beck Gabi, Rietli 2003 Tischhauser-Linder Simone, Sonnenberg 685 2008 Sallmann-Beck Kurt, Rietli 2003 Tischhauser-Linder Urs, Sonnenberg 685 1981 Scheuss Erich, Zweibrücken 1993 Vogel-Kürsteiner Käthi, Hauptstrasse 148 2012 Schmid-Moser Hanswalter, Obere Rotenwies 11 1972 Vogel-Kürsteiner Toni, Hauptstrasse 148 2012 Toggweiler Peter, Rotenstein 7 1999 Waldburger-Meier Max, Krumbach 16 2004 van Dam Jaap, Gäbrisstrasse 45 2008 Walser-Jaeggy Dora, Dorf 49 1993 Wagner-Bächler Horst, Rotenwies 63 2006 Waldmeier-Willi Max, Gaiserau 63 1960 Walser Beatrice, Schwantlern 43 1997 206 Mitgliederverzeichnis

Grub Eggenberger-Kühne Heinrich, Paradiesweg 2 1982 Eggenberger-Kühne Monique, Paradiesweg 2 1982 Bischof Anny, Hord 445 2001 Egli Graf Josette, Gmeindweg 6 2001 Bischof Hans, Hord 445 1997 Engler-Seiler Martin, Poststrasse 1 1976 Caroni Andrea Claudio, Frauenrüti 363 2008 Ennulat Andreas, Paradiesweg 2 2010 Egger Hermann jun., Halten 129 1957 Enzler-Schürch Fritz, Badstrasse 13 1972 Eugster Hans, Dicken 436 1989 Etter-Meier Peter, Rosentalweg 7 1969 Gübeli-Müller Franziska, Frauenrüti 321 1988 Feurer Walter, Oberes Werd 1987 Hugener Jakob, Frauenrüti 1 1957 Fischer Erich, Weidstrasse 19c 2001 Imholz Erika, Riemen 1999 Frehner Robert, Hasenbühlweg 13 1989 Imholz Peter, Riemen 1999 Frei Köbi, Oberer Werdbüchel 4 2008 Jucker Peter, Ochsenwiese 2003 Frey Theo, Apotheke 1917 Kehl-Lauff Jessika, Salen 1987 Frischknecht Max, Köhlerweg 1 1987 Kehl-Lauff Othmar, Salen 1987 Früh Verena, Weidstrasse 10 1981 Keller-Breu Heinz, Krähtobel 94 1988 Furrer-Spirig Edi, Vordermatten 43 1987 Lutz-Peter Bernhard, Hord 361 1988 Gemeindekanzlei 1981 Lutz-Peter Susanne, Hord 361 2008 Graf Ernst, Gmeind 110 1966 Mösli Hans, Rüti 1991 Graf Kurt, Brunnenstrasse 21 1979 Rohner-Locher Jakob, Schwarzenegg 236 1989 Graf Ruedi, Gmeindweg 6 2001 Scherrer Alice, Vorderdorf 377 1996 Graf Urs, Mattenweid 41 1987 Scherrer Erich, Vorderdorf 377 1976 Graf-Beutler Ernst, Altenstein 1992 Schuwey Rudolf, Ebni 16 1965 Graf-Niederer Walter, Asylstrasse 9 1964 Streuli Erika, Frauenrüti 2004 Graf-Zbinden Albert, Seeblickstrasse 2 2001 Waidelich Ernst, Salen 249 1997 Hafner Lukas, Schwendistrasse 15 2003 Walser-Kaufmann Anita, Rössliboden 483 2008 Heeb Gallus, Schulhausstrasse 9 1950 Walser-Kaufmann Kurt, Rössliboden 483 2001 Heller-Dekker Heiri, Bärlochen 1723 2005 Züst Walter, Hord 330 1972 Hilty-Bischof Hansjörg, Seeblickstrasse 3 2001 Historisch-Antiquarischer Verein, Heiden Stefan Sonderegger, Nordweg 9 1987 Hohl-Breu Ernst, Thalerstrasse 33 1972 Abderhalden-Färber Doris, Im Grund 4 1997 Holenstein Oscar, Mittlere Täschenstrasse 5 1987 Abderhalden-Färber Eduard, Im Grund 4 1972 Jester Lorenz, Sonnenbergstrasse 10 1981 Alder Treuhand AG, Weidstrasse 4a 1950 Kammermann Hans Peter, Brunnhalde 1 2010 Bachmann Christian, Täschenstrasse 12 1987 Kellenberger-Gasenzer Willi, Im Grund 12 1974 Bannwart Harb Franziska, Blumenfeldstrasse 11 2006 Kern-Keller Erich, Austrasse 1 1972 Bänziger Arthur, Thalerstrasse 6 1962 Kern-Keller Susanne, Austrasse 1 1972 Bänziger-Rudolf Emil, Langmoosstrasse 9 1987 Koller-Sonderegger Alfred, Sonnenbergstrasse 2 1969 Bär Susi, Weidstrasse 23 2002 Kubli-Langenegger Hans, Poststrasse 25 1972 Bär Ulrich, Weidstrasse 23 2002 Langenauer-Peterhans Walter, Brunnenstr. 13 1987 Berweger-Hecek Willi, Lendenmann Walter, Zelg 88 1972 Gasthaus Hirschen, Werdstrasse 36 1947 Locher-Rohner Anton, Weidstrasse 1 1989 Bötschi-Brägger Josua, Nelkenweg 1972 Locher-Rohner Ursula, Weidstrasse 1 1996 Brosch Oliver, Langmoosstrasse 3 2005 Mächler Christine, Haus zur Palme, Poststr. 13 2013 Bruderer Caroline, Poststrasse 8 1947 Merkl-Hersche Ursula, Poststrasse 24 2010 Bruderer-Abderhalden Edwin, Hasenbühlweg 11 1968 Merz Christian, Paradiesstrasse 18 1992 Brunner-Sprenger Heinz, Thalerstrasse 27 1987 Meschenmoser-Erdin Conradin, Badstrasse 6 1987 Calderara Peter, Im Stöckli 3 1987 Messmer Elsbeth, Mittelbissauweg 5 1998 Casserini Bruno, Brunnenstrasse 8 1987 Messmer Max, Mittelbissauweg 5 1998 Dietz Robert, Schützengasse 9 1950 Müller Pathle-Bochmann Horst A., Ebneter Adrian, Asylstrasse 22 1990 Mittlere Täschenstrasse 7 1979 Eggenberger Elsbet, Schwendistrasse 19 1962 Näf Kurt, Weidstrasse 22 1972 Mitgliederverzeichnis 207

Näf Norbert, Kirchplatz 2006 Herisau Nef Jakob, Weidstrasse 14 1987 Niederer-Meisser Heinz, Vordorf 3 2000 Aerni-Rietmann Werner, Obere Huebstrasse 8 1983 Oehler Arthur, Badstrasse 9e 1972 Aktiengesellschaft Cilander 1981 Peter-Schläpfer Silvia, Paradiesweg 3 1961 Alder-Frehner Maya, Degersheimerstrasse 35 1950 Rechsteiner Kurt, Kirchplatz 7 1972 Alder-Preisig Katrin, Steinrieselnstrasse 40 2006 Rentsch Peter, Brunnenstrasse 19 1962 Alder-Preisig Markus, Steinrieselnstrasse 40 2006 Rohner Alexander, Brunnenstrasse 17 1996 Allenspach-Wärtli Gino, Eggstrasse 4 1991 Rohner Peter, Poststrasse 10 2011 Ammann Ernst, Hölzli 2788 2001 Rohner Ueli, Am Rosenberg 1 2004 Ammann Othmar, Mühlehof 5 2005 Rohner-Bärlocher Fritz, Rosentalstrasse 8a 1997 Amstutz Georg, Sonneggstrasse 7 2007 Rohner-Bärlocher Judith, Rosentalstrasse 8a 1997 Appenzeller Medienhaus AG, Kasernenstr. 64 1968 Rohner-Hohl Doris, Am Rosenberg 1 1949 Appenzeller-Buff Paul-Ruedi, Höhenweg 21 1969 Rohrer Markus, Haus zur Palme, Poststr. 13 2013 Auer Barbara, Burghalden 10 1991 Schär-Fasnacht Hans Jürg, Bänziger Ernst, Sedelstrasse 2 1961 Oberer Werdbüchel 10 1968 Bänziger Walter, Rohrenstrasse 20 1965 Schiess Alexa, Austrasse 3 1993 Bänziger-Meier Rosmarie, Altersheim Ebnet, Schläpfer Antoinette, Im Grund 5 1996 Ebnetstrasse 1 1944 Schläpfer Kurt, Im Grund 5 1966 Bänziger-Scherrer Willi, Kasernenstrasse 92 1957 Schlegel-Ulrich Denise, Weidstrasse 38 2001 Barbey-Sahli Gabriele, Kasernenstrasse 39a 1993 Schlegel-Ulrich Max, Weidstrasse 38 2001 Barbey-Sahli Jean-Pierre, Kasernenstrasse 39a 1984 Schmid Markus, Badstrasse 31 2009 Bär-Ohmayer Heinrich, Kasernenstrasse 48 1983 Schoch-Witschnig Gisela, Schwendistrasse 31 1987 Baumberger Hans-Ulrich, Sonneggstrasse 14 1962 Sefar AG, Hinterbissaustrasse 25 1969 Berger-Kohnle Christa, Scheffelstrasse 8 1996 Signer Stefan, Oberbrunnen 330 2011 Berger-Kohnle Hanspeter, Scheffelstrasse 8 1965 Signer-Schmidt Ruth, Obere Täschenstrasse 12 1981 Berger-Krebser Daniel, Schwellbrunnerstr. 72 1987 Signer-Schmidt Walter, Obere Täschenstr. 12 1981 Bernhard-Lehmann Andreas, Sonderegger Konrad, Obereggerstrasse 3 1958 Sonnenböhlstrasse 17 1976 Sonderegger Max, Poststrasse 9 1961 Bezirksvereinigung Mühle, Sonderegger Stefan, Nordweg 9 1987 c/o Monika Huber, Bruggereggstrasse 34 1944 Sonderegger Ueli, Wiesstrasse 25 2001 Bieg Renate, Steinrieselnstrasse 25 2010 Sonderegger Weine AG, Poststrasse 9 1972 Bieri-Bosshardt René, Triangelstrasse 3 1976 Städler Heidi, Vordorf 11 2004 Binder-Liechti Elisabeth, Brugg 1920 1960 Steffen Willy, Schmittenbühlstrasse 3 1987 Birchler-Tschanz Alexandra, Kasernenstr. 21 2012 Stehli-Hebrock Andres, Weidstrasse 32 1976 Birchler-Tschanz Martin, Kasernenstrasse 21 2012 Sturzenegger Hedi, Schützengasse 10 1979 Blaser-Nobel Hanspeter, Waldeggstrasse 33 2008 Tisato-Sulzer Fausto, Brunnenstrasse 32 2001 Blaser-Nobel Judith, Waldeggstrasse 33 2008 Tisato-Sulzer Susanna, Brunnenstrasse 32 2001 Bodenmann Hans Jörg, Schmiedgasse 33 1984 Verein Dunant-Jahr 2010 Heiden, Norbert Näf 2007 Boller-Bucher Walter, Birkenstrasse 11 1962 Weisser Emil, Poststrasse 10 1972 Bösch-Gasser Christian, Werner-Eisenhut Paul, Rosentalstrasse 12A 1966 Schwellbrunnerstrasse 2499 2008 Wigger-Kösters Annegret, Thalerstrasse 31 1996 Bösch-Gasser Erika, Wigger-Kösters Stefan, Thalerstrasse 31 1987 Schwellbrunnerstrasse 2499 2008 Wüthrich-Früh Elisabeth, Weidstrasse 10 1983 Bosshard-Bischof Andreas, Obere Huebstr. 4 1984 Wüthrich-Früh Peter, Weidstrasse 10 2002 Breuss Walter, Bachstrasse 20 1974 Zigerlig-Zogg Alexander, Sonnhalde 13 1972 Brönnimann-Zellweger Markus, Bachstrasse 37 2009 Züst Hansjörg, Weidstrasse 37 1966 Brönnimann-Zellweger Esther, Bachstr. 37 2009 Bruderer-Stucki Kurt, Obere Wilenhalde 18 1960 Brugger Max, Waldeggstrasse 18 2001 Bruggmann-Dutler Lotty, Rondellenstrasse 4 1957 Brülisauer Johannes K., Gossauerstrasse 10 2002 208 Mitgliederverzeichnis

Brunner Marlies, Kreuzstrasse 15 1974 Huber Martin, St. Gallerstrasse 57 1951 Bruppacher Thomas, Höhenweg 25 1968 Isaac Rolf, Gossauerstrasse 29 2001 Bruppacher-Lanzrein Lucie, Bergstrasse 38 1960 Joos-Baumberger Annette, Höhenweg 23 1995 Brütsch-Vogelsanger Paul, Bruggereggstr. 19 1962 Joos-Baumberger Markus, Höhenweg 23 1995 Büchler-Manser Kurt, Bergstrasse 40 1998 Jösler-Büchi Räto, Buchenstrasse 23 1962 Büchler-Manser Rita, Bergstrasse 40 1998 Jung Karin, Ahornstrasse 3 2012 Buchmann Christoph, Bergstrasse 17 2000 Kägi Kurt, Sonnenfeldstrasse 4 1950 Buchmann Suzanne, Bergstrasse 17 2000 Keller-Ernst Edwin, Egg 3237 1960 Buff-Künzler Elsbeth, Huebstrasse 19 1950 Keller-Roth Hans, Rohrenstrasse 16 1992 Bühler-Schläpfer Jürg, Ahornstrasse 6 1984 Kempf-Marini Gabriella, Gossauerstrasse 93 1975 Cremer Roman, Waldeggstrasse 31 1989 Kempf-Marini Hans-Heini, Gossauerstr. 93 1975 Cuorad Christian, Sonneggstrasse 2 2011 Klaus Herbert, Witenschwendi 1a 2001 Danuser Markus, Bergstrasse 35 2009 Kleiner-Schläpfer Marianne, Sonnenböhl 3756 1994 Diem-Knupp Hans, Ramsenburgweg 2 2005 Kleiner-Schläpfer Peter, Sonnenböhl 3756 1994 Diem-Schmuckli Margrit, Gossauerstrasse 47 1960 Knaus-Hotz Christine, Wyburgweg 9 1987 Eckert Christian, Ahornstrasse 3 2012 Knaus-Hotz Urs, Wyburgweg 9 1987 Ehrbar-Wittmer Hans-Rudolf, Gossauerstr. 121 1983 Knaus-Spielmann Hansjürg, Bruggereggstr. 25 1973 Eichenberger-Läuffer Fred, Scheibe 9 1971 Knecht-Weiss Alice, Schmidhusen 27 1989 Elmer-Bühler Hansruedi, Moosmühlestr. 18 1991 Knellwolf-Gantenbein Otto, Kasernenstr. 91 1958 Elmer-Bühler Trudi, Moosmühlestrasse 18 1991 Knellwolf-Knöpfel Willi, Bleichestrasse 7 1963 Eugster Max, Moosmühlestrasse 22 1950 Knellwolf-Straub Werner, Waldeggstrasse 17 1989 Eugster-Troller Bruno, Eggstrasse 4 1990 Koller Fridolin, Saumstrasse 8 2001 Fässler Vreni, Obere Wilenhalde 11 2004 Koller-Kuratli Kurt, Hölzli 2783 1986 Forster-Hunger Sigmund, Rietwisstrasse 10 1975 Kramer-van der Saag Mirjam, Bruggereggstr. 5 2008 Forster-Walter Jakob, Höhenweg 18 1972 Kramer-van der Saag Jon Erik, Bruggereggstr. 5 2008 Frey Dora, Burghalden 6 1978 Kreienbühl-Kast Alfred, Ebnetstrasse 27 1969 Frischknecht-Mayer Elisabeth, Sonnenhof 5 1999 Kreienbühl-Kast Liny, Ebnetstrasse 27 1996 Fuchs Thomas, Eggstrasse 32 2001 Kühn Christiane, Melonenstrasse 11 1987 Gähler Ernst, Gossauerstrasse 24 2000 Kuhn-Wirz Lorenz, Bruggereggstrasse 28 1986 Gähler Heidi, Gossauerstrasse 24 2000 Kunz-Fischer Peter, Bergstrasse 15 1982 Germann Solveig, Kasernenstrasse 5 1984 Kunz-Langenauer Elisabeth, Burghalden 2894 1978 Geser Kurt, Höhenweg 2 2004 Kunz-Langenauer Richard, Burghalden 2894 1978 Giezendanner-Zitt Heinrich, Rütistrasse 40 1989 Künzle-Epper Anna, Platz 1 1977 Gilgen-Sulzberger Paul, Kasernenstrasse 40 1989 Künzle-Epper Hans, Platz 1 1958 Gloor-Schwab André, Schägg 22 1972 Landesbuchhaltung des Kantons Gonzenbach Nina, Witenschwendi 17 2010 Appenzell Ausserrhoden 1979 Gregorin Heinz, Kasernenstrasse 40 1966 Lechthaler Helmut, Alte Bahnhofstrasse 3 1987 Grob Martin, Huebstrasse 40 2002 Lesegesellschaft Moos, André Schiesser, Häberli-Nef Albert, Rondellestrasse 8 1971 Moosmühlestrasse 12 1944 Hartmann Dieter, Bruggereggstrasse 29 1984 Leuthold Matthias, Bahnhofstrasse 10 2008 Hauser Daniela, Torackerpark 3 2013 Lutz Paul Otto, Oberdorfstrasse 124/I 1992 Hersche-Toggweiler Walter, Huebstrasse 20 1984 Meddeb-Bauer Barbara, Oberdorfstrasse 37 1997 Herzer-Baumer Heinz, Rondellestrasse 2 1980 Meier Bernhard, Gibelhalde 3 2003 Hochreutener Norbert, Eggweg 5 2003 Meier-Küng Kurt, Schmidhusen 17 1976 Hochuli Heinz, Schmidhusen 34 1996 Meier-Küng Renate, Schmidhusen 17 2000 Hohl Judith, Kreuzstrasse 23 2012 Meier-Müller Edith, Bergstrasse 28 1996 Holderegger Hans, Steinrieselnstrasse 76 1960 Meier-Müller Werner, Bergstrasse 28 1996 Holenstein-Roggwiller Bruno, Sonnenfeldstr. 4 2012 Meier-Spiess Hugo, Eggstrasse 47 1973 Holenstein-Roggwiller Renata, Sonnenfeldstr. 4 2012 Menet Ralf, Gossauerstrasse 120 2011 Honsell Rolf, Bahnhofstrasse 10 1954 Menet-Studer Ernst, Gossauerstrasse 120 1990 Huber & Suhner-Stiftung 1985 Menges Regula, Zeughausweg 6 2000 Mitgliederverzeichnis 209

Merz-Schüller Hans-Rudolf, Witenschwendi 14 1971 Schefer-Meier Ruth, Langelenstrasse 12 1976 Merz-Vetsch Kathrin, Scheffelstrasse 7 1987 Schefer-Weidenbach Beatrice, Metrohm AG, Oberdorfstrasse 68 1969 Obere Huebstrasse 10 1997 Mettler Erwin, Haldenweg 5 2005 Schefer-Weidenbach Max, Mettler Jürg, Dreilindenweg 7 2001 Obere Huebstrasse 10 1970 Mettler Lilian, Haldenweg 5 2005 Schenkel-Solenthaler Lotti, Mettler Willi, Degersheimerstrasse 74 1989 Obere Harfenbergstrasse 8 1989 Mettler-Guntli Hans, Rondellestrasse 6 1971 Schenker Peter, Obere Huebstrasse 9 1999 Mettler-Schoop Hans, Haldenweg 8 1960 Schiess Berty, Kasernenstrasse 82 2008 Mock-Zeller Stephan, Krombach 2 2007 Schiess Dora, Kasernenstrasse 82 2008 Müller Beat, Spittel 3 2004 Schiess-Stieger Hilda, Bergstrasse 10 1987 Müller Joan, Gossauerstrasse 63 2004 Schildknecht Thomas, Müller Vinzenz, Gossauerstrasse 63 2004 Obere Sonnenbergstrasse 9 1997 Müller-Hochstrasser Hermann, Schildknecht Willi, Schmiedgasse 12 1960 Gossauerstrasse 63 1953 Schindler Anna, Sonneggstrasse 7 2007 Müller-Lauterwasser Mädi, Haldenweg 30 1971 Schläpfer Daniel, Obermoosbergstrasse 8a 1986 Naef-Meier Esther, Bergstrasse 38 1976 Schläpfer Roger, Scheibe 8a 2000 Naef-van Beek Jacqueline, Schläpfer Schenker Marianne, Robert Walser-Strasse 5a 2001 Obere Huebstrasse 9 1972 Naef-van Beek Matthias, Schläpfer-Reiser Hans Ulrich, Rohrenstr. 11 1980 Robert Walser-Strasse 5a 2001 Schläpfer-Sambuc May, Bergstrasse 30 1958 Nägele-Grolimund Margrith, Güetli 2 1992 Schläpfer-Sambuc Peter, Bergstrasse 30 1958 Nägele-Grolimund Willi, Güetli 2 1960 Schlotterbeck-Schmidt Kurt, Obermoosberg 2Q 1969 Nef Annemarie, Buchenstrasse 19 1959 Schoch Silvia, Bergstrasse 16 2008 Nef Elsbeth, Oberdorfstrasse 56 1980 Schoch-Bolliger René, Steinrieselnstrasse 65 1984 Nef-Büchi Jakob, Oberdorfstrasse 143 1960 Schoch-Bolliger Ursula, Steinrieselnstrasse 65 1995 Niederer-Bürki Werner, Triangelstrasse 3 1981 Schoch-Hausmann Sylvia, Höhenweg 6 1970 Nigg Energietechnik AG, Gossauerstrasse 2 1975 Schorer-Daume Monika, Bleichestrasse 6 2001 Nufer-Lieb Jürg, Alterszentrum Schrepfer-Oertle Marlise, Bruggereggstr. 16 1991 Heinrichsbad/Park, Kasernenstrasse 91 1988 Schweizer-Frischknecht Jakob, Huebstrasse 9 1960 Nufer-Lieb Lotti, Alterszentrum Senn Rita, Haldenweg 24 1969 Heinrichsbad/Park, Kasernenstrasse 91 1997 Signer-Füger Paul, Eggstrasse 44 1998 Ott Eugen, Obere Wilenhalde 2 1984 Signer-Preisig Hansjörg, Sonneggstrasse 12 2011 Peter Michel, Torackerpark 3 2013 Signer-Preisig Regula, Sonneggstrasse 12 2011 Peter Möhrle AG, Signer-Rüesch Paul, Scheibe 9 1989 Architekturbüro SIA, Poststrasse 6a 1972 Signer-Schmid Trudi, Platz 11 1973 Pythoud-Lugrin Janine, Kasernenstrasse 58a 2004 Slongo-Rüesch Louis, Steinrieselnstrasse 61 1970 Pythoud-Lugrin Jean-Bernard, Slongo-Rüesch Ursula, Steinrieselnstrasse 61 1970 Kasernenstrasse 58a 2004 Sonderegger Christian, Nussbaumstrasse 50 1957 Ramsauer-Honegger Emil, Bahnhofstrasse 2 1983 Sonderegger Stefan, Buchenstrasse 1958 Rast-Steiger Adolf, Sonneggstrasse 9 1956 Sprecher-Cabalzar Christian, Kreuzstrasse 11 1997 Rast-Steiger Ursula, Sonneggstrasse 9 1996 Steinegg-Stiftung, Heinz Stamm, Steinegg 3 1997 Rechsteiner Walter, Langelenstrasse 10A 1990 Stern Peter, Egg 3674 1996 Reimann Inge, Rütiwaldstrasse 10 1987 Storz-Gantenbein Margrit, Sonnenberg 10 1971 Rietmann-Gujer Peter, Bergstrasse 26 1978 Stüdli Holz AG 1988 Roduner-Künzler Eduard, Steinrieselnstr. 69 1974 Sturzenegger Helene, Untere Steinegg 9 2001 Rothe-Herzig Adolf, Mühlestrasse 2b 1972 Sturzenegger Walter, Untere Steinegg 9 1968 Rottach-Gross Helmut, Waldeggstrasse 12 1989 Sturzenegger-Jackson Theo, Steinrieselnstr. 25 1988 Rüesch Tobias, Bertold Suhner-Strasse 12a 2011 Sturzenegger-Signer Hansueli, Scheibe 11 1980 Rüesch-Streiff Manfred, Eggstrasse 3382 1966 Styger Ueli, Sonnenberg 6a 2004 Rüesch-Streiff Margrit, Eggstrasse 3382 1998 Sutter-Egger Max, Kasernenstrasse 41 1971 210 Mitgliederverzeichnis

Sutter-Egger Verena, Kasernenstrasse 41 1997 Schläpfer-Schefer Peter, Halten 1989 Sutter-Schlegel Robert, Steinrieselnstrasse 92 1958 Schoch Marlies, Hundwilerhöhe 1972 Tanner Heinrich, Steinegg 1 1954 Tobler Ulrich, Buchberg 2010 Tobler Elsi, Kasernenstrasse 86a 1955 Treichler Peter, Hohberg 2342 1983 Lutzenberg Trutmann Rüesch Pia, Bertold Suhner-Strasse 12a 2011 Berger Antoinette, Fuchsacker 277 2003 UBS AG 1974 Berger Peter, Fuchsacker 277 2003 Vetter Heinz, Gutenbergstrasse 3 1998 Bischof Gebi, Hof 653 1990 Vetter-Vetsch Hansruedi, Gutenbergstrasse 3 1975 Bullinger Dieter, Fuchsacker 678 2003 Vetter-Vetsch Marti, Gutenbergstrasse 3 1996 Gähler Elsbeth, Haufen 130 1990 Waldburger Christian AG, St.Gallerstrasse 21 1976 Ganz Erwin, Fuchsacker 276 2004 Waldburger Peter, Sonnenbergweg 20 2001 Ganz Idi, Fuchsacker 276 2004 Waldburger-Fitzi Hans, Gossauerstrasse 130 1951 Niederer Rolf, Haufen 218 1989 Walker Josef, Grueb 4 2001 Tobler Hanspeter, Oberhof 448 1972 Weber Heinrich, Sonnenhof 1 1981 Weishaupt Natal, Mühlehof 9 2003 Rehetobel Weishaupt Sabine, Mühlehof 9 2003 Altherr Daniela, Sonnenbergstrasse 4 1997 Wernli Jürg, Schwänberg 2672 1985 Altherr Rolf, Sonnenbergstrasse 4 1996 Wetter-Keller Anna, Waldeggstrasse 42 1963 Anderwert-Tobler Fritz, Sägholzstrasse 11 1982 Widmer-Vils Idy, Obermoosberg 6P 1972 Anderwert-Tobler Ursula, Sägholzstrasse 11 1997 Winzeler-Bergan Hans, Waldeggstrasse 41 1963 Bänziger Andreas, Sonnenbergstrasse 42 1987 Wirth Bruno, Steinrieselnstrasse 26a 1987 Bänziger Brigitte, Sägholzstrasse 51 2001 Würth-Gehrig Christoph, Eggstrasse 28 2001 Bänziger Trudi, Sägholzstrasse 6 2003 Würth-Gehrig Vreni, Eggstrasse 28 2001 Bauert-Reiner Gisela, Gartenstrasse 12 1996 Zangerl Liselotte, Moos 4896 1987 Bauert-Reiner Martin, Gartenstrasse 12 1996 Zeller Emil, Postfach 54, Bergstrasse 33 1972 Baumgartner Jürg, Sägholz 1992 Zeller Ueli, Metzgerei, Buchenstrasse 18 1992 Bissegger-Bello Robert, Gartenstrasse 17 1983 Zeller-Gyr Werner, Kreuzstrasse 15 1951 Burgauer Pierre, Alte Landstrasse 29 1983 Zellweger Papeterie, Inh. Bürodesign AG, Cauderay André, Holderenstrasse 1 1956 Kasernenstrasse 10 1922 Degen Rolf, Sonnenbergstrasse 36 1989 Ziegler-Teufel Walter, Platz 10 1984 Devos Ralph, Musterplatz 6 2012 Züst-Schreiber Alfred, Bleichestrasse 1 1989 Eisenhut Heidi, Nasen 15 2003 Züst-Sonderegger Alfred, Bleichestrasse 6 1957 Eisenhut Walter, Sonderstrasse 18 1987 Frei Kathrin, Gartenstrasse 19 2011 Hundwil Frei Thomas, St.Gallerstrasse 2 2005 Blaser Margot, Moos 99 1996 Freuler Vreny, Habset 96 2002 Dürst Fritz, Mitledi 122 1984 Früh Ruedi, Nasen 15 2003 Eggenberger Niklaus, Urnäscherstrasse 1990 Giger Hans, Michlenberg 1 1982 Fässler Madeleine, Grünau, Urnäscherstr. 49 1984 Gmür Markus, Bergstr. 38 1997 Fiechter-Dütschler Heinz, Äckerli 851 2001 Graf Simon, Sonnenbergstrasse 23 2007 Fiechter-Dütschler Verena, Äckerli 851 2001 Graf Ueli, Gartenstrasse 17a 2008 Fritsche Josef, Ochsen 29 2001 Graf-Eugster James, Bergstrasse 21 1979 Fritsche Lydia, Ochsen 29 2001 Graf-Laich Werner, Dorf 7 1978 Hugener Johann Jakob, Hagtobel 179 1984 Heider Rellstab Iris, Sonnenbergstrasse 28 2003 Jenni-Weber Emil, Restaurant Traube 1994 Hörler-Zuberbühler Emanuel, Holderenstr. 33 1997 Lauchenauer Elsa, Moos 1958 Hörler-Zuberbühler Katrin, Holderenstr. 33 1997 Lauchenauer Vreni, Moos 99 1996 Hotz Hans-Peter, Alte Landstrasse 180 2006 Löhrer Andreas, Äckerli 852 2000 Jäger Peter, Sägholzstrasse 5 2010 Menet Hans, Böhl 311 1989 Kast Anita, Midegg 79 2011 Mitgliederverzeichnis 211

Kaufmann Judith, Sonnenbergstrasse 21 1997 Weishaupt-Spiele Arenda, Rosentalstrasse 12B 2002 Kaufmann Teddy, Sonnenbergstrasse 21 1997 Weishaupt-Spiele Hans, Rosentalstrasse 12B 2002 Keller Rudolf, Oberkaien 2 1997 Weisser-Lendenmann Christian, Sonderstr. 20 1997 Keller Sophie, Oberkaien 2 1997 Weisser-Lendenmann Rita, Sonderstrasse 20 1997 Kern-Fuchs Hans, Restaurant Weinburg, Zähner Albert, Holderenstrasse 29 1980 St.Gallerstrasse 28 1994 Zähner-Züst Marianne, St. Gallerstrasse 7 1997 Kern-Nestler Hans, Sonnenbergstrasse 4 1966 Zähner-Züst Theo, St. Gallerstrasse 7 1997 Kohler-Rohner Hedi, Gartenstrasse 8 1989 Zesiger Hotz Anne, Alte Landstrasse 180 2006 Kohler-Rohner Ueli, Gartenstrasse 8 1989 Zgraggen Romano, Sonnenbergstrasse 20 1998 Krucker Remo, Buechschwendistrasse 22 2007 Zgraggen Rosmarie, Sonnenbergstrasse 20 1998 Kunz Michael, Holderenstrasse 7 1998 Zingg Heinz, Sonderstrasse 29 2009 Lenggenhager Christian, Dorf 3 1997 Zuberbühler-Fagetti Bernadette, Lesegesellschaft Dorf 1923 Heidenerstrasse 57 1996 Lienert Otto, Fernsicht 1 1982 Zuberbühler-Fagetti Fredy, Heidenerstr. 57 1996 Maeder Herbert, Unterer Michlenberg 5 1974 Zuberbühler-Tobler Hansueli, Heidenerstr. 8 1966 Meier Heinz, Oberstrasse 11 1982 Zuberbühler-Tobler Hedi, Heidenerstrasse 8 2002 Müller-Rohner Maria, Sonnenbergstrasse 14 1997 Zürcher Martin, St. Gallerstrasse 33 2006 Nadler-Schöni Elisabeth, Neuschwendi 4 2002 Zürcher Ruth, St. Gallerstrasse 33 2006 Nadler-Schöni Walter, Neuschwendi 4 2002 Züst Walter, Alte Landstrasse 21 1990 Nef-Mühlebach Barbara, Midegg 76 2008 Nef-Mühlebach Walter, Midegg 76 2008 Reute Optiprint AG, Kurt Etter, Buechschwendistr. 5 1997 Paganoni Marco, Gartenstrasse 19 2011 Bänziger Emil, Schwendi 120 1973 Pearson-Mächler Monika, Bergstrasse 53 2009 Bruderer Markus, Rohnen 1978 Rechsteiner-Schläpfer Ernst, Holderenstr. 10 1997 Büchel Daniel, Schachen 170 1999 Rechsteiner-Schläpfer Ruth, Holderenstr. 10 1997 Heierli-Gamper Jakob, Alte Post 1989 Rellstab Urs, Sonnenbergstrasse 28 1996 Niedermayer-Schmid Franz, Schachen 422 2001 Rohner Urs, Hofmüli 20 1998 Niedermayer-Schmid Patrizia, Schachen 422 2001 Rohner-Weber Willi, Holderenstrasse 3 1975 Rechsteiner-Niederer Esther, Hirschberg 478 2000 Rutz Alfred, Bergstrasse 51 1988 Rechsteiner-Niederer Ruedi, Hirschberg 478 2000 Steiner Pius, Dorf 6 2008 Sturzenegger-Schmid Arthur, Schachen 1979 Stieger-Knellwolf Elsbeth, Walker Bruno, Mohren 1968 Lobenschwendistrasse 12 2008 Straub Erich, Alte Landstrasse 39 1997 Schönengrund Straub Vreni, Alte Landstrasse 39 1997 Sträuli-Frei Roger, Sonnenbergstrasse 17 2003 Beck Josef, Rest. Kreuz, Stofel 1981 Sträuli-Frei Ursula, Sonnenbergstrasse 17 2003 Blandford Vivien, Unterdorf 14 2009 Sturzenegger Arthur, Gartenstrasse 18 1955 Brändle Kurt, Hauptstrasse 6 1975 Sturzenegger Elli, Gartenstrasse 18 1996 Deissel Ewald, Oberdorf 55 1973 Sturzenegger Rolf, Sonnenbergstrasse 1 1997 Eugster Albert, Hinterdorf 72 1978 Tolle Steffen, Bergstrasse 18b 1998 Eugster Walter, Hinterdorf 1973 Traber Hansruedi, Städeli 7 1998 Fitze-Alder Hanspeter, Wald 1973 Traber Marianne, Städeli 7 1998 Frei Elsa, Unterdorf 12 1957 Ukatz-Fehr Agi, Urwaldhaus zum Bären, Gugolz Walter, Teufenbergstrasse 318 1987 Robach 25 2005 Häfliger Tony, Alte Drogerie 2009 Ukatz-Fehr Dieter, Urwaldhaus zum Bären, Inauen Josef, Tannenrain 1986 Robach 25 2005 Kellenberger-Bolt Walter, Unterdorf 24 1968 Vogel Christian, Lobenschwendistrasse 17 2005 Knaus-Grüninger Hedi, Dorf 30c 2007 Vogel Jacqueline, Lobenschwendistrasse 17 2005 Knaus-Scheu Kurt, Teufenbergstrasse 58 1987 Volkart Walter, Gartenstrasse 20 1997 Krüsi Fritz, Dorf 1968 Walser Erich, Musterplatz 2 1979 Lämmler-Schlegel Alfred, Kugelmoos 337 1987 212 Mitgliederverzeichnis

Naef Hans-Peter, Ahornstrasse 8 1987 Boesch Jürg, Hinterwies 54 1989 Nufer Heinrich, Restaurant Ochsen, Unterdorf 1973 Bräuninger-Fässler Karl, Reutenenstrasse 2 1952 Sewer Rolf, Kugelmoos 1990 Breitenmoser Christian, Obere Kohlhalden 40 1980 Sturzenegger Kurt, Gasthaus z. Löwen 1973 Brogle Hanni, Dorf 4 1980 Weder Heinz, Ahornstrasse 6 1976 Brunner Andreas, Dorf 4 2004 Wehrlin Hans, Unterdorf 289 1973 Brunner-Solothurnmann Margrith, Dorf 42 1995 Wehrlin Marcel, Unterdorf 289 2008 Cavelti Reto, Kirchrain 24 2011 Deillon Serge, Kirchrain 20 1973 Schwellbrunn Egger Paul, Kalabinth 47 2008 Egger-Altherr Stephan, Hauptstrasse 7 1992 Aegerter Rainer, Dorf 75 1972 Eugster Martin, Dorf 16 1957 Bolzern Werner, Bubenstieg 824 2003 Evangelische Kirchgemeinde, Dorf 44 1974 Büsser-Klauser Werner, Geren 1991 Frick-Niederer Theodor, Ober Bendlehn 8 1961 Frischknecht Hans, Dorf 41 1964 Frischknecht Hanspeter, Grünaustrasse 12 2000 Frischknecht Hans, Dorf 50 1993 Huber-Rohner Ruedi, Röhrenbrugg 11 1980 Gähler Ernst, Dorf 8 1957 Hüsler Martin, Kohlhalden 25 1979 Gemperle-Berger Max, Heimat 972 1991 Klee Peter, Kohlhalden 38 2002 Koller Josef, Eisigeli 307 2010 Klee Suzanne, Kohlhalden 38 2002 Kupferschmidt Ursula, Löschwendi 2002 Klingele Thomas, Buchenstrasse 55 2003 Müller Gabriela, Eggeli 434 2007 Knecht AG, Teppichwäscherei, Kalabinth 19 1970 Nef Myrtha, Geren 720 2008 Krüsi Werner, Sägli 7 1992 Nef Ulrich, Geren 720 2008 Langenauer-Looser Christoph, Hinterwies 42 1997 Schärer Erich, Geren 715 1979 Langenauer-Looser Silvia, Hinterwies 42 1993 Schmid Peter, Eggeli 434 2004 Langenauer-Müller Peter, Flecken 2 1973 Schoch Hanspeter, Geren 1991 Langenauer-Müller Ursula, Flecken 2 2000 Schoch Jakob, Bubenstieg 408 2003 Lanker AG, Hauptstrasse 22 1970 Schwyter-Küfer Mark, Dorf 3 2008 Lauper Denise, Obere Kohlhalden 42 2001 Schwyter-Küfer Sabine, Dorf 3 2008 Lauper Roland, Obere Kohlhalden 42 2001 Städler Josef, Schlössli 1978 Merian Beatrice, Unter Bendlehn 29 2001 Staub Hansruedi, Dorf 105 1989 Merian Christoph, Unter Bendlehn 29 2001 Stäubli Johannes, Rothus, Blatten 1168 1993 Möhr Christoph, Hinterwies 41 1991 Stehle Stäubli Barbara, Rothus, Blatten 1168 2008 Müller-Murlot Ivo, Sägli 30 2002 Steiner-Bollmann Marcel, Alpenrose 1188 1988 Naef-Stückelberger Heinz, Ober Bendlehn 20 1996 Steiner-Bollmann Yvonne, Alpenrose 1188 1988 Naef-Stückelberger Ulrike, Ober Bendlehn 20 1996 Sturzenegger Peter, Metzgerei Ochsen, Dorf 59 2008 Naef-Vogt Franziska, Herbrig 21 2005 Sturzenegger Werner, Rest. Ochsen, Egg 1973 Naef-Vogt Heinrich, Herbrig 21 2005 Toggenburger Hans, Wiesenrain 1990 Preisig-Köppel Walter, Oberdorf 12 1948 Toggenburger Marianne, Wiesenrain 1990 Rechsteiner Matthias, Herbrig 27 2001 Wittau Irene, Dorf 39 2008 Rekade Hansjörg, Oberwilen 1992 Rutz-Brix Ake, Seeblickstrasse 22 1973 Speicher Schärer Louis-Martin, Sonder 14 2006 Schefer Hans Walter, Tannenbaum 1948 Abegglen-Frehner Annegret, Bruggmoos 17 1997 Schindler-Pfister Benjamin, Ober Bendlehn 32 2010 Abegglen-Frehner Peter, Bruggmoos 17 1989 Schindler-Pfister Kathrin, Ober Bendlehn 32 2010 Arnoffi Paolo, Rickstrasse 14g 2004 Schönenberger Ernst, Seeblickstrasse 31 1992 Auer Kerstin, Steinegg 19 1999 Sigrist-Zöllig Gabriela, Hauptstrasse 9 2003 Auer Michael, Steinegg 19 1999 Sigrist-Zöllig Markus, Hauptstrasse 9 2003 Auer-Ibach Eugen, Unter Bendlehn 22 1975 Sonderegger Hans-Ulrich, Seeblickstrasse 42 1983 Auer-Ibach Margrit, Unter Bendlehn 22 1997 Sonderegger Meinrad, Drogerie 1994 Bezzola Rausch Natalia, Tobelstrasse 4 2009 Sonderegger Peter, Rüschen 1973 Bezzola Rausch Stephan, Tobelstrasse 4 2009 Spycher-Schmid Hans, Oberdorf 23 1975 Mitgliederverzeichnis 213

Stahlberger-Lindenmann Silvia, Steinegg 32 1998 Azimex AG, Speicherstrasse 1969 Tanner Eduard, Vorderer Flecken 2 1987 Bänziger Markus, Spiessenrüti 514 1986 Weber Stefan, Hauptstrasse 72 2006 Bergundthal-Lippuner Hermann, Weber-Spengler Doris, Reutenenstrasse 6 1999 Rütihofstrasse 23 1984 Weber-Spengler Stephan, Reutenenstrasse 6 2003 Berner Erich, Auf dem Stein 2610 1972 Wick Alfons, Seeblickstrasse 7 1989 Bieri Lilo, Vorderhausstrasse 2A 2012 Widmer Thomas, Herbrig 20 1991 Bieri Roland, Vorderhausstrasse 2A 2012 Widmer-Brunner Hermi, Unter Bendlehn 55 1991 Bischof Edgar, Stofelrain 2012 Widmer-Brunner Liliane, Unter Bendlehn 55 1991 Blankenhorn-Uehlinger Rolf, Wüthrich-Alder Fritz, Ober Bendlehn 25 2007 Rothenbüelstrasse 10 2001 Wüthrich-Alder Heidi, Ober Bendlehn 25 2007 Blumer Christian, Gählern 955 2001 Zellweger-Etter Erich, Hauptstrasse 64 1984 Bolliger-Knöri Arthur, Speicherstrasse 76 1984 Zellweger-Etter Ursula, Hauptstrasse 64 1996 Bolliger-Knöri Renate, Speicherstrasse 76 1984 Zünd Fredy, Rickstrasse 36 2006 Brägger-Schmid Mädi, Schützenbergstrasse 8a 2003 Brägger-Schmid Matthias, Schützenbergstr. 8a 1984 Stein Brunnschweiler-Koch Jakob, Speicherstrasse 3 2001 Brunnschweiler-Koch Margrit, Speicherstr. 3 2002 Baumann Jacqueline, Schnädt 2009 Bucher Gaby, Lindenstrasse 7 2000 Baumann Willi, Schnädt 2009 Buff-Frehner Peter, Stofelweid 16 1976 Diebold Bruno, Langenegg 820 1987 Burch-Schiess Guido, Weiherstrasse 8 1999 Dörig-Bangerter Siegfried, Rämsen 746 2012 Burch-Schiess Ursula, Weiherstrasse 8 1999 Dörig-Bangerter Sybille, Rämsen 746 2012 Cappis-Bianchi Marc, Steinweg 3b 1995 Frei-Schenker Heidi, Auf Stein 2004 Cappis-Bianchi Valeria, Steinweg 3b 1996 Frigoli Bruno, Büel 321 1991 De Clercq-Lüchinger Cathérine, Hauser Vreni, Büel 1994 Lütisweesstrasse 821 1998 Hugener-Heeb Werner, Schachen 58 1999 Dudli-Sutter Marianne, Grünaustrasse 4 2006 Krüsi Hanspeter, Schachen 807 1996 Dudli-Sutter Matthias, Grünaustrasse 4 2006 Kündig-Bleiker Lydia, Hagtobel 298 1964 Eggmann-Hanselmann Hermann, Hauptstr. 79 1968 Kündig-Büchler Claudia, Hagtobel 296 2001 Eisele Janine, Grünaustrasse 8 1989 Leirer Fritz, Schachen 654 1973 Eschler-Sutter Christian, Im Stofel 8 1983 Leirer Rita, Schachen 654 2008 Eschler-Sutter Elisabeth, Im Stofel 8 1997 Mauch-Züger Heinz, Steinweg 715 2011 Eugster-Thäler Jakob, Büelstrasse 19 1993 Rüdlinger-Graf Heinrich, Schachen 631 2001 Fässler Oskar, Ebni 5 1980 Rüdlinger-Graf Trudy, Schachen 631 2001 Frauenkloster Wonnenstein 1977 Rutsch-Carlile Markus, Rämsen 1993 Frey Marion, Steinwichslenstrasse 30 2010 Schär Vreni, Langenegg 781 1989 Frey-Hediger Gerhard, Hinterbodenstrasse 3 1994 Schiess Jörg, Dorf 5 1993 Fürer Walter, Stofelrain 2008 Stricker Alfred, Schachen 1966 Gähler-Christen Maggie, Alte Speicherstr. 1803 1998 Stricker Fredi, Reute 77 1993 Gähler-Christen Peter-Rolf, Styger Heidi, Haus Florida 1926 Alte Speicherstrasse 1803 2003 Weiersmüller Alfred, Schachen 1993 Geiser-Huber Hanspeter, Steinwichslenstr. 36 1989 Geiser-Huber Silvia, Steinwichslenstrasse 36 1989 Teufen Gemeinde Teufen, Kulturkommission, Gemeindehaus 1980 Albrecht-Albrecht Ruedi, Untere Grünau 127 1987 Giuliano Piergiorgio, Blattenstrasse 9 1999 Alder-Urben Urs, Hörliweg 281 1955 Giuliano Ursula, Blattenstrasse 9 1999 Altherr-Allenspach Patricia, Speicherstr. 82 2012 Gloor Peter, Bächlistrasse 33 1984 Altherr-Allenspach Reto, Speicherstrasse 82 2012 Gmünder Margrit, Steinwichslenstrasse 20 2004 Andermatt-Fritsche Lucia, Gremmstrasse 24 2003 Göldi Hannes, Schönenbüelstrasse 2020 1997 Andermatt-Fritsche Thomas, Gremmstrasse 24 2003 Graf Walter, Werdenweg 7a 1968 Auer von Ins Christine, Im Stofel 8 2009 Graf-Leuenberger Peter, Hinterrainstrasse 2a 1989 214 Mitgliederverzeichnis

Grob Walter, Ebni 3 2012 Nüesch-Gautschi Rosmarie, Grunder-Wyser Paul, Hauptstrasse 39 1978 Steinwichslenstrasse 32 1968 Halter Beat, Büelstrasse 11 1977 Preisig Paul, Engelgasse 215 1952 Hanselmann-Messmer Werner, Stofelweid 1 1984 Preisig Ruedi, Zeughausstrasse 1b 1984 Hefner-Bicker Walter, Zeughausstrasse 3 1952 Rau Ina, Obertobel 1976 Heller Andreas, Rütibergstrasse 1711 2004 Rau Thomas, Auf dem Stein 463 1983 Hengartner Gallus, Speicherstrasse 80 2002 Renz Beat, Hauptstrasse 93 1952 Hengartner Ursula, Speicherstrasse 80 2002 Riechsteiner Patrick, Steinwichslenstrasse 30 2010 Herzog-Fust Gertie, Im Holz 3a 1996 Rohrer-Lindemann Christoph, Herzog-Fust Hansruedi, Im Holz 3a 1993 Sammelbüelstrasse 9 1991 Hilsdorf Claus, Gremmstrasse 19 1976 Ruff-Breitenmoser Martin, Oberfeld 2009 Hochreutener Marianna, Auf dem Stein 1253 1999 Ruff-Breitenmoser Katja, Oberfeld 2009 Höhener Bruno, Speicherstrasse 47 1987 Schiess-Negele Fritz, Sonnenberg 309 1983 Höhener-Zingg Hans, Schützenbergstrasse 23 1980 Schmid Ernst Kaspar, Hauteten 1708 1982 Höhener-Zingg Helen, Schützenbergstrasse 23 1995 Signer Ruth, Gremmstrasse 18 1986 Holderegger-Lipp Marcella, Weiherstrasse 3 1996 Sittaro-Hartmann Monica, Stofelweid 9 2012 Holderegger-Lipp Werner, Weiherstrasse 3 1973 Spörri Hanspeter, Speicherstrasse 16 1968 Hugelshofer Werner, Vorderhausstrasse 3 1996 Stäheli Kurt, Hinterrainstrasse 4 2002 Hummler Elisabeth, Speicherstrasse 24 2000 Studach-Buff Paul, Bühlerstrasse 698 1984 Hummler Konrad, Speicherstrasse 24 2000 Studer Helga, Rütiholzstrasse 13 1996 Studer Rudolf, Rütiholzstrasse 13 1985 Hunziker-Luzi Adele, Im Holz 16 1989 Styger-Schiess Rudolf, Schönenbüelstrasse 3 1962 Hunziker-Luzi Hans, Im Holz 16 1989 Sulzer-Dornbierer Andres, Im Holz 6 1980 Isler Rainer, Rothhusstrasse 6 1976 Sulzer-Dornbierer Elsbeth, Im Holz 6 1996 Jäger-Züger Lilli, Steinerstrasse 3 1949 Suter Marie-Therese, Steinwichslenstrasse 38 2000 Keller Erwin, Gopfweg 5 1984 Suter Thomas, Steinwichslenstrasse 38 2000 Keller Willi, Im Stofel 6 2008 Sutter Hansueli, Steinwichslenstrasse 38 2010 Kern-Bösch Alfred, Blattenstrasse 27 2001 Tachezy Ivo, Haagweg 9 1949 Kern-Bösch Esther, Blattenstrasse 27 2001 Tischhauser-Vogt Annemarie, Koch Walter, Stofelweg 4 1976 Sonnenbergweg 1299 2008 Koller Hans, Wellenrüti 585 1999 Tischhauser-Vogt Tony, Sonnenbergweg 1299 1984 Koller-Bohl Hans, Im Holz 9 2009 Von Burg Herbert, Hauptstrasse 61 Koller-Bohl Marianne, Im Holz 9 2009 Von Burg-Hess Ursula, Hauptstrasse 61 Kunz Druck & Co. AG, Hauptstrasse 51 1968 Waldburger Hansruedi, Stofelweg 3 2008 Kuratli Alice, Au 1154 2009 Walder-Hauser Susanne, Speicherstrasse 65 2009 Kuratli Hanspeter, Au 1154 2009 Walser Adrian, Werdenweg 8 1984 Labhart-Heil Christian, Schützenbergstr. 10 1998 Wegelin-Zbinden Peter, Hörliweg 1233 1965 Leibundgut-Keller Heinrich, Wegelin-Zbinden Sibylle, Hörliweg 1233 1996 Schützenbergstrasse 23a 1968 Weiler Bea, Speicherstrasse 54 2010 Lendenmann Herta, Speicherstrasse 34 2001 Weishaupt Matthias, Speicherstrasse 34 1994 Lüchinger-De Clercq Thomas, Lütisweesstr. 821 2008 Wetzel Silvia, Werdenweg 6 2008 Lutz-Waldmeier Kurt, Steinerstrasse 7b 1958 Wetzel Urs, Werdenweg 6 1984 Meier Andreas J., Oberes Schlatt 968 1991 Wild-Knechtle Tony, Alte Speicherstrasse 2401 1980 Müller-Luder Fritz, Bächlistrasse 23 1984 Winkelmann Heidi, Sonnenburg 1949 Nänny-Preisig Stephan, Rütiholzstrasse 27b 1984 Zellweger Gret, Hechtstrasse 8B 1984 Nebe-Fink Hans-Werner, Hauptstrasse 94a 1976 Zellweger Katharina, Hauptstrasse 55 2012 Nef Urs, Hauptstrasse 5 1987 Zuberbühler Walter, Alleeweg 2130 2009 Nef-Gassner Alfred, Hauptstrasse 3A 1952 Zuberbühler-Zürcher Ernst, Rütiholzstrasse 3 2001 Nef-Knöpfel Hanspeter, Feld 2008 Zuberbühler-Zürcher Margrith, Rütiholzstr. 3 2001 Nef-Knöpfel Katharina, Feld 2008 Zuppinger Hanspeter, Speicherstrasse 58K 1966 Notter-Rüdolf Maria, Vorderhausstrasse 3 2002 Zürcher Emil, Engelgasse 217 2001 Mitgliederverzeichnis 215

Trogen Meisser Ruth, Befang 2 2003 Niederer Willy, Gfeld 4 1989 Aeschlimann Hans, Unterbach 32 1988 Niederer-Widmer Regula, Bach 4 2006 Altherr Hans, Nideren 2 1975 Niederer-Widmer Urs, Bach 4 2006 Bänziger Thomas, Bleichi 14 2006 Olibet Tschösi, Unterbach 2003 Bänziger Ursula, Bleichi 14 2006 Pfister Daniel, Schopfacker 11 2006 Bruderer Ernst, Ratholz 4 1959 Rechsteiner Werner, Unterneuschwende 225 1998 Bruderer Heiri, Lindebüel 13 1973 Ringeisen Fredy, Berg 18 1972 Bruderer-Menden Fritz, Befang 147 1984 Roderer Rolf, Bergweg 1 1968 Bucher Karin, Kantonsschulstrasse 6 2010 Schefer-Frick Erika, Speicherstrasse 56 2009 Bührer-Engi Susann, Berg 608 1984 Schefer-Schels Richard, Oberdorf 2 1981 Clavadetscher Otto P., Schopfacker 67 1966 Schläpfer Johannes, Stein 4 1984 Departement Sicherheit und Justiz AR, Schläpfer Werner, Vordorf 45 1990 Geschäftsstelle Bewährungshilfe 2000 Schläpfer-Fässler Alice, Niedern 111 1941 Dörig Thomas, Gfeld 41 1984 Selmanaj Ilir, Vorderdorf 52 2003 Eigenmann Bruno, Bruederwald 3 2001 Sieber Monika, Nideren 34 2009 Eugster Willi, Berg 609 1987 Sieber Otmar, Nideren 34 2009 Eugster-Luder Regula, Befang 148 1980 Sonderegger-Stauss Dora, Hinterdorf 26 1995 Eugster-Luder Samuel, Befang 148 1980 Sonderegger-Stauss Hanspeter, Hinterdorf 26 1995 Eugster-Stransky Hansjakob, Berg 30 1980 Spychiger Heinz, Niedern 20 1984 Eugster-Stransky Traudl, Berg 30 2003 Sturzenegger Elsbeth, Schopfacker 18 1996 Fischer-Läuchli Fréderic, Oberdorf 38 1988 Sturzenegger Emanuel, Chrombach 395 1992 Fischer-Weber Hans, Befang 20 1958 Sturzenegger-Nänny Katharina, Schopfacker 66 1990 Fitze Christian, Unterbach 30 1988 Sturzenegger-Nänny Niklaus, Schopfacker 66 1984 Fricker Hans-Ruedi, Hüttschwende 7 2001 Surber Peter, Lindenbüel 7 2005 Fricker Thea, Hüttschwende 7 2010 Suter Max, Gfeld 13 1988 Fricker Vreni, Hüttschwende 7 2001 Tunger Albrecht, Speicherstrasse 61 1988 Frischknecht André, Niderenweg 9 2000 Vallender-Clausen Dorle, Unterbach 29 1984 Fritsche Erika, Niedern 20 1994 Vallender-Clausen Klaus A., Unterbach 29 1996 Frohne Renate, Berg 376 2003 Weishaupt Elsbeth, Berg 2000 Goetz Raymond, Gfeld 154 1966 Widmer Rudolf, Speicherstrasse 61 1957 Hagmann Hubert, Befang 146 1988 Wild Rolf, Landsgemeindeplatz 7 1990 Heierli-Weydknecht Heidy, Berg 137 1997 Zahner-Fritsche Judith, Gfeld 32 2005 Hohl-Lauchenauer Elsa, Stein 5 2007 Hohl-Lauchenauer Hermann, Stein 5 2007 Urnäsch Kasper Hans Georg, Bergweg 8 2012 Kröger Hans-Henning, Unterbach 1 2004 Alder Fritz, Herisauerstrasse 50 1964 Kuhn Matthias, Hüttschwende 7 2010 Alder-Rentsch Werner, Widenbach 5 2004 Künzle Madeleine, Landsgemeindeplatz 9 2010 Alder-von Mentlen Walter, Dorfplatz 16 2009 Künzle Ueli, Landsgemeindeplatz 9 2010 Bänziger Jean, Metzgerei, Unterdorfstrasse 8 2013 Laich Hansruedi, Unterstadel 166 1993 Bänziger Jean, Restaurant Löwen 1984 Langenegger René, Bruederwald 4 2012 Biasotto Margaretha, Gerenstrasse 7 2009 Lenz-Kohli Rolf, Speicherstrasse 64 1989 Biasotto-Christen Walter, Bindlistrasse 27 1951 Lenz-Kohli Ruth, Speicherstrasse 64 1989 Biasotto-Keller Adolf, Scheidweghalde 10 1996 Lesegesellschaft Bach, Daniel Erdmann, Biasotto-Keller Marie-Theres, Schurtanne 4 1925 Scheidweghalde 10 2008 Lesegesellschaft Eugst 1923 Biasotto-Polli Mia, Schwägalpstrasse 1 1964 Meier Helen, Bergweg 1 1976 Blaas-Baumgartner Hanspeter, Bahnhofgarage, Meier Rose, Gfeld 19L 1966 Herisauerstrasse 15 1978 Meier-Hartmann Susanna, Schurtanne 6 2003 Bodenmann-Eugster Thomas, Meier-Hartmann Werner, Schurtanne 6 2003 Schwägalpstrasse 17 1997 216 Mitgliederverzeichnis

Bodenmann-Müller Max, Schwägalpstrasse 1 1968 Mosimann-Zumbrunn Ursula, Dorf 379 1998 Dörig Urs, Unterdorfstrasse 24 1984 Müller Gloor Gabriele, Oberdorf 45 1989 Frischknecht Christian, Dürrhalde 26 1991 Nagel Fredi, Unterdorf 6 1992 Frischknecht-Diem Rosemarie, Feldstrasse 3 1997 Pecnik-Hohl Slavko, Dorf 26 2008 Frischknecht-Rütschi Elsbeth, Dürrhalde 24 1986 Pecnik-Hohl Therese, Dorf 26 2008 Frischknecht-Rütschi Stefan, Dürrhalde 24 1986 Rittmeyer Marc, Rechberg 1976 Heuberger-Nef Olgi, Gerenstrasse 7 2011 Schläpfer-Brühlmann Bruno, Girtanne 254 1969 Heuberger-Nef René, Gerenstrasse 7 2011 Sprecher-Graf Hans, Scheibe 248 1978 Hipp Peter, Gerenstrasse 7 2003 Steffen Bernhard, Vordorf 576 1990 Hohl-Züst Alfred, Bindlistrasse 23 1964 Stricker-Dolder Hedi, Bärloch 1998 Hürlemann-Halter Hans, Gerenstrasse 5 1963 Walser & Co. AG 1969 Irniger Walter, Lärchenegg 1968 Walser Heinrich, Sonnhalde 280 1972 Lampart-Züger Rosemarie, Mühlstatt 1469 1962 Langenegger Philipp, Schwägalpstrasse 81 2013 Waldstatt Mathis-Kegele Peter, Gerenstrasse 10 1986 Meier Karl, Moos 3 2007 Amiet Brigitte, Halde 157 1973 Müller Hansueli, Oberes Moos 39 1997 Blumer Hermann, Oberschwendi 40 1990 Müller Marcel, Dürrhalde 16 2012 Bühler Walter, Böhl 685 1995 Müller-Schmid Hermann, Schwägalpstrasse 1 1964 Dällenbach-Mosheer Ruth, Haldenstrasse 23 1990 Müller-Schmid Maja, Schwägalpstrasse 1 1995 Dällenbach-Mosheer Walter, Haldenstrasse 23 1990 Nef-Alder Jakob, Dürrhalde 11 1986 Eberhard-Bruderer Sylvia, Dorf 235 1965 Nef-Alder Katrin, Dürrhalde 11 2002 Egli-Huber Bruno, Böhl 1987 Nef-Jakob Peter, Oberes Moos 14 1986 Erismann-Nufer Emanuel, Haldenstrasse 25 1973 Nessensohn-Zwicker Esther, Halten 649 1984 Eugster-Kündig Hans, Harschwendistrasse 1 1957 Oertle Wilhelm, Kronbach 218 1984 Eugster-Kündig Rosmarie, Harschwendistr. 1 1997 Osterwalder-Nef Jakob, Bindliweg 9 1983 Frauenverein Waldstatt 1953 Schmid Katja, Schwägalpstrasse 44 2004 Gantenbein Hans Ulrich, Alte Landstrasse 22 1987 Schmid Roman, Schwägalpstrasse 44 2004 Gantenbein-Widmer Hansueli, Geisshalde 456 1987 Schmid-Nef Verena, Mühlstatt 1022 1978 Häne Roman, Alte Landstrasse 4 2012 Schneider Müller Verena, Dürrhalde 16 2012 Huber Hedi, Gschwend 418 2001 Steingruber-Zimmermann Ursula, Widen 1989 Hungerbühler Bruno, Kneuwis 819 2002 Taverna-Würmli Erhard, Oberes Moos 29 1983 Koller-Béchaz Andreas, Kneuwis 744 1994 Tisca Tiara Stiftung, Grüt 163 1969 Krüsi-Schläpfer Lina, Dorf 170 1962 Vernier Marlis, Scheidweghalde 4 2011 Meiler Ursula, Untere Kneuwis 16 2001 Walser Gerhild, Mettlenweg 13 2008 Müller-Rohner Reto, Harschwendistrasse 30 2000 Walser Hanspeter, Mettlenweg 13 2003 Müller-Rohner Ursula, Harschwendistrasse 30 2000 Walser Leni, Mettlenweg 13 2003 Ramsauer-Knechtle Hans-Peter, Walser Stefan, Mettlenweg 13 2008 Alte Landstrasse 48 2007 Zellweger-Högger Hans, Steinrüti 497 1978 Ramsauer-Knechtle Irène, Alte Landstrasse 48 2007 Roth Silvia, Oberschwendi 621 2010 Wald Roth Willi, Oberschwendi 621 1981 Schreinerei Blumer AG, Mooshalde 15 1997 Egli Jakob, Unterdorf 10 2002 Steininger-Raisslé Andreas, Bad 641 2003 Engler-Lehmann Maja, Nageldach 53 2000 Steininger-Raisslé Judit, Bad 641 2003 Frehner Christian, Unterdorf 21 2006 Weibel-Ehrbar Ursula, Oberer Hof 15 2012 Frischknecht Alfred, Rechberg 70 1957 Widmer-Kuhn B., Harschwendistrasse 4 1981 Gloor-Müller Paul, Oberdorf 45 1991 Widmer-Kuhn Max, Harschwendistrasse 4 1981 Irniger Hannes, Oberdorf 48 2004 Winiger-Ritschard Urs, Kneuwis 763 1987 Kast-Schwarz René, Wannen 240 1962 Zellweger-Meier Elsbeth, Obere Kneuwis 14 1989 Mettler Werner, Hotel Hirschen, Bühl 1992 Zellweger-Meier Jürg, Obere Kneuwis 14 1989 Mosimann-Zumbrunn Beat, Dorf 379 1998 Zellweger-Meier Werner, Mooshalde 490 1991 Mitgliederverzeichnis 217

Walzenhausen Züst Herbert, Höhe 952 1966 Züst Urs, Höchi 1246 2011 Bibliothek Walzenhausen, Dorf 2005 Boldt Corinna, Kirchplatz 112 2004 Wienacht-Tobel Calderara Silvia, Platz 1264 1957 Diener Markus, Dorf 54 1979 Briegel Hans, Dorf 3 2008 Friedauer Kevin, Wilen 1077 2013 Meier Werner, Landeggstrasse 18 1984 Friedauer Markus, Platz 1234 2013 Friedauer Sonja, Platz 1234 2013 Wolfhalden Götz Inigo, Güetli 1136 2008 Gut Peter, Städeli 77 2010 Anderegg Ernst, Bleichestrasse 790 1974 Hafner Thomas, Aegetholzstrasse 28 2006 Bayard Armin, Platz 244 2003 Herrmann AG, Kunststoff-Werk 1969 Bruderer Peter, Heitersberg 599 1981 Hohl Peter, Nördli 791 1968 Brunner Christian, Hinterbühle 851 1983 Hohl-Schneider Hans-Ueli, Lachen 733 1957 Buff Urs, Luchten 89 1996 Jankovics Ivan, Grund 533 2005 Eggenberger Peter, Lehn 1972 Jankovics Susanne, Grund 533 2005 Frey-Lienhard Maggie, Sonder 644 2002 JUST Schweiz AG, Unterdorf 62 1969 Frey-Lienhard Urs-Peter, Sonder 644 2002 Jüstrich Ernst, Gebert 842 1998 Fuster Josef, Guggenbühel 436 2002 Jüstrich Hansueli, Rosenberg 659 1998 Geiger Edy, Tobelmühle 926 1989 Jüstrich Marcel, Klosen 663 1998 Knüssi-Menzi Otto, Zelg 1989 Jüstrich-Stopp Ernst, Klosen 661 1965 Koch-Kern Brigitte, Lehn 2000 Kellenberger-Gabathuler Alfred, Grund 543 1991 Koch-Kern Max, Lehn 2000 Kellenberger-Sonderegger Bernard, Dorf 106 2008 Kugler-Knupp Roland, Hinterergeten 124 1988 Kellenberger-Sonderegger Gaby, Dorf 106 2008 Künzler Fritz, Hasle 306 1972 Keller Adrian, Dorf 92 2000 Langer Thomas, Vorderdorf 59 2000 Knöpfli Luzius, Dorf 86 2000 Lesegesellschaft Tanne, c/o René Bänziger, Kötscher Dagmar, Lachen 1098 1987 Schönenbühl 2003 Kreutzer Eveline, Oberwilen 357 2012 Lutz Ernst, Mühltobel 503 1993 Künzler-Bänziger Edgar, Dorf 91 1987 Montanes-Weiss Astrid, Hinterergeten 1088 1988 Künzler-Bänziger Irma, Dorf 91 1999 Nagel Hans-Jörg, Hinderbühle 538 1981 Lesegesellschaft Lachen 1944 Niederer Kurt, Tobelmühle 1997 Pfister Erich, Weid 1225 1996 Pauletti Gino, Kronenstrasse 961 2000 Pfister Sabine, Weid 1225 1996 Reust Dora, Unterlindenberg 212 1981 Schnider-Züst Walter, Ebni 656 1998 Sgarbi-Naef Bruno, Mühltobel 512 1984 Staub-Wüst Lili, Thole 1173 1973 Sonderegger-Weiss René, Vorderdorf 693 1970 Steiger-Jüstrich Toni, Ebni 1304 1998 Sturzenegger Robert, Kronenstrasse 194 1981 Stiftung Waldheim, Kronenwies 2006 Tobler Hanskonrad, Bodenmühle 340 2011 Sturzenegger-Knellwolf Ernst, Post 1956 Vigniti-Hirsiger Esther, Hinterbühle 936 2002 Suhner-Jüstrich Ernst, Grausegg 1110 1960 Vigniti-Hirsiger Toni, Hinterbühle 936 2002 Tobler Ruth, Grausegg 314 2002 Wild Hans, Mühltobel 487 2002 Tobler Verena, Lachen 763 1998 Willi-Frauenfelder Werner, Dorf 48 1978 Vetter-Michel Elisabeth, Almendsberg 609 1995 Wüthrich Stephan, Hinterbühle 981 2002 Weber-Zeller Michael, Platz 1235 2008 Zogg Hans, Oberdorfstrasse 917 1965 Weber-Zeller Ruth, Platz 1235 2008 Züst Ernst, Unterwolfhalden 899 1965 Wick Clemens, Dorf 84 2008 Wickart Jürg, Weid 1391 2012 Wiesendanger Annegret, Heldwis 1996 Wiesendanger Hans, Heldwis 1996 Ziegler Eva, Wilen 369 1989 218 Mitgliederverzeichnis

APPENZELL INNERRHODEN Eggimann Hans, Möserwies 12 2004 Eggimann Katharina, Möserwies 12 2004 Engler Rolf Peter, Gass Steinegg 1984 Enzler Lukas, Blattenheimatstrasse 10 2006 Appenzell Enzler-Dörig August, Hirschengasse 12 1984 Eugster-Rempfler Josef, Alpsteinstrasse 18 1997 Appenzeller Alpenbitter AG, Weissbadstr. 27 1969 Eugster-Rempfler Rosmarie, Alpsteinstr. 18 1997 Appenzeller Kantonalbank, Direktion 1938 Fässler Adalbert, Falkenburg 2007 Appenzeller Volksfreund, Engelgasse 3 1954 Fässler Antonia, Kaustrasse 11 2011 Baer Christine, Nollisweid 35a 2009 Fässler Daniel, Hofersäge 1995 Bärlocher Lorenz, Gontenstrasse 22 1995 Fässler Erich W., Gansbach 17 2002 Bärlocher Paul, Gontenstrasse 22 1984 Fässler Josef, Zielstrasse 8a 1984 Bärlocher Valentin, Gontenstrasse 22 1997 Fässler-Sutter Bruno, Hostetstrasse 4 1982 Baumann Walter, Weissbadstrasse 11 1982 Fässler-Zeller Barbara, Gansbach 17b 2012 Biegger Lisbeth, St.Antonstrasse 7 2001 Bircher Rita, Löwen 1984 Favale Giuseppe, Sälde 1 1997 Bischofberger Ferdinand, Bergmatt Schlatt 1973 Fehr Marin, Herrenrütistrasse 5 2013 Bless-Rüegg Urs, Rinkenbach 16 2012 Fenster Dörig AG, Blattenheimatstrasse 2b 1984 Böhi Roman, Mooshaldenstrasse 18 1972 Freund Hansjörg, Steigwaldstrasse 23 2008 Bölsterli-Baumgartner Rudolf, St.Antonstr. 5 1983 Fritsche Johann Baptist, Hofwiesweg 3 1960 Brauerei Locher AG 1932 Fritsche-Beeler Annelies, Eggerstandenstr. 10 1999 Breitenmoser Guido, Gaiserstrasse 12a 1974 Fritsche-Beeler Hans, Eggerstandenstrasse 10 1999 Breitenmoser Josef, Gaiserstrasse 1984 Fritsche-Peterer Martin, Eggerstandenstr. 2E 1968 Breitenmoser Silvio, Weissbadstrasse 19 2012 Geiger Arnold, Meistersrüte 1981 Breitenmoser-Fuchs Emil, Kreuzhofstrasse 31 1976 Gmünder Hubert, Güetlistrasse 28 1984 Breitenmoser-Sutter Brigitte, Lehnstrasse 30 2013 Gmünder Kurt, Schützenwiesstrasse 11 2008 Breu-Dörig Hans, Schönenbüel 48 2008 Gmünder Leo, Ebnistrasse 2 1983 Breu-Dörig Rita, Schönenbüel 48 2008 Gmünder-Koller Josef, Blumenrainstrasse 29 1972 Broger Emil, Sonneli Sonnenhalb 1968 Gmünder-Manser Josef, Chappelihof 10, Broger Urban, Gontenstrasse 52 2004 Gass Steinegg 1972 Brogli Herbert, Obere Hirschbergstrasse 34 2010 Gnepf-Landolt Hans, Neuhüsli, Eggerstanden 2 1983 Büchel Martin, Nollenstrasse 10a 2000 Goldener Emil, Güetlistrasse 18 1948 Buchmann Ferdinand, Weissbadstrasse 21 1972 Graf Beat, Brestenburg 1 1989 Cajochen-Forst Josef, Küechlimoosstrasse 3 1996 Grosser Hermann, Sonnhalde 30 2002 Cajochen-Forst Roswitha, Küechlimoosstr. 3 1997 Gruber-Bischofberger Luzius, Gadenstatt 14 2008 Dähler Roland, Eggerstandenstrasse 35 2007 Gruber-Bischofberger Petra, Gadenstatt 14 2008 Dähler Ursi, Alte Eggerstandenstrasse 58 2012 Grünewald Wolfgang, Lehnstrasse 49 2011 Dobler-Schärli Bernadette, Hostetstrasse 3 2008 Guggenbühl Stefan, Marktgasse 4 2001 Dobler-Schärli Guido, Hostetstrasse 3 1984 Gymnasium St.Antonius, Verwaltung, Doerig Albert, Kreuzhof 1960 Hauptgasse 51 1988 Domakowski Karin, Hundgalgen 6 2001 Heeb Stefan, Landsgemeindeplatz 1994 Domakowski Klaus, Hundgalgen 6 2001 Heim Toni, Galgenhang 16 2001 Dörig Albert, Forrenstrasse 21 1984 Hersche Emil jun., Sonnhalde 14 1971 Dörig Bruno, Hostetstrasse 7 1992 Hinrichs Eveline, Mendlegatter 6 2013 Dörig Ottilia, Unteres Ziel 26 2000 Hinrichs Hansjörg, Mendlegatter 6 2013 Dörig Regula, Rest. Linde, Hauptgasse 40 2001 Hirn Markus, Gaiserstrasse 147 1996 Dörig Roland, Unteres Ziel 26 2000 Hirn Peter, Gaiserstrasse 151 2011 Dörig-Hersche Albert, Steinegg, Zistli 14 1984 Hörler-Koller Lydia, Rosenböhleli 10 2011 Ebneter Kurt, Untere Blumenrainstrasse 17 1984 Huber Hans, Rässengüetli 9 2006 Ebneter Werner, Nollenstrasse 30 1984 Huber Rudolf, Gaishausstrasse 12 1988 Ebneter-Fischer Christa, Gaiserstrasse 39b 2002 Inauen Alfred, Lehnstrasse 4 2011 Mitgliederverzeichnis 219

Inauen Reto, Gansbach 5 2012 Rothenberger Hansueli, Löwen 1984 Inauen Roland, Chappelihof 13 1997 Rüegg Bless Monika, Rinkenbach 16 2012 Inauen Valentin, Gaishausstrasse 23 2012 Savary-Tekenbroek Caius, Alpsteinstrasse 22 1997 Jacober Rolf, Sonnhalde 32 1960 Savary-Tekenbroek Charlotte, Alpsteinstr. 22 1997 Karrer Ludwig, Ringstrasse 11 1988 Saxer-Fröhlich Renzo, Güetlistrasse 1984 Kaufmann Max, Gaishausstrasse 39 1984 Schlatter-Brülisauer Annemarie, Kaustr. 17a 2008 Keller Rudolf, Gaishausstrasse 6 1989 Schürpf Marlies, Tonimateies 5 2009 Keller-Stadler Daniel, Nollenstrasse 28a 2004 Signer Jakob, Nollisweid 65 2008 Keller-Stadler Hildegard, Nollenstrasse 28a 2004 Signer-Heim Daniela, Schützenwiesstrasse 10 2012 Klarer Elsbeth, Hauptgasse 10 1994 Signer-Heim Johann, Schützenwiesstrasse 10 2012 Klarer Erich, Hauptgasse 10 1994 Sonderegger Hubert, Zielstrasse 14a 2001 Knechtle Beat, Blattenrain 1965 Sonderegger Mario, Kronengarten 5 2005 Kölbener Beat, Unterrainstrasse 25 1986 Stark Monika, Hauptgasse 20 2005 Kölbener Franz, Gaiserstrasse 7 1960 Stark Peter, Hauptgasse 20 2005 Kölbener Vreni, Fleckenmoos 2003 Steeb Dieter-Christian, Immstrasse 24 2003 Kolb-Lutz Georges, Güetlistrasse 23 2004 Steuble Adolf, Hirschbergstrasse 1981 Kolb-Lutz Rosemarie, Güetlistrasse 23 2004 Streule Albert, Hauptgasse 35 1994 Koller Albert, Zistli 12 1984 Streule-Mazenauer Emil, Steinegg, Koller Arnold, Gschwendes 8 1972 Brülisauerstrasse 1988 Koller Lorenz, Immstrasse 17 1992 Sutter AG, Baugeschäft, Bahnhofstrasse 8 1973 Koller-Sutter Stefan, Brülisauerstrasse 11 2012 Sutter Stefan, Brülisauerstrasse 13 2006 Küng-Inauen Josef, Schönenbüel 34 1988 Sutter-Breitenmoser Martin, Lehnstrasse 30 2013 Künzle Andreas, Gass Steinegg 30 2009 Sutter-Weishaupt Fefi, Nollenstrasse 3 2008 Künzle Elisabeth, Gass Steinegg 30 2009 Sutter-Weishaupt Priska, Nollenstrasse 3 2008 Laimbacher Josef, Kreuzhofstrasse 1 1962 Trachsler-Zanoni Gottfried, Schöttlerstr. 34 1988 Locher Raphael, Brauerei 1998 Trachsler-Zanoni Mariette, Schöttlerstr. 34 2001 Loepfe-Kölbener Arthur, Gass Steinegg 1996 Ulmann Peter, Brüggliweg 2 1984 Loepfe-Kölbener Ingrid, Gass Steinegg 1996 Ulmann-Brander Manuela, Nollisweid 27 2008 Manser Markus, Gontenstrasse 15 2004 Ulmann-Brander Stefan, Nollisweid 27 2008 Manser Michael, Ziegeleistrasse 36 2007 Ulmann-Ebneter Roswitha, Blumenrainweg 2 2001 Manser Ueli, Nollenstrasse 5B 2011 Weishaupt Achilles, Schönenbüel 56 1998 Manser-Sutter Joe, Brestenburg 6 1984 Weishaupt Gabi, Herrenrütistrasse 5 2013 Margreiter-Sutter Doris, Eggerstandenstr. 13 2004 Wenk Henry, Lehnstrasse 43 2009 Mazenauer Rahel, Nollisweid 36 2011 Wetter Josef, Sonnenhalb 1984 Mettler Dölf, Alte Unterrainstrasse 12 1982 Wild Alfred, Apotheke, Hauptgasse 5 1984 Metzler Ruth, Lehnstrasse 18 2003 Wild Christa, Sonnhalde 10 2012 Mittelholzer Beatrice, Kuenzes-Lehn 1956 Wyser Paul Julian, Obere Webern 2000 Mock-Kölbener Franz, Herrenrüti 3 1984 Wyss Brigitta, Gaishausstrasse 8 2006 Nisple-Gassner Agathe, Jakob Signer-Strasse 5 2005 Wyss Herbert, Bäbelers 26 2002 Nisple-Gassner Emil, Jakob Signer-Strasse 5 2005 Wyss Josef, Steig 1984 Pérez Dominik, Blattenmoos 784 2009 Zeller Anna, Rütistrasse 41 2010 Raess-Manser Herbert, Hostet 13 2012 Zeller-Rauscher Albert, Nollisweid 21 2004 Raess-Manser Priska, Hostet 13 2012 Zimmermann Josef, Bahnhofstrasse 44 2001 Raschle Peter, Hundgalgen 10 2008 Zimmermann Raphaela, Bahnhofstrasse 44 2001 Rechsteiner Josef, Sammelplatz 12 2001 Zimmermann Stephan, Lehnstrasse 18 2012 Rechsteiner Thomas, Immstrasse 5 2011 Regli-Kölbener Elisabeth, Mosersweid 52 2000 Regli-Kölbener Walter, Mosersweid 52 2000 Reichmuth Sepp, Hauptgasse 31 2000 Rempfler Bernhard, Untere Blumenrainstr. 4 2005 Rempfler-Scherrer Josef, Bödeli 6 1975 220 Mitgliederverzeichnis

Brülisau Schmid Moritz, Schwellmühle 1971 Schmid-Eugster Ruth, Wiesstrasse 26 2001 Bischofberger-Koller Reto, Chapfbachers 17 2008 Schmid-Sutter Carlo, Wiesstrasse 32 1983 Moser-Schluep Nelly, Bachers 2001 Sonderegger André, Vorderdorfstrasse 9 1971 Moser-Schluep Raymond, Bachers 2001 Sonderegger Erwin, St.Antonstrasse 9c 1990 Sonderegger Erwin, Rutlengasse 10A 1958 Gonten Sonderegger-Eugster Hans, Sonnenstrasse 10 1982 Sonderegger-Eugster Monika, Sonnenstr. 10 1999 Eberle Ruedi, Bühl 2000 Stark Josef, Unterdorfstrasse 2 2003 Gmünder Charly, Hotel Bären 1956 Holderegger-Neff Josef, Lorettoweidli 22 1984 Weissbad Isler-Baumer Janine, Obere Reeb 2000 Manser Albert, Sulzbach 1984 Baumberger Jeanette, Parkstrasse 1 2001 Manser Gabriela, Mineralquelle Gontenbad AG 1965 Baumberger Max, Parkstrasse 1 2001 Manser Josef, Rüeggerstrasse 18 2012 Baumgartner Erika, Leugangenstrasse 8 2013 Bernhardsgrütter Christina, Böhlisjockes 29 2005 Haslen Bernhardsgrütter René, Böhlisjockes 29 2005 Bischofberger AG, Biber-Spezialhaus 1972 Brülisauer Hans, Oberbüel 18 2012 Detzel Heinz, Oberbad 22 2004 Brülisauer-Näf Bernadette, Ebnet 8 1984 Dörig-Räss Johann Baptist, Böhlisjockes 1973 Brülisauer-Näf Guido, Ebnet 8 1984 Franke Rolf, Unterau 66 1984 Büchler Marie-Louise, Föschern 2001 Franke Sylvia, Unterau 66 2009 Hörler Johann, Rothüsli 1982 Gamp Rudolf, Dorf 8b 2007 John-Sutter Irene, Dorfstrasse 32 2013 Hehli-Bischofberger Maria, Zidler 15 2012 John-Sutter Roman, Dorfstrasse 32 2013 Hehli-Bischofberger Migg, Zidler 15 2012 Koller Walter, Eggerstandenstrasse 2F 1981 Hurni Marcel, Loosböhl 2000 Koster Walter, Hensle 1984 Inauen Toni, Weissbadstrasse 7 2004 Rechsteiner Alois, Sonnmatt 1984 Kradolfer Martin, Sonnehüsli 1987 Mainberger Thomas, Zidler 19 2011 Oberegg Manser Sepp, Scheregg 28 2013 Rogalla Beate, Oberbad 22 2005 Bischofberger Emil, Vorderdorfstrasse 6a 1950 Schmid Josef, Triebernstrasse 16 2011 Bischofberger-Breu Ivo, Ackerweg 4 1989 Bischofberger-Breu Margrith, Ackerweg 4 1999 Breu Karl, Wiesstrasse 10 1998 Breu-Oertle Arnold, Fahlstrasse 2 2008 Breu-Oertle Ruth, Fahlstrasse 2 2008 Bruderer Hans, Dorfstrasse 26b 1971 Bürki Martin, Ebenaustrasse 22 2011 Bürki-Schärli Felix, Unterdorfstrasse 19 2001 Eisenhut-Geiger Felix, Rank 727 2004 Federer-Sutter Pius, Unterdorfstrasse 6 2012 Gemeindeverwaltung Oberegg, Bezirkskassieramt 1984 Hospenthal Matthias, Unterdorfstrasse 23 2004 Locher Kurt, Rutlenstrasse 17 1965 Looser Melchior, Frohe Aussicht 1999 Rechsteiner Rita, Schitterstrasse 6 2003 Rechsteiner Rolf, Schitterstrasse 6 2003 Rhiner Matthias, Rutlenstrasse 8A 2012 Schmid Jakob, Feldlistrasse 13 1992 Mitgliederverzeichnis 221

IN ANDEREN KANTONEN Bischofberger Kurt 2001 Brühlweg 4, 5432 Neuenhof

Bisig Alfred 1987 Alder Andreas 1994 Hardungstrasse 10, 9011 St.Gallen Pancalt 118A, 6540 Castaneda Blankenhorn Max 2013 Alder Hanspeter 1987 Im Unterzelg 57, 8965 Berikon Gründenstrasse 65, 8247 Flurlingen Blum Iris 2003 Altherr Fredi 2001 Sonneggstrasse 69, 8006 Zürich Cunzstrasse 28, 9016 St.Gallen Blumer Eliane 2012 Ammann Beda 2001 Rue du Tunnel 5, 1005 Lausanne Untere Briggasse 26, 3902 Glis Bosshard Hans 1981 Appenzeller Hans 1998 Gerbereiweg 24, 3145 Niederscherli Zürcherstrasse 67, 8640 Rapperswil SG Bötschi Margrit 2006 Appenzeller Verein Winterthur 1984 Tschudistrasse 43, 9000 St.Gallen Jakob Altherr, Rebrainstrasse 19a, 8624 Grüt (Gossau ZH) Brandenberger Eugen 1988

Churerstrasse 56, 9450 Altstätten SG Appenzellerverein Luzern 1944 Margrit Amstad, Neuweg 13, 6003 Luzern Brauerei Schützengarten AG 1934 St.Jakob-Strasse 37, 9000 St.Gallen Appenzellerverein Bern 1931 3000 Bern Breitenmoser Rudolf 1973 Hardstrasse 70c, 5430 Wettingen Appenzellerverein Chur 1984

Frau Maegi Landolt-Hohl, Bolettastrasse 15, Breitenmoser-Keller Franz 1978 7000 Chur Gerhaldenstrasse 34, 9008 St.Gallen

Appenzellerverein Toggenburg 1984 Breu Armin 1992 Regina Roth, Schmittlistrasse 11, Iverturststrasse 2, 9472 Grabs 9642 Ebnat-Kappel

Brönnimann-Winzenried Fritz 1973 Appenzellerverein Zürichsee 1984 Muristrasse 23, 3123 Belp Käthi Dietsche, Mockenwiesstr. 14, 8713 Uerikon

Bächi Kurt 2005 Bruderer-Hutchinson Hans 1948 Finsterrütistrasse 31, 8134 Adliswil Dumphaldenweg 10, 4133 Pratteln

Biedermann Roger 2009 Bruggisser-Böni Max 1997 Hintergasse 19, 8213 Neunkirch Kirchlistrasse 32, 9010 St.Gallen

Birchler Christoph 1992 Bruggisser-Böni Myrthi 1997 Rotachstrasse 11, 9000 St.Gallen Kirchlistrasse 32, 9010 St.Gallen

Bischofberger Bruno 1970 Brunner Roland 2004 Langjoch, Toggwilerstrasse 177, 8706 Meilen Schönaustrasse 35, 9000 St.Gallen 222 Mitgliederverzeichnis

Buff Christoph 1962 Engler Ueli 2003 Chlini Schanz 31, 8260 Stein am Rhein Langmoosweg 4a, 9400 Rorschach

Buff Elsbeth 1981 Ernst Hohl-Kulturstiftung Appenzell 1956 Dorfstrasse 11, 8803 Rüschlikon Bahnhofstrasse 43, 8001 Zürich

Buff-Schweizer Heidi 1978 Eugster Andreas 2003 Obere Gähwiesstrasse 3, 9652 Neu St.Johann Wartenbergstrasse 23, 4104 Oberwil BL

Bühler Sina 1972 Eugster Arthur 1996 Villa Waldbüel, 9240 Uzwil Spiltrücklistrasse 3, 9011 St.Gallen

Bürge-Gähwiler Peter 1978 Eugster Hansruedi 1991 Via ai Monti 85, 6600 Locarno Chörenmattstrasse 47, 8965 Berikon

Cerny Wenzel 1981 Eugster Reini 1991 Bodenacherring 56, 8303 Bassersdorf Lilienweg 4, 5200 Brugg AG

Dobler Karl 1986 Eugster-Wieland E. 1997 Sentier du Ministre 28, 2014 Bôle Autisstrasse 18a, 8872 Weesen

Donati Rolf-Mario 1989 Eugster-Wieland Urs 1984 Hagenwiesenstrasse 15, 8108 Dällikon Autisstrasse 18a, 8872 Weesen

Dörig Bernice 1998 Expo Norm AG 1989 Chemin des Côtes 32, 1297 Founex Schachenstrasse 7, 9016 St.Gallen

Dörig Johann 1998 Fässler Benjamin 2009 Chemin des Côtes 32, 1297 Founex Hofweg 16, 4512 Bellach

Dörig Klaus 1966 Fässler Katrin 2011 Peter-und-Paul-Strasse 5, 9010 St.Gallen Sonnenrain 25, 3063 Ittigen

Dörig-Hug Bruno 1997 Fässler Martin 1998 Kesselhaldenstrasse 77, 9016 St.Gallen Hintergasse 10, 9620 Lichtensteig

Dörler Anita 1981 Frehner Albert 1979 Wildeggstrasse 40, 9000 St.Gallen Poststrasse 54, 9478 Azmoos

Egli Christoph 2000 Frei Paul 2002 Berneckstrasse 26, 9435 Heerbrugg Hirzelweg 3, 5610 Wohlen AG

Eichenberger Walter 1955 Frei Walter 2006 Haltenrebenstrasse 134, 8408 Winterthur Metallstrasse 8, 9000 St.Gallen

Eisenhut Hanspeter 1980 Frischknecht-Bichsel Fritz 1969 Rebhaldenstrasse 18, 8596 Scherzingen Halden, 9657 Unterwasser

Engeler Erwin 2011 Frischknecht-Bichsel Maja 2000 Zum Sillerblick, 8053 Zürich Halden, 9657 Unterwasser Mitgliederverzeichnis 223

Frischknecht-Stüdli Willy 1954 Hohl Andreas 1998 Hardungstrasse 15, 9011 St.Gallen Kirchbodenstrasse 71b, 8800 Thalwil

Gantenbein René 1987 Hohl Heinz 1971 Egelsee 350, 9535 Wilen b. Wil Schöneggweg 38, 6410 Goldau

Gmünder Bernhard 1987 Hohl Theodor 2003 Weststrasse 148, 8400 Winterthur Riedernrain 101, 3027 Bern

Graf-Eisenhut Max 1962 Hohmann-Preisig Doris 2011 Hauptstrasse 57, 9436 Balgach Sonnsyterain 26, 6048 Horw

Graf-Eisenhut Trudy 2000 Hösli Kathrin 2011 Hauptstrasse 57, 9436 Balgach Schneebergstrasse 71, 9000 St.Gallen

Graf-Sturzenegger Martha 1986 Hugentobler Otto 2001 Iddastrasse 59, 9008 St.Gallen Biserhofstrasse 10, 9011 St.Gallen

Guerra-Pflüger Marianne 2008 Isoz Emil 1978 Falkenstrasse 13, 9200 Gossau SG Bruggwaldpark 35, 9008 St.Gallen

Guerra-Pflüger Peter 2008 Jäger Alfred 2010 Falkenstrasse 13, 9200 Gossau SG Buchstrasse 33, 9000 St.Gallen

Haag Rolf 1984 Jäger Barbla 2010 Alpsteinstrasse 4, 9240 Uzwil Buchstrasse 33, 9000 St.Gallen

Haas Titus 1996 Josi-Schiess Erika 2002 Gladbachstrasse 108, 8044 Zürich Staatsstrasse 53, 3049 Säriswil

Helg Felix 1985 Josi-Schiess Franz 2002 Rebwiesenstrasse 14, 8406 Winterthur Staatsstrasse 53, 3049 Säriswil

Helvetia Versicherungen 1926 Kaiser Peter 2000 Dufourstrasse 40, 9001 St.Gallen Domino 366, 9320 Frasnacht

Hilb Rolf 1987 Kast Walter 1972 Sonnenstrasse 37a, 8280 Kreuzlingen Seehaldenstrasse 23b, 9404 Rorschacherberg

Hintsch Gustav 1968 Kellenberger Otto 1981 Zimmerweg 2, 8240 Thayngen Stockerenstrasse 24, 3065 Bolligen

Historisches Lexikon 1994 Keller Thomas 2013 der Schweiz (HLS), 3001 Bern Rest. Kafi Molki, Mattstrasse, 6014 Luzern

Höhener Max 1970 Kempf Rolf 1968 Scheideggstrasse 12, 6038 Gisikon Begonienstrasse 12, 8472 Seuzach

Hohl Alfred 1999 Klauser-Nievergelt Heidi 1947 Zilstrasse 8, 9016 St.Gallen Forrenbergstrasse 32, 8472 Seuzach 224 Mitgliederverzeichnis

Knellwolf Jean 1964 Locher Hansueli 2013 Gustav-Maurer-Strasse 5, 8702 Zollikon Büelhofstrasse 33, 8405 Winterthur

Knöpfel Paul 1981 Locher-Kormann Brigitte 1993 Sonnrain 5, 3110 Münsingen Schoretshuebweg 15, 9015 St.Gallen

Koller Josef 1956 Locher-Kormann Walter 1993 Schwendistrasse 6, 9032 Engelburg Schoretshuebweg 15, 9015 St.Gallen

Koller-Hautle Albert 2001 Lötscher-Jakob Dorothea 2003 Galgenzelg 11, 3150 Schwarzenburg Terrassenweg 33, 3360 Herzogenbuchsee

Kreienbühl Lukas 1995 Lutz Max 2000 Skistrasse 16, 7270 Davos Platz Seeheimstrasse 7, 9403 Goldach

Kuhn-Vonmont Annemarie 1997 Maeder Andreas 1997 Salisstrasse 5, 9000 St. Gallen Imbodenstrasse 28, 9016 St.Gallen

Kuhn-Vonmont Heinrich 1980 Mani-Oertle Trudi 1996 Salisstrasse 5, 9000 St.Gallen Biderstrasse 38, 3006 Bern

Kunz Kurt 2001 Manser Chläus 2002 Dietlistrasse 27, 9001 St.Gallen Chemin de la Forêt 12, 1784 Courtepin

Künzle Thomas 2009 Meier-Abderhalden Ruth 1989 Dufourstrasse 61, 9000 St.Gallen Weissenrainstrasse 55, 8707 Uetikon am See

Kürsteiner Peter 1989 Meier-Keller Oskar 1978 Alpsteinstrasse 28, 9240 Uzwil Weingartenstrasse 16, 8708 Männedorf

Lämmler Rahel 2009 Menet-Hofmann Hedi 1984 Badenerstrasse 123a, 8004 Zürich Oberdorfstrasse 8, 9122 Mogelsberg

Lämmler Walter 1987 Menet-Hofmann Konrad 1996 Spiegelgasse 12, 8001 Zürich Oberdorfstrasse 8, 9122 Mogelsberg

Langenauer Jakob 2000 Messmer Roland 1964 Wilfried-Heusser-Strasse 96, 8632 Tann Dorfstrasse 34, 8309 Nürensdorf

Langenegger Hans 1958 Mösle Hansueli 1986 Sihlwaldstrasse 2, 8135 Langnau am Albis Scheitlinstrasse 6, 9000 St.Gallen

Lauffer Felix 1983 Müller Hans-Ulrich 1992 Am Schützenweiher 20, 8400 Winterthur Pilatusstrasse 35, 5703 Seon

Lechleitner Anna 1964 Müller Jürg 1991 Bachstrasse 5, 9327 Tübach Unterdorfstrasse 2, 9472 Grabs

Locher Erich 2004 Müller-Zinsli Silvia 2007 Prasserieweg 7, 7000 Chur Gurtenweg 40, 3074 Muri b. Bern Mitgliederverzeichnis 225

Neff Albert 2001 Raster Peter 1998 Grubenstrasse 24, 8404 Winterthur Bächelackerstrasse 9, 8132 Hinteregg

Nef-Schönenberger Hans 1969 Reich Regula 2001 Schützenstrasse 5 A, 9500 Wil SG Südstrasse 88, 8008 Zürich

Niederer Roland 1994 Rhiner Oskar 1966 Staanackerstrasse 21, 8234 Stetten SH Seeweg 8, 8590 Romanshorn

Nigg Silvia 2011 Rickenbacher Thomas 2012 Kubelstrasse 437, 9014 St.Gallen Bachstrasse 4, 9242 Oberuzwil

Nüesch Christian 1992 Ritter Remo 1996 Brunnenwiesenstrasse 15, Oberdorfstrasse 6, 9445 Rebstein 8105 Regensdorf Rohner Kaspar 1989 O berkircher Walter 1987 Im Gässli 37, 8162 Steinmaur Frohsinnstrasse 2, 8374 Dussnang Rotach Heinrich 2008 OBV Ostschweizerischer 1973 Bannstrasse 40b, 6312 Steinhausen Blindenfürsorge-Verein, Bruggwaldstrasse 37b, 9008 St.Gallen Ruf Arthur 2005 Höhenweg 6, 9552 Bronschhofen Oertle-Roth Arnold 1986 Casa Fontana, 6838 Muggio Sauter-Schilling Max 1999 Wartensteinstrasse 21b, 9008 St.Gallen Pagani Emilio 1959 Redingstrasse 3, 9000 St.Gallen Schärer Nathalie 2009 Weinbergstrasse 71, 8408 Winterthur Patria Genossenschaft 1926 Annette Lohmann, St.Alban-Anlage 26, Scherrer Hanny 1983 4052 Basel Keltenstrasse 12, 8125 Zollikerberg Pfändler-Schneiter Marianne 1996 Albertstrasse 2, 5432 Neuenhof Schiess Menga 2004 Burg Rufi 20, 8762 Schwanden GL Preisig Hermann 1987 Sandgrubenweg 40, 4105 Biel-Benken BL Schläpfer Alfred 2002 Dürrenmattweg 21, 4123 Allschwil Preisig Paul 1963 Chemin de la Donnaz 3, 1802 Corseaux Schläpfer-Denzler Hedwig 2008 Allmendstrasse 13, 8952 Schlieren Räss Bernadette 2012 Kastenberg 5, 9312 Häggenschwil Schläpfer-Denzler Otto 2008 Allmendstrasse 13, 8952 Schlieren Räss Bruno 2011 Kastenberg 5, 9312 Häggenschwil Schmid Moritz 2010 Kreuzbleichestrasse 16, 9000 St.Gallen Raster Nellie 2009 Bächelackerstrasse 9, Schneider-Künzler Ursula 1994 8132 Hinteregg Waldistrasse 36, 8134 Adliswil 226 Mitgliederverzeichnis

Schneiter Gustav 1992 Thalmann-Schiess Annelies 1997 Stallikonerstrasse 36, 8903 Birmensdorf ZH Hofackerstrasse 5, 8372 Wiezikon b. Sirnach Schoch-Diethelm Hans 1991 Erlewis 27, 8234 Stetten SH Tobler Bruno 1991 Langweg 13, 8370 Sirnach Signer Christian 1991 Elisabethenstrasse 41, 4051 Basel Tobler Edgar 1964 Fällandenstrasse 9, 8600 Dübendorf Signer Gerold 1984 Oberdorfstrasse 15, 9642 Ebnat-Kappel Tobler Theo 2009 Erdbühlstrasse 10, 8472 Seuzach Signer Hans Georg 1982 Unterer Rheinweg 116, 4057 Basel Ueberschlag Doris 2002 Marktgasse 5, 9000 St.Gallen Signer Kurt 2011 Rue de la Montagne 12, Vogt Ueli 2011 2300 La Chaux-de-Fonds Tannenstrasse 39, 9010 St.Gallen

Sonderegger Hans 1989 Vonwiller Hans-Martin 2011 Asylstrasse 20, 9424 Rheineck Rossimattstrasse 8, 3074 Muri b. Bern

Sonderegger Peter 2011 Vuilleumier Paul 1999 Vogelbuckstrasse 40, 8307 Effretikon Schwanenstrasse 22, 9200 Gossau SG

Sonderer Franz 1987 Wagner Eva 2002 Aubrigstrasse 9, 8800 Thalwil Brandschenkestrasse 150, 8002 Zürich

Sprecher Jürg 2010 Waldburger Hanspeter 1977 Sennweg 6, 3012 Bern Alpenstrasse 30, 3066 Stettlen

Steiner-Hunziker Heidi 1970 Walser Ulrich 2009 Niederbürerstrasse 7, 9245 Oberbüren Länzweg 16, 8942 Oberrieden

Steingruber Christian 2002 Werder Elisabeth 1989 Route des Grandseys 67, 1564 Domdidier Seuzachersrtasse 68, 8400 Winterthur

Strebel Hanspeter 1994 Werschler-Bänziger Margrit 1953 Altenwegenstrasse 35, 9015 St.Gallen Grünaustrasse 16, 9016 St.Gallen

Stricker-Enggist Hans 1964 Widmer Thomas 2008 Staatsstrasse 115B, 3626 Hünibach Langwattstrasse 37, 8125 Zollikerberg

Tachezy Ruedi 1978 Widmer Ueli 1989 Konkordiastrasse 23, 9000 St.Gallen Niederwiesstrasse 11, 8832 Wollerau

Tanner Albert 1979 Wilhelm Ulrich 1988 Gryphenhübeliweg 3, 3006 Bern Burgstrasse 17, 5012 Schönenwerd

Tanner Walter 1994 Willi Adolf 1986 Im Gjuch 6, 8932 Mettmenstetten Breiteackerstrasse 6, 8422 Pfungen Mitgliederverzeichnis 227

Witschi Peter 1986 Zobrist Hans Werner 1970 Speicherstrasse 24, 9000 St.Gallen Packerweg 23, 4852 Rothrist

Wolfensberger-Heim Willi 1960 Zöllig-Lutz Gerda 2001 Hauptstrasse 19, 9030 Abtwil SG Hard 11, 8408 Winterthur

Zellweger Alfred 1973 Zünd Marcel 2001 Werkstrasse 6, 9434 Au SG Marweesstrasse 13, 9014 St.Gallen

Zellweger-Tanner Stephanie 2000 Züst Kurt 1968 Sevogelstrasse 69, 4052 Basel Untere Bühlenstrasse 115, 8708 Männedorf

Zimmermann Anita 2005 Neumülistrasse 8, 9424 Rheineck

IM AUSLAND

Fischli Pesendorfer Isabella 2007 Martinstrasse 25 (Lutherhof 1) AT-1180 Wien

Schoch Bruno 2000 Treburerstrasse 12 DE-64516 Moerfelden-Walldorf 228 Mitgliederverzeichnis

Mitgliederbestand nach Gemeinden

Mitgliederbestand Ende August 2013 Ehrenmitglieder: Ernennung

Bühler 36 Appenzell 188 Fritz Frischknecht, Unterwasser 1991 Gais 39 Brülisau 3 Paul Brütsch, Herisau 1994 Grub 25 Gonten 7 Arthur Sturzenegger, Rehetobel 1996 Heiden 115 Haslen 10 Hans Künzle, Herisau 1998 Herisau 266 Oberegg 28 Walter Koller, Haslen 2000 Hundwil 17 Weissbad 20 Hermann Müller, Urnäsch 2003 Lutzenberg 9 Ivo Bischofberger, Oberegg 2007 Rehetobel 98 Andere Kantone 210 Hans Bischof, Grub 2011 Reute 10 Ausland 2 Annette Joos-Baumberger, Herisau 2011 Schönengrund 23 Schwellbrunn 29 Speicher 74 Total 1656 Stein 24 Teufen 150 Trogen 80 Urnäsch 51 Wald 21 Waldstatt 35 Walzenhausen 50 Wienacht-Tobel 2 Wolfhalden 34

Bemerkung: Mitglieder, die seit zwei oder mehr Jahren ihren Beitrag nicht bezahlt haben, wurden aus dem Mitgliederverzeichnis gestrichen.

Adressänderungen im Mitgliederverzeichnis sind zu richten an: Vreni Kölbener-Zuberbühler, Fleckenmoos, 9050 Appenzell, [email protected] Schriftenaustausch 229

Verzeichnis der mit der AGG im Schriftenaustausch stehenden Institutionen

Tauschstelle: Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, Trogen

Aargau: Historische Gesellschaft des Kantons London: The British Museum, State Paper Aargau Room Appenzell Ausserrhoden: Kantonsbibliothek Luzern: Zentralbibliothek Luzern Appenzell Ausserrhoden in Trogen Neuenburg: Bibliothèque Publique de la Ville Staatsarchiv Appenzell Ausserrhoden in de Neuchâtel Herisau St.Gallen: Historischer Verein des Kantons Appenzell Innerrhoden: Innerrhodische St.Gallen Kantonsbibliothek in Appenzell Kantonsbibliothek St.Gallen Historischer Verein Appenzell Schaffhausen: Historischer Verein des Kantons Basel: Historische und Antiquarische Gesell- Schaffhausen schaft zu Basel (Universitätsbibliothek Stadtbibliothek Schaffhausen Basel) Schwyz: Historischer Verein des Kantons Bern: Bibliothek des Historischen Vereins des Schwyz (Kantonsbibliothek Schwyz) Kantons Bern (Zentralbibliothek) Solothurn: Historischer Verein des Kantons Schweizerische Nationalbibliothek Solothurn Bodensee: Verein für Geschichte des Boden- Strasbourg: Bibliothèque nationale et universi- sees und seiner Umgebung in St.Gallen taire de Strasbourg Freiburg i.Br.: Universitätsbibliothek, Zeit- Thurgau: Historischer Verein des Kantons schriftenakzession Thurgau Fribourg: Deutscher Geschichtsforschender Thurgauische Kantonsbibliothek in Verein des Kantons Freiburg (Kantons- Frauenfeld bibliothek) Vorarlberg: Vorarlberger Landesbibliothek Glarus: Historischer Verein des Kantons Vorarlberger Landesarchiv Glarus (Landesbibliothek Glarus) Washington: The Library of Congress, Ex- Graubünden: Historische Gesellschaft von change and Gift Division, Washington D.C. Graubünden (Staatsarchiv Graubünden) Zug: Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons Verein für Bündner Kulturforschung (VBK) Zug in Chur Historischer Verein Zentralschweiz (Staats- Konstanz: Bibliothek der Universität Konstanz archiv Zug) Lausanne: Société d’Histoire de la Suisse Zürich: Zentralbibliothek Zürich Romande (Bibliothèque Cantonale et Uni- Antiquarische Gesellschaft in Zürich versitaire, Lausanne) (Staatsarchiv Zürich) Leipzig: Die Deutsche Bibliothek / Deutsche Landesmuseum Zürich Bücherei Schweizerische Gemeinnützige Gesell- Liechtenstein: Historischer Verein für das schaft (SGG) Fürstentum Liechtenstein

4. Anhang 232 Appenzeller Publikationen 2012/13

Appenzeller Publikationen 2012/13

Doris Überschlag (Innerrhodische Kantonsbibliothek KBAI, Appenzell) Hanspeter Spörri (Redaktor Jahrbuch, Teufen)

Elektronische Appenzeller Bibliografie Über einzelne Veranstaltungen und Anlässe im Die seit 2010 nur noch in elektronischer Form Jahresablauf geben die Landes- und Gemein- verfügbare Appenzeller Bibliografie verzeich- dechroniken Auskunft. net Schriften und audiovisuelle Medien, die das Appenzellerland bzw. die Kantone Appen- Die Medienbestände beider Bibliothe- zell Ausserrhoden und Innerrhoden betreffen; ken sind im Internet abrufbar: ebenso verzeichnet sie unselbständige Publi- KBAI: bibliothek.ai.ch (Verbund mit kationen, Aufsätze in Sammelwerken, Beiträge der Volksbibliothek Appenzell) in Zeitschriften und grössere Artikel in Zeitun- gen, sofern diese einen thematisch grundle- KBAR: www.ar.ch/kantonsbibliothek > genden Bezug zum Appenzellerland oder zu Online-Katalog (Teilkatalog des St.Gal- einem der beiden Kantone haben und Neues ler Bibliotheksnetzes) zur Darstellung bringen. In die Bibliografie aufgenommen werden Alle je veröffentlichten und in der Kantonsbib- zudem Medien, die in den beiden Kantonen liothek Appenzell Ausserrhoden gesammelten erarbeitet, publiziert oder verlegt werden, und Medien können im Online-Katalog durch Ein- zwar auch dann, wenn sich diese Medien the- gabe des Kürzels arb + Jahr (z.B. arb2012 = aus- matisch nicht mit appenzellischen Inhalten be- serrhodische Bibliografie 2012) als alphabeti- fassen. Sie werden als Nachweis für das kultu- sche Liste aufgerufen werden. relle Leben und Schaffen in der Bibliografie Die innerrhodischen Medien werden wei- aufgeführt. terhin im Innerrhoder Geschichtsfreund abge- Obwohl zum Teil Gegenstand der Samm- druckt. lungen in den beiden kantonalen Bibliotheken, werden folgende Medien in der Bibliografie Kommentare zu Publikationen nicht aufgeführt: Lexikonartikel; Medien ap- Seit 1825, seit dem Erscheinen des ersten Jahr- penzellischer Institutionen mit nicht-appen- gangs des Appenzellischen Monatsblattes, der zellischen Themen; Jahresberichte von Institu- Vorgängerpublikation der Appenzellischen Jahr- tionen, Vereinen und Firmen ohne thematisch bücher, wird Literatur zum Appenzellerland selbständige Darstellungen; Amtsdruckschrif- angezeigt. Angefangen hat die Anzeige mit Be- ten; Gesetzessammlungen; Gerichtsentscheide; sprechungen der wichtigsten Neuerscheinun- spätere, nicht oder unwesentlich veränderte gen. Seit 2010 wird an diese Tradition ange- Auflagen von bereits angezeigten Medien; Re- knüpft: Ausgewählte Themen, die zwischen zensionen; Berichte von Veranstaltungen; Re- Januar 2012 und Juni 2013 zu Publikationen portagen und Interviews im Rahmen von und Diskussionen angeregt haben, werden im Vereinstätigkeiten; Adressverzeichnisse; Fahr- Folgenden aufgegriffen und kommentiert. (he) pläne; Plakate; Postkarten; Prospekte. Ausstel- lungsberichte können je nach landeskund- licher Relevanz in der Bibliografie erscheinen. Appenzeller Publikationen 2012/13 233

1234

Reisen im Appenzellerland – eine Sichtung 1 Papachristos, Sandra: Säntis bis Bodensee. «Sennen in roten Gilets und gelben Lederhosen. 20 Ausflüge in der Ostschweiz. Basel: Coop Kinder und Geissen vorneweg … Kombiniert Presse, 2012 man diesen Augenschmaus mit der schroffen 2 Veil, Cornelia: Appenzellerland. Einfach clever und doch lieblichen Berglandschaft oder mit reisen. Essen, trinken, erleben, erholen. Zürich: den Ruggusseli und Zäuerli …, ist das Älpler- Werd Verlag, 2012 glück, aber auch jenes der vielen Wanderer …», 3 Haefeli, Alfred: Augenweiden. Die 40 schönsten schwärmt Peter-L. Meier im Vorwort zu Säntis Schweizer Kleinstädte. Lenzburg: Faro, 2012 bis Bodensee (1). Das ist der traditionelle Blick 4 Locher, Denise und Flurina Gradin: Landjäger. auf Appenzell. Älplerglück wollten auch Besu- 60 Streifzüge durch die Schweizer Dorfland- cher wie der Arzt Johann Gottfried Ebel in sei- schaft. Zürich: Atelier Landjagd, 2012 ner Schilderung des Gebirgsvolkes vom Kanton Appenzell (Leipzig 1798) oder Grüttner mit sei- ner Widmung in Die Stimme in der Wüste Und sie garniert zum Schluss mit einem Rahm- (Frankfurt, Leipzig 1784) im Appenzellerland tupf «Geheimnisse». gefunden haben. Lasen sich die Reiseberichte Geradezu tsunamiartig schwappt heuer aus dem 18. und 19. Jahrhundert wie Abenteu- eine Welle themen- und motivbezogener erromane über fremde Welten, sind sie doch Werke und Werklein auf den Markt. Sie locken eigentliche Schilderungen über die Lebens- mit den «schönsten» oder «besten» Adressen, weise, Sitten und Gebräuche der Eingeborenen. erwecken und stillen Neugier, machen Gluscht, Braucht es das fremde Auge, um Eigenes, Ei- erheischen Aufmerksamkeit, orten Charakte- genartiges zu entdecken, schätzen zu lernen? ristisches und Kuriositäten. Mehrheitlich rich- Und werden Tourismusführer vorwiegend von ten sie den Fokus auf die ganze Schweiz und Auswärtigen geschrieben? berichten dann, ganz Ratgeberliteratur, von ei- gener Präferenz oder Erfahrung. Oder ist es Der traditionelle, informative Reiseführer doch schweizerische Ausgewogenheit – ein bis scheint ausgedient zu haben. Nach einem zwei Beispiele pro Kanton? Oder gar ein be- Schema wurden dereinst Landesnatur, Kultur, zahlter Eintrag? Staat und Gesellschaft abgehandelt, nützliche Ich versuche zu ordnen: der Ort, das Fortbe- Tipps zu Anreise, Unterkunft etc. folgten zu- wegungsmittel, Kur, Kultur und Kulinatur. meist gesondert und kompakt. Tourismusbücher sind heute anders. Um- «Oder sind Sie einfach zu lange nicht mehr an fassend und handlich ist Cornelia Veils Appen- diesem wunderbaren Ort gewesen?» zellerland aus dem Werd-Verlag (2). Veil ver- Das fragt Alfred Haefeli in Augenweiden (3) und spricht «einfach clever reisen», ordnet nach zeigt eine Auswahl von 40 Schweizer Kleinstäd- Einkaufen, Abtauchen, Erleben und Bewegen. ten, von A wie Aarau bis Z wie Zug, darunter 234 Appenzeller Publikationen 2012/13

5 6 7 8 das Dorf Appenzell. Also doch Ausgewogen- Traumtouren per Velo verspricht Klaus Honer heit! Könnte man sonst das Appenzellerland (8). Etwas anders kommt Yvo Buschauers Die unterbringen? Ja doch, mit der Alpenstadt He- Bahn zum Säntis (9) daher. Zum Hundertjahr- risau. Aber genau die fehlt. jubiläum der Bahnstrecke Appenzell–Wasser- Denise Locher und Flurina Gradin widmen auen und der damit verbundenen Ausstellung sich der Dorflandschaft. Landjäger (4) ver- recherchierte Buschauer über geplante und spricht 60 «erlesene» Streifzüge, diesmal sind verwirklichte Bahnprojekte, Routen bis zum Gonten und Oberegg vertreten. Wiederum Erklimmen des Säntis als schienengebundene Kurzreportagen mit Bild, Steckbrief und beige- Adhäsions-, Zahnrad- oder Standseilbahn. Das fügten spinnennetzartig ausufernden Dorfplä- Werk ist übersichtlich, leicht verständlich ge- nen. Bemerkenswert ist die Anordnung über schrieben und ansprechend bebildert. die Einwohnerzahl (von 22 Augio GR bis 2150 Ein handlicher Führer mit guten Karten und Courgenay JU). Registern ist der Freizeitatlas Ostschweiz – Zwi- schen Bodensee und Walensee (10). Er kennt Das Paradies zu Fuss, per Rad, per Bahn 67 Top-Ausflugsziele: Wanderland, Veloland, erkunden Mountainbikeland, Skatingland, Kanuland Wandern mit Marcel Steiner, dem Geschäftslei- und listet viele weitere Attraktionen zum Be- ter und Verleger der Appenzeller Medienhaus sichtigen auf: Museen, Freizeit- und Sportanla- AG. 2012 legt er Wanderparadies Ostschweiz (5) gen etc. Im wilden Osten der Schweiz vom Sän- vor. Vor zwei Jahren hat er den Reigen mit dem tis bis Bodensee (1) schickt Coop Bücher Inter- Wanderparadies Appenzellerland eröffnet. Er essierte auf 20 Ausflüge. Die Kapitel tragen mal kennt das Land und weiss auch vorzüglich mit gruslige («Wo der Alpstein seine Zähne zeigt»), der Kamera umzugehen. Nützliche Tipps er- mal geheimnisvolle Überschriften («Winter- gänzen die Wegbeschreibungen. Anhand der zauber mit Säntisblick» und «Potz Pulver und beigefügten Karten und des Höhenprofils weiss Bläss»). auch jedermann seine eigenen Fähigkeiten Unter den 100 besonderen Ausflügen im Er- einzuschätzen. lebnisreich Schweiz (11) von Erika Lüscher fin- Bernhard Zurbriggen und Anton N. Scherer den sich Betriebsbesichtigungen bei Alpenbit- laden zum Pilgern (6) ein, hierzulande zur ter und in der Appenzeller Schaukäserei in Wallfahrtskapelle Maria Hilf im Ahorn. Stein. David Coulin und Fabian Lippuner locken mit dem neuen SAC-Führer Ostschweiz (7) in Wellness anno dazumal die Bergwelt des Alpsteins, der Churfirsten, der Die Publikation Ab in die Ferienkolonie (12) Glarner Alpen und ins St.Galler Oberland – steht für das Kapitel Kur. Sie beschäftigt sich mit Klettertauglichkeit und Schwindelfreiheit vor- der vom ehemaligen Rehetobler und Trogner ausgesetzt. Pfarrer Hermann Walter Bion (1830–1909) ins Appenzeller Publikationen 2012/13 235

9 10 11 12

Leben gerufenen Ferienkolonie-Bewegung für 5 Steiner, Marcel: Wanderparadies Ostschweiz. Schulkinder aus der Unterschicht. Die ersten Herisau: Appenzeller Verlag, 2012 Ferienkolonien wurden 1876 zum ersten Mal im 6 Zurbriggen, Bernhard und Anton N. Scherer: Appenzellerland durchgeführt. Zunächst einge- Wandern und wallfahren. Unterwegs zu 20 Pil- mietet in Gasthäusern, hält sich das Ferienmo- gerorten der Schweiz. Freiburg (Schweiz): dell bis heute. Diesen Spuren folgen die Auto- Paulusverlag, 2011 rinnen und Autoren. Entstanden sind das Buch 7 Coulin, David und Fabian Lippuner: Ost- und eine Ausstellung im Historischen Museum schweiz. Alpstein, Churfirsten, Glarner Alpen, Herisau. Thomas Fuchs gibt einen Überblick St. Galler Oberland. Bern: SAC Verlag, 2012 über Leben und Werk des Gründers. Renate 8 Honer, Klaus: Biken Schweiz Ost. 32 Traumtou- Bieg befasst sich mit der Architektur und Aus- ren zwischen Zürich und Tessin, Bodensee und stattung der Ferienhäuser. Monika Imboden Lago Maggiore. München: Bruckner, 2013 beleuchtet den Aspekt Gesundheit und Hygi- 9 Buschauer, Yvo: Die Bahn zum Säntis. 100 Jahre ene und Birgit Langenegger widmet sich den Strecke Appenzell–Wasserauen. Appenzell: erzieherischen Grundsätzen. Kathrin Hoesli Druckerei Appenzeller Volksfreund, 2012 und Susanna Schoch befragen ehemalige «Ko- 10 Freizeitatlas Ostschweiz. Herausgegeben von lonialisten» und besuchen gegenwärtige Feri- Wäger & Partner GmbH. Zürich: Werd Verlag, enlager in Schwende und in Schwellbrunn. 2013 11 Lüscher, Erika: Erlebnisreich Schweiz. 100 Naturschönheiten, Brauchtum und Baukultur besondere Ausflüge. Lenzburg: Faro, 2013 Ernst Hohl präsentiert einen aparten, grossfor- 12 Museum Herisau und Staatsarchiv Appenzell matigen Bildband mit dem Titel Begegnungen Ausserrhoden (Hrsg.): Ab in die Ferienkolonie. (13). Ausgehend vom oder im Vergleich mit Blickpunkt Appenzellerland. Baden: hier und dem Appenzellerland bereist er mit seinem Fo- jetzt, 2012 toapparat die ganze Welt. Im Dialog stellt er Einheimisches fernen Ländern und Regionen gegenüber, mischt fantastische Landschaften mit berührenden Porträts, zeigt Alltag und Brauchtum. Im Jahreslauf gegliedert, kompakt und infor- mativ zeigt sich die eben erst erschienene Bro- schüre des Appenzellerland Tourismus AI Ap- penzeller Bräuche und Traditionen (14). Mit Industriekultur in der Ostschweiz und im Fürstentum Liechtenstein (15) widmet sich Hans-Peter Bärtschi der Industrie- und Tech- 236 Appenzeller Publikationen 2012/13

13 14 15 nikgeschichte unserer Region. «Das bäuerliche noch selten anzutreffen sind» versprechen Appenzellerland wandelte sich im 18. Jahrhun- Martin Jenni und Marco Aste in Cervelat und dert zum Heimarbeiterland und im 19. vor al- Tafelspitz (19). Wir begleiten sie zum Beispiel in lem in Ausserrhoden zum Industrieland», den «Schwanen» in Niederteufen, den «Falken» schreibt er im Lead. An Industriedenkmälern in Oberegg und ins «Treichli» in Wienacht-To- reich ist demzufolge Appenzell Ausserrhoden. bel. Stimmige Bilder aus Gaststuben ergänzen Wandernd lassen sich «Zeugen des produktiven kurze Reportagen und Tipps zu Küche und Kel- Schaffens» wie Bahn- und Industriebauten ent- ler. decken: Cilander, Glattviadukt, Schwarzes Haus, Im Postkartenformat erschienen ist Die Zwirnereien, Huber & Suhner. Kurze Abrisse zur schönsten Cafés und Tea Rooms der Schweiz Firmengeschichte ergänzen die Routen. (20), herausgegeben vom Schweizer Heimat- schutz. Auch er wird im Appenzellerland fün- Empfehlungen für Bauch und Seele dig: Das Laimbacher in Appenzell, das Café Unter dem Titel Ofenfrisch und zuckersüss (16) Ruckstuhl in Trogen und das Gasthaus Gemsli versammeln Martin Weiss und Rémy Steineg- in Herisau werden porträtiert. ger die besten Backstuben und Confiserien. Natürlich gehören auch süsse und pikante Re- Von Tür zu Tür zepte dazu. Das Appenzellerland ist mit Böhli Iris Blum und Heidi Eisenhut beschäftigt das und Koller vertreten, mit Biber und Zimmet- ganz andere Reisen. Band 40 der Reihe Das flade. Umrahmt wird das Werk von Schwer- Land Appenzell (21) macht uns mit den Han- punktartikeln zum Handwerk, zum Mehl, zur delsreisenden der in Walzenhausen domizi- Schokolade, Einladungen auf den Ballenberg, lierten Firma Just bekannt. Vor allem im ländli- zu Richemont und in die Brotmuseen. chen Gebiet sind die Just-Beraterinnen und In Das Buch vom Schweizer Fleisch (17) wie- -Berater mit ihren Produkten seit Jahrzehnten derum erfahren wir Wissenswertes rund um präsent und geschätzt. Anna Schneider hält die die Fleischproduktion. Zum Beispiel begleiten Firmengeschichte fest, Heidi Eisenhut befasst wir Meinrad Koch aus Gonten auf die Alp Soll. sich mit der Schulung der Vertreter, Iris Blum Wanderung in Sonntagskleidern beschreibt das beleuchtet die Rolle des männlichen Just-Bera- «Öberefahre». ters, Hanspeter Spörri interviewt die Aussen- Unter Die schönsten Alpwirtschaften der dienstmitarbeitenden Stefan Nauer und Schweiz (18) fällt die Fählenalp, wo wir Hans Christa Vollmeier und Kathrin Hoesli begleitet Koller begegnen und Interessantes über die Kä- eine Einkaufsparty. Essays wie «Beredsamkeit seherstellung erfahren. Jedem Kapitel sind wie ein Wasserhahn» zu Literatur, «Von Muster- Wanderroute, -beschrieb und Karten beigefügt. reitern und Reisedienern» zu Kunst und «Viel «Träumer, Schauspieler, Wanderer, Appen- Schweiss und wenig Inspiration» zum Film zeller Geldadel» und «Originale, wie sie nur runden das Thema kulturgeschichtlich ab. (du) Appenzeller Publikationen 2012/13 237

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13 Hohl, Ernst: Begegnungen. Herisau: Appenzel- Das Appenzellerland im Jubiläumsjahr ler Medienhaus, 2013 Wenn man ein Jubiläum begeht, feiert man so- 14 Appenzellerland Tourismus AI (Hrsg.): Appen- zusagen sich selbst, die eigene Geschichte und zeller Bräuche und Traditionen. Appenzell: Herkunft, die daraus entstandene Gegenwart. Appenzellerland Tourismus, 2013 Dabei besteht verständlicherweise die Neigung, 15 Bärtschi, Hans-Peter: Industriekultur in der Ost- das Vergangene zu verklären. In früheren Jahr- schweiz und im Fürstentum Liechtenstein. Un- zehnten gefeierte Jubiläen waren meistens po- terwegs zu 333 Zeugen des produktiven Schaf- litisch genutzt worden: Indem man die Vorfah- fens in den Kantonen Schaffhausen, St.Gallen, ren heroisierte, verlieh man auch sich selbst Appenzell Inner- und Ausserrhoden und im Statur; die Heldentaten der Vorväter legitimier- Fürstentum Liechtenstein. Zürich: Rotpunkt- ten die politischen und ökonomischen Interes- verlag, 2012 sen der Gegenwart. Das entsprach im 19. Jahr- 16 Weiss, Martin und Rémy Steinegger: Ofenfrisch hundert und bis weit in die zweite Hälfte des und zuckersüss. Eine ‹Tour de Suisse› durch die 20. Jahrhunderts hinein dem Zeitgeist und dem besten Backstuben und Confiserien unseres Lehrplan des Geschichtsunterrichts – nicht nur Landes. Thun/Gwatt: Weber Verlag, 2011 im Appenzellerland. 17 Arnold, Martin et al.: Das Buch vom Schweizer Heutzutage wird die Geschichte kontrover- Fleisch. Reportagen, Wissenswertes, Rezepte. ser diskutiert. Einerseits ist der Blick der Fach- Aarau: AT Verlag, 2012 historikerinnen und -historiker nüchterner ge- 18 Coulin, David: Die schönsten Alpwirtschaften worden. Anderseits wird in der politischen Pro- der Schweiz. 50 genussvolle Wanderungen zu paganda von einzelnen Gruppierungen My- bewirteten Alpen. Aarau: AT Verlag, 2013 thenbildung wie eh und je betrieben. Leicht 19 Jenni, Martin und Marco Aste: Cervelat und lassen sich dadurch Emotionen wecken. Im ap- Tafelspitz. Einfach gut essen. 88 stimmungs- penzellischen Jubiläumsjahr wurde im Gros- volle Dorf- und Quartierbeizen in der Schweiz. Aarau: AT Verlag, 2012 sen und Ganzen allerdings versucht, jeden An- flug von Selbstüberhöhung zu vermeiden. Stattdessen wurde die Komplexität der Ge- schichte betont, ebenso die Gestaltbarkeit der Zukunft im politischen Prozess. Allerdings dienten die Festivitäten, mit denen die beiden Appenzeller Kantone ihren Beitritt zur Eidge- nossenschaft im Jahr 1513 feierten, immer noch übergeordneten Zielen, die allem An- schein nach auch erreicht wurden: bewusst wollte man gemeinsam feiern, die Nähe und freundschaftliche Partnerschaft der beiden Ap- 238 Appenzeller Publikationen 2012/13

20 21 22 penzeller Kantone ins Zentrum rücken, nicht zwölf eidgenössischen Orte mit dem Land Ap- die weitgehend überwundenen oder unwichtig penzell. Beim Weiterblättern stösst man zum gewordenen Konflikte. Zeigen wollte man, dass Beispiel auf die Reproduktion einer Darstel- es gelungen ist, Tradition und Innovation, lung des geozentrischen Weltbildes mit der Brauchtum und Avantgarde zu versöhnen. In Erde im Zentrum des Weltalls. Die Zeichnung den Publikationen, die in direktem oder indi- stammt vom Deckblatt eines Hefts aus dem rektem Zusammenhang mit dem Jubiläum Jahr 1610, in welchem der später in Appenzell AROAI 500 stehen, ist ein zweipoliger Zeitgeist tätige Kaplan Konrad Schiegg während seiner zu entdecken: Sehnsucht nach dem Boden- Studentenzeit die Lehrinhalte notierte. Ein Ka- ständigen, Qualitativen, Regionalen, Unver- pitel ist Elisabeth Pletscher und ihrem Einsatz fälschten, Verwurzelten einerseits; nüchterner für das Frauenstimmrecht gewidmet. Die Foto- Pragmatismus, aufklärerische Liberalität und grafie aus dem Jahr 1990 zeigt sie in Tracht im eine aus der ökonomischen Notwendigkeit er- Landsgemeindering. Auch die Geschichte des wachsene Weltoffenheit anderseits. Landsgemeindelieds ist dokumentiert. Auf So entwirft das Buch zum Jubiläum, der dem abgebildeten Notenblatt der «Ode an reich illustrierte Band Zeitzeugnisse (22), ein Gott» fehlt der Name der Textdichterin. Erst bei vielschichtiges Geschichtsbild anhand von Recherchen zum 100. Todestag des Komponis- 120 Texten, Bildern und Objekten, deren ten Johann Heinrich Tobler entdeckte 1938 ein Geschichte(n) knapp und gut dokumentiert er- Musikwissenschaftler die Herkunft des Textes zählt werden. Sie ermöglichen eine Annähe- aus der Feder der norddeutschen Mädchener- rung an frühere Lebenswirklichkeiten und zieherin Caroline Rudolphi. Im Kulturkapitel Weltsichten. Die Sammlung ist unterteilt in erfährt man, wer Farbe an die Fassaden der Ap- fünf Kapitel, die je mit einem Überblick über penzeller Hauptgasse gebracht hat – der Künst- die Entwicklung der letzten 500 Jahre eingelei- ler Johannes Hugentobler, der um 1930 in In- tet werden: Politik, Land, Leute, Wirtschaft und nerrhoden seine Wahlheimat und Schaffens- Kultur. stätte fand. Die Vielfalt der Zeitzeugnisse spiegelt die Das Projekt «Zeitzeugnisse», zu dem auch Vielfalt der Themen, welche die je unterschied- eine Homepage gehört, die weitere Objekte, liche Geschichte der beiden Kantone geprägt auch Film- und Tondokumente, enthält, ist in- haben. Während bei den innerrhodischen Zeit- tegraler Bestandteil des Jubiläums AROAI 500. zeugnissen das katholische Kirchenjahr einen Das Buch wurde von beiden Kantonsregierun- Schwerpunkt bildet, rücken die ausserrhodi- gen herausgegeben. schen Zeitzeugnisse die Aussenbeziehungen In zeitlicher Nähe zum Jubiläum hat Daniel und die Rolle des aufgeklärten Bürgertums in Gaberell, Bern, den Bildband Appenzellerland Wirtschaft, Bildung und Kultur stärker ins Zen- (23) mit Fotografien von Andreas Butz, Heiden, trum. Am Anfang steht der Bundesbrief der und Texten unter anderen von Roland Inauen, Appenzeller Publikationen 2012/13 239

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Dorothee Elmiger, Hans-Rudolf Merz, Helen 20 Schweizer Heimatschutz (Hrsg.): Die schönsten Meier und Agathe Nisple herausgegeben. Die Cafés und Tea Rooms der Schweiz = Les plus Fotografien vermitteln ein modernes und beaux cafés et tea rooms de Suisse. Zürich: gleichwohl auch vom Brauchtum und der idyl- Schweizer Heimatschutz, 2013 lischen Landschaft geprägtes Bild. Die bekann- 21 Blum, Iris und Heidi Eisenhut (Hrsg.): Von Tür ten Klischees werden in den Texten aufgegrif- zu Tür. Geschichten rund um Just-Berater und fen, allerdings in spielerischer oder literarisch- Handelsreisende. Herisau: Appenzeller Verlag, nüchterner Weise. Das Buch ist dadurch einer- 2012 (Das Land Appenzell, H. 40) seits attraktiv für Aussenstehende, anderseits 22 Kantonsregierungen Appenzell Ausserrhoden ermöglicht es auch Einheimischen neue Ein- und Appenzell Innerrhoden (Hrsg.): Zeitzeug- sichten. Einige Appenzellerinnen und Appen- nisse. Appenzeller Geschichten in Wort und zeller sind fotografisch porträtiert, beispiels- Bild. Herisau: Appenzeller Verlag, 2013 weise der heute in St. Gallen wohnende Künst- 23 Gaberell, Daniel (Hrsg.): Appenzellerland. ler Roman Signer. In der Bildlegende erklärt er Herisau: Appenzeller Verlag, 2012 lakonisch: «Appenzell ist mein Geburtsort und 24 Sonderegger, Stefan: Appenzell ja, St.Gallen dort bin ich aufgewachsen. Ich war glücklich nein. In: St.Galler Tagblatt, 2013, Nr. 134 dort. Eine schöne Gegend – wie lange noch?» (12. Juni), S. 26 25 Somm, Markus: Die grösste und kleinste Welt «Vielleicht die merkwürdigste Gegend» der Welt. In: Basler Zeitung, 2013, Nr. 163 Naturgemäss sind auch zahlreiche Pressearti- (6. Juli), S. 3 kel zum Jubiläum erschienen. Bei deren Durch- 26 Widmer, Thomas: Perestroika bei den Appen- sicht stösst man ebenfalls auf einzelne Versu- zellern. In: Tages-Anzeiger, 2013, (2. Juli), S. 8 che, das eher rudimentäre geschichtliche Wis- 27 Eisenhut, Heidi: Von der Appenzellwerdung zur sen des Publikums zu erweitern und der My- Trennung – und darüber hinaus. In: Magnet, thenbildung entgegenzuwirken. Zu erwähnen 2013, Nr. 4 (April), S. 4–6 ist beispielsweise der Beitrag von Stefan Sonder- 28 Watt, Joachim von (Vadian): Bannerhandel. egger im St.Galler Tagblatt (24): «Die überra- Bearbeitet von Bernhard Stettler. Herisau: schende Aufnahme Appenzells als 13. und letz- Appenzeller Verlag, 2013 ter Ort in die Alte Eidgenossenschaft habe bei 29 Hersche, Peter: Agrarische Religiosität. Land- Abt und Stadt St.Gallen Neid erregt. Diese Er- bevölkerung und traditionaler Katholizismus in zählung hat einen festen Platz in der Appenzel- der voralpinen Schweiz 1945–1960. Baden: hier ler Geschichte», schreibt der Historiker und Ar- und jetzt, 2013 chivar der Ortsbürgergemeinde St.Gallen. Al- 30 Grubenmann, Emil: Chöpf. Weissbad: Hotel Hof lerdings sei der Nichtbeitritt St.Gallens weder Weissbad, 2013 als Schwäche noch als Versäumnis zu verste- hen, sondern entspreche einem Kalkül bezie- 240 Appenzeller Publikationen 2012/13

31 32 33 34 hungsweise einer Politik, die auf gute Handels- 31 König, Christine (Red.): Heimat Appenzeller- beziehungen mit dem Reich ausgelegt war. land. Das Brauchtum in Appenzell Ausser- und «Dies kommt im Stadtrats-Protokoll zum Aus- Innerrhoden. In: Appenzeller Magazin, 2012, druck: Der Rat schickte 1514, also im Folgejahr September, Spezialausgabe der Aufnahme Appenzells, eine hohe Delega- 32 Hautle-Koch, Lina: 25 Theaterstücke in Appen- tion, bestehend aus Bürgermeister, Unterbür- zeller Mundart. Herisau: Appenzeller Verlag, germeister und Stadtschreiber nach Zürich. Sie 2012 sollten über eine allfällige Aufnahme in die Eid- 33 Kantonsschule Trogen und Dr. Joël Luc Cache- genossenschaft verhandeln. Der Rat gab ihnen lins Wissensfabrik (Hrsg.): 2050 aus Sicht der aber noch seine Vorstellung über einen Bun- Jugend. Wahrgenommene positive und nega- desbeitritt mit auf den Weg, nämlich, dass man tive Extremszenarien im Herbst 2012. St.Gallen: Büro Sequenz, 2013 mit dem ‹Kaiser und Reich einig wäre›. Das heisst, ein Beitritt zur Eidgenossenschaft kam 34 Evangelisch-reformierter Kirchenrat beider nur dann in Frage, wenn dadurch nicht das Appenzell (Hrsg.): Pfarrerinnen und Pfarrer der Evangelisch-reformierten Landeskirche beider Verhältnis zum Reich belastet wurde.» Beide – Appenzell. Nach Gemeinden und Arbeitsfel- das Land Appenzell und die Stadt St.Gallen – dern geordnetes und mit Kurzbiographien ver- hätten aus ihrer spezifischen Position heraus sehenes Verzeichnis von 1990–2012. Bearbeitet «staatswirtschaftlich» richtig gehandelt. «Den von Marc Hampton. Herisau: Appenzeller Ver- Appenzellern versprach die Vollmitgliedschaft lag, 2013 in der Eidgenossenschaft direkten Gewinn, den Stadtsanktgallern garantierte der losere Zugewandtenstatus den nötigen Spielraum ge- genüber anderen wichtigen Partnern.» Auch Redaktionen aus anderen Gegenden der Schweiz nahmen die Gelegenheit wahr, über das Appenzellerland zu sinnieren. In der Basler Zeitung äusserte sich Chefredaktor Mar- kus Somm (25). Das Appenzellerland sieht er als «vielleicht die merkwürdigste Gegend in dieser merkwürdigen Schweiz, in der wir le- ben.» Appenzeller, ob Innerrhoder oder Aus- serrhoder, drücken aus seiner Sicht «auf eine fast schon schwindelerregende Art auf engs- tem Raum aus, was diese Schweiz von anderen Ländern unterscheidet und so schwer begreif- lich macht». Sie seien «eigenwillig bis zum Appenzeller Publikationen 2012/13 241

Starrsinn, demokratisch, bis es wehtut, konser- mahnt ihn an einen Flughafen. Das Ausserrho- vativ bis in die Knochen, weltoffen und abge- der Pendant Schwägalp sei allerdings ebenso wandt zugleich, geschäftstüchtig und arm, ver- schrecklich. rückt und vernünftig, bodenständig und ver- «Zwei Systeme haben sich gebildet. Zwei Ge- sponnen.» fühlswelten», analysiert Widmer: «Ausserrho- Paradoxerweise hätten die beiden «Halb- den betreibt die Reform, schaut vorwärts, lan- kantone» in der jüngeren Vergangenheit ihre cierte etwa als erster Ostschweizer Kanton ein Rollen getauscht, glaubt Somm: Während Aus- ‹Bündnis gegen Depression›. Innerrhodens Po- serrhoden zusehends im Agglomerationsbrei litik will sich nicht gegen aussen begründen; von St.Gallen versinke, wo der eigene Dialekt das spiegelt sich in eigenwilligen Bezeichnun- nur mehr an Beerdigungen gesprochen werde gen wie ‹Säckelmeister› für den kantonalen Fi- und alles, was an Appenzeller Eigensinn erin- nanzminister.» nere, für ein Merkmal der Globalisierungsver- Weiter blickte die Historikerin Heidi Eisen- lierer gehalten werde, habe sich Innerrhoden hut in einem Beitrag für das Kirchenblatt Mag- «zum Inbegriff des erfolgreichen, weil schlauen net zurück. Sie beschreibt den Weg Von der Ap- Appenzellertums gewandelt»: «Ausserrhoden penzellwerdung zur Trennung – und darüber entvölkert sich und verarmt, es tut sich schwer, hinaus (27). Ihr Fazit kann zu Diskussionen An- die eigene Tradition zu pflegen, hält sich für lass geben: «Wenn wir den künftigen Heraus- modern, weil es sich aufgibt – Innerrhoden da- forderungen, die an unsere Gemeinden, Be- gegen blüht, nicht zuletzt wegen einer sehr li- zirke und an die Kantone herangetragen wer- beralen Wirtschaftspolitik. Verkehrte Welt in den, mit Offenheit begegnen wollen, so brau- der grössten und kleinsten Welt der Welt.» chen wir das Wissen darum, dass es nie ein Thomas Widmer, der aus Hundwil stam- «So-war-es-schon-immer» gegeben hat. Wir mende Redaktor des Tages Anzeigers, stellt eine brauchen auch das Wissen darum, dass die To- Perestroika bei den Appenzellern (26) fest – so pographie seit jeher die inneren Rhoden mit der Titel seiner Reportage. Zwischen den bei- Gais, das Land hinter der Sitter, das Appenzel- den Appenzeller Kantonen verlaufe «eine der ler Vorderland mit Oberegg und die stadtnahen harten Kantonsgrenzen der Schweiz. Bis heute Gemeinden voneinander unterscheidet – und leben AR und AI mehr neben- als miteinander, dass der Referenzpunkt für das ganze Appen- jede Seite auf den eigenen Vorteil bedacht. Die zellerland seit jeher St.Gallen war und bleiben zwei haben es nicht einmal geschafft, ein ge- wird.» meinsames Tourismusmarketing auf die Beine zu stellen», konstatiert Widmer. Vadians Kritik an den Appenzellern Seit der Abschaffung der Landsgemeinde Wenn Geschichte einem breiteren Publikum fehle es Ausserrhoden an Zeichen, glaubt der vermittelt werden soll, versucht man in der Re- Journalist. Allerdings vermutet er, die Aus- gel, sie in eine zusammenhängende Erzählung serrhoder hätten wieder Tritt gefasst. In Ur- zu packen, einen Überblick zu vermitteln, Zu- näsch beispielsweise sei das fünf Jahre alte sammenhänge zu schildern. Das Chaotische, Reka-Feriendorf gut gebucht; es habe im und schwer Verständliche, unlogisch Scheinende ums Dorf kleine, feine Angebote für Gäste ge- versucht man einzupassen oder weicht ihm zeitigt: «Ausserrhodens Unform mag sich auf aus. Der Bannerhandel zwischen der Stadt lange Frist gar als Vorteil erweisen, manche St.Gallen und dem Land Appenzell ist ein der- Winkel sind sozusagen noch unschuldig.» artiger historischer Vorgang, der heute schwie- Manche lieblos verbaute Fläche in Innerrho- rig einzuordnen ist. Ebenso schwer deutbar ist den erinnert Thomas Widmer hingegen an Zü- das umfangreiche Reimgedicht, das der St.Gal- rich-Schwamendingen. Und das Parkierfeld in ler Reformator und Bürgermeister Joachim von Wasserauen bei der Ebenalp-Seilbahn ge- Watt (Vadian) über diesen Bannerhandel ver- 242 Appenzeller Publikationen 2012/13 fasst hat. Die bisher unveröffentlichte, in Fach- pektive dennoch ungewöhnlich und bemer- kreisen bekannte Handschrift wurde von Bern- kenswert. Auch mit seinem neusten Werk – Ag- hard Stettler, dem emeritierten Zürcher Profes- rarische Religiosität. Landbevölkerung und tra- sor für Geschichte des Mittelalters, transkri- ditionaler Katholizismus in der voralpinen biert, kommentiert und für heutige Leser er- Schweiz 1945–1960 (29) – zeigt er nicht, was wir schlossen (28). Allerdings bleibt Vadians Text durch Aufklärung und Modernisierung gewon- schwer verständlich. Eine zentrale Rolle spielt nen haben, sondern dokumentiert die Verluste die Auflehnung der Appenzeller gegen die Mo- und übt offen Kritik am «Fortschrittstaumel» nopolstellung der Stadt im Leinwandhandel. der Jahre seit 1950. Seinem Gegenstand nähert «Auslöser und publikumswirksamer gemeinsa- er sich mit grosser Sympathie, wahrt aber mer Nenner all dieser Konflikte in der Zeit zwi- gleichzeitig die nötige Distanz und neigt kei- schen 1535 bis 1539 war das verleumderische neswegs zur Verklärung, sondern beschreibt Gerücht von einem St.Galler Banner, das die die soziokulturelle Entwicklung präzise und Appenzeller 1403 im Gefecht bei Vögelinsegg einprägsam. Das leicht lesbare, zuweilen amü- gewonnen hätten, das aber durch verräterische sante, aber auch nachdenklich stimmende Umtriebe wiederum an St.Gallen verschachert Buch basiert auf je rund 20 Interviews in Ap- worden sei», schreibt Stettler in der Einleitung. penzell und Obwalden. Seine Gesprächspart- Vadians Reimgedicht sei im Sprachstil unein- ner waren zum Zeitpunkt der Gespräche (2006 heitlich: präzisen Beschreibungen, histori- und 2007) fast alle über 75 Jahre alt und ent- schen Erörterungen und wohlbedachten Kom- stammten dem bäuerlichen Milieu. Besonders mentaren stünden sarkastisch vorgetragene interessierten Herrsche die engen Zusammen- Skurrilitäten, gefühlsbetonte Klagen und hin- hänge der Religiosität mit der bäuerlichen Ar- geworfene Füllsel und Floskeln gegenüber. beit. «Bei meiner wissenschaftlichen Tätigkeit Vadian stehe eindeutig auf Seiten der Stadt war es mir stets wichtig, gegenüber den von der St.Gallen und könne sich recht gehässiger An- Historiografie immer bevorzugten Eliten die würfe nicht enthalten. Vadian, so Stettler, sah Perspektive ‹von unten›, vom ‹gewöhnlichen sich konfrontiert «mit einer Welt, die aus den Volk› aus, miteinzubeziehen, ja, dieses im Fugen geraten war, nämlich das Land Appen- Sinne einer ausgleichenden Gerechtigkeit so- zell, das während des Bannerhandels unter der gar eher in den Vordergrund zu rücken», Fuchtel der ‹puren› stand, nicht zuletzt, weil die schreibt Hersche. Im ländlichen Katholizismus Führungsschicht nicht mehr imstande oder findet er das, was er selber als «Positive Rück- auch nur willens war, dem wilden Treiben Ein- ständigkeit» beschreibt. Zu eigen macht er sich halt zu gebieten». Es scheint, Vadian sei – ob- die Haltung des Volkskundlers Richard Weiss wohl inhaltlich im Recht – nicht ganz frei gewe- (1907–1962), der darauf hingewiesen habe, sen von der jahrhundertealten Bauernverach- dass der katholische Glaube der alpinen Le- tung des Adels, die Peter Hersche in seinem bensform besonders angemessen sei. nachfolgend besprochenen Buch ebenfalls er- wähnt (S. 86). Von dieser alpinen Lebensform ist nicht mehr viel übrig geblieben. «Sowohl traditionelle bäu- Aufgeklärte Kritik an der Aufklärung erliche wie religiöse Kultur unterliegen da und Geschichtswerke verraten oft fast ebenso viel dort einer Folklorisierung, wie man besonders über den Autor, wie über ihr Thema. Der eme- gut in Innerrhoden beobachten kann», schreibt ritierte Berner Geschichtsprofessor Peter Her- Hersche im letzten Abschnitt seines Buches: sche ist selbst ein Kind der Aufklärung. Seine «Immerhin wird so wenigstens das Brauchtum Bücher über Kultur und Mentalität des Barock in musealisierter Form erhalten.» Doch der sind wissenschaftliche Werke, sein Blick ist kri- Wissensverlust in beiden Gebieten schreite ra- tisch-analytisch. Allerdings ist Hersches Pers- pide und ungebremst voran. Es lasse sich auch Appenzeller Publikationen 2012/13 243 ein Verlust der sinnlichen Erfahrung beobach- Die von Hersche erwähnte Folklorisierung do- ten: «War es in der Landwirtschaft die Mecha- kumentiert ausführlich eine Spezialausgabe nisierung, welche dem Bauern auf dem Traktor des Appenzeller Magazins: Heimat Appenzel- buchstäblich den Boden unter den Füssen lerland. Das Brauchtum in Appenzell Ausser- wegzog, so waren es im Katholizismus die und Innerrhoden (31). Bei der Arbeit an diesem durch das Konzil sanktionierten Reformen der Heft, schreibt die Redaktorin Christine König, Liturgie und der sogenannten Volksfrömmig- habe das Team «Menschen kennengelernt und keit, welche viele der bisher zahlreich vorhan- begleitet, die für die Bräuche Jahr für Jahr viel denen sinnlichen Elemente als bedeutungslos, Aufwand betreiben. Wir haben gemerkt, dass ja störend erklärten und daher zum grössten für diese Menschen die Pflege dieser Bräuche Teil ausschieden, oft unter Verweis auf äussere keine Show ist, sondern Ausdruck ihrer Hei- Zwänge. 200 Jahre nach den Anfängen in der matverbundenheit.» Vom Silvesterchlausen Aufklärung war also die Landwirtschaft, wie die über Gidio und Bloch bis zur Landsgemeinde, übrige Wirtschaft auch, rational organisiert dem Fronleichnam, der Alpfahrt, dem Betruf, und der Katholizismus so vernünftig wie der Stobede, Sennenball, Viehschau, Chlausezüüg Protestantismus geworden. Aber um welchen und Räuchle ist alles fotografisch und textlich Preis?» Immerhin kann man mit Hersches dokumentiert. «Man muss daran glauben, und Buch eine Erkundungsreise unternehmen in das tue ich», wird Ruedi Manser zitiert, der die Zeit, als die Kühe mehr nach Schönheit als während der Weihnachtszeit in Haus und Stall nach Milchleistung gezüchtet wurden, die Uhr im Leimensteig die Räuchlipfanne schwenkt. nicht den ganzen Alltag bestimmte und «Über- Eine versunkene Welt trug auch Lina Hautle- werker», die allzu Fleissigen, für die grössten Koch in sich, die 2011 im Alter von fast 100 Jah- Narren gehalten wurden. Bewusst suchte und ren verstorbene Autorin unzähliger Theater- fand Hersche den Kontrapunkt zur protestanti- stücke und der in der Appenzeller Zeitung pu- schen Arbeitsethik. Man fragt sich bei der um- blizierten Briefe aus dem Altersheim. 25 Thea- fangreichen Lektüre allerdings, wie es der Au- terstücke hat der Appenzeller Verlag neu ediert tor selber mit der Musse halte, denn das gründ- und in Einzelheften veröffentlicht (32). Der liche Buch ist zweifellos unter grossem Arbeits- ehemaligen Kioskverkäuferin und Wirtin sind aufwand entstanden. lebensnahe Dialoge gelungen; ihre Geschich- Einen fotografischen Blick in die agrarische ten sind geeignet für Laienbühnen. In ihnen Vergangenheit des Appenzellerlandes ermög- scheint ebenfalls etwas von dem auf, was durch licht das Büchlein Chöpf (30) des aus Appenzell die Modernisierung verloren gegangen ist: ein stammenden Fotografen Emil Grubenmann vertrauensvoller Glaube, eine humorvolle jun. Die Bilder sind – ohne Auftrag – an Vieh- Weltsicht, die den Härten des Alltags zu trotzen schauen zu Beginn der Siebziger Jahre des letz- vermochte, die Fokussierung auf das, was im ten Jahrhunderts entstanden. Ausschnitte aus Leben wesentlicher ist als Reichtum und Luxus. dem Werk Grubenmanns, der einst auch für Die Stücke enden positiv, obwohl in ihnen das die Kulturzeitschrift «Du» fotografierte, sind Schwierige und Tragische nicht ausgeblendet vor einigen Jahren in der Galerie von Agathe wird. Nisple in Appenzell gezeigt worden. Der nun vorliegende Band – ebenfalls eingeleitet von Ungewisse Zukunft Agathe Nisple – zeigt Porträts von Bauern und Die Kantonsschule Trogen hat gemeinsam mit Bäuerinnen, eindrückliche Gesichtslandschaf- Dr. Joël Luc Cachelin’s Wissensfabrik (www. ten aus der Zeit des Umbruchs der Landwirt- wissensfabrik.ch) ein Heft publiziert mit dem schaft. Sie strahlen Würde, Selbstbewusstsein Titel 2050 aus Sicht der Jugend. Wahrgenom- und Skepsis aus, in ihnen spiegeln sich harte mene positive und negative Extremszenarien im Arbeit und existentielle Erfahrungen. Herbst 2012 (33). Es fasst die Ergebnisse einer 244 Appenzeller Publikationen 2012/13

Themenwoche mit elf Maturandinnen und Ma- sich Menschen schon immer gewünscht ha- turanden des Ergänzungsfachs Philosophie zu- ben: einen Beruf, der ihnen Spass macht, eine sammen. «Die Zukunft ist niemals etwas, das Familie. einfach so passiert, sondern die Zukunft wird Der gesellschaftliche Wandel, die Verunsi- immer von uns Menschen gestaltet», heisst es cherung und die Sehnsucht nach dem Ur- im Vorwort: «Um die Fantasie für das Mögliche sprünglichen sind allenthalben spürbar. Auch anzuregen, wurden die Lernenden mit Trend- der Band Pfarrerinnen und Pfarrer der Evange- studien und Filmen angeregt, sie wurden aber lisch-reformierten Landeskirche beider Appen- auch aufgefordert, im Schulhaus und auf der zell (34) offenbart im einleitenden Text eine ge- Strasse nach Spuren in die Zukunft zu suchen.» wisse Ratlosigkeit: «Es könnte relevant sein, Zu den Bereichen Gesellschaft, Wirtschaft, sich der Geschichte der Christinnen und Chris- Technologie und Politik wurde je ein positives ten der ersten Jahrhunderte zu erinnern. Denn und ein negatives Szenario ausgearbeitet. Bei das Christentum entstand in einer Zeit, in der den positiven Schilderungen steht die Solidari- eine Leitkultur mit ihren tragenden und sinn- tät im Zentrum, das Gespräch und der persön- gebenden Werten an ihr Ende gekommen war. liche Kontakt, der wiederbelebt wurde: «Man Die Ablenkungstaktik des Kaisers mit ‹Brot und sieht kaum noch Menschen im Zug, die am Spielen› konnte einen Moment lang im Volk die Handy herumdrücken.» Die Gier nach Profit zunehmende Sinnlosigkeit verdrängen – aber gehört der Vergangenheit an. Der Energiebe- nicht auf Dauer. So stellt sich die Frage: ‹Was darf wird durch die Atomfusion gedeckt. Plastik war eigentlich auschlaggebend, dass eine Kir- wird aus den Weltmeeren gefiltert, um diese zu che ohne Machtmittel und letztlich ohne ein- reinigen. In der Wirtschaft gilt der Grundge- flussreiche Personen derart an Bedeutung ge- danke: «Weniger ist mehr.» Die Technologie ist winnen konnte?› Die Beantwortung dieser menschenfreundlich, die Politik transparent Frage könnte vielleicht helfen, einen gangba- und sozial: «Heute gilt auf der ganzen Welt ge- ren Weg in die Zukunft zu finden.» setzliche Gleichberechtigung.» Das Buch enthält Kurzporträts aller refor- Leider wirken die negativen Szenarien eher mierten Kirchgemeinden in Appenzell Aus- realistischer: Arbeit überrennt das Privatleben, serrhoden und in Innerrhoden sowie Kurzbio- der Konkurrenzkampf beginnt bereits im Alter grafien aller Pfarrerinnen und Pfarrer der jün- von drei Jahren, eine verheerende Verstädte- geren Vergangenheit bis heute. Es ist als Erwei- rung greift um sich, Aufputschmittel ermögli- terung konzipiert zu den früheren Publikatio- chen einen 15-Stunden-Tag, Lebenszeit ist die nen unter den Titeln Die appenzellische refor- neue Währung, der Mensch wird durch Tech- mierte Pfarrerschaft (1977), bearbeitet von nologie versklavt, Religion beherrscht die Poli- Hans Martin Stückelberger, und Die Pfar- tik, das Medienmonopol liegt bei den Macht- rerschaft der evangelisch-reformierten Landes- habern der Überwachungsstaaten. kirche beider Appenzell (1991), bearbeitet von Den Jugendlichen ist offensichtlich die Ja- Willy Hirzel. In Ergänzung zu den beiden frühe- nusköpfigkeit der Technologie bewusst. Die ren Werken gewährt der von Mark Hampton Hoffnungen – so zeigt eine Umfrage, an der sich bearbeitete Band einen Überblick über die prä- 67 Schülerinnen und Schüler beteiligten – sind genden Entwicklungen, die in den letzten bei- gross: Man hofft auf Fortschritte in der Medizin, den Jahrzehnten die protestantische Kirche im auf einen friedlichen Umgang mit anderen Kul- Appenzellerland grundlegend verändert ha- turen und Religionen, auf Gerechtigkeit. Die ben. (sri) meisten Antwortenden befürchten allerdings, dass die Abhängigkeit von der Technik zu gross wird und der Leistungsdruck weiter steigt. Per- sönlich wünschen sich die Jugendlichen, was Bildnachweis 245

Bildnachweis

Personen Martina BaŠista, 1987, Fotografin, Herisau: Seiten 25, 27, 29, 31, 33, 35, 37, 39, 41, 43 Therese Bill Völkle, St.Gallen: Seite 67 (links) Agnes Hirschi, Münchenbuchsee: Seiten 50 (oben), 51 bis 55 Werner Meier, 1956, Kunstschaffender, Gymnasiallehrer Bildnerisches Gestalten, Trogen: Umschlag, Seiten 16 bis 21

Institutionen Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, Trogen: Seite 50 (unten)

Bücher Arthur Bill: Helfer unterwegs. Geschichten eines Landschulmeisters, Kinderdorfleiters und Katastrophen- helfers. Bern 2002: Seiten 67 (rechts) (=Bill, Helfer unterwegs, S. 35), 71 (S. 113) und 72 (S. 249) Arthur Bill: Fliegerlatein. Geschichten aus 70 Jahren Schweizer Fliegerei. Bern 2003: Seite 68 (=Bill, Fliegerlatein, S. 29) 246 Autoren und Chronisten

Autorinnen und Autoren, Chronisten sowie Redaktion des Jahrbuches

Hans Altherr (1950), Trogen Rolf Rechsteiner (1956), Oberegg Dr. iur., Rechtsanwalt, alt Ständeratspräsident Leitender Redaktor beim Appenzeller Volksfreund, E-Mail: [email protected] Appenzell E-Mail: [email protected] René Bieri (1943), Herisau Redaktor bei der Appenzeller Zeitung, Herisau, Hanspeter Spörri (1953), Teufen bis April 2007 Journalist, Moderator, Coach und Kursleiter, E-Mail: [email protected] Vorstandsmitglied AGG E-Mail: [email protected] Jürg Bühler (1951), Herisau Redaktor bei der Appenzeller Zeitung, Herisau, Hanspeter Strebel (1948), St.Gallen bis Juli 2007; seither frei schaffend im Bereich Redaktor bei der Appenzeller Zeitung, Herisau, Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit bis 2009; seither frei schaffend E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected]

Heidi Eisenhut (1976), Rehetobel Martina Walser (1986), St.Gallen Dr. phil., Historikerin, Leiterin Kantonsbibliothek Historikerin, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Appenzell Ausserrhoden, Trogen Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, Trogen E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected]

Martin Hüsler (1943), Speicher Redaktor bei der Appenzeller Zeitung bis Mai 2000, danach Redaktor des Appenzeller Magazins bis Mai 2005, Korrektor bis Oktober 2008 E-Mail: [email protected]